Banken -Times SPEZIAL Banksteuerung/Treasury Finanz Colloquium Ausgabe März/April 2015 Banken-Times SPEZIAL Banksteuerung/Treasury 2015, S. 9 Inhaltsverzeichnis Praxis des Strategieprozesses in der Gesamtbanksteuerung Seite 9 Erfolgs- und liquiditätsrisikoorientierte Optimierung von HQLA-Portfolien Seite 12 BestellcouponSeite 16 Finanz Colloquium Heidelberg [email protected] www.fc-heidelberg.de In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Stefan Zeranski Betriebswirtschaftslehre für Finanzdienstleistungen und Finanzmanagement am Institut für Finanzen, Steuern, Recht, Brunswick European Law School (BELS), Ostfalia Hochschule, FH Braunschweig/Wolfenbüttel; vormals Bereichsleiter Treasury, Direktor und stv. Handels vorstand der Kölner Bank eG Dr. Svend Reuse Abteilungsleiter Controlling der Sparkasse Mülheim an der Ruhr. Dozent an der Hochschule für Oekonomie und Management sowie Mitglied im DIPS Fachbeirat (Deutsches Institut für Portfoliostrategien) Ralf Bräuer Direktor, Bereichsleiter Institutionelle Investoren, Universal-Investment-Gesellschaft mbH, Frankfurt/M., Telefon 069 71043-673, [email protected] Carsten Schulze Managing Consultant PPI AG Informationstechnologie, Hamburg, Telefon 0151 14636754, [email protected] Heidelberg Praxis des Strategieprozesses in der Gesamtbank steuerung Elmar Reiter Leiter Controlling, Oldenburgischen Landesbank AG Kritiker strategischer Überlegungen argumentieren häufig, dass Strategien in einer sich immer schneller verändernden Welt derart kurze Halbwertszeiten haben, dass man sie sich genauso gut sparen könne. Ohne eine konsistente Strategie aber herrscht weitgehende Orientierungslosigkeit. In gut geführten Unternehmungen dient die Strategie als grundlegender Kurs, an dem sich die Mitarbeiter der verschiedenen Abteilungen ausrichten können. Dieser Kurs muss zwar regelmäßig justiert werden und veränderte Rahmenbedingungen können sogar Kehrtwenden erforderlich machen. Ohne gemeinsames Ziel, ohne den Kurs „Strategie“ jedoch, führt die damit einhergehende Orientierungslosigkeit zu inkonsistenten Entscheidungen, die schlussendlich den Erfolg des Unternehmens als Ganzes zumindest erschweren. Oft steckt die strategische Ausrichtung eines Unternehmens ausschließlich in den Köpfen der Führungskräfte. Dies gilt insbesondere für viele kleine und mittelständische Unternehmen. Für Banken ist eine schriftliche Fixierung der Strategie dagegen Pflicht. Unter anderem deshalb, weil die Bankenaufsicht verstehen möchte, ob die in der Bank bestehenden Risiken aus strategischen Überlegungen resultieren oder vielmehr „taktische Spielereien“ oder noch schlimmer, nur „Zufall“ sind. Die Aufsicht hat den Auftrag sicherzustellen, dass der Geschäftsführung alle eingegangenen Risiken bewusst sind und dass diese von Kontrollorganen nachvollzogen werden können. Durch die Finanzkrise rückten diese Aspekte deutlich stärker in den Fokus. Durch den Status einer IRBA-Bank ergeben sich für die OLB über die MaRisk hinaus zusätzliche Anforderungen an die Konsistenz in der Gesamtbanksteuerung, was schlussendlich zu einer Neuaufstellung des Strategieprozesses im Jahr 2012 geführt hat. Zum Start der Neuausrichtung des Strategieprozesses wurde der Finanzvorstand mit der Projektaufgabe betraut. In einer der ersten Projektsitzungen wurden die wesentlichen Ziele des neuen Prozesses herausgearbeitet. Hierzu zählten insbesondere • eine deutlich stärkere prozessuale Verankerung, • eine verbesserte Messbarkeit der definierten strategischen Ziele sowie • mehr Einfluss der strategischen Ziele auf operative Planung und geschäft liche Steuerung (operative Maßnahmen). Im Verständnis der OLB bildet der Strategieprozess den Rahmen, damit sich die Führung der Bank regelmäßig und strukturiert mit der Unternehmens- und den Geschäftsfeldstrategien im Marktumfeld auseinandersetzt. Im Ergebnis soll