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SECHS ARTEN DES
DÉBRIDEMENTS
Wundreinigung. Ein sauberer Wundgrund ist Voraussetzung für eine gute
Beurteilung des Wundzustandes und damit für eine erfolgreiche Therapie.
Dazu kann ein Wunddébridement erforderlich werden. Im Folgenden
werden die unterschiedlichen Möglichkeiten des Débridements beschrieben
und aufgezeigt, was aus pflegerischer Sicht zu beachten ist.
Von Kerstin Protz
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Foto: Fotolia
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Cave: Bei einer peripheren arteriellen Durchblutungsstörung (pAVK)
sind trockene Nekrosen erst im Anschluss an eine Revaskularisation zu
behandeln (Abb. 2). Bis dahin sind
nur trockene Verbandwechsel durchzuführen, keine feuchte Wundhandlung, kein Débridement!
Fibrinbeläge behindern ebenfalls
die Wundheilung (Abb. 3). Ihre
Konsistenz variiert von fest über zäh
bis weich, die Farbe von hellgelb
Die Schwester Der Pfleger 54. Jahrg. 5|15
Pflegen + Unterstützen
über gelb bis bräunlich. Fibrin ist
meist ohne Geruch. Es gibt unterschiedliche Methoden, Nekrosen
und Fibrinbeläge abzutragen, wie
chirurgisch, biochirurgisch, mechanisch, autolytisch, enzymatisch.
Chirurgisches Débridement
Laut AWMF S-3 Leitlinie handelt
es sich hierbei um „die radikale
Abtragung von avitalem Gewebe,
Nekrosen, Belägen und/oder Entfernung von Fremdkörpern mit dem
Skalpell und Pinzette, scharfem Löffel, Shaver, Ringkürette oder mittels
Wasserstrahldruck bis in intakte
anatomische Strukturen“ (Abb. 4
und 5).
Dies ist die schnellste und effektivste Art der Wundreinigung –
jedoch invasiv und nicht gewebeschonend. Hierbei werden mit Instrumenten avitale Strukturen abgetragen und Wundtaschen eröffnet.
Im Gegensatz hierzu sind alle anderen Débridement-Methoden lediglich
oberflächlich. Anwendungshinweise:
n Rechtzeitige Patientenaufklärung
und Materialbereitstellung,
n Ausreichende und rechtzeitige
lokale und/oder systemische Analgesie beziehungsweise Anästhesie; lokal beispielsweise mit Emla®-Creme
(Achtung: Zulassung nur für Ulcus
cruris!),
n Einnahme von Gerinnungshemmern und Gerinnungsstörungen beachten,
n Durchführung nur durch erfahrene Ärzte,
n Exakte Selektion des zu entfernenden Gewebes oft nur schwer
möglich.
Abb. 1 Feuchte Nekrose
Abb. 3 Fibrinbeläge
Abb. 2 Trockene Nekrose bei pAVK
Abb. 4 Chirurgisches Débridement mit einer Ringkürette
Abb. 5 Chirurgisches Débridement
mit Skalpell und Pinzette
Abb. 6 Mechanisches Débridement
Enzymatisches Débridement
Diese Methode nutzt biosynthetisch
hergestellte proteolytische Enzyme,
zum Beispiel Chlostridiopeptidase,
Streptokinase, Streptodornase. Diese
bauen enzymatisch avitales Gewebe
ab, um den Heilungsprozess durch
Aktivierung körpereigener Reaktionen zu fördern. In Interaktion mit
Proteinen verflüssigen sie Gewebetrümmer und weiches nekrotisches
Material. Enzympräparate, zum Beispiel Iruxol® N, Varidase® N, sind als
Die Schwester Der Pfleger 54. Jahrg. 5|15
verschreibungspflichtige Arzneimittel zugelassen. Anwendungshinweise:
n Selektives Aufweichen von Gewebe durch proteolytische Enzyme,
n Keine Wirkung bei trockenen
Nekrosen,
n Anwendung kann Schmerzen,
Brennen und Hautreizungen auslösen,
n Verbandwechsel ein- bis zweimal
täglich (unwirtschaftlich/kostenintensiv).
