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Der Jahresbericht
2014
LAGEBILDBEURTEILUNG AUS DER LUFT +++ KRISENINFORMATIONEN AUS DEM
UNDES +++ LAGEBILDBEURTEILUNG AUS DER LUFT +++ KRISENINFORMATIONEN
ILDBEURTEILUNG AUS DER LUFT +++ KRISENINFORMATIONEN AUS DEM SOCIAL
+++ LAGEBILDBEURTEILUNG AUS DER LUFT +++ KRISENINFORMATIONEN AUS
DES BUNDES +++ BEVÖLKERUNGSSCHUTZ GEHT ALLE AN +++ KRISENINFORHEN TASK FORCE DES BUNDES +++ LAGEBILDBEURTEILUNG AUS DER LUFT +++
BBK. Gemeinsam handeln. Sicher leben.
Zahlen
und
Fakten
1.700.000
Helferinnen und
Helfer engagieren sich
ehrenamtlich
257
Einsätze seit
Einrichtung der
Koordinierungsstelle
NOAH
Der Jahresbericht
35.368
Einsätze der Zivilschutz-Hubschrauber
des Bundesministeriums
des Innern
1.864.426
Besuche auf
www.bund.bbk.de belegen
wachsendes Interesse
am Bevölkerungsschutz
2014
10.760
Teilnehmer und
Teilnehmerinnen und
356 Seminare an der Akademie
für Krisenmanagement,
Notfallplanung und
Zivilschutz (AKNZ)
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JAHRESBERICHT 2014
|
K APITEL
K APITEL
Inhalt
06 Vorwort Dr. Thomas de Maizière
08 Vorwort Christoph Unger
10 Üben
16 Helfen
28 Schützen
44 Ausbilden
48 Forschen
52 International vernetzen
58 Gestalten
63 Impressum
| 5
6 |
JAHRESBERICHT 2014
|
VORWORT VON DR. THOMAS DE MAIZIÈRE
Liebe Leserinnen und Leser,
unter dem Motto „Wer informiert ist, kann sich schützen“ blickt das Bundesamt für
Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in seinem Jahresbericht 2014 auf Arbeitsschwerpunkte des letzten Jahres zurück. Ein wichtiger Bereich war die technische
Weiterentwicklung der Warnung der Bevölkerung. Seit Juli 2013 steht hierfür auf
Bundes- und Landesebene das sogenannte Modulare Warnsystem (MoWaS) zur
Verfügung. Es ermöglicht auf Ebene von Bund und Ländern eine georeferenzierte
Auslösung von Warnmeldungen, die in Sekundenschnelle via Satellit an Rundfunk,
TV, Paging, Internet und die Deutsche Bahn AG mit ihren Lautsprecherdurchsagen
übertragen und von hier aus weiter verbreitet werden können. Im vergangenen Jahr
hat das BBK daran gearbeitet, dieses System um ein zusätzliches Warnmittel zu ergänzen, das unmittelbar bei den Betroffenen ankommt
und einen echten Weckeffekt erzielt. Hierzu wurde die WarnApp NINA entwickelt, mit der über MoWaS Warnmeldungen
und zusätzliche Verhaltenshinweise unmittelbar an die
Bevölkerung übermittelt werden können.
Vorwort
Durch richtiges Verhalten können Schäden verhindert
oder ihr Ausmaß gering gehalten werden. Die Fähigkeit der Bevölkerung, sich selbst zu schützen und sich
von Dr. Thomas de Maizière, MdB
bei Schadensereignissen auch gegenseitig zu helfen,
Bundesminister des Innern
ist die Basis des Zivil- und Katastrophenschutzes.
Denn bis zum Eintreffen professioneller Hilfe sind die
Menschen auf sich selbst angewiesen. Es gibt zahlreiche
Angebote des BBK, die auf eine Stärkung entsprechender
Fähigkeiten abzielen, seien es Erste-Hilfe-Kurse mit
Selbstschutzinhalten, Informationspublikationen, beispielsweise die Broschüre „Katastrophenalarm“, oder, speziell für Kinder,
das DVD-Projekt „Rettet die Retter“ sowie das Internet-Angebot „Max
und Flocke“. Diese Angebote gilt es weiter auszubauen. Selbstschutz und Selbsthilfe
müssen zentrale Zukunftsthemen des BBK sein. Sie gewinnen in dem Maße an
Bedeutung, wie sich der demografische Wandel auf die verfügbaren Einsatzkräfte
in unserem ehrenamtlich getragenen Zivil- und Katastrophenschutz auswirkt.
Die Förderung des Ehrenamtes war und bleibt eine zentrale Aufgabe des BBK. Ein vom
Bund initiiertes und vom BBK betreutes Forschungsvorhaben zur langfristigen
Sicherstellung der ehrenamtlichen Strukturen kam im Jahr 2014 zum Abschluss.
Die Ergebnisse zeigen, dass wir in vielen Bereichen schon auf dem richtigen Weg
sind, so etwa beim Ausbau von Kooperationen zwischen den mitwirkenden Organisationen und mit Organisationen aus anderen Ehrenamtsbereichen.
Auch Anreize und Anerkennung für das ehrenamtliche Engagement sind keine
neue, aber eine wichtige Empfehlung. Mit dem Förderpreis „Helfende Hand“
VORWORT VON DR. THOMAS DE MAIZIÈRE
„Wer informiert
ist, kann
sich schützen“
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zeichnet das Bundesministerium des Innern einmal jährlich herausragende Projekte
rund um das Ehrenamt im Bevölkerungsschutz aus. Damit werden die Leistungen
der Ehrenamtlichen öffentlichkeitswirksam gewürdigt und zugleich gute Ideen
verbreitet. Am 1. Dezember 2014 habe ich den Preis in Berlin persönlich verliehen
und freue mich schon auf die „Helfende Hand 2015“.
Mit seinen Einrichtungen und seiner Expertise unterstützt das BBK national die
Länder bei der Vorbereitung auf Großschadensereignisse und bei deren Bewältigung.
Gleichzeitig engagiert sich die Behörde auch international. Gefragte Bereiche sind der
Schutz vor chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Gefahren
(CBRN-Schutz) und der Aufbau ehrenamtlicher Hilfeleistungsstrukturen. Aus dem
vergangenen Jahr sind Projekte mit Tunesien und Jordanien hervorzuheben. Hier ging
es insbesondere um die Ausbildung von Einsatzkräften und Multiplikatoren.
Wichtige Arbeit leistet das BBK auch im Bereich der psychosozialen Notfallversorgung.
Mit der dort eingerichteten zentralen Stelle zur Koordinierung der Nachsorge-, Opferund Angehörigenhilfe für Deutsche, die im Ausland durch schwere Unglücksfälle
oder Terroranschläge zu Schaden kommen, kurz NOAH, bedient die Behörde die
wichtige Schnittstelle zwischen Ausland und Inland. So kam NOAH auch beim
Absturz der Germanwings-Maschine in Frankreich zum Einsatz.
Die Mitarbeiter übernahmen noch am Unglückstag die Koordination der psychosozialen Notfallhilfe in Deutschland. Zwei Wochen lang waren durchgehend erfahrene
Psychologen zur Betreuung deutscher Staatsangehöriger an der Unfallstelle bzw. dem
Familienbetreuungscenter vor Ort im Einsatz, insbesondere und verstärkt über das
Osterwochenende. Von NOAH koordinierte Psychologen unterstützten Anfang April
bei einem ersten Angehörigentreffen sowie aus Anlass des zentralen Traueraktes im
Kölner Dom am 17. April 2015. Neben der Tätigkeit der Identifizierungskommission
(IDKO) des Bundeskriminalamtes vor Ort in Frankreich stellt die Tätigkeit von NOAH,
Angehörigen in dieser Zäsur ihres Lebens eine Begleitung anzubieten, eine erhebliche
Herausforderung dar. Diese Arbeit gilt es zu würdigen.
Ich danke den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BBK ganz herzlich für die im
vergangenen Jahr geleistete Arbeit. Für die anstehenden Aufgaben wünsche ich
Ihnen und uns allen Erfolg und gutes Gelingen!
Ihr
Dr. Thomas de Maizière, MdB
Bundesminister des Innern
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JAHRESBERICHT 2014
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VORWORT VON CHRISTOPH UNGER
D
eutschland ist Fußball-Weltmeister! Bei dem Turnier in
Brasilien war das BBK von Anfang an dabei: Noch wenige
Monate vor Anpfiff der Spiele haben wir gemeinsam mit
anderen Partnern mehrere brasilianische WM-Städte für die
Bewältigung großer Schadensereignisse fit gemacht. Der Schwerpunkt
lag hierbei auf der Stabilisierung der Rettungskette vom Schadensort
bis ins Krankenhaus bei einem Massenanfall von Verletzten.
Inzwischen hat sich daraus eine nachhaltige Kooperation mit den
brasilianischen Kolleginnen und Kollegen entwickelt, die wir
zum Beispiel beim Umgang mit Ebola unterstützen.
Wie wichtig internationale Kooperation im Bevölkerungsschutz ist, zeigte sich im vergangenen Jahr besonders
deutlich: Unser erfolgreiches Projekt mit Tunesien
konnte fortgesetzt werden. Fahrt aufgenommen hat
zudem ein Gemeinschaftsvorhaben mit den jordanischen Zivilschutz- und Gesundheitsbehörden, das
den dortigen Schutz vor C-Gefahren verbessern
wird. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen sind
die Grundlage für erste Abstimmungsgespräche
von Christoph Unger, Präsident des
zu einem ähnlichen Projekt in der Ukraine, bei
Bundesamtes für Bevölkerungsschutz
dem es gleichfalls um die Bewältigung von
und Katastrophenhilfe
C-Lagen gehen soll.
Vorwort
Unabhängig von den aktuellen Entwicklungen in
Europa und der Welt haben wir 2014 damit begonnen,
unser Verständnis vom originären Aufgabenfeld des BBK
– nämlich Zivilschutz im Sinne des Grundgesetzartikels 73 –
kritisch zu überprüfen und an neue Szenarien anzupassen. So werden
wir die konzeptionellen und rechtlichen Grundlagen für den
Zivilschutz und die Zivilverteidigung entsprechend modernisieren.
Eine Gefahr ganz anderer Art: die Ebolaepidemie in Westafrika. Die
von dort ausgehenden weltweiten Risiken können nur am Ursprungsort eingedämmt werden. Umso anerkennenswerter ist der selbstlose
Einsatz der vielen Freiwilligen aus Hilfsorganisationen wie „Ärzte
ohne Grenzen“, DRK und THW. Das BBK war vor Ort zwar nicht selbst
aktiv, konnte aber das THW bei der psychologischen Betreuung von
Einsatzkräften und ihren Familien unterstützen. Die erschütternden
Bilder aus Westafrika sowie Nachrichten über Ansteckungen in
VORWORT VON CHRISTOPH UNGER
„Jetzt gilt es, auch
die konzeptionellen
und rechtlichen
Grundlagen für den
Zivilschutz und die
Zivilverteidigung zu
modernisieren.“
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Spanien und den USA – das alles hat verständlicherweise auch hierzulande Ängste ausgelöst. In der Bevölkerung, aber auch unter Beschäftigten auf Flughäfen oder in Flüchtlingsunterkünften wurde die Frage
nach einem möglichen Infektionsrisiko laut. Vor diesem Hintergrund
organisierte das BBK gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut
innerhalb von nur wenigen Wochen eine Konferenz zum Umgang mit
Ebola, die auf breite Resonanz stieß. Aufgrund der geringen Fallzahlen
sind Ebolafälle in der Bundesrepublik zweifellos im Rahmen der
föderalen Zuständigkeitsverteilung gut beherrschbar. Dennoch: Aus
der Sicht eines querschnittsorientierten Bevölkerungsschutzes, dem
der Gedanke eines Systems der vernetzten Sicherheit zugrunde liegt,
ist die frühzeitige Auseinandersetzung mit dieser Thematik unabweisbar. Dabei dürfen die Ebola-Schlagzeilen den Blick auf andere gefährliche
Infektionskrankheiten nicht verstellen, die weltweit auf dem Vormarsch
sind. Malaria und das Dengue-Fieber etwa fordern global weit mehr
Todesopfer als Ebola. Insofern kann der jüngste Ebolaausbruch als ein
Menetekel gesehen werden, das uns die immensen Bedrohungen
dieser Gefahrenklasse deutlich vor Augen führt.
Noch etwas Positives war 2014 für uns von Bedeutung: Das BBK feierte
seinen zehnten Geburtstag. Für mich ein willkommener Anlass, allen
Angehörigen der Behörde, ihren Freunden und Förderern, Partnern
und konstruktiv-kritischen Weggenossen für ihre Unterstützung zu
danken. Gemeinsam konnten wir die „Neue Strategie zum Schutz der
Bevölkerung in Deutschland“ ein gutes Stück voranbringen. Als
besonderen „Geburtstagsgast“ durften wir im vorigen Jahr die Bundeskanzlerin begrüßen. Dr. Angela Merkel sprach hier bei uns in Bonn
haupt- und ehrenamtlich engagierten Einsatzkräften ihre Anerkennung aus. Darüber haben sich alle im BBK sehr gefreut.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Ihr
Christoph Unger
Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
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JAHRESBERICHT 2014
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ÜBEN
Üben
Auf jeden Ernstfall vorbereitet
ÜBEN
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Auch das Undenkbare wird geübt
2014 feierte ein Großprojekt Geburtstag –
die länderübergreifende Krisenmanagementübung LÜKEX. Seit zehn Jahren wird damit
ein strategischer Übungsansatz verwirklicht,
der sich auf die obersten Krisenstäbe in Bund
und Ländern konzentriert. Inzwischen hat
sich LÜKEX als fester Baustein im nationalen
Krisenmanagement etabliert. Aber auch für
die Einübung operativer Fähigkeiten war
2014 ein wichtiges Jahr. So erprobte die
Medizinische Task Force des Bundes in einer
groß angelegten Praxisübung, wie gut sich
ihre Konzepte bei einem massenhaften Anfall
von Verletzten bewähren. Außerdem wurden
während dieser Übung neuartige Methoden
der Informationsgewinnung getestet, die
dem Lagebild zum Beispiel nach einer
Großexplosion entscheidende Fakten
hinzufügen.
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JAHRESBERICHT 2014
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ÜBEN
10 Jahre
LÜKEX
LÜKEX ist anders als
situationen in einem
andere Katastrophenexemplarischen Praxistest
Eine Erfolgsgeschichte feiert Geburtstag
schutzübungen: Im
zu überprüfen. Zugleich
Vordergrund steht nicht
fördern die Übungen die
die operative KrisenbewälEntwicklung eingespielter
tigung, sondern die VerbesseAbstimmungs- und Entscheirung von Kommunikations- und
dungsprozesse zwischen BundesEntscheidungsprozessen zwischen
und Landesbehörden, Wirtschaftsunterstaatlichen und nicht staatlichen Akteuren – und
nehmen, Forschungsinstituten und anderen
zwar auf höchster strategisch-politischer Ebene.
Kooperationspartnern. LÜKEX-Übungen finden im
Vorrangiges Ziel von LÜKEX ist es, die übergreifende Zweijahresrhythmus anhand eines jeweils eigens
Reaktionsfähigkeit in außergewöhnlichen Krisenentwickelten Krisenszenarios statt.
ÜBEN
A
ls vor einem guten Jahrzehnt das Thema der
ersten LÜKEX-Übung feststand, wurden
damals auch skeptische Stimmen laut: Ein
so massiver Wintereinbruch, dass die Stromversorgung großflächig zusammenbricht? Dergleichen sei
in Deutschland gar nicht möglich. Wenig später
jedoch, zu Beginn der Adventszeit 2005, wurde genau
dieses Krisenszenario im Münsterland Realität.
Zwölf Stunden lang schneite es ununterbrochen, die
gesamte Region versank in feuchtem Schnee. Mehr
als 80 Leitungsmasten brachen unter der Eis- und
Schneelast zusammen. Es folgte der größte Blackout
in der Geschichte der Bundesrepublik. Eine Viertelmillion Menschen war plötzlich ohne Strom –
manche von ihnen mehrere Tage lang.
Vom Terroranschlag bis zur Pandemie
Sechs weitere LÜKEX-Übungen wurden seither
erfolgreich durchgeführt – mit einem thematisch
weit gespannten Bogen: vom Terroralarm bei
Großveranstaltungen über Anschlagsdrohungen
mit konventionellen oder „schmutzigen“ Bomben,
dem Szenario einer weltweiten Influenza-Pandemie
bis hin zu Cyber-Angriffen auf kritische Infrastrukturen, etwa zur Wasser- oder Stromversorgung. Die
jüngste Übung im Jahr 2013 basierte auf einem
biologischen Krisenszenario.
Inzwischen laufen bereits die Vorbereitungen auf die
nächste LÜKEX-Übung im November 2015. Sie
werden von einer ressortübergreifenden Projektgruppe im BBK koordiniert. Thematischer Schwerpunkt wird diesmal eine Nordseesturmflut sein. Bei
LÜKEX 15 gehören daher die potenziell betroffenen
Küstenländer Bremen, Niedersachsen, Hamburg und
Schleswig-Holstein zur Kerngruppe der IntensivÜbenden. Hinzu kommen noch fünf Binnenländer
und Ostseeanrainer, die bei einer katastrophalen
Nordseeflut von Kaskadeneffekten betroffen sein
könnten. Auf Bundesebene sind neben dem Innenministerium auch das Verkehrs- und das Verteidigungsressort beteiligt. Weitere Teilnehmer kommen
im Lauf der Vorbereitungsarbeiten hinzu.
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Das fiktive Sturmflutszenario wird bewusst so
gestaltet sein, dass die dadurch verursachte Katastrophe ein solches Ausmaß erreicht, dass es von den
betroffenen Ländern allein aus eigener Kraft nicht
zu bewältigen wäre. Wie die Realität zeigt, treten
immer wieder Krisensituationen auf, die bis dahin
als gänzlich unrealistisch galten. Die Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima ist nur ein
Beispiel dafür. Bis zum März 2011 schien auch diese
Katastrophe für kaum jemanden vorstellbar.
Deshalb wird bei der Themenwahl für LÜKEX auch
das scheinbar Undenkbare mitgedacht. Dahinter
steht noch ein anderer Gedanke: Wenn die verantwortlichen Krisenstäbe in einer derart extremen
Situation reibungslos zusammenarbeiten, dann
gelingt ihnen dies erst recht beim Krisenmanagement in minderschweren Schadenslagen.
