Clinical, Cosmetic and Investigational Dermatology Dove Press Originaler Forschungsartikel Hautschützende Wirkung von Zinkoxid- funktionalisierten Textilien und ihre Bedeutung für die atopische Dermatitis Cornelia Wiegand1 Uta-Christina Hipler1 Sebastian Boldt2 Joachim Strehle2 Uwe Wollina2 Abteilung für Dermatologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Jena, Deutschland; Abteilung für Dermatologie und Allergologie, Akademisches Lehrkrankenhaus Dresden-Friedrichstadt, Dresden, Deutschland Zusammenfassung: Die atopische Dermatitis (AD) ist eine chronische Entzündungskrankheit, die durch eine eingeschränkte Barrierefunktion der Haut, erhöhten oxidativen Stress auf die Zellen und eine veränderte bakterielle Oberflächenbesiedlung gekennzeichnet ist. Folglich zielen medizinische Therapien der AD darauf ab, das Infektionsgeschehen zu kontrollieren, die Entzündung zu reduzieren und die Barrierefunktion der Haut wiederherzustellen, und zwar unter Anwendung von lokalen und systemischen antibakteriellen Wirkstoffen, lokalen Corticosteroiden, lokal wirkenden Calcineurin-Inhibitoren und Feuchtigkeitscremes. Den längsten und intensivsten Kontakt mit der menschlichen Haut haben jedoch Textilien, und funktionelle Textilien mit intrinsischen Eigenschaften, z.B. mit antioxidativer und antibakterieller Wirkung, gewinnen mehr und mehr Bedeutung im Bereich medizinischer Anwendungen. Speziell hergestellte Textilien können sich unterstützend auf die AD-Behandlung auswirken und die Lebensqualität von Patienten mit AD verbessern. Diesbezüglich haben wir die Rolle von ZnOfunktionalisierten Textilfasern auf die Kontrolle von oxidativem Stress bei AD sowohl in vitro als auch in vivo untersucht. Des Weiteren wurden die antibakterielle Wirkung und die biologische Verträglichkeit des Zn-Textils unter in vitro Bedingen ausgewertet. Wir stellten eine schnell eintretende Verbesserung hinsichtlich des Schweregrads der Krankheit, des Juckreizes, und der subjektiven Schlafqualität fest, wenn AD-Patienten die Zn-Bekleidung an drei aufeinanderfolgenden Tagen über Nacht trugen. Dies resultiert vermutlich aus der starken antioxidativen sowie aus der starken antibakteriellen Wirkung der ZnO-Textilien. Zudem konnte gezeigt werden, dass die ZnO-Textilien eine sehr gute Biokompatibilität aufweisen und von den AD-Patienten gut toleriert wurden. Schlüsselwörter: Atopische Dermatitis, antibakterielle Wirkung, Biokompatibilität, funktionalisierte Textilien, oxidativer Stress Einleitung Die Haut stellt die äußere Barriere des menschlichen Körpers dar. Sie ist das vielseitigste Organ des Menschen, ihr kommt eine Schlüsselrolle beim Schutz des Körpers gegen Umwelteinflüsse zu, ferner ist sie an der Regulation der Homöostasis, an Stoffwechselprozessen und immunologischen Reaktionen beteiligt. Die Exposition gegen ultraviolettes Licht führt zur Entstehung von freien Radikalen in den Zellen, darunter reaktive Sauerstoffspezies (ROS) und reaktive Stickstoffspezies (RNS). Ein erhöhter oxidativer Stress wurde in der Haut von Betroffenen, die an atopischer Dermatitis (AD)1-4 leiden, nachgewiesen und scheint an der Entzündung, der Beeinträchtigung der Hautbarriere und dem Juckreiz beteiligt zu sein. Überdies zeigten Messungen des transepidermalen Wasserverlusts und der Corneometrie eine negative Korrelation zum Schweregrad der AD.5 Außerdem zeigen Patienten mit AD eine erhöhte Anfälligkeit für bakterielle, fungale und virale Hautinfektionen.6,7 Die mikrobielle Flora der atopischen Haut weist auffällige Unterschiede zur normalen Haut auf, zum