Die Rolle der molekularen Typisierung bei der Aufklärung eines

1
Die Rolle der molekularen Typisierung
bei der Aufklärung eines grenzüberschreitenden
Clusters multiresistenter Tuberkulose
Tuberkulose AKTUELL
Tagung zum Welttuberkulosetag 2015
Berlin, 16. März 2015
Dr. Lena Fiebig
Robert Koch-Institut
Abteilung für Infektionsepidemiologie
Fachgebiet für respiratorisch übertragbare Erkrankungen
RKI 2015
2
Aufklärung von
Transmissionsgeschehen
RKI 2015
3
Aufklärung von
Transmissionsgeschehen
Quellensuche
Kontaktpersonennachverfolgung
Klassische Umgebungsuntersuchungen
RKI 2015
4
Aufklärung von
Transmissionsgeschehen
Molekulare Typisierung der Erreger
− Spoligotypisierung
− 24-loci-MIRU-VNTR-Typisierung
− Next generation sequencing (NGS)
Quellensuche
Kontaktpersonennachverfolgung
Klassische Umgebungsuntersuchungen
RKI 2015
5
Ein Cluster multiresistenter
Tuberkulose (MDR-TB)
RKI 2015
6
1. Detektion eines molekularen
Clusters von MDR-TB in Österreich
RKI 2015
7
1. Detektion eines molekularen
Clusters von MDR-TB in Österreich
Spoligotyp und 24-loci-MIRUVNTR-Muster identisch
RKI 2015
8
1. Detektion eines molekularen
Clusters von MDR-TB in Österreich
Spoligotyp und 24-loci-MIRUVNTR-Muster identisch
RKI 2015
9
1. Detektion eines molekularen
Clusters von MDR-TB in Österreich
Spoligotyp und 24-loci-MIRUVNTR-Muster identisch
?
RKI 2015
10
2. Recherche in Typisierungsdatenbanken in Deutschland
!
RKI 2015
11
2. Recherche in Typisierungsdatenbanken in Deutschland
keine MDR-TB
!
RKI 2015
12
2. Recherche in Typisierungsdatenbanken in Deutschland
keine MDR-TB
!
RKI 2015
13
3. Typisierung fünf weiterer Isolate
aus Rumänien
RKI 2015
14
3. Typisierung fünf weiterer Isolate
aus Rumänien
RKI 2015
15
3. Typisierung fünf weiterer Isolate
aus Rumänien
RKI 2015
16
3. Typisierung fünf weiterer Isolate
aus Rumänien
RKI 2015
17
4. Vertiefte epidemiologische
Untersuchung
Erhebung von
• Zeitraum der Infektiosität
• Mobilität und Migration
• Epidemiologischen Links
RKI 2015
18
4. Vertiefte epidemiologische
Untersuchung
Erhebung von
• Zeitraum der Infektiosität
• Mobilität und Migration
• Epidemiologischen Links
Die Erhebung erfolgte durch das Gesundheitsamt
Ingolstadt unterstützt durch das RKI (anonymisierte
Daten) und in Kooperation mit allen Partnern
RKI 2015
19
4. Vertiefte epidemiologische
Untersuchung
2011
2013
2011
2013
2011
Erhebung von
• Zeitraum der Infektiosität
• Mobilität und Migration
• Epidemiologischen Links
Keine bekannte
Reise oder
Migration
2013
2014
Extrapulmonale TB
2004
2011
2010
2014
TB-Vorerkrankung
TB-Vorerkrankung
2011
2012
TB-Vorerkrankung
Die Erhebung erfolgte durch das Gesundheitsamt
Ingolstadt unterstützt durch das RKI (anonymisierte
Daten) und in Kooperation mit allen Partnern
RKI 2015
20
5. Erregergenomanalyse mittels
next generation sequencing (NGS)
3
33
NGS „spanning tree“
erstellt durch das
Forschungszentrum Borstel
3
3
44
1
1
1
1
6098-11
12
12
9
9
335
335
5
5
6
9
9
6
6
88
4
4
2
2
2
2
1633-10
6
6
6
6
RKI 2015
21
5. Erregergenomanalyse mittels
next generation sequencing (NGS)
NGS-Cluster 1
3
33
NGS „spanning tree“
erstellt durch das
Forschungszentrum Borstel
3
3
44
1
1
1
1
6098-11
12
12
9
9
335
335
5
5
6
9
9
6
6
88
4
