1 Emil Pohl geboren am 28. Februar 1908 in Deschnei (Adlergebirge) Ortsteil Wiederdrieß Nr. 5 Meine Eltern Anton und Maria Pohl; ich war der fünfte Sohn von sieben Geschwistern. Mein Vater starb, als ich erst 7 Jahre alt war. Weil ich schwach und spät entwickelt war, bin ich erst mit 7½ Jahren in die Volksschule Deschnei eingeschult worden. 2 Kapelle in Wiederdrieß - sie lag am Schulweg von uns Geschwistern. 1940 wurde in ihr Sohn Erich getauft. Als ich 12½ Jahre war, kam ich ein Jahr nach Hrastice, um die tschechische Sprache zu lernen, wo ich in die Volksschule in Skuhrov ging (siehe Kartenanhang). Ich war bei einem älteren Ehepaar, das eine kleinere Landwirtschaft hatte. Für mein Essen musste ich auf dem Feld und im Stall arbeiten. Früh, bevor ich in die Schule ging, im Stall helfen und des öfteren ging ich nicht in die Schule, wenn Erntezeit war. Auch in der Ferienzeit durfte ich nicht nach Hause gehen. Ich war froh, als das Jahr rum war und ich wieder heim konnte. Ein halbes Jahr, bis ich 14 Jahre war, ging ich nach Deschnei zur Schule. Im Ganzen bin ich 5½ Jahre in die deutsche und 1 Jahr in die tschechische Schule gegangen. In die Lehre ging ich erst, als ich 16 Jahre alt war. Bis zu dieser Zeit, ausgenommen das Jahr im Tschechischen, hatten wir eine schöne Jugend, auch wenn wir arbeiten mussten und wenig Geld hatten. Vor unserer Mutter hatten wir Respekt, sie war aber andererseits großzügig. Bei uns war immer Sammelplatz von vielen Nachbarskindern. In der großen Wohnstube wurde musiziert und getanzt. Wir spielten Ziehharmonika, ich hatte etwas Geige spielen gelernt und Mandoline. Später hatten wir einen Plattenspieler. Radios gab es damals noch nicht. Im Sommer war Tummelplatz ums Haus oder am Alba-Bach und im Winter Skifahren. Unser Taschengeld mussten wir uns selbst verdienen. Im Sommer Beeren pflücken und Forellen fangen, welche wir dann verkauften – das war dann unser Kirmesgeld. Zu damaliger Zeit gab es allerhand Heimarbeit im Adlergebirge. In erster Linie Handweberei, Filet-Stickerei und Netzen (Netzvorhänge knüpfen) auch Holzspanschachteln machen. Wir hatten uns für Filet-Stickerei entschieden. Obwohl es eine Frauenarbeit war, haben es auch wir Jungen gelernt. Diese Arbeit wurde 3 Das Elternhaus in Wiederdrieß mit Nichte Jaromila dann bloß in den Wintermonaten gemacht. Immerhin, obwohl der Verdienst sehr gering war, haben wir uns neben dem Schulunterricht soviel verdient, dass wir uns bis Ostern einen Anzug kaufen konnten. Als ich 16 Jahre alt war, wollte Mutter, dass ich einen Beruf oder ein Handwerk erlerne. Die Auswahl war gering bei uns. Meine Mutter hatte mir eine Bäckerlehrstelle vermittelt und zwar in Deschnei in der Bäckerei Schmidt. Mein gewünschter Beruf war es nicht. Am 1. April 1924 trat ich die Lehrstelle an. Der Betrieb war klein, Meister und Lehrling. Damals wurde auch sonntags gebacken, so gab es das ganze Jahr keinen freien Tag; nicht einmal sonntags Nachmittag, da wurden mir die drei kleinen Kinder übergeben und ich musste Kindermädchen machen, weil der Meister und Frau meist ausgingen. Es kam vor, sie kamen nachts zwischen 12 und 1 Uhr heim und weckten mich schon auf zum Backen, als ich noch kaum eingeschlafen war. Der Meister selbst