Pressespiegel 18_15 vom 02.05. bis 08.05.2015

Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Loëstrasse 60
7000 Chur
081 257 11 00
www.gr-ref.ch
[email protected]
Pressespiegel 18/2015
2.- 8.5.2015
Kontakt:
Stefan Hügli
[email protected]
Inhalt
1.
Bündner Tageszeitungen
mit reformierter Brille gelesen
2.
ausgewählte Kolumnen
aus den Bünder Lokal- und Regionalzeitungen
3.
Themen aus überregionalen Zeitungen
NZZ, RP und Zeit
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
1.
Bündner Tageszeitungen
mit reformierter Brille gelesen
Coca-Cola muss zahlen, er nicht: K_Südostschweiz
Remo Stoffels «7132 Hotel» nutzt
das Valser
Quellwasser
unentgeltlich.
vom
1.5.2015,
Seite
2.pdf
Bild Yanik Bürkli
Jung und Alt
Eine Chance für die Gesellschaft
Andreas Thöny*
über die Alten
als «Belastung»
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err und Frau Schweizer werden heute rund 30 Jahre älter
als noch vor hundert Jahren.
Steigende Lebenserwartung und sinkende Geburtenzahlen haben dazu
geführt, dass das durchschnittliche Alter in der Schweiz massiv gestiegen
ist. War zu Beginn des 20.Jahrhunderts jeder Zweite unter 25-jährig, so
ist es mittlerweile nur noch jeder
Dritte. Schätzungen gehen davon aus,
dass es Mitte des 21.Jahrhunderts
noch jeder Zehnte ist. Oder anders herum: Lag der Anteil der über 80-Jähri-
gen um 1900 noch bei 0.4, so liegt er
heute bei vier Prozent.
Mehr Alte, weniger Junge – so sieht
die Schweizer Zukunft aus. Dieselbe
Entwicklung ist in allen industrialisierten Ländern zu beobachten. So erfreulich das für den oder die Einzelne ist,
so herausfordernd ist es für die Gesellschaft. Wie etwa die AHV künftig finanziert oder die Wohnsituationen im Alter aussehen sollen – und wer die Kosten dafür trägt - sind Fragen, die es zu
diskutieren gilt.
Doch der Blick auf die Belastung ist
ein einseitiger. Wer von Überalterung
spricht, outet sich als Pessimist und
hat die Chance nicht erkannt. Die heutigen Alten sind in der Regel gesünder
und autonomer dazu. Sie wollen nicht
behandelt werden, sondern selber
handeln, sich einbringen, und zwar so
oft, wie es ihnen passt. Das ist ein riesiges Potenzial, das noch viel zu wenig
genutzt wird.
Freiwilligenorganisationen wie beispielsweise Benevol profitieren bereits
heute davon. Auch Kirchgemeinden,
von der Besuchergruppe bis hin zum
Vorstandspräsidenten, wären ohne die
älteren Frauen und Männer, die sich
freiwillig engagieren, nicht möglich. So
fliesst viel Erfahrung und Wissen in
diese Netzwerke. Es zeichnet sich darin
ein Wandel ab, der in Zukunft weitere
Bereiche der Gesellschaft betreffen
wird. Dass Alte eine «Belastung» für
die Gesellschaft seien, das wird mit
Blick darauf niemand allen Ernstes behaupten.
* Andreas Thöny ist unter anderem Kirchenratspräsident der Evangelisch-reformierten Landeskirche Graubünden.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
nom aus Leidenschaft. Er wird heute – wie bereits seit über 20 Jahren –
hinter seinem Stand am Wochenmarkt stehen. Der Markt sei für ihn
und für die gesamte Altstadt enorm
wichtig, betont Pichler. «An einem
Samstag, in dem keine Markt-Saison ist, kann die Obere Gasse am
schmack und für das Handwerk ist
zu gross.
Seit 28 Jahren gibt es den Churer
Wochenmarkt, Pichler hat in vielen
Jahren als Marktgänger und Standbesitzer beobachtet, wie sich der
einfache Bauernmarkt zu einem regionalen, kulinarisch vielfältigen
werden die Spargeln von
Hanspeter Gisler aus Chur
angeboten, was Stefan Walter,
Präsident des Churer Wochenmarkts, ganz besonders freut. «Gislers Spargeln sind eine Marke in
Chur, es hat uns sehr gefreut, als
seine Anfrage kam», sagt Walter.
Bündner Tagblatt vom 2.5.2015, Seite 11.pdf
Ebenfalls neu dabei ist die
Metzgerei Hefti aus Seewis, die
verschiedene Fleischspezialitäten
anbietet. Walter freut sich, dass die
Saison wieder losgeht, auch wenn
der Auftakt jedes Jahr ein bisschen
hektisch ist: «Aber wir werden uns
schnell wieder einspielen.» (HA)
WA S D I E C H U R E R G R A B M Ä L E R E R Z Ä H L E N
Weihbischof Anton Gisler 1863 - 1932
Anton Gisler stammte aus der Gemeinde Bürglen im Kanton Uri, wo
sein Vater Gemeindeweibel war.
Nach den Mittelschulen in Altdorf
und Fribourg studierte Anton Gisler
an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom und promovierte sowohl zum Dr. theol. als auch zum
Dr.phil.
Nach seiner Priesterweihe kehrte er erst in seine Heimat zurück, wo
er als Kaplan in Bürglen und Lehrer
am Kollegium in Altdorf wirkte.
1893 wurde Anton Gisler ans Priesterseminar in Chur berufen, wo er
Dogmatik lehrte und bald einmal
einer der bekanntesten kirchlichen
Lehrer der Schweiz war.
Das Grab des Weihbischofs
Anton Gisler auf dem Hof. (OI)
1900 war er Mitbegründer der
Zeitschrift «Schweizer Rundschau»
und griff mehrmals in den Modernismus-Streit um die Positionierung des Katholizismus in der modernen Welt ein. Seine publizistische Tätigkeit gipfelte 1912 in seinem Hauptwerk «Der Modernismus», in dem er im Grundsatz der
antimodernistischen, päpstlichen
Linie gegen die innerkirchliche Reformbewegung folgte.
Trotzdem wurde Anton Gisler
von den konservativen, sogenannt
integralistischen katholischen Kräften Graubündens, vor allem von
Caspar Decurtins, des «Löwen von
Truns», des Modernismus verdäch-
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
tigt und angegriffen. Anton Gisler
konnte seine kirchliche Karriere
dennoch fortsetzen und wurde 1913
Regens des Churer Priesterseminars
St. Luzi.
1928 wurde Anton Gisler dann
Weihbischof und Coadjutor mit
Nachfolgerecht des damaligen Bischofs von Chur, Georg Schmid von
Grüneck. Allerdings starb er dann
am 4. Januar 1932 in Chur vier Monate vor dem Ableben des Churer
Bischofs Schmid von Grüneck und
wurde als erster Träger der Bischofswürde auf dem kleinen Friedhof
nördlich des Eingangs zur Kathedrale beigesetzt
HANSMARTIN SCHMID
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Auch dafür mag die trutzige Theaterburg am
Berliner Rosa-Luxemburg-Platz ein Symbol sein.
Sie war (und ist) ein Mahnmal der Wendezeit, dort
hat man schon lange sämtliche Ordnungen dekonstruiert. Doch es war nur Kunst. Es kommt mir
vor, als ob sie Berlin und die Welt mit ihren lärmigen, wild assoziierenden Aufführungen vor dem
Nein, es wird immer grundsätzlicher: Ruth
lebt koscher. Helena ist Vegetarierin. Antje und
Martin leben ganz vegan. Ludwig und Adrienne
schwören auf Low Carb und verweisen stolz auf
ihre Bikini-Figuren. Angeblich mühelos, in wenigen Wochen und bei unvermindertem Genuss haben sie zwischen fünf und zehn Kilo abgespeckt.
zuzuführen. Alles, was einigermassen ressourcenfreundlich satt machen würde, lassen sie weg. Das
ist nicht nur dekadent, es ist auch asozial und
egoistisch.
Theoretisch ist da was dran. Aber praktisch leben wir hier in Europa doch alle weit über unsere
Verhältnisse. Was willst du dagegen tun?
Bündner Tagblatt vom 2.5.2015, Seite 15.pdf
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Erfolgreiche Tscheligi-Ausstellung
Die Retrospektive zum Werk von Lajos Tscheligi im Forum Würth in Chur stösst auf
grossen Anklang. Jetzt wird die Ausstellung verlängert.
Aufgrund der grossen Nachfrage
wird die Ausstellung bis zum
11. September verlängert. Lajos
Tscheligi wurde am 10. August 1913
in Budapest als Sohn eines Glasmalers und Kirchenrestaurators in eine
Welt im Wandel und Aufruhr geboren. Als Privatschüler bei den Kunstprofessoren Illés Aladár Edvi und
Oskar Glatz lernte er vier Jahre lang
die theoretischen und praktischen
Grundlagen der Malerei. Grundlagen, die ihn befähigten, den unsicheren Weg als Künstler zu gehen.
Dieser führte ihn 1957 nach Chur,
wo er bis zu seinem Tod im Jahr
2003 lebte. Hier gründete er eine
eigene Malschule und widmete sich
zugleich der Weiterentwicklung
seines eigenen Werkes, das ihn zunehmend in den Bereich der «metaphysischen Abstraktion» führte.
Vernissage der Kinderkünstler
Der Würth-«KinderKunstKlub» ist
ein Forum für Kinder, die mehr über
Kunst und Künstler erfahren wollen. Am Montag, 4. Mai, um 18 Uhr,
findet im Forum Würth Chur die
Vernissage der Jahresarbeiten statt.
Die Ausstellung dauert bis Freitag,
15. Mai. Am Donnerstag, 7. Mai, findet eine Führung durch die Jahresarbeiten des Würth-KinderKunstKlubs im Kontext zur Ausstellung
«Lajos Tscheligi» statt. Remo A. Alig
zeigt spannende Parallelen und
Unterschiede auf, wie das Forum
mitteilt.
Ausserdem sei der Skulpturenpark an der Aspermontstrasse wieder bunter geworden. Pünktlich
Blick in die Ausstellung von Lajos Tscheligi in Chur. (FOTO YANIK BÜRKLI)
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
zum Frühlingsbeginn sind die
Skulpturen von Niki de Saint Phalle
«Le Monde» und «Der Drache» zurück in Chur.
Nebst den wechselnden Kunstausstellungen mit Werken aus der
Sammlung Würth und einem vielfältigen Rahmenprogramm finden
im Forum Würth Chur regelmässig
Veranstaltungen statt. (BT)
Ausführliche Informationen zu der
Ausstellung sind unter www.forumwuerth.ch/chur abrufbar.
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Meter. «Dieser Tag bleibt mir immer
in Erinnerung» sagt heute Peter
Hartmann. Innerhalb von wenigen
Minuten sei der Bohrplatz mit Kiessand überdeckt gewesen, pro Minute strömten 600 Liter Wasser aus
dem Boden mit einem Druck von etwa zehn Bar. Gleichzeitig sei bei der
Valser Mineralquelle, rund 150 Meter entfernt, der Druck gesunken. Es
floss fast 20 Prozent weniger Was-
Für den Geologen Peter Hartmann
ist nach diesen Erfahrungen klar: Da
der Standort des Hochhauses nahe
bei der Quelle liegt, können bereits
Sondierbohrungen kritisch sein.
Noch ist offen, wie das Fundament
für das gigantische Hotel aussieht.
Laut Experten stehen solche Hochhäuser meistens auf Pfählen, die im
Fels verankert sind. Die heikle Zone,
würden auch Abklärungen mit den
eigenen Geologen gehören, ob Sondierbohrungen überhaupt möglich
sind.
Truffer: «Ein zentraler Punkt»
Regionaljournal Graubünden
Stefanie Hablützel hat diesen
Bericht für das «Regionaljournal
Graubünden» auf Radio SRF 1
verfasst. Das «Regi» wird von
Montag bis Freitag jeweils um
17.30 Uhr ausgestrahlt. Die
Sendung informiert über Politik,
Wirtschaft, Kultur, Sport und
Gesellschaft. (BT)
Auch die Initianten wissen, dass
Nachtrag_Bündner
Tagblatt vom 4.5.2015, Seite 3.pdf
noch viele Fragen offen sind. Man
sei daran, die nötigen Daten zusammenzutragen, sagt Verwaltungsrats-Delegierter von 7132 und Mit-
«Der Start war ein Erfolg»: Ex-Regierungsrat Claudio
Lardi an der Expo in Mailand. (FOTO CLAUDIO GODENZI)
Das Safiental und Rendells «Königliche Krankheit»
Die britische Bestsellerautorin Ruth Rendell ist am Samstag 85-jährig verstorben – unter ihrem Pseudonym Barbara Vine hat sie den Krimi «Königliche Krankheit»
geschrieben. Die Schriftstellerin hatte die nicht abwegige Idee, dass die Bluterkrankheit von Safien aus den Weg in den englischen Adel gefunden haben könnte.
Familien mit Zwergwuchs im Samnaun, Familien mit Lähmungen der Beine im Bergell oder eben die Bluter in
Tenna: «Erbkrankheiten wirkten sich in
abgelegenen Regionen aufgrund fehlender Durchmischung fatal aus»,
schreibt der Wissenschaftspublizist
Heini Hofmann in seinem Essay
«Alpenmythos und Medizin». Während
in der übrigen Schweiz nur 15 Prozent
aller Bluter den seltenen Typ B hatten,
waren es in Graubünden 66 Prozent. Sie
entstammten alle der gleichen Familie,
der so genannten Tenna-Sippe.
Die Kirchenbücher von Tenna
Die Bündner Ärztin Serena Hartmann
schreibt 2002 in einem Bericht für die
Schweizerische
Hämophilie-Gesellschaft, dass in der Kirche von Tenna Geschichte geschrieben wurde. Demnach
war in den Kirchenbüchern erkennbar,
dass um 1650 das Ehepaar Albrecht
Walther und Ursula Buchli in Tenna lebte. Sie gelten als das Stammelternpaar
der grossen Tenna-Sippe. Das Ehepaar
hatte vier Kinder, zwei Söhne und zwei
Töchter. Sohn Samuel gilt als der erste
Hämophile, die Tochter Ursula als erste
sichere Überträgerin. Ihnen entstammten insgesamt 63 Bluter in 15 Generationen. Wegen der fehlenden Durchmischung der Bevölkerung kam es lange
nicht zu einer Ausdünnung der Krankheit. Bis in die 1950er-Jahre wohnten
die meisten der Tenna-Sippe noch im
Safiental. Dann verteilten sie sich über
die Täler Graubündens, nach 1980 über
die Schweiz, inzwischen wahrscheinlich über die ganze Welt.
wissenschaftliche Abhandlungen mit
den Titeln «Die Fertilitat im Bluterstamm von Tenna», «Klinische, geneti-
sche und gerinnungs-physiologische
Aspekte der Hämophilie B bei den Blutern von Tenna, mit einem Beitrag zur
Genetik der Gerinnungsfaktoren», und, 1957, «Der Bluterstamm von Tenna und
seine Nachkommen». Truogs Unterlagen zu seinen
Forschungen über die Bluterkrankheit in Safien, Tenna und Soglio wurden dem
Bündner Staatsarchiv übergeben und sind wegen des
Arztgeheimnisses nicht öffentlich einsehbar.
«Der Bluterstamm »
«Krankheit der Könige»
Hartmann war indes nicht die Erste, die
sich mit der Hämophilie in Graubünden
beschäftigte und so auf die Tenna-Sippe
stiess. Die Tenner Kirchenbücher wurden bereits 1958 unter der Mitarbeit des
Talarztes Gaudenz Truog von Versam
erforscht. Im «Bibliography of Human
Genetics» finden sich, ebenfalls 1958,
In der Vergangenheit litten
viele Adlige und Mitglieder
der Königsfamilien an Hämophilie, weshalb sie auch
den Namen «Krankheit der
Könige» erhielt. Bekannte
Beispiele dafür sind die britische Königs- und die russi-
Pseudonym Barbara Vine: «Königliche Krankheit»,
erschienen 2002 bei Diogenes. (ZVG)
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
sche Zarenfamilie. Ausgangspunkt war
hier die Trägerin der Krankheit, Queen
Victoria von England, deren Enkelin
Alice von Hessen-Darmstadt den Zaren
Nikolaus II. heiratete und die Krankheit
auf ihren gemeinsamen Sohn Alexei
übertrug.
Rendells Recherchen
Die Krimi-Autorin Ruth Rendell, die in
Tenna vor Ort recherchierte, schreibt in
ihrem Roman, dass eines der wichtigsten Kirchenbücher Tennas aus dem 19.
Jahrhundert fehlt, das für den Verlauf
der Erbkrankheit von Interesse wäre.
Der Gemeindeschreiber betätigte diese
Recherchen. Das Kirchenbuch soll vor
rund 25 Jahren ausgelehnt worden sein,
man weiss aber nicht mehr an wen.
1999 gab es in Graubünden noch 23
Patienten mit der Bluterkrankheit. (BT)
Der vollständige Artikel ist am 2. Mai
2008 in der Wochenzeitung «Rhiiblatt»
(heute «Ruinaulta») erschienen.
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Bündner Tagblatt vom 4.5.2015, Seite 4.pdf
GRAUBÜNDEN
Montag, 4. Mai 2015
«Heiliger Sankt Florian, verschon’
mein Haus, zünd’ and’re an»
Der heilige Florian († 4. Mai 304 in Lauriacum, heute Lorch in Enns, Oberösterreich) war Offizier der römischen Armee
und Oberbefehlshaber einer Einheit zur Feuersbekämpfung. Er wird in der Katholischen und Orthodoxen Kirche verehrt.
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und wird meistens als römischer
Soldat mit Lanze und wehendem
Banner dargestellt. Das Ansehen,
das er geniesst, verdankt er besonders dem Umstand, dass er schon
als Kind einen Brand löschte und
deshalb so dargestellt wird, wie er
einen Kübel Wasser über ein brennendes Haus schüttet. Weil er mit
dem rettenden Nass die Feuersglut
bekämpft, gilt er allgemein als Fürbitter gegen Feuergefahr und
Feuersnot. Er wird aber auch angerufen gegen Dürre, Unfruchtbarkeit
der Felder und bei Wassergefahr.
Sowohl die katholischen als auch
die orthodoxen Christen feiern sein
Patronenfest jedes Jahr am 4. Mai,
seinem Todestag. Florian gilt als
Schutzpatron der Feuerwehr, der
Bäcker, der Kaminfeger, der Bierbrauer, der Gärtner, der Böttcher,
der Töpfer, der Schmiede, der Seifensieder, von Polen, von Oberösterreich und Linz.
▸ T H O M A S S P I NA S
Die Namen Florian und Feuerwehr
sind heute untrennbar miteinander
verbunden.
Feuerwehrmänner
werden als Floriansjünger bezeichnet. Doch wer war dieser heilige Florian wirklich und was hat er mit der
Feuerwehr zu tun? «Florian» (von
lat. «florere»= «blühen») bedeutet
der Blühende, der Mächtige. Der
heilige Florian war keltischer Abstammung und wurde im 3. Jahrhundert in Zeiselmauer bei Wien
geboren. Schon als Kind zeigte er
Mut und Entschlossenheit. Als eines
Tages ein Haus brannte, tat er sich
als besonders eifriger Helfer hervor.
Zu dieser Zeit war der Donauraum
von den Römern besetzt. Es regierte
damals Kaiser Diokletian (284 bis
305), der entlang der Donau römische Wachstationen errichten liess,
um sein Kaiserreich vor Wandervölkern zu schützen. Vom Leben der
römischen Soldaten angetan, trat
Florian bald in kaiserliche Dienste
ein. Schon nach wenigen Jahren
hatte er es zum Offizier gebracht
und machte Dienst in der Lagerfestung Lorch (Lauriacum) an der Donau. Römische Legionäre brachten
dann eines Tages die erste Kunde
von Jesus Christus mit ins Lager.
Florian war vom Leben Jesu und
dessen Wirken so sehr angetan,
dass er diesen Glauben annahm und
ein eifriger Christ wurde.
Das Sankt-Florians-Prinzip
Säuberungsaktion Diokletians
Da Kaiser Diokletian ein fanatischer
Christenverfolger war, duldete er
keine Abtrünnigen in seinen Legionen. Den Christen wurde Wehrtüchtigkeit und Wehrfähigkeit aberkannt. So wurde auch Florian ein
Opfer dieser Säuberungsaktion, wie
weitere 40 Mann seiner Truppe. Als
diese hingerichtet werden sollten,
fühlte Florian sich seinen Waffengefährten zur Hilfe verpflichtet.
Mutig trat er vor seinen Vorgesetzten Aquilinus, um ihn von seinem Vorhaben abzubringen, was jedoch vergebens war. Anschliessend
wurde Florian einer Folterprozedur
unterzogen: Geissel und Stockhiebe, Treten und Quetschen, Sengen
mit glühender Zange und brennen-
Typische Darstellung von St. Florian mit Löscheimer. (FOTO ZVG)
der Fackel bis zur Bewusstlosigkeit.
Als Aquilinus merkte, dass der Gequälte in seiner Treue zu Christus
nicht wankte, gab er am 4. Mai des
Jahres 304 den Befehl, Florian mit
einem Mühlstein um den Hals von
einer Brücke des Ennsflusses zu
stürzen. Florians Leichnam aber
ging nicht unter, sondern wurde ans
Ufer getrieben. Ein Adler setzte sich
an seine Seite und bewachte den
Leichnam, um ihn vor einer Schändung durch die Heiden zu bewahren. Valeria, eine fromme Frau, fand
den Florian nachdem er ihr im
Traum erschienen war. Sie lud den
toten Florian auf einen Ochsenkarren. Als die Ochsen vor Durst nicht
mehr weiter wollten, betete die
fromme Frau. Da entsprang am Wegesrand eine Quelle an der sich die
Ochsen erfrischten. Noch heute
fliesst diese Quelle im sogenannten
Floriansbrunnen. Über dem Grab
des Märtyrers Florian entstand bald
eine Wallfahrtsstätte. Heute befindet sich dort in der Nähe von Linz
das Stift St. Florian.
Florian ist ein viel verehrter
Volksheiliger in den Alpenländern
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Das Sankt-Florian-Prinzip «Du heiliger Sankt Florian, verschon’ mein
Haus, zünd’ and’re an» stammt vermutlich von einer ironisch gemeinten Votivtafel. Früher war es üblich,
die Hilfe des heiligen Florian anzurufen, der als Schutzpatron für die
Abwendung von Feuer und Dürre
zuständig ist. Der Spruch stammt
aus dem Mittelalter als die in magisch-religiösen Vorstellungen befangenen Menschen eher mit Aberglauben anstatt Handeln Brände bekämpfen wollten. So konnte man
seiner Zeit feuerabwehrende Amulette, Feuersegen oder später sogar
in Sachsen-Weimar den Beschwörungsteller erwerben. Erst als man
verstand, dass im Brandfall nur gut
organisierte und energische Löschmassnahmen das Schlimmste verhindern konnten, Regeln zum Umgang mit offenen Feuer und gleichzeitig Bauvorschriften durchgesetzt
wurden, die eine Brandausbreitung
und eine wirksame Brandbekämpfung ermöglichen, war die Zeit der
grossen Städtbrände vorbei.
Das Sankt-Florian-Prinzip oder
die Sankt-Florian-Politik steht auch
für die Verhaltensweise, Bedrohungen nicht zu lösen, sondern auf andere zu verschieben.
Quellen:
Wikipedia, Feuerwehrlexika, Websites
diverser freiw. Feuerwehren.
Dienstag, 5. Mai 2015 CHF 3.30
Bündner Tagblatt vom 5.5.2015, Seite 1.pdf
www
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Endlich, endlich ist es so weit. Das werden sich vermutlich
viele Einwohner und Einwohnerinnen von Silvaplana
gestern gedacht haben, als mit einem lauten Knall die
Arbeiten am 750 Meter langen Tunnelstück der
Umfahrung Silvaplana «eingeläutet» wurden. Die
feierliche Erstsprengung ist der Anfang von rund drei
Jahren Bauzeit. Der Tunnel – und somit die ganze
Umfahrung Silvaplana – soll im Herbst 2018,
zwei Jahre später als geplant, fertig sein. An den
gestrigen Feierlichkeiten wurde in den Ansprachen der
Bauherrschaft und von Gemeindepräsidentin Claudia
Troncana besonders auch den zahlreichen Bauarbeitern
gedankt, die nun täglich auf der Baustelle arbeiten werden.
Damit auch sie diese Zeit sicher und ohne Unfälle
überstehen werden, wurden sie von Pater Johney mit
reichlich – und etwas kaltem – Weihwasser
gesegnet. Auch die heilige Barbara, Schutzpatronin der
Mineure, erhielt den Segen – und mit einer energischen
Bewegung schliesslich auch der nun zu erstellende
Tunnel selbst. (VIRGINIA RITTER/ROLF CANAL)
G R A U B Ü N D E N . .......................................... Seite 3
Kanton setzt zur Sensibilisierung an
An der am Samstag eröffnenden Higa erhalten Heimtiere eine breit gefächerte Plattform.
Im Kanton Graubünden werden
rund 100 000 Heimtiere gehalten.
Wie es den etwa 13 000 Hunden sowie den ungezählten Katzen, Frett-
chen, Meerschweinchen, Fischen,
Vögeln und so weiter geht, weiss oft
nur der Besitzer allein – wenn überhaupt. Denn Unwissenheit oder
.. . . . . ...... . . . . . . Seite 12
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so weitere Kreui. Allerdings erst für
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Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche
falsch verstandene Tierliebe können Tieren das Leben zur Qual machen, weiss Thomas Bürge, Leiter
Fachstelle Tierschutz beim kantonalen Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit (ALT). Rund
300 mutmassliche Verstösse gegen
das Tierschutzgesetz klärt das Amt
jedes Jahr ab. Die meisten gemeldeten Fälle bezögen sich auf Nutztiere.
Graubünden
«Was sich hinter geschlossenen
Wohnungstüren abspielt, entzieht
sich der Kenntnis der Öffentlichkeit
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von Kantonsschülern wie auch von
Churer Stadtschülern hat sich Barblans Vaterlandshymne lange Jahre
auf besondere Weise eingeprägt: Ältere Semester erinnern sich, wurde
sie doch jahrzehntelang freudig und
kraftvoll gesungen – an den damaligen gemeinsamen Schlussfeiern
vor dem Aufbruch zu den grossen
Sommerferien, und gehörte damals
zum patriotischen Kulturgut. In
Chur gibt es das Otto-BarblanSchulhaus, und in Genf, wo Barblan
als Organist und geschätzter Lehrer
am Konservatorium tätig war, erklingt vom Carillon der Genfer Kathedrale St. Pierre, abwechselnd mit
anderen, heute noch Barblans Komposition.
Voting für neue Nationalhymne
Unter www. chhymne.ch kann für
eine neue Nationalhymne
abgestimmt werden. Das Voting
dauert bis am 15. Mai 2015. Dabei
ationalhymnen besingen mit Vorliebe kriegerische Ereignisse, so
die aufpeitschende Marseillaise
der Franzosen mit ihrem «Aux armes, citoyens,
marchons, marchons...!» Besonders immer wieder
faszinierend das «Fratelli d` Italia». Wen stört es,
wenn dort mit unbeschreiblichem Pathos die Götterwelt der Antike beschworen wird, die wohl mitreissendste Nationalhymne aber wird von Fussballstars wie Tifosi aus voller Brust mitgesungen.
In der Schweiz diente über Jahre die Melodie
«God save the Queen» mit dem martialischen Text
des «Rufst du mein Vaterland – freudvoll zum
Streit…» als Landeshymne. Es wurde etwas Eigenständiges gesucht, ein Kirchenlied brachte die Lösung, der Schweizerpsalm machte vorerst provisorisch das Rennen. Ein Kirchenlied statt Kriegsgeschrei – eigentlich keine üble Variante. Und es
kam wie es kommen musste, der Psalm wurde
1981 definitiv zur Landeshymne erhoben. Kein untypischer Vorgang für die Schweiz, wo sich das
Provisorium oft durchsetzt, was freilich nicht
Staatsmaxime sein sollte. Erneuerungen sind zu
Recht angesagt, um das 19. Jahrhundert hinter sich
zu lassen.
Ob damit allerdings bei der Landeshymne begonnen werden soll, ist wiederum eine andere Frage. Ist eine neue Hymne wirklich das einzige und
dringendste Problem der Schweiz? Dann wäre ja
alles bestens! Die Melodie ist zweifellos gut, der
Text könnte Anpassungen ertragen. Vor allem aber will
das Fernsehen sein Spektakel haben. Gut möglich,
dass sich herausstellen
wird, dass das Publikum
noch gut mit der bisherigen Hymne, welche die
schöpferischen Kräfte der
Natur besingt, leben kann und mit «Morgenrot»
noch lange nicht Schluss ist.
C L A U D I O W I L L I ist Redaktor.
[email protected]
Entwicklung der Pflegeberufe fordert Branche
GESUNDHEITSWESEN Vertreter aus der Bündner
Gesundheitsbranche haben sich kürzlich zu einem
Pressespiegel
«Runden Tisch» getroffen.
Im Mittelpunkt stand
der Pflegepersonal-Mangel, wie
es in einer MitteiEvangelisch-reformierte
Landeskirche
Graubünden
lung heisst. Die Schwerpunkte der Gesundheitsberufe würden sich in den nächsten Jahren verändern. Gefragt sind in Zukunft berufsübergreifende
2
Bündner Tagblatt vom 6.5.2015, Seite 2.pdf
KLARTEXT
B ü n d n e r Ta g b l a tt
M i ttwo c h , 6. M a i 2 0 1 5
G A S T K O M M E N T A R Hanspeter Schmitt über den Gesetzestext zur Präimplantationsdiagnostik (PID)
Respektable Motive, mangelhafte Methoden …
V
Vor zwei Jahren richtete der Schweizer
Bundesrat seine Botschaft zur gesetzlichen Neuregelung der Fortpflanzungsmedizin an das Parlament: Paaren, die
durch eine Erbkrankheit schwer belastet
sind, solle geholfen werden, und zwar
mittels
einer
genetischen
Untersuchung künstlich erzeugter Embryonen (Präimplantationsdiagnostik).
Falls diese Träger der Erbkrankheit seien, bestünde die Möglichkeit, sie zu selektieren. Um das Verfahren medizinisch möglich zu machen, schlug die Regierung die Änderung des Verfassungsartikels 119 vor, der verfügt, dass alle
künstlich erzeugten Embryonen der
Mutter einzupflanzen seien.
Umgekehrt grenzte sich der Bundesrat in dieser Botschaft ab: Zwar werde die
Diagnostik bestimmter Erbkrankheiten
im Bereich der Fortpflanzungsmedizin
erlaubt; aber auch künftig solle es weder
einen pauschalen Gesundheitscheck
von Embryonen («Screening») noch
ihre Auswahl nach Merkmalen wie Geschlecht, Retterfunktion oder andere erwünschte Eigenschaften geben. Vielmehr bleibe es dabei, den Schutz
menschlicher Embryonen genau zu beachten. Daher müsse ihre Erzeugung
und Konservierung auf das medizinisch notwendige Minimum beschränkt sein. Dennoch sei
nun – eng umgrenzt – deren
Selektion und Vernichtung
gesetzlich eingeplant. Das
gab der Bundesrat damals
freimütig zu! Inzwischen aber
zeigt sich die Situation gründlich verändert: Zugunsten von gesundheitlich unbelasteten Schwangerschaften, wie die Befürworter betonen.
Auf Kosten des Embryonenschutzes
und der Nichtdiskriminierung behinderten Lebens, wie die Kritiker dem entgegnen. Grund dieser scharfen politischen wie ethischen Kontroverse sind
die vom Parlament getroffenen Rege-
keit» gar nicht ausschlaggebend ist (etwa das Gen für Brustkrebsrisiko) bzw.
nicht zum Tragen käme; genau wie jene,
die eine Entfaltungs- und Glücksperspektive hätten, wenn man sie nur annehmen würde (etwa Trisomie 21). Nicht
zu vergessen jene Embryonen, die
schlicht «auf der Strecke bleiben», weil
sie in diesen Prozeduren beschädigt
werden. Auch sie werden verworfen, obwohl sie – sogar nach der
«Das Schweizer
jetzt herrschenden genetiVolk soll in
schen Logik – als «akzeptabel» galten. Spätestens das
Sachen PID seine
bietet den Kritikern Anlass
Unabhängigkeit
zu ihrer Sorge um die Zukunft des Lebensschutzes
bewahren»
und der Menschenwürde:
Nicht allein im Fortpflanzungsbehindern, soll die medizinische Technik reich, sondern überall dort, wo Menvoll zum Einsatz gebracht werden dür- schen durch Krise, Krankheit oder
fen. Embryonen sollen zugunsten des Schwäche belastet sind und der unbeKinderwunsches und für ihre gesund- dingten Anerkennung bedürfen. Gewiss
heitliche Prüfung auf Vorrat erzeugt und wollen die Befürworter aus Politik, Mestandardmässig untersucht werden; da- dizin und Nationaler Ethikkommission
bei würden auch jene Embryonen ver- dem Leid betroffener Paare durch die
worfen, deren genetische «Auffällig- Gesetzesnovelle eine wirksame Thera-
lungen. Sie treten in Kraft, wenn das
Volk am 14. Juni zur Änderung von Art.
119 «Ja» sagt und kein Referendum
gegen das bereits beschlossene Gesetz
ergriffen wird. Dieses Gesetz geht nämlich entschieden weiter als es die Regierung jemals für ethisch vertretbar hielt:
Um Unfruchtbarkeit zu überwinden
und Erbkrankheiten im Ansatz zu ver-
pie entgegensetzen. Trotz dieser respektablen Motive sind aber die eingesetzten
Methoden und Argumente ethisch mangelhaft. Die immer offensiver betriebene
Aufweichung kultureller Schutzpflichten gegenüber menschlichen Embryonen wurde bereits genannt. Dem dient
auch der ständige Verweis auf die rechtlich bedingt geltende Straffreiheit von
Schwangerschaftsabbrüchen: Dort aber
geht es um einen innerhalb (!) der
Schwangerschaft aufgebrochenen Konflikt. Mit der Präimplantationsdiagnostik hingegen wird das Lebensrecht des
Embryo von vornherein (!) relativiert
und an Bedingungen geknüpft. Bleibt
noch der mögliche «PID-Tourismus».
Soll dieses Phänomen für eine ethische
Beurteilung entscheidend sein? Wohl
kaum! Ein echtes Gütezeichen wäre es
jedoch, wenn sich das Schweizervolk in
Sachen PID seine bewährte Unabhängigkeit nicht nehmen liesse.
PROF. DR. HANSPETER SCHMITT lehrt
Sozialethik und Moraltheologie an
der Theologischen Hochschule Chur.
A R C H I V D E R G E G E N W A R T David Eugster über die Inflationsanfälligkeit der Farben
Grün ist das neue Weiss
E
Es gibt Farben, die in unserer Erinnerung
ganze Epochen prägen. Die historische
Deutung von solchen Farbpräferenzen
ist aber oft schwierig. So steht eine befriedigende Antwort noch aus, weswegen Orange in allen Schattierungen und
Penetranzen in den 1970er-Jahren eine
derart grosse Popularität erlebte.
Farbsymbolik ist ein wenig wie
Traumdeutung: Alle verstehen etwas
davon, gleichzeitig ist es dann aber
doch meist komplizierter als es in der
Küche der Alltagspsychologie gegessen
wird. Michel Pastoureau, ein französischer Mittelalterforscher und Symbolo-
loge, hat sich damit beschäftigt. Er hat
Bücher über die Geschichte der Farben
Blau, Schwarz und Grün in Europa geschrieben. Gerade Grün war laut Pastoreau lange eine ambivalente Farbe mit
einem schillernden Bedeutungsspektrum. Die Menschen sahen
die Farbe als Zeichen von Gesundheit ebenso wie von
Krankheit. Einer, von dem
man sagt, er sei ganz grün im
Gesicht, gilt sogar heute
nicht als sehr gesund. Gleichzeitig zeugte das Grün der Apothekenschilder noch vor dem BioBoom davon, dass Grün einst die Farbe
einer medizinisch versprochenen Gesundung war. Grün symbolisierte sowohl die Jugend als auch das Alter, Geborgenheit genauso wie Verrat. Kurz:
Die Geschichte von Farben zu schrei-
ben klingt wie ein unmögliches Unterfangen. Farben scheinen in der Perspektive der Menschen gerne das eine
und auch sein Gegenteil zu bedeuten.
Entsprechend selten sind Historiker
forderung: Die Verwendung von Grün
ist heute doch eine etwas gar simpel zu
entschlüsselnde Angelegenheit.
Grün wird immer häufiger benutzt,
um Produkten, die nicht eben umweltfreundlich sind, ein reines Antlitz
zu verleihen. So hat die Ver«Firmen springen
wendung
von
grünen
mit Farbpolitik auf
Schriftzügen in der Autowerbung exponentiell zuden grünen Zug des
genommen. In den USA
symbolischen
spricht man von «Greenwashing», dem GrünwaUmweltschutzes auf» schen,
einem einfachen Kniff
von PR-Beratern, um einem Pround Historikerinnen, die sich an solche dukt ein ökologisches Image zu verleiFragen wagen. Es ist auch kaum anzu- hen. Im Englischen ist in der Marketingnehmen, dass sich zukünftige Symbo- Fachsprache aus dem Adjektiv «grün»
logen von Rang und Namen der Farbe längst ein Verb geworden: «to green a
Grün in unserer Zeit annehmen wer- company» – eine Firma zu «grünen».
den. Aber eher aus Gründen der Unter- Eine Milliardenindustrie fragt sich, wie
viel Grün auf Plakate soll. Denn Farben
können nicht lügen: Wer eine Farbe bewusst verwendet, hofft einfach auf die
richtige Assoziation. Und bei Grün kann
man im Moment nicht falsch liegen. So
springen bereits Firmen mit einer doch
relativ orthodoxen Farbpolitik auf den
grünen Zug des symbolischen Umweltschutzes auf: Sogar Coca-Cola und
McDonald’s setzen auf Grün. Beide in der
Absicht, gesünder zu wirken. Doch auch
Bedeutungen sind inflationsanfällig.
Darunter leiden aber andere: So profitieren jene Parteien, die das «Grün» nicht
nur im Namen, sondern in ihren ökologische Inhalten repräsentieren, gerade
nicht von der grünen Welle. Vielleicht
sollten sie den Namen ändern. Und ihn
aber trotzdem grün schreiben.
DAVID EUGSTER ist Kulturhistoriker.
L E S E R B R I E F E Zu den Velofahrern, zur Erbschaftssteuerinitiative und zu den Nationalratswahlen
Ärger mit dem Velo?
Zum Artikel über die Diskussion im Gemeinderatssaal im BT vom 30. April 2015.
Die geäusserte Besorgnis, dass Velofahrer sich regelwidrig auf dem Trottoir bewegen und damit Fussgänger gefährden,
ist nachvollziehbar. Ein pauschaler Vorwurf der Vorschriftenignoranz an die Velofahrer ist jedoch nicht angebracht. Bei
der Regelverletzung durch Velos auf dem
Trottoir ist zu beachten, dass auch die
Velofahrer im Strassenverkehr grundsätzlich weder sich noch andere gefährden wollen, denn sie sind im Gegensatz
zum Auto immer die verletzlicheren Verkehrsteilnehmer. In Strassenabschnitten, auf denen, subjektiv bewertet, die
Sicherheit auf dem Velo nicht gewährleistet ist, weichen Velofahrer aus. Zum
Beispiel auf Strassen mit viel motorisiertem Verkehr und fehlenden Radstreifen,
oder bei stehenden Autokolonnen, welche die Velo-Fahrgasse entlang des rechten Strassenrandes unnötig geschlossen
haben, oder bei parkierten Autos auf den
Radstreifen. Der Velofahrer begibt sich
aufs Trottoir, fühlt sich dabei selber sicherer und gefährdet, ohne es eventuell
selber zu merken, die Fussgänger. Das
Problem der subjektiven Bedrohung
wird weitergereicht.
