DIE 30 BESTEN RADTOUREN

FAHRRAD
Berlin und Umland
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RAUS
DIE 30 BESTEN
RADTOUREN
ANS MEER
DIE SCHÖNSTEN
RADWEGE
AN DIE OSTSEE
AUF DIE STRASSE
VISIONEN FÜR
EINE BESSERE
FAHRRADPOLITIK
SELBER MACHEN
DER PERFEKTE
TECHNIK-CHECK
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Liebe Radfreunde,
wir sind überall und wir werden immer mehr. In Berlin sitzen etwa
doppelt so viele Menschen auf dem Rad als noch vor 20 Jahren.
Andere Städte ziehen nach. Ob London oder Paris – die dortigen
Bürgermeister bekennen sich zum Fahrrad und nehmen im Kampf
gegen verstopfte Innenstädte, schlechte Luft und chronische
Parkplatznot Millionensummen in die Hand. Sie haben erkannt:
Dem Rad gehört die Zukunft im urbanen Mobilitätsmix.
Wir lieben Radfahren. Seit vielen Jahren. Und wir schätzen Menschen,
die sich für diese Form der Fortbewegung starkmachen. Wie der
Radio-Eins-Experte Benno Koch, der unermüdlich für eine bessere
Radinfrastruktur unterwegs ist. Oder der an Krebs erkrankte Sven
Marx, der mit dem Radfahren eine neue Lebensaufgabe gefunden
hat. Oder die Fotografin und Fahrradkurierfahrerin Lisa Wassmann,
die einen Kollegen im Winter begleitet hat. Oder die Selbsthilfewerkstatt in der Regenbogenfabrik, die uns und Ihnen hilft, den
geliebten Drahtesel wieder flottzumachen.
All diese Beispiele zeigen: Radfahren verbindet. Radfahrer gehören
zu einer immer größer werdenden Gemeinschaft, die sich gegenseitig
hilft und unterstützt. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
FOTO MARTI N HILDEBRAN DT
COVERFOTO LIS A WAS SMANN MO DE L COSI MA SCHÖ N FAHRRAD R AKE TE BERLIN
Umso erstaunlicher ist es, wie wenig der Berliner Senat, aber auch die
Bundesregierung derzeit für Radfahrer in die Wege leiten. Auch viele
Medien scheinen den Trend zu verschlafen. Berichtet wird meist in
dem Ressort Auto & Verkehr. Es sei denn, die Rüpelradler sind unterwegs. Dann schaffen es die bösen Radfahrer auch auf die Titelseite.
Martin Hildebrandt
FAHRRAD
3
4
FAHRRAD
F OTO IMAGO / M.ZET T LE R
INHALT
6
12
20
58
60
Dossier von
Urbanist-Magazin.de
Beitrag zur Sicherheit von
Radfahrern
68
24
Fotoreportage
Unterwegs mit
einem Fahrradkurier
70
32
80
Geile Teile
Produkte rund ums Rad
Puzzlespiel Radpolitik
Fazit von Benno Koch
mit Stil
Fahrrad-Mode
Funktionale Kleidung
38
Das perfekte Reiserad
Ratgeber zum Rad
Fernradwege
Die besten Wege
an die Ostsee
Tourenverzeichnis
Die 30 besten Touren
in Berlin-Brandenburg
Wellness-Touren
Fünf Touren für
Entspannungssuchende
Familien-Touren
Fünf Touren für
Groß und Klein
Probefahrt
Unterwegs mit
einem S-Pedelec
90
42
46
100
Selbsthilfe
Fahrrad flottmachen
BUGA 2015
Das Konzept der
Fahrradstation
52
Kampf gegen Krebs
Reportage über den
Weltenbummler Sven Marx
Picknick-Touren
Fünf Touren für
Genießer
Camping-Touren
Fünf Touren für
Zeltfreunde
110
Badesee-Touren
Fünf Touren zu den
schönsten Seen
120
Berlin-Touren
Fünf Touren durch
130
Impressum
Wir für Sie
die Stadt
FAHRRAD 5
BERLINER RADPOLITIK
PUZZLESPIEL
RADPOLITIK
Berlin ist weit davon entfernt, Fahrradhauptstadt zu werden.
