Porträt Centaurea benedicta

Pflanzenmonografien zur Nationalen Datenbank
Die Benediktendistel – Centaurea benedicta (syn. Cnicus benedictus)
Die Benediktendistel, auch Kardobenediktenkraut genannt, ist eine ursprünglich mediterrane
Pflanze, wurde aber bis ca. 1940 z.B. in Deutschland feldmässig angebaut. Bei Hess/Landolt
wurde sie noch 1972 in der Schweiz als selten verwildert, bzw. adventiv aufgeführt, während
heute keine Vorkommen mehr bekannt sind. Für den Anbau als Heilkraut kommt der Erhaltung angepasster Akzessionen Bedeutung zu. Das Kraut wird bis heute als Bittermittel in
Teemischungen bei dyspeptischen Beschwerden eingesetzt.
Das Benediktenkraut ist ein einjähriger krautiger Korblütler. Die pharmazeutische
Bezeichnung Cardui benedicti extractum weist noch immer auf ihre frühere Zuordnung zu
der Distelgattung Carduus, ihre distelartigen Eigenschaften sind aber nicht sehr stark
ausgeprägt. Vorübergehend wurde sie in eine eigene Gattung Cnicus gestellt; die Umgruppierungen weisen darauf hin, dass ihre taxonomische Einordnung Schwierigkeiten bereitet.
Molekulare Untersuchungen legten eine Verwandtschaft mit den Flockenblumen nahe. So
zählt sie heute zur Gattung Centaurea, die ca 150 Arten umfasst. Ihr Hauptverbreitungsgebiet
zieht sich vom Mittelmeerraum bis in den mittleren Osten, verwildert kommt sie auch in
Südamerika und Südafrika vor. Sie wächst auch in Deutschland ausgewildert auf
Ruderalstellen, an Feldrändern, sonnigen Hängen oder Schutthaufen.
Abb. 1: Centurea benedicta, beginnende Blüte
Nach der meist innert weniger Tage erfolgenden Keimung bildet die Benediktendistel eine
kräftige Rosette. Die klebrigen Blätter sind fiederspaltig bis fiederlappig mit schrotsägeförmigem Rand, zottig behaart und mit zarten Stacheln besetzt. Die Rosettenbelätter können
bis zu 30 cm lang werden. Auch die reich verzweigten Stängel sind klebrig behaart. Die
gelben Blütenköpfchen tragen ausschliesslich Röhrenblüten, die von fiederteiligen,
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stacheligen Hochblättern umgeben sind. Sie ragen kaum über den krautigen Bereich hinaus.
Die 40-60 cm hohen Pflanzen neigen in der Zeit der Samenreife zum Umfallen und bilden ein
stacheliges Gebüsch. Die stabrunden gleichförmigen Samen tragen einen Pappus.
Abb. 2 oben: Die Rosettenblätter sind drüsig behaart.
Abb. 3, rechts: Die Blüten der Benediktendistel werden
von verschiedensten Insekten besucht und bestäubt.
Anbau und Ökologie
Die Benediktendistel ist züchterisch kaum bearbeitet worden. Sie hat bescheidene Ansprüche
an den Boden und liefert auf gut versorgten Äckern ohne Düngung gute Erträge. Auch eine
Bewässerung ist in der Regel nicht nötig. Das Saatbett sollte gut vorbereitet und locker sein.
Da es sich um einen Dunkelkeimer handelt, sollten die Samen gut bedeckt werden. Direktsaat
ist ab April möglich, es können aber auch Jungpflanzen vorgezogen werden. Wir empfehlen
einen Reihenabstand von 50-60 cm und das Vereinzeln auf höchstens 10 Pflanzen pro qm, da
zu dichte Bestände umfallen und verfaulen können.
Abb. 4: Links: C. benedicta, am 6.6.13 nach der Pflanzung, Mitte: drei Wochen später. Rechts: blühender
Bestand nochmals einen Monat später am 24.7.13.
Bei anfangs grossem Pflanzabstand schliesst der Bestand dennoch schnelll; später neigt er weniger zur Lagerung.
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Blühendes Kraut sollte bei beginnender Blüte geschnitten werden, bevor die Blütenstände zur
Hauptblütezeit den Pappus ausgebildet haben. Beim Anbau für Saatgut ist der Erntezeitpunkt
heikel, da Blüte und Samenreife innerhalb der Pflanze gestaffelt erfolgen. Erst wenn bei der
Mehrzahl der Fruchtstände die Hüllblätter braun geworden sind, kann mit einem guten Anteil
an reifen braunen oder beigen Früchten gerechnet werden. In Kleinbeständen empfiehlt sich
die vorgängige Handernte der zuerst erblühten Körbchen am Haupttrieb, deren Samen zu
diesem Zeitpunkt schon ausfallen.
