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Konjunkturbericht 1. Halbjahr 2015
Die Konjunktur im südbrandenburgischen Handwerk zeigt sich äußerst robust. Anhaltend
niedrige Zinsen und die positive Entwicklung auf dem regionalen Arbeitsmarkt sorgen für
eine stabile Nachfrage nach Handwerksleistungen. Der gesetzliche Mindestlohn hat bislang
kaum Auswirkungen auf die Mitarbeiterzahlen in den Betrieben. Diese Einschätzung deckt
sich mit den Zahlen der Agentur für Arbeit. Sorgen bereiten den Unternehmen vor allem der
Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Auch die Strompreise, die durch gesetzliche Umlagen
und Abgaben unnötig in die Höhe getrieben werden, schmälern die Ertragssituation.
Die energiepolitischen Diskussionen in der Lausitz spielen in der Umfrage hingegen noch
keine Rolle, da die Befragung vor den Ereignissen Ende März erfolgte.
Geschäftsklima
Neun von zehn der befragten Handwerksunternehmen sind mit ihrer derzeitigen
Geschäftslage zufrieden. Damit bestätigen sich die Erwartungen der Betriebe aus der
Herbstumfrage 2014. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigt der Wert um 2,6
Prozentpunkte.
Auch den kommenden Monaten blicken die Betriebe überwiegend optimistisch entgegen.
Knapp ein Drittel rechnet mit besseren Geschäften, hier insbesondere die Firmen mit zehn
bis 19 Mitarbeitern. Nur 8,2 Prozent gehen davon aus, dass sich die Lage verschlechtert.
Bericht zur Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Cottbus I. Halbjahr 2015
Ansprechpartner: Michel Havasi; Tel. 0355 7835-200
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Getragen wird die weitgehend positive Stimmung im südbrandenburgischen Handwerk vom
Ausbaugewerbe. 42,6 Prozent der Betriebe bewerten ihre Situation mit gut, 52,1 Prozent mit
zufriedenstellend. Im Kfz-Gewerbe gibt es wieder mehr Licht als Schatten (2015: 84,4 gute
bis zufriedenstellende Bewertungen, 2014: 73,3 Prozent).
Auch im Bauhauptgewerbe legte die Stimmung auf 96,7 Prozent Zufriedenheit zu. Allerdings
sank die Zahl der Unternehmen, die ihre Lage mit „gut“ bewerten um 7,4 Prozentpunkte.
Zurückhaltend über alle Gewerke hinweg beurteilen Ein-Mann-Betriebe ihre Geschäftslage
(80,6 Prozent Zufriedenheit). Sie scheinen am wenigsten von der Konsumlaune der
Verbraucher zu profitieren. Äußerst positiv gestimmt dagegen sind die Unternehmen mit
zehn bis 19 Mitarbeitern (100 Prozent gute bis zufriedenstellende Werte). Ein
Mitgliedsbetrieb der Handwerkskammer Cottbus beschäftigt durchschnittlich vier Mitarbeiter.
Leicht gestiegen aber immer noch steigerungsfähig ist die Auslastung der Unternehmen.
Weniger als die Hälfte der Handwerksbetriebe sind zu mehr als 80 Prozent ausgelastet.
Darunter „leiden“ auch die Investitionen. Lediglich 12,1 Prozent haben ihre Ausgaben
gesteigert. Nur 4,7 Prozent der Betriebe wollen künftig mehr investieren.
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Bauhauptgewerbe
Die Stimmung in Südbrandenburg ist nach wie vor gut (96,7 Prozent Zufriedenheit). Dank
des milden Winters konnten Aufträge aus dem Vorjahr weiter abgearbeitet werden. Der
Konjunkturmotor in Brandenburg und Berlin ist der Wohnungsbau. Der öffentliche Bausektor
und der Wirtschaftsbau verzeichneten zuletzt eine Auftragsdelle. Das könnten Gründe dafür
sein, dass sich die Erwartungen im Bauhauptgewerbe für das nächste Quartal leicht
eingetrübt haben. Nur noch ein Drittel der Unternehmen aus dem Kammerbezirk rechnet mit
besseren Geschäften. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 40 Prozent der Unternehmen.
Die Auftragslage im Bauhauptgewerbe ist stabil. 13,3 Prozent steigerten ihre
Auftragseingänge, 68,3 Prozent konnten sie stabilisieren. Die Auftragsreichweite liegt bei 8,9
Wochen. Das ist der höchste Wert aller Gewerke. 53,3 Prozent der Betriebe sind zu mehr als
80 Prozent ausgelastet. Dies sorgt auch für stabile Beschäftigungsverhältnisse in den
Unternehmen. 83,3 Prozent hielten an ihren Mitarbeitern fest oder stellten Personal ein.
Positiv ist, dass knapp ein Drittel der Bauunternehmen höhere Verkaufspreise am Markt
durchsetzen konnten, 60 Prozent hielten sie stabil. Das sorgte auch für steigende
Umsatzzahlen (plus 10,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum).
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Ausbauhandwerk
42,6 Prozent der Unternehmen bewerten ihre derzeitige Lage mit gut, 52,1 Prozent sind mit
ihren Geschäften zufrieden. Das ist ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 6,5 Prozent.
