OKULI 2015 Material für die Gemeindearbeit Du gehörst dazu! Foto: CBM Textauslegungen zu Lukas 17,11-19 Dr. Frank Otfried July Ilse Junkermann Winfried Kretschmann Die zehn Aussätzigen 15 „Die zehn Aussätzigen“ aus Lukas 17 (Lutherübersetzung 1984) Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme 11 Und es begab sich, als er nach Jerusalem wanderte, dass er durch Samarien und Galiläa hin zog. 16 und fiel nieder auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter. 12 Und als er in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer; die standen von ferne 17 Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die zehn rein geworden? Wo sind aber die neun? 13 und erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser! 18 Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott die Ehre zu geben, als nur dieser Fremde? 14 Und als er sie sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern! Und es geschah, als sie hingingen, da wurden sie rein. 19 Und er sprach zu ihm: Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir geholfen. Impressum CBM Deutschland e.V. Stubenwald-Allee 5, 64625 Bensheim Büro Berlin: Albrechtstr. 10 Hof, 10117 Berlin www.cbm.de Ansprechpartnerin: Ilona Karin Tel.: (0 62 51) 131- 2 86 Fax: (0 62 51) 131- 2 99 E-Mail: [email protected] V.i.S.d.P.: Dr. Rainer Brockhaus, Dr. Peter Schießl Redaktion: Gisela Matthes, Friederike Hofmann Das Logo und die Marke CBM sind rechtlich geschützt · Mit jeder Spende an die CBM helfen Sie, das Leben von Menschen mit Behinderungen in den ärmsten Gebieten der Erde zu verbessern. Ihre Spende setzen wir für den von Ihnen angegebenen Zweck ein oder dort, wo sie am dringendsten gebraucht wird. · Ihre Daten werden durch die CBM erhoben und gemäß des evangelischen Datenschutzgesetzes elektronisch verarbeitet und genutzt, um Ihnen über Ihre Spenden eine Zuwendungsbestätigung zu erstellen. Zudem verwenden wir Ihre Kontaktdaten, um Sie weiter über die Arbeit der CBM schriftlich, telefonisch oder per E-Mail zu informieren. Ihre Daten werden nicht an Dritte zu Werbezwecken weitergegeben. Sie können dieser Nutzung Ihrer Daten für weitere Informationszwecke jederzeit widersprechen. 2 © 2015 Christoffel-Blindenmission Konto 2020 Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00 IBAN: DE46 3702 0500 0000 0020 20 BIC: BFSWDE33XXX Inhalt Impressum ________________________________ 2 Vorwort – Dr. Rainer Brockhaus _____________ 3 Grußwort – Winfried Kretschmann __________ 4 Blick auf den Text – Dr. Frank Otfried July ____ 6 Vorwort Bibelarbeit – Ilse Junkermann ______________ 10 Liebe Freundinnen und Freunde der Christoffel-Blindenmission, Andacht – Dieter Bouws ____________________ 14 Bartimäus – Ein Kindermusical _____________ 15 in unserem diesjährigen Okuli-Magazin geht es um die Geschichte der zehn Aussätzigen. Sie stehen am Rand der Gesellschaft, niemand hilft ihnen. Niemand – außer Jesus. Er hört sie, er heilt sie und er signalisiert: Du gehörst dazu! Das ist ein echtes Wunder, für uns unerreichbar. Aber: Vielleicht können wir kleine Wunder bewirken. Gemeinsam können wir Menschen helfen, vom Rand der Gesellschaft wieder in ihre Mitte zu treten. Wir können dazu beitragen, dass Menschen in den Armutsregionen dieser Welt eine Chance bekommen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und Hoffnung zu schöpfen. So wie Francis, der langsam erblindete und nichts dagegen unternehmen konnte. Er hatte einfach nicht das Geld, um sich operieren zu lassen. In unserem Partnerkrankenhaus in Moshi ist dank unserer Spender das kleine Wunder geschehen: Francis kann wieder sehen. Unterrichtsvorschläge für den Konfirmandenunterricht – Andreas Schultheiß ________________________ 16 Liturgische Texte – Rudi Saß ________________ 22 Unser Team Kirche ________________________ 24 Angebot des Teams Kirche für Ihre Kirchengemeinde __________________ 25 Das hat Ihre Spende bewirkt _______________ 27 Kollektenvorschlag ________________________ 28 de n zins fin r a g a M s re n diese h unse terialie nload-Bereic a M e All ow h im D Sie auc ge unter: a Homep e/ok d . m b c w w w. uli In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine fruchtbare Auseinandersetzung mit unseren Textauslegungen. Ich bedanke mich schon jetzt, dass Sie die Kollektenbitte auf der Rückseite des Okuli-Magazins nutzen, um Menschen wie Francis ihr persönliches kleines Wunder zu ermöglichen. Herzliche Grüße und Gottes Segen Ihr Fotos (2): CBM © 2015 Christoffel-Blindenmission Solche Geschichten machen Mut. Umso schöner, wenn wir dann noch verstehen, woher diese Hilfe tatsächlich kommt – so wie der Samariter, der nach seiner Heilung umkehrt und sich bei Jesus bedankt. Wenn wir gemeinsam erkennen, dass es Gott ist, der die Hilfe der CBM-Spenderinnen und -Spender und der CBM-Partner ermöglicht, dann werden wir ebenfalls geheilt – auf eine ganz andere und wunderbare Weise. Dr. Rainer Brockhaus – Geschäftsführer – Der 84-jährige Francis Itasi aus Tansania litt am Grauen Star. Nach gelungener Operation kann er wieder sehen. 3 Foto: Staatsministerium Baden-Württemberg Winfried Kretschmann Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg Grußwort Heilende Begegnungen Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist so alt wie die Bundesrepublik Deutschland. Und über die Jahrzehnte sind von Kirchentagen immer wieder fruchtbare Diskussionen angestoßen und wichtige Impulse in Politik und Gesellschaft hineingetragen worden. Ich freue mich deshalb sehr auf dieses große Zusammentreffen engagierter Bürgerinnen und Bürger im Glauben. „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, dieser Satz Martin Bubers mag vom 3. bis 7. Juni 2015 in Stuttgart einmal mehr seine tiefe Bedeutung erweisen. Das Okuli-Magazin 2015 steht unter der Überschrift „Die zehn Aussätzigen“ (Lukas 17,11-19). Jesus heilt diese zehn Aussätzigen. Er wendet sich ihnen, den Ausgegrenzten, den Hilfesuchenden, zu. Er macht es möglich, dass sie wieder in die menschliche Gemeinschaft zurückkehren können. Eine im umfassenden Sinne des Wortes heilende Begegnung. Und wir Christinnen und Christen von heute? – Sind wir nicht zur Nachfolge Jesu aufgerufen? – Sind wir nicht aufgerufen, im Verfolgten und Ausgestoßenen, im Armen, Kranken und Behinderten Christus, unseren Herrn, zu erkennen? Für die CBM ist die Frage „Was können wir tun, um anderen in ihrer Not und ihren Beschwernissen zu helfen“ eine tägliche Herausforderung. Und das seit über 100 Jahren. So hat sich die 1908 von Ernst Jakob Christoffel gegründete Entwicklungshilfeorganisation zum Ziel gesetzt, auf Basis christlicher Werte dafür zu kämpfen, die Lebenssituation von blinden, gehörlosen, geistig sowie körperlich behinderten Menschen zu verbessern. Diese Hilfesuchenden gibt es heute wie damals. Es handelt sich weniger um Aussätzige, aber etwa um Bürgerkriegsflüchtlinge, die alles verloren haben. Es handelt sich um Menschen in Entwicklungsländern mit schweren körperlichen Leiden, denen mit einfachen medizinischen Mitteln geholfen werden könnte. Es handelt sich um HIV-Infizierte, um alte Menschen, um Menschen mit Behinderungen und chronisch Kranke, die in unseren reichen Gesellschaften vergessen und gemieden werden, weil sie einem auf Leistung und Gesundheit getrimmten Idealbild nicht entsprechen. Ausgrenzung ist kein Phänomen, das nur in armen Ländern vorkommt. Es gibt sie mitten unter uns. Diesem Thema wird sich mit Sicherheit auch der Deutsche Evangelische Kirchentag 2015 in Stuttgart widmen. Die Kirchentagslosung „damit wir klug werden“ (Ps 90,12) lässt sich auf vielfältige Weise auslegen. Der Glaube, verstanden als Quelle der Klugheit und damit als wichtige Hilfe, um den Blick für das Wesentliche und Notwendige zu schärfen: Wer ist mein Nächster? – Was kann ich tun, um seine „Not zu wenden“? Klugheit setzt Aufmerksamkeit und Wachsamkeit voraus, aber auch Einschätzungs- und Urteilsvermögen für das, was in bestimmten Situationen gefordert ist und was in meinen Möglichkeiten steht. Diese Frage haben wir uns auch als Gesellschaft insgesamt zu stellen. Ich möchte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den prominenten Unterstützern und allen freiwilligen Helfern und Spendern dafür herzlichen Dank und Anerkennung sagen! Winfried Kretschmann – Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg – 4 © 2015 Christoffel-Blindenmission Unter dem Motto „Gemeinsam mehr erreichen“ ist die CBM inzwischen in fast 70 Ländern aktiv und leistet unschätzbare Dienste von der Katastrophenhilfe über die Bereiche Existenzsicherung, Bildung und Prävention bis hin zu den jährlich hunderttausenden augenmedizinischen Versorgungen und Operationen, die für die betroffenen Menschen so viel Erleichterung bedeuten. Winfried Kretschmann Foto: CBM © 2015 Christoffel-Blindenmission Grußwort Dank Spenderinnen und Spendern aus Deutschland konnte Francis sich operieren lassen – er selbst hätte sich die Operation nicht leisten können. 5 Foto: Gottfried Stoppel EMH dere Bedeutung spielt auch die Bewegung: hin zu den Priestern, zurück zu Jesus. Der Reihe nach: Als Jesus in ein Dorf kommt, rufen Menschen, die an Lepra erkrankt sind, laut um Erbarmen. Mit ihrer Krankheit sind sie gezwungen, sich außerhalb der Dorfgemeinschaft aufzuhalten. Ihre Krankheit hat auch psychische Folgen. Sie werden ausgegrenzt und sind schon so gut wie für tot erklärt.2 Sie sind lebendige Tote. In die Beziehungslosigkeit verbannt. Vergessen und verloren. Der Ruf nach Erbarmen zeigt, dass es für sie um mehr geht als um die äußerliche, schwere körperliche Krankheit. Sie suchen nach Anerkennung. Nach Wiederaufnahme in die Gemeinschaft. Nach neuer Beziehung. Sie suchen den weiten Raum neuen Lebens. Sie wollen erkannt und beim Namen gerufen werden. „Hab Erbarmen, nimm mich an!