LZ-Beilage Eine Region mit Zukunf t e p p i L s i e r K t r o d n a Wir t schaf t sst ❏ Standor t ❏ Wissenschaf t ❏ E xpor t ❏ Zukunf t Hier werden Trends gesetzt Ernst-Michael Hasse und Axel Martens beurteilen Lippes Entwicklung positiv Innovative Forschung In der Lebensmitteltechnologie gibt es viele Anknüpfungspunkte zur Industrie Von Lemgo aus in 110 Länder Lippes Unternehmen sind exportfreudig – wie das Beispiel Brasseler GmbH zeigt Stromtankstelle im Kofferraum Schlänger Unternehmen entwickelt innovative Lösungen für E-Mobilität Verlagsb eilag e · Freit ag, 31. Januar 2014 11966101_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 3 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Aus dem Inhalt EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser, ie Wirtschaft in OstwestfaDbewusstsein len-Lippe strotzt vor Selbstwie lange nicht mehr. Erst kürzlich hat die Wirtschaftsregion erneut einen anerkannten Preis des Bundeswirtschaftsministeriums erhalten und gehört seitdem zu den fünf innovativsten und effizientesten Regionen Deutschlands. Diese Wirtschaftsbeilage ist ein Beleg für den neuen Stolz der lippischen Unternehmen, bei denen sich offenbar Innovationskraft im Wettbewerb, personeller Weitblick vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und unternehmerische Bodenständigkeit immer deutlicher auszahlen. Insbesondere die Elektroindustrie, die in Lippe etwa ein Drittel aller Arbeitsplätze stellt, boomt derzeit. Aber nicht nur die rund 22 000 in der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold organisierten Unternehmen sind optimistisch. Auch das ostwestfälisch-lippische Handwerk vermeldet volle Auftragsbücher und eine Stimmung, so gut wie seit 20 Jahren nicht mehr. Hinzu kommen die traditionell guten Beziehungen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, deren Hightech-Spitzencluster „It‘s OWL“ ebenfalls vom Bundesforschungsministerium ausgezeichnet wurden. Wirtschaft in Lippe, das ist aber auch tägliche Lebensrealität vieler Menschen. Allein gut 103 000 Lipper haben einen sozialversicherungspflichtigen Job, der ihr Leben prägt. Hier liegen neben den „klassischen“ Themen der Wirtschaftsberichterstattung die Rechercheansätze für uns Journalistinnen und Journalisten der Lippe kann stolz auf seine Wirtschaft sein: Ralf Freitag, Bereichsleiter Medien und Kommunikation im Medien-Centrum Giesdorf, ist davon überzeugt. Lippischen Landes-Zeitung. Wir wollen jeden Tag ein möglichst umfassendes Bild vom facettenreichen Wirtschaftsleben in Lippe liefern: Vom Arbeitsplatz, der sich wandelt, vom Kampf um die besten Köpfe, vom demografischen Wandel, der neue Antworten auf die Fragen nach Ausbildungskapazitäten und die Einstellung von Älteren und Frauen erzwingt, oder vom Ausbau der Gewer- begebiets- und Verkehrsinfrastruktur, von dem ebenfalls die Zukunft der heimischen Unternehmen abhängt. In dieser Beilage haben wir daher großen Wert darauf gelegt, lippische Unternehmen vorzustellen, die für ganz unterschiedliche Branchen und Themen stehen. Herausgekommen ist ein repräsentativer Querschnitt aus Industrie, Handwerk und Handel, FOTO: GERSTENDORF-WELLE aus Wissenschaft, Landwirtschaft, Gesundheit, und Tourismus, kurz: das Bild einer heimischen Wirtschaft, auf das Lippe stolz sein kann. „Hier werden Trends gesetzt“: Interview mit der IHK-Spitze ............................. Seite 4 Die Region: Zahlen, Daten, Fakten über Lippe ................................................. Seite 5 Straßenbau: Wohin fließt das Geld des Landes in Lippe? ........................................ Seite 6 Wirtschaft und Theater: Interview mit Stefan Dörr .............................................. Seite 8 Export: Gebr. Brasseler liefert von Lemgo aus in 110 Länder .................................... Seite 9 Kreative in Lippe: Die Werbebranche kennt Licht und Schatten .......................... Seite 10 Die Geschäftsidee: Leckereien für Vierbeiner...................................................... Seite 11 Gesundheitsstandort: Ein guter Ruf ist alles ...................................................... Seite 12 Die Verantwortung des Handels: Interview mit Thomas Voss ......................... Seite 14 Handel auf dem Lande: Zwei Beispiele aus Heiden und Augustdorf ................... Seite 15 Wirtschaft und Wissenschaft: Bei den Lebensmitteltechnologen .................... Seite 16 Das Erfolgsprinzip der „kurzen Wege“: Besuch bei „H2O“ ........................... Seite 18 Kernthema Nachwuchsgewinnung: Die Zukunft des Handwerks ................... Seite 19 Haargenau im richtigen Job: Aus den Aufgaben der Arbeitsagentur................ Seite 20 Demografie und Digitalisierung: Sparkassenvorstand Paas schaut nach vorn Seite 22 Gemeinsam an der Region arbeiten: Interview mit dem Volksbank-Vorstand Seite 23 Innovation durch Teilhabe: Ein Mittelständler macht Furore ............................ Seite 24 Mit langem Atem: Die Wirtschaftsförderer denken in Jahrzehnten ..................... Seite 25 Zwei Seiten: Prof. Dr. Gunther Olesch und Erich Koch im Doppelinterview ........... Seite 26 In der Erfolgsspur: Messestandort Bad Salzuflen ............................................... Seite 28 Unter Strom: Die Mobilität von morgen wird heute entwickelt ....................... Seite 29, 30 „B-Wusst“ wirtschaften: Wie Nachhaltigkeit funktioniert ................................ Seite 31 Spitzenleistungen: Wirtschaft und Sport ............................................................ Seite 32 Immer mit Kind: Eine Unternehmerin und Mutter berichtet ................................. Seite 34 Sozial und erfolgreich: CSR im Unternehmen .................................................... Seite 35 Stadtnaher Stall: Landwirtschaft am urbanen Raum .......................................... Seite 36 Global Player mit „Seele“: Aus der Sinalco-Geschichte .................................... Seite 38 Auf Hermanns Höhen: Auf der Spur des Wandertourismus’................................ Seite 39 Impressum „Eine Region mit Zukunft“ – Wirtschaftsstandort Kreis Lippe Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt Titelbild Ralf Freitag Maik Huebner (Gestaltung) iStock (Foto) Eine Verlagsbeilage der Lippischen Landes-Zeitung Freitag, 31. Januar 2014 Konzeption und Koordination Verantwortlich für Anzeigen Thorsten Engelhardt Christian Erfkamp Ralf Büschemann Druck Druckerei und Verlag Hermann Bösmann Ohmstraße 7, 32758 Detmold 11905101_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 4 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 INTERVIEW „Hier werden die Trends gesetzt“ IHK-Präsident Ernst-Michael Hasse und Hauptgeschäftsführer Axel Martens sehen Lippes Wirtschaftsentwicklung positiv Gut gerüstet für die Zukunft zeigt sich die lippische Wirtschaft nach Ansicht der Spitze der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold. Allerdings kritisiert IHK-Präsident Ernst-Michael Hasse die Planung des Landes für die Region. Detmold. Die lippische Wirtschaft brauche weiterhin Entwicklungsmöglichkeiten, bessere Verkehrsanbindungen und die Förderung des technischen Nachwuchses. Hier sehen Ernst-Michael Hasse und IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Martens die wesentlichen Arbeitsfelder der Zukunft. Ein Drittel der Beschäftigten in der lippischen Industrie arbeitet in der Elektroindustrie. Sie erwirtschaftet rund 40 Prozent des Industrieumsatztes. Wie sehen Sie die Zukunft dieses eminent wichtigen Wirtschaftszweiges für die Region? Ernst-Michael Hasse: Die Unternehmen in dieser Branche haben alle direkt oder indirekt mit dem Thema Industrie 4.0 (die intelligente Vernetzung von Fertigungsprozessen, d. Red) zu tun. Daher sind die Aussichten sehr gut. Dazu sind alle Unternehmen sehr international aufgestellt, wenden sehr viel Mittel für Forschung und Entwicklung auf und halten eine enge Verbindung zur Hochschule – das stärkt zusätzlich. Wir müssen den zumeist familiengeführten Unternehmen danken, dass sie der Region die Treue halten. Die IHK Lippe Rund 22 000 Unternehmen sind in der Industrie- und Axel Martens: Die Region kann sehr stolz sein, mit dem Technologie-Cluster „It’s OWL“ eine gute Grundlage geschaffen zu haben. Das ist das Fundament dafür, auch in Zukunft der Technologieführer auf dem Markt der Elektroindustrie zu sein. Hier werden die Trends gesetzt. Wie beurteilen Sie – auch vor dem Hintergrund der dominanten Elektroindustrie – den Branchenmix in Lippe? Martens: Die stärkste Branche stellt etwa ein Drittel der Arbeitsplätze, das ist gesund. Nach dem Strukturwandel in der Holz- und Möbelindustrie sind wir recht breit aufgestellt, das ist die Stärke der Region. „It‘s OWL“ zeigt dazu auch, dass wir in der Lage sind, die verschiedenen Branchen zueinander zu bringen, ohne die Vielfalt zu gefährden. Hasse: Nebenbei bemerkt, dieser Strukturwandel ist ohne einen Euro Subventionen ge- Das Bestehende hegen und pflegen: IHK-Präsident Ernst-Michael Hasse verlangt vom Land mehr Flexibilität in seinen Planungen. Insbesondere der Landesentwicklungsplan ist ihm ein Dorn im Auge. staltet worden. Ende Februar müssen alle Stellungnahmen zum Landesentwicklungsplan eingereicht sein. Dieser Plan wird die künftige Entwicklung Lippes stark beeinflussen. Was sind für Sie die wichtigsten Punkte dabei? Hasse: Dass dieser Plan so nicht umgesetzt wird, wie er – Anzeige – Industrie. Welche Möglichkeiten hat Lippe noch, wirtschaftlich stärker zu werden? Hasse: Wir können nur darauf setzen, das zu hegen und zu pflegen, was wir haben und dafür optimale Bedingungen schaffen. Internationale Großkonzerne werden sich hier nicht ansiedeln. Autobahnen sind heute die Lebensadern der Wirtschaft, deshalb pochen wir ja so auf die Straßenanbindungen. Martens: Ein Beispiel für die Ausrichtung des Planes: Die Doktrin Arbeit und Wohnen wieder enger zusammen zu bringen, kann im Ballungsgebiet funktionieren. Bei uns ist das Unfug, weil es sofort Nachbarschaftsklagen provoziert. Wir brauchen die regionalbezogene Flexibilität in den Planungen, die wir bisher auch haben. Mehr verlangen wir nicht. Martens: Der Industriepark Belle wird sicherlich voll werden. Aber von dort bis zur Autobahn A 33 sind es rund 30 Minuten, das ist eine kritische Grenze. Hasse: Wir bemängeln aber auch die Kooperation zwischen den Kommunen. Übergeordnete Interessen finden da kaum Berücksichtigung, bei der Planung herrscht Kirchturmdenken. Wenn zum Beispiel in Lage nicht für eine Ortsumgehung entschieden wird, hat das Auswirkungen auf das gesamte Hinterland. Die kommunale Ebene muss da mehr aufeinander achten. Bei Rankings zur Wirtschaftsstärke landet Lippe regelmäßig irgendwo im Niemandsland – trotz der starken 12712601_800114 FOTOS: GERSTENDORF-WELLE verfasst worden ist. Er ist mit dem Blick auf das Ruhrgebiet geschrieben worden und vernachlässigt die Peripherie. Wir sind eine Industrieregion, und industrielle Fertigung braucht heute drei Mal so viel Platz wie vor zehn Jahren. Den Unternehmen muss die Möglichkeit gegeben werden, in neue Kapazitäten investieren zu können. Das geht nicht, wenn ein Nullwachstum bei Gewerbeflächen verlangt wird. In der jüngsten IHK-Vollversammlung ist einmal mehr die öffentliche Hand aufgefordert worden, mehr Geld für die Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung zu stellen. Das ist seit Jahren ein Thema. Wo steht Lippe Ihrer Meinung nach heute? Martens: Die Hauptverkehrsachsen funktionieren nicht ausreichend. Das fängt schon an den Anschlüssen der B 66 und der B 239 an die Autobahn an und geht weiter am Messestandort Bad Salzuflen. Dreh- und Angelpunkt ist aber Lage, wo beide Achsen zusammenlaufen. Zusätzlich sind die Ortsumgehung Detmold der 239 und die Ortsumgehung Horn-Bad Meinberg für uns wichtige Projekte, um einen schnellen Anschluss an die B 1 zu erhalten. Dazu kommt die Verbesserung der L 758, die von Detmold aus nach Norden führt. Das muss mit der Ortsumgehung Barntrup erledigt werden, da darf es keinen Stillstand geben. Das Land hat einige für Lippe wichtige Projekte im Bundesverkehrswegeplan nicht nach Berlin weitergemeldet. So schafft das Land einen Engpass. Handelskammer Lippe zu Detmold organisiert. Sie vertritt die Interessen der gewerblichen Wirtschaft in Lippe, ist Selbstverwaltungsorgan und Dienstleister. Präsident der IHK Lippe, die vor 110 Jahren gegründet wurde, ist seit 2008 der Lügder Unternehmer ErnstMichael Hasse, Geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmen „Schwering & Hasse Elektrodraht GmbH“, Lügde, und „Synflex Elektro GmbH“ in Blomberg. Neben Hasse gehören dem Präsidium der IHK Dr. Wolfgang Illers (Wortmann KG), Maren Lampe (SDL GmbH & Co. KG), Prof. Dr. Gunther Olesch (Phoenix Contact GmbH & Co. KG), Thomas Rohde (Handelsagentur Rohde), Horst Selbach (Sparkasse Lemgo), Volker Steinbach (Steinbach AG) und Alfred Westermann (Buchhaus am Markt, Detmold) an. (te) In Berlin und anderswo wird derzeit viel über den freien Zuzug von Bürgern aus Rumänien und Bulgarien disku- weile gewandelt? Martens: Die Betriebe haben einerseits nach wie vor Probleme, qualitativ gute Auszubildende zu finden. Kenntnisse in Rechnen, Schreiben, Lesen, aber auch Motivation, Initiative oder Leistungsbereitschaft werden beklagt. Aber es gibt auf der anderen Seite auch viele absolute Spitzenleistungen von Azubis. Das darf man nicht vergessen. Vor drei Jahren haben Sie, Herr Hasse, an dieser Stelle gesagt, dass der Nachwuchs in den technischen Berufen dringend benötigt wird. Seitdem hat es viele Projekte dazu gegeben. Wie haben die sich ausgewirkt? Hasse: Das Ungleichgewicht zwischen kaufmännischen und technischen Berufen ist noch da. Wir müssen insbesondere Lobt den Branchenmix: IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Martens. tiert. Teilen Sie die Befürchtungen, die dabei geäußert werden? Hasse: Nein. Ein Missbrauch von Sozialsystemen ist immer zu verurteilen, egal wer ihn begeht. Aber wer hier arbeitet, muss auch ein Anrecht auf das Sozialsystem haben. Darüber hinaus brauchen wir eine Willkommenskultur, um die Auswirkungen des demografischen Wandels abfangen zu können. Dass Integration in Lippe funktioniert, haben wir bei der Eingliederung der vielen Spätaussiedler aus Russland gezeigt. Martens: Sowohl bei der Eintragung von Lehrverträgen, als auch bei Neugründungen oder Unternehmenseinträgen in den Handelsregistern zeigt sich ein multikultureller Mix, der mittlerweile völlig selbstverständlich ist. Über viele Jahre hat die Wirtschaft die mangelnde Qualifikation der Bewerber um Ausbildungsplätze beklagt. Hat sich dieses Bild mittler- mehr junge Frauen für Technik interessieren. Stark angestiegen ist die Zahl der dualen Studiengänge, aber wir brauchen auch die gut ausgebildeten Facharbeiter. Heute steht Lippe besser da als vor der Wirtschaftskrise von 2008 bis 2010. Sind wir für Krisen der Zukunft damit auch gut gerüstet? Martens: Der Branchenmix in Lippe machte es uns sicher leichter, Krisen zu überstehen. Die breite Internationalisierung macht die Unternehmen dazu weniger abhängig von der Konjunktur in einem Land. Hasse: Europa wird weiter ein schwieriges Feld sein, der größte Risikofaktor ist der Euro. Auch die Ausgaben-Erweiterungen der großen Koalition in Berlin sind kein guter Weg. Die große Koalition meint, sie sei unschlagbar, aber Hybris kommt vor dem Fall. Das Interview führte LZ-Redakteur Thorsten Engelhardt. Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 5 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Zahlen, Daten, Fakten über Lippe Bevölkerung Export-Region Kalletal Extertal Bad Salzuflen Lemgo Leopoldshöhe Dörentrup Barntrup Lage Oerlinghausen Detmold SchiederSchwalenberg HornBad Meinberg Fläche Lippe ist rund 1250 Quadratkilometer groß. Damit rangiert der Landkreis auf Platz 16 der größten Kreise in Deutschland und ist nach dem nur geringfügig größeren Kreis Paderborn der zweitgrößte Kreis in Ostwestfalen-Lippe. 800 Hektar in Lippe sind Gewerbefläche, davon nach Angaben des Kreises rund 120 Hektar verfügbar. Der Export wächst. Die heimische Industrie hat ihre Wettbewerbsposition auf den Weltmärkten immer weiter ausbauen können. Davon profitierte die Elektrotechnik, die mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes im Export erwirtschaftet. Auch die Möbelindustrie hat die Auslandsmärkte für sich entdeckt. Die Bedeutung des Exports für diesen lippischen Wirtschaftszweig ist jedoch weitaus geringer. Sie liegt bei 20 Prozent. Finanzpolitik mit Herz und Augenmaß für einen zukunftsfähigen, sozial gerechten und familienfreundlichen Kreis Lippe Die SPD-Kreistagsfraktion Kurt Kalkreuter Dr. Axel Lehmann Fraktionsvorsitzender 1. Stellv. Landrat 11389501_800114 Blomberg Augustdorf Schlangen 11167501_800114 In Lippe leben rund 346 000 Menschen (Stichtag 31. Dezember 2012). Davon haben rund 20 000 Einwohner keinen deutschen Pass. Mit rund 72 000 Einwohnern ist Detmold die größte Kommune, Dörentrup mit rund 8000 Einwohnern die kleinste. Industrieregion Lippe Das verarbeitende Gewerbe bildet einen wichtigen Stützpfeiler der Wirtschaft in Lippe. 30 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer in Lippe sind hier tätig. Elektrotechnik, Kunstoffindustrie, Möbelherstellung und Maschinenbau bilden dabei die größten Bereiche. Weitere wichtige Branchen sind öffentliche und private Dienstleistungen sowie der Handel. 32756 Detmold · Tel.: 0 52 31/2 20 86 · 0 52 31/3 02 74 52 Fax: 0 52 31/9 01 28 01 · [email protected] www.kuellmer-detmold.de Lügde 12125001_800114 Steuerhebesätze Grund- und Gewerbesteuer stellen eine wichtige Einnahmequelle für die Kommunen dar. Die Gemeinden legen hierzu jährlich die Berechnungsgrundlage, die sogenannten Realsteuerhebesätze fest. Für Unternehmen sind diese ein bedeutender Kostenfaktor, denn je niedriger sie sind, desto attraktiver ist der Standort. In Lippe ist der Hebesatz mit 411 Prozentpunkten in Augustdorf, Barntrup und Lügde am niedrigsten, dicht gefolgt von Lage mit 415 Prozentpunkten. Die großen Städte Detmold, Bad Salzuflen und Lemgo, rangieren zwischen 425 und 445 Prozentpunkten. Extertal hat mit 450 Prozentpunkten den höchsten Wert. 48498201_800113 49166601_800113 GmbH & Co. KG Anzeigen in Ihrer Tageszeitung sind eine wirkungsvolle Werbemöglichkeit! 11439401_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 6 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Straßenbau des Landes konzentriert sich auf Detmolder Norden Betrieb „Straßen.NRW“ investiert in neue Projekte im Kreisgebiet 1,7 Millionen Euro Von Torben Gocke Auf den Straßen der Region tut sich etwas. In Bundes- und Landesstraßen, die Hauptverkehrsachsen Lippes, sollen in Lippe in diesem Jahr gut 1,7 Millionen Euro investiert werden. Ein Großteil davon in Detmold. Kreis Lippe. Gut die Hälfte seiner Investitionen im Kreisgebiet wird der Landesbetrieb Straßenbau NRW in den Detmolder Norden stecken. „Das ist für das laufende Jahr eindeutig unsere größte Baustelle“, sagt Pressesprecher Sven Johanning. Um mehr Verkehr aus der Detmolder Innenstadt heraus zu leiten, soll die Attraktivität der Umgehungsstraße weiter gesteigert werden. „Geplant sind dazu tiefgreifende Arbeiten am Querschnitt der Straße“, erklärt Johanning, was unter anderem eine Erweiterung der Fahrspuren mit sich bringen soll. Die Autofahrer dürften sich also künft ig über einen längeren Abschnitt mit der sogenannten Zwei-plus-eins-Spur freuen. Die Asphaltarbeiten sollen im April beginnen und den Verkehr so wenig wie möglich behindern. „Wir gehen davon aus, dass für die- Viel Arbeit: Sven Johanning bereitet die Straßenbaumaßnahmen mit vor. FOTO: GOCKE se Maßnahme keine Vollsperrung erforderlich sein wird. Die Breite der vorhandenen Straße lässt es zu, dass wir parallel zum Betrieb auf der Straße arbeiten können.“ Anders wird es bei einer Fahrbahnerneuerung in HornBad Meinberg: „Hier haben wir für die L 943 (Hamelner Straße) im Bereich der Kreuzung Brunnenstraße/Wällenweg etwas auf dem Schirm“, so der Bauingenieur. Im Frühjahr soll hier alles auf Vordermann gebracht werden – um eine vorübergehende Sperrung der Straße werde man dabei nicht herum kommen. „In Richtung Stadtmitte und auch zum Yoga-Zen- Brückenbauwerke werden durch zwei neue ersetzt trum werden Sie in dieser Zeit immer nur von einer Seite der Hamelner Straße gelangen.“ Der Fernverkehr werde in dieser Zeit über die Bundesstraße 1 umgeleitet – Busse und Notdienste sollen weiterhin freie Fahrt haben. Die Arbeiten sollen im Zeitraum März bis April vonstatten gehen. Über zwei neue Brücken sollen sich die Lemgoer freuen dürfen. An der Landesstraße 936 (zwischen Lieme und Hardissen) plant der Straßenbaubetrieb, die alten Bauwerke durch zwei neue zu ersetzen. „Eine größere Verkehrsbeeinträchtigung erwarten wir hier jedoch nicht“, so der Pressesprecher, schließlich baue man neben dem Bestand. Neben den Brücken werden die im Spätsommer beginnenden Arbeiten den Menschen vor Ort außerdem einen Bürgerradweg bescheren, der für diesen Bereich geplant ist. Eine weitere Asphalt-Erneuerung steht im Bereich Helpup an: Hier wurde bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, die viel befahrene Kreuzung von B 66 und Helpuper Straße instand zu setzen. „Diese Maßnahme soll jetzt im Verlauf der L 967 (Helpuper Straße) fortgesetzt werden“. Während der Arbeiten müssten sich die Verkehrsteilnehmer auf Beeinträchtigungen einstellen, so Johanning. Parallel zu den Arbeiten an der Fahrbahn wird außerdem der städtische Bauhof aktiv – auch Rohrleitungen und Gehwege bekommen ihre Verjüngungskur. Eine weitere Baustelle an der B 66 soll es dann im Herbst geben, betroffen sein wird der Verkehr in Barntrup. „Hier werden wir nicht an der Bundesstraße selbst aktiv, sondern auf der Landesstraße 758, der Bahnhofstraße. In Richtung Extertal wird es eine Fahrbahnerneuerung bis zum Kreisverkehr am Ortsausgang geben“, erklärt der Mitarbeiter von Straßen NRW. Ein genaues Datum stehe noch nicht fest. Im Kalletal will der Landesbetrieb die Brücke an der B 238 zwischen Hohenhausen und Langenholzhausen erneuern. „Auch da besteht Arbeitsbedarf, und Sie dürfen irgendwann Mitte diesen Jahres von Beeinträchtigungen des Verkehrs ausgehen“, sagt Bauingenieur Johanning. Die Straße messe hier weniger als 8,50 Meter in der Breite, was eine Vollsperrung erforderlich mache. Vorschriften zum Arbeitsschutz ließen keine andere Möglichkeit. „Die Sicherheit der Arbeiter hat bei solchen Sachen oberste Priorität.“ So ärgerlich Vollsperrungen für den Autofahrer auch seien, sie hätten doch auch ihr Gutes: „In der Regel ist die Baumaßnahme dann schneller vollendet.“ Vorbild für weitere Projekte: Nach dem Muster zwei plus eins wie hier auf dem Nordring in Detmold sollen auch andere Straßenbau- maßnahmen im Kreis Lippe realisiert werden. FOTO: GOCKE 12780501_800114 11960401_800114 SEITE 8 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 INTERVIEW Das Landestheater als Unternehmen Verwaltungsdirektor Stefan Dörr über Kultur und Wirtschaft 12492901_800114 Als Verlobte grüßen: Markus Gruber als Kammerdiener Josef und Franziska Ringe als „Probierpupperl“ Pepi in der Produktion „Wiener Blut“. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht recht zusammenpassen mag: Die Lippische Wirtschaft und das Landestheater Detmold haben mehr gemeinsam, als sich der Kulturliebhaber vielleicht vorstellt. Die LZ sprach mit Verwaltungssdirektor Stefan Dörr. 12857501_800114 12252001_800114 Ihr Winterangebot für unsere Waschstraße: 9x bezahlen – 10x waschen! Waschen, pflegen, föhnen und vieles mehr… Pflegen Sie Ihr Auto streichelzart in unserer Waschstraße! Herr Dörr, sehen Sie Zusammenhänge zwischen wirtschaftlichem Erfolg und dem kulturellem Leben einer Region? Stefan Dörr: Es gibt es eine interessante Untersuchung zu diesem Thema. Die sagt aus, dass Städte, die über eine Oper verfügen, wirtschaft lich erfolgreicher sind als andere. Natürlich stellt sich die Frage: Was war zuerst da, die Oper oder der wirtschaft liche Erfolg? Ich glaube aber schon, dass sich durch große Kultureinrichtungen wie unser Theater oder die Hochschule für Musik ein bürgerschaft liches Publikum vor Ort entwickelt, das auch dazu führt, dass die Unternehmen gute Mitarbeiter haben. Hat die kulturelle Stärke einer Region denn aus Ihrer Sicht auch Einfluss auf die Innovationskraft eines Unternehmens? Dörr: Ich kann da erst einmal nur von mir selbst ausgehen: Ich empfinde es durchaus als hilfreich, durch niveauvolle Unterhaltung den Geist schärfen zu können. Die Auseinandersetzung mit kritischen gesellschaft lichen oder philosophischen Themen in der Freizeit kann sicherlich Denkanstöße geben, die auch in die Arbeit hineinwirken und die Kreativität fördern. Wir haben als Theater ja auch einen Bildungsauftrag – und wie die Bezeichnung ‚volksbildend‘ in unserer Satzung aussagt, beschränkt sich dieser nicht auf Kinder und Jugendliche. Kann der Fachkräftemangel ein Vorteil für das Theater sein, weil die Bedeutung der weichen Faktoren im Kampf um die Mitarbeiter steigt? Dörr: Da wir auch durch neue Formate eine hohe Akzeptanz in der Wirtschaft gefunden haben, profitieren wir von der Profi lierung der Unternehmen. Denn wer interessante Arbeitskräfte sucht, muss dementsprechend auch ein interessantes Umfeld bieten. Und ARALTankstelle Kieker GmbH & Co. KG Lemgo Lagesche Str. 60–64 Telefon (0 52 61) 1 70 44 12126501_800114 FOTO: LANDESTHEATER/MENA das gestalten wir sicherlich mit. Allerdings müssen wir selbst ja auch Fachkräfte wie Tischler und Schlosser finden. Welche Rolle spielt das Theater als Arbeitgeber in der Region? Dörr: Wir sind mit einem Etat von rund 20 Millionen Euro und 300 Mitarbeitern ein mittelständisches Unternehmen. Die Leute sind verblüfft, wenn ich sage, dass unser Etat größer ist als zum Beispiel derjenige von Freilichtmuseum und Hochschule für Musik zusammen. Beim Begriff Theater denken viele noch an 5 bis 6 Schauspieler und ein paar Menschen in der Verwaltung. Für das städtische Leben sind wir nicht nur in kultureller Hinsicht wichtig: Unsere Mitarbeiter wohnen meist im näheren Umfeld des Theaters, zahlen hier ihre Mieten, kaufen hier ein. Und auch das Geld, das wir etwa für Dinge wie den Bühnenbau in den Kreislauf bringen, bleibt in der Region. Wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit mit der Wirtschaft? Dörr: Es gibt da verschiedene Modelle, der Klassiker ist natürlich das Sponsoring, also zusätzliches Geld für Produktionen, die wir sonst nicht finanzieren könnten. Für jedes Stück im großen Haus veranstalten wir mittlerweile eine Matinee bei verschiedenen Partnern, die entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung stellen können. Die Gastgeber freuen sich, dass sie sich mit einem wertigen Partner präsentieren können und wir erreichen auf diese Weise ein zusätzliches Publikum. Früher war es doch fast undenkbar, dass ein Theater in Geldinstitute oder Autohäuser geht. Wie stehen Sie dazu? Dörr: Insbesondere seitdem Kay Metzger Intendant ist, forcieren wir diese Kooperationen. Um stärker auf die Leute zuzugehen, ihnen in ihrem Umfeld zu begegnen und natürlich auch, um ein jüngeres Publikum anzusprechen. Auch die Zusammenarbeit mit Schulen ist sehr ausgeprägt. Und als Landesbühne sind wir ohnehin dazu aufgerufen, uns auch außerhalb unseres Hauses zu präsentieren. Haben Sie denn keine Sorge, das Theater durch diese Allgegenwärtigkeit zu entwerten? Dörr: Wir schauen schon genau hin, mit wem wir zusammenarbeiten können und ob das Umfeld passt. Wir übernehmen sicherlich nicht die Rolle des Pausenclowns. Zu so einer Matinee kommen manchmal 300 bis 400 Leute darunter sicherlich auch einige, die eigentlich nicht ins Theater gehen. Und die würden nicht kommen, wenn sie das Gefühl hätten, das hat keinen Sinn. Welchen Stellenwert hat das Sponsoring für das Theater? Dörr: Sponsoring ist ohne Frage sehr wertvoll und ermöglicht uns, dass wir größere Produktionen finanzieren können, die sonst so vielleicht nicht möglich wären. Es hat aber auch noch eine andere Zielrichtung: Anhand des Sponsorings können wir gegenüber unseren Gesellschaftern und dem Land als größtem finanziellen Unterstützer aufzeigen, wie hoch unsere Akzeptanz in der Region ist. Denn steigende Einnahmen bedeuten ja auch: Die Wirtschaft vertraut uns und findet uns gut. Können die Sponsoren Einfluss auf die von ihnen mitfinanzierten Produktionen nehmen? Dörr: Nein. Kein Sponsor würde sagen, wir geben euch nur das Geld, wenn ihr dies und das auf die Bühne bringt. Wir erhalten aufgrund unseres hoheitlichen Auftrags die mit Abstand höchsten finanziellen Mittel aus Förderung und Gesellschafterbeiträgen und dem Land Nordrhein-Westfalen. Die Wirtschaft gibt zwar ein wichtiges Zubrot, aber wir leben davon, dass wir gesellschaft lich und politisch gewollt sind. Das Interview führte LZ-Mitarbeiter Andreas Beckschäfer. Persönlich Gegenseitige Befruchtung: Stefan Dörr sieht das Landestheater als Teil der lippischen Wirtschaft. FOTO: BECKSCHÄFER Als Nachfolger von Dirk Löschner hat Stefan Dörr im September 2009 den Posten des Verwaltungsdirektors am Landestheater übernommen. Zuvor hatte er fünf Jahre als Geschäftsführer des Staatsbades Oeynhausen gearbeitet. Bei seinem Wechsel war Lippe kein Neuland für ihn, hatte er doch bereits am Institut für den Mittelstand in Detmold gearbeitet. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ans Landestheater ging er mit dem erklärten Ziel, es stärker nach außen zu öffnen, etwa mit dem chinesischen Nationalcircus, den er 2010 nach Detmold holte. 