Als Verband für die Velofahrenden
me und die Einhaltung der Verkehrsregeln, auch durch uns Velofahrende. Infrastruktur-Massnahmen, wie Velostreifen oder Rad- und Fusswege, welche das
Miteinander im Strassenverkehr verbessern, sind nicht immer günstig zu haben.
Also bitte mehr gegenseitige Toleranz
und auch bessere Velo-Infrastrukturen
in Chur, damit die wirklichen Verkehrsprobleme gelöst werden können!
▸ EDI RÖLLI, GESCHÄFTSFÜHRER
PRO VELO GRAUBÜNDEN, RHÄZÜNS
Unfair und gefährlich
Am 14. Juni stimmen wir über die Erbschaftssteuerinitiative ab. Die Initianten
behaupten, dass diese Steuer nur cirka
zwei Prozent der Schweizer Bevölkerung
treffen würde und mit den damit generierten Einnahmen die AHV finanziert
werden könne. Zudem soll die Erbschaftssteuer bei einer allfälligen Annahme rückwirkend per 1. Januar 2012
angewendet werden. Die Rückwirkung
eines Steuergesetzes ist dabei aus rechtsstaatlicher Sicht höchst problematisch.
Das Rechtsstaatsprinzip, auf welches
wir in der Schweiz besonders stolz sein
dürfen, und das uns auch international
Ansehen verschafft, wird mit der von
den Initianten geplanten Erbschaftssteuerinitiative massiv untergraben.
frage gestellt. Rechtsunsicherheit wird
geschaffen! Die Bevölkerung und auch
die für den Schweizer Wohlstand wichtigen ausländischen Investoren müssen
sich also in Zukunft fragen, ob sie auf die
heute geltenden Gesetze vertrauen können. Dies hätte zwangsläufig einen Investitionsrückgang zur Folge und träfe
mittelbar jeden Einzelnen von uns. Zudem trifft diese Initiative auch den Mittelstand. Die stark gestiegenen Liegenschaftspreise führen beispielsweise dazu, dass man das Haus seiner Eltern
plötzlich nur noch erben kann, wenn
man bei der Bank einen Kredit aufnimmt, um die Steuer zu bezahlen. Oder
das von den Eltern aufgebaute KMU
muss verkauft werden, damit die Erben
die Steuern begleichen können. Hier
werden auch Arbeitsplätze aufs Spiel gesetzt!
Das Erfolgsmodell Schweiz wird mit
dieser Initiative ein weiteres Mal arg auf
die Probe gestellt. Und das zur Rettung
der AHV? Die von den Initianten versprochenen Einnahmen aus der Initiative vermögen die AHV nicht einmal kurzfristig in der heutigen Form weiter zu finanzieren. Wir sollten uns aber ohnehin
um eine langfristige Finanzierung der
AHV kümmern und dafür taugt diese
von den Initianten verlangte Umverteilung nichts. Darum sage ich mit voller
Überzeugung Nein zur Erbschafts-
Herzliche Gratulation
zur Kandidatur
Es ist ein Geschenk, dass sich Frau Martullo im Herbst 2015 für den Kanton
Graubünden für die Wahl in den Nationalrat zur Verfügung stellt. Wer sie ist
und was sie als Chefin der Ems Chemie
bewirkt und bedeutet, weiss jede(r) zu
gut und braucht hier nicht aufgezählt zu
werden. Und genau so, wie jeder sie
kennt, wird sie sich mit aller Kraft auch
in Bern im Nationalrat für unseren Kanton Graubünden, das heisst für Bildung,
Arbeitsplätze und Wohlstand, einsetzen.
Leider versuchen Neider schon im
Voraus, tüchtige und mutige Menschen
mit hervorragend guten und intelligenten Qualitäten zu verunglimpfen und zu
beseitigen. Doch Frau Martullo-Blocher
fällt deswegen nicht um, denn sie ist
eine starke und gerade Persönlichkeit.
Und solche Leute wie sie, gehören im
Herbst in den Nationalrat gewählt zu
werden.
▸ ANITA ANDREOLI-CALIEZI, RHÄZÜNS
Pressespiegel
Leserbriefe sind beim «Bündner Tagblatt»
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
willkommen. Exklusive Zuschriften und
Reaktionen auf Artikel im BT werden
bevorzugt behandelt. Die Textlänge sollte
einen Umfang von 1500 Zeichen nicht
überschreiten. Über diese Rubrik wird kei-
IMPRESSUM
Herausgeberin:
Somedia (Südostschweiz Presse und
Print AG).
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Die irgendwie geartete Verwertung von in diesem Titel
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GRAUBÜNDEN
Bündner Tagblatt vom 6.5.2015, Seite 5.pdf
M i ttwo c h , 6. M a i 2 0 1 5
Erinnert Glockengeläute ans Kriegsende?
Das Jubliäumsjahr 2015 stellt offensichtlich auch die Regierung vor Fragen, wie und mit welchem Einsatz diese Termine
gebührend zu feiern oder zu begehen sind. Gedenktage waren Thema des monatlichen Treffens mit den Medien.
M
hen – für Graubünden ist immerhin
noch wichtig, dass 1815 die Herrschaft Rhäzüns sozusagen als
«Trostpreis» für die endgültig verlorenen Untertanenländer dem Kanton zugeschlagen wurde.
▸ C L AU D I O W I L L I
Mit den runden Daten Morgarten
1315, Marignano 1515, Wiener Kongress 1815 ist das Jubiläumsjahr
2015 besonders gut ausgebucht. Wie
sich die Regierung dabei engagiert
oder involviert ist, war am gestrigen
Treffen mit den Medien ein Thema.
Ob die Regierung am 13. September
zur Gedenkfeier der Schlacht an
Marignano teilnimmt, sei noch offen, erklärte Regierungspräsident
Martin Jäger. Der Grund sei, dass die
Regierung noch keine Einladung erhalten habe und deshalb auch kein
Entscheid vorliegen könne. Dass die
Regierung diese – bekanntlich von
nationalkonservativen Kreisen in
den Mittelpunkt gerückte und hochgejubelte Gedenkfeier mit der angeblichen
Geburtsstunde
der
Schweizer Neutralität – links liegen
lasse wolle, wollte Jäger nicht gelten lasse. Im Gegenteil, Graubünden habe «als einer der ersten Kantone» einen finanziellen Beitrag an
die Stiftung geleistet – dies allein
dokumentiere doch schon das Engagement und die Wertschätzung
auch für diese Gedenkfeier. Auf
Nachfrage des Tagblatts erklärte Finanzdirektorin Barbara Janom Steiner, dass seinerzeit aus dem Lotte-
Läuten die Kirchenglocken?
Zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren könnten
am Freitag an einigen Orten in Graubünden die Glocken läuten. (KY)
riefonds 15 000 Franken an die Stiftung Marignano geflossen seien. Ob
die Regierung im September auf
dem Ort des Gedenkens südlich von
Mailand vertreten sein wird, wo
1515 rund zweitausend Bündner ihr
Leben verloren haben, wird sich also noch weisen.
Morgarten ja …
Klar ist hingegen, dass die Regierung an der Gedenkfeier zur
Schlacht von Morgarten 1315 vertreten sein wird. Neben dem Regierungspräsidenten wird Vizeregierungspräsident und Militärdirektor
Christian Rathgeb dort die Bündner
Farben vertreten, aus Solidarität zu
den Schwyzern sozusagen, wenn
auch niemand aus Graubünden seinerzeit auf der Seite der Innerschweizer gekämpft haben. Die Einladung zu diesem Termin sei allerdings schon vor über einem Jahr erfolgt.
Zum Datum 1815 mit dem Wiener Kongress, an dem bekanntlich
die Neutralität der Schweiz von den
Grossmächten sanktioniert worden
ist, wolle er sich nicht weiter äussern, erklärte Jäger. Es sind auch
keine speziellen Anlässe vorgese-
INSERAT
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Die SP Schweiz – die mit den «mittelalterlichen Gedenkfeiern» wenig
anfangen kann, vor allem weil die
SVP diese kollektive Erinnerung mit
besonderer Verve pflegt – schlug
bekanntlich stattdessen vor, des
Kriegsendes 1945 zu Gedenken. In
der Stadt Zürich werden die Kirchenglocken zum Gedenken an das
Ende des Zweiten Weltkriegs vor genau 70 Jahren eine Viertelstunde
lang läuten, von 16.45 bis 17.15 Uhr.
Das Glockengeläut sei «ein Zeichen
gegen kriegerische Auseinandersetzungen und für die solidarische Verbundenheit mit den Opfern und Angehörigen», heisst es in der entsprechenden Mitteilung. Die Anregung
dazu komme von der Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch, welche
die Anregung der SP umsetzt. Die
Glocken sollen auch in übrigen Zürcher Kantonsgemeinden läuten.
Wie stellt sich Graubünden dazu? Der Kanton besitze keine Glocken, so Regierungspräsident Jäger.
Eine Empfehlung, diese zu läuten,
wird offensichtlich nicht vom Grauen Haus ausgehen. So werden die
Glocken, wie es heute aussieht, an
einem Ort läuten, am anderen nicht.
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die er – auf seinem Auto angebracht
– durch die Gegend fährt.
Er ist einer von bisher rund zehn
Landwirten in Graubünden, die in
der kommenden Erntesaison auf
ihren Wiesen und Feldern eine
pinkfarbene Folie zum Einsatz bringen werden. Und weil Toni Brunold
Brustkrebs mehr Aufmerksamkeit
schenken!», ist weiter auf dem Flyer
auf Brunolds Auto zu lesen. Dass die
pinkfarbenen Siloballen für Aufmerksamkeit sorgen werden, ist so
gut wie sicher. Dass sich daraus das
eine oder andere klärende Gespräch
oder gar eine Diskussion über das
Vertriebspartner der «Solidaritätsfolie» in der Schweiz.
Die drei Euro Aufpreis werden
laut Aemiseggers Tochter Vreni
Spitz für eine Rolle der Spezialfolie
fällig. Aus einer Rolle wiederum
können rund 20 Ballen gepresst
werden. «Die Folie wird dieses Jahr
Bündner Tagblatt vom 6.5.2015, Seite 6.pdf
packt» hat, bleiben. Er, der in den
kommenden Monaten einmal mehr
zahlreiche Siloballen in Lohnarbeit
pressen wird, dürfte massgeblich
dazu beitragen, dass im Raum Heinzenberg/Domleschg in diesem
Sommer und Herbst die Farbe pink
dominant vertreten sein wird.
Erfolgreiche Unterstützung für Nepal
Der von der Glückskette und der SRG
organisierte nationale Solidaritätstag für Nepal ging gestern um
22.30 Uhr zu Ende. Auch in Chur
nahmen verschiedenste Bündner
Persönlichkeiten die Spendenversprechen in der Zentrale von
Radiotelevisiun Svizra Rumantscha
(RTR) entgegen. Zwischen 9.30 Uhr
und 10.30 Uhr war Generalvikar
Martin Grichting (rechts) am Telefon
zu hören. Er wurde von Bischof Vitus
Huonder (links) an der RTRTelefonzentrale abgelöst. Insgesamt
nahmen 500 Freiwillige und
zahlreiche prominente Persönlichkeiten von 6 Uhr bis Mitternacht in
den vier Studios der SRG in Zürich,
Chur, Lugano und Genf die Hörer ab.
Bis Redaktionsschluss wurden von
der Glückskette schweizweit fast
10 Millionen Franken gesammelt.
Vorgängig waren bereits über
6,1 Millionen Franken an Spenden
eingegangen, wie es in einer
Mitteilung heisst. Die Spendengelder
werden für Nothilfe- und Wiederaufbauprojekte eingesetzt. Vierzehn
Partnerhilfswerke der Glückskette
sind derzeit in der Region schon aktiv,
heisst es weiter. (SE/YB)
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Bündner
bis zum Revoluzzer: ein Panorama der
Schweiz, wie sie einmal war, wie sie
heute ist und wohin sie sich bewegen
könnte. (BT)
▸ Eine weitere
Aufführung
findet am
Tagblatt
vom
7.5.2015,
Seite
Freitag, 8. Mai, um 20 Uhr statt. Tickets:
www.theaterchur.ch
F R E I TAG
8. Mai
Vortrag von Albert
Gasser in Chur
Am Freitag, 8. Mai, um 19.30 Uhr findet
in der Aula der Theologischen Hochschule Chur (St. Luzi) ein Vortrag statt.
Prof. Albert Gasser, em. Professor an der
Theologischen Hochschule Chur und
ehem. Pfarrer in der Heiligkreuzkirche,
referiert über das Zweite Vatikanische
Konzil (1962–1965), den Verlauf, die
Wirkung und Ausstrahlung. Am Schluss
besteht gemäss Mitteilung die Möglichkeit zur Diskussion. Der Anlass wird organisiert von der Dekanatsgruppe Chur
des Kantonalen Seelsorgerates Graubünden. (BT)
▸ Freier Eintritt, Kollekte.
Jugend Brass Band
und Jungtambouren
Zum ersten Mal finden die beiden Konzerte der Jugend Brass Band Imboden
und der Jungtambouren an zwei verschiedenen Orten statt. Am Freitag, 8.
Mai, findet das Konzert in Bonaduz in
der alten Turnhalle statt und am Samstag, 9. Mai, in der Mehrzweckhalle in
Domat/Ems. Die Konzerte beginnen jeweils um 20.15 Uhr. Eröffnet werden die
Konzerte durch die Youngbrassers Imboden und den Anfängern der Jungtambouren. Insgesamt stehen über 70
Jugendliche auf der Bühne. Die Jugend
Brass Band Imboden, unter der Leitung
von Gian Stecher, und die Jungtambouren, unter der Leitung von Andri Seglias, haben sich während einer Woche im
Musiklager in Parpan intensiv auf das
Konzert vorbereitet. Das Konzertprogramm beinhaltet neben traditionellen
Brass-Band-Stücken auch Filmmusik
und Unterhaltungsstücke. Auch die
Jungtambouren werden neben klassischer Literatur mit unterhaltsamer
Show auf der Bühne aufwarten. (BT)
11.pdf
Von Hand gema
In Kooperation mit der Klibühni zeigt das Theater Ch
9. Mai, jeweils um 17 Uhr das kleine Objekttheaterspi
sechs Jahren und ihre Familien. Die spanische Com
schichte einer Tontasse, die dazugehören möchte. M
vier Händen erwecken Julián Saenz-Lopez und Izask
Tonfiguren in der Klibühni Chur zum Leben. «A Man
einer Tontasse, die vor den Augen des jungen Publiku
dem Titel «Lob und Dank» finden sich
laut einer Mitteilung sowohl Werke aus
der internationalen Männerchorliteratur von Franz Schubert, Felix Mendelssohn, Franz Hegar, Wilhelm PetersonBerger, wie auch Werke von romanischen Komponisten wie Gion Antoni
Derungs, Duri Sialm, Benedetg Dolf und
Eduard Lombriser. (BT)
▸ Ein weiteres Konzert findet am Sonntag, 10. Mai, um 17 Uhr in der Mehrzweckhalle in Vella statt.
Schweizerische
Triennale der Skulptur
Am Samstag, 9. Mai, beginnt in Bad Ragaz und in Vaduz die 6. Schweizerische
Triennale der Skulptur «Bad RagARTz».
90 Kunstschaffende aus 13 Ländern
stellen 400 Werke aus. Die grösste
Skulpturenausstellung Europas dauert
vom 9. Mai bis 1. November. Die Liste
der Ausstellenden weist mehrere klingende Namen aus dem Ausland auf. Aus
Italien kommt Mimmo Paladino, aus
Spanien Xavier Mascaro und aus Monaco Sophia Vari. Eun Sun Park (Südkorea)
und Kan Yasuda (Japan) sind bekannte
Vertreter aus Übersee. Auch die Schweiz
und Liechtenstein sind mit zahlreichen
Kunstschaffenden vertreten. Die bekanntesten sind H.R. Giger, Daniel Eggli, Robert Indermaur, Peter Leisinger,
James Licini, Kurt Laurenz Metzler, Ivo
Soldini und Patrick Kaufmann. Zu sehen sind Grossskulpturen aus den verschiedensten Materialien. In Bad Ragaz
werden rund 160 Werke im ganzen Dorf
S A M S TAG
ausgestellt, entlang von Strassen, auf
9. Mai
Plätzen, in Parks und Hotelanlagen. In
Vaduz sind 40 Skulpturen von 21 Künstlern auf dem Rathausplatz zu sehen. Die
Ausstellung wird in Bad Ragaz am 9.
Mai, in Vaduz am 10. Mai eröffnet. Am
Nach elf Jahren übergibt Clau Scherrer «Festival der Kleinskulptur» im Kulturdie Leitung des Chor viril Lumnezia an zentrum Altes Bad Pfäfers in der TamiRetus Giger. Das erste von zwei Ab- naschlucht stellen 40 an der Triennale
schiedskonzerten des Chor viril Lum- beteiligte Künstlerinnen und Künstler
Pressespiegel
nezia mit Clau Scherrer findet am Sams- 160 Kleinskulpturen aus. (SDA)
Evangelisch-reformierte
Graubünden
▸ Freier Eintritt. www.badragartz.ch
tag, 9. Mai, um 20Landeskirche
Uhr in der Pfarrkirche
in Trun statt. Als Mitwirkende unterstützen das Emsemble Decanto unter
Abschiedskonzerte
mit Clau Scherrer
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Bündner Tagblatt vom 7.5.2015, Seite 18.pdf
B ü n d n e r Ta g b l a tt
Nationalr
Berset vom
Papst begrüsst
Vor der Vereidigung der neuen Schweizergardisten hat Papst Franziskus gestern nach der
Generalaudienz auf dem Petersplatz Bundesrat
Berset persönlich begrüsst.
SCHWEIZERGARDE Der Vereidigungstag hatte
seinen Auftakt am Morgen mit einem Gottesdienst
im Petersdom genommen. Die eigentliche Zeremonie für die 32 neuen Schweizergardisten sollte um
17 Uhr beginnen, unter Anwesenheit Bersets und
der offiziellen Delegation des Kantons Wallis. Auf
diese traf der Innenminister bereits vor der Vereidigungszeremonie am Schweizer Institut in Rom, wie
das Eidg. Departement des Innern (EDI) mitteilte.
Das Wallis ist Gastkanton der Vereidigungsfeierlichkeiten der Schweizergarde. Von den 32 Gardisten, die gestern vereidigt werden sollten, stammen acht aus dem Bergkanton. Der offiziellen Walliser Delegation gehört unter anderem die gesamte
Kantonsregierung an. Sie wird von Bischof JeanMarie Lovey von Sitten begleitet. Im Verlauf des Tages traf Berset ausserdem den Aussenminister des
Begrüssung auf dem Petersplatz: Papst Franziskus
und Bundesrat Alain Berset. (FOTO KEYSTONE)
Heiligen Stuhls, Erzbischof Gallagher. Die beiden
hätten sich unter anderem über die Unterstützung
der Päpstlichen Schweizergarde durch die
Eidgenossenschaft unterhalten.
Weitere Gespräche führte Berset mit dem italienischen Arbeitsminister Giuliano Poletti. Dabei
ging es nach Angaben des EDI unter anderem
um Reformen der Rentensysteme und die Situation
für ältere Arbeitnehmende in der Schweiz und in
Italien.
Anders als vor zwei Jahren lehn
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▸ C H A R L O T T E WA L S E R
Der Nationalrat will über die Details
des Konsolidierungs- und Aufgabenprüfungspakets (KAP) beraten.
Er hat es gestern abgelehnt, das
Sparpaket erneut an den Bundesrat
zurückzuweisen. Der Rückweisungsantrag von linker Seite scheiterte mit 131 zu 59 Stimmen. Beim
ersten Anlauf vor zwei Jahren hatte
der Nationalrat die Vorlage an den
Bundesrat zurückgewiesen. Anders
als gestern stimmte damals auch
die SVP für Rückweisung.
Die Volkspartei forderte drastische Sparmassnahmen beim Bundespersonal, während SP und Grüne Szenarien mit Massnahmen auf
der Einnahmenseite verlangten.
Davon wollte der Bundesrat nichts
wissen. Er legte zwar Szenarien vor,
beschloss aber, dem Parlament das
KAP unverändert nochmals vorzulegen. Dafür erntete er gestern Kritik. Die Linke monierte, die Regierung habe ihre Forderungen nicht
erfüllt.
Auftrag missachtet
«Was sich der Bundesrat leistete,
stellt eine klare Missachtung des
parlamentarischen Willens und
Auftrages dar», sagte Philipp Hadorn (SP/SO) gestern. Das Parlament könne das nicht dulden. Cédric Wermuth (SP/AG) forderte anstelle des Sparpakets Massnahmen
PANORAMA
Debatte über Energie verschoben
Der Nationalrat will erst dann über die Stromeffizienz-Initiative diskutieren, wenn die erste
Pressespiegel
Etappe der Energiestrategie
2050 unter Dach und
Fach ist. Nach Ansicht der
Mehrheit kann Graubünden
keine
Evangelisch-reformierte
Landeskirche
Abstimmungsempfehlung zur Initiative gefasst
werden, wenn der Inhalt der Strategie nicht
bekannt ist. Wie das Volksbegehren enthält
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Bundespräsidentin Simonetta S
Wiener Unterstützung für D
vier Verdächtige festnehmen. Die drei Männer und
eine Frau sollen gemeinsam mit anderen die
rechtsterroristische Vereinigung «Oldschool
Society» (OSS) gegründet, sich Sprengstoff verBündner
Tagblatt vom 7.5.2015, Seite 19.pdf
schafft sowie Anschläge auf Islamisten, Moscheen
und Asylbewerberheime geplant haben, wie die
deutsche Strafverfolgungsbehörde mitteilte.
rrend.
Massenflucht vor Boko Haram
Mindestens 25 000 Einwohner der zum Niger
gehörenden Inseln im Tschadsee sind aus Furcht
vor Angriffen der Terrorgruppe Boko Haram auf
das Festland geflohen. Das Militär des Nachbarlandes Nigeria meldete unterdessen die Befreiung
weiterer 25 Boko-Haram-Geiseln. Die im Niger
Geflohenen harrten inzwischen unter dramatischen Umständen in drei Ortschaften im Südosten
des Landes aus, teilten die Vereinten Nationen
gestern mit. Viele Menschen müssten zudem ohne
Trinkwasser auskommen. Boko Haram kämpft mit
Gewalt für einen islamischen Staat im
mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias. Seit
dem Jahr 2009 tötete die Gruppe bei Angriffen
auf Polizei, Armee, Kirchen und Schulen mehr
als 15 000 Menschen.
r David Cameron von den konservativen
arty. (FOTOS KEYSTONE)
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B Ö R S E N KO M M E N TA R
Amt, droht ein Austritt ganz Grossbritanniens aus der EU. Darüber will
der Tories-Chef sein Volk in zwei
Jahren abstimmen lassen. EU-Chefdiplomatin Federica Mogherini gab
sich am Mittwoch bei einem Besuch
in Peking zuversichtlich, die Briten
«werden EU-Mitglied bleiben». Das
sei schliesslich im ureigenen britischen Interesse.
Mit dem Referendums-Versprechen will Cameron die vielen EUGegner auf der Insel einfangen.
SMI tiefer
Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel
gestern nach einem volatilen Verlauf
klar tiefer geschlossen.
N
ach einer bereits schwachen Eröffnung erholte sich der Leitindex SMI bis zum Mittag etwas,
gestützt durch einen besser als erwarteten
Einkaufsmanagerindex in der Eurozone. Im
Verlauf des Nachmittagshandels wurden die
Verluste dann nochmals deutlich ausgebaut,
ausgelöst von einer schwach tendierenden
US-Börse. Belastet wurde das Sentiment von
tiefer als erwarteten US-Arbeitsmarktdaten
des privaten Dienstleisters ADP, welcher als
wichtiger Indikator für die offiziellen USArbeitsmarktdaten gilt, die kommenden Freitag publiziert werden. Zudem war in den USA
die Produktivität der Unternehmen zu Jahresbeginn zurückgegangen. Diese Konjunkturdaten schürten Befürchtungen, wonach die
US-Wirtschaft nicht robust genug sein könnte,
um eine mögliche Erhöhung des Leitzinses
durch die Notenbank Fed verkraften zu können. Bei den Einzeltiteln belasteten vor allem
grössere Abgaben bei den Index-Schwergewichten und Gewinnmitnahmen bei UBS den
GRAUBÜNDNER KANTONALBANK
SMI.
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21 000 Fuss angeordnet. Laut BEA
stellte der Co-Pilot die Flughöhe fünf
Mal zwischenzeitlich auf 100 Fuss
ein, teils nur für einige Sekunden.
Der Airbus A320 der LufthansaTochter zerschellte am 24. März auf
dem Rückweg von Barcelona nach
Düsseldorf in den französischen
Alpen, nachdem der Co-Pilot einen Sinkflug eingeleitet hatte.
Alle 150 Menschen an Bord starben, darunter 72 Deutsche und
51 Spanier. (SDA)
, aber etwas weniger Gewinn ins Geschäftsjahr 2015 gestartet. Der Umsatz des «blauen Riesen»
orschungsstelle der ETH Zürich schrieb: Der Indikator sackte im zweiten Quartal 2015 auf
e Tui Group will das zum Verkauf stehende Reiseveranstaltergeschäft von Kuoni nicht erwerben. ***
en Ressourcen und seine Infrastruktur, wie es im WEF-Report 2015 heisst. ***
EURO STOXX 50 ▲ 3558.03 (+0.32%)
NIKKEI 225 ▲ 19531.63 (+0.06%)
AUSLANDSAKTIEN
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–1.5
▼
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Kurs +/-%
Landeswährung 06.05. 05.05.
Alcoa (US)
13.73 –0.65
Alstom (FR)
28.27 +1.67
Anglo Ameri. (GB) 1154 –1.11
BASF NA (DE)
86.35 +0.49
Bayer NA (DE)
127 +0.4
KB FONDS
06.05.
Inventarwert
Pressespiegel
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CHF 98.01
Evangelisch-reformierte
Graubünden
SWC (CH)Landeskirche
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USD 94.80
Gen. Motors (US)
Google Inc. A (US)
IBM (US)
Intel (US)
Lafarge (FR)
Pfizer (US)
Philip Morris (US)
Royal D.Shell (GB)
34.68
536.4
169.6
32
64.66
33.34
83.44
28.14
–0.95
–1.23
–1.99
–1.96
–1.79
–2.3
+0.75
–1.26
SWC (CH) EF Euroland A
SWC (CH) EF Europe A
SWC (CH) EF Gold A
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EUR 171.04
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Freitag, 8. Mai 2015 CHF 3.30
Bündner Tagblatt vom 8.5.2015, Seite 1.pdf
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Als der Krieg zu Ende war
Nach der Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 wird
das Kriegsende in Europa überall gefeiert – wie hier in
Berlin vor der Siegessäule, wo sowjetische Soldaten vor
Freude ihre Hüte in die Luft werfen. Heute finden weltweit
Gedenkfeiern statt. In Graubünden werden um 10 Uhr in
Seewis in Erinnerung an den Waffenstillstand und zu
Ehren der Frauen und Männer, die sich damals für die
Freiheit und Unabhängigkeit der Schweiz eingesetzt
haben, die Kirchenglocken während einer Viertelstunde geläutet. Wie vor 70 Jahren ... (BT/KY)
Aufruf vo
Bundeska
Casanova
WAHLEN 2015
K L A R T E X T + G R A U B Ü N D E N . .................. Seiten 2+7
Soziale Dienste am Anschlag
Überstunden und krankheitsbedingte Ausfälle bei den Sozialen Diensten der Stadt Chur.
Der Personalnotstand bei den Sozialen Diensten der Stadt Chur (das
BT berichtete) hat gravierende Auswirkungen. Stadträtin Doris Caviezel-Hidber illustrierte diese gestern in der Fragestunde im Gemeinderat in der Beantwortung diverser
Fragen von Beath Nay (SVP) zu diesem Artikel. So stieg die Zahl der geleisteten Überstunden von 2013 auf
2014 von 220 auf 1152 sprunghaft an.
GRAUBÜNDEN
Im laufenden Jahr sind es bereits
332 Stunden. Die anhaltende
Arbeitsüberlastung war unter anderem auch Grund für die Kündigungen von drei langjährigen Mitarbeitenden. Die hohe Belastung hatte
zur Folge, dass 8 von 15 Mitarbeitenden in den letzten zwölf Monaten
gesundheitliche Probleme hatten.
«Bei fünf Personen waren diese eindeutig überlastungsbedingt», sagte
die Departementsvorsteherin, wobei nicht alle gesundheitlichen Beschwerden zu Absenzen geführt
hätten. Dennoch wurden im letzten
Jahr 140 Krankheitstage gezählt, die
Hälfte mit Arztzeugnis. Dieses ist ab
dem sechsten Tag erforderlich. Im
laufenden Jahr wurden bereits wieder 97 Ausfalltage gezählt. (NW)
Corina Casanova
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3. August ab. (SDA
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K L A R T E X T .. . . . . .
Die neuen Pioniere
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche
In den letzten drei Jahren wurden die
2500 Zivilschutz-Dienstpflichtigen
im Kanton Graubünden neu ausgerüstet und neu organisiert. Diese
Graubünden
Woche absolvierte nun eine
Kompanie aus der Surselva im
Rahmen eines Pilotprojekts erstmals
einen Wiederholungskurs ausserhalb
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Bündner Tagblatt vom 8.5.2015, Seite 2.pdf
KLARTEXT
B ü n d n e r Ta g b l a tt
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L E I T A R T I K E L Claudio Willi zum Kriegsende am 8. Mai vor 70 Jahren
Feiern des Kriegsendes in angespannter politischer Lage
V
Vor siebzig Jahren ging der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende. In späten Stunden des 8. Mai wurde in Berlin die Kapitulation der Wehrmacht unterzeichnet,
die nach Moskauer Ortszeit erst am
9. Mai in Kraft trat. Deshalb feierte die
Sowjetunion mit einer martialischen
Militärparade auf dem Roten Platz jeweils am 9. Mai den Tag des Sieges im
vaterländischen Krieg und die Befreiung Westeuropas von der HitlerDiktatur.
Besonders schwer tat sich Deutschland mit diesem Gedenktag – in den
ersten Nachkriegsjahren wurde das Ende des schrecklichen Krieges, den
Deutschland entfesselt hatte, eher als
Niederlage denn als Befreiung gesehen.
Bahnbrechend für ein neues Denken
wurde die Ansprache vom damaligen
Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker in einer Gedenkstunde im deutschen Bundestag zum 40. Jahrestag des
Kriegsendes. Sie fand nicht nur im Ausland hohe Beachtung, sondern diente
auch Deutschland als neuer Orientierungspunkt. Von Weizsäcker erklärte,
der 8. Mai sei für die Deutschen «kein
Grund zum Feiern», wohl aber «ein Tag
der Befreiung» von dem menschenverachtenden System der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, eine Kernaussage, die mithalf, sich
mit den ehemaligen Feinden
zu versöhnen. Für die frühere DDR und Osteuropa gilt es
daran zu erinnern, dass der Sieg
über das Dritte Reich dieser Hälfte
Europas keine Freiheit, sondern ein
neues System der Unterdrückung
brachte, erst die friedliche Revolution
mit dem Fall der Berliner Mauer 1989
löste dort die Fesseln des kommunistischen Regimes. Der Umgang mit Gedenktagen spiegelt immer auch die ak-
tuelle politische Situation. Der Wind ist
offensichtlich rauer geworden, einige
europäische Staatschefs haben der Einladung Moskaus zur Militärparade von
morgen Samstag eine Absage erteilt, so
die deutsche Bundeskanzlerin Angela
Merkel, während vor zehn Jahren der
damalige Bundeskanzler Gerhard
Schröder noch stolz von der Tribüne
nehmen, sie werde aber einen Tag später mit dem russischen Präsidenten am
Grabmal des unbekannten Soldaten in
Moskau einen Kranz niederlegen, verlautete aus Berlin – was das diplomatische Bemühen zeigt, Haltung zu bewahren und die Türe nicht ganz zuzuschlagen. Das gemeinsame Gedenken
Europas an die von den Nationalsozialisten heraufbeschworene Katastrophe war immer auch eine
«Der Umgang
Gelegenheit, Kontakte zu
mit Gedenktagen
festigen und Gemeinsamkeit zu dokumentierten.
spiegelt immer
Diese hatte schon viel besauch die aktuelle
sere Zeiten erlebt als in der
vor allem durch Putins unSituation»
durchsichtige Machtspiele heraufbeschworene angespannte
aus neben seinem Freund Putin der Mi- Lage in Europa, die seit den Tagen des
litärparade die Ehre erwies. Mit Blick Kalten Krieges nie mehr so heiss war
auf das russische Vorgehen auf der wie heute. Während Europa den 8. Mai
Krim und in der Ostukraine erachte es feiern konnte, ist nicht zu vergessen,
die Bundeskanzlerin als «nicht ange- dass der Weltkrieg andauerte, drei Momessen», an den Feiern zum Jahrestag nate lang wurde im asiatisch-pazifides Weltkriegsendes in Moskau teilzu- schen Raum noch weiter gekämpft.
Atombomben fielen auf Hiroshima und
Nagasaki, erst am 15. August 1945 verkündete Kaiser Hirohito die Kapitulation Japans, die dort das Ende des Zweiten Weltkriegs markierte.
Auch in der Schweiz war vor 70 Jahren ein grosses Aufatmen zu verspüren,
landesweit läuteten die Kirchenglocken, aus Dankbarkeit – und je nach
Sicht der Dinge aus eigener Kraft, aus
glücklichen Umständen oder aus Gottes Vorsehung –, von der grossen Katastrophe verschont geblieben zu sein.
Heute werden auch mancherorts Kirchenglocken an das Kriegsende erinnern, nicht überall und leider sozusagen auch aus Konkurrenzgründen
gegenüber anderen Gedenktagen, die
dieses Jahr gefeiert werden. Parteiengezänk um das Gedenken von historischen Daten, ob von rechts oder links,
ist allerdings kein Ruhmesblatt.
CLAUDIO WILLI, Dr. phil., Journalist und
Historiker, Korrespondent in Bonn
1980–1991. [email protected]
H I N T E R G R U N D Nicolas Hehl, SDA, über die eidgenössischen Wahlen am 18. Oktober
Vorbereitungen auf die Wahlen im Herbst laufen auf Hochtouren
B
Bundeskanzlerin Corina Casanova ruft
die Wahlberechtigten dazu auf, am 18.
Oktober ihre politischen Mitspracherechte wahrzunehmen und sich an den
eidgenössischen Wahlen zu beteiligen.
Es gehe um Kontinuität und wichtige
Weichenstellungen, sagte sie gestern
vor den Bundeshausmedien. Casanova
erwähnte Vorlagen wie die Altersvorsorge 2020 oder die Energiestrategie
2050, die in der nächsten Legislatur
weiter beraten würden. Die Wählerinnen und Wähler hätten es in der Hand,
den bisherigen Kurs zu bestätigen oder
die Richtung zu ändern. «Schon das ist
Grund genug, einen Wahlzettel auszu-
füllen», sagte die Bundeskanzlerin. Einige Parlamentsentscheide könnten
zwar an der Urne korrigiert werden.
Aber in vielen Fragen delegiere das Volk
das letzte Wort ans Parlament – nicht
zuletzt bei der Wahl der Landesregierung. Ziel der laufenden Vorbereitungen ist für Casanova ein reibungsloser
Ablauf der Wahlen und eine möglichst
hohe Teilnahme. Um dies zu erreichen,
stellt die Bundeskanzlei ein umfassendes Informationsangebot zur Verfügung. Die gedruckte Wahlanleitung gibt
Aufschluss darüber, wie man gültig
wählt, mit Listen umgeht, panaschiert
und kumuliert.
Auf dem Wahlportal im Internet finden sich zudem Informationen für Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, für Parteien und Kandidierende. Und schliesslich wurde die
Wahlanleitung auch noch als Film auf-
bereitet. Damit sollen nicht zuletzt die
rund 400 000 Neuwählerinnen und
Neuwähler erreicht werden – darunter
rund 300 000 Schweizerinnen und
Schweizer, die seit den letzten Wahlen
volljährig geworden sind.
In 13 Kantonen können Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer
ihre Stimme elektronisch abgeben. Im
Kanton Bern, der das E-Voting bei Abstimmungen kennt, kann bei den eidgenössischen Wahlen nicht elektronisch
abgestimmt werden. Der Kanton sei
nach eigenen Angaben mit anderen
Projekten beschäftigt, erklärte Ursula
Eggenberger, Sprecherin der Bundeskanzlei.
Die Kantone stellen zusätzliche Informationen zur Verfügung, nicht zuletzt zu kantonalen Spezialitäten wie
Wahlzetteln, Fristen oder Listen. Auch
dort laufen die Vorbereitungen auf
«
Der Anmeldeschluss
ist verschieden:
In Bern, Aargau oder
Graubünden läuft
die Frist schon
am 3. August ab,
im Jura erst
am 7. September
»
Hochtouren: Die Wahlen müssen ausgeschrieben, Parteien und Kandidierende mit Informationen versorgt, Termine festgelegt und die Unterlagen bereitgestellt werden, wie Peter Grünenfelder, Präsident der Schweizerischen
Staatsschreiberkonferenz, erklärte.
In den nächsten Wochen und Monaten werden die Wahlvorschläge der
Parteien geprüft, bereinigt und als Listen veröffentlicht. Der Anmeldeschluss
ist von Kanton zu Kanton verschieden:
In Bern, Aargau oder Graubünden läuft
die Frist schon am 3. August ab, im Jura
erst am 7. September.
«Die Kantone sind bereit für die eidgenössischen Wahlen 2015», sagte Grünenfelder. Über 70 000 Personen werden an dem Tag im Einsatz stehen. Die
Kosten werden mit 20 Millionen Franken veranschlagt, was im Rahmen der
früheren Wahlen liegt.
L E S E R B R I E F E Zu den Velofahrern, zum Kindsmissbrauch, zur Erbschaftssteuerinitiative und zum Chassis-de-Dijon-Prinzip
IMPRESSUM
Ärger mit dem Velo?
Ja, auf dem Trottoir
Herausgeberin:
Zum Leserbrief «Ärger mit dem Velo?» von
Edi Rölli im BT vom 06.05.2015.
Schön, dass für Herrn Rölli von Pro Velo
Graubünden die geäusserte Besorgnis
betreffend Velofahren auf dem Trottoir
nachvollziehbar ist. Weniger schön und
für mich als Velofahrerin und Fussgängerin nicht nachvollziehbar sind die von
Herrn Rölli nachgeführten Argumente,
zum Beispiel – wie scheinheilig –, dass
sich der Velofahrer auf dem Trottoir weder sich noch andere gefährden wolle.
Aber genau das geschieht, wenn Velofahrer auf dem Trottoir fahren: Sie gefährden die Fussgänger. Im Strassenverkehrsgesetz ist ganz klar festgehalten,
dass das Trottoir den Fussgängern vorbehalten ist. Im Übrigen wird Velofahren
auf dem Trottoir mit 40 Franken gebüsst,
so denn der auf dem Trottoir Fahrende
von der Polizei erwischt wird.
Tatsache ist, dass ich mehr als oft Velofahrer auf dem Trottoir fahrend auf der
Ringstrasse, Radstreifen vorhanden,
Masanserstrasse, Radstreifen vorhanden, Kasernenstrasse, Fahrstreifen vorhanden, beobachte. Nein, für mich gibts
keine «subjektive Bewertung» von
Gründen, die Velofahren auf dem Trottoir hier in der Stadt Chur erlauben. Entweder kann sich der Velofahrende sicher
auf der Strasse bewegen, und wenn
nicht, soll er oder sie zu Fuss gehen (und
wird froh sein, wenn er auf dem Trottoir
nicht durch Velofahrer belästigt wird).
▸ DORA MAYER SIGRIST, CHUR
Mutig heikles Thema
auf den Tisch gebracht
Zum Artikel «Eine Viertelstunde für misshandelte Kinder» von Larissa M. Bieler im
BT vom 2. Mai 2015.