dadurch gewährleistet werden, dass das Institut auch unter sich verändernden Rahmenbedingungen bestmöglich aufgestellt ist. Im allgemein hektischen Tagesprozess ist es besonders wichtig, einen akzeptierten Strategieprozess zu etablieren, der dem Vorstand explizit die Zeit für eine ausreichende Strategiediskussion eröffnet. Im Rahmen der Ausgestaltung eines Prozesses wurde deshalb frühzeitig klar, dass eine intensive Strategieklausur des Gesamtvorstands zentrales Element eines Strategieprozesses sein muss. Nur auf diese Weise konnte der Wichtigkeit des Themas in Abgrenzung zum sonstigen Tagesgeschäft angemessen Rechnung getragen Banken-Times SPEZIAL Banksteuerung/Treasury März/April 2015, S. 10 Finanz Colloquium Heidelberg werden. In einer solchen Klausur sollten strukturiert aufbereitete Unterlagen im Vorstand erörtert werden. Im Anschluss an die Klausur müssen ihre Ergebnisse zu einer Anpassung der Geschäfts- und Risikostrategie sowie zur Einrichtung eines Controllings der definierten strategischen KernPerformance-Indikatoren führen. Auch die Erörterung der Strategie mit dem Aufsichtsrat sowie die Information der eigenen Mitarbeiter als Maßnahmen der Kommunikation sind logische Folgearbeiten der Strategieklausur. Die Strategieerstellung der OLB durchläuft somit die in der Abbildung gezeigten Phasen und ist fest in den Jahresverlauf eingeordnet. Um den komplexen Strategieprozess qualitativ hochwertig und termingerecht zu durchlaufen, wurde ein verantwortlicher Prozesskoordinator für den Gesamtprozess etabliert. Aufgrund der inhaltlichen Nähe von Geschäftsstrategie, der strategischen Mehrjahresplanung, der operativen Planung sowie der Banksteuerung und um Konsistenz und Überleitbarkeit möglichst effizient sicherzustellen, ist in der OLB die Abteilung Finanzen/Controlling für den Strategieprozess verantwortlich. Für die OLB wesentliches Element für die Strategiefindung sind die Strategiebögen, auf welchen – neben einer klassischen SWOT-Analyse – die strategischen Ziele, Maßnahmen und Kern-Performance-Indikatoren (KPI) auf Ebene der strategischen Geschäftsfelder (SGF) zusammengeführt werden. Die OLB hat drei strategische Geschäftsfelder definiert: „Privat- und Geschäftskunden“, Private Banking & Freie Berufe“ sowie „Firmenkunden“. Durch den Einsatz der Strategiebögen sollten die Verantwortlichen der strategischen Geschäftsfelder erstmals ihre wesentlichen strategischen Ziele und dazu konsistente Maßnahmen sowie Messgrößen kurz, prägnant und in einem einheitlichen Format formulieren. Der Einsatz der Strategiebögen war also zentral zur Erreichung der Ziele, im Strategieprozess „mehr Messbarkeit“ sowie „mehr Einfluss auf operative Planung“ zu erreichen. Als besonders wichtig stellte sich heraus, dass es einen akzeptierten Prozesskoordinator gibt, der im Vorfeld der Klausur Aufträge an die Fachabteilungen erteilt und Zulieferungen kritisch prüft. Eine gute Vorbereitung umfasst auch das Vorbefüllen aller Templates. Inhalte zur Vorbefüllung sind von Fachabteilungen, aber auch in einem Vorgespräch mit den Vorstandsmitgliedern, einzuholen und durch den Prozesskoordinator sinnvoll zu ergänzen. Hier liegt schlussendlich auch die Entscheidung, welche Zulieferungen der Fachabteilungen ihren Weg in die vorbereitenden Unterlagen finden und welche nicht. Nur auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass die Unterlage eine durchgängig gute Qualität besitzt. Immer dort, wo dieser Maxime nicht gefolgt wurde, musste ein Abfall in der Qualität der Unterlage festgestellt werden. Zeitlich wurden etwa vier Wochen für die Aufbereitung der Informationen und die notwendigen Abstimmungen benötigt. Insbesondere die erforderlichen Abstimmungen mit den wesentlichen operativen Strategischer Erörterung Dialog Allianz im AR Externe Meilensteine Zeitstrahl StrategieprozessMeilensteine Jan. Feb. März ZUSAMMENSTELLUNG