2012 beschloss der Aufsichtsrat, seinen Vertrag bis zur Spielzeit 2014/15 zu verlängern. (an) Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 9 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Gebr. Brasseler liefert von Lemgo aus in 110 Länder Innerhalb von 48 Stunden landet der Zahnbohrer in den USA Von Karl-Heinz Krull Nahezu jeden zweiten Euro verdient die lippische Wirtschaft im Ausland. Die Exportquote beträgt 46 Prozent – höher als der Landesdurchschnitt. Ein Beispiel: die Firma Gebr. Brasseler aus Lemgo. Lemgo. Unter dem Markennamen „Komet“ stellt die Firma Gebr. Brasseler GmbH am Standort Lemgo auf rund 40 000 Quadratmetern überwiegend Instrumente für die Medizintechnik her. Dafür, dass ihre Kunden in weltweit 110 Ländern das bestellte Produkt möglichst schnell bekommen, sorgt eine effiziente Logistik-Abteilung. Die Logistik ist das wichtige Bindeglied zwischen Produktion, Verkauf und Kunden. Bevor aber hier eingelagert, verpackt, und versandt werden kann, muss das Produkt hergestellt und verkauft werden. Produziert werden „Komet“Bohrer, -Fräser oder andere medizinische Instrumente nur in Lemgo. Etwa 1000 Mitarbeiter sorgen vor Ort an modernsten Werkzeugmaschinen und mit ständigen Innovationen dafür, dass die Instrumente weltweit gefragt sind. Die Produkte sind von den Abmessungen eher klein, was aber keine Rückschlüsse auf die Größe der Firma zulässt. „Wir haben immer wieder Besucher – auch von Universitäten – im Haus“, sagt Axel Meier, der für Kommunikation und Gestaltung zuständig ist. Dem Besucher präsentiert sich ein Firmengebäude, das auch nach außen die hochmoderne Produktion widerspiegelt. Allein für Logistik und Verpackung hat Brasseler im Jahr 2012 ein neues dreistö- Der Bildschirm weist den Weg: Daniel Fischer, Leiter der Logistik, am Kommissionierungswagen des Unternehmens, das mit modernster Technik ausgestattet ist. ckiges Gebäude in Betrieb genommen. 8500 Quadratmeter stehen hier zur Verfügung. 137 Beschäft igte arbeiten in der Abteilung, um die 13 000 unterschiedlichen Artikel und die daraus zusammengestellten 35 000 Verkaufseinheiten zu sortieren, zu lagern und zu einzelnen Sendungen zusammenzustellen. Die Rechnung dazu ist einfach. „Nehmen sie ungefähr jeden bei uns produzierten Artikel mal drei. Wir haben einmal den eigentlichen Bohrer und mehrere unterschiedliche Verpackungen, zum Beispiel 5 Stück geblistert“, erläutert Daniel Fischer, Leiter der Logistik, die Zahlen zu den jeweili- FOTOS: KRULL gen Verkaufseinheiten. Für die Logistik beginnt die Arbeit bereits, wenn die Artikel die Produktion verlassen. „Wir nehmen den losen Artikel, der von einem Papier begleitet wird und vereinnahmen ihn aufs Lager“, erklärt Fischer den ersten Schritt. Ein Aufk leber mit Strichcode begleitet die Ware in den folgenden Prozessen und gewährleistet eine lückenlose Dokumentation, so dass jede Chargennummer zurückverfolgt werden kann. „Aus Gründen der Produkthaftung ist das unerlässlich“, so Fischer. An dieser Stelle beginnt aber auch die Differenzierung. In welchen Verkaufseinheiten soll das Produkt verpackt werden? Braucht das Instrument andere Laserkennzeichnungen für verschiedene Länder? Diese Leistungen übernimmt ebenfalls die Logistikabteilung, die die Verpackungsaufträge abarbeitet. Für Ware, die an Krankenhäuser geliefert und beispielsweise bei Operationen eingesetzt wird, ist Sterilität zwingend notwendig. Dafür wurde bei Brasseler für 2,5 Millionen Euro ein 250 Quadratmeter großer Reinraum gebaut, der nur über einen Schleusenbereich betreten und verlassen werden kann. Die Arbeitskräfte müssen Ganzkörperanzüge anziehen und sie dürfen natürlich an ihrem Arbeitsplatz nicht essen und trinken. Die „keimbildenden Einheiten“ an Ware und Verpackung müssen „weit unten“ sein. Schließlich werden die letzten Keime durch eine Gammabestrahlung, die allerdings nicht bei Brasseler stattfindet, abgetötet. Sterile Ware ist zwar im Dentalbereich nicht immer zwingend notwendig, aber: „Wir werden unseren Kunden auch im Dentalbereich eine Erststerilisation anbieten“, so Axel Meier. Bevor die Ware dann in den Versand kommt, wird gelagert. Dafür dient als Herzstück das AKL, das automatische, über zwei Stockwerke gehende Kleinteilelager. „4 Regalreihen, jeweils mit Regalbediengerät, 25 Meter lang, 14,5 Meter breit und 8,5 Meter hoch“, beschreibt Daniel Fischer. Hier können 220 000 Positionen gelagert werden. „Chaotische Lagerung“ heißt in diesem Bereich das Motto. Und das funktioniert so: Der Einla- gerungsrechner sucht sich für das einzulagernde Produkt den nötigen Platz aus, der jedes Mal woanders sein kann. Wenn dann eine Position zum Versand angefordert wird, liefert das AKL automatisch und exakt in den Versandbereich. Neben dem AKL gibt es einen zweiten Lagerbereich, den „Schnelldreherbereich“ in der die Artikel meistens an derselben Stelle lagern. Allerdings ist auch hier nicht das gute Gedächtnis der Mitarbeiter gefragt. Die Elektronik gibt den kürzesten Weg für die Aufträge vor, der dann mit einem Wagen, der mit Rechner und Bildschirm ausgestattet ist, abgefahren wird. Die Auft räge kommen zu etwa 80 Prozent aus dem Dentalbereich und manchmal auch kurzfristig aus dem Inland. „Wenn der Zahnarzt noch dringend ein Instrument benötigt und bis 15 Uhr anruft, geht das am gleichen Tag noch raus“, so Fischer. Innerhalb von 48 Stunden ist die Ware in der Regel aber auch an die USA-Kunden ausgeliefert. Die Sendungen gehen dann zum Flughafen Köln-Bonn und von da aus nach Memphis. Dass dann die Zollpapiere dabei sind, ist selbstverständlich… „Komet“ auch für Schmuck Der Reinraum: Was steril sein muss, wird hier steril gemacht und dann verpackt. Vier Geschäftseinheiten gibt es bei Brasseler, sogenannte „business-units“: „Komet Dental“, „Komet Medical“, „Komet Custom Made“ und „Komet Jewellery“. Komet-Instrumente werden also auch bei der Herstellung von hochwertigem Schmuck eingesetzt. Der Großteil, etwa 80 Prozent, gehen zurzeit aber in den Dentalbereich. Die USA, Frankreich, Italien, Österreich und Deutschland sind Brasselers Direktmärkte, in denen der Verkauf über Medizinproduktberater läuft. Sie werden in Lemgo geschult. In anderen Ländern ist der Verkauf schließlich über verschiedene Exklusivpartner organisiert. (khk) 12645001_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 10 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Die Werbebranche kennt Licht und Schatten Kreative gibt es nicht nur in den Medienmetropolen, sondern auch in Lippe – aber wie bleiben sie am Puls der Zeit?? Von Thorsten Engelhardt Hamburg, Berlin, München sind die Hauptstädte der Werbung. Lippe lässt sich da kaum in einem Atemzug nennen, es sei denn, man holt ganz tief Luft. Aber warum eigentlich nicht? Lage. Schließlich ergibt die Suche auf dem Online-Auftritt der „Gelben Seiten“ für Lippe allein 74 Werbe- oder ähnlich gelagerte Agenturen. Einer der „Leuchttürme“ der Branche ist „Men at work“ in Lage. Aber wie geht Kreativsein in Lippe? Viel Weiß, farbiges Licht, modernes Design. Ohne Frage, der Sitz der Agenturgruppe „Men at Work“ an der Edisonstraße ist eine gute Visitenkarte für die Arbeit der Werber. Der Blick aus dem Fenster des Besprechungsraums ernüchtert allerdings: Er schweift über das Lagenser Gewerbegebiet bis zur Zuckerfabrik. Stylish wäre hier wohl das falsche Wort. Drinnen dominiert Weiß, draußen dämmert es schon. Helle und dunkle Seiten hat das Dasein als Werbeagentur in Lage, Marek Grittern und Guido Friedrich (beide 41) kennen das. Sie waren sich schon als Schulfreunde darüber im Klaren, dass sie mal gemeinsam selbstständig in der Werbung werden wollten. Der eine – Friedrich – lernte Werbekaufmann, der andere Groß- und Außenhandelskaufmann; nach der Ausbildung ging es los. „Hier ist viel möglich“, sagt Marek Grittern. Denn die Region habe eine Menge Unternehmen zu bieten, die gute Werbung und Markenführung benötigten und zu schätzen wüssten. „Und wir wollen ihnen zeigen, dass sie dafür nicht nach Hamburg müssen“, sagt Guido Friedrich. Ein offenbar funktionierendes Modell. Die Kundenliste kann sich sehen lassen. ModeMarken sind darunter genauso wie zahlreiche namhafte Industrieunternehmen oder große Dienstleister. Für sie entstehen in Lage an der Edisonstraße Kataloge, Internet-Auftritte, Werbekampagnen mit Fotoshootings im eigenen Studio, draußen „um die Ecke“ oder in der ganzen Welt – je nach Kundenwunsch. So haben die Werber unlängst für ein Reitmode-Label das Schloss Wendlinghausen gebucht. Kurze Wege, Flexibilität und Wettbewerbsfähigkeit würden Leiten „Men at Work“: Marek Grittern und Guido Friedrich (rechts) sind die Chefs der Agenturgruppe. FOTO: MENT AT WORK Kre at iv se in ka nn je de r ...sag t Uli Buchholz. Der Detmolder ist Inhaber der Bielefelder Werbeagentur „contact 1.de – Agentur für Ideen“ und gibt einige Tipps, wie man die Kreativität in den Alltag holen kann: Mode-Shooting: Im hauseigenen Studio an der Edisonstraße entsteht die visuelle Komponente der Werbung. Mitunter finden sich aber auch lippische Locations für die Fotografen. neben der Kreativleistung von der Kundschaft mit Treue belohnt, sagt Marek Grittern. Viele Unternehmen seien der Agentur schon seit Jahren verbunden, sodass man nicht ständig gezwungen sei, im Wettbewerb um einzelne Projekte zu kämpfen. Zumal die beiden Agenturchefs nicht auf schnelle, billig gemachte Kommunikationsleistungen setzen wollen, sondern auf eine nachhaltige Arbeit. Womit wir beim Thema Schatten wären. Marek Grittern ist sich sicher, dass die wirklich großen Jahre der Werbebranche erst einmal vorbei sind – egal ob in Lage oder anderswo. Der Kostendruck wachse, der Markt werde komplizierter, die Allverfügbarkeit von Information durch das Internet habe die Wertschätzung guter kommunikativer Inhalte gemindert. Dabei bleibe doch die gute Idee, der wirksame Slogan das wichtigste, um als Marke unverwechselbar zu sein. „Alle Agenturen suchen das Modell der Zukunft“, schildert Guido Friedrich. Ist es die klassische Werbung oder sind es neue Modelle des Marken-Aufbaus in sozialen Netzwerken? Die Lagenser setzen auf crossmediales Denken. Sie verstehen sich als Lösungsund Konzeptgeber, quasi als kreative Unternehmensberatung, die die Marken Ihrer FOTO: MEN AT WORK Kunden langfristig und nachhaltig aufbauen. Das Internet sei nicht das alleinige Heil, sondern ein Verkaufskanal. „Marken nachhaltig aufzubauen, geht nur in Kombination mit Print“, sagt Marek Grittern bestimmt. Zunächst, so erklärt Guido Friedrich, müsse es doch darum gehen, Position der jeweiligen Marke, Ziel und Strategie zu finden, daraus ergebe sich dann die Wahl der Mittel. Die beiden „Männer bei der Arbeit“ setzen deshalb darauf, die wichtigen Kompetenzen in ihrem Unternehmen zu haben – von der Kreativabteilung und der Fotografie bis hin zur Umsetzung für Print und Internet. Aber die neuesten Trends fin- - Mit of fe ne n Auge n We lt ge he n: Input gibt esdurc h die bei der Fa hrt auf der Autobübera ll – im Straßencafé: Keine Sch ahn oder euklappen aufsetzen, gucken! - R uhe finde n und we chslung sorge n, beispfür Abdurch einen langen Spazi ielsweise ergang - Le se n: Wer kreativ braucht eine gute Allgeme sein will, als Basis, um daraus neue inbildung Verknüpfungen herzustellen. - Assoziat ionen üb er sc haff en. Visuelles bes Bilde r timmt unsere Wa hrnehmung. (te) den sich nicht in Lippe und Lage. Dafür schickee man die Kreativabteilung regelmäßig hinaus in die Welt, erläutert Marek Grittern. Oder in der Agentur werden große Kampagnen nachgespielt, Schulungsmodule eingeführt. Kreativleistung braucht sicher ein Umfeld, vor allem aber sei sie Ergebnis vieler Gespräche, so Friedrich. Von außen sei kreativer Nachwuchs indes kaum nach Lage zu locken. Deshalb rekrutiere man das Personal weitgehend aus der Region. Marek Grittern ist überzeugt: „Es gibt immer Leute mit Leidenschaft für diesen Beruf – auch hier.“ Men at work Die Agenturgründer sind seit 1997 selbstständig. Zunächst entwarfen sie Werbemittel für die Gastronomie. Dann kamen Anfragen von Firmen hinzu, Marek Grittern und Guido Friedrich holten sich das Know-how ins Haus, Umsatz und Personal seien teilweise jährlich um bis zu 50 Prozent gewachsen, zu Spitzenzeiten gab es 50 Mitarbeiter, heute sind es 35. (te) – Anzeige – – Anzeige – Syngenta in Deutschland „Kompetenz vom Saatgut bis zur Ernte“ Syngenta ist seit vielen Jahren erfolgreich im deutschen Agrarmarkt aktiv. Pflanzen sind unsere Leidenschaft. Unser Leitspruch „Kompetenz vom Saatgut bis zur Ernte‘‘ beschreibt die Aufgabe, der wir uns täglich stellen. Es ist uns ein zentrales Anliegen, die Entwicklung neuer Sorten und Pflanzenschutzmittel voran zu treiben. Wir entwickeln darüber hinaus Lösungen für die Landwirtschaft, die zur Optimierung der Produktion und somit zur Ernährungssicherung beitragen. Unsere Mitarbeiter arbeiten an den drei Standorten Maintal (Hessen), Bad Salzuflen und Kleve (Niederrhein) und in drei angeschlossenen Außenbüros. Unser Engagement am Standort Bad Salzuflen hat eine lange Tradition. Auf der dort angesiedelten Domäne Biemsen ist das Syngenta-Züchtungszentrum für Feldkulturen beheimatet. Die Züch- Weitere Information: Gründungsjahr: 2000, Mitarbeiter: ca. 500 Produkt- und Leistungsspektrum: • Pflanzenschutzmittel für Ackerbau und Spezialkulturen • Saatgut für Feldkulturen und Gemüse • Blumen-Jungpflanzen und Stecklinge tungsaktivitäten erstrecken sich auf die landwirtschaftlichen Feldkulturen. Zusammen mit drei Zuchtstationen (Wadersloh, Motterwitz, Mintraching) bildet Bad Salzuflen unser Züchtungsnetzwerk für Deutschland und Österreich. Am Standort befindet sich auch das europäische Züchtungszentrum für Winterraps. Hier werden die Züchtungsversuche angelegt, um neue Sorten zu entwickeln Das angeschlossene Züchtungslabor überprüft den Züchtungserfolg und den damit verbundenen Sortenfortschritt. Außerdem wird auf der dortigen Domäne Biemsen unser Saatgut für die Vermarktung aufbereitet. Aktuell investiert Syngenta etwa fünf Millionen Euro in den Standort zur Errichtung einer modernen Aufbereitungsanlage für Forschungssaatgut, eines Langzeitlagers sowie eines Großraumbüros mit Sozialräumen. Das Syngenta-Züchtungszentrum Domäne Biemsen in Bad Salzuflen 12799001_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 11 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Der Mensch muss beim Genießen zugucken Firma „Heiden & Billerbeck“ stellt handgefertigte Spezialitäten für Hund und Katze her Von Martina Karaczko Im Eingangsbereich der Firma „Heiden und Billerbeck“ in Lage sieht man sofort: Hier wird bald Handgemachtes über die Ladentheke gehen. Marcus Blachowski und sein Partner Marcus Steuerer stellen Spezialitäten für Hunde und Katzen her. Lage. Das Vorhaben, die Produkte jetzt auch vor Ort zu verkaufen, ist relativ neu und bald sind die Vorbereitungen hierfür auch abgeschlossen. Die Firma gibt es jedoch bereits seit fünf Jahren. „Bereits“ ist jetzt vielleicht auch nicht das optimale Wort. Das klingt so etabliert. Aber gemessen am wirtschaftlichen Risiko, handgefertigte Leckerlis für Haustiere herzustellen, sind fünf Jahre praktisch erst der Anfang. „Mein Steuerberater hat anfangs gesagt, es werde fünf Jahre dauern, bis wir etabliert sind“, erinnert sich Marcus Blachowski. Das wollte er aber damals gar nicht hören. „Wir waren sicher, es viel eher zu schaffen.“ Die vernunftbetonte Einschätzung des Steuerberaters ist nun lange her, und konnte der optimistischen Euphorie der Fir- Fertig: Diese Exemplare kommen gerade aus dem Ofen und enthalten nur Getreide und Fleisch, aber keine Gewürze. FOTOS:KARACZKO mengründer nichts anhaben. Letztlich hatten beide Recht, denn das vergangene Jahr hat den Vorstellungen der Firmengründer entsprochen. Hunde- und Katzenbesitzer Mutig: Marcus Blachowski (links) und Marcus Steuerer haben sich vor fünf Jahren selbstständig gemacht. sind inzwischen sehr qualitätsbewusst geworden, zudem haben Lebensmittelunverträglichkeiten auch bei Haustieren zugenommen. Der Markt ist daher rege, die Nachfrage ist vorhanden. Die Vorarbeit, Kunden zu gewinnen, sei geleistet, sei anstrengend gewesen und trage jetzt Früchte, sagt Blachowski, der Diplom-Ingenieur für Lebensmitteltechnologie ist und nun zügig Muster in die Hunde-Pelmeni-Teiglinge drückt. Sie sind gefüllt mit einer Fleisch-Getreidefüllung. Bei „Heiden und Billerbeck“ gibt es verschiedene Sorten, Größen und Formen der Tiersnacks. Sie sind handgefertigt und bestehen aus natürlichen Zutaten, die ohne Zusatzstoffe, Aromen oder Farbstoffe ge- backen werden, was auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal bleiben soll. Der bisherige Erfolg gibt den Gründern Recht, denn viele namhafte Firmen für Haustierbedarf lassen bei „Heiden & Billerbeck“ produzieren. „Es hat eine Weile gedauert“, sagt Marcus Blachowski, „bis die Rezepturen gefunden waren, aber jetzt läuft die Produktion.“ Bevor er sich selbständig gemacht hat, war Marcus Blachowski Lebensmitteltechnologe und Marcus Steuerer Schichtleiter bei einem Tiernahrungshersteller, der mittlerweile seinen Standort gewechselt hat. So kam die Idee, aus unbearbeiteten Rohstoffen individuelle Snacks herzustellen. Marcus Steuerer ist von Haus aus Bäcker und zieht gerade Sauerteigwürste aus der Knetmaschine. Diese spezielle Maschine fertigt zweifarbigen Teig. Allerlei Gutes ist darin zu finden. Neben Getreide ist diesmal Rote Bete enthalten. Es können aber auch Bananen rein oder Fisch und Fleisch. Der Kühlraum mit den Rohstoffen könnte auch zu einem Spezialitäten-Restaurant gehören: Wild- und Straußenfleisch, Lachs und Forelle oder auch Sardellen gibt es. Neben dem Kühlraum lagern verschiedene Mehlsorten in Säcken. Auch getrocknete Süßkartoffeln sind dabei. Viele der Produkte haben Bio-Qualität. Es würde nichts dagegen sprechen, die Leckerlis selbst zu probieren. Sie sind aber kom- Das Sortiment: Die Kekse gibt es in verschiedenen Sorten jeweils für Hunde und Katzen. plett ungewürzt, weil das für die Tiere nicht gut wäre, lediglich ein paar Kräuter kommen in manchen Rezepten vor. „Es schmeckt für uns ein wenig fad“, erklärt Marcus Blachowski. Die Herstellung erfolgt wie in einer traditionellen Backstube. Dies ist der Part von Marcus Steuerer, der ständig neuen Teig knetet und zu kleinen „Erziehungshelferchen“ verarbeitet. „Dieses Handwerk findet man immer weniger“, sagt er. Umso mehr Herzblut legt er in die Arbeit hinein. Drei Mitarbeiter sind dafür zuständig, die Kekse abzupacken – entwe- der für den Verkauf der eigenen Marke oder für Kundenaufträge. Schon bald gibt es die Kekse auch direkt vor Ort zu kaufen. Bis dahin hilft die Internetseite www.heiden-billerbeck.de weiter. Rohling: Eine Hundekeks vor dem Backen. 11498601_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 12 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Ein guter Ruf ist alles Klinikum-Geschäftsführer berichtet über die Grundlagen eines Gesundheitsbetriebs Großer Arbeit- und Auftraggeber: Das Klinikum Lippe in Detmold hat laut Geschäftsführer Peter Schwarze einen Jahresumsatz von rund 200 Millionen Euro. Von Torben Gocke Nicht jedes große Unternehmen ist auf Anhieb als solches zu erkennen. So ist etwa das Klinikum Lippe nicht nur ein Garant für medizinische Versorgung, sondern gleichzeitig einer der größten Arbeitgeber. 11967301_800114 JSonderthema Thema im Februar 2014 Berufschancen Der Stellenmarkt für Aus- und Weiterbildung Freitag, 14.02. Sie bieten einen interessanten Ausbildungsplatz und haben noch keinen passenden Interessenten gebunden? Werben Sie auf unseren Sonderseiten! In Lippe oder auch darüber hinaus. Detmold. In den Gebäuden der Klinik herrscht rund um die Uhr Betrieb, irgendwo ist immer etwas los. Was hinter den Kulissen des Unternehmens alles erforderlich ist, um vor Ort eine gute medizinische Versorgung bieten zu können, wird im Gespräch mit dem Geschäftsführer Peter Schwarze deutlich: „Insgesamt haben wir gut 3100 Mitarbeiter bei uns, die in den unterschiedlichsten nur denkbaren Bereichen arbeiten. Mediziner und Pflegekräfte, ebenso wie IT-Fachleute, Techniker, Reinigungskräfte oder Betriebswirte. Eben alles, was erforderlich ist, um eine Klinik dieser Größenordnung reibungslos betreiben zu können und auch, um im Wettbewerb mit anderen Häusern bestehen zu können“, so der Geschäftsführer. In dieser Hinsicht arbeite man als Klinik folgerichtig nicht anders, als etwa ein Industrieunternehmen. Strategiegutachten und präzise Analysen möglicher Zukunftsszenarien sind im Klinikum Lippe ebenso zu Hause, wie Skalpell, Stethoskop und weißer Kittel. Gerade für eine Region wie Lippe, die sich das Thema Gesundheit groß auf ihre Fahnen geschrieben hat, sei es wichtig, ständig am Ball, auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Eine gute medizinische Versorgung trage schließlich viel dazu bei, die gesamte Qualität der Region hoch zu halten, „und ist somit ein wichtiger Standortfaktor“, erklärte Peter Schwarze. Umgekehrt sei eine attraktive Umgebung Grundvoraussetzung dafür, dass eine Klinik überhaupt erfolgreich geführt werden könne. „Sie werden es nicht schaffen, gutes Personal für ihr Unternehmen zu gewinnen, wenn sie dem nichts bieten können“, ist sich Schwarze sicher – besonders gelte dies für den Bereich FOTO: KLINIKUM LIPPE der Ärzteschaft. In dieser als sehr mobil geltenden Berufsgruppe herrsche längst ein europaweiter Wettbewerb um die besten Köpfe, ohne die eine gute Reputation nicht zu erreichen sei. „Hier in der Region müssen sie etwas bieten können, um diese Leute für sich zu gewinnen und dauerhaft an sich zu binden“, so der Klinik-Chef, der in dieser Hinsicht mit den jüngsten Entwicklungen in seinem Hause sehr zufrieden ist – unter anderem im Bereich der Kinderklinik: „Hier ist es uns gelungen, eine gute Ausstattung der Einrichtung mit hochspezialisierten Experten zu kombinieren“. Der Attraktivität des Gesamtstandortes seien solche Qualitätssteigerungen in hohem Maße zuträglich, schließlich führe der gute Ruf einer Klinik mittel- und langfristig dazu, dass sich die Gewinnung weiterer Experten wesentlich problemloser gestalte. Ferner sei es wichtig, dass eine Klinik wie die lippische eine enge Kooperation mit einem Forschungsstandort pflege, so Schwarze, „in unserem Fall ist das Hannover. Wir haben mit dieser Zusammenarbeit seit Jahren gute Erfahrungen gemacht.“ Eine große Nummer ist das Klinikum Lippe nicht nur bei der Zahl seiner Mitarbeiter. Beim Blick auf den Umsatz in Höhe von gut 200 Millionen Euro wird schnell deutlich: Die Einrichtung sorgt für eine Menge Konjunktur in ihrer Umgebung. Den größten Posten dieser Zahl würden ohne Frage die Personalkosten ausmachen, erläutert Schwarze: „Sie können sich also ungefähr vorstellen, wie viel Geld auf diesem Wege wieder in die Region fließt.“ Der überwiegende Teil der Mitarbeiter wohne schließlich in Lippe. Neben den eigenen Angestellten sind es jedoch auch andere Unternehmen, die wirtschaft lich von dem Gesundheitsriesen profitieren. „Wir waren in der Vergangenheit stets sehr zufrieden mit der Arbeit, die wir bei lippischen Unternehmen in Auftrag gegeben haben“, bekräftigt Schwarze und denkt dabei etwa an die jüngsten umfangreichen Bauaktivitäten auf dem Detmolder Klinik-Areal. Im Ausschreibungsverfahren hat sich damals ein Bauunternehmen aus der Region durchgesetzt, „auch gegen wesentlich größere Bewerber“, so Schwarze. „Dieses Unternehmen hatte ohne Frage das beste Angebot, und wir konnten uns darauf verlassen, letztlich ein gutes Ergebnis zu bekommen. Er könne an die Unternehmen aus der Region nur appellieren, sich auch solche großen Aufträge zuzutrauen. „Mit dem, was der lippische Mittelstand zu leisten imstande ist, waren wir bislang immer sehr zufrieden.“ Auf dem neuesten Stand: Ein Blick in die neue Familienklinik, die in freundlichen Farben gehalten ist. FOTO: KLINIKUM LIPPE Verantwortlich für das Großunternehmen: Peter Schwarze, Geschäfts- führer des Klinikums Lippe. FOTO: GOCKE Anzeigenschluss: 05.02. Kontakt · Beratung · Buchung Liza Link Ohmstraße 7, 32758 Detmold 05231 911178 [email protected] 12582401_800114 12735701_800114 12486901_800114 0% Zinsen /Anzahlung Auf viele Renault-Modelle. Sprechen Sie uns an! 32657 Lemgo, Lagesche Str. 83 Telefon (05261) 9 48 40 33813 Leopoldshöhe, Hauptstr. 372 Telefon (05202) 9 27 99 10 12126901_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 14 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 INTERVIEW Der Einzelhandel muss soziale Verantwortung übernehmen Innenstädte können als Kommunikations-Plattform gegenüber dem Internet punkten In den Innenstädten gibt es viele Leerstände, der OnlineHandel verzeichnet stetig Umsatz-Zuwächse. Thomas Voss hat dennoch Hoffnung für die Zukunft des stationären Einzelhandels in Lippe. Einzelhändler mit Verantwortung für die Arbeitsplätze vor Ort nicht noch unterstützen. Wie stehen Sie zu Flohmärkten und Second-HandShops, ärgert Sie der Gebrauchtmarkt als Textil-Anbieter? Voss: Positiv, da diese Form von Handel die Innenstädte belebt und auch eine ganz spezielle Käuferschicht angesprochen wird. Der Gebrauchtmarkt ärgert mich somit nicht. Lage. Thomas Voss ist Diplomkaufmann, Vorsitzender des Einzelhandelserbandes für den Kreis Lippe, Vorstandsmitglied im Handelsverband OWL, Inhaber und Geschäftsführer des Modehauses Schlichting in Lage sowie Vorsitzender der Lagenser Werbegemeinschaft. LZ-Mitarbeiterin Sandra Castrup sprach mit dem 55-Jährigen über den Status quo des lippischen Handels, Fluch und Segen des Internets sowie Perspektiven der Branche. Herr Voss, die Verbraucher sind Studien zufolge derzeit in Kauflaune wie schon lange nicht mehr, niedrige Zinsen machen zudem das Sparen unattraktiv. Merkt das auch der lippische Einzelhandel? Thomas Voss: Die gestiegene Konsumlaune ist auch in Lippe zu spüren. Der lippische Einzelhandel entwickelt sich nicht anders als der Bundesdurchschnitt. Aber von Euphorie kann absolut keine Rede sein. Soweit überhaupt schon einige Zahlen für das Jahr 2013 vorliegen, wird es im Durchschnitt für den gesamten Einzelhandel (Online und Offline) wahrscheinlich 2013 ein bescheidenes Umsatzplus von 1 Prozent geben. Für viele Unternehmen bedeutet das abzüglich der Inflationsrate ein reales Minus. Genauere Daten werden aber erst im Laufe des Frühjahrs vorliegen. Die jeweiligen Branchenergebnisse von Telekommunikation über Textil/ Schuhe bis Brillen/Optik sind im Einzelhandel erfahrungsgemäß sehr unterschiedlich. Das Weihnachtsgeschäft hat die Erwartungen in vielen Branchen jedoch nicht erfüllen können. Woran liegt das? Voss: Der Online-Handel verzeichnet bundesweit zweistellige Zuwachsraten, insbesondere auch im Weihnachtsgeschäft. Der Gesamtmarkt, die gesamte Nachfrage, nimmt aber angesichts sinkender Bevölkerungszahlen nicht zu, sondern eher ab. Somit sind bundesweit wie auch in Lippe keine gravierenden Steigerungen zu erwarten. Besonders die so genannten „Billigheimer“ bestechen oft durch grelles Licht, Mini-Umkleidekabinen oder kalte Fliesen-Böden. Welche Rolle spielt der Wohlfühlfaktor beim Shopping-Erlebnis? Voss: Der Wohlfühlfaktor spielt eine sehr große Rolle. Rein psychologisch möchte natürlich jeder Verbraucher gerne in einer angenehmen Atmosphäre mit ansprechenden Licht-, Boden-, und Warenpräsentations-Gegebenheiten shoppen und sich zum Einkaufen animieren lassen. Allein das für den Konsum oft übersichtliche Budget zwingt einige Verbraucher zum Kauf in Billigläden. Die Zahl der Leerstände in den lippischen Städten nimmt zu, oft werden diese Lücken von Einkaufs-Ketten oder Handy-Shops gefüllt. Welche neuen Sortimente wären wünschenswert, um die Attraktivität zu steigern? Und: Sind die klassische Boutique und das Fachgeschäft vom Aussterben bedroht? Voss: Das ist für alle Standorte in Lippe nicht generell zu beantworten. Kleine individuelle Läden mit ausgefallenen Angeboten und Sortimenten wie Boutiquen und kleinere Fachgeschäfte sind natürlich wünschenswert, haben aber häufig nicht die finanzielle Kraft, umsatzschwache Anlauf- und Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Was ist Ihrer Meinung nach für eine positive Entwicklung speziell des lippischen Einzelhandels entscheidend? Voss: Der Onlinehandel wächst zweistellig, die Verbraucher kaufen vermehrt über das Internet. Die Folge daraus bedeutet für viele Innenstädte weniger Frequenz, weniger Umsatz im stationären Handel und dadurch mehr Leerstand in den Innenstädten. Aber es gibt noch Hoff nung in dieser Sache: In Zeiten zunehmender Anonymität, Vereinsamung vieler Menschen, Kommunikation über reine Technik, häufig ohne persönlichen „face to face“-Kontakt, wird der Einzelhandel geradezu soziale Verantwortung übernehmen. Schmecken, riechen, fühlen, anfassen, persönlich von Mensch zu Mensch Informationen weitergeben oder empfangen, das bietet eben der stationäre Einzelhandel vor Ort. Die Innenstadt als Kommunikationsplattform und Erlebniswelt wird an Bedeutung gewinnen. Setzt auf den richtigen Mix zwischen Geschäft und Onlinehandel: Diplomkaufmann Thomas Voss, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Lippe. Zwischenzeiten zu überstehen. Sie benötigen in hohem Maße einen treuen Kundenstamm, der mit attraktiven Sortimenten und hervorragender persönlicher Beratung auch immer wieder zum Kaufen angeregt wird. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, gibt es auch Überlebenschancen für kleinere Fachgeschäfte. Welches Sortiment, welche Preislagen, was wird von den Verbrauchern vor Ort gekauft? Das muss jeweils am Standort individuell geprüft werden. Aber die Zeiten werden insbesondere für kleine inhabergeführte Geschäfte nicht leichter. Trotzdem gibt es noch viele Menschen, die von einem eigenen kleinen Laden träumen. Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um den Schritt in die Selbstständigkeit in Sachen Einzelhandel zu wagen? Voss: Neben dem notwendigen Kapital, mit dem auch längere zähe Anlaufphasen überstanden werden können, ist der 150-prozentige persönliche Einsatzwille, in allen Bereichen den Servicegedanken selber vorzuleben und persönliche Freizeit auch zurückzustellen, unabdingbar. Mal eben einen Laden zu eröffnen, eine Wunschvorstellung auszuleben, wird heute gnadenlos abgestraft. Wie sieht es auf dem Lehrstellenmarkt aus? Ist der Beruf Einzelhandelskauff rau/-mann noch attraktiv und wie stehen die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu ergattern? Voss: Nach wie vor ist der Beruf Kauffrau/-mann im Einzelhandel für junge Bewerber, die gerne mit Menschen umgehen wollen und kommunikationsfreudig sind, ein sehr attraktiver Beruf. Voraussetzungen sind neben den schulischen Leistungen in Deutsch und Mathe auch ein freundliches, offenes Wesen und die Bereitschaft, auf fremde Menschen zuzugehen. Die Chance, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, wird wahrscheinlich zunehmen, da schon aus demographischen Gründen die Bewerberzahl zukünftig abnehmen wird. Objektiv ist festzuhalten, dass der stationäre Einzelhandel durch den Onlinehandel unter starkem Konkurrenzdruck steht und Firmen, die jahrzehntelang Ausbildungsstellen zur Verfügung gestellt haben, das mittelbis langfristig vielleicht nicht mehr können. Ihr Traditions-Modehaus Schlichting gilt als Publikumsmagnet für Lage, lockt Kunden aus zahlreichen Nachbarstädten. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges? Voss: Unsere Geschäftsphilosophie ist eine ungezwungene, offene und freundliche Verkaufsatmosphäre, wo Kunden ehrlich, kompetent und gerne, ohne Kaufzwang, beraten werden. Das wird im Einzelhandel als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt, doch wenig ggelebt. Wir nehmen das für uns in Anspruch, und das Feedback dback unserer Kunden spiegelt elt das auch wider. Natürlich sind unser Sortiment, die Warenpräsentation sowie unsere Verkaufsräume modisch stets up to date. Wir achten auf Nachhaltigkeit, Ehrlichkeit und Fairness im Umgang mit unseren Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten, basierend auf einem christlich geprägten Grundverständnis im Miteinander. Wie wichtig ist eine ausgeklügelte Marketingstrategie, das Schal-ten von Anzeigen, Verteilen von Werbeprospekten oder Flyern? Voss: Aus meiner Sicht cht nach wie vor sehr wichtig, tig, pen da bestimmte Zielgruppen auch heute noch eine Werbebotschaft gerne in den Händen halten und das Angebot jederzeit nachlesbar ar ist. Natürlich sind moderne Marketinginstrumente wie eine ne ei- gene Internetpräsenz und die Kommunikation mit dem Endverbraucher über neue Medien wie Facebook unerlässlich. Der richtige Marketing-Mix ist entscheidend dafür, inwieweit ich die für mich relevanten Zielgruppen erreiche. Gute Beratung wird gerne ausgenutzt. Kunden informieren sich ausgiebig im Geschäft vor Ort, probieren aus und an, um später preisgünstiger im Internet zu kaufen. Dagegen kann man sich wahrscheinlich nicht wehren, oder? Voss: Nein. Es besteht aber zumindest theoretisch die Chance, den Besuchern die persönliche Beratung in meinem Haus so zwanglos zu gewähren, dass sie mein Geschäft in guter Erinnerung behalten und beim nächsten Kaufwunsch wieder kommen, um bei mir zu kaufen. Im Übrigen g sind die Preise im Internet nicht automatisch günstiger als im stationären Einzelhandel. Überhaupt tritt das Internet ja mittlerweile als stärkster Konkurrent gegen den Handel an. Ist es der richtige Weg, dass viele Geschäfte ihr Sortiment parallel nun auch im Netz anbieten? Voss: Das ist pauschal nicht zu beantworten. Es gibt bestimmte Nischenprodukte, die sehr erfolgreich über das Internet verkauft werden. Ebenso gibt es namhafte Einzelhändler, die mit einem eigenen Onlineshop viel Geld verbrannt haben, weil die notwendige Rendite nicht erwirtschaftet werden konnte. Selbst „Zalando“ macht laut Medienberichten mit Onlinehandel immer noch zweistellige Millionenverluste, die von externen Geldgebern getragen werden. Die Notwendigkeit einer eigenen Internetpräsenz mit interessanten Informationen zum Sortiment und die Kommunikation darüber mit den Kunden ist FOTOS: CASTRUP für den Einzelhandel natürlich unbestritten. Ob eigener Online-Shop oder nicht, ist jedoch ganz individuell zu prüfen. Haben Sie schon einmal online eingekauft? Voss: Ja, einmal ein Spezialprodukt, angeboten vom Deutschen Alpenverein, wo ich auch Mitglied bin. Ansonsten kaufe ich aus Prinzip nichts online, weil durch Onlinehandel viele sozialversicherungspfl ichtige Arbeitsplätze im stationären Einzelhandel verloren gehen. Schon heute zeichnet sich durch die Zunahme im Onlinehandel ein Strukturwandel im stationären Einzelhandel ab, deren Folgen für die Innenstädte im Allgemeinen und die Gesellschaft im Besonderen noch gar nicht abzusehen sind. Das will ich als selbstständiger ltig ä f l unde n e i K v s d e n u n n e r so mög Mode Was braucht es dafür?` Voss: Für eine positive Entwicklung im lippischen Einzelhandel ist es notwendig, den Verbrauchern ein umfassendes, aktuelles Sortiment im ansprechenden Ambiente anzubieten. Erlebniseinkauf, Service, persönliche Beratung, Freundlichkeit, und das Ganze in einem ungezwungenen und sicheren Umfeld, sind Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft. Da können die Einkaufsstädte in Lippe gegenüber den Großstädten und dem Internet punkten. Niedrige oder besser gar keine Parkgebühren werden in Zeiten des Onlinehandels immer wichtiger. Verweilzonen in den Innenstädten vorzuhalten und für deren Pflege auch die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen, ist unerlässliche Aufgabe der Kommunen. Die größte Herausforderung für die meisten Branchen des Einzelhandels liegt meiner Meizelhan nung n nach in der Bewältigung des mit E-Commerce einhergehenden Strukturwandels. gehend Den richtigen ri Mix zwischen Offline- und Onlinehandel Offlin zu fin nden, ist für den stationären Einzelhandel leichter gesagt als getan, aber notgesag wendige Voraussetzung. wend Haben Hab kleinere Städte wie Lage Lag überhaupt eine Chance? Cha Voss: Ob auch kleineV re Standorte überleben werden, hängt entscheiwe dend von der Solidarität de und dem Lokalpatriotisun mus der Verbraucher an m den jeweiligen Standd orten o ab. „Hier lebe iich, hier kauf ’ ich ein“ hat an Aktualität bei h der heutigen Konkurrenzsituation im Einzelhandel eher noch zugenommen. Letztlich bestimmt jeder Verbraucher die Einkaufssituation und damit auch Lebensqualität seines Wohnortes, seiner EinkaufsWohno stadt durch du sein ganz persönliches K Kaufverhalten in hohem Maße selbst s mit. Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 15 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Jungunternehmerin trifft mit Wohnaccessoires den Nerv der Zeit Der Second-Hand-Markt kennt keine Wirtschaftskrisen Angelina Wiemann lockt Kunden aus ganz Deutschland in ihren kleinen Laden Kerstin Tegeler bietet erste Wahl aus zweiter Hand Von Sandra Castrup Von Sandra Castrup Ein schönes Leben braucht Zutaten. Solche bietet Angelina Wiemann in ihrem Geschäft an. Sie verkauft Wohnaccessoires im kleinen Kirchdorf Heiden. Das Geschäft mit Kinderkleidung boomt – und Kerstin Tegeler profitiert davon. Sie verkauft Second-Hand-Kleidung. Lage-Heiden. „Freudentanz“ heißt das kleine Geschäft der 34-Jährigen. Der Name, der so positiv und lebensfroh klingt wie die Namensgeberin auftritt, war eine Eingebung bei einem Spaziergang mit dem Hund. „Es sollte anfangs nur eine Überschrift für meinen Blog sein“, erzählt Angelina Wiemann von der Zeit, als ihr „Schönes Leben“ sich im privaten Heim abspielte und sie ihre kreativen Dekorations-Ideen rund um Haus und Garten per Fotos und kleinen Kommentaren mit gleich gesinnten Internet-Nutzerinnen teilte. Nach und nach bildete sich ein regelrechter Fan-Club, Anfragen wie „Wo hast du denn die schöne Tasse, den Teller, die Decke oder das Kissen her?“ häuften sich. „Ermutigt von den positiven Feedbacks reifte dann irgendwie die Idee, alles das, was mir selbst gefällt, auch anderen anzubieten.“ Angelina Wiemann eröffnete einen kleinen, aber feinen, Online-Shop für Holz-Buchstaben, die sie selbst herstellte. „Damals hatte ich einen Laden noch überhaupt nicht im Blick“, lacht die Unternehmerin, die seinerzeit als Buchhalterin arbeitete. „Trotzdem habe ich die kompletten Einnahmen aus dem Internet-Verkauf gespart, den Gedanken im Hinterkopf: Vielleicht brauchst du das Geld irgendwann.“ Bei dem Start in die In ihrem eigenen „Reich“: Angelina Wiemann fühlt sich wohl in ihrem kleinen Laden, in dem sie lauter Dinge anbietet, die das Leben schöner machen. Selbstständigkeit vor etwa einem Jahr hat es sie dann vor der Aufnahme eines Kredits bewahrt. Die junge Frau muss sich noch heute manchmal kneifen, wenn sie an ihre Ladeneröffnung im Oktober 2012 denkt. „Vorher war hier ein Bäcker drin“, erinnert sich die Heide- »Ich verkaufe nur, was auch mir gefällt« Angelina Wiemann nerin, die lange Zeit an dem leeren Lokal vorbei gefahren ist, bis sie irgendwann nicht mehr auf die pessimistischen Stimmen anderer hörte, die mit Sätzen wie „Mensch, nach Heiden, da kommt doch keiner“ oder „In drei Wochen machst du wieder dicht“ von einer Geschäftseröffnung abrieten. „Innerhalb von vier Wochen hatte ich alles unter Dach und Fach“, schmunzelt die gelernte Industriekauff rau – und bereits zur Eröffnung volles Haus. „Das war natürlich meinen Blog-Freundinnen zu verdanken“, weiß sie die Internet-Werbung zu schätzen. Ihr Sortiment beschreibt sie so: „Dinge, die das Leben schöner machen“. Einrichtungsaccessoires, von dem Service, über Blechschilder mit flotten Sprüchen, Dekorationsgegenstände wie Hasen, Windlichter oder auf antik getrimmte Holzkisten. „Das meiste beziehe ich aus FOTO: CASTRUP Dänemark, Norwegen und Holland“, zählt Wiemann auf, „alles Sachen, die man nicht überall bekommt. Außerdem verkaufe ich nur, was ich mir auch selbst kaufen würde“, beschreibt sie ihre Philosophie. Was als „Nebenjob“ begann, hat sich zu einem Full-TimeJob entwickelt. Der Laden ist zwar nur an drei Tagen die Woche geöff net, aber das Internet kennt keinen Feierabend. „Die Hälfte meines Umsatzes mache ich online“, verrät die Geschäftsfrau, „aber es kommen auch immer wieder Leute extra aus dem Ruhrgebiet oder dem Westerwald her, um ihren Einkauf zu „erleben“ und die Person hinter dem Angebot kennen zu lernen.“ Augustdorf. SecondhandMode ist gesellschaftsfähig geworden und gilt längst nicht mehr als notdürftige Alternative. Insbesondere Mütter setzen für ihre Kinder gerne auf Mode aus zweiter Hand, die in der Regel gut erhalten und zudem deutlich preisgünstiger ist. Das Geschäft mit Kinderkleidung boomt. Kerstin Tegeler gehört zu den Gewinnerinnen der Wirtschaftsflaute der letzten Jahre. Ihre Umsätze wuchsen, weil in solchen Zeiten die Verbraucher billiger einkaufen wollen. Doch mittlerweile zieht die Kunden nicht nur das Preisbewusstsein in ihren Second-Hand-Laden. Es ist die Lust am Sparen, die Freude am Stöbern und das ebenso umfangreiche wie bestens sortierte Angebot an „erster Wahl aus zweiter Hand“. Die Augustdorferin hat sich in den mehr als zehn Jahren seit der Eröffnung im April 2003 mit „JoJo“ einen Namen gemacht, weit über die Gemeindegrenzen hinaus. Dabei liegt ihr Geschäft nicht mitten in der Stadt, sondern eher versteckt am Ende einer Sackgasse. „Für die Erlaubnis, ein Hinweisschild aufzustellen, musste ich damals hart kämpfen“, erinnert sich die 46-Jährige. „Am Ende konnte ich unseren Bürgermeister mit dem Argument überzeugen, dass ich Kunden aus Schloß Holte habe und weitere mit dem Schild anlocken werde. Denn normaler- weise fahren die Augustdorfer dorthin, um einzukaufen, jedoch nie anders herum.“ Kerstin Tegeler ist eine Geschäftsfrau aus Leidenschaft. Geworden, müsste man ergänzen, denn der Karriereplan war ein anderer. „Nach der Schule wollte ich unbedingt bei Karstadt in Detmold Schauwerbegestalterin werden. Doch ausgerechnet 1983, als ich loslegen wollte, wurde diese Aus- Die Geschäftsidee sprach sich schnell herum bildung nicht mehr angeboten.“ Aus der Not heraus habe sie eine Lehre zur Einzelhandelskauffrau absolviert und sieben Jahre in der Spielzeugabteilung gearbeitet. Aber nie mit Herzblut. „Ehrlich gesagt, habe ich meinen Beruf gehasst“, verrät Tegeler, die darum später noch die Fachhochschule besuchte und danach als Seiteneinsteigerin bei der Sparkasse ihr Glück fand. „Nach der Geburt meiner zwei Söhne war ich dann raus“, bedauert die Unternehmerin. Schließlich ergab sich, dass im Haus ihrer Schwiegermutter die obere Etage leer stand. „80 Quadratmeter, in denen wir früher mal gewohnt hatten, mussten doch sinnvoll zu nutzen sein.“ Von eigenen VerkaufsErfahrungen auf Flohmärkten entnervt und von positiven Erlebnissen in Kinder-SecondHand-Shops inspiriert, entstand „JoJo“. „Ich habe alle meine Freundinnen aufgefordert, mir ihre aussortierten Kindersachen zu bringen, um einen Anfangsbestand zu haben“, erinnert sich Tegeler. Auch wenn am Eröffnungstag noch niemand kam, sprach sich die Geschäftsidee schnell herum. „Frauen sind schließlich genial, wenn es um Mundpropaganda geht.“ Inzwischen kann sie längst nicht mehr alles annehmen, was angeboten wird und hat über 400 „Lieferanten“… Stolze Unternehmerin: Kerstin Tegeler zeigt in ihrem Augustdorfer Laden ihre Second-Hand-Mode für Kinder. FOTO: CASTRUP 12370401_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 16 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Studenten forschen nach innovativen Produkten Mayonaise ohne Ei: In der Lebensmitteltechnologie gibt es viele Anknüpfungspunkte zur Industrie Von Marlen Grote Die Hochschule OstwestfalenLippe kooperiert in vielen Bereichen der Ausbildung eng mit der Wirtschaft. In diesen Genuss kommen beispielsweise die Studierenden der Lebensmitteltechnologie. Lemgo. Die Lebensmittelindustrie ist in der Region Ostwestfalen-Lippe vielfach vertreten, ein wichtiger Standortfaktor für den Fachbereich 4 „Life Science Technologies“ der Hochschule OWL. Dieser Fachbereich umfasst unter anderem die Lebensmitteltechnologie mit den Studienschwerpunkten Fleisch-, Getränke- sowie Back- und Süßwarentechnologie. Auch der Lehramtsstudiengang an Berufskollegs mit den Fachrichtungen Lebensmitteltechnik und Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaft gehört dazu und wird in Kooperation mit der Uni Paderborn angeboten. Bei ihrer Ausbildung arbeiten die Studierenden eng mit der Wirtschaft zusammen. Die ersten drei Fachsemester stünden zwar ganz im Zeichen theoretischer Grundlagen, aber schon in dieser Zeit könnten Studierende erste Praxiserfahrung sammeln: Die neu eingerichtete „LebensmittelWERKSTATT“ biete bereits im ersten Semester die Möglichkeit, in kleinen Gruppen an konkreten Fragestellungen der Produktentwicklung zu arbeiten. Aufgaben, wie das Herstellen einer „Mayonnaise ohne Ei“ oder von „Schaumküssen mit Herz“, würden die Nachwuchskräfte motivieren und erste Möglichkeiten bieten, Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen, schildert erklärt Prof. Dr. Thomas Gassenmeier, Prodekan des Fachbereichs 4. Denn die Lebensmittelindustrie könne hier eigene Projektvorschläge einreichen und die Forschung durch Sponsoring fördern. Im Gegenzug könnten sie Studie- Große Maschinen: Diplom-Ingenieurin Maike Hölscher und Prof. Dr. Thomas Gassenmeier schauen im Labor der Fleischtechnologie auf einen Injektor zur Herstellung von Kochschinken an. Solche FOTO: GROTE Geräte werden von Firmen zu Verfügung gestellt. rende bereits ganz zu Beginn ihrer Laufbahn kennenlernen und als zukünft ige Mitarbeiter für ein Duales Studium im Fachbereich gewinnen. Darüber hinaus würden Unternehmen die Hochschule durch das Sponsoring von Zutaten für die Lebensmittelproduktion fördern. Auch Maschinen und Laboreinrichtungen würden von Firmen gestellt: „Es ist für die Betriebe auch ein Gewinn, wenn neuartige Maschinen auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden und die zukünftigen Mitarbeiter den Umgang mit den Geräten schon im Studium lernen können“, erklärt Prof. Dr. Thomas Gassenmeier den Nutzen solch kostspieliger Spenden für die Unternehmen. Viele Studierende würden außerdem Projekt- und Abschlussarbeiten in Kooperation mit Betrieben anfertigen und stellen so schon während ihrer Ausbildung ihr Wissen und ihre Kreativität der Wirtschaft zur Verfügung. Regionale und überregionale Lebensmittelbetriebe könnten auch wissenschaft liche Dienstleistungen des Instituts für Lebensmitteltechnologie NRW (ILT.NRW) an der Hochschule nutzen und seien vielfach an dort laufenden Projekten beteiligt. Anwendungsorientierte Forschung und Lehre gehe hier in Serviceleistungen über, die auch Unternehmen ohne eigene Forschungseinrichtungen zur Entwicklung und Optimierung von Produkten und Produktionsverfahren nutzen könnten. Reststoff vermeidung und -verwertung, Lebensmittelsicherheit sowie Fragen der Analytik und Technologie seien hier aktuell besonders wichtige Forschungsbereiche, betont Gassenmeier. Produktentwicklungen seien Im Labor: Maximilian Behler (Student der „Life Science Technologies“) und Linda Oppermann (Mitarbeiterin der Getränketechnologie) arbeiten am Glasfermenter, der zu einem Gär- und Zapfsystem für Wasserkefir umgebaut wurde. eine häufige Form der Zusammenarbeit von Firmen, Startup-Unternehmen mit Studierenden und dem ILT.NRW. Ein erfolgreiches Beispiel aus dem vergangenen Jahr, das im In- und Ausland zu einem erheblichen Medieninteresse geführt habe, sei die Entwicklung des chlorophylinhaltigen Getränkes „Papatürk“, das gegen Essensgerüche wirken soll. Im Rahmen eines studentischen Projektes war in mehreren Schritten die Entwicklung am Institut bis zu einer ersten Mustercharge bearbeitet und dann für die ersten Verkaufschargen mit einem Getränkehersteller in der Region zusammengearbeitet worden. Inzwischen sei für dieses Produkt ein eigenes Unternehmen gegründet und es erfolgreich in den Markt ein- Ausbildung von Lehrern ist für die Wirtschaft wichtig geführt worden. Aktuell werde an weiteren Grundlagen für zukünftige lebensmitteltechnologische Innovationen gearbeitet. Beispielhaft werde im Rahmen eines geförderten „FHprofUnt-Projektes“ der Biotechnologie ein neues natürliches, breit einsetzbares und stabiles Trübungssystem auf Citrusbasis für Getränke entwickelt.Der Lehramtsstudiengang biete sich insbesondere für eine wissenschaft liche Weiterbildung an: die Studierenden hätten meistens bereits eine abgeschlossene Ausbildung und Berufserfahrung im Lebensmittelbereich. Die Ausbildung von Lehrkräften sei für die Wirtschaft wichtig, um weiter qualifizierten Nachwuchs ausbilden zu können, unterstreicht der Prodekan. Seit dem Wintersemester 2013/14 besteht zudem die Möglichkeit für ein berufsbegleitendes duales Studium der Lebensmitteltechnologie, das FOTO: HOCHSCHULE OWL durch einen Kooperationsvertrag zwischen Hochschule und Betrieb ermöglicht wird. Eine Ausbildung ist Grundlage dafür. Die Studierenden bleiben in Teilzeit berufstätig und studieren parallel. „Die Verzahnung mit der Wirtschaft ist für den Fachbereich enorm wichtig“, zieht Gassenmeier Bilanz. Der Hochschule sichere die Kooperation die Grundlage für Forschung und Lehre auf hohem Niveau. Die Studierenden lernten praxisbezogen und knüpftenwertvolle Kontakte. Ein „Geben und Nehmen“, wie Gassenmeier betont, bei dem jeder gewinne. 12853301_800114 12527001_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 18 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Das Erfolgsprinzip der „kurzen Wege“ Wie „H2O Gebäudetechnik“ vom direkten Kontakt zum Kunden profitiert „Pioniermentalität“ ist hilfreich: Die Geschäftsführer Torsten Lutter (links) und Thorsten Kretzschmann sind in ihrem Unternehmen auf reisewillige Monteure angewiesen. FOTOS: BECKSCHÄFER Von Andreas Beckschäfer Klein genug, um Großes zu leisten: Aus dem Nachteil, im Vergleich zu Mitbewerbern von überschaubarer Größe zu sein, hat der Mittelständler „H2O Gebäudetechnik“ seine bedeutendsten Vorzüge entwickelt. 12896101_800114 Täglich ein vielseitiges Angebot im Anzeigenteil Ihrer Tageszeitung! Bad Salzuflen. „Flexibilität, Spontanität, persönlicher Kontakt“, zählt Thorsten Kretzschmann die entscheidenden Faktoren auf, in denen er die wesentliche Grundlage für die positive Entwicklung seines Unternehmens sieht. Gemeinsam mit dem zweiten Geschäftsführer Torsten Lutter hat er eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die nicht den üblichen Vorgaben des Marktes folgt. „Je größer, je konkurrenzfähiger“ heißt eines dieser ungeschriebenen Gesetze im Dienstleistungssektor. „Schnelle Reaktionszeit durch überschaubare Strukturen“, setzen die zwei Unternehmer dem entgegen. Der Schritt in die Selbstständigkeit im Jahr 2000 sei unter den damaligen Gegebenheiten „eigentlich völlig geisteskrank“ gewesen, sagt Thorsten Kretzschmann rückblickend. Als Führungskräfte eines Großunternehmens erlebten die zwei Existenzgründer damals die Insolvenz ihres Arbeitgebers. „Natürlich haben die Banken gefragt, weshalb wir der Meinung waren, auf einem hart umkämpften Markt besser Viel unterwegs: Für Kunden- diensttechniker Ralf Kluckhuhn gehört die ständige Erreichbarkeit im Notfall zum Job. bestehen zu können“, erinnert sich der 46-Jährige. Eine Antwort auf diese Frage ergab sich aus der Analyse des Niedergangs: „Mit dem stetigen Wachstum war die Übersicht verlorengegangen.“ Überzeugen konnten Lutter und Kretzschmann ihre Finanzgeber dann mit einem Konzept, das vor allem auf einem unterschätzten „weichen“ Wert fußte: dem direkten Kontakt zum Kunden. Auch für ihr einst mit zehn Mitarbeitern gegründetes Unternehmen gab es eine Wachstumsstrategie. Jedoch eine, die eine klare Obergrenze zog – die mit dem Anwachsen auf fünfzig Mitarbeiter mittlerweile erreicht ist. „Aus unserer Sicht ist dies die optimale Größe, um den unterschiedlichsten Anforderungen gerecht zu werden und dennoch das Prinzip der kurzen Wege einhalten zu können“, schildert Kretzschmann. „Wir sind so immer in der Lage, zügig auf Kundenwünsche oder etwaige Schwierigkeiten auf unseren Baustellen zu reagieren, ohne dass dafür erst einmal ein gewaltiger Verwal- tungsapparat in Gang gesetzt werden müsste“, erläutert er die Unternehmensphilosophie, zu der auch die ständige Erreichbarkeit in Notfällen gehört und zwar tags wie nachts. Den direkten Draht zu den Verantwortlichen schätzen Auft raggeber wie die Diakonie in Detmold, für die H20 die komplette Haustechnik in Altenheimen plant und umsetzt. Und auch große Industriebetriebe wie Miele und Hörmann, für die H20 schon die Gebäudetechnik für Produktionshallen im europäischen Ausland installiert hat, verlassen sich auf die Flexibilität des Unternehmens. „Für solche Projekte sind wir natürlich auch auf fähige und reisewillige Monteure angewiesen“, weiß Thorsten Kretzschmann um die Basis des Erfolges. „Eine gewisse Pioniermentalität bei unseren Mitarbeitern ist da sicher hilfreich“, nennt er eine Voraussetzung für Montagearbeiten, die schon bis in die entlegensten Gegenden Rumäniens führten. Entsprechende Fachkräfte zu finden, sei indes nicht zuletzt aufgrund der ländlichen Struktur der Region immer schwieriger. Und auch die Abwanderung von Facharbeitern in die – meist besser zahlende – Industrie erschwere die Suche nach geeigneten Kräften für das Handwerk. Ein Weg, dieser Entwicklung Herr zu werden, ist die Ausbildung: Sieben Azubis lernen im Betrieb. „Dies ist sicherlich die beste Möglichkeit, um Mitarbeiter zu gewinnen, die mit unseren Anforderungen klar kommen“, glaubt Kretzschmann. Dass diese Anforderungen mitunter sehr speziell sein können, zeigt ein Beispiel aus dem Alltag: „Als bei einer Wohnungsanlage in Bielefeld im Winter die Heizungsanlage ausfiel und 300 Bewohner ohne Warmwasser auskommen mussten, fehlte zur Reparatur ein Bauteil. Das gab es nur in Hamburg, also haben wir angesichts der Dringlichkeit einen Monteur ins Auto gesetzt, der es dort persönlich abgeholt hat“, erzählt Kretzschmann. Auch so lässt sich das Erfolgsprinzip der „kurzen Wege“ also interpretieren... Handwerkerschaft zieht an Blomberger Straße Ein Jahr nach der Fusion ist die Bilanz der Lipper und Paderborner positiv Detmold. Nach einem Jahr der gemeinsamen Arbeit haben Peter Gödde als Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe und Gerd Töpper als Kreishandwerksmeister in Lippe eine positive Bilanz der Fusion gezogen. In Lippe will man die Präsenz durch den Umzug in ein neues Gebäude unterstreichen. Der Service für die rund 1200 Lippischen Handwerksbetriebe in den 16 Innungen sei ausgebaut worden, sagen beide. Im Domizil an der Bismarckstraße in Detmold gebe es jetzt eine eigene Rechts- und eine eigene Ausbildungsberatung sowie einen eigenen Arbeitssicherheitstechnischen Dienst. Zudem sei die innere Struktur nun effektiv geordnet, unterstreicht Kreishandwerksmeister Gerd Töpper. Das habe dazu geführt, dass die Innungen der Elektrotechnik und der Maler ihre Geschäftsführung jetzt wieder der Kreishandwerkerschaft anvertraut hätten. „Wir sind auf dem richti- 13013301_800114 gen Weg“, so Peter Gödde. Das gegenseitige Vertrauen sei vorhanden und trage für die weitere Arbeit. Die soll sich nicht mehr im „Haus der Immobilie“ abspielen, in die die Handwerkerschaft nach dem Verkauf des alten Domizils an der Paulinenstraße umgezogen war. Vielmehr soll die ehemalige Landeszentralbank an der Blomberger Straße ab Oktober 2014 vom „Haus der Volksbank“ zum neuen „Haus des Handwerks“ werden. 500 000 Euro will die Kreishandwerkerschaft dort investieren, um die Büros der unter Leitung von Ludgerus Niklas stehenden Geschäftsstelle in den dann für 15 Jahre angemieteten Räumen unterbringen zu können. Dort sei man sowohl stadtnah als auch mit einer guten Verkehrsanbindung in die Region versehen. Den Umbau sollen natürlich heimische Unternehmen vornehmen. „Das lippische Handwerk ist leistungsstark und kann das“, weiß Gerd Töpper. (te) Wird „Haus des Handwerks“: 500 000 Euro will die Kreishandwerkerschaft in die ehemalige LandesFOTO: PREUSS zentralbank in Detmold investieren. Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 19 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Die Nachwuchssuche wird zum Kernthema der Betriebe Dennoch schauen die meisten Branchen des lippischen Handwerks positiv in die Zukunft Von Thorsten Engelhardt Nie war der Boden des Handwerks goldener als jetzt. So lesen sich die Verlautbarungen der Handwerkskammer. Auf dem lippischen Boden der Tatsachen stellt sich die Lage grundsätzlich gut, aber differenzierter dar. Detmold. Zu schlechter Stimmung haben weder Kreishandwerksmeister Gerd Töpper noch der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Detmold, Peter Gödde, Anlass. Insbesondere den Ausbau-Gewerken geht es gut, der Geschäftsklima-Index hat einen historischen Höchststand erreicht. „Wenn wir jammern, dann auf hohem Niveau“, sagt Gödde. Aber nicht alle Handwerksbranchen schwämmen auf der Welle des Erfolges. Das Kraftfahrzeug- und das Lebensmittelhandwerk seien Beispiele dafür. Insbesondere den Bäckern und Konditoren mache der Preisdruck durch Supermärkte, Discounter und Billig-Backshops zu schaffen. Nicht zuletzt deshalb sind einige Traditionsbäckereien in Lippe bereits vom Markt verschwunden. An anderer Stelle, beispielsweise beim Backunternehmen Dröge aus Detmold, ist der Konzentrationsprozess spürbar. Das Unternehmen ist von „Karlchens Backstube“ aus Löhne übernommen worden, die Produktion wird in Löhne fortgeführt. Gerade im Lebensmittelbereich seien die Verbraucher eben nicht dazu bereit, mehr Geld als nötig auszugeben, hadert Peter Gödde. Aber was in Deutschland produziert werde, habe nun mal einen höheren Preis, denn hier würden auch höhere Löhne gezahlt als an- Nachwuchsförderung: Die Handwerkerschaft will intensiver für die Ausbildung werben. derswo, merkt Gerd Töpper an. Auf Dauer sei es für die Betriebe schwierig, wenn die Löhne zwar stiegen, aber die Preise nicht mitgehen könnten. 70 Prozent der Handwerksunternehmer erwarteten auch für die Zukunft, dass sie die Preise nicht erhöhen könnten, ergänzt der Hauptgeschäftsführer. Daher rührten Klagen über die Ertragslage. Auch das gehöre zum Gesamtbild hinzu, wenngleich beide, der lippische Kreishandwerksmeister und der aus Paderborn kommende Hauptgeschäftsführer, eben genauso betonen, dass in anderen Be- reichen die Auftragsbücher voll sind. Mehr Chancen als Risiken bringe für die Handwerker des Ausbaugewerbes zum Beispiel die Energiewende – und zwar auf unterschiedlichen Ebenen. So lasse sich die Energieeffizienz der Betriebe selbst noch erheblich steigern, um die Kostensteigerung zu begrenzen, gleichzeitig sei das Know-how der Handwerker auch bei den Kunden gefragt. „Da ist viel Musik im Thema“, freut sich Gerd Töpper. Für die Handwerker werde dabei immer wichtiger, nicht nur eine bauliche Leistung an- ARCHIVFOTO: LZ zubieten, sondern dem Kunden gleich das gesamte RundumPaket zu schnüren, inklusive Beratung über Finanzierungsmöglichkeiten et cetera. Handwerker spüren ein Imageproblem Intensiver indes beschäft igt die beiden Vertreter der unterschiedlichen Innungen und Gewerke die Frage nach dem Nachwuchs. Die Zahl der Lehrverträge sei deutlich zurückgegangen. Rund neun Prozent weniger junge Menschen befänden sich seit August im ersten Lehrjahr als noch ein Jahr zuvor. Große Probleme gebe es beispielsweise bei den Lebensmittel-Verkaufsberufen und im Metallhandwerk. An Ausbildungsbereitschaft mangele es nicht, die Betriebe fänden einfach nicht mehr genügend Azubis, sucht Peter Gödde nach einer Erklärung. Bei der Ursachenforschung sei man auf etwas Beunruhigendes gestoßen. Weder Eltern, noch Schüler oder Lehrer hätten heute noch eine Vorstellung vom Beruf eines Handwerkers. Offenbar sei er aus der Alltagswelt der Menschen irgendwie verschwunden. Stattdessen gebe es den Trend, möglichst lange im schuli- schen Bildungssystem zu bleiben und den höchstmöglichen Abschluss zu erreichen. Das Interesse an der Dualen Ausbildung gehe zurück. „Wir müssen uns was einfallen lassen“, sagt Peter Gödde. „Wir haben ein Imageproblem“, analysiert Gerd Töpper. Das soll nun behoben werden. Ausbildungsberaterin Kristin Sommer soll in den Schulen für das Handwerk werben und die Vorteile der Ausbildung dort herausstellen. Der erste Ansatz, Handwerk und Nachwuchs in Berührung zu bringen, fasst indes schon sehr viel früher. So berichtet Gerd Töpper von einem Malwettbewerb zum Thema Handwerk, an dem sich mehr als 200 Kindergartenkinder beteiligt hätten. Gödde sieht eine der Hauptaufgaben der Kreishandwerkerschaft darin, die einzelnen Betriebe bei der Personalrekrutierung zu unterstützen. „Denn sonst haben wir in fünf Jahren ein großes Problem, weil uns die Leute fehlen.“ Die Nachwuchsgewinnung werde das Kernthema der nächsten Jahre sein. Dabei eröff ne eine handwerkliche Ausbildung doch beste Chancen auf Weiterbildung und die Karriere als der eigene Chef. „Wir haben aber versäumt, deutlich zu machen, wie durchlässig das System ist dund welche Aufstiegsmöglichkeiten es gibt“, sagt Peter Gödde selbstkritisch. Die könnten sich beispielsweise bieten bei der Übernahme eines alt eingesessenen Betriebes. Rund 30 Prozent der lippischen Unternehmen seien in den nächsten fünf Jahren in der Frage der Betriebsnachfolge gefordert. Aber zur Unternehmensnachfolge gehöre eben vieles, ein komplexes Thema tue sich da auf, sagt Gödde. Zum einen benötige es Verantwortungsbewusstsein und Risikobereitschaft bei den Übernehmern, zum anderen dächten aber auch die alten Firmenchefs zu spät über die Zukunft ihres Betriebes nach. „Drei bis fünf Jahre muss man sich mit dem Thema beschäftigen“, mahnt Gödde. Gleichwohl halten beide nichts davon, weitere Handwerksbranchen vom Meisterzwang zu befreien. „Meister sind nicht nur fachlich fit, sondern auch in kaufmännischen Bereichen und Unternehmensführung geschult“, sagt Peter Gödde. Die Liberalisierungsbestrebungen der Vergangenheit hätten zwar eine große Zahl neuer Betriebe hervorgebracht, die aber oft nicht lange bestanden hätten. „Die Qualität kommt auch durch den Meister“, sagt der Kreishandwerksmeister Gerd Töpper. Kreishandwerksmeister: Hauptgeschäftsführer: Töpper. Gerd FOTOS: PRIVAT Gödde. Peter FOTO: PRIVAT 10020 11992301_800114 Viele Menschen erreichen mit Anzeigen in Ihrer Tageszeitung! 