Dieser Artikel hat mich berührt. Einmal
mehr hat es mich gefreut, wie mutig Larissa Bieler unangenehme Dinge auf den
Tisch bringt. Es ist irgendwie bezeichnend für unsere Gesellschaft, dass ein
Parlament das Thema Fremdsprachenunterricht ungleich länger diskutiert, als
den Schutz von Kindern. Gewalt scheint
ein peinliches Thema zu sein, das gern
gemieden wird. Man kümmert sich frühestens um den seelischen Zustand,
wenn es jemandem bereits «richtig»
schlecht geht, und dann sollen es die sogenannten Fachleute (Psychologe, Sozialarbeiter, Pfarrer …) richten. Doch
sind wir ehrlich: Es geht uns alle an, was
ein Kind durchmacht und was nicht,
denn irgendwann ist es gross. Ein gesunder Erwachsener ist fähig, sich nützlich
einzubringen; in der Familie, bei der
Arbeit, bei der Feuerwehr oder wo auch
immer. Ein «kaputter» Erwachsener
hingegen landet später vielleicht eher in
Krankheit oder Sucht und kann der Allgemeinheit ein Leben lang zur Last fallen. Die Selbstverantwortung ist natürlich nicht zu leugnen, doch ein Mensch
mit einer intakten Kindheit hinter sich,
kann sie definitiv besser wahrnehmen.
▸ JOHANN TSCHARNER, DOMAT/EMS
Brandgefährlich
Und schon wieder haben wir über eine
brandgefährliche Initiative abzustimmen, die nationale Erbschaftssteuer.
Und wieder soll es Kleinunternehmer
treffen, dieses Mal auch die Landwirtschaft. Die Bundeserbschaftssteuerinitiative erodiert unternehmerische Substanz und die Innovationskraft, lähmt so
das Rückgrat unserer Wirtschaft,
schwächt dadurch den Werkplatz und
den Investitionsstandort Schweiz. Die
Initiative erschwert oder verunmöglicht
zudem familieninterne Nachfolgeregelungen in KMU, also auch Gewerbe- und
Landwirtschaftsbetrieben. Diese Initiative gefährdet damit viele KMU und
Arbeitsplätze. Da stehen über Jahre hart
erarbeitete Mittel für Investitionen und
Erneuerungen auf dem Spiel. Diese Mittel sind zudem bereits mehrmals versteuert worden. Die Logik und Vernunft
heisst damit klar: Nein zur Erbschaftssteuerinitiative.
Genug von
EU-Lebensmitteln
Die Flop-Entscheidungen von Bundesrat und Parlament über die Einfuhr von
EU-Lebensmitteln nach dem Chassisde-Dijon-Prinzip waren seit den Einfuhren umstritten, da sie nicht dem inländischen Schweizer Standard über die erfolgreiche Lebensmittelproduktion entsprechen.
Offensichtlich haben auch die zuständigen Bundesbehörden genug von
den Einfuhren der EU-Lebensmittelimporten gegessen. Sie essen während
ihren Verhandlungen mit der EU-Kommission und den Anlässen oder Konferenzen in den EU-Länder genug EU-Lebensmittel.
Alle Schweizer, die auf den Schweizerstandard der inländischen Lebensmittelproduktion achten, können sich
an die regionalen Lebensmittelproduzenten halten, wenn sie dazu bereit sind,
dafür ein paar Franken mehr zu bezahlen
oder als Selbstversorger von ihrem eigenen Gemüsegarten zu leben.
▸ PETER GAMBON, DAVOS DORF
Pressespiegel
sind beim «Bündner Tagblatt»
Evangelisch-reformierte Landeskirche Leserbriefe
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willkommen. Exklusive Zuschriften und
▸ LEO JEKER, GROSSRAT UND
ALT STANDESPRÄSIDENT, ZIZERS
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Bündner Tagblatt vom 8.5.2015, Seite 7.pdf
Fre i t a g , 8. M a i 2 0 1 5
GRAUBÜNDEN
Zillis: Nein
der Region
DA S E N D E D E S Z W E I T E N W E LT K R I E G E S VO R 70 JA H R E N
Ein unvergessliches
Glockengeläut
ZILLIS-REISCHEN
In seinem Tagebuch hält der Grossvater des BT-Redaktors Edy Walser am 8. Mai 1945 fest: «Die Ankündigung des
allgemeinen Waffenstillstands unter den Krieg führenden Völkern wird im Schweizerland mit Glockenläuten verbreitet.»
A
in ihrer Heimatgemeinde Waldenburg im Kanton Basel-Landschaft,
in der bis 1961 Uhren (Revue Thommen) hergestellt wurden. «Ich war
damals achtjährig und erinnere
mich noch sehr gut an das Läuten
der Kirchenglocken», so Sonja Huber.
Unvergesslich sei ihr aber ein
Ereignis, das sich im Jahr 1943 in
Waldenburg ereignet habe: «General Guisan besuchte die Uhrenfabrik
in unserem Dorf und ich durfte ihm
ein Blumensträusschen überreichen und dann gab mir der General
einen Kuss».
▸ E DY WA L S E R
Als in Seewis am Abend des 8. Mai
die Kirchenglocken läuteten, standen mein Bruder Victor und ich im
Hauseingang. Mein Bruder war sieben und ich gerade vier Jahre alt.
Dann kam unsere Mama, nahm
mich in die Arme und sagte: «Jetzt
läuten die Glocken den Frieden ein
und Vater wird bald heimkommen».
Vater, der schon Hunderte von Aktivdiensttage geleistet hatte, hatte
am 7. Mai nochmals einrücken müssen. Am 15. Mai war er wieder Zuhause, denn infolge des Waffenstillstandes wurden die Grenzschutztruppen aus dem Puschlav, bei
denen er im Dienst war, abgezogen.
Da mich die Flugzeuge, die damals
über uns hinweg flogen, immer in
Angst und Schrecken versetzt hatten, sagte mein Vater, als er wieder
zu Hause war, zu mir: «Von nun an
musst du vor den Fliegern keine
Angst haben, denn diese kommen
jetzt auch nicht mehr». Meine Frau
Silvia Walser-Lietha erlebte den
8. Mai zusammen mit ihrer Familie
im Elternhaus in Grüsch. «Als die
Glocken läuteten, sassen wir auf der
Laube, und zur Feier des Tages teilten wir uns eine Schokolade». Der
8. Mai war ein «sehr heisser Tag»,
nicht zuletzt deshalb, weil es eine
Woche zuvor noch geschneit hatte.
Unser Volk will danken
Verschriftlichte Erinnerungen: Das Tagebuch von Andreas Victor Walser,
der Grossvater des BT-Redaktors Edy Walser (oben). Mit dem Postmarkenverkauf (unten) wurden Spenden für die Kriegsgeschädigten gesammelt. (EW)
Glockengeläut und Ovo-Sport
Jakob Berger (Sägerei Berger, Seewis-Pardisla) war damals 15 Jahre
alt und besuchte die Evangelische
Mittelschule in Schiers. An das Glockengeläute vom 8. Mai erinnere er
sich noch sehr gut. «Noch besser erinnere ich mich daran, dass wir am
nächsten Tag in Schiers Ovo-Sport
ohne Marken kaufen konnten».
Ovo-Sport (Ovomaltine Riegel) war
damals eine gesuchte Köstlichkeit.
Noch unvergesslicher sei für ihn das
Sturmläuten anlässlich der Kriegsmobilmachung Anfang August
1939. «Wir waren auf Sapün am
Heuen und hörten die Kirchenglocken in Langwies,» so der 85-jährige
alt Landammann und Grossrat. «Als
die Glocken läuteten, begann mein
Nani zu weinen». Die Mutter von Jakob Berger war in Sapün aufge-
wachsen. Klaus Huber, Regierungsrat von 1995–2005, war mit seiner
Familie am 8. Mai 1945 im Tessin.
Auch er erinnert sich an das Glockengeläut, mit dem der Waffen-
stillstand eingeläutet wurde. «Da
das Glockengeläut noch von Böllerschüssen begleitet wurde, hatte ich
Angst». Seine Frau Sonja Huber-Jörin erlebte diesen historischen Tag
Josias Florin, ehemaliger Pfarrer in
Maienfeld, erlebte den 8. Mai als
12-jähriger Primarschüler in Fideris.
«Obwohl das Schuljahr bereits beendet war, hat uns unser Lehrer
Hans Simmen zusammengerufen
und den Auftrag gegeben mit einer
Zeichnung, die wir noch während
der Schule gemacht hatten – einem
vierblätterigen Kleeblatt mit einem
Schweizer Kreuz – von Haus zu
Haus zu gehen und für die notleidenden Kriegskinder zu sammeln».
Unter dem Titel «Unser Volk will
danken» hatte der Bundesrat bereits im Dezember 1944 zu Spenden
an die Kriegsgeschädigten aufgerufen. Eine dieser Hilfsaktionen war
der Postmarkenverkauf: Ein Wert
von 10 Rappen zum Verkaufspreis
von 20 Rappen, ein Wert von 20
Rappen zum Verkaufspreis von 80
Rappen und ein Wert von drei Franken zu einem Verkaufspreis von
zehn Franken. Die Entwürfe für diese
philatelistischen
Raritäten
stammten vom Berner Kunstmaler
Victor Surbek und vom Basler Niklaus Stöcklin.
Dem Tagebuch entnehme ich,
dass bereits am 15. April im Gottesdienst zu einer Kollekte «für die Kirchen in den vom Krieg zerstörten
Gebieten» aufgerufen wurde. Am
10. September trafen bereits 40 Kinder im Alter von 14-16 Jahren «zur
Erholung» in Seewis ein, wo sie im
Hotel «Kurhaus» untergebracht
wurden. Tags zuvor hatte sich
«unser Pole Franz», der auf unserem
Landwirtschaftsbetrieb im Einsatz
war und wegen seiner Kraft geschätzt wurde, nach Chur verabschiedet und, wie mein Berichterstatter schreibt, «auf den Heimweg nach Polen gemacht».
INSERAT
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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nach dem Februar 2014 erteilt hatte die neuen gesetzlichen Regelungen ab(Ausgabe vom Freitag), bleiben Ge- zuwarten, sagt Kreispräsident Gian Duri
sprächsthema. Zuoz hat in sieben Fällen Ratti. Zuoz habe das «einfach ignoriert».
Wohnraum gutgeheissen, obwohl die Gemeindepräsident Flurin Wieser wiUnterengadiner
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Der Seite
Kreisvorstand
Südostschweiz
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Kontingente für Zweitwohnungen mehr verpasst, die Kontingentierung neu zu
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> SEITE 35
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r Labour und deren Kandidaband. > SEITEN 12, 15 UND 22
Bistum Chur: Petition für
Pfarrer spielte «keine Rolle»
Bistum hörte beim Verbleib vom Bürgler Pfarrer nicht aufs Volk
Der Bürgler Pfarrer Wendelin Bucheli
bleibt im Amt, über 44 000 Personen haben eine Onlinepetition unterzeichnet.
Auf die Gläubigen gehört hat das Bistum
Chur beim Entscheid, Bucheli im Amt
zu belassen, allerdings nicht, bestätigt
Sprecher Giuseppe Gracia. Für das Bis-
tum spiele die öffentliche Meinung «keine Rolle». (RED)
> SEITE 38
70018
9 771424 751007
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Schweiz am Sonntag, Nr. 119, 3. Mai 2015
NACHRICHTE
Südostschweiz vom 3.5.2015, Seite 11.pdf
90 Prozent der Asylsuchenden
aus Eritrea sind Christen
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Obwohl die Hälfte der Eritreer muslimisch ist, gelangen fast ausschliesslich Christen in die Schweiz
VON FABIENNE RIKLIN
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eit vier Jahren gehören die Eritreer zur grössten Gruppe
Menschen, die in die Schweiz
flüchten. 6923 Personen aus
dem ostafrikanischen Land haben vergangenes Jahr einen Asylantrag
gestellt. Dieses Jahr sind es 562. Die meisten sind jung – zwischen 15 und 30 Jahre
alt –, kommen aus dem Hochland und
gehören fast ausschliesslich einer Glaubensrichtung an. «90 Prozent der Gesuchsteller aus Eritrea sind Christen»,
sagt Léa Wertheimer, Sprecherin vom
Staatssekretariat für Migration (SEM).
Die Bevölkerung Eritreas teilt sich
zu fast gleichen Teilen in Muslime und
Christen auf. Doch die christlichen Gläubigen seien in der Regel besser ausgebildet und weltweit stärker vernetzt, sagt
Wertheimer. «Wegen ihrer grossen Diaspora haben sie auch mehr Geld für eine
Migration zur Verfügung.» Allerdings sei
auch der Druck grösser, nicht nur ins
Nachbarland Sudan zu fliehen, sondern
weiterzureisen, da eine Integration im
islamischen Sudan schwierig sei.
Eritreer verlassen aus unterschiedlichen Gründen ihr Land. Die Wirtschaft
im autoritären Staat liegt darnieder, junge Frauen und Männer müssen auf unbestimmte Zeit Militärdienst leisten,
freie Meinungsäusserungen sind nicht
erlaubt, und es gibt keine Religionsfreiheit. 2001 verbot Staatschef Isayas Afewerki mit Ausnahme der orthodoxen,
katholischen und lutherischen Kirchen
sowie des sunnitischen Islams sämtliche
anderen Religionsgemeinschaften. Er
selber ist orthodoxer Christ.
Mit eiserner Hand hält sich Afewerki an der Macht. Auf drei Menschen
kommt in Eritrea ein Spitzel. Zur Überwachung dienen ihm auch die Kirchen.
So hat Afewerki die Spitzen der Orthodoxen, der Lutheraner und der Muslime
mit regimetreuen Männern besetzt.
VERFOLGUNG VON CHRISTEN
Gemäss Opendoors Verfolgungsindex 2015
Ausmass der
Verfolgung
Mittel
Schwer
Türkei
Tunesien
Syrien
Jordanien
Absolut
Libyen
Iran
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SaudiArabien
Ägypten
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Eritrea
Mali
Sudan
Nigeria
Jemen
Oman
Dschibuti
Zar
Äthiopien
QUELLE: OPENDOORS.CH
MIT FOLGEN. In einem neuen Bericht zur
Religionsfreiheit von Christen hält die
Deutsche Bischofskonferenz fest: Gläubige anerkannter und nicht registrierter
Gemeinschaften werden überwacht, inhaftiert und gefoltert. «Die generelle
Kontrolle und Gängelung d
er Bürger
durch staatliche Einrichtungen, und
mithin der Angehörigen von Religionsgemeinschaften, betrifft inzwischen alle
Lebensbereiche», sagt Theodor Rathgeber, Studien-Autor und Menschenrechtsexperte an der Uni Kassel.
Auch das christliche Hilfswerk Open
Doors, das die Lage von Christen in 70
Ländern beobachtet, ist besorgt. Im Weltverfolgungsindex ist Eritrea in einem
Jahr vom 12. auf den 9. Platz vorgerückt.
«Vor allem das Vorgehen gegen evangeli-
Irak
Extrem
Somalia
GRAFIK: MTA
kale Christen ist massiv», sagt Patrick
Schäfer von Open Doors. Die Organisation schätzt, dass derzeit mehr als 1000
Christen wegen ihres Glaubens inhaftiert sind. «Weil die Überwachung so rigoros ist, wollen sich heute viele Christen zu gar keiner Gemeinschaft mehr bekennen – auch nicht zu einer anerkannten.» Von einer systematischen Diskriminierung von Christen geht das SEM allerdings nicht aus.
ÜBER EINE MILLION Eritreer haben in
den vergangenen Jahren das Land verlassen. Lange nicht alle fliehen nach
Europa. Etwa 20 Prozent reisen zuerst
nach Äthiopien und gehen von dort
nach Kenia, Südafrika oder gar bis nach
Kuba weiter. 80 Prozent wählt die
Fluchtroute über den Sudan, um sich
von dort bis nach Libyen und übers Mittelmeer nach Deutschland oder Schweden durchzuschlagen.
Wie viele Menschen noch in Eritrea
leben, ist unklar. Schätzungen gehen von
3,5 Millionen Menschen aus. Ursprünglich waren es mehr als 6 Millionen. In der
Schweiz leben heute 27 210 Eritreer als
Flüchtlinge oder vorläufig aufgenommene Personen. Weitere 5183 befinden sich
im Asylprozess. Die Chancen, d
ass sie
hierbleiben können, sind gross. Gemäss
SEM erhalten 85 Prozent der Eritreer Asyl
oder werden vorläufig aufgenommen,
weil eine Wegweisung ins Land als unzulässig, unzumutbar oder unmöglich erachtet wird. Das bezweifelt die FDP-Fraktion. Deshalb reichte sie im März eine Interpellation ein und fordert darin den
Bundesrat auf, er solle Rückführungen
nach Eritrea prüfen.
Bis auf weiteres wird d ie Schweiz
ihre Praxis aber nicht ändern. «Ob ein
echter Reformwille der Regierung besteht, ist unklar», sagt Léa Wertheimer
vom SEM. Ein Berater von Eritreas Präsident sagte aber der «Rundschau»: Es sei
das Ziel der Regierung, den Exodus aus
dem Land zu stoppen. Und die Frage, ob
Eritrea zu einem Rückführungsvertrag
mit der Schweiz bereit sei, bejaht er.
Fast wöch
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(BDP) von
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Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Bewohner von Bhaktapur suchen nach Habseligkeiten in den Trümmern ihrer Häuser.
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Südostschweiz vom 3.5.2015, Seite 11a.pdf
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Äthiopien und gehen von dort
nach Kenia, Südafrika oder gar bis nach
Kuba weiter. 80 Prozent wählt die
Fluchtroute über den Sudan, um sich
von dort bis nach Libyen und übers Mittelmeer nach Deutschland oder Schweden durchzuschlagen.
Wie viele Menschen noch in Eritrea
leben, ist unklar. Schätzungen gehen von
3,5 Millionen Menschen aus. Ursprünglich waren es mehr als 6 Millionen. In der
Schweiz leben heute 27 210 Eritreer als
Flüchtlinge oder vorläufig aufgenommene Personen. Weitere 5183 befinden sich
im Asylprozess. Die Chancen, d
ass sie
hierbleiben können, sind gross. Gemäss
SEM erhalten 85 Prozent der Eritreer Asyl
oder werden vorläufig aufgenommen,
weil eine Wegweisung ins Land als unzulässig, unzumutbar oder unmöglich erachtet wird. Das bezweifelt die FDP-Fraktion. Deshalb reichte sie im März eine Interpellation ein und fordert darin den
Bundesrat auf, er solle Rückführungen
nach Eritrea prüfen.
Bis auf weiteres wird d ie Schweiz
ihre Praxis aber nicht ändern. «Ob ein
echter Reformwille der Regierung besteht, ist unklar», sagt Léa Wertheimer
vom SEM. Ein Berater von Eritreas Präsident sagte aber der «Rundschau»: Es sei
das Ziel der Regierung, den Exodus aus
dem Land zu stoppen. Und die Frage, ob
Eritrea zu einem Rückführungsvertrag
mit der Schweiz bereit sei, bejaht er.
Fast wöchentlich wird eine neue Zahl geboten, wie viele Flüchtlinge aus Syrien
die Schweiz aufnehmen sollte. Nationalrat Daniel Vischer (Grüne) spricht von
30 000 und Nationalrat Hans Grunder
(BDP) von 50 000 Syrern. Die Präsidentin
des Schweizerischen Roten Kreuzes, Annemarie Huber-Hotz, fordert gar die vorläufige Aufnahme von 80 000 Flüchtlingen. Von lediglich 3000 zusätzlichen
Flüchtlingen spricht allerdings Justizministerin Simonetta Sommaruga.
Auf d
er Flucht sind derzeit über
3,9Millionen Syrer. Doch nach welchen
Kriterien sollen die angekündigten 3000
Schutzbedürftigen ausgewählt werden?
22 reformierte Pfarrerinnen und Pfarrer
haben einen konkreten Vorschlag: Die
Schweiz muss vor allem syrische Christen
aufnehmen, fordern sie. «Die Christen
sind die am meisten benachteiligte Bevölkerungsgruppe in diesem Krieg», sagt Peter Keller, pensionierter Pfarrer von Birwinken TG. In einem offenen Brief an
Bundespräsidentin Sommaruga schreibt
er: «Wir appellieren an Sie, dass Sie christlichen Flüchtlingen bevorzugte Aufnahme in unser Land gewähren. Sie sind am
verletzlichsten. Auch in Lagern in d
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Nachbarländern werden sie schikaniert
und bei Hilfsgüterverteilungen bewusst
übergangen», argumentiert Keller.
DIE ANTWORT von Sommaruga steht
noch aus. Aber die Chancen für das Anliegen der 22 Pfarrer dürften klein sein.
Denn Anfang März entgegnete Sommaruga auf eine ähnliche Frage des Genfer
SVP-Nationalrats Jean-Pierre Graber: Der
Schutz unseres Landes wird jenen gewährt, die ihn am dringendsten benötigen – dies unabhängig von sozialen oder
religiösen Zugehörigkeiten.
Dies sieht auch die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) so. «Christliche
Nächstenliebe sollen alle Menschen in
Not erfahren, unabhängig ihres Glaubens», sagt Walter Müller, Sprecher der
SBK. Weil aber die Christen in Syrien zu
den besonders stark verfolgten Menschen gehören, seien sie dringend auch
auf unseren Schutz angewiesen. Deshalb sei es wichtig, d
ass spezifische
Hilfswerke wie die Kirche in Not vor Ort
aktiv seien. Ähnlich argumentiert der
Evangelische Kirchenbund.
DIE FLÜCHTLINGSHILFE erachtet die Diskussion um die Zahl und Religion der
aufzunehmenden Menschen als den falschen Ansatz. «Viel wichtiger wäre es,
dass die Schweiz und andere europäische Länder so schnell wie möglich
Flüchtlinge aufnehmen und nicht erst
in ein paar Monaten oder Jahren», sagt
Stefan Frey, Sprecher der Flüchtlingshilfe. Wer gemäss der Flüchtlingskonvention kommen kann und wer nicht, kläre
das UNHCR vor Ort ab.
Seit Ausbruch der Auseinandersetzungen in Syrien im Frühling 2011 gingen in d
er Schweiz 7775 Asylgesuche
von Syrern ein.
Pressespiegel
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Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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Südostschweiz vom 3.5.2015, Seite 38.pdf
Am Samstag hat zum 13. Mal das Food Festival der Swiss School of Tourism and Hospitality in Passugg stattgefunden. 18 verschiedene Länder aus allen fünf
Kontinenten waren vertreten und boten den Besuchern alles, was das kulinarische Herz begehrt.
Bistum: Volkswille unwesentlich
Über 40000 Personen haben in einer Onlinepetition für den Bürgler Pfarrer Wendelin Bucheli
Position bezogen – Bischöfe seien keine Politiker, antwortet das Bistum in Chur auf diese Aktion
Über 44000 Personen haben
sich in einer Onlinepetition für
den Verbleib von Wendelin
Bucheli als Pfarrer in Bürglen
starkgemacht. Das Bistum Chur
jedoch zeigte sich von dieser
Botschaft unbeeindruckt.
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in Bürglen bleiben!»
– mit diesem Aufruf
wurde am 8. Februar
eine Onlinepetition
lanciert. Dies, nachdem Bischof Vitus
Huonder in der «NZZ am Sonntag» den
Bürgler Pfarrer zum Rücktritt aufforderte, weil dieser mit der Segnung eines
lesbischen Paares gegen das Kirchenrecht verstossen hatte. Die Petition
stiess schnell auf grosse Resonanz: Innert weniger Stunden erzielte sie über
1300 Unterschriften, zehn Tage später
waren es bereits deren 37000.
Nach der Einigung zwischen dem
Bistum Chur und Bucheli vom vergange-
nen Dienstag wurde die Petition hinfällig und die Sammlung der Unterschriften beim Stand von über 44000 geschlossen. «Wir haben erreicht, was wir
wollten, Pfarrer Bucheli bleibt bei uns»,
heisst es auf der Website. Doch hatte die
Petition tatsächlich Einfluss auf den
Entscheid von Bischof Huonder? «Nein»,
sagt Giuseppe Gracia auf Anfrage. Der
Mediensprecher des Bistums Chur hält
fest, dass die öffentliche Meinung «keine
Rolle» gespielt habe. Entscheidend sei
das Versprechen von Bucheli gewesen,
sich künftig an die Lehre der Kirche zu
halten.
SO WAR DENN auch der Versuch des Ini-
tianten der Petition, die gesammelten
Unterschriften dem Bistum Chur persönlich zu überreichen, auf wenig Interesse gestossen. «Das Bischöfliche Ordinariat beantwortet keine öffentlichen
Briefe», antwortete die Sekretärin des
Bistums auf die Anfrage des Petitionärs
um einen geeigneten Termin zur Übergabe. Gracia bestreitet zunächst, je eine
Anfrage für die Übergabe der Petition erhalten zu haben, um dann nach internen Abklärungen festzuhalten, es habe
sich wohl um ein Missverständnis gehandelt. Die Sekretärin sei von einem offenen Brief ausgegangen, nicht von der
Einreichung einer Petition.
DIESES MISSVERSTÄNDNIS hatte der Ini-
tiant der Petition in einem zweiten Brief
ans Bistum Chur jedoch längst aufgelöst: «Eine Petition», steht da, «ist kein
öffentlicher Brief, sondern eine Bittschrift, unterzeichnet von Personen, die
einem Anliegen gemeinsam Ausdruck
verleihen wollen.» Weiter hält er im
Brief ausdrücklich fest, dass es dem Bistum Chur freistehe, zur Petition Stellung zu nehmen. «Dass Sie aber die Petition noch nicht einmal persönlich bei
einer Übergabe entgegennehmen wollen, kann ich nur schwer nachvollziehen.» Die erneute Bitte um einen Termin für die Einreichung der Petition
blieb bis heute unbeantwortet. Auf
erneute Anfrage hin erklärt Gracia
schliesslich, dass das Bistum grundsätzlich nicht auf Petitionen eingehe. Diese
gehörten in die Sphäre der Politik als
Teil einer basisdemokratischen Kultur,
in der alle Macht vom Volk ausgehe.
«Die Kirche ist aber keine Demokratie»,
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
sagt Gracia. In der Kirche gehe alles von
Christus aus, deswegen sei sie hierarchisch. Bischöfe seien keine Politiker,
die vom Volk Orientierung für ihr Handeln empfangen, sondern Hirten, die
sich zum Heil der Seelen an der Lehre
der Kirche orientieren. «Wer Petitionen
entgegennimmt, signalisiert jedoch,
dass für sein Handeln der Volkswille wesentlich ist.»
Hört denn die Kirche grundsätzlich
nicht auf die Gläubigen? «Doch», sagt
Gracia. Dieses Hören orientiere sich aber
nicht an Mehrheiten, sondern am sogenannten «Sensus fidei». Er verweist auf
ein Dokument der Glaubenskongregation, in dem die Kriterien genannt werden, die Gläubige mitbringen müssen
für eine «authentische Teilhabe am Sensus fidei»: die Teilnahme am kirchlichen
Leben, das Hören auf das Wort Gottes,
«wie es die Kirche lehrt» und damit verbunden das Festhalten am Lehramt. «Es
sind also qualitative Kriterien, nach
denen die Hirten sich beim Hören auf
die Gläubigen richten sollen, und nicht
quantitative wie bei Petitionen oder
ähnlichen Formen der politischen Willensäusserung», sagt Gracia.
Südostschweiz vom 4.5.2015, Seite 18.pdf
18
LEBEN
Südostschweiz | Montag, 4. Mai 2015
Von der
Gedenkveranstaltung
zum Konsumrausch
Der zweite Maisonntag gehört traditionsgemäss den Müttern –
es ist Muttertag. Entstanden ist die Idee während des amerikanischen
Sezessionskriegs (1861–1865).
A
von Andreas Lorenz-Meyer
m 12. Mai 1907, einem
Sonntag, organisierte Anne Marie Jarvis in Grafton, West Virginia, einen
sehr persönlichen Gedenktag. Die Methodistin wollte an
ihre vor zwei Jahren verstorbene Mutter erinnern. Die hatte während des
amerikanischen Sezessionskrieges so
genannte Mutterfreundschaftstage organisiert. An denen sollten Verwundete beider Seiten, Nord- und Südstaaten,
gut versorgt werden. Es blieb nicht bei
der einen Gedenkveranstaltung. Ein
Jahr später wiederholten sich in
Grafton die Feierlichkeiten. Jedoch in
einem grösseren Rahmen, denn diesmal sollten alle Mütter geehrt werden. In der St. Andrew´s Methodist
Episcopal Church fand ein Gedenkgottesdienst statt. Nach der Predigt liess
Jarvis 500 weisse und rote Nelken
verteilen, die Lieblingsblumen ihrer
Mutter. Die roten erinnerten an die
lebenden, die weissen an verstorbene
Mütter.
Dieser 10. Mai 1908 gilt als erster
Muttertag. Jarvis versuchte von nun an
mit viel Beharrlichkeit ihre Idee über
Grafton hinaus zu tragen. Sie schrieb
Briefe an Politiker, Geistliche und Frauenvereine und verfasste Zeitungsartikel, in denen sie für ihr Anliegen warb.
Mit Erfolg. 1912 erklärte die General
Conference of the Methodist Episcopal
Church den Muttertag zum offiziellen
kirchlichen Feiertag. 1913 wurde er in
Pennsylvania staatlicher Feiertag. Und
1914 beschloss der Kongress den Mother’s Day Bill, welcher bestimmte,
dass am zweiten Sonntag im Mai alle
öffentlichen Gebäude zu beflaggen seien. Schliesslich erklärte Präsident Präsident Woodrow Wilson den Tag zum
Feiertag für die ganzen Vereinigten
Staaten. Dabei nannte er die Mütter
Amerikas recht pathetisch eine «zärtliche Armee». Die amerikanische Flagge
habe «nie aus einem schöneren und
heiligeren Anlass» geweht.
Welle über Europa
Der Muttertagsgedanke erreichte
schnell Europa. England belebte eine
alte Tradition, den Mothering Day. Der
auf König Heinrich III. zurückgeht, welcher im 13. Jahrhundert allerdings die
Mutterkirche zum Zentrum der Feierlichkeiten bestimmt hatte. Norwegen
und Schweden folgten der Jarvis-Idee
in den Jahren 1918 und 1919. Österreich und Deutschland kamen dazu.
Später instrumentalisierten die Nationalsozialisten den Tag. Mütter sollten
möglichst viele Kinder für «Führer,
Volk und Vaterland» gebären. Entsprachen sie dem Wunsch, bekamen sie das
«Ehrenkreuz der deutschen Mutter»
verliehen. Für acht Kinder gab es Gold.
Eingeführt haben die Nazis den Muttertag aber nicht.
In der Schweiz war es unter anderem die Heilsarmee, welche die Idee
anfangs verbreitete. Der Oberleiter für
die Schweiz, ein gewisser Kommissär
Oliphant, rief 1917 dazu auf, den Müttern ein Lied zu singen, Gedichte vorzutragen und Blumen zu bringen. Die
Gräber verstorbener Mütter, so Oliphant, sollten weisse Blumen zieren.
Doch das Ansinnen blieb vorerst auf
kleine, idealistische Kreise beschränkt,
wie in einem Aufsatz des Schweizer
Volkskundlers Eduard Strübin aus
dem Jahr 1956 zu lesen ist. Die Sache
nahm erst Fahrt auf, «als sich auch die
Geschäftswelt dem neuen Brauch zuwandte und mit den Idealisten gemeinsame Sache machte».
Die Geschäftswelt, das waren die
schweizerischen Berufsverbände, die
Gärtner- und Konditormeister sowie
die Floristen. Sie alle hofften auf gesteigerten Profit. In der Vorstandssitzung
vom 5. Februar 1930 beschloss der Floristen-Verband, den Muttertag in der
ganzen Schweiz einzuführen. Praktischerweise bekam man Unterstützung
von begeisterten Privatleuten. «Diese
vereinigten ihre Bemühungen mit
denen der Berufsleute, da sie über den
finanziellen Rückhalt der Verbände
froh waren. Sie verliehen der Sache
einen idealistischen Schwung und
unterzeichneten die Aufrufe an die Öffentlichkeit, während die Berufsverbände nach aussen weniger in Erscheinung traten.»
Bearbeitung der Öffentlichkeit
Schnell bildete sich ein Zentralkomitee. In dem sassen nicht nur die Berufsgruppen, sondern auch eine Lehrerin
und ein reformierter Pfarrer. Ortsverbände gab es auch. So gut organisiert
bearbeiteten die Muttertagler nun die
Öffentlichkeit «mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln», schreibt
Strübin. In Biel wurden 5000 Flugblätter an die Schuljugend verteilt, in Basel
sogar 20 000. Die Berufsleute schmückten ihre Schaufenster, das Radio half
mit, in Zeitungen erschienen Aufrufe
und Artikel.
Die Anstrengungen zahlten sich
aus. Am zweiten Maisonntag des Jahres 1930 machten Pfarrer die Mutter
zum Thema ihrer Morgenpredigt. In
einer voll besetzten Kirche in Bern bekamen die anwesenden Mütter einen
Blumenstrauss und eine Torte überreicht. In Zürich sangen und musizierten Künstler ohne Honorar. Auch der
Vorschlag, die Gräber von Müttern zu
schmücken, «fand Anklang». Hernach
meldete Basel «guten Erfolg», in Bern
lobte man die «sehr gute Beteiligung»,
sah aber «geschäftlich noch wenig
oder gar keine Rückwirkungen».
Gespaltene Meinung
Den Durchbruch brachte der erste, mit
so viel Eifer und Geschäftssinn propagierte Schweizer Muttertag nicht. Stü-
Die Gründerin des
Muttertags – Anne
Marie Jarvis – wurde
aus Verbitterung
über die gnadenlose
Vermarktung ihrer
Idee zur Muttertagsgegnerin.
blin sieht die «Schar der Kühlen» in
der Überzahl. Mancher war sogar entschiedener Gegner und brandmarkte
die «öde amerikanische Art der Vermengung von business und Gefühlsleben». Andere hielten es für einen «billigen Kompensationsversuch», die
Arbeit von Müttern nur einmal im
Jahr zu loben. Unter den Sozialdemokraten gab es Befürworter und Gegner.
Die Kommunisten waren sich einig:
«Pfaffen und Bourgeoisgrössen» seien
da am Werk gewesen. Heute ist der
Muttertag ein Millionengeschäft, wie es
sich die frühen Verfechter in den Berufsverbänden gewünscht haben.
Anne Marie Jarvis, die 1948 verarmt
starb, musste schon zu Lebzeiten mitansehen, wie man ihre Idee vermarktete. Das missfiel ihr so sehr, dass sie für
die Abschaffung des Muttertags eintrat. Doch ihr Versuch, die Feiern gerichtlich zu unterbinden, scheiterte.
Einmal musste sie wegen Störung
eines Muttertags sogar für kurze Zeit
ins Gefängnis. Ausgerechnet die Blumenverbände waren es, die ihr den
Aufenthalt im Altenheim finanzierten,
ohne das Jarvis es freilich wusste. Was
Muttertag wirklich sein sollte, drückte
sie einmal so aus: ein Tag des Gedenkens, nicht des Schenkens.
In dieser Woche finden Sie auf der
Lebenseite täglich Geschichten rund
um den Muttertag zum Thema
«Mutter werden – Mutter sein».
Lesen Sie morgen in der
«Südostschweiz» einen Artikel zum
Thema «Unerfüllter Kinderwunsch».
Wann wurde der Muttertag das erste Mal gefeiert?
Der 10. Mai 1908 gilt als erster Muttertag. Seine Initiantin Marie Jarvis
setzte sich ab diesem Tag ein, um diesen Feiertag aus Grafton, im
US-Bundestaat West Virginia, hinauszutragen. In der Schweiz wurde
erst im Jahr 1930 der erste Muttertag gefeiert.
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denen Sachschaden zu
kümmern, fuhr der VerurHeute Abend erzählt Marco
sacher weiter. Zeugen werFrigg in der Casa Selva in
den gebeten, sich unter der
Trin Digg über das Leben
Nummer 081 632 54 54 zu
von Regina Zimet, wie die
melden. (so)
Evangelische Kirchgemeinde Trin mitteilt. Das jüdische Mädchen hatte 1939
CHUR
seine Heimatstadt Leipzig
Angetrunkener
wegen des politischen
flieht vor Polizei
Drucks verlassen und war
mit seinen Eltern zuerst
Freitagnacht ist es in Chur
nach Mailand gereist. Auf
zu einem spektakulären
Selbstunfall gekommen. Wie der Weiterreise nach Paläsdie Churer Stadtpolizei mit- tina wurden sie verhaftet
und mussten nach Italien
teilte, war ein Autofahrer
zurückkehren. Im Veltlin
auf der Rossbodenstrasse
fanden sie bei der Familie
wegen übersetzter GeDella Vella Unterschlupf.
schwindigkeit Polizisten
Frigg, der bei einem Besuch
aufgefallen. Mit Blaulicht
und Wechselklanghorn nah- im Veltlin auf die Geschichte von Zimet stiess, schrieb
men die Beamten die Verdiese in einem Buch nieder.
folgung auf. Der Autofahrer
verlor kurz darauf beim Ab- Die Evangelische Kirchgemeinde lädt alle Interessierbiegen in die Schönbühlten zu diesem Vortrag über
strasse die Herrschaft über
das Leben der Anne Frank
sein Fahrzeug. Das Auto
des Veltlins ein. Der Vortrag
durchschlug das Metallgeländer eines Garagenbetrie- beginnt um 20.15 Uhr. (so)
2.pdf
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Nazi-Vertreter in der Schweiz mit einer
Pistole. Frankfurter stellte sich danach
umgehend der Polizei und wurde im
Churer Sennhof inhaftiert.
Als die Welt nach Chur blickte
Der Prozess gegen David Frankfurter
begann am 9. Dezember 1936 in Chur,
die beiden lokalen Zeitungen «Bünd-
«
d
R
d
s
G
s
r
l
Best of Balzarini: Be
Morgennebel streichen um die Häuser de
am Dienstag, 20. August 2013.
r das Ergebnis sehen können.
die verantwortlichen Eltern
ugendlichen kaum zur Rechengezogen werden können,
es doch angebracht, den Clubbern die Verantwortung und
die Reinigungskosten zu
ragen.
Mani aus Chur
növern systematisch die «Balance»
des bewährten «Schweizer Erfolgsmodells». Dieses beruht einerseits
auf der politischen
und institutioSüdostschweiz
vom
nellen Eigenständigkeit (mit Födera-
Martullo-Blocher wird in Bern
zweifelsohne stramm auf der Parteilinie politisieren – nomen est
omen! Auch
bei der
ganz auf mas5.5.2015,
Seite
18.pdf
senproduzierende Grossbetriebe
Domenigs Weltblick
FOTOWETTBEWERB
hr Polizeikontrollen
en wünschenswert
Wie schön es sich
im Frühling beweg
Die «Bisch fit?»-Kampagne
zur Bewegungsförderung
mit 10 000 Schritten täglich
geht in die nächste Runde
(graubuenden-bewegt.ch) –
und die «Südostschweiz»
macht mit. Motto: «Graubü
den spürt den Frühling!»
abe vom 4. Mai
Artikel «Angetrunkener flieht vor
».
der einzige Raser in Chur ...
iner, der offiziell identifiziert
e.
finde mehr Polizeikontrollen
chenswert, wenn schon das
«autofrei Stadt» – wie in Grauen bis 1925 oder in BraunSaas Fee und Zermatt heute
– in Chur leider kaum in Griffzu sein scheint.
ropos «Der Autofahrer verlor
darauf beim Abbiegen in die
bühlstrasse die Herrschaft
ein Fahrzeug», die Beherrg über sich selbst verloren die
und Dezibel-Exhibitionisten
ren frisierten zwei- oder vieren Motorfahrzeugen natürhon früher. Die wollen insbere in der Stadt nur gesehen
n und deshalb mit Schall
) auf sich aufmerksam mawie ein Kleinkind, das will,
Mami schaut nach ihm – wos beim Kind gesund ist, im
satz zu den «Kindern in Erenenkörpern» auf unseren
en. Und wir Passanten und
hner sind die Opfer in Umng des Verursacherprinzips.
