Bahnen RWE Power Werksbahn de dauert die Beladung von 1400 Tonnen Kohle. Dabei wird der Zug von Bahnmitarbeitern ferngesteuert. Das Entleeren geht noch schneller: in rund sieben Minuten. Herkömmliche Lokomotiven können solche Lasten nicht bewältigen. Hier sind Spezialanfertigungen für den Schwerlastbetrieb nötig. Die EL 2000 ist eine von ihnen. Rund 140 Tonnen bringt sie auf die Waage. Zum Vergleich: Eine E-Lok im normalen Zugbetrieb wiegt etwa 84 Tonnen. Erst nach einer bis zu einem Jahr dauernden intensiven Ausbildung und einer Prüfung dürfen Lokführer bei der Werksbahn in den Führerstand. Mit bis zu 60 Kilometern pro Stunde bewegt die EL 2000 ihre Lasten über die Gleise der Werksbahn. „Eine Fahrt dauert auf beiden Hauptstrecken etwa eine Dreiviertelstunde“, erklärt Bernd Maqua. Mehr als die Hälfte des Gleisnetzes der Werksbahn ist mit schwerem Schienenprofil UIC 60 ausgestattet, um den Schwerlastbetrieb zu verkraften. Die Nord-Süd-Bahn zum Tagebau Garzweiler gibt es bereits seit den 1950er-Jahren, die Hambachbahn ging 1983 in Betrieb. Beide haben Normalspurbreite und sind elektrifiziert, allerdings nicht mit normalem Bahnstrom, sondern mit Einphasenwechselstrom von 50 Hertz und 6,6 Kilovolt. „Von den Arbeiten im Braunkohlentagebau bekommen wir eigentlich fast nichts mit“, beschreibt der Leiter des Eisenbahnbetriebs den Arbeitsalltag seines Teams. „Wo wir fahren, ist kein Tagebau zu sehen.“ Organisatorisch gehört die Werksbahn zum Tagebau Garzweiler. Alltag zwischen Superlativen und Garzweiler zuständig“, erklärt der 59-Jährige. Er ist seit 20 Jahren bei RWE und hat schon viele Debatten kommen und gehen sehen. „Momentan ist unsere Auslastung recht hoch“, stellt er zufrieden fest. „Es ist eine kleine Gruppe im großen RWE-Konzern“, beschreibt der Leiter des Eisenbahnbetriebs, Bernd Maqua, sein Team. Rund 580 Mitarbeiter – im Verhältnis zu der in Zehntausenden zählenden Gesamtbelegschaft des Global Players wahrlich nicht viel. „Nicht bloß Frachtführer“ Rheinisches Revier Die Bedeutung der Werksbahn ist indes kaum zu überschätzen. Denn ohne sie bewegte sich kaum etwas im Braunkohlebergbau des Rheinischen Reviers. Hier liegen die Tagebaue Hambach und Garzweiler, die Großkraftwerke Niederaußem, Neurath, Goldenberg und Frimmersdorf. Dazu die Fabriken Fortuna-Nord, Frechen und Ville/Berrenrath, in denen Kohle veredelt wird. Rund 40 Prozent des Stroms für Nordrhein-Westfalen werden im Rheinischen Revier produziert, rund elf Prozent des gesamten deutschen Stroms. „Natürlich sind wir abhängig von politischen Rahmenbedingungen“, konstatiert Maqua. Stichwort: Braunkohleverstromung. Trotz des starken Anstiegs der regenerativen Stromerzeugung ist der Strom aus Kohle nach wie vor wichtig für die Versorgungssicherheit des Industriestandorts Deutschland. „Wir sind auch für die Kohlebunker der Tagebaue Hambach RWE-Beladungsbrücke 92 PRIMA 3.2013 Fast 50 Lokomotiven und rund 1000 Waggons gehören zum Fuhrpark des Eisenbahnbetriebs. Mehr als 300 Kilometer lang ist das Schienennetz. Hauptstrecken sind die 45 Kilometer lange Nord-Süd-Bahn und die 31 Kilometer lange Hambachbahn, beide zweigleisig. Knapp 160 Kilometer des Gleisnetzes entfallen auf die Anschlussbahnen zu den Fabriken und Kraftwerken. „Wir sind also nicht bloß reine Frachtführer“, betont Maqua, „wir sind zuständig für die genaue Belieferung der Abnehmer.