“ Die Leprakranken bitten Jesus um Rehabilitation. „Schau auf uns, lass uns nicht fallen!“ – „Stell uns als Menschenwesen, als Kinder Gottes wieder her.“ Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July Blick auf den Text „damit wir klug werden“… – Jesus heilt zehn Aussätzige Lukas 17,11-19 Die zehn Aussätzigen (Lutherübersetzung 1984) Die Kirchentagslosung lässt schon jetzt erahnen, wie vielfältig sie ist. Sie lautet: „damit wir klug werden“. Sie steht in Psalm 90,12 und dort heißt es im Zusammenhang: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ (nach der Luther-Übersetzung). Ich halte die Losung für besonders vielfältig, weil sie sich auf so viele verschiedene Lebensbereiche beziehen lässt, in denen wir es nötig haben „klug zu werden“. Dabei denke ich an die wirtschaftlichen Zusammenhänge, an die Bewahrung der Schöpfung und einen aufmerksamen Umgang mit Nahrungsmitteln. Wir können die ganze Last und das soziale Aus der Leprakranken kaum erahnen oder nachfühlen. Wir Die Erzählung in Lukas 17,11-19 besteht aus zwei Einzelgeschichten. Zuerst steht die Heilung einer Gruppe von Leprakranken im Mittelpunkt (Lukas 17,12-14). Dann, im zweiten Teil, geht es um den einen Samariter, der zu Jesus zurückkehrt, um sich zu bedanken (Lukas 17,15-19). Jesus kommt auf dem Weg nach Jerusalem an Samarien und Galiläa vorbei. Er durchzieht das Grenzgebiet. Diese geografische Angabe zu Beginn des Abschnitts gibt zugleich einen Hinweis auf das Außergewöhnliche, das folgen wird. In mehrerlei Hinsicht lassen sich Grenzüberschreitungen1 beobachten. Eine beson- 1 2 Obwohl Fati Hassan (63) aus dem Niger mit 40 Jahren an Lepra erkrankte, hat sie nie aufgegeben. Vgl. auch die Überschrift bei Traugott Roser, 14. Sonntag nach Trinitatis, Lukas 17,11-19, Heilvolle Grenzüberschreitung, in: Predigtstudien 2008 /2009, Zweiter Halbband, hg. v. Wilhelm Gräb, Stuttgart, 127. Vgl. Traugott Roser, 14. Sonntag nach Trinitatis, Lukas 17,11-19, Heilvolle Grenzüberschreitung, in: Predigtstudien 2008/2009, zweiter Halbband, hg. v. Wilhelm Gräb, Stuttgart, 128. 6 © 2015 Christoffel-Blindenmission „damit wir klug werden“ – zum einen stehen die biblischen Geschichten insgesamt unter diesem Motto, in der Bedeutung: „damit wir glauben“, „damit wir unser Leben auf Gott ausrichten“, „damit wir ein gelingendes Leben führen“. Zum anderen bergen die biblischen Geschichten viele einzelne Glaubenswahrheiten auf dem Weg zu diesem Ziel. Welche Klugheit bringt uns also die Erzählung von den Zehn Aussätzigen näher? Blick auf den Text Fotos (2): CBM Dr. Frank Otfried July © 2015 Christoffel-Blindenmission Ibrahim (62) verlor sein linkes Bein im Alter von 25 Jahren. Er betreibt einen „Garten des Lebens” im Niger. Indem die zehn sich aufmachen, werden sie gesund – aber werden sie auch heil? wissen allerdings, dass es auch in unserer heutigen Welt Ausgrenzungen von Menschen aus der sozialen Gemeinschaft oder Gesellschaft gibt. Dies kann sehr verschieden aussehen. In manchen Ländern dieser Welt fallen Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder schweren Krankheiten ganz durchs Raster. HIV, Blindheit, Lähmung, Lepra … Ebenso bei Menschen mit psychischen Erkrankungen. Andere Menschen sind verunsichert, nehmen Abstand, halten Distanz. Als Jesus die Kranken hört, ruft er ihnen zu, sie sollten zu den Priestern gehen und sich ihnen zeigen. Dieses Ritual geht auf 3. Mose 14,2f. zurück, wo es heißt: „Dies ist das Gesetz über den Aussätzigen, wenn er gereinigt werden soll. Er soll zum Priester kommen, und der Priester soll aus dem Lager gehen, und feststellen, dass die kranke Stelle am Aussätzigen heil geworden ist.“ Jesus bleibt auf den ersten Blick in der Ordnung. Keine Sonderbehandlung. Kein Ausnahmetatbestand. Aber er tritt in Beziehung. Er rät ihnen den bekannten Weg. Er gibt den entscheidenden Impuls: Er gibt ihnen das Zutrauen, sich auf den Weg zu machen. Er erneuert und bestätigt in ihnen den Glauben daran, dass sie gesund werden können. Nun folgt der zweite Teil der Erzählung. Einer der zehn genesenen Menschen kommt zu Jesus zurück. Es ist ausgerechnet ein Samariter, ein Bewohner aus der Region Samarien, ein Fremder. Offensichtlich hat Jesus dies zuvor nicht gemerkt, oder es war ihm nicht wichtig. Nun kommt der Mann zurück und bedankt sich bei Jesus. Dieser ist nicht zufrieden. Er fragt, wo denn die anderen geblieben sind? Dreh- und Angelpunkt der Begebenheit ist die Dankbarkeit. Es ist außergewöhnlich, dass Jesus für sein Handeln ganz ausdrücklich Dankbarkeit erwartet. Bei der Heilung des Gelähmten sagt er abschließend nur: „Steh auf, nimm dein Bett und geh heim“ (Lukas 5,23). Bei der Heilung der Tochter des Jaïrus ruft er die Eltern gar dazu auf, niemandem etwas zu sagen (Lukas 8). Hier fordert er aber den Schritt zu sich zurück. Lobend erwähnt wird der Samariter, der diesen Schritt bereits vollzieht. Warum ist Jesus die Dankbarkeit so wichtig? Welche Perspektive, welche Klugheit und Einsicht möchte er den Menschen schenken? 7 Blick auf den Text Dr. Frank Otfried July 1. Die Heilung verändert den ganzen Menschen 2. Der Glaube trägt Früchte Ohne die Umkehr des Samariters ist die Heilung nicht als ganzheitlich zu betrachten. Sie wäre rein äußerlich. Die zehn Menschen machen sich auf den Weg und sie werden mutmaßlich rein. Ob sie tatsächlich bei den Priestern ankommen, wird nicht berichtet. Schon der Impuls loszugehen hilft ihnen. Sie gewinnen Zutrauen in sich selbst. Ihre Krankheit legen sie offenbar ab. Aber zieht das auch eine nachhaltige Änderung nach sich? Lernen sie aufs Neue, in Beziehung zu leben – mit Gott und den Menschen? Der Samariter dagegen hält inne. Ihm wird klar, welch großes Geschenk er erhalten hat. Das Gefühl der Dankbarkeit beinhaltet die Erkenntnis, dass man nicht alles selbst in der Hand hat, dass man sich nicht selbst erfinden oder machen kann. Sondern dass Leben, Gesundheit und Erfolg geschenkt sind. Der Samariter kehrt zurück. Er bringt Jesus gegenüber seine Dankbarkeit zum Ausdruck. Der Glaube, den Jesus sich wünscht, ist keine Einbahnstraße. Nächstenliebe wird gefördert durch das gegenseitige Geben und Nehmen. Der Samariter, der Rettung erfahren hat, gibt seiner Freude Ausdruck. In ihm ist neue Beziehungsfähigkeit entstanden. Andere Menschen hatten sie ihm genommen, ihn für beziehungsunwürdig erklärt. Gott schenkt sie ihm zurück und traut sie ihm neu zu. Man kann davon ausgehen, dass er sich in Zukunft auch für andere engagieren wird. Sein Danken resultiert aus dem Bewusstsein für das Gute, das er erfahren hat. Dadurch, dass der Samariter zurückkehrt, wird es in seiner Bewegung deutlich sichtbar, dass sich auch in seinem Innersten etwas verändert hat. Dies ist die Grundlage für ein besseres, heilendes Leben, das Jesus sich wünscht. Er denkt nach und kommt zu der Erkenntnis, die Nähe Jesu zu suchen. In Jesus erkennt er den Grund seiner Heilung. Die Heilung der Aussätzigen war an keinerlei Bedingungen geknüpft. Es war auch kein Unterschied zu spüren zwischen Juden und Samaritern. Aber ganz von selbst bleibt es nicht dabei, einfach nur das Geschenk der Heilung anzunehmen. Wer beschenkt wurde, möchte selbst zum Schenkenden werden. Aufgrund seiner Hörprobleme konnte Tomaths aus Sambia früher oft nicht mitspielen und fühlte sich einsam. 8 © 2015 Christoffel-Blindenmission Wer an Jesus glaubt, der bleibt nicht allein und lebt vor sich hin. Der christliche Glaube fördert die Gemeinschaft und das Miteinander. Blick auf den Text Dr. Frank Otfried July 3. Vorurteile werden abgebaut Der Evangelist Lukas betont in der Erzählung besonders, dass es ein Samariter ist, der zu Jesus zurückkehrt. Das vorbildliche Verhalten eines Fremden. Indirekt ruft der Evangelist Lukas dazu auf, jedem alles zuzutrauen. Er durchbricht die Grenzen und ruft zur Offenheit auf. Unerwartetes passiert. Vom Schubladendenken ist Abstand zu nehmen. Damit wird der Horizont erweitert zu einem inklusiven Denken. Auch und gerade dem Samariter ist zuzutrauen, dass er sich im Sinne Jesu verhält: Er kehrt um und dankt. Die Erzählung stellt die gewöhnlichen Erwartungen auf den Kopf. Ausgerechnet der Fremde kommt zu Jesus zurück. Dadurch wird sein Verhalten als besonders vorbildlich betont. Fotos (2): CBM „damit wir dankbar werden …“ © 2015 Christoffel-Blindenmission Die Klugheit, von der die Kirchentagslosung aus Psalm 90 spricht, erscheint hier in der Form der Dankbarkeit. Sie ermöglicht ein Leben im Glauben, das nachhaltig, offen für andere und gemeinschaftsfördernd ist. Das Danken hat auch immer etwas mit Denken zu tun.3 Erst derjenige, der sich denkend bewusst wird, was ihm geschenkt ist, kann dafür dankbar sein. Erst wer aufmerksam ist für das, was um ihn herum geschieht, kann dafür dankbar sein. Dank Hörgeräten kann Tomaths nun bei vielen Aktivitäten wieder mitmachen. hinein“ (aus dem Lied: Vergiss nicht zu danken dem ewigen Herrn, mit dem Text von Heino Tangermann5). Ja, durchs Denken und dann durchs Danken eröffnet sich ein neuer Horizont: Leben im Angesicht Gottes. Ähnlich wie in den Klage-Psalmen entwickelt sich die Erzählung vom dankbaren Samariter von der Klage zum Lob.4 Zuerst rufen die Kranken nach Erbarmen, dann übertrifft der Samariter diese Rufe mit seinem Lob an Lautstärke. Das Lob übertönt die Klage. Wie wir bei Hiob erkennen, ist es entscheidend, sich – auch mit seiner Klage – überhaupt an Gott zu wenden. Wer Gott gegenüber klagt, der hat sich schon aus dem Staub erhoben. Wer Gott gegenüber klagt, sieht mitten im Leid und der außergewöhnlichen Situation schon etwas vom Angesicht Gottes, das Hoffnung und neue Freiheit verspricht. Schon in der Klage können die ersten Spuren des neuen Tages vorhanden sein. Die Klage hat ihren Ort, sie wird ausgesprochen vor Gott. Und dann kann sich auch die Klage in Lob verwandeln. Die Essenz der Erzählung lässt sich ganz im Horizont der Kirchentagslosung verstehen, womit wir wieder am Anfang wären: „damit wir klug werden“. Der Vorsatz der Kirchentagslosung heißt ja: „Lehre uns, unsere Tage zu zählen.