Pressespiegel 12_15 vom 21.03. bis 27.03.2015

Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Loëstrasse 60
7000 Chur
081 257 11 00
www.gr-ref.ch
[email protected]
Pressespiegel 12/2015
21.3. - 27.3.2015
Kontakt:
Stefan Hügli
[email protected]
Inhalt
1.
Bündner Tageszeitungen
mit reformierter Brille gelesen
2.
ausgewählte Kolumnen
aus den Bünder Lokal- und Regionalzeitungen
3.
Themen aus überregionalen Zeitungen
NZZ, RP und Zeit
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
1.
Bündner Tageszeitungen
mit reformierter Brille gelesen
ten spürbar.
Kritische Auseinandersetzung
Liebevoll, voller Hoffnung oder unendlich traurig blicken dem Besucher die
aus Fundstücken zusammengefügten
Skulpturen entgegen, die derzeit den
Galerieraum bevölkern. Auf den sandfarbenen Leinwänden – denen eine
enorme Sanftheit innewohnt – reihen
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Juan Andereggen trotz oder
gerade wegen der stereotypen Wiederholungen und der Beschränkung der
Farbpalette auf Grau- und Brauntöne
ein poetisches Alphabet erschafft, dessen Schwere eine eigentümliche Leichtigkeit innewohnt und in dem jeder
Buchstabe zu einer eindringlichen Chif-
ein Harfenkonzert mit dem in Stäfa
beheimateten Argentinier Miguel
Ramirez statt. Interessierte können
sich unter [email protected] anmelden. Galerie Cuadro 22, Ringstrasse 22,
Chur. Die Ausstellung «Juan Andereggen – La poesia del rio marrón»
dauert noch bis 28. März. Informationen zu den Öffnungszeiten unter:
www.cuadro22.com. (BT)
Bündner Tagblatt vom 21.3.2015, Seite 13.pdf
Poetisches Alphabet voller Leichtigkeit: Ein Werk von Juan Andereggen in
seiner Churer Ausstellung. (FOTO YANIK BÜRKLI)
Jazz-Welt-Festival feiert Jubiläum
Zum 10-Jahr-Jubiläum wird es beim Jazz-Welt-Festival einige Änderungen geben.
Und Kooperationspartner auf humanitärer und kulinarischer Ebene.
Was im Jahr 2005 als kleiner «SommerJazz-Plausch» initiiert wurde, um ein
Loch in der musikalischen Landschaft
zu stopfen, hat sich über die Jahre zu
einem alljährlich wiederkehrenden
Event im kulturellen Veranstaltungskalender der Stadt Chur entwickelt. Nun
feiert das Jazz-Welt-Festival sein
10-Jahr-Jubiläum. Dabei ist das Open
Air, das am 26. und 27. Juni stattfinden
wird, seinem Konzept treu geblieben,
nämlich einheimischen und internationalen Bands – Profis wie Amateuren–
eine Plattform zum Musizieren zu bieten. Festgehalten hat man auch an der
Idee, den kompletten Festivalbereich
am Nicolaiplatz barrierefrei zu gestalten, sodass Interessierte einen unverfänglichen Einblick in die Veranstaltung gewinnen können. Wer bleiben
will, hat die Möglichkeit ein Ticket zu
kaufen und so zum Weiterbestehen des
Festivals beizutragen. Eine offene Regelung, die sich «sehr bewährt» habe, wie
Ladina Kerber vom Organisationskomitee gestern vor den Medien sagte.
Und doch hat man zur Feier des Jubiläums einige Änderungen vorgenommen: So wurde etwa das Line-up um
drei Bands erweitert und das Open Air
erstmals in einen Jazz- und einen Weltmusik-Tag aufgeteilt.
Vor allem aber kooperiert das Welt
Jazz Festival in diesem Jahr, im Rahmen
des am 20. Juni stattfindenden Weltflüchtlingstag, mit der evangelisch-re-
formierten Landeskirche Graubünden
und der Churer Gruppe von Amnesty
International.
Sie sei sehr froh, in einem so positiven Kontext auf eine hochaktuelle Problematik, wie die Lage Flüchtlinge in
der Welt hinweisen zu können, erklärte
Daniela Troxler von der Landeskirche.
«Es ist wichtig den Flüchtlingen ein Gesicht zu geben», meinte auch Monica
Capelli von Amnesty International. Um
dies umzusetzen, wird es am Samstag,
27. Juni, eine von Stadtrat Tom Leibundgut moderierte Gesprächsrunde geben,
in der drei Flüchtlinge von ihren Erfahrungen berichten. Es gehe ihnen darum, menschenrechtliche Problematiken an ein grösseres Zielpublikum zu
bringen, erklärten Troxler und Capelli.
60 Bands in zehn Jahren
Jazz und Soulfood: Der eine sorgt für die musikalische Linie, der andere für das
leibliche Wohl der Festivalbesucher: Felix Rüedi und Mahmoud Alayan. (FOTO HAM)
Etwa 60 Bands habe man in den zehn
Jahren nach Chur geholt, darauf sei er
«schon etwas stolz», erklärte der, für
das Line-up zuständige OK-Chef
Felix Rüedi. Auch 2015 will man wieder
musikalisch glänzen. Am Freitag, der
von einer Schülerformation eröffnet
wird, gibt es mit der Michael Neff Group,
dem Agora Ensemble und The Clients
ruhigen, melancholischen, experimentellen, aber gerade gegen später auch
sehr tanzbaren Jazz zu hören. Der Samstag wird dann mit orientalischen, lateinamerikanischen und romanischen
Tönen verschiedener Bands gefüllt, darunter ein Ensemble um den libanesischen Künstler Haissam Salah Eddine.
Zum Festival geholt hat ihn sein
Landsmann Mahmoud Alayan, Besitzer
des Restaurants «Valentinos» in Chur,
der das Jazz-Open-Air mit Soulfood
beliefert. Und auch er, der einst selber
als Flüchtling in die Schweiz kam, hat
ein Jubiläum zu feiern. Seit nun 25 Jahren führt er das «Valentinos» . (AO)
www. jazzweltfestival.ch
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Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
KULTUR
Bündner Tagblatt vom 23.3.2015, Seite 11.pdf
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Spielfreude und Passion: Mit dem international gefeierten Cellisten Maximilian Hornung (Zweiter von links) trat in der evangelischen
Dorfkirche von Arosa ein noch nicht einmal 30-jähriger Solist auf. (FOTO NINA HOMBERGER)
Arosa Musik Festival startet erfolgreich
Das Arosa Musik Festival startete am Freitag in seine achte Ausgabe.
Gemessen am Eröffnungskonzert steigt die Qualität des Gebotenen erfreulich kontinuierlich und zugleich steil an.
F
konzert in a-Moll die Stimmung der
anderen Kompositionen aufnimmt
und weiterspinnt.
▸ CHRISTIAN ALBRECHT
Authentische Erinnerungen
Für die einen mag es uninteressant
erscheinen, wenn ein (Musik-)Festival mehrmals mit denselben Künstlern oder Ensembles zusammen
arbeitet. Andere sehen hingegen gerade darin die spannende Möglichkeit, künstlerisch-interpretatorische Entwicklungen hörender Weise zu verfolgen. Mit den Chaarts
Chamber Artists verpflichtete der
Verein Arosa Kultur auch für die aktuelle Ausgabe des Arosa Musik Festivals wiederum das vom Vorjahr
bekannte Ensemble.
Und mit dem international gefeierten Cellisten Maximilian Hornung trat ein noch nicht einmal
30-jähriger Solist auf, der in Arosa
kein Unbekannter ist. Unter dem Titel «Souvenir» versammelte das gut
besuchte Konzert in der evangelischen Dorfkirche von Arosa Kompositionen von Peter Ilitsch Tschaikowski, Anton Arenski sowie Robert
Schumann. Dabei weisen die Werke
von Arenski und Tschaikowski bedeutsame inhaltliche Verzahnungen auf, während Schumanns Cello-
Nicht oft taucht Tschaikowskis gesamtes, drei Teile umfassendes
Opus 42 «Souvenir d’un lieu cher» in
Konzertprogrammen auf – schon
gar nicht in der hier gespielten Version von Sergej Drabkin für Solovioline und Streicher. Die Kammermusikbesetzung zeitigt dabei Vorzüge,
die besonders in Bezug auf den atmosphärischen Bereich der drei Miniaturen erheblich sind: Die fehlenden Bläser führen zu einem luziden
und durchlässigen Satz.
Der Soloviolinist Felix Froschhammer spürte äusserst sensibel
den Ausdrucksnuancen der Kantilenen nach; sein einfühlsam zartes,
nicht zu arg agogisch verzerrendes
und besonders auch im dynamischen Bereich spannungsreiches
Spiel machten Tschaikowskis musikalische Erinnerungsstücke authentisch und zu keiner Zeit überzeichnend zu dem, was sie sind:
Souvenirs an einen ihm «liebgewonnenen Ort» namens Brailov.
Einen solchen hatte der damals
37-jährige Künstler bitter nötig,
nachdem seine unglückliche Ehe
nur einige Wochen dauerte und ihm
seine Ärzte nach einem Selbstmord-
versuch und einem Nervenzusammenbruch eine völlig neue Umgebung als Voraussetzung für seine
Genesung verordneten.
Kaum bekannt ist der russische
Spätromantiker Anton Arenski: In
seinem Streichquartett in a-Moll op.
35 von 1894, welches er zum «ewigen Gedenken» an den gerade zuvor
verstorbenen Tschaikowski komponierte, verdoppelte er nicht die
Violinen, sondern die Celli – einem
Paar «hoher» Streicher aus Violine
und Viola stehen zwei «tiefe» Streicher gegenüber, wobei sich das erste Cello immer wieder in Tenor- und
Altlagen hinaufschwingt.
Durchaus dramatische Züge
Doch das «in memoriam»-Stück ist
keineswegs nur dunkel eingefärbt:
Die Elegie weist durchaus auch dramatische Züge auf. Die Interpreten
dieses Streichquartettes wählten
den Weg des Masshaltens, indem
sie sich auf ein unprätentiöses, aber
nicht unspektakuläres und dezentzartes, aber niemals leisetreterisches Spiel einigten. Damit erreichten sie eine Darbietung, die Profil
besass und die sich konzentrierternsthaft der Partitur und ihrer musikalischen Aussage verschrieb.
Eine Entdeckung und zugleich eine
in allen ihren Parametern überzeugende Interpretation. Eine in sich
geschlossene, überaus stringente
Interpretationsleistung, die Hand
und Fuss hat und im Bestreben aller
Ensemblemitspieler gründet, an
einem Strang zu ziehen, zeigte sich
auch in Robert Schumanns Cellokonzert in a-Moll op. 129, ebenfalls
wiederum von Drabkin als Version
für Streichorchester arrangiert.
Instrumentaltechnisch hochsouverän, musikalisch wunderbar
warm und atmosphärisch differenziert gestaltete Maximilian Hornung auf seinem altehrwürdigen
Violoncello den anspruchsvollen
Solopart. Die wie sich von selbst ergebende Phrasierung durch die
Spieler führte zu einer Musik, die atmet. Die Chaarts Chamber Artists
haben bereits fünf Jahre nach der
Gründung des Ensembles ein qualitatives Niveau erreicht, das beeindruckt.
Der wesentlich vom Kanton
Aargau kuratierte Klangkörper aus
Solisten, Konzertmeistern und Mitgliedern von Streichquartetten
punktet mit Spielfreude, Passion sowie einer sehr gut durchdachten
und nachvollziehbaren Programmkonzeption.
Das Konzert wird am 26. März von
Radio SRF ausgestrahlt.
Informationen zum Musikfestival
Arosa: www.arosamusikfestival.ch
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Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Populär und ignoriert, engagiert und abgestraft - Hans
Der Luzerner Maler, Zeichner und Bildhauer starb am Samstag in der Klinik Hirslanden St. Anna in Luzern,
genau einen Monat nach seinem 106. Geburtstag.
den Bergen an den Hängen zum Beispiel
eine Kuh bewegt, nimmt der Radar diese Kuh als feindliches Instrument wahr,
und das stört.» Ob wir es wahrhaben
wollen oder nicht: Wir sind immer noch
ein Volk von Hirten! Gekauft wurde das
neue Radarsystem für 296 Millionen
Franken in Deutschland, wobei davon
auszugehen ist, dass die Rechnung
Alp Futur eingesetzt werden. Mit diesem Projekt hat man sich zum Ziel gesetzt, die Perspektiven für eine zukünftige Nutzung der Schweizer Sömmerungsgebiete aufzuzeigen. Dabei geht
es um die Abschätzung des zukünftigen
Bedarfs nach Alpbetrieben oder die
Frage wie viele und welche Tiere sollen
gesömmert werden. Die Mitarbeiterin-
schafft, weil der Panzer 68 bekanntlich
Schaltprobleme hatte.
Bei der Beschaffung von Flugzeugen hatte der Bund – sei es das heutige
Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) oder
das frühere Eidgenössische Militärdepartement (EMD) – keine glückliche
Hand. So konnte 1964 infolge massiver
Das Baumwoll-Leibchen ist als «GnägiLibli» in die Schweizer Geschichte eingegangen. Das ist kein Mythos, sondern
eine historische Tatsache, denn Rudolf
Gnägi hat das «Libli» im November 1978
in Bern noch persönlich vorgestellt.
Einer «100-Jahr-Libli-Feier» dürfte deshalb dereinst nichts im Wege stehen.
Aber um keine Missverständnisse auf-
Nachtrag_Bündner Tagblatt vom 23.3.2015, Seite 2.pdf
Gebrauch. Sie und der Tränkeimer erinnern mich an eine Zeit, die ich nicht
missen möchte, und die mir nicht geschadet hat und auch heute vielen nicht
schaden würde.
EDY WALSER von Seewis, Landwirt und
Pferdezüchter, seit 1995 beim BT. Freier
Mitarbeiter für Klartext.
H I N T E R G R U N D Larissa Tschudi, SDA, über die Predigt in einer Hochburg der örtlichen Camorra
Papst Franziskus in Neapel mit deutlichen Worten gegen Mafia
P
Papst Franziskus hat am Samstag in
Neapel die Korruption und das organisierte Verbrechen angeprangert. Bei
einem Gefängnisbesuch kritisierte er
auch die Zustände in Italiens Haftanstalt scharf. Mit seinem Besuch in Neapel begab sich das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche erneut in
einer Region Italiens, die im Würgegriff
des organisierten Verbrechens steht.
Der Heilige Vater landete mit dem Helikopter zunächst am Marienheiligtum
nahe der antiken Ausgrabungsstätte
von Pompeji. Dort verweilte er zunächst im Gebet. Der Papst wurde von
Tausenden von Pilgern und Gläubigen
begrüsst, als er aus Rom eintraf, die Kirche in Pompeji war übervoll. Danach
besuchte der Pontifex die CamorraHochburg Scampia im Norden der
Stadt. Vor den Hochhaussiedlungen des
Vororts traf er mit der Bevölkerung sowie Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zusammen und
hielt eine Rede. Scampia gilt als sozialer
Brennpunkt Neapels und als Hochburg
der Camorra, des neapolitanischen
Arms der Mafia.
«Die Korruption stinkt, die korrupte
Gesellschaft stinkt», mahnte der Papst
in seiner Ansprache. Seit seinem Amts-
antritt vor zwei Jahren hat sich der
Papst immer wieder in klaren Worten
gegen Korruption und Mafia gewandt.
Er forderte die Kirche und die Gläubigen
auf, jede Nähe zu den Kriminellen zu
vermeiden.
Auf der Piazza del Plebiscito im
Stadtzentrum Neapels zelebrierte Franziskus eine Freiluftmesse mit 60 000
Gläubigen. Ein Altar wurde vor der Basilika auf dem Platz aufgerichtet. Die
Gläubigen konnten auf Bildschirmen
die Messe verfolgen. Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden wegen des
Papst-Besuches ergriffen. 3000 Polizisten waren im Einsatz, Scharfschützen
waren auf Dächern postiert. Anschliessend besuchte der Papst das drastisch
überbelegte Gefängnis Poggioreale.
«
Die Korruption stinkt,
die korrupte
Gesellschaft stinkt.
Die Gläubigen sollen
jede Nähe zu
den Kriminellen
vermeiden
»
L E S E R B R I E F E Zu der Sternwarte Falera und zu den Verkehrswegen im Oberengadin
Sternwarte Falera,
ein Aushängeschild
für die Region
Dank der Sternwarte Mirasteilas in Falera
gingen die Bilder des Meteoriteneinschlags um die ganze Welt- alle Medien
berichteten davon und verwendeten die
Bilder der Allskycam der Sternwarte
Falera.
Der Sternwartenleiter José De Queiroz
und sein Team leisten seit Jahren bestes
Destinationsmarketing für die Region und
sorgen mit ihren Veranstaltungen dafür,
dass Hunderte von Astronomen und Sternenliebhaber nach Falera pilgern. Danke
für eure grossartige Arbeit, die Ihr für
unsere Region leistet.
▸ RENATUS CASUTT, FALERA
Verkehrswege sind
wichtige Lebensadern
im Kanton
Die Verkehrswege in Graubünden sind
wichtige Lebensadern, um wirtschaftliche Entwicklungen und Wohlstand im
Kanton zu ermöglichen!
Sehr geehrter Herr Regierungsrat Mario Cavigelli. Erlauben Sie der SVP Oberengadin folgende Bemerkungen zu einem
jahrzehntelangen traurigen Kapitel in Sa-
chen wintersichere Verkehrswege in
unserem Hochtal. Das Oberengadin, bekanntlich der Wirtschaftsmotor unseres
Kantons, ist wie alle anderen Regionen,
auf sichere Verkehrswege angewiesen.
Einheimische, Gewerbetreibende, Arbeitnehmer, der Tourismus, somit natürlich auch unsere Gäste, haben ein Anrecht,
ihre Zielorte, wenn immer möglich, sicher
und termingerecht zu erreichen. Wir wissen, dass wir in einem Hochtal leben und
die zum Teil witterungsbedingten Einflüsse zu akzeptieren haben. Wir leben damit.
Was wir nun aber nicht mehr verstehen, sprich auch nicht mehr akzeptieren
können, ist die über jahrzehntelange verzögerte Politik in Bezug auf eine wintersichere Verbindung des Strassenabschnittes Sils-Maloja. Es wird diskutiert, es wird
geplant, es werden mögliche Varianten, so
zum Beispiel Lawinensprengungen der
gefährdeten Gebiete usw. ausgearbeitet…
Und passiert ist bis heute nichts, jedenfalls nichts Konkretes.
Die Einwohner des Oberengadins, die
Hotellerie, Gewerbetreibende mit ihren
Mitarbeitern, der Tourismus und unsere
Gäste, aber auch die Bewohner des Bergells, wurden nun lange genug auf eine
Lösung des angesprochenen Problems
einer wintersicheren Verbindung SilsMaloja vertröstet. Nun müssen Taten folgen! Gemäss Entscheid der Regierung
vom 15. Oktober 2013 wird das Projekt
einer wintersicheren Verbindung SilsMaloja in der nächsten Strassenbaupro-
grammperiode 2017 – 2020 bearbeitet. Es
versteht sich von selbst, dass somit mit
einer entsprechenden Realisierung einer
sicheren Verbindung nicht vor 2025 zu
rechnen ist!
Sehr geehrter Regierungsrat, dies
kann es nun wirklich nicht sein, nachdem
man, wie gesagt, seit Jahrzehnten am Planen ist! Die SVP Oberengadin, wie auch
die Bevölkerung und alle Involvierten,
möchten nun von Ihnen wissen, wie es
weiter geht. Wir fordern, dass die Realisierung einer wintersicheren Verbindung
Sils-Maloja nun endlich prioritär behandelt wird.
Es geht uns nicht nur um die enormen
finanziellen Einbussen, welche unsere Region während der Saison aufgrund von
Strassenschliessungen zu verkraften hat,
es geht uns auch ganz klar um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer. Nachdem
unsere Region in letzter Zeit genügend
Einschränkungen hinnehmen musste
(Zweitwohnungen/Olympia/Finanzausgleich etc.), welche zu empfindlichen Einbussen führten, resp. führen, müssen nun
mit allen Mitteln weitere Benachteiligungen unter allen Umständen verhindert
werden.
Sehr geehrter Herr Regierungsrat, wir
von der SVP Oberengadin bedanken uns
für Ihre Bemühungen und für Ihre Antwort.
▸ SVP OBERENGADIN
SALIS MARIO, GROSSRAT
Hier ass er mit Gefangenen zu Mittag.
Die 90 Häftlinge, die die Chance hatten,
den Papst zu treffen, waren unter den
1900 Häftlingen ausgelost worden. Bei
einer Begegnung mit den Häftlingen
kritisierte Papst Franziskus die Zustände in den italienischen Gefängnissen.
Viel zu oft seien die Lebensbedingungen der Insassen unwürdig.
Nach der Haft fehle es an Möglichkeiten, den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden, bemängelte Franziskus zudem. Er lobte in diesem Zusammenhang die Arbeit von Sozialarbeitern und Priestern, die Ex-Häftlingen
bei der sozialen Wiedereingliederung
zur Seite stünden. An dieser Arbeit könne die ganze Gesellschaft wachsen. Den
Häftlingen sprach der Papst Mut zu.
IMPRESSUM
Herausgeberin: Somedia (Südostschweiz Presse und Print AG).
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Sigel (js).
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© Somedia
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«Ut unum sint», eine Reise für den Frieden
Das ganze Gymnasium des Klosters Disentis reist mit Chor, Orchester und Solisten auf Schiffen rheinabwärts. Auf
Stationen in Deutschland wird ein monumentales Musikwerk als Friedensbotschaft des Benedektinerklosters aufgeführt.
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Die Reise kann beginnen: Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Kloster Disentis begeben sich in Basel aufs Schiff. (ZVG)
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180 Schülerinnen und Schüler,
30 Lehrer, 30 Musiker, zwei Sopranistinnen von Weltrang und 30 Gäste – eine aussergewöhnliche Reisegesellschaft für eine ganz besondere
Botschaft: Das Gymnasium Kloster
Disentis reist dem Rhein entlang –
von der Quelle am Tomasee bis in
den Kölner Dom. Mit im Gepäck die
musikalische Friedensbotschaft der
grössten Glocke des Klosters Disentis: «Ut unum sint», dass sie [die
Menschen] eins seien.
Anlass der Reise sind 70 Jahre
Friedensschluss nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs. Die Bedeutung
und das Privileg des Friedens in
Europa erkennen und verkünden,
das ist das Anliegen der Jugendlichen des Gymnasiums Kloster Disentis, welche sich zum Abschluss
des Jubiläums «1400 Jahre Ursprung Kloster Disentis» auf die Reise als Friedensbotschafter begeben.
In acht Städten in der Schweiz und
Deutschland entlang des Rheins
singen sie das eigens für diesen Anlass komponierte Werk «Ut unum
sint» des Komponisten Lorenz Dangel: ein Werk für zwei Chöre, ein
grosses Sinfonieorchester, zwei Solistinnen und sieben Kirchenglocken.
Mit zwei Schiffen unterwegs
Nach intensiven Proben- und Vorbereitungsmonaten erklang das
Werk «Ut unum sint» am 14. März
zur Welturaufführung in Disentis.
600 Zuhörerinnen und Zuhörer waren tief bewegt von der musikalischen Botschaft. Nach der Tournee
zu Land durch die Städte Chur, Zürich und Basel geht die Reise nun zu
Wasser weiter: Gestern schifften die
Schülerinnen und Schüler samt
Musikern und Gästen in Basel auf
zwei Rheinkreuzfahrtschiffen ein.
Die «MS Swiss Tiara» und «MS Swiss
Crown» bringen die Reisegesellschaft zu den Konzerten in Breisach,
Speyer, Mainz und Köln.
Endlich wird Wirklichkeit, auf
was sich die Schülerinnen und
Schüler seit dem Projektstart am
16. September 2014 freuen: die
Schiffsreise dem Rhein entlang. Mit
einer Wanderung zum Tomasee, an
die Quelle des Rheins, stimmte sich
die gesamte Schule für die Reise ein.
Dort berichtete Ursin Defuns, em.
Kapellmeister des Gymnasiums
Kloster Disentis, Lehrer für Musik
und Romanisch und Projektinitiant,
wie er auf die musikalische Idee für
das Projekt kam: Auf die Jahrtausendwende liess Abt Pankraz (1918–
2013) eine grosse As-Glocke giessen,
um sie in der Nacht vom 31. Dezember 1999 erstmals erklingen zu lassen. Die Inschrift «Ut unum sint»
sollte das neue Jahrtausend mit
dem sehnlichen Wunsch einläuten:
dass die Menschen eins seien. «Der
Glockenklang mit dieser Botschaft
sollte nicht einzig in der Surselva zu
hören sein. Ich stellte mir eine Komposition für den Chor des Gymnasiums Kloster Disentis mit seinen
120 Sängerinnen und Sängern und
den sieben Glocken des Klosters
vor, welche weit über die Region hinaus die Friedensbotschaft verkünden», erklärt Defuns seine Idee, die
nun von Lorenz Dangel in das Werk
«Ut unum sint» umgesetzt wurde.
Die Schülerinnen und Schüler
des Gymnasiums sind stolz, diese
Reise anzutreten. «Das ist ein Projekt, das man wohl nur einmal im
Leben als Schüler oder Lehrer miterleben kann – ich freue mich da-
rauf, unsere Botschaft des Friedens
zu verbreiten. Diese ist in der heutigen Zeit wieder sehr wichtig geworden», sagt Clau Soliva, Singstimme
Bass, aus der Klasse 4G. «Wir sind
motiviert, mit unseren Konzerten
so viele Menschen wie möglich zu
begeistern», ergänzt Robin Mittner,
Klassenkamerad von Clau, und verspricht: «Wer einmal eines unserer
Konzerte miterlebt hat, wird uns
immer wieder hören wollen.»
In der Schweiz ausverkauft
Disentis, Chur, Zürich, Basel – immer sangen die Schülerinnen und
Schüler vor ausverkauften Rängen.
Mindestens genauso viele Menschen in Breisach, Speyer, Mainz
und Köln zu erreichen, ist das grosse Ziel von Bruno Hensler, Rektor
des Gymnasiums Kloster Disentis.
Er hatte die Idee, die Reise ab Basel
mit dem Schiff fortzuführen. «So
wie Wasser ‘Leben’ bedeutet, so ist
der Friede das Elexir für eine lebenswerte Gemeinschaft.»
Heute Montag um 7 Uhr heisst
es «Schiff ahoi». Clau Scherrer, Kapellmeister des Chors, hat für die
Reise einen Wunsch: «Dass wir als
Gemeinschaft vorleben können,
wovon wir auf der Bühne singen.»
Neuer Lebensraum für Amphibien in Malans
Im Rahmen des traditionellen Natur-Pressespiegel
und Heckenpflegetages ist am Samstag in Malans
der
neue Amphibienweiher «Baguggi»
eingeweiht
worden.
Evangelisch-reformierte
Landeskirche
Graubünden
«Der Rückgang der Amphibien
mer gerne auch mal kurzfristig aus-
eines Bewässerungssystems. «Wir
zone im Nordwesten. In der nähe-
ULTUR
B ü n d n e r Ta g b l a tt
Tavanasa
machen will
er dem Titel «Oh Tavanasa» in der Dorfgeschichte
weggründe für das Theaterprojekt.
vid Flepp. (YB)
p. Gute Sänger und Laienür seine Produktion zu
r denn auch leicht. Flepp
ige Mitstreiter von seiaben überzeugen, daadora Friberg und Susan
den Ausstellungsteil verAber auch Conradin
Armin Caduff, die für die
ändig sind. Beide haben
Kompositionen beigesteuert, die
der Dorfchor unter der Leitung von
Daniel Pally intonieren wird. Als
einziger Profisänger ist der Bariton
Flurin Caduff engagiert.
Ein Abend in drei Teilen
Konzipiert ist «Oh Tavanasa» als
Abend in drei Teilen. Vom Parkplatz
wird das Publikum in Touristenbussen abgeholt, auf dem Weg ins Dorf
wird Wissenswertes über Tavanasa
erzählt – mit ironischem Unterton,
versteht sich. Nur mit einer Faltkarte in der Hand soll sich das Publikum sodann auf Entdeckungstour
begeben. An verschiedenen Orten –
in leer stehenden Häusern, darunter
dem Usego – sind Ausstellungen
und Audiostationen aufgebaut. Das
dritte Kapitel bildet ein Theaterstück, das auf dem alten Fussballplatz gespielt wird. Flepp ist Initiant
und Regisseur in einem.
Momentan ist er stark in die Vorbereitungsarbeiten involviert, daneben arbeitet er noch bei der Lia
Rumantscha und ist mit Theaterprojekten unterwegs: Mit dem Kinderstück «Scleridas» und mit «Las
Flurs dil Di» nach dem Text von Arno Camenisch. Im Vergleich zum
geregelten Alltag des Oberstufenlehrers, den er vor seiner Schauspielausbildung ausübte, geniesst
er heute die Freiheit und die Abwechslung, die das Theaterleben
mit sich bringt.
Rückhalt in der Region
Amnesty International ernennt die USFolksängerin Joan Baez und den chinesischen
Künstler Ai Weiwei zu «Botschaftern des
Gewissens».
BERLIN Die beiden Preisträger seien «eine Inspiration für tausende Menschenrechtsaktivisten in
Amerika, Asien und darüber hinaus», hiess es. Die
Verleihung des höchsten Preises, den Amnesty zu
vergeben hat, ist für den 21. Mai in Berlin geplant.
«Mit ihrer faszinierenden Stimme und ihrem unerschütterlichen Engagement für friedliche Proteste und Menschenrechte für alle ist Joan Baez seit
über fünf Jahrzehnten eine treibende Kraft im
Kampf für eine bessere Welt», sagte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty.
Der international bekannte Künstler und Regierungskritiker Ai erinnere durch seine Werke daran,
«dass das Recht auf freie Meinungsäusserung geschützt werden muss – nicht nur um der Gesellschaft willen, sondern auch für die Kunst und die
Menschlichkeit». Der Titel sei «eine grosse Ehre für
mich», wurde Ai in der Mitteilung von Amnesty zitiert. Auch Baez erklärte, sie sei stolz, zur «Botschafterin des Gewissens» ernannt zu werden. «Menschenrechtsverletzungen und die Leiden, die sie
hervorrufen, dürfen nicht hingenommen werden»,
Werden zu «Botschaftern des Gewissens» ernannt:
Joan Baez und Ai Weiwei. (FOTOS KEYSTONE)
www.ohtavanasa.ch
rn Zeichnungen und Skizzen. Zu erklären ist
Beltracchi steht.
chi hat immer darauf beeigene Bilder» gemalt zu
nfach mit der «Handnderer. Bilder, die diese
Amnesty kürt
Botschafter
des Gewissens
Dem 1975 geborenen Flepp steht
die Vorfreude ins Gesicht geschrieben, wenn er über die einzelnen
Teilprojekte von «Oh Tavanasa»
spricht. Auch der Rückhalt in der
Region gibt ihm recht, bereits sind
80 Prozent des Budgets gesichert.
Deshalb weiss er auch: Es gibt kein
zurück.
Beltracchi in Bern
sassen. Am 9. Januar
tracchi auf Bewährung
ft entlassen, nachdem er
n gewerbsmässigem Behs, Helene Beltracchi zu
n, verurteilt worden wa-
13
Bündner Tagblatt vom 24.3.2015, Seite 13.pdf
diere ich nicht. Da kommt es dann
aus mir heraus.» Und ist das jetzt bei
den Bildern in eigener Handschrift
dasselbe? «Ja, genau dasselbe.» Das
ist die Anmassung Beltracchis, der
nicht verstehen will, dass die Kunst
nicht nur aus der Ausführung, sondern aus der Idee der Ausführung
besteht. Eine Idee, die Beltracchi
nicht selbst haben musste, sondern
übernehmen konnte und sich die
sagte die Sängerin. Sie lobte Amnesty International
als «überparteiliche, machtvolle und effektive Bewegung». Sie sei «glücklich, Teil dieser Bewegung
zu sein».
Als «Botschafter des Gewissens» wurden in den
vergangenen Jahren unter anderen der frühere
tschechische Präsident Vaclav Havel, Südafrikas
Nationalheld Nelson Mandela, der britische Sänger
Peter Gabriel, die myanmarische Oppositionspolitikerin Aung San Su Kyi sowie die pakistanische
Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai ausgezeichnet. (SDA)
K U LT U R N
OTIZEN
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte
Landeskirche
Graubünden
Übersetzerpreis an Moshe
Kahn Der deutsche
Übersetzer Moshe Kahn ist neuer Träger des
deutsch-italienischen Übersetzerpreises. Er erhielt
die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung am
CHF 3.30
www.buendnertagblatt.ch
Bündner Tagblatt vom 25.3.2015,
3 0 0 1 3 Seite 1.pdf
media.ch | INSERATE Somedia Promotion, Telefon 081 255 58 58
9 771424 754008
ident mit Herz
Wer nicht Bäuerin oder Bauer ist,
kennt Hansjörg Hassler aus Donat
wohl einzig in seiner Funktion als
BDP-Nationalrat. Die Fernseh- und
Zeitungsbilder zeigen jedoch nur eine
Seite des Mannes, der sich selber am
liebsten in der Rolle seines Berufes –
des Bauern – sieht. Allzu viel Zeit, sich
auf dem familieneigenen Betrieb zu
betätigen, blieb in der Vergangenheit
jedoch nicht, ist Hassler seit zwölf
Jahren doch auch Präsident des
Bündner Bauernverbandes. Doch
nun, mit bald 62, möchte er
kürzertreten. Im Oktober tritt er als
Nationalrat zurück, und morgen
Donnerstag übergibt er das Amt des
Bauernpräsidenten an einen
Nachfolger. Drei Kandidaten stehen
zur Auswahl. Mit Curdin Capeder aus
Cumbel und Thomas Roffler aus
Grüsch stellen sich zwei Vorstandsmitglieder des Bündner Bauernverbandes zur Wahl, die zudem die
zwei grössten Vereine des Verbandes
(Surselva und Prättigau) vertreten.
Mit dem FDP-Politiker Hanspeter
Michel, ehemaliger Standespräsident
und Landammann aus Davos, tritt
ein dritter Kandidat an, der von
seinem hohen Bekanntheitsgrad
profitieren könnte. Eine Prognose
gibt Hansjörg Hassler jedoch nicht ab.
Er sei ganz einfach froh, dass sich
Kandidaten zur Wahl stellen. «Wie
diese ausgeht, ist völlig offen.» (KE/YB)
G R A U B Ü N D E N .. . . . . . . . . . . . . . . . Seite 5
m Stoffel-Projekt
schillerndsten Figuren
kturszene.
geniesst auch
guten Ruf –
Aufträge auseine Mitarbei-
dennoch nicht
ebäude Cooper
York steht und
heimatet, stiess
ner Grösse auf
Kritik. Der Cooper Union wurde vor
rund sechs Jahren eröffnet. Im vergangenen Jahr hat Mayne zudem
für Aufruhr in der Fangemeinde des
verstorbenen Schriftstellers Ray
Bradbury gesorgt: Mayne kaufte
dessen Grundstück und liess Bradburys einstiges Haus abreissen.
Weltsozialforum
mit Kundgebung
in Tunis begonnen
WELTSOZIALFORUM Gestern ist
in Tunis das 10. Weltsozialforum mit
einem Marsch für «Freiheit, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit und Frieden» eröffnet worden. Unter hohen
Sicherheitsvorkehrungen und bei
strömendem Regen gingen Tausende Teilnehmer zum Bardo-Museum.
Dort drückten sie ihre Solidarität
mit den Opfern des Terroranschlags
auf das Nationalmuseum vergangene Woche aus, bei dem 20 Touristen
und ein tunesischer Polizist getötet
wurden. Die für gestern geplante
Wiedereröffnung des Museums war
aus Sicherheitsgründen verschoben worden.
«Eine andere Welt ist möglich»:
Unter diesem Motto diskutieren an
der Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum in Davos Vertreter von Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt von Mittwoch
bis Freitag über eine alternative, sozialere Globalisierung. (SDA)
Boko Haram
entführt 500
Frauen und Kinder
NIGERIA Die radikal-islamische
Miliz Boko Haram hat erneut Hunderte Menschen in Nigeria verschleppt und Dutzende getötet. Die
Extremisten hätten etwa 500 junge
Frauen und Kinder in dem Ort Damasak gefangen genommen. Anschliessend hätten sie ungefähr 50
getötet und die übrigen mit sich genommen, berichtete der Augenzeuge. «Wir wissen nicht, ob sie noch
andere getötet haben, nachdem sie
weg waren.» Ein führender Armeevertreter in der Region sagte gestern, ihm lägen Berichte von Bewohnern vor, wonach zwischen
400 und 500 Frauen und Kinder entführt worden seien. (SDA)
Totales ZigarettenWerbeverbot?
TABAK Die Tabakindustrie zielt mit
ihrer Werbung direkt auf Kinder
Pressespiegel
und Jugendliche.
Diesen Vorwurf
erheben Gesundheits-,
PrävenEvangelisch-reformierte
Landeskirche
tions- und Jugendorganisationen.
Sie verlangen daher im neuen
Gesetz ein totales Werbeverbot. Der
G R A U B Ü N D E N .. . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3
t im Final
Graubünden
Project» im Zuoz Globe auf. Weitere
Aufführungen finden bis Dienstag, 1.
April, jeweils um 19.30 Uhr statt. (BT)
Tickets sind unter
081 851 30 00Seite
Bündner▸Tagblatt
vomTelefon
26.3.2015,
oder [email protected] erhältlich.
M O N TAG
30. März
Theater 58 zeigt
«Stadt ohne Tod»
eater Chur
hte über den Zyklus des Lebens – über Kindheit
achsenwerden, über Alter und Abschied und über
gen Kreislauf der Dinge – laut Mitteilung in eine
asante Inszenierung eingebettet, die «Bambi» mit
mor in einen zeitgenössischen Kontext stellt. Da wird
n und gesteppt, im fliegenden Wechsel werden die
on Tier und Mensch getauscht, geistreich gestritten
Welt auch von ihrer poetischen Seite gezeigt. Infos
kets: www.theaterchur.ch. (BT/ZVG)
und
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Rhythmen. Dieses Werk war laut Mitteilung ein Meilenstein von Ravel in
Richtung neue Musik. Im Laufe des
Abends wird zudem ein neuer Text gelesen, den das Ensemble ö! zum Saisonthema in Auftrag gegeben hat. Es wird
der freischaffende Philosoph und Betriebsökonom Peter Dellbrügger zu
Wort kommen. Weiter werden Werke
von Arvo Pärt (*1935), Iannis Xenakis
(1922-2001), Per Nørgård (*1932) und
Thomas Kessler (*1937) von Riccarda
Caflisch (Flöten, Stimme), David Sontòn Caflisch (Violine, Viola d’amore, midi-Violine) und Christian Hieronymi
(Violoncello, Viola da gamba) aufgeführt.
▸ www.theaterchur.ch
Das Theater 58 spielt am Montag, 30.
März, um 20 Uhr in der Regulakirche in
Chur das Stück «Stadt ohne Tod» von
Silja Walter. In dem Stück ist die Auferstehung Jesu Christi das Thema. Die
Verfasserin, die Benediktiner Klosterfrau und Schweizer Schriftstellerin Silja
Walter (1919-2011), lässt eine moderne
Kritik am Auferstehungsglauben zu
Wort kommen, bei der dieser Teil der
Lebensgeschichte Jesu als mythisch zurückgewiesen wird. Dahinter steht aber
nicht ein neuzeitliches, rationales
Wirklichkeitsverständnis, in dem Wunder ganz allgemein keinen Platz haben.
Vielmehr steht der Zweifel im Raum,
dass sich angesichts von Zerstörung,
Krieg und Tod in der Welt die Auferstehung Jesu überhaupt ereignet habe.
Das Publikum erlebt gemäss Mitteilung
eine multimediale Verbindung von
Wort, Tanz, Video und Musik. (BT)
▸ Feier Eintritt, Kollekte.
D I E N S TAG
31. März
Die Ukraine – und was
auf dem Spiel steht
In der Postremise in Chur ist am Dienstag, 31. März, um 20 Uhr der ukrainische
Autor Yuri Andruchowytsch zu Gast.
Politisch engagierte Schriftsteller sind
laut Mitteilung eine Seltenheit, doch
der Ukrainer Yuri Andruchowytsch ist
einer dieser gesellschaftlich und politisch aktiven Literaten. Das Verhältnis
der Ukraine zu Westeuropa und Russland zieht sich dabei wie ein roter Faden
durch das Werk des 55-jährigen Autors.
Seit dem Ausbruch der «Revolution der
Würde» im November 2014 bereist er
unermüdlich sein eigenes Land und
S O N N TAG
Europa und wirbt für mehr Verständnis
29. März
und Unterstützung für die Ukraine. Er
gehört zu den profundesten Kennern
der Situation im Lande und wurde für
sein Engagement mehrfach ausgezeichnet. Im ersten, politischen Teil des
Eine Begegnung mit Musik «abseits Abends liest er aus seiner Eröffnungsreausgetretener Pfade» verspricht ge- de zur Messe «Buch Wien» mit dem Timäss Mitteilung die Kombination Vi- tel «Der Preis der Werte oder unsere Disbraphon, Orgel und Schlagwerk mit sonanzen». Darin beleuchtet er die vereinem abwechslungsreichen Pro- gangenen 16 Monate seit dem Ausbruch
Pressespiegel
gramm von Kompositionsbearbeitun- der Revolution
bis hin zur heutigen Sigen der Renaissance, des BarockEvangelisch-reformierte
bis hin tuation und dem Konflikt
mit Russland.
Landeskirche
Graubünden
zu zeitgenössischen Originalwerken Der zweite Teil des Abends gehört den
und jazzigen Arrangements zu werden. literarischen Werken des Ukrainers.
Zu hören ist dies am Sonntag, 29. März, Musikalisch begleitet wird der Autor
Vibraphon trifft auf
Orgel und Schlagwerk
esonderes Theater-Genre spezialisiert;
und im
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17.30 Uhr
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851 30
00 Vor- (Violoncello, Viola da gamba) aufge<Mehrere überschneidende
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en packenden, nur sehr zurückhaltrag mit Illustrationen. (BT)
oder [email protected]
er▸ www.theaterchur.ch
nd inszenierten Nach-Erzählungen
hältlich.
on bekannten Romanen und Novellen
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30. März
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am. Der Bogen spannt sich weit zurück
Walter
(1919-2011),
lässt
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Exemplarisch dafür steht
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Kritikrerseits.
am Auferstehungsglauben
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Davos mit dem Duo Ulrich Weissert und
ermann trifft. Regie: Klaus Henner
rückgewiesen
Dahintergegenüberstellt.
steht aber
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ein neuzeitliches,
rationales
es Lebens – über Kindheit
Wirklichkeitsverständnis, in dem Wunsert, der seit Februar in Davos wirkt, soder ganz allgemein keinen Platz haben.
Alter und Abschied und über
wie der Schlagzeuger Albrecht Volz
Vielmehr steht der Zweifel im Raum,
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spielen zunächst Barock-Werke, von
dass sich angesichts von Zerstörung,
ingebettet, die «Bambi» mit
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Das Publikum erlebt gemäss Mitteilung
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eine multimediale Verbindung von
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Wort, Tanz, Video und Musik. (BT)
ermöglichen. Im zweiten Teil erklingt
▸ Feier Eintritt, Kollekte.
zeitgenössische Musik mit TempelBlocks, Tam-Tam, Becken, Bongos,
allen hier auf harte, mechanische
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cken. Die Kompositionen stammen von
ein Meilenstein von Ravel in 31. März
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ng neue Musik. Im Laufe des
und Bertold Hummel. (BT)
s wird zudem ein neuer Text geden das Ensemble ö! zum Saisonin Auftrag gegeben hat. Es wird
ischaffende Philosoph und Be- In der Postremise in Chur ist am Dienskonom Peter Dellbrügger zu tag, 31. März, um 20 Uhr der ukrainische
Es wird gemäss Mitteilung düster im
kommen. Weiter werden Werke Autor Yuri Andruchowytsch zu Gast.