11966801_800114 48915301_800113 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 20 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Jugendliche und Betriebe treffen sich Ausbildungsplatzbörse im Berufskolleg Detmold. Schon wenige Minuten nach der Eröff nung der Ausbildungsplatzbörse glich die Mensa des Dietrich-Bonhoeffer-Berufskollegs einem Bienenschwarm. Rund 2000 junge Lipper, die noch keinen Ausbildungsplatz sicher hatten, nutzten Ende Januar das Angebot der Detmolder Arbeitsagentur. Die Jugendlichen, für die im Sommer der Wechsel von der Schule ins Berufsleben bevorsteht, drängelten sich vor dicht behängten Stelltafeln, an denen die Arbeitsagentur Informationszettel über gut 600 offene Ausbildungsstellen ausgehängt hatte. Neben dieser eher nüchternen Möglichkeit, einen Überblick über die aktuelle, regionale Ausbildungssituation zu gewinnen, ging es an den Ständen einiger lippischer Arbeitgeber direkter zur Sache. Rund 20 mittelständische Unternehmen waren diesmal auf der Ausbildungsplatzbörse ver- treten. Vom Bauelemente-Fertiger „BE“ aus Greste bis zum Fertigmahlzeiten-Hersteller „Prima Menü“, ebenfalls aus Leopoldshöhe. Letzterer war mit dem Angebot von zwei offenen Ausbildungsplätzen zur „Fachkraft für Lebensmitteltechnik“ erstmals zu der Detmolder Kontaktbörse gereist und begeistert über das Interesse der Messebesucher. „Schon in der ersten halben Stunde hatten wir acht ernsthafte Nachfragen“, erzählte Produktionsleiter Stefan Christ, der zusammen mit Lebensmitteltechniker Jürgen Nickel den Interessenten Rede und Antwort zu den Tätigkeiten in dem rund 100 Mitarbeiter zählenden Betrieb stand. „Unsere Erfahrung zeigt, dass die ausstellenden Betriebe hier auch ihre neuen Auszubildenden finden“, freute sichBettina Kreiling, Teamleiterin Arbeitgeber-Service von der Arbeitsagentur. (bp) Kontaktaufnahme: Newroz Abusaid und Manifa Yalein interessie- ren sich für eine Ausbildung zur Altenpflegerin – Brigitte Strätner und Renate Reineke beraten die Schülerinnen am Stand der Altenheime des Kreises Lippe (von links). FOTO: PREUSS Haargenau in den richtigen Job vermittelt Wie Hatice Madanoglu mit Hilfe der Arbeitsagentur ihre Bestimmung findet Jahrelang hatte Hatice Madanoglu in verschiedenen Berufen gearbeitet: als Service-Kraft, als Bäckereifachverkäuferin… Nun hat sie ihre Bestimmung gefunden. Detmold. Haargenaue Vermittlung der Detmolder Arbeitsagentur war gefragt. Wer Hatice Madanoglu heute beim Haare waschen, schneiden, färben, tönen, oder föhnen beobachtet, spürt ganz deutlich: „Diese Frau hat ihre berufliche Bestimmung gefunden“, wie die Agentur für Arbeit in einer Pressemitteilung schreibt. Hatice Madanoglu hatte ihre Ausbildung zur Friseurin 1996 erfolgreich absolviert und anschließend bis 1998 im Beruf gearbeitet. „Doch seitdem nie wieder, und ich war entsprechend unsicher, ob ich überhaupt jemals wieder in einem Friseursalon würde Fuß fassen können“, so Madanoglu. Dorit Rosenberg, Arbeitsvermittlerin der Detmolder Arbeitsagentur, erinnert sich noch sehr gut an ihr erstes Beratungsgespräch mit der gelernten Friseurin, als diese im Sommer 2013 arbeitslos wurde und zügig eine neue Anstellung suchte. „Ich habe Frau Madanoglu gefragt, ob sie wieder als Friseurin arbeiten möchte. Hintergrund war der lokale Arbeitsmarkt, der sich für Friseure in jüngster Zeit deutlich verbessert hat und spürbare Bedarfe aufweist.“ Die junge Mutter, die zwingend in Teilzeit Arbeit suchte, traute sich einen Wiedereinstieg doch zunächst überhaupt nicht zu. „Ich war sehr ängstlich, weil ich doch so lange aus dem Beruf heraus war“, so Madanoglu, die allerdings den Argumenten ihrer Arbeitsvermittlerin aufgeschlossen Neuer Job, neues Leben: (von links) Sabine Esser („style & more“), Hatice Madanoglu, Dorit Rosenberg und Jennifer Fleckney.FOTO:PRIVAT gegenüber war: „Frau Rosenberg hat mich mehrfach ermutigt und mir meine Chancen vor Augen geführt, die ich am aktuellen Arbeitsmarkt und in Teilzeit habe; zudem die besseren Verdienstmöglichkeiten als Friseurin und größere Flexibilität bei den Arbeitszeiten und dem wohnortnahen Arbeitsort“, erinnert sich Madanoglu. Arbeitsvermittlerin Rosenberg wollte die Ängste vor dem Wiedereintritt in den erlernten Beruf zerstreuen und schlug vor, mit Hilfe des Arbeitsgeber-Service der Detmolder Arbeitsagentur einen Arbeitgeber zu finden, bei dem Probearbeiten möglich wäre. Jennifer Fleckney vom Arbeitgeber-Service fand den passenden Arbeitgeber: „style & more“ im Marktkauf in Horn. Sabine Esser, Regionalleiterin von „style & more“: „Die Probearbeit lief dermaßen gut, dass wir Hatice sofort danach eingestellt haben.“ Esser, die in Zusammenarbeit mit der Detmolder Arbeitsagentur immer wieder motivierte Friseure sucht, ermutigt ausgebildete Friseure, sich zu bewerben: „Mit unseren flexiblen Arbeitszeitmodellen können wir Beruf und Familie bestens vereinbaren.“ Das kann Hatice Madanoglu nur bestätigen: „Ich arbeite jetzt 24 Wochenstunden an vier Tagen: Da bleibt noch Zeit für die Familie und für meine große Leidenschaft – im Internet neue Haartrends und Schnitte anzuschauen!“ Offene Ausbildungs- und Arbeitsstellen nimmt der Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit Detmold jederzeit gerne zur Vermittlung auf. Kontakt unter der kostenfreien Telefon-Hotline: ☏ (0800) 4 5555 20. Eine Region mit Zukunft – Wirtschaftsstandort Kreis Lippe Das familiengeführte Unternehmen MSF-Vathauer Antriebstechnik ist der Technologieführer für die dezentrale Antriebsautomatisierung und kundenspezifischen Antriebslösungen. Seit 35 Jahren entwickeln, produzieren und vertreiben wir mechatronische Antriebslösungen. Wir bieten von Getriebemotoren, elektronische Motorstarter, Frequenzumrichter und Sondermotoren Lösungen aus einer Hand. Wir sind spezialisiert auf Frequenzumrichter mit innovativen Dezentralisierungssystemen für die Energie- und Feldbusverteilung sowie maßgeschneiderte Sonder-Frequenzumrichter. • Dezentrale Motorstarter oder Frequenzumrichter mit integrierten Energiebussystem für weitläufige Förder- und Intralogistikanlagen • Dezentrale Frequenzumrichter für komplexe und dynamische Anwendungen • Kundenspezifische Sonderlösungen • Steuereinheit zur dezentralen Automatisierung von Power&Free Förderanlagen • Edelstahlmotoren und Edelstahlgetriebe • Für die Chemische- und Nahrungsmittelindustrie • Für Feucht- und Naßanwendungen • Für Hygieneanwendungen • Getriebe und Motore • Sondermotoren und Antriebsauslegung • Kundenspezifische Sondermotoren • Ausgezeichnet mit dem Industriepreis 2013 • Dezentrale Frequenzumrichter für einfache Anwendungen • Kundenspezifische Sonderlösungen • Gewinner des OWL- Innovationspreises MARKTVISIONEN 2013 MSF-Vathauer Antriebstechnik GmbH & Co. KG Am Hessentuch 6-8 | 32758 Detmold | Tel: 05231-63030 | Fax: 05231-66856 eMail: [email protected] | www.msf-technik.de 11959801_800114 11964501_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 22 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Demografie und Digitalisierung Sparkassen-Vorstandsmitglied Arnd Paas und sein Blick auf die Wirtschaftsentwicklung der Zukunft Volkswirtschaftler analysiert die Lage Von Thorsten Engelhardt Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts. Die simple Erkenntnis des Volksmundes zeigt sich natürlich vor allem in wirtschaftlichen Beziehungen. Und wo sieht das Geld die Zukunftschancen der lippischen Wirtschaft? Detmold. Wenn Arnd Paas, Vorstandsmitglied der Sparkasse Paderborn-Detmold mit Sitz in Detmold, aus seiner Bürotüre tritt, schaut er in die Kundenhalle der Sparkassenzentrale an der Detmolder Paulinenstraße. Etliche Menschen sind dort unterwegs, erledigen ihre Bankgeschäfte, sprechen miteinander und handeln dann, sprich sie treffen Entscheidungen. Geld und Wirtschaft funktionieren nicht ohne Menschen. Auf die Menschen in Lippe kommen im Wirtschaftsleben Veränderungen zu, Arnd Paas fasst sie in zwei Worte: „Demografie und Digitalisierung.“ Beides gehe miteinander einher, da ist er sich sicher. Die Auswirkungen werden in vielfältiger Art zu spüren sein, positiv wie negativ, sagt der Sparkassenvorstand. Auf der „Haben“-Seite steht dabei für den Banker der Produktionsstandort Lippe, der ganz besonders in der Elektroindustrie seine Stärken hat und über das Intelligenzcluster „It’s OWL“ bei dem Thema „Fabrik der Zukunft“ ganz vorn unterwegs ist. „Elektrotechnik ist ein Thema der Zukunft“, sagt Paas, und die intensive internationale Orientierung der starken heimischen Akteure auf diesem Markt sorge dafür, dass eben diese Flaggschiffe der Branche auch weiterhin hellwach blieben. Gleichzeitig seien sie keine Eurokrise bleibt latente Bedrohung Lobt Lippes Lebensqualität: Arnd Paas, Mitglied des Vorstandes der Sparkasse Paderborn-Detmold. anonymen Kapitalgesellschaften, sondern oft mals von Familien getragen, die sich klar zur Region bekennen – ein großer Vorteil. Für den Sparkassenvorstand ist das ein Fundament, auf dem die Region aufbauen kann – und aus dem sich Neues entwickeln lässt. Den Schlüssel dazu sieht er in einer engen Verzahnung von Forschungsund Bildungseinrichtungen mit Gründern und den etablierten Unternehmen. Sein Blick richtet sich dabei nicht zuletzt auf die Ansätze, die die lippischen Hochschulstandorte in Detmold und insbesondere in Lemgo bereits gebildet haben. Lippe habe auch künftig Chancen, wenn es auf diese Weise aus der Wirtschaft heraus der Erneuerungsprozess weitergeführt werde, sagt Arnd Paas. Die Aufgabe der Banken sieht er nicht zuletzt darin, diesen Prozess zu moderieren, Ideen und Menschen zusammenzubringen – wie in der Kundenhalle. Doch Paas’ Blick ist nicht nur optimistisch. Unter den Stichworten Demografie und Digitalisierung sieht er auch weniger günstige Entwicklungen, insbesondere für kleine Handelsbetriebe in eher ländlich strukturierten Gegenden. Wie bei der Gesundheitsversorgung, so bilde sich auch beim Handel immer stärker eine Zentralisierung heraus – und gleichzeitig blieben die Anforderungen in Bezug auf Leistung und Service hoch. „Ein Stückchen Mehrwert zum anonymen Kauf im Internet zu bieten, das ist die Chance, um zu bestehen“, befindet er. Bei der Lebensqualität hat Lippe für ihn aber ganz klar die Nase vorn: Bildungslandschaft, Kulturangebot und Infrastruktur für Familien sowie Preisniveau und die reizvolle Landschaft bilden seiner Auffassung nach ein sehr attraktives Umfeld, mit dem sich wuchern lässt. „Hier lässt man doch seine Kinder gern aufwachsen“, sagt der Familienvater mit Überzeugung. FOTO: ENGELHARDT Nummer 1 in OWL Die Sparkasse PaderbornDetmold firmiert nach der Fusion zum 1. Januar 2012 unter diesem Namen. Das Kreditinstitut rangierte 2012 auf Platz 30 der Sparkassen in Deutschland und ist die vom Volumen her größte Sparkasse in OWL. Das Geschäftsvolumen betrug nach eigenen Angaben 2012 rund 6,6 Milliarden Euro. Das Geldhaus beschäftigte 1384 Mitarbeiter. Vorstandsvorsitzender ist Hans Laven, neben Arnd Paas gehören Hubert Böddeker und Andreas Trotz dem Vorstand an. (te) Detmold. „Deutschland ist seit 2010 in Europa zur Konjunkturlokomotive geworden. Für das laufende Jahr liegen die seriösen Prognosen für die Zuwachsrate des realen Bruttoinlandsprodukts zwischen 1,6 und 1,9 Prozent“, das sagt Prof. Dr. Wolfgang Wiegard, Universität Regensburg. Der emeritierte Professor für Volkswirtschaftslehre und Mitglied des Wissenschaft lichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen sprach auf Einladung der Sparkasse Paderborn-Detmold jetzt im Rahmen der Reihe „Konjunktur & Kabarett“. Sein Vortrag stand unter dem Titel: „Konjunktur 2014 und Wirtschaftspolitik in der neuen Legislaturperiode: Anpfiff oder Abpfiff?“ Nach ihm betrachtete Kabarettist Ingo Börchers das Thema durch die Satire-Brille. Nach Wiegards Prognose kehren 2014 auch die meisten anderen Volkswirtschaften der Währungsunion auf einen moderaten Wachstumspfad zurück. Vor allem der Arbeitsmarkt entwickele sich in Deutschland sehr positiv: Die Arbeitslosigkeit ist seit Jahren rückläufig und die Erwerbstätigkeit erreicht Höchststände. Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sieht Wiegard, der auch zehn Jahre lang Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaft lichen Entwicklung war, laut einer Pressemitteilung der Sparkasse unter anderem in einem Ausstieg aus der sehr lockeren Geldpolitik und einem erneuten Aufflackern der Krise der Währungsunion. Zwar hätten sich die Finanzmärkte – vor allem aufgrund des „Outright- Monetary“-Programms (OMT, Aufkauf von Staatsanleihen) der Europäischen Zentralbank, aber auch wegen verbesserter konjunktureller Aussichten – beruhigt, aber die Krise ist keineswegs überwunden. Für Griechenland werde es einen weiteren – versteckten – Schuldenschnitt geben, ist sich Wiegard sicher. Die ausstehende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zum OMTProgramm könne zudem zu erheblichen Turbulenzen an den Finanzmärkten führen. Inflationsraten und Renditen sicherer Anlagen dürften seiner Ansicht nach in den nächsten Jahren niedrig bleiben. Für den Anleger bedeute dies, dass sichere Anlagen zu einem realen Vermögensverlust führten. Akzeptable Renditen ließen sich nur bei Übernahme eines gewissen Risikos erzielen. Für längerfristig orientierte Anleger böten sich vor allem Unternehmensbeteiligungen, Immobilien und gegebenenfalls Unternehmensanleihen an. Eine große Blase auf den deutschen Immobilienmärkten sei nicht zu erwarten, wird Wiegard in der Pressemitteilung der Sparkasse zitiert. Die Große Koalition ist für den Referenten enttäuschend gestartet. Er schloss sich dem Urteil der „Wirtschaftsweisen“ an, wonach der Koalitionsvertrag eine „rückwärtsgewandte Wirtschaftspolitik“ enthalte. Die Reformen der Rentenversicherung belasteten Beitragsund Steuerzahler erheblich. Die Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns sei kritisch zu sehen. Von grundlegenden Steuer-Reformen habe sich die „GroKo“ verabschiedet. 12258501_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 23 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 INTERVIEW „Regionen sollten gemeinsam an der Identität OWL arbeiten“ Die Volksbank-Vorstände Dr. Ulrich Bittihn und Günter Vogt sprechen über die Zusammenarbeit über den Teutoburger Wald hinweg Für mehr Kooperationen über den Teutoburger Wald hinweg spricht sich der Vorstand der Volksbank Paderborn-HöxterDetmold aus. So ließen sich die jeweiligen Stärken am besten für die gesamte Region nutzen. Detmold. Dr. Ulrich Bittihn als Vorstandsvorsitzender der Volksbank Paderborn-HöxterDetmold und sein Stellvertreter Günter Vogt haben Erfahrung in diesem Thema. 2007 haben sie die Volksbanken Paderborn und Detmold zusammengeführt. Ein Denken in „hüben und drüben“ führe nicht mehr weiter, sagen sie. Herr Dr. Bittihn, stellen Sie sich bitte vor, Sie stünden auf der Egge und schauten auf Lippe hinunter. Was für eine Wirtschaftsregion sehen Sie? Dr. Ulrich Bittihn: Zuallererst sehe ich ein starkes Stück unserer erfolgreichen Wirtschaftsregion OWL . In dieser Netzwerkregion steht der Kreis Lippe für einen agilen und ideenreichen Teil mit vielen traditionsreichen wie innovativen Unternehmen. Lippe überzeugt mit einem ausgewogenen Bran- Primus in der Region Mit einer Bilanzsumme von mehr als 4 Milliarden Euro ist die Volksbank PaderbornHöxter-Detmold mit Hauptsitz in Paderborn die größte Genossenschaftsbank der Region und nach eigenen Angaben eine der zehn größten Volksbanken Deutschlands. Die Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold zählt 820 Mitarbeiter. chenmix als Industrieregion genauso wie als Gesundheitsstandort. Die ansässigen Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind bestens mit der Wirtschaft vernetzt, was sichtlich ein hohes Innovationspotenzial garantiert. Genauso wie in den anderen Regionen unseres Geschäftsgebietes in den Kreisen Paderborn, Höxter, Gütersloh und der Stadt Bielefeld, ist die Wirtschaftsregion Lippe von vielen inhabergeführten Familienunternehmen geprägt, die sich eine hohe Reputation erarbeitet haben. Aber auch bei den sogenannten weichen Faktoren überzeugt Lippe als lebenswerte Region. Und natürlich sehe ich in der Wirtschaftsregion Lippe auch einen Teil der Geschichte unseres Hauses, denn die ehemalige Volksbank Detmold ist unsere älteste Wurzel. Oftmals erscheint der Teutoburger Wald als Mentalitätsscheide, es heißt, hüben wie drüben tickten die Uhren anders. Wie empfinden Sie das – fünf Jahre nach der Fusion der Volksbanken Paderborn-Höxter und Detmold? Günter Vogt: Als wir uns 2007 für die Fusion entschieden haben, wurde unser Schritt über die Gauseköte von vielen Seiten skeptisch betrachtet. Vorreiter gab es kaum. Und die Vorbehalte, ob zwei Regionen, die bis dato nicht wirklich zusammengehörten, in einem Institut zusammengebracht werden können, waren groß. Doch für uns stellte sich diese Frage nicht, weil „die Uhren“ ganz einfach nicht grundlegend anders ticken. Dr. Ulrich Bittihn: Ich ken- Günter Vogt: Beide Kreise sind starke Wirtschaftsregionen mit gleichermaßen soliden wie erfolgreichen Unternehmen. Die relevanten Strukturunterschiede liegen sicher in der Verkehrsinfrastruktur und in der Bevölkerungsentwicklung. Der Kreis Paderborn ist mit einer Kombination von regional und überregional vernetzter Verkehrsinfrastruktur, zu der auch der Flughafen Paderborn/Lippstadt gehört, besser aufgestellt als der Kreis Lippe. Was den demografischen Wandel angeht, zählt der Kreis Paderborn Prognosen zufolge im Vergleich zu Lippe zu den Wachstumsregionen. Der Lipper: Günter Vogt ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Volksbank. ne dieses Vorurteil, habe es aber ganz anders erfahren. In einer Zeit, in der gerade im europäischen Wettbewerb Regionen miteinander konkurrieren, bringt uns das Denken in Dörfern, Städten oder Kreisen, in „hüben wie drüben“, nicht mehr weiter. Mit der Fusion haben wir klare Signale gesetzt und waren sicher für die eine oder andere Institution, die nach uns diesen Schritt vollzogen hat, Vorbild. Insofern haben wir es mit als erste geschafft, die viel zitierte „Mentalitätsscheide“ zu überwinden und drei Kreise zum Vorteil der großen „Netzwerkregion“ OWL zusammenzubringen. Die Region Paderborn rangiert in den verschiedenen Wirtschaftsrankings meist vor Lippe. Was unterscheidet beide in ihrer Struktur? Dr. Ulrich Bittihn: Ein weiterer wesentlicher Unterschied zum Kreis Lippe liegt sicher darin, dass der Kreis Paderborn ein Oberzentrum beheimatet und damit einen der leistungsstärksten Orte der Region. 300 IT-Betriebe und zahlreiche internationale Spitzenunternehmen haben ihren Stammsitz in Paderborn. Damit gehört die Domstadt zu den Top 10 der deutschen IT-Standorte. Wissenschaft und Forschung profitieren von vier Hochschulen im Stadtgebiet, allen voran die Universität mit der besten Informatik-Fakultät Deutschlands. Was kann Lippe möglicherweise von Paderborn lernen und wo können wir Lipper den Paderbornern noch etwas beibringen? Dr. Ulrich Bittihn: Es geht weniger darum, voneinander zu lernen. Vielmehr ist es wichtig, dass sich beide Regionen noch stärker als Teil der Netzwerkregion OWL verste- Der Paderborner: Dr. Ulrich Bittihn ist der VorstandsvorsitFOTOS: VOLKSBANK zende. hen und über den viel zitierten Kirchturm hinausblicken. Gerade für die Zukunft ist es wichtig, nicht mehr nebeneinander zu bestehen, sondern die Herausforderungen gemeinsam anzugehen und sich optimal zu ergänzen. Es geht darum, den Mehrwert im Unterschied zu sehen und die jeweiligen Stärken für die gesamte Wirtschaftsregion zu nutzen. OWL ist längst kein Verwaltungskonstrukt mehr, sondern eine starke Wirtschaftsregion, die gleichermaßen als Wissenschafts- und Technologiestandort bundesweit überzeugt. Deshalb sollten beide Regionen eher noch stärker an der gemeinsamen Identität „OWL“ arbeiten. Die Volksbank fußt auf dem handwerklichen und gewerblichen Mittelstand, heute „kleine und mittlere Unternehmen“ genannt. Wie sehen Sie die Chancen dieser Unternehmen heute in einer globalisierten Welt? Günter Vogt: Gerade unsere mittelständischen Familienunternehmen haben sich in den letzten Jahrzehnten weltweit positioniert und trotzdem ihre lippische Identität nicht verloren. Und genau diese Unternehmen werden in einer entgrenzten und auch anonymer werdenden Welt immer wertvoller. Zu wissen, wo man hingehört, gibt Halt und Sicherheit. Wobei Regionalität dabei nicht in dem Sinne verstanden werden darf, dass man sich nach außen hin abschottet. Insofern stehen auch unsere Mittelständler vor der Herausforderung, die richtige Mischung aus regionaler Präsenz und einem starken Netzwerk im Rücken zu finden, den Kunden in seinem Umfeld gleichzeitig „Heimat“ und weite Welt zu bieten. Welche Rolle spielt Lippe in Ihren strategischen Geschäftsüberlegungen? Dr. Ulrich Bittihn: Lippe ist ganz klar eine der wichtigsten Wachstumsregionen für unser Haus, denn im Kreis Paderborn und im Kreis Höxter sind wir bereits Marktführer. Seit der Fusion 2007 ist es uns gelungen, unser Haus als die genossenschaft liche Alternative in Lippe zu etablieren. Gerade in der Finanzmarktkrise, als sich einige Institute aus dem klassischen Mittelstandsgeschäft zurückgezogen haben, waren wir gefragt und sind es heute mehr denn je. Denn wir bieten unseren Kunden hoch qualifizierte Dienstleistungen – kombiniert mit der Kenntnis des lokalen Marktes. Dass diese Möglichkeiten genutzt werden, beweist unter anderem das hohe Kreditwachstum. So konnte das Kreditvolumen im Unternehmenskundengeschäft seit der Fusion fast verdoppelt werden. Wo sehen Sie gute Chancen in und für die lippische Wirtschaft, vor welchen Risiken würden Sie warnen? Günter Vogt: Die Chancen der lippischen Wirtschaft liegen vor allem in der hohen Innovationsfähigkeit der Unternehmen, in der soliden Eigenkapitalausstattung und einer ausgeprägten Kooperationsbereitschaft. Auch die Haltung, mit der Wirtschaft in Lippe gestaltet wird, spielt eine große Rolle. Es ist ein Unterschied, ob Familienunternehmen, die nachhaltig über Generationen Werte schaffen und für die Zukunft sichern, oder Großkonzerne, die von Analysten und Aktionären von Quartal zu Quartal getrieben werden, eine Wirtschaftsregion dominieren. Nachholbedarf haben wir sicher bei der Verkehrsinfrastruktur. Für die Zukunft des Standortes Lippe ist es wichtig, dass die Breitbandversorgung gerade in den ländlichen Regionen zügig ausgebaut wird. Risiken bestehen sicher im Fachkräftemangel und in der demografischen Entwicklung. Letztlich kommt es darauf an, dass wir uns diesen Herausforderungen aktiv stellen und Wirtschaft und Politik an einem Strang ziehen. Die Fragen stellte LZ-Redakteur Thorsten Engelhardt 12285301_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 24 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Vathauer schafft Innovation durch Teilhabe Karl-Ernst Vathauer und sein Sohn Marc setzen auf mitdenkende Mitarbeiter Von Andreas Beckschäfer 11020301_800114 Ihr Partner für Kälte- und Klimatechnik in Lippe Pehle-Kältetechnik Paul-Gerhardt-Straße 15 32791 Lage Telefon 0 52 32/39 15 Fax 0 52 32/1 71 84 E-Mail: [email protected] 48509501_800113 Solarthermie – Photovoltaik Heizung – Lüftung – Sanitär Regenwassernutzung Regenw assernutzung Elektroinstallationen Elektr oinstallationen Daimlerstraße 21· 32791 Lage Tel. 05232/97959-0 · Fax 05232/2476 · www.wewers-solartechnik.de 47706501_800113 48458501_800113 Hier gibts das ServicePlus! + + + + KFZ-Meisterwerkstatt + Klima Reifen + Motorradreifen Felgen + Achsenvermessung HU / AU + Fahrwerkstechnik 48451901_800113 Das mittelständische Unternehmen „MSF-Vathauer“ ist ein Beispiel für die Innovationsfähigkeit der lippischen Wirtschaft. Für seine Innovationen wurde der Betrieb mehrfach ausgezeichnet. Detmold. Leidenschaft lich gestikulierend führt Karl-Ernst Vathauer durch die Produktionshalle seines Unternehmens. An fast jedem der vielen Arbeitsplätze macht er Halt, um die Aufgaben des jeweiligen Mitarbeiters zu erklären. Es ist ein Weg, den er mehrmals täglich nimmt. MSF Vathauer ist als Mittelständler auf dem hart umkämpften Weltmarkt der Antriebstechnik seit vielen Jahren erfolgreich und wurde für seine Innovationen in den Bereichen der dezentralen Antriebsautomatisierung mit dem deutschen Industriepreis 2013 und dem OWL-Innovationspreis Marktvisionen 2013 ausgezeichnet. Die Ausstattung der Fertigungshalle entspricht dem Bild eines hochmodernen Technologieunternehmens: Mächtige Maschinen stehen hier, komplexe Fertigungsschritte laufen vollautomatisiert ab. Was eher nicht den Vorstellungen entspricht ist der Umstand, dass der Seniorchef jeden einzelnen dieser Schritte noch so genau zu beschreiben weiß. Und dafür Worte wählt, die von ungetrübter Begeisterung für die hoch komplizierte Technik zeugen. Seitdem er das Unternehmen vor 35 Jahren mit seiner Ehefrau Inge Vathauer gegründet hat, ist Vathauer-Antriebstechnik stetig gewachsen, hat sich verändert und den wechselnden Anforderungen des Marktes angepasst. Was sich in dieser langen Zeit jedoch offensichtlich nicht verändert hat, ist die Einstellung ihres Gründers: „Ich bin morgens der, der die Türen aufschließt. Und abends der, der sie wieder zuschließt“, sagt er so beiläufig, als sei dies selbstverständlich. Ein Geheimnis des unternehmerischen Erfolgs sei die hohe Fertigungstiefe, die Qualität und Flexibilität sichere: „In der Regel kommen unsere Auftraggeber auf uns zu und brauchen individuelle Lösungen für komplexe Aufgaben. Und die entwickeln wir dann von Grund auf.“ Seit einigen Jahren auch in Kooperation mit Hochschulen und den Fraun- Er weiß um jeden Schritt: Karl-Ernst Vathauer ist mehrmals täglich in der Fertigung seiner Firma zu finden. Hier zeigt er einen Frequenz- umrichter, wie sie Rita Surwitz (Hintergrund, seit 24 Jahren im Unternehmen) montiert. hofer-Instituten. Der 1988 bezogene und 1999 noch einmal erweiterte Neubau des heutigen Standorts in Jerxen-Orbke vervielfachte die Fertigungskapazitäten und ermöglichte die Einrichtung eines Forschungsund Entwicklungsbereiches mit eigenem Labor. Hier entstehen die Pläne für komplexe Antriebstechniken, die etwa Fertigungsanlagen in der Automobilindustrie steuern. Oder solche für Solaranlagen, die dem Lauf der Sonne folgen. Zugleich ist dem 65-Jährigen jedoch bewusst, dass die Produktentwicklung zuallererst in den Köpfen seiner Mitarbeiter beginnt: „Gut ausgebildete Arbeitskräfte sind unser größtes Potenzial.“ Eine Einschätzung, die sich deutlich in der Strategie niederschlägt: Betriebsinterne Schulungen oder Ausbildung sind feste Bestandteile der Unternehmensphilosophie. Und die „Firmenkultur“ definiert Vathauer so: „Wir möchten alle Mitarbeiter einbeziehen, mit allen reden und alle am Erfolg teilhaben lassen.“ Ein Umgang, der dazu führt, dass Betriebszugehörigkeiten von 20 oder mehr Jahren hier nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind. Nach 35 Jahren wirkt KarlErnst Vathauer seiner Aufgaben zwar keineswegs müde, dennoch hat er die Perspektive seines Unternehmens vorausschauend geplant: Sohn Marc wird in seine Fußstapfen treten. Schon seit acht Jahren ist der gelernte Elektrotechniker und Wirtschaftswissenschaft- FOTO: BECKSCHÄFER ler als zweiter Geschäftsführer für die Bereiche Finanzen, Export und Vertrieb zuständig. Er betreut aus dem Vertriebsbüro in Stuttgart heraus verantwortlich den seit 1995 bestehenden Produktionsstandort in Polen und verantwortet die dynamisch wachsende Internationalisierung des Unternehmens. Die Zukunftsfähigkeit von MSF Vathauer ist also gesichert. Und wohl auch, wer dann in ferner Zukunft die Türen morgens auf- und abends wieder zuschließen wird… Regierungspräsidentin lobt Unternehmen Präsentieren ein Elektronikbauteil: Marc Vathauer (li.) und Karl- Ernst Vathauer mit Marianne Th omann-Stahl. FOTO:ENGELHARDT „Industrie 4.0“ meint die intelligente Vernetzung und Kommunikation in Fertigungsprozessen. Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl hat am Dienstag das Unternehmen MSF Vathauer besucht,um sich näher über die Integration von Internettechnologien in verarbeitende Produktionsprozesse zu informieren. Im Mittelpunkt stand dabei die von Vathauer entwickelte intelligente Automatisierungslösung „MONO-SWITCH Field Power Even Thinking“, für das Unternehmen im November 2013 mit dem OWL-Innovationspreis „Marktvisionen 2013“ ausgezeichnet worden war. Karl-Ernst und Marc Vathauer erläuterten die effiziente und Ressourcen schonende Technik. Sie wird in Produktionsstraßen aller Art eingesetzt, von der Blumenzucht bis zur Automobilzulieferindustrie. „Es ist beinahe unglaublich, dass es in Detmold mittelständische Unternehmen gibt, die sich so am Weltmarkt behaupten, sagte Thomann-Stahl. „Das ist beruhigend für die Region.