Mechanisches Débridement
Mit trockenen oder angefeuchteten
Kompressen entfernt der Anwender
Zelltrümmer, Verbandreste, oberflächliche Beläge und Abfallstoffe
von Wunde, Wundrand und -umgebung (Abb. 6). Gegebenenfalls erfolgt dies unter Zuhilfenahme von
Instrumenten wie Pinzetten oder
auch speziellen Reinigungspads.
33
n Verweildauer: je nach Wund-
Abb. 7 Larventherapie mit Biobag
Abb. 8 Ultraschall-assistierte Wundreinigung
zustand 3 bis 4 Tage; mindestens
täglicher Wechsel des Sekundärverbandes.
Es gibt auch Kontraindikationen,
die bedacht werden müssen:
n Patient unter Antikoagulantientherapie beziehungsweise Wunden
mit Blutungsneigung,
n Wunden, bei denen ein extensives chirurgisches Débridement
oder eine chirurgische Operation
erforderlich ist,
n Wunden, die mit Körperhöhlen
oder inneren Organen in Verbindung stehen,
n Gewebe mit unzureichender
Durchblutung,
n Schnell fortschreitende Infektions- oder Sepsis-Gefahr.
Ultraschall-Débridement
Foto: Astrid Probst
Abb. 9
Applikation eines Hydrogels
Abb. 10 Einsatz einer Wundauflage zur Nasstherapie –
Tender® Wet (neuer Name HydroClean® plus)
In Einzelfällen kann es je nach Druckausübung und Reibung zu Schmerzen
sowie einer Traumatisierung des
frischen Gewebes kommen. Unterschiedliche Produkte können das
mechanische Débridement unterstützen (s. Kasten).
Biochirurgisches
Débridement
Bei dieser Methode kommen steril
gezüchtete Larven der Fliege Lucilia
sericata zum Einsatz, um die Wunde
von avitalem Gewebe zu reinigen.
Die Larven sind einzeln als sogenannte Freiläufer oder zur erleichterten Aufbringung in einem Polyesternetz eingeschlossen erhältlich (Abb.
7). Ihr Speichelsekret enthält eiweißaufspaltende (proteolytische)
Enzyme und löst durch extrakorporale Verdauung avitales Gewebe, Nekrosen, Beläge und Biofilm auf.
Anschließend nehmen die Larven den entstandenen Nahrungsbrei
wieder auf und verstoffwechseln diesen. Ihre Ausscheidungen wirken an-
34
tibakteriell auf grampositive Bakterien (auch MRSA). Gegenüber
gramnegativen Bakterien, zum Beispiel Pseudomonas aeruginosa, besteht eine eingeschränkte Wirksamkeit. Letzterer kann die Larven schädigen, sodass sie absterben.
Die Arbeit der Fliegenlarven
kann beim Patienten Kribbeln, Juckreiz oder Schmerzen auslösen. Bei
Schmerzen ist ein entsprechender
Analgetika-Einsatz
erforderlich.
Durch die Zersetzung des nekrotischen Gewebes oder von Belägen
kann es zu einer Vergrößerung der
Wunde oder zu Blutungen kommen.
Larven der Fliege Lucilia sericata
sind in Deutschland als verschreibungspflichtiges Fertigarzneimittel
zugelassen. Anwendungshinweise:
n Dosierung pro cm² nekrotisch
belegter Wundfläche: 5 bis 8 Larven,
n Keine gleichzeitige Anwendung
von Antiseptika oder Tensiden,
n Anwendung in Kombination mit
systemischen Antibiotika möglich,
n Angst-/Ekelgefühl bei Patienten
und Anwendern möglich,
Bei der Ultraschall-assistierten
Wundreinigung (UAW) handelt es
sich um ein nicht-invasives Verfahren zur Wundreinigung, bei der niederfrequenter Leistungsultraschall
(25 kHz) in Kombination mit einer
Spüllösung angewendet wird. Der
Anwender führt eine Sonde, aus der
beständig (2–3 Tropfen/Sekunde)
Spülflüssigkeit tropft, über den
Wundgrund (Abb. 8).
Die vibrierende Sonde erzeugt
Kavitationseffekte, die Fibrinbeläge,
Biofilme, Zelltrümmer und Keime
von der Wunde ablösen und gesundes Gewebe nicht beeinträchtigen.
Zudem werden Bakterienmembranen geschädigt. Durch den Ultraschallimpuls dringt die Spüllösung
tief in die Wunde und Gewebsspalten.