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vo Pärt (*1935), Iannis Xenakis Politisch engagierte Schriftsteller sind
Bärtsch führen die Schülerinnen und
001), Per Nørgård (*1932) und laut Mitteilung eine Seltenheit, doch
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h (Flöten, Stimme), David Son- einer dieser gesellschaftlich und poli29. März, um 19.30 Uhr die Premiere von
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ihrem neuen Stück «The Frankenstein
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durch das Werk des 55-jährigen Autors.
April, jeweils um 19.30 Uhr statt. (BT)
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Seit dem Ausbruch der «Revolution der
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Würde» im November 2014 bereist er
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z
und Unterstützung für die Ukraine. Er
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30. März
sein Engagement mehrfach ausgezeichnet. Im ersten, politischen Teil des
Begegnung mit Musik «abseits Abends liest er aus seiner Eröffnungsreretener Pfade» verspricht ge- de zur Messe «Buch Wien» mit dem TiMitteilung die Kombination Vi- tel «Der Preis der Werte oder unsere DisDas Theater 58 spielt am Montag, 30.
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dem Konflikt mit Russland. Landeskirche
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Jesu Christi das Thema. Die
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Verfasserin, die Benediktiner Klosterzzigen Arrangements zu werden. literarischen Werken des Ukrainers.
frau und Schweizer Schriftstellerin Silja
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Walter (1919-2011), lässt eine moderne
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WEIZ
D o n n e r s t a g , 2 6. M ä r z 2 0 1 5
Bundesrat lanciert Diskussion über
Regelungen der Partnerschaft
Paare können ihre Partnerschaft möglicherweise künftig in einer weniger weit gehenden Form rechtlich absichern.
Der Bundesrat stellt neben Ehe und eingetragener Partnerschaft eine weitere Regulierung zur Diskussion.
K
die Verfassung angepasst werden
müsste.
▸ E VA S U R B E C K
Härtefälle in Konkubinaten
Kein Tabu ist für den Bundesrat
auch eine Gleichstellung von homosexuellen Paaren mit Ehepaaren. Es
gehe nicht darum, was richtig oder
falsch sei, sondern darum, sich mit
den gesellschaftlichen Realitäten
auseinanderzusetzen, sagte Bundespräsidentin und Justizministerin Simonetta Sommaruga gestern
in Bern vor den Medien. «Die heutigen Gesetzesgrundlagen bilden die
Realität nicht mehr ab.»
In Frankreich beliebt
Ins Spiel bringt der Bundesrat in
seinem am Mittwoch verabschiedeten Bericht zur Modernisierung de
Familienrechts den in Frankreich
vor über 15 Jahren eingeführten
«Pacte civil de solidarité» (Pacs).
Dieser im Nachbarland beliebte und
erfolgreiche Vertrag könnte an
Schweizer Verhältnisse angepasst
werden.
Paare in Frankreich, die nicht
heiraten wollen, können mit Pacs
ihr Zusammenleben vor einem
Amtsgericht oder Notar vertraglich
regeln. Für die Auflösung genügt
eine Erklärung vor der Behörde.
Ein Pacs begründet keine familiären Bindungen. Auf den Namen
der Partnerinnen und Partner hat er
keinen Einfluss. Paare mit einem
Pacs sichern sich gegenseitig Unterstützung zu, etwa bei Krankheit,
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga schreitet zur Pressekonferenz. (KY)
aber auch in materiellen Belangen.
Gehen Pacs-Paare gemeinsam Verbindlichkeiten für ihren Alltag ein,
haften sie solidarisch. Vermögen,
die die Partner oder Partnerinnen
vor dem Abschluss des Vertrages
und während dessen Dauer erwerben, gehören ihnen alleine. In
Frankreich wählen heute vier von
zehn Paaren mit formalisierter Beziehung den Pacs.
Ein Vertrag wie der Pacs könnte
laut Sommaruga «eine valable Alternative zur Ehe» sein. Denkbar
wären drei Ebenen der Partnerschaft: die Ehe für Mann und Frau
respektive homosexuelle Paare, der
Pacs und das Konkubinat.
Denn zu prüfen ist laut Bundesrat, ob die für homosexuelle Paare
eingeführte eingetragene Partnerschaft der Ehe gleichgestellt respek-
tive die Ehe auch gleichgeschlechtlichen Paaren ermöglicht werden
könnte. Auf Grund der Entwicklungen im Ausland zeichne sich politischer Druck in diese Richtung ab,
heisst es im Bericht.
Zumindest die Rechtskommission des Nationalrates unterstützt
dieses Ansinnen. Sie befürwortete
im Februar eine parlamentarische
Initiative der Grünliberalen für die
Legalisierung der Ehe von gleichgeschlechtlichen Paaren. Umgekehrt
sollen auch heterosexuelle Paare
eine eingetragene Partnerschaft
eingehen können.
Stimmt auch die ständerätliche
Rechtskommission zu, kann die Nationalratskommission einen Gesetzesentwurf ausarbeiten, über den
das Parlament zu befinden hätten.
Das letzte Wort hätte das Volk, weil
Für die steigende Zahl von Paaren,
die im Konkubinat leben, will der
Bundesrat keine generellen Regelungen erlassen. Solche faktischen
Lebensgemeinschaften zu regulieren, hält er grundsätzlich nicht für
notwendig. Eine generelle Regelung
sei heikel, heisst es im Bericht. Denn
Menschen, die sich bewusst gegen
die Ehe oder eine eingetragene Partnerschaft entschieden hätten, würden so auf Umwegen in eine rechtliche Bindung gezwungen.
Allerdings sieht der Bundesrat
Bedarf für eine Art Härtefallklausel.
Sie wäre denkbar für Fälle, in denen
ein Partner oder eine Partnerin nach
einer Krankheit der Partners oder
der Trennung wirtschaftlich zu wenig abgesichert ist, aber viel in die
Partnerschaft investiert hat. Eine
Voraussetzung müsste dabei sein,
dass zwischen den Partnern ein «erhebliches wirtschaftliches Ungleichgewicht» besteht.
Der Bundesrat will auch über
eine Vereinfachung bei den Zivilstandsbezeichnungen diskutieren.
Sollten Ehe und eingetragene Partnerschaft einander angenähert
werden, gäbe es keine Rechtfertigung mehr für Unterscheidungen
beim Zivilstand, heisst es im Bericht.
Eine einfache Regelung mit den
drei Bezeichnungen «Nicht verheiratet»; «Verheiratet/in eingetragener Partnerschaft» sowie «verwitwet» würde genügen.
Freiburger auf Tuchfühlung mit Landesregierung
Der Bundesrat hat gestern Morgen seine wöchentliche Sitzung in Freiburg abgehalten und so zum neunten Mal «extra
muros» getagt. Hunderte von Freiburgerinnen und Freiburgern suchten danach den Kontakt zur Landesregierung.
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga sagte gestern in Freiburg,
ihr sei dieser Abstecher wichtig, habe sie doch während sieben Jahren
im Kanton Freiburg gelebt.
Für die externe Bundesratssitzung gebe es aber auch gute politische Gründe. Spiele doch der Kanton Freiburg die Rolle des Brückenbauers zwischen Deutschschweiz
ne Jura, Uri, Wallis, Basel-Stadt,
Schaffhausen, Waadt und Schwyz
waren bereits Standorte von solchen externen Sitzungen.
Bürger freuen sich über Besuch
Pressespiegel
Eine,
die gestern in Freiburg den Landeskirche
Evangelisch-reformierte
Kontakt zur Landesregierung suchte, ist gebürtige Kamerunerin, heisst
Antoinette und kam im Alter von
Graubünden
Erinnerungen urkomisch und tieftraurig, seine Geschichten bittersüss und melancholisch und er ist
erfüllt von einer Sehnsucht nach
Liebe und Wahrheit. Verzweifelt
prostet er dem Publikum zu, sinniert über den Weltschmerz und
fentlicht blieb und nur unter der
Hand weitergereicht wurde.
Mit der Geschichte schlägt Regisseurin Nadolska auch eine Brücke zur Gegenwart: «Die Systemkritik hat meiner Meinung nach auch
Parallelen zum heutigen Grössen-
Bühne, doch dabei wird er von prominenten Bündner Stimmen unterstützt: Gian Marco Schmid alias
Gimma wird ihm ebenso ins Wort
fallen wie Felicitas Heyerick, Tatjana Schüpbach, Marc Gieriet und Gian Rupf. Obwohl, «Bühne» ist viel-
Bündner Tagblatt vom 27.3.2015, Seite 13.pdf
auch die traurige Erkenntnis, dass
jeder noch so grandiose Rausch irgendwann kläglich endet.
Theater Chur: am 7., 8. und 9. April,
jeweils um 20 Uhr. Weitere Infos:
www.theaterchur.ch
Das «Duo d’Oro» in concert
Mit dem Duo Janett/Grossmann nutzen ein weiteres Mal begnadete Musiker die Kulisse des Bergkirchlis in Arosa.
«Kultur auf höchster Ebene». Das ist
der durchaus ernst zu nehmende
und zugleich doppelsinnige Satz,
den sich der Verein Arosa Kultur auf
die Fahne gesetzt hat. Auf 1900 Metern gelegen, ist diese Aussage in Bezug auf die älteste Kirche in Arosa
und gleichzeitig dessen ältestes
noch erhaltenes Bauwerk auf diese
höchste Ebene ebenso zu verstehen
wie in Bezug auf die Qualität der
Konzerte im Rahmen des aktuell zur
Durchführung gelangenden ArosaMusik Festivals. Am frühen Dienstagabend traten dort mit dem Klarinettisten Domenic Janett und dem
Gitarristen Robert Grossmann zwei
musikalische Bündner Urgesteine
auf. Da es sich bei den BergkirchliKonzerten stets um kommentierte
Auftritte handelt, übernahm Robert
Grossmann diese Aufgabe und führte in heiter-lockerer Sprache durch
das Programm.
Gleich zu Beginn entschuldigte
er sich beispielsweise dafür, dass
sich das Duo Janett/Grossmann, obwohl schon lange miteinander auftretend, noch für keinen passenden
Namen habe entschliessen können
und daher Vorschläge aus den Reihen des Auditoriums stets willkommen seien. Das Bündner Tagblatt
und dessen Rezensent nehmen diese Aufforderung gern an und schlagen – nach einer schlaflosen Nacht
Musikalischer Dialog: Domenic Janett (links) und Robert Grossmann bei
ihrem Konzert im Bergkirchli in Innerarosa. (FOTO ZVG)
des Nachdenkens von Letzterem die Bezeichnung «Duo d’Oro» vor.
Dass sich das zweite Wort aus den
Vornamen Domenic und Robert ableitet, sei hier ergänzend erwähnt.
Natürlich möchte dieser Vorschlag bewusst ebenso doppelsinnig verstanden sein wie die Sache
mit der «Kultur auf höchster Ebene»: «Duo d’Oro» vereinigt nicht
nur Teile der Vornamen der beiden
Bündner Künstler, sondern sagt
auch etwas über deren Interpretieren und Musizieren aus.
Jazz, Ländler und Klassik
In dieser Beziehung verfolgen die
beiden Künstler den goldrichtigen
Weg und vermochten die dicht gedrängt sitzende Zuhörerschar zu
überzeugen. Der bunte Reigen mit
zumeist bearbeiteten Kompositionen aus den Bereichen Jazz, Ländler
und Klassik war mehr als gute
Unterhaltung. Herrlich, wie sich die
beiden wohl nicht nur auf der persönlichen Ebene gut verstehen,
sondern auch musikalisch immer
wieder und oftmals auch spontan in
einen spannenden Dialog miteinander treten: Darf es mal etwas
langsamer sein? Oder auch ganz
still, wenn während dieser Stille das
Stück und sein Metrum dennoch
nicht aussetzen? Halt, begleite mich
doch nicht so laut, mir ist gerade
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
eingefallen, diese Phrase im Pianissimo zu spielen…! Solche und ähnliche Beispiele wären hier unzählige
weitere aufzuzählen.
Authentisch wirkende Harmonie
Über allem steht dabei stets der Wille, dem Zuhörer die Rhetorik, die
Aussage und das Wesen des Stückes, sei es «nur» ein Tanz aus dem
Oberengadin oder aber ein anspruchsvolles Opus von FrançoisJoseph Gossec, nahe zu bringen.Die
Schweizer Landesphonothek führt
inzwischen über 150 Tonträger auf,
wo Domenic Janett entweder mitwirkt oder Kompositionen von ihm
gespielt werden. Robert Grossmann
kann auf ein bereits beachtlich angewachsenes Oeuvre mit Opern
und Instrumentalwerken zurückblicken. Wenn beide zusammen
musizieren, entsteht ungekünstelte, authentisch wirkende Harmonie. Das gilt, sowohl, wenn die beiden Musikanten im Gleichklang
miteinander hin und her schaukeln
wie auch dann, wenn sie sich quasi
kontrapunktisch
gegeneinander
bewegen. Treffen sich aber in seltenen Fällen ihre Blicke, ist beim
einen wie beim anderen Konzentration angesagt. Dann geht es ums
Musizieren auf höchster Ebene.
Ohne d‘Oro ist selbst das Licht
finster. CHRISTIAN ALBRECHT
33 m
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Bündner Tagblatt
K L Avom
R 27.3.2015,
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Fre i t a g , 2 7. M ä r z 2 0 1 5
G A S T K O M M E N T A R Andreas Thöny über Anlaufstellen für Familien
Regionale Familienzentren in Graubünden?
V
Vor gut zehn Jahren hat die Bündner
Regierung den Familienbericht erstellt.
Eine umfangreiche Auslegeordnung
zeigte auf, was gut war und was verbessert werden musste. Vieles wurde seither angegangen und umgesetzt. Das
Angebot ist vielfältig und umfangreich.
Es reicht von Kindertagesstätten über
Steuerabzüge bis hin zu Dutzenden von
Beratungsangeboten. Das Sozialamt des
Kantons Graubünden übernimmt heute mit den regionalen Sozialdiensten
Beratung und Vernetzung. Gut so.
Und dennoch fehlt der letzte Schritt
zur Vollendung: die Schaffung regionaler Familienzentren. Wenn man Eltern
danach fragt, wohin sie sich bei ihren
Fragen oder Problemen wenden können, dann wissen überraschend viele
keine genaue Antwort. Selbstverständlich hängt das auch von der Problem-
stellung ab. Geht es um steuerliche Fragen, dann wird wohl das Steueramt der
Gemeinde der richtige Ort sein. Geht es
um Probleme in der Schule, dann wird
der Schulpsychologische Dienst wohl
anzugehen sein. Wo ist der genau untergebracht? Geht es um Möglichkeiten
der Tagesbetreuung, dann wird es vielfältig: Krippen, Tagesstätten, Mittagstische, Tageseltern? Vielleicht wird
man den Fachverband Kinderbetreuung anrufen. Wenn
man das Stichwort Kinderbetreuung im InternetSuchdienst eingibt, dann
kommt man als Erstes auf
die Homepage des Fachverbandes oder auf diejenige des
Sozialamts.
Und wohin können sich Eltern wenden, wenn ihr vierjähriges Kind Anlass
zur Sorge gibt? Die Mütter- und Väterberatung ist ja nur für Kinder bis drei Jahre zuständig. Beim Kinderarzt? Beim
regionalen Sozialdienst? Sicher nicht
beim Schulpsychologischen Dienst.
Das Kind geht ja noch nicht zur Schule.
Hat das Problem vielleicht auch etwas
mit der Beziehung der Eltern zu tun?
Wäre vielleicht die Ehe- und Lebensberatungsstelle Paarlando zu kontaktieren? Oder käme allenfalls ein Besuch in
einer Kindertagesstätte infrage? Und
was ist mit den Kosten? Wie viel kostet
eine Beratung? Wie viel kostet ein Besuch in einer Kindertagesstätte? Geht
«Es fehlt
der letzte
Schritt zur
Vollendung»
das mit dem zur Verfügung stehen
Haushaltsbudget auf? Gibt es finanzielle Unterstützung von der Gemeinde
oder dem Kanton? Der Kanton und die
Institutionen haben sicher die richtige
Antwort parat. Aber die Angebotssituation ist vielfältig und komplex. Wie angenehm wäre es doch für Eltern, wenn
sie für alle ihre Fragestellungen einfach
ins regionale Familienzentrum gehen
könnten. Im Erdgeschoss hat es eine Informationswand mit vielen Prospekten, eine Cafeteria mit Kinderspielecke
und eine Empfangsstelle, wie eine Rezeption in einem Hotel. Hier erwartet
Sie eine kompetente und freundliche
Fachperson, die erste allgemeine Fragen beantworten kann. Sie berät
auch, in welcher Fachstelle
am besten geholfen werden
kann. Die meisten davon
befinden sich in den oberen
Stockwerken des Hauses.
Es kann gleich ein erster
Termin abgemacht werden.
Man kann aber einfach nur
zum Kaffee und einem Schwatz
hinkommen und andere Eltern treffen.
Ein Anschauungsbeispiel, in welche
Richtung das gehen könnte, ist im Familienzentrum Planaterra in der Churer
Altstadt zu finden. Das Einrichten von
regionalen Familienzentren bietet noch
eine weitere Chance: Sie könnten Weiterbildungsangebote für Eltern im Be-
reich der Erziehung beheimaten. Denn
viele Schülerinnen und Schüler bringen
bereits bei der Einschulung Lern- und
Entwicklungsdefizite mit. Rückstände,
die sich im Laufe der Volksschule selten
mehr aufholen lassen. Grund dafür ist
oft ein bildungsfernes Elternhaus. Regionale Familienzentren könnten hier
wertvolle Hilfe leisten. Das wäre ein
wichtiger Beitrag zur Chancengleichheit aller Kinder.
Ich stelle mir vor, dass der Kanton
die Koordination übernimmt, damit in
den Regionen Familienzentren entstehen können. Vielleicht beauftragt er ja
den Verein Kinder- und Jugendberatung, der künftig für die Mütter- und
Väterberatung zuständig sein wird, wie
man gestern erfahren konnte. Ein regionales Familienzentrum wäre mit Sicherheit ein wertvoller Baustein einer
zukunftsgerichteten Standortpolitik.
ANDREAS THÖNY ist Primarlehrer und
Grossrat der SP. Er ist verheiratet, hat
drei erwachsene Kinder und lebt in
Landquart.
H I N T E R G R U N D Kristin Palitza, Abuja, über die Terrorgruppe Boko Haram
Boko Harams teuflische Strategie: Kinder als Selbstmordattentäter
D
Die Terrorgruppe Boko Haram hat in
den vergangenen Jahren Tausende Kinder entführt. Sie werden als Kämpfer
oder Sex-Sklaven missbraucht. Jüngst
zwingt die Gruppe Mädchen sogar zu
Selbstmordattentaten, um die vor den
Wahlen verschärften Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen.
Nervös geht eine verschleierte junge Frau durch die Strassen von Gombe.
Sie ist auf dem Weg zum Fussballstadion der nordostnigerianischen Stadt.
Staatschef Goodluck Jonathan macht
dort Wahlkampf. Unter ihrer traditionellen islamischen Kleidung trägt die
Frau einen Sprengstoffgürtel. Nur Minuten, nachdem der Präsident die Veranstaltung verlassen hat, kommt die
Explosion. Die junge Frau stirbt, weitere 18 Menschen werden bei der Detonation verletzt.
Weiter im Norden, im Bundesstaat
Yobe, sprengen sich zwei Kinder auf
einem belebten Markt in die Luft. Und
in der Stadt Maiduguri in Borno tötet
eine Selbstmordattentäterin mindestens 19 Menschen. Sie ist zehn Jahre alt.
All diese Anschläge ereigneten sich in
diesem Jahr. Sie sind Teil einer menschenverachtenden Entwicklung.
Nigerias Behörden haben vor der
Präsidenten- und Parlamentswahl am
28. März die Sicherheitsvorkehrungen
im Land deutlich verschärft – aber die
Terrorgruppe Boko Haram nutzt eine
neue, teuflische Strategie für ihre An-
schläge: Mädchen und junge Frauen
werden als Attentäterinnen eingesetzt.
Sie wirken weniger verdächtig.
«Erwachsene Selbstmordattentäter
sind leichter zu erkennen als Kinder»,
sagt Hussaini Abdu von der Hilfsorganisation Action Aid, die Opfer von Boko
Haram unterstützt. «Vor allem junge
Mädchen, die einen Schleier tragen,
werden nicht verdächtigt oder durchsucht.»
Kinder könnten in dem religiösen
und patriarchalischen Umfeld leicht
indoktriniert werden. Abdu vermutet
aber, dass viele Mädchen gegen ihren
Willen zu Attentäterinnen werden und
die Bomben an ihrem Körper per Fernbedienung gezündet werden.
Boko Haram nehme zunehmend
Kinder ins Visier, schrieb kürzlich auch
Unicef-Chef Anthony Lake. Tausende
«
Mädchen und
junge Frauen als
unverdächtige
Attentäterinnen
»
Kinder seien bereits von der Terrorgruppe traumatisiert worden.
Im Mai 2014 sorgte die Entführung
von 276 Schulmädchen in der Stadt Chibok durch Boko Haram für einen internationalen Aufschrei. «Die Entführungen von Chibok waren kein isolierter
Vorfall, nur der grösste», sagt Bukola
Shonibare von der Kampagne «Bring
Back Our Girls» (deutsch: «Bringt unsere Mädchen zurück»), die für die Rückkehr der Mädchen kämpft.
«Es gab Hunderte Entführungen vor
Chibok und auch Hunderte seither»,
sagt sie. Diese Woche wurde bekannt,
dass Boko Haram nach Angaben eines
örtlichen Beamten bis zu 350 Frauen
und Kinder im nordöstlichen Ort Damasak entführt hat. Shonibare befürchtet, dass einige der Chibok-Mädchen zu
Selbstmordattentäterinnen wurden.
L E S E R B R I E F E ZuVals, zur Fremdspracheninitiative und zum Wolf
Zuerst fragt man
die Besitzer
Zum Artikel «Sonst bleibt uns nur noch
der Weg nach Lausanne» im BT vom
23. März 2015.
Die Ausführungen von Herrn Senteler,
Projektleiter der 7132 AG in Vals, bedürfen einiger Klarstellungen. Die Strangsanierung (Wasserleitungen, Lüftung und
Elektrisch) muss differenziert angegangen werden. Im Haus Selva in Vals wurde der heikle Punkt, nämlich die Warmwasserleitung, im 2012 saniert, und diese hält noch zehn Jahre. Beim Elektrisch
und der Lüftung ist ebenfalls keine
Dringlichkeit gegeben. Trotzdem war die
Eigentümerschaft bereit, angesichts der
Bedürfnisse der 7132 AG im Zusammenhang mit ihren geplanten Zimmerumbauten, auf das Ansinnen einer umfassenden Strangsanierung im ganzen
Haus einzutreten – also auch elektrisch
und Lüftung. Beides entsprang nur dem
Bedürfnis des Hotels, also der 7132 AG.
Dies wäre für die gesamte Eigentümerschaft zusätzlich mit kostspieligen und
individuell zu tragenden Ausgaben im
deutlich fünfstelligen Frankenbereich
und grossen Bauimmissionen in jedem
Appartement verbunden gewesen. Von
einer schlagartigen Äufnung des Erneuerungsfonds war nicht die Rede, weil
eine solche Investition über ein rückzahlbares Darlehen finanziert werden
kann. Die Rückzahlung erfolgt dann mit
der jährlichen Einzahlung in den Erneuerungsfonds. Leider versuchte dann
die 7132 AG respektive deren Besitzer,
Herr Stoffel, mit einer überfallartigen
Eigentumsübertragung von 16 Appartements am Spätnachmittag vor der
Eigentümerversammlung Ende November 2014, sich eine Mehrheit zu verschaffen, um den Antrag auf sofortige Strangsanierung durchzudrücken. Dies ist
dank hoher Präsenz der Eigentümerschaft nicht gelungen. Die Eigentümerschaft hat über regelmässige und verkraftbare Einlagen in den Erneuerungsfonds innert zehn Jahren 1,5 Millionen in
das Haus Selva investiert. Das Haus ist in
gutem Zustand. Der am letzten Samstag
abgelehnte Antrag der 7132 AG auf die
Einlage von einer Million pro Aussenhaus (Selva, Zerfreila und Tomül) ist
nicht sachlich begründet, sondern soll
den Einzeleigentümern den «Verleider»
anhängen. Uns liegt an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der 7132 AG –
aber diese muss fair, berechenbar und
gleichberechtigt erfolgen. Zum vorgestellten Turm erlauben wir uns die Frage:
Wenn jemand etwas auf Land bauen
will, das ihm nicht gehört, fragt er vorher
dessen Besitzer, nicht wahr? Der gigantische Turm steht auf dem Land von fünf
privaten Garagenbesitzern. Diese wurden nicht gefragt.
Das Volk soll
entscheiden
Die Fremdspracheninitiative ist als sogenannte Anregung formuliert und verlangt, dass in Graubünden inskünftig auf
der Primarstufe nur noch eine Fremdsprache obligatorisch ist. Schweizweit
wird genau über diesen Punkt flächendeckend gesprochen und die grosse
Mehrheit von Pädagogen, Schülern und
betroffenen Eltern sind exakt dieser Meinung. Gemäss Bundesrecht muss innerhalb der obligatorischen Schulzeit, also
innerhalb von neun Schuljahren, mindestens eine zweite Landessprache gelernt werden. Die Initiative verstösst
also in keiner Weise gegen die geltende
Regelung. Im Gegenteil, sie gibt jeder
Sprachregion auch in unserem Kanton
die Gelegenheit, das für sie richtige Sprachenkonzept zu erstellen.
Diese zukunftsorientierte Anregung
kann der Grosse Rat mit der Gültigkeitserklärung nun mitgestalten und durch
das Volk absegnen lassen. Mit der Initiative kann endlich einmal das Volk auch
mitbestimmen und mitentscheiden,
was es für richtig hält.
Wenn der Grosser Rat die Initiative
aber für ungültig erklärt, wird der Volkswille einmal mehr ausgeschaltet und die
richtigen Ansätze werden für unsere
Kinder vernichtet. Die Probleme sind
nicht gelöst, sondern nur zeitlich verschoben und es muss mühsam weiterge-
IMPRESSUM
kämpft werden. Die Gerichte müssen
entscheiden, was wieder einen immensen, unnötigen Zeit- und Geldaufwand
mit sich zieht. Leiden werden weiterhin
am meisten die betroffenen Kinder und
deren Eltern. Jeder vom Volk gewählte
Grossrat sollte sich dessen bewusst sein.
Somedia (Südostschweiz Presse und
Print AG).
Verleger: Hanspeter Lebrument.
CEO: Andrea Masüger.
▸ ANNINA MARGRETH, VAZ/OBERVAZ
Redaktionsleitung:
Sachlich bleiben
Larissa M. Bieler
(Chefredaktorin, lmb), Norbert Waser
(Stv. Chefredaktor, nw).
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Der Wolf, anpassungsfähig wie er ist,
kehrt nach und nach in seine alten Lebensräume zurück. Die Wölfe in der
Schweiz stammen nachweislich (genetische Untersuchungen) aus den italienischfranzösischen Alpen und breiten
sich von Italien her entlang dem Alpenbogen nach Norden aus. So wandern sie
natürlicherweise auch in die Schweiz
ein. Hinweise, dass die öffentliche Sicherheit in der Schweiz oder Europa
durch Wölfe gefährdet ist, gibt es nicht.
Es ist jedoch zu erwähnen, dass Unfälle
bei einer Verkettung von mehreren ungünstigen Faktoren in sehr seltenen Fällen nicht ausgeschlossen sind. Mit entsprechenden Verhaltensweisen können
Unfälle verhindert werden. Es ist wichtig, Vorurteile abzubauen und die Fakten
zum Wolf neutral darzulegen. Denn mit
falschen Informationen werden in der
Bevölkerung unnötigerweise Ängste geschürt.
Bündner Tagblatt,
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▸ BEAT DEPLAZES, WWF GRAUBÜNDEN
© Somedia
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
▸ EDGAR HOFER, HERBERT PUNTIGAM,
MARTIN STUBER, DELEGIERTE HAUS
SELVA, VALS
Herausgeberin:
Die irgendwie geartete Verwertung von in diesem Titel
abgedruckten Inseraten oder Teilen davon, insbesondere durch Einspeisung in einen Online-Dienst, durch
dazu nicht autorisierte Dritte, ist untersagt. Jeder Verstoss wird von der Werbegesellschaft nach Rücksprache mit dem Verlag gerichtlich verfolgt.
Dorf
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Seite 28.pdf
B Ü N D N Bündner
E R Tagblatt
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KOPF DER WOCHE
«Das Kloster wird immer ein Ort der
spirituellen Begegnung sein»
Schwester Madlen Büttler lebt seit 40 Jahren im Kloster Ilanz. Wie das Kloster der Zukunft aussieht, kann sie nicht sagen.
Aber sie ist überzeugt, dass es immer ein Begegnungsort für Spiritualität sein wird.
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oder eine Scheidung hinter sich haben. Den Betroffenen helfen die Gespräche mit uns Schwestern, der geregelte Tagesrhythmus und die Gemeinschaft im Kloster», erklärt sie.
Obwohl Schwester Madlen in einigen Monaten das Rentenalter erreicht, will sie ihre Arbeit im «Haus
der Begegnung» nicht beenden.
«Eine Pensionierung kennen wir im
Kloster nicht. Ich werde womöglich
etwas kürzertreten, aber meine Aufgabe geht weiter», sagt sie.
▸ VIVIANE MICHEL
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In der Schwesternschaft Ilanz gibt
es noch genau sechs Schwestern,
die das Rentenalter noch nicht erreicht haben. Schwester Madlen
Büttler ist eine von ihnen. Die
63-Jährige lebt im Kloster Ilanz und
leitet dort das Haus der Begegnung.
«Die Berufung für ein Leben im
Kloster habe ich schon sehr früh gespürt», erklärt sie. Bereits mit 16
Jahren wollte sie in den Orden eintreten. Eine Krankenschwester hat
ihr aber ins Gewissen geredet. «Sie
hat mir gesagt, dass ich in einigen
Jahren nicht über ein Leben ohne
Familie schimpfen darf», erzählt
Schwester Madlen. Tatsächlich hat
sie es sich noch einmal überlegt und
ist nicht ins Kloster eingetreten.
«Und das war gut so», sagt sie rückblickend.
Einige Jahre später wollte sie
nichts mehr vom Klosterleben wissen. Sie war in christlichen Jugendgruppen aktiv und lernte einen
Freund kennen. «Ich habe fest angenommen, dass ich diesen Mann heiraten und Kinder haben werde»,
sagt sie. Doch gegen Ende ihrer Ausbildung an der Krankenpflegeschule in Uster verspürte sie wieder den
intensiven Wunsch, ins Kloster einzutreten. «Als ich mit dem Zug nach
Ilanz fuhr und am Bahnhof ausstieg,
wusste ich genau, dass ich hier hingehöre», sagt sie.
Was bringt die Zukunft?
«Die Begegnungen geben Kraft für den Alltag»: Schwester Madlen Büttler über
ihre Arbeit im «Haus der Begegnung». (FOTO ZVG)
Herausfordernder Alltag
Den Entscheid ins Kloster einzutreten, hat sie nie bereut. Aber ein Leben im Kloster habe seine Heraus-
Während in Ilanz dieses Jahr das
150-jährige Bestehen des Klosters
gefeiert wird, macht sich die Gemeinschaft auch Gedanken über die
Zukunft. Die alternde Schwesternschaft sei eine Herausforderung.
Die jüngste Schwester im Kloster ist
50 Jahre alt. Das mache es für junge
Frauen schwierig, sich in die Gemeinschaft
einzufügen,
gibt
Schwester Madlen zu bedenken.
«Beruf und Berufung waren früher
oft gekoppelt. Heute müssen junge
Frauen nicht mehr ins Kloster eintreten, um eine gute Schulbildung
zu erhalten», erklärt sie.
Einen Lösungsansatz biete die
«Schwester auf Zeit». Statt ein ganzes Leben im Kloster zu verbringen,
verpflichten sich die Frauen für einige Monate oder Jahre Teil der Gemeinschaft zu sein. «Bis jetzt haben
erst wenige diesen Weg eingeschlagen, aber dieses Modell könnte sich
künftig bewähren», meint sie zuversichtlich.
Wie das Klosterleben in der Zukunft aussehen wird, kann Schwester Madlen nicht sagen. «Aber ich
bin überzeugt, dass das Kloster
Ilanz immer ein spiritueller Ort für
die Region Surselva sein wird», sagt
sie.
forderungen. Beispielsweise das
Zusammenleben in der Gemeinschaft. Ein strukturierter Tagesablauf sei wichtig, damit das Gemeinschaftsleben gut funktioniere. Dass
ein Zusammenleben vieler Frauen
zwangsläufig zu Streit führe, hält sie
für ein Klischee. Erfüllung findet
Schwester Madlen in ihrer Aufgabe
als Leiterin im «Haus der Begegnung». «Zu mir kommen Menschen, die den Sinn des Lebens suchen», erklärt sie.
Oftmals wenden sich Personen
an sie, denen die Spiritualität im Alltag abhandengekommen ist. «Wir
unterstützen Menschen, die beispielsweise ein Burn-out erlitten
Landquart
Wechselnd bewölkt mit
etwas Sonne
WETTER
Aussichten heute
Temperaturen:
Nachmittag/Morgen früh
Ilanz
9°/5°
Disentis
6°/2°
9°/5°
9°/5°
Thusis
9°/5°
Splügen
Scuol
Pressespiegel
Aussichten heute Freitag
Ein Hochdruckausläufer
weitet sich
Evangelisch-reformierte
Landeskirche
Graubünden
2°/–2°
Zernez
Chur
Arosa
Davos
3°/–1°
2°/–2°
3°/–1°
St. Moritz
von Frankreich nach Deutschland
aus und bringt in den Hochalpen
eine rasche Wetterbesserung. Nach
Durchgang der nächtlichen Regen-
Prognosen für die nächsten Tage
Am Samstagvormittag scheint häufig die Sonne. Im Verlauf des Vormittags ziehen aus Nordwesten hohe
Wolkenfelder auf. Während des
Nachmittags sinkt die Wolkenbasis.
gleitet. Neben traditionellen Klezmermelodien werden Kompositionen von
George Gershwin, Samuel
Barber und Astor Piazzolla
gespielt. Tickets sind unter
www.lephenix.ch und an der
Abendkasse erhältlich. (RED)
Südostschweiz vom 22.3.2015, Seite 41.pdf
Die Erfindung
des Christentums
CHUR Heute Sonntag,
22. März, wird im Kinocenter
Chur um 10.30 Uhr und um
14.45 Uhr der Bibelfilm «Rabbuni oder die Erben des Königs» gezeigt. Das filmische
Essay des Schweizer Regisseurs Luke Gasser dreht sich
um die Anfänge des Christentums. Der Regisseur und
der Theologe Albert Gasser
sind an den Vorführungen
anwesend und stellen sich
danach der Diskussion mit
dem Publikum. (RED)
engen Jury durch.
Auch
h veros entesfilm
lingsaucht,
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Counauch
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Aber
CLAUDIO GODENZI
zentriert auf das Spiel zu sein. So würden doch nach den Aufführungen jeweils die Augen doppelt glänzen, meint
sie lächelnd.
DIE KINDERTHEATER AG Miracolux wurde
im Jahr 2007 von der Spiel- und Theaterpädagogin Mirjam Alig-Wehrli gegründet. Sie arbeitet mit diversen theaterpädagogischen Methoden. Verschiedentlich machte sie mit ihrer Kindergruppe
bereits mit Strassenaktionen in der Fussgängerzone der Poststrasse, in der Bahnhofunterführung oder in der Rathaushalle auf sich aufmerksam. Einmal pro
Jahr kommen grössere Theaterstücke
zur Aufführung, die sie jeweils nach den
Wünschen der Kinder selber schreibt.
«Film ab» ist die neunte Produktion der
Kindertheater AG Miracolux.
«Film ab». Aufführungen: Mittwoch,
25.März, 17 Uhr, Donnerstag, 26. März,
18.30 Uhr, Freitag, 27. März, 19.30 Uhr.
Aula, Schulhaus Lachen, Chur. Weitere
Infos: www.spielmobil-miracolux.ch.
Andrea Zogg liest
Stefan Zweig
CHUR Heute Sonntag,
22. März, tritt Andrea Zogg
um 16 Uhr im Restaurant «Va
Bene» in Chur auf. Der
Schauspieler liest aus Stefan
Zweigs Erzählung «Georg
Friedrich Händels Auferstehung». (RED)
Lumnezia fördert
den Nachwuchs
DAS OPEN AIR LUMNEZIA beginnt dieses
Jahr erstmals bereits am Donnerstag.
Die Erweiterung des Festivalangebots
auf drei Nächte, von Donnerstag, 23.,
bis Samstag, 25. Juli, geht ganz zugunsten von Schweizer Nachwuchsbands. Gemeinsam mit der Förderplattform «Startrampe» des Migros-Kulturprozents stellen die Organisatoren in
der Lumnezia eine zusätzliche Bühne
zur Verfügung. Wer also bereits am
ersten Festivaltag anreist, kann die heimischen Satöry, die Indie-Pop-Band
Polyphone, die Rocker von Torp, die
St. Galler Band Royal Riot und als Special Guest Müslüm erleben. Das Programm der weiteren Tage wird am
11. April an der Season End Party im
«Riders Palace» in Laax bekannt gegeben. Tickets sind über die Website des
Festivals bereits erhältlich. Neue können solche auch nur für einzelne Festivaltage gekauft werden. (RED)
genug. Es stellte sich heraus, dass der
Berner lediglich den alten mit Silberfarbe überspritzt hatte.
Durch den Gotthard fuhr ich mit
Licht – wegen des Gegenverkehrs. Ich
brauchte für die 17 Kilometer über eine
halbe Stunde. Dazu knallte es im Auspuff, dass ich eine Horde Urner hinter
mir glaubte. Der Plan für die WeiterPressespiegel
fahrt sah so aus: Nach dem Tunnel Licht
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
ab, den Berg hinunter und mit Schwung
über den Ceneri, bis nach Lugano ausrollen lassen. Die Rechnung war gut. Nur
hatte ich die Kürze des Tages nicht ein-
Schweiz am Sonntag, Nr. 79, 22. März 2015
Südostschweiz vom 22.3.2015, Seite 7.pdf
NACHRICHTEN 7
|
NEUEINTEILUNG DER BISTÜMER
heutige Bistumslandschaft
neue Bistumslandschaft
Bistum
Zürich
Basel
St. Gallen
(ZH, SH)
St. Gallen
Solothurn
Bistum
Basel
Freiburg
Solothurn
Bistum
St. Gallen
(BE, JU, SO,
BL, BS, AG, LU,
ZG, TG, SH)
Bistum Freiburg
Bistum
Chur
(SG, AR,
AI, TG)
Luzern
(SG, AR,
AI)
(OW, NW, UR,
SZ, ZH, GL, GR)
Bistum
St. Gallen
Zürich
Bistum
Basel
Freiburg
Chur
Bistum
Luzern
(BE, JU, SO,
BL, BS, AG)
Bistum Freiburg
(GE, VD, FR, NE)
Bistum
Chur
(LU, OW,
NW, ZG)
Chur
(UR, SZ, GL, GR)
(VD, FR, NE)
Bistum
Lugano
Sitten
Bistum
Sitten
(VS)
Bistum
Lugano
(TI)
Genf
Lugano
Bistum Genf
Sitten
(GE)
Bistum
Sitten
(VS)
Bistum
Katholiken heute Katholiken neu Veränderung
Basel
873 478
528 105
–40%
Chur
555 862
187 242
–66%
Lausanne-Genf-Freiburg
541 734
370 634
–32%
Lugano
199 956
199 956
0%
St.Gallen
215 711
286 804
+33%
Sitten
200 291
200 291
0%
Genf
171 100
Luzern
305 978
Zürich
336 922
(TI)
Lugano
■ FRAGE DER WOCHE
●
● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●
SOLL ZÜRICH EIN EIGENES BISTUM
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www.schweizamsonntag.ch oder
E-Mail: [email protected]
QUELLEN: EIN BISCHOF IN ZÜRICH?/BFS (ZAHLEN 2012)
Neueinteilung der katholischen Schweiz
Die Bischofskonferenz denkt über neue Bistümer nach. Treibende Kräfte sind Zürich und Genf
VON FABIENNE RIKLIN
G
● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●
inge es nach den Zürcher
Katholiken, dann bekämen
sie bald ein eigenes Bistum.
Und auch Genf liebäugelt
mit einer Diözese. Der Unabhängigkeitswunsch aus den beiden
grössten Städten befeuert die Diskussion
um eine komplett neue Einteilung der
Bistümer in der Schweiz. Bereits 1986
hat eine Kommission im Auftrag der
Schweizer Bischofskonferenz (SBK) Varianten für eine neue Gliederung ausgearbeitet (siehe Grafiken). Jetzt machen sich
die Bischöfe erneut Gedanken dazu. Das
bestätigt SBK-Sprecher Walter Müller.
Die grosse Frage, die sich die Bischöfe derzeit stellen: «Sollen wir ein gesamtschweizerisches Projekt anpacken und
ganz neue Bistumsgrenzen ziehen? Oder
pragmatisch vorgehen und erst einmal
ein Bistum Zürich und Genf angehen?»,
sagt Müller. Bei einem Grossprojekt würden aus sechs Diözesen neun. Es gäbe
neu je ein Bistum Zürich, Genf und Luzern. Ebenfalls würden einige Kantonal-
kirchen neuen Bistümern zugeteilt. Beispielsweise Thurgau, Schaffhausen oder
Zug. «Vermutlich wären Einzelschritte
einfacher umzusetzen», sagt Müller.
Doch noch sei nichts entschieden.
So oder so: Die Zürcher freut es, dass
es vorwärtsgeht. «Ein Bischof hier vor
Ort würde besser spüren, welche Bedürfnisse die Zürcher Katholiken haben»,
sagt Benno Schnüriger. Er ist Präsident
des Synodalrats, der Exekutivbehörde
der Zürcher Landeskirche. Anders als zu
Beginn des 19. Jahrhunderts leben heute
viele katholische Gläubige im urbanen
und evangelisch geprägten Raum Zürich. Ihre Lebenssituationen und ihre
Frömmigkeit ist aber eine andere als auf
dem Land. Schnüriger ist deshalb überzeugt, dass ihre Stimme in der Bischofskonferenz gehört werden sollte.
DER GRABEN zwischen den Zürcher Katholiken und ihrem erzkonservativen Bischof Vitus Huonder in Chur hat sich in
den vergangenen Jahren vertieft. Trotzdem betont Schnüriger: «Unsere Forderung hat weniger mit dem Bischof zu
tun als mit der Tatsache, dass wir Chur
nur provisorisch angehören.» Seit 1821
das Bistum Konstanz aufgelöst wurde,
verwaltet Chur Zürich. «Es wäre ein Geschenk, wenn wir 200 Jahre später ein eigenes Bistum bekämen», so Schnüriger.
Bei dem Wunsch ein Wörtchen mitzureden hat Oberhirte Huonder. Offiziell hat er sich noch nie zu einem Bistum
Zürich geäussert. Doch Huonder hat ein
Dossier mit Pro- und Kontra-Argumenten verfasst und es an den Heiligen Stuhl
weitergeleitet.