“ Ein sinnerfülltes Leben führt der, der sich dankend an die Güte Gottes erinnert. Der jeden Tag neu aus der Hand Gottes empfängt und weiß, dass Gott uns immer Beziehung schenkt und somit Heilung mitten im Leben und im Sterben. Das macht uns frei, die Gefängnisse der Beziehungslosigkeit bei uns und anderen zu öffnen und im diakonischen, medizinischen, missionarischen Handeln, Helfen und Dienen die heilende Freiheit der Kinder Gottes zu zeigen. „damit wir klug werden“ – Gott sei Dank! Ein Gesangbuchlied kommt mir in den Sinn. Darin heißt es: „Durchs Danken kommt Neues ins Leben Bis zum Kirchentag 2015 – so Gott will und wir leben! 3 Vgl. Predigtmeditationen im christlich-jüdischen Kontext, Zur Perikopenreihe I, Berlin 2008, 320. Vgl. Traugott Roser, 14. Sonntag nach Trinitatis, Lukas 17,11-19, Heilvolle Grenzüberschreitung, in: Predigtstudien 2008/2009, Zweiter Halbband, hg. v. Wilhelm Gräb, Stuttgart, 129. 5 Evangelisches Gesangbuch. Ausgabe für die Evangelische Landeskirche in Württemberg, Stuttgart 1996, 1114. 4 9 Ilse Junkermann Landesbischöfin der evangelischen Kirche in Mitteldeutschland Bibelarbeit Was ist so ungewöhnlich an einem Samariter in Samaria? Oder: Von der Bedeutung des Fremden für das Eigene. Jesus akzeptiert dieses Schubladendenken nicht. Denn es zwingt die einen dazu, „aussätzig, aussätzig!“ zu rufen. Und es verhindert, dass die anderen Wunder erleben können. Jesus hört den Ruf nach Erbarmen. Und er erbarmt sich ihrer. Weshalb erzählt Lukas diese Geschichte? Möchte er den Zeigefinger heben und vor Undankbarkeit warnen? Zehn Menschen werden geheilt und nur einer von ihnen kehrt um und bedankt sich ausdrücklich bei Jesus. Wo sind die anderen neun? Weshalb kehren nicht alle zurück, um Jesus ihren Dank zu zeigen? Die Frage ist wichtig, warum nur ein einziger der Geheilten zu Christus umkehrt. Sie führt ins Zentrum dessen, was Lukas erzählen möchte. Allerdings: Eine moralische Verurteilung der anderen neun Geheilten geht damit nicht einher. Eine solche Folgerung würde meines Erachtens an der eigentlichen Pointe der Geschichte vorbeigehen. Deshalb ist es wichtig, genau hinzuschauen, was wirklich im Bibeltext steht. In der griechischen Sprache ist das Wort für „Erbarmen“ verwandt mit dem Begriff für unsere Eingeweide. Wenn wir sagen: „Es geht mir an die Nieren, wenn ich dich so sehe!“, dann spüren wir genau jene Regung, welche die Bibel mit dem großen Wort „Barmherzigkeit“ beschreibt. Wer sich erbarmt, der lässt es zu, dass das Schicksal eines anderen Menschen ihn berührt. Wer sich erbarmt, der lässt etwas von sich dem Wohlergehen eines anderen Menschen zugutekommen: seinen Mut und sein Engagement, auch seine Wut und seine Leidenschaft. Das ist nicht unbedingt das, was landläufig unter „Barmherzigkeit“ verstanden wird. Aber genau das können wir an unserer Geschichte lernen: Barmherzigkeit ist kein schwächliches Zurückweichen vor den Härten des Lebens. Vielmehr ist Barmherzigkeit die mutige Auseinandersetzung mit dem, was auf einem Leben lastet. Jesus lässt die gebotene Distanz zwischen sich und den aussätzigen Männern nicht gelten. „Und als er sie sah“, heißt es im Bibeltext. Wir tun gut daran, über diese schlicht klingende Aussage nicht hinwegzulesen. „Und als er sie sah“ – sie dürfen sich nicht nähern, doch ER sieht sie trotzdem. Sie stehen „von ferne“ – ER nimmt sie trotzdem wahr. Sie sollen eigentlich rufen „aussätzig, aussätzig!“ – doch sie halten sich nicht an diese Anweisung. Jesus hat den Mut, dem Mut dieser Aussätzigen standzuhalten. Jesus hat den Mut, die Schubladen geschlossen zu lassen, in die Menschen einander so oft sortieren, damit sie fein säuberlich voneinander unterschieden werden können. Alle zehn waren aussätzig gewesen. Sie waren krank und sozial isoliert zugleich. In schäbigen Behausungen lebten sie draußen vor dem Dorf, außerhalb der Gemeinschaft. Wenn ihnen jemand zu nahe kam, mussten sie laut rufen: „Aussätzig, aussätzig!“ Keiner sollte ihnen versehentlich begegnen müssen. Alle sollten genügend Abstand halten können. Doch bei dieser Begegnung mit Jesus rufen sie nicht: „Aussätzig, aussätzig!“. Bei dieser Begegnung beschwören sie nicht ihre Krankheit und Isolation. An diesem Tag haben sie Mut. Sie haben Mut, mit einer positiven Veränderung ihrer Situation zu rechnen. Sie rufen den anderen nicht zu: „Bleibt, wo ihr seid, damit ihr bleiben könnt, wie ihr seid und wir euch nicht anstecken!“ Vielmehr rufen sie laut: „Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser! Jesus, lass es zu, dass wir zu dir und zu den anderen kommen! Jesus, finde dich nicht damit ab, dass wir hier draußen sind und die anderen sind drinnen im Dorf!” Das ist das erste Wunder in unserer Geschichte: dass sie so rufen; dass sie auf Hilfe und Nähe hoffen. Wie häufig bekommen Menschen genau anderes zu hören: „Bleibt, wo ihr seid, damit wir bleiben „Geht hin und zeigt euch den Priestern!“, sagt Jesus zu allen zehn Männern. Die Umstehenden halten den Atem an: „Geht hin und zeigt euch den Pries- 10 © 2015 Christoffel-Blindenmission Foto: Viktoria Kühne können, wie wir sind! Bleibt in eurer Förderschule. Dort seid ihr doch am besten aufgehoben! Was sollen Kinder oder Jugendliche mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung in einer ‚normalen’ Schule?!“ „Bleibt in Syrien! Es ist zwar schlimm, was euch dort geschieht, aber was wollt ihr hier bei uns?! Wir sind nicht schuld an dem Krieg, der euch bedroht.“ „Bleibt in eurer Vergangenheit stecken: Ihr wart damals in der Partei, ihr habt vor 1989 eure Vorteile gehabt. Was wollt ihr denn heute in der Kirche?!“ „Bleibt unter euresgleichen!“ So werden Menschen in Schubladen gesteckt. So fühlen sich doch alle am wohlsten, oder? Bibelarbeit Foto: CBM Ilse Junkermann Mithilfe seiner neuen Brille kann der stark kurzsichtige Nirmal aus Nepal wieder am Unterricht teilnehmen. Anwesenheit des Mitschülers mit Handicap in ihrer Schulklasse niemals lernen würden. © 2015 Christoffel-Blindenmission tern!“ ‚Ihr Aussätzigen, geht hin zu den Reinen, den Heiligen, zu denjenigen, die getrennt vom ‚gemeinen Volk‘ ihren Gottesdienst verrichten und dabei nicht gestört werden dürfen. Geht hin zu denjenigen, die auf keinen Fall von Unreinen, von Aussätzigen berührt werden dürfen!’ Flüchtlinge begegnen den Einheimischen und diese sehen plötzlich die Geschichten ihrer Eltern und Großeltern über die Flucht damals aus Schlesien oder Ostpreußen mit ganz neuen Augen. Und wer schon einmal die Chance hatte, an einem Gespräch teilzunehmen, wo nicht die Rechthaberei die Gesprächsleitung innehatte, sondern der Wunsch, – gegenseitig! – zuzuhören, der wird solch ein Gespräch niemals in seinem Leben wieder vergessen. Wie können wir es Jesu gleichtun und die Schubladen geschlossen halten? Wenn Menschen mit Handicap, wenn die Rahmenbedingungen für sie stimmen, zusammen mit „Normalen“ eine Schulausbildung absolvieren können. Wenn Flüchtlinge auch in der deutschen Provinz auf Mitmenschen treffen, die ihnen offen, neugierig und gastfreundlich begegnen. Wenn zwei Männer miteinander sprechen, die vor 1989 „Klassenfeinde“ waren. Im Gesetz des Mose war vorgeschrieben, dass vom Aussatz Geheilte sich den Priestern zeigen sollten, um von diesen die Bestätigung ihrer Heilung zu empfangen (vgl. 3. Mose, Kapitel 13 und 14). Doch die zehn hier sind aussätzig und können eigentlich nirgendwohin gehen, wo sich andere Menschen befinden. „Zeigt euch den Priestern!“ Das heißt also: ‚Setzt euch über das sonst Übliche hinweg, macht euch auf den Weg!’ Und die zehn aussätzigen Männer laufen tatsächlich los. Jetzt sind sie schon ein wenig geübt darin, Grenzen und Distanzen zu überwinden. Die Pointe in der biblischen Geschichte ist, dass jetzt nicht nur die Aussätzigen ein Wunder erleben. Vielmehr können auch die „Reinen“ ein Wunder erleben. Von Inklusion haben nicht nur Menschen mit Behinderung etwas. Auch und gerade die sogenannten „Normalen“ können Dinge über sich selbst und über das Leben lernen, die sie ohne die 11 Bibelarbeit Ilse Junkermann Immer wieder wird von Jesus berichtet, dass er bei seinen Wanderungen durch Palästina auch durch Samarien zog. Das war zwar der kürzeste Weg von Galiläa im Norden des Landes nach Jerusalem im Süden. Doch viele der jüdischen Landsleute Jesu vermieden diesen Weg. Sie nahmen lieber einen Umweg durch das Jordantal in Kauf, um den Kontakt zu den Samaritern zu vermeiden. Diese galten bei den Juden als Volk, deren Vorfahren vom rechten Glauben abgewichen waren, weil sie sich mit den heidnischen Nachbarvölkern eingelassen hatten (vgl. Johannesevangelium Kapitel 4). Das ist das zweite Wunder in unserer Geschichte: Diese zehn Menschen finden den Mut, ihre Schublade nicht nur mit ihren Worten, sondern auch mit ihren Füßen und mit ihrem ganzen Körper zu verlassen. Sie laufen wirklich los. Und indem sie loslaufen Richtung Jerusalem, hin zu den Reinen, die ihnen jetzt keine Angst mehr einflößen, spüren sie unterwegs, dass sie geheilt sind. Und jetzt geschieht noch ein drittes Wunder: Einer von diesen zehn war doppelt aussätzig gewesen und er wird jetzt doppelt geheilt. Das mindert die ersten beiden Wunder nicht ab, die alle zehn Menschen erfahren