Eine Analyse des ehemaligen Fahrradbeauftragten des Senats
Text Benno Koch
12
FAHRRAD
F OTO WW W.CRI TICAL- MAS S -BE RLI N.DE
BERLINER RADPOLITIK
Als das Berliner Abgeordnetenhaus Anfang
Juni 2014 die Chancen einer Fahrradstadt
diskutiert, brechen plötzlich alle beschlossenen
Radverkehrsstrategien des Senats zusammen: „Wir
werden den alten Fehler einer autogerechten Stadt
nicht durch den neuen Fehler einer fahrradgerechten
Stadt wiederholen“, wird Michael Müller später
verkürzt in den Zeitungen dieser Stadt zitiert.
Müller hat sich als Stadtentwicklungssenator
in der Fahrradszene keinen guten Namen gemacht.
Jetzt ist er Regierender Bürgermeister von Berlin.
Und im Frühjahr 2015 kochen die Emotionen in
der Bloggerszene wieder hoch: „Zurzeit erinnert
die Art und Weise, wie man sich um das Rad als
Verkehrsmittel ,bemüht‘, eher an Bekämpfung als
an Förderung.“ Oder: „Wer eine angebliche
Gefahr einer ,fahrradgerechten Stadt‘ suggeriert,
meint eindeutig: Die allgegenwärtige Dominanz
des motorisierten Verkehrs darf allenfalls
angekratzt werden.“ Im Radspannerei-Blog, dem
ältesten Fahrradblog Berlins, wird Müllers
Aussage ein Jahr später zwei aktuellen Ankündigungen der Bürgermeister von London und Paris
gegenübergestellt.
Boris Johnson zeigt sich gerne auf dem
Rennrad und ist seit sieben Jahren Londoner
Bürgermeister. Anfang März 2015 fuhr Johnson
persönlich mit dem Bagger vor, um den ersten
Schaufelstich für vier neue Radschnellwege
(„Cycle Superhighways“) quer durch London zu
setzen. Bis Ende 2016 sollen dafür 160 Millionen
Britische Pfund (222 Millionen Euro) investiert
werden. Insgesamt ist sogar die Rede von einer
Milliarde Euro innerhalb der nächsten Jahre.
FAHRRAD 13
Critical Mass –
Tausende treffen
sich jeden letzten
Freitag im Monat
zu einer „spontanen“ Protestfahrt durch die
Innenstadt. Einige
Autofahrer reagieren auf die Aktion
genervt, andere
gelassen
›
20
FAHRRAD
GASTBEITRAG
urbanist
magazin
FÜRCHTET
EUCH NICHT
Berlin auf dem Rad zu erfahren, ist im Vergleich zu früher sicherer geworden. Dennoch gibt
es weiterhin zu viele Unfälle. Dagegen wird einiges getan. Leider häufig das Falsche
Text Ulrike Heringer, Kevin Schön, Till Runge Illustrationen Roland Brückner
Auf dem Rad ist man schnell unterwegs,
unabhängig – und sieht dabei auch noch
gut aus. Ein Fahrrad braucht wenig
Platz, die dazugehörige Infrastruktur ist
günstig zu errichten und zu unterhalten.
Es macht keinen Lärm und stinkt nicht.
Weltweit haben viele Städte die Vorzüge
des Fahrrads längst erkannt und investieren fleißig in die Radverkehrsförderung. Auch viele Berliner haben das Rad
für sich entdeckt, wie man tagtäglich auf
den Straßen sieht.
Radfahren ist zudem in den letzten
20 Jahren viel sicherer geworden. Die
Zahl der tödlichen Unfälle ist bundesweit um mehr als die Hälfte gesunken,
trotz einer erheblichen Steigerung des
Radverkehrsaufkommens.
Dennoch sorgt der Autoverkehr
weiterhin wie unter allen Straßenverkehrsteilnehmern auch unter Radfahrern für Tote und Verletzte. Jeder Unfall
ist einer zu viel. Daher wird viel unternommen, um Unfälle zu verhindern
oder zumindest ihre Folgen einzudämmen. Doch allein der gute Wille, Unfälle
verhindern zu wollen, führt noch nicht
zu guten Maßnahmen. Was läuft falsch
und was macht den Radverkehr wirklich sicherer?