Beispiel sind über 90% der AD-Patienten mit Staphylococcus aureus besiedelt, wohingegen dieser Keim bei weniger als 10% der gesunden Personen vorkommt.8 Die Rate der Träger von S. aureus unter AD-Patienten lag bei >90% im Falle von entzündlichen Verletzungen und bei zirka 76% bei unverletzter Haut.9 Zudem konnte die Quantität von S. aureus in Bezug zum Schweregrad der AD gesetzt werden.9,10 Folglich zielt die medizinische Behandlung von AD darauf ab, unter Anwendung von lokalen und systemischen antibakteriellen Wirkstoffen11, lokalen Corticosteroiden, lokal wirkenden Calcineurin-Inhibitoren und Feuchtigkeitscremes12-14 das Infektionsgeschehen zu kontrollieren, Entzündungen zu reduzieren und die Barrierefunktion der Haut wiederherzustellen. Textilien haben den längsten Kontakt mit der menschlichen Haut und üben einen wesentlichen Einfluss auf deren Mikroumgebung aus. Folglich können speziell konzipierte Textilien die medizinische Behandlung unterstützen und die Lebensqualität der AD-Patienten verbessern.15 Hier untersuchen wir die Bedeutung von ZnO-funktionalisierten Textilfasern auf die Kontrolle von oxidativem Stress bei AD in vitro und in vivo. Ferner wird die antibakterielle Wirkung und die biologische Verträglichkeit des Zn-Textils in vitro beurteilt. Material und Methoden In-vivo Pilotversuch Wir untersuchten die Auswirkungen einer speziellen Textilie, Benevit Zink+ (Benevit Van Clewe, Dingden, Deutschland), die zu 74% aus Lyocell Fasern, zu 19% aus SmartCell-sensitiv Fasern und zu 7% aus Spandex besteht, unter in-vivo Bedingungen. In diesem unkontrollierten Pilotversuch wurden Patienten mit einer moderaten bis schweren AD nach Aufklärungsgesprächen rekrutiert. Drei Tage nach individuell verabreichter Lokalbehandlung mit Corticosteroiden, Calcineurin-Inhibitoren oder Steinkohleteer, wurden die ZnO-Textilien als Unterwäsche, bestehend aus Hosen und langärmeligen Hemden (siehe Abbildung 1), an drei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils über Nacht von den Probanden getragen. Die AD-Diagnose wurde nach den von Hanifin und Rajka definierten klinischen Kriterien gestellt.16 Der Schweregrad wurde unter Anwendung des Three Item Severity Score Index (TIS) vor und nach der Verwendung der Zn-Textilien berechnet.17 Der Schweregrad des Juckreizes wurde nach 5-D Itch Scale18 beziffert. Die subjektive Schlafqualität wurde anhand eines Fragebogens bezüglich modifizierter Schlafgewohnheiten beurteilt.19 In-Vitro Studie Messung der antioxidativen Kapazität Die antioxidative Kapazität (AOC) der ZnO-Textilien gegen ROS wurde unter Verwendung des Abel Antioxidationstestkits mit Pholasin auf Superoxid und andere freie Radikale (Knight Scientific, Plymouth, UK) getestet, RNS-Scavenging wurde mit Hilfe des Abel Antioxidationstestkits zum Nachweis des Peroxynitritanions bestimmt (Knight Scientific). Die Bestimmungen wurden durchgeführt wie zuvor beschrieben.20 Kurz gefasst: Zu jeder ZnO-Textilprobe (0,25 cm² und 0,5 cm²) wurden Versuchslösungen gegeben. Nach Einspritzung der Lösung, wobei freie Radikale erzeugt wurden, wurde die Intensität der Lumineszenz mit Hilfe des Novostar Galaxy Plattenauswerter (BMG Labtech, Ortenberg, Deutschland) gemessen. Eine Kontrolle ohne Probe wurde in jedem Testtyp mitgemessen. Die antioxidative Eigenschaft verhindert die Ausbildung eines Lumineszenzpeaks (Peroxynitrit-Test) und vermindert dessen Lichtintensität (Peroxynitrit-Nachweis und Superoxide-Nachweis). Die AOC einer Probe wurde als prozentuale Reduktion maximaler Lumineszenz berechnet, gemäß Gleichung (1). Alle Versuche wurden doppelt mit dreifachen Probenansätzen durchgeführt. Ergebnisse werden als Mittelwerte ± Standardabweichung angegeben. Zur statistischen Absicherung wurde der T-Test nach Student durchgeführt, die statistische Signifikanz wurde als P<0,05 definiert. Statistisch signifikante Ergebnisse werden mit Asterisksymbolen versehen: ***P≤0,001, **P≤0,01 und *P≤0,05. % Hemmung = [(Peak der Kontrolle — (Peak der Probe)] x 100 _________________________________ (Peak der Kontrolle) (1) Bestimmung der antibakteriellen Aktivität nach JIS L I902 Die antibakterielle Aktivität wurde nach japanischen Industriestandards L 1902:2002 getestet, wie zuvor veröffentlicht.21 Staphylococcus aureus (American Type Culture Collection 6538) und Klebsiella pneumoniae wurden von der Deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (Braunschweig, Deutschland) bezogen. Zur Anzucht der Bakterien wurden spezielle Peptone- und LabLemco-Pulver zur Herstellung einer Casein-Bouillon und eines Bakterienagars von Thermo Fisher Scientific (Waltham, MA, USA) erworben. Columbia-Agarplatten mit 5% Schafsblut wurden von BioMerieux (Marcy l'Etoile, Frankreich) und 0,9% NaCl-Lösung von Fresenius Kabi (Bad Homburg, Deutschland) bezogen. Die Testbakterien wurden in Casein-Bouillon über 24 Stunden bei 37°C unter aeroben Bedingungen angereichert. In den Versuchen wurden 400 mg ZnO-Textilproben mit 200 µl der bakteriellen Testlösung inokuliert und 24 Stunden bei 37°C unter aeroben Bedingungen inkubiert. Polyestermaterial (IST Textilhandels, Rutzenham, Österreich) wurde zur Wachstumskontrolle verwendet. Zur Keimzahlbestimmung wurden die inkubierten Proben in 0,9%iger NaCl-Lösung extrahiert, angereichert mit 0,2% Tween 20. Serielle Verdünnungen wurden auf die Columbia-Agarplatten ausplattiert und für 24 Stunden bei 37°C inkubiert. Anschließend wurden die Kolonien ausgezählt, die koloniebildenden Einheiten (KBE) bestimmt und die Wachstumshemmung nach Gleichung (2) berechnet. Eine logarithmische Wachstumsreduktion von weniger als 0,5 bedeutet, dass keine antibakterielle Aktivität festzustellen ist. Werte zwischen 0,5 und 1 wurden als gering, Werte größer als 1 oder kleiner als oder gleich 3 als signifikant und eine logarithmische Reduktion größer als 3 als starke antibakterielle Aktivität bewertet. Logarithmische Wachstumshemmung (24 Stunden) = log KBE (Negativkontrolle) – log KBE (Probe) (24 Stunden) (2) Bewertung der biologischen Verträglichkeit nach DIN EN ISO 10993-5 Zur Bewertung der biologischen Verträglichkeit (Zytotoxizität) wurden Extrakte von ZnO-Textilien gemäß des Standards zur Bewertung der Zytotoxizität von Textilien (DIN EN ISO 10993-12) hergestellt. Zusammengefasst: 1 g wurde in 50 ml Dulbeccos modifiziertem Eagle-Medium (DMEM) in Erlenmeyerkolben (Greiner, Frickenhausen, Deutschland) bei 37°C über 24 Stunden auf dem Schüttler (ThermoBath, GFL, Großburgwedel, Deutschland) inkubiert. Die Proben wurden stets unter sterilen Bedingungen gehalten und besondere Vorsicht galt der Vermeidung von Kreuzkontaminationen. Anschließend wurden die Extrakte bei 1000 Upm durch eine Gaze zentrifugiert, um unlösliche Stoffreste abzutrennen. Die resultierenden Filtrate wurden danach auf einen 0,2µm-Filter gegeben, sterilfiltriert und als Originalextrakt klassifiziert (100%). Humane HaCaT-Keratinozyten wurden uns freundlicherweise von NE Fusenig vom Deutschen Krebsforschungsinstitut in Heidelberg, Deutschland, überlassen. Die Zellen wurden routinemäßig in DMEM, das mit 1%iger Antibiotikum-Antimykotikum-Lösung (10.000 U/ml Penicillin, 