“ Insbesondere lobte sie die partnerschaftlich Führung im Unternehmen. (te) Arbeit an der Fabrik von Morgen Im Lemgoer „Centrum Industrial IT“ forschen Wissenschaftler und Wirtschaft gemeinsam 48515201_800113 47471101_800113 12126701_800114 Lemgo. Auf dem Lemgoer Campus der Hochschule OWL geht es längst nicht mehr nur um angewandte Wissenschaft im klassischen Sinn der Lehre. Hier hat sich ein Forschungszentrum angesiedelt, in dem von „Hightech-Forschung“ gesprochen wird. Das „Centrum Industrial IT (CIIT)“ ist eigenen Angaben nach Deutschlands erstes „Science-to-Business-Center“ im Bereich der industriellen Automation. Hier treffen sich quasi Wissenschaft und Wirtschaft. Das Feld der industriellen Automation ist nach Ansicht der Lemgoer Forscher der Innovationsmotor für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau. „Das CIIT ist der Ort, an dem voneinander unabhängige Unternehmen und Forschungsinstitute rund um dieses Thema beheimatet sind und gemeinsame Forschungsprojekte bearbeiten“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens dazu. Unter einem Dach arbeiten und forschen – neben den beiden Instituten, dem Fraunhofer-Anwendungszentrum Industrial Automation (IOSBINA) und dem Institut für industrielle Informationstech- nik (inIT) der Hochschule OWL, – gleichzeitig namhafte Technologieunternehmen der Region. Auch Wettbewerber auf dem Markt. wie die Hersteller von Elektronik und Verbindungstechnik Phoenix Contact (Blomberg) und Weidmüller (Detmold) ziehen hier in Sachen angewandter Grundlagenforschung an einem Strang. Gemeinsam mit ISI Automation, OWITA und KW-Soft ware werde in Lemgo die Zukunft der ITbasierten Automatisierungstechnik gestaltet, sagt das Zentrum über sich selbst in einer Beschreibung. Externe Partner wie eben das Detmolder Unternehmen MSF-Vathauer (siehe Bericht oben) oder Fi- scher Mess- und Regeltechnik ergänzten das Netzwerk über Gebäudegrenzen hinaus. Seit 2010 bilden Unternehmen und Forschungseinrichtungen mit mehr als 250 hochqualifizierten Arbeitsplätzen, zusammen die gesamte Wertschöpfungskette von der Forschung bis hin zur Marktreife ab. Das CIIT hat sich inmit- Wissenschaft und Wirtschaft unter einem Dach: Das „Centrum Industrial IT“ in Lemgo auf dem Cam- pus der Hochschule OWL. FOTO: CENTRUM INDUTRIAL IT ten der Maschinenbauregion Ostwestfalen-Lippe, auf dem Campus der Hochschule OWL, angesiedelt. Ideale Voraussetzungen also für den Austausch zwischen Wirtschaft, Forschung und Wissenschaft. Das CIIT wurde 2008 von der Initiative „Innovation und Wissen“ zu einem Leitprojekt in der Region OWL ausgewählt. 2012 erhielt das „Centrum Industrial IT“ das Prädikat „Ausgewählter Ort im Land der Ideen“ durch die Bundesregierung und die Deutsche Bank. 2013 folgten die Auszeichnungen als „Ort des Fortschritts“ und „Germany at ist best“ durch die beiden nordrhein-westfälischen Ministerien für Innovation, Wissenschaft und Forschung sowie Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk. Das CIIT ist eines der drei regionalen Leistungszentren im -Spitzencluster „it’s OWL – Intelligente Technische Systeme OstWestfalenLippe“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufen wurde. Mehr: www.ciit-owl.de. Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 25 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Wirtschaftsförderer denken in Jahrzehnten Von der Idee bis zum ersten Spatenstich: Bei neuen Gewerbe- und Industriegebieten sind viele Interessen abzuwägen Von Martin Hostert Wirtschaftsförderer müssen in großen Zeiträumen denken – zehn Jahre sind da nichts. Günter Weigel und Klaus Schafmeister (Kreis) und Rüdiger Krentz (Horn-Bad Meinberg) erklären, woran es liegt. Kreis Lippe. Gewerbe und Industrieansiedlung ist ein schwieriges Geschäft. Es geht darum, Arbeitsplätze nach Lippe zu holen oder diese hier zu halten. Denn die Gewerbesteuer ist die Haupteinnahmequelle der Kommunen. „96 Prozent aller Umzüge von Unternehmen sind heimatnah. Nur vier Prozent der Firmen kommen aus einer größeren Entfernung“, weiß Schafmeister. Wer also expandieren will und rechts und links seines Stammsitzes nicht erweitern, keine Flächen hinzukaufen oder Immobilien übernehmen kann, der muss umziehen. Alteingesessene Unternehmen nutzen den häufig kurzen Draht zu ihrer Kommune und machen sich schlau, wohin dies möglich wäre. Oder sie melden sich bei den Wirtschaftsberatern und den Planern von Städten und Kreis: Gibt es Brachflächen, Leerstände? Wenn es nun aber ein ganz neues Gebiet sein soll, dann muss alles stimmen. „Das Prinzip hat sich geändert“, weiß Weigel. „Früher hat man gewartet, ob jemand Interesse hat zu kommen. Heute muss das Gebiet erschlossen sein. Nach dem Motto: ,Wir machen was, weil wir glauben, dass jemand kommt.‘“ Damit ein Investor morgen den Grundstein legen lassen könne, sollte er heute nachfragen. Bis es jedoch soweit ist und die Bagger wirklich anrollen, Gute Planung und Standortmarketing gehören zusammen: Das wissen die Wirtschaftsförderer Günter Weigel (Kreis) und Rüdiger Krentz (Horn-Bad Meinberg), Raumpla- ner Heinz Jastrow, Klaus Schafmeister und Jürgen Kohlhagen, Leiter der Abteilung Planen und Bauen beim Kreis (von links). vergehen Jahre. Beispiel Belle: Für das interkommunale Industriegebiet nahe B 239 und Ostwestfalenstraße gab es bereits 2003 erste Überlegungen, ob die Fläche überhaupt in Frage kommen könnte. Zwei wichtige Kriterien seien zu erfüllen, hatte die Landesregierung gefordert: Kommunen mussten Planung, Realisierung und Vermarktung gemeinsam betreiben, denn auf die Stärke der Region kommt es an. Horn-Bad Meinberg, Schieder-Schwalenberg und Blomberg füllten das Zauberwort „Interkommunal“ mit Leben, nahmen eigene Flächen zurück. Und, zweitens: Es musste Industrieansiedlung möglich sein. Sieben Tage 24 Stunden Krach, Emissionen. Diese Kriterien ließen sich erfüllen – vier Jahre später gab es die erste Info-Veranstaltung im Horner Rathaus. Es folg- »Schnell genehmigen ist beste Förderung“ Klaus Kohlhagen ten Bebauungsplanverfahren samt Anhörungen, Verkaufsverhandlungen und Prüfungen. Nachbarn und Landwirte, Landschaftsbehörde und viele mehr waren zu befragen, ihre Einwände waren abzuwägen. Die Politik war zu beteiligen, Ausschüsse tagten, Räte beschlossen. Weigel: „Diese vielen Interessen, ob berechtigt oder nicht, erklären den langen Zeitraum.“ Parallel steige der öffentliche Druck. „Die Leute denken, da passiert ja gar nichts. Doch wir denken in großen Zeiträumen.“ Eine schnelle Baugenehmigung sei die beste Wirtschaftsförderung, ist Jürgen Kohlhagen vom Kreis (Leiter der Abteilung Planen und Bauen) sicher. Was kam in Belle dabei heraus? „Eine wertvolle Fläche. Und es dauert schon, diese zu füllen“, weiß Heinz Jastrow, Raumplaner beim Kreis und von Anfang an dabei. Elf Jahre nach den ersten Überlegungen wird es im Mai/Juni endlich mit dem ersten Bau losgehen, freut sich Krentz. Doch dann dauere es nochmal zehn bis zwanzig Jahre, bis das Gelände „voll ist“. Es geht dann zum Beispiel um den besten Standort innerhalb des Geländes (direkt an der Straße oder weiter hinten?) und auch um Auswahl des „richtigen Betriebes“, berichtet Schafmeister. Zweites Beispiel: Deutlich länger als in Belle existieren die FOTO: GERSTENDORF-WELLE beiden Gewerbegebiete GildeNord und Gilde-Mitte in Detmold. Seit 20 Jahren akquiriert die Detmolder Wirtschaftsförderung dort Ansiedlungen. Der Bebauungsplan Mitte ist recht anspruchsvoll, es sollen vor allem innovative Betriebe und Institutionen gelockt werden. Gilde-Zentrum, IHK und Jugendherbergswerk sind beispielsweise angesiedelt. Gilde-Nord ist größtenteils dicht, dort finden sich ein Autohaus oder eine Waschstraße. Die Fläche hat also 20 Jahre gebraucht, um nahezu voll zu werden – das Bauschild freilich an der Ecke Nordring/Bad Meinberger Straße steht immer noch und wirbt um Investoren. Auch hier also gilt das Motto: „Langer Atem“, schon 20 Jahre länger allerdings. Wie lang dieser Atem tatsächlich wird sein müssen, das weiß bei einem ersten Spatenstich des ersten Betriebes niemand. Weissagen können selbst Wirtschaftsförderer nicht, der Verkauf der Flächen benötigt also politischen Weitblick und Geschick, Optimismus und auch Glück. Auf die lippischen Familienbetriebe ist Verlass, davon wechselt so schnell keiner via Polen nach Rumänien und China. Damit das aber so bleibt, ist gutes Standortmarketing wichtig. Klaus Schafmeister bringt es auf den Punkt: „Die ehemals weichen Standortfaktoren sind heute die harten geworden.“ Wohnumfeld, Schulen, Kitas, Einkaufsmöglichkeit, Kulturangebote – drauf kommt es an, damit die Lipper bleiben und andere hierhin kommen. „Harte Standortfaktoren“ wie Autobahnnähe und ähnliches gerieten in den Hintergrund. Es ist eine großes Aufgabengebiet für die Kommunen, die in diesem Bereich sicherlich noch viel mehr zusammenarbeiten könnten. Standortmarketing ist knallharte Wirtschaftsförderung. Kitas und Schulen zu erhalten, gute Infrastruktur – das alles kostet viel Geld, Ausgaben werden am Ertrag gemessen. Was aber, wenn Gemeinde A die gute Schule vorhält, Nachbargemeinde B aber astreine Bauplätze für Gewerbe und die Steuer kassiert? Hierfür Parameter zu entwickeln, um einen irgendwie gearteten Ausgleich zwischen den Kommunen zu erreichen – das wäre vielleicht eine Aufgabe für die nächsten zehn, zwanzig Jahre. ANZEIGE Best Western Residenz Hotel: Zu Gast in Detmold Die erste Adresse für Reisende in Detmold Detmold, im Januar. „Als Hotelier der neuen Generation bin am ich Puls der Zeit unseres Gewerbes tätig und verstehe die Hotellerie und Gastronomie als Katalysator der Wirtschaft. Denn aus meiner Sicht, wären nationale und internationale Handelsbeziehungen ohne uns, die Hoteliers und Gastronomen, in der Form gar nicht erst möglich.“ erklärt die Geschäftsführende Gesellschafterin des Residenz Hotels Alicia Glatzeder. „Als Gastgeber bieten wir unseren Gästen nicht nur ein Zuhause auf Zeit, sondern sind auch Repräsentanten für die gesamte Region Lippe. Somit stellt das Gastgewerbe, meiner Meinung nach, eine wichtige Säule der hiesigen Wirtschaft dar.“ Das 4-Sterne Hotel liegt verkehrsgünstig in der Innenstadt Detmolds und ist mit seinen 78 Zimmern – in und um Detmold herum – das größte Haus mit den umfangreichsten Tagungskapazitäten. Komfortabel und ansprechend ausgestattete Zimmer lassen keine Wünsche offen. Die Zimmer der First-ClassKategorie verfügen zudem über eine großzügige Loggia auf der man den wunderbaren Blick auf die Stadt Detmold oder am Morgen eine Tasse Kaffee in privater Atmosphäre genießen kann, bevor es zum ausgiebigen Frühstücksbüffet in das Restaurant Opera geht. Aber nicht nur Hotelgäste sind zum Frühstück willkommen. An sieben Tagen der Woche, begrüßen die Mitarbeiter auch gerne Gäste aus der Stadt oder der näheren Umgebung, die sich einfach mal bei einem reichlichen Frühstück verwöhnen lassen möchten. Zum Hotel gehören ferner Schwimmbad, Sauna und die Hero’s Bar, die jeden ersten und dritten Donnerstag eines Monats Showbühne des bekannten Blue Moon Quartetts und des Kukulenz Trios ist. Ein musikalischer Hochgenuss zu dem jeder willkommen ist (ohne Eintritt). Alicia Glatzeder hat fortwährend die Bedürfnisse der Gäste im Auge: „Mein Team und ich bieten unseren Gästen individuellen Service, der vom Herzen kommt, damit sie sich rundherum wohlfühlen und auf den Zweck ihrer Reise konzentrieren können.“ Raum für Veranstaltungen, Seminare und Präsentationen Ein besonderes Highlight im Hotel ist die alte Aula, ein historischer Veranstaltungssaal, der durch seine imposante Deckenhöhe von fünf Metern, das denkmalgeschützte Bleikristallfenster an der Stirnseite des Raumes sowie eine alte Sprossenwand für eine unvergleich- bare Atmosphäre sorgt. „Auch ich als gebürtige Detmolderin wusste bis zu dem Zeitpunkt, als ich das Hotel übernahm, gar nicht, was für eine Perle mit der Aula sich mitten in Detmold befindet. Dieser Raum eignet sich für jegliche Veranstaltungsart. Von einer romantischen Hochzeit bis zu einer Produktpräsentation eines Unternehmens“, so Glatzeder. Diese Räumlichkeit als auch drei weitere Tagungsräume bieten Platz für bis zu 140 Personen. Individuelle Pauschalarrangements schaffen optimale Rahmenbedingungen für eine gelungene Veranstaltung bei voller Kostenkontrolle. Obwohl das Best Western Residenz Hotel nur ein Hotel Garni ist, müssen Gäste auf nichts verzichten. Seit Sommer 2010 kooperiert das Residenz Hotel mit dem Detmolder Hof, der das Haus auf Anfrage mit maßgeschneiderten Büffets und anderen köstlichen Speisen beliefert. Ein herzlicher und individueller Service der fachkundigen Mitarbeiter runden das Angebot ab und garantiert Professionalität bei jedem Aufenthalt. Reservierung und weiter Informationen unter Tel.: (05231) 937-0 per Email an [email protected] oder im Internet unter www.residenzhotel-detmold.de. Alicia Glatzeder Geschäftsführende Gesellschafterin 11299901_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 26 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 INTERVIEW Ausbildung ist ein Schlüssel zu wirtschaftlichem Erfolg Arbeitgeber und Gewerkschaften sind die Verhandlungspartner beziehungsweise Gegner in Tarif-Fragen und damit automatisch unterschiedlicher Meinung. Oder? Professor Dr. Gunther Olesch ist Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Lippe und Geschäftsführer für Personal, Informatik und Recht bei Phoenix Contact. Erich Koch ist politischer Sekretär der IG Metall in Lippe. LZ-Mitarbeiter Andreas Beckschäfer befragte beide. Persönlich Persönlich Prof. Dr. Gunther Olesch (59) arbeitet seit Erich Koch (56) stammt aus Schwalenberg. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Koch hat 1972 eine Maschinenschlosserlehre aufgenommen. Nach dem Wehrdienst arbeitete er mehr als 30 Jahre bei Müller-Umwelttechnik in Schwalenberg. 26 Jahre lang engagierte er sich dort im Betriebsrat, davon 24 Jahre als Vorsitzender. Seit Jahresbeginn 2009 ist er politischer Sekretär der IG Metall in Detmold. Als solcher betreut er Unternehmen aus dem KFZ-, Schlosser und Sanitärhandwerk sowie kleinere Metall- und Elektrobetriebe. 1989 bei Phoenix Contact und ist dort Mitglied der Geschäftsleitung. Seit April 2012 ist der Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Lippe. Eines seiner Schwerpunktthemen ist Aus- und Weiterbildung sowie Personalentwicklung. Olesch hat in Bochum Wirtschaftspsychologie studiert. Danach war er bei einer Unternehmensberatung tätig und dann zuständig für Aufbau und Leitung der Personalentwicklung im ThyssenKonzern. An der Hochschule Ostwesfalen-Lippe hat er einen Lehrauftrag. (te) „Bildet aus!“: So appelliert Prof. Dr. Gunther Olesch an die Unternehmen. Welche Rahmenbedingungen werden wirtschaftliches Handeln aus Arbeitgebersicht morgen bestimmen? Prof. Dr. Gunther Olesch: Es gibt zwei große Herausforderungen: Einmal die Demographie, durch die wir weniger Fachkräfte haben werden. Um die Existenzfähigkeit der Unternehmen aufrechtzuerhalten, müssen wir Ausbildung auf hohem Niveau betreiben, wieder ältere Menschen einstellen und mehr Frauen in technische Berufe bringen. Zweiter Aspekt ist die Volatilität des Marktes. Die Globalisierung bringt enorme Schwankungen mit sich, die wir nicht direkt beeinflussen können. Darauf müssen sich die Unternehmen einstellen und eine entsprechende Flexibilität entwickeln. ten für die Arbeitnehmer. Sind die Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausreichend? Olesch: Noch nicht. Aber wir sind auf dem Wege, eine angemessene Life-Work-Balance zu entwickeln. Dafür muss sich das Rollenverständnis noch weiter verändern, Männer müssen häufiger sagen: „Ich kümmere mich um die Kinder“, die Voraussetzungen sind da. Doch auch die Frauen müssen ihre Rolle überdenken: Wir können nicht die Frauenquote – die ich grundsätzlich gut finde – fordern, wenn der Anteil der Frauen an technischen Universitäten bei um die vier Prozent liegt. Welche Auswirkungen der Globalisierung sind künftig in Lippe noch spürbar? Olesch: Die Globalisierung ist für unseren Wohlstand ganz wichtig, weil wir ein Exportland sind –eines der erfolgreichsten der Welt. Wir müssen uns darauf einstellen, dass gute Kenntnisse der englischen Sprache so selbstverständlich werden, wie der Besitz eines Führerscheines oder der Umgang mit dem Computer. Wir müssen lernen, die Vielschichtigkeit der Menschheit zu akzeptieren und für unterschiedliche Wertesysteme aufgeschlossen zu sein. Wie wirkt sich das Thema Mindestlohn aus? Olesch: Die meisten Unternehmen in Lippe zahlen eh nach Tarif. Und ich halte es für eine moralische Verpflichtung, dass Unternehmen, denen es gut geht, auch faire Löhne bezahlen. Sicherlich ist vorstellbar, dass die Umsetzung des Mindestlohnes in Putzkolonnen oder im Bereich der Erntehelfer schwierig wird. Ich gönne jedem Menschen sein Geld, aber ich finde es unglücklich, dass für völlig unterschiedliche Lebenshaltungskosten die gleichen finanziellen Bedingungen gelten sollen. Dieser Faktor wurde in Tarifverträgen bisher immer berücksichtigt. Wie gestaltet sich der Arbeitsmarkt in der Zukunft aus Ihrer Sicht? Olesch: Ich glaube, dass die Gehälter für Hochqualifizierte noch steigen werden. So funktioniert die Marktwirtschaft: Wird etwas knapp, wird es teurer. Für Ungelernte, auch Ältere, müssen Politik und Unternehmen Rahmenbedingungen entwickeln, um Qualifizierung zu ermöglichen: Unsere Technologieprodukte sind so komplex geworden, dass es ohne Ausbildung schwierig wird, da mitzuhalten. Grundsätzlich sehe ich durch die Stärke unserer Wirtschaft und die Auswirkungen der Demographie positive Aussich- Allenthalben wird vom Fachkräftemangel gesprochen – wie sehen Sie das Thema für die Region? Olesch: Dass Lippe Schlusslicht in Sachen Ausbildung ist, finde ich sehr bedauerlich. Wir haben prosperierende Unternehmen, da gehört Ausbildung dazu, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Es ist eine Investition in die Zukunft, die vielen zu aufwändig ist. Ich kann nur an die Firmen appellieren: Macht es! Und auch die Politik sollte die Voraussetzungen dafür schaffen, jungen Menschen den Einstieg in Ausbildung zu ermöglichen. Eine weitere Aufgabe für die Politik ist es, die Be- FOTO: BECKSCHÄFER dingungen für die Zuwanderung qualifizierter Kräfte zu erleichtern. Lippe ist eine Industrieregion, ein hoher Anteil der Jobs findet sich im verarbeitenden Gewerbe. In welche Richtung wird sich das entwickeln? Olesch: Ich bin der festen Überzeugung, dass der Bereich weiter leicht wachsen wird. Die lippischen Unternehmen sind sehr aktiv in Sachen Innovation, fast alle haben eine Wachstumsstrategie. Daraus ergibt sich ein weiterhin hoher Bedarf an Fachkräften. Und zusätzlich werden viele Menschen in Rente gehen, die ersetzt werden müssen. Gibt es denn angesichts der Beschränkungen durch den Landesentwicklungsplan noch genug Platz für Wachstum in Lippe? Olesch: Diese Beschränkungen finde ich für eine Wachstumsregion nicht gut. Da bremst die Landesregierung eine positive Entwicklung aus. Ich verstehe, dass man etwa im Ruhrgebiet bei einer Arbeitslosenquote von 16 Prozent etwas machen muss. Aber man muss auch prosperierende Regionen fördern, damit diese die Steuern aufbringen, um schwächere Regionen zu stützen. Was wünschen Sie sich von Ihrem Tarifpartner, um die Region zumindest auf dem Stand zu halten, auf dem sie ist? Olesch: Mir ist wichtig, dass wir kooperativ zusammenarbeiten und Kompromisse finden, um zu sichern, dass die Unternehmen weiter erfolgreich arbeiten. Dann können wir gute Arbeitsplätze bieten, die entsprechend der wirtschaft lichen Entwicklungen in der Region bezahlt werden. Ich habe bisher aber auch erlebt, dass es unterschiedliche Meinungen gibt und wir trotzdem fair miteinander umgehen. Beide Seiten müssen aufrichtig aufeinander zugehen, eine dogmatische Haltung hilft keinem weiter. Mitarbeiter einbinden und qualifizieren: Dafür spricht sich Erich Koch aus. Welche Rahmenbedingungen werden wirtschaftliches Handeln aus Arbeitnehmersicht morgen bestimmen? Erich Koch: Das Handeln wird dadurch geprägt sein, dass die Betriebe qualitativ hochwertige Produkte auf den Markt bringen und technologisch auf dem neuesten Stand sein müssen. Entsprechend müssen sie ihre Belegschaft mitnehmen und diese durchgängig qualifizieren – auch die Mitarbeiter am unteren Rand. Sonst besteht auf Dauer die Gefahr, dass diese Arbeitsplätze wegfallen. Auf der anderen Seite wird zukünftig die Flexibilität eine große Rolle spielen: Kundenaufträge sehr kurzfristig und in geringeren Mengen produzieren zu müssen, hat Auswirkungen auf die Gestaltung der Arbeitszeiten. Dies sind auch zwei wichtige Handlungsfelder für unsere Gewerkschaft. Welche Auswirkungen der Globalisierung sind künftig in Lippe noch spürbar? Koch: Deutschland ist in Bezug auf die Globalisierung der Gewinner, unsere Produktpalette ist weltweit bestimmend. Unsere Wirtschaft ist auch in Lippe gut aufgestellt. Voraussetzung dafür, dass es so bleibt, ist die Einbindung der Mitarbeiter und deren Qualifi kation, um weiter innovativ bleiben zu können. Wie gestaltet sich der Arbeitsmarkt in der Zukunft aus Ihrer Sicht? Koch: Unterschiedlich. Hochqualifizierte sind schon fast rar gesät in Lippe, was auch daran liegt, dass der Standort nicht der attraktivste ist. Als Gewerkschaft ärgert uns sehr, dass die Ausbildungsquote in Lippe kontinuierlich zurückgeht und 1700 Jugendliche keinen Ausbildungsplatz haben. Warum sollten Menschen mit guten Qualifi kationen hierher kommen, wenn sie wissen, dass ihre Kinder hier gar keine Zukunft haben? Eine große Herausforderung ist es für die Betriebe auch, sich auf eine immer älter werdende Belegschaft einzustel- 47716701_800113 len. Und auch für Beschäftigte in den Bereichen Leiharbeit und Befristung muss eine Zukunftsperspektive sichtbar werden. Sind die Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausreichend? Koch: Bei weitem nicht. Flexible Arbeitszeiten werden noch sehr einseitig zu Gunsten der Unternehmen ausgelegt. Zukünftig wird mehr Wert darauf gelegt, dass auch Frauen ins Arbeitsleben zurückkehren. Da ist es wichtig, dass die Arbeitgeber familienfreundliche Arbeitszeiten und auch Aufstiegschancen ermöglichen und eine Einkommensgleichstellung erfolgt. Wie wirkt sich das Thema Mindestlohn aus? Koch: Wir sind als IG Metall noch in der Lage, Tarifverträge abzuschließen. Wir unterstützen die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro, aber wir wissen, dass dieses Geld nicht ausreicht. Damit ist höchstens der Grundbedarf gedeckt. Um über die Lebenshaltungskosten hinaus noch eine Altersversorgung zu sichern, reicht das nicht. Die große Koalition hat vor, die gesetzlichen Vorschriften für Tarifverträge zu ändern: Wenn es von gesellschaft lichem Interesse ist, sollen diese als allgemeinverbindlich anerkannt werden können. Wir hoffen, dass es darüber auch in der Fläche zu akzeptablen Löhnen kommt. Allenthalben wird vom Fachkräftemangel gesprochen – wie sehen Sie das Thema für die Region Lippe? Koch: Die Industrie ist in der Verpflichtung auszubilden, denn ohne Ausbildung gibt es keine Facharbeiter, und ohne Facharbeiter gibt es keine Innovationen und keine wettbewerbsfähigen Produkte. Auch die Schulanbindung ist hier ein wesentliches Thema: Wir haben in Lippe keine Universität und dadurch Nachteile, zum Beispiel gegenüber Paderborn. FOTO: BECKSCHÄFER Lippe ist eine Industrieregion, ein hoher Anteil der Jobs findet sich im verarbeitenden Gewerbe – in welche Richtung wird sich das entwickeln? Koch: Lippe hat ein Strukturproblem. Früher war die Holzindustrie hier beherrschend, aber allein in dieser Branche haben wir insgesamt 7000 Arbeitsplätze verloren. Das konnte überdeckt werden dadurch, dass gerade in der Elektroindustrie Arbeitsplätze geschaffen wurden. Doch das reicht nicht als Ausgleich, die Wirtschaft muss mit der Politik Ideen entwickeln, welche Industrien hier noch angesiedelt werden können. Gibt es denn angesichts der Beschränkungen durch den Landesentwicklungsplan noch genug Platz für Wachstum in Lippe? Koch: Wir haben noch Möglichkeiten im lippischen Südosten oder im neuen Industriepark in Belle. Die Frage wird sich ergeben, was für Arbeitsplätze und Industrien sich da ansiedeln sollen. Und das ist auch davon abhängig, welche qualifizierten Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt werden können. Was wünschen Sie sich von Ihrem Tarifpartner, um die Region zumindest auf dem Stand zu halten, auf dem sie ist? Koch: Die Tarifparteien werden sich mit der Ausbildungssituation auseinander setzen müssen. Bis hin zur Frage einer so genannten „Ausbildungsplatzumlage“, um ausbildungsunwillige Betriebe an den Kosten zu beteiligen. Das Zurückfahren von prekärer Beschäftigung – insbesondere von Leiharbeit und Befristung – wird ein wichtiger Punkt sein, da sagt bisher kein Arbeitgeber: „Fang bei mir an“. Vereinbarkeit von Leben und Arbeit, flexible Übergänge in die Rente und Alterssicherung sind weitere dringliche Themenfelder. Und natürlich wünschen wir uns, dass die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter angemessen an den Erfolgen beteiligen. 12707701_800114 12520701_800114 12180801_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 28 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 INTERVIEW Das Messezentrum bleibt in der Erfolgsspur Standort Bad Salzuflen rangiert auch ohne Fördergelder im deutschen Spitzenfeld – An den Ausstellern und Besuchern verdient die ganze Region Das Messezentrum in Bad Salzuflen gehört seit Jahren zu den „Top 15“ in Deutschland. Davon profitieren nicht nur die Besitzer, sondern auch Wirtschaftsunternehmen und Besucher aus der ganzen Region. deutschen Maschinen im Vergleich zu chinesischen Produkten zu teuer waren. Die Branche hat daraufhin ihre Messeauftritte deutlich zusammenschrumpfen lassen. Schlennstedt: Das kann einem bei jeder Fachmesse passieren. Man ist auch immer abhängig von der wirtschaft lichen Lage. Eine Messe ist aber nie ein Selbstläufer; man muss immer hart arbeiten. Bad Salzuflen-Schötmar. Mit einer Ausstellungsfläche von knapp 80 000 Quadratmeter rangiert die „Messe Ostwestfalen GmbH“ nach eigener Aussage in der nationalen Rangliste auf Platz 13 – knapp hinter Städten wie Hamburg oder Stuttgart. Würde die Tabelle um öffentliche Fördermittel bereinigt, wäre Salzuflen sogar ganz oben zu finden. Wie Geschäftsführer Andreas Reibchen und Projektleiterin Miriam Schlennstedt betonen, ist ihr Unternehmen das einzige rein private Messezentrum in Deutschland. Jüngst haben die Bürger in Essen eine 120-Millionen-EuroSanierung der dortigen Messe – Nummer neun der Rangliste – noch gestoppt. In solchen Momenten dürften Sie froh sein, dass Sie nicht am öffentlichen Fördertopf hängen, oder? Andreas Reibchen: Ja, natürEiner der Höhepunkte: Publikumsveranstaltungen wie die „Custom-Bike“ locken regelmäßig Zehntausende Besucher nach Bad Salzuflen. Wichtiger Ein fürs lich. Wir sind fü Geschäft sind für den Standort aber die Fachmessen. ARCHIVFOTO: PRIVAT unser eigener sucher und Beispiel wäre bei uns vielleicht „M.O.W“ – der Möbelorder- men rund um unsere VeranstalHerr, haben die Ausstel- das Oktoberfest. Da kommen messe – auch Betriebe in Bie- tung bei sich eingerichtet haben. eine schlanke Verwaltung und ler für eine etwa 3000 Menschen – aber alle lefeld, Detmold oder Minden Nicht umsonst ist Deutschland können ohne zusätzliche aus der Region. Hier profitieren ausgelastet sind. Es profitie- als Export-Weltmeister auch der große DiskusWertschöp- deutlich weniger Dienstleister ren die Tankstellen, die Wä- Messe-Weltmeister. Wir haben ffung in der als bei einer bundesweit ausge- schereien, der Einzelhandel – in Deutschland ein hohes Quasionen schnell auf VeränderunR Region. Bei richteten Fachmesse. kurz: die gesamte Wirtschaft. litätslevel, und die Branche gen reagieren.. vvielen VerHinzu kommt, dass die Messe braucht Schaufenster, in denen Als Privatunter-aanstaltunWie sieht es sonst mit der Um- auch ein Imagefaktor für Bad sie die neuen Technologien und nehmen war ess ggen wie Kon- wegrendite der Bad Salzufler Salzuflen geworden ist. Allein Produkte vorstellen kann. DaGeschäf ts eibc he n ist für uns zwar geraazerten ist das Messe aus? ze bei der „M.O.W“ sind 42 Nati- mit tragen wir sicher auch zum Andre as R s. m ru nt ze h- führer de s Messe de zu Beginn mühaber nicht ab Reibchen: Im Schnitt bleiben onen vertreten. Erfolg bei. sam, auch in der er de der Fall. Die die Aussteller 12,4 Tage in Bad tidienen haupt- Salzuflen, die Messebesucher Unterschreiben Sie die These, di Gleichwohl sind auch Sie dem Region die nötiMiria m Sc hle nns te dt arbe ite t als Proje ktleit erin im Mees ge Akzeptanz zu besächlich der 2,7 Tage. Eine Analyse hat er- dass die Industrie in OWL sä Wandel der Wirtschaft unterseze nt rum Ba d Salzufle n. kommen. Aber wir sind mojeweiligen Be- mittelt, dass jeder Euro Umsatz ohne die Messe Bad Salzuflen worfen. Mit der Kunststoffjew Fot os: Back e mentan doch ganz zufrieden Inwievölkerung. Sie auf der Messe etwa 10 Euro Um- anders aussehen würde? vö messe OWL haben Sie 2009 ohne staatliche oder kommu- fern? können sich wegrendite für Bad Salzuflen kö Reibchen: Wir haben hier nach mehr als 20 Jahren eines aber nur rech- und die Region erbringt. in OWL die deutsche Möbel- Ihrer Zugpferde eingestellt.. . nale Zuschüsse. Dabei muss Reibchen: Eine Überleabe man auch sagen, dass öffent- gung, warum eine Messe durch nen, wenn solche VeranstalSchlennstedt: Und das sind industrie, und die wird sicher Reibchen: Ja, leider. Vor fünf liche Gelder für einen Messe- Steuergelder subventioniert tungen in dieser Form subven- nicht nur die Hotels oder die auch von der „M.O.W.“ und den Jahren hat es in der Spritzgussstandort immer ein zwei- wird, ist die Umwegrendite. tioniert sind. gastronomischen Betriebe – zahlreichen Hausmessen getra- Industrie starke Einbrüche geschneidiges Schwert sind. Eine Messe sorgt durch die BeMiriam Schlennstedt: Ein obwohl zum Beispiel bei der gen, die die großen Unterneh- geben, weil die hochwertigen Die Publikumsmessen sind nur die Spitze des Eisbergs Viele Veranstaltungen in den Hallen an der B 239 bleiben einem Fachpublikum vorbehalten Bad Salzuflen-Schötmar. Sind die Hallen 20 bis 23 beispielsweise bei der Messe „Haus, Garten, Touristik und Hochzeit“ komplett gefüllt, kann der Besucher bei der Größe leicht die Orientierung verlieren. Dabei macht der weithin bekannte Teil des Messezentrums weniger als die Hälfte der Gesamtfläche aus. Den Rest sehen nur Fachleute oder geladene Gäste. Bestes Beispiel ist die „M.O.W“ („Möbel-Ordermesse Westfalica“), mit der 1984 auch die Erfolgsgeschichte des Familienunternehmens Reibchen begann. Immer im September strömen hierzu die Branchenvertreter nach Bad Salzuflen. 