Die Industrie erfindet sich neu

Ausgabe 1 | April 2015 | siemens.de/advance
advance
Digital Enterprise – Auf dem Weg zu Industrie 4.0
Die Industrie
erfindet sich neu
Intelligente Etikettenproduktion
Wie Unternehmen ihre Produktivität durch
Digitalisierung deutlich steigern
Containerumschlag auf Wachstumskurs
Höhere Produktivität durch Einsatz von Preactor
in der Textilindustrie
Hafenlogistik mit Integrated Drive Systems modernisiert
advance 1/2015 | Inhalt / Editorial
Digitalisierung in der Industrie
Digitalisierung in der
Industrie
Totally Integrated
Automation
04 Die Industrie erfindet sich neu
Wie Unternehmen ihre
Produktivität durch Digitalisierung
deutlich steigern
14Erinnerungen auf Zellstoff
gebannt
Serviettendruckmaschine mit
Simotion und TIA Portal
07Die Digitalisierung wird sich
überall durchsetzen
Interview mit Bettina Tratz-Ryan,
Research Vice President, Gartner
16 Zwei Fliegen mit einer Klappe
Werkzeugherstellung mit Simatic
S7-1500 und Sentron PAC
09Anton S. Huber über das
„Digital Enterprise“
Interview mit dem CEO der
Digital Factory Division
10 Vorreiter der digitalen Industrie
Digitalisierung in der Automobilindustrie
18Rollenprüfstände lassen
aufhorchen
Abgestimmte Antriebslösung in
Akustik-Allradrollenprüfstand
22Containerumschlag auf
Wachstumskurs
Hafenlogistik mit Integrated Drive
Systems modernisiert
23 Upgrade am Toten Meer
Retrofit for Integrated Drive
Systems
24 Energieeffizienz mit Dynamik
Neue Reluktanzmotoren für
Umrichterbetrieb
26Beschichtungsspezialist
Labor-Coater für Hochpräzisionsdruck mit Simotion ausgerüstet
2
40
Plano Focal
22
Oliver Tamagnini
10
27 Gefährliche Schnecke
Sirius Sicherheitsschaltgeräte in
Nahrungsmittel-Cuttern
28Gut geladen und Strom gespart
Energiedatenerfassung in einer
Anlage für Medizinprodukte
30Stromfresser gebändigt
Integrated Drive Systems in
Klärschlammverbrennungsanlage
31 Smalltalk auf engstem Raum
IO-Link-Kommunikation in
Aluminium-Granalienanlage
32 Problemen auf der Spur
Störungsbeseitigung in
industriellen Netzwerken mit
Asset Analytics
34 Mobil diagnostiziert
Mobile Fehlersuche in
industriellen Netzen mit
modularen Scalance Switches
36 Die Lieferkette stimmt
Simatic RF600 optimiert die
Logistik eines Drogeriemarkts
Inhalt / Editorial | advance 1/2015
Editorial
Product Lifecycle
Management
37 Zeitsparende Simulation
NX CAE in der Luft- und
Raumfahrt- sowie in der
Rüstungsindustrie
38 Einen Gang zugelegt
Chinesischer Automobilhersteller
nutzt Teamcenter
40 Intelligente Etikettenproduktion
Preactor in der Textilindustrie
In Kürze
42Mehrwert an Bord/
Zertifizierte Kompetenz
43Vorbildfunktion gefragt/
Aktuelle Informationen/
Impressum
Siemens AG / E. Malter
Haco Etiquetas
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Digitalisierung hat sich zum
entscheidenden Wachstumshebel
in der Industrie entwickelt.
Signifikante Effizienzsprünge sind
nur noch zu erreichen, wenn
produzierende Unternehmen ihre
Prozesse entlang des gesamten
Produkt- und Produktionslebens­
zyklus digital, das heißt mit
Software, unterstützen und eng
miteinander verzahnen.
Das Industrieunternehmen der
Zukunft gibt es zweimal – realphysisch und digital. Real ist es
der Bereitsteller der Produkte und
Services, die der Markt – also die Kunden – weltweit benötigen. Digital
ist es eine möglichst gute Repräsentation des realen Unternehmens,
seiner Produkte und Prozesse. Jedes Produkt und jeder Prozess der
Wertschöpfung können digital gestaltet und mithilfe der Simulation
getestet und optimiert werden – und das mit sich ständig verbessernden
Aussagen zum realen physischen Produkt beziehungsweise Prozess.
Was sich simpel anhört, ist in der Praxis eine Herkulesaufgabe. Zumal es
nicht genügt, alle Teilprozesse unabhängig voneinander zu digitalisieren,
zu optimieren und dann zu verketten. Erst durch eine tiefe Integration,
die in wichtigen Teilgebieten auf die Ebene gemeinsamer Datenmodelle
führt, wird die nahtlose Integration erzeugt, die zu den wirklich großen
Produktivitätsvorteilen führt und die ein sogenanntes Digital Enterprise
auszeichnen. Dabei dürfen nicht nur die unternehmensinternen Funk­
tionen betrachtet werden, entscheidend ist, dass auch die gesamte
Lieferantenkette miteinbezogen wird.
Dieses Ziel zu erreichen, stellt die verschiedenen Disziplinen der Produkt-,
Prozess- und Softwareentwicklung vor neue, große Herausforderungen
bei der Zusammenarbeit. Sie müssen und werden gemeistert werden,
eröffnen sie doch für unsere Kunden, aber auch für Siemens ein ganz
neues, begeisterndes und wahrlich einmaliges Angebot: die Digital
Enterprise Software Suite. Aspekte daraus stellen wir Ihnen in dieser
Ausgabe vor.
Anton S. Huber
Chief Executive Officer der Siemens AG
Digital Factory Division
3
In einem digitalen Unternehmen, wie hier
im Siemens-Elektronikwerk in Amberg,
verschmelzen die reale und die virtuelle
Welt zunehmend
Digitalisierung | advance 1/2015
Digitalisierung in der Industrie
Die Industrie erfindet
sich neu
Günstigere Produkte, kleinere Losgrößen, kürzere Entwicklungszeiten,
innovativere Features – mit diesen Forderungen konfrontieren Kunden
die Hersteller von Investitions- und Konsumgütern auf der ganzen Welt.
Was noch vor zehn Jahren wie eine kaum zu erfüllende Forderung klang,
wird zunehmend machbar: Die Digitalisierung der Industrie katapultiert
Produktionsunternehmen auf ein deutlich höheres Produktivitätsniveau.
Siemens AG
Doch die Kundenansprüche und technischen Mög­
lichkeiten haben sich weiterentwickelt – und damit
die Anforderungen an produzierende Unternehmen:
Heute können die Kunden den Herstellern beispielsweise direkt übers Internet mitteilen, was genau
sie wann kaufen möchten. Auf diesen Umbruch
müssen die Unternehmen reagieren – durch
kürzere Markteinführungszeiten, eine erhöhte
Flexibilität und die Fähigkeit zur individualisierten
Massenproduktion.
Allein durch eine weitere Optimierung der Ferti­
gungs­automatisierung lassen sich diese großen
Ziele nicht erreichen. Vielmehr ist ein ganzheitlicher
Ansatz nötig, der sich über die gesamte Wert­
schöpfungskette erstreckt und das komplexe
Netzwerk der Zulieferer einbezieht. Die produzierende Industrie ist inzwischen an einem Punkt
Auto-Medienportal.Net/Ford
V
or mehr als einem Jahrhundert hat Henry
Ford eine industrielle Revolution losgetreten: 1913 setzte der Automobilfabrikant
seine ersten Fließbänder in Bewegung und schuf
damit die Grundlage für die heutige Massen­
produktion. Mittlerweile haben Ingenieure und
Wissenschaftler das Prinzip dank modernster
Automatisierungstechnologien derart perfek­
tioniert, dass sich Millionen oder Milliarden von
Produkten preisgünstig und in konstant hoher
Qualität fertigen lassen.
Mit der Fließband-Produktion seines Modell T
revolutionierte Henry Ford die industrielle Fertigung.
Zu einem ähnlichen Produktivitätsschub wird die
Digitalisierung der Industrie führen
angekommen, an dem sie ihren gesamten Workflow
automatisieren muss, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Dateninseln werden zu Kontinenten
Viele Unternehmen und Forschungseinrichtungen
haben das erkannt und arbeiten intensiv an neuen
Technologien für die Fertigung der Zukunft. Diese
setzt vor allem auf die Digitalisierung sämtlicher
Prozesse. Denn sie eröffnet produzierenden Unter­
nehmen neue Möglichkeiten, um Produkte und
Lösungen schnell und effizient zu entwickeln und
5
advance 1/2015 | Digitalisierung
zu fertigen – und sich so signifikante Wettbewerbsvorteile zu sichern.
günstig durchspielen und der Einsatz teurer, realer
Prototypen weitgehend vermeiden.
Aktuell sind in der Industrie die meisten digitalen
Informationen in Datensilos auf verschiedene
Systeme wie Inseln im Meer verteilt: Informationen
über das Produktdesign werden in Konstruktionspro­
grammen verwaltet, das Manufacturing Execution
System (MES) steuert die Fertigung, deren Effizienz
wird von Automatisierungssystemen bestimmt und
ERP-Lösungen wissen alles über das Kaufmännische.
Simulationstechnologien werden aber auch für
die Planung und virtuelle Inbetriebnahme von
Fertigungsanlagen wichtiger. Mit der Siemens
Software Tecnomatix zum Beispiel können Unter­
nehmen ganze Werke simulieren und schon während
der Produktentwicklung berechnen, welchen Durch­
satz die geplante Fertigung später erreichen wird.
In der digitalen Fabrik der Zukunft sollen diese
Dateninseln zu einem Kontinent verschmelzen –
horizontal entlang des gesamten Produktlebens­
zyklus vom Design bis zum Service und vertikal
von der Fabrikhalle (Shop Floor) zur ManagementEbene (Top Floor). Vom Produktdesigner über den
Fabrik- und Anlagenplaner bis hin zum Marketing-
40%
der weltweiten
3D-Produktdaten
werden bereits mit
Siemens PLM
Software erzeugt.
Verant­wortlichen und Servicetechniker können
dann alle Beteiligten auf identische Daten
zugreifen. Und das auch gemeinsam mit Kollegen
an anderen Standorten, mit externen Spezialisten,
Zulieferern und zunehmend sogar beim Austausch
mit Wettbewerbern.
PLM-Software liefert die Lösung
Grundlage dafür sind Lösungen für das Product
Lifecycle Management (PLM) wie die Softwaresuite
NX von Siemens zur Produktentwicklung und -fertigung oder das weltweit meistgenutzte PLM-System
Teamcenter. Die NX-Simulationslösungen vereinen
zum Beispiel Analysemodelle mit fachübergreifender
Simulation und integriertem Datenmanagement.
Und Teamcenter hält sämtliche Daten zu einem
Produkt an einer zentralen Stelle vor und verhindert
damit Medienbrüche und Inkonsistenzen.
PLM-Software und die zunehmende Digitalisierung
der Industrie erlauben den produktivitätssteigernden
Brückenschlag zwischen realer und virtueller Welt.
So spielen Simulationen bei der Produktentwicklung
eine immer größere Rolle. Denn mit ihrer Hilfe
lassen sich zahllose Varianten einfach und kosten6
Auch die Prozessindustrie wird von dieser Entwick­
lung profitieren. Deren Anlagen sind besonders
komplex und müssen jahrzehntelang effektiv und
­reibungslos arbeiten. Ausfallzeiten führen zu deutlich höheren Kosten als in der Fertigungsindustrie.
Umso wichtiger ist es, dass sie von Beginn an fehler­
frei laufen. Dies ist einer der Gründe, warum schon zu
Beginn des Anlagen-Engineerings bis zu 80 Prozent
der späteren Gesamtkosten definiert werden. Auch
dabei können Simulationen die Kosten enorm
senken und die Produktivität erhöhen – und zwar
schon in sehr frühen Entwicklungsstadien. Für die
Prozessindustrie bietet Siemens für sämtliche
Phasen des Produktentwicklungs- und Produktions­
prozesses zahlreiche Softwaretools an. Dazu zählt
zum Beispiel die Software Comos, die alle Anlagen­
informationen in einer zentralen Datenbank speichert und mit dem Modul Comos Walkinside sogar
virtuelle Rundgänge durch noch nicht existierende
Anlagen ermöglicht.
33 Milliarden Objekte im Internet
Der nächste große Sprung in Sachen Digitalisierung
steht mit dem Internet der Dinge ins Haus: Dank
stark fallender Preise für Speicherkapazitäten und
Rechenleistung, immer leistungsfähigerer
Breitband-Internetverbindungen und allgegenwärtiger Mobil­funknetze sowie einer praktisch unbegrenzten Anzahl von IP-Adressen werden immer mehr
Objekte über eine digitale Identität und einen
Internetanschluss verfügen. Das IT-Beratungsunternehmen Gartner schätzt, dass 2020 etwa 33
Milliarden Objekte im Internet der Dinge vernetzt
sein werden.
Viele dieser Gegenstände werden sich als Vor­
produkte oder Werkstücke durch die Fabrikhallen
der Zukunft bewegen. Sogenannte cyber-physische
Systeme (CPS) sind auch ein zentraler Bestandteil
der Vision Industrie 4.0. Im Kern der Vision von
Industrie 4.0 steht mit dem Internet der Dinge eine
ständige und umfassende Vernetzung von Personen,
Dingen und Maschinen. Auf einem virtuellen
Marktplatz sollen Produkte, Transport­mittel oder
Werkzeuge untereinander aushandeln, welche
Digitalisierung | advance 1/2015
Gartner
Die Digitalisierung wird sich
überall durchsetzen
»
Industrie 4.0 und das Internet der Dinge werden Produktivität,
Effizienz und Transparenz maßgeblich erhöhen, sagt Bettina
Tratz-Ryan, Research Vice President beim IT-Beratungsunter­
nehmen Gartner, im Interview.
Welche bedeutsamen neuen
Geschäftsmodelle werden sich
aus der Digitalisierung der
Industrie ergeben?
Innovative Produktions- und Infor­
mationstechnologien werden sehr viel
enger vernetzt sein und miteinander
Daten und Erfahrungen austauschen
können. Durch die Verschmelzung von
digitaler und realer Welt werden neue,
oft über Industriesparten hinausgehende Wertschöpfungsketten und
Partnerschaften gebildet. Diese neuen
Geschäftsmodelle führen zu vielseitigen
und kundenspezifischen Produkten,
die auf einer Plattform a
­ ufgebaut und
individuell angepasst werden können.
Welche Rolle spielt dabei die
Umsetzung der Vision vom Internet
der Dinge beziehungsweise
Industrie 4.0?
Internet of Things (IoT) und Industrie 4.0
werden diese Umsetzung maßgeblich
steuern. Das IoT wird sich stark auf
Themen wie Produktivität, Effizienz
und Transparenz auswirken.
Für welche Branchen erwarten Sie
die größten Veränderungen durch
die Digitalisierung?
In der industriellen Produktion sind
die Effizienzzuwächse enorm. Aber
beispielsweise werden auch die
Energiewirtschaft, Telekommunikations­
unternehmen oder Finanzdienstleister
von der Verbreitung digitaler Medien
sowie interaktiv gesteuerter Dinge
und Maschinen profitieren.
Beim Thema Digitalisierung geht es
meist um die Fertigung von Produk­
ten. Ist die Digitalisierung für die
Prozessindustrie weniger relevant?
In der Prozessindustrie gibt es verschie­
dene Fertigungstiefen und Wertschöp­
fungsmodelle, die teilweise erst beim
Kunden vervollständigt werden. Daraus
ergeben sich sehr spezifische Effizienz­
modelle für Innovation, Vorlaufkosten,
Ressourcenbereitstellung oder die Pro­
duktion selbst. Aber: Die Digitalisierung
wird sich überall durchsetzen, denn
Informationen und Echtzeitanalysen
bringen ausnahmslos mehr Transparenz.
Was sind die größten Herausforderungen für Industrieunternehmen, damit die digitale
Transformation gelingt?
Welche Staaten oder Regionen
geben bei der Digitalisierung der
Industrie den Takt vor?
Diese Transformation erfordert einen
Kulturwandel. Nötig ist zudem eine
gemeinsame Strategie für Business
und IT-Governance – sonst wird jede
neue Technologie oder Wertschöp­
fungskette zum Störfaktor.
Industrie 4.0 ist ein Phänomen mit
Schwerpunkt in Deutschland. Aber
Innovationen im Zusammenhang mit
der Digitalisierung kommen zunehmend auch aus Ländern wie den USA,
China, Japan und Israel.
Produktionselemente den nächsten Produk­
tionsschritt am besten übernehmen könnten.
Virtuelle Welt und Objekte der realen Welt greifen
so nahtlos ineinander.
Dafür besitzen die cyber-physischen Systeme ein
digitales Gedächtnis, das während des Fertigungs­
prozesses Informationen mit seiner Umgebung austauscht. »Im Speicher der CPS sind alle Informationen
über das Produkt und die nötigen Bearbeitungs­
schritte abgelegt«, sagt Wolfgang Wahlster, Leiter
des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche
Intelligenz (DFKI). »Sie können daher den Maschinen
sagen, welcher Vorgang als nächster an der Reihe ist.«
Durchlaufzeiten halbieren, Kosten reduzieren
Durch diesen Dialog zwischen Produkt und Maschine
soll die Fertigung flexibler und robuster werden.
»In Zukunft wird die Fertigung von individua­lisierten
Produkten zum Preis der Massenproduktion möglich
sein – dann lassen sich zum Beispiel alle Varianten einer
Produktfamilie auf derselben Linie fertigen«, sagt
Henning Kagermann, Präsident der Deutschen
Akademie für Technikwissenschaften Acatech.