Verantwortlich für die gute Stimmung ist die starke Auftragslage. Jedes fünfte Unternehmen
meldet steigende Auftragseingänge. Der Vorlauf beträgt 7,5 Wochen. 71,3 Prozent der
Betriebe (plus 11,3 zu 2014) sind zu über 80 Prozent ausgelastet.
Etliche Unternehmen könnten noch mehr Aufträge abarbeiten, wenn sie genügend
Mitarbeiter hätten. Gut 16 Prozent haben in den letzten Wochen Personal eingestellt. Doch
gute Fachkräfte sind in einigen Branchen nur noch schwer zu finden. Besonders häufig
gesucht werden derzeit SHK-Anlagenmechaniker, Dachdecker, Elektroniker, Maurer und
Betonbauer sowie Metallbauer.
Die Auftragsentwicklung spiegelt sich noch nicht ganz in den Umsatzzahlen wider. 18,1
Prozent der Betriebe verzeichnen steigende Absätze. Demgegenüber stehen 21,3 Prozent,
die über Rückgänge klagen. In den kommenden Monaten rechnen die Unternehmen mit
wachsenden Umsätzen. 28,7 Prozent von ihnen hoffen zudem, künftig auch steigende
Verkaufspreise am Markt durchsetzen zu können.
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Handwerk für den gewerblichen Bedarf
Das Handwerk für den gewerblichen Bedarf bewertet seine Geschäftslage deutlich
zurückhaltender als im Vorjahr. 88,9 Prozent der Unternehmen sind mit ihren Geschäften
zumindest zufrieden (minus 7,9 Prozentpunkte). Zur Gruppe gehören unter anderem
Feinmerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Metallbauer und Gebäudereiniger. Sie sind
Zulieferer und Dienstleister für die Industrie und insofern auch abhängig von deren
Konjunkturlage.
Die Auftragsreichweite liegt im Durchschnitt bei 8,1 Wochen und ist damit ebenso gesunken
wie die Betriebsauslastung. Nur 38,9 Prozent der Betriebe sind zu 80 Prozent ausgelastet.
Im Vorjahr waren es noch 45,2 Prozent. Da bei den Unternehmen noch freie Kapazitäten
sind, gehen sie mit Investitionen eher konservativ um. Ein Viertel der Betriebe hat im
Berichtszeitraum weniger investiert. Gewerkeübergreifend ist das der schlechteste Wert. Er
wird sich kurzfristig auch kaum ändern. So plant keiner der befragten Betriebe, seine
Investitionsmittel in den nächsten Wochen zu steigern.
Trotz der verhaltenen Geschäftsentwicklung setzen die Unternehmen des gewerblichen
Bedarfs auf ihre Mitarbeiter. Bei lediglich 8,3 Prozent der Betriebe kam es zu Personalabbau.
Demgegenüber standen doppelt so viele Unternehmen, die Mitarbeiter neu einstellten.
In den kommenden Monaten rechnen die Betriebe mit besseren Geschäften. Insbesondere
die Auftrags- und Umsatzzahlen sollen deutlich zulegen. Gespeist wird diese Hoffnung auch
von der Konjunktur in der südbrandenburgischen Industrie, die nach einem leichten
Rückschlag Ende 2014 wieder Tritt gefasst hat.
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Kraftfahrzeuggewerbe
Beim Sorgenkind der letzten Jahre hat die Konjunktur Fahrt aufgenommen. 84,4 Prozent
(plus 11,1 zu 2014) der Unternehmen berichten von guten bis zufriedenstellenden
Geschäftslagen. Der Saldo aus guten und schlechten Einschätzungen hält sich erstmals seit
langer Zeit wieder die Waage. Auch die Erwartungen zeigen nach oben.
Diese Entwicklung hat positive Effekte auf die Beschäftigungssituation. Acht von zehn
Unternehmen haben an ihrem Personal festgehalten oder Mitarbeiter eingestellt. „Nur“ noch
knapp jeder fünfte Betrieb baute Personal ab. Im Frühjahr 2014 war es noch jedes dritte
Unternehmen.
Was sich für die Betriebe positiv auswirkt, ist die Entwicklung der Verkaufspreise. Hier
sprechen 37,5 Prozent von steigenden Zahlen, 53,1 Prozent konnten die Preise stabil halten.
Bei den Umsatzzahlen im Kfz-Gewerbe ist noch Luft nach oben. Knapp 44 Prozent der
Unternehmen sprechen von rückläufigen Zahlen im ersten Quartal, das gilt auch für die
Auftragseingänge. Jedoch ist der Rückgang geringer als im Vorjahr. Die Rekordabsätze der
Autobauer auf dem Weltmarkt lassen sich derzeit nicht 1:1 auf den regionalen Markt
übertragen. Zudem ist die Branche von einem harten Wettbewerb geprägt. Von diesem
Niveau kommend erwarten die Autohäuser und Werkstätten in den kommenden Monaten
eine deutliche Steigerung ihrer Erlöse.
