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LZ-Beilage
Eine Region
mit Zukunf t
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Wir t schaf t sst
❏ Standor t
❏ Wissenschaf t
❏ E xpor t
❏ Zukunf t
Hier werden Trends gesetzt
Ernst-Michael Hasse und Axel Martens
beurteilen Lippes Entwicklung positiv
Innovative Forschung
In der Lebensmitteltechnologie gibt es
viele Anknüpfungspunkte zur Industrie
Von Lemgo aus in 110 Länder
Lippes Unternehmen sind exportfreudig
– wie das Beispiel Brasseler GmbH zeigt
Stromtankstelle im Kofferraum
Schlänger Unternehmen entwickelt
innovative Lösungen für E-Mobilität
Verlagsb eilag e · Freit ag, 31. Januar 2014
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Aus dem Inhalt
EDITORIAL
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
ie Wirtschaft in OstwestfaDbewusstsein
len-Lippe strotzt vor Selbstwie lange nicht
mehr. Erst kürzlich hat die
Wirtschaftsregion erneut einen
anerkannten Preis des Bundeswirtschaftsministeriums erhalten und gehört seitdem zu den
fünf innovativsten und effizientesten Regionen Deutschlands. Diese Wirtschaftsbeilage
ist ein Beleg für den neuen Stolz
der lippischen Unternehmen,
bei denen sich offenbar Innovationskraft im Wettbewerb,
personeller Weitblick vor dem
Hintergrund des demografischen Wandels und unternehmerische Bodenständigkeit
immer deutlicher auszahlen.
Insbesondere die Elektroindustrie, die in Lippe etwa ein
Drittel aller Arbeitsplätze stellt,
boomt derzeit.
Aber nicht nur die rund
22 000 in der Industrie- und
Handelskammer Lippe zu
Detmold organisierten Unternehmen sind optimistisch.
Auch das ostwestfälisch-lippische Handwerk vermeldet volle
Auftragsbücher und eine Stimmung, so gut wie seit 20 Jahren nicht mehr. Hinzu kommen die traditionell guten
Beziehungen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, deren
Hightech-Spitzencluster „It‘s
OWL“ ebenfalls vom Bundesforschungsministerium ausgezeichnet wurden.
Wirtschaft in Lippe, das ist
aber auch tägliche Lebensrealität vieler Menschen. Allein
gut 103 000 Lipper haben einen
sozialversicherungspflichtigen
Job, der ihr Leben prägt. Hier
liegen neben den „klassischen“
Themen der Wirtschaftsberichterstattung die Rechercheansätze für uns Journalistinnen und Journalisten der
Lippe kann stolz auf seine Wirtschaft sein: Ralf Freitag, Bereichsleiter Medien und Kommunikation im
Medien-Centrum Giesdorf, ist davon überzeugt.
Lippischen Landes-Zeitung.
Wir wollen jeden Tag ein möglichst umfassendes Bild vom
facettenreichen Wirtschaftsleben in Lippe liefern: Vom
Arbeitsplatz, der sich wandelt,
vom Kampf um die besten Köpfe, vom demografischen Wandel, der neue Antworten auf die
Fragen nach Ausbildungskapazitäten und die Einstellung von
Älteren und Frauen erzwingt,
oder vom Ausbau der Gewer-
begebiets- und Verkehrsinfrastruktur, von dem ebenfalls die
Zukunft der heimischen Unternehmen abhängt.
In dieser Beilage haben wir
daher großen Wert darauf gelegt, lippische Unternehmen
vorzustellen, die für ganz unterschiedliche Branchen und
Themen stehen. Herausgekommen ist ein repräsentativer Querschnitt aus Industrie, Handwerk und Handel,
FOTO: GERSTENDORF-WELLE
aus Wissenschaft, Landwirtschaft, Gesundheit, und Tourismus, kurz: das Bild einer heimischen Wirtschaft, auf das
Lippe stolz sein kann.
„Hier werden Trends gesetzt“: Interview mit der IHK-Spitze ............................. Seite 4
Die Region: Zahlen, Daten, Fakten über Lippe ................................................. Seite 5
Straßenbau: Wohin fließt das Geld des Landes in Lippe? ........................................ Seite 6
Wirtschaft und Theater: Interview mit Stefan Dörr .............................................. Seite 8
Export: Gebr. Brasseler liefert von Lemgo aus in 110 Länder .................................... Seite 9
Kreative in Lippe: Die Werbebranche kennt Licht und Schatten .......................... Seite 10
Die Geschäftsidee: Leckereien für Vierbeiner...................................................... Seite 11
Gesundheitsstandort: Ein guter Ruf ist alles ...................................................... Seite 12
Die Verantwortung des Handels: Interview mit Thomas Voss ......................... Seite 14
Handel auf dem Lande: Zwei Beispiele aus Heiden und Augustdorf ................... Seite 15
Wirtschaft und Wissenschaft: Bei den Lebensmitteltechnologen .................... Seite 16
Das Erfolgsprinzip der „kurzen Wege“: Besuch bei „H2O“ ........................... Seite 18
Kernthema Nachwuchsgewinnung: Die Zukunft des Handwerks ................... Seite 19
Haargenau im richtigen Job: Aus den Aufgaben der Arbeitsagentur................ Seite 20
Demografie und Digitalisierung: Sparkassenvorstand Paas schaut nach vorn Seite 22
Gemeinsam an der Region arbeiten: Interview mit dem Volksbank-Vorstand Seite 23
Innovation durch Teilhabe: Ein Mittelständler macht Furore ............................ Seite 24
Mit langem Atem: Die Wirtschaftsförderer denken in Jahrzehnten ..................... Seite 25
Zwei Seiten: Prof. Dr. Gunther Olesch und Erich Koch im Doppelinterview ........... Seite 26
In der Erfolgsspur: Messestandort Bad Salzuflen ............................................... Seite 28
Unter Strom: Die Mobilität von morgen wird heute entwickelt ....................... Seite 29, 30
„B-Wusst“ wirtschaften: Wie Nachhaltigkeit funktioniert ................................ Seite 31
Spitzenleistungen: Wirtschaft und Sport ............................................................ Seite 32
Immer mit Kind: Eine Unternehmerin und Mutter berichtet ................................. Seite 34
Sozial und erfolgreich: CSR im Unternehmen .................................................... Seite 35
Stadtnaher Stall: Landwirtschaft am urbanen Raum .......................................... Seite 36
Global Player mit „Seele“: Aus der Sinalco-Geschichte .................................... Seite 38
Auf Hermanns Höhen: Auf der Spur des Wandertourismus’................................ Seite 39
Impressum
„Eine Region
mit Zukunft“ –
Wirtschaftsstandort
Kreis Lippe
Verantwortlich für den
redaktionellen Inhalt
Titelbild
Ralf Freitag
Maik Huebner (Gestaltung)
iStock (Foto)
Eine Verlagsbeilage der
Lippischen Landes-Zeitung
Freitag, 31. Januar 2014
Konzeption und
Koordination
Verantwortlich für
Anzeigen
Thorsten Engelhardt
Christian Erfkamp
Ralf Büschemann
Druck
Druckerei und Verlag Hermann Bösmann
Ohmstraße 7, 32758 Detmold
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
INTERVIEW
„Hier werden die Trends gesetzt“
IHK-Präsident Ernst-Michael Hasse und Hauptgeschäftsführer Axel Martens sehen Lippes Wirtschaftsentwicklung positiv
Gut gerüstet für die Zukunft
zeigt sich die lippische Wirtschaft nach Ansicht der Spitze der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold.
Allerdings kritisiert IHK-Präsident Ernst-Michael Hasse die
Planung des Landes für die Region.
Detmold. Die lippische Wirtschaft brauche weiterhin Entwicklungsmöglichkeiten, bessere Verkehrsanbindungen
und die Förderung des technischen Nachwuchses. Hier sehen Ernst-Michael Hasse und
IHK-Hauptgeschäftsführer
Axel Martens die wesentlichen
Arbeitsfelder der Zukunft.
Ein Drittel der Beschäftigten
in der lippischen Industrie arbeitet in der Elektroindustrie.
Sie erwirtschaftet rund 40
Prozent des Industrieumsatztes. Wie sehen Sie die Zukunft
dieses eminent wichtigen
Wirtschaftszweiges für die
Region?
Ernst-Michael Hasse: Die
Unternehmen in dieser Branche haben alle direkt oder indirekt mit dem Thema Industrie
4.0 (die intelligente Vernetzung von Fertigungsprozessen, d. Red) zu tun. Daher sind
die Aussichten sehr gut. Dazu
sind alle Unternehmen sehr international aufgestellt, wenden
sehr viel Mittel für Forschung
und Entwicklung auf und halten eine enge Verbindung zur
Hochschule – das stärkt zusätzlich. Wir müssen den zumeist
familiengeführten Unternehmen danken, dass sie der Region die Treue halten.
Die IHK Lippe
Rund 22 000 Unternehmen sind in der Industrie- und
Axel Martens: Die Region kann sehr stolz sein, mit
dem Technologie-Cluster „It’s
OWL“ eine gute Grundlage geschaffen zu haben. Das ist das
Fundament dafür, auch in Zukunft der Technologieführer
auf dem Markt der Elektroindustrie zu sein. Hier werden die
Trends gesetzt.
Wie beurteilen Sie – auch vor
dem Hintergrund der dominanten Elektroindustrie – den
Branchenmix in Lippe?
Martens: Die stärkste Branche stellt etwa ein Drittel der
Arbeitsplätze, das ist gesund.
Nach dem Strukturwandel in
der Holz- und Möbelindustrie
sind wir recht breit aufgestellt,
das ist die Stärke der Region.
„It‘s OWL“ zeigt dazu auch,
dass wir in der Lage sind, die
verschiedenen Branchen zueinander zu bringen, ohne die
Vielfalt zu gefährden.
Hasse: Nebenbei bemerkt,
dieser Strukturwandel ist ohne
einen Euro Subventionen ge-
Das Bestehende hegen und pflegen: IHK-Präsident Ernst-Michael Hasse verlangt vom Land mehr Flexibilität in seinen Planungen.
Insbesondere der Landesentwicklungsplan ist ihm ein Dorn im Auge.
staltet worden.
Ende Februar müssen alle
Stellungnahmen zum Landesentwicklungsplan eingereicht
sein. Dieser Plan wird die
künftige Entwicklung Lippes
stark beeinflussen. Was sind
für Sie die wichtigsten Punkte
dabei?
Hasse: Dass dieser Plan so
nicht umgesetzt wird, wie er
– Anzeige –
Industrie. Welche Möglichkeiten hat Lippe noch, wirtschaftlich stärker zu werden?
Hasse: Wir können nur darauf setzen, das zu hegen und
zu pflegen, was wir haben und
dafür optimale Bedingungen schaffen. Internationale Großkonzerne werden sich
hier nicht ansiedeln. Autobahnen sind heute die Lebensadern
der Wirtschaft, deshalb pochen
wir ja so auf die Straßenanbindungen.
Martens: Ein Beispiel für
die Ausrichtung des Planes:
Die Doktrin Arbeit und Wohnen wieder enger zusammen
zu bringen, kann im Ballungsgebiet funktionieren. Bei uns
ist das Unfug, weil es sofort
Nachbarschaftsklagen provoziert. Wir brauchen die regionalbezogene Flexibilität in
den Planungen, die wir bisher
auch haben. Mehr verlangen
wir nicht.
Martens: Der Industriepark
Belle wird sicherlich voll werden. Aber von dort bis zur Autobahn A 33 sind es rund 30
Minuten, das ist eine kritische
Grenze.
Hasse: Wir bemängeln aber
auch die Kooperation zwischen
den Kommunen. Übergeordnete Interessen finden da kaum
Berücksichtigung, bei der Planung herrscht Kirchturmdenken. Wenn zum Beispiel in
Lage nicht für eine Ortsumgehung entschieden wird, hat das
Auswirkungen auf das gesamte Hinterland. Die kommunale Ebene muss da mehr aufeinander achten.
Bei Rankings zur Wirtschaftsstärke landet Lippe regelmäßig irgendwo im Niemandsland – trotz der starken
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FOTOS: GERSTENDORF-WELLE
verfasst worden ist. Er ist mit
dem Blick auf das Ruhrgebiet
geschrieben worden und vernachlässigt die Peripherie. Wir
sind eine Industrieregion, und
industrielle Fertigung braucht
heute drei Mal so viel Platz wie
vor zehn Jahren. Den Unternehmen muss die Möglichkeit
gegeben werden, in neue Kapazitäten investieren zu können.
Das geht nicht, wenn ein Nullwachstum bei Gewerbeflächen
verlangt wird.
In der jüngsten IHK-Vollversammlung ist einmal mehr
die öffentliche Hand aufgefordert worden, mehr Geld für
die Verkehrsinfrastruktur zur
Verfügung zu stellen. Das ist
seit Jahren ein Thema. Wo
steht Lippe Ihrer Meinung
nach heute?
Martens: Die Hauptverkehrsachsen funktionieren
nicht ausreichend. Das fängt
schon an den Anschlüssen der
B 66 und der B 239 an die Autobahn an und geht weiter am
Messestandort Bad Salzuflen.
Dreh- und Angelpunkt ist aber
Lage, wo beide Achsen zusammenlaufen. Zusätzlich sind
die Ortsumgehung Detmold
der 239 und die Ortsumgehung Horn-Bad Meinberg für
uns wichtige Projekte, um einen schnellen Anschluss an die
B 1 zu erhalten. Dazu kommt
die Verbesserung der L 758, die
von Detmold aus nach Norden führt. Das muss mit der
Ortsumgehung Barntrup erledigt werden, da darf es keinen
Stillstand geben. Das Land hat
einige für Lippe wichtige Projekte im Bundesverkehrswegeplan nicht nach Berlin weitergemeldet. So schafft das Land
einen Engpass.
Handelskammer Lippe zu Detmold organisiert. Sie vertritt
die Interessen der gewerblichen Wirtschaft in Lippe, ist
Selbstverwaltungsorgan und
Dienstleister. Präsident der IHK
Lippe, die vor 110 Jahren gegründet wurde, ist seit 2008
der Lügder Unternehmer ErnstMichael Hasse, Geschäftsführender Gesellschafter der
Unternehmen „Schwering &
Hasse Elektrodraht GmbH“,
Lügde, und „Synflex Elektro
GmbH“ in Blomberg. Neben
Hasse gehören dem Präsidium der IHK Dr. Wolfgang Illers
(Wortmann KG), Maren Lampe (SDL GmbH & Co. KG), Prof.
Dr. Gunther Olesch (Phoenix
Contact GmbH & Co. KG), Thomas Rohde (Handelsagentur
Rohde), Horst Selbach (Sparkasse Lemgo), Volker Steinbach (Steinbach AG) und Alfred Westermann (Buchhaus
am Markt, Detmold) an. (te)
In Berlin und anderswo wird
derzeit viel über den freien
Zuzug von Bürgern aus Rumänien und Bulgarien disku-
weile gewandelt?
Martens: Die Betriebe haben
einerseits nach wie vor Probleme, qualitativ gute Auszubildende zu finden. Kenntnisse
in Rechnen, Schreiben, Lesen,
aber auch Motivation, Initiative oder Leistungsbereitschaft
werden beklagt. Aber es gibt
auf der anderen Seite auch viele
absolute Spitzenleistungen von
Azubis. Das darf man nicht vergessen.
Vor drei Jahren haben Sie,
Herr Hasse, an dieser Stelle
gesagt, dass der Nachwuchs
in den technischen Berufen
dringend benötigt wird. Seitdem hat es viele Projekte dazu
gegeben. Wie haben die sich
ausgewirkt?
Hasse: Das Ungleichgewicht
zwischen kaufmännischen und
technischen Berufen ist noch
da. Wir müssen insbesondere
Lobt den Branchenmix: IHK-Hauptgeschäftsführer Axel Martens.
tiert. Teilen Sie die Befürchtungen, die dabei geäußert
werden?
Hasse: Nein. Ein Missbrauch
von Sozialsystemen ist immer
zu verurteilen, egal wer ihn
begeht. Aber wer hier arbeitet, muss auch ein Anrecht auf
das Sozialsystem haben. Darüber hinaus brauchen wir eine
Willkommenskultur, um die
Auswirkungen des demografischen Wandels abfangen zu
können. Dass Integration in
Lippe funktioniert, haben wir
bei der Eingliederung der vielen Spätaussiedler aus Russland gezeigt.
Martens: Sowohl bei der
Eintragung von Lehrverträgen, als auch bei Neugründungen oder Unternehmenseinträgen in den Handelsregistern
zeigt sich ein multikultureller Mix, der mittlerweile völlig selbstverständlich ist.
Über viele Jahre hat die Wirtschaft die mangelnde Qualifikation der Bewerber um
Ausbildungsplätze beklagt.
Hat sich dieses Bild mittler-
mehr junge Frauen für Technik
interessieren. Stark angestiegen
ist die Zahl der dualen Studiengänge, aber wir brauchen auch
die gut ausgebildeten Facharbeiter.
Heute steht Lippe besser da
als vor der Wirtschaftskrise
von 2008 bis 2010. Sind wir für
Krisen der Zukunft damit auch
gut gerüstet?
Martens: Der Branchenmix
in Lippe machte es uns sicher
leichter, Krisen zu überstehen.
Die breite Internationalisierung macht die Unternehmen
dazu weniger abhängig von der
Konjunktur in einem Land.
Hasse: Europa wird weiter ein schwieriges Feld sein,
der größte Risikofaktor ist der
Euro. Auch die Ausgaben-Erweiterungen der großen Koalition in Berlin sind kein guter Weg. Die große Koalition
meint, sie sei unschlagbar, aber
Hybris kommt vor dem Fall.
Das Interview führte LZ-Redakteur
Thorsten Engelhardt.
Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Zahlen, Daten,
Fakten über Lippe
Bevölkerung
Export-Region
Kalletal
Extertal
Bad Salzuflen
Lemgo
Leopoldshöhe
Dörentrup
Barntrup
Lage
Oerlinghausen
Detmold
SchiederSchwalenberg
HornBad Meinberg
Fläche
Lippe ist rund 1250 Quadratkilometer groß. Damit rangiert
der Landkreis auf Platz 16 der größten Kreise in Deutschland
und ist nach dem nur geringfügig größeren Kreis Paderborn
der zweitgrößte Kreis in Ostwestfalen-Lippe. 800 Hektar in
Lippe sind Gewerbefläche, davon nach Angaben des Kreises
rund 120 Hektar verfügbar.
Der Export wächst. Die heimische Industrie hat ihre
Wettbewerbsposition auf den
Weltmärkten immer weiter
ausbauen können. Davon profitierte die Elektrotechnik, die
mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes im Export erwirtschaftet. Auch die Möbelindustrie hat die Auslandsmärkte
für sich entdeckt. Die Bedeutung des Exports für diesen
lippischen Wirtschaftszweig
ist jedoch weitaus geringer. Sie
liegt bei 20 Prozent.
Finanzpolitik mit Herz und Augenmaß
für einen zukunftsfähigen,
sozial gerechten und
familienfreundlichen Kreis Lippe
Die SPD-Kreistagsfraktion
Kurt Kalkreuter
Dr. Axel Lehmann
Fraktionsvorsitzender
1. Stellv. Landrat
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Blomberg
Augustdorf
Schlangen
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In Lippe leben rund 346 000 Menschen (Stichtag 31. Dezember 2012). Davon haben rund 20 000 Einwohner keinen deutschen Pass. Mit rund 72 000 Einwohnern ist Detmold die
größte Kommune, Dörentrup mit rund 8000 Einwohnern
die kleinste.
Industrieregion Lippe
Das verarbeitende Gewerbe bildet einen wichtigen Stützpfeiler
der Wirtschaft in Lippe. 30 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer in Lippe sind hier tätig.
Elektrotechnik, Kunstoffindustrie, Möbelherstellung und Maschinenbau bilden dabei die größten Bereiche. Weitere wichtige Branchen sind öffentliche und private Dienstleistungen
sowie der Handel.
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Lügde
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Steuerhebesätze
Grund- und Gewerbesteuer stellen eine wichtige Einnahmequelle für die Kommunen dar. Die Gemeinden legen hierzu
jährlich die Berechnungsgrundlage, die sogenannten Realsteuerhebesätze fest. Für Unternehmen sind diese ein bedeutender Kostenfaktor, denn je niedriger sie sind, desto attraktiver ist der Standort. In Lippe ist der Hebesatz mit 411
Prozentpunkten in Augustdorf, Barntrup und Lügde am niedrigsten, dicht gefolgt von Lage mit 415 Prozentpunkten. Die
großen Städte Detmold, Bad Salzuflen und Lemgo, rangieren
zwischen 425 und 445 Prozentpunkten. Extertal hat mit 450
Prozentpunkten den höchsten Wert.
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Straßenbau des Landes konzentriert sich auf Detmolder Norden
Betrieb „Straßen.NRW“ investiert in neue Projekte im Kreisgebiet 1,7 Millionen Euro
Von Torben Gocke
Auf den Straßen der Region
tut sich etwas. In Bundes- und
Landesstraßen, die Hauptverkehrsachsen Lippes, sollen in
Lippe in diesem Jahr gut 1,7
Millionen Euro investiert werden. Ein Großteil davon in Detmold.
Kreis Lippe. Gut die Hälfte seiner Investitionen im Kreisgebiet wird der Landesbetrieb
Straßenbau NRW in den
Detmolder Norden stecken.
„Das ist für das laufende Jahr
eindeutig unsere größte Baustelle“, sagt Pressesprecher
Sven Johanning. Um mehr Verkehr aus der Detmolder Innenstadt heraus zu leiten, soll die
Attraktivität der Umgehungsstraße weiter gesteigert werden.
„Geplant sind dazu tiefgreifende Arbeiten am Querschnitt
der Straße“, erklärt Johanning,
was unter anderem eine Erweiterung der Fahrspuren mit sich
bringen soll.
Die Autofahrer dürften sich
also künft ig über einen längeren Abschnitt mit der sogenannten Zwei-plus-eins-Spur
freuen. Die Asphaltarbeiten sollen im April beginnen
und den Verkehr so wenig wie
möglich behindern. „Wir gehen davon aus, dass für die-
Viel Arbeit: Sven Johanning
bereitet die Straßenbaumaßnahmen mit vor.
FOTO: GOCKE
se Maßnahme keine Vollsperrung erforderlich sein wird. Die
Breite der vorhandenen Straße lässt es zu, dass wir parallel
zum Betrieb auf der Straße arbeiten können.“
Anders wird es bei einer
Fahrbahnerneuerung in HornBad Meinberg: „Hier haben wir
für die L 943 (Hamelner Straße)
im Bereich der Kreuzung Brunnenstraße/Wällenweg etwas
auf dem Schirm“, so der Bauingenieur. Im Frühjahr soll hier
alles auf Vordermann gebracht
werden – um eine vorübergehende Sperrung der Straße
werde man dabei nicht herum
kommen. „In Richtung Stadtmitte und auch zum Yoga-Zen-
Brückenbauwerke werden
durch zwei neue ersetzt
trum werden Sie in dieser Zeit
immer nur von einer Seite der
Hamelner Straße gelangen.“
Der Fernverkehr werde in dieser Zeit über die Bundesstraße
1 umgeleitet – Busse und Notdienste sollen weiterhin freie
Fahrt haben. Die Arbeiten sollen im Zeitraum März bis April vonstatten gehen. Über zwei
neue Brücken sollen sich die
Lemgoer freuen dürfen. An der
Landesstraße 936 (zwischen
Lieme und Hardissen) plant
der Straßenbaubetrieb, die alten Bauwerke durch zwei neue
zu ersetzen. „Eine größere Verkehrsbeeinträchtigung erwarten wir hier jedoch nicht“, so
der Pressesprecher, schließlich
baue man neben dem Bestand.
Neben den Brücken werden die
im Spätsommer beginnenden
Arbeiten den Menschen vor
Ort außerdem einen Bürgerradweg bescheren, der für diesen Bereich geplant ist.
Eine weitere Asphalt-Erneuerung steht im Bereich Helpup
an: Hier wurde bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, die viel befahrene Kreuzung von B 66 und Helpuper
Straße instand zu setzen. „Diese Maßnahme soll jetzt im Verlauf der L 967 (Helpuper Straße)
fortgesetzt werden“. Während
der Arbeiten müssten sich die
Verkehrsteilnehmer auf Beeinträchtigungen einstellen,
so Johanning. Parallel zu den
Arbeiten an der Fahrbahn wird
außerdem der städtische Bauhof aktiv – auch Rohrleitungen
und Gehwege bekommen ihre
Verjüngungskur.
Eine weitere Baustelle an der
B 66 soll es dann im Herbst geben, betroffen sein wird der
Verkehr in Barntrup. „Hier
werden wir nicht an der Bundesstraße selbst aktiv, sondern
auf der Landesstraße 758, der
Bahnhofstraße. In Richtung
Extertal wird es eine Fahrbahnerneuerung bis zum Kreisverkehr am Ortsausgang geben“, erklärt der Mitarbeiter
von Straßen NRW. Ein genaues Datum stehe noch nicht fest.
Im Kalletal will der
Landesbetrieb die Brücke an
der B 238 zwischen Hohenhausen und Langenholzhausen erneuern. „Auch da besteht Arbeitsbedarf, und Sie dürfen
irgendwann Mitte diesen Jahres von Beeinträchtigungen
des Verkehrs ausgehen“, sagt
Bauingenieur Johanning. Die
Straße messe hier weniger als
8,50 Meter in der Breite, was
eine Vollsperrung erforderlich
mache. Vorschriften zum Arbeitsschutz ließen keine andere Möglichkeit. „Die Sicherheit
der Arbeiter hat bei solchen Sachen oberste Priorität.“ So ärgerlich Vollsperrungen für den
Autofahrer auch seien, sie hätten doch auch ihr Gutes: „In
der Regel ist die Baumaßnahme dann schneller vollendet.“
Vorbild für weitere Projekte: Nach dem Muster zwei plus eins wie hier auf dem Nordring in Detmold sollen auch andere Straßenbau-
maßnahmen im Kreis Lippe realisiert werden.
FOTO: GOCKE
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
INTERVIEW
Das Landestheater als Unternehmen
Verwaltungsdirektor Stefan Dörr über Kultur und Wirtschaft
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Als Verlobte grüßen: Markus Gruber als Kammerdiener Josef und Franziska Ringe als „Probierpupperl“ Pepi in der Produktion „Wiener
Blut“.
Auch wenn es auf den ersten
Blick nicht recht zusammenpassen mag: Die Lippische
Wirtschaft und das Landestheater Detmold haben mehr gemeinsam, als sich der Kulturliebhaber vielleicht vorstellt.
Die LZ sprach mit Verwaltungssdirektor Stefan Dörr.
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Herr Dörr, sehen Sie Zusammenhänge zwischen wirtschaftlichem Erfolg und dem
kulturellem Leben einer Region?
Stefan Dörr: Es gibt es eine
interessante Untersuchung zu
diesem Thema. Die sagt aus,
dass Städte, die über eine Oper
verfügen, wirtschaft lich erfolgreicher sind als andere. Natürlich stellt sich die Frage: Was
war zuerst da, die Oper oder
der wirtschaft liche Erfolg? Ich
glaube aber schon, dass sich
durch große Kultureinrichtungen wie unser Theater oder die
Hochschule für Musik ein bürgerschaft liches Publikum vor
Ort entwickelt, das auch dazu
führt, dass die Unternehmen
gute Mitarbeiter haben.
Hat die kulturelle Stärke einer Region denn aus Ihrer
Sicht auch Einfluss auf die Innovationskraft eines Unternehmens?
Dörr: Ich kann da erst einmal nur von mir selbst ausgehen: Ich empfinde es durchaus
als hilfreich, durch niveauvolle Unterhaltung den Geist
schärfen zu können. Die Auseinandersetzung mit kritischen
gesellschaft lichen oder philosophischen Themen in der
Freizeit kann sicherlich Denkanstöße geben, die auch in die
Arbeit hineinwirken und die
Kreativität fördern. Wir haben als Theater ja auch einen
Bildungsauftrag – und wie die
Bezeichnung ‚volksbildend‘ in
unserer Satzung aussagt, beschränkt sich dieser nicht auf
Kinder und Jugendliche.
Kann der Fachkräftemangel
ein Vorteil für das Theater
sein, weil die Bedeutung der
weichen Faktoren im Kampf
um die Mitarbeiter steigt?
Dörr: Da wir auch durch
neue Formate eine hohe Akzeptanz in der Wirtschaft gefunden haben, profitieren wir
von der Profi lierung der Unternehmen. Denn wer interessante Arbeitskräfte sucht, muss
dementsprechend auch ein interessantes Umfeld bieten. Und
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Lemgo
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FOTO: LANDESTHEATER/MENA
das gestalten wir sicherlich mit.
Allerdings müssen wir selbst ja
auch Fachkräfte wie Tischler
und Schlosser finden.
Welche Rolle spielt das Theater als Arbeitgeber in der Region?
Dörr: Wir sind mit einem
Etat von rund 20 Millionen
Euro und 300 Mitarbeitern ein
mittelständisches Unternehmen. Die Leute sind verblüfft,
wenn ich sage, dass unser Etat
größer ist als zum Beispiel
derjenige von Freilichtmuseum und Hochschule für Musik zusammen. Beim Begriff
Theater denken viele noch an
5 bis 6 Schauspieler und ein
paar Menschen in der Verwaltung. Für das städtische Leben
sind wir nicht nur in kultureller Hinsicht wichtig: Unsere
Mitarbeiter wohnen meist im
näheren Umfeld des Theaters,
zahlen hier ihre Mieten, kaufen hier ein. Und auch das Geld,
das wir etwa für Dinge wie den
Bühnenbau in den Kreislauf
bringen, bleibt in der Region.
Wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit mit der Wirtschaft?
Dörr: Es gibt da verschiedene Modelle, der Klassiker ist
natürlich das Sponsoring, also
zusätzliches Geld für Produktionen, die wir sonst nicht finanzieren könnten. Für jedes Stück
im großen Haus veranstalten
wir mittlerweile eine Matinee
bei verschiedenen Partnern,
die entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung stellen
können. Die Gastgeber freuen sich, dass sie sich mit einem
wertigen Partner präsentieren
können und wir erreichen auf
diese Weise ein zusätzliches
Publikum.
Früher war es doch fast undenkbar, dass ein Theater in
Geldinstitute oder Autohäuser geht. Wie stehen Sie dazu?
Dörr: Insbesondere seitdem
Kay Metzger Intendant ist, forcieren wir diese Kooperationen. Um stärker auf die Leute zuzugehen, ihnen in ihrem
Umfeld zu begegnen und natürlich auch, um ein jüngeres
Publikum anzusprechen. Auch
die Zusammenarbeit mit Schulen ist sehr ausgeprägt. Und als
Landesbühne sind wir ohnehin
dazu aufgerufen, uns auch außerhalb unseres Hauses zu präsentieren.
Haben Sie denn keine Sorge,
das Theater durch diese Allgegenwärtigkeit zu entwerten?
Dörr: Wir schauen schon genau hin, mit wem wir zusammenarbeiten können und ob
das Umfeld passt. Wir übernehmen sicherlich nicht die
Rolle des Pausenclowns. Zu
so einer Matinee kommen
manchmal 300 bis 400 Leute darunter sicherlich auch einige,
die eigentlich nicht ins Theater
gehen. Und die würden nicht
kommen, wenn sie das Gefühl
hätten, das hat keinen Sinn.
Welchen Stellenwert hat das
Sponsoring für das Theater?
Dörr: Sponsoring ist ohne
Frage sehr wertvoll und ermöglicht uns, dass wir größere Produktionen finanzieren
können, die sonst so vielleicht
nicht möglich wären. Es hat
aber auch noch eine andere Zielrichtung: Anhand des
Sponsorings können wir gegenüber unseren Gesellschaftern und dem Land als größtem finanziellen Unterstützer
aufzeigen, wie hoch unsere
Akzeptanz in der Region ist.
Denn steigende Einnahmen
bedeuten ja auch: Die Wirtschaft vertraut uns und findet
uns gut.
Können die Sponsoren Einfluss auf die von ihnen mitfinanzierten Produktionen
nehmen?
Dörr: Nein. Kein Sponsor
würde sagen, wir geben euch
nur das Geld, wenn ihr dies
und das auf die Bühne bringt.
Wir erhalten aufgrund unseres
hoheitlichen Auftrags die mit
Abstand höchsten finanziellen Mittel aus Förderung und
Gesellschafterbeiträgen und
dem Land Nordrhein-Westfalen. Die Wirtschaft gibt zwar
ein wichtiges Zubrot, aber wir
leben davon, dass wir gesellschaft lich und politisch gewollt sind.
Das Interview führte LZ-Mitarbeiter
Andreas Beckschäfer.
Persönlich
Gegenseitige Befruchtung: Stefan Dörr sieht das Landestheater als
Teil der lippischen Wirtschaft.
FOTO: BECKSCHÄFER
Als Nachfolger von Dirk
Löschner hat Stefan Dörr im
September 2009 den Posten
des Verwaltungsdirektors am
Landestheater übernommen.
Zuvor hatte er fünf Jahre als
Geschäftsführer des Staatsbades Oeynhausen gearbeitet.
Bei seinem Wechsel war Lippe kein Neuland für ihn, hatte
er doch bereits am Institut für
den Mittelstand in Detmold
gearbeitet. Er ist verheiratet
und hat zwei Kinder. Ans Landestheater ging er mit dem erklärten Ziel, es stärker nach
außen zu öffnen, etwa mit
dem chinesischen Nationalcircus, den er 2010 nach Detmold holte. 2012 beschloss
der Aufsichtsrat, seinen Vertrag bis zur Spielzeit 2014/15
zu verlängern.
(an)
Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Gebr. Brasseler liefert von Lemgo aus in 110 Länder
Innerhalb von 48 Stunden landet der Zahnbohrer in den USA
Von Karl-Heinz Krull
Nahezu jeden zweiten Euro
verdient die lippische Wirtschaft im Ausland. Die Exportquote beträgt 46 Prozent
– höher als der Landesdurchschnitt. Ein Beispiel: die Firma
Gebr. Brasseler aus Lemgo.
Lemgo. Unter dem Markennamen „Komet“ stellt die Firma Gebr. Brasseler GmbH
am Standort Lemgo auf rund
40 000 Quadratmetern überwiegend Instrumente für die
Medizintechnik her. Dafür,
dass ihre Kunden in weltweit
110 Ländern das bestellte Produkt möglichst schnell bekommen, sorgt eine effiziente Logistik-Abteilung.
Die Logistik ist das wichtige
Bindeglied zwischen Produktion, Verkauf und Kunden. Bevor aber hier eingelagert, verpackt, und versandt werden
kann, muss das Produkt hergestellt und verkauft werden.
Produziert werden „Komet“Bohrer, -Fräser oder andere
medizinische Instrumente nur
in Lemgo. Etwa 1000 Mitarbeiter sorgen vor Ort an modernsten Werkzeugmaschinen und
mit ständigen Innovationen
dafür, dass die Instrumente
weltweit gefragt sind. Die Produkte sind von den Abmessungen eher klein, was aber keine
Rückschlüsse auf die Größe der
Firma zulässt. „Wir haben immer wieder Besucher – auch
von Universitäten – im Haus“,
sagt Axel Meier, der für Kommunikation und Gestaltung
zuständig ist.