Die Antwort steht noch aus. Hoffnung schürt der Churer Generalvikar
Martin Grichting. Kürzlich sagte er: «Aus
pastoralen Gründen macht es Sinn, dass
sich ein Bischof vor Ort gerade um die
jungen, lebendigen Migrantengemeinden kümmert.» Es brauche gegebenenfalls einen Bischof, der aus diesen Reihen stamme.
Die Wahl des Bischofs dürfte sich allerdings als Knackpunkt erweisen. In der
Regel werden Bischöfe vom Papst ernannt, doch die Zürcher wollen ein altes
Recht wieder beleben und selber einen
Dreiervorschlag nach Rom schicken, aus
dem Papst Franziskus einen Bischof ernennen kann. «Somit wäre gewährleistet, dass dieser eine breite Abstützung in
seinem Bistum hat», sagt Schnüriger.
IN GENF GEHT DIE INITIATIVE für eine
neue Aufteilung von Bischof Charles Morerod aus. Er ist für 700 000 Gläubige verantwortlich. Zu viele, findet er. Deshalb
fasst er ein Bistum Genf ins Auge. Nach
Ostern will Morerod alle Priester, Diakone und Pastoralassistenten befragen, was
sie von einer Aufteilung der Diözese halten und ob Genf mit 171 100 Gläubigen
ein eigenes Bistum erhalten soll.
«Im Moment ist alles offen. Die Umfrage wird entscheidend sein», sagt Alain
de Raemy, Weihbischof von Lausanne,
Genf und Freiburg. Und fügt an: «Dass
Genf als wichtigste internationale Stadt
der Schweiz auch ein eigenes Bistum
hat, macht Sinn.» So könne der verantwortliche Bischof auf die Sorgen und Nöte der städtischen Gläubigen eingehen.
Mit der Neueinteilung der Bistümer
intensiv auseinandergesetzt hat sich Phi-
Internationalität: Rang 1, 2 und 3
Laut einem neuen Ranking sind die Schweizer Hochschulen die bestvernetzten der Welt
VON YANNICK NOCK UND ALAN CASSIDY
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Das britische Hochschulmagazin «Times
Higher Education» veröffentlichte kürzlich fast unbemerkt ein erstaunliches
Ranking. Es misst die internationale Ausrichtung von über 400 Universitäten. Unangefochten an der Spitze stehen gleich
drei Schweizer Hochschulen. Die stärkste internationale Anziehungskraft hat
demnach die ETH Lausanne, dann folgen die Uni Genf und die ETH Zürich. Bereits auf Platz 12 und 28 sind die Universitäten Basel und Zürich zu finden. Die
Liste basiert auf dem Anteil der ausländischen Professoren und Studenten sowie
der Intensität der Forschungszusammenarbeit mit dem Ausland.
Das Ergebnis erstaunt in Hinblick
auf die Zuwanderungsinitiative. Seit Annahme des SVP-Anliegens warnen die
Hochschulen vor einem herben Verlust
der internationalen Bedeutung. Nun
zeigt das Ranking, dass die Hochschulen
Rückschläge wie das Ende des Studentenaustauschprogramms Erasmus offensichtlich kompensieren können. Doch
noch immer sind die Universitätsrekto-
ren skeptisch. Sie befürchten die Isolation, sollten weitere Verträge mit der EU
aufgelöst werden. Gleich auf mehreren
Ebenen laufen deshalb neue Bestrebungen. Im Zentrum stehen Kooperationen
mit anderen Universitäten. «Bilaterale
Verträge mit ausländischen Hochschulen werden künftig noch wichtiger», sagt
Antonio Loprieno vom Vorstand der
Swissuniversities.
zeugt. Weitere Projekte sollen folgen. So
haben Bund und Rektoren erst vor wenigen Monaten einen Forschungsvertrag
mit Australien abgeschlossen. Geplant
ist eine Zusammenarbeit mit den besten
acht Hochschulen von Down Under. Hinzu kommen Länder wie Südafrika oder
Singapur, die mit einzelnen Universitäten kooperieren.
DIE HOCHSCHULEN profitieren im Ran-
EINEN ÄHNLICHEN WEG hat die Universi-
tät Basel bereits eingeschlagen. Gemeinsam mit drei deutschen und einer französischen Uni am Oberrhein will sich
die Hochschule zu einem «European
Campus» zusammenschliessen. Das Projekt verfolgen die Basler schon länger, es
erhält aber angesichts drohender Kontingente für Lehrpersonal und Studierende neue Dringlichkeit: Die Allianz
mit den Hochschulen aus dem EU-Raum
soll es Basel erlauben, auch künftig Professoren einzustellen, ohne auf Arbeitsund Niederlassungsbewilligungen angewiesen zu sein. Funktionieren soll das
über eine noch zu bildende juristische
Körperschaft. Politisch ist dieser Weg bri-
Weltweit die Nr. 1: ETH Lausanne
KEY
sant: Er könnte es der Universität erlauben, Beschränkungen zu umgehen.
In Basel stösst die Idee gerade deshalb auf Zustimmung. «Als internationaler Wirtschafts- und Bildungsstandort
müssen wir uns auf alle Eventualitäten
vorbereiten, die uns mit einer harten
Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiativen drohen», sagt die Basler SPStänderätin Anita Fetz. Ähnlich sieht
Rektor Loprieno die Situation. Der Campus könnte allfällige juristische Probleme der SVP-Initiative lösen, ist er über-
king vor allem davon, dass die Schweiz
ein kleines Land ist und es die kulturellen Erwartungen an Professoren und
Studenten klein hält. Vorgaben wie in
Schweden, wo ausländische Dozierende
nach einigen Jahren angehalten sind,
auf Schwedisch zu unterrichten, gibt es
hierzulande nicht. Englisch genügt.
Trotzdem scheint die ETH Lausanne
– die weltweite internationalste Hochschule – an ihre Grenze gestossen zu
sein. «Ein Numerus clausus für ausländische Studierende ist unumgänglich»,
sagte kürzlich Patrick Aebischer, scheidender Rektor der ETH Lausanne. Mehr
als 10 000 Studenten könne die Hochschule nicht verkraften.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
lippe Gardaz. Der Oberrichter und Lehrbeauftragte der Universität Freiburg
sagt: «Der Sitz der Bischöfe ist meist in
ländlichen und grenznahen Regionen.»
Ein Hirte solle aber umringt sein von seinen Schäfchen. «Das ist auch eine Forderung des Zweiten Vatikanischen Konzils,
das einheitliche und zusammenhängende Diözesen anstrebt.»
Dass die Zürcher bis 2021 einen
eigenen Bischof haben werden, erachtet
er als «möglich». Vor allem, weil die jetzige Lösung eine provisorische ist. Sein Bedenken: Können die Zürcher bei der Bischofswahl nicht mitreden, komme es
erneut zu unnötigen Richtungskämpfen
zwischen der Basis und den Oberen.
Grössere Skepsis hat Gardaz bezüglich Genf. «Das Einzugsgebiet der Gläubigen endet nicht an der Genfer Kantonsgrenze.» Es werde schwieriger, hier eine
geeignete Einteilung vorzunehmen.
Ebenfalls hätte Genf, wo Kirche und
Staat getrennt seien, weniger finanzielle
Mittel zur Verfügung. Offen ist auch, wie
die anderen Kantonalkirchen auf eine
neue Einteilung reagieren würden.
Piratenpartei will
noch nicht die
Segel streichen
WAR DA NICHT MAL WAS? Es ist noch gar
nicht so lange her, da sorgte die Piratenpartei auch in der Schweiz für Furore. Inzwischen ist es ruhig geworden um die
Piraten, die sich dem Kampf für ein offenes Internet verschrieben haben. Doch
zumindest die Partei selbst hat sich noch
nicht abgeschrieben: Sie erneuert im
Wahljahr ihr Präsidium – einmal mehr.
Zurückgetreten ist an der gestrigen
Delegiertenversammlung der amtierende Präsident, der Genfer Alexis Roussel.
Auf Twitter nannte er dafür «persönliche
Gründe». Ans Ruder setzen sich neu zwei
Co-Präsidenten: der Waadtländer Guillaume Saouli und der Zuger Stefan Thöni, der für den Ständerat kandidiert. Die
neuen Kapitäne wollen mit der Partei
von der Debatte um den Überwachungsstaat profitieren. Sie bereitet bereits ein
mögliches Referendum gegen das neue
Nachrichtendienstgesetz vor.
Erst vor zwei Jahren übernahm
Roussel überraschend die Führung der
Piraten. Sein Vorgänger, Thomas Bruderer, warf 2013 nach Querelen am Piratenkongress das Handtuch. Zuletzt
traten immer mehr Mitglieder aus. (RED)
St. Moritz Bad
Der finnische Organist Kalevi Kiviniemi tritt am Mittwoch, 25. März, um
20.30 Uhr in der katholischen Kirche
in St. Moritz Bad auf. Das Konzert ist
Teil der Reihe «Die Orgel für alle».
Laut Mitteilung spielt er bekannte
und beliebte Orgelmusik. (so)
Kolb.
Mit «Paidushko», der sehr anspruchsvollen Balkan-Rhapsodie des
niederländischen Komponisten Alfred Bösendorfer alias Kees Vlak (1938–
2014), hat Gysin seinen Musikanten einiges zugemutet. Er bestätigt: «Das ist
vom Schwierigkeitsgrad her an der
obersten Grenze für uns». Die intensi-
Gastsolist auf dem Büchel
Christoph Walter, der vielseitige
Schweizer Musiker, Orchesterdirigent
und Bandleader, scheint es Gysin besonders angetan zu haben. Nicht weniger als drei Kompositionen von ihm
standen auf dem diesjährigen Konzertprogramm der Union, und es sei
vorweggenommen, alle hörten sich
Südostschweiz vom 23.3.2015,
konnte die
Musikgesellschaft
Union auf ihre
grosse und treue
Seite
18.pdf
Anhängerschaft
zählen.»
tieren, lösten die Musikanten vortrefflich. In dieselbe Kategorie der Programmnummern gehörten «Morgens
um sieben» von James Last wie auch
die Bündner Ballade «Viva senza tei»
von Marie Louise Werth, die mit dem
Einheimischenbonus in Form von besonders kräftigem Beifall bedacht
wurde.
Musiker haben Groupies, Bischöfe auch, Cavelty nicht…
L
ieber Simon,
du bist ja Musiker und hast daher Groupies. Ich bin Schriftsteller und habe keine Groupies. Ich finde
das unfair. Gut – eine 80-jährige Buchhändlerin aus Jügesheim/Hessen hat
sich nach einer Lesung einmal für
mich interessiert (recht eindeutig).
Aber das wärs. Und dabei bin ich doch
schon 17 Jahre lang Schriftsteller! Was
mache ich falsch? In froher Hoffnung
auf eine Antwort verbleibe ich, Gion
Die Leiden zweier Musikfreunde
Musiker Simon Ambühl und
Schriftsteller Gion Mathias Cavelty
unterhalten sich für die
«Südostschweiz» per E-Mail
über die Welt der Musik.
Ciao Gion, hättest du doch bloss was
Anständiges gelernt! Im Wort Musik
steckt doch die Muse bereits drin und
in Literatur hat es nicht mal Platz für
eine Mänade. Was wäre überhaupt Deine favorisierte Zielgruppe? Sick, sick,
sick, Simon.
Cavelty: Meine favorisierte Zielgruppe? Nun, eigentlich war die achtzigjährige Buchhändlerin ganz okay ... Aber
am meisten stehe ich auf Protestantinnen, am liebsten Pfarrerstöchter oder –
enkelinnen. Brille, hochgeschlossene
Kleider und streng zurückgekämmte
Haare mit Dutt. Diese Vorstellung
bringt mich fast um den Verstand. Im
Ernst. Mir fehlt einfach eine gesunde
Portion Protestantismus im Leben.
Auf der anderen Seite habe ich aber
auch überhaupt nichts gegen Blondinen mit riesigen Brüsten einzuwenden, vorzugsweise aus Liechtenstein,
Typus Bettina Walch. Sie war ein Fixstern meiner Pubertät. Kannst Du mit
diesen Angaben etwas anfangen? Sachdienliche Hinweise bitte diskret an
mich oder den nächsten Polizeiposten.
Ambühl: So spezifisch? Da kann auch
ich nichts erzwingen. Obwohl eine Klavierspielerin wie sie Elfriede Jelinek in
ihrem Roman beschrieben hat, sollte
es doch auch an der Musikschule Triesen geben. Anstelle einer Heavy-MetalLesung kannst Du ja zukünftig eine
peppige ICF-Band – man soll ja mit der
Zeit gehen – mit an Bord holen und so
versuchen das Ländle zu reformieren.
Mit dem Nachfolgeroman «Endlich
Nichtkatholik» erreichtest Du dort bestimmt auch einige vollbusige Blondinen ...
Cavelty: Vollbusige Blondine! Gutes
Stichwort! Ich könnte ja mal den Erzbischof des Erzbistums Vaduz besuchen.
Der hatte zu der Zeit, als er noch Bischof in Chur war (und ich ein paar
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Mal für ihn in der Kathedrale ministrieren durfte) übrigens auch Groupies
en masse. Aber ein bisschen, äh, komische. Und natürlich nur im streng platonischen Sinne.
Ich war übrigens auch mal als Journalist an einer Miss-LiechtensteinWahl. Diese findet nicht jedes Jahr, sondern bloss alle sechzig Jahre oder so
statt, weil es im Ländle schlicht und
einfach nicht genug Kandidatinnen für
eine jährliche Durchführung gibt. Ich
kann mich noch gut an den Durchgang
erinnern, wo alle Kandidatinnen mit
einer Brille auf der Nase über die Bühne schreiten mussten, weil einer der
Sponsoren ein Brillenhersteller war.
Ach, diese Liechtensteiner!
(Fortsetzung folgt)
Südostschweiz vom 23.3.2015, Seite 9.pdf
REGION
9
Das Newroz-Feuer wird von allen Kurden zu Neujahr entfacht, sein Ursprung liegt aber in der Naturreligion der Jesiden, in der die Sonne und das Feuer angebetet werden.
Bild Olivia Item
Südostschweiz | Montag, 23. März 2015
S
von Anja Conzett
amstagnachmittag auf dem
Bahnhofsplatz in Chur: Frauen in aufwendig bestickten
Roben, fahnenschwenkende
Burschen, Mädchen mit gelbrot-grünen Schals, Männer in der Uniform der Peschmerga-Kämpfer, Teenager in Lederjacken, Rentner mit eindrucksvoller Gesichtsbehaarung, Mütter mit Kinderwägen – 170 Menschen
haben sich versammelt, um das kurdische Neujahr zu feiern: Newroz, auf
Deutsch «Neuer Tag».
Churs Passanten bleiben stehen, sehen zu, filmen. Eine ältere Dame fragt,
worum es gehe. Die Kurden sind ihr
durch ihren Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) ein Begriff. Nachdenklich schaut sie dem Treiben zu. «Eigentlich sollten wir mit ihnen mitkämpfen,
oder?» Mitmarschieren möchte sie
dann aber lieber doch nicht.
Eine Minute Kobane im Stadtpark
Die Frauen und Kinder stellen sich für
die Kundgebung durch die Stadt vorne
auf, die Männer hinten. «Das hat drei
Gründe», erklärt Xanim Kurt, türkische
Kurdin, seit 16 Jahren in der Schweiz.
Die Kinder würden zuvorderst laufen,
um das Tempo vorzugeben. «Die Frauen laufen einerseits vorne mit, weil sie
die Wächterinnen unserer Kultur sind.
Andererseits hat es mit der Demonstrationskultur in der Türkei zu tun.»
Türkische Polizisten hätten mehr
Hemmungen, auf eine Frau einzuprügeln – «Zumindest hatten sie das früher.» Die Frauen sind es auch, welche
die Sprechgesänge vorgeben. Xanim
Kurt übersetzt. «Wir haben Kobane befreit, wir haben den IS besiegt!», «Frauen! Leben! Freiheit!» Dazwischen immer wieder «Jallallallalla!» – ein zungenbrecherisch kehliger Ruf.
Das kurdische Volk besteht aus Syrern, Irakern, Türken, Moslems, Christen, Jesiden, Juden und Kommunisten.
Was sie über die Landesgrenzen hinaus vereint, ist die Sprache und die
politische Unterdrückung, die ihnen in
jedem ihrer Heimatländer widerfährt.
Die Schweiz ist eines der europäischen
Länder, welche die PKK, die Partei der
türkischen Kurden, nicht als Terrororganisation einstuft. Viele Kurden organisieren sich in Vereinen wie dem
Kurdischen Kulturverein Chur, der
Newroz veranstaltet. Xanim Kurt
schätzt, dass ungefähr die Hälfte der
kurdischen Bevölkerung des Grossraums Churs mitmarschiert.
Ein neuer Tag im Widerstand
Die kurdische Diaspora in Graubünden hat am Samstag in Chur das neue Jahr gefeiert. Rund 170 irakische,
türkische und syrische Kurdinnen und Kurden nahmen am Umzug und dem anschliessenden Festakt teil.
Im Stadtpark endet die Kundgebung mit dem Neujahresfeuer. Wie die
Paletten entfacht sind, ruft ein Mann
in Peschmerga-Tracht zu einer Schweigeminute auf im Gedenken an die Gefallenen von Kobane. Eine junge Frau
stimmt die kurdische Hymne an, die
Menge singt Zeile für Zeile nach. Männeraugen, Frauenaugen, Kinderaugen
füllen sich mit Tränen.
Kämpfen für den Frieden
Nach der Trauer kommt die Feier, die
Postremise füllt sich in wenigen Minuten. Ehrengast und SP-Nationalrätin
Silva Semadeni hält eine Rede, die aber
fast untergeht im ausgelassenen, bunten Treiben und dem Lärm der spielenden Kinder. Eine ältere Frau aus
dem Publikum legt der Rednerin einen
Schal in den kurdischen Farben auf die
Schultern. Die anderen Redner referieren auf Kurdisch, energisch, nachdrücklich. Danach wird mindestens so
intensiv getanzt. Auf den Fahnen im
Hintergrund stehen die Kürzel der
Männer- und der Frauenarmee. Auf
ihre Frauenarmee sind die Kurden
350
Kurden
leben geschätzt im Grossraum
Chur. Da sie aus verschiedenen
Ländern stammen und verschiedene Religionen haben, ist eine
genaue Zählung schwierig.
stolz. «In Syrien kämpfen zurzeit mehr
Kurdinnen als Kurden an vorderster
Front gegen den IS», so die Sozialpädagogin Xanim Kurt. Sie hat ihre Abschlussarbeit über acht PeschmergaKämpferinnen geschrieben, die mittlerweile in der Schweiz leben.
Dijle, die junge Frau, welche zuvor
die kurdische Hymne angestimmt hat,
ist 15 Jahre alt. In drei Jahren will sie
sich den Peschmerga anschliessen und
gegen den IS kämpfen. «Ich kann nicht
länger zusehen, wie mein Volk leidet.
Kurdin zu sein, bedeutet mir alles.» Iskan hat zweieinhalb Jahre für die
Peschmerga in Syrien gekämpft, bevor
er flüchten musste. Am Freitag hat der
IS einen Anschlag während der Newroz-Feierlichkeiten in Iskans Heimatstadt in Syrien verübt – 35 Tote, über
100 Verwundete. «Alle Kurden, die hier
åsind, haben ein schlechtes Gewissen»,
sagt der junge Mann. Dijles ältere
Schwester Zilan will nicht zu den Waffen greifen und trotzdem kämpfen.
«Man kann auch von hier aus etwas
bewirken.» Nach ihrer Ausbildung zur
Pflegefachfrau möchte sie studieren:
Recht, Politologie, vielleicht Journalismus.
«Wir Kurden haben nicht viel ausser
unserer Identität, unsere Kultur», sagt
Xanim Kurt. Die Frage, was sich die
Kurden für das neue Jahr wünschen,
erübrigt sich. «Frieden», sagt Dijle,
«Frieden», sagt Zilan, «Frieden», sagt Iskan, «Frieden», sagt Xanim. Anlässlich
zu Newroz hat Abdullah Öcalan, der in
der Türkei inhaftierte Führer der kurdischen Partei PKK, eine Botschaft an
die Kurden verfasst – ein Plädoyer für
den Frieden.
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Südostschweiz | Dienstag, 24. März 2015
Südostschweiz vom 24.3.2015, Seite 15.pdf
NACHRICHTEN
15
Alkohol, Zigaretten und Cannabis auf einen Blick
Lebenszeitprävalenz (mindestens einmaliger Konsum im Leben) von Alkohol, Zigaretten und Cannabis,
nach Altersgruppe und Geschlecht, HBSC 2014
100%
Jungen
Mädchen
90%
80%
70.4
70%
68.9
60%
50%
37.9
40%
37.5
30.1
30%
20%
20.1
19.2
19.6
13.9
10.5
10%
35.0
27.1
5.3
3.6
0%
Alk
Zig
Alk
11-jährig
Zig
13-jährig
Alk
Zig
Can
15-jährig
Alk
Zig
11-jährig
Alk
Zig
Alk
13-jährig
Zig
Can
15-jährig
Quelle: Sucht Schweiz, Grafik: südostschweiz
Die Smartphone-Generation
hat null Bock auf Drogen
Der Drogenkonsum Schweizer Jugendlicher geht deutlich zurück. Das beweist eine aktuelle Studie.
Das Smartphone, der Gesundheitshype und das eigene Image scheinen wichtiger zu sein.
von Alexandra Fitz und
Raffael Schuppisser
S
ie kennen keine Welt ohne
Internet. Keine ohne Smartphone. Sie touchen auf
screens. Und das seit ihren Baby-Tagen. Es ist die erste Generation, die von Beginn an vollkommen
in eine digitale Welt hineinkatapultiert
worden ist.
Sie wachsen in den Nachwehen von
9/11 auf, in einer Zeit von Terror, Unbeständigkeit und Rezession. Madonna
ist für sie alt – sie kannten sie nie, als
sie noch «like a virgin» war. Michael
Jackson war für sie schon tot, bevor
er gestorben ist. In der jüngsten Zeit
taucht sie immer wieder auf, die Generation Z. Jene Generation, die ab 1995
auf die Welt gekommen ist. Man könnte sie aber auch Generation Zero nennen, einerseits etwa, weil diese Gruppe
von Menschen um das Jahr 2000 geboren ist, vielmehr aber, weil sie «zero»
konsumiert. Denn: Die Generation Z
nimmt kaum mehr Drogen.
Das zeigte eine gestern von der Stiftung Sucht Schweiz vorgestellte Studie,
für die – unterstützt von der Weltgesundheitsorganisation – knapp 10 000
Schüler befragt wurden. In den letzten
vier Jahren ist der Konsum von Alkohol bei den 15-Jährigen massiv zurückgegangen.
Tranken 2010 noch 27 Prozent der
Buben und 13 Prozent der Mädchen
wöchentlich Alkohol, so waren es im
letzten Jahr nur noch zehn beziehungsweise sechs Prozent. Im gleichen
Zeitraum nahm auch der Anteil der
15-jährigen Raucher stark ab. Der Konsum von Cannabis ging bei den Gelegenheitskiffern ebenso zurück (siehe
Grafik oben).
Haben wir das alles den Verboten
und Präventionsmassnahmen zu verdanken (siehe Artikel unten), folgt eine
ganze Generation den gut gemeinten
Ratschlägen ihrer Eltern und Lehrer?
Es wäre wohl die erste Generation, die
gehorcht. Ist es nicht eher so, dass die
Generation Z selber zum Schluss
kommt, dass Saufen, Rauchen und Kiffen uncool ist, nicht mehr zu ihrem
Lifestyle passt?
Smartphone statt Joint
Sie sind in vielen sozialen Netzen verstrickt, permanent online, ständig me-
dial abgelenkt und haben deshalb vielleicht weder Zeit für Suchtmittel noch
Lust darauf. Um aus ihrer Langeweile
zu entfliehen, braucht die Generation
Z keine Drogen mehr, um Grenzen zu
überschreiten auch nicht. Statt zum
Wodka greifen die Jugendlichen von
heute zum Smartphone. Statt an einer
Zigi zu ziehen, schiessen sie ein Selfie.
Und statt einen Joint zu bauen, drehen
sie ein Sex-Video mit ihrer Freundin.
Bekifft trainieren?
Zu unmotiviert.
Rauchen? Zu
ungesund.
Bier? Macht dick.
«Wenn Jugendliche in einer Gruppe
draussen zusammensitzen, brauchen
sie etwas, das das Gespräch in Gang
bringt. Das kann Alkohol sein oder
auch ein Smartphone», sagt der Lehrer
und Social-Media-Experte Philippe
Wampfler. Einer spielt ein lustiges YouTube-Video ab und zeigt es mit den
Worten «Kennt ihr das schon?» seinen
Freunden. Der nächste weiss von
einem noch krasseren Video oder präsentiert einen besonders lustigen Post
auf Facebook. Anstatt einen Joint
reicht man ein Smartphone im Kreis
rum. «Am beliebtesten sind Bilder
oder Videos, die Peinliches von Menschen offenbaren, die alle Anwesenden
kennen», sagt Wampfler.
Das Smartphone ist omnipräsent,
steht stets im Mittelpunkt – egal, ob
sich ein Exemplar der Generation Z
alleine oder in einer Gruppe aufhält.
Und so hat man das Gefühl, dass das
Smartphone nicht die Drogen ersetzt,
sondern selber zum Suchtmittel geworden ist. Statt der berauschenden
Wirkung des Joints sorgen Likes und
Retweets für ein Glücksgefühl. Genau
gleich ist die Wirkung natürlich nicht.
Abhängig kann man aber auch von
Smartphone und Internet werden –
Experten sprechen von nicht-stoffgebundenen Süchten.
Fittness statt Glimmstängel
Ein weiterer Grund für den Rückgang
des Suchtmittelkonsums könnte auch
das stärkere Gesundheitsbewusstsein
unserer Gesellschaft sein. Die Lebensmittelindustrie – und vor allem wir
selber – schlagen ständig Alarm ob der
bösen Lebensmittel und der fehlenden
Bewegung. Wir sind längst dem Gesundheitswahn verfallen. Richtige Ernährung und Fitness fungieren als Ersatzreligion, sie sind Lifestyle und
Image. Selbstdisziplin und Verzicht –
man denke an den Vegan-Hype – sind
en vogue. Das Motto lautet längst: Weniger ist mehr. «Zero», hier eben auch.
Da passt auch der schöne und fitte
Körper in den Verzicht-Modus. Man
geht ins Fitness, pimpt seinen Body –
ist man für die Mucki-Bude noch zu
jung, geht man eben joggen. Noch nie
war es bei jugendlichen Männern so in,
Sport zu treiben, gut auszusehen und
sich gesund zu ernähren. Drogen passen da einfach nicht dazu. Bekifft auf
den Crosstrainer? Zu unmotiviert. Rauchen? Zu ungesund. Bier? Macht dick.
Teurere Zigaretten, legalisierte Hanfpflanzen?
Politiker sind erfreut über die sinkende Zahl jugendlicher Säufer und Raucher, die sie mehrheitlich als Errungenschaft
der Suchtprävention werten. Weitere Präventionsmassnahmen aber sind umstritten – genauso wie der Umgang mit Cannabis.
von Dennis Bühler
Nie seit 1986 haben Schweizer Teenager so wenig geraucht und Alkohol
getrunken wie heute – der Befund der
Studie von Sucht Schweiz und des
Bundesamtes für Gesundheit (BAG)
überrascht selbst Fachleute. «Dieses erfreuliche Ergebnis zeigt, dass Prävention sehr wohl etwas bewirkt, auch
wenn immer wieder das Gegenteil behauptet wird», sagt die Basler SP-Nationalrätin Silvia Schenker.
Auch die Aargauer CVP-Nationalrätin Ruth Humbel führt den Erfolg
auf die seit der Jahrtausendwende intensivierte Suchtprävention zurück:
«Diese Massnahmen haben sensibilisierend gewirkt – auch auf die Eltern,
die ihren Kindern heute bessere Vorbilder sind.» Der eingeschlagene Weg
müsse nun konsequent weiterverfolgt
werden, fordern die beiden Gesund-
heitspolitikerinnen aus der Nordwestschweiz unisono.
Dieser Meinung ist auch Irene Abderhalden, die Direktorin von Sucht
Schweiz. Wolle die Gesellschaft ihre Jugend wirksam schützen, müssten alle
Verantwortung übernehmen und ihre
Konsumnormen ändern, sagt sie. «Im
Parlament aber geschieht derzeit das
Gegenteil. Die Interessen der Wirtschaft
erschweren oder verunmöglichen
einen erfolgreichen Jugendschutz.»
Abderhalden gegen Kritik an immer
grösserer staatlicher Regulation. Erst,
seit rund um die Uhr Alkohol verkauft
werde, mache sich die Suchtprävention
für ein Nachtverkaufsverbot stark.
Angst vor dem Schwarzmarkt
Umstritten ist auch die weitere Verteuerung von Zigaretten. Der Bundesrat möchte den Preis eines Päcklis von
heute gut acht auf bis zu elf Franken
erhöhen. Humbel warnt: «Sind Zigaretten zu teuer, kommt der Schwarzmarkt
ins Rollen.» Diese Gefahr sieht auch
der Zürcher SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi: «Die Politik des Bundes wird
langsam, aber sicher prohibitiv.» Auch
er freue sich, wenn Jugendliche weniger Alkohol trinken und rauchen würden.Für diesen Trend sei aber nicht die
Prävention des Bundes, sondern gesellschaftliche Ächtung ausschlaggebend.
«Früher galt die Sauferei als Kavaliersverhalten. Heute wird sie geächtet.»
«Früher galt die
Sauferei als
Kavaliersverhalten.
Pressespiegel
Heute
wird sie
«Man verharmlost das Kiffen»
gehen die Meinungen
geächtet.»
Evangelisch-reformierte Landeskirche Auseinander
Graubünden
National- und Ständerat haben kürzlich Mindestpreise für alkoholische
Getränke, Werbeverbote und ein Verbot
von Happy Hours für Spirituosen abgelehnt. Am Widerstand der grossen
Kammer könnte auch das von Bundesund Ständerat befürwortete Nachtverkaufsverbot für Alkohol scheitern. «Wir
fordern nicht immer mehr», wehrt sich
Toni Bortoluzzi
Zürcher SVP-Nationalrat
auch, was den Umgang mit Cannabis
angeht, dessen Konsum bei Jugendlichen im Unterschied zu Alkohol und
Tabak in den vergangenen vier Jahren
kaum zurückgegangen ist. «Das BAG
wird nicht müde, die gesundheitsschädigende Wirkung des Alkohol- und
Tabakkonsums zu betonen, verharmlost aber das Kiffen», sagt Bortoluzzi.
«Das ist widersprüchlich.»
«Die Verbotspolitik ist an ihre Grenzen gestossen», attestiert auch Abderhalden. Kiffen gelte bei den Jugendlichen heute als nicht so schlimm. «Die
Cannabis-Politik ist am Scheideweg –
noch ist nicht klar, wie es weitergehen
soll.»
SP-Nationalrätin
Schenker
spricht sich für eine Legalisierung aus.
«Die Prävention wird vereinfacht,
wenn Kiffen erlaubt ist.» Gleich sieht
dies selbst Roy Salveter, Co-Leiter der
Abteilung Nationale Präventionsprogramme beim BAG. Das Verbot
erschwere es, an Cannabis rauchende
Jugendliche heranzukommen. «Weil es
verboten ist, geben sie es nicht zu.»
bevor er Ende 2014 nach Chur zog.
Das Buch handelt vom Wanderer und
Krimiautor Roger Marty, der in einem
Berggasthaus im Alpstein ein vermeintlichesvom
Verbrechen
miterleben
Südostschweiz
25.3.2015,
Seite
muss. Der Eintritt zur Lesung ist
frei. (so)
Cello im Einklang
mit der Orgel
In der katholischen Kirche San Carlo
in Lenzerheide findet heute Mittwoch,
25. März, um 17.30 Uhr ein Konzert
für Cello und Orgel unter dem Titel
«Von Italien nach Deutschland» statt.
Antoine Billet (Cello) und Stephan
Ronkov (Orgel) spielen Werke von
Antonio Vivaldi, Johann Sebastian
Bach, Domenico Gabrieli und Dietrich
Buxtehude. (so)
Ursina Lardi zeigt
«Unter der Haut»
Das Cinema sil plaz in Ilanz zeigt
heute Mittwoch, 25. März, um
20.15 Uhr den Film «Unter der Haut»
in Anwesenheit der Regisseurin Claudia Lorenz und der Schauspieler Ursina Lardi und Flurin Giger. Der Film
handelt von Alice und Frank, die mit
ihren drei Kindern in eine neue Wohnung auf dem Land ziehen. Während
der Alltag seinen Lauf nimmt, merkt
Alice, dass Frank etwas beschäftigt.
Nur langsam öffnet er sich, und je
mehr er von sich preisgibt, desto weniger will Alice von dieser Wahrheit
wissen. (so)
Jazzkonzert in
der «Marsöl»-Bar
In der Churer «Marsöl»-Bar ist
morgen Donnerstag, 26. März, um
20.30 Uhr im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Weekly Jazz» der Anlass
«Yes Don’t Panic» zu erleben. Es
handelt sich dabei laut Mitteilung um
ein Programm für vier vernetzte
Musiker, das aus wenigen Spielanweisungen besteht. Diese werden mittels
Tablets vom Conductor an die Musiker gesendet. Jeder Musiker benötigt
ein eigenes Tablet und kann damit
sowohl Anweisungen empfangen als
auch in der Rolle des Conductors
Anweisungen weitergeben. Der
Eintritt zum Konzert ist frei. (so)
Bald auf der Bühne: Die Head-Smashed-Musiker Roman W
18.pdf
Kurz, aber
Gute Stimmung und Party-Feeling v
Trio bei Auftritten schon unter Bew
W
von Franco Brunner
enn man als Musikkritiker eine Formation als «Gute-Laune-Band» bezeichnet, muss man hie
und da mit reichlich harschen Reaktionen rechnen. Denn auch wenn die
Bezeichnung an sich alles andere als
negativ oder gar abwertend gedacht
ist, fühlen sich so manche Musiker, die
so betitelt werden, auf den Schlips getreten und in ihrer zarten Künstlerseele verletzt.
Nicht so die drei jungen Herren der
Bündner Pop-Rock-Punk-Band Head
Smashed. «Eine tiefgründige Message
sucht man bei uns wohl vergebens»,
bringt es Bassist und Sänger Moritz
Vieli lachend auf den Punkt. Ihm und
seinen Bandkollegen Roman Wilhelm
und Patrick Däscher gehe es in erster
Linie darum, gute Stimmung und Party-Feeling zu verbreiten. Nicht mehr,
aber auch nicht weniger. In diese Art
der erfrischend uneitlen Selbstbetrachtung passt denn auch das Zitat,
das auf der neuen Head-Smashed-CD
«Feeding The Animal» zu lesen ist:
«Manche Menschen sind dazu geschaf-
fen, die We
heisst es d
Punk-Roc
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bestimmt
das, was s
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Ein Abend im
Das Ensemble ö! lädt am Samstag z
stehen unter anderem Werke von A
Beim fünften Saisonkonzert mit dem
Titel «Stein & Gas» am Samstag,
28.März, um 20 Uhr im Theater Chur
setzt sich das Ensemble ö! aus Riccarda Caflisch (Flöten, Stimme), David
Sontòn Caflisch (Violine, Viola d’amore) und Christian Hieronymi (Violoncello, Viola da gamba) zusammen. Um
19.30 Uhr findet eine Einführung in
das Konzert statt. Während des Konzerts wird zudem wieder ein neu ge-
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
schriebene
semble ö!
«Aggregats
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Gas» steht
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18
KULTUR REGION
Südostschweiz vom 25.3.2015, Seite 18a.pdf
Musik aus Russland
und Frankreich
In der Offenen Kirche in Sils. i. E.
treten heute Mittwoch, 25.März, um
17.30 Uhr Violoncellist Alexander Kionke und Pianist Dmitri Demiashkin
auf. Ihr Programm steht unter dem
Titel «französische und russische
Musik aus drei Jahrhunderten».
Vorgetragen werden Werke von
François Francoeur, Sergej Rachmaninov und Sergej Prokofiev. Ticketvorverkauf unter der Telefonnummer
081 838 50 50. (so)
Walter Burk liest
aus «Doppelrolle»
In der Bibliothek der Hochschule für
Technik und Wirtschaft an der Pulvermühlestrasse 57 in Chur liest Walter
Burk heute Mittwoch, 25. März, um
18.30 Uhr aus seinem Buch «Doppelrolle – ein Alpsteinkrimi». Musikalisch
umrahmt wird der Anlass von
Christian Wagner (Piano) und Johannes Herold (Saxofon). Burk wurde in
Horgen am Zürichsee geboren und
lebte 35 Jahre in der Ostschweiz,
bevor er Ende 2014 nach Chur zog.
Das Buch handelt vom Wanderer und
Krimiautor Roger Marty, der in einem
Berggasthaus im Alpstein ein vermeintliches Verbrechen miterleben
muss. Der Eintritt zur Lesung ist
frei. (so)
Cello im Einklang
mit der Orgel
In der katholischen Kirche San Carlo
in Lenzerheide findet heute Mittwoch,
25. März, um 17.30 Uhr ein Konzert
für Cello und Orgel unter dem Titel
«Von Italien nach Deutschland» statt.
Antoine Billet (Cello) und Stephan
Ronkov (Orgel) spielen Werke von
Antonio Vivaldi, Johann Sebastian
Bach, Domenico Gabrieli und Dietrich
Buxtehude. (so)
Bald auf der Bühne: Die Head-Smashed-Musiker Roman W
Kurz, aber
Gute Stimmung und Party-Feeling
Trio bei Auftritten schon unter Bew
W
von Franco Brunner
enn man als Musikkritiker eine Formation als «Gute-Laune-Band» bezeichnet, muss man hie
und da mit reichlich harschen Reaktionen rechnen. Denn auch wenn die
Bezeichnung an sich alles andere als
negativ oder gar abwertend gedacht
ist, fühlen sich so manche Musiker, die
so betitelt werden, auf den Schlips getreten und in ihrer zarten KünstlerPressespiegel
seele verletzt.
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Nicht so die drei jungen Herren der
Bündner Pop-Rock-Punk-Band Head
Das Cinema sil plaz in Ilanz zeigt
heute Mittwoch, 25. März, um
Smashed. «Eine tiefgründige Message
Ursina Lardi zeigt
«Unter der Haut»
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Südostschweiz vom 26.3.2015, Seite 14.pdf
14
NACHRICHTEN
Südostschweiz | Donnerstag, 26. März 2015
Die Ehe für alle Paare öffnen: Ein gangbarer Weg für
Bild Stacy Bengs/Keystone
den Bundesrat.
Bundesrat prüft Ehe-Alternativen
Die Ehe hat Konkurrenz erhalten. Sie ist nicht mehr die einzige Form, wie Paare ihre Beziehungen regeln können. So lebt heute ein Drittel
aller Paare mit Kindern ohne Trauschein. Das Recht soll den gelebten Realitäten angepasst werden. Aber an welche Realitäten?
D
von Anna Wanner
er gesellschaftliche Wandel fordert seinen Tribut.
«Wenn die gesetzlichen
Bestimmungen nicht mit
den
Lebensrealitäten
übereinstimmen, dann gibt es Verlierer», sagte Justizministerin Simonetta
Sommaruga gestern vor den Medien,
wo sie den Bericht «Modernisierung
des Familienrechts» präsentierte.
Rechtlich wenig geschützt seien zum
Beispiel Konkubinatspaare: Wenn bei
Tod, Krankheit oder Trennung einer
der Partner nicht abgesichert ist – und
keinen Erbanspruch hat –, steht er
oder sie mit leeren Händen da.
SVP fühlt sich provoziert
In den letzten Jahren hat Sommaruga
sowohl das Sorge- wie auch das Unterhaltsrecht angepasst. Auch die Revision des Adoptionsrechts ist aufgegleist. Doch es bleibt vor allem ein
grosser Brocken: die Frage des Zusammenlebens von Erwachsenen, unabhängig ihrer sexuellen Orientierung.
Um Vorwürfe im Voraus abzuwehren,
beteuerte Sommaruga: «An der Institution der Ehe will der Bundesrat nicht
rütteln.» Denn es handle sich um ein
Erfolgsmodell, für das sich eine Mehrheit der Paare entscheide. Die SVP, die
für die traditionelle Ehe einsteht, fühlt
sich dennoch provoziert. Der Bundesrat wolle Ehe und Familie schwächen,
teilt sie per Communiqué mit. Allein:
Die Regierung hat gestern noch gar
nichts entschieden. Sie skizzierte ledig-
Die Regierung hat
nichts entschieden.
Sie skizzierte nur
Möglichkeiten, wie
das Gesetz angepasst
werden könnte.
lich Möglichkeiten, wie das Gesetz den
gelebten Realitäten angepasst werden
könnte. Sommaruga sagte, damit wolle
der Bundesrat eine breite Diskussion
auslösen. Sie erwarte nun weitere Anregungen aus dem Parlament.
Kein rechtliches Korsett
Die Diskussion findet auch ohne den
Bericht des Bundesrats bereits seit Monaten statt: Die CVP-Initiative zur Abschaffung der Heiratsstrafe will den
Ehebegriff als Beziehung zwischen
Mann und Frau in die Verfassung
schreiben – woran sich Schwulen- und
Lesbenorganisationen stören. Die
Grünliberalen (GLP) sprangen auf den
Zug auf und lancierten eine parlamentarische Initiative, welche die «Ehe für
alle öffnen» will. Der Bundesrat hält
das explizit für einen gangbaren Weg.
Er schlägt aber vor, als Alternative solle ebenso die Gleichstellung eingetragener Partnerschaften gegenüber der
Ehe geprüft werden.
Die Ehe ist nur ein Element, das zur
Diskussion steht. Auch das Konkubinat
birgt rechtliche Tücken, weil die Partner bei einem Schicksalsschlag keine
Ansprüche geltend machen können.
Trotzdem scheint für den Bundesrat
in Stein gemeisselt, dass Konkubinate
auch künftig auf Regeln verzichten sollen. «Wir wollen jene nicht in ein rechtliches Korsett drängen, die das explizit
nicht wollen», sagte Sommaruga. Weil
aber genau bei Konkubinatspaaren der
erwähnte Härtefall eintreten kann,
weibelt der Bundesrat für eine sogenannte «Auffanglösung» für Witwer
oder Expartner, die rechtlich und finanziell nicht abgesichert sind.
Das Szenario für die Zukunft
Als weitere Option des Zusammenlebens lancierte die Regierung gestern
eine neue Mischform: den Pacte civil
de solidarité (Pacs). In Frankreich haben 41 Prozent der Paare den zivilrechtlichen Vertrag als Alternative zur
Ehe gewählt. Er regelt die Beziehung
zwischen Erwachsenen, nicht aber der
Kinder. Der Bundesrat will diese Option prüfen, schiebt die Initiative aber
den Parlamentariern zu. Als «denkbares Szenario» schweben Sommaruga
die drei Modelle kombiniert vor, also
in Abstufung: Die Ehe regelt das Familienleben als Ganzes – zumindest für
Heteros, vielleicht bald auch für Homosexuelle. Die Pacs regeln das Zusammenleben zwischen zwei Erwachsenen. Und die Konkubinate bleiben ohne rechtlichen Rahmen für die Partnerschaft.
