Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Loëstrasse 60 7000 Chur 081 257 11 00 www.gr-ref.ch [email protected] Pressespiegel 12/2015 21.3. - 27.3.2015 Kontakt: Stefan Hügli [email protected] Inhalt 1. Bündner Tageszeitungen mit reformierter Brille gelesen 2. ausgewählte Kolumnen aus den Bünder Lokal- und Regionalzeitungen 3. Themen aus überregionalen Zeitungen NZZ, RP und Zeit Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden 1. Bündner Tageszeitungen mit reformierter Brille gelesen ten spürbar. Kritische Auseinandersetzung Liebevoll, voller Hoffnung oder unendlich traurig blicken dem Besucher die aus Fundstücken zusammengefügten Skulpturen entgegen, die derzeit den Galerieraum bevölkern. Auf den sandfarbenen Leinwänden – denen eine enorme Sanftheit innewohnt – reihen Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Juan Andereggen trotz oder gerade wegen der stereotypen Wiederholungen und der Beschränkung der Farbpalette auf Grau- und Brauntöne ein poetisches Alphabet erschafft, dessen Schwere eine eigentümliche Leichtigkeit innewohnt und in dem jeder Buchstabe zu einer eindringlichen Chif- ein Harfenkonzert mit dem in Stäfa beheimateten Argentinier Miguel Ramirez statt. Interessierte können sich unter [email protected] anmelden. Galerie Cuadro 22, Ringstrasse 22, Chur. Die Ausstellung «Juan Andereggen – La poesia del rio marrón» dauert noch bis 28. März. Informationen zu den Öffnungszeiten unter: www.cuadro22.com. (BT) Bündner Tagblatt vom 21.3.2015, Seite 13.pdf Poetisches Alphabet voller Leichtigkeit: Ein Werk von Juan Andereggen in seiner Churer Ausstellung. (FOTO YANIK BÜRKLI) Jazz-Welt-Festival feiert Jubiläum Zum 10-Jahr-Jubiläum wird es beim Jazz-Welt-Festival einige Änderungen geben. Und Kooperationspartner auf humanitärer und kulinarischer Ebene. Was im Jahr 2005 als kleiner «SommerJazz-Plausch» initiiert wurde, um ein Loch in der musikalischen Landschaft zu stopfen, hat sich über die Jahre zu einem alljährlich wiederkehrenden Event im kulturellen Veranstaltungskalender der Stadt Chur entwickelt. Nun feiert das Jazz-Welt-Festival sein 10-Jahr-Jubiläum. Dabei ist das Open Air, das am 26. und 27. Juni stattfinden wird, seinem Konzept treu geblieben, nämlich einheimischen und internationalen Bands – Profis wie Amateuren– eine Plattform zum Musizieren zu bieten. Festgehalten hat man auch an der Idee, den kompletten Festivalbereich am Nicolaiplatz barrierefrei zu gestalten, sodass Interessierte einen unverfänglichen Einblick in die Veranstaltung gewinnen können. Wer bleiben will, hat die Möglichkeit ein Ticket zu kaufen und so zum Weiterbestehen des Festivals beizutragen. Eine offene Regelung, die sich «sehr bewährt» habe, wie Ladina Kerber vom Organisationskomitee gestern vor den Medien sagte. Und doch hat man zur Feier des Jubiläums einige Änderungen vorgenommen: So wurde etwa das Line-up um drei Bands erweitert und das Open Air erstmals in einen Jazz- und einen Weltmusik-Tag aufgeteilt. Vor allem aber kooperiert das Welt Jazz Festival in diesem Jahr, im Rahmen des am 20. Juni stattfindenden Weltflüchtlingstag, mit der evangelisch-re- formierten Landeskirche Graubünden und der Churer Gruppe von Amnesty International. Sie sei sehr froh, in einem so positiven Kontext auf eine hochaktuelle Problematik, wie die Lage Flüchtlinge in der Welt hinweisen zu können, erklärte Daniela Troxler von der Landeskirche. «Es ist wichtig den Flüchtlingen ein Gesicht zu geben», meinte auch Monica Capelli von Amnesty International. Um dies umzusetzen, wird es am Samstag, 27. Juni, eine von Stadtrat Tom Leibundgut moderierte Gesprächsrunde geben, in der drei Flüchtlinge von ihren Erfahrungen berichten. Es gehe ihnen darum, menschenrechtliche Problematiken an ein grösseres Zielpublikum zu bringen, erklärten Troxler und Capelli. 60 Bands in zehn Jahren Jazz und Soulfood: Der eine sorgt für die musikalische Linie, der andere für das leibliche Wohl der Festivalbesucher: Felix Rüedi und Mahmoud Alayan. (FOTO HAM) Etwa 60 Bands habe man in den zehn Jahren nach Chur geholt, darauf sei er «schon etwas stolz», erklärte der, für das Line-up zuständige OK-Chef Felix Rüedi. Auch 2015 will man wieder musikalisch glänzen. Am Freitag, der von einer Schülerformation eröffnet wird, gibt es mit der Michael Neff Group, dem Agora Ensemble und The Clients ruhigen, melancholischen, experimentellen, aber gerade gegen später auch sehr tanzbaren Jazz zu hören. Der Samstag wird dann mit orientalischen, lateinamerikanischen und romanischen Tönen verschiedener Bands gefüllt, darunter ein Ensemble um den libanesischen Künstler Haissam Salah Eddine. Zum Festival geholt hat ihn sein Landsmann Mahmoud Alayan, Besitzer des Restaurants «Valentinos» in Chur, der das Jazz-Open-Air mit Soulfood beliefert. Und auch er, der einst selber als Flüchtling in die Schweiz kam, hat ein Jubiläum zu feiern. Seit nun 25 Jahren führt er das «Valentinos» . (AO) www. jazzweltfestival.ch INSERAT INSERAT Grösste Auswahl Die grösste Gartenmöbel-Auswahl der Schweiz auf über 2500 m2 Jetzt Gartenmöbel-Neuheiten 2015 entdecken! Im G Hunn Gart enm öbel -Kat arten alog 2015 zuhau se Hunn Gartenmöbel AG Industrie Fischbacherstrasse 5620 Bremgarten AG Telefon 056 633 99 88 www.hunn.ch Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden KULTUR Bündner Tagblatt vom 23.3.2015, Seite 11.pdf M o n t a g , 2 3. M ä r z 2 0 1 5 Filmfe unter «Freih Mit der sarkast «Mr. Kaplan» is Freiburg (Fiff ) am W diesjährige Film «Freiheit». Die Blickwinkeln – Befreiung – bele nisatoren in ein Filmfestival Verteidigung d künstlerischer Freiheit beinha anderen Kultur streams. «Leide uns fehlende ku sierungen, Into mit dem Ziel Isla karte für eine de Spielfreude und Passion: Mit dem international gefeierten Cellisten Maximilian Hornung (Zweiter von links) trat in der evangelischen Dorfkirche von Arosa ein noch nicht einmal 30-jähriger Solist auf. (FOTO NINA HOMBERGER) Arosa Musik Festival startet erfolgreich Das Arosa Musik Festival startete am Freitag in seine achte Ausgabe. Gemessen am Eröffnungskonzert steigt die Qualität des Gebotenen erfreulich kontinuierlich und zugleich steil an. F konzert in a-Moll die Stimmung der anderen Kompositionen aufnimmt und weiterspinnt. ▸ CHRISTIAN ALBRECHT Authentische Erinnerungen Für die einen mag es uninteressant erscheinen, wenn ein (Musik-)Festival mehrmals mit denselben Künstlern oder Ensembles zusammen arbeitet. Andere sehen hingegen gerade darin die spannende Möglichkeit, künstlerisch-interpretatorische Entwicklungen hörender Weise zu verfolgen. Mit den Chaarts Chamber Artists verpflichtete der Verein Arosa Kultur auch für die aktuelle Ausgabe des Arosa Musik Festivals wiederum das vom Vorjahr bekannte Ensemble. Und mit dem international gefeierten Cellisten Maximilian Hornung trat ein noch nicht einmal 30-jähriger Solist auf, der in Arosa kein Unbekannter ist. Unter dem Titel «Souvenir» versammelte das gut besuchte Konzert in der evangelischen Dorfkirche von Arosa Kompositionen von Peter Ilitsch Tschaikowski, Anton Arenski sowie Robert Schumann. Dabei weisen die Werke von Arenski und Tschaikowski bedeutsame inhaltliche Verzahnungen auf, während Schumanns Cello- Nicht oft taucht Tschaikowskis gesamtes, drei Teile umfassendes Opus 42 «Souvenir d’un lieu cher» in Konzertprogrammen auf – schon gar nicht in der hier gespielten Version von Sergej Drabkin für Solovioline und Streicher. Die Kammermusikbesetzung zeitigt dabei Vorzüge, die besonders in Bezug auf den atmosphärischen Bereich der drei Miniaturen erheblich sind: Die fehlenden Bläser führen zu einem luziden und durchlässigen Satz. Der Soloviolinist Felix Froschhammer spürte äusserst sensibel den Ausdrucksnuancen der Kantilenen nach; sein einfühlsam zartes, nicht zu arg agogisch verzerrendes und besonders auch im dynamischen Bereich spannungsreiches Spiel machten Tschaikowskis musikalische Erinnerungsstücke authentisch und zu keiner Zeit überzeichnend zu dem, was sie sind: Souvenirs an einen ihm «liebgewonnenen Ort» namens Brailov. Einen solchen hatte der damals 37-jährige Künstler bitter nötig, nachdem seine unglückliche Ehe nur einige Wochen dauerte und ihm seine Ärzte nach einem Selbstmord- versuch und einem Nervenzusammenbruch eine völlig neue Umgebung als Voraussetzung für seine Genesung verordneten. Kaum bekannt ist der russische Spätromantiker Anton Arenski: In seinem Streichquartett in a-Moll op. 35 von 1894, welches er zum «ewigen Gedenken» an den gerade zuvor verstorbenen Tschaikowski komponierte, verdoppelte er nicht die Violinen, sondern die Celli – einem Paar «hoher» Streicher aus Violine und Viola stehen zwei «tiefe» Streicher gegenüber, wobei sich das erste Cello immer wieder in Tenor- und Altlagen hinaufschwingt. Durchaus dramatische Züge Doch das «in memoriam»-Stück ist keineswegs nur dunkel eingefärbt: Die Elegie weist durchaus auch dramatische Züge auf. Die Interpreten dieses Streichquartettes wählten den Weg des Masshaltens, indem sie sich auf ein unprätentiöses, aber nicht unspektakuläres und dezentzartes, aber niemals leisetreterisches Spiel einigten. Damit erreichten sie eine Darbietung, die Profil besass und die sich konzentrierternsthaft der Partitur und ihrer musikalischen Aussage verschrieb. Eine Entdeckung und zugleich eine in allen ihren Parametern überzeugende Interpretation. Eine in sich geschlossene, überaus stringente Interpretationsleistung, die Hand und Fuss hat und im Bestreben aller Ensemblemitspieler gründet, an einem Strang zu ziehen, zeigte sich auch in Robert Schumanns Cellokonzert in a-Moll op. 129, ebenfalls wiederum von Drabkin als Version für Streichorchester arrangiert. Instrumentaltechnisch hochsouverän, musikalisch wunderbar warm und atmosphärisch differenziert gestaltete Maximilian Hornung auf seinem altehrwürdigen Violoncello den anspruchsvollen Solopart. Die wie sich von selbst ergebende Phrasierung durch die Spieler führte zu einer Musik, die atmet. Die Chaarts Chamber Artists haben bereits fünf Jahre nach der Gründung des Ensembles ein qualitatives Niveau erreicht, das beeindruckt. Der wesentlich vom Kanton Aargau kuratierte Klangkörper aus Solisten, Konzertmeistern und Mitgliedern von Streichquartetten punktet mit Spielfreude, Passion sowie einer sehr gut durchdachten und nachvollziehbaren Programmkonzeption. Das Konzert wird am 26. März von Radio SRF ausgestrahlt. Informationen zum Musikfestival Arosa: www.arosamusikfestival.ch Alvaro Brechne am Samstag in F tionalen Langfi der mit 30 000 burg zwölf Reg einander an. Fü von 18 Filmem Schweizerin ist Jury vertreten. K U LT U R N Ehrung für Dan Spoerri hat am S Komturkreuz de das Bundesland Landeshauptma Schweizer mit r Auszeichnung a A. J. Pero gesto amerikanischen A. J. Pero, ist tot 55 Jahren gestor Dion will wied Dion will nach e Vegas auftreten schrift «People» August mit ihre seum des Caesa werde. Mit über Tonträgern gilt d erfolgreichsten Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Populär und ignoriert, engagiert und abgestraft - Hans Der Luzerner Maler, Zeichner und Bildhauer starb am Samstag in der Klinik Hirslanden St. Anna in Luzern, genau einen Monat nach seinem 106. Geburtstag. den Bergen an den Hängen zum Beispiel eine Kuh bewegt, nimmt der Radar diese Kuh als feindliches Instrument wahr, und das stört.» Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht: Wir sind immer noch ein Volk von Hirten! Gekauft wurde das neue Radarsystem für 296 Millionen Franken in Deutschland, wobei davon auszugehen ist, dass die Rechnung Alp Futur eingesetzt werden. Mit diesem Projekt hat man sich zum Ziel gesetzt, die Perspektiven für eine zukünftige Nutzung der Schweizer Sömmerungsgebiete aufzuzeigen. Dabei geht es um die Abschätzung des zukünftigen Bedarfs nach Alpbetrieben oder die Frage wie viele und welche Tiere sollen gesömmert werden. Die Mitarbeiterin- schafft, weil der Panzer 68 bekanntlich Schaltprobleme hatte. Bei der Beschaffung von Flugzeugen hatte der Bund – sei es das heutige Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) oder das frühere Eidgenössische Militärdepartement (EMD) – keine glückliche Hand. So konnte 1964 infolge massiver Das Baumwoll-Leibchen ist als «GnägiLibli» in die Schweizer Geschichte eingegangen. Das ist kein Mythos, sondern eine historische Tatsache, denn Rudolf Gnägi hat das «Libli» im November 1978 in Bern noch persönlich vorgestellt. Einer «100-Jahr-Libli-Feier» dürfte deshalb dereinst nichts im Wege stehen. Aber um keine Missverständnisse auf- Nachtrag_Bündner Tagblatt vom 23.3.2015, Seite 2.pdf Gebrauch. Sie und der Tränkeimer erinnern mich an eine Zeit, die ich nicht missen möchte, und die mir nicht geschadet hat und auch heute vielen nicht schaden würde. EDY WALSER von Seewis, Landwirt und Pferdezüchter, seit 1995 beim BT. Freier Mitarbeiter für Klartext. H I N T E R G R U N D Larissa Tschudi, SDA, über die Predigt in einer Hochburg der örtlichen Camorra Papst Franziskus in Neapel mit deutlichen Worten gegen Mafia P Papst Franziskus hat am Samstag in Neapel die Korruption und das organisierte Verbrechen angeprangert. Bei einem Gefängnisbesuch kritisierte er auch die Zustände in Italiens Haftanstalt scharf. Mit seinem Besuch in Neapel begab sich das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche erneut in einer Region Italiens, die im Würgegriff des organisierten Verbrechens steht. Der Heilige Vater landete mit dem Helikopter zunächst am Marienheiligtum nahe der antiken Ausgrabungsstätte von Pompeji. Dort verweilte er zunächst im Gebet. Der Papst wurde von Tausenden von Pilgern und Gläubigen begrüsst, als er aus Rom eintraf, die Kirche in Pompeji war übervoll. Danach besuchte der Pontifex die CamorraHochburg Scampia im Norden der Stadt. Vor den Hochhaussiedlungen des Vororts traf er mit der Bevölkerung sowie Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zusammen und hielt eine Rede. Scampia gilt als sozialer Brennpunkt Neapels und als Hochburg der Camorra, des neapolitanischen Arms der Mafia. «Die Korruption stinkt, die korrupte Gesellschaft stinkt», mahnte der Papst in seiner Ansprache. Seit seinem Amts- antritt vor zwei Jahren hat sich der Papst immer wieder in klaren Worten gegen Korruption und Mafia gewandt. Er forderte die Kirche und die Gläubigen auf, jede Nähe zu den Kriminellen zu vermeiden. Auf der Piazza del Plebiscito im Stadtzentrum Neapels zelebrierte Franziskus eine Freiluftmesse mit 60 000 Gläubigen. Ein Altar wurde vor der Basilika auf dem Platz aufgerichtet. Die Gläubigen konnten auf Bildschirmen die Messe verfolgen. Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden wegen des Papst-Besuches ergriffen. 3000 Polizisten waren im Einsatz, Scharfschützen waren auf Dächern postiert. Anschliessend besuchte der Papst das drastisch überbelegte Gefängnis Poggioreale. « Die Korruption stinkt, die korrupte Gesellschaft stinkt. Die Gläubigen sollen jede Nähe zu den Kriminellen vermeiden » L E S E R B R I E F E Zu der Sternwarte Falera und zu den Verkehrswegen im Oberengadin Sternwarte Falera, ein Aushängeschild für die Region Dank der Sternwarte Mirasteilas in Falera gingen die Bilder des Meteoriteneinschlags um die ganze Welt- alle Medien berichteten davon und verwendeten die Bilder der Allskycam der Sternwarte Falera. Der Sternwartenleiter José De Queiroz und sein Team leisten seit Jahren bestes Destinationsmarketing für die Region und sorgen mit ihren Veranstaltungen dafür, dass Hunderte von Astronomen und Sternenliebhaber nach Falera pilgern. Danke für eure grossartige Arbeit, die Ihr für unsere Region leistet. ▸ RENATUS CASUTT, FALERA Verkehrswege sind wichtige Lebensadern im Kanton Die Verkehrswege in Graubünden sind wichtige Lebensadern, um wirtschaftliche Entwicklungen und Wohlstand im Kanton zu ermöglichen! Sehr geehrter Herr Regierungsrat Mario Cavigelli. Erlauben Sie der SVP Oberengadin folgende Bemerkungen zu einem jahrzehntelangen traurigen Kapitel in Sa- chen wintersichere Verkehrswege in unserem Hochtal. Das Oberengadin, bekanntlich der Wirtschaftsmotor unseres Kantons, ist wie alle anderen Regionen, auf sichere Verkehrswege angewiesen. Einheimische, Gewerbetreibende, Arbeitnehmer, der Tourismus, somit natürlich auch unsere Gäste, haben ein Anrecht, ihre Zielorte, wenn immer möglich, sicher und termingerecht zu erreichen. Wir wissen, dass wir in einem Hochtal leben und die zum Teil witterungsbedingten Einflüsse zu akzeptieren haben. Wir leben damit. Was wir nun aber nicht mehr verstehen, sprich auch nicht mehr akzeptieren können, ist die über jahrzehntelange verzögerte Politik in Bezug auf eine wintersichere Verbindung des Strassenabschnittes Sils-Maloja. Es wird diskutiert, es wird geplant, es werden mögliche Varianten, so zum Beispiel Lawinensprengungen der gefährdeten Gebiete usw. ausgearbeitet… Und passiert ist bis heute nichts, jedenfalls nichts Konkretes. Die Einwohner des Oberengadins, die Hotellerie, Gewerbetreibende mit ihren Mitarbeitern, der Tourismus und unsere Gäste, aber auch die Bewohner des Bergells, wurden nun lange genug auf eine Lösung des angesprochenen Problems einer wintersicheren Verbindung SilsMaloja vertröstet. Nun müssen Taten folgen! Gemäss Entscheid der Regierung vom 15. Oktober 2013 wird das Projekt einer wintersicheren Verbindung SilsMaloja in der nächsten Strassenbaupro- grammperiode 2017 – 2020 bearbeitet. Es versteht sich von selbst, dass somit mit einer entsprechenden Realisierung einer sicheren Verbindung nicht vor 2025 zu rechnen ist! Sehr geehrter Regierungsrat, dies kann es nun wirklich nicht sein, nachdem man, wie gesagt, seit Jahrzehnten am Planen ist! Die SVP Oberengadin, wie auch die Bevölkerung und alle Involvierten, möchten nun von Ihnen wissen, wie es weiter geht. Wir fordern, dass die Realisierung einer wintersicheren Verbindung Sils-Maloja nun endlich prioritär behandelt wird. Es geht uns nicht nur um die enormen finanziellen Einbussen, welche unsere Region während der Saison aufgrund von Strassenschliessungen zu verkraften hat, es geht uns auch ganz klar um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer. Nachdem unsere Region in letzter Zeit genügend Einschränkungen hinnehmen musste (Zweitwohnungen/Olympia/Finanzausgleich etc.), welche zu empfindlichen Einbussen führten, resp. führen, müssen nun mit allen Mitteln weitere Benachteiligungen unter allen Umständen verhindert werden. Sehr geehrter Herr Regierungsrat, wir von der SVP Oberengadin bedanken uns für Ihre Bemühungen und für Ihre Antwort. ▸ SVP OBERENGADIN SALIS MARIO, GROSSRAT Hier ass er mit Gefangenen zu Mittag. Die 90 Häftlinge, die die Chance hatten, den Papst zu treffen, waren unter den 1900 Häftlingen ausgelost worden. Bei einer Begegnung mit den Häftlingen kritisierte Papst Franziskus die Zustände in den italienischen Gefängnissen. Viel zu oft seien die Lebensbedingungen der Insassen unwürdig. Nach der Haft fehle es an Möglichkeiten, den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden, bemängelte Franziskus zudem. Er lobte in diesem Zusammenhang die Arbeit von Sozialarbeitern und Priestern, die Ex-Häftlingen bei der sozialen Wiedereingliederung zur Seite stünden. An dieser Arbeit könne die ganze Gesellschaft wachsen. Den Häftlingen sprach der Papst Mut zu. IMPRESSUM Herausgeberin: Somedia (Südostschweiz Presse und Print AG). Verleger: Hanspeter Lebrument. CEO: Andrea Masüger. Redaktionsleitung: Larissa M. Bieler (Chefredaktorin, lmb), Norbert Waser (Stv. Chefredaktor, nw). Redaktion: Sarah Blumer (Beilagenredaktion, blu), Gieri Dermont (Aussenredaktion Surselva, de), Denise Erni (dni), Kerstin Hasse (ha), Silvia Kessler (ke), Flurina Maurer (fm), Nadja Maurer (nm), Marc Melcher (mm), Sabine-Claudia Nold (nol), Cornelius Raeber (Beilagenredaktion, cr), Julian Reich (Leitung Ressort Kultur, jul), Thomas Spinas (ts), Claudio Willi (Wi). Redaktion Sport: René Weber (Leitung, rw), Hansruedi Camenisch (Stv., ca), Kristian Kapp (kk), Johannes Kaufmann (jok), Jonas Schneeberger (jos), Jürg Sigel (js). Bildredaktion: Marco Hartmann (Leitung, ham), Yanik Bürkli (yb), Theo Gstöhl (thg), Olivia Item (oi). Redaktionelle Mitarbeiter: Juscha Casaulta (jc). Redaktionsadressen: Bündner Tagblatt, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Telefon 081 255 50 50, E-Mail: [email protected]. Verlag: Somedia, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Tel. 081 255 50 50, E-Mail: verlag@ somedia.ch. Kundenservice/Abo: Somedia, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Tel. 0844 226 226, E-Mail: [email protected]. Inserate: Somedia Promotion, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Telefon 081 255 58 58, E-Mail: [email protected]. Verbreitete Auflage (Südostschweiz Gesamt): 81 302 Exemplare, davon verkaufte Auflage 78 482 Exemplare (WEMF-/SW-beglaubigt, 2014). Reichweite: 167 000 Leser (MACH-Basic 2014-2). Erscheint sechsmal wöchentlich Abopreise unter: www.buendnertagblatt.ch/aboservice Bekanntgabe von namhaften Beteiligungen i.S.v. Art. 322 StGB: Südostschweiz Radio AG, Südostschweiz TV AG, Südostschweiz Emotion AG, Somedia Distribution AG, Somedia Partner AG. Die irgen dwie geartete Verwertung von in diesem Titel abgedruckten Inseraten oder Teilen davon, insbesondere durch Einspeisung in einen Online-Dienst, durch dazu nicht autorisierte Dritte, ist untersagt. Jeder Verstoss wird von der Werbegesellschaft nach Rücksprache mit dem Verlag gerichtlich verfolgt. © Somedia Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden t am wiesmal ordeJürg welossen jeher er oft nbau ngenraus. othek G R A U Bündner B ÜTagblatt N DvomE23.3.2015, N Seite 6.pdf M o n t a g , 2 3. M ä r z 2 0 1 5 «Ut unum sint», eine Reise für den Frieden Das ganze Gymnasium des Klosters Disentis reist mit Chor, Orchester und Solisten auf Schiffen rheinabwärts. Auf Stationen in Deutschland wird ein monumentales Musikwerk als Friedensbotschaft des Benedektinerklosters aufgeführt. rn im Fünf rwisalten. e des chen ATW) esteln. Die eresquart er he ol die Mit n die an zu n die eten. uenstian wassserurisn ZuErnst s das darl dieeine gt sei, m sich Aufr mit effen chukomktio- Die Reise kann beginnen: Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Kloster Disentis begeben sich in Basel aufs Schiff. (ZVG) 180 ▸ N I NA H U G 180 Schülerinnen und Schüler, 30 Lehrer, 30 Musiker, zwei Sopranistinnen von Weltrang und 30 Gäste – eine aussergewöhnliche Reisegesellschaft für eine ganz besondere Botschaft: Das Gymnasium Kloster Disentis reist dem Rhein entlang – von der Quelle am Tomasee bis in den Kölner Dom. Mit im Gepäck die musikalische Friedensbotschaft der grössten Glocke des Klosters Disentis: «Ut unum sint», dass sie [die Menschen] eins seien. Anlass der Reise sind 70 Jahre Friedensschluss nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Bedeutung und das Privileg des Friedens in Europa erkennen und verkünden, das ist das Anliegen der Jugendlichen des Gymnasiums Kloster Disentis, welche sich zum Abschluss des Jubiläums «1400 Jahre Ursprung Kloster Disentis» auf die Reise als Friedensbotschafter begeben. In acht Städten in der Schweiz und Deutschland entlang des Rheins singen sie das eigens für diesen Anlass komponierte Werk «Ut unum sint» des Komponisten Lorenz Dangel: ein Werk für zwei Chöre, ein grosses Sinfonieorchester, zwei Solistinnen und sieben Kirchenglocken. Mit zwei Schiffen unterwegs Nach intensiven Proben- und Vorbereitungsmonaten erklang das Werk «Ut unum sint» am 14. März zur Welturaufführung in Disentis. 600 Zuhörerinnen und Zuhörer waren tief bewegt von der musikalischen Botschaft. Nach der Tournee zu Land durch die Städte Chur, Zürich und Basel geht die Reise nun zu Wasser weiter: Gestern schifften die Schülerinnen und Schüler samt Musikern und Gästen in Basel auf zwei Rheinkreuzfahrtschiffen ein. Die «MS Swiss Tiara» und «MS Swiss Crown» bringen die Reisegesellschaft zu den Konzerten in Breisach, Speyer, Mainz und Köln. Endlich wird Wirklichkeit, auf was sich die Schülerinnen und Schüler seit dem Projektstart am 16. September 2014 freuen: die Schiffsreise dem Rhein entlang. Mit einer Wanderung zum Tomasee, an die Quelle des Rheins, stimmte sich die gesamte Schule für die Reise ein. Dort berichtete Ursin Defuns, em. Kapellmeister des Gymnasiums Kloster Disentis, Lehrer für Musik und Romanisch und Projektinitiant, wie er auf die musikalische Idee für das Projekt kam: Auf die Jahrtausendwende liess Abt Pankraz (1918– 2013) eine grosse As-Glocke giessen, um sie in der Nacht vom 31. Dezember 1999 erstmals erklingen zu lassen. Die Inschrift «Ut unum sint» sollte das neue Jahrtausend mit dem sehnlichen Wunsch einläuten: dass die Menschen eins seien. «Der Glockenklang mit dieser Botschaft sollte nicht einzig in der Surselva zu hören sein. Ich stellte mir eine Komposition für den Chor des Gymnasiums Kloster Disentis mit seinen 120 Sängerinnen und Sängern und den sieben Glocken des Klosters vor, welche weit über die Region hinaus die Friedensbotschaft verkünden», erklärt Defuns seine Idee, die nun von Lorenz Dangel in das Werk «Ut unum sint» umgesetzt wurde. Die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums sind stolz, diese Reise anzutreten. «Das ist ein Projekt, das man wohl nur einmal im Leben als Schüler oder Lehrer miterleben kann – ich freue mich da- rauf, unsere Botschaft des Friedens zu verbreiten. Diese ist in der heutigen Zeit wieder sehr wichtig geworden», sagt Clau Soliva, Singstimme Bass, aus der Klasse 4G. «Wir sind motiviert, mit unseren Konzerten so viele Menschen wie möglich zu begeistern», ergänzt Robin Mittner, Klassenkamerad von Clau, und verspricht: «Wer einmal eines unserer Konzerte miterlebt hat, wird uns immer wieder hören wollen.» In der Schweiz ausverkauft Disentis, Chur, Zürich, Basel – immer sangen die Schülerinnen und Schüler vor ausverkauften Rängen. Mindestens genauso viele Menschen in Breisach, Speyer, Mainz und Köln zu erreichen, ist das grosse Ziel von Bruno Hensler, Rektor des Gymnasiums Kloster Disentis. Er hatte die Idee, die Reise ab Basel mit dem Schiff fortzuführen. «So wie Wasser ‘Leben’ bedeutet, so ist der Friede das Elexir für eine lebenswerte Gemeinschaft.» Heute Montag um 7 Uhr heisst es «Schiff ahoi». Clau Scherrer, Kapellmeister des Chors, hat für die Reise einen Wunsch: «Dass wir als Gemeinschaft vorleben können, wovon wir auf der Bühne singen.» Neuer Lebensraum für Amphibien in Malans Im Rahmen des traditionellen Natur-Pressespiegel und Heckenpflegetages ist am Samstag in Malans der neue Amphibienweiher «Baguggi» eingeweiht worden. Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden «Der Rückgang der Amphibien mer gerne auch mal kurzfristig aus- eines Bewässerungssystems. «Wir zone im Nordwesten. In der nähe- ULTUR B ü n d n e r Ta g b l a tt Tavanasa machen will er dem Titel «Oh Tavanasa» in der Dorfgeschichte weggründe für das Theaterprojekt. vid Flepp. (YB) p. Gute Sänger und Laienür seine Produktion zu r denn auch leicht. Flepp ige Mitstreiter von seiaben überzeugen, daadora Friberg und Susan den Ausstellungsteil verAber auch Conradin Armin Caduff, die für die ändig sind. Beide haben Kompositionen beigesteuert, die der Dorfchor unter der Leitung von Daniel Pally intonieren wird. Als einziger Profisänger ist der Bariton Flurin Caduff engagiert. Ein Abend in drei Teilen Konzipiert ist «Oh Tavanasa» als Abend in drei Teilen. Vom Parkplatz wird das Publikum in Touristenbussen abgeholt, auf dem Weg ins Dorf wird Wissenswertes über Tavanasa erzählt – mit ironischem Unterton, versteht sich. Nur mit einer Faltkarte in der Hand soll sich das Publikum sodann auf Entdeckungstour begeben. An verschiedenen Orten – in leer stehenden Häusern, darunter dem Usego – sind Ausstellungen und Audiostationen aufgebaut. Das dritte Kapitel bildet ein Theaterstück, das auf dem alten Fussballplatz gespielt wird. Flepp ist Initiant und Regisseur in einem. Momentan ist er stark in die Vorbereitungsarbeiten involviert, daneben arbeitet er noch bei der Lia Rumantscha und ist mit Theaterprojekten unterwegs: Mit dem Kinderstück «Scleridas» und mit «Las Flurs dil Di» nach dem Text von Arno Camenisch. Im Vergleich zum geregelten Alltag des Oberstufenlehrers, den er vor seiner Schauspielausbildung ausübte, geniesst er heute die Freiheit und die Abwechslung, die das Theaterleben mit sich bringt. Rückhalt in der Region Amnesty International ernennt die USFolksängerin Joan Baez und den chinesischen Künstler Ai Weiwei zu «Botschaftern des Gewissens». BERLIN Die beiden Preisträger seien «eine Inspiration für tausende Menschenrechtsaktivisten in Amerika, Asien und darüber hinaus», hiess es. Die Verleihung des höchsten Preises, den Amnesty zu vergeben hat, ist für den 21. Mai in Berlin geplant. «Mit ihrer faszinierenden Stimme und ihrem unerschütterlichen Engagement für friedliche Proteste und Menschenrechte für alle ist Joan Baez seit über fünf Jahrzehnten eine treibende Kraft im Kampf für eine bessere Welt», sagte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty. Der international bekannte Künstler und Regierungskritiker Ai erinnere durch seine Werke daran, «dass das Recht auf freie Meinungsäusserung geschützt werden muss – nicht nur um der Gesellschaft willen, sondern auch für die Kunst und die Menschlichkeit». Der Titel sei «eine grosse Ehre für mich», wurde Ai in der Mitteilung von Amnesty zitiert. Auch Baez erklärte, sie sei stolz, zur «Botschafterin des Gewissens» ernannt zu werden. «Menschenrechtsverletzungen und die Leiden, die sie hervorrufen, dürfen nicht hingenommen werden», Werden zu «Botschaftern des Gewissens» ernannt: Joan Baez und Ai Weiwei. (FOTOS KEYSTONE) www.ohtavanasa.ch rn Zeichnungen und Skizzen. Zu erklären ist Beltracchi steht. chi hat immer darauf beeigene Bilder» gemalt zu nfach mit der «Handnderer. Bilder, die diese Amnesty kürt Botschafter des Gewissens Dem 1975 geborenen Flepp steht die Vorfreude ins Gesicht geschrieben, wenn er über die einzelnen Teilprojekte von «Oh Tavanasa» spricht. Auch der Rückhalt in der Region gibt ihm recht, bereits sind 80 Prozent des Budgets gesichert. Deshalb weiss er auch: Es gibt kein zurück. Beltracchi in Bern sassen. Am 9. Januar tracchi auf Bewährung ft entlassen, nachdem er n gewerbsmässigem Behs, Helene Beltracchi zu n, verurteilt worden wa- 13 Bündner Tagblatt vom 24.3.2015, Seite 13.pdf diere ich nicht. Da kommt es dann aus mir heraus.» Und ist das jetzt bei den Bildern in eigener Handschrift dasselbe? «Ja, genau dasselbe.» Das ist die Anmassung Beltracchis, der nicht verstehen will, dass die Kunst nicht nur aus der Ausführung, sondern aus der Idee der Ausführung besteht. Eine Idee, die Beltracchi nicht selbst haben musste, sondern übernehmen konnte und sich die sagte die Sängerin. Sie lobte Amnesty International als «überparteiliche, machtvolle und effektive Bewegung». Sie sei «glücklich, Teil dieser Bewegung zu sein». Als «Botschafter des Gewissens» wurden in den vergangenen Jahren unter anderen der frühere tschechische Präsident Vaclav Havel, Südafrikas Nationalheld Nelson Mandela, der britische Sänger Peter Gabriel, die myanmarische Oppositionspolitikerin Aung San Su Kyi sowie die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai ausgezeichnet. (SDA) K U LT U R N OTIZEN Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Übersetzerpreis an Moshe Kahn Der deutsche Übersetzer Moshe Kahn ist neuer Träger des deutsch-italienischen Übersetzerpreises. Er erhielt die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung am CHF 3.30 www.buendnertagblatt.ch Bündner Tagblatt vom 25.3.2015, 3 0 0 1 3 Seite 1.pdf media.ch | INSERATE Somedia Promotion, Telefon 081 255 58 58 9 771424 754008 ident mit Herz Wer nicht Bäuerin oder Bauer ist, kennt Hansjörg Hassler aus Donat wohl einzig in seiner Funktion als BDP-Nationalrat. Die Fernseh- und Zeitungsbilder zeigen jedoch nur eine Seite des Mannes, der sich selber am liebsten in der Rolle seines Berufes – des Bauern – sieht. Allzu viel Zeit, sich auf dem familieneigenen Betrieb zu betätigen, blieb in der Vergangenheit jedoch nicht, ist Hassler seit zwölf Jahren doch auch Präsident des Bündner Bauernverbandes. Doch nun, mit bald 62, möchte er kürzertreten. Im Oktober tritt er als Nationalrat zurück, und morgen Donnerstag übergibt er das Amt des Bauernpräsidenten an einen Nachfolger. Drei Kandidaten stehen zur Auswahl. Mit Curdin Capeder aus Cumbel und Thomas Roffler aus Grüsch stellen sich zwei Vorstandsmitglieder des Bündner Bauernverbandes zur Wahl, die zudem die zwei grössten Vereine des Verbandes (Surselva und Prättigau) vertreten. Mit dem FDP-Politiker Hanspeter Michel, ehemaliger Standespräsident und Landammann aus Davos, tritt ein dritter Kandidat an, der von seinem hohen Bekanntheitsgrad profitieren könnte. Eine Prognose gibt Hansjörg Hassler jedoch nicht ab. Er sei ganz einfach froh, dass sich Kandidaten zur Wahl stellen. «Wie diese ausgeht, ist völlig offen.» (KE/YB) G R A U B Ü N D E N .. . . . . . . . . . . . . . . . Seite 5 m Stoffel-Projekt schillerndsten Figuren kturszene. geniesst auch guten Ruf – Aufträge auseine Mitarbei- dennoch nicht ebäude Cooper York steht und heimatet, stiess ner Grösse auf Kritik. Der Cooper Union wurde vor rund sechs Jahren eröffnet. Im vergangenen Jahr hat Mayne zudem für Aufruhr in der Fangemeinde des verstorbenen Schriftstellers Ray Bradbury gesorgt: Mayne kaufte dessen Grundstück und liess Bradburys einstiges Haus abreissen. Weltsozialforum mit Kundgebung in Tunis begonnen WELTSOZIALFORUM Gestern ist in Tunis das 10. Weltsozialforum mit einem Marsch für «Freiheit, Gleichheit, soziale Gerechtigkeit und Frieden» eröffnet worden. Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen und bei strömendem Regen gingen Tausende Teilnehmer zum Bardo-Museum. Dort drückten sie ihre Solidarität mit den Opfern des Terroranschlags auf das Nationalmuseum vergangene Woche aus, bei dem 20 Touristen und ein tunesischer Polizist getötet wurden. Die für gestern geplante Wiedereröffnung des Museums war aus Sicherheitsgründen verschoben worden. «Eine andere Welt ist möglich»: Unter diesem Motto diskutieren an der Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsforum in Davos Vertreter von Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt von Mittwoch bis Freitag über eine alternative, sozialere Globalisierung. (SDA) Boko Haram entführt 500 Frauen und Kinder NIGERIA Die radikal-islamische Miliz Boko Haram hat erneut Hunderte Menschen in Nigeria verschleppt und Dutzende getötet. Die Extremisten hätten etwa 500 junge Frauen und Kinder in dem Ort Damasak gefangen genommen. Anschliessend hätten sie ungefähr 50 getötet und die übrigen mit sich genommen, berichtete der Augenzeuge. «Wir wissen nicht, ob sie noch andere getötet haben, nachdem sie weg waren.» Ein führender Armeevertreter in der Region sagte gestern, ihm lägen Berichte von Bewohnern vor, wonach zwischen 400 und 500 Frauen und Kinder entführt worden seien. (SDA) Totales ZigarettenWerbeverbot? TABAK Die Tabakindustrie zielt mit ihrer Werbung direkt auf Kinder Pressespiegel und Jugendliche. Diesen Vorwurf erheben Gesundheits-, PrävenEvangelisch-reformierte Landeskirche tions- und Jugendorganisationen. Sie verlangen daher im neuen Gesetz ein totales Werbeverbot. Der G R A U B Ü N D E N .. . . . . . . . . . . . . . . . Seite 3 t im Final Graubünden Project» im Zuoz Globe auf. Weitere Aufführungen finden bis Dienstag, 1. April, jeweils um 19.30 Uhr statt. (BT) Tickets sind unter 081 851 30 00Seite Bündner▸Tagblatt vomTelefon 26.3.2015, oder [email protected] erhältlich. M O N TAG 30. März Theater 58 zeigt «Stadt ohne Tod» eater Chur hte über den Zyklus des Lebens – über Kindheit achsenwerden, über Alter und Abschied und über gen Kreislauf der Dinge – laut Mitteilung in eine asante Inszenierung eingebettet, die «Bambi» mit mor in einen zeitgenössischen Kontext stellt. Da wird n und gesteppt, im fliegenden Wechsel werden die on Tier und Mensch getauscht, geistreich gestritten Welt auch von ihrer poetischen Seite gezeigt. Infos kets: www.theaterchur.ch. (BT/ZVG) und E. llung «Die nd Kunst» her unter rd Richter Freitag, 27. durchgevillon Cheeilung der Richter – zu sehen a Carbone ung Landchters am einen Vor- lt nzert » gibt das gregatszurz, um 20 te Saisonheit führt Aggregatse zwei Exem einerem andesteht das ioloncello 13.pdf gen prallen hier auf harte, mechanische Rhythmen. Dieses Werk war laut Mitteilung ein Meilenstein von Ravel in Richtung neue Musik. Im Laufe des Abends wird zudem ein neuer Text gelesen, den das Ensemble ö! zum Saisonthema in Auftrag gegeben hat. Es wird der freischaffende Philosoph und Betriebsökonom Peter Dellbrügger zu Wort kommen. Weiter werden Werke von Arvo Pärt (*1935), Iannis Xenakis (1922-2001), Per Nørgård (*1932) und Thomas Kessler (*1937) von Riccarda Caflisch (Flöten, Stimme), David Sontòn Caflisch (Violine, Viola d’amore, midi-Violine) und Christian Hieronymi (Violoncello, Viola da gamba) aufgeführt. ▸ www.theaterchur.ch Das Theater 58 spielt am Montag, 30. März, um 20 Uhr in der Regulakirche in Chur das Stück «Stadt ohne Tod» von Silja Walter. In dem Stück ist die Auferstehung Jesu Christi das Thema. Die Verfasserin, die Benediktiner Klosterfrau und Schweizer Schriftstellerin Silja Walter (1919-2011), lässt eine moderne Kritik am Auferstehungsglauben zu Wort kommen, bei der dieser Teil der Lebensgeschichte Jesu als mythisch zurückgewiesen wird. Dahinter steht aber nicht ein neuzeitliches, rationales Wirklichkeitsverständnis, in dem Wunder ganz allgemein keinen Platz haben. Vielmehr steht der Zweifel im Raum, dass sich angesichts von Zerstörung, Krieg und Tod in der Welt die Auferstehung Jesu überhaupt ereignet habe. Das Publikum erlebt gemäss Mitteilung eine multimediale Verbindung von Wort, Tanz, Video und Musik. (BT) ▸ Feier Eintritt, Kollekte. D I E N S TAG 31. März Die Ukraine – und was auf dem Spiel steht In der Postremise in Chur ist am Dienstag, 31. März, um 20 Uhr der ukrainische Autor Yuri Andruchowytsch zu Gast. Politisch engagierte Schriftsteller sind laut Mitteilung eine Seltenheit, doch der Ukrainer Yuri Andruchowytsch ist einer dieser gesellschaftlich und politisch aktiven Literaten. Das Verhältnis der Ukraine zu Westeuropa und Russland zieht sich dabei wie ein roter Faden durch das Werk des 55-jährigen Autors. Seit dem Ausbruch der «Revolution der Würde» im November 2014 bereist er unermüdlich sein eigenes Land und S O N N TAG Europa und wirbt für mehr Verständnis 29. März und Unterstützung für die Ukraine. Er gehört zu den profundesten Kennern der Situation im Lande und wurde für sein Engagement mehrfach ausgezeichnet. Im ersten, politischen Teil des Eine Begegnung mit Musik «abseits Abends liest er aus seiner Eröffnungsreausgetretener Pfade» verspricht ge- de zur Messe «Buch Wien» mit dem Timäss Mitteilung die Kombination Vi- tel «Der Preis der Werte oder unsere Disbraphon, Orgel und Schlagwerk mit sonanzen». Darin beleuchtet er die vereinem abwechslungsreichen Pro- gangenen 16 Monate seit dem Ausbruch Pressespiegel gramm von Kompositionsbearbeitun- der Revolution bis hin zur heutigen Sigen der Renaissance, des BarockEvangelisch-reformierte bis hin tuation und dem Konflikt mit Russland. Landeskirche Graubünden zu zeitgenössischen Originalwerken Der zweite Teil des Abends gehört den und jazzigen Arrangements zu werden. literarischen Werken des Ukrainers. Zu hören ist dies am Sonntag, 29. März, Musikalisch begleitet wird der Autor Vibraphon trifft auf Orgel und Schlagwerk esonderes Theater-Genre spezialisiert; und im um Zuoz 17.30 Uhr hältauf. Mirella Carbone Caflisch (Flöten, Stimme), David SonProject» Globe Weitere uch im Kellertheater des Kulturhauses unter demfinden Titel «Die Gattung 1.Land- tòn Caflisch (Violine, Viola d’amore, miAufführungen bis Dienstag, osengarten in Grüsch konnte er laut Werk am di-Violine) und Christian Hieronymi (BT) April,schaft jeweilsim um 19.30Gerhard Uhr statt.Richters itteilung in den letzten Jahren mit seiBeispiel der Bildserie ‘Sils’» einen ▸ Tickets sind unter Telefon 081 851 30 00 Vor- (Violoncello, Viola da gamba) aufge<Mehrere überschneidende Verknüpfungen> führt. en packenden, nur sehr zurückhaltrag mit Illustrationen. (BT) oder [email protected] er▸ www.theaterchur.ch nd inszenierten Nach-Erzählungen hältlich. on bekannten Romanen und Novellen mmer wieder begeistern. Am Freitag, S A M S T A G S O N N TAG . März, um 20.20 Uhr lässt Achterberg M O28. NMärz TAG 29. März einer wunderbaren Liebesgeschichte 30. März ach Uwe Timms Novelle «Die Entdeung der Currywurst» das Hamburg er letzten Kriegstage auferstehen. In innerung an seine Kindheit macht Unter dem Titel «Stein & Gas» gibt das Eine Begegnung mit Musik «abseits Ensemble in deram Reihe «Aggregatszuch der Erzähler auf die Suche nach der Das Theater 58ö!spielt Montag, 30. am in Samstag, 28. März, in um 20 ausgetretener Pfade» verspricht gehemaligen Besitzerin einer ImbissbuMärz,stände» um 20 Uhr der Regulakirche Theater Chur das Tod» fünftevon Saison- mäss Mitteilung die Kombination Vie am Hamburger Grossneumarkt. Er ChurUhr dasim Stück «Stadt ohne dieser Gelegenheit ndet die hochbetagte Lena Brücker in Silja konzert. Walter. InBei dem Stück ist die Auf-führt braphon, Orgel und Schlagwerk mit die Exkursion in diedas Welt der Aggregatseinem abwechslungsreichen Pronem Altersheim und erfährt die Geerstehung Jesu Christi Thema. Die zuständedie dasBenediktiner Publikum inKlosterdie zwei Ex- gramm von Kompositionsbearbeitunhichte ihrer «schönsten Jahre» und Verfasserin, treme von absolut Erstarrtem einer- gen der Renaissance, des Barock bis hin ie es zur Entdeckung der Currywurst frau und Schweizer Schriftstellerin Silja seits und völlig Verflüchtigtem am. Der Bogen spannt sich weit zurück Walter (1919-2011), lässt eine moderneande- zu zeitgenössischen Originalwerken Exemplarisch dafür steht die letzten Apriltage des Jahres 1945 Kritikrerseits. am Auferstehungsglauben zu das und jazzigen Arrangements zu werden. ü n dist n edies r Ta g bSonntag, l a tt 29. März, Duo bei für Violine undTeil Violoncello Zu B hören am nd beginnt in einem Kino auf der ReeWortgrosse kommen, der dieser der von Maurice Jesu Ravel, beide Kompoum 20 Uhr in der Kirche St. Johann in erbahn, wo Lena den jungen Soldaten Lebensgeschichte alsdas mythisch zunenten wird. einander Davos mit dem Duo Ulrich Weissert und ermann trifft. Regie: Klaus Henner rückgewiesen Dahintergegenüberstellt. steht aber ätherische MelodienführunAlbrecht Volz. Der Organist Ulrich Weisussius. (BT) nichtFlüchtige, ein neuzeitliches, rationales es Lebens – über Kindheit Wirklichkeitsverständnis, in dem Wunsert, der seit Februar in Davos wirkt, soder ganz allgemein keinen Platz haben. Alter und Abschied und über wie der Schlagzeuger Albrecht Volz Vielmehr steht der Zweifel im Raum, e – laut Mitteilung in eine spielen zunächst Barock-Werke, von dass sich angesichts von Zerstörung, ingebettet, die «Bambi» mit Bach und Milan. Dabei sind mit dem ViKrieg und Tod in der Welt die Auferstesischen Kontext stellt. Da wird braphon und Marimba interessante Behung Jesu überhaupt ereignet habe. egenden Wechsel werden die arbeitungen von barocken Violin- und Das Publikum erlebt gemäss Mitteilung etauscht, geistreich gestritten Flötenkonzerten machbar, die dadurch oetischen Seite gezeigt. Infos eine multimediale Verbindung von eine neue Sichtweise auf «Alte Musik» ur.ch. (BT/ZVG) Wort, Tanz, Video und Musik. (BT) ermöglichen. Im zweiten Teil erklingt ▸ Feier Eintritt, Kollekte. zeitgenössische Musik mit TempelBlocks, Tam-Tam, Becken, Bongos, allen hier auf harte, mechanische Trommeln, Pauken und Röhrenglomen. Dieses Werk war laut Mit- D I E N S T A G cken. Die Kompositionen stammen von ein Meilenstein von Ravel in 31. März Pierre Cochereau, Wolfgang Schlüter ng neue Musik. Im Laufe des und Bertold Hummel. (BT) s wird zudem ein neuer Text geden das Ensemble ö! zum Saisonin Auftrag gegeben hat. Es wird ischaffende Philosoph und Be- In der Postremise in Chur ist am Dienskonom Peter Dellbrügger zu tag, 31. März, um 20 Uhr der ukrainische Es wird gemäss Mitteilung düster im kommen. Weiter werden Werke Autor Yuri Andruchowytsch zu Gast. Zuoz Globe: Unter der Leitung von Ivo vo Pärt (*1935), Iannis Xenakis Politisch engagierte Schriftsteller sind Bärtsch führen die Schülerinnen und 001), Per Nørgård (*1932) und laut Mitteilung eine Seltenheit, doch Schüler der English Theatre Company s Kessler (*1937) von Riccarda der Ukrainer Yuri Andruchowytsch ist des Lyceum Alpinum Zuoz am Sonntag, h (Flöten, Stimme), David Son- einer dieser gesellschaftlich und poli29. März, um 19.30 Uhr die Premiere von flisch (Violine, Viola d’amore, mi- tisch aktiven Literaten. Das Verhältnis ihrem neuen Stück «The Frankenstein ine) und Christian Hieronymi der Ukraine zu Westeuropa und RussProject» im Zuoz Globe auf. Weitere ncello, Viola da gamba) aufge- land zieht sich dabei wie ein roter Faden Aufführungen finden bis Dienstag, 1. durch das Werk des 55-jährigen Autors. April, jeweils um 19.30 Uhr statt. (BT) .theaterchur.ch Seit dem Ausbruch der «Revolution der ▸ Tickets sind unter Telefon 081 851 30 00 Würde» im November 2014 bereist er oder [email protected] erunermüdlich sein eigenes Land und hältlich. N TAG Europa und wirbt für mehr Verständnis z und Unterstützung für die Ukraine. Er gehört zu den profundesten Kennern M O N TAG der Situation im Lande und wurde für 30. März sein Engagement mehrfach ausgezeichnet. Im ersten, politischen Teil des Begegnung mit Musik «abseits Abends liest er aus seiner Eröffnungsreretener Pfade» verspricht ge- de zur Messe «Buch Wien» mit dem TiMitteilung die Kombination Vi- tel «Der Preis der Werte oder unsere DisDas Theater 58 spielt am Montag, 30. on, Orgel und Schlagwerk mit sonanzen». Darin beleuchtet er die verMärz, um 20 Uhr in der Regulakirche in abwechslungsreichen Pro- gangenen 16 Monate seit dem Ausbruch Chur das Stück «Stadt ohne Tod» von Pressespiegel m von Kompositionsbearbeitun- der Revolution bis hin zur heutigen SiSilja Walter. In dem Stück ist die Aufr Renaissance, des Barock bis hin tuation und dem Konflikt mit Russland. Landeskirche erstehungGraubünden Jesu Christi das Thema. Die Evangelisch-reformierte tgenössischen Originalwerken Der zweite Teil des Abends gehört den Verfasserin, die Benediktiner Klosterzzigen Arrangements zu werden. literarischen Werken des Ukrainers. frau und Schweizer Schriftstellerin Silja en ist dies am Sonntag, 29. März, Musikalisch begleitet wird der Autor Walter (1919-2011), lässt eine moderne Ensemble ö! spielt Theater 58Saisonkonzert zeigt fünftes «Stadt ohne Tod» KULTUR Chur raphon trifft auf el und Schlagwerk Die Ukraine – und was auf dem Spiel steht Vibraphon trifft auf Orgel und Schlagwerk 13 «The Frankenstein Project» in Zuoz Theater 58 zeigt «Stadt ohne Tod» einer dieser gesellschaftlich tisch aktiven Literaten. Das der Ukraine zu Westeuropa land zieht sich dabei wie ein r durch das Werk des 55-jährig Seit dem Ausbruch der «Revo Würde» im November 2014 unermüdlich sein eigenes Europa und wirbt für mehr V und Unterstützung für die U gehört zu den profundesten der Situation im Lande und sein Engagement mehrfac zeichnet. Im ersten, politisch Abends liest er aus seiner Erö de zur Messe «Buch Wien» m tel «Der Preis der Werte oder u sonanzen». Darin beleuchtet gangenen 16 Monate seit dem der Revolution bis hin zur he tuation und dem Konflikt mit Der zweite Teil des Abends g literarischen Werken des Musikalisch begleitet wird durch die beiden mit ihm bef Musiker Vera Kappeler und P radin Zumthor. (BT) en r en - er- ahre ubt nn Der inie b t te auf n e r n en auf rerin 14 J. und t der en. 14 J. Alice fährt, 12 J. : Der n auf 16 J. ister e ihn 12 J. Bündner Tagblatt vom 26.3.2015, Seite 18.pdf SCH WEIZ D o n n e r s t a g , 2 6. M ä r z 2 0 1 5 Bundesrat lanciert Diskussion über Regelungen der Partnerschaft Paare können ihre Partnerschaft möglicherweise künftig in einer weniger weit gehenden Form rechtlich absichern. Der Bundesrat stellt neben Ehe und eingetragener Partnerschaft eine weitere Regulierung zur Diskussion. K die Verfassung angepasst werden müsste. ▸ E VA S U R B E C K Härtefälle in Konkubinaten Kein Tabu ist für den Bundesrat auch eine Gleichstellung von homosexuellen Paaren mit Ehepaaren. Es gehe nicht darum, was richtig oder falsch sei, sondern darum, sich mit den gesellschaftlichen Realitäten auseinanderzusetzen, sagte Bundespräsidentin und Justizministerin Simonetta Sommaruga gestern in Bern vor den Medien. «Die heutigen Gesetzesgrundlagen bilden die Realität nicht mehr ab.» In Frankreich beliebt Ins Spiel bringt der Bundesrat in seinem am Mittwoch verabschiedeten Bericht zur Modernisierung de Familienrechts den in Frankreich vor über 15 Jahren eingeführten «Pacte civil de solidarité» (Pacs). Dieser im Nachbarland beliebte und erfolgreiche Vertrag könnte an Schweizer Verhältnisse angepasst werden. Paare in Frankreich, die nicht heiraten wollen, können mit Pacs ihr Zusammenleben vor einem Amtsgericht oder Notar vertraglich regeln. Für die Auflösung genügt eine Erklärung vor der Behörde. Ein Pacs begründet keine familiären Bindungen. Auf den Namen der Partnerinnen und Partner hat er keinen Einfluss. Paare mit einem Pacs sichern sich gegenseitig Unterstützung zu, etwa bei Krankheit, Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga schreitet zur Pressekonferenz. (KY) aber auch in materiellen Belangen. Gehen Pacs-Paare gemeinsam Verbindlichkeiten für ihren Alltag ein, haften sie solidarisch. Vermögen, die die Partner oder Partnerinnen vor dem Abschluss des Vertrages und während dessen Dauer erwerben, gehören ihnen alleine. In Frankreich wählen heute vier von zehn Paaren mit formalisierter Beziehung den Pacs. Ein Vertrag wie der Pacs könnte laut Sommaruga «eine valable Alternative zur Ehe» sein. Denkbar wären drei Ebenen der Partnerschaft: die Ehe für Mann und Frau respektive homosexuelle Paare, der Pacs und das Konkubinat. Denn zu prüfen ist laut Bundesrat, ob die für homosexuelle Paare eingeführte eingetragene Partnerschaft der Ehe gleichgestellt respek- tive die Ehe auch gleichgeschlechtlichen Paaren ermöglicht werden könnte. Auf Grund der Entwicklungen im Ausland zeichne sich politischer Druck in diese Richtung ab, heisst es im Bericht. Zumindest die Rechtskommission des Nationalrates unterstützt dieses Ansinnen. Sie befürwortete im Februar eine parlamentarische Initiative der Grünliberalen für die Legalisierung der Ehe von gleichgeschlechtlichen Paaren. Umgekehrt sollen auch heterosexuelle Paare eine eingetragene Partnerschaft eingehen können. Stimmt auch die ständerätliche Rechtskommission zu, kann die Nationalratskommission einen Gesetzesentwurf ausarbeiten, über den das Parlament zu befinden hätten. Das letzte Wort hätte das Volk, weil Für die steigende Zahl von Paaren, die im Konkubinat leben, will der Bundesrat keine generellen Regelungen erlassen. Solche faktischen Lebensgemeinschaften zu regulieren, hält er grundsätzlich nicht für notwendig. Eine generelle Regelung sei heikel, heisst es im Bericht. Denn Menschen, die sich bewusst gegen die Ehe oder eine eingetragene Partnerschaft entschieden hätten, würden so auf Umwegen in eine rechtliche Bindung gezwungen. Allerdings sieht der Bundesrat Bedarf für eine Art Härtefallklausel. Sie wäre denkbar für Fälle, in denen ein Partner oder eine Partnerin nach einer Krankheit der Partners oder der Trennung wirtschaftlich zu wenig abgesichert ist, aber viel in die Partnerschaft investiert hat. Eine Voraussetzung müsste dabei sein, dass zwischen den Partnern ein «erhebliches wirtschaftliches Ungleichgewicht» besteht. Der Bundesrat will auch über eine Vereinfachung bei den Zivilstandsbezeichnungen diskutieren. Sollten Ehe und eingetragene Partnerschaft einander angenähert werden, gäbe es keine Rechtfertigung mehr für Unterscheidungen beim Zivilstand, heisst es im Bericht. Eine einfache Regelung mit den drei Bezeichnungen «Nicht verheiratet»; «Verheiratet/in eingetragener Partnerschaft» sowie «verwitwet» würde genügen. Freiburger auf Tuchfühlung mit Landesregierung Der Bundesrat hat gestern Morgen seine wöchentliche Sitzung in Freiburg abgehalten und so zum neunten Mal «extra muros» getagt. Hunderte von Freiburgerinnen und Freiburgern suchten danach den Kontakt zur Landesregierung. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga sagte gestern in Freiburg, ihr sei dieser Abstecher wichtig, habe sie doch während sieben Jahren im Kanton Freiburg gelebt. Für die externe Bundesratssitzung gebe es aber auch gute politische Gründe. Spiele doch der Kanton Freiburg die Rolle des Brückenbauers zwischen Deutschschweiz ne Jura, Uri, Wallis, Basel-Stadt, Schaffhausen, Waadt und Schwyz waren bereits Standorte von solchen externen Sitzungen. Bürger freuen sich über Besuch Pressespiegel Eine, die gestern in Freiburg den Landeskirche Evangelisch-reformierte Kontakt zur Landesregierung suchte, ist gebürtige Kamerunerin, heisst Antoinette und kam im Alter von Graubünden Erinnerungen urkomisch und tieftraurig, seine Geschichten bittersüss und melancholisch und er ist erfüllt von einer Sehnsucht nach Liebe und Wahrheit. Verzweifelt prostet er dem Publikum zu, sinniert über den Weltschmerz und fentlicht blieb und nur unter der Hand weitergereicht wurde. Mit der Geschichte schlägt Regisseurin Nadolska auch eine Brücke zur Gegenwart: «Die Systemkritik hat meiner Meinung nach auch Parallelen zum heutigen Grössen- Bühne, doch dabei wird er von prominenten Bündner Stimmen unterstützt: Gian Marco Schmid alias Gimma wird ihm ebenso ins Wort fallen wie Felicitas Heyerick, Tatjana Schüpbach, Marc Gieriet und Gian Rupf. Obwohl, «Bühne» ist viel- Bündner Tagblatt vom 27.3.2015, Seite 13.pdf auch die traurige Erkenntnis, dass jeder noch so grandiose Rausch irgendwann kläglich endet. Theater Chur: am 7., 8. und 9. April, jeweils um 20 Uhr. Weitere Infos: www.theaterchur.ch Das «Duo d’Oro» in concert Mit dem Duo Janett/Grossmann nutzen ein weiteres Mal begnadete Musiker die Kulisse des Bergkirchlis in Arosa. «Kultur auf höchster Ebene». Das ist der durchaus ernst zu nehmende und zugleich doppelsinnige Satz, den sich der Verein Arosa Kultur auf die Fahne gesetzt hat. Auf 1900 Metern gelegen, ist diese Aussage in Bezug auf die älteste Kirche in Arosa und gleichzeitig dessen ältestes noch erhaltenes Bauwerk auf diese höchste Ebene ebenso zu verstehen wie in Bezug auf die Qualität der Konzerte im Rahmen des aktuell zur Durchführung gelangenden ArosaMusik Festivals. Am frühen Dienstagabend traten dort mit dem Klarinettisten Domenic Janett und dem Gitarristen Robert Grossmann zwei musikalische Bündner Urgesteine auf. Da es sich bei den BergkirchliKonzerten stets um kommentierte Auftritte handelt, übernahm Robert Grossmann diese Aufgabe und führte in heiter-lockerer Sprache durch das Programm. Gleich zu Beginn entschuldigte er sich beispielsweise dafür, dass sich das Duo Janett/Grossmann, obwohl schon lange miteinander auftretend, noch für keinen passenden Namen habe entschliessen können und daher Vorschläge aus den Reihen des Auditoriums stets willkommen seien. Das Bündner Tagblatt und dessen Rezensent nehmen diese Aufforderung gern an und schlagen – nach einer schlaflosen Nacht Musikalischer Dialog: Domenic Janett (links) und Robert Grossmann bei ihrem Konzert im Bergkirchli in Innerarosa. (FOTO ZVG) des Nachdenkens von Letzterem die Bezeichnung «Duo d’Oro» vor. Dass sich das zweite Wort aus den Vornamen Domenic und Robert ableitet, sei hier ergänzend erwähnt. Natürlich möchte dieser Vorschlag bewusst ebenso doppelsinnig verstanden sein wie die Sache mit der «Kultur auf höchster Ebene»: «Duo d’Oro» vereinigt nicht nur Teile der Vornamen der beiden Bündner Künstler, sondern sagt auch etwas über deren Interpretieren und Musizieren aus. Jazz, Ländler und Klassik In dieser Beziehung verfolgen die beiden Künstler den goldrichtigen Weg und vermochten die dicht gedrängt sitzende Zuhörerschar zu überzeugen. Der bunte Reigen mit zumeist bearbeiteten Kompositionen aus den Bereichen Jazz, Ländler und Klassik war mehr als gute Unterhaltung. Herrlich, wie sich die beiden wohl nicht nur auf der persönlichen Ebene gut verstehen, sondern auch musikalisch immer wieder und oftmals auch spontan in einen spannenden Dialog miteinander treten: Darf es mal etwas langsamer sein? Oder auch ganz still, wenn während dieser Stille das Stück und sein Metrum dennoch nicht aussetzen? Halt, begleite mich doch nicht so laut, mir ist gerade Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden eingefallen, diese Phrase im Pianissimo zu spielen…! Solche und ähnliche Beispiele wären hier unzählige weitere aufzuzählen. Authentisch wirkende Harmonie Über allem steht dabei stets der Wille, dem Zuhörer die Rhetorik, die Aussage und das Wesen des Stückes, sei es «nur» ein Tanz aus dem Oberengadin oder aber ein anspruchsvolles Opus von FrançoisJoseph Gossec, nahe zu bringen.Die Schweizer Landesphonothek führt inzwischen über 150 Tonträger auf, wo Domenic Janett entweder mitwirkt oder Kompositionen von ihm gespielt werden. Robert Grossmann kann auf ein bereits beachtlich angewachsenes Oeuvre mit Opern und Instrumentalwerken zurückblicken. Wenn beide zusammen musizieren, entsteht ungekünstelte, authentisch wirkende Harmonie. Das gilt, sowohl, wenn die beiden Musikanten im Gleichklang miteinander hin und her schaukeln wie auch dann, wenn sie sich quasi kontrapunktisch gegeneinander bewegen. Treffen sich aber in seltenen Fällen ihre Blicke, ist beim einen wie beim anderen Konzentration angesagt. Dann geht es ums Musizieren auf höchster Ebene. Ohne d‘Oro ist selbst das Licht finster. CHRISTIAN ALBRECHT 33 m aufg ben eine Film cken Freu rade Vork gen zeig rem Vorf gesa lanc Ro «B PRE aus den Ein Deu aus ther Prei für d Hen beim kum abe mu 9. A Tex den 2 B ü n d n e r Ta g b l a tt Bündner Tagblatt K L Avom R 27.3.2015, T E X TSeite 2.pdf Fre i t a g , 2 7. M ä r z 2 0 1 5 G A S T K O M M E N T A R Andreas Thöny über Anlaufstellen für Familien Regionale Familienzentren in Graubünden? V Vor gut zehn Jahren hat die Bündner Regierung den Familienbericht erstellt. Eine umfangreiche Auslegeordnung zeigte auf, was gut war und was verbessert werden musste. Vieles wurde seither angegangen und umgesetzt. Das Angebot ist vielfältig und umfangreich. Es reicht von Kindertagesstätten über Steuerabzüge bis hin zu Dutzenden von Beratungsangeboten. Das Sozialamt des Kantons Graubünden übernimmt heute mit den regionalen Sozialdiensten Beratung und Vernetzung. Gut so. Und dennoch fehlt der letzte Schritt zur Vollendung: die Schaffung regionaler Familienzentren. Wenn man Eltern danach fragt, wohin sie sich bei ihren Fragen oder Problemen wenden können, dann wissen überraschend viele keine genaue Antwort. Selbstverständlich hängt das auch von der Problem- stellung ab. Geht es um steuerliche Fragen, dann wird wohl das Steueramt der Gemeinde der richtige Ort sein. Geht es um Probleme in der Schule, dann wird der Schulpsychologische Dienst wohl anzugehen sein. Wo ist der genau untergebracht? Geht es um Möglichkeiten der Tagesbetreuung, dann wird es vielfältig: Krippen, Tagesstätten, Mittagstische, Tageseltern? Vielleicht wird man den Fachverband Kinderbetreuung anrufen. Wenn man das Stichwort Kinderbetreuung im InternetSuchdienst eingibt, dann kommt man als Erstes auf die Homepage des Fachverbandes oder auf diejenige des Sozialamts. Und wohin können sich Eltern wenden, wenn ihr vierjähriges Kind Anlass zur Sorge gibt? Die Mütter- und Väterberatung ist ja nur für Kinder bis drei Jahre zuständig. Beim Kinderarzt? Beim regionalen Sozialdienst? Sicher nicht beim Schulpsychologischen Dienst. Das Kind geht ja noch nicht zur Schule. Hat das Problem vielleicht auch etwas mit der Beziehung der Eltern zu tun? Wäre vielleicht die Ehe- und Lebensberatungsstelle Paarlando zu kontaktieren? Oder käme allenfalls ein Besuch in einer Kindertagesstätte infrage? Und was ist mit den Kosten? Wie viel kostet eine Beratung? Wie viel kostet ein Besuch in einer Kindertagesstätte? Geht «Es fehlt der letzte Schritt zur Vollendung» das mit dem zur Verfügung stehen Haushaltsbudget auf? Gibt es finanzielle Unterstützung von der Gemeinde oder dem Kanton? Der Kanton und die Institutionen haben sicher die richtige Antwort parat. Aber die Angebotssituation ist vielfältig und komplex. Wie angenehm wäre es doch für Eltern, wenn sie für alle ihre Fragestellungen einfach ins regionale Familienzentrum gehen könnten. Im Erdgeschoss hat es eine Informationswand mit vielen Prospekten, eine Cafeteria mit Kinderspielecke und eine Empfangsstelle, wie eine Rezeption in einem Hotel. Hier erwartet Sie eine kompetente und freundliche Fachperson, die erste allgemeine Fragen beantworten kann. Sie berät auch, in welcher Fachstelle am besten geholfen werden kann. Die meisten davon befinden sich in den oberen Stockwerken des Hauses. Es kann gleich ein erster Termin abgemacht werden. Man kann aber einfach nur zum Kaffee und einem Schwatz hinkommen und andere Eltern treffen. Ein Anschauungsbeispiel, in welche Richtung das gehen könnte, ist im Familienzentrum Planaterra in der Churer Altstadt zu finden. Das Einrichten von regionalen Familienzentren bietet noch eine weitere Chance: Sie könnten Weiterbildungsangebote für Eltern im Be- reich der Erziehung beheimaten. Denn viele Schülerinnen und Schüler bringen bereits bei der Einschulung Lern- und Entwicklungsdefizite mit. Rückstände, die sich im Laufe der Volksschule selten mehr aufholen lassen. Grund dafür ist oft ein bildungsfernes Elternhaus. Regionale Familienzentren könnten hier wertvolle Hilfe leisten. Das wäre ein wichtiger Beitrag zur Chancengleichheit aller Kinder. Ich stelle mir vor, dass der Kanton die Koordination übernimmt, damit in den Regionen Familienzentren entstehen können. Vielleicht beauftragt er ja den Verein Kinder- und Jugendberatung, der künftig für die Mütter- und Väterberatung zuständig sein wird, wie man gestern erfahren konnte. Ein regionales Familienzentrum wäre mit Sicherheit ein wertvoller Baustein einer zukunftsgerichteten Standortpolitik. ANDREAS THÖNY ist Primarlehrer und Grossrat der SP. Er ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in Landquart. H I N T E R G R U N D Kristin Palitza, Abuja, über die Terrorgruppe Boko Haram Boko Harams teuflische Strategie: Kinder als Selbstmordattentäter D Die Terrorgruppe Boko Haram hat in den vergangenen Jahren Tausende Kinder entführt. Sie werden als Kämpfer oder Sex-Sklaven missbraucht. Jüngst zwingt die Gruppe Mädchen sogar zu Selbstmordattentaten, um die vor den Wahlen verschärften Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen. Nervös geht eine verschleierte junge Frau durch die Strassen von Gombe. Sie ist auf dem Weg zum Fussballstadion der nordostnigerianischen Stadt. Staatschef Goodluck Jonathan macht dort Wahlkampf. Unter ihrer traditionellen islamischen Kleidung trägt die Frau einen Sprengstoffgürtel. Nur Minuten, nachdem der Präsident die Veranstaltung verlassen hat, kommt die Explosion. Die junge Frau stirbt, weitere 18 Menschen werden bei der Detonation verletzt. Weiter im Norden, im Bundesstaat Yobe, sprengen sich zwei Kinder auf einem belebten Markt in die Luft. Und in der Stadt Maiduguri in Borno tötet eine Selbstmordattentäterin mindestens 19 Menschen. Sie ist zehn Jahre alt. All diese Anschläge ereigneten sich in diesem Jahr. Sie sind Teil einer menschenverachtenden Entwicklung. Nigerias Behörden haben vor der Präsidenten- und Parlamentswahl am 28. März die Sicherheitsvorkehrungen im Land deutlich verschärft – aber die Terrorgruppe Boko Haram nutzt eine neue, teuflische Strategie für ihre An- schläge: Mädchen und junge Frauen werden als Attentäterinnen eingesetzt. Sie wirken weniger verdächtig. «Erwachsene Selbstmordattentäter sind leichter zu erkennen als Kinder», sagt Hussaini Abdu von der Hilfsorganisation Action Aid, die Opfer von Boko Haram unterstützt. «Vor allem junge Mädchen, die einen Schleier tragen, werden nicht verdächtigt oder durchsucht.» Kinder könnten in dem religiösen und patriarchalischen Umfeld leicht indoktriniert werden. Abdu vermutet aber, dass viele Mädchen gegen ihren Willen zu Attentäterinnen werden und die Bomben an ihrem Körper per Fernbedienung gezündet werden. Boko Haram nehme zunehmend Kinder ins Visier, schrieb kürzlich auch Unicef-Chef Anthony Lake. Tausende « Mädchen und junge Frauen als unverdächtige Attentäterinnen » Kinder seien bereits von der Terrorgruppe traumatisiert worden. Im Mai 2014 sorgte die Entführung von 276 Schulmädchen in der Stadt Chibok durch Boko Haram für einen internationalen Aufschrei. «Die Entführungen von Chibok waren kein isolierter Vorfall, nur der grösste», sagt Bukola Shonibare von der Kampagne «Bring Back Our Girls» (deutsch: «Bringt unsere Mädchen zurück»), die für die Rückkehr der Mädchen kämpft. «Es gab Hunderte Entführungen vor Chibok und auch Hunderte seither», sagt sie. Diese Woche wurde bekannt, dass Boko Haram nach Angaben eines örtlichen Beamten bis zu 350 Frauen und Kinder im nordöstlichen Ort Damasak entführt hat. Shonibare befürchtet, dass einige der Chibok-Mädchen zu Selbstmordattentäterinnen wurden. L E S E R B R I E F E ZuVals, zur Fremdspracheninitiative und zum Wolf Zuerst fragt man die Besitzer Zum Artikel «Sonst bleibt uns nur noch der Weg nach Lausanne» im BT vom 23. März 2015. Die Ausführungen von Herrn Senteler, Projektleiter der 7132 AG in Vals, bedürfen einiger Klarstellungen. Die Strangsanierung (Wasserleitungen, Lüftung und Elektrisch) muss differenziert angegangen werden. Im Haus Selva in Vals wurde der heikle Punkt, nämlich die Warmwasserleitung, im 2012 saniert, und diese hält noch zehn Jahre. Beim Elektrisch und der Lüftung ist ebenfalls keine Dringlichkeit gegeben. Trotzdem war die Eigentümerschaft bereit, angesichts der Bedürfnisse der 7132 AG im Zusammenhang mit ihren geplanten Zimmerumbauten, auf das Ansinnen einer umfassenden Strangsanierung im ganzen Haus einzutreten – also auch elektrisch und Lüftung. Beides entsprang nur dem Bedürfnis des Hotels, also der 7132 AG. Dies wäre für die gesamte Eigentümerschaft zusätzlich mit kostspieligen und individuell zu tragenden Ausgaben im deutlich fünfstelligen Frankenbereich und grossen Bauimmissionen in jedem Appartement verbunden gewesen. Von einer schlagartigen Äufnung des Erneuerungsfonds war nicht die Rede, weil eine solche Investition über ein rückzahlbares Darlehen finanziert werden kann. Die Rückzahlung erfolgt dann mit der jährlichen Einzahlung in den Erneuerungsfonds. Leider versuchte dann die 7132 AG respektive deren Besitzer, Herr Stoffel, mit einer überfallartigen Eigentumsübertragung von 16 Appartements am Spätnachmittag vor der Eigentümerversammlung Ende November 2014, sich eine Mehrheit zu verschaffen, um den Antrag auf sofortige Strangsanierung durchzudrücken. Dies ist dank hoher Präsenz der Eigentümerschaft nicht gelungen. Die Eigentümerschaft hat über regelmässige und verkraftbare Einlagen in den Erneuerungsfonds innert zehn Jahren 1,5 Millionen in das Haus Selva investiert. Das Haus ist in gutem Zustand. Der am letzten Samstag abgelehnte Antrag der 7132 AG auf die Einlage von einer Million pro Aussenhaus (Selva, Zerfreila und Tomül) ist nicht sachlich begründet, sondern soll den Einzeleigentümern den «Verleider» anhängen. Uns liegt an einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der 7132 AG – aber diese muss fair, berechenbar und gleichberechtigt erfolgen. Zum vorgestellten Turm erlauben wir uns die Frage: Wenn jemand etwas auf Land bauen will, das ihm nicht gehört, fragt er vorher dessen Besitzer, nicht wahr? Der gigantische Turm steht auf dem Land von fünf privaten Garagenbesitzern. Diese wurden nicht gefragt. Das Volk soll entscheiden Die Fremdspracheninitiative ist als sogenannte Anregung formuliert und verlangt, dass in Graubünden inskünftig auf der Primarstufe nur noch eine Fremdsprache obligatorisch ist. Schweizweit wird genau über diesen Punkt flächendeckend gesprochen und die grosse Mehrheit von Pädagogen, Schülern und betroffenen Eltern sind exakt dieser Meinung. Gemäss Bundesrecht muss innerhalb der obligatorischen Schulzeit, also innerhalb von neun Schuljahren, mindestens eine zweite Landessprache gelernt werden. Die Initiative verstösst also in keiner Weise gegen die geltende Regelung. Im Gegenteil, sie gibt jeder Sprachregion auch in unserem Kanton die Gelegenheit, das für sie richtige Sprachenkonzept zu erstellen. Diese zukunftsorientierte Anregung kann der Grosse Rat mit der Gültigkeitserklärung nun mitgestalten und durch das Volk absegnen lassen. Mit der Initiative kann endlich einmal das Volk auch mitbestimmen und mitentscheiden, was es für richtig hält. Wenn der Grosser Rat die Initiative aber für ungültig erklärt, wird der Volkswille einmal mehr ausgeschaltet und die richtigen Ansätze werden für unsere Kinder vernichtet. Die Probleme sind nicht gelöst, sondern nur zeitlich verschoben und es muss mühsam weiterge- IMPRESSUM kämpft werden. Die Gerichte müssen entscheiden, was wieder einen immensen, unnötigen Zeit- und Geldaufwand mit sich zieht. Leiden werden weiterhin am meisten die betroffenen Kinder und deren Eltern. Jeder vom Volk gewählte Grossrat sollte sich dessen bewusst sein. Somedia (Südostschweiz Presse und Print AG). Verleger: Hanspeter Lebrument. CEO: Andrea Masüger. ▸ ANNINA MARGRETH, VAZ/OBERVAZ Redaktionsleitung: Sachlich bleiben Larissa M. Bieler (Chefredaktorin, lmb), Norbert Waser (Stv. Chefredaktor, nw). Redaktionsadressen: Der Wolf, anpassungsfähig wie er ist, kehrt nach und nach in seine alten Lebensräume zurück. Die Wölfe in der Schweiz stammen nachweislich (genetische Untersuchungen) aus den italienischfranzösischen Alpen und breiten sich von Italien her entlang dem Alpenbogen nach Norden aus. So wandern sie natürlicherweise auch in die Schweiz ein. Hinweise, dass die öffentliche Sicherheit in der Schweiz oder Europa durch Wölfe gefährdet ist, gibt es nicht. Es ist jedoch zu erwähnen, dass Unfälle bei einer Verkettung von mehreren ungünstigen Faktoren in sehr seltenen Fällen nicht ausgeschlossen sind. Mit entsprechenden Verhaltensweisen können Unfälle verhindert werden. Es ist wichtig, Vorurteile abzubauen und die Fakten zum Wolf neutral darzulegen. Denn mit falschen Informationen werden in der Bevölkerung unnötigerweise Ängste geschürt. Bündner Tagblatt, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Telefon 081 255 50 50, E-Mail: [email protected]. Verlag: Somedia, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Tel. 081 255 50 50, E-Mail: [email protected]. Kundenservice/Abo: Somedia, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Tel. 0844 226 226, E-Mail: [email protected]. Inserate: Somedia Promotion, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Telefon 081 255 58 58, E-Mail: [email protected] Reichweite: 167000 Leser (MACHBasic 2014-2). Abopreise unter: www.buendnertagblatt.ch/aboservice ▸ BEAT DEPLAZES, WWF GRAUBÜNDEN © Somedia Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden ▸ EDGAR HOFER, HERBERT PUNTIGAM, MARTIN STUBER, DELEGIERTE HAUS SELVA, VALS Herausgeberin: Die irgendwie geartete Verwertung von in diesem Titel abgedruckten Inseraten oder Teilen davon, insbesondere durch Einspeisung in einen Online-Dienst, durch dazu nicht autorisierte Dritte, ist untersagt. Jeder Verstoss wird von der Werbegesellschaft nach Rücksprache mit dem Verlag gerichtlich verfolgt. Dorf ror Seite 28.pdf B Ü N D N Bündner E R Tagblatt L EvomT27.3.2015, ZTE KOPF DER WOCHE «Das Kloster wird immer ein Ort der spirituellen Begegnung sein» Schwester Madlen Büttler lebt seit 40 Jahren im Kloster Ilanz. Wie das Kloster der Zukunft aussieht, kann sie nicht sagen. Aber sie ist überzeugt, dass es immer ein Begegnungsort für Spiritualität sein wird. I gd in uter, d. tzelrden nun z, auf Hier iemdem ssen sich eine berg ttags meim Be-gerlmuChor am nger ause mna- oder eine Scheidung hinter sich haben. Den Betroffenen helfen die Gespräche mit uns Schwestern, der geregelte Tagesrhythmus und die Gemeinschaft im Kloster», erklärt sie. Obwohl Schwester Madlen in einigen Monaten das Rentenalter erreicht, will sie ihre Arbeit im «Haus der Begegnung» nicht beenden. «Eine Pensionierung kennen wir im Kloster nicht. Ich werde womöglich etwas kürzertreten, aber meine Aufgabe geht weiter», sagt sie. ▸ VIVIANE MICHEL entis ruhiel zu um chiff nach serer eobund such r die ngen enkt, flichnosssen Fre i t a g , 2 7. M ä r z 2 0 1 5 In der Schwesternschaft Ilanz gibt es noch genau sechs Schwestern, die das Rentenalter noch nicht erreicht haben. Schwester Madlen Büttler ist eine von ihnen. Die 63-Jährige lebt im Kloster Ilanz und leitet dort das Haus der Begegnung. «Die Berufung für ein Leben im Kloster habe ich schon sehr früh gespürt», erklärt sie. Bereits mit 16 Jahren wollte sie in den Orden eintreten. Eine Krankenschwester hat ihr aber ins Gewissen geredet. «Sie hat mir gesagt, dass ich in einigen Jahren nicht über ein Leben ohne Familie schimpfen darf», erzählt Schwester Madlen. Tatsächlich hat sie es sich noch einmal überlegt und ist nicht ins Kloster eingetreten. «Und das war gut so», sagt sie rückblickend. Einige Jahre später wollte sie nichts mehr vom Klosterleben wissen. Sie war in christlichen Jugendgruppen aktiv und lernte einen Freund kennen. «Ich habe fest angenommen, dass ich diesen Mann heiraten und Kinder haben werde», sagt sie. Doch gegen Ende ihrer Ausbildung an der Krankenpflegeschule in Uster verspürte sie wieder den intensiven Wunsch, ins Kloster einzutreten. «Als ich mit dem Zug nach Ilanz fuhr und am Bahnhof ausstieg, wusste ich genau, dass ich hier hingehöre», sagt sie. Was bringt die Zukunft? «Die Begegnungen geben Kraft für den Alltag»: Schwester Madlen Büttler über ihre Arbeit im «Haus der Begegnung». (FOTO ZVG) Herausfordernder Alltag Den Entscheid ins Kloster einzutreten, hat sie nie bereut. Aber ein Leben im Kloster habe seine Heraus- Während in Ilanz dieses Jahr das 150-jährige Bestehen des Klosters gefeiert wird, macht sich die Gemeinschaft auch Gedanken über die Zukunft. Die alternde Schwesternschaft sei eine Herausforderung. Die jüngste Schwester im Kloster ist 50 Jahre alt. Das mache es für junge Frauen schwierig, sich in die Gemeinschaft einzufügen, gibt Schwester Madlen zu bedenken. «Beruf und Berufung waren früher oft gekoppelt. Heute müssen junge Frauen nicht mehr ins Kloster eintreten, um eine gute Schulbildung zu erhalten», erklärt sie. Einen Lösungsansatz biete die «Schwester auf Zeit». Statt ein ganzes Leben im Kloster zu verbringen, verpflichten sich die Frauen für einige Monate oder Jahre Teil der Gemeinschaft zu sein. «Bis jetzt haben erst wenige diesen Weg eingeschlagen, aber dieses Modell könnte sich künftig bewähren», meint sie zuversichtlich. Wie das Klosterleben in der Zukunft aussehen wird, kann Schwester Madlen nicht sagen. «Aber ich bin überzeugt, dass das Kloster Ilanz immer ein spiritueller Ort für die Region Surselva sein wird», sagt sie. forderungen. Beispielsweise das Zusammenleben in der Gemeinschaft. Ein strukturierter Tagesablauf sei wichtig, damit das Gemeinschaftsleben gut funktioniere. Dass ein Zusammenleben vieler Frauen zwangsläufig zu Streit führe, hält sie für ein Klischee. Erfüllung findet Schwester Madlen in ihrer Aufgabe als Leiterin im «Haus der Begegnung». «Zu mir kommen Menschen, die den Sinn des Lebens suchen», erklärt sie. Oftmals wenden sich Personen an sie, denen die Spiritualität im Alltag abhandengekommen ist. «Wir unterstützen Menschen, die beispielsweise ein Burn-out erlitten Landquart Wechselnd bewölkt mit etwas Sonne WETTER Aussichten heute Temperaturen: Nachmittag/Morgen früh Ilanz 9°/5° Disentis 6°/2° 9°/5° 9°/5° Thusis 9°/5° Splügen Scuol Pressespiegel Aussichten heute Freitag Ein Hochdruckausläufer weitet sich Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden 2°/–2° Zernez Chur Arosa Davos 3°/–1° 2°/–2° 3°/–1° St. Moritz von Frankreich nach Deutschland aus und bringt in den Hochalpen eine rasche Wetterbesserung. Nach Durchgang der nächtlichen Regen- Prognosen für die nächsten Tage Am Samstagvormittag scheint häufig die Sonne. Im Verlauf des Vormittags ziehen aus Nordwesten hohe Wolkenfelder auf. Während des Nachmittags sinkt die Wolkenbasis. gleitet. Neben traditionellen Klezmermelodien werden Kompositionen von George Gershwin, Samuel Barber und Astor Piazzolla gespielt. Tickets sind unter www.lephenix.ch und an der Abendkasse erhältlich. (RED) Südostschweiz vom 22.3.2015, Seite 41.pdf Die Erfindung des Christentums CHUR Heute Sonntag, 22. März, wird im Kinocenter Chur um 10.30 Uhr und um 14.45 Uhr der Bibelfilm «Rabbuni oder die Erben des Königs» gezeigt. Das filmische Essay des Schweizer Regisseurs Luke Gasser dreht sich um die Anfänge des Christentums. Der Regisseur und der Theologe Albert Gasser sind an den Vorführungen anwesend und stellen sich danach der Diskussion mit dem Publikum. (RED) engen Jury durch. Auch h veros entesfilm lingsaucht, wie es ehr in iracoer SaWehrentwite mit ie anieder, Counauch n einetwa t Aliggleich rlangt denn d kon- rst anglaubtobiowie er ch in u halnd im ken. ebender in üsste, apitel Aber CLAUDIO GODENZI zentriert auf das Spiel zu sein. So würden doch nach den Aufführungen jeweils die Augen doppelt glänzen, meint sie lächelnd. DIE KINDERTHEATER AG Miracolux wurde im Jahr 2007 von der Spiel- und Theaterpädagogin Mirjam Alig-Wehrli gegründet. Sie arbeitet mit diversen theaterpädagogischen Methoden. Verschiedentlich machte sie mit ihrer Kindergruppe bereits mit Strassenaktionen in der Fussgängerzone der Poststrasse, in der Bahnhofunterführung oder in der Rathaushalle auf sich aufmerksam. Einmal pro Jahr kommen grössere Theaterstücke zur Aufführung, die sie jeweils nach den Wünschen der Kinder selber schreibt. «Film ab» ist die neunte Produktion der Kindertheater AG Miracolux. «Film ab». Aufführungen: Mittwoch, 25.März, 17 Uhr, Donnerstag, 26. März, 18.30 Uhr, Freitag, 27. März, 19.30 Uhr. Aula, Schulhaus Lachen, Chur. Weitere Infos: www.spielmobil-miracolux.ch. Andrea Zogg liest Stefan Zweig CHUR Heute Sonntag, 22. März, tritt Andrea Zogg um 16 Uhr im Restaurant «Va Bene» in Chur auf. Der Schauspieler liest aus Stefan Zweigs Erzählung «Georg Friedrich Händels Auferstehung». (RED) Lumnezia fördert den Nachwuchs DAS OPEN AIR LUMNEZIA beginnt dieses Jahr erstmals bereits am Donnerstag. Die Erweiterung des Festivalangebots auf drei Nächte, von Donnerstag, 23., bis Samstag, 25. Juli, geht ganz zugunsten von Schweizer Nachwuchsbands. Gemeinsam mit der Förderplattform «Startrampe» des Migros-Kulturprozents stellen die Organisatoren in der Lumnezia eine zusätzliche Bühne zur Verfügung. Wer also bereits am ersten Festivaltag anreist, kann die heimischen Satöry, die Indie-Pop-Band Polyphone, die Rocker von Torp, die St. Galler Band Royal Riot und als Special Guest Müslüm erleben. Das Programm der weiteren Tage wird am 11. April an der Season End Party im «Riders Palace» in Laax bekannt gegeben. Tickets sind über die Website des Festivals bereits erhältlich. Neue können solche auch nur für einzelne Festivaltage gekauft werden. (RED) genug. Es stellte sich heraus, dass der Berner lediglich den alten mit Silberfarbe überspritzt hatte. Durch den Gotthard fuhr ich mit Licht – wegen des Gegenverkehrs. Ich brauchte für die 17 Kilometer über eine halbe Stunde. Dazu knallte es im Auspuff, dass ich eine Horde Urner hinter mir glaubte. Der Plan für die WeiterPressespiegel fahrt sah so aus: Nach dem Tunnel Licht Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden ab, den Berg hinunter und mit Schwung über den Ceneri, bis nach Lugano ausrollen lassen. Die Rechnung war gut. Nur hatte ich die Kürze des Tages nicht ein- Schweiz am Sonntag, Nr. 79, 22. März 2015 Südostschweiz vom 22.3.2015, Seite 7.pdf NACHRICHTEN 7 | NEUEINTEILUNG DER BISTÜMER heutige Bistumslandschaft neue Bistumslandschaft Bistum Zürich Basel St. Gallen (ZH, SH) St. Gallen Solothurn Bistum Basel Freiburg Solothurn Bistum St. Gallen (BE, JU, SO, BL, BS, AG, LU, ZG, TG, SH) Bistum Freiburg Bistum Chur (SG, AR, AI, TG) Luzern (SG, AR, AI) (OW, NW, UR, SZ, ZH, GL, GR) Bistum St. Gallen Zürich Bistum Basel Freiburg Chur Bistum Luzern (BE, JU, SO, BL, BS, AG) Bistum Freiburg (GE, VD, FR, NE) Bistum Chur (LU, OW, NW, ZG) Chur (UR, SZ, GL, GR) (VD, FR, NE) Bistum Lugano Sitten Bistum Sitten (VS) Bistum Lugano (TI) Genf Lugano Bistum Genf Sitten (GE) Bistum Sitten (VS) Bistum Katholiken heute Katholiken neu Veränderung Basel 873 478 528 105 –40% Chur 555 862 187 242 –66% Lausanne-Genf-Freiburg 541 734 370 634 –32% Lugano 199 956 199 956 0% St.Gallen 215 711 286 804 +33% Sitten 200 291 200 291 0% Genf 171 100 Luzern 305 978 Zürich 336 922 (TI) Lugano ■ FRAGE DER WOCHE ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● SOLL ZÜRICH EIN EIGENES BISTUM ERHALTEN? Stimmen Sie ab www.schweizamsonntag.ch oder E-Mail: [email protected] QUELLEN: EIN BISCHOF IN ZÜRICH?