Inklusive Sozialplanung im städtischen und ländlichen Raum –

KatHO NRW
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Inklusive Sozialplanung
im städtischen und ländlichen Raum –
Forschungsergebnisse des Projekts SoPHiA
ermöglichen partizipative, sozialräumliche Planung für
Menschen mit und ohne Behinderung im Alter
Arbeitskreis Quartiersforschung, Berlin
19.05.2015
Dipl.-Geogr. Bianca Rodekohr
IN KOOPERATION MIT
KatHO NRW
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Agenda
1.
2.
3.
4.
5.
19.05.2015
Problemhintergrund und Ausgangslage
Projekt SoPHiA und Ziele
Prozessgestaltung
Kriterien und Elemente einer inklusiven Sozialplanung
Fazit und Ausblick
Bianca Rodekohr
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1. Problemhintergrund und Ausgangslage
• demographischer Wandel bei Menschen mit und ohne
lebensbegleitender Behinderung
• Wunsch nach „Leben und sterben, wo ich hingehöre“ (K. Dörner 2012)
• Kostensteigerungen im Gesundheitssystem, insb. in der Pflege
• Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) in 2009
• System der Alten- und Behindertenhilfe bisher stark versäult, wenig
Kooperation
 Wie kann Sozialplanung Menschen mit und ohne lebensbegleitende
Behinderung im Alter ein Wohnen bis ans Lebensende und die
gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe im Sozialraum
ermöglichen?
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2. Projekt SoPHiA
• Forschungsprojekt SoPHiA:
„Sozialraumorientierte kommunale Planung von Hilfe- und
Unterstützungsarrangements für Menschen mit und ohne lebenslange
Behinderung im Alter“
– gefördert vom BMBF (SILQUA-FH IV),
– Laufzeit 9/2012 - 8/2015
– Interdisziplinäres Forschungsteam, Leitung: Prof´in Dr. S. Schäper
Kooperationspartner:
– Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL, überörtlicher
Sozialhilfeträger)
– Stadt Münster, Sozialamt
– Kreis Steinfurt, Sozialamt
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2. Projekt SoPHiA - Ziele
Erstellung eines Manuals für die praktische
Umsetzung inklusiver kommunaler
Sozialplanung für das Alter(n)
kommunale Praxis
der
Altenhilfeplanung
Stadt Münster
Stadtteil Hiltrup
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inklusive
sozialraumorientierte Praxis der
Sozialplanung für
das Alter(n)
kommunale (örtlich,
überörtlich) Praxis
der Teilhabeplanung für
Menschen mit
Behinderung
Kreis Steinfurt,
Gemeinde Wettringen
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Sozialräume im Projekt
(Stichtag 31.12.2012)
Münster: Hiltrup (städtisch)
Kr. Steinfurt: Wettringen (ländlich)
25.500 Einwohner_innen
davon
26% über 60 Jahre
5% über 80 Jahre
7.959 Einwohner_innen
davon
21,0% über 60 Jahre
3,9% über 80 Jahre
ca. 535 Pflegebedürftige
ca. 207 Pflegebedürftige
322 Menschen mit Bezug von
Eingliederungshilfe
davon:
30,8% über 50 Jahre
7,5% über 60 Jahre
Wohnformen:
36,6 % stationäres Wohnen
49,7 % Betreutes Wohnen
13,7 % in (Gast-)Familien
120 Menschen mit Bezug von
Eingliederungshilfe
davon:
50 % über 50 Jahre
28 % über 60 Jahre
19.05.2015
Wohnformen:
76,6 % stationäres Wohnen
10,0 % Betreutes Wohnen
13,3 % in (Gast-)Familien
Quelle: eigene Berechnung nach Daten des LWL, der Stadt Münster und des Kreises Steinfurt
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3. Prozessgestaltung
1. Analysephase
2.Interventionsphase
SoPHiA
ein gemeinsamer,
ergebnisoffener
Lernprozess
4. Transferphase
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3. Evaluationsphase