haben, ganz im Gegenteil. Die anderen neun gehen unverzüglich zu den Priestern in Jerusalem und bekommen dort ihre Heilung bestätigt. Der eine hingegen, der umkehrt, hatte in zwei Schubladen gesteckt. Indem er umkehrt, wird er auch aus seiner zweiten Schublade befreit. Er war ein „Samariter“, heißt es im Bibeltext und Jesus hebt dies ausdrücklich hervor. Jesus wundert sich, dass nur dieser Samariter noch einmal umkehrt, um sich ausdrücklich bei IHM zu bedanken und damit Gott die Ehre zu geben. „Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir geholfen“, sagt Christus zu ihm und nur zu ihm. Natürlich wird die Heilung aller zehn damit nicht rückgängig gemacht. Fröhlich waren die anderen neun unterdessen bei der Gesundheitsbehörde an- 12 © 2015 Christoffel-Blindenmission Beatrice aus Togo hat eine Gehbehinderung. Sie freut sich, dass sie mithilfe eines Darlehens bald ein Restaurant eröffnen kann. Bibelarbeit Ilse Junkermann Immer mehr Bürgerinnen und Bürger engagieren sich für eine echte Willkommenskultur Flüchtlingen und Fremden gegenüber – und die Kirchen am Sonntagvormittag sind nicht voller als sonst üblich. Echte Gespräche kommen in Gang über die Zeit vor 1989 und vermutlich wird auch dabei nur eine von zehn Begegnungen in einem christlichen Gemeinderaum stattfinden. gekommen. Längst waren sie wieder in ihre Dörfer und Familien nach Hause gegangen. Einer von ihnen hatte verstanden, woher der Mut gekommen war, die Schubladen zu verlassen, und er war ausdrücklich zu dem umgekehrt, von dem dieser Mut stammte. Das ist zwar bedauerlich, aber nicht schlimm: Jesus hört alle zehn, seine Barmherzigkeit gilt unteilbar allen. Er nimmt den Mut der Menschen auf und gibt ihnen den Impuls, nicht nur mit Worten, sondern auch mit ihren Füßen die Schublade zu verlassen, in die sie gesteckt worden waren. Bei neun von zehn dieser Schubladen-Überwindungswunder mag unklar bleiben, aus welchen Kräften diese Wunder geschehen. Entscheidend ist, dass diese Wunder geschehen: Wenn dann noch der eine oder die andere zu Jesus umkehrt und Gott die Ehre gibt, umso mehr Grund zur Freude und zum Lob Gottes! Fotos (2): CBM © 2015 Christoffel-Blindenmission Der biblische Text spricht hier mit großer Nüchternheit eine Tatsache aus, die uns nicht gefallen muss: Zehn werden geheilt und nur einer von ihnen bringt diese Heilung tatsächlich mit Gott in Verbindung. Das erleben wir auch so manches Mal: Dass wir uns über „Heilungen” freuen und zugleich ein wenig auch bedauern, dass nicht präsent ist, woher die Heilung rührt: Immer mehr Menschen mit Behinderungen erhalten auch in Deutschland die Möglichkeit, am öffentlichen Leben teilzunehmen und nur wenige verstehen, dass eine Wurzel dieser veränderten Einstellung in der Gesellschaft aus der Mitte des Evangeliums stammt. Seit Allen eine inklusive Schule in Manila besucht, hat er viel gelernt. Sein Klavierspiel bewundern alle. 13 Foto: privat und gleichzeitig große Hoffnung setzen diese zehn in Jesus. Sonst sprächen sie ihn nicht mit „Meister“ an. Jesus sieht sie. Er hört also nicht nur ihr Schreien, ihr Flehen um Hilfe. Er sieht den ganzen Menschen, nicht nur den Kranken, den Aussätzigen – und das ist schon der erste Schritt hin zur Heilung. Dieter Bouws Pastor, Vorsitzender des Missionsausschusses der Ev.-altref. Kirche Heute ist Lepra eine heilbare Krankheit. Zur Zeit Jesu war man hilflos. Darum wurden Erkrankte ausgesetzt. Sie mussten sich fernhalten. Sie waren nicht mehr Teil der Familie, der Dorfgemeinschaft. Ihre Rolle beschränkte sich darauf, aussätzig, aus der Gesellschaft ausgegrenzt zu sein. Jesus nun bleibt nicht auf „Hörweite“. Er sieht die Hilferufenden als vollwertige Menschen. Und er weist ihnen den ersten Schritt hin zu einem Leben in der Gemeinschaft. Nur die Priester waren damals in der Lage, die Tür zur Gemeinschaft der Gesunden wieder zu öffnen, indem sie die Heilung feststellten. Andacht Die zehn Aussätzigen – und die „geschuldete“ Dankbarkeit „Undank ist der Welten Lohn!“ An dieses Sprichwort werde ich beim Lesen von Lukas 17 erinnert. Dank erwarte ich ja auch, wenn ich Geld spende, beispielsweise an die Christoffel-Blindenmission. Wenn das erwartete Dankschreiben ausbliebe, minderte das womöglich meine Spendenfreude. Ich bedanke mich doch auch, wenn mir geholfen wird! So eine „Sekundärtugend“ wie Dankbarkeit darf ich doch erwarten! Nun aber trennt sich die Schicksalsgemeinschaft dieser zehn. Was sie verband, war die Krankheit, der Status der Ausgegrenzten. Nur einer macht sich auf den Rückweg – und ist damit den anderen voraus. Nur einer nimmt wirklich wahr, was da an ihm geschehen ist. Und so laut er mit den anderen um Hilfe geschrien hat, so laut lobt er jetzt Gott für die erfahrene Rettung. So wie Jesus ihn wirklich gesehen hat, ihn als ganzen Menschen würdigt, so nimmt er nun auch Gott wirklich wahr. Er lobt Gott. Gleichzeitig zeigt er Jesus gegenüber seine Dankbarkeit. Gott loben führt zum Danken. Irgendwo im Nirgendwo ist Jesus unterwegs. In einem kleinen, armseligen Bergdorf zwischen Samarien und Galiläa trifft er auf zehn Aussätzige. Wie es damals Vorschrift war, bleiben die Erkrankten auf Distanz. In Hörweite, damit Gesunde nicht angesteckt werden, schreien sie und bitten den „Meister“ Jesus um Hilfe. Eine gehörige Portion Respekt Fotos (2): CBM „Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir geholfen.“ Jetzt erst ist ihm wirklich geholfen. Das hat dieser eine den anderen neun voraus. Und dann ist dieser eine auch noch ein Samariter. Keiner, dem man so ein Verhalten zutraut. Überrascht und beschämt werde ja auch ich oft von Menschen, die ich nicht zu „den Frommen“ zähle. Dieser Geheilte verändert mich. Er lädt mich ein, gemeinsam mit ihm Gott zu loben. Mein Blick geht weg von der „geschuldeten“ Dankbarkeit mir gegenüber hin zum gemeinsamen Lob Gottes. So gesehen bin auch ich ein Geheilter! Rachel gießt die Pflanzen im „Garten des Lebens“ ihres Mannes Hamadou, der aufgrund einer Meningitis-Erkrankung seit neun Jahren gehörlos ist. 14 © 2015 Christoffel-Blindenmission „Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott die Ehre zu geben?“ Jesus vermisst bei den neun anderen nicht den Dank ihm gegenüber. Plötzlich wird mir deutlich: Hier geht es gar nicht um ausbleibende, um „geschuldete“ Dankbarkeit. Meine Erwartungen sind zweitrangig. Erst dadurch, dass dieser eine Gott lobt, kommt die Heilung für ihn an ihr Ziel. Erst jetzt ist er wirklich heil. Meine Rolle als „Spender“ lerne ich neu zu verstehen. Tolles Kindermusical für Ihre Gemeinde! Ein wunderbarer Augenblick für Ihre Gemeinde Leihen Sie sich unser Materialpaket aus – es enthält Material für Sie und Ihre Chorkinder, mit dessen Hilfe man sich spielerisch mit dem Thema Blindheit auseinandersetzen kann: mper as Ga : Thom n o ti Illustra Erleben Sie gemeinsam einen ganz besonderen Moment: Das Kindermusical „Bartimäus – ein wunderbarer Augenblick“ bedeutet für Ihre Gemeinde nicht nur ein tolles Event, sondern ermöglicht Ihnen auch eine echte Freundschaft mit Afrika. Wir laden Sie ein, das spritzige Kindermusical einzustudieren, aufzuführen und dabei Gutes zu tun – zum Beispiel im Rahmen von Kinder-, Bibel- und Projektwochen. Gern unterstützen wir Sie dabei mit unserem kostenlosen Materialpaket! Gutes tun mit Musik Schenken Sie anderen Menschen einen wunderbaren Augenblick. Nicht nur den Zuschauern des Musicals mit der Aufführung, sondern auch Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern. Starten Sie zusammen mit dem Publikum eine Spendenaktion „Freundschaft mit Afrika“ für ein CBM-Projekt in Tansania. Passend dazu gibt es einen Song inklusive Noten und Playback, den Sie gratis herunterladen und mit Ihrem Chor einstudieren können. Sonderheft „Chris“ Blindenschrift-Alphabet Chris-Handpuppe Freundschaftsbändchen Schlafbrillen Fühlsäckchen DVD mit Info-Filmen Flyer fürs Publikum der Musical-Aufführung Spendendosen Materialmappe mit Gottesdienstentwurf „Als Gott den Menschen schuf, gab er ihm die Musik als Sprache des Himmels und der Herzen.“ Leihen Sie unser Materialpaket aus: Marzena Gergens Telefon: (0 62 51) 131- 2 95 E-Mail: [email protected] Foto: Lena Voswinkel © 2015 Christoffel-Blindenmission Khalil Gibran 15 mehr, als die meisten der heutigen Menschen diese Krankheit nur von Bildern oder aus Film-Dokumentationen kennen. Sie erscheint ähnlich der Pest oder Cholera so fremd und fern wie eine Krankheit aus vorindustrieller Zeit. Längst besiegt oder doch verbannt aus unserer modernen Zivilisation, scheint sie nicht zu existieren. Tatsächlich ist die Lepra wieder im Kommen. Freilich nicht in Westeuropa. In Indien, so weisen neueste Statistiken aus, erkranken jährlich 130.000 Menschen neu. Da die Krankheit in Europa kein Problem darstellt, ist es zu einem jahrzehntelangen Forschungsstillstand gekommen, der im krassen Gegensatz zu tatsächlich notwendigen neuen Erkenntnisfortschritten steht. „Wir wissen vieles bei der Lepra noch nicht. Wir wissen seit 2.000 Jahren noch nicht, wie sie genau übertragen wird“, sagt Burkard Kämm, Geschäftsführer der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (Fr. 29. Januar 2014, „Die Ausgestoßenen“). So könnte man trotz globaler Vernetzung mit der alten Redensart behaupten: Aus den Augen, aus dem Sinn. AUSSATZ. Andreas Schultheiß evang. Pfarrer i.R., Hamburg 1988 bis 2001 Referent am Pädagogisch-Theologischen Institut der heutigen Nordkirche (früher Nordelbische Ev.