Holz trägt und prägt das Medienhaus - art-best

Bauten im Blickpunkt
Bürogebäude Tamedia, Zürich
Auch Nachts ist die filigrane, sechsgeschossige
Tragkon­struktion aus Holz ein Blickfang.
(Nachtaufnahme: Didier Roy de la Tour, Paris)
Daniel von Känel
Holz trägt
und prägt das
Medienhaus
Holz findet den Weg zurück in den
Städtebau. Ein Paradebeispiel steht
an der Werdstrasse in Zürich. Das
Medienunternehmen Tamedia hat
dort ein aussergewöhnliches Büro­
gebäude gebaut. Viel Holz, aber keine Schrauben, lautete die Devise des
japanischen Architekten Shigeru Ban.
Rahmen aus Holz
Der Bau ist eine so genannte Rahmenkonstruktion. Der Hauptkörper besteht
aus acht Rahmen, hinzu kommen weitere verkürzte Rahmen, die um den
Kern angeordnet sind. Ein einzelner
grosser Rahmen besteht dabei aus vier
21 m hohen Stützen und fünf über 17 m
langen Doppelzangen. Das Gewicht
eines einzelnen Rahmens beträgt 24 t.
Die 5,5 m langen Querbalken werden
jeweils in die Knotenpunkte aus Stützen und Zangen gesteckt. Die Bauteile
wurden werkseitig geplant, konstruiert
und auf CNC-Anlagen millimetergenau
gefräst. Danach wurden sie zur Baustelle gebracht und montiert. Die 2000 m3
tragenden Holzbauteile wurden in acht
Monaten vorproduziert, auf 3500 m2
zwischengelagert und schliesslich innerhalb von vier Monaten montiert.
Entsprechend der japanischen Tradition
kommt die Kon­struktion ohne ein einziges Metallteil aus, was eine spezielle
Herausforderung für die Statiker war.
Der Einsatz von Holz war gemäss Tamedia keine Vorgabe. Es war der Vorschlag
des Architekten Shigeru Ban. Und dieser
ist sich sicher, dass die Mitarbeitenden
einen äusserst angenehmen Arbeits-
Bis ins 19. Jahrhundert war es in der
Schweiz Tradition, städtische Gebäude
aus Holz zu bauen. Diese Tradition findet nun den Weg zurück in die Stadt
– dank Vernetzung von Ingenieursleistungen und Know-how im Holzbau. Auch grossvolumige Gebäude
sind so nachhaltig und schnell gebaut.
Der ­Tamedia-Konzern hat so mit dem
Neubau seines Medienhauses in Zürich
architektonische Massstäbe gesetzt.
Der Bau wurde vom japanischen und
international bekannten Architekten
Shigeru Ban entworfen, der mit seinen
visionären Papier- und Kartonhäusern
immer wieder für Aufsehen sorgt. Zwar
sind auch im Tamedia-Gebäude, so im
Eingangsbereich, hochwertige Kartonmöbel zu finden. Doch geprägt wird der
Neubau vor allem durch Holz.
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Neu- und Erweiterungsbau Medienhaus Tamedia, Zürich – Bauten im Blickpunkt – 4/2013
Bauten im Blickpunkt
Bauherrschaft
Zehn Rahmen aus Holz bilden zusammen
mit ovalen Querbalken das Gerüst für
den gesamten Bau. (Bilder: Roger Frei)
Tamedia AG, Werdstrasse 21, 8021 Zürich
Bauherrenberater: Perolini Baumanagement AG
Seefeldstrasse 108, 8034 Zürich
Architektur
Shigeru Ban Architects Europe
43 rue Beaubourg, F-75003 Paris
Generalplaner
Itten + Brechbühl AG, Technoparkstrasse 1
8005 Zürich, Tel. 044 556 05 11, Fax 044 556 05 12
[email protected]
Generalunternehmung
HRS Real Estate AG, Siewerdtstrasse 8
8050 Zürich, www.hrs.ch
Planer / Ingenieure
Bauingenieur Holz:
SJB.Kempter.Fitze AG, Zürcherstrasse 239
8501 Frauenfeld, Tel. 052 728 90 40, Fax 052 728 90 41
[email protected], www.sjb.ch
Bauingenieur Beton:
Urech Bärtschi Maurer AG, Röschibachstrasse 22
Postfach 655, 8037 Zürich, Tel. 044 360 30 00
Fax 044 360 30 01, [email protected]
platz erhalten haben. Es sei ein Landhaus, sagte er einmal über diesen städtischen Bau. Das Fichtenholz sei angenehm und gemütlich.
Nahtlos ins Quartier eingefügt
Der Neubau fügt sich nahtlos in die
bestehenden Strukturen des Quartiers
ein. So entsprechen Gebäudehöhe, das
überhohe Erdgeschoss, die Dachform
und die Blockrandbebauung der Norm.
Ein Blickfang ist der Bau trotzdem: Die
filigrane, sechsgeschossige Tragkon­
struktion aus Holz ist nämlich auch von
aussen sichtbar. Damit wird die Statik
sicht- und erfassbar.
Für helle Räume und ein gutes Arbeitsumfeld sorgen Fassaden, die grosszügig
mit Glas gestaltet wurden. Auf der Sihl-
seite reagiert eine 3 m tiefe Doppelfassade auf den Raum. Dort sind auch die
Lounges platziert. In dieser Zone befindet sich auch eine Kaskadentreppe, die
fünf Geschosse erschliesst und damit
kurze innerbetriebliche Verbindungen
schafft.
Nachhaltigkeit zeigt sich bei diesem
Bau nicht nur in der Tragkonstruktion
aus dem ökologischen Baustoff Holz.
Auch auf eine gute Energiebilanz wurde grossen Wert gelegt. So dient die
Doppelfassade als Klimapuffer. Das
Gebäude soll möglichst klimafreundlich und ohne Atomstrom betrieben
werden. Dazu tragen unter anderem
ein intelligentes Beschattungssystem,
eine raffinierte Wärmedämmung und
der Einsatz einer Wärmepumpe in der
Haustechnik bei. n
4/2013 – Bauten im Blickpunkt – Neu- und Erweiterungsbau Medienhaus Tamedia, Zürich
HLKKSE-Planer:
3-Plan Haustechnik AG, Fröschenweidstrasse 10
8404 Winterthur, Tel. 052 234 70 70, Fax 052 234 70 60
[email protected]
Fassadenengineering:
Feroplan Engineering AG, Uetlibergstrasse 132
8045 Zürich, Tel. 044 400 01 63, Fax 044 400 01 88
[email protected], www.feroplan.ch
Bauphysik:
Gartenmann Engineering AG, Nordstrasse 194
8037 Zürich, Tel. 044 576 68 10, Fax 044 576 68 39
[email protected]
Kontrollingenieur Q4:
Pirmin Jung Ingenieure für Holzbau AG, Grossweid 4
6026 Rain, Tel. 041 459 70 40, Fax 041 459 70 50
[email protected]
Konzeptplanung Holzbau:
Création Holz GmbH, 9104 Waldstatt
Lichtplanung:
Ernst Basler + Partner AG, 8032 Zürich
Geologe:
Sieber Cassina AG, 8004 Zürich
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