2013 waren 413 Aussteller der Möbelindustrie und 12 000 Besucher mit von der Partie. Dabei kommen dann nicht nur jene 38 000 Quadratmeter ins Spiel, die in den großen Hallen flexibel belegt werden können. Auch die anderen, meist kleineren Gebäude im direkten Umfeld, die noch einmal 42 000 Quadratmeter bieten, sind dann voller Gäste. Diese Flächen hat die „Messe Ostwestfalen GmbH“ als Dauerausstellungshallen an verschiedene große Betriebe und Hersteller vermietet. Während das Unternehmen um Geschäftsführer Andreas Reibchen bei der „M.O.W“ „M.O.W“ 2013: Wohnlandschaften in der Messehalle. selbst als Veranstalter auftritt, werden für weitere Fachmessen lediglich die großen Hallen zur Verfügung gestellt – zum Beispiel für die „ZOW“, eine Zulie- FOTO: PRIVAT fermesse für die Möbelindustrie im Februar, oder die „FMB“, die „Zuliefermesse Maschinenbau“ im November. Hinzu kommen interne Veranstaltun- gen von namhaften Unternehmen, die für Hausmessen teilweise drei Wochen lang die Hauptgebäude mieten. Auch bei den Publikumsmessen tritt die „Messe Ostwestfalen GmbH“ nur zum Teil selbst als Organisator auf. Während die „Haus, Garten, Touristik und Hochzeit“, die „Lipper Modellbautage“ oder die „Automobile“ unter eigener Regie laufen, buchen andere Veranstalter die Hallen in Bad Salzuflen beispielsweise für Publikumsmagnete wie die Motorrad-Messe „CustomBike“, die „my job OWL“ oder die „Garten-Frühling-Ambiente“. (bas) Gilt das auch für die „M.O.W“, die Ihre Keimzelle und wichtigste Veranstaltung ist? Reibchen: In den 30 Jahren hat sie einen großen Wandel durchlaufen. Dadurch stehen wir nicht in Konkurrenz zur IMM in Köln, sondern haben unser eigenes Profi l und Konzept gefunden. Auch durch die Wirtschaftskrise im Möbelbereich haben wir unser Angebot mittlerweile komplett geändert – weg vom ausschließlich konventionellen Möbel hin zur konsumigen Ware. Man findet hier die Sortimente für Discounter, Großflächenanbieter, Versender und E-Commerce von SBWare über Junges Wohnen bis zum konventionellen Einrichten. Wir haben uns auf die „Mitte des Marktes“ konzentriert. Da wird der Umsatz generiert. Finanzielle Freude dürfte Ihnen bei immer neuen Besucherrekorden auch die Publikumsmessen wie „Haus“ oder „Custom-Bike“ bereiten, oder? Reibchen: Diese Messen sind wichtig für unsere Außendarstellung in der Region und sie machen Spaß. Es ist eine gute Möglichkeit, die Kosten zu senken, weil wir das Personal und die Infrastruktur ja schon haben. Aber sie bleiben ein Zubrot – nur mit solchen Veranstaltungen kann man ein Messezentrum unserer Größe nicht finanzieren. Das Geld müssen wir mit den Fachmessen oder den Dauer-Vermietungen von Ausstellungshallen verdienen. Das Interview führte LZ-Redakteur Stefan Backe. 1969 baut Dieter Reibchen die erste Halle Der Spediteur Dieter Reibchen hat Ende der 1960er Jahre den Grundstein für die heutige „Messe Ostwestfalen GmbH“ gelegt, die mittlerweile 80 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bietet. 1969 entsteht an der Dieselstraße 1 eine eigene Speditionshalle. Die erste Ausstellungshalle wird 1977 für einen Möbelhersteller errichtet. Nach diesem Prinzip entstehen dann zwischen 1980 und 1984 die Hallen 1 bis 12 als Präsentationsflächen für weitere Aussteller der Möbelbranche. 1984 ist es Dieter Reibchens Ehefrau Rosemarie, die als Geschäfts- führerin der „Gesellschaft für Messen und Ausstellungen“ die erste „Möbel-Ordermesse Westfalica“ („M.O.W“) organisiert. Weitere Meilensteine der Entwicklung folgen 1991 mit der Gründung der Messegesellschaft durch Andreas Reibchen und dem Bau der Halle 20 und 21 (1993) an der B 239 sowie 2005 mit der Erweiterung dieser Fläche um die Hallen 22 und 23. Jährlich finden nach Angaben des Unternehmens rund 26 Veranstaltungen auf dem Gelände statt, zu denen mehr als 4000 Aussteller insgesamt rund 220 000 Besucher begrüßen. (bas) Dieses Bild sehen täglich Zehntausende Autofahrer: Teile des Bad Salzufler Messezentrums grenzen direkt an die B 239. Die Hallen 22 und 23 sind als bislang letzte Erweiterung der großen Hauptfläche 2005 entstanden. Direkt dahinter liegt mit den Teilen 20 und 21 der Bereich, in dem sich auch die großen Publikumsmessen abspielen. ARCHIVFOTO: PRIVAT Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 29 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Das Strom-Auto wird die Gesellschaft verändern Elektrotechnik von Phönix Contact treibt bereits 500 chinesische Busse an Von Karl-Heinz Krull Die E-Mobility GmbH wurde im Januar 2013 als hundertprozentiges Tochterunternehmen der Phoenix-ContactGruppe gegründet. Sie setzt auf Elektromobilität. Schieder-Schwalenberg. Das Gebäude ist frisch renoviert, ist aber eines der ältesten der ehemaligen Schieder-MöbelGruppe – und die Ladesäule für Elektrofahrzeuge vor der Tür zeigt, worum es hier geht. Der mit Kunstrasen beklebte VW-Käfer in der Eingangszone verweist ebenfalls auf die grüne Zukunft: Ökostrom. „Es ist ein anspruchsvolles Investment, das wir hier getätigt haben, es liegen riesige Potenziale darin“, zeigt sich Helmut Friedrich, DiplomPhysiker und Geschäftsführer der E-Mobility GmbH, überzeugt. Der Technologiewandel sei die Chance, die genutzt werden müsse, merkt er an und da sei man jetzt „ein bisschen innovativ unterwegs“. „Wir kümmern uns um das, was ins Auto eingebaut wird, und zwar um mechanische und elektronische Komponenten“, bringt Produktmanager Thorsten Temme es auf den Punkt. Dass die Firma SteckerSteckdosen-Systeme für alle Stromnetze liefern kann, ist da noch die einfachere Übung. Drei Typen für USA/Japan, Europa und China mit Wechselund Gleichstrom-Ladesystem, kombiniert oder einzeln, sind neben dem Kunstrasen-Käfer ausgestellt. „Jede Region hat ihren eigenen Standards“, erläutert Produktmanager Temme. Es gibt hohe Anforderungen, da bei Schnellladung Stromstärken bis 200 Ampere auftreten können. Für die Ladung der Fahrzeugbatterie über den Hausanschluss ist das zu viel. Zuhause kann dann eben nicht in rund 35 Minuten geladen werden, sondern das geschieht über Nacht. Der Markt für private Elektrofahrzeuge entwickelt sich allerdings erst. Selbst Hybrid-Kfz, die Elektro- und Benzinmotor haben, finden sich noch selten auf bundes- Eine Vielzahl von Verbindungen: Produktmanager Thorsten Temme zeigt einige der neuen Produkte. deutschen Straßen. „Da hinken wir der Entwicklung in anderen Ländern gewaltig hinterher“, so Friedrich, was sich aber seiner Meinung nach recht kurzfristig ändern wird. Er verweist auf China, den großen Anteil von Elektrofahrzeugen auf chinesischen Straßen und ein Video, das im Eingangsbereich gezeigt wird. Darauf kann man elektrisch betriebene große Stadtbusse in Xingdao sehen, die das Depot zum Batterietausch ansteuern. Die Anschlusstechnik hat Phoenix Contact geliefert. Sie ist in rund 500 Bussen im Einsatz. Dass das eine Alternative auch für den öffentlichen Personennahverkehr, den Werksund Behördenverkehr in Lippe sein könnte, darauf setzt auch das „EMi Lippe“-Projekt des Kreises. Das wurde im Oktober gestartet, soll Lippe zur elektromobilen Modellregion werden lassen – und neben dem Kreis Lippe, der Itelligence AG und der Kannegiesser GmbH gehört auch die Phoenix Contact E-Mobility GmbH zu den Projektpartnern, die außerdem von der „Wissenschaftsmeile“ in Lemgo unterstützt werden. „Die Vernetzung der Ladestruktur mit intelligenter Technik und ökologisch erzeugter Energie, das ist das Neue an dem Projekt“, so Temme. „Steuerung der elektromobilen Flotten und der Energieflüsse“ oder „regenerative Ladesäulen“ heißen einige Stichworte, die Dr. Klaus Schafmeister, Koordinator des Kreises, beisteuert. „In zehn Jahren werden wenigstens 80 Prozent der Autofahrer ein Hybrid-Auto haben“, wagt Helmut Friedrich einen Blick in die Zukunft. Eine Entwicklung, die allenfalls behindert werde durch Be- Die automobile Zukunft ist grün: Symbolisch zeigt der mit Kunstrasen beklebte Käfer, wohin nach Auffassung von Helmut Friedrich, Diplom-Physiker und Geschäftsführer der E-Mobility GmbH, die Reise geht. FOTOS: KRULL denkenträger, die über „zu wenig Reichweite“ und „zu hohe Fahrzeugpreise“ schimpften, aber alle Argumente für Hybrid- und Elektroautomobile konsequent unter den Tisch fallen ließen. Das Ziel müsse gar nicht „100 Prozent elektrisch“ heißen. Es werde eine neue Vielfalt geben, und da lägen Riesenpotenziale, fügt Friedrich hinzu. „Das Auto wird neu erfunden. Der Motor wird kleiner und einfacher. Die komplizierte Mechanik wird durch einfache Technik ersetzt, ein Getriebe wird nicht mehr gebraucht. Die Kfz-Werkstätten werden ganz anders aussehen“, skizziert er die Entwicklung und beschreibt eine Umbruchsituation, die Impulse und Chancen auch für die lippische Wirtschaft biete. „Wir freuen uns darüber, dass der Kreis in dieser Situation die Initiative ergreift und hier so nach vorne geht“, sagt Friedrich. Das gebe auch Impulse an die Privathaushalte, und dass der Kreis hier etwas tue, könne ihn durchaus zu einer Modellregion in Deutschland werden lassen. Die Helden der WAVE-Trophy Frank Knafla und Frank Schröder hießen die Helden der WAVE (World Advanced Vehicle Expedition)-Trophy im Sommer. Sie wurden Gesamtsieger in einem Rallye-Wettbewerb, in dem mit Elektrofahrzeugen 1800 Kilometer in zehn Tagen zurückgelegt werden müssen. Die Strecke ist mit etlichen Schwierigkeiten, zum Beispiel der Großglockner-Hochalpenstraße, bestückt, die Anforderungen an Fahrer und Technik sind nicht zu unterschätzen. Die Phoenix-Fahrer absolvierten die Strecke mit einem „Renault Fluence Z.E.“, einem Dienstwagen des Kreises Lippe, der ihnen zur Verfügung gestellt worden war. „Frank und Frank“ gelang ein erstklassiger Einstand: Sie gewannen den 1. Preis. Ob sie bei der nächsten WAVE-Trophy am 30. Mai wieder dabei sind, steht allerdings noch nicht fest… (khk) ANZEIGE HANDWERK AUS LEIDENSCHAFT 12227301_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 30 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Die Stromtankstelle für den Kofferraum Ladetechnik und Grundlagenforschung: Firma Petring entwickelt in Schlangen innovative Lösungen für Elektromobilität Von Jost Wolf Elektroauto-Fahrer müssen derzeit noch Pioniergeist haben, wenn es ums Nachladen geht. Firma Petring in Schlangen entwickelt Lösungen, um den Strom einfacher in den Fahrzeug-Akku fließen zu lassen. Schlangen. „Strom tanken an jeder Steckdose“ werben einige Hersteller von Elektroautos. Klar, das geht – wenn der Akku im Auto nicht zu groß ist und sein Besitzer Zeit mitbringt. Denn eine normale 220-VoltSteckdose gibt bei 16 Ampere Stromstärke ihre Elektronen nur langsam heraus. Schneller geht es in den meisten Fällen mit einer Ladestation für Elektroautos. Der etwa fußballgroße Kasten wird mit einer Wand verschraubt und meist mit 400 Volt und 32 Ampere angeschlossen. Solche Ladestationen baut Firma Petring in Schlangen unter der Eigenmarke „wallbe“. Das besondere daran: Über die eigentliche Metallbox der Ladestation haben die Ingenieure wie bei einer Handyhülle eine Plastikschale gestülpt. „Die lässt sich in der Lieblings- oder der Autofarbe lackieren und jederzeit austauschen“, erklärt Lars Ulbricht. Er ist bei Petring zuständig für den Bereich Elektromobilität. Auch poppige Airbrush-Kunstwerke seien möglich. „In Österreich haben wir eine unserer Ladestationen an einer Almhütte installiert. Die hat eine Hülle in Holzoptik bekommen“, berichtet Ulbricht. Mit der Fertigung der Ladetechnik ist Petring gut aus- gelastet. Die Lieferzeit beträgt derzeit drei bis vier Wochen. Ein Schnäppchen ist die wallbe mit 600 bis 1000 Euro nicht. Allerdings ist die Konkurrenz oft teurer und aus Schlangen kommt „solide deutsche Handwerksarbeit“. Die wünschte sich auch ein Schweizer, der eines Tages bei Lars Ulbricht anrief. Er hatte gerade ein „Model S“ bestellt; den neuen Stern am Elektroauto-Himmel der amerikanischen Marke Tesla. Das Fahrzeug hat 480 Kilometer Reichweite und deshalb einen entsprechend großen Akku, der nach Schnellladung schreit. „Der Schweizer ist als Unternehmensberater im Außendienst tätig und betreut oft Restaurantküchen“, erzählt Ulbricht. Und in der Gastrono- Sitz im Ortskern Strom für Mobilität: Unter der Eigenmarke „wallb-e“ vertreibt Firma Petring Lademöglichkei- ten für Elektroautos. Lars Ulbricht ist für diesen Bereich zuständig. mie ist fast immer irgendwo eine rote Starkstromdose installiert, meist mit 400 Volt und 32 Ampere. Eigentlich gute Voraussetzungen, um den Autoakku schnell wieder aufzuladen – wenn die roten Steckdosen nicht stumm wären. Denn um den Umgang mit hohen Stromstärken abzusi- chern, benötigen Elektroautos eine Elektronik in der Ladedose, die mit ihnen kommuniziert, wie in öffentlichen Ladesäulen. Die Steckdose verrät dabei dem Auto, was sie leisten kann, das Auto der Dose, was seine Ladegeräte maximal vertragen. Beide handeln eine Stromstärke aus und schalten den Ladevorgang frei. Eine Elektronik, die eine normale Starkstromdose nicht hat. Um also an ihr laden zu können, braucht es eine externe Elektronik: eine so genannte mobile Wallbox. So etwas wünschte sich der Schweizer, denn eine mobile Wallbox erweitert die vorhandenen Schnelllademöglichkeiten schlagartig um zahlreiche halböffentliche und private bei Landwirten, Gaststätten, Baustellen, Hotels und Gewerbebetrieben. Schnelles Stromtanken ist dann an jeder roten Starkstromdose möglich. Also entwarf Lars Ulbricht die „wallb-e to go“. Sie wird zwischen Starkstromdose und Auto gesteckt, vermittelt zwischen beiden, und der Tesla-Akku ist schnell wieder voll. Anbieter solcher mobilen Wallboxen gibt es derzeit nur eine Handvoll, und der schwei- Firma Petring gibt es seit dem Jahr 1930. Ursprünglich stellte sie Schaltanlagen für Industriebetriebe her. Ihren Kunden installierte sie intelligente Licht- und Heizungssteuerungen. Heute haben sich die Geschäftsfelder erweitert. Mit 15 Mitarbeitern baut Petring – weiterhin am ursprünglichen Firmensitz im Ortskern von Schlangen – nun auch Ladestationen für Elektroautos und fertigt Ladekabel. Diese werden in Deutschland, Österreich und der Schweiz vertrieben. Die Schlänger bauen Stromsäulen für „Ladenetz“ und für die Initiative „E-Wald“. Außerdem rüstet Petring Objekte mit Solartechnik aus, fertigt intelligente Stromlast-Management-Systeme und hat gemeinsam mit der Blomberger Firma Phoenix Contact das Bezahlsystem „Ladecode“ entwickelt. Geschäftsführer sind Hans Werner Schwarze und Lars Ulbricht. FOTO: WOLF zer Kunde war überzeugt von der Qualität aus Schlangen. Kurzerhand gründete er einen OnlineVertrieb und bietet die Ladebox aus Lippe nun neben Steckeradaptern für ganz Europa an. Mehr als 2000 Stromtankstellen gibt es laut Verzeichnis von www.goingelectric.de in Deutschland für Elektromobile. Und ihre Zahl steigt rasant. Eine davon betreibt die Volksbank Schlangen. Aufgebaut hat die öffentliche Ladesäule Firma Petring aus der Nachbarschaft. Zur Abrechnung des Stroms haben sich die Ingenieure – gemeinsam mit Technikern von Phoenix Contact, von denen sie Stecker und Bauteile beziehen – etwas Besonderes einfallen lassen: den „Ladecode“. Er besteht aus einer mathematischen Formel, die unter anderem Parameter wie Ladeort, Ladedauer, Stromstärke in einem sechsstelligen Zahlencode darstellt. Dieser Code lässt sich an einem Computer generieren und an Kunden ausgeben. An der Ladesäule wird er eingetippt und deren Computer gibt die Ladung zu den codierten Bedingungen frei. Die Vorteile dieses Systems gegenüber Konkurrenzsystemen, die die Ladung per SMS freischalten: „Es ist ein autarkes System“, erklärt Ulbricht. „Die Ladesäule braucht keinen Anschluss an ein Datennetzwerk. Der Stromanschluss, ein Funkuhrmodul und ein Computer in der Ladesäule reichen aus.“ Solche Codes lassen sich kostenlos an Kunden abgeben, die für die Dauer ihres Einkauf laden möchten, aber auch an der Supermarktkasse verkaufen wie Handyladekarten. „In Zukunft könnte ich mir auch vorstellen, dass man sich unter ladecode.de mit dem Smartphone selbst einen Code generiert und kauft“, beschreibt Lars Ulbricht die Möglichkeiten. Auf diese Zusammenarbeit mit Phoenix Contact ist er besonders stolz. „Da leisten wir echte Entwicklungsarbeit. Genau wie in mehreren Forschungsprojekten, an denen wir beteiligt sind, wo es um bidirektionales Laden geht.“ In diesem Zukunftsszenario wird der Akku im Elektroauto als Energiepuffer genutzt, um Strombedarfs-Schwankungen im Netz auszugleichen. Elektroautos, die gerade zu Hause an der Ladebox hängen, könnten ihren Strom dann auch wieder hergeben, wenn in den Haushalten der Nachbarschaft gerade viel gebraucht wird. Innovativ ist für den Ingenieur Ulbricht auch das Projekt „EWald“. Das läuft derzeit im Bayerischen Wald unter Regie der Hochschule Deggendorf. Die möchte beweisen, dass Elektroautos auch im ländlichen Raum sinnvoll sind und verknüpft die Fahrzeuge mit einem Zentralrechner, der ständig ihre aktuelle Reichweite kalkuliert und eine passende Ladestation vorbuchen kann, damit diese nicht bei Ankunft schon von einem anderen E-Auto belegt ist. „Das wäre etwas, was ich mir sehr gut auch für Ostwestfalen vorstellen könnte“, sagt Ulbricht. „Dafür suchen wir noch Partner.“ Anzeige IHR PARTNER FÜR TECHNISCHE KUNSTSTOFFPRODUKTE Das Familienunternehmen Oskar Lehmann GmbH & Co. KG setzt seit über 50 Jahren auf höchste Qualität und Innovationskraft. T radition und Innovation sind kein Gegensatz – das beweist das ostwestfälische Familienunternehmen OL mit dem Hauptsitz im lippischen BlombergDonop eindrucksvoll und überzeugend. Innovationsstreben, Offenheit und Flexibilität, gepaart mit Leidenschaft und dem Gespür für den richtigen Moment waren die Wegbereiter für ein international erfolgreich agierendes Unternehmen, das heute von der zweiten Generation, Melanie und Philip Lehmann, Tochter und Neffe des Firmengründers Oskar Lehmann, geführt wird. macht die Realisierung individueller Kundenwünsche und auch ein maßgeschneidertes Anpassen von Standardprodukten schnell und unkompliziert möglich. Oft liegen die Lösungen im Kunststoff – und das branchenübergreifend. OL steht für Anwendungen, die im Hause eigens zugeschnitten auf die individuellen Kundenwünsche entwickelt werden. Ob Möbel-, Automobil-, Elektro- oder Bauindustrie – OL ist Spezialist für technische Lösungen aus Kunststoff und die Kunden profitieren von der branchenübergreifenden jahrzehntelangen Erfahrung des inhabergeführten Familienunternehmens. Mit mehr als 5.000 Katalogartikeln wie zum Beispiel Kappen, Gleitern oder Höhenverstellern bietet OL auch ein breit aufgestelltes Standardsortiment an. Außerdem sind Nachbearbeitungen von Endprodukten wie zum Beispiel Oberflächenveredelungen, die Montage von Baugruppen sowie Sonderverpackungen im Leistungsportfolio enthalten. Alles aus einer Hand – so lautet die Devise, mit der OL den Kundenkontakt pflegt. Das Leistungsspektrum reicht von der Beratung bis hin zur Logistik. Der Teamgeist unter den Mitarbeitern und die Begeisterung für den Werkstoff Kunststoff ergeben faszinierende Lösungen für verschiedene Branchen der Industrie. Am Hauptstandort Blomberg-Donop und im Kompetenzzentrum mit Werkzeugbau, Konstruktion und technischer Kundenberatung in Bad Salzuflen tragen über 170 Mitarbeiter täglich mit großem Engagement dazu bei, dass die Erfolgsgeschichte weiter geschrieben wird. Insbesondere der unternehmenseigene Werkzeugbau Oskar Lehmann GmbH & Co. KG Kunststoffverarbeitung und Werkzeugbau Das Unternehmen versteht sich als Experte in Sachen Kunststoff. Neben der eigenen Kernkompetenz, dem Spritzguss und der Herstellung von Spritzgusswerkzeugen, werden die Kunden auch bei Lösungen im Bereich anderer Herstellungsverfahren (wie z.B. Tiefziehen und Extrusion) unterstützt. Auch der Blick in die Zukunft gehört für OL zur unternehmerischen Verantwortung. Seit mehr als drei Jahren beschäftigt sich OL intensiv mit dem Thema „Biokunststoffe“. Diese neuen Werkstoffe werden auf Herz und Nieren für verschiedene bestehende Anwendungen und Einsatzmöglichkeiten geprüft. In der Produktreihe OL-Biolinie setzt OL konsequent auf die sinnvolle Kombination von Funktion und Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund der Ressourcenschonung. Und nicht nur in diesem Bereich gilt das Unternehmen als Innovator der Branche. Kunden wissen, dass sie von OL jedes Jahr, spätestens zu den Branchenmessen, immer wieder neue, innovative Produkte und Lösungen erwarten dürfen. So verbindet das Unternehmen gekonnt zwei Werte miteinander, die in der heutigen Zeit bedeutsam sind: traditionelle Wurzeln und begeisternde Innovationskraft. Alte Chaussee 59–70 32825 Blomberg-Donop fon: +49(0)5236.898-0, fax: +49(0)5236.898-44 [email protected], www.olplastik.de 49039901_800113 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 31 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Wirtschaftsrezpte taugen fürs Miteinander Das „B-WUSST“-Netzwerk für Lebensqualität in Detmold will auch 2014 eine Menge erreichen Eine wachsende Zahl von Unternehmen erkennt, dass der kurzfristige Blick auf die Quartalszahlen langfristig nicht immer erfolgreich ist. „Nachhaltiges Wirtschaften“ bestimmt mehr und mehr das Handeln in Chefetagen. Detmold. Doch Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Erfolgsrezept für die Wirtschaft, sie kann auch Leitlinie für die Entwicklung einer Stadt oder Gemeinde sein. Wie das funktioniert, zeigt die Peter-Gläsel-Stiftung mit dem Projekt „B-WUSST“ in Detmold. „B-WUSST“ ist laut Pressemitteilung eigentlich nicht ein Projekt, sondern viele. Die Peter-Gläsel-Stiftung hatte nämlich 2013 dazu aufgerufen, sich mit eigenen Vorschlägen für ein nachhaltiges, lebendiges und lebenswertes Detmold einzubringen. Die Stiftung selbst stellt mit Ulrike Levri eine Projektmanagerin, die sich vor allem als Maklerin versteht. Und tatsächlich wäre es ihr kaum möglich gewesen, die insgesamt 77 Projektideen, die engagierte Bürger im Rahmen von „B-WUSST“ einbrachten, selbst zu realisieren. „Meine Aufgabe war und ist es, die einzelnen Teams zu unterstützen, und diejenigen, die mitmachen, zu vernetzen.“ Vor allem aber ist es die Aufgabe von Ulrike Levri, dem Nachhaltigkeitsprojekt selbst Viele Ideen „B-WUSST“-Projekte gibt es auch 2014 wieder reichlich: - Aktiver Markt Hiddeser Berg - Botschafter der Freundlichkeit 2.0 - „B-WUSST B-WEGUNG“ - Energieklassenzimmer - Faire Stadt Detmold - Innovative Lösungen für Nahversorgung - Multifunktionale Zonen - Nachhaltigkeit in Detmolder Unternehmen - Ort der Stille - Urban Gardening. Erste Einblicke am Dienstag, 27. Mai, 19 Uhr, in der Stadthalle Detmold. 46981501_800113 Anne-Marie TRAKIES Rechtsanwältin - Familienrecht z. B. Scheidung, Unterhalt, Sorge-/Umgangsrecht - Arbeits- und Sozialrecht z. B. Kündigung, Arbeitspapiere, Gehalt Arbeitslosengeld-, GdB-, Hartz IV-Bescheid - Verkehrsunfall-, Verkehrsstrafrecht und Bußgeld - z. B. Schmerzensgeld, Sachschäden, Führerscheinentzug, rote Ampel, zu schnell gefahren - Mietrecht z. B. Kündigung, Räumung, Nebenkostenabrechnung - Erbrecht z. B. Erb-, Pflichtteil, Testament Beeindruckendes Bild: Ihren B-WUSSTen Einsatz für Detmold demonstrierten Aktive in der B-WUSST-Woche vor dem Landestheater Detmold in einem Massenbild. Nachhaltigkeit zu verleihen. Und so wird „B-WUSST“ auch 2014 Detmold noch einmal etwas nachhaltiger, noch etwas lebenswerter machen. Zehn Einzelprojekte sollen mit Unterstützung der PeterGläsel-Stiftung im laufenden Jahr umgesetzt werden, betont Geschäftsführer Stefan Wolf. Erste Ergebnisse werden am 27. Mai in der Stadthalle Detmold präsentiert und weiterentwickelt. Der Erfolg der „B-WUSST“Woche im vergangenen Sommer bestärkt ihn dabei. Eine Woche lang stellten die Teams ihre Projekte vor und warben für eine nachhaltige Entwicklung der Stadt. Knapp 500 Menschen setzten sich bewusst ein, 42 Aktivitäten – unter anderem die Abschlussveranstaltung im Rosental – machten ein nachhaltigeres Detmold sichtbar und erfahrbar. 14 Videodokumentationen hielten die Ideen und Arbeiten fest, auf 34 Plattformen im Internet tauschten sich Interessierte aus. Wie es konkret weitergehen FOTO: PRIVAT soll, entschieden Projektteilnehmer und Stiftung im November in der Stadthalle. Danach wird Ulrike Levri die ausgewählten Projekte weiter unterstützen, sodass diese bis zum September tatsächlich zu realisieren sind. Dazu gehört „Urban Gardening“. Hinter dem englischen Begriff verbirgt sich die Idee, brachliegende Grundstücke mit oft mals Essbarem zu bepflanzen und damit zu neuem Leben zu erwecken. Es sind die Bürger selbst, die unter anderem Hochbeete anlegen, mehr Grün in die Stadt bringen und dieses auch dauerhaft pflegen. Ebenfalls auf der Liste: multifunktionale Zonen. Die Teilnehmer wollen erreichen, dass öffentlicher Raum von allen Verkehrsteilnehmern gemeinsam und gleichberechtigt genutzt werden kann, vom Fußgänger bis zum Lkw. Mehr gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr soll die Folge sein. Oder: die „Faire Stadt Detmold“. Die Idee, nicht nur den Handel mit Produkten zu fördern, die ökologisch und sozial nachhaltig produziert werden, sondern auch eine konkrete Verbindung mit unserem lokalen Verhalten herzustellen, ist das Ziel der Projektgruppe. Wichtig ist Ulrike Levri, dass „B-WUSST“ keine geschlossene Veranstaltung ist. „Wir laden alle ein, ihre Ideen und Erfahrungen beizusteuern. Mitzubringen sind lediglich die Bereitschaft, Zeit zu investieren und die Lust, Detmold noch lebenswerter zu machen.“ Infos: www.pg-stiftung.net und [email protected], ☏ (0 52 31) 3 08 26 11. Wenkenstraße 40 über der Rosenapotheke 32105 Bad Salzuflen Tel.: 05222 | 79 54 79 Fax.: 05222 | 79 54 81 Bürozeiten: Mo. Di. Do. 9.00 - 18.00 Uhr Mi. Fr. 9.00 - 12.00 Uhr Termine nach Vereinbarung 48108201_800113 Anwalts- und Notarkanzlei Reinhardt & Hugenberg In unserer 1923 gegründeten Kanzlei waren über viele Jahrzehnte Notare tätig. Wir freuen uns, dass wir Ihnen erneut die Leistungen eines Notaramtes anbieten können und zeigen an, dass Frau Rechtsanwältin Klaudia Hugenberg mit Wirkung vom 8. 10. 2013 vom Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen zur Notarin mit dem Amtssitz in Detmold bestellt worden ist. Viel Trubel im Rosental: Beim Abschluss der „B-WUSST“-Woche trägt der 1. Detmolder Beschwerdechor, eines von 77 „B-WUSST“Projekten des vergangenen Jahres, seinen Text vor. FOTO: PRIVAT Friedrich-W. Reinhardt Klaudia Hugenberg Rechtsanwalt und Notar a. D. Rechtsanwältin und Notarin Fachanwältin für Medizinrecht Schwerpunkte: Schwerpunkte: Erbrecht Gesellschaftsrecht (privates) Baurecht Architektenrecht Arzthaftungsrecht Miet- u. Wohnungseigentumsrecht Landwirtschaftsrecht, Vereinsrecht Jagd- und Waffenrecht Hermannstraße 57, 32756 Detmold Tel. 05231/9239-0 Fax 05231/9239-99 [email protected] 12616201_800114 INTERVIEW „Zusammen bewegen wir Größeres“ Was die „B-WUSST“-Initatoren Ulrike Levi und Stefan Wolf aus dem letzten Jahr gelernt haben Detmold. „B-WUSST“ ist nur dann erfolgreich, wenn viele Menschen sich über einen längeren Zeitraum für ihre Ideen und Überzeugungen engagieren. Die LZ sprach darüber mit den Initiatoren von der Peter Gläsel Stiftung, Ulrike Levri und Stefan Wolf. solcher Grassroots-Prozess Struktur. Es war und ist mein Ziel, zu koordinieren, engagierte Menschen zu vernetzen und organisatorisch zu helfen. Dabei ist es wichtig, immer bei den Ideen zu bleiben und nicht eine eigene Meinung durchzusetzen. Wer etwas verändern möchte, hat eine fertige Idee, wirbt um möglichst große Unterstützung und hofft, dass Rat und Verwaltung das Vorhaben umsetzen. Sie nicht? Wolf: Unser Ansatz ist tatsächlich ein anderer. Wir sind nicht der Auffassung, den Stein der Weisen für die künftige Entwicklung Detmolds gefunden zu haben und nur noch eine politische Mehrheit organisieren zu müssen. Für uns ist „B-WUSST“ ein Bildungsprojekt. Und wir sind davon überzeugt, dass Bildung Partizipation braucht. Bildung funktioniert, wenn Menschen sich selbst einbringen können, Freiräume nutzen, Entscheidungen treffen. Das beginnt schon in der Kita, wenn die Kinder selbst über ihren Alltag mitbestimmen. Deshalb setzen wir auch bei der nachhaltigen Entwicklung Detmolds auf die Ideen und das Engagement der vielen. Bei einem solchen Prozess gehen Sie von einem sehr optimistischen Menschenbild aus. Wolf: Ja, und der Erfolg gibt uns Recht. Gesellschaft liche Themen, also auch die nachhaltige Entwicklung Detmolds, haben immer mit uns allen zu tun. Wer, wenn nicht diese Menschen, wüssten, wo sie der Schuh drückt. Wer, wenn nicht diese Menschen, hätten das Potenzial ihre Probleme auch zu lösen. Man muss ihnen die Möglichkeit geben, in eigener Verantwortung die Dinge anzupacken. Levri: Wenn wir uns eine nachhaltige Zukunft wünschen, kann nicht jeder nur sein eigenes Ding machen. „BWUSST“ kann dabei helfen, dass Menschen mit ähnlichen Vorstellungen und Zielen zusammenkommen. Persönlich gekannt haben sich viele in der Regel nicht. Aber zusammen können sie Größeres bewegen. Aber beinhaltet dieser Weg nicht das Risiko, sich zu verzetteln ? Levri: Natürlich braucht ein Was haben sie denn konkret bewegt? Levri: Nehmen Sie die „Botschafter der Freundlichkeit“. Schüler der August-HermannFranke-Schule sind mehrfach durch die Altstadt gegangen, haben Passanten gegrüßt, wenn nötig geholfen, einfach Freundlichkeit vermittelt – ein ganz anderer Umgang miteinander. Oder das Energie-Projekt am Leopoldinum: Eine ganze Schule macht sich auf den Weg, Energie zu sparen und Energie zu erzeugen. So spart die Schule Geld, das im „Leo“ möglicherweise wieder in soziale Projekte oder zusätzliche Ausstattung investiert werden kann. Wolf: Mich hat beeindruckt, dass sich die Kommunikati- on sehr verändert hat. Da war plötzlich viel mehr Wertschätzung füreinander. Und da haben sich Türen geöff net, weil allen klar war, nur gemeinsam etwas erreichen zu können. Es waren ja mehrere hundert Aktive, die bei „B-WUSST“ mitgemacht haben. Wie ist es gelungen, diese alle zu motivieren? Levri: Einen Teil der Mobilisierung haben wir über eine Internetplattform erreicht, viel auch über Pressearbeit. Und wer sich einmal hat überzeugen lassen, der überzeugt Gemeinsam stark: Stefan Wolf und Ulrike Levri informieren in der Hochschule OWL über die Nachhaltigkeit in Detmold.FOTO: PRIVAT dann auch andere. Wir wünschen uns, dass möglichst viele mitmachen – auch in diesem Jahr. Deshalb bieten wir seit Mitte November auch den „BWUSST“-Treff punkt an. Jeden Donnerstag bin ich zwischen 15 und 19 Uhr im Café Cup an der Exterstraße. Am Anfang waren die Leute zurückhaltend, jetzt führe ich viele Gespräche über Nachhaltigkeit, Beispiele aus anderen Städten und das „B-WUSST“-Projekt. 