Abb. 5, oben: An den verblassenden Hüllblättern und den braunen Pappushaaren
ist zu erkennen, dass in diesem Körbchen die
Samen bald reif sind.
Abb. 6, links: Gestaffelte Blüte und Samenreife; an der gleichen Pflanze ist mittig eine
offene Blüte, rechts oben eine noch
geschlossene Knospe, und rechts vorne ein
Körbchen mit reifen Früchten zu sehen.
Indikationen und Inhaltsstoffe
Das Benediktenkraut taucht in der medizinischen Literatur erst ab dem 17. Jahrhundert auf.
Sein Saft hatte historisch einen Ruf in der äusserlichen und innerlichen Behandlung von
venösen Beschwerden und ‚faulen’ Geschwüren – auch gegen Pest und Krebs-Geschwüre -,
sowie von Magenbeschwerden und galt als starkes Blutreinigungsmittel. Das heute noch
gebräuchliche Hauptanwendungsgebiet liegt in der Anwendung als mildes Bittermittel zur
Anregung der Magensekretion bei Appetitlosigkeit und Verdauungsschwäche.
Benediktendistel wird sowohl als Teeaufguss von getrocknetem Kraut als auch in der
Herstellung von Kräuterlikören verwendet. In der Phytotherapie wird sie auch in Leber-GallePräparaten verarbeitet. Der Bitterwert liegt bei 800, im Vergleich zu Enzianwurzel – mit
einem Bitterwert von 10 000 - handelt es sich um ein mildes Amarum.
Als wichtigster Inhaltsstoff wird das Cnicin angesehen, das zu 0,2 – 0,7 % in der getrockneten
Droge enthalten ist. Es wirkt in konzentrierter Form antimikrobiell und entzündungshemmend, ist aber toxisch. Die Droge enthält auch ätherische Öle, Flavonoide und einen hohen
Anteil an Mineralstoffen.
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Deskriptoren Cnicus Hortus
Cnicus benedictus
Habitus und Population
Erhebungsdatum 25.07.2013
MW
STABW
Pflanzenhöhe in cm (Mittelwert aus 10 Pflanzen)
61.9
9.2
Variabilität des Bestandes
mittel (relativ homogen)
Anzahl Triebe pro Pflanze (Mw aus 10 Pflanzen)
23.3
1.3
Distanz zw. Boden und erstem blütentragendem Trieb
31.5
2.6
Behaarung der Triebe
stark drüsig behaart
Blätter (Mittelwert der Blätter von 30 Pflanzen)
Def.: 1. Blatt des höchsten Seitentriebes unter
der terminalen Blüte des Haupttriebes
Länge in cm (Blatt sitzend, halb stengelumfassend mit Öhrchen)
Blätter sitzend
Länge Spreite
15.1
1.3
max. Breite Spreite
5.5
0.9
Verhältnis Blattlänge/Breite
2.8
0.4
Behaarung der Blattoberfläche
schwach
Behaarung der Blattunterfläche
mittel (relativ homogen)
Behaarung der Blattnervatur
stark
Blüten ( Mittelwert von 30 Blüten)
Blütendurchmesser in cm (ganzes Körbchen)
1.06
0.1
Länge der Blütenblätter in mm (im Körbchen)
6.4
0.8
Maximaler Durchmesser des Kelch-Körbchens in mm
22.8
3.4
Anzahl Körbchen pro Trieb
1
Samen
Tausenkorngewicht
28.4
Grösse oder Durchmesser in mm
7-10 x 1-2mm
Form
leicht gebogener schmal zulaufender Konus,
Pappusansatz kronenförmig gewölbt
Oberfläche
beige grobe Längsrillen, Vertiefung olivhellbraun, zerstreut behaart
Erntetermin
1.8.-19.8.2014
Keimfähigkeit
66% Okt. 14
Keimdauer
7-10 Tage
Tausenkorngewicht
28.4
0.05
0.05
RR 11.2.2015
Dieses Projekt wird im Rahmen des Nationalen Aktionsplans zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung
der pflanzengenetischer Ressourcen (NAP-PGREL) durch das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW)
unterstützt.
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