/BFS (ZAHLEN 2012) Neueinteilung der katholischen Schweiz Die Bischofskonferenz denkt über neue Bistümer nach. Treibende Kräfte sind Zürich und Genf VON FABIENNE RIKLIN G ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● inge es nach den Zürcher Katholiken, dann bekämen sie bald ein eigenes Bistum. Und auch Genf liebäugelt mit einer Diözese. Der Unabhängigkeitswunsch aus den beiden grössten Städten befeuert die Diskussion um eine komplett neue Einteilung der Bistümer in der Schweiz. Bereits 1986 hat eine Kommission im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) Varianten für eine neue Gliederung ausgearbeitet (siehe Grafiken). Jetzt machen sich die Bischöfe erneut Gedanken dazu. Das bestätigt SBK-Sprecher Walter Müller. Die grosse Frage, die sich die Bischöfe derzeit stellen: «Sollen wir ein gesamtschweizerisches Projekt anpacken und ganz neue Bistumsgrenzen ziehen? Oder pragmatisch vorgehen und erst einmal ein Bistum Zürich und Genf angehen?», sagt Müller. Bei einem Grossprojekt würden aus sechs Diözesen neun. Es gäbe neu je ein Bistum Zürich, Genf und Luzern. Ebenfalls würden einige Kantonal- kirchen neuen Bistümern zugeteilt. Beispielsweise Thurgau, Schaffhausen oder Zug. «Vermutlich wären Einzelschritte einfacher umzusetzen», sagt Müller. Doch noch sei nichts entschieden. So oder so: Die Zürcher freut es, dass es vorwärtsgeht. «Ein Bischof hier vor Ort würde besser spüren, welche Bedürfnisse die Zürcher Katholiken haben», sagt Benno Schnüriger. Er ist Präsident des Synodalrats, der Exekutivbehörde der Zürcher Landeskirche. Anders als zu Beginn des 19. Jahrhunderts leben heute viele katholische Gläubige im urbanen und evangelisch geprägten Raum Zürich. Ihre Lebenssituationen und ihre Frömmigkeit ist aber eine andere als auf dem Land. Schnüriger ist deshalb überzeugt, dass ihre Stimme in der Bischofskonferenz gehört werden sollte. DER GRABEN zwischen den Zürcher Katholiken und ihrem erzkonservativen Bischof Vitus Huonder in Chur hat sich in den vergangenen Jahren vertieft. Trotzdem betont Schnüriger: «Unsere Forderung hat weniger mit dem Bischof zu tun als mit der Tatsache, dass wir Chur nur provisorisch angehören.» Seit 1821 das Bistum Konstanz aufgelöst wurde, verwaltet Chur Zürich. «Es wäre ein Geschenk, wenn wir 200 Jahre später ein eigenes Bistum bekämen», so Schnüriger. Bei dem Wunsch ein Wörtchen mitzureden hat Oberhirte Huonder. Offiziell hat er sich noch nie zu einem Bistum Zürich geäussert. Doch Huonder hat ein Dossier mit Pro- und Kontra-Argumenten verfasst und es an den Heiligen Stuhl weitergeleitet. Die Antwort steht noch aus. Hoffnung schürt der Churer Generalvikar Martin Grichting. Kürzlich sagte er: «Aus pastoralen Gründen macht es Sinn, dass sich ein Bischof vor Ort gerade um die jungen, lebendigen Migrantengemeinden kümmert.» Es brauche gegebenenfalls einen Bischof, der aus diesen Reihen stamme. Die Wahl des Bischofs dürfte sich allerdings als Knackpunkt erweisen. In der Regel werden Bischöfe vom Papst ernannt, doch die Zürcher wollen ein altes Recht wieder beleben und selber einen Dreiervorschlag nach Rom schicken, aus dem Papst Franziskus einen Bischof ernennen kann. «Somit wäre gewährleistet, dass dieser eine breite Abstützung in seinem Bistum hat», sagt Schnüriger. IN GENF GEHT DIE INITIATIVE für eine neue Aufteilung von Bischof Charles Morerod aus. Er ist für 700 000 Gläubige verantwortlich. Zu viele, findet er. Deshalb fasst er ein Bistum Genf ins Auge. Nach Ostern will Morerod alle Priester, Diakone und Pastoralassistenten befragen, was sie von einer Aufteilung der Diözese halten und ob Genf mit 171 100 Gläubigen ein eigenes Bistum erhalten soll. «Im Moment ist alles offen. Die Umfrage wird entscheidend sein», sagt Alain de Raemy, Weihbischof von Lausanne, Genf und Freiburg. Und fügt an: «Dass Genf als wichtigste internationale Stadt der Schweiz auch ein eigenes Bistum hat, macht Sinn.» So könne der verantwortliche Bischof auf die Sorgen und Nöte der städtischen Gläubigen eingehen. Mit der Neueinteilung der Bistümer intensiv auseinandergesetzt hat sich Phi- Internationalität: Rang 1, 2 und 3 Laut einem neuen Ranking sind die Schweizer Hochschulen die bestvernetzten der Welt VON YANNICK NOCK UND ALAN CASSIDY ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Das britische Hochschulmagazin «Times Higher Education» veröffentlichte kürzlich fast unbemerkt ein erstaunliches Ranking. Es misst die internationale Ausrichtung von über 400 Universitäten. Unangefochten an der Spitze stehen gleich drei Schweizer Hochschulen. Die stärkste internationale Anziehungskraft hat demnach die ETH Lausanne, dann folgen die Uni Genf und die ETH Zürich. Bereits auf Platz 12 und 28 sind die Universitäten Basel und Zürich zu finden. Die Liste basiert auf dem Anteil der ausländischen Professoren und Studenten sowie der Intensität der Forschungszusammenarbeit mit dem Ausland. Das Ergebnis erstaunt in Hinblick auf die Zuwanderungsinitiative. Seit Annahme des SVP-Anliegens warnen die Hochschulen vor einem herben Verlust der internationalen Bedeutung. Nun zeigt das Ranking, dass die Hochschulen Rückschläge wie das Ende des Studentenaustauschprogramms Erasmus offensichtlich kompensieren können. Doch noch immer sind die Universitätsrekto- ren skeptisch. Sie befürchten die Isolation, sollten weitere Verträge mit der EU aufgelöst werden. Gleich auf mehreren Ebenen laufen deshalb neue Bestrebungen. Im Zentrum stehen Kooperationen mit anderen Universitäten. «Bilaterale Verträge mit ausländischen Hochschulen werden künftig noch wichtiger», sagt Antonio Loprieno vom Vorstand der Swissuniversities. zeugt. Weitere Projekte sollen folgen. So haben Bund und Rektoren erst vor wenigen Monaten einen Forschungsvertrag mit Australien abgeschlossen. Geplant ist eine Zusammenarbeit mit den besten acht Hochschulen von Down Under. Hinzu kommen Länder wie Südafrika oder Singapur, die mit einzelnen Universitäten kooperieren. DIE HOCHSCHULEN profitieren im Ran- EINEN ÄHNLICHEN WEG hat die Universi- tät Basel bereits eingeschlagen. Gemeinsam mit drei deutschen und einer französischen Uni am Oberrhein will sich die Hochschule zu einem «European Campus» zusammenschliessen. Das Projekt verfolgen die Basler schon länger, es erhält aber angesichts drohender Kontingente für Lehrpersonal und Studierende neue Dringlichkeit: Die Allianz mit den Hochschulen aus dem EU-Raum soll es Basel erlauben, auch künftig Professoren einzustellen, ohne auf Arbeitsund Niederlassungsbewilligungen angewiesen zu sein. Funktionieren soll das über eine noch zu bildende juristische Körperschaft. Politisch ist dieser Weg bri- Weltweit die Nr. 1: ETH Lausanne KEY sant: Er könnte es der Universität erlauben, Beschränkungen zu umgehen. In Basel stösst die Idee gerade deshalb auf Zustimmung. «Als internationaler Wirtschafts- und Bildungsstandort müssen wir uns auf alle Eventualitäten vorbereiten, die uns mit einer harten Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiativen drohen», sagt die Basler SPStänderätin Anita Fetz. Ähnlich sieht Rektor Loprieno die Situation. Der Campus könnte allfällige juristische Probleme der SVP-Initiative lösen, ist er über- king vor allem davon, dass die Schweiz ein kleines Land ist und es die kulturellen Erwartungen an Professoren und Studenten klein hält. Vorgaben wie in Schweden, wo ausländische Dozierende nach einigen Jahren angehalten sind, auf Schwedisch zu unterrichten, gibt es hierzulande nicht. Englisch genügt. Trotzdem scheint die ETH Lausanne – die weltweite internationalste Hochschule – an ihre Grenze gestossen zu sein. «Ein Numerus clausus für ausländische Studierende ist unumgänglich», sagte kürzlich Patrick Aebischer, scheidender Rektor der ETH Lausanne. Mehr als 10 000 Studenten könne die Hochschule nicht verkraften. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden lippe Gardaz. Der Oberrichter und Lehrbeauftragte der Universität Freiburg sagt: «Der Sitz der Bischöfe ist meist in ländlichen und grenznahen Regionen.» Ein Hirte solle aber umringt sein von seinen Schäfchen. «Das ist auch eine Forderung des Zweiten Vatikanischen Konzils, das einheitliche und zusammenhängende Diözesen anstrebt.» Dass die Zürcher bis 2021 einen eigenen Bischof haben werden, erachtet er als «möglich». Vor allem, weil die jetzige Lösung eine provisorische ist. Sein Bedenken: Können die Zürcher bei der Bischofswahl nicht mitreden, komme es erneut zu unnötigen Richtungskämpfen zwischen der Basis und den Oberen. Grössere Skepsis hat Gardaz bezüglich Genf. «Das Einzugsgebiet der Gläubigen endet nicht an der Genfer Kantonsgrenze.» Es werde schwieriger, hier eine geeignete Einteilung vorzunehmen. Ebenfalls hätte Genf, wo Kirche und Staat getrennt seien, weniger finanzielle Mittel zur Verfügung. Offen ist auch, wie die anderen Kantonalkirchen auf eine neue Einteilung reagieren würden. Piratenpartei will noch nicht die Segel streichen WAR DA NICHT MAL WAS? Es ist noch gar nicht so lange her, da sorgte die Piratenpartei auch in der Schweiz für Furore. Inzwischen ist es ruhig geworden um die Piraten, die sich dem Kampf für ein offenes Internet verschrieben haben. Doch zumindest die Partei selbst hat sich noch nicht abgeschrieben: Sie erneuert im Wahljahr ihr Präsidium – einmal mehr. Zurückgetreten ist an der gestrigen Delegiertenversammlung der amtierende Präsident, der Genfer Alexis Roussel. Auf Twitter nannte er dafür «persönliche Gründe». Ans Ruder setzen sich neu zwei Co-Präsidenten: der Waadtländer Guillaume Saouli und der Zuger Stefan Thöni, der für den Ständerat kandidiert. Die neuen Kapitäne wollen mit der Partei von der Debatte um den Überwachungsstaat profitieren. Sie bereitet bereits ein mögliches Referendum gegen das neue Nachrichtendienstgesetz vor. Erst vor zwei Jahren übernahm Roussel überraschend die Führung der Piraten. Sein Vorgänger, Thomas Bruderer, warf 2013 nach Querelen am Piratenkongress das Handtuch. Zuletzt traten immer mehr Mitglieder aus. (RED) St. Moritz Bad Der finnische Organist Kalevi Kiviniemi tritt am Mittwoch, 25. März, um 20.30 Uhr in der katholischen Kirche in St. Moritz Bad auf. Das Konzert ist Teil der Reihe «Die Orgel für alle». Laut Mitteilung spielt er bekannte und beliebte Orgelmusik. (so) Kolb. Mit «Paidushko», der sehr anspruchsvollen Balkan-Rhapsodie des niederländischen Komponisten Alfred Bösendorfer alias Kees Vlak (1938– 2014), hat Gysin seinen Musikanten einiges zugemutet. Er bestätigt: «Das ist vom Schwierigkeitsgrad her an der obersten Grenze für uns». Die intensi- Gastsolist auf dem Büchel Christoph Walter, der vielseitige Schweizer Musiker, Orchesterdirigent und Bandleader, scheint es Gysin besonders angetan zu haben. Nicht weniger als drei Kompositionen von ihm standen auf dem diesjährigen Konzertprogramm der Union, und es sei vorweggenommen, alle hörten sich Südostschweiz vom 23.3.2015, konnte die Musikgesellschaft Union auf ihre grosse und treue Seite 18.pdf Anhängerschaft zählen.» tieren, lösten die Musikanten vortrefflich. In dieselbe Kategorie der Programmnummern gehörten «Morgens um sieben» von James Last wie auch die Bündner Ballade «Viva senza tei» von Marie Louise Werth, die mit dem Einheimischenbonus in Form von besonders kräftigem Beifall bedacht wurde. Musiker haben Groupies, Bischöfe auch, Cavelty nicht… L ieber Simon, du bist ja Musiker und hast daher Groupies. Ich bin Schriftsteller und habe keine Groupies. Ich finde das unfair. Gut – eine 80-jährige Buchhändlerin aus Jügesheim/Hessen hat sich nach einer Lesung einmal für mich interessiert (recht eindeutig). Aber das wärs. Und dabei bin ich doch schon 17 Jahre lang Schriftsteller! Was mache ich falsch? In froher Hoffnung auf eine Antwort verbleibe ich, Gion Die Leiden zweier Musikfreunde Musiker Simon Ambühl und Schriftsteller Gion Mathias Cavelty unterhalten sich für die «Südostschweiz» per E-Mail über die Welt der Musik. Ciao Gion, hättest du doch bloss was Anständiges gelernt! Im Wort Musik steckt doch die Muse bereits drin und in Literatur hat es nicht mal Platz für eine Mänade. Was wäre überhaupt Deine favorisierte Zielgruppe? Sick, sick, sick, Simon. Cavelty: Meine favorisierte Zielgruppe? Nun, eigentlich war die achtzigjährige Buchhändlerin ganz okay ... Aber am meisten stehe ich auf Protestantinnen, am liebsten Pfarrerstöchter oder – enkelinnen. Brille, hochgeschlossene Kleider und streng zurückgekämmte Haare mit Dutt. Diese Vorstellung bringt mich fast um den Verstand. Im Ernst. Mir fehlt einfach eine gesunde Portion Protestantismus im Leben. Auf der anderen Seite habe ich aber auch überhaupt nichts gegen Blondinen mit riesigen Brüsten einzuwenden, vorzugsweise aus Liechtenstein, Typus Bettina Walch. Sie war ein Fixstern meiner Pubertät. Kannst Du mit diesen Angaben etwas anfangen? Sachdienliche Hinweise bitte diskret an mich oder den nächsten Polizeiposten. Ambühl: So spezifisch? Da kann auch ich nichts erzwingen. Obwohl eine Klavierspielerin wie sie Elfriede Jelinek in ihrem Roman beschrieben hat, sollte es doch auch an der Musikschule Triesen geben. Anstelle einer Heavy-MetalLesung kannst Du ja zukünftig eine peppige ICF-Band – man soll ja mit der Zeit gehen – mit an Bord holen und so versuchen das Ländle zu reformieren. Mit dem Nachfolgeroman «Endlich Nichtkatholik» erreichtest Du dort bestimmt auch einige vollbusige Blondinen ... Cavelty: Vollbusige Blondine! Gutes Stichwort! Ich könnte ja mal den Erzbischof des Erzbistums Vaduz besuchen. Der hatte zu der Zeit, als er noch Bischof in Chur war (und ich ein paar Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Mal für ihn in der Kathedrale ministrieren durfte) übrigens auch Groupies en masse. Aber ein bisschen, äh, komische. Und natürlich nur im streng platonischen Sinne. Ich war übrigens auch mal als Journalist an einer Miss-LiechtensteinWahl. Diese findet nicht jedes Jahr, sondern bloss alle sechzig Jahre oder so statt, weil es im Ländle schlicht und einfach nicht genug Kandidatinnen für eine jährliche Durchführung gibt. Ich kann mich noch gut an den Durchgang erinnern, wo alle Kandidatinnen mit einer Brille auf der Nase über die Bühne schreiten mussten, weil einer der Sponsoren ein Brillenhersteller war. Ach, diese Liechtensteiner! (Fortsetzung folgt) Südostschweiz vom 23.3.2015, Seite 9.pdf REGION 9 Das Newroz-Feuer wird von allen Kurden zu Neujahr entfacht, sein Ursprung liegt aber in der Naturreligion der Jesiden, in der die Sonne und das Feuer angebetet werden. Bild Olivia Item Südostschweiz | Montag, 23. März 2015 S von Anja Conzett amstagnachmittag auf dem Bahnhofsplatz in Chur: Frauen in aufwendig bestickten Roben, fahnenschwenkende Burschen, Mädchen mit gelbrot-grünen Schals, Männer in der Uniform der Peschmerga-Kämpfer, Teenager in Lederjacken, Rentner mit eindrucksvoller Gesichtsbehaarung, Mütter mit Kinderwägen – 170 Menschen haben sich versammelt, um das kurdische Neujahr zu feiern: Newroz, auf Deutsch «Neuer Tag». Churs Passanten bleiben stehen, sehen zu, filmen. Eine ältere Dame fragt, worum es gehe. Die Kurden sind ihr durch ihren Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) ein Begriff. Nachdenklich schaut sie dem Treiben zu. «Eigentlich sollten wir mit ihnen mitkämpfen, oder?» Mitmarschieren möchte sie dann aber lieber doch nicht. Eine Minute Kobane im Stadtpark Die Frauen und Kinder stellen sich für die Kundgebung durch die Stadt vorne auf, die Männer hinten. «Das hat drei Gründe», erklärt Xanim Kurt, türkische Kurdin, seit 16 Jahren in der Schweiz. Die Kinder würden zuvorderst laufen, um das Tempo vorzugeben. «Die Frauen laufen einerseits vorne mit, weil sie die Wächterinnen unserer Kultur sind. Andererseits hat es mit der Demonstrationskultur in der Türkei zu tun.» Türkische Polizisten hätten mehr Hemmungen, auf eine Frau einzuprügeln – «Zumindest hatten sie das früher.» Die Frauen sind es auch, welche die Sprechgesänge vorgeben. Xanim Kurt übersetzt. «Wir haben Kobane befreit, wir haben den IS besiegt!», «Frauen! Leben! Freiheit!» Dazwischen immer wieder «Jallallallalla!» – ein zungenbrecherisch kehliger Ruf. Das kurdische Volk besteht aus Syrern, Irakern, Türken, Moslems, Christen, Jesiden, Juden und Kommunisten. Was sie über die Landesgrenzen hinaus vereint, ist die Sprache und die politische Unterdrückung, die ihnen in jedem ihrer Heimatländer widerfährt. Die Schweiz ist eines der europäischen Länder, welche die PKK, die Partei der türkischen Kurden, nicht als Terrororganisation einstuft. Viele Kurden organisieren sich in Vereinen wie dem Kurdischen Kulturverein Chur, der Newroz veranstaltet. Xanim Kurt schätzt, dass ungefähr die Hälfte der kurdischen Bevölkerung des Grossraums Churs mitmarschiert. Ein neuer Tag im Widerstand Die kurdische Diaspora in Graubünden hat am Samstag in Chur das neue Jahr gefeiert. Rund 170 irakische, türkische und syrische Kurdinnen und Kurden nahmen am Umzug und dem anschliessenden Festakt teil. Im Stadtpark endet die Kundgebung mit dem Neujahresfeuer. Wie die Paletten entfacht sind, ruft ein Mann in Peschmerga-Tracht zu einer Schweigeminute auf im Gedenken an die Gefallenen von Kobane. Eine junge Frau stimmt die kurdische Hymne an, die Menge singt Zeile für Zeile nach. Männeraugen, Frauenaugen, Kinderaugen füllen sich mit Tränen. Kämpfen für den Frieden Nach der Trauer kommt die Feier, die Postremise füllt sich in wenigen Minuten. Ehrengast und SP-Nationalrätin Silva Semadeni hält eine Rede, die aber fast untergeht im ausgelassenen, bunten Treiben und dem Lärm der spielenden Kinder. Eine ältere Frau aus dem Publikum legt der Rednerin einen Schal in den kurdischen Farben auf die Schultern. Die anderen Redner referieren auf Kurdisch, energisch, nachdrücklich. Danach wird mindestens so intensiv getanzt. Auf den Fahnen im Hintergrund stehen die Kürzel der Männer- und der Frauenarmee. Auf ihre Frauenarmee sind die Kurden 350 Kurden leben geschätzt im Grossraum Chur. Da sie aus verschiedenen Ländern stammen und verschiedene Religionen haben, ist eine genaue Zählung schwierig. stolz. «In Syrien kämpfen zurzeit mehr Kurdinnen als Kurden an vorderster Front gegen den IS», so die Sozialpädagogin Xanim Kurt. Sie hat ihre Abschlussarbeit über acht PeschmergaKämpferinnen geschrieben, die mittlerweile in der Schweiz leben. Dijle, die junge Frau, welche zuvor die kurdische Hymne angestimmt hat, ist 15 Jahre alt. In drei Jahren will sie sich den Peschmerga anschliessen und gegen den IS kämpfen. «Ich kann nicht länger zusehen, wie mein Volk leidet. Kurdin zu sein, bedeutet mir alles.» Iskan hat zweieinhalb Jahre für die Peschmerga in Syrien gekämpft, bevor er flüchten musste. Am Freitag hat der IS einen Anschlag während der Newroz-Feierlichkeiten in Iskans Heimatstadt in Syrien verübt – 35 Tote, über 100 Verwundete. «Alle Kurden, die hier åsind, haben ein schlechtes Gewissen», sagt der junge Mann. Dijles ältere Schwester Zilan will nicht zu den Waffen greifen und trotzdem kämpfen. «Man kann auch von hier aus etwas bewirken.» Nach ihrer Ausbildung zur Pflegefachfrau möchte sie studieren: Recht, Politologie, vielleicht Journalismus. «Wir Kurden haben nicht viel ausser unserer Identität, unsere Kultur», sagt Xanim Kurt. Die Frage, was sich die Kurden für das neue Jahr wünschen, erübrigt sich. «Frieden», sagt Dijle, «Frieden», sagt Zilan, «Frieden», sagt Iskan, «Frieden», sagt Xanim. Anlässlich zu Newroz hat Abdullah Öcalan, der in der Türkei inhaftierte Führer der kurdischen Partei PKK, eine Botschaft an die Kurden verfasst – ein Plädoyer für den Frieden. INS E RAT 50% RA B A TT Aktueller Deal: Polyrattan Gartenmöbel Set, Model „Milano“, nur Fr. 699.– anstatt Fr. 1398.– Pressespiegel Gutschein kaufen auf deal.suedostschweiz.ch oder bei Somedia Promotion Chur und einlösen bei Beliani GmbH in Baar. Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Dieses Inserat gilt nicht als Gutschein Südostschweiz | Dienstag, 24. März 2015 Südostschweiz vom 24.3.2015, Seite 15.pdf NACHRICHTEN 15 Alkohol, Zigaretten und Cannabis auf einen Blick Lebenszeitprävalenz (mindestens einmaliger Konsum im Leben) von Alkohol, Zigaretten und Cannabis, nach Altersgruppe und Geschlecht, HBSC 2014 100% Jungen Mädchen 90% 80% 70.4 70% 68.9 60% 50% 37.9 40% 37.5 30.1 30% 20% 20.1 19.2 19.6 13.9 10.5 10% 35.0 27.1 5.3 3.6 0% Alk Zig Alk 11-jährig Zig 13-jährig Alk Zig Can 15-jährig Alk Zig 11-jährig Alk Zig Alk 13-jährig Zig Can 15-jährig Quelle: Sucht Schweiz, Grafik: südostschweiz Die Smartphone-Generation hat null Bock auf Drogen Der Drogenkonsum Schweizer Jugendlicher geht deutlich zurück. Das beweist eine aktuelle Studie. Das Smartphone, der Gesundheitshype und das eigene Image scheinen wichtiger zu sein. von Alexandra Fitz und Raffael Schuppisser S ie kennen keine Welt ohne Internet. Keine ohne Smartphone. Sie touchen auf screens. Und das seit ihren Baby-Tagen. Es ist die erste Generation, die von Beginn an vollkommen in eine digitale Welt hineinkatapultiert worden ist. Sie wachsen in den Nachwehen von 9/11 auf, in einer Zeit von Terror, Unbeständigkeit und Rezession. Madonna ist für sie alt – sie kannten sie nie, als sie noch «like a virgin» war. Michael Jackson war für sie schon tot, bevor er gestorben ist. In der jüngsten Zeit taucht sie immer wieder auf, die Generation Z. Jene Generation, die ab 1995 auf die Welt gekommen ist. Man könnte sie aber auch Generation Zero nennen, einerseits etwa, weil diese Gruppe von Menschen um das Jahr 2000 geboren ist, vielmehr aber, weil sie «zero» konsumiert. Denn: Die Generation Z nimmt kaum mehr Drogen. Das zeigte eine gestern von der Stiftung Sucht Schweiz vorgestellte Studie, für die – unterstützt von der Weltgesundheitsorganisation – knapp 10 000 Schüler befragt wurden. In den letzten vier Jahren ist der Konsum von Alkohol bei den 15-Jährigen massiv zurückgegangen. Tranken 2010 noch 27 Prozent der Buben und 13 Prozent der Mädchen wöchentlich Alkohol, so waren es im letzten Jahr nur noch zehn beziehungsweise sechs Prozent. Im gleichen Zeitraum nahm auch der Anteil der 15-jährigen Raucher stark ab. Der Konsum von Cannabis ging bei den Gelegenheitskiffern ebenso zurück (siehe Grafik oben). Haben wir das alles den Verboten und Präventionsmassnahmen zu verdanken (siehe Artikel unten), folgt eine ganze Generation den gut gemeinten Ratschlägen ihrer Eltern und Lehrer? Es wäre wohl die erste Generation, die gehorcht. Ist es nicht eher so, dass die Generation Z selber zum Schluss kommt, dass Saufen, Rauchen und Kiffen uncool ist, nicht mehr zu ihrem Lifestyle passt? Smartphone statt Joint Sie sind in vielen sozialen Netzen verstrickt, permanent online, ständig me- dial abgelenkt und haben deshalb vielleicht weder Zeit für Suchtmittel noch Lust darauf. Um aus ihrer Langeweile zu entfliehen, braucht die Generation Z keine Drogen mehr, um Grenzen zu überschreiten auch nicht. Statt zum Wodka greifen die Jugendlichen von heute zum Smartphone. Statt an einer Zigi zu ziehen, schiessen sie ein Selfie. Und statt einen Joint zu bauen, drehen sie ein Sex-Video mit ihrer Freundin. Bekifft trainieren? Zu unmotiviert. Rauchen? Zu ungesund. Bier? Macht dick. «Wenn Jugendliche in einer Gruppe draussen zusammensitzen, brauchen sie etwas, das das Gespräch in Gang bringt. Das kann Alkohol sein oder auch ein Smartphone», sagt der Lehrer und Social-Media-Experte Philippe Wampfler. Einer spielt ein lustiges YouTube-Video ab und zeigt es mit den Worten «Kennt ihr das schon?» seinen Freunden. Der nächste weiss von einem noch krasseren Video oder präsentiert einen besonders lustigen Post auf Facebook. Anstatt einen Joint reicht man ein Smartphone im Kreis rum. «Am beliebtesten sind Bilder oder Videos, die Peinliches von Menschen offenbaren, die alle Anwesenden kennen», sagt Wampfler. Das Smartphone ist omnipräsent, steht stets im Mittelpunkt – egal, ob sich ein Exemplar der Generation Z alleine oder in einer Gruppe aufhält. Und so hat man das Gefühl, dass das Smartphone nicht die Drogen ersetzt, sondern selber zum Suchtmittel geworden ist. Statt der berauschenden Wirkung des Joints sorgen Likes und Retweets für ein Glücksgefühl. Genau gleich ist die Wirkung natürlich nicht. Abhängig kann man aber auch von Smartphone und Internet werden – Experten sprechen von nicht-stoffgebundenen Süchten. Fittness statt Glimmstängel Ein weiterer Grund für den Rückgang des Suchtmittelkonsums könnte auch das stärkere Gesundheitsbewusstsein unserer Gesellschaft sein. Die Lebensmittelindustrie – und vor allem wir selber – schlagen ständig Alarm ob der bösen Lebensmittel und der fehlenden Bewegung. Wir sind längst dem Gesundheitswahn verfallen. Richtige Ernährung und Fitness fungieren als Ersatzreligion, sie sind Lifestyle und Image. Selbstdisziplin und Verzicht – man denke an den Vegan-Hype – sind en vogue. Das Motto lautet längst: Weniger ist mehr. «Zero», hier eben auch. Da passt auch der schöne und fitte Körper in den Verzicht-Modus. Man geht ins Fitness, pimpt seinen Body – ist man für die Mucki-Bude noch zu jung, geht man eben joggen. Noch nie war es bei jugendlichen Männern so in, Sport zu treiben, gut auszusehen und sich gesund zu ernähren. Drogen passen da einfach nicht dazu. Bekifft auf den Crosstrainer? Zu unmotiviert. Rauchen? Zu ungesund. Bier? Macht dick. Teurere Zigaretten, legalisierte Hanfpflanzen? Politiker sind erfreut über die sinkende Zahl jugendlicher Säufer und Raucher, die sie mehrheitlich als Errungenschaft der Suchtprävention werten. Weitere Präventionsmassnahmen aber sind umstritten – genauso wie der Umgang mit Cannabis. von Dennis Bühler Nie seit 1986 haben Schweizer Teenager so wenig geraucht und Alkohol getrunken wie heute – der Befund der Studie von Sucht Schweiz und des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) überrascht selbst Fachleute. «Dieses erfreuliche Ergebnis zeigt, dass Prävention sehr wohl etwas bewirkt, auch wenn immer wieder das Gegenteil behauptet wird», sagt die Basler SP-Nationalrätin Silvia Schenker. Auch die Aargauer CVP-Nationalrätin Ruth Humbel führt den Erfolg auf die seit der Jahrtausendwende intensivierte Suchtprävention zurück: «Diese Massnahmen haben sensibilisierend gewirkt – auch auf die Eltern, die ihren Kindern heute bessere Vorbilder sind.» Der eingeschlagene Weg müsse nun konsequent weiterverfolgt werden, fordern die beiden Gesund- heitspolitikerinnen aus der Nordwestschweiz unisono. Dieser Meinung ist auch Irene Abderhalden, die Direktorin von Sucht Schweiz. Wolle die Gesellschaft ihre Jugend wirksam schützen, müssten alle Verantwortung übernehmen und ihre Konsumnormen ändern, sagt sie. «Im Parlament aber geschieht derzeit das Gegenteil. Die Interessen der Wirtschaft erschweren oder verunmöglichen einen erfolgreichen Jugendschutz.» Abderhalden gegen Kritik an immer grösserer staatlicher Regulation. Erst, seit rund um die Uhr Alkohol verkauft werde, mache sich die Suchtprävention für ein Nachtverkaufsverbot stark. Angst vor dem Schwarzmarkt Umstritten ist auch die weitere Verteuerung von Zigaretten. Der Bundesrat möchte den Preis eines Päcklis von heute gut acht auf bis zu elf Franken erhöhen. Humbel warnt: «Sind Zigaretten zu teuer, kommt der Schwarzmarkt ins Rollen.» Diese Gefahr sieht auch der Zürcher SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi: «Die Politik des Bundes wird langsam, aber sicher prohibitiv.» Auch er freue sich, wenn Jugendliche weniger Alkohol trinken und rauchen würden.Für diesen Trend sei aber nicht die Prävention des Bundes, sondern gesellschaftliche Ächtung ausschlaggebend. «Früher galt die Sauferei als Kavaliersverhalten. Heute wird sie geächtet.» «Früher galt die Sauferei als Kavaliersverhalten. Pressespiegel Heute wird sie «Man verharmlost das Kiffen» gehen die Meinungen geächtet.» Evangelisch-reformierte Landeskirche Auseinander Graubünden National- und Ständerat haben kürzlich Mindestpreise für alkoholische Getränke, Werbeverbote und ein Verbot von Happy Hours für Spirituosen abgelehnt. Am Widerstand der grossen Kammer könnte auch das von Bundesund Ständerat befürwortete Nachtverkaufsverbot für Alkohol scheitern. «Wir fordern nicht immer mehr», wehrt sich Toni Bortoluzzi Zürcher SVP-Nationalrat auch, was den Umgang mit Cannabis angeht, dessen Konsum bei Jugendlichen im Unterschied zu Alkohol und Tabak in den vergangenen vier Jahren kaum zurückgegangen ist. «Das BAG wird nicht müde, die gesundheitsschädigende Wirkung des Alkohol- und Tabakkonsums zu betonen, verharmlost aber das Kiffen», sagt Bortoluzzi. «Das ist widersprüchlich.» «Die Verbotspolitik ist an ihre Grenzen gestossen», attestiert auch Abderhalden. Kiffen gelte bei den Jugendlichen heute als nicht so schlimm. «Die Cannabis-Politik ist am Scheideweg – noch ist nicht klar, wie es weitergehen soll.» SP-Nationalrätin Schenker spricht sich für eine Legalisierung aus. «Die Prävention wird vereinfacht, wenn Kiffen erlaubt ist.» Gleich sieht dies selbst Roy Salveter, Co-Leiter der Abteilung Nationale Präventionsprogramme beim BAG. Das Verbot erschwere es, an Cannabis rauchende Jugendliche heranzukommen. «Weil es verboten ist, geben sie es nicht zu.» bevor er Ende 2014 nach Chur zog. Das Buch handelt vom Wanderer und Krimiautor Roger Marty, der in einem Berggasthaus im Alpstein ein vermeintlichesvom Verbrechen miterleben Südostschweiz 25.3.2015, Seite muss. Der Eintritt zur Lesung ist frei. (so) Cello im Einklang mit der Orgel In der katholischen Kirche San Carlo in Lenzerheide findet heute Mittwoch, 25. März, um 17.30 Uhr ein Konzert für Cello und Orgel unter dem Titel «Von Italien nach Deutschland» statt. Antoine Billet (Cello) und Stephan Ronkov (Orgel) spielen Werke von Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach, Domenico Gabrieli und Dietrich Buxtehude. (so) Ursina Lardi zeigt «Unter der Haut» Das Cinema sil plaz in Ilanz zeigt heute Mittwoch, 25. März, um 20.15 Uhr den Film «Unter der Haut» in Anwesenheit der Regisseurin Claudia Lorenz und der Schauspieler Ursina Lardi und Flurin Giger. Der Film handelt von Alice und Frank, die mit ihren drei Kindern in eine neue Wohnung auf dem Land ziehen. Während der Alltag seinen Lauf nimmt, merkt Alice, dass Frank etwas beschäftigt. Nur langsam öffnet er sich, und je mehr er von sich preisgibt, desto weniger will Alice von dieser Wahrheit wissen. (so) Jazzkonzert in der «Marsöl»-Bar In der Churer «Marsöl»-Bar ist morgen Donnerstag, 26. März, um 20.30 Uhr im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Weekly Jazz» der Anlass «Yes Don’t Panic» zu erleben. Es handelt sich dabei laut Mitteilung um ein Programm für vier vernetzte Musiker, das aus wenigen Spielanweisungen besteht. Diese werden mittels Tablets vom Conductor an die Musiker gesendet. Jeder Musiker benötigt ein eigenes Tablet und kann damit sowohl Anweisungen empfangen als auch in der Rolle des Conductors Anweisungen weitergeben. Der Eintritt zum Konzert ist frei. (so) Bald auf der Bühne: Die Head-Smashed-Musiker Roman W 18.pdf Kurz, aber Gute Stimmung und Party-Feeling v Trio bei Auftritten schon unter Bew W von Franco Brunner enn man als Musikkritiker eine Formation als «Gute-Laune-Band» bezeichnet, muss man hie und da mit reichlich harschen Reaktionen rechnen. Denn auch wenn die Bezeichnung an sich alles andere als negativ oder gar abwertend gedacht ist, fühlen sich so manche Musiker, die so betitelt werden, auf den Schlips getreten und in ihrer zarten Künstlerseele verletzt. Nicht so die drei jungen Herren der Bündner Pop-Rock-Punk-Band Head Smashed. «Eine tiefgründige Message sucht man bei uns wohl vergebens», bringt es Bassist und Sänger Moritz Vieli lachend auf den Punkt. Ihm und seinen Bandkollegen Roman Wilhelm und Patrick Däscher gehe es in erster Linie darum, gute Stimmung und Party-Feeling zu verbreiten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. In diese Art der erfrischend uneitlen Selbstbetrachtung passt denn auch das Zitat, das auf der neuen Head-Smashed-CD «Feeding The Animal» zu lesen ist: «Manche Menschen sind dazu geschaf- fen, die We heisst es d Punk-Roc Nein, die W hed mit « bestimmt das, was s in der heu leeren Ve viel. Das W am Samst «Werkstatt Rock in Re werklich n tät. Denn der Spass und Aber «Feeding T «Eine Mess man wohl Moritz V Bassist u Ein Abend im Das Ensemble ö! lädt am Samstag z stehen unter anderem Werke von A Beim fünften Saisonkonzert mit dem Titel «Stein & Gas» am Samstag, 28.März, um 20 Uhr im Theater Chur setzt sich das Ensemble ö! aus Riccarda Caflisch (Flöten, Stimme), David Sontòn Caflisch (Violine, Viola d’amore) und Christian Hieronymi (Violoncello, Viola da gamba) zusammen. Um 19.30 Uhr findet eine Einführung in das Konzert statt. Während des Konzerts wird zudem wieder ein neu ge- Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden schriebene semble ö! «Aggregats ben hat. D fende Phil Peter Dellb Bestehen Exemplari Gas» steht Duo für V 18 KULTUR REGION Südostschweiz vom 25.3.2015, Seite 18a.pdf Musik aus Russland und Frankreich In der Offenen Kirche in Sils. i. E. treten heute Mittwoch, 25.März, um 17.30 Uhr Violoncellist Alexander Kionke und Pianist Dmitri Demiashkin auf. Ihr Programm steht unter dem Titel «französische und russische Musik aus drei Jahrhunderten». Vorgetragen werden Werke von François Francoeur, Sergej Rachmaninov und Sergej Prokofiev. Ticketvorverkauf unter der Telefonnummer 081 838 50 50. (so) Walter Burk liest aus «Doppelrolle» In der Bibliothek der Hochschule für Technik und Wirtschaft an der Pulvermühlestrasse 57 in Chur liest Walter Burk heute Mittwoch, 25. März, um 18.30 Uhr aus seinem Buch «Doppelrolle – ein Alpsteinkrimi». Musikalisch umrahmt wird der Anlass von Christian Wagner (Piano) und Johannes Herold (Saxofon). Burk wurde in Horgen am Zürichsee geboren und lebte 35 Jahre in der Ostschweiz, bevor er Ende 2014 nach Chur zog. Das Buch handelt vom Wanderer und Krimiautor Roger Marty, der in einem Berggasthaus im Alpstein ein vermeintliches Verbrechen miterleben muss. Der Eintritt zur Lesung ist frei. (so) Cello im Einklang mit der Orgel In der katholischen Kirche San Carlo in Lenzerheide findet heute Mittwoch, 25. März, um 17.30 Uhr ein Konzert für Cello und Orgel unter dem Titel «Von Italien nach Deutschland» statt. Antoine Billet (Cello) und Stephan Ronkov (Orgel) spielen Werke von Antonio Vivaldi, Johann Sebastian Bach, Domenico Gabrieli und Dietrich Buxtehude. (so) Bald auf der Bühne: Die Head-Smashed-Musiker Roman W Kurz, aber Gute Stimmung und Party-Feeling Trio bei Auftritten schon unter Bew W von Franco Brunner enn man als Musikkritiker eine Formation als «Gute-Laune-Band» bezeichnet, muss man hie und da mit reichlich harschen Reaktionen rechnen. Denn auch wenn die Bezeichnung an sich alles andere als negativ oder gar abwertend gedacht ist, fühlen sich so manche Musiker, die so betitelt werden, auf den Schlips getreten und in ihrer zarten KünstlerPressespiegel seele verletzt. Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Nicht so die drei jungen Herren der Bündner Pop-Rock-Punk-Band Head Das Cinema sil plaz in Ilanz zeigt heute Mittwoch, 25. März, um Smashed. «Eine tiefgründige Message Ursina Lardi zeigt «Unter der Haut» fen, die W heisst es d Punk-Ro Nein, die hed mit « bestimmt das, was in der he leeren Ve viel. Das W am Sams «Werkstat Rock in R werklich tät. Denn der Spass und Aber Südostschweiz vom 26.3.2015, Seite 14.pdf 14 NACHRICHTEN Südostschweiz | Donnerstag, 26. März 2015 Die Ehe für alle Paare öffnen: Ein gangbarer Weg für Bild Stacy Bengs/Keystone den Bundesrat. Bundesrat prüft Ehe-Alternativen Die Ehe hat Konkurrenz erhalten. Sie ist nicht mehr die einzige Form, wie Paare ihre Beziehungen regeln können. So lebt heute ein Drittel aller Paare mit Kindern ohne Trauschein. Das Recht soll den gelebten Realitäten angepasst werden. Aber an welche Realitäten? D von Anna Wanner er gesellschaftliche Wandel fordert seinen Tribut. «Wenn die gesetzlichen Bestimmungen nicht mit den Lebensrealitäten übereinstimmen, dann gibt es Verlierer», sagte Justizministerin Simonetta Sommaruga gestern vor den Medien, wo sie den Bericht «Modernisierung des Familienrechts» präsentierte. Rechtlich wenig geschützt seien zum Beispiel Konkubinatspaare: Wenn bei Tod, Krankheit oder Trennung einer der Partner nicht abgesichert ist – und keinen Erbanspruch hat –, steht er oder sie mit leeren Händen da. SVP fühlt sich provoziert In den letzten Jahren hat Sommaruga sowohl das Sorge- wie auch das Unterhaltsrecht angepasst. Auch die Revision des Adoptionsrechts ist aufgegleist. Doch es bleibt vor allem ein grosser Brocken: die Frage des Zusammenlebens von Erwachsenen, unabhängig ihrer sexuellen Orientierung. Um Vorwürfe im Voraus abzuwehren, beteuerte Sommaruga: «An der Institution der Ehe will der Bundesrat nicht rütteln.» Denn es handle sich um ein Erfolgsmodell, für das sich eine Mehrheit der Paare entscheide. Die SVP, die für die traditionelle Ehe einsteht, fühlt sich dennoch provoziert. Der Bundesrat wolle Ehe und Familie schwächen, teilt sie per Communiqué mit. Allein: Die Regierung hat gestern noch gar nichts entschieden. Sie skizzierte ledig- Die Regierung hat nichts entschieden. Sie skizzierte nur Möglichkeiten, wie das Gesetz angepasst werden könnte. lich Möglichkeiten, wie das Gesetz den gelebten Realitäten angepasst werden könnte. Sommaruga sagte, damit wolle der Bundesrat eine breite Diskussion auslösen. Sie erwarte nun weitere Anregungen aus dem Parlament. Kein rechtliches Korsett Die Diskussion findet auch ohne den Bericht des Bundesrats bereits seit Monaten statt: Die CVP-Initiative zur Abschaffung der Heiratsstrafe will den Ehebegriff als Beziehung zwischen Mann und Frau in die Verfassung schreiben – woran sich Schwulen- und Lesbenorganisationen stören. Die Grünliberalen (GLP) sprangen auf den Zug auf und lancierten eine parlamentarische Initiative, welche die «Ehe für alle öffnen» will. Der Bundesrat hält das explizit für einen gangbaren Weg. Er schlägt aber vor, als Alternative solle ebenso die Gleichstellung eingetragener Partnerschaften gegenüber der Ehe geprüft werden. Die Ehe ist nur ein Element, das zur Diskussion steht. Auch das Konkubinat birgt rechtliche Tücken, weil die Partner bei einem Schicksalsschlag keine Ansprüche geltend machen können. Trotzdem scheint für den Bundesrat in Stein gemeisselt, dass Konkubinate auch künftig auf Regeln verzichten sollen. «Wir wollen jene nicht in ein rechtliches Korsett drängen, die das explizit nicht wollen», sagte Sommaruga. Weil aber genau bei Konkubinatspaaren der erwähnte Härtefall eintreten kann, weibelt der Bundesrat für eine sogenannte «Auffanglösung» für Witwer oder Expartner, die rechtlich und finanziell nicht abgesichert sind. Das Szenario für die Zukunft Als weitere Option des Zusammenlebens lancierte die Regierung gestern eine neue Mischform: den Pacte civil de solidarité (Pacs). In Frankreich haben 41 Prozent der Paare den zivilrechtlichen Vertrag als Alternative zur Ehe gewählt. Er regelt die Beziehung zwischen Erwachsenen, nicht aber der Kinder. Der Bundesrat will diese Option prüfen, schiebt die Initiative aber den Parlamentariern zu. Als «denkbares Szenario» schweben Sommaruga die drei Modelle kombiniert vor, also in Abstufung: Die Ehe regelt das Familienleben als Ganzes – zumindest für Heteros, vielleicht bald auch für Homosexuelle. Die Pacs regeln das Zusammenleben zwischen zwei Erwachsenen. Und die Konkubinate bleiben ohne rechtlichen Rahmen für die Partnerschaft. Dass das Szenario vom Parlament einfach abgenickt wird, ist unwahrscheinlich: Denn mit der Öffnung der Ehe für alle Paare wird künftig auch die Adoption allen ermöglicht. Und obwohl der Bundesrat beteuert, an der Ehe nicht rütteln zu wollen, dreht sich die Diskussion am Ende um die rechtliche Konsequenz: Dürfen Schwulenund Lesbenpaare Kinder adoptieren? Was die Schweiz noch für Syrien tun könnte Caritas kritisiert das zurückhaltende Engagement der Schweiz bezüglich der Syrienkrise. Mitarbeiter berichten von schlimmen Zuständen. von Rinaldo Tibolla Angesichts von 200 000 Toten könne man nicht mehr von einer Krise in Syrien sprechen, sondern müsse das Wort «Krieg» benützen, eröffnete Hugo Fasel, Direktor von Caritas Schweiz und alt Nationalrat der Christlich-sozialen Partei (CSP) für den Kanton Freiburg, seine Erläuterungen. Das Hilfswerk hatte zu einer Konferenz geladen, um sich zum Syrien-Engagement der offiziellen Schweiz zu äussern und über die Lage vor Ort zu berichten. Das vergangene Jahr sei mit 76 000 Toten das bislang blutigste gewesen, hiess es dann gleich schon. Die Schilderungen von Barbara Brank, Programmverantwortliche für die Syrienkrise, die bereits mehrmals und regelmässig in die Region reist, trugen ihres dazu bei: Laut Schätzungen seien allein im Jahr 2014 rund 11 000 Kinder aufgrund von Angriffe auf Schulen verübt worden. 4000 Schuleinrichtungen seien zerstört worden. «Wir wissen von 200 Kindern, die bei solchen Attacken ums Leben gekommen sind», sagte Brank. In Syrien würden sich dementsprechend die Eltern wehren, ihre Kinder überhaupt noch in die Schule zu schicken. Caritas habe Kenntnis von 1,6 Millionen Kindern, die keinen Zugang zu Schulbildung hätten. Es gebe aber Schätzungen von 2,2 Millionen Kindern. Neue «Realitäten» vor Ort Von der Schweizer Regierung hätte Caritas angesichts dieser humanitären Katastrophe mehr Engagement erwartet. Den Beschluss des Bundesrats, die Syrienhilfe von 30 auf 50 Millionen jährlich zu erhöhen, betitelt die Organisation als «zu wenig». Auch vom Versprechen des Bundesrats, 3000 zusätzliche Flüchtlinge – neben den bald zeigt sich die Organisation enttäuscht. Man müsse sich nur einmal vorstellen, was im mittlerweile fast vier Jahre andauernden «Krieg» alles geschehe, brachte Fasel dazu ein und schilderte danach, welche «Realitäten» vor Ort herrschen würden: Acht Millionen Menschen seien im eigenen Land als Vertriebene auf der Flucht. «Frauen werden jetzt zu Tausenden vergewaltigt, weil man die Vergewaltigungen auch dazu nützt, um Menschen aus einer Region zu vertreiben», so Fasel. Familien würden ihre Kinder für die Prostitution verkaufen, damit der Rest der Familie für einige Zeit das Überleben sichern könnte. «Viele Menschen verkaufen sogar ihre Organe». Bei verletzten Personen würden die Organe entnommen und weiterverkauft. Ganz neu sei auch, dass Mordkommandos für Leichname inzwischen einen «Rückgabepreis» von fragen, was die Schweiz angesichts dieser Probleme für die Region tun kann», sagte Fasel. Er erwarte, dass Parteien im Wahljahr im Asylbereich von ihrer Verweigerungshaltung abkommen. «100 Millionen Franken jährlich Pressespiegel bedeuten bei einem Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Staatshaushalt von 65 Milliarden nicht den Untergang.» Wer dieses Thema als Propaganda verwende, handle verantwortungslos. Verliert die Schweiz Identität? Caritas formulierte schliesslich auch Forderungen. Statt 50 Millionen Franken jährlich brauche es 100 Millionen. «100 Millionen Franken jährlich bedeuten bei einem Staatshaushalt von 65 Milliarden doch nicht den finanziellen Untergang der Schweiz», sagte Fasel. Bezüglich der Aufnahme von syrischen Flüchtlingen stelle sich indes die Frage nach einem Identitätsverlust der Schweiz. «Wenn jede Schweizer Gemeinde fünf Syrer – also etwa eine Familie – aufnehmen würde: Verliert sie dann ihre Identität? Ich glaube nicht», führte Fasel aus. Die Schweiz müsste also in der Lage sein können, 15 000 Menschen aus der Krisenregion im Land unterzubringen. Von der Schweizer Diplomatie fordert das Hilfs- oder sie mit leeren Händen da. SVP fühlt sich provoziert In den letzten Jahren hat Sommaruga sowohl das Sorge- wie auch das Unterhaltsrecht angepasst. Auch die Revision des Adoptionsrechts ist aufgegleist. Doch es bleibt vor allem ein Die Regierung hat Zug auf und lancierten eine parlamentarische Initiative, welche die «Ehe für Das Szenario für die Zukunft nichts entschieden. alle öffnen» will. Der Bundesrat hält Als weitere Option des ZusammenleSie skizzierte nur das explizit für einen gangbaren Weg. bens lancierte die Regierung gestern Er schlägt aber vor, als Alternative sol- eine neue Mischform: den Pacte civil Möglichkeiten, wie le ebenso die Gleichstellung eingetra- de solidarité (Pacs). In Frankreich hadas Gesetz angepasst gener Partnerschaften gegenüber der Seite ben 41 Prozent der Paare den zivilSüdostschweiz vom 26.3.2015, 14a.pdf Ehe geprüft werden. rechtlichen Vertrag als Alternative zur werden könnte. scheinlich: Denn mit der Öffnung der Ehe für alle Paare wird künftig auch die Adoption allen ermöglicht. Und obwohl der Bundesrat beteuert, an der Ehe nicht rütteln zu wollen, dreht sich die Diskussion am Ende um die rechtliche Konsequenz: Dürfen Schwulenund Lesbenpaare Kinder adoptieren? Was die Schweiz noch für Syrien tun könnte Caritas kritisiert das zurückhaltende Engagement der Schweiz bezüglich der Syrienkrise. Mitarbeiter berichten von schlimmen Zuständen. von Rinaldo Tibolla Angesichts von 200 000 Toten könne man nicht mehr von einer Krise in Syrien sprechen, sondern müsse das Wort «Krieg» benützen, eröffnete Hugo Fasel, Direktor von Caritas Schweiz und alt Nationalrat der Christlich-sozialen Partei (CSP) für den Kanton Freiburg, seine Erläuterungen. Das Hilfswerk hatte zu einer Konferenz geladen, um sich zum Syrien-Engagement der offiziellen Schweiz zu äussern und über die Lage vor Ort zu berichten. Das vergangene Jahr sei mit 76 000 Toten das bislang blutigste gewesen, hiess es dann gleich schon. Die Schilderungen von Barbara Brank, Programmverantwortliche für die Syrienkrise, die bereits mehrmals und regelmässig in die Region reist, trugen ihres dazu bei: Laut Schätzungen seien allein im Jahr 2014 rund 11 000 Kinder aufgrund von Kriegsgeschehnissen getötet worden. In diesem Jahr seien auch vermehrt Angriffe auf Schulen verübt worden. 4000 Schuleinrichtungen seien zerstört worden. «Wir wissen von 200 Kindern, die bei solchen Attacken ums Leben gekommen sind», sagte Brank. In Syrien würden sich dementsprechend die Eltern wehren, ihre Kinder überhaupt noch in die Schule zu schicken. Caritas habe Kenntnis von 1,6 Millionen Kindern, die keinen Zugang zu Schulbildung hätten. Es gebe aber Schätzungen von 2,2 Millionen Kindern. Neue «Realitäten» vor Ort Von der Schweizer Regierung hätte Caritas angesichts dieser humanitären Katastrophe mehr Engagement erwartet. Den Beschluss des Bundesrats, die Syrienhilfe von 30 auf 50 Millionen jährlich zu erhöhen, betitelt die Organisation als «zu wenig». Auch vom Versprechen des Bundesrats, 3000 zusätzliche Flüchtlinge – neben den bald schon 500 Resettlement-Flüchtlingen (Artikel von gestern) – aufzunehmen, zeigt sich die Organisation enttäuscht. Man müsse sich nur einmal vorstellen, was im mittlerweile fast vier Jahre andauernden «Krieg» alles geschehe, brachte Fasel dazu ein und schilderte danach, welche «Realitäten» vor Ort herrschen würden: Acht Millionen Menschen seien im eigenen Land als Vertriebene auf der Flucht. «Frauen werden jetzt zu Tausenden vergewaltigt, weil man die Vergewaltigungen auch dazu nützt, um Menschen aus einer Region zu vertreiben», so Fasel. Familien würden ihre Kinder für die Prostitution verkaufen, damit der Rest der Familie für einige Zeit das Überleben sichern könnte. «Viele Menschen verkaufen sogar ihre Organe». Bei verletzten Personen würden die Organe entnommen und weiterverkauft. Ganz neu sei auch, dass Mordkommandos für Leichname inzwischen einen «Rückgabepreis» von den Familienangehörigen verlangen würden. «Wir müssen uns nun schon fragen, was die Schweiz angesichts dieser Probleme für die Region tun kann», sagte Fasel. Er erwarte, dass Parteien im Wahljahr im Asylbereich von ihrer Verweigerungshaltung abkommen. «100 Millionen Franken jährlich bedeuten bei einem Staatshaushalt von 65 Milliarden nicht den Untergang.» Hugo Fasel Direktor Caritas Schweiz Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Wer dieses Thema als Propaganda verwende, handle verantwortungslos. Verliert die Schweiz Identität? Caritas formulierte schliesslich auch Forderungen. Statt 50 Millionen Franken jährlich brauche es 100 Millionen. «100 Millionen Franken jährlich bedeuten bei einem Staatshaushalt von 65 Milliarden doch nicht den finanziellen Untergang der Schweiz», sagte Fasel. Bezüglich der Aufnahme von syrischen Flüchtlingen stelle sich indes die Frage nach einem Identitätsverlust der Schweiz. «Wenn jede Schweizer Gemeinde fünf Syrer – also etwa eine Familie – aufnehmen würde: Verliert sie dann ihre Identität? Ich glaube nicht», führte Fasel aus. Die Schweiz müsste also in der Lage sein können, 15 000 Menschen aus der Krisenregion im Land unterzubringen. Von der Schweizer Diplomatie fordert das Hilfswerk, dass sie die humanitäre Tradition des Landes mehr forciert. Axpo aber weit düsterer, als es die Stromproduzenten selber tun. Dies aus zwei Gründen: Rechsteiner geht davon aus, dass der Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion die Preise für den Bandstrom, den die AKW erzeugen, weiter senken wird. Gleichzeitig rechnet er damit, dass die Kosten für die Milliarden Franken anhäufen. Sinkt der Strompreis auf 3,5 Rappen, so steigt dieser Verlust auf 2,7 Milliarden. Obige Rechnungen gelten, falls die Kosten der AKW gleich bleiben wie in den letzten Jahren. Doch Rechsteiner – wie auch andere Ökonomen – beurteilt die Kostenrechnungen der AKW-Betreiber St. Gallen und Appenzell Thurgau Schaffhausen Glarus Zug 12,5 Prozent 12,2 Prozent 7,9 Prozent 1,8 Prozent 0,9 Prozent Total 100 Prozent aufgestellt». In die «falsche Richtung» zielten insbesondere die Vorschläge, mit der Ausgliederung der Atomkraftwerke «aus Axpo eine Eon zu machen». Die Positionen über die finanziellen Folgen der Atomenergie und der Energiewende klaffen weit auseinander. Südostschweiz vom 27.3.2015, Seite 11.pdf ● Die Eigentümer-Kantone sollten eine Stromabgabe erheben, um Altlasten und nicht amortisierbare Investitionen tilgen zu können. * «Axpo – finanzielles Grossrisiko für den Kanton Zürich», http://gruene-zh. ch/finanzielles-grossrisiko-axpo. In Frankreich haben sich die «Halbehen» etabliert Bundesrätin Simonetta Sommaruga lancierte am Mittwoch eine abgeschwächte Eheform als Alternative zur Heirat. In Frankreich läuft dieser «Zivilpakt» – der «Pacs» – der klassischen Ehe zunehmend den Rang ab. Sich zu «pacsen» ist in Frankreich heute banal geworden. von Stefan Brändle Der «Pacte Civil de Solidarité « (Pacs) existiert in Frankreich seit sechzehn Jahren. Der sozialistische Premierminister Lionel Jospin hatte ihn ursprünglich für homosexuelle Paare einrichten wollen; wegen der sakrosanten Egalité, die keinen Unterschied zwischen Religion, Rasse oder sexueller Ausrichtung zulässt, wurde er aber 1999 auch für heterosexuelle Paare geöffnet. Selbst Jospin hätte sich nicht träumen lassen, welchen Siegeszug der Pacs in kurzer Zeit antreten sollte. Er bewirkte nichts weniger als eine gesellschaftspolitische Revolution: 96 Prozent dieser «Halbehen» werden heute von heterosexuellen Paaren geschlossen; nur noch vier Prozent entfallen auf Homosexuelle. Insgesamt haben laut dem nationalen Statistikamt Insee im Jahr 2013 über 168 000 Französinnen und Franzosen «gepacst», wie man im Volksmund sagt. Erbrecht wie in der Ehe Im gleichen Jahr wurden in Frankreich 239 000 Ehen geschlossen. Mit anderen Worten: Von fünf Liebesverbindungen auf dem Standesamt entfallen nur noch drei auf den Eheschwur – deren zwei entfallen bereits auf den Pacs. Tendenz steigend. Nach der Einführung des Pacs hatte der damalige konservative Staatschef Jacques Chirac gerügt, der Pacs sei «dem Bedarf der Familien nicht angepasst». Doch der Zivilpakt traf offenbar den Nerv der Zeit. Viele Junge scheuen (noch) vor dem Ja-Wort fürs Leben zurück, wollen sich mit ihrem Partner aber trotzdem juristisch absichern. Während sich französische Ehepartner gegenseitig «Respekt, Treue, Beistand und Hilfe» schwören, verlangt der Pacs nichts von alledem. Die Pacs-Paare unterschreiben bei den Behörden einzig ein Formular. Darin können sie zum Beispiel ganz konkret angeben, wie viel Euro sie sich im Notfall schulden. Von Gesetzes wegen sichert der Pacs das gemeinsame Wohnen rechtlich ab, und er räumt die Möglichkeit eines Testamentes ein. Das Steuerrecht und seit einigen Jahren auch das Erbrecht ist gleich wie bei Ehepaaren. Keine Regeln zum Nachwuchs Der Hauptunterschied zur Ehe besteht darin, dass der Pacs keinerlei Regeln zum Nachwuchs enthält. Er verleiht dem Partner keine elterliche Gewalt, ja nicht einmal das Adoptionsrecht. Alimente sind zum Beispiel auch nicht vorgesehen. Das berühmteste aller Pacs-Paare bildeten die frühere Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal und der heutige Staatschef François Hollande. Sie sind heute wieder getrennt. Das ist aber keinerlei Beleg dafür, dass der Pacs häufiger aufgelöst werde als die Ehe. Das Gegenteil ist der Fall: Die Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Scheidungsrate liegt in Frankreich höher als die Trennungsrate beim Pacs. Dies ist umso erstaunlicher, als für die Auflösung eine blosse Mitteilung an den Gerichtsdiener genügt; ein Anwalt ist im Normalfall überflüssig. Katholisch-konservative Franzosen befürchten, dass der Pacs die Institution der Ehe aushöhlt. Es stimmt zwar, dass die Zahl der Heiraten in Frankreich seit dem Beginn des Pacs-Booms im Jahr 2005 tendenziell abnimmt. Aber wie weit das eine Folge des Pacs ist, bleibt umstritten. Auch bürgerliche Politiker stellen den Pacs heute nicht mehr in Frage. Soziologen sehen in ihm den Beweis, dass Liebe nicht blind sein müsse, sondern mit einer rationalen Überlegung einhergehen kann. ist als liert nden fe nur igatoenau eckend Die Probleme sind nicht gelöst, sondern nur zeitlich verschoben und es Die grössten Zwerge muss mühsam weitergekämpft werdie engsten Stirnen den. Die Gerichte müssen entscheider skurrilste Grössenwahn Südostschweiz vom den, was wieder einen immensen, Johann Lutertal aus27.3.2015, Maienfeld unnötigen Zeit- und Geldaufwand mit sich zieht. Leiden werden weiterhin am meisten die betroffenen Kin- Seite 18.pdf ONLINE STIMME Wenn Herr Stoffel unbedingt in einem Turm wohnen möchte, dann soll er mit dem Bischof Kontakt aufnehmen. Die Kirchtürme sind ja nicht bewohnt, sind zwar nicht so hoch, wie er sich vorstellt, aber für den Anfang tut es ein solcher sicher auch. Einen Vorteil hätte so ein Wohnen: Der Big Bim Bam wäre inklusive, und die Kirchensteuer könnte für alle auch etwas gesenkt werden, wenn ja ein Millionen-Steuerzahler als Wohnsitz den Turm nimmt. Armin Brüsch aus Thusis Hotline 0848 299 299 Leserbetreuer Stefan Bisculm nimmt von Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr Ihre Informationen, Hinweise und Anregungen entgegen. Kontakt ag am Tag der offenen Türe zwischen 10 und 16 Uhr. Wir Leserbriefe suedostschweiz.ch/forum [email protected] Leserbild/-reporter Schicken Sie uns Ihre Schnappschüsse an [email protected], per MMS (80 Rp./MMS) / SMS (20 Rp./ SMS) mit dem Stichwort REPORTER an 939 (Orange-Kunden an leserreporter @suedostschweiz.ch) oder laden Sie die Fotos auf suedostschweiz.ch/ community hoch. In der Zeitung veröffentlichte Fotos werden mit 50 Franken honoriert (Ausnahme: Wettbewerbsfotos). Bild Yanik Bürkli Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden me, zu mehm grossen, raussagen, t laut dem brüche im folgen, woeitreichenen die Abmit dem Eis en», so Huwürde das is bis zum und dem Letzteres Flutwellen, . Allfällige h nicht be- ra » Postautostation am Churer Bahnhof verkehrt am Samstag zwischen 10.30 und 16 Uhr ein kostenloser Shuttlebetrieb. Der Bus fährt jeweils zur halkannt, sagte Huwiler. Massnahmen Südostschweiz vom 27.3.2015, Seite ben Stunde in Richtung Medienhaus, wie Sperrungen und Evakuierungen zur ganzen Stunde wieder zurück. (so) würden gegebenenfalls auch nicht vom Amt für Wald und Naturgefahren angeordnet, betonte er. Weiter verwies Huwiler darauf, dass Repower beim Kieswerk im Hinblick auf sein Neubauprojekt einen «Installationsplatz» plane, auf dem sich oft viele Menschen aufhielten. 6.pdf Folgen für Hummel Repower begrüsst Massnahme Werner Steinmann, der Medienverantwortliche von Repower, bestätigte diesen Sachverhalt gestern auf Anfrage. Ein «Installationsplatz» sei ein grosser Bauplatz, auf dem die Einrichtungen für den Bau gelagert würden und auf dem sich im Falle der Realisierung des Neubau-Projektes viele Bauleute aufhalten würden. «Wir sind froh, dass die Behörden die von uns durchgeführte Gefahrenbeurteilung nun ergänzen und beim Vadret dal Cambrena eine Überwachungskamera installieren», betonte Steinmann. Die Finanzmarktaufsicht (FMA) Liechtenstein hat Christian Hummel die Bewilligung als Wirtschaftsprüfer entzogen. Hummel, der wegen Vermögensdelikten in Millionenhöhe beim Churer Treuhandbüro Allemann, Zinsli und Partner sowie der Unterschlagung von 800 000 Franken der Kirchgemeinde Bad Ragaz angeklagt ist, würden die Voraussetzungen für eine Bewilligung fehlen, schreibt die FMA Liechtenstein in einer Medienmitteilung. Der Allemann, Zinsli und Partner AG werde die Bewilligung ebenfalls entzogen, heisst es weiter. (so) cha täglich 15.50 Uhr QUADER - STUDIO - STADTHOF · Theaterweg 11 · 081 258 32 32 normale Eintrittspreise) Deutsch ab 6 J Kinocenter 5 Fr 17.45 (E/d/f) Sa 17.30 Deutsch So 18.15 ab 12 J Kinocenter Sa 13.15 Fr 17.30 Sa 15.15 Deutsch So 11.00 ab 6 empf 10 J Kinocenter Sa 15.30 ab 6 J Deutsch Kinocenter ab 6 J Deutsch Kinocenter erhöhte Eintrittspreise) Deutsch 5 Sa 13.30, 18.00 ab 6 J 30, 19.00 Kinocenter ab 16 J OV/d/f Kinocenter Sa 13.15 So 13.45 5 Sa 22.15 ab 16 J 00 Deutsch Kinocenter Sa 19.45 So 20.30 5 20 Deutsch Kinocenter So 14.30 30 ab 16 J ab 6 J Deutsch Kinocenter in3D(erhöhte Eintrittspreise) Deutsch So 10.30 D ab 8 empf 10 J Kinocenter ab 16 J Deutsch Kinocenter Voranzeige: Ab Mittwoch 1. April in den Churer Kinos Deutsch Kinocenter Kultur-Kino Chur: Deutsch Pressespiegel ab 12 J Kinocenter Sa 18.00 ab 12 J Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden 2. ausgewählte Kolumnen aus den Lokal- und Regionalzeitungen Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden igen Debater Gewerbendum zu ernführen sei rhin hätten Mehrheit der Bevölkerung profitiert. Die SRG steht Service public wird hier keinen Widerhall finweiterhin sehr direkt im Schussfeld: Zurzeit läuft den. die Sammelfrist für zwei Volksinitiativen, welche Journalist undSeite Historiker, die Abschaffung der Billag-Gebühren fordern. Das CLAUDIO K_Bündner Tagblatt vomWILLI, 21.3.2015, 2x.pdf Eintreiben der Gebühren über die Billag mit Un- Schwerpunkt Politik. [email protected] cht» erner Museumsnacht» gestern in Z U M S O N N TAG Surinam und Schweiz ▸ H E I N Z -U L R I C H R I C H W I N N über Ökonomie und Recht im Kontext V on 1699 bis 1701 hält sich Maria Sybilla Merian in Surinam auf. Sie beschreibt darauf eine Pflanze, die Flos Pavonis heisst. Jeder Text hat einen Kontext. «Ihr Samen wird gebraucht für Frauen, die Geburtswehen haben und die weiter arbeiten sollen. Die Indianer, die nicht gut behandelt werden, wenn sie bei den Holländern in Dienst stehen, treiben damit ihre Kinder ab, damit ihre Kinder keine Sklaven werden, wie sie es sind. Die schwarzen Sklavinnen aus Guinea und Angola müssen zuvorkommend behandelt werden, denn sonst wollen sie keine Kinder haben in ihrer Lage als Sklaven. Sie bekommen auch keine, ja sie bringen sich zuweilen um wegen der üblichen harten Behandlung, die man ihnen zuteil werden lässt, denn sie sind der Ansicht, dass sie in ihrem Land als Freie wiedergeboren ationalbank nd stärkt dieses. Das FDP-Rezept ist einch und unbürokratisch. Das FDP-Rezept etet gleich lange Spiesse: Der billige ohlestrom wird teurer, die einheimische Wasserkraft bleibt attraktiv. Die FDP setzt uf Anreize und Effizienzsteigerung in nem offenen Markt. So machen wir nergie- und klimapolitische Fortschritte hne schädliche Eingriffe. SILVIO ZUCCOLINI, PRESSECHEF DP DIE LIBERALEN GRAUBÜNDEN Warum kauft die SNB nicht Realwerte? Warum die Schweizer Nationalbank (SNB) mit den angehäuften Devisen zur Stütung des Euro nicht einfach internationaRealwerte (Aktien und Immobilien) aufen kann, ist mir nicht klar. Mit einer olchen Strategie könnten weiterhin uneschränkt Devisen gekauft werden. Auf egativzinsen könnte man dann verzichn. Mit den Erträgen der Realwertanlagen önnten die Kassen von Bund und Kantoen alimentiert werden. ALEX SCHNEIDER, KÜTTIGEN werden, so wie sie mich aus eigenem Munde unterrichtet haben.» Die Botanikerin liefert ein sozioökonomisches Portrait mit. Jede Pflanze hat ihren Kontext und die Basler Wirtschaftsgeschichte hat zum Teil den Kontext der Geschichte der Sklaverei. Nur ein Beispiel: Im 18. Jahrhundert besassen Mitglieder der Familie Faesch in Surinam «die Plantagen ‘Herstelling’, ‘Marienburg’, ‘Vorburg’ und ‘Hoyland’ samt den dazugehörigen Sklavinnen und Sklaven». Es wurde ein lebhafter Handel mit «Sklavereiprodukten» wie Zucker, Kaffee, Kakao, Tabak, Gold und Silber betrieben. Daran wurde gut verdient. Jeder Verdienst hat seinen Kontext. Es wird Zeit, wieder einen Zusammenhang von Ökonomie und Recht ins Auge zu fassen, wie es vorbildlich das «Recht der Barmherzigkeit» (Frank Crüsemann) bewerkstelligt. HEINZ-ULRICH RICHWINN ist reformierter Pfarrer in Zizers. IMPRESSUM Herausgeberin: Somedia (Südostschweiz Presse und Print AG). Verleger: Hanspeter Lebrument. CEO: Andrea Masüger. Redaktionsleitung: Larissa M. Bieler (Chefredaktorin, lmb), Norbert Waser (Stv. Chefredaktor, nw). Redaktion: Sarah Blumer (Beilagenredaktion, blu), Gieri Dermont (Aussenredaktion Surselva, de), Denise Erni (dni), Kerstin Hasse (ha), Silvia Kessler (ke), Flurina Maurer (fm), Nadja Maurer (nm), Marc Melcher (mm), Sabine-Claudia Nold (nol), Cornelius Raeber (Beilagenredaktion, cr), Julian Reich (Leitung Ressort Kultur, jul), Thomas Spinas (ts), Claudio Willi (Wi). Redaktion Sport: René Weber (Leitung, rw), Hansruedi Camenisch (Stv., ca), Kristian Kapp (kk), Johannes Kaufmann (jok), Jonas Schneeberger (jos), Jürg Sigel (js). Bildredaktion: Marco Hartmann (Leitung, ham), Yanik Bürkli (yb), Theo Gstöhl (thg), Olivia Item (oi). Redaktionelle Mitarbeiter: Juscha Casaulta (jc). Redaktionsadressen: Bündner Tagblatt, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Telefon 081 255 50 50, E-Mail: [email protected]. Verlag: Somedia, Sommeraustrasse 32, 7007 Chur, Tel. 081 255 50 50, E-Mail: verlag@ somedia.ch. 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Die Parade der Sportlerinnen und Sportler zu Beginn einer Olympiade ist immer wieder ein besonderer Moment. Was alle einlaufenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Tag der olympischen Eröffnungsfeier mit allen Zuschauerinnen und Zuschauern im Stadion oder an den Fernsehgeräten weltweit verbindet, ist die Stimmung hoch gespannter Er- wartung. Kein Meter ist gelaufen, kein Spiel ist gespielt, kein Kampf ist gekämpft. Die kommenden Tage der Spiele liegen offen da. Wünsche und Sehnsüchte sind gross. Am kommenden Palmsonntag erinnern sich Christinnen und Christen auch in Davos in ihren Gottesdiensten an eine biblische Geschichte, in der es ebenfalls um einen besonderen Einzug geht. Jesus zieht in Jerusalem ein! Oft wird in den Gemeinden das mögliche historische Geschehen durch besondere Lieder oder Inszenierungen gestaltet. Freude und Ausgelassenheit kommen da zum Ausdruck. Wenn Kinder den Gottesdienst mitvorbereitet haben, gelingt dies oft besonders gut. Da herrscht eine typische Palmsonntagsfröhlichkeit. Wenn wir auf die biblische Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem schauen, sehen wir, dass auch sie eigenen Gesetzen gehorcht. Jesus sitzt nicht auf einem prächtig geschmückten Reittier, wie es eigentlich die Art antiker Herrscher gewesen wäre. Er reitet auf einem Esel. Die Menschen, die ihn schreiend in der Tempelstadt Jerusalem begrüssen, sind kleine Leute, die sonst eher am Rande stehen, um ihr Überleben kämpfen müssen und vernachlässigt werden. Die geistlichen und weltlichen Herrscher fürchten dagegen um ihre Macht und schmieden Pläne, wie sie Jesus loswerden können. Die Ereignisse der kommenden Woche liegen in dem Moment in dem Jesus durchs Stadttor kommt noch offen da. Seine Anhängerinnen und Anhänger sind hoch gespannt und voller Erwartung. Sie setzen grosse Hoffnungen auf ihn. Diejenigen, die darauf hoffen, dass er einen gewaltsamen Aufstand gegen die römische Besatzungsmacht anführen wird, wird er enttäuschen. Er wird auf seine Weise siegen. Mit seiner Bereitschaft zu leiden zeigt er, dass Gott auf der Seite der Schwachen und Entmach- teten steht. Gott ergründet durch seinen Sohn die ganze Bandbreite unserer menschlichen Existenz. Er erfährt am eigenen Leib materielle und seelische Not. meiden sie die Abhängigkeit von Wucherzinsen der Geldverleiher, welche bis 300 Prozent betragen. Mit Gemeinschaftsfeldern und gegenseitiger Hilfe bei den Feldarbeiten erhöhen die Gruppen ihr Einkommen. In einem zweiten Schritt regt Fastenopfer Netzwerke von Spargruppen an, damit sie zusammen grössere Aufgaben angehen können: Sie reinigen nach der Regenzeit Transportwege und Brunnen oder organisieren Weiterbildungen zu neuen Anbaumethoden. kung von Gemeinschaften. Nebst der Projektarbeit vor Ort setzt sich Fastenopfer in der Schweiz und weltweit für gerechte Strukturen in Wirtschaft und Politik ein. Seine Informationsarbeit regt an, sich mit den Lebensbedingungen benachteiligter Menschen auseinanderzusetzen. Noch bis 5. April zeigt Fastenopfer zusammen mit Brot für alle und Partner sein mit der Ökumenischen Kampagne «Weniger für uns. Genug für alle», wie unser Fleischkonsum, der Klimawandel und der Hunger in Entwicklungsländern zusammenhängen. Unter den Folgen wie Überschwemmungen und ausbleibenden Niederschlägen leiden bereits heute Millionen von Kleinbauernfamilien im Süden. Am Kreuz hängt kein strahlender Goldmedaillengewinner. Dort hängt der heruntergekommene, mitleidende Gott. Von diesem Gott zu wissen ist unser Sieg. Er steht uns in allen Lebenslagen bei. Das ist ein guter Grund unsere Wünsche und Hoffnungen an ihm festzumachen. Martin Grüsser, reformierter Pfarrer in Davos Platz Davos hilft Madagaskar Unsere Ernährung heizt das Klima an. Darum regt die Ökumenische Kampagne zu einem nachhaltigeren Konsum an und hilft in Entwicklungsländern Familien, welche unter den Folgen des Klimawandels leiden. Die katholische Pfarrei und die reformierte Kirchgemeinden Davos unterstützen gemeinsam dieses Anliegen ganz konkret. Sie sammeln bis Ostern für ein Projekt von Fastenopfer in Madagaskar. Die Ökumenische Kampagne lädt in den 40 Tagen vor Ostern ein, bei Ungerechtigkeiten genau hinzusehen und gemeinsam zu handeln. Unter dem Slogan «Weniger für uns. Genug für alle» rückt dieses Jahr der Klimawandel ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Getragen wird sie auch von den Pfarreien aus der Region. Die katholische Pfarrei und die reformierte Kirchgemeinden Davos beispielsweise sammelt für ein Projekt von Fastenopfer in Madagaskar. Aus eigener Kraft Einkommen verbessern Madagaskar ist eine paradiesische Insel mit einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt. Doch leben drei Viertel der Bevölkerung mit weniger als einem Dollar pro Tag. Die politische und wirtschaftliche Krise dauert an. Dreissig Prozent der Leute leiden unter Dank der Unterstützung aus Davos mehr zu essen: Mitglieder einer Spargruppe aus Beloka Lokoho. Fastenopfer Nahrungsmangel, besonders betroffen sind die Kinder. In dieser Situation unterstützt Fastenopfer die Menschen, sich selbst zu helfen. Die Projekte von Fastenopfer wenden sich direkt an die arme Bevölkerung. Frauen und Männer schliessen sich zu Spargruppen zusammen: Sie legen regelmässig einen kleinen Beitrag in eine gemeinsame Kasse. So können sich die Gruppenmitglieder in Notlagen gegenseitig Geld ausleihen: für Nahrungsmittel, medizinische Behandlungen oder wenn zu Schulanfang alle Kinder gleichzeitig Schulmaterial brauchen. Damit ver- Weniger für uns. Genug für alle Fastenopfer engagiert sich mit 461 Projekten in 14 Ländern für Menschen, die unter Hunger und Armut leiden. Sie sollen ein Leben in Würde führen. Im Vordergrund stehen dabei der Aufbau und die Stär- www.fastenopfer.ch www.sehen-und-handeln.ch TODESANZEIGE Eine Stimme, die uns vertraut war, schweigt. Ein Mensch, der immer für uns da war, ist nicht mehr. Was bleibt, sind dankbare Erinnerungen, die uns niemand nehmen kann. Traueranzeigen In grosser Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von unserer geliebten Mutter, Schwiegermutter und Grossmutter Mia (Maria) Kaiser-Dorfer 22. November 1927 – 19. März 2015 Nach einem reich erfüllten Leben durftest Du nach kurzer Krankheit im Spital friedlich einschlafen. Wir danken Dir für alles, was Du uns gegeben und ermöglicht hast. In Deinem hohen Alter freutest Du Dich am Leben und verlorst Deinen Humor und Deine Kontaktfreudigkeit bis zuletzt nicht. Wir vermissen Dich sehr. Traueradresse: Viviane Kaiser Stationsstrasse 28 8360 Wallenwil In liebevoller Erinnerung: Viviane Kaiser Ralph und Annette Kaiser-Imholz Lisa und Matteo Wir nehmen Abschied am Freitag, 27. März 2015, um 14.00 Uhr in der katholischen Kirche Eschlikon. Trauerzirkulare Der Tod trifft uns meist unerwartet und dann bleibt nicht viel Zeit, sich Gedanken zu machen, was sich der/die liebe Verstorbene wohl gewünscht hätte. Trotzdem ist es wichtig, dass die letzten Worte, die letzte Ehrerweisung im Sinne des/r Verstorbenen ist. Bei uns erhalten Sie Unterstützung und Ratschläge. Wir nehmen uns Zeit für Sie. Auf unserer Homepage unter www.budag.ch/Anzeigenservice/Im Trauerfall finden Sie zudem unsere Wegleitung mit nützlichen Adressen, Öffnungszeiten, Hinweisen und Textformulierungen. für dienstags in der Davoser Zeitung, für freitags im Davoser/Klosterser/Prättigauer Kombi Selbstverständlich platzieren wir die Anzeige auch in weiteren von Ihnen gewünschten Zeitungen. Trauerzirkulare innert 8 Stunden Wir haben eine umfangreiche Auswahl an Trauerzirkularen und Vorlagen. Auch hier beraten wir Sie kompetent in Bezug auf Text-Inhalt, Gestaltung, Papier usw. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Urnenbeisetzung im engsten Familienkreis auf dem Friedhof Nordheim, Zürich. Anstelle von Blumen bitten wir Sie, das Schweizerische Rote Kreuz, Kanton Thurgau, 8570 Weinfelden, PC 01-46358-4 zu unterstützen. Wallenwil, 19. März 2015 Buchdruckerei Davos AG Promenade 60, 7270 Davos Platz T 081 415 8191, F 081 415 8192 [email protected], www.budag.ch Montag bis Freitag 08.00 – 12.00 Uhr, 14.00 – 17.00 Uhr K_Engadiner Post vom 21.3.2015, Seite 15.pdf Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden K_PrättigauerHerrschäftler vom 21.3.2015, Seite 13.pdf Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden K_Quotidiana vom VENDERDI, 27.3.2015, Seite 23.pdf ILS 27 DA MARS 2015 DUMENGIA DA PALMAS – JAMNA SONTGA Hosanna! – Vid la crusch cun el! – Alleluja! DA SUR MARCUS FLURY, GLION treis cloms resunan Q uels ell’jamna sontga, numnada- mein la dumengia da Palmas, il venderdis sogn e da Pastgas. Sch’ins legia quels cloms in suenter l’auter, lu encorsch’ins la tensiun che schai lien. L a dumengia da Palmas entras Jesus el marcau da Jerusalem e la glieud accloma: Hosanna al Fegl da David. Hosanna ei in clom da supplica ed undrientscha a Diu ni al retg e sa vegnir translataus cun «po gida» ni «po spendra». En psalms da laud vegn el adina puspei repetius ed era ella liturgia giudaica vegn el duvraus per acclamar il Messias. Cul clom messianic «Hosanna» ei Jesus vegnius accumpignaus el grischuna marcau da Jerusalem, schegie ch’ina gruppa veva gia concludiu ganisaziuns privatas a maun d’ina sia mort. Nus entupein cheu ca da prestaziun. carstgauns ch’applaudeschan, damai ch’els vesan en Jesus il Mesustegn finanzial per engrondir sias, quel che vegn a menar els il lavuratori Argo a Cuira viers megliers temps. s e babs enza grischuna conceda a la fundarischuna per lavuratoris e dimoras rsunas cun impediments, Argo, ina buziun da 341 000 francs per enir e per midar l’utilisaziun dal lavuArgo a Cuira. ocals da producziun existents dal laori Argo a Cuira èn per part suroccuduain vegnir engrondids cun midar lmain l’utilisaziun d’in local da deActualmain vegnan occupadas 196 nas en ina plazza da lavur protegida. iun davart differents projects da nsultaziun da la confederaziun enza sustegna las adattaziuns d’oruns en il rom da la nova finanziaziamplificaziun da l’infrastructura da (Faiv). Il chantun Grischun è da ch’en spezial la soluziun da finanziareschentada saja equilibrada e gista. navant beneventa la regenza la mi- 23 S ut megliers temps capevan e capeschan buca tuts il medem. Il venderdis sogn resuna tut in auter clom: «Vid la crusch cun el!» Gia dil temps da Jesus leva surtut la feffa superiura in Messias che garantescha las actualas relaziuns da pussonza. Damai che Jesus ha buca satisfatg a quellas speronzas, mobein ha viu sia missiun egl en- gaschi pil fleivel ed opprimiu ed el sestentar per giustia ed ina liberaziun interna dil carstgaun, vegn il pievel stigaus si entras ils premsacerdots che pretendan sia mort. S co cristians vivin nus cun en quella tensiun denter «Hosanna» e «vid la crusch cun el!». Aschia eis ei bi ed edificont da celebrar in survetsch divin festiv cun orgla e cant. Cheu va ei lev da cantar il Hosanna. Pli grev eis ei d’udir ils plaids da Jesus: «Sch’enzatgi vul esser miu giuvnal, sto el snegar sesez, prender sia crusch e suandar mei. Pertgei tgi che less salvar sia veta, lez piarda ella. Mo tgi che piarda sia veta per amur da mei, lez anfla ella.» (Mt 16, 24– 25). Quels plaids indicheschan tgei che suandar Jesus vul dir. Nus savein buc untgir il venderdis sogn cun la crusch. Cruschs sentin nus leu nua ch’ei vegn fatg in streh atras quei che nus vessen pli bugen. Leu nua che jeu laschel far quei streh, per exempel entras ils basegns dils concarstgauns, vivel jeu la carezia. Jeu anflel lu veta ed astgel far in’experientscha pascala. L ’jamna sontga finescha numnadamein buca cun il venderdis sogn, mobein cun Pastgas. Igl Alleluja pascal munta: Ludei e benedi Diu! Gie, Dieus seigi ludaus che la mort ha buc il davos plaid. Il stgir vegn sclarius dalla glisch pascala. La veta dominescha! BREV DA LECTUR Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden «Beni le beau»: 26/65 onns Tgi enconuscha buc il premurau cau- proclamaziun dils resultats al «Super-Pu- 3. Themen aus überregionalen Zeitungen NZZ, RP und Zeit Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Neuö Zürcör Zäitung NZZ vomin neueren 21.3.2015, Seite 53.pdf Der Vietnamkrieg Ein aussergewöhnlicher vietnamesischen Romanen Abend in Düsseldorf LITERATUR UND KUNST Die Griechen und ihr ökonomisches Desaster Feuilleton, Seite 55 Feuilleton, Seite 57 Seite 63 SCHURKEN VOM DIENST VERGESSENE HÖLLE BALLETT TRIFFT FLAMENCO Feuilleton, Seite 59 Der Schlange zum Wohl – Boulez und Rene´ Char Das Kreuz mit dem Kopftuch Der weltanschaulich neutrale Staat und die pluralistische Gesellschaft. Von Uwe Justus Wenzel Seit einigen Tagen gibt ein Entscheid des deutschen Bundesverfassungsgerichts zu reden, der ein pauschales «Kopftuchverbot» für Lehrerinnen für unvereinbar mit dem Grundrecht auf Glaubensfreiheit erklärt. Die Wellen schlagen hoch. Schwarzmaler, deren Sorgen sich zu Verschwörungsphantasien verdichten, werden zu sagen versucht sein – und sagen es auch: «Erst verbannen sie das christliche Kreuz aus den Schulen, dann schicken sie muslimische Kopftuchträgerinnen ins Klassenzimmer!» – «Sie», das sind die Damen und Herren in den roten Roben, die im höchsten deutschen Gericht in Karlsruhe die Verfassung zu hüten hätten, stattdessen aber – in der Perspektive des Lamentos – Hand an die Grundfesten der abendländischen Zivilisation legen. Ganz so einfach bietet die Sachlage sich freilich nicht dar. Das «Kruzifix-Urteil» Vor zwanzig Jahren befand der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts, die Anbringung eines Kreuzes oder Kruzifixes in den Unterrichtsräumen einer staatlichen Pflichtschule, die keine Bekenntnisschule ist, verletze die grundrechtlich verbriefte Glaubensfreiheit, der eine Neutralitätspflicht des Staates entspreche. Die so verstandene Religionsfreiheit schliesst die «negative Freiheit» eines jeden Menschen ein, keiner Religion anzuhängen; und ebendieses Freiheitsrecht galt es im Fall der zu beurteilenden Verfassungsbeschwerde dreier bayrischer Schüler und ihrer Eltern zu schützen – gegen die behördlich erlassene Volksschulordnung des Freistaats, die in einem für nichtig erklärten Passus dekretierte, in jedem bayrischen Klassenzimmer sei ein Kreuz zu montieren. Ein hoher katholischer Würdenträger kritisierte damals den Richterspruch mit der Begründung, er ebne einer «staatlich verordneten Religionslosigkeit» den Weg. Er irrte. Der höchstrichterliche Beschluss verordnet nicht, er verhindert eine Verordnung; er verordnet keine Religionslosigkeit, er verhindert lediglich, dass Religion staatlich verordnet wird. Jedenfalls war das die erkennbare Intention. Bayern wäre nicht Bayern, wenn das «KruzifixUrteil» die Folge gehabt hätte, dass das Corpus Delicti aus den Klassenzimmern der Grundschulen verschwunden wäre. Dank einer bald erneuerten gesetzlichen Grundlage, die die Wahrung der Glaubensfreiheit aller akzentuiert, hängen weiterhin Kreuze dort. Es machen anscheinend nicht viele Schüler und Eltern (oder Lehrer) von der seither vorgesehenen Möglichkeit Gebrauch, die Entfernung des christlichen Symbols zu verlangen. Ist das Kreuz – sogar das Kruzifix mit dem Corpus Christi – zu einem blossen Kultursymbol verblasst, in dem sich nurmehr allgemein akzeptierte «Werte» der abendländischen Tradition, von der Humanität bis zur Freiheit, verkörpern? Als ein solches unanstössiges Symbol legen es christlich gesinnte Politiker und politisch agierende Kleriker immer wieder ans staatsbürgerliche Herz. Einer dergestalt neutralisierenden – verharmlosenden – Deutung des Kreuzes widersprach das Bundesverfassungsgericht 1995; es schrieb dem Kruzifix einen offenkundig «appellativen Charakter» zu. Ebendieses Charakters wegen kann es auch eine zu grosse Zumutung für anders- oder nichtgläubige Schüler sein, mit ihm tagtäglich konfrontiert zu werden. In klugen Theologen, denen daran liegt, das Kreuz nicht zu profanisieren, fanden die Richter in den damaligen Debatten Verbündete. Um Symbolgehalte, um Religionsfreiheit und um die Frage, was weltanschauliche Neutralität des liberalen Staates in der Sphäre des Schulwesens – heute – heissen kann und soll, geht es auch in der vor einigen Tagen veröffentlichten Entscheidung der Verfassungshüter. Es rücken darin die Bekenntnisfreiheit der Lehrkräfte staatlicher Schulen in den Fokus der Aufmerksamkeit und jenes Stück Stoff, das zu einem Konfliktstoff par excellence geworden zu sein scheint: das Kopftuch, das manche Musliminnen tragen. Das Gericht hat den Verfassungsbeschwerden zweier deutscher Staatsbürgerinnen muslimischen Glaubens stattgegeben, die als Lehrerinnen in öffentlichen Schulen Nordrhein-Westfalens angestellt waren. Nach dem Inkrafttreten neuer schulgesetzlicher Bestimmungen war es beiden verwehrt worden, weiterhin zu tun, was sie zuvor unbeanstandet jahrelang getan hat- Urteilsverkündung in Karlsruhe – im Jahr 2003: Die Beschwerdeführerin mit Kopftuch, die Richter in Amtstracht und auch nicht ohne Kopfbedeckung. ten: bei ihrer Arbeit ein Kopftuch zu tragen. Das neue Schulgesetz – ähnliche wurden in einigen anderen deutschen Bundesländern erlassen – war die Folge eines im Jahr 2003 ergangenen Karlsruher Urteils in dem verwandten Fall einer Lehramtskandidatin in Baden-Württemberg, die in den Schuldienst nicht übernommen wurde – mit der behördlichen Begründung, es mangele der bekennenden Kopftuchträgerin an «persönlicher Eignung». Das Kopftuch sei Ausdruck einer «kulturellen Abgrenzung» und damit nicht nur ein religiöses, sondern auch ein politisches Symbol, das eine mit staatlicher Neutralität unvereinbare «kulturelle Desintegration» befördere. Die Lehramtskandidatin widersprach, drang aber mit der Inanspruchnahme des Grundrechts auf Religionsfreiheit bei den Schulbehörden und Verwaltungsgerichten nicht durch. Das Verfassungsgericht zog sich, letztlich ohne die konkrete Konstellation der Interessen zu beurteilen, aus der Affäre – und monierte, es fehle eine hinreichend bestimmte gesetzliche Grundlage, um Lehrkräften zu verbieten, in Schule und Unterricht ein Kopftuch zu tragen. Kleiderordnung Der damalige Vizepräsident des Karlsruher Gerichts kommentierte die mit dem höchstrichterlichen Entscheid verbundene Aufhebung der gegen die Beschwerdeführerin ergangenen Verwaltungsgerichtsurteile in bemerkenswerter Offenheit: Es könne so aussehen, «als sei das Bundesverfassungsgericht der Meinung, dass das Tragen eines Kopftuchs für eine Lehrerin im Schuldienst der Verfassung entspricht. Das ist nicht so. Es sieht nur so aus.» – Inzwischen sieht es anders aus. Mit seinem jüngsten Spruch in Sachen Kopftuch anerkennt das Gericht, dass das Grundrecht auf Glaubens- und Bekenntnisfreiheit für «Lehrkräfte in der bekenntnisoffenen Gemeinschaftsschule» auch die Freiheit einschliesse, «einem aus religiösen Gründen als verpflichtend verstandenen Bedeckungsgebot zu genügen, wie dies etwa durch Tragen eines islamischen Kopftuchs der Fall sein kann». Im Lichte dieses Leitsatzes erscheinen just jene schulrechtlichen Bestimmungen als fragwürdig, die von der 2003 in Gang gebrachten Gesetzgebungsmaschinerie produziert wurden und die eine Art Kleiderordnung vorschreiben. Einen Generalverdacht gegen ein bestimmtes Erscheinungs- bild von Lehrpersonen auszusprechen, so die Richter, sei unzulässig. Für ein Verbot des Kopftuchs reiche dessen «bloss abstrakte Eignung zur Begründung einer Gefahr für den Schulfrieden oder die staatliche Neutralität» nicht aus. Es müsse eine «konkrete Gefahr für die Schutzgüter» gegeben sein, zu denen auch die «negative» Glaubensfreiheit der Schüler und Eltern zählt. Denkbar sei allenfalls, dass aufgrund «substanzieller Konfliktlagen» in bestimmten Schulbezirken für eine gewisse Zeit «religiöse Bekundungen» generell unterbunden würden. Wer – weniger rechtstechnisch – nach einer Überzeugung sucht, von der der sehr ausführliche und detailliert formulierte Richterspruch getragen sein mag, stösst auf diesen Satz: In der «bekenntnisoffenen Gemeinschaftsschule» spiegele sich «die religiös-pluralistische Gesellschaft» wider. Auch die Reaktionen auf den Entscheid, durch den die vorausgegangenen arbeitsgerichtlichen Prozesse annulliert werden, in denen die beiden Musliminnen unterlagen, spiegeln gesellschaftlichen Pluralismus wider; die Kommentare könnten entgegengesetzter kaum sein. Die einen begrüssen eine «Entscheidung gegen die Hysterie», wie Heribert Prantl, der in der «Süddeutschen Zeitung» unter der Überschrift «Mehr Kopftuch wagen» an ein Wort Ernst-Wolfgang Böckenfördes erinnert. Der ehemalige Bundesverfassungsrichter sagte vor einigen Jahren, das Kopftuch einer muslimischen Lehrerin, die die freiheitliche Ordnung anerkenne, sei «ein Stück Integration, nicht Desintegration». Jede kopftuchtragende muslimische Lehrerin, «die selbständig und eigenverantwortlich ihren Beruf ausübt», widerlege «durch sich selbst die Vorstellung von der im Islam unterdrückten Frau». Auf der anderen Seite wird davor gewarnt, dass sich das Konfliktpotenzial in den Schulen nun erhöhe und die Konfliktbewältigung ganz auf die Schulen abgewälzt werde; zudem hätten die Verfassungsrichter keinerlei Kriterien formuliert, nach denen entschieden werden könne, ob der «Schulfrieden» gestört sei, und wonach bemessen werden solle, wer ihn denn störe: die kopftuchtragende Lehrerin oder die Schüler oder Eltern, die sich gegen eine solche Lehrerin wenden. Zwei abweichende Meinungen aus dem Richterkollegium belegen, dass auch in Karlsruhe Pluralismus herrscht. Bemängelt wird unter anderem, dass die «negative Glaubensfreiheit» der Schüler (und Eltern) zu ge- Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden ULI DECK / DPA ring gewichtet werde – die ja vor zwanzig Jahren im Falle des Kruzifixes den Ausschlag gegeben hatte. Diese – und andere – Einwände sind gewiss bedenkenswert. Aber ein doppelter Unterschied sollte über alledem nicht vergessen gehen: Ein Kopftuch ist kein Kruzifix, es ist nicht «an sich» ein religiöses Zeichen, sondern wird es erst durch eine Trägerin und entsprechende Kontexte; und wenn es auf diese Weise ein religiöses Zeichen geworden ist, ist es nicht automatisch ein «politisches», das etwa eindeutig mit islamischem Fundamentalismus verknüpft wäre. Sodann und zweitens: Das Kopftuch hängt nicht an der Wand des Klassenzimmers; es ist nicht vom Staat verordnet, und es kann ihm auch nicht «zugerechnet» werden – ebenso wenig wie eine Kippa oder ein den Hals eines Lehrers schmückendes Kreuz. Privilegierung einer Tradition Nicht vergessen gehen sollte überdies, dass die Verfassungsrichter einen Passus des nordrhein-westfälischen Schulgesetzes für nichtig erklärt (und nicht durch Auslegung in Einklang mit dem Grundgesetz zu bringen versucht) haben. In dem Passus wird konstatiert, die «Darstellung christlicher und abendländischer Bildungs- und Kulturwerte oder Traditionen» widerspreche nicht der den Lehrkräften auferlegten Pflicht, sich mit «politischen, religiösen, weltanschaulichen oder ähnlichen äusseren Bekundungen» zurückzuhalten. (Ähnliche – erstaunliche – Formulierungen finden sich auch in den Schulgesetzen Baden-Württembergs und Hessens.) Die «gleichheitswidrige» Privilegierung der christlichen Tradition, an der das Bundesverfassungsgericht Anstoss nimmt, liesse sich indes auch vermeiden, wenn jedwedes religiöse Symbol oder religiös «aufgeladene» Zeichen aus den Schulen verbannt würde. Das jedoch widerspräche dem Verständnis von weltanschaulicher Neutralität des Staates, das im deutschen Verfassungsrecht dominiert. Mit «Neutralität», so steht es auch wieder in diesem höchstrichterlichen Text, ist keine «distanzierende im Sinne einer strikten Trennung» von Staat und Religion gemeint, sondern eine «offene und übergreifende, die Glaubensfreiheit für alle Bekenntnisse gleichermassen fördernde Haltung». – Auch ein Staat, zumal ein liberaler und den Pluralismus pflegender, kann sich mitunter überfordern. NZZ vom 21.3.2015, Seite 64.pdf 64 LITERATUR UND KUNST Neuö Zürcör Zäitung Samstag, 21. März 2015 V Nr. 67 Ein Fremder in Toledo Die Feiern zum 400. Todestag von El Greco haben vor allem auch die biografische Forschung vorangebracht Greco eine eindrucksvolle, auf Vorbilder aus der Renaissance basierende Pathosfigur, die er noch in weiteren Gemälden kunstvoll einsetzen sollte. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Werk von El Greco hat erst vor etwa hundert Jahren eingesetzt. Die Feiern zum 400. Todestag des Künstlers boten im vergangenen Jahr Gelegenheit, die Forschungen weiter voranzutreiben – eine Zusammenfassung. Die Werkstatt Ein weiterer, neuer Aspekt, der anlässlich der 400-Jahr-Feier mit der Ausstellung «El Greco. Arte y Oficio» («El Greco. Kunst und Handwerk») im Herbst 2014 illustriert wurde, war die Organisation, Struktur und Arbeitsweise in der Werkstatt El Grecos, aus der Gemälde ganz unterschiedlicher Qualität hervorgingen. Die komplexen ikonografischen Erfindungen des Malers waren äusserst erfolgreich und die Nachfrage so gross, dass er zahlreiche Mitarbeiter in seinem Atelier beschäftigte, die nicht nur an den monumentalen Altarwerken beteiligt waren, sondern auch viele Repliken, Varianten und Kopien des gleichen Themas mit nur kleinen Veränderungen schufen. Deutlich wurde bei dieser Gegenüberstellung der gesichert eigenhändigen Werke und jener von Mitarbeitern die Schwierigkeit, das Korpus der eigenhändigen Gemälde festzulegen. Am Beispiel von zwei gezeigten «Apostolados» – im gegenreformatorischen Spanien äusserst beliebte Reihen mit Bildnissen der zwölf Apostel –, bei denen sowohl El Greco als auch seine Gehilfen mitgearbeitet haben, wurde der Modus Operandi in der Werkstatt untersucht. Es konnte überzeugend gezeigt werden, dass der Meister einige der Bildnisse selbst skizzierte und von den Mitarbeitern vollenden liess. Andere wiederum liess er von Gehilfen ausführen und überarbeitete sie zum Abschluss noch einmal selbst. Bei weiteren, die entweder eigenhändig von El Greco oder von den Mitarbeitern ausgeführt wurden, hebt sich die virtuose Manier des Meisters von der unbeholfeneren der Gehilfen auffällig ab. Karin Hellwig Das Jubiläum des 400. Todestages des aus Kreta gebürtigen Domenikos ´ Theotokopoulos, ´ genannt El Greco, (1541–1614) wurde in Spanien, Deutschland, Griechenland und den USA mit mehreren Ausstellungen und Kongressen begangen. In Toledo und Madrid fanden die Veranstaltungen unter der Ägide der aus Anlass des Gedenktages gegründeten «Fundacion ´ El Greco 2014» statt. Den Anfang machte die bereits im Vorfeld im Frühjahr 2012 eröffnete Schau «El Greco und die Moderne» im Düsseldorfer Kunstpalast. Als Abschluss wurden bis Februar 2015 in New York und Washington Gemälde des Künstlers aus amerikanischen Sammlungen präsentiert. Von Iraklion nach Venedig Die heutige, sich auf unterschiedliche Aspekte konzentrierende Auseinandersetzung mit einem Maler, der als der «Grieche aus Toledo» und Aussenseiter erst nach 1900 Beachtung fand, erscheint gleichzeitig als eine Art Resum ´ e´ von hundert Jahren Forschung. Denn es ist erst rund ein Jahrhundert her, seit die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Œuvre El Grecos begonnen hat: 1902 fand die erste Ausstellung mit 85 Gemälden El Grecos aus eigenen Beständen im Madrider Prado statt; 1908 erschien mit Manuel Coss´ıos zweibändigem «El Greco» die erste wissenschaftliche Monografie über den Maler; 1910 wurde in Toledo das Museo Casa del Greco eröffnet; 1920 schliesslich wurde im Prado, Jahrzehnte nach Goya und Velaz´ quez, auch El Greco ein eigener Raum gewidmet. 1541 wurde Domenikos ´ Theotokopoulos ´ in Candia (dem heutigen Iraklion) auf der damals unter venezianischer Oberhoheit stehenden Insel Kreta geboren. Er wurde als Ikonenmaler ausgebildet und ging 1568 nach Venedig, wo er sich unter dem Einfluss der Werke von Tizian, Jacopo Tintoretto, Paolo Veronese und Jacopo Bassano weiterbildete. 1570 war er in Rom tätig und trat unter dem Namen «Domenicus Greco» der Academia di San Luca bei. Von Rom ging der Maler nach Spanien, wo er vergeblich versuchte, am Hof Philipps II. zu reüssieren und bei der Ausstattung des damals in Bau befindlichen Klosterschlosses Escorial mitzuarbeiten. Die in seinem Bild «Das Martyrium des heiligen Mauritius» schon von den Zeitgenossen als extravagant und bizarr empfundene Manier der kalten Farbigkeit und der Negierung der Perspektive ganz entgegen der damals herrschenden Norm war nicht dazu geeignet, den König von seinen Fähigkeiten zu beeindrucken. 1578 finden wir den Maler in Toledo, wo er bis zu seinem Tod 1614 eine erfolgreiche Werkstatt leitete und ein aufwendiges, einem Adligen angemessenes Leben führte. Abseits vom Hof hatte El Greco die Möglichkeit und Freiheit, seine persönliche Manier beizubehalten und weiterzuentwickeln. Seine Auftraggeber waren Kirche und Klöster, Adel und Bürgertum. Zu seinem Œuvre gehören primär Gemälde religiösen Inhalts, aber auch zahlreiche Porträts, einige wenige Stadtansichten von Toledo sowie der «Laokoon» als mythologisches Sujet. Berücksichtigt man die zeit seines Lebens in griechischen Lettern gehaltenen Signaturen, in denen er sich, wenn er sie fallweise anbringt, als «kres» («Kreter») bezeichnet, scheint sich Domenicos ´ Theotokopoulos ´ in Spanien immer als Fremder gefühlt zu haben. Der aussergewöhnlich reiche Ertrag der Erkenntnisse über El Greco im Laufe der letzten hundert Jahre lässt sich auch mit Zahlen belegen: Kannte man 1914 nur rund 37 Dokumente zu Leben und Werk des Malers, so sind es heute über 500. Mit rund 280 ihm heute zugeschriebenen Gemälden aus seinen Schaffenszeiten in Kreta, Venedig, Rom und Toledo ist sein Œuvre unvergleichlich reicher, als es noch 1914 war, als auch noch keine auf Kreta entstandenen Werke bekannt waren. El Greco als Humanist El Greco als gebildeter, ja gelehrter Maler (pictor doctus), der sich auch theoretisch mit den Fragen zur Kunst auseinandergesetzt hat, ist ein Aspekt, der anlässlich des Jubiläums in den Ausstellungen «La biblioteca del Greco» (Prado, Madrid) und «El Griego de Toledo» (Museo de Santa Cruz, Toledo) eine zentrale Rolle spielte. Anhand der zwei überlieferten Inventare seiner Güter, das eine angefertigt nach seinem Tod 1614 und das zweite, angelegt El Greco und die Moderne Grosses Pathos – El Greco: «Die Entkleidung Christi», 1577–79 (Kathedrale von Toledo). aus Anlass der zweiten Heirat seines Sohnes und Werkstatterben Jorge Manuel 1621, die beide in Ausstellungen präsentiert wurden, war es möglich, die 130 Bände umfassende Bibliothek des Malers in Teilen zu rekonstruieren. Er besass Werke klassischer Autoren, wie Homer, Appian, Xenophon und Aristoteles, und zahlreiche Architekturtraktate. Auffällig schlecht vertreten sind in Anbetracht seiner vielen religiösen Gemälde Bücher mit religiösen Inhalten. Disegno oder Colore In der Teilrekonstruktion der Bibliothek wurden 39 Traktate gezeigt. Unter diesen befanden sich mit zwei von El Greco mit zahlreichen Annotationen versehenen Büchern regelrechte Trouvaillen als wertvolle Zeugnisse seiner kunsttheoretischen Überlegungen. Bei dem einen Band handelt es sich um die «Vite» des Vasari (zweite Ausgabe, Florenz 1568, die sogenannte Giuntina), ein Fund von Xavier de Salas von 1962 in einem Londoner Antiquariat; bei dem anderen um die Ausgabe von Vitruvs «Zehn Büchern zur Architektur» von Daniele Barbaro von 1556, eine Entdeckung von Agost´ın Bustamante und Fernando Mar´ıas aus dem Jahre 1979 in den Beständen der Madrider Biblioteca Nacional. In El Grecos Kommentaren in Vasaris «Vite» zu den Lebensbeschreibungen Raffaels, Michelangelos und Tizians kommt die von den Zeitgenossen heftig diskutierte Frage nach dem Vorrang des Disegno oder des Colore zur Sprache. Desgleichen nimmt er Stellung in der damals ebenfalls kontrovers abgehandelten Frage des PD Malerei-Skulptur-Paragone, wobei er der Malerei eindeutig den Vorrang unter den Künsten zugesteht. El Greco war zudem im Besitz einer reichen Sammlung von Druckgrafik. In der Ausstellung wurden mehrere Grafiken präsentiert, deren Formenvokabular vorbildlich für den Künstler war, wie die «Marienkrönung» und die «Dreifaltigeit» von Albrecht Dürer. Zu der Ausstellung «El Griego de Toledo» im Museo de Santa Cruz kamen die «Espacios Greco», nämlich das Museo Casa de Greco, und jene Kirchen und Klöster in Toledo, zu deren Ausstattung Werke des Malers gehörten. Zu sehen waren insgesamt 130 seiner Gemälde aus den unterschiedlichen Schaffenszeiten. Die «Entkleidung Christi», ein Hauptwerk, das El Greco 1577–79 im Auftrag des Kapitels der Kathedrale von Toledo schuf, erstrahlte nach der Reinigung durch die Restaurierungswerkstatt des Prado in neuem Glanz in der Sakristei der Kathedrale. Eindrucksvolle Pathosfigur Im Zentrum dominiert der überlebensgrosse Christus – ohne die übliche Dornenkrone –, entrückt und visionär in leuchtend karmesinrotem Gewand, das bleiche Antlitz Richtung Himmel erhoben, die Rechte an der Brust. Umgeben ist er im oberen Bildbereich von zahlreichen düsteren, nahezu fratzenhaft wirkenden Physiognomien und unten links von den drei zart, ja zerbrechlich erscheinenden Marien. Mit dem rechts nach vorn aus dem Bild heraus agierenden, das Kreuz zusammenschraubenden, derb wirkenden Schergen schuf El Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Erstmals wissenschaftlich aufgearbeitet wurde anlässlich des Jubiläums auch die Bedeutung El Grecos als Identifikationsfigur für die Maler der Moderne, ein Thema, dem gleich zwei Ausstellungen gewidmet wurden. Anders als in Düsseldorf 2012, wo der Schwerpunkt auf der Rezeption des Malers durch die deutschen Expressionisten lag, war die Ausstellung im Prado «El Greco y la pintura moderna» auf einen breiteren Zeitraum hin konzipiert. Werke des Malers wurden solchen von «Modernen» gegenübergestellt, die alle in El Greco einen Geistesverwandten sahen, ihn als «Propheten der Moderne» feierten und rezipierten: von den französischen Impressionisten mit Edouard Manet und Paul Cezanne, ´ den Kubisten mit Pablo Picasso, den Expressionisten mit Oskar Kokoschka und Max Beckmann bis hin zu Alberto Giacometti, Francis Bacon und Jackson Pollock. Alle diese Künstler zeigen sich fasziniert von der Formensprache El Grecos mit ihren überlängten Körpern, den heftigen Gebärden, der mit Verzicht auf Perspektive einhergehenden Vermeidung von Tiefenraum, der eigenwilligen Lichtführung und der kalten, unnatürlichen Farbgebung. Es entstand ein dramatischer Dialog zwischen den Gemälden El Grecos und jenen der Modernen, der sich sowohl in Eins-zu-eins-Zitaten von Motiven als auch in kreativen Umformulierungen von Kompositionen und Bewegungszügen sowie Farb- und Lichtmomenten spiegelte. Die 400-Jahr-Feiern 2014 überraschten mit einer Reihe von neuen Ergebnissen zu El Greco, haben aber gleichzeitig offengelegt, dass es noch viele Fragen gibt, die es bis zum nächsten Jubiläumsjahr 2041 zu bearbeiten gilt. Alexander Blok (1880–1921) Werd vom Fieber geschüttelt in diesem Haus. Nirgends kann man ruhen, das Feuer ist aus. Stimmen, Stürme singen, schlimm ist’s hier . . . Augen, Liebe, lauern hinter dir! Sehe da zwei Flügel, zwei Augen hell – Das ist der Todesengel Asrael! Oktober 1913 Aus dem Russischen von Kay Borowsky politik seit mehr als einer Generation als ehernes Gesetz: Junge und Romands stehen der EU wohlwollender gegenüber als der Rest der Bevölkerung. Doch die Gewissheit ist passé, wie die bis- den über 70-Jährigen ist dieser Anteil mit 19 Prozent mehr als doppelt so gross. Für den Politologen Claude Longchamp, der die Studie im Auftrag des Branchenverbandes Interpharma durchge- fragten nannten diesen Punkt. Erstmals sind zudem laut der Umfrage die Westschweizer europakritischer als die Deutschschweizer. Nur noch 48 Prozent der Welschen glauben, die Bilate- NZZ vom 22.3.2015, Seite 1.pdf Die Integration der Muslime in der Schweiz hat sich in den letzten Jahren verschlechtert – zumindest, was das Heiraten mit Andersgläubigen anbelangt. Dies geht aus der Heiratsstatistik des Bundes hervor. 2001 hat noch rund die Hälfte der Muslime einen Partner oder eine Partnerin aus einer anderen Religionsgemeinschaft geheiratet. 2013 hingegen fand die grosse Mehrheit der Hochzeiten innerhalb der muslimischen Gemeinschaft statt: rund 80 Prozent. Dies sei unter anderem auf die «islamkritische oder gar islamfeindliche Stimmung» zurückzuführen, sagt der Soziologe Farhad Afshar, Präsident der Koordination Islamischer Organisationen. Der Islamwissenschafter Samuel Behloul von der Schweizer Bischofskonferenz spricht von einer «Islamisierung» der Migranten aus muslimisch geprägten Gesellschaften in der Schweiz durch Ereignisse wie die Terroranschläge vom 11. September 2001 auf das World Trade Center. Wenn Muslime dennoch Andersgläubige heiraten, dann sind es meist die Männer. Ihr Anteil an den Mischehen hat zwischen 2001 und 2013 leicht zugelegt und liegt bei 66 Prozent. (brk.) Rekord-Ebbe N PASCAL ROSSIGNOL / REUTERS Muslime heiraten fast nur noch unter sich Sc zu se te de Ei Seite 15 Holcim: Ein Russe könnte Schmidheinys Plan vereiteln Ein russischer Milliardär könnte die Mega-Fusion in der Zementbranche zwischen dem HolcimKonzern von Thomas Schmidheiny und der französischen Lafarge verhindern. Der ZementUnternehmer Filaret Galtschew ist nach Schmidheiny der zweitgrösste Holcim-Aktionär. Keine Seite weiss, wie er stimmen wird. Galtschew ist trotz seiner 11-Prozent-Beteiligung an Holcim nicht im Verwaltungsrat des Konzerns vertreten. Spricht er sich gegen die Fusion aus, wird sie möglicherweise scheitern. Kenner schätzen die Wahrscheinlichkeit dafür auf 50 Prozent – auch weil einige Pensionskassen gegen den Zusammenschluss opponieren. Die Verwaltungsräte der beiden Unternehmen haben sich in der Nacht auf Freitag auf neue Konditionen für eine Fusion geeinigt und die Aktionäre von Holcim bessergestellt. (stä.) Seite 33 Ein Führer watet durch den Treibsand vor dem Klosterberg Mont-Saint-Michel in der Normandie, beobachtet von Touristen. Die Ebbe hat Meeresboden TINO GLIMMANN Gesellschaft Von drei Flaschen auf null Promille Auf Entzug in einer Nobel-Klinik in den Schweizer Bergen: Ein Selbstversuch mit Nebenwirkungen fr W ist So Ge Hintergrund Mit Mörtel gegen die Misere Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Ein Kosovare baut in Pristina ein Haus für 400 Menschen. Er will dem jungen Staat S D s m S w H D er Konfessionen 1,6% Konfessionen 3,0% Jüdische Konfession 0,2% NZZ vom 22.3.2015, Seite 15.pdf Jüdische Konfession 0,1% Gemischtkonfessionelle Heiraten 2013 Gemischtkonfessionelle Heiraten 2001 Muslimische Frauen 37% (889) Konfessionen 1,2% Konfessionen 0,5% Muslimische Männer 63% (1512) Muslimische Frauen 34% (423) Muslimische Männer 66% (819) Datenanalyse und Visualisierung: D|ONE, d1-solutions.com ©2015; Quelle: Bundesamt für Statistik Muslime heiraten am liebsten Muslime Religionswissenschafter befürchten zunehmende Entfremdung von anderen Glaubensgemeinschaften Muslime heiraten immer seltener Andersgläubige. Laut Islamwissenschaftern könnten Ereignisse wie 9/11 und das Minarettverbot dafür verantwortlich sein. Katharina Bracher Personen muslimischen Glaubens heiraten nur noch selten Personen mit anderer Religion. Dies zeigen die neusten Zahlen des Bundesamtes für Statistik. Im Jahr 2001 wählten noch gut die Hälfte aller Personen islamischer Konfession in der Schweiz einen Ehepartner mit einer anderen Religion (siehe Grafik). In 50,7 Prozent aller von Muslimen geschlossenen Ehen war der Partner andersgläubig. Am häufigsten schlossen Muslime mit Katholiken den Bund für das Leben. (19,5 Prozent). Zwölf Jahre später zeigt sich das Heiratsverhalten der Muslime stark verändert: Nur noch 19,6 Prozent der Heiratswilligen ehelichen einen andersgläubigen Partner. Eine überwältigende Mehrheit (80,4 Prozent) findet ihren Partner fürs Leben innerhalb der islamischen Konfession. Einzig ein Muster bleibt weitgehend unverändert: Nach wie vor sind es häufiger muslimische Männer (66 Prozent) als Frauen, die eine andersgläubige Person ehelichen. Als «Zeichen der Entfremdung von anderen Glaubensgemeinschaften» wertet Farhad Afshar, iranischstämmiger Soziologe und Präsident der Koordination Isla- Muslime bleiben unter sich Entwicklung binnenkonfessioneller Heiraten 2001–2013 +34,3% Christ-katholisch Römisch-katholisch –4,3 Protestantisch –4,2 Andere christliche Konfessionen +21,8 +63,1 Islamisch +15,6 Jüdisch Andere Konfessionen +0,4 Konfessionslos +32,5 Unbekannt +16,3 Quelle: BfS mischer Organisationen, die Zahlen des Bundes. Für ihn kommen verschiedene «Schockereignisse» infrage, die für eine wachsende Distanz zwischen der muslimischen Glaubensgemeinschaft und den anderen Konfessionen gesorgt haben: die Terroranschläge auf das World-Trade-Center am 11. September 2001 und die deutliche Zustimmung zum Minarettbau-Verbot durch die Schweizer Stimmberechtigten am 29. November 2009. «Die seither gestiegene islamkritische oder gar islamfeindliche Stimmung hat dazu geführt, dass sich viele junge Muslime in den Kreis der eigenen Glaubensgemeinschaft zurückgezogen haben, wo sie sich besser verstanden und aufgehoben fühlen», erklärt Afshar. Integration sei jedoch ein zweiseitiger Prozess: Nicht nur der Rückzug der Muslime erschwere die Eingliederung in die Gesellschaft, sondern auch die Skepsis der Andersgläu- Uzan zielt auf Bundesanwaltschaft Der Türke Cem Uzan wirft der Schweiz gravierenden Rechtsbruch vor und kündigt Enthüllungen über die Bundesanwaltschaft an. Daniel Friedli Im Fall der drohenden Millionenklage gegen die Schweiz äussert sich erstmals der mutmassliche Geschädigte. Cem Uzan, türkischer Geschäftsmann und Politiker, wirft der Schweiz vor, 2009 sein Vermögen unrechtmässig gesperrt und in die Türkei überwiesen zu haben. Ins Visier nimmt er dabei primär die Bundesanwaltschaft. Sie habe mit «ungerechtfertigten Mitteln» gehandelt, das Instrument der Rechtshilfe missbraucht und ihm sämtliche prozessualen Garantien und damit ein rechtmässiges Verfahren ver- weigert, schreibt Uzan in einer Stellungnahme zum Fall. Konkret geht es unter anderem um ein Depot bei der UBS, auf dem Uzan rund 8,5 Tonnen Gold lagerte, das zu den besten Zeiten 570 Millionen Dollar wert war. Diese Vermögenswerte verlangt Uzan nun zurück. Seine Forderung inklusive Zinsen, Umtrieben und Schadenersatz belaufen sich dabei auf mindestens 750 Millionen Dollar und nicht auf rund 300 Millionen Euro, wie dies vor einer Woche aus dem Umfeld der Familie zu hören war. Neben Cem Uzan tritt sein Bruder Murat als zweiter Anspruchsteller auf. Uzan schreibt weiter, er würde eine gütliche Einigung ausserhalb eines Schiedsgerichtsverfahrens befürworten. In einem Brief vom 7. Juli 2014 bat er die Schweizer Behörden darum, Termine für Cem Uzan Der türkische Geschäftsmann und sein Bruder Murat verlangen von der Schweiz 750 Millionen Dollar. ein Treffen vorzuschlagen. Dieses Angebot, so Uzan, «ist in den letzten acht Monaten unbeantwortet geblieben. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir Klage einreichen, ist darum sehr hoch.» Das Bundesamt für Justiz schreibt dazu, es hätten bis heute keine Gespräche stattgefunden, weil die Schweiz die Vorwürfe bigen. Diese Sicht teilt Samuel Behloul, Religionswissenschafter und Direktor der Kommission «Migratio» der Schweizerischen Bischofskonferenz. Er spricht von einer «Islamisierung» der Migranten aus muslimisch geprägten Gesellschaften in der Schweiz durch Ereignisse wie 9/11. Da die Heiratspraxis der Muslime in der Schweiz aber unerforscht sei, sagt Behloul, sei es spekulativ, alleine diese Ereignisse für das veränderte Heiratsverhalten verantwortlich zu machen. Für ihn könnte das Phänomen auch kulturell zu erklären sein: Viele Schweizer Muslime sind bosnischer oder albanischer Herkunft und als Kinder vor dem Jugoslawienkrieg in die Schweiz geflüchtet oder hier zur Welt gekommen. «Die bosnischen wie auch die albanischen Moscheeoder Kulturvereine sind Treffpunkte für Jugendliche», erklärt Behloul, «und dort, wo junge Erwachsene zusammenkommen, funkt es oft.» Bei innermuslimischen Ehen der Bosnier und Albaner stünden aber oft gar nicht so sehr die religiöse, sondern die ethnische und sprachliche Zugehörigkeit im Vordergrund. Doch gibt das Heiratsverhalten überhaupt darüber Auskunft, wie gut Personen einer Glaubensgemeinschaft integriert sind? Eine Nationalfondsstudie hat vor ein paar Jahren neben der Beherrschung einer Landessprache und der Integration in den Arbeitsmarkt auch regelmässige soziale Kontakte ausserhalb des eigenen Kulturkreises als Faktoren identifiziert. Dazu kann man wohl auch die Partnerwahl zählen. Behloul ist anderer Meinung: «Wir sollten aufpassen, dass wir mit dem edlen Etikett der Integration nicht anfangen, der muslimischen Bevölkerung vorzuschreiben, wen sie zu heiraten hat. Vor allem nach der Diskussion um Kleidervorschriften für muslimische Frauen.» ANZEIGE entschieden bestreite. «Gespräche sind ferner auch nicht angebracht, weil die Anspruchsteller bereits gegen andere Staaten Schiedsverfahren angestrengt und alle verloren haben», schreibt das Amt. Uzan sagt derweil, die Verfehlungen der Schweizer Behörden seien «so schwerwiegend und augenfällig, dass ich sehr zuversichtlich bin, dass unser Fall Erfolg haben wird». Gleichzeitig kündigt er an, Details zu den aus seiner Sicht illegalen Aktionen der Bundesanwaltschaft preiszugeben. Bereits in seinem Brief an die Behörden schrieb er dazu: «Wir könnten Ihnen einige vertrauliche Dokumente zur Kenntnis bringen, die direkt Amtsträger der Eidgenossenschaft infrage stellen, insbesondere in der Bundesanwaltschaft.» Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Ihre Spezialklinik am Bodensee Ihr Spezialist für gesunde und schöne Beine – auch für Männer. <wm>10CAsNsjY0MDAx1TUyNrAwMgQABF9ZWg8AAAA=</wm> <wm>10CAsNsjY0MDAx1TUysLA0NwUAUFeVow8AAAA=</wm> <wm>10CFWKMQqAMBAEX3Rh95IziVdKOrEQ-zRi7f8ro50wCwM76-oW8G1p29F2J5BMNKIonWahwlxzDrmaU1kUTDM5tKYYf72AdYpAfxuhCksnZWDs4wv3eT3ItggqcgAAAA==</wm> <wm>10CFWKMQ6EMAwEX-Ro147jhJSndIgC0adB1Py_Oo7upJlipFnX7gmvn7EdY-8EsouitvBO99TgXSNStKeVRUFbUNHopvb3S85aMjh_j1CFZaLKA21alHSf1xeRaD7wcgAAAA==</wm> CH-8280 Kreuzlingen www.venenklinik.ch SCHWEIZ Montag, 23. März 2015 V Nr. 68 7 Neuö Zürcör Zäitung Der Hockeyklub Ambri-Piotta hat Probleme mit seiner Halle NZZ vom 23.3.2015, Seite 7.pdf Das Debattieren kann für Junge Seite 8 1975 wird wochenlang eine AKW-Baustelle besetzt Seite 9 zum Sport werden Die Verleger sind trotz allem für das neue Fernsehgesetz Seite 9 Seite 9 Reformierte tun sich schwer mit der Trauung für alle Verheiratet der Staat homosexuelle Paare, gerät auch die protestantische Kirche unter Zugzwang hinweg bewährt.» Auch Wilfried Bührer, Präsident des Thurgauer Kirchenrates, sagt, die Kirche habe das Recht, die Ehe und den Anspruch auf kirchliche Trauung anders zu definieren als der Staat: «Man müsste den biblischen Aussagen über die Ehe schon Gewalt antun, wenn man darunter auch die Verbindung von Mann und Mann oder Frau und Frau verstehen wollte.» Zudem würden sich die Schweizer Protestanten international ins Abseits manövrieren, fürchtet Bührer (siehe Zusatz). Politiker haben die Öffnung der Institution Ehe für Homosexuelle aufgegleist. Bei der Frage, ob die Reformierten nachziehen sollen, droht Streit zwischen Liberalen und Konservativen. Simon Hehli Sei es die Weihung von Frauen oder die Trauung von Geschiedenen: Beim Aufnehmen gesellschaftlicher Veränderungen sind die Reformierten den Katholiken stets ein paar Schritte voraus. So haben die Protestanten auch den Streit über Segnungen für homosexuelle Paare, der derzeit innerhalb der katholischen Kirche tobt, bereits vor zwei Jahrzehnten ausgetragen. 