Die miasmatischen Gesetze ——— - Gienow

Peter Gienow
———
Die miasmatischen Gesetze
———
Husum 2015
—
Liebe Leserinnen und Leser
Wir glauben, dass wir in der Welt der Erscheinungen leben, die aus der Welt der
Ursachen hervorgegangen ist. In der Welt der Erscheinungen treten Standpunkte
an Stelle der Wahrheit. Wir bitten daher beim Gebrauch dieses Werkes zu beachten, dass auch das hier Niedergelegte nur der Standpunkt des Autorenteams sein
kann. Sollten daher in diesem Werk Arzneimittel und Dosierungen erwähnt werden, handelt es sich um die speziellen Erfahrungen der Autoren. Daraus lässt sich
nicht folgern, dass der Einsatz der Arzneien bedenkenlos geschehen kann. Auch
die Applikation einer homöopathischen Arznei sollte immer unter größter Sorgfalt
geschehen. Die Autoren sehen sich daher gezwungen darauf hinzuweisen, dass weder eine Garantie, noch eine juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für
Folgen, die auf fehlerhafte Angaben oder Anwendungen zurückgehen, übernommen
werden kann.
2015 Peter Gienow
4. restaurierte Auflage.
Autor: Peter Gienow - Herzog-Adolf-Str. 25 - 25813 Husum (gienowmethode.de)
Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhebergesetzes ist ohne Zustimmung
des Autoren unzulässig und strafbar. Das gilt insbesonders für Vervielfältigungen,
Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in
elektronischen Systemen. .
Lektorat: Barbara Asbeck, Birgit Schell-Lüngen.
Den Menschen gewidmet, die die Ordnung im Chaos
aufrecht erhalten.
Inhaltsverzeichnis
1 Vorwort
7
2 Die Gesetze des Ur-Sprungs
Alles ist eins . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Das Gesetz der Drei . . . . . . . . . . . . . . .
Die drei Gesetze . . . . . . . . . . . . . .
Das Gesetz der Drei auf göttlicher Ebene
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3 Die kosmischen Gesetze
Das Gesetz der Drei in der Zeit . . . . . . . . .
Das Gesetz der Drei im Raum . . . . . . . . . .
Das Gesetz der Drei auf uratomarer Ebene . .
Das Gesetz der Drei des Wasserstoffatoms . . .
Das Gesetz der Drei auf atomarer Ebene . . . .
Das Gesetz der Drei im Periodensystem . . . .
Das Gesetz der Drei auf Zellebene . . . . . . .
Das Gesetz der Drei in der Ernährung . .
Das Gesetz der Drei in der Vermehrung .
Das Gesetz der Drei in der Immunabwehr
Das Gesetz der Drei in der Homöopathie . . .
Die Heringschen Regeln . . . . . . . . .
Das Gesetz der Drei-Vier-Beziehung . . . . . .
Das Gesetz der Sieben . . . . . . . . . . .
Das Gesetz der Zwölf . . . . . . . . . . .
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4 Die Gesetze der Heilung
Krankheit (Samuel Hahnemann) . . . .
Die Indikationsgesetze des Hippokrates
Gesetz der Gegensätzlichkeit . . .
Gesetz der Ähnlichkeit . . . . . .
Das Gesetz der Resonanz . . . . . . . .
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5
Inhaltsverzeichnis
5 Die miasmatische Homöopathie
Die Entdeckung der Psora . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Entdeckung der Tsora-at . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Beziehung zwischen Tsora-at und Lepra . . . . . . . . . . . . . . . .
6 Die Psora - Tsora-at
Die Dynamik der Tsora-at . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Die Dynamik der Lepra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
James Compton Burnett - Die Theorie des Haltepunktes
Die Dynamik der Krätze (Psora) . . . . . . . . . . . . . . . .
Der Begriff Spiegelmiasma . . . . . . . . . . . . . . . .
Der Begriff Miasmenbahnung . . . . . . . . . . . . . .
Der Begriff Miasmenspaltung; -splitting . . . . . . . . .
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7 Die Sykose
105
8 Die Syphilinie
109
9 Die Karzinogenie
113
10 Abschlussgedanken
115
11 Die Skrophulose
119
12 Schluss
123
Nachwort - Gertie Gienow
125
6
1 Vorwort
Heilkunst ist zwischen Diesseits und Jenseits aufgespannt, zwischen Gefühl und Intellekt, zwischen Heiler und zu Heilendem. So widersprüchlich diese vermeintlichen
Positionen oder Zustände auch zu sein scheinen, umso erstaunlicher ist, dass sie alle
aus einer gemeinsamen Basis entspringen. Wie die alten Kulturen behaupten, entspringt alles der Einheit, Gott.
Krankheit, so sagen manche Menschen, sei daher ein gottferner Zustand, manchmal
erscheint er uns jedoch Gott viel näher zu sein, als unsere scheinbare Gesundheit.
Ganz im Gegenteil wirkt manchmal gerade die Krankheit als ein Schnellweg zu Gott.
Dass dies nicht nur in unserer heutigen Zeit so ist, sondern auch in früheren Zeiten
so war, erkennen wir daran, dass in vielen Kulturen der Heiler auch gleichzeitig
Priester war und ist, die Heilerin auch gleichzeitig Priesterin.
Das macht auch heute noch viel Sinn, da Krankheit nicht nur in Einzelfällen eine
Verletzung göttlicher Gesetze darstellt, gemeint sind nicht die zehn Gebote allein,
sondern die konstituierenden Kräfte unseres Da-Seins überhaupt. Einige dieser Verletzungen bekommen ein Gepräge, das wir miasmatisch nennen können.
Um zu verstehen, wie solch eine Verletzung erfolgen kann, erscheint es daher sinnvoll, sich noch einmal mit den Gesetzen unserer Schöpfung zu beschäftigen, um zu
erkennen, was wir als Heiler tun können, um diesen Gesetzesbruch zu korrigieren.
Verzeihen Sie mir daher, dass ich mit dem Ur-Grund unseres Da-Seins beginne, da
ich glaube, dass auf diese Weise vieles klarer werden kann.
Etliche miasmatische Schulen beginnen die Reise nicht an diesem Punkt, sondern
beobachten die Wirkung der Miasmen erst später. So ist das Allensche Modell aus
der Beobachtung der tatsächlichen Krankheitszustände seiner Zeit und ihrem Symptomenvergleich entstanden. Hahnemanns Modell hatte, auch wenn es oft verneint
wird, nicht nur ein praktisches, sondern auch ein philosophisches Gepräge, denn für
ihn beginnt Krankheit in einer Verstimmung der Lebenskraft, die nicht materiell gesehen werden kann. Je nach Blickpunkt kommen Miasmatiker daher zu unterschiedlichen Ergebnissen, die je nach Standpunkt unterschiedliche Ergebnissen zeitigen.
Es ist ein Unterschied, ob man die miasmatische Reise mit der Zelle startet oder den
Ur-Sprung der Miasmatik in die Ur-Schöpfung vor Zeit und Raum setzt. Es ist ein
7
1 Vorwort
Unterschied, ob man die Miasmatik als Störung der Trennung von Gott betrachtet,
als Ur-Sünde, oder als Störung der Embryologie.
Aus ihrer Perspektive heraus sind alle Erkenntnisse richtig und wichtig, wenn wir
in der Lage sind, ihnen den gemäßen Stellenwert zuzuordnen. Aus diesem Grunde
haben wir in dieser Schrift auch die Erkenntnisse anderer Autoren aufgegriffen, da
sie die Sicht auf die Miasmatik bereichern.
Es gab einmal einen Heiligen, der es nicht ertragen konnte, dass alle spirituellen
Schulen von sich behaupteten der einzige Weg zur Erleuchtung zu sein. Also ging
er den Weg seiner Religion bis zur Erleuchtung. Danach wechselte er die Religion,
und ging auch dort den Weg zur Erleuchtung, dann wechselte er die Religion …
Sein Name war Ramakrishna.
Nachdem er in allen großen Religionen zur Erleuchtung gekommen war, nahm er
sich der größten Herausforderung an: Er versuchte herauszufinden, warum in so
vielen Religionen die Frau von der Erleuchtung ausgespart wurde. Er wandelte sich
also zur Frau, bekam Brüste, begann zu menstruieren, und – wurde erleuchtet.
Sein Leben hat auf eindrückliche Weise bewiesen, dass jeder spirituelle Weg zur
Erleuchtung führen kann, so lehrt das dynamisch-miasmatische Modell, dass jeder
miasmatische Ansatz zur Heilung führen kann.
Das ist insbesondere aus dem Grunde wichtig, da das dynamisch-miasmatische Modell eine Art Übersetzungsprogramm für viele verschiedene Schulen darstellt. Es
umfasst nicht nur die Miasmatik der Homöopathie, sondern auch die Miasmatik der
Elektro-Homöopathie und Alchemie, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch die
miasmatischen Erkenntnisse aus diesen Anschauungen werden uns in dieser Schriftenreihe beschäftigen, sofern unsere Zeit das erlaubt.
Bevor wir uns auf die Reise in die Welt der homöopathisch-miasmatischen Gesetze
machen, noch ein kurzer Rückblick auf das, was wir bisher erarbeitet haben. Schauen
Sie sich bitte die unten stehende Tabelle an, wir werden im Laufe dieses Buches
häufiger darauf zurückgreifen.
8
Unendliches Nichts
Nichts
Gesetz der Anziehung
Wie oben so unten
Vorhang
Gesetz des Ausgleiches
Alles ist Geist
Zersplitterung; Mangel
Unendliches leuchtendes
Nichts
Gesetz der Abstoßung
Alles ist Schwingung
Weigerung
Unendliches Nichts
Nichts
Gesetz der Anziehung
Gesetz des Ausgleiches
Karzinogenie
Opfer; Opferung
höheres Selbst (weiblich)
Perspektivelos
Sykose III
Aktion = Reakion
(Karma)
Erde
Psora
Luft
Alles ist polar
Sykose
Wasser
Alles ist weiblich und
männlich
spiegelt sich selbst
obere Regionen des
Wunschkörpers
spiegelt die Einheit
mittlere Region des
Wunschkörpers
Unendliches leuchtendes
Nichts
Gesetz der Abstoßung
Syphilinie
Feuer
Alles ist Rhythmus
Gott ⇔ Luzifer
untere Regionen des
Wunschkörpers
Stolz
Anbetung eines
Menschen; Dinges
Das Böse; Widersacher
Höheres Selbst
(männlich)
Perspektive
Selbstversuche;
Selbstzerstörung
Viel Spaß auf dieser Reise, Ihr
Peter Gienow
9
1 Vorwort
10
2 Die Gesetze des Ur-Sprungs
Alles ist eins
Folgen wir den alten Schriften, so wird im Allgemeinen geglaubt, dass alles einen
gemeinsamen Ur-Sprung hat. Wir erleben einen gemeinschaftlichen Gen-Code, eine
unverselle Sprache, die für Menschen, Pflanzen und Tiere gleichermaßen gilt. Wir
sehen überall eine bestechende Einfachheit hinter dem komplexen Gefüge unseres
Daseins, sodass wir sehr leicht verleitet werden, hinter allem einen Sinn und einen
Schöpfer oder eine Schöpferin zu erkennen.
In dem Buch von Richard Bach »Einssein« wird dieses Gefühl zum Thema einer ganzen Geschichte. Es gibt nur ein Leben, und das ist das Leben Gottes. Wir besitzen
nur eine geliehene Existenz.
Wenn es aber nur ein Leben gibt, wie kann es dann Krankheit geben?
Das ist eine Frage, auf die viele Antworten gefunden wurden.
Allen Anworten auf diese Frage ist aber Eines gemeinsam, sie setzen eine gewisse
Trennung von der Ein-Heit voraus. Am deutlichsten wird diese Trennung vielleich
in der hebräischen Philosophie formuliert, die im Begriff der Ur-Krankheit Tsora-at
(‫ )תערצ‬eine Beschreibung der krankhaften Raum- und Zeitwerdung des Menschen
darstellt. Wir sprachen bereits in der Psora[8] darüber, wollen aber für alle, die »die
Psora« nicht lesen konnten noch einmal Friedrich Weinrebs Kommentar hören:
Tsora-at, die schändliche Krankheit
Es besteht zwischen dem Ausdruck »Tsora-at« und den Begriffen
»Form«, »Leid« und »Druck« ein innerer Zusammenhang. So gesehen
hat eigentlich jeder Körper, jede Erscheinungsform mit dieser Krankheit
etwas zu tun. Was Körper geworden ist und damit eine äußere Form angenommen hat, trägt ja die Merkmale der Verbannung und ist in diesem
Sinne auch krank.
Wenn sein eigentliches Mensch-Sein vorherrscht, dann läßt sich der
Körper unaufdringlich im Hintergrund zurückhalten. Man spricht nicht
11
2 Die Gesetze des Ur-Sprungs
von ihm, aber er ist doch da, der Gefährte des Menschen in dieser Welt
der Verbannung, der Form-Werdung. Denn der Mensch vermag nur mit
Hilfe des Körpers überhaupt zu erscheinen. Der Körper ist der Esel, mit
dem er sich hier bewegt und der ihn trägt.
Doch wenn sein Mensch-Sein des Weges nicht mehr kundig ist, dann
gerät der Körper sogleich in Unruhe; gleich fängt er an sich zu beklagen:
hoher Blutdruck, Diabetes, Krebs, Neurosen. Das ist dann der Ausbruch
der unappetitlichen »Tsora-at«, des stinkenden widerlichen Ausflußes.
Die »Tsora-at« ist Merkmal der Verbannung, sie ist recht eigentlich die
Krankheit »Verbannung« selber, der Gott-Ferne Zustand. Diese Krankheit trägt der Mensch in der Verbannung als körperlichen Makel an
sich.[27, S. 185-186]
Deutlicher wird dieses Zitat vielleicht noch, wenn wir uns den Aufbau des Wortes
Tsora-at genauer anschauen.
So wie die Farbe Weiß alle Farben umschließt, hat auch die Tsora-at eine ähnliche
Funktion, auch sie umschließt alle Ur-Formen von Krankheit.
Auf der Ebene der Zahlen, repräsentiert durch die Buchstaben, die im Hebräischen
gleichzeitig auch Zahlen sind, verrät die Tsoraat einen Teil ihrer wahren Natur,
sie ist die Erkrankung der Form und der Zeit oder anders ausgedrückt der raumzeitlichen Bindung des ewigen Menschen.
Der Beginn des Wortes Tsora-at, das im Hebräischen Zade-Resch-Ajin-Taw geschrieben wird, als Zahlen 90- 200-70-400, ist die Buchstabenfolge:
• Ts-R, oder Z-R (= 90 - 200)
Diese Buchstabenfolge, heißt im Hebräischen Fels oder Form.
Der zweite Teil des Wortes Tsora-at, die Buchstabenfolge Ajin-Taw
• A-T (= 70 - 400)
bedeutet nichts anderes als Zeit.
Vielleicht wird auf diese Weise verständlich, um was es sich bei der Ur-Krankheit
Tsora-at handelt, wenn wir uns mit der Vorstellung vertraut machen können, dass
etwas Unsterbliches Ewiges, nennen wir es Seele, Spirit, oder wie Samuel Hahnemann es getan hat »vernünftiger Geist«, in ein raum-zeit-bedingtes Gefäß gebannt
wird. Diese Bannung in das Gefäß, das wir Körper nennen, ist die Verbannung, um
die es bei der Tsora-at geht.
12
Alles ist eins
Durch die Tsora-at wurde diese natürlich Gesundheit gestört und mit ihr die Lebenskraft beeinträchtigt, was zur Folge hatte, dass unser Blick mehr auf das »kranke
Werkzeug« gerichtet war, als auf den »höhern Zweck« unseres Daseins.
Aus den besprochenen Gegebenheiten könnten wir formulieren:
Erste Definition von Krankheit
Es gibt im ganzen Universum nur eine Krankheit, die Trennung (wenn auch nur
scheinbar) von der göttlichen Quelle.
Diese Trennung von der göttlichen Quelle, die Verbannung in Form und Zeit, führte
zu einem Zustand, in dem Krankheit sich manifestieren konnte. Sie rief einen Zustand hervor, der als Zersplitterung bezeichnet werden kann. Er ist besonders betont
in der Geschichte des Sünden-Falls, des Falls in die Sonderung, in die Trennung von
der göttlichen Quelle, wir haben in der Sykose[9] darüber berichtet. Auch hierzu
möchte ich gerne einen Kommentar von Friedrich Weinreb einfügen:
»Die Überlieferung erzählt, daß der Mensch vor dem Nehmen dieser
Frucht in einem Augenblick von einem Ende der Welt zum anderen
und von einem Ende der Zeit zum anderen sehen konnte. Diese Augen
schlossen sich. Und während er vorher in einem Nu alles sehen konnte
und Zeit und Raum in all ihren Zusammenhängen durchschaute, mit
einer Einsicht, die alles umfaßte, sah er nun die Vielheit, sah er alles
in Momente zerteilt und in Orte, an denen er sich gerade befand. Das
große Bild, das alles umfaßte, wurde verdunkelt, und es begann in einem Strom zu fließen, wobei immer nur auf ein kleines Teilchen Licht
fiel und alles andere in unbekanntem Dunkel blieb. Eine endlose Vielheit bedrückte nun den Menschen und gab ihm das Gefühl, daß kein
Anfang und kein Ende mehr bestünde.[29, S. 339-340]
Die Zersplitterung der Welt war auch schon Thema im Band 2 der Schriftenreihe[11],
in dem wir die Weigerung des Gefäßes kennenlernten, das göttliche Licht zu empfangen. Das Resultat war die Zerplitterung in Raum und Zeit.
Wir können daher verstehen, dass Heilung, sprachlich betrachtet, mit dem Heil, mit
dem Heil-Werden, dem Ganz-Werden zu tun hat. Es ist das Zusammenfügen all der
Splitter, aus denen unser Leben nach dem Fall in die Sonderung besteht. Wir können
folgenden Satz formulieren:
13
2 Die Gesetze des Ur-Sprungs
Definition von Heilung
Heilung ist die Überwindung der Zersplitterung und der Trennung von der göttlichen Quelle.
Im Laufe unserer Geschichte hat sich jedoch noch ein anderer Krankheitsbegriff eingeschlichen, der auch an dieser Stelle erwähnt werden sollte. Er geht von dem zersplitterten Zustand als Normalität aus und betrachtet die Beziehung der zersplitterten Teile zueinander. Arbeiten diese Teilchen in Hamornie miteinander, so sprechen
wir von einem ge-sunden Zustand in Form von »sound« Zusammenklang, Harmonie. Das bedeutet, die zersplitterten Teilchen arbeiten in Harmonie miteinander und
behindern sich nicht. So könnten wir Folgendes formulieren:
Zweite Definition von Krankheit
Krankheit entsteht, wenn die zersplitterten Teilchen disharmonisch miteinander
arbeiten.
Liegt die Disharmonie als Krankheitsursache vor, so ist das Bestreben des Heilers
nicht die Rückbindung an die göttliche Quelle, sondern die Harmonisierung der
nicht harmonisch arbeitenden Teilchen. Diese Form der Therapie hat die Gesundung, nicht aber die Heilung als Ziel.
Wir könnten folgenden Satz formulieren:
Definition der Gesundheit
Gesundheit liegt dann vor, wenn die zersplitterten Teile in Harmonie miteinander
arbeiten.
Diese Form von Gesundheit hat auch Samuel Hahnemann in seiner Gesundheitsdefinition formuliert:
»Im gesunden Zustand des Menschen waltet die geistartige, als Dynamis den materiellen Körper (Organism) belebende Lebenskraft (Autokratie) unumschränkt, und hält all seine Theile in bewundernswürdig
harmonischem Lebensgange in Gefühlen und Thätigkeiten, so daß unser inwohnende, vernünftige Geist sich dieses Werkzeugs frei zu dem höhern Zweck unseres Daseins bedienen kann.«[17, § 9]
Wir können an dieser Stelle erkennen, dass es Samuel Hahnemann um Gesundung,
nicht aber um Heilung ging, als er seine Homöopathie formulierte.
14
Das Gesetz der Drei
Aus diesen kurzen Anmerkungen wird ersichtlich, dass Krankheit auf verschiedene Weise betrachten werden kann, und dass ihre Betrachtungsweise auch unterschiedliche therapeutische Methoden nach sich zieht. Die Methodiken, Heilung oder
Gesundheit zu erreichen, sind grundverschieden und können eigentlich kaum vermischt werden.
• Es kann Heilung durch Rück-Bindung an die göttliche Quelle geben, ohne dass
die Gesundheit wieder hergestellt wurde.
• Es kann Gesundung geben, ohne dass Heilung erreicht wäre.
Aufgrund dieser unterschiedlichen Perspektiven kann es zu erheblichen Differenzen zwischen Heilern kommen. Stellen Sie sich vor, Sie behandeln einen Patienten
mit einer Krebskrankheit. Ein Ansatz könnte sein, das Zersplitterte im Leben dieses
Menschen zu heilen, ohne auf die Krankheit Krebs zu achten. Ein anderer Ansatz wäre gegen die Krankheit Krebs gerichtet, würde aber das Zersplitterte im Menschen
keines Blickes würdigen. Ein dritter Ansatz würde eine Vernetzung beider Prinzipien versuchen und Heilung und Gesundung gleichermaßen erreichen wollen.
Das Gesetz der Drei
Um dieses Universum zu betreten, musste das ursprünglich Eine eine Wandlung
erfahren, aus der heraus unser Universum möglich wurde. Das Eine musste seine
Energie vermindern, damit Leben in niedrigerer Schwingung möglich wurde, und
das ungeoffenbarte Eine, das Nichts, musste sich wandeln, um das Universum, das
wir kennen, in eine Form zu betten.
Dazu dehnte sich das Nichts in alle Richtungen aus und schuf so die Unendlichkeit.
Es war dunkel in dieser Unendlichkeit, da das Licht noch nicht geschaffen war.
Alles war Raum und in diesem Raum war alles bereits enthalten, aber nichts war
manifest.
Dann begann das Licht die Unendlichkeit zu füllen.
So entstanden aus dem Nichts die anderen konstituierenden Grundkräfte unseres
Universums, die Unendlichkeit und das Licht.
Das Gesetz der Drei
Das Gesetz der Drei besagt, dass nichts in diesem Universum existieren kann, das
nicht aus den drei Grundkräften (Nichts; das unendliche Nichts und das unendliche,
leuchtende Nichts) besteht.
15
2 Die Gesetze des Ur-Sprungs
Sie bekamen viele verschiedene Namen, in der vielleicht einfachsten Form nannte
man sie: das Nichts, das unendliche Nichts und das unendliche leuchtende
Nichts.
Oder mit anderen Worten: »Alles in unserem Universum besteht aus der heiligen
Bejahung, der heiligen Verneinung und der heiligen Versöhnung.
Oder mit anderen Worten zu sagen: »Alles in diesem Universum besteht aus männlicher Kraft, weiblicher Kraft und versöhnender Kraft.«
Oder mit anderen Worten zu sagen: »Alles in diesem Universum besteht aus Gott,
Christus und heiligem Geist.«
Oder mit anderen Worten zu sagen: »Alles in diesem Universum besteht aus Brahma,
Shiva und Vishnu.«
Oder mit anderen Worten zu sagen: »Alles in diesem Universum besteht aus Wotan,
Wili und Weh.«
Oder um es mit anderen Worten zu sagen: »Alles in diesem Universum besteht aus
Sulfur, Sal und Merkur.«
Diese heilige Dreiheit war vielen Kulturen bekannt. Aus ihr, glaubten sie, sei das
Universum entstanden. Auch das bekannte Tao Te King geht auf diese Drei-Heit
ein:
Das Tao gebiert Eins,
Eins gebiert Zwei,
Zwei gebiert Drei,
Drei gebiert alle Dinge.
Alle Dinge haben im Rücken das Weibliche
und schauen auf das Männliche.
Wenn männlich und weiblich sich verbinden
atmen alle Dinge Harmonie.[22, Vers 42]
Die drei Gesetze
Das Gesetz der Drei kann als drei scheinbar isolierte Gesetze in Erscheinung treten:
16
Das Gesetz der Drei
Die drei Gesetze
• Aus dem Nichts entstand das Gesetz des Ausgleiches
• Aus dem unendlichen Nichts entstand das Gesetz der Anziehung
• Aus dem unendlichen, leuchtenden Nichts entstand das Gesetz der Abstoßung
Aus diesen drei Gesetzen sind drei Heilgesetze entstanden:
Die drei Heilgesetze
• Heile durch Ausgleichung
• Heile durch Ähnlichkeit
• Heile durch Gegensätzlichkeit
Wenn das Gesetz der Drei und seine Ausformulierung als drei Gesetze so bedeutend für den Aufbau unserer Welt ist, sollte das Gesetz der Drei an jeder wichtigen
Schaltstelle des Lebens zu finden sein.
Lassen Sie uns schauen.
Das Gesetz der Drei auf göttlicher Ebene
Im vorigen Abschnitt wurde schon auf gewisse Weise verdeutlicht, dass in den Göttergestalten verschiedener Kulturen das Gesetz der Drei eine Rolle spielt. In unserem
Kulturkreis haben wir beispielsweise die Trinität:
• Vater = Gesetz der Abstoßung
• Sohn = Gesetz der Anziehung
• Heiliger Geist = Gesetz der Versöhnung
In der hebräischen Philosphie gilt die heilige Trinität ganz besonders. Nicht nur
besteht die Seele in der hebräischen Philosophie aus drei Bestandteilen,
• Neschamah = Gesetz der Abstoßung
17
2 Die Gesetze des Ur-Sprungs
• Nephesch = Gesetz der Anziehung
• Ruach = Gesetz der Versöhnung
auch jeder einzelne der 72 heiligen Namen Gottes ist nach der Trinität (Gesetz der
Drei) gestaltet.
Doch zunächst einmal möchte ich Ihnen die hebräischen Schriftzeichen vorstellen.
Die hebräischen Schriftzeichen können in drei Welten unterteilt werden (Gesetz der
Drei), in
• Die Welt des Seins, repräsentiert durch die Einer
• Die Welt des Tuns, repräsentiert durch die Zehner
• Die Welt des Werdens, repräsentiert durch die Hunderter
Die 72 Namen Gottes lassen sich aus der Multiplikation der göttlichen Neun mit der
luziferischen Acht darstellen, denn
8 · 9 = 72.
Auf diese Weise kann die Tafel der Gottesnamen uns einen göttlichen Schutz in einer
luziferischen Welt bieten.
Die 72 heiligen Namen Gottes sind unaussprechlich. Sie werden im Gegensatz zu
vielen Mantren und Evokationen nicht rezitiert sondern nur visualisiert. Auch der
Buchstabe Aleph ,(‫ )א‬der den Anfang des Aleph-Beths bildet, der uns als Vokal erscheint, ist unaussprechlich.