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suedostschweiz.ch/community hoch
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Das Wesen des Frühlings erkennt man im Winter, und hinter dem Ofen dichtet man die
Bild und Textauswahl Hans Domenig
besten Mailieder. (Heinrich Heine)
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Infos zum Fotowettbewe
suedostschweiz.ch/bisc
Südostschweiz vom 6.5.2015, Seite 18.pdf
18
LEBEN
Südostschweiz | Mittwoch, 6. Mai 2015
Diagnose
Unfruchtbarkeit
Jedes sechste Paar kann keine Kinder kriegen. Unterstützung
leisten künstliche Befruchtungen – mit mässigem Erfolg.
Hoffnung setzen die Gynäkologen deshalb auf die
Verfassungsänderung, über die am 14. Juni abgestimmt wird.
Letzte Hoffnung: Häufig wird eine
Schwangerschaft mittels künstlicher
Befruchtung, mit In-vitro-Fertilisation
Bild Gaetan Bally/Keystone
herbeigeführt.
M
von Anna Wanner
it der Fruchtbarkeit ist
es so eine Sache. Die
Barsche, die im Aquarium
des
Kinderwunschzentrums Baden ihre Kreise ziehen, haben sich seit
der Eröffnung im August vervielfacht.
Die Paare, die im Warteraum den Zierfischen zuschauen, wünschen sich
nichts sehnlicher als Nachwuchs.
Bloss, so einfach ist es nicht. Eins
von sechs Paaren kann keine Kinder
kriegen, obwohl es dies versucht. Fälle
von Unfruchtbarkeit nehmen zu. Das
beobachtet Fortpflanzungsmediziner
Michael Hohl. Der Trend, das Kinderkriegen auf später zu verschieben, habe sich akzentuiert. Vor fünfzig Jahren
brachten die meisten Frauen ihre Kinder im fruchtbarsten Alter zur Welt,
zwischen 20 und 25. Heute erfüllt sich
die Mehrheit ihren Kinderwunsch,
wenn sie die 30 überschritten hat –
wenn sich die Frau der kritischen 35
nähert.
Das ist der Zeitpunkt, an welchem
die Fruchtbarkeit exponentiell ab- und
das Risiko von Fehlgeburten zunimmt.
Die Zahl der Eizellen schrumpft in 35
Jahren von einer Million auf 30000. Die
Eizellen, die nach 40 heranreifen, sind
häufig genetisch nicht gesund. Es
kommt deshalb entweder gar nicht
erst zu einer Befruchtung oder zu
einem Entwicklungsstopp in den ersten Tagen.
Suche nach der Ursache
Obwohl Männer ab der Pubertät täglich mehrere Millionen Spermien produzieren, liegt Unfruchtbarkeit nicht
alleine bei der Frau, sondern zu 39 Prozent beim Mann. Gemäss Bundesamt
für Statistik (BFS) liegt der Grund häufig bei beiden Partnern. Um die Kinderlosigkeit zu überwinden, wenden sich
Paare an ein Kinderwunschzentrum.
Dort klären Ärzte ab, wo das Problem
liegt: schwache Spermien, gestörte Eierreifung, verschlossene Eileiter, kranke Gebärmutter. Unfruchtbarkeit kann
unterschiedliche Ursachen haben.
Häufig wird eine Schwangerschaft
mittels künstlicher Befruchtung, mit
In-vitro-Fertilisation (IVF), herbeigeführt. Dazu wird eine Hormontherapie
eingeleitet, um Eierstöcke zur Produktion von mehreren Eizellen zu stimulieren. Die Frau muss sich täglich Spritzen setzen und regelmässig zur Ultraschall-Kontrolle erscheinen. Sobald die
Eizellen reif sind, werden sie entnommen und mit Spermien inseminiert.
Maximal drei befruchtete Eizellen dürfen weiterentwickelt und nach zwei
oder drei Tagen in die Gebärmutter
eingesetzt werden. Die anderen werden eingefroren. Um die Chance zu
steigern, wird das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft bewusst in Kauf
genommen. Dies will das heutige Gesetz so, welches das Parlament revidieren will. Künftig soll es möglich sein,
die Entwicklung aller Embryonen
während fünf Tagen im Labor zu beobachten. So können zwei von drei Embryonen wegen genetischer Defekte ausgeschieden werden. Das bedeutet: Ein
Embryo am Tag fünf eingesetzt, hat die
gleichen Chancen auf eine Schwangerschaft wie zwei Embryonen am Tag
zwei oder drei – einfach ohne Mehrlingsrisiko.
Gegen den Blindflug
Gynäkologe Michael Hohl ist dezidiert
der Meinung, es sei unethisch, einen
Embryo in den Körper zurückzugeben,
der sich gar nicht entwickeln kann. In
der Regel überlebt nur einer von sechs.
Fünf sterben ab, es kommt zu einer
Fehlgeburt. «Die IVF gleicht heute
einem Blindflug, weil man den Embryonen kaum ansieht, ob sie überleben
können.»
Wie erwähnt, will das Parlament
dies ändern: Ärzte sollen die Embryonen untersuchen dürfen und dann
«Wenn wir die
Eizelle dem Körper
entnehmen,
bedeutet das eine
gewaltige
Belastung.»
Michael Hohl
Fortpflanzungsmediziner
entscheiden, welcher am ehesten überleben kann. Mit der vorgeschlagenen
Gesetzesänderung wäre es möglich,
das Risiko von Fehlgeburten und Mehrlingsschwangerschaften zu minimieren. Dazu müsste aber die Stimmbevölkerung am 14. Juni eine Verfassungsänderung gutheissen, die das Verbot
von Embryo-Tests aufhebt. Hohl rechnet mindestens mit einer Verdoppe-
lung der Chancen auf eine Schwangerschaft. Allerdings: «Eine Garantie gibt
es nicht. Es lassen sich nicht alle Faktoren kontrollieren.»
Fast 40 Prozent Chance
An der Optimierung der Chancen
arbeitet das Kinderwunschzentrum
Baden intensiv. In fast zwei von fünf
Fällen führt die künstliche Befruchtung zu einer Schwangerschaft. Das ist
für Schweizer Verhältnisse ein hoher
Wert. Unter den fast 30 Zentren
schwankt der Erfolg einer Behandlung
zwischen sechs und 38 Prozent. Der
Durchschnitt liegt bei 27 Prozent.
Seit letztem Sommer konnten die
Ärzte in Baden die Wahrscheinlichkeit
auf eine Schwangerschaft weiter steigern, wie Hohl sagt. Ursache ist der
Umzug vom Kantonsspital Baden in
das eigens eingerichtete Zentrum.
Die Idee eines Embryologielabors
nach Reinraumkriterien (clean lab) haben die Fortpflanzungsmediziner Mischa Schneider, Cornelia Urech-Ruh
und Michael Hohl den Amerikanern
abgeschaut und nach Baden gebracht.
Das Labor, Kernstück des Zentrums, ist
dem Mutterleib nachempfunden, um
für die zu befruchtende Eizelle optimale Bedingungen zu schaffen. «Der Embryo ist im Körper der Frau geschützt,
seine Umwelt verändert sich kaum:
Kinderwunsch jenseits von Gesetz und Vernunft
Die Rede ist von einem
Wunder. Die Primarlehrerin
Annegret R. aus Berlin ist
mit Vierlingen schwanger,
und das im Alter von 65
Jahren. Zu einem Zeitpunkt
also, wo der Körper dazu
eigentlich nicht mehr fähig
ist. Um die Schwangerschaft herbeizuführen, hat
sie sich nicht nur künstlich
befruchten lassen. Sie war
auf eine Eizell- und auf
eine Samenspende angewiesen – Frau R. ist alleinstehend. In Deutschland, wo
R. wohnt, sind solche Behandlungen für Frauen nicht
erlaubt. In der Schweiz wä-
ren sie auch nach einer allfälligen Verfassungsänderung in Zukunft verboten:
Die Eizellspende wird weiterhin nicht gestattet sein.
Im Unterschied zu mehreren europäischen Ländern,
welche diese mit einer Altersgrenze zulassen, etwa in
Spanien ist es Frauen bis
50 erlaubt. R. hatte keine
andere Wahl, als in die Ukraine auszuweichen, wo
keine gesetzlichen Regelungen bestehen. Auch
wenn die Frau argumentiert,
es habe ihr niemand vorzuschreiben, wie sie ihr Leben
zu führen habe, gibt es
einen guten Grund für eine
Alterslimite. Wenn eine
Vierlingsschwangerschaft
schon bei einer jungen Frau
hochriskant ist, sei dies bei
einer 65-Jährigen geradezu
grob fahrlässig, sagt Gynäkologe Michael Hohl. Er
spricht von einer krankhaften Fixierung auf den Kinderwunsch bei Frau R. Gemäss Medienberichten hat
sie bereits 13 Kinder zwischen neun und 44 Jahren.
Und sie begründet die erneute Schwangerschaft damit, dass sich ihre jüngste
Tochter ein Geschwisterchen wünschte. Grosse
Sorgen macht sich Fortpflanzungsmediziner Hohl
bezüglich des Ausgangs
der Schwangerschaft:
«Auch eine junge Gebärmutter ist nicht in der Lage, Vierlinge 40 Wochen
auszutragen, eine 65-jährige schon gar nicht. Die Kinder werden viel zu früh zur
Welt kommen mit geringen
Überlebenschancen und
einem sehr hohen Risiko für
eine körperliche oder geistige Behinderung.» Das klare
Urteil des Spezialisten: «Es
ist kriminell, als Arzt eine
solche Behandlung zu machen.» (wan)
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Feuchtigkeit, Temperatur, Zufuhr von
Sauerstoff – alles bleibt gleich. Wenn
wir die Eizelle dem Körper entnehmen, bedeutet das eine gewaltige Belastung», erklärt Hohl. Die Zelle müsse
insbesondere vor Toxinen aus der Umwelt geschützt werden.
Dazu wurden alle Materialien, die
im Zentrum verwendet werden, vorgängig auf Toxizität getestet. Auf Holz,
Harze und Silikonabdichtungen hat
man im Labor verzichtet. Die Wände
und Arbeitsflächen sind aus Metall.
Denn die Luft, die kontinuierlich gefiltert und 70-mal pro Stunde ausgewechselt wird, muss rein bleiben. Dafür
sorgt eine Lüftungsanlage im Keller, die
von ihrer Grösse her an den Zeitungsdruck erinnert. So hat in der Konsequenz auch die Laborantin, die bei 27
Grad Raumtemperatur und erhöhter
Luftfeuchtigkeit arbeiten muss, auf
Parfum und Haarspray zu verzichten.
Obwohl der Umzug ins Zentrum vor
Fortpflanzungsmedizingesetz
suedostschweiz.ch/dossier
kaum einem Jahr stattfand, sei der Erfolg bereits messbar, sagt Hohl. «Die
Zahl der Schwangerschaften ist um etwa fünf Prozent gestiegen.» Allerdings
hängt der Erfolg auch vom Alter der
Frau ab: In Baden werden über 43-Jährige wegen zu geringer Chancen in der
Regel nicht behandelt. Wer emotional
und finanziell so viel investiere, müsse
eine aussichtsreiche Behandlung erhalten, dies ist in diesem Alter mit den
eigenen Eizellen nicht möglich.
In dieser Woche finden Sie auf der
Lebenseite täglich Geschichten rund
um den Muttertag zum Thema
«Mutter werden – Mutter sein».
Bisher erschienen sind: «Von der
Gedenkveranstaltung zum
Konsumrausch» (Ausgabe vom
Montag) und «Der lange Weg zum
Wunschkind» (Ausgabe vom
Dienstag). Lesen Sie morgen in der
«Südostschweiz» ein Interview mit
Moderatorin Nicole Berchtold.
nicht sein.
SEITE 17
LEBEN
Südostschweiz vom
7.5.2015, Seite 15.pdf
Ratgeber
Weltendstimmung der
Gotteskrieger
von Georg Schmid
Sektenexperte
D
ie Erde wird einmal in der sich ausdehnenden Sonne verbrennen. Wann dies geschehen
wird, lässt sich berechnen. Kurz – das sogenannte Weltende ist ein seriöses Thema.
Wenn aber religiöse Gemeinschaften mit einem
unmittelbar bevorstehenden Ende dieser heutigen
Weltordnung ihr Publikum erschrecken, ist dies alles
andere als seriös. Panik soll neue Mitglieder in die
Arme der Weltendgemeinschaft treiben und die
andauernde Fünf-vor-zwölf-Stimmung soll jede
Diskussion im Keim ersticken. Denn unmittelbar vor
dem Ende bleibt keine Zeit mehr für Debatten. Da
gilt nur noch eine Losung: kommentarlos gehorchen.
Diese Weltendstimmung verbindet sich dazu
noch mit einer extremen Schwarz-Weiss-Malerei. Die
Mächte des Satans und die Diener Gottes ringen um
die Weltherrschaft. Eine Partei wird untergehen.
Es werden dies die Mächte der Finsternis sein. Der
sklavische Gehorsam und die Schwarz-Weiss-Malerei
machen religiöse Gemeinschaften zu den
gefährlichsten Gruppen überhaupt.
Gewalt im Einsatz für den Glauben
Das gilt nicht zuletzt auch für die radikalen Gotteskämpfer des «Islamischen Staates» und für ihre Gesinnungsgenossen weltweit. Sie haben wieder das
Kalifat errichtet und kopieren wo immer möglich
das Staatswesen Mohammeds und der ersten Kalifen. Das heisst unter anderem, dass sie Gewalt im
Einsatz für den Glauben selbstverständlich miteinschliessen, dass sie wieder die Sklaverei einführen,
dass Frauen als «Kriegsbeute» entführt und
zwangsverheiratet werden. Auch in ihren Weltendperspektiven möchten sie den frühen Islam
kopieren. Sie erwarten demnächst die Ankunft des
Mahdi, eines Endzeitmessias, der die Moslems letztlich zum Sieg führen wird. Es wird zu einer Endzeitschlacht in Dabiq, im Norden von Syrien kommen.
Die «Armeen Roms» werden dort von den Armeen
des Islams besiegt. Diese «Römer» sind – dies die
heute wahrscheinlichste Deutung – die Amerikaner.
Ein letzter Kampf zwischen den Ungläubigen und
den Gläubigen wird in Jerusalem stattfinden. Auch
Jesus wird wiederkommen und in diesem Endzeitdrama für die Moslems eintreten.
Graeme Wood, ein amerikanischer Politologe, der
eine Studie zur Ideologie des «Islamischen Staates»
vorlegte, macht es uns nicht einfacher, mit diesen
Gotteskriegern umzugehen. Bis jetzt konnten wir
uns einreden, wir hätten es bloss mit ein paar irren
Leuten zu tun. Jetzt wissen wir: Wir stehen vor
der gegenwärtig grössten und radikalsten Endzeitbewegung.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte
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tagsüber auf
dem Laufenden
Über die Kanäle der
Facebook
ben während des Festivals für ihren gemeinsamen Auftritt», erzählte Klucker.
«Mit dieser Einteilung wollen wir neuen Kontakt und das gemeinsame Erlebnis unter den Chören und Dirigenten
fördern.» Bei der Uraufführung werden die Tridems nacheinander die einstudierten Puzzleteile vortragen. Die
Kinder und Jugendlichen würden erst
Chöre die in den vier Landessprachen
gesungene Erzählung zur Aufführung.»
«Die absolute Melodie» erzählt laut
Klucker die Geschichte von Ursina,
einem Rätoromanisch sprechenden
Mädchen aus Disentis, das bei einer
Wanderung ein Stück eines Steins findet, auf dem einige unverständliche
Zahlreiche Konzerte
Dem Organisationskomitee sei es wichtig, am Festival das Potenzial der Region vor Augen zu führen, sagte Klucker weiter. Deshalb würden die meisten öffentlichen Konzerte in den Kirchen von Disentis und Umgebung
stattfinden, zudem wolle man auf die
von Disentis zu Gehör, wie Flavia
Walder, Präsidentin des Organisationskomitees, ergänzte. Am Freitagabend
sind die Chöre ausserdem dazu eingeladen, den gregorianischen Gesängen
der Mönche im Kloster zu lauschen.
Auch am Samstag finden Kirchenkonzerte in Disentis, Trun und Sedrun
statt, und am Sonntag singen Chöre an
Südostschweiz vom 7.5.2015, Seite 19.pdf
und Andreas Wiedmer geleitet.
Weitere Informationen und das
detaillierte Programm finden sich
im Internet unter www.skjf.ch.
Ticketreservation unter der
Telefonnummer 081 920 40 30
oder per E-Mail an die Adresse
[email protected].
Von Churern, die ihr Leben der Kultur widmen
Sechs Kulturschaffende haben gestern von der Stadt Chur Anerkennungs- und Förderpreise erhalten. Für ihre langjährige Arbeit wurden
insbesondere Corina Caduff, Heinz Girschweiler und René Schnoz geehrt.
von Valerio Gerstlauer
Wer sollte an Trauerfeiern reden? Warum lesen wir im Bett? Gibt es Sprachenvielfalt im Jenseits? Sind Tränen ein
Qualitätsmerkmal für gute Kunst? Mit
solchen und weiteren Fragen beschäftige sich Corina Caduff, erklärte Laudatorin Silvana Derungs gestern im Churer
Rathaus. «In ihren Texten beobachtet
und reflektiert sie unseren Alltag, indem sie meist von einer persönlichen
Erfahrung aus startet – einer Erfahrung, die auch die Leser gemacht haben könnten.» Aufgrund dieser Ausgangspunkte und dank Caduffs schnörkellosen und mit Humor gespickten
Erzähltons folge man mühelos ihren
klugen Analysen zu Sprache und Literatur, Musik, Kunst, Leben und Tod (Ausgabe vom 1.Mai). Für ihre kontinuierliche und anregende Tätigkeit als Autorin, Herausgeberin und Literaturkritikerin übergab Stadträtin Doris Caviezel-Hidber der 1965 in Chur geborenen
Caduff anschliessend einen Anerkennungspreis der Stadt Chur. Die Auszeichnung ist mit 4000 Franken dotiert.
Ebenfalls mit einem Anerkennungspreis wurde Heinz Girschweiler bedacht. Der Churer Musiker stecke in
einem Dilemma, verriet Laudatorin Karin Punzi. «Er ist kein Spezialist, nicht
der Trompeter, der Jazzer, Klassiker, Lehrer oder Solist, der Chorleiter oder Kirchenmusiker – er ist alles zusammen,
nacheinander, gleichzeitig, das eine
oder andere, mal weniger, mal mehr, je
nach Bedarf und Lust oder wie es sich
gerade ergibt.» Was Girschweiler bisweilen als Dilemma empfinde, sei aber
auch eine seiner grössten Stärken: seine
Vielseitigkeit, Offenheit und Neugierde,
die Bereitschaft, sich immer wieder auf
Neues einzulassen. «Freischaffender
Musiker zu sein, ermöglicht es ihm, flexibel zu bleiben – trotz der fehlenden finanziellen Sicherheit einer Festanstellung, engagiert er sich stets auch da, wo
kein Verdienst winkt.» Girschweiler sei
Mitglied der Musikkommission des
Bündner Kantonalgesangsverbandes
und investiere viel Herzblut in ehrenamtliche Tätigkeiten wie etwa die
Arbeit im Leiterteam der Postremise.
Schnoz während dessen Zeit an der
Kantonsschule in die Welt des Theaters
einführte. Nachdem Schnoz zunächst
keine Rolle im Stück «Frühlingserwachen» ergattert hatte, meldete sich
doch noch Regisseurin Caduff bei ihm,
um Schnoz eine Hauptrolle schmackhaft zu machen. «Mit viel Überzeu-
gungsarbeit von Corina Caduff entschied sich René gegen das Volleyball
und stand in Wedekinds Drama auf
der Bühne im Stadttheater.» Heute sei
Schnoz nicht nur auf der Theaterbühne, sondern auch im Film, im Fernsehen oder im Radio zu erleben. So auch
in Xavier Kollers neuem Film «Schellen-
Dank Corina Caduff zum Theater
Einen dritten Anerkennungspreis erhielt der Churer Schauspieler und Regisseur René Schnoz. Wie Laudatorin
Menga Dolf erzählte, war es ausgerechnet Preisträgerin Corina Caduff, die
Drei Preisträger: René Schnoz, Corina Caduff und Heinz Girschweiler (von links) sind von
Bild Claudio Godenzi
der Stadt Chur mit einem Anerkennungspreis bedacht worden.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
ursli», der im Oktober in die Schweizer
Kinos kommt.
«Nationaler Durchbruch»
Neben den drei Anerkennungspreisen
vergab die Stadt Chur zwei ebenfalls
mit 4000 Franken dotierte Förderpreise. Ein solcher wurde zunächst der
Churer Band From Kid verliehen, der
Andrin Berchtold und Gian Reto
Camenisch angehören. Dies für den
«nationalen Durchbruch ihres eigenständigen, harmonisch überzeugenden
und melancholischen Electro-Pop».
Laudator Ervin Janz hob hervor, dass
ihr Werk «You Can Have All The Wonders» 2014 in die Top Ten der Schweizer Hitparade einstieg und sich dort
fast zwei Monate hielt. «Eine beachtliche Leistung für ein Debütalbum.»
Thomas Kaiser lobte abschliessend
das Hadern der bildenden Künstlerin
Notta Caflisch, das diese als eigentlichen Grund für ihre Kunst angegeben
hatte. «Es ist ein Hadern mit sich, der
Welt, den Zuständen – das ist wahrscheinlich keine angenehme Sache,
aber es bringt eine menschliche, engagierte Kunst hervor.» Diese Kunst war
im Übrigen im März in der Churer
Stadtgalerie zu sehen.
Südostschweiz vom 7.5.2015, Seite 3.pdf
REGION
Südostschweiz | Donnerstag, 7. Mai 2015
3
E
von Jano Felice Pajarola
ine Lichtung im Realtawald
unterhalb des Cazner Hofes
Trieg, ein Freitagmorgen, es
nieselt. Ali Celik, 54, eine regenfeuchte rote Mütze mit
Schweizerkreuz auf dem Kopf, stellt die
Stromzufuhr am Weidezaun ab, öffnet
die Umzäunung. Es ist Zeit, die 23 Tiere, fast alles Strahlengeissen, auf eine
neue Wiese zu bringen. «Komm, komm,
komm», ruft er, es ist nicht seine Muttersprache, es ist nicht die Art von Ziegenhaltung, an die er gewöhnt ist, und
doch: Mit Geissen kennt sich Celik aus.
Mit Frau und Kindern geflüchtet
Dass der Mann aus der Region Tunceli,
Osttürkei, heute im Wald bei Cazis Ziegen hütet, seit einem Monat, um genau
zu sein, hat gute Gründe. Celik, erstens,
ist Kurde, und er war, in seiner Heimat,
Widerstandskämpfer. Bis er mit seiner
Frau und den zwei jüngsten von sechs
Kindern flüchten musste. Seit fünfeinhalb Jahren ist Celik in der Schweiz, er
ist anerkannter Flüchtling, lebt mittlerweile in Andeer. Celik, zweitens, ist Teil
eines Pionierprojekts, ins Leben gerufen von kirchlichen Kreisen im Gebiet
Heinzenberg-Domleschg, Agape nennt
sich die Arbeitsgruppe, «uneigennützige Liebe», und sie hat sich zum Ziel gesetzt, Flüchtlinge, Asylsuchende, Ausgesteuerte «beruflich und integrativ zu
fördern», wie es in einem von Agapes
Medientexten heisst.
In die Tat umgesetzt wird diese Absicht unter anderem mit dem «Gaissaprojekt», den Medien erstmals präsentiert im Frühjahr (Ausgabe vom 30. Januar), im Feld gestartet Anfang April –
mit Celik. Der in seiner Heimat, früher,
eine Herde von 400 Tieren betreut hat,
aber nicht mit Weidezäunen, nicht mit
solarbetriebenen Viehhütern, da sammelt der Ziegenhirte morgens bei den
Bauern im Dorf die Geissen ein, treibt
die Schar in die nahen Berge, lässt sie
dort frei weiden, bringt sie am Abend
wieder zurück. Ziegenhaltung, wie sie
in Graubünden heute nicht mehr praktiziert wird. Die Geiss, sie ist zum Entbuschungshelfer geworden hierzulande, auch bei Agape. Und zum Integrationshelfer, gerade bei Agape.
Noch ist da ein Handicap
Aus Flüchtlingen werden Ziegenspezialisten, damit sie ihren Lebensunterhalt bald einmal selbst bestreiten können – das soll im «Gaissaprojekt» versucht werden, in erster Linie mit Menschen, die aus Ländern mit traditioneller Ziegenhaltung stammen und schon
eine gewisse Erfahrung mit den Tieren
haben. «Wir führen sie an die moderne
Geissenlandwirtschaft der Schweiz heran», sagt Jörg Wuttge, evangelisch-reformierter Pfarrer in Cazis und AgapeMitglied. Die Flüchtlinge sollen später
auch auf Alpen eingesetzt werden können, sie sollen Ziegenprodukte für den
Eigenverbrauch und für den einheimischen Markt herstellen können. Familie Celik hat beste Voraussetzungen dafür, Alis Frau weiss schon von Zuhause,
wie man Geisskäse macht. Bloss ein
Handicap hat der Kurde: seine Deutschkenntnisse.
«In Alis Alter lernt sich eine Sprache nicht mehr so einfach», konstatiert
Wuttge, auf dem ersten Arbeitsmarkt
ist Celik deshalb nur schwer zu vermitteln. «Und auch wir haben unser Programm seinetwegen umgestellt.» Nicht
wie gedacht schon heuer, sondern erst
im Herbst 2016 wird der Hirte am Plantahof Kurse besuchen, bis dann, hofft
Wuttge, wird er genügend gut Deutsch
sprechen und verstehen. Ein Anfang ist
gemacht, Celik hilft Agapes «Gaissaprojekt»-Leiter Daniel Lang vormittags in
Aus Kurdistan in den
Realtawald: Ali Celik
behirtet die knapp zwei
Dutzend Strahlenziegen
der Arbeitsgruppe Agape.
Bild Jano Felice Pajarola
Der Widerstandskämpfer
auf der Ziegenweide
Der Kurde Ali Celik lebt als anerkannter Flüchtling in Graubünden. Dank der Arbeitsgruppe Agape
hat er eine Stelle gefunden – als erster Ziegenhirt im Rahmen des «Gaissaprojekts».
Präz bei der Arbeit im Ziegenstall, lernt
dabei Fachausdrücke, Alltagssprache.
Ungewohnte Hirtenhilfen
Celik, flink, treibt die 23 Geissen der
Projektherde zusammen, eigensinnige
Tiere, lockt sie ein Stück die Strasse hinauf, wo die neue Weide vorbereitet ist,
nur die Zicklein wollen nicht so recht,
so trägt er sie schliesslich auf dem Arm
zur Herde, eines ums andere, mit geübtem Griff. Dann das Weidezaungerät,
ohne Strom wäre die Einfriedung kein
Hindernis für die ebenfalls flinken Ziegen, doch wie schliesst man es korrekt
an? Welches Kabel muss wohin? Celik,
solche Hirtenhilfen nicht gewohnt, ist
sich nicht mehr sicher, er probiert aus,
testet mit dem Zaunprüfer die Spannung, sie ist immer zu tief.
Zum Glück kommt in diesem Moment Projektleiter Lang angefahren, er
will mit Ali zusammen Bäume auf der
Weide auszäunen, vor den Ziegenmäulern schützen, er schaut, lächelt, «ohne
Erdungsstange geht es nicht, Ali», drei
Handgriffe, die Zaunspannung stimmt,
Celiks Blick unter der Schweizerkreuz-
«Den Geissen
jedenfalls wird
das Futter
nicht ausgehen
und Ali nicht
die Arbeit.»
Mütze scheint ein wenig verlegen, aber
zufrieden, wieder etwas gelernt.
Im Sommer auf die Alp
«Ich habe mit Ali gute Erfahrungen gemacht», erzählt Lang, «er ist froh, kann
er arbeiten. Seine Schwierigkeit ist die
sprachliche Einschränkung, nicht das
Schaffen. Er ist immer voll dabei, wenn
es etwas zu tun gibt.» Auch jetzt, Celik
stellt den Strom ab, öffnet den Zugang
zur Weide, Lang hat Bretter und Pfähle
aus dem Auto geladen, gemeinsam machen sie sich daran, zwei junge Eichen
einzuhagen. Die Geissen sollen die drei
Waldweiden entbuschen, die die Gemeinde Cazis dem Projekt zugewiesen
hat; ausgewählte Bäume müssen aber
ausser Reichweite der gefrässigen Tiere
bleiben.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
23 Ziegen, drei wechselnde Wiesenflächen, «das reicht für den Frühling
aus», schätzt Wuttge. Im Sommer gehts
in die Höhe, vielleicht auf die Heinzenberger Alp Nova, «dort gibt es grosse
Gebiete, die verbuschen», weiss der
Cazner Pfarrer, den Geissen jedenfalls
wird das Futter nicht ausgehen und Ali
nicht die Arbeit. Wenn genug Spendengelder eingehen, genug Ziegenpatenschaften abgeschlossen werden, kann
Agape nächstes Jahr vielleicht einen
zweiten Hirten ins Programm aufnehmen, und Celik kann ihm dann weitergeben, was er schon gelernt hat.
Der Nieselregen hört nicht auf. «Wir
müssen Ali einen Hut besorgen», sagt
Wuttge, aber Celik rückt nur seine rote
Mütze mit dem weissen Kreuz zurecht,
stolz, sie zu tragen.
Quotidiana vom 8.5.2015, Seite 11.pdf
ENGIADINA
VENDERDI, ILS 8 DA MATG 2015
11
Cultura e musica sacrala a Müstair
Ils 16 da mai han lö occurenzas da mezdi fin mezzanot
DA REST GIACUN DERMONT / ANR
„ I’l rom dal proget «cantars 2015»
han lö dürant 36 dis in 25 lös da tuot la
Svizra 440 concerts sacrals, lectüras,
rapreschentaziuns da cabaret, referats ed oters evenimaints. Ils 16 da mai
es eir Müstair in roda. Da la mità da
marz fin il cumanzamaint da gün han lö
i’ls chantuns Argovia, Berna, Basilea,
Friburg, Grischun, Lucerna, San Gallen,
Schaffusa, Soloturn, Sviz, Turgovia e Tu­
rich 36 dis da musica e cultura sacrala.
Quels düran minchamai dudesch uras,
da mezdi a mezzanot. Pro evenimaint
vegnan preschentats dudesch concerts
sacrals, lectüras, festas, preschantaziuns
da teater ed oter plü chi düran maximal­
maing 40 minuts e cumainzan adüna
l’ura plaina. Il cumanzamaint es gnü fat
ils 14 da marz a Basilea e la finischun va­
rà lö ils 7 da gün a San Gallen. Ils 16 da
mai vegn organisà eir a Müstair l’eveni­
maint «cantars 2015».
Passa 12 000 partecipants
in tuot la Svizra
Il proget «cantars 2015» sta quist on suot
il motto: multifari, colliand, intercunfi­
nari, progressiv. Passa 12 000 persunas
sun cumpigliadas ingon in quist proget,
da quai passa 2000 uffants. L’organisa­
tur general da quist evenimaint grond da
cultura sacrala es l’associaziun da musi­
ca sacrala catolica svizra (AMCS) in
stretta collaboraziun cun l’associaziun
da chant sacral svizzer (ACSS). Il proget
da cultura «cantars 2015» nu vain manà
Editura: Somedia
(Südostschweiz Presse und Print AG)
Editur: Hanspeter Lebrument
CEO: Andrea Masüger
Schefredactur: Martin Cabalzar
Redacziun
Agentura da Novitads Rumantscha (ANR):
Flurin Andry (fa), Augustin Beeli (abc),
Gieri Antoni Caviezel (gac), Claudia Cadruvi (vi),
Romana Duschletta (rd), Hans Huonder (hh),
Susi Rothmund (sr),
Gion Nutegn Stgier (gns), Giusep Venzin (gv).
Collavuraturs redacziunals:
Andreas Cadonau (ac), Giusep Capaul (gc),
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La Quotidiana cumpara tschintg giadas ad emna
Ediziun derasada: (Südostschweiz cumplet)
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Igl è scumandà a terzas persunas betg
autorisadas da reutilisar en ina moda u maniera ils inserats stampads en quest titel u parts da quels, surtut cun
endatar els en in servetsch d’online. Mintga cuntravenziun vegn persecutada giudizialmain da la societad da
propaganda, suenter avair consultà la editura.
© Somedia
Ün concert sacral a chaschun da l’ediziun 2011.
tras per la prüma jada: fingià dal 2011
haja dat cun grond success concerts e ra­
preschentaziuns in bleras baselgias da
tuot il pajais. Quella jada d’eiran parte­
cipats nov chantuns cun 242 occuren­
zas. Davo quistas experientschas positi­
vas es «cantars» gnü extendü quist on. La
festa da cultura e musica sacrala es orien­
MAD
tada ecumenicamaing. A plüs eveni­
maints da «cantars» vegn eir possibilità
ün barat intercultural ed interreligius
cun artists da las plü differentas naziuns.
«Cantars 2015» dess dvantar üna festa da
cultura e baselgia cun üna gronda dera­
saziun e che construischa punts tanter
baselgias, culturas e generaziuns.
Program multifar a Müstair
In Val Müstair ha lö l’occurenza da
«cantars 2015» in sonda, ils 16 da mai.
Il program cumainza a las 12 da mezdi
cun l’avertura festiva. Illa Baselgia da
l’Ospiz rapreschentan Pater Gregor Imholz e’l Diala Quartett musica da Wolf­
gang Amadeus Mozart. Da l’üna strasu­
nan tübas tras la clostra. Sülla plazza da
la clostra muossan ils tübaduors da la
Val Müstair lur concert. A las duos as
tuorna illa Baselgia da l’Ospiz per texts
e musica davart las uras d’urazchun dals
paters. Christof Anstein prelegia e vegn
accumpignà da Gernot Niederfriniger a
l’arfa, a la citra ed a l’arpet. Il program
cuntinua a las trais illa baselgia son Ba­
stiaun cun chanzuns sacralas e profanas
preschantadas da la gruppaziun «Ils
Grischs». A las quatter ha la Musica
Concordia Müstair sia cumparsa sün
Plaz Grond. Els sunan suot il motto:
«Brass meets Classic». I suonda a las
tschinch üna devoziun cun Don Klaus
Rohrer, spiritual da la Clostra San Jon a
Müstair. A las ses maina priura Domenica Dethomas insembel cun la manadra
dal museum Elke Larcher tras il museum
da la clostra. A las set ha lö ün’orazchun
nocturna, ün complet, illa baselgia da la
Clostra San Jon cun las benedictinas da
la clostra, suondà a las ot dal ensembel
vocal «Suvendes» cun «Ad vesperam». A
las nov maina il ravarenda refuormà
Hans-Peter Schreich tras 500 ons chant
sacral rumantsch. A las desch suna Marian Polin illa baselgia da la Clostra San
Jon l’orgel. La finiziun da «cantars
2015» ha listessamaing Marian Polin
cun ün concert d’orgel a las ündesch il­
la baselgia da l’Ospiz.
Ils respuonsabels tscherchan amo voluntaris i’l
sectur d’entrada. Interessats pon as annunzchar pro: Elke Larcher, E-mail:
[email protected] o Tel.: 081 / 858 56 62
Che es furtüna?
Referat da Ludwig Hasler a Scuol
esser ün pa uffant. «No vain üna situa­
ziun in Svizra chi’d es unica e no lain
tgnair quella inavant e scha pussibel
müdar nüglia», ha’l declerà.
DA BENEDICT STECHER / ANR
„ In occasiun da la radunanza da la
Banca Raiffeisen Engiadina Val Müstair ha gnü lö ün referat da Ludwig
Hasler da Zollikon, Turich. El s’ha dumondà che es furtüna? Ed ha eir chattà respostas. Hasler ha stübgià fisica a
l’ETH a Turich e filosofia. Dürant 15
ons es el stat professur per filosofia e 20
ons chefredactur da la «Weltwoche».
«Davo n’ha eu lavurà liber per cha in­
gün nun haja la lizenza per am pensiu­
nar», ha’l dit. Schi’s po dvantar pauschal
95 ons schi manaja el chi’s stuvess amo
tour alch per man eir schi’s es pensiunà.
«A mai nu para bun scha no fessan sim­
plamaing 30 ons la posa», ha referi Ludwig Hasler inavant. Raps nu fan adüna
esser furtünà però l’avair ün pa daplü
schon. Ramassar raps ad ün cuntin sco
Dagobert Duck nu fa gnir furtünà, ma
la lavur chi’d es cumbinada cun quel
agir forsa almain ün pa. I’s sto collavu­
rar cun la furtüna, la furtüna nu vain da
sai. «No lavurain ad ün cuntin per ragi­
undscher alch, lura vaina quai, e lura esa
uschè», ha’l manjà. El ha quintà al pu­
blic l’episoda cun seis bel auto. Cun
grond plaschair d’eira’l possessur d’ün
auto da la marca Jaguar, ün vehicul da
bellezza, plain da ruina, però bel. I’s sto
viver uschè cha scha la furtüna es üna
jada d’intuorn schi cha quella nun’s in­
vlida. Blera glieud viva aint las ruinas da
lur adüs.
Revitalisar giavüschs e sömmis
Ils giavüschs, ils sömmis e la brama ston
gnir da temp in temp revitalisats.
«Sch’eu surdun meis cello ad inchün
schi til intun’eu. Ed eu sun stut cha la
glieud nu fa quai cun sai svess», ha quin­
tà Hasler. El cugnuoscha blera glieud
chi sun da l’avis cha la fuorma co ch’els
sun gnüts sül muond es in uorden, im­
pustüt ils homens. Duonnas sun plütost
Ludwig Hasler ha referi a Scuol.
transmüdablas e quai d’eira fingià aint il
paradis uschè. Eva d’eira quella chi ha
manà a seis hom our dal paradis. E quai
causa ch’ella vaiva avuonda dal mincha­
di in abundanza. «Per furtüna ha ella fat
quai. Eu sun hoz amo grat ch’ella ha fat
quist pass», ha’l dit. Inavant ha’l manjà
cha scha Adam vess gnü da decider füs­
san nus amo hoz là. La devisa es dad es­
ser fini per avair la furtüna. Che sun las
premissas per avair furtüna? I nu da fur­
FOTO B. STECHER
tüna excepziunada cun dovrar las aignas
forzas. Hasler es da l’avis cha nossas for­
zas sun ögls, uraglias, pensar, cuorrer,
agir, inventar ed impustüt il douvrar
quellas robas in ün möd effectiv. Uffants
chi sun furtünats quintan bler in ün
möd chi nu vegnan bod gnanca davo
culs pleds. I voulan quintar tuot e svelt,
i voulan cuorrer ed i voulan scuvrir il
muond. Quel chi voul avair ün’idea da
la furtüna nu das­cha mai gnir our da’l
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
No lain chi resta uschè sco hoz
Inavant ha manjà Hasler cha no vulain
chi resta adüna uschè sco hoz. «Eu n’ha
gnü hoz la pussibiltà da leger aint il tren
la gazetta detagliadamaing ed eu less
manzunar be ün pêr problems cha no
vain tenor quella. Davo pudaivat stüb­
giar svessa scha vo eschat furtünats o
na», ha’l dit invers ils audituors. El ha
manzunà la racumandaziun da l’uffizi
da sandà chi disch cha duonnas as pon
laschar gustar ün fin duos magiöls alco­
hol dürant ün di ed ils homens das­chan
giodair duos fin trais magöl. Per tuots
duos esa important da viver almain
duos dis l’eivna sainza alcohol. «Quai
voul dir cha’l stadi nu voul preservar a
no da l’alcohol, dimpersè preservar a no
da no svess. Scha’l stadi surpiglia nossa
responsabiltà schi nu vain no d’avair
quella svessa», uschè Hasler. Tenor el
daja illa vita situaziuns ingio chi’s dou­
vra ün vinars. I dà eir da quella glieud
chi sun buns da supportar be schi han
baivü trais magiöls alcohol. «No eschan
svess respunsabels per nossa vita e na
l’uffizi da sandà», es l’avis da Hasler. Il
referent da la saira ha manzunà amo ul­
teriurs problems. Üna terapeuta ha dit
üna jada cha cur chi va vers ils examens
da l’università nun ha il team da tera­
peuts plü ingüna capacità per güdar als
students. Güdar a sai svess e güdar in­
gio chi va insembel cun la tecnologia
d’ozindi. Per finir ha Hasler manzunà
ün ulteriur artichel: I dà in Svizra adü­
na daplüs umans cun disturbis da man­
giar, che ha la confederaziun intenziun
da far? «Quai sun insè tuot lapalias chi
nun han da che far nüglia cun furtüna
ed ingio cha no vain da’ns güdar svess»,
ha’l conclüs.