1996 veröffentlichte eine vom St. Galler Kirchenrat eingesetzte Arbeitsgruppe einen aufsehenerregenden Bericht. Die sechs Pfarrer plädierten für die Segnung von Homosexuellen. Homosexualität sei weder eine Krankheit noch werde ein junger Mensch durch Verführung schwul oder lesbisch. Das progressive Manifest und die Zustimmung des St. Galler Kirchenparlaments provozierten eine Flut von Leserbriefen, in denen Konservative ihren Unmut äusserten. Die St. Galler einigten sich letztlich auf einen Kompromiss, der seither so oder ähnlich in den meisten Landeskirchen gilt: Den Pfarrern ist es freigestellt, Segnungsfeiern für homosexuelle Paare zu veranstalten – aber diese Rituale sollen sich liturgisch klar von Trauungen unterscheiden. Ehe für alle hat gute Chancen Doch dieser Kompromiss könnte brüchig werden. Denn er beruht auch darauf, dass die Protestanten dem Staat den Vortritt lassen: Die Heirat ist ein «weltlich Ding», wie Martin Luther betonte, kein Sakrament wie bei den Katholiken. Solange die zivilrechtliche Ehe nur für Mann und Frau möglich ist, stellt sich die Frage einer kirchlichen Trauung somit nicht. Politiker sind nun aber daran, die «Ehe für alle» einzuführen, einem entsprechenden Vorstoss stimmte die Widerstand programmiert Die reformierte Kirche segnet schwule Paare, doch soll sich dieser Akt von einer Eheschliessung unterscheiden. Rechtskommission des Nationalrates zu. Laut Umfragen befürwortet auch im Volk eine Mehrheit die Gleichstellung Homosexueller im Eherecht. «Sollte es so weit kommen, werden wir Reformierten diskutieren müssen, was die Neuerung für uns bedeutet», sagt Philippe Woodtli, der Geschäftsleiter des Evangelischen Kirchenbundes. Anders als bei den Katholiken bestimmen bei den Reformierten die kantonalen Landeskirchen die Spielregeln. Der Zürcher Kirchenratspräsident Michel Müller hält es für möglich, dass es im Kirchenparlament Widerstand gegen Trauungen für Homosexuelle geben würde. «Ich gehe aber davon aus, dass die Mehrheit die Regelung beibehalten würde, dass wir grundsätzlich alle Paare ................................................................................. DEUTSCHE SIND SCHON WEITER hhs. V 2013 wurde in Seligenstadt bei Frankfurt ein schwules Paar in einer evangelischen Kirche getraut, ein Novum in Deutschland. Der lutherische Ökumene-Bischof Friedrich Weber befürchtete deshalb eine Belastung der Beziehung zu den Katholiken. Der Zürcher Kirchenratspräsident Michel Müller ist offen für die kirchliche Trauung von Homosexuellen, versteht aber Bedenken – zumal in protestantischen Schwesterkirchen Homophobie weit verbreitet sei, etwa in Afrika. «Aber es gibt auch jetzt schon grosse Differenzen zu anderen Kirchen, so in der Frage der Frauenordination», sagt Müller. MARTIAL TREZZINI / KEYSTONE trauen, die zivilrechtlich getraut sind.» Christoph Sigrist, Pfarrer am Zürcher Grossmünster, spricht sich noch dezidierter für eine solche Öffnung aus: «Wenn der Staat sagt, dass Lesben und Schwule heiraten dürfen, werden sie ihre Ehe natürlich auch vor Gott in der Kirche bestätigen können.» Skeptischer äussert sich Alfred Aeppli, Pfarrer in Jegenstorf und Präsident des Landeskirchenforums, eines Netzwerks kirchlich Engagierter. Den «automatischen Nachvollzug» einer Änderung bei der zivilrechtlichen Ehe werde es vorderhand nicht geben, betont Aeppli. Er fragt rhetorisch, ob sich die Reformierten in allem dem Zeitgeist anpassen müssten. «Schliesslich haben sich biblische Richtlinien über 2000 Jahre Kampf für eine rein bürgerliche Regierung Die SVP als zweitstärkste Kraft will die Rückkehr in die Luzerner Regierung schaffen Im Kanton Luzern müssen die SP und der parteilose Finanzdirektor Marcel Schwerzmann um den Verbleib im Regierungsrat zittern. Nach dem ersten Wahlgang vom 29. März könnten die Karten neu gemischt werden. Erich Aschwanden, Luzern Seit 1959 sitzen die Sozialdemokraten ununterbrochen in der Luzerner Regierung. Doch nun gerät der ungeschriebene Konsens ins Wanken, dass die Linke in die Exekutive des grössten Zentralschweizer Kantons eingebunden wird. Wirtschaftskreise wittern die Chance, ein rein bürgerliches Gremium zu installieren. Die SP ist nämlich die einzige Kraft, die am 29. März mit neuem Personal ins Rennen steigen muss. Nachfolgerin von Justizdirektorin Yvonne Schärli soll die ehemalige Parteipräsidentin Felicitas Zopfi werden. CVP und FDP warten ab Die SVP, die bisher nur von 2005 bis 2007 ein wenig erfolgreiches Gastspiel im Regierungsrat gab, drängt zurück in die Exekutive. Mit dem 58-jährigen Paul Winiker tritt sie mit einem Kandidaten an, dem Regierungsfähigkeit attestiert wird. Der Präsident der zweitgrössten Luzerner Gemeinde, Kriens, gilt als umsichtig und verlässlich und gehört nicht zu den Polterern. Die Gelegenheit wäre also günstig, die stimmenmässig zweitstärkste Kraft wieder in die Regierungsverantwortung einzubinden. Gespräche zwischen den Parteileitungen von CVP, SVP und FDP mit dem Ziel, eine gemeinsame Liste zu bilden, sind allerdings gescheitert. So erklärt CVP-Präsident Pirmin Jung nur, dass es für die CVP als Kraft in der Mitte schon immer klar gewesen sei, dass alle relevanten Kräfte in der Regierung vertreten sein sollten. FDP-Präsident Peter Schilliger wird nicht viel konkreter, wenn er sagt, dass SP und SVP auch als Teil der Regierung weiterhin Opposition betreiben würden. Diese Zurückhaltung ist auch darauf zurückzuführen, dass in Luzern der erste Wahlgang oft einem Schaulaufen gleichkommt. Die Hürde für das absolute Mehr ist so hoch, dass wohl auch bisherige Regierungsräte die Wahl erst im zweiten Anlauf schaffen. Offensiver als CVP und FDP gehen die Wirtschaftsverbände ans Werk. Der Luzerner Gewerbeverband und die Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz wollen mit der entsprechenden finanziellen Unterstützung einen bürgerlich geprägten Regierungsrat installieren, ohne SP-Frau. Auf dem Ticket des «Komitees für Luzern mit Zukunft» befindet sich der seit acht Jahren amtierende Finanzdirektor Marcel Schwerzmann. Als Parteiloser kann er jegliche Unterstützung auch gut gebrauchen. Mit der von ihm initiierten Tiefsteuerstrategie politisiert er zwar stramm auf bürgerlichem Kurs, doch hätten die Parteien natürlich lieber einer der ihren mit dem Geruch des eigenen Stalls an den Schalthebeln der Macht. Verschärfend kommt hinzu, dass Schwerzmann seit zwei Wochen wegen der Enthüllungen um das Internet-Nutzungs-Verhalten des Staatspersonals unter Beschuss steht. Mangelnde Führungsverantwortung und Schwächen in der Kommunikation wurden ihm bereits früher im Zusammenhang mit Unregelmässigkeiten in der Dienststelle Informatik vorgeworfen. Der ehemalige Dienststellenchef muss sich wegen ungetreuer Amtsführung und mehrfacher Urkundenfälschung vor Gericht verantworten. Schmutzige, alte Wäsche Auffallend ist, dass sich bisher die SP nicht klar positioniert hat bei der Frage, ob sie es vorzieht, den ungeliebten Finanzdirektor loszuwerden oder den Einzug der SVP in die Exekutive zu verhindern. Ziel der Sozialdemokraten ist die Verteidigung des eigenen Sitzes und der Frauenvertretung. Eine gewisse Nervosität können sie nicht verbergen. Nur so ist es zu erklären, dass die Partei sich bemüssigt fühlte, ziemlich alte, schmutzige Wäsche hervorzuholen. Auf ihrer Facebook-Seite warb die SP damit, dass der bisher einzige SVP-Regierungsvertreter wegen persönlicher Verfehlungen abgewählt wurde. Allerdings liegt diese Episode inzwischen acht Jahre zurück, so dass der vermeintliche Wahlkampfknüller unter dem hämischen Kommentar der Konkurrenz zum Rohrkrepierer wurde. Anders als im Kanton Basel-Landschaft, wo sich SP und Grüne vor ein paar Wochen intensiv bekämpften, hält die Linke in Luzern zusammen. Mit Michael Töngi portieren die Grünen zwar auch einen Regierungsratskandidaten, doch er dürfte im zweiten Wahlgang, der am 10. Mai stattfindet, zugunsten von SPKandidatin Zopfi zurückstecken. Auch wenn es am 29. März nur ein Schaulaufen sein wird, kommt den Resultaten vorentscheidende Bedeutung zu. Gelingt es Schwerzmann nicht, die neu Kandidierenden von SP und SVP zu distanzieren, könnte es eng werden für ihn. Je nach Ausgang des ersten Wahlgangs könnten auch CVP und FDP ihre Taktik ändern. In erster Linie wollen sie ihre Bisherigen Guido Graf und Reto Wyss (beide cvp.) sowie Robert Küng (fdp.) so gut wie möglich über die Runden bringen. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Die Frage ist auch, welche Auswirkungen die Trauungen auf die Kirchgemeinden im Inland hätten. Zwar nehmen bis jetzt kaum Schwule und Lesben die Segnungsfeiern in Anspruch, weshalb davon auszugehen ist, dass es auch auf die Trauungen keinen Ansturm gäbe. Doch alleine schon die Diskussion über das symbolisch aufgeladene Thema könnte alte Gräben zwischen Liberalen und Konservativen wieder aufreissen – beim Kirchenbund fürchtet man gar eine Kirchenspaltung. Auch Pfarrer Aeppli sagt, dass viele Reformierte Mühe hätten mit kirchlichen Trauungen von Homosexuellen. Aepplis Landeskirchenforum ist im Übergangsbereich von Landeskirchen und Freikirchen angesiedelt – und gerade bei dieser Schnittmenge von Gläubigen dürfte der Widerstand am grössten sein. Laut einer Studie weist jeder sechste regelmässig praktizierende Reformierte einen «freikirchlichen Frömmigkeitsstil» auf. In solchen Kreisen stösst die Aussage «homosexuelle Beziehungen sind immer schlecht» auf weit über 80 Prozent Zustimmung. Ein Trumpf der Reformierten ist jedoch ihre föderalistische Struktur. So ist es gut möglich, dass die eine oder andere Kantonalkirche den Weg für Trauungen von Gleichgeschlechtlichen freimacht, eine Verpflichtung dazu wird es jedoch nicht geben. Ein Pfarrer wird es stets ablehnen können, ein gleichgeschlechtliches Paar zu verheiraten. Sei es aus Gewissensgründen – oder weil er keinen Exodus von konservativen Schäfchen provozieren will. Seilziehen um Finanzausgleich Vorschlag des Kantons Bern (sda) V Im Kampf um den interkantonalen Finanzausgleich ruft die bernische Finanzdirektorin Beatrice Simon (bdp.) in einem Interview mit der «Berner Zeitung» zu einem Kompromiss auf. In der aktuellen Debatte um den Finanzausgleich wollten Bundesrat und Nationalrat in der Frühjahrssession die reichen Geberkantone entlasten. Der Ständerat stellte sich dagegen. Das Geschäft ist nun wieder beim Nationalrat. «Im Moment zeichnet sich eine Konfrontation ab, die niemand wollen kann. Deshalb denke ich, dass wir den Geberkantonen einen Schritt entgegenkommen müssen», wird Simon zitiert. Simons Vorschlag dürfte bei den Geberkantonen auf Skepsis stossen, denn dort ist man der Ansicht, dass bereits der Vorschlag des Bundesrates ein Kompromiss ist. Bei einem Kompromiss, wie er Simon vorschwebt, würde der Kanton Bern 40 bis 50 Millionen Franken pro Jahr weniger erhalten. Nach dem Willen des Bundes- und des Nationalrates wären es 90 Millionen Franken weniger. Bundesrätin Eveline WidmerSchlumpf forderte in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF, dass der Finanzausgleich nicht untergraben wird. Eine Kürzung der Geberbeiträge sei vertretbar, verteidigte sie den vom Nationalrat gutgeheissenen Bundesratsvorschlag. NZZ vom 24.3.2015, Neuö Zürcör ZäitungSeite 6.pdf 6 INTERNATIONAL Dienstag, 24. März 2015 V Nr. 69 Die Bürgergesellschaft im Test Das Weltsozialforum in Tunis im Zeichen eines Kulturkampfs Überschattet von der Angst vor Terroranschlägen, findet in Tunis das zwölfte Weltsozialforum statt. Der Austragungsort steht symbolisch für die Hoffnung auf demokratische Erneuerung in der arabischen Welt. Martin Woker, Tunis Der Terroranschlag vom vergangenen Mittwoch im Herzen der tunesischen Hauptstadt hat dem zwölften Weltsozialforum (WSF) eine von den Organisatoren unbeabsichtigte Aufmerksamkeit verliehen. Bis am Samstag werden in Tunis mehrere zehntausend aus aller Welt angereiste Aktivisten in unzähligen Workshops und Vorträgen ihre Bemühungen für eine bessere und gerechtere Welt vorstellen. Die Veranstaltungen decken eine grosse Bandbreite ab: Rechtsstaatlichkeit, Globalisierung, Migration, Entwicklungspolitik und Ökologie. Die erstmals im Jahr 2001 in Porto Alegre in Brasilien abgehaltene Veranstaltung hat sich seither zu einer Art Internationale der Bürgergesellschaft entwickelt. Der Grossanlass fand letztmals 2013 in Tunis statt. Mit der Rückkehr der Monsterveranstaltung nach Tunesien wollten die Organisatoren der Bedeutung des Maghreb-Staates beim angestossenen Demokratisierungsprozess in der arabischen Welt gerecht werden. Ein Vorzeigefall Tunesien ist als bisher einziges arabisches Land auf dem Weg zu Rechtsstaatlichkeit und demokratischer Partizipation gut vorangekommen. Der einstige starke Mann Ben Ali war vor gut vier Jahren nach Massenprotesten aus dem Land geflüchtet. Seither fanden rechtsstaatlich saubere Parlamentswahlen statt, eine neue Verfassung ist in Kraft, und seit Anfang Jahr amtiert als erster frei gewählter Präsident Beji ´ Ca¨ıd Essebsi. In die Regierung eingebunden sind sowohl die Islamisten der Nahda-Partei wie auch einstige Exponenten des Ben-Ali-Regimes, die in Essebsis neu gegründeter Sammelbewegung-Partei Nida Tounes gemeinsam mit Liberalen untergekommen sind. Im Unterschied Demokratisches Musterland: Ein Tunesierin vor Plakaten für die Parlamentswahlen im Oktober 2014. zu allen andern Staaten in der Region ist vieles richtig gelaufen. Die Metapher des Arabischen Frühlings ist zumindest in Tunesien nicht völlig deplaciert. Dem stimmt auch die Richterin Kalthoum Kennou zu, die sich als einzige unabhängige Präsidentschaftskandidatin im Vorjahr um das höchste Staatsamt beworben hatte. Ihre Candidature citoyenne, so bezeichnet die engagierte Dame ihre Kampagne, ist beispielhaft für Tunesiens Entwicklung seit der sogenannten Jasmin-Revolution, wie der Sturz Ben Alis gemeinhin genannt wird. Kennou hatte die für eine Kandidatur notwendigen 15 000 Unterschriften in ländlichen Regionen abseits der wirtschaftlich gut entwickelten Küstenregionen gesammelt. Dabei gewann sie das Vertrauen zahlreicher Frauen, die in ihr eine Fürsprecherin jener Grundrechte sahen, welche das tunesische Zivilgesetz seit Jahrzehnten bereits festschreibt und die das Land diesbezüglich in der arabischen Welt in eine Vorreiterrolle hievten. Obwohl die strikt säkular argumentierende Richterin bei den Wahlen chancenlos blieb, festigte sich bei ihr die Einschätzung, dass ihr Land die kritische Grenze der Demokratisierung überschritten habe. Weil nämlich in Tunesien auch in bildungsfernen Schichten und in traditionellen Milieus ein Bewusstsein dafür vorhanden sei, welche gesellschaftlichen Grundwerte auf dem Spiel stünden. Mit dieser differenzierten Argumentation steht Kennou aber recht einsam da. Der Terroranschlag vom Mittwoch, dessen exakter Hergang erst bruchstückweise bekannt ist, hat in Tunesien eine breite Welle der Empörung ausgelöst und die gesellschaftliche Polarisierung verstärkt. Auftrieb haben jene politischen Kräfte, die gegenüber jeglicher Form von Islamismus Nulltoleranz fordern und einen Dialog mit den Religiösen strikte ablehnen. Zu diesem HASSENE DRIDI / AP Lager zählen sowohl das städtische Bürgertum wie auch die in Tunesien starke Gewerkschaft der Staatsangestellten und natürlich die Tourismusindustrie, die in dem 10-Millionen-Staat über 600 000 Personen direkt oder indirekt ein Auskommen bietet. Sie alle wiederholen unisono den Gemeinplatz, wonach Tunesien in der Tradition eines moderaten Islam stehe, sich auf eine dreitausendjährige Zivilisationsgeschichte berufen dürfe und demnach gegenüber religiösem Fanatismus und Terror immun sei. Gefragte Kader beim IS Kenner der Region beurteilen die Lage differenzierter. Allein die Tatsache, dass derzeit das grösste Kontingent an ausländischen Jihadisten auf den Kriegsschauplätzen in Syrien, Jemen und im Irak aus Tunesien stammt, muss als Teil einer nahöstlichen Umwälzung gesehen werden. Ausgehend von der Annahme, dass der Islamische Staat wie auch die Kaida als ihr Endziel die Zerschlagung der saudischen Herrschaft auf der Golfhalbinsel festgelegt haben, sind sie in ihrer Kriegführung auf fähige arabische Kader angewiesen. Tunesien bietet diesbezüglich ein grosses Potenzial. Nach Angaben der tunesischen Organisation Diplomes ´ chomeurs ˆ sind derzeit 350 000 Universitätsabgänger ohne bezahlte Beschäftigung. Ihnen eine gerechtere und gottgefällige Neuordnung der arabischen Welt zu versprechen, ist ein Leichtes. Erst recht, wenn damit finanzielle Anreize verbunden sind. Vor diesem Hintergrund stellt sich dem Weltsozialforum die schwer lösbare Aufgabe, den Dialog der Bürgergesellschaft auf verschiedenen Ebenen zu begünstigen. Wie schon vor zwei Jahren wird es kaum möglich sein, die Anliegen indigener Völker, den Kampf gegen Land-Grabbing, den Palästinakonflikt, den unregulierten Rohstoffhandel, die Gier nach fossiler Energie und die Rechtlosigkeit von Migranten mit den Umwälzungen im arabischen Raum unter einen Hut zu bringen. Die Hoffnung auf einen unweigerlichen Sieg der Bürgergesellschaft als die alles umfassende Klammer der Grossveranstaltung ist angesichts des sich in der Region ausbreitenden Terrors ein untaugliches Instrument. Erschwerter Dialog Stattdessen wurden bereits im Vorfeld des Forums die in Tunesien herrschenden Spannungen auf einen Kulturkampf reduziert. Nach dem Motto «Jetzt erst recht» appellieren Politiker und Medien an den nationalen Zusammenhalt, der sich inhaltlich auf das Beschwören einer säkularen Gesellschaftsordnung reduziert. Die Kampagne hat unter dem Schock des Terrors eine Intensität erreicht, die den Dialog mit dem religiösen Milieu erschwert, wenn nicht gar verunmöglicht. Tunesiens säkulare Kräfte erheben mehr denn je Anspruch auf die Deutungshoheit über die Anliegen der Bürgergesellschaft, was jegliche Diskussion über einen reformierten Islam verunmöglicht und das zum Dialog bereite religiöse Lager zusätzlich marginalisiert. Die Zeichen stehen auf Bürgerkrieg In Jemen sind die Fronten zwischen den Huthi-Rebellen und Präsident Hadi verhärtet – die Uno zeigt sich ratlos In Jemen zieht ein Bürgerkrieg herauf, und die Parteien bringen sich politisch und militärisch in Stellung. Sondereinheiten der jemenitischen Sicherheitskräfte, die dem ehemaligen Präsidenten Ali Abdallah Saleh ergeben sind, und Kämpfer der Ansar Allah – genannt Huthi – haben über das Wochenende den Flughafen und Regierungsgebäude von Taiz unter Kontrolle gebracht. Taiz, Jemens drittgrösste Stadt, liegt zwischen der Hauptstadt Sanaa, die seit dem September letzten Jahres von den Huthi beherrscht wird, und der südlichen Hafenstadt Aden, in der die Gegner der Huthi um Präsident Abedrabbu Mansur Hadi ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben. Iran oder die Jihadisten In der ersten vom Fernsehen übertragenen Rede seit seiner Flucht aus Sanaa warf Hadi am Samstag den HuthiRebellen vor, im Sold Irans zu stehen. Er forderte die Huthi auf, Sanaa zu verlassen und die von der Armee geplün- ................................................................................. Abedrabbu Mansur Hadi Abdelmalik al-Huthi ................................................................................. auf, mit «allen verfügbaren Mitteln die Aggression» der Huthi zu stoppen. Abdelmalik al-Huthi, der Führer der Ansar Allah, schlug am folgenden Tag auf seiner TV-Station zurück. Er bezichtigte Hadi, eine Marionette Saudiarabiens, Katars, Amerikas und Israels zu sein, die in Jemen das libysche Szenario umsetzen wollten. Nachdem Selbstmordattentäter am Freitag in zwei Moscheen der Hauptstadt Sanaa über 140 Menschen getötet hatten, rief Huthi zum Kampf gegen al-Kaida und den Islamischen Staat (IS) auf. Seinen Widersacher Hadi bezichtigte Huthi wiederum, ein Partner der Jihadisten zu sein. Der IS hat sich zu den Anschlägen in Sanaa bekannt, al-Kaida hat eine Beteiligung bestritten. Abzug der Amerikaner Die Kaida hat den Machtkampf in Jemen aber bereits ausgenützt. Während am Donnerstag in Aden Anhänger Hadis mit Truppen zusammenstiessen, die zum vor drei Jahren abgesetzten Präsidenten Ali Saleh halten, sollen Hunderte von Häftlingen, unter ihnen auch Jihadisten, die Flucht ergriffen haben. Den Huthi nahestehende Quellen sagten, sie seien von Kaida-Kämpfern befreit worden, die mit den Milizionären Hadis nach Aden eingesickert seien, während Hadis Anhänger behaupten, Salehs Sondereinheiten hätten sie freigelassen. Ende letzter Woche haben Kämpfer von al-Kaida anscheinend auch al-Huta überrannt, die 30 Kilometer von Aden entfernt liegende Hauptstadt der Provinz Lahij. Dabei sollen, je nach Quelle, 20 bis 40 Regierungssoldaten getötet worden sein. Anschliessend scheinen zu Hadi haltende Verbände die Jihadisten wieder vertrieben zu haben. Washington gab darauf bekannt, die auf einer Flugbasis bei Huta stationierten ameri- kanischen Truppen seien abgezogen worden. Die Amerikaner führen seit Jahren einen Luftkrieg mit Drohnen und Missilen gegen al-Kaida in Jemen, der sie in der jemenitischen Bevölkerung viel Sympathien gekostet hat. Gegenwärtig scheinen sich zwei Fronten zwischen dem Lager der Huthi und jenem um Hadi zu formen. Die eine liegt bei Marib im Osten von Sanaa, wo sich Huthi-Verbände und lokale Stammeskrieger gegenüberstehen und sporadisch aufeinanderstossen. Die Berge südlich von Marib sind ein RückzugsSAUDIARABIEN Rotes Meer Jürg Bischoff, Beirut derten Waffen zurückzugeben. Er sagte, die Verfassung und der 2012 unter der Ägide der Amerikaner und der Saudi beschlossene Übergangsplan zur Demokratie müssten wieder in Kraft gesetzt werden. Hadi hielt seinen Anspruch auf die Präsidentschaft aufrecht und erklärte Aden zur provisorischen Hauptstadt des Landes. In einem Brief forderte Hadi den Uno-Sicherheitsrat REUTERS Präsident Hadi hat Aden zur Hauptstadt Jemens erklärt. Die Huthi bringen ihre Truppen in Stellung, um ihn zu vertreiben. Doch sind sie dazu stark genug? Saada Sanaa ERITREA JEMEN Marib Mukallah Taiz DJIBOUTI 500 Kilometer OMAN Aden Indischer Ozean SOMALIA NZZ-INFOGRAFIK / lea. gebiet der Jihadisten, die nicht zögern werden, den Stämmen Waffenhilfe zu Pressespiegel leisten und sich so ihre Sympathien zu erwerben. Die zweite, entscheidende Evangelisch-reformierte LandeskircheFront Graubünden bildet sich zwischen Taiz und Aden heraus. Von Taiz aus dürften die Huthi versuchen, gegen Aden vorzustossen, um Hadi aus seiner «Haupt- stadt» zu vertreiben. Dies dürfte ihnen aber nicht leichtfallen. Solange ihr Bündnis mit Saleh noch hält, verfügen die Huthi zwar über eine schlagkräftigere Streitmacht als Hadi. Aber die Bevölkerung in den Gebieten zwischen Sanaa und Aden ist ihnen nicht gewogen, wie etwa die Proteste zeigten, die in Taiz ausbrachen, als die Huthi einzogen. Die Stämme und die Kaida-Kämpfer drohen, ihnen mit einem Guerillakrieg das Leben schwerzumachen. Der Uno-Vermittler Jamal Benomar erklärte dem Uno-Sicherheitsrat, der am Sonntag über die Lage in Jemen beriet, weder könnten die Huthi die Kontrolle über das ganze Land gewinnen, noch könne Hadi genügend Kräfte aufbieten, um Jemen von den Huthi zu befreien. Zwei Fronten Der Sicherheitsrat begnügte sich damit, die Huthi zu verurteilen, Hadis Legitimität als Präsident zu bekräftigen und zu Gesprächen aufzurufen. Er beharrt auf Verhandlungen aufgrund des Plans von 2012, gemäss dem Jemen den Übergang zur Demokratie bewältigen sollte. Dass der Plan gescheitert ist, scheinen weder die Amerikaner noch die Saudi wahrhaben zu wollen – ebenso wenig wie die Tatsache, dass ohne die Huthi eine Lösung der Krise nicht erreicht werden kann. g Mittwoch, 25. März 2015 V Nr. 70 NZZ vom 25.3.2015, Seite 18.pdf tadtgeschichte d, sind die Archäologen am Werk sende Macht zu demonstrieren. Heute hat die gegenteilige These Oberhand: Die Äbtissin und adlige Stadtherrin soll sich selbst einen repräsentativen Platz erbaut haben, um das Zürchervolk vor ihrem Kloster versammeln zu können. Mithilfe der Grabung wollen die Archäologen die genaue Baugeschichte des Platzes rekonstruieren. Bereits entdeckt haben sie eine weitere spätmittelalterliche Friedhofsmauer parallel zum Kirchenschiff. Damit wurde der Friedhof, der früher den ganzen Platz eingenommen hatte, auf eine schmale Parzelle vor der Abtei beschränkt, so dass man Raum für den Münsterhof gewann. Nun hofft Grabungsleiter Jonathan Frey, diese Mauer und damit den Zeitpunkt, zu dem der Platz gebaut wurde, möglichst genau datieren zu können. Offenbar bestand diese Friedhofsmauer über viele Jahrhunderte, denn im obersten Teil finden sich Keramikplatten, die von Marktbuden aus dem 17. Jahrhundert stammen. Dieser Fund ist überraschend. Bisher hatte man geglaubt, die aus Illustrationen bekannten Bauten seien einfache Marktstände gewesen. Offenbar gab es aber solide Häuschen. Bis zu hundert Gräber welche KSTUHL / NZZ Wer schon einmal eine antike Grabung besichtigt hat, erwartet, dass man unten auf die ältesten Schichten stösst und oben auf jüngere. Mitten in der Stadt Zürich ist die Welt etwas komplizierter. Zwar liegt das Rösslitram-Trassee über den mittelalterlichen Mauern, doch weit unten im Graben springt einem eine Leitung aus Holz ins Auge. Sie dürfte aus dem 17. oder 18. Jahrhundert stammen und den Brunnen, der damals auf dem Platz stand, gespeist haben. Im Herzen einer Stadt gab es immer wieder Gründe, den Boden aufzureissen, was die Archäologen nun zusätzlich fordert. So ist auch unklar, wie viele Gräber des mittelalterlichen Friedhofs man noch finden wird. Wild rechnet mit bis zu hundert, aber möglicherweise seien etliche davon bereits durch spätere Bautätigkeit zerstört. isprogramme mehr oft sind sich uneins über den Support rde beSchweiz icrosoft Parlamente für Kirchgemeinden Synode verlangt Gesetzesänderung rib. V Die reformierte Kirche im Kanton Zürich wird sich in den nächsten Jahren verändern. Und zwar stärker, als sich das die Initianten der vor rund zwei Jahren angestossenen Strukturreform vorgestellt hatten. 2012 hatte der Kirchenrat ein Szenario entworfen. Dieses sah vor, dass sich die Zahl der Kirchgemeinden bis 2018 von heute 179 auf 60 bis 90 reduzieren werde: durch Fusionen, weil die Strukturen auf deutlich höhere Mitgliederzahlen ausgerichtet sind und heute nicht mehr sinnvoll sind. Im letzten Herbst beschlossen die Reformierten der Stadt Zürich, die 33 Gemeinden auf Stadtgebiet in einer einzigen Gemeinde aufgehen zu lassen. Im Bezirk Hinwil ergab eine Konsultativabstimmung eine Mehrheit für eine Einheitsgemeinde, die den ganzen Bezirk umfasst, und in anderen Bezirken sind ähnliche Bestrebungen im Gang. Das bedeutet, dass die Kirchgemeinden in Zukunft grösser werden dürften – zumindest zum Teil wesentlich grösser als die vom Kirchenrat als Richtgrösse skizzierten Gemeinden mit 5000 bis 7000 Mitgliedern. Die Kirchgemeinde Stadt Zürich wird rund 80 000 stimmberechtigte Mitglieder umfassen; andere werden zumindest mehr als 10 000 Mitglieder haben. Damit stellt sich die Frage, wie die demokratische Vertretung der Gemeindemitglieder sinnvoll sichergestellt werden kann. Die reformierte Synode hat dazu am Dienstag einen wegweisenden Entscheid gefällt: Sie beauftragt den Kirchenrat, beim Regierungsrat zu beantragen, dass Kirchgemeinden mit mindestens 2000 Mitgliedern ein Parlament bilden dürfen – genauso, wie das die politischen Gemeinden heute schon können. Trotz Bedenken einzelner Synodalen fiel der Entscheid ohne Gegenstimme. Die Einführung von Kirchgemeindeparlamenten verlangt allerdings nach einer Änderung des Kirchengesetzes. Und dafür bleibt nicht mehr viel Zeit. Denn die Reformierten in der Stadt Zürich verfolgen ein ambitioniertes Ziel: Bereits Anfang 2019 soll die Einheitsgemeinde umgesetzt sein. Neuer Damm soll Winterthur schützen Pressespiegel Massnahmen gegen Hochwasser Graubünden Evangelisch-reformierte Landeskirche Von dieser Variante weiss Mazzoni nichts: «Uns wurde nicht gezeigt, wie Studierende das Passwort direkt zu- flu. V Der Kanton verstärkt den Hochwasserschutz für das Stadtzentrum von fördern will? Zweifel sind angebracht. Das Blatt wird sich wahrscheinlich erst wenden, wenn die italienische Schweiz wieder in der Landesregierung vertreten ist und einen Departementschef stellt. Die Südschweiz auf Dauer zu übergehen – während die Mehrheit der Bundesräte heute aus Bern und Umgebung stammen –, lässt sich nicht rechtfertigen. Mit einer Absenz von mittlerweile 16 Jahren seit dem Rücktritt des letzten Tessiner Bundesrates ist die Schmerzgrenze erreicht. konstrukte in diesen Ländern zu schwach, um die inneren Spannungen auszuhalten. Taiwan dagegen hat sich wirtschaftlich fit gemacht, indem es sich ganz bewusst von den autokratischen Strukturen gelöst hat. Es verfügt heute über eine sehr stark mittelständisch geprägte Wirtschaft und ein entsprechend reifes demokratisches Selbstverständnis. Südkorea und Japan wiederum gehen ihre eigenen Wege zwischen westlicher Demokratie und tief verwurzelten obrigkeitlichen Strukturen. nen. Aus der Sicht konfuzianisch geprägter Menschen sieht das anders aus, weshalb ihre Prioritäten punkto Freiheit häufig auch etwas anders gelagert sind. Dennoch sollten wir uns hüten, den auf der wirtschaftlichen Überholspur befindlichen asiatischen Ländern um jeden Preis politisch nachzueifern. Wir verdanken der Freiheit nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich, kulturell und für unsere individuelle Lebensgestaltung sehr viel. Gerade von solchen Vorteilen träumen auch viele junge Asiaten. NZZ vom 25.3.2015, Seite 21.pdf tont man weiterhin die Eigenständigkeit. Echte Synergien sowohl in der Infrastruktur als auch beim Personal lassen sich aber nur erzielen, wenn man wenigstens partiell zusammenwächst. Auch für die Qualität ist es wichtig, dass die Teams wirklich eine gemeinsame Philosophie entwickeln; dazu ist Nähe notwendig. Von einem solchen Zentrum würden Patienten und Prämienzahler gleichermassen profitieren. Leider scheint der Weg dorthin noch weit zu sein. GASTKOMMENTAR Für eine starke Friedenspolitik der Schweiz Die Schweiz müsste eine Friedenspolitik mit klaren Prioritäten und departementsübergreifenden Konzepten verfolgen. Neben der Entwicklungs- und der Sicherheitspolitik fristet die Friedenspolitik aber institutionell, personell und finanziell ein Schattendasein. Von Laurent Goetschel Vor kurzem sind zwei Schweizer Militärangehörige der Uno-Mission in Mali bei einem Anschlag in Bamako verletzt worden. Bereits wenige Stunden später forderten in der Schweiz vereinzelte Politiker den Rückzug aus der entsprechenden Mission. Damit wird eine Beliebigkeit des Beitrags der Schweiz an internationalen Friedensförderungseinsätzen angedeutet. Als ginge es nicht darum, klaren Zielen der Schweiz im Rahmen ihrer Friedenspolitik nachzukommen, sondern zufallsmässig Präsenz zu markieren. Dieselben politischen Kreise wollen der Armee für die nächsten vier Jahre ein Kostendach von 20 Milliarden Franken zusichern. Hier geht es um die Sicherheit der Schweiz. Und in Bamako etwa nicht? Sind es wirklich unsere Nachbarn wie die Österreicher und die Franzosen, welche die grösste Bedrohung für die Schweiz darstellen? Oder etwa doch die Russen? Nein, die können es auf keinen Fall sein, denn in dieses Land bewilligten wir mitten in der Ukraine-Krise bedeutsame Exporte militärischer Güter. So inkonsequent wären wir sicher nicht – oder eben doch? Militärische und zivile Aspekte Politik besteht aus unterschiedlichen und auch widersprüchlichen Interessen, die es gegeneinander abzuwägen gilt. Die Friedenspolitik schneidet in solchen Ausmarchungen schlecht ab. Es mag an der Unschärfe des Themas liegen: Obwohl die meisten Schweizerinnen und Schweizer gemäss Umfragen einen Ausbau des Schweizer Einsatzes zur Förderung des internationalen Friedens befürworten, scheiden sich auf politischer Ebene die Geister über Prioritäten und Instrumente. Mittlerweile gibt es eine Menge Erfahrungen aus der Praxis. Man weiss etwa, wann und unter welchen Umständen Vermittlungen zwischen Konfliktparteien am erfolgversprechendsten sind. Die Schweiz hat dies in Nepal vorgeführt. Es gibt auch Befunde zum Umgang mit Leiden und Verletzungen, die ganze Bevölkerungsteile in Gewaltkonflikten wie im Balkan erlitten haben und die zu neuen Konflikten führen können. Ebenfalls gibt es Lehren über den Umgang mit Demokratisierungsbestrebungen und Wahlen. Anders als früher angenommen, dienen diese nicht als Allheilmittel gegen das Wiederaufflammen von Gewalt und können dieses begünstigen. Ein trauriges Beispiel dafür liefert der Südsudan. Aber dieses Wissen ist wenig verbreitet und institutionell ungenügend verankert. Damit geraten Friedensbestrebungen immer wieder in den Hintergrund. Dies beginnt bei der Sicherheitspolitik. Dort herrscht die Meinung vor, Frieden sei für die anderen in der Welt, Sicherheit jedoch für uns. Zugleich werden Extremismus und Terrorismus als grösste Gefahr für den Westen aufgelistet, ohne dass zur Kenntnis genommen wird, dass diese Bedrohungen ihre Wurzeln in Konflikten haben, die eine gute Friedenspolitik entschärfen könnte. Dagegen führt die vorschnelle Brandmarkung unliebsamer Akteure als Terroristen zu deren Ausschluss von Friedensbemühungen und verbaut den Weg zur Konfliktlösung. Anforderungsreich ist auch das Verhältnis der Friedenspolitik zur Entwicklungspolitik. Gestandene Mitarbeitende dieses Politikbereichs sehen friedenspolitische Bemühungen oft als Störfaktoren in ihrem sonst ungetrübten Umfeld der technischen Zusammenarbeit. Seit feststeht, dass die Millenniums-Entwicklungsziele gerade in konfliktgeplagten Ländern nicht erreicht wurden, rutschten diese auf eine höhere Prioritätsstufe. Konflikte gelten als Hürden, deren Beseitigung die Überwindung der letzten Meile auf dem Weg zur Armutsbekämpfung ermöglicht. Aber wieso nicht umgekehrt? Vielleicht müssten zunächst die Konfliktfragen geklärt und müsste anschliessend über mögliche internationale Unterstützungsleistungen nachgedacht werden. Es geht nicht um das gegenseitige Ausspielen unterschiedlicher Ziele, sondern um das Aufzeigen der zahlreichen Bezugspunkte: Die Bekämpfung von Armut, die Gewährleistung der Sicherheit und die Minderung von Konflikten sind aufs Engste miteinander verbunden. Damit dieses Dreieck funktioniert und die Friedensförderung die ihr darin gebührende Rolle wahrnehmen kann, muss sie als eigenständiges Politikfeld gestärkt und besser vernetzt werden. Zurzeit fristet sie neben der Entwicklungs- und Sicherheitspolitik institutionell, personell und finanziell ein Schattendasein. Ihr Budget beträgt nicht einmal ein Prozent von deren gemeinsamen Ressourcen. Die Stärkung der Friedenspolitik setzt eine engere Verzahnung militärischer und ziviler Aspekte der Friedensförderung voraus. Im Parlament würde dies durch eine engere Zusammen- Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden arbeit der aussen- und sicherheitspolitischen Kommissionen begünstigt – man könnte sich auch über die Zusammenlegung dieser beiden Kommissionen Gedanken machen. Dann müsste innerhalb des EDA das Verhältnis von Entwicklungszusammenarbeit und Friedensförderung überdacht werden. Warum nicht der Deza eine gleichrangige Direktion für Friedenspolitik zur Seite stellen? Damit würden auf einen Schlag Sichtbarkeit, Einfluss und Ressourcen massiv erhöht und würde friedenspolitischen Anliegen im Rahmen der Schweizer Aussenpolitik mehr Durchschlagskraft verliehen. Departementsübergreifende Konzeption Die Schweiz hat mit ihrer OSZE-Präsidentschaft im vergangenen Jahr gezeigt, was sie friedenspolitisch im multilateralen Rahmen zu leisten vermag. Ein solches Engagement baut auf der humanitären Tradition und der Neutralität, die ein Bekenntnis zur gewaltfreien Lösung von Konflikten umfasst. Eine starke Friedenspolitik setzt klare Prioritäten und eine departementsübergreifende Konzeption voraus, die sich nicht durch innenpolitisch motivierte opportunistische Vorstösse aus der Ruhe bringen lässt. Die Schweiz könnte von einer solchen Friedenspolitik nur profitieren. Und vielleicht würde sogar die Welt dadurch etwas friedlicher. ....................................................................................................... Laurent Goetschel ist Direktor von Swisspeace und Professor für Politikwissenschaft an der Universität Basel. NZZ vom 26.3.2015, Seite 21.pdf WIRTSCHAFT 21 DIE ZEIT N 13 Foto [M]: Anya Chibis 26. MÄRZ 2015 o »Ich möchte keine Angst verbreiten« Sie unterstützt die Aktivisten von Blockupy und kämpft gegen den Klimawandel. Ein Gespräch mit der Bestsellerautorin Naomi Klein über Gewalt und politische Visionen Naomi Klein 1970 wurde Naomi Klein in Montreal, Kanada, geboren. Sie stammt aus einer Familie von Linksaktivisten. 2000 Ihr Buch »No Logo« erscheint, in dem sie massiv die amerikanische MarkenartikelKultur anprangert. Es wird ein weltweiter Bestseller. 2007 Klein kritisiert den Neoliberalismus in dem Buch »Die Schock-Strategie«. 