Die vernetzten Objekte im Internet der Dinge werden in
Zukunft selbst eine begehrte Ware produzieren: Daten.
Sensoren in Maschinen, Windkraftanlagen oder Autos
liefern permanent Informationen über deren Zustand
7
»
advance 1/2015 | Digitalisierung
71
%
über Züge und Schiffsmotoren bis hin zu Stahlwerken
und Papierfabriken. Jeden Monat werden über die
unternehmenseigene Common Remote Service Platt­
form mehr als zehn Terabyte an Daten verarbeitet. Bis
2020 dürfte sich diese Datenmenge verzehnfachen.
Neben den Vorteilen für die Fernwartung lassen sich
aus den Daten der Steuerung von Tausenden von
Produktionsanlagen und Gebäuden beispielsweise
auch Empfehlungen für die Betreiber ableiten, um die
Energiekosten zu senken.
der Industrieunternehmen
in Deutschland
betrachten Software
als Innovationstreiber
für ihr Geschäft.
Das wirtschaftliche Potenzial von Industrie 4.0 ist
hoch. So schätzen der IT-Branchenverband Bitkom
und das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft
und Organisation, dass sich die Wertschöpfung
durch die neuen Technologien bis zum Jahr 2025
in Deutschland um mehr als 267 Milliarden Euro
erhöhen kann. Die Unternehmensberatungen
­Strategy& und PwC prognostizieren, dass in Deutsch­
land die Automobilindustrie, der Maschinen- und
Anlagenbau, die Prozessindustrie, die Elektro- und
Elektronikindustrie sowie die Informations- und
Kommunikationsindustrie in den kommenden
Jahren dank Industrie 4.0 einen zusätzlichen
Umsatz von jährlich knapp 31 Milliarden Euro
erzielen werden.
und ihre Umgebung. Von 2010 bis heute ist das
weltweite Datenvolumen bereits um das Sieben­
fache gestiegen. Bis zum Jahr 2020 soll es nochmals um den Faktor vier zunehmen.
Um diese gewaltigen Datenmengen sinnvoll auswerten zu können, muss man sie zunächst verstehen.
Das erfordert neben IT-Know-how auch ein fundiertes
Wissen über Maschinen und Anlagen sowie über die
eingesetzte Messtechnik. Daher wird es in Zukunft
immer mehr darauf ankommen, aus Big Data auch
Smart Data zu machen.
Siemens AG
Weltweiter Wettbewerb
Der Wettbewerb um die Realisierung der Vision
vom Internet der Dinge für die Fabrik der Zukunft
läuft weltweit. Kein international bedeutendes
Industrie­unternehmen kann es sich mehr erlauben,
das Thema zu vernachlässigen. „Das industrielle
Internet wird die Grundlagen des Wettbewerbs verändern. Unter­nehmen müssen sich von ihrer
Fokussierung auf einzelne Produkte oder Services
lösen und ganzheitlicher denken“, sagt etwa Pierre
Nanterme, CEO der Unternehmensberatung
Accenture.
In Zukunft werden
Produkt- und
Produktionsdaten
dank Digitalisierung
immer häufiger für
alle Beteiligten
identisch zur
Verfügung stehen
8
Die intelligente Analyse der Datenberge eröffnet
völlig neue Service-Modelle. Der Markt für digitale
Dienstleistungen dürfte in Zukunft um rund
15 Prozent pro Jahr wachsen. Siemens betreibt
zum Beispiel auf mehreren Kontinenten Fernwar­
tungszentralen, an die mehr als 250.000 Anlagen
angeschlossen sind – von Wind- und Gasturbinen
Als sicher gilt: Nicht einzelne Unternehmen oder
Nationen werden den Wettbewerb um digitale
Zukunftstechnologien für die Industrie gewinnen.
Ebenso sicher ist jedoch, dass vor allem diejenigen
Unternehmen und Volkswirtschaften von der Digi­
talisierung profitieren werden, die sich schnell
und intensiv mit den vorhandenen Möglichkeiten
beschäftigen und sie umsetzen. So wie es einst
Henry Ford und die Automobilindustrie getan
haben, die mit der arbeitsteiligen Massenfertigung
die Produktivität auf ein neues Niveau befördert
haben.
INFO
siemens.com/zukunft-der-industrie
Digitalisierung | advance 1/2015
Siemens AG / E. Malter
Interview mit Anton S. Huber
über das „Digital Enterprise“
Der CEO der Siemens-Division Digital Factory im Gespräch
über die digitale Abbildung von Produktentwicklung und
Produktion, virtuelle Inbetriebnahmen und erforderliche
neue Wege der Zusammenarbeit.
»
Herr Huber, Siemens
sieht das Industrieunter­
nehmen der Zukunft als
Digital Enterprise. Was
verstehen Sie darunter?
Nachdem mittlerweile viele Aktivi­
täten in Unternehmen mittels Soft­
ware unterstützt werden, geht es
nun darum, die Kernprozesse der
Unternehmen über den gesamten
Produkt-Entstehungsprozess
nahtlos zu digitalisieren und mit
Softwaretools zu unterstützen.
Kein Bereich dieses Wertschöpfungsprozesses wird künftig ohne
sein digitales Abbild auskommen.
Das fängt bei der Idee zu einem
Produkt an und geht über das
Engineering von Produkt und
Produktion, Inbetriebnahme und
Nutzung bis hin zu neuen Dienst­
leistungen, die in Zusammenhang
oder auf Basis des Produkts angeboten werden. Ein Hauptaspekt
eines Digital Enterprise ist, dass es
seine Wertschöpfungsprozesse
nahtlos digital abgebildet und miteinander verkettet hat.
Ist Digital Enterprise also
das ­digitale Abbild des
Unternehmens?
Die digitale Repräsentation der
Wertschöpfungsprozesse ist nur ein
Aspekt, wenn auch ein sehr wichtiger. Das Digital Enterprise entsteht erst in der Kopplung der digitalen Abbildung mit der physischen
Realität. Das intelligente Zusammen­
wirken dieser beiden Welten, der digitalen und der physischen, führt zu den
betriebswirtschaftlichen Vorteilen, die
im globalen Geschäft zur Sicherung der
Wettbewerbsfähigkeit und zur
Erhaltung der notwendigen Ertrags­
kraft eines Unternehmens unverzichtbar sind.
Was bietet Siemens seinen Kunden,
damit sie ihr Unternehmen
möglichst rasch zu einem Digital
Enterprise entwickeln können?
Es ist völlig klar, dass kein Unter­
nehmen seine gesamte Software und
IT-Infrastruktur von heute auf morgen
erneuern kann. Es wird darauf an­
kommen, an der richtigen Stelle zu
beginnen und durch ein langfristiges
Programm der Migration und Erneu­
erung die notwendige Transformation
auch wirtschaftlich tragbar zu ge­
stalten. Wir empfehlen, zunächst und
als ersten Schritt eine gemeinsame
unternehmensweite Datenmanage­
ment-Plattform einzuführen. So
haben wir es auch bei uns selbst
gemacht. Siemens bietet dazu sein
Softwareprodukt Teamcenter an, das
der Weltmarktführer bei industriellen
Datenmanagement-Plattformen ist.
Amberg wird oft als Beispiel für
Industrie 4.0 genannt. Was hat
Industrie 4.0 mit dem Digital
Enterprise zu tun?
Beim Digital Enterprise hat man die
gesamte Wertschöpfung eines Unter­
nehmens im Auge. Bei Industrie 4.0
im Wesentlichen nur die Produktion
und hier mit dem Schwerpunkt auf
die autonome Organisation einer
Produktion.
Da Amberg ein Produktionswerk ist,
zeigen wir dort Auswirkungen der
Digitalisierung auf genau diesen
Prozess eines Unternehmens. Dabei
geht es hier in erster Linie um die
datentechnische Verknüpfung der
verschiedenen Prozesse und nicht um
die Anwendung cyber-physikalischer
Komponenten und Strategien. Auch
wenn wir dort das „intelligente Werk­
stück“ (Träger) schon seit vielen
Jahren in der Praxis eingesetzt haben.
Siemens hat im Rahmen seiner
Restrukturierung im Jahr 2014 unter
anderem die Division Digital Factory
ins Leben gerufen. Was umfasst
diese Division?
In der Division Digital Factory (DF)
bündelt Siemens alles an Software,
Hardware und AutomatisierungsKnow-how, was für eine digitale
Fabrik notwendig ist. Aber darüber
hinaus auch Software, die für den
gesamten Produktentstehungsprozess
eines Unternehmens bis hin zu den
Lieferanten essenziell ist.
Aus Marktsicht beschäftigt sich die DF
mit der diskreten Produktion und den
zugehörigen Kunden. Alles Know-how
und alle Assets, die für die Prozessindustrie notwendig sind, wurden in
unserer Schwester-Division Process
Industries and Drives (PD) konzentriert.
9
»
Andreas Hackl
Maserati Ghibli in
der Montagestraße
Digitalisierung in der Automobilindustrie
Vorreiter der
digitalen Industrie
Kaum eine andere Branche ist bei der Digitalisierung seiner Prozesse so weit fortgeschritten
wie die Automobilindustrie. So setzen weltweit fast alle Hersteller auf PLM Software von
Siemens für die Entwicklung neuer Modelle oder die Planung von Produktionsanlagen.
S
chon rund 450 Jahre alt ist die 3,35 Meter
hohe Neptun-Statue im Zentrum von
Bologna. Außerhalb Italiens dürfte sie
nicht allzu vielen Menschen ein Begriff sein.
Doch den Dreizack des Meeresgottes auf dem
Brunnen der Piazza Nettuno kennen die meisten
Autofans der Welt. Seine Gabel ziert seit 1926
das Logo der legendären Sportwagenmarke
Maserati.
10
Doch trotz dutzender Siege bei namhaften Autorennen, trotz vieler Designpreise und trotz einer
extrem hohen Markenbekanntheit und eines herausragenden Images fehlten der Edelschmiede im
vergangenen Jahrhundert bisweilen Konstanz und
wirtschaftlicher Erfolg.
Das hat sich grundlegend geändert: Allein von
2013 bis 2014 stieg der Maserati-Umsatz des Her-
Digitalisierung | advance 1/2015
stellers Fiat Chrysler Automobiles (FCA), siebtgrößter Autobauer der Welt, um knapp 70 Prozent auf
2,8 Milliarden Euro.
Maßgeblichen Anteil daran hatten die neu ent­
wickelten Modelle Quattroporte und Ghibli. Das aktuelle Ghibli-Modell kam Ende 2013 auf den Markt,
rangiert preislich im Bereich der oberen Mittel­
klasse – und verkauft sich seitdem ausgezeichnet:
„2014 haben wir weltweit 36.000 Fahrzeuge abgesetzt. Davon entfielen rund 65 Prozent auf den
Ghibli“, sagt Mike Biscoe, Verantwortlicher für die
Marketing-Kommunikation bei Maserati. „Und wir
wachsen weiter. 2018 wollen wir insgesamt
75.000 Autos verkaufen.“
80 %
Beispiel Windkanal: Mit dessen Hilfe werden Karosserien aerodynamisch optimiert – bis heute ein
­unverzichtbares physisches Verfahren. Doch Windkanaltests sind aufwendig und teuer. Mit Hilfe des
digitalen Zwillings können Messdaten weniger realer Tests für schnelle und günstige virtuelle Weiterentwicklungen genutzt werden: Mit immer neuen,
kleinen Veränderungen am digitalen Zwilling finden
die Entwickler am Monitor heraus, wie sich die
Form und Anbauteile eines Autos weiter optimieren
lassen.
Individualisierte Großserienfertigung
Maserati-Käufer erwarten Qualität, Vielfalt und
­Individualität einer traditionsreichen SportwagenManufaktur. Eine variantenarme, scheinbar seelenlose Massenfertigung würde der Marke schaden.
Eine enorme Herausforderung für den Autobauer.
Obwohl Maserati die Limousine Ghibli maßgeschneidert wie ein Handwerksbetrieb produziert,
dürfen die Produktionskosten nicht über denen
einer industriellen Großserienfertigung liegen, um
nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Dazu zählt der Einsatz eines digitalen Zwillings
(­ Digital Twin), der sich mit Siemens PLM Software
erzeugen lässt. Er spielte auch eine Schlüsselrolle
bei der Entwicklung des Maserati Ghibli: Mit der
­digitalen Kopie entstand parallel zur physischen
Entwicklung des Wagens dessen virtuelles Abbild –
originalgetreu bis zur letzten Schraube. Im Rahmen
der Entwicklung wurden Daten des realen und des
virtuellen Modells gleichzeitig verwendet, diese
­parallel zur ständigen Optimierung eingesetzt und
so die Kosten und der Zeitaufwand für die Entwicklung drastisch reduziert.
Beispiel Akustik: Hochwertige Fahrzeuge besitzen
als Unterscheidungsmerkmal einen eigenen, unverwechselbaren Sound. Das betrifft insbesondere das
Motorengeräusch. „Der Sound ist für einen Autohersteller wie Maserati extrem wichtig. Denn die
Kunden assoziieren den Klang mit der Marke“, sagt
Marco Maggi, Vertriebs-Manager bei Siemens in
­Italien. Um die Geräusche im Wageninneren zu
­optimieren, setzten die Entwickler einen mit Mikrofonen ausgestatteten Dummy in den Prototypen,
zeichneten die Geräusche auf und verwendeten
diese Daten für weitere virtuelle Tests.
Der digitale Zwilling kann auch den Aufwand für
Testfahrten erheblich reduzieren. Im Rahmen des
sogenannten Reverse Engineering werden Proto­
typen oder sogar bereits produzierte Serienfahr­
Anlagenautoma­tisierung
erhöht die Produktivität
Oliver Tamagnini
Effizient, flexibel, individuell, günstig und hoch
qualitativ zu produzieren – vor dieser Aufgabe
­s tehen alle Hersteller hochwertiger Fahrzeuge. Sie
müssen zudem neue Modelle in immer kürzeren
Zyklen auf den Markt bringen und aufgrund abnehmender Fertigungstiefe ein immer komplexeres
Netzwerk an Zulieferern steuern. Diese Herausforderungen lassen sich nur bewältigen, wenn Autoproduzenten ihre Prozesse in allen Funktionen und
auf jeder Ebene durchgängig digitalisieren.
aller weltweit
produzierten Autos
werden mithilfe von
Siemens PLM Software
hergestellt.
11
advance 1/2015 | Digitalisierung
zeuge auf die Straße oder Testparcours geschickt
und die Daten gesammelt. Damit lassen sich die
Testfahrten unter veränderten Bedingungen beliebig oft am Bildschirm wiederholen und neue Fahrzeuge virtuell optimieren. „Siemens-Software hilft
uns sehr, die Zahl kostspieliger Prototypen zu verringern“, sagt Maserati-Manager Gian Luca Antinori.
Mehr Fertigungskapazität, höhere Modellvielfalt
Die Vorteile der Siemens PLM Software Suite nutzen
mittlerweile rund 90 Prozent aller Autohersteller
weltweit. Dazu zählt zum Beispiel der chinesische
Pkw-Hersteller South East (Fujian) Motor (SEM). Das
Unternehmen, 1995 als Joint Venture zwischen der
China Motor Corporation, der Fujian Motor Industry
Group und dem japanischen Hersteller Mitsubishi
Motors gegründet, will seine Fertigungskapazität
bis 2018 von derzeit rund 150.000 Fahrzeugen auf
bis zu 500.000 Pkw und Kleinbusse erhöhen und
die Modellvielfalt ausweiten. Drei neue Limousinen
sind bereits auf dem Markt, zwei Sport Utility Vehicles (SUV) sollen demnächst hinzukommen. Außerdem will SEM neue spritsparende Fahrzeuge ent­
wickeln.
Um derart ambitionierte Ziele zu erreichen, setzt
SEM auf die Siemens PLM Software Teamcenter.
Chancen der Digitalisierung
Der Grad der internationalen Wettbewerbsfähigkeit von Autoherstellern wird zunehmend von
der eingesetzten Hard- und Software abhängen.
Schon heute machen Steuergeräte, Sensoren
und Software bei einem Premium-Modell rund
30 Prozent des Gesamtwerts aus. Fast alle
Fahrzeug­i nnovationen beruhen bereits auf
­S oftware – etwa Abstandsradar, automatischer
Notruf oder Fahrerassistenzsysteme.
2016 werden acht von zehn Neuwagen einen
Inter­net-Anschluss haben, prognostiziert das
­B eratungsunternehmen Oliver Wyman. 2020 ist
jedes fünfte Auto online, schätzt das IT-Beratungs­
unternehmen Gartner. Dies wären weltweit rund
250 Millionen Fahrzeuge. Sie produzieren und
empfangen riesige Datenmengen und werden
einen bedeutenden Faktor bei der Entwicklung
des Internets der Dinge darstellen.
2020 werden Bauteile, Software und Dienst­
leistungen rund um das vernetzte Auto ein
­Volumen von 170 Milliarden Euro haben – sechs
Mal so viel wie heute. Die Digitalisierung schafft
also auch für Zulieferer gewaltige Marktchancen.
12
90%
der 15 wichtigsten
Automobilhersteller
der Welt verwenden
Siemens PLM Software.
„Sie bietet eine vollständige Plattform und integrierte Lösung, die den gesamten Produktlebenszyklus
abdeckt – von der Produktplanung über das Design,
das Qualitätsmanagement, das Produktionsmanage­
ment bis hin zu nachgelagerten Services“, sagt
SEM-Manager Li Yongbin.
Ferner kann Teamcenter eng in benachbarte Software-Installationen eingebunden werden – ob
Enterprise Resource Planning (ERP), Verschlüsselungs-Software oder Supply-Chain-ManagementSysteme. Mithilfe von Siemens PLM Software
­konnte SEM die Markteinführungszeiten drastisch
verkürzen, seinen Entwicklungsaufwand um bis zu
40 Prozent reduzieren und die Fehlerquote bei den
Konstruktionen auf lediglich ein Prozent senken.