BASISINFORMATIONEN April Mai AUFBEREITUNG • Bewertung • Strategiepapiere (Vorjahr) • Strategische • Geschäftsstrategie Kernthemen • Risikostrategie • Stärken/Schwächen • Umfeldanalysen • Chancen/Gefahren • Konjunkturumfeld • Handlungsfelder • Marktumfeld • Regulatorisches Umfeld • Vorbereitung • Ergebnisanalysen • Agenda • Ertragslage • Unterlage • Kapitalentwicklung • Planungs- und Ergebniszahlen • Risikokennziffern • Risikobericht • Strategiebogen Abbildung: Prozessschritte und Zeitplan Strategieprozess STRATEGIEKLAUSUR Juli September TRANSFER KOMMUNIKATION • Diskussion strategischer Kernthemen • Überführung Kernergebnisse in Geschäftsstrategie • Festlegung von strategischen … • … Zielen • … Maßnahmen • Information Führungskräfte als Multiplikatoren • Ableitung Risikostrategie • Direkt-Information Mitarbeiter • Protokollierung/ Ergebnisdokumentation • Verabschiedung in VB • Planung/ Abbildung strategischer Ziele in Mgmt. Cockpit • Berücksichtigung strategischer Ziele in operativer Planung Banken-Times SPEZIAL Banksteuerung/Treasury März/April 2015, S. 11 Finanz Colloquium Heidelberg Verantwortlichen in Markt und Marktfolge mögen für den Prozess verzögernd wirken, sind jedoch elementar, um im Ergebnis eine Unterlage präsentieren zu können, in der sich trotz notwendiger Management-Verdichtungen das Bild der Fachabteilungen widerspiegelt. lichst präzisen Ergebnisprotokolls ist Basis für ein stringentes Nachhalten der getroffenen Entscheidungen und Aufträge der Klausur. Aufträge sollten zu diesem Zweck selbstverständlich mit Verantwortlichen versehen werden, mit denen die Fertigstellungstermine abzustimmen sind. Inhaltlich wurde neben der Erörterung der Geschäftsstrategie auch der Anpassungsbedarf für die Risikostrategie abgeleitet. Die Formulierung „Anpassungsbedarf ableiten“ wurde bewusst gewählt, denn sie drückt aus, dass die Geschäftsstrategie das Fundament ist und eine Risikostrategie passend zur Geschäftsstrategie zu formulieren ist. Man kann beispielsweise kein ambitioniertes Kreditwachstum im Konsumentenkreditgeschäft anstreben und gleichzeitig in der Risikostrategie entsprechende Kreditportfoliolimite senken. Zusammengeführt werden müssen die gefassten Entscheidungen dann in einer angepassten Geschäfts- und Risikostrategie. Diese Aktualisierung sollte möglichst zeitnah im Anschluss an die Vorstandsklausur erfolgen. Die aktualisierten Dokumente inklusive der integrierten Kapital strategie sind durch den Gesamtvorstand in einer Vorstandssitzung zu verabschieden. Bei der Vorbereitung galt es im Wesentlichen, die bestehenden Grundsätze zur Risikoübernahme insgesamt sowie zu den einzelnen wesentlichen Risikoarten zusammenzufassen. Um eine fokussierte Diskussion zu fördern, sind natürlich einleitend auch die Darstellung der Ist-Situation bezüglich ökonomischer sowie aufsichtsrechtlicher Risikotragfähigkeit sowie die Limitauslastung bereits bestehender strategischer Risikolimite aufzuzeigen. Die OLB hat für sich einen wertorientierten Steuerungsansatz als führend definiert. Aufsichtsrechtliche Limite müssen und periodenorientierte Limite können diesen ökonomischen Ansatz als strenge Nebenbedingungen unterstützen. Für den wertorientierten Steuerungsansatz war die Frage des einzuhaltenden Konfidenz niveaus für die Berechnung der Risikotragfähigkeit eine wesentliche Kernfrage. Ein Erfolg des Strategieprozesses kann sich nur einstellen, wenn auf eine erfolgreiche Strategieklausur ein klar definierter Transferprozess der erarbeiteten Ergebnisse folgt. Eine erste, elementare Transferleistung beginnt schon während der Klausur selbst: Die Dokumentation der Abwägungen und Beschlüsse in Form eines mög- Zeitgleich zur Aktualisierung der Strategiedokumente ist die Einrichtung eines „Strategiecontrollings“ anzustoßen. Hier sind insbesondere die verabredeten Ziele, Maßnahmen und