Das Credo: Gemeinsam Sicherheit gestalten
Der LÜKEX-Gedanke baut auf der Erkenntnis auf,
dass Krisenmanagement nur dann erfolgreich und
nachhaltig sein kann, wenn alle Beteiligten in einem
Netzwerk kooperieren. Das betrifft nicht nur die
staatlichen Akteure, sondern zum Beispiel auch
Wirtschaftsunternehmen wie die Betreiber kritischer
Infrastrukturen oder Verbände und Organisationen
aus Wissenschaft und Forschung. Allein die Anzahl
der Teilnehmer macht LÜKEX zu einem Großprojekt
von beeindruckender Dimension: Bei der eigentlichen Übung, die alle zwei Jahre meist im November
stattfindet, sind bis zu 3.000 Personen involviert.
Und diese Hauptübungstage sind nur der Höhepunkt eines lang andauernden Übungszyklus.
Schon im Vorfeld und auch in der nachgelagerten
Auswertungsphase kommen regelmäßig mehrere
Hundert hochrangige Vertreter aus unterschiedlichen Organisationen in etlichen Tagungen,
Konferenzen und Workshops zusammen. Außer den
fachlichen Erkenntnissen zur Stärkung des Krisenmanagements hat LÜKEX somit einen weiteren
wichtigen Effekt – nämlich die Herausbildung eines
gesamtgesellschaftlichen Netzwerks zur Krisenbewältigung in Deutschland.
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JAHRESBERICHT 2014
| ÜBEN
Blick auf den fertigen
Behandlungsplatz
Medizinische Hilfe im Katastrophenfall
Am letzten Oktoberwochenende 2014 wurde
ein Truppenübungsgelände der Bundeswehr in
der Nähe von Potsdam zum Schauplatz der ersten
Praxiserprobung „Flinker Oktopus“ der Medizinischen Task Force des Bundes (MTF). Das Übungsszenario: In einer Düngemittelfabrik hat sich eine
schwere Explosion ereignet. Rund 120 Menschen
wurden zum Teil schwer verletzt. Die örtlichen
Erstversorger benötigen dringend Unterstützung –
und alarmieren Einheiten der MTF.
durchzuspielen, wie
Verletzte in einem
solch schweren Schadensfall bestmöglich
versorgt werden können. Die
theoretischen Konzepte der MTF kamen in Lehnin
praxisnah erstmals auf den Prüfstand – wobei
auch die zugehörigen Ausbildungsrichtlinien und
die vom Bund bereitgestellte Ausrüstung ihre
Tauglichkeit und Funktionalität im praktischen
Einsatz beweisen mussten.
Der Truppenübungsplatz bei Lehnin im Landkreis
Potsdam-Mittelmark bot eine ideale Kulisse für
den „Flinken Oktopus“, obgleich es hier in Wirklichkeit keine Düngerfabrik gibt. Dafür aber die
realistisch wirkende Szenerie einer zerstörten
Stadt. Die rund 130 Helferinnen und Helfer aus
Brandenburg, Berlin, Rheinland-Pfalz und Hessen
trafen schon am Freitag, dem 24. Oktober, in einer
nahe gelegenen Kaserne ein. Hier wurden sie vorab
mit den Übungsinhalten und dem geplanten Ablauf
vertraut gemacht. Ziel der Praxiserprobung war es,
Exkurs: Warum brauchen wir die MTF?
Aufgabe der neu geschaffenen MTF-Einheiten ist
die präklinische Versorgung von Erkrankten und
Verletzten im Katastrophen- und Zivilschutzfall. Die
Medizinische Task Force ist für Einsätze innerhalb
Deutschlands konzipiert, und zwar in dynamischen
Flächenlagen in der Versorgungsstufe 3 und 4. Die
MTF wird insbesondere dann aktiv, wenn Infrastrukturen zerstört sind und die örtliche Gefahrenabwehr
nicht mehr funktionsfähig ist. Bundesweit sind
mittlerweile 61 solcher arztbesetzter sanitätsdienstlicher Einsatzverbände aufgestellt. Jeder von ihnen
setzt sich aus folgenden fünf Teileinheiten zusammen:
• Führung
• Dekontamination Verletzter (Dekon-V)
• Behandlung
• Patiententransport
• Logistik.
Für die Teileinheiten Führung, Behandlung und
Patiententransport liegen Ausstattungskonzepte und
Ausbildungsinhalte fast vollständig vor. Auf sie war
die Praxiserprobung „Flinker Oktopus“ zugeschnitten. Für die Teileinheiten Dekon-V und Logistik
arbeitet das BBK derzeit in enger Kooperation mit
Experten der Hilfsorganisationen und der Feuerwehren in Pilotstandorten verschiedener Bundesländer
das zugehörige Feinkonzept aus. Die fachliche Reife
von Dekon-V wird für Mitte 2015 erwartet. Bei der
Teileinheit Logistik wird dies voraussichtlich gegen
Sanitäterteam entlädt Geräte, um ad hoc
einen Behandlungsplatz aufzubauen
ÜBEN
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Wer braucht am dringendsten medizinische
Hilfe? Ticketsystem und Farbmarkierung
sorgen für schnelle Übersicht.
Jahresende 2015 der Fall sein, da die
Grundlagenarbeit hierbei auf den Ergebnissen aller anderen Teileinheiten aufbaut.
Weil es um jede Minute geht
Am Sonnabendnachmittag war es dann so weit:
Alarm für die MTF 34. Der Einsatzauftrag lautete,
zur Schadensstelle oder zum Schadensgebiet zu
fahren, dort Kontakt zur örtlichen Einsatzleitung
aufzunehmen und sich für eine mögliche katastrophenmedizinische Schadenslage in Bereitschaft zu
halten. Nach der Ankunft erkundete die Führungsgruppe das Gelände und bestimmte eine geeignete
Stelle für die Einsatzleitung und den Behandlungsplatz (BHP). Nun rückten die Helferinnen und Helfer
mit Einsatzfahrzeugen nach, bauten den BHP auf
und meldeten ihn betriebsbereit. Kaum waren sie
damit fertig, wurden die ersten Verletzten mit
Krankentransportwagen oder Rettungsmitteln der
MTF 17, 19 und 40 oder auf Tragen transportiert.
Jetzt konnte die Eingangssichtung der überaus
realistisch geschminkten Notfalldarsteller beginnen.
Es galt Transport- und Behandlungsprioritäten
festzulegen und danach die ärztliche Versorgung
beziehungsweise die Verlegung transportfähiger
Patienten in umliegende Krankenhäuser einzuleiten.
Die Erstversorger hatten die Unfallopfer bereits
regelgemäß in eine der vier Sichtungskategorien
eingeteilt und dementsprechend mit farbigen, um
den Hals gehängten Karten gekennzeichnet: grün
bei leichten, gelb für mittelschwere Verletzungen
(mit vitaler Gefährdung), rot für Schwerverletzte
(mit akuter vitaler Gefährdung) und blau bei so
schweren Verletzungen, dass nur mit sofortiger
intensivmedizinischer Behandlung überhaupt noch
eine Überlebenschance bestand. Im Sichtungszelt
des BHP wurde die Vergabe der Sichtungskategorie
der Erstversorger noch einmal überprüft: Klagte
beispielsweise ein Patient der Sichtungskategorie
Grün mit einer Bruchverletzung am Bein nun auch
über Taubheitsgefühle im unverletzten Bein, lag der
Verdacht einer Wirbelsäulenverletzung nahe – was
zur Änderung in die rote Sichtungskategorie
führte. Dabei sorgte ein einfach handhabbares
Ticketsystem dafür, dass die zentrale Koordinierungsstelle umgehend informiert wurde und eine
schnelle medizinische Versorgung oder den
Abtransport ins Krankenhaus einleiten konnte. Bis
zum frühen Abend brachten 18 Krankentransportwagen insgesamt 87 Verletzte zur Eingangssichtung
des BHP. Kurz nach 18 Uhr erklärte die Übungsleitung die Praxiserprobung dann für beendet.
Rahmenkonzept hat sich bewährt
Am Sonntag, dem 26. Oktober, kamen vormittags
noch einmal alle Einsatzkräfte zu einer ersten Auswertung zusammen. Inzwischen hat die umfassende
Detailauswertung gezeigt: Die gemeinsame konzeptionelle Arbeit der MTF-Pilotstandorte und des
zuständigen BBK-Referats hat ihren ersten Praxistest eindrucksvoll bestanden. Dabei sind viele
Detailerkenntnisse weiterer Auswertungsschritte
inzwischen auch in die Zusatzausbildung der Verbandsführer und der medizinischen Leiter der MTF
an der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ), in das Rahmenkonzept
MTF sowie in die Handlungsempfehlungen für den
BHP eingeflossen. Bestätigt hat die Übung aber auch,
wie wichtig die organisationsübergreifende Kooperation mit Hilfsorganisationen für katastrophenmedizinische Einsätze ist. Das Engagement der vielen
ehrenamtlichen Übungsteilnehmer war ganz klar ein
bedeutender Erfolgsfaktor für den „Flinken Oktopus“.
Im Übrigen hat die Anregung, den achtarmigen
Tintenfisch als Namenspatron für die erste MTFPraxiserprobung auszuwählen, folgenden Hintergrund: Forscher attestieren den Weichtieren eine
überraschend hohe Intelligenz. Sie lernen vermutlich nicht nur durch Konditionierung, sondern
auch durch Beobachtung – was ihre erstaunliche
Fähigkeit erklärt, Probleme situationsgerecht zu
lösen. Das Beiwort „flink“ kam hinzu, weil es bei
MTF um Leben und Gesundheit von Menschen
geht. Und da kommt es auf jede Minute an.
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JAHRESBERICHT 2014 | HELFEN
Helfen
Schneller wissen, was geschieht
HELFEN
Lagebild im Perspektivenwechsel
Ob Sturmflut, Großbrand oder Erdbeben –
Rettungskräfte können umso schneller vor
Ort sein und helfen, je schneller fundierte
Informationen zur umliegenden Verkehrslage
zur Verfügung stehen. In enger Kooperation
mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung
geht das BBK neue Wege, um in Krisensituationen schnell und präzise ein aktuelles
Lagebild aus verschiedenen Blickwinkeln
zu gewinnen. So wurden im letzten Jahr neu
entwickelte Kamerasysteme im Übungseinsatz erfolgreich erprobt. Aber auch
Technologien wie ein 3D-Drucker, die mit
der Lagebildgewinnung nicht direkt in
Verbindung stehen, können dem Lagebild
eine entscheidende Perspektive hinzufügen.
Zudem werden soziale Netzwerke immer
wichtiger – nicht nur für die Krisenkommunikation mit der Bevölkerung, sondern ebenso
für neue Sichtweisen auf das aktuelle Krisengeschehen. Aus all dem entsteht gleichsam
das neue „Lagebild 2.0“.
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Blick von oben
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) nutzte die Übung der Medizinischen Task Force (MTF) „Flinker Oktopus“ auch zur
Erprobung neuer Formen der Informationsbereitstellung für das Krisenmanagement. So lieferte ein
Helikopter des Deutschen Zentrums für Luft- und
Raumfahrt (DLR) während der Übung aktuelle
Verkehrs- und Lageinformationen aus der Vogelperspektive. Der Hubschrauber vom Typ BO-105
hatte dafür ein hochauflösendes Kamerasystem an
Bord und sandte seine Bilder nahezu in Echtzeit an
eine mobile Bodenstation. Außerdem im Einsatz:
terrestrische Sensorik, GPS-Tracking und Webcams.
Aufgabe dieses Gesamtsystems ist es, Krisenstäbe
und Einsatzkräfte ohne Zeitverzug mit präzisen
Verkehrs- und Umgebungsinformationen zu
versorgen. Im Katastrophenfall, aber auch bei
Großveranstaltungen kommt es auf ein funktionstüchtiges Verkehrssystem an, damit Rettungskräfte schnellstmöglich zum Einsatzort gelangen
und die Verletzten ebenso schnell in das nächstliegende Krankenhaus gebracht werden können.
Darüber hinaus gilt es, umliegende Verkehrsströme und damit die Mobilität der Bevölkerung
und den Wirtschaftsverkehr aufrechtzuerhalten.
Während der MTF-Übung wurden dafür nicht nur
eigens entwickelte Sensoren getestet, sondern auch
die zugehörigen Datenübertragungswege. Dabei
sandte der BO-105 die Luftbilder per Mikrowellenverbindung direkt an die Einsatzleitung. Dort
wurden die Bilder als Zusatzinformation für die
Lageerfassung visualisiert und am Bildschirm in das
digitale Kartenmaterial eingefügt. Insgesamt kreiste
der Helikopter drei Stunden lang über dem Einsatzgelände. Ergänzend dazu lieferten Kameras am
Boden und eine kamerabestückte Drohne weitere
Perspektiven auf das Übungsgeschehen.
Soziale Netzwerke als Informationsquelle
Krisenkarten aus dem Internet – das mag ein
ungewohnter Gedanke sein. Dennoch kann die
18 |
JAHRESBERICHT 2014
|
HELFEN
spontane Bereitstellung von Geodaten durch viele
freiwillige Helfer im Netz die Lagebildgewinnung
in Krisensituationen entscheidend bereichern.
Spätestens das Hochwasser 2013 hat gezeigt, dass
Menschen auch hierzulande in großer Zahl dazu
bereit sind. Via Google Maps waren seinerzeit
überflutete Gebiete rund um Dresden, Magdeburg
und Halle an der Saale für jeden öffentlich einsehbar.
Das zugrunde liegende Kooperationsprinzip CrowdSourcing ist in sozialen Netzwerken längst gang und
gäbe. Und auch die kollektive Pflege einer geografischen Datenbasis ist in der Web 2.0-Community
alles andere als ein neues Phänomen, wie das
Gemeinschaftsprojekt „OpenStreetMap“ zeigt.
Frei zugängliche Crowd-Sourcing-Krisenkarten
entstanden unter anderem 2010 während der Erdbebenkatastrophe in Haiti: Anhand von Satellitenbildern kartierten damals Freiwillige die Haupt-
stadt Port-au-Prince. Ein virtuelles Helferteam in
Boston nutzte das digitale Kartenmaterial, um die
vor Ort gesammelten Informationen zu einem
Gesamtbild zusammenzufügen. Via Facebook,
Twitter und SMS hielten die Bostoner Helfer
beständig Kontakt mit den Betroffenen in Haiti,
um Hilfeleistungen besser zu koordinieren.
Wie valide sind Informationen aus dem Web 2.0?
Für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben können kollektiv geschaffene
Web 2.0-Krisenkarten zweifellos eine zusätzliche
Informationsquelle zur Komplettierung des
Lagebilds darstellen. Umgekehrt eignen sie sich
aber auch als Kommunikationsmedium, um in
Krisenfällen die Bevölkerung zu informieren.
Allerdings erhebt sich hier die Frage nach der
Verlässlichkeit einer überwiegend von Laien
zusammengestellten Informationssammlung.
Hinzu kommt die Gefahr einer bewussten Manipulation öffentlich zugänglicher Krisenkarten –
etwa um bestimmte Hilfsleistungen zum eigenen
Vorteil umzulenken. Auch juristische Aspekte wie
Datenschutz und Lizenzrechte sind in diesem
Kontext zu berücksichtigen. Seit 2014 untersucht
das BBK die Potenziale öffentlicher Krisenkarten
mit wissenschaftlichen Methoden – mit dem Ziel,
fundierte Aussagen hinsichtlich der Chancen
und Grenzen von Crowd-Sourcing für die
behördliche Informationsgewinnung treffen
zu können.
Gemeinsamer Blick auf das Krisengeschehen
Um Krisenstäbe bei der Lagebildgewinnung
bestmöglich zu unterstützen, betreibt das
BBK bereits seit Juni 2006 das Notfallvorsorge-Informationssystem deNIS IIplus. Die
Lösung wurde speziell für Entscheidungsträger auf Bundes- und Landesebene konzipiert,
um das standortübergreifende Krisenmanagement bei großflächigen Schadenslagen zu
optimieren. Das gelingt natürlich umso besser,
Ansicht aus luftiger Höhe: Hubschrauber
oder Drohnen ergänzen das Lagebild
HELFEN
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Bild oben: Kamerabestückte Drohne startet zum Flug über das Einsatzgebiet
Bild unten: Informationen aus verschiedenen Quellen fließen in einer digitalen Karte zusammen
je aussagekräftiger und aktueller die zugrunde
liegende Datenbasis ist. Bei der Weiterentwicklung
des Systems liegt deshalb ein Schwerpunkt auf der
Integration zusätzlicher Informationen.
Im vergangenen Jahr konnten insbesondere neue
Geo-Informationsquellen eingebunden werden.
Zudem sorgen seit 2014 auch Daten des Deutschen
Wetterdienstes (DWD) für höhere Aussagekraft und
Aktualität bezüglich drohender Extremwetterlagen.
Der DWD sendet dazu Messdaten rund um die Uhr
über eine abgesicherte Datenleitung an das BBK.
Hier werden die Wetterdaten zunächst von einem
Schleusenrechner überprüft, bevor sie in das
abgeschirmte System deNIS IIplus gelangen. Im
System selbst werden dann beispielsweise Unwetterwarnungen des DWD als farbige Flächen in
der Kartendarstellung angezeigt. Bei
Bedarf sind diese Informationen
aber auch als Textmeldung
aufrufbar. Alle 15 Minuten
werden überdies Niederschlagsradarbilder in
deNIS IIplus eingespielt.
Als hilfreich haben sich
nicht zuletzt auch
Satellitenbilder erwiesen.
Sie werden zum Beispiel
bei einem Hochwasser in
digitalen Karten als soge-
nannte Flutmasken dargestellt und lassen so auf
einen Blick das Ausmaß der Überflutung erkennen.
Dynamik der Schadenentwicklung wird sichtbar
Bei der Nutzung von Satellitenbildern arbeitet das
BBK eng mit dem Zentrum für Satellitengestützte
Kriseninformation ZKI zusammen, das beim DLR
angesiedelt ist. Mit deNIS IIplus wurde ein elektronisches Netzwerk auf der oberen Verwaltungsebene
etabliert, das den innerbehördlichen Informationsaustausch in außergewöhnlichen Gefahrensituationen erheblich intensiviert hat. Besonders vorteilhaft
für die Lagebeurteilung: Mit deNIS IIplus lässt sich
auch die Dynamik einer Schadenentwicklung
zeitnah abbilden, sodass Krisenstäbe proaktiv
agieren können.