4
2
2
2
2
1633-10
6
6
6
6
RKI 2015
22
5. Erregergenomanalyse mittels
next generation sequencing (NGS)
NGS-Cluster 1
3
33
NGS „spanning tree“
erstellt durch das
Forschungszentrum Borstel
3
3
44
1
1
1
1
6098-11
12
12
9
9
335
335
5
5
6
9
9
6
6
88
4
4
2
2
2
2
1633-10
6
6
6
6
NGS-Cluster 2
RKI 2015
23
5. Erregergenomanalyse mittels
next generation sequencing (NGS)
NGS-Cluster 1
3
33
NGS „spanning tree“
erstellt durch das
Forschungszentrum Borstel
3
3
44
1
1
1
1
6098-11
12
12
9
9
335
335
5
5
6
9
9
6
6
88
4
4
2
2
NGS-Cluster 3
2
2
1633-10
6
6
6
6
NGS-Cluster 2
RKI 2015
24
Räumliche Dimension der NGS-Cluster
RKI 2015
25
Räumliche Dimension der NGS-Cluster
NGS-Cluster 1
RKI 2015
26
Räumliche Dimension der NGS-Cluster
NGS-Cluster 2
NGS-Cluster 1
RKI 2015
27
Räumliche Dimension der NGS-Cluster
NGS-Cluster 2
NGS-Cluster 3
NGS-Cluster 1
RKI 2015
28
Resümee
RKI 2015
29
Epidemiologische Erkenntnisse
Molekulare Methoden
• Molekulare Typisierungsergebnisse veranlassten die Ermittlung
• Erregergenomsequenzierung differenzierte das ursprüngliche
molekulare Cluster in zwei NGS-Cluster und zwei separate Fälle
(höhere Spezifität)
RKI 2015
30
Epidemiologische Erkenntnisse
Molekulare Methoden
• Molekulare Typisierungsergebnisse veranlassten die Ermittlung
• Erregergenomsequenzierung differenzierte das ursprüngliche
molekulare Cluster in zwei NGS-Cluster und zwei separate Fälle
(höhere Spezifität)
Epidemiologische Erhebung
• Retrospektive Erhebung epidemiologischer Links schwierig
• Räumliche und zeitliche Eingrenzung des Geschehens möglich
RKI 2015
31
Epidemiologische Erkenntnisse
Molekulare Methoden
• Molekulare Typisierungsergebnisse veranlassten die Ermittlung
• Erregergenomsequenzierung differenzierte das ursprüngliche
molekulare Cluster in zwei NGS-Cluster und zwei separate Fälle
(höhere Spezifität)
Epidemiologische Erhebung
• Retrospektive Erhebung epidemiologischer Links schwierig
• Räumliche und zeitliche Eingrenzung des Geschehens möglich
Kombination aller Ergebnisse spricht für
• Transmission nach Migration bei NGS-Cluster 1
• Transmission vor Migration bei NGS-Cluster 2
• Transmission ohne Migrationsbezug bei NGS-Cluster 3
RKI 2015
32
Praktische Erfahrungen
Grundvoraussetzung
• Bereitsschaft aller beteiligten Personen und Institute, mitzuwirken
und personelle und finanzielle Ressourcen einzubringen
RKI 2015
33
Praktische Erfahrungen
Grundvoraussetzung
• Bereitsschaft aller beteiligten Personen und Institute, mitzuwirken
und personelle und finanzielle Ressourcen einzubringen
Rechtlicher Rahmen
• In Deutschland besteht auf nationaler Ebene keine ausreichende
rechtliche Grundlage zum Austausch personenbezogener Daten
mit anderen EU-Staaten zur Ermittlung epidemiologischer Links
RKI 2015
34
Praktische Erfahrungen
Grundvoraussetzung
• Bereitsschaft aller beteiligten Personen und Institute, mitzuwirken
und personelle und finanzielle Ressourcen einzubringen
Rechtlicher Rahmen
• In Deutschland besteht auf nationaler Ebene keine ausreichende
rechtliche Grundlage zum Austausch personenbezogener Daten
mit anderen EU-Staaten zur Ermittlung epidemiologischer Links
Zeitlicher Aspekt
• Aufgrund der größtenteils retrospektiv erfolgten Ermittlung ergab