legte sich ins Bett. Wenn ich die Arbeit nicht bewältigte, ihn weckte, so war das vergebens. Natürlich war ich dann der Schuldige, wenn die Backwaren nicht in Ordnung waren. Es war schon eher Dummheit, dass ich das alles mitmachte und nicht einmal den Sonntag Nachmittag für mich beansprucht habe. Ich nahm mir dann vor, nach der Gesellenprüfung die Arbeitsstelle sofort zu verlassen, was ich auch getan habe. Nach meiner Lehrzeit fuhr ich nach Gablonz (tschechisch Jablonec nad Nisou) zu meiner Tante Stefanie (jüngere Schwester der Mutter), um einen Arbeitsplatz 4 zu suchen. Ich fand einen Arbeitsplatz in Morchenstern (tschechisch Smržovka), bei der Bäckerei Hübner. Das war im Juni 1927. Es war ein größerer Betrieb mit 5 Gesellen und 2 Lehrlingen. Außer der Bäckerei war noch Großhandel dabei. Gebacken wurden mehr Weißwaren, Brot nur wenig. Es wurde von 12 Uhr nachts bis morgens in der Backstube gearbeitet und im Laufe des Vormittags wurde im Großhandel gearbeitet – mit Pferdefuhrwerk Waren vom Bahnhof holen und Kunden beliefern. Zum Mittag war Feierabend. Am Wochenende wurde von Freitag Abend 6 Uhr bis Samstag zum Mittag gearbeitet. Urlaub gab es nicht. Drei Jahre war ich da tätig. Ich hatte in der Zwischenzeit einmal gekündigt, aber der Meister hat mich überredet, gab mir mehr Lohn, so blieb ich wieder. Zu dieser Zeit gab es viel Arbeitslose. Im Juni 1930 gab ich die Stelle auf und fuhr nach Hause. Einige Tage zu Hause, holte mich Fridolin Dörner, der gerade in Hinterwinkel (tschechisch Zákoutí) einen Bäckerbetrieb eröffnet hatte. Es war ein älteres Bauernhaus, auf primitivste Weise eingerichtet. Dörner war bekannt im ganzen Umkreis – zu allem fähig, trinken, Hasard spielen und Musik machen; zu guten und zu schlechten Taten. Nun, er zahlte mir anständigen Lohn und so ging ich zu ihm. Dass es nicht lange gut gehen konnte, merkte man bald. Nach einem halben Jahr war es so weit und er bekam kein Mehl mehr geliefert. Er gab mir zu verstehen, dass er hoch versichert ist; es sollte brennen und er wollte, dass ich dabei behilflich sein möchte. Natürlich für ein Honorar. Ich wollte davon nichts wissen. Er hat wohl einen gefunden. Dörner machte Musik im Albahof, ich war auf einem Feuerwehrball. Und während ich am Tanzen war, gab es Feueralarm. Wo es brennt, konnte ich mir denken, was auch zutraf. Es gab Gerichtsvorladungen, aber wer Brandstifter war, wurde nicht bekannt. Dörner hat das Haus gleich wieder aufbauen lassen, noch mal kurze Zeit gebacken, dann aber das Haus verkauft. Käufer war Herr Kříž (zu deutsch „Kreuz“, sprich Krschisch), ein 5 Tscheche und Pächter der Masaryk-Baude (Gebirgsgasthof auf dem Kamm des Adlergebirges benannt nach dem ersten tschechoslowakischen Staatspräsidenten). Ich war vorübergehend daheim (im Elternhaus in Wiederdrieß). Im Juni 1931 ging ich nach Sattel (tschechisch Sedloňov) in die Bäckerei Metzner. SATTEL, der Geburtsort meiner Frau oben: Niederdorf mit Kirche, in der wir getraut wurden unten: Bäckerei Metzner In Sattel machte ich die erste Bekanntschaft mit meiner Frau (Maria Liwar). Und wieder im Juni 1932 kam Herr Josef Jung aus Tanndorf (tschechisch Jedlová) zu mir mit dem Vorschlag, die Bäckerei in Tanndorf Nr. 82, welche Herr Kříž