-Luth. Kirche), Schwerpunkte Sonderpädagogik, Integration und inklusiver KU Unterrichtsvorschläge für den Konfirmandenunterricht Vor dem Hintergrund der lukanischen Geschichte vom dankbaren Samariter Lk. 17,11-19 Stigma und Lebenskunst Der dankbare Samariter – Vorbemerkung Die Geschichte hat nichts Spektakuläres und scheint auf den ersten Blick nicht geeignet, junge Menschen von den Stühlen zu reißen. Mir selbst kommen Erinnerungen an traditionelle kirchliche Laienspiele, in denen eine solche Geschichte in der Danksagung des in doppelter Weise Ausgegrenzten – Aussätziger und (!) Samariter – gipfelt. Das alles vor dem schwarzen Hintergrund von neun (9!) Undankbaren. Wenn sich der Clou der Geschichte in dieser schlichten, tatsächlich viel zu kurz greifenden Moral erschöpfte, bräuchten wir uns nicht weiter mit ihr zu befassen. Sie gehörte dann schon eher auf den Müllhaufen von kirchlicher Bigotterie und neutestamentlicher Antijudaismen. Untersuchen wir indes das Verhalten des Samariters genauer, vernachlässigen wir die Frontstellung der Juden gegen die Samariter ebenso wie die der frühen Christen gegen die Juden, mutmaßen wir, was sich in seinem Verhalten anderes ausdrückt als eine konventionelle symbolische Geste, die die unendliche Kluft zwischen Heiler und Geheiltem eher aufdeckt als schließt, dann können wir auf interessante Aspekte stoßen, die direkt die Lebenswelten von Jugendlichen tangieren. Aus didaktischer Sicht wäre die Geschichte dann allerdings weniger literarisch – im Sinne der großen „Erzählungen“, die für sich sprechen – zu verwenden, denn als Reservoir lebensrelevanter Fragestellungen zu nutzen. Dessen ungeachtet sollen als Alternative zu den hier präferierten Unterrichtsvorschlägen direkte Umgänge mit dem Text skizziert werden. Die Identifikation von Aussatz und Lepra ist erst im 13. Jahrhundert belegt. In der Welt des alten Israel weist der Aussatz als Sammelbegriff („Za’arad“, „Lepra“ in der Septuaginta) auf verschiedene Formen von Verunreinigungen hin – Hautkrankheiten, Schimmel an den Hauswänden, verdorbene Kleidung – deren Träger unter Kontrolle des Priesters für die Beseitigung Sorge zu tragen hat (vgl. Leviticus 13 u. 14). Die zeitweilige Isolierung wäre somit als eine dem damaligen Erkenntnisstand entsprechende Quarantänemaßnahme zu werten. Diese Praxis ist auch in der Aufforderung Jesu wiederzuerkennen, die Geheilten sollten sich den Priestern zeigen. In der rabbinischen Auslegungstradition der Tora tritt ein Deutungselement hinzu, das in seiner Zweischneidigkeit gleichermaßen kreative wie zerstörerische Potenziale freisetzen kann. Es stellt die Frage nach dem Eigenanteil des Erkrankten an seiner Krankheit. Dem Träger einer Hautkrankheit etwa wird unterstellt, er könne sie selbst verschuldet haben – z.B. durch üble Nachrede. Im 19. Jahrhundert kommt – vertreten etwa durch Rabbiner Samson Einleitung Mit der Lepra verbindet sich häufig eine fast ins Mystische gesteigerte Vorstellung von Leiden. Umso 16 © 2015 Christoffel-Blindenmission Den Hauch einer Vorstellung von dem Charakter dieser Krankheit und dem ihr folgenden sozialen Elend kann man etwa in dem Lepramuseum des wunderschönen norwegischen Städtchens Bergen spüren. Gründer des einstigen Hospitals war der norwegische Arzt G. H. Hansen, dem 1873 als Erstem der Nachweis des Lepra-Erregers („Mycobacterium Leprae“) gelang. Hier kann man eine gewisse Vorstellung von der Einsamkeit und Trostlosigkeit „ausgesetzter” Menschen bekommen. Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden Andreas Schultheiß Foto: CBM Rafael Hirsch – eine Deutung in den Blick, die Erkrankungen dieser Art als Spiegel inneren Ungleichgewichts versteht und die Aufgabe der Heilung dem Priester anstelle des Arztes zuweist. Man wird dies als kritische Rückwende gegenüber den herrschenden medizinischen Diskursen verstehen müssen, in denen sich ein modernes, auf naturwissenschaftlicher Erkenntnis basierendes Krankheitsverständnis allmählich immer stärker durchsetzt. Im Schatten der wissenschaftlichen Erforschung der Krankheit und ihrer objektiven Ursachen steht allerdings die Abkehr von dem Menschen, der leidet und geheilt werden möchte. Michel Foucault beschreibt diesen Paradigmenwechsel in seiner Gegenüberstellung von moderner Klinik und traditionellem Spital. Luz Jacinto und ihre Großmutter Faustina wurden vom Grauen Star geheilt. Klinik Interessanterweise finden wir in der biblischen Erzählung gewissermaßen eine antike Spiegelung dieser gegensätzlichen Ausrichtungen. Für den Samariter im Gegensatz zu seinen neun Gefährten erschöpft sich Heilung offensichtlich nicht in der Befreiung von den Symptomen seiner Krankheit. Deshalb neige ich dazu, die Haltung, die das Neue Testament als Dankbarkeit apostrophiert, als Erkenntnis der Unverfügbarkeit des Lebens zu deuten. Es ist die Bescheidenheit oder Demut gegenüber dem Leben, das mir geschenkt oder geliehen ist und in dem das Ich zurücktritt. Ich gehöre mir nicht selbst, sondern: I c h l e b e. Man hat es mit Krankheiten zu tun, deren Träger einem gleichgültig sind; gegenwärtig ist die Krankheit selber und zwar in dem Körper, der ihr eigen ist und der nicht der Körper des Kranken ist, sondern der, ihrer Wahrheit. Der Kranke ist (nur) Medium. Der Kranke ist ein Akzidens seiner Krankheit, das vorübergehende Subjekt, dessen sie sich bemächtigt hat. Spital Diese beiden Elemente – Aussonderung aufgrund von Krankheit oder anderen Abweichungen von einer vermeintlichen Normalität und die damit verbundene Meidung oder Diskriminierung der Betroffenen; und auf der anderen Seite die Wertschätzung des Lebens und der Leiblichkeit als (unverfügbares) Geschenk sind nach meiner Auffassung die beiden großen Themen der Geschichte. Und die Kunst des Lebens – als die message von Lk. 17,11-19 – bestünde darin, das So-und-nicht-anders-Sein meines Lebens als Geschenk zu begreifen und schöpferisch zu gestalten. (Hier befinden sich Menschen) Individuen, die Träger der Krankheit sind. (Die) Aufgabe des Spitalarztes (besteht darin), die Krankheit im Kranken aufzudecken. © 2015 Christoffel-Blindenmission Der Kranke ist Subjekt seiner Krankheit. Es handelt sich um einen Fall. Zitiert nach einem Referat von Elisa Kirsten/ Matthias Reber über „Michel Foucault: Die Geburt der Klinik“ (2007/2008) Jugendliche in einer schwierigen Lebensphase – didaktische Erwägungen Die vielen „Medizinen“, die zum Teil schon in den Zwanzigerjahren und verstärkt in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entwickelt wurden – soziale Medizin, Psychosomatik, Beziehungsmedizin, patientenzentrierte Medizin usw. – dürften als pointierte Antworten auf eine herzlose medizinische Praxis verstanden werden. Der Schule ist es bis heute nicht gelungen, die schwierigste Phase im Leben junger Menschen didaktisch kreativ zu gestalten. Generation um Generation von enervierten LehrerInnen bzw. Erwachsenen allgemein arbeitet sich an ihren Ausfällen ab, pendelt zwischen Bestrafung und Resig- 17 Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden nation, Verständnislosigkeit und hilflosen Angeboten. Vielleicht steht das Ausmaß der Irritationen, denen Jugendliche in der Pubertät unterworfen sind und die sie gegenüber ihrer Umwelt auslösen, tatsächlich in keinem Verhältnis zur natürlichen Empathiefähigkeit von Menschen, die diese Phase ihres Lebens glücklich hinter sich gelassen haben. Immerhin hat der Konfirmandenunterricht Spurenelemente der Initiationsriten vorindustrieller Gesellschaften bewahrt und ist nach seinem Selbstverständnis immer auch Begleitung junger Menschen in einer schwierigen Lebensphase. Und hier gibt es Berührungen mit den durch den Text aufgeworfenen Fragen. Worum geht es? gang unseren Blick auf die Haltung des Samariters. Versuchen wir, gemeinsam mit den Jugendlichen den eigentlichen Grundgedanken der Dankbarkeit – dass ich lebe – zu entschlüsseln: wir als mögliche Leergelassene und Geschädigte einer zur reinen Formelhaftigkeit erstarrten Dankbarkeitserziehung, sie als mögliche Irregeleitete und Geschädigte einer unbegrenzten Wunscherfüllung. Und wenn es gelingt, diese beiden Fragestellungen ineinander zu verschränken, erfassen wir die Struktur der biblischen Geschichte: Stigma und Lebenskunst. Didaktisch-methodische Umsetzung A. Unterrichtsvorschläge zum Thema „Stigma und Lebenskunst“ vor dem Hintergrund von Lukas 17, 11-19 Jugendliche im Konfirmandenalter werden auf empfindliche Weise mit ihrer Leiblichkeit konfrontiert. Sie verlieren ihr vertrautes Körperschema und es braucht Jahre, bis sie sich in ihrem nunmehr veränderten Körper wieder zu Hause fühlen. Begleitet werden sie von extrem widersprüchlichen Gefühlen – „manisch-depressiv“ möchte man sagen –, von Ängsten vor gefährlichen Krankheiten und gleichzeitig von einer schonungslosen Ausreizung des eigenen Körpers, von rigorosen Moralvorstellungen und gleichzeitig von einem ungezügelten Aufbegehren gegen geltende Ordnungen. In einem Augenblick finden sie sich hässlich und möchten sich am liebsten in einem Mauseloch verkriechen, um sich im nächsten Moment geradezu zur Schau zu stellen. Alles das – keineswegs neu! – offenbart eine ruhelose Suche nach einem festen Grund, nach Orientierung, nach Anerkennung und insofern die Notwendigkeit freundschaftlicher Begleitung durch verstehende Erwachsene. Im KU kann diese Problematik, wenn nicht direkt, so doch an einem Thema zur Sprache kommen. Die Geschichte von den zehn Aussätzigen wirft – sozusagen als Extrembeispiel – einen Blick auf Menschen, die aufgrund ihrer körperlichen Verfasstheit und/oder eines seelischen Ungleichgewichts völlig isoliert sind. Im Folgenden werden drei Varianten (A, B und C) im Umgang mit Lukas 17,11-19 vorgestellt. Varianten A und B entfalten die Themen Aussonderung/Aussatz und Dankbarkeit unter der Überschrift Stigma und Lebenskunst. Die Variante C befasst sich direkt mit dem biblischen