Autoindustrie weltweit setzt auf PLM
Die Einsatzmöglichkeiten der PLM Software von
Siemens sind extrem vielfältig. So vertraut der
­Autohersteller Daimler für die weltweite Fahrzeugentwicklung darauf: Seit Sommer 2012 ist Daimler
dabei, die Arbeit von mehr als 20 Entwicklungs­
zentren und seiner wichtigsten Zulieferer auf einer
einzigen Produktplattform zu integrieren.
Bereits einen Schritt weiter ist Nissan Motor: Der
japa­nische Autohersteller hat unter anderem mit
der PLM Software I-deas, NX und Teamcenter den
Entwicklungszyklus für seine Neufahrzeuge von
durchschnittlich 20 auf 10,5 Monate nahezu halbiert – und das bei 80 Prozent weniger Problemen,
die Käufer und Händler nach dem Verkaufsstart
melden.
Und der Wettbewerber Toyota Motor Corporation
verwendet seit mehr als zwei Jahren die Software
Teamcenter verstärkt zur Verwaltung von Fahrzeugsicherheits-Informationen und um Prozesse über
Oliver Tamagnini
Digitalisierung | advance 1/2015
verschiedene Unternehmensbereiche hinweg zu
standardisieren.
„Was wäre wenn?“ – diese Frage lässt sich durch
Tests in realen Produktionsprozessen häufig nicht
zu wirtschaftlich vertretbaren Kosten beantworten.
VW in Wolfsburg erhält die Antwort auf Fragen
wie „Was würde passieren, wenn wir an einer bestimmten Station acht statt vier Roboter einsetzen
­würden?“ am Computer mithilfe der PLM Software
Tecnomatix.
70.000 mögliche Modellvarianten
Auch Maserati hat bereits die ersten Schritte in diese
Richtung getan. Ein Ziel von Industrie 4.0 besteht
darin, unterschiedlichste Kundenwünsche zu bedienen – bis hin zu einer wirtschaftlichen Fertigung
mit der Losgröße Eins. Bereits heute ist der Ghibli in
27 Versionen, 13 Farben und mit 205 Ausstattungs­
optionen erhältlich. „Dies erlaubt 70.000 individuelle
Kombinationen“, rechnet FCA Information & Commu­
nication Technology Managerin Anna Adilardi vor.
Gefertigt wird der Ghibli im Werk Grugliasco in der
Nähe von Turin. Hier wird auch die neueste Version
der Luxus-Limousine Quattroporte produziert. „Die
Herausforderung bestand darin, zwei neue Montage­
linien in eine bestehende Fabrik zu integrieren“, berichtet FCA Manufacturing Engineering and General
Assembly Project Manager Massimo Anfosso, der
den Aufbau der neuen Fertigung von Anfang an
­b egleitet hat. Um die neuen Modelle möglichst
schnell auf den Markt zu bringen, mussten die Fertigungsexperten zudem bereits mit der Arbeit an
den neuen Bändern beginnen, als die Konstruktion
der neuen Maserati-Modelle noch lief.
Für diese parallele Entwicklung von Pkw und Produktionsanlagen verwendete Maserati die Siemens
PLM Software Tecnomatix. „Die Konstrukteure
haben in hohem Tempo immer wieder andere
­Modifikationen der neuen Modelle durchgespielt.
Entsprechend mussten wir die Fertigungsanlagen
ständig anpassen“, sagt Anfosso. „Die Tecnomatix­Werkzeuge haben uns sehr dabei geholfen zu analysieren, wie sich die Änderungen am Fahrzeugdesign
auf die Fertigung auswirken, um die Anlagen und
die Fertigungsprozesse dann entsprechend anzupassen.“
Individualisierte
Großserienfertigung
bei Maserati
Automatisierung in der Fertigung
Wie auch bei anderen Werken der Fiat-ChryslerGruppe wird in Grugliasco das Automationssystem
CArS (Control Architecture Standard) eingesetzt.
Es basiert auf der Siemens-Automatisierungslösung
TIA (Totally Integrated Automation) inklusive des
Manufacturing Execution Systems (MES) Simatic IT.
„Das System erlaubt einen integrierten Datenfluss
vom Eingang der Kundenbestellungen über den
­Karosserierohbau und die Lackierstraße bis zur Endmontage“, sagt Anna Adilardi, die im Werk Grugliasco
für die Informations- und Kommunikationstechnologie verantwortlich ist.
An den Datenstrom sind aber auch die Zulieferer
­angeschlossen. Adilardi: „Bevor bei Maserati die
Fertigung beginnt, erhalten diese genaue Informationen, welche Teile für die Montage jedes einzelnen, kundenspezifisch produzierten Autos benötigt
werden.“ Somit kann Maserati sein neues GhibliModell in hoher Stückzahl, großer Vielfalt und
­maximaler Qualität produzieren – wie eine Manufaktur in bester italienischer Tradition. INFO UND KONTAKT
siemens.de/automotive
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Publicis Pixelpark / R. Sorger
Dank innovativer Technik lassen
sich Servietten mit individuellen
Motiven bedrucken
M
Erinnerungen auf
Serviettendruckmaschine mit Simotion und TIA Portal
Zellstoff gebannt
Einem Spezialisten für Schnitt-Druck-Falz-Spezialmaschinen
aus dem rheinischen Monheim ist es erstmals gelungen,
einen Tintenstrahldrucker in eine Serviettendruckmaschine
zu integrieren. Einen wichtigen Beitrag zum Erfolg leistete
dabei die integrierte Automatisierungs- und Antriebstechnik
von Siemens zusammen mit dem Engineering Framework
TIA Portal.
anche Momente geraten
viel zu schnell in Vergessenheit, wie der Blick aufs
Meer im letzten Sommerurlaub oder
die Begegnung mit der Kuhherde auf
der Alm. Doch statt sich die Schnappschüsse lediglich ins Album zu kleben
oder an die Wand zu hängen, kann
man sie nun auch auf Servietten bannen. Druckqualität zu einem guten
Preis-Leistungs-Verhältnis auch bei
kleinen Auflagen – zum Beispiel für
Einladungskarten oder Fotobücher –
sind im Digitaldruck längst Realität.
Servietten aber waren bisher davon
ausgeschlossen. Das saugfähige
Papier schien für das Bedrucken mit
Tintenstrahldruckern nicht geeignet
zu sein.
Höchste Druckqualität
Mit der weltweit ersten digitalen Serviettendruckmaschine für Werbedruck
sind hochwertige personalisierte Servietten in Kleinauflagen bald Realität:
Die Maschine bedruckt Servietten auf
Kundenwunsch vollflächig, in Foto-
14
Totally Integrated Automation / TIA Portal | advance 1/2015
qualität und selbstverständlich lebensmittelecht. Die DigiPlus 430S, eine
Entwicklung der Firma SDF in Monheim, rollt in einem Arbeitsgang ab,
druckt und schneidet. Integriert ist ein
Canon Océ Tintenstrahldrucker.
Über große Rollen führt die Maschine
das Papier zu, das vor dem Druck
durch Aufsprühen einer Flüssigkeit
­b eschichtet und getrocknet wird. Die
Beschichtung veredelt die Oberfläche,
indem sie sie verdichtet und glättet.
Damit wird das Verlaufen der Farbe
verhindert, ohne die Saugfähigkeit der
Serviette zu beeinträchtigen. Nach
dem Druck erhalten die Servietten
ihre charakteristische Randprägung,
werden geschnitten, gefaltet und in
Stapeln von 10 bis 150 Stück an eine
Verpackungsmaschine übergeben.
Komplexe Leitachsenkonfiguration
„Anders als bei Flexodruckmaschinen
wird mit dem Drucker ein Fremdsystem in die Maschine integriert“, sagt
Günther Kluge, Konstruktionsleiter
Elektrik bei SDF. „Der Drucker bildet
die Leitachse, der alle anderen Achsen
mit höchster Präzision winkelsynchron
folgen müssen. Dies bringt zwangsläufig Störgrößen ins System, die ausgefiltert werden müssen, um exakt im
Rapport zu bleiben.“
Siemens AG/W.Geyer
Herz der Antriebstechnik ist das
­Motion-Control-System Simotion
D445-2. Die Simotion Funktionalität
ist dabei direkt in die Regelungsbaugruppe des Antriebssystems Sinamics
S120 integriert. Dadurch ist das Gesamtsystem aus Steuerung und Antrieb deutlich kompakter und besonders reaktionsschnell. Aufgrund der
hohen Geschwindigkeit des Druckers
sind die Anforderungen an die Synchronisation der Geschwindigkeit und
die Winkelgenauigkeit des Achsverbundes extrem hoch. Minimale Abweichungen würden bewirken, dass
das Foto nicht exakt mittig auf der
Serviette platziert ist oder die Randprägung verrutscht – was sofort auffallen würde. „Bei dieser Anwendung
konnten wir neue Qualitäten von
Simotion kennenlernen und unsere
Erfahrung mit dem System deutlich
erweitern“, sagt Kluge.
Durchgängige Automatisierung
Neuland für SDF waren auch die Verwendung der Simatic S7-1500 und die
Projektierung im TIA Portal. „Das TIA
Portal und die Simatic S7-1500 wurden
für uns interessant, als mit der Version
4.4 von Scout auch das EngineeringSystem für Simotion integriert wurde“,
sagt Kluge.
Ein übergeordneter fehlersicherer
Controller Simatic S7-1500F ist für die
Sicherheitsfunktionen und die Verarbeitung der dezentralen Signale zuständig. „Die Integration der Sicherheitsfunktionen in die Steuerung spart
sowohl Verdrahtungs- als auch Projektierungsaufwand, weil für Standardund Sicherheitsfunktionen die gleiche
Programmiersprache genutzt wird“,
sagt Kluge. Für die Inbetriebnahme sei
das Display auf der CPU sehr hilfreich
gewesen, da sich darüber die Zustände aller angeschlossenen Profinet-Busteilnehmer auslesen ließen. Im konkreten Fall sind das die Ein-/Ausgänge
der dezentralen Peripherie ET 200SP.
Für diese kompakten Peripheriegeräte
genügen einige kleine Schaltkästen in
der Anlage. Besonders praktisch, so
Kluge, seien die Simatic Key Panels KP8F
mit fehlersicheren Eingängen, über
die alle Nothalt-Schalter verdrahtet
sind. Die frei programmierbaren Tasten zeigen Anlagenzustände über fünf
frei wählbare Farben gut sichtbar an.
Bedient und beobachtet wird die
Maschine über ein hochauflösendes
Simatic Comfort Panel TP1500. „Die
Bedienoberflächen müssen weitestgehend selbsterklärend sein“, sagt Kluge,
„das spart unseren Kunden Personalaufwand und erhöht die Wettbewerbsfähigkeit.“ Diese Kundenanforderungen seien durch die Speicherkapazität
und die in das Simatic Comfort Panel
integrierten Reader bestmöglich erfüllt
worden.
Integration erhöht Effizienz
Die Projektierung im TIA Portal hat
Kluge besonders wegen der symbolischen Programmierung überzeugt.
„Ändern sich Motor oder Last, lassen
sich Grenzwerte verändern, ohne dass
wir die Bausteine neu schreiben müssen“, sagt er. „Die langfristige Nutzbarkeit einmal erstellter Standards, die
uns von den unvermeidlichen Änderungen der Mechanik unabhängig
machen, bedeutet Investitionsschutz –
für uns und letztlich auch für unsere
Kunden.“ Nach Ansicht des Konstruktionsleiters erhöht die Integration von
Automatisierungs- und Antriebstechnik in einem einzigen Projekt die Übersichtlichkeit und steigert die Engineering-Effizienz deutlich.
INFO UND KONTAKT
siemens.de/simotion
siemens.de/tia-portal
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»T IA Portal und die Simatic S7-1500 wurden für
uns interessant, als aus unserer Sicht genau
zum richtigen Zeitpunkt auch Scout in das
Engineering Framework integriert wurde.«
Günther Kluge, Konstruktionsleiter Elektrik bei SDF
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advance 1/2015 | Totally Integrated Automation / TIA Portal
Sentron PAC zur Messung von Strom und Verfügbarkeit
Zwei Fliegen mit einer Klappe
Der Werkzeughersteller Fraisa nutzt die Messung der Stromaufnahme seiner komplexen
Bearbeitungsmaschinen gleich zweifach: zum einen zur Steigerung der Energieeffizienz und
zum anderen, um die Verfügbarkeit und Produktivität der Maschinen zu ermitteln. Die Daten
liefern Strommessgeräte des Typs Sentron PAC, als Datensammler dient eine Simatic S7‑1500.
V
or 80 Jahren hat sich das Schweizer Familienunternehmen Fraisa mit der Produktion von
Fräswerkzeugen für die Uhrenindustrie
einen Namen gemacht und damit den Grundstein
für die Fraisa-Gruppe gelegt. Heute fertigen 520
Mitarbeiter in sechs Ländern Werkzeuge für die
metallbearbeitende Industrie, die für ihre hohe Präzision und Leistungsfähigkeit geschätzt werden. Als
Dienstleistungszentrum fungiert das Werk Willich
bei Düsseldorf. Hier werden kundenspezifische Sonderanfertigungen in kleinen Stückzahlen realisiert
und Werkzeuge im Kundenauftrag wiederaufbereitet. An 24 Schleifzentren werden 33.000 Werkzeuge pro Monat nachgeschliffen – an sechs Tagen
pro Woche rund um die Uhr, nachts im mannlosen
Betrieb.
Schon lange hat Energieeffizienz bei Fraisa eine
hohe Priorität. Abwärme wird zu Heizzwecken
genutzt, die Zertifizierung nach der Energieeffi­
zienznorm EN 5001 ist in Vorbereitung. Die Frage
danach, wie produktiv seine Schleifzentren sind,
konnte Olaf Bonten, Prokurist und Leiter der Pro-
engels-elektrotechnik.de
Seit mehr als 60 Jahren bietet Engels Elektrotechnik GmbH,
Tönisvorst, individuelle Lösungen für die Industrie- und
Prozessautomation – von der Planung über die Hard- und
Softwareentwicklung bis hin zu Inbetriebnahme und Service.
Als Siemens Solution Partner Automation kann das Unternehmen
seinen Kunden stets die passende Lösung maßschneidern.
16
duktion, bisher nur relativ vage beantworten. Der
Grund: Die vielen Produktvarianten bedingen häufige Einrichtvorgänge und die Mitarbeiter müssen
den Prozess immer wieder unterbrechen, um die
zugesagten engen Toleranzen im Mikrometerbereich
nachzuweisen und zu dokumentieren.
Optimierungspotenzial ermitteln
„Neu ist, dass wir den Stromverbrauch unserer
Maschinen messen, und zwar nicht nur als Basis für
Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz“,
sagt Bonten, „sondern auch zur Ermittlung von
belastbaren Kenngrößen, sogenannten Key Performance Indicators, unserer Anlagen.“ Für die Realisierung beauftragte Fraisa die Firma Engels Elektrotechnik in Tönisvorst. Der Siemens Solution Partner
hatte bei Fraisa bereits eine Überwachung der
Öl­l eitungen auf Dichtigkeit mit Simatic S7‑1200
­realisiert. Nun sollte Engels Elektrotechnik den
Stromverbrauch der einzelnen Maschinen visualisieren, um nachvollziehen zu können, wie viel
Strom in der Hochlaufphase gezogen wird, wie viel
im produktiven Betrieb und wie viel während der
Einrichtvorgänge.
„So lassen sich die Verfügbarkeit der CNC-Werkzeugschleifmaschinen und die Auslastung der ganzen
Linie messen und Maßnahmen einleiten, um die
Kapazitäten zu erhöhen. Das Visualisierungssystem
mit Datenbank gibt uns die Möglichkeit, Stromgrenzen zu definieren sowie Unter- und Überschreitungen auszuwerten“, sagt Olaf Bonten. „Im bis zu
30 Minuten dauernden Warmlaufprozess wird der
produktive Betrieb simuliert. Die Maschinen benötigen in dieser Phase nur geringfügig weniger Strom
als während des produktiven Betriebs. Trotzdem ist
die Warmlaufphase dem unproduktiven Betrieb
zuzurechnen. Deshalb ist es wichtig, dass wir die
Grenzwerte für die Betriebszustände selbst einstellen und anpassen können. Das Verhältnis der
jeweiligen Betriebszustände zueinander liefert uns
Siemens AG / W.Geyer
Totally Integrated Automation / TIA Portal | advance 1/2015
objektive Daten über die Verfügbarkeit und Produktivität einer Maschine und hilft uns, Optimierungspotenziale zu ermitteln“, fährt Bonten fort.
TIA Portal macht den Unterschied
Als Siemens Solution Partner kennt Opteroodt TIA
Portal, das neue durchgängige Engineering Framework für Simatic Controller und die Visualisierung
mit WinCC, seit seiner Markteinführung. „Die Möglichkeit, Variablen direkt aus Step 7 in WinCC zu
übernehmen, hat bei der großen Anzahl an zu verbindenden Variablen zu einer deutlichen Zeiteinsparung geführt. Als neue Funktion schätzen wir
besonders die in Step 7 integrierte Calculate Box.
Wir programmieren hauptsächlich in FUP. Dass wir
damit auch komplexere Berechnungen durchführen
können, ohne in eine Hochsprache wechseln zu
müssen, erhöht die Engineering-Effizienz weiter“,
sagt er.