gekauft hatte, zu pachten. Ich nahm den Vorschlag an und wir einigten uns, 6 dass Herr Jung mit Frau den Laden mit Wohnung und ich die Backstuben mit Magazin jeweils in eigener Regie übernehmen. So meldete ich im Juni 1932 das Bäckergewerbe an. In Deschnei mit Tanndorf waren schon vier Bäckereien. Die Aussichten waren nicht gut, aber es konnte ja nicht mehr als schief gehen. Ich versuchte, mit guten, billigen Backwaren Kunden zu bekommen. Die Zeit war günstig, da gerade der Anfang der Sommersaison war. So kam es, dass ich gleich einige Hotels als Kunden hatte. Die Arbeit wuchs mir bald über den Kopf, so nahm ich einen Lehrling auf und später in den Saisonzeiten noch einen Gesellen. Nach zwei Jahren sah ich ein, dass der Reinertrag gleich Null war. Es musste sich etwas ändern. Bei Herrn Jung im Laden sah es noch mieser aus. Unser Wohnhaus mit Bäckerei und Gemischtwarenhandel Nach etlichen Unterbrechungen wurde die Bekanntschaft mit meiner (späteren) Frau ernst. Herr Kříž, der Besitzer der Bäckerei, bot mir das Haus zum Kauf an. Das war natürlich ein Risiko, da ich ja kein Bargeld hatte. Andererseits sah ich den Vorteil, wenn Bäckerei und Laden in einer Hand wären. Der Kaufpreis war 80.000 Kronen. Eine Hypothek von 40.000 Kronen hatte eine Bank von Dobruška (deutsch Gutenfeld – tschechischer Ort im Vorgebirge), welche wir übernehmen konnten. 30.000 Kronen waren an Herrn Kříž mit 10 Jahren Laufzeit abzutragen, der Rest von 10.000 Kronen in bar. Am 31. Oktober 1934 feierten wir Hochzeit. Meine Frau, geborene Maria Liwar, war aus Sattel, wo wir auch getraut wurden. Mein Kopf stand nicht nach Hochzeitsfeier, das hat zum Glück alles meine Frau organisiert. 7 Meine Gedanken und Sorgen waren das Risiko mit dem Kaufvertrag, den wir zwei Tage nach der Hochzeit beim Notar unterschrieben haben. Für die 30.000 Kronen, welche zu zehn Jahren Laufzeit an Herrn Kříž zu zahlen waren, mussten wir einen Bürgen haben, was meine Mutter getan hat (sie besaß als Witwe die Landwirtschaft in Wiederdrieß, Ortsteil von Deschnei). Da wir sieben Geschwister waren, war dies eine große Gefälligkeit, da es ja eine riskante Sache war, weil sich die politische und wirtschaftliche Lage (ungünstig) verändert hatte. In Deutschland regierte Hitler seit 1933 und im Sudetenland stieg die deutschnationale Partei unter Henlein enorm an. Die Grenze Deutschland/Tschechoslowakei wurde gesperrt und das hatte zur Folge, dass deutsche Pensionen und Reiseunternehmen (im tschechischen Grenzland) Pleite machten, da doch viele Touristen aus Deutschland (jetzt nicht mehr) ins Adlergebirge kamen (bzw. kommen konnten). Im März 1935, als Herr Jung ausgezogen war, kam meine Frau zu mir nach Hinterwinkel. Sie brachte Möbel, Wäsche und alle Gebrauchsgegenstände mit, was eine große Hilfe für den Anfang war. Wir hatten noch soviel Kredit bei den Lieferanten, dass wir die nötigsten Waren für den Laden geliefert bekamen. Weil der Vorgänger Jung kaum noch Kunden hatte, war es für den Laden ein neuer Anfang. Befriedigend konnten wir feststellen, dass der Umsatz von Monat zu Monat und Jahr zu Jahr größer wurde. Als ungelernte Kaufleute durften wir verschiedene Waren nicht führen oder verkaufen, wenn, dann musste das unterm Ladentisch