Text.6 Variante A: Der Umgang mit dem Stigma Eine Doppelstunde (= 1½ Zeitstunden): Umgang mit dem Stigma, entfaltet an drei Beispielen. Gearbeitet wird in zwei Gruppen. Erstellt aus dem euch zugänglichen Material ein Porträt von Conchita Wurst – Gewinner/in beim European Songcontest 2014 – in Form eines (fingierten) Interviews, das Auskunft gibt über sein/ihr besonderes Leben. Präsentiert das Interview im Plenum, entweder in Form eines Videos (= eines gefilmten Rollenspiels), eines direkt vorgetragenen Rollenspiels oder als schriftlichen Text, den ihr mit verteilten Rollen vortragt. Bei dem Erstellen des Interviews lasst euch von folgenden Fragen leiten: Wie war ihre/seine Kindheit? Wann ist ihr/ihm klar geworden, dass sie/er irgendwie anders ist? Wann und warum hat sie/er sich geoutet? Wie war die Reaktion der Eltern und der Freunde/Freundinnen? Welche Reaktion war besonders schmerzlich, welche besonders schön? Wie kommt sie/er mit ihrem/seinem besonderen Leben klar? Wenn ihr eine Frage nicht zu beantworten wisst, überlegt, wie eine Antwort lauten k ö n n t e. Ich verzichte in diesem Zusammenhang auf einen Unterrichtsvorschlag, der sich explizit und ausführlich mit der Lepra-Krankheit befasst. Aber ich halte die Thematisierung für sehr sinnvoll, wenn man als Unterrichtende/r über besondere Verbindungen zu entsprechenden Hilfsorganisationen, ÄrztInnen usw. verfügt oder einfach einen besonderen Zugang zu der Problematik hat. 18 © 2015 Christoffel-Blindenmission Aufgabe der Gruppe 1: Betrachten wir also gemeinsam mit den jugendlichen Menschen von heute in vergleichbarer Lage und versuchen wir, uns einzufühlen in ihre psychische Disposition. Fragen wir, was Abweichung von einer wie auch immer begründeten Körpernorm für die Betroffenen bedeutet. Machen wir den „Wahnsinn der Normalität“ (Arno Gruen) selbst zum Thema und damit die subjektiven Leiden der Jugendlichen besprechbar. Lenken wir in einem zweiten Arbeits- 6 Andreas Schultheiß Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden Andreas Schultheiß Aufgabe der Gruppe 2: Auszüge aus einer Gebetsanweisung im Talmud: Wenn er aufwacht, sagt er: Mein Gott, der Odem, den du in mich gegeben hast, ist rein. Wenn er den Hahnenschrei hört, soll er sagen: Gelobt sei, der dem Hahn Einsicht gab, zwischen Tag und Nacht zu unterscheiden. Wenn er seine Augen öffnet, soll er sagen: Gelobt sei, der die Augen der Blinden auftut. Wenn er sich zurechtsetzt, soll er sagen: Gelobt sei, der die Gebundenen löst. Wenn er sich ankleidet, soll er sagen: Gelobt sei, der die Nackten kleidet. Wenn er sich aufrichtet, soll er sagen: Gelobt sei, der die Gebeugten aufrichtet. Wenn er auf die Erde tritt, soll er sagen: Gelobt sei, der die Erde über dem Wasser befestigt. Wenn er einen Schritt macht, soll er sagen: Gelobt sei, der die Tritte eines Mannes ausrichtet. Wenn er seine Schuhe anlegt, soll er sagen: Gelobt sei, der mir alles schafft, was ich bedarf. Wenn er seinen Gürtel bindet, soll er sagen: Gelobt sei, der Israel mit Stärke umgürtet. Wenn er seine Hände wäscht, soll er sagen: Gelobt sei, der uns durch seine Gebote geheiligt und uns über das Abspülen der Hände geboten. Wenn er sein Gesicht wäscht, soll er sagen: Gelobt sei, der die Bande des Schlafes von meinen Augen und den Schlummer von meinen Wimpern beseitigt. Informiert euch anhand zugänglicher Informationsquellen über das heutige Leben der Roma und Sinti in Deutschland. Beachtet dabei auch die besondere Bedeutung, die die Musik im 20. und 21. Jahrhundert bei den Roma und Sinti spielt. Stellt eure Ergebnisse, angereichert durch Musikbeispiele, im Plenum vor und versucht, das Besondere an dem Leben dieser Menschen – im Gegensatz zur Mehrheitsgesellschaft – herauszustellen. Worin liegen die wichtigsten Unterschiede? Warum ziehen die Roma und Sinti ihre Lebensweise dem Leben der Mehrheitsgesellschaft vor? Warum werden Roma und Sinti nach wie vor in Europa verfolgt und diskriminiert? Variante B: Wofür danken? Eine Doppelstunde, Arbeit in drei Gruppen an drei Beispielen. Aufgabe der Gruppe 1: Beschäftigt euch mit den jüdischen Gebetsanweisungen. Erstellt nach diesem Muster gemeinsam eine eigene Liste von den Dingen im Alltag – vom Aufstehen bis zum Schlafengehen –, von denen ihr meint, dafür müsste man dankbar sein. Aus Reinhold Mayer, Der babylonische Talmud, München 1963, S. 495 - 497 Beschäftigt euch mit der Haiku-Dichtung. Diese Dichtung entstand im 16. Jahrhundert in Japan. Ein Haiku besteht im Japanischen immer aus demselben Muster: ein dreizeiliges Gedicht aus 17 Silben in der Anordnung 5 – 7 – 5. Es beschreibt in der Regel eine winzige Begebenheit, ein Gefühl oder eine Beobachtung, die immer mit der Natur zusammenhängt. Wählt aus den fünf Haikus eins und versucht, mit Wasserfarben und einem breiten, weichen Pinsel darzustellen, was ihr bei diesem Haiku vor euren Augen seht. Danach überlegt, was alle fünf Haikus gemeinsam haben und welche Stimmung in ihnen ausgedrückt ist. Foto: CBM © 2015 Christoffel-Blindenmission Aufgabe der Gruppe 2: Sajila (17) aus Indien vor der Operation: Sie hatte eine starke Augenfehlstellung. 19 Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden Andreas Schultheiß Aufgabe der Gruppe 3: Ach, welch ein Tag! Welch Frühlingsseligkeit in allem! Ja, selbst der lahme Bettler sieht heut glücklich aus! KITO Nehmt den Regenstock zu Hand, sodass er senkrecht nach unten zeigt. Nachdem völlige Ruhe eingetreten ist, neigt ihn ganz langsam immer mehr, bis der Inhalt des Stocks zu rieseln beginnt. Stoppt die Sekunden, bis der gesamte Inhalt durchgerieselt ist. Ermittelt, wer von euch die längste Zeit schafft. Nun formuliert schriftlich, welche verschiedenen Klänge/Geräusche ihr während des Rieselns wahrnehmt. Zwischen den Resten Meines abgebrannten Hauses Lugen blühende Veilchen hervor … SHOKYÜ-NI Danach beschäftigt euch mit dem Gedicht „Der Regenstock“ des irischen Lyrikers Seamus Heaney. Vergleicht seine und eure Beschreibungen. Beantwortet die Frage: Was will Seamus Heaney der Person, die er in dem Gedicht anspricht, mitteilen? Oh, liebliche Kirschblüten! Nur ihr allein Gebt mir noch Willen zu leben. CHIGETSU-NI Auch im ärmlichen Kittel Sind wir prächtig und schön In dieser herrlichen Mondnacht! CHIYO-NI Der Regenstock Seamus Heaney Dreh ihn herum, und das, was dann geschieht, Ist eine Weise, die du nie für lauschenswert gehalten hättest. In einem Kaktus rauschen Ach, welche Lust, die Schuhe in der Hand im sommerlichen Fluss zu waten! BUSON Schauer, Sturzbach, Brecher und Rückfluss Herab. Du stehst da wie eine Flöte, Auf der das Wasser spielt, du schüttelst ihn noch mal, Aus: Ihr gelben Chrysanthemen, Japanische Haiku, Wien, 1963 Und decrescendo rinnt’s durch alle Oktaven, Wie eine Traufe, die vertröpfelt. Und jetzt kommt Ein Sprühgeriesel aus dem erfrischten Laub, Dann feine Feuchtigkeit aus Gras und Gänseblümchen; Dann Glitzer-Nieseln, Seufzer-fast von Luft. Dreh ihn nochmals um. Was dann geschieht, Nur trockne Same sind, die durch einen Kaktus rieseln? Du bist wie ein Reicher, der in den Himmel eingeht Durch das Ohr eines Regentropfens. Hör jetzt wieder zu. Aus Seamus Heyney: Die Hagebuttenlaterne, München 1995 Gowtham (r.) kann trotz seiner Sehbehinderung zur Schule gehen. Durch die Unterstützung seiner sehenden Schüler lernt er sehr gut. 20 © 2015 Christoffel-Blindenmission Verliert nichts dadurch, dass es schon einmal, Zweimal, zehn-, tausendmal geschehen. Wen schert’s, wenn, was das Ohr beglückt, Ideen für die Arbeit mit Konfirmanden Andreas Schultheiß B. Arbeit am Text Lukas 17,11-19 Fotos (2): CBM Wie aus den einleitenden Ausführungen hervorgeht, halte ich, gerade was diesen speziellen Text angeht, die klassischen Auslegungsformen für problematisch. Man muss meiner Ansicht nach den Text g e g e n den Strich bürsten, um seine Schätze zu entdecken. Das heißt gewissermaßen im Sinne der Dekonstruktion (Jacques Derrida) jegliche Selbstverständlichkeit, und natürlich die Wahrhaftigkeit der Botschaft insgesamt infrage stellen. Trotz Autismus geht es Madhushree aus Indien gut. Alternative: Erfindet eine Biographie von einem der zehn Männer. Schreibt in der Ich-Form. Schreibt, wie ihr über die anderen Personen denkt. Verschiedene dramatische Methoden der Textbearbeitung haben in den vergangenen Jahrzehnten Einzug in die Schul- und Gemeindepädagogik gehalten: Bibliodrama, Bibliolog, Bibeltheater. Alle diese Formen ermöglichen eine subjektive authentische Annäherung an den Text und erzeugen somit eine wohltuende Deutungsvielfalt. 2. Zwischen den Zeilen lesen Bei Briefen, Aussagen von Politikern, Grundsatzerklärungen usw. sind wir gewohnt, nach dem zu forschen, was nicht gesagt wird, was also tatsächlich fehlt oder eben zwischen den Zeilen steht. Gerade in Briefen oder Reden kann sich hier manchmal die eigentliche Botschaft verbergen. Man muss keine böse Absicht unterstellen, aber davon ausgehen, dass jeder Text einen Subtext enthält. © 2015 Christoffel-Blindenmission Die Gemeinschaft verbindet nicht der – womöglich noch einzig wahre – Glaube, sondern die Suche nach der nie zu erfassenden Wahrheit. Den bereits erwähnten Deutungsformen, deren praktische Umsetzung ausreichend beschrieben wurde, möchte ich zwei Herangehensweisen hinzufügen: „Reframing“ und „Zwischen den Zeilen lesen“. Aufgabe an die KonfirmandInnen: Schreibt zwischen die Zeilen des Bibeltextes eure Fragen und stellt Vermutungen darüber an. Etwa nach folgendem Beispiel: 1. Reframing heißt wörtlich „neu rahmen“ und meint, dass, wenn man eine Sache in einen neuen Rahmen stellt, sie völlig anders erscheinen kann. Reframing stellt bewusst das Augenscheinliche infrage. Für die Geschichte können sich etwa folgende Fragen stellen: Warum sollte die Dankbarkeit des Samariters ausschließlich positiv gewertet werden? Welche möglichen Motive verfolgt der Samariter? Er könnte als besonders gerecht oder fromm erscheinen wollen. Welche Motive könnten die neun leiten, gerade nicht noch einmal zu Jesus zurückzukehren? Ist es zwingend ihre Undankbarkeit? Wieso soll die Heilung in jedem Fall positiv sein? Gibt es Fälle, in denen sogenannte Heilung genau das Verkehrte ist? Warum sollten Menschen mit einer Behinderung in jedem Fall den Wunsch haben, von ihrer Behinderung befreit zu werden? Der dankbare Samariter 11 Und es geschah, während Jesus nach Jerusalem unterwegs war, dass er durch das Grenzgebiet von Samaria und Galiläa zog. Was will Jesus in Jerusalem? 