Als Visualisierungssystem nutzte Opteroodt bisher
WinCC flexible. An WinCC Professional schätzt er die
deutlich erhöhte Anzahl von Tags und die Möglichkeit, in der SQL-Datenbank auch Massendaten zu
verarbeiten. Die Projektierung der Trends und der
Ampeldarstellungen mit großen, deutlich sichtbaren Buttons für die unterschiedlichen Betriebszustände hat Opteroodt sichtlich Spaß gemacht. „Auf
meinem 27-Zoll-Monitor konnte ich die Fenster
optimal anordnen. Die in WinCC Professional inte­
grierten Uhrzeit- und Kalenderfunktionen zeichnen
sich durch hohen Bedienkomfort aus und erlauben
exakte Auswertungen.“
Siemens AG / W. Geyer
Olaf Bonten (links)
von Fraisa und
Frank Opteroodt
freuen sich über
das Ergebnis
Zur Messung des
Stromverbrauchs
der Maschinen
nutzt Fraisa
Sentron PAC –
insgesamt 24 Stück
Siemens AG / W. Geyer
Schnelle und unkomplizierte Realisierung
Frank Opteroodt von Engels Elektrotechnik versah
jeden der 24 Unterverteiler mit einem Sentron
PAC3200 Strommesser. Als Datensammler und
-verwalter dient eine Simatic S7‑1500 (CPU 1513).
Die Visualisierung läuft auf einem Panel PC Simatic
IPC427D. Die geforderte SQL-Datenbank ist
Bestandteil von WinCC Professional Runtime. Die
Simatic S7‑1500 wurde gewählt, sie genügend freie
Kapazität für Erweiterungen bereithält und weil sie
mit ihrer Modbus-Schnittstelle ohne zusätzliche
Investitionen als Modbus-Master genutzt werden
kann. Letzteres war Opteroodt besonders wichtig:
„Bei der Energiedatenerfassung spielt eigentlich
immer auch die Gebäudeautomatisierung eine Rolle.
Da hier vorrangig Modbus verwendet wird, setzen
wir von Anfang an durchgängig auf Modbus. Bei
dem aktuellen Projekt hat sich auch gezeigt, dass es
manchmal sinnvoller ist, nicht die Stromaufnahme,
sondern eine bestimmte Phase (z.B. L1) zu
betrachten. Auch hier ist die Simatic S7‑1500 mit
der i­ntegrierten Modbus-Schnittstelle im Vorteil.“
Im Werk Willich
werden die
Präzisionswerkzeuge
von Fraisa
nachgeschliffen
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Gettyimages / M. Bernhard
advance 1/2015 | Totally Integrated Automation / Integrated Drive Systems
Akustik-Allradrollenprüfstand mit Siemens-Komponenten ausgerüstet
Rollenprüfstände
lassen aufhorchen
Seit über 15 Jahren ist das Akustik ­zentrum Lenting (AZL) Partner der Auto­
mobilindustrie in allen akustischen und schwingungstechnischen Belangen.
Der neue Akustik-Allradrollen­prüfstand ist von der Antriebstechnik bis zu den
Bediengeräten komplett mit Siemens-Komponenten ausgerüstet.
18
Mehr Fahrkomfort – dafür sorgt der
hochmoderne, mit Siemens-Komponenten
ausgerüstete Rollenprüfstand von AZL
F
ür die meisten Autokäufer – abgesehen von
den Sportwagen-Fans – gehören bei einem
Neuwagen ein unaufdringliches Fahrgeräusch und ein vibrationsarmes Fahrerlebnis inzwischen zur Grundausstattung. Diese Unauffälligkeit
bedeutet nicht nur mehr Fahrkomfort, sie steht
auch für Verarbeitungsqualität. Ein Anspruch, der
die Automobilhersteller vor eine herausfordernde
Aufgabe stellt. Glücklicherweise bieten spezialisierte Unternehmen wie das Akustikzentrum
Lenting (AZL) das notwendige Know-how, die technische Ausstattung und effektive Verfahren, um
bereits in der Entwicklungsphase neuer Fahrzeugmodelle unerwünschte Geräusche und Vibrationen
sowie deren Ursachen aufzuspüren.
Neben einer fundierten technischen Beratung und
der Vermietung der eigenen Akustikprüfstände
gehört auch der Bau von Prüfständen für den Ein-
satz beim Kunden zum umfassenden Leistungsspektrum des Akustikzentrums Lenting. „Bei den Ausrüstungsherstellern, die ihre Prüfstände modernisieren
wollen, ist gerade die Platzfrage ein großes Thema“,
sagt AZL-Geschäftsführer Michael Zehner. „Mit
unserer kompakten Bauweise bieten wir ihnen
einen zusätzlichen entscheidenden Vorteil.“
Kompakte Prüftechnik für Spezialanforderungen
Seit Kurzem ist im AZL ein hochmoderner neuer
­Rollenprüfstand im Einsatz. Als einer der kompaktesten Akustik-Allradrollenprüfstande der Welt
wurde er in enger Zusammenarbeit mit Siemens
entwickelt. Michael Zehner zu den Gründen: „Wir
haben uns bei der Automatisierung, der Niederspannungsschalttechnik, der Antriebstechnik, der
Bedienoberfläche und den Bediengeräten für
Siemens entschieden. Zum einen, weil wir bereits
seit unseren Anfängen gute Erfahrungen mit dem
19
advance 1/2015 | Totally Integrated Automation / Integrated Drive Systems
Der Akustikprüfstand des
Akustikzentrums in Lenting
Konzern gemacht haben. Zum anderen, weil es auch
für unsere Kunden ein Argument ist, qualitativ hochwertige Produkte verbaut zu haben, für die es bei Bedarf auch in zehn Jahren noch Ersatzteile geben wird.“
Der kompakte Aufbau des neuen Prüfstands wird
ermöglicht durch vier wassergekühlte Torque­
motoren Simotics T-1FW3, die als Einzelantriebe
direkt an den Lauftrommeln montiert sind. Die vier
permanenterregten Synchronmaschinen bilden ein
Gesamtkonzept, das, so Zehner, „einzigartig ist und
durch die steife Anbindung für eine extrem gute
Regelqualität sorgt.“ Die Regelqualität ist ein ganz
entscheidender Faktor, denn Akustikprüfungen im
Automotive-Bereich stellen hier besonders hohe
Anforderungen.
Unabdingbar beispielsweise ist ein absoluter Gleichlauf der Rollen. Diese werden mit unterschiedlichen
Belägen oder kleinen Hindernissen versehen, um
verschiedene Fahrbahnbedingungen zu simulieren.
Ebenso wichtig ist es, Rollen auch einzeln exakt
regeln zu können, um Geräusche und Vibrationen
des Autos auch in Straßenkurven ermitteln zu
können.
20
Siemens AG / W.Geyer
Siemens AG / W.Geyer
Der kompakte
Rollenprüfstand von
unten betrachtet,
umgesetzt mit
Torquemotoren der
Reihe Simotics T-1FW3
Realistische Bedingungen erwünscht
Der Motor startet. Ein leistungsstarker Wagen,
gehobene Mittelklasse. Automatikgetriebe. Innerhalb weniger Sekunden ist Autobahngeschwindigkeit erreicht. Wie werden sich jetzt, bei 130 km/h,
die Bodenwellen im Fahrzeug bemerkbar machen?
Wie bei 190 km/h? Michael Zehner und sein Team
sammeln in diesen Sekunden wichtige Daten und
Erkenntnisse. „Wenn wir auf die Laufrollen des Prüfstands die sogenannten Schlagleisten aufbringen,
um Bodenwellen zu simulieren, dann müssen diese
am linken und am rechten Rad absolut gleichzeitig
ankommen“, erklärt Zehner, „sonst ist der Effekt
nicht reproduzierbar und hört sich jedes Mal anders
an.“ Entscheidend dabei: Die Sinamics Antriebe
regeln den Lauf der Rollen auf den Millimeter genau
– auch bei hohen Geschwindigkeiten.
Kernstück der Regelungstechnik ist eine „drive­
based“ Simotion D435-2 DP/PN mit integrierter
Steuereinheit, die über den Antriebsbus Drive-Cliq
mit dem Leistungsteil von Sinamics S120 kommuniziert. Die rückspeisefähige Mehrachstopologie von
Sinamics S120 erlaubt einen Energieaustausch der
Einzelantriebe bereits im Zwischenkreis. Dadurch
Siemens AG / W.Geyer
Totally Integrated Automation / Integrated Drive Systems | advance 1/2015
Testsituation aus dem
zu prüfenden Fahrzeug
mit einem Mobile
Panel von Siemens
kann die Netzanschlussleistung in Summe geringer
dimensioniert werden, als es beim Einsatz separater
Frequenzumrichter der Fall wäre. Die hochdyna­
mische Regelung der Sinamics Umrichter wechselt
bei Bedarf völlig stoß- und verzögerungsfrei zwischen motorischem und generatorischem Antrieb.
Aufgrund der direkt im Antrieb integrierten MotionControl-Technologie und Steuerungsfunktionen
wird das Gesamtsystem besonders reaktionsschnell.
Die Regelung der vier Achsen und die verschiedenen Betriebsarten – die sogenannten Operation
Modes – verwaltet die Simotion. Über die dezen­
trale Peripherie ET 200S laufen die Nebenaggregate
und das Safety-Programm.
Die Kommunikation der einzelnen Module erfolgt
über Profinet mit dem Profil Profisafe, um die inte­
grierten S
­ afety-Funktionen des Mehrachsumrichters fehlersicher anzusteuern. Bedient wird der
­Rollenprüfstand über einen Microbox-PC Simatic
IPC427C von der Messwarte aus. Zusätzlich kann
natürlich auch der Testfahrer selbst Einfluss auf den
Prüfstand nehmen. Denn viele Funktionen und
Parameter lassen sich direkt aus dem Fahrzeug über
das Simatic Mobile Panel 277F IWLAN steuern. Und
schließlich stellt das Panel für ein Höchstmaß an
Sicherheit einen Not-Halt-Taster bereit.
Das Unikat geht in Serie
Der Akustik-Allradrollenprüfstand-Prototyp des AZL
bewährt sich seit seiner Inbetriebnahme erfolgreich
und zuverlässig in der täglichen Praxis der Fahrzeug­­
entwicklung. Inzwischen wurde eine nahezu bau­
gleiche Anlage an einen Kunden aus der Automobilbranche geliefert. Auch das vor Kurzem noch
einzigartige Antriebs- und Automatisierungskonzept des Prüfstands hat inzwischen weitere
Abnehmer gefunden. Ob nahezu baugleich oder
ganz individuell: Dank der modularen Gestaltung
der Prüfstandprojekte können Michael Zehner und
sein Team vom AZL auf ganz unterschiedliche Kundenwünsche eingehen.
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advance 1/2015 | Totally Integrated Automation / Integrated Drive Systems
Hafenlogistik mit integrierter Antriebstechnik modernisiert
Containerumschlag
auf Wachstumskurs
Der Hafen von Sines ist der wichtigste Hafen an der iberischen Atlantikküste.
Dementsprechend viel hat der Hafenbetreiber PSA Sines in den Ausbau der Infrastruktur
investiert. Integrated Drive Systems ermöglichen eine effizientere und energiesparendere
Abwicklung des Frachtverkehrs.
D
ank ihrer günstigen geostrategischen Lage sind portugiesische Häfen Tore nach Europa
und zur Welt. So auch der Tiefwasserhafen von Sines, der mit über 2.000 ha
Industrie- und Logistikfläche sowie
rund 1 Million TEU (20-Fuß-StandardContainer) Containerumschlag der
größte Hafen für allgemeine Fracht
und Container auf der iberischen Halbinsel ist. Das Verladen von Containern
Plano Focal
erlebt in Sines einen regelrechten
Boom: Die Wachstumsrate betrug im
letzten Jahr 32 Prozent und war damit
die zweitstärkste in Europa neben
dem Hafen von Danzig.
Enorm hohes Wachstum beim Containerumschlag kennzeichnet den Hafen von Sines
22
Sukzessive mit IDS modernisiert
Der Hafenbetreiber PSA Sines beauftragte Siemens mit der Modernisierung der Automatisierung, Antriebstechnik, Überwachungstechnik und
Managementsysteme für die aktuellen
Ship-to-Shore-Kräne (STS) am Terminal
XXI. Die Modernisierung erfolgte in
mehreren Ausbaustufen: In der ersten
wurden die Containerkräne STS 1 und
STS 2 mit robusten Wechselstrom­
motoren, Sinamics Umrichtern,
Simatic S7-400 Controllern und der
Überwachungssoftware Simocrane
CMS ausgestattet. Während der
zweiten Stufe kaufte PSA Sines drei
neue Kräne, ausgestattet mit
Integrated Drive Systems (IDS), die
Simotics Motoren, Sinamics S120
Umrichter und fehlersichere Simatic
S7-300F SPS kombinieren. Die Über­
wachung und Steuerung der Kräne
übernimmt wiederum Simocrane. In
der dritten Ausbaustufe, die 2015
abgeschlossen sein wird, werden drei
weitere Kräne mit IDS ausgestattet
und das Simocrane System um
weitere Technologie-Module ergänzt.
Dabei handelt es sich um Systeme zur
Vermeidung von Schwankungen, zur
halbautomatischen Positionierung der
Container sowie zur Fernüberwachung.
Energiesparend und effizienter
Eine effizientere und sicherere Frach­
tabwicklung mit weniger Energie­
verbrauch waren die Anforderungen
des Kunden an die Modernisierung.
Um das zu erreichen, lassen sich die
Automatisierungs- und Antriebs­technik
sowie die Überwachungssysteme nun
in vielen Parametern kundenspezifisch
anpassen. Die Motoren und Umrichter
wurden so konfiguriert, dass sie im
Zusammenspiel die maximale Leistung
bringen, ohne die einzelnen Teile zu
überlasten. Durch den Einsatz rückspeisefähiger Sinamics S120 Umrichter
Totally Integrated Automation / Integrated Drive Systems | advance 1/2015
Retrofit for Integrated Drive Systems
Upgrade am
Toten Meer
Häfen sind für die wirtschaftliche
Entwicklung Portugals von großer
Bedeutung
kann PSA Sines außerdem CO2 einsparen – ­insgesamt 6.211.800 kg bzw.
10.353.000 kWh seit Beginn der Maßnahme. Mit den drei derzeit im Bau
befindlichen neuen Kränen werden
jährliche Einsparungen von
1.242.360 kg CO2 bzw. 2.070.600 kWh
erwartet.
Kurze Reaktionszeiten
PSA Sines schätzt an dem Projekt auch
den guten Service von Siemens, denn
bei Problemen ist schnell ein Techniker zur Stelle. Der Wartungsvertrag
umfasst eine regelmäßige vorbeugende Inspektion sowie alle nötigen
Reparaturen an Siemens-Systemen in
den STS- und den Rubber Tyred GantryKränen (RTG).
INFO UND KONTAKT
siemens.de/ids
[email protected]
Eine weitere Möglichkeit, die Verfügbarkeit von Maschinen und
Anlagen sowie deren Energieeffizienz zu erhöhen, bietet „Retrofit for
Integrated Drive Systems“. Siemens
stellt ein umfassendes RetrofitAngebot zur Verfügung, das für
jeden Anspruch die richtige Lösung
bereit hält. So bietet sich für
Antriebsstränge, die schon eine sehr
hohe Lebensdauer erreicht haben,
ein Retrofit mit einem 1:1-Nachbau
des Originalmotors an. In vielen
Fällen ist es aber auch möglich, die
zum Austausch anstehende Komponente durch ein Siemens-Standardprodukt zu ersetzen. Die beste
Lösung aus technischer Sicht ist
sicher ein Upgrade auf modernste
Technologie, denn der Umstieg auf
drehzahlvariable Antriebe, zeitgemäße Wechselstrommotoren und
getriebelose Antriebe senkt nachhaltig die Betriebskosten.
Auch das Management einer israelischen Kaliförderanlage entschied
sich für ein Retrofit seines Antriebssystems. Die beiden bürstenlosen
Synchronmotoren sollten mit
einem Frequenzumrichter nachgerüstet werden. Man entschied sich
für Sinamics S120, da sich diese
Mikhail Markovskiy - Fotolia
Plano Focal
W
enn von Integrated Drive
Systems die Rede ist,
meint man nicht nur die
Hardware mit dem optimalen
Zusammenspiel der Antriebskomponenten und deren Integration in das
Automatisierungsumfeld. Auch umfassende Services für den gesamten
Produktlebenszyklus einer Anlage
gehören dazu. Mit „Services for
Integrated Drive Systems“ stehen
perfekt abgestimmte Serviceleistungen für sämtliche Komponenten des Antriebsstranges zur
Verfügung. Dabei steigern integrierte Services wie permanente
Zustandsüberwachung, geplante
Instandhaltungsmaßnahmen sowie
eine optimierte Ersatzteilvorhaltung
die Verfügbarkeit der Anlage.
Eine moderne Kaliförderanlage am
Toten Meer ersetzt den aufwendigen
Transport des Rohstoffs auf der Straße
Umrichter leicht an vorhandene
Motoren anpassen lassen. Ein weiterer Vorteil: Die neuen Umrichter
konnten bereits bei laufendem
Betrieb installiert und teilweise
getestet werden. Teure Anlagenstillstände und der aufwendige Transport des Kalis auf der Straße konnten
dadurch auf ein Minimum reduziert
werden. Die Auftraggeber waren mit
dem Ergebnis deshalb hoch
zufrieden – sowohl in technischer als
auch in logistischer Hinsicht.
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23
advance 1/2015 | Totally
Rubrik ???
Integrated Automation / Integrated Drive Systems
Neue Simotics Reluktanzmotoren
Energieeffizienz mit Dynamik
Ein neues „altes“ Antriebsprinzip bringt Schwung in die Antriebswelt. Der
Reluktanzmotor erlebt sein Comeback als energieeffiziente und wirtschaftliche
Alternative zu Asynchron- und permanenterregten Synchronmotoren. Ein Motor
also, bei dem Effizienz und Dynamik nicht mehr im Widerspruch stehen. Ein
überzeugendes Beispiel ist der neue Simotics Reluktanzmotor von Siemens.