geschehen. Wohl von ande8 ren Geschäften kam es zu Anzeigen und Kontrollen von der Gewerbeaufsicht. In der Tschechoslowakei war vieles möglich, wenn man nicht kleinlich war. Meine Frau sprach diesbezüglich unseren Bürgermeister an. Für einen Doppelzentner Weizenmehl hatten wir in kurzer Zeit einen Gewerbeschein (für Gemischtwaren), mit welchem wir alle Waren verkaufen durften. Mancher wird wohl gedacht haben, wie es wohl möglich ist, als wir unser Firmenschild geändert haben. . Es kamen noch Rückschläge, bedingt durch die politische Lage. Es machten uns auf einmal tschechische Lieferfirmen Schwierigkeiten. Besonders Mühlen, welche immer eine lange Zahlungsfrist einräumten, drängten auf einmal auf sofortige Zahlung. Trotzdem, dass wir mit einer Mühle einen Zahlungstermin vereinbart hatten, hatten sie uns Unkosten von über tausend Kronen gemacht. Es wäre nicht so weit gekommen, wenn alle unsere Kunden bar gezahlt hätten. In der selben Zeit wurden zwei Bäckereien versteigert, wo auch die Bäckerei dabei war, wo ich gelernt hatte. Damals hat uns Vater Liwar aus der Finanzklemme geholfen. Im Haus war noch vieles zu machen. Wir hatten uns finanziell wieder erholt, das Geschäft ging gut, natürlich dabei viel gearbeitet, konnten wir jetzt daran gehen, am Haus was machen zu lassen. Binnen fünf bis sechs Jahren haben wir das Haus außen verputzen lassen, vier Zimmer am Dachboden ausgebaut und möbliert, eigene Wasserleitung legen lassen und die Schulden vom Haus bezahlt. 9 Am 17. September 1935 wurde Sohn Helmuth geboren. - In den Jahren von 1936 bis 1938 wurde es immer unheimlicher. Der Hass gegen Deutsche wurde immergrößer. (Tschechische) Urlaubsgäste kamen immer weniger, dafür kamen tschechische Arbeiter und Wehrmacht. Es wurden Straßen und Bunker gebaut und die Angst, dass es zum Krieg kommt und wir im Frontgebiet wohnen, wurde immer größer. Im Sommer 1938 wurde die politische Lage ernst. Drohungen von den Tschechen wie „die Straßen werden mit deutschen Köpfen gepflastert“ und so weiter, waren täglich zu hören. Keiner traute sich nachts aus dem Haus. Anfang Oktober wurden Frauen mit Kindern über die Grenze nach Deutschland evakuiert. Meine Frau mit Sohn Helmuth, sie war schwanger, musste auch mit. Diese Evakuierung hatte die deutsch-nationale Partei organisiert. Die tschechische Regierung hat dann eingesehen, ein Krieg mit Deutschland wäre eine Katastrophe für sie. Sie beugte sich dem Münchener Abkommen und trat das Sudetenland (an Deutschland) ab. Am 30. Oktober 1938 besetzte die deutsche Wehrmacht das Sudetenland. Die Tschechen, welche im deutschsprachigen Gebiet wohnten, hatten sich schon vorher abgesetzt. Alles geschah, ohne besondere Vorkommnisse. Für uns Deutsche war es ein historischer Tag. Vor allem, es war eine Erlösung von der Kriegsgefahr. Ich habe dann erfahren, dass meine Frau und Sohn Helmuth (Oma Liwar war auch dabei) auf der Insel Norderney sind und nach vier Wochen heimkehrten. Am 18. November 1938 wurde Emil geboren. Erst jetzt konnten wir aufatmen, dass alles einen guten Ausgang hatte. V.l.n.r.: Urgroßmutter, meine Frau, ich mit Helmuth und Schwiegermutter mit Emil Wir waren deutsche Reichsbürger, befreit von den Gefahren, aber freie Bürger sind wir nicht