10.000 µg/ml Streptomycin, 25 µg/ml Amphotericin; PromoCell Heidelberg, Deutschland) und 10% fötalem Kälberserum ergänzt wurde, über einen Zeitraum von sieben Tagen in 75cm²-Zellkulturflaschen (Greiner) bei 37°C in angefeuchteter Atmosphäre mit 5% CO2 kultiviert. Für die Biokompatibilitätsversuche wurden die Zellen durch Behandlung mit Trypsin-Ethylendiamintetraessigsäure (PromoCell) geerntet, in einer Dichte von 40.000 Zellen/cm² in 96-Well Mikrotiterplatten (Greiner) ausgesät und für 48 Stunden stehengelassen. Anschließend wurde das Kulturmedium entweder gegen frisches Medium (Negativkontrolle) oder Zn-Textilextrakte (Originalextrakt 100%, Extraktionsrate 1 g : 50 ml) und serielle Verdünnungen des Originalextrakts (75% bei 0,75 g : 50 ml, 50% bei 0,5 g : 50 ml, 25% bei 0,25 : 50 ml und 10% bei 0,1 g : 50 ml) ausgetauscht. Triton-X 100 (Merck Darmstadt, Deutschland) diente als positive Kontrolle der Zytotoxizität. Die HaCaT-Zellen wurden anschließend über 1, 24 und 48 Stunden inkubiert, gefolgt von einer Bestimmung der Lebensfähigkeit und Vermehrungsfähigkeit der Zellen, welche auf der Basis eines Lumineszenz-Adenosintriphosphate (ATP)-Tests durchgeführt wurde (ATPLite M Assay; PerkinElmer, Waltham, MA, USA), wie zuvor beschrieben.22 Zusammengefasst: Die Lyselösung wurde jedem Well der Mikrotiterplatte hinzugefügt, gefolgt von der Substratlösung (Luziferase/D-Luziferin). Nach der Inkubation wurde die Lumineszenz mit Hilfe des Lumistar Galaxy Mikroplatten-Luminometers (BMG Labtech) gemessen. Der zelluläre ATP-Gehalt wurde anhand einer Eichkurve berechnet. Aus Gründen der Veranschaulichung wurde die Zahl lebensfähiger Zellen als Prozentsatz der Kontrollzellen zu jedem entsprechenden Zeitpunkt ausgedrückt. Die zytotoxischen Effekte wurden unter Zuhilfenahme eines Zytotoxizität-Detektionskits (Roche, Basel, Schweiz) analysiert. Der Test wurde gemäß Anleitung des Herstellers durchgeführt. Die optische Dichte wurde bei 490 nm bestimmt, mit einer Referenzmessung bei 620 nm (Fluostar; BMG, Labtech). Anschließend wurde die Zytotoxizität anhand der Berechnung der relativen optischen Dichte von behandelten Zellen zu unbehandelten Zellen bestimmt. Ergebnisse Ergebnisse aus In-Vivo Versuchen Die Ergebnisse des In-vivo-Pilotversuchs sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Zwölf erwachsene ADPatienten wurden einbezogen (fünf Frauen, sieben Männer), in einem Altersdurchschnitt von 60,6 ± 15,1 Jahren (Spanne: 28-78 Jahre). Vor Anwendung der Zn-Textilien betrug die durchschnittliche Dauer des Pruritus 6-24 Stunden täglich. Nur vier Patienten berichteten von einem Pruritus, der weniger als sechs Stunden betrug. Nach Ablauf von drei Nächten mit der Zn-Textilie berichteten bereits zehn Patienten von einem Pruritus von weniger als sechs Stunden. Kein Patient hatte Pruritus über einen ganzen Tag. Die Intensität des Pruritus ging von 3,5 ± 1,2 auf 2,4 ± 1,1 zurück. Die Einschränkung durch Pruritus wurde als 3,7 ± 0,7 eingestuft und fiel auf 2,1 ± 1,1. Die Beeinträchtigung des Nachtschlafs verbesserte sich von 1,7 ± 1,4 auf 1,4 ± 0,7. Beeinträchtigungen bei der Berufsausübung verbesserten sich von 1,4 ± 1,5 auf 0,7 ± 1,2. Beeinträchtigungen in der Freizeit verringerten sich von 1,4 ± 1,6 auf 0,7 ± 1,2 und bei der Hausarbeit von 1,4 ± 1,5 auf 1,0 ± 1,3. Insgesamt schien die Schlafqualität nach Anwendung der Zn-Textilien besser zu sein. Die Zahl der Patienten, die an Wachzuständen litten, verringerte sich von fünf auf zwei. Sechs Patienten berichteten über Einschlafstörungen vor dem Tragen der Zn-Textilien. Ihre