Für ein kooperatives Krisenmanagement wird der Datenaustausch
zwischen unterschiedlichen
IT-Systemen über Bundesund Länderebene hinweg
immer wichtiger. Deshalb
hat Datenstandardisierung im BBK eine hohe
Priorität. Konkret
schlägt sich dies zum
Beispiel im Vorhaben
„XKatastrophenhilfe“
nieder, bei dem es um die
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JAHRESBERICHT 2014
|
HELFEN
Modell von Köln
aus dem 3D-Drucker
Entwicklung, Pflege und Fortschreibung einer universellen Datenaustauschschnittstelle (Extensible Markup Language –
XML) geht.
3D-Drucker im Bevölkerungsschutz?
3D-Druck hat für viele Menschen etwas Faszinierendes: Nahezu beliebig geformte Objekte wachsen
in die Höhe, indem Material wie beim herkömmlichen Laserdruck aus einer computergesteuerten
Düse schichtweise aufgetragen wird. In der Zahnmedizin bewährt sich das Verfahren seit Langem zur
Herstellung von Kronen oder Inlays. Die Möglichkeit,
unterschiedlichste Werkstücke quasi ad hoc aus dem
Computer zu holen, birgt Experten zufolge ein
immenses Potenzial auch für die industrielle
Produktion, da Unikate dann nicht mehr teurer
sein müssten als gleichartige Serienprodukte. Auch
Prothesen aus dem 3D-Drucker sind keine Science
Fiction mehr: In der Dortmunder Klinik für Orthopädie sind zum Beispiel Entwicklungen zur individuellen Herstellung künstlicher Kniegelenke aus
dem 3D-Drucker inzwischen weit vorangekommen.
An den Bevölkerungsschutz denkt indes kaum
jemand, wenn von 3D-Druck die Rede ist.
Sehr zu Unrecht, wie Evaluierungen des BBK aus
dem letzten Jahr zeigen. In Katastrophengebieten
könnte die medizinische Versorgung von Verletzten
durch vor Ort gefertigte 3D-Hilfsmittel signifikant
verbessert werden. Doch auch für die Lagebeurteilung in Krisensituationen eröffnet die 3D-Technologie im Wortsinne neue Perspektiven: Theoretisch
lassen sich 3D-Modelle des Einsatzgebietes
spontan als reliefartiger Kartenausschnitt per
3D-Drucker produzieren – etwa auf der Basis
hochaktueller Luftbilder, die in Echtzeit von einer
kamerabestückten
Drohne gesendet werden.
Auf diese Weise würde die
3D-Karte dann auch eventuelle Gebäudeschäden darstellen können, und Krisenstäbe
könnten Hilfs- und Rettungsaktionen vorab deutlich
genauer planen als ohne die dreidimensionale
Darstellungsmöglichkeit.
Vielversprechend erscheint außerdem die Option,
einsatzspezifische Hilfsmittel je nach konkreter
Vor-Ort-Anforderung herzustellen: Da 3D-Drucker
auch vollständig geschlossene Körper hervorbringen
können, sind unter anderem stabile Hüllen denkbar, die sensible Sensorik vor äußeren Einflüssen
schützen wie Wasser, aggressiven Chemikalien oder
extremer Staubbelastung. Prinzipiell ist sogar ein
bedarfsgerechter 3D-Druck von roboterähnlichen
Automaten vorstellbar. Ein sinnvolles Anwendungsszenario für solche 3D-Roboter wäre beispielsweise die Lageerkundung auf chemisch, biologisch
oder radioaktiv verseuchtem Terrain.
Steckbrief „XKatastrophenhilfe“
Zur Krisenbewältigung sind in Deutschland sehr
heterogene IT-Systeme im Einsatz. Bund, Länder
und Kommunen verarbeiten relevante Daten in
unterschiedlichen Formaten. Eine umfassende
Informationsplattform für den Bevölkerungsschutz
ist jedoch auf einen behördenübergreifenden Datenaustausch über Systemgrenzen hinweg angewiesen.
Das probate Mittel dafür ist eine Integrationsschnittstelle, die wie ein Dolmetscher die Kommunikation
zwischen heterogenen IT-Systemen ermöglicht.
Ebendies ist die Aufgabe der XML-Schnittstelle
„XKatastrophenhilfe“.
HELFEN
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Ebolavirus: Der zu den Filoviren zählende
Erreger ist auch zwischen Tier und
Mensch übertragbar
Seuchenhygienische Vorsorge in Deutschland
Die in Westafrika noch immer grassierende Ebolafieber-Epidemie hatte ihren Ursprung schon Ende
2013 in Guinea. Sie breitete sich über Liberia nach
Sierra Leone aus und erreichte im Juli 2014 Nigeria.
Am 29. August 2014 meldete Senegal einen Fall,
der jedoch ohne weitere Ansteckungen blieb.
Seit Ausbruch der Epidemie registrierte die Weltgesundheitsorganisation weit mehr als 26.000
Krankheits- oder Verdachtsfälle. Im Verlauf des
Jahres 2014 starben in Westafrika rund 8.000
Menschen an Ebola. Bis Anfang April 2015 stieg
die Zahl der Todesopfer auf nahezu 11.000.
Auch wenn ein Import einzelner Krankheitsfälle
nicht ausgeschlossen werden kann, sind sich das
Robert-Koch-Institut in Berlin (RKI) und das
Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin darin einig, dass für die Bevölkerung in
Deutschland von der derzeitigen Ebolafieber-Epidemie in Westafrika keine Gefahr ausgeht. Auf eine
umgehende Isolation und
Behandlung von einreisenden Erkrankten oder
Infizierten sind die zuständigen Behörden und
Gesundheitseinrichtungen
in der Bundesrepublik
grundsätzlich vorbereitet.
Dabei stellt ein breites Netzwerk
aus Kompetenz- und Behandlungszentren (StAKoB) das klinische
und seuchenhygienische Management
sicher. Die großen Flughäfen in Düsseldorf,
München, Hamburg und Frankfurt am Main
haben sorgfältig Vorsorge getroffen für eine
mögliche Ankunft von Menschen mit hochinfektiösen und / oder -pathogenen Krankheiten: Dank
dezidierter Notfallpläne und medizinisch-diagnostisch vollausgestatteter Untersuchungsräume
können mögliche Infektionen dort schnell erkannt
und die Infizierten umgehend in Spezialbehandlungszentren überführt werden.
Aufklärung stößt auf breite Resonanz
Im Rahmen seiner zentralen Schnittstellenfunktion für den gesundheitlichen Bevölkerungsschutz
beobachtete das BBK frühzeitig die Ebolafieberausbreitung in Westafrika und wertete diese aus. Es
galt, auf jede denkbare Entwicklung vorbereitet zu
sein. Am 15. Oktober 2014 formierte sich im BBK
das „Ereignisteam Ebola“. Denn nicht nur in der
Bevölkerung nahm der Informationsbedarf
unablässig zu, sondern auch bei Organisationen
und Behörden, die im Bereich Gesundheit und
Katastrophenschutz Verantwortung tragen. Aus
diesem Grunde wurde das Ereignisteam mit der
Organisation einer groß angelegten Aufklärungsund Informationsveranstaltung beauftragt, dem
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JAHRESBERICHT 2014
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HELFEN
„Sonderforum
Gesundheitlicher Bevölkerungsschutz:
Ebolafieber – Maßnahmen in Deutschland“. Im Vorfeld erhielten alle Gesundheits- und
Katastrophenschutzbehörden den gemeinsam vom
BBK und dem RKI herausgegebenen Band „Biologische Gefahren I“. Ergänzend zur Druckfassung
gehört dazu eine beiliegende CD, die verschiedene
Kurzfilme unter anderem zum richtigen Umgang
mit der persönlichen Schutzausrüstung (PSA)
enthält. Diese Filme stießen auch international auf
großes Interesse. Das BBK stellte sie inzwischen
mehreren ausländischen Organisationen zur
Verfügung.
Nur dreieinhalb Wochen nach Gründung des
Ereignisteams fand am 9. und 10. November 2014
das gemeinsam mit dem RKI organisierte Sonderforum mit rund 300 Teilnehmern statt. Trotz der
ungewöhnlich kurzfristigen Ankündigung stieß
das Sonderforum Ebola in der Fachwelt auf breite
Resonanz und war innerhalb weniger Tage ausgebucht. Die führenden Experten auf diesem Gebiet
haben sich unter der Federführung des BBK als
Moderatoren und Referenten zur Verfügung gestellt.
Umfassender Wissenstransfer
Das Themenspektrum der insgesamt fünf Informationsblöcke reichte von möglichen Risiken für
Deutschland über den Umgang mit EbolafieberVerdachtsfällen und bereits erkrankten Menschen
bis hin zum Risiko-, Krisen- und EinsatzkräfteManagement. Um einen möglichst umfassenden
Wissenstransfer auf dem Forum in Gang zu setzen,
hatte das Ereignisteam für das Sonderforum ein
spezielles Frage-Antwort-Modul entwickelt:
Teilnehmer hatten die Möglichkeit, ihre Fragen
während der Veranstaltung an thematisch gegliederte Stellwände zu heften. Nach den Vorträgen
und insbesondere in den abendlichen Diskussionsforen wurden diese Fragen dann von Experten
beantwortet.
Schwerpunkte der Diskussionsforen waren unter
anderem klinische und seuchenhygienische
Maßnahmen, psychosoziales Krisenmanagement
sowie PSA, Arbeitsschutz und Versicherung. Die
Ergebnisse der verschiedenen Themenblöcke
lassen sich zu folgenden Kernaussagen zusammenfassen:
• Der Kampf gegen diese Ebolafieber-Epidemie kann nur in Westafrika gewonnen werden.
• Das Virus verzeiht kei ne Fehler bei der Hygiene und beim Eigenschutz.
• Wenn jeder alles richtig macht, kann sich das Virus nicht ausbreiten.
• Training zum Umgang mit der PSA ist für die Eindämmung der Epidemie essenziell.
• Die Ebolafieber-Epidemie in Westafrika führt in der deutschen Bevölkerung zu Verunsicherung und sozialen Reaktionen wie Ausgrenzung und Stigmatisierung.
• Eine auf diese Reaktionen angemessene Risiko- und Krisenkommunikation setzt eine genaue Analyse voraus.
Interdisziplinärer Dialog in Gang gesetzt
Viele Erkenntnisse aus den Expertendiskussionen
auf dem Sonderforum zum Ebolafieber lassen auf
die Notwendigkeit einer sozialwissenschaftlichen
Analyse von Ängsten in der Bevölkerung und in
der Fachöffentlichkeit, etwa bei niedergelassenen
Ärzten oder Behörden, schließen. Auch eine
zielgruppenorientierte Risiko- und Krisenkommunikation, die über die reine Vermittlung
medizinisch-naturwissenschaftlicher Fakten
HELFEN
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Makoua, Kongo: Ein Schild warnt vor dem Betreten eines Ebola-Infektionsgebiets
Ebola – die tödliche Gefahr?
Seinen Namen verdankt das Ebola-Virus dem gleichnamigen Fluss, der im Nordwesten der Demokratischen
Republik Kongo durch dichte Waldgebiete fließt. An
seinen Ufern wurde 1976 erstmals ein Ausbruch der
Krankheit beobachtet. Sämtliche vor 2014 beschriebenen Ebolafieberausbrüche waren selbstlimitierend. Der
größte bisher bekannte Ausbruch zählte 425 Erkrankte.
Die seit 2014 in weiten Teilen Westafrikas wütende
Epidemie ging wahrscheinlich von Flughunden oder
Fledermäusen aus. Das Ebolavirus kann zwischen Tier
und Mensch durch engen Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen werden, zum Beispiel beim Zerlegen von
Wildbret. Von Mensch zu Mensch wird das Ebolafieber
vor allem durch Blut oder Erbrochenes übertragen. Die
Symptome lassen zunächst an eine beginnende Grippe
denken, schlagen dann aber schnell in die spezifischen
Ebolafiebersymptome um, zu denen auch das sogenannte hämorrhagische Fieber gehört. Je nach Erregerstamm enden 25 bis 80 Prozent aller Krankheitsfälle
tödlich. Zurzeit ist noch nicht absehbar, wann ein gezielt
wirkendes Medikament gegen das Ebolafieber verfügbar
sein wird. Gleichwohl erproben mehrere Länder bereits
Impfstoffe gegen das Ebolavirus.
hinausgeht, ist nicht nur im Fall von Ebolafieber
geboten, sondern ebenso bei Bedrohungen durch
andere hochpathogene Krankheiten.
Noch im Verlauf des Sonderforums gründete sich
der neue „Arbeitskreis biologische Gefahren im
Gesundheitlichen Bevölkerungsschutz“ (ABiGeB).
Darin engagieren sich unter Federführung des
BBK unter anderem Vertreter aus dem RKI, der
Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in
Düsseldorf (Akad.ÖGD) sowie aus dem Bayerischen
Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und dem Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt
am Main. Ziel des ABiGeB ist es, eine bundesweit
einheitliche Ausbildung zum Schutz vor biologischen Gefahren insbesondere im Umgang mit PSA
zu entwickeln. Dabei geht es weniger um Neuentwicklungen, sondern primär um die Harmonisierung bestehender Standards und Vorgehensweisen.
Konkret ist bereits geplant, einen speziellen Lehrplan auszuarbeiten und Multiplikatoren-Schulungen
anzubieten. Vor dem Hintergrund der EbolafieberEpidemie sieht das BKK seine vorrangige Aufgabe
in der Optimierung der interdisziplinären Vorbereitung auf Gefahren, die ganz allgemein von hochpathogenen Krankheitserregern ausgehen.
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JAHRESBERICHT 2014
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HELFEN
Rekordjahr für einen Förderpreis
Es liegt auf der Hand: Das Rückgrat des Bevölkerungsschutzes ist das Ehrenamt. Ebenso klar ist die Symbolik
der „Helfenden Hand“, die für gemeinsames Vorgehen
und koordinierte Zusammenarbeit steht.
regionalen Gruppen und Hilfsorganisationen. Die
Aktion erbrachte einen Bewerberrekord von 238
Einsendungen. Täglich bis zu 68.000 FacebookUser erfuhren von der „Helfenden Hand“. Viele
von ihnen fühlten sich zu Gefällt-mir-Interaktionen
oder zu Kommentaren angeregt. Zudem generierte
die Kampagne mehr als 3.500 neue Fans für die
Facebook-Seite der „Helfenden Hand“.
2014
ging der jährliche Förderpreis
„Helfende Hand“ des Bundesministeriums des Innern in
die sechste Runde. Dabei hat sich erneut bestätigt:
Ehrenamt ist keine heldenhafte, lebensferne Tat,
sondern etwas, das jeder Einzelne von uns im Alltag
selbst tun und erfahren kann. Die Preisverleihung
in insgesamt drei Preiskategorien durch den
Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière ist
als stellvertretender Dank all jener Menschen zu
verstehen, die sich auf die Hilfe von rund 1,7
Millionen freiwilliger Helfer und Helferinnen in
Deutschland verlassen können.
Dem BKK gelang es 2014 mit einer ungewöhnlichen Aktion, mehr öffentliche Aufmerksamkeit
für den Wettbewerb zu gewinnen – und zwar
durch eine direkte Facebook-Ansprache von
Starke Motivation für das Ehrenamt
In der Kategorie „Jugend- und Nachwuchsarbeit“
ging der erste Preis 2014 an den Landesfeuerwehrverband und die Jugendfeuerwehr in Bremen.
Gemeinsam hatten sie einen besonders motivierenden Leitfaden mit dem Titel „Ehrensache! Ich
mache weiter.“ für jugendliche Feuerwehrleute
entwickelt. Mit ihrer Plakatkampagne „Kämpfe
mit uns!“ errangen die Hamburger Malteser den
zweiten Preis. Ihr Aufruf für ehrenamtliches
Engagement fand in der Hansestadt ein breites
Echo. Den dritten Preis vergab die Jury 2014
zweimal: an das Jugendeinsatzteam des Landesverbands Berlin der Deutschen Lebens-RettungsGesellschaft und an die Jugendfeuerwehr im
nordhessischen Deisel. Unter dem Motto „Laufen
statt Saufen“ hatten die Deiseler eine 100 Meter
lange Schlauchleitung so schnell wie nur möglich
verlegt. Sie filmten ihre Aktion und forderten in
sozialen Netzwerken andere Jugendfeuerwehren
zum Nachmachen auf. Mehr als 280 Feuerwehren im
In- und Ausland nahmen diese Herausforderung an.
HELFEN
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Gruppenbild der Preisträger „Helfende Hand 2014“
Ehrenamt in der alternden Gesellschaft
Die „Helfende Hand“ 2014 zeugt von der ungebrochenen Kreativität des freiwilligen Engagements
in Deutschland. Das darf jedoch nicht den Blick
auf die großen Herausforderungen verstellen, vor
denen dieses Engagement steht: Welche Auswirkungen hat beispielsweise der demografische
Wandel auf das Ehrenamt im Zivil- und Katastrophenschutz? Sinkende Bevölkerungszahlen und
steigender Altersdurchschnitt der Gesellschaft
erschweren die Rekrutierung von Freiwilligen.
Zu dieser Problematik vergab die Innenministerkonferenz der Länder einen Forschungsauftrag,
der sich unter der Regie des BBK in sechs Teilstudien
untergliederte. Eine zeitlich nachgelagerte siebte
Studie vom Institut für Sozialforschung und
Sozialwirtschaft e.V. wertete die Teilstudien 2014
analytisch aus und verdichtete ihre Ergebnisse zu
konkreten Handlungsempfehlungen.
Als zentrale Befunde benennt die iso-Studie die
Tatsache, dass Menschen mit Migrationshintergrund, Frauen sowie Senioren und Seniorinnen
stark unterrepräsentierte Zielgruppen sind – und
somit ein bislang unausgeschöpftes Potenzial für
ehrenamtliches Engagement darstellen. Allerdings
geben die Studienautoren bei der Erarbeitung
zielgruppenbezogener Strategien zu bedenken, dass
die Rekrutierung von Freiwilligen für den Zivilund Katastrophenschutz in Konkurrenz zu anderen
Organisationen geraten kann, die ebenfalls gesellschaftlich wünschenswerte Ziele verfolgen.
Den Hilfsorganisationen wird empfohlen, ihre
Außendarstellung zu optimieren und insbesondere
die kulturelle Öffnung weiter voranzutreiben.
Zudem sollten Prozesse so umgestaltet werden, dass
auch niedrigschwellige Engagementmöglichkeiten
erleichtert werden. Auch für politische Entscheidungsträger enthält die Studie eindeutige Handlungsempfehlungen – zum Beispiel die Verbesserung von
Anreizen für das bürgerschaftliche Engagement.