Der Grund hierfür ist, dass, laut hebräischer Philosophie, die Konsonanten das Gerüst der Welt bilden, während die Vokale die Welt Gottes darstellen, die nicht bildlich
erfasst werden dürfen.
Einer der 72 heiligen Namen interessiert uns an dieser Stelle besonders, ,(‫ )כלנ‬es ist
der göttliche Name, der die Miasmatik regiert.
Dieser göttliche Name nimmt die 21. Position ein und zeigte auf diese Weise eine
Verknüpfung des Gesetzes der Drei mit dem Gesetz der Sieben.
Schreiben wir den Namen, wie es unserer Schreibweise (von links nach rechts) entspricht, so erhalten wir folgendes Bild: .‫נלכ‬
18
Das Gesetz der Drei
‫ = נ‬Nun = Fisch = 50
Den Fisch auf der linken Seite der obigen Triade haben wir in der Homöopathie als
Sykose kennengelernt. Wir können nicht nur die fischige Absonderung der Sykose in diesem Zeichen erkennen, sondern auch die Inkarnationsproblematik, die das
gesamte sykotische Drama durchzieht.
Das Zeichen vor dem Fisch ist Mem = ,‫ מ‬das Zeichen für Wasser. Das Symbol Wasser
steht in der hebräischen Philosphie auch für Zeit. Es bedeutet an dieser Stelle, dass
Nun, der Fisch, in die Zeit geboren wurde.
Auch der paradiesische Zustand, den wir in der Sykose[9] besprachen, klingt in der
Thematik um dieses Zeichen an. In unserer eigenen Entwicklung entspricht dieser
Zustand am ehesten dem ungeborenen Kind im Mutterleib, das im Fruchtwasser
schwimmt. Hier ist der Mensch in seinem Element, in seiner Zeit, im Paradies.
Wie wir an verschiedenen Stellen hörten, gehört diese Ebene zum Gesetz der Anziehung, deren Verzerrung die Sykose ist.
‫ = כ‬Kaf = Hand = 20
Das Symbol dieses Zeichens ist die Hand, die in der Zuordnung zu den Buchstaben
meines Wissens als einziges Zeichen zweimal auftritt, einmal als Jod (‫ )י‬als Zahl 10
und einmal in dieser Form.
Was ist der Unterschied zwischen den beiden Händen?
Jod ist der kleinste der hebräischen Buchstaben. Er steht eng in Verbindung mit seiner jenseitigen Herkunft und ist am Aufbau vieler Buchstaben beteiligt. Er hat die
engste Beziehung zum ur-sprünglichen Nichts, die engste Beziehung zum göttlichen
Geheimnis. Er ist wie ein Kind, das die Geheimnisse der Anderswelt noch nicht vergessen hat. Das Kind saugt noch an der Mutterbrust und wird vom Himmel genährt.
Es ist das Kind in jedem von uns, das es zu bewahren gilt. Jod ist ein Tropfen, die
erste Manifestation Gottes in dieser Welt. Im Leben erscheint es als Blutstropfen
und als Träne. Die Hand, die von Jod repräsentiert wird, ist die zum Handeln bereite
Hand.
Im Gegensatz zu Jod, dessen Existenz noch im Jenseitigen verborgen ist, ist Kaf als
Hand ganz im Diesseits verankert. Es steht in Beziehung zum Hund, der im Hebräischen als Erscheinung der Logik, des Zählbaren, Berechenbaren und Kausalen gilt.
In Kaf erscheint uns alles klar zu sein, logisch, vorhersehbar, und gerade das macht
seine Verführung aus. Es ist verführbar wie die Medizin, die uns glauben lässt, dass
19
2 Die Gesetze des Ur-Sprungs
alles berechenbar ist, dass wir nur genügend Informationen bräuchten, um die richtige Therapie finden zu können. Es ist die Form der Medizin, die den Ursprung des
Menschen im A-Kausalen leugnet, die die materielle Manifestation an den Anfang
setzt und dadurch die Illusion der Vorhersehbarkeit schafft. Aber in jedem Menschen
schwingt auch die andere Hand mit, die jenseitige, – das Jod.
Die Logik des Kaf kann dem Menschen dienen, wie es auch der Hund tut, aber sie
kann sich auch in einen tollwütigen Hund verwandeln, der alles angreift.
Kaf ist die Hand, die zu greifen bereit ist, die Dinge »begreifbar« machen will. Sie
ist die Hand, die dem Baum der Erkenntnis näher steht, als dem Baum des Lebens.
Das Wort Kaf wird Kaf-Peh geschrieben, in Zahlen umgewandelt 20-80. Vereinfachen
wir diese Zahlenfolge, so erhalten wir das Verhätnis 1-4, das wir in der Sykose[9]
schon ausführlich beschrieben haben. Es ist das Zahlenverhältnis, das im Paradies
solch eine große Rolle spielt. Der Fluss, der im Garten Eden fließt, teilt sich in vier
Flüsse. Der Wert der Buchstaben des Baums des Lebens (233) verhält sich zum Baum
der Erkenntnis (932) wie 1-4. Auch der Dunst, das Miasma, der im Paradies aufsteigt,
wird Aleph-Daleth geschrieben 1-4.
Auch unsere Hand zeigt dieses Verhältnis, ein Daumen steht den vier Fingern gegenüber.
In der Sykose haben wir die Perspektive des Menschen erzählt, in der syphilitischen
Betrachtungsweise zeigt sich hier die Rolle des Verführers, der Schlange, die uns
eine Welt der Erkenntnis verspricht, in der wir so werden wie Gott.
‫ = ל‬Lamed = Ochsenstachel = 30
»Diese Hand ergreift nun Lamed, den Ochsenstachel, den Stock, womit der Stier zur
Bewegung gebracht wird.«[28, S. 105]
Mit Stier ist der Buchstabe Aleph gemeint, der die Reihe der Buchstaben einleitet und
als Zahl die Eins darstellt. »Der Stier mit seinem Geheimnis pflügt die Welt.«[28]
Der Buchstabe Aleph besteht aus zwei Jod, einem himmlischen und
einem irdischen. Das Jod oben und das Jod unten werden durch
den Buchstaben Waw, der Zahl Sechs, der auch ein Symbol für den
Menschen ist, in der Balance gehalten.
20
Das Gesetz der Drei
Auch das Zeichen Lamed hat eine Beziehung zu diesem Buchstaben
Waw. Wir können uns den Buchstaben aus zwei Waw konstruiert
denken, die sich an einer Grenze zwischen oben und unten spiegeln.
Philosophisch bedeutet das, dass der Beweger des Stieres zur Zeit
seiner Handlung an die göttliche Quelle angeschlossen sein muss.
Hier wirkt der Mensch als Vermittler zwischen dem Jenseits und
dem Diesseits.
Lamed ist der einzige Buchstabe, der sich oberhalb der Grenze des
Erscheinens manifestiert. Er zeigt, dass der Mensch unten niemals allein und von
unten her handeln kann. Das Waw oben steht aufrecht, richtig, das Waw unten steht
verkehrt.
Das Verhalten des Menschen ist daher von oben bestimmt.
Schlussfolgerung
Wir können, glaube ich, leicht erkennen, dass dieser göttliche Name die miasmatischen Verhältnisse darlegt, wie sie eigentlich gemeint waren.
Wir finden im Gesetz der Anziehung den paradiesischen Zustand des Menschen im
Mutterleib, als Fisch im Element Wasser, das auch Zeit bedeutet. So sollte es sein.
Wir finden im Gesetz der Abstoßung die logische Konstruktion der materiellen Welt,
die richtig angewendet eine Hilfe für uns sein kann, die geheimnisvollen Wege des
Lebens zu erahnen, die aber leicht in ihr Gegenteil umschlagen kann, um wie ein
tollwütiger Hund über uns herzufallen.
Das Gesetz des Ausgleiches wird regiert vom doppelten Menschen, der ein Sein im
Himmel mit einem Sein auf der Erde verbindet.
21
2 Die Gesetze des Ur-Sprungs
Tabelle 2.1: Die Welt des Seins
‫א‬
‫ב‬
‫ג‬
‫ד‬
‫ה‬
‫ו‬
‫ז‬
‫ח‬
‫ט‬
Aleph
Beth
Gimel
Daleth
Heh
Waw
Sajin
Chet
Teth
Haupt (des Stieres)
Haus
Kamel
Tür
Fenster
Haken
Waffe
Zaun
Doppeltes (Gebärmutter mit Embryo)
Die Zahl 1
Die Zahl 2
Die Zahl 3
Die Zahl 4
Die Zahl 5
Die Zahl 6
Die Zahl 7
Die Zahl 8
Die Zahl 9
Tabelle 2.3: Die Welt des Tuns
‫י‬
‫כ‬
‫ל‬
‫מ‬
‫נ‬
‫ס‬
‫ע‬
‫פ‬
‫צ‬
Jod
Kaf
Lamed
Mem
Nun
Samech
Ajin
Pe
Zade
Hand
Hand
Ochsenstachel
Wasser
Fisch
Wasserschlange
Auge
Mund
Angel
Die Zahl 10
Die Zahl 20
Die Zahl 30
Die Zahl 40
Die Zahl 50
Die Zahl 60
Die Zahl 70
Die Zahl 80
Die Zahl 90
Tabelle 2.5: Die Welt des Werdens
‫ק‬
‫ר‬
‫ש‬
‫ת‬
22
Kof
Resch
Schin
Taw
Nadelöhr, Affe
Haupt
Zahn
Zeichen
Die Zahl 100
Die Zahl 200
Die Zahl 300
Die Zahl 400
‫‪Das Gesetz der Drei‬‬
‫תהכ‬
‫מקה‬
‫והח‬
‫רשו‬
‫זיי‬
‫הימ‬
‫יופ‬
‫יחמ‬
‫מומ‬
‫‪23‬‬
‫‪Tabelle 2.7: Die 72 heiligen Namen Gottes‬‬
‫ילי‬
‫אכא הלל שהמ מלע טיס‬
‫עהה ואל דלא‬
‫לזי‬
‫ירה הבמ‬
‫ילכ‬
‫וול‬
‫כלנ להפ‬
‫ייי‬
‫הלמ‬
‫האש תרי אאה‬
‫ייר‬
‫ככל מוא‬
‫קוכ חהל‬
‫דנמ‬
‫יגא‬
‫עהר מעח‬
‫כימ‬
‫לוו‬
‫לשע ירע לאס הלי‬
‫ממע שחה ינד‬
‫אננ‬
‫הבמ תינ‬
‫במו רצמ חרה ללי‬
‫ההי‬
‫וגע‬
‫עיא קנמ‬
‫ובח‬
‫היר‬
‫מבי‬
‫ייה‬
‫והו‬
‫יסה‬
‫ואל‬
‫התנ‬
‫וחי‬
‫ההה‬
‫והו‬
‫ממנ‬
‫במד‬
2 Die Gesetze des Ur-Sprungs
24
3 Die kosmischen Gesetze
Nachdem wir uns für einige Zeit hinter dem Vorhang der Gestaltung aufgehalten
haben, wird es Zeit, die Welt vor dem Vorhang zu betreten. Hier stoßen wir zunächst auf ein Universum aus Zeit und Raum, oder in der Nomenklatur Friedrich
Weinrebs, ein Universum aus Form und Zeit. Hier begegnen wir auch der Tsoraat,
der Erkrankung der Raum-und-Zeitwerdung des Menschen, die wir schon in der
Psora[8] kennenlernten.
Die Frage, die uns natürlich auf der Seele brennt, ist: »Gilt das Gesetz der Drei auch
in dieser Sphäre der Realität, oder ändert sich hier etwas?«
Das Gesetz der Drei in der Zeit
Betrachten wir unser Zeitverständnis, so haben wir gelernt, die Zeit in drei Abschnitte zu teilen, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Es erscheint daher nicht schwer, das Gesetz der Drei auch hier zu erkennen.
• Die Vergangenheit wird vom Gesetz der Abstoßung regiert. Wir bewegen uns
von ihr fort.
• Die Gegenwart wird vom Gesetz der Versöhnung regiert. In ihr bewegen wir
uns.
• Die Zukunft wird vom Gesetz der Anziehung regiert. Auf sie bewegen wir uns
zu.
Das Gesetz der Drei im Raum
Auch im Raum unterscheiden wir drei Qualitäten: die Höhe, die Breite und die Tiefe.
• Die Höhe gehört zum Gesetz der Abstoßung, von ihr fallen wir hinunter.
• Die Tiefe gehört zum Gesetz der Versöhnung, in ihr bekommen wir Tiefgang.
25
3 Die kosmischen Gesetze
• Die Breite gehört zum Gesetz der Anziehung, sie ereilt uns, wenn wir uns
nicht mehr entwickeln wollen.
Nachdem wir sehen konnten, dass sowohl der Raum, als auch die Zeit dem Gesetz
der Drei folgen, können wir es wagen, uns die ersten Manifestationen anzuschauen.
Wir betrachten daher ein einziges Ur-Atom.
Das Gesetz der Drei auf uratomarer Ebene
Auch das von Annie Besant und Charles Leadbeater[3] beschriebene Anu (=
Uratom) zeigt das Gesetz der Drei (und der Sieben) in seinem Aufbau, wie Abbildung
3.1 von Edwin D. Babbitt auf der nächsten Seite zeigt.
Bei ihren Bemühungen den kleinsten Baustein der Materie zu erschauen, sahen sie
ein Gebilde, das an einen Dorntorus erinnert. Unser Wasserstoffatom, das kleinste
uns bekannte Atom, besteht aus 18 dieser Gebilde. Sie zeigen drei dickere (Gesetz
der Drei) und sieben feinere (Gesetz der Sieben) selbstständige Schlaufen, die nicht
miteinander verknüpft sind.
Sie sind Aufwerfungen des Äthers und bilden auf diese Weise einen Hohlraum, können aus dem Äther auftauchen und in ihm wieder verschwinden, als hätten sie nie
existiert.
Bei genauer Betrachtung, gibt es zwei verschiedene Formen, die genau spiegelbildlich zueinander sind, und als männlich und weiblich oder positiv und negativ bezeichnet wurden, wie Abbildung 3.2 auf Seite 29 zeigt.
Jede der 10 geschlossenen Schlaufen zeigt wiederum 1680 Eigenverdrillungen wie
Abbildung 3.3 auf Seite 30 zeigt.
Leadbeater und Besant haben diese Eigenverdrillungen Knotenpunkte oder Spirillen genannt. Die Spirillen waren wiederum rechtwinklig versetzt und 7-fach (Gesetz
der Sieben) verdrillt, die Unterverdrillungen waren wiederum rechtwinklig versetzt
und 7-fach verdrillt. Sie konnten insgesamt sieben Unterebenen erkennen (Gesetz
der Sieben) und kamen auf ca. 14 Milliarden Knotenpunkte.
Betrachtet man die Wirbelpunkte genauer, so ist die Dreier-Struktur gegenüber der
Siebener-Struktur beim Eintritt in den Innenstrudel um 180° phasenverschoben. Auf
diese Weise formt sich ein Gebilde, das an einen Merkurstab erinnert (siehe folgende
Abbildung).
26
Das Gesetz der Drei auf uratomarer Ebene
Abbildung 3.1 Anu
27
3 Die kosmischen Gesetze
Spirille
Caduceus
Jedes Uratom zeigt wiederum drei Bewegungsarten:
1. Rotation
2. Präzession
3. Pulsation
Ein männliches und ein weibliches Uratom gleichen ihre Energien aus, gemeinsam
sind sie neutral.
Das männliche Uratom ist ausströmend, das weibliche empfangend.
Die drei dickeren Schlaufen zeigen gegenüber den 7 dünneren Schlaufen eine leichte
Erhöhung der Knotenzahl der Unterverdrillungen um den Faktor
• 1, 00571428
Diese Sequenz haben wir bereits im Band 2 der miasmatischen Schriftenreihe[11]
kennengelernt, als wir uns mit dem Enneagramm beschäftigten.
Vielleicht erinnern Sie sich noch. Diese Sequenz ist Ausdruck des Gesetzes der Sieben, wie sie in Tabelle 4.1 auf Seite 75 erkennen können.
Das Gesetz der Drei des Wasserstoffatoms
Das Wasserstoffatom wird von einigen Wissenschaftstheoretikern als das Ursprungselement überhaupt angesehen. Es gibt Vorstellungen, dass aus dem Wasserstofftom durch Verschmelzung und Verbindung alle anderen Atome entstanden
sein sollen.
28
Das Gesetz der Drei des Wasserstoffatoms
Abbildung 3.2 Anu und Ana
Tabelle 3.1: Das Gesetz der Sieben
1
7
2
7
3
7
4
7
5
7
6
7
7
7
−−−−→
= 0, 142857
−−−−→
= 0, 2857142857
−−−−→
= 0, 42857142857
−−−−→
= 0, 57142857
−−−−→
= 0, 7142857
−−−−→
= 0, 857142857
=1
29
3 Die kosmischen Gesetze
Abbildung 3.3 Eigenverdrillungen
30
Das Gesetz der Drei des Wasserstoffatoms
Umso größer sollte der Grund sein, sich mit dem Wasserstoffatom ein wenig näher
zu beschäftigen.
Nach den Forschungen von Besant und Leadbeater besteht das Wasserstoffatum
aus 18 (2 x 3 x 3) Ur- atomen. die in einer auffälligen Weise angeordnet sind, wie Sie
in Abbildung 3.4 auf der nächsten Seite sehen können.
Sie erkennen leicht, dass das Wasserstoffatom aus zwei ineinandergeschachtelten
Dreiecken besteht.
Jedes dieser Dreiecke wird von Eckpunkten aus je drei Uratomen gebildet.
Doch damit noch nicht genug, zeigt das Wasserstoffatom bis zur Entwicklung des
nächsten bekannten Atoms Helium zwei verborgene Formen, die Sie in der folgenden Abbildung sehen können.
Hydrogenium
Adyarium
Occultum
In der ersten Figur sehen Sie den bekannten Wasserstoff, der aus zwei Dreiecken
aufgebaut ist.
In der zweiten Figur sehen Sie zwei ineinander verwobene Tetraeder (Vierflächner).
In der dritten Abbildung sehen Sie eine Figur, deren Muster wie der kabbalistische
Baum des Lebens aufgebaut ist (Siehe Abbildung 3.5 auf Seite 33).
Als Annie Besant und Charles Leadbeater in jahrzehntelanger Arbeit die Atome
schauten, zeigte sich, dass drei Atome vollständig herausstachen:
1. Wasserstoff
2. Sauerstoff
3. Stickstoff
Es schien, als würden diese drei Elemente eine eigene Klasse bilden.
Wasserstoff gehört zur Hantelgruppe hat aber nicht deren charakteristische Form.
Sauerstoff gehört zur Gruppe der Tetraeder, zeigt aber eine ovale Form.
31
3 Die kosmischen Gesetze
Abbildung 3.4 Wasserstoffatom
32
Das Gesetz der Drei des Wasserstoffatoms
Abbildung 3.5 Der kabbalistische Lebensbaum
33
3 Die kosmischen Gesetze
Stickstoff gehört zur Gruppe der Würfel zeigt aber eine sphärische Form.
Die Ur-Sprünge dieser Besonderheiten sehen wir in den drei Atomen
1. Wasserstoff
2. Adyarium
3. Occultum
Wobei Adyadium aus zwei Tetraedern besteht, somit zur Tetraeder-Gruppe gehört
wie Sauerstoff.
Occultum hat einen ähnlichen Aufbau wie Stickstoff. Es ist ein Teil des kabbalistischen Lebensbaumes zu sehen.
Zum Vergleich die Grafiken (siehe Abbildung 3.6 auf Seite 66).
1. Wasserstoff gehört zum Gesetz des Ausgleiches
2. Stickstoff zum Gesetz der Anziehung
3. Sauerstoff zum Gesetz der Abstoßung
Das Gesetz der Drei auf atomarer Ebene
Nach der klassischen Einteilung des Bohrschen Atommodells, ohne Quarks, Tohus und Wabohus, unterscheiden wir drei Partikel, die ein Atom zusammensetzen:
Protonen, Neutronen und Elektronen.
• Die Protonen gehören zum Gesetz der Anziehung. Sie halten die Elektronen
in der Umlaufbahn.
• Die Neutronen gehören zum Gesetz der Versöhnung. Sie sind neutral.
• Die Elektronen gehören zum Gesetz der Abstoßung. Sie schützen das Atom
vor äußeren Eingriffen.
Also auch unsere Atome werden vom Gesetz der Drei regiert. Wie sieht es mit unserem Periodensystem aus?
Das Gesetz der Drei im Periodensystem
Die Forschungen von Besant und Leadbeater brachten sieben Gruppen (Gesetz der
Sieben) zum Vorschein:
34
Das Gesetz der Drei auf Zellebene
1. Die Nagel-Gruppe
2. Die Hantel-Gruppe
3. Die Tetraeder-Gruppe
4. Die Würfel-Gruppe
5. Die Oktaeder-Gruppe
6. Die Kreuz-Gruppe
7. Die Sternen-Gruppe
Betrachten wir das Periodensystem, das Crookes nach diesen Forschungen aufgestellt hat, stellen wir überraschenderweise jedoch fest, dass sich aus den 7 Gruppen
9 Gruppen (Gesetz der Drei) gebildet haben (siehe Abbildung 3.7 auf Seite 67).
Schauen wir uns jetzt doch einmal eine einzelne Zelle an.
Das Gesetz der Drei auf Zellebene
Eine Zelle hat im Prinzip drei wesentliche Funktionen, sie ernährt, vermehrt und
schützt sich.
• Die Ernährung gehört zum Gesetz der Versöhnung. Nahrung wird der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt.
• Die Vermehrung gehört zum Gesetz der Anziehung.
• Der Schutz gehört zum Gesetz der Abstoßung.
Schauen wir uns die drei Funktionen einer Zelle noch einmal genauer an:
Das Gesetz der Drei in der Ernährung
Wenn eine Zelle sich ernährt, muss sie zunächst Nahrung aufnehmen (Gesetz der
Anziehung), dann muss die Nahrung in körpereigene Stoffe umgewandelt werden
(Gesetz des Ausgleiches) und zuletzt werden Dinge, die nicht verwertet werden können, ausgeschieden (Gesetz der Abstoßung).
35
3 Die kosmischen Gesetze
Das Gesetz der Drei in der Vermehrung
Das Gesetz der Drei in der Vermehrung ist vielleicht nicht so offensichtlich, weshalb
wir uns ein wenig detaillierter damit befassen sollten.
Damit eine Zelle sich fortpflanzen kann, sind wesentliche Informationen als Erbinformationen gespeichert. Sie finden sich im allgemeinen auf Chromosomen, die den
Bestand der Zelle sichern.
Jedes Chromosom besteht aus einer Säure, der Desoxyribonukleinsäure (DNS oder DNA). Die Abkürzung DNA ist heute gebräuchlicher, wobei das A für
Acid = Säure steht.
Die DNA ist der Träger unserer Erbinformation. Diese ist in einer bestimmten Form kodiert.
Die DNA besteht aus 2 langen Molekülketten, die schraubenförmig um eine gemeinsame, gedachte Achse gewunden sind (Doppelhelix-Struktur). Jede Kette besteht aus
abwechselnd angeordneten Phosphorsäurerestern und Desoxyribosemolekülen, die
durch Diesterbindungen untereinander verbunden sind. Die beiden Ketten werden
durch Purin- bzw. Pyrimidinbasen zusammengehalten, die über Wasserstoffbrücken
(Gesetz des Ausgleiches) miteinander verbunden sind. Ein Basenpaar besteht immer
aus einer Purin- und einer Pyrimidinbase. Die Basenpaare, die gebildet werden, sind:
Adenin mit Thymin und Guanin mit Cytosin.
Die Wasserstoffbrücken werden zwischen den Molekülpositionen
1=1 und 6=6 aufgebaut. Bei Guanin und Cytosin zusätzlich zwischen 2=2. Die Doppelhelix ist an beiden Enden offen. Die Basenabfolge in einer Kette ist zwar beliebig, aber für ein bestimmtes DNAMolekül meist charakteristisch. Wegen der komplementären Basenpaarungen bestimmt die Reihenfolge der Basen in der einen Kette
die Abfolge der Basen in der zweiten Kette.
Die Desoxyribonukleinsäure ist ein langes Polymer, das heißt, ein
Kettenmolekül aus vielen Einzelbausteinen, die man Desoxyribonukleotide nennt. Es gibt vier verschiedene Bausteine (Gesetz der Drei-Vier-Beziehung)
dieser Art, die man Nukleotide nennt.
Jedes Nukleotid ist wiederum nach dem Gesetz der Drei aufgebaut, es besteht aus
dem Zucker Desoxyribose, einer heterozyklischen Nukleobase (Adenin (A), Thymin
(T), Guanin (G) oder Cytosin (C)) und einem Phosphorsäure-Molekül.
36
Das Gesetz der Drei auf Zellebene
Zur Eiweißsynthese finden sich je drei Nukleotide zur Kodierung einer Aminosäure,
einem so genannten Basentriplett zusammen (Gesetz der Drei).
Das Gesetz der Drei in der Immunabwehr
In seinem Buch Die Gesetzmäßigkeit der Miasmen[25] beschreibt Prafull Vijayakar
die Abwehr auf Zellebene folgendermaßen:
Grundsätzlich kann jede Zelle sich auf zweierlei Weise wehren, indem sie eine
• physiologische oder
• morphologische Abwehr
nutzt. Morphologische Abwehr bedeutet, dass die Zelle selbst sich verändert, um dem
Krankheitsreiz etwas entgegenzusetzen, während bei der physiologischen Abwehr
keine Zellveränderung vonstatten geht.
Die morphologische Abwehr kann sich wiederum auf zwei Arten äußern, als
• konstruktive Abwehr, und
• destruktive Abwehr.