geworden. Fürs Geschäft kamen strenge Preisvorschriften, was 10 wohl für uns keinen Nachteil bedeutete. Der neue Gruß, Heil Hitler, den ich nur ungern aussprach oder erwiderte, wurde zur Pflicht und führte schon zu einem Verweis, wenn man den auf einer Dienststelle nicht laut und deutlich aussprach. Man wurde als politischer Gegner angesehen, wenn man nicht Mitglied einer Organisation wie NSDAP, SA, NSKK und so weiter wurde. (Mit der Hoffnung,) dass es jetzt Frieden gibt, hatten wir uns getäuscht. Schon im September 1939 überfiel Deutschland Polen, an dem sich auch Russland beteiligte. Es war ein Blitzkrieg von drei Wochen, aber was niemand ahnte, es war der Anfang vom Zweiten Weltkrieg, der fünfundeinhalb Jahre dauerte. Es folgten im Frühjahr die Feldzüge gegen Frankreich, die Balkanstaaten bis Afrika und jetzt begriffen die Menschen, was Hitler vor hat. Auch die Gräueltaten gegen die Juden und so weiter erfuhren wir erst später. Ich hatte mir 1936 beim Fahrradfahren den rechten Arm gebrochen; beide Ellenknochen waren gebrochen, einer zersplittert, der nicht verheilte und wo ein Gelenk entstanden war. Der Unfall war dann ein Glücksfall. Ich galt bei den ersten zwei Musterungen während der ersten Kriegsjahre als untauglich für den Kriegsdienst. Die Familie wuchs – Sohn Nr. 3 „Erich“ wurde 1940 geboren. Am 18. Juni 1940 ist Sohn Erich geboren und am 23. September 1944 unser vierter Sohn Gerhard. Meine Frau galt somit als kinderreich und hatte dadurch bei 11 der Regierung Hitler besondere Rechte. Ich musste das dritte Mal zur Musterung und wurde trotz des Armes tauglich für den Kriegsdienst geschrieben und musste den Ortsgruppenkassenleiterdienst der NSDAP übernehmen, wurde zum Volkssturm verpflichtet, musste (Geld für politische Zwecke) sammeln gehen und Versammlungen durchführen. Als in Deutschland die Städte bombardiert wurden, kamen von Bochum Frauen mit Kindern nach Deschnei und Tanndorf. Jeder, der Platz hatte, Hotels und privat, musste sie aufnehmen. Es gab viel Arbeit im Geschäft und in der Bäckerei, denn ich war nur noch der einzige Bäcker in Tanndorf. Für die Bäckerei hatten wir einen tschechischen Gesellen, fürs Geschäft und den Haushalt zwei Mädchen beschäftigt. Weil wir vier Kinder hatten, konnten sie meine Frau nicht verpflichten, das Geschäft (allein) weiter zu führen, wenn sie mich zum Kriegsdienst einziehen. So wurde ich zurückgestellt. Das letzte Kriegsjahr war eine unheimliche Zeit. Niederlagen an allen Fronten. An den Bluff von Wunderwaffen glaubten nur noch wenige, aber bei denen musste man sich hüten, ein Wort zu sagen. Zum Holzfällen im Wald waren während des Krieges polnische Arbeiter hier, welche in Hinterwinkel wohnten. Für die schwere Arbeit reichten die ihnen zugeteilten Lebensmittel nicht aus. Da sie bei uns alle Waren kauften, hatten wir die Möglichkeit, ihnen jede Woche einige Brote ohne Marken zum normalen Preis zu geben, was natürlich niemand erfahren durfte. Im letzten Kriegsjahr kamen russische Kriegsgefangene. Im Speisesaal des Albahofs (Hotel) waren sie untergebracht. Es war nicht anzusehen, wie sie da hausten, hungerten und zur Winterszeit im Wald schwer arbeiten mussten. Nach Rücksprache mit den Wachposten versuchten wir, auch