Auch sollten Wirtschaftsverbände und Unternehmen
darin stärker eingebunden werden. Für die praktische
Umsetzung ihrer Empfehlungen raten die Studienautoren zur Einrichtung einer Monitoring- und
Koordinierungsstelle unter Beteiligung aller involvierten Akteure. Dieser Aufgabe widmet sich das
BBK bereits in Abstimmung mit den Ländern und
Hilfsorganisationen.
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JAHRESBERICHT 2014
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HELFEN
I
sitäten, Forschungszentren und Einrichtungen
n den meisten Gefährdungslagen können
der PSNV in Dänemark, Norwegen, Spanien, der
Menschen mit Sinnesbehinderungen zu den
Tschechischen Republik und Israel. EUNAD
Betroffenen gehören, die ebenso wie alle
startete Anfang 2013 und konnte im Dezember
anderen gerettet, evakuiert oder medizinisch
2014 erfolgreich abgeschlossen werden.
betreut werden müssen. Gleichwohl fanden die
besonderen psychosozialen Bedürfnisse
Selbsthilfefähigkeit stärken
von Menschen mit eingeschränktem
Ausgangspunkt des Projekts
Seh- oder Hörvermögen in
waren Fragen, die für eine
Einsatzkonzepten der
effektive psychosoziale
Notfall- und KatastroBetreuung von Menschen
phenvorsorge bislang nur
mit Seh- und Höreinvereinzelt Berücksichtischränkungen essenzigung. Dies gilt auch für
ell sind. Was verbessert
die Psychosoziale
beispielsweise ihre
Notfallversorgung
Sicherheit und was ihr
(PSNV). Internationale
Menschen mit Sinnesbehinderungen
subjektives SicherheitsLeitlinien zum psychoerleben? Was trägt in
sozialen Krisenmanageeinem
Notfall zu ihrer
ment fordern zwar schon
Beruhigung bei? Vor allem
lange eine stärkere
aber: Wie lässt sich ihre
Betrachtung dieser ZielgrupHandlungsfähigkeit und
pe – konkrete HandlungsempSelbstständigkeit während und
fehlungen standen bislang jedoch
nach einer Krisensituation schnellstmögweitgehend aus.
lich wiederherstellen? In der Regel gestalten die
meisten Menschen mit einer Hör- oder SehVor diesem Hintergrund stellte sich das BBK die
behinderung ihr Alltagsleben unabhängig und
Aufgabe, eine PSNV speziell für Menschen mit
selbstbestimmt.
Hör- und Sehbehinderungen zu konzipieren,
passende Trainingskonzepte zu entwickeln und
Das Problematische einer Notfallsituation ergibt
entsprechende Schulungen auf den Weg zu
sich vor allem aus der oft abrupten, nicht schnell
bringen. Den Rahmen dafür bot das von der
genug wahrnehmbaren Änderung der UmgeEuropäischen Kommission geförderte Projekt
bungsbedingungen. Wichtigstes Anliegen der
„European Network for Psychosocial Crisis
psychosozialen Akuthilfe für Menschen mit
Management – Assisting Disabled in Case of
Sinnesbehinderungen muss es daher sein, KontDisaster” – kurz EUNAD. Zu den Projekt- und
rollverlust zu vermeiden und SelbsthilfekompeKooperationspartnern gehören neben dem BBK
tenzen durch eine geeignete Risiko- und Krisenauch das Zentrum für Psychotraumatologie der
kommunikation zu stärken.
Alexianer Krefeld GmbH sowie mehrere Univer-
Im Fokus
HELFEN
Menschen mit einer Hör- oder Sehbehinderung
haben in Notsituationen dieselben Grundbedürfnisse wie jeder andere Mensch auch: Schutz und
Sicherheit, Orientierung und Information, Kontrolle und Selbstbestimmtheit sowie Kontakt zu
anderen Menschen. Um diese Bedürfnisse zu
erfüllen, sind bei Menschen mit
eingeschränkter Wahrnehmungsfähigkeit manchmal
jedoch spezifische Lösungen erforderlich. Dabei gilt
stets die unbedingte
Forderung von Menschen mit Behinderung:
„Nothing about us
without us“. In diesem
Kontext macht sich das
BBK für einen breiten
Dialog zwischen Fachorganisationen aus dem
Bereich der PSNV und den
Behindertenverbänden stark, um
gemeinsam Konzepte für eine optimale Notfallvorbereitung einschließlich der
Verbesserung von Selbsthilfefähigkeiten und der
psychosozialen Akuthilfe zu entwickeln.
Trainingsbedarf: Kommunikationskompetenz
Ausgehend von den EUNAD-Projektergebnissen
erarbeitete das BBK gemeinsam mit dem Deutschen Schwerhörigenbund, dem Deutschen
Gehörlosen-Bund und dem Deutschen Blindenund Sehbehindertenverband konkrete Handlungsempfehlungen. Diese beziehen sich zum
Beispiel auf die Tatsache, dass einem ertaubten
Menschen seine Wahrnehmungseinschränkung in
einer Not- und Krisensituation nicht sofort
anzusehen ist. Bei fehlender Reaktion etwa auf
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eine Handlungsanweisung sollten Einsatzkräfte
stets auch ein möglicherweise eingeschränktes
Hörvermögen in Erwägung ziehen. In diesem Fall
sind spezielle Kommunikationskompetenzen
gefragt: Blickkontakt ist essenziell. Ebenso
möglichst kurze Sätze, die laut und deutlich
artikuliert sein sollten. Oft helfen
auch Stift und Papier bei der
Mitteilung wichtiger Informationen. Idealerweise haben
Einsatzkräfte sogar ein
Wörterbuch mit Gebärdensprache zur Hand.
An dieser Stelle wird
einmal mehr deutlich,
warum das BBK so viel
Wert auf maßgeschneiderte Ausbildungs- und
Trainingskonzepte für die
psychosoziale Notfallbetreuung von Menschen mit
Sinneseinschränkungen legt.
Handlungsbedarf für PSNV
Überraschend viele Menschen nehmen akustische
Eindrücke nur eingeschränkt oder überhaupt nicht
wahr. Expertenschätzungen zufolge sind allein in
Deutschland mehr als 16 Millionen Menschen in
unterschiedlichem Grade hörgeschädigt – das sind
rund 20 Prozent der Bevölkerung. Das Statistische
Bundesamt nennt zwar deutlich geringere Zahlen,
doch liegt das laut dem Deutschen Schwerhörigenbund daran, dass viele Betroffene keinerlei staatliche Hilfe in Anspruch nehmen und in offiziellen
Registern deshalb nicht verzeichnet sind. Sie alle
gehören zur Zielgruppe des EUNAD-Projekts.
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JAHRESBERICHT 2014
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SCHÜTZEN
Schützen
Das geht alle an
SCHÜTZEN
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Wachsende Herausforderungen
Bevölkerungsschutz schließt als
wesentlichen Bestandteil den Schutz
unserer Lebensgrundlagen ein. Dazu
zählen insbesondere Kritische Infrastrukturen (KRITIS) wie die Wasseroder Stromversorgung. Doch welche
Segmente dieser Infrastrukturen sind
tatsächlich lebensnotwendig, sodass
sie auch im Katastrophenfall unbedingt
funktionstüchtig sein müssen? Valide
Antworten auf diese Frage sind die
Voraussetzung für wirksame und zugleich
bezahlbare Schutzmaßnahmen. Schützen
müssen wir uns und die Umwelt aber
auch vor wachsenden Gefahren, die zum
Beispiel von der unfallbedingten oder
vorsätzlichen Freisetzung von radioaktiven, biologischen oder chemischen
Substanzen ausgehen.
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JAHRESBERICHT 2014
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SCHÜTZEN
Schnellere Reaktion bei CBRN-Gefahren
Der Schutz der Bevölkerung vor Gefahren durch
chemische, biologische, radiologische oder nukleare
Stoffe (CBRN) hat für das BBK seit jeher einen hohen
Stellenwert. Gelangen solche Substanzen in die
Umwelt, sind in erster Linie die Gefahrgutzüge der
Feuerwehren gefragt: Auch die vom BBK bereitgestellten Erkundungs- und Dekontaminationsfahrzeuge
sind in diese Einheiten integriert. Neben Rettungsmaßnahmen und der Beseitigung der akuten Gefahrenquellen – zum Beispiel durch Abdichten von
Leckagen – kommt es in CBRN-Lagen generell darauf
an, so schnell und so genau wie möglich möglichst
genaue Informationen über die Art der Gefährdung
und die freigesetzten Substanzen zu erhalten.
Unterstützung erhalten die verantwortlichen Feuerwehren dabei von der Analytischen Task Force des
Bundes. Für biologische Gefahren ist die ATF-B
verantwortlich, während die ATF C-RN schwerpunktmäßig für chemische Gefahrenlagen ausgestattet ist
und in radiologischen Lagen grundlegende Unterstützung leisten kann. Personell rekrutieren sich die
Einheiten der ATF aus Experten der Länder und
Städte. Die Aus- und Fortbildung dieser Fachkräfte
koordiniert das BBK. Außerdem stattet das BBK die
ATF-Standorte mit leistungsfähiger Messtechnik und
Spezialfahrzeugen im Gesamtwert von etwa zehn
Millionen Euro aus. Auch an den Unterhaltungskosten
der bereitgestellten Ausrüstung beteiligt sich das BBK.
Mit Standorten bei den Feuerwehren Hamburg,
Mannheim, Dortmund, Köln und München sowie
dem Landeskriminalamt (LKA) in Berlin und dem
im Aufbau befindlichen Standort bei der Feuerwehr
Leipzig ist heute fast an jedem Punkt der Bundesrepublik gewährleistet, dass die ATF C-RN spätestens
innerhalb von drei Stunden nach ihrer Alarmierung
vor Ort Hilfe leisten kann.
Gemeinsames Konzept von Bund und Ländern
Im März 2014 stimmte der Ausschuss Feuerwehrangelegenheiten, Katastrophenschutz und zivile
GPS-Positionsbestimmung inklusive:
Hochmodernes Messgerät ermöglicht
mobile Nuklidbestimmung im Gelände
Verteidigung (AFKzV) der „Rahmenkonzeption für
den CBRN-Schutz (ABC-Schutz) im Bevölkerungsschutz“ zu. Damit liegt in Deutschland erstmals
eine von Bund und Ländern gemeinsam getragene
Grundlage für diesen Schutzbereich vor. Erarbeitet
wurde das Papier unter Federführung des BMI von
einer ministeriellen Bund-Länder-Arbeitsgruppe
mit aktiver fachlicher Unterstützung des BBK.
Vorrangiges Ziel der Rahmenkonzeption ist es, auf
allen föderalen Ebenen bei den Verantwortlichen im
Bevölkerungsschutz ein gemeinsames Verständnis
über die Vorgehensweise bei der Bewältigung von
CBRN-Gefahren und -Schadenslagen herzustellen.
Die Konzeption ist primär fähigkeitsorientiert und
nicht an Zuständigkeiten oder Strukturen ausgerichtet. Sie beschreibt nicht das Bestehende, sondern das
Erforderliche. Um das konzeptionell beschriebene
und begründete Fähigkeitsprofil für den CBRNSchutz in der Praxis mit Leben zu erfüllen, gilt es
nun, zwischen Bund und Ländern einen einvernehmlichen Umsetzungsprozess zu gestalten.
Mobile Messtechnik für den Geländeeinsatz
Die analytischen Fähigkeiten der ATF C-RN verbesserte das BBK im vergangenen Jahr durch die
Beschaffung fortgeschrittener Messtechnik, die im
Dezember 2014 abgeschlossen wurde. Dabei handelte
es sich um sieben tragbare Geräte zur Nuklidbestimmung beziehungsweise zur Messung von Gammastrahlen: Mit dem neu entwickelten Gammaspektro-
SCHÜTZEN
skopiegerät RIIDEye X kann die ATF C-RN bei
Verdacht auf radioaktive Kontamination bereits vor
Ort eine erste Isotopenbestimmung vornehmen.
Durch ein GPS-Modul ermöglicht das Gerät neben
der Nuklidbestimmung und Gammastrahlungsmessung auch gleich eine Standortlokalisierung.
Je nach Messergebnis kann die ATFC-RN gezielt
Spezialkräfte hinzuziehen und ihnen vorab bereits
entsprechende Lageinformationen übermitteln.
In den Monaten zuvor hatte die ATF bereits andere
Nachweisgeräte vom BBK erhalten – unter anderem
zur Feststellung radiologischer Kontaminationen
mit Alpha-, Beta- oder Gammastrahlung an
Menschen sowie Gegenständen. Komplettiert wird
das Messgerätearsenal schließlich durch eine neue
Sonde zum schnellen Auffinden von Strahlungsquellen und ein Schnellnachweisgerät, das den
persönlichen Schutz der Einsatzkräfte verbessert.
Somit ist die ATF-CRN heute in der Lage, alle
Strahlungsarten schnell und präzise nachzuweisen.
Im Vorfeld mussten alle neu beschafften Geräte
einen intensiven Eignungstest im physikalischen
Labor des BBK bestehen.
Praxistest: Breit angelegte Messkampagne
Ihre Sensitivität und Zuverlässigkeit bewies die
Nachweistechnik der CBRN-Erkundungswagen des
Bundes einmal mehr im Juni vorigen Jahres auf
dem Außengelände des Instituts der Feuerwehr
Nordrhein-Westfalen (IdF) in Handorf/Telgte: Das
BBK nahm dort an einer breit angelegten Messkampagne teil, die der Erprobung und Weiterentwicklung von fahrzeuggestützten Systemen zur Suche
und Identifikation von radioaktivem Material
diente. Auf dem Testgelände waren Strahlungsquellen versteckt worden, die es aufzuspüren und in
digitale Karten auf dem Bordcomputer des Erkundungswagens einzutragen galt.
An der Kampagne beteiligten sich neben dem IdF
und dem BBK unter anderem auch das FraunhoferInstitut für Naturwissenschaftlich-Technische
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Digital kartiert: Strahlungsintensitäten auf radioaktiv
kontaminiertem Areal sind in verschiedenen Farben dargestellt
Trendanalysen (Fraunhofer INT) sowie Partner des
deutsch-französischen Kooperationsprojekts
ANCHORS (UAV-Assisted Ad Hoc Networks for
Crisis Management and Hostile Environment
Sensing). Das vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF) geförderte Projekt dient der
schnellen und effektiven Lageerkundung mithilfe
autonomer, unbemannter Systeme. Bei der Kampagne in Handorf/Telgte war beispielsweise ein
Octocopter mit entsprechender Messtechnik im
Einsatz. Neben dem INT und dem BBK nahmen
auch weitere RN-Spezialisten wie die Deutsche
Bahn AG, die Kerntechnische Hilfsdienst GmbH
oder der NRW-Erkunder des LIA NRW sowie zwei
CBRN-Erkunder aus dem Kreis Coesfeld an der
Messkampagne teil.
Schnell und zuverlässig aufspüren
Biologische Gefahren bedrohen in hohem Maße die
Gesundheit der Bevölkerung und können schwerwiegende Folgen für die Wirtschaft haben. Spätestens die Briefe mit Anthraxsporen, die 2001 in den
USA für Schlagzeilen sorgten, führten der Öffentlichkeit auch hierzulande die reale Bedrohung, die
von bioterroristischen Anschlägen ausgeht, eindringlich vor Augen. Umso wichtiger ist für
Zivilschutzkräfte die Fähigkeit, gefährliche BioAgenzien schnell und zuverlässig aufzuspüren und
genau zu klassifizieren. Nur so ist ein wirksamer
Schutz von Leben und Gesundheit der Menschen
möglich. Vor diesem Hintergrund startete das BBK
im Jahr 2013 ein zweijähriges Pilotprojekt, das den
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JAHRESBERICHT 2014
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SCHÜTZEN
Regelbetrieb einer bundesweiten ATF-B zur Abwehr
biologischer Gefahren vorbereiten sollte.
2014 hat das ATF-B-Projekt bemerkenswerte
Fortschritte gemacht: Zum einen konnte die
Erarbeitung abgestimmter Fach- und Ausbildungskonzepte weiter vorangetrieben werden. Zum
anderen gelang es, die Kommunikations- und
Kooperationsstrukturen mit Gesundheitseinrichtungen, Partnerbehörden und spezialisierten
Laboren entscheidend zu festigen. Beispielhaft
dafür steht eine gemeinsame Praxisübung des
BBK mit den Beteiligten des Pilotprojekts, wie
zum Beispiel Vertretern des Robert-Koch-Instituts,
des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und
Lebensmittelsicherheit, dem Uniklinikum Essen
und den Berufsfeuerwehren Hamburg und Frankfurt am Main. Das LKA Berlin und die Berufsfeuerwehr Essen als Pilotstandorte der ATF-B übten aktiv.
CBRN-Schutz komplettiert
Ziel der Übung war es, die bisher erarbeiteten
Personalansätze und Vorgehensweisen sowie das
logistische Anforderungsprofil für die ATF-B
hinsichtlich Detektions- und Fahrzeugausstattung
im praktischen Einsatz zu überprüfen. Als Szenario
lag dem eine Freisetzung von Aerosol in einem
Übung der ATF-B: Probennahme und immunologische Analyse im Feld
Fernreisebus zugrunde. Für die Übenden galt es
nun, schnellstmöglich Proben zu nehmen. Noch in
der Gefahrenzone wurden die verdächtigen Substanzen immunologisch beziehungsweise molekularbiologisch untersucht und für den sicheren
Transport in ein Speziallabor vorbereitet.
Mit der Übung ist die ATF-B des Bundes ihrem
Regelbetrieb ein gutes Stück näher gekommen.
Insbesondere erbrachte die Ergebnisauswertung
eine allgemeingültige Funktionsbesetzung sowie
wertvolle Erkenntnisse, die zwischenzeitlich in
die weitere Verfeinerung des Ausstattungskonzepts
für ATF-B eingeflossen sind.
Mit Bravour bestanden: Praxistest für Bio-Analytik
Die Funktionstüchtigkeit technologisch ausgefeilter Analytik-Hardware im Labor ist das eine. Doch
wie handhabbar und leistungsfähig sind solche
Geräte unter realen Einsatzbedingungen? Zum
Beispiel, wenn ATF-Kräfte vor Ort eine Schutzausrüstung tragen, um sich vor Kontaminationen mit
gefährlichen Bio-Agenzien zu schützen.