11814401_800114 Sie gehen also mit viel Optimismus ins zweite „BWUSST“-Jahr? Wolf: Aber sicher. Wir können als Peter-Gläsel-Stiftung zwar nicht alle Projektideen, die 2013 entstanden sind, im Detail weiterverfolgen. Aber das heißt nicht, dass diese nicht sinnvoll wären. Ganz im Gegenteil. Viele von ihnen haben richtig Fahrt aufgenommen und werden in privater Initiative weiter geführt – auch ohne unsere Unterstützung. Wir konzentrieren uns jetzt auf die zehn Projekte, an denen im Plenum von allen Aktiven gearbeitet wurde. Das sind die Vorhaben, mit denen wir besonders viel für Detmold bewegen können, wo es klare Ziele gibt und vor allem passionierte Mitstreiter am Werk sind. Ich bin mir sicher, im Herbst sieht Detmold ein klein wenig anders, ein klein wenig nachhaltiger, ein klein wenig lebenswerter aus. 11280501_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 32 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Ausverkaufte Halle macht die Wirtschaft froh Beispiel TBV Lemgo: Lippische Unternehmen engagieren sich mit Erfolg im Spitzensport Von Dietmar Kuhfuss TBV Lemgo Teamgeist, Leistungsbereitschaft und der Wille, das Beste zu geben, sind essentielle Elemente des Sports – Werte, die auch die Unternehmenskultur lippischer Firmen prägen. Daher engagieren sie sich seit vielen Jahren auch beim Flaggschiff des Handballs in Lippe, dem Bundesligisten TBV Lemgo. Lemgo. Und dabei sind sie in guter Gesellschaft. Der Fachverband Sponsoring erwartet bundesweit in den nächsten Jahren ein starkes Anwachsen im Sponsoringvolumen auf über vier Milliarden Euro. Das größte Stück vom Kuchen werden die Fußballer verspeisen (81 Prozent), es folgen der Basketball (32) und dann schon die Handballer (28 Prozent) – mit starker Tendenz nach oben, denn Handball hat keine Fanskandale, schlechtes Wetter gibt es in den Hallen nicht. Die Atmosphäre stimmt einfach. Aber Spitzensport ist ohne Unterstützung durch profes- Türöffner: Christian Sprdlik ist gern gesehener Gast auch bei lippischen Unternehmen. Der Überblick: · Gut 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bietet der TBV Lemgo einen Arbeitsplatz. · Hauptsponsor: Phoenix Contact, Blomberg · Premiumsponsoren: Gerry Weber, Halle, Itelligence, Bielefeld · Co-Sponsoren: Herforder Brauerei, Gebr. Brasseler, Lemgo, Lippische LandesBrandversicherung, Detmold · Den großen Partnerkreis bilden gut 100 kleine und große Unternehmen aus Ostwestfalen-Lippe und darüber hinaus. Die Halle ist voll, die Stimmung bei den fast 5000 Fans toll: Auch das macht den Wirtschaftsunternehmen die Entscheidung für ein Sponsoring beim TBV Lemgo leicht. Bandenwerbung und zunehmend die FOTOS: KUHFUSS auf dem Hallenboden gewinnen an Attraktivität. sionelle Partner aus der Wirtschaft auch beim HandballBundesligisten TBV Lemgo nicht mehr denkbar. Handball ist Leidenschaft. Für Zuschauer wie für die Athleten. Flexibilität und Ideenreichtum sind neben Talent, Kampfgeist und Einsatzwillen die Voraussetzung für den Erfolg. Und für den ist das Sportsponsoring unerlässlich als ein wichtiger Bestandteil der Finanzierung. Da heißt es Klinken putzen – mit viel Herzblut. Das hat Christian Sprdlik, seines Zeichens Geschäftsführer für Marketing, Sponsoring, Öffentlichkeitsarbeit beim TBV Lemgo. Aber sein Job ist nicht leicht. Die Strahlkraft einer erfolgreichen Nationalmannschaft mit entsprechender TV-Präsenz fehlt (noch). Der berühmte „TBV Deutschland“ ist Vergangenheit. Das Schlaraffenland für hochdotierte, nicht immer topmotivierte Spieler nach der Weltmeisterschaft 2007 gibt es in Lemgo nicht mehr. Die neue deutsche Welle kommt an Ein dominanter, alles bestimmender Sponsor ist auch Vergangenheit. Nach der Beinahe-Insolvenz ist man beim TBV wieder bodenständig geworden. Sehr zur Freude vieler Firmen, die dem TBV schon seit Jahrzehnten die Treue gehalten haben. Das neue Motto „Jugend nach vorn“ kommt in der Wirtschaft glänzend an. Die neue deutsche Welle lässt zuweilen von ruhmreichen Zeiten träumen. In die Waagschale bei den Gesprächen mit den Partnern aus der Wirtschaft kann Sprdlik also neue Tugenden seines Vereins werfen, als da wären die jüngste Bundesligamannschaft und den hohen Anteil der deutschen Spieler mit 88 Prozent. Nicht zu vergessen die sportliche Leistung mit dem guten 9. Platz nach der Hinrunde, den nach den Irrungen und Wirrungen der jüngsten Vergangenheit nur Optimisten erwartet hätten. Und Christian Sprdlik setzt auch auf das zurück gewonnene Vertrauen der Partner aus der Wirtschaft, hat maßgeschneiderte Konzepte parat: „Wir bieten für jeden eine individuelle Lösung. Vom kleinen Hand- · Ansprechpartner: Christian Sprdlik, Geschäftsführer ☏ (0 52 61) 288 339 werksbetrieb bis zum Global Player kann sich bei uns jeder wiederfinden. Das reicht von der Print-Präsenz im ‚Echo‘ bis zum Komplettpaket mit Bandenwerbung, einem Platz auf dem Trikot und dem VIPPaket.“ Und letzteres kommt an. Restlos gefüllt war in den vergangenen Wochen und Monaten der VIP-Raum mit Sponsoren und deren Gästen. Ein riesengroßes Netzwerk auch für die Gespräche nach dem Sport in lockerer Atmosphäre. Man lernt sich kennen, trinkt ein Bier zusammen, tauscht Adressen und nicht selten entsteht hier eine Basis für grundsolide und lang anhaltende geschäft liche Beziehungen, die eine Zukunft haben. Arm in Arm mit dem Kapitän: Über das Engagement der Sponsoren freut sich auch Florian Kehrmann (hier noch im alten Dress) mit Gabriela Maaß. FOTO: KUHFUSS Unternehmen brauchen auch Sympathieträger Michael und Gabriela Maaß sind Sponsoren des TBV Detmold. Sportsponsoring trifft in der Gesellschaft auf breite Zustimmung. Rund 78 Prozent der gesamten Bevölkerung stehen Sponsoring positiv gegenüber. Die Akzeptanz geht quer durch alle Altersschichten und sozialen Gruppen. Das können Gabriela und Michael Maaß nur unterschreiben. Seit vielen Jahren plant und erstellt die Detmolder Firma als Generalunternehmer Gewerbebauten wie Lagerhallen, Produktionshallen, Bürogebäude und sonstige gewerblich genutzte Gebäude. Und ihr Herz schlägt als Sponsor auch für den TBV Lemgo. Rot auf Weiß ist ihr Engagement auf dem Hallenparkett der Lipperlandhalle bei Heimspielen der Handballer zu sehen. Und das mit Erfolg. Gabriela Maaß: „Wir werden oft von Kunden aus nah und fern auf unser Engagement ange- sprochen. Und das nur positiv. Der TBV hat immer noch oder wieder einen guten Ruf, nicht nur regional, sondern auch bundesweit. Und davon profitieren auch wir.“ Besonders attraktiv für die Detmolder Firma ist der Beliebtheits- und Bekanntschaftsgrad in der Region mit Handballern zum Anfassen. „Diese Tugenden gefallen uns besonders und bestärken uns in unserem Engagement. Auch im neuen Jugendkonzept ohne sündhaft teure Stars kann sich die Wirtschaft problemlos wiederfinden und identifizieren.“ Überaus positiv bewerten die Detmolder auch die Rolle des TBV-Geschäftsführers für Marketing, Christian Sprdlik: „Ihm ist die Rolle auf den Leib geschnitten. Er kommt positiv rüber und kann die Werbebotschaft des Vereins bestens übermitteln.“ (dk) ANZEIGE Die neue Freiheit im Bad entdecken Das Konzept der „gekachelten Hygieneschachtel“ ist passé. Aktuelle Studien zeigen: im Bad gewinnen persönliche Badriten sowie der Erlebniswert von Raum, Wasser, Licht und Design eine wachsende Bedeutung. tionen aus, in den ehemaligen Partykeller, in die ungenutzte Garage, in den Garten.“ Natürlich hat die neue Freiheit im Bad Methode. Und die Methode hat einen Namen: das integrale Bad. Wenn der neue Lebensraum bezahlbar und ganz persönlichen Ansprüchen genügen soll, dann sind die Qualität der Badplanung und die Wahl des passenden Badspezialisten wichtige Voraussetzungen. Kreative „Badgestalter“ denken und planen heute das Bad anders, freier. Sie lösen es aus dem Korsett einer rein auf Hygiene ausgerichteten Grundfunktion. Ganz bewusst werden wohnliche Aspekte integriert: Diese besondere Betrachtungsweise erschließt den Raum über die ganz persönlichen Erlebniswünsche der Nutzer. Am Ende aber ist der Verbraucher vor eine zentrale Frage gestellt: „Welchem Spezialisten kann ich eine solche Aufgabe anvertrauen? Wer hat die Kompetenz?“ Diese Entscheidung will gut überlegt sein: Kommunizieren gehört dazu, sich Fithalten, Schlafen, Träumen, Entspannen und natürlich Freizeitunterhaltung wie etwa Musik hören, Heimkino genießen, im Internet surfen, lesen, flirten… Baden so wie ich es mag!“ Für den Detmolder Badspezialisten Rolf Reimann löst sich das Bad aus seiner Isolation: „Wohn- oder Schlafbereiche werden eingebunden. Oder es wandern Badfunk- Bielefelder Straße 515-517 32758 Detmold Telefon (0 52 32) 8 60 73 Ein neues Bad leistet man sich nicht alle Tage. Und die Investition kann je nach Ausstattung den Wert eines Mittelklassewagens erreichen. Badinteressenten eine Orientierungshilfe zu geben und Kompetenz erkennbar zu machen – das war der Anlass für die Leistungsgemeinschaft SHK mit bundesweit 900 Handwerksbetrieben eine Marke für Komplettbad-Kompetenz zu schaffen. Diese Marke DIE BADGESTALTER – komplett mein Bad ist die erste Marke in Deutschland, die „Uns ist es wichtig, zunächst einmal die Vorstellungen des Badinteressenten genau kennen zu lernen. Erst dann beginnen wir zu planen, kümmern uns um die Koordination sämtlicher Gewerke vom Fliesenleger über den Elektriker und Installateur bis hin zum Maler und realisieren das Projekt mit Fixtermin und zum Festpreis. 14 Mitarbeiter gehören zum Unternehmen, das bereits 1971 gegründet wurde. - Planungskreativität - Produktqualität und - Handwerkskompetenz zu einer Komplettleistung bündelt. Für Rolf Reimann ist die Marke seit April 2011 eine Auszeichnung seines Engagements für die Badgestaltung aus einer Hand: „Jedes Bad ist anders. Es muss genau den Anforderungen und Erlebniswünschen genügen, die seine künftigen Nutzer mit ihm verbinden.“ Deshalb gibt es für ihn keine Lösungen von der Stange. Firmeninhaber Rolf Reimann, seine Frau Jutta und Sohn Frank (von rechts) sorgen für einen reibungslosen Ablauf in der Firma. 12100301_800114 12370001_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 34 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 „Für meine Kinder ist es normal, überall dabei zu sein“ Die Lagenser Unternehmerin Diana Schuhmacher schafft den Spagat zwischen Familie und Karriere Von Sandra Castrup dem Familienunternehmen, in dem ihre Eltern und ihre Schwester mitwirken, nur noch ein Büro angemietet. „Vor drei Jahren musste ich gesundheitlich mit der Werbetechnik aufhören und habe RD Beschriftungen an meine Schwester verkauft. Von da an hatte ich das Geld und die Zeit, mich intensiv um den Online-Shop zu kümmern, den ich ursprünglich für die Auszubildenden ins Leben gerufen hatte.“ „House of pet-design“ nennt sich der Internet-Handel, der als Kind und Job unter einen Hut zu bringen, das ist anstrengend, klar. Aber es ist nicht unmöglich. Man darf sich nur nicht von anderen in die Irre führen lassen, so Unternehmerin Diana Schuhmacher. Lage-Heiden. Autos, Rasseln und Bausteine liegen bunt verstreut auf dem Teppich. Sie gehören Felix, dem jüngsten Sohn von Diana Schuhmacher. Mit seinen 15 Monaten stellt er gerne den Arbeitsplatz seiner Mutter auf den Kopf. Das darf er auch, denn die 36-Jährige nimmt ihn täglich mit und sagt ganz selbstverständlich: „Da wo ich bin, ist auch Felix.“ Vor neun Jahren hat sie diese Einstellung bereits mit Sohn Max vorgelebt. „Das war allerdings eine ganz andere Zeit, man sprach zwar schon von Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber als arbeitende Schwangere gehörte man doch eher zur belächelten Fraktion“, »Ich vertraue auf meine Spontanität« Diana Schuhmacher »Ich war die mit dem dicken Bauch« Diana Schuhmacher erinnert sich Schuhmacher, die bis vor einem halben Jahr noch Stulgys hieß und muss lachen: „Bei den Männern war ich einfach ,die mit dem dicken Bauch‘.“ Von Frauen dagegen musste sie sich ständig Vorwürfe und Bedenken anhören, nach dem Motto: das funktioniert doch alles nicht mit Kind. „Es wurden sich viel zu viele Gedanken um Dinge gemacht, die eigentlich ganz normal sind. Natürlich ist es nicht leicht, Kinder, Alltag und Beruf unter einen Hut zu bringen, Mit Kind am Schreibtisch: Diana Schuhmacher und ihr 15 Monate alter Sohn Felix sind ein eingespieltes Team. aber leicht ist es doch nie. Wir passen uns täglich neuen Situationen an und bekommen das irgendwie hin. Die Frage ist: Wie lange zerrede ich eine Sache, anstatt sie hinzunehmen?“ Das Verharren in alten Denkweisen bezeichnet die gelernte Bankkauff rau als „die größte Katastrophe“. Diana Schuhmacher ist seit Jahren Unternehmerin mit Leib und Seele, eine Frau der Tat, die sich eine Baby-Pause nie vorstellen konnte. Die Lagenserin machte sich bereits als 21-Jährige mit der Firma „RDBeschriftungen“ selbstständig. „Es ist auch vorgekommen, dass der Babysitter kurzfris- tig ausfiel und ich Max spontan zu einer wichtigen Präsentation mitnehmen musste“, erzählt die ehemalige Vorsitzende der lippischen Wirtschaftsjunioren. „Das war zwar komisch, aber es hat geklappt. Mit einem Schreikind gehen solche Aktionen natürlich nicht, das ist klar.“ Heute, neun Jahre später, sitzt Felix strahlend auf ihrem Schoß, vergnügt erkundet er die Tastatur des Laptops, liebt das Smartphone seiner Mutter ebenso wie glänzende Kugelschreiber. Im Nebenraum ihres Büros steht ein Bettchen für den kleinen Mann bereit, der der Sonnenschein im Medien-Zentrum Stulgys ist und FOTO: CASTRUP um dessen Aufmerksamkeit sich die Mitarbeiter förmlich reißen. „Das finde ich toll. Für meine Kinder ist es normal, immer dabei und unter Menschen zu sein. Ich möchte ihnen vermitteln, wo und wie das Geld für die Erfüllung ihrer Wünsche verdient werden muss.“ Diana Schuhmacher hat in – Anzeige – Vollsortimenter die Produkte für Hunde, Pferde und Katzen der Firma „Hunter“ vertreibt. „Jetzt brauche ich eigentlich nur noch meinen Laptop und kann von überall auf der Welt arbeiten“, so die zweifache Mutter schmunzelnd, die sich jedoch feste Arbeitszeiten im Büro selbst auferlegt hat. „Zuhause wäre ich nicht ganz so diszipliniert genug, da würde mir immer etwas einfallen, was ich nebenbei erledigen könnte. Die Waschmaschine anstellen beispielsweise.“ Diana Schuhmacher ist sehr wohl bewusst, dass es Vorteile hat, selbstständig zu arbeiten und sich Zeiten besser einteilen zu können. Andererseits stehe man als Verantwortliche enorm unter Druck. „Der Balance-Akt zwischen Kind und Karriere erfordert ein Höchstmaß an Organisation, für einige Projekte brauche ich eine längere Planung – und ansonsten vertraue ich auf meine Spontanität“, lacht die Geschäftsfrau. – Anzeige – Erfolgreich in die Zukunft Windmöller Holding – Familienunternehmen mit Verantwortung Tradition – Moderne – Zukunft. Die Windmöller Holding, gegründet im November 2010 von Ulrich Windmöller, ist ein Verbund von derzeit drei familiengeführten Einzelunternehmen, vertreten durch die Geschäftsführer Ulrich und Matthias Windmöller. Unter dem Dach der Holding befinden sich aktuell die Firmen WPT GmbH – Windmöller Polymer Technologie am Standort Detmold - die Windmöller Flooring Products GmbH mit Sitz in Augustdorf sowie die Windmöller Holzwerkstoffe GmbH am Standort Bad Oeynhausen. Die Gruppe erzielte mit insgesamt 330 MitarbeiterInnen in 2013 einen Umsatz von ca. 130 Mio. EUR. Die zur Holding gehörenden Unternehmen und ihre Historie Die WPT GmbH (70 Mitarbeiter) wurde 1999 gegründet und avancierte in den letzten 15 Jahren zum Marktführer und Spezialisten im Bereich der hochwertigen Akustiksysteme zur Tritt- und Gehschalloptimierung von Hartbodenbelä- gen, keramischen-, textilen- oder elastischen Bodenbelägen. Darüber hinaus werden Akustiklösungen zur Schalloptimierung im Segment der Türenindustrie geliefert. Die jährliche Matten-Fertigungskapazität des Werkes in Detmold liegt bei rund 20 Mio. qm/Jahr. Darüber hinaus produziert die WPT GmbH mit einer Fertigungskapazität von derzeit 3 Mio. qm/Jahr den weltweit ersten dauerelastischen und bereits mehrfach prämierten Bioboden PURLINE aus nachwachsenden Rohstoffen. Die besondere Stärke dieses Unternehmens liegt in der Forschung & Entwicklung, der es im Herstellungsprozess des Produktes PURLINE gelungen ist, petrochemischedurch biochemische Rohstoffe, wie bsp. Raps- oder Rizinusöl zu substituieren. Somit handelt es sich bei PURLINE um einen elastischen Bodenbelag mit höchsten Beanspruchungs- und unschlagbaren ökologischen Merkmalen. Die Windmöller Flooring Products GmbH (220 MitarbeiterInnen) entstand am 1. Januar 2013 aus der Zusammenführung der beiden Unternehmen Windmöller Flooring GmbH und Witex Flooring Products GmbH und produziert am Standort Augustdorf in vier Werken hochwertige Bodenbeläge. Die Witex wurde bereits 1978 durch Herrn Ulrich Windmöller gegründet, beschäftigte sich zunächst mit der Verarbeitung von Kunststoffplattenbeschichtungen und sorgte ab 1991 für den revolutionären Durchbruch der gänzlich neuen Bodengattung der Laminatbodenbeläge. Die Windmöller Flooring GmbH wurde 2007 von Matthias Windmöller am Standort Detmold gegründet und produzierte und vertrieb mit großem Erfolg Designböden europaweit. Mit der Präsentation des ersten klebstofffreien CONNECT-Verriegelungssystems in dieser Bodengattung begann 2009 eine unvergleichliche Erfolgsgeschichte. Zur Ausweitung der Produktionskapazität auf 5 Mio. qm wurde neben Detmold 2011 ein zusätz- licher Produktions- und Logistik-Standort in Augustdorf aufgebaut. Das hochwertige Fußbodensortiment bestehend aus Laminat-, elastischen Designbelägen und der neuesten Bodengattung der Bioböden wird international in über 70 Länder weltweit über ausgewählte Fach- und Großhändler unter der Fußboden-Dachmarke wineo® vertrieben. Elastische Bodenbeläge bietet das Unternehmen zum vollflächigen Verkleben und zum Klikken mit CONNECT-Technologie und gilt hier als Marktführer. Das dritte zur Holding gehörende Unternehmen ist die Windmöller Holzwerkstoffe GmbH am Standort Bad Oeynhausen. Das ausschließlich im B-to-BBereich operierende Unternehmen ist spezialisiert auf die Be- und Verarbeitung von Holzwerkstoffen und deren Lagerung und Logistik und mit einer Verarbeitungskapazität von 100.000m3/ Jahr ein bedeutender Zulieferer der Möbelindustrie. Die Zusammenfassung aller WindmöllerFamilienunternehmen unter dem Dach der Holding ermöglicht die Optimierung von Prozessabläufen und die Realisierung von Synergie-Effekten in den Bereichen Marketing, IT, Personal, Einkauf und Finanzen. 100% der Unternehmensanteile werden durch die Familie Windmöller gehalten. Alle Produkte der Holding-Unternehmen tragen das Gütesiegel: Made in Germany. Der Unternehmensverbund mit seinen drei in Ostwestfalen verwurzelten Firmen steht für ein hohes Maß an Qualität, Zuverlässigkeit, Innovationskraft, sozialer Verantwortung und ein teamorientiertes, familiärem Arbeitsklima und ist für die Region ein bedeutender Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb. Die Unternehmerfamilie legt großen Wert darauf, dass auch in Zukunft ein familienorientiertes Klima mit all seinen Vorteilen für die Beschäftigten und positiven Impulse für die Zusammenarbeit mit Handelspartnern gelegt wird. Verwaltungsgebäude am Standort Augustdorf: Hier haben die Windmöller Flooring Products GmbH und die Windmöller Holding ihren Sitz. Annika Windmöller ist Gesellschafterin und leitet die Unternehmens-Kommunikation aller zur Windmöller Holding gehörenden Unternehmen. Ulrich Windmöller ist geschäftsführender Gesellschafter (links) und Matthias Windmöller der geschäftsführende Hauptgesellschafter der Windmöller Holding GmbH. Kontakt: Windmöller Holding GmbH Leitung Unternehmenskommunikation: Annika Windmöller Tel.: +49 (0)5237 – 6090 · Fax: +49 (0)5237 – 609 4469 · [email protected] · www.windmoeller.de 12121401_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 35 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Mit sozialer Verantwortung am Markt erfolgreich sein - ANZEIGE - Übergabe an die jüngere Generation Corporate Social Responsibility: Lippes Unternehmen sind die Vorreiter Horn-Bad Meinberg. Seit über 15 Jahren führt Frau Marianne Maubach in Horn-Bad Meinberg/Wehren eine moderne und leistungsstarke EDV-Buchungsstelle, die für ihre Mandanten alle laufenden Geschäftsvorfälle bucht, die laufenden Lohnabrechnungen sowie die Lohnsteueranmeldungen erstellt. Nun ist für Frau Maubach der Zeitpunkt gekommen, diese an die jüngere Generation abzugeben. Übernommen wurde das Buchhaltungsbüro zum 1. Januar 2014 von zwei langjährigen Mitarbeitern, die sich mit allen Abläufen der Firma bestens auskennen. Frau Birte Wöltje ist staatlich geprüfte Betriebswirtin und Ausbilderin für kfm. Berufe, Herr Sven Grischkat ist geprüfter Bilanzbuchhalter IHK. Zusammen haben Sie die Firma BMS GmbH & Co. KG gegründet. Gelungene Postkartenaktion: Berufswahlkoordinator Lars Pielsticker, Michael Grübel und der Bielefelder Schulleiter Mike Noßmann freuen sich mit den Schülern. Von Florian Ebner Viele Unternehmen engagieren sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in sozialer und ökologischer Hinsicht. Die Lipper gehen da mit gutem Beispiel voran. „Corporate Social Responsibility“ (CSR) ist auf dem Vormarsch. Detmold. CSR ist im weitesten Sinne das gesellschaft liche Engagement der Unternehmen, ist heute schon mehr als ein Marketing-Instrument großer Konzerne. Das Bewusstsein der Bevölkerung hat sich in den vergangenen Jahren in vielerlei Hinsicht gewandelt und verschärft: Private Verbraucher fragen nicht nur nach Qualität der Produkte und Dienstleistungen, sondern machen ihre Kaufentscheidung häufig von anderen Faktoren abhängig – beispielsweise von den vorherrschenden Arbeitsbedingungen. Auch das ökologische Bewusstsein der Betriebe wird immer öfter kritisch hinterfragt. Und: Der sich in letzter Zeit weiter verschärfende Mangel an qualifizierten Fach- und Führungskräften zwingt gerade die mittelständischen Betriebe zum Handeln. Dies ist genau der Punkt, an dem die Detmolder Wirtschaftsförderung „Gilde“ ansetzt: Dort, so erklärt „Gilde“-Prokurist Thorsten Brinkmann, habe man es sich zum Ziel gesetzt, kleine und mittelständische Unternehmen dabei zu unterstützen, ihr gesellschaft liches Engagement optimal und strategisch an ihrem Tagesgeschäft auszurichten. Die erfolgreichen Aktivitäten der „Gilde“ haben bereits überregional für Furore gesorgt: Am 16. Januar hat NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin die Detmolder Wirtschaftsförderung als „Ort des Fortschritts 2014“ ausgezeichnet und bei dieser Gelegenheit als einen der „wichtigsten CSR-Multiplikatoren in NRW“ bezeichnet. Das Modell „Corporate Social Responsibility“ fußt auf den Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales: In all diesen Bereichen kann ein Betrieb seinen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft leisten. Ökonomisch orientierte Beiträge wären etwa eine angemessene Preisgestaltung, Verbraucherschutz, aber auch faire Partnerschaften zu den Geschäftspartnern. Der verantwortungsvolle Umgang mit Ressourcen jeglicher Art, Umweltmanagement und artgerechte Abfallentsorgung FOTO: PRIVAT fallen in den Bereich der ökologischen Motivation. Häufig erfahren allerdings die sozialen Unternehmensbeiträge die größte Wertschätzung. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die Einhaltung der Bestimmungen bezüglich der Arbeitsbedingungen oder Chancengleichheit können bei der Bevölkerung und speziell bei den Mitarbeitern ein positives Feedback erzeugen. Seit Mitte 2009 engagieren sich mehr als 70 Unternehmen im Rahmen des Pilotprojekts „Verantwortungspartner für Lippe“, das von der „Gilde“ in Zusammenarbeit mit der IHK und der Bertelsmann-Stiftung ins Leben gerufen worden ist. Ziel ist es, jungen Menschen frühzeitig eine Berufsorientierung zu bieten, ältere Arbeitnehmer länger fit zu halten, Menschen mit Migrationshintergrund besser zu integrieren und berufstätigen Familien in Problemsituationen zu helfen. Desweiteren hat die „Gilde“, subventioniert durch die Europäische Union, das Projekt „Zukunft Mittelstand!“ ins Leben gerufen. In eine ähnliche Richtung zielt „Inno Train CSR“, ein Gemeinschaftsprojekt von sechs internationalen Partnern unter Leitung der Detmolder Wirtschaftsförderung: Es wurden Lehrmaterialien, sogenannte Lernbriefe, erarbeitet, die sich maßgeschneidert auf die Bedürfnisse der Unternehmen anwenden lassen. „CSR unternehmen!“ ist das neueste Projekt. Es bietet mittelständischen Firmen ein mehrstufiges Qualifizierungsprogramm, mit Intensivseminaren und Workshops zur Umsetzung einer angepassten CSR-Strategie. Unternehmen sollten CSR „nicht immer nur als reinen Kostenfaktor sehen“, sagt Gilde-Prokurist Thorsten Brinkmann und unterstreicht den Nutzen: Die Verbesserung des Images helfe, sich von den Wettbewerbern abzuheben. Dies sei besonders bei der Suche nach neuen Fach- und Führungskräften relevant, da gesellschaft lich engagierte Betriebe sicherlich attraktivere Arbeitnehmer seien als ausschließlich absatzorientierte Unternehmen. Die Beziehungsstruktur zu Kunden und Lieferanten könne außerdem gefestigt und so das Vertrauen in die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens ausgebaut werden. Es geht Brinkmann aber auch um die „Motivation der betriebsinternen Mitarbeiter“, denn nur vom Arbeitgeber begeisterte Arbeitnehmer könnten Kunden glaubwürdig von den Produkten überzeugen und ein angenehmes Arbeitsklima absichern. Die eigenen Aktivitäten auf diesem Sektor sollten nach innen und außen offensiv dargestellt werden, empfiehlt er. Ein Beispiel für erfolgreiche CSR-Aktivitäten aus der Region stellt der Trocknungsfachbetrieb Michael Grübel KG dar. Inhaber und Geschäftsführer Fairness bringt Erfolg: Thorsten Brinkmann präsentiert eines der zahlreichen Gilde-Projekte. FOTO: EBNER Michael Grübel, der das Unternehmen 1996 gegründet und heute Standorte in Detmold, Bielefeld, Herford, Gütersloh und Osnabrück betreibt, startete 2003 das firmeneigene und gemeinnützige Projekt „Michael Grübel helfende Hände“. Dahinter steckte der pragmatische Ansatz, direkt und ohne bürokratische Hürden zu helfen und der Überzeugung des „Gebens und Nehmens“ Leben einzuhauchen. Aus dem ursprünglichen Engagement sind seinen Angaben nach mit der Zeit vier Unterprojekte hervorgegangen, die allesamt unbefristet laufen. Von Beginn an lief das Projekt „Hilfe durch Handwerk“, bei dem kostenlose Handwerksarbeiten in öffentlichen Institutionen wie Schulen und Kindergärten geleistet werden. Mittlerweile sei die Warteliste für Anfragen schon so lang, dass diese nur Schritt für Schritt abgearbeitet werden können, berichtet Grübel. Ende 2006 folgte dann „Zeit im Alter“: In diesem Rahmen verbringen alle Mitarbeiter vom Geschäftsführer bis zum Azubi Zeit in Alters- und Seniorenheimen in ganz OWL. Dabei wird gesungen, es werden Gedichte und Geschichten vorgetragen oder man steht schlichtweg als Gesprächspartner zur Verfügung. Im Jahr 2009 startete Michael Grübel das dritte Projekt „Stadtglück“: Bildungseinrichtungen können sich an das Unternehmen wenden und ihnen ein Wunschmotiv für Postkarten zusenden (Grübel spendet 200 Stück je Einrichtung). Diese werden in der Folge über die unternehmenseigene Homepage veräußert und die entstehenden Erlöse für die Bildungsförderung auf lokaler Ebene gespendet. Michael Grübel, der für das Engagement seines Betriebs bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, möchte anderen Unternehmen hinsichtlich der „Corporate Social Responsibility“ ein Vorbild sein und das Bewusstsein in diesem Zusammenhang schärfen. Er und seine Mitarbeiter sind stolz auf ihre ehrenamtlichen Leistungen und haben dazu noch Spaß an der freiwilligen Arbeit mit allen Bevölkerungsschichten. „Ein gesundes Unternehmen braucht eine gesunde Gesellschaft und umgekehrt“, sagt der Firmenchef. „Ich will andere Betriebe, ermutigen, unabhängig von Branche oder Größe ihren Teil zu leisten.“ Grübel hat eine deutliche Imagesteigerung festgestellt, die sich auch in gestiegenen Auftragszahlen widerspiegele. Angefangen hatte Frau Maubach mit einer Angestellten im eigenen Haus, mittlerweile ist der Mitarbeiterstamm auf 10 Sachbearbeiter, 1 IT-Fachmann und 3 Auszubildende in einem eigenen, in 2008 erbauten Bürogebäude angewachsen, die alle durch die neue Firma übernommen werden. Zum Leistungsumfang gehören neben dem Buchen der laufenden Geschäftsvorfälle wie Bank, Kasse, Debitoren und Kreditoren inkl. Offener-Posten-Buchhaltung ebenso die Erstellung der laufenden Lohn- und Gehaltsabrechnungen und Lohnsteueranmeldungen sowie das Erstellen sämtlicher Bescheinigungen für die Mitarbeiter, Beitragsnachweise für die Krankenkassen, An- und Abmeldungen sowie Jahresmeldungen durch das Programm nach den derzeit gültigen gesetzlichen Bestimmungen und Anforderungen. Außerdem können umfangreiche Auswertungen speziell nach den Kundenwünschen erstellt und jederzeit zur Verfügung gestellt werden. Die Bearbeitung erfolgt auf einer modernen EDV-Anlage, die auf die besonderen Wünsche der Mandanten angepasst werden kann und überwiegend im elektronischen Austausch erfolgt. Alle Belege können von dem Mandanten auch digital zur Verfügung gestellt werden. So werden zurzeit monatlich über 4.000 Lohnabrechnungen erstellt und die laufende Finanzbuchhaltung für 40 Betriebe gebucht. Interessenten können sich gerne informieren und ein Angebot anfordern: * Buchen lfd. Geschäftsvorfälle, lfd. Lohnabrechnung BMS GmbH & Co. KG Buchhaltung* mit System Wällenweg 29 b 32805 Horn-Bad Meinberg Telefon 0 52 34 - 91 99 30 E-Mail: [email protected] www.bms-buchhaltung.de 12501801_800114 11889701_800114 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 36 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Der Bauernhof am Rande der Stadt Schwarzbunte an der Bundesstraße: Familie Meierhenrich bewirtschaftet einen Hof mit 150 Milchkühen vor den Toren Detmolds Das Leben als Kuh Von Regine Sell Früher war Lippe ein von der Landwirtschaft geprägtes Gebiet. Heute kommen sich offene Kulturlandschaft und urbaner Raum schon nah. Wie arbeitet ein Bauernhof direkt vor den Toren der Stadt? Ein Ortstermin. Detmold-Klüt. Rund 500 Meter hinter dem Ortsausgang Klüt in Richtung Lemgo befindet sich der „LippeMilch“-Betrieb der Familie Meierhenrich. Betriebsinhaber Jörg Meierhenrich wirtschaftet also quasi in direkter Nachbarschaft zum urbanen Raum. Das ist mit Vorund Nachteilen verbunden. Die Einfahrt zum Hof zum Beispiel ist nicht ungefährlich. 