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Schritte im Planungsprozess
•
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•
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Politische Beauftragung und Einbettung in kommunalpolitische Gremien
Konstituierung des örtlichen Sozialplanungsteams
Leitzielentwicklung des Teams
Sozialraumbezogene Kooperation mit anderen Ämtern / Dezernaten, Analysebestehende Planungskulturen
phase
Sozialräumliche Datenanalyse und inklusive Sozialberichterstattung
Kick-off-Veranstaltung im Sozialraum
Partizipation der Zielgruppen und Akteure:
- Arbeitsgruppenbildung und –phase
Interven- Einbeziehung „schwacher Interessen“, aufsuchende Partizipation
tionsphase
- Workshop mit Leistungserbringern und –trägern
Veranstaltung „Zwischenbilanz“ im Sozialraum
Evaluation (Interviews mit Akteuren/PlanerInnen, beteiligten
BürgerInnen inkl. Menschen mit Behinderungen)
Klärung und Verstetigung von Strukturen für weitere, kontinuierliche
Bearbeitung der Themen in den Sozialräumen
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Evaluation
Transferphase
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4. Kriterien und
Elemente einer
inklusiven Sozialplanung
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Voraussetzungen
• Kommunalpolitischer Auftrag
• Anlässe für sozialräumliche Planung, z.B. Zusammenführung
verschiedener Leitbilder, Stadtentwicklungsplanung,
altengerechte Sozialplanung
• Umfassende sozialräumliche (!) Sozialberichterstattung als
Ausgangsbasis (Daten aus untersch. Quellen), GIS als
innovatives, ergänzendes Planungselement in diesem Segment
• Formulierung konkreter, adressatenorientierter Leitziele
für die Steuerung des Planungsprozesses
• Vernetzung/sozialräumliche Kooperation kommunaler Fachämter
(z.B. Sozialamt/Stadtentwicklung/Statistik etc.)
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Leitziel(entwicklung)
Wohnen
Menschen mit und ohne
Behinderungen im Alter
können auch bei sich
veränderten
Unterstützungsbedarfen
in ihrem Sozialraum
wohnen bleiben.
Menschen mit und ohne
Behinderungen im Alter
können bis zu
bestimmten Grenzen
auch bei veränderten
Unterstützungsbedarfen
in ihrer Wohnung
(Häuslichkeit) wohnen
bleiben.
Es gibt inklusive und
bedarfsgerechte
Unterstützungsformen
zum Wohnen im
Quartier.
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Assistenz und
Service
Menschen mit und ohne
Behinderungen im Alter
steht die notwendige
Palette verschiedenartiger
Unterstützungsangebote
im Sozialraum zur
Verfügung, aus der sie je
nach individueller
Bedarfslage auswählen
können.
Menschen mit und ohne
Behinderungen im Alter
haben bei bestimmten,
zentral wichtigen
Unterstützungsleistungen
eine Auswahl zwischen
verschiedenen Anbietern
im Sozialraum.
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Pflege und
Gesundheit
Menschen mit und ohne
Behinderungen im Alter
können im Sozialraum auf
die individuell notwendige
pflegerische und
therapeutische (z.B.
Physiotherapie,
Ergotherapie)
Unterstützung
zurückgreifen.
Pflegende / betreuende
Angehörige haben Zugang
zu unterstützenden
Leistungen.
Menschen mit und ohne
Behinderungen im Alter
haben Zugang zu einer
gesundheitlichen
Grundversorgung im
Sozialraum (ÄrztInnen,
Apotheken).
Gestaltung freier
Zeit, Bildung,
Kultur
Menschen mit und ohne
Behinderungen im Alter
haben gleichberechtigt
Informationen über und
Zugang zu einer Vielfalt
von Aktivitäts-, Bildungsund
Begegnungsmöglichkeiten
im Sozialraum, können
diese nutzen und an
diesen teilhaben.