denen Brot zu geben. Die Möglichkeit war begrenzt, da es ja zu viele waren. Die Russen kamen immer näher. Am Gebirgskamm hörte man schon das Schießen der Artillerie. Im Tschechischen organisierten sich die Partisanen. Wehrlos mussten wir wieder warten, was geschehen wird. Am 8. Mai war die Kapitulation. Zwei Tage und Nächte dauerte der Rückzug der deutschen Wehrmacht, der an unserem Haus vorbei ging. Kaum war die deutsche Wehrmacht durch, kamen die ersten Russen. Das erste russische Fahrzeug hielt schon bei uns und die Soldaten kamen in den Laden. Mit Güte und List hat sich meine Frau vor einer Vergewaltigung retten können. Zur selben Stunde kamen auch die tschechischen Partisanen an. Mit Maschinengewehren zogen sie durch die Straßen. Wir waren Freiwild, mussten über uns ergehen lassen, was geschehen wird. Kein Deutscher wagte sich auf die Straße und Frauen hielten sich in Verstecken auf. Es kamen abwechselnd Tschechen oder Russen und plünderten, durchsuchten die Häuser nach Waffen, Wertsachen und so weiter. Man musste sehen, wie die Tschechen Männer abführten - wie man später erfuhr - misshandelten oder gleich erschossen. Wir waren Drohungen, Plünderungen und unwahren Beschuldigungen ausgesetzt. Auf die Straße durfte man nur mit weißer Armbinde. Ich selbst wurde von Tschechen, die mich nicht kannten, angespuckt. Unser Geschäft wurde geschlossen. 12 Da bei uns keine Industrie war, wurden alle wehrfähigen Männer zum Kriegsdienst eingezogen. Mehr als zehn Prozent der Einwohner sind gefallen. Dass ich zu Hause war, war eine Ausnahme. Von den Alten und Invaliden wurden in Tanndorf und Deschnei 21 Männer in der Deschneier Schule eingesperrt, die man nach einigen Wochen der Misshandlung bei der Masaryk-Baude in Schierlich erschossen und in einem Massengrab im Wald eingescharrt hat. Am 5. Juni 1945 wurde mir erlaubt, dass ich wieder backen darf. Eine kleine Hoffnung – dachte ich. Aber es war Bluff. Am 7. Juni, zwei Tage später, früh, kam ein Aufruf, alle deutschen Familienvorstände haben sich sofort im Gasthaus Seibert einzustellen. Von tschechischen Offizieren wurde jeder aufgerufen und musste nach einer Seite abtreten. Einzelne mussten auf die andere Seite abtreten. Diese kleine Zahl, es waren Waldarbeiter oder Bauern, durften heimgehen. Uns (anderen) wurde gesagt, um 12 Uhr an der Straßenkreuzung Hinterwinkel, marschbereit zur Austreibung bereit zu stehen. Jeder Haushaltsvorstand bekam zwei Soldaten zugeteilt, welche uns begleiten und bewachen mussten. Keine zwei Stunden hatten wir Zeit, unsere Habseligkeiten zu packen, zu überlegen, was man mitnehmen soll. Zum Glück hatten wir einen Handwagen (zum Brotausliefern), auf welchen wir in Säcken Betten und etwas Wäsche packen konnten. Zu schwer durften wir nicht laden, weil wir erfahren hatten, es geht über den Gebirgskamm, wo nur ein ganz schlechter Fahrweg war (der Vertreibungsweg führ- te von 600 Höhenmetern über die 1000 Höhenmeter gelegene heutige tschechisch-polnische Grenze nach Schlesien). (Sohn) Gerhard war erst 8 Monate alt und kam in den Kinderwagen. Wertsachen, so wurde uns gleich gesagt, durften wir nicht mitnehmen. Alle Türen wurden von den (Begleit)soldaten sofort verplombt, als wir das Haus verließen. Der