R
ichtig neu ist er nicht, der Reluktanzmotor.
1923 erstmals vorgestellt, geriet er langsam
in Vergessenheit. Gründe gab es viele, zum
Beispiel zu hohe Kosten für den speziellen Blechschnitt. Inzwischen sind die Probleme gelöst, und
der Synchron-Reluktanzmotor erwacht aus seinem
Dornröschenschlaf.
Das Geheimnis liegt unter anderem darin, dass er
ohne teure und aufwendige Materialien auskommt.
Auf dem Läufer des Reluktanzmotors sitzen Rotorbleche aus Eisen, die im Betrieb über den obligatorischen Frequenzumrichter magnetisiert werden.
Das Bewegungsprinzip ähnelt dem eines permanenterregten Synchronmotors – nur ohne dessen
kostenintensive Permanentmagnete.
Mit den permanenterregten Synchronmotoren
bezüglich Leistung und Effizienz auf Augenhöhe, ist
der von Siemens neu entwickelte Simotics Reluktanzmotor energieeffizienzmäßig den üblichen
Norm-Asynchronmotoren weit überlegen. Aufgrund
der gleichen Abmessungen lässt er sich in vielen
Anwendungen anstelle des Norm-Asynchronmotors
einbauen, ohne dass an der Maschine etwas geändert werden muss – ein ein­facher, aufwandsarmer
Umstieg also auf bessere Energieeffizienz. Denn der
neue Simotics Reluktanzmotor übertrifft in puncto
Energieeffizienz von Haus aus die Werte eines vergleichbaren IE4 Super Premium Standard-Normasynchronmotors. Aufgrund des besonderen Aufbaus ist
der Simotics Reluktanzmotor vor allem im Teillast­
bereich sehr energieeffizient.
Siemens AG / HL-Studios Erlangen
Simotics Reluktanzmotor
24
Die Simotics Reluktanzmotoren basieren
mechanisch auf den Energie­s parmotoren 1LE1
mit einer Nenn­d rehzahl von 1.500 min -1.
Zunächst sind die Modelle für den Bereich
zwischen 5,5 kW und 30 kW erhältlich, später
wird das Leistungs­s pektrum auf den Bereich von
0,55 bis 200 kW erweitert. Für die perfekte
Auslegung der An­t riebe liefert Siemens eine
Reihe von Unter­s tützungstools, die viel Zeit bei
der Planung, Auslegung und Inbetriebnahme
sparen.
??? | advance 1/2015
Totally Integrated Automation / Integrated DriveRubrik
Systems
Pa(a)r excellence
Der dazu passende Umrichter Sinamics G120
ermöglicht den effizienten Betrieb und eine einfache Handhabung des gesamten Antriebssystems
aus Simotics Reluktanzmotor und Sinamics
Umrichter. Alle elektrischen Daten des Motors
sind bereits in der Steuerungseinheit des Umrichters hinterlegt und werden nach der Eingabe des
Motorcodes automatisch in den Umrichter eingetragen. Die notwendigen manuellen Eingaben
beschränken sich somit auf Angaben wie Kabel­
widerstand oder Trägheit des Antriebssystems.
Durch den Einsatz von Sinamics G120 erreicht der
neue Reluktanzmotor die optimale Funktionalität.
Bei im Prinzip gleichem Motoraufbau entstehen
beim Reluktanzmotor aufgrund des etwas geringeren Leistungsfaktors (cos phi) zwar höhere
Motorströme als beim Asynchronmotor, trotzdem
ist die Energieeffizienz bei o
­ ptimaler Regelung
durch Sinamics G120 besser als im Asynchronmotor. Zudem ermöglicht die Kombination auch
vereinfachte Engineering- und Betriebsabläufe.
Denn die neuen Simotics Reluktanz­motoren lassen
sich selbst für eine l­ängere Dauer bis zu 20 Prozent
ihrer Nennlast überbeanspruchen. Dies bringt
gerade bei wechselnden Bewegungs­abläufen
­deutliche Vorteile.
Hohe Lebensdauer und einfacher Service
Durch den Stromfluss im Läufer erwär­men sich
Asynchronmotoren deutlich stärker als Reluktanzmotoren. Auch bei Wartung und Service hat der
neue Reluktanzmotor Vorteile: Ein Rotortausch
funktioniert genauso einfach wie bei Asynchronmotoren. Denn anders als bei perma­nent­erregten
Synchronmotoren ist der Rotor nicht dauermagne­
tisiert. Rotor und Stator lassen sich daher ohne
­Probleme voneinander trennen.
Fazit: Mit ihren speziellen Vorteilen eignen sich die
Simotics Reluktanzmotoren hervorragend für auf
Lebenszykluskosten optimierte Anwendungen. Im
intermittierenden Betrieb kommen die Vorteile von
kurzen Hochlaufzeiten aufgrund des geringen
Eigenträgheitsmomentes besonders zur Geltung.
Durch ihren hohen Wirkungsgrad in Verbindung
mit einer optimalen Steuerung lassen sich zusätzlich Energiesparpotenziale nutzen.
INFO UND KONTAKT
siemens.de/ids
[email protected]
Funktionsprinzip des Reluktanzmotors
kleiner magnetischer
Widerstand
hoher magnetischer
Widerstand
Reluktanzmotoren arbeiten nach dem Prinzip der magnetischen
Reluktanz, dem magnetischen Pendant zum elektrischen Widerstand. Der aus Luft und Eisen bestehende Rotor besitzt in einer
Richtung einen möglichst geringen magnetischen Widerstand und
rechtwinklig dazu einen möglichst hohen. Die Drehbewegung
entsteht, da sich das System immer zum kleinsten magnetischen
Widerstand bewegt.
Technische Vorteile – Energieeffizienz
Wirkungsgrad
Synchronmotor
IE4 92,6%
IE3 90,4%
2
Asynchronmotor
1
IE2 88,7%
Nennleistung
0,5 · P Nenn
P Nenn
11. Realisierung höherer Energieeffizienzklassen als IE3 ist mit
Standard-Asynchronmotoren aufwendig
22. Synchronmotoren (permanenterregt oder Reluktanz)
haben einen höh­eren Wirkungsgrad im Teillastbereich als
Standard-Asynchronmotoren
Technische Vorteile – Leistungssteigerung
Thermische
Belastungsgrenze
ASM
Thermische
Belastung im
Nennpunkt
SRM
Große Reserven bei Synchron-Reluktanzmotoren
• D auerhafte Überlastung möglich, da die Motoren thermisch im
Nennpunkt nicht ausgelastet sind.
• Technischer Hintergrund: Beim Synchron-Reluktanzmotor (SRM)
verschieben sich im Vergleich zum Asynchronmotor (ASM) die Verluste hin zum Ständer, die dort wiederum leichter abgeführt werden
können. Im Rotor fallen prinzipbedingt nahezu keine Verluste an.
25
advance 1/2015 | Totally Integrated Automation / Integrated Drive Systems
Labor-Beschichtungsanlage für Hochpräzisionsdruck
Beschich­tungs­spezialist
G
edruckte Datenspeicher werden künftig
aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken sein: Ob als intelligente Labels auf
Lebensmitteln, Medikamenten oder vielen anderen
Konsumgütern, in der Logistik und sogar zum Aufbringen auf Textilien. Ein Marktführer auf dem
weiten Feld der gedruckten Datenspeicher ist die
Thinfilm Electronics ASA. Für das norwegische
Unternehmen entwickelte die Kroenert GmbH,
ein Hamburger Experte für Beschichtungs- und
Kaschieranlagen, eine speziell angepasste
Beschichtungsanlage zur Fertigung gedruckter
Datenspeicher. Dafür wurde die Labor-Beschichtungsanlage LabCo von Kroenert speziell an die
Bedürfnisse des Kunden angepasst.
Die gedruckten Datenspeicher für die unterschiedlichsten Anwendungen haben in der Regel eine
Speicherkapazität von 20 Bit. Zur Herstellung des
Basismaterials wird eine Polymer-Trägerfolie mehrschichtig im Register bedruckt. Dabei ist sowohl
mechanisch als auch elektronisch höchste Präzision
nötig. In Kooperation mit dem Siemens Solution
Partner Lebbing Engineering & Consulting GmbH
wurde die LabCo deshalb mit verschiedenen
Zusatzmodulen ausgerüstet. Beispielsweise wurde
die Registersteuerung mit dem Technologiemodul
Register Control Simotion TRC3000 in das Motion-
lebbing.com
Lebbing engineering & consulting GmbH mit
Sitz in Bocholt ist seit 2003 zertifizierter Siemens
Solution Partner. Neben den Kernkompetenzen
Antriebs- und Automatisierungstechnik verfügt
das Team über eine langjährige Erfahrung in
der Anwendung von Converting-Technologien.
Motion-Control-Systeme auf der Basis mechatronischer Antriebskonzepte erhöhen die Leistungsfähigkeit der Maschine und verringern gleichzeitig den Engineering-Aufwand.
Control-System integriert. Ein intelligenter Keilmarkensensor vermisst nun die Register der bedruckten
Bahn mit einem dreikanaligen Lichttaster und überträgt die Werte über Profinet IO IRT direkt in das
Kontrollsystem. Das gewährleistet eine Genauigkeit
von unter 50 µm im Längsregister. Die Visualisierung erfolgt auf einem Simatic Panel IPC277D, das
durch Add-ons in Simatic WinCC flexible die Registerwerte in Echtzeit mitschreibt und archiviert.
PARC
„Die mechanische Genauigkeit erreichen wir durch
den Einsatz besonders spielarmer Getriebe und
Direktantriebe sowie eine speziell abgestimmte
Kantensteuerung“, erläutert Guido Lebbing,
Geschäftsführer der Lebbing GmbH. Die Leitwalzen
hätten eine sehr glatte Oberfläche und seien so
präzise ausgerichtet, dass eine stabile Bahnspannung und ein einwandfreier Bahnverlauf gewährleistet sei. Frank Schäfer, Vertriebsleiter Clean Technologies bei Kroenert, ergänzt: „Bei einer solchen
Anlage können wir mit unserem Expertenwissen
und Branchen-Know-how punkten, um die Anlage
exakt auf die Bedürfnisse unseres Kunden anzupassen.“
Gedrucktes Array mit adressier­­­­­­­­­­barem
nichtflüchtigen Speicher und Transistor-Logik
26
INFO UND KONTAKT
siemens.de/simotion
[email protected]
Totally Integrated Automation / Sicherheitstechnik | advance 1/2015
Sirius Sicherheitsschaltgeräte
in Nahrungsmittel-Cuttern
Siemens AG
Die schnell rotierenden
Schnecken in Lebens­
mittel­zerkleinerern sind
eine Gefahrenquelle für
das Bedienpersonal
Gefährliche Schnecke
O
b Fleischwaren, Milchprodukte oder
Süßwaren – all diese Dinge schluckt die
Microcut-Maschine der Stephan Machinery
und z­ erkleinert sie zu feinem Mus. Eine nicht ganz
­ungefährliche Aufgabe für den Bediener, der die
Maschine von Hand befüllt. Damit die schnell rotierenden Schnecken wirklich nur das zerkleinern, was
sie sollen, muss sich das Gerät bei Gefahr schnell
abschalten. Der Hamelner Maschinenbauer hat sich
deshalb für Sicherheitsschaltgeräte Sirius 3SK1 entschieden. Mit ihrer geringen Baubreite von 22,5 mm
lassen sich diese problemlos in kompakte Schalt­
schränke direkt an der Maschine integrieren.
Außerdem kann man an das Grundgerät in
Advanced-Ausführung über Geräteverbinder
jeweils bis zu fünf zusätzliche Eingangs- und
Ausgangserweiterungsmodule anschließen. Die
Geräte sind für den internationalen Einsatz nach
IEC 62061 bis SIL 3 und ISO 13849-1 bis PL e
zertifiziert.
Für Sirius 3SK1 spricht zudem, dass es sowohl für
mechanische als auch elektronische Sensoren eingestellt werden kann. So gibt es an der Gerätefront
des Sicherheitsschaltgerätes vier Dip-Schalter, mit
denen man die Geräte einfach parametrieren kann.
Durch den Kaskadier-Eingang am 3SK1 spart
Stephan Machinery ein weiteres Gerät ein. Denn
grundsätzlich werden bei den Microcut-Maschinen
der Not-Halt-Taster sowie der Transponder-Lesekopf
zum Überwachen der Schneidwerkzeugöffnung
zweikanalig auf das Sirius 3SK1 Grundgerät geführt.
Gibt es am Befüllungstrichter zusätzlich einen
­aufklappbaren Gitterrost, wird dieser über einen
zweiten Transponder-Lesekopf überwacht. Dieser
kann nun auf den Kaskadiereingang des Sirius 3SK1
geführt werden.
„Es gibt viele Sonderanfragen für unsere Standard­
maschinen, denen wir mit individuellen Gestaltungs­
varianten entsprechen“, sagt Stefan Zirpel, in der
Automatisierungsabteilung von Stephan Machinery
für das Elektro-Engineering zuständig. Eine deutlich
einfachere Inbetriebnahme hat der Projektmanager
auch durch den Online-Konfigurator erfahren.
Nach Eingabe einiger Parameter wählt das Tool die
­passenden Geräte samt Zubehör aus und fasst alles
in einer detaillierten Bestellliste zusammen.
Mit dem Einsatz der Sicherheitsschaltgeräte ­
Sirius 3SK1 in den Microcut-Maschinen hat der
Hersteller eine neue Ära eingeläutet. „Wir sparen
damit Platz sowie Kosten durch weniger benötigte
Geräte und sind obendrein durch die modulare
Erweiterbarkeit noch flexibler im Systemaufbau“,
resümiert Zirpel.
INFO UND KONTAKT
siemens.de/safety-integrated
[email protected]
27
advance 1/2015 | Totally Integrated Automation / Energieeffizienz
Anlage für Medizinprodukte mit Energiedatenmanagement
Gut geladen und
Strom gespart
Mit der Installation eines Energiedatenmanagementsystems hat die HARTMANN
GRUPPE ein beträchtliches Einsparpotenzial in der Produktion ausfindig gemacht.
Allein durch die Varianz der Ladezeiten der Gabelstapler konnte die Spitzenlast an
den Ladestationen und im Recyclingbereich um 10 Prozent reduziert werden.
O
b mit einem aufgeschürften Knie, einem
Knochenbruch oder als Bluthochdruck­
patient – die meisten von uns haben schon
einmal mit den Produkten mit dem ovalen blauen
Label Bekanntschaft gemacht. Das Angebot der
HARTMANN GRUPPE, einem führenden europäischen Anbieter von Medizin- und Hygieneprodukten, reicht von Wundauflagen bis zum kundenindividuellen, eingriffspezifischen OP-Set. Das
umsatzstärkste ­Geschäftssegment von HARTMANN
sind absorbierende Inkontinenzprodukte. Ent­
wickelt und produziert werden diese im techno­
logischen Kompetenz­zentrum in Herbrechtingen,
unweit des Stammsitzes in Heidenheim an der
Brenz. Hier hat man sich für ein innovatives Energiedatenmanagement entschieden – und spart
damit inzwischen bereits 10 Prozent der bisherigen
Anschlussleistung.
Transparenz schafft Voraussetzung
„Ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen
ist uns wichtig, deshalb achten wir bei unseren Produktionsanlagen von Anfang an auf höchstmögliche Energieeffizienz “, sagt Christian Koch, Technischer Leiter in Herbrechtingen. Hinzu kam, dass die
Energiekosten in den letzten Jahren durch Steuern
und Abgaben deutlich gestiegen sind. Daher entschied man sich, ein System zur Energiedatenerfassung zu installieren, um Stromspitzen ausfindig zu
machen und mögliche Einsparpotenziale im Umfeld
der P
­ roduktion zu erkennen. „Das Ergebnis war
über­r aschend“, so Koch. „Regelmäßig zu Schicht­
ende trat beispielsweise eine Stromspitze auf, die
wir uns anfangs nicht erklären konnten. Durch
zusätzliche Zähler konnten wir die Ladestationen
für die Gabelstapler als Abnehmer identifizieren,
denn die Mit­arbeiter beenden ihre Schicht damit,
Siemens AG / W.Geyer
Christian Koch und Michael Mak (rechts) von HARTMANN haben
positive Erfahrungen mit dem Energiedatenmanagement gemacht
28
Totally Integrated Automation / Energieeffizienz | advance 1/2015
dass sie die Stapler an die Ladestationen anschließen.“
Abhilfe lag auf der Hand: Die Stapler können nach­
einander statt gleichzeitig geladen werden. Hier
zeigte sich jedoch schnell die Schwäche des vor­
handenen Systems, denn eine entsprechende
Lastabwurf-Steuerung wurde nicht unterstützt.
Bewährtes Energiemanagement
Christian Koch und Michael Mak, zuständig für das
Energiemanagement im Unternehmen, entschieden
sich für den Umstieg auf das Energiedatenmanagement WinCC powerrate, eine Option zum vorhandenen Prozessvisualisierungssystem Simatic WinCC.
Dieses ermöglicht nicht nur einen gesteuerten
Lastabwurf, sondern erleichtert auch die Projektierung. „Da WinCC powerrate in die bekannte Simatic
Softwareumgebung integriert ist, hatten unsere
Betriebselektriker mit der Projektierung von Anfang
an keine Schwierigkeiten“, erläutert Mak. „Das ist
wichtig, denn Energiemanagement ist ein ständiger
Optimierungsprozess, der nur funktioniert, wenn
sich die Mitarbeiter damit identifizieren.“
Neben den Ladestationen erkannte man vor allem
im Recycling einen Bereich, der bedarfsweise abgeschaltet werden kann, ohne die Produktivität zu
beeinflussen. Weiterhin wurden raumlufttechnische
Anlagen in verschiedenen Hallenbereichen für einen
möglichen Lastabwurf identifiziert.