sich keine direkte Konsequenz für die (bereits erfolgten) lokalen
Umgebungsuntersuchungen
RKI 2015
35
Handlungsfelder
1. Wahl der am besten geeigneten Methode(n) zur Detektion
und Aufklärung molekularer Cluster für Public Health
RKI 2015
36
Handlungsfelder
1. Wahl der am besten geeigneten Methode(n) zur Detektion
und Aufklärung molekularer Cluster für Public Health
2. Harmonisierung der Procedere für Datenerhebung,
Dokumentation und Austausch zu epidemiologischen Links
RKI 2015
37
Aufklärung von
Transmissionsgeschehen
RKI 2015
38
Aufklärung von
Transmissionsgeschehen
RKI 2015
39
Aufklärung von
Transmissionsgeschehen
RKI 2015
40
Handlungsfelder
1. Wahl der am besten geeigneten Methode(n) zur Detektion
und Aufklärung molekularer Cluster für Public Health
2. Harmonisierung der Procedere für Datenerhebung,
Dokumentation und Austausch zu epidemiologischen Links
3. Etablierung einer integrierten molekularen Surveillance
unter Nutzung einer gemeinsamen Datenbank für
molekulare Cluster und epidemiologische Links
RKI 2015
41
Handlungsfelder
1. Wahl der am besten geeigneten Methode(n) zur Detektion
und Aufklärung molekularer Cluster für Public Health
2. Harmonisierung der Procedere für Datenerhebung,
Dokumentation und Austausch zu epidemiologischen Links
3. Etablierung einer integrierten molekularen Surveillance
unter Nutzung einer gemeinsamen Datenbank für
molekulare Cluster und epidemiologische Links
4. Definition von Entscheidungskriterien, wann eine vertiefte
Ermittlung zur Aufklärung eines möglichen Transmissionsgeschehens erfolgen sollte (im Inland und international)
RKI 2015
42
Kooperation
Lokale und regionale Gesundheitsbehörden
Rumänien
Tuberkulosezentrum Sibiu (Dr. Lavinia Danciu, Dr. Ioan Campean)
Österreich
Gesundheitsdienst der Stadt Wien, Tuberkulosevorsorge (Dr. Beatrix Schmidgruber, Ursula Tuch)
Gesundheitsdienst der Stadt Graz (Dr. Ulrike Meixner-Gruber)
Amt der Steiermärkischen Landesregierung, FA Gesundheit und Pflegemanagement (Dr. Marianne Wassermann-Neuhold)
Deutschland
Gesundheitsämter der Kreise: Ingolstadt (Margarita Mühlenfeld), Neuburg-Schrobenhausen (Dr. Johannes Donhauser),
Zollernalbkreis (Andrea Hingerl), Ammerland (Ludger Staufenbiel)
Landesstellen: LGL Bayern (Dr. Wolfgang Hautmann), NLGA Niedersachsen (Dr. Johannes Dreesmann),
Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg (Dr. Dr. Günther Pfaff)
Nationale Stellen mit Zuständigkeit für die Surveillance der Tuberkulose
Rumänien
Nationales Public Health-Institut – INSP (Dr. Odette Popovici)
Nationales Institut für Pneumologie (Dr. Domnica Chiotan)
Österreich
Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit – AGES (Prof. Dr. Franz Allerberger)
Deutschland
Robert Koch-Institut – RKI (Prof. Dr. Walter Haas, Dr. Barbara Hauer, Dr. Lena Fiebig)
Nationale Referenzlabore
Rumänien
Nationales Referenzlabor (Dr. Daniela Homorodean)
Österreich
Nationales Referenzlabor an der AGES (Dr. Alexandra Indra)
Deutschland
Forschungszentrum Borstel (Prof. Dr. Stefan Niemann) / Nationales Referenzzentrum für Mykobakterien in Borstel
(Dr. Sabine Rüsch-Gerdes, Priv.-Doz. Dr. Elvira Richter)
RKI 2015
43
Herzlichen Dank.
© Foto RKI
© Foto RKI
RKI 2015