Grund, dass wenige Bauern zu Hause bleiben durften: Sie mussten das ganze Vieh im Dorf versorgen. Am Sammelplatz angekommen, (erlebten wir) ein Trauerspiel. Manchen gingen die Nerven durch, viele Ältere hatten nichts oder wenig mitgenommen. Sie konnten es nicht für möglich halten, dass sie für immer fort müssen. Meistens waren es Frauen mit Kindern und Ältere, da ja die Männer noch nicht heimgekehrt oder in Gefangenschaft waren. Kurz vor dem Abmarsch kamen zwei Pferdefuhrwerke, auf welche die Kranken und Alten ihr Gepäck laden konnten. Weil viele keine Verpflegung mit hatten, wurde es erlaubt, als wir an unserem Haus vorbeizogen, das noch vorhandene Brot mitzunehmen. Der Zug wurde von berittenen Soldaten begleitet. Wer meckerte oder nicht Schritt halten konnte, wurde mit der Reitpeitsche geschlagen. In Luisenthal (auf halbem Weg zum Adlergebirgskamm) wurde am Waldrand Halt gemacht. Ein Soldat gab den Befehl: Alle in Reih und Glied aufstellen und alles Geld und Wertsachen bereit halten zum Abgeben. Es werden Leibes- und Gepäckvisitationen gemacht und bei wem etwas gefunden würde, der werde (standrechtlich) erschossen. Von beiden Seiten durchsuchten sie und sammelten das Geld ein. Auf diesen Fall waren wir, wie wohl alle, nicht vorbereitet. Zwei volle Reisekoffer mit Geld sammelten sie ein. Wir waren in der Mitte des Zuges und wurden nicht durchsucht. Ungefähr 10.000 Mark hatten wir mit, alles gaben wir hin, bis auf 20 Mark, die wir pro Kopf behalten durften. Ich woll13 te versuchen, etwas Geld verschwinden zu lassen, aber meine Frau hatte Angst, so haben wir alles hingegeben. Weiter ging es über den über 1000 Meter hohen Gebirgskamm nach Kaiserswalde, der erste Ort hinter der Grenze in Schlesien. Schlesien war von Polen und Russen besetzt. Die Besatzung wollte uns nicht aufnehmen. Es wurde schon finstere Nacht, die Kinder weinten und wohl als aus Rücksicht darauf durften wir da bleiben. Wir waren uns jetzt selbst überlassen. Wir wussten, dass wir da nicht längere Zeit bleiben können und bekamen für eine Nacht Unterkunft. Wir wussten nicht, was in der Welt los ist. Kein Radio, keine Zeitung. Die Tschechen hatten die deutschen Dörfer vom Kreis Grulich einfach willkürlich über die Grenze nach Schlesien getrieben. Tanndorf war das letzte Dorf, danach wurde die wilde Vertreibung, wohl von den Russen, verboten. Die provisorische tschechische Regierung ließ die Partisanen und die Wehrmacht nach ihrer Lust handeln, wie es ihnen gefiel, denn die Aussiedlung im Potsdamer Abkommen war noch nicht rechtskräftig. Es ist mir heute noch gut in Erinnerung, es war 1942, als Hitler halb Europa besiegt hatte, kam der NS-Schulungsleiter von Tanndorf mit der Parole zu uns: Wenn Deutschland den Russen besiegt hat, wird das tschechische Volk, damals acht Millionen, ausgesiedelt und zwar, wo sie einmal hergekommen sind, in den fernen Osten. Ich fand es gruselig, so etwas zu hören und konnte mir gar nicht vorstellen, dass es so etwas geben kann. In Potsdam haben die Siegermächte unterschrieben und fünfzehn Millionen mussten aussiedeln. Genau so grausam war es, dass im Winter 1945, als Deutschland längst machtlos war, rücksichtslos deutsche Städte von England und Amerika bombardiert wurden und Hunderttausende wehrlose Menschen umkamen. Die Adler. Die WILDE ADLER - sie vereinigt sich mit der Stillen Adler zur Adler, die dann bei Königgrätz in die Elbe fließt. Hier verlief die Grenze zwischen Böhmen und Schlesien - heute zwischen der Tschechischen Republik und Polen. Als wir sie über eine kleine Brücke gegen Mitternacht überschritten, war der erste Teil unserer Vertreibung abgeschlossen. 