Kern-Performance-Indikatoren der Gesamtbank und der strategischen Geschäftsfelder konsequent nachzuhalten. Für die im Jahresverlauf folgende operative Planung der Vertriebsleistung sind diese zwingend zu berücksichtigen, um die geforderte stärkere Verknüpfung strategischer und operativer Planung auch tatsächlich zu erreichen. In der OLB werden die Kern-PerformanceIndikatoren als Bestandteil des monatlich erscheinenden Management Cockpits abgebildet. Dieses Management Cockpit stellt damit mehr dar als die wichtigsten Finanz- und Risikokennzahlen – es ist ebenso „Kontrollbericht“ für den Umsetzungsfortschritt der festgelegten strategischen Ausrichtung. Die Übersetzung von Entscheidungen und strategischen Überlegungen in den operativen Geschäftsbetrieb ist eine anspruchsvolle und gleichzeitig unverzichtbare Arbeit, um eine Strategie mit Leben zu erfüllen. Strategische Äußerungen haben den Hang dazu, abstrakt zu sein. „Nachhaltig“, „kundenorientiert“ oder „kosteneffizient“ liest man in vielen Strategiedokumenten, unabhängig von Branche oder Herkunft der Unternehmung. Welcher konkrete Einfluss hiervon auf Prozesse und/ oder Methoden ausgeht und an welchen messbaren Steuerungsgrößen die erfolgreiche Umsetzung der strategischen Überlegungen gemessen werden kann, bleibt dagegen häufig unklar. Die Konkretisierung strategischer Ziele ist nicht immer einfach. Am Beispiel „Verringerung der Konzentrationsrisiken im Kreditgeschäft“ soll kurz gezeigt werden, bis auf welchen Konkretisierungsgrad dieses strategische Ziel operationalisiert wurde. Für die OLB wurde festgestellt, dass in den letzten Jahren das erwirtschaftete Kredit wachstum relativ zum Kreditbestand zunehmend über größere Kreditabschnitte generiert wurde. Durch die damit einhergehenden wachsenden Konzentrationsrisiken ist das ökonomische Risiko im Verhältnis zu Bruttovolumen, Ertragskennzahlen und RWA überproportional angestiegen. Daher wurde eine strategische Anpassung dahingehend vorgenommen, dass zukünftig das Kreditgeschäft stärker granular wachsen soll. Für eine Operationalisierung dieser strategischen Vorgabe wurden vier konkrete Maßnahmen verabschiedet: 1. Verringerung Brutto- und Nettomaximalkreditvolumen an Einzelkreditnehmer. 2. Berücksichtigung des unerwarteten Verlustrisikos in der Einzelgeschäftskalkulation. Größere Kredite erhalten dadurch überproportional höhere Kostenaufschläge zur Abdeckung des Konzentrationsrisikos. 3. Nettomarge als neue Steuerungsgröße des Vertriebs. Durch neue risikoadjustierte Steuerungsgrößen für den Vertrieb wird bei Kreditabschlüssen stärker auf den Deckungsbeitrag nach Risiko geachtet werden. Die Konzentrationsrisiken für große Risiken gehen in diesen Deckungsbeitrag ein und werden daher in der Neugeschäftssteuerung wirksam. 4. Anpassung der Kompetenzstruktur. Filialleiter haben erhöhte Kreditkompetenzen für kleinteiliges Geschäft erhalten, um insbesondere im Geschäftskunden- Banken-Times SPEZIAL Banksteuerung/Treasury März/April 2015, S. 12 Finanz Colloquium Heidelberg segment zukünftig überproportionales Wachstum erzielen können. Für die OLB sind die Geschäftsabschlüsse mit diesen Geschäftskunden granulares Geschäft. Die Kombination aus Festlegung neuer Maximallimite für Einzelkredite, Veränderung bei der Preiskalkulation, Anpassung der Zielgrößen für den Vertrieb sowie einer veränderten Kompetenzstruktur sichert das strategische Ziel, zukünftig im granularen Kreditgeschäft zu wachsen. Im Management-Cockpit wird über die Entwicklung der Losgrößen im Kreditgeschäft eine Umsetzung des strategischen Ziels nachgehalten. In der OLB wird weiter an der Optimierung des Strategieprozesses gearbeitet, um die Bank auf dem richtigen Kurs zu halten. Genauso wichtig ist es, konsequent darauf zu achten, die gefassten strategischen Entscheidungen auf allen Ebenen der Bank zu operationalisieren. Die Strategie ist der