2.
ausgewählte Kolumnen
aus den Lokal- und Regionalzeitungen
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
rd wie in der
nem Teil der
s Schweizerde der EntDoppelt geheisst das
ziegen hätten bei den Italienern, Chinesen oder
jetzigen Auftritt lockt Graubünden keinen hinter Franzosen bestimmt für Entzücken gesorgt. Es
dem Ofen vor. Es gibt nichts einzuwenden gegen hätte auch niemand 300 «Geissli» erwartet.
die Ausstellung über den Nationalpark, ist dieser
K_Bündner Tagblatt vom 2.5.2015, Seite 2.pdf
doch von zentraler Bedeutung für den Kanton und NADJA MAURER ist Regionalredaktorin.
dessen Präsentation in Mailand mehr als berech- [email protected]
Z U M S O N N TAG
Haltung der Barmherzigkeit
▸ J Ö R G M . W U T T G E über die Tugend
I
mmer wieder bin ich von
Papst Franziskus fasziniert
und überrascht. Er reformiert die Römisch-katholische Kirche mehr als alle anderen vor ihm.
Und dies nicht mit grossen Worten,
sondern mit kleinen Gesten, die aus
einer Haltung der Eindeutigkeit entspringen: Vieles davon ist bekannt
und ging durch die Medien: Er wohnt
im Gästehaus des Vatikans, er isst
täglich zusammen mit den Angestellten des Vatikans, er zelebriert
die Messe mit den Reinigungskräften, dem Küchenpersonal, den Gärtnern, er fährt einen alten Ford Fiesta
und trägt seine alten Schuhe. Manche seiner kleinen Gesten sind wiederum weniger bekannt: Dass er seinen Geburtstag statt mit Mitgliedern der Kurie lieber mit Bettlern
verbringt und im Gefängnis mit Gefangenen diskutiert und ihnen die
Füsse wäscht oder dass er als Bischof von Buenos Aires jahrelang
und zum Wolf
chtert. Die Initiative ist nicht nur fanfeindlich, sondern bestraft auch
parerinnen und Sparer. Denn Einmen und Vermögen werden zu Lebn besteuert. Das angesparte Vermöwird gar jedes Jahr erneut besteuert.
nnahme der Initiative würde beim
des Steuerzahlenden nochmals
ozent an den Staat fliessen und ein
s Mal besteuern. Das ist einfach zu
mmer mehr Familien haben in den
en Jahren, auch mit den tiefen Zinsich Eigenheim erworben und die
obilienwerte sind zudem angestieZusammen mit weiterem Vermöus Vorsorgegelder/Erspartem dürfin vielen Fällen der Freibetrag übertten werden. So ist mit dieser Steuer
der Mittelstand betroffen, entn den Behauptungen der Initianten.
rossteil der Vermögen ist in Immon, weshalb die Hauseigentümer beers stark von dieser Steuer betrofwären. Darum unterstützt der Haustümerverband seine Mitglieder
st klar gegen die Erbschaftssteuer.
IAN BERGAMIN, MITGLIED DES
TANDS HEV MITTELBÜNDEN
einen verarmten Waldenser Pfarrer
unterstützt hat. Jeglicher Pomp und
Luxus, jegliche Abgrenzung scheinen ihm fremd. Diese Haltung der
Barmherzigkeit trägt dazu bei, dass
sich alle in der Kirche und in den Kirchen Tätigen, an seinem Handeln
messen lassen müssen. Niemand
kann sich jetzt mehr mit Sätzen wie
«Mit Barmherzigkeit kann man keine Kirche führen» oder «Jesu handeln ist nichts für die aktuelle Tagespolitik» herausreden. Durch seine
eindeutige Haltung der Barmherzigkeit wird er nicht nur die Katholische Kirche reformieren, sondern
auch die Reformierte Kirche verändern. Alle werden wir uns an dieser
Haltung der Barmherzigkeit messen
lassen müssen. So führt Franziskus
uns eine urreformierte Tugend neu
vor Augen: Sich immer wieder direkt auf die Bibel und das Handeln
Jesu zurückzubesinnen.
J Ö R G M . W U T T G E ist Pfarrer in Cazis,
Flerden/Urmein/Tschappina.
IMPRESSUM
zes von nackten Zahlen. Wenn man
schon solche Behauptungen in die Welt
setzt, sollte man sich zuerst gründlich
Herausgeberin:
mit der Materie auseinandersetzen. LauSomedia (Südostschweiz Presse und
fend berichten die Zeitungen von ÜberPrint AG).
griffen auf Leute in ganz Europa und der
Verleger: Hanspeter Lebrument.
übrigen Welt. Letztes Jahr gab es mehreCEO: Andrea Masüger.
re Angriffe auf Menschen in Italien.
Redaktionsleitung:
Kürzlich haben die Wölfe in Russland
Larissa M. Bieler (Chefredaktorin,
eine Rentnerin zerfleischt. Dass in der
lmb), Norbert Waser (Stv. ChefSchweiz bis jetzt nichts passiert ist, kann
redaktor, nw), Luzi Bürkli (lub).
man nur dem enormen Einsatz und
Redaktionsadressen:
Fleiss der Wildhüter verdanken. Das
Bündner Tagblatt,
AJF Graubünden hat im 2014 allein
Sommeraustrasse 32, 7007 Chur,
1936 Stunden und einen Betrag von
Telefon 081 255 50 50, E-Mail:
163 000 Franken für die Beobachtung
[email protected].
und das Fernhalten der Wölfe von SiedVerlag: Somedia, Sommeraulungen und Gemeinden aufgewendet.
strasse 32, 7007 Chur, Tel. 081 255 50 50,
Die in der Jagdrechnung verdeckten
E-Mail: [email protected].
Kosten kann der normale Bürger nicht
Kundenservice/Abo: Somedia,
kontrollieren. Wenn der Wolflobby die
Sommeraustrasse 32, 7007 Chur,
Argumente ausgehen, sollten sie nicht
Tel. 0844 226 226,
der Bevölkerung durch Unwahrheiten
E-Mail: [email protected].
Sand in die Augen streuen. Die Wildhut
Inserate: Somedia Promotion,
begleitet zum Teil die Wölfe Pressespiegel
Tag und
Sommeraustrasse 32, 7007 Chur,
Nacht und
sorgt
dafür,
dass
diese
den
Telefon
081 255
58 58, E-Mail:
Evangelisch-reformierte Landeskirche
Graubünden
Agglomerationen nicht zu nahe [email protected]
Reichweite: 167000 Leser (MACHmen. Einfach so zum Spass mussten sie
Basic 2014-2).
nicht einen renitenten Wolf besenden.
eschirr und WC.
wir uns zurück
enen Wohnung
ellnessoase, baärmer desto lie-
erarbeiteten Regeln zu folgen. Und was geht das andern Teilen der Welt das Wasser knapp wird.
jetzt wieder uns Senioren an? Ja, früher waren wir Halten wir also Sorge zu diesem Gut.
gezwungen mit wenig auszukommen, aber jetzt,
da wir vielleicht vermögend sind nach Jahren har- URSULINA MUTZNER-SCHARPLATZ ist Ärztin und
K_Bündner Tagblatt vom 25.4.2015, Seite 2.pdf
ter Arbeit, dürfen wir uns wohl etwas leisten, brau- Mitglied des Bündner Seniorenrates.
Z U M S O N N TAG
Ausgeglichenheit
▸ A N D R E A S R E L L S TA B* über
Angst und Unsicherheit
A
ngst vor Atommülllager,
vor Überfremdung und
Fremdbestimmung
durch den Internationalen Gerichtshof, vor Terroranschlägen ... – es gibt
viele Themen, die Ängste auslösen. Oft
ist jedoch nicht so klar, wie die Lösungen aussehen sollen. Immer wieder
wird politisch gekonnt mit den Ängsten gespielt und damit eine sachliche
Lösungsfindung erschwert. Angst und
Unsicherheit sind keine guten Ratgeber. Sie lähmen eine Weiterentwicklung, wie es schon damals bei den Jüngern nach der Auferstehung Jesu der
Fall war. Sie hatten sich eingeschlossen
und erkannten Jesus nicht, der in ihre
Mitte trat. Sie hatten so grosse Angst,
dass sie nicht mehr klar sehen konnten.
Nachdem Jesus ihnen die Wundmale an seinen Händen und Füssen gezeigt hatte, «staunten sie, konnten es
aber vor Freude noch nicht glauben».
Zwei gegensätzliche Gefühlslagen, die
nahe beieinander liegen, und die beide
lähmen. Christen sind keine blauäugigen Optimisten, die alles gut reden wollen, und sie sind keine Pessimisten, die
das Ende der Welt gleich um die Ecke
kommen sehen. Christen sind Realisten: Das Kreuz ist Teil des Lebens und
damit auch der Tod, Schwierigkeiten,
Not, Ängste. Aber auch die Auferstehung ist Teil des Lebens, und damit
Hoffnung, Perspektive, Zuversicht,
Barmherzigkeit. Wichtige Entscheidungen soll man nicht in einer ängstlichen oder euphorischen Gemütslage
treffen, sondern im Zustand des Ausgleichs. Lösungswege dürfen manchmal etwas behäbig und unspektakulär
sein. Jesus nimmt die Ängste und
Zweifel seiner Jünger ernst, ohne sie zu
tadeln. Auch mit uns hat er Geduld. Darum dürfen auch wir ein wenig Geduld
mit uns und mit unseren Mitmenschen haben.
*A N D R E A S R E L L S TA B ist Pfarrer des
Seelsorgeraumes St. Anton-Maria
Krönung in Zürich. Quelle: kath.ch
IMPRESSUM
wohl wir nie jemandem etwas getan haben, die Kinder sowieso nicht. Wenn unsere Kinder gross sind, müssen sie weg, vor
allem die Buben. Die Mädchen können
bleiben, sie bekommen aber noch keine
Kinder solange ich nicht alt bin. Wenn sie
eine eigene Familie gründen wollen, müssen sie auch weg. Doch in der Fremde ist
es gefährlich. Ein Bub ist in Zürich von
einem Zug überfahren worden, und im
Wallis hat es mehrere Menschenrudel mit
Knallrohren.
Ich weiss nicht, was wir noch machen
können, damit die Menschen uns in Ruhe
lassen. Sogar das Hirschfleisch mögen sie
uns nicht gönnen, obwohl die Hirsche
Schaden im Wald machen, wenn es viele
sind. Die Jäger sagen, dass sie den Wald
schützen müssen, doch das machen wir ja
für sie, wenn man uns in Ruhe lässt.
Ich wünschte, dass die Menschen uns
glauben, dass wir sie auch gerne in Ruhe
lassen.
Herausgeberin: Somedia (Südostschweiz Presse und Print AG).
Verleger: Hanspeter Lebrument. CEO: Andrea Masüger.
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(Stv. Chefredaktor, nw), Luzi Bürkli (lub).
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Flurina Maurer (fm), Nadja Maurer (nm), Marc Melcher (mm), Sabine-Claudia
Nold (nol), Cornelius Raeber (Beilagenredaktion, cr), Julian Reich (Leitung Ressort Kultur, jul), Thomas Spinas (ts), Claudio Willi (Wi).
Redaktion Sport: René Weber (Leitung, rw), Hansruedi Camenisch (Stv., ca),
Kristian Kapp (kk), Johannes Kaufmann (jok), Jonas Schneeberger (jos), Jürg
Sigel (js).
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▸ LUPA ALIAS GUSTAV OTT, DOMAT/EMS
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Pressespiegel
Inserate: Somedia Promotion,
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Leserbriefe sind beim «Bündner Tagblatt»
Telefon
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58,
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Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Verbreitete Auflage (Südostschweiz Gesamt): 81 302 Exemplare, davon
willkommen. Der Textumfang sollte nach
verkaufte Auflage 78 482 Exemplare (WEMF-/SW-beglaubigt, 2014).
Möglichkeit 1500 Zeichen nicht übersteigen.
Reichweite: 167 000 Leser (MACH-Basic 2014-2).
Exklusive Leserbriefe werden bevorzugt
K_Quotidiana vom 1.5.2015, Seite 19.pdf
VENDERDI, ILS 1 DA MATG 2015
noziun da
la geologia
flum en
l‘Africa
lottaria
s
s
s
19
„ PLAID PER LA DUMENGIA
Cant e musica
el survetsch divin
barettist
tudestg w
antas en
a retscha
quei buca mo ina rama pil survetsch
3
divin, mobein ina part dil survetsch
s
segn d‘auto
divin. Sche nus vegnin ensemen la
per Belgia w
l plevon e scriptur Jeremias Gott­
dumengia tier il survetsch divin en
cifra romahelf che ha enconuschiu fetg bein baselgia sch’ei igl intent principal
na 500
s
ils carstgauns e che ha giu in ordvart quel da confirmar nossa cuminonza
fin dun per observar ils carstgauns en
avon Deus e da retscheiver ord
lur ver esser, raquenta en sia novella
quella cuminonza novas forzas per
cifra roma«Leiden und Freuden eines Schul­
na 50 w
la veta dil mintgagi. En quei senn ei
scursanida
meisters» – sch’il scolast sunavi la
per tonna
dumengia sil vegl harmonium en ba­ buca mo il plevon il perdegader digl
s
evangeli, mobein era igl organist e
selgia sche eri quei sco sch’enzatgi
l’organista che lain resunar lur in­
prendessi ad enzatgi ils quitaus giu
2
struments. Era els vulan gidar a
da dies. Il cant e la musica dil sur­
Schliaziun da la cruschera
francar ils ligioms dalla cuminonza
vetsch divin gidan ad alzar l’egliada
dals 2 d‘avrigl 2015
dils quitaus da mintga gi viers Deus dalla raspada. Quei munta gest era
s
I
A
I
T
pil plevon in grond encuraschament
che dat a nus novas forzas. Ed il re­
S C H A L E R
I S A D A
e sustegn, pertgei igl ei aschia: Buca
A H A U S
B E N E L U X
formatur Martin Luther, ch’ei era
L L A
A R I S T I D E
mintga priedi dil plevon gartegia
daventaus enconuschents sco autur
T U R B U L E N T
N I
medem bein. Ei dat mintgaton era
da plirs bials chorals, ha getg inaga­
R A P
E
B
S I R E N A
priedis ch’ein fetg fleivels, era sch’ins
R P A G A U S
T E A K
da: «In dils pli bials regals che Deus
A L UM I N I UM
A A
ha fatg a nus ei la musica. Culla mu­ ha sedau tutta breigia culla prepara­
B R E M E N
S Z
sica san ins scatschar bia tentaziuns e ziun. Con bein fa ei lu da saver – igl
I
R
D
H A I
organist, l’organista ein gie era aunc
GO T T H E L F
U
nauschs pertratgaments.»
A R L A M E N T N
cheu. Ei dependa buca mo dil prie­
di. Era igl organist e l’organista
a musica ei il lungatg dil cor.
Quei lungatg contonscha encar­ emprovan cun lur musica da dar
dens dil cor dil carstgaun che restan cunfiert e curascha alla raspada. Era
els emprovan dad arver ils cors dils
serrai ad autras pusseivladads. Il
carstgaun ei ina unitad dad intelletg auditurs per quella verdad che Cri­
stus vul mussar a nus tuts per che
e sentiment. Omisduas parts ston
mi: Sebastian Brändli, Turitg
nus anflien la dretga libertad. Bugen
vegnir risguardadas. Sebasond sin
less jeu prender cheu la caschun
s soluziuns dal legn cruschà èn d’in quella verdad e sin quella enconu­
fin ils 31 da matg 2015 a la: Redac­ schientscha han nos perdavons gia
d’exprimer a tuts organists ed a tut­
La Quotidiana, Via Sommerau 32, da vegl enneu dau gronda peisa alla
tas organistas, che prestan in fideivel
Cuira u per mail u sms a l’adressa
musica ed al cant era el survetsch di­ e grond survetsch che vegn savens
[email protected]
survesius da biars, in cordial engra­
redacziun da La Quotidiana giavi vin. La musica conserva forzas che
ziament!
scaffeschan
cuminonza.
Ella
ei
per­
lecturas e lecturs bun divertiment
DA LUZI BATTAGLIA-SIGRIST,
PLEVON PENSIUNAU, FARSCHNÒ
I
matg
a fortuna a la tschertga da la solu­
da la cruschera agiuntada.
Redacziun La Quotidiana
L
„ PARTIDA LIBERALA
Nominaziuns per las tschernas federalas
(cp) La PLD.Ils Liberals GrischunPressespiegel
invida cità da Cuoira e grandcusglier, pigliaran
gövgia, als
7 da mai 2015 a partir da lasLandeskirche
quatter candidatas
e ses candidats posi­
Evangelisch-reformierte
Graubünden
19.00 aint il auditori da la Banca chantu­ ziun a las propostas da vuschar. Lura se­
nala a Cuoira ad üna radunanza da dele­ guirà la decisiun da las parolas ed i gna­
gats speciala. I’l center sarà la nomina­ ran dattas cuntschaintas las parolas gnü­
K_DavoserZeitung vom 8.5.2015, Seite 19.pdf
Davoser Zeitung
Klosterser Zeitung
Prättigauer Post
R E G I O N
Freitag, 8. Mai 2015
19
KIRCHENFENSTER
Schachtelzeiten
Immer wieder im Leben müssen wir Altes hinter uns lassen
und Neues anpacken. Jeden
Frühling ziehen Menschen um,
alles wird in Schachteln gepackt und am neuen Ort wieder ausgepackt. Es geht dann
jeweils eine Weile, bis man wieder eingerichtet ist und sich
eingelebt hat. Verabschieden,
traurig sein, planen, neu anfangen, sich arrangieren, voller
Hoffnung und auch Wehmut:
Dies ist der Prozess, den so ein
Umzug mit sich bringt. Auch im
Grösseren kennen wir ihn,
mancher Betrieb, manche Gemeinde und auch Kirchgemeinde steckt plötzlich mittendrin
und wird fusioniert.
Viele tendieren dazu, am Alten
festzuhalten. Wir mögen sie
nicht so sehr, die Schachtelzeiten, brauchen Geborgenheit,
Bekanntes, eine Heimat, Wurzeln, Menschen, auf die wir uns
verlassen können, Orte, die
uns lieb sind. Wenn wir Abschied nehmen müssen, dann
tut das weh.
Wie schlimm muss es erst für
diejenigen sein, die fliehen und
alles verlassen müssen, um zu
überleben. Sie hoffen, dass sie
in Sicherheit sein werden, und
finden sich in der Fremde wieder, in Unsicherheit und oft
Leid und mit der Frage: Werde
ich eine neue Heimat finden,
Wurzeln und Orte, die mir lieb
werden, Menschen, die ich zu
meinen
Freunden
zählen
kann?
Jeder neue Anfang, so sagen
wir, birgt Chancen. Das gilt für
die Umzüge hier bei uns, wo
sich die meisten auf das neue
Daheim freuen. Es gilt hoffentlich auch für ein Zusammengehen mit anderen, wie im Fall
einer
sich
fusionierenden
Kirchgemeinde, denn da gibt es
Menschen, die einander wieder
Heimat geben können und Orte, die uns lieb sind und neu
lieb werden können. Gilt es
auch für all die Menschen auf
der Flucht?
Über jedem Abschied und jedem Neuanfang steht Gott, der
Gott, der uns Heimat gibt und
ist, egal was sich in einem Leben verändert, ob Schachteln
gepackt werden müssen oder
schon ausgepackt sind.
Jedoch heisst es in der Bibel
auch: Wir haben hier keine bleibende Statt, sondern die zukünftige suchen wir. (Hebräerbrief 13.14). Das bedeutet, der
Tatsache ins Auge zu sehen,
dass sich das Leben immer wieder ändert, ja vergänglich ist.
Der Vers bringt aber auch die
Hoffnung auf den Punkt: Gott
gibt uns eine Heimat, die mehr
ist als das, was wir uns auf dieser Erde aufbauen, mehr als
dieses Leben hier mit all seinen
Hoffnungen und Traurigkeiten.
Jede Heimat, die wir uns hier
aufbauen, ist nur auf Zeit, die
ewige liegt bei Gott. Meine
Tochter hat den Hebräerbrief
für mich ziemlich treffend auf
den Punkt gebracht: «Das Leben ist wie ein Schnuppertag,
zu dem Gott uns schickt. Wir
dürfen hier leben, danach gehen wir wieder zu ihm zurück.» Dazwischen liegen die
Schachtelzeiten. Und wenn wir
diese Schachteln ausgepackt
haben, dann können wir uns
einrichten, eine Heimat aufbauen, Geborgenheit suchen,
uns verwurzeln und anderen
Wurzeln geben. Dies tun wir im
Wissen, dass kein Mensch auf
dieser Welt für ewig eine bleibende Statt hat. Und wer
weiss, vielleicht gibt uns gerade
dieses Wissen den Mut, jemandem, der alles verloren hat, ein
Stück Heimat zu geben?
Claudia Bollier Hülsen,
Pfarrerin Evangelischreformierte Kirchgemeinden
Davos Monstein und Wiesen
Endlich Wasser auf den Äckern
Mais-Monokulturen sind in der Provinz Bolívar in
Ecuador weit verbreitet, aber Gemüsegärten machen
immer mehr Boden gut. Zu verdanken ist dies dem Bau
eines Wasserversorgungssystems und Schulungen in
Bio-Landbau, beide unterstützt von Swissaid.
pd | «Davon haben wir seit
Jahren geträumt. Wir haben
immer wieder ein System zur
Wasserversorgung beantragt,
aber gebaut wurde nie eins.
Zwar sicherten uns die Politiker während der Wahlkampagnen ihre Hilfe zu. Aber sobald sie im Amt waren, vergassen sie uns wieder», sagt Don
Wilfrido Guizado, Präsident
des Wasserkomitees von Canduya in der ecuadorianischen
Anden-Provinz Bolívar. Dank
der Partnerschaft mit Swissaid
hat sich das Leben dieser Gemeinde dennoch nachhaltig
verändert: Heute können 72
Familien ihre Felder bewässern und das ganze Jahr über
Gemüse, Früchte und Getreide anbauen.
Don Wilfrido führt uns an den
Rand des 30 mal 40 Meter
grossen Wasserreservoirs, das
zwischen der Quelle und den
darunter liegenden Bauernhöfen angelegt ist: «Alleine am
Reservoir bauten wir ein ganzes Jahr und bis das gesamte
Bewässerungssystem tatsächlich funktionierte, leistete die
Gemeinschaft zwei Jahre Minga.» So heisst die besondere
Form der Gemeinschaftsar-
beit, die in Ecuador Tradition
hat.
Gemeinsam anpacken
Swissaid stellte das Material
sowie einen Ingenieur zur Verfügung. Die eigentlichen Bauarbeiten erbrachte jedoch die
Dorfgemeinschaft
selber.
Frauen und Männer wechselten sich ab, hoben Gräben aus
und bauten das Reservoir: Eine enorme Leistung, wenn
man bedenkt, dass sich die
Wasserquelle in rund zehn Kilometer Entfernung auf einer
Höhe von 3800 Metern befindet. «Die Distanzen und die
Witterung erschwerten die Arbeiten», so Don Wilfrido,
«aber wir haben alle am selben Strick gezogen.» Und
jetzt können 72 Familien je
zwei Hektaren ihrer Felder direkt mit dem kostbaren Nass
bewässern. Um den Unterhalt
des Systems sicherzustellen,
zahlen die Familien zudem
sieben Dollar pro Monat in einen Reparatur-Fonds ein. Dieses Geld wird vom Wasserkomitee verwaltet, das demokratisch gewählt wurde und
schon die Bauarbeiten über-
wacht hat. «Früher konnten
wir nur einmal pro Jahr Gemüse säen. Während der Trockenzeit bauten wir nur Mais
an, der weniger Wasser
braucht», erinnert sich Aída
Flores, Bäuerin in Canduya.
Die Mais-Monokulturen benötigen aber grosse Mengen
Kunstdünger und chemische
Pestizide, sind wenig rentabel
und schaden der Umwelt.
Deshalb hat sich Swissaid
auch dafür engagiert, dass die
Landbevölkerung ökologische
Anbauweisen übernimmt.
Know-how
wird weitergegeben
Henry Rojas, landwirtschaftlicher Berater bei Swissaid, begann schon vor drei Jahren
mit der praktischen Schulung
vor allem von Frauen. Viele
Männer müssen in der nahe
gelegenen Stadt arbeiten, um
ihre Familien ernähren zu
können. Die Bäuerinnen, die
vor drei Jahren auf Biolandbau umgestellt haben, benötigen Henrys Tipps heute nicht
mehr. Sie organisieren sich
selbst, unterstützen sich gegenseitig und tauschen ihre Erfahrungen aus: «Jeden Donnerstag treffen wir uns auf
zwei bis drei Bauernhöfen zur
Minga, erledigen schwere Arbeiten gemeinsam oder beraten uns gegenseitig», erklärt
Manuela Siqueira, die zu den
Pionierinnen zählt. Henry, der
seine ehemalige «Schülerin»
Das beeindruckende Reservoir nach seiner Vollendung.
vor einem halben Jahr zum
letzten Mal besucht hat, stellt
zufrieden fest, dass ihr Gemüsegarten sehr gut unterhalten
ist. Jetzt ist es Manuela, die
andere Bäuerinnen berät, die
erst kürzlich auf Biolandbau
umgestellt haben. «Bevor ich
meine Anbaumethoden geändert habe, gab mein Gemüsegarten nicht viel her. Heute
gedeiht alles Mögliche: Kohl,
Broccoli, Salat, Kartoffeln, Karotten, Spinat», freut sich Manuela. Sie hat hart dafür gearbeitet. Jetzt muss sie kein Gemüse mehr kaufen, weil alles,
was die Familie verzehrt, im
eigenen Garten gedeiht. So
spart die Bäuerin zehn Dollar
die Woche. «Ausserdem fahre
ich einmal wöchentlich eineinhalb Stunden mit dem Bus in
die Stadt, wo ich einen Teil
meiner Ernte auf dem Markt
verkaufe. So kann ich zwischen 15 und 35 Dollar dazuverdienen.» Die Bäuerinnen
von Canduya und den umliegenden Dörfern wechseln sich
beim Verkauf ihrer Produkte
in den Städten der Umgebung
ab. Sie bieten ihre Erzeugnisse
unter dem Label «Biogranjas»
zVg/swissaid.ch
(Bio-Bauerhof) an, das von
Swissaid ins Leben gerufen
wurde und auch in andern Regionen präsent ist. So sind sie
auf den Märkten einfach zu erkennen und garantieren den
Konsumentinnen und Konsumenten Bio-Produkte. «Immer mehr Menschen bevorzugen Nahrungsmittel, die ohne
Chemie angebaut wurden.
Deshalb wollen wir voll auf
den ökologischen Landbau
setzen», bekräftigt Katherine
Acurio, eine junge Bäuerin,
die vor sechs Monaten zum
Swissaid-Projekt gestossen ist.
DANKSAGUNG
Der Glaube tröstet,
wo die Liebe weint,
Er sprach zu mir: «Halt dich an mich, es soll dir jetzt gelingen;
Doris Gloor
ich gebe mich selber ganz für dich, da will ich für dich ringen;
23. Juni 1959 – 14. April 2015
Dass Doris von so vielen Menschen geliebt und geschätzt wurde, erfüllt uns mit Dankbarkeit.
denn ich bin dein und du bist mein und wo ich bleibe, da sollst du sein;
uns soll der Tod nicht scheiden.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Für die tröstenden Worte, gesprochen oder geschrieben, für einen Händedruck oder eine
stumme Umarmung, für Karten und Geldzuwendungen sagen wir allen herzlichen Dank.
Klosters, im Mai 2015
Die Trauerfamilie
Martin Luther
K_Engadiner Post vom 2.5.2015, Seite 15.pdf
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
K_PrättigauerHerrschätler vom 2.5.2015, Seite 13.pdf
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
K_PrättigauerHerrschätler vom 25.04.2015, Seite 13.pdf
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
K_Quotidiana vom 8.5.2015, Seite 19.pdf
VENDERDI, ILS 8 DA MATG 2015
n affar ple
„ PLAID PER LA DUMENGIA
La carezia ei la punt tier
la gloria da Diu
rgia
Piculezzas dattigl ossa
aint igl Buffet
A Casti ins deplorescha tgi igl kiosk
dalla staziun ò saro per adegna sias por­
tas. Ensascu mantga chel, er schi adeg­
na pi pacas persungas faschevan adie­
ver da chella purscheida. Da sperar è
tgi igl tancadi e shop, gist da l’oter
mang digl stradung, profitescha tgi dat
betg ple igl kiosk dalla staziun ed er igl
Buffet dalla staziun. Jonny Berri tgi ma­
gna cun sia donna igl Buffet dalla sta­
ziun vess bagn en plan tge far cugl
kiosk e chegl fiss da far or da chel en
schinumno «fumoir» per sies giasts.
Anc vegia el betg contacto igls respon­
sabels dalla Veiadafier retica e concret
seia anc navot, dei igl ustier digl Buffet
dalla staziun a Casti.
Da nov venda el er pitschens
«snacks», traclos e bavrondas «take­
away», vot deir tg’ins pò piglier cun sa­
sez. Da cumprar dattigl da nov aint igl
Buffet dalla staziun a Casti er igls schi­
numnos «Swisslos», en artetgel tgi sa
venda adegna bagn. Previa è er tgi aint
igl decurs da chesta premaveira è allou­
ra pussebel da far lotto tar Jonny Berri
aint igl Buffet dalla staziun, chegl tgi
niva er fatg savens aint igl kiosk gist da­
speras.
DA P. BENEDICT ARPAGAUS,
NOSSADUNNAUN
E
lla primavera, ual ussa el matg
ed el zercladur, vegnan nozzas
celebradas frequentamein. Sco sa­
cerdot vegnel jeu clamaus tscheu e
leu per quellas ceremonias. Igl onn
vargau haiel jeu astgau separticipar
alla fiasta da nozzas da miu frar. Igl
ei stau ina fiasta biala e speciala.
Ina gruppa hilarica da hosps era
presenta ed jeu hai giu l’honur da
presidiar la ceremonia. Quella fia­
sta ei stada zun particulara, perquei
che miu frar e sia dunna han lur
origin en differentas culturas ed
appartegnan a differentas religiuns.
Cura che jeu hai observau ils hosps
ei in patratg vegnius, il qual jeu
haiel immediatamein duvrau sco
introducziun per la ceremonia.
Quei patratg era franc in’inspira­
ziun dil tschiel. Ina part da quei
patratg vi jeu parter cun vus.
N
FOTO G. N. STGIER
ies mund ei plein da con­
flicts, perquei che carstgauns
creian ch’els stoppien perreger ed
ugadar ils auters, perquei che car­
stgauns creian ch’els hagien il dretg
da prender naven als auters lur tia­
ra e lur funs, perquei che car­
stgauns han l’arroganza da crer
ch’els appartegnien ad ina megliera
etnia ni alla «vera» religiun. Aschia
muossan l’amur, la carezia – la
quala ligia duas persunas che han
lur origin en differentas culturas,
etnias e religiuns – claramein che
tut sedispitem e mintga pretensiun
da pussonza ein ballurdas.
L
munala da Mustér
ch’ins savess cun empau bunaveglia e
dapli confidonza ella giuventetgna dar
cheu ina certa cunterpeisa.
Cun quella brev aviarta lein nus
animar l’entira societad, interpresas ed
19
’amur, la carezia enconuschan
buca limitas, buca cunfins, anzi
ellas surpassan las limitas. Dieus ha
scaffiu il mund. Ils carstgauns han
ditgau las limitas. Bien, certas limi­
tas ein tscheu e leu giustificadas.
Aschia eisi impurtont da metter li­
mitas per realisar ina cunvivenza en
pasch. Igl ei impurtont da determi­
nar entginas caussas per proteger
sesez – buca tut savein nus purtar e
tuchegiar cullas medemas forzas.
Ina limita ei buca semplamein in
caussa mala. Era la carezia metta li­
mitas – mo adina per proteger ed
alimentar la veta, mo mai per op­
primer ni destruir la veta.
S
che dus carstgauns regalan in a
l’auter il plaid «gie» ed ils quals
vegnan ord differentas culturas e
religiuns, lu vegn cheu ina carezia
senza cunfins veseivla, la carezia di­
vina.
A
mur, carezia, quei ei buca mo
bi. Carezia ei era lavur. Care­
zia ei buca mo in bi sentiment che
flurescha oz e sflurescha damaun.
Carezia provochescha nus da mirar
pli lunsch. Carezia provochescha
nus da mirar pli profund. Carezia
supplichescha nus d’arver nos cors,
nossa moda da patertgar, plidar ed
agir e da midar ei sch’igl ei necessa­
ri. Carezia po esser stentus e min­
tgaton tementont – perquei che
l’amur, la carezia portan als cunfins
e sur quels ora.
L
a carezia fa indentergliauter
nies uorden ed ignorescha las
aschinumnadas normas. L’amur, la
carezia ein la scola la pli impurton­
ta dalla veta, pertgei ellas dattan a
nus lecziuns che lain madirar e se­
sviluppar nossa persunalitad pro­
fundamein e veramein. L’amur, la
carezia ein il pli prezius, pertgei mo
ellas ein la punt tier la gloria da
Diu, el parvis.
„ NOS MORTS
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Menga Senn-Bernhard, Danis
Nus sesanflavan el davos di dil meins scha­
piteva en special igl atun ed igl unviern dal­
Südostschweiz vom 8.5.2015, Seite 16.pdf
Bild Keystone
Verhaltensregeln h
Bauern und Wande
Das hält der Bischof von der
«Meinung des Volkes»: Nichts!
Ausgabe vom 3. Mai
Zum Artikel «Bistum: Volkswille
unwesentlich».
Hört, hört: Der Bischof des Bistums
Chur beziehungsweise sein offiziel­
ler Lautsprecher Giuseppe Gracia
haben geoffenbart, was die Kirchen­
leitung in Chur von der «Meinung
des Volkes» hält: Nichts! Denn «das
Volk» ist für sie klar definiert. Dazu
gehören lediglich diejenigen, die am
kirchlichen Leben teilnehmen, auf
das Wort Gottes, «wie es die Kirche
lehrt», hören und, damit verbunden,
am Lehramt festhalten. Wenn ich
das richtig verstehe, dann ist die
Meinung jener, die nicht regelmässig
zum Sonntagsgottesdienst gehen,
und jener, die sich vielleicht aus
guten und verständlichen Gründen
von der Katholischen Kirche distan­
ziert haben, völlig irrelevant? Und
das Lehramt scheint für Bischof
Vitus auch nur in seiner Person zu
bestehen und jenen über ihm, die
seine Meinung vertreten – wie den
obersten Glaubenshüter, Kardinal
Müller, der bekanntlich nicht ganz
auf gleicher Wellenlänge wie Papst
Franziskus Botschaften aussendet.
Welch ein Hohn auf den «heiligen
Ursprung» (so kann man «Hierar­
chie» auch übersetzen) unserer Reli­
gionsgemeinschaft, auf Jesus.
Ich habe von ihm ein anderes
Bild: ein Hirt, der verlorene Schafe
sucht, der Ausgegrenzte integriert,
der nicht nur Barmherzigkeit pre­
digt, sondern tatsächlich verzeiht …
Er liess sich von der «Meinung des
Volkes» sogar dazu bewegen, sich
nicht zurückzuziehen, sondern das
Gespräch mit den Menschen zu su­
chen und sie zu versorgen. Sind
unser vorgesetzter Bischof mit
seiner Entourage im Vergleich zu
Jesus nicht Hirten ohne Herde? Und
wenn ich unseren jetzigen Papst
richtig verstehe, geht es ihm auch
darum, auf die Menschen zu hören,
sich deren «Stallgeruch» zu eigen zu
machen und zu spüren, dass Gott
schon längst da ist, bevor der Mis­
sionar kommt … Unser Heiliger Va­
ter sagt: «Diese Kirche, mit der wir
denken und fühlen sollen, ist das
Haus aller – keine kleine Kapelle,
die nur ein Grüppchen ausgewähl­
ter Personen aufnehmen kann.»
Von all dem scheint der Bischof von
Chur weit entfernt. Dafür schickt er
seinen Generalvikar zu Pfarrer
Bucheli, um diesen wieder auf seine
Spur zu bringen. Dieses Szenario
beschämt mich zutiefst!
Ich schäme mich vor all den
Homosexuellen und Lesben, die
aufrichtig Gott suchen, aber von
dessen «Bodenpersonal» so un­
barmherzig verbannt werden. Ich
bin der Meinung, Jesus würde da
ganz anders vorgehen – aber meine
Meinung zählt ja nicht.
Ausgabe vom 3. Mai
Zum Artikel «Mutterkühe und
‘Gefahrenzonen’».
Unser Sohn bewirtschaftet
men mit seiner Frau einen
mit Mutterkühen, genauer g
sind es Schottische Hochlan
Der Charakter dieser Tiere
in jeder Beziehung vergleic
dem Verhalten von Mutterk
welche vorwiegend auf uns
Alpen anzutreffen sind.
Um im Sommer nicht un
same Überraschungen zu e
zum Beispiel Komplikation
Abkalben, werden die Kühe
einem gemieteten Stier so g
dass der Zeitpunkt der Abk
auf die Wintermonate fällt.
Bindung von Mutterkuh un
Kalb ist, bis die Ferienzeit b
bedeutend kleiner geworde
wenn die Kühe erst auf der
abkalben.
Leserbild: M
Bruno Wehrle aus Malans
Genug Lebensmittel
aus der EU gegessen
Ausgabe vom 7. Mai
Zum Artikel «Aus für ‘minderwertige’
Nahrung».
Die Flop­Entscheidungen von
Bundesrat und Parlament über
die Einfuhr von EU Lebensmitteln
nach dem Chassis­de­Dijon­Prinzip
waren seit den Einfuhren umstrit­
ten, da sie nicht dem inländischen
Schweizer Standard über die erfolg­
reiche Lebensmittelproduktion ent­
sprechen. Offensichtlich haben auch
die zuständigen Bundesbehörden
genug von den Einfuhren der EU­
Lebensmittelimporte gegessen. Sie
essen während ihrer Verhandlun­
gen mit der EU­Kommission und
den Anlässen oder Konferenzen in
den EU­Ländern genug EU­Lebens­
mittel.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Eine Perle: Der Erika­Föhre
leuchtet.
Südostschweiz vom 8.5.2015, Südostschweiz
Seite 2.pdf | Freitag, 8. Mai 2015
W
von Gion-Mattias Durband
Bild Theo Gstöhl
ie jeden ersten Dienstag des Monats hat
die Bündner Regierung auch diese Woche Medienvertreter
zum lockeren Austausch bei Mineralwasser und Salzgebäck geladen. Nebst
Expo, Kohleinitiative und einem verdächtigen Gerüstebauer gaben auch
viel zitierte Jahreszahlen zu reden.