Dass das Szenario vom Parlament
einfach abgenickt wird, ist unwahrscheinlich: Denn mit der Öffnung der
Ehe für alle Paare wird künftig auch
die Adoption allen ermöglicht. Und obwohl der Bundesrat beteuert, an der
Ehe nicht rütteln zu wollen, dreht sich
die Diskussion am Ende um die rechtliche Konsequenz: Dürfen Schwulenund Lesbenpaare Kinder adoptieren?
Was die Schweiz noch für Syrien tun könnte
Caritas kritisiert das zurückhaltende Engagement der Schweiz bezüglich der Syrienkrise. Mitarbeiter berichten von schlimmen Zuständen.
von Rinaldo Tibolla
Angesichts von 200 000 Toten könne
man nicht mehr von einer Krise in Syrien sprechen, sondern müsse das
Wort «Krieg» benützen, eröffnete Hugo
Fasel, Direktor von Caritas Schweiz
und alt Nationalrat der Christlich-sozialen Partei (CSP) für den Kanton Freiburg, seine Erläuterungen. Das Hilfswerk hatte zu einer Konferenz geladen,
um sich zum Syrien-Engagement der
offiziellen Schweiz zu äussern und
über die Lage vor Ort zu berichten.
Das vergangene Jahr sei mit 76 000
Toten das bislang blutigste gewesen,
hiess es dann gleich schon. Die Schilderungen von Barbara Brank, Programmverantwortliche für die Syrienkrise, die
bereits mehrmals und regelmässig in
die Region reist, trugen ihres dazu bei:
Laut Schätzungen seien allein im Jahr
2014 rund 11 000 Kinder aufgrund von
Angriffe auf Schulen verübt worden.
4000 Schuleinrichtungen seien zerstört
worden. «Wir wissen von 200 Kindern,
die bei solchen Attacken ums Leben gekommen sind», sagte Brank. In Syrien
würden sich dementsprechend die
Eltern wehren, ihre Kinder überhaupt
noch in die Schule zu schicken. Caritas
habe Kenntnis von 1,6 Millionen Kindern, die keinen Zugang zu Schulbildung hätten. Es gebe aber Schätzungen
von 2,2 Millionen Kindern.
Neue «Realitäten» vor Ort
Von der Schweizer Regierung hätte
Caritas angesichts dieser humanitären
Katastrophe mehr Engagement erwartet. Den Beschluss des Bundesrats, die
Syrienhilfe von 30 auf 50 Millionen
jährlich zu erhöhen, betitelt die Organisation als «zu wenig». Auch vom Versprechen des Bundesrats, 3000 zusätzliche Flüchtlinge – neben den bald
zeigt sich die Organisation enttäuscht.
Man müsse sich nur einmal vorstellen,
was im mittlerweile fast vier Jahre andauernden «Krieg» alles geschehe,
brachte Fasel dazu ein und schilderte
danach, welche «Realitäten» vor Ort
herrschen würden: Acht Millionen
Menschen seien im eigenen Land als
Vertriebene auf der Flucht. «Frauen
werden jetzt zu Tausenden vergewaltigt, weil man die Vergewaltigungen
auch dazu nützt, um Menschen aus
einer Region zu vertreiben», so Fasel.
Familien würden ihre Kinder für die
Prostitution verkaufen, damit der Rest
der Familie für einige Zeit das Überleben sichern könnte.
«Viele Menschen verkaufen sogar
ihre Organe». Bei verletzten Personen
würden die Organe entnommen und
weiterverkauft. Ganz neu sei auch, dass
Mordkommandos für Leichname inzwischen einen «Rückgabepreis» von
fragen, was die Schweiz angesichts dieser Probleme für die Region tun kann»,
sagte Fasel. Er erwarte, dass Parteien
im Wahljahr im Asylbereich von ihrer
Verweigerungshaltung
abkommen.
«100 Millionen
Franken jährlich
Pressespiegel
bedeuten bei einem
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Staatshaushalt von
65 Milliarden nicht
den Untergang.»
Wer dieses Thema als Propaganda verwende, handle verantwortungslos.
Verliert die Schweiz Identität?
Caritas formulierte schliesslich auch
Forderungen. Statt 50 Millionen Franken jährlich brauche es 100 Millionen.
«100 Millionen Franken jährlich bedeuten bei einem Staatshaushalt von
65 Milliarden doch nicht den finanziellen Untergang der Schweiz», sagte Fasel. Bezüglich der Aufnahme von syrischen Flüchtlingen stelle sich indes die
Frage nach einem Identitätsverlust der
Schweiz. «Wenn jede Schweizer Gemeinde fünf Syrer – also etwa eine
Familie – aufnehmen würde: Verliert
sie dann ihre Identität? Ich glaube
nicht», führte Fasel aus. Die Schweiz
müsste also in der Lage sein können,
15 000 Menschen aus der Krisenregion
im Land unterzubringen. Von der
Schweizer Diplomatie fordert das Hilfs-
oder sie mit leeren Händen da.
SVP fühlt sich provoziert
In den letzten Jahren hat Sommaruga
sowohl das Sorge- wie auch das Unterhaltsrecht angepasst. Auch die Revision des Adoptionsrechts ist aufgegleist. Doch es bleibt vor allem ein
Die Regierung hat
Zug auf und lancierten eine parlamentarische Initiative, welche die «Ehe für Das Szenario für die Zukunft
nichts entschieden.
alle öffnen» will. Der Bundesrat hält Als weitere Option des ZusammenleSie skizzierte nur
das explizit für einen gangbaren Weg. bens lancierte die Regierung gestern
Er schlägt aber vor, als Alternative sol- eine neue Mischform: den Pacte civil
Möglichkeiten, wie
le ebenso die Gleichstellung eingetra- de solidarité (Pacs). In Frankreich hadas Gesetz
angepasst
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gegenüber der Seite
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26.3.2015,
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Ehe geprüft werden.
rechtlichen Vertrag als Alternative zur
werden könnte.
scheinlich: Denn mit der Öffnung der
Ehe für alle Paare wird künftig auch
die Adoption allen ermöglicht. Und obwohl der Bundesrat beteuert, an der
Ehe nicht rütteln zu wollen, dreht sich
die Diskussion am Ende um die rechtliche Konsequenz: Dürfen Schwulenund Lesbenpaare Kinder adoptieren?
Was die Schweiz noch für Syrien tun könnte
Caritas kritisiert das zurückhaltende Engagement der Schweiz bezüglich der Syrienkrise. Mitarbeiter berichten von schlimmen Zuständen.
von Rinaldo Tibolla
Angesichts von 200 000 Toten könne
man nicht mehr von einer Krise in Syrien sprechen, sondern müsse das
Wort «Krieg» benützen, eröffnete Hugo
Fasel, Direktor von Caritas Schweiz
und alt Nationalrat der Christlich-sozialen Partei (CSP) für den Kanton Freiburg, seine Erläuterungen. Das Hilfswerk hatte zu einer Konferenz geladen,
um sich zum Syrien-Engagement der
offiziellen Schweiz zu äussern und
über die Lage vor Ort zu berichten.
Das vergangene Jahr sei mit 76 000
Toten das bislang blutigste gewesen,
hiess es dann gleich schon. Die Schilderungen von Barbara Brank, Programmverantwortliche für die Syrienkrise, die
bereits mehrmals und regelmässig in
die Region reist, trugen ihres dazu bei:
Laut Schätzungen seien allein im Jahr
2014 rund 11 000 Kinder aufgrund von
Kriegsgeschehnissen getötet worden.
In diesem Jahr seien auch vermehrt
Angriffe auf Schulen verübt worden.
4000 Schuleinrichtungen seien zerstört
worden. «Wir wissen von 200 Kindern,
die bei solchen Attacken ums Leben gekommen sind», sagte Brank. In Syrien
würden sich dementsprechend die
Eltern wehren, ihre Kinder überhaupt
noch in die Schule zu schicken. Caritas
habe Kenntnis von 1,6 Millionen Kindern, die keinen Zugang zu Schulbildung hätten. Es gebe aber Schätzungen
von 2,2 Millionen Kindern.
Neue «Realitäten» vor Ort
Von der Schweizer Regierung hätte
Caritas angesichts dieser humanitären
Katastrophe mehr Engagement erwartet. Den Beschluss des Bundesrats, die
Syrienhilfe von 30 auf 50 Millionen
jährlich zu erhöhen, betitelt die Organisation als «zu wenig». Auch vom Versprechen des Bundesrats, 3000 zusätzliche Flüchtlinge – neben den bald
schon 500 Resettlement-Flüchtlingen
(Artikel von gestern) – aufzunehmen,
zeigt sich die Organisation enttäuscht.
Man müsse sich nur einmal vorstellen,
was im mittlerweile fast vier Jahre andauernden «Krieg» alles geschehe,
brachte Fasel dazu ein und schilderte
danach, welche «Realitäten» vor Ort
herrschen würden: Acht Millionen
Menschen seien im eigenen Land als
Vertriebene auf der Flucht. «Frauen
werden jetzt zu Tausenden vergewaltigt, weil man die Vergewaltigungen
auch dazu nützt, um Menschen aus
einer Region zu vertreiben», so Fasel.
Familien würden ihre Kinder für die
Prostitution verkaufen, damit der Rest
der Familie für einige Zeit das Überleben sichern könnte.
«Viele Menschen verkaufen sogar
ihre Organe». Bei verletzten Personen
würden die Organe entnommen und
weiterverkauft. Ganz neu sei auch, dass
Mordkommandos für Leichname inzwischen einen «Rückgabepreis» von
den Familienangehörigen verlangen
würden. «Wir müssen uns nun schon
fragen, was die Schweiz angesichts dieser Probleme für die Region tun kann»,
sagte Fasel. Er erwarte, dass Parteien
im Wahljahr im Asylbereich von ihrer
Verweigerungshaltung
abkommen.
«100 Millionen
Franken jährlich
bedeuten bei einem
Staatshaushalt von
65 Milliarden nicht
den Untergang.»
Hugo Fasel
Direktor Caritas Schweiz
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Wer dieses Thema als Propaganda verwende, handle verantwortungslos.
Verliert die Schweiz Identität?
Caritas formulierte schliesslich auch
Forderungen. Statt 50 Millionen Franken jährlich brauche es 100 Millionen.
«100 Millionen Franken jährlich bedeuten bei einem Staatshaushalt von
65 Milliarden doch nicht den finanziellen Untergang der Schweiz», sagte Fasel. Bezüglich der Aufnahme von syrischen Flüchtlingen stelle sich indes die
Frage nach einem Identitätsverlust der
Schweiz. «Wenn jede Schweizer Gemeinde fünf Syrer – also etwa eine
Familie – aufnehmen würde: Verliert
sie dann ihre Identität? Ich glaube
nicht», führte Fasel aus. Die Schweiz
müsste also in der Lage sein können,
15 000 Menschen aus der Krisenregion
im Land unterzubringen. Von der
Schweizer Diplomatie fordert das Hilfswerk, dass sie die humanitäre Tradition des Landes mehr forciert.
Axpo aber weit düsterer, als es die
Stromproduzenten selber tun. Dies aus
zwei Gründen: Rechsteiner geht davon
aus, dass der Ausbau der erneuerbaren
Stromproduktion die Preise für den
Bandstrom, den die AKW erzeugen,
weiter senken wird. Gleichzeitig rechnet er damit, dass die Kosten für die
Milliarden Franken anhäufen. Sinkt
der Strompreis auf 3,5 Rappen, so
steigt dieser Verlust auf 2,7 Milliarden.
Obige Rechnungen gelten, falls die Kosten der AKW gleich bleiben wie in den
letzten Jahren. Doch Rechsteiner – wie
auch andere Ökonomen – beurteilt die
Kostenrechnungen der AKW-Betreiber
St. Gallen und
Appenzell
Thurgau
Schaffhausen
Glarus
Zug
12,5 Prozent
12,2 Prozent
7,9 Prozent
1,8 Prozent
0,9 Prozent
Total
100 Prozent
aufgestellt». In die «falsche Richtung» zielten insbesondere die
Vorschläge, mit der Ausgliederung
der Atomkraftwerke «aus Axpo
eine Eon zu machen». Die Positionen über die finanziellen Folgen
der Atomenergie und der Energiewende klaffen weit auseinander.
Südostschweiz vom 27.3.2015, Seite 11.pdf
● Die
Eigentümer-Kantone sollten
eine Stromabgabe erheben, um Altlasten und nicht amortisierbare Investitionen tilgen zu können.
* «Axpo – finanzielles Grossrisiko für
den Kanton Zürich», http://gruene-zh.
ch/finanzielles-grossrisiko-axpo.
In Frankreich haben sich die «Halbehen» etabliert
Bundesrätin Simonetta Sommaruga lancierte am Mittwoch eine abgeschwächte Eheform als Alternative zur Heirat. In Frankreich läuft dieser
«Zivilpakt» – der «Pacs» – der klassischen Ehe zunehmend den Rang ab. Sich zu «pacsen» ist in Frankreich heute banal geworden.
von Stefan Brändle
Der «Pacte Civil de Solidarité « (Pacs)
existiert in Frankreich seit sechzehn
Jahren. Der sozialistische Premierminister Lionel Jospin hatte ihn ursprünglich für homosexuelle Paare
einrichten wollen; wegen der sakrosanten Egalité, die keinen Unterschied
zwischen Religion, Rasse oder sexueller Ausrichtung zulässt, wurde er aber
1999 auch für heterosexuelle Paare geöffnet.
Selbst Jospin hätte sich nicht träumen lassen, welchen Siegeszug der
Pacs in kurzer Zeit antreten sollte. Er
bewirkte nichts weniger als eine gesellschaftspolitische Revolution: 96 Prozent dieser «Halbehen» werden heute
von heterosexuellen Paaren geschlossen; nur noch vier Prozent entfallen
auf Homosexuelle. Insgesamt haben
laut dem nationalen Statistikamt Insee
im Jahr 2013 über 168 000 Französinnen und Franzosen «gepacst», wie man
im Volksmund sagt.
Erbrecht wie in der Ehe
Im gleichen Jahr wurden in Frankreich
239 000 Ehen geschlossen. Mit anderen
Worten: Von fünf Liebesverbindungen
auf dem Standesamt entfallen nur
noch drei auf den Eheschwur – deren
zwei entfallen bereits auf den Pacs.
Tendenz steigend.
Nach der Einführung des Pacs hatte
der damalige konservative Staatschef
Jacques Chirac gerügt, der Pacs sei
«dem Bedarf der Familien nicht angepasst». Doch der Zivilpakt traf offenbar
den Nerv der Zeit. Viele Junge scheuen
(noch) vor dem Ja-Wort fürs Leben zurück, wollen sich mit ihrem Partner
aber trotzdem juristisch absichern.
Während sich französische Ehepartner
gegenseitig «Respekt, Treue, Beistand
und Hilfe» schwören, verlangt der Pacs
nichts von alledem.
Die Pacs-Paare unterschreiben bei
den Behörden einzig ein Formular. Darin können sie zum Beispiel ganz konkret angeben, wie viel Euro sie sich im
Notfall schulden. Von Gesetzes wegen
sichert der Pacs das gemeinsame Wohnen rechtlich ab, und er räumt die
Möglichkeit eines Testamentes ein. Das
Steuerrecht und seit einigen Jahren
auch das Erbrecht ist gleich wie bei
Ehepaaren.
Keine Regeln zum Nachwuchs
Der Hauptunterschied zur Ehe besteht
darin, dass der Pacs keinerlei Regeln
zum Nachwuchs enthält. Er verleiht
dem Partner keine elterliche Gewalt, ja
nicht einmal das Adoptionsrecht. Alimente sind zum Beispiel auch nicht
vorgesehen.
Das berühmteste aller Pacs-Paare
bildeten die frühere Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal und der
heutige Staatschef François Hollande.
Sie sind heute wieder getrennt. Das ist
aber keinerlei Beleg dafür, dass der
Pacs häufiger aufgelöst werde als die
Ehe. Das Gegenteil ist der Fall: Die
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Scheidungsrate liegt in Frankreich höher als die Trennungsrate beim Pacs.
Dies ist umso erstaunlicher, als für die
Auflösung eine blosse Mitteilung an
den Gerichtsdiener genügt; ein Anwalt
ist im Normalfall überflüssig.
Katholisch-konservative Franzosen
befürchten, dass der Pacs die Institution der Ehe aushöhlt. Es stimmt zwar,
dass die Zahl der Heiraten in Frankreich seit dem Beginn des Pacs-Booms
im Jahr 2005 tendenziell abnimmt.
Aber wie weit das eine Folge des Pacs
ist, bleibt umstritten. Auch bürgerliche
Politiker stellen den Pacs heute nicht
mehr in Frage. Soziologen sehen in
ihm den Beweis, dass Liebe nicht blind
sein müsse, sondern mit einer rationalen Überlegung einhergehen kann.
ist als
liert
nden
fe nur
igatoenau
eckend
Die Probleme sind nicht gelöst, sondern nur zeitlich verschoben und es
Die grössten Zwerge
muss mühsam weitergekämpft werdie engsten Stirnen
den. Die Gerichte müssen entscheider skurrilste Grössenwahn
Südostschweiz
vom
den, was wieder einen immensen,
Johann Lutertal
aus27.3.2015,
Maienfeld
unnötigen Zeit- und Geldaufwand
mit sich zieht. Leiden werden weiterhin am meisten die betroffenen Kin-
Seite 18.pdf
ONLINE
STIMME
Wenn Herr Stoffel unbedingt in
einem Turm wohnen möchte, dann
soll er mit dem Bischof Kontakt aufnehmen. Die Kirchtürme sind ja
nicht bewohnt, sind zwar nicht so
hoch, wie er sich vorstellt, aber für
den Anfang tut es ein solcher sicher
auch. Einen Vorteil hätte so ein Wohnen: Der Big Bim Bam wäre inklusive, und die Kirchensteuer könnte für
alle auch etwas gesenkt werden,
wenn ja ein Millionen-Steuerzahler
als Wohnsitz den Turm nimmt.
Armin Brüsch aus Thusis
Hotline 0848 299 299
Leserbetreuer
Stefan Bisculm nimmt
von Montag bis Freitag
von 10 bis 12 Uhr Ihre
Informationen, Hinweise und
Anregungen entgegen.
Kontakt
ag am Tag der offenen Türe zwischen 10 und 16 Uhr. Wir
Leserbriefe
suedostschweiz.ch/forum
[email protected]
Leserbild/-reporter
Schicken Sie uns Ihre Schnappschüsse
an [email protected],
per MMS (80 Rp./MMS) / SMS (20 Rp./
SMS) mit dem Stichwort REPORTER an
939 (Orange-Kunden an leserreporter
@suedostschweiz.ch) oder laden Sie
die Fotos auf suedostschweiz.ch/
community hoch. In der Zeitung
veröffentlichte Fotos werden mit
50 Franken honoriert (Ausnahme:
Wettbewerbsfotos).
Bild Yanik Bürkli
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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Letzteres
Flutwellen,
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Postautostation am Churer Bahnhof
verkehrt am Samstag zwischen 10.30
und 16 Uhr ein kostenloser Shuttlebetrieb. Der Bus fährt jeweils zur halkannt, sagte Huwiler. Massnahmen
Südostschweiz
vom 27.3.2015, Seite
ben Stunde in Richtung Medienhaus,
wie Sperrungen und Evakuierungen
zur ganzen Stunde wieder zurück. (so)
würden gegebenenfalls auch nicht
vom Amt für Wald und Naturgefahren
angeordnet, betonte er.
Weiter verwies Huwiler darauf,
dass Repower beim Kieswerk im Hinblick auf sein Neubauprojekt einen
«Installationsplatz» plane, auf dem
sich oft viele Menschen aufhielten.
6.pdf
Folgen für
Hummel
Repower begrüsst Massnahme
Werner Steinmann, der Medienverantwortliche von Repower, bestätigte
diesen Sachverhalt gestern auf Anfrage. Ein «Installationsplatz» sei ein
grosser Bauplatz, auf dem die Einrichtungen für den Bau gelagert würden
und auf dem sich im Falle der Realisierung des Neubau-Projektes viele Bauleute aufhalten würden. «Wir sind
froh, dass die Behörden die von uns
durchgeführte Gefahrenbeurteilung
nun ergänzen und beim Vadret dal
Cambrena eine Überwachungskamera installieren», betonte Steinmann.
Die Finanzmarktaufsicht (FMA) Liechtenstein hat Christian Hummel die Bewilligung als Wirtschaftsprüfer entzogen. Hummel, der wegen Vermögensdelikten in Millionenhöhe beim
Churer Treuhandbüro Allemann, Zinsli und Partner sowie der Unterschlagung von 800 000 Franken der Kirchgemeinde Bad Ragaz angeklagt ist, würden die Voraussetzungen für eine Bewilligung fehlen, schreibt die FMA
Liechtenstein in einer Medienmitteilung. Der Allemann, Zinsli und Partner
AG werde die Bewilligung ebenfalls
entzogen, heisst es weiter. (so)
cha täglich 15.50 Uhr QUADER - STUDIO - STADTHOF · Theaterweg 11 · 081 258 32 32
normale Eintrittspreise) Deutsch
ab 6 J
Kinocenter
5
Fr 17.45 (E/d/f)
Sa 17.30 Deutsch
So 18.15
ab 12 J
Kinocenter
Sa 13.15
Fr 17.30 Sa 15.15
Deutsch
So 11.00 ab 6 empf 10 J Kinocenter
Sa 15.30
ab 6 J
Deutsch
Kinocenter
ab 6 J
Deutsch
Kinocenter
erhöhte Eintrittspreise) Deutsch
5 Sa 13.30, 18.00
ab 6 J
30, 19.00
Kinocenter
ab 16 J
OV/d/f
Kinocenter
Sa 13.15
So 13.45
5 Sa 22.15
ab 16 J
00
Deutsch
Kinocenter
Sa 19.45
So 20.30
5
20
Deutsch
Kinocenter
So 14.30
30
ab 16 J
ab 6 J
Deutsch
Kinocenter
in3D(erhöhte Eintrittspreise) Deutsch
So 10.30 D ab 8 empf 10 J Kinocenter
ab 16 J
Deutsch
Kinocenter
Voranzeige:
Ab Mittwoch 1. April in den
Churer Kinos
Deutsch
Kinocenter
Kultur-Kino Chur:
Deutsch
Pressespiegel
ab 12 J
Kinocenter
Sa 18.00
ab 12 J
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
2.
ausgewählte Kolumnen
aus den Lokal- und Regionalzeitungen
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
igen Debater Gewerbendum zu ernführen sei
rhin hätten
Mehrheit der Bevölkerung profitiert. Die SRG steht Service public wird hier keinen Widerhall finweiterhin sehr direkt im Schussfeld: Zurzeit läuft den.
die Sammelfrist für zwei Volksinitiativen, welche
Journalist undSeite
Historiker,
die Abschaffung der Billag-Gebühren
fordern.
Das CLAUDIO
K_Bündner
Tagblatt
vomWILLI,
21.3.2015,
2x.pdf
Eintreiben der Gebühren über die Billag mit Un- Schwerpunkt Politik. [email protected]
cht»
erner Museumsnacht» gestern in
Z U M S O N N TAG
Surinam und Schweiz
▸ H E I N Z -U L R I C H R I C H W I N N über
Ökonomie und Recht im Kontext
V
on 1699 bis 1701 hält
sich Maria Sybilla Merian in Surinam auf.
Sie beschreibt darauf eine Pflanze,
die Flos Pavonis heisst. Jeder Text
hat einen Kontext. «Ihr Samen wird
gebraucht für Frauen, die Geburtswehen haben und die weiter arbeiten sollen. Die Indianer, die nicht
gut behandelt werden, wenn sie bei
den Holländern in Dienst stehen,
treiben damit ihre Kinder ab, damit
ihre Kinder keine Sklaven werden,
wie sie es sind. Die schwarzen Sklavinnen aus Guinea und Angola müssen zuvorkommend behandelt werden, denn sonst wollen sie keine
Kinder haben in ihrer Lage als Sklaven. Sie bekommen auch keine, ja
sie bringen sich zuweilen um wegen
der üblichen harten Behandlung,
die man ihnen zuteil werden lässt,
denn sie sind der Ansicht, dass sie in
ihrem Land als Freie wiedergeboren
ationalbank
nd stärkt dieses. Das FDP-Rezept ist einch und unbürokratisch. Das FDP-Rezept
etet gleich lange Spiesse: Der billige
ohlestrom wird teurer, die einheimische
Wasserkraft bleibt attraktiv. Die FDP setzt
uf Anreize und Effizienzsteigerung in
nem offenen Markt. So machen wir
nergie- und klimapolitische Fortschritte
hne schädliche Eingriffe.
SILVIO ZUCCOLINI, PRESSECHEF
DP DIE LIBERALEN GRAUBÜNDEN
Warum kauft die SNB
nicht Realwerte?
Warum die Schweizer Nationalbank (SNB)
mit den angehäuften Devisen zur Stütung des Euro nicht einfach internationaRealwerte (Aktien und Immobilien)
aufen kann, ist mir nicht klar. Mit einer
olchen Strategie könnten weiterhin uneschränkt Devisen gekauft werden. Auf
egativzinsen könnte man dann verzichn. Mit den Erträgen der Realwertanlagen
önnten die Kassen von Bund und Kantoen alimentiert werden.
ALEX SCHNEIDER, KÜTTIGEN
werden, so wie sie mich aus eigenem Munde unterrichtet haben.»
Die Botanikerin liefert ein sozioökonomisches Portrait mit. Jede Pflanze hat ihren Kontext und die Basler
Wirtschaftsgeschichte hat zum Teil
den Kontext der Geschichte der
Sklaverei. Nur ein Beispiel: Im
18. Jahrhundert besassen Mitglieder der Familie Faesch in Surinam
«die Plantagen ‘Herstelling’, ‘Marienburg’, ‘Vorburg’ und ‘Hoyland’
samt den dazugehörigen Sklavinnen und Sklaven». Es wurde ein lebhafter Handel mit «Sklavereiprodukten» wie Zucker, Kaffee, Kakao,
Tabak, Gold und Silber betrieben.
Daran wurde gut verdient. Jeder
Verdienst hat seinen Kontext. Es
wird Zeit, wieder einen Zusammenhang von Ökonomie und Recht ins
Auge zu fassen, wie es vorbildlich
das «Recht der Barmherzigkeit»
(Frank Crüsemann) bewerkstelligt.
HEINZ-ULRICH RICHWINN ist
reformierter Pfarrer in Zizers.
IMPRESSUM
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Pressespiegel
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Evangelisch-reformierte
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Verbreitete Auflage (Südostschweiz Gesamt): 81 302 Exemplare, davon
verkaufte Auflage 78 482 Exemplare (WEMF-/SW-beglaubigt, 2014).
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K_Davoser Zeitung vom 27.3.2015, Seite 23.pdf
Davoser Zeitung
Klosterser Zeitung
Prättigauer Post
R E G I O N
Freitag, 27. März 2015
23
KIRCHENFENSTER
Wer zieht bei uns ein?
Griechenland kommt immer an
erster Stelle. Der Einzug der
Nationen bei Olympischen
Spielen gehorcht eigenen Gesetzen. Nicht das Alphabet
oder die Wirtschaftskraft bestimmt die Reihenfolge, wie die
Länder durchs Stadiontor kommen, sondern die historische
Tradition. Die Parade der Sportlerinnen und Sportler zu Beginn
einer Olympiade ist immer wieder ein besonderer Moment.
Was alle einlaufenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer am
Tag der olympischen Eröffnungsfeier mit allen Zuschauerinnen und Zuschauern im Stadion oder an den Fernsehgeräten weltweit verbindet, ist die
Stimmung hoch gespannter Er-
wartung. Kein Meter ist gelaufen, kein Spiel ist gespielt, kein
Kampf ist gekämpft. Die kommenden Tage der Spiele liegen
offen da. Wünsche und Sehnsüchte sind gross.
Am kommenden Palmsonntag
erinnern sich Christinnen und
Christen auch in Davos in ihren
Gottesdiensten an eine biblische Geschichte, in der es
ebenfalls um einen besonderen
Einzug geht. Jesus zieht in
Jerusalem ein! Oft wird in den
Gemeinden das mögliche historische Geschehen durch besondere Lieder oder Inszenierungen gestaltet. Freude und
Ausgelassenheit kommen da
zum Ausdruck. Wenn Kinder
den Gottesdienst mitvorbereitet
haben, gelingt dies oft besonders gut. Da herrscht eine typische Palmsonntagsfröhlichkeit.
Wenn wir auf die biblische Geschichte vom Einzug Jesu in
Jerusalem schauen, sehen wir,
dass auch sie eigenen Gesetzen gehorcht. Jesus sitzt nicht
auf einem prächtig geschmückten Reittier, wie es eigentlich
die Art antiker Herrscher gewesen wäre. Er reitet auf einem
Esel. Die Menschen, die ihn
schreiend in der Tempelstadt
Jerusalem begrüssen, sind kleine Leute, die sonst eher am
Rande stehen, um ihr Überleben kämpfen müssen und vernachlässigt werden. Die geistlichen und weltlichen Herrscher
fürchten dagegen um ihre
Macht und schmieden Pläne,
wie sie Jesus loswerden können.
Die Ereignisse der kommenden
Woche liegen in dem Moment
in dem Jesus durchs Stadttor
kommt noch offen da. Seine
Anhängerinnen und Anhänger
sind hoch gespannt und voller
Erwartung. Sie setzen grosse
Hoffnungen auf ihn.
Diejenigen, die darauf hoffen,
dass er einen gewaltsamen
Aufstand gegen die römische
Besatzungsmacht
anführen
wird, wird er enttäuschen. Er
wird auf seine Weise siegen. Mit
seiner Bereitschaft zu leiden
zeigt er, dass Gott auf der Seite
der Schwachen und Entmach-
teten steht. Gott ergründet
durch seinen Sohn die ganze
Bandbreite unserer menschlichen Existenz. Er erfährt am eigenen Leib materielle und seelische Not.
meiden sie die Abhängigkeit
von Wucherzinsen der Geldverleiher, welche bis 300 Prozent betragen. Mit Gemeinschaftsfeldern und gegenseitiger Hilfe bei den Feldarbeiten
erhöhen die Gruppen ihr Einkommen.
In einem zweiten Schritt regt
Fastenopfer Netzwerke von
Spargruppen an, damit sie zusammen grössere Aufgaben
angehen können: Sie reinigen
nach der Regenzeit Transportwege und Brunnen oder organisieren Weiterbildungen zu
neuen Anbaumethoden.
kung von Gemeinschaften.
Nebst der Projektarbeit vor
Ort setzt sich Fastenopfer in
der Schweiz und weltweit für
gerechte Strukturen in Wirtschaft und Politik ein. Seine
Informationsarbeit regt an,
sich mit den Lebensbedingungen benachteiligter Menschen
auseinanderzusetzen.
Noch bis 5. April zeigt Fastenopfer zusammen mit Brot für
alle und Partner sein mit der
Ökumenischen
Kampagne
«Weniger für uns. Genug für
alle», wie unser Fleischkonsum, der Klimawandel und
der Hunger in Entwicklungsländern
zusammenhängen.
Unter den Folgen wie Überschwemmungen und ausbleibenden Niederschlägen leiden
bereits heute Millionen von
Kleinbauernfamilien im Süden.
Am Kreuz hängt kein strahlender Goldmedaillengewinner.
Dort hängt der heruntergekommene, mitleidende Gott. Von
diesem Gott zu wissen ist unser
Sieg. Er steht uns in allen Lebenslagen bei. Das ist ein guter
Grund unsere Wünsche und
Hoffnungen an ihm festzumachen.
Martin Grüsser, reformierter
Pfarrer in Davos Platz
Davos hilft Madagaskar
Unsere Ernährung heizt das Klima an. Darum regt die
Ökumenische Kampagne zu einem nachhaltigeren
Konsum an und hilft in Entwicklungsländern Familien,
welche unter den Folgen des Klimawandels leiden. Die
katholische Pfarrei und die reformierte Kirchgemeinden
Davos unterstützen gemeinsam dieses Anliegen ganz
konkret. Sie sammeln bis Ostern für ein Projekt von
Fastenopfer in Madagaskar.
Die Ökumenische Kampagne
lädt in den 40 Tagen vor
Ostern ein, bei Ungerechtigkeiten genau hinzusehen und
gemeinsam zu handeln.
Unter dem Slogan «Weniger
für uns. Genug für alle» rückt
dieses Jahr der Klimawandel
ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Getragen wird sie auch
von den Pfarreien aus der Region. Die katholische Pfarrei
und die reformierte Kirchgemeinden Davos beispielsweise sammelt für ein Projekt
von Fastenopfer in Madagaskar.
Aus eigener Kraft
Einkommen verbessern
Madagaskar ist eine paradiesische Insel mit einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt.
Doch leben drei Viertel der
Bevölkerung mit weniger als
einem Dollar pro Tag. Die politische und wirtschaftliche
Krise dauert an. Dreissig Prozent der Leute leiden unter
Dank der Unterstützung aus Davos mehr zu essen: Mitglieder einer
Spargruppe aus Beloka Lokoho.
Fastenopfer
Nahrungsmangel, besonders
betroffen sind die Kinder. In
dieser Situation unterstützt
Fastenopfer die Menschen,
sich selbst zu helfen.
Die Projekte von Fastenopfer
wenden sich direkt an die arme Bevölkerung. Frauen und
Männer schliessen sich zu
Spargruppen zusammen: Sie
legen regelmässig einen kleinen Beitrag in eine gemeinsame Kasse. So können sich
die Gruppenmitglieder in Notlagen gegenseitig Geld ausleihen: für Nahrungsmittel,
medizinische Behandlungen
oder wenn zu Schulanfang alle Kinder gleichzeitig Schulmaterial brauchen. Damit ver-
Weniger für uns.
Genug für alle
Fastenopfer engagiert sich mit
461 Projekten in 14 Ländern
für Menschen, die unter Hunger und Armut leiden. Sie sollen ein Leben in Würde führen. Im Vordergrund stehen
dabei der Aufbau und die Stär-
www.fastenopfer.ch
www.sehen-und-handeln.ch
TODESANZEIGE
Eine Stimme, die uns vertraut war, schweigt.
Ein Mensch, der immer für uns da war, ist nicht mehr.
Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen,
die uns niemand nehmen kann.
Traueranzeigen
In grosser Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von unserer geliebten Mutter, Schwiegermutter und Grossmutter
Mia (Maria) Kaiser-Dorfer
22. November 1927 – 19. März 2015
Nach einem reich erfüllten Leben durftest Du nach kurzer Krankheit im Spital friedlich einschlafen.
Wir danken Dir für alles, was Du uns gegeben und ermöglicht hast. In Deinem hohen Alter
freutest Du Dich am Leben und verlorst Deinen Humor und Deine Kontaktfreudigkeit bis zuletzt
nicht. Wir vermissen Dich sehr.
Traueradresse:
Viviane Kaiser
Stationsstrasse 28
8360 Wallenwil
In liebevoller Erinnerung:
Viviane Kaiser
Ralph und Annette Kaiser-Imholz
Lisa und Matteo
Wir nehmen Abschied am Freitag, 27. März 2015, um 14.00 Uhr in der katholischen Kirche
Eschlikon.
Trauerzirkulare
Der Tod trifft uns meist unerwartet und dann bleibt nicht viel Zeit, sich Gedanken zu machen, was sich der/die
liebe Verstorbene wohl gewünscht hätte. Trotzdem ist es wichtig, dass die letzten Worte, die letzte Ehrerweisung im Sinne des/r Verstorbenen ist.
Bei uns erhalten Sie Unterstützung und Ratschläge. Wir nehmen uns Zeit für Sie.
Auf unserer Homepage unter www.budag.ch/Anzeigenservice/Im Trauerfall finden Sie zudem unsere
Wegleitung mit nützlichen Adressen, Öffnungszeiten, Hinweisen und Textformulierungen.
für dienstags in der Davoser Zeitung,
für freitags im Davoser/Klosterser/Prättigauer Kombi
Selbstverständlich platzieren wir die Anzeige auch in weiteren von Ihnen gewünschten Zeitungen.
Trauerzirkulare
innert 8 Stunden
Wir haben eine umfangreiche Auswahl an Trauerzirkularen und Vorlagen.
Auch hier beraten wir Sie kompetent in Bezug auf Text-Inhalt, Gestaltung,
Papier usw.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Urnenbeisetzung im engsten Familienkreis auf dem Friedhof Nordheim, Zürich.
Anstelle von Blumen bitten wir Sie, das Schweizerische Rote Kreuz, Kanton Thurgau,
8570 Weinfelden, PC 01-46358-4 zu unterstützen.
Wallenwil, 19. März 2015
Buchdruckerei Davos AG
Promenade 60, 7270 Davos Platz
T 081 415 8191, F 081 415 8192
[email protected], www.budag.ch
Montag bis Freitag
08.00 – 12.00 Uhr, 14.00 – 17.00 Uhr
K_Engadiner Post vom 21.3.2015, Seite 15.pdf
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
K_PrättigauerHerrschäftler vom 21.3.2015, Seite 13.pdf
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
K_Quotidiana vom VENDERDI,
27.3.2015,
Seite 23.pdf
ILS 27 DA MARS 2015
„ DUMENGIA DA PALMAS – JAMNA SONTGA
Hosanna! – Vid la crusch
cun el! – Alleluja!
DA SUR MARCUS FLURY, GLION
treis cloms resunan
Q uels
ell’jamna sontga, numnada-
mein la dumengia da Palmas, il
venderdis sogn e da Pastgas.
Sch’ins legia quels cloms in suenter l’auter, lu encorsch’ins la tensiun che schai lien.
L
a dumengia da Palmas entras
Jesus el marcau da Jerusalem
e la glieud accloma: Hosanna al
Fegl da David. Hosanna ei in
clom da supplica ed undrientscha a Diu ni al retg e sa vegnir
translataus cun «po gida» ni «po
spendra». En psalms da laud
vegn el adina puspei repetius ed
era ella liturgia giudaica vegn el
duvraus per acclamar il Messias.
Cul clom messianic «Hosanna»
ei Jesus vegnius accumpignaus el
grischuna
marcau da Jerusalem, schegie
ch’ina gruppa veva gia concludiu
ganisaziuns privatas a maun d’ina sia mort. Nus entupein cheu
ca da prestaziun.
carstgauns ch’applaudeschan, damai ch’els vesan en Jesus il Mesustegn finanzial per engrondir
sias, quel che vegn a menar els
il lavuratori Argo a Cuira
viers megliers temps.
s e babs
enza grischuna conceda a la fundarischuna per lavuratoris e dimoras
rsunas cun impediments, Argo, ina
buziun da 341 000 francs per enir e per midar l’utilisaziun dal lavuArgo a Cuira.
ocals da producziun existents dal laori Argo a Cuira èn per part suroccuduain vegnir engrondids cun midar
lmain l’utilisaziun d’in local da deActualmain vegnan occupadas 196
nas en ina plazza da lavur protegida.
iun davart differents projects da
nsultaziun da la confederaziun
enza sustegna las adattaziuns d’oruns en il rom da la nova finanziaziamplificaziun da l’infrastructura da
(Faiv). Il chantun Grischun è da
ch’en spezial la soluziun da finanziareschentada saja equilibrada e gista.
navant beneventa la regenza la mi-
23
S
ut megliers temps capevan e
capeschan buca tuts il medem.
Il venderdis sogn resuna tut in auter clom: «Vid la crusch cun el!»
Gia dil temps da Jesus leva surtut
la feffa superiura in Messias che
garantescha las actualas relaziuns
da pussonza. Damai che Jesus ha
buca satisfatg a quellas speronzas,
mobein ha viu sia missiun egl en-
gaschi pil fleivel ed opprimiu ed el
sestentar per giustia ed ina liberaziun interna dil carstgaun, vegn il
pievel stigaus si entras ils premsacerdots che pretendan sia mort.
S
co cristians vivin nus cun en
quella tensiun denter «Hosanna» e «vid la crusch cun el!».
Aschia eis ei bi ed edificont da celebrar in survetsch divin festiv cun
orgla e cant. Cheu va ei lev da cantar il Hosanna. Pli grev eis ei
d’udir ils plaids da Jesus: «Sch’enzatgi vul esser miu giuvnal, sto el
snegar sesez, prender sia crusch e
suandar mei. Pertgei tgi che less
salvar sia veta, lez piarda ella. Mo
tgi che piarda sia veta per amur da
mei, lez anfla ella.» (Mt 16, 24–
25). Quels plaids indicheschan
tgei che suandar Jesus vul dir. Nus
savein buc untgir il venderdis sogn
cun la crusch. Cruschs sentin nus
leu nua ch’ei vegn fatg in streh
atras quei che nus vessen pli bugen. Leu nua che jeu laschel far
quei streh, per exempel entras ils
basegns dils concarstgauns, vivel
jeu la carezia. Jeu anflel lu veta ed
astgel far in’experientscha pascala.
L
’jamna sontga finescha numnadamein buca cun il venderdis sogn, mobein cun Pastgas. Igl
Alleluja pascal munta: Ludei e benedi Diu! Gie, Dieus seigi ludaus
che la mort ha buc il davos plaid.
Il stgir vegn sclarius dalla glisch
pascala. La veta dominescha!
„ BREV DA LECTUR
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
«Beni le beau»: 26/65 onns
Tgi enconuscha buc il premurau cau-
proclamaziun dils resultats al «Super-Pu-
3.
Themen aus überregionalen Zeitungen
NZZ, RP und Zeit
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Neuö Zürcör Zäitung
NZZ vomin neueren
21.3.2015,
Seite 53.pdf
Der Vietnamkrieg
Ein aussergewöhnlicher
vietnamesischen Romanen
Abend in Düsseldorf
LITERATUR UND KUNST
Die Griechen und
ihr ökonomisches Desaster
Feuilleton, Seite 55
Feuilleton, Seite 57
Seite 63
SCHURKEN VOM DIENST
VERGESSENE HÖLLE
BALLETT TRIFFT FLAMENCO
Feuilleton, Seite 59
Der Schlange zum Wohl –
Boulez und Rene´ Char
Das Kreuz mit dem Kopftuch
Der weltanschaulich neutrale Staat und die pluralistische Gesellschaft. Von Uwe Justus Wenzel
Seit einigen Tagen gibt ein Entscheid des
deutschen Bundesverfassungsgerichts zu
reden, der ein pauschales «Kopftuchverbot» für Lehrerinnen für unvereinbar mit
dem Grundrecht auf Glaubensfreiheit erklärt. Die Wellen schlagen hoch.
Schwarzmaler, deren Sorgen sich zu Verschwörungsphantasien verdichten, werden zu sagen versucht sein – und sagen es auch: «Erst verbannen sie
das christliche Kreuz aus den Schulen, dann schicken sie muslimische Kopftuchträgerinnen ins
Klassenzimmer!» – «Sie», das sind die Damen und
Herren in den roten Roben, die im höchsten deutschen Gericht in Karlsruhe die Verfassung zu
hüten hätten, stattdessen aber – in der Perspektive
des Lamentos – Hand an die Grundfesten der
abendländischen Zivilisation legen. Ganz so einfach bietet die Sachlage sich freilich nicht dar.
Das «Kruzifix-Urteil»
Vor zwanzig Jahren befand der Erste Senat des
Bundesverfassungsgerichts, die Anbringung eines
Kreuzes oder Kruzifixes in den Unterrichtsräumen
einer staatlichen Pflichtschule, die keine Bekenntnisschule ist, verletze die grundrechtlich verbriefte
Glaubensfreiheit, der eine Neutralitätspflicht des
Staates entspreche. Die so verstandene Religionsfreiheit schliesst die «negative Freiheit» eines jeden
Menschen ein, keiner Religion anzuhängen; und
ebendieses Freiheitsrecht galt es im Fall der zu beurteilenden Verfassungsbeschwerde dreier bayrischer Schüler und ihrer Eltern zu schützen – gegen
die behördlich erlassene Volksschulordnung des
Freistaats, die in einem für nichtig erklärten Passus
dekretierte, in jedem bayrischen Klassenzimmer
sei ein Kreuz zu montieren. Ein hoher katholischer
Würdenträger kritisierte damals den Richterspruch mit der Begründung, er ebne einer «staatlich verordneten Religionslosigkeit» den Weg. Er
irrte. Der höchstrichterliche Beschluss verordnet
nicht, er verhindert eine Verordnung; er verordnet
keine Religionslosigkeit, er verhindert lediglich,
dass Religion staatlich verordnet wird. Jedenfalls
war das die erkennbare Intention.