Diese Frage stand Ende 2014 im Mittelpunkt einer
vom BBK ausgerichteten Gemeinschaftsübung der
ATF-Standorte Essen, Mannheim, Hamburg und
SCHÜTZEN
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Berlin. Unterstützt haben dabei die Projektpartner
vom Robert-Koch-Institut, vom Commissariat à
l'énergie atomique et aux énergies alternatives sowie
die beteiligten Entwicklerfirmen Bruker Daltonics
und Bertin Technologies. Die Übung erfolgte unter
dem Dach eines dreijährigen deutsch-französischen
Kooperationsprojektes mit dem Kurztitel GEFREASE.
Gegenstand des Projekts: Die Entwicklung eines
integrierten Detektionsansatzes zur sicheren
Erkennung biologischer Gefahrenstoffe vor Ort.
Portabler Toxindetektor weist Bio-Gefahren
durch Antikörperreaktionen nach
Die während der Übung getesteten Messgeräte
stützen sich beide auf ein antikörperbasiertes
Detektionsverfahren: Der Nachweis biologisch
wirksamer Substanzen – beispielsweise eines
Virusproteins – erfolgt dabei anhand von enzymatischen Antikörperreaktionen. Die Geräte der Firmen
Bruker Daltonik aus Leipzig und Bertin Technologies
aus Paris arbeiten mit speziellen Antikörpern, die
vorher im Projekt GEFREASE entwickelt worden
waren. Beide Geräte absolvierten erfolgreich ihre
Tauglichkeitsprüfung unter realen Feldbedingungen.
Auch die Tests mit unterschiedlicher Schutzkleidung
bestanden sie mit Bravour.
Projekt-Steckbrief GEFREASE
Das Akronym GEFREASE steht für „German French Equipment for Analysis and Surveillance of Biothreats
in the Environment“. Das deutsch-französische Gemeinschaftsprojekt suchte nach Wegen, den Nachweis
von biologischen Gefahrenstoffen zu verbessern: Je schneller das ursächliche Agens identifiziert ist, desto
schneller können Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und zur Schadensbegrenzung eingeleitet
werden. Vorrangiges Ziel von GEFREASE war es, den Reagenzien-Pool für eine Detektion zu vergrößern,
um das Spektrum mobil nachweisbarer Bio-Gefahren zu erweitern. Vor-Ort-Analytik bedeutet einen
wertvollen Zeitgewinn, um erste Gegenmaßnahmen einzuleiten; eine bestätigende Diagnostik hat parallel
immer in einem stationären Labor zu erfolgen. Die Mobilität der Nachweistechnik wiederum erforderte
eine miniaturisierte Lösung, bei der die Reagenzien zum Beispiel auf elektrochemisch auslesbaren BioChips implementiert sein können. Ein weiterer Projektfokus lag auf der Weiterentwicklung massenspektroskopischer Analytik – mit dem Ziel, komplexe Proben unbekannter Zusammensetzung auf potenziell
gefährliche Toxine, Viren und Bakterien testen zu können.
Das vom BMBF geförderte Projekt startete im April 2012 mit einer geplanten Laufzeit bis März 2015.
Das Projekt wurde bis Ende Dezember 2015 verlängert.
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JAHRESBERICHT 2014
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K APITEL
„Kritische Infrastrukturen
(KRITIS) sind Organisationen
oder Einrichtungen mit wichtiger
Bedeutung für das staatliche
Gemeinwesen, bei deren Ausfall
oder Beeinträchtigung nachhaltig
wirkende Versorgungsengpässe,
erhebliche Störungen der
öffentlichen Sicherheit oder andere
dramatische Folgen eintreten
würden.“
Definition des BMI aus der Nationalen Strategie
zum Schutz Kritischer Infrastrukturen
SCHÜTZEN
Welche Infrastruktur ist kritisch?
Kritische Infrastrukturen (KRITIS) versorgen
die Bevölkerung mit unverzichtbaren Dienstleistungen und Gütern. Ihr Schutz ist somit
ein essenzieller Baustein im deutschen
Bevölkerungsschutz. KRITIS müssen ihre
Versorgungsaufgaben unter allen Umständen
erfüllen, um die Grundbedürfnisse der
Bevölkerung decken zu können – das betrifft
etwa Trinkwasser, Strom und Transportdienstleistungen. Hinzu kommen sozioökonomische Dienstleistungsinfrastrukturen,
die für den Erhalt unserer rechtsstaatlichen
Grundordnung, der öffentlichen Sicherheit,
aber auch für das Vertrauen der Bürgerinnen
und Bürger in den Staat unabdingbar sind.
Darunter fallen zum Beispiel Einrichtungen
der Justiz, aber auch besonders symbolträchtige Bauwerke wie der Kölner Dom.
Doch welche Anlagen oder Bauten besitzen
konkret ein so hohes Maß an Kritikalität,
dass ihr Ausfall zu massiven Versorgungsengpässen, zu schweren Schäden in der
Wirtschaft oder für die Umwelt oder zu einer
Störung der öffentlichen Sicherheit führen
würde? Bislang gab es in der Bundesrepublik
keine einheitlichen Bewertungsmaßstäbe für
Entscheidungen, ob eine bestimmte Einrichtung als kritisch zu gelten hat oder nicht.
Entsprechende Einstufungen blieben in der
Vergangenheit mehr oder weniger dem
Bauchgefühl der jeweils Verantwortlichen
überlassen.
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JAHRESBERICHT 2014
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SCHÜTZEN
Neues Vorgehensmodell zur Kritikalitätsbewertung
Es wundert daher nicht, dass von verschiedenen
Akteuren im Bevölkerungsschutz, von Infrastrukturbetreibern ebenso wie von Bundesländern, der
Bedarf nach einer einheitlichen Systematik zur
Identifizierung und Priorisierung Kritischer
Infrastrukturen immer wieder artikuliert wurde.
Das BBK antwortete auf diesen Bedarf mit der
Erarbeitung einer Verfahrensmethodik namens
KritisKAT.
Mit KritisKAT liegt erstmals eine vergleichbare
Herangehensweise zur Voranalyse konkreter
Kritischer Infrastrukturen und ihrer Bestandteile
auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene vor.
Für den Bevölkerungsschutz bedeutet dies zweierlei:
Zum einen verfügen verantwortliche Behörden auf
allen Ebenen nun über ein einheitliches verfahrenstechnisches Instrument, das ihnen eine zielgenaue
Analyse der neuralgischen Punkte ermöglicht. Zum
anderen schafft KritisKAT damit zugleich auch die
Grundlage für eine gezielte Optimierung bestehender Schutzvorkehrungen.
Warum ist ein einheitliches Verfahren für die
Priorisierung Kritischer Infrastrukturen so bedeutsam? Weil nur so mögliche Schutzlücken auf systematische Weise und daher zuverlässiger als bisher
erkannt werden können – und zwar durch einen
Abgleich aller existierenden Schutzmaßnahmen mit
den Ergebnissen der Kritikalitätsanalyse. Hinzu
kommt die Tatsache, dass auch im Bevölkerungsschutz die finanziellen und personellen Ressourcen
begrenzt sind. Nicht hinreichend fundierte KRITISEinstufungen führen unter Umständen zu höheren
Schutzanforderungen und somit zu höheren Kosten
– Geld, das an anderer Stelle kein zweites Mal
ausgegeben werden kann. In Zeiten restriktiver
Haushaltsführung kommt es umso mehr darauf an,
die verfügbaren Mittel so zielgerichtet wie möglich
einzusetzen. Eben dazu ebnet KritisKAT im Bevölkerungsschutz den Weg.
Schutzziele sind entscheidend
Grundlage von KritisKAT ist eine Kritikalitätsanalyse, die bei den möglichen Konsequenzen eines
Ausfalles der unverzichtbaren Güter und Dienstleistungen ansetzt. Als kritisch einzustufen wäre
eine Anlage oder Einrichtung demnach, wenn ihr
Ausfall zu nicht tolerierbaren Prozessunterbrechungen führen könnte.
Die Kritikalitätsanalyse bezieht alle Bestandteile
der jeweils betrachteten Infrastruktur ein und
untergliedert diese in zwei Gruppen: jene, deren
Ausfall unter Umständen zwar negative, aber noch
tragbare Auswirkungen haben könnte, und solche,
bei denen die Ausfallfolgen nicht mehr beherrschbar und daher nicht hinnehmbar wären. Die
Grenze zwischen tolerierbar und nicht tolerierbar
leitet sich dabei stets aus einem bestimmten
Schutzziel ab. Im Bevölkerungsschutz besteht das
Schutzziel darin, das Überleben der Bevölkerung zu
sichern. Die Konkretisierung dieses strategischen
Schutzziels fällt auf kommunaler Ebene mit
regional begrenzter Perspektive naturgemäß
anders aus als auf Bundesebene, wo eher eine
systemübergreifende Sichtweise vorherrscht.
So werden kritische Dienstleistungen identifiziert
Das Vorgehen nach KritisKAT ist zweigeteilt – in die
Bestimmung kritischer Dienstleistungen und darauf
aufbauend die Identifizierung kritischer Prozesse
und Elemente. Als kritische Dienstleistungen gelten
alle für den Versorgungsauftrag der betrachteten
Infrastruktur relevanten Oberprozesse. So ist zum
Beispiel die Erdgasversorgung ein Oberprozess der
Energieversorgung. Alle identifizierten Oberprozesse
werden dann anhand folgender Fragestellung
überprüft: Ist die erbrachte Dienstleistung so
essenziell für die Bevölkerung, dass sie auch in einer
Krise erbracht werden muss? Dies ist immer dann
anzunehmen, wenn mindestens die ersten beiden
der folgenden Aussagen zutreffen:
SCHÜTZEN
•
Die Dienstleistung gehört zu einem Sektor der Kritischen Infrastrukturen. Auf Bundesebene zählen dazu bislang neun Sektoren mit
29 Branchen.
•
Die Dienstleistung hat herausragende Bedeutung
für die Bevölkerung im Hinblick auf Leib und Leben, die öffentliche Ordnung, die wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit, die Umwelt oder Kultur.
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• Von der Dienstleistung hängen weitere wichtige Dienstleistungen ab, sodass ein Ausfall Domino-
effekte nach sich ziehen könnte.
• Die Dienstleistung ist nicht ersetzbar – das heißt, sie lässt sich innerhalb der Infrastruktur nicht anderweitig erbringen.
Je mehr dieser Punkte erfüllt sind, desto höher ist
die Kritikalität der betreffenden Dienstleistung zu
bewerten. Die Liste aller als kritisch erkannten
Dienstleistungen geht dann als Grundlage in den
zweiten Analyseschritt ein, nämlich die Identifizierung aller kritischen Elemente und Prozesse der
betrachteten Infrastruktur.
Die Kriterien: Qualität, Quantität, Zeit
Die Elemente und Prozesse werden für jede kritische
Dienstleistung nach den drei Kriterien Qualität,
Quantität und Zeit untersucht. Die Qualität – auch
Systemwert genannt – bemisst sich in diesem Fall
danach, ob durch den Wegfall des untersuchten
Elements oder Prozesses die Dienstleistung nachhaltig beeinträchtigt werden könnte. Das Kriterium
Quantität bezieht sich auf die Anzahl der von
einem Ausfall potenziell Betroffenen. Das Kriterium
Zeit schließlich bezieht sich auf die Geschwindigkeit,
mit der sich ein Prozess- beziehungsweise Elementausfall auswirken würde. Insbesondere ist hierbei
zu fragen, ob ein Ausfall unmittelbare Auswirkungen
auf die Bevölkerung haben könnte.
Die Ergebnisse aus der Kritikalitätsanalyse sind
sowohl für das Notfall- als auch das Risikomanage-
ment unmittelbar nutzbar. Sie können unter anderem
als eine Grundlage für die Notfallplanung Stromausfall genutzt werden, um beispielsweise die Verteilung von Notstromkapazitäten zu priorisieren.
Stromausfall: Katastrophe versus Kerzenschein
In der Bundesrepublik muss die Bevölkerung
durchschnittlich 15 bis 20 Minuten pro Jahr ohne
elektrischen Strom auskommen. Meist handelt es
sich um lokale Stromausfälle von einigen Minuten
oder Stunden – zum Beispiel infolge von Tiefbauarbeiten oder einem Unwetter. Für viele Menschen
hat die kurze Alltagsstörung oft einen Anflug von
Urlaub oder Abenteuer: Man sitzt plötzlich bei
Kerzenschein und vergisst für einen Moment, was
einem gerade noch dringlich erschien.
Ganz anders verhält es sich bei einem lang anhaltenden großflächigen Stromausfall. Wie Studien
belegen, käme es dabei zu dramatischen Folgen.
Denn eine Vielzahl lebenswichtiger Güter und
Dienstleistungen hängen von einer kontinuierlichen
Elektrizitätsversorgung ab: Informationstechnik
und Telekommunikation, Wasserversorgung und
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JAHRESBERICHT 2014
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SCHÜTZEN
Achtung! Kraftstoffqualität für
Netzersatzanlagen kann nach
Langzeitlagerung zu Problemen führen
Bild unten: Anschaltepunkt für eine
mobile Netzersatzanlage
Transport oder auch die Medizintechnik in Krankenhäusern – all diese Systeme stünden auf einen Schlag
still. Nicht umsonst ist die Stromversorgung ein
geradezu klassisches Beispiel für KRITIS.
Das BBK zog bereits vor einigen Jahren die Schlussfolgerung, dass ein Gesamtkonzept für die Bewältigung anhaltender großflächiger Stromausfälle
entwickelt werden muss. Das Rahmenwerk dafür
liefert das Projekt KritisNOTSTROM mit Lösungen
und Lösungsansätzen für Verantwortliche auf allen
administrativen Ebenen von Bund, Ländern und
Gemeinden. Kern dieses Gesamtpakets ist ein
Minimalkonzept, das beschreibt, wie die Mindestversorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen
Gütern und Dienstleistungen im Falle fehlender
Elektrizität von staatlicher Seite aus gewährleistet
werden kann.
KritisNOTSTROM – ein Work in Progress
Ein Ergebnis von KritisNOTSTROM ist beispielsweise die Überarbeitung des BBK-Leitfadens für
die Planung, Einrichtung und den Betrieb einer
Notstromversorgung für Unternehmen und
Behörden im Jahr 2014. Das BBK veröffentlichte
damit ergänzende Empfehlungen hinsichtlich der
Gewährleistung einer mindestens 72-stündigen
Notstromversorgung ohne weitere Kraftstoffzufuhr.
Begründen lässt sich diese Zeitspanne durch die
Tatsache, dass viele Störungen innerhalb dieser
Frist behoben werden können beziehungsweise
dass 72 Stunden im Allgemeinen ausreichend sind
für eine Kraftstoffnachlieferung. Allerdings kann
für besonders kritische Geschäftsprozesse auch eine
längere Notversorgungsdauer sinnvoll sein. Hier
sind branchenspezifische Regelungen zu beachten.
Eine weitere Konkretisierung der Empfehlungen
betrifft die Langzeitlagerung von Kraftstoff für
Netzersatzanlagen. Denn deren zuverlässige
Einsatzbereitschaft ist mit marktüblichen Dieselkraftstoffen nicht unbedingt sichergestellt: Auch
bei fachgerechter Lagerung sind Verunreinigungen
nicht auszuschließen – man spricht hier von der
sogenannten Dieselpest. Als unmittelbare Handlungsempfehlung ergibt sich daraus, Überwachungsverträge zur Sicherung der Kraftstoffqualität
abzuschließen und einen Kraftstoff möglichst ohne
Biodieselanteil einzusetzen.
SCHÜTZEN
Tunnel und Brücken –
die neuralgischen Punkte im Straßennetz
Funktionierende und sichere Verkehrsinfrastrukturen sind die Lebensadern unserer
mobilen Gesellschaft und zugleich der Garant für
die zuverlässige Versorgung der Bevölkerung.
Neben Schienen und Wasserwegen
ist das Straßennetz in der Bundesrepublik ein Hauptbestandteil der
Verkehrsinfrastruktur. Innerhalb
des Straßennetzes wiederum bilden
Brücken- und Tunnelbauwerke
sozusagen die neuralgischen Punkte:
Egal, ob Massenunfall, Anschlag oder
Naturereignis – der Ausfall eines
einzigen Tunnels kann unter Umständen den Verkehrsfluss des gesamten
Straßennetzes gravierend beeinträchtigen. Durch Ausfallzeiten und
Wiederherstellungskosten droht
überdies ein beträchtlicher volkswirtschaftlicher Schaden. Vor allem
aber sind die Menschen, die den
Tunnel während eines Ereignisses
passieren, erheblichen Gefahren
ausgesetzt. Hinzu kommen die
indirekt Betroffenen – all jene, die
zum Beispiel als Berufspendler oder
Anwohner von Umleitungen und
erhöhter Verkehrslast auf Ausweichstrecken betroffen wären. Tunnelbauten sind folglich aus vielen
Gründen in hohem Maße schutzwürdige Einrichtungen.
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JAHRESBERICHT 2014
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SCHÜTZEN
Mensch bleibt wichtigster Sicherheitsfaktor
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF geförderte und von der Bundesanstalt
für Straßenwesen (BASt) als Konsortialführer geleitete
Projekt „Schutz kritischer Brücken und Tunnel im
Zuge von Straßen“ (SKRIBT) hat erstmals in
Deutschland Brücken und Tunnel aus der Perspektive
der zivilen Sicherheitsforschung untersucht.
Als einer von zehn Partnern des Projekts hat sich
das BBK speziell mit den organisatorischen Aspekten zur Bewältigung von Schadensereignissen in
Straßentunneln befasst. Ziel war es, bestehende
Strukturen der Gefahrenabwehr darzustellen und
angesichts neuer Bedrohungslagen weiteren Handlungsbedarf für das Ereignismanagement abzuleiten.
Obgleich das Sicherheitsniveau in Straßentunneln
weitgehend durch immer komplexere technische
Systeme bestimmt wird, bleibt der Mensch dennoch
der wesentliche Faktor: Er ist es, der im Ernstfall die
Lage erfassen, bewerten und die richtigen Entscheidungen treffen muss. Die Ergebnisse des vom BBK
betreuten Teilprojektes mündeten 2013 in die
Publikation einer Broschüre mit dem Titel „Ereignismanagement für Straßentunnel – Empfehlungen
für Betriebs- und Einsatzdienste“, die mittlerweile
in dritter, inhaltlich erweiterter Auflage vorliegt.