Mehr Sicherheit durch
souveränes Fahren
Radfahren ohne Licht ist eine der
meistbeklagten Ordnungswidrigkeiten
von Radfahrern, aber als Unfallursache
so irrelevant, dass es in den einschlä-
gigen Statistiken teilweise gar nicht aufgeführt wird. Dennoch testet die Polizei
bei fast jeder Kontrolle von Radfahrern
als Erstes, ob deren Fahrradlicht funktioniert. Bei einer „Schwerpunktaktion
zur Sicherheit des Radfahrverkehrs“
verhängte die Berliner Polizei 902 Ordnungswidrigkeitsanzeigen gegen
Radfahrer – zu einem Teil aufgrund
„technischer Mängel“, worunter mangelndes Licht geführt wird.
Selbstverständlich müssen sich Radfahrer genau wie alle anderen Menschen
auch an Gesetze halten. Allerdings sollte
man derartige Kontrollen dann als
„Maßnahme zur Erhöhung der Gesetzestreue“ betrachten, nicht als Aktionen, die die Sicherheit der Radfahrer
erhöhen. Zumal, wenn diejenigen Situationen, die für das Leben von Radfahrern wirklich gefährlich werden können,
kaum geahndet werden. Das gilt besonders für Abbiegevorgänge von Autos,
welche die Vorfahrt der geradeaus fahrenden Radfahrer missachten. Zum Vergleich: Bei der gesamten oben angeführten
„Schwerpunktaktion
zur
Sicherheit des Radfahrverkehrs“ hat die
Polizei gegen zwölf Autofahrer eine
Ordnungswidrigkeit verhängt, dabei ist
es die häufigste Unfallursache bei Radfahrern.
Es gilt vielmehr festzuhalten, dass
gesetzestreues Verhalten von Radfahrern im Straßenverkehr nicht automatisch sicheres Verhalten bedeutet. Wichtig ist vielmehr souveränes Verhalten.
Das bedeutet, Situationen richtig einFAHRRAD
21
schätzen zu können und danach zu handeln, statt sich blind an Regeln zu halten. Gefahren gehen nicht von roten
Ampeln aus, sondern von Fahrzeugen.
Viele Radfahrer halten an jeder roten
Ampel und bewegen sich auch ansonsten unauffällig durch die Straßen. Sie
fahren nur eng am rechten Fahrbahnrand, oft aus Furcht oder weil es sich
richtig anfühlt. Leider führt das dazu,
dass sie dicht überholt werden und häufig von unachtsam geöffneten Autotüren
parkender Autos getroffen werden. Wer
hingegen nahezu in der Mitte der Fahrspur Fahrrad fährt, hat diese Probleme
deutlich seltener. Wer souverän fährt,
fährt sicherer und komfortabler.
Mehr Sicherheit
durch kluge Infrastruktur
Die Deutsche Polizeigewerkschaft
schaffte es Anfang dieses Jahres in die
Schlagzeilen: Sie forderte allen Ernstes
eine Warnwestenpflicht für Menschen,
die bei Dunkelheit Rad fahren. Die Logik dahinter klingt auf den ersten Blick
bestechend: Wenn Radfahrer besser
gesehen werden, gibt es auch weniger
schwere Unfälle. Dabei hat die Gewerkschaft allerdings nicht in die Statistiken
geschaut. Denn gerade die Situationen
sind für Radfahrer am gefährlichsten,
in denen sie gar nicht erst in den Blickwinkel der Autofahrer geraten. Egal ob
mit schwarzer oder neongelber Bekleidung. Häufige Unfälle sind diejenigen,
bei denen rechts abbiegende Autofahrer
›
FERNRADWEGE
BERLIN-ROSTOCK
Faktencheck
Unsere Wertung
Länge: 620 km (bis Rostock 295 km)
Ungefähre Fahrzeit: 5 Tage bis
Rostock
Geeignet für: Familien, Wasserratten
Vorteile: Sehr abwechslungsreich mit
sehenswerten Etappenzielen, viele
Seen mit Zeltplätzen und Badestränden, gute Infrastruktur, da touristische
Region
Nachteile: Strecke führt über Umwege
an die Ostsee, in der Mecklenburgischen Seenplatte im Sommer oft