Orientierungskurs. Im Management ist dafür zu sorgen, dass alle Einheiten nach diesem Kurs steuern, um eine erfolgreiche Gestaltung der strategischen Herausforderungen bestmöglich zu erreichen. PRAXISTIPPS • Definieren Sie einen verantwort- lichen Prozesskoordinator für den Strategieprozess. • Die Initiative sollte vom Vorstand ausgehen, der sich idealerweise in einer Klausurtagung mit diesen Themen befasst und ein einheitliches Bild für die Geschäftsleitung schafft. • Denken Sie an eine adressatenge- rechte Kommunikation im Haus. • Definieren Sie Ihre wesentlichen Ge- SEMINARTIPPS • Effektivere Einbeziehung von Ge- schäftsrisiken in die Risikotragfähigkeit und Kapitalplanung, 20.04.2015, Düsseldorf • CRR-Eigenmittel SPEZIAL: Knack- punkte & konkrete EBA-Vorgaben, 21.04.2015, Düsseldorf • CRR-bedingte Handlungsoptionen: Best Practice-Erfahrungen, 22.04.2015, Düsseldorf • (Selbst-)Prüfung CRR-Umsetzung und erläuternder EBA-Schreiben, 23.–24.04.2015, Düsseldorf schäftsaktivitäten sauber und redundanzfrei. • 5. Risikomanagement-Tagung, • Definieren Sie Ihren primären Steue- • Workshop Sonderprüfung der rungskreis sauber und klar. • Richten Sie ein Strategiecontrolling ein. 27.–28.04.2015, Köln Gesamtbanksteuerung, 30.04.2015, Köln Infos unter www.FC-Heidelberg.de Erfolgs- und liquiditätsrisikoorientierte Optimierung von HQLA-Portfolien Dr. Jochen Papenbrock PPI AG Informationstechnologie Carsten Schulze PPI AG Informationstechnologie Prof. Dr. Stefan Zeranski Brunswick European Law School (BELS), Professur für Finanzdienst leistungen und Finanzmanagement Die Basel-III-Reformen bringen einen regulatorischen Paradigmenwechsel in der Asset Allocation mit sich. Die neue Mindestliquiditätsquote für Banken (Liquidity Coverage Ratio, LCR) schreibt vor, wie viel erstklassige, hochliquide Aktiva (HQLA) die Institute vorhalten müssen. Die Veröffentlichung der LCR-Regelungen erfolgte im EU- Amtsblatt am 17. Januar 2015. Demnach ist die LCR bei allen rund 8.000 Instituten in der EU sowohl auf der Einzelinstituts- als auch auf der Konzernebene anzuwenden. In der EU-Bankenunion wird künftig bei der bankaufsichtlichen Überprüfung im Rahmen des Supervisory Review and Evaluation Process (SREP) auch die angemessene Liquiditätsausstattung neben der angemessenen Eigenkapitalausstattung umfassend zu prüfen sein. Die Institute müssen dafür den Internal Liquidity Adequacy Assessment Process (ILAAP) implementieren. Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde hat in ihren beiden LCR-Auswirkungsstudien vom Dezember 2013 und Dezember 2014 ermittelt, dass sich die HQLA für die LCR-Erfüllung im Durchschnitt auf etwa zehn Prozent der Aktiva einer Bank belaufen. Banken mit weniger stabilen Einlagen erwarten bis 2018 einen HQLA-Anstieg auf rund 15 Prozent der Aktiva, zumal die LCR ab dem 1. Oktober 2015 nur mit 60 Prozent, ab dem 1. Januar 2018 aber mit 100 Prozent zu erfüllen ist. Mit der neuen Regulierung werden neue Ansätze im Portfoliomanagement erforderlich, die weit über die klassische Orientierung an Minimum-Varianz-Portfolien von Markowitz und den Value-at-Risk-Konzepten mit Wertsicherung hinausgehen müssen, um die vielfältigen Dimensionen des Liquiditätsrisikos besser zu berücksichtigen. Einem erfolgs- und liquiditäts risikoorientierten Management von HQLAPortfolios kommt somit in Zukunft eine strategische Schlüsselrolle in der Gesamtbanksteuerung zu. Die neue geldpolitische Ausrichtung der EZB lässt die Zinskurve zum Teil negativ und noch flacher werden, was den Strukturbeitrag aus der Fristen- Banken-Times SPEZIAL Banksteuerung/Treasury März/April 2015, S. 13 Finanz Colloquium Heidelberg transformation reduziert. Dies erhöht den Druck, ein professionelles HQLA-Management aufzusetzen, das sich in einem Spannungsfeld bewegt: Für die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells sind die sichersten