Der Stromverbrauch wird an allen relevanten Unterverteilern mit Strommessgeräten Sentron PAC
erfasst. Jedes einzelne Ladegerät ist mit einem
»Unsere Betriebselektriker hatten
mit der Projekt­ierung von
Anfang an keine Schwierig­
keiten, da WinCC powerrate in
die bekannte Simatic Software­
umgebung integriert ist.«
Michael Mak, Energieberater,
PAUL HARTMANN AG, Herbrechtingen
Strommesser ausgerüstet. Die abzuschaltenden
Geräte sind einheitlich über eine dezentrale Peripherie ET 200M an die entsprechenden Simatic
Steuerungen angebunden. Identisch aufgebaute
Energiemanagement-Schaltkästen erleichtern die
Übersicht. Grundlage für den Lastabwurf ist der
jeweilige 15-Minuten-Trend. Eine Priorisierung legt
fest, wo gegebenenfalls Last abgeworfen werden
kann. Die Strategie berücksichtigt die Höhe der zu
erwartenden Leistungsspitze innerhalb eines
15-Minuten-Intervalls, die abschaltbare Leistung der
jeweiligen Verbraucher und deren Priorität sowie
Mindest-Ein- und Ausschaltzeiten. Das Schaltverhalten kann aus technologischen Gründen auch
„rollierend“ eingestellt werden. Die Verbraucher
werden dabei in der Prioritätenliste rollierend
gewechselt.
Nachhaltigkeit zahlt sich aus
Der Nutzen erschöpft sich nicht allein darin, dass
die Spitzenlast um 10 Prozent reduziert werden
konnte. Christian Koch: „Da wir den zeitlichen
­Verlauf unseres Verbrauchs nun sehr gut kennen,
haben wir künftig eine wesentlich bessere Verhandlungsbasis gegenüber unseren Versorgern. Davon
erhoffen wir uns weitere Einsparungen.“ Zudem ist
die Erfassung der Energieflüsse und ihre Bewertung
die Voraussetzung für die Zertifizierung nach
ISO 50001. Das Zertifikat bescheinigt ein effizientes
Energiemanagement. Das Werk in Herbrechtingen
ist bereits zertifiziert. Im HARTMANN-Betrieb Brück
in Brandenburg, wo ebenfalls WinCC powerrate zur
Energiedatenerfassung eingesetzt wird, konnte aufgrund der Zertifizierung bereits eine Reduzierung
der EEG-Umlage erreicht werden.
Michael Mak berät weitere Betriebe bei der Vorbereitung der Zertifizierung. Seine Erfahrung: „Einsparmöglichkeiten gibt es überall. Dennoch lassen
sich Erfahrungen aus einer Fertigungsumgebung
schwer auf eine andere übertragen. Höchst­
mögliche Transparenz ist die Voraussetzung. Um
erkannte Potenziale schnell und effizient nutzen zu
können, ist es sinnvoll, ein in das Automatisierungssystem integriertes Energie­datenmanagement zu
nutzen. Mit WinCC powerrate haben wir diesbezüglich beste Erfahrungen gemacht.“
INFO UND KONTAKT
siemens.de/powerrate
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29
advance 1/2015 | Totally Integrated Automation / Energieeffizienz
Integrated Drive Systems in Klärschlamm-Verbrennungsanlage
Stromfresser gebändigt
P
umpen, Lüfter und Kompressoren gehören
bekanntlich zu den größten Stromfressern in
der produzierenden Industrie. Der hierfür
verantwortliche Antriebsstrang besteht in der
Regel aus mehreren Komponenten wie Umrichter,
Motor, Kupplung und Getriebe.
Bei Integrated Drive Systems (IDS) von Siemens
sind all diese Komponenten perfekt aufeinander
abgestimmt. Denn auch hier gilt: Die Summe der
maximal möglichen Energieeinsparungen der Einzelkomponenten ist in der Regel deutlich kleiner als
Es galt nun, die Kapazität der Luftkondensatoren
um 20 Prozent zu erhöhen und gleichzeitig die
Energieeffizienz zu maximieren. Die Antriebe von
sechs Luftkondensator-Ventilatoren wurden durch
eine integrierte Antriebslösung von Siemens ersetzt.
Vom Sinamics Frequenzumrichter über den Simotics
Wechselstrommotor bis hin zum Simogear Stirnradgetriebe – alles wurde aus einer Hand geliefert. Der
Antriebsstrang musste während der turnusmäßigen
dreitägigen Wartung der Anlage installiert werden.
Der Hochlauf erfolgte ohne Probleme und innerhalb des vorgegebenen Zeitfensters.
»Mit IDS benötigen wir
nun nur noch einen
Lieferanten für den
gesamten Antriebsstrang.«
Siemens AG
Geert Pluckers, Leiter Projekte und
Modifikationen, Sleco
Geert Pluckers
die maximal mögliche Energieeinsparung durch ein
perfekt abgestimmtes Gesamtsystem. Genau dies
berücksichtigt die neue Norm EN 50598, die seit
Dezember letzten Jahres für die gesamte EU gilt:
Nicht die Verlustleistungen der Einzelkomponenten
sind dabei maßgeblich für die Klassifizierung, sondern die Verlustleistung des gesamten Antriebs­
systems.
Das belgische Unternehmen Sleco betreibt eine
­ nlage zur Verbrennung von Schlamm und nicht­
A
gefährlichem Industrieabfall in Wirbelschichtöfen.
Dabei wird Dampf erzeugt, der eine Turbine zur
Stromerzeugung antreibt. In den letzten Jahren hat
Sleco die Kapazität der Verbrennungsanlage so gesteigert, dass die Luftkondensatoren ihre Aufgabe
nicht mehr effizient bewältigen konnten.
30
Geschwindigkeitsmessungen ergaben: Die Kapa­
zität der Ventilatoren war um 23 Prozent gestiegen
– mehr als die angestrebten 20 Prozent. „Da das
Projekt profitabler war als gedacht, werden sich die
Investitionen schon in zwei Jahren amortisiert
haben“, sagt Geert Pluckers, Leiter Projekte und
Modifikationen bei Sleco. „Außerdem haben wir
nun für den gesamten Antriebsstrang nur noch
einen Lieferanten und damit auch nur einen
Ansprechpartner, der uns im Falle eines Problems
direkt zur Seite steht.“
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siemens.de/ids
[email protected]
Totally Integrated Automation / Industrielle Schalttechnik | advance 1/2015
IO-Link in Aluminium-Granalienanlage
Smalltalk auf
engstem Raum
M
it IO-Link lassen sich auf einfache Weise
flexible Automatisierungslösungen entwickeln, die optimal den knappen Platz­
verhältnissen in vielen Produktionen entgegenkommen. Der Ausrüster Fleischmann GmbH machte
diese Erfahrung beim Einsatz von IO-Link in einer
Aluminium-Granalienanlage am Bodensee, die
Aluminium-Kugeln mit einem Durchmesser von
ca. 3 mm für die Stahlindustrie herstellt. Die
gesamte Automatisierung der Anlage befindet
sich nun in neun Schränken von je 1,2 m Breite –
knapp 30 Prozent kürzer als bei herkömmlichen
Lösungen.
In dieser Anlage wird Aluminiumschrott über ein
Zuführsystem und Wägeeinrichtungen in einen
Brennofen befördert und das flüssige Aluminium
anschließend auf eine gekühlte Drehscheibe
mit Sieb gegossen. Bereits nach einer halben
Umdrehung entstehen daraus feste Kugeln, die
über ein Fördersystem in Bunker geleitet werden.
Per Lkw treten sie dann ihren Weg zum Kunden an.
Um wertvollen Platz zu sparen, entschieden sich
die Fleischmann-Experten für Kompaktstarter Sirius
3RA6. Durch die in die Motorabzweige integrierten
Abschalt- und Überwachungseinrichtungen wird
bereits ein Großteil des sonst nötigen Verkabelungs­
aufwandes eingespart. Die Anbindung per IO-Link
an die Steuerung vereinfacht Installation und
Fleischmann GmbH
Das flüssige
Aluminium wird auf
eine gekühlte
Drehscheibe mit
Sieb gegossen und
nach einer halben
Umdrehung
entstehen daraus
feste Kugeln
Inbetriebnahme noch mal zusätzlich. Als beste
Lösung bei dieser Anwendung erwies sich die
Kommunikation mit einem Microbox-PC Simatic
IPC427C mit echtzeitfähiger, fehlersicherer Soft-SPS
Simatic WinAC RTX F. So kann mit der Sicher­heitsbusLösung über Profisafe auch eine spätere Einhau­
sung schnell und flexibel in die Anlagen­s teuerung
implementiert werden.
In der Anlage befinden sich noch diverse IO-Link-­
fähige Sirius 3RT2 Schütze, die für eine höhere
­Sicherheit bei der Brennersteuerung sorgen. Auch
die Brenner, die das Aluminium warm halten, sind
mit zusätzlichen Temperaturüberwachungsrelais
3RS15 ausgestattet. Bis zu vier intelligente Über­
wachungsrelais können an einen steckbaren
IO-Link-Master der ET 200S angebunden werden.
Alle zyklischen Melde- und Diagnosedaten werden
mittels Punkt-zu-Punkt-Verbindung über den
IO-Link-Master an die Steuerung übertragen. Über
WLAN hat der Maschinenführer außerdem die
Möglichkeit, die Maschine direkt über das Touch
Panel zu diagnostizieren sowie Störungen über
E-Mail und SMS direkt an das Wartungspersonal
zu melden.
Durchgängig ist aber nicht nur die Hardware,
sondern auch das Engineering. Mit dem Engineering
Framework TIA Portal können auf ein und derselben Plattform Steuerungstechnik, Schalttechnik,
Antriebstechnik, Sicherheitstechnik und Visua­
lisierung projektiert und realisiert werden. Markus
Berner, Geschäftsführer bei Fleischmann, resümiert: „TIA Portal haben wir bei dem BodenseeProjekt zum ersten Mal eingesetzt, ebenso wie die
IO-Link-Kommunikation und die IPC-Steuerung –
und dabei beste Erfahrungen gemacht.“
INFO UND KONTAKT
siemens.de/sirius
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31
advance 1/2015 | Totally Integrated Automation / Industry Services
Mit Industrial Network Services konnte Saint Gobain
Gyproc Fehler im Netzwerk aufspüren und dadurch
dessen Leistung verbessern
32
Totally Integrated Automation / Industry Services | advance 1/2015
Störungsbeseitigung in industriellen Netzwerken mit Asset Analytics
Problemen auf der Spur
An einem indischen Standort des französischen Baumaterialherstellers
Saint Gobain Gyproc konnte Siemens Störungen in den Profibus-Netzwerken
beseitigen. Zum Einsatz kam dafür der Analyse-Service Industrial Networks
Validation and Analytics. Zugleich konnten die Leistungsfähigkeit und die
Zuverlässigkeit des industriellen Netzwerkes verbessert werden.
D
as zentrale Nervensystem eines jeden
Automatisierungssystems ist das indus­
trielle Netzwerk. Immer größere Datenmengen werden in immer schnellerem Takt zwischen den Steuerungen und den Busteilnehmern
versandt. Um anspruchsvolle Produktionsziele
erreichen zu können, muss das Netzwerk verfügbar
und zuverlässig sein. Eine durchdachte Projekt­
planung, Errichtung und Inbetriebnahme sind entscheidend, vor allem dann, wenn die Netzwerke
von verschiedenen Lieferanten stammen.
Siemens AG
Kritische Planungsphase
Die meisten Probleme, die während des Betriebs
­auftreten, haben ihren Ursprung in der Planungsphase. Diese Erfahrung machte auch Saint Gobain
Gyproc India Ltd., einer der weltweit führenden
Hersteller von Trockenbau-Wänden und -Decken
sowie Gipskartonplatten. In einem Werk in der
Nähe der südindischen Stadt Bangalore war ein
­Fertigungssystem durch mehrere Lieferanten
in­s talliert worden. Der Netzwerkbetrieb funktionierte nach der Installation nicht einwandfrei und
es gab immer wieder Störungen der Profibus-Netzwerke. Um diese Störungen zu beseitigen, wurde
sogar in einigen Bereichen die Netzwerkgeschwindigkeit gesenkt. Ein störungsfreier Netzwerk­b etrieb
war allerdings auch hierdurch nicht zu erreichen.
Analyse-Services für Profibus-Netzwerk
Netzwerk-Experten von Siemens prüften sämtliche
Parameter der Netzwerke und ihrer Komponenten
und setzten dafür den Validierungs-Service für
­Profibus-Netzwerke ein. Mithilfe von Industrial Network Validation and Analytics sollte so die Betriebssicherheit der Netzwerke verbessert werden. Die
Netzwerk-Architektur bestand aus sieben verschiedenen Netzwerken mit 140 Slave-Geräten. Um eine
vollständige Prüfung aller möglichen Fehlerstellen
sicherzustellen, wurde nach strikten Richtlinien
validiert – angefangen bei der detaillierten Untersuchung aller Steuerungsparameter über die
­M essung und Archivierung der Feldbus-KPIs
(Key Performance Indicators) bis hin zur Installation
zusätzlicher Hard- und Software zur Überwachung
und Aufrechterhaltung der KPIs.
Die Analyse förderte einige zum Teil schwerwiegende Probleme an den Tag. Neben dem Abweichen von Richtlinien gab es einige Bereiche, in
denen die Signalstärke nicht die empfohlenen
­Mindestpegel erreichte. „Mithilfe von Siemens
Indus­trial Network Validation konnten wir Fehler in
unserem Netzwerk aufspüren und die Gesamtleistung und -zuverlässigkeit unseres Profibus-Netzwerks optimieren“, sagt Harsh V, General Manager
bei Saint Gobain Gyproc India Ltd.
Überzeugendes Ergebnis
Mittlerweile ist in dem Werk der Signalpegel im
gesamten Netzwerk bis zu 100 Prozent höher als
zuvor. Auch das Signalprofil und die Netzwerk­
leistung konnten dank der Analyseergebnisse verbessert werden. Beginnt die Validierung bereits in
der Planungsphase, ermöglicht dies eine höhere
Netzwerkverfügbarkeit und -zuverlässigkeit, eine
schnellere Inbetriebnahme sowie einen reibungs­
loseren Produktionsanlauf. Produktionsausfälle
durch Netzwerkstörungen dürften somit bei Saint
Gobain Gyproc der Vergangenheit angehören.
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advance 1/2015 | Totally Integrated Automation / Industrielle Kommunikation
Scalance Switch mit NFC-Tag zur mobilen Fehlersuche in industriellen Netzen
Mobil diagnostiziert
Gerade in industriellen Netzen spielt die Fehlersuche vor Ort an der Anlage eine wichtige Rolle.
Hier bieten mobile Endgeräte in Verbindung mit Nahfeldkommunikation interessante neue
Möglichkeiten. Ein Beispiel ist die schnelle Netzwerkdiagnose per Smartphone an NFC-fähigen
Industrial Ethernet Switches von Siemens.
In einer Industrieanlage, die auf hohe
Verfügbarkeit ausgelegt ist, müssen
unterschiedlichste Anlagenteile diese
Verfügbarkeit gewährleisten. Dies gilt
auch für industrielle Netzwerke.
Erreicht wird die hohe Verfügbarkeit
üblicherweise durch einen redundanten Aufbau. Folgeeffekt von
Redundanzen ist, dass sich ein einzelner Fehler – zum Beispiel ein
Kabelbruch im Netzwerk – nicht
zwangsläufig auf die Funktions­
fähigkeit der Anlage auswirkt.
Dennoch ist es sehr wichtig, ihn zu
erkennen, da ein weiterer Fehler
diesen Zustand schnell ändern kann.
Gutes Team: Smartphone
und NFC‑Tag
Hier kommen Smartphones oder
­Tablets der neuesten Generation ins
Spiel. Denn die meisten von ihnen
besitzen NFC-Funkchips. NFC steht für
Near Field Communication und definiert die Kommunikation über eine
Distanz von einigen Zentimetern. Wie
Siemens AG
O
b Tablet oder Smartphone –
mobile Computer sind allgegenwärtig und für viele ein
täglicher Gebrauchsgegenstand.
Weniger bekannt ist, dass sie auch
dazu beitragen können, den Betrieb
von industriellen Netzwerken aufrecht
zu erhalten – durch mobile Netz­
diagnose. Denn die gängigen Netze,
die von den mobilen Endgeräten
genutzt werden, basieren auf Funk­
techniken wie 3G/4G oder WLAN und
erlauben Datenraten, die hinter leitungsbasierten Netzen kaum
zurückstehen.
RFID braucht die NFC-Technik Lese­
geräte auf der einen Seite, zum Bei­
spiel im Smartphone, und Transponder
oder Tags auf der anderen Seite.
Ein solcher NFC-Tag ist in Siemens
Industrial Ethernet Switches der
neuen Scalance XM-400 Familie
­integriert. Der NFC-Tag enthält
Informationen für den Zugriff auf den
Webserver des Switches. Der Inhalt
der Informationen lässt sich im
Gegensatz zu QR-Codes dynamisch
ändern.
Die modularen Switches aus der
Produktfamilie Scalance XM-400 sind
durch ihre mechanische Robustheit
und den Umstand, dass sie im lüfterlosen Betrieb laufen, bestens geeignet
für den produktionsnahen Einsatz. An
ihren sogenannten Comboports
können wahlweise elektrische oder
optische Übertragungsmedien angeschlossen werden. Mit Port-Extendern,
die an den Switch angesteckt werden
können, ist es möglich, in Summe 24
Ports mit Gigabit-Übertragungsraten
in einem Layer-2-Switch bereitzustellen. Die Erweiterung ist im laufenden Betrieb und ohne Werkzeug
durchführbar.