ausgebucht, ein Teil nicht mit Anhänger befahrbar
Sehenswürdigkeiten: Ziegeleipark
Mildenberg, Weihnachtshaus in
Himmelpfort, Gedenkstätte Ravensbrück, Nationalpark Mecklenburgische
Seenplatte, Müritz, Jabel, Schloss
Güstrow, Altstadt Rostock
D
er Berlin-Kopenhagen-Radweg weckt Fernweh und Furcht zugleich. „Nach Kopenhagen mit dem Rad – das ist doch viel zu
weit“, glauben viele, die bislang nur um den Müggelsee geradelt sind. Aber Radfahrer sind flexibel:
Bis Rostock beziehungsweise Warnemünde reicht ja
aus. Das sind dann knapp 300 Kilometer, was weniger beängstigend klingt. Und für diese Strecke darf
man sich Zeit nehmen. Der Fernradweg wurde nicht
für Schnellfahrer geplant, die einfach nur Strecke
machen wollen. Er führt quer durchs Land, macht
hier einen Bogen, dort eine Schleife. Dadurch ist er
etwas länger, aber fast nie langweilig. Jede Etappe
bringt eine neue Sehenswürdigkeit. Schon in Berlin
62
zeigt sich mit dem Spandauer Schifffahrtskanal
eine ungewöhnliche Seite der Stadt. Und so geht
es fröhlich an der Havel weiter zum Ziegeleipark
Mildenberg, einem spannenden Industriemuseum
mit moderner multimedialer Umsetzung. An diesen
Orten lohnt es sich für einen halben Tag zu bleiben,
wie auch in Himmelpfort, an der Gedenkstätte Ravensbrück oder im Nationalpark Mecklenburgische
Seenplatte. Tipp: Der Berlin-Kopenhagen-Radweg
führt um den Nationalpark herum. Die Kieswege im
Nationalpark sind aber gut zu befahren und interessanter. Auch hinter Warnitz, dem touristischen Zentrum an der Müritz, bleibt es abwechslungsreich.
Jabel, Krakow oder Güstrow – viele niedliche Städt-
FAHRRAD
F OTO MART IN HI LDEBRANDT; I MAGO / MARI A G ÄNS SLE R
Dieser Plattenweg
sieht holpriger
aus, als er ist.
Klosterruine in
Himmelpfort.
FERNRADWEGE
Auf nach
Auf Lieb
nac
Sonnenuntergang
an der Müritz
Nur unweit vom Radfernweg Berlin –
Kopenhagen laden wir Sie zu einer kulinarische Sinnesreise ein.
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Brandenburg
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zum
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en
chen liegen an der Strecke. Und man hat kaum Probleme, Zeltplätze oder Unterkünfte zu finden. Doch
auch wenn etliche Dinge Lob verdienen, Kritik ist
ebenfalls angebracht. Nicht immer kann sich der
Radfahrer auf einen guten Untergrund verlassen.
Das betrifft insbesondere den katastrophalen Abschnitt zwischen Strasen und Wesenberg. Dort hilft
teilweise nur Schieben oder eine Umfahrung auf der
Landstraße. Mit der Liebe zum Rad lässt sich das
dann auch nicht mehr schönreden. Aber was soll
das Gemecker: Die Strecke ist ein Traum.
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TOUR 9 – FÜR DIE GANZE FAMILIE
Inseln machen glücklich, die in Kyritz ganz besonders
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FAHRRAD
FÜR DIE GANZE FAMILIE – TOUR 9
VOM PFERDESCHLOSS
ZUM INSELTRAUM
Staunen und spielen: In Neustadt (Dosse) steht ein Schloss für Pferde
und auf der Insel in Kyritz toben sich Piraten aus
Text Martin Hildebrandt
Die Tour finden Sie online und zum Download auf
www.zitty.de/touren2015-9
Es mag wie eine Floskel wirken, aber wer nach
Brandenburg fährt, kommt manchmal aus dem
Staunen nicht mehr heraus. Das gilt für diese Radtour ganz besonders, denn sie verbindet zwei sehr
ungewöhnliche Orte: eine Schlossanlage für Pferde
und die „Insl“ in Kyritz.