“ Das betreffe Menge und Qualität. Kohle ist eine Wissenschaft. Mehr als zehn Sorten werden in Hambach und Garzweiler gefördert. Sie variieren etwa in puncto Aschegehalt, Heizwert und Brikettierfähigkeit. Die Zeiten, als Kohle lediglich in Fabrikkohle und Kraftwerkskohle unterschieden wurde, sind lange vorbei. Das Team der Werksbahn von RWE Power liefert die Sorte nach exakt festgelegten Schemata und kippt sie in die entsprechenden Kohlebunker der Abnehmer. Beladen werden die Züge halb automatisch. Dafür durchfahren sie eine Beladebrücke, auf der ein Förderband verläuft. Durch einen Trichter wird die Kohle von oben in die Waggons gefüllt. Jeder von ihnen fasst bis zu 112 Kubikmeter. 14 Waggons bilden einen Zug. Es sind sogenannte Sattelbodenselbstentlader, vier Meter breit und damit für öffentliche Bahnstrecken völlig ungeeignet. Ihre Fracht rutscht am Ziel gleichzeitig nach beiden Seiten durch Klappen am Waggonboden. Nur eine Viertelstun- Etwa 270 der rund 580 Beschäftigten arbeiten im eigentlichen Bahnbetrieb. 180 Mitarbeiter kümmern sich im Technikzentrum um die Instandhaltung der Gleise und Fahrzeuge, etwa 130 um den Betrieb der Kohlebunker. „Unser Kerngeschäft ist der Braunkohletransport“, betont Maqua. Daneben bewegen er und seine Mannschaft aber auch Abraum des Tagebaus. Hinzu kommen die Kohleveredelungsprodukte und Material, das in den Tagebauen oder im Technikzentrum in Frechen-Grefrath benötigt wird. Diese Lasten ziehen allerdings nicht die E-Lok-Boliden EL 2000, sondern 18 betriebseigene Dieselloks. Sie werden außerdem für den Rangierbetrieb im Bereich der Veredlungsbetriebe eingesetzt. Zentralstellwerk Dirigiert wird der Eisenbahnbetrieb vom Zentralstellwerk in BergheimAuenheim. Die Mannschaft arbeitet in drei Schichten. Jeweils drei Fahrdienstleiter steuern täglich pro Schicht rund 800 Zugfahrten. Zugeschaltet sind die elf dezentralen Stellwerke des Werksbahnnetzes. Früher saß auch dort Personal, heute läuft alles fernwirktechnisch oder durch Fernsteuerung. Die Sicherheit auf den Strecken garantiert ein Netz aus Gleisfreimeldeabschnitten. Wenn es mal hakt, kommen die Mitarbeiter des Technikzentrums ins Spiel. Eine eigene Oberbauinstandhaltung sorgt bei Störungen für schnelle Abhilfe. Wesentliche Aufgabe des Grefrather Teams ist allerdings die Vorsorge. Zu Störungen soll es Zwei Güterzüge aus dem RWE-Werk schließlich gar nicht erst kommen. Deshalb überprüfen die Fachleute regelmäßig die Strecken und reparieren je nach Bedarf. „Regelmäßige Reparaturintervalle gibt es nicht“, sagt der Betriebsleiter. Neben den Fahrwegen und der Sicherungstechnik kümmert sich das Technikzentrum um die Instandhaltung der Gleisfahrzeuge. Die findigen Köpfe der hausinternen Ingenieurabteilung sorgen zusätzlich für Verbesserungen. Etwa für eine optimale Belüftung der Lokomotiven oder die Ausrüstung der Loks mit Radartechnik für den Gleit- und Schleuderschutz. Alles Eigenentwicklungen. Das gilt auch für den Zugbus für Steuer- und Diagnosefunktionen. „Wir bei der Werksbahn sind schon ein sehr gutes Team“, freut sich Teamchef Maqua. Eine kleine Gruppe im großen Konzerngefüge und zugleich eine der größten Privatbahnen Deutschlands. Sie sorgt dafür, dass sich die Kohle bewegt im Rheinischen Revier – sieben Tage die Woche. tok ANZEIGE www.transportbahn.ch FOTOS: RWE Rund 65 Millionen Tonnen Rohbraunkohle bewegen sie pro Jahr und bis zu drei Millionen Kubikmeter Abraum, Löss und Kies. Mit ihren bis zu 140 Tonnen schweren E-Loks ziehen sie Züge mit 2100 Tonnen Nutzlast. Die Mitarbeiter der Werksbahn von RWE Power agieren mit Superlativen bei einer der größten Schwerlastbahnen der Welt. Von sich selbst sagen sie: Wir sind einfach Eisenbahner. Das Team Belastet weder Budget noch Bergluft d tik von un sten und Logis li Transport ünden – die Spezia en b nach Grau rten Verkehr berat 8 8 ie im kombin l +41 (0)81 288 66 Te Sie gerne: Die Transportbahn in Graubünden PRIMA 3.2013 93
© Copyright 2024 ExpyDoc