Dem Besucher präsentiert
sich ein Firmengebäude, das
auch nach außen die hochmoderne Produktion widerspiegelt. Allein für Logistik und
Verpackung hat Brasseler im
Jahr 2012 ein neues dreistö-
Der Bildschirm weist den Weg: Daniel Fischer, Leiter der Logistik, am Kommissionierungswagen des Unternehmens, das mit modernster
Technik ausgestattet ist.
ckiges Gebäude in Betrieb genommen. 8500 Quadratmeter stehen hier zur Verfügung.
137 Beschäft igte arbeiten in
der Abteilung, um die 13 000
unterschiedlichen Artikel und
die daraus zusammengestellten 35 000 Verkaufseinheiten
zu sortieren, zu lagern und zu
einzelnen Sendungen zusammenzustellen.
Die Rechnung dazu ist einfach. „Nehmen sie ungefähr
jeden bei uns produzierten
Artikel mal drei. Wir haben
einmal den eigentlichen Bohrer
und mehrere unterschiedliche
Verpackungen, zum Beispiel 5
Stück geblistert“, erläutert Daniel Fischer, Leiter der Logistik, die Zahlen zu den jeweili-
FOTOS: KRULL
gen Verkaufseinheiten.
Für die Logistik beginnt die
Arbeit bereits, wenn die Artikel
die Produktion verlassen. „Wir
nehmen den losen Artikel, der
von einem Papier begleitet wird
und vereinnahmen ihn aufs Lager“, erklärt Fischer den ersten
Schritt.
Ein Aufk leber mit Strichcode begleitet die Ware in den
folgenden Prozessen und gewährleistet eine lückenlose
Dokumentation, so dass jede
Chargennummer zurückverfolgt werden kann. „Aus Gründen der Produkthaftung ist das
unerlässlich“, so Fischer.
An dieser Stelle beginnt aber
auch die Differenzierung. In
welchen Verkaufseinheiten soll
das Produkt verpackt werden?
Braucht das Instrument andere Laserkennzeichnungen für
verschiedene Länder?
Diese Leistungen übernimmt
ebenfalls die Logistikabteilung,
die die Verpackungsaufträge
abarbeitet. Für Ware, die an
Krankenhäuser geliefert und
beispielsweise bei Operationen eingesetzt wird, ist Sterilität zwingend notwendig. Dafür
wurde bei Brasseler für 2,5 Millionen Euro ein 250 Quadratmeter großer Reinraum gebaut,
der nur über einen Schleusenbereich betreten und verlassen
werden kann. Die Arbeitskräfte müssen Ganzkörperanzüge
anziehen und sie dürfen natürlich an ihrem Arbeitsplatz nicht
essen und trinken. Die „keimbildenden Einheiten“ an Ware
und Verpackung müssen „weit
unten“ sein.
Schließlich werden die letzten Keime durch eine Gammabestrahlung, die allerdings
nicht bei Brasseler stattfindet,
abgetötet. Sterile Ware ist zwar
im Dentalbereich nicht immer
zwingend notwendig, aber:
„Wir werden unseren Kunden
auch im Dentalbereich eine
Erststerilisation anbieten“, so
Axel Meier.
Bevor die Ware dann in den
Versand kommt, wird gelagert. Dafür dient als Herzstück
das AKL, das automatische,
über zwei Stockwerke gehende Kleinteilelager. „4 Regalreihen, jeweils mit Regalbediengerät, 25 Meter lang, 14,5 Meter
breit und 8,5 Meter hoch“, beschreibt Daniel Fischer. Hier
können 220 000 Positionen
gelagert werden. „Chaotische Lagerung“ heißt in diesem Bereich das Motto. Und
das funktioniert so: Der Einla-
gerungsrechner sucht sich für
das einzulagernde Produkt
den nötigen Platz aus, der jedes Mal woanders sein kann.
Wenn dann eine Position zum
Versand angefordert wird, liefert das AKL automatisch und
exakt in den Versandbereich.
Neben dem AKL gibt es einen zweiten Lagerbereich, den
„Schnelldreherbereich“ in der
die Artikel meistens an derselben Stelle lagern.
Allerdings ist auch hier nicht
das gute Gedächtnis der Mitarbeiter gefragt. Die Elektronik
gibt den kürzesten Weg für die
Aufträge vor, der dann mit einem Wagen, der mit Rechner
und Bildschirm ausgestattet ist,
abgefahren wird.
Die Auft räge kommen zu
etwa 80 Prozent aus dem
Dentalbereich und manchmal auch kurzfristig aus dem
Inland. „Wenn der Zahnarzt
noch dringend ein Instrument benötigt und bis 15 Uhr
anruft, geht das am gleichen
Tag noch raus“, so Fischer. Innerhalb von 48 Stunden ist die
Ware in der Regel aber auch an
die USA-Kunden ausgeliefert.
Die Sendungen gehen dann
zum Flughafen Köln-Bonn
und von da aus nach Memphis. Dass dann die Zollpapiere dabei sind, ist selbstverständlich…
„Komet“ auch für Schmuck
Der Reinraum: Was steril sein muss, wird hier steril gemacht und
dann verpackt.
Vier Geschäftseinheiten gibt es
bei Brasseler, sogenannte „business-units“: „Komet Dental“,
„Komet Medical“, „Komet Custom Made“ und „Komet Jewellery“. Komet-Instrumente werden
also auch bei der Herstellung
von hochwertigem Schmuck eingesetzt. Der Großteil, etwa 80
Prozent, gehen zurzeit aber in
den Dentalbereich. Die USA,
Frankreich, Italien, Österreich
und Deutschland sind Brasselers
Direktmärkte, in denen der Verkauf über Medizinproduktberater läuft. Sie werden in Lemgo
geschult. In anderen Ländern ist
der Verkauf schließlich über verschiedene Exklusivpartner organisiert.
(khk)
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Die Werbebranche kennt Licht und Schatten
Kreative gibt es nicht nur in den Medienmetropolen, sondern auch in Lippe – aber wie bleiben sie am Puls der Zeit??
Von Thorsten Engelhardt
Hamburg, Berlin, München
sind die Hauptstädte der Werbung. Lippe lässt sich da kaum
in einem Atemzug nennen, es
sei denn, man holt ganz tief
Luft. Aber warum eigentlich
nicht?
Lage. Schließlich ergibt die Suche auf dem Online-Auftritt
der „Gelben Seiten“ für Lippe allein 74 Werbe- oder ähnlich gelagerte Agenturen. Einer
der „Leuchttürme“ der Branche
ist „Men at work“ in Lage. Aber
wie geht Kreativsein in Lippe?
Viel Weiß, farbiges Licht,
modernes Design. Ohne Frage, der Sitz der Agenturgruppe
„Men at Work“ an der Edisonstraße ist eine gute Visitenkarte
für die Arbeit der Werber. Der
Blick aus dem Fenster des Besprechungsraums ernüchtert
allerdings: Er schweift über das
Lagenser Gewerbegebiet bis zur
Zuckerfabrik. Stylish wäre hier
wohl das falsche Wort.
Drinnen dominiert Weiß,
draußen dämmert es schon.
Helle und dunkle Seiten hat
das Dasein als Werbeagentur
in Lage, Marek Grittern und
Guido Friedrich (beide 41) kennen das. Sie waren sich schon
als Schulfreunde darüber im
Klaren, dass sie mal gemeinsam selbstständig in der Werbung werden wollten. Der eine
– Friedrich – lernte Werbekaufmann, der andere Groß- und
Außenhandelskaufmann; nach
der Ausbildung ging es los.
„Hier ist viel möglich“, sagt
Marek Grittern. Denn die Region habe eine Menge Unternehmen zu bieten, die gute
Werbung und Markenführung benötigten und zu schätzen wüssten. „Und wir wollen
ihnen zeigen, dass sie dafür
nicht nach Hamburg müssen“,
sagt Guido Friedrich.
Ein offenbar funktionierendes Modell. Die Kundenliste
kann sich sehen lassen. ModeMarken sind darunter genauso wie zahlreiche namhafte
Industrieunternehmen oder
große Dienstleister.
Für sie entstehen in Lage an
der Edisonstraße Kataloge, Internet-Auftritte, Werbekampagnen mit Fotoshootings im eigenen Studio, draußen „um die
Ecke“ oder in der ganzen Welt
– je nach Kundenwunsch. So
haben die Werber unlängst für
ein Reitmode-Label das Schloss
Wendlinghausen gebucht.
Kurze Wege, Flexibilität und
Wettbewerbsfähigkeit würden
Leiten „Men at Work“: Marek Grittern und Guido Friedrich (rechts)
sind die Chefs der Agenturgruppe.
FOTO: MENT AT WORK
Kre at iv se in ka nn je de
r
...sag t Uli Buchholz. Der
Detmolder ist
Inhaber der Bielefelder Werbeagentur „contact
1.de – Agentur für Ideen“
und gibt einige
Tipps, wie man
die Kreativität in
den Alltag holen
kann:
Mode-Shooting: Im hauseigenen Studio an der Edisonstraße entsteht die visuelle Komponente der Werbung. Mitunter
finden sich aber auch lippische Locations für die Fotografen.
neben der Kreativleistung von
der Kundschaft mit Treue belohnt, sagt Marek Grittern.
Viele Unternehmen seien der
Agentur schon seit Jahren verbunden, sodass man nicht ständig gezwungen sei, im Wettbewerb um einzelne Projekte
zu kämpfen. Zumal die beiden Agenturchefs nicht auf
schnelle, billig gemachte Kommunikationsleistungen setzen
wollen, sondern auf eine nachhaltige Arbeit.
Womit wir beim Thema
Schatten wären. Marek Grittern ist sich sicher, dass die
wirklich großen Jahre der Werbebranche erst einmal vorbei sind – egal ob in Lage oder
anderswo. Der Kostendruck
wachse, der Markt werde komplizierter, die Allverfügbarkeit
von Information durch das Internet habe die Wertschätzung
guter kommunikativer Inhalte gemindert. Dabei bleibe
doch die gute Idee, der wirksame Slogan das wichtigste, um
als Marke unverwechselbar zu
sein. „Alle Agenturen suchen
das Modell der Zukunft“, schildert Guido Friedrich.
Ist es die klassische Werbung
oder sind es neue Modelle des
Marken-Aufbaus in sozialen
Netzwerken? Die Lagenser setzen auf crossmediales Denken.
Sie verstehen sich als Lösungsund Konzeptgeber, quasi als
kreative Unternehmensberatung, die die Marken Ihrer
FOTO: MEN AT WORK
Kunden langfristig und nachhaltig aufbauen. Das Internet
sei nicht das alleinige Heil, sondern ein Verkaufskanal. „Marken nachhaltig aufzubauen,
geht nur in Kombination mit
Print“, sagt Marek Grittern bestimmt. Zunächst, so erklärt
Guido Friedrich, müsse es doch
darum gehen, Position der jeweiligen Marke, Ziel und Strategie zu finden, daraus ergebe
sich dann die Wahl der Mittel.
Die beiden „Männer bei der Arbeit“ setzen deshalb darauf, die
wichtigen Kompetenzen in ihrem Unternehmen zu haben –
von der Kreativabteilung und
der Fotografie bis hin zur Umsetzung für Print und Internet.
Aber die neuesten Trends fin-
- Mit of fe ne n Auge n
We lt ge he n: Input gibt esdurc h die
bei der Fa hrt auf der Autobübera ll –
im Straßencafé: Keine Sch ahn oder
euklappen
aufsetzen, gucken!
- R uhe finde n und
we chslung sorge n, beispfür Abdurch einen langen Spazi ielsweise
ergang
- Le se n: Wer kreativ
braucht eine gute Allgeme sein will,
als Basis, um daraus neue inbildung
Verknüpfungen herzustellen.
- Assoziat ionen üb er
sc haff en. Visuelles bes Bilde r
timmt unsere Wa hrnehmung.
(te)
den sich nicht in
Lippe und Lage.
Dafür schickee
man die Kreativabteilung regelmäßig hinaus
in die Welt, erläutert Marek
Grittern. Oder in der Agentur werden große Kampagnen
nachgespielt, Schulungsmodule eingeführt. Kreativleistung
braucht sicher ein Umfeld, vor
allem aber sei sie Ergebnis vieler Gespräche, so Friedrich.
Von außen sei kreativer
Nachwuchs indes kaum nach
Lage zu locken. Deshalb rekrutiere man das Personal weitgehend aus der Region. Marek
Grittern ist überzeugt: „Es gibt
immer Leute mit Leidenschaft
für diesen Beruf – auch hier.“
Men at work
Die Agenturgründer sind
seit 1997 selbstständig. Zunächst entwarfen sie Werbemittel für die Gastronomie.
Dann kamen Anfragen von
Firmen hinzu, Marek Grittern
und Guido Friedrich holten
sich das Know-how ins Haus,
Umsatz und Personal seien
teilweise jährlich um bis zu 50
Prozent gewachsen, zu Spitzenzeiten gab es 50 Mitarbeiter, heute sind es 35.
(te)
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Syngenta in Deutschland
„Kompetenz vom Saatgut bis zur Ernte“
Syngenta ist seit vielen Jahren erfolgreich im deutschen Agrarmarkt aktiv. Pflanzen sind unsere Leidenschaft. Unser Leitspruch
„Kompetenz vom Saatgut bis zur Ernte‘‘ beschreibt die Aufgabe,
der wir uns täglich stellen. Es ist uns ein zentrales Anliegen, die
Entwicklung neuer Sorten und Pflanzenschutzmittel voran zu treiben. Wir entwickeln darüber hinaus Lösungen für die Landwirtschaft, die zur Optimierung der Produktion und somit zur Ernährungssicherung beitragen.
Unsere Mitarbeiter arbeiten an den drei Standorten Maintal (Hessen), Bad Salzuflen und Kleve (Niederrhein) und in drei angeschlossenen Außenbüros.
Unser Engagement am Standort Bad Salzuflen hat eine lange Tradition. Auf der dort angesiedelten Domäne Biemsen ist das Syngenta-Züchtungszentrum für Feldkulturen beheimatet. Die Züch-
Weitere Information:
Gründungsjahr: 2000, Mitarbeiter: ca. 500
Produkt- und Leistungsspektrum:
• Pflanzenschutzmittel für Ackerbau und Spezialkulturen
• Saatgut für Feldkulturen und Gemüse
• Blumen-Jungpflanzen und Stecklinge
tungsaktivitäten erstrecken sich auf die landwirtschaftlichen Feldkulturen. Zusammen mit drei Zuchtstationen (Wadersloh, Motterwitz, Mintraching) bildet Bad Salzuflen unser Züchtungsnetzwerk
für Deutschland und Österreich. Am Standort befindet sich auch
das europäische Züchtungszentrum für Winterraps. Hier werden
die Züchtungsversuche angelegt, um neue Sorten zu entwickeln
Das angeschlossene Züchtungslabor überprüft den Züchtungserfolg und den damit verbundenen Sortenfortschritt.
Außerdem wird auf der dortigen Domäne Biemsen unser Saatgut
für die Vermarktung aufbereitet. Aktuell investiert Syngenta etwa
fünf Millionen Euro in den Standort zur Errichtung einer modernen Aufbereitungsanlage für Forschungssaatgut, eines Langzeitlagers sowie eines Großraumbüros mit Sozialräumen.
Das Syngenta-Züchtungszentrum Domäne Biemsen in Bad Salzuflen
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Der Mensch muss beim Genießen zugucken
Firma „Heiden & Billerbeck“ stellt handgefertigte Spezialitäten für Hund und Katze her
Von Martina Karaczko
Im Eingangsbereich der Firma „Heiden und Billerbeck“
in Lage sieht man sofort: Hier
wird bald Handgemachtes
über die Ladentheke gehen.
Marcus Blachowski und sein
Partner Marcus Steuerer stellen Spezialitäten für Hunde
und Katzen her.
Lage. Das Vorhaben, die Produkte jetzt auch vor Ort zu verkaufen, ist relativ neu und bald
sind die Vorbereitungen hierfür
auch abgeschlossen. Die Firma
gibt es jedoch bereits seit fünf
Jahren. „Bereits“ ist jetzt vielleicht auch nicht das optimale
Wort. Das klingt so etabliert.
Aber gemessen am wirtschaftlichen Risiko, handgefertigte
Leckerlis für Haustiere herzustellen, sind fünf Jahre praktisch erst der Anfang. „Mein
Steuerberater hat anfangs gesagt, es werde fünf Jahre dauern, bis wir etabliert sind“, erinnert sich Marcus Blachowski.
Das wollte er aber damals gar
nicht hören. „Wir waren sicher, es viel eher zu schaffen.“
Die vernunftbetonte Einschätzung des Steuerberaters ist nun
lange her, und konnte der optimistischen Euphorie der Fir-
Fertig: Diese Exemplare kommen gerade aus dem Ofen und enthalten nur Getreide und Fleisch, aber keine Gewürze. FOTOS:KARACZKO
mengründer nichts anhaben.
Letztlich hatten beide Recht,
denn das vergangene Jahr hat
den Vorstellungen der Firmengründer entsprochen.
Hunde- und Katzenbesitzer
Mutig: Marcus Blachowski (links) und Marcus Steuerer haben sich
vor fünf Jahren selbstständig gemacht.
sind inzwischen sehr qualitätsbewusst geworden, zudem haben Lebensmittelunverträglichkeiten auch bei Haustieren
zugenommen. Der Markt ist
daher rege, die Nachfrage ist
vorhanden. Die Vorarbeit,
Kunden zu gewinnen, sei geleistet, sei anstrengend gewesen und trage jetzt Früchte, sagt
Blachowski, der Diplom-Ingenieur für Lebensmitteltechnologie ist und nun zügig Muster
in die Hunde-Pelmeni-Teiglinge drückt. Sie sind gefüllt mit
einer Fleisch-Getreidefüllung.
Bei „Heiden und Billerbeck“
gibt es verschiedene Sorten,
Größen und Formen der Tiersnacks. Sie sind handgefertigt
und bestehen aus natürlichen
Zutaten, die ohne Zusatzstoffe, Aromen oder Farbstoffe ge-
backen werden, was auf jeden
Fall ein Alleinstellungsmerkmal bleiben soll. Der bisherige Erfolg gibt den Gründern
Recht, denn viele namhafte
Firmen für Haustierbedarf lassen bei „Heiden & Billerbeck“
produzieren. „Es hat eine Weile gedauert“, sagt Marcus Blachowski, „bis die Rezepturen
gefunden waren, aber jetzt läuft
die Produktion.“
Bevor er sich selbständig gemacht hat, war Marcus Blachowski Lebensmitteltechnologe und Marcus Steuerer
Schichtleiter bei einem Tiernahrungshersteller, der mittlerweile seinen Standort gewechselt hat. So kam die Idee,
aus unbearbeiteten Rohstoffen individuelle Snacks herzustellen. Marcus Steuerer ist von
Haus aus Bäcker und zieht gerade Sauerteigwürste aus der
Knetmaschine. Diese spezielle Maschine fertigt zweifarbigen Teig. Allerlei Gutes ist darin zu finden. Neben Getreide
ist diesmal Rote Bete enthalten.
Es können aber auch Bananen
rein oder Fisch und Fleisch.
Der Kühlraum mit den Rohstoffen könnte auch zu einem
Spezialitäten-Restaurant gehören: Wild- und Straußenfleisch, Lachs und Forelle oder
auch Sardellen gibt es. Neben
dem Kühlraum lagern verschiedene Mehlsorten in Säcken. Auch getrocknete Süßkartoffeln sind dabei. Viele der
Produkte haben Bio-Qualität.
Es würde nichts dagegen sprechen, die Leckerlis selbst zu
probieren. Sie sind aber kom-
Das Sortiment: Die Kekse gibt es
in verschiedenen Sorten jeweils
für Hunde und Katzen.
plett ungewürzt, weil
das für die Tiere nicht gut wäre,
lediglich ein paar Kräuter kommen in manchen Rezepten vor.
„Es schmeckt für uns ein wenig
fad“, erklärt Marcus Blachowski. Die Herstellung erfolgt wie
in einer traditionellen Backstube. Dies ist der Part von Marcus Steuerer, der ständig neuen Teig knetet und zu kleinen
„Erziehungshelferchen“ verarbeitet. „Dieses Handwerk findet man immer weniger“, sagt
er. Umso mehr Herzblut legt er
in die Arbeit hinein. Drei Mitarbeiter sind dafür zuständig,
die Kekse abzupacken – entwe-
der für den Verkauf der eigenen
Marke oder für Kundenaufträge. Schon bald gibt es die Kekse
auch direkt vor Ort zu kaufen.
Bis dahin hilft die Internetseite www.heiden-billerbeck.de
weiter.
Rohling: Eine Hundekeks vor
dem Backen.
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Ein guter Ruf ist alles
Klinikum-Geschäftsführer berichtet über die Grundlagen eines Gesundheitsbetriebs
Großer Arbeit- und Auftraggeber: Das Klinikum Lippe in Detmold hat laut Geschäftsführer Peter Schwarze einen Jahresumsatz von rund
200 Millionen Euro.
Von Torben Gocke
Nicht jedes große Unternehmen ist auf Anhieb als solches
zu erkennen. So ist etwa das
Klinikum Lippe nicht nur ein
Garant für medizinische Versorgung, sondern gleichzeitig
einer der größten Arbeitgeber.
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JSonderthema
Thema
im Februar
2014
Berufschancen
Der Stellenmarkt
für Aus- und
Weiterbildung
Freitag, 14.02.
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In Lippe oder auch darüber
hinaus.
Detmold. In den Gebäuden der
Klinik herrscht rund um die
Uhr Betrieb, irgendwo ist immer etwas los. Was hinter den
Kulissen des Unternehmens alles erforderlich ist, um vor Ort
eine gute medizinische Versorgung bieten zu können, wird im
Gespräch mit dem Geschäftsführer Peter Schwarze deutlich:
„Insgesamt haben wir gut 3100
Mitarbeiter bei uns, die in den
unterschiedlichsten nur denkbaren Bereichen arbeiten. Mediziner und Pflegekräfte, ebenso wie IT-Fachleute, Techniker,
Reinigungskräfte oder Betriebswirte. Eben alles, was erforderlich ist, um eine Klinik
dieser Größenordnung reibungslos betreiben zu können
und auch, um im Wettbewerb
mit anderen Häusern bestehen
zu können“, so der Geschäftsführer.
In dieser Hinsicht arbeite man als Klinik folgerichtig nicht anders, als etwa ein
Industrieunternehmen. Strategiegutachten und präzise
Analysen möglicher Zukunftsszenarien sind im Klinikum
Lippe ebenso zu Hause, wie
Skalpell, Stethoskop und weißer Kittel. Gerade für eine Region wie Lippe, die sich das
Thema Gesundheit groß auf
ihre Fahnen geschrieben hat,
sei es wichtig, ständig am Ball,
auf der Höhe der Zeit zu bleiben.
Eine gute medizinische Versorgung trage schließlich viel
dazu bei, die gesamte Qualität der Region hoch zu halten,
„und ist somit ein wichtiger
Standortfaktor“, erklärte Peter
Schwarze. Umgekehrt sei eine
attraktive Umgebung Grundvoraussetzung dafür, dass eine
Klinik überhaupt erfolgreich
geführt werden könne. „Sie
werden es nicht schaffen, gutes Personal für ihr Unternehmen zu gewinnen, wenn sie
dem nichts bieten können“, ist
sich Schwarze sicher – besonders gelte dies für den Bereich
FOTO: KLINIKUM LIPPE
der Ärzteschaft.
In dieser als sehr mobil geltenden Berufsgruppe herrsche
längst ein europaweiter Wettbewerb um die besten Köpfe,
ohne die eine gute Reputation
nicht zu erreichen sei. „Hier
in der Region müssen sie etwas bieten können, um diese Leute für sich zu gewinnen
und dauerhaft an sich zu binden“, so der Klinik-Chef, der in
dieser Hinsicht mit den jüngsten Entwicklungen in seinem
Hause sehr zufrieden ist – unter
anderem im Bereich der Kinderklinik: „Hier ist es uns gelungen, eine gute Ausstattung
der Einrichtung mit hochspezialisierten Experten zu kombinieren“.
Der Attraktivität des Gesamtstandortes seien solche
Qualitätssteigerungen in hohem Maße zuträglich, schließlich führe der gute Ruf einer
Klinik mittel- und langfristig dazu, dass sich die Gewinnung weiterer Experten wesentlich problemloser gestalte.
Ferner sei es wichtig, dass eine
Klinik wie die lippische eine
enge Kooperation mit einem
Forschungsstandort pflege, so
Schwarze, „in unserem Fall ist
das Hannover. Wir haben mit
dieser Zusammenarbeit seit
Jahren gute Erfahrungen gemacht.“
Eine große Nummer ist das
Klinikum Lippe nicht nur bei
der Zahl seiner Mitarbeiter.
Beim Blick auf den Umsatz in
Höhe von gut 200 Millionen
Euro wird schnell deutlich:
Die Einrichtung sorgt für eine
Menge Konjunktur in ihrer
Umgebung. Den größten Posten dieser Zahl würden ohne
Frage die Personalkosten ausmachen, erläutert Schwarze:
„Sie können sich also ungefähr
vorstellen, wie viel Geld auf diesem Wege wieder in die Region
fließt.“ Der überwiegende Teil
der Mitarbeiter wohne schließlich in Lippe.
Neben den eigenen Angestellten sind es jedoch auch
andere Unternehmen, die
wirtschaft lich von dem Gesundheitsriesen profitieren.
„Wir waren in der Vergangenheit stets sehr zufrieden mit der
Arbeit, die wir bei lippischen
Unternehmen in Auftrag gegeben haben“, bekräftigt Schwarze und denkt dabei etwa an die
jüngsten umfangreichen Bauaktivitäten auf dem Detmolder
Klinik-Areal. Im Ausschreibungsverfahren hat sich damals ein Bauunternehmen aus
der Region durchgesetzt, „auch
gegen wesentlich größere Bewerber“, so Schwarze. „Dieses
Unternehmen hatte ohne Frage das beste Angebot, und wir
konnten uns darauf verlassen,
letztlich ein gutes Ergebnis zu
bekommen. Er könne an die
Unternehmen aus der Region
nur appellieren, sich auch solche großen Aufträge zuzutrauen. „Mit dem, was der lippische
Mittelstand zu leisten imstande ist, waren wir bislang immer
sehr zufrieden.“
Auf dem neuesten Stand: Ein Blick in die neue Familienklinik, die
in freundlichen Farben gehalten ist.
FOTO: KLINIKUM LIPPE
Verantwortlich für das Großunternehmen: Peter Schwarze, Geschäfts-
führer des Klinikums Lippe.
FOTO: GOCKE
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
INTERVIEW
Der Einzelhandel muss soziale Verantwortung übernehmen
Innenstädte können als Kommunikations-Plattform gegenüber dem Internet punkten
In den Innenstädten gibt es
viele Leerstände, der OnlineHandel verzeichnet stetig Umsatz-Zuwächse. Thomas Voss
hat dennoch Hoffnung für die
Zukunft des stationären Einzelhandels in Lippe.
Einzelhändler mit Verantwortung für die Arbeitsplätze vor
Ort nicht noch unterstützen.
Wie stehen Sie zu Flohmärkten und Second-HandShops, ärgert Sie der Gebrauchtmarkt als
Textil-Anbieter?
Voss: Positiv, da diese Form
von Handel die Innenstädte
belebt und auch eine ganz spezielle Käuferschicht angesprochen wird. Der Gebrauchtmarkt ärgert mich somit nicht.
Lage. Thomas Voss ist Diplomkaufmann, Vorsitzender
des Einzelhandelserbandes
für den Kreis Lippe, Vorstandsmitglied im Handelsverband OWL, Inhaber und Geschäftsführer des Modehauses
Schlichting in Lage sowie Vorsitzender der Lagenser Werbegemeinschaft. LZ-Mitarbeiterin Sandra Castrup sprach mit
dem 55-Jährigen über den Status quo des lippischen Handels, Fluch und Segen des Internets sowie Perspektiven der
Branche.
Herr Voss, die Verbraucher
sind Studien zufolge derzeit in
Kauflaune wie schon lange
nicht mehr, niedrige Zinsen
machen zudem das Sparen
unattraktiv. Merkt das auch
der lippische Einzelhandel?
Thomas Voss: Die gestiegene
Konsumlaune ist auch in Lippe
zu spüren. Der lippische Einzelhandel entwickelt sich nicht
anders als der Bundesdurchschnitt. Aber von Euphorie
kann absolut keine Rede sein.
Soweit überhaupt schon einige Zahlen für das Jahr 2013
vorliegen, wird es im Durchschnitt für den gesamten Einzelhandel (Online und Offline) wahrscheinlich 2013 ein
bescheidenes Umsatzplus von 1
Prozent geben. Für viele Unternehmen bedeutet das abzüglich
der Inflationsrate ein reales Minus. Genauere Daten werden
aber erst im Laufe des Frühjahrs vorliegen. Die jeweiligen
Branchenergebnisse von Telekommunikation über Textil/
Schuhe bis Brillen/Optik sind
im Einzelhandel erfahrungsgemäß sehr unterschiedlich. Das
Weihnachtsgeschäft hat die Erwartungen in vielen Branchen
jedoch nicht erfüllen können.
Woran liegt das?
Voss: Der Online-Handel
verzeichnet bundesweit zweistellige Zuwachsraten, insbesondere auch im Weihnachtsgeschäft. Der Gesamtmarkt,
die gesamte Nachfrage, nimmt
aber angesichts sinkender Bevölkerungszahlen nicht zu,
sondern eher ab. Somit sind
bundesweit wie auch in Lippe
keine gravierenden Steigerungen zu erwarten.
Besonders die so genannten
„Billigheimer“ bestechen oft
durch grelles Licht, Mini-Umkleidekabinen oder kalte Fliesen-Böden. Welche Rolle
spielt der Wohlfühlfaktor
beim Shopping-Erlebnis?
Voss: Der Wohlfühlfaktor spielt eine sehr große Rolle. Rein psychologisch möchte natürlich jeder Verbraucher
gerne in einer angenehmen Atmosphäre mit ansprechenden
Licht-, Boden-, und Warenpräsentations-Gegebenheiten
shoppen und sich zum Einkaufen animieren lassen. Allein
das für den Konsum oft übersichtliche Budget zwingt einige
Verbraucher zum Kauf in Billigläden.
Die Zahl der Leerstände in
den lippischen Städten nimmt
zu, oft werden diese Lücken
von Einkaufs-Ketten oder
Handy-Shops gefüllt. Welche
neuen Sortimente wären
wünschenswert, um die Attraktivität zu steigern? Und:
Sind die klassische Boutique
und das Fachgeschäft vom
Aussterben bedroht?
Voss: Das ist für alle Standorte in Lippe nicht generell zu beantworten. Kleine individuelle
Läden mit ausgefallenen Angeboten und Sortimenten wie
Boutiquen und kleinere Fachgeschäfte sind natürlich wünschenswert, haben aber häufig nicht die finanzielle Kraft,
umsatzschwache Anlauf- und
Wagen wir einen Blick in die
Zukunft: Was ist Ihrer Meinung nach für eine positive
Entwicklung speziell des
lippischen Einzelhandels
entscheidend?
Voss: Der Onlinehandel
wächst zweistellig, die Verbraucher kaufen vermehrt
über das Internet. Die Folge
daraus bedeutet für viele Innenstädte weniger Frequenz,
weniger Umsatz im stationären Handel und dadurch
mehr Leerstand in den Innenstädten. Aber es gibt noch
Hoff nung in dieser Sache: In
Zeiten zunehmender Anonymität, Vereinsamung vieler
Menschen, Kommunikation über reine Technik, häufig ohne persönlichen „face to
face“-Kontakt, wird der Einzelhandel geradezu soziale
Verantwortung übernehmen.
Schmecken, riechen, fühlen, anfassen, persönlich von
Mensch zu Mensch Informationen weitergeben oder empfangen, das bietet eben der stationäre Einzelhandel vor Ort.
Die Innenstadt als Kommunikationsplattform und Erlebniswelt wird an Bedeutung
gewinnen.
Setzt auf den richtigen Mix zwischen Geschäft und Onlinehandel: Diplomkaufmann Thomas Voss, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Lippe.
Zwischenzeiten zu überstehen. Sie benötigen in hohem
Maße einen treuen Kundenstamm, der mit attraktiven
Sortimenten und hervorragender persönlicher Beratung auch
immer wieder zum Kaufen angeregt wird. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, gibt es auch
Überlebenschancen für kleinere Fachgeschäfte. Welches Sortiment, welche Preislagen, was
wird von den Verbrauchern vor
Ort gekauft? Das muss jeweils
am Standort individuell geprüft werden. Aber die Zeiten
werden insbesondere für kleine inhabergeführte Geschäfte
nicht leichter.
Trotzdem gibt es noch viele
Menschen, die von einem eigenen kleinen Laden träumen.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um den Schritt
in die Selbstständigkeit in Sachen Einzelhandel zu wagen?
Voss: Neben dem notwendigen Kapital, mit dem auch längere zähe Anlaufphasen überstanden werden können, ist
der 150-prozentige persönliche Einsatzwille, in allen Bereichen den Servicegedanken
selber vorzuleben und persönliche Freizeit auch zurückzustellen, unabdingbar. Mal eben
einen Laden zu eröffnen, eine
Wunschvorstellung auszuleben, wird heute gnadenlos abgestraft.
Wie sieht es auf dem Lehrstellenmarkt aus? Ist der Beruf
Einzelhandelskauff rau/-mann
noch attraktiv und wie stehen
die Chancen, einen Ausbildungsplatz zu ergattern?
Voss: Nach wie vor ist der Beruf Kauffrau/-mann im Einzelhandel für junge Bewerber, die
gerne mit Menschen umgehen
wollen und kommunikationsfreudig sind, ein sehr attraktiver Beruf. Voraussetzungen
sind neben den schulischen
Leistungen in Deutsch und Mathe auch ein freundliches, offenes Wesen und die Bereitschaft,
auf fremde Menschen zuzugehen. Die Chance, einen Ausbildungsplatz zu erhalten, wird
wahrscheinlich zunehmen, da
schon aus demographischen
Gründen die Bewerberzahl zukünftig abnehmen wird. Objektiv ist festzuhalten, dass der
stationäre Einzelhandel durch
den Onlinehandel unter starkem Konkurrenzdruck steht
und Firmen, die jahrzehntelang
Ausbildungsstellen zur Verfügung gestellt haben, das mittelbis langfristig vielleicht nicht
mehr können.
Ihr Traditions-Modehaus
Schlichting gilt als Publikumsmagnet für Lage, lockt
Kunden aus zahlreichen
Nachbarstädten. Was ist das
Geheimnis Ihres Erfolges?
Voss: Unsere Geschäftsphilosophie ist eine ungezwungene, offene und freundliche Verkaufsatmosphäre, wo Kunden
ehrlich, kompetent und gerne,
ohne Kaufzwang, beraten werden. Das wird im Einzelhandel
als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt, doch wenig ggelebt.