1315 Morgarten, 1415 die Eroberung
Aargaus, 1515 Marignano, 1815 Wiener
Kongress, 1945 Ende des Zweiten Weltkriegs: Die schiere Häufung geschichtsträchtiger Jubiläen wollte auch in Chur
erörtert werden. Konkret wurde die
Frage gestellt, ob die Bündner Magistraten beabsichtigten, dem Zürcher Beispiel zu folgen und am heutigen 8.Mai
den 70.Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs zu würdigen. Und zwar
mit Kirchengeläut. Das Gedenken an
die Schlacht von Marignano – von
rechtsbürgerlichen Populärhistorikern
zur Geburtsstunde der Neutralität erhoben – habe sich der Kanton ja auch
etwas kosten lassen. Und schliesslich
war gerade Europatag.
die Hotelkette
ur vor Gericht
Mitteilung
Hälfte der
eänderte Kolt wird, können
ihre Fordee und Sozialichen. (sda)
ssboden und
isen werde ein
tellt, wie die
hreibt. Der
t die Rahmenfest für die
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spur von Chur
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nspolizei
mitteilte.
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ens fuhr um
m Anschluss
Richtung LandA13 ein. Auf
Media Markts
Ratlose Jäger und Riesen
Statt einer Antwort stellte Regierungsrat Martin Jäger weitere Fragezeichen
in den Raum. Wann sollen Jubiläen begangen werden? Nach 10, 25, 50, 75 Jahren – oder eben auch nach deren 70?
Man habe es mit einer grundsätzlichen
Frage zu tun, befand Jäger schliesslich,
und er stellte fest: Hier besteht Erörterungsbedarf. Ahnend, dass in der Glockenfrage nun ob dem Philosophischen das Praktische unterzugehen
drohe, hakte der Journalist nach:
«Wird der Kanton die Glocken auch in
Graubünden läuten lassen?» «Der Kanton hat keine Glocken», stellte Jäger
kurzum klar. Für Heiterkeit war gesorgt, die eigentliche Glockenfrage damit aber nicht geklärt: Wer hat die
Macht, historisches Glockengeläut anzuordnen? Eine Frage, die Jäger nicht
zu beantworten wusste und zu der –
wohl für sich ein historisches Ereignis
– selbst Standeskanzlist Claudio Riesen
nur Mutmassungen anzustellen vermochte.
Vorletzte Wahrheiten
Staatskundliche Terra incognita! Vielleicht gar die letzte ungeklärte Frage
aus dem Kapitel der Trennung von Kirche und Staat? Die Stunde des investigativen Journalismus hatte geschlagen.
An deren vorläufigem Ende stand – die
Wer ist
der Herr
der Glocken?
In Zürich läuten heute die Kirchenglocken zum
70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs.
Nicht so in Graubünden. Das war auch Thema am
letzten Regierungsapéro. Ebenso die Frage:
Wer bestimmt über das sakrale Glockenspiel?
Evangelisch-reformierte Landeskirche
Graubündens. Der Kirchturm gehöre
der politischen, die Glocke der Kirchgemeinde – «meistens». Letztere entscheide somit wohl über ausserordentliches Kirchengeläut, war da zu erfahren. Ein regierungsrätlich verordnetes
Glockenspiel werde daher kaum möglich sein. Möglich sei hingegen eine Art
staatlicher Empfehlung, der die Kirchgemeinde nachkommen werde –
«wahrscheinlich». Ganz nach Matthäus: dem Kaiser, was des Kaisers ist, und
Gott, was Gottes ist. Und zu Letzterem
gehört nach derzeitigem Recherchestand also auch die Hoheit über die
Glockenschwengel. Wahrscheinlich.
Die «Südostschweiz» bleibt dran.
Jung und Alt
Graubünden als
Türöffner
Pressespiegel
Fabio E. Cantoni *
über die Chancen
des Sprachenlernens
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Globalisierung geprägt ist, ab. Wer
darin reüssieren will, sollte Kenntnisse einer Landes- bzw. Kantonssprache
Über diese Menschen etwas zu erfahren, ihre Kulturen und Sprachen (weltweit noch rund 6500!) zu ergründen,
3.
Themen aus überregionalen Zeitungen
NZZ, RP und Zeit
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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NZZ vom 3.5.2015, Seite 14.pdf
NZZ am Sonntag 3. Mai 2015
Kirchenmusiker fürchten um ihre Jobs
Die Zürcher Kirchen
diskutieren über Fusionen.
Dabei fühlen sich die Musiker
übergangen. Sie schlagen
kämpferische Töne an.
René Donzé
Viele reformierte Zürcher Kirch­
gemeinden werden in den nächs­
ten Jahren verschwinden. Grund
dafür ist die rückläufige Zahl der
Reformierten im Kanton: Allein in
den letzten vier Jahren verlor die
Kirche 22 000 Mitglieder und
zählt nun noch 450 000. Aus die­
sem Grund hat der Kirchenrat die
Gemeinden aufgefordert, Zusam­
menschlüsse und Reformen zu
diskutieren. Zielgrösse sind min­
destens 5000 Mitglieder pro Ge­
meinde. Damit will man nicht
einfach nur Geld sparen, sondern
vor allem dafür sorgen, dass die
kirchlichen Angebote wieder bes­
ser genutzt werden.
In der Stadt Zürich haben die
Stimmberechtigten bereits ent­
schieden, dass die 33 städtischen
Kirchgemeinden zu einer einzi­
gen fusioniert werden. In den an­
deren Regionen ist die Diskussion
erst im Gang. Klar ist, dass es oh­
nehin zum Personalabbau kom­
men wird. Bereits jetzt zeichnet
sich ab, dass schon 2016 gut 10
Pfarrstellen abgebaut werden,
weil diese vom Mitgliederbestand
abhängig sind.
Doch auch die Organisten,
Chorleiter und Kantoren müssen
um ihre Anstellungen bangen. Sie
befürchten, dass sie überpropor­
tional betroffen sein werden.
«Man spart am einfachsten dort,
wo es am wenigsten Widerstand
gibt», sagt Sacha Rüegg, Präsident
des Zürcher Kirchenmusikerver­
bands (ZKMV). Für die oft mit
Kleinstpensen angestellten Be­
rufsmusiker kann das zu existen­
ziellen Problemen führen.
AXEL SCHMIDT / DDP
e
Schweiz
Bindung geht verloren
Die Musiker sorgen sich aber
nicht nur um eine wichtige Ein­
nahmequelle, sondern auch um
die Bedeutung der Kirchenmusik.
«Wir machen mehr als nur eine
Begleitung des Gottesdienstes»,
sagt Rüegg. «Die Musik ist in der
Verkündigung ebenso wichtig
wie die Predigt.» Dies ist auch in
der Kirchenordnung von 2010 ex­
plizit so deklariert. Zudem leiste­
ten die Musiker einen wichtigen
Beitrag zum Gemeindeaufbau.
Nicht selten engagierten sich
Chormitglieder, die über die Mu­
sik zur Kirche finden, mit der Zeit
auch anderweitig in der Gemein­
de. «Würde man nun Chöre fusio­
nieren, ginge diese Bindung ein
Stück weit verloren», sagt Rüegg.
Die Musiker machen sich Sor­
gen, dass sie vor vollendete Tatsa­
chen gestellt werden. Während
die Pfarrer und die Diakonie über
Kapitel verfügen, die angehört
werden müssen, und Anträge
stellen können, fehlt den Mu­
sikern ein solches Gremium.
Kommt dazu, dass sie von den Ge­
meinden angestellt sind, die Pfar­
rer aber von der Kantonalkirche.
«Natürlich denken wir auch an
die Musiker», sagt Martin Peier,
der von der reformierten Kirche
Organisten wollen im Zürcher Fusionsprozess nicht bloss die Begleitmusik spielen. (24. Dezember 2011)
als Beauftragter für den Reform­
prozess eingesetzt wurde. «Doch
in erster Linie müssen sie sich
selber einbringen.» Die Prozesse
werden nicht zentral gesteuert,
sondern in den Bezirken in die
Wege geleitet. Dort sind Steuer­
gruppen daran, mittels Umfragen
und Diskussionsforen die Bedürf­
nisse und Möglichkeiten auszulo­
ten. «Es liegt an den Musikern,
sich dort Gehör zu verschaffen.»
Dem Kirchenmusikerverband
genügt das nicht. Er hat seine Mit­
glieder aufgerufen, sich zu enga­
gieren. Und er gibt sich kämpfe­
risch: Stellenabbau und Zusam­
menlegung von Chören kommen
für ihn nicht infrage, wie in einem
internen Papier steht.
Der Nachwuchs fehlt
Im Bezirk Horgen haben sich die
Musiker bereits zusammenge­
schlossen und einen Konvent ins
Leben gerufen. Der ZKMV strebt
in jedem Bezirk eine solche Re­
gionalkonferenz an, als Fernziel
wünscht er sich ein Musikerkapi­
tel, das ebenfalls über institutio­
nelle Rechte verfügt.
Kirchenratssprecher Nicolas
Mori glaubt nicht, dass dem etwas
im Wege stehen würde. «Doch
dann müssten die Musiker auch
die Basis dafür haben, die sich
wirklich engagiert.» Er ortet das
grösste Problem nicht bei den Fu­
sionsplänen als vielmehr beim
Nachwuchs – an ihm mangelt es
sowohl bei den Pfarrern als auch
bei den Kirchenmusikern.
ZUKUNFTBEWEGER
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wirtschaften eine doppelte Rendite.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
SEITE ZWEI
Neuö Zürcör Zäitung
NZZ vom 4.5.2015, Seite 2.pdf
AUFGEFALLEN
......................................................................
Die Konservativen
und der liebe Gott
Georges Waser, London V Einst hatte David Cameron seinen
religiösen Glauben mit einem wackeligen Radioempfang verglichen – dies mit den Worten «it comes and goes». So überraschte der britische Premierminister an Ostern das Inselvolk,
als er seine politischen Überzeugungen der christlichen Inspiration zuschrieb. Ob Cameron etwa das jüngst erschienene
Werk «God & Mrs Thatcher» von Eliza Filby gelesen hatte?
Filby erinnert im Buch daran, wie die «eiserne Lady» bei
ihrem Amtsantritt den Heiligen Franziskus zitierte – und dass
Thatcher zweimal wiedergewählt wurde.
Laut Filby hatte das britische Kabinett mit Margaret Thatcher sein frommstes Oberhaupt seit William Gladstone im
19. Jahrhundert. In ihrer Geburtsstadt Grantham hatte die
Tochter eines Gemüsehändlers und Predigers an Sonntagen
zweimal die Methodistenkapelle besucht, und als Laie versuchte sie sich später mehrmals selbst auf der Kanzel. Wie ihr
Biograf John Campbell schrieb, war Thatcher eine Predigerin,
bevor sie Politikerin wurde.
Kein Wunder, rühmte sie als Premierministerin ihr Land
als Nation, die auf biblischen Prinzipien fusse. Brutal ehrlich
war 1983 in einem Schreiben an Thatcher der Pressesprecher
der Regierungschefin, Bernard Ingham: Sie sei «von Herzen
ungeliebt, ja verhasst» – doch respektiere man ihren Sinn für
Realismus und Vaterlandsliebe. Letztere erlebte übrigens
1988 der Bischof von Oxford: Als Gast an der Downing Street
wünschte er sich ein Glas Perrier, worauf Thatcher entgegnete, sie kaufe nur britisches Mineralwasser.
Ob sich, als Thatcher zweimal wiedergewählt wurde, Sankt
Franziskus an ihre hoffnungsvoll biblische Rede von 1979 erinnerte? Die Frage beschäftigt vor den bevorstehenden Parlamentswahlen vielleicht auch David Cameron. Schon Premierminister Callaghan hatte in einem politisch kritischen
Moment wieder zu beten begonnen. Und die religiöse Überzeugung des dreimal gewählten Tony Blair stand nie ausser
Zweifel. Vielsagend war jetzt in einem Magazin eine Foto: Es
zeigt Cameron in einer Kirche, vor einer brennenden Kerze.
Weitere Syrien-Gespräche in Genf
In Genf beginnen getrennte Gespräche mit den syrischen Konfliktparteien. Die erste Verhandlungsrunde zwischen den Kriegsparteien im Februar
hatte keinerlei Ergebnisse gezeitigt.
Sondersession des Nationalrats
Alle Opfer von
(dpa) V Mehr als neun Monate nach
Absturz der malaysischen Mas
von Flug MH17 über der Ostukrai
der letzte Transport mit sterbl
Überresten der Opfer der Katastr
in den Niederlanden angekom
Eine Militärmaschine mit sieben S
an Bord landete auf dem Militä
platz von Eindhoven. Sie wurde
schliessend in eine Kaserne nach
versum bei Amsterdam zur Ident
rung gefahren. Mit diesem zeh
Transport wurde der Bergungseins
Arabische Bodentruppen in Jem
HEUTE ONLINE
HEUTE AKTUELL
Die Särge der Opfer trafen in einem
FOTO-TABLEAU
Verbotene Liebe in Russland
Die zunehmende Repression und Intoleranz im Russland Wladimir Putins
betrifft insbesondere auch Menschen
mit gleichgeschlechtlichen Neigungen. Der Däne Mads Nissen hat ihre
prekäre Selbstbehauptung und ihr Leben zwischen Zärtlichkeit und Hass in
eindrücklichen Bildern festgehalten.
Bis zum 7. Mai trifft sich die grosse
Kammer zur Sondersitzung. Die Abschaffung des Cassis-de-Dijon-PrinDOSSIER
zips für Lebensmittel und das Sparpaket sind zwei Hauptthemen Pressespiegel
der
Bildung im Umbruch
Sondersession.
Evangelisch-reformierte Landeskirche
Graubünden
Das Bildungswesen wird umgestaltet.
Die vielen Veränderungen in VolksDie USA treffen auf Russland
und Hochschulen geben in der BevölAn der Eishockey-WM in Tschechien
(ap/dpa/afp) V In Jemen kursierte
Sonntag widersprüchliche Bericht
die Landung arabischer Bodentr
in der südjemenitischen Hafenm
pole Aden. Journalisten in Aden s
es handle sich um eine Speziale
um die in die Stadt eingedrun
Huthi-Rebellen zurückzuschlagen
sammengesetzt sei diese offenba
jemenitischen Soldaten, die in
arabien ausgebildet worden seien
Ankunft des Landungstrupps in
hatte Spekulationen darüber ausg
ob eine saudiarabische Bodenoff
in Jemen begonnen habe. Ein Sp
des saudischen Militärs in Riad d
tierte diese Meldungen.
Dritte Amtszeit für Togos Präsid
(dpa) V Bei der Präsidentschaftsw
Togo ist Präsident Faure Gnassing
eine dritte Amtszeit wiedergewähl
Verfügung. Denn ohne Zustimmung des Gebers
darf der Spendenzweck nicht verändert werden.
Immer mehr Organisationen versehen ihre
Spendenaufrufe deshalb mit einer Klausel, dass die
Gelder auch ausserhalb des Gebiets des jüngsten
Unglücks eingesetzt werden können. Das ist nicht
eigenmächtig, sondern vernünftig. Die Bilder aus
Nepal sollen an die Notwendigkeit internationaler
Hilfe und Solidarität erinnern. Den Blick auf
andere Notlagen versperren sollten sie aber nicht.
zent auf 50 Prozent sowie eine Bonus-Steuer, die
die Bürger besänftigen soll, die mit der Entlohnung
in der Londoner City hadern. Die Neigung zum
Schröpfen der Wohlhabenderen zeigt sich auch im
Plan einer willkürlichen Steuer auf Wohneigentum
im Wert von mehr als 2 Millionen Pfund. Auf Stimmenfang gehen will die Partei zudem mit der Einfrierung von Gas- und Stromtarifen für die Haushalte. Diese Idee ist zwar von den gesunkenen
Energiepreisen überholt worden, zeigt aber den fal-
Dass die Briten – bei aller Antipathie gegen Brüssel
– für einen Austritt stimmen, scheint aus heutiger
Sicht unwahrscheinlich. Unter dem Strich dürfte
Grossbritannien mit den Tories, möglichst wieder in
Koalition mit den konstruktiven und europafreundlicheren Liberaldemokraten, in den nächsten fünf
Jahren besser fahren als mit der Labour-Partei. Die
grössere fiskalische Disziplin, das geringere Misstrauen gegen Märkte sowie die bisherigen ökonomischen Erfolge sprechen für sie.
NZZ vom 5.5.2015, Seite 21.pdf
Zürich wurde eine breite Vernehmlassung zum Anreizsystem, zum Grundbedarf und zu den situationsbedingten Leistungen durchgeführt. Anfang
2016 sollen die revidierten Richtlinien in Kraft treten. Die Zürcher Regierung hat diverse Vorschläge
der Skos-Kritiker eingebracht, darunter die Reduktion des Grundbedarfs für junge Erwachsene und
Grosshaushalte. Vorerst gilt es abzuwarten, ob die
Reformen überzeugen – wenn nicht, sind neue politische Vorstösse angezeigt.
GASTKOMMENTAR
Wahrnehmen und Wahrhaben
Wie kam es zum Völkermord in Armenien? Türken und Armenier waren einander nicht fremd in Anatolien. Wie aber wurden sie einander feind?
Das ist die Frage, die uns beschäftigen muss. Es hat mit der Etablierung von Nationalstaaten zu tun. Von Zafer Senocak
¸
Der Volkskörper, in den man einen Menschen
presst, ist immer zu klein. In den Augen der Nationalstaatsgründer waren die Menschen wie Münzen, die der Staat herausgab. Es sollte nur eine
Währung geben. Im zerfallenden Osmanischen
Reich führte das zur Katastrophe. Aber nicht nur
dort. Überall, wo der moderne Zeitgeist hinkam,
folgte eine Ordnung der einheitlichen Währung.
Der Bürger in Uniform war auch ein uniformierter
Bürger. Der Traum des Nationalstaates ist es nicht,
viele Sprachen, Religionen und Kulturen unter
einem Dach zu vereinen. Sein Traum ist ein möglichst homogener Teig, mit dem jeden Morgen dasselbe Brot gebacken werden kann.
Ein obszöner Streit
Wie sähe die Türkei heute aus, wenn die Transformation des Osmanischen Staates in einen türkischen Nationalstaat anders verlaufen wäre? Anders als mit der Vertreibung und Vernichtung der
meisten nichtmuslimischen Bewohner? Hätte sie
überhaupt anders verlaufen können? Ist es nicht
so, dass wir vor der eigentlichen Frage zurückschrecken? Diese Frage lautet: Ist der moderne Nationalstaat überhaupt denkbar ohne Verbrechen
gegen die Menschlichkeit?
Ein obszöner Streit ist seit Jahren im Gange: ob
die Verbrechen, die gegen die Armenier im Osmanischen Reich begangen wurden, als Völkermord zu
bezeichnen sind oder nicht. Ich frage mich, wie die
Erinnerung an die eine Million Menschen von der
Beantwortung dieser Frage beeinflusst wird. Ändert sich dadurch etwas an dem Grauen, das 1915 in
Anatolien passiert ist? Kann man durch Begrifflichkeiten begreifen? Oder muss nicht vielmehr unser
ganzes Verständnis von Staat und Bürger auf den
Prüfstand, damit wir annähernd verstehen, wie blutig und grausam der Übergang in das moderne Zeitalter verlaufen ist. Wie wenig aufgeklärt und freiheitlich die Versklavung ganzer Kontinente durch
den Kolonialismus war. Wie der Nationalismus aus
Menschen Volkskörper schuf, die nicht in der Lage
waren, mit anderen, die sie als fremd und anders
wahrnahmen, zusammenzuleben.
Türken und Armenier waren einander nicht
fremd in Anatolien. Genauso wenig fremd sind
einander Kurden und Türken. Wie aber wurden sie
einander feind? Ist das nicht die eigentliche Frage,
die uns heute beschäftigen müsste? Stattdessen
führen wir Grabenkriege über die Deutung der
Geschichte. An der Geschichte gibt es nichts zu
deuten. Sie ist grausam. Sie ist menschenfeindlich.
Ja, auch in Anatolien im Jahr 1915. Sie erfordert
von uns einen respektvollen Umgang mit den
Opfern, den Entrechteten, allen, denen furchtbares Leid zugefügt worden ist. Ja, die Vorgänge in
Anatolien im Jahr 1915 erfüllen nach allem, was wir
wissen, den Tatbestand des Völkermordes. Darüber zu diskutieren, ist nicht nur müssig. Es ist
schändlich, unwürdig. Doch war dieser Völkermord wirklich der erste im zwanzigsten Jahrhundert? Warum brauchen wir oft solche plakativen
Markierungen, um den Schrecken zu beschreiben?
Der Schrecken ist schrecklich genug.
Erinnerungsstränge wachsen aus den Erlebnissen der Menschen, aus dem, woran sie sich erinnern, und auch aus dem, was sie verdrängen oder
auch verdrehen. Das Gedächtnis ist keine in uns
friedlich schlummernde Zone. Es ist eher eine Festung, die sich gegen Albträume zu schützen sucht.
Mord und Vertreibung sind Albträume, die nicht
nur durch das persönliche Gedächtnis in Erinnerung gerufen werden können. Deshalb ist die Geschichtsschreibung so wichtig. Es ist der Versuch,
den Ereignissen eine wissenschaftliche Grundlage
zu geben, um sie auch den nächsten Generationen
überliefern zu können. Wo die freiheitliche Gesellschaftsordnung hinkt, kann man auch nicht erwarten, dass die Wissenschaft frei ist. Stattdessen
ist es meistens eine Ideologie oder der Staat, die
sich eine eigene Vergangenheit bauen.
Was passierte auf dem Balkan in den 1990er Jahren? Wurden nicht Menschen zusammengetrieben
und ermordet, weil sie einer bestimmten Religion
angehörten? Sarajevo heute ist eine traurige Stadt,
die ohne jegliche Ausstrahlung ihrem Schicksal
überlassen ist. Die Stadt der Christen, Juden und
Muslime, die Stadt, in der sich Habsburg und
Osmanisches Reich begegneten, nicht nur mit den
Waffen, sondern auch kulturell, die einstige Blüte
des Handels und der Wissenschaft ist uns heute
nicht einmal mehr eine Erinnerung wert.
Weil unsere Erinnerung so löcherig ist, fällt das
Gedenken oft in eine Leere, so auch das Gedenken
an die Opfer des Völkermordes an den Armeniern.
Das Gedenken hat keine Konsequenz. Es löst
diplomatische Krisen aus. Schlimmer kann es gar
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
nicht kommen. Denn diese sogenannten diplomatischen Krisen sind ja nichts anderes als der Ausdruck von verbissener Verlorenheit.
Humus des Nationalstaates
Zu Recht werden heute Vertreibungen und Verfolgungen von Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit
zu einer Ethnie oder einem Glauben als Verbrechen gegen die Menschlichkeit geahndet. Doch wie
es zu diesen Verbrechen gekommen ist, wo sie
stattfanden, wird nach wie vor kaum thematisiert.
Die weisse Weste scheint die Uniform vieler Staaten zu sein, die sich freiheitlicher Demokratie verpflichtet fühlen. Doch ist die Weste wirklich so
weiss? In der Wirklichkeit will man die Schlachthäuser nicht wahrnehmen, wahrhaben. Auch nicht
in Europa, in den USA, in Japan. Es ist den Arbeiten einzelner mutiger Forscher zu verdanken, dass
hier und da die Verbrechen der Kolonialzeit aufgedeckt werden, ganz zu schweigen von der BeinaheAusrottung der einheimischen Völker Amerikas
und Australiens durch die weissen Siedler. Der
Humus des Nationalstaats bleibt unangetastet.
Anatolien ist ohne armenische Musik und
Küche nicht denkbar. Der verfallene Glanz der
armenischen Bauwerke ist heute noch in vielen
Landstrichen spürbar. Doch die Wunde, die man
leugnet, wird nicht heilen können.
.......................................................................................................
Zafer Senocak
¸
wurde 1961 in Ankara geboren und lebt heute als
Schriftsteller in Deutschland.
Dienstag, 5. Mai 2015 V Nr. 102
Neuö49.pdf
Zürcör Zäitung
NZZ vom 5.5.2015, Seite
FEU
Und der Wille ist doch frei
Barock’
Teodor Currentz
Der Hirnforscher und Mediziner Joachim Bauer über Selbststeuerung und Achtsamkeit
«Selbststeuerung. Die Wiederentdeckung
des freien Willens» – so lautet der Titel
eines neuen Buches des an der Universität Freiburg im Breisgau wirkenden
Neurobiologen, Arztes und Psychotherapeuten Joachim Bauer. Im Gespräch mit
Nicola von Lutterotti erläutert er einige
seiner Forschungsergebnisse und Thesen.
Einige Neurowissenschafter halten den freien Willen für eine Utopie – mit welchen Argumenten?
Die ganze Argumentation dieser Kollegen stützt
sich auf ein berühmt gewordenes, aber falsch interpretiertes Experiment. Der amerikanische Physiologe Benjamin Libet liess Testpersonen «frei» entscheiden, innerhalb eines vorgegebenen, wenige
Sekunden währenden Zeitfensters einen Knopf zu
drücken. Die Probanden mussten jeweils genau an.......................................................................................................
«Einen freien Willen zu
besitzen, bedeutet nicht,
dass wir aus der Realität aussteigen können.»
PD
Joachim Bauer
Neurobiologe und Arzt
.......................................................................................................
geben, wann sie den subjektiven Entschluss gefasst
hatten, den Knopf zu drücken. Wie sich zeigte,
tauchte in der Hirnstromkurve schon kurz vor diesem Zeitpunkt eine dem subjektiven Entschluss
vorausgehende neuronale Aktivität auf. Diese unbewusste, der «Tat» vorauseilende Hirnaktivität
war und ist bis heute das Argument gegen die Existenz eines freien Willens. Gerhard Roth und Wolf
Singer, zwei auch von mir hochgeachtete Kollegen,
argumentierten: Alle Entscheidungen, die unser
Ich zu treffen meine, seien zuvor schon durch das
Gehirn entschieden worden. Daher könnten Menschen für das, was sie tun, nicht verantwortlich gemacht werden.
Wo liegt Ihrer Ansicht nach das Missverständnis?
Bei der unbewussten, der Handlung vorausgehenden Hirnaktivität handelt es sich um das sogenannte Bereitschaftspotenzial, das einige Jahre vor
Libets Experimenten von den beiden Neurowissenschaftern Hans Helmut Kornhuber und
Lüder Deecke in Freiburg i. Br. entdeckt worden
war. Beide Forscher haben die Schlussfolgerungen
von Libet, Roth und Singer nachdrücklich verworfen. Denn zum einen ist das Libet-Experiment kein
Modell für eine freie Willensentscheidung. Diese
Entscheidung war nämlich bereits gefallen, als die
Testpersonen zugestimmt hatten, am Experiment
teilzunehmen. Und zum anderen hebelt das Bereitschaftspotenzial den freien Willen nicht aus. So
können Testpersonen im Libet-Experiment den
Knopfdruck im letzten Moment ausfallen lassen,
obwohl in ihrem Gehirn bereits das Bereitschaftspotenzial «angelaufen» ist.
Sie halten die Negation des freien Willens nicht nur
für falsch in der Sache, sondern auch für gefährlich.
Warum?
Einige Forscher gaben Versuchspersonen einen
Artikel zu lesen, in dem stand, die Existenz des
freien Willens sei wissenschaftlich eindeutig widerlegt. Diese Probanden verhielten sich deutlich unverantwortlicher und unsozialer als zuvor. Es geht
aber auch ohne Wissenschaft: Würden Sie sich – im
Falle einer notwendigen Operation – gern in die
Hände eines Narkosearztes begeben, der Ihnen
vorher gesagt hat, er halte die freie Willensentscheidung für eine Illusion?
Was sind die Voraussetzungen, um einen freien Willen entfalten zu können?
Einen freien Willen zu besitzen, bedeutet nicht,
dass wir aus der Realität aussteigen können. Unser
Leben spielt sich innerhalb eines Korridors ab, der
durch innere und äussere Gegebenheiten, vor
allem aber durch biologische und soziale Bedingungen begrenzt ist. Innerhalb dieses Korridors
können gesunde Menschen in einer gegebenen
Situation jedoch innehalten und antizipieren, was
die Folgen der jetzt zur Wahl stehenden Handlungsmöglichkeiten sind, und dann entsprechend
Entscheidungen treffen. Um innehalten, um reflektieren, antizipieren und wählen zu können,
braucht der Mensch ein funktionsfähiges Stirnhirn,
also einen gut trainierten präfrontalen Cortex.
«Selbststeuerung», der Titel Ihres neuen Buches, umfasst unter anderem Selbstkontrolle, Verzicht. Lassen sich solche Tugenden angesichts der omnipräsenten Verführungen überhaupt noch vermitteln?
Genau hier liegt das Problem. Das Gehirn des
Menschen verfügt über zwei Fundamentalsysteme:
Ein bottom-up arbeitendes Triebsystem, das auf
jeden Reiz reagieren, jeder Versuchung sofort
nachgeben und jeden Frust sofort herauslassen
will. Und ein top-down wirkendes, im präfrontalen
Cortex beheimatetes System, das uns befähigt, aufsteigende Impulse zu bremsen, innezuhalten, abzuwägen und zu überlegen, was wir langfristig aus
unserem Leben machen wollen. Die Aufgabe guter
Selbststeuerung liegt darin, beide Systeme in
Balance zu halten. Alle Gesundheitsstatistiken und
von uns selbst ausgeführte Untersuchungen zeigen, dass wir hier ein echtes Problem haben.
In Ihrem Buch schreiben Sie, die Fähigkeit zur
Selbstkontrolle lerne man in den ersten Lebensjahren. Kann jedes Kind – bei entsprechender Erziehung – Verzicht üben?
Auf alle Fälle – zumindest, wenn es sich dabei um
ein durchschnittlich gesundes Kind handelt. Um
Selbstkontrolle erlernen zu können, benötigen
Kinder allerdings zuerst ein Selbst. Dieses kann
sich nur entwickeln, wenn das Kind in den ersten
beiden Lebensjahren eine liebevolle Bindung zu
Bezugspersonen aufbauen konnte, die es spiegeln
und dabei spüren lassen: «Das bin ich!» Ab dem
dritten Lebensjahr kann und muss das Kind dann
liebevoll, aber auch konsequent angeleitet werden,
die Perspektive anderer Personen zu berücksichtigen, also zu warten, zu teilen und seine Impulse zu
bremsen. Die im präfrontalen Cortex angelegten
«Das Gehirn des Menschen verfügt
über zwei Fundamentalsysteme: ein
bottom-up arbeitendes Triebsystem,
das auf jeden Reiz reagieren will,
und ein top-down wirkendes System, um innezuhalten.»
Möglichkeiten auszuschöpfen, Kinder also zu erziehen, ist keine zivilisatorische Tünche, sondern
Teil der biologischen Bestimmung des Menschen.
Woran liegt es, wenn Kinder diese Fähigkeit nicht erlernen – an den Eltern?
Nicht nur in Afrika, auch bei uns gilt der berühmte
Satz: Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Das heisst, nicht nur die Eltern sind gefordert. Grosse Bedeutung kommt daher auch den
Betreuungseinrichtungen zu.
Welche Rolle spielen die persönlichen, das heisst die
erblichen Voraussetzungen des Kindes? Hat die
Fähigkeit, Impulsen zu widerstehen, nicht auch
genetische Wurzeln?
Sicher, aber auf andere Art und Weise, als man früher dachte. Gene sind eine Klaviatur, auf der das
Leben spielt. Verlässliche Bezugspersonen und ein
lernfreundliches, anregendes Umfeld aktivieren im
Kind Gene, die sich günstig auf dessen Hirnentwicklung auswirken. Und umgekehrt führt ein nur
auf schnellen Genuss ausgerichteter, hedonischer
Lebensstil zur Aktivierung von Genen, die Herzerkrankungen, Krebs und Demenzleiden begünstigen. Das geht aus etlichen wissenschaftlichen Studien hervor.
Für alle jene unter uns, die ihren inneren Schweinehund nur schwer an die Leine zu nehmen vermögen:
Gibt es Möglichkeiten, diesen im Erwachsenenalter
noch zu bändigen?
Ja. Der entscheidende Schritt besteht aber nicht
darin, nach irgendwelchen strengen Vorschriften
zu leben oder gar der Lebensfreude adieu zu
sagen. Eine Wende zum Guten bedeutet vielmehr,
verantwortungsvoll für das eigene Wohl zu sorgen
– ganz so, wie es eine gute Mutter oder ein guter
«Selbstkontrolle ist nur dann
sinnvoll, wenn sie Teil einer
guten Selbststeuerung und
damit einer liebevollen
Selbstfürsorge ist.»
Vater tun würde. Wer dieses Ziel erreicht, wird beginnen, sich nicht mehr durch E-Mails, soziale
Netzwerke und das Smartphone terrorisieren zu
lassen, wird beginnen, gesünder zu leben, etwa, indem er seine Nahrung umstellt, sich mehr bewegt
oder auch weniger Zeit vor dem Bildschirm verbringt.
Gibt es Techniken, mit denen sich dieses Ziel besser
erreichen lässt?
Eine sehr erfolgreiche Methode, die gerade eine
Art Siegeszug durch unsere dauergestressten westlichen Gesellschaften antritt, ist die von Jon KabatZinn an der Harvard University entwickelte Stressreduktion auf der Basis von Achtsamkeitsmeditation. Dabei handelt sich um eine Übungspraxis, die
das Ziel hat, den unruhigen Geist zu fokussieren,
innerlich zu sich zu finden und zur Ruhe zu kommen. Diese Technik, die man in kleinen Gruppen
unter Anleitung von ausgebildeten Fachkräften
lernen kann, lässt sich im Alltag in fast jeder Situation anwenden.
Gibt es nicht auch ein Zuviel an Selbstkontrolle,
die in einer lustfeindlichen, zwanghaften Askese
endet?
Ja, absolut. Selbstkontrolle um ihrer selbst willen
galt insbesondere in Deutschland über viele Jahrzehnte hinweg als oberste Tugend. Sie wurde damals bereits Kindern eingebleut und hat – wie Sigmund Freud und andere erkannten – Millionen von
Menschen seelisch schwer beschädigt. Sie hat Menschen zum Untertanengeist erzogen und damit
auch einen Beitrag zu zwei Weltkriegen geleistet.
Selbstkontrolle ist nur sinnvoll, wenn sie Teil einer
guten Selbststeuerung und damit einer liebevollen
Selbstfürsorge ist. Als Selbstzweck macht sie den
Menschen krank.
Viele Krankheiten, darunter vor allem so häufige
wie Herz-Kreislauf- und Krebsleiden, sind vornehmlich die Folge eines ungesunden Lebensstils
und damit häufig einer mangelnden Selbststeuerung. Hat die moderne Medizin versagt?
Nein, aber wir Ärzte schöpfen die Heilpotenziale
unserer modernen Medizin nicht aus, solange es
uns nicht gelingt, den «inneren Arzt» des Patienten
mit ins Boot zu holen. Viele Personen beginnen
erst dann, sich mehr um das eigene Wohl zu kümmern, wenn bei ihnen eine schwere Krankheit,
etwa Krebs, diagnostiziert wird. Ein solcher medizinischer Befund ist freilich immer auch eine
Chance, von nun an fürsorglicher mit sich selbst
umzugehen, die Prioritäten des eigenen Lebens
neu zu ordnen und sich mehr auf das Wesentliche
zu konzentrieren. Ärztinnen und Ärzte können
und sollten ihre Patienten auf diesem Weg begleiten und unterstützen – nicht zuletzt, weil Selbstfürsorge die körpereigenen Heilungskräfte beflügelt.
So wird nach wie vor erheblich unterschätzt, welchen enormen Beitrag eine gute, vertrauensvolle
Arzt-Patienten-Beziehung zum Heilungsprozess
leisten kann.
Joachim Bauer: Selbststeuerung. Die Wiederentdeckung des freien
Willens. Karl Blessing, München 2015. 238 S., Fr. 28.90.
Pressespiegel
Neue Zürcher Zeitung Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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Der Zürcher Zeitung 236. Jahrgang
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NZZ am Sonntag: Chefredaktor: Felix E. Müller. NZZ-Folio:
Daniel Weber. NZZ-Format: Tobias Wolff. NZZ-Campus:
Ronald Schenkel
NZZ-MEDIENGRUPPE
Jürg Huber V Im frühen 1
Jean-Philippe Rameau mit
verdient gemacht um die th
der Musik und ihres tona
Zweieinhalb Jahrhunderte
und reduzierte die Tonalitä
Akkord. Und nun kommt T
Der aus Griechenland s
land wirkende Dirigent e
angestaubte Musik zu ger
Leben. Was mit seinem En
auf Compact Disc besten
dem Orchestra La Scintil
wärmrunden. Aber dann g
haus die Post ab mit sta
gackernden Hühnern und
aber auch mit wunderbar t
Teodor Currentzis pfleg
des Rockers, der es gerne k
auch ein eminent musikal
tönende Geschehen ganz
impuls heraus begreift. Da
Zürcher Oper liess sich in b
auf diesen freigeistigen Zer
folgte willig seinen Inszen
delte seine ausladende Ges
schen Ertrag.
Dafür, dass es nicht zu e
überdrehten und damit du
keit langweilenden Abend
tänzerischen Sätzen zude
Momente mit kleiner Bese
dunkeltem Zuschauerraum
fehlte. So rundete sich die
mit dramaturgischem Ges
gestellte Suite aus Jean-Ph
und bearbeiteten Klavierst
gen Ganzen, in dem Showe
Platz einnahmen.
Im Zugabenblock schlug
der beiden Sängerinnen, d
getümmel eher am Rande
Fuchs (Sopran) und Anna
sopran) sorgten nicht nur
sondern boten zugleich ein
auf den Dirigenten und de
dene Liebe zur Selbstinsze
Ab ins M
Dänemarks bekan
Aldo Keel V Die knapp 22 0
Stadt Haderslev (deutsch
kürzlich Dänemarks erste
auf. Der Bürgermeister wo
der deutschen Stadt Flensb
nacheifern, auf deren Ortst
auch der dänische Namen
Das Experiment wurde
werken erregt diskutiert.
offenbar noch immer die A
umstrittene Gegend ihren
verlieren könnte. Es sei nic
Ortstafeln an die «deutsche
den, hiess es etwa. In Dänem
sprochen. Von 1867 bis 192
Preussen. Im Zweiten We
von den Deutschen besetzt
Die zweisprachige Orts
mal zwei Wochen, dann w
Nacht von Unbekannten de
Mauer geworfen. In Südj
15 000 bis 20 000 Mensche
derheit, die eigene Kinderg
eine unterhält, aber gut i
schaft integriert ist. Vorlä
meister kein zweites Exp
Geld der Steuerzahler nich
Tafel immer und immer wi
len zu müssen, sagte er d
Tidende». Bereits liege e
jütischen Museums vor, d
teste Ortstafel auszustellen
Übrigens lehnte gleich
schuss der Stadt Tønder (T
zweisprachiger Ortstafeln e
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Neuö Zürcör Zäitung
NZZ vom 6.5.2015, Seite 56.pdf
Grosse, flexible Leuchtquellen aus
elektrochemischen Zellen Seite 54
Erdbeben Nepal: Erst ein Viertel
der Spannung ist abgebaut Seite 55
Tollwut ist eine unterschätzte
Gefahr bei Auslandreisen Seite 55
Ein weiterer Schritt zum
fehlerfreien Quantenrechner
Die frühestmögliche Pränataldiagnostik
Fruktose
contra Glukose
Warum die PID für eine zeitgemässe Fortpflanzungsmedizin unentbehrlich ist
Wirkung auf Körper und Hirn
Die Schweiz gehört in Europa zu
den letzten Ländern, in denen
die Präimplantationsdiagnostik
noch verboten ist. Aus ärztlicher
Sicht gilt es dies zu ändern.
Fruchtzucker und Traubenzucke
schmecken beide süss. Im Körper werden sie aber auf verschie
denen Wegen verstoffwechselt,
und auch ihre Wirkungen auf
den Appetit unterscheiden sich
deutlich voneinander.
Alan Niederer
Am 14. Juni stimmt die Schweiz über
die Einführung der Präimplantationsdiagnostik (PID) ab. Damit würden
genetische Tests an Embryonen grundsätzlich erlaubt. Für die Verbindung der
Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH)
ist die Sache klar: Für eine zeitgemässe
Stephanie Kusma
.................................................................................