Risikoanalysen für Tunnelleitzentralen
Im Ereignisfall in einem Straßentunnel ist bis zum
Eintreffen der Einsatzkräfte die jeweilige Tunnelleitzentrale (TLZ) für die Erstmaßnahmen zuständig. Nach der Alarmierung besteht ihre vordringliche Aufgabe in der Unterstützung der Selbstrettung
betroffener Tunnelnutzer. Hierzu zählen beispielsweise das Anschalten der Belüftung und Beleuchtung oder auch Sperrungen. Zudem obliegt es der
TLZ, den Einsatzkräften möglichst schnell wichtige
Lageinformationen zu übermitteln – etwa über die
Richtung der Rauchausbreitung bei einem Brand.
Sobald die Einsatzkräfte eingetroffen sind, wirkt
die TLZ unterstützend auf Weisung der jeweils
zuständigen Polizei oder Feuerwehr.
Deutschland zeichnet sich durch eine besonders
hohe Verkehrsdichte aus. Oft sind Tunnel und
Brücken aufgrund geografischer Gegebenheiten
gewissermaßen ein Flaschenhals in unserem
Straßennetz. Gleichzeitig sind gerade diese
Bauwerke störanfällig und bergen bei einer
Störung zudem erhebliche Rückkopplungsrisiken
für das gesamte Straßennetz. Aus diesem Grund
hat der Schutz von derzeit etwa 240 deutschen
Straßentunneln sowie 39.000 Brücken im Zuge
der Bundesfernstraßen aus der Sicht des BBK
eine besonders hohe Priorität.
Ein Ausfall der TLZ hätte erhebliche Konsequenzen
für den sicheren Tunnelbetrieb. Von Bedeutung
sind hier vor allem die Energieversorgung sowie
informations- und kommunikationstechnische
Systeme. Deren Funktionsfähigkeit kann heute
nicht nur durch technische oder naturbedingte
Störungen beeinträchtigt werden, sondern auch
durch gezielte Cyberangriffe. Aus diesem Grund
hat das BBK im Nachfolgeprojekt SKRIBT PLus eine
Methodik für die Durchführung einer Risikoanalyse entwickelt. Diese beinhaltet eine Anleitung
zur systematischen Ermittlung der Verwundbarkeiten von Systemelementen und TLZ-Prozessen
inklusive einer Gegenüberstellung möglicher
Gefährdungen, die zu einem Betriebsausfall
führen könnten.
Mit dem Projektergebnis von SKRIBT Plus gelang
es dem BBK im Verlauf des letzten Jahres, einen
wichtigen Baustein für das betriebliche Risikomanagement von TLZ zu ergänzen. Dahinter
steht das übergeordnete Ziel, die Betriebsabläufe
der TLZ ausfallsicherer zu gestalten. Letztlich
bedeutet dies: höhere Stabilität für straßengebundene Verkehrsströme sowie verbesserte Fähigkeiten, im Ereignisfall mögliche Schäden von
der Bevölkerung, der Wirtschaft und der Umwelt
abzuwenden.
SCHÜTZEN
Selbstschutz: Basis des Bevölkerungsschutzes
Wenn jeder Einzelne sich auf eine Notsituation
bestmöglich vorbereitet, wächst die Widerstandskraft der gesamten Gesellschaft im Katastrophenfall. Das BBK setzte 2014 deshalb seine Bemühungen fort, das Thema Selbstschutz fest im Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger zu verankern
und zugleich praktische Unterstützung für die
Steigerung der Selbsthilfefähigkeit jedes und
jeder Einzelnen anzubieten.
| 41
Ursula Fuchs, wie man sich und seine Familie auch
in Notsituationen angemessen ernähren kann.
Allerdings muss dafür Vorsorge getroffen sein. Der
Beitrag informierte zum Beispiel darüber, welche
Lebensmittel auch ohne Kühlung lange haltbar
sind und daher in jedem Haushalt vorrätig sein
sollten. Denn ist ein Notfall eingetreten, ist es für
Vorbereitungen zu spät.
Mit Erfolg: Der aktuelle BBK-Ratgeber „Katastrophenalarm – Ratgeber für Notfallvorsorge und richtiges
Handeln in Notsituationen“ stieß bei Kommunen,
Hilfsorganisationen und Privatpersonen im
vergangenen Jahr auf breite Resonanz. Neben
Verhaltenstipps bei Unwetter und Bränden gibt
der BBK-Ratgeber auch Auskunft über die persönliche Vorsorge für den Katastrophenfall, unter
anderem mit Checklisten über die sinnvolle
Bevorratung von Lebensmitteln, Hygieneartikeln
und Medikamenten.
Per Internet, TV und im direkten Kontakt zu
den Menschen
„Kochen ohne Strom“, so hieß ein Fernsehbeitrag,
den der WDR am 13. Oktober 2014
anlässlich des Welttages
der Katastrophenvorbeugung ausstrahlte. In der Sendung
demonstrierte
und erläuterte
BBK-Pressesprecherin
Die Pressesprecherin des
BBK, Ursula Fuchs (links),
gibt in einer Fernsehsendung
Tipps zur persönlichen
Notfallvorsorge
Speziell an Kinder zwischen sieben und zwölf
Jahren richtet sich das BBK mit seiner Internetseite www.max-und-flocke-helferland.de. Die Seite
klärt altersgerecht und auf spielerische Art über
alltägliche Gefahren auf – zum Beispiel mit Quizund Abenteuerspielen. „Max und Flocke im
Helferland“ spricht aber auch Eltern und Lehrer
an, die hier unter anderem didaktisch aufbereitete
Arbeitsblätter zum Thema finden. Die Selbsthilfefähigkeit bei Kindern und Jugendlichen bis 16
Jahren fördert das BBK vor allem bei den Lehrgängen für medizinische Erstversorgung mit Selbsthilfeinhalten. Pro Jahr erlernen etwa 90.000 bis
100.000 Jugendliche in Deutschland, wie sie in
Notfällen richtig handeln und helfen können.
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JAHRESBERICHT 2014
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SCHÜTZEN
Doch nicht nur über das Fernsehen und im Web sucht das
BBK Kontakt zu den unterschiedlichen Zielgruppen, sondern
auch durch unmittelbare Begegnungen auf verschiedensten
Veranstaltungen. Hier die Highlights:
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Innern, an dem auch
das BBK als nachgeordnete
Behörde für Bürger und
Bürgerinnen teilnahm
Im Dialog mit Kommunen
Krisenartige Situationen können jederzeit an
jedem Ort auftreten. Doch nicht immer löst das
Geschehen sofort eine überregionale Reaktion aus.
Oftmals müssen die Verantwortlichen somit vor
Ort selbst entscheiden, um rechtzeitig Schäden
abzuwenden. Handlungsoptionen dafür standen
im Mittelpunkt des Bürgermeisterkongresses, den
die Verlagsgruppe „Behörden Spiegel“ im Frühling
2014 schon zum siebten Mal ausrichtete. Wie in
jedem Jahr war das BBK auch diesmal maßgeblich
an der inhaltlichen Kongressgestaltung beteiligt.
Die Veranstaltung wendet sich generell an Füh-
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rungskräfte aus Städten, Gemeinden und Landkreisen. Dabei liegt der Fokus primär auf verbesserten Selbsthilfefähigkeiten in außergewöhnlichen
Situationen unterhalb der Katastrophenschwelle.
Alle Menschen einbeziehen!
Die Selbsthilfefähigkeit verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Institutionen lässt sich umso
besser fördern, je mehr Informationen zum Status
SCHÜTZEN
| 43
Bevölkerungsschutz geht alle an: das BBK auf den NRW-Tagen in Bielefeld
quo in der jeweiligen Zielgruppe vorliegen. Die
Forschungsgesellschaft für Gerontologie mit Sitz an
der TU Dortmund untersuchte deshalb im Auftrag
des BBK die Selbstschutz- und Selbsthilfefähigkeit
von Senioren- und Pflegeheimen. Die Kurzstudie
untersuchte die aktuelle Selbstschutzsituation in
stationären Altenpflegeeinrichtungen bezogen auf
ausgewählte Szenarien wie anhaltender Stromausfall, Brand, Evakuierung oder Pandemie.
Im Auftrag des BBK beschäftigte sich das Institut
für Sozioökonomische und Kulturelle Internationale Analyse mit einer schwerwiegenden Schutzlücke in Deutschland – der unzureichenden
Selbsthilfefähigkeit von Personen mit einer
Beeinträchtigung.
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JAHRESBERICHT 2014
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K APITEL
Ausbildungsprämissen im Wandel
Bevölkerungsschutz ist eine umfassende Gemeinschaftsaufgabe verschiedener Akteure. Gefahren
können aus der Natur resultieren oder technischen Ursprungs sein. Angesichts der aktuellen Weltlage müssen aber auch terroristische Bedrohungen sowie die Möglichkeit zwischenstaatlicher Konflikte
stärker als bisher berücksichtigt werden. Frühzeitig Hinweise erkennen und systematisch Aufklärung
betreiben – das ist die Aufgabe der Nachrichtendienste. Für den Schutz vor Angriffen von außen ist
das Militär verantwortlich. Der Schutz im Inneren fällt in den polizeilichen Zuständigkeitsbereich.
Die Betreiber kritischer Infrastrukturen sorgen für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen, während
die Kräfte des Bevölkerungsschutzes die Aufgabe haben, mögliche Schäden zu vermeiden, zu mindern und zu beseitigen. Die BBK-eigene Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) ist deshalb bestrebt, ihre Ausbildungskonzepte für den nationalen Zivil- und Katastrophenschutz permanent an ein gewandeltes Sicherheitsumfeld anzupassen.
AUSBILDEN
| 45
Rollenspiel: Künftige Kräfte des höheren
Polizeidienstes nehmen in der AKNZ-Übung
nacheinander verschiedene Funktionen im
Führungsstab ein
Administrative Stabsausbildung
nagement eine immer höhere Bedeutung. Die
Krisen lassen sich niemals gegen die Medien,
Spezifik der Krisenkommunikation in sozialen
sondern nur gemeinsam mit ihnen meistern:
Netzwerken schlug sich deshalb im vergangenen
Verantwortlich dafür sind die Pressesprecher und
Jahr verstärkt auch in der Konzeption für die
Pressesprecherinnen. Sie übernehmen im Krisenadministrative Stabsausbildung nieder.
stab die Leitung für die Bereiche Bevölkerungsinformation und Medienarbeit. Ihre Aufgabe ist
Bewährtes wird weiterentwickelt
es, die einschlägige Medienberichterstattung
Das Grundkonzept der Stabsausbildung hat sich
auszuwerten und eine aktive Krisenüber die letzten Jahre hinweg hervorrakommunikation zu koordinieren.
gend bewährt und konnte weitgeDie Stabsausbildung ist in
hend beibehalten werden. Das
diesem Punkt besonders
Wesentliche an diesem
darauf ausgerichtet, dass
Konzept: Jedes Seminar
die Krisenkommunikatiund jede Übung ist
on in Form und Inhalt
individuell auf den
an die Kommunikation
jeweiligen Stab zugevor dem Kriseneintritt
schnitten. Föderalisanknüpft. Das ist auch
mus und kommunale
Kommunikation, der Schlüssel zum Erfolg
der Grund, warum
Selbstverwaltung
Pressesprechern und
bedingen hier indiviPressesprecherinnen
duelle Strukturen.
diese Aufgabe obliegt. Sie
Gleichfalls individuell
kennen am besten die
sind stets auch die
bisher verfolgte KommuniÜbungsszenarien, die aus
kationsstrategie.
vorangegangenen Risikoanalysen abgeleitet werden. Auf diese
Der Verwaltungsstab ist im Krisenfall die
Weise lassen sich die Übungsergebnisse
zentrale Kommunikationsschnittstelle zur Bevöldirekt für die weitere Planung verwenden.
kerung. Zum Handwerkszeug dafür gehören zum
Beispiel Pressekonferenzen, Kurzstatements und
Ein wichtiger Trend der letzten Jahre betrifft das
andere krisenbezogene Publikationsformate. Sie
stärkere Gewicht, das bei der Weiterentwicklung
sind daher auch Inhalt dedizierter Stabsausbildes Stabes auf der Nachbesprechung realer Ereigdungsseminare an der AKNZ für Pressesprecher
nisse liegt – zum Beispiel Hochwasser, Sturm,
und Pressesprecherinnen. Von Bedeutung ist dabei
EHEC, Trinkwasserkontamination oder Legionelauch folgender Aspekt: Neben Radio, TV und Print
lengefahr. Dieses Vorgehen garantiert zum einen,
spielen neue Medien wie Facebook und Twitter im
dass an der AKNZ Erlerntes in der Praxis unmitLeben der Menschen eine zunehmend wichtige
telbar anwendbar ist. Zum anderen fließen
Rolle. Sie gewinnen folglich auch für das KrisenmaErkenntnisse aus den realen Ereignissen nun
Ausbilden
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JAHRESBERICHT 2014
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AUSBILDEN
direkt in die Lehre zurück. Seminare in Stabsform
können oftmals auch gleich für die Fortschreibung der Notfallplanung genutzt werden.
Intensiviert hat sich im vergangenen Jahr nicht
zuletzt auch die Zusammenarbeit der Verwaltungsstäbe mit anderen Akteuren – vor allem mit den
Betreibern kritischer Infrastrukturen, mit kreisangehörigen Kommunen sowie mit Oberbehörden. Der Verwaltungsstab ist hierbei nicht nur die
Schnittstelle zur operativ-taktischen Komponente, sondern koordiniert zugleich alle Maßnahmen
mit den Gemeinden, mit Unternehmen im Bereich
kritischer Infrastruktur, dem Kreisverbindungskommando der Bundeswehr, den Oberbehörden
und den Nachbarkreisen. Insbesondere Szenarien
mit Gesundheitsgefahren haben deutlich gezeigt,
dass sich der Krisenstab auch jenseits sogenannter
Blaulichtlagen – also ohne die Beteilung vieler
Einsatzkräfte – in der Koordination komplexer
Bedrohungssituationen bewähren muss. Darüber
hinaus ist der Verwaltungsstab als Ansprechpartner für Unternehmen inzwischen zu einer festen
Größe geworden. Vor diesem Hintergrund wurde
unter anderem auch eine neue Übungssequenz in
das Seminarangebot zur Trinkwassersicherstellung integriert.
Polizeiliche Ausbildung an der AKNZ
Egal, ob Naturkatastrophe oder Terroranschlag:
Ein reibungsloses Zusammenspiel zwischen
unterschiedlichen Akteuren ist nur dann möglich,
wenn sich alle Beteiligten sowohl untereinander
kennen als auch ihre jeweiligen Aufgabenfelder
und Zuständigkeitsgrenzen. Genau darauf fokussiert die Schulung von zukünftigen Polizei- und
Kriminalrätinnen und -räten an der AKNZ: Jedes
Jahr sind Studierende der Deutschen Hochschule
der Polizei (DHPol) aus Münster dazu eine Woche
lang an der AKNZ in Ahrweiler zu Gast.
Das realitätsnahe AKNZ-Training zur Bewältigung
von Großschadenslagen gehört an der DHPol seit
2004 zum festen Bestandteil des Masterstudiengangs für den höheren Polizeivollzugsdienst.
Neben der Vermittlung grundlegender Informationen über die Strukturen des Bevölkerungsschutzes in Deutschland bilden spezielle Übungen den
Kern der Ausbildungswoche an der AKNZ. Dabei
nahmen 2014 insgesamt 148 Studierende in bis zu
sechs verschiedenen Übungsräumen nacheinander all jene Funktionen ein, die in einem Polizeiführungsstab erforderlich sind.
Im Nebenraum saß die jeweilige Übungsleitung
– besetzt mit einem fachlich breiten Spektrum
unterschiedlicher Professionen: So saß zum
Beispiel ein Polizist neben einer Verwaltungsexpertin, eine THW-Vertreterin neben einem
Notarzt und ein Feuerwehrmann neben einer
Chemikerin. Ergänzend kamen Personen hinzu,
die in verschiedenen Rollen die Öffentlichkeit
repräsentierten und beispielsweise Angehörige
von Verkehrsbetrieben oder der Medien aus
eigener Erfahrung heraus überzeugend darstellen
konnten. Auf diese Weise gelang es, für die Studierenden ein überaus realistisches Übungsumfeld zu
gestalten.
Inhaltlich lag der Schwerpunkt der Stabsrahmenübung im letzten Jahr auf dem übergreifenden
Management von Großveranstaltungen anhand
zweier Szenarien. Der fiktive Hergang: Bei Veranstaltungen in Münster (Szenario 1) und Dortmund
(Szenario 2) treten plötzlich Schadensereignisse
ein, die von den übenden Stäben zu bewältigen
sind – und zwar in engmaschig abgestimmtem
Zusammenwirken mit nicht polizeilichen Akteuren des Bevölkerungsschutzes wie Feuerwehr und
Rettungsdiensten. Zu den Szenarien gehörten
dabei auch fiktive Social-Media-Beiträge via
Twitter und Facebook.
Trainiert wurden die angehenden Polizeiführungskräfte gemeinsam von Dozenten der DHPol
und AKNZ sowie von Angehörigen verschiedener
AUSBILDEN
Feuerwehren, Polizeidienststellen und Verwaltungseinrichtungen. Insgesamt waren rund 220
Personen an der einwöchigen Übung beteiligt.
Viel Raum für Kreativität
Während des Trainings mussten die Übenden
selbstständig eine vorgegebene Lage beurteilen,
die jeweils notwendigen Maßnahmen ableiten,
diese veranlassen und ihre Durchführung kontrollieren. Dabei durften und sollten sie durchaus
kreativ vorgehen. Das Übungskonzept legt es
geradezu darauf an, dass Studierende eigene Ideen
entwickeln und ausprobieren können. Die Aufgabe
der Übungsleitung bestand hierbei darin, dieses
freie Spiel zu fördern und in die richtigen Bahnen
zu lenken.
Für die künftigen Polizeiführungskräfte in Bund
und Ländern ist die Woche an der BBK-eigenen
AKNZ in Ahrweiler stets eine wertvolle Erfahrung: Sie erleben hier hautnah, wie sich die
Bewältigung einer komplexen Schadenslage in
unterschiedlichen Rollen anfühlt. Ein wichtiges
Anliegen der AKNZ ist es in diesem Kontext
generell, Studierende zu motivieren, in ihrer
künftigen Position als Polizist oder Polizistin so
schnell wie möglich den Kontakt zu den lokalen
Partnern des Bevölkerungsschutzes zu suchen.