Wir nehmen das für uns in
Anspruch, und das Feedback
dback
unserer Kunden spiegelt
elt das
auch wider. Natürlich
sind unser Sortiment, die Warenpräsentation sowie
unsere Verkaufsräume
modisch
stets up to date. Wir
achten auf Nachhaltigkeit, Ehrlichkeit und Fairness im
Umgang mit unseren
Kunden, Mitarbeitern und Lieferanten,
basierend auf einem
christlich geprägten
Grundverständnis im
Miteinander.
Wie wichtig ist eine
ausgeklügelte Marketingstrategie, das Schal-ten von Anzeigen, Verteilen von
Werbeprospekten oder
Flyern?
Voss: Aus meiner Sicht
cht
nach wie vor sehr wichtig,
tig,
pen
da bestimmte Zielgruppen
auch heute noch eine Werbebotschaft gerne in den
Händen halten und das Angebot jederzeit nachlesbar
ar ist.
Natürlich sind moderne Marketinginstrumente wie eine
ne ei-
gene Internetpräsenz und die
Kommunikation mit dem Endverbraucher über neue Medien
wie Facebook unerlässlich. Der
richtige Marketing-Mix ist entscheidend dafür, inwieweit ich
die für mich relevanten Zielgruppen erreiche.
Gute Beratung wird gerne
ausgenutzt. Kunden informieren sich ausgiebig im Geschäft
vor Ort, probieren aus und an,
um später preisgünstiger im
Internet zu kaufen. Dagegen
kann man sich wahrscheinlich
nicht wehren, oder?
Voss: Nein. Es besteht aber zumindest theoretisch die Chance,
den Besuchern die persönliche
Beratung in meinem Haus so
zwanglos zu gewähren, dass sie
mein Geschäft in guter Erinnerung behalten und beim nächsten Kaufwunsch wieder kommen, um bei mir zu kaufen. Im
Übrigen
g sind die Preise im Internet nicht automatisch günstiger als im stationären Einzelhandel.
Überhaupt tritt das Internet
ja mittlerweile als stärkster
Konkurrent gegen den Handel
an. Ist es der richtige Weg,
dass viele Geschäfte ihr Sortiment parallel nun auch im
Netz anbieten?
Voss: Das ist pauschal nicht
zu beantworten. Es gibt bestimmte Nischenprodukte, die
sehr erfolgreich über das Internet verkauft werden. Ebenso
gibt es namhafte Einzelhändler,
die mit einem eigenen Onlineshop viel Geld verbrannt haben, weil die notwendige Rendite nicht erwirtschaftet werden
konnte. Selbst „Zalando“ macht
laut Medienberichten mit Onlinehandel immer noch zweistellige Millionenverluste, die
von externen Geldgebern getragen werden. Die Notwendigkeit
einer eigenen Internetpräsenz
mit interessanten Informationen zum Sortiment und die
Kommunikation darüber mit
den Kunden ist
FOTOS: CASTRUP
für den Einzelhandel natürlich
unbestritten. Ob eigener Online-Shop oder nicht, ist jedoch
ganz individuell zu prüfen.
Haben Sie schon einmal online eingekauft?
Voss: Ja, einmal ein Spezialprodukt, angeboten vom
Deutschen Alpenverein, wo
ich auch Mitglied bin. Ansonsten kaufe ich aus Prinzip nichts online, weil durch
Onlinehandel viele sozialversicherungspfl ichtige Arbeitsplätze im stationären Einzelhandel verloren gehen. Schon
heute zeichnet sich durch die
Zunahme im Onlinehandel
ein Strukturwandel im stationären Einzelhandel ab, deren
Folgen für die Innenstädte im
Allgemeinen und die Gesellschaft im Besonderen noch gar
nicht abzusehen sind. Das will
ich als selbstständiger
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Was braucht es dafür?`
Voss: Für eine positive Entwicklung im lippischen Einzelhandel ist es notwendig,
den Verbrauchern ein umfassendes, aktuelles Sortiment
im ansprechenden Ambiente
anzubieten. Erlebniseinkauf,
Service, persönliche Beratung, Freundlichkeit, und das
Ganze in einem ungezwungenen und sicheren Umfeld,
sind Grundvoraussetzungen
für eine erfolgreiche Zukunft.
Da können die Einkaufsstädte in Lippe gegenüber den
Großstädten und dem Internet punkten. Niedrige oder
besser gar keine Parkgebühren
werden in Zeiten des Onlinehandels immer wichtiger. Verweilzonen in den Innenstädten vorzuhalten und für deren
Pflege auch die notwendigen
Mittel zur Verfügung zu stellen, ist unerlässliche Aufgabe der Kommunen. Die größte Herausforderung für die
meisten Branchen des Einzelhandels liegt meiner Meizelhan
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nach in der Bewältigung
des mit E-Commerce einhergehenden Strukturwandels.
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Offline- und Onlinehandel
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und dem Lokalpatriotisun
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ab. „Hier lebe
iich, hier kauf ’ ich ein“
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der heutigen Konkurrenzsituation im Einzelhandel eher noch
zugenommen. Letztlich bestimmt jeder Verbraucher die
Einkaufssituation
und damit auch Lebensqualität seines
Wohnortes, seiner EinkaufsWohno
stadt durch
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sein ganz persönliches K
Kaufverhalten in hohem
Maße selbst
s
mit.
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Jungunternehmerin trifft mit
Wohnaccessoires den Nerv der Zeit
Der Second-Hand-Markt kennt
keine Wirtschaftskrisen
Angelina Wiemann lockt Kunden aus ganz Deutschland in ihren kleinen Laden
Kerstin Tegeler bietet erste Wahl aus zweiter Hand
Von Sandra Castrup
Von Sandra Castrup
Ein schönes Leben braucht Zutaten. Solche bietet Angelina
Wiemann in ihrem Geschäft
an. Sie verkauft Wohnaccessoires im kleinen Kirchdorf
Heiden.
Das Geschäft mit Kinderkleidung boomt – und Kerstin Tegeler profitiert davon. Sie verkauft Second-Hand-Kleidung.
Lage-Heiden. „Freudentanz“
heißt das kleine Geschäft der
34-Jährigen. Der Name, der so
positiv und lebensfroh klingt wie
die Namensgeberin auftritt, war
eine Eingebung bei einem Spaziergang mit dem Hund. „Es
sollte anfangs nur eine Überschrift für meinen Blog sein“,
erzählt Angelina Wiemann von
der Zeit, als ihr „Schönes Leben“
sich im privaten Heim abspielte und sie ihre kreativen Dekorations-Ideen rund um Haus
und Garten per Fotos und kleinen Kommentaren mit gleich
gesinnten Internet-Nutzerinnen teilte.
Nach und nach bildete sich
ein regelrechter Fan-Club, Anfragen wie „Wo hast du denn die
schöne Tasse, den Teller, die Decke oder das Kissen her?“ häuften sich. „Ermutigt von den positiven Feedbacks reifte dann
irgendwie die Idee, alles das, was
mir selbst gefällt, auch anderen
anzubieten.“
Angelina Wiemann eröffnete einen kleinen, aber feinen,
Online-Shop für Holz-Buchstaben, die sie selbst herstellte.
„Damals hatte ich einen Laden
noch überhaupt nicht im Blick“,
lacht die Unternehmerin, die
seinerzeit als Buchhalterin arbeitete. „Trotzdem habe ich die
kompletten Einnahmen aus dem
Internet-Verkauf gespart, den
Gedanken im Hinterkopf: Vielleicht brauchst du das Geld irgendwann.“ Bei dem Start in die
In ihrem eigenen „Reich“: Angelina Wiemann fühlt sich wohl in ihrem kleinen Laden, in dem sie
lauter Dinge anbietet, die das Leben schöner machen.
Selbstständigkeit vor etwa einem
Jahr hat es sie dann vor der Aufnahme eines Kredits bewahrt.
Die junge Frau muss sich
noch heute manchmal kneifen,
wenn sie an ihre Ladeneröffnung im Oktober 2012 denkt.
„Vorher war hier ein Bäcker
drin“, erinnert sich die Heide-
»Ich verkaufe nur,
was auch mir gefällt«
Angelina Wiemann
nerin, die lange Zeit an dem leeren Lokal vorbei gefahren ist,
bis sie irgendwann nicht mehr
auf die pessimistischen Stimmen anderer hörte, die mit Sätzen wie „Mensch, nach Heiden,
da kommt doch keiner“ oder „In
drei Wochen machst du wieder
dicht“ von einer Geschäftseröffnung abrieten.
„Innerhalb von vier Wochen
hatte ich alles unter Dach und
Fach“, schmunzelt die gelernte Industriekauff rau – und bereits zur Eröffnung volles Haus.
„Das war natürlich meinen
Blog-Freundinnen zu verdanken“, weiß sie die Internet-Werbung zu schätzen.
Ihr Sortiment beschreibt sie
so: „Dinge, die das Leben schöner machen“. Einrichtungsaccessoires, von dem Service, über
Blechschilder mit flotten Sprüchen, Dekorationsgegenstände
wie Hasen, Windlichter oder
auf antik getrimmte Holzkisten. „Das meiste beziehe ich aus
FOTO: CASTRUP
Dänemark, Norwegen und Holland“, zählt Wiemann auf, „alles Sachen, die man nicht überall
bekommt. Außerdem verkaufe
ich nur, was ich mir auch selbst
kaufen würde“, beschreibt sie
ihre Philosophie.
Was als „Nebenjob“ begann,
hat sich zu einem Full-TimeJob entwickelt. Der Laden ist
zwar nur an drei Tagen die Woche geöff net, aber das Internet
kennt keinen Feierabend. „Die
Hälfte meines Umsatzes mache ich online“, verrät die Geschäftsfrau, „aber es kommen
auch immer wieder Leute extra
aus dem Ruhrgebiet oder dem
Westerwald her, um ihren Einkauf zu „erleben“ und die Person hinter dem Angebot kennen zu lernen.“
Augustdorf. SecondhandMode ist gesellschaftsfähig geworden und gilt längst nicht
mehr als notdürftige Alternative. Insbesondere Mütter setzen für ihre Kinder gerne auf
Mode aus zweiter Hand, die in
der Regel gut erhalten und zudem deutlich preisgünstiger ist.
Das Geschäft mit Kinderkleidung boomt.
Kerstin Tegeler gehört zu
den Gewinnerinnen der Wirtschaftsflaute der letzten Jahre.
Ihre Umsätze wuchsen, weil in
solchen Zeiten die Verbraucher
billiger einkaufen wollen. Doch
mittlerweile zieht die Kunden
nicht nur das Preisbewusstsein
in ihren Second-Hand-Laden.
Es ist die Lust am Sparen, die
Freude am Stöbern und das
ebenso umfangreiche wie bestens sortierte Angebot an „erster Wahl aus zweiter Hand“. Die
Augustdorferin hat sich in den
mehr als zehn Jahren seit der
Eröffnung im April 2003 mit
„JoJo“ einen Namen gemacht,
weit über die Gemeindegrenzen
hinaus. Dabei liegt ihr Geschäft
nicht mitten in der Stadt, sondern eher versteckt am Ende einer Sackgasse.
„Für die Erlaubnis, ein Hinweisschild aufzustellen, musste ich damals hart kämpfen“,
erinnert sich die 46-Jährige.
„Am Ende konnte ich unseren
Bürgermeister mit dem Argument überzeugen, dass ich Kunden aus Schloß Holte habe und
weitere mit dem Schild anlocken werde. Denn normaler-
weise fahren die Augustdorfer
dorthin, um einzukaufen, jedoch nie anders herum.“
Kerstin Tegeler ist eine Geschäftsfrau aus Leidenschaft.
Geworden, müsste man ergänzen, denn der Karriereplan war
ein anderer. „Nach der Schule wollte ich unbedingt bei
Karstadt in Detmold Schauwerbegestalterin werden. Doch
ausgerechnet 1983, als ich loslegen wollte, wurde diese Aus-
Die Geschäftsidee sprach
sich schnell herum
bildung nicht mehr angeboten.“
Aus der Not heraus habe sie eine
Lehre zur Einzelhandelskauffrau absolviert und sieben Jahre in der Spielzeugabteilung gearbeitet. Aber nie mit Herzblut.
„Ehrlich gesagt, habe ich meinen Beruf gehasst“, verrät Tegeler, die darum später noch
die Fachhochschule besuchte und danach als Seiteneinsteigerin bei der Sparkasse ihr
Glück fand.
„Nach der Geburt meiner
zwei Söhne war ich dann raus“,
bedauert die Unternehmerin.
Schließlich ergab sich, dass im
Haus ihrer Schwiegermutter die
obere Etage leer stand. „80 Quadratmeter, in denen wir früher
mal gewohnt hatten, mussten doch sinnvoll zu nutzen
sein.“ Von eigenen VerkaufsErfahrungen auf Flohmärkten entnervt und von positiven
Erlebnissen in Kinder-SecondHand-Shops inspiriert, entstand „JoJo“.
„Ich habe alle meine Freundinnen aufgefordert, mir ihre
aussortierten Kindersachen zu
bringen, um einen Anfangsbestand zu haben“, erinnert sich
Tegeler. Auch wenn am Eröffnungstag noch niemand kam,
sprach sich die Geschäftsidee
schnell herum. „Frauen sind
schließlich genial, wenn es um
Mundpropaganda geht.“ Inzwischen kann sie längst nicht
mehr alles annehmen, was angeboten wird und hat über 400
„Lieferanten“…
Stolze Unternehmerin: Kerstin Tegeler zeigt in ihrem Augustdorfer
Laden ihre Second-Hand-Mode für Kinder.
FOTO: CASTRUP
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Studenten forschen nach innovativen Produkten
Mayonaise ohne Ei: In der Lebensmitteltechnologie gibt es viele Anknüpfungspunkte zur Industrie
Von Marlen Grote
Die Hochschule OstwestfalenLippe kooperiert in vielen Bereichen der Ausbildung eng
mit der Wirtschaft. In diesen
Genuss kommen beispielsweise
die Studierenden der Lebensmitteltechnologie.
Lemgo. Die Lebensmittelindustrie ist in der Region
Ostwestfalen-Lippe vielfach
vertreten, ein wichtiger Standortfaktor für den Fachbereich 4
„Life Science Technologies“ der
Hochschule OWL. Dieser Fachbereich umfasst unter anderem
die Lebensmitteltechnologie
mit den Studienschwerpunkten Fleisch-, Getränke- sowie
Back- und Süßwarentechnologie. Auch der Lehramtsstudiengang an Berufskollegs mit
den Fachrichtungen Lebensmitteltechnik und Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaft gehört dazu und
wird in Kooperation mit der
Uni Paderborn angeboten.
Bei ihrer Ausbildung arbeiten die Studierenden eng mit
der Wirtschaft zusammen. Die
ersten drei Fachsemester stünden zwar ganz im Zeichen theoretischer Grundlagen, aber
schon in dieser Zeit könnten
Studierende erste Praxiserfahrung sammeln: Die neu eingerichtete „LebensmittelWERKSTATT“ biete bereits im ersten
Semester die Möglichkeit, in
kleinen Gruppen an konkreten Fragestellungen der Produktentwicklung zu arbeiten.
Aufgaben, wie das Herstellen einer „Mayonnaise ohne Ei“
oder von „Schaumküssen mit
Herz“, würden die Nachwuchskräfte motivieren und erste
Möglichkeiten bieten, Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen,
schildert erklärt Prof. Dr. Thomas Gassenmeier, Prodekan
des Fachbereichs 4. Denn die
Lebensmittelindustrie könne
hier eigene Projektvorschläge
einreichen und die Forschung
durch Sponsoring fördern. Im
Gegenzug könnten sie Studie-
Große Maschinen: Diplom-Ingenieurin Maike Hölscher und Prof.
Dr. Thomas Gassenmeier schauen im Labor der Fleischtechnologie
auf einen Injektor zur Herstellung von Kochschinken an. Solche
FOTO: GROTE
Geräte werden von Firmen zu Verfügung gestellt.
rende bereits ganz zu Beginn
ihrer Laufbahn kennenlernen
und als zukünft ige Mitarbeiter für ein Duales Studium im
Fachbereich gewinnen.
Darüber hinaus würden
Unternehmen die Hochschule
durch das Sponsoring von Zutaten für die Lebensmittelproduktion fördern. Auch Maschinen und Laboreinrichtungen
würden von Firmen gestellt:
„Es ist für die Betriebe auch ein
Gewinn, wenn neuartige Maschinen auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden und
die zukünftigen Mitarbeiter
den Umgang mit den Geräten
schon im Studium lernen können“, erklärt Prof. Dr. Thomas
Gassenmeier den Nutzen solch
kostspieliger Spenden für die
Unternehmen. Viele Studierende würden außerdem Projekt- und Abschlussarbeiten
in Kooperation mit Betrieben
anfertigen und stellen so schon
während ihrer Ausbildung ihr
Wissen und ihre Kreativität der
Wirtschaft zur Verfügung.
Regionale und überregionale
Lebensmittelbetriebe könnten
auch wissenschaft liche Dienstleistungen des Instituts für Lebensmitteltechnologie NRW
(ILT.NRW) an der Hochschule nutzen und seien vielfach an
dort laufenden Projekten beteiligt. Anwendungsorientierte Forschung und Lehre gehe
hier in Serviceleistungen über,
die auch Unternehmen ohne
eigene Forschungseinrichtungen zur Entwicklung und Optimierung von Produkten und
Produktionsverfahren nutzen
könnten. Reststoff vermeidung
und -verwertung, Lebensmittelsicherheit sowie Fragen
der Analytik und Technologie seien hier aktuell besonders wichtige Forschungsbereiche, betont Gassenmeier.
Produktentwicklungen seien
Im Labor: Maximilian Behler (Student der „Life Science Technologies“) und Linda Oppermann (Mitarbeiterin der Getränketechnologie)
arbeiten am Glasfermenter, der zu einem Gär- und Zapfsystem für Wasserkefir umgebaut wurde.
eine häufige Form der Zusammenarbeit von Firmen, Startup-Unternehmen mit Studierenden und dem ILT.NRW.
Ein erfolgreiches Beispiel aus
dem vergangenen Jahr, das im
In- und Ausland zu einem erheblichen Medieninteresse geführt habe, sei die Entwicklung
des chlorophylinhaltigen Getränkes „Papatürk“, das gegen
Essensgerüche wirken soll. Im
Rahmen eines studentischen
Projektes war in mehreren
Schritten die Entwicklung am
Institut bis zu einer ersten Mustercharge bearbeitet und dann
für die ersten Verkaufschargen
mit einem Getränkehersteller
in der Region zusammengearbeitet worden. Inzwischen sei
für dieses Produkt ein eigenes
Unternehmen gegründet und
es erfolgreich in den Markt ein-
Ausbildung von Lehrern ist
für die Wirtschaft wichtig
geführt worden. Aktuell werde an weiteren Grundlagen
für zukünftige lebensmitteltechnologische Innovationen
gearbeitet. Beispielhaft werde
im Rahmen eines geförderten „FHprofUnt-Projektes“
der Biotechnologie ein neues
natürliches, breit einsetzbares
und stabiles Trübungssystem
auf Citrusbasis für Getränke
entwickelt.Der Lehramtsstudiengang biete sich insbesondere für eine wissenschaft liche
Weiterbildung an: die Studierenden hätten meistens bereits
eine abgeschlossene Ausbildung und Berufserfahrung im
Lebensmittelbereich. Die Ausbildung von Lehrkräften sei für
die Wirtschaft wichtig, um weiter qualifizierten Nachwuchs
ausbilden zu können, unterstreicht der Prodekan.
Seit dem Wintersemester 2013/14 besteht zudem die
Möglichkeit für ein berufsbegleitendes duales Studium der
Lebensmitteltechnologie, das
FOTO: HOCHSCHULE OWL
durch einen Kooperationsvertrag zwischen Hochschule und
Betrieb ermöglicht wird. Eine
Ausbildung ist Grundlage dafür. Die Studierenden bleiben
in Teilzeit berufstätig und studieren parallel.
„Die Verzahnung mit der
Wirtschaft ist für den Fachbereich enorm wichtig“, zieht
Gassenmeier Bilanz. Der Hochschule sichere die Kooperation
die Grundlage für Forschung
und Lehre auf hohem Niveau.
Die Studierenden lernten praxisbezogen und knüpftenwertvolle Kontakte. Ein „Geben und
Nehmen“, wie Gassenmeier betont, bei dem jeder gewinne.
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Das Erfolgsprinzip der „kurzen Wege“
Wie „H2O Gebäudetechnik“ vom direkten Kontakt zum Kunden profitiert
„Pioniermentalität“ ist hilfreich: Die Geschäftsführer Torsten Lutter (links) und Thorsten Kretzschmann sind in ihrem Unternehmen auf reisewillige Monteure angewiesen.
FOTOS: BECKSCHÄFER
Von Andreas Beckschäfer
Klein genug, um Großes zu
leisten: Aus dem Nachteil, im
Vergleich zu Mitbewerbern von
überschaubarer Größe zu sein,
hat der Mittelständler „H2O
Gebäudetechnik“ seine bedeutendsten Vorzüge entwickelt.
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Täglich ein vielseitiges
Angebot im Anzeigenteil
Ihrer Tageszeitung!
Bad Salzuflen. „Flexibilität, Spontanität, persönlicher Kontakt“, zählt Thorsten
Kretzschmann die entscheidenden Faktoren auf, in denen
er die wesentliche Grundlage
für die positive Entwicklung
seines Unternehmens sieht.
Gemeinsam mit dem zweiten
Geschäftsführer Torsten Lutter hat er eine Erfolgsgeschichte geschrieben, die nicht den
üblichen Vorgaben des Marktes folgt. „Je größer, je konkurrenzfähiger“ heißt eines
dieser ungeschriebenen Gesetze im Dienstleistungssektor. „Schnelle Reaktionszeit
durch überschaubare Strukturen“, setzen die zwei Unternehmer dem entgegen.
Der Schritt in die Selbstständigkeit im Jahr 2000 sei unter
den damaligen Gegebenheiten
„eigentlich völlig geisteskrank“
gewesen, sagt Thorsten Kretzschmann rückblickend. Als
Führungskräfte eines Großunternehmens erlebten die
zwei Existenzgründer damals
die Insolvenz ihres Arbeitgebers. „Natürlich haben die
Banken gefragt, weshalb wir
der Meinung waren, auf einem
hart umkämpften Markt besser
Viel unterwegs: Für Kunden-
diensttechniker Ralf Kluckhuhn
gehört die ständige Erreichbarkeit im Notfall zum Job.
bestehen zu können“, erinnert
sich der 46-Jährige.
Eine Antwort auf diese Frage ergab sich aus der Analyse
des Niedergangs: „Mit dem stetigen Wachstum war die Übersicht verlorengegangen.“ Überzeugen konnten Lutter und
Kretzschmann ihre Finanzgeber dann mit einem Konzept,
das vor allem auf einem unterschätzten „weichen“ Wert fußte: dem direkten Kontakt zum
Kunden.
Auch für ihr einst mit zehn
Mitarbeitern gegründetes Unternehmen gab es eine Wachstumsstrategie. Jedoch eine, die
eine klare Obergrenze zog – die
mit dem Anwachsen auf fünfzig Mitarbeiter mittlerweile
erreicht ist. „Aus unserer Sicht
ist dies die optimale Größe, um
den unterschiedlichsten Anforderungen gerecht zu werden und dennoch das Prinzip der
kurzen Wege einhalten zu können“, schildert Kretzschmann.
„Wir sind so immer in der Lage,
zügig auf Kundenwünsche
oder etwaige Schwierigkeiten
auf unseren Baustellen zu reagieren, ohne dass dafür erst
einmal ein gewaltiger Verwal-
tungsapparat in Gang gesetzt
werden müsste“, erläutert er die
Unternehmensphilosophie, zu
der auch die ständige Erreichbarkeit in Notfällen gehört und zwar tags wie nachts.
Den direkten Draht zu den
Verantwortlichen schätzen
Auft raggeber wie die Diakonie in Detmold, für die H20 die
komplette Haustechnik in Altenheimen plant und umsetzt.
Und auch große Industriebetriebe wie Miele und Hörmann,
für die H20 schon die Gebäudetechnik für Produktionshallen
im europäischen Ausland installiert hat, verlassen sich auf
die Flexibilität des Unternehmens.
„Für solche Projekte sind
wir natürlich auch auf fähige und reisewillige Monteure angewiesen“, weiß Thorsten
Kretzschmann um die Basis des Erfolges. „Eine gewisse Pioniermentalität bei unseren Mitarbeitern ist da sicher
hilfreich“, nennt er eine Voraussetzung für Montagearbeiten, die schon bis in die entlegensten Gegenden Rumäniens
führten. Entsprechende Fachkräfte zu finden, sei indes nicht
zuletzt aufgrund der ländlichen Struktur der Region immer schwieriger. Und auch die
Abwanderung von Facharbeitern in die – meist besser zahlende – Industrie erschwere die
Suche nach geeigneten Kräften
für das Handwerk.
Ein Weg, dieser Entwicklung
Herr zu werden, ist die Ausbildung: Sieben Azubis lernen im
Betrieb. „Dies ist sicherlich die
beste Möglichkeit, um Mitarbeiter zu gewinnen, die mit
unseren Anforderungen klar
kommen“, glaubt Kretzschmann. Dass diese Anforderungen mitunter sehr speziell
sein können, zeigt ein Beispiel
aus dem Alltag: „Als bei einer
Wohnungsanlage in Bielefeld
im Winter die Heizungsanlage
ausfiel und 300 Bewohner ohne
Warmwasser
auskommen
mussten, fehlte zur Reparatur
ein Bauteil. Das gab es nur in
Hamburg, also haben wir angesichts der Dringlichkeit einen Monteur ins Auto gesetzt,
der es dort persönlich abgeholt
hat“, erzählt Kretzschmann.
Auch so lässt sich das Erfolgsprinzip der „kurzen Wege“ also
interpretieren...
Handwerkerschaft zieht an Blomberger Straße
Ein Jahr nach der Fusion ist die Bilanz der Lipper und Paderborner positiv
Detmold. Nach einem Jahr
der gemeinsamen Arbeit haben Peter Gödde als Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe
und Gerd Töpper als Kreishandwerksmeister in Lippe
eine positive Bilanz der Fusion
gezogen. In Lippe will man die
Präsenz durch den Umzug in
ein neues Gebäude unterstreichen.
Der Service für die rund 1200
Lippischen Handwerksbetriebe in den 16 Innungen sei ausgebaut worden, sagen beide. Im
Domizil an der Bismarckstraße in Detmold gebe es jetzt eine
eigene Rechts- und eine eigene
Ausbildungsberatung sowie einen eigenen Arbeitssicherheitstechnischen Dienst.
Zudem sei die innere Struktur nun effektiv geordnet, unterstreicht Kreishandwerksmeister Gerd Töpper. Das habe
dazu geführt, dass die Innungen der Elektrotechnik und der
Maler ihre Geschäftsführung
jetzt wieder der Kreishandwerkerschaft anvertraut hätten. „Wir sind auf dem richti-
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gen Weg“, so Peter Gödde. Das
gegenseitige Vertrauen sei vorhanden und trage für die weitere Arbeit.
Die soll sich nicht mehr im
„Haus der Immobilie“ abspielen, in die die Handwerkerschaft nach dem Verkauf
des alten Domizils an der
Paulinenstraße umgezogen
war. Vielmehr soll die ehemalige Landeszentralbank an der
Blomberger Straße ab Oktober
2014 vom „Haus der Volksbank“ zum neuen „Haus des
Handwerks“ werden.
500 000 Euro will die Kreishandwerkerschaft dort investieren, um die Büros der unter
Leitung von Ludgerus Niklas
stehenden Geschäftsstelle in
den dann für 15 Jahre angemieteten Räumen unterbringen zu
können. Dort sei man sowohl
stadtnah als auch mit einer guten Verkehrsanbindung in die
Region versehen. Den Umbau
sollen natürlich heimische Unternehmen vornehmen. „Das
lippische Handwerk ist leistungsstark und kann das“, weiß
Gerd Töpper.
(te)
Wird „Haus des Handwerks“: 500 000 Euro will die Kreishandwerkerschaft in die ehemalige LandesFOTO: PREUSS
zentralbank in Detmold investieren.
Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Die Nachwuchssuche wird zum Kernthema der Betriebe
Dennoch schauen die meisten Branchen des lippischen Handwerks positiv in die Zukunft
Von Thorsten Engelhardt
Nie war der Boden des Handwerks goldener als jetzt. So lesen sich die Verlautbarungen der Handwerkskammer.
Auf dem lippischen Boden der
Tatsachen stellt sich die Lage
grundsätzlich gut, aber differenzierter dar.
Detmold. Zu schlechter Stimmung haben weder Kreishandwerksmeister Gerd Töpper
noch der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft
Paderborn-Detmold, Peter
Gödde, Anlass. Insbesondere
den Ausbau-Gewerken geht es
gut, der Geschäftsklima-Index
hat einen historischen Höchststand erreicht. „Wenn wir jammern, dann auf hohem Niveau“, sagt Gödde.
Aber nicht alle Handwerksbranchen schwämmen auf der
Welle des Erfolges. Das Kraftfahrzeug- und das Lebensmittelhandwerk seien Beispiele
dafür. Insbesondere den Bäckern und Konditoren mache der Preisdruck durch Supermärkte, Discounter und
Billig-Backshops zu schaffen.
Nicht zuletzt deshalb sind einige Traditionsbäckereien in
Lippe bereits vom Markt verschwunden. An anderer Stelle,
beispielsweise beim Backunternehmen Dröge aus Detmold,
ist der Konzentrationsprozess
spürbar. Das Unternehmen ist
von „Karlchens Backstube“ aus
Löhne übernommen worden,
die Produktion wird in Löhne
fortgeführt.
Gerade im Lebensmittelbereich seien die Verbraucher
eben nicht dazu bereit, mehr
Geld als nötig auszugeben, hadert Peter Gödde. Aber was in
Deutschland produziert werde,
habe nun mal einen höheren
Preis, denn hier würden auch
höhere Löhne gezahlt als an-
Nachwuchsförderung: Die Handwerkerschaft will intensiver für die Ausbildung werben.
derswo, merkt Gerd Töpper an.
Auf Dauer sei es für die Betriebe schwierig, wenn die Löhne zwar stiegen, aber die Preise nicht mitgehen könnten. 70
Prozent der Handwerksunternehmer erwarteten auch für
die Zukunft, dass sie die Preise
nicht erhöhen könnten, ergänzt
der Hauptgeschäftsführer. Daher rührten Klagen über die Ertragslage.
Auch das gehöre zum Gesamtbild hinzu, wenngleich
beide, der lippische Kreishandwerksmeister und der aus Paderborn kommende Hauptgeschäftsführer, eben genauso
betonen, dass in anderen Be-
reichen die Auftragsbücher
voll sind.
Mehr Chancen als Risiken
bringe für die Handwerker des
Ausbaugewerbes zum Beispiel
die Energiewende – und zwar
auf unterschiedlichen Ebenen.
So lasse sich die Energieeffizienz der Betriebe selbst noch erheblich steigern, um die Kostensteigerung zu begrenzen,
gleichzeitig sei das Know-how
der Handwerker auch bei den
Kunden gefragt. „Da ist viel
Musik im Thema“, freut sich
Gerd Töpper.
Für die Handwerker werde
dabei immer wichtiger, nicht
nur eine bauliche Leistung an-
ARCHIVFOTO: LZ
zubieten, sondern dem Kunden
gleich das gesamte RundumPaket zu schnüren, inklusive
Beratung über Finanzierungsmöglichkeiten et cetera.
Handwerker spüren ein
Imageproblem
Intensiver indes beschäft igt
die beiden Vertreter der unterschiedlichen Innungen und
Gewerke die Frage nach dem
Nachwuchs. Die Zahl der Lehrverträge sei deutlich zurückgegangen. Rund neun Prozent
weniger junge Menschen befänden sich seit August im ersten Lehrjahr als noch ein Jahr
zuvor. Große Probleme gebe es
beispielsweise bei den Lebensmittel-Verkaufsberufen und im
Metallhandwerk. An Ausbildungsbereitschaft mangele es
nicht, die Betriebe fänden einfach nicht mehr genügend Azubis, sucht Peter Gödde nach einer Erklärung.
Bei der Ursachenforschung
sei man auf etwas Beunruhigendes gestoßen. Weder Eltern, noch Schüler oder Lehrer
hätten heute noch eine Vorstellung vom Beruf eines Handwerkers. Offenbar sei er aus
der Alltagswelt der Menschen
irgendwie
verschwunden.
Stattdessen gebe es den Trend,
möglichst lange im schuli-
schen Bildungssystem zu bleiben und den höchstmöglichen
Abschluss zu erreichen. Das Interesse an der Dualen Ausbildung gehe zurück. „Wir müssen uns was einfallen lassen“,
sagt Peter Gödde. „Wir haben
ein Imageproblem“, analysiert
Gerd Töpper.
Das soll nun behoben werden. Ausbildungsberaterin
Kristin Sommer soll in den
Schulen für das Handwerk
werben und die Vorteile der
Ausbildung dort herausstellen. Der erste Ansatz, Handwerk und Nachwuchs in Berührung zu bringen, fasst indes
schon sehr viel früher. So berichtet Gerd Töpper von einem
Malwettbewerb zum Thema
Handwerk, an dem sich mehr
als 200 Kindergartenkinder beteiligt hätten.
Gödde sieht eine der Hauptaufgaben der Kreishandwerkerschaft darin, die einzelnen
Betriebe bei der Personalrekrutierung zu unterstützen. „Denn
sonst haben wir in fünf Jahren
ein großes Problem, weil uns die
Leute fehlen.“ Die Nachwuchsgewinnung werde das Kernthema der nächsten Jahre sein.
Dabei eröff ne eine handwerkliche Ausbildung doch
beste Chancen auf Weiterbildung und die Karriere als der
eigene Chef. „Wir haben aber
versäumt, deutlich zu machen,
wie durchlässig das System ist
dund welche Aufstiegsmöglichkeiten es gibt“, sagt Peter
Gödde selbstkritisch.
Die könnten sich beispielsweise bieten bei der Übernahme eines alt eingesessenen Betriebes. Rund 30 Prozent der
lippischen Unternehmen seien
in den nächsten fünf Jahren in
der Frage der Betriebsnachfolge
gefordert. Aber zur Unternehmensnachfolge gehöre eben vieles, ein komplexes Thema tue
sich da auf, sagt Gödde.
Zum einen benötige es Verantwortungsbewusstsein und
Risikobereitschaft bei den
Übernehmern, zum anderen
dächten aber auch die alten
Firmenchefs zu spät über die
Zukunft ihres Betriebes nach.
„Drei bis fünf Jahre muss man
sich mit dem Thema beschäftigen“, mahnt Gödde.