Assetklassen mit negativen Renditen nicht auf Dauer tragbar; höher verzinsliche Assets weisen tendenziell eine höhere Risikokapitalbelastung auf und erzeugen höhere Haircuts. Alle Assets müssen LCRkonform sein. Abbildung 1:Prinzipdarstellung – Zielkonflikte bei der Optimierung der HQLA Wie kann eine erfolgs- und liquiditätsrisikoorientierte Zusammensetzung der HQLA Portfolien unter Beachtung der regulatorischen LCR-Vorgaben erreicht werden? Dabei wird es von zentraler Bedeutung sein, wie Banken das Problem lösen, ihre HQLA-Portfolien insbesondere nach den folgenden Dimensionen gleichzeitig zu steuern: • hohe HQLA-Ertragserwartungen, • geringe ökonomische Risiken inkl. Mindererlösrisiken für die LCR-Erfüllung, • geringe HQLA-Haircuts, • geringe HQLA-Liquidationsdauern, • geringe Risikokapitalanforderungen für die LCR-Erfüllung inkl. Folgerisiken, • robustes HQLA-Stressverhalten, • Vermeidung von HQLA-Risikokonzentrationen und inkl. Folgerisiken und • weitere institutsspezifische Restriktionen, z. B. bestimmte Länderlimite. Die nachfolgende Prinzipdarstellung (Abb. 1) veranschaulicht aus der n-dimensionalen HQLA-Optimierung den Zielkonflikt zwischen Return, Haircut und Value at Risk. Abbildung 2: Prinzipdarstellung zur Struktur des HQLA-Optimizers der PPI AG Bei der HQLA-Optimierung ist hervorzuheben, dass nicht nur Änderungen am Finanzmarkt angemessen berücksichtigt werden müssen. Hinzu kommen noch die vielfältigen Nebenbedingungen aus der Gesamtbanksteuerung des jeweiligen Hauses, die sich zunächst aus den Schwankungen der LCR-Nettomittelabflussverläufe ergeben, aber auch insbesondere aus der Risikotragfähigkeit und dem Risikoappetit sowie der Kreditrisikostrategie. Die HQLAAnlagerestriktionen müssen für den HQLAOptimierungsalgorithmus genau operationalisiert werden, damit dieser in der Lage ist, neue Anforderungen schnell aufzunehmen, um kein wesentliches Modellrisiko zu begründen. Für die HQLA-Optimierung bedarf es grundlegend neuer Steuerungs- und Optimierungsansätze mit leistungs fähigen Algorithmen, die ein vernetztes, erfolgs- und liquiditätsrisikoorientiertes Management der HQLA-Portfolien ermöglichen. Im ersten Schritt ist im jeweiligen Haus das Problembewusstsein zu schaf- Banken-Times SPEZIAL Banksteuerung/Treasury März/April 2015, S. 14 Finanz Colloquium Heidelberg fen, dass Liquidität eine zentral zu bewirtschaftende Ressource ist, was zugleich der ILAAP im neuen SREP fordert. Im zweiten Schritt sind die HQLA-Anlagerestriktionen finanzmarkt- und institutsbezogen zu operationalisieren, damit im dritten Schritt der HQLA-Optimierungsalgorithmus robuste HQLA-Portfolien ermitteln kann, die alle Anforderungen pareto-optimal erfüllen. Das Pareto-Prinzip spielt bei der Lösung der Zielkonflikte in den HQLA-Anlagerestriktionen eine zentrale Rolle, was Abb. 2 als Prinzipdarstellung veranschaulicht: Zu suchen sind HQLA-Portfolios, die mehreren Zielfunktionen unter Berücksichtigung aller Nebenbedingungen genügen. Die Menge der idealen Austauschbeziehungen in mehreren Dimensionen ist die sog. Pareto-Effizienzlinie. Sie stellt die Menge der „besten Kompromisse zwischen den Lösungen“ dar. Das heißt, im Kern des HQLA-Managements geht es darum, die Pareto-Effizienzlinie zu finden und das HQLA-Portfolio daran auszurichten, wobei Veränderungen im HQLA-Anlage universum und im Institut zeitnah als neue Inputdaten bei der HQLA-Optimierung zu berücksichtigen sind. Im folgenden einführenden Praxisbeispiel optimieren wir die risikoadjustierte Rendite unter der Variation von Ziel-Haircuts. Das HQLA-Portfolio soll eine auskömmliche Rendite unter geringer Risikoübernahme und mit geringen Haircuts erwirtschaften. Untersucht wird ein Universum von 15 HQLAAssets (Staatsanleihen, Unternehmens anleihen in den Ratingstufen AA- bis BBBund Pfandbriefe) im Zeitraum Ende 2011 bis Anfang 2015. Level 2-Assets