12 Und als er in ein Dorf hineinging, kamen ihm zehn aussätzige Männer entgegen. Sie blieben in einiger Entfernung stehen. Warum bleiben die Männer auf Abstand? 13 und erhoben ihre Stimme und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns! Warum rufen die Männer nicht: „Jesus, Meister, mach uns gesund“? 14 Und als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht und zeigt euch den Priestern! Und es geschah, während sie hingingen, dass sie rein wurden. Warum sollen sich die Männer den Priestern zeigen? Aufgabe an die KonfirmandInnen: Erzählt die Geschichte aus einer der drei folgenden Perspektiven: Aus der Perspektive des Samariters Aus der Perspektive eines der neun übrigen Männer Aus der Perspektive von Jesus Aber: Es sollen eure Fragen und Vermutungen sein! 21 Foto: privat 2. Entfaltetes Kyrie Rudi Saß Seemannsdiakon Deutsche Seemannsmission Kiel e.V. Liturg: Herr, wie oft erflehen wir in scheinbar ausweglosen Situationen deine Hilfe, wie oft kommst du uns entgegen, gehst mit uns durch die schwierigsten Zeiten? Und wenn es uns wieder gut geht, wenn sich die Probleme gelöst haben, dann sind wir schon wieder mit anderen Dingen beschäftigt und vergessen dich einfach. Herr, erbarme dich und bleibe trotz allem bei uns mit deiner Liebe, mit deiner Kraft, mit deiner Hilfe. Liturgische Texte 1. Psalm 2. Kyrie 3. Gloria 4. Eingangsgebet 5. Fürbittengebet 6. Liedvorschläge Liturg: Kyrie eleison. Gemeinde: Herr erbarme dich. Liturg: Christe eleison. 1. Psalm 30 (in Auszügen) Gemeinde: Christe erbarme dich. Ich will dich rühmen, Herr, denn du hast mich aus der Tiefe gezogen Liturg: Kyrie eleison. Gemeinde: Herr erbarm dich über uns. Im sicheren Glück dachte ich einst: Ich werde niemals wanken. 3. Entfaltetes Gloria Herr, in deiner Güte stelltest du mich auf den schützenden Berg. Liturg: Weil Gott uns – trotz unserer Lieblosigkeit ihm und unseren Mitmenschen gegenüber – immer wieder annimmt, unsre Unzulänglichkeiten zudeckt und uns als Bruder und Schwester zur Seite steht, darum wollen wir heute Morgen und immer Gott loben und ihn ehren. Doch dann hast du dein Gesicht verborgen. Da bin ich erschrocken. Zu dir, Herr, rief ich um Hilfe, ich flehte meinen Herrn um Gnade an. Liturg: Ehre sei Gott in der Höhe. Ich sagte: Was nützt dir mein Blut, wenn ich begraben bin? Kann der Staub dich preisen, deine Treue verkünden? Gemeinde: Allein Gott in der Höh’ sei Ehr‘ … Da hast du mein Klagen in Tanzen verwandelt, hast mir das Trauergewand ausgezogen und mich mit Freude umgürtet. Darum singt dir mein Herz und will nicht verstummen. Herr, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen. Nayrut und Fredy aus Peru haben eine seltene genetische Erkrankung. 22 © 2015 Christoffel-Blindenmission Höre mich, Herr, sei mir gnädig! Herr, sei du mein Helfer! Liturgische Texte Rudi Saß 4. Eingangsgebet Liturg: Gott, zu dir kommen wir heute Morgen mit leeren Händen. Fotos (2): CBM Wir kommen, weil wir wissen, dass unser Leben ohne dich nicht gelingen kann, weil wir in unserem Leben immer wieder erfahren haben, dass du unsere Orientierung, unsere Hilfe und unsere Kraft bist. So lass uns die Ruhe finden, mit der unser Bruder Jesus immer wieder vor dich getreten ist, um sich dann wieder neu seinen Mitmenschen zuzuwenden. Exhilda Chinyama (Mitte) besucht eine Klasse für hörbehinderte Kinder in der Munali Girls School in Lusaka. Stimme vereinen. Wer sonst könnte die Welt friedlich verändern? Darum bitten wir dich durch Jesus Christus, der uns Freund und Bruder ist, von nun an bis in alle Zeit. Lass uns aufmerksam mitgehen, mit dir. 5. Fürbittengebet Du hast die Stimmen der Einsamen, der Orientierungslosen, der Trauernden in der Nähe und in der Ferne gehört, ihr Leiden ernst genommen und zu deinem eigenen Leiden gemacht. Wie die Aussätzigen rufen wir, Gott, zu dir. Herr, hilf uns! Lass uns zusammen mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen und das Notwendige, das, was die Not wendet, tun. Wer sonst würde sich derer annehmen, die sich selbst nicht helfen können? © 2015 Christoffel-Blindenmission Lass uns aufmerksam mitgehen, mit dir. Du hast die Stimmen der Menschen gehört, die um Hilfe gerufen haben. Die Blinden, die Gehörlosen, die Aussätzigen, die am Körper und an der Seele behinderten Menschen. Lass uns mit dir zusammen ihre Stimmen hören und helfen und heilen, wie du es getan hast. Wer sonst sollte dir seine helfenden Hände in dieser Welt zur Verfügung stellen? Und alles, was uns auf der Seele liegt, aber noch nicht ausgesprochen wurde, legen wir in das Gebet, das dein Sohn uns gelehrt hat und das wir an diesem Morgen mit allen Christen auf der Welt zusammen sprechen: Lass uns aufmerksam mitgehen, mit dir. Vater unser … Du hast die Situationen erkannt, in denen Menschen durch eigene oder durch die Schuld anderer ausgegrenzt, beleidigt oder bedroht wurden. 6. Liedvorschläge: 1. Herr, gib du uns Augen … (www.gesangbuchlieder.de) 2. Ins Wasser fällt ein Stein … (Liederbuch Musicbox 139) 3. Hilf Herr, meines Lebens … (EG 419) 4. Brich mit den Hungrigen dein Brot (EG 420) 5. Komm in unsre stolze Welt (EG 428) 6. Ubi caritas/Wo die Liebe wohnt (Taizéliederbuch Nr 15) 7. Wo ein Mensch Vertrauen gibt (Liederbuch Musicbox 204) 8. Selig seid ihr (Liederbuch Musicbox 175) 9. Lass uns den Weg der Gerechtigkeit gehen (EG Regionalteile z.B. Württemberg 658) 10. Wo jemand spricht: Ich liebe Gott … (EG 412) 11. Gott liebt diese Welt … (EG 409) Lass uns zusammen ihre Stimmen hören und daran arbeiten, dass die Menschen sich gegenseitig achten und auch ihre Eigenarten respektieren lernen. Wie sonst könnte die Welt für alle Menschen zur Heimat werden? Lass uns aufmerksam mitgehen, mit dir. Du hast dich den Mächtigen und vermeintlich Weisen deiner Zeit in den Weg gestellt, ihnen einen Spiegel vorgehalten, sie infrage gestellt. Lass uns zusammen die Stimmen der Ohnmächtigen hören und sie, wo wir es vermögen, mit unserer 23 Unser Team Kirche Ilona Karin Team Kirche „Nach mehrjähriger Tätigkeit als Justizbeamtin besuchte ich die Bibelschule Wiedenest in Bergneustadt und war danach zwei Jahre mit der AllianzMission im afrikanischen Mali. 1992 kam ich zur CBM. Mit dem Erlebnismobil war ich bundesweit unterwegs, um sehenden Menschen zu ermöglichen, sich in die Lage eines blinden Menschen zu versetzen. Projekt-Besuche der CBM sind Grundlage der Vorträge und Gottesdienste, die ich in Kirchengemeinden halte. Mich fasziniert an der Arbeit der CBM, dass mit wenig Geld so viel für Menschen mit Behinderungen in den Entwicklungsländern erreicht wird.” „Als Gemeindepädagogin und Religionslehrerin gehört es zu meinen Aufgaben im Kirchenteam der ChristoffelBlindenmission, Material für die Gemeindearbeit zu entwickeln. Zum Einsatz unserer Angebote in Ihren Veranstaltungen berate ich Sie gern. Außerdem biete ich Workshops und Fortbildungen zum Thema ‚Behinderung verstehen‘ für Mitarbeitende in Kirchengemeinden an. Dazu komme ich auch gern in Ihren Kirchenkreis.” Tel.: (0 62 51) 131- 2 86 Fax: (0 62 51) 131- 2 99 E-Mail: [email protected] Tel.: (0 62 51) 131 - 2 91 Fax: (0 62 51) 131 - 2 99 E-Mail: [email protected] Gisela Matthes Team Kirche Das etwas andere Kirchencafé Fotos (9): CBM Das „etwas andere Kirchencafé“ können Sie bei ganz unterschiedlichen Veranstaltungen ohne großen Aufwand für alle Generationen einsetzen. Gern helfen wir Ihnen dabei – leihen Sie einfach unser Aktionspaket aus! Es enthält 30 Spezialbrillen, 30 Schürzen und eine Anleitung mit vielen Tipps zur Umsetzung, Auswertung und Weiterarbeit am Thema Blindheit und Behinderung. Bestellung: Marzena Gergens Telefon: (0 62 51) 131- 2 95 E-Mail: [email protected] Mit den Materialien aus dem Aktionspaket kann Blindheit simuliert und erfahren werden. 24 © 2015 Christoffel-Blindenmission Die Welt einmal mit anderen Augen sehen – oder auch ganz ohne die Augen zu benutzen? Im etwas anderen Kirchencafé bekommen die Gäste eine Spezialbrille, die Erblindung durch Grauen Star simuliert. Jetzt beginnt eine neue Erfahrung: Wie findet man seinen Sitzplatz? Wie gießt man sich Kaffee ein? Wie findet man das Essen auf dem Teller? Wie finden sich blinde Menschen in ihrem Alltag zurecht? Angebote des Teams Kirche für Ihre Kirchengemeinde Online-Shop Unter www.cbm.de/material finden Sie eine Fülle hilfreicher Materialien, die wir Ihnen kostenlos zur Bestellung anbieten. Einige Beispiele sehen Sie auf dieser Seite – darüber hinaus stehen Ihnen Broschüren, DVDs und Aktionsmaterialien für Ihre Arbeit in der Gemeinde oder im Unterricht zur Verfügung. Chris Die Kinderzeitschrift der Christoffel-Blindenmission liefert spannende und kindgerechte Einblicke in die Arbeit der CBM und ist vor allem für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren geeignet. Materialkoffer „Blindheit verstehen“ Aktueller Jahresbericht © 2015 Christoffel-Blindenmission Die Broschüre gibt Ihnen einen umfassenden Einblick in die Arbeit der CBM – mit Jahresrechnung und Arbeitsstatistik. Wie finden sich blinde Menschen im Alltag zurecht? Wie hängen Armut und Blindheit zusammen? Der Materialkoffer ermöglicht eine spielerische Annäherung an diese Themen. Für Gruppen bis 30 Personen ab sechs Jahren – auch für Jugendliche geeignet. Inhalt: 1. Auf allen Wegen orientieren – Taststock 2. Mit den Fingern lesen – Blindenschrift (Braille-Schreibtafeln, Sattelstifte und Blindenschriftalphabete) 3. Im Alltag unterstützen – Hilfsmittel (taktiles Lineal, Sockensammler, Euro-Cash-Test, sprechende Tischuhr, Füllstandsanzeiger) 4. Mit den Händen „sehen“ – Tasterfahrungen (Fühlmemory, Holzwürfel-Spiel, taktiles Menschärgere-dich-nicht-Spiel, taktiles Domino, taktile UNO-Karten, taktile Welt-Karte) 5. Mit den Ohren „sehen“ – akustische Spiele (Hörmemory, akustischer Fußball) Blindenschrift-Alphabet Probieren Sie es selbst einmal aus: Können Sie die Buchstaben und Zahlen ertasten? Ideal für Schulunterricht und Gemeindegruppen. Zum Verleih – bitte acht Wochen vorher bestellen! 