2015 Die Marktwirtschaft sei schuld am Klimawandel, argumentiert Klein in ihrem neuen Werk »Entscheidung«. Naomi Klein, 45, ist eine Leitfigur der Antiglobalisierungsbewegung Naomi Klein tourt durch Deutschland, um ihr neues Buch »Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima« vorzustellen. Vergangene Woche war sie in Frankfurt, genau am 18. März, als der Umzug der Europäischen Zentralbank in ein neues Gebäude gewalttätige Krawalle auslöste. Am Nachmittag sprach sie zu BlockupyAnhängern auf dem Römerberg. Drei Tage später ist sie in Berlin, es ist grau, es regnet. Der Winter ist für einen Tag lang zurück, und das Gebäude, in dem sie die Presse empfängt – heute ein Designhotel – wurde zwischen 1938 und 1940 errichtet und sieht auch so aus. Naomi Klein trinkt Wasser. DIE ZEIT: Frau Klein, Sie waren in Frank- furt am Main und haben zu den Mitgliedern von Blockupy gesprochen. Was haben Sie für eine Meinung zu den dortigen Ausschreitungen? Naomi Klein: Ich bin darin nicht involviert. Aber die Leute sind offenbar verärgert über die Politik der EZB. ZEIT: Können Sie sich Situationen vorstellen, in denen Gewalt gerechtfertigt wäre? Klein: Ich fühle mich mit dem Gedanken an Gewalt extrem unwohl. Ich selbst meide sie, aber selbstverständlich sind Situationen denkbar, in denen sie zu rechtfertigen ist. ZEIT: Die jungen Menschen, die auf die Straße gehen, lesen Ihre Bücher. Sie beziehen sich auf Sie ... Klein: Wenn sie meine Bücher lesen, wissen sie, dass ich diese Art von Protest nicht empfehle, okay? ZEIT: Was halten Sie denn generell von Protesten gegen Marktwirtschaft und Finanzindustrie? Klein: Ich halte viel davon. Ich unterstütze sie, und ich finde, jetzt ist ein wichtiger Moment, um aufzustehen und an Prinzipien der Demokratie zu erinnern. Griechenland hat eine Regierung gewählt, die das Mandat hat, gewisse Dinge zu tun – und nun daran gehindert wird. Das ist eine Krise der Demokratie, und davon geht eine gefährliche Botschaft aus, besonders für die jungen Leute, die zum ersten Mal mit Politik in Berührung kommen und den Eindruck haben, dass immer dieselbe Politik herauskommt, egal, wen du wählst. Ich finde es sehr aufregend, wenn die Jugend in Spanien der Podemos-Bewegung folgt und nun auch eine eigene Partei gegründet hat. Diese politische Vision ist sehr aufregend. ZEIT: Glauben Sie, dass die griechische Regierung ein linkes Leitbild sein könnte? Klein: Die Botschaft, die junge Leute nun aus Griechenland hören, ist: Wenn ihr etwas anderes versucht, werdet ihr bestraft. In Frankfurt waren ZEIT: Viele meinen, wir brauchten eine neue Linke. die Proteste von Blockupy deswegen ein unbe- Seit 1990 hat die Linke eigentlich nur verloren. Soschreiblich wichtiger Augenblick. Es gibt Wider- gar als das Finanzsystem im Jahr 2008 zu kollabieren stand. Ich selbst beschreibe in meinem neuen drohte, konnte sie daraus keinen politischen Profit Buch übrigens einen zweiten Krisenzusammen- schlagen. Gibt es eine Chance, dass jetzt eine neue hang: den zwischen der Austeritätspolitik und Linke entsteht, angesichts des gerade von Ihnen erdem Klimawandel. wähnten Gemütszustandes? ZEIT: Worin besteht der? Klein: Ich finde es sehr interessant, was derzeit in Klein: Wenn ein Land sich in einer Krise befindet, Spanien passiert. Podemos ist eine ganz neue polischeinen Umweltfragen auf einmal sehr fern zu lie- tische Partei. Der Verdacht gegen institutionalisierte gen. Die Budgetkürzungen in Spanien, Griechenland Politik hat meine Generation und die jüngere angeoder Portugal haben die Klimapolitik zurückgewor- regt, bei bestimmten Anlässen zu rebellieren. Ich fen. In Italien oder Griechenland sucht man wieder habe diese Augenblicke geteilt. Und ich gebe auch nach Öl und Gas. Ich glaube, es ist jetzt ein Schlüssel- die Niederlagen zu. Deswegen ist es wichtig, sich moment in Europa, aufzustehen und konstruktiv nicht vom Zynismus lähmen zu lassen, sondern sich weiter zu engagieren und zu versuchen, das System seine Opposition zum Ausdruck zu bringen. ZEIT: Wieso ist das denn jetzt ein europäischer der institutionalisierten Politik zu verändern. Schlüsselmoment? ZEIT: Sind Sie persönlich noch optimistisch? Klein: Griechenland ist ein Testfall, ob man einen Klein: Ich war nie eine Idealistin. Ich habe mir nie anderen Weg wählen kann. ausgemalt, wie schön die Welt sein könnte. Meine ZEIT: Wie kommen Sie darauf, dass das griechische gesamte Karriere wurde von den schlimmsten DinVolk angesichts seiner Finanzprobleme und des Zu- gen bestimmt, zu denen Menschen fähig sind. Die standes seiner politischen Kultur einen politischen Frage ist am Ende: Ist es möglich, dass sich etwas verändert? Und es ist möglich. Weg frei wählen kann? Ich nutze meine Position, Klein: Nun, man muss sehen, Hoffnung zu verbreiten, nicht was am Ende daraus wird. Der »Jeder brennt aus. Verzweiflung. Ich sage ja nicht, Grund, wieso die Griechen es im Deshalb ist es hin und dass unser Sieg wahrscheinlich Augenblick so schwer haben, ist, aber solange es die kleinste liegt doch darin, dass es in Euro- wieder nötig, einfach Chance gibt, mache ich weiter. pa Interessen gibt, die die grieden Mund zu halten. chische Regierung scheitern lasZEIT: Wäre ein Systemwechsel sen möchten, weil eine Anste- Ich brauche meine nötig? ckungsgefahr von ihr ausgeht. Klein: Ja, ich denke, den brauAuszeiten.« Sie glauben nicht daran? chen wir. Deutschland ist ein interessanter Fall, es hat sich ZEIT: Die neue griechische ReNaomi Klein nie ganz dem Neoliberalismus gierung wurde in Europa mit ausgeliefert und in Sachen Sympathien empfangen, aber das Energiewende stark auf staathat sich gelegt. Tsipras macht sich bisher weder an die Korruptionsbekämpfung, liche Interventionen gesetzt. Aber das ist natürlich noch überzeugt er die Griechen, dass es nötig ist, nicht genug, gemessen an den Fakten, die die WisSteuern zu zahlen, noch bekämpft er die Macht der senschaft vorlegt: Deutschlands Emissionen sinken Oligarchen in seinem Land. Solche Reformen ha- nicht signifikant, es weigert sich, seine Kohlewirtben zunächst einmal nichts mit der Politik der Troi- schaft zu regulieren. Emissionskürzungen von acht ka zu tun. Löst die Lage Griechenlands unter Akti- bis zehn Prozent kollidieren in der Tat mit einem ökonomischen Modell, das auf kurzfristiges Wachsvisten wirklich Zuversicht aus? Klein: Was ich beobachte, ist eine No-win-Situation tum angelegt ist. für eine ganze Generation von Aktivisten. Von den ZEIT: Sie behaupten, es sei nötig, den Kapitalismus Medien werden sie geradezu in den Müll gestopft: abzuschaffen. Aber der Sozialismus war ökologisch Wenn sie neue Wege vorschlagen, ist es falsch, wenn auch nicht die Lösung – oder? sie protestieren, ist es falsch. Ich sehe ehrlich gesagt Klein: Ich sage ja, dass der industrialisierte Sozialisnicht, wie sie gewinnen können. mus nicht besser war. Diese Alternative schlage ich wirklich nicht vor. Aber: Es gibt keine nichtradikalen Optionen. Wir brauchen einen radikalen Wechsel, auch im Wirtschaftssystem. Sie können sagen, das mögen wir in Deutschland nicht, wir setzen auf schrittweisen Wandel. Aber das heißt nicht, dass radikale Lösungen nicht nötig wären. ZEIT: Also doch: Nieder mit dem Kapitalismus? Klein: Wir hätten es ja schrittweise machen können, wenn wir in den Neunzigern damit angefangen hätten. Aber wir haben versagt. Was wir in jener Zeit taten: Wir haben einen kohlenstoffintensiven Lebensstil globalisiert, wir haben diesen konsumistischen Lebensstil exportiert, nach China, nach Indien. Die Zahlen heute sind bitter, und die Anforderungen an uns sind hart. Und ja, es klingt dramatisch, wenn man sagt: den Kapitalismus abschaffen, aber die Wahrheit ist doch, dass die neue Klimaforschung einen umfassenden Politikwechsel zwingend erforderlich macht. Ich habe mal als brave Sozialdemokratin angefangen, aber die neuere Klimaforschung hat meine Position verändert. ZEIT: Würden Sie in eine Partei eintreten? Klein: Ich war niemals in einer Partei. ZEIT: Was tun Sie, um die Leute davon zu überzeugen, dass es schneller gehen muss? Glauben Sie noch an die Kraft vernünftiger Argumente? Klein: Nein, ich glaube nicht mehr, dass rationale Argumente etwas an der Machtverteilung ändern. Ich persönlich möchte vor allem keine Angst verbreiten. Es geht nicht um Furcht. Ich schreibe lediglich Bücher, die möglicherweise für die Bewegung nützlich sind. Ich selbst bin niemand, der sich irgendwo einreiht. Ich bin eine Schriftstellerin, und Schriftsteller sind Einzelgänger. Früher habe ich, wie viele, daran geglaubt, dass kluge Bücher die Welt verändern können. Etwas später war ich dann ziemlich enttäuscht. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass Bewegungen die Welt verändern können. ZEIT: Wieso werden Sie nicht zynisch? Klein: Wir befinden uns in einer Art Staffellauf. Man muss den Stab weitergeben. Jeder brennt aus, verliert Kraft und Hoffnung. Deswegen ist es hin und wieder nötig, einfach den Mund zu halten und Inspiration wiederzugewinnen, und sei es durch neue Forschungsergebnisse. Ich bin niemand, der immerzu weitermachen kann, ich brauche meine Auszeiten. Ich rede nur, wenn ich das Gefühl habe, etwas Neues zu sagen. Das Gespräch führte THOMAS E. SCHMIDT Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden BALD IN ZÜRICH ZU GAST ZWISCHEN REALITÄT UND FIKTION KÖNIGLICHER AUFTRITT MOBIL V DIGITAL Rachel Kushner und ihr Roman «Flammenwerfer» Ein polarisierendes Experiment: «Party Girl» Die Sammlung des Basler Kunstmuseums in Madrid Ein Schweizer Startup geht neue Wege im E-Gitarren-Bau Feuilleton, Seite 50 Film, Seite 51 Feuilleton, Seite 53 NZZ vom 26.3.2015, Seite 49.pdf Seite 58 In der Moschee Nabi Junis in Mosul konnten Gläubige bis vor kurzem noch zum Grab des Propheten Jonas pilgern – am 24. Juli 2014 wurde sie gesprengt. DE AGOSTINI / AKG Die kulturelle Vielfalt soll ausgelöscht werden Bis vor kurzem gab es im Irak mittelalterliche religiöse Bauten in besonderer Qualität – nun sind sie zerstört Fanatiker des IS wüten im Nordirak seit Sommer 2014 gegen religiöse Stätten muslimischer, christlicher und anderer Glaubensgemeinschaften. Dabei ging der Region bereits fast das gesamte bedeutende mittelalterliche Kulturerbe verloren. Ein Nachruf auf einige muslimische Baudenkmäler. Margarete van Ess Bildersturm, die Zerstörung von religiösen Stätten und Orten der persönlichen Wertschätzung gehören zu den Konstanten der Geschichte. Beispiele finden sich zuhauf: der Bildersturm der Reformationszeit im 16. Jahrhundert durch die Protestanten und der religiös motivierte Dreissigjährige Krieg, die Verbrennung der Maya-Schriften 1562 durch die Spanier, die Auslöschung jüdischen Lebens und Kulturguts durch die Nationalsozialisten oder jüngst die Zerstörungen von Sakralbauten während des Balkankriegs. Wenn also im Nordirak seit der Einrichtung des sogenannten IS im Juni 2014 über dreissig historisch wertvolle Moscheen, Gebetshäuser, Mausoleen und Kirchen zerstört wurden, gehört dies zunächst in diesen Kontext. Der Irak besitzt insgesamt jedoch, im Vergleich mit Ägypten, Syrien oder Iran, nur noch wenige Bauwerke aus der Zeit vor den Mongolenstürmen von 1258 bis 1261 und 1400. Speziell in Mosul hatten bemerkenswert viele mittelalterliche religiöse Bauten in lebendiger Nutzung und in besonderer Qualität überlebt, die nun verloren sind. Kulturelle Vielfalt Zweimal stürmten die Mongolen den Irak. In den Jahren 1258–1261 überrollten sie den Irak und Syrien und vernichteten Menschen, Herrscherhäuser und Kulturgüter bis kurz vor Jerusalem. Auch Bagdad wurde damals weitgehend zerstört und seiner viel gerühmten Bauwerke aus der Zeit der abbasidischen Herrscher beraubt. Im Jahr 1400 war es Timur Lenk, der erneut den Vorderen Orient angriff und, laut den Nachrichten, weit schlimmer wütete. Wieder war Bagdad besonders betroffen. Beide Stürme waren nach kurzer Zeit Geschichte. Die regionale Bevölkerung war dra- matisch dezimiert, überstand jedoch den Angriff und erhielt sich ihre kulturelle und religiöse Vielfalt bis heute. Auch einige ihrer historischen, bis heute verehrten Bauwerke überstanden diese Attacke. In späteren Jahrhunderten (16.–19. Jahrhundert) erlaubten die Repressalien der meist fernen Herrscher und damit der Geldmangel nur selten, in besondere öffentliche und religiöse Bauwerke zu investieren. Die aus dem Mittelalter erhaltenen Masjids – kleine muslimische Gebetsstätten –, Mausoleen verdienter oder religiös verehrter Persönlichkeiten und Moscheen wurden jedoch gepflegt und waren nicht nur religiös, sondern auch kunsthistorisch wichtige Zeugnisse dieser Epochen. Ihre besondere, regional-spezifische Baukunst war darüber hinaus auch ästhetisch von hohem Wert. Seit Hochsommer 2014 sind sie, bis auf wenige Ausnahmen, systematisch gesprengt und damit vollständig zerstört worden. Einiger Beispiele aus einer langen Liste von derzeit über dreissig zerstörten Bauwerken sei hier gedacht. Das Mausoleum Imam Dur stand etwa 20 Kilometer südlich von Tikrit oder etwa 250 Kilometer südlich von Mosul. Es gehörte, zusammen mit dem Mausoleum «der vierzig» in Tikrit, zu den wenigen aus der Seldschuken-Zeit stammenden Bauwerken im Irak. Beide Bauten wurden im Oktober 2014 gesprengt und sind verloren. Imam Dur war im Jahr 1085 für Sharaf al-Dawla Muslim ibn Quraish, Gouverneur der Region, errichtet und zuletzt in den 1990er Jahren restauriert worden. Der zentrale Raum dieses Mausoleums, ein Gebetsraum, ist durch eine hohe konische Kuppel gekennzeichnet, die im Inneren durch «Muqarnas», eine für die islamische Architektur sehr typische, wabenartige Form des Raumdekors, gestaltet war. Sie war die älteste derartige bekannte Kuppel der islamischen Welt und hatte eine unmittelbar berührende, sakrale Raumwirkung. Timur Lenk verschonte Mosul bei seinem Eroberungszug im Jahre 1400 und restaurierte sogar Bauwerke. Insofern blieben sowohl die Investitionen einer türkischen Atabeken-Dynastie aus der Zeit zwischen 1127 und 1258, die die Zerstörung Mosuls durch den ersten Mongolensturm überlebt hatten, als auch diejenigen der Ilkhaniden (1258 bis 1335) bis 2014 erhalten. Sowohl die Atabeken als auch die Ilkhaniden hatten die Stadt mit einer Vielzahl herausragender Bauwerke ausgestattet, wie uns arabische Autoren bewundernd berichten. Mosul war damit die Stadt mit den bedeutendsten historischen Bauwerken des Nordiraks. Das Mausoleum des Imam Awn al-Din in Mosul stammte aus dem Jahr 1239/40 und war ein beeindruckendes Bauwerk der Atabeken-Zeit. Ausgestattet mit einer für die Zeit typischen, pyramidalen Kuppel mit Falten sowie zwei kunstvoll geschmückten Portalen und durch ausführliche Inschriften an den frommen Stifter erinnernd, stand es am Rande eines alten Friedhofs inmitten der Altstadt von Mosul. Ebenso wie sechs weitere Mausoleen und Moscheen aus dem 12. und 13. Jahrhundert, deren Zerstörung zwischen Juni 2014 und Februar 2015 gemeldet wurde, gehörte es zu den herausragenden Kulturschätzen der Stadt. Auch Wissensressourcen vernichtet Die Moschee Nabi Junis in Mosul, in der das Grab des Propheten Jonas verehrt wurde, wurde bereits am 24. Juli 2014 gesprengt. Sie ging auf ein Kloster zurück, das der Kirchenüberlieferung nach im 4. Jahrhundert n. Chr. gegründet worden war, in dem sich das Grab des chaldäischen Patriarchen Hnanisho (regierte 685–701) befand und das im 10. Jahrhundert in eine Moschee umgewandelt wurde. Auch im Koran findet sich die aus der Bibel bekannte Erzählung von Jonas, der erst nach Seenot und Rettung in einem Walfischbauch der Aufforderung Gottes nachkam, nach Ninive zu reisen und den Bewohnern angesichts ihres Götzendienstes das Strafgericht anzudrohen. Die Moschee stand am östlichen Rand des archäologischen Geländes der über 5000 Jahre alten Stadt Ninive, auf die sich die Geschichte bezieht. Sie war daher sowohl für Muslime wie für Christen Gebetsstätte und insbesondere für sunnitische Muslime eine der wichtigsten Pilgerstätten im Nordirak. Die Moschee war Ende der 1990er Jahre in grossem Stil modernisiert worden. Die alte Grabmoschee war in dieses moderne Ensemble integriert worden, war jedoch noch erhalten und mit ihrer pyramidenförmigen Kuppel ein Wahrzeichen dieses Stadtteils. Die gezielte Zerstörung gilt überwiegend Bauwerken, in denen verdienter oder besonders religiös verehrter Personen gedacht wurde. Meist, aber nicht immer, wie das Beispiel von Nabi Junis zeigt, handelt es sich zudem um Moscheen oder Gedenkorte für Personen, die der schiitischen Aus- Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden richtung des Islam angehörten oder Mystiker waren und damit nicht in das Weltbild des sogenannten IS passen. Doch nicht nur Bauwerke, sondern auch Wissensressourcen werden vernichtet. Im Oktober 2014 wurden an der Universität Mosul die Fakultäten für Jura, Politologie, Kunst, Archäologie, Sportwissenschaft und Philosophie, ausserdem die Tourismus- und die Hotelfachschule geschlossen. Im Januar 2015 wurden der Abtransport und die Verbrennung von Büchern und Handschriften aus der Bibliothek von Mosul gemeldet. Ebenso sehr wie die Kultur und das historische Erbe der im Nordirak seit Jahrhunderten ansässigen Christen, Juden oder der vom Islam abgespaltenen Glaubensgemeinschaften der Jesiden, der Ahl-i-Haqq, der Shabab und der Sarli ist also das islamische Kulturerbe insgesamt von der Vernichtung betroffen. Ziel sind offenbar die Auslöschung der besonderen kulturellen Vielfalt dieser Region und das Einschwören der lokalen Bevölkerung auf die vom IS propagierte Lebensweise durch Terror. Warum aber gelingt es dem IS, sich mit diesen vorsintflutlichen Vorstellungen durchzusetzen? Abgesehen vom rücksichtslosen und unmittelbar bedrohenden Terror des Vorgehens war ein wichtiger Auslöser die bewusste und umfassende Marginalisierung der sunnitischen Bevölkerung des Iraks durch die schiitische Regierungspartei unter dem früheren Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki, die sich durch Ausgrenzung säkularer Parteien oder Ermordung sunnitischer Politiker sowie durch brutales militärisches Vorgehen gegen protestierende sunnitische Regionen auszeichnete. Ein Bündnis mit dem IS erschien als das geringere Übel. Inzwischen ist allen klar, dass ein grösseres Übel um sich gegriffen hat, bei dem es nur wenige Profiteure gibt. Es wird jedoch sehr vom Augenmass der jetzigen Regierung und der internationalen Staatengemeinschaft abhängen, ob die derzeit anlaufenden Rückeroberungen des Nordiraks Erfolg haben. Es ist zu befürchten, dass mit diesen voraussichtlich zähen Kämpfen noch weit grössere Verluste am so reichen und faszinierenden Kulturerbe des Iraks zu beklagen sein werden, sei es als Kollateralschaden oder als bewusste Auslöschung. ....................................................................................................... Dr. Margarete van Ess leitet die Aussenstelle Bagdad des Deutschen Archäologischen Instituts und ist seit über dreissig Jahren auf die Archäologie des Iraks spezialisiert. Zürcör Zäitung NZZ vom 27.3.2015, Neuö Seite 13.pdf Freitag, 27. März 2015 V Nr. 72 «Meine Religion ist der FC Basel» Eine Ausstellung in der Basler Barfüsserkirche zeigt Parallelen zwischen dem heutigen Fussball und der Religion Am Sonntag ins Fussballstadion statt in die Kirche: Fussball ist mehr als eine Sportart, er wirkt, ähnlich wie die Religion, sinnstiftend, verbindend und strukturierend. Eine Ausstellung in der Fussballstadt Basel dokumentiert Parallelen. ler ernannt wurde. Selbst in der nüchterneren Welt der Nordwestschweizer reformierten Landeskirchen wurde der Bezug zum Fussball vor einigen Jahren aktiv gesucht, als diese das Publikum im Rahmen einer Plakatkampagne anspielungsreich fragte: «Ist Fussball alles, woran Sie glauben?» Daniel Gerny, Basel So dringt der Fussball nach und nach in unseren Alltag ein – nicht nur in jenen der hartgesottenen Fans, die ihre Kinder (wie in Dortmund möglich) in einem Gebärsaal in den Vereinsfarben entbinden. Fussball prägt das Bewusstsein über die Stadionbesucher hinaus, wie die nicht mehr nur in Basel übliche Schmückung von öffentlichen Gebäuden in den Farben des lokalen Vereins nach wichtigen Spielen zeigt. Sich im Umfeld des Fussballs zu präsentieren, bringt Politikern Popularität, Detailhändlern Kundenbindung und Einwanderern Verwurzelung und Integration. Die mitunter religiös anmutende Kraft des Phänomens Fussball erklärt aber auch, weshalb den negativen Begleiterscheinungen mit polizeilicher Taktik alleine schwer beizukommen ist: Fanmärsche beispielsweise sind mehr als sich von A nach B bewegende Menschenmassen. Sie können, wie Bildausschnitte eindrücklich zeigen, als kirchlichen Prozessionen nachempfundene Umzüge mit feierlicher Konnotation angesehen werden. Über das Stadion hinaus Am 4. Februar 2014 erfüllte sich Elena Vargas ihren grossen Traum: Nicht in einer Kirche, sondern im Mittelkreis des Estadio Jardines del Hipodromo ´ in Montevideo (Uruguay) trat die glühende Anhängerin des Fussballvereins Danubio FB mit ihrem Bräutigam vor den Traualtar. Das Bild dieser Hochzeit ist zurzeit im Historischen Museum Basel zu sehen, das sich in seiner neuen Ausstellung mit verschiedenen Parallelen zwischen Fussball und Religion auseinandersetzt. Fussball ist oft mehr als Fussball, wie man in Basel weiss, wo der lokale Verein massgeblich zur regionalen Identitätsbildung beiträgt und wo die Spielpläne der Champions League den Takt der Stadt ebenso mitbestimmen wie die kirchlichen Feiertage. Kathedrale zu St. Jakob Man muss deshalb nicht bis nach Uruguay reisen, um die teilweise mystisch anmutende Überhöhung und Inszenierung dieses Sports mitzubekommen: Fährt man nachts von Zürich kommend mit dem Auto in Basel ein, dann ist das Fussballstadion St.-Jakob-Park das erste Gebäude, das man von der Stadt wirklich wahrnimmt. Einer Kathedrale gleich und blau-rot erleuchtet, schwebt es vorbei. Fussballstadien sind längst keine Zweckbauten mehr, sondern sie sind wie Kirchen so gestaltet, dass sie von aussen die Aufmerksamkeit bündeln und im Innern das Geschehen maximal steigern: Der Einzug der Spieler beginnt, das Publikum erhebt sich, Gesänge erfüllen den Raum, der Anpfiff naht. «Das Spiel ist alles. Alltag und Aussenwelt sind vergessen», wie es in der Ausstellung heisst. Das Historische Museum Basel befindet sich in der Barfüsserkirche, und die Macher spielen in diesem Kontext bewusst mit der Nähe von Fussball und Religion: Zwischen Heiligenstatuen und Reliefs aus der Passionsgeschichte aus dem 16. Jahrhundert werden Bilder Bremen, Barcelona, Moskau Ein ehemaliger Fussballstar wird als Heiliger verehrt: Der Maradona-Altar des Künstlers Carmine Alcide ist eines der Ausstellungsstücke. NATASCHA JANSEN / HMB von lokalen Fussball-Idolen projiziert. An anderer Stelle fügen sich Fotografien der Gesichter von in Trance verfallenen Anhängern nahtlos in die sakrale Ausstrahlung des Museums ein. Ausgestellt ist auch ein Pin aus Basel in der Form des christlichen Kreuzes mit der unverblümten Aufschrift: «Meine Religion ist der FCB.» Das Objekt ist aus Sicht der Kuratorin Margret Ribbert typisch für die alles andere dominierende Identifikation. Dieses Quasireligiöse wird vom Fussball durchaus bewusst gesucht, etwa wenn Stücke aus Fussballrasen zur Geldbeschaffung als eine Art Reliquien verkauft werden. Doch die Anziehung zwischen Fussball und Religion funktioniert interessanterweise auch in der Gegenrichtung: Zu sehen ist in Basel unter anderem ein Bild des heiligen Aloisius Scrosoppi, der vor fünf Jahren in Abstimmung mit dem Vatikan hochoffiziell zum Schutzpatron für Fussbal- Die Ausstellung unter dem Titel «Fussball – Glaube. Liebe. Hoffnung.», die in Kooperation mit dem Amsterdam Museum zustande gekommen ist, dokumentiert ihr Thema in Bildern, Filmausschnitten, Objekten und interaktiven Multimedia-Tools. Auf historische und soziologische Erklärungsversuche verzichtet sie aber weitgehend. Die Ausstellung ermöglicht deshalb einen guten Einstieg ins Thema, eine vertiefte Auseinandersetzung bietet sie nicht. Zu sehen ist die Ausstellung in Basel noch bis 16. August, danach begibt sie sich auf eine Reise in verschiedene europäische Städte wie Lyon oder Barcelona, bevor sie 2018 anlässlich der FussballWM in Moskau endet. Auch dieser Abschluss passt ins Bild: Wie sagte doch Fifa-Präsident Joseph Blatter kürzlich: «Ich glaube an Gott. Und ich glaube an mich selbst.» In Vals herrscht Nachdenklichkeit Das Wolkenkratzer-Projekt scheint die Bevölkerung nicht zu spalten Der geplante Turmbau zu Vals hat im Dorf offenbar keine emotionalen Stürme ausgelöst. Die Gespräche drehen sich um die Finanzierbarkeit und Detailfragen. Alarmiert geben sich indes etliche Zweitwohnungsbesitzer. Peter Jankovsky, Chur agieren, weil die Valser Stimmberechtigten den Verkauf schliesslich guthiessen. Laut Gemeindepräsident Stefan Schmid fanden sich am Mittwochabend etwa 350 Personen zur Info-Veranstaltung ein. In seinen Augen blieb die Stimmung punkto Turmbau gelassen, obschon die Höhe von 380 Metern im Vorfeld Anlass zum Staunen gegeben hatte. Jedoch stellte Schmid eine gewisse Unruhe bei einigen aufgeworfenen Detailfragen fest; interessanterwei- logische Abklärungen vornehmen lassen, so Schmid. Falls alles zügig über die Bühne gehe, könnten die Valser nach erfolgter Meinungsbildung eventuell noch vor Jahresende über das Turmund Park-Projekt abstimmen. Zur Diskussion steht eine entsprechende Abänderung des Zonenplans. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Frage der Finanzierbarkeit Auch die Dorfbewohner Laura Berni me gesprochen, so Berni. Ihrem Eindruck nach sei vielen im Publikum auch der Umstand seltsam erschienen, dass die Investition dank Eigenkapital und völlig ohne Hilfe der Banken erfolge. Peter Schmid erwähnt überdies Wortmeldungen seitens einiger Besitzer von Zweitwohnungen. Bei Letzteren handelt es sich um private Appartements in drei Gebäuden der Hotel-Therme. Deren Eigentümer sollen alarmiert gewirkt und Fragen zur allzu grossen Nähe des ................ Einstim wig. V Sicherh rates (S Beratun sorge 20 auf die Stimme dem die Ablehn AHV-R Die Init sammen Rentene Wirtsch mission ein zu g Aufwan und Nu Behind (sda) V Agile le sung d (PID), kommt, Ja zur P schen m nalisieru Norm e in einer dass mit PID die werde. Formen hen, wa wüchse Mehr D (sda) V abgekür nimmt z sich die frage de te-Konf Abgekü 2011 m Anzahl abgekür nem Ge son die ler durc Gericht handelt Staatsan stimmen Ombuds ras. V O erkennt 24. Janu dialen I der pro gen. Ein Sendun von de schen B und Rec Landrat (sda) V Peter M glied. E ausgetre im Kan Grund den Wa SVP gew bruar d verloren Die Par und hat reicht w könne d spruch n Freitag, 27. März 2015 V Nr. 72 ZÜRICH UND REGION 15 Neuö Zürcör Zäitung Der Zirkus Knie startet seine Tournee in Rapperswil Seite 16 NZZ vom 27.3.2015, Seite 15.pdf Wie Folter- und Kriegsopfer in Zürich betreut werden Seite 17 Noch viele Fragezeichen um ein kantonales Jugendparlament Seite 17 Kubricks Meisterwerke im Kino Xenix – gestochen scharf Seite 19 Alternativen zu Exit zu wenig ausgeschöpft Ungenügende Finanzierung ambulanter Palliative-Care-Angebote im Kanton Zürich – die Gesundheitsdirektion hält sich zurück Mit einer nationalen Strategie will der Bund die Grundversorgung in der Palliative Care vorantreiben. Im Kanton Zürich tut sich aber wenig. Palliativmediziner fordern nun ein kantonales Engagement bei der ambulanten Betreuung am Lebensende. Dorothee Vögeli Ihr Entschluss stand fest: Statt sich einer weiteren Operation zu unterziehen, wollte sie mit Exit ihr Leben beenden. Noch unklar war der 80-jährigen krebskranken Patientin lediglich, ob sie vor oder nach Ostern sterben sollte. Denn gerne wäre sie noch einmal am dann stattfindenden traditionellen Jass dabei gewesen. Andrerseits wusste sie nicht, wie schnell ihre Krankheit voranschreiten würde. In Andreas Weber, Leiter des ambulanten Palliative-Care-Teams am Spital Wetzikon, fand sie einen verständnisvollen Gesprächspartner. Der 54-jährige Anästhesist und Schmerztherapeut, der den Fall im Gespräch schildert, ist kein Gegner der Suizidbeihilfe: «Jeder soll selber entscheiden können, ob Exit für ihn der richtige Weg ist», sagt er. Schmerzfrei zu Hause sterben Gleichwohl stellte er eine dritte Möglichkeit zur Diskussion: nämlich auf die Operation zu verzichten und zu Hause zu sterben. Die Patientin winkte entschieden ab, zu gross war ihre Angst vor Schmerzen. Das medizinische Wissen sei da, um solche einzudämmen, entgegnete Weber und erläuterte ihr im Detail einen auf sie abgestimmten Notfallplan mit verschiedenen Szenarien möglicher Komplikationen und konkreten Massnahmen dagegen. Die alleinstehende Frau willigte ein, erleichtert darüber, vom Termindruck befreit zu sein. Nach Ostern starb sie ohne Schmerzen an einem Darmverschluss. Alles verlief nach Plan: Die Spitex war informiert, Medikamente waren für den Notfall vorhanden, die spezialisierte Pflege innert Kürze vor Ort und eine Sitzwache organisiert. Die Frau war schnell sediert, wie die bewusstseinsdämpfende Wirkung von Morphium und anderen Medikamenten in der Fachsprache genannt wird. Und sie konnte schlafend sterben. Viele Menschen im Kanton Zürich erhalten keine solche palliative Unterstützung. Dabei würden gemäss einer Erhebung des Bundesamts für Gesund- heit 73 Prozent gerne zu Hause sterben. Im Kanton Zürich ist dies jedoch nur knapp 20 Prozent vergönnt – 40 Prozent sterben gemäss Statistik im Spital, weitere 40 Prozent im Pflegeheim. Ein anderes Bild zeigt sich im Zürcher Oberland, wo Webers fünfköpfiges Palliative-Care-Team mit den Patienten Gespräche zum Lebensende führt, sämtliche Kliniken berät, den Spitex medizinisches Material zur Verfügung stellt und rund um die Uhr Hausbesuche macht: Dank dieser Unterstützung sterben knapp 60 Prozent zu Hause. Gleichwohl sind auch hier die palliativen Möglichkeiten noch kaum im breiten Bewusstsein verankert. Ringt ein Angehöriger plötzlich verzweifelt nach Luft, wird in der Regel der Notfallarzt aufgeboten. Da dieser weder die Krankheitsgeschichte noch den Inhalt einer allfälligen Patientenverfügung kennt, gelangen die Betroffenen ins Spital, wo sie behandelt werden. Nicht selten erweist sich im Nachhinein, dass die medizinischen Massnahmen nicht im Sinne des Patienten waren. Besser Bescheid wüssten die Hausärzte. Diese sind jedoch selten rund um die Uhr erreichbar. Einige haben auch Skrupel, hohe Morphiumdosen zu verabreichen. Weber hingegen sagt: «Wir dürfen grosszügig sein mit Mitteln gegen Leiden – sofern der Sterbewunsch klar kommuniziert worden ist.» Gespräche über Sterben und Tod scheuten viele Ärzte, auch jene in den Spitälern. siertes Palliative-Care-Angebot aufbauen würde. Für 200 000 Einwohner genüge ein spezialisierter Pikettdienst, hält er fest. Angesichts der grossen Kosteneinsparungen im Spital dank wenig Aufwand im ambulanten Bereich ist für ihn ein finanzielles Engagement des Kantons angezeigt. Zürich würde diesbezüglich nicht neue Wege beschreiten: In anderen Kantonen wie Tessin, Thurgau oder Waadt ist die Bereitstellung und Finanzierung des ambulanten Palliative-Care-Angebots eine kantonale Aufgabe. Entsprechend ausgebaut sind dort die Strukturen. Gesetzesänderung nötig? Kommunen überfordert Mit dem neuen Erwachsenenschutzrecht und mit den Leistungsaufträgen der Zürcher Spitäler, Palliative Care anzubieten, sind die Ärzte jedoch verpflichtet, vor jeder medizinischen Intervention die Haltung der Patienten – je nachdem zusammen mit Angehörigen – zu erfragen. «Heute findet die Auseinandersetzung mit dem Lebensende kaum oder zu spät statt», sagt Weber, der über die Notfall- und Intensivmedizin zur Palliativmedizin gekommen ist. «Ich realisierte, dass sich mit einem Betreuungsnetz von Hausärzten und spezialisierten Equipen die Lebensqualität von Schwerkranken markant verbessern lässt», so begründet er seine Idee, Palliative Care «nach Hause zu bringen». Diese geht weit über passive Sterbehilfe hinaus und konzentriert sich auf all das, was einen schwerkranken Menschen aufmuntern könnte. Der Kanton Zürich steht mit der ambulanten Versorgung jedoch erst am Anfang. Die Spitexorganisation Onko Palliativmediziner Andreas Weber setzt sich für ambulante Dienste ein. Plus betreut mit ihren viereinhalb Stellen Patienten im ganzen Kanton. Die Krankenkasse und die Vertragsgemeinden decken nur einen Teil der Kosten, die häufig grossen Wegstrecken muss Onko Plus selber finanzieren. Weitere ambulante Dienste gibt es bis jetzt in Zürich, Winterthur, im Tösstal und im Oberland. Mit Ausnahme des Stadtzürcher Dienstes sind alle defizitär. Auch Weber hat Mühe, die Ge- ADRIAN BAER / NZZ meinden über Verträge ins Boot zu holen, obwohl sein mobiles Team wegen der grossen Nachfrage am Anschlag ist. Es leiste viel Gratisarbeit, auch in Pflegeheimen, weil die zuständigen Kommunen den Konsiliardienst nicht vergüteten, berichtet Weber, der auch während der Ferien rund um die Uhr erreichbar ist. Seines Erachtens wäre es nicht sinnvoll, wenn jede Gemeinde ein speziali- Ein kantonales Modell kommt für die Gesundheitsdirektion nicht in Betracht. Denn ein solches würde dem Zürcher Gesetz zur Spitalplanung- und -finanzierung widersprechen, wie sie auf Anfrage schreibt. Tatsächlich sind die Gemeinden seit 2012 nicht mehr für die Spitalfinanzierung, sondern für den Langzeitbereich (Pflegeheime und Spitex) verantwortlich. Die Gesundheitsdirektion plädiert deshalb für eine Zusammenarbeit der Kommunen bei den ambulanten Diensten auch am Lebensende. Eine solche Kooperation sei unrealistisch, sagt Roland Kunz, Chefarzt für Geriatrie und Leiter des Kompetenzzentrums für Palliative Care am Spital Affoltern. Für die 14 Bezirksgemeinden sei es unmöglich, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Der Aufbau regionaler Angebote sei chancenlos. Auch Kunz fordert deshalb kantonale Vorgaben und Koordinationshilfen. Zudem schlägt er vor, wenigstens einen Teil der Grundkosten kantonal zu finanzieren. Diese Möglichkeit steht für die Gesundheitsdirektion ebenfalls im Widerspruch zur Gesetzgebung. Der Kanton verpflichte die Gemeinden auf Verordnungsebene, in der ambulanten Langzeitversorgung «eine bedarfs- und fachgerechte Palliative Care» anzubieten. Die Gemeinden seien frei, diese selbst oder über Dritte bereitzustellen; eine koordinierende Rolle nehme der Kanton bei Unklarheiten über die Zuständigkeiten ein. Die Gesundheitsdirektion verspricht aber, die Situation im Auge zu behalten und «zu helfen, sinnvolle Lösungen zu finden». Weber findet dies zu zögerlich, und er hält fest: «Solange die Bevölkerung Palliative Care nicht als echte Alternative wahrnimmt, muss man sich nicht wundern, wenn sich die Leute grosse Sorgen über das Lebensende machen und scharenweise zu Exit gehen.» Das Winterthurer Jihadismus-Phänomen Externe Fachleute beraten die Schulen im Umgang mit radikalisierten Jugendlichen fbi. V Jugendliche reisen von Winterthur in den Krieg nach Syrien. Seit einigen Monaten sieht sich die zweitgrösste Zürcher Stadt mit diesem Phänomen konfrontiert. Nach der 15-jährigen Schülerin und ihrem Bruder, die im Dezember mutmasslich nach Syrien reisten, hat sich nun offenbar ein 18-Jähriger der Terrororganisation Islamischer Staat angeschlossen (siehe Zusatz). Auf die Fälle haben die Behörden jetzt reagiert. Denn es gelten weitere Jugendliche an den Winterthurer Schulen als potenziell gefährdet. Die Schulen können sich seit dem Vorfall Ende des letzten Jahres an Fachleute wenden, wenn ihre Schüler Radikalisierungstendenzen aufweisen. Dies sagt Stefan Fritschi, der Vorsteher des Departements Schule und Sport, auf Anfrage. Dafür arbeitet die Stadt mit der Fachstelle für Extremismus- und Gewaltprävention (Fexx) zusammen. Zudem können die Behörden seit zwei Jahren auf einen Krisenpsychologen zu- rückgreifen. Dieser kam auch in der Schule des verschwundenen Mädchens im Stadtteil Töss zum Einsatz. Er wurde zur Betreuung der Klasse in der emotional belastenden Situation beigezogen. Die Experten der Fexx sollen dagegen im Umgang mit radikalisierten Teenagern beratend zur Seite stehen. Stefan Fritschi sieht dabei vor allem zwei Herausforderungen. Wichtig sei, einen Nachahmer-Effekt zu verhindern. «Zudem stellt sich die Frage, wie wir mit Rückkehrern umgehen sollen.» Ein Kind, das aus einem Kriegsgebiet zurückkehre, sei traumatisiert. Es sei aber auch ein Risikofaktor. «Davor haben wir grossen Respekt», sagt Fritschi. – Die wichtigsten Figuren in dem Ver- such, die Radikalisierung von Jugendlichen zu stoppen, seien die Eltern, hält Samuel Althof fest. Der Fexx-Leiter beschäftigt sich derzeit mit mehreren Fällen von gefährdeten Teenagern. Er spricht dabei nicht nur mit den betroffenen Jugendlichen, sondern auch mit deren Bezugspersonen und den Behörden. In den Jihad zu reisen, sei nämlich .................................................................................................................................................................................................................................................................. Junger Lehrabbrecher angeblich im Jihad fsi. V Ein 18-jähriger Lehrabbrecher aus Winterthur soll sich den Terroristen des IS in Syrien angeschlossen haben. Dies berichtet «20 Minuten» unter Berufung auf jugendliche Bekannte sowie auf den ehemaligen Lehrmeister des Teenagers. Der junge Schweizer soll im Herbst 2014 zum Islam konvertiert und Anfang Februar in den Nahen Osten abgereist sein. Seinen Eltern habe er erklärt, nach Mekka reisen zu wollen. Bereits im vergangenen Dezember soll ein Winterthu- rer Geschwisterpaar mit Wurzeln auf dem Balkan – ein 15-jähriges Mädchen und sein 16-jähriger Bruder – via Türkei nach Syrien gereist sein (NZZ 24. 12. 14). Vonseiten der Behörden war weder eine Bestätigung noch ein Dementi zu dem jüngsten Fall zu erhalten. Ein Sprecher der Kantonspolizei Zürich erklärte, dass eine Vermisstmeldung eingegangen sei und man diese an die Bundesanwaltschaft in Bern weitergeleitet habe. Diese teilte mit, dass sie nicht auf Einzelfälle eingehe oder diese kommentiere. Die Bundesanwaltschaft führt laut ihrer Sprecherin zurzeit rund 20 Verfahren im Bereich des radikalen Jihadismus. Die dieser Tage veröffentlichte jüngste Statistik der jihadistisch motivierten Personen aus der Schweiz, die sich in Konfliktgebieten aufhalten, weist per Mitte März 63 Fälle aus. Zwei Personen reisten seit Mitte Februar neu in die Krisenregion, vier kehrten von dort zurück in die Schweiz. Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden keine kurzfristige Entscheidung, erklärt er. In den meisten Fällen seien die Teenager zuvor psychisch verletzt und ausgegrenzt worden. Sie alle hätten Probleme in ihren Familien. «Die Ideologie hinter dem gewaltbereiten Islamismus liefert ihnen scheinbar einfache und plausible Antworten auf ihre komplexen Sinnfragen.» Das Internet sei dabei nur ein Schrittmacher. Angeworben würden die Jugendlichen aber direkt. Für eine Reise in den Jihad brauche es Personen mit Kontakten in die Kriegsgebiete. Althof macht die Bezugspersonen darauf aufmerksam, dass sie selbst etwas mit dem Radikalisierungsprozess zu tun hätten. «Merkt der Jugendliche, dass man sich für ihn interessiert, hat er auch Gründe zum Daheimbleiben.» Der Extremismus-Experte sieht auch die Moscheen gefordert. Dort fehle eine ernstzunehmende Jugendarbeit. «Gäbe es eine solche, wäre die Chance grösser, gefährdete junge Menschen zu erkennen und mit ihnen das Gespräch zu suchen.» Beitrag «Gegen Alzheimer gibt e dass die Zweitwohnungsbesitzer vor al- lusien nach über 30-jähriger sozialisti- gumente hat,Imoffenbart seine Aussage Medikament – weil die Forscher auf dem I den Staat vergötternde lem als eine Art Entwicklungshelfer be- scher Regierung immer noch die höchste doch eine «NZZ am Sonntag» (15. 2. 