Auf der Firmware-Seite unterstützen
Funktionen wie redundante Ring- oder
Spanning-Tree-Topologien oder auch
Scalance XM-400 Grundgerät
von Siemens mit integrierter
NFC-Lösung zum Start
der mobilen Diagnose
Siemens AG
Totally Integrated Automation / Industrielle Kommunikation | advance 1/2015
Die mobilen Web-Seiten mit Diagnoseinformationen des Scalance XM-400 erlauben eine effiziente Fehlersuche und erhöhen
somit die Anlagenverfügbarkeit
Security-Funktionen wie Access
Control List oder EndgeräteAuthentifizierung die Netzwerk­
verfügbarkeit. Außerdem können im
selben Switch umfangreiche Layer-3Funktionen freigeschaltet werden,
und im Fehlerfall lässt sich ein
Ersatzgerät sofort mit der vorherigen
Konfiguration starten. Bei jeder
Konfiguration einer Management-­
IP-Adresse wird diese im Fall der
Scalance XM-400 Switches gleichzeitig auch auf den NFC-Tag
geschrieben.
Starthilfe per NFC
Wenn nun im Netzwerk nach einem
Kabelbruch ein redundanter Pfad
­aktiviert wird, läuft die Anlage zwar
weiter, am Monitoring-System wird
aber der Fehler angezeigt. Der
Netzwerkbetreuer begibt sich zum
betroffenen Switch und hält sein
Smartphone direkt davor. Per NFC
wird eine URL, zum Beispiel
http://192.168.1.1, an das Smartphone
oder Tablet übermittelt, und der
Internet Browser öffnet automatisch
die Login-Seite des mobilen Web­
interfaces der Netzwerkkomponente.
Nach Eingabe der Login-Daten hat der
Operator Zugriff auf übersichtliche
Diagnoseinformationen, deren
Darstellung an die jeweilige Größe
und Auflösung des mobilen
Endgerätes angepasst sind.
Für eine langfristige Datenüber­
tragung ist NFC schlecht geeignet,
da es schwierig ist, das Endgerät zu
bedienen und gleichzeitig einen
Übertragungsabstand von etwa drei
Zentimetern einzuhalten. Daher muss
sichergestellt sein, dass das Smart­
phone oder Tablet zum Beispiel per
WLAN oder LTE (Long Term Evolution)
Verbindung mit dem Switch aufnehmen kann. Außerdem arbeitet NFC
lediglich mit einer Übertragungsrate
von ca. 400 kBit/s.
Diagnose auch über einfache
mobile Endgeräte
Angelehnt an die mittlerweile weitverbreitete Bedienphilosophie mobiler
Web-Seiten fällt es leicht, sich sofort
zurechtzufinden. Fällt die Bildschirm­
auflösung unter eine Grenze, bei der
selbst die angepasste Darstellung
nicht mehr gut lesbar wird, ändert
sich nochmals die Anordnung der einzelnen Anzeigefelder. So werden auch
auf einfachen mobilen Geräten die
Informationen übersichtlich präsentiert. Natürlich können auch ohne
NFC-Unterstützung die mobilen Seiten
händisch angewählt werden.
Sobald die Diagnoseanzeigen und
Log­ging-Meldungen darauf hindeuten,
dass eine Änderung der aktuellen
Konfiguration nötig ist, kann jederzeit
zur klassischen WBM(Web-based
Management)-Ansicht gewechselt
werden. Der Benutzer, der in der entsprechenden Rolle angemeldet ist,
kann direkt mit der Änderung der
Konfiguration weiter fortfahren. In der
klassischen WBM-Ansicht stehen
hierfür über einhundert Seiten für die
unterschiedlichsten Aspekte zur
Verfügung.
Erhöhung der Anlagenverfügbarkeit
Neben den Geräteeigenschaften, die
direkt zu einer höheren Verfügbarkeit
des Netzwerks und damit der Gesamt­
anlage führen, zum Beispiel redundante Spannungseinspeisung, lüfterloser Betrieb und die Verwendung
spezieller Redundanzprotokolle, verkürzen im Fehlerfall auch die einfache
Diagnose sowie schnell greifbare
Korrekturmöglichkeiten die Stillstands­
zeiten. Abgerundet werden diese
Möglichkeiten durch die konsequente
Einbindung aller Netzwerkkompo­
nenten in ein Monitoring-System wie
Sinema Server. Neben der lokalen
Speicherung von Meldungen können
diese dann zentral zum MonitoringSystem gesendet werden, wodurch
die Korrelation von Meldungen unterschiedlicher Quellen stark vereinfacht
wird.
INFO UND KONTAKT
siemens.de/x-400
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35
advance 1/2015 | Totally Integrated Automation / Industrielle Identifikation
Siemens AG / W. Geyer
RFID-System Simatic RF600 in der Logistik
Die Lieferkette stimmt
D
en Satz „Ich geh’ mal schnell
zu Müller“ verbindet man
heute weniger mit einem
Besuch beim Nachbarn als mit einem
Einkauf im Drogeriemarkt. Über 700
Filialen der Drogeriemarktkette der
Müller Holding Ltd. & Co. KG gibt es
inzwischen in Europa. Für eine nahezu
fehlerfreie Belieferung dieser Filialen
vertraut das Unternehmen auf RFIDTechnologie von Siemens.
Das zentrale Warenlager von Müller in
Ulm und die angebundenen Außenlager
werden betrieben von der DrogerieDienst Ulm GmbH, einem Tochterunternehmen der Müller Holding. In der Vorweihnachtszeit werden hier täglich bis
zu 25.000 Rollcontainer (Dollys) kommissioniert und verladen. Doch auch
außerhalb von saisonal bedingten
Spitzen hat die Umschlagleistung als
Folge des kontinuierlichen Unternehmenswachstums stetig zugenommen.
Das Problem: Mit dem steigenden
Warenverkehr stieg auch die Zahl an
Falschlieferungen an die Filialen. Für
Uwe Lindner, Projektleiter Logistik, galt
es daher, die Falschlieferungen trotz
steigender Umschlagleistung zu minimieren und effizientere, transparentere Prozesse in der Intralogistik zu etablieren. Ein ehrgeiziges Projekt, bei
dem von Beginn an die Implementierung einer maßgeschneiderten RFIDLösung von Siemens im Fokus stand.
Für deren Anbindung an das über­
lagerte Lagerverwaltungssystem „Lisa“
wurde die Mercatis Information
Systems GmbH aus Ulm involviert.
36
Die wesentliche Baustelle des Projekts
waren die stark frequentierten Ladetore als Schnittstelle zwischen Lager
und Transport. In der ersten Projektphase wurde an insgesamt 50 Verlade­
rampen/-toren eine RFID-Gate-Lösung
auf Basis des UHF-Systems RF600 entwickelt, implementiert und bei laufendem Lager- und Lieferbetrieb optimiert: An jedem Verladetor brachten
die Techniker ein Lesegerät Simatic
RF670R mit zwei Paar RFID-Antennen
RF640A zur Erfassung und Richtungskontrolle der Rollcontainer an.
Der Ladefortschritt wird an einem
IPC477D angezeigt. Der Status der
aktuellen Lieferung ist so jederzeit
vor Ort einsehbar. Die RFID-Reader
Simatic RF670R kommunizieren über
TCP/IP-native und XML-Telegramme
mit den zugehörigen Industrie-PCs,
die via Ethernet an das Lagerver­
waltungssystem angebunden sind.
Eindeutig identifiziert werden die
rund 190.000 Dollys über ihren auf­
geklebten RFID-Transponder RF630L
aus strapazier­fähigem Kunststoff.
Beschädigte Tags können jederzeit
einfach ersetzt und im Lagerverwaltungssystem angemeldet werden.
Die Lesequalität wird kontinuierlich
überwacht. Entscheidenden Anteil
an der zügigen Umsetzung und
­Optimierung hatte die Projektierungsund Inbetriebnahme-Software, denn
das RFID-System konnte an einem
Tor optimiert und die Konfiguration
einfach auf alle anderen übertragen
werden.
Im nächsten Schritt wurde auch die
Fördertechnik des Zentrallagers und
des neuen Lagers Ulm-Nord mit RFIDTechnologie von Siemens ausgerüstet.
Die Identifikation der Rollcontainer auf
der Förderstrecke überneh­men nun
Lesegeräte Simatic RF630R mit jeweils
zwei externen Antennen RF620A.
Besondere Vorteile: Die Lesegeräte
RF630R sind durch ihre hohe Stör­
festigkeit und spezielle Algorithmen
optimal für den Einsatz in metallischer
Umgebung ausgelegt. Die Leistung
der Antennen RF620A kann stufenweise erhöht werden, wodurch eine
einfache und schnelle Inbetriebnahme
der Anlage gewährleistet wird.
„Die Leserate des RFID-Systems
von Siemens beträgt aktuell über
99 Prozent, was die Falschlieferungen
im Vergleich zum bisherigen, nur von
den Mitar­beitern visuell kontrollierten
Ablauf drastisch reduziert – fast
­eliminiert“, bestätigt Uwe Lindner. Die
automatische Dokumentation sämt­
licher Warenbewegungen im Lager­
verwaltungssystem ermöglicht zudem
eine einfachere Rückverfolgbarkeit und
Rückschlüsse auf weiteres Optimierungspotenzial. Die Vorteile des RFIDSystems von Siemens haben die Verantwortlichen überzeugt und dazu
ermutigt, weitere Bereiche mit RFID
auszurüsten. INFO UND KONTAKT
siemens.de/ident
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Product Lifecycle Management / Computer Aided Engineering | advance 1/2015
NX CAE in der Luft- und Raumfahrt- sowie der Rüstungsindustrie
Zeitsparende Simulation
D
esign Automation Associates, Inc. (DAA)
berät Kunden zahlreicher Branchen wie Luftund Raumfahrt, Automobil, Konsumgüter
und Schiffbau in den Bereichen Maschinenbau und
Automation. Für den Erfolg des Unternehmens ist
ein guter Ruf in puncto Zuverlässigkeit und Kosten­
effizienz unverzichtbar. Dieser war während eines
Projektes für CIGNYS, einer Firma für Präzisionsferti­
gung in Michigan, ins Wanken geraten. Eine Belas­
tungsanalyse sollte feststellen, ob der neue Militärtransporter von CIGNYS einer Fallschirmlandung
standhalten kann. Es kam zu deutlichen zeitlichen
Verzögerungen und steigenden Kosten, da DAA für
jede Simulation Analysemodelle erstellen musste.
CIGNYS bot den Beratern aber die Möglichkeit, sich
bei einem ähnlichen Projekt zu rehabilitieren.
DAA suchte nach einer Lösung, die die sehr zeitintensive Vorverarbeitung effizienter machen würde.
Allein die 100 oder mehr Mittelflächen der Raum­
geometrie für die Vernetzung fertigzustellen,
dauerte zwölf Stunden. Alles in allem nahm die
gesamte Vorverarbeitung mit der CAE-Software von
DAA 63 Stunden pro Durchlauf in Anspruch. Und
hier waren noch keine Konstruktionsände­rungen
eingeschlossen, um die Auswirkungen einer geo­
metrischen Änderung auf die Leistung zu bewerten.
Um die für jeden Durchlauf benötigte Zeit und die
erforderlichen Ressourcen zu verringern, entschied
sich DAA, die PLM-Software NX CAE sowohl für die
Vorverarbeitungsphase der Simulation als auch die
Strukturanalysen zu verwenden. DAA war überzeugt,
dass NX die richtige Wahl ist, da die starke GeometrieOptimierung alle Phasen der Bearbeitung, Mittel­
flächenerstellung und Vernetzung beschleunigt.
Das Global Technical Access Center (GTAC) von
Siemens half den Ingenieuren von DAA dabei, die
Software in kurzer Zeit optimal zu nutzen. Dadurch
sparte die Firma vom ersten Tag an deutlich Zeit.
Durch den Einsatz von NX CAE konnte DAA die
Dauer der Vorverarbeitung von zwölf Stunden auf
nur eine Stunde verkürzen. Anstatt die Mittel­
flächen zu verbreitern und anzupassen, verwendeten die Ingenieure von DAA den integrierten NX
Nastran Solver für die Strukturanalyse, um die
Kanten und Flächen für alle Knotenpunkte innerhalb einer spezifizierten Toleranz zusammenzu-
fügen. Um zu untersuchen, wie die Veränderung
einer Eigenschaft die Leistung beeinflussen würde,
änderte man einfach die zugrunde liegende Geo­
metrie und verwendete NX CAE, um das Modell für
die Finite Elemente Analyse (FEA) mit minimalem
Aufwand anzupassen. So ließen sich schnelle
Konstruktionsanalysen durchführen, wodurch der
Zeitaufwand für das Erstellen der Mittelflächen um
92 Prozent reduziert wurde.
Die bei der Vorbereitung der Berechnungsmodelle
eingesparte Zeit konnte DAA nun für eine intensivere Zusammenarbeit mit dem Konstruktionsteam
von CIGNYS nutzen, um bessere technische Ent­
scheidungen zu treffen. Die Projektlaufzeit verkürzte sich dadurch um 30 Prozent. „Entscheidend
für den Erfolg eines jeden Projekts ist die Verläss­
lichkeit des Zeitplans und der Kostenkalkulation”,
Durch die
sagt John Lambert, Präsident
Simulation
und Geschäftsführer von DAA.
eines Militär„Jede Unwäg­barkeit und alles,
transporters
mit NX CAE
was die Flexibilität einspart DAA
schränkt, schadet dem
viel Zeit
Projekt und der Geschäfts­
entwicklung der beteiligten Unter­nehmen. Mit
dem Einsatz der CAESoftware NX haben
wir diese Unwäg­
barkeiten deutlich
vermindert und sind
DAA/CIGNYS
insgesamt flexibler
geworden.”
Dank der Verarbeitungsgeschwindigkeit der PLMSoftware kann DAA auch bei zukünftigen Projekten
für CIGNYS viel Zeit sparen und außerdem die
Zusammenarbeit der beiden Unternehmen weiter
festigen. Jeff Shelagowski, stellvertretender
Vorstandsvorsitzender von CIGNYS, sagt: „DAA hat
konkrete Schritte unternommen, um die Kosten
künftiger Projekte zu senken, zuverlässiger zu
werden und unvorhergesehene Wendungen deutlich zu vermindern. Der Einsatz von NX CAE trägt
dazu wesentlich bei.“
INFO UND KONTAKT
siemens.com/nx
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37
advance 1/2015 | Product Lifecycle Management / Engineering Process Management
Teamcenter im Einsatz bei chinesischem Automobilhersteller
Einen Gang zugelegt
Wer in der Automobilbranche konkurrenzfähig bleiben will, muss zum einen
die Anforderungen seiner Kunden erfüllen, aber auch effizient produzieren.
Der chinesische Automobilhersteller South East (Fujian) Motor setzte die
PLM-Software Teamcenter ein und konnte dadurch seine Produktions­
kapazitäten steigern und die Entwicklung neuer Modelle beschleunigen.
D
ie South East (Fujian) Motor Co., Ltd. (SEM),
ein Joint Venture der China Motor Corpo­
ration, der Fujian Motor Industry Group
und Mitsubishi Motors, ist auf Personen­kraftwagen
und technische Beratungsdienst­leistungen spezialisiert. Der Autohersteller verfügte bereits über eine
hochmoderne Produktion mit strengen Qualitäts­
kontrollen. Doch um die Anzahl produzierter
Fahrzeuge von 150.000 pro Jahr auf 500.000 Stück
zu steigern, musste das Unter­nehmen das Product
Lifecycle Management (PLM) und die Prozesse
verbessern.
Außerdem wollte SEM auch seine Konstruktionsund Entwicklungsabteilung ausbauen. Neben den
unter eigener Marke bereits entwickelten Fahrzeugen, darunter der V3 Lingyue, der V5 Lingzhi
und der V6 Lingshi, plante das Unternehmen auch
die Produktion der SUV-Modelle DX7 und R7 sowie
neuer, energieeffizienterer Modelle. Um die Daten
für Forschung und Entwicklung über verschiedene
Systeme hinweg zu verbessern, musste eine fortschrittliche PLM-Software eingeführt und umgesetzt werden.
Teamcenter ist die
Informationsplattform für den
gesamten Produktionsprozess
Siemens unterstützte das Unternehmen dabei, die
Teamcenter-Lösung zu definieren, und konfigurierte
die PLM-Plattform so, dass sie die individuellen
Anforderungen des Unternehmens erfüllt. „Die
erfahrenen Implementierungsexperten fanden
schnell die für SEM wichtigen Aspekte heraus und
stellten uns ein maßgeschneidertes System aus
weltweit bewährten Verfahren zusammen“, sagt
Li Yongbin, Leiter der Beratung bei SEM. „Zudem
Vorteile von Teamcenter
South East (Fujan) Motor
38
Umfassende, durchgängige Lösung
SEM wählte Teamcenter als vollständige, durch­
gängige PLM-Lösung, die von der Produktplanung
und das Produktdesign über die Konstruktion, das
Qualitätsmanagement und das Produktionsmana­
gement bis hin zum Produktservice den ganzen
Lebenszyklus eines Produktes abdeckt. Zudem
konnte die Software auch in vorhandene Systeme
von SEM wie die unternehmensbezogene Ressour­
cenplanung (ERP), die computergestützte Konstruk­
tion (CAD), die Verschlüsselung und das Supply
Chain Management (SCM) integriert werden. Ein
weiteres Argument: Das JM-Datenformat macht
Konstruktionsprüfungen deutlich effizienter.