Insgesamt verfügt die Zelle daher über drei Verteidigungsmechanismen:
• physiologische Abwehr (Gesetz des Ausgleiches)
• konstruktive Abwehr (Gesetz der Anziehung)
• destruktive Abwehr (Gesetz der Abstoßung)
Die physiologische Abwehr
Die phyisologische Abwehr nutzt das Gesetz des Ausgleiches zu ihrer Verteidigung,
es finden noch keine morphologischen Veränderungen der Zelle statt. »Physiologisch (physis = die Natur) bedeutet, normales, gesundes Funktionieren. Es ist die
Art von Abwehr, die das natürliche, normale und gesunde Funktionieren einer Zelle bzw. eines Organismus fördert und unterstützt.«[25, S. 38]
»Der erste Schritt, den die Zelle unternimmt, besteht darin, die Produktion von bereits vorhandenen antibakteriellen Wirkstoffen zu erhöhen, und diese zur Zellwand
zu transportieren, wie Lysozym, wenn Schleimhäute betroffen sind, oder ungesättigte Fettsäuren, wenn Epithel betroffen ist. Weiter kann die Zelle Flüssigkeit in großen
Mengen sezernieren, um damit das Bakterium oder den Pilz »abzuwaschen«. Dies
37
3 Die kosmischen Gesetze
wird oft bei Erkrankungen der oberen Atemwege beobachtet, wobei die erste Abwehr in der Produktion von flüssigem Schleim besteht. Sollte dieser Abwehrversuch
fehlschlagen, folgt die Entzündung als erste Immunantwort, um den Eindringling
abzuwehren. Der Entzündung gehen erhöhte Sensibilität und Irritation voraus.«[25,
S. 38]
Eine Entzündung zeigt fünf charakteristische Zeichen:
• Hitze (Calor)
• Rötung (Rubor)
• Schmerz (Dolor)
• Ödem oder Schwellung (Tumor)
• Funktionsverlust (Functio laesa)
Die konstruktive Abwehr
Bei der struktur-aufbauenden Abwehr finden sich »Akkumulationen« in der Zelle,
die nur auftauchen können, wenn sich das Gesetz der Anziehung aktiviert hat. »Die
Zellwand beginnt sich mittels Anhäufung von Lipiden, Proteinen, Glykogen, etc.
zu verdicken. Die so errichtete Mauer soll die Zelle vor Irritationen schützen. Die
Pathologie, die aus solch einer Verteidigung entstehen kann, beinhaltet Wachstum
und Verdickung, wie wir sie z.B. bei Polypen, Warzen, Zysten, arteriosklerotischen
Plaques, Ablagerung von Pigmenten und Mineralstoffen vorfinden.«[25, S. 41]
Die destruktive Abwehr
Der dritte Verteidigungsmechanismus aktiviert das Gesetz der Abstoßung.
»Wenn die Entzündung als erster Verteidigungsmechanismus nicht ausreicht, um
den feindlichen Stimulus zu beseitigen, kann es zu Änderungen auf genetischem Niveau kommen. Das bedeutet, dass die Verteidigung darin besteht, einen Teil des Organismus zum Schutz des übrigen zu zerstören. Auf diese Strategie kann auch dann
zurückgegriffen werden, wenn der zweite, morphologisch-konstruktive Abwehrmechanismus versagt. Die Pathologien, die aus einer solchen destruktiven Verteidigung
resultieren, umfassen alle destruktiven Pathologien wie z.B. Gangräne, Nekrosen,
Geschwüre, Frakturen, etc.«[25, S. 42]
An diesen Beispielen ist vielleicht klar geworden, wie eng die Ur-Bausteine unseres
Lebens noch an das Gesetz der Drei angekoppelt sind.
38
Das Gesetz der Drei auf Zellebene
Tragen wir die Erkenntnisse in unsere bekannte Tabelle ein, bekommen wir folgende
Veränderungen:
Unendliches Nichts
Nichts
Gesetz der Anziehung
Wie oben so unten
Vorhang
Zukunft
Breite
Gesetz des Ausgleiches
Alles ist Geist
Zersplitterung; Mangel
Gegenwart
Tiefe
Uratom (Gesetz der
Drei und Sieben)
Wasserstoff
Neutron
Ernährung
Nahrungsumwandlung
physiologische Abwehr
Karzinogenie
Opfer; Opferung
höheres Selbst (weiblich)
Perspektivelos
Sykose III
Aktion = Reakion
(Karma)
Erde
Psora
Luft
Alles ist polar
Occultum/Stickstoff
Proton
Vermehrung
Nahrungsaufnahme
konstruktive Abwehr
Sykose
Wasser
Alles ist weiblich und
männlich
spiegelt sich selbst
obere Regionen des
Wunschkörpers
spiegelt die Einheit
mittlere Region des
Wunschkörpers
Unendliches leuchtendes
Nichts
Gesetz der Abstoßung
Alles ist Schwingung
Weigerung
Vergangenheit
Höhe
Adyarium/Sauerstoff
Elektron
Schutz
Nahrungsausscheidung
destruktive Abwehr
Syphilinie
Feuer
Alles ist Rhythmus
Gott ⇔ Luzifer
untere Regionen des
Wunschkörpers
Stolz
Anbetung eines
Menschen; Dinges
Das Böse; Widersacher
39
3 Die kosmischen Gesetze
Unendliches Nichts
Nichts
Gesetz der Anziehung
Gesetz des Ausgleiches
Unendliches leuchtendes
Nichts
Gesetz der Abstoßung
Höheres Selbst
(männlich)
Perspektive
Selbstversuche;
Selbstzerstörung
Das Gesetz der Drei in der Homöopathie
Die Heringschen Regeln
Neben der Einteilung der miasmatischen Erkrankungen (Psora – Sykose – Syophilinie) durch Samuel Hahnemann, kennen wir in der Homöopathie drei Gesetze,
die als Heringsche Regeln bekannt wurden, die dem Gesetz der Drei zugeordnet
werden könnten.
Krankheit heilt (die Symptome werden ausgelöscht):
1. von innen nach außen (Gesetz der Abstoßung)
2. von oben nach unten (Gesetz der Anziehung)
3. in der umgekehrten Reihenfolge ihres Entstehens (Gesetz des Ausgleiches)
Kritische Stimmen behaupten, dass die Heringschen Regeln nicht von Constantin
Hering selber stammen, sondern durch Kent in die Homöopathie eingeführt wurden. Es ist jedoch offensichtlich, dass zwei Punkte der Hering’schen Regel bereits
von Samuel Hahnemann beobachtet und in den »chronischen Krankheiten« niedergeschrieben wurden.
Wir haben Fälle in »der Psora«[8] analysiert, in denen Erkrankungen unterdrückt
wurden, die der Körper zur Heilung wieder zurück auf die Haut brachte. (Erste Heringsche Regel).
In der ersten englischsprachigen Ausgabe der »chronischen Krankheiten« schrieb Hering im Jahre 1846 die Einleitung und wiederholte dort genau die Beobachtungen
Samuel Hahnemanns. Den letzten Punkt hat er dort folgendermaßen ausgedrückt:
40
Das Gesetz der Drei in der Homöopathie
» … nur die Patienten bleiben gesund und sind richtig behandelt, bei denen sich die
Symptome in der umgekehrten Reihenfolge ihrer Entstehung zurückbilden …«
Die »Heilung von oben nach unten« scheint weder von Samuel Hahnemann, noch
von Constantin Hering zu stammen, sondern von James Tyler Kent, der sie
wahrscheinlich irgendwann zwischen 1905 und 1910 formuliert hat, man findet Erwähnungen hierzu in seinen »Lesser and minor writings« (S. 213), wo er von der
»Correspondence of Organs and Direction of cure« spricht.
Die Heringschen Regeln scheinen in ihrer Aussage sehr einfach zu sein, jedoch kann
ihre Anwendung in der Praxis ausgesprochen schwierig sein.
Fallbeispiel
Stellen Sie sich vor, ein Patient hat als erste Erkrankung seines Lebens eine heftige Lungenentzündung gehabt, die mit Antibiotika behandelt wurde. Dann folgten diverse Mandelentzündungen, für die auch Antibiotika gegeben wurden. Später
wurden die Mandeln entfernt, und unser Patient bekam eine heftige Neurodermitis.
Die Neurodermitis befand sich an den Schienbeinen, wanderte aber nach unten zur
Fußsohle, wo sie ihren Charakter änderte und rissig wurde.
Die Behandlung mit Cortison-Salbe brachte sie schnell zum Verschwinden, nur um
einem Asthma Platz zu machen. Auch das Asthma wurde mit Cortison behandelt.
Jetzt stellt sich der Patient in der Praxis vor.
Analyse
Unser Patient hat in jungen Jahren seine erste Lungenentzündung, die mit Antibiotika therapiert wurde. An dieser Stelle können wir zwischen der Eigenerkrankung
des Menschen (Lungenentzündung) und der eventuell gesetzten Arzneikrankheit
(Antibiotika) unterscheiden.
Es folgen diverse Mandelentzündungen.
Nach der 1. Heringschen Regel könnte man dies als Heilungsreaktion werten, da die
Erkrankung von innen (Lunge) nach außen (Tonsillen) wandert.
Nach der 2. Heringschen Regel, wäre das ein schlechtes Zeichen, da die Heilung von
unten nach oben geht.
Entscheiden wir uns immer für die Heringsche Regel, die uns am günstigsten erscheint?
41
3 Die kosmischen Gesetze
Dann wäre hier von Heilung auszugehen, und die Antibiotika hätten hervorragende
Arbeit geleistet.
Für die Mandelentzündungen werden wieder Antibiotika verabreicht. Da die Mandeln sich immer wieder entzünden, nimmt man sie kurzerhand weg (Operation). Die
Mandelentzündungen verschwinden, es kommt zu einer schweren Neurodermitis.
Auch hier bewegt sich die Krankheit von innen nach außen, und von oben nach
unten, was nach den Heringschen Regeln einer Heilung gleichkommt.
Die Neurodermitis wandert zu den Fußsohlen.
Nach der Heringschen Regel (von oben nach unten) wieder ein wunderbares Zeichen.
Jetzt wird Cortison gegeben und es entsteht Asthma.
An dieser Stelle sehen wir den ersten Schritt, der den Heringschen Regeln widerspricht. Die Erkrankung geht von außen nach innen und von unten nach oben.
Vorsicht!
Der Patient kommt jetzt in unsere Praxis und wir beginnen zu therapieren.
Sollte das Asthma verschwinden und die Neurodermitis wieder auftauchen leisten
wir gute Arbeit.
Was aber, wenn auch der Rest sich reaktiviert?
Nach der dritten Heringschen Regel ein gutes Zeichen, nach allen anderen ein
schlechtes?
Wie sollen wir das einschätzen?
Sollten wir bei der Neurodermitis bleiben und dann die Therapie abbrechen?
Sie sehen, in der Praxis ist die Entscheidung nicht ganz so einfach zu fällen, obwohl
sie ganz offensichtlich einfach ist.
Prafull Vijayakar
Da nicht nur der homöopathische Anfänger seine Schwierigkeiten mit der Anwendung der Heringschen Regel hat, brachte Prafull Vijayakar eine ganz neue Dimension in die Beurteilung eines Fallverlaufes. Er nannte sein System vorhersehbare Homöopathie (Predictive Homeopathy® ) und verspricht, dass Heilungsverläufe
mit mathematisch genauer Präzision vorhergesagt werden können.
Prafull Vijayakar scheibt über die Heringschen Regeln:
42
Das Gesetz der Drei in der Homöopathie
»Der korrekte Verlauf einer Heilung wurde von Dr. Hering in seinem
als ’Hering’sches Gesetz’ bekanntem Heilgesetz mit folgenden Spezifikationen beschrieben:
(a) Von oben nach unten.
(b) von innen nach außen.
(c) Vom Zentrum in Richtung Peripherie.
(d) Von weniger wichtigen zu wichtigeren Organen oder Organsystemen.
(e) In der umgekehrten Reihenfolge ihres Auftetens.
«[26, S. 19]
An dieser Stelle beschreibt Dr. Vijayakar ähnliche Probleme der Beurteilung, wie die
bereits angeklungenen, weshalb sie an dieser Stelle nicht wiederholt werden sollen.
Wie aber kann die Lösung dieser Probleme sein?
Wie können wir Gesundungsphänomene, die so unterschiedlicher Natur zu sein
scheinen, miteinander vergleichen?
Folgen wir seinen Gedanken weiter:
»Alle Zellen und Gewebe des Menschsen sind in Verbindung miteinander …
Die Versorgung des gesamten Körpers geschieht auf verschiedenen Wegen …
Wissenschaftlich wurden bislang vier unterschiedliche Wege der Nahrungsmittelversorgung erforscht und beschrieben, die als Nahrungsgradient oder ’animalische Wachstumsachsen’ bezeichnet werden und
die für den Fluss dieser essentiellen Nährstoffe sorgen. Es handelt sich
durchweg um passive Gradienten, das heißt, es ist keine Energie für
den Transfer der Elemente notwendig. Sie fließen von oben nach unten,
von wichtigeren auf weniger wichtige Organe hin, vom Zentrum in die
Peripherie und von innen nach außen.[26, S. 21]
Den Schlüssel dieser Phänomene fand Dr. Vijayakar in der Embryologie und der Entwicklungsrichtung des Embryos. Es scheint, dass die Nahrungsaufnahme ein Prozess ist, der keine oder nur wenig Energie braucht, der Abtransport der Schlacken
aber umso mehr.
43
3 Die kosmischen Gesetze
An dieser Stelle unterscheidet Dr. Vijayakar daher zwischen »Ernährungsgradient«
und »Erkrankungsachse«. Der eine Prozess baut Energie auf, der andere verbraucht
Energie.
Embryologie Um die Schlussfolgerungen von Vijayakar verstehen zu können,
sollten wir einen kleinen Ausflug in die Embryologie unternehmen. Quelle dieses
Ausfluges ist die Internetseite [30].
Die unbefruchtete Eizelle
Die unbefruchtete Eizelle erscheint uns polar (viertes hermetisches
Gesetz »Alles ist polar«). Unter günstigen Beobachtungsbedingungen kann man an der unbefruchteten Eizelle eine eher glatte von
einer eher rauen Oberfläche unterscheiden. Diese beiden unterschiedlich gehaltenen Oberflächen spiegeln die Polarität des zukünftigen Embryos wider. In der nebenstehenden Abbildung ist die rechte Seite
glatter, während die linke Seite eine gröbere Oberflächenstruktur aufweist. In der
Tiefe der Aufnahme sind zwei Vorkerne in der typischen vis-à-vis Stellung und ein
Polkörper auszumachen.
Diese einmal angelegte Polarität, die sich in den beiden Zellhälften widerspiegelt,
bleibt bestehen, sodass man sie auch im Morula-Stadium wiederfinden kann.
Die befruchtete Eizelle
Wird jetzt die Eizelle von einem Samen befruchtet (Insemination)
beginnt etwa 24 Stunden später die erste Furchungsteilung und
es entsteht ein Zwei-Zellen Stadium (siehe nebenstehende Abbildung).
Eine weitere Teilung führt zum Vier-Zell-Stadium usw.
Die Morula
Aus diesen Teilungen entsteht etwa nach 96 Stunden eine Ansammlung von etwa 30 Zellen, die Morula genannt wird (siehe nebenstehende Abbildung), weil sie Ähnlichkeit mit einer Brombeere hat.
Da diese Zellen alleine durch Furchung entstanden sind und sich
allesamt innerhalb einer nicht dehnbaren Zone, der Zona pellucida
(siehe unten) befinden, weisen sie kein Grössenwachstum auf. Jede neue Zelle ist
somit nur noch halb so gross wie die Zelle, aus der sie hervorgeht.
44
Das Gesetz der Drei in der Homöopathie
Die Furchungsteilungen der einzelnen Zellen müssen nicht alle synchron ablaufen.
Es kann zu Phasenverschiebungen kommen, daher kann die Zellteilung zu jeder beliebigen Anzahl von Zellen beim Embryo führen. Am 4. Tag nach der Insemination
beginnen sich die äussersten Zellen der Morula zusammenzuschließen. Diesen Prozess nennt man Kompaktierung. Auf diese Weise entsteht nach außen hin ein dichter
Zellverband, dessen Zellen abflachen und kleiner werden (Epithelbildung).
Die Blastozyste
1 = Embryoblast
2 = Zona pellucida
3 = Trophoblast
4 = Blastozystenhöhle
Die Zellen verbinden sich untereinander mittels Schlussleistenkomplexen. Im Inneren der Blastozyste formiert sich eine
Höhle, in die Flüssigkeit einströmt (Blastozystenhöhle). Die zwei bis vier innersten
Zellen der früheren Morula entwickeln sich zur so genannten inneren Zellmasse der
Blastozyste. Alleine aus dieser inneren Zellmasse (Embryoblast) heraus wird sich der
eigentliche Embryo entwickeln. Die Zellen dieses Embryoblasten konzentrieren sich
an einem Pol, dem embryonalen Pol der Blastozyste. Entstanden ist also eine äussere
Zellmasse (Trophoblast), die aus sehr vielen Zellen besteht, und der aus nur wenigen
Zellen bestehende Embryoblast. Das Verhältnis der Anzahl Zellen von Embryoblast
zu Trophoblast beträgt etwa 1:10. Aus dem Trophoblasten werden die Eihäute und
die kindlichen Anteile der Plazenta entstehen.
Das Schlüpfen der Blastozyste (Hatching)
1 = Zona pellicida
2 = Trophoblast
3 = Hypoblast (Teil der inneren Zellmasse)
4 = Blastozystenhöhle
5 = Epiblast (Teil der inneren Zellmasse)
Etwa am Ende des fünften Tages befreit sich der Embryo von der umhüllenden Zona pellucida Durch eine aufeinanderfolgende Reihe von Ausdehnungskontraktionen sprengt der Embryo die Hülle. Unterstützt wird er durch Enzyme, die die Zona
45
3 Die kosmischen Gesetze
pellucida am abembryonalen Pol (dieser liegt dem embryonalen Pol genau gegenüber) auflösen. Durch rhythmische Ausdehnungskontraktionen kommt es zu einem
Herausquellen des Embryos aus der starren Hülle. Diese »erste Geburt« nennt sich
Hatching.
Die Entwicklung der zweiblättrigen Keimscheibe
Die Blastozyste erreicht den Uterus zwischen dem 3. und
4. Tag. Um den 5. Tag herum schlüpft die Blastozyste aus
der Zona pellucida und tritt direkt mit dem Endometrium
in Kontakt. Kurz bevor sie mit der Gebärmutter in Kontakt
tritt, differenziert sie sich in zwei verschiedene Zellmassen:
den äusseren Synzytiotrophoblasten und den inneren Zytotrophoblasten.
Der Zytotrophoblast in der Tiefe besteht aus einer inneren unregelmässigen Schicht
von ovoiden, einkernigen Zellen. Dort befindet sich auch der Ort intensiver Zellteilung.
1 = Epithel der Uterusschleimhaut
2 = Hypoblast
3 = Synzytiotrophoblast
4 = Zytotrophoblast
5 = Epiblast
In der Peripherie bildet der Synzytiotrophoblast ein Synzytium, d.h. eine mehrkernige Schicht ohne Zellgrenzen, die aus der Fusion der äusseren Zytotrophoblastenzellen stammt. Der Synzytiotrophoblast besitzt Enzyme und sezerniert Faktoren, mit
denen er die Gebärmutterschleimhaut durchdringen kann. Er bildet sich aus den
abembryonalen Zytotrophoblastenzellen.
Am Ende der 2. Woche, wenn die Implantation beendet ist, besteht die embryonale
Anlage schematisch aus zwei aufeinander liegenden Bläschen: die Amnionhöhle und
das Nabelbläschen.
Der Boden der Amnionhöhle wird durch den Epiblasten gebildet, und das Dach des
Nabelbläschens durch den Hypoblasten. Diese beiden aneinanderliegenden Keimblätter bilden den Embryo oder die zweiblättrige Keimscheibe.
46
Das Gesetz der Drei in der Homöopathie
1 = Epithel der Uterusschleimhaut
2 = Hypoblast
3 = Synzytiotrophoblast
4 = Zytotrophoblast
5 = Epiblast
6 = Blastozystenhöhle
Die äusseren zylinderförmigen Zellen heissen Ektoblast (Epiblast) und die innere
kubische Zellschicht heisst Endoblast (Hypoblast). Lediglich der Epiblast ist für die
Bildung des embryonalen Gewebes zuständig. Der Hypoblast bildet einen Teil der
extraembryonalen Anhangsgebilde. Bei der zweischichtigen Anlage des Embryos
erkennt man im hohen Epithel des Epiblasten einen mit Flüssigkeit gefüllten Raum,
die erste Anlage der Amnionhöhle. Ventral wird das Dach des noch unvollständig
ausgekleideten primären Nabelbläschens durch den Hypoblast gebildet. Zusammen
bilden sie schematisch zwei Halbkugeln mit zwei eng aneinander liegenden Blättern,
die die eigentliche erste Anlage des Embryos darstellen.
Die Bildung des dritten Blattes
Ab dem 17. Tag kommt es zu einer Verdichtung der Embryonalscheibe im Bereich
der Mittellinie. Diese mittlere Struktur (Primitivstreifen) verlängert sich, bis sie etwa
die Hälfte der Embryolänge besitzt. Der Primitivstreifen entsteht dank der Vermehrung und Wanderung von Epiblastzellen in Richtung der Mittellinie der Embryonalscheibe.
Ab dem 19. Tag wächst der Primitivstreifen durch Anfügen von Zellen. Am vorderen Ende bildet sich eine Rinne im Ektoblasten (Primitivrinne). Die Kopf-Region
wird durch Epiblastzellen verstärkt und bildet so die Primitivgrube mit dem Primitivknoten. Der Kopf des Embryos wird sich in der Nähe der Primitivgrube bilden.
47
3 Die kosmischen Gesetze
1 = Primitivgrube
2 = Epiblast
3 = extraembryonales Mesoderm
4 = definitives Endoderm
5 = Einwanderung von Epiblastzellen für die Bildung
des intraembryonalen Mesoderms
6 = Hypoblast
Die zweiblätterige Keimscheibe differenziert sich weiter zur dreiblätterigen Keimscheibe, indem Zellen entlang der Primitivrinne zwischen die beiden bereits bestehenden Keimblätter einströmen und so das dritte embryonale Keimblatt (Mesoblast/derm) bilden. Dieses Phänomen wird auch als Gastrulation bezeichnet.
In diesem Stadium erfährt der Embryo tiefgreifende Veränderungen. Ab diesem Zeitpunkt spricht man vom Ektoblasten/derm und nicht mehr vom Epiblasten/-derm,
vom Mesoblasten/-derm, sowie vom Endoblasten/-derm, welcher den Hypoblasten
ersetzt.
Das heißt, dass aus der Zweiteilung (Gesetz der Polarität) der Embryonalplatte eine
Drei-Teilung (Gesetz der Drei) entstanden ist:
1. Ektoderm
2. Mesoderm
3. Endoderm/Entoderm
Diesen Prozess finden wir auch im Beginn der Buchstabenschöpfung des hebräischen Aleph-Beths, wenn wir uns den
Buchstaben Aleph ein wenig näher betrachten:
Wir erkennen das obere Jod (Ektoderm) und das untere Jod
(Endoderm), die sich an einem Waw spiegeln (Mesoderm).
Aus dieser Einteilung des menschlichen Organismus und der Rückbesinnung auf die
Keimblätter, hat Prafull Vijayakar seine Theorie der Unterdrückung[26] aufgebaut
und Ryke Geerd Hamer die Grundlagen seiner Neuen Medizin geschaffen.
48
Das Gesetz der Drei in der Homöopathie
Ryke Geerd Hamer
Zusammengefasst lässt sich Folgendes auf den Internetseiten (www.neuemedizin.de[18]), die sich mit der »Neuen Medizin« beschäftigen, über die Keimblätter lesen:
Bei der Entwicklung eines Lebewesens bilden sich in einer Keimzelle drei verschiedene Schichten oder Keimblätter:
• Das Endoderm oder inneres Keimblatt,
• das Ektoderm oder äußeres Keimblatt und
• das Mesoderm oder mittleres Keimblatt.
Aus diesen drei Schichten entwickeln sich verschiedene Gewebe, die zu verschiedenen Organen aufgebaut werden, wobei alle drei Arten spezifische Leistungen vollbringen.
Die meisten unserer Organe entstammen nur einem dieser drei Keimblätter. Es gibt
aber auch andere, die aus mehreren Anteilen verschiedener Keimblätter funktionell
zusammengebaut sind. Weil sie zusammen eine bestimmte Funktion haben, werden
sie heute als zusammenhängendes Organ bezeichnet, was sie aber weder entwicklungsgeschichtlich noch durch die Keimblattzugehörigkeit sind.
Aus dem unterschiedlichen Alter der Keimblätter leitet sich auch das Alter der aus
ihnen entstandenen Organe oder Organteile ab. Das innere Keimblatt ist das älteste;
dann folgen das äußere und später das mittlere.
Ordnen wir alle Krankheiten nach ihren Kriterien der verschiedenen Keimblätter,
dann stellt man fest, dass die Krankheiten mit gleicher Keimblattzugehörigkeit ähnliche Eigenschaften und Besonderheiten aufweisen.
Zu jedem dieser Keimblätter gehört, entwicklungsgeschichtlich bedingt, ein spezieller Gehirnteil, eine bestimmte Lokalisation im Gehirn, eine ganz bestimmte Histologie, spezifische keimblattverwandte Mikroben, und darüber hinaus hat auch jede
so genannte Krankheit einen verstehbaren biologischen Sinn.
Das innere Keimblatt
Das innere Keimblatt spiegelt die Entwicklungssituation eines Einzellers wider. Es
ist die ursprünglichste aller Entwicklungsphasen. Die ersten Lebewesen waren Einzeller und in dieser Entwicklungsstufe direkt von ihrem natürlichen Milieu, dem
49
3 Die kosmischen Gesetze
Meer abhängig und mit ihm in direktem Kontakt. Aus dieser Situation heraus entwickelten sich auch bei mehrzelligen Lebewesen die Überlebensorgane entsprechend
ihren Urformen aus dem inneren Keimblatt weiter.
Daher haben auch die Zellen, beziehungsweise die Organe, die sich aus dem inneren
Keimblatt entwickelt haben, ihren Steuerungsplatz im Stammhirn, dem allerältesten
Teil des Gehirns.
Auch dort finden wir wieder eine geordnete Lokalisation, denn sie beginnen rechts
hinten mit den Erkrankungen des Mundes, des Nasenrachenraums und ordnen sich
dann entgegen dem Uhrzeigersinn und entsprechend dem Magen-Darmtrakt und
enden mit dem Sigma und der Blase.
Zum inneren Keimblatt gehören:
• alle überlebenswichtigen Organe
• Verdauungsorgane: der Mittelteil des Magens, der Darm außer dem Rektum
(Enddarm), ein Teil der Leber, Lunge, die Prostata, Gebärmutter ohne Gebärmutterhals.
Histologisch sind alle Karzinome, die daraus entstehen, Adeno-Karzinome und zwar
ohne Ausnahme. Die zu diesem Keimblatt gehörenden Organe machen im Krebsfall
Zellvermehrung mit kompakten Tumoren des Adeno-Zelltyps, z.B. in der Leber, im
Darm, in der Lunge (Rundherde).
Das mittlere Keimblatt
Die Entwicklung geht weiter: aus Einzellern werden Mehrzeller. Sie schotten sich
durch eine Haut vom Meer ab. Dadurch wird die Entwicklung einer dem Meer ähnelnden Flüssigkeit notwendig, sowie die Entwicklung eines Regelsystems im Innern des Zellverbandes, um jederzeit diese Nachahmung des Meerwassers aufrechtzuerhalten. Dies bewältigten am Anfang die Hormone. Aus immer gleichen Hormonströmen bildeten sich dann die Nervenfasern. Um dem Lebewesen Bewegungsfreiheit zu sichern, braucht es Bewegungsorgane.