15) war zu l trachtet werden, denen zwar Vorschlags- Arbeitslosenquote der ganzen EU hat, Grundhaltung. schafter in der pharmazeutischen Industr Danilo Aerne, Wohlen (AG) möglichkeiten, konsultativer Einbezug scheint die Leute nicht abzuschrecken. demien beginnen, kritisch ihre über Jah in Vorhaben und Arbeitsleistungen zuKonrad Berger, E-Jerez de la Frontera <Mehrere überschneidende Verknüpfungen> tene Arbeitshypothese zur Entstehung ANDREW TESTA / PANOS gestanden werden, aber kein Stimmrecht hinterfragen, und dass neue Hypothese bzw. Mitbestimmungsrecht. AN UNSERE LESERINNEN Engpässe im Stoffwechsel der Hirnzellen FOTO-TABLEAU: RENNKAMEL UNDdie ROBOT-JOCKEY 5/5 In dem Beitrag werden ZweitUND LESER Krankheit in Betracht ziehen. Der neuer wohnungsbesitzer als häufig «einkomdie Beobachtung an, dass der Metabolism dächtig ausschreitendes Zoo-vermögend, oder Zirkustier kennt, erhält hier einen Eindruck vom Temperament, mensstark, gut ausgebildet» patienten vor und allem im vorderen Teil des G ickeln können. Die schnellsten ihnen erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 65 Kilo- Wir danken allen dargestellt, alsounter eine «WirtschaftsEinsenderinnen Einsendern von ziert istum– Verständnis als wären die Hirnzellen ersch e in Dubai zum Wettstreit angetretenen Rennkamele scheinen das Lospreschen kaum mehr erwar- Leserbriefen und bitten dafür, dass wir über nicht veröffentlichte Beiträge keine Korrespondenz schon lange bekannt. af Andrew Testa wird gut daran tun, bald einmal seinen Platz vor der Startlinie zu räumen. .................................................................................. Der Artikel in der NZZ vom 23. 3. 15 führen können. Kurz gefasste Zuschriften werden bei referiert gegensätzliche Meinungen der Auswahl bevorzugt; die Redaktion behält sich vor, KORRIGENDUM Manuskripte zu kürzen. Jede Zuschrift muss mit der Risikofaktoren für Alzhe kirchlicher Verantwortungsträger zur vollständigen Postadresse des Absenders versehen sein. zz. V Im Artikel «Ein Kampf um Aner- Definition von Ehe. Dabei irritiert die Was in der Literatur auch schon seit einig kennung» (NZZ 26. 3. 15) wurde Podgo- Steilvorlage des Zürcher KirchenratsRedaktion Leserbriefe rica irrtümlich als Hauptstadt Mazedo- präsidenten: «Ich gehe davon aus, dass NZZ-Postfachist, aber kaum in den Medien angesproche .......................................................................................................................................................................................................... niens bezeichnet. Podgorica ist die Kapi- zivilrechtlich getraute Paare weiterhin 8021 Zürich, verhalt, Fax 044 252dass 13 29in der Tat eine ganze Reihe bekannt sind, die medizinisch oder prä ein Anrecht auf kirchliche Trauung E-Mail: leserbriefeNnzz.ch tale von Montenegro. werden können und von denen angenomm macht», von der Investitionen in Ideen haben, unabhängig von der Art ihrer und Geld erwartet werden; sie wird aber sexuellen Orientierung. Ehe ist Ehe.» einer Reduktion der Erkrankungshäufig zeitlichen Verschiebung führen. Zunäch Kapituliert da nicht eine Kirche, die durch fehlendes Stimmrecht «gezähmt», welches nur die Einheimischen haben. vom Typ II anzuführen. Personen, die an d sich bis anhin stolz «Kirche des Wortes» den, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, a chtern-sachliEs ist offensichtlich, dass die Gemein- nannte, mit vorauseilendem Gehorsam kranken. Dies hat amerikanische Autoren n Analyse ei- den für die Weiterentwicklung ihrer vor dem Gesetz der Strasse? Wo bleibt den Alzheimer als Diabetes vom Typ III menschlichen Region heutzutage auf die Mitwirkung die theologische Reflexion? Wenn PolitiMechanismen werden noch nicht ganz v Scherrer und der «Wirtschaftsmächtigen» angewiesen ker in ihrer Meinungsbildung nach Einaber, dass Insulin im Gehirn wichtige Fun wird endlich sind, und deshalb müssten sie wohl schaltquoten schielen, steht der Kirche formationsübertragung innehat und dass ht es sich Be- irgendeine Form von Mitbestimmungs- solches schlecht an. Die Reformatoren Insulinhaushalts sich auch schädigend im erne Häcksel- recht finden, das die Interessen aller Be- waren sich lange Zeit ihrer Wächterrolle Aber es gibt eine ganze Reihe weitere eine mücken- teiligten einbindet. Das Beispiel Silva- gegenüber dem Staat bewusst. Die wachdie das Alzheimerrisiko deutlich erhöhen. ZZ 21. 3. 15). plana war der falsche Versuch, der durch senden Jugendkirchen in unseren Städleibigkeit, die auch die Wahrscheinlichkeit en sind hier die Absegnung durch das Bundesgericht ten machen vor, wie man christlichen kranken, massiv erhöht. In den USA wird Glauben von den Inhalten her buchstaErfahrung mit nicht richtiger wurde. uns über die Kohlenhydrate als Risikofa eiten bleiben Wolfgang Froriep, Rudolfstetten bieren könnte. Hier glaubt man, dass die Übergewicht wie auch für Alzheimer disku Keuschheit der Bibel auf Monogamie ersuchen, gebei uns die Diskussionen beim Thema Z zielt und so Sinn und Orientierung bieorganisieren. hydrate im weiteren Sinne noch sehr au tet. Eine Kirche, die 1000 mögliche sexurödelnde Exkonzentrieren, wird in den USA das sch elle Orientierungen als gleich gültig bebigen Angstvon Zucker viel breiter betrachtet, wobe wertet, ist banal. Sie verheddert sich und t dieser Fallsondere Bedeutung bekommt, da sie in de offenbart ihre Beziehungsunfähigkeit. cht und Tolewandelt wird, worauf all die Stoffwechs Hans Corrodi, Wetzikon ner bipolaren Diabetes, Fettleibigkeit und eine kohlenh Bereichen gerung laufen letztlich auf Störungen des S Der Artikel über die Wahlen in Andaluund sind ursächlich eng miteinander v Braun, Zürich sien (NZZ 24. 3. 15) gibt die Meinung «Wenn der Staat sagt, dass Lesben und Risikofaktoren sind Bluthochdruck, Depr von Susana D´ıaz wieder, der regionalen Schwule heiraten dürfen, werden sie ihre nischer Stress. Letztgenannter dürfte auc Regierungschefin. Sie meint, das Resul- Ehe natürlich auch vor Gott in der KirGewicht fallender Faktor sein, da bei chron tat sei ein klarer Erfolg für sie. Doch gilt che bestätigen können», sagt der ZürHirnzellen bedroht sind, die für unser G vielmehr das Gegenteil. Die Koalitions- cher Grossmünsterpfarrer Christoph Sinenter Bedeutung sind. Beispielsweise h regierung von Sozialisten und Izquierda grist in der NZZ vom 23. 3. 15. Wie auch Alzheimerpatienten pflegen, selber ein Unida stützte sich bisher auf 59 der 109 immer man die Frage nach der Trauung kungsrisiko, weil diese Tätigkeit sehr bela Abgeordneten. Mit 47 Abgeordneten bei gleichgeschlechtlicher Paare aus christ36 Prozent Stimmenanteil sind die Sozia- licher Sicht beantworten mag: Die Arguten dieser Faktoren haben einen engen Be sel der Zellen, indem sie diese in einen Zu nungsbesitzer listen jetzt aber weit entfernt von einer mentation, dass staatliche Handhabung forderung oder eines fehlgeleiteten Stoffw 2. 3. 15) stellt Mehrheit. Seltsamerweise haben sich die kirchliche Handhabung vorgeben kann, Hypothese, dass Alzheimer primär mit S e sie wünsch- zahlreichen Korruptionsfälle bei den an- ist theologisch höchst problematisch. gen ursächlich verknüpft ist, scheint daher er die Zweit- dalusischen Sozialisten – die ehemaligen Die deutsche Kirchengeschichte des ´ und Grinan ˜ n Hand mit Parteipräsidenten Chavez letzten Jahrhunderts scheint spurlos an Zukunft der sind angeklagt – nicht stärker ausgewirkt. Christoph Sigrist vorbeigegangen zu Was ist zu tun ? ererseits kann Offenbar profitieren zu viele vom Klien- sein. Auch wenn er für seine Position ck entstehen, telismus. Auch die Tatsache, dass Anda- noch überzeugendere theologische Aresitzer vor al- lusien nach über 30-jähriger sozialisti- gumente hat, offenbart seine Aussage Die Anzahl Patienten nimmt laufend zu, u Gesundheitspolitiker sind bis an ihre Gre ngshelfer be- scher Regierung immer noch die höchste doch eine den Staat vergötternde ar Vorschlags- Arbeitslosenquote der ganzen EU hat, Grundhaltung. Pflegekosten wachsen laufend, und es ble Energie übrig, sich vorausschauend um di Danilo Aerne, Wohlen (AG) ver Einbezug scheint die Leute nicht abzuschrecken. eistungen zukümmern. Wenn es nun so ist, dass Risik Konrad Berger, E-Jerez de la Frontera sind, die angegangen werden können, dan n Stimmrecht . diese einer breiten Öffentlichkeit bekann AN UNSERE LESERINNEN nur eine Verzögerung des Krankheitseint n die ZweitUND LESER fig «einkomSparpotenzial. Vielleicht ist es so, dass die ausgebildet» gen in den Gehirnen der Patienten, die b «Wirtschaftseine Begleiterscheinung sind, die davon ko Wir danken allen Einsenderinnen und Einsendern von len metabolisch gestört sind. Auch darüber Leserbriefen und bitten um Verständnis dafür, dass wir über nicht veröffentlichte Beiträge keine Korrespondenz len Jahren spekuliert. Eine definitive Antw .......................... Pressespiegel Kurz gefasste Zuschriften werden bei tige Frage dürfte noch lange auf sich wart Der Artikel in der NZZ vom 23. 3. 15 führen können. der Auswahl bevorzugt; die Redaktion behält sich vor, Informationspolitik zu Risikofaktoren, di referiert gegensätzliche Meinungen Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Manuskripte zu kürzen. Jede Zuschrift muss mit der einer breit angelegten Kampagne manifes kirchlicher Verantwortungsträger zur vollständigen Postadresse des Absenders versehen sein. schon ein erster Schritt in eine wichtige Ri mpf um Aner- Definition von Ehe. Dabei irritiert die wurde Podgo- Steilvorlage des Zürcher Kirchenrats...................................................................................... Reformierte und die Trauung für alle CHRIFTEN VON LESERINNEN UND LESERN er Kein Erfolg, sondern Niederlage er elfer? Reformierte und die Trauung für alle Redaktion Leserbriefe Fotos: Erik Abel/Hollandse Hoogte/laif; Jacopo Raule/Getty Zeit vom 26.3.2015, Seite 45.pdf »Wenn Sie Flügel haben, fliegen Sie« Der Autor Henning Mankell leidet an Krebs. Wie denkt er über die Krankheit, sein Leben, den Tod? Ein Gespräch im sonnigen Antibes Es gibt ein Blau des Himmels, das wider alle Vernunft den Eindruck erweckt, im Leben könne nichts Böses passieren, man möchte es das Kinderblau nennen. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn Palmen vor dem Blau wedeln und Fontänen ausgelassen wie Welpen in die Sonne hochspringen, in diesem Sinne ist das Zentrum des Mittelmeer-Städtchens Antibes ein Ort des Übermuts. »Wir treffen uns an der Place de Gaulle«, hatte Henning Mankell gesagt, »ich hole Sie ab.« Da ist er. Wie leicht hätte man ihn übersehen können. Ein älterer Herr, weißhaarig und mit einer von den Jahren weichgespülten Silhouette, gerundet wie so viele der alten Herren hier. Mankell übersieht einen nicht. Er taucht auf, hebt den Arm, winkt. Sechs Jahre lang haben wir uns nicht gesehen, er sagt: »Nun – sehe ich krank aus?« Vor einem Jahr erhielt der schwedische Autor Henning Mankell eine niederschmetternde Krebsdiagnose. Wir treffen uns, um darüber zu reden, wie das sein Leben und Denken verändert hat in diesem langen Jahr – »ein Jahr und zwei Monate«, wird er präzisieren, als wir in seinem kleinen Haus sitzen, das sich im Altstadt-Gewimmel versteckt, hinter einer hohen Mauer. DIE ZEIT: Wie leben Sie Ihre Tage, hier in Antibes? Henning Mankell: Ich stehe früh auf und gehe spät zu Bett. Ich wache auf und gehe raus und kaufe mir die Zeitungen, Nice Matin und irgendeine andere. Dann gehe ich wieder nach Hause und ar beite, im Augenblick lese ich die Fahne meines neuen Buches. Ich spaziere zum Hafen, ich gehe bis zum Leuchtturm oder auf die Festung. Jeden Mittag esse ich im selben Bistro, dann halte ich ein Nickerchen. Es ist ein sehr undramatisches Leben, es ist nicht so, dass ich jeden Morgen aufschrecke und denke: O Gott, ich habe diese tödliche Krank heit. Das Drama meines Lebens spielt sich hier oben ab (zeigt auf seinen Kopf ). ZEIT: Als die Diagnose kam, fühlte es sich ver mutlich wie eine Tragödie an. Mankell: Ja. Es war hier in Antibes, dass ich mit einem Schmerz am Hals aufwachte, ich dachte, es sei ein steifer Nacken. Mein Arzt in Schweden tipp te auf Bandscheibe, dann zeigte eine Röntgenauf nahme, dass es ein Geschwulst war, die Metastase eines Tumors in der Lunge. Das Vagabundenleben, das ich führte, war zu Ende. Ich musste mir eine neue Normalität erschaffen, die der Tatsache Rech nung trägt, dass ich in der Nähe eines Kranken hauses sein muss, aber vor allem, dass mein Leben kürzer als erwartet sein wird. Ich dachte sofort an meinen Freund Christoph Schlingensief, der an exakt derselben Krankheit gestorben ist, aber auch vorher noch arbeitete, wie ich es auch vorhabe. Er war mein Freund, und dann war er sterbenskrank und starb. Ich werde an dieser Krankheit sterben, aber eben auch noch nicht jetzt. ZEIT: Wie Schlingensief haben Sie sich in Afrika engagiert, wo der Tod allgegenwärtig ist, Sie haben in Maputo Jahre lang ein Theater geleitet, eines Ih rer Bücher, Der Chronist der Winde, spricht mit der Stimme eines Kindes, das neun Tage lang tödlich verletzt auf einem Dach liegt und langsam stirbt. Mankell: In Afrika ist der Tod ein Teil des Lebens. Die Europäer haben Leben und Tod getrennt. Es ist Furcht einflößend, wie unsere Kultur ein Myste rium um den Tod macht. Ich halte das für eine von ihr gesehen. Wir sehen uns sehr ähnlich, wir Schwäche der europäischen Kultur. In Afrika konn haben das gleiche Haar, das gleiche Gesicht, ich te ich sehen, wie man vernünftig mit dem Tod um ging auf sie zu, und sie sagte: »Komm nicht zu nahe, ich bin erkältet.« Das war’s. Als sie starb, ging geht. Deshalb habe ich keine Angst vor dem Tod. ich nicht zu ihrer Beerdigung. Ich ging einfach ZEIT: Kein bisschen Angst? Mankell: Naaaa. Ich bin 67 Jahre alt. Ich habe ein nicht hin. längeres Leben gehabt, als es sich die meisten Men ZEIT: Sind Sie aus dieser Kindheit verletzt oder schen auf dieser Welt erträumen können. Es war ein gestärkt herausgekommen? fantastisches Leben. Ich bin am Ende meines Weges Mankell: Verletzt. Aber ich konnte das in eine Art angekommen. Nein, ich habe nur eine Furcht, und von Stärke verwandeln. Wie? Keine Ahnung. Aber sie ist ganz merkwürdig: davor, dass ich so lange tot ich habe alle Frauen, mit denen ich lebte, gefragt, sein werde. Das ist albern, man fühlt ja nichts, wenn ob sie von meiner Seite einen Wunsch nach Be man tot ist. Aber ich werde Millionen von Jahren mutterung spürten, und alles sagten: Nein, nie! tot sein, was ziemlich lange ist. ZEIT: Sie sind ein Mann, der unermüdlich hart ar ZEIT: Es gab uns auch vor unserem Leben lange beitet, enorm erfolgreich ist, bescheiden lebt und nicht. »Unser kleines Leben ist umhüllt von Schlaf«, immerzu Gutes tun will. Woher kommt das bloß? sagt Prospero in Shakespeares Sturm. Mankell: Luther und Calvin. Ein bisschen von Mankell: Das wissen wir aber nicht, wenn wir ge beiden. Ich meine, ich möchte die Welt ein biss boren werden. Jetzt weiß ich, dass ich danach lange chen besser zurücklassen, als ich sie vorfand. nicht existieren werde. Haben Sie davor Angst? Sie ZEIT: Also auch ehrgeizig. Wie blicken Sie heute müssen nicht antworten. auf Ihr Projekt zurück? Etwa auf das arme Afrika? ZEIT: Das Leben zwischen die sen beiden Ewigkeiten wirkt je Mankell: Afrika wird es schaffen. denfalls sehr klein. Wie fühlen Wenn ich die Chance hätte, in sich Ihre 67 Jahre an? 50 Jahren zurückzuschauen, würde ich vermutlich einen blü Mankell: Schrecklich kurz. Jeder henden Kontinent sehen. Das Tag hat nur 24 Stunden, die 25. Schlimmste ist vorbei. Es gibt Stunde werden Sie nie finden. dort heute weniger Diktatoren Das Einzige, was bleibt, ist, von als je zuvor. Ich bin nicht so opti Tag zu Tag zu entscheiden, was mistisch, was China angeht oder man nicht tun will. Amerika oder Russland, wir ha ZEIT: Schon mit 16 Jahren ben keine Ahnung, was die Chi wussten Sie, was Sie nicht woll nesen wollen oder die Russen ten. Zur Schule gehen! denken, aber Afrika – es gibt Mankell: Ja. Keine Ahnung, was enorme Verbesserungen. mein Vater dachte, als ich ihm Henning Mankell wurde mitteilte, ich hätte die Schule 1948 in Stockholm ZEIT: Ihr Kollege Per Olov En verlassen und würde nach Paris geboren, als Sohn eines quist hat einmal gesagt: »Eines gehen. Er schwieg lange, dann Richters. Mit 16 Jahren zog Tages sterben wir, aber davor le sagte er: »Nun, dann werde ich er in die Welt – ging zur ben wir viele Tage« – wäre es dich wohl unterstützen müssen.« Marine, wurde dann nicht an der Zeit, einige dieser Dafür liebe ich ihn noch heute. Regisseur, Autor. Er schrieb Tage nur zu genießen? Nichts zu Er war Richter und klug genug, die Kurt-Wallandertun? Aufs Meer zu schauen? zu verstehen, dass ich es durch Krimis, 20 Romane, Mankell: P O hat es anders ge ziehen würde. Leider starb er, be Dramen und viele sagt – so: Eines Tages werden vor mein erstes Buch rauskam. Kinderbücher – Gesamtwir sterben, aber all die anderen Aber ich glaube, er verstand, dass auflage: 40 Millionen. Tage werden wir am Leben sein. ich es schaffen würde. Seit dem Jahr 1972 ist ZEIT: Mögen Sie diesen Satz? Afrika zweite Heimat, er ZEIT: Er vertraute auf Ihre Mankell: Ich mag ihn, aber es ist lebt dort jedes Jahr viele Hartnäckigkeit? nicht mein Satz. Das wäre eher: Monate. Im Januar 2014 »Mach dir im Leben nicht so Mankell: Auf mein Talent! Nicht wurde bei ihm Krebs viele Sorgen, du kommst da ich, er hatte verstanden, dass ich diagnostiziert. Mankell ist nicht lebend raus.« Talent habe. Ich konnte dann mit verheiratet mit der 19 Jahren mein erstes Theater ZEIT: Warum also nicht etwas Regisseurin Eva Bergman. stück inszenieren, ich war so jung, Müßiggang? Wäre das Sünde? dass ich noch nicht einmal Wein Mankell: Die zentrale kreative für die Premiere kaufen durfte. So Kraft meines Lebens ist die Ar ging immer alles glatt, nie wurde ich in meinem beit. Es ist so. Wenn Sie Flügel haben, fliegen Sie. Leben zurückgewiesen. ZEIT: Ein leichtes Bild. Aber es täuscht, oder? ZEIT: Ihre Mutter ging fort, als Sie klein waren. Mankell: Ora et labora. Viele Kinder erleben das als Zurückweisung. ZEIT: Sie beten aber nicht. Schon ihr Vater legt Mankell: O ja. Als sie ging, war ich ein Nichts. Und Wert darauf, die Kinder von der Religion fernzu halten. Womit haben Sie das Religiöse ersetzt? fühlte mich so. Aber jetzt fühle ich es nicht mehr. ZEIT: Was ließ Sie über das Gefühl hinauswachsen? Mankell: Mit der Suche nach Wissen. Ich lese sehr Mankell: Ich traf meine Mutter einmal, als ich 15 viel, um die Welt im tieferen Sinne zu durchdrin Jahre alt war. Es war das Jahr, bevor ich die Schule gen. Anthropologie, Paläontologie. Das tue ich seit schmiss. Ich traf sie in einem Restaurant in Stock meinem 20. Lebensjahr. Ich denke darüber nach, holm. Ich sah sie, wie sie da saß, ich hatte Fotos was möglich ist, wie alles begann, wie es enden wird. Der Autor Ich erkenne, dass in der Dunkelheit eine Bedeutung liegt. Wir kommen aus dem Dunkel, wir gehen in das Dunkel. Das ist das Leben. Wenn ich höre, dass die Leute forschen, um das Leben ins Unendliche zu verlängern, habe ich dafür kein Verständnis. Das Fantastische am Leben ist doch, dass es endet. ZEIT: Was sollte daran fantastisch sein? Mankell: Das Leben hat ein Ende. Es gibt kein Zu rück, nie. Nicht eine Stunde. Ich denke an all die Menschen, die vor uns gegangen sind. Wenn Sie 500 Jahre zurückgehen, wie viele dieser Menschen kennen wir? So wenige. Die absolute Mehrheit der Menschen, die vor uns gelebt haben, ist vergessen. Sie kamen aus dem Dunkel, lebten, gingen zurück in das Dunkel. So wird es uns auch gehen. ZEIT: Ihre Chancen, erinnert zu werden, stehen natürlich gut, mit Millionen verkaufter Bücher! Mankell: Das ist unwichtig. Überlegen Sie, wer aus unserer Zeit in 500 Jahren noch bekannt sein wird. Einstein. Wahrscheinlich. Gandhi, weil er etwas Neues dachte. An das Böse werden sich die Men schen natürlich erinnern, an Stalin und Hitler. ZEIT: Vergessen Sie nicht das Cinquecento, die RenaissanceMaler oder die Musik. Mankell: Bach wird bleiben! Aber aus unserer Zeit? ZEIT: Möchten Sie für Ihre Figur des Wallander er innert werden? Oder für Ihr Engagement in Afrika? Mankell: Darüber will ich lieber nicht spekulieren. Ich wäre ja auch nicht da, um es zu bemerken. Sie leben, Sie arbeiten, man sollte dabei nur den Rück spiegel im Auge behalten, wie beim Autofahren. ZEIT: Welche Bilder zeigt Ihr Rückspiegel? Mankell: Etwa die Höhlenmalerei, die erste Kunst, vor 40 000 Jahren. Was wollten uns diese Men schen sagen? Vor zwei Tagen hörte ich etwas ganz Wundervolles. Im Rijksmuseum in Amsterdam haben Menschen, die auf den Tod krank sind, die Gelegenheit, noch einmal in das Museum zu kom men, so sie es denn wünschen. Sie können sich noch einmal ein Gemälde ansehen, was ihnen viel bedeutet. Ein Mann, der erst 50 war, sagte, es sei nun leicht für ihn zu sterben. Was hatte er gese hen? Das letzte Selbstporträt von Rembrandt, der Künstler als alter Mann. Keine Ahnung, warum ich Ihnen das erzähle. Aber es sagt mir etwas. Was? Dass ich mich vor dem Sterben nicht fürchten muss. Man geht über in etwas anderes. In meinem Fall: in die Dunkelheit, für religiöse Menschen das Paradies, was auch immer. Wir gehen in verschie dene Richtungen, aber wir gehen. ZEIT: Finden Sie es tröstlich, dass der Tod alle Menschen trifft? Mankell: Es trifft sogar die kleinen Wesen da drau ßen im Garten. Darüber denke ich viel nach, gera de jetzt im Frühling, wo die Amseln kommen, sie singen so wunderbar, und ich denke: Ist es dieselbe Amsel wie letztes Jahr? Ein Bruder? Ihr Kind? Viel leicht sind die Eltern dieses Vogels tot, aber da ist so ein merkwürdiger Chor von Leben und Tod. ZEIT: Gibt es in Ihnen doch, irgendwo versteckt, eine kleine Hoffnung, dass etwas weitergeht? Mankell: Nein. Nie. Wenn man tot ist, ist man tot. Ich denke eher: Was werde ich vermissen? Offen sichtlich gar nichts. Wenn man tot ist, vermisst man nichts. Aber jetzt, wo ich noch lebe, denke ich oft an Bach, der einmal nach Hause kam, und seine Frau und zwei seiner Kinder waren gestorben, und er schrieb: Gott, du kannst mir alles nehmen, aber Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden nimm mir nicht die Freude zu komponieren. Das ist für mich Bach. Er machte weiter. Wie Luther war Bach ein Mann, der die Erotik liebte, und auch für mich ist die Erotik die wahre Freude des Lebens. Es ist das Wundervollste des Lebens. Unvergleichlich. ZEIT: Mehr als das Schreiben? Mankell: Schreiben ist die Nummer zwei. Erotik ist fundamental. Wie können Menschen nur etwas anderes sagen? Die Biologie scheißt darauf, was ich schreibe, aber sie will, dass ich ein Kind zeuge. ZEIT: Es gibt sicher auch Momente der Verzweif lung. Wie begegnen Sie ihnen? Mankell: Ich gehe zu meinem Manuskript. Oder nehme mir ein Buch. Wenn die Agonie kommt, lese ich und verschwinde einfach in einem Buch. Egal, in welchem. Es kann ein Buch sein, das ich schon zehnmal gelesen habe. Lesen beruhigt mich besser als eine Pille. Bücher sind meine Kathedralen. ZEIT: Ihre Ärzte haben Ihnen mit der Chemothe rapie »Atempause« versprochen, in ihr haben Sie sich eingerichtet. Wie fühlt sie sich an? Mankell: Wie Sicherheit. ZEIT: Sind Sie sich je in dieser Krankheit abhan dengekommen? Oder wurden Sie eher zurückge worfen auf das, was Sie sind? Mankell: Es ist offensichtlich, dass sie mich zu etwas brachte, was mich ausmacht. Ich erinnere mich an den ersten Tag, als ich die Diagnose bekam und die Ernsthaftigkeit verstand. Ich war von Agonie erfüllt, aber ich wusste, wie ich damit umzugehen hatte. Ich verstand, ich musste ihr begegnen mit den Erfah rungen und Gedanken und der Kraft, die ich in meinem früheren Leben angesammelt hatte. ZEIT: Kraft! Die meisten würden Krankheit mit Schwäche assoziieren. Mankell: In diesen ersten Wochen und in dem ganzen vergangenen Jahr habe ich ein Mal ge weint. Vielleicht fünf Minuten lang. ZEIT: Sie haben vielen Figuren in Ihren Romanen Tode zugedacht, die seltsam, bizarr, schmerzhaft waren. Würden Sie das heute noch tun? Mankell: Vielleicht nicht. Oder doch. Ich stimme Ihnen zu, dass viele Seiten sehr schwierig zu schrei ben waren. Aber Sie müssen sie genau so schreiben, um glaubwürdig zu sein. Wenn ich das, was ich schrieb, in Beziehung setze zu der Welt, in der es sich ereignet, würde ich sagen, die Welt ist heute brutaler, als sie es vor 15 oder 20 Jahren war. ZEIT: Oh, Sie waren doch eben noch Optimist? Mankell: Nun, wir leben in einer irrationalen Welt, in einem ökonomisch ungerechten System, es gibt Hunger und Armut, aber ich glaube daran, dass sich das ändern lässt. ZEIT: Und wenn die Leute das naiv fänden? Mankell: Ich nenne es weise. Später wird er mich am Arm durch das Gewimmel der Altstadt dirigieren, vorbei am Markt, auf dem schwarze Seeigel angeboten werden, so stachelig wie jene, die Picasso vor einem halben Jahrhundert malte, als er für wenige Monate im Schloss von Antibes Zuflucht fand, diese Stillleben kann man heute dort bewundern. Eine alte Frau trägt eine alte Katze zärtlich spazieren. Morgen wird Mankell abreisen, nach Göteborg, in die Klinik. Die Bestrahlungen beginnen. Das Gespräch führte SUSANNE MAYER Zeit vom 26.3.2015, Seite 58.pdf 2 6 . M Ä R Z 2015 D I E Z E I T No 13 GLAUBEN & ZWEIFELN 58 Thomas Hürlimann ist bekannt für seinen bösen und genauen Blick auf das heutige Christentum. In seinem Bestseller »Der große Kater« verarbeitete er 1998 das Sterben seines an Krebs erkrankten Bruders. Hier deutete sich schon sein meisterhaftes Spiel mit Motiven des Katholizismus an, das auch die Romane »Fräulein Stark« und »Vierzig Rosen« prägte. Vor zwei Jahren ereilte den Dramatiker und Erzähler eine Krebsdiagnose. Der 64-Jährige beschreibt, wie er beinahe starb – und wider Erwarten überlebte. Im Juni wird in Luzern seine Komödie »Luftschiff« uraufgeführt. Kurze Story meiner Auferweckung A ls ich auf der Intensivstation erwachte, bin ich furchtbar erschrocken. Ich war sehr viel dicker als am frühen Morgen, da sie mich in den Operationssaal geschoben hatten, so dick, dass ich nicht über den Horizont meiner Wampe sah. Wie mochten meine Füße aussehen? Hing vielleicht ein Zettel am großen Zeh? Ich lag, umstellt von Apparaten, in einem weißen Zelt, und so ganz allmählich begann ich zu erfassen, dass man mir nach Art der Schlüsselloch-Chirurgie die verkrebste Prostata herausgeschnitten hatte. Dabei überträgt der Operateur seine Handgriffe auf die Mikroinstrumente eines Roboters, der im Körper des Patienten herumkrabbelt wie ein von Houston aus gesteuertes Raumfahrzeug auf dem Mars. Aber warum war ich so dick geworden? Hatten sie mich mit Gas oder Luft vollgepumpt, um dem Roboter genügend Platz zu verschaffen? Das Herz, als fürchtete es weitere Angriffe, hämmerte, raste, toste, und so wurde ich von flatternden Weißkitteln in die nächste Intensivstation gekarrt, in jene der Kardiologie. Was für ein Trip, was für ein Flug! Ich landete auf dem Untersuchungstisch, hörte das Schrillen von Alarmglocken, sah Lampen aufblinken und Bildschirme flackern, der Raum wurde groß, immer größer, ich schwebte hoch, immer höher, und nahm mit Erstaunen wahr, wie in der Tiefe unter mir eine Schar von Ärzten einen Notfall behandelte. Ein Gesicht beugte sich über mich. »Wir haben Sie unmittelbar vor einem Herzinfarkt abgefangen. Lüscher ist mein Name. Möchten Sie einen Espresso?« Als ich zwei Wochen später mit meinem Köfferchen vor das Uni-Spital trat, koste mich eine lieblich frische Luft. Freu dich, sagte ich mir, sie haben dir das Leben gerettet. Aber so richtig wollte sich das Glücksgefühl nicht einstellen – ein Teil von mir war irgendwo im Innern des Spitals verloren gegangen. An der Tramhaltestelle löste ich ein Billet und empfand die studentische Jugend, die telefonierend und lachend einstieg, als laut und schrecklich. L azarus lebte in Bethanien, hatte zwei Schwestern, wurde krank und starb. Dann, nach vier Tagen im Grab, wurde er von Jesus zum Leben erweckt, und seither ist er berühmt und präsent, etwa im Wort Lazarett. Ohne dass er je einen Finger gerührt hätte, erhob ihn die Kirche zur Ehre der Altäre. Lazarus ist der Heilige ohne Eigenschaften, ohne Verdienste, und so erstaunt es nicht, dass er dem protestantischen Kulturraum suspekt blieb. Noch in meiner Jugend nannte man katholische Südländer, die dem Herrgott den Tag stahlen, Lazzaroni. Liebenswürdige Faulpelze. Saßen am Bahnhof und sahen den Zügen nach, die Foto: Urban Zintel/laif; Abb.: »Die Erweckung des Lazarus«, Michelangelo Merisi da Caravaggio, Scala/bpk Was für ein Trip! Der Schweizer Schriftsteller THOMAS HÜRLIMANN war todkrank. Hier erzählt er sein Lazarus-Erlebnis und huldigt einem biblischen Helden Richtung Gotthard fuhren, in die Sonne, in die Heimat. So sitzen sie am Mittelmeer noch heute, träumen den auslaufenden Schiffen nach und hoffen, dass die Herren Schulz und Schäuble ihre Wirtschaft zum Leben erwecken. Aktiv in Lazarus’ Familie waren die Schwestern, Maria und Martha. Maria salbte Jesus die Füße und bat ihn, den erkrankten Bruder zu heilen. Aber Jesus verspätete sich, und nun war es Martha, die ihm mit der Trauerbotschaft entgegeneilte: Unser Bruder ist tot. Jesus weinte. Dann, so steht es beim Evangelisten Johannes geschrieben, ließ er sich zum Grab führen und sagte: »Hebt den Stein!« »Herr«, widersprach Martha, »er riecht schon.« Jesus hob die Augen zum Himmel. Bisher hatte er Heilungen bewirkt, die auch andern Rabbis nachgesagt wurden. Jetzt würde er die Grenze überschreiten. Wer über den Tod gebot, war der Messias. Sie hoben den Stein, und Jesus »schrie mit lauter Stimme: ›Lazarus, hierher, heraus!‹«. gab, ein grässlich entstelltes Gesicht: »An den Schläfen und unter seinen Augen schattete dichte, erdige Bläue; am Leib und an den Lippen war die im Grabe aufgequollene Haut zerplatzt und an diesen Stellen blieben kleine rötliche Risse, die glänzten wie durchsichtiger Glimmer. Und dick war er geworden.« Bei Andrejev entsteigt ein mit gasigen Verwesungsgerüchen gefüllter Ballon dem Grab, und so wie das griechisch-orthodoxe Christentum im Heiligen ohne Verdienste die mediterrane Beschaulichkeit feiert, beklagen die Russisch-Orthodoxen im Toten, der wider seinen Willen reanimiert wird, die grausame Rückkehr in die Bitternis der Existenz. Lazarus, meint Andrejev, wäre lieber drüben geblieben. Und tatsächlich, nach der Lektüre dieser Novelle versteht man, weshalb Jesus »mit lauter Stimme schrie: ›Lazarus, hierher, heraus!‹«. So geht man mit einem Hund um. Aber D er verstorbene Wiener Theologe Jacob Kremer hat in seinem Werk Lazarus. Die Geschichte einer Auferstehung, erschienen 1984, sämtliche Zeugnisse gesammelt, die dem Abendland zu Lazarus einfielen. Es ist eine gewaltige Fülle, denn ähnlich wie bei Maria, die in den Evangelien nur wenige Sätze hat, blieb zwischen den Zeilen der Lazarus-Geschichte vieles offen, und natürlich eignete sich ein Heiliger ohne Eigenschaften hervorragend dazu, von Theologen, Dichtern und Malern mit Eigenschaften versehen zu werden. Lazarus, stellt Kremer klar, ist weniger eine Gestalt der Bibel als vielmehr eine Legende der abendländischen Kultur. Im Mittelalter hatte der verdienst- und gesichtslose Heilige ein eigenes Genre: die Lazarus-Spiele. Am Beginn saßen die Hinterbliebenen weinend zusammen, da kehrte der Verstorbene ins Leben zurück, und – Musik! – aus dem Trauermahl wurde ein Freudenfest. Nun sollte er berichten, was er im Jenseits geschaut hatte, aber Lazarus schwieg. Kein Wort, kein Lächeln, nichts. Die Zentralfigur war, wie es im Theater heißt, »eine stumme Jule«, das Zentrum des Stücks ein Loch – und drum herum ein komödiantischer Tanz, lustig und obszön, denn der neugierigen, von der Trauer in die Freude gekippten Gesellschaft, war jedes Mittel recht, um den Verstummten zum Reden zu bringen. Sie kitzelten und küssten und schlugen ihn – umsonst. Sein Schock war zu groß. Der Heilige ohne Eigenschaften war ein Heimkehrer ohne Worte. Die russische Literatur hat die Lazarus-Figur der mittelalterlichen Mysterienspiele übernommen, und es war vor allem der zu seiner Zeit hochberühmte Leonid N. Andrejew, der in seiner Erzählung Lazarus, geschrieben 1906, dem Wiedergekehrten ein Gesicht Ein Heiliger ohne Eigenschaften: So stellte sich Caravaggio 1609 die wunderbare Errettung des Lazarus vor der Hund will nicht. Er hat Angst, Angst vor dem Herrn und vor dem Leben, denn er ahnt wohl, dass er in ein ungeheures Geschehen verwickelt wird. An seinem ins Licht taumelnden Leichnam enttarnt sich ein Gott. Von jetzt an – es ist der Samstag vor dem Palmsonntag; Bethanien liegt vor Jerusalem – weiß die Welt, dass Jesus mehr ist als ein Rabbi, der Blinde sehend, Lahme gehend machen kann. Ein Jubelruf rast durch die Lande und verkündet immer mächtiger anschwellend die Ankunft des Messias. Doch die alte Ordnung wittert die Gefahr und versteht es, ihren Einsturz zu verhindern. So endet die Verletzung der Naturgesetze für beide, für den Wundertäter und dessen Opfer, fatal. Indem Lazarus vom Tod ins Leben zurückkehrt, beginnt für Jesus das Sterben. Aber der Schrei in die Grabhöhle, meint das fromme Russland, ist nicht nur der Anfang der Passion des Herrn, er ist auch der Anfang der Passion des Lazarus. Man stirbt nur einmal. Lazarus ist der Hund, der ewig leben muss. N ein, diese Menschen! Sie sind verrückt. Lärmverrückt. Alles, was sie tun, hat den einzigen Zweck, den Geräuschpegel in die Höhe zu jagen; Früchte verkaufen sie, um Preise ausrufen zu können; Auto fahren sie, weil sich die Hupe mit der Faust bearbeiten lässt; am Bartresen stehen sie, um die unablässig quäkenden TV-Apparate zu überschreien, und sollte mich je einer fragen, weshalb ich IHN dafür hasse, dass er mich zurückgeschrien hat ins Leben, würde ich ihm antworten: weil es drüben, in der andern Welt, so schön still war. Diesen Lärm halte ich nicht aus, und das Schlimme ist: Er nimmt zu von Jahrhundert zu Jahrhundert. Irgendein Esel brüllt immer, irgendein Radio plärrt in jedem Winkel, und wo, außer in einem Grab, könnte ich, der unfreiwillig Auferstandene, Ruhe finden? Ah, wie ich die Fische beneide! Auf improvisierten Tischen sterben dicht gedrängt ihre silbern glänzenden, blau schimmernden Leiber, schutzlos ausgesetzt dem Anschwärmen der Fliegen, den Griffen der Käufer, dem Messer des Händlers, der laut lachend einen blutroten Querschnitt aufklaffen lässt, »nimm die Hälfte«, schreit er, »zum halben Preis!«, und klatscht den mit roten Augen glotzenden Fischkopf auf ein Fettpapier in seiner gewaltigen Pranke. Ich drücke mich gern in der Gasse der Fischhändler herum, denn hier fällt der Gestank meiner Geschwüre kaum auf, hier kann ich in einem kühlen Hauseingang hocken, der mich ein wenig an mein Grab erinnert, und hochblicken zum Himmel, der zwischen den Dächern nur ein Rinnsal ist, stechend grell zur Mittagszeit, nachts durchschwommen von Sternen, und so immer weiter, so immerfort, mittags das Licht, nachts die Sterne und unablässig das Jucken, das Brennen meiner Haut, von der eitrig der Schleim der Verwesung tropft. Was für ein Durst könnte mich verdorren lassen? Wo ist das Messer, das mich erlöst? Helft mir. Bitte. Habt Erbarmen mit dem ewigen Lazarus. D er Tod ist überlebbar«, sagte mir Prof. Dr. Thomas F. Lüscher, Chef des Herzzentrums am Universitätsspital Zürich, bei einer Routinekontrolle. Wie alle bedeutenden Ärzte ist Lüscher auch Philosoph und beobachtet besorgt, wie sich der Wunsch nach Unsterblichkeit mehr und mehr vom Religiösen ins Medizinische verlegt. In seinem Werk GedankenMedizin (Springer, Heidelberg, 2010) erläutert er, wie es gelang, die tödliche Rhythmusstörung des Herzens durch einen geringen Stromstoß zu beenden. Dem Patienten wird ein Defibrillator implantiert, kaum größer als Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden eine Zündholzschachtel, wodurch, so Lüscher, die Auferstehung zur klinischen Routine geworden sei. »Nicht nur lesen die Defibrillatoren das EKG wie ein Facharzt für Kardiologie, sie reagieren differenziert mit schnellem Pacing oder einem Elektroschock – entsprechend der Diagnose, die sie gestellt haben.« Es ist höchste Zeit, dass auch die überalterten Nationen des Nordens Lazarus zum Topheiligen küren. Gerade in meiner Heimat, der Schweiz, wimmelt es von Gerontopolen, worin moderne Lazzaroni mit implantierten Gebissen und implantierten Defibrillatoren durch gepflegte Parkanlagen joggen, um in den Reformhäusern die tägliche Saft- und Früchteportion zu erwerben. Kippen sie um, berechnet das Herzimplantat die Stärke des Stromstoßes und jagt sie wieder auf die Beine. Dann rennen oder radeln sie weiter, ohne den Kurztod bemerkt zu haben. Wir sind fit, sagen die blitzenden Zahnleisten der mehrfach gelifteten, sonnengebräunten Greisengesichter. Ich bin kein Freund des Fortschritts. Dass die neue Welt schöner sei, halte ich für eine läppische Lüge. Aber! Aber natürlich habe ich im Moment, da ich mit dem Krebsbefund konfrontiert worden war, alle Skepsis fahren lassen und mich ganz und gar der Hochtechnologiemedizin anvertraut. O ja, da war es mir nur recht, dass es eine Operationsmethode gab, die nach dem ersten, von Leonardo da Vinci erdachten Roboter benannt ist – ursprünglich entwickelt, um Astronauten in ihren Raumstationen von Houston aus operieren zu können. Gut so, dachte ich. Helft mir. Rettet mich. Und musste dann doch merken, dass ich noch für längere Zeit im Innern der Kapsel blieb, sinnlos durchs finstere All kreisend, unfähig zur Rückkehr ins alte Leben. Inzwischen meine ich zu wissen, warum. Alles hat seine Zeit, auch der Mensch und sein Körper – nicht ungestraft greift man über sein Verfallsdatum hinaus. Ja, Lazarus ist der Heilige der Stunde, nicht nur bei den schwermütigen, am Leben leidenden Russen; nicht nur bei den heißblütigen, auf Wirtschaftswunder setzenden Griechen – auch bei uns. In der Leere dieser Gestalt wird die Leere einer Zukunft sichtbar, die alle Grenzen verwischt, die Grenze zwischen Jugend und Alter, zwischen Leben und Tod. Und er selbst, der ewige Lazarus? Wo mag er sein? Wie hält er seine Endlosigkeit aus? Man weiß es nicht. Man kann nur spekulieren. Vielleicht hockt er bei den Fischern am Meer, vielleicht döst er mit Onkel Wanja auf einem russischen Sofa, vielleicht zieht er mit seinem Infusionsständer einsam und unsterblich durch Spitalkorridore. Thomas von Aquin, erfuhr ich bei Kremer, gestand dem Eigenschaftslosen die Eigenschaft zu, die Auferstehung von den Toten vorweggenommen zu haben. Was uns am Ende aller Tage widerfahren wird, Lazarus hat es bereits hinter sich. Frohe Ostern! Reformierte Presse vom 27.3.2015, Seite 13.pdf Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden Reformierte Presse vom 27.3.2015, Seite 9.pdf Pressespiegel Evangelisch-reformierte Landeskirche Graubünden
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