Gleichwohl halten beide
nichts davon, weitere Handwerksbranchen vom Meisterzwang zu befreien. „Meister
sind nicht nur fachlich fit, sondern auch in kaufmännischen
Bereichen und Unternehmensführung geschult“, sagt Peter
Gödde. Die Liberalisierungsbestrebungen der Vergangenheit hätten zwar eine große
Zahl neuer Betriebe hervorgebracht, die aber oft nicht lange
bestanden hätten. „Die Qualität kommt auch durch den
Meister“, sagt der Kreishandwerksmeister Gerd Töpper.
Kreishandwerksmeister:
Hauptgeschäftsführer:
Töpper.
Gerd
FOTOS: PRIVAT
Gödde.
Peter
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Jugendliche und
Betriebe treffen sich
Ausbildungsplatzbörse im Berufskolleg
Detmold. Schon wenige Minuten nach der Eröff nung der
Ausbildungsplatzbörse glich
die Mensa des Dietrich-Bonhoeffer-Berufskollegs einem
Bienenschwarm. Rund 2000
junge Lipper, die noch keinen
Ausbildungsplatz sicher hatten, nutzten Ende Januar das
Angebot der Detmolder Arbeitsagentur.
Die Jugendlichen, für die im
Sommer der Wechsel von der
Schule ins Berufsleben bevorsteht, drängelten sich vor dicht
behängten Stelltafeln, an denen die Arbeitsagentur Informationszettel über gut 600
offene Ausbildungsstellen ausgehängt hatte. Neben dieser
eher nüchternen Möglichkeit,
einen Überblick über die aktuelle, regionale Ausbildungssituation zu gewinnen, ging es an
den Ständen einiger lippischer
Arbeitgeber direkter zur Sache.
Rund 20 mittelständische Unternehmen waren diesmal auf
der Ausbildungsplatzbörse ver-
treten. Vom Bauelemente-Fertiger „BE“ aus Greste bis zum
Fertigmahlzeiten-Hersteller
„Prima Menü“, ebenfalls aus
Leopoldshöhe.
Letzterer war mit dem Angebot von zwei offenen Ausbildungsplätzen zur „Fachkraft
für Lebensmitteltechnik“ erstmals zu der Detmolder Kontaktbörse gereist und begeistert
über das Interesse der Messebesucher. „Schon in der ersten
halben Stunde hatten wir acht
ernsthafte Nachfragen“, erzählte Produktionsleiter Stefan Christ, der zusammen mit
Lebensmitteltechniker Jürgen
Nickel den Interessenten Rede
und Antwort zu den Tätigkeiten in dem rund 100 Mitarbeiter zählenden Betrieb stand.
„Unsere Erfahrung zeigt,
dass die ausstellenden Betriebe hier auch ihre neuen Auszubildenden finden“, freute sichBettina Kreiling, Teamleiterin
Arbeitgeber-Service von der
Arbeitsagentur.
(bp)
Kontaktaufnahme: Newroz Abusaid und Manifa Yalein interessie-
ren sich für eine Ausbildung zur Altenpflegerin – Brigitte Strätner
und Renate Reineke beraten die Schülerinnen am Stand der
Altenheime des Kreises Lippe (von links).
FOTO: PREUSS
Haargenau in den richtigen Job vermittelt
Wie Hatice Madanoglu mit Hilfe der Arbeitsagentur ihre Bestimmung findet
Jahrelang hatte Hatice Madanoglu in verschiedenen
Berufen gearbeitet: als Service-Kraft, als Bäckereifachverkäuferin… Nun hat sie ihre
Bestimmung gefunden.
Detmold. Haargenaue Vermittlung der Detmolder Arbeitsagentur war gefragt. Wer
Hatice Madanoglu heute beim
Haare waschen, schneiden, färben, tönen, oder föhnen beobachtet, spürt ganz deutlich:
„Diese Frau hat ihre berufliche
Bestimmung gefunden“, wie
die Agentur für Arbeit in einer
Pressemitteilung schreibt.
Hatice Madanoglu hatte ihre
Ausbildung zur Friseurin 1996
erfolgreich absolviert und anschließend bis 1998 im Beruf
gearbeitet. „Doch seitdem nie
wieder, und ich war entsprechend unsicher, ob ich überhaupt jemals wieder in einem
Friseursalon würde Fuß fassen
können“, so Madanoglu.
Dorit Rosenberg, Arbeitsvermittlerin der Detmolder
Arbeitsagentur, erinnert sich
noch sehr gut an ihr erstes Beratungsgespräch mit der gelernten Friseurin, als diese im
Sommer 2013 arbeitslos wurde und zügig eine neue Anstellung suchte. „Ich habe Frau Madanoglu gefragt, ob sie wieder
als Friseurin arbeiten möchte. Hintergrund war der lokale
Arbeitsmarkt, der sich für Friseure in jüngster Zeit deutlich
verbessert hat und spürbare Bedarfe aufweist.“
Die junge Mutter, die zwingend in Teilzeit Arbeit suchte,
traute sich einen Wiedereinstieg doch zunächst überhaupt
nicht zu. „Ich war sehr ängstlich, weil ich doch so lange aus
dem Beruf heraus war“, so Madanoglu, die allerdings den
Argumenten ihrer Arbeitsvermittlerin aufgeschlossen
Neuer Job, neues Leben: (von links) Sabine Esser („style & more“), Hatice Madanoglu, Dorit Rosenberg und Jennifer Fleckney.FOTO:PRIVAT
gegenüber war: „Frau Rosenberg hat mich mehrfach ermutigt und mir meine Chancen
vor Augen geführt, die ich am
aktuellen Arbeitsmarkt und in
Teilzeit habe; zudem die besseren Verdienstmöglichkeiten als
Friseurin und größere Flexibilität bei den Arbeitszeiten und
dem wohnortnahen Arbeitsort“, erinnert sich Madanoglu.
Arbeitsvermittlerin Rosenberg wollte die Ängste vor dem
Wiedereintritt in den erlernten
Beruf zerstreuen und schlug
vor, mit Hilfe des Arbeitsgeber-Service der Detmolder Arbeitsagentur einen Arbeitgeber
zu finden, bei dem Probearbeiten möglich wäre. Jennifer
Fleckney vom Arbeitgeber-Service fand den passenden Arbeitgeber: „style & more“ im
Marktkauf in Horn.
Sabine Esser, Regionalleiterin von „style & more“: „Die
Probearbeit lief dermaßen
gut, dass wir Hatice sofort danach eingestellt haben.“ Esser,
die in Zusammenarbeit mit der
Detmolder Arbeitsagentur immer wieder motivierte Friseure sucht, ermutigt ausgebildete Friseure, sich zu bewerben:
„Mit unseren flexiblen Arbeitszeitmodellen können wir Beruf
und Familie bestens vereinbaren.“ Das kann Hatice Madanoglu nur bestätigen: „Ich arbeite
jetzt 24 Wochenstunden an vier
Tagen: Da bleibt noch Zeit für
die Familie und für meine große Leidenschaft – im Internet
neue Haartrends und Schnitte
anzuschauen!“
Offene Ausbildungs- und Arbeitsstellen nimmt der Arbeitgeber-Service der
Agentur für Arbeit Detmold jederzeit
gerne zur Vermittlung auf. Kontakt unter der kostenfreien Telefon-Hotline:
☏ (0800) 4 5555 20.
Eine Region mit Zukunft – Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
Das familiengeführte Unternehmen MSF-Vathauer Antriebstechnik ist der Technologieführer für die dezentrale Antriebsautomatisierung und kundenspezifischen Antriebslösungen. Seit 35 Jahren entwickeln, produzieren und vertreiben wir
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Demografie und Digitalisierung
Sparkassen-Vorstandsmitglied Arnd Paas und sein Blick auf die Wirtschaftsentwicklung der Zukunft
Volkswirtschaftler analysiert die Lage
Von Thorsten Engelhardt
Geld ist nicht alles, aber ohne
Geld ist alles nichts. Die simple Erkenntnis des Volksmundes zeigt sich natürlich vor
allem in wirtschaftlichen Beziehungen. Und wo sieht das
Geld die Zukunftschancen der
lippischen Wirtschaft?
Detmold. Wenn Arnd Paas,
Vorstandsmitglied der Sparkasse Paderborn-Detmold
mit Sitz in Detmold, aus seiner Bürotüre tritt, schaut er in
die Kundenhalle der Sparkassenzentrale an der Detmolder
Paulinenstraße. Etliche Menschen sind dort unterwegs,
erledigen ihre Bankgeschäfte, sprechen miteinander und
handeln dann, sprich sie treffen Entscheidungen. Geld und
Wirtschaft funktionieren nicht
ohne Menschen.
Auf die Menschen in Lippe kommen im Wirtschaftsleben Veränderungen zu, Arnd
Paas fasst sie in zwei Worte:
„Demografie und Digitalisierung.“ Beides gehe miteinander
einher, da ist er sich sicher. Die
Auswirkungen werden in vielfältiger Art zu spüren sein, positiv wie negativ, sagt der Sparkassenvorstand.
Auf der „Haben“-Seite steht
dabei für den Banker der Produktionsstandort Lippe, der
ganz besonders in der Elektroindustrie seine Stärken hat und
über das Intelligenzcluster „It’s
OWL“ bei dem Thema „Fabrik
der Zukunft“ ganz vorn unterwegs ist. „Elektrotechnik ist ein
Thema der Zukunft“, sagt Paas,
und die intensive internationale Orientierung der starken heimischen Akteure auf diesem
Markt sorge dafür, dass eben
diese Flaggschiffe der Branche
auch weiterhin hellwach blieben. Gleichzeitig seien sie keine
Eurokrise bleibt
latente Bedrohung
Lobt Lippes Lebensqualität: Arnd Paas, Mitglied des Vorstandes der Sparkasse Paderborn-Detmold.
anonymen Kapitalgesellschaften, sondern oft mals von Familien getragen, die sich klar zur
Region bekennen – ein großer
Vorteil.
Für den Sparkassenvorstand ist das ein Fundament,
auf dem die Region aufbauen
kann – und aus dem sich Neues entwickeln lässt. Den Schlüssel dazu sieht er in einer engen
Verzahnung von Forschungsund Bildungseinrichtungen
mit Gründern und den etablierten Unternehmen. Sein
Blick richtet sich dabei nicht
zuletzt auf die Ansätze, die die
lippischen Hochschulstandorte in Detmold und insbesondere in Lemgo bereits gebildet haben. Lippe habe auch
künftig Chancen, wenn es auf
diese Weise aus der Wirtschaft
heraus der Erneuerungsprozess weitergeführt werde, sagt
Arnd Paas. Die Aufgabe der
Banken sieht er nicht zuletzt
darin, diesen Prozess zu moderieren, Ideen und Menschen
zusammenzubringen – wie in
der Kundenhalle.
Doch Paas’ Blick ist nicht nur
optimistisch. Unter den Stichworten Demografie und Digitalisierung sieht er auch weniger günstige Entwicklungen,
insbesondere für kleine Handelsbetriebe in eher ländlich
strukturierten Gegenden. Wie
bei der Gesundheitsversorgung, so bilde sich auch beim
Handel immer stärker eine
Zentralisierung heraus – und
gleichzeitig blieben die Anforderungen in Bezug auf Leistung und Service hoch. „Ein
Stückchen Mehrwert zum
anonymen Kauf im Internet zu
bieten, das ist die Chance, um
zu bestehen“, befindet er.
Bei der Lebensqualität hat
Lippe für ihn aber ganz klar
die Nase vorn: Bildungslandschaft, Kulturangebot und Infrastruktur für Familien sowie
Preisniveau und die reizvolle
Landschaft bilden seiner Auffassung nach ein sehr attraktives Umfeld, mit dem sich wuchern lässt. „Hier lässt man
doch seine Kinder gern aufwachsen“, sagt der Familienvater mit Überzeugung.
FOTO: ENGELHARDT
Nummer 1 in OWL
Die Sparkasse PaderbornDetmold firmiert nach der Fusion zum 1. Januar 2012 unter
diesem Namen. Das Kreditinstitut rangierte 2012 auf Platz
30 der Sparkassen in Deutschland und ist die vom Volumen
her größte Sparkasse in OWL.
Das Geschäftsvolumen betrug
nach eigenen Angaben 2012
rund 6,6 Milliarden Euro. Das
Geldhaus beschäftigte 1384
Mitarbeiter. Vorstandsvorsitzender ist Hans Laven, neben
Arnd Paas gehören Hubert
Böddeker und Andreas Trotz
dem Vorstand an.
(te)
Detmold. „Deutschland ist seit
2010 in Europa zur Konjunkturlokomotive geworden. Für
das laufende Jahr liegen die seriösen Prognosen für die Zuwachsrate des realen Bruttoinlandsprodukts zwischen 1,6
und 1,9 Prozent“, das sagt Prof.
Dr. Wolfgang Wiegard, Universität Regensburg.
Der emeritierte Professor
für Volkswirtschaftslehre und
Mitglied des Wissenschaft lichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen sprach
auf Einladung der Sparkasse
Paderborn-Detmold jetzt im
Rahmen der Reihe „Konjunktur & Kabarett“. Sein Vortrag
stand unter dem Titel: „Konjunktur 2014 und Wirtschaftspolitik in der neuen Legislaturperiode: Anpfiff oder Abpfiff?“
Nach ihm betrachtete Kabarettist Ingo Börchers das Thema
durch die Satire-Brille.
Nach Wiegards Prognose kehren 2014 auch die meisten anderen Volkswirtschaften der Währungsunion auf
einen moderaten Wachstumspfad zurück. Vor allem der Arbeitsmarkt entwickele sich in
Deutschland sehr positiv: Die
Arbeitslosigkeit ist seit Jahren
rückläufig und die Erwerbstätigkeit erreicht Höchststände.
Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sieht Wiegard, der auch zehn Jahre lang
Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der
gesamtwirtschaft lichen Entwicklung war, laut einer Pressemitteilung der Sparkasse unter anderem in einem Ausstieg
aus der sehr lockeren Geldpolitik und einem erneuten Aufflackern der Krise der Währungsunion. Zwar hätten sich
die Finanzmärkte – vor allem aufgrund des „Outright-
Monetary“-Programms (OMT,
Aufkauf von Staatsanleihen)
der Europäischen Zentralbank, aber auch wegen verbesserter konjunktureller Aussichten – beruhigt, aber die Krise ist
keineswegs überwunden. Für
Griechenland werde es einen
weiteren – versteckten – Schuldenschnitt geben, ist sich Wiegard sicher. Die ausstehende
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zum OMTProgramm könne zudem zu erheblichen Turbulenzen an den
Finanzmärkten führen.
Inflationsraten und Renditen sicherer Anlagen dürften seiner Ansicht nach in den
nächsten Jahren niedrig bleiben. Für den Anleger bedeute
dies, dass sichere Anlagen zu
einem realen Vermögensverlust führten. Akzeptable Renditen ließen sich nur bei Übernahme eines gewissen Risikos
erzielen. Für längerfristig orientierte Anleger böten sich vor
allem Unternehmensbeteiligungen, Immobilien und gegebenenfalls Unternehmensanleihen an. Eine große Blase
auf den deutschen Immobilienmärkten sei nicht zu erwarten,
wird Wiegard in der Pressemitteilung der Sparkasse zitiert.
Die Große Koalition ist für
den Referenten enttäuschend
gestartet. Er schloss sich dem
Urteil der „Wirtschaftsweisen“
an, wonach der Koalitionsvertrag eine „rückwärtsgewandte Wirtschaftspolitik“ enthalte.
Die Reformen der Rentenversicherung belasteten Beitragsund Steuerzahler erheblich.
Die Einführung eines flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohns sei kritisch zu sehen.
Von grundlegenden Steuer-Reformen habe sich die „GroKo“
verabschiedet.
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
INTERVIEW
„Regionen sollten gemeinsam an der Identität OWL arbeiten“
Die Volksbank-Vorstände Dr. Ulrich Bittihn und Günter Vogt sprechen über die Zusammenarbeit über den Teutoburger Wald hinweg
Für mehr Kooperationen über
den Teutoburger Wald hinweg
spricht sich der Vorstand der
Volksbank Paderborn-HöxterDetmold aus. So ließen sich die
jeweiligen Stärken am besten
für die gesamte Region nutzen.
Detmold. Dr. Ulrich Bittihn
als Vorstandsvorsitzender der
Volksbank Paderborn-HöxterDetmold und sein Stellvertreter
Günter Vogt haben Erfahrung
in diesem Thema. 2007 haben
sie die Volksbanken Paderborn
und Detmold zusammengeführt. Ein Denken in „hüben
und drüben“ führe nicht mehr
weiter, sagen sie.
Herr Dr. Bittihn, stellen Sie
sich bitte vor, Sie stünden auf
der Egge und schauten auf
Lippe hinunter. Was für eine
Wirtschaftsregion sehen Sie?
Dr. Ulrich Bittihn: Zuallererst sehe ich ein starkes Stück
unserer erfolgreichen Wirtschaftsregion OWL . In dieser
Netzwerkregion steht der Kreis
Lippe für einen agilen und ideenreichen Teil mit vielen traditionsreichen wie innovativen
Unternehmen. Lippe überzeugt
mit einem ausgewogenen Bran-
Primus in der Region
Mit einer Bilanzsumme
von mehr als 4 Milliarden Euro
ist die Volksbank PaderbornHöxter-Detmold mit Hauptsitz
in Paderborn die größte Genossenschaftsbank der Region und nach eigenen Angaben
eine der zehn größten Volksbanken Deutschlands. Die
Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold zählt 820 Mitarbeiter.
chenmix als Industrieregion
genauso wie als Gesundheitsstandort. Die ansässigen Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind bestens mit der
Wirtschaft vernetzt, was sichtlich ein hohes Innovationspotenzial garantiert. Genauso wie
in den anderen Regionen unseres Geschäftsgebietes in den
Kreisen Paderborn, Höxter,
Gütersloh und der Stadt Bielefeld, ist die Wirtschaftsregion Lippe von vielen inhabergeführten Familienunternehmen
geprägt, die sich eine hohe Reputation erarbeitet haben. Aber
auch bei den sogenannten weichen Faktoren überzeugt Lippe als lebenswerte Region. Und
natürlich sehe ich in der Wirtschaftsregion Lippe auch einen Teil der Geschichte unseres Hauses, denn die ehemalige
Volksbank Detmold ist unsere
älteste Wurzel.
Oftmals erscheint der
Teutoburger Wald als Mentalitätsscheide, es heißt, hüben
wie drüben tickten die Uhren
anders. Wie empfinden Sie
das – fünf Jahre nach der Fusion der Volksbanken Paderborn-Höxter und Detmold?
Günter Vogt: Als wir uns
2007 für die Fusion entschieden haben, wurde unser Schritt
über die Gauseköte von vielen
Seiten skeptisch betrachtet.
Vorreiter gab es kaum. Und die
Vorbehalte, ob zwei Regionen,
die bis dato nicht wirklich zusammengehörten, in einem Institut zusammengebracht werden können, waren groß. Doch
für uns stellte sich diese Frage
nicht, weil „die Uhren“ ganz
einfach nicht grundlegend anders ticken.
Dr. Ulrich Bittihn: Ich ken-
Günter Vogt: Beide Kreise
sind starke Wirtschaftsregionen mit gleichermaßen soliden
wie erfolgreichen Unternehmen. Die relevanten Strukturunterschiede liegen sicher in
der Verkehrsinfrastruktur und
in der Bevölkerungsentwicklung. Der Kreis Paderborn ist
mit einer Kombination von regional und überregional vernetzter Verkehrsinfrastruktur,
zu der auch der Flughafen Paderborn/Lippstadt gehört, besser aufgestellt als der Kreis Lippe. Was den demografischen
Wandel angeht, zählt der Kreis
Paderborn Prognosen zufolge
im Vergleich zu Lippe zu den
Wachstumsregionen.
Der Lipper: Günter Vogt ist
stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Volksbank.
ne dieses Vorurteil, habe es
aber ganz anders erfahren. In
einer Zeit, in der gerade im europäischen Wettbewerb Regionen miteinander konkurrieren, bringt uns das Denken in
Dörfern, Städten oder Kreisen, in „hüben wie drüben“,
nicht mehr weiter. Mit der Fusion haben wir klare Signale
gesetzt und waren sicher für
die eine oder andere Institution, die nach uns diesen Schritt
vollzogen hat, Vorbild. Insofern haben wir es mit als erste
geschafft, die viel zitierte „Mentalitätsscheide“ zu überwinden
und drei Kreise zum Vorteil
der großen „Netzwerkregion“
OWL zusammenzubringen.
Die Region Paderborn rangiert in den verschiedenen
Wirtschaftsrankings meist
vor Lippe. Was unterscheidet
beide in ihrer Struktur?
Dr. Ulrich Bittihn: Ein weiterer wesentlicher Unterschied
zum Kreis Lippe liegt sicher darin, dass der Kreis Paderborn
ein Oberzentrum beheimatet
und damit einen der leistungsstärksten Orte der Region. 300
IT-Betriebe und zahlreiche internationale Spitzenunternehmen haben ihren Stammsitz in
Paderborn. Damit gehört die
Domstadt zu den Top 10 der
deutschen IT-Standorte. Wissenschaft und Forschung profitieren von vier Hochschulen
im Stadtgebiet, allen voran die
Universität mit der besten Informatik-Fakultät Deutschlands.
Was kann Lippe möglicherweise von Paderborn lernen
und wo können wir Lipper
den Paderbornern noch etwas
beibringen?
Dr. Ulrich Bittihn: Es geht
weniger darum, voneinander zu lernen. Vielmehr ist es
wichtig, dass sich beide Regionen noch stärker als Teil der
Netzwerkregion OWL verste-
Der Paderborner: Dr. Ulrich
Bittihn ist der VorstandsvorsitFOTOS: VOLKSBANK
zende.
hen und über den viel zitierten Kirchturm hinausblicken.
Gerade für die Zukunft ist es
wichtig, nicht mehr nebeneinander zu bestehen, sondern
die Herausforderungen gemeinsam anzugehen und sich
optimal zu ergänzen. Es geht
darum, den Mehrwert im Unterschied zu sehen und die jeweiligen Stärken für die gesamte Wirtschaftsregion zu
nutzen. OWL ist längst kein
Verwaltungskonstrukt mehr,
sondern eine starke Wirtschaftsregion, die gleichermaßen als Wissenschafts- und
Technologiestandort bundesweit überzeugt. Deshalb sollten
beide Regionen eher noch stärker an der gemeinsamen Identität „OWL“ arbeiten.
Die Volksbank fußt auf dem
handwerklichen und gewerblichen Mittelstand, heute
„kleine und mittlere Unternehmen“ genannt. Wie sehen
Sie die Chancen dieser Unternehmen heute in einer
globalisierten Welt?
Günter Vogt: Gerade unsere mittelständischen Familienunternehmen haben sich in
den letzten Jahrzehnten weltweit positioniert und trotzdem ihre lippische Identität
nicht verloren. Und genau diese Unternehmen werden in einer entgrenzten und auch anonymer werdenden Welt immer
wertvoller. Zu wissen, wo man
hingehört, gibt Halt und Sicherheit. Wobei Regionalität dabei nicht in dem Sinne
verstanden werden darf, dass
man sich nach außen hin abschottet. Insofern stehen auch
unsere Mittelständler vor der
Herausforderung, die richtige
Mischung aus regionaler Präsenz und einem starken Netzwerk im Rücken zu finden,
den Kunden in seinem Umfeld gleichzeitig „Heimat“ und
weite Welt zu bieten.
Welche Rolle spielt Lippe in
Ihren strategischen Geschäftsüberlegungen?
Dr. Ulrich Bittihn: Lippe ist
ganz klar eine der wichtigsten
Wachstumsregionen für unser
Haus, denn im Kreis Paderborn und im Kreis Höxter sind
wir bereits Marktführer. Seit
der Fusion 2007 ist es uns gelungen, unser Haus als die genossenschaft liche Alternative
in Lippe zu etablieren. Gerade
in der Finanzmarktkrise, als
sich einige Institute aus dem
klassischen Mittelstandsgeschäft zurückgezogen haben,
waren wir gefragt und sind es
heute mehr denn je. Denn wir
bieten unseren Kunden hoch
qualifizierte Dienstleistungen
– kombiniert mit der Kenntnis
des lokalen Marktes. Dass diese Möglichkeiten genutzt werden, beweist unter anderem
das hohe Kreditwachstum.
So konnte das Kreditvolumen
im Unternehmenskundengeschäft seit der Fusion fast verdoppelt werden.
Wo sehen Sie gute Chancen in
und für die lippische Wirtschaft, vor welchen Risiken
würden Sie warnen?
Günter Vogt: Die Chancen
der lippischen Wirtschaft liegen vor allem in der hohen
Innovationsfähigkeit der Unternehmen, in der soliden Eigenkapitalausstattung und
einer ausgeprägten Kooperationsbereitschaft. Auch die
Haltung, mit der Wirtschaft
in Lippe gestaltet wird, spielt
eine große Rolle. Es ist ein Unterschied, ob Familienunternehmen, die nachhaltig über
Generationen Werte schaffen
und für die Zukunft sichern,
oder Großkonzerne, die von
Analysten und Aktionären
von Quartal zu Quartal getrieben werden, eine Wirtschaftsregion dominieren. Nachholbedarf haben wir sicher bei der
Verkehrsinfrastruktur. Für
die Zukunft des Standortes
Lippe ist es wichtig, dass die
Breitbandversorgung gerade
in den ländlichen Regionen
zügig ausgebaut wird. Risiken
bestehen sicher im Fachkräftemangel und in der demografischen Entwicklung. Letztlich
kommt es darauf an, dass wir
uns diesen Herausforderungen aktiv stellen und Wirtschaft und Politik an einem
Strang ziehen.
Die Fragen stellte LZ-Redakteur Thorsten Engelhardt
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Vathauer schafft Innovation durch Teilhabe
Karl-Ernst Vathauer und sein Sohn Marc setzen auf mitdenkende Mitarbeiter
Von Andreas Beckschäfer
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Das mittelständische Unternehmen „MSF-Vathauer“ ist
ein Beispiel für die Innovationsfähigkeit der lippischen
Wirtschaft. Für seine Innovationen wurde der Betrieb mehrfach ausgezeichnet.
Detmold. Leidenschaft lich
gestikulierend führt Karl-Ernst
Vathauer durch die Produktionshalle seines Unternehmens.
An fast jedem der vielen Arbeitsplätze macht er Halt, um
die Aufgaben des jeweiligen
Mitarbeiters zu erklären. Es ist
ein Weg, den er mehrmals täglich nimmt.
MSF Vathauer ist als Mittelständler auf dem hart umkämpften Weltmarkt der Antriebstechnik seit vielen Jahren
erfolgreich und wurde für seine Innovationen in den Bereichen der dezentralen Antriebsautomatisierung mit dem
deutschen Industriepreis 2013
und dem OWL-Innovationspreis Marktvisionen 2013 ausgezeichnet. Die Ausstattung
der Fertigungshalle entspricht
dem Bild eines hochmodernen
Technologieunternehmens:
Mächtige Maschinen stehen
hier, komplexe Fertigungsschritte laufen vollautomatisiert ab. Was eher nicht den
Vorstellungen entspricht ist der
Umstand, dass der Seniorchef
jeden einzelnen dieser Schritte
noch so genau zu beschreiben
weiß. Und dafür Worte wählt,
die von ungetrübter Begeisterung für die hoch komplizierte Technik zeugen.
Seitdem er das Unternehmen vor 35 Jahren mit seiner
Ehefrau Inge Vathauer gegründet hat, ist Vathauer-Antriebstechnik stetig gewachsen, hat
sich verändert und den wechselnden Anforderungen des
Marktes angepasst. Was sich in
dieser langen Zeit jedoch offensichtlich nicht verändert hat, ist
die Einstellung ihres Gründers:
„Ich bin morgens der, der die
Türen aufschließt. Und abends
der, der sie wieder zuschließt“,
sagt er so beiläufig, als sei dies
selbstverständlich.
Ein Geheimnis des unternehmerischen Erfolgs sei die
hohe Fertigungstiefe, die Qualität und Flexibilität sichere: „In
der Regel kommen unsere Auftraggeber auf uns zu und brauchen individuelle Lösungen
für komplexe Aufgaben. Und
die entwickeln wir dann von
Grund auf.“ Seit einigen Jahren auch in Kooperation mit
Hochschulen und den Fraun-
Er weiß um jeden Schritt: Karl-Ernst Vathauer ist mehrmals täglich in der Fertigung seiner Firma zu finden. Hier zeigt er einen Frequenz-
umrichter, wie sie Rita Surwitz (Hintergrund, seit 24 Jahren im Unternehmen) montiert.
hofer-Instituten. Der 1988 bezogene und 1999 noch einmal
erweiterte Neubau des heutigen Standorts in Jerxen-Orbke
vervielfachte die Fertigungskapazitäten und ermöglichte die
Einrichtung eines Forschungsund Entwicklungsbereiches
mit eigenem Labor.
Hier entstehen die Pläne für
komplexe Antriebstechniken,
die etwa Fertigungsanlagen in
der Automobilindustrie steuern. Oder solche für Solaranlagen, die dem Lauf der Sonne
folgen.
Zugleich ist dem 65-Jährigen
jedoch bewusst, dass die Produktentwicklung zuallererst in
den Köpfen seiner Mitarbeiter
beginnt: „Gut ausgebildete Arbeitskräfte sind unser größtes
Potenzial.“
Eine Einschätzung, die sich
deutlich in der Strategie niederschlägt: Betriebsinterne Schulungen oder Ausbildung sind
feste Bestandteile der Unternehmensphilosophie. Und die
„Firmenkultur“ definiert Vathauer so: „Wir möchten alle
Mitarbeiter einbeziehen, mit
allen reden und alle am Erfolg
teilhaben lassen.“ Ein Umgang,
der dazu führt, dass Betriebszugehörigkeiten von 20 oder
mehr Jahren hier nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind.
Nach 35 Jahren wirkt KarlErnst Vathauer seiner Aufgaben zwar keineswegs müde,
dennoch hat er die Perspektive
seines Unternehmens vorausschauend geplant: Sohn Marc
wird in seine Fußstapfen treten. Schon seit acht Jahren ist
der gelernte Elektrotechniker
und Wirtschaftswissenschaft-
FOTO: BECKSCHÄFER
ler als zweiter Geschäftsführer
für die Bereiche Finanzen, Export und Vertrieb zuständig. Er
betreut aus dem Vertriebsbüro in Stuttgart heraus verantwortlich den seit 1995 bestehenden Produktionsstandort
in Polen und verantwortet die
dynamisch wachsende Internationalisierung des Unternehmens. Die Zukunftsfähigkeit von MSF Vathauer ist also
gesichert. Und wohl auch, wer
dann in ferner Zukunft die Türen morgens auf- und abends
wieder zuschließen wird…
Regierungspräsidentin lobt Unternehmen
Präsentieren ein Elektronikbauteil: Marc Vathauer (li.) und Karl-
Ernst Vathauer mit Marianne Th omann-Stahl. FOTO:ENGELHARDT
„Industrie 4.0“ meint die intelligente Vernetzung und Kommunikation in Fertigungsprozessen. Regierungspräsidentin
Marianne Thomann-Stahl hat am
Dienstag das Unternehmen MSF
Vathauer besucht,um sich näher
über die Integration von Internettechnologien in verarbeitende
Produktionsprozesse zu informieren. Im Mittelpunkt stand dabei die von Vathauer entwickelte
intelligente Automatisierungslösung „MONO-SWITCH Field
Power Even Thinking“, für das
Unternehmen im November 2013
mit dem OWL-Innovationspreis
„Marktvisionen 2013“ ausgezeichnet worden war. Karl-Ernst
und Marc Vathauer erläuterten
die effiziente und Ressourcen
schonende Technik. Sie wird in
Produktionsstraßen aller Art eingesetzt, von der Blumenzucht bis
zur Automobilzulieferindustrie.
„Es ist beinahe unglaublich, dass
es in Detmold mittelständische
Unternehmen gibt, die sich so
am Weltmarkt behaupten, sagte
Thomann-Stahl. „Das ist beruhigend für die Region.“ Insbesondere lobte sie die partnerschaftlich Führung im Unternehmen.
(te)
Arbeit an der Fabrik von Morgen
Im Lemgoer „Centrum Industrial IT“ forschen Wissenschaftler und Wirtschaft gemeinsam
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Lemgo. Auf dem Lemgoer
Campus der Hochschule OWL
geht es längst nicht mehr nur
um angewandte Wissenschaft
im klassischen Sinn der Lehre.
Hier hat sich ein Forschungszentrum angesiedelt, in dem
von „Hightech-Forschung“ gesprochen wird.
Das „Centrum Industrial IT
(CIIT)“ ist eigenen Angaben
nach Deutschlands erstes „Science-to-Business-Center“ im
Bereich der industriellen Automation. Hier treffen sich quasi
Wissenschaft und Wirtschaft.
Das Feld der industriellen Automation ist nach Ansicht der
Lemgoer Forscher der Innovationsmotor für den deutschen
Maschinen- und Anlagenbau.
„Das CIIT ist der Ort, an dem
voneinander unabhängige Unternehmen und Forschungsinstitute rund um dieses Thema
beheimatet sind und gemeinsame Forschungsprojekte bearbeiten“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens dazu.
Unter einem Dach arbeiten
und forschen – neben den beiden Instituten, dem Fraunhofer-Anwendungszentrum
Industrial Automation (IOSBINA) und dem Institut für industrielle Informationstech-
nik (inIT) der Hochschule
OWL, – gleichzeitig namhafte Technologieunternehmen
der Region. Auch Wettbewerber auf dem Markt. wie
die Hersteller von Elektronik und Verbindungstechnik
Phoenix Contact (Blomberg)
und Weidmüller (Detmold)
ziehen hier in Sachen angewandter Grundlagenforschung
an einem Strang. Gemeinsam
mit ISI Automation, OWITA und KW-Soft ware werde
in Lemgo die Zukunft der ITbasierten Automatisierungstechnik gestaltet, sagt das Zentrum über sich selbst in einer
Beschreibung. Externe Partner wie eben das Detmolder
Unternehmen MSF-Vathauer
(siehe Bericht oben) oder Fi-
scher Mess- und Regeltechnik
ergänzten das Netzwerk über
Gebäudegrenzen hinaus. Seit
2010 bilden Unternehmen und
Forschungseinrichtungen mit
mehr als 250 hochqualifizierten Arbeitsplätzen, zusammen
die gesamte Wertschöpfungskette von der Forschung bis hin
zur Marktreife ab.
Das CIIT hat sich inmit-
Wissenschaft und Wirtschaft unter einem Dach: Das „Centrum Industrial IT“ in Lemgo auf dem Cam-
pus der Hochschule OWL.
FOTO: CENTRUM INDUTRIAL IT
ten der Maschinenbauregion Ostwestfalen-Lippe, auf
dem Campus der Hochschule
OWL, angesiedelt. Ideale Voraussetzungen also für den Austausch zwischen Wirtschaft,
Forschung und Wissenschaft.
Das CIIT wurde 2008 von
der Initiative „Innovation und
Wissen“ zu einem Leitprojekt
in der Region OWL ausgewählt. 2012 erhielt das „Centrum Industrial IT“ das Prädikat „Ausgewählter Ort im Land
der Ideen“ durch die Bundesregierung und die Deutsche
Bank.