Die UAW fördert die Granulation,
regt die Proliferation der Fibroblasten an und stimuliert die Kollagensynthese. Anwendungshinweise:
n Bei Schmerzen vorab Analgetika-Einsatz oder Lokalanästhesie mit
Emla®-Creme einplanen,
n Die Spüllösung tritt als feiner
Feuchtnebel (Aerosol) aus dem Sondenkopf aus, durch Aerosolbildung
besteht Keimverschleppungsgefahr.
Deshalb: Schutzkleidung tragen
(langer und langärmeliger Kittel,
Einmalhandschuhe, Schutzbrille, gefilterter Mund-/Nasenschutz, Haube), Spritzschutz für den Patienten;
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Raum muss nach UAW komplett
gereinigt und alle Flächen/Böden
wischdesinfiziert werden.
Autolytisches Débridement
In allen Wunden findet auf natürliche Weise ein autolytisches Débridement statt. Dieser körpereigene
Selbstreinigungsprozess
weicht
durch Feuchtigkeit Beläge auf und
schwemmt Abfallstoffe und Fremdkörper aus. Dies ist ein schonender,
langsamer Vorgang. Nachfolgende
Produkte unterstützen das autolytische Débridement:
n Hydrogele: Diese sind als Tubengele oder Gelplatten erhältlich.
Sie enthalten Gelbildner und gegebenenfalls Alginate sowie bis zu
95 Prozent gebundenes Wasser, sind
aber selber nicht in Wasser löslich.
Nekrosen und Beläge verlieren durch
die Zuführung von Feuchtigkeit ihre
innere Festigkeit und lösen sich vom
Wundgrund. Daher ist ein dickes
Auftragen (0,3–0,5 cm) angeraten
(Abb. 9).
Gesundes Gewebe bleibt erhalten. Neben dieser autolytischen Wirkung können die Hydrogele, insbesondere in Plattenform, auch zur
Feuchthaltung beziehungsweise Rehydration trockener Wunden oder
austrocknungsgefährdeter freiliegender Strukturen, zum Beispiel von
Sehnen- oder Knochengewebe, zum
Einsatz kommen. Anwendungshinweise:
– Bei Tubengelen ist eine Sekundärabdeckung erforderlich, zum Beispiel sterile Transparentfolie zur
Verstärkung der Autolyse bei eher
trockenen Belägen; zur Aufnahme
von Wundexsudat bei eher feuchten Belägen Abdeckung mit feinporigem Schaumverband,
– Unkonservierte Produkte, erkennbar am Zeichen
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Anbruch zu verwerfen; konservierte Produkte, zum Beispiel mit
Polihexanid oder Octenidin, können nach Anbruch weiterverwendet werden (genaue Dauer s. Packungsbeilage),
– Verweildauer: bis zu 3 Tage.
Cave: Kein Einsatz bei stark nässenden oder blutenden Wunden.
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PRODUKTE, DIE DAS MECHANISCHE DÉBRIDEMENT
UNTERSTÜTZEN SOLLEN
Faserverbund zur mechanischen Wundreinigung
Debrisoft® (Lohmann & Rauscher): Dieses Produkt
besteht aus Monofilament-Polyester-Fasern und hat
eine rückwärtige Polyacrylatbeschichtung. Vor Anwendung wird die weiche Faserseite des Produktes
mit einer Wundspüllösung angefeuchtet. Beim anschließenden Reiben über die Wundoberfläche dringen die Fasern in Vertiefungen ein und entfernen
schmerzarm Abfallstoffe und Exsudat. Ergänzend
kann die Umgebungshaut mit dem Produkt gereinigt werden. Im Anschluss erfolgt die weitere Standardbehandlung. Dieses Produkt dient der mechanischen Wundreinigung und ist kein Wundverband!
Mechanisches Débridement
mit Debrisoft®
Getränktes Reinigungstuch
UCS™ Débridement (medi GmbH & Co. KG): Dieses
Viskosetuch ist bereits mit einer Reinigungslösung
getränkt, welche aus Aloe vera, Allantoin und
Poloxamer besteht. Die Reinigungslösung soll während dieses schmerzarmen, mechanischen Débridements zur Zerstörung des Biofilms beitragen, Hautinfektionen verhindern, Mikroben bekämpfen sowie
ein erneutes Bakterienwachstum hemmen. Auch
Wundrand und -umgebung können mit dem Produkt gereinigt werden. Im Anschluss erfolgt die
weitere Standardbehandlung. Dieses Produkt dient
der mechanischen Wundreinigung und ist kein
Wundverband!