Organe, die zum mittleren Keimblatt gehören, sind:
• Skelett: Sämtliche Knochen, Knorpelgewebe, Sehnen
• Muskeln: Skelett-, Darm- und Herzmuskulatur
• Hormone: Hormonproduzierende Drüsen wie Eierstock, Hoden, Brustdrüsen,
Nebennieren
50
Das Gesetz der Drei in der Homöopathie
• Blut: Blutgefäße, Blutzellen
• LymphzeIlen, Lymphdrüsen
• Milz
• Nieren
• Lederhaut
• alle organumschließenden Häute wie Brustfell, Rippenfell, Herzbeutel
Beim mittleren Keimblatt unterscheiden wir eine ältere und eine jüngere Gruppe.
Die Zellen beziehungsweise die Organe, die zu der älteren Gruppe des mittleren
Keimblatts gehören, haben ihre Steuerungsinstanz im Kleinhirn, das heißt sie gehören noch zum Althirn und machen deshalb im Krebsfall ebenfalls kompakte Tumoren, und zwar vom adenoiden Zelltyp: z.B. Brust, Melanom, Mesotheliome = Pericard, Pleura, Peritoneum.
Die Zellen beziehungsweise die Organe, die zu der jüngeren Gruppe des mittleren
Keimblattes gehören, haben ihre Steuerungsinstanz im Marklager des Großhirnes
und machen im Krebsfalle Nekrosen oder Gewebslöcher, also Zelleinschmelzung,
hier z.B. die Löcher im Knochen, in der Milz, in der Niere oder im Ovar.
Das äußere Keimblatt
In dieser Phase der Entwicklung muss sich das Lebewesen das Überleben außerhalb
des sicheren Meeres, auf dem Festland sichern.
Es wurde die Entwicklung von Organen notwendig, die genaue Auskünfte über die
Umgebung geben konnten. Alles, was in das Innere des Körpers hereingelassen wurde, musste auf seinen Nutzen hin überprüft werden. Dazu wurde es oft notwendig,
sich mit Gleichartigen zusammenzutun.
Organe, die zum äußeren Keimblatt gehören sind:
• Alle für die Verbindung mit der Außenwelt verantwortlichen Organe: Alle
Sinnesorgane, die Intima der Koronararterien und -venen, die sich aus den
Kiemenbögen entwickelt haben
• Alle Zufahrts- und Abfahrtswege der lebenswichtigen Organe: die Leber (Gallengänge), die Bauchspeicheldrüse, die Bronchien vor den Lungen; Eingang
und Ausgang des Magens, des Darms usw.
• Alle Organe, die der Verständigung mit anderen Lebewesen dienen oder der
gegenseitigen Abgrenzung: äußere Geschlechtsteile, Blase, Zähne, die Oberhaut (Epidermis), die Muskulatur.
51
3 Die kosmischen Gesetze
Alle Zellen beziehungsweise Organe, die sich aus dem äußeren Keimblatt entwickelt
haben, haben ihre Steuerungsinstanz in der Hirnrinde des Großhirnes, dem jüngsten
Teil unseres Gehirnes. Sie alle machen im Krebsfall Zelleinschmelzung in Form von
Geschwüren, Ulcera oder aber eine Funktionseinbuße auf organischer Ebene, also
z.B. Diabetes oder eine Lähmung.
Die Erreger
Aus der Entwicklungsgeschichte der Keimblätter ergibt sich auch eine Entwicklungsgeschichte der Mikroben, die eine bestimmte Funktion wahrnehmen.
Die ältesten Mikroben, Pilze und Pilzbakterien (Mykobakterien) sind für das Endoderm, bedingt noch für das Kleinhirn-Mesoderm, also nur für die Organe zuständig
sind, die vom Althirn gesteuert werden.
Die alten Mikroben, nämlich die Bakterien, sind für das Mesoderm zuständig und
für alle Organe, die daraus gebildet worden sind.
Eine Ausnahme macht nur das »Grenzgebiet« der mesodermalen Kleinhirngesteuerten Organe, die sowohl (überwiegend) von den Mykosen und Mykobakterien »bearbeitet« werden, als auch (weniger häufig) von den Bakterien, die normalerweise für die vom Marklager des Großhirns gesteuerten Organe des mittleren
Keimblattes (Mesoderm) zuständig sind.
Die jungen so genannten Mikroben, nämlich die Viren, die im strengen Sinne keine
echten Mikroben, also keine Lebewesen sind, sind ausschließlich für das Ektoderm,
beziehungsweise für die von der Großhirnrinde gesteuerten Organe zuständig.
Alle Mikroben - ohne Ausnahme - arbeiten, nach Hamer, ausschließlich in der Heilungsphase, weshalb wir kurz darauf eingehen wollen.
Die Heilungsphase
Die Heilungsphase ist bei den drei Keimblättern sehr verschieden. Mit Beginn
der Heilungsphase bauen die althirn-gesteuerten Organe ihre Tumoren mit Hilfe der Spezialmikroben wieder ab, während die Löcher und Ulcera der großhirngesteuerten Organe mit Hilfe von Viren und Bakterien unter Schwellung wieder
aufgefüllt werden. Alle Mikroben sind Spezialisten, nicht nur hinsichtlich der Organe, die sie bearbeiten, sondern auch hinsichtlich der Art und Weise, wie sie arbeiten.
Die Erkenntnisse von Hamer erinnern sehr an Informationen, die wir Ihnen in der
Sykose[9] gaben, die hier noch einmal kurz zusammengefasst wurden:
52
Das Gesetz der Drei in der Homöopathie
»Die Medizin des 20. Jahrhunderts, heißt es, wird von einem grundsätzlichen Irrtum beseelt. Dieser Irrtum ist, dass Erkrankungen durch Mikroorganismen hervorgerufen werden.
Dieser Irrtum lässt sich zurückverfolgen in das 19. Jahrhundert. Hierin
stellte der berühmte Chemiker Louis Pasteur (1822 - 1895) diese Theorie auf. Nach dem Modell, das er entwarf, dringen Mikroorganismen in
den menschlichen Körper ein und lösen Krankheiten aus …
Pasteur selbst widerrief seine Theorie auf dem Sterbebett. Er soll gesagt haben:
»Bernard hatte recht. Die Mikrobe ist nichts. Die Umgebung ist
alles.«[23, S. 117]
Er nahm damit Bezug auf eine andere wesentliche Theorie des 19.
Jahrhunderts, aufgestellt von einem französischen Physiologen namens
Claude Bernard (1813 - 1878).
Dieser hatte nämlich behauptet, dass Mikroorganismen sich nicht vermehren könnten, wenn das »Terrain«, auf dem das Bakterium wächst,
nicht bereits gestört wäre. So gesehen kann eine Infektion mit einem
Mikroorganismus nur geschehen, wenn bereits eine Vorschädigung
vorliegt …
Da dieses Kapitel unserer Wissenschaftsgeschichte so wichtig ist, schauen wir noch
einmal genauer hin, bevor wir zu den Keimblättern zurückkehren.
Louis Pasteur
Dr. Gerald Geison hat 1993 Pasteurs lebenslang vertretene Infektionstheorie durch
Mikroben anhand von Versuchsaufzeichnungen in seinen eigenen Tagebüchern widerlegen können. Pasteur hatte nur die ihm genehmen Versuchsergebnisse veröffentlicht, die seiner These widersprechenden Ergebnisse finden sich nur in seinen
Tagebüchern. Er hat also Wissenschaftsbetrug begangen! (Abdruck in der Süddeutschen Zeitung).
Claude Bernard
Prof. Claude Bernard (1813 - 1878) hatte behauptet: »Der Keim ist nichts, der Nährboden ist alles.«
Obwohl Bernards Theorie der Theorie von Pasteur zuwiderlief, war er nicht der
hauptsächliche Widersacher von Pasteur. Der grösste Rivale war Antoine Bé-
53
3 Die kosmischen Gesetze
champ (1816 - 1908). Es ist bekannt, dass Béchamp Pasteur mit Ideen und Techniken versorgt hatte, die dieser einfach stahl. Pasteur war politisch sehr mächtig
und so konnte er dafür sorgen, dass Béchamp aus den wissenschaftlichen Kreisen
ausgeschlossen wurde.[23, S. 118] Doch Béchamp Entdeckungen waren nie vollständig verloren, und in jeder Generation gab es Wissenschaftler, die Béchamp Arbeit
weiter führten, wie die folgende Aufstellung zeigt:
Antoine Béchamp
Prof. Dr. Dr. Pierre Jacqe Antonie Béchamp glaubte, dass das Postulat Pasteurs,
dass Krankheiten immer durch das Einatmen von Erregern aus der Luft verursacht
würden, dazu führen müsste, dass keiner der Menschen mehr am Leben sein könne.
Bereits 1860 hatte er innerhalb der Zellen kleine, runde, körnige Körperchen, die
im Licht glitzerten, beobachtet. Er vermutete, dass diese »kleinen Körperchen« den
Schlüssel zur Entstehung von Leben in sich tragen könnten. Béchamp erforschte die
Natur und Funktion dieser funkelnden Körperchen, die in allen lebenden Zellen und
in der freien Blutbahn zu finden waren. Seine Experimente zeigten, dass diese Körperchen winzige chemische Fabriken mit der Fähigkeit zur Gärung sind. Er nannte sie Mikrozyme, nach den griechischen Worten für »klein« und »Gärung«. Die
durchgeführten chemischen Experimente bewiesen, dass Mikrozyme nicht wasserlöslich waren und aus Wasserstoff, Kohlenstoff und anderen Elementen bestanden.
Sie produzierten Nukleinsäuren. Auf hohe Temperaturen erhitzt, verloren sie ihre
Fähigkeit zur Gärung.
Er glaubte, dass sie lebenswichtige und unverzichtbare anatomische Elemente der
Zelle darstellten, die von der Zelle benötigte Nährstoffe verdauten, umwandelten
und assimilierten. Bei dem Versuch, sie abzutöten, erwiesen sie sich als unzerstörbar.
Die Untersuchungen ergaben, dass die Mikrozyme sowohl in gesunden, als auch in
kranken Zellen vorkamen und sich in verschiedenen Organen unterschiedlich verhielten. So hatten zum Beispiel die der Leber andere biochemische Eigenschaften als
die der Niere. Außerdem unterschieden sich die Mikrozyme in den Organen junger
Menschen von denen älterer Menschen.
Bei einer Krankheit veränderten sich die Mikrozyme. Beraubte man sie der von ihnen benötigten Nährstoffe, so konnten sie sich in Bakterien umwandeln. Auch wenn
normale und veränderte Mikrozyme unter dem Mikroskop gleich aussahen, unterschieden sie sich doch in ihren biochemischen Funktionen. Wie bereits erwähnt hatte Pasteur eine Theorie entwickelt, die als »Mikrobentheorie« bekannt ist, wonach
Krankheitserreger ausschließlich durch Luftkeime übertragen und dadurch Krankheiten verursacht werden.
54
Das Gesetz der Drei in der Homöopathie
Nach Béchamp entstammten die Luftkeime den Mikrozymen (oder ihren umgewandelten mikrobiellen Formen) einer bereits erkrankten Zelle, denn er hatte beobachtet, wie sich unter bestimmten Umständen Mikrozyme in Bakterien verwandelten.
Zuerst wuchsen die Mikrozyme zu einer runden, kokkoiden Form, dann konnte sich
die Form zu zwei oder mehreren Einheiten verbinden, oder sie konnte in Stäbchenform sprießen. Béchamp war davon überzeugt, dass die »kleinen Körperchen« im
Gärungsprozeß und in der Entstehung von Krankheiten eine wichtige Rolle spielen.
Anhand von Untersuchungen abgestorbener Zellen entdeckte Béchamp, wie die Mikrozyme aus den sterbenden Zellen »neu« entstanden. Er machte eine verblüffende
Feststellung:
• Mikrozyme fanden sich zusammen und nahmen neue Lebensformen an, nämlich die der Bakterien und Amöben. Die Zelle konnte man zerstören, doch die
Mikrozyme waren unzerstörbar.
Bei einem Krankheitsprozess waren die Mikroorganismen für die Umwandlung der
Krankheitsprodukte zuständig. Sie stellten nicht die Ursache der Krankheit dar. Vielmehr ernährten sich die Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Viren) von den Krankheitsprodukten und verstoffwechselten diese, wandelten sie in unschädliche Stoffe
um.
Daraus folgt:
• Die Mikroorganismen unterstützen und fördern den Heilungsprozess.
• Das Medium bestimmt den Mikroorganismus = die Mikroben.
• Krankheit wird in uns und von uns geboren.
• Mikroben sind das Ergebnis von Krankheiten, nicht deren Ursache.
• Mikroben zeigen die Krankheit an, sie machen sie nicht.
• Nicht die Mikroben kommen und machen krank, sondern durch Krankheiten
entstehen die entsprechenden Mikroben (so wie der Schnee den Winter nicht
macht, aber der Winter den Schnee.)
• Somit sind Mikroben das Ergebnis von Krankheit, nicht deren Ursache.
• Krankheit wird von uns und in uns geboren
Er sah auch, dass Mikrozyme den Tod des Menschen überlebten, um in einer Art
latenten Zustand auf ihre Reaktivierung zu warten.
Er hielt daher die Mikrozyme für den
55
3 Die kosmischen Gesetze
• Ursprung des Lebens.
Laut Béchamp sind:
»Mikrozyme die organisierten und dabei lebendigen Überreste von Lebewesen, die
vor langer Zeit gelebt haben. Sie übertragen die Erbinformation. Im Chromatinmaterial der menschlichen Samenzelle befinden sich sämtliche mikrozymischen Körnchen, die zur genetischen Reproduktion all der verschiedenen zur Fortpflanzung des
menschlichen Geschlechts lebensnotwendigen Zellen benötigt werden.«
Damit war bereits im 19. Jahrhundert dem Impfen eigentlich schon jede Grundlage
entzogen, aber Béchamp wurde schnell totgeschwiegen.
Im März 1986 im Journal of Alternative Medicine, fasste Monica Bryant Bechamps
Theorie zusammen.
»Béchamp glaubte dass es kleine Partikel gibt, ”Granulations Moléculaires”, die in jeder lebenden Materie angetroffen werden können, und unzerstörbar und ewig sind.
Er nannte diese Ur-Einheiten Mikrozyme, und sie markieren den Übergang zwischen
nicht-lebendiger und lebendiger Materie.
Für Béchamp kam eine Erkrankung aus dem Inneren des Körpers, gegenüber Pasteurs Ansicht, dass alle Erkrankungen durch Bakterien hervorgerufen werden, die
den Körper aus der äußeren Umgebung besiedeln und von einem vorher bestehenden Bakterium abstammen.
Béchamp Sichtweise betont die Tatsache, dass pathogene Mikroorganismen nicht
die Ursache der Erkrankung sind, sondern die sekundäre Manifestation eines Zustandes der Toxizität des Körpers.«[23, S. 118]
Diese »Samen«, so fanden Béchamp und spätere Forscher heraus, dienen dazu die
Gesundheit aufrecht zu erhalten und dem Organismus zu helfen sich einer gegebenen Erkrankung anzupassen, doch sind sie auch die Mittler, durch die das innere
»Terrain« des Körpers in ein Erkrankungsstadium verändert werden, und sogar der
Tod herbeigeführt werden kann.
Findet eine metabolische Irritation auf zellulärer Ebene statt, ändert sich die Interaktion der Samen oder Mikrozyme mit ihrem Terrain. Die Samen übernehmen dann
die Leitung um das Terrain so zu verändern, dass es zur Veränderung ihrer Aufgabe
passt.
John Mattingly schrieb:
»Die Mikrozyme hatten die Kraft die Gewebe und die Zellen zu zerstören, von denen sie einst ein Teil waren. Im Prozess, um dies zu tun, entwickelten sie sich zu
56
Das Gesetz der Drei in der Homöopathie
Bakterien; als die Arbeit der Bakterien getan war und als es nichts mehr gab, auf
dem sie leben konnten, entwickelten sie sich wieder zurück zu Mikrozyme.«[23, S.
119]
Royal R. Rife
Royal R. Rife aus San Diego zeigte in den 30er Jahren, dass sich ein bestimmter
Pilz in ein krebserregendes Bakterium von der Größe eines Virus verwandeln ließ.
Durch Zerstörung des Bakteriums und des Pilzes konnte Rife den Krebsprozess unterbinden und ausheilen. Im Jahre 1930 konnte er in seinem Laboratorium zeigen,
dass allein durch Veränderung des Terrains aus einem harmlosen Bakterium ein tödliches werden kann und umgekehrt.
»Wir haben bewiesen, dass es die chemischen Bestandteile sind… unter Beobachtung wirkte das Virus auf den unbalancierten Zellmetabolismus ein und produzierte jede Erkrankung, die kommen könnte. Wir haben in vielen Fällen alle Symptome
der Erkrankung chemisch produziert ohne Inokulation eines Virus oder eines Bakteriums in das Versuchstier.
Wir haben die gesamte Kategorie pathogenetischer Bakterien in 10 Gruppen klassifiziert. Jeder Organismus in seiner Gruppe kann zu jedem andern Organismus innerhalb der 10 Gruppen verändert werden, abhängig vom Medium mit dem er gefüttert
wird, und auf dem er wächst.
Zum Beispiel, eine reine Zellkultur des Bacillus Coli, kann innerhalb von 36 Stunden
zum Bacillus Typhosis verändert werden, der alle bekannten Labortests erfüllt, nur
dadurch, dass das Medium geringfügig geändert wurde«.[23, S. 120]
Rife konnte auf diese Weise zeigen, dass die Bakterien in einer Gruppe sich nur
durch Veränderung des Terrains verändern ließen. Nicht nur konnten harmlose Bakterien zu pathogenen werden, nein auch zu Pilzen. Auf diese Weise wandeln sich
Bakterien um ihrer Aufgabe im Terrain gerecht zu werden auf der Grundlage der
Samen, der Mikrozyme.
Auf die dargestellte Weise entwickeln wir unsere Erreger gemäß unseres kranken
Terrains selber, sind also nicht auf eine Infektion von außen angewiesen, sondern
brauchen nur auf unsere eigenen Bakterienstämme zurückzugreifen um jedwedes
»pathogene« Bakterium zu entwickeln, das als Vermittler zwischen Gesundheit und
Krankheit, zwischen Tod und Leben existiert.
Auch für den Homöopathen sind Bakterien nicht die erste Ur-Sache. Für Homöopathen ist Krankheit zunächst verstimmte Lebenskraft.
57
3 Die kosmischen Gesetze
Wilhelm Reich
Mitte der 30er Jahre kam Dr. Wilhelm Reich zu den gleichen Überzeugungen wie
sein Vorgänger Béchamp, ohne dass er etwas von diesem wusste. Wilhelm Reich
untersuchte unter dem Lichtmikroskop, wie aus im Wasser gequollenem Gras Amöben entstanden. Die Einzeller reorganisierten sich aus den Zerfallsprodukten des
Pflanzengewebes. Er nannte diese Bione. Infolgedessen behauptete er,
• das Leben entstehe jeden Augenblick neu aus zerfallender Materie.
• Das Vorkommen von so genannten Erregern sei die Folge von Krankheit.
Seine umfassenden Arbeiten zur Erforschung dieser Vorgänge lieferten ihm später
die Grundlage für seine umfassende Theorie der Krebsentstehung, sowie der Entstehung von Krankheiten allgemein. Im Blut und im Gewebe von schwerkranken
Menschen fand Reich ebenfalls bionösen Zerfall und verschiedene Krankheitserreger, von denen er annahm, dass sich diese aus dem zerfallenden Gewebe reorganisiert haben.
Alan Cantwell
Alan Cantwell, ein Dermatologe, der sich auf die Hautkrankheit Sklerodermitis
(eine schwere Krankheit unbekannter Herkunft) spezialisiert hatte, fand im Gewebe
der Kranken seltsamerweise den Erreger der Tuberkulose. Cantwell ging dieser
Unregelmäßigkeit nach und stieß dabei auf andere Wissenschaftler, die bei anderen Krankheiten ähnliche Phänomene entdeckt hatten. Bei vielen Krankheiten, von
denen man annimmt, sie seien nicht-infektiöser Natur, waren »Erreger« zu finden,
die dort eigentlich nicht vorkommen durften. Diese »Erreger« verhielten sich pleomorphisch, d.h. sie konnten verschiedene Formen - bakterieller oder viraler Art annehmen. Diese Ungereimtheiten führten für Cantwell die herkömmliche Klassifizierung von Kranheitserregern in der Biologie sowie das schulmedizinische Verständnis von Krankheiten ad absurdum. Da diese »Erreger« vor allem bei Krebskranken nachzuweisen waren, gab er ihnen den Namen Krebsmikrobe.
Gaston Naessens
In den fünfziger Jahren entwickelte der Forscher Gaston Naessens ein revolutionäres Lichtmikroskop, das Vergrößerungen bis über das 25.000fache erlaubte (Reich
arbeitete mit 4.000facher Vergrößerung). Mithilfe dieses Mikroskops entdeckte er
winzige Körperchen, die er Somatide nannte. Abhängig von dem Milieu in dem sie
sich befanden, konnten sie verschiedene mikrobiologische Formen annehmen. Naessens hielt die Somatide, ebenso wie Reich und Béchamp, für die Grundeinheit
58
Das Gesetz der Drei in der Homöopathie
des Lebens. Auch sah Naessens die Somatide als Träger oder Materialisierungen
biologischer Energieprozesse an.
»Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass das Somatid nicht weniger ist, als das,
was man eine Konkretisierung von Energie nennen könnte.«
Fritz-Albert Popp
Der deutsche Biophysiker Dr. Fritz-Albert Popp machte die Somatide unter dem
Namen »Biophotonen« bekannt. Inzwischen sind seine Forschungen über das »innere Licht unserer Zellen« von zahlreichen Wissenschaftlern bestätigt worden. Popp
geht davon aus, dass die Biophotonen Teil eines Energiefeldes sind, das unseren gesamten Körper umgibt. Und dass sie unsere Lebensvorgänge dadurch steuern, dass
sie Informationen von Zelle zu Zelle durch den ganzen Organismus schicken. In jeder der ca. 70 Billionen Zellen unseres Körpers laufen pro Sekunde ca. 30 000 bis 100
000 chemische Reaktionen ab. Die Schulmedizin geht bislang davon aus, dass diese
Vorgänge biochemisch gesteuert sind. Die Biophotonenforscher dagegen sagen, dass
biochemische Prozesse viel zu langsam dazu sind und dass es die Biophotonen sind,
die unseren gesamten Stoffwechsel steuern. Sie gehen davon aus, dass spiralförmig
aufgebaute Moleküle wie unsere DNS, aber auch Hormone, Enzyme oder der rote
Blutfarbstoff Hämoglobin als Sender, Empfänger und Speicher für unser »inneres
Licht« wirken.
Günther Enderlein
Dr. Günther Enderlein (1862 - 1968) führte Béchamps Forschungen weiter und
entdeckte im Blutdunkelfeld bewegliche Kleinstlebewesen, die mit höher organisierten Bakterien eine Verbindung eingehen. Er erkannte auch, dass im Blut von
Säugetieren immer ein Symbiont (von Symbiose) pflanzlicher Herkunft anzutreffen
ist und beschrieb den Kreislauf der Mikroben in ihrer vielgestaltigen Form. Seine Beschreibung zeigt, dass keine Lebenseinheit versucht, sich schrankenlos auszubreiten
und zu vermehren und damit andere Lebensformen zu verdrängen. Im Gegenteil! Es
ist ein Streben nach dem Gleichgewicht einer Art mit anderen Arten zu erkennen, also auch der Mikroben in uns mit unseren Zellen und umgekehrt. Die Entdeckungen
Enderleins führte zur Dunkelfeldmikroskopie, eine Diagnoseform, die im lebenden Blut die Art der in ihm enthaltenen Mikroorganismen identifiziert und daraus
Rückschlüsse auf aktuelle oder mögliche zukünftige Störungen im Körper zieht.
In seinem Hauptwerk »Bakterien-Cyclogenie«, beschrieb er detailliert die Wandlung und Entwicklung der Mikroorganismen in seinen verschiedenen Erscheinungsformen und seinem Zyklus. Er bewies, dass jeder menschliche Organismus pflanz-
59
3 Die kosmischen Gesetze
liche Urkeime im Blut/Gewebe beherbergt, die durch exogene Einflüsse sehr wohl
einer Formenwandlung unterliegen können, das Blut also nicht steril ist, sondern
dass es je nach Milieu sich verändernde Mikroorganismen beherbergt.
• Man möchte daraus schließen, dass der Mensch das Bakterium oder den Pilz
entwickelt, den er gerade braucht.
Nachdem wir feststellen konnten, dass auch die neueren Forschungen von Prafull
Vijayakar und Ryke Geerd Hamer einer langen Tradition ernstzunehmender, aber
ignorierter Wissenschaftler folgen, können wir wieder zu unseren Gesetzen in Bezug
auf die Keimblätter zurückkehren.
Die Beziehung der Keimblätter zum Gesetz der Drei
Ordnen wir die Keimblätter nach den Gesetzmäßigkeiten, die hinter und in ihnen
wirken, so können wir auf folgende Zusammenhänge stoßen:
• Das innere Keimblatt: Entwicklungsgeschichtlich ist es das älteste. Es arbeitet
mit dem Gesetz der Anziehung.
• Das mittlere Keimblatt: Entwicklungsgeschichtlich das zweite. Es arbeitet mit
dem Gesetz des Ausgleiches.
• Das äußere Keimblatt: Entwicklungsgeschichtlich das jüngste. Es arbeitet mit
dem Gesetz der Abstoßung.
Vervollständigen wir daher unsere miasmatische Tabelle.
Unendliches Nichts
Nichts
Gesetz der Anziehung
Wie oben so unten
Vorhang
Zukunft
Breite
Gesetz des Ausgleiches
Alles ist Geist
Zersplitterung; Mangel
Gegenwart
Tiefe
Uratom (Gesetz der Drei
und Sieben)
Wasserstoff
Neutron
Ernährung
Nahrungsumwandlung
Occultum/Stickstoff
Proton
Vermehrung
Nahrungsaufnahme
60
Unendliches leuchtendes
Nichts
Gesetz der Abstoßung
Alles ist Schwingung
Weigerung
Vergangenheit
Höhe
Adyarium/Sauerstoff
Elektron
Schutz
Nahrungsausscheidung
Das Gesetz der Drei in der Homöopathie
Unendliches Nichts
Nichts
Gesetz der Anziehung
konstruktive Abwehr
Inneres Keimblatt
(Endoderm)
Gesetz des Ausgleiches
physiologische Abwehr
Mittleres Keimblatt
(Mesoderm)
Karzinogenie
Opfer; Opferung
höheres Selbst (weiblich)
Perspektivelos
Sykose III
Aktion = Reakion
(Karma)
Erde
Psora
Luft
Alles ist polar
Sykose
Wasser
Alles ist weiblich und
männlich
spiegelt sich selbst
obere Regionen des
Wunschkörpers
spiegelt die Einheit
mittlere Region des
Wunschkörpers
Unendliches leuchtendes
Nichts
Gesetz der Abstoßung
destruktive Abwehr
Äußeres Keimblatt
(Ektoderm)
Syphilinie
Feuer
Alles ist Rhythmus
Gott ⇔ Luzifer
untere Regionen des
Wunschkörpers
Stolz
Anbetung eines
Menschen; Dinges
Das Böse; Widersacher
Höheres Selbst
(männlich)
Perspektive
Selbstversuche;
Selbstzerstörung
Kehren wir zurück zu unserem Fall auf Seite 41, so klärt sich auch durch die Erkenntnisse von Vijayakar und Hamer unsere Fallgeschichte nicht auf, weshalb wir
noch einige weitere Schritte unternehmen müssen.