Ganz nach dem Motto „Köpfe kennenlernen, Netzwerke bilden“.
Mittlerweile haben bereits mehr als 1.500 zukünftige Kräfte des höheren Polizeidienstes ihre Woche
an der AKNZ erfolgreich absolviert. Etliche von
ihnen kehrten seither für weitere Fortbildungen
nach Ahrweiler zurück. Noch mehr haben mittlerweile im Berufsleben ihre persönlichen Knoten in
das Netzwerk der deutschen Sicherheit eingefügt.
An dieser Stelle zeigt sich erneut, wie das BBK den
gesamtstaatlichen Ansatz einer vernetzten
Sicherheitsarchitektur in Deutschland auch in der
Ausbildung mit Leben erfüllt.
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AKNZ als breit vernetzte
Kooperationsplattform
Die AKNZ des BBK ist die zentrale Aus- und
Fortbildungseinrichtung des Bundes im
Bevölkerungsschutz. Ihr Bildungsangebot
richtet sich an alle, die in der zivilen Sicherheitsvorsorge als Entscheidungsträger oder
Multiplikatoren Verantwortung tragen.
Angesichts der sicherheitspolitischen Entwicklung der letzten Jahre löst sich die vormals
scharfe Trennlinie zwischen innerer und
äußerer Sicherheit zusehends auf. Umso mehr
muss staatliche Sicherheitsvorsorge als eine
ganzheitliche Aufgabe verstanden werden, die
ein enges Zusammenspiel zwischen komplementären Fähigkeiten aus so unterschiedlichen
Bereichen wie Nachrichtendienste, Polizei,
Streitkräfte, Bevölkerungsschutz sowie
Kritische Infrastrukturen verlangt.
Aufgrund seiner föderalen Struktur und der
starken Rolle der Wirtschaft im Bereich der
Kritischen Infrastrukturen benötigt Deutschland eine allseits akzeptierte Plattform für den
Wissensaustausch und die Kooperation
innerhalb des hoch vernetzten Sicherheitssystems. Die AKNZ hat sich im Lauf der letzten
Jahre zu eben dieser Plattform entwickelt: Sie
ist weithin respektiert als Wissensdrehscheibe
für Fragen der staatlichen und nicht staatlichen
Sicherheitsvorsorge. Sie hat sich darüber
hinaus im Rahmen des nationalen Krisenmanagements als Integrationsstelle für alle einschlägigen Stellen in Bund, Ländern und der
Wirtschaft etabliert. Mit der Übungsreihe
LÜKEX trägt die AKNZ überdies seit 2004
kontinuierlich zur Verbesserung der Zusammenarbeit im Risiko- und Krisenmanagement
von Bund und Ländern auf politisch-administrativer Entscheidungsebene bei.
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JAHRESBERICHT 2014
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FORSCHEN
Forschen
für mehr Sicherheit auf Großveranstaltungen
FORSCHEN
Bad in der Menge
Ob Fußballfinale, Open-Air-Konzert oder Silvester am Brandenburger Tor – atmosphärisch
hat eine Großveranstaltung stets etwas Einzigartiges. Nur hier kann man so richtig in die Menge eintauchen und seine Emotionen mit vielen anderen Menschen teilen. Doch wie ist es um die Sicherheit auf
der Veranstaltung bestellt? Spätestens die tragischen Ereignisse auf der Love Parade 2010 in Duisburg
haben dem kollektiven Bewusstsein eingeprägt, wie wichtig ein fundiertes Sicherheitskonzept
für jede Form von Massenveranstaltung ist.
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JAHRESBERICHT 2014
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FORSCHEN
Damit es zu keinem gefährlichen Gedränge kommt
Große Events werden immer beliebter – nicht nur
in großen Metropolen, sondern ebenso in vergleichsweise kleinen Städten. Und dies, obgleich
Veranstaltungen, bei denen sehr viele Menschen
auf relativ engem Raum zusammenkommen,
spezifische Risiken für Leben und Gesundheit
bergen. So kann es bereits beim Zugang zur
Veranstaltung, an der Ticketabfertigung, zu
gefährlichem Gedränge kommen. Zu- und Ausgangsschleusen gelten daher als besonders gefährdete Zonen auf dem Veranstaltungsareal.
Die Sicherheit von Großveranstaltungen hängt
von sehr verschiedenen Faktoren ab – entsprechend vielfältig sind die Ansätze für das Sicherheitsmanagement von Massenevents. Derzeit gibt
es dafür kein bundesweit einheitliches Vorgehen.
Und auch bei der Qualifikation und dem Erfahrungshorizont der verantwortlichen Akteure gibt
es noch große Unterschiede.
Nach dem Baukastenprinzip
Vor diesem Hintergrund ging 2012 das Projekt
„Bausteine für die Sicherheit von Großveranstaltungen“ – kurz BaSiGo – an den Start. Finanziert
wird das Verbundvorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), wobei das
Projektbudget über eine Laufzeit von drei Jahren
bei sechs Millionen Euro liegt. Beteiligt sind
insgesamt zehn Partner aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, polizeiliche sowie nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr und dem BBK.
Ziel von BaSiGo ist es, gemeinsam praktikable
Lösungen und Instrumente zu entwickeln, die der
Verschiedenartigkeit hinsichtlich Ausrichtung
und Größe unterschiedlicher Veranstaltungstypen
Rechnung tragen. Dafür wurden insgesamt elf
Arbeitspakete geschnürt und je nach fachlicher
Spezialkompetenz auf die beteiligten Partner
verteilt. Die Akademie für Krisenmanagement,
Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) des BBK
übernahm dabei die Federführung für das neunte
Arbeitspaket „Ausbildung“. Die Ergebnisse sämtli-
cher Pakete sind im sogenannten „BaSiGo-Guide“
gebündelt. Weitere Produkte des Forschungsprojektes sind die BaSiGo-Simulation, das BaSiGoSupport-System und das BaSiGo-Training.
Querschnittsaufgabe Ausbildung
Für das Produkt BaSiGo-Training erarbeitete die
AKNZ ein Ausbildungsmodell, das im Verlauf des
Jahres 2014 mit drei Pilotseminaren erstmals
praktisch erprobt werden konnte. Vorabrecherchen hatten ergeben, dass trotz vereinzelter
Ausbildungsangebote zum Thema Veranstaltungssicherheit in Deutschland bislang kein überregionales und interdisziplinäres Konzept existierte.
Aus Sicht der Forschungspartner ist ein standardisiertes Ausbildungsvorgehen jedoch absolut
notwendig, um die Sicherheit auf Großveranstaltungen nachhaltig zu erhöhen.
Wichtigste Grundlage für das neue Ausbildungsmodell der AKNZ sind die Forschungsergebnisse
der anderen BaSiGo-Arbeitspakete. Hierbei spielen
Erkenntnisse und Methoden sowohl aus der
Psychologie als auch aus den Sozial- und Ingenieurwissenschaften eine Rolle. Evaluiert wurden
zudem Elemente ausländischer Ausbildungsmodelle mit Blick auf eine mögliche Verwendbarkeit.
Der Fokus von BaSiGo-Training liegt darauf,
theoretisches Wissen mit praktischen Fertigkeiten
zu vereinen.
Inhaltlich deckt die BaSiGo-Ausbildung alle
Phasen einer Großveranstaltung ab – von der
Planung und Genehmigung über die Durchführung bis hin zur Nachbereitung. Die thematische
Spannbreite umfasst dabei
•Sicherheitskonzept
•Risikomanagement
•Notfallplanung
•Kommunikation
• Infrastruktur- und Raumplanung
• Crowd Management
•Simulation
•IT-Support.
FORSCHEN
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Sicherheitsbausteine
Polizeiliche
Sicherheitsaspekte
Sicherheit
Nicht
polizeiliche
Sicherheitsaspekte
Veranstaltungsbezogene
Sicherheitsaspekte
BaSiGoSimulation
Rechtliche
Analyse
Simulation
BaSiGoGuide
TeilnehmerKommunikation
Ausbildung
BaSiGoSupport System
BaSiGoTraining
Interorganisationale
Zusammenarbeit
Planbarkeit
Consulting
Veranstalter
pol. und nicht pol.
Gefahrenabwehr
Von zentraler Bedeutung für BaSiGo ist das Konzept der sogenannten
Sicherheitsbausteine. Dabei handelt es sich um Module mit
Lösungsvorschlägen und Empfehlungen, die auf unterschiedliche
Kommunen
Veranstaltungstypen übertragbar sind. Potenziellen Gefährdungen
werden stets empfohlene Maßnahmen samt geeigneter Werkzeuge
gegenübergestellt.
Interdisziplinäre Ausrichtung
Die Zielgruppe erstreckt sich auf Veranstalter,
Ordnungs- und Sicherheitsdienste ebenso wie auf
Verwaltungen und Gefahrenabwehrbehörden. Das
AKNZ-Seminar „Interdisziplinäre Grundlagenausbildung zur Sicherheit bei Großveranstaltungen“
erweitert einerseits die Handlungskompetenzen
der Teilnehmer. Andererseits bietet es ihnen die
Möglichkeit, Netzwerke zu bilden und an den
Erfahrungen anderer Teilnehmer zu partizipieren.
Diese interdisziplinäre Ausrichtung der BaSiGoAusbildung an der AKNZ ist deutschlandweit
bislang einmalig. Das Motiv dahinter: Die interorganisationale Zusammenarbeit der Teilnehmer
soll nachhaltig verbessert werden.
Begleitet wurden die Kurse von einer parallel
laufenden Evaluierung, die ein externes Dienstleistungsunternehmen vornahm: Die Teilnehmer
waren angehalten, sowohl Inhalte als auch Methoden des Seminars zu bewerten. Auf diese Weise
konnten Entwicklungspotenziale des Ausbildungsmodells sehr zeitnah identifiziert werden. Die
Evaluierungsergebnisse schlugen sich unter
anderem in einem weitgehend überarbeiteten
Aufbau der Oktoberveranstaltung gegenüber den
vorangegangenen Kursen im März und Mai 2014
nieder. Dabei wurden zum Beispiel auch sogenannte Table Top Exercises implementiert, wodurch die
Teilnehmer ihre frisch erworbenen Theoriekenntnisse unmittelbar praktisch anwenden konnten.
Eine Weiterentwicklung im didaktischen Vorgehen
bestand zudem in der Einführung der CoTeaching-Methode: Hierbei wurden ausgewählte
Themenblöcke von zwei Dozenten gemeinsam
unterrichtet. Die Neuerungen im Ausbildungskonzept stießen bei den Teilnehmern des dritten
Seminars durchweg auf positive Resonanz.
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JAHRESBERICHT 2014
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INTERNATIONAL VERNETZEN
International
vernetzen
Bevölkerungsschutz jenseits der
Landesgrenzen
INTERNATIONAL VERNETZEN
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Weltweit anerkannt
Deutsches Krisenmanagement hat im Ausland
ein hohes Renommee: Zivilschutzkonzepte
made in Germany sind inzwischen quasi zum
Exportschlager geworden. In vielen Ländern
setzt sich die Erkenntnis durch, dass internationale Kooperation bei der Prävention und
Krisenbewältigung von großem Vorteil für
alle Seiten ist. Das BBK treibt seit Jahren den
Aufbau eines internationalen Beziehungsnetzwerks voran – sowohl bilateral zu Katastrophenschutzbehörden und Hilfsorganisationen
anderer Länder als auch auf multilateraler
Ebene, zum Beispiel durch eine direkte Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen der
Vereinten Nationen und der NATO.
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JAHRESBERICHT 2014
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INTERNATIONAL VERNETZEN
Krisen am Ursprung bewältigen
Was macht deutsches Krisenmanagement so
interessant für Länder wie China und – besonders
aktuell – für Jordanien und Tunesien? Sicherlich
spielen hierbei die klaren Strukturen der deutschen
Krisenbewältigungsorganisation eine Rolle. Oder
die ausgefeilten Werkzeuge und Methoden, die in
der Bundesrepublik über Jahre hinweg für den
Zivil- und Katastrophenschutz entwickelt wurden.
Auch die zupackende Herangehensweise deutscher
Krisenmanager wird im Ausland wahrgenommen.
Vermutlich aber ist keiner dieser Faktoren allein für
die positive Resonanz verantwortlich, sondern ihr
wechselseitiges Zusammenspiel.
Auch für die Tatsache, dass sich das BBK buchstäblich vom ersten Tage an für die Verbesserung
des Katastrophenschutzes auch außerhalb
Deutschlands einsetzt, gibt es eine ganze Reihe
von Gründen: Zum einen bleibt längst nicht jede
Krisensituation auf das Territorium der Bundesrepublik begrenzt. Das gilt nicht nur für „klassische“ Katastrophen wie eine Hochwasserflut, von
der auch Anrainerstaaten betroffen sein können.
Von wachsender Bedeutung sind auch Dominoeffekte – etwa bei einem großflächigen Stromausfall oder einer massiven Störung der informationstechnischen Infrastruktur. Auf der anderen
Seite ist das BBK eingebunden in die generelle
Strategie des Bundes, die darauf abzielt, Krisen
möglichst nah an ihrem Ursprungsort zu
bekämpfen. Dahinter steht auch die Idee: Wir
gehen zum Krisenherd – bevor die Krise zu uns
kommt.
INTERNATIONAL VERNETZEN
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Rollenspiel während des High Level
Coordination Course: Empfang des
Botschafters der EU-Delegation
EU-weite Ausbildungspartnerschaft
Katastrophen wie das Reaktorunglück im
japanischen Fukushima oder das verheerende
Erdbeben in Haiti verdeutlichen, dass die
nationalen Kräfte zur Krisenbewältigung in
manchen Situationen auf Expertenhilfe aus
dem Ausland angewiesen sind. Die Ausbildung solcher Experten erfolgt im Rahmen
von EU-Partnerschaften, in deren Rahmen
sich das BBK aktiv engagiert. Konkret ist die
BBK-eigene Akademie für Krisenmanagement,
Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) in die
Ausbildung der EU-Experten eingebunden, die
dann übrigens auch außerhalb von EU-Mitgliedsstaaten zum Einsatz kommen können.
Während der Ausbildung durchlaufen die Expertenteams in der Regel ein dreistufiges Trainingsprogramm. Die AKNZ veranstaltet dafür bereits
seit 2005 regelmäßig einen sogenannten High
Level Coordination Course (HLC), der zur höchsten Ausbildungsstufe im EU-Trainingsprogramm
gehört.
Das viereinhalbtägige HLC-Seminar wurde dabei
zum Ausgangspunkt für vielfältige Ausbildungskooperationen zwischen dem BBK und unterschiedlichen Partnerorganisationen in anderen
EU-Ländern, so zum Beispiel mit der polnischen
Nationalen Akademie der Feuerwehr oder mit der
Sicherheitsakademie des österreichischen Innenministeriums.
Länderübergreifende Zusammenarbeit ist aber
nicht nur die Grundlage einer erfolgreichen Durchführung der Kurse an der AKNZ, sondern ist auch
inhaltlich ein Schwerpunkt von HLC: Während
der Ausbildung erwerben die Teilnehmer und
Teilnehmerinnen gezielt auch Kompetenzen für
die Kooperation auf internationalem Parkett
– etwa mit Regierungsvertretern des betroffenen
Landes, mit Militär- und Polizeiangehörigen oder
Sanitätsausbildung
während des Safety-and-SecurityKurses: Erste Hilfe leisten unter
erschwerten Bedingungen
Akteuren aus den Vereinten Nationen, dem Roten
Kreuz und anderen humanitären Organisationen.
Auch der Umgang mit Medien und Basiswissen
zum diplomatischen Verhaltenskodex sind
Bestandteil der Seminarinhalte.
Neben den HLC-Seminaren führt die AKNZ seit
2012 eine weitere Seminarreihe der höchsten Stufe
des EU-Ausbildungsprogramms durch, nämlich
den seinerzeit neu entwickelten Head-of-TeamKurs. Beide Seminarblöcke richten sich an Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus 15 Mitgliedsstaaten der EU. Viele Absolventen konnten die in
Ahrweiler erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten bereits kurz nach der Ausbildung in der Praxis
anwenden – entweder als Koordinator, Assessmentbeauftragter oder als Teamleiter bei Einsätzen auf der Grundlage des EU-weiten Katastrophenschutzprogramms European Union Civil
Protection (EUCP).
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JAHRESBERICHT 2014
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INTERNATIONAL VERNETZEN
Nachhaltig helfen: Hilfe zur Selbsthilfe
Neben der Katastrophenhilfe durch Experten aus
verschiedenen EU-Ländern fokussiert das BBK mit
internationalen Partnerschaften auch auf bilaterale
Hilfe zur Selbsthilfe. Ein Beispiel dafür ist das
Projekt „Schutz und Rettung von Menschen“, das
im Rahmen der deutsch-tunesischen Transformationspartnerschaft im Herbst 2012 an den Start ging.
Eines der Teilprojekte, in dem sich das BBK engagiert, beschäftigt sich mit der Implementierung
eines übergreifenden Krisenmanagementsystems
sowohl auf nationaler wie auch auf Gouvernements-Ebene des nordafrikanischen Landes. Die
tunesischen Gouvernements entsprechen in etwa
der Länderebene der Bundesrepublik. Das BBK
arbeitet in diesem Projekt eng mit seinem tunesischen Pendant, dem Office National de la Protection Civile (ONPC), zusammen.
2014 lag der Fokus in Tunesien vor allem auf der
Ausbildung von Multiplikatoren des ONPC im
Bereich des administrativ-strategischen Krisenmanagements. Ein zweiter Schwerpunkt richtete sich
auf die Verbesserung der Ausstattung mit Fahrzeugen und Ausrüstung zur Waldbrandbekämpfung.
Das BBK hatte schon unmittelbar nach dem Start
des Projektes damit begonnen, gemeinsam mit der
Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main und mit dem
ONPC Ausstattungskonzepte zu entwickeln, deren
Ergebnisse heute an verschiedenen Standorten in
Tunesien sichtbar sind. 2014 erhielt der Standort
Siliana im Nordwesten des Landes moderne
Feuerwehr-Pick-ups zur Waldbrandbekämpfung.
Die Pick-ups in Siliana sind Teil eines größeren
Verbundsystems, zu dem auch die technische
Ausrüstung des Standorts El Kef gehört, die das
BBK im Vorjahr geliefert hatte.