70 Kilometer pro Stunde dürfen die Fahrzeuge auf der stark belasteten Bundesstraße fahren. Für einen Trecker mit Anhänger, der sich in den Verkehr einfädeln soll, kann das genauso gefährlich sein wie für die zahlreichen anderen Verkehrsteilnehmer. „Wenn Gülle gefahren wird, müssen wir schnell mal 15 mal rauf auf die Lemgoer Straße und auch wieder runter. Es hat halt auch Nachteile, wenn man direkt an einer der Hauptstraßen, die nach Detmold hinein führen, seinen Hof hat“, sagt Jörg Meierhenrich. Mitunter gebe es auch Beschwerden, zum Beispiel wegen Geruchsbelästigung durch Gülle. Ein Betrieb mit 150 Milchkühen riecht eben nicht nach Veilchen. Unterm Strich aber sieht Meierhenrich vor allem die Vorteile – für den Betrieb als auch für die Bewohner der größten Stadt in Lippe. Für den Bauern und seine Familie bedeutet die Nähe zur Stadt, dass die beiden Kinder nicht isoliert auf einem Bauernhof, abseits von allem aufwachsen. Alles für das Milchvieh: Der Hof Meierhenrich Am Kälberiglu: Bauer Jörg Meierhenrich hält 150 Milchkühe. Die Schule ist nicht weit entfernt, eine Bushaltestelle direkt auf der anderen Straßenseite. Die Detmolder hingegen haben hier eine Möglichkeit, Landwirtschaft „zum Anfassen“ zu erleben. Schul- und Kindergartengruppen sind den Meierhenrichs immer herzlich willkommen, und so bekommen Lippes Landwirtschaft in Zahlen Der landwirtschaftliche Strukturwandel macht auch vor der lippischen Wirtschaft nicht Halt: Gab es nach Angaben der Landwirtschaftskammer 2007 noch 1255 angemeldete landwirtschaftliche Betriebe in Lippe, ist diese Zahl bis zur letzten Erhebung 2010 auf 892 gesunken. Laut dieser Angaben hat sich die Betriebszahl innerhalb von drei Jahren um rund 30 Prozent reduziert – ein schlagartiger Rückgang, vergleicht man ihn mit der stetigen Regression von „nur“ 28 Prozent in den zwei Jahrzehnten davor. Als Ausgleich dazu ist jedoch die durchschnittliche Betriebgröße von 44 auf 60 Hektar gewachsen. Daraus ergibt sich 53 517 Hektar agrarische Fläche. Davon werden momentan mehr als 80 Prozent als Acker-, und rund 18 Prozent als Grünfläche genutzt. Die restlichen zwei Prozent machen die zahlreichen Heil-, Wasser-, Natur-, und Landschaftsschutzgebiete aus, die sich über den Kreis erstrecken. Auch die Zahl der Viehbetriebe ist gesunken: waren es 2007 noch knapp 700, sind es nun 539. Der Viehbestand blieb konstant bei 148 505 Tieren. Seit 1921 Buchführung und Steuerberatung für Land- und Forstwirte Kinder die Möglichkeit, direkt vor Ort zu sehen, wo ihre Schulmilch herkommt. Morgens und Abends wird gemolken. Um den Kindern das zeigen zu können, hält Jörg Meierhenrich extra ein paar Kühe fürs „Show-Melken“ zurück. Der Jungbauer legt sehr viel Wert auf Transparenz und öffnet gerne die Tore für interessierte Besucher, um damit der Kritik an der Nutztierhaltung etwas entgegen zu setzen. Seit August 2010 gibt es die Marke „LippeMilch“. Meierhenrich und zwei Kollegen haben sie ins Leben gerufen und geben damit auch ein Beispiel für Direkt- beziehungsweise Regionalvermarktung. „LippeMilch“ stehe für artgerechte Tierhaltung, verantwortungsbewussten, respektvollen Umgang mit den Tieren und der Natur, nachhaltiges wirtschaften und kontrollierte Milchqualität, zählt er auf. Dass alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten würden, verstehe sich dabei von selbst. Für Jörg Meierhenrich ist „LippeMilch“ aber auch die FOTO: ENGELHARDT höhte Antwort auf eine erhöhte egioNachfrage nach einer regionalen Frischmilch. Viele Menschen haben en sich schon immer frische, gekühlte aber darüber hinaus naturbelassene Milch direkt vom Bauern geholt. Meierhenrich hat dafür einen „Rohmilchzapfautomaten“ direkt auf dem Hof in-stalliert. An ihm kann vor or den Toren Detmolds zwiischen 6 und 22 Uhr, an jeedem Tag der Woche Milch lch für zur Zeit 60 Cent pro Liter iter selbst gezapft werden. Mittebot lerweile werde dieses Angebot chtet auch sehr gut genutzt, berichtet der Landwirt. „Es gibt Großfaoßfamilien, die zapfen schon mal 15 Liter Milch auf einmal in große Kunststoffkanister.“ Zuhause kann man die Milch dann etwas über 60 Grad erhitzen und genießen, oder zu Milchprodukten wie selbst gemachtem Mozarella weiterverarbeiten. Rezepte finden sich im Internet auf www.lippemilch.de. ist ein Familienbetrieb und wird im Vollerwerb bewirtschaftet. 66 Hektar Grünland im Umkreis gehören dazu, dort wird das Futter für die Kühe angebaut, sogenannte Grassilage. Auf den verbleibenden 6 Hektar dürfen sich die Kühe austoben und selber grasen. Auf weiteren 40 Hektar wird Silomais und Kleegras angebaut. Auf dem Mehrgenerationenhof leben neben Jörg Meierhenrich samt Familie und seinen Eltern gegenwärtig fünf Pferde, 150 Milchkühe, ein Bulle und viele Kälber. Monatlich werden etwa 15 Kälber geboren. Jede Kuh muss einmal im Jahr kalben, damit sie auch Milch produzieren kann. Sie wird also während der Trächtigkeit gemolken. 8 Wochen vor der Geburt wird nicht mehr gemolken, da steht die Kuh trocken. Das Kälbchen wird schon nach ein paar Stunden von der Mutter getrennt, damit diese gesund bleibt. „Kälbchen saugen nur an einer Zitze und leeren den Euter der Mutterkuh nicht, das kann zu Erkrankung führen“, erklärt der Landwirt. Die Kälber kommen dann allein in ein „Kälberiglu“, dort sind sie gegen die Witterung geschützt, haben es warm, trocken und ein dickes, bequemes Strohbett. Nach 14 Tagen ziehen sie dann um in ein „Gruppeniglu“ – eine „6er-Wohngemeinschaft“ mit anderen weiblichen Kälbern. Die Bullenkälber werden nach 14 Tagen zu einem Bullenmäster gegeben, während die weiblichen Kälber nach 12 bis 13 Wochen zu einem Jungviehzüchter umziehen. Dort bleiben sie etwa 2,5 Jahre, werden zum Schluss besamt und reisen dann als trächtige Kuh zurück auf ihren Heimathof. Nun beginnt ihr Leben als Milchkuh. „Auf dem Hof verbleiben sie, so lange sie Milch produzieren und kalben“, sagt Jörg Meierhenrich. Er ist besonders stolz auf eine schon 15 Jahre alte Milchkuh. Sie ist schon etwas ergraut und eine richtige Seniorin, dank guter Pflege kalbe sie aber noch und gebe auch weiterhin Milch.Zum Vergleich: Die deutsche DurchschnittsMilchkuh wird etwa fünf bis sechs Jahre alt. Auf dem Hof von Familie Meierhenrich hat jede Kuh einen Namen. Die Tiere sind in einem Boxenstall untergebracht, könjede nen jederzeit fressen, sich frei bew bewegen oder sich auf Stro ein Strohbett legen. Von Mai bis Nov November haben sie zusätzlich noch freien Zugang Wei Das bedeutet, sie zur Weide. können selber entscheiden, wo sie sich aufhalten. Gerade geboren: Die Herde von Jörg Meierhenrich hat mit einem weiteren Kalb Zuwachs bekommen. Das Jungtier lebt mit anderen zusammen im Kälberiglu. FOTOS: SELL Für eine starke Wirtschaft – Autohaus Gentemann Über 10 Jahre Ihr HYUNDAI-EXKLUSIV HÄNDLER Landwirtschaftliche Buchführungs-Genossenschaft Lippe eG Diplom-Kaufmann Jens Wegener Steuerberater Friedrich-Ebert-Straße 2, 32791 Lage, Tel. (0 52 32) 95 31-0 www.buchstelle-lage.de 47336501_800113 Anzeigen in Ihrer Tageszeitung informieren 12126201_800114 – Anzeige – – Anzeige – eltromat GmbH – Ein Hidden Champion aus OWL Wo begegne ich eltromat eigentlich im Alltag? Ein Bericht von Karin Schuster (32), Industriekauffrau eltromat behauptet, dass sich täglich unsere Wege kreuzen. Unsere Berührungspunkte sollen Produkte sein, deren Qualität von ihren Systemen geprüft oder gar geregelt wurde. Ich habe mich gefragt: kann das stimmen? Ich bin dem Ganzen mal auf den Grund gegangen. Ein guter Start in den Tag beginnt für mich mit einem leckeren Frühstück. Aber wie sieht das mit den Cornflakes aus, kann ich die auch trotz meiner Allergie gegen Nüsse essen? Wie gut, dass alle nötigen Informationen auf der Verpackung zu finden sind. Und schon komme ich das erste Mal mit eltromat in Berührung. Damit ich mich auf diese Angaben verlassen kann, überprüfen eltromat Systeme, ob der Drucker die richtigen Druckformen verwendet hat. Ein fruchtiger Saft rundet meine Mahlzeit ab. Auch bei der Herstellung des Getränkekartons passt ein eltromat System auf, dass beispielsweise keine kleinen Fliegen vor dem Befüllen in den Karton gelangt sind. Das wäre ja nicht so lecker. Gestärkt kann nun mein Tag beginnen. Es ist mal wieder Zeit, ein bisschen zu renovieren. Was eignet sich da besser, als ein Besuch im Baumarkt. Die Wände sollen Positiv gestimmt für 2014 Die eltromat GmbH ist bereits über 50 Jahre erfolgreich am Markt und blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2013 zurück. Der Umsatz konnte wiederum um mehr als 6% gesteigert werden. Der erwartete Gewinn wird ebenfalls deutlich über den Erwartungen liegen. Mit 17 Neueinstellungen in 2013 ist das eigentümergeführte Familienunternehmen für weitere Steigerungen in 2014 vorbereitet. Kernprodukte sind Lösungen zur Qualitätssicherung und -regelung, insbesondere für die Druckbranche. „Oft ist zu hören, dass die Druckindustrie eine schwere Krise erlebt. Glücklicherweise ist dies in den für uns relevanten Segmenten – Druck von Verpackungen, Tapeten und Dekore für Laminatfußböden oder Möbelfronten – nicht der Fall“, freut sich der geschäftsführende Gesellschafter Dr. Gunter Tautorus. Besonders in Asien und Südamerika sieht er für eltromat in den kommenden Jahren enormes Potential. Mit der neuen Niederlassung in Australien gibt es neben Deutschland, Spanien, Italien, USA und Indien seit 2013 einen weiteren Standort um den Kunden mit insgesamt über 200 Mitarbeitern besten Service zu bieten. Auch die Produktpalette hat sich erweitert. „Wir wollen unseren Erfolg langfristig sichern. Dazu gehört es auch, in neue neue Tapeten zieren. Auch hier ist Verlass auf eltromat. Mit einem eigens entwickelten Farbmessgerät wird sichergestellt, dass alle Rollen die gleiche Farbe haben und auch die Seiten nahtlos und farbgleich zusammenpassen. Der Boden bekommt neues Laminat. Dank eltromat brauche ich mir keine Sorgen zu machen, dass manche Stücke Aussetzer oder Flecken enthalten. Ein Inspektionssystem findet diese Fehler während der Produktion, sodass sie Haben Sie schon mal drauf geachtet? Damit eltromat Systeme richtig behoben oder aussortiert werarbeiten können, lesen Sie wichtige Informationen beispielsweise aus den bunten Punkten. den können. Jetzt noch schnell Geschenkpapier noch einen Schokoriegel und ein holen, es stehen wieder Geburtstage an und dann ab zur Kasse. Wie schön, dass die Trinkpäckchen mit. Wie man sich schon denken kann, hat auch hier eltromat die bunten Muster klar und deutlich zu erkenFarbe, den richtigen Inhalt auf der nen sind. Nicht so verschwommen, wie es Verpackung und den richtigen Druck der einmanchmal bei Tageszeitungen der Fall ist. zelnen Farben überprüft, sowie Fehler gefunDass alle Farben passgenau übereinander den und eliminiert. gedruckt werden, kann ebenfalls von einem Mir wird nun klar, warum eltromat mir so eltromat System überprüft und geregelt werselten präsent war: alles, was mir negativ den. An der Kasse geht es schnell. Alle auffallen würde, konnte Dank der unterBarcodes sind sauber lesbar, sodass die schiedlichen eltromat Systeme im Vorfeld Produkte flink über das Band gezogen werbehoben oder aussortiert werden. In Zukunft den. Ohne das passende eltromat System werde ich bestimmt mit einem anderen zur Kontrolle und Lesbarkeit der Barcodes Blickwinkel einkaufen gehen. im Vorfeld kann das auch anders verlaufen. Für die Stärkung zwischendurch nehme ich Märkte mit Potential zu investieren“, erläutert Geschäftsführer Dr. Johann-Carsten Kipp. Zum einen möchte das Unternehmen aus Leopoldshöhe mit Lösungen zur Qualitätsprüfung bahnförmiger Materialien wie Papier, Textil, Metal oder Kunststoff in Märkten außerhalb der Druckindustrie expandieren. Darüber hinaus hat eltromat seine jahrzehntelangen Erfahrungen in der Automatisierung im vergangenen Jahr gebündelt und den neuen Geschäftsbereich „Automation“ gegründet. Mit gleich zwei Großprojekten gelang ein mehr als zufriedenstellender Start. Zwei Rubbellos-Druckmachinen mit je 20 Druckwerken wurden mit individueller Automatisierungstechnik ausgestattet. Das Auftragsvolumen pro Maschine belief sich hierbei auf mehrere Millionen Euro. Aufgrund jahrelanger Prozess-Erfahrung und innovativer Lösungsansätze sieht das Unternehmen auch in eltromat GmbH Herforder Straße 249–251 33818 Leopoldshöhe eltromat GmbH Gründung: 1960 Mitarbeiter: über 200 weltweit Auszubildende: 23 Kunden: Druckindustrie, Automatisierungstechnik, Hersteller von Papier, Textil, Metall und Kunststoff Produkte: optische Qualitätsmess- und Regelsysteme für Inline-Prozesse eltromat setzt auch umfangreiche Projekte in der Automatisierungstechnik um. Der Kicker ist eine willkommene Abwechslung während der Mittagspause. Die Herstellung von Rubbellosen – ein Hightech-Verfahren Werte und einzigartige Firmenkultur bewahrt. Die Geschäftsführung kennt jeden persönlich und ist immer ansprechbar. Dabei ist der Führungsstil modern und eine offene eltromat ist ein modernes, international tätiKommunikations- und Informationspolitik ges Unternehmen mit flachen Hierarchien wird gepflegt. und kurzen Entscheidungswegen. Die Unter- Bei der Definition der persönlichen Ziele nehmensgröße bietet jedem Mitarbeiter die wird stets die individuelle Lebenssituation Möglichkeit, mitzugestalten und seine mit einbezogen. Das Unternehmen engagiert Erfahrungen einzubringen. Bei allem Wandel sich aktiv für die Vereinbarkeit von Beruf hat das familiengeführte Unternehmen seine und Familie. Dabei arbeitet eltromat eng mit der Familienbetreuung Lippe (FABEL) zusammen. Arbeiten soll Spaß machen, daher wird viel Wert auf ein positives Betriebklima gelegt. Dies spiegelt sich beispielsweise auch in den Bewertungen bei kununu, einem Online-Portal, auf dem Arbeitgeber bewertet werden können, wieder (www.kununu.de/eltromat). Eltromat wird hier überdurchschnittlich mit 4 von 5 Punkten bewertet. Auch der Nachwuchs ist mit einer Ausbildungsquote von über 10% ein wichtiger Bestandteil des UnterEs ist uns wichtig, unseren Auszubildenden einen bestmöglichen Start ins Berufsleben zu ermöglichen. nehmens. Es wird viel Wert Karriere machen – bei eltromat! Die Geschäftsführung: Dr. Gunter Tautorus und Dr. Johann-Carsten Kipp auf eine erstklassige Ausbildung gelegt. Das Besondere: Statt in der Lehrwerkstatt arbeiten alle Auszubildenden schon früh an konkreten Kundenaufträgen mit und übernehmen Verantwortung für eigene Projekte. Der Erfolg kommt dann fast von alleine. In den vergangenen Jahren zeichnete die IHK immer wieder Auszubildende von eltromat als die Besten aus. Aber auch langjährige Mitarbeiter müssen nicht auf der Stelle treten. Da es wichtig ist, am Puls der Zeit zu bleiben, gibt es jedes Jahr ein umfangreiches Angebot an Schulungen und Weiterbildungskursen. Die eltromat GmbH ist ein wachsendes Unternehmen. Neben den ausgeschriebenen Stellen sind Initiativbewerbungen von engagierten Teamspielern mit Persönlichkeit immer willkommen, bestenfalls mit Kenntnissen aus der Branche. Aktuelle Stellenangebote Einsatzplaner/ Servicekoordinator für den technischen Außendienst (m/w) Techniker/Ingenieure für den weltweiten Service-Außendienst (m/w) Ingenieur Gruppenleitung Automatisierungstechnik (m/w) www.eltromat.de/jobs Familienbetreuung Lippe Telefon 0 52 08/98 70 Fax 0 52 08/98 76 49 www.eltromat.de E-Mail: [email protected] 48197401_800113 Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 38 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Der erste „Global Player“ aus Detmold hatte eine Seele Franchise, Werbung, weltweiter Vertrieb: Die Sinalco AG hat schon vor 100 Jahren viel der heutigen Wirtschaftsrealität vorweggenommen Von Thorsten Engelhardt Hartmanns Konzept Die Sinalco AG war ein „Global Player“ aus Lippe – lange bevor der Begriff erfunden wurde. Der Getränkehersteller war schon früh auf Export aus –ähnlich wie die lippische Wirtschaft heute. Die SinalcoGeschichte ist dabei auch eine Geschichte der Köpfe. Detmold. Im Jahre 1904: An der Bahnhofstraße entsteht ein repräsentativer Firmensitz. Wuchtig wie ein Schloss zeigt er, dass es der Besitzer schon zu etwas gebracht hat. Spielerisch, fast ein wenig wie verzierender Zuckerguss auf einem Kuchen wirken aber neo-barocke und Jugendstil-Elemente an der Fassade. Hier wird ja auch nicht schweres Eisen hergestellt, hier produziert man süße Limonade. „Franz Hartmann, Fabrik alkoholfreier Getränke“, steht unübersehbar groß an der Außenmauer. Franz Hartmann ist der Kopf Nummer 1 in der Sinalco-Geschichte, der Vater des Erfolgs und zugleich sein Opfer. Ein gewiefter Geschäftsmann, den der Umbruch durch den Ersten Weltkrieg letztlich aber ins Straucheln bringt. Diesen Eindruck erhält man, wenn man in die Publikationen von Dr. Hans-Joachim Keil aus Heiligenkirchen einsteigt. Er erforscht die Sinalco-Geschichte, sichtet die Nachlässe und Archivgut. Franz Hartmann wird am 20. Juli 1871 in Lage geboren. Als junger Mann verkauft er den von seinem Vater hergestellten Schnaps in Gaststätten und Ziegeleien. Doch dann sterben die Eltern, Hartmanns Bruder Hermann führt die Fabrik weiter, Franz Hartmann scheidet aus dem Unternehmen aus und experimentiert bald damit, ein eigenes alkoholfreies Getränk namens „Limetta“ herzustellen. Das geschieht in einer Zeit, in der die Lebensreform-Bewegung mit ihrer Kritik an der Moderne, an Tabak und Alkohol aufritt und sich die Schattenseiten der Industrialisierung offenbaren. Hartmann war der alleinige Erfinder Friedrich Eduard Bilz, Kopf Nummer 2 der Sinalco-Geschichte, ein ehemaliger Weber-Geselle, hat sich als Naturheilkundler einen Namen gemacht und in Dresden ein Sanatorium eröffnet. Ihm stellt Hartmann seine „Limetta“ vor. Bilz bietet dem Lipper an, die Brause gegen Provision mit seinem Namen vertreiben zu dürfen. „Aber keineswegs haben Hartmann und Bilz die Bilz- Franz Hartmann nutzte Apfel-, Apfelsinen- und Zitronenschalen als Grundstoff für sein Getränk. Sie waren bei Konservenfabriken günstig zu bekommen. Mittels Alkohol wurde aus den Schalen eine klare Essenz hergestellt, die dann mit rotem, später gelbem Farbstoff versetzt wurde. Über Hartmanns Geschichte hat Dr. Hans-Joachim Keil eine DVD produziert, die über seine Webseite www.Sinalco-inDetmold.de zu beziehen ist. Quellen für diesen Artikel: Gespräch mit Dr. Keil sowie seine Aufsätze „Wer erfand die Sinalco?“, Heimatland Lippe Nr. 10/2013, „Mit Sinalco, uns der Sieg / wie im Frieden, so im Krieg“ aus: Lippische Mitteilungen, Nr. 82, 2013, Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe. Ferner: www.sinalcoin-detmold.de und www.sinalco.de. (te) Der Firmensitz an der Bahnhofstraße: Die großen Sinalco-Gebäude stehen heute noch. Von hier aus schickte Franz Hartmann die „Seele“, das Konzentrat der Limonade, in alle Welt. ABBILDUNG: ARCHIV KEIL Brause gemeinsam entwickelt“, betont Hans-Joachim Keil. Dazu sei allein Hartmann in der Lage gewesen (siehe Kasten). Hartmann, der 1905 seine neue Fabrik in Detmold einweihte, stellte nur das Getränke-Konzentrat her, das auf diese Weise sehr viel einfacher verschickt und in alle Welt exportiert werden konnte. Schon 1904 führte er es nach Chile aus. Hoch modern zeigte sich Franz Hartmann auch in der Distribution via „Franchise“. Selbstständige Unternehmer übernahmen Herstellung und Vertrieb der Limonade unter einem einheitlichen Markenauftritt. Die Franchisenehmer hatten für regionale Werbung zu sorgen, Hartmann kümmerte sich um die nationale Reklame – und er schrieb ihnen einen Mindesteinkauf vor. Aus 10 Litern „Seele“ mischten die Konzessionäre dann unter Zusatz von Wasser und Zucker 110 Liter fertige Brause. Für viele deutsche Auswanderer dieser Jahre sei die Sinalco – der Name entstand 1906 in einem Wettbewerb als Zusammenziehung von „sine alcohole“ (ohne Alkohol) – ein Stück alte Heimat gewesen, sagt Keil. Der Sinalco-Erfinder: Franz Hartmann (Bild aus dem Nachlass seiner Tochter Elisabeth Kraußold). FOTO: ARCHIV KEIL Und das gleiche sollte wenige Jahre später auch für die deutschen Soldaten in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges gelten. Der lippische Fabrikantensohn war auf diese Weise selbst zum Großunternehmer geworden, der sein Unternehmen 1907 in die Sinalco AG umwandelte und nach und nach die Aktien verkaufte. „Bis 1910 hatte er 993 Aktien verkauft und 1,5 Millionen Goldmark eingenommen. Nach heutiger Kaufk raft besaß er damit ein Vermögen von 15 Millionen Euro“, urteilt Hans-Joachim Keil. Hartmann war der reichste Mann Detmolds geworden. Wirtschaftskrise lässt den Patriarchen straucheln Doch der Stadt kehrte er bald den Rücken. An der Berliner Friedrichstraße wollte er fortan mit seiner Familie leben, eine der ersten Adressen im wilhelminischen Kaiserreich. Zuvor hatte er sich noch für 50 Jahre eine Umsatzprovision in Höhe von zunächst 2,5 Prozent, dann 5 Prozent gesichert. Wirtschaftskrise, Geldentwertung und Währungsreform nach dem Ersten Weltkrieg ließen Hartmann aber straucheln. Um die Provisionen und die Geschäftspolitik der Sinalco AG lieferte er sich jahrelange Prozesse mit seinem ehemaligen Unternehmen, zudem verfiel der Wert seines Grundstücks in Berlin. „Der Traum vom Leben als Privatier zerplatzte“, sagt Dr. Hans-Joachim Keil nüchtern, und Hartmann starb hoch verschuldet 1931 mit 59 Jahren. Einst sein Freund und später der Gegenspieler war Prof. Dr. Adolf Neumann-Hofer, Kopf Nummer 3 der Sinalco-Geschichte. NeumannHofer wirkte als lippischer Politiker, als Reichstagsabgeordneter, war Herausgeber der Lippischen Landes-Zeitung und Aufsichtsratsvorsitzender der Sinalco AG, bis er 1925 bei einem Autounfall am Hornschen Tor in Detmold starb. Sein Wagen geriet bei der Fahrt in den Urlaub unter eine Straßenbahn und brannte aus. Neumann-Hofer ist für Keil die „Spinne im Netz“ in für die Sinalco AG wichtigen Zeiten rund um den Ersten Weltkrieg. Mit politischen und wirtschaftlichen Verbindungen fädelte er Kapitalerhöhungen ein, die die Aktienmehrheiten unter anderem zu seinen Gunsten verschoben. Als Aufsichtsratsvorsitzender sei er der eigentlich entscheidende Mann des Unternehmens gewesen, urteilt Dr. Hans-Joachim Keil. Der noch von Hartmann eingestellte Direktor Carl Vogel hingegen scheint bescheiden und pflichtgetreu gewesen zu sein. Bezeichnend ist dafür unter anderem, dass Keil in seiner zweijährigen Recherche in Sinalco-Unterlagen kein einziges Bild dieses Mannes finden konnte. Auch die Direktoren-Villa bezog Vogel, Kopf Nummer 4, nie. Er stand in den 20er Jahren mitten in den Konfliktfeldern zwischen Neumann-Hofer und Hartmann und habe von keiner Seite Rückendeckung gehabt. Der Sinalco-Historiker Keil, der über den Vorstandschef eine Biographie schreibt, vermutet, dass Vogel am liebsten zu dieser Zeit gekündigt hätte, obwohl seine Briefe die enge Verbundenheit zum Unternehmen spiegeln. Doch stattdessen stellte ihn die Sinalco AG auf Lebenszeit an. Und dennoch wird er 1935 an die Luft gesetzt, denn Carl Vogel war jüdischen Glaubens. Aber er bricht nicht mit der Sinalco AG. „Er hat sogar angeboten, als Reisender für die Sinalco im Ausland zu arbeiten“, berichtet Dr. Hans-Joachim Keil. Vogels Frau war schon gestorben, seine Tochter lebte in den USA und dorthin will Anfang der 1940er Jahre auch Vogel – er schlägt vor, dort die Sinalco-Gebietsvertretung zu übernehmen. Doch dazu kommt es nicht mehr, der ehemalige Sinalco-Direktor emgriert zwar noch in die Vereinigten Staaten, doch schon 1943 stirbt Carl Vogel. In Detmold – bei der Sinalco – ist zu dieser Zeit längst ein neuer starker Mann am Ruder: Gustav Hardorp, ein Nationalsozialist, der im „Völkischen Beobachter“ dafür gefeiert wird, Sinalco „arisiert“ zu haben. Hardorps Leben arbeitet Keil derzeit auf. Bis 1963 steht dieser fünfte Kopf der SinalcoGeschichte dem Unternehmen vor, unterbrochen nur durch eine drei Jahre dauernde Entnazifizierung. 1997 endet die Sinalco-Geschichte in Detmold, das Unternehmen wird liquidiert. Seit 1994 gehören die Markenrechte der Duisburger Hövelmann-Gruppe, die Sinalco weiter führt. Die einst in Lippe entwickelte Limonade mit dem charakteristischen roten Punkt gilt heute als eine der 100 deutschen „Marken des Jahrhunderts“ und ist in zahlreichen Geschmacksrichtungen erhältlich. Charakteristisch: Die Sinalco- Flasche ist ein Markenzeichen des Getränkes geworden. Links: Franz Hartmann stellte den Abnehmern seiner „Bilz Limetta“ klare Bedingungen (aus dem Archiv Keil). FOTO: HÖVELMANN-GRUPPE, Wirtschaftsstandort Kreis Lippe SEITE 39 LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014 Auf Hermanns Höhen Wanderer sind wichtige Zielgruppe der Tourismuswirtschaft in Lippe – Ein Besuch in Holzhausen-Externsteine Von Regine Sell Wandern ist zu einer Art Volksbewegung geworden. Jeder zweite Deutsche wandert, betreibt Trekking oder pilgert. Lippe ist ein beliebtes Wanderziel. Holzhausen-Externsteine bei Horn, das sich an die Hänge des Teutoburger Waldes schmiegt und d de den Wanderern Wa de e mitt d drei e Hotels Quartiere in unterchiedlichen Preisklassen anschiedlichen bieten ieten kann. biente. Wer es exklusiver mag und Wert legt auf eine Wellnessoase mit Sauna, Schwimmbad, Kosmetik os et u und d we wenn nötig öt g auc auch Arzt ist im Waldhotel „Bärenstein“ Horn-Bad Meinberg / Holzhausen-Externsteine. Und das ist wichtig für die Tourismuswirtschaft. Ein aktiver Wanderer unternehme im Durchschnitt mehr als neun Wanderungen von zehn Kilometern im Jahr. Daraus, so folgert der Deutsche Wanderverband in einer Grundlagenstudie ergebe sich ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, denn allein für die Wanderausrüstung gibt ein Wanderer etwa 90 Euro im Jahr aus. Hinzu kommen die Ausgaben für die Übernachtungen. In der Region „Land des Hermann/Teutoburger Wald“ werden nach Angaben der Lippe Tourismus- und Marketing AG (LTM) rund 10 Millionen Tagesgäste pro Jahr gezählt. Viele Wanderer sind auf „Hermannshöhen“ unterwegs. Unter diesem Signet sind die Qualitätswanderwege Hermannsweg und Eggeweg Jenseits von Kniebundhose und Knotenstock zusammengeführt worden. Auf 220 Kilometer führen sie von Rheine im Münsterland bis Marsberg im Sauerland über den Kamm des Teutoburger Waldes und des Eggegebirges. Sie gehören zu den 12 „Top Trails of Germany“ und tragen das Qualitätssiegel des Deutschen Wanderverbands. Der Europawanderweg E1 führt gemeinsam mit den „Hermannshöhen“ unmittelbar durch das kleine Dorf rg b m S t e mb e A : e k lic B We it e . ta dt Horn lippisc he n S Hier spürte die LZ dem Thema Wandertourismus nach. Der Wanderer findet eine ihm zusagende Bleibe zum Beispiel im Hotel „Waldesruh“, mit gutbürgerlichem, rustikalem Am- seit vielen Jahren der Wandertourismus eine wichtige Einnahmequelle. ne t s st e ine ö f f n r e t x E n se e i Holzha u oder auch im Landhotel Weber richtig. Mit 200 Betten auf 1200 Einwohner und vier weiteren Gastronomiebetrieben ist in diesem kleinen Ort, gelegen zwischen den Externsteinen und dem Hermannsdenkmal Die Wanderer sind meist „Best Ager“, also „50 plus“ und sehr ic h e in Hotel zurück. Andere bleiben nur eine Nacht und wandern dann weiter den Wanderweg eentlang t a g bis zum nächsten Hol tel und lassen sich ihr Gepäck dorthin bringen oder tragen es selbst im Rucksack“, schildert Heinrich Oberjasper. Viele dieser Wandertouristen kom kommen seit vielen Jahren in unse unsere Region und verbringen hie hier ihre Freizeit und UrD laub. Denn Lippe bietet diesen Tou Touristen nicht nur einen Naturpark und weitläufige Natur Landschaften, sondern auch Lands geschichtsträchtige Orte, gesch Museen und städtebauliMuse che K Kleinode. Ein Beispiel: Der 57 5 Kilometer lange Residenzweg führt um ganz siden Detmold Detm herum, an den beliebten beli Ausflugszielen wie der Adlerwarte und dem Donoperteich vorbei und wird in mehreren Eta Etappen gelaufen. Wem der Jakobsweg W zum Pilgern für den Anzu fang noch zu weit weg ist, fan der kann auch in Lippe de auf einer 162 Kilometer au langen Tour seine Reise la zzu sich selbst beginnen. Die Pilger-WegfühD rung in Lippe verbinr n e lt zur a is b a det unterschiedliche d m a or Pa n Fo t o: Se ll Das Wanderkreuz „Nummer 1“ in Europa Am Teutoburger Wald – genauer: an Den Wanderer i K in Kniebundhosen, i b dh mit i Hut, H Lodenjacke und Wanderstock gebe es nicht mehr, sagen übereinstimmend Dieter Mesch vom „Bärenstein“ und Heinrich Oberjasper (Hotel Waldesruh). Moderne Funktionskleidung bestimmt das Bild. Kirchen miteinander, vorbei an beeindruckenden Sehenswürdigkeiten und Baudenkmälern, zum Beispiel von der Klosterkirche Blomberg bis zur evangelisch-reformierte Kirche in Schwalenberg. Im Internet findet gibt es viele Angebote aus Lippe für den Wanderer, zum Beispiel hält die Seite www.land-des-hermann.de viele Informationen bereit. Auch bei der Kommunalen Verkehrsgesellschaft (www. kvg-lippe.de) oder beim Teutoburger-Wald-Verein (www.teutoburgerwaldverein.de) oder auf privaten Seiten wie www. lipperland.de wird der Wanderer fündig. So fänden auch immer mehr Wanderer aus anderen Ländern den Weg nach Lippe, so Dieter Mesch. In den Niederlanden zum Beispiel gibt es den Reiseanbieter „Van Paridon“, er bietet eine 3-Tages Pauschal-Wandertour in Lippe an. Hoteliers haben den Trend der Zeit erkannt: WLAN und auf die Gäste zugeschnittene Pauschalangebote sollen die Attraktivität der Region steigern. GPS-Daten können im Internet heruntergeladen werden und Touren selber zusammengestellt werden. So findet jeder seinen Weg durchs Lipperland. gesundheitsbewusst, beschreibt Dieter Mesch. Aber ü li h gebe b es auch h junge j natürlich Leute, die das Wandern für sich entdeckt haben. „Manche Wanderer und Gruppen bleiben ein paar Tage, laufen die Wanderwege einen nach dem anderen ab und kehren dann zum Abend hin wieder zum der „Oberen „Ob Mühle“ in Detmold kreuz sich der Fernwander– kreuzen v Nordkap nach Siziliwege vom en undd der Radfernweg von St. Petersburg nach Boulogne-surMer. Deshalb berät die Politik derzeit über den Aufbau eines „Kompetenzzentrums Wandern“. Es könnte am Hermannsdenkmal seinen Platz finden. An der „Oberen Mühle“ sieht die Konzeption ein gestaltetes „europäisches Wanderkreuz“ vor. Durch die Verzahnung von Wander- und Gesundheitstourismus sollen ferner die Bäder Meinberg und Salzuflen profitieren. Rund 4,7 Millionen Euro, zum Großteil aus der Landeskasse, werden für alle Maßnahmen veranschlagt. Das Land hat die Förderung zugesagt. Detailpläne und Genehmigungen für das Projekt stehen aber noch aus. (te) 11760601_800114 11351001_800114
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