Bayern wäre nicht Bayern, wenn das «KruzifixUrteil» die Folge gehabt hätte, dass das Corpus
Delicti aus den Klassenzimmern der Grundschulen
verschwunden wäre. Dank einer bald erneuerten
gesetzlichen Grundlage, die die Wahrung der
Glaubensfreiheit aller akzentuiert, hängen weiterhin Kreuze dort. Es machen anscheinend nicht
viele Schüler und Eltern (oder Lehrer) von der
seither vorgesehenen Möglichkeit Gebrauch, die
Entfernung des christlichen Symbols zu verlangen.
Ist das Kreuz – sogar das Kruzifix mit dem Corpus Christi – zu einem blossen Kultursymbol verblasst, in dem sich nurmehr allgemein akzeptierte
«Werte» der abendländischen Tradition, von der
Humanität bis zur Freiheit, verkörpern? Als ein
solches unanstössiges Symbol legen es christlich
gesinnte Politiker und politisch agierende Kleriker
immer wieder ans staatsbürgerliche Herz. Einer
dergestalt neutralisierenden – verharmlosenden –
Deutung des Kreuzes widersprach das Bundesverfassungsgericht 1995; es schrieb dem Kruzifix einen
offenkundig «appellativen Charakter» zu. Ebendieses Charakters wegen kann es auch eine zu
grosse Zumutung für anders- oder nichtgläubige
Schüler sein, mit ihm tagtäglich konfrontiert zu
werden. In klugen Theologen, denen daran liegt,
das Kreuz nicht zu profanisieren, fanden die Richter in den damaligen Debatten Verbündete.
Um Symbolgehalte, um Religionsfreiheit und
um die Frage, was weltanschauliche Neutralität des
liberalen Staates in der Sphäre des Schulwesens –
heute – heissen kann und soll, geht es auch in der
vor einigen Tagen veröffentlichten Entscheidung
der Verfassungshüter. Es rücken darin die Bekenntnisfreiheit der Lehrkräfte staatlicher Schulen
in den Fokus der Aufmerksamkeit und jenes Stück
Stoff, das zu einem Konfliktstoff par excellence geworden zu sein scheint: das Kopftuch, das manche
Musliminnen tragen. Das Gericht hat den Verfassungsbeschwerden zweier deutscher Staatsbürgerinnen muslimischen Glaubens stattgegeben, die
als Lehrerinnen in öffentlichen Schulen Nordrhein-Westfalens angestellt waren. Nach dem Inkrafttreten neuer schulgesetzlicher Bestimmungen
war es beiden verwehrt worden, weiterhin zu tun,
was sie zuvor unbeanstandet jahrelang getan hat-
Urteilsverkündung in Karlsruhe – im Jahr 2003: Die Beschwerdeführerin mit Kopftuch, die Richter in Amtstracht und auch nicht ohne Kopfbedeckung.
ten: bei ihrer Arbeit ein Kopftuch zu tragen. Das
neue Schulgesetz – ähnliche wurden in einigen
anderen deutschen Bundesländern erlassen – war
die Folge eines im Jahr 2003 ergangenen Karlsruher Urteils in dem verwandten Fall einer Lehramtskandidatin in Baden-Württemberg, die in den
Schuldienst nicht übernommen wurde – mit der behördlichen Begründung, es mangele der bekennenden Kopftuchträgerin an «persönlicher Eignung».
Das Kopftuch sei Ausdruck einer «kulturellen Abgrenzung» und damit nicht nur ein religiöses, sondern auch ein politisches Symbol, das eine mit
staatlicher Neutralität unvereinbare «kulturelle
Desintegration» befördere. Die Lehramtskandidatin widersprach, drang aber mit der Inanspruchnahme des Grundrechts auf Religionsfreiheit bei
den Schulbehörden und Verwaltungsgerichten
nicht durch. Das Verfassungsgericht zog sich, letztlich ohne die konkrete Konstellation der Interessen zu beurteilen, aus der Affäre – und monierte, es
fehle eine hinreichend bestimmte gesetzliche
Grundlage, um Lehrkräften zu verbieten, in Schule
und Unterricht ein Kopftuch zu tragen.
Kleiderordnung
Der damalige Vizepräsident des Karlsruher Gerichts kommentierte die mit dem höchstrichterlichen Entscheid verbundene Aufhebung der gegen die Beschwerdeführerin ergangenen Verwaltungsgerichtsurteile in bemerkenswerter Offenheit: Es könne so aussehen, «als sei das Bundesverfassungsgericht der Meinung, dass das Tragen eines
Kopftuchs für eine Lehrerin im Schuldienst der
Verfassung entspricht. Das ist nicht so. Es sieht nur
so aus.» – Inzwischen sieht es anders aus. Mit seinem jüngsten Spruch in Sachen Kopftuch anerkennt das Gericht, dass das Grundrecht auf Glaubens- und Bekenntnisfreiheit für «Lehrkräfte in
der bekenntnisoffenen Gemeinschaftsschule» auch
die Freiheit einschliesse, «einem aus religiösen
Gründen als verpflichtend verstandenen Bedeckungsgebot zu genügen, wie dies etwa durch Tragen eines islamischen Kopftuchs der Fall sein
kann». Im Lichte dieses Leitsatzes erscheinen just
jene schulrechtlichen Bestimmungen als fragwürdig, die von der 2003 in Gang gebrachten Gesetzgebungsmaschinerie produziert wurden und die
eine Art Kleiderordnung vorschreiben. Einen Generalverdacht gegen ein bestimmtes Erscheinungs-
bild von Lehrpersonen auszusprechen, so die Richter, sei unzulässig. Für ein Verbot des Kopftuchs
reiche dessen «bloss abstrakte Eignung zur Begründung einer Gefahr für den Schulfrieden oder
die staatliche Neutralität» nicht aus. Es müsse eine
«konkrete Gefahr für die Schutzgüter» gegeben
sein, zu denen auch die «negative» Glaubensfreiheit der Schüler und Eltern zählt. Denkbar sei
allenfalls, dass aufgrund «substanzieller Konfliktlagen» in bestimmten Schulbezirken für eine gewisse Zeit «religiöse Bekundungen» generell unterbunden würden.
Wer – weniger rechtstechnisch – nach einer
Überzeugung sucht, von der der sehr ausführliche
und detailliert formulierte Richterspruch getragen
sein mag, stösst auf diesen Satz: In der «bekenntnisoffenen Gemeinschaftsschule» spiegele sich
«die religiös-pluralistische Gesellschaft» wider.
Auch die Reaktionen auf den Entscheid, durch den
die vorausgegangenen arbeitsgerichtlichen Prozesse annulliert werden, in denen die beiden Musliminnen unterlagen, spiegeln gesellschaftlichen
Pluralismus wider; die Kommentare könnten entgegengesetzter kaum sein. Die einen begrüssen
eine «Entscheidung gegen die Hysterie», wie Heribert Prantl, der in der «Süddeutschen Zeitung»
unter der Überschrift «Mehr Kopftuch wagen» an
ein Wort Ernst-Wolfgang Böckenfördes erinnert.
Der ehemalige Bundesverfassungsrichter sagte vor
einigen Jahren, das Kopftuch einer muslimischen
Lehrerin, die die freiheitliche Ordnung anerkenne,
sei «ein Stück Integration, nicht Desintegration».
Jede kopftuchtragende muslimische Lehrerin, «die
selbständig und eigenverantwortlich ihren Beruf
ausübt», widerlege «durch sich selbst die Vorstellung von der im Islam unterdrückten Frau».
Auf der anderen Seite wird davor gewarnt, dass
sich das Konfliktpotenzial in den Schulen nun erhöhe und die Konfliktbewältigung ganz auf die
Schulen abgewälzt werde; zudem hätten die Verfassungsrichter keinerlei Kriterien formuliert, nach
denen entschieden werden könne, ob der «Schulfrieden» gestört sei, und wonach bemessen werden
solle, wer ihn denn störe: die kopftuchtragende
Lehrerin oder die Schüler oder Eltern, die sich
gegen eine solche Lehrerin wenden. Zwei abweichende Meinungen aus dem Richterkollegium belegen, dass auch in Karlsruhe Pluralismus herrscht.
Bemängelt wird unter anderem, dass die «negative
Glaubensfreiheit» der Schüler (und Eltern) zu ge-
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
ULI DECK / DPA
ring gewichtet werde – die ja vor zwanzig Jahren im
Falle des Kruzifixes den Ausschlag gegeben hatte.
Diese – und andere – Einwände sind gewiss bedenkenswert. Aber ein doppelter Unterschied sollte
über alledem nicht vergessen gehen: Ein Kopftuch
ist kein Kruzifix, es ist nicht «an sich» ein religiöses
Zeichen, sondern wird es erst durch eine Trägerin
und entsprechende Kontexte; und wenn es auf
diese Weise ein religiöses Zeichen geworden ist, ist
es nicht automatisch ein «politisches», das etwa
eindeutig mit islamischem Fundamentalismus verknüpft wäre. Sodann und zweitens: Das Kopftuch
hängt nicht an der Wand des Klassenzimmers; es ist
nicht vom Staat verordnet, und es kann ihm auch
nicht «zugerechnet» werden – ebenso wenig wie
eine Kippa oder ein den Hals eines Lehrers schmückendes Kreuz.
Privilegierung einer Tradition
Nicht vergessen gehen sollte überdies, dass die Verfassungsrichter einen Passus des nordrhein-westfälischen Schulgesetzes für nichtig erklärt (und
nicht durch Auslegung in Einklang mit dem
Grundgesetz zu bringen versucht) haben. In dem
Passus wird konstatiert, die «Darstellung christlicher und abendländischer Bildungs- und Kulturwerte oder Traditionen» widerspreche nicht der
den Lehrkräften auferlegten Pflicht, sich mit «politischen, religiösen, weltanschaulichen oder ähnlichen äusseren Bekundungen» zurückzuhalten.
(Ähnliche – erstaunliche – Formulierungen finden
sich auch in den Schulgesetzen Baden-Württembergs und Hessens.) Die «gleichheitswidrige» Privilegierung der christlichen Tradition, an der das
Bundesverfassungsgericht Anstoss nimmt, liesse
sich indes auch vermeiden, wenn jedwedes religiöse Symbol oder religiös «aufgeladene» Zeichen
aus den Schulen verbannt würde. Das jedoch
widerspräche dem Verständnis von weltanschaulicher Neutralität des Staates, das im deutschen
Verfassungsrecht dominiert. Mit «Neutralität», so
steht es auch wieder in diesem höchstrichterlichen
Text, ist keine «distanzierende im Sinne einer strikten Trennung» von Staat und Religion gemeint,
sondern eine «offene und übergreifende, die Glaubensfreiheit für alle Bekenntnisse gleichermassen
fördernde Haltung». – Auch ein Staat, zumal ein
liberaler und den Pluralismus pflegender, kann sich
mitunter überfordern.
NZZ vom 21.3.2015, Seite 64.pdf
64 LITERATUR UND KUNST
Neuö Zürcör Zäitung
Samstag, 21. März 2015 V Nr. 67
Ein Fremder in Toledo
Die Feiern zum 400. Todestag von El Greco haben vor allem auch die biografische Forschung vorangebracht
Greco eine eindrucksvolle, auf Vorbilder aus der
Renaissance basierende Pathosfigur, die er noch in
weiteren Gemälden kunstvoll einsetzen sollte.
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Werk von El Greco hat
erst vor etwa hundert Jahren eingesetzt.
Die Feiern zum 400. Todestag des
Künstlers boten im vergangenen Jahr
Gelegenheit, die Forschungen weiter voranzutreiben – eine Zusammenfassung.
Die Werkstatt
Ein weiterer, neuer Aspekt, der anlässlich der
400-Jahr-Feier mit der Ausstellung «El Greco. Arte
y Oficio» («El Greco. Kunst und Handwerk») im
Herbst 2014 illustriert wurde, war die Organisation, Struktur und Arbeitsweise in der Werkstatt El
Grecos, aus der Gemälde ganz unterschiedlicher
Qualität hervorgingen. Die komplexen ikonografischen Erfindungen des Malers waren äusserst erfolgreich und die Nachfrage so gross, dass er zahlreiche Mitarbeiter in seinem Atelier beschäftigte,
die nicht nur an den monumentalen Altarwerken
beteiligt waren, sondern auch viele Repliken, Varianten und Kopien des gleichen Themas mit nur
kleinen Veränderungen schufen. Deutlich wurde
bei dieser Gegenüberstellung der gesichert eigenhändigen Werke und jener von Mitarbeitern die
Schwierigkeit, das Korpus der eigenhändigen Gemälde festzulegen.
Am Beispiel von zwei gezeigten «Apostolados»
– im gegenreformatorischen Spanien äusserst beliebte Reihen mit Bildnissen der zwölf Apostel –,
bei denen sowohl El Greco als auch seine Gehilfen
mitgearbeitet haben, wurde der Modus Operandi
in der Werkstatt untersucht. Es konnte überzeugend gezeigt werden, dass der Meister einige der
Bildnisse selbst skizzierte und von den Mitarbeitern vollenden liess. Andere wiederum liess er von
Gehilfen ausführen und überarbeitete sie zum Abschluss noch einmal selbst. Bei weiteren, die entweder eigenhändig von El Greco oder von den
Mitarbeitern ausgeführt wurden, hebt sich die virtuose Manier des Meisters von der unbeholfeneren
der Gehilfen auffällig ab.
Karin Hellwig
Das Jubiläum des 400. Todestages des aus Kreta
gebürtigen Domenikos
´
Theotokopoulos,
´
genannt
El Greco, (1541–1614) wurde in Spanien, Deutschland, Griechenland und den USA mit mehreren
Ausstellungen und Kongressen begangen. In Toledo und Madrid fanden die Veranstaltungen unter
der Ägide der aus Anlass des Gedenktages gegründeten «Fundacion
´ El Greco 2014» statt. Den Anfang machte die bereits im Vorfeld im Frühjahr
2012 eröffnete Schau «El Greco und die Moderne»
im Düsseldorfer Kunstpalast. Als Abschluss wurden bis Februar 2015 in New York und Washington
Gemälde des Künstlers aus amerikanischen
Sammlungen präsentiert.
Von Iraklion nach Venedig
Die heutige, sich auf unterschiedliche Aspekte
konzentrierende Auseinandersetzung mit einem
Maler, der als der «Grieche aus Toledo» und Aussenseiter erst nach 1900 Beachtung fand, erscheint
gleichzeitig als eine Art Resum
´
e´ von hundert Jahren Forschung. Denn es ist erst rund ein Jahrhundert her, seit die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Œuvre El Grecos begonnen hat:
1902 fand die erste Ausstellung mit 85 Gemälden El
Grecos aus eigenen Beständen im Madrider Prado
statt; 1908 erschien mit Manuel Coss´ıos zweibändigem «El Greco» die erste wissenschaftliche Monografie über den Maler; 1910 wurde in Toledo das
Museo Casa del Greco eröffnet; 1920 schliesslich
wurde im Prado, Jahrzehnte nach Goya und Velaz´
quez, auch El Greco ein eigener Raum gewidmet.
1541 wurde Domenikos
´
Theotokopoulos
´
in
Candia (dem heutigen Iraklion) auf der damals
unter venezianischer Oberhoheit stehenden Insel
Kreta geboren. Er wurde als Ikonenmaler ausgebildet und ging 1568 nach Venedig, wo er sich
unter dem Einfluss der Werke von Tizian, Jacopo
Tintoretto, Paolo Veronese und Jacopo Bassano
weiterbildete. 1570 war er in Rom tätig und trat
unter dem Namen «Domenicus Greco» der Academia di San Luca bei. Von Rom ging der Maler
nach Spanien, wo er vergeblich versuchte, am Hof
Philipps II. zu reüssieren und bei der Ausstattung
des damals in Bau befindlichen Klosterschlosses
Escorial mitzuarbeiten. Die in seinem Bild «Das
Martyrium des heiligen Mauritius» schon von den
Zeitgenossen als extravagant und bizarr empfundene Manier der kalten Farbigkeit und der Negierung der Perspektive ganz entgegen der damals
herrschenden Norm war nicht dazu geeignet, den
König von seinen Fähigkeiten zu beeindrucken.
1578 finden wir den Maler in Toledo, wo er bis zu
seinem Tod 1614 eine erfolgreiche Werkstatt leitete und ein aufwendiges, einem Adligen angemessenes Leben führte. Abseits vom Hof hatte El
Greco die Möglichkeit und Freiheit, seine persönliche Manier beizubehalten und weiterzuentwickeln. Seine Auftraggeber waren Kirche und Klöster, Adel und Bürgertum. Zu seinem Œuvre gehören primär Gemälde religiösen Inhalts, aber
auch zahlreiche Porträts, einige wenige Stadtansichten von Toledo sowie der «Laokoon» als
mythologisches Sujet. Berücksichtigt man die zeit
seines Lebens in griechischen Lettern gehaltenen
Signaturen, in denen er sich, wenn er sie fallweise
anbringt, als «kres» («Kreter») bezeichnet, scheint
sich Domenicos
´
Theotokopoulos
´
in Spanien immer als Fremder gefühlt zu haben.
Der aussergewöhnlich reiche Ertrag der Erkenntnisse über El Greco im Laufe der letzten hundert Jahre lässt sich auch mit Zahlen belegen:
Kannte man 1914 nur rund 37 Dokumente zu
Leben und Werk des Malers, so sind es heute über
500. Mit rund 280 ihm heute zugeschriebenen Gemälden aus seinen Schaffenszeiten in Kreta, Venedig, Rom und Toledo ist sein Œuvre unvergleichlich
reicher, als es noch 1914 war, als auch noch keine
auf Kreta entstandenen Werke bekannt waren.
El Greco als Humanist
El Greco als gebildeter, ja gelehrter Maler (pictor
doctus), der sich auch theoretisch mit den Fragen
zur Kunst auseinandergesetzt hat, ist ein Aspekt,
der anlässlich des Jubiläums in den Ausstellungen
«La biblioteca del Greco» (Prado, Madrid) und «El
Griego de Toledo» (Museo de Santa Cruz, Toledo)
eine zentrale Rolle spielte. Anhand der zwei überlieferten Inventare seiner Güter, das eine angefertigt nach seinem Tod 1614 und das zweite, angelegt
El Greco und die Moderne
Grosses Pathos – El Greco: «Die Entkleidung Christi», 1577–79 (Kathedrale von Toledo).
aus Anlass der zweiten Heirat seines Sohnes und
Werkstatterben Jorge Manuel 1621, die beide in
Ausstellungen präsentiert wurden, war es möglich,
die 130 Bände umfassende Bibliothek des Malers
in Teilen zu rekonstruieren. Er besass Werke klassischer Autoren, wie Homer, Appian, Xenophon
und Aristoteles, und zahlreiche Architekturtraktate. Auffällig schlecht vertreten sind in Anbetracht seiner vielen religiösen Gemälde Bücher mit
religiösen Inhalten.
Disegno oder Colore
In der Teilrekonstruktion der Bibliothek wurden
39 Traktate gezeigt. Unter diesen befanden sich mit
zwei von El Greco mit zahlreichen Annotationen
versehenen Büchern regelrechte Trouvaillen als
wertvolle Zeugnisse seiner kunsttheoretischen
Überlegungen. Bei dem einen Band handelt es sich
um die «Vite» des Vasari (zweite Ausgabe, Florenz
1568, die sogenannte Giuntina), ein Fund von
Xavier de Salas von 1962 in einem Londoner Antiquariat; bei dem anderen um die Ausgabe von
Vitruvs «Zehn Büchern zur Architektur» von
Daniele Barbaro von 1556, eine Entdeckung von
Agost´ın Bustamante und Fernando Mar´ıas aus
dem Jahre 1979 in den Beständen der Madrider
Biblioteca Nacional. In El Grecos Kommentaren in
Vasaris «Vite» zu den Lebensbeschreibungen Raffaels, Michelangelos und Tizians kommt die von
den Zeitgenossen heftig diskutierte Frage nach
dem Vorrang des Disegno oder des Colore zur
Sprache. Desgleichen nimmt er Stellung in der damals ebenfalls kontrovers abgehandelten Frage des
PD
Malerei-Skulptur-Paragone, wobei er der Malerei
eindeutig den Vorrang unter den Künsten zugesteht. El Greco war zudem im Besitz einer reichen
Sammlung von Druckgrafik. In der Ausstellung
wurden mehrere Grafiken präsentiert, deren Formenvokabular vorbildlich für den Künstler war,
wie die «Marienkrönung» und die «Dreifaltigeit»
von Albrecht Dürer.
Zu der Ausstellung «El Griego de Toledo» im
Museo de Santa Cruz kamen die «Espacios
Greco», nämlich das Museo Casa de Greco, und
jene Kirchen und Klöster in Toledo, zu deren Ausstattung Werke des Malers gehörten. Zu sehen
waren insgesamt 130 seiner Gemälde aus den
unterschiedlichen Schaffenszeiten. Die «Entkleidung Christi», ein Hauptwerk, das El Greco
1577–79 im Auftrag des Kapitels der Kathedrale
von Toledo schuf, erstrahlte nach der Reinigung
durch die Restaurierungswerkstatt des Prado in
neuem Glanz in der Sakristei der Kathedrale.
Eindrucksvolle Pathosfigur
Im Zentrum dominiert der überlebensgrosse
Christus – ohne die übliche Dornenkrone –, entrückt und visionär in leuchtend karmesinrotem
Gewand, das bleiche Antlitz Richtung Himmel erhoben, die Rechte an der Brust. Umgeben ist er im
oberen Bildbereich von zahlreichen düsteren,
nahezu fratzenhaft wirkenden Physiognomien und
unten links von den drei zart, ja zerbrechlich erscheinenden Marien. Mit dem rechts nach vorn aus
dem Bild heraus agierenden, das Kreuz zusammenschraubenden, derb wirkenden Schergen schuf El
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Erstmals wissenschaftlich aufgearbeitet wurde anlässlich des Jubiläums auch die Bedeutung El Grecos als Identifikationsfigur für die Maler der
Moderne, ein Thema, dem gleich zwei Ausstellungen gewidmet wurden. Anders als in Düsseldorf
2012, wo der Schwerpunkt auf der Rezeption des
Malers durch die deutschen Expressionisten lag,
war die Ausstellung im Prado «El Greco y la pintura moderna» auf einen breiteren Zeitraum hin
konzipiert. Werke des Malers wurden solchen von
«Modernen» gegenübergestellt, die alle in El
Greco einen Geistesverwandten sahen, ihn als
«Propheten der Moderne» feierten und rezipierten: von den französischen Impressionisten mit
Edouard Manet und Paul Cezanne,
´
den Kubisten
mit Pablo Picasso, den Expressionisten mit Oskar
Kokoschka und Max Beckmann bis hin zu Alberto
Giacometti, Francis Bacon und Jackson Pollock.
Alle diese Künstler zeigen sich fasziniert von der
Formensprache El Grecos mit ihren überlängten
Körpern, den heftigen Gebärden, der mit Verzicht
auf Perspektive einhergehenden Vermeidung von
Tiefenraum, der eigenwilligen Lichtführung und
der kalten, unnatürlichen Farbgebung. Es entstand
ein dramatischer Dialog zwischen den Gemälden
El Grecos und jenen der Modernen, der sich sowohl in Eins-zu-eins-Zitaten von Motiven als auch
in kreativen Umformulierungen von Kompositionen und Bewegungszügen sowie Farb- und Lichtmomenten spiegelte.
Die 400-Jahr-Feiern 2014 überraschten mit
einer Reihe von neuen Ergebnissen zu El Greco,
haben aber gleichzeitig offengelegt, dass es noch
viele Fragen gibt, die es bis zum nächsten Jubiläumsjahr 2041 zu bearbeiten gilt.
Alexander Blok (1880–1921)
Werd vom Fieber geschüttelt
in diesem Haus.
Nirgends kann man ruhen,
das Feuer ist aus.
Stimmen, Stürme singen,
schlimm ist’s hier . . .
Augen, Liebe, lauern
hinter dir!
Sehe da zwei Flügel,
zwei Augen hell –
Das ist der Todesengel
Asrael!
Oktober 1913
Aus dem Russischen von Kay Borowsky
politik seit mehr als einer Generation als ehernes Gesetz: Junge
und Romands stehen der EU
wohlwollender gegenüber als der
Rest der Bevölkerung. Doch die
Gewissheit ist passé, wie die bis-
den über 70-Jährigen ist dieser
Anteil mit 19 Prozent mehr als
doppelt so gross. Für den Politologen Claude Longchamp, der die
Studie im Auftrag des Branchenverbandes Interpharma durchge-
fragten nannten diesen Punkt.
Erstmals sind zudem laut der
Umfrage die Westschweizer europakritischer als die Deutschschweizer. Nur noch 48 Prozent
der Welschen glauben, die Bilate-
NZZ vom 22.3.2015, Seite 1.pdf
Die Integration der Muslime in
der Schweiz hat sich in den letzten Jahren verschlechtert – zumindest, was das Heiraten mit
Andersgläubigen anbelangt. Dies
geht aus der Heiratsstatistik des
Bundes hervor. 2001 hat noch
rund die Hälfte der Muslime einen Partner oder eine Partnerin
aus einer anderen Religionsgemeinschaft geheiratet. 2013 hingegen fand die grosse Mehrheit
der Hochzeiten innerhalb der
muslimischen Gemeinschaft statt:
rund 80 Prozent.
Dies sei unter anderem auf die
«islamkritische oder gar islamfeindliche Stimmung» zurückzuführen, sagt der Soziologe Farhad
Afshar, Präsident der Koordination Islamischer Organisationen.
Der Islamwissenschafter Samuel
Behloul von der Schweizer Bischofskonferenz spricht von einer «Islamisierung» der Migranten aus muslimisch geprägten Gesellschaften in der Schweiz durch
Ereignisse wie die Terroranschläge vom 11. September 2001 auf
das World Trade Center.
Wenn Muslime dennoch Andersgläubige heiraten, dann sind
es meist die Männer. Ihr Anteil an
den Mischehen hat zwischen
2001 und 2013 leicht zugelegt
und liegt bei 66 Prozent. (brk.)
Rekord-Ebbe N
PASCAL ROSSIGNOL / REUTERS
Muslime heiraten fast
nur noch unter sich
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se
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Seite 15
Holcim: Ein Russe könnte
Schmidheinys Plan vereiteln
Ein russischer Milliardär könnte
die Mega-Fusion in der Zementbranche zwischen dem HolcimKonzern von Thomas Schmidheiny und der französischen
Lafarge verhindern. Der ZementUnternehmer Filaret Galtschew
ist nach Schmidheiny der zweitgrösste Holcim-Aktionär. Keine
Seite weiss, wie er stimmen wird.
Galtschew ist trotz seiner 11-Prozent-Beteiligung an Holcim nicht
im Verwaltungsrat des Konzerns
vertreten. Spricht er sich gegen
die Fusion aus, wird sie möglicherweise scheitern. Kenner
schätzen die Wahrscheinlichkeit
dafür auf 50 Prozent – auch weil
einige Pensionskassen gegen den
Zusammenschluss opponieren.
Die Verwaltungsräte der beiden Unternehmen haben sich in
der Nacht auf Freitag auf neue
Konditionen für eine Fusion geeinigt und die Aktionäre von Holcim bessergestellt. (stä.)
Seite 33
Ein Führer watet durch den
Treibsand vor dem Klosterberg
Mont-Saint-Michel in der Normandie, beobachtet von Touristen. Die Ebbe hat Meeresboden
TINO GLIMMANN
Gesellschaft
Von drei Flaschen
auf null Promille
Auf Entzug in einer Nobel-Klinik
in den Schweizer Bergen: Ein
Selbstversuch mit Nebenwirkungen
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Hintergrund
Mit Mörtel gegen
die Misere
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Ein Kosovare baut in Pristina ein Haus für
400 Menschen. Er will dem jungen Staat
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Konfessionen
1,6%
Konfessionen
3,0%
Jüdische
Konfession
0,2%
NZZ vom 22.3.2015, Seite 15.pdf
Jüdische
Konfession
0,1%
Gemischtkonfessionelle Heiraten 2013
Gemischtkonfessionelle Heiraten 2001
Muslimische Frauen
37% (889)
Konfessionen
1,2%
Konfessionen
0,5%
Muslimische Männer
63% (1512)
Muslimische Frauen
34% (423)
Muslimische Männer
66% (819)
Datenanalyse und Visualisierung: D|ONE, d1-solutions.com ©2015; Quelle: Bundesamt für Statistik
Muslime heiraten am liebsten Muslime
Religionswissenschafter befürchten zunehmende Entfremdung von anderen Glaubensgemeinschaften
Muslime heiraten immer
seltener Andersgläubige. Laut
Islamwissenschaftern
könnten Ereignisse wie 9/11
und das Minarettverbot
dafür verantwortlich sein.
Katharina Bracher
Personen muslimischen Glaubens heiraten nur noch selten
Personen mit anderer Religion.
Dies zeigen die neusten Zahlen
des Bundesamtes für Statistik. Im
Jahr 2001 wählten noch gut die
Hälfte aller Personen islamischer
Konfession in der Schweiz einen
Ehepartner mit einer anderen Religion (siehe Grafik). In 50,7 Prozent aller von Muslimen geschlossenen Ehen war der Partner
andersgläubig. Am häufigsten
schlossen Muslime mit Katholiken den Bund für das Leben. (19,5
Prozent).
Zwölf Jahre später zeigt sich
das Heiratsverhalten der Muslime
stark verändert: Nur noch 19,6
Prozent der Heiratswilligen ehelichen einen andersgläubigen Partner. Eine überwältigende Mehrheit (80,4 Prozent) findet ihren
Partner fürs Leben innerhalb der
islamischen Konfession. Einzig
ein Muster bleibt weitgehend unverändert: Nach wie vor sind es
häufiger muslimische Männer (66
Prozent) als Frauen, die eine andersgläubige Person ehelichen.
Als «Zeichen der Entfremdung
von anderen Glaubensgemeinschaften» wertet Farhad Afshar,
iranischstämmiger Soziologe und
Präsident der Koordination Isla-
Muslime bleiben unter sich
Entwicklung binnenkonfessioneller Heiraten 2001–2013
+34,3%
Christ-katholisch
Römisch-katholisch
–4,3
Protestantisch
–4,2
Andere christliche Konfessionen
+21,8
+63,1
Islamisch
+15,6
Jüdisch
Andere Konfessionen
+0,4
Konfessionslos
+32,5
Unbekannt
+16,3
Quelle: BfS
mischer Organisationen, die Zahlen des Bundes. Für ihn kommen
verschiedene «Schockereignisse»
infrage, die für eine wachsende
Distanz zwischen der muslimischen Glaubensgemeinschaft und
den anderen Konfessionen gesorgt haben: die Terroranschläge
auf das World-Trade-Center am
11. September 2001 und die deutliche Zustimmung zum Minarettbau-Verbot durch die Schweizer
Stimmberechtigten am 29. November 2009.
«Die seither gestiegene islamkritische oder gar islamfeindliche
Stimmung hat dazu geführt, dass
sich viele junge Muslime in den
Kreis der eigenen Glaubensgemeinschaft zurückgezogen haben, wo sie sich besser verstanden und aufgehoben fühlen»,
erklärt Afshar. Integration sei
jedoch ein zweiseitiger Prozess:
Nicht nur der Rückzug der
Muslime erschwere die Eingliederung in die Gesellschaft, sondern
auch die Skepsis der Andersgläu-
Uzan zielt auf Bundesanwaltschaft
Der Türke Cem Uzan wirft
der Schweiz gravierenden
Rechtsbruch vor und
kündigt Enthüllungen über
die Bundesanwaltschaft an.
Daniel Friedli
Im Fall der drohenden Millionenklage gegen die Schweiz äussert
sich erstmals der mutmassliche
Geschädigte. Cem Uzan, türkischer Geschäftsmann und Politiker, wirft der Schweiz vor, 2009
sein Vermögen unrechtmässig gesperrt und in die Türkei überwiesen zu haben. Ins Visier nimmt er
dabei primär die Bundesanwaltschaft. Sie habe mit «ungerechtfertigten Mitteln» gehandelt, das
Instrument der Rechtshilfe missbraucht und ihm sämtliche prozessualen Garantien und damit
ein rechtmässiges Verfahren ver-
weigert, schreibt Uzan in einer
Stellungnahme zum Fall.
Konkret geht es unter anderem
um ein Depot bei der UBS, auf
dem Uzan rund 8,5 Tonnen Gold
lagerte, das zu den besten Zeiten
570 Millionen Dollar wert war.
Diese Vermögenswerte verlangt
Uzan nun zurück. Seine Forderung inklusive Zinsen, Umtrieben
und Schadenersatz belaufen sich
dabei auf mindestens 750 Millionen Dollar und nicht auf rund
300 Millionen Euro, wie dies vor
einer Woche aus dem Umfeld der
Familie zu hören war. Neben Cem
Uzan tritt sein Bruder Murat als
zweiter Anspruchsteller auf.
Uzan schreibt weiter, er würde
eine gütliche Einigung ausserhalb
eines Schiedsgerichtsverfahrens
befürworten. In einem Brief vom
7. Juli 2014 bat er die Schweizer
Behörden darum, Termine für
Cem Uzan
Der türkische Geschäftsmann
und sein Bruder Murat
verlangen von der Schweiz
750 Millionen Dollar.
ein Treffen vorzuschlagen. Dieses
Angebot, so Uzan, «ist in den letzten acht Monaten unbeantwortet
geblieben. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir Klage einreichen, ist
darum sehr hoch.»
Das Bundesamt für Justiz
schreibt dazu, es hätten bis heute
keine Gespräche stattgefunden,
weil die Schweiz die Vorwürfe
bigen. Diese Sicht teilt Samuel
Behloul, Religionswissenschafter
und Direktor der Kommission
«Migratio» der Schweizerischen
Bischofskonferenz. Er spricht von
einer «Islamisierung» der Migranten aus muslimisch geprägten Gesellschaften in der Schweiz durch
Ereignisse wie 9/11.
Da die Heiratspraxis der Muslime in der Schweiz aber unerforscht sei, sagt Behloul, sei es
spekulativ, alleine diese Ereignisse für das veränderte Heiratsverhalten verantwortlich zu machen.
Für ihn könnte das Phänomen
auch kulturell zu erklären sein:
Viele Schweizer Muslime sind
bosnischer oder albanischer Herkunft und als Kinder vor dem
Jugoslawienkrieg in die Schweiz
geflüchtet oder hier zur Welt
gekommen. «Die bosnischen wie
auch die albanischen Moscheeoder Kulturvereine sind Treffpunkte für Jugendliche», erklärt
Behloul, «und dort, wo junge
Erwachsene zusammenkommen,
funkt es oft.» Bei innermuslimischen Ehen der Bosnier und Albaner stünden aber oft gar nicht so
sehr die religiöse, sondern die
ethnische und sprachliche Zugehörigkeit im Vordergrund.
Doch gibt das Heiratsverhalten
überhaupt darüber Auskunft, wie
gut Personen einer Glaubensgemeinschaft integriert sind? Eine
Nationalfondsstudie hat vor ein
paar Jahren neben der Beherrschung einer Landessprache und
der Integration in den Arbeitsmarkt auch regelmässige soziale
Kontakte ausserhalb des eigenen
Kulturkreises als Faktoren identifiziert. Dazu kann man wohl auch
die Partnerwahl zählen. Behloul
ist anderer Meinung: «Wir sollten
aufpassen, dass wir mit dem
edlen Etikett der Integration
nicht anfangen, der muslimischen Bevölkerung vorzuschreiben, wen sie zu heiraten hat. Vor
allem nach der Diskussion um
Kleidervorschriften für muslimische Frauen.»
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entschieden bestreite. «Gespräche sind ferner auch nicht angebracht, weil die Anspruchsteller
bereits gegen andere Staaten
Schiedsverfahren angestrengt
und alle verloren haben», schreibt
das Amt.
Uzan sagt derweil, die Verfehlungen der Schweizer Behörden
seien «so schwerwiegend und
augenfällig, dass ich sehr zuversichtlich bin, dass unser Fall
Erfolg haben wird». Gleichzeitig
kündigt er an, Details zu den aus
seiner Sicht illegalen Aktionen
der Bundesanwaltschaft preiszugeben. Bereits in seinem Brief
an die Behörden schrieb er dazu:
«Wir könnten Ihnen einige vertrauliche Dokumente zur Kenntnis bringen, die direkt Amtsträger
der Eidgenossenschaft infrage
stellen, insbesondere in der Bundesanwaltschaft.»
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SCHWEIZ
Montag, 23. März 2015 V Nr. 68
7
Neuö Zürcör Zäitung
Der Hockeyklub Ambri-Piotta
hat Probleme mit seiner Halle
NZZ vom 23.3.2015,
Seite 7.pdf
Das Debattieren kann für Junge
Seite 8
1975 wird wochenlang
eine AKW-Baustelle besetzt
Seite 9
zum Sport werden
Die Verleger sind trotz allem
für das neue Fernsehgesetz Seite 9
Seite 9
Reformierte tun sich schwer mit der Trauung für alle
Verheiratet der Staat homosexuelle Paare, gerät auch die protestantische Kirche unter Zugzwang
hinweg bewährt.» Auch Wilfried Bührer, Präsident des Thurgauer Kirchenrates, sagt, die Kirche habe das Recht,
die Ehe und den Anspruch auf kirchliche Trauung anders zu definieren als
der Staat: «Man müsste den biblischen
Aussagen über die Ehe schon Gewalt
antun, wenn man darunter auch die Verbindung von Mann und Mann oder Frau
und Frau verstehen wollte.» Zudem
würden sich die Schweizer Protestanten
international ins Abseits manövrieren,
fürchtet Bührer (siehe Zusatz).
Politiker haben die Öffnung der
Institution Ehe für Homosexuelle
aufgegleist. Bei der Frage, ob die
Reformierten nachziehen sollen,
droht Streit zwischen Liberalen
und Konservativen.
Simon Hehli
Sei es die Weihung von Frauen oder die
Trauung von Geschiedenen: Beim Aufnehmen gesellschaftlicher Veränderungen sind die Reformierten den Katholiken stets ein paar Schritte voraus. So
haben die Protestanten auch den Streit
über Segnungen für homosexuelle Paare, der derzeit innerhalb der katholischen Kirche tobt, bereits vor zwei Jahrzehnten ausgetragen. 1996 veröffentlichte eine vom St. Galler Kirchenrat
eingesetzte Arbeitsgruppe einen aufsehenerregenden Bericht. Die sechs Pfarrer plädierten für die Segnung von
Homosexuellen. Homosexualität sei weder eine Krankheit noch werde ein junger Mensch durch Verführung schwul
oder lesbisch. Das progressive Manifest
und die Zustimmung des St. Galler Kirchenparlaments provozierten eine Flut
von Leserbriefen, in denen Konservative
ihren Unmut äusserten. Die St. Galler
einigten sich letztlich auf einen Kompromiss, der seither so oder ähnlich in den
meisten Landeskirchen gilt: Den Pfarrern ist es freigestellt, Segnungsfeiern
für homosexuelle Paare zu veranstalten
– aber diese Rituale sollen sich liturgisch
klar von Trauungen unterscheiden.
Ehe für alle hat gute Chancen
Doch dieser Kompromiss könnte brüchig werden. Denn er beruht auch darauf, dass die Protestanten dem Staat den
Vortritt lassen: Die Heirat ist ein «weltlich Ding», wie Martin Luther betonte,
kein Sakrament wie bei den Katholiken.
Solange die zivilrechtliche Ehe nur für
Mann und Frau möglich ist, stellt sich
die Frage einer kirchlichen Trauung somit nicht. Politiker sind nun aber daran,
die «Ehe für alle» einzuführen, einem
entsprechenden Vorstoss stimmte die
Widerstand programmiert
Die reformierte Kirche segnet schwule Paare, doch soll sich dieser Akt von einer Eheschliessung unterscheiden.
Rechtskommission des Nationalrates
zu. Laut Umfragen befürwortet auch im
Volk eine Mehrheit die Gleichstellung
Homosexueller im Eherecht. «Sollte es
so weit kommen, werden wir Reformierten diskutieren müssen, was die
Neuerung für uns bedeutet», sagt Philippe Woodtli, der Geschäftsleiter des
Evangelischen Kirchenbundes.
Anders als bei den Katholiken bestimmen bei den Reformierten die kantonalen Landeskirchen die Spielregeln.
Der Zürcher Kirchenratspräsident Michel Müller hält es für möglich, dass es
im Kirchenparlament Widerstand gegen
Trauungen für Homosexuelle geben
würde. «Ich gehe aber davon aus, dass
die Mehrheit die Regelung beibehalten
würde, dass wir grundsätzlich alle Paare
.................................................................................
DEUTSCHE SIND SCHON WEITER
hhs. V 2013 wurde in Seligenstadt bei
Frankfurt ein schwules Paar in einer
evangelischen Kirche getraut, ein Novum in Deutschland. Der lutherische
Ökumene-Bischof Friedrich Weber befürchtete deshalb eine Belastung der
Beziehung zu den Katholiken. Der
Zürcher Kirchenratspräsident Michel
Müller ist offen für die kirchliche Trauung von Homosexuellen, versteht aber
Bedenken – zumal in protestantischen
Schwesterkirchen Homophobie weit
verbreitet sei, etwa in Afrika. «Aber es
gibt auch jetzt schon grosse Differenzen
zu anderen Kirchen, so in der Frage der
Frauenordination», sagt Müller.
MARTIAL TREZZINI / KEYSTONE
trauen, die zivilrechtlich getraut sind.»
Christoph Sigrist, Pfarrer am Zürcher
Grossmünster, spricht sich noch dezidierter für eine solche Öffnung aus:
«Wenn der Staat sagt, dass Lesben und
Schwule heiraten dürfen, werden sie
ihre Ehe natürlich auch vor Gott in der
Kirche bestätigen können.»
Skeptischer äussert sich Alfred
Aeppli, Pfarrer in Jegenstorf und Präsident des Landeskirchenforums, eines
Netzwerks kirchlich Engagierter. Den
«automatischen Nachvollzug» einer Änderung bei der zivilrechtlichen Ehe werde es vorderhand nicht geben, betont
Aeppli. Er fragt rhetorisch, ob sich die
Reformierten in allem dem Zeitgeist anpassen müssten. «Schliesslich haben sich
biblische Richtlinien über 2000 Jahre
Kampf für eine rein bürgerliche Regierung
Die SVP als zweitstärkste Kraft will die Rückkehr in die Luzerner Regierung schaffen
Im Kanton Luzern müssen die SP
und der parteilose Finanzdirektor Marcel Schwerzmann um
den Verbleib im Regierungsrat
zittern. Nach dem ersten Wahlgang vom 29. März könnten die
Karten neu gemischt werden.
Erich Aschwanden, Luzern
Seit 1959 sitzen die Sozialdemokraten
ununterbrochen in der Luzerner Regierung. Doch nun gerät der ungeschriebene Konsens ins Wanken, dass die
Linke in die Exekutive des grössten
Zentralschweizer Kantons eingebunden
wird. Wirtschaftskreise wittern die
Chance, ein rein bürgerliches Gremium
zu installieren. Die SP ist nämlich die
einzige Kraft, die am 29. März mit
neuem Personal ins Rennen steigen
muss. Nachfolgerin von Justizdirektorin
Yvonne Schärli soll die ehemalige Parteipräsidentin Felicitas Zopfi werden.