61
3 Die kosmischen Gesetze
Das Gesetz der Drei-Vier-Beziehung
Schauen wir unser Universum an, so ist das Gesetz der Drei nicht immer offensichtlich zu erkennen. Der Grund dafür ist, dass sich die Voraussetzungen seit der
Erschaffung dieser Welt geändert haben. Kehren wir für unser Verständnis zurück
zur Erschaffung der Welt, wie die Mythologie sie überliefert.
Als Gott das Universum erschuf, gab es noch kein Gegenüber, in das sich die Schaffung der Welt hätte ergießen können, und so entstand aus dem göttlichen Wunsch,
zu geben – der Wunsch, zu empfangen. Aus der ersten Ur-Sache entstand die erste
Wirkung.
Das Gefäß des Empfangens, das Geschöpf, setzte sich aus den gleichen drei Grundkräften zusammen, die wir schon kennengelernt haben. Einer männlichen, einer
weiblichen und einer vermittelnden. So entstand aus jedem Energiepol auch sein
Gegenüber, nur aus dem Nichts entstanden zwei Energien. Es enstand auf diese
Weise ein Kelch, in den sich die Schöpfung ergießen konnte.
Der Kelch setzte sich aus vier Aspekten zusammen, zwei waren Spiegelungen
der Unendlichkeit und des unendlichen Lichts. Zwei waren Spiegelungen des
Nichts (siehe Abbildung 3.9 auf Seite 69).
In diesen Kelch konnte sich die ganze Göttlichkeit in einem ekstatischen Strom ergießen. Das Gefäß empfing das göttliche Licht.
Diese vier Aspekte finden sich auch als die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und
Luft wieder.
Aus der Beziehung der drei Kräfte der Schöpfung und der vier Kräfte des Geschöpfes
entstand, nach Vorstellung unserer Vorfahren, unser Universum.
Das Gesetz der Drei-Vier-Beziehung beschreibt die Beziehung zwischen der UrPolarität, die sich zwischen Schöpfer und seinem Geschöpf aufspannt. Die Welt ist
in ihrem Ur-Grund aus drei Kräften geschaffen, die eigentlich eins sind, auf der materiellen Ebene manifestieren sie sich aber als 4 Erscheinungen. Man könnte es folgendermaßen beschreiben:
Das Gesetz der Drei-Vier-Beziehung
Alles hat drei Ursachen aber vier Wirkungen/Manifestationen.
Das Gesetz der Drei-Vier-Beziehung findet sich selten direkt ausgedrückt, aber es
erscheint in seinen Resultanten,
62
Das Gesetz der Drei-Vier-Beziehung
• dem Gesetz der Sieben und
• dem Gesetz der Zwölf.
Das Gesetz der Sieben
Das Gesetz der Sieben ergibt sich aus der Addition der drei Urkräfte und ihrer vier
Manifestationen, in Sonderfällen auch als Multiplikation, wenn wir uns die Abbildung 3.8 auf Seite 68 anschauen.
Wir treffen das Gesetz der Sieben alltäglich an, z.B. in Form unserer Wochentage,
der sieben Planeten, die die Wochentage leiten, der sieben Farben des Regenbogens,
der sieben Chakren und in vielen anderen Variationen. Über das Gesetz der Sieben
sprachen wir im Band 1[10] und Band 2[11], weshalb an dieser Stelle ein kurzer
Anriss genügt. Dennoch sollten zumindest die hermetischen Gesetze, wegen ihrer
zentralen Bedeutung für die Homöopathie noch einmal erwähnt werden.
Die hermetischen Gesetze
Auch die hermetischen Gesetze, mit denen wir uns im Band 1 der Schriftenreihe[10]
beschäftigt haben, folgen diesem Gesetz der Sieben.
Die sieben hermetischen Gesetze in ihrer vereinfachten Version lauten folgendermaßen:
1. Alles ist Geist(ig)
2. Wie oben so unten
3. Alles schwingt
4. Alles ist polar
5. Alles ist Rhythmus
6. Aktion = Reaktion (Karma)
7. Alles ist männlich und weiblich
Diese sieben Gesetze haben wir im 2. Band der Schriftenreihe[11] noch einmal aufgegriffen und nach den drei Gesetzen des Ursprungs und den vier Gesetzen der Wirkungen aufgeteilt. (Siehe Abbildung 3.9 auf Seite 69).
63
3 Die kosmischen Gesetze
Das Gesetz der Sieben in der Homöopathie
Obwohl die herkömmliche Homöopathie das Gesetz der Sieben nicht häufig verwendete, beginnt es allmählich in der miasmatischen Homöopathie Fuß zu fassen.
Wir werden später noch darauf zu sprechen kommen. An dieser Stelle sind die therapeutischen Vorstellungen von Prafull Vijayakar eher am Platz, in denen wir in
vielerlei Hinsicht die Beziehung zum Gesetz der Sieben vorfinden. Zum Beispiel in
seinen sieben kardinalen Prinzipien der Homöopathie[26, S. 17]:
1. das Gesetz der Einfachheit
2. das Gesetz der Einmalgabe
3. das Gesetz der Ähnlichkeit
4. das Gesetz der kleinsten Dosis
5. das Gesetz der Dynamisation
6. das Gesetz der Arzneimittelprüfung
7. das Gesetz der Lebenskraft
Auch aus den embryonalen Erkenntnissen hat Prafull Vaijayakar ein System geschaffen, das nach dem Gesetz der Drei-Vier-Beziehung aufgebaut ist, indem er sieben Ebenen der Unterdrückung[26] unterscheidet, die sich auf die drei embryonalen
Keimblätter zurückführen lassen.
1. Ektoderm; Haut (vorderes Korneaepithel; vorderes Epithel der Bindehaut; Epithel der Iris; Linse des Auges; Haarerkrankungen (außer Haarausfall mitsamt
den Haarbälgen); Nägel; Zahnerkrankungen am Enamel; äußerer Hörkanal;
Trommelfell; unterer Teil des Analkanals; äußerer Teil der männlichen Harnröhre; äußerer Teil der Vagina; Lippen; Wangen; Gaumen; äußerer Teil der
Tonsillen; Schweißdrüsen; Speicheldrüse)
2. Endoderm (epitheliale Auskleidung des Respirationstraktes; des Gastrotintestinaltraktes; des Harntraktes; der Gallenblase; der extrahepatischen Gallenwege; die endodermalen Zellen des Leberparenchyms)
3. Bindegewebe; Mesoderm (Skelett; Bindegewebe; Muskeln; Urogenitaltrakt;
Milz; Blutgefäße; Herz; Blutzellen; Faszien; Sehnen; Aponeurosen; Knorpel;
Schleimbeutel der Gelenke mit ihren mesothelialen Einkleidungen und Blutzellen)1
64
Das Gesetz der Drei-Vier-Beziehung
4. Organe des Mesoderm (vegetatives Nervensystem; Lungenparenchym; Nierenparenchym; Muskeln der Luftröhre; Herz; Blutgefäße; Blut; Lymphe; Einkleidungen der Organe (Rippenfell; Bauchfell; Herzbeutel; Dura und Pia mater; Kapseln von Leber und Milz)
5. Endokrines System inklusive A.P.U.D.-System2 (Pankreas; Schilddrüse; Hypoyphyse; Nebennierenrinde; Testes; Ovar)
6. Neuralplatte (autonomes Nervensystem; zentrales Nervensystem)
7. Genetischer Code (Beeinträchtigungen der Zellschichten und Funktionen der
Zelle)
Das Gesetz der Zwölf
Aus dem Gesetz der Zwölf, das ebenfalls dem Gesetz der Drei-Vier-Beziehung entspringt, entwickelte sich zum Beispiel unser Jahr und der Zodiak. Wir finden das
Gesetz der Drei in den drei Wandlungsphasen der Sternzeichen, das Gesetz der Vier
als die vier Elemente.
Es existiert eine wunderbare Grafik, in der alle bisher besprochenen Gesetze noch
einmal zusammengefasst wurden (siehe Abbildung 3.10 auf Seite 70).
Im Zentrum der Grafik erkennen wir die Einheit (Gesetz der Einheit), umringt wird
sie von den sieben Planeten (Gesetz der Sieben), die wiederum von zwölf Sternzeichen umgeben werden (Gesetz der Zwölf). Der äußere Ring zeigt zwölf Stationen
des menschlichen Lebens.
Außerhalb dieses Kreisen sehen wir in den vier Winden die vier Elemente (Gesetz
der Vier).
Überragt wird alles durch die Gestalt eines Herrsches, der selbst die mittlere Säule bildet. Sein sich aufbauschender Mantel und die Wesenheiten unterhalb dieses
Mantels bilden die anderen beiden Säulen des Gesetzes der Drei.
65
3 Die kosmischen Gesetze
Abbildung 3.6 Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff
66
Das Gesetz der Drei-Vier-Beziehung
Abbildung 3.7 Das Periodensystem nach Crookes
67
3 Die kosmischen Gesetze
Abbildung 3.8 Siebenstern
68
Das Gesetz der Drei-Vier-Beziehung
Abbildung 3.9 Die hermetischen Gesetze
69
3 Die kosmischen Gesetze
Abbildung 3.10 Die kosmischen Gesetze
70
4 Die Gesetze der Heilung
Krankheit (Samuel Hahnemann)
Krankheit nach Samuel Hahnemann[17, § 12]
Einzig die krankhaft gestimmte Lebenskraft bringt die Krankheiten hervor.
Nach dieser Aussage Samuel Hahnemanns gibt es nur eine einzige Krankheitsursache, die Verstimmung der Lebenskraft.
Krankheit nach Samuel Hahnemann (Fortsetzung)[17, § 11]
Wenn der Mensch erkrankt, so ist ursprünglich nur diese geistartige, in seinem
Organism überall anwesende, selbstthätige Lebenskraft (Lebensprinzip) durch den,
dem Leben feindlichen, dynamischen Einfluß eines krankmachenden Agens verstimmt.
Diese Lebenskraft ist nach Samuel Hahnemann geistartig und herrscht im Organismus unumschränkt. Ihre Verstimmung allein ist die Ursache aller Krankheiten.
Wir können an dieser Stelle erkennen, dass diese Krankheitsdefinition Samuel Hahnemanns konform geht mit der hermetischen Auffassung des Universums. Wir hörten vom Gesetz der Einheit und auch vom ersten hermetischen Gesetz: »Alles ist
Geist«.
Samuel Hahnemanns Auffassung von Krankheit setzt an diesen zentralen hermetischen Gesetzen an. Das unumschränkte Wirken der Lebenskraft kann nur funktionieren, wenn alles Eins ist und eine geistartige Verstimmung kann nur funktionieren, wenn alles Geist ist.
In der hermetischen Philosophie wird die Lebenskraft repräsentiert durch Merkur
( ).
Merkur ist ein ubiquitär vorhandenes Prinzip, das in allen Stoffen gleichermaßen
wirkt. Es ist nicht individuell und kann auf diese Weise überall vorhanden sein und
alles beleben, egal ob es sich um Menschen, Tiere, Pflanzen oder Mineralien handelt.
71
4 Die Gesetze der Heilung
Die Alchemie war in ihrer Kunst so weit, dass sie den Merkur aus allen erwähnten
Lebewesen scheiden konnte. Als Träger wurde oft der Alkohol genutzt. Bei dem
merkuriellen Auszug von Menschen oder Tieren wurde zumeist Urin, Blut oder Stuhl
verwendet.
Die individuelle Prägung wurde laut hermetischer Auffassung durch das Prinzip
Sulphur ( ) vermittelt. Sulphur ist die Seele der Lebewesen, die in zwei Formen auftaucht, als flüchtiges Öl und als fixer Stoff. Sie können die Beziehung zum Gesetz
der Drei-Vier-Beziehung in der Symbolik von Sulphur deutlich erkennen.
Um das Gesetz der Drei der hermetischen Tradition zu vollenden, bliebe noch der
Stoff, das Sal ( ) der Alchemisten zu erwähnen. Im Sal verdichtet sich alles zu unserer materiellen Existenz. Damit wäre die Trinität der Alchemisten (Sal - Sulphur Merkur) auch Körper, Seele und Geist genannt, vollständig.
Krankheit trifft aber nach Samuel Hahnemann nur eines dieser Prinzien, den »geistartigen, unumschränkt wirkenden« Merkur.
Die Indikationsgesetze des Hippokrates
Hippokrates fand zwei Indikationsgesetze, die für die therapeutische Arbeit sehr
nützlich sind Das erste Indikationsgesetz beschreibt die Heilung durch die Gegensätzlichkeit, das zweite Indikationsgesetz die Heilungsbedingungen für die Anwendung des Ähnlichkeitsgesetzes:
Gesetz der Gegensätzlichkeit
»Diese Heilkunst ist ganz natürlich; zum Beispiel ist der Hunger eine
Krankheit, wenn man alles so nennt, was den Körper anficht.
Was ist das Heilmittel gegen den Hunger ?
Das was ihn stillt, die Nahrung. Der Durst wird geheilt durch Trinken,
die Überfüllung durch die Entleerung. Kurz das Gegensätzliche wird
geheilt durch das Gegensätzliche, wenn die Ursache der Erkrankung
bekannt ist.«[2, S. 217-218]
Aber in den Fällen, wo die Ursache unbekannt ist, ist jenes Axiom ungültig. Dann
gilt das zweite Indikationsgesetz, das Gesetz der Ähnlichkeit:
72
Das Gesetz der Resonanz
Gesetz der Ähnlichkeit
»Das Gleichartige wird geheilt vom Gleichartigen. Die gewöhnlich abführenden Substanzen können Verstopfung hervorrufen. Die Verstopfungsmittel üben unter Umständen dieselbe Wirkung aus, wie die entleerenden, und umgekehrt wird das entzündliche Fieber oft erzeugt, oft
wieder unterdrückt durch das Gegenteil dessen, wodurch es hervorgebracht wurde.« [2, S. 218-219]
Nehmen wir unsere drei Gesetze des Ursprunges, die Gesetze
• der Anziehung,
• der Abstoßung und
• des Ausgleiches,
so können wir Hippokrates’ Heilgesetze zweien dieser Ur-Prinzipien zuordnen.
• Gesetz der Anziehung – Heile durch Ähnlichkeit
• Gesetz der Abstoßung – Heile durch Gegensätzlichkeit
Wir formulierten aus diesem Grunde in der Psora[8] noch ein drittes Heilgesetz:
• Gesetz des Versöhnung – Heile durch Ausbalancierung.
An dieser Stelle ist es uns jedoch noch nicht möglich, den Einsatz dieses Heilgesetzes
zu bestimmen. Wir müssen noch eine weitere Grundvoraussetzung schaffen.
Das Gesetz der Resonanz
Nehmen wir einmal folgende Situation an: Ein Mensch leidet Zeit seines Lebens
unter erheblichem Liebesverlust. Nichts kann diesen Mangel an Liebe ausgleichen.
Der Mensch wird ganz krank davon. Er beginnt eine Karriere zu machen, verdient
viel Geld, verdient Millionen. Geld ist plötzlich im Übermaß vorhanden.
Kann jetzt dieses Übermaß an Geld den Mangel an Liebe ausgleichen?
Stellen wir einfach das Übermaß dem Mangel gegenüber, so könnte das so sein.
Übermaß gleicht Mangel aus.
Aber … die Themen passen nicht ganz zusammen.
73
4 Die Gesetze der Heilung
Liebesverlust kann nicht mit Geld aufgewogen werden. Das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun.
Aus diesem Grunde müssen unsere Arzneien auch mit dem Grund-Thema des Menschen resonieren, damit Heilung erzeugt werden kann. Dieses Heilgesetz der Resonanz ist angesprochen, wenn Paracelsus sagt:
»Merkur kann nur Erkrankungen heilen, die merkurisch sind.«
Aus Sätzen wie diesem, wurde das Gesetz der Ähnlichkeit abgeleitet, meiner Ansicht
nach ist hier aber das Gesetz der Resonanz gemeint.
Alle drei Gesetze des Ursprunges (Anziehung; Ausbalancierung; Abstoßung) basieren auf dem Gesetz der Resonanz oder Themenähnlichkeit. Nur die Verschreibungen,
die themenähnlich sind, heilen auch die Gesamtheit.
Betrachten wir unsere Heilgesetze in Bezug auf das Gesetz der Resonanz, so könnten
wir auf folgende Grafik kommen (siehe Abbildung 4.1 auf der nächsten Seite).
Fassen wir die beiden Grafiken zu einer zusammen, so bekommen wir folgende
Zuordnung der Miasmen zu ihren Resonanzgesetzen (siehe Abbildung 4.2 auf der
nächsten Seite).
Mit diesen Informationen können wir das erste Gesetz der Heilkunst formulieren.
Das erste Gesetz der Heilkunst
Heilung erfolgt auf dem Boden der Resonanz.
Das gesamte Immunsystem arbeitet nach dem Prinzip der Resonanz. Jede Zelle projiziert einen sehr komplizierten Code auf die Außenwand, der es ermöglicht ihre
Zugehörigkeit zum Organismus zu erkennen. In der Neurophysiologie geht man
sogar davon aus, dass die Transmitter, die zwischen verschiedenen Schaltstellen interagieren, dies auf eine sehr spezifische Weise tun. Die Reaktion wäre vollkommen
anders, wenn man isolierte Substanzen anbieten würde, die der Körper noch nicht
in seine eigene Sprache umgewandelt hat.
Wir haben uns im zweiten Band der Schriftenreihe[11] etwas ausführlicher mit dem
Phänomen der Resonanz beschäftigt. Wir haben darüber gesprochen, dass nicht alles im Universum unter die gleichen Gesetze fällt, dass bestimmte Ebenen, die wir
als Mensch durchschreiten, entweder nach dem Gesetz der Anziehung, des Ausgleiches oder der Abstoßung organisiert sind. Im Hintergrund arbeitet aber immer das
Gesetz der Resonanz, das eine Beziehung erkennt, auf die dann eines der Gesetze
zur Anwendung kommt.
74
Das Gesetz der Resonanz
Abbildung 4.1 Das Gesetz der Resonanz
Abbildung 4.2 Die Miasmen und ihre Gesetze
75
4 Die Gesetze der Heilung
Aus den vorangegangenen Worten ist vielleicht verständlich, warum Samuel Hahnemanns Homöopathie nicht die Lösung für alle Phasen der Krankheit sein kann.
Sie basiert im Grunde genommen auf dem zweiten hippokratischen Gesetz, dem Gesetz der Ähnlichkeit. Damit das Gesetz der Ähnlichkeit angewendet werde konnte,
erfand er die Arzneimittelprüfung, die genaue Kenntnis über die Wirkung der Arzneien vermittelte.
Um die Wirkungen der Arzneien abzuschwächen erfand er den Prozess der Dynamisierung, ein sehr vereinfachtes Verfahren der Arzneiherstellung, das aber im Grunde
genommen in den komplexen Herstellungsmethoden der Spagyrik fußt.
In der Anwendung seiner Lehren stieß er auf etwas, das ihn beunruhigte und das bis
dahin nicht so gesehen und auch nicht so beschrieben wurde. Samuel Hahnemann
entdeckte die chronischen Krankheiten.
Er schrieb:
»Das chronische Siechthum ließ sich durch alles dieß im Grunde nur
wenig in seinem Fortgange vom homöopathischen Arzt aufhalten und
verschlimmerte sich dennoch von Jahre zu Jahre.
Dieß war und blieb der schnellere oder langsamere Vorgang solcher
Kuren aller unvenerischen, beträchtlichen, chronischen Krankheiten,
selbst wenn sie genau nach den Lehren der bis hierher bekannten homöopathischen Kunst geführt zu werden schien.
Ihr Anfang war erfreulich, die Fortsetzung minder günstig, der
Ausgang hoffnungslos.«[16, S. 4]
Hahnemann versuchte daher herauszufinden, wo das Problem für dieses Phänomen
liegen konnte. Lag es bei ihm selbst oder bei seinem Heilgesetz oder an der Anzahl
der Arzneimittel oder, oder, oder…?
Er begann die Problematik immer und immer wieder zu durchdenken, Tag und
Nacht, bis es ihm dämmerte, dass er es mit einer anderen Klasse von Krankheiten
zu tun hatte, als die gewohnte. Diese Klasse von Krankheiten zeigte auf der einen
Seite eine Symptomatik, auf die man verschreiben konnte, im Unter-Grund schien
jedoch ein ganz anderer Prozess seinen Weg durch den Organismus zu bahnen.
»… daß der homöopathische Arzt bei dieser Art chronischer Übel, ja bei
allen (unvenerischen) chronischen Krankheitsfällen es nicht allein mit
der eben vor Augen liegenden Krankheits-Erscheinung zu thun habe,
… sondern, daß er es immer nur mit einem abgesonderten Theile eines
tief liegenden Ur-Übels zu thun habe, dessen großer Umfang in den
76
Das Gesetz der Resonanz
von Zeit zu Zeit sich hervorthuenden neuen Zufällen sich zeige…«[16,
S. 7]
Hahnemann erkannte, dass es eine Erkrankung gab, deren großer Umfang aus den
vielen Episoden der Krankheits-Erscheinung bestand, die sich von Zeit zu Zeit zeigten. Jede dieser Episoden war keine Erscheinung für sich, sondern ein Auswuchs
aus einem größeren Ganzen, eines tief liegenden Ur-Übels.
Wie aber sah dieses Ur-Übel aus?
Welche Natur hatte es?
Woher kam es?
Wichtige und tiefe Fragen muss Hahnemann sich an dieser Stelle gestellt haben,
und er fand sehr ungewöhnliche Lösungen für dieses Problem.
An dieser Stelle beginnt die miasmatische Homöopathie.
77
4 Die Gesetze der Heilung
78
5 Die miasmatische Homöopathie
Die Entdeckung der Psora
Samuel Hahnemann erkannte, dass die chronische Krankheit, auf deren Spuren
er sich befand, weder durch die robusteste Konstitution, noch durch entsprechende
Diät oder Lebensführung ausgelöscht werden konnte.
Er kannte einen ähnlichen Verlauf von der Syphilis, aber bei dieser Erkrankung gab
es keine venerische Ansteckung im Leben der Menschen und doch wurde ein chronisches Siechtum produziert.
Samuel Hahnemann erkannte durch sein beständiges Forschen, dass die Wirkung
der bis dahin geprüften Arzneien durch einen Krätze-Ausschlag blockiert werden
konnte, und es zeigte sich noch weiter, dass die meisten Erkrankungen sogar auf
solch einen Krätze-Auschlag zurückzuführen waren. Einmal auf die Idee gebracht,
befragte er auch die anderen chronisch Kranken nach Episoden eines Hautausschlages und fand sie fast überall.
»Diese Umstände, in Verbindung mit der Thatsache, dass unzählige Beobachtungen der Ärzte, so wie nicht selten meine eigenen Erfahrungen
gelehrt hatten, wie auf durch böse Kunst unterdrückten oder durch andere Ereignisse von der Haut verschwundenen Krätz-Ausschlag chronische Leiden mit gleichen oder ähnlichen Symptomen, bei sonst gesunden Menschen, augescheinlich gefolgt waren, konnten mir keinen
Zweifel übrig lassen über den innern Feind, mit welchem ich es bei ihrer ärztlichen Behandlung zu thun hatte.«[16, S. 8]
11 lange Jahre brauchte er, nachdem ihm der gedankliche Sprung von der chronischen Ur-Krankheit zur Psora gelungen war, um die Arzneien zu finden, die in der
Lage waren, dieses Ur-Übel zu heilen. Diese Arzneimittel führte er in den »chronischen Krankheiten« auf. Er ging in diesen Jahren so weit, davon auszugehen, dass
dieser psorische Hautausschlag die Grundlage aller nicht venerischen chronischen
Krankheit sei, was ihm viel Kritik seitens der Homöopathenzunft einbrachte. Dennoch prägte diese Idee seine ganze Behandlungstechnik bis an sein Lebensende, indem er immer stärker versuchte, seine eigenen Erkenntnisse in der Arbeit umzusetzen.
79
5 Die miasmatische Homöopathie
»So ward die Psora die allgemeinste Mutter der chronischen
Krankheiten.«[16, S. 17]
Die Entdeckung der Tsora-at
Doch Samuel Hahnemann blieb nicht auf dieser Ebene stehen, sondern spannte
einen Bogen bis in unsere allerälteste Vergangenheit.
Warum ist das so wichtig?
Wenn die Psora eine so zentrale Rolle bei der Bildung und Heilung chronischer
Krankheiten spielt, wie Hahnemann sie ihr zuweist, kann sie kein neu-zeitliches
Phänomen sein, sondern muss die Gesundheit aller Menschen und MenschheitsAlter im Laufe ihres Bestehens untergraben haben. Wie Hahnemann es ausdrückte,
handelt es sich bei dieser Erkrankung um ein »Ur-Übel«, und dieses kann nicht erst
in den letzten Jahren oder Jahrhunderten entstanden sein.
So durchforstete er auch die allerältesten Schriften nach Spuren der Psora. Sein Talent, Sprachen zu beherrschen, gab ihm die Möglichkeit, viele der alten Quellen in
ihrem Ur-Text zu lesen. So stieß er unter anderem auch auf eine Sequenz im dritten
Buch Mose, Kapitel 13, in der von einer Erkrankung die Rede ist, die dort Tsora-at
genannt wurde. Die sprachliche Verwandtschaft von Psora und Tsora-at scheint naheliegend, ihre deutsche Übersetzung lautet im Allgemeinen Aussatz. In weiteren
Textstellen fand er auch Hinweise auf die Krätze (‫ )ברג‬und die Flechte ](‫)תפלי‬16, S.
12, Fußnote].
Er zog aus diesen Erwähnungen in den alten Quellen für uns ungewöhnliche Schlüsse.
»Die verschiedenen Namen, welche von den verschiedensten Völkern
den mehr oder weniger bösartigen, die äußern Theile des Körpers
mannigfach verunstaltenden Abarten von Aussatz (äußern Symptome der Psora) ertheilt wurden, gehören nicht zu meinem Zwecke und
thun nichts zur Sache, da das Wesen dieser miasmatischen, jückenden
Krätzkrankheit im Grunde immer dasselbe blieb.«[16, S. 13]
Wie wir an dieser kurzen Textstelle erkennen können, sah Hahnemann eine Beziehung zwischen der Erkrankung Aussatz und der Erkrankung Krätze. Er nannte
sogar den Aussatz die äußeren Symptome der Psora.
