Internierte im Appenzellerland

_____________________________________ Dienstag, 7. April 2015 _________________________________________
Internierte im Appenzellerland
Im Museum Herisau steht dieses Jahr der Erste Weltkrieg im Zentrum. Eine Sonderausstellung widmet sich den Internierten im Appenzellerland.
Die Vernissage ist am 11. Juni.
Hans Toggenburger hielt an der Hauptversammlung des Historischen Vereins einen Vortrag über
den Soldatenalltag der Appenzeller Landsturm-Kompanie II/79 im Aktivdienst 1917.
Die diesjährige Sonderausstellung
des Museums Herisau steht unter
dem Titel «Bourbaki, Deutsche,
Polen, Briten – Kriegsinternierte im
Appenzellerland 1871–1945». Im
Mittelpunkt stehen die Ereignisse
während des Ersten Weltkrieges,
als die Schweiz insgesamt über 67
000 kurbedürftige Kriegsgefangene
und Zivilinternierte aufnahm. Die
Ausstellung feiert am 11. Juni
Vernissage und zeigt unter anderem Bildmaterial und teilweise
aufwendig restaurierte Objekte wie
Uniformen und Soldatenhüte aus
dieser Zeit.
An der Hauptversammlung des
Historischen Vereins Herisau hielt
Vorstandsmitglied Hans Toggenburger kürzlich passend zum Thema einen Vortrag über den Soldatenalltag
der
Appenzeller
Landsturm-Kompanie II/79 im
Aktivdienst 1917. Hauptquelle war
ein Militär-Album, das ein Unteroffizier und ein Soldat zusammengestellt hatten. Nebst dienstalltäglichen Beschreibungen, Zeichnungen und Postkarten fanden sich
darin vor allem Berichte von den
Freizeitaktivitäten der Soldaten.
«Geselligkeit, Jassen, gemeinsames
Singen und Jodeln hatten im
Dienst einen hohen Stellenwert,
denn die Hauptaufgabe einer
Landsturmtruppe, das
Bewachen von Objekten und Gebäuden, dürfte doch eher eine
langweilige Sache gewesen sein»,
sagte Toggenburger. Während die
Soldaten die «grünen Ferien» genossen – ein Soldat, von Beruf
Landwirt, bezeichnete die ausschweifende Weihnachtsfeier als
«schönste Zeit seines Lebens» –,
sassen Frau und Kind zu Hause oft
vor leeren Tellern. Erwerbsersatz
gab es 1917 noch keinen.
Renate Bieg, Präsidentin des Historischen Vereins Herisau, bedankte
sich besonders bei Historiker
Thomas Fuchs, der im vergangenen Jahr gleich zwei Sonderausstellungen kuratiert hatte. Die
Ausstellung zur Siedlungsentwicklung in Herisau wurde aus dem
Blickwinkel der Besucherzahlen
von der Ausstellung «Veredelte
Stoffe – 200 Jahre AG Cilander» in
den Schatten gestellt. Insgesamt
rund 2700 Besucher verzeichnete
das Museum 2014. Ein weiterer
Dank galt der Gemeinde Herisau,
die dem Verein die Museumsräumlichkeiten im alten Rathaus weiterhin zur Verfügung stellt, und
dem Kanton. «Trotz der Sparrunde
hat das Ausserrhoder Amt für
Kultur den Leistungsvertrag um
drei Jahre verlängert ohne die
Beiträge zu kürzen», sagte Bieg.
Der Vorstand des Historischen
Vereins verzeichnet per 2015 zwei
Rücktritte. Einerseits räumte Kassier und langjähriges Vorstandsmitglied Ueli Styger aus Zeitgründen seinen Posten. Andererseits
trat Kathrin Hösli nach drei Jahren
aus dem Vorstand zurück. Sie ist
nach Schweden ausgewandert. Da
für das Amt des Kassiers keine
Nachfolge gefunden werden konnte, wird das Mandat extern an
Karin Fiechter vergeben. Als neues
Vorstandsmitglied wurde Roman
Hertler gewählt.