CVP und FDP warten ab
Die SVP, die bisher nur von 2005 bis
2007 ein wenig erfolgreiches Gastspiel
im Regierungsrat gab, drängt zurück in
die Exekutive. Mit dem 58-jährigen Paul
Winiker tritt sie mit einem Kandidaten
an, dem Regierungsfähigkeit attestiert
wird. Der Präsident der zweitgrössten
Luzerner Gemeinde, Kriens, gilt als umsichtig und verlässlich und gehört nicht
zu den Polterern. Die Gelegenheit wäre
also günstig, die stimmenmässig zweitstärkste Kraft wieder in die Regierungsverantwortung einzubinden.
Gespräche zwischen den Parteileitungen von CVP, SVP und FDP mit dem
Ziel, eine gemeinsame Liste zu bilden,
sind allerdings gescheitert. So erklärt
CVP-Präsident Pirmin Jung nur, dass es
für die CVP als Kraft in der Mitte schon
immer klar gewesen sei, dass alle relevanten Kräfte in der Regierung vertreten sein sollten. FDP-Präsident Peter
Schilliger wird nicht viel konkreter,
wenn er sagt, dass SP und SVP auch als
Teil der Regierung weiterhin Opposition betreiben würden. Diese Zurückhaltung ist auch darauf zurückzuführen,
dass in Luzern der erste Wahlgang oft
einem Schaulaufen gleichkommt. Die
Hürde für das absolute Mehr ist so
hoch, dass wohl auch bisherige Regierungsräte die Wahl erst im zweiten Anlauf schaffen.
Offensiver als CVP und FDP gehen
die Wirtschaftsverbände ans Werk. Der
Luzerner Gewerbeverband und die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz wollen mit der entsprechenden
finanziellen Unterstützung einen bürgerlich geprägten Regierungsrat installieren, ohne SP-Frau. Auf dem Ticket
des «Komitees für Luzern mit Zukunft»
befindet sich der seit acht Jahren amtierende Finanzdirektor Marcel Schwerzmann. Als Parteiloser kann er jegliche
Unterstützung auch gut gebrauchen.
Mit der von ihm initiierten Tiefsteuerstrategie politisiert er zwar stramm auf
bürgerlichem Kurs, doch hätten die Parteien natürlich lieber einer der ihren mit
dem Geruch des eigenen Stalls an den
Schalthebeln der Macht. Verschärfend
kommt hinzu, dass Schwerzmann seit
zwei Wochen wegen der Enthüllungen
um das Internet-Nutzungs-Verhalten
des Staatspersonals unter Beschuss
steht. Mangelnde Führungsverantwortung und Schwächen in der Kommunikation wurden ihm bereits früher im
Zusammenhang mit Unregelmässigkeiten in der Dienststelle Informatik vorgeworfen. Der ehemalige Dienststellenchef muss sich wegen ungetreuer Amtsführung und mehrfacher Urkundenfälschung vor Gericht verantworten.
Schmutzige, alte Wäsche
Auffallend ist, dass sich bisher die SP
nicht klar positioniert hat bei der Frage,
ob sie es vorzieht, den ungeliebten
Finanzdirektor loszuwerden oder den
Einzug der SVP in die Exekutive zu verhindern. Ziel der Sozialdemokraten ist
die Verteidigung des eigenen Sitzes und
der Frauenvertretung. Eine gewisse
Nervosität können sie nicht verbergen.
Nur so ist es zu erklären, dass die Partei
sich bemüssigt fühlte, ziemlich alte,
schmutzige Wäsche hervorzuholen. Auf
ihrer Facebook-Seite warb die SP damit,
dass der bisher einzige SVP-Regierungsvertreter wegen persönlicher Verfehlungen abgewählt wurde. Allerdings
liegt diese Episode inzwischen acht
Jahre zurück, so dass der vermeintliche
Wahlkampfknüller unter dem hämischen Kommentar der Konkurrenz zum
Rohrkrepierer wurde. Anders als im
Kanton Basel-Landschaft, wo sich SP
und Grüne vor ein paar Wochen intensiv bekämpften, hält die Linke in Luzern zusammen. Mit Michael Töngi portieren die Grünen zwar auch einen
Regierungsratskandidaten, doch er
dürfte im zweiten Wahlgang, der am
10. Mai stattfindet, zugunsten von SPKandidatin Zopfi zurückstecken.
Auch wenn es am 29. März nur ein
Schaulaufen sein wird, kommt den Resultaten vorentscheidende Bedeutung
zu. Gelingt es Schwerzmann nicht, die
neu Kandidierenden von SP und SVP zu
distanzieren, könnte es eng werden für
ihn. Je nach Ausgang des ersten Wahlgangs könnten auch CVP und FDP ihre
Taktik ändern. In erster Linie wollen sie
ihre Bisherigen Guido Graf und Reto
Wyss (beide cvp.) sowie Robert Küng
(fdp.) so gut wie möglich über die Runden bringen.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Die Frage ist auch, welche Auswirkungen die Trauungen auf die Kirchgemeinden im Inland hätten. Zwar nehmen bis
jetzt kaum Schwule und Lesben die Segnungsfeiern in Anspruch, weshalb davon auszugehen ist, dass es auch auf die
Trauungen keinen Ansturm gäbe. Doch
alleine schon die Diskussion über das
symbolisch aufgeladene Thema könnte
alte Gräben zwischen Liberalen und
Konservativen wieder aufreissen – beim
Kirchenbund fürchtet man gar eine Kirchenspaltung. Auch Pfarrer Aeppli sagt,
dass viele Reformierte Mühe hätten mit
kirchlichen Trauungen von Homosexuellen. Aepplis Landeskirchenforum ist
im Übergangsbereich von Landeskirchen und Freikirchen angesiedelt – und
gerade bei dieser Schnittmenge von
Gläubigen dürfte der Widerstand am
grössten sein. Laut einer Studie weist
jeder sechste regelmässig praktizierende Reformierte einen «freikirchlichen
Frömmigkeitsstil» auf. In solchen Kreisen stösst die Aussage «homosexuelle
Beziehungen sind immer schlecht» auf
weit über 80 Prozent Zustimmung.
Ein Trumpf der Reformierten ist jedoch ihre föderalistische Struktur. So ist
es gut möglich, dass die eine oder
andere Kantonalkirche den Weg für
Trauungen von Gleichgeschlechtlichen
freimacht, eine Verpflichtung dazu wird
es jedoch nicht geben. Ein Pfarrer wird
es stets ablehnen können, ein gleichgeschlechtliches Paar zu verheiraten.
Sei es aus Gewissensgründen – oder
weil er keinen Exodus von konservativen Schäfchen provozieren will.
Seilziehen
um Finanzausgleich
Vorschlag des Kantons Bern
(sda) V Im Kampf um den interkantonalen Finanzausgleich ruft die bernische
Finanzdirektorin Beatrice Simon (bdp.)
in einem Interview mit der «Berner Zeitung» zu einem Kompromiss auf. In der
aktuellen Debatte um den Finanzausgleich wollten Bundesrat und Nationalrat in der Frühjahrssession die reichen
Geberkantone entlasten. Der Ständerat
stellte sich dagegen. Das Geschäft ist
nun wieder beim Nationalrat.
«Im Moment zeichnet sich eine Konfrontation ab, die niemand wollen kann.
Deshalb denke ich, dass wir den Geberkantonen einen Schritt entgegenkommen müssen», wird Simon zitiert. Simons Vorschlag dürfte bei den Geberkantonen auf Skepsis stossen, denn dort
ist man der Ansicht, dass bereits der
Vorschlag des Bundesrates ein Kompromiss ist. Bei einem Kompromiss, wie er
Simon vorschwebt, würde der Kanton
Bern 40 bis 50 Millionen Franken pro
Jahr weniger erhalten. Nach dem Willen des Bundes- und des Nationalrates
wären es 90 Millionen Franken weniger.
Bundesrätin
Eveline
WidmerSchlumpf forderte in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF, dass der
Finanzausgleich nicht untergraben wird.
Eine Kürzung der Geberbeiträge sei
vertretbar, verteidigte sie den vom Nationalrat gutgeheissenen Bundesratsvorschlag.
NZZ vom 24.3.2015,
Neuö Zürcör ZäitungSeite 6.pdf
6 INTERNATIONAL
Dienstag, 24. März 2015 V Nr. 69
Die Bürgergesellschaft im Test
Das Weltsozialforum in Tunis im Zeichen eines Kulturkampfs
Überschattet von der Angst vor
Terroranschlägen, findet in Tunis
das zwölfte Weltsozialforum statt.
Der Austragungsort steht symbolisch für die Hoffnung auf
demokratische Erneuerung in
der arabischen Welt.
Martin Woker, Tunis
Der Terroranschlag vom vergangenen
Mittwoch im Herzen der tunesischen
Hauptstadt hat dem zwölften Weltsozialforum (WSF) eine von den Organisatoren unbeabsichtigte Aufmerksamkeit verliehen. Bis am Samstag werden in Tunis mehrere zehntausend aus
aller Welt angereiste Aktivisten in unzähligen Workshops und Vorträgen
ihre Bemühungen für eine bessere und
gerechtere Welt vorstellen. Die Veranstaltungen decken eine grosse Bandbreite ab: Rechtsstaatlichkeit, Globalisierung, Migration, Entwicklungspolitik und Ökologie. Die erstmals im Jahr
2001 in Porto Alegre in Brasilien abgehaltene Veranstaltung hat sich seither
zu einer Art Internationale der Bürgergesellschaft entwickelt. Der Grossanlass fand letztmals 2013 in Tunis statt.
Mit der Rückkehr der Monsterveranstaltung nach Tunesien wollten die Organisatoren der Bedeutung des Maghreb-Staates beim angestossenen Demokratisierungsprozess in der arabischen Welt gerecht werden.
Ein Vorzeigefall
Tunesien ist als bisher einziges arabisches Land auf dem Weg zu Rechtsstaatlichkeit und demokratischer Partizipation gut vorangekommen. Der
einstige starke Mann Ben Ali war vor
gut vier Jahren nach Massenprotesten
aus dem Land geflüchtet. Seither fanden rechtsstaatlich saubere Parlamentswahlen statt, eine neue Verfassung ist
in Kraft, und seit Anfang Jahr amtiert
als erster frei gewählter Präsident Beji
´
Ca¨ıd Essebsi.
In die Regierung eingebunden sind
sowohl die Islamisten der Nahda-Partei wie auch einstige Exponenten des
Ben-Ali-Regimes, die in Essebsis neu
gegründeter Sammelbewegung-Partei
Nida Tounes gemeinsam mit Liberalen
untergekommen sind. Im Unterschied
Demokratisches Musterland: Ein Tunesierin vor Plakaten für die Parlamentswahlen im Oktober 2014.
zu allen andern Staaten in der Region ist
vieles richtig gelaufen. Die Metapher
des Arabischen Frühlings ist zumindest
in Tunesien nicht völlig deplaciert.
Dem stimmt auch die Richterin Kalthoum Kennou zu, die sich als einzige
unabhängige Präsidentschaftskandidatin im Vorjahr um das höchste Staatsamt beworben hatte. Ihre Candidature
citoyenne, so bezeichnet die engagierte
Dame ihre Kampagne, ist beispielhaft
für Tunesiens Entwicklung seit der sogenannten Jasmin-Revolution, wie der
Sturz Ben Alis gemeinhin genannt wird.
Kennou hatte die für eine Kandidatur
notwendigen 15 000 Unterschriften in
ländlichen Regionen abseits der wirtschaftlich gut entwickelten Küstenregionen gesammelt. Dabei gewann sie
das Vertrauen zahlreicher Frauen, die in
ihr eine Fürsprecherin jener Grundrechte sahen, welche das tunesische Zivilgesetz seit Jahrzehnten bereits festschreibt und die das Land diesbezüglich
in der arabischen Welt in eine Vorreiterrolle hievten. Obwohl die strikt säkular
argumentierende Richterin bei den
Wahlen chancenlos blieb, festigte sich
bei ihr die Einschätzung, dass ihr Land
die kritische Grenze der Demokratisierung überschritten habe. Weil nämlich in Tunesien auch in bildungsfernen
Schichten und in traditionellen Milieus
ein Bewusstsein dafür vorhanden sei,
welche gesellschaftlichen Grundwerte
auf dem Spiel stünden.
Mit dieser differenzierten Argumentation steht Kennou aber recht einsam
da. Der Terroranschlag vom Mittwoch,
dessen exakter Hergang erst bruchstückweise bekannt ist, hat in Tunesien
eine breite Welle der Empörung ausgelöst und die gesellschaftliche Polarisierung verstärkt. Auftrieb haben jene
politischen Kräfte, die gegenüber jeglicher Form von Islamismus Nulltoleranz fordern und einen Dialog mit den
Religiösen strikte ablehnen. Zu diesem
HASSENE DRIDI / AP
Lager zählen sowohl das städtische
Bürgertum wie auch die in Tunesien
starke Gewerkschaft der Staatsangestellten und natürlich die Tourismusindustrie, die in dem 10-Millionen-Staat
über 600 000 Personen direkt oder indirekt ein Auskommen bietet. Sie alle
wiederholen unisono den Gemeinplatz, wonach Tunesien in der Tradition eines moderaten Islam stehe, sich
auf eine dreitausendjährige Zivilisationsgeschichte berufen dürfe und
demnach gegenüber religiösem Fanatismus und Terror immun sei.
Gefragte Kader beim IS
Kenner der Region beurteilen die Lage
differenzierter. Allein die Tatsache, dass
derzeit das grösste Kontingent an ausländischen Jihadisten auf den Kriegsschauplätzen in Syrien, Jemen und im
Irak aus Tunesien stammt, muss als Teil
einer nahöstlichen Umwälzung gesehen
werden. Ausgehend von der Annahme,
dass der Islamische Staat wie auch die
Kaida als ihr Endziel die Zerschlagung
der saudischen Herrschaft auf der Golfhalbinsel festgelegt haben, sind sie in
ihrer Kriegführung auf fähige arabische
Kader angewiesen.
Tunesien bietet diesbezüglich ein
grosses Potenzial. Nach Angaben der
tunesischen Organisation Diplomes
´
chomeurs
ˆ
sind derzeit 350 000 Universitätsabgänger ohne bezahlte Beschäftigung. Ihnen eine gerechtere und gottgefällige Neuordnung der arabischen
Welt zu versprechen, ist ein Leichtes.
Erst recht, wenn damit finanzielle Anreize verbunden sind.
Vor diesem Hintergrund stellt sich
dem Weltsozialforum die schwer lösbare Aufgabe, den Dialog der Bürgergesellschaft auf verschiedenen Ebenen
zu begünstigen. Wie schon vor zwei Jahren wird es kaum möglich sein, die Anliegen indigener Völker, den Kampf
gegen Land-Grabbing, den Palästinakonflikt, den unregulierten Rohstoffhandel, die Gier nach fossiler Energie
und die Rechtlosigkeit von Migranten
mit den Umwälzungen im arabischen
Raum unter einen Hut zu bringen. Die
Hoffnung auf einen unweigerlichen Sieg
der Bürgergesellschaft als die alles umfassende Klammer der Grossveranstaltung ist angesichts des sich in der
Region ausbreitenden Terrors ein untaugliches Instrument.
Erschwerter Dialog
Stattdessen wurden bereits im Vorfeld
des Forums die in Tunesien herrschenden Spannungen auf einen Kulturkampf reduziert. Nach dem Motto
«Jetzt erst recht» appellieren Politiker
und Medien an den nationalen Zusammenhalt, der sich inhaltlich auf das
Beschwören einer säkularen Gesellschaftsordnung reduziert.
Die Kampagne hat unter dem Schock
des Terrors eine Intensität erreicht, die
den Dialog mit dem religiösen Milieu
erschwert, wenn nicht gar verunmöglicht. Tunesiens säkulare Kräfte erheben mehr denn je Anspruch auf die
Deutungshoheit über die Anliegen der
Bürgergesellschaft, was jegliche Diskussion über einen reformierten Islam
verunmöglicht und das zum Dialog
bereite religiöse Lager zusätzlich marginalisiert.
Die Zeichen stehen auf Bürgerkrieg
In Jemen sind die Fronten zwischen den Huthi-Rebellen und Präsident Hadi verhärtet – die Uno zeigt sich ratlos
In Jemen zieht ein Bürgerkrieg herauf,
und die Parteien bringen sich politisch
und militärisch in Stellung. Sondereinheiten der jemenitischen Sicherheitskräfte, die dem ehemaligen Präsidenten
Ali Abdallah Saleh ergeben sind, und
Kämpfer der Ansar Allah – genannt
Huthi – haben über das Wochenende
den Flughafen und Regierungsgebäude
von Taiz unter Kontrolle gebracht. Taiz,
Jemens drittgrösste Stadt, liegt zwischen
der Hauptstadt Sanaa, die seit dem September letzten Jahres von den Huthi beherrscht wird, und der südlichen Hafenstadt Aden, in der die Gegner der Huthi
um Präsident Abedrabbu Mansur Hadi
ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben.
Iran oder die Jihadisten
In der ersten vom Fernsehen übertragenen Rede seit seiner Flucht aus Sanaa
warf Hadi am Samstag den HuthiRebellen vor, im Sold Irans zu stehen.
Er forderte die Huthi auf, Sanaa zu verlassen und die von der Armee geplün-
.................................................................................
Abedrabbu
Mansur Hadi
Abdelmalik al-Huthi
.................................................................................
auf, mit «allen verfügbaren Mitteln die
Aggression» der Huthi zu stoppen.
Abdelmalik al-Huthi, der Führer der
Ansar Allah, schlug am folgenden Tag
auf seiner TV-Station zurück. Er bezichtigte Hadi, eine Marionette Saudiarabiens, Katars, Amerikas und Israels zu
sein, die in Jemen das libysche Szenario
umsetzen wollten. Nachdem Selbstmordattentäter am Freitag in zwei Moscheen der Hauptstadt Sanaa über 140
Menschen getötet hatten, rief Huthi
zum Kampf gegen al-Kaida und den
Islamischen Staat (IS) auf. Seinen Widersacher Hadi bezichtigte Huthi wiederum, ein Partner der Jihadisten zu
sein. Der IS hat sich zu den Anschlägen
in Sanaa bekannt, al-Kaida hat eine Beteiligung bestritten.
Abzug der Amerikaner
Die Kaida hat den Machtkampf in
Jemen aber bereits ausgenützt. Während am Donnerstag in Aden Anhänger
Hadis mit Truppen zusammenstiessen,
die zum vor drei Jahren abgesetzten
Präsidenten Ali Saleh halten, sollen
Hunderte von Häftlingen, unter ihnen
auch Jihadisten, die Flucht ergriffen
haben. Den Huthi nahestehende Quellen sagten, sie seien von Kaida-Kämpfern befreit worden, die mit den Milizionären Hadis nach Aden eingesickert
seien, während Hadis Anhänger behaupten, Salehs Sondereinheiten hätten
sie freigelassen.
Ende letzter Woche haben Kämpfer
von al-Kaida anscheinend auch al-Huta
überrannt, die 30 Kilometer von Aden
entfernt liegende Hauptstadt der Provinz Lahij. Dabei sollen, je nach Quelle,
20 bis 40 Regierungssoldaten getötet
worden sein. Anschliessend scheinen zu
Hadi haltende Verbände die Jihadisten
wieder vertrieben zu haben. Washington gab darauf bekannt, die auf einer
Flugbasis bei Huta stationierten ameri-
kanischen Truppen seien abgezogen
worden. Die Amerikaner führen seit
Jahren einen Luftkrieg mit Drohnen
und Missilen gegen al-Kaida in Jemen,
der sie in der jemenitischen Bevölkerung viel Sympathien gekostet hat.
Gegenwärtig scheinen sich zwei
Fronten zwischen dem Lager der Huthi
und jenem um Hadi zu formen. Die eine
liegt bei Marib im Osten von Sanaa, wo
sich Huthi-Verbände und lokale Stammeskrieger gegenüberstehen und sporadisch aufeinanderstossen. Die Berge
südlich von Marib sind ein RückzugsSAUDIARABIEN
Rotes Meer
Jürg Bischoff, Beirut
derten Waffen zurückzugeben. Er sagte,
die Verfassung und der 2012 unter der
Ägide der Amerikaner und der Saudi
beschlossene Übergangsplan zur Demokratie müssten wieder in Kraft gesetzt werden. Hadi hielt seinen Anspruch auf die Präsidentschaft aufrecht
und erklärte Aden zur provisorischen
Hauptstadt des Landes. In einem Brief
forderte Hadi den Uno-Sicherheitsrat
REUTERS
Präsident Hadi hat Aden zur
Hauptstadt Jemens erklärt. Die
Huthi bringen ihre Truppen in
Stellung, um ihn zu vertreiben.
Doch sind sie dazu stark genug?
Saada
Sanaa
ERITREA
JEMEN
Marib
Mukallah
Taiz
DJIBOUTI
500 Kilometer
OMAN
Aden
Indischer
Ozean
SOMALIA
NZZ-INFOGRAFIK / lea.
gebiet der Jihadisten, die nicht zögern
werden, den Stämmen Waffenhilfe zu
Pressespiegel
leisten und sich so ihre Sympathien zu
erwerben. Die zweite, entscheidende
Evangelisch-reformierte LandeskircheFront
Graubünden
bildet sich zwischen Taiz und
Aden heraus. Von Taiz aus dürften die
Huthi versuchen, gegen Aden vorzustossen, um Hadi aus seiner «Haupt-
stadt» zu vertreiben. Dies dürfte ihnen
aber nicht leichtfallen. Solange ihr
Bündnis mit Saleh noch hält, verfügen
die Huthi zwar über eine schlagkräftigere Streitmacht als Hadi.
Aber die Bevölkerung in den Gebieten zwischen Sanaa und Aden ist ihnen
nicht gewogen, wie etwa die Proteste
zeigten, die in Taiz ausbrachen, als die
Huthi einzogen. Die Stämme und die
Kaida-Kämpfer drohen, ihnen mit einem Guerillakrieg das Leben schwerzumachen. Der Uno-Vermittler Jamal Benomar erklärte dem Uno-Sicherheitsrat, der am Sonntag über die Lage in
Jemen beriet, weder könnten die Huthi
die Kontrolle über das ganze Land gewinnen, noch könne Hadi genügend
Kräfte aufbieten, um Jemen von den
Huthi zu befreien.
Zwei Fronten
Der Sicherheitsrat begnügte sich damit, die Huthi zu verurteilen, Hadis
Legitimität als Präsident zu bekräftigen und zu Gesprächen aufzurufen. Er
beharrt auf Verhandlungen aufgrund
des Plans von 2012, gemäss dem Jemen
den Übergang zur Demokratie bewältigen sollte. Dass der Plan gescheitert ist,
scheinen weder die Amerikaner noch
die Saudi wahrhaben zu wollen – ebenso wenig wie die Tatsache, dass ohne
die Huthi eine Lösung der Krise nicht
erreicht werden kann.
g
Mittwoch, 25. März 2015 V Nr. 70
NZZ vom 25.3.2015, Seite 18.pdf
tadtgeschichte
d, sind die Archäologen am Werk
sende Macht zu demonstrieren. Heute
hat die gegenteilige These Oberhand:
Die Äbtissin und adlige Stadtherrin soll
sich selbst einen repräsentativen Platz
erbaut haben, um das Zürchervolk vor
ihrem Kloster versammeln zu können.
Mithilfe der Grabung wollen die
Archäologen die genaue Baugeschichte
des Platzes rekonstruieren. Bereits entdeckt haben sie eine weitere spätmittelalterliche Friedhofsmauer parallel zum
Kirchenschiff. Damit wurde der Friedhof, der früher den ganzen Platz eingenommen hatte, auf eine schmale Parzelle vor der Abtei beschränkt, so dass
man Raum für den Münsterhof gewann.
Nun hofft Grabungsleiter Jonathan
Frey, diese Mauer und damit den Zeitpunkt, zu dem der Platz gebaut wurde,
möglichst genau datieren zu können.
Offenbar bestand diese Friedhofsmauer
über viele Jahrhunderte, denn im obersten Teil finden sich Keramikplatten, die
von Marktbuden aus dem 17. Jahrhundert stammen. Dieser Fund ist überraschend. Bisher hatte man geglaubt,
die aus Illustrationen bekannten Bauten
seien einfache Marktstände gewesen.
Offenbar gab es aber solide Häuschen.
Bis zu hundert Gräber
welche
KSTUHL / NZZ
Wer schon einmal eine antike Grabung
besichtigt hat, erwartet, dass man unten
auf die ältesten Schichten stösst und
oben auf jüngere. Mitten in der Stadt
Zürich ist die Welt etwas komplizierter.
Zwar liegt das Rösslitram-Trassee über
den mittelalterlichen Mauern, doch weit
unten im Graben springt einem eine
Leitung aus Holz ins Auge. Sie dürfte
aus dem 17. oder 18. Jahrhundert stammen und den Brunnen, der damals auf
dem Platz stand, gespeist haben. Im
Herzen einer Stadt gab es immer wieder
Gründe, den Boden aufzureissen, was
die Archäologen nun zusätzlich fordert.
So ist auch unklar, wie viele Gräber des
mittelalterlichen Friedhofs man noch
finden wird. Wild rechnet mit bis zu
hundert, aber möglicherweise seien etliche davon bereits durch spätere Bautätigkeit zerstört.
isprogramme mehr
oft sind sich uneins über den Support
rde beSchweiz
icrosoft
Parlamente für
Kirchgemeinden
Synode verlangt Gesetzesänderung
rib. V Die reformierte Kirche im Kanton
Zürich wird sich in den nächsten Jahren
verändern. Und zwar stärker, als sich
das die Initianten der vor rund zwei Jahren angestossenen Strukturreform vorgestellt hatten. 2012 hatte der Kirchenrat ein Szenario entworfen. Dieses sah
vor, dass sich die Zahl der Kirchgemeinden bis 2018 von heute 179 auf 60 bis 90
reduzieren werde: durch Fusionen, weil
die Strukturen auf deutlich höhere Mitgliederzahlen ausgerichtet sind und
heute nicht mehr sinnvoll sind. Im letzten Herbst beschlossen die Reformierten der Stadt Zürich, die 33 Gemeinden
auf Stadtgebiet in einer einzigen Gemeinde aufgehen zu lassen. Im Bezirk
Hinwil ergab eine Konsultativabstimmung eine Mehrheit für eine Einheitsgemeinde, die den ganzen Bezirk umfasst, und in anderen Bezirken sind ähnliche Bestrebungen im Gang.
Das bedeutet, dass die Kirchgemeinden in Zukunft grösser werden dürften
– zumindest zum Teil wesentlich grösser
als die vom Kirchenrat als Richtgrösse
skizzierten Gemeinden mit 5000 bis
7000 Mitgliedern. Die Kirchgemeinde
Stadt Zürich wird rund 80 000 stimmberechtigte Mitglieder umfassen; andere werden zumindest mehr als 10 000
Mitglieder haben. Damit stellt sich die
Frage, wie die demokratische Vertretung der Gemeindemitglieder sinnvoll
sichergestellt werden kann.
Die reformierte Synode hat dazu am
Dienstag einen wegweisenden Entscheid gefällt: Sie beauftragt den Kirchenrat, beim Regierungsrat zu beantragen, dass Kirchgemeinden mit mindestens 2000 Mitgliedern ein Parlament
bilden dürfen – genauso, wie das die
politischen Gemeinden heute schon
können. Trotz Bedenken einzelner Synodalen fiel der Entscheid ohne Gegenstimme. Die Einführung von Kirchgemeindeparlamenten verlangt allerdings
nach einer Änderung des Kirchengesetzes. Und dafür bleibt nicht mehr viel
Zeit. Denn die Reformierten in der
Stadt Zürich verfolgen ein ambitioniertes Ziel: Bereits Anfang 2019 soll die
Einheitsgemeinde umgesetzt sein.
Neuer Damm soll
Winterthur
schützen
Pressespiegel
Massnahmen gegen
Hochwasser Graubünden
Evangelisch-reformierte
Landeskirche
Von dieser Variante weiss Mazzoni
nichts: «Uns wurde nicht gezeigt, wie
Studierende das Passwort direkt zu-
flu. V Der Kanton verstärkt den Hochwasserschutz für das Stadtzentrum von
fördern will? Zweifel sind angebracht. Das Blatt
wird sich wahrscheinlich erst wenden, wenn die italienische Schweiz wieder in der Landesregierung
vertreten ist und einen Departementschef stellt.
Die Südschweiz auf Dauer zu übergehen – während die Mehrheit der Bundesräte heute aus Bern
und Umgebung stammen –, lässt sich nicht rechtfertigen. Mit einer Absenz von mittlerweile 16 Jahren seit dem Rücktritt des letzten Tessiner Bundesrates ist die Schmerzgrenze erreicht.
konstrukte in diesen Ländern zu schwach, um die
inneren Spannungen auszuhalten. Taiwan dagegen
hat sich wirtschaftlich fit gemacht, indem es sich
ganz bewusst von den autokratischen Strukturen
gelöst hat. Es verfügt heute über eine sehr stark mittelständisch geprägte Wirtschaft und ein entsprechend reifes demokratisches Selbstverständnis.
Südkorea und Japan wiederum gehen ihre eigenen
Wege zwischen westlicher Demokratie und tief verwurzelten obrigkeitlichen Strukturen.
nen. Aus der Sicht konfuzianisch geprägter Menschen sieht das anders aus, weshalb ihre Prioritäten
punkto Freiheit häufig auch etwas anders gelagert
sind. Dennoch sollten wir uns hüten, den auf der wirtschaftlichen Überholspur befindlichen asiatischen
Ländern um jeden Preis politisch nachzueifern. Wir
verdanken der Freiheit nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich, kulturell und für unsere
individuelle Lebensgestaltung sehr viel. Gerade von
solchen Vorteilen träumen auch viele junge Asiaten.
NZZ vom 25.3.2015, Seite 21.pdf
tont man weiterhin die Eigenständigkeit. Echte
Synergien sowohl in der Infrastruktur als auch
beim Personal lassen sich aber nur erzielen, wenn
man wenigstens partiell zusammenwächst. Auch
für die Qualität ist es wichtig, dass die Teams wirklich eine gemeinsame Philosophie entwickeln; dazu
ist Nähe notwendig. Von einem solchen Zentrum
würden Patienten und Prämienzahler gleichermassen profitieren. Leider scheint der Weg dorthin
noch weit zu sein.
GASTKOMMENTAR
Für eine starke Friedenspolitik der Schweiz
Die Schweiz müsste eine Friedenspolitik mit klaren Prioritäten und departementsübergreifenden Konzepten verfolgen. Neben der Entwicklungs- und der Sicherheitspolitik
fristet die Friedenspolitik aber institutionell, personell und finanziell ein Schattendasein. Von Laurent Goetschel
Vor kurzem sind zwei Schweizer Militärangehörige
der Uno-Mission in Mali bei einem Anschlag in
Bamako verletzt worden. Bereits wenige Stunden
später forderten in der Schweiz vereinzelte Politiker den Rückzug aus der entsprechenden Mission.
Damit wird eine Beliebigkeit des Beitrags der
Schweiz an internationalen Friedensförderungseinsätzen angedeutet. Als ginge es nicht darum,
klaren Zielen der Schweiz im Rahmen ihrer Friedenspolitik nachzukommen, sondern zufallsmässig
Präsenz zu markieren. Dieselben politischen Kreise wollen der Armee für die nächsten vier Jahre ein
Kostendach von 20 Milliarden Franken zusichern.
Hier geht es um die Sicherheit der Schweiz. Und in
Bamako etwa nicht? Sind es wirklich unsere Nachbarn wie die Österreicher und die Franzosen, welche die grösste Bedrohung für die Schweiz darstellen? Oder etwa doch die Russen? Nein, die können
es auf keinen Fall sein, denn in dieses Land bewilligten wir mitten in der Ukraine-Krise bedeutsame
Exporte militärischer Güter. So inkonsequent
wären wir sicher nicht – oder eben doch?
Militärische und zivile Aspekte
Politik besteht aus unterschiedlichen und auch
widersprüchlichen Interessen, die es gegeneinander abzuwägen gilt. Die Friedenspolitik schneidet
in solchen Ausmarchungen schlecht ab. Es mag an
der Unschärfe des Themas liegen: Obwohl die
meisten Schweizerinnen und Schweizer gemäss
Umfragen einen Ausbau des Schweizer Einsatzes
zur Förderung des internationalen Friedens befürworten, scheiden sich auf politischer Ebene die
Geister über Prioritäten und Instrumente. Mittlerweile gibt es eine Menge Erfahrungen aus der Praxis. Man weiss etwa, wann und unter welchen Umständen Vermittlungen zwischen Konfliktparteien
am erfolgversprechendsten sind. Die Schweiz hat
dies in Nepal vorgeführt. Es gibt auch Befunde
zum Umgang mit Leiden und Verletzungen, die
ganze Bevölkerungsteile in Gewaltkonflikten wie
im Balkan erlitten haben und die zu neuen Konflikten führen können. Ebenfalls gibt es Lehren über
den Umgang mit Demokratisierungsbestrebungen
und Wahlen. Anders als früher angenommen, dienen diese nicht als Allheilmittel gegen das Wiederaufflammen von Gewalt und können dieses begünstigen. Ein trauriges Beispiel dafür liefert der
Südsudan.
Aber dieses Wissen ist wenig verbreitet und
institutionell ungenügend verankert. Damit geraten Friedensbestrebungen immer wieder in den
Hintergrund. Dies beginnt bei der Sicherheitspolitik. Dort herrscht die Meinung vor, Frieden sei für
die anderen in der Welt, Sicherheit jedoch für uns.
Zugleich werden Extremismus und Terrorismus als
grösste Gefahr für den Westen aufgelistet, ohne
dass zur Kenntnis genommen wird, dass diese Bedrohungen ihre Wurzeln in Konflikten haben, die
eine gute Friedenspolitik entschärfen könnte. Dagegen führt die vorschnelle Brandmarkung unliebsamer Akteure als Terroristen zu deren Ausschluss
von Friedensbemühungen und verbaut den Weg
zur Konfliktlösung. Anforderungsreich ist auch das
Verhältnis der Friedenspolitik zur Entwicklungspolitik. Gestandene Mitarbeitende dieses Politikbereichs sehen friedenspolitische Bemühungen oft
als Störfaktoren in ihrem sonst ungetrübten Umfeld der technischen Zusammenarbeit. Seit feststeht, dass die Millenniums-Entwicklungsziele gerade in konfliktgeplagten Ländern nicht erreicht
wurden, rutschten diese auf eine höhere Prioritätsstufe. Konflikte gelten als Hürden, deren Beseitigung die Überwindung der letzten Meile auf dem
Weg zur Armutsbekämpfung ermöglicht. Aber
wieso nicht umgekehrt? Vielleicht müssten zunächst die Konfliktfragen geklärt und müsste anschliessend über mögliche internationale Unterstützungsleistungen nachgedacht werden.
Es geht nicht um das gegenseitige Ausspielen
unterschiedlicher Ziele, sondern um das Aufzeigen
der zahlreichen Bezugspunkte: Die Bekämpfung
von Armut, die Gewährleistung der Sicherheit und
die Minderung von Konflikten sind aufs Engste
miteinander verbunden. Damit dieses Dreieck
funktioniert und die Friedensförderung die ihr darin gebührende Rolle wahrnehmen kann, muss sie
als eigenständiges Politikfeld gestärkt und besser
vernetzt werden. Zurzeit fristet sie neben der Entwicklungs- und Sicherheitspolitik institutionell,
personell und finanziell ein Schattendasein. Ihr
Budget beträgt nicht einmal ein Prozent von deren
gemeinsamen Ressourcen.
Die Stärkung der Friedenspolitik setzt eine
engere Verzahnung militärischer und ziviler
Aspekte der Friedensförderung voraus. Im Parlament würde dies durch eine engere Zusammen-
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
arbeit der aussen- und sicherheitspolitischen Kommissionen begünstigt – man könnte sich auch über
die Zusammenlegung dieser beiden Kommissionen Gedanken machen. Dann müsste innerhalb
des EDA das Verhältnis von Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung überdacht werden. Warum nicht der Deza eine gleichrangige
Direktion für Friedenspolitik zur Seite stellen? Damit würden auf einen Schlag Sichtbarkeit, Einfluss
und Ressourcen massiv erhöht und würde friedenspolitischen Anliegen im Rahmen der Schweizer
Aussenpolitik mehr Durchschlagskraft verliehen.
Departementsübergreifende Konzeption
Die Schweiz hat mit ihrer OSZE-Präsidentschaft
im vergangenen Jahr gezeigt, was sie friedenspolitisch im multilateralen Rahmen zu leisten vermag.
Ein solches Engagement baut auf der humanitären
Tradition und der Neutralität, die ein Bekenntnis
zur gewaltfreien Lösung von Konflikten umfasst.
Eine starke Friedenspolitik setzt klare Prioritäten
und eine departementsübergreifende Konzeption
voraus, die sich nicht durch innenpolitisch motivierte opportunistische Vorstösse aus der Ruhe
bringen lässt. Die Schweiz könnte von einer solchen Friedenspolitik nur profitieren. Und vielleicht
würde sogar die Welt dadurch etwas friedlicher.
.......................................................................................................
Laurent Goetschel ist Direktor von Swisspeace und Professor für Politikwissenschaft an der Universität Basel.
NZZ vom 26.3.2015, Seite 21.pdf
WIRTSCHAFT 21
DIE ZEIT N 13
Foto [M]: Anya Chibis
26. MÄRZ 2015
o
»Ich möchte
keine Angst
verbreiten«
Sie unterstützt die Aktivisten von Blockupy
und kämpft gegen den Klimawandel. Ein
Gespräch mit der Bestsellerautorin Naomi
Klein über Gewalt und politische Visionen
Naomi Klein
1970 wurde Naomi Klein in
Montreal, Kanada, geboren.
Sie stammt aus einer Familie
von Linksaktivisten.
2000 Ihr Buch »No Logo« erscheint, in dem sie massiv die
amerikanische MarkenartikelKultur anprangert. Es wird ein
weltweiter Bestseller.
2007 Klein kritisiert den
Neoliberalismus in dem Buch
»Die Schock-Strategie«.
2015 Die Marktwirtschaft sei
schuld am Klimawandel,
argumentiert Klein in ihrem
neuen Werk »Entscheidung«.
Naomi Klein,
45, ist eine
Leitfigur der
Antiglobalisierungsbewegung
Naomi Klein tourt durch Deutschland, um ihr neues
Buch »Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima« vorzustellen. Vergangene Woche war sie in Frankfurt, genau
am 18. März, als der Umzug der Europäischen Zentralbank in ein neues Gebäude gewalttätige Krawalle
auslöste. Am Nachmittag sprach sie zu BlockupyAnhängern auf dem Römerberg. Drei Tage später ist
sie in Berlin, es ist grau, es regnet. Der Winter ist für
einen Tag lang zurück, und das Gebäude, in dem sie
die Presse empfängt – heute ein Designhotel – wurde
zwischen 1938 und 1940 errichtet und sieht auch so
aus. Naomi Klein trinkt Wasser.
DIE ZEIT: Frau Klein, Sie waren in Frank-
furt am Main und haben zu den Mitgliedern von Blockupy gesprochen. Was haben Sie für eine Meinung zu den dortigen Ausschreitungen?
Naomi Klein: Ich bin darin nicht involviert. Aber
die Leute sind offenbar verärgert über die Politik
der EZB.
ZEIT: Können Sie sich Situationen vorstellen, in
denen Gewalt gerechtfertigt wäre?
Klein: Ich fühle mich mit dem Gedanken an Gewalt extrem unwohl. Ich selbst meide sie, aber
selbstverständlich sind Situationen denkbar, in denen sie zu rechtfertigen ist.
ZEIT: Die jungen Menschen, die auf die Straße gehen, lesen Ihre Bücher. Sie beziehen sich auf Sie ...
Klein: Wenn sie meine Bücher lesen, wissen sie, dass
ich diese Art von Protest nicht empfehle, okay?
ZEIT: Was halten Sie denn generell von Protesten
gegen Marktwirtschaft und Finanzindustrie?
Klein: Ich halte viel davon. Ich unterstütze sie, und
ich finde, jetzt ist ein wichtiger Moment, um aufzustehen und an Prinzipien der Demokratie zu erinnern. Griechenland hat eine Regierung gewählt, die
das Mandat hat, gewisse Dinge zu tun – und nun
daran gehindert wird. Das ist eine Krise der Demokratie, und davon geht eine gefährliche Botschaft aus,
besonders für die jungen Leute, die zum ersten Mal
mit Politik in Berührung kommen und den Eindruck
haben, dass immer dieselbe Politik herauskommt,
egal, wen du wählst. Ich finde es sehr aufregend,
wenn die Jugend in Spanien der Podemos-Bewegung
folgt und nun auch eine eigene Partei gegründet hat.
Diese politische Vision ist sehr aufregend.
ZEIT: Glauben Sie, dass die griechische Regierung
ein linkes Leitbild sein könnte?
Klein: Die Botschaft, die junge Leute nun aus
Griechenland hören, ist: Wenn ihr etwas anderes
versucht, werdet ihr bestraft. In Frankfurt waren ZEIT: Viele meinen, wir brauchten eine neue Linke.
die Proteste von Blockupy deswegen ein unbe- Seit 1990 hat die Linke eigentlich nur verloren. Soschreiblich wichtiger Augenblick. Es gibt Wider- gar als das Finanzsystem im Jahr 2008 zu kollabieren
stand. Ich selbst beschreibe in meinem neuen drohte, konnte sie daraus keinen politischen Profit
Buch übrigens einen zweiten Krisenzusammen- schlagen. Gibt es eine Chance, dass jetzt eine neue
hang: den zwischen der Austeritätspolitik und Linke entsteht, angesichts des gerade von Ihnen erdem Klimawandel.
wähnten Gemütszustandes?
ZEIT: Worin besteht der?
Klein: Ich finde es sehr interessant, was derzeit in
Klein: Wenn ein Land sich in einer Krise befindet, Spanien passiert. Podemos ist eine ganz neue polischeinen Umweltfragen auf einmal sehr fern zu lie- tische Partei. Der Verdacht gegen institutionalisierte
gen. Die Budgetkürzungen in Spanien, Griechenland Politik hat meine Generation und die jüngere angeoder Portugal haben die Klimapolitik zurückgewor- regt, bei bestimmten Anlässen zu rebellieren. Ich
fen. In Italien oder Griechenland sucht man wieder habe diese Augenblicke geteilt. Und ich gebe auch
nach Öl und Gas. Ich glaube, es ist jetzt ein Schlüssel- die Niederlagen zu. Deswegen ist es wichtig, sich
moment in Europa, aufzustehen und konstruktiv nicht vom Zynismus lähmen zu lassen, sondern sich
weiter zu engagieren und zu versuchen, das System
seine Opposition zum Ausdruck zu bringen.
ZEIT: Wieso ist das denn jetzt ein europäischer der institutionalisierten Politik zu verändern.
Schlüsselmoment?
ZEIT: Sind Sie persönlich noch optimistisch?
Klein: Griechenland ist ein Testfall, ob man einen Klein: Ich war nie eine Idealistin. Ich habe mir nie
anderen Weg wählen kann.
ausgemalt, wie schön die Welt sein könnte. Meine
ZEIT: Wie kommen Sie darauf, dass das griechische gesamte Karriere wurde von den schlimmsten DinVolk angesichts seiner Finanzprobleme und des Zu- gen bestimmt, zu denen Menschen fähig sind. Die
standes seiner politischen Kultur einen politischen Frage ist am Ende: Ist es möglich, dass sich etwas
verändert? Und es ist möglich.