Ein Manko ist die sehr unterschiedliche
Beschaffenheit der Wege. Rennradtauglich ist diese
Tour nicht. Und auch der Autoverkehr stört mal
mehr, mal weniger. Gleich zu Beginn müssen wir
uns durch Neustadt an der Dosse quälen. „Stadt
der Pferde“ nennt sich die Gemeinde, aber die
Gegend rund um den Bahnhof hat mit einem
Ponyhof wenig gemein. Die Gaststätte ist
geschlossen, der Bahnhof verfallen. Doch ein
Schild weist den Weg aus der Einöde: Brandenburgisches Haupt- und Landgestüt. Die Pferdezuchtanlage trägt auch den Namen „Sansoucci der
Pferde“, und das völlig zu Recht. Friedrich
Wilhelm II. ließ das Gestüt 1788 erbauen. Das
Ziel: eigene Pferde für das preußische Militär
züchten. Die streng geometrische Anlage beeindruckt noch heute und auch ihre Offenheit. Das
Betreten der Ställe ist ausdrücklich gestattet.
9
Ziel
Kyritz
Neuruppin
Start
Neustadt
Berlin
Start: Neustadt
(Dosse)
Ziel: Kyritz
Länge: 19,6 km
Dauer: 2 Stunden
Anspruch: leicht
FAHRRAD
87
Ein kleines Museum klärt über die Geschichte auf.
Über eine Allee mit Kastanien radeln wir zum
Landgestüt, wo ebenfalls Pferde gestreichelt
werden können. Über eine Nebenstraße schlängeln
wir uns zum Flüsschen Dosse durch. Auf einer
wunderschönen, autofreien Allee gleiten wir vier
Kilometer Richtung Wusterhausen und dort über
den hübschen Marktplatz mit Fachwerkhäusern.
Ein kurzer Stopp für ein Eis und weiter geht es
zum Klempowsee nördlich von Wusterhausen.
Dieser gehört zur Kyritzer Seenkette, die künstlich
aufgestaut wurde. Wir radeln durch den Wald
immer am Wasser zum Strandbad Kyritz. Und
zum Fährmann, der auf unkonventionelle Art und
Weise benachrichtigt wird. An der Steganlage
hängt ein Topf, auf den wir nun kräftig schlagen.
Und siehe da, auf der Insel steigt jemand in einen
Kutter und fährt zu uns herüber. Auf der „Insl“
wacht Rosemarie über das Geschehen. Zusammen
mit Kai und Lars kümmern sie sich um das Eiland
mit Gasthaus. Junge Berliner, die mit viel Witz
und vor allem viel Liebe einen ganz besonderen
Ort erschaffen haben. Kindgerecht, aber ebenso
für Erwachsene erholsam. Ab und an feiern die
Insulaner lustige Feste, Piratenfeste und Hochzeitspartys. Das Gemeinschaftsgefühl soll gestärkt
werden.
Zurück geht es – logisch – mit der Fähre und
dann einige Kilometer durch Kyritz zum Bahnhof.
Dieser Teil ist leider mehr Pflicht denn Kür. Aber
das schreckt am Ende keinen Piraten.
TOUREN IN BERLIN – TOUR 26
RADTOUR AUF DEM
MAUERRADWEG I
Im ersten Teil erkunden wir den Mauerradweg in Richtung Norden,
auf der Strecke: Zierkirschen und Zeugnisse der Vergangenheit
Text Sarah-Charline Meiners
Die Tour finden Sie online und zum Download auf
www.zitty.de/touren2015-26
Die Berliner Mauer, auch wenn sie gar nicht mehr
existiert, ist ein Touristenmagnet. Wer die Teilung
nicht persönlich miterlebt hat und sie nur aus
Erzählungen kennt, dem fällt es schwer, sich diese
undurchdringbare Grenze vorzustellen. Um der
Berliner Mauer nachzuspüren, bietet sich eine
Radtour auf dem Mauerweg an. Die Route vom
U-Bahnhof Eberswalder Straße führt aus dem
Touristentrubel der Innenstadt heraus Richtung
Norden nach Frohnau. Der Verlauf des Mauerwegs ist dabei durchgängig durch graue Hinweisschilder gekennzeichnet.
Wir stoßen an der Bernauer Straße zum ersten
Mal auf die ehemalige Grenze. Links befindet sich
die Gedenkstätte Berliner Mauer mit original
Grenzanlage und Todesstreifen. Geradeaus über
die Bernauer Straße geht es in den Mauerpark, in
dem noch heute Teile der Hinterlandmauer stehen.