2013 folgten die Auszeichnungen als „Ort des Fortschritts“ und „Germany at ist
best“ durch die beiden nordrhein-westfälischen Ministerien für Innovation, Wissenschaft und Forschung sowie
Wirtschaft, Energie, Industrie,
Mittelstand und Handwerk.
Das CIIT ist eines der drei regionalen Leistungszentren im
-Spitzencluster „it’s OWL – Intelligente Technische Systeme
OstWestfalenLippe“, das vom
Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufen wurde.
Mehr: www.ciit-owl.de.
Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Wirtschaftsförderer denken in Jahrzehnten
Von der Idee bis zum ersten Spatenstich: Bei neuen Gewerbe- und Industriegebieten sind viele Interessen abzuwägen
Von Martin Hostert
Wirtschaftsförderer müssen in
großen Zeiträumen denken –
zehn Jahre sind da nichts. Günter Weigel und Klaus Schafmeister (Kreis) und Rüdiger
Krentz (Horn-Bad Meinberg)
erklären, woran es liegt.
Kreis Lippe. Gewerbe und
Industrieansiedlung ist ein
schwieriges Geschäft. Es geht
darum, Arbeitsplätze nach
Lippe zu holen oder diese hier
zu halten. Denn die Gewerbesteuer ist die Haupteinnahmequelle der Kommunen. „96
Prozent aller Umzüge von Unternehmen sind heimatnah.
Nur vier Prozent der Firmen
kommen aus einer größeren
Entfernung“, weiß Schafmeister. Wer also expandieren will
und rechts und links seines
Stammsitzes nicht erweitern,
keine Flächen hinzukaufen
oder Immobilien übernehmen
kann, der muss umziehen.
Alteingesessene Unternehmen nutzen den häufig kurzen
Draht zu ihrer Kommune und
machen sich schlau, wohin dies
möglich wäre. Oder sie melden
sich bei den Wirtschaftsberatern und den Planern von Städten und Kreis: Gibt es Brachflächen, Leerstände?
Wenn es nun aber ein ganz
neues Gebiet sein soll, dann
muss alles stimmen. „Das Prinzip hat sich geändert“, weiß
Weigel. „Früher hat man gewartet, ob jemand Interesse hat
zu kommen. Heute muss das
Gebiet erschlossen sein. Nach
dem Motto: ,Wir machen was,
weil wir glauben, dass jemand
kommt.‘“ Damit ein Investor
morgen den Grundstein legen
lassen könne, sollte er heute
nachfragen.
Bis es jedoch soweit ist und
die Bagger wirklich anrollen,
Gute Planung und Standortmarketing gehören zusammen: Das wissen die Wirtschaftsförderer Günter Weigel (Kreis) und Rüdiger Krentz (Horn-Bad Meinberg), Raumpla-
ner Heinz Jastrow, Klaus Schafmeister und Jürgen Kohlhagen, Leiter der Abteilung Planen und Bauen beim Kreis (von links).
vergehen Jahre. Beispiel Belle:
Für das interkommunale Industriegebiet nahe B 239 und
Ostwestfalenstraße gab es bereits 2003 erste Überlegungen,
ob die Fläche überhaupt in Frage kommen könnte. Zwei wichtige Kriterien seien zu erfüllen,
hatte die Landesregierung gefordert: Kommunen mussten Planung, Realisierung und
Vermarktung gemeinsam betreiben, denn auf die Stärke der
Region kommt es an. Horn-Bad
Meinberg, Schieder-Schwalenberg und Blomberg füllten das
Zauberwort „Interkommunal“
mit Leben, nahmen eigene Flächen zurück. Und, zweitens: Es
musste Industrieansiedlung
möglich sein. Sieben Tage 24
Stunden Krach, Emissionen.
Diese Kriterien ließen sich erfüllen – vier Jahre später gab es
die erste Info-Veranstaltung
im Horner Rathaus. Es folg-
»Schnell genehmigen
ist beste Förderung“
Klaus Kohlhagen
ten Bebauungsplanverfahren
samt Anhörungen, Verkaufsverhandlungen und Prüfungen. Nachbarn und Landwirte,
Landschaftsbehörde und viele
mehr waren zu befragen, ihre
Einwände waren abzuwägen.
Die Politik war zu beteiligen,
Ausschüsse tagten, Räte beschlossen. Weigel: „Diese vielen Interessen, ob berechtigt
oder nicht, erklären den langen Zeitraum.“ Parallel steige der öffentliche Druck. „Die
Leute denken, da passiert ja gar
nichts. Doch wir denken in großen Zeiträumen.“
Eine schnelle Baugenehmigung sei die beste Wirtschaftsförderung, ist Jürgen Kohlhagen vom Kreis (Leiter der
Abteilung Planen und Bauen)
sicher. Was kam in Belle dabei
heraus? „Eine wertvolle Fläche.
Und es dauert schon, diese zu
füllen“, weiß Heinz Jastrow,
Raumplaner beim Kreis und
von Anfang an dabei. Elf Jahre
nach den ersten Überlegungen
wird es im Mai/Juni endlich
mit dem ersten Bau losgehen,
freut sich Krentz. Doch dann
dauere es nochmal zehn bis
zwanzig Jahre, bis das Gelände „voll ist“. Es geht dann zum
Beispiel um den besten Standort innerhalb des Geländes (direkt an der Straße oder weiter
hinten?) und auch um Auswahl
des „richtigen Betriebes“, berichtet Schafmeister.
Zweites Beispiel: Deutlich
länger als in Belle existieren die
FOTO: GERSTENDORF-WELLE
beiden Gewerbegebiete GildeNord und Gilde-Mitte in Detmold. Seit 20 Jahren akquiriert
die Detmolder Wirtschaftsförderung dort Ansiedlungen. Der
Bebauungsplan Mitte ist recht
anspruchsvoll, es sollen vor allem innovative Betriebe und
Institutionen gelockt werden.
Gilde-Zentrum, IHK und Jugendherbergswerk sind beispielsweise angesiedelt. Gilde-Nord ist größtenteils dicht,
dort finden sich ein Autohaus
oder eine Waschstraße. Die
Fläche hat also 20 Jahre gebraucht, um nahezu voll zu
werden – das Bauschild freilich an der Ecke Nordring/Bad
Meinberger Straße steht immer
noch und wirbt um Investoren.
Auch hier also gilt das Motto:
„Langer Atem“, schon 20 Jahre
länger allerdings. Wie lang dieser Atem tatsächlich wird sein
müssen, das weiß bei einem ersten Spatenstich des ersten Betriebes niemand. Weissagen
können selbst Wirtschaftsförderer nicht, der Verkauf der
Flächen benötigt also politischen Weitblick und Geschick,
Optimismus und auch Glück.
Auf die lippischen Familienbetriebe ist Verlass, davon
wechselt so schnell keiner via
Polen nach Rumänien und China. Damit das aber so bleibt, ist
gutes Standortmarketing wichtig. Klaus Schafmeister bringt
es auf den Punkt: „Die ehemals
weichen Standortfaktoren sind
heute die harten geworden.“
Wohnumfeld, Schulen, Kitas,
Einkaufsmöglichkeit, Kulturangebote – drauf kommt es
an, damit die Lipper bleiben
und andere hierhin kommen.
„Harte Standortfaktoren“ wie
Autobahnnähe und ähnliches
gerieten in den Hintergrund.
Es ist eine großes Aufgabengebiet für die Kommunen, die in
diesem Bereich sicherlich noch
viel mehr zusammenarbeiten
könnten. Standortmarketing
ist knallharte Wirtschaftsförderung.
Kitas und Schulen zu erhalten, gute Infrastruktur – das
alles kostet viel Geld, Ausgaben werden am Ertrag gemessen. Was aber, wenn Gemeinde A die gute Schule vorhält,
Nachbargemeinde B aber astreine Bauplätze für Gewerbe
und die Steuer kassiert? Hierfür Parameter zu entwickeln,
um einen irgendwie gearteten
Ausgleich zwischen den Kommunen zu erreichen – das wäre
vielleicht eine Aufgabe für die
nächsten zehn, zwanzig Jahre.
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Best Western Residenz Hotel:
Zu Gast in Detmold
Die erste Adresse für Reisende in Detmold
Detmold, im Januar. „Als Hotelier der neuen Generation bin am ich Puls der Zeit unseres Gewerbes tätig und verstehe die Hotellerie und Gastronomie als Katalysator der Wirtschaft. Denn aus meiner Sicht, wären nationale und internationale Handelsbeziehungen
ohne uns, die Hoteliers und Gastronomen, in
der Form gar nicht erst möglich.“ erklärt die
Geschäftsführende Gesellschafterin des Residenz Hotels Alicia Glatzeder. „Als Gastgeber
bieten wir unseren Gästen nicht nur ein
Zuhause auf Zeit, sondern sind auch Repräsentanten für die gesamte Region Lippe.
Somit stellt das Gastgewerbe, meiner Meinung nach, eine wichtige Säule der hiesigen
Wirtschaft dar.“
Das 4-Sterne Hotel liegt verkehrsgünstig in
der Innenstadt Detmolds und ist mit seinen 78
Zimmern – in und um Detmold herum – das
größte Haus mit den umfangreichsten
Tagungskapazitäten.
Komfortabel
und
ansprechend ausgestattete Zimmer lassen keine Wünsche offen. Die Zimmer der First-ClassKategorie verfügen zudem über eine großzügige Loggia auf der man den wunderbaren
Blick auf die Stadt Detmold oder am Morgen
eine Tasse Kaffee in privater Atmosphäre
genießen kann, bevor es zum ausgiebigen
Frühstücksbüffet in das Restaurant Opera
geht. Aber nicht nur Hotelgäste sind zum
Frühstück willkommen. An sieben Tagen der
Woche, begrüßen die Mitarbeiter auch gerne
Gäste aus der Stadt oder der näheren Umgebung, die sich einfach mal bei einem reichlichen Frühstück verwöhnen lassen möchten.
Zum Hotel gehören ferner Schwimmbad, Sauna und die Hero’s Bar, die jeden ersten und
dritten Donnerstag eines Monats Showbühne
des bekannten Blue Moon Quartetts und des
Kukulenz Trios ist. Ein musikalischer Hochgenuss zu dem jeder willkommen ist (ohne Eintritt). Alicia Glatzeder hat fortwährend die
Bedürfnisse der Gäste im Auge: „Mein Team
und ich bieten unseren Gästen individuellen
Service, der vom Herzen kommt, damit sie
sich rundherum wohlfühlen und auf den
Zweck ihrer Reise konzentrieren können.“
Raum für Veranstaltungen,
Seminare und Präsentationen
Ein besonderes Highlight im Hotel ist die alte
Aula, ein historischer Veranstaltungssaal, der
durch seine imposante Deckenhöhe von fünf
Metern, das denkmalgeschützte Bleikristallfenster an der Stirnseite des Raumes sowie
eine alte Sprossenwand für eine unvergleich-
bare Atmosphäre sorgt. „Auch ich als gebürtige Detmolderin wusste bis zu dem Zeitpunkt,
als ich das Hotel übernahm, gar nicht, was für
eine Perle mit der Aula sich mitten in Detmold befindet. Dieser Raum eignet sich für
jegliche Veranstaltungsart. Von einer romantischen Hochzeit bis zu einer Produktpräsentation eines Unternehmens“, so Glatzeder.
Diese Räumlichkeit als auch drei weitere
Tagungsräume bieten Platz für bis zu 140 Personen. Individuelle Pauschalarrangements
schaffen optimale Rahmenbedingungen für
eine gelungene Veranstaltung bei voller
Kostenkontrolle. Obwohl das Best Western
Residenz Hotel nur ein Hotel Garni ist, müssen Gäste auf nichts verzichten. Seit Sommer
2010 kooperiert das Residenz Hotel mit dem
Detmolder Hof, der das Haus auf Anfrage mit
maßgeschneiderten Büffets und anderen
köstlichen Speisen beliefert. Ein herzlicher
und individueller Service der fachkundigen
Mitarbeiter runden das Angebot ab und
garantiert Professionalität bei jedem Aufenthalt.
Reservierung und weiter Informationen unter
Tel.: (05231) 937-0 per Email an [email protected] oder im Internet unter www.residenzhotel-detmold.de.
Alicia Glatzeder
Geschäftsführende Gesellschafterin
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
INTERVIEW
Ausbildung ist ein Schlüssel zu wirtschaftlichem Erfolg
Arbeitgeber und Gewerkschaften sind die Verhandlungspartner beziehungsweise Gegner in Tarif-Fragen und damit automatisch unterschiedlicher
Meinung. Oder? Professor Dr. Gunther Olesch ist Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Lippe und Geschäftsführer für Personal, Informatik und
Recht bei Phoenix Contact. Erich Koch ist politischer Sekretär der IG Metall in Lippe. LZ-Mitarbeiter Andreas Beckschäfer befragte beide.
Persönlich
Persönlich
Prof. Dr. Gunther
Olesch (59) arbeitet seit
Erich Koch (56) stammt
aus Schwalenberg. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Koch hat
1972 eine Maschinenschlosserlehre aufgenommen.
Nach dem Wehrdienst arbeitete er mehr als 30 Jahre
bei Müller-Umwelttechnik in
Schwalenberg. 26 Jahre lang
engagierte er sich dort im
Betriebsrat, davon 24 Jahre als Vorsitzender. Seit Jahresbeginn 2009 ist er politischer Sekretär der IG Metall
in Detmold. Als solcher betreut er Unternehmen aus
dem KFZ-, Schlosser und Sanitärhandwerk sowie kleinere Metall- und Elektrobetriebe.
1989 bei Phoenix Contact
und ist dort Mitglied der
Geschäftsleitung. Seit April 2012 ist der Vorsitzender
des Arbeitgeberverbandes
Lippe. Eines seiner Schwerpunktthemen ist Aus- und
Weiterbildung sowie Personalentwicklung. Olesch
hat in Bochum Wirtschaftspsychologie studiert. Danach war er bei einer Unternehmensberatung tätig
und dann zuständig für Aufbau und Leitung der Personalentwicklung im ThyssenKonzern. An der Hochschule
Ostwesfalen-Lippe hat er einen Lehrauftrag.
(te)
„Bildet aus!“: So appelliert Prof. Dr. Gunther Olesch an die Unternehmen.
Welche Rahmenbedingungen werden wirtschaftliches Handeln aus
Arbeitgebersicht morgen bestimmen?
Prof. Dr. Gunther Olesch: Es gibt
zwei große Herausforderungen: Einmal die Demographie, durch die wir
weniger Fachkräfte haben werden.
Um die Existenzfähigkeit der Unternehmen aufrechtzuerhalten, müssen
wir Ausbildung auf hohem Niveau
betreiben, wieder ältere Menschen
einstellen und mehr Frauen in technische Berufe bringen. Zweiter Aspekt ist die Volatilität des Marktes.
Die Globalisierung bringt enorme Schwankungen mit sich, die wir
nicht direkt beeinflussen können.
Darauf müssen sich die Unternehmen einstellen und eine entsprechende Flexibilität entwickeln.
ten für die Arbeitnehmer.
Sind die Voraussetzungen für die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausreichend?
Olesch: Noch nicht. Aber wir
sind auf dem Wege, eine angemessene Life-Work-Balance zu entwickeln. Dafür muss sich das Rollenverständnis noch weiter verändern,
Männer müssen häufiger sagen: „Ich
kümmere mich um die Kinder“, die
Voraussetzungen sind da. Doch auch
die Frauen müssen ihre Rolle überdenken: Wir können nicht die Frauenquote – die ich grundsätzlich gut
finde – fordern, wenn der Anteil der
Frauen an technischen Universitäten
bei um die vier Prozent liegt.
Welche Auswirkungen der Globalisierung sind künftig in Lippe noch
spürbar?
Olesch: Die Globalisierung ist für
unseren Wohlstand ganz wichtig,
weil wir ein Exportland sind –eines
der erfolgreichsten der Welt. Wir
müssen uns darauf einstellen, dass
gute Kenntnisse der englischen Sprache so selbstverständlich werden, wie
der Besitz eines Führerscheines oder
der Umgang mit dem Computer. Wir
müssen lernen, die Vielschichtigkeit
der Menschheit zu akzeptieren und
für unterschiedliche Wertesysteme
aufgeschlossen zu sein.
Wie wirkt sich das Thema Mindestlohn aus?
Olesch: Die meisten Unternehmen
in Lippe zahlen eh nach Tarif. Und
ich halte es für eine moralische Verpflichtung, dass Unternehmen, denen es gut geht, auch faire Löhne bezahlen. Sicherlich ist vorstellbar, dass
die Umsetzung des Mindestlohnes in
Putzkolonnen oder im Bereich der
Erntehelfer schwierig wird. Ich gönne jedem Menschen sein Geld, aber
ich finde es unglücklich, dass für
völlig unterschiedliche Lebenshaltungskosten die gleichen finanziellen Bedingungen gelten sollen. Dieser Faktor wurde in Tarifverträgen
bisher immer berücksichtigt.
Wie gestaltet sich der Arbeitsmarkt
in der Zukunft aus Ihrer Sicht?
Olesch: Ich glaube, dass die Gehälter für Hochqualifizierte noch
steigen werden. So funktioniert die
Marktwirtschaft: Wird etwas knapp,
wird es teurer. Für Ungelernte, auch
Ältere, müssen Politik und Unternehmen Rahmenbedingungen
entwickeln, um Qualifizierung zu
ermöglichen: Unsere Technologieprodukte sind so komplex geworden,
dass es ohne Ausbildung schwierig
wird, da mitzuhalten. Grundsätzlich sehe ich durch die Stärke unserer
Wirtschaft und die Auswirkungen
der Demographie positive Aussich-
Allenthalben wird vom Fachkräftemangel gesprochen – wie sehen Sie
das Thema für die Region?
Olesch: Dass Lippe Schlusslicht in
Sachen Ausbildung ist, finde ich sehr
bedauerlich. Wir haben prosperierende Unternehmen, da gehört Ausbildung dazu, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Es ist
eine Investition in die Zukunft, die
vielen zu aufwändig ist. Ich kann nur
an die Firmen appellieren: Macht es!
Und auch die Politik sollte die Voraussetzungen dafür schaffen, jungen Menschen den Einstieg in Ausbildung zu ermöglichen. Eine weitere
Aufgabe für die Politik ist es, die Be-
FOTO: BECKSCHÄFER
dingungen für die Zuwanderung
qualifizierter Kräfte zu erleichtern.
Lippe ist eine Industrieregion, ein
hoher Anteil der Jobs findet sich im
verarbeitenden Gewerbe. In welche
Richtung wird sich das entwickeln?
Olesch: Ich bin der festen Überzeugung, dass der Bereich weiter
leicht wachsen wird. Die lippischen
Unternehmen sind sehr aktiv in Sachen Innovation, fast alle haben eine
Wachstumsstrategie. Daraus ergibt
sich ein weiterhin hoher Bedarf an
Fachkräften. Und zusätzlich werden
viele Menschen in Rente gehen, die
ersetzt werden müssen.
Gibt es denn angesichts der Beschränkungen durch den Landesentwicklungsplan noch genug Platz
für Wachstum in Lippe?
Olesch: Diese Beschränkungen
finde ich für eine Wachstumsregion
nicht gut. Da bremst die Landesregierung eine positive Entwicklung
aus. Ich verstehe, dass man etwa im
Ruhrgebiet bei einer Arbeitslosenquote von 16 Prozent etwas machen
muss. Aber man muss auch prosperierende Regionen fördern, damit
diese die Steuern aufbringen, um
schwächere Regionen zu stützen.
Was wünschen Sie sich von Ihrem
Tarifpartner, um die Region zumindest auf dem Stand zu halten,
auf dem sie ist?
Olesch: Mir ist wichtig, dass wir
kooperativ zusammenarbeiten und
Kompromisse finden, um zu sichern, dass die Unternehmen weiter erfolgreich arbeiten. Dann können wir gute Arbeitsplätze bieten,
die entsprechend der wirtschaft lichen Entwicklungen in der Region bezahlt werden. Ich habe bisher
aber auch erlebt, dass es unterschiedliche Meinungen gibt und wir trotzdem fair miteinander umgehen. Beide
Seiten müssen aufrichtig aufeinander
zugehen, eine dogmatische Haltung
hilft keinem weiter.
Mitarbeiter einbinden und qualifizieren: Dafür spricht sich Erich Koch aus.
Welche Rahmenbedingungen werden wirtschaftliches Handeln aus
Arbeitnehmersicht morgen bestimmen?
Erich Koch: Das Handeln wird
dadurch geprägt sein, dass die Betriebe qualitativ hochwertige Produkte auf den Markt bringen und
technologisch auf dem neuesten
Stand sein müssen. Entsprechend
müssen sie ihre Belegschaft mitnehmen und diese durchgängig qualifizieren – auch die Mitarbeiter am unteren Rand. Sonst besteht auf Dauer
die Gefahr, dass diese Arbeitsplätze wegfallen. Auf der anderen Seite
wird zukünftig die Flexibilität eine
große Rolle spielen: Kundenaufträge sehr kurzfristig und in geringeren
Mengen produzieren zu müssen, hat
Auswirkungen auf die Gestaltung
der Arbeitszeiten. Dies sind auch
zwei wichtige Handlungsfelder für
unsere Gewerkschaft.
Welche Auswirkungen der Globalisierung sind künftig in Lippe noch
spürbar?
Koch: Deutschland ist in Bezug
auf die Globalisierung der Gewinner, unsere Produktpalette ist weltweit bestimmend. Unsere Wirtschaft
ist auch in Lippe gut aufgestellt. Voraussetzung dafür, dass es so bleibt,
ist die Einbindung der Mitarbeiter
und deren Qualifi kation, um weiter
innovativ bleiben zu können.
Wie gestaltet sich der Arbeitsmarkt
in der Zukunft aus Ihrer Sicht?
Koch: Unterschiedlich. Hochqualifizierte sind schon fast rar gesät in Lippe, was auch daran liegt,
dass der Standort nicht der attraktivste ist. Als Gewerkschaft ärgert
uns sehr, dass die Ausbildungsquote in Lippe kontinuierlich zurückgeht und 1700 Jugendliche keinen
Ausbildungsplatz haben. Warum
sollten Menschen mit guten Qualifi kationen hierher kommen, wenn
sie wissen, dass ihre Kinder hier gar
keine Zukunft haben? Eine große
Herausforderung ist es für die Betriebe auch, sich auf eine immer älter werdende Belegschaft einzustel-
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len. Und auch für Beschäftigte in
den Bereichen Leiharbeit und Befristung muss eine Zukunftsperspektive sichtbar werden.
Sind die Voraussetzungen für die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf ausreichend?
Koch: Bei weitem nicht. Flexible Arbeitszeiten werden noch sehr
einseitig zu Gunsten der Unternehmen ausgelegt. Zukünftig wird mehr
Wert darauf gelegt, dass auch Frauen
ins Arbeitsleben zurückkehren. Da
ist es wichtig, dass die Arbeitgeber
familienfreundliche Arbeitszeiten
und auch Aufstiegschancen ermöglichen und eine Einkommensgleichstellung erfolgt.
Wie wirkt sich das Thema Mindestlohn aus?
Koch: Wir sind als IG Metall noch
in der Lage, Tarifverträge abzuschließen. Wir unterstützen die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro, aber wir wissen,
dass dieses Geld nicht ausreicht. Damit ist höchstens der Grundbedarf
gedeckt. Um über die Lebenshaltungskosten hinaus noch eine Altersversorgung zu sichern, reicht das
nicht. Die große Koalition hat vor,
die gesetzlichen Vorschriften für Tarifverträge zu ändern: Wenn es von
gesellschaft lichem Interesse ist, sollen diese als allgemeinverbindlich
anerkannt werden können. Wir hoffen, dass es darüber auch in der Fläche zu akzeptablen Löhnen kommt.
Allenthalben wird vom Fachkräftemangel gesprochen – wie sehen
Sie das Thema für die Region Lippe?
Koch: Die Industrie ist in der Verpflichtung auszubilden, denn ohne
Ausbildung gibt es keine Facharbeiter, und ohne Facharbeiter gibt es
keine Innovationen und keine wettbewerbsfähigen Produkte. Auch
die Schulanbindung ist hier ein wesentliches Thema: Wir haben in Lippe keine Universität und dadurch
Nachteile, zum Beispiel gegenüber
Paderborn.
FOTO: BECKSCHÄFER
Lippe ist eine Industrieregion, ein
hoher Anteil der Jobs findet sich im
verarbeitenden Gewerbe – in welche Richtung wird sich das entwickeln?
Koch: Lippe hat ein Strukturproblem. Früher war die Holzindustrie hier beherrschend, aber allein
in dieser Branche haben wir insgesamt 7000 Arbeitsplätze verloren.
Das konnte überdeckt werden dadurch, dass gerade in der Elektroindustrie Arbeitsplätze geschaffen
wurden. Doch das reicht nicht als
Ausgleich, die Wirtschaft muss mit
der Politik Ideen entwickeln, welche Industrien hier noch angesiedelt werden können.
Gibt es denn angesichts der Beschränkungen durch den Landesentwicklungsplan noch genug
Platz für Wachstum in Lippe?
Koch: Wir haben noch Möglichkeiten im lippischen Südosten oder
im neuen Industriepark in Belle. Die
Frage wird sich ergeben, was für Arbeitsplätze und Industrien sich da
ansiedeln sollen. Und das ist auch
davon abhängig, welche qualifizierten Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt werden können.
Was wünschen Sie sich von Ihrem
Tarifpartner, um die Region zumindest auf dem Stand zu halten,
auf dem sie ist?
Koch: Die Tarifparteien werden
sich mit der Ausbildungssituation
auseinander setzen müssen. Bis hin
zur Frage einer so genannten „Ausbildungsplatzumlage“, um ausbildungsunwillige Betriebe an den
Kosten zu beteiligen. Das Zurückfahren von prekärer Beschäftigung –
insbesondere von Leiharbeit und Befristung – wird ein wichtiger Punkt
sein, da sagt bisher kein Arbeitgeber:
„Fang bei mir an“. Vereinbarkeit von
Leben und Arbeit, flexible Übergänge in die Rente und Alterssicherung
sind weitere dringliche Themenfelder. Und natürlich wünschen wir
uns, dass die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter angemessen an den Erfolgen beteiligen.
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
INTERVIEW
Das Messezentrum bleibt in der Erfolgsspur
Standort Bad Salzuflen rangiert auch ohne Fördergelder im deutschen Spitzenfeld – An den Ausstellern und Besuchern verdient die ganze Region
Das Messezentrum in Bad
Salzuflen gehört seit Jahren zu
den „Top 15“ in Deutschland.
Davon profitieren nicht nur die
Besitzer, sondern auch Wirtschaftsunternehmen und Besucher aus der ganzen Region.
deutschen Maschinen im Vergleich zu chinesischen Produkten zu teuer waren. Die Branche
hat daraufhin ihre Messeauftritte deutlich zusammenschrumpfen lassen.
Schlennstedt: Das kann einem bei jeder Fachmesse passieren. Man ist auch immer abhängig von der wirtschaft lichen
Lage. Eine Messe ist aber nie ein
Selbstläufer; man muss immer
hart arbeiten.
Bad Salzuflen-Schötmar. Mit
einer Ausstellungsfläche von
knapp 80 000 Quadratmeter
rangiert die „Messe Ostwestfalen GmbH“ nach eigener Aussage in der nationalen Rangliste auf Platz 13 – knapp hinter
Städten wie Hamburg oder
Stuttgart. Würde die Tabelle um öffentliche Fördermittel
bereinigt, wäre Salzuflen sogar
ganz oben zu finden. Wie Geschäftsführer Andreas Reibchen und Projektleiterin Miriam Schlennstedt betonen, ist
ihr Unternehmen das einzige
rein private Messezentrum in
Deutschland.
Jüngst haben die Bürger in Essen eine 120-Millionen-EuroSanierung der dortigen Messe
– Nummer neun der Rangliste
– noch gestoppt. In solchen
Momenten dürften Sie froh
sein, dass Sie nicht am öffentlichen Fördertopf hängen, oder?
Andreas Reibchen: Ja, natürEiner der Höhepunkte: Publikumsveranstaltungen wie die „Custom-Bike“ locken regelmäßig Zehntausende Besucher nach Bad Salzuflen. Wichtiger
Ein
fürs
lich. Wir sind
fü Geschäft sind für den Standort aber die Fachmessen.
ARCHIVFOTO: PRIVAT
unser eigener
sucher und Beispiel wäre bei uns vielleicht „M.O.W“ – der Möbelorder- men rund um unsere VeranstalHerr,
haben
die Ausstel- das Oktoberfest. Da kommen messe – auch Betriebe in Bie- tung bei sich eingerichtet haben.
eine schlanke
Verwaltung und
ler für eine etwa 3000 Menschen – aber alle lefeld, Detmold oder Minden Nicht umsonst ist Deutschland
können ohne
zusätzliche
aus der Region. Hier profitieren ausgelastet sind. Es profitie- als Export-Weltmeister auch der
große DiskusWertschöp- deutlich weniger Dienstleister ren die Tankstellen, die Wä- Messe-Weltmeister. Wir haben
ffung in der als bei einer bundesweit ausge- schereien, der Einzelhandel – in Deutschland ein hohes Quasionen schnell
auf VeränderunR
Region. Bei richteten Fachmesse.
kurz: die gesamte Wirtschaft. litätslevel, und die Branche
gen reagieren..
vvielen VerHinzu kommt, dass die Messe braucht Schaufenster, in denen
Als Privatunter-aanstaltunWie sieht es sonst mit der Um- auch ein Imagefaktor für Bad sie die neuen Technologien und
nehmen war ess
ggen wie Kon- wegrendite der Bad Salzufler
Salzuflen geworden ist. Allein Produkte vorstellen kann. DaGeschäf ts
eibc he n ist
für uns zwar geraazerten ist das Messe aus?
ze
bei der „M.O.W“ sind 42 Nati- mit tragen wir sicher auch zum
Andre as R
s.
m
ru
nt
ze
h- führer de s Messe
de zu Beginn mühaber nicht
ab
Reibchen: Im Schnitt bleiben onen vertreten.
Erfolg bei.
sam, auch in der
er
de
der Fall. Die die Aussteller 12,4 Tage in Bad
tidienen haupt- Salzuflen, die Messebesucher Unterschreiben Sie die These,
di
Gleichwohl sind auch Sie dem
Region die nötiMiria m Sc hle nns
te dt arbe ite t als
Proje ktleit erin im Mees
ge Akzeptanz zu besächlich der 2,7 Tage. Eine Analyse hat er- dass die Industrie in OWL
sä
Wandel der Wirtschaft unterseze nt rum Ba d
Salzufle n.
kommen. Aber wir sind mojeweiligen Be- mittelt, dass jeder Euro Umsatz ohne die Messe Bad Salzuflen worfen. Mit der Kunststoffjew
Fot os: Back e
mentan doch ganz zufrieden Inwievölkerung. Sie auf der Messe etwa 10 Euro Um- anders aussehen würde?
vö
messe OWL haben Sie 2009
ohne staatliche oder kommu- fern?
können sich wegrendite für Bad Salzuflen
kö
Reibchen: Wir haben hier nach mehr als 20 Jahren eines
aber nur rech- und die Region erbringt.
in OWL die deutsche Möbel- Ihrer Zugpferde eingestellt.. .
nale Zuschüsse. Dabei muss
Reibchen: Eine Überleabe
man auch sagen, dass öffent- gung, warum eine Messe durch nen, wenn solche VeranstalSchlennstedt: Und das sind industrie, und die wird sicher
Reibchen: Ja, leider. Vor fünf
liche Gelder für einen Messe- Steuergelder subventioniert tungen in dieser Form subven- nicht nur die Hotels oder die auch von der „M.O.W.“ und den Jahren hat es in der Spritzgussstandort immer ein zwei- wird, ist die Umwegrendite. tioniert sind.
gastronomischen Betriebe – zahlreichen Hausmessen getra- Industrie starke Einbrüche geschneidiges Schwert sind.
Eine Messe sorgt durch die BeMiriam Schlennstedt: Ein obwohl zum Beispiel bei der gen, die die großen Unterneh- geben, weil die hochwertigen
Die Publikumsmessen sind nur die Spitze des Eisbergs
Viele Veranstaltungen in den Hallen an der B 239 bleiben einem Fachpublikum vorbehalten
Bad Salzuflen-Schötmar. Sind
die Hallen 20 bis 23 beispielsweise bei der Messe „Haus, Garten,
Touristik und Hochzeit“ komplett gefüllt, kann der Besucher
bei der Größe leicht die Orientierung verlieren. Dabei macht
der weithin bekannte Teil des
Messezentrums weniger als die
Hälfte der Gesamtfläche aus.
Den Rest sehen nur Fachleute
oder geladene Gäste.
Bestes Beispiel ist die
„M.O.W“ („Möbel-Ordermesse Westfalica“), mit der 1984
auch die Erfolgsgeschichte des
Familienunternehmens Reibchen begann. Immer im September strömen hierzu die
Branchenvertreter nach Bad
Salzuflen. 2013 waren 413 Aussteller der Möbelindustrie und
12 000 Besucher mit von der
Partie. Dabei kommen dann
nicht nur jene 38 000 Quadratmeter ins Spiel, die in den
großen Hallen flexibel belegt
werden können. Auch die anderen, meist kleineren Gebäude
im direkten Umfeld, die noch
einmal 42 000 Quadratmeter
bieten, sind dann voller Gäste.
Diese Flächen hat die „Messe
Ostwestfalen GmbH“ als Dauerausstellungshallen an verschiedene große Betriebe und
Hersteller vermietet.
Während das Unternehmen
um Geschäftsführer Andreas Reibchen bei der „M.O.W“
„M.O.W“ 2013: Wohnlandschaften in der Messehalle.
selbst als Veranstalter auftritt,
werden für weitere Fachmessen
lediglich die großen Hallen zur
Verfügung gestellt – zum Beispiel für die „ZOW“, eine Zulie-
FOTO: PRIVAT
fermesse für die Möbelindustrie im Februar, oder die „FMB“,
die „Zuliefermesse Maschinenbau“ im November. Hinzu
kommen interne Veranstaltun-
gen von namhaften Unternehmen, die für Hausmessen teilweise drei Wochen lang die
Hauptgebäude mieten.
Auch bei den Publikumsmessen tritt die „Messe Ostwestfalen GmbH“ nur zum
Teil selbst als Organisator auf.
Während die „Haus, Garten,
Touristik und Hochzeit“, die
„Lipper Modellbautage“ oder
die „Automobile“ unter eigener Regie laufen, buchen andere Veranstalter die Hallen
in Bad Salzuflen beispielsweise für Publikumsmagnete wie
die Motorrad-Messe „CustomBike“, die „my job OWL“ oder
die „Garten-Frühling-Ambiente“.
(bas)
Gilt das auch für die „M.O.W“,
die Ihre Keimzelle und wichtigste Veranstaltung ist?