Ein sehr verwirrendes Konzept, finden Sie nicht?
80
Die Beziehung zwischen Tsora-at und Lepra
Die Beziehung zwischen Tsora-at und Lepra
Erinnern Sie sich, dass wir auf der Suche nach einer Ur-Krankheit, einem Ur-Übel
waren?
Nun, in der Tsora-at haben wir das Ur-Übel schlechthin gefunden, denn Tsora-at ist
nichts weiter, als die
• Verbannung des Menschen in Form und Zeit.
Wieviel früher kann eine Erkrankung beginnen, als mit dieser Raum- und ZeitWerdung?
Die Tsora-at, die Erkrankung der Verbannung des Menschen, zeigt sich in drei signifikanten Erscheinungen (Gesetz der Drei),
• als weißer Fleck, der unterhalb des Hautniveaus liegt (Gesetz des Ausgleiches),
• als Schwellung (Gesetz der Anziehung)
• und als Schuppe (Gesetz der Abstoßung).
Äquivalent dazu haben wir die von Samuel Hahnemann postulierten Miasmen:
• die Psora (Gesetz des Ausgleiches),
• die Sykose (Gesetz der Anziehung)
• und die Syphilis (Gesetz der Abstoßung).
Sollten sich diese drei Miasmen in den Erscheinungen der Tsora-at wiederfinden?
Wenn dem so wäre, wäre
• die Psora charakterisiert durch Mangelerscheinungen,
• die Sykose durch Überschuss-Bildungen
• und die Syphilinie durch Gewebsuntergang,
denn das sind die charakteristischen Merkmale der Tsora-at.
Wir wissen, dass Hahnemann die drei Miasmen zunächst getrennt voneinander
betrachtete (die drei Gesetze). Er sah in der Psora nur die Mutter aller nicht venerischen Krankheiten, doch wenn wir uns die Erscheinungen der Tsora-at anschauen,
bestünde die prinzipielle Möglichkeit, dass sie die Grundlage aller miasmatischen
Erkrankungen ist, der venerischen und der nicht venerischen (Gesetz der Drei).
Mit ihr hätten wir das Ur-Übel schlechthin gefunden,
81
5 Die miasmatische Homöopathie
• die Erkrankung der Raum und Zeit Werdung des Menschen.
Doch wie kommt hier die Lepra ins Spiel?
Wir wissen zwar, dass die Tsora-at mit Aus-Satz übersetzt wurde, und wir wissen,
dass Personen, die die Erkrankung hatten, isoliert wurden. Wir wissen auch, dass
diese Betroffenen »Unrein! Unrein!« rufen mussten, damit ihnen niemand zu nahe
kam, ein Verhalten, das auch der Lepra zueigen ist. Aber gibt es sonst noch Übereinstimmungen?
Die Lepra wird übertragen durch ein Mykobakterium, das Mycobakterium leprae, einen Verwandten des Tuberkulose-Erregers. Über die Übertragung der Tsora-at wissen wir nichts. Das Mykobakterium leprae teilt sich sehr, sehr langsam, sodass weder
Inkubationszeit noch Fortlauf der Erkrankung genau bestimmt werden können.
Die Lepra heilt zu einem hohen Prozentsatz spontan aus (ca. 15%), nur 3% der Kranken können den Erreger nicht überwinden.
Für diese 3% fand die Schulmedizin heraus, dass die Erkrankten ein schwaches Immunsystem besitzen, und dass die Lepra-Erkrankung, in Abhängigkeit vom Immunsystem des/der Kranken, vier verschiedene Phasen durchläuft. Die indeterminierte
Form ist geprägt von Mangelerscheinungen und charakterisiert durch einen gefühllosen weißen Fleck, die tuberkuloide Form durch Tuberkelbildung ähnlich der Tuberkulose, die lepromatöse Form durch Knotenbildungen und die destruktive Form
durch Zerstörung.
Wir können die Phasen durch homöopathische Begriffe ersetzen, und erhalten folgende Modelle:
Abnahme der Reaktionskraft
Abnahme der Reaktionskraft
destruktive Form
⇑
lepromatöse Form
⇑
tuberkuloide Form
⇑
indeterminierte Form
Syphilinie
⇑
Sykose
⇑
Tuberkulinie
⇑
Psora
Wir haben dieses Modell bereits im Band 5 der Schriftenreihe[13] ausführlich besprochen.
Vergleichen wir jetzt Tsora-at und Lepra, so erkennen wir zwei Gemeinsamkeiten
82
Die Beziehung zwischen Tsora-at und Lepra
Tsora-at
weißer Fleck
3 Miasmen
Lepra
weißer Fleck
3 Miasmen
Tuberkulinie
Interessant ist auch, dass wir aus den Frühzeiten der Homöopathie zwei Miasmenmodelle überliefert bekamen, das von Hahnemann, und das von Allen, die sich in
einem wesentlichen Punkt unterscheiden.
Hahnemann
3 Miasmen
Allen
3 Miasmen
Tuberkulinie
Wie wir jetzt leicht erkennen können, geschieht der Sprung von der Tsora-at zur
Lepra durch
• Hinzufügung der Tuberkulinie.
Der Sprung von Hahnemanns Miasmenmodell zu Allens durch
• Hinzufügung der Tuberkulinie.
Ein Zufall?
Wir könnten glauben, dass diese Erkenntnisse ein Zufall wären, würden sie nicht
»zufälligerweise« im Zusammenhang mit dem »kosmischen Gesetz« auftauchen,
das wir bereits besprochen haben.
• dem Gesetz der 3-4-Beziehung.
Betrachten wir dieses Gesetz der 3-4-Beziehungen, so muss eine Erkrankung, die als
Repräsentant der Tsora-at in unserer Sphäre des Da-Seins auftaucht, anstelle der 3
Phasen der Tsora-at vier Phasen aufweisen.
Und gerade das ist die Beziehung zwischen Tsora-at und Lepra.
Man könnte sagen,
• die Lepra ist die Materie-Werdung der Tsora-at.
Für viele ist diese Vorstellung eher befremdlich als nützlich, doch Samuel Hahnemann stand mit dieser Überzeugung nicht alleine da.
J.T. Kent formuliert in seinen Vorlesungen zur Theorie der Homöopathie Folgendes:
83
5 Die miasmatische Homöopathie
»Die Psora [Tsora-at] ist also die Grundursache aller Krankheiten des
Menschen, sie war die erste, die Urkrankheit der menschlichen Rasse.
Sie ist eine Ordnungsstörung im Innern des menschlichen Organismus.
Diese Ordnungsstörung wirkt sich in der Form der allerverschiedensten chronischen Krankheiten aus, der allerverschiedensten chronischen
Krankheitsmanifestationen. Wäre die menschliche Rasse nie von der
Ordnung abgewichen, so wäre die Psora nie ins Leben getreten.
[Sie hängt zusammen] mit dem ersten großen Fehltritt des Menschen,
der Ursünde, welche die erste Krankheit des Menschen gewesen ist; ich
verstehe darunter die geistige Aberration, diesen Primärzustand, der der
gesamten menschlichen Rasse die Anfälligkeit für die Psora einbrachte
und welche ihrerseits dann die Grundlage für alle weiteren Krankheiten
abgab.«[21, S. 168]
Aus den Worten Kents wird ersichtlich, dass die Tsora-at bereits im Menschen
schlummert, denn ohne bereits vorhandene Krankheit kann der Mensch nicht krank
werden.
Noch deutlicher wird es in folgenden Worten:
»Die drei chronischen Miasmen Psora, Syphilis und Sykosis sind alle
ansteckend. In ihrer Natur ist etwas, das den sicht- und spürbaren Manifestationen derselben vorangeht, welche wir Krankheit nennen. Wir
sprechen von den Zeichen und Symptomen einer Krankheit; wir sprechen z.B. von der Syphilis, wenn wir die typischen Symptome dieser
Krankheit herauskommen sehen, aber vergessen wir nicht, dass diesem
Stadium ein unsichtbares vorausgeht, ohne welches es keine Syphilis
gäbe. Sie könnte den Menschen nicht infizieren, wenn er nicht etwas
böte, was ihre Entwicklung ermöglicht. Genau so ist es mit der Psora,
auch sie könnte im Menschen nicht aufkommen, böte er ihr nicht ein
geeignetes Terrain.«[21, S. 177]
Diese Gedanken, wie Kent sie äußert, dass der Mensch bereits krank sein muss um
krank zu werden, wird von vielen Homöopathen geteilt. Und so begann die Suche
nach der Ur-Krankheit aller Krankheiten, die Hahnemann in der Psora als »Mutter
aller Krankheiten« gefunden zu haben glaubte.
Auch Kent folgt dieser Idee in seinen Schriften:
»Das menschliche Geschlecht muss einmal in einen Zustand geraten
sein, in welchem es empfänglich für die Psora war; bei einer vollkom-
84
Die Beziehung zwischen Tsora-at und Lepra
men gesunden Rasse hätte die Psora nie Boden fassen können. Vorausgehend der Psorainfektion muss schon ein gewisser Krankheitszustand
existiert haben, ein Zustand der gestörten Ordnung, von dem wir mit
vollem Recht wissen möchten, woher er kam, welche Ursache er hatte,
wie er dann verlief und welcher Natur er war. So werden manche sagen.
Wollen wir dieses aber erforschen, so müssen wir das Wort Gottes
als historische Tatsache über den Ursprung und die älteste Geschichte der Menschen akzeptieren, denn keine andere Geschichtsschreibung beginnt so weit vorne. Bestimmt macht es absolut nichts aus,
auf solche Weise zu schließen, und ich hoffe, man nimmt das so an,
und nimmt es nicht nur als historische Tatsache, sondern als göttliche
Offenbarung.«[21, S. 177]
In diesen Worten Kents wird deutlich, wie stark auch seine Hinwendung zu den
ältesten Quellen und Mythologien gewesen ist, die uns nicht nur im Buch über die
Psora, sondern auch in höherem Maße vielleicht, in diesem Buch begleiten.
In der Geschichte der Tsora-at, dem Aussatz, deren Manifestation die LepraErkrankung ist, konnten wir den gespannten Bogen erkennen, der zur Entwicklung
der Psora, der Krätzkrankheit führte. Auch Kents Gedankengebäude spannt diesen
Bogen:
»Lange vor der Sintflut, welche die Bösen jener Zeit beseitigte, gab es
unter den Menschen eine Krankheit, Lepra genannt, welche aber nur
das Resultat der schrecklichen Profanation alles Höchsten war, die zu
einer gewissen Zeit um sich griff.
Eine große Zahl Menschen litt damals unter dieser heftigen Aura der
Lepra, während heutzutage die allgemein verbreitete Ordnungsstörung
der menschlichen Rasse nur eine mildere Form von Psora bei einer damals veränderten Menschheit darstellt.
Das Böse zu wollen, Falsches zu denken und aus dem Leben eine Folge
von falschen Dingen zu machen, versetzt Geist und Körper in einen Zustand der Anfälligkeit für Krankheit, und so ist auch die Psora genannte
Form von Krankheit nur eine Manifestation im Äußern von dem, was
im Innern des Menschen, in seinem Wesenskern, vor sich geht.
Die äußere Lepra ist wohl zurückgegangen, aber ist denn der heutige
Mensch nicht ein moralisch Lepröser ?
So steht es leider heute mit dem menschlichen Geist. In anderen Worten:
85
5 Die miasmatische Homöopathie
• Jedermann ist psorisch.
Wir wissen was Lepra bedeutet, und zu sagen, dass die ganze Welt heute
an Psora leidet, heißt nicht mehr und nicht weniger, als dass die Lepra
auch heute noch das Gesicht der Erde entstellt, nur eben in einer milderen Form, in der Form der Psora.
Jedes Neugeborene wird neu angesteckt. Weil die Psora nun Generation um Generation belastet, Jahrhundert um Jahrhundert, nimmt die
Empfänglichkeit für sie zu.
Freilich, viele sagen, die Milbe gehe dem Ausschlag voran. Die solches
behaupten, wissen aber nicht, dass eine gesunde Person unempfindlich
für die Milbe ist, sie tut einer gesunden Person nichts. Das Miasma entwickelt sich aus einem Anfangsstadium heraus, der Acarus ist eine Erscheinung der Endstufe dieser Entwicklung.
”Die Psora ist die Ursache der Krätze, sie bereitet letzterer das Bett und
nicht umgekehrt, wie alle Bücher fälschlicherweise schreiben.” (Pierre
Schmidt)
Der Zustand vor dem Erscheinen der Milben ist die Hauptsache, die
Milbe ist nicht der Anfang. Die menschliche Gesellschaft wird von Generation zu Generation empfänglicher für diesen inneren Zustand, und
dieser ist die Grundursache, die den Menschen auch zur Syphilis prädisponiert. Hätte er keine Psora, würde er auch keine Syphilis aquirieren;
das Terrain wäre nicht vorhanden, auf welchem erst das Letztere treiben
und sich entwickeln kann.«[21, S 178-179]
Ich glaube, dass aus diesen Worten genügend deutlich hervorgeht, dass alle Menschen miasmatisch belastet sind, vor allem durch die Tsora-at. Und dass die miasmatische Belastung Voraussetzung für das Erscheinen der entsprechenden Krankheitsbilder ist. (Die Psora ist Voraussetzung für das Erscheinen der Krätze, die Sykose für
das Erscheinen der Gonorrhoe, die Syphilinie für das Erscheinen der Syphilis usw.)
Somit haben wir es bei der Therapie der miasmatischen Erkrankungen mit zwei
grundsätzlichen Problemen zu tun,
1. mit der Behandlung der aktiven Erkrankung,
2. mit der Behandlung des zu Grunde liegenden Miasmas, das die Erkrankung
überhaupt erst ermöglichte.
Dieses Denken führt uns zu einer Trennung von Miasma und Miasma-Folge, von
Ursache und Wirkung.
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Die Beziehung zwischen Tsora-at und Lepra
So schreibt Samuel Hahnemann in seinen chronischen Krankheiten:
»Der vom Feigwarzen-Miasm abhängige Tripper (…)«[16, Bd. I, S. 105]
»Der Miasm der gemeinen, übrigen Tripper scheint den ganzen Organism nicht zu durchdringen, sondern nur die Harnorgane örtlich zu
reizen.«[16, Bd. I, S. 105]
Aus den Zitaten von Samuel Hahnemann lassen sich folgende Schlussfolgerungen
ableiten.
1. die Gonorrhoe ist vom Feigwarzen-Miasma abhängig,
2. der normale Tripper ist nur eine Lokalkrankheit
Auch die Zitate von J. H. Allen verdienen Bachtung, da er sich intensiv mit den
Miasmen beschäftigte und die Grundlagen der anti-miasmatischen Therapie legte,
nach der auch heute noch einige Schulen erfolgreich therapieren. Folgende Zitate
stammen aus seinem Buch - Die chronischen Krankheiten - Die Miasmen.
»Sykose ist kein neuer Name für Gonorrhoe, noch ist sie eine Gonorrhoe in irgendeiner Bedeutung des Wortes. Die wohlbekannte spezifische Harnröhrenentzündung (Urethritis) zeigt nur in ihrem Anfangsstadium ähnliche Erscheinungen wie die der Sykose, und die Geschichte
der zwei Krankheiten unterscheidet sich beträchtlich in ihrer konstitutionellen Entwicklung und ihrem Fortschreiten.
Einfache Gonorrhoe ist kein Grundmiasma, während Sykose eines der
chronischen Miasmen von HAHNEMANN darstellt, welches nebst der
Psora das hartnäckigste der großen Dreiheit untergrabender Kräfte Syphilis, Sykose und Psora - ist…
Das, was die heutigen Pathologen gonorrhoische Infektion nennen, ist
das, was wir mit Sykose bezeichnen. Aber es ist keine Infektion mit
einem vermeintlichen gonorrhoischen Katarrh, denn die einfache Gonorrhoe befällt nicht den Organismus, wie dies bei der gonorrhoischen
Sykose der Fall ist.«[1, Bd. I, S. 220]
Auch hier wird die Trennung gesehen von einfacher Gonorrhoe, die »kein Grundmiasma« ist, und der Sykose, die zur Trias Psora-Syphilinie-Sykose der miasmatischen
Erkrankungen gehört. Es ist also notwendig zu unterscheiden zwischen einfacher
Gonorrhoe, einer Lokalerkrankung ohne tiefgreifende Folgen und der sykotischen
Gonorrhoe, die zwar von den »heutigen Pathologen« als gonorrhoische Infektion
gesehen wird, jedoch viel tiefgreifendere Folgen nach sich zieht.
87
5 Die miasmatische Homöopathie
• Allgemein betrachtet sollten wir unterscheiden zwischen Miasma und
Miasma-Folge.
Das zeigt sich auch in unseren Arzneimitteln. Einige Arzneien sind nur in der Lage
die Miasma-Folge zu behandeln, nicht aber das Miasma, andere Mittel können das
Miasma behandeln, möglicherweise aber nicht die Miasma-Folge, was die homöopathische Therapie nicht gerade vereinfacht.
Auch Arzneimittelprüfungen helfen uns dabei nicht sehr viel weiter, da Symptome
auf verschiedenen miasmatischen Ebenen entstehen können, die nahezu identisch
sind. Das Problem scheint nur in der Therapie selbst lösbar zu sein.
Hahnemann selbst sah die Miasmen noch als getrennte Entitäten an, die wenig
miteinander gemein hatten und in komplizierten Fällen gleichzeitig im Organismus
vorhanden sein konnten.
Spätere Homöopathen näherten sich immer mehr der Ein-Miasmen-Theorie, das
heißt, dass aus einem Ur-Miasma, hier die Tsora-at, alle anderen Miasmen entstehen können, ähnlich wie das Licht Welle und Korpuskel umschließt.
So ist die Tsora-at die Mutter aller Krankheiten geworden.
Samuel Hahnemann musste lernen,
• nicht nur das Offensichtliche zu erkennen, sondern auch das Verborgene.
Das Problem, das sich daraus ergibt, ist:
• wie kann ich Rückschlüsse auf dieses Ur-Übel ziehen, wenn ich es nur ausschnitthaft erkennen kann?
Samuel Hahnemann ging davon aus, dass dieses chronische Ur-Übel, das er suchte, miasmatischer Natur sein müsse, eine Ansteckung sozusagen, ein giftiger Dunst,
der auch auf andere Menschen übertragbar sei, und dort ebenfalls chronische Erscheinungen verursache. Ein Ur-Übel, das eine Disposition setzt, die den Organismus zwingt, auf eine bestimmte Weise zu reagieren, wenn Erkrankungen produziert
werden. Eine Disposition, die in der Lage ist, die Lebenskraft auf tiefste Weise zu
verstimmen.
Wenn also dieses Ur-Übel eine ansteckende Erkrankung ist, ein Miasma, wo kommt
dann diese Krankheit her, wo sind ihre Wurzeln?
Wir haben in verschiedenen Publikationen, versucht diese Fragen zu klären. Unsere Ergebnisse können Sie in der »Psora«[8], der »Sykose«[9] und im Band 3 der
miasmatischen Schriftenreihe[12] nachlesen.
88
Die Beziehung zwischen Tsora-at und Lepra
In diesem Zusammenhang ist für uns wichtig, dass sich die Ur-Erkrankung Tsoraat, die Erkrankung der Raum- und Zeitwerdung des Menschen in drei Miasmen
aufspaltet: die Psora, die Sykose und die Syphilinie.
Jedes einzelne dieser Miasmen hat gesonderte Charakteristika und Eigentümlichkeiten, die nur diesem Miasma zu Eigen sind. Grafisch sähe das so aus (siehe Abbildung 5.1 auf Seite 94).
Kehren wir zurück zum Gesetz der Resonanz.
Wir haben aus diesen Gesetzen abgeleitet, dass nicht alles auf die gleiche Weise
geheilt werden kann. Nehmen wir das Beispiel des ersten hippokratischen Gesetzes
»Diese Heilkunst ist ganz natürlich; zum Beispiel ist der Hunger eine
Krankheit, wenn man alles so nennt, was den Körper anficht.
Was ist das Heilmittel gegen den Hunger ?
Das was ihn stillt, die Nahrung. Der Durst wird geheilt durch Trinken,
die Überfüllung durch die Entleerung. Kurz das Gegensätzliche wird
geheilt durch das Gegensätzliche, wenn die Ursache der Erkrankung
bekannt ist.«[2, S. 217-218]
Betrachten wir dieses Gesetz genauer, so ist die Aussage, dass, wenn die Ursache
einer Erkrankung bekannt ist, das Gesetz der Gegensätzlichkeit ins Spiel kommt,
aus unserer Warte nicht ganz richtig.
Wir sehen in diesem Beispiel eine Mangelsituation, die durch ihr resonierendes Gegenteil behandelt wird.
Übertragen wir das auf andere Mangelkrankheiten, so sehen wir ein ähnliches Prinzip. Vitaminmangelkrankheiten werden durch ihre Vitamine geheilt. Fehlende Enzyme werden durch ihre Entsprechung geheilt.
Wir könnten generell sagen, dass Mangelkrankheiten nach dem Prinzip des Gegenteiles geheilt werden. Da Mangelkrankheiten nach unserer Auffassung psorische
Krankheiten sind, könnten wir das zweite Gesetz der Heilkunst folgendermaßen
formulieren:
Das zweite Gesetz der Heilkunst
Mangelsituationen werden durch das Gesetz der Gegensätzlichkeit, das in Resonanz
zum Mangel tritt, geheilt.
89
5 Die miasmatische Homöopathie
Die Zuordnung zu den anderen Miasmen ist ein wenig schwieriger. Denken Sie daran, was wir über die Syphilinie im 3. Band der Schriftenreihe[12] erzählten. Wir
sprachen darüber, dass die Syphilinie keine versöhnende Kraft kennt, weshalb wir
Arzneimittel brauchen, die in der Lage sind, die versöhnende Kraft zu wecken oder
zu erzeugen. Damit hätten wir die Zuordnung zum Gesetz der Abstoßung geschaffen.
Das dritte Gesetz der Heilkunst
Das Gesetz der Abstoßung wird durch die versöhnende Kraft geheilt, die in Resonanz zur Störung der Abstoßung tritt.
Über die Sykose hörten wir Verschiedenes. Einmal, dass der gesamte Inkarnationsprozess der Sykose untersteht, und zum zweiten, dass das Element der Täuschung
der Sykose zu Eigen ist. Täuschungen lassen sich am besten durchbrechen, wenn
wir ihnen einen Spiegel vorhalten, das heißt eine gewisse Selbstähnlichkeit produzieren, woraus zu schließen wäre, dass die Sykose das eigentliche Zuhause der
Ähnlichkeitsbeziehungen ist.
Das vierte Gesetz der Heilkunst
Das Gesetz der Anziehung wird durch eine ähnliche Kraft geheilt, die in Resonanz
zur jeweiligen Störung tritt.
Damit hätten wir die Zuordnung der einzelnen Kräfte zu ihren Heilgesetzen geschafft und möchten noch einmal eine Beziehung zwischen Samuel Hahnemann
und Paracelsus herstellen.
Wie Sie wissen hat Samuel Hahnemann drei Miasmen formuliert:
• die Psora,
• die Sykose und
• die Syphilinie.
Wie Sie wissen hat Paracelsus drei Miasmen formuliert:
• Sulphur,
• Merkur und
• Sal.
90
Die Beziehung zwischen Tsora-at und Lepra
Lassen sich die beiden Systeme miteinander vergleichen?
Wir haben bereits gehört, dass der Merkur des Paracelsus/der Alchemisten eine
nicht individuelle Kraft ist, die überall hineinströmen kann, und am ehesten mit
unserer Lebenskraft verglichen werden kann. Diese windige Kraft wird in der Miasmatik Samuel Hahnemanns am ehesten durch die Psora repräsentiert, weshalb wir
sagen können, dass die Psora Samuel Hahnemanns der Merkur-Kraft des Paracelsus
entspricht.
Das Sal des Paracelsus/der Alchemisten, ist die materialisierende Kraft, sie gehört
zur Inkarnation, wie auch die Sykose Samuel Hahnemanns. Wir können also folgern,
das die Sykose Samuel Hahnemanns dem Sal des Paracelsus entspricht.
Der Sulphur des Paracelsus/der Alchemisten wird oft auch die individuelle Seele
genannt. Er besteht aus zwei Teilen, einem flüchtigen, und einem fixen Anteil. Den
Individualisierungsprozess lernten wir im Band drei der Schriftenreihe kennen und
ordneten ihn der Syphilinie zu. Auch ist die Thematik des »Verkaufens einer Seele«
ein typisches Thema der Syphilinie.
Wir können also folgern, dass die Syphilinie Samuel Hahnemanns der Sulphur-Kraft
des Paracelus ähnlich-zu-setzen ist.
Es ergeben sich also folgende Zuordnungen:
Samuel Hahnemann
Paracelsus
Miasmen
Psora
Merkur
Sykose
Sal
Syphilinie
Sulphur
Wir wissen, dass Samuel Hahnemann für die verschiedenen Miasmen Hauptheilmittel gefunden hat: für die Psora Sulphur; für die Sykose Thuja und für die Syphilinie
Merkur.
Wenn wir die Arzneimittel ebenfalls in die Tabelle eintragen ergibt sich folgendes
Bild:
Samuel Hahnemann
Heilmittel
Paracelsus
Miasmen
Psora
Sulphur
Merkur
Sykose
Thuja
Sal
Syphilinie
Merkur
Sulphur
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5 Die miasmatische Homöopathie
Die Arzneimittel Sulphur und Merkur wurden in früheren Zeiten so genannt, weil
sie die zugrundeliegenden Kräfte in sehr reiner Form repräsentieren. So repräsentiert Sulphur die Sulphur-Kraft, Merkur die Merkurkraft in besonders reiner Weise.
Wenn wir jetzt in unsere Tabelle die Kräfte eintragen, deren Störungen unsere Miasmatik darstellen, so erhalten wir folgendes Bild:
Kraft
Samuel Hahnemann
Heilmittel
Paracelsus
Miasmen
Versöhnung
Psora
Sulphur
Merkur
Anziehung
Sykose
Thuja
Sal
Abstoßung
Syphilinie
Merkur
Sulphur
Tragen wir jetzt noch die Kräfte ein, unter deren Gesetzen die Heilmittel stehen,
erhalten wir folgendes Bild:
Kraft
Samuel Hahnemann
Heilmittel
Paracelsus
Kraft der Heilmittel
Miasmen
Versöhnung
Psora
Sulphur
Merkur
Abstoßung
Anziehung
Sykose
Thuja
Sal
Anziehung
Abstoßung
Syphilinie
Merkur
Sulphur
Versöhnung
Wir sehen, dass wir durch den Vergleich von Samuel Hahnemanns System der Miasmen und der dazugehörigen Haupt-Heilmittel mit Paracelsus’ System der Miasmen zu den gleichen Erkenntnissen kommen, wie uns unsere vorherigen Schlussfolgerungen nahelegten.