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Nahrungsmittelgewerbe
Gegenüber zum Frühjahr 2014 hat sich das Lebensmittelhandwerk in fast allen Kategorien
gesteigert. Das Geschäftsklima kletterte um 23,3 Prozentpunkte, auch bei der
Umsatzentwicklung legten die Betriebe kräftig zu. 40 Prozent steigerten ihre Erlöse (2014:
22,2 Prozent), die Hälfte der Unternehmen verzeichneten gleichbleibende Zahlen.
Grundlage für das positive Geschäftsklima sind steigende Verkaufspreise, die 60 Prozent der
Betriebe am Markt durchsetzen konnten. Vor dem Hintergrund anhaltend hoher Strom- und
Rohstoffpreise sowie Mehrbelastungen durch steigende Löhne usw. sind Preiserhöhungen
meist unumgänglich, um kostendeckend zu wirtschaften.
Die angespannte Fachkräftesituation bei Bäckern, Konditoren und Fleischern zeigt sich bei
den Angaben der Beschäftigtenzahlen. 90 Prozent der Betriebe hielten an ihren Mitarbeitern
fest, nur jeder Zehnte baute Personal ab.
Auf die nächsten Monate schauen die Unternehmen zuversichtlich – auch wenn der
Wettbewerb mit Industrie und Discountern den Handwerksbetrieben hart zusetzt. Jeder
fünfte Betrieb erwartet künftig steigende Absätze und will dann auch neues Personal
einstellen. Von einer Eintrübung der laufenden Geschäfte gehen nur 10 Prozent der
Unternehmen aus.
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Gesundheitsgewerbe
Die Stimmung in den Unternehmen des Gesundheitshandwerks ist gedämpft. 71,4 Prozent
berichten von zufriedenstellenden Geschäften. Bei fast jedem dritten Betrieb verschlechterte
sich die Lage, in keinem Unternehmen verbesserte sich die Situation. Eigentlich sollten die
Gesundheitshandwerke von den Rahmenbedingungen in Südbrandenburg profitieren: Der
Anteil der alternden Bevölkerung steigt, die Arbeitsmarksituation und die Kaufkraft sind gut.
Doch die Intensität des Wettbewerbs in den einzelnen Gewerken wie Zahntechniker,
Augenoptiker oder Orthopädie-Techniker ist hoch, so die Aussagen der Fachverbände.
Zudem schrumpfen die Leistungen der Krankenkassen in einzelnen Bereichen, die
bürokratischen Hürden belasten gerade die kleinen und mittleren Unternehmen.
Die Umsatzentwicklung in den ersten Monaten 2015 im Gesundheitsgewerbe zeigt nach
unten. Mehr als die Hälfte der Unternehmen berichtet von sinkenden Erlösen. Einen
Rückgang bei den Aufträgen gab es für 42,9 Prozent der Betriebe. Trotz dieser Entwicklung
hat keines der an der Umfrage beteiligten Unternehmen Personal abgebaut. Dies zeigt, dass
aufgrund des erheblichen Fachkräftemangels in diesen Berufen an den Beschäftigten
festgehalten wird. Interessant ist auch, dass 28,6 Prozent der Unternehmen mehr investiert
haben, als im letzten Quartal 2014. Insbesondere zahntechnische Labore müssen in neue
Technologien investieren, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Für die kommenden Monate strahlen die Betriebe generell etwas mehr Zuversicht aus. Sie
erwarten bessere Geschäfte und deutlich steigende Umsatzzahlen.
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Personenbezogene Dienstleistungen
Das Geschäftsklima im Dienstleistungshandwerk ergibt ein sehr differenziertes Bild.
Insgesamt schätzen 66,7 Prozent der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage mit
zumindest zufriedenstellend ein. Das ist gewerkeübergreifend der schlechteste Wert. Im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum waren es 14,6 Prozentpunkte weniger. Allerdings stieg die
Zahl der guten Bewertungen innerhalb eines Jahres von 6,3 auf 22,2 Prozent. Das
Dienstleistungshandwerk profitiert einerseits unmittelbar von der Konsumlaune der
Verbraucher. Andererseits werden die Budgets der privaten Haushalte durch Kosten für
Wohnung, Energie usw. belastet. Die Ausgaben konkurrieren miteinander.
Die Umsätze bei den Personendienstleistern sind verglichen mit 2014 leicht gestiegen. Bei
immerhin 16,7 Prozent wuchsen die Erlöse, 44,4 Prozent der Unternehmen hielten sie stabil.
Deutlich mehr Betriebe (61,1 Prozent) steigerten ihre Verkaufspreise. Das könnte ein Indiz
dafür sein, dass die wachsenden Kosten für Löhne an die Kunden weitergegeben werden
konnten.
Die Zahl der Beschäftigten blieb wie in den Vorjahren stabil. Kein Betrieb baute Personal ab,
94,4 Prozent hielten an den Mitarbeitern fest. Das soll auch künftig so bleiben, wenn man
den Blick auf die Erwartungen bei den Dienstleistern richtet. Demnach erwarten die
Unternehmen ein sich aufhellendes Geschäftsklima mit steigenden Auftrags- und
Umsatzzahlen.
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