Weg frei wählen kann?
Ich nutze meine Position,
Klein: Nun, man muss sehen,
Hoffnung zu verbreiten, nicht
was am Ende daraus wird. Der »Jeder brennt aus.
Verzweiflung. Ich sage ja nicht,
Grund, wieso die Griechen es im
Deshalb
ist
es
hin
und
dass unser Sieg wahrscheinlich
Augenblick so schwer haben,
ist, aber solange es die kleinste
liegt doch darin, dass es in Euro- wieder nötig, einfach
Chance gibt, mache ich weiter.
pa Interessen gibt, die die grieden
Mund
zu
halten.
chische Regierung scheitern lasZEIT: Wäre ein Systemwechsel
sen möchten, weil eine Anste- Ich brauche meine
nötig?
ckungsgefahr von ihr ausgeht.
Klein: Ja, ich denke, den brauAuszeiten.«
Sie glauben nicht daran?
chen wir. Deutschland ist ein
interessanter Fall, es hat sich
ZEIT: Die neue griechische ReNaomi Klein
nie ganz dem Neoliberalismus
gierung wurde in Europa mit
ausgeliefert und in Sachen
Sympathien empfangen, aber das
Energiewende stark auf staathat sich gelegt. Tsipras macht
sich bisher weder an die Korruptionsbekämpfung, liche Interventionen gesetzt. Aber das ist natürlich
noch überzeugt er die Griechen, dass es nötig ist, nicht genug, gemessen an den Fakten, die die WisSteuern zu zahlen, noch bekämpft er die Macht der senschaft vorlegt: Deutschlands Emissionen sinken
Oligarchen in seinem Land. Solche Reformen ha- nicht signifikant, es weigert sich, seine Kohlewirtben zunächst einmal nichts mit der Politik der Troi- schaft zu regulieren. Emissionskürzungen von acht
ka zu tun. Löst die Lage Griechenlands unter Akti- bis zehn Prozent kollidieren in der Tat mit einem
ökonomischen Modell, das auf kurzfristiges Wachsvisten wirklich Zuversicht aus?
Klein: Was ich beobachte, ist eine No-win-Situation tum angelegt ist.
für eine ganze Generation von Aktivisten. Von den ZEIT: Sie behaupten, es sei nötig, den Kapitalismus
Medien werden sie geradezu in den Müll gestopft: abzuschaffen. Aber der Sozialismus war ökologisch
Wenn sie neue Wege vorschlagen, ist es falsch, wenn auch nicht die Lösung – oder?
sie protestieren, ist es falsch. Ich sehe ehrlich gesagt Klein: Ich sage ja, dass der industrialisierte Sozialisnicht, wie sie gewinnen können.
mus nicht besser war. Diese Alternative schlage ich
wirklich nicht vor. Aber: Es gibt keine nichtradikalen Optionen. Wir brauchen einen radikalen Wechsel, auch im Wirtschaftssystem. Sie können sagen,
das mögen wir in Deutschland nicht, wir setzen auf
schrittweisen Wandel. Aber das heißt nicht, dass
radikale Lösungen nicht nötig wären.
ZEIT: Also doch: Nieder mit dem Kapitalismus?
Klein: Wir hätten es ja schrittweise machen können,
wenn wir in den Neunzigern damit angefangen
hätten. Aber wir haben versagt. Was wir in jener
Zeit taten: Wir haben einen kohlenstoffintensiven
Lebensstil globalisiert, wir haben diesen konsumistischen Lebensstil exportiert, nach China, nach Indien. Die Zahlen heute sind bitter, und die Anforderungen an uns sind hart. Und ja, es klingt dramatisch, wenn man sagt: den Kapitalismus abschaffen,
aber die Wahrheit ist doch, dass die neue Klimaforschung einen umfassenden Politikwechsel zwingend erforderlich macht. Ich habe mal als brave
Sozialdemokratin angefangen, aber die neuere Klimaforschung hat meine Position verändert.
ZEIT: Würden Sie in eine Partei eintreten?
Klein: Ich war niemals in einer Partei.
ZEIT: Was tun Sie, um die Leute davon zu überzeugen, dass es schneller gehen muss? Glauben Sie
noch an die Kraft vernünftiger Argumente?
Klein: Nein, ich glaube nicht mehr, dass rationale
Argumente etwas an der Machtverteilung ändern.
Ich persönlich möchte vor allem keine Angst verbreiten. Es geht nicht um Furcht. Ich schreibe lediglich Bücher, die möglicherweise für die Bewegung
nützlich sind. Ich selbst bin niemand, der sich irgendwo einreiht. Ich bin eine Schriftstellerin, und
Schriftsteller sind Einzelgänger. Früher habe ich, wie
viele, daran geglaubt, dass kluge Bücher die Welt
verändern können. Etwas später war ich dann ziemlich enttäuscht. Ich bin zu dem Schluss gekommen,
dass Bewegungen die Welt verändern können.
ZEIT: Wieso werden Sie nicht zynisch?
Klein: Wir befinden uns in einer Art Staffellauf.
Man muss den Stab weitergeben. Jeder brennt aus,
verliert Kraft und Hoffnung. Deswegen ist es hin
und wieder nötig, einfach den Mund zu halten und
Inspiration wiederzugewinnen, und sei es durch
neue Forschungsergebnisse. Ich bin niemand, der
immerzu weitermachen kann, ich brauche meine
Auszeiten. Ich rede nur, wenn ich das Gefühl habe,
etwas Neues zu sagen.
Das Gespräch führte THOMAS E. SCHMIDT
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
BALD IN ZÜRICH ZU GAST
ZWISCHEN REALITÄT UND FIKTION
KÖNIGLICHER AUFTRITT
MOBIL V DIGITAL
Rachel Kushner und
ihr Roman «Flammenwerfer»
Ein polarisierendes
Experiment: «Party Girl»
Die Sammlung des Basler
Kunstmuseums in Madrid
Ein Schweizer Startup geht
neue Wege im E-Gitarren-Bau
Feuilleton, Seite 50
Film, Seite 51
Feuilleton, Seite 53
NZZ vom 26.3.2015,
Seite 49.pdf
Seite 58
In der Moschee Nabi Junis in Mosul konnten Gläubige bis vor kurzem noch zum Grab des Propheten Jonas pilgern – am 24. Juli 2014 wurde sie gesprengt.
DE AGOSTINI / AKG
Die kulturelle Vielfalt soll ausgelöscht werden
Bis vor kurzem gab es im Irak mittelalterliche religiöse Bauten in besonderer Qualität – nun sind sie zerstört
Fanatiker des IS wüten im Nordirak
seit Sommer 2014 gegen religiöse Stätten
muslimischer, christlicher und anderer
Glaubensgemeinschaften. Dabei ging
der Region bereits fast das gesamte
bedeutende mittelalterliche Kulturerbe
verloren. Ein Nachruf auf einige
muslimische Baudenkmäler.
Margarete van Ess
Bildersturm, die Zerstörung von religiösen Stätten
und Orten der persönlichen Wertschätzung gehören zu den Konstanten der Geschichte. Beispiele
finden sich zuhauf: der Bildersturm der Reformationszeit im 16. Jahrhundert durch die Protestanten
und der religiös motivierte Dreissigjährige Krieg,
die Verbrennung der Maya-Schriften 1562 durch
die Spanier, die Auslöschung jüdischen Lebens und
Kulturguts durch die Nationalsozialisten oder
jüngst die Zerstörungen von Sakralbauten während des Balkankriegs. Wenn also im Nordirak seit
der Einrichtung des sogenannten IS im Juni 2014
über dreissig historisch wertvolle Moscheen, Gebetshäuser, Mausoleen und Kirchen zerstört wurden, gehört dies zunächst in diesen Kontext. Der
Irak besitzt insgesamt jedoch, im Vergleich mit
Ägypten, Syrien oder Iran, nur noch wenige Bauwerke aus der Zeit vor den Mongolenstürmen von
1258 bis 1261 und 1400. Speziell in Mosul hatten
bemerkenswert viele mittelalterliche religiöse
Bauten in lebendiger Nutzung und in besonderer
Qualität überlebt, die nun verloren sind.
Kulturelle Vielfalt
Zweimal stürmten die Mongolen den Irak. In den
Jahren 1258–1261 überrollten sie den Irak und
Syrien und vernichteten Menschen, Herrscherhäuser und Kulturgüter bis kurz vor Jerusalem.
Auch Bagdad wurde damals weitgehend zerstört
und seiner viel gerühmten Bauwerke aus der Zeit
der abbasidischen Herrscher beraubt. Im Jahr 1400
war es Timur Lenk, der erneut den Vorderen
Orient angriff und, laut den Nachrichten, weit
schlimmer wütete. Wieder war Bagdad besonders
betroffen. Beide Stürme waren nach kurzer Zeit
Geschichte. Die regionale Bevölkerung war dra-
matisch dezimiert, überstand jedoch den Angriff
und erhielt sich ihre kulturelle und religiöse Vielfalt bis heute. Auch einige ihrer historischen, bis
heute verehrten Bauwerke überstanden diese
Attacke. In späteren Jahrhunderten (16.–19. Jahrhundert) erlaubten die Repressalien der meist fernen Herrscher und damit der Geldmangel nur selten, in besondere öffentliche und religiöse Bauwerke zu investieren. Die aus dem Mittelalter erhaltenen Masjids – kleine muslimische Gebetsstätten –, Mausoleen verdienter oder religiös verehrter
Persönlichkeiten und Moscheen wurden jedoch gepflegt und waren nicht nur religiös, sondern auch
kunsthistorisch wichtige Zeugnisse dieser Epochen. Ihre besondere, regional-spezifische Baukunst war darüber hinaus auch ästhetisch von
hohem Wert. Seit Hochsommer 2014 sind sie, bis
auf wenige Ausnahmen, systematisch gesprengt
und damit vollständig zerstört worden. Einiger
Beispiele aus einer langen Liste von derzeit über
dreissig zerstörten Bauwerken sei hier gedacht.
Das Mausoleum Imam Dur stand etwa 20 Kilometer südlich von Tikrit oder etwa 250 Kilometer
südlich von Mosul. Es gehörte, zusammen mit dem
Mausoleum «der vierzig» in Tikrit, zu den wenigen
aus der Seldschuken-Zeit stammenden Bauwerken
im Irak. Beide Bauten wurden im Oktober 2014 gesprengt und sind verloren. Imam Dur war im Jahr
1085 für Sharaf al-Dawla Muslim ibn Quraish,
Gouverneur der Region, errichtet und zuletzt in
den 1990er Jahren restauriert worden. Der zentrale
Raum dieses Mausoleums, ein Gebetsraum, ist
durch eine hohe konische Kuppel gekennzeichnet,
die im Inneren durch «Muqarnas», eine für die islamische Architektur sehr typische, wabenartige
Form des Raumdekors, gestaltet war. Sie war die
älteste derartige bekannte Kuppel der islamischen
Welt und hatte eine unmittelbar berührende,
sakrale Raumwirkung.
Timur Lenk verschonte Mosul bei seinem Eroberungszug im Jahre 1400 und restaurierte sogar
Bauwerke. Insofern blieben sowohl die Investitionen einer türkischen Atabeken-Dynastie aus der
Zeit zwischen 1127 und 1258, die die Zerstörung
Mosuls durch den ersten Mongolensturm überlebt
hatten, als auch diejenigen der Ilkhaniden (1258 bis
1335) bis 2014 erhalten. Sowohl die Atabeken als
auch die Ilkhaniden hatten die Stadt mit einer Vielzahl herausragender Bauwerke ausgestattet, wie
uns arabische Autoren bewundernd berichten.
Mosul war damit die Stadt mit den bedeutendsten
historischen Bauwerken des Nordiraks.
Das Mausoleum des Imam Awn al-Din in Mosul
stammte aus dem Jahr 1239/40 und war ein beeindruckendes Bauwerk der Atabeken-Zeit. Ausgestattet mit einer für die Zeit typischen, pyramidalen Kuppel mit Falten sowie zwei kunstvoll geschmückten Portalen und durch ausführliche Inschriften an den frommen Stifter erinnernd, stand
es am Rande eines alten Friedhofs inmitten der
Altstadt von Mosul. Ebenso wie sechs weitere
Mausoleen und Moscheen aus dem 12. und
13. Jahrhundert, deren Zerstörung zwischen Juni
2014 und Februar 2015 gemeldet wurde, gehörte es
zu den herausragenden Kulturschätzen der Stadt.
Auch Wissensressourcen vernichtet
Die Moschee Nabi Junis in Mosul, in der das Grab
des Propheten Jonas verehrt wurde, wurde bereits
am 24. Juli 2014 gesprengt. Sie ging auf ein Kloster
zurück, das der Kirchenüberlieferung nach im
4. Jahrhundert n. Chr. gegründet worden war, in
dem sich das Grab des chaldäischen Patriarchen
Hnanisho (regierte 685–701) befand und das im
10. Jahrhundert in eine Moschee umgewandelt
wurde. Auch im Koran findet sich die aus der
Bibel bekannte Erzählung von Jonas, der erst nach
Seenot und Rettung in einem Walfischbauch der
Aufforderung Gottes nachkam, nach Ninive zu
reisen und den Bewohnern angesichts ihres Götzendienstes das Strafgericht anzudrohen. Die Moschee stand am östlichen Rand des archäologischen Geländes der über 5000 Jahre alten Stadt
Ninive, auf die sich die Geschichte bezieht. Sie war
daher sowohl für Muslime wie für Christen Gebetsstätte und insbesondere für sunnitische Muslime eine der wichtigsten Pilgerstätten im Nordirak. Die Moschee war Ende der 1990er Jahre in
grossem Stil modernisiert worden. Die alte Grabmoschee war in dieses moderne Ensemble integriert worden, war jedoch noch erhalten und mit
ihrer pyramidenförmigen Kuppel ein Wahrzeichen
dieses Stadtteils.
Die gezielte Zerstörung gilt überwiegend Bauwerken, in denen verdienter oder besonders religiös verehrter Personen gedacht wurde. Meist,
aber nicht immer, wie das Beispiel von Nabi Junis
zeigt, handelt es sich zudem um Moscheen oder
Gedenkorte für Personen, die der schiitischen Aus-
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
richtung des Islam angehörten oder Mystiker
waren und damit nicht in das Weltbild des sogenannten IS passen. Doch nicht nur Bauwerke, sondern auch Wissensressourcen werden vernichtet.
Im Oktober 2014 wurden an der Universität Mosul
die Fakultäten für Jura, Politologie, Kunst, Archäologie, Sportwissenschaft und Philosophie, ausserdem die Tourismus- und die Hotelfachschule geschlossen. Im Januar 2015 wurden der Abtransport
und die Verbrennung von Büchern und Handschriften aus der Bibliothek von Mosul gemeldet.
Ebenso sehr wie die Kultur und das historische
Erbe der im Nordirak seit Jahrhunderten ansässigen Christen, Juden oder der vom Islam abgespaltenen Glaubensgemeinschaften der Jesiden, der
Ahl-i-Haqq, der Shabab und der Sarli ist also das
islamische Kulturerbe insgesamt von der Vernichtung betroffen. Ziel sind offenbar die Auslöschung
der besonderen kulturellen Vielfalt dieser Region
und das Einschwören der lokalen Bevölkerung auf
die vom IS propagierte Lebensweise durch Terror.
Warum aber gelingt es dem IS, sich mit diesen vorsintflutlichen Vorstellungen durchzusetzen? Abgesehen vom rücksichtslosen und unmittelbar bedrohenden Terror des Vorgehens war ein wichtiger
Auslöser die bewusste und umfassende Marginalisierung der sunnitischen Bevölkerung des Iraks
durch die schiitische Regierungspartei unter dem
früheren Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki, die
sich durch Ausgrenzung säkularer Parteien oder
Ermordung sunnitischer Politiker sowie durch brutales militärisches Vorgehen gegen protestierende
sunnitische Regionen auszeichnete. Ein Bündnis
mit dem IS erschien als das geringere Übel. Inzwischen ist allen klar, dass ein grösseres Übel um sich
gegriffen hat, bei dem es nur wenige Profiteure
gibt. Es wird jedoch sehr vom Augenmass der jetzigen Regierung und der internationalen Staatengemeinschaft abhängen, ob die derzeit anlaufenden Rückeroberungen des Nordiraks Erfolg haben. Es ist zu befürchten, dass mit diesen voraussichtlich zähen Kämpfen noch weit grössere Verluste am so reichen und faszinierenden Kulturerbe
des Iraks zu beklagen sein werden, sei es als Kollateralschaden oder als bewusste Auslöschung.
.......................................................................................................
Dr. Margarete van Ess leitet die Aussenstelle Bagdad des Deutschen Archäologischen Instituts und ist seit über dreissig Jahren auf
die Archäologie des Iraks spezialisiert.
Zürcör
Zäitung
NZZ vom 27.3.2015, Neuö
Seite
13.pdf
Freitag, 27. März 2015 V Nr. 72
«Meine Religion ist der FC Basel»
Eine Ausstellung in der Basler Barfüsserkirche zeigt Parallelen zwischen dem heutigen Fussball und der Religion
Am Sonntag ins Fussballstadion
statt in die Kirche: Fussball ist
mehr als eine Sportart, er wirkt,
ähnlich wie die Religion,
sinnstiftend, verbindend und
strukturierend. Eine Ausstellung
in der Fussballstadt Basel
dokumentiert Parallelen.
ler ernannt wurde. Selbst in der nüchterneren Welt der Nordwestschweizer reformierten Landeskirchen wurde der
Bezug zum Fussball vor einigen Jahren
aktiv gesucht, als diese das Publikum im
Rahmen einer Plakatkampagne anspielungsreich fragte: «Ist Fussball alles,
woran Sie glauben?»
Daniel Gerny, Basel
So dringt der Fussball nach und nach in
unseren Alltag ein – nicht nur in jenen
der hartgesottenen Fans, die ihre Kinder
(wie in Dortmund möglich) in einem
Gebärsaal in den Vereinsfarben entbinden. Fussball prägt das Bewusstsein
über die Stadionbesucher hinaus, wie
die nicht mehr nur in Basel übliche
Schmückung von öffentlichen Gebäuden in den Farben des lokalen Vereins
nach wichtigen Spielen zeigt. Sich im
Umfeld des Fussballs zu präsentieren,
bringt Politikern Popularität, Detailhändlern Kundenbindung und Einwanderern Verwurzelung und Integration.
Die mitunter religiös anmutende Kraft
des Phänomens Fussball erklärt aber
auch, weshalb den negativen Begleiterscheinungen mit polizeilicher Taktik
alleine schwer beizukommen ist: Fanmärsche beispielsweise sind mehr als
sich von A nach B bewegende Menschenmassen. Sie können, wie Bildausschnitte eindrücklich zeigen, als kirchlichen Prozessionen nachempfundene
Umzüge mit feierlicher Konnotation
angesehen werden.
Über das Stadion hinaus
Am 4. Februar 2014 erfüllte sich Elena
Vargas ihren grossen Traum: Nicht in
einer Kirche, sondern im Mittelkreis des
Estadio Jardines del Hipodromo
´
in
Montevideo (Uruguay) trat die glühende Anhängerin des Fussballvereins Danubio FB mit ihrem Bräutigam vor den
Traualtar. Das Bild dieser Hochzeit ist
zurzeit im Historischen Museum Basel
zu sehen, das sich in seiner neuen Ausstellung mit verschiedenen Parallelen
zwischen Fussball und Religion auseinandersetzt. Fussball ist oft mehr als
Fussball, wie man in Basel weiss, wo der
lokale Verein massgeblich zur regionalen Identitätsbildung beiträgt und wo
die Spielpläne der Champions League
den Takt der Stadt ebenso mitbestimmen wie die kirchlichen Feiertage.
Kathedrale zu St. Jakob
Man muss deshalb nicht bis nach Uruguay reisen, um die teilweise mystisch
anmutende Überhöhung und Inszenierung dieses Sports mitzubekommen:
Fährt man nachts von Zürich kommend
mit dem Auto in Basel ein, dann ist das
Fussballstadion St.-Jakob-Park das erste
Gebäude, das man von der Stadt wirklich wahrnimmt. Einer Kathedrale
gleich und blau-rot erleuchtet, schwebt
es vorbei. Fussballstadien sind längst
keine Zweckbauten mehr, sondern sie
sind wie Kirchen so gestaltet, dass sie
von aussen die Aufmerksamkeit bündeln und im Innern das Geschehen
maximal steigern: Der Einzug der Spieler beginnt, das Publikum erhebt sich,
Gesänge erfüllen den Raum, der Anpfiff naht. «Das Spiel ist alles. Alltag
und Aussenwelt sind vergessen», wie es
in der Ausstellung heisst.
Das Historische Museum Basel befindet sich in der Barfüsserkirche, und
die Macher spielen in diesem Kontext
bewusst mit der Nähe von Fussball und
Religion: Zwischen Heiligenstatuen
und Reliefs aus der Passionsgeschichte
aus dem 16. Jahrhundert werden Bilder
Bremen, Barcelona, Moskau
Ein ehemaliger Fussballstar wird als Heiliger verehrt: Der Maradona-Altar des
Künstlers Carmine Alcide ist eines der Ausstellungsstücke.
NATASCHA JANSEN / HMB
von lokalen Fussball-Idolen projiziert.
An anderer Stelle fügen sich Fotografien der Gesichter von in Trance verfallenen Anhängern nahtlos in die sakrale
Ausstrahlung des Museums ein. Ausgestellt ist auch ein Pin aus Basel in der
Form des christlichen Kreuzes mit der
unverblümten Aufschrift: «Meine Religion ist der FCB.» Das Objekt ist aus
Sicht der Kuratorin Margret Ribbert
typisch für die alles andere dominierende Identifikation.
Dieses Quasireligiöse wird vom Fussball durchaus bewusst gesucht, etwa
wenn Stücke aus Fussballrasen zur
Geldbeschaffung als eine Art Reliquien
verkauft werden. Doch die Anziehung
zwischen Fussball und Religion funktioniert interessanterweise auch in der
Gegenrichtung: Zu sehen ist in Basel
unter anderem ein Bild des heiligen
Aloisius Scrosoppi, der vor fünf Jahren
in Abstimmung mit dem Vatikan hochoffiziell zum Schutzpatron für Fussbal-
Die Ausstellung unter dem Titel «Fussball – Glaube. Liebe. Hoffnung.», die in
Kooperation mit dem Amsterdam Museum zustande gekommen ist, dokumentiert ihr Thema in Bildern, Filmausschnitten, Objekten und interaktiven
Multimedia-Tools. Auf historische und
soziologische Erklärungsversuche verzichtet sie aber weitgehend. Die Ausstellung ermöglicht deshalb einen guten
Einstieg ins Thema, eine vertiefte Auseinandersetzung bietet sie nicht. Zu
sehen ist die Ausstellung in Basel noch
bis 16. August, danach begibt sie sich
auf eine Reise in verschiedene europäische Städte wie Lyon oder Barcelona,
bevor sie 2018 anlässlich der FussballWM in Moskau endet. Auch dieser Abschluss passt ins Bild: Wie sagte doch
Fifa-Präsident Joseph Blatter kürzlich:
«Ich glaube an Gott. Und ich glaube an
mich selbst.»
In Vals herrscht Nachdenklichkeit
Das Wolkenkratzer-Projekt scheint die Bevölkerung nicht zu spalten
Der geplante Turmbau zu Vals
hat im Dorf offenbar keine
emotionalen Stürme ausgelöst.
Die Gespräche drehen sich
um die Finanzierbarkeit
und Detailfragen. Alarmiert
geben sich indes etliche
Zweitwohnungsbesitzer.
Peter Jankovsky, Chur
agieren, weil die Valser Stimmberechtigten den Verkauf schliesslich guthiessen. Laut Gemeindepräsident Stefan
Schmid fanden sich am Mittwochabend
etwa 350 Personen zur Info-Veranstaltung ein. In seinen Augen blieb die
Stimmung punkto Turmbau gelassen,
obschon die Höhe von 380 Metern im
Vorfeld Anlass zum Staunen gegeben
hatte. Jedoch stellte Schmid eine gewisse Unruhe bei einigen aufgeworfenen Detailfragen fest; interessanterwei-
logische Abklärungen vornehmen lassen, so Schmid. Falls alles zügig über die
Bühne gehe, könnten die Valser nach
erfolgter Meinungsbildung eventuell
noch vor Jahresende über das Turmund Park-Projekt abstimmen. Zur Diskussion steht eine entsprechende Abänderung des Zonenplans.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
Frage der Finanzierbarkeit
Auch die Dorfbewohner Laura Berni
me gesprochen, so Berni. Ihrem Eindruck nach sei vielen im Publikum auch
der Umstand seltsam erschienen, dass
die Investition dank Eigenkapital und
völlig ohne Hilfe der Banken erfolge.
Peter Schmid erwähnt überdies Wortmeldungen seitens einiger Besitzer von
Zweitwohnungen. Bei Letzteren handelt es sich um private Appartements in
drei Gebäuden der Hotel-Therme. Deren Eigentümer sollen alarmiert gewirkt
und Fragen zur allzu grossen Nähe des
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Freitag, 27. März 2015 V Nr. 72
ZÜRICH UND REGION
15
Neuö Zürcör Zäitung
Der Zirkus Knie startet seine
Tournee in Rapperswil Seite 16
NZZ vom 27.3.2015, Seite 15.pdf
Wie Folter- und Kriegsopfer
in Zürich betreut werden Seite 17
Noch viele Fragezeichen um ein
kantonales Jugendparlament Seite 17
Kubricks Meisterwerke im Kino
Xenix – gestochen scharf Seite 19
Alternativen zu Exit zu wenig ausgeschöpft
Ungenügende Finanzierung ambulanter Palliative-Care-Angebote im Kanton Zürich – die Gesundheitsdirektion hält sich zurück
Mit einer nationalen Strategie
will der Bund die Grundversorgung in der Palliative Care vorantreiben. Im Kanton Zürich tut
sich aber wenig. Palliativmediziner fordern nun ein kantonales
Engagement bei der ambulanten
Betreuung am Lebensende.
Dorothee Vögeli
Ihr Entschluss stand fest: Statt sich einer
weiteren Operation zu unterziehen,
wollte sie mit Exit ihr Leben beenden.
Noch unklar war der 80-jährigen krebskranken Patientin lediglich, ob sie vor
oder nach Ostern sterben sollte. Denn
gerne wäre sie noch einmal am dann
stattfindenden traditionellen Jass dabei
gewesen. Andrerseits wusste sie nicht,
wie schnell ihre Krankheit voranschreiten würde. In Andreas Weber, Leiter des
ambulanten Palliative-Care-Teams am
Spital Wetzikon, fand sie einen verständnisvollen Gesprächspartner. Der 54-jährige Anästhesist und Schmerztherapeut,
der den Fall im Gespräch schildert, ist
kein Gegner der Suizidbeihilfe: «Jeder
soll selber entscheiden können, ob Exit
für ihn der richtige Weg ist», sagt er.
Schmerzfrei zu Hause sterben
Gleichwohl stellte er eine dritte Möglichkeit zur Diskussion: nämlich auf die
Operation zu verzichten und zu Hause
zu sterben. Die Patientin winkte entschieden ab, zu gross war ihre Angst vor
Schmerzen. Das medizinische Wissen
sei da, um solche einzudämmen, entgegnete Weber und erläuterte ihr im Detail
einen auf sie abgestimmten Notfallplan
mit verschiedenen Szenarien möglicher
Komplikationen und konkreten Massnahmen dagegen. Die alleinstehende
Frau willigte ein, erleichtert darüber,
vom Termindruck befreit zu sein.
Nach Ostern starb sie ohne Schmerzen an einem Darmverschluss. Alles
verlief nach Plan: Die Spitex war informiert, Medikamente waren für den Notfall vorhanden, die spezialisierte Pflege
innert Kürze vor Ort und eine Sitzwache organisiert. Die Frau war schnell
sediert, wie die bewusstseinsdämpfende
Wirkung von Morphium und anderen
Medikamenten in der Fachsprache genannt wird. Und sie konnte schlafend
sterben.
Viele Menschen im Kanton Zürich
erhalten keine solche palliative Unterstützung. Dabei würden gemäss einer
Erhebung des Bundesamts für Gesund-
heit 73 Prozent gerne zu Hause sterben.
Im Kanton Zürich ist dies jedoch nur
knapp 20 Prozent vergönnt – 40 Prozent
sterben gemäss Statistik im Spital, weitere 40 Prozent im Pflegeheim. Ein
anderes Bild zeigt sich im Zürcher
Oberland, wo Webers fünfköpfiges Palliative-Care-Team mit den Patienten
Gespräche zum Lebensende führt,
sämtliche Kliniken berät, den Spitex
medizinisches Material zur Verfügung
stellt und rund um die Uhr Hausbesuche macht: Dank dieser Unterstützung
sterben knapp 60 Prozent zu Hause.
Gleichwohl sind auch hier die palliativen Möglichkeiten noch kaum im breiten Bewusstsein verankert. Ringt ein
Angehöriger plötzlich verzweifelt nach
Luft, wird in der Regel der Notfallarzt
aufgeboten. Da dieser weder die Krankheitsgeschichte noch den Inhalt einer
allfälligen Patientenverfügung kennt,
gelangen die Betroffenen ins Spital, wo
sie behandelt werden. Nicht selten erweist sich im Nachhinein, dass die medizinischen Massnahmen nicht im Sinne
des Patienten waren. Besser Bescheid
wüssten die Hausärzte. Diese sind jedoch selten rund um die Uhr erreichbar.
Einige haben auch Skrupel, hohe Morphiumdosen zu verabreichen. Weber
hingegen sagt: «Wir dürfen grosszügig
sein mit Mitteln gegen Leiden – sofern
der Sterbewunsch klar kommuniziert
worden ist.» Gespräche über Sterben
und Tod scheuten viele Ärzte, auch jene
in den Spitälern.
siertes Palliative-Care-Angebot aufbauen würde. Für 200 000 Einwohner genüge ein spezialisierter Pikettdienst,
hält er fest. Angesichts der grossen Kosteneinsparungen im Spital dank wenig
Aufwand im ambulanten Bereich ist für
ihn ein finanzielles Engagement des
Kantons angezeigt. Zürich würde diesbezüglich nicht neue Wege beschreiten:
In anderen Kantonen wie Tessin, Thurgau oder Waadt ist die Bereitstellung
und Finanzierung des ambulanten Palliative-Care-Angebots eine kantonale
Aufgabe. Entsprechend ausgebaut sind
dort die Strukturen.
Gesetzesänderung nötig?
Kommunen überfordert
Mit dem neuen Erwachsenenschutzrecht und mit den Leistungsaufträgen
der Zürcher Spitäler, Palliative Care anzubieten, sind die Ärzte jedoch verpflichtet, vor jeder medizinischen Intervention die Haltung der Patienten – je
nachdem zusammen mit Angehörigen –
zu erfragen. «Heute findet die Auseinandersetzung mit dem Lebensende
kaum oder zu spät statt», sagt Weber,
der über die Notfall- und Intensivmedizin zur Palliativmedizin gekommen ist.
«Ich realisierte, dass sich mit einem Betreuungsnetz von Hausärzten und spezialisierten Equipen die Lebensqualität
von Schwerkranken markant verbessern lässt», so begründet er seine Idee,
Palliative Care «nach Hause zu bringen». Diese geht weit über passive
Sterbehilfe hinaus und konzentriert sich
auf all das, was einen schwerkranken
Menschen aufmuntern könnte.
Der Kanton Zürich steht mit der
ambulanten Versorgung jedoch erst am
Anfang. Die Spitexorganisation Onko
Palliativmediziner Andreas Weber setzt sich für ambulante Dienste ein.
Plus betreut mit ihren viereinhalb Stellen Patienten im ganzen Kanton. Die
Krankenkasse und die Vertragsgemeinden decken nur einen Teil der Kosten,
die häufig grossen Wegstrecken muss
Onko Plus selber finanzieren.
Weitere ambulante Dienste gibt es
bis jetzt in Zürich, Winterthur, im Tösstal und im Oberland. Mit Ausnahme
des Stadtzürcher Dienstes sind alle defizitär. Auch Weber hat Mühe, die Ge-
ADRIAN BAER / NZZ
meinden über Verträge ins Boot zu
holen, obwohl sein mobiles Team wegen der grossen Nachfrage am Anschlag ist. Es leiste viel Gratisarbeit,
auch in Pflegeheimen, weil die zuständigen Kommunen den Konsiliardienst
nicht vergüteten, berichtet Weber, der
auch während der Ferien rund um die
Uhr erreichbar ist.
Seines Erachtens wäre es nicht sinnvoll, wenn jede Gemeinde ein speziali-
Ein kantonales Modell kommt für die
Gesundheitsdirektion nicht in Betracht.
Denn ein solches würde dem Zürcher
Gesetz zur Spitalplanung- und -finanzierung widersprechen, wie sie auf Anfrage
schreibt. Tatsächlich sind die Gemeinden seit 2012 nicht mehr für die Spitalfinanzierung, sondern für den Langzeitbereich (Pflegeheime und Spitex) verantwortlich. Die Gesundheitsdirektion
plädiert deshalb für eine Zusammenarbeit der Kommunen bei den ambulanten Diensten auch am Lebensende. Eine
solche Kooperation sei unrealistisch,
sagt Roland Kunz, Chefarzt für Geriatrie und Leiter des Kompetenzzentrums
für Palliative Care am Spital Affoltern.
Für die 14 Bezirksgemeinden sei es unmöglich, einen gemeinsamen Nenner zu
finden. Der Aufbau regionaler Angebote sei chancenlos.
Auch Kunz fordert deshalb kantonale Vorgaben und Koordinationshilfen. Zudem schlägt er vor, wenigstens
einen Teil der Grundkosten kantonal zu
finanzieren. Diese Möglichkeit steht für
die Gesundheitsdirektion ebenfalls im
Widerspruch zur Gesetzgebung. Der
Kanton verpflichte die Gemeinden auf
Verordnungsebene, in der ambulanten
Langzeitversorgung «eine bedarfs- und
fachgerechte Palliative Care» anzubieten. Die Gemeinden seien frei, diese
selbst oder über Dritte bereitzustellen;
eine koordinierende Rolle nehme der
Kanton bei Unklarheiten über die Zuständigkeiten ein. Die Gesundheitsdirektion verspricht aber, die Situation
im Auge zu behalten und «zu helfen,
sinnvolle Lösungen zu finden».
Weber findet dies zu zögerlich, und er
hält fest: «Solange die Bevölkerung Palliative Care nicht als echte Alternative
wahrnimmt, muss man sich nicht wundern, wenn sich die Leute grosse Sorgen
über das Lebensende machen und scharenweise zu Exit gehen.»
Das Winterthurer Jihadismus-Phänomen
Externe Fachleute beraten die Schulen im Umgang mit radikalisierten Jugendlichen
fbi. V Jugendliche reisen von Winterthur
in den Krieg nach Syrien. Seit einigen
Monaten sieht sich die zweitgrösste
Zürcher Stadt mit diesem Phänomen
konfrontiert. Nach der 15-jährigen
Schülerin und ihrem Bruder, die im
Dezember mutmasslich nach Syrien
reisten, hat sich nun offenbar ein
18-Jähriger der Terrororganisation Islamischer Staat angeschlossen (siehe Zusatz). Auf die Fälle haben die Behörden
jetzt reagiert. Denn es gelten weitere
Jugendliche an den Winterthurer Schulen als potenziell gefährdet.
Die Schulen können sich seit dem
Vorfall Ende des letzten Jahres an Fachleute wenden, wenn ihre Schüler Radikalisierungstendenzen aufweisen. Dies
sagt Stefan Fritschi, der Vorsteher des
Departements Schule und Sport, auf
Anfrage. Dafür arbeitet die Stadt mit
der Fachstelle für Extremismus- und
Gewaltprävention (Fexx) zusammen.
Zudem können die Behörden seit zwei
Jahren auf einen Krisenpsychologen zu-
rückgreifen. Dieser kam auch in der
Schule des verschwundenen Mädchens
im Stadtteil Töss zum Einsatz. Er wurde
zur Betreuung der Klasse in der emotional belastenden Situation beigezogen.
Die Experten der Fexx sollen dagegen im Umgang mit radikalisierten
Teenagern beratend zur Seite stehen.
Stefan Fritschi sieht dabei vor allem
zwei Herausforderungen. Wichtig sei,
einen Nachahmer-Effekt zu verhindern.
«Zudem stellt sich die Frage, wie wir mit
Rückkehrern umgehen sollen.» Ein
Kind, das aus einem Kriegsgebiet zurückkehre, sei traumatisiert. Es sei aber
auch ein Risikofaktor. «Davor haben
wir grossen Respekt», sagt Fritschi. –
Die wichtigsten Figuren in dem Ver-
such, die Radikalisierung von Jugendlichen zu stoppen, seien die Eltern, hält
Samuel Althof fest. Der Fexx-Leiter beschäftigt sich derzeit mit mehreren Fällen von gefährdeten Teenagern. Er
spricht dabei nicht nur mit den betroffenen Jugendlichen, sondern auch mit
deren Bezugspersonen und den Behörden. In den Jihad zu reisen, sei nämlich
..................................................................................................................................................................................................................................................................
Junger Lehrabbrecher angeblich im Jihad
fsi. V Ein 18-jähriger Lehrabbrecher aus
Winterthur soll sich den Terroristen des
IS in Syrien angeschlossen haben. Dies
berichtet «20 Minuten» unter Berufung
auf jugendliche Bekannte sowie auf den
ehemaligen Lehrmeister des Teenagers.
Der junge Schweizer soll im Herbst 2014
zum Islam konvertiert und Anfang Februar in den Nahen Osten abgereist sein.
Seinen Eltern habe er erklärt, nach
Mekka reisen zu wollen. Bereits im vergangenen Dezember soll ein Winterthu-
rer Geschwisterpaar mit Wurzeln auf
dem Balkan – ein 15-jähriges Mädchen
und sein 16-jähriger Bruder – via Türkei
nach Syrien gereist sein (NZZ 24. 12. 14).
Vonseiten der Behörden war weder
eine Bestätigung noch ein Dementi zu
dem jüngsten Fall zu erhalten. Ein Sprecher der Kantonspolizei Zürich erklärte,
dass eine Vermisstmeldung eingegangen
sei und man diese an die Bundesanwaltschaft in Bern weitergeleitet habe. Diese
teilte mit, dass sie nicht auf Einzelfälle
eingehe oder diese kommentiere. Die
Bundesanwaltschaft führt laut ihrer
Sprecherin zurzeit rund 20 Verfahren im
Bereich des radikalen Jihadismus.
Die dieser Tage veröffentlichte jüngste Statistik der jihadistisch motivierten
Personen aus der Schweiz, die sich in
Konfliktgebieten aufhalten, weist per
Mitte März 63 Fälle aus. Zwei Personen
reisten seit Mitte Februar neu in die Krisenregion, vier kehrten von dort zurück
in die Schweiz.
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
keine kurzfristige Entscheidung, erklärt
er. In den meisten Fällen seien die Teenager zuvor psychisch verletzt und ausgegrenzt worden. Sie alle hätten Probleme
in ihren Familien. «Die Ideologie hinter
dem gewaltbereiten Islamismus liefert
ihnen scheinbar einfache und plausible
Antworten auf ihre komplexen Sinnfragen.» Das Internet sei dabei nur ein
Schrittmacher. Angeworben würden die
Jugendlichen aber direkt. Für eine Reise in den Jihad brauche es Personen mit
Kontakten in die Kriegsgebiete.
Althof macht die Bezugspersonen
darauf aufmerksam, dass sie selbst etwas
mit dem Radikalisierungsprozess zu tun
hätten. «Merkt der Jugendliche, dass
man sich für ihn interessiert, hat er auch
Gründe zum Daheimbleiben.» Der Extremismus-Experte sieht auch die Moscheen gefordert. Dort fehle eine ernstzunehmende Jugendarbeit. «Gäbe es
eine solche, wäre die Chance grösser, gefährdete junge Menschen zu erkennen
und mit ihnen das Gespräch zu suchen.»
Beitrag «Gegen
Alzheimer gibt e
dass die Zweitwohnungsbesitzer vor al- lusien nach über 30-jähriger sozialisti- gumente hat,Imoffenbart
seine Aussage
Medikament
– weil
die Forscher auf dem I
den Staat
vergötternde
lem als eine Art Entwicklungshelfer be- scher Regierung immer noch die höchste doch eine
«NZZ am Sonntag» (15. 2. 15) war zu l
trachtet werden, denen zwar Vorschlags- Arbeitslosenquote der ganzen EU hat, Grundhaltung.
schafter
in der
pharmazeutischen
Industr
Danilo
Aerne,
Wohlen (AG)
möglichkeiten, konsultativer Einbezug scheint die Leute nicht abzuschrecken.
demien beginnen, kritisch ihre über Jah
in Vorhaben und Arbeitsleistungen zuKonrad Berger, E-Jerez de la Frontera
<Mehrere überschneidende Verknüpfungen>
tene Arbeitshypothese zur Entstehung
ANDREW TESTA / PANOS
gestanden werden, aber kein Stimmrecht
hinterfragen, und dass neue Hypothese
bzw. Mitbestimmungsrecht.
AN UNSERE
LESERINNEN
Engpässe
im Stoffwechsel der Hirnzellen
FOTO-TABLEAU:
RENNKAMEL
UNDdie
ROBOT-JOCKEY
5/5
In dem
Beitrag werden
ZweitUND
LESER
Krankheit
in Betracht ziehen. Der neuer
wohnungsbesitzer als häufig «einkomdie Beobachtung an, dass der Metabolism
dächtig ausschreitendes
Zoo-vermögend,
oder Zirkustier
kennt, erhält hier einen Eindruck vom Temperament,
mensstark,
gut ausgebildet»
patienten
vor und
allem
im vorderen
Teil des G
ickeln können. Die
schnellsten
ihnen
erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 65 Kilo- Wir danken allen
dargestellt,
alsounter
eine
«WirtschaftsEinsenderinnen
Einsendern
von
ziert
istum– Verständnis
als wären
die
Hirnzellen
ersch
e in Dubai zum Wettstreit angetretenen Rennkamele scheinen das Lospreschen kaum mehr erwar- Leserbriefen und
bitten
dafür,
dass
wir
über nicht veröffentlichte
Beiträge
keine Korrespondenz
schon lange
bekannt.
af Andrew Testa wird gut daran tun, bald einmal seinen Platz vor der Startlinie zu räumen.
..................................................................................