Offenporiger Schaum zur
mechanischen Wundreinigung
Ligasano® Wundputzer® (Ligamed® medical Produkte GmbH): Dieser Schaum besteht aus einem elastischen, geschäumten, luft- und wasserdurchlässigen
Polyurethan (PUR). Seine grobe Struktur und raue
Oberfläche bewirken einen durchblutungsfördernden, mechanischen Reiz, der die Granulation stimuliert. Durch die mechanische Reizung können
Schmerzen auftreten. Auch Wundrand und -umgebung können mit dem Produkt gereinigt werden. Im
Anschluss erfolgt die weitere Standardbehandlung.
Dieses Produkt dient der mechanischen Wundreinigung und ist kein Wundverband!
Reinigung mit UCS™
Débridement Reinigungstuch
Ligasano® Wundputzer® zum
mechanischen Débridement
Hydroreinigende Polyacrylatwundauflage
UrgoClean® (Urgo GmbH): Diese Wundauflage ist als
Kompresse mit mikroadhäsiver Lipidokolloid-Matrix
(TLC) oder Tamponade mit steriler Applikationshilfe
erhältlich. Sie ist ab der Reinigungsphase für
fibrinöse, exsudierende Wunden geeignet. Die
hydroreinigenden Polyacrylatfasern vergelen im
Kontakt mit dem Wundexsudat. Dieses Gel bindet
und absorbiert Fibrinbeläge. Je nach Lokalisation
und Exsudation erfolgt die Abdeckung mit einem
Sekundärverband. Die Verweildauer beträgt je nach
Wundexsudation ein bis zwei Tage.
Wundreinigung mit
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35
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– Je nach Produkt Sekundärabdeckung erforderlich,
– Verweildauer: je nach Exsudation
bis zu 7 Tage.
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Foto: Carsten Hampel-Kalthoff, Dortmund
Abb. 11 a Wundreinigung mit PolyMem®
Abb. 12 a Erschöpftes Alginat
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Foto: Carsten Hampel-Kalthoff, Dortmund
Abb. 11 b Wundreinigung nach PolyMem®
Abb. 12 b Wunde nach Reinigung mit Alginat,
Granulationsanteile sind deutlich sichtbar
n Wundauflage zur Nasstherapie
n Polymerer Membran-Verband
(neuer Name: HydroClean® plus,
ehemals TenderWet®, Paul Hartmann AG): Dies ist eine mehrschichtige Wundauflage in Kissenform. Sie besteht aus einem Saugkissen mit superabsorbierendem Polyacrylat, das gebrauchsfertig mit
Ringerlösung aktiviert ist (Abb. 10).
Das Kissen enthält im inneren Kern
Polihexanid (PHMB) zum Schutz
vor Rekontamination. Die Wundkontaktseite hat eine Silikonbeschichtung, um vor einem Verkleben
mit dem Wundgrund zu schützen.
Diese Wundauflage gibt in einem Saug-Spül-Prozess kontinuierlich Ringerlösung in die Wunde ab
und weicht Nekrosen und Beläge
auf. Toxine, keimbelastetes Wundexsudat und Zelltrümmer werden
durch das Saugkissen aufgenommen,
dort gebunden und beim Verbandwechsel aus der Wunde entfernt.
Anwendungshinweise:
– Sekundärabdeckung erforderlich,
– Verweildauer: bis zu drei Tage.
(PMV)
(PolyMem®,
Mediset
GmbH):
Dieser
mittelporige
Schaumverband enthält Glycerin als
Befeuchter, einen Superabsorber und
ein Tensid (F-68) als Wundreiniger.
Er ist mit und ohne Kleberand erhältlich (Abb. 11 a und b). Anwendungshinweise:
– Zu Beginn kann durch die reinigende Wirkung viel Feuchtigkeit
entstehen, sodass die Auflage
eventuell häufiger gewechselt wer-
marinen Braunalgen hergestellt und
sind als Kompressen und Tamponaden erhältlich. Sie geben bei Kontakt
zum Wundexsudat Calcium-Ionen
ab und nehmen gleichzeitig Natrium-Ionen auf. Die Alginatfasern
bilden ein hydrophiles Gel, das die
Wunde ausfüllt und feucht hält. Dieses Gel hat eine hohe Saugkapazität
und schließt Exsudat, Zelltrümmer
sowie sonstige Abfallstoffe ein
(„Staubsaugereffekt“). Alginate können bei ausreichend Feuchtigkeit gut
zur Reinigung von feuchten Belägen
eingesetzt werden (Abb. 12 a und b).