Zahl verringerte auf vier nachdem die ZnTextilien über Nacht getragen worden waren. Wachphasen wurden bei neun Patienten vor und bei sechs Patienten nach der Testperiode registriert. Die Schlafdauer blieb unverändert. Überdies gab es eine deutliche Verbesserung bei den klinischen Hautsymptomen. Erythemen verringerten sich von 2,2 ± 0,8 auf 1,0 ± 0,8, Ödeme und Pusteln gingen von 1,9 ± 0,8 auf 0,8 ± 0,6 zurück. Exkoriationen verringerten sich von 1,7 ± 1,1 auf 0,6 ± 0,5 (Abbildungen 2 und 3). In-Vitro Effekte Unter in-vitro Bedingungen verursachten die Zn-Textilien einen signifikanten antioxidativen Effekt gegen ROS sowie RNS (Abbildung 4). Wie in den Abbildungen zu sehen ist, riefen sie dosisabhängige Wirkungen hervor. Zugleich wird deutlich, dass sie gleichermaßen gegen ROS und RNS wirksam sind. Zudem wurde eine starke antibakterielle Wirkung gegen Staphylococcus aureus und Klebsiella pneumoniae beobachtet, wobei logarithmische Reduktionen >3 erzielt wurden (Abbildung 5). Das bakterielle Wachstum war nach einer 24-stündigen Inkubation völlig inhibiert. Abbildung 6 gibt die Ergebnisse der nach DIN EN ISO 10993-5 durchgeführten Biokompatibilitätsstudie wieder. Dieses Verfahren wurde zur Feststellung von eventuellen zytotoxischen Wirkungen der Textilien angewandt. Die Behandlung von menschlichen HaCaT-Keratinozyten mit einem Zn-Textilextrakt übte keinen negativen Einfluss auf die Überlebensfähigkeit der Zellen oder deren Vermehrung aus (Abbildung 6A). Folglich wurde kein zytotoxisches Potential, welches Zelltod durch Nekrose verursacht, beobachtet (Abbildung 6B). Diskussion AD ist eine chronische Entzündungskrankheit, gekennzeichnet durch eine eingeschränkte Barrierefunktion der Haut, erhöhten oxidativen Stress auf die Zellen und eine veränderte bakterielle Oberflächenbesiedlung. Die Entwicklung von neuen Textilien mit intrinsischen Eigenschaften wie antioxidativen und antibakteriellen Wirkungen stellt einen vielversprechenden Ansatz in Behandlung und Management der AD dar. In der vorliegenden Studie beobachteten wir eine rasche Verbesserung des ADSchweregrads, des Pruritus und der subjektiven Schlafqualität, wenn Patienten Benevit Zink+ Wäsche über Nacht trugen. Diese Textilie besteht aus einer spezifisch überzogenen ZnO-Faser mit einer hohen antioxidativen Kapazität gegen ROS und RNS, ferner verfügt sie über eine antibakterielle Wirkung. Naturfasern wie Seide oder Baumwolle sind für Menschen mit sensitiver Haut oder AD generell zu bevorzugen.23 Diese Fasertypen können durch den Einbau von Silber oder Chitosan funktionalisiert werden, so dass die Besiedlung von AD-Haut durch Staphylokokken reduziert und somit eine Verminderung des Schweregrads der Krankheit erreicht werden kann.24-26 Es sind allerdings negative Wirkungen von sowohl Silberionen21,27 als auch Chitosan-Formulierungen22, 28, 29 in vitro beobachtet worden. Überdies wurde die Verwendung von Silberverbindungen mit dem Risiko der Induktion bakterieller Anpassungen in Verbindung gebracht.30-32 Folglich besteht ein Bedarf an alternativen Wirkstoffen. ZnO könnte eine interessante Option darstellen, da es vor Sonnenlicht schützt33 und nachweislich hypertrophisches Narbengewebe verbessert.34 ZnO hilft bei der Wiederherstellung der gestörten Barrierefunktion der Haut bei ekzematösen Krankheiten35 und fördert die Wundheilung.37, 38 ZnO gilt zudem als sicher in der Anwendung, da es die Haut nicht durchdringt, selbst dann nicht, wenn deren Barrierefunktion gestört ist.37, 38 Die hohe Biokompatibilität von Benevit Zink+ wurde in dieser Studie