Es scheint daher folgerichtig, dass nicht alle Miasmen nach dem Gesetz der Ähnlichkeit behandelt werden können und sollten. Jedes Miasma hat einen eigenen Baum
an Gesetzmäßigkeiten, zu denen die Arzneien passen müssen.
• Psorische Störungen, die charakterisiert sind durch Mangel, werden am besten
durch das Gesetz der Abstoßung behandelt, da dies am besten in der Lage ist,
den Mangel auszugleichen.
• Sykotische Störungen, das heißt Störungen der Täuschung und Inkarnation,
lassen sich am besten durch das Gesetz der Anziehung behandeln, da dieses
dem Organismus einen Spiegel seiner Täuschungen vorhalten kann.
92
Die Beziehung zwischen Tsora-at und Lepra
• Syphilitische Störungen, das heißt Störungen der individuellen Seelenprägung, lassen sich am besten durch das Gesetz der Versöhnung behandeln, da
dieses den syphilitischen Störungen fehlt.
Die Begrenzung der Arzneien liegt daher nicht allein in der Symptomatik, die eine
Arznei heilen kann, sondern auch in den Gesetzen, unter denen eine Arznei arbeitet,
sie ist daher keine willkürliche Einteilung.
Es kann Arzneien geben, die eine sehr ähnliche Symptomatik produzieren, und doch
arbeiten andere Gesetze durch diese Arznei. Die eine Arznei kann ein Repräsentant
des Gesetzes der Anziehung sein, die andere ein Repräsentant des Gesetzes des Ausgleiches. Trotz gleicher Symptomatik wirken die beiden Arzneien sehr verschieden.
93
5 Die miasmatische Homöopathie
Abbildung 5.1 Die Tsoraat
94
6 Die Psora - Tsora-at
Als meine Frau und ich uns auf die Reise durch die Welt der Miasmatik machten,
gab es zunächst nur wenige publizierte Begleiter. Wir kannten die Schriften Hahnemanns und Allens und die Werke von James Compton Burnett.
Alles andere war zum damaligen Zeitpunkt nicht in unseren Bücherregalen oder
noch nicht veröffentlicht.
Mit der Literatur, die uns zu Verfügung stand, ließ sich nur sehr schlecht miasmatisch arbeiten, weshalb wir schon relativ früh vor der Entscheidung standen, unsere
Erfahrungen an das bestehende System, oder das System an unsere Erfahrungen
anzupassen.
Aus vielerlei Gründen wollte es uns nicht gelingen, unsere Erfahrungen an das System anzupassen, weshalb der zweite Weg für uns der gangbarere schien. Dass wir
auf diese Weise zu anderen Schlüssen als die gängige Lehrmeinung kamen, war für
uns bedauerlich, aber leider nicht vermeidbar.
Denken wir allein an die Einordnung der Tuberkulinie. Das Allensche System erzählt etwas gänzlich anderes als das Lepra-Modell der Heilung. Das heißt, es scheint
zunächst einmal so zu sein.
Dass beide Systeme das Gleiche erzählen, wurde uns erst im Laufe der Zeit klar.
Vielleicht hilft es Ihnen, einige der Stationen, die wir durchlaufen sind zu beleuchten,
damit Sie verstehen, warum wir zu welchen Schlüssen gekommen sind.
Die Erkenntnisse haben sich in der zeitlichen Reihenfolge nicht so entwickelt, wie
es hier den Anschein macht, dennoch ist es einfacher das dynamisch miasmatische
Modell vom Ur-Sprung her zu entwickeln.
Beginnen daher mit der Tsora-at
Die Dynamik der Tsora-at
Betrachten wir die Dynamik der Tsora-at, so lässt sich nur erkennen, dass die
Tsora-at alle Hahnemann bekannten Miasmen umschließt. Wir können daher davon ausgehen, dass die drei miasmatischen Phasen Hahnemanns Ausdruck einer
95
6 Die Psora - Tsora-at
Ur-Erkrankung sind, des Ur-Übels Tsora-at, der Erkrankung der Raum- und Zeitwerdung des Menschen.
Wir behandeln demnach in der Homöopathie nur dieses eine Miasma in seinen unterschiedlichen Ausprägungen. Aus dieser Überlegung lässt sich das erste miasmatische Gesetz formulieren:
Das erste miasmatische Gesetz
Wandelt sich das Drei-Miasmenmodell Hahnemanns zu einem Ein-Miasmenmodell
(Tsora-at), können wir von Heilung sprechen, da sich der Urzustand wieder zeigt.
Die Dynamik der Lepra
Nach unseren Erkenntnissen ist die Lepra die Materialisation der Tsora-at und zeigt
gegenüber dem 3-Phasen-Modell der Tsora-at 4 Phasen, die in definierter Abhängigkeit zueinander auftauchen. Aus diesen Erkenntnissen lassen sich das zweite und
dritte miasmatische Gesetz formulieren.
Das zweite miasmatische Gesetz
Wandelt sich das 4-Phasen-Modell zu einem 3-Phasen-Modell, das heißt, verschwindet die Tuberkulinie aus den Reaktionsphasen des Organismus, findet Heilung statt.
Das dritte miasmatische Gesetz
1. Die Syphilinie heilt sich über die Sykose aus.
2. Die Sykose heilt sich über die Tuberkulinie oder die Psora aus.
3. Die Tuberkulinie heilt sich über die Psora aus.
4. Die Psora heilt sich über einen psorischen Hautausschlag aus.
Erinnern Sie sich an unser Ausgangsproblem: »Wie können wir auf etwas verschreiben, das wir nicht sehen können?«
In diesem Ablauf der Lepra-Ebenen ist eine der Antworten verborgen. Wenn die
Ebene, auf deren Symptomatik wir verschreiben, nicht auf die Arzneimittel reagiert,
96
Die Dynamik der Lepra
liegt die Störung eine Ebene höher, und wir behandeln zurzeit nur die Heilungsebene. Folgende Geschichte soll das verdeutlichen.
James Compton Burnett - Die Theorie des Haltepunktes
»Ich hatte einmal einige Jahre lang ein junges Mädchen zu behandeln,
das an wiederholten Anfällen von Kongestion des Gehirns litt: es schoss
ihr heiß und rot ins Gesicht; ihre Pupillen waren weit und offen sie war
ruhelos; sie warf sich umher und redete Unsinn. Das war ein schönes
Bild einer Belladonna-Vergiftung, und daher wurde jedesmal Belladonna gegeben, und es heilte jedesmal. Schließlich wirkte die Belladonna
bei einem der Anfälle nicht mehr und die Patientin starb.
Das Ende erwies, dass die verschiedenen Anfälle ihren Grund in Tuberkeln hatte, und da erkannten wir deutlich, warum die Patientin starb
und was der Grund dafür war, dass Belladonna zwar die Symptome beseitigte, aber die Krankheit weiterlief, woran die Patientin letztendlich
starb.
In diesem Falle war die Arznei Belladonna das Mittel der Anfälle bis
zu den Tuberkeln, aber nicht weiter: der Ort, wo sie wirksam waren,
war der Haltepunkt von Belladonna; bis zu diesem Haltepunkt war sie
wirksam, aber nicht weiter; und warum ?
Weil eben keine Homöopathizität auch jenseits des Haltepunktes vorhanden war; vom Beginn bis zum Haltepunkt war die Homöopathizität
deutlich, und die Mittelwirkung ganz und vollständig, aber zwischen
dem Haltepunkt und dem Ziel wirkte sie nicht mehr, weil da keine Homöopathizität mehr war. Belladonna ist - wie wir wissen - nicht in der
Lage, einen krankhaften Prozess, der der Tuberkulose ähnlich ist, hervorzurufen. Von der absoluten Wahrheit dieser Dinge musste ich mich
oftmals überzeugen lassen.«[4, S. 123-124]
»Der Haltepunkt der Wirkung eines Mittels ist jener Punkt in einem
krankhaften Prozeß, hinter den es nicht gehen kann. So ist es bei der
Behandlung der Nagel-Pneumonie mit Phosphor (Eine Lungenentzündung die aufgrund des Eindringens eines Fremdkörpers - hier ein Nagel
- in die Lunge entstanden ist):
Die Wirkung von Phosphor erschöpft sich, oder wird gestoppt an
dem Punkt, wo der Nagel ist, der Nagel ist der Haltepunkt. Bei einer
97
6 Die Psora - Tsora-at
Mikroben-Pneumonie ist da der Haltepunkt, wo die Mikroben wirksam
sind.
Deswegen müssen wir in Bezug auf den Bereich der Mittelwirkung
überlegen, ob sie auch den Bereich der Krankheitswirkung umfasst und
ob sie bis zum Ende reicht, also von Anfang bis Ende genau entsprechend war, oder ob sie nur einen Teil des Weges gehen kann. Wenn sie
nur einen Teil des Weges gehen kann, nenne ich den Ort, an dem sie
endet, den Haltepunkt, oder den Punkt , an dem die Wirkung gestoppt
wird, oder sich erschöpft.«[4, S. 66]
Auf Burnetts Fall angewandt finden wir im Wesentlichen psorische Symptome,
auf die Belladonna verschrieben wird. Die Symptomatik zeigt sich immer wieder, ein
Zeichen dafür, dass die Verschreibungsebene nicht richtig gewählt wurde. Schauen
wir uns das Lepra-Modell an, so erkennen wir die Tuberkulinie als Erkrankungsebene und behandeln sie z.B. mit Tuberkulinum oder Bacillinum, wenn andere Tuberkulinika nicht deutlich zu erkennen sind. Dass dieses Vorgehen Erfolg verspricht,
zeigen Beispiele von Allen und die Erfahrung in der Praxis.
Fallbeispiel
Sie haben einen Patienten, der plötzlich eine tuberkuline Symptomatik entwickelt.
Sie geben das scheinbar passende Phosphor, ohne Effekt, Tuberkulinum, ohne Effekt,
Pulsatilla, ohne Effekt. Sie erkennen die tuberkuline Symptomatik nur als Heilungsphase und suchen das Miasma, das sich durch die Tuberkulinie ausheilt, in diesem
Falle die Sykose. Wenn eine sykotische Aktivierung plötzlich im Leben eines Kindes
stattfindet, hat meist ein impf-ähnlicher Prozess stattgefunden. So auch in diesem
Fall. Die Eltern hatten die Impfung »vergessen«, auch Nachfragen haben nicht viel
genutzt. Jetzt aber »wissen« wir, dass eine Impfung vorhanden gewesen sein muss
und insistieren. Es gab eine Impfung, Sie verschreiben Thuja, wieder kein Effekt.
Was tun?
Sie wiederholen das früher passende Phosphor und werden sehen, dass Phosphor von
jetzt ab funktioniert. Es kommt zu Verschlimmerungen, wo vorher nur Besserungen
ersichtlich waren, dann Besserungen, dann zeigt sich ein Hautausschlag, der mit
Sulphur behandelt wird, und die bronchiale Anfälligkeit ist ausgeheilt.
So einfach können manche chronische Krankheiten ausgeheilt werden, wenn wir
die miasmatische Dynamik berücksichtigen.
Leider ist das selten der Fall. Wenn wir die Psora betrachten, werden wir feststellen,
98
Die Dynamik der Krätze (Psora)
dass die Dynamik sehr viel komplexer geworden ist. Dennoch sollten sich grundsätzlich die Reaktionsweisen der Lepra erkennen lassen.
Die Dynamik der Krätze (Psora)
Wir sprachen davon, dass Hahnemann, Kent und andere davon ausgingen, dass die
Psora sich aus der Lepra entwickelt hat. Um diesen Sprung gedanklich nachzuvollziehen, erscheint es sinnvoll, die von Pasteur geformten Glaubenssätze zunächst
einmal zu ignorieren und sich die Entwicklung von Krankheit auf energetischer Ebene oder der Ebene der Lebenskraft vorzustellen.
Hahnemann führt eigentlich nur Verbesserungen von Hygiene, Nahrung, Kultur
usw. an, die er für die Wandlung von Lepra zu Krätze verantwortlich macht. Dazwischen existiert eine Episode eines Rotlauf-Fiebers, die eng mit der Wandlung von
einem Erkrankungszustand zum anderen verbunden ist.
Trüge die Krätze noch die Charakteristika der Lepra in sich, müssten auch die vier
beschriebenen Phasen der Lepra-Erkrankung auftauchen.
Diese vier Phasen sind zunächst einmal nicht deutlich sichtbar, aber sie können geweckt werden durch Unterdrückung. Dies ist wohl der entscheidende Unterschied
zwischen Lepra und Krätze.
Da wir davon ausgehen können, dass die Krätze im Vergleich zur Lepra wieder ein
wenig materieller geworden ist, zeigt sie detailliertere Reaktionsweisen. Auch diese Phasen zeigen Abhängigkeiten voneinander und lassen uns das erste psorische
Gesetz formulieren:
Das erste psorische Gesetz
1. Die Erschöpfungsphase der Psora heilt sich über die latente Phase der Psora
oder die Skrophulose aus.
2. Die Aktivitätsphase der Psora heilt sich über die Latenzphase oder die Skrophulose aus.
3. Die Latenzphase der Psora heilt sich über einen psorischen Hautausschlag
oder die Skrophulose aus.
Um diese Abläufe besser verwerten zu können, begannen wir die von Hahnemann
aufgelisteten Symptome auf diese drei Phasen zu verteilen. Dabei fielen uns Sym-
99
6 Die Psora - Tsora-at
ptome ins Auge, die wir nach unseren Vorstellungen nicht mehr der Psora zuordnen
können, und ließen sie zunächst einmal weg[8, S. 105 - 166].
Neben diesen eindeutigen Reaktionsweisen zeigten sich auch Zwischenformen, in
denen die aktive Phase der Psora in die Erschöpfungsphase überging. Es folgte eine
Pause. Dann begann der Zyklus von vorne. Für die Therapie dieser Form des Reaktionsablaufes nutzten wir Hahnemanns Verschreibungshinweise für die Wechselfieberkrankheiten. Wir nannten diese Reaktionsweise den dynamischen Kreislauf der
Psora. Auch hierfür lässt sich eine Therapie-Anweisung formulieren:
Das zweite psorische Gesetz
1. Der dynamische Kreislauf der Psora lässt sich stoppen, wenn ein Mittel für
die Totalität der Symptomatik gefunden werden kann.
2. Kann dieses Mittel nicht gefunden werden, sollte auf die Erschöpfungsphase
verschrieben werden.
Neben diesen Reaktionsweisen gab es auch immer Erscheinungen, die die Grenze
der Psora überschritten. Wir legten an den Stellen die miasmatischen Grenzen, an
denen der Organismus nicht mehr alleine in der Lage war, eine Ebene der Symptomatik wieder zu verlassen. So sahen wir Übergänge von der Psora zur Tuberkulinie
und von der Tuberkulinie zur Sykose. Auch war es möglich durch Unterdrückungen
syphilitische Erscheinungen zu produzieren, sodass die Abhängigkeiten, die wir für
die Lepra formulierten auch für die Psora galten.
Dennoch gab es wesentliche bedeutungsvolle Unterschiede.
Ein Unterschied ist, dass zwischen jeder miasmatischen Phase der Psora eine Fieberreaktion möglich ist, die an die Wandlung von der Lepra zur Psora in Form des
Rotlaufes erinnert.
Dies hilft uns das vierte miasmatische Gesetz zu formulieren:
Das vierte miasmatische Gesetz
Der Wechsel von einer miasmatischen Ebene zur anderen kann unter Auftreten
einer Fieberreaktion ablaufen.
Obwohl die Reaktionen von Psora und Lepra sehr ähnlich sind, gibt es Besonderheiten, die scheinbar nur bei der psorischen Betrachtung auftauchen.
100
Die Dynamik der Krätze (Psora)
Der Begriff Spiegelmiasma
Eine Reaktion, die wir von der Lepra nicht kannten, war der plötzliche Tod in der
tuberkulinischen Phase. Diese Reaktion war zunächst einmal völlig rätselhaft für
uns, denn es hatte sich gezeigt, dass der Organismus durchaus in der Lage war, über
die tuberkulinische Ebene in eine sykotische Reaktionsweise zu wechseln, wie wir
es von der Lepra her kennen.
Warum kommt es dann bei einigen Menschen plötzlich zum Tod?
Wir erinnerten uns daran, was Allen zur Tuberkulinie sagte, nämlich, dass die tuberkulösen Symptome sowohl der Psora, als auch der Syphilinie ähneln.[1, Bd. I,
S. 164] Möglicherweise lag in dieser Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Tuberkulinie und Syphilinie der Schlüssel. Es konnte sein, dass sich bei einem Menschen mit
syphilitischer Belastung in der tuberkulinischen Aktivierung eine Art Kurzschluss
einstellt, der binnen kurzer Zeit zum Exitus letalis führt. Zu diesem Zweck musste
unser miasmatisches Modell modifiziert werden. (Siehe Abbildung 6.1 auf Seite 104)
Die Einführung des Spiegelmiasmas war zunächst eine rein theoretische Überlegung.
Doch schon bald erzählte uns ein Kollege von einem Fall, der diesen theoretischen
Überlegungen entsprach.
Fallbeispiel
Er hatte eine Patientin, die sowohl unter Erscheinungen der Multiplen Sklerose, als
auch unter Erscheinungen diverser Allergien litt. Er verschrieb zunächst auf die Lähmungssymptomatik und verstärkte die Allergie. Dann verschrieb er auf die Allergie
und es verstärkte sich die Lähmungssymptomatik. Was für Mittel er auch immer gab,
es führte zu Verschlechterungsreaktionen. Innerhalb von drei Monaten homöopathischer Therapie zeigte sich eine Verschlechterung der Gesamtsymptomatik, die die
Patientin sonst in einem ganzen Jahr nicht erlebt hätte. Die Verzweiflung war groß
…
Bevor wir zu einer Lösung des Problems kommen, möchten wir noch einen weiteren
Begriff ins Spiel bringen.
Der Begriff Miasmenbahnung
In einem der von Hahnemann aufgelisteten Fälle zeigte sich eine Besonderheit. Es
fand zwar keine homöopathische Therapie statt, aber eine Verkettung interessanter Umstände. Es handelte sich um die Erkrankung eines Mädchens mit starkem
101
6 Die Psora - Tsora-at
Krätze-Ausschlag (Psora) und Geschwüren (Syphilinie). Dieses Mädchen bekam die
Pocken (Sykose) worauf eine Verlagerung der Erkrankung auf die Augen stattfand.
Diese heilte über die Tuberkulinie aus, indem das Mädchen wollene Strümpfe eines
krätzigen Kindes anzog.
Das Besondere an diesem Fall ist, dass zweimal über die Aktivierung des Heilungsmiasmas eine Heilung in Gang gesetzt wird.
Einmal über die Sykose, einmal über die Psora.
Diesen therapeutischen Kunstgriff, über das Heilungsmiasma eine Heilung zu induzieren, nannten wir Miasmenbahnung.
Fallbeispiel (Fortsetzung)
Diese Miasmenbahnung nutzten wir in dem vorher beschriebenen Fall mit Erfolg.
Anstatt Syphilinie oder Tuberkulinie zu behandeln, aktivierten wir die Sykose durch
Thuja, und die Erkrankung wurde behandelbar. Über die Aktivierung der Sykose
konnte sich die Syphilinie ausleiten und die Sykose wiederum über die Tuberkulinie,
aber
8 die Therapie über Miasmenbahnung sollte nur in äußersten Notfällen! angewandt werden.
Glücklicherweise blieb diese Geschichte kein Einzelfall, sodass wir auch von anderen Patienten berichten könnten, bei denen dieser therapeutische Kunstgriff zur
Anwendung kam. Auch in anderen Praxen wurde er mit Erfolg angewandt.
Der Begriff Miasmenspaltung; -splitting
Bei der Behandlung der Tuberkulinie erlebten wir ein neues Phänomen – das Miasmensplitting.
Es zeigten sich nach der Behandlung der Tuberkulinie plötzlich sowohl sykotische,
als auch psorische Erscheinungen, es war, als hätten wir aus einer Erkrankung zwei
gemacht. Auch dies wurde von Hahnemann bereits beschrieben, ist also keine neue
Erkenntnis. Dennoch ist sie für die miasmatische Therapie wichtig, da wir gemeinhin davon ausgehen, dass sich die Sykose über die Tuberkulinie ausheilt, und eine
Aktivierung der Sykose nach der Behandlung der Tuberkulinie eine Unterdrückung
darstellen könnte. Das ist nur bedingt richtig.
102
Die Dynamik der Krätze (Psora)
Zu Allens Zeiten gab es im wesentlichen zwei miasmatische Modelle, das Modell
Hahnemanns und das Modell Allens. Das eine sprach von drei Miasmen, das andere von vier. Die Tuberkulinie kam in Allens Modell hinzu und wurde oftmals
Pseudopsora genannt. Es handelt sich also um ein »Pseudo-Miasma« und nicht um
ein echtes, wie wir bereits versucht haben darzulegen.
Wir nannten dieses Pseudo-Miasma Intermediärmiasma, da es als Brückenmiasma
zwischen Sykose und Psora wirken kann. Die Natur dieses Pseudo-Miasmas ist es,
dass es plötzlich verschwinden kann und sich in seine Bestandteile Sykose und Psora
auflöst. Dieses Phänomen ist das beschriebene Miasmensplitting. (siehe auch das
zweite miasmatische Gesetz).
Wir haben festgestellt, dass nach einem Splitting und der Behandlung der nun entstandenen Sykose keine tuberkulinische Heilungsreaktion mehr auftaucht, als sei
sie vom Erdboden verschwunden. Aus diesem Grunde glauben wir, dass das Miasmensplitting keine Unterdrückung ist, sondern eine Wieder-Herstellung der alten,
von Hahnemann beschriebenen Beziehungen.
103
6 Die Psora - Tsora-at
Abbildung 6.1 Spiegelmiasma
104
7 Die Sykose
Die Beschäftigung mit der Sykose brachte für uns ungeahnte Wendungen hervor.
Ähnlich wie es anderen Homöopathen vor uns ging, landeten wir mit der Sykose im
Paradies. Dies lag im Wesentlichen an der Symbolik der Feige, die in der mündlichen
hebräischen Überlieferung auch als Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen
dargestellt wurde.
Wir begegneten der Sykose in der zweiten Schöpfungsgeschichte und mit ihr auch
einer extremen Häufung von 1-4-Verbindungen in dieser Schöpfungsgeschichte. Die
1-4-Beziehung zeigt große Ähnlichkeit zur 3-4-Beziehung, mit dem einen Unterschied, dass bei der 3-4-Beziehung aus der dritten Kraft automatisch die vierte erfolgt, die 1-4-Beziehung aber die Beziehung der Materie zur nicht offenbarten Einheit darstellt. Diese 1-4 Beziehungen sind sehr auffällig in der zweiten Schöpfungsgeschichte verborgen, was nicht verwunderlich erscheint, da es in dieser Geschichte
um Materie-Werdung geht.
Eingeleitet wird diese Materie-Werdung durch Spaltungen verschiedenster Art, die
sich auch in der Tatsache widerspiegeln, dass es die zweite Schöpfungsgeschichte
ist, die uns soviel über die Mensch-Werdung erzählt. Wir erleben in ihr wie Adam
in Schlaf versetzt und dann in ein männliches und weibliches Wesen gespalten wird,
wir erleben allerdings nicht, dass Adam je wieder erwacht.
Auch das erste Wort der Schöpfungsgeschichte, Bereschith, kann sowohl im Anfang
heißen, als auch im Haupt. Wählen wir die zweite Übersetzung, so spielt sich die ganze Schöpfungsgeschichte im Haupte Gottes ab, das heißt Gott träumt unsere Existenz
[10] (Erstes hermetisches Gesetz »Alles ist Geist«).
Wir sahen in diesen Geschichten der Materie-Werdung der Menschen auch ihre Störung – die Sykose.
Wir konnten erkennen, dass die Sykose eng mit den Systemen der Traumzeit verbunden ist und mit den Ebenen der Inkarnation und Exkarnation des Menschen. War
die Erkrankung Tsora-at, die Erkrankung der Raum-und-Zeit-Werdung des Menschen, so betrifft die Erkrankung Sykose ihre Materialierungsphase. Wir erkannten
drei Zentren, um die das Miasma Sykose kreist:
105
7 Die Sykose
1. Materialisations-, Inkarnations- und Exkarnations-Störungen
2. Nebel, Schleier, Maja, Traumzeit
3. Spaltung
Aus diesen Elementen lassen sich verschiedene sykotische Gesetze ableiten.
Das erste sykotische Gesetz
1. Bilden sich Übermaterialisationen (z.B. Tumoren) zurück, so findet Heilung
statt.
2. Erreichen Wesen ihre vollständige Inkarnation, findet Heilung statt.
3. Reifen Dinge, die unreif geblieben sind aus, findet Heilung statt.
Das zweite sykotische Gesetz
Zeigen sich Ent-Täuschungen, Des-Illusionierungen, Auf-Lösung von Träumen, so
findet Heilung statt.
Das dritte sykotische Gesetz
Löst sich eine Spaltung und es kommt zu einer Vereinigung, so findet Heilung statt.
Gemäß Allens Vorstellungen teilten wir die Sykose in drei Phasen ein, die primäre,
die sekundäre und die tertiäre Phase, da jede Phase über ihre spezifischen Mittel
verfügt, und etwas über die Haltepunkte der Sykotika aussagt.
Die primäre Phase der Sykose entspricht der Phase, in der dicke, gelbe Absonderungen produziert werden, die die Sykose ausleiten sollen.
Die sekundäre Phase entspricht dieser Phase im Inneren des Organismus. Es bilden sich verklebende Entzündungsreaktion, die oft als sehr schmerzhaft empfunden werden.
Die tertiäre Phase der Sykose zeigt die Versteinerung der entzündlichen Reaktion
und ist gleichzeitig die Brücke zur Syphilinie, die auf dieser Härte aufbauend,
zu ihrer Destruktionskraft findet.
106
Das vierte sykotische Gesetz
1. Die tertiäre Phase der Sykose heilt sich über die sekundäre Phase aus.
2. Die sekundäre Phase der Sykose heilt sich über die primäre Phase aus.
3. Die primäre Phase der Sykose über die Tuberkulinie oder Psora.
107
7 Die Sykose
108
8 Die Syphilinie
Nach der Bearbeitung der Sykose glaubten meine Familie und ich auf das Abenteuer Syphilinie genügend vorbereitet zu sein, aber wir waren es nicht. (Wie könnte
man das jemals sein!). Es ist müßig, all die Ereignisse aufzuzählen, die uns zugestoßen sind. Es gab Verletzungen, Krankheiten, Rausschmisse, Missverständnisse und
Vieles mehr. Auch die Seminare zeigten immer wieder ihre eigene Klasse von Ereignissen, auf die wir in keinster Weise vorbereitet waren, sodass wir das Schreiben
der Syphilinie sehr verzögerten, ja sogar ganz aufgeben wollten. Aufzeichnungen
der Seminare wurden gelöscht oder verstümmelt wiedergegeben, sodass die Syphilinie es bisher verstand, sich, zumindest in der Öffentlichkeit, nicht zu zeigen. Dies
ist eines der wesentlichen Charakteristika der Syphilinie, nämlich dass sie mit einer
Art Gegenkraft arbeitet, die keinem der anderen Miasmen zu Eigen ist.