Reibchen: In den 30 Jahren
hat sie einen großen Wandel
durchlaufen. Dadurch stehen
wir nicht in Konkurrenz zur
IMM in Köln, sondern haben
unser eigenes Profi l und Konzept gefunden. Auch durch die
Wirtschaftskrise im Möbelbereich haben wir unser Angebot
mittlerweile komplett geändert
– weg vom ausschließlich konventionellen Möbel hin zur konsumigen Ware. Man findet hier
die Sortimente für Discounter,
Großflächenanbieter, Versender und E-Commerce von SBWare über Junges Wohnen bis
zum konventionellen Einrichten. Wir haben uns auf die „Mitte des Marktes“ konzentriert. Da
wird der Umsatz generiert.
Finanzielle Freude dürfte Ihnen bei immer neuen Besucherrekorden auch die Publikumsmessen wie „Haus“ oder
„Custom-Bike“ bereiten, oder?
Reibchen: Diese Messen sind
wichtig für unsere Außendarstellung in der Region und sie
machen Spaß. Es ist eine gute
Möglichkeit, die Kosten zu senken, weil wir das Personal und
die Infrastruktur ja schon haben. Aber sie bleiben ein Zubrot
– nur mit solchen Veranstaltungen kann man ein Messezentrum unserer Größe nicht finanzieren. Das Geld müssen wir mit
den Fachmessen oder den Dauer-Vermietungen von Ausstellungshallen verdienen.
Das Interview führte LZ-Redakteur
Stefan Backe.
1969 baut Dieter Reibchen die erste Halle
Der Spediteur Dieter Reibchen hat Ende der
1960er Jahre den Grundstein
für die heutige „Messe Ostwestfalen GmbH“ gelegt,
die mittlerweile 80 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bietet. 1969 entsteht an
der Dieselstraße 1 eine eigene Speditionshalle. Die erste
Ausstellungshalle wird 1977
für einen Möbelhersteller errichtet. Nach diesem Prinzip entstehen dann zwischen
1980 und 1984 die Hallen 1
bis 12 als Präsentationsflächen für weitere Aussteller
der Möbelbranche. 1984 ist
es Dieter Reibchens Ehefrau
Rosemarie, die als Geschäfts-
führerin der „Gesellschaft für
Messen und Ausstellungen“
die erste „Möbel-Ordermesse Westfalica“ („M.O.W“) organisiert. Weitere Meilensteine der Entwicklung folgen
1991 mit der Gründung der
Messegesellschaft durch Andreas Reibchen und dem Bau
der Halle 20 und 21 (1993)
an der B 239 sowie 2005 mit
der Erweiterung dieser Fläche um die Hallen 22 und 23.
Jährlich finden nach Angaben des Unternehmens rund
26 Veranstaltungen auf dem
Gelände statt, zu denen mehr
als 4000 Aussteller insgesamt rund 220 000 Besucher
begrüßen.
(bas)
Dieses Bild sehen täglich Zehntausende Autofahrer: Teile des Bad Salzufler Messezentrums grenzen direkt an die B 239. Die Hallen 22 und 23 sind als bislang letzte Erweiterung der großen Hauptfläche 2005 entstanden. Direkt dahinter liegt
mit den Teilen 20 und 21 der Bereich, in dem sich auch die großen Publikumsmessen abspielen.
ARCHIVFOTO: PRIVAT
Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
SEITE 29
LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Das Strom-Auto wird die Gesellschaft verändern
Elektrotechnik von Phönix Contact treibt bereits 500 chinesische Busse an
Von Karl-Heinz Krull
Die E-Mobility GmbH wurde
im Januar 2013 als hundertprozentiges Tochterunternehmen der Phoenix-ContactGruppe gegründet. Sie setzt
auf Elektromobilität.
Schieder-Schwalenberg. Das
Gebäude ist frisch renoviert,
ist aber eines der ältesten der
ehemaligen Schieder-MöbelGruppe – und die Ladesäule
für Elektrofahrzeuge vor der
Tür zeigt, worum es hier geht.
Der mit Kunstrasen beklebte
VW-Käfer in der Eingangszone
verweist ebenfalls auf die grüne
Zukunft: Ökostrom.
„Es ist ein anspruchsvolles
Investment, das wir hier getätigt haben, es liegen riesige
Potenziale darin“, zeigt sich
Helmut Friedrich, DiplomPhysiker und Geschäftsführer
der E-Mobility GmbH, überzeugt. Der Technologiewandel
sei die Chance, die genutzt werden müsse, merkt er an und da
sei man jetzt „ein bisschen innovativ unterwegs“. „Wir kümmern uns um das, was ins Auto
eingebaut wird, und zwar um
mechanische und elektronische Komponenten“, bringt
Produktmanager Thorsten
Temme es auf den Punkt.
Dass die Firma SteckerSteckdosen-Systeme für alle
Stromnetze liefern kann, ist
da noch die einfachere Übung.
Drei Typen für USA/Japan, Europa und China mit Wechselund Gleichstrom-Ladesystem,
kombiniert oder einzeln, sind
neben dem Kunstrasen-Käfer
ausgestellt. „Jede Region hat ihren eigenen Standards“, erläutert Produktmanager Temme.
Es gibt hohe Anforderungen,
da bei Schnellladung Stromstärken bis 200 Ampere auftreten können.
Für die Ladung der Fahrzeugbatterie über den Hausanschluss ist das zu viel. Zuhause kann dann eben nicht
in rund 35 Minuten geladen
werden, sondern das geschieht
über Nacht. Der Markt für private Elektrofahrzeuge entwickelt sich allerdings erst. Selbst
Hybrid-Kfz, die Elektro- und
Benzinmotor haben, finden
sich noch selten auf bundes-
Eine Vielzahl von Verbindungen: Produktmanager Thorsten Temme
zeigt einige der neuen Produkte.
deutschen Straßen. „Da hinken wir der Entwicklung in
anderen Ländern gewaltig hinterher“, so Friedrich, was sich
aber seiner Meinung nach recht
kurzfristig ändern wird.
Er verweist auf China, den
großen Anteil von Elektrofahrzeugen auf chinesischen
Straßen und ein Video, das im
Eingangsbereich gezeigt wird.
Darauf kann man elektrisch
betriebene große Stadtbusse
in Xingdao sehen, die das Depot zum Batterietausch ansteuern. Die Anschlusstechnik hat
Phoenix Contact geliefert. Sie
ist in rund 500 Bussen im Einsatz.
Dass das eine Alternative
auch für den öffentlichen Personennahverkehr, den Werksund Behördenverkehr in Lippe
sein könnte, darauf setzt auch
das „EMi Lippe“-Projekt des
Kreises. Das wurde im Oktober
gestartet, soll Lippe zur elektromobilen Modellregion werden
lassen – und neben dem Kreis
Lippe, der Itelligence AG und
der Kannegiesser GmbH gehört auch die Phoenix Contact
E-Mobility GmbH zu den Projektpartnern, die außerdem
von der „Wissenschaftsmeile“
in Lemgo unterstützt werden.
„Die Vernetzung der Ladestruktur mit intelligenter Technik und ökologisch erzeugter
Energie, das ist das Neue an
dem Projekt“, so Temme. „Steuerung der elektromobilen Flotten und der Energieflüsse“ oder
„regenerative Ladesäulen“ heißen einige Stichworte, die Dr.
Klaus Schafmeister, Koordinator des Kreises, beisteuert.
„In zehn Jahren werden wenigstens 80 Prozent der Autofahrer ein Hybrid-Auto haben“, wagt Helmut Friedrich
einen Blick in die Zukunft.
Eine Entwicklung, die allenfalls behindert werde durch Be-
Die automobile Zukunft ist grün: Symbolisch zeigt der mit Kunstrasen beklebte Käfer, wohin nach Auffassung von Helmut Friedrich,
Diplom-Physiker und Geschäftsführer der E-Mobility GmbH, die Reise geht.
FOTOS: KRULL
denkenträger, die über „zu wenig Reichweite“ und „zu hohe
Fahrzeugpreise“ schimpften,
aber alle Argumente für Hybrid- und Elektroautomobile konsequent unter den Tisch
fallen ließen. Das Ziel müsse
gar nicht „100 Prozent elektrisch“ heißen. Es werde eine
neue Vielfalt geben, und da
lägen Riesenpotenziale, fügt
Friedrich hinzu. „Das Auto
wird neu erfunden. Der Motor
wird kleiner und einfacher. Die
komplizierte Mechanik wird
durch einfache Technik ersetzt,
ein Getriebe wird nicht mehr
gebraucht. Die Kfz-Werkstätten werden ganz anders aussehen“, skizziert er die Entwicklung und beschreibt eine
Umbruchsituation, die Impulse und Chancen auch für die
lippische Wirtschaft biete.
„Wir freuen uns darüber,
dass der Kreis in dieser Situation die Initiative ergreift und
hier so nach vorne geht“, sagt
Friedrich. Das gebe auch Impulse an die Privathaushalte,
und dass der Kreis hier etwas
tue, könne ihn durchaus zu einer Modellregion in Deutschland werden lassen.
Die Helden der WAVE-Trophy
Frank Knafla und Frank
Schröder hießen die Helden
der WAVE (World Advanced Vehicle Expedition)-Trophy im Sommer. Sie wurden Gesamtsieger
in einem Rallye-Wettbewerb, in
dem mit Elektrofahrzeugen 1800
Kilometer in zehn Tagen zurückgelegt werden müssen. Die
Strecke ist mit etlichen Schwierigkeiten, zum Beispiel der Großglockner-Hochalpenstraße, bestückt, die Anforderungen an
Fahrer und Technik sind nicht zu
unterschätzen. Die Phoenix-Fahrer absolvierten die Strecke mit
einem „Renault Fluence Z.E.“, einem Dienstwagen des Kreises
Lippe, der ihnen zur Verfügung
gestellt worden war. „Frank und
Frank“ gelang ein erstklassiger Einstand: Sie gewannen den
1. Preis. Ob sie bei der nächsten
WAVE-Trophy am 30. Mai wieder
dabei sind, steht allerdings noch
nicht fest…
(khk)
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Die Stromtankstelle für den Kofferraum
Ladetechnik und Grundlagenforschung: Firma Petring entwickelt in Schlangen innovative Lösungen für Elektromobilität
Von Jost Wolf
Elektroauto-Fahrer müssen
derzeit noch Pioniergeist haben, wenn es ums Nachladen geht. Firma Petring in
Schlangen entwickelt Lösungen, um den Strom einfacher
in den Fahrzeug-Akku fließen zu lassen.
Schlangen. „Strom tanken an
jeder Steckdose“ werben einige Hersteller von Elektroautos.
Klar, das geht – wenn der Akku
im Auto nicht zu groß ist und
sein Besitzer Zeit mitbringt.
Denn eine normale 220-VoltSteckdose gibt bei 16 Ampere
Stromstärke ihre Elektronen
nur langsam heraus.
Schneller geht es in den meisten Fällen mit einer Ladestation
für Elektroautos. Der etwa fußballgroße Kasten wird mit einer
Wand verschraubt und
meist mit 400 Volt
und 32 Ampere angeschlossen. Solche
Ladestationen baut
Firma Petring in
Schlangen unter der
Eigenmarke „wallbe“. Das besondere daran: Über die eigentliche
Metallbox der Ladestation haben die Ingenieure
wie bei einer Handyhülle
eine Plastikschale gestülpt.
„Die lässt sich in der Lieblings- oder der Autofarbe lackieren und jederzeit austauschen“, erklärt Lars Ulbricht.
Er ist bei Petring zuständig für
den Bereich Elektromobilität.
Auch poppige Airbrush-Kunstwerke seien möglich. „In Österreich haben wir eine unserer Ladestationen an einer Almhütte
installiert. Die hat eine Hülle in
Holzoptik bekommen“, berichtet Ulbricht.
Mit der Fertigung der Ladetechnik ist Petring gut aus-
gelastet. Die Lieferzeit beträgt
derzeit drei bis vier Wochen.
Ein Schnäppchen ist die wallbe mit 600 bis 1000 Euro nicht.
Allerdings ist die Konkurrenz
oft teurer und aus Schlangen
kommt „solide deutsche Handwerksarbeit“.
Die wünschte sich auch ein
Schweizer, der eines Tages bei
Lars Ulbricht anrief. Er hatte
gerade ein „Model S“ bestellt;
den neuen Stern am Elektroauto-Himmel der amerikanischen
Marke Tesla. Das Fahrzeug hat
480 Kilometer Reichweite und
deshalb einen entsprechend großen Akku, der nach Schnellladung schreit. „Der Schweizer
ist als Unternehmensberater im
Außendienst tätig und betreut
oft Restaurantküchen“, erzählt
Ulbricht. Und in der
Gastrono-
Sitz im Ortskern
Strom für Mobilität: Unter der Eigenmarke „wallb-e“ vertreibt Firma Petring Lademöglichkei-
ten für Elektroautos. Lars Ulbricht ist für diesen Bereich zuständig.
mie ist
fast immer irgendwo eine rote Starkstromdose
installiert, meist mit 400 Volt
und 32 Ampere.
Eigentlich gute Voraussetzungen, um den Autoakku schnell
wieder aufzuladen – wenn die
roten Steckdosen nicht stumm
wären. Denn um den Umgang
mit hohen Stromstärken abzusi-
chern, benötigen Elektroautos eine Elektronik in der Ladedose,
die mit ihnen kommuniziert, wie in öffentlichen Ladesäulen. Die Steckdose verrät
dabei dem Auto, was sie leisten kann, das Auto der Dose,
was seine Ladegeräte maximal
vertragen. Beide handeln eine
Stromstärke aus und schalten
den Ladevorgang frei. Eine Elektronik, die eine normale Starkstromdose nicht hat. Um also an
ihr laden zu können, braucht es
eine externe Elektronik: eine so
genannte mobile Wallbox.
So etwas wünschte sich der
Schweizer, denn eine mobile
Wallbox erweitert die vorhandenen Schnelllademöglichkeiten schlagartig um zahlreiche
halböffentliche und private bei
Landwirten, Gaststätten, Baustellen, Hotels und Gewerbebetrieben. Schnelles Stromtanken
ist dann an jeder roten Starkstromdose möglich.
Also entwarf Lars Ulbricht
die „wallb-e to go“. Sie wird zwischen Starkstromdose und Auto
gesteckt, vermittelt zwischen
beiden, und der Tesla-Akku ist
schnell wieder voll.
Anbieter solcher mobilen
Wallboxen gibt es derzeit nur
eine Handvoll, und der schwei-
Firma Petring gibt es seit
dem Jahr 1930. Ursprünglich
stellte sie Schaltanlagen für Industriebetriebe her. Ihren Kunden installierte sie intelligente
Licht- und Heizungssteuerungen.
Heute haben sich die Geschäftsfelder erweitert. Mit
15 Mitarbeitern baut Petring –
weiterhin am ursprünglichen
Firmensitz im Ortskern von
Schlangen – nun auch Ladestationen für Elektroautos und
fertigt Ladekabel. Diese werden in Deutschland, Österreich
und der Schweiz vertrieben. Die
Schlänger bauen Stromsäulen
für „Ladenetz“ und für die Initiative „E-Wald“. Außerdem rüstet Petring Objekte mit Solartechnik aus, fertigt intelligente
Stromlast-Management-Systeme und hat gemeinsam mit
der Blomberger Firma Phoenix
Contact das Bezahlsystem „Ladecode“ entwickelt.
Geschäftsführer sind Hans
Werner Schwarze und Lars Ulbricht.
FOTO: WOLF
zer Kunde war überzeugt von der
Qualität aus Schlangen. Kurzerhand gründete er einen OnlineVertrieb und bietet die Ladebox
aus Lippe nun neben Steckeradaptern für ganz Europa an.
Mehr als 2000 Stromtankstellen gibt es laut Verzeichnis
von www.goingelectric.de in
Deutschland für Elektromobile. Und ihre Zahl steigt rasant.
Eine davon betreibt die Volksbank Schlangen. Aufgebaut hat
die öffentliche Ladesäule Firma
Petring aus der Nachbarschaft.
Zur Abrechnung des Stroms
haben sich die Ingenieure – gemeinsam mit Technikern von
Phoenix Contact, von denen sie
Stecker und Bauteile beziehen –
etwas Besonderes einfallen lassen: den „Ladecode“.
Er besteht aus einer mathematischen Formel, die unter anderem Parameter wie Ladeort, Ladedauer, Stromstärke in einem
sechsstelligen Zahlencode darstellt. Dieser Code lässt sich an
einem Computer generieren und
an Kunden ausgeben. An der Ladesäule wird er eingetippt und
deren Computer gibt die Ladung
zu den codierten Bedingungen
frei. Die Vorteile dieses Systems
gegenüber Konkurrenzsystemen, die die Ladung per SMS
freischalten: „Es ist ein autarkes
System“, erklärt Ulbricht. „Die
Ladesäule braucht keinen Anschluss an ein Datennetzwerk.
Der Stromanschluss, ein Funkuhrmodul und ein Computer in
der Ladesäule reichen aus.“
Solche Codes lassen sich kostenlos an Kunden abgeben, die
für die Dauer ihres Einkauf laden möchten, aber auch an der
Supermarktkasse verkaufen
wie Handyladekarten. „In Zukunft könnte ich mir auch vorstellen, dass man sich unter ladecode.de mit dem Smartphone
selbst einen Code generiert und
kauft“, beschreibt Lars Ulbricht
die Möglichkeiten.
Auf diese Zusammenarbeit
mit Phoenix Contact ist er besonders stolz. „Da leisten wir echte
Entwicklungsarbeit. Genau wie
in mehreren Forschungsprojekten, an denen wir beteiligt sind,
wo es um bidirektionales Laden
geht.“ In diesem Zukunftsszenario wird der Akku im Elektroauto als Energiepuffer genutzt,
um Strombedarfs-Schwankungen im Netz auszugleichen. Elektroautos, die gerade zu Hause
an der Ladebox hängen, könnten ihren Strom dann auch wieder hergeben, wenn in den Haushalten der Nachbarschaft gerade
viel gebraucht wird.
Innovativ ist für den Ingenieur Ulbricht auch das Projekt „EWald“. Das läuft derzeit im Bayerischen Wald unter Regie der
Hochschule Deggendorf. Die
möchte beweisen, dass Elektroautos auch im ländlichen Raum
sinnvoll sind und verknüpft die
Fahrzeuge mit einem Zentralrechner, der ständig ihre aktuelle Reichweite kalkuliert und
eine passende Ladestation vorbuchen kann, damit diese nicht
bei Ankunft schon von einem
anderen E-Auto belegt ist. „Das
wäre etwas, was ich mir sehr gut
auch für Ostwestfalen vorstellen könnte“, sagt Ulbricht. „Dafür suchen wir noch Partner.“
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radition und Innovation sind kein
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zugeschnitten auf die individuellen Kundenwünsche entwickelt werden. Ob
Möbel-, Automobil-, Elektro- oder Bauindustrie – OL ist Spezialist für technische Lösungen aus Kunststoff und die
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von der Beratung bis hin zur Logistik.
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tragen über 170 Mitarbeiter täglich
mit großem Engagement dazu bei,
dass die Erfolgsgeschichte weiter
geschrieben wird. Insbesondere der
unternehmenseigene Werkzeugbau
Oskar Lehmann GmbH & Co. KG
Kunststoffverarbeitung und Werkzeugbau
Das Unternehmen versteht sich als
Experte in Sachen Kunststoff. Neben der
eigenen Kernkompetenz, dem Spritzguss und der Herstellung von Spritzgusswerkzeugen, werden die Kunden auch
bei Lösungen im Bereich anderer Herstellungsverfahren (wie z.B. Tiefziehen
und Extrusion) unterstützt.
Auch der Blick in die Zukunft gehört für
OL zur unternehmerischen Verantwortung. Seit mehr als drei Jahren beschäftigt sich OL intensiv mit dem Thema
„Biokunststoffe“. Diese neuen Werkstoffe werden auf Herz und Nieren für
verschiedene bestehende Anwendungen
und
Einsatzmöglichkeiten
geprüft. In der Produktreihe OL-Biolinie setzt OL konsequent auf die sinnvolle Kombination von Funktion und
Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund
der Ressourcenschonung.
Und nicht nur in diesem Bereich gilt
das Unternehmen als Innovator der
Branche. Kunden wissen, dass sie von
OL jedes Jahr, spätestens zu den Branchenmessen, immer wieder neue,
innovative Produkte und Lösungen
erwarten dürfen. So verbindet das
Unternehmen gekonnt zwei Werte
miteinander, die in der heutigen Zeit
bedeutsam sind: traditionelle Wurzeln
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Wirtschaftsrezpte taugen fürs Miteinander
Das „B-WUSST“-Netzwerk für Lebensqualität in Detmold will auch 2014 eine Menge erreichen
Eine wachsende Zahl von Unternehmen erkennt, dass
der kurzfristige Blick auf die
Quartalszahlen langfristig
nicht immer erfolgreich ist.
„Nachhaltiges Wirtschaften“
bestimmt mehr und mehr das
Handeln in Chefetagen.
Detmold. Doch Nachhaltigkeit
ist nicht nur ein Erfolgsrezept
für die Wirtschaft, sie kann
auch Leitlinie für die Entwicklung einer Stadt oder Gemeinde sein. Wie das funktioniert,
zeigt die Peter-Gläsel-Stiftung
mit dem Projekt „B-WUSST“
in Detmold.
„B-WUSST“ ist laut Pressemitteilung eigentlich nicht ein
Projekt, sondern viele. Die Peter-Gläsel-Stiftung hatte nämlich 2013 dazu aufgerufen, sich
mit eigenen Vorschlägen für
ein nachhaltiges, lebendiges
und lebenswertes Detmold einzubringen. Die Stiftung selbst
stellt mit Ulrike Levri eine Projektmanagerin, die sich vor allem als Maklerin versteht.
Und tatsächlich wäre es ihr
kaum möglich gewesen, die
insgesamt 77 Projektideen, die
engagierte Bürger im Rahmen
von „B-WUSST“ einbrachten,
selbst zu realisieren. „Meine Aufgabe war und ist es, die
einzelnen Teams zu unterstützen, und diejenigen, die mitmachen, zu vernetzen.“
Vor allem aber ist es die Aufgabe von Ulrike Levri, dem
Nachhaltigkeitsprojekt selbst
Viele Ideen
„B-WUSST“-Projekte gibt
es auch 2014 wieder reichlich:
- Aktiver Markt Hiddeser Berg
- Botschafter der Freundlichkeit 2.0
- „B-WUSST B-WEGUNG“
- Energieklassenzimmer
- Faire Stadt Detmold
- Innovative Lösungen für
Nahversorgung
- Multifunktionale Zonen
- Nachhaltigkeit in Detmolder
Unternehmen
- Ort der Stille
- Urban Gardening.
Erste Einblicke am Dienstag, 27. Mai, 19 Uhr, in der
Stadthalle Detmold.
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Anne-Marie TRAKIES
Rechtsanwältin
- Familienrecht
z. B. Scheidung, Unterhalt, Sorge-/Umgangsrecht
- Arbeits- und Sozialrecht
z. B. Kündigung, Arbeitspapiere, Gehalt
Arbeitslosengeld-, GdB-, Hartz IV-Bescheid
- Verkehrsunfall-, Verkehrsstrafrecht
und Bußgeld
- z. B. Schmerzensgeld, Sachschäden, Führerscheinentzug, rote Ampel, zu schnell gefahren
- Mietrecht z. B. Kündigung, Räumung, Nebenkostenabrechnung
- Erbrecht z. B. Erb-, Pflichtteil, Testament
Beeindruckendes Bild: Ihren B-WUSSTen Einsatz für Detmold demonstrierten Aktive in der B-WUSST-Woche vor dem Landestheater
Detmold in einem Massenbild.
Nachhaltigkeit zu verleihen.
Und so wird „B-WUSST“
auch 2014 Detmold noch einmal etwas nachhaltiger, noch
etwas lebenswerter machen.
Zehn Einzelprojekte sollen
mit Unterstützung der PeterGläsel-Stiftung im laufenden
Jahr umgesetzt werden, betont
Geschäftsführer Stefan Wolf.
Erste Ergebnisse werden am
27. Mai in der Stadthalle Detmold präsentiert und weiterentwickelt.
Der Erfolg der „B-WUSST“Woche im vergangenen Sommer bestärkt ihn dabei. Eine
Woche lang stellten die Teams
ihre Projekte vor und warben
für eine nachhaltige Entwicklung der Stadt. Knapp 500 Menschen setzten sich bewusst ein,
42 Aktivitäten – unter anderem
die Abschlussveranstaltung im
Rosental – machten ein nachhaltigeres Detmold sichtbar
und erfahrbar. 14 Videodokumentationen hielten die Ideen
und Arbeiten fest, auf 34 Plattformen im Internet tauschten
sich Interessierte aus.
Wie es konkret weitergehen
FOTO: PRIVAT
soll, entschieden Projektteilnehmer und Stiftung im November in der Stadthalle. Danach wird Ulrike Levri die
ausgewählten Projekte weiter
unterstützen, sodass diese bis
zum September tatsächlich zu
realisieren sind.
Dazu gehört „Urban Gardening“. Hinter dem englischen
Begriff verbirgt sich die Idee,
brachliegende Grundstücke
mit oft mals Essbarem zu bepflanzen und damit zu neuem
Leben zu erwecken. Es sind die
Bürger selbst, die unter anderem Hochbeete anlegen, mehr
Grün in die Stadt bringen und
dieses auch dauerhaft pflegen.
Ebenfalls auf der Liste: multifunktionale Zonen. Die Teilnehmer wollen erreichen, dass
öffentlicher Raum von allen
Verkehrsteilnehmern gemeinsam und gleichberechtigt genutzt werden kann, vom Fußgänger bis zum Lkw. Mehr
gegenseitige Rücksichtnahme
im Straßenverkehr soll die Folge sein. Oder: die „Faire Stadt
Detmold“. Die Idee, nicht nur
den Handel mit Produkten zu
fördern, die ökologisch und sozial nachhaltig produziert werden, sondern auch eine konkrete Verbindung mit unserem
lokalen Verhalten herzustellen,
ist das Ziel der Projektgruppe.
Wichtig ist Ulrike Levri, dass
„B-WUSST“ keine geschlossene Veranstaltung ist. „Wir laden alle ein, ihre Ideen und
Erfahrungen beizusteuern.
Mitzubringen sind lediglich die
Bereitschaft, Zeit zu investieren
und die Lust, Detmold noch lebenswerter zu machen.“
Infos: www.pg-stiftung.net und
[email protected], ☏ (0 52 31)
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Anwalts- und Notarkanzlei
Reinhardt & Hugenberg
In unserer 1923 gegründeten Kanzlei waren über viele Jahrzehnte
Notare tätig. Wir freuen uns, dass wir Ihnen erneut die Leistungen
eines Notaramtes anbieten können und zeigen an, dass
Frau Rechtsanwältin Klaudia Hugenberg
mit Wirkung vom 8. 10. 2013 vom Justizministerium des
Landes Nordrhein-Westfalen
zur Notarin mit dem Amtssitz in Detmold
bestellt worden ist.
Viel Trubel im Rosental: Beim Abschluss der „B-WUSST“-Woche
trägt der 1. Detmolder Beschwerdechor, eines von 77 „B-WUSST“Projekten des vergangenen Jahres, seinen Text vor.
FOTO: PRIVAT
Friedrich-W. Reinhardt
Klaudia Hugenberg
Rechtsanwalt und
Notar a. D.
Rechtsanwältin und Notarin
Fachanwältin für Medizinrecht
Schwerpunkte:
Schwerpunkte:
Erbrecht
Gesellschaftsrecht
(privates) Baurecht
Architektenrecht
Arzthaftungsrecht
Miet- u. Wohnungseigentumsrecht
Landwirtschaftsrecht, Vereinsrecht
Jagd- und Waffenrecht
Hermannstraße 57, 32756 Detmold
Tel. 05231/9239-0
Fax 05231/9239-99
[email protected]
12616201_800114
INTERVIEW
„Zusammen bewegen wir Größeres“
Was die „B-WUSST“-Initatoren Ulrike Levi und Stefan Wolf aus dem letzten Jahr gelernt haben
Detmold. „B-WUSST“ ist nur
dann erfolgreich, wenn viele
Menschen sich über einen längeren Zeitraum für ihre Ideen
und Überzeugungen engagieren. Die LZ sprach darüber mit
den Initiatoren von der Peter
Gläsel Stiftung, Ulrike Levri
und Stefan Wolf.
solcher Grassroots-Prozess
Struktur. Es war und ist mein
Ziel, zu koordinieren, engagierte Menschen zu vernetzen
und organisatorisch zu helfen.
Dabei ist es wichtig, immer bei
den Ideen zu bleiben und nicht
eine eigene Meinung durchzusetzen.
Wer etwas verändern möchte,
hat eine fertige Idee, wirbt um
möglichst große Unterstützung und hofft, dass Rat und
Verwaltung das Vorhaben
umsetzen. Sie nicht?
Wolf: Unser Ansatz ist tatsächlich ein anderer. Wir sind
nicht der Auffassung, den
Stein der Weisen für die künftige Entwicklung Detmolds gefunden zu haben und nur noch
eine politische Mehrheit organisieren zu müssen. Für uns
ist „B-WUSST“ ein Bildungsprojekt. Und wir sind davon
überzeugt, dass Bildung Partizipation braucht. Bildung funktioniert, wenn Menschen sich
selbst einbringen können, Freiräume nutzen, Entscheidungen
treffen. Das beginnt schon in
der Kita, wenn die Kinder selbst
über ihren Alltag mitbestimmen. Deshalb setzen wir auch
bei der nachhaltigen Entwicklung Detmolds auf die Ideen
und das Engagement der vielen.
Bei einem solchen Prozess gehen Sie von einem sehr optimistischen Menschenbild aus.
Wolf: Ja, und der Erfolg gibt
uns Recht. Gesellschaft liche
Themen, also auch die nachhaltige Entwicklung Detmolds,
haben immer mit uns allen zu
tun. Wer, wenn nicht diese
Menschen, wüssten, wo sie der
Schuh drückt. Wer, wenn nicht
diese Menschen, hätten das Potenzial ihre Probleme auch zu
lösen. Man muss ihnen die
Möglichkeit geben, in eigener
Verantwortung die Dinge anzupacken.
Levri: Wenn wir uns eine
nachhaltige Zukunft wünschen, kann nicht jeder nur
sein eigenes Ding machen. „BWUSST“ kann dabei helfen,
dass Menschen mit ähnlichen
Vorstellungen und Zielen zusammenkommen. Persönlich
gekannt haben sich viele in der
Regel nicht. Aber zusammen
können sie Größeres bewegen.
Aber beinhaltet dieser Weg
nicht das Risiko, sich zu verzetteln ?
Levri: Natürlich braucht ein
Was haben sie denn konkret
bewegt?
Levri: Nehmen Sie die „Botschafter der Freundlichkeit“.
Schüler der August-HermannFranke-Schule sind mehrfach
durch die Altstadt gegangen,
haben Passanten gegrüßt, wenn
nötig geholfen, einfach Freundlichkeit vermittelt – ein ganz
anderer Umgang miteinander. Oder das Energie-Projekt
am Leopoldinum: Eine ganze
Schule macht sich auf den Weg,
Energie zu sparen und Energie
zu erzeugen. So spart die Schule
Geld, das im „Leo“ möglicherweise wieder in soziale Projekte oder zusätzliche Ausstattung
investiert werden kann.
Wolf: Mich hat beeindruckt,
dass sich die Kommunikati-
on sehr verändert hat. Da war
plötzlich viel mehr Wertschätzung füreinander. Und da haben sich Türen geöff net, weil
allen klar war, nur gemeinsam
etwas erreichen zu können.
Es waren ja mehrere hundert
Aktive, die bei „B-WUSST“
mitgemacht haben. Wie ist es
gelungen, diese alle zu motivieren?
Levri: Einen Teil der Mobilisierung haben wir über eine
Internetplattform erreicht,
viel auch über Pressearbeit.
Und wer sich einmal hat überzeugen lassen, der überzeugt
Gemeinsam stark: Stefan Wolf und Ulrike Levri informieren in der
Hochschule OWL über die Nachhaltigkeit in Detmold.FOTO: PRIVAT
dann auch andere. Wir wünschen uns, dass möglichst viele mitmachen – auch in diesem
Jahr. Deshalb bieten wir seit
Mitte November auch den „BWUSST“-Treff punkt an. Jeden
Donnerstag bin ich zwischen
15 und 19 Uhr im Café Cup an
der Exterstraße. Am Anfang
waren die Leute zurückhaltend, jetzt führe ich viele Gespräche über Nachhaltigkeit,
Beispiele aus anderen Städten
und das „B-WUSST“-Projekt.
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Sie gehen also mit viel Optimismus ins zweite „BWUSST“-Jahr?
Wolf: Aber sicher. Wir können als Peter-Gläsel-Stiftung
zwar nicht alle Projektideen,
die 2013 entstanden sind, im
Detail weiterverfolgen. Aber
das heißt nicht, dass diese nicht
sinnvoll wären. Ganz im Gegenteil. Viele von ihnen haben
richtig Fahrt aufgenommen
und werden in privater Initiative weiter geführt – auch ohne
unsere Unterstützung. Wir
konzentrieren uns jetzt auf die
zehn Projekte, an denen im Plenum von allen Aktiven gearbeitet wurde. Das sind die Vorhaben, mit denen wir besonders
viel für Detmold bewegen können, wo es klare Ziele gibt und
vor allem passionierte Mitstreiter am Werk sind. Ich bin mir
sicher, im Herbst sieht Detmold
ein klein wenig anders, ein
klein wenig nachhaltiger, ein
klein wenig lebenswerter aus.
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Ausverkaufte Halle macht die Wirtschaft froh
Beispiel TBV Lemgo: Lippische Unternehmen engagieren sich mit Erfolg im Spitzensport
Von Dietmar Kuhfuss
TBV Lemgo
Teamgeist, Leistungsbereitschaft und der Wille, das Beste
zu geben, sind essentielle Elemente des Sports – Werte, die
auch die Unternehmenskultur
lippischer Firmen prägen. Daher engagieren sie sich seit vielen Jahren auch beim Flaggschiff des Handballs in Lippe,
dem Bundesligisten TBV
Lemgo.
Lemgo. Und dabei sind sie in
guter Gesellschaft. Der Fachverband Sponsoring erwartet
bundesweit in den nächsten
Jahren ein starkes Anwachsen im Sponsoringvolumen
auf über vier Milliarden Euro.
Das größte Stück vom Kuchen
werden die Fußballer verspeisen (81 Prozent), es folgen der
Basketball (32) und dann schon
die Handballer (28 Prozent)
– mit starker Tendenz nach
oben, denn Handball hat keine
Fanskandale, schlechtes Wetter
gibt es in den Hallen nicht. Die
Atmosphäre stimmt einfach.
Aber Spitzensport ist ohne
Unterstützung durch profes-
Türöffner: Christian Sprdlik ist
gern gesehener Gast auch bei
lippischen Unternehmen.
Der Überblick:
· Gut 30 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern bietet der TBV
Lemgo einen Arbeitsplatz.