in vitro nachgewiesen. Außerdem konnten wir zeigen, dass eine kurzzeitige Anwendung der ZnOTextilien eine Verbesserung von Nachtschlaf, Pruritus und des AD-Schweregrads herbeiführen kann, wenn sie unterstützend zur medizinischen Behandlung getragen werden. Eine Verbesserung der Lebensqualität von AD-Patienten kann auf diesem Wege erreicht werden. Danksagung Die Autoren möchten sich bedanken bei Dr. Michael Zieger, Doreen Winter, Peggy Gasch und Martina Grebner für ihre exzellente technische Unterstützung. Ofenlegung von Interessen Diese Studie wurde uneingeschränkt von einer Förderung von Benevit Van Clewe, Dingden, Deutschland, unterstützt. Die Autoren versichern, dass dieser Arbeit keine andersartigen Interessenskonflikte zugrunde lagen. Literatur Abbildungen und Tabellen Abbildung 1: Benevit Zink+ Bekleidung besteht zu 74% aus Lyocell Fasern, 19% aus SmartCell-sensitiv Fasern (bestehend aus ZnO) und 7% aus Spandex. Hinweis: Erwachsene Patienten mit moderater bis schwerer atopischer Dermatitis wurden in die Studie aufgenommen, nachdem sie über die Risiken aufgeklärt wurden. Die ZnO-Textilien wurden von den Probanden als Unterwäsche in Form von Hosen und langärmeligen Hemden jeweils über Nacht getragen. Abbildung 2: Klinische Verbesserung der atopischen Dermatitis nummularis mit adjuvanten ZnO-Textilien über Nacht (A) vor und (B) nach vier Tagen. Abbildung 3: Klinische Verbesserung der disseminierten atopischen Dermatitis mit adjuvanten ZnO-Textilien über Nacht (A) vor und (B) nach vier Tagen. Abbildung 4: Eine hohe antioxidative Kapazität wurde für das ZnO-Textil nachgewiesen. Hinweis: Es war gleichermaßen wirksam in der Hemmung der Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies (ROS) und reaktiven Stickstoffspezies (RNS) in vitro. **P≤0 0,01; ***P≤0,001 Hemmung freier Radikale (%) / Kontrolle Abbildung 5: Das ZnO-Textil hat eine starke antibakterielle Wirkung (logarithmische Reduktion > 3) sowohl gegen Staphylococcus aureus als auch gegen Klebsiella pneumoniae. Hinweis: Vollständige Inhibierung des bakteriellen Wachstums wurde erreicht. Bakterielles Wachstum (%) / Starke antibakterielle Wirkung / Log-Reduktion > 7,0 / Kontrolle (Polyester) Abbildung 6 (A): Bestimmung der Überlebensfähigkeit von HaCaT-Keratinozyten und Zellproliferation nach 1, 24, 48 Stunden Inkubation mit einem ZnO-Textilextrakt. Es wurde keine negative Wirkung auf die Zellen in vitro festgestellt. Zu keinem Zeitpunkt und bei keiner der getesteten Extraktionsverdünnungen fiel die Zahl der Zellen unter den 70% Grenzwert (rote gestrichelte Linie). (B) Eine signifikante Freisetzung von Lactatdehydrogenase wurde nur im Falle der Positivkontrolle mit Triton X-100 festgestellt. Hinweis: Keine der getesteten ZnO-Textilextraktverdünnungen zeigte ein zytotoxisches Potential. Folglich erreichte die Zytotoxizität nicht den Grenzwert von 30% (rote gestrichelte Linie). Zytotoxizität (%) Negative Kontrolle (Triton X-100) Positivkontrolle (Medium) Extraktverdünnung Tabelle 1 Zusammenfassung der Ergebnisse aus der In-Vivo-Pilotstudie Intensität des Juckreizes Erythem Ödeme und Pusteln Exkoriationen Beeinträchtigung durch Pruritus Beeinträchtigung des Nachtschlafs Beeinträchtigungen im Berufsleben Beeinträchtigungen in der Freizeit Beeinträchtigungen bei der Hausarbeit Vor dem Versuch 3,5 ± 1,2 2,2 ± 0,8 1,9 ± 0,8 1,7 ± 1,1 3,7 ± 0,7 Nach dem Versuch 2,4 ± 1,1 1,0 ± 0,8 0,8 ± 0,6 0,6 ± 0,5 2,1 ± 1,1 1,7 ± 1,4 1,4 ± 0,7 1,4 ± 1,5 0,7 ± 1,2 1,4 ± 1,6 0,7 ± 1,2 1,4 ± 1,5 1,0 ± 1,3
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