Das erste syphilitische Gesetz
Gelingt es das Gesetz der Gegenkraft zu versöhnen, so findet Heilung statt.
Um der Syphilinie gerecht zu werden, folgten wir ihren Spuren durch die Geschichte, sahen ihr erstes Aufbäumen im Jahre 1493, aber auch ihre Modifikationen bis zum
heutigen Tage. Begleitet wurden wir von Jahrs Therapie der venerischen Krankheiten[19], Fracastoros Lehrgedicht der Syphilis[7] und Bäumlers Armors vergifteter
Pfeil[5]. Ohne diese Bücher wären wir nicht in der Lage gewesen, der Syphilinie
auch nur einigermaßen gerecht zu werden. An dieser Stelle daher mein Dank an die
Autoren.
Doch ohne die Kenntnisse von Merkur als Heilmittel der Syphilinie, der auch als
Planet, Gott und Mensch in Erscheinung trat, wäre die Bearbeitung der Syphilinie
dennoch sehr unvollständig geblieben. Durch die Beschäftigung mit Merkur oder
seinen alter egos Hermes und Thoth tauchten wir in die ägyptische und hermetische Tradition[20, 6] ein. Wir lernten ihre Vorstellungen von der Schöpfung der Welt
kennen, erkannten den Konflikt zwischen den Luziferen und den Elohim als Bestandteil unserer eigenen Schöpfungsgeschichte und konnten sehen, dass ein großer
Teil der problematischen Therapie der Syphilinie durch das Fehlen der versöhnenden
Kraft verursacht wird, die wir als Lebenskraft in der Homöopathie voraussetzen. Da
109
8 Die Syphilinie
die versöhnende Kraft in der Syphilinie fehlt, muss sie durch die Therapie ersetzt
werden. In der Homöopathie geschieht dieses im Wesentlichen durch die Behandlung mit Merkur.
Das zweite syphilitische Gesetz
Gelingt eine Weckung der versöhnenden Kraft, findet Heilung statt.
Wir mussten allerdings auch lernen, dass Merkur nicht das Heilmittel für die gesamte Syphilinie-Behandlung sein kann, denn die sekundäre Phase der Syphilis folgt
ganz anderen miasmatischen Strukturen.
Die sekundäre Phase der Syphilinie umschließt sämtliche Stadien der Syphilis, außer der kurz anhaltenden primären Phase, die oft ohne Therapie sehr schnell im
Organismus verschwindet.
Die zweite Phase der Syphilinie ist charakterisiert durch psorische oder sykotische Heilungsversuche des Organismus, die allerdings erfolglos bleiben. Aus diesem
Grunde wird die sekundäre Phase der Syphilinie oft mit Psorika oder Sykotika behandelt, die im Repertorium dann unter Syphilis klassifiziert werden. Das kann zu
großer Verwirrung hinsichtlich der Einschätzung des Haltepunktes der Arzneimittel
führen.
Die zweite Phase der Syphilinie braucht Psorika oder Sykotika, weil das die Reaktionsweisen sind, die die Lebenskraft produzieren kann, wobei die Sykose sich schon
stärker in den Gefilden der Autonomie bewegt und sich daher von der Lebenskraft
entkoppelt, was in der Syphilinie dann vollständig geschieht.
Wir erkennen die Veränderungen der Heilungsprinzipien in der Syphilinie an der
Tatsache, dass die Reaktionen, die wir gelernt haben einen Genesungsprozess zu
nennen, in der Syphilinie gegenteilig sind.
Schließt sich zum Beispiel am Ende einer Wundheilung die Wunde durch Zusammenziehung von außen nach innen, bildet sich anschließend eine Narbe. Bei der Syphilinie findet aber eine Verlarvung statt, die dafür sorgt, dass die Erkrankung bald
in verschlimmerter Form wieder aufbricht. Findet bei einem normalen Genesungsverlauf eine Schweißabsonderung statt, gehen wir davon aus, dass der Körper sich
reinigt, und es ihm bald besser geht. In der Syphilinie verstärkt jedoch der Schweiß
die Symptomatik und der Patient/die Patientin wird kränker.
Dies sind Beispiele, die um viele ergänzt werden könnten.
110
Die Therapie der sekundären Phase der Syphilis mit Psorika oder Sykotika hat also
die Aufgabe, die Syphilinie in Reinform zu wecken, das heißt, den Zustand der primären Syphilinie wieder herzustellen, um diesen dann mit einer Merkur-Verbindung
zu heilen.
Aus diesen Betrachtungen können wir folgende Gesetze formulieren:
Das dritte syphilitische Gesetz
1. Die tertiäre Syphilinie sollte mit skrophulös oder karzinogen wirksamen Mitteln behandelt werden, bis sich die sekundäre Syphilinie zeigt.
2. Die sekundäre Syphilinie sollte mit Psorika oder Sykotika behandelt werden,
bis sich die primäre Syphilinie zeigt.
3. Die primäre Syphilinie sollte mit einer Merkur-Verbindung geheilt werden.
Aus dem dritten miasmatischen Gesetz wissen wir, dass sich die Syphilinie über die
Sykose ausheilt, doch das entspricht nicht immer den Tatsachen. Oft sahen wir nach
der Gabe syphilitischer Mittel Würmer, Pilze, Läuse usw. entstehen, Erscheinungen,
die alle mit einer Parasitose zu tun haben. Dies erstaunte uns, da wir beobachten
konnten, dass sich die Parasitose wiederum über die Psora ausheilte. Daraus formulierten wir das vierte syphilitische Gesetz.
Das vierte syphilitische Gesetz
Die Syphilinie kann sich über Sykose oder Parasitose ausheilen.
Ein Grund für dieses Problem ist unserer Meinung nach die Tatsache, dass die Syphilinie im Laufe ihrer Existenz durch so viele Therapie-Bemühungen in ihrer Erscheinung modifiziert wurde. Es entstanden:
1. Merkurial-Syphilis
2. Arsen-Syphilis
3. Malaria-Syphilis
4. Penizillin-Syphilis,
111
8 Die Syphilinie
die alle einer unterschiedlichen Therapie bedürfen, was die Behandlung der Syphilinie nicht gerade vereinfacht. Aus der Therapie mit Malaria und Penizillin entstanden
unserer Meinung nach – die Parasitosen,
Auch diese veränderten Syphilis-Erkrankungen produzieren Erscheinungen, die
zwar z.B. Merkurialsymptome produzieren, sich aber nicht durch Merkur heilen lassen. Das gleiche gilt für die Arsen-Syphilis, die zwar Arsen-Symptome produziert,
aber nicht durch Arsenikum beeinflussbar ist. Das häufigste Mittel für diese Formen
der Syphilis ist Hepar sulphuris.
Aus dieser Erfahrung entstand unser fünftes syphilitisches Gesetz.
Das fünfte syphilitische Gesetz
Die Heilung der durch Kunstkrankheiten modifizierten Syphilinie erfolgt über die
Wiederherstellung der reinen Syphilinie + Kunstkrankheit, das heißt Arzneikrankheit und Syphilinie müssen wieder getrennt werden.
Dieses Problem der notwendigen Spaltung, finden wir auch bei dem nächsten Miasma, der Karzinogenie.
112
9 Die Karzinogenie
Die Karzinogenie ist, nach unserer Auffassung, eine Verschmelzung verschiedener
miasmatischer Phasen (Sykose, Syphilinie, Psora) zu einem Bündel, in dem die einzelnen Heilungsreaktionen nicht mehr positiv aufeinander einwirken können. Das
heißt: trifft auf den Organismus ein psorischer Stimulus, so reagiert der karzinogene Tumor als Gesamtheit, die Syphilinie verstärkt die Malignität, die Sykose das
Tumorwachstum, die Psora z.B. die Mangeldurchblutung der Gewebsareale, die zu
Tumor-Zerfall und Tumor-Zerfallsfieber (aktive Phase der Psora) führen können.
Eine Operation regt oft die Metastasierung an (sykotische Heilungsreaktion auf einen syphilitischen Reiz), eine Chemotherapie ebenfalls, um nur einige Beispiele zu
nennen, aus denen das Problem ersichtlich wird.
Das heißt, das zentrale Problem der Karzinogenie-Behandlung ist es, die Verschmelzung der miasmatischen Phasen wieder rückgängig zu machen. Dies geschieht normalerweise durch Arzneien, die ihren Haltepunkt in der Karzinogenie haben. Aber
dank Ramakrishnan hat sich eine neue Möglichkeit ergeben.[24]
Ramakrishnan hat die Idee J. H. Clarkes, Carzinosin als Mittel für die Krebserkrankung einzusetzen, durch seine Plussing-Methode ergänzt und daraus ein funktonierendes homöopathisches System geschaffen, mit dem er erfolgreich therapieren
kann. Die Miasmen-Spaltung wird durch Carzinosin oder Szirrhinum herbeigeführt
und für die nicht karzinogene Arbeit durch andere Mittel ergänzt.
Dies ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit die Karzinogenie zu spalten.
Das erste karzinogene Gesetz
Heilung erfolgt in der Karzinogenie durch Auflösung der Verschmelzung miasmatischer Phasen.
Bei der Therapie der Krebs-Erkrankungen kann man noch ein Phänomen besonders
gut beobachten, nämlich dass eine allgemeine Karzinogenie die Tendenz hat, zu einer Lokalkrankheit zu werden, das heißt: von der allgemeinen Karzinose zu einem
gut lokalisierten Tumor zu werden. Dies ist zu verallgemeinern auf andere miasmatische Ebenen und nicht alleine charakteristisch für die Karzinogenie.
113
9 Die Karzinogenie
Das fünfte miasmatische Gesetz
Heilung erfolgt, wenn eine allgemeine Erkrankung sich lokalisiert.
Das bedeutet leider auch, dass Erkrankungen, die der Karzinogenie zugerechnet
werden können (z.B. Missbrauchserkrankung) bei ihrer Heilung eine Krebserkrankung materialisieren.
114
10 Abschlussgedanken
Die miasmatische Betrachtungsweise, die wir heute vertreten, ist erwachsen aus den
Ur-Sprüngen der Homöopathie und den Kapiteln der Menschheitsgeschichte, mit
denen wir uns bei jeder Betrachtung eines der Miasmen Hahnemanns auseinandersetzen mussten.
Immer mehr erscheint es uns, dass ein unsichtbares System hinter unseren Bemühungen die Fäden hält, an denen wir uns entlang tasten.
Jeder Erkenntnis-Schritt, den wir machen durften, wurde in unserer Praxis überprüft und nach der Überprüfung anderen Homöopathen mitgeteilt, damit sie mit
den Systemen arbeiten können. Wenn sich die Reaktionsabläufe sowohl in unserer,
als auch in anderen Praxen als Verschreibungsgrundlage bewährt hatten, wurden
sie einer größeren Gruppe von Homöopathen mitgeteilt.
Trotz all dieser Sorgfalt können wir jedoch nicht frei von Fehlern sein, da wir immer nur winzige Ausschnitte des großen kosmischen Dramas auf einmal betrachten
können. Gerade aus diesem Grunde musste das miasmatische Modell immer wieder modifiziert werden, um alle Reaktionsweisen aufzunehmen, die uns bis heute
bekannt sind. Jede Beschäftigung mit einem der von Samuel Hahnemann formulierten Miasmen veränderte das Modell, das wir für die dynamisch-miasmatische
Therapie zu Rate ziehen.
In der jetzigen Fassung umschließt es fast alle Reaktionsweisen, die wir bis heute
kennen. Da der Prozess der miasmatischen Erkenntnis aber noch längst nicht abgeschlossen ist, kann sich dieses im Laufe der Zeit wieder verändern.
Doch an dieser Stelle lässt sich noch ein letztes miasmatisches Gesetz formulieren:
Das sechste miasmatische Gesetz
Wandelt sich das 7-phasige Gienowsche Modell zum 4-phasigen Allenschen Modell,
findet Heilung statt.
In seiner bisherigen Fassung stellt das miasmatische Modell eine Roh-Matrix dar,
nach der sich arbeiten lässt (siehe Abbildung 10.1 auf der nächsten Seite).
115
10 Abschlussgedanken
Abbildung 10.1 Miasmatisches Beziehungsgeflecht
116
Mit der Hinzunahme der Skrophulose mussten wir jedoch erneut Anpassungen an
das miasmatische Modell vornehmen.
***
Kehren wir jetzt zurück zu unserem Fallbeispiel 3 auf Seite 41, so ergeben sich jetzt
folgende Schlussfolgerungen:
• erste Erkrankung des Lebens (Lungenentzündung = Tuberkulinie) (Therapie
mit Antibiotika)
• diverse Mandelentzündungen (Spiegelreaktion zur Syphilinie)(Therapie mit
Antibiotika; Operation der Mandeln)
• schwere Neurodermitis (an Schienbeinen; wandern zu den Fußsohlen; Risse)(Heilungsversuch der Syphilinie über Syphilide = psorischer Heilungsversuch)(Therapie mit Cortison)
• Asthma (sykotischer Heilungsversuch der Syphilinie, da der psorische Heilweg blockiert worden ist)
Therapie
In dieser Fallgeschichte gilt es drei Elemente zu beachten:
1. die diversen Arzneikrankheiten und Unterdrückungen
2. die Grunderkrankung (Tuberkulinie)
3. die künstlich erzeugte Erkrankung (Syphilinie)
Wir begannen unsere Therapie mit der künstlich erzeugten Erkrankung (Syphilinie)
und gaben Mercurius solubilis LM 6, 5 Tropfen täglich.
Das Asthma bildete sich zurück, der Hautausschlag kam wieder, wollte aber nicht
mehr weichen. Wir gaben Mercurius sulphuricus LM 6, um Syphilinie und Arzneikrankheit gleichermaßen zu behandeln.
Die Hauterscheinungen gingen allmählich zurück, wie sie sich ausgebreitet hatten.
Es kam zu einer einseitigen Seitenstrangangina links. Wir gaben Mercurius iodatus
ruber C 30.
Die Seitenstrangangina verschwand. Es kam zu gelbem Schleim aus der Nase, asthmatische Beschwerden kehrten zurück, der Patient bekam Husten. Wir sahen in
dieser Bewegung die sykotische Heilreaktion und gaben Thuja C 200.
117
10 Abschlussgedanken
Der Patient entwickelte eine heftige Lungenentzündung, die mit Phosphor C 200
behandelt wurde.
Danach litt er an Erkältungsanfälligkeit, alles schlug gleich auf die Bronchien Tuberkulinum C 200 half.
Er bekam eine trockene, juckende Haut. Wir schlossen die Behandlung mit Sulphur
C 200 ab.
Seither keine bekannten Rückfälle.
118
11 Die Skrophulose
Die Skrophulose und ihre Funktion im Miasmenbaum, lässt sich besser nachvollziehen, wenn wir Ihnen eine andere Darstellung des miasmatischen Modells präsentieren.
Wenn Sie sich das vorige Modell anschauen, wir Ihnen vielleicht auffallen, dass das
Zentrum seltsam leer erscheint.
Wir haben lange Zeit nach etwas gesucht, das dieses Zentrum ausfüllen kann und
sind dabai auf die Skrophulose gestoßen, die zwar in der Homöopathie vielfach erwähnt wird, dennoch auf seltsame Weise vergessen erscheint.[14]
Dadurch verändert sich das miasmatische Modell wie folgt:
Die bedeutsame Stelle im Zentrum unseres miasmatischen Modells, hat natürlich
zur Folge, dass gänzliche andere Gesetze wirken, als die bisher beschriebenen.
Um diese Gesetze besser verstehen zu können, wechseln wir in eine andere, mathematischere Darstellung des miasmatischen Modells.
Es zeigt Kreuzung von Ebenen und Gesetzen, deren Entwicklung genauer in Einfach
Heilen![15] beschrieben wurde.
Wir bezeichneten die Störungen der drei Gesetze und Ebenen symbolisch folgendermaßen:
119
11 Die Skrophulose
• Störung des Gesetzes/der Ebene der Anziehung = −
• Störung des Gesetzes/der Ebene des Ausgleiches = o
• Störung des Gesetzes/der Ebene der Abstoßung = +
Dann teilten wir die miasmatischen Bewegungen in drei Spalten oder Säulen und
drei Ebenen ein, denen wir die verschiedenen Gesetze zuordneten. Es entstand folgende Matrix:
−
o
+
+
GFED
@ABC
−+
GFED
@ABC
o+
GFED
@ABC
++
o
GFED
@ABC
−o
89:;
?>=<
oo
GFED
@ABC
+o
−
GFED
@ABC
−−
GFED
@ABC
o−
GFED
@ABC
+−
Aus dieser Matrix heraus lassen sich erstmalig schlüssige Definitionen für die Miasmen angeben:
Syphilinie: Störung des Gesetzes der Abstoßung auf der Ebene der Abstoßung (++)
Karzinogenie/tertiäre Sykose: Störung des Gesetzes des Ausgleiches auf der
Ebene der Abstoßung (o+)
Sykose: Störung des Gesetzes der Anziehung auf der Ebene der Abstoßung (-+)
Parasitose: Störung des Gesetzes der Abstoßung auf der Ebene des Ausgleiches
(+o)
Skrophulose: Störung des Gesetzes des Ausgleiches auf der Ebene des Ausgleiches
(oo)
Tuberkulinie: Störung des Gesetzes der Anziehung auf der Ebene des Ausgleiches
(-o)
Passive Phase der Psora: Störung des Gesetzes der Abstoßung auf der Ebene der
Anziehung (+-)
120
Latente Psora: Störung des Gesetzes des Ausgleiches auf der Ebene der Anziehung
(o-)
Aktive Psora: Störung des Gesetzes der Anziehung auf der Ebene der Anziehung
(–)
Gehen wir davon aus, dass sich das Gesetz der Abstoßung (+) über das Gesetz des
Ausgleiches (o) ausheilt, das Gesetz des Ausgleiches in Richtung des Gesetzes der
Anziehung (-) entwickelt, ergeben sich zwangsläufig auch die miasmatischen Gesetze, die wir in diesem Buch besprochen haben (siehe untenstehende vereinfachte
Matrix).
−
o
+
+
GFED
@ABC
−+ o
GFED
@ABC
o+ o
GFED
@ABC
++
o
GFED
@ABC
−o o
−
?>=<
89:;
o
GFED
@ABC
oo
+o
= Da
zz O DDD
DD
zz
z
DD
zz
DD zzz
@ABC
GFED
@ABC
GFED
GFED
@ABC
o− o
−− o
+−
Die Einführung der Skrophulose in unser miasmatisches Modell hat therapeutische
Konsequenzen mit sich gebracht, die zunächst nicht abzusehen waren.
Hahnemanns miasmatische Therapie ist eine psora-fokussierte, unsere miasmatische Therapie ist eine skrophulose-zentrierte.
Aus diesem Blickwinkel sind folgende Gesetze zu verstehen:
Das erste skrophulotische Gesetz
Jede miasmatische Erkrankung beginnt und endet mit der Skrophulose.
Das zweite skrophulotische Gesetz
Von der Skrophulose aus kann jedes Miasma aktiviert werden.
121
11 Die Skrophulose
Das dritte skrophulotische Gesetz
Die Heilung jedes Miasmas kann über die Skrophulose erfolgen.
Das vierte skrophulotische Gesetz
Die häufigsten Heilreaktionen gehen über Tuberkulinie oder aktiver Phase der Psora.
Das fünfte skrophulotische Gesetz
Die Psora (aktiv, latent, erschöpft) vesucht immer zuerst über die Skrophulose auszuheilen.
Das sechste skrophulotische Gesetz
Die Skrophulose ist der Ort maximaler Transformation, hier findet echte Wandlung
statt.
122
12 Schluss
Wir sind damit am Ende dieses Bandes unserer miasmatischen Schriftenreihe.
Wir hoffen, dass Ihnen die Reise durch die Gesetze Spaß gemacht hat und wir uns
an anderer Stelle wiederlesen.
Bis dahin viel Spaß dabei.
Peter Gienow
123
Nachwort - Gertie Gienow
Sie können das Bild des Covers auch als Grundlage einer Meditation nutzen, die an
dieser Stelle vorgestellt werden soll.
Himmel kommt zur Erde
Gedankenblitze Stille, beeindruckend, Engel, Fluss, Raum, Fragen. Einfach, Klarheit, Bewusstsein, Reinheit.
Meditationseintritt Wir zünden uns, an unserem Lieblingsort oder Raum, eine
Kerze an, schließen entspannt unsere Augen und lassen dieses Bild langsam auf uns
einwirken.
Spiritualität Mit dieser Karte kommt in friedlicher Absicht die Schöpfung, die
göttliche Kraft zu uns auf die Erde, sie hat viele Gesichter, aber festhalten sollten
wir uns nicht an eines.
Wir haben das gallertartige Gewebe, scheinbar ohne Struktur, doch hinter dem Vorhang entwickelt sich etwas Materie, es durchdringt das Nichts, welches als reines
Weiß, als immerwährender Raum dargestellt ist.
Vielleicht ist dort Gottes Ruheraum?
Was ist das Nichts, hier in diesem schmalen Streifen, nicht einmal ein Steinwurf
entfernt von dem Fluss des Lebens?
Zeit sich zu be-sinnen.
Der Fluss des Lebens mit dem Friedensblau gezeichnet.
Beruhigend, ununterbrochen als etwas Fließendes dargestellt und doch verborgen,
- für die anderen offen, zeigen sich, wie auch in allen anderen Bildern der Künstlerin die Gittermuster, Muster des Universums, auf denen alles aufgebaut ist. Dies
125
Nachwort - Gertie Gienow
lässt sich nicht sofort entschlüsseln, deswegen eignet sich diese Karte besonders für
Menschen, die oft meditieren und die Wahrheit suchen.
In friedlicher Absicht durchdringt der Geist die Materie, der Himmel kommt zur
Erde, und damit auch zu den Lebewesen, um mit Rat und Tat allen zur Seite zu
stehen, ohne den Fluss des Lebens zu unterbrechen, EIN-FACH so.
Dieses Bild hilft Deinem Unterbewusstsein, bei Traumarbeit, Findung von tiefem
Glauben aller Art, bei Meditation.
Meditationsaustritt Wir sind beglückt und fühlen uns nun leicht und voller Frieden, wir erahnen die große VIEL-FALT des Schöpfers und freuen uns auf die nächste
meditative Reise, doch erst einmal lassen wir diese Meditation in uns verklingen und
kommen langsam wieder an unserem Lieblingsort an. Wir danken dem Raum oder
Ort für seine Ruhe und pusten die Kerze zum Abschluss aus.
Natur Durch das Meditieren und den Kontakt zu dem Gutem, erhöhen wir unser
Bewusstsein und damit kommen wir auch allem Lebenden näher. So spüren wir viel
mehr und können uns wissender für das Lebendige einsetzen.
Botschaft Suche nach Wahrheit
126
Literaturverzeichnis
[1] Allen, John H.: Die chronischen Krankheiten - Die Miasmen. Bd. 1-2. 2. Auflage.
Renée von Schlick, 1993
[2] Baisette, Gaston: Leben und Lehre des Hippokrates. 2. Auflage. Hippokrates,
1970
[3] Besant, Annie ; Leadbeater, Charles: Occult Chemistry. Theosophical Publishing Society, 1905
[4] Burnett, James C.: Best of Burnett. B.Jain, 1992
[5] Bäumler, Ernst: Armors vergifteter Pfeil. Edition Wätzel, 1997
[6] Eingeweihte, Drei: Kybalion. edition akasha, 1997
[7] Fracastoro, Girolamo: Lehrgedicht über die Syphilis. Harrassowitz, 1993
[8] Gienow, Peter: Homöopathische Miasmen: Die Psora. 2. Auflage. SonntagVerlag, 2005
[9] Gienow, Peter: Homöopathische Miasmen: Die Sykose. 2. überarbeitete Auflage.
Sonntag-Verlag, 2005
[10] Gienow, Peter: Miasmatische Schriftenreihe Band 1 – Die hermetischen Gesetze
als Grundlage der Homöopathie. Peter Irl, 2005
[11] Gienow, Peter: Miasmatische Schriftenreihe Band 2 – Mysterien des Ursprungs
als Grundlage der Miasmatik. Peter Irl, 2005
[12] Gienow, Peter: Miasmatische Schriftenreihe Band 3 – Die Zeitenwende als
Grundlage für Syphilinie und Karzinogenie. 2. Auflage. Peter Irl, 2005
[13] Gienow, Peter: Miasmatische Schriftenreihe Band 5 – Anwendungsbuch zum
miasmatischen Taschenbuch 2006. Verlag Peter Irl, 2006
[14] Gienow, Peter: Die Skrophulose, das vergessene Miasma. Verlag Peter Irl, 2007
[15] Gienow, Peter: Einfach heilen! Verlag Peter Irl, 2008
[16] Hahnemann, Samuel: Die chonischen Krankheiten. 2. Auflage. Arnoldsche
Buchhandlung, 1835
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Literaturverzeichnis
[17] Hahnemann, Samuel: Organon der Heilkunst. 6. Auflage. Haug Verlag, 1987
[18] Hamer, Ryke G. Neue Medizin
[19] Jahr, Gottlieb H.: Die venerischen Krankheiten. Arkana Verlag, 1984
[20] Kabaleb: Einweihung in die Mysterien des göttlichen Werkes. Knaur, 1991
[21] Kent, James T.: Zur Theorie der Homöopathie. Grundlagen und Praxis, 1973
[22] Laotse: Tao Te King
[23] Lynes, Barry: The Healing of Cancer. 3. Auflage. Marcus Books, 1995
[24] Ramakrishnan, A. U. ; Coulter, Catherine: A homoeopathic approach to cancer. Qualitiy Medical Publiching Inc., 2001
[25] Vijayakar, Dr. P.: Die Gesetzmäßigkeit der Miasmen. Kristina Lotz, 2004
[26] Vijayakar, Dr. P.: Die Theorie der Unterdrückung. 2. Auflage. Kristina Lotz,
2004
[27] Weinreb, Friedrich: Die Rolle Esther. 2. Auflage. Origo, 1980
[28] Weinreb, Friedrich: Buchstaben des Lebens. Thauros Verlag, 1990
[29] Weinreb, Friedrich: Schöpfung im Wort. Thauros Verlag, 1994
[30] www.embryology.ch. Internetkurs
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