dürfen 40 % des Portfolioanteils nicht überscheiten und Unternehmensanleihen schlechter Bonität maximal 15 % betragen. Es wird ein WalkForward-Test bei quartalsweiser Rebalancierung mit Fixed Moving Window durchgeführt. Es werden für jedes Asset Transaktionskosten von 30 bps angenommen, was sehr konservativ ist. Für jeden Ziel-Haircut wird die annualisierte risikoadjustierte Rendite (Sharpe-Ratio mit Zins 0 %) gemessen. Zum Einsatz kommt die proprietäre AssetNet-Technologie zur graphbasierten Aussteuerung von Tail-Risiken. Verglichen wird die Methode mit der naiven Diversifikation („1/n“-Strategie). Der Anwender kann vorab einen Ziel-Haircut wählen, unter dem ihm der HQLA-AssetNet-Optimizer die optimale risikoadjustierte Rendite erzeugt. AssetNet 1/n-Strategie Abbildung 3: Prinzipdarstellung zur HQLA-Optimierung der PPI AG in der Bankpraxis BUCHTIPPS • Heithecker/Tschuschke (Hrsg.), Bearbeitungs- und Prüfungsleitfaden Management von Modellrisiken, 2014. • Becker (Hrsg.), Bearbeitungs- und Prüfungsleitfaden Risikotragfähigkeit im Fokus der Bankenaufsicht, 3. Auflage 2014. • Zeranski (Hrsg.), Praktikerhandbuch Gesamtbanksteuerung in der Praxis, 2013. • Reuse (Hrsg.), Praktikerhandbuch Ri- sikotragfähigkeit, 2013. Infos unter www.FC-Heidelberg.de Im Ergebnis liefert das AssetNet eine deutlich höhere Performance gegenüber der 1/n-Strategie bei gleichzeitig stark reduzierten Haircuts. Dies verdeutlicht Abb. 3. Der HQLA-AssetNet-Optimizer eignet sich zur wirtschaftlichen Steuerung der HQLA. Bei genauer Analyse wird deutlich, Banken-Times SPEZIAL Banksteuerung/Treasury März/April 2015, S. 15 Finanz Colloquium Heidelberg dass sich dieser Ansatz auf ein breites Spektrum ähnlicher HQLA-Portfoliofragestellun- gen übertragen lässt, was hier nicht vertieft werden kann. einer Bank auch mit Blick auf den neuen ILAAP im SREP und das länger anhaltende Negativzinsumfeld. ZUSAMMENFASSUNG PRAXISTIPPS • Legen Sie den zukünftigen Manage- mentstil Ihres HQLA-Portfolios erfolgs- und liquiditätsrisikoorientiert unter Beachtung Ihrer Geschäftsund Risikostrategie fest. • Machen Sie sich die Eigenmittel- und GuV-Belastungen für die Nachhaltigkeit Ihres Geschäftsmodells sowie die Risiken einer schlechteren bankaufsichtlichen Beurteilung im ILAAP beim SREP klar, wenn Sie auf eine umsichtige Optimierung der HQLA verzichten. • Analysieren Sie die HQLA-Anlage restriktionen stets finanzmarkt- und institutsspezifisch umfassend. Greifen Sie dabei wesentliche Veränderungen zeitnah auf, damit Sie für das HQLA-Management stets aktuelle Daten verwenden, um Modellrisiken zu vermeiden. Der vorliegende Artikel skizzierte, wie ein vernetztes, erfolgs- und liquiditätsrisiko orientiertes Management der HQLA-Portfolien mit modernen Methoden umgesetzt werden kann. Der HQLA-Optimizer unterstützt ein angemessenes finanzmarktund institutsspezifisches HQLA-Management zur pareto-optimalen Strukturierung von HQLA-Portfolien, was angesichts des hohen HQLA-Anteils an der Bilanzsumme für die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells in Banken unverzichtbar ist. Die hier beschriebene Vorgehensweise geht dabei über die klassischen Risiko-Renditeoptimierungen hinaus. Sie leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Förderung der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells • Optimieren Sie das HQLA-Portfolio in Ihrem Hause auf dieser Grundlage pareto-optimal. • Neues Meldewesen 2015 – Neues RTF-Reporting 2015: Vorgaben & Konsequenzen, 19.05.2015, Heidelberg • Neues Meldewesen 2015 – COREP: Eigenmittel, Leverage Ration, LCR, 20.05.2015, Heidelberg • Neues Meldewesen 2015 – Prozessorientierte (Selbst-)Prüfung des Meldewesens, 21.05.2015, Heidelberg • Aufbau erweiterter Frühwarn verfahren/-prozesse, 08.06.2015, Frankfurt/M. • Analyse- & Schätzmethoden: Plausi- bilisierung Risikomessverfahren, 