Weiter durch den Mauerpark hindurch
kommen wir über den Schwedter Steg zur
Norweger Straße, an dessen Ende der Bahnhof
Bornholmer Straße liegt. Hier fahren wir unter der
Bösebrücke hindurch, dem ersten Grenzübergang,
der in der Nacht des 9. November 1989 geöffnet
26
Ziel
Frohnau
Start
Eberswalder Straße
Berlin
Start: Eberswalder
Straße
Ziel: Frohnau
Länge: 20,7 km
Dauer: 2 Stunden
Anspruch: leicht
FAHRRAD
121
wurde. Nun führt die Strecke durch eine sehr
schöne, lange Allee, gesäumt von japanischen
Zierkirschen. Nachdem wir unter den Bahngleisen
hindurch sind, geht es in ein Wohngebiet hinein.
Auf dem Radweg geht es am Bürgerpark
Pankow und an einem Friedhof vorbei. Ab der
Klemkestraße folgen wir wieder den grauen
Hinweisschildern, die auf einen Weg parallel zu
den Bahngleisen weisen. Der Asphalt ist teilweise
sehr holprig und uneben, dafür ist der ehemalige
Todesstreifen hier besonders gut sichtbar: Die
noch unbebaute, mit Birken bewachsene Fläche,
die heute zum Spazieren und Picknicken einlädt,
war früher Niemandsland. Der Weg zieht sich
weiter am Bahnhof Wilhelmsruh vorbei bis zum
Nordgraben. An diesem tief gelegenen Wassergraben stoßen wir auf die Gleise der Heidekrautbahn,
denen wir nun folgen. Links steht das Märkische
Viertel mit seinen Hochhäusern, rechts liegt der
Bezirk Pankow.
Nachdem wir den Wilhelmsruher Damm
überquert haben, fahren wir zwischen Schrebergärten und Einfamilienhäusern um den Erholungspark Lübars herum, dessen Rodelberg besonders
gut zu sehen ist. Danach erreichen wir das Tegeler
Fließ mit seinen Mooren. In Reinickendorf ist der
genaue Verlauf der Mauer nur schwer nachzuvollziehen, da in diesem Wohngebiet nach der Wende
viele neue Häuser gebaut wurden. Von der B 96
geht auf der linken Seite die Sackgasse Am
Sandkrug ab. Zu Mauerzeiten wurde dieser Weg,
der zur DDR gehörte und nach West-Berlin
reinragte, aufgrund seiner Form „Entenschnabel“
genannt. Heute erinnern eine orange Stele und
zwei Mauersegmente an die außergewöhnlichen
Lebensumstände der damaligen Bewohner.
Auf der B 96 Richtung Norden kommen wir
nach Frohnau, wo wir den Mauerweg verlassen
und über den Edelhofdamm den S-Bahnhof
Frohnau erreichen. Hier endet unsere Fahrradtour.
Wer den Mauerweg weiterverfolgen möchte, kann
unsere zweite Mauertour aus diesem Heft (siehe
nächste Seite) bis nach Spandau abfahren.
FOTO ME TODI PO POW, CAROLA KOS EROWSKY / ALLE IMAGO
TOUR 27 – TOUREN IN BERLIN
Auf dem Mauerradweg: Zierkirschen als Zeichen des Friedens
122
FAHRRAD
UNTERRUBRIK RUBRIK
Sassnitz
Ostseebad Zingst
Bergen auf Rügen
Stralsund
Ribnitz-Damgarten
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Rostock
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Gryfino
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Joachimsthal
Liebenwalde
Oderberg
Eberswalde
Biesenthal
Oranienburg
Wrietzen
Bernau bei Berlin
Henningsdorf
Buckow (Märkische Schweiz)
Berlin
60
FAHRRAD
FERNRADWEGE
KARTE PO NKE GRAB O FOTO MARCUS LORE NZ / QUERBLICK
Nach vier Tagen
auf dem Rad ist
das Meer in Sicht
KOMM,
WIR FAHREN
AN DIE
OSTSEE!
Berlin liegt fast am Meer. Man muss nur auf das Fahrrad steigen und hinfahren.
Und bis dahin verzaubert einen eine wundervolle Landschaft, die schon manchen
Radler hat stranden lassen. Doch welcher Weg ist für wen geeignet?
Die besten Radwege an die Ostsee im Überblick
Text Martin Hildebrandt
FAHRRAD
61