Stabsübung als krönender Abschluss
Bei der Multiplikatorenausbildung wurde den
Partnern das deutsche Modell aber nicht
einfach übergestülpt. Vielmehr wurden
Ausbildungsinhalte und die Methodik gemeinsam mit dem ONPC an
die tunesischen Bedürfnisse
angepasst – unter anderem
in Bezug auf rechtliche
Aspekte. 2014 hielt das
BBK drei Seminarreihen
in verschiedenen
tunesischen Städten
ab. Die Abschlussseminarreihe stand
unter dem Titel
Technische Einweisung für
tunesische Zivilschutzkräfte
INTERNATIONAL VERNETZEN
„Von der Planbesprechung zur Stabsübung“ und
fand im November in Monastir statt. Die wichtigsten Lernziele dieses Seminars: Lagebeurteilung,
Problemfelder erkennen, Prioritäten setzen sowie
effiziente Entscheidungsprozesse etablieren. Da
die Kursteilnehmer als Ausbilder des ONPC in
Zukunft selbst praxisbewährte Kenntnisse und
Fähigkeiten weitertragen sollten, lag neben der
Entwicklung von Szenarien für Stabsübungen ein
besonderes Gewicht auch auf der Vermittlung von
methodisch-didaktischem Wissen.
Das Finale der letzten Seminarreihe war eine
ganztägige Stabsübung mit dem administrativen
Stab des Gouvernements Monastir. Anwesend
waren hierbei auch BBK-Präsident Christoph Unger
sowie der Generaldirektor des ONPC Moez Dachraoui,
der den Stab der Gouvernementregierung Monastir
während der Übung leitete. Dem Übungsszenario
lag ein für die Region durchaus typisches Ereignis
zugrunde: die Überflutung des Gouvernements
Monastir nach anhaltenden Regenfällen, inklusive
schwerwiegender Folgen wie großflächiger Stromausfall, Trinkwasserverschmutzung, Verkehrsbeeinträchtigung, Infrastrukturschäden, notleidende
Bevölkerung und nicht zuletzt eine hohe Anzahl
betroffener Touristen.
Große Resonanz fand die Stabsübung nicht nur bei
Beschäftigten im tunesischen Katastrophenschutz,
sondern auch bei der Presse des Landes. Einhellig
hoben die Beobachter die profunde Ausbildungsmethodik hervor und lobten die Fähigkeit, alle verantwortlichen Akteure im Katastrophenfall an einen
Tisch zu bringen, um gemeinsam schnell und
fundiert entscheiden zu können.
Jordanien: Besser vorbereitet auf C-Risiken
Trotz der fortschreitenden Beseitigung des syrischen
Chemiewaffen-Arsenals sind die Risiken, die aus
chemischen Stoffen resultieren, weder in Syrien
selbst noch in den Nachbarstaaten gebannt. Vor
diesem Hintergrund riefen die Bundesrepublik
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Deutschland und das Königreich Jordanien bereits
2013 ein gemeinsames Zivilschutzprojekt ins Leben
– mit dem Ziel, für einen besseren Schutz der
jordanischen Zivilbevölkerung und der syrischen
Flüchtlinge vor Ort durch Ausbildungs- und
Ausrüstungshilfe sowie konzeptionelle Unterstützung im medizinischen Bereich zu sorgen.
Der Schutz vor chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Gefahren (CBRN) ist ein
zentrales Aufgabengebiet innerhalb des BBK. In
eigenen Labors und enger Kooperation mit Landesbehörden, Forschungseinrichtungen sowie Industrieunternehmen arbeiten BBK-Experten unterschiedlicher Fachrichtung beständig an der Verbesserung
von Methoden, Verfahren und Systemen für den
Schutz der Bevölkerung vor CBRN-Risiken. Die
dabei gewonnenen Erfahrungen sind für die besonders gefährdeten Regionen im Nahen Osten von
unschätzbarem Wert. Deshalb fokussiert das
Gemeinschaftsprojekt des BBK mit dem jordanischen Zivilschutz, das vom Auswärtigen Amt
finanziert wird, vor allem auf einen interdisziplinären Methodik- und Wissenstransfer.
Wie schon im Jahr davor führte die AKNZ auch
2014 speziell auf CBRN-Gefahren zugeschnittene
Fortbildungsveranstaltungen durch. Im letzten
Jahr nahmen daran circa 50 Angehörige des
jordanischen Zivilschutzes teil. Inhaltlich ging es
um fortgeschrittene Detektionsmöglichkeiten
inklusive moderner Technik für Probenahmen
sowie CBRN-Schutzkleidung, die in Deutschland
seit Jahren bewährt ist. Zum anderen standen
Fragen der medizinischen Betreuung bei einem
Massenanfall von Verletzten im Zentrum der
Ausbildung – zum Beispiel, wie mit Betroffenen
umzugehen ist, ehe sie in eine Klinik eingeliefert
werden können. Aber auch, auf welche psychischen
Belastungen der Betroffenen sich die verantwortlichen Einsatzkräfte einstellen müssen. Erörtert
wurden diese und andere Fragen nicht nur theoretisch, sondern vor allem in praktischen Übungen.
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JAHRESBERICHT 2014
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GESTALTEN
Prozesse auf dem Prüfstand
Öffentliche Verwaltungen unterliegen einem
permanenten Wandel: Aufgabenfelder erweitern
und verschieben sich dynamisch. Als Konsequenz
daraus müssen auch Aufbau und Ablauforganisation kontinuierlich evaluiert und angepasst werden.
Nur so werden öffentliche Institutionen neuen
Herausforderungen gerecht und können ihre
definierten Aufgaben stets mit hoher Effizienz
und Effektivität erfüllen.
diesem Kontext auch eine Anpassung der Referateanzahl je Abteilung.
Vor diesem Hintergrund veranlasste das BBK 2014
eine breit angelegte Analyse seiner Geschäftsprozesse – mit dem Ziel, bislang unentdecktes
Optimierungspotenzial in der eigenen Organisationsstruktur ans Licht zu fördern. Die Untersuchungsergebnisse dienten als Grundlage für
eine planvolle Umstrukturierung der Ablauf- und
Aufbauorganisation des BBK: Aufgaben wurden
neu gebündelt und teilweise anderen Organisationsbereichen zugeordnet. Notwendig war in
Zudem verwirklicht die Abteilung Z ein modernes
Servicekonzept, mit dem interne Dienstleistungen
innerhalb des BBK sowohl flexibler als auch
kostengünstiger erbracht und bezogen werden
können.
Mit der Modernisierung seiner Organisationsstrukturen reagierte das BBK auf die wachsende
Komplexität und Vielfalt seiner Aufgaben. Dabei
sorgt insbesondere die neu geschaffene Abteilung
Z – Zentrale Dienste – für eine präzise Verteilung
aller Zuständigkeitsbereiche und Verantwortlichkeiten.
Die Neuorganisation vollzog sich in zwei Schritten:
Zum 1. Oktober 2014 wurden die Abteilungen I und IV
umstrukturiert. Zu Begin des Jahres 2015 folgten dann
die Abteilungen II, III sowie die neue Abteilung Z.
GESTALTEN
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Gestalten
Effizientere Prozesse,
verbesserte Reaktionsfähigkeit
und Prognosen zur
möglichen Schadensentwicklung abzugeben.
Entsprechend schnell lassen
sich fundierte Handlungsempfehlungen ableiten.
Schub für kooperative Handlungsfähigkeit
Vor mehr als zehn Jahren gegründet, hat das GMLZ
seine Leistungsfähigkeit in der jüngeren Vergangenheit unter anderem während der schweren
Hochwasserkatastrophe 2013 bewiesen. So konnten
seinerzeit länderübergreifende Hilfsleistungen für
betroffene Regionen deutlich besser organisiert
werden als bei der Flut 2002. Denn damals gab es
das GMLZ noch nicht.
GMLZ: Globale Sicht auf Schadenslagen
In Krisensituationen von nationaler Tragweite
erfordern Gefahrenabwehr und Schadensbegrenzung eine perfekte Koordination zwischen allen
verantwortlichen Akteuren. Das betrifft alle im
Katastrophenschutz und Rettungswesen engagierten Behörden und Organisationen sowohl auf Bundes- und Länderebene wie auch in den Kommunen.
Eben dies ist das Ziel des Gemeinsamen Melde- und
Lagezentrums (GMLZ) von Bund und Ländern.
Das GMLZ erfüllt die Funktion einer zentralen
Informationsschnittstelle, die ein organisationsübergreifendes Informations- und Ressourcenmanagement bei großflächigen Schadensereignissen
erst möglich macht: Rund um die Uhr werden hier
potenzielle Gefahrenquellen beobachtet, mögliche Schadensindizien interpretiert und zu einem
flächendeckenden Lagebild zusammengefügt. Auf
diese Weise gelingt es, selbst hochkomplexe und
multikausale Szenarien frühzeitig zu erkennen
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
GMLZ sind solche Erfolge jedoch kein Grund zum
Ausruhen. Stillstand hat es hier ohnehin nie
gegeben. 2014 wurden die Weichen für eine
grundlegende Modernisierung der baulich-technologischen Ausstattung im GMLZ gestellt: Neben
der eigentlichen Einsatzzentrale wird das GMLZ
künftig zwei zusätzliche Räume beziehen, um
Platz für neue Aufgaben zu gewinnen. Dazu
gehörten unter anderem die Erweiterung der
Analyse- und Prognosefähigkeiten, wie sie zum
Beispiel für eine verbesserte Ressourcenvermittlung im Sinne des angedachten Bund-LänderKonzepts „Servicestelle Engpassressourcen Bund/
Länder“ erforderlich sind.
Technologisch zielt das Modernisierungsprojekt
auf eine Grunderneuerung der IT- und Mediensysteme im GMLZ. Neben neuen Computerarbeitsplätzen ist hier insbesondere die großflächige LCD-Medienwand zu nennen. Weil
herkömmliche Rückprojektoren dadurch
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JAHRESBERICHT 2014
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GESTALTEN
Neuer GMLZ-Einsatzraum
SEBL
ZIN
Analyse
Großflächige Medienwand (blau) macht Rückprojektion überflüssig und sorgt für optimale Raumausnutzung
überflüssig werden, kann der verfügbare Raum
deutlich besser ausgenutzt werden. Ein weiteres
Highlight ist der interaktive Lagetisch – eine
Spezialentwicklung des Fraunhofer-Instituts
IOBC in Karlsruhe. Es handelt sich hier um eine
Art Riesen-Tablet-PC mit einem weiteren vertikalen Touchscreen. Im GMLZ können in
Zukunft also mehrere Personen gemeinsam
beispielsweise eine digitale Lagekarte interaktiv
bearbeiten.
Planungsfixstern: LÜKEX 2015
Die GMLZ-Modernisierung ist Teil eines Gesamtprojekts zum Umbau operativer Zentralen des BBK und
der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk THW.
Dazu gehört unter anderem auch die Erneuerung der
Warnzentrale, inklusive der technischen Integration
wesentlicher Warnfunktionalitäten in den GMLZEinsatzraum. Im Zuge der Modernisierung wird das
in derselben Liegenschaft ansässige THW überdies
eine Ausweichstelle für die Einsatzzentrale und die
Taktisch-Technische Betriebsstelle errichten. Bis zur
LÜKEX 2015 soll die neue Warnzentrale bereits voll
funktionstüchtig sein. Unmittelbar danach kann
dann der Umbau des GMLZ beginnen. Mit den
positiven Effekten der Modernisierung ist voraussichtlich ab Anfang 2016 zu rechnen.
Digitale Beschaffungsprozesse
Im Sommer 2007 vereinbarten Bund und Länder
die Neukonzeption für die Ausstattung des ergänzenden Katastrophenschutzes, die Anfang 2008 in
GESTALTEN
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Kaufhaus des Bundes
Die elektronische Bestellplattform für die Bundesverwaltung wurde per Kabinettsbeschluss der
Bundesregierung zur Optimierung öffentlicher
Beschaffungsprozesse am 10. Dezember 2003 ins
Leben gerufen. Es handelt sich beim KdB um ein
geschlossenes System mit besonderen Zugangsberechtigungen, das vom Beschaffungsamt des
Bundesministeriums des Innern betrieben wird.
>> www.kdb.bund.de
Dabei gilt das Prinzip einer möglichst homogenen
Ausstattung über alle Länder hinweg. Der durchschnittliche Kfz-Ausstattungsgrad hat im Zivilschutz
der Länder inzwischen gut 81 Prozent erreicht.
Kraft trat. Seither ergänzt der Bund die Katastrophenschutzausstattung der Länder mit Fahrzeugen und
technischem Gerät. Im Auftrag des BBK werden
die Fahrzeuge vom Beschaffungsamt des Bundesministeriums des Innern (BeschA) bestellt und an
das BBK ausgeliefert. Das BBK wiederum weist sie
den Empfängerländern und Gemeinden zu, die
dann als Halter im Kfz-Brief eingetragen werden.
Gleichwohl bleibt das BBK der Fahrzeugeigentümer.
Bis Ende 2014 konnte das BBK insgesamt 4.090
Fahrzeuge zur Verfügung stellen. Dafür wurden in
den vergangenen sieben Jahren rund 209 Millionen
Euro ausgegeben. Bei der Aufteilung der Fahrzeuge
ist das BBK bestrebt, den Interessen aller Bundesländer in gleicher Weise Rechnung zu tragen.
Bei der Ersatzbeschaffung von Ausstattung für die
Fahrzeuge geht das BBK gemeinsam mit dem BeschA
neue Wege: Die zuständigen Landes- und Kommunalbehörden erhalten künftig die Möglichkeit,
entsprechende Produkte über das „Kaufhaus des
Bundes“ (KdB) elektronisch zu beziehen. Sie profitieren
somit automatisch von den Rahmenverträgen des
KdB. Aus der zusammengefassten Beschaffung des
Bundes ergeben sich handfeste wirtschaftliche
Vorteile – zum Beispiel günstigere Einkaufspreise.
Überdies kürzt der Wegfall der aufwendigen Preiserhebung den gesamten Beschaffungsprozess erheblich ab. Das wiederum hilft den Landes- und Kommunalbehörden Verwaltungskosten einzusparen.
BBK und BeschA wollen mit ihrem Gemeinschaftsprojekt erklärtermaßen einen Beitrag zur Umsetzung
des Regierungsprogramms „Digitale Verwaltung
2020“ leisten.
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JAHRESBERICHT 2014
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GESTALTEN
Im letzten Jahr wurden
schwerpunktmäßig
weitere Gerätewagen
Sanität sowie Dekontaminationsfahrzeuge
angeschafft. Sie stehen
den Ländern in FriedensMit weniger mehr erreichen!
zeiten für den Katastrophenschutz zur Verfügung.
Auch die Unterbringung der
bereitgestellten Fahrzeuge an
Gleichfalls wie im Vorjahr floss
den jeweiligen Länderstandorten
auch 2014 ein Großteil der Mittel
in Garagen wurde aus BBK-Mitteln
– nämlich knapp die Hälfte des
finanziert. Weitere Gelder kamen der
Gesamtbudgets – in die Umsetzung des
Ausbildung freiwilliger Helferinnen und Helfer an
neuen Ausstattungskonzepts des Bundes. Dieses
der BBK-eigenen Akademie für Krisenmanagement,
Konzept konzentriert sich auf den Aufbau von
Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) in Ahrweiler
Spezialfähigkeiten für besondere Gefahrenlagen,
zugute. Neben den laufenden Ausgaben für den
zum Beispiel die Bewältigung eines Massenanfalls
Ausbildungsbetrieb fielen 2014 dort bereits erste
von Verletzten oder die Beherrschung chemisch,
Kosten für den im Frühjahr 2015 begonnenen Bau
biologisch, radioaktiv oder nuklear verursachter
eines neuen Konferenz- und Kantinengebäudes an.
Gefahrenlagen.
Das BBK musste wie schon
im Vorjahr 2014 eine
leichte Budgeteinbuße
verkraften: Gegenüber
2013 ging der Etat im
abgelaufenen Haushaltsjahr um rund eine halbe
Million auf etwa 99
Millionen Euro zurück.
BBK-Haushalt
2014
Verteilung des BBK-Etats auf die einzelnen Kostenbereiche (in %)
Entwicklung des BBK-Stellenbestandes*
340_
Hgr. 8 Investitionen: 36 %
Hgr. 4 Personalausgaben: 16 %
320_
324,5 322,5
308,0 305,2
300_
291,7 290,5
281,5
280_
Hgr. 7
Baumaßnahmen: 1 %
Hgr. 6 Zuwendungen
und Zuschüsse: 7 %
276,7
266,7 264,7 265,7
260_
240_
Hgr. 5 Sächliche
Verwaltungsausgaben: 40 %
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
*Stellen nach Haushaltsplan
Impressum
Herausgeber:
Bundesamt für Bevölkerungsschutz
und Katastrophenhilfe (BBK)
Provinzialstraße 93
53127 Bonn
Stand: Mai 2015
Auflage: 3.000
Druck: Medienhaus Plump GmbH, Rheinbreitbach
Papier: Circle Silk Premium White
Redaktion, Texte, Gestaltung, Layout, Satz:
Fink & Fuchs Public Relations AG, Wiesbaden
Urheberrechte:
Das Copyright für Texte und Bilder liegt beim Bundesamt
für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK),
soweit nicht anders ausgewiesen.
Bildnachweise:
Seite 21, jaddingt, Fotolia.com
Seite 23, Sergey Uryadnikov, Shutterstock.com
Seite 28/29, pixelio.de
Seite 34/35, hykoe, Fotolia.com
Seite 37, alexkalina, Freeimages.com
Seite 41, Illustration von Michael Hüter
Seite 48/49, KB3, Fotolia.com
Seite 58/59, fotogestoeber, Fotolia.com
Seite 61, Markus Mainka, Fotolia.com
Alle anderen Abbildungen stammen aus dem Archiv des BBK.
BBK-Bibliografie
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JAHRESBERICHT 2014
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K APITEL
+++ ERSTE VOLLÜBUNG DER MEDIZINISCHEN TASK FORCE DES BUNDES +++ L
SOCIAL WEB +++ ERSTE VOLLÜBUNG DER MEDIZINISCHEN TASK FORCE DES BU
AUS DEM SOCIAL WEB +++ BEVÖLKERUNGSSCHUTZ GEHT ALLE AN +++ LAGEBI
WEB +++ ERSTE VOLLÜBUNG DER MEDIZINISCHEN TASK FORCE DES BUNDES
DEM SOCIAL WEB +++ ERSTE VOLLÜBUNG DER MEDIZINISCHEN TASK FORCE
MATIONEN AUS DEM SOCIAL WEB +++ ERSTE VOLLÜBUNG DER MEDIZINISCH
www.bbk.bund.de