Menschen mit und ohne
Behinderungen im Alter
haben die Möglichkeit,
über ihre freie Zeit selbst
zu verfügen. Sie werden in
der Selbstorganisation
unterstützt.
Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements
sind vorhanden.
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Kommunikation
und Partizipation
Die Sozialplanung ist
über die Interessen,
zukünftigen
Lebensvorstellungen
und
verschiedenartigen
Lebenssituationen
von Menschen mit
und ohne
Behinderungen im
Alter qualitativ und
quantitativ informiert.
Gremien und
Gruppen der
Selbstvertretung
werden in
Planungsprozesse
eingebunden.
Beratung
Menschen mit und
ohne Behinderungen
im Alter und ihre
Angehörigen /
rechtlichen Betreuer
sind informiert über
und haben Zugang
zu einer Anlaufstelle,
die eine zeitnahe,
Handlungs- und
Leistungsbereiche
umfassende und
koordinierende,
verständliche
Beratung und den
Zugang zu
Informationen aus
den jeweiligen
Handlungsfedern
sicherstellt..
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Konkretisierung der Leitziele
Wohnen
Es gibt unterstützte
Wohnalternativen
(„altersgerechte
Wohnformen“) in
genügender Vielfalt
und Anzahl.
Wohnraum ist
barrierefrei und
bezahlbar.
Kriterien für den
Umzug in eine andere
Wohnform und für die
Bewertung von Umzugsentscheidungen
sind definiert.
Es bestehen
Vernetzungsstrukturen
, die hinreichend
inklusiv gestaltet sind
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Assistenz und
Service
Es gibt bedarfsgerechte
Angebotsstrukturen.
Verschiedenartige
Dienstleistungen
können in Anspruch
genommen werden (z.
B. hauswirtschaftliche
Dienste).
MitarbeiterInnen aus
der Alten- und Eingliederungshilfe sind mit
den jeweiligen anderen
Systemen vertraut (Kooperation und Fortbildung).
Es bestehen
Vernetzungsstrukturen,
die hinreichend inklusiv
gestaltet sind.
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Pflege und
Gesundheit
Pflegerische und
therapeutische Dienste
und ÄrztInnen sind für
die Pflege von Menschen
mit lebensbegleitenden
Behinderungen
qualifiziert.
Es bestehen
Vernetzungsstrukturen,
die hinreichend inklusiv
gestaltet sind.
Gestaltung
freier Zeit,
Bildung, Kultur
Aktivitäts-, Bildungs- und
Begegnungsmöglichkeiten,
die für ältere BürgerInnen
interessant sind, sind
grundsätzlich inklusiv
gestaltet, was spezielle
Angebote für bestimmte
Zielgruppen nicht ausschließt.
Menschen mit und ohne
Behinderungen im Alter
haben Möglichkeiten, sich
ehrenamtlich zu engagieren und ehrenamtlich
Engagierte für sich zu
gewinnen, falls Interesse
besteht.
Es bestehen Vernetzungsstrukturen, die
hinreichend inklusiv
gestaltet sind
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Kommunikation
und Partizipation
Die Sozialplanung ist
über die Interessen,
zukünftigen Lebensvorstellungen und
verschiedenartigen
Lebenssituationen von
Menschen mit und
ohne Behinderungen
im Alter qualitativ und
quantitativ informiert.
Gremien und Gruppen
der Selbstvertretung
ebenso wie (potentielle) Nutzer_innen
werden kontinuierlich
in Planungsprozesse
eingebunden
Beratung
Ein gemeinsames
inhaltliches, strukturelles und den jeweiligen Zielgruppen entsprechendes Beratungskonzept ist
erstellt.
Die Finanzierung ist
langfristig gesichert.
Es bestehen Vernetzungsstrukturen,
die hinreichend
inklusiv gestaltet sind..