•Erhöhte Produktivität mit Einsparungen von über zwei Millionen Dollar
(ca. 1,9 Millionen Euro) jährlich
•Kürzere Produkteinführungszeit für neue Fahrzeuge
•Schnellere und bessere Entscheidungen
•30 % höhere Effizienz des Freigabeprozesses der Zeichnungen (mit
Konstruktion und Prüfungen)
•40 % höhere Effizienz des Konstruktions-Freigabeprozesses im Management
(mit Konstruktion, Entwicklung und Logistik)
•Über 99 % höhere Genauigkeit der Zeichnungen
•Verbesserte Qualitätskontrolle
South East (Fujan) Motor
verfügt Teamcenter mit seinen vielfältigen
Erweiterungs- und Entwicklungsmöglichkeiten über
die Flexibilität, an verschiedene Geschäftsbereiche
angepasst zu werden. So erfüllt es bestens unsere
Anforderungen.“
Einheitliche Forschung und Entwicklung
Einer der Hauptvorteile von Teamcenter: Es stellt
eine einheitliche Managementplattform für die
­Forschung und Entwicklung bereit. SEM erhält nun
in Echtzeit genaue und rückverfolgbare Informa­
tionen zur Fahrzeugentwicklung sowie eine vollständig konfigurierte Materialliste, basierend auf
einer standardisierten Produktstruktur, Standards
des Konstruktionsprozesses und Spezifikationen.
Die Software ermöglicht genauere digitale Simulationen, reduziert die Anzahl der Änderungen, die
aufgrund menschlicher Fehler erforderlich sind,
und verbessert letzten Endes die Qualität des
gesamten Konstruktionsprozesses.
Schritte zur stetigen Verbesserung
Teamcenter unterstützt eine durchgehende
„Informationalisierung“ und eine datengetriebene
Automatisierung bei SEM. Das Unternehmen
konnte auf diese Weise seine Produktivität verbessern und spart jährlich mehr als zwei Millionen
Dollar (ca. 1,9 Millionen Euro) über verringerte
Lagerbestände sowie Lohn- und Produktionskosten.
Die deutlich erhöhte Effizienz in Forschung und
Entwicklung hat eine um 30 Prozent beschleunigte
Freigabe der Zeichnungen zur Folge, einen um
40 Prozent schnelleren Freigabeprozess im Kon­
struktionswesen und eine um mehr als 99 Prozent
verbesserte Genauigkeit der Zeichnungen. Dies
alles zusammengenommen beschleunigte die
Produkteinführungszeit für neue Fahrzeuge
erheblich.
Durch den Einsatz von
PLM-Software konnte
die Produktion bei
SEM gesteigert
werden
Zunächst hatte der Fokus auf dem Aufbau einer
effizienteren Software-Plattform für die Produkt­
entwicklung gelegen. Derzeit integriert SEM die
weiteren Teamcenter-Lösungen für Konstruktion,
Bauteile und computergestützte Entwicklung (CAE),
um das Product Lifecycle Management weiter zu
vereinfachen und zu verbessern. Möglich wird beispielsweise die Zusammenarbeit der globalen Teams
rund um die Uhr, wobei diese die technischen
Ressourcen jederzeit gemeinsam nutzen können.
Dies wird SEM dabei helfen, sein übergeordnetes
Ziel zu erreichen: Innovationen durch „Informatio­
nalisierung“ zu vereinfachen und seine Daten als
strategische Ressource für eine verbesserte Kon­
kurrenzfähigkeit zu nutzen. Dafür wird es entscheidend sein, das gesamte Spektrum der PLM-Platt­
form Teamcenter einzusetzen. „Wir schätzen es,
dass Siemens als weltweit führender Anbieter von
PLM-Lösungen Erfahrungen in der Automobil­
branche hat und gleichzeitig innovative Projekte im
Bereich der digitalen Produktion vorweisen kann“,
sagt Li Yongbin.
INFO UND KONTAKT
siemens.de/teamcenter
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39
advance 1/2015 | Manufacturing Execution System / Production Planning and Scheduling
Preactor in der Textilindustrie
Intelligente
Etikettenproduktion
Die Textilindustrie ist weltweit eine der dynamischsten Industriebranchen und
hat bereits früh auf den wirtschaftlichen Wandel reagiert. Auch der brasilianische
Textilhersteller Haco verdankt seinen Erfolg seiner Innovationsfähigkeit. Um die
individuellen Etiketten noch produktiver herstellen zu können, setzt das
Unternehmen die Feinplanungs-Software von Preactor ein.
D
termine aufeinander abzustimmen. Manuell eine
fast unlösbare Aufgabe, wenn man unser Auftrags­
volumen und die Zahl der Rohstoffe bedenkt“, sagt
Figueiredo.
Feinplanung (Detailed Scheduling) als
Herausforderung
Haco setzt seit 1999 die Advanced Planning and
Scheduling Software (APS) von Preactor ein.
Zwischenzeitlich hat Haco die neueste Version im
Einsatz. Der Hauptfokus lag auf einer besseren
Planung des Web- und Endbear­b eitungsprozesses
sowie der grafischen Simulierung der einzelnen
Teil- und Gesamtaufträge im flexiblen Gant-Chart.
Gerade dies war laut Produktionsplaner Gustavo
Figueiredo eine große Herausforderung für Haco:
„Vor diesem Projekt hing die optimale Nutzung der
Ressourcen sehr von der Fähigkeit des Planers ab,
Kundenanforderungen, Aufbauten und Liefer­
Beschleunigte Vorgänge, bessere
Entscheidungen
In Zusammenarbeit mit Siemens installierte der
Vertriebspartner NEO die Software bei Haco innerhalb von sechs Monaten. NEO konfigurierte die
Software, um die Standard-Software an die
Anforderungen von Haco anzupassen und so die
Qualität der Produktions­planung weiter zu steigern.
Die Lösung läuft komplett integriert mit Wintree,
einem System für die unternehmensbezogene
Ressourcenplanung (ERP) in der Textilindustrie.
Einmal implementiert, verbesserte die neue
Version von Preactor sofort die Planung bei Haco,
da sie viele Vorgänge automa­tisierte und beschleunigte: so etwa das Erstellen einer Planungsanalyse,
wofür die Software verschiedene Szenarien nutzt
und einen umsetzbaren Lieferplan berechnet. Der
ie 1928 gegründete Haco Etiquetas Ltda.
ist ein führender Hersteller von Etiketten,
Preisschildern und anderen Auszeichnungen
für Textilien. Das Unternehmen liefert maßgeschneiderte Produkte für unterschiedlichste
Kunden und exportiert aus seinen sechs Werken in
Portugal und Brasilien in über 30 Länder weltweit.
40
Alle Bilder: R. Gunther
Manufacturing Execution System / Production Planning and Scheduling | advance 1/2015
Haco Etiquetas
Haco stellt eine große Anzahl verschiedener Etiketten in vielen Formen und Farben her –
dank Preactor können diese nun noch effizienter produziert werden
Planer kann so bessere Entscheidungen treffen und
muss nur noch kleinere Anpassungen vornehmen.
„Die Konkurrenz in unserem Markt ist sehr stark
und Preactor APS ein Schlüssel für unseren
geschäftlichen Erfolg“, sagt Dulce Bruns, Leiter der
Produktions­p lanung bei Haco. „Mit Preactor ist
unsere Lieferaussagefähigkeit höher als 95 Prozent.“
Zusätzliche Vor­teile der neuen Version sind unter
anderem kürzere Ein­r ichtungszeiten und eine
gesteigerte Produktivität. „Mit der intelligenten
Sequenzierung, die automatisch basierend auf den
Rüstmatrizen erzeugt wird, sparen wir bis zu eine
Stunde pro Tag an jeder Maschine“, sagt Figueiredo.
„Das entspricht einer um fünf Prozent höheren Pro­
duktivität. Und dank Preactor können wir Liefer­
zeiten viel schneller und genauer vorhersagen.“
Weitere Anwendungen geplant
Nach der erfolgreichen Aufrüstung arbeitet Haco
nun an ständigen Verbesserungen und möchte
Preactor APS in allen Werken einführen. „Unser Ziel
Hacos Weberei in Blumenau,
Santa Catarina, Brasilien
ist es, alle Fabriken auf den gleichen Stand zu
bringen, Logistikabläufe zu verbessern und Eng­
pässe der Produktion möglichst zu vermeiden“, so
Luciano Mondini, Betriebsleiter bei Haco, zu den
Zukunftsplänen. „Dank Preactor können wir dynamische Engpässe im Fertigungsprozess erkennen
und Ressourcen besser nutzen.“
INFO UND KONTAKT
siemens.com/preactor
[email protected]
41
advance 1/2015 | In Kürze
IDS Roadshow tourt durch Europa
„Extra Value Integrated“ – unter
diesem Motto fiel Ende November
2014 der Startschuss für die IDS
Road­show. Seither steuert der
Truck Industriekunden von Siemens
in zahlreichen Ländern Europas an.
Im Rahmen der mobilen Ausstellung zeigt Siemens, wie sich mit
­integrierten Antriebslösungen die
Effizienz, Zuverlässigkeit und Produktivität von industriellen Anwendungen steigern und damit nachhaltige Wettbewerbsvorteile
erzielen lassen. Im Fokus der IDS
Roadshow steht der Mehrwert von
Integrated Drive Systems für den
Kunden. Hierfür ist der Truck mit
vielfältigen applikationsspezifischen Ausstellungsstücken und
Siemens AG
Mehrwert an Bord
Die IDS Roadshow auf ihrer Tour durch Europa
Live-Demonstrationen ausgestattet,
die den messbaren Nutzen optimal
aufeinander abgestimmter Antriebsund Automatisierungskomponenten
für unterschiedliche Anwendungen
und Branchen veranschaulichen.
Die mobile Ausstellung thematisiert
unter anderem die Integration des kompletten Antriebsstrangs in das Prozessleitsystem Simatic PCS 7 und in das
­Engineering Framework TIA Portal – für
ein effizientes Engineering in Bestform.
Eine weitere Integration betrifft den
Produktlebenszyklus und geht einher
mit einer datentechnisch vollständigen
Einbindung der Komponenten in die
entsprechende Industriesoftware für
Planung, Auslegung und Inbetrieb­
nahme. Hier zeigt der IDS Truck wiederum, wie sich mit integrierter Software
und umfassenden Services nicht nur
eine schnellere Inbetriebnahme sowie
eine hohe Zuverlässigkeit erzielen,
sondern auch Wartungskosten reduzieren lassen.
INFO
Alle Termine und Stationen
der IDS Roadshow unter
siemens.de/ids-roadshow
Simatic S7-1500 Training für Experten
Das Zusammenspiel des Engineering
Framework TIA Portal und der Steuerung Simatic S7-1500 zeichnet sich
durch höchste Leistungsfähigkeit
und größte Benutzerfreundlichkeit
aus. Sitrain bietet Anwendern entsprechende Umsteiger-, Einsteigerund Vertiefungstrainings an, die den
Teilnehmern einen optimalen Umgang mit der neuen Siemens-Automatisierungstechnik ermöglichen.
Nach den Trainings Level 1 und 2
für die Service- und Programmierschiene sind nun auch die jeweiligen Level-3-Kurse auf dem Markt.
Im Training Service Level 3 gewinnen die Teilnehmer neue Impulse
und Ideen zur Anlagenoptimierung
und können dadurch die Ausfallzeiten der gesamten Anlage verkürzen
42
oder völlig vermeiden. Die Teilnehmer
des Trainings Programmieren Level 3
erwerben detaillierte Kenntnisse, um
Projektierungszeiten zu verkürzen und
flexibel auf Anforderungen zur Optimierung einer Anlage zu reagieren.
Damit die Kursteilnehmer ihre erlernte
Kompetenz nachweisen können, hat
Sitrain ein Zertifizierungsprogramm,
das Sitrain Certification Program, entwickelt. Für Deutschland entsprechen
Inhalt und Art der Prüfung der Weiterbildungsrichtlinie, die vom Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronik­
industrie e.V. (ZVEI) definiert und
veröffentlicht wurde. Das Zertifikat
garantiert damit einen international
geltenden Wissensstand in der Automatisierungstechnik. Auch in anderen
Ländern wurde diese Zertifizierung
feedback communication GmbH
Zertifizierte Kompetenz
In drei Levels können Kompetenzen zu Simatic
S7-1500 und TIA Portal erworben werden
durch Sitrain eingeführt. In Deutschland können die Teilnehmer damit
folgende Abschlüsse erzielen:
• Siemens-zertifizierte/r Simatic
Techniker/in
• Automatisierungstechniker/in
Service entsprechend ZVEI
• Automatisierungstechniker/in
Projektierung entsprechend ZVEI.
INFO
siemens.de/sitrain-zertifizierungindustrie
In Kürze | advance 1/2015
Korruptionswahrnehmungsindex 2014
Vorbildfunktion gefragt
Alljährlich veröffentlicht die Antikorruptionsorganisation Transparency
International (TI) ihren Korruptionswahrnehmungsindex, der 175 Länder umfasst. Auf einer Punkteskala
von 0 (hohes Maß an wahrgenommener Korruption) bis 100 (keine
wahrgenommene Korruption) rangiert D
­ änemark mit 92 Punkten auf
dem ersten Platz, die Schlusslichter
bilden Nordkorea und Somalia mit
jeweils acht Punkten. Laut TI
schwächt Korruption das Wirtschaftswachstum von Staaten. Deshalb
müssen Länder am Ende der Skala
radikale Antikorruptionsmaßnahmen
ergreifen, um die wirtschaftliche Entwicklung und damit den Wohlstand
ihrer Bevölkerung nicht zu gefährden.
Um die globale Korruption zu bekämpfen, sind aber vor allem die Länder an
der Spitze gefordert. Laut TI müssen sie
zunächst sicherstellen, keine korrupten
Praktiken in Entwicklungsländer zu
­exportieren. Darüber hinaus sind sie
­gefordert, sich für mehr Integrität in
der Finanzwirtschaft einzusetzen und
ihre Bemühungen im Kampf gegen
­intransparentes Finanzgebaren zu verstärken. Spitzenreiter Dänemark setzte
bereits mit einem öffentlichen Register
ein starkes Zeichen gegen Korruption.
Es listet die wirtschaftlichen Eigentümer aller in Dänemark eingetragenen
Firmen auf und erschwert es korrupten
Personen, sich unter einem falschen
Namen hinter einer eingetragenen
Firma zu verstecken. Ziel der Anti-Korruptionsgruppe ist es, dass alle europäischen Länder, die Vereinigten Staaten
sowie die G20-Staaten diesem Beispiel
folgen und künftig ebenfalls eine der­
artige Liste führen.
INFO
siemens.de/compliance
Aktuelle Informationen
Newsletter
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Mit dem Totally Integrated
Automation (TIA) Newsletter
werden Sie per E-Mail über Hardund Softwareneuheiten, Dienst­
leistungen, Applikations­b eispiele,
wichtige Termine und Veranstal­
tungen zum Thema TIA informiert –
elektronisch und immer topaktuell.
Den TIA Newsletter und weitere
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Impressum advance 01/2015
Herausgeber:
Siemens AG
Division Digital Factory
Division Process Industries & Drives
Gleiwitzerstraße 555
90475 Nürnberg
[email protected]
Druck: Passavia Druckservice, Passau
Auflage: 33.000
Erscheinungsweise: dreimal jährlich;
13. Jahrgang
© 2015 by Siemens Aktiengesellschaft
München und Berlin.
Alle Rechte vorbehalten.
Die folgenden Produkte sind eingetragene
Marken der Siemens AG: DRIVE-CLiQ, ET 200,
S7-400, S7-1200, S7-1500, SCALANCE, SENTRON,
SIMATIC, SIMATIC IT, SIMIT, SIMOGEAR, SIMOTICS,
SIMOTION, SINAMICS, SINEMA, SINUMERIK, SIRIUS,
SITRAIN, STEP, TIA, TIA Portal, WinAC, WinCC
Verantwortlich für den Inhalt:
Ralf Schmitt (V.i.S.d.P.),
Matthias Bruns, John Clendening,
Heinz Eisenbeiss, Bernd Heuchemer,
Werner Müller, Christiane Röschke,
Marcus Wissmeier
ISSN 1611 101X (Print)
IWI: TADV
Artikelnummer: CGMC-M10005-00
Wenn Markenzeichen, Handelsnamen, technische
Lösungen oder dergleichen nicht besonders
erwähnt sind, bedeutet dies nicht, dass sie keinen
Schutz genießen.
Verlag: Publicis Pixelpark Publishing,
Postfach 32 40, 91050 Erlangen
Redaktion: Dr. Beate Bellinghausen,
Gabriele Stadlbauer
(Publicis Pixelpark Publishing)
Andreas Jung
(das AMT GmbH & Co. KG)
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Leistungsmerkmale, welche im konkreten
Anwendungsfall nicht immer in der beschriebenen
Form zutreffen bzw. welche sich durch
Weiterentwicklung der Produkte ändern können.
Die gewünschten Leistungsmerkmale sind nur
dann verbindlich, wenn sie bei Vertragsschluss
ausdrücklich vereinbart werden.
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Hannover
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Maserati steigert seine Wettbewerbsfähigkeit durch Digitalisierung der Fertigung.
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spannendste Kapitel der Firmengeschichte.
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Planung und Produktion bis zur Analyse
des gesamten Ablaufs ist hier alles digital.
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wachsen zusammen:
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Das Ergebnis: ein gestraffter, vereinfachter
Entwicklungs- und Fertigungsprozess mit
mehr Raum für Flexibilität. So setzt Maserati
neue Maßstäbe und macht die historische
Automarke bereit für eine erfolgreiche
Zukunft.
Durch die Verbindung von virtueller und
realer Fertigung steigert Siemens die
Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit seiner
Kunden. Gemeinsam mit ihnen elektrifiziert,
automatisiert und digitalisiert Siemens die
Welt, in der wir leben – und verwirklicht
das, worauf es ankommt.
siemens.com/zukunft-der-industrie