09.06.2015, Frankfurt/M. • Analyse- & Schätzmethoden: Qualifi- SEMINARTIPPS • Neues Meldewesen 2015 – FinaV-Basismeldewesen: Umsetzung & Prüfung, 18.05.2015, Heidelberg zierte Praktiker(ein)schätzungen, 10.06.2015, Frankfurt/M. • Analyse- & Schätzmethoden: Szena- rioanalysen im Risikomanagement, 11.06.2015, FrankfurtM. Infos unter www.FC-Heidelberg.de BankPraktiker BankPraktiker ist die unabhängige Fachzeitschrift für Fach- und Führungskräfte aller Institutsgruppen der Kreditwirtschaft. BankPraktiker versorgt Sie monatlich mit revisionsfesten, rechtssicheren und risikogerechten Fachinformationen. BankPraktiker steht für Autoren aus der Bankpraxis und eine kompetente Redaktion, unterstützt durch einen Fachbeirat von Bankspezialisten und ein prominentes Herausgebergremium. BankPraktiker garantiert für aktuelle, kompakte Fachinformationen auf höchstem Niveau. Von Bankern – für Banker. Ja, ich bestelle 1 aktuelles Heft von BankPraktiker kostenlos und unverbindlich zur Probe. Ja, ich bestelle BankPraktiker im Abonnement und erhalte 10 Hefte im Jahr zum Jahresvorzugspreis von € 207,- inkl. USt. und zzgl. € 17,- Versand. Firma: Name, Vorname: Funktion/Abteilung: Straße, Nr.: PLZ, Ort: Telefon: E-Mail: Bestellen Sie jetzt per Fax: +49 6221 99898-99 ...oder unter www.BankPraktiker.de Banken-Times SPEZIAL Banksteuerung/Treasury März/April 2015, S. 16 Finanz Colloquium Heidelberg Banken-Times SPEZIAL kostenlos bestellen Mit diesem Newsletter informieren wir unsere Kunden und weitere interessierte Kreise über aktuelle Fachthemen aus der Kreditwirtschaft. Erhalten Sie kostenlos und unverbindlich die Banken-Times SPEZIAL zu den folgenden Themenbereichen: Der E-Mail-Versand der Banken-Times SPEZIAL erfolgt nach vollständigem Ausfüllen und Rücksenden des nachstehenden Coupons kostenlos. 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Nutzen Sie unser breites Angebot zum Thema AufsichtsEnglisch: Banken-Times SPEZIAL AufsichtsEnglisch • • • • Erläuterung des fachspezifischen Aufsichtsvokabulars aus dem Bereich der englischsprachigen europäischen Bankenaufsicht. Kostenlos alle zwei Monate per E-Mail bereichsübergreifend zu relevanten englischsprachigen Veröffentlichungen der Aufsicht (z. B. EBA/EZB/Basel/englische MaRisk). Aktuelle Schreiben, Standards, Guidelines: lesen – verstehen – umsetzen. Fachbeirat mit Top-Leuten aus der Praxis. Newsletter e-Learning AufsichtsEnglisch • • • Inhalte z. B. zu Spezialvokabular aus aktuellen englischsprachigen Aufsichtsschreiben/Standards – zielgerichtete Kommunikation mit der Aufsicht auf Englisch – Praxisbeispiele und Übungen – Kontinuierliche Verbesserung Ihrer theoretischen und praktischen Kenntnisse zum Thema AufsichtsEnglisch Erscheinungstermin: ab 05/2015 alle 2 Monate als Mail Preis: EUR 95,00 p. a. Praxiswörterbuch AufsichtsEnglisch mit Facherläuterungen • • • Spezialvokabular aus aktuellen engl. Aufsichstsschreiben und Regulatorien mit kurzen, verständlichen Facherläuterungen Erscheinungstermin: 15.04.2015 Preis: EUR 119,00 Spezialseminare AufsichtsEnglisch • Englische Aufsichts-Schreiben verstehen & interpretieren (28.04.2015, Frankfurt/M.) • Aufsichts-Englisch – Kompaktkurs engl. Kommunikation (29.-30.04.2015, Frankfurt/M.). Inhouse-Seminar AufsichtsEnglisch • Individuelle Schulungen (sprachlich/inhaltlich) oder Vorträge zum Thema AufsichtsEnglisch – Ausgestaltung je nach Kundenwunsch Bestellcoupon Banken-Times SPEZIAL AufsichtsEnglisch Newsletter e-Learning AufsichtsEnglisch Praxiswörterbuch AufsichtsEnglisch mit Facherläuterungen Infos zu den Spezialseminaren AufsichtsEnglisch Inhouse-Seminar AufsichtsEnglisch Infos unter www.FC-Heidelberg.de und unter www.FCH-Compliance.de oder kontaktieren Sie uns direkt unter [email protected] Name/Vorname: Position: Abteilung: Unternehmen: Straße: PLZ/Ort: Telefon: Fax: E-Mail:
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