Der Artikel in der NZZ vom 23. 3. 15 führen können. Kurz gefasste Zuschriften werden bei
referiert gegensätzliche Meinungen der Auswahl bevorzugt; die Redaktion behält sich vor,
KORRIGENDUM
Manuskripte zu kürzen. Jede Zuschrift muss mit der
Risikofaktoren
für Alzhe
kirchlicher Verantwortungsträger zur vollständigen Postadresse des Absenders
versehen sein.
zz. V Im Artikel «Ein Kampf um Aner- Definition von Ehe. Dabei irritiert die
Was in der Literatur auch schon seit einig
kennung» (NZZ 26. 3. 15) wurde Podgo- Steilvorlage des Zürcher KirchenratsRedaktion Leserbriefe
rica irrtümlich als Hauptstadt Mazedo- präsidenten: «Ich gehe davon aus, dass NZZ-Postfachist, aber kaum in den Medien angesproche
..........................................................................................................................................................................................................
niens bezeichnet. Podgorica ist die Kapi- zivilrechtlich getraute Paare weiterhin 8021 Zürich, verhalt,
Fax 044 252dass
13 29in der Tat eine ganze Reihe
bekannt sind, die medizinisch oder prä
ein Anrecht auf kirchliche Trauung E-Mail: leserbriefeNnzz.ch
tale von Montenegro.
werden können und von denen angenomm
macht», von der Investitionen in Ideen haben, unabhängig von der Art ihrer
und Geld erwartet werden; sie wird aber sexuellen Orientierung. Ehe ist Ehe.»
einer Reduktion der Erkrankungshäufig
zeitlichen Verschiebung führen. Zunäch
Kapituliert da nicht eine Kirche, die
durch fehlendes Stimmrecht «gezähmt»,
welches nur die Einheimischen haben.
vom Typ II anzuführen. Personen, die an d
sich bis anhin stolz «Kirche des Wortes»
den, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, a
chtern-sachliEs ist offensichtlich, dass die Gemein- nannte, mit vorauseilendem Gehorsam
kranken. Dies hat amerikanische Autoren
n Analyse ei- den für die Weiterentwicklung ihrer vor dem Gesetz der Strasse? Wo bleibt
den Alzheimer als Diabetes vom Typ III
menschlichen Region heutzutage auf die Mitwirkung die theologische Reflexion? Wenn PolitiMechanismen werden noch nicht ganz v
Scherrer und der «Wirtschaftsmächtigen» angewiesen ker in ihrer Meinungsbildung nach Einaber, dass Insulin im Gehirn wichtige Fun
wird endlich sind, und deshalb müssten sie wohl schaltquoten schielen, steht der Kirche
formationsübertragung innehat und dass
ht es sich Be- irgendeine Form von Mitbestimmungs- solches schlecht an. Die Reformatoren
Insulinhaushalts sich auch schädigend im
erne Häcksel- recht finden, das die Interessen aller Be- waren sich lange Zeit ihrer Wächterrolle
Aber es gibt eine ganze Reihe weitere
eine mücken- teiligten einbindet. Das Beispiel Silva- gegenüber dem Staat bewusst. Die wachdie das Alzheimerrisiko deutlich erhöhen.
ZZ 21. 3. 15). plana war der falsche Versuch, der durch senden Jugendkirchen in unseren Städleibigkeit, die auch die Wahrscheinlichkeit
en sind hier die Absegnung durch das Bundesgericht ten machen vor, wie man christlichen
kranken, massiv erhöht. In den USA wird
Glauben von den Inhalten her buchstaErfahrung mit nicht richtiger wurde.
uns über die Kohlenhydrate als Risikofa
eiten bleiben
Wolfgang Froriep, Rudolfstetten bieren könnte. Hier glaubt man, dass die
Übergewicht wie auch für Alzheimer disku
Keuschheit der Bibel auf Monogamie
ersuchen, gebei uns die Diskussionen beim Thema Z
zielt und so Sinn und Orientierung bieorganisieren.
hydrate im weiteren Sinne noch sehr au
tet. Eine Kirche, die 1000 mögliche sexurödelnde Exkonzentrieren, wird in den USA das sch
elle Orientierungen als gleich gültig bebigen Angstvon Zucker viel breiter betrachtet, wobe
wertet, ist banal. Sie verheddert sich und
t dieser Fallsondere Bedeutung bekommt, da sie in de
offenbart ihre Beziehungsunfähigkeit.
cht und Tolewandelt wird, worauf all die Stoffwechs
Hans Corrodi, Wetzikon
ner bipolaren
Diabetes, Fettleibigkeit und eine kohlenh
Bereichen gerung laufen letztlich auf Störungen des S
Der Artikel über die Wahlen in Andaluund sind ursächlich eng miteinander v
Braun, Zürich sien (NZZ 24. 3. 15) gibt die Meinung «Wenn der Staat sagt, dass Lesben und
Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Depr
von Susana D´ıaz wieder, der regionalen Schwule heiraten dürfen, werden sie ihre
nischer Stress. Letztgenannter dürfte auc
Regierungschefin. Sie meint, das Resul- Ehe natürlich auch vor Gott in der KirGewicht fallender Faktor sein, da bei chron
tat sei ein klarer Erfolg für sie. Doch gilt che bestätigen können», sagt der ZürHirnzellen bedroht sind, die für unser G
vielmehr das Gegenteil. Die Koalitions- cher Grossmünsterpfarrer Christoph Sinenter Bedeutung sind. Beispielsweise h
regierung von Sozialisten und Izquierda grist in der NZZ vom 23. 3. 15. Wie auch
Alzheimerpatienten pflegen, selber ein
Unida stützte sich bisher auf 59 der 109 immer man die Frage nach der Trauung
kungsrisiko, weil diese Tätigkeit sehr bela
Abgeordneten. Mit 47 Abgeordneten bei gleichgeschlechtlicher Paare aus christ36 Prozent Stimmenanteil sind die Sozia- licher Sicht beantworten mag: Die Arguten dieser Faktoren haben einen engen Be
sel der Zellen, indem sie diese in einen Zu
nungsbesitzer listen jetzt aber weit entfernt von einer mentation, dass staatliche Handhabung
forderung oder eines fehlgeleiteten Stoffw
2. 3. 15) stellt Mehrheit. Seltsamerweise haben sich die kirchliche Handhabung vorgeben kann,
Hypothese, dass Alzheimer primär mit S
e sie wünsch- zahlreichen Korruptionsfälle bei den an- ist theologisch höchst problematisch.
gen ursächlich verknüpft ist, scheint daher
er die Zweit- dalusischen Sozialisten – die ehemaligen Die deutsche Kirchengeschichte des
´
und Grinan
˜
n Hand mit Parteipräsidenten Chavez
letzten Jahrhunderts scheint spurlos an
Zukunft der sind angeklagt – nicht stärker ausgewirkt. Christoph Sigrist vorbeigegangen zu
Was ist zu tun ?
ererseits kann Offenbar profitieren zu viele vom Klien- sein. Auch wenn er für seine Position
ck entstehen, telismus. Auch die Tatsache, dass Anda- noch überzeugendere theologische Aresitzer vor al- lusien nach über 30-jähriger sozialisti- gumente hat, offenbart seine Aussage
Die Anzahl Patienten nimmt laufend zu, u
Gesundheitspolitiker sind bis an ihre Gre
ngshelfer be- scher Regierung immer noch die höchste doch eine den Staat vergötternde
ar Vorschlags- Arbeitslosenquote der ganzen EU hat, Grundhaltung.
Pflegekosten wachsen laufend, und es ble
Energie übrig, sich vorausschauend um di
Danilo Aerne, Wohlen (AG)
ver Einbezug scheint die Leute nicht abzuschrecken.
eistungen zukümmern. Wenn es nun so ist, dass Risik
Konrad Berger, E-Jerez de la Frontera
sind, die angegangen werden können, dan
n Stimmrecht
.
diese einer breiten Öffentlichkeit bekann
AN UNSERE LESERINNEN
nur eine Verzögerung des Krankheitseint
n die ZweitUND LESER
fig «einkomSparpotenzial. Vielleicht ist es so, dass die
ausgebildet»
gen in den Gehirnen der Patienten, die b
«Wirtschaftseine Begleiterscheinung sind, die davon ko
Wir danken allen Einsenderinnen und Einsendern von
len metabolisch gestört sind. Auch darüber
Leserbriefen und bitten um Verständnis dafür, dass wir
über nicht veröffentlichte Beiträge keine Korrespondenz
len Jahren spekuliert. Eine definitive Antw
..........................
Pressespiegel
Kurz gefasste Zuschriften werden bei
tige Frage dürfte noch lange auf sich wart
Der Artikel in der NZZ vom 23. 3. 15 führen können.
der Auswahl bevorzugt; die Redaktion behält sich vor,
Informationspolitik zu Risikofaktoren, di
referiert gegensätzliche Meinungen
Evangelisch-reformierte
Landeskirche
Graubünden
Manuskripte zu kürzen. Jede Zuschrift muss mit der
einer breit angelegten Kampagne manifes
kirchlicher Verantwortungsträger zur vollständigen Postadresse des Absenders versehen sein.
schon ein erster Schritt in eine wichtige Ri
mpf um Aner- Definition von Ehe. Dabei irritiert die
wurde Podgo- Steilvorlage des Zürcher Kirchenrats......................................................................................
Reformierte und
die Trauung für alle
CHRIFTEN VON LESERINNEN UND LESERN
er
Kein Erfolg,
sondern Niederlage
er
elfer?
Reformierte und
die Trauung für alle
Redaktion Leserbriefe
Fotos: Erik Abel/Hollandse Hoogte/laif; Jacopo Raule/Getty
Zeit vom 26.3.2015, Seite 45.pdf
»Wenn Sie Flügel haben, fliegen Sie«
Der Autor Henning Mankell leidet an Krebs. Wie denkt er über die Krankheit, sein Leben, den Tod? Ein Gespräch im sonnigen Antibes
Es gibt ein Blau des Himmels, das wider alle
Vernunft den Eindruck erweckt, im Leben
könne nichts Böses passieren, man möchte es
das Kinderblau nennen. Dieser Eindruck verstärkt
sich, wenn Palmen vor dem Blau wedeln und Fontänen ausgelassen wie Welpen in die Sonne hochspringen, in diesem Sinne ist das Zentrum des Mittelmeer-Städtchens Antibes ein Ort des Übermuts.
»Wir treffen uns an der Place de Gaulle«, hatte
Henning Mankell gesagt, »ich hole Sie ab.«
Da ist er. Wie leicht hätte man ihn übersehen können. Ein älterer Herr, weißhaarig und mit einer von
den Jahren weichgespülten Silhouette, gerundet wie
so viele der alten Herren hier. Mankell übersieht einen nicht. Er taucht auf, hebt den Arm, winkt. Sechs
Jahre lang haben wir uns nicht gesehen, er sagt:
»Nun – sehe ich krank aus?«
Vor einem Jahr erhielt der schwedische Autor Henning Mankell eine niederschmetternde Krebsdiagnose. Wir treffen uns, um darüber zu reden, wie das
sein Leben und Denken verändert hat in diesem
langen Jahr – »ein Jahr und zwei Monate«, wird er
präzisieren, als wir in seinem kleinen Haus sitzen,
das sich im Altstadt-Gewimmel versteckt, hinter einer hohen Mauer.
DIE ZEIT: Wie leben Sie Ihre Tage, hier in Antibes?
Henning Mankell: Ich stehe früh auf und gehe spät
zu Bett. Ich wache auf und gehe raus und kaufe
mir die Zeitungen, Nice Matin und irgendeine
andere. Dann gehe ich wieder nach Hause und ar­
beite, im Augenblick lese ich die Fahne meines
neuen Buches. Ich spaziere zum Hafen, ich gehe
bis zum Leuchtturm oder auf die Festung. Jeden
Mittag esse ich im selben Bistro, dann halte ich ein
Nickerchen. Es ist ein sehr undramatisches Leben,
es ist nicht so, dass ich jeden Morgen aufschrecke
und denke: O Gott, ich habe diese tödliche Krank­
heit. Das Drama meines Lebens spielt sich hier
oben ab (zeigt auf seinen Kopf ).
ZEIT: Als die Diagnose kam, fühlte es sich ver­
mutlich wie eine Tragödie an.
Mankell: Ja. Es war hier in Antibes, dass ich mit
einem Schmerz am Hals aufwachte, ich dachte, es
sei ein steifer Nacken. Mein Arzt in Schweden tipp­
te auf Bandscheibe, dann zeigte eine Röntgenauf­
nahme, dass es ein Geschwulst war, die Metastase
eines Tumors in der Lunge. Das Vagabundenleben,
das ich führte, war zu Ende. Ich musste mir eine
neue Normalität erschaffen, die der Tatsache Rech­
nung trägt, dass ich in der Nähe eines Kranken­
hauses sein muss, aber vor allem, dass mein Leben
kürzer als erwartet sein wird. Ich dachte sofort an
meinen Freund Christoph Schlingensief, der an
exakt derselben Krankheit gestorben ist, aber auch
vorher noch arbeitete, wie ich es auch vorhabe. Er
war mein Freund, und dann war er sterbenskrank
und starb. Ich werde an dieser Krankheit sterben,
aber eben auch noch nicht jetzt.
ZEIT: Wie Schlingensief haben Sie sich in Afrika
engagiert, wo der Tod allgegenwärtig ist, Sie haben
in Maputo Jahre lang ein Theater geleitet, eines Ih­
rer Bücher, Der Chronist der Winde, spricht mit der
Stimme eines Kindes, das neun Tage lang tödlich
verletzt auf einem Dach liegt und langsam stirbt.
Mankell: In Afrika ist der Tod ein Teil des Lebens.
Die Europäer haben Leben und Tod getrennt. Es ist
Furcht einflößend, wie unsere Kultur ein Myste­
rium um den Tod macht. Ich halte das für eine von ihr gesehen. Wir sehen uns sehr ähnlich, wir
Schwäche der europäischen Kultur. In Afrika konn­ haben das gleiche Haar, das gleiche Gesicht, ich
te ich sehen, wie man vernünftig mit dem Tod um­ ging auf sie zu, und sie sagte: »Komm nicht zu
nahe, ich bin erkältet.« Das war’s. Als sie starb, ging
geht. Deshalb habe ich keine Angst vor dem Tod.
ich nicht zu ihrer Beerdigung. Ich ging einfach
ZEIT: Kein bisschen Angst?
Mankell: Naaaa. Ich bin 67 Jahre alt. Ich habe ein nicht hin.
längeres Leben gehabt, als es sich die meisten Men­ ZEIT: Sind Sie aus dieser Kindheit verletzt oder
schen auf dieser Welt erträumen können. Es war ein gestärkt herausgekommen?
fantastisches Leben. Ich bin am Ende meines Weges Mankell: Verletzt. Aber ich konnte das in eine Art
angekommen. Nein, ich habe nur eine Furcht, und von Stärke verwandeln. Wie? Keine Ahnung. Aber
sie ist ganz merkwürdig: davor, dass ich so lange tot ich habe alle Frauen, mit denen ich lebte, gefragt,
sein werde. Das ist albern, man fühlt ja nichts, wenn ob sie von meiner Seite einen Wunsch nach Be­
man tot ist. Aber ich werde Millionen von Jahren mutterung spürten, und alles sagten: Nein, nie!
tot sein, was ziemlich lange ist.
ZEIT: Sie sind ein Mann, der unermüdlich hart ar­
ZEIT: Es gab uns auch vor unserem Leben lange beitet, enorm erfolgreich ist, bescheiden lebt und
nicht. »Unser kleines Leben ist umhüllt von Schlaf«, immerzu Gutes tun will. Woher kommt das bloß?
sagt Prospero in Shakespeares Sturm.
Mankell: Luther und Calvin. Ein bisschen von
Mankell: Das wissen wir aber nicht, wenn wir ge­ beiden. Ich meine, ich möchte die Welt ein biss­
boren werden. Jetzt weiß ich, dass ich danach lange chen besser zurücklassen, als ich sie vorfand.
nicht existieren werde. Haben Sie davor Angst? Sie ZEIT: Also auch ehrgeizig. Wie blicken Sie heute
müssen nicht antworten.
auf Ihr Projekt zurück? Etwa auf
das arme Afrika?
ZEIT: Das Leben zwischen die­
sen beiden Ewigkeiten wirkt je­
Mankell: Afrika wird es schaffen.
denfalls sehr klein. Wie fühlen
Wenn ich die Chance hätte, in
sich Ihre 67 Jahre an?
50 Jahren zurückzuschauen,
würde ich vermutlich einen blü­
Mankell: Schrecklich kurz. Jeder
henden Kontinent sehen. Das
Tag hat nur 24 Stunden, die 25.
Schlimmste ist vorbei. Es gibt
Stunde werden Sie nie finden.
dort heute weniger Diktatoren
Das Einzige, was bleibt, ist, von
als je zuvor. Ich bin nicht so opti­
Tag zu Tag zu entscheiden, was
mistisch, was China angeht oder
man nicht tun will.
Amerika oder Russland, wir ha­
ZEIT: Schon mit 16 Jahren
ben keine Ahnung, was die Chi­
wussten Sie, was Sie nicht woll­
nesen wollen oder die Russen
ten. Zur Schule gehen!
denken, aber Afrika – es gibt
Mankell: Ja. Keine Ahnung, was
enorme Verbesserungen.
mein Vater dachte, als ich ihm
Henning Mankell wurde
mitteilte, ich hätte die Schule
1948 in Stockholm
ZEIT: Ihr Kollege Per Olov En­
verlassen und würde nach Paris
geboren, als Sohn eines
quist hat einmal gesagt: »Eines
gehen. Er schwieg lange, dann
Richters. Mit 16 Jahren zog
Tages sterben wir, aber davor le­
sagte er: »Nun, dann werde ich
er in die Welt – ging zur
ben wir viele Tage« – wäre es
dich wohl unterstützen müssen.«
Marine, wurde dann
nicht an der Zeit, einige dieser
Dafür liebe ich ihn noch heute.
Regisseur, Autor. Er schrieb
Tage nur zu genießen? Nichts zu
Er war Richter und klug genug,
die Kurt-Wallandertun? Aufs Meer zu schauen?
zu verstehen, dass ich es durch­
Krimis, 20 Romane,
Mankell: P O hat es anders ge­
ziehen würde. Leider starb er, be­
Dramen und viele
sagt – so: Eines Tages werden
vor mein erstes Buch rauskam.
Kinderbücher – Gesamtwir sterben, aber all die anderen
Aber ich glaube, er verstand, dass
auflage: 40 Millionen.
Tage werden wir am Leben sein.
ich es schaffen würde.
Seit dem Jahr 1972 ist
ZEIT: Mögen Sie diesen Satz?
Afrika zweite Heimat, er
ZEIT: Er vertraute auf Ihre
Mankell: Ich mag ihn, aber es ist
lebt dort jedes Jahr viele
Hartnäckigkeit?
nicht mein Satz. Das wäre eher:
Monate. Im Januar 2014
»Mach dir im Leben nicht so
Mankell: Auf mein Talent! Nicht
wurde bei ihm Krebs
viele Sorgen, du kommst da
ich, er hatte verstanden, dass ich
diagnostiziert. Mankell ist
nicht lebend raus.«
Talent habe. Ich konnte dann mit
verheiratet mit der
19 Jahren mein erstes Theater­
ZEIT: Warum also nicht etwas
Regisseurin Eva Bergman.
stück inszenieren, ich war so jung,
Müßiggang? Wäre das Sünde?
dass ich noch nicht einmal Wein
Mankell: Die zentrale kreative
für die Premiere kaufen durfte. So
Kraft meines Lebens ist die Ar­
ging immer alles glatt, nie wurde ich in meinem beit. Es ist so. Wenn Sie Flügel haben, fliegen Sie.
Leben zurückgewiesen.
ZEIT: Ein leichtes Bild. Aber es täuscht, oder?
ZEIT: Ihre Mutter ging fort, als Sie klein waren. Mankell: Ora et labora.
Viele Kinder erleben das als Zurückweisung.
ZEIT: Sie beten aber nicht. Schon ihr Vater legt
Mankell: O ja. Als sie ging, war ich ein Nichts. Und Wert darauf, die Kinder von der Religion fernzu­
halten. Womit haben Sie das Religiöse ersetzt?
fühlte mich so. Aber jetzt fühle ich es nicht mehr.
ZEIT: Was ließ Sie über das Gefühl hinauswachsen? Mankell: Mit der Suche nach Wissen. Ich lese sehr
Mankell: Ich traf meine Mutter einmal, als ich 15 viel, um die Welt im tieferen Sinne zu durchdrin­
Jahre alt war. Es war das Jahr, bevor ich die Schule gen. Anthropologie, Paläontologie. Das tue ich seit
schmiss. Ich traf sie in einem Restaurant in Stock­ meinem 20. Lebensjahr. Ich denke darüber nach,
holm. Ich sah sie, wie sie da saß, ich hatte Fotos was möglich ist, wie alles begann, wie es enden wird.
Der Autor
Ich erkenne, dass in der Dunkelheit eine Bedeutung
liegt. Wir kommen aus dem Dunkel, wir gehen in
das Dunkel. Das ist das Leben. Wenn ich höre, dass
die Leute forschen, um das Leben ins Unendliche zu
verlängern, habe ich dafür kein Verständnis. Das
Fantastische am Leben ist doch, dass es endet.
ZEIT: Was sollte daran fantastisch sein?
Mankell: Das Leben hat ein Ende. Es gibt kein Zu­
rück, nie. Nicht eine Stunde. Ich denke an all die
Menschen, die vor uns gegangen sind. Wenn Sie
500 Jahre zurückgehen, wie viele dieser Menschen
kennen wir? So wenige. Die absolute Mehrheit der
Menschen, die vor uns gelebt haben, ist vergessen.
Sie kamen aus dem Dunkel, lebten, gingen zurück
in das Dunkel. So wird es uns auch gehen.
ZEIT: Ihre Chancen, erinnert zu werden, stehen
natürlich gut, mit Millionen verkaufter Bücher!
Mankell: Das ist unwichtig. Überlegen Sie, wer aus
unserer Zeit in 500 Jahren noch bekannt sein wird.
Einstein. Wahrscheinlich. Gandhi, weil er etwas
Neues dachte. An das Böse werden sich die Men­
schen natürlich erinnern, an Stalin und Hitler.
ZEIT: Vergessen Sie nicht das Cinquecento, die
Renaissance­Maler oder die Musik.
Mankell: Bach wird bleiben! Aber aus unserer Zeit?
ZEIT: Möchten Sie für Ihre Figur des Wallander er­
innert werden? Oder für Ihr Engagement in Afrika?
Mankell: Darüber will ich lieber nicht spekulieren.
Ich wäre ja auch nicht da, um es zu bemerken. Sie
leben, Sie arbeiten, man sollte dabei nur den Rück­
spiegel im Auge behalten, wie beim Autofahren.
ZEIT: Welche Bilder zeigt Ihr Rückspiegel?
Mankell: Etwa die Höhlenmalerei, die erste Kunst,
vor 40 000 Jahren. Was wollten uns diese Men­
schen sagen? Vor zwei Tagen hörte ich etwas ganz
Wundervolles. Im Rijksmuseum in Amsterdam
haben Menschen, die auf den Tod krank sind, die
Gelegenheit, noch einmal in das Museum zu kom­
men, so sie es denn wünschen. Sie können sich
noch einmal ein Gemälde ansehen, was ihnen viel
bedeutet. Ein Mann, der erst 50 war, sagte, es sei
nun leicht für ihn zu sterben. Was hatte er gese­
hen? Das letzte Selbstporträt von Rembrandt, der
Künstler als alter Mann. Keine Ahnung, warum
ich Ihnen das erzähle. Aber es sagt mir etwas. Was?
Dass ich mich vor dem Sterben nicht fürchten
muss. Man geht über in etwas anderes. In meinem
Fall: in die Dunkelheit, für religiöse Menschen das
Paradies, was auch immer. Wir gehen in verschie­
dene Richtungen, aber wir gehen.
ZEIT: Finden Sie es tröstlich, dass der Tod alle
Menschen trifft?
Mankell: Es trifft sogar die kleinen Wesen da drau­
ßen im Garten. Darüber denke ich viel nach, gera­
de jetzt im Frühling, wo die Amseln kommen, sie
singen so wunderbar, und ich denke: Ist es dieselbe
Amsel wie letztes Jahr? Ein Bruder? Ihr Kind? Viel­
leicht sind die Eltern dieses Vogels tot, aber da ist
so ein merkwürdiger Chor von Leben und Tod.
ZEIT: Gibt es in Ihnen doch, irgendwo versteckt,
eine kleine Hoffnung, dass etwas weitergeht?
Mankell: Nein. Nie. Wenn man tot ist, ist man tot.
Ich denke eher: Was werde ich vermissen? Offen­
sichtlich gar nichts. Wenn man tot ist, vermisst man
nichts. Aber jetzt, wo ich noch lebe, denke ich oft an
Bach, der einmal nach Hause kam, und seine Frau
und zwei seiner Kinder waren gestorben, und er
schrieb: Gott, du kannst mir alles nehmen, aber
Pressespiegel
Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
nimm mir nicht die Freude zu komponieren. Das ist
für mich Bach. Er machte weiter. Wie Luther war
Bach ein Mann, der die Erotik liebte, und auch für
mich ist die Erotik die wahre Freude des Lebens. Es
ist das Wundervollste des Lebens. Unvergleichlich.
ZEIT: Mehr als das Schreiben?
Mankell: Schreiben ist die Nummer zwei. Erotik ist
fundamental. Wie können Menschen nur etwas
anderes sagen? Die Biologie scheißt darauf, was ich
schreibe, aber sie will, dass ich ein Kind zeuge.
ZEIT: Es gibt sicher auch Momente der Verzweif­
lung. Wie begegnen Sie ihnen?
Mankell: Ich gehe zu meinem Manuskript. Oder
nehme mir ein Buch. Wenn die Agonie kommt, lese
ich und verschwinde einfach in einem Buch. Egal,
in welchem. Es kann ein Buch sein, das ich schon
zehnmal gelesen habe. Lesen beruhigt mich besser
als eine Pille. Bücher sind meine Kathedralen.
ZEIT: Ihre Ärzte haben Ihnen mit der Chemothe­
rapie »Atempause« versprochen, in ihr haben Sie
sich eingerichtet. Wie fühlt sie sich an?
Mankell: Wie Sicherheit.
ZEIT: Sind Sie sich je in dieser Krankheit abhan­
dengekommen? Oder wurden Sie eher zurückge­
worfen auf das, was Sie sind?
Mankell: Es ist offensichtlich, dass sie mich zu etwas
brachte, was mich ausmacht. Ich erinnere mich an
den ersten Tag, als ich die Diagnose bekam und die
Ernsthaftigkeit verstand. Ich war von Agonie erfüllt,
aber ich wusste, wie ich damit umzugehen hatte. Ich
verstand, ich musste ihr begegnen mit den Erfah­
rungen und Gedanken und der Kraft, die ich in
meinem früheren Leben angesammelt hatte.
ZEIT: Kraft! Die meisten würden Krankheit mit
Schwäche assoziieren.
Mankell: In diesen ersten Wochen und in dem
ganzen vergangenen Jahr habe ich ein Mal ge­
weint. Vielleicht fünf Minuten lang.
ZEIT: Sie haben vielen Figuren in Ihren Romanen
Tode zugedacht, die seltsam, bizarr, schmerzhaft
waren. Würden Sie das heute noch tun?
Mankell: Vielleicht nicht. Oder doch. Ich stimme
Ihnen zu, dass viele Seiten sehr schwierig zu schrei­
ben waren. Aber Sie müssen sie genau so schreiben,
um glaubwürdig zu sein. Wenn ich das, was ich
schrieb, in Beziehung setze zu der Welt, in der es
sich ereignet, würde ich sagen, die Welt ist heute
brutaler, als sie es vor 15 oder 20 Jahren war.
ZEIT: Oh, Sie waren doch eben noch Optimist?
Mankell: Nun, wir leben in einer irrationalen
Welt, in einem ökonomisch ungerechten System,
es gibt Hunger und Armut, aber ich glaube daran,
dass sich das ändern lässt.
ZEIT: Und wenn die Leute das naiv fänden?
Mankell: Ich nenne es weise.
Später wird er mich am Arm durch das Gewimmel
der Altstadt dirigieren, vorbei am Markt, auf dem
schwarze Seeigel angeboten werden, so stachelig
wie jene, die Picasso vor einem halben Jahrhundert
malte, als er für wenige Monate im Schloss von
Antibes Zuflucht fand, diese Stillleben kann man
heute dort bewundern. Eine alte Frau trägt eine
alte Katze zärtlich spazieren. Morgen wird Mankell abreisen, nach Göteborg, in die Klinik. Die
Bestrahlungen beginnen.
Das Gespräch führte SUSANNE MAYER
Zeit vom 26.3.2015, Seite 58.pdf
2 6 . M Ä R Z 2015
D I E Z E I T No 13
GLAUBEN & ZWEIFELN
58
Thomas Hürlimann
ist bekannt für seinen bösen und
genauen Blick auf das heutige
Christentum. In seinem Bestseller
»Der große Kater« verarbeitete er
1998 das Sterben seines an Krebs
erkrankten Bruders. Hier deutete
sich schon sein meisterhaftes Spiel
mit Motiven des Katholizismus an,
das auch die Romane »Fräulein
Stark« und »Vierzig Rosen« prägte.
Vor zwei Jahren ereilte den
Dramatiker und Erzähler eine
Krebsdiagnose. Der 64-Jährige
beschreibt, wie er beinahe starb –
und wider Erwarten überlebte. Im
Juni wird in Luzern seine Komödie
»Luftschiff« uraufgeführt.
Kurze Story
meiner
Auferweckung
A
ls ich auf der Intensivstation erwachte, bin ich furchtbar erschrocken. Ich war sehr viel dicker als am frühen Morgen, da
sie mich in den Operationssaal
geschoben hatten, so dick, dass
ich nicht über den Horizont
meiner Wampe sah. Wie mochten meine Füße aussehen? Hing vielleicht ein Zettel am großen Zeh?
Ich lag, umstellt von Apparaten, in einem weißen
Zelt, und so ganz allmählich begann ich zu erfassen,
dass man mir nach Art der Schlüsselloch-Chirurgie
die verkrebste Prostata herausgeschnitten hatte.
Dabei überträgt der Operateur seine Handgriffe auf
die Mikroinstrumente eines Roboters, der im Körper
des Patienten herumkrabbelt wie ein von Houston
aus gesteuertes Raumfahrzeug auf dem Mars. Aber
warum war ich so dick geworden? Hatten sie mich
mit Gas oder Luft vollgepumpt, um dem Roboter
genügend Platz zu verschaffen? Das Herz, als fürchtete es weitere Angriffe, hämmerte, raste, toste, und
so wurde ich von flatternden Weißkitteln in die
nächste Intensivstation gekarrt, in jene der Kardiologie. Was für ein Trip, was für ein Flug! Ich landete
auf dem Untersuchungstisch, hörte das Schrillen von
Alarmglocken, sah Lampen aufblinken und Bildschirme flackern, der Raum wurde groß, immer
größer, ich schwebte hoch, immer höher, und nahm
mit Erstaunen wahr, wie in der Tiefe unter mir eine
Schar von Ärzten einen Notfall behandelte.
Ein Gesicht beugte sich über mich. »Wir haben
Sie unmittelbar vor einem Herzinfarkt abgefangen. Lüscher ist mein Name. Möchten Sie einen
Espresso?«
Als ich zwei Wochen später mit meinem Köfferchen vor das Uni-Spital trat, koste mich eine lieblich
frische Luft. Freu dich, sagte ich mir, sie haben dir
das Leben gerettet. Aber so richtig wollte sich das
Glücksgefühl nicht einstellen – ein Teil von mir war
irgendwo im Innern des Spitals verloren gegangen.
An der Tramhaltestelle löste ich ein Billet und empfand die studentische Jugend, die telefonierend und
lachend einstieg, als laut und schrecklich.
L
azarus lebte in Bethanien, hatte zwei Schwestern, wurde krank und starb. Dann, nach
vier Tagen im Grab, wurde er von Jesus zum
Leben erweckt, und seither ist er berühmt und
präsent, etwa im Wort Lazarett. Ohne dass er je
einen Finger gerührt hätte, erhob ihn die Kirche
zur Ehre der Altäre. Lazarus ist der Heilige ohne
Eigenschaften, ohne Verdienste, und so erstaunt es
nicht, dass er dem protestantischen Kulturraum
suspekt blieb. Noch in meiner Jugend nannte man
katholische Südländer, die dem Herrgott den Tag
stahlen, Lazzaroni. Liebenswürdige Faulpelze. Saßen am Bahnhof und sahen den Zügen nach, die
Foto: Urban Zintel/laif; Abb.: »Die Erweckung des Lazarus«, Michelangelo Merisi da Caravaggio, Scala/bpk
Was für ein Trip! Der Schweizer Schriftsteller THOMAS
HÜRLIMANN war todkrank. Hier erzählt er sein
Lazarus-Erlebnis und huldigt einem biblischen Helden
Richtung Gotthard fuhren, in die Sonne, in die
Heimat. So sitzen sie am Mittelmeer noch heute,
träumen den auslaufenden Schiffen nach und hoffen, dass die Herren Schulz und Schäuble ihre
Wirtschaft zum Leben erwecken.
Aktiv in Lazarus’ Familie waren die Schwestern,
Maria und Martha. Maria salbte Jesus die Füße und
bat ihn, den erkrankten Bruder zu heilen. Aber Jesus
verspätete sich, und nun war es Martha, die ihm mit
der Trauerbotschaft entgegeneilte: Unser Bruder ist
tot. Jesus weinte. Dann, so steht es beim Evangelisten
Johannes geschrieben, ließ er sich zum Grab führen
und sagte: »Hebt den Stein!«
»Herr«, widersprach Martha, »er riecht schon.«
Jesus hob die Augen zum Himmel. Bisher hatte er
Heilungen bewirkt, die auch andern Rabbis nachgesagt wurden. Jetzt würde er die Grenze überschreiten. Wer über den Tod gebot, war der Messias. Sie hoben den Stein, und Jesus »schrie mit
lauter Stimme: ›Lazarus, hierher, heraus!‹«.
gab, ein grässlich entstelltes Gesicht: »An den Schläfen und unter seinen Augen schattete dichte, erdige
Bläue; am Leib und an den Lippen war die im Grabe
aufgequollene Haut zerplatzt und an diesen Stellen
blieben kleine rötliche Risse, die glänzten wie durchsichtiger Glimmer. Und dick war er geworden.«
Bei Andrejev entsteigt ein mit gasigen Verwesungsgerüchen gefüllter Ballon dem Grab, und so
wie das griechisch-orthodoxe Christentum im
Heiligen ohne Verdienste die mediterrane Beschaulichkeit feiert, beklagen die Russisch-Orthodoxen im Toten, der wider seinen Willen reanimiert wird, die grausame Rückkehr in die Bitternis
der Existenz. Lazarus, meint Andrejev, wäre lieber
drüben geblieben. Und tatsächlich, nach der Lektüre dieser Novelle versteht man, weshalb Jesus
»mit lauter Stimme schrie: ›Lazarus, hierher, heraus!‹«. So geht man mit einem Hund um. Aber
D
er verstorbene Wiener Theologe Jacob
Kremer hat in seinem Werk Lazarus. Die
Geschichte einer Auferstehung, erschienen
1984, sämtliche Zeugnisse gesammelt, die dem
Abendland zu Lazarus einfielen. Es ist eine gewaltige Fülle, denn ähnlich wie bei Maria, die in den
Evangelien nur wenige Sätze hat, blieb zwischen
den Zeilen der Lazarus-Geschichte vieles offen,
und natürlich eignete sich ein Heiliger ohne Eigenschaften hervorragend dazu, von Theologen,
Dichtern und Malern mit Eigenschaften versehen
zu werden. Lazarus, stellt Kremer klar, ist weniger
eine Gestalt der Bibel als vielmehr eine Legende der
abendländischen Kultur.
Im Mittelalter hatte der verdienst- und gesichtslose Heilige ein eigenes Genre: die Lazarus-Spiele.
Am Beginn saßen die Hinterbliebenen weinend zusammen, da kehrte der Verstorbene ins Leben zurück,
und – Musik! – aus dem Trauermahl wurde ein
Freudenfest. Nun sollte er berichten, was er im Jenseits geschaut hatte, aber Lazarus schwieg. Kein Wort,
kein Lächeln, nichts. Die Zentralfigur war, wie es im
Theater heißt, »eine stumme Jule«, das Zentrum des
Stücks ein Loch – und drum herum ein komödiantischer Tanz, lustig und obszön, denn der neugierigen, von der Trauer in die Freude gekippten Gesellschaft, war jedes Mittel recht, um den Verstummten
zum Reden zu bringen. Sie kitzelten und küssten und
schlugen ihn – umsonst. Sein Schock war zu groß.
Der Heilige ohne Eigenschaften war ein Heimkehrer
ohne Worte.
Die russische Literatur hat die Lazarus-Figur der
mittelalterlichen Mysterienspiele übernommen, und
es war vor allem der zu seiner Zeit hochberühmte
Leonid N. Andrejew, der in seiner Erzählung Lazarus,
geschrieben 1906, dem Wiedergekehrten ein Gesicht
Ein Heiliger ohne Eigenschaften:
So stellte sich Caravaggio 1609 die
wunderbare Errettung des Lazarus vor
der Hund will nicht. Er hat Angst, Angst vor dem
Herrn und vor dem Leben, denn er ahnt wohl,
dass er in ein ungeheures Geschehen verwickelt
wird. An seinem ins Licht taumelnden Leichnam
enttarnt sich ein Gott. Von jetzt an – es ist der
Samstag vor dem Palmsonntag; Bethanien liegt
vor Jerusalem – weiß die Welt, dass Jesus mehr ist
als ein Rabbi, der Blinde sehend, Lahme gehend
machen kann. Ein Jubelruf rast durch die Lande
und verkündet immer mächtiger anschwellend die
Ankunft des Messias. Doch die alte Ordnung wittert die Gefahr und versteht es, ihren Einsturz zu
verhindern. So endet die Verletzung der Naturgesetze für beide, für den Wundertäter und dessen
Opfer, fatal. Indem Lazarus vom Tod ins Leben
zurückkehrt, beginnt für Jesus das Sterben. Aber
der Schrei in die Grabhöhle, meint das fromme
Russland, ist nicht nur der Anfang der Passion des
Herrn, er ist auch der Anfang der Passion des Lazarus. Man stirbt nur einmal. Lazarus ist der
Hund, der ewig leben muss.
N
ein, diese Menschen! Sie sind verrückt.
Lärmverrückt. Alles, was sie tun, hat den
einzigen Zweck, den Geräuschpegel in die
Höhe zu jagen; Früchte verkaufen sie, um Preise ausrufen zu können; Auto fahren sie, weil sich die Hupe
mit der Faust bearbeiten lässt; am Bartresen stehen
sie, um die unablässig quäkenden TV-Apparate zu
überschreien, und sollte mich je einer fragen, weshalb ich IHN dafür hasse, dass er mich zurückgeschrien hat ins Leben, würde ich ihm antworten:
weil es drüben, in der andern Welt, so schön still
war. Diesen Lärm halte ich nicht aus, und das
Schlimme ist: Er nimmt zu von Jahrhundert zu Jahrhundert. Irgendein Esel brüllt immer, irgendein
Radio plärrt in jedem Winkel, und wo, außer in einem Grab, könnte ich, der unfreiwillig Auferstandene, Ruhe finden? Ah, wie ich die Fische beneide! Auf
improvisierten Tischen sterben dicht gedrängt ihre
silbern glänzenden, blau schimmernden Leiber,
schutzlos ausgesetzt dem Anschwärmen der Fliegen,
den Griffen der Käufer, dem Messer des Händlers,
der laut lachend einen blutroten Querschnitt aufklaffen lässt, »nimm die Hälfte«, schreit er, »zum
halben Preis!«, und klatscht den mit roten Augen
glotzenden Fischkopf auf ein Fettpapier in seiner
gewaltigen Pranke.
Ich drücke mich gern in der Gasse der Fischhändler herum, denn hier fällt der Gestank meiner
Geschwüre kaum auf, hier kann ich in einem kühlen
Hauseingang hocken, der mich ein wenig an mein
Grab erinnert, und hochblicken zum Himmel, der
zwischen den Dächern nur ein Rinnsal ist, stechend
grell zur Mittagszeit, nachts durchschwommen von
Sternen, und so immer weiter, so immerfort, mittags
das Licht, nachts die Sterne und unablässig das Jucken, das Brennen meiner Haut, von der eitrig der
Schleim der Verwesung tropft. Was für ein Durst
könnte mich verdorren lassen? Wo ist das Messer, das
mich erlöst? Helft mir. Bitte. Habt Erbarmen mit
dem ewigen Lazarus.
D
er Tod ist überlebbar«, sagte mir Prof. Dr.
Thomas F. Lüscher, Chef des Herzzentrums am Universitätsspital Zürich, bei einer Routinekontrolle. Wie alle bedeutenden Ärzte
ist Lüscher auch Philosoph und beobachtet besorgt,
wie sich der Wunsch nach Unsterblichkeit mehr
und mehr vom Religiösen ins Medizinische verlegt.
In seinem Werk GedankenMedizin (Springer, Heidelberg, 2010) erläutert er, wie es gelang, die tödliche Rhythmusstörung des Herzens durch einen
geringen Stromstoß zu beenden. Dem Patienten
wird ein Defibrillator implantiert, kaum größer als
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eine Zündholzschachtel, wodurch, so Lüscher, die
Auferstehung zur klinischen Routine geworden sei.
»Nicht nur lesen die Defibrillatoren das EKG wie
ein Facharzt für Kardiologie, sie reagieren differenziert mit schnellem Pacing oder einem Elektroschock
– entsprechend der Diagnose, die sie gestellt haben.«
Es ist höchste Zeit, dass auch die überalterten
Nationen des Nordens Lazarus zum Topheiligen
küren. Gerade in meiner Heimat, der Schweiz,
wimmelt es von Gerontopolen, worin moderne
Lazzaroni mit implantierten Gebissen und implantierten Defibrillatoren durch gepflegte Parkanlagen joggen, um in den Reformhäusern die
tägliche Saft- und Früchteportion zu erwerben.
Kippen sie um, berechnet das Herzimplantat die
Stärke des Stromstoßes und jagt sie wieder auf die
Beine. Dann rennen oder radeln sie weiter, ohne
den Kurztod bemerkt zu haben. Wir sind fit, sagen
die blitzenden Zahnleisten der mehrfach gelifteten, sonnengebräunten Greisengesichter.
Ich bin kein Freund des Fortschritts. Dass die neue
Welt schöner sei, halte ich für eine läppische Lüge.
Aber! Aber natürlich habe ich im Moment, da ich mit
dem Krebsbefund konfrontiert worden war, alle
Skepsis fahren lassen und mich ganz und gar der
Hochtechnologiemedizin anvertraut. O ja, da war es
mir nur recht, dass es eine Operationsmethode gab,
die nach dem ersten, von Leonardo da Vinci erdachten Roboter benannt ist – ursprünglich entwickelt,
um Astronauten in ihren Raumstationen von Houston aus operieren zu können. Gut so, dachte ich.
Helft mir. Rettet mich. Und musste dann doch
merken, dass ich noch für längere Zeit im Innern der
Kapsel blieb, sinnlos durchs finstere All kreisend, unfähig zur Rückkehr ins alte Leben. Inzwischen meine
ich zu wissen, warum. Alles hat seine Zeit, auch der
Mensch und sein Körper – nicht ungestraft greift man
über sein Verfallsdatum hinaus.
Ja, Lazarus ist der Heilige der Stunde, nicht nur
bei den schwermütigen, am Leben leidenden Russen;
nicht nur bei den heißblütigen, auf Wirtschaftswunder setzenden Griechen – auch bei uns. In der
Leere dieser Gestalt wird die Leere einer Zukunft
sichtbar, die alle Grenzen verwischt, die Grenze zwischen Jugend und Alter, zwischen Leben und Tod.
Und er selbst, der ewige Lazarus? Wo mag er sein?
Wie hält er seine Endlosigkeit aus? Man weiß es
nicht. Man kann nur spekulieren. Vielleicht hockt
er bei den Fischern am Meer, vielleicht döst er mit
Onkel Wanja auf einem russischen Sofa, vielleicht
zieht er mit seinem Infusionsständer einsam und
unsterblich durch Spitalkorridore. Thomas von
Aquin, erfuhr ich bei Kremer, gestand dem Eigenschaftslosen die Eigenschaft zu, die Auferstehung
von den Toten vorweggenommen zu haben. Was
uns am Ende aller Tage widerfahren wird, Lazarus
hat es bereits hinter sich. Frohe Ostern!
Reformierte Presse vom 27.3.2015, Seite 13.pdf
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