Anwendungshinweise:
– Locker in Wundtaschen tamponieren,
– Nicht über den Wundrand hinaus
applizieren (Mazerationsgefahr),
– Auf rückstandsfreie Entfernung
achten, bei Verbleib besteht Infektionsgefahr,
– Geruchsentwicklung durch eingeschlossene Abfallstoffe möglich,
– Sekundärabdeckung erforderlich,
– Verweildauer: je nach Wunde, Produkt und Exsudation 3 bis 7 Tage.
n Hydrokolloidverbände:
Diese
Wundauflagen bestehen aus einer
wasserabweisenden Polymermatrix,
in der hydrophile Partikel zur Absorption enthalten sind. Diese Partikel bestehen unter anderem aus Cellulosederivaten, Pektin und Gelatine.
Abb. 13
Erschöpfter
Hydrokolloidverband
Die Schwester Der Pfleger 54. Jahrg. 5|15
Die äußere Trägerschicht ist eine Polyurethanfolie. Die
Matrix besteht aus Elastomeren und Klebstoffen.
Hydrokolloide bilden ein Gel unter Aufnahme von
Wundexsudat. Dadurch können sie bei schmierigfeuchten Belägen im autolytischen Débridement ebenfalls Verwendung finden (Abb. 13). Anwendungshinweise:
– Großflächig, mindestens 2 bis 3 cm den Wundrand
überlappend, aufzukleben,
– Verbandwechsel, wenn die sich bildende Blase an
den Rand des Verbandes reicht,
– Verweildauer: 1 bis 7 Tage.
Cave: Kein Einsatz bei infizierten Wunden, da durch
das erzeugte feucht-warme Milieu das Bakterienwachstum begünstigt wird, was zu einer Sepsis führen
kann.
DIE FACHZEITSCHRIFT FÜR INTENSIVPFLEGE,
ANÄSTHESIE UND OP-PFLEGE
Ursache der Wunde
muss geklärt sein
Die Entscheidung für eine Débridement-Methode
orientiert sich an verschiedenen Parametern. Schmerzempfinden und Lebenssituation des Patienten sind
hierbei genauso zu beachten wie Kenntnisse und
Fähigkeiten des Anwenders sowie vorhandene Materialien.
Basierend darauf und auf der Art und Ursache des
vorhandenen Belags erfolgt eine Einschätzung des zu
erwartenden Umfangs der anstehenden Wundreinigung. Für jede beschriebene Methode gilt, dass vor
Einsatz einer Wundreinigung immer die Ursache der
Wunde geklärt sein muss. Voraussetzung ist immer die
Aufklärung und darauf basierend das Einverständnis
des Patienten.
Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e. V.
(2012): Lokaltherapie chronischer Wunden bei Patienten mit den
Risiken periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus,
chronische venöse Insuffizienz; AWMF-Leitlinien-Register Nr.
091/001, Bearbeitungsstand 6/2012. www.awmf.org/uploads/
tx_szleitlinien/091–001l_S3_Lokaltherapie_chronischer_Wunden_
2012–06.pdf
Protz K (2014): Moderne Wundversorgung, 7. Auflage, Elsevier Verlag, München
Sellmer W, Bültemann A, Tigges W (2010): Wundfibel – Wunden
versorgen behandeln heilen, Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin
Standards Wundzentrum Hamburg e. V.: www.wundzentrum-ham
burg.de
Strohal R, Apelqvist J, Dissemond J et al. EWMA Document: Débridement. J Wound Care. 2013; 22 (Suppl. 1): S1–S52
Vasel-Biergans A, Probst W (2010): Wundauflagen für die Kitteltasche, 3. Aufl., Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart
Kerstin Protz, Krankenschwester,
Projektmanagerin Wundforschung im Comprehensive
Wound Center (CWC) am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf,
Referentin für Wundversorgungskonzepte, Vorstandsmitglied
Wundzentrum Hamburg e. V.
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Die Schwester Der Pfleger 54. Jahrg. 5|15
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