· Hauptsponsor: Phoenix
Contact, Blomberg
· Premiumsponsoren:
Gerry Weber, Halle,
Itelligence, Bielefeld
· Co-Sponsoren: Herforder
Brauerei, Gebr. Brasseler,
Lemgo, Lippische LandesBrandversicherung, Detmold
· Den großen Partnerkreis
bilden gut 100 kleine und
große Unternehmen aus
Ostwestfalen-Lippe und
darüber hinaus.
Die Halle ist voll, die Stimmung bei den fast 5000 Fans toll: Auch das macht den Wirtschaftsunternehmen
die Entscheidung für ein Sponsoring beim TBV Lemgo leicht. Bandenwerbung und zunehmend die
FOTOS: KUHFUSS
auf dem Hallenboden gewinnen an Attraktivität.
sionelle Partner aus der Wirtschaft auch beim HandballBundesligisten TBV Lemgo
nicht mehr denkbar. Handball
ist Leidenschaft. Für Zuschauer wie für die Athleten. Flexibilität und Ideenreichtum sind
neben Talent, Kampfgeist und
Einsatzwillen die Voraussetzung für den Erfolg. Und für
den ist das Sportsponsoring
unerlässlich als ein wichtiger
Bestandteil der Finanzierung.
Da heißt es Klinken putzen
– mit viel Herzblut. Das hat
Christian Sprdlik, seines Zeichens Geschäftsführer für
Marketing, Sponsoring, Öffentlichkeitsarbeit beim TBV
Lemgo. Aber sein Job ist nicht
leicht. Die Strahlkraft einer erfolgreichen Nationalmannschaft mit entsprechender
TV-Präsenz fehlt (noch). Der
berühmte „TBV Deutschland“
ist Vergangenheit. Das Schlaraffenland für hochdotierte, nicht immer topmotivierte
Spieler nach der Weltmeisterschaft 2007 gibt es in Lemgo
nicht mehr.
Die neue deutsche Welle
kommt an
Ein dominanter, alles bestimmender Sponsor ist auch
Vergangenheit. Nach der Beinahe-Insolvenz ist man beim
TBV wieder bodenständig geworden. Sehr zur Freude vieler
Firmen, die dem TBV schon
seit Jahrzehnten die Treue gehalten haben. Das neue Motto „Jugend nach vorn“ kommt
in der Wirtschaft glänzend an.
Die neue deutsche Welle lässt
zuweilen von ruhmreichen Zeiten träumen. In die Waagschale bei den Gesprächen mit den
Partnern aus der Wirtschaft
kann Sprdlik also neue Tugenden seines Vereins werfen, als
da wären die jüngste Bundesligamannschaft und den hohen
Anteil der deutschen Spieler
mit 88 Prozent. Nicht zu vergessen die sportliche Leistung
mit dem guten 9. Platz nach der
Hinrunde, den nach den Irrungen und Wirrungen der jüngsten Vergangenheit nur Optimisten erwartet hätten.
Und Christian Sprdlik setzt
auch auf das zurück gewonnene
Vertrauen der Partner aus der
Wirtschaft, hat maßgeschneiderte Konzepte parat: „Wir bieten für jeden eine individuelle
Lösung. Vom kleinen Hand-
· Ansprechpartner: Christian
Sprdlik, Geschäftsführer
☏ (0 52 61) 288 339
werksbetrieb bis zum Global
Player kann sich bei uns jeder
wiederfinden. Das reicht von
der Print-Präsenz im ‚Echo‘
bis zum Komplettpaket mit
Bandenwerbung, einem Platz
auf dem Trikot und dem VIPPaket.“
Und letzteres kommt an.
Restlos gefüllt war in den vergangenen Wochen und Monaten der VIP-Raum mit Sponsoren und deren Gästen. Ein
riesengroßes Netzwerk auch
für die Gespräche nach dem
Sport in lockerer Atmosphäre.
Man lernt sich kennen, trinkt
ein Bier zusammen, tauscht
Adressen und nicht selten entsteht hier eine Basis für grundsolide und lang anhaltende geschäft liche Beziehungen, die
eine Zukunft haben.
Arm in Arm mit dem Kapitän: Über das Engagement der Sponsoren
freut sich auch Florian Kehrmann (hier noch im alten Dress) mit
Gabriela Maaß.
FOTO: KUHFUSS
Unternehmen brauchen
auch Sympathieträger
Michael und Gabriela Maaß sind Sponsoren des TBV
Detmold. Sportsponsoring
trifft in der Gesellschaft auf
breite Zustimmung. Rund 78
Prozent der gesamten Bevölkerung stehen Sponsoring positiv
gegenüber. Die Akzeptanz geht
quer durch alle Altersschichten
und sozialen Gruppen.
Das können Gabriela und
Michael Maaß nur unterschreiben. Seit vielen Jahren plant
und erstellt die Detmolder Firma als Generalunternehmer
Gewerbebauten wie Lagerhallen, Produktionshallen, Bürogebäude und sonstige gewerblich genutzte Gebäude.
Und ihr Herz schlägt als
Sponsor auch für den TBV
Lemgo. Rot auf Weiß ist ihr
Engagement auf dem Hallenparkett der Lipperlandhalle bei
Heimspielen der Handballer zu
sehen. Und das mit Erfolg. Gabriela Maaß: „Wir werden oft
von Kunden aus nah und fern
auf unser Engagement ange-
sprochen. Und das nur positiv.
Der TBV hat immer noch oder
wieder einen guten Ruf, nicht
nur regional, sondern auch
bundesweit. Und davon profitieren auch wir.“
Besonders attraktiv für die
Detmolder Firma ist der Beliebtheits- und Bekanntschaftsgrad in der Region mit Handballern zum Anfassen. „Diese
Tugenden gefallen uns besonders und bestärken uns in unserem Engagement. Auch im
neuen Jugendkonzept ohne
sündhaft teure Stars kann sich
die Wirtschaft problemlos wiederfinden und identifizieren.“
Überaus positiv bewerten
die Detmolder auch die Rolle
des TBV-Geschäftsführers für
Marketing, Christian Sprdlik:
„Ihm ist die Rolle auf den Leib
geschnitten. Er kommt positiv
rüber und kann die Werbebotschaft des Vereins bestens übermitteln.“
(dk)
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Die neue
Freiheit im Bad
entdecken
Das Konzept der „gekachelten Hygieneschachtel“ ist passé. Aktuelle Studien zeigen: im Bad gewinnen persönliche Badriten sowie der Erlebniswert von Raum,
Wasser, Licht und Design eine wachsende
Bedeutung.
tionen aus, in den ehemaligen Partykeller, in die ungenutzte Garage, in den Garten.“ Natürlich hat die neue Freiheit im
Bad Methode. Und die Methode hat
einen Namen: das integrale Bad.
Wenn der neue Lebensraum bezahlbar
und ganz persönlichen Ansprüchen genügen soll, dann sind die Qualität der Badplanung und die Wahl des passenden
Badspezialisten wichtige Voraussetzungen. Kreative „Badgestalter“ denken und
planen heute das Bad anders, freier. Sie
lösen es aus dem Korsett einer rein auf
Hygiene ausgerichteten Grundfunktion.
Ganz bewusst werden wohnliche Aspekte
integriert:
Diese
besondere
Betrachtungsweise
erschließt den Raum über die ganz persönlichen Erlebniswünsche der Nutzer.
Am Ende aber ist der Verbraucher vor
eine zentrale Frage gestellt: „Welchem
Spezialisten kann ich eine solche Aufgabe
anvertrauen? Wer hat die Kompetenz?“
Diese Entscheidung will gut überlegt sein:
Kommunizieren gehört dazu, sich Fithalten, Schlafen, Träumen, Entspannen und
natürlich Freizeitunterhaltung wie etwa
Musik hören, Heimkino genießen, im
Internet surfen, lesen, flirten…
Baden so wie ich es mag!“
Für den Detmolder Badspezialisten Rolf
Reimann löst sich das Bad aus seiner Isolation: „Wohn- oder Schlafbereiche werden
eingebunden. Oder es wandern Badfunk-
Bielefelder Straße 515-517
32758 Detmold
Telefon (0 52 32) 8 60 73
Ein neues Bad leistet man sich nicht alle
Tage. Und die Investition kann je nach
Ausstattung den Wert eines Mittelklassewagens erreichen.
Badinteressenten eine Orientierungshilfe
zu geben und Kompetenz erkennbar zu
machen – das war der Anlass für die Leistungsgemeinschaft SHK mit bundesweit
900 Handwerksbetrieben eine Marke für
Komplettbad-Kompetenz zu schaffen.
Diese Marke DIE BADGESTALTER –
komplett mein Bad ist die erste Marke
in Deutschland, die
„Uns ist es wichtig, zunächst einmal die
Vorstellungen
des
Badinteressenten
genau kennen zu lernen. Erst dann beginnen wir zu planen, kümmern uns um die
Koordination sämtlicher Gewerke vom
Fliesenleger über den Elektriker und
Installateur bis hin zum Maler und realisieren das Projekt mit Fixtermin und zum
Festpreis. 14 Mitarbeiter gehören zum
Unternehmen, das bereits 1971 gegründet wurde.
- Planungskreativität
- Produktqualität und
- Handwerkskompetenz
zu einer Komplettleistung bündelt.
Für Rolf Reimann ist die Marke seit April
2011 eine Auszeichnung seines Engagements für die Badgestaltung aus einer
Hand: „Jedes Bad ist anders. Es muss
genau den Anforderungen und Erlebniswünschen genügen, die seine künftigen
Nutzer mit ihm verbinden.“
Deshalb gibt es für ihn keine Lösungen
von der Stange.
Firmeninhaber Rolf Reimann, seine Frau Jutta
und Sohn Frank (von rechts) sorgen für einen
reibungslosen Ablauf in der Firma.
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
„Für meine Kinder ist es normal, überall dabei zu sein“
Die Lagenser Unternehmerin Diana Schuhmacher schafft den Spagat zwischen Familie und Karriere
Von Sandra Castrup
dem Familienunternehmen,
in dem ihre Eltern und ihre
Schwester mitwirken, nur noch
ein Büro angemietet. „Vor drei
Jahren musste ich gesundheitlich mit der Werbetechnik aufhören und habe RD Beschriftungen an meine Schwester
verkauft. Von da an hatte ich
das Geld und die Zeit, mich intensiv um den Online-Shop zu
kümmern, den ich ursprünglich
für die Auszubildenden ins Leben gerufen hatte.“
„House of pet-design“ nennt
sich der Internet-Handel, der als
Kind und Job unter einen Hut
zu bringen, das ist anstrengend, klar. Aber es ist nicht unmöglich. Man darf sich nur
nicht von anderen in die Irre
führen lassen, so Unternehmerin Diana Schuhmacher.
Lage-Heiden. Autos, Rasseln
und Bausteine liegen bunt verstreut auf dem Teppich. Sie gehören Felix, dem jüngsten Sohn
von Diana Schuhmacher. Mit
seinen 15 Monaten stellt er
gerne den Arbeitsplatz seiner Mutter auf den Kopf. Das
darf er auch, denn die 36-Jährige nimmt ihn täglich mit und
sagt ganz selbstverständlich:
„Da wo ich bin, ist auch Felix.“
Vor neun Jahren hat sie diese Einstellung bereits mit Sohn
Max vorgelebt. „Das war allerdings eine ganz andere Zeit,
man sprach zwar schon von
Vereinbarkeit von Familie
und Beruf, aber als arbeitende
Schwangere gehörte man doch
eher zur belächelten Fraktion“,
»Ich vertraue auf
meine Spontanität«
Diana Schuhmacher
»Ich war die mit dem
dicken Bauch«
Diana Schuhmacher
erinnert sich Schuhmacher,
die bis vor einem halben Jahr
noch Stulgys hieß und muss
lachen: „Bei den Männern war
ich einfach ,die mit dem dicken Bauch‘.“ Von Frauen dagegen musste sie sich ständig
Vorwürfe und Bedenken anhören, nach dem Motto: das funktioniert doch alles nicht mit
Kind. „Es wurden sich viel zu
viele Gedanken um Dinge gemacht, die eigentlich ganz normal sind. Natürlich ist es nicht
leicht, Kinder, Alltag und Beruf unter einen Hut zu bringen,
Mit Kind am Schreibtisch: Diana Schuhmacher und ihr 15 Monate alter Sohn Felix sind ein eingespieltes Team.
aber leicht ist es doch nie. Wir
passen uns täglich neuen Situationen an und bekommen das
irgendwie hin. Die Frage ist:
Wie lange zerrede ich eine Sache, anstatt sie hinzunehmen?“
Das Verharren in alten Denkweisen bezeichnet die gelernte Bankkauff rau als „die größte Katastrophe“.
Diana Schuhmacher ist seit
Jahren Unternehmerin mit
Leib und Seele, eine Frau der
Tat, die sich eine Baby-Pause
nie vorstellen konnte. Die Lagenserin machte sich bereits als
21-Jährige mit der Firma „RDBeschriftungen“ selbstständig.
„Es ist auch vorgekommen,
dass der Babysitter kurzfris-
tig ausfiel und ich Max spontan
zu einer wichtigen Präsentation mitnehmen musste“, erzählt
die ehemalige Vorsitzende der
lippischen Wirtschaftsjunioren.
„Das war zwar komisch, aber es
hat geklappt. Mit einem Schreikind gehen solche Aktionen natürlich nicht, das ist klar.“
Heute, neun Jahre später,
sitzt Felix strahlend auf ihrem
Schoß, vergnügt erkundet er
die Tastatur des Laptops, liebt
das Smartphone seiner Mutter ebenso wie glänzende Kugelschreiber. Im Nebenraum
ihres Büros steht ein Bettchen
für den kleinen Mann bereit,
der der Sonnenschein im Medien-Zentrum Stulgys ist und
FOTO: CASTRUP
um dessen Aufmerksamkeit
sich die Mitarbeiter förmlich
reißen. „Das finde ich toll. Für
meine Kinder ist es normal, immer dabei und unter Menschen
zu sein. Ich möchte ihnen vermitteln, wo und wie das Geld
für die Erfüllung ihrer Wünsche verdient werden muss.“
Diana Schuhmacher hat in
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Vollsortimenter die Produkte
für Hunde, Pferde und Katzen
der Firma „Hunter“ vertreibt.
„Jetzt brauche ich eigentlich nur
noch meinen Laptop und kann
von überall auf der Welt arbeiten“, so die zweifache Mutter
schmunzelnd, die sich jedoch
feste Arbeitszeiten im Büro
selbst auferlegt hat. „Zuhause wäre ich nicht ganz so diszipliniert genug, da würde mir
immer etwas einfallen, was ich
nebenbei erledigen könnte. Die
Waschmaschine anstellen beispielsweise.“
Diana Schuhmacher ist sehr
wohl bewusst, dass es Vorteile hat, selbstständig zu arbeiten und sich Zeiten besser einteilen zu können. Andererseits
stehe man als Verantwortliche
enorm unter Druck. „Der Balance-Akt zwischen Kind und
Karriere erfordert ein Höchstmaß an Organisation, für einige Projekte brauche ich eine
längere Planung – und ansonsten vertraue ich auf meine Spontanität“, lacht die Geschäftsfrau.
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Erfolgreich in die Zukunft
Windmöller Holding – Familienunternehmen mit Verantwortung
Tradition – Moderne – Zukunft. Die
Windmöller Holding, gegründet im
November 2010 von Ulrich Windmöller,
ist ein Verbund von derzeit drei familiengeführten Einzelunternehmen, vertreten durch die Geschäftsführer Ulrich
und Matthias Windmöller. Unter dem
Dach der Holding befinden sich aktuell
die Firmen WPT GmbH – Windmöller
Polymer Technologie am Standort Detmold - die Windmöller Flooring Products GmbH mit Sitz in Augustdorf
sowie die Windmöller Holzwerkstoffe
GmbH am Standort Bad Oeynhausen.
Die Gruppe erzielte mit insgesamt 330
MitarbeiterInnen in 2013 einen Umsatz
von ca. 130 Mio. EUR.
Die zur Holding gehörenden
Unternehmen und ihre Historie
Die WPT GmbH (70 Mitarbeiter) wurde
1999 gegründet und avancierte in den
letzten 15 Jahren zum Marktführer und
Spezialisten im Bereich der hochwertigen Akustiksysteme zur Tritt- und Gehschalloptimierung von Hartbodenbelä-
gen, keramischen-, textilen- oder elastischen Bodenbelägen. Darüber hinaus
werden Akustiklösungen zur Schalloptimierung im Segment der Türenindustrie
geliefert. Die jährliche Matten-Fertigungskapazität des Werkes in Detmold
liegt bei rund 20 Mio. qm/Jahr. Darüber
hinaus produziert die WPT GmbH mit
einer Fertigungskapazität von derzeit 3
Mio. qm/Jahr den weltweit ersten dauerelastischen und bereits mehrfach prämierten Bioboden PURLINE aus nachwachsenden Rohstoffen. Die besondere Stärke dieses Unternehmens liegt in
der Forschung & Entwicklung, der es im
Herstellungsprozess des Produktes
PURLINE gelungen ist, petrochemischedurch biochemische Rohstoffe, wie bsp.
Raps- oder Rizinusöl zu substituieren.
Somit handelt es sich bei PURLINE um
einen elastischen Bodenbelag mit höchsten Beanspruchungs- und unschlagbaren ökologischen Merkmalen.
Die Windmöller Flooring Products
GmbH (220 MitarbeiterInnen) entstand
am 1. Januar 2013 aus der Zusammenführung der beiden Unternehmen Windmöller Flooring GmbH und Witex Flooring Products GmbH und produziert am
Standort Augustdorf in vier Werken
hochwertige Bodenbeläge.
Die Witex wurde bereits 1978 durch
Herrn Ulrich Windmöller gegründet,
beschäftigte sich zunächst mit der Verarbeitung von Kunststoffplattenbeschichtungen und sorgte ab 1991 für
den revolutionären Durchbruch der
gänzlich neuen Bodengattung der Laminatbodenbeläge. Die Windmöller Flooring GmbH wurde 2007 von Matthias
Windmöller am Standort Detmold
gegründet und produzierte und vertrieb
mit großem Erfolg Designböden europaweit. Mit der Präsentation des ersten
klebstofffreien CONNECT-Verriegelungssystems in dieser Bodengattung
begann 2009 eine unvergleichliche
Erfolgsgeschichte. Zur Ausweitung der
Produktionskapazität auf 5 Mio. qm
wurde neben Detmold 2011 ein zusätz-
licher Produktions- und Logistik-Standort in Augustdorf aufgebaut.
Das hochwertige Fußbodensortiment
bestehend aus Laminat-, elastischen
Designbelägen und der neuesten
Bodengattung der Bioböden wird international in über 70 Länder weltweit
über ausgewählte Fach- und Großhändler unter der Fußboden-Dachmarke
wineo® vertrieben. Elastische Bodenbeläge bietet das Unternehmen zum
vollflächigen Verkleben und zum Klikken mit CONNECT-Technologie und gilt
hier als Marktführer.
Das dritte zur Holding gehörende Unternehmen ist die Windmöller Holzwerkstoffe GmbH am Standort Bad Oeynhausen. Das ausschließlich im B-to-BBereich operierende Unternehmen ist
spezialisiert auf die Be- und Verarbeitung von Holzwerkstoffen und deren
Lagerung und Logistik und mit einer
Verarbeitungskapazität von 100.000m3/
Jahr ein bedeutender Zulieferer der
Möbelindustrie.
Die Zusammenfassung aller WindmöllerFamilienunternehmen unter dem Dach
der Holding ermöglicht die Optimierung
von Prozessabläufen und die Realisierung von Synergie-Effekten in den
Bereichen Marketing, IT, Personal, Einkauf und Finanzen. 100% der Unternehmensanteile werden durch die Familie
Windmöller gehalten. Alle Produkte der
Holding-Unternehmen tragen das Gütesiegel: Made in Germany. Der Unternehmensverbund mit seinen drei in Ostwestfalen verwurzelten Firmen steht für
ein hohes Maß an Qualität, Zuverlässigkeit, Innovationskraft, sozialer Verantwortung und ein teamorientiertes, familiärem Arbeitsklima und ist für die Region ein bedeutender Arbeitgeber und
Ausbildungsbetrieb. Die Unternehmerfamilie legt großen Wert darauf, dass
auch in Zukunft ein familienorientiertes
Klima mit all seinen Vorteilen für die
Beschäftigten und positiven Impulse für
die Zusammenarbeit mit Handelspartnern gelegt wird.
Verwaltungsgebäude am
Standort Augustdorf:
Hier haben die Windmöller Flooring
Products GmbH und die Windmöller
Holding ihren Sitz.
Annika Windmöller
ist Gesellschafterin und leitet die Unternehmens-Kommunikation aller zur Windmöller
Holding gehörenden Unternehmen.
Ulrich Windmöller ist geschäftsführender Gesellschafter
(links) und Matthias Windmöller der geschäftsführende
Hauptgesellschafter der Windmöller Holding GmbH.
Kontakt:
Windmöller Holding GmbH
Leitung Unternehmenskommunikation: Annika Windmöller
Tel.: +49 (0)5237 – 6090 · Fax: +49 (0)5237 – 609 4469 · [email protected] · www.windmoeller.de
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Mit sozialer Verantwortung am
Markt erfolgreich sein
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Übergabe an die jüngere Generation
Corporate Social Responsibility: Lippes Unternehmen sind die Vorreiter
Horn-Bad Meinberg. Seit über 15 Jahren
führt Frau Marianne Maubach in Horn-Bad
Meinberg/Wehren eine moderne und leistungsstarke EDV-Buchungsstelle, die für
ihre Mandanten alle laufenden Geschäftsvorfälle bucht, die laufenden Lohnabrechnungen sowie die Lohnsteueranmeldungen
erstellt. Nun ist für Frau Maubach der Zeitpunkt gekommen, diese an die jüngere
Generation abzugeben. Übernommen wurde das Buchhaltungsbüro zum 1. Januar
2014 von zwei langjährigen Mitarbeitern,
die sich mit allen Abläufen der Firma
bestens auskennen. Frau Birte Wöltje ist
staatlich geprüfte Betriebswirtin und Ausbilderin für kfm. Berufe, Herr Sven Grischkat ist geprüfter Bilanzbuchhalter IHK.
Zusammen haben Sie die Firma BMS
GmbH & Co. KG gegründet.
Gelungene Postkartenaktion: Berufswahlkoordinator Lars Pielsticker, Michael Grübel und der Bielefelder Schulleiter Mike Noßmann
freuen sich mit den Schülern.
Von Florian Ebner
Viele Unternehmen engagieren sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch in sozialer
und ökologischer Hinsicht. Die
Lipper gehen da mit gutem Beispiel voran. „Corporate Social Responsibility“ (CSR) ist auf
dem Vormarsch.
Detmold. CSR ist im weitesten Sinne das gesellschaft liche
Engagement der Unternehmen, ist heute schon mehr als
ein Marketing-Instrument großer Konzerne. Das Bewusstsein
der Bevölkerung hat sich in den
vergangenen Jahren in vielerlei Hinsicht gewandelt und verschärft: Private Verbraucher
fragen nicht nur nach Qualität
der Produkte und Dienstleistungen, sondern machen ihre
Kaufentscheidung häufig von
anderen Faktoren abhängig –
beispielsweise von den vorherrschenden Arbeitsbedingungen.
Auch das ökologische Bewusstsein der Betriebe wird
immer öfter kritisch hinterfragt. Und: Der sich in letzter
Zeit weiter verschärfende Mangel an qualifizierten Fach- und
Führungskräften zwingt gerade die mittelständischen Betriebe zum Handeln.
Dies ist genau der Punkt,
an dem die Detmolder Wirtschaftsförderung
„Gilde“ ansetzt: Dort, so erklärt
„Gilde“-Prokurist Thorsten
Brinkmann, habe man es sich
zum Ziel gesetzt, kleine und
mittelständische Unternehmen dabei zu unterstützen, ihr
gesellschaft liches Engagement
optimal und strategisch an ihrem Tagesgeschäft auszurichten.
Die erfolgreichen Aktivitäten der „Gilde“ haben bereits überregional für Furore gesorgt: Am 16. Januar hat
NRW-Wirtschaftsminister
Garrelt Duin die Detmolder
Wirtschaftsförderung als „Ort
des Fortschritts 2014“ ausgezeichnet und bei dieser Gelegenheit als einen der „wichtigsten CSR-Multiplikatoren
in NRW“ bezeichnet.
Das Modell „Corporate Social Responsibility“ fußt auf
den Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales: In all diesen
Bereichen kann ein Betrieb seinen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft leisten.
Ökonomisch
orientierte
Beiträge wären etwa eine angemessene Preisgestaltung,
Verbraucherschutz, aber auch
faire Partnerschaften zu den
Geschäftspartnern. Der verantwortungsvolle Umgang
mit Ressourcen jeglicher Art,
Umweltmanagement und artgerechte Abfallentsorgung
FOTO: PRIVAT
fallen in den Bereich der ökologischen Motivation. Häufig erfahren allerdings die sozialen Unternehmensbeiträge
die größte Wertschätzung. Die
Vereinbarkeit von Familie und
Beruf, die Einhaltung der Bestimmungen bezüglich der Arbeitsbedingungen oder Chancengleichheit können bei der
Bevölkerung und speziell bei
den Mitarbeitern ein positives
Feedback erzeugen.
Seit Mitte 2009 engagieren
sich mehr als 70 Unternehmen
im Rahmen des Pilotprojekts
„Verantwortungspartner für
Lippe“, das von der „Gilde“ in
Zusammenarbeit mit der IHK
und der Bertelsmann-Stiftung
ins Leben gerufen worden ist.
Ziel ist es, jungen Menschen
frühzeitig eine Berufsorientierung zu bieten, ältere Arbeitnehmer länger fit zu halten,
Menschen mit Migrationshintergrund besser zu integrieren
und berufstätigen Familien in
Problemsituationen zu helfen.
Desweiteren hat die „Gilde“,
subventioniert durch die Europäische Union, das Projekt
„Zukunft Mittelstand!“ ins
Leben gerufen. In eine ähnliche Richtung zielt „Inno Train
CSR“, ein Gemeinschaftsprojekt von sechs internationalen Partnern unter Leitung
der Detmolder Wirtschaftsförderung: Es wurden Lehrmaterialien, sogenannte Lernbriefe, erarbeitet, die sich
maßgeschneidert auf die Bedürfnisse der Unternehmen
anwenden lassen.
„CSR unternehmen!“ ist
das neueste Projekt. Es bietet
mittelständischen Firmen ein
mehrstufiges Qualifizierungsprogramm, mit Intensivseminaren und Workshops zur
Umsetzung einer angepassten
CSR-Strategie. Unternehmen
sollten CSR „nicht immer nur
als reinen Kostenfaktor sehen“,
sagt Gilde-Prokurist Thorsten
Brinkmann und unterstreicht
den Nutzen: Die Verbesserung
des Images helfe, sich von den
Wettbewerbern abzuheben.
Dies sei besonders bei der
Suche nach neuen Fach- und
Führungskräften relevant, da
gesellschaft lich engagierte Betriebe sicherlich attraktivere
Arbeitnehmer seien als ausschließlich absatzorientierte
Unternehmen.
Die Beziehungsstruktur zu
Kunden und Lieferanten könne außerdem gefestigt und so
das Vertrauen in die Produkte
und Dienstleistungen des Unternehmens ausgebaut werden.
Es geht Brinkmann aber
auch um die „Motivation der
betriebsinternen Mitarbeiter“,
denn nur vom Arbeitgeber begeisterte Arbeitnehmer könnten Kunden glaubwürdig von
den Produkten überzeugen
und ein angenehmes Arbeitsklima absichern. Die eigenen
Aktivitäten auf diesem Sektor sollten nach innen und außen offensiv dargestellt werden,
empfiehlt er.
Ein Beispiel für erfolgreiche
CSR-Aktivitäten aus der Region stellt der Trocknungsfachbetrieb Michael Grübel KG dar.
Inhaber und Geschäftsführer
Fairness bringt Erfolg: Thorsten Brinkmann präsentiert eines der
zahlreichen Gilde-Projekte.
FOTO: EBNER
Michael Grübel, der das Unternehmen 1996 gegründet und
heute Standorte in Detmold,
Bielefeld, Herford, Gütersloh
und Osnabrück betreibt, startete 2003 das firmeneigene und
gemeinnützige Projekt „Michael Grübel helfende Hände“.
Dahinter steckte der pragmatische Ansatz, direkt und ohne
bürokratische Hürden zu helfen und der Überzeugung des
„Gebens und Nehmens“ Leben
einzuhauchen.
Aus dem ursprünglichen Engagement sind seinen Angaben
nach mit der Zeit vier Unterprojekte hervorgegangen, die
allesamt unbefristet laufen.
Von Beginn an lief das Projekt
„Hilfe durch Handwerk“, bei
dem kostenlose Handwerksarbeiten in öffentlichen Institutionen wie Schulen und
Kindergärten geleistet werden. Mittlerweile sei die Warteliste für Anfragen schon so
lang, dass diese nur Schritt für
Schritt abgearbeitet werden
können, berichtet Grübel.
Ende 2006 folgte dann „Zeit
im Alter“: In diesem Rahmen
verbringen alle Mitarbeiter
vom Geschäftsführer bis zum
Azubi Zeit in Alters- und Seniorenheimen in ganz OWL.
Dabei wird gesungen, es werden Gedichte und Geschichten vorgetragen oder man steht
schlichtweg als Gesprächspartner zur Verfügung.
Im Jahr 2009 startete Michael Grübel das dritte Projekt
„Stadtglück“: Bildungseinrichtungen können sich an das Unternehmen wenden und ihnen
ein Wunschmotiv für Postkarten zusenden (Grübel spendet
200 Stück je Einrichtung). Diese werden in der Folge über die
unternehmenseigene Homepage veräußert und die entstehenden Erlöse für die Bildungsförderung auf lokaler Ebene
gespendet.
Michael Grübel, der für das
Engagement seines Betriebs
bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, möchte anderen
Unternehmen hinsichtlich der
„Corporate Social Responsibility“ ein Vorbild sein und das
Bewusstsein in diesem Zusammenhang schärfen. Er und seine Mitarbeiter sind stolz auf
ihre ehrenamtlichen Leistungen und haben dazu noch Spaß
an der freiwilligen Arbeit mit
allen Bevölkerungsschichten.
„Ein gesundes Unternehmen
braucht eine gesunde Gesellschaft und umgekehrt“, sagt
der Firmenchef. „Ich will andere Betriebe, ermutigen, unabhängig von Branche oder Größe ihren Teil zu leisten.“ Grübel
hat eine deutliche Imagesteigerung festgestellt, die sich auch
in gestiegenen Auftragszahlen
widerspiegele.
Angefangen hatte Frau Maubach mit einer
Angestellten im eigenen Haus, mittlerweile
ist der Mitarbeiterstamm auf 10 Sachbearbeiter, 1 IT-Fachmann und 3 Auszubildende in einem eigenen, in 2008 erbauten
Bürogebäude angewachsen, die alle durch
die neue Firma übernommen werden.
Zum Leistungsumfang gehören neben dem
Buchen der laufenden Geschäftsvorfälle
wie Bank, Kasse, Debitoren und Kreditoren
inkl. Offener-Posten-Buchhaltung ebenso
die Erstellung der laufenden Lohn- und
Gehaltsabrechnungen und Lohnsteueranmeldungen sowie das Erstellen sämtlicher
Bescheinigungen für die Mitarbeiter, Beitragsnachweise für die Krankenkassen,
An- und Abmeldungen sowie Jahresmeldungen durch das Programm nach den
derzeit gültigen gesetzlichen Bestimmungen und Anforderungen. Außerdem können umfangreiche Auswertungen speziell
nach den Kundenwünschen erstellt und
jederzeit zur Verfügung gestellt werden.
Die Bearbeitung erfolgt auf einer modernen
EDV-Anlage, die auf die besonderen Wünsche der Mandanten angepasst werden
kann und überwiegend im elektronischen
Austausch erfolgt. Alle Belege können von
dem Mandanten auch digital zur Verfügung
gestellt werden. So werden zurzeit monatlich über 4.000 Lohnabrechnungen erstellt
und die laufende Finanzbuchhaltung für 40
Betriebe gebucht.
Interessenten können sich gerne informieren und ein Angebot anfordern:
* Buchen lfd. Geschäftsvorfälle, lfd. Lohnabrechnung
BMS GmbH & Co. KG
Buchhaltung* mit System
Wällenweg 29 b
32805 Horn-Bad Meinberg
Telefon 0 52 34 - 91 99 30
E-Mail: [email protected]
www.bms-buchhaltung.de
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Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
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LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Der Bauernhof am Rande der Stadt
Schwarzbunte an der Bundesstraße: Familie Meierhenrich bewirtschaftet einen Hof mit 150 Milchkühen vor den Toren Detmolds
Das Leben als Kuh
Von Regine Sell
Früher war Lippe ein von der
Landwirtschaft geprägtes Gebiet. Heute kommen sich offene Kulturlandschaft und urbaner Raum schon nah. Wie
arbeitet ein Bauernhof direkt
vor den Toren der Stadt? Ein
Ortstermin.
Detmold-Klüt. Rund 500 Meter hinter dem Ortsausgang
Klüt in Richtung Lemgo befindet sich der „LippeMilch“-Betrieb der Familie Meierhenrich.
Betriebsinhaber Jörg Meierhenrich wirtschaftet also quasi
in direkter Nachbarschaft zum
urbanen Raum. Das ist mit Vorund Nachteilen verbunden.
Die Einfahrt zum Hof zum
Beispiel ist nicht ungefährlich.
70 Kilometer pro Stunde dürfen
die Fahrzeuge auf der stark belasteten Bundesstraße fahren.
Für einen Trecker mit Anhänger, der sich in den Verkehr einfädeln soll, kann das genauso
gefährlich sein wie für die zahlreichen anderen Verkehrsteilnehmer. „Wenn Gülle gefahren
wird, müssen wir schnell mal
15 mal rauf auf die Lemgoer
Straße und auch wieder runter. Es hat halt auch Nachteile, wenn man direkt an einer
der Hauptstraßen, die nach
Detmold hinein führen, seinen Hof hat“, sagt Jörg Meierhenrich. Mitunter gebe es auch
Beschwerden, zum Beispiel wegen Geruchsbelästigung durch
Gülle. Ein Betrieb mit 150
Milchkühen riecht eben nicht
nach Veilchen.
Unterm Strich aber sieht
Meierhenrich vor allem die
Vorteile – für den Betrieb als
auch für die Bewohner der
größten Stadt in Lippe. Für den
Bauern und seine Familie bedeutet die Nähe zur Stadt, dass
die beiden Kinder nicht isoliert auf einem Bauernhof, abseits von allem aufwachsen.
Alles für das Milchvieh: Der Hof Meierhenrich
Am Kälberiglu: Bauer Jörg Meierhenrich hält 150 Milchkühe.
Die Schule ist nicht weit entfernt, eine Bushaltestelle direkt auf der anderen Straßenseite. Die Detmolder hingegen
haben hier eine Möglichkeit,
Landwirtschaft „zum Anfassen“ zu erleben.