25 Angebot des Teams Kirche für Ihre Kirchengemeinde Erntedankbroschüre Film: Zum Helfen berufen Neu! Bilder sagen mehr als tausend Worte. Eine direkte Begegnung mit Menschen in Moshi im afrikanischen Tansania ermöglicht der Film „Zum Helfen berufen“. „Dankbar sein heißt teilen“ – unsere Broschüre zum Erntedankfest enthält Ideen und Vorschläge zur Vorbereitung des Festes in der Gemeinde, zur Gestaltung eines Gottesdienstes und Infos für eine Benefizaktion. Erleben Sie die Arbeit der CBM in Tansania hautnah und erfahren Sie mehr über unsere Vision. Krippenspiel und Martinsfest Gottesdienstentwurf Bartimäus Sind Sie auf der Suche nach einem Krippenspiel für Ihre Christvesper oder nach Ideen zur Gestaltung Ihres Martinsfestes? Wir haben kreative und interessante Ideen für Sie entwickelt, die Sie als Arbeitserleichterung nutzen können. Die Geschichte vom blinden Bartimäus (Markus 10,46-52) ist aktueller als man denkt. Denn viele Menschen in den ärmsten Ländern der Welt leben heute noch wie er: Armut, Ausgrenzung, Diskriminierung und Perspektivlosigkeit gehören zum Alltag. In unserem Krippenspiel geht es um eine junge Frau mit ihrem blinden Baby und um die Erkenntnis: Die Weihnachtsgeschichte passiert noch heute! In unserem Gottesdienstentwurf für alle Generationen geht es um die Bedeutung dieser Geschichte für unser Handeln heute. Unsere Broschüre zum Martinsfest liefert Ihnen viele Ideen und Anregungen – z. B. einen Gottesdienstentwurf, eine Bastelanleitung für ein Mini-Martinslicht und ein Rezept für leckere Martinshörnchen. Interessiert? Bitte wenden Sie sich an Marzena Gergens Telefon: (0 62 51) 131- 2 95 E-Mail: [email protected] 26 © 2015 Christoffel-Blindenmission Wir stellen Ihnen unsere Angebote kostenlos zur Verfügung. Fotos (6): CBM Das hat Ihre Spende bewirkt Ngalula ist auf dem besten Weg, sich ihren Traum zu erfüllen: Sie will unbedingt Schneiderin werden. Ngalula will Schneiderin werden und Faden. Dabei näht sie mit der linken Hand, weil die Finger ihrer rechten Hand verkrümmt sind. Eine kurze Hose, ein Jäckchen, eine kleine Handtasche und ein Kopfkissenbezug waren die schönen Ergebnisse ihrer unermüdlichen Arbeit. © 2015 Christoffel-Blindenmission Im letzten Jahr haben wir Ihnen Ngalula-Gracia Kabanga vorgestellt, die in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, lebt. Sie ist inzwischen 17 Jahre alt. Ngalula hat bei der Geburt eine Hirnschädigung erlitten und kann nicht laufen. Das Ziel fest vor Augen Über den CBM-Projektpartner Elikya hat Ngalula einen Rollstuhl bekommen, sodass sie zur Schule gehen konnte – das war vorher nicht möglich, weil die Regelschule sehr weit weg war und öffentliche Verkehrsmittel Ngalula nicht zur Verfügung standen. „Die Fahrer wollen uns nicht mitnehmen“, beklagte damals ihr Vater Innocent. Ihren Traum hatte Ngalula trotzdem niemals aufgegeben: „Ich will lernen, mit der Nähmaschine zu nähen!“ Ngalula hat im vergangenen Jahr fleißig daran gearbeitet, diesen Traum zu verwirklichen. Sie hat in ihrem ersten Jahr in der Schule alle Grundlagen des Nähens erlernt – zunächst einfach nur mit Nadel Jetzt ist der große Moment gekommen: Im laufenden Schuljahr lernt Ngalula den Umgang mit einer Nähmaschine. Sobald sie ihre Ausbildung erfolgreich absolviert hat, werden die Elikya-Mitarbeiter versuchen, ihr eine Nähmaschine zu beschaffen. Dann kann Ngalula ihren Lebensunterhalt als Schneiderin bestreiten. „Ich möchte die Freunde der CBM in Deutschland herzlich grüßen“, sagt Ngalula. „Auch im Namen meiner Familie! Wir sind alle sehr froh, dass ich die Chance habe, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ich habe mein Ziel fest vor Augen!“ 27 Kollektenvorschlag Francis kann wieder sehen Augenlicht schenken – viele mittellose Menschen hoffen noch auf Hilfe Fotos (2): CBM Francis aus Tansania ist mehrfacher Vater und Großvater. Er hat immer für seine Familie gesorgt und gearbeitet, zum Beispiel indem er sich um die Hühner kümmerte oder Holzschalen für den Verkauf auf dem Markt schnitzte. Doch dann raubte ihm der Graue Star die Sehkraft und die Selbstständigkeit. Eine Operation im nächsten Krankenhaus war zu teuer. Er sah immer schlechter – immer wieder gingen ihm Hühner verloren und beim Schnitzen gelang ihm nur noch die Grobarbeit. Francis fühlte sich nutzlos und als Belastung für seine Familie. Eine Helferin des Programms für gemeindenahe Rehabilitation in Tansania (Comprehensive Community Based Rehabilitation in Tanzania) wurde auf Francis aufmerksam und überwies ihn an das Kilimanjaro Christian Medical Center, eine von der CBM geförderte Klinik in Moshi. Dort ist die Operation für mittellose Patientinnen und Patienten kostenlos. Francis schöpfte neue Hoffnung. Zunächst operierten die Ärzte sein rechtes Auge – mit überragendem Ergebnis: Francis kann wieder sehen. Francis Itasi freut sich vor dem Hühnerstall, dass er seine Tiere wieder selbst versorgen kann. leicht, Menschen wie Francis mithilfe einer Operation die Sehkraft zurückzugeben. Aber in den Armutsregionen dieser Welt fehlen den Patienten einfach die finanziellen Mittel. Mit Ihrer Kollektengabe können Sie solchen Menschen helfen und dafür sorgen, dass blinde Menschen wieder sehen. Zu Hause führte ihn sein erster Weg zum Hühnerstall. Er füttert seine Tiere jetzt ohne Probleme. Mit gewohntem Geschick schnitzt er auch wieder Holzschalen. Francis strahlt vor Glück. Er hat neuen Lebensmut und lässt sich bald auch das andere Auge operieren. Eine Operation am Grauen Star kostet durchschnittlich nur 30 Euro. Da Kinder unter Vollnarkose behandelt werden, kostet die Operation bei ihnen 125 Euro. Weltweit sind fast 20 Millionen Menschen jeden Alters durch Grauen Star erblindet. Eigentlich ist es In den Armutsregionen dieser Welt bedeutet eine Krankheit wie Grauer Star für die meisten Menschen lebenslange Blindheit. Denn sie können sich die eigentlich einfache Operation nicht leisten. Ein Mann wie Francis, der es kaum ertragen konnte, seine Familie nicht mehr unterstützen zu können, schöpft mit der unverhofften Heilung neuen Lebensmut. Gemeinsam können wir vielen Menschen wie Francis helfen – damit blinde Menschen wieder sehen. Bitte unterstützen Sie die Arbeit der CBM mit Ihrer Spende. Herzlichen Dank! Kennwort: Grauer Star 28 E · 2192 · © 2015 Christoffel-Blindenmission Kollektenbitte – Abkündigungstext Rückmeldebogen zu Arbeitsmaterialien für Kirchengemeinden Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kirchengemeinden, durch Ihre Rückmeldung können wir unser Material verbessern. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für die Beantwortung unseres Fragebogens fünf Minuten Zeit nehmen. Vielen Dank! Bitte senden Sie den ausgefüllten Fragebogen – gerne auch per E-Mail oder Fax – an: CBM Deutschland e.V. Marzena Gergens Stubenwald-Allee 5 64625 Bensheim Fax: (0 62 51) 131- 2 99 E-Mail: [email protected] 1. Welches Material haben Sie eingesetzt? Broschüre Martinsfest Broschüre Krippenspiel Broschüre Erntedankfest Broschüre „Das etwas andere Kirchencafé“ Broschüre Konfirmanden Magazin Okuli Kindergottesdienstentwurf Gottesdienstentwurf „Bartimäus“ „Rodrigues Wunder“ Sonstiges: _______________________________ 2. In welcher Kirchengemeinde haben Sie das Material verwendet? Evangelische Landeskirche Katholisches Bistum Freikirche Sonstiges: _______________________________ 3. Wie haben Sie von dem Material erfahren? CBM-Webseite Newsletter Kollegen Kirchentag CBM-Publikationen wurde mir unaufgefordert zugeschickt Sonstiges: _______________________________ 4. Mit welchen Zielgruppen wurde das Material eingesetzt? Kinder Konfirmanden Erwachsene Senioren Andere: ________________________________ bitte wenden ➦ 5. Bei welchen Veranstaltungen haben Sie das Material verwendet? Kindergottesdienst andere Veranstaltung mit Kindern Konfirmandenunterricht Gottesdienst Gemeindekreis Gemeindefest Kinderbibeltage Seniorenkreis Musical-Aufführung Sonstiges: _______________________________ 6. Wie hilfreich war das Material bei der Vorbereitung Ihrer Veranstaltung? sehr gut gut ganz gut nicht so gut 7. Welche Ideen aus dem Material haben Sie umgesetzt? 8. Was brachte die Arbeit mit dem Material den Teilnehmern Ihrer Veranstaltung? Es hat eine komplett neue Sichtweise auf das Thema ermöglicht. Es hat die bisherige Sichtweise auf das Thema verändert. Die Arbeit mit dem Material brachte nur wenig Neues. Die Arbeit mit dem Material hat gar nichts gebracht. 9. Welche Rückmeldungen und Anregungen wollen Sie uns noch geben? Vielen Dank für Ihre Rückmeldung!
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