FORTPFLANZUNGSMEDIZIN
Eidgenössische Volksabstimmung
vom 14. Juni 2015
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Fortpflanzungsmedizin müsse die restriktive und vom medizinischen Fortschritt eingeholte Gesetzeslage angepasst werden, schreibt der FMH-Präsident Jürg Schlup in der «Schweizerischen Ärztezeitung» («SÄZ»).
Strenge Auflagen
Ins gleiche Horn bläst der Zürcher Reproduktionsmediziner Bruno Imthurn.
Er wirbt in der «SÄZ» für ein Ja, «weil
damit die PID als schonendste Form der
Pränataldiagnostik möglich wird und
risikoreiche Mehrlingsschwangerschaften reduziert werden können». Die
Schweiz würde damit auch mit den Ländern der EU gleichziehen. Denn ausser
in Litauen ist die PID, die im Rahmen
einer künstlichen Befruchtung (In-vitroFertilisation, IVF) durchgeführt wird,
inzwischen überall zugelassen – in einigen Staaten seit über zwanzig Jahren.
Was bei einem Ja zur Verfassungsänderung genau erlaubt wird, steht im
ebenfalls geänderten Fortpflanzungsmedizingesetz (gegen das ein Referendum möglich ist). Und dieses Gesetz ist
alles andere als ein Freipass für die
Ärzte. So erlaubt es die PID nur in zwei
Situationen: zur Überwindung einer
Unfruchtbarkeit und um die Gefahr
einer schweren Erbkrankheit beim Kind
abzuwenden. Für alle anderen Zwecke –
etwa die Auswahl eines immunkompatiblen Embryos für ein krankes Geschwister («Retterbaby»), die Geschlechtswahl ohne Krankheitsbezug
oder die bewusste Selektion einer Anomalie (z. B. eine genetische Taubheit
bei einem Kind von tauben Eltern) –
bleibt die PID in der Schweiz verboten.
Dies im Gegensatz zu einigen Ländern
mit deutlich liberalerer Gesetzgebung.
Weltweit wird die PID am häufigsten
zur Überwindung einer Sterilität durchgeführt. Dies betrifft vor allem ältere
Paare, bei denen relativ häufig numerische Chromosomenstörungen vorkommen. Dabei finden sich in den Zellen
nicht 46 Chromosomen, sondern mehr
oder weniger der Erbträger, was die
Überlebensfähigkeit der Embryonen
und damit die Erfolgsrate der IVF
schmälert: Statt mit einem gesunden
Kind ist vermehrt mit Fehlgeburten zu
rechnen. Können die Embryonen dagegen vor dem Transfer in den Mutterleib auf Chromosomenanomalien (Aneuploidien) untersucht werden, lässt sich
diese Gefahr reduzieren. Denn in diesem Fall werden nur Embryonen transferiert, deren Chromosomen von der
Zahl und Struktur her unauffällig sind.
Doch ganz so unproblematisch ist
diese Untersuchung nicht. Denn dafür
muss man dem Embryo eine oder mehrere Zellen entnehmen. Dies geschah
bisher am dritten Tag nach der künstlichen Befruchtung. Zu diesem Zeitpunkt besteht der Embryo meist aus
acht Zellen. Die Erfahrung zeigte nun,
dass die Zellentnahme die Fähigkeit des
Embryos, sich in der Gebärmutter einzunisten, beeinträchtigt. Dies könnte
Seite 55
Ein eigenes, gesundes Kind: Nicht für alle Paare ist dieses Ziel auf natürlichem Weg zu erreichen.
die IVF-Erfolgsrate sogar reduzieren,
statt sie zu erhöhen.
Aus diesem Grund raten einige Kliniken von der Chromosomenanalyse ab,
andere führen sie erst am fünften Tag
durch, wenn der Embryo aus mehreren
hundert Zellen besteht. Laut Imthurn
können dann 10 bis 20 Zellen entnommen werden, was die Diagnostik zuverlässiger macht. Zudem erfolge die Entnahme der Zellen an einer Stelle, aus
der sich nicht das Kind, sondern das versorgende Gewebe entwickle.
Screening als heikler Begriff
Die PID zur Chromosomenanalyse wird
auch als Aneuploidie-Screening bezeichnet. Das sei ein unglücklicher Begriff, sagt Imthurn. Denn das Wort
«Screening» habe für viele einen negativen Beigeschmack und suggeriere, dass
Embryonen wahllos auf bestimmte Eigenschaften untersucht würden. Deshalb sei diese Anwendung der PID in
der Schweiz auch umstrittener als jene
zur Abwendung von schweren Erbkrankheiten wie etwa einer zystischen
Fibrose. In diesem Fall werden nicht die
Chromosomen analysiert, sondern es
wird auf Ebene der DNA «nur» nach
der krankheitsauslösenden Genmutation gesucht. Danach wird ein Embryo
ohne diesen Gendefekt transferiert.
Wie von den Kritikern ins Feld geführt, könnte mit der PID jedes beliebige Merkmal, das genetisch verursacht
ist und für das es einen Test gibt, abgeklärt und als Auswahlkriterium verwendet werden. Nur: Ein solcher Gebrauch
wird durch die strengen Gesetzesauflagen verboten. Darüber hinaus sind die
meisten Merkmale wie Intelligenz oder
Schönheit komplexe Eigenschaften, die
nicht auf ein paar wenige Genmutationen zurückzuführen sind. Dies gilt
ebenfalls für das Gros der Krankheiten,
deren Entstehung meist auch noch von
Umweltfaktoren abhängt.
Aus ärztlicher Sicht sind die PID zur
Chromosomenanalyse und die PID zum
Nachweis einer krank machenden Genmutation gleich zu behandeln und für
eine moderne Reproduktionsmedizin
unentbehrlich. Denn wie Imthurn sagt,
ist es nicht einzusehen, warum ein unfruchtbares Paar weniger Recht auf eine
genetische Untersuchung haben sollte
als ein Paar mit Erbkrankheit. Ganz zu
schweigen von der absurden Situation,
die entsteht, wenn man bei Embryonen
eine Genmutation, nicht aber Chromo-
somenstörungen nachweisen dürfte.
Dann nämlich müssten die Ärzte auf gut
Glück einen Embryo transferieren und
das Aneuploidie-Screening in der 11.
oder 16. Schwangerschaftswoche im
Rahmen der legalen Pränataldiagnostik
«nachholen». Dieses Beispiel illustriere
die verzerrte Wahrnehmung der PID,
sagt Imthurn. Die Untersuchung werde
als etwas Spezielles angesehen, das es
speziell zu regeln gelte. Aus medizinischer Sicht sei die PID nur die frühestmögliche Methode der etablierten und
breit akzeptierten Pränataldiagnostik.
Es sollte daher der Grundsatz gelten,
dass mit der PID nicht mehr, aber auch
nicht weniger abgeklärt werden darf.
Weitere Themen stehen an
Mit dem geänderten Fortpflanzungsmedizingesetz wäre diese Forderung mehr
oder weniger erfüllt. Das «weniger» bezieht sich auf spezifische Bedingungen,
unter denen die PID zur Verhinderung
von Erbkrankheiten durchgeführt werden darf: So muss es beispielsweise
wahrscheinlich sein, dass die Störung
vor dem 50. Lebensjahr auftritt. Eine
solche Regelung schaffe nur Unsicherheit, so Imthurn. Denn oft sei eine Aussage zum Krankheitsbeginn schwierig.
Insgesamt aber ermögliche das neue
Gesetz eine seriöse Reproduktionsmedizin, betont Imthurn. Das hängt auch
damit zusammen, dass neu mehr be.................................................................................
ENGLAND ALS VORREITER
ni. V Bereits 1966 wurde über die erste
pränatale Chromosomenuntersuchung
im Rahmen einer Fruchtwasserpunktion berichtet. 1978 kam in England das
erste Kind nach künstlicher Befruchtung (IVF) zur Welt. Sieben Jahre später wurde auch in der Schweiz (Locarno) das erste «Retortenbaby» geboren.
Wiederum in England gelang bei einem
Embryo die erste Präimplantationsdiagnostik (PID); das Kind wurde 1990 geboren. Die PID war zur Geschlechtsbestimmung eingesetzt worden. Damit
wollte man das Auftreten einer auf dem
X-Chromosom vererbten und nur bei
Knaben ausbrechenden Erbkrankheit
verhindern. Laut Schätzungen sind bis
heute weltweit mehr als 10 000 Kinder
nach einer PID zur Welt gekommen.
Nach bisherigen Erfahrungen ist dabei
mit keinen ernsthaften Entwicklungsstörungen zu rechnen.
ANNE-SOPHIE BOST / ALTO / LAIF
fruchtete Eizellen zu Embryonen entwickelt und diese für einen späteren
Transfer eingefroren werden dürften.
Trotzdem bleiben einige Punkte auf der
Wunschliste der Kinderwunsch-Experten unerfüllt. Der wichtigste betrifft die
Eizellenspende, für die viele Frauen ins
Ausland reisen. Übrigens: Würde man
diese Therapie nur für Frauen bis 45
oder 50 Jahre erlauben (bis in dieses
Alter sind natürliche Schwangerschaften möglich), dann liessen sich auch
Fehlgriffe wie der jüngste Fall einer
13-fachen Mutter, die mit 65 Jahren
noch Vierlinge erwartet, verhindern.
Diese Themen machen klar, dass die
Diskussionen um die Fortpflanzungsmedizin unabhängig vom Abstimmungsresultat weitergehen werden.
Wie stark dabei der medizinische Fortschritt die Debatte beeinflusst, zeigt das
Beispiel der Leihmutterschaft. Hier
könnte sich mit der letztes Jahr erstmals
geglückten Schwangerschaft nach einer
Gebärmutter-Transplantation eine interessante Alternative abzeichnen. Und
selbst die künstliche Befruchtung steht
nicht still, wie die sogenannte Mitochondrien-Ersatztherapie zeigt. Damit
will man beim Kind genetische Krankheiten der Mitochondrien verhindern.
Mitochondrien sind die Kraftwerke
der Zellen; sie besitzen ihr eigenes Erbmaterial, das stets von der Mutter auf
das Kind vererbt wird. Bei der Mitochondrien-Ersatztherapie werden in der
Eizelle die defekten Mitochondrien der
Mutter durch Mitochondrien einer
Spenderin ersetzt. Das Kind besitzt dadurch nicht nur das Erbgut von Mutter
und Vater, sondern auch noch welches
von einer Drittperson. Daher wird auch
von Drei-Eltern-Babys gesprochen.
Diese Form der IVF ist noch umstritten,
weil die «fremden» MitochondrienGene nicht nur an das Kind, sondern –
im Falle eines Mädchens – auch an seine
Nachkommen weitergegeben werden.
In der Schweiz geht es nun aber erst
einmal um die PID. Werde sie eingeführt, sei jährlich bei rund 700 IVF-Behandlungszyklen (von total 6000) mit
einer Anwendung zu rechnen, schätzt
Imthurn. In 50 bis 100 Fällen werde es
um schwere Erbkrankheiten gehen, in
den übrigen Fällen um Effizienzsteigerung bei Unfruchtbarkeit. Doch bis es so
weit ist, braucht es noch Geduld. Denn
mit der praktischen Anwendung der PID
ist frühestens Mitte 2016 zu rechnen. Bis
dahin werden die Paare weiterhin ins
liberalere Ausland fahren müssen.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Zucker ist nicht gleich Zucker – d
wird immer deutlicher. Die wichtigste
natürlichen Varianten sind Traube
zucker (Glukose) und Fruchtzuck
(Fruktose). Beide kommen in unte
schiedlichen Anteilen in Früchten vo
Haushaltszucker besteht zu gleiche
Teilen aus Fruktose und Glukose; Let
tere ist darüber hinaus der Zucker, au
dem Stärke aufgebaut ist. Beide Zuck
schmecken süss. Ihre Verarbeitung i
Körper ist jedoch grundverschieden
und ihre Wirkung aufs Gehirn offenb
ebenso, wie eine neue Studie belegt.1
Traubenzucker gelangt praktisch d
rekt nach dem Essen – zum Teil sog
über die Mundschleimhaut – ins Bl
und steht dort sofort als Energielief
rant für die Zellen zur Verfügun
Fruchtzucker dagegen wird vor allem
der Leber verarbeitet, wo er unter and
rem in Fett umgewandelt wird. Da
Glukose schneller Energie bereitste
als Fruktose, könnte auch den Appet
beeinflussen. Um dies zu untersuche
verabreichten Wissenschafter der Un
versity of Southern California Versuch
personen jeweils ein Getränk, das en
weder mit Frucht- oder mit Traube
zucker gesüsst war. Danach verfolgte
sie im Magnetresonanztomografen, w
die Gehirne der Probanden auf neutra
Bilder und solche besonders beliebt
Nahrungsmittel reagierten. Zusätzlic
gaben die Versuchspersonen nach j
dem Bild an, wie viel Hunger und App
tit sie spürten. Wie sich zeigte, hatte
die Probanden, die das Fruktose-G
tränk erhalten hatten, deutlich meh
Appetit als jene, die das mit Glukose g
süsste Getränk getrunken hatten, un
reagierten stärker auf die Essens-Bilde
Dies spiegelte sich auch im Gehirn wi
der: Der Hirnteil, der visuelle Reize ve
arbeitet, reagierte bei ihnen deutlic
stärker auf Nahrungsmittel-Fotos.
Dass Fruktose den Appetit wenig
stark senkte als Glukose, zeigte sic
auch in einem weiteren Versuch. In di
sem wählten die Probanden zwische
einer Lieblingsspeise und deren Gel
wert – der aber erst einen Monat spät
ausgezahlt wurde. Die «Fruktose-Gru
pe» griff hier deutlich schneller zu
sofortigen Belohnung als die «Glukos
Gruppe» – beziehungsweise brauch
einen höheren finanziellen Anreiz a
Letztere, um zu warten.
Diese Ergebnisse seien nicht übe
raschend, sagt Philipp Gerber vom Un
spital Zürich, der den Fruktose-Stof
wechsel erforscht. Sie bestätigten vie
mehr, dass der Körper unterschiedlic
auf die beiden Zucker reagiere und da
Fruktose das Hungergefühl nicht i
gleichem Masse dämpfe wie Glukos
Sie stützten damit den Verdacht, da
die massiv gestiegene industrielle Ve
wendung von Fruktose als Süssungsmi
tel tatsächlich zur Übergewichts-Pr
blematik beitragen könnte. Auch St
dien des Unispitals hatten festgestel
dass zusätzliche Fruktose in der Na
rung «dicker» macht als die gleich
Menge Glukose und den Fett- un
Zuckerstoffwechsel im Körper ungün
tiger beeinflusst. Man solle also, wen
man Süsses konsumiere, darauf achte
dass dieses nicht mit Fruchtzucker g
süsst sei, sagt Gerber. Dies gelte ab
nur für Fruktose als Süssungsmitte
Früchte wegen ihres Fruchtzucker-A
teils zu meiden, sei ebenso ungesund.
1
PNAS, Online-Publikation vom 4. Mai 2015.
Donnerstag, 7. Mai 2015 V Nr. 104
NZZ
vom 7.5.2015,
Seite 19.pdf
MEINUNG
& DEBATTE
19
Neuö Zürcör Zäitung
Die wohl gewagteste Äusserung, die ein Geschichtswissenschafter überhaupt von sich geben kann, ist
der Abschied von dem, was sein Studienobjekt ist:
der Lauf der Zeit auf diesem Erdball mit all seinen
möglichen und unmöglichen Implikationen. Der
dieses Ende der Geschichte verkündete, war der
amerikanische Historiker Francis Fukuyama. Mit
der Überwindung des Kommunismus im Ostblock
im Jahre 1989 habe die Welt – so seine These – jenen
Zustand erreicht, in welchem Rechtsstaatlichkeit,
Demokratie und die kapitalistische Marktwirtschaft
keiner denkbaren weiteren Herausforderung mehr
gegenüberstehen würden.
Die Vorteile dieser Form des gesellschaftlichen
Zusammenlebens seien dermassen unanfechtbar,
dass alternative Gesellschaftsentwürfe infolge genereller Unterlegenheit fortlaufend implodieren würden. Francis Fukuyama deklarierte mit anderen
Worten so etwas wie einen hegelianischen Nullpunkt, nach welchem es infolge sich sachlogisch ergebender und empirisch erwiesener Irrelevanz des
dialektischen Prinzips keine weitere Entwicklung
mehr brauche und deshalb auch nicht mehr geben
werde.
Eine sehr gewagte Prognose des Historikers
Fukuyama, die sich seither als grundlegend falsch
erwiesen hat. Zwar schienen in den neunziger Jahren und auch noch zu Beginn dieses Jahrtausends
die Vereinigten Staaten von Amerika eine völlig unanfechtbare Stellung als einzige wirklich mächtige
Vertreter ebendieser drei Prinzipien von Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und kapitalistischer
Marktwirtschaft erlangt zu haben. Die in der Zwischenzeit als notwendig betrachteten Interventionen rund um den Globus schienen lediglich noch
Bestätigung, aber gewiss nicht grundlegende Infragestellung der Prinzipien zu sein: Afghanistan,
der Irak, Libyen, Ägypten als Regionen, wo die
Weltgeschichte noch komplettiert zu werden hatte,
aber nicht im Sinne einer umwälzenden Weiterentwicklung einmal mehr und grundlegend verändert
werden musste.
Ausnahmen als Bestätigung: Wer sich in den
Grundzügen abendländischer Denkmuster ein wenig auskennt, der erkennt unschwer im «Ende der
Geschichte» die der endzeitlichen Erwartung entspringende Prädestinationslehre des dies- und jenseits des Atlantiks praktizierten Calvinismus. Der
Arabische Frühling erschien unter der Annahme
der Richtigkeit der These des «Endes der Geschichte» sozusagen als Bestätigung des unmittelbar
bevorstehenden Heils, und viele zeitgenössische
Kommentatoren sagten auch der Volksrepublik
China eine baldige Hinwendung zu mehr Rechtsstaatlichkeit und Demokratie voraus, nachdem der
Kapitalismus offenkundig sein Werk schon zu tun
begonnen hatte.
Heilserwartungen verführen zu Unvorsichtigkeit
und zu zu viel Selbstsicherheit in Bezug auf die
eigene Positionierung. Ich gehe davon aus, dass auf
manches Engagement des Westens und namentlich
der immer die grösste Last davon tragenden amerikanischen Nation ohne eine solche Heilserwartung
verzichtet worden wäre oder dass zumindest die Erwartungen an die Interventionen weniger hochgeschraubt worden wären. Das Heil ist ja offenkundig nicht eingetreten. Die Welt ist heute mehr denn
je ein Flickenteppich von nicht zu überbietender
Unüberschaubarkeit. Von einem Siegeszug von
Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und marktwirtschaftlichem Kapitalismus kann keine Rede sein, im
Gegenteil.
In einem Grundsatzartikel hat der amerikanische Soziologe Mark Lilla vor Jahresfrist der an Einfachheit nicht mehr zu überbietenden Weltsicht von
Wenn die Geschichte
ein Ende gefunden
hätte, dann hätte sich
auch die Machtfrage
nicht mehr gestellt.
Francis Fukuyama den Begriff der «Unlesbarkeit»
der Weltenläufe gegenübergesetzt. Das pure Gegenteil also vom «Ende der Geschichte», nämlich
die Erkenntnis, dass wir das, was rund um unseren
Globus tagtäglich vor sich geht, nicht mehr zu entziffern in der Lage sind. Die Gleichzeitigkeit von
Rigorismus, ja von mit Waffengewalt praktiziertem
Fundamentalismus, mit einer völlig stupenden
Multioptionalität der Lebensweise wirft ebenso Fragen auf wie das Miteinander freiheitlicher Gesellschaftsentwürfe mit theokratischen und staatskapitalistischen Systemen.
Lilla beklagt die Denkfaulheit westlicher Intellektueller nach 1989, also ab jenem Zeitpunkt, da
Fukuyama das Ende der Geschichte vorausgesagt
hatte. Lilla meint, durch den Umstand, dass die Idee
der Freiheit scheinbar nicht mehr dem Wettbewerb
ausgesetzt gewesen sei, hätten sich die westlichen
Intellektuellen auf die Betrachtung von Nebensächlichkeiten zurückgezogen. Nun sei man nicht vorbereitet, in der – entgegen der Voraussage dennoch
definiert sich durch Abwesenheit von Macht. Freiheit bedeutet den Austausch zwischen Individuen
oder Gruppen von Individuen unter dem Titel der
Freiwilligkeit. Macht, wenn sie sich uneingeschränkt
zur Wahrnehmung eines angeblich vorhandenen
übergeordneten Interesses entfalten kann, wird zur
Bedrohung der Freiheit und wendet sich am Ende
sogar gegen den eigenen Bürger. Die Debatten nach
Auffliegen der NSA-Datenakkumulation haben allerdings gezeigt, dass die bürgerrechtlichen Anliegen bis auf weiteres einen schwachen Rückhalt in
der Öffentlichkeit haben. Das Sicherheitsargument
hat Oberwasser. Doch das wird sich ändern. Denn
mit dem sich abzeichnenden Ende des «Endes der
Geschichte» wird das pseudoreligiös begründete
«übergeordnete» Interesse des blauen Planeten
nicht mehr anzurufen sein. Somit wird auch nie-
Der blaue Planet und
dessen möglichst
intaktes Weiterbestehen
wurden zu einer
Pseudoreligion unserer
Zeit.
PETER GUT
Freiheit
und Macht
Eine Prognose des Historikers Fukuyama zum «Ende der Geschichte»
hat sich als grundlegend falsch erwiesen. Freiheit ohne Macht
erstirbt infolge des Machtanspruchs anderer.
Gastkommentar von Konrad Hummler
eingetretenen – Fortsetzung der Geschichte noch zu
bestehen.
Ich befürchte, dass die Sachlage noch ernster ist,
nämlich in dem Sinne, dass nicht nur Denkfaulheit
der Intellektuellen das Problem ist, sondern vielmehr die grundsätzliche Infragestellung der Idee
der Freiheit durch das Prinzip der Macht. Wenn die
Geschichte wirklich ein Ende gefunden hätte, dann
hätte sich auch die Machtfrage nicht mehr gestellt.
Denn dann hätte es nur noch einen Primat gegeben,
dem sich alles Übrige hätte unterordnen müssen:
den Primat des einen schönen blauen Planeten, dessen Bild uns die vom Mond zurückkehrenden
Astronauten vermittelt hatten.
Es ist so: Der Westen und mithin in erster Linie
die USA sahen sich (und sehen sich auch heute
noch) als Treuhänder dieses einen übergeordneten
Interesses zugunsten des einen schönen blauen Planeten. Der blaue Planet und dessen möglichst intaktes Weiterbestehen wurden zu einer Pseudoreligion unserer Zeit. Ihr Rom ist nicht in Italien, sondern liegt eher in den USA, das «Ende der Geschichte» begründete die unmittelbare Heilserwartung. Die G-20 war das Kardinalskollegium der
Pseudoreligion; seit dem Abfallen Ostroms durch
die Annektierung der Halbinsel Krim durch den
russischen Präsidenten Putin ist dessen Bedeutung
allerdings geschwunden.
Dennoch: Was alles an Interventionen seit 1989
weltweit losgetreten wurde, was alles an Sanktionen
gegenüber allen möglichen unbotmässigen Nationen erlassen wurde, was alles an Daten über nunmehr sozusagen jeden Erdenbürger gesammelt
wurde – alles rechtfertigte sich aus der treuhänderischen Wahrnehmung des übergeordneten Interesses für den blauen Planeten, und diese Wahrnehmung fand ihre praktische Handhabung durch
den Einsatz von Macht; militärischer, geheimdienstlicher, wirtschaftspolitischer, justiziell-polizeilicher,
gesellschaftlich-struktureller Macht. Weil die Geschichte angeblich zu ihrem Ende gekommen war,
geschah Machtanwendung nicht mehr mit der Legitimation des Ausnahmezustands, sondern wurde sozusagen zum Normalfall.
Machtanwendung als Normalfall in der treuhänderischen Wahrnehmung des übergeordneten Interesses für den blauen Planeten: Die Weltöffentlichkeit hat sich an sie gewöhnt. Kümmert es sie beispielsweise unter dem Titel der Legitimation wirklich, wenn irgendwo im Mittleren Osten ein angeblicher Terrorist von einer ferngesteuerten Drohne
erledigt wird? Bei der Tötung von Usama bin Ladin
war noch der völkerrechtliche Ausnahmefall des
«Krieges gegen den Terrorismus» angerufen worden. Seither geschehen im Monatsrhythmus analoge Aktionen, die sogar kaum mehr den Weg in die
Medien finden. Entsprechend haben wir uns auch
an die umfassende geheimdienstliche Datenerhebung gewöhnt. Aus dem NSA-Skandal ist längst
eine Standard Operating Procedure geworden.
Wohlverstanden: Ich stelle die Notwendigkeit, dass
sich eine Nation, und namentlich eine so grosse und
wichtige Nation wie die USA, aller möglichen Mittel
zur Wahrnehmung ihres eigenen Interesses bediene,
überhaupt nicht infrage.
So erachte ich es als selbstverständlich, dass ein
Geheimdienst die Aufgabe hat, den Telefonverkehr
anderer Regierungen abzuhören – aber eben: zur
Wahrnehmung des eigenen Interesses und nicht im
Sinne des Normalfalls in der treuhänderischen
Wahrnehmung eines pseudoreligiös festgelegten
übergeordneten Interesses. Das ist der entscheidende Unterschied. – Freiheit und Macht sind zwei
axiomatisch entgegengesetzte Prinzipien. Freiheit
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
mand mehr treuhänderisch dieses Interesse wahrnehmen können oder müssen. Es wird nur noch
(und wieder – das macht ja dann die Fortsetzung der
Geschichte aus) eigene Interessen von Nationen
und Machtblöcken geben. Interessen werden aufeinanderprallen, es wird auch wieder zu echten Auseinandersetzungen kommen.
Im Zuge dieser Entwicklung wird das Prinzip der
Freiheit wieder herausgefordert sein, wird im Wettbewerb der Ideen stehen, und jede Machtanwendung wird sich, als Eingriff in das Prinzip Freiheit, zu
legitimieren haben. Wir müssen uns mental auf diesen neuen Zustand der Welt vorbereiten. Wir, der
freie Westen, werden uns gegenüber den sich abzeichnenden theokratischen und staatskapitalistisch-konfuzianischen
Gesellschaftsentwürfen
rechtfertigen müssen. Wir werden wieder wissen
müssen, was uns die Freiheit wert ist, und zwar nicht
im utilitaristischen Sinne, einfach weil Freiheit,
Marktwirtschaft und Kapitalismus angeblich die
besten volkswirtschaftlichen Zahlen generieren.
Das ist ein Freiheitsverständnis auf dem Niveau
eines Investmentbankers an der Wall Street. Nein,
es geht um Freiheit im prinzipiellen Sinne Kants des
«Begriffs an sich». Wir müssen künftig wieder in der
Lage sein, Machtanwendung gegenüber dem Prinzip der Freiheit abzuwägen, zu relativieren, und wir
werden auch unsere Institutionen, nicht zuletzt die
datensammelnden Kolosse, die Medien und die Geheimdienste, in diesen Dipol von Freiheit und
Macht einzuordnen haben.
Es könnte sein, dass alternative Gesellschaftsentwürfe wie z. B. der staatskapitalistisch-konfuzianische, vielleicht sogar der theokratisch-islamische,
in verschiedener Hinsicht unsere westlichen Volkswirtschaften zu überflügeln beginnen. Punkto BIPWachstum ist das mit China längst der Fall. China
wird aber nicht beim BIP-Wachstum stehenbleiben. Es wird auch militärisch wachsen, es wird eine
Weltwährung auf die Beine stellen. Es könnte sein,
dass ein Zeitgeist aufkommt, der unsere Vorstellung von Freiheit als veraltet und den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritt als hemmend bezeichnen wird. Dann reichen utilitaristische Freiheitsvorstellungen nicht mehr aus, dann
hilft nur noch das Prinzip. Das Prinzip nämlich,
dass wir mit dem Apostel Paulus daran glauben,
dass der Mensch zur Freiheit berufen ist (Gal. 5,
13), weil er nur so seine wirkliche Würde und Bestimmung erlangen kann.
Den Vereinigten Staaten von Amerika ist es zuvorderst auferlegt, den Dipol von Freiheit und
Macht sowohl intellektuell als auch praktisch zu bewirtschaften. Freiheit ohne Macht erstirbt infolge
des Machtanspruchs anderer. Das war im Zweiten
Weltkrieg so, und so wird es auch bleiben, weil die
Geschichte nicht am Ende ist. Freiheit und Macht,
so widersprüchlich sie einander gegenüberstehen,
bedingen sich gleichzeitig: Freiheit überlebt nicht
ohne Macht. Macht, die nicht durch Freiheit laufend
in sich beschränkt und durch Freiheit herausgefordert wird, verliert ihre Moralität und damit auch
ihre Legitimation. Der Mensch sei zur Freiheit berufen, sagt Paulus. Unsere Aufgabe ist es, um diesen
moralischen Anspruch immer wieder zu ringen.
Es gibt nichts anderes, als zurück zu den Wurzeln
zu gehen, zurück zu den grossen Denkern der Freiheit wie Immanuel Kant, Karl Popper oder Friedrich August von Hayek! Wir brauchen die Gedankenführung dieser grossen Vordenker, um in der
Fortsetzung der Geschichte zu bestehen.
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Konrad Hummler ist Gründer der M1 AG, Think-Tank für strategische
Zeitfragen; der frühere Privatbankier war Verwaltungsrat und von 2011
bis 2013 Verwaltungsratspräsident der AG für die Neue Zürcher Zeitung.
Der Text ist die gekürzte Fassung eines Referats, das der Autor kürzlich
vor Vertretern der Manhattan Republican Party in New York gehalten hat.
NZZ vom 8.5.2015,
Seite 13.pdf
Neuö Zürcör Zäitung
Freitag, 8. Mai 2015 V Nr. 105
SCHWEIZ 13
«Losed Chind, es isch Friede»
Schweizer Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erinnern sich an das Ende des Zweiten Weltkriegs
Hilfe: «Die Passanten waren grosszügig,
es kam viel Kleingeld, und manchmal
auch ein 5-Franken-Nötli, zusammen.»
Glockenläuten, Gesang, Tanz,
Sammelaktionen und kulinarische Besonderheiten: Was
den Leserinnen und Lesern der
NZZ, die den Waffenstillstand
vom 8. Mai 1945 miterlebten,
in Erinnerung geblieben ist.
Wienerli und Weggli
Valerie Zaslawski
Das Ende des Zweiten Weltkriegs vor
genau 70 Jahren war eine Zäsur, war
Ende und Anfang zugleich. Die NZZ hat
Zeitzeugen gesucht und gefunden, die
den Waffenstillstand in Europa in der
vom Krieg verschonten und trotzdem
betroffenen Schweiz miterlebt haben.
Die eindrücklichsten Erinnerungen haben wir nachfolgend zusammengefasst.
«Die Öl- und Fettreserven Deutschlands sind Göring», schrieb ein Schüler
1945 in einem Diktat und erhielt dafür
die Mindestnote (1). Der Satz sollte lauten: «Die Öl- und Fettreserven Deutschlands sind gering.» – Adolf Hitler und
seine Schergen waren während des
Zweiten Weltkriegs auch Schweizer
Kindern ein Begriff. Und so rezitierte
Hans Reutener am 8. Mai desselben Jahres, am Tag des Waffenstillstandes, stolz:
«Züri-Ziitig Morgeblatt, em Hitler häts
de Grind verjagt, em Mussolini ebefalls,
de Göring lauft scho ohni Hals.»
Grosses Händeschütteln
Zu den Ersten, die hierzulande vom
Frieden erfuhren, gehörte Marietta Fischer-Nowak. Sie arbeitete damals als
Redaktionssekretärin bei der «Luzerner Tageszeitung». Ihre Aufgabe war es,
die Meldungen der Schweizer Depeschenagentur an die Redaktoren weiterzuleiten. So konnte sie auch die
Nachricht vom Ende des Zweiten Weltkriegs lesen, bevor sie in die Redaktionsstuben – und später an die Öffentlichkeit – gelangte. Auch Rene´ Hauswirth erfuhr an diesem Morgen noch vor
seinem Schulkameraden von der Kapitulation der deutschen Streitkräfte. Anders als dieser hörte Hauswirth die
Frühnachrichten des Landessenders
Beromünster. «Jetzt isch Friede», sagte
Hauswirth, der auch heute noch das Gesicht seines Freundes vor sich sieht. In
dessen Blick mischten sich Freude und
Erstaunen: «Friede?»
Ruth Abbt-Berger führte an einer Basler Hochschule das Theaterstück «Maria
Stuart» von Friedrich Schiller vor, als sie
die Nachricht vom Kriegsende erreichte.
Als englischer Staatsmann Leicester
verkleidet, sass sie hinter der Bühne und
wartete auf ihren Auftritt: «Am liebsten
hätten wir vor Freude gejubelt, aber wir
mussten ruhig sein. Schweigend schüttelten wir einander die Hände!»
Bertram Baier vernahm die Neuigkeit
des Kriegsendes in Kilchberg am Zürichsee. An diesem sonnigen Maitag
sass er im Klassenzimmer. Sein Lehrer
Lausanne, 8. Mai 1945: Gross und Klein strömt auf die Strassen, um das Kriegsende zu feiern.
Schläpfer erschien etwas später als sonst
und öffnete, ohne ein Wort zu sagen,
alle sechs Fenster des Eckzimmers.
Beim letzten drehte er sich zur Klasse
um und sagte: «Losed Chind, es isch
Friede.» Die Tränen rannen über seine
Backen, und man hörte das Läuten aller
Kirchenglocken.
An das Glockenläuten erinnern sich
weitere Zeitzeugen: Hansueli Bleiker
schnitzte derweil mit dem Militärmesser
seines Vaters «Hurra – Ende-Feuer» in
den Pfosten der Stalltür des Sennhofs
seiner Familie im Grenzdorf Hallau.
Liselotte Hilb verbindet es mit einer traurigen Einsicht: Sie arbeitete damals
beim Schweizer Hilfswerk für Emigrantenkinder, das versuchte, gefährdete
Mädchen und Buben in Sicherheit zu
bringen. Diese sollten bald realisieren,
dass ihre 535 Väter, 472 Mütter und 457
Geschwister für immer verschollen blieben. «Nein, es war keine Feierstimmung, aber die Glocken läuteten», erin-
nert sich Elisabeth Winkler. «Doch sollte
man den Glocken trauen? Bedeuteten
sie das Ende der Verdunkelung in unserer Stadt? Das Ende des Sirenengeheuls
beim Eintreffen fremder Flugzeuge?»
Das waren ihre Gedanken in jenem
weltpolitisch bedeutsamen Moment.
Für Richard Spoerri war das Glockenläuten besonders erfreulich. «Wenn du
schnell gehst, kannst du vielleicht beim
Läuten mithelfen», riet ihm seine Mutter. Er rannte zur Kirche und stieg die
engen Holztreppen in den Glockenturm
hinauf. Dort standen im Halbdunkel
vier Burschen. Jeder hielt einen Strang,
streckte und beugte sich im Takt mit den
Glocken, die hoch oben im Gebälk hinund herschwangen. Spoerri war der
kleinste Glöckner. Mit beiden Händen
ergriff er das Seil der hellsten Glocke
und läutete den Frieden ein.
Claude Haenggli erwachte mit dem
Gefühl, dass er länger geschlafen hatte
als sonst. Ohne zu frühstücken, eilte er
WALTER SCHEIWILLER / PHOTOPRESS / KEYSTONE
zur Schule. Doch die Lehrerin war nicht
böse. Im Gegenteil. Sie nahm ihn in die
Arme und küsste ihn. «Der Krieg ist zu
Ende.» An diesem Tag gab es keinen
Schulunterricht; bis spätabends tanzten
die Kinder und sangen Lieder aus «Le
Devin du village» von Jean-Jacques
Rousseau. Auch Ulrich Stückelberger
tanzte und sang – er tat dies auf dem
Samadener Dorfplatz. «Die Erleichterung war den Menschen ins Gesicht geschrieben.» Als siebenjähriger Knabe
spürte er eine tiefe Glückseligkeit, die
ihn auch heute noch berührt, wenn Kirchenglocken läuten.
Wieder andere sammelten Geld:
Beatrice Billeter bekam als Schülerin
eine Rot-Kreuz-Sammelbüchse in die
Hand gedrückt und fragte auf der Strasse die Passanten: «Gänd Sie au öppis,
will hüt Friede isch?» Bei Gartenbesitzern bettelte sie um Blumen, die sie an
der nächsten Ecke verkaufte. Auch Fritz
Lüscher leistete den Opfern des Krieges
Peter Fischer zitiert aus einem Brief seiner Mutter, in dem sie das Ende des
Krieges in Basel, an der Grenze zu
Frankreich, beschreibt: «Eine Völkerwanderung mit Rucksäcken, Kinderwagen und Picknick-Koffer, ein fürchterliches Gedränge. Die Menschenmenge quetschte sich über den Zoll, die Beamten waren machtlos. Ich war tropfnass.» Über die Regimentsmusik, die ihr
neben dem Defilee am besten gefallen
hatte, notierte sie: «Meine Hände waren
ganz geschwollen vom Klatschen.»
«Mit dem Picknick-Koffer», wie Fischers Mutter erzählte, zogen noch
andere Menschen umher. So auch Ursula Bueck Vischer: Sie erinnert sich an
einen Ausflug auf dem Randen im Kanton Schaffhausen zusammen mit ihrer
Mutter und ihren Brüdern. Auf einer
Wiese mit Schlüsselblumen stand ein
Korb mit Wienerli und Weggli parat.
«So etwas gab es sonst nie.» Die mittlerweile verstorbene Mutter erklärte ihr
später, sie habe dieses Picknick damals
veranstaltet, damit die Kinder sich an
das Kriegsende erinnern würden. Und
das tun sie. Auch für Urs Fischers Mutter
Margritli war der Waffenstillstand vor
allem ein kulinarisches Ereignis: Sie war
damals neun Jahre alt; wiederum ihre
Mutter erlaubte ihr an diesem Tag, eine
Glace – damals grösster Luxus – zu kaufen. Auf dem Heimweg von der Schule
schaute sie bei drei Bäckereien vorbei,
aber alle hatten wegen des Feiertags geschlossen. Und somit gab es keine
Glace; die Enttäuschung war gross.
Hans Reutener schwärmt hingegen
noch heute von Grossmutters Kuchen,
den sie nach dem Rezept einer Bekannten backte – ohne Eier, ohne Butter,
ohne Milch, ohne Zucker. Hans Arnold
erinnert sich an fädenziehendes Kartoffelbrot. Vor allem aber blieb ihm der
Abend des 8. Mai, des Freudentags, in
Erinnerung: «Wir durften länger aufbleiben. Doch so richtig erfasst, was
Krieg ist, hatten wir eigentlich nicht.»
Auch Susanna Merotto eilte an diesem
Abend nach Hause. «Darf ich jetzt
Licht anzünden, ohne die dicken Vorhänge zu ziehen?» Zu Hause erwartete
sie Rösti mit Apfelmus, dazu Gehacktes. Sie musste still sein, die Nachrichten liefen bereits. Innerlich freute sie
sich: «Bald wird es keine Nachrichten
mehr geben.»
70 JAHRE KRIEGSENDE
Auf NZZ.ch finden Sie zusätzliche
Zeitzeugenberichte, Videobeiträge,
Grafiken und Bilder zum Ende des
Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren.
www.nzz.ch/kriegsende
Ein Universum an Lebensgeschichten
Das kulturelle Gedächtnis der Schweiz soll mithilfe einer neuen Online-Plattform für Autobiografien erweitert werden
zas. V «‹Der Krieg ist aus, die Deutschen haben kapituliert.› Ich weiss noch
gut, was mir damals durch den Kopf
ging: Schön und gut, dass es endlich so
weit ist, doch was ist mit uns? Wird die
ganze Übung nun abgebrochen? In solchen Situationen haben die eigenen
Probleme eben doch Vorrang vor noch
so bedeutsamen Ereignissen der grossen Welt.» Das schreibt der ehemalige
Schweizer Rekrut Heinz Carboni (89)
in seiner Autobiografie auf der neuen
Online-Plattform «Meet-my-Life.net»
über das Ende des Zweiten Weltkriegs,
das er als quälenden Marschtag der
Glarner Kompanie von Luzern nach
Lungern in Erinnerung behalten sollte.