Schul- und Kindergartengruppen sind den Meierhenrichs immer herzlich willkommen, und so bekommen
Lippes Landwirtschaft in Zahlen
Der landwirtschaftliche
Strukturwandel macht auch
vor der lippischen Wirtschaft
nicht Halt: Gab es nach Angaben der Landwirtschaftskammer 2007 noch 1255 angemeldete landwirtschaftliche Betriebe in
Lippe, ist diese Zahl bis zur letzten Erhebung 2010 auf 892 gesunken. Laut dieser Angaben hat
sich die Betriebszahl innerhalb
von drei Jahren um rund 30 Prozent reduziert – ein schlagartiger Rückgang, vergleicht man
ihn mit der stetigen Regression
von „nur“ 28 Prozent in den zwei
Jahrzehnten davor. Als Ausgleich
dazu ist jedoch die durchschnittliche Betriebgröße von 44 auf 60
Hektar gewachsen. Daraus ergibt
sich 53 517 Hektar agrarische Fläche. Davon werden momentan
mehr als 80 Prozent als Acker-,
und rund 18 Prozent als Grünfläche genutzt. Die restlichen zwei
Prozent machen die zahlreichen
Heil-, Wasser-, Natur-, und Landschaftsschutzgebiete aus, die
sich über den Kreis erstrecken.
Auch die Zahl der Viehbetriebe ist gesunken: waren es 2007
noch knapp 700, sind es nun 539.
Der Viehbestand blieb konstant
bei 148 505 Tieren.
Seit 1921
Buchführung und
Steuerberatung
für Land- und
Forstwirte
Kinder die Möglichkeit, direkt vor Ort zu sehen, wo ihre
Schulmilch herkommt. Morgens und Abends wird gemolken. Um den Kindern das
zeigen zu können, hält Jörg
Meierhenrich extra ein paar
Kühe fürs „Show-Melken“ zurück. Der Jungbauer legt sehr
viel Wert auf Transparenz und
öffnet gerne die Tore für interessierte Besucher, um damit der
Kritik an der Nutztierhaltung
etwas entgegen zu setzen.
Seit August 2010 gibt es die
Marke „LippeMilch“. Meierhenrich und zwei Kollegen haben sie ins Leben gerufen und
geben damit auch ein Beispiel
für Direkt- beziehungsweise
Regionalvermarktung.
„LippeMilch“ stehe für artgerechte Tierhaltung, verantwortungsbewussten, respektvollen Umgang mit den Tieren
und der Natur, nachhaltiges
wirtschaften und kontrollierte Milchqualität, zählt er auf.
Dass alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten würden,
verstehe sich dabei von selbst.
Für Jörg Meierhenrich ist
„LippeMilch“ aber auch die
FOTO: ENGELHARDT
höhte
Antwort auf eine erhöhte
egioNachfrage nach einer regionalen Frischmilch.
Viele Menschen haben
en
sich schon immer frische, gekühlte aber
darüber hinaus naturbelassene Milch direkt
vom Bauern geholt. Meierhenrich hat dafür einen
„Rohmilchzapfautomaten“ direkt auf dem Hof in-stalliert. An ihm kann vor
or
den Toren Detmolds zwiischen 6 und 22 Uhr, an jeedem Tag der Woche Milch
lch
für zur Zeit 60 Cent pro Liter
iter
selbst gezapft werden. Mittebot
lerweile werde dieses Angebot
chtet
auch sehr gut genutzt, berichtet
der Landwirt. „Es gibt Großfaoßfamilien, die zapfen schon mal 15
Liter Milch auf einmal in große
Kunststoffkanister.“
Zuhause kann man die
Milch dann etwas über 60 Grad
erhitzen und genießen, oder zu
Milchprodukten wie selbst gemachtem Mozarella weiterverarbeiten.
Rezepte finden sich im Internet auf
www.lippemilch.de.
ist ein Familienbetrieb und
wird im Vollerwerb bewirtschaftet. 66 Hektar Grünland im Umkreis gehören
dazu, dort wird das Futter
für die Kühe angebaut, sogenannte Grassilage. Auf
den verbleibenden 6 Hektar dürfen sich die Kühe austoben und selber grasen. Auf
weiteren 40 Hektar wird Silomais und Kleegras angebaut. Auf dem Mehrgenerationenhof leben neben Jörg
Meierhenrich samt Familie
und seinen Eltern gegenwärtig fünf Pferde, 150 Milchkühe, ein Bulle und viele Kälber. Monatlich werden etwa
15 Kälber geboren. Jede Kuh
muss einmal im Jahr kalben,
damit sie auch Milch produzieren kann. Sie wird also
während der Trächtigkeit gemolken. 8 Wochen vor der
Geburt wird nicht mehr gemolken, da steht die Kuh
trocken. Das Kälbchen wird
schon nach ein paar Stunden
von der Mutter getrennt,
damit diese gesund bleibt.
„Kälbchen saugen nur an einer Zitze und leeren den Euter der Mutterkuh nicht, das
kann zu Erkrankung führen“,
erklärt der Landwirt. Die
Kälber kommen
dann allein in ein „Kälberiglu“, dort sind sie gegen die
Witterung geschützt, haben es warm, trocken und
ein dickes, bequemes Strohbett. Nach 14 Tagen ziehen
sie dann um in ein „Gruppeniglu“ – eine „6er-Wohngemeinschaft“ mit anderen weiblichen Kälbern. Die
Bullenkälber werden nach
14 Tagen zu einem Bullenmäster gegeben, während
die weiblichen Kälber nach
12 bis 13 Wochen zu einem
Jungviehzüchter umziehen.
Dort bleiben sie etwa 2,5
Jahre, werden zum Schluss
besamt und reisen dann als
trächtige Kuh zurück auf ihren Heimathof. Nun beginnt
ihr Leben als Milchkuh. „Auf
dem Hof verbleiben sie, so
lange sie Milch produzieren und kalben“, sagt Jörg
Meierhenrich. Er ist besonders stolz auf eine schon 15
Jahre alte Milchkuh. Sie ist
schon etwas ergraut und
eine richtige Seniorin, dank
guter Pflege kalbe sie aber
noch und gebe auch weiterhin Milch.Zum Vergleich:
Die deutsche DurchschnittsMilchkuh wird etwa fünf bis
sechs Jahre alt. Auf dem Hof
von Familie Meierhenrich
hat jede Kuh einen Namen.
Die Tiere sind in einem Boxenstall untergebracht, könjede
nen jederzeit
fressen, sich
frei bew
bewegen oder sich auf
Stro
ein Strohbett
legen. Von Mai
bis Nov
November haben sie zusätzlich noch freien Zugang
Wei Das bedeutet, sie
zur Weide.
können selber entscheiden,
wo sie sich aufhalten.
Gerade geboren: Die Herde von
Jörg Meierhenrich hat mit
einem weiteren Kalb Zuwachs
bekommen. Das Jungtier lebt
mit anderen zusammen im
Kälberiglu.
FOTOS: SELL
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eltromat GmbH – Ein Hidden Champion aus OWL
Wo begegne ich eltromat
eigentlich im Alltag?
Ein Bericht von Karin Schuster (32),
Industriekauffrau
eltromat behauptet, dass sich täglich unsere
Wege kreuzen. Unsere Berührungspunkte
sollen Produkte sein, deren Qualität von
ihren Systemen geprüft oder gar geregelt
wurde. Ich habe mich gefragt: kann das
stimmen? Ich bin dem Ganzen mal auf den
Grund gegangen.
Ein guter Start in den Tag beginnt für mich
mit einem leckeren Frühstück. Aber wie
sieht das mit den Cornflakes aus, kann ich
die auch trotz meiner Allergie gegen Nüsse
essen? Wie gut, dass alle nötigen Informationen auf der Verpackung zu finden sind.
Und schon komme ich das erste Mal mit
eltromat in Berührung. Damit ich mich auf
diese Angaben verlassen kann, überprüfen
eltromat Systeme, ob der Drucker die richtigen Druckformen verwendet hat. Ein fruchtiger Saft rundet meine Mahlzeit ab. Auch bei
der Herstellung des Getränkekartons passt
ein eltromat System auf, dass beispielsweise
keine kleinen Fliegen vor dem Befüllen in
den Karton gelangt sind. Das wäre ja nicht
so lecker.
Gestärkt kann nun mein Tag beginnen. Es
ist mal wieder Zeit, ein bisschen zu renovieren. Was eignet sich da besser, als ein
Besuch im Baumarkt. Die Wände sollen
Positiv gestimmt für 2014
Die eltromat GmbH ist bereits über 50 Jahre
erfolgreich am Markt und blickt auf ein
erfolgreiches Jahr 2013 zurück. Der Umsatz
konnte wiederum um mehr als 6% gesteigert
werden. Der erwartete Gewinn wird ebenfalls
deutlich über den Erwartungen liegen. Mit
17 Neueinstellungen in 2013 ist das eigentümergeführte Familienunternehmen für weitere Steigerungen in 2014 vorbereitet.
Kernprodukte sind Lösungen zur Qualitätssicherung und -regelung, insbesondere für
die Druckbranche. „Oft ist zu hören, dass
die Druckindustrie eine schwere Krise erlebt.
Glücklicherweise ist dies in den für uns relevanten Segmenten – Druck von
Verpackungen, Tapeten und Dekore für
Laminatfußböden oder Möbelfronten – nicht
der Fall“, freut sich der geschäftsführende
Gesellschafter Dr. Gunter Tautorus.
Besonders in Asien und Südamerika sieht er
für eltromat in den kommenden Jahren enormes Potential.
Mit der neuen Niederlassung in Australien
gibt es neben Deutschland, Spanien, Italien,
USA und Indien seit 2013 einen weiteren
Standort um den Kunden mit insgesamt
über 200 Mitarbeitern besten Service zu
bieten.
Auch die Produktpalette hat sich erweitert.
„Wir wollen unseren Erfolg langfristig
sichern. Dazu gehört es auch, in neue
neue Tapeten zieren. Auch
hier ist Verlass auf eltromat.
Mit einem eigens entwickelten Farbmessgerät wird
sichergestellt, dass alle
Rollen die gleiche Farbe
haben und auch die Seiten
nahtlos und farbgleich
zusammenpassen. Der Boden
bekommt neues Laminat.
Dank eltromat brauche ich
mir keine Sorgen zu machen,
dass manche Stücke Aussetzer oder Flecken enthalten. Ein Inspektionssystem
findet diese Fehler während
der Produktion, sodass sie
Haben Sie schon mal drauf geachtet? Damit eltromat Systeme richtig
behoben oder aussortiert werarbeiten können, lesen Sie wichtige Informationen beispielsweise
aus den bunten Punkten.
den können. Jetzt noch
schnell Geschenkpapier
noch einen Schokoriegel und ein
holen, es stehen wieder Geburtstage an und dann ab zur Kasse. Wie schön, dass die Trinkpäckchen mit. Wie man sich schon
denken kann, hat auch hier eltromat die
bunten Muster klar und deutlich zu erkenFarbe, den richtigen Inhalt auf der
nen sind. Nicht so verschwommen, wie es
Verpackung und den richtigen Druck der einmanchmal bei Tageszeitungen der Fall ist.
zelnen Farben überprüft, sowie Fehler gefunDass alle Farben passgenau übereinander
den und eliminiert.
gedruckt werden, kann ebenfalls von einem
Mir wird nun klar, warum eltromat mir so
eltromat System überprüft und geregelt werselten präsent war: alles, was mir negativ
den. An der Kasse geht es schnell. Alle
auffallen würde, konnte Dank der unterBarcodes sind sauber lesbar, sodass die
schiedlichen eltromat Systeme im Vorfeld
Produkte flink über das Band gezogen werbehoben oder aussortiert werden. In Zukunft
den. Ohne das passende eltromat System
werde ich bestimmt mit einem anderen
zur Kontrolle und Lesbarkeit der Barcodes
Blickwinkel einkaufen gehen.
im Vorfeld kann das auch anders verlaufen.
Für die Stärkung zwischendurch nehme ich
Märkte mit Potential zu investieren“,
erläutert Geschäftsführer Dr.
Johann-Carsten Kipp. Zum
einen möchte das Unternehmen aus Leopoldshöhe
mit Lösungen zur Qualitätsprüfung bahnförmiger
Materialien wie Papier, Textil,
Metal oder Kunststoff in
Märkten außerhalb der
Druckindustrie expandieren.
Darüber hinaus hat eltromat
seine jahrzehntelangen
Erfahrungen in der Automatisierung im vergangenen Jahr
gebündelt und den neuen
Geschäftsbereich
„Automation“ gegründet. Mit
gleich zwei Großprojekten
gelang ein mehr als zufriedenstellender Start. Zwei
Rubbellos-Druckmachinen mit
je 20 Druckwerken wurden
mit individueller Automatisierungstechnik ausgestattet. Das Auftragsvolumen
pro Maschine belief sich hierbei auf mehrere Millionen
Euro. Aufgrund jahrelanger
Prozess-Erfahrung und innovativer Lösungsansätze sieht
das Unternehmen auch in
eltromat GmbH
Herforder Straße 249–251
33818 Leopoldshöhe
eltromat GmbH
Gründung:
1960
Mitarbeiter:
über 200 weltweit
Auszubildende:
23
Kunden:
Druckindustrie,
Automatisierungstechnik, Hersteller von
Papier, Textil,
Metall und Kunststoff
Produkte:
optische
Qualitätsmess- und
Regelsysteme für
Inline-Prozesse
eltromat setzt auch umfangreiche Projekte in der Automatisierungstechnik um.
Der Kicker ist eine willkommene Abwechslung während der
Mittagspause.
Die Herstellung von Rubbellosen – ein Hightech-Verfahren
Werte und einzigartige Firmenkultur
bewahrt. Die Geschäftsführung kennt jeden
persönlich und ist immer ansprechbar. Dabei
ist der Führungsstil modern und eine offene
eltromat ist ein modernes, international tätiKommunikations- und Informationspolitik
ges Unternehmen mit flachen Hierarchien
wird gepflegt.
und kurzen Entscheidungswegen. Die Unter- Bei der Definition der persönlichen Ziele
nehmensgröße bietet jedem Mitarbeiter die
wird stets die individuelle Lebenssituation
Möglichkeit, mitzugestalten und seine
mit einbezogen. Das Unternehmen engagiert
Erfahrungen einzubringen. Bei allem Wandel sich aktiv für die Vereinbarkeit von Beruf
hat das familiengeführte Unternehmen seine und Familie. Dabei arbeitet eltromat eng mit
der Familienbetreuung Lippe
(FABEL) zusammen.
Arbeiten soll Spaß machen,
daher wird viel Wert auf ein
positives Betriebklima
gelegt. Dies spiegelt sich
beispielsweise auch in den
Bewertungen bei kununu,
einem Online-Portal, auf
dem Arbeitgeber bewertet
werden können, wieder
(www.kununu.de/eltromat).
Eltromat wird hier überdurchschnittlich mit
4 von 5 Punkten bewertet.
Auch der Nachwuchs ist mit
einer Ausbildungsquote von
über 10% ein wichtiger
Bestandteil des UnterEs ist uns wichtig, unseren Auszubildenden einen bestmöglichen
Start ins Berufsleben zu ermöglichen.
nehmens. Es wird viel Wert
Karriere machen –
bei eltromat!
Die Geschäftsführung:
Dr. Gunter Tautorus und Dr. Johann-Carsten Kipp
auf eine erstklassige Ausbildung gelegt.
Das Besondere: Statt in der Lehrwerkstatt
arbeiten alle Auszubildenden schon früh an
konkreten Kundenaufträgen mit und übernehmen Verantwortung für eigene Projekte.
Der Erfolg kommt dann fast von alleine. In
den vergangenen Jahren zeichnete die IHK
immer wieder Auszubildende von eltromat
als die Besten aus.
Aber auch langjährige Mitarbeiter müssen
nicht auf der Stelle treten. Da es wichtig
ist, am Puls der Zeit zu bleiben, gibt es
jedes Jahr ein umfangreiches Angebot an
Schulungen und Weiterbildungskursen.
Die eltromat GmbH ist ein wachsendes
Unternehmen. Neben den ausgeschriebenen
Stellen sind Initiativbewerbungen von
engagierten Teamspielern mit Persönlichkeit
immer willkommen, bestenfalls mit
Kenntnissen aus der Branche.
Aktuelle Stellenangebote
Einsatzplaner/
Servicekoordinator
für den technischen Außendienst (m/w)
Techniker/Ingenieure
für den weltweiten
Service-Außendienst (m/w)
Ingenieur Gruppenleitung
Automatisierungstechnik (m/w)
www.eltromat.de/jobs
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SEITE 38
LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Der erste „Global Player“ aus Detmold hatte eine Seele
Franchise, Werbung, weltweiter Vertrieb: Die Sinalco AG hat schon vor 100 Jahren viel der heutigen Wirtschaftsrealität vorweggenommen
Von Thorsten Engelhardt
Hartmanns Konzept
Die Sinalco AG war ein „Global Player“ aus Lippe – lange bevor der Begriff erfunden
wurde. Der Getränkehersteller war schon früh auf Export
aus –ähnlich wie die lippische
Wirtschaft heute. Die SinalcoGeschichte ist dabei auch eine
Geschichte der Köpfe.
Detmold. Im Jahre 1904: An
der Bahnhofstraße entsteht
ein repräsentativer Firmensitz.
Wuchtig wie ein Schloss zeigt
er, dass es der Besitzer schon zu
etwas gebracht hat. Spielerisch,
fast ein wenig wie verzierender
Zuckerguss auf einem Kuchen
wirken aber neo-barocke und
Jugendstil-Elemente an der
Fassade. Hier wird ja auch nicht
schweres Eisen hergestellt, hier
produziert man süße Limonade. „Franz Hartmann, Fabrik
alkoholfreier Getränke“, steht
unübersehbar groß an der Außenmauer.
Franz Hartmann ist der Kopf
Nummer 1 in der Sinalco-Geschichte, der Vater des Erfolgs
und zugleich sein Opfer. Ein
gewiefter Geschäftsmann, den
der Umbruch durch den Ersten Weltkrieg letztlich aber ins
Straucheln bringt.
Diesen Eindruck erhält man,
wenn man in die Publikationen
von Dr. Hans-Joachim Keil
aus Heiligenkirchen einsteigt.
Er erforscht die Sinalco-Geschichte, sichtet die Nachlässe
und Archivgut.
Franz Hartmann wird am 20.
Juli 1871 in Lage geboren. Als
junger Mann verkauft er den
von seinem Vater hergestellten
Schnaps in Gaststätten und
Ziegeleien. Doch dann sterben
die Eltern, Hartmanns Bruder Hermann führt die Fabrik
weiter, Franz Hartmann scheidet aus dem Unternehmen aus
und experimentiert bald damit, ein eigenes alkoholfreies Getränk namens „Limetta“
herzustellen. Das geschieht in
einer Zeit, in der die Lebensreform-Bewegung mit ihrer Kritik an der Moderne, an Tabak
und Alkohol aufritt und sich
die Schattenseiten der Industrialisierung offenbaren.
Hartmann war der
alleinige Erfinder
Friedrich Eduard Bilz, Kopf
Nummer 2 der Sinalco-Geschichte, ein ehemaliger Weber-Geselle, hat sich als Naturheilkundler einen Namen
gemacht und in Dresden ein
Sanatorium eröffnet. Ihm stellt
Hartmann seine „Limetta“ vor.
Bilz bietet dem Lipper an, die
Brause gegen Provision mit seinem Namen vertreiben zu dürfen.
„Aber keineswegs haben
Hartmann und Bilz die Bilz-
Franz Hartmann nutzte
Apfel-, Apfelsinen- und Zitronenschalen als Grundstoff für
sein Getränk. Sie waren bei
Konservenfabriken günstig zu
bekommen. Mittels Alkohol
wurde aus den Schalen eine
klare Essenz hergestellt, die
dann mit rotem, später gelbem Farbstoff versetzt wurde.
Über Hartmanns Geschichte
hat Dr. Hans-Joachim Keil eine
DVD produziert, die über seine Webseite www.Sinalco-inDetmold.de zu beziehen ist.
Quellen für diesen Artikel: Gespräch mit Dr. Keil sowie seine Aufsätze „Wer erfand die
Sinalco?“, Heimatland Lippe
Nr. 10/2013, „Mit Sinalco, uns
der Sieg / wie im Frieden, so
im Krieg“ aus: Lippische Mitteilungen, Nr. 82, 2013, Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land
Lippe. Ferner: www.sinalcoin-detmold.de und www.sinalco.de.
(te)
Der Firmensitz an der Bahnhofstraße: Die großen Sinalco-Gebäude stehen heute noch. Von hier aus schickte Franz Hartmann die „Seele“, das Konzentrat der Limonade,
in alle Welt.
ABBILDUNG: ARCHIV KEIL
Brause gemeinsam entwickelt“, betont Hans-Joachim
Keil. Dazu sei allein Hartmann
in der Lage gewesen (siehe Kasten).
Hartmann, der 1905 seine
neue Fabrik in Detmold einweihte, stellte nur das Getränke-Konzentrat her, das auf diese Weise sehr viel einfacher
verschickt und in alle Welt exportiert werden konnte. Schon
1904 führte er es nach Chile
aus. Hoch modern zeigte sich
Franz Hartmann auch in der
Distribution via „Franchise“.
Selbstständige Unternehmer
übernahmen Herstellung und
Vertrieb der Limonade unter
einem einheitlichen Markenauftritt. Die Franchisenehmer
hatten für regionale Werbung
zu sorgen, Hartmann kümmerte sich um die nationale
Reklame – und er schrieb ihnen einen Mindesteinkauf vor.
Aus 10 Litern „Seele“ mischten die Konzessionäre dann
unter Zusatz von Wasser und
Zucker 110 Liter fertige Brause. Für viele deutsche Auswanderer dieser Jahre sei die Sinalco – der Name entstand 1906 in
einem Wettbewerb als Zusammenziehung von „sine alcohole“ (ohne Alkohol) – ein Stück
alte Heimat gewesen, sagt Keil.
Der Sinalco-Erfinder: Franz Hartmann (Bild aus dem Nachlass
seiner Tochter Elisabeth Kraußold).
FOTO: ARCHIV KEIL
Und das gleiche sollte wenige
Jahre später auch für die deutschen Soldaten in den Schützengräben des Ersten Weltkrieges gelten.
Der lippische Fabrikantensohn war auf diese Weise selbst
zum Großunternehmer geworden, der sein Unternehmen
1907 in die Sinalco AG umwandelte und nach und nach
die Aktien verkaufte. „Bis 1910
hatte er 993 Aktien verkauft
und 1,5 Millionen Goldmark
eingenommen. Nach heutiger
Kaufk raft besaß er damit ein
Vermögen von 15 Millionen
Euro“, urteilt Hans-Joachim
Keil. Hartmann war der reichste Mann Detmolds geworden.
Wirtschaftskrise lässt den
Patriarchen straucheln
Doch der Stadt kehrte er bald
den Rücken. An der Berliner
Friedrichstraße wollte er fortan
mit seiner Familie leben, eine
der ersten Adressen im wilhelminischen Kaiserreich. Zuvor
hatte er sich noch für 50 Jahre
eine Umsatzprovision in Höhe
von zunächst 2,5 Prozent, dann
5 Prozent gesichert.
Wirtschaftskrise, Geldentwertung und Währungsreform nach dem Ersten Weltkrieg ließen Hartmann aber
straucheln. Um die Provisionen
und die Geschäftspolitik der Sinalco AG lieferte er sich jahrelange Prozesse mit seinem ehemaligen Unternehmen, zudem
verfiel der Wert seines Grundstücks in Berlin. „Der Traum
vom Leben als Privatier zerplatzte“, sagt Dr. Hans-Joachim
Keil nüchtern, und Hartmann
starb hoch verschuldet 1931 mit
59 Jahren.
Einst sein Freund und später der Gegenspieler war Prof.
Dr. Adolf Neumann-Hofer,
Kopf Nummer 3 der Sinalco-Geschichte. NeumannHofer wirkte als lippischer
Politiker, als Reichstagsabgeordneter, war Herausgeber
der Lippischen Landes-Zeitung und Aufsichtsratsvorsitzender der Sinalco AG, bis er
1925 bei einem Autounfall am
Hornschen Tor in Detmold
starb. Sein Wagen geriet bei der
Fahrt in den Urlaub unter eine
Straßenbahn und brannte aus.
Neumann-Hofer ist für Keil
die „Spinne im Netz“ in für die
Sinalco AG wichtigen Zeiten
rund um den Ersten Weltkrieg.
Mit politischen und wirtschaftlichen Verbindungen fädelte er
Kapitalerhöhungen ein, die die
Aktienmehrheiten unter anderem zu seinen Gunsten verschoben. Als Aufsichtsratsvorsitzender sei er der eigentlich
entscheidende Mann des Unternehmens gewesen, urteilt
Dr. Hans-Joachim Keil.
Der noch von Hartmann
eingestellte Direktor Carl Vogel hingegen scheint bescheiden und pflichtgetreu gewesen
zu sein. Bezeichnend ist dafür
unter anderem, dass Keil in seiner zweijährigen Recherche in
Sinalco-Unterlagen kein einziges Bild dieses Mannes finden konnte. Auch die Direktoren-Villa bezog Vogel, Kopf
Nummer 4, nie. Er stand in
den 20er Jahren mitten in den
Konfliktfeldern zwischen Neumann-Hofer und Hartmann
und habe von keiner Seite Rückendeckung gehabt. Der Sinalco-Historiker Keil, der über
den Vorstandschef eine Biographie schreibt, vermutet, dass
Vogel am liebsten zu dieser Zeit
gekündigt hätte, obwohl seine
Briefe die enge Verbundenheit
zum Unternehmen spiegeln.
Doch stattdessen stellte ihn die
Sinalco AG auf Lebenszeit an.
Und dennoch wird er 1935
an die Luft gesetzt, denn Carl
Vogel war jüdischen Glaubens.
Aber er bricht nicht mit der Sinalco AG. „Er hat sogar angeboten, als Reisender für die Sinalco im Ausland zu arbeiten“,
berichtet Dr. Hans-Joachim
Keil. Vogels Frau war schon
gestorben, seine Tochter lebte
in den USA und dorthin will
Anfang der 1940er Jahre auch
Vogel – er schlägt vor, dort die
Sinalco-Gebietsvertretung
zu übernehmen. Doch dazu
kommt es nicht mehr, der ehemalige Sinalco-Direktor emgriert zwar noch in die Vereinigten Staaten, doch schon
1943 stirbt Carl Vogel.
In Detmold – bei der Sinalco – ist zu dieser Zeit längst ein
neuer starker Mann am Ruder:
Gustav Hardorp, ein Nationalsozialist, der im „Völkischen
Beobachter“ dafür gefeiert
wird, Sinalco „arisiert“ zu haben. Hardorps Leben arbeitet
Keil derzeit auf. Bis 1963 steht
dieser fünfte Kopf der SinalcoGeschichte dem Unternehmen
vor, unterbrochen nur durch
eine drei Jahre dauernde Entnazifizierung.
1997 endet die Sinalco-Geschichte in Detmold, das Unternehmen wird liquidiert.
Seit 1994 gehören die Markenrechte der Duisburger
Hövelmann-Gruppe, die
Sinalco weiter führt. Die
einst in Lippe entwickelte Limonade mit dem
charakteristischen roten Punkt gilt heute als eine der 100
deutschen „Marken des Jahrhunderts“ und ist in
zahlreichen Geschmacksrichtungen erhältlich.
Charakteristisch: Die Sinalco-
Flasche ist ein Markenzeichen
des Getränkes geworden.
Links: Franz Hartmann stellte
den Abnehmern seiner „Bilz
Limetta“ klare Bedingungen (aus
dem Archiv Keil).
FOTO: HÖVELMANN-GRUPPE,
Wirtschaftsstandort Kreis Lippe
SEITE 39
LIPPISCHE LANDES-ZEITUNG NR. 26, FREITAG, 31. JANUAR 2014
Auf Hermanns Höhen
Wanderer sind wichtige Zielgruppe der Tourismuswirtschaft in Lippe – Ein Besuch in Holzhausen-Externsteine
Von Regine Sell
Wandern ist zu einer Art
Volksbewegung geworden. Jeder zweite Deutsche wandert,
betreibt Trekking oder pilgert.
Lippe ist ein beliebtes Wanderziel.
Holzhausen-Externsteine bei
Horn, das sich an die Hänge des
Teutoburger Waldes schmiegt
und
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den Wanderern
Wa de e mitt d
drei
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Hotels Quartiere in unterchiedlichen Preisklassen anschiedlichen
bieten
ieten kann.
biente. Wer es exklusiver mag
und Wert legt auf eine Wellnessoase mit Sauna, Schwimmbad,
Kosmetik
os et u
und
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wenn nötig
öt g auc
auch
Arzt ist im Waldhotel „Bärenstein“
Horn-Bad Meinberg / Holzhausen-Externsteine. Und
das ist wichtig für die Tourismuswirtschaft. Ein aktiver Wanderer unternehme im
Durchschnitt mehr als neun
Wanderungen von zehn Kilometern im Jahr. Daraus, so
folgert der Deutsche Wanderverband in einer Grundlagenstudie ergebe sich ein wichtiger
Wirtschaftsfaktor, denn allein
für die Wanderausrüstung gibt
ein Wanderer etwa 90 Euro im
Jahr aus. Hinzu kommen die
Ausgaben für die Übernachtungen. In der Region „Land
des Hermann/Teutoburger
Wald“ werden nach Angaben der Lippe Tourismus- und
Marketing AG (LTM) rund 10
Millionen Tagesgäste pro Jahr
gezählt.
Viele Wanderer sind auf
„Hermannshöhen“
unterwegs. Unter diesem Signet
sind die Qualitätswanderwege
Hermannsweg und Eggeweg
Jenseits von Kniebundhose
und Knotenstock
zusammengeführt worden.
Auf 220 Kilometer führen sie
von Rheine im Münsterland bis
Marsberg im Sauerland über
den Kamm des Teutoburger
Waldes und des Eggegebirges.
Sie gehören zu den 12 „Top
Trails of Germany“ und tragen
das Qualitätssiegel des Deutschen Wanderverbands.
Der Europawanderweg E1
führt gemeinsam mit den
„Hermannshöhen“ unmittelbar durch das kleine Dorf
rg b
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A
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k
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ta dt Horn
lippisc he n S
Hier spürte die LZ dem Thema Wandertourismus nach.
Der Wanderer findet eine ihm
zusagende Bleibe zum Beispiel
im Hotel „Waldesruh“, mit gutbürgerlichem, rustikalem Am-
seit vielen Jahren der Wandertourismus eine wichtige Einnahmequelle.
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oder auch im Landhotel Weber richtig. Mit 200 Betten auf
1200 Einwohner und vier weiteren Gastronomiebetrieben ist
in diesem kleinen Ort, gelegen
zwischen den Externsteinen
und dem Hermannsdenkmal
Die Wanderer sind meist „Best
Ager“, also „50 plus“ und sehr
ic h e in
Hotel zurück. Andere bleiben
nur eine Nacht und wandern
dann weiter den Wanderweg
eentlang
t a g bis zum nächsten Hol
tel und lassen
sich ihr Gepäck
dorthin bringen oder tragen es
selbst im Rucksack“, schildert
Heinrich Oberjasper.
Viele dieser Wandertouristen kom
kommen seit vielen Jahren
in unse
unsere Region und verbringen hie
hier ihre Freizeit und UrD
laub. Denn
Lippe bietet diesen Tou
Touristen nicht nur einen
Naturpark und weitläufige
Natur
Landschaften, sondern auch
Lands
geschichtsträchtige Orte,
gesch
Museen
und städtebauliMuse
che K
Kleinode. Ein Beispiel:
Der 57
5 Kilometer lange Residenzweg führt um ganz
siden
Detmold
Detm
herum, an den
beliebten
beli
Ausflugszielen
wie der Adlerwarte und
dem Donoperteich vorbei und wird in mehreren
Eta
Etappen gelaufen.
Wem der Jakobsweg
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zum Pilgern für den Anzu
fang noch zu weit weg ist,
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der kann auch in Lippe
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auf einer 162 Kilometer
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langen Tour seine Reise
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Das Wanderkreuz „Nummer 1“ in Europa
Am Teutoburger
Wald – genauer: an
Den Wanderer
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in
Kniebundhosen,
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mit
i Hut,
H
Lodenjacke und Wanderstock
gebe es nicht mehr, sagen übereinstimmend Dieter Mesch
vom „Bärenstein“ und Heinrich Oberjasper (Hotel Waldesruh). Moderne Funktionskleidung bestimmt das Bild.
Kirchen miteinander, vorbei an
beeindruckenden Sehenswürdigkeiten und Baudenkmälern,
zum Beispiel von der Klosterkirche Blomberg bis zur evangelisch-reformierte Kirche in
Schwalenberg.
Im Internet findet gibt es viele Angebote aus Lippe für den
Wanderer, zum Beispiel hält
die Seite www.land-des-hermann.de viele Informationen
bereit. Auch bei der Kommunalen Verkehrsgesellschaft (www.
kvg-lippe.de) oder beim Teutoburger-Wald-Verein (www.teutoburgerwaldverein.de) oder
auf privaten Seiten wie www.
lipperland.de wird der Wanderer fündig. So fänden auch
immer mehr Wanderer aus anderen Ländern den Weg nach
Lippe, so Dieter Mesch. In den
Niederlanden zum Beispiel gibt
es den Reiseanbieter „Van Paridon“, er bietet eine 3-Tages Pauschal-Wandertour in Lippe an.
Hoteliers haben den Trend
der Zeit erkannt: WLAN und
auf die Gäste zugeschnittene
Pauschalangebote sollen die
Attraktivität der Region steigern. GPS-Daten können im Internet heruntergeladen werden
und Touren selber zusammengestellt werden. So findet jeder
seinen Weg durchs Lipperland.
gesundheitsbewusst,
beschreibt Dieter Mesch. Aber
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Leute, die das Wandern für
sich entdeckt haben. „Manche
Wanderer und Gruppen bleiben ein paar Tage, laufen die
Wanderwege einen nach dem
anderen ab und kehren dann
zum Abend hin wieder zum
der „Oberen
„Ob
Mühle“ in Detmold
kreuz sich der Fernwander– kreuzen
v Nordkap nach Siziliwege vom
en undd der Radfernweg von St.
Petersburg nach Boulogne-surMer. Deshalb berät die Politik
derzeit über den Aufbau eines
„Kompetenzzentrums Wandern“. Es könnte am Hermannsdenkmal seinen Platz finden. An
der „Oberen Mühle“ sieht die
Konzeption ein gestaltetes „europäisches Wanderkreuz“ vor.
Durch die Verzahnung von Wander- und Gesundheitstourismus
sollen ferner die Bäder Meinberg
und Salzuflen profitieren. Rund
4,7 Millionen Euro, zum Großteil
aus der Landeskasse, werden für
alle Maßnahmen veranschlagt.
Das Land hat die Förderung zugesagt. Detailpläne und Genehmigungen für das Projekt stehen
aber noch aus.
(te)
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