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Kriterien für die kommunale Sozialplanung für
Menschen mit und ohne lebensbegleitende
Behinderung im Alter
sozialraumorientiert
inklusiv
partizipativ
sozialraumorientiert
– Grundentscheidung: Festlegung auf sozialräumliche Planungskriterien
(vgl. § 7 APG/GEPA NRW)
– Festlegung von Sozialräumen und Quartieren nach kommunalen
Kriterien
– Kleinräumige Sozialdatenanalyse (GIS-Unterstützung)
– frühzeitiger Einbezug lokaler Akteure
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Elemente der Sozialplanung: Sozialräumliche Datenanalyse
und Aufbereitung der Daten im GIS (am Beispiel Münster-Hiltrup)
Infrastruktur
bedarf!
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Kriterien für die kommunale Sozialplanung für
Menschen mit und ohne lebensbegleitende
Behinderung im Alter
sozialraumorientiert
inklusiv
partizipativ
inklusiv
– Kooperation unterhalb leistungsrechtlicher Vereinbarungen
– Verknüpfung von Planungsprozessen
– Planung leistungsrechtlich relevanter Angebote und Dienste:
wechselseitige Öffnung bestehender Angebote, Neuplanungen
– perspektivisch: Hilfemix-Lösungen
– gemeinsam neue Strategien entwickeln  „design for all“ als
Gestaltungsprinzip, barrierearme Zugänge (z.B. leichte
Sprache)
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Kriterien für die kommunale Sozialplanung für
Menschen mit und ohne lebensbegleitende
Behinderung im Alter
sozialraumorientiert
inklusiv
partizipativ
partizipativ
– angemessene Beteiligungsverfahren in Bezug auf Anlässe,
Verantwortlichkeiten, Zielgruppen und Aufwand
– Berücksichtigung sog. „schwach vertretener Interessen“ durch
aufsuchende Formen der Bedarfserhebung
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4. Ausgewählte Ergebnisse
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19.05.2015
Sozialräumliche Planung gewinnt an Bedeutung und muss konkret
gestaltet werden, Schnittstelle Alten- und Behindertenhilfe bietet
Potenziale Doppel-/Sonderstrukturen zu vermeiden und Synergieeffekte
zu nutzen
GIS als innovative Ergänzung für die Sozialraumanalyse
Konkrete Zielentwicklung sollte auf Basis der Sozialräume erfolgen
Bereitschaft zur Zusammenarbeit vorhanden, gegenseitige
Wahrnehmung der Aufgaben und Schnittstellen muss für die Gestaltung
der Zusammenarbeit neu und verbindlicher geregelt werden (Beispiel:
Pflegebedarfsplanung als Kernaufgabe der Sozialplanung)
Einbezug von Menschen mit Behinderungen gelingt, wenn Akteure
motiviert werden, gezielte Ansprache erfolgt und zusätzlich aufsuchende
Methoden angewandt werden
Entwicklung eines flexiblen Prozessmodells für die Sozialplanung
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Ausgewählte Ergebnisse
Vorläufiges Prozessmodell
einer sozialraumorientierten Sozialplanung
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Quelle: eigene Darstellung
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5. Fazit und Ausblick
• Prozess ist lohnenswert, erfordert aber Offenheit, Flexibilität und
„langen Atem“
• Kommunen benötigen konkrete Anlässe zur inklusiven Planung, da es
sich um freiwillige, i.d.R. zusätzliche Aufgaben handelt, diese müssen
kommuniziert und begründet werden
• Langfristiges Verfahren; Umdenken und Entwicklung in Richtung
Inklusion setzt gegenseitige Wahrnehmung voraus und braucht Zeit
und persönlichen Austausch
 Manual für inklusive Sozialplanung an der Schnittstelle Alten- und
Behindertenhilfe aus dem Projekt SoPHiA Ende 2015!
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