«Meet-my-Life.net» wurde Anfang
Februar 2015 von Alfred Messerli, Professor für Populärkultur an der Universität Zürich, und Erich Bohli, ehemaliger CEO der Dipl. Ing. Fust AG,
der mit 60 Jahren beschlossen hatte,
noch einmal zu studieren, ins Leben gerufen. Das Ziel der gemeinnützigen
Plattform sei, «das kulturelle Gedächtnis der Schweiz zu erweitern», sagt der
Literaturwissenschafter Bohli. Auf der
Plattform können Jung und Alt ihre
Lebensgeschichten erzählen. Thematische Einschränkungen gibt es keine. Die
Nachkriegsgeneration und Verdingkinder interessieren Bohli als Zielgruppe
besonders, weil ihre Erinnerungen langsam verloren gehen. Auf der Site finden
sich aber auch Geschichten wie jene, die
berührend von einem Comingout erzählt: «Schmetterlinge flattern fort.»
Es sei eines der ersten Projekte, die
versuchten, Oral History zu verschriftlichen und sie online zu erfassen. Dies
mittels Cloud-Computings, also des
Speicherns von Daten in einem entfernten Rechenzentrum, erklärt Bohli. Die
Website sei öffentlich, publiziert werde
live. Aufzeichnungen vergilbten, Bücher verschwänden in Schubladen, Manuskripte auf Festplatten ebenso.
Das Institut für Sozialanthropologie
und Empirische Kulturwissenschaft der
Universität Zürich unterstützt das Vorhaben. «Die verfassten Autobiografien
werden nicht mehr verloren gehen,
auch nicht in hundert Jahren», versichert Bohli. Ein weiteres Ziel des
Projekts ist die wissenschaftliche Forschung: Die Initianten erhoffen sich, in
Zukunft bestimmte Muster ablesen und
vergleichen zu können. Wie hat sich
über die Jahre hinweg zum Beispiel das
Medienverhalten, die Fortbewegung
oder die Kommunikationsform verändert? – Wie jetzt, Sie können sich an
eine Zeit erinnern, in der es keine Handys gab? Wie haben Sie sich damals
denn verabredet?
Rund 500 Fragen, die im Interviewstil gestellt sind und aus denen die Autoren auswählen können, sollen helfen,
sich systematisch zu erinnern. Auf der
Site finde sich mittlerweile «ein breites Universum an Lebensgeschichten»,
meint Bohli stolz. Drei Viertel schreiben öffentlich, die restlichen machen
von den Privateinstellungen Gebrauch.
Angemeldet haben sich bisher an die 50
Personen. Der erste Monat ist gratis, danach wird ein Kostenbeitrag von 39
Franken 50 für das erste Jahr geleistet.
Später ist eine Unterstützung freiwillig.
Über 55-Jährige hätten sich bisher am
häufigsten registriert, sagt Messerli. Ältere Menschen hätten ein verstärktes
Bedürfnis, das eigene Leben aufzuschreiben: «Mit 20 Jahren zieht man
noch keine Bilanz.» Bohli, der seine
Biografie selber auch zu Papier gebracht – pardon – in die Cloud geschrie-
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
ben hat, steht den Autoren unterstützend zur Seite. Die beiden Initianten
sind gegen Zensur. «Nur wenn Inhalte
gegen das Gesetz verstossen, gegen
ethische Prinzipien, behalten wir uns
das Recht vor, die Zeilen zu löschen und
die Autoren zu sperren», sagt Bohli.
Eine Autobiografie ist eine alltägliche Erzählform, eine subjektive Wahrnehmung, fügt Messerli hinzu, was auch
Gefahren bergen kann: Es sei der «Versuch, sinnvoll und kohärent zu rekonstruieren, zu reflektieren und gleichzeitig zu konstruieren». Es werde selektiert und fragmentiert. Dabei gebe es
wissentliches Lügen oder unbewusstes
Verdrängen. Dennoch dürfe «von der
Wahrheit ausgegangen werden», so
Messerli. Das Schöne heute sei: «Man
muss – anders als im Mittelalter – keine
Berühmtheit mehr sein, um seine ‹Heldentaten› aufzuzeichnen.»
NZZ vom 8.5.2015,
Seite 21.pdf
MEINUNG
& DEBATTE
Freitag, 8. Mai 2015 V Nr. 105
Neuö Zürcör Zäitung
GASTKOMMENTAR
Die Zukunft der humanitären Tradition
Die humanitäre Tradition ist zum Kampfplatz der Kommunikationsstrategien geworden. Wenn sie angerufen wird,
so ist nicht die Vergangenheit gemeint, sondern stets die Gegenwart und die Zukunft. Von Daniel Speich Chass´e
Vor 150 Jahren wurde in Genf eine Konvention zum Schutz von Kriegsverletzten unterzeichnet. Sie ist ein Meilenstein in der Geschichte des
Völkerrechts weil sie den Einzug von humanitären Überlegungen in die
internationale Politik markiert. Die Schweiz spielte dabei eine wichtige
Rolle und wurde selbst vom humanitären Geist geprägt.
Es ist kein Zufall, dass die internationale Politik von Genf aus revolutioniert wurde. Die Genfer Oberschicht war mit den damaligen
Machtzentren Europas gut vernetzt, ohne selbst einen mächtigen Staat
zu führen. Die Genfer waren einflussreich und doch neutral, d. h. ohne
eigene internationale Agenda. Und sie pflegten das Erbe des Reformators Calvin: Nicht im Jenseits, sondern im Diesseits, also in der Welt der
Wirtschaft und der Politik sei die Nähe zu Gott zu finden. Diese Ethik
wurde in den 1860er Jahren auch in der Kriegsführung zum Thema, weil
neue Waffen mit viel mehr Feuerkraft den Blutzoll auf den Schlachtfeldern erhöhten.
Die Genfer sahen Handlungsbedarf. Der Kaufmann Henry Dunant
schrieb einen eindrücklichen Bericht über seine ethische Not auf einem
modernen Schlachtfeld. Und andere, wie der Militäringenieur Guillaume-Henri Dufour, nutzten ihre politischen Kontakte, um die Ethik
der Nächstenliebe in die Entscheide der grossen Feldherren und Staats-
Die Bilanz der Schweiz ist
durchzogen, im internationalen Vergleich fällt das Land
nicht dadurch auf, besonders
humanitär zu sein.
leute einzubauen. Im Jahr 1863 gründeten die Genfer ein internationales Komitee der Hilfsgesellschaften für die Pflege von Kriegsverwundeten, das mit dem Logo des umgekehrten Schweizerkreuzes ab 1876 als
«Internationales Komitee vom Roten Kreuz» (IKRK) zu einer weltweiten Marke wurde.
Es gelang den Initiatoren, ihre private Ethik an das Schweizer Staatswesen zu knüpfen, dem ihre Republik erst seit 1815 angehörte. Unter
der Schirmherrschaft des Bundesrates, der bisher auf dem internationalen Parkett keine Rolle gespielt hatte, konnte der private Verein hochrangige Diplomaten aus Russland, Frankreich, Österreich, Grossbritannien, Spanien, Italien, den deutschen Ländern, Schweden und den Niederlanden nach Genf einladen. Alle Spieler im europäischen Konzert
der Mächte waren zur Humanisierung des Krieges bereit. Und mit dabei
waren auch die Naturforschende Gesellschaft des Kantons Neuenburg,
die Waadtländische Gemeinnützige Gesellschaft und der britische
Johanniter-Orden. Heute würde man diese Gruppierungen als humanitäre NGO bezeichnen. Als die Vertreter dieser Institutionen 1864 die
Genfer Konvention beschlossen, fanden die private Ethik, die Zivilgesellschaft und die Staatsräson in der Begründung des humanitären
Völkerrechts zusammen.
Seither hat sich die Vorstellung verfestigt, die Schweiz habe eine
humanitäre Tradition. Diese Überzeugung ist zu einem festen Teil der
nationalen Identität geworden. Die Bundesverfassung von 1999 schreibt
im Artikel 54 vor: «Der Bund [. . .] trägt namentlich bei zur Linderung
von Not und Armut in der Welt [und] zu einem friedlichen Zusammenleben der Völker.» Eine Umfrage der Glückskette zeigte im Sommer
2014, dass 90 Prozent der Bevölkerung die humanitäre Tradition als
einen wichtigen schweizerischen Wert betrachten und sogar 97 Prozent
der Schweizerinnen und Schweizer wollen, dass sie fortbesteht.
Seit der Reformation haben Schweizer Gemeinden Lutheraner,
Anglikaner und hugenottische Glaubensflüchtlinge aufgenommen. In
Die Schweiz hat sich bis in
die Zwischenkriegszeit sehr
verdient gemacht um die
Stärkung und die Weiterentwicklung des Völkerrechts.
den 1870er Jahren wuchs diese Tradition mit dem katholischen CaritasGedanken zu der Vorstellung zusammen, die Schweiz sei als Staat ein
Hort der Humanität. Mit der tatkräftigen Hilfe des neuen IKRK fand
diese Idee im Februar 1871 erstmals Bestätigung, als über 80 000 Soldaten der französischen Ostarmee den Kampf gegen Deutschland aufgaben und in der neutralen Schweiz Zuflucht fanden. Der Genfer Künstler
Edouard Castres nahm als freiwilliger Sanitäter an dieser Hilfsaktion
teil und dokumentierte seine Erfahrung im monumentalen Rundgemälde des Bourbaki-Panoramas 1881.
Liberale Dissidenten aus den deutschen und den italienischen Ländern hatten bereits seit den 1830er Jahren in der damals einzigen Demokratie des europäischen Festlandes Schutz vor politischer Verfolgung
gesucht. Als das Völkerrecht nach der Katastrophe des Ersten Weltkriegs international an Zuspruch gewann, bot sich Genf als Sitz des Völkerbundes an. Die Schweiz übernahm in der Zeit der Weltkriege Hunderte von Vermittlungsmandaten und baute ein Diplomatisches Korps
auf, das den humanitären Gedanken aufrechterhielt. Nach dem Zweiten
Weltkrieg zog der Bundesrat ein europaweites Hilfswerk auf. Diese
«Schweizer Spende» mobilisierte aus privaten und öffentlichen Mitteln
mehr als ein Prozent des damaligen Bruttosozialprodukts als internationale Dankesleistung wegen der Verschontheit im Krieg und legte den
Grundstein für die Entwicklungshilfe.
1956 nahm die Schweiz 11 000 Flüchtlinge aus Ungarn auf und 1968
etwa gleich viele aus der Tschechoslowakei. Von Januar 1998 bis August
1999 bot das Land 53 000 Flüchtlingen aus Kosovo Schutz, und kurz darauf gewährte der Bundesrat in der «humanitären Aktion 2000» rund
16 000 Personen aus Ex-Jugoslawien und aus Sri Lanka ein Bleiberecht.
1997 schlug Bern vor, mit einer grosszügig alimentierten Solidaritätsstiftung die humanitäre Tradition des Landes dauerhaft zu machen. Dieses
Zukunftsprojekt verfing aber nicht. Das überschüssige Gold der Nationalbank, aus dem die Stiftung finanziert werden sollte, wurde anders
verwendet. Und die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg zeigte in den
1990er Jahren plötzlich auch das hässliche Gesicht der Schweiz, die aus
Gründen der Staatsräson und wegen wirtschaftlicher Vorteile gegen
moralische Imperative verstossen hatte.
Seit den 1960er Jahren gelang es anderen Ländern wie z. B. Norwegen
viel effektvoller, sich als Hort der Humanität zu inszenieren. Der humanitäre Gedanke stieg zu einem Grundwert der internationalen Politik
auf: 1941 begründete US-Präsident Roosevelt den Eintritt seines Landes
in den Zweiten Weltkrieg als humanitär. Das Völkerrecht brachte Normenkataloge wie die Uno-Charta von 1945, die Menschenrechtskonvention des Europarates von 1953 und in den 2000er Jahren die völkerrechtliche Vorstellung einer «Responsibility to Protect» hervor.
Die Bilanz der Schweiz ist durchzogen, und im internationalen Vergleich fällt das Land sicher nicht dadurch auf, besonders humanitär zu
sein. Gerade deshalb hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg eine besondere Interpretation der Schweizer Geschichte eingebürgert. Die humanitären Akte von Schweizern, die es seit Jahrhunderten gegeben hat, lassen sich zu einer Tradition aneinanderreihen, die zu weiteren humanitären Handlungen verpflichtet. Das tat als einer der Ersten der Schaffhauser Sozialdemokrat Walter Bringolf im Juni 1941, als er die restriktive
Flüchtlingspolitik der Bundesbehörden kritisierte: «Mein Wunsch ist es,
dass die zuständigen Behörden in der Emigrantenfrage nie die Grundsätze und die humanitäre Tradition der Schweiz vergessen.» Wenn von
einer humanitären Tradition gesprochen wurde, war nicht die Vergangenheit gemeint, sondern die Gegenwart und die Zukunft.
Das gilt deutlich für den ersten Aussenminister der Nachkriegszeit,
Max Petitpierre, der die Schweiz aus ihrer internationalen Isolation herausführen wollte. Neutralität und Solidarität seien die zwei Besonderheiten des Landes, hielt er fest. Seither sprach der Bundesrat regelmässig von einer humanitären Tradition, wenn er die Räte davon über-
Als Staatsraison ist
der humanitäre Gedanke
nicht zukunftsfähig. Er
ist ein Opfer seines
eigenen Erfolges.
zeugen wollte, Finanzmittel für die Entwicklungshilfe bereitzustellen.
Gute Dienste und die humanitäre Tradition wurden zu wichtigen Punkten in der Ausbildung der Diplomaten. Zur Schärfung der Aussenwahrnehmung setzte Bern in einer Botschaft über die Präsenz der Schweiz im
Ausland 1999 auf Werte wie «Vielfalt, humanitäre Tradition, Bürgernähe, Qualitätsbewusstsein, Innovation». Anfang der 1990er Jahre
mahnte der damalige Justizminister Arnold Koller, die Schweiz könne
nicht weiterhin ein offenes Asylland sein, weil sich die globalen Migrationsströme veränderten. An die Stelle der religiös und politisch Verfolgten träten vermehrt Wirtschaftsflüchtlinge aus dem Süden.
Seither ist die humanitäre Tradition ein Kampfplatz der Kommunikationsstrategien geworden. Eine Kampagne der SVP von 2006 zur Verschärfung des Asylrechts lief unter dem Slogan: «Humanitäre Tradition
bewahren – Missbräuche verhindern». Umgekehrt beschworen SP-Politiker die humanitäre Tradition der Schweiz, um eine offenere Haltung
zu begründen. Das Humanitäre an der Schweiz wurde und wird immer
dann betont, wenn es um die Zukunft geht.
Aber wie viel Zukunft steckt in der humanitären Tradition? Die
Schweiz hat sich im 19. Jahrhundert und bis in die Zwischenkriegszeit
sehr verdient gemacht um die Stärkung und die Weiterentwicklung des
Völkerrechts. Sie tat dies mit den Erweiterungen der Genfer Konventionen auch in der Nachkriegszeit, aber sie hat die Führungsrolle verloren.
Im Bereich der Entwicklungshilfe und der Katastrophenhilfe tut die
Schweiz viel, aber nicht mehr als andere. Sie bietet sich als Friedensvermittlerin bei internationalen Konflikten an, aber das tun andere neutrale Staaten (und seit dem Ende des Kalten Kriegs die Uno) auch. Die
Schweiz hat schon lange vor ihrem Beitritt zur Weltorganisation im Jahr
2002 an allen technischen Hilfswerken partizipiert, aber eine Besonderheit kann man auch hier kaum erkennen.
Als Staatsräson ist der humanitäre Gedanke nicht zukunftsfähig. Er
ist ein Opfer seines eigenen Erfolges. Er wurde global institutionalisiert
und zeichnet heute keinen einzelnen Staat mehr aus. Aber Elend und
Not gibt es in der Welt weiterhin.
Vielleicht wäre es klug, sich auf die Genfer der 1860er Jahre zu besinnen. Sie entwickelten zwar eine weltweit äusserst erfolgreiche Allianz
mit Regierungen. Aber die Ethik, die am Anfang stand, war privat.
................................................................................................................................................
Daniel Speich Chasse´ ist SNF-Förderprofessor für Geschichte mit Schwerpunkt neueste Zeit an der
Universität Luzern.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Enger Spielrau
in Israel
In letzter Minute hat Netanyahu eine Reg
gebildet. Kleingeist dominiert. Von David
Buchstäblich um fünf vor zwölf hat es der israelisc
präsident Benjamin Netanyahu doch noch geschaf
Kabinett zusammenzustellen. So weit rechts stand
bis jetzt noch keine Regierung im Land. Der Liku
det eine Koalition mit konservativen Nationaliste
giösen. Mit an Bord sind die Kulanu-Partei von M
lon, die ultraorthodoxen Parteien Vereinigtes T
tum und Shas sowie die Siedler-Partei Jüdisches
Naftali Bennett. Die Knesset hat 120 Sitze, Netany
lediglich über die hauchdünne Mehrheit von 61.
Das heisst, dass er aus einer sehr schwachen Pos
regiert. Er wird permanent auf Sonderwünsche,
interessen und individuelle Befindlichkeiten Rüc
men müssen. Wie schon oft spielen kleine Parteie
lein an der Waage und bekommen ein überpropor
wicht. Netanyahu wird weiterhin den starken Ma
ren, aber es wird ein Leichtes sein, ihn unter Druc
Die Koalitionsverhandlungen mit zeitweise fast sc
serischem Charakter gaben einen Vorgeschmack d
Die Alternative wäre eine Allianz mit der recht
tischen Partei Unser Zuhause Israel gewesen. D
Avigdor Lieberman hatte Netanyahu jedoch
Moment einen Korb verpasst. Mit dem Hardliner
wäre die Regierung weniger religiös orientiert g
grundsätzliche Ausrichtung hätte sich kaum geänd
Netanyahu wird wie gehabt, ja noch mehr als
Tag zu Tag regieren. Oder eher reagieren. Unter so
Mehrheitsverhältnissen ist nur ein Durchwurste
Der Handlungsspielraum ist eng, Machterhalt und
Überleben stehen im Vordergrund. Netanyahu
Mann des Weitblicks oder gar der Vision. Mehr d
den Kurzsichtigkeit und kleinkarierte Ränkespiel
set dominieren. Dabei steht Israel angesichts der
gen im Nahen Osten vor gewaltigen Herausforderu
Netanyahu ist ein Mann der Taktik und nicht der
ten, langfristigen Strategie.
Oft heisst es in Israel, dass nur jemand in einer
Position mit umfassender Legitimation Schritte
Frieden unternehmen könnte. Weichheit könnte
mand erlauben, dessen Härte unbestritten ist. D
müsste einen solchen Vorrat an Respekt geniess
sich auch unpopuläre Entscheidungen leisten könn
ser Möglichkeit ist man heute weiter denn je entfe
Der Tourismus –
Problem von vie
Die Berggebiete geraten wirtschaftlich von
Seiten unter Druck. Von Daniel Imwink
Kein Wirtschaftssektor der Schweiz leidet wohl so
dem starken Franken wie der Tourismus. Diese Ver
det mit den neusten Logiernächtezahlen des Bun
Statistik eine Bestätigung. Im Vergleich mit dem Vo
Zahl der Übernachtungen im März um 7,4 P
schrumpft. Allerdings vermitteln Statistiken oft
sches Bild, vor allem wenn sie nur einen Monat erfa
len die Ostern im einen Jahr auf den Monat März,
auf den April. Dann ist die Vergleichsbasis versc
manchmal zu Fehlschlüssen führt. Bei der soeben
Statistik besteht dieses Risiko aber nicht, denn sow
auch 2015 fanden die Ostern im April statt. Es dü
gendes Fazit gelten: Seitdem die Schweizerische N
Mitte Januar die Verteidigung des Euro-Mindestk
geben hat, ist der Druck, dem der Tourismus schon
gesetzt war, nochmals gestiegen. Die März-Statis
nicht, zumal die Zahl der von Ausländern gebuch
nächte auch im ersten Quartal um 2,7 Prozent gesu
Diese etwas detaillierte Betrachtung vermitte
Zustand des Fremdenverkehrs aber immer noch k
diges Bild. So sagt die Zahl der Logiernächte nich
die Rentabilität eines Hotels. Darüber gibt es kaum
da sich die meisten Betriebe in Privatbesitz be
wenigen publizierten Daten zeigen jedoch, dass d
preise seit der Finanzkrise von 2008 vielerorts u
Prozent gefallen sind. Dem Abwärtstrend konnten
wisse Luxushotels entziehen, die sich mit Gesund
leistungen wie Fastenkuren an eine reiche Kliente
Schlimm ist die Lage dagegen in den Bergregio
Beherbergungsbetriebe seit Jahren unter der schr
Zahl von deutschen Gästen leiden. Damit droh
Regionen in den Alpen in eine wirtschaftliche Ab
zu geraten. Schlecht geht es nämlich nicht nur
Unter Überkapazitäten ächzen auch die Baufirme
mehr blindwütig Chalets in die Landschaft stellen
dem die Bevölkerung 2012 die Zweitwohnungsinit
nommen hat. Handänderungs- und Grundstück
ern sind für viele Gemeinden ein wichtiger Einna
der stark schwinden dürfte. Und als ob das noch
wäre, ist auch die Energiebranche infolge sinken
preise unter Druck gekommen. Für viele Bergtä
Perspektiven daher düster, denn Alternativen zu
selsektoren Tourismus, Bau und Elektrizität gibt e
7. M A I 201 5
D I E Z E I T No 1 9
Zeit vom 7.5.2015, Seite 62.pdf
GLAUBEN & ZWEIFELN
Titel (8/13):
M
A
M
A
Achtung, Mutter!
62
Alle lieben diese Frau
Maria ist die berühmteste Mutter der Welt. Wer im Schwarm der Pilger zu ihr nach Lourdes wallfahrtet, der begreift:
Sie ist ein Segen für die katholische Kirche. Aber auch ein Problem VON KILIAN TROTIER
Foto: Stephanie Füssenich für DIE ZEIT; Kathrin Spirk (kl.)
M
aria leuchtet. Schneeweiß
gewandet steht sie da, eine
makellose Madonna, die
Hände gefaltet, den Blick
demütig zu Boden gesenkt.
Die Gläubigen beten laut.
Gegrüßet seist du, Maria,
voll der Gnade / Der Herr ist mit dir.
Die Figur steht auf einem Sockel, ein Balda­
chin über ihr, Blumen ihr zu Füßen. Vier Männer
heben die Sänfte mit der Statue an, tragen sie auf
den Schultern. Dunkler Abend. Kerzen flackern.
Du bist gebenedeit unter den Frauen / Und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.
Vorn, an der Spitze, laufen die Muttergottes­
Träger. Die Gläubigen laufen ihr hinterher. 20 000
Menschen, jeder mit einer Kerze. 20 000 Lichter
flackern. Heilige Maria, Mutter Gottes / Bitte für uns
Sünder / Jetzt und in der Stunde unseres Todes / Amen.
Der Wallfahrtsort Lourdes in Südfrankreich an
einem kalten Februarabend. Die Menge schreitet
hinter der weißen Figur her, biegt ein auf einen
gigantischen Platz, den sie »Heiliger Bezirk« nen­
nen, schreitet auf die Kathedrale zu, steil aufra­
gend, links und rechts geschwungene Kolonnaden,
wie in Rom der Petersplatz. Maria gibt ihnen
Schutz. Sie hilft. So hoffen sie. Deshalb sind sie da.
An diesem Ort. Bei dieser Frau.
Die katholische Kirche hat ein Frauenproblem.
Das ist nicht neu, wird aber immer auffälliger.
Während Unternehmen eine Frauenquote für
Spitzenpositionen einführen und der Staat per
Gesetz die Gleichberechtigung der Geschlechter
vorantreibt, bleibt der Anteil der Frauen in Weihe­
ämtern stabil: bei null Prozent. Von den dienen­
den Nonnen abgesehen, kaum weibliche Wesen.
Jesus ist ein Mann. Die zwölf Apostel: Männer.
Der Papst, die Bischöfe, die Priester – Männer,
ausnahmslos. Nur eine leuchtet hell dazwischen.
Die Lichtgestalt Maria, die Mutter. Die Gütige,
Wärmende. Die Liebende. Zu ihr strömen die
Gläubigen aus aller Welt. Reisen nach Lourdes, wo
ihr gehuldigt wird wie an keinem anderen Ort, seit
vor über 150 Jahren ein junges Mädchen namens
Bernadette Soubirous erschrocken berichtete, ihr
sei die Muttergottes erschienen.
Auch ich schließe mich einer Marienwallfahrt
an. Einer Wallfahrt zu Maria?
»Wir laufen nicht zu Maria«, stellt unsere Füh­
rerin Irmgard Jehle richtig, »wir laufen mit Maria
– zu ihrem Sohn Jesus.« Irmgard Jehle steht mitten
unter den Gläubigen, hält eine Kerze in der Hand,
betet: Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade.
Irmgard Jehle, Reiseleiterin des Bayerischen Pilger­
büros, studierte Theologin, leitet die Pilger durch
Lourdes. Leitet sie auf ihren Wegen, damit sie sich
zurechtfinden. Leitet sie in ihren Gedanken, in
ihren Gebeten. Und wiederholt häufig Sätze wie
diesen: »Maria ist unsere Fürsprecherin bei Gott.
Wir beten nicht sie an – wir beten ihn an.«
Darin liegt die Spannung in der Atmosphäre
von Lourdes: Inmitten des Heiligen Bezirks steht
eine Statue, Maria, die Mutter. Von Blumen um­
kränzt. Gott und Jesus treten in den Hintergrund.
Maria ist das Zentrum.
Maria ist nicht das Zentrum, so predigen die
Theologen in Lourdes. Doch kaum einer hört auf
sie. Lourdes ist als Ort geballter Frömmigkeit natür­
lich ein Segen für die katholische Kirche. Und gleich­
zeitig ihr Problem: Denn Maria wird hier nicht als
Gebärerin des göttlichen Weltenretters verehrt, sie
selbst ist einer Göttin gleich. Sie stiehlt ihrem Sohn
die Show. Und dessen Vater auch.
Toulouse, Flughafen, am Mittag desselben Ta­
ges. Die deutschen Gläubigen kommen in Frank­
reich an. Wir haben eine »Flugwallfahrt anlässlich
des Jahrestages der 1. Marienerscheinung« ge­
bucht. 10. bis 13. Februar, drei Übernachtungen,
665 Euro pro Erwachsener im Doppelzimmer.
Einzelzimmerzuschlag: 87 Euro.
Die Sonne blitzt vom Himmel, in der Ferne
funkeln weiß die Kuppen der Pyrenäen. Der Bus
rollt an, in Richtung Lourdes. Die Pilger singen:
Maria, dich lieben ist allzeit mein Sinn / Dir wurde
die Fülle der Gnaden verliehn / Du Jungfrau, auf
dich hat der Geist sich gesenkt / Du Mutter hast uns
den Erlöser geschenkt.
Vorne neben dem Fahrer sitzt Irmgard Jehle,
die Reiseleiterin. Mikrofon in der Hand. Und
links sehen Sie ... Und rechts sehen Sie ... Jedes
Jahr im Februar, wenn die Erscheinung der Mut­
tergottes sich jährt, ist Jehle in Lourdes. Vor 40
Jahren zum ersten Mal, da war sie 18. Sie hat ihre
Doktorarbeit über Lourdes geschrieben. These: In
Zeiten, in denen Gemeinden zusammengelegt
werden müssen, sei das Wallfahren ein zentrales
Erlebnis. An Orten wie Lourdes könne sich Glau­
be ohne weltkirchliche Probleme entfalten; dort
gehe es allein darum, Glauben zu leben, nicht
Glauben zu diskutieren und zu problematisieren.
Fünf bis sechs Millionen Wallfahrer über­
schwemmen jedes Jahr den Ort Lourdes mit sei­
nen 15 000 Einwohnern. Mehr Touristen pro Jahr
zählt in Frankreich nur die Zwölf­Millionen­Me­
tropole Paris. Doch die Menschen pilgern nicht
der Sehenswürdigkeiten halber nach Lourdes, son­
Die Königin der Herzen als Souvenir
in einem Andenkenladen in Lourdes
dern weil sie Heilung suchen, bei Maria. So wie es
viele andere Menschen erzählen, die, schwer krank,
in die Quelle stiegen, die Maria bei ihrer Erschei­
nung der jungen Bernadette vor 150 Jahren ge­
zeigt haben soll, und gesund wurden. Weil sie bei
Maria Transzendenz suchen. Und Trost.
Es sind Pilger wie jene bayerische Frau, die Berna­
dette heißt und als Krankenschwester arbeitet, sie sagt:
»Wenn es mir nicht gut geht, orientiere ich mich
immer an Maria.« Pilger wie jener Mann aus Salzburg,
der mit seiner schwer kranken Frau da ist, er sagt:
»Wir sind jetzt zum fünfzehnten Mal hier, jedes Mal
haben wir 1200 Euro für uns beide bezahlt. Davon
hätten wir uns inzwischen auch einen Kleinwagen
leisten können. Aber was sollen wir mit einem Klein­
wagen? Der ist nicht spirituell.« Pilger wie jene Frau,
die aus Peru stammt und in Bremen wohnt, sie sagt:
»Ich glaube an die Muttergottes. Ich bete sehr oft zu
ihr.« Pilger wie jener Mann mit weißen Haaren und
Schnurrbart, der sagt: »Wir waren sechs Kinder zu
Hause, da war die Mutter die wichtigste Person in der
Familie. Ich denke bei Maria an meine eigene Mutter.«
Der Bus der Pilger fährt ein in Lourdes, hält in
der Rue du Paradis, in der das Hotel liegt. »Maria
ist ein Mensch, das ist nicht so abstrakt wie viele
Glaubenswahrheiten. Die Dreifaltigkeit kann man
nicht greifen, Maria schon.« Irmgard Jehles letzter
Satz durchs Mikrofon. Die Gläubigen klettern aus
dem Bus, drängen ins Hotel. Prunkvolle Eingangs­
halle, viel roter Plüsch. Rechts eine Glastür, der
Eingang in den Fanshop des Glaubens: Madon­
nenstatuen gibt es da, 5 cm, 10 cm, 20 cm, 50 cm.
Kerzen gibt es da, 5 cm, 20 cm, 80 cm, 200 cm.
Die größte von ihnen kostet 219 Euro. Es gibt An­
dachtsbilder, Maria mit dem Jesuskind, Maria mit
Kilian Trotier ist Redakteur
im Hamburg­Teil der ZEIT
Die Mutter-Texte:
1. Die Mutter als Sexobjekt Seite 10
2. Putins Mutter Seite 15
3. Die Mutter des Adam Smith Seite 21
4. Zwangsehen in Kambodscha Seite 30
5. Eva lebt Seite 39
6. Tiermütter, eine Infografik Seite 41
7. Raymond Chandlers Ehe Seite 54
8. Maria in Lourdes Seite 62
9. Matriarchat auf Sumatra Seite 63
10. Muttermörder Seite 74
11. Über Schwiegermütter Seite 75
12. Ich bin der Ersatzsohn Magazin
13. Mütterfeindlichkeit ZEIT Online
goldenem Heiligenschein. Maria wird sogar als
Plastikfigur angeboten – mit abschraubbarem Kopf:
ein sicheres Transportmittel für das heilige Lourdes­
Wasser aus der Quelle.
Maria ist der Popstar von Lourdes. Schön, nah­
bar und handlich. Jeder ruckelt sich sein Bild von
ihr zurecht. Obwohl 2000 Jahre alt, wird sie zur
Projektionsfläche der Gläubigen, weil die sich in
ihr wiedererkennen. In ihrem Leben voller Sorgen
und Nöte. In Maria, der Schmerzensreichen.
Maria, die ungewollt Schwangere: Sie erwartet
ein uneheliches Kind, ihr Verlobter will sie verlas­
sen. Maria, die Mittellose: Sie gebiert ihren Sohn
in einem Stall. Maria, der Flüchtling: Sie muss
fliehen, nach Ägypten. Maria, die Mutter eines
unfolgsamen Kindes: Sie sucht verzweifelt den
zwölfjährigen Jesus, er diskutiert im Tempel mit
Schriftgelehrten. Maria, die Verlassene: Sie muss
erleben, wie ihr Sohn sich abwendet und für ihn
nicht die Familie zählt, sondern allein Gott. Ma­
ria, die Traumatisierte: Sie steht unter dem Kreuz,
sieht, wie er leidet, blutet, schreit. Maria, die Trau­
ernde: Sie begräbt ihr eigenes Kind.
Ob der Engel des Herrn ihr wirklich erschien?
Ob sie tatsächlich Jungfrau war, als das Kind ge­
boren wurde, oder bloß eine junge Frau? Ob sie
von der Erbsünde frei war? Ob sie wirklich jene
Person war, die Nahbare und gleichzeitig Entrück­
te, als die sie verehrt wird? Die Pilger von Lourdes
interessieren die Zweifel säenden Fragen wenig. Sie
suchen Schutz bei einer Macht, die ihnen Gebor­
genheit gibt, die sie versteht. Bei einer Mutter.
Als die Kirche noch jung war und man darum
stritt, ob Jesus mehr Mensch sei oder mehr Gott,
setzten sich diejenigen durch, für die er Gottes
Pressespiegel
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Sohn war. Er stieg, sozusagen, auf in den Himmel
und gab den Posten des Mittlers zwischen Gott
und den Menschen frei. Den nahm seine Mutter
ein, ganz Mensch, doch über allen anderen ste­
hend. So wurde sie zur beliebtesten Mutter der
Welt. Und für viele zu einer weiblichen Gottheit.
Deshalb steht im Hotel, in dem die deutschen
Pilger wohnen, gleich an der Rezeption eine
prächtige Madonna. Gegrüßet seist du, Maria. Des­
halb laufen die Gläubigen in Lourdes am Abend
hinter der wandelnden Statue der Gottesmutter
her. Voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Deshalb
kommen am nächsten Morgen 20 000 Menschen
zur Messe in eine unterirdische Kirche, einen gi­
gantisch hässlichen Betonbau, und ziehen in einer
langen Kolonne an der Marienstatue vorbei – hin
zu der Grotte, wo Maria der kleinen Bernadette
erschien. Du bist gebenedeit unter den Frauen. Des­
halb machen sich die Pilger am Nachmittag scha­
renweise auf zu all den Orten, an denen Maria
durch Bernadette lebendig wird. Auch wir.
Irmgard Jehle führt unsere deutsche Gruppe in
eine schmale Gasse, vorbei an vielen Touristen, die
anstehen vor dem Haus, in dem Bernadette einst
lebte. Damals, um 1850, lag das Rotlichtviertel
hier, die Wände feucht, das Licht dämmrig. Aller­
ärmste Gegend. Der Vater, ein Müller, verlor seine
Arbeit, schuftete als Tagelöhner. Ein Tagelöhner
bekam 1,20 Franc am Tag. Ein Arbeitspferd zu
mieten kostete pro Tag 1,50 Franc.
Rein ins Haus, ein enger Raum, einst eine Ge­
fängniszelle. Sie hatten keine Möbel, sie schliefen
auf Strohsäcken, zwei Erwachsene, vier Kinder.
»Das war bitterste Armut«, sagt Irmgard Jehle.
»Wenn Bernadette durch die Stadt lief, rief man
sie petite merdeuse. Das übersetzt man freundlich
als Dreckspatz – aber merde heißt Scheiße.«
Lourdes ist ein Ort der Konkretion. Gott ist
abstrakt; er wird konkreter durch Jesus, der als
Mensch gelebt hat. Jesus ist abstrakt als Gottes­
sohn; er wird konkret durch Maria, seine Mama,
ganz Mensch. Maria ist abstrakt, sie lebte im Israel
der Antike; sie wird konkret durch das junge Mäd­
chen Bernadette, das sie in diesem Dorf gesehen
und mit ihr gesprochen haben will.
Es war ein kalter Wintertag, der 11. Februar
1858, Bernadette, schmächtig, schwindsüchtig
und asthmakrank, ging zum Fluss, um nach ange­
schwemmtem Holz zu suchen. Holz, das zwar
qualmt, wenn man es entzündet, das aber wenigs­
tens das Zimmer wärmt. Sie lief zur Grotte, drum
herum Schweine, übelste Gegend. Sie suchte nach
Holz an der Grotte. Es stand dort aber eine weiß
gekleidete Frau. Sie sprach Bernadette an, sie sagte
»Sie« zu ihr. Es war das erste Mal in ihrem Leben,
dass Bernadette gesiezt wurde.
Italiener drängen jetzt in den Raum, wir gehen
über den Marktplatz zur Kirche. Bernadettes Tauf­
brunnen.
Bernadette kehrte zurück an die Grotte, acht­
zehn Mal erschien ihr Maria. Sie sagte ihr: »Ich ver­
spreche Ihnen nicht, Sie in dieser Welt glücklich zu
machen, sondern in der anderen.« Bernadette er­
zählte es dem Pfarrer, der glaubte ihr nicht. Sie
kehrte zurück an den Ort, die Frau sagte: »Ich bin
die unbefleckte Empfängnis« (Que soy era Immaculada Councepciou). Bernadette ging wieder zum
Pfarrer, der konnte es nicht fassen: Das Mädchen,
völlig ungebildet, sprach die Worte eines Dogmas.
Ein Wunder. Jetzt glaubte er. »Ich bewundere Ber­
nadettes Mut«, sagt Irmgard Jehle, »als Vierzehn­
jährige gegen den Pfarrer, gegen die Kirche. Es war
ihr Gottvertrauen, das ihr half, denn sie sagte sich:
Gott hat mich erwählt, weil ich die Ärmste bin.«
Raus aus der Kirche, an der Mühle vorbei, in
der Bernadette lebte, als es der Familie Soubirous
noch einigermaßen gut ging, einen Hügel hoch,
rein in den Heiligen Bezirk.
Am 16. Juli 1858 hatte Bernadette ihre letzte
Marienerscheinung. Danach zog sie aus Lourdes
weg, ging in ein Kloster, starb mit 35 Jahren an
Knochentuberkulose. Ihre Geschichte blieb am
Leben, breitete sich aus. Nach Lourdes kamen nun
Gläubige. Mehr, immer mehr. Sie glaubten Berna­
dette, glaubten, dass Maria sie auserwählt hatte.
Die Kirche weigerte sich erst. Doch sie konnte sich
des gläubigen Volkes nicht erwehren. Bald baute sie
Gotteshäuser und gründete den Heiligen Bezirk.
Unsere Pilgergruppe stellt sich auf, Gruppen­
foto. Irmgard Jehle verteilt kleine Törtchen, das
Bayerische Pilgerbüro feiert runden Geburtstag. Sie
tritt vor die Gläubigen, ein letztes Mal an diesem
Jahrestag der Erscheinung, und schärft uns noch
einmal ein, was ihr die wichtigste Botschaft ist:
»Bernadette macht uns deutlich, wer Maria ist: Sie
ist die Frau, die uns die Tür zu ihrem Sohn öffnet.
Nicht sie ist das Ziel, Jesus ist das Ziel!«
Eine Wallfahrt nach Lourdes ist eine Wallfahrt
mit Maria, sagt Irmgard Jehle.
Und die Wallfahrer? Auf dem Rückweg ins
Hotel sagt die Frau aus Peru: »Ich bin wegen der
Jungfrau von Lourdes hier. Nur zu ihr wollte ich.«
Und der Mann aus Salzburg, der mit seiner
Ehefrau da ist: »Maria verehren wir, mit ihr spre­
chen wir, sie ist unser Ziel. Das wird sich niemals
ändern.«
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