14 Am 8. Juni 1945 in Kaiserswalde (standen wir vor der Frage): Wohin könnten wir gehen mit fünf kleinen Kindern? Wir hatten doch ein (deutsch-sprachiges) Kind von fünf Jahren aus der Ostslowakei ein halbes Jahr vorher bei uns aufgenommen, das aus dem Frontgebiet evakuiert wurde. In Grunwald (Schlesien) hatten wir einige Bekannte und so machten wir uns dorthin auf den Weg. Dort angekommen, bekamen wir bei Frau Widek zögernd ein Mansardenzimmer. In einer Bäckerei in Grunwald übernahmen sie das slowakische Kind (Name Alfred Thoma), das wir bei uns hatten. (Alfred kam später wieder zu seiner Familie). Nach zwei Wochen wurde uns auch da der Aufenthalt abgelehnt. Es kam ein Befehl: (dann und dann) Treffpunkt in Kaiserswalde, von da aus geht ein Transport zu Fuß – wohin war unbekannt. Es regnete (an diesem Tag) in Strömen, wir waren nass bis auf die Haut nach dem weiten Weg (6-7 km) und verzögerten uns (in einem Bauernhaus, wo wir unsere Sachen trocknen konnten), bis wir wussten, dass der Transport Kaiserswalde verlassen hatte. (Später erfuhren wir von dem Leidensweg der Menschen, die durchnässt bis Glatz marschierten und dort einige Tage im Freien im Hof der Festung verbrachten). Meine Frau ging auf die Kommandostelle (für einen Mann wäre das zu riskant gewesen) und entschuldigte sich, dass wir zu spät kommen und gab als Grund an, die Kinder konnten in dem Regen nicht mehr weiter. Der (polnische) Kommandant hatte Verständnis, sagte aber, in Grunwald dürfen wir nicht bleiben. Grunwald – unsere erste Station nach der Vertreibung. Meine Frau war Eigentümerin des Hauses in Sattel, in dem ihre Eltern wohnten. (Sattel lag wie Tanndorf unmittelbar an der ehemaligen tschechoslowakischdeutschen und heute tschechisch-polnischen Grenze). Da die Deutschen in Sattel noch zu Hause waren, weil die (wilde) Aussiedlung gestoppt war, fragte sie den (polnischen) Kommandanten, ob wir nach Sattel gehen dürften. Er hatte nichts dagegen; im Gegenteil, er sagte, gehen Sie noch heute nach Sattel. 15 Das Bauernhaus der Liwar-Eltern – hier im Winter 1941/42 Großmutter und Großvater Liwar mit Sohn Josef (gefallen im Juni 1942) Zurück nach Grunwald – dort packten wir uns einige Sachen, soviel wir tragen konnten, und gingen auf heimlichen Wegen durch die Wälder über den Gebirgskamm und die Grenze nach Sattel. Vater Liwar war von den Tschechen eingesperrt worden und bei der Mutter war es Freude und Schreck zugleich, als wir ankamen. Es wäre schön gewesen, in Sattel zu bleiben, doch die Freude war kurz. Nach zwei oder drei Tagen, wurde uns die Aufenthaltsgenehmigung abgelehnt. Wir mussten wieder fort. Zwei tschechische Soldaten kamen mit dem Auftrag, uns wieder über die Grenze nach Schlesien zu schaffen. Lebensmüde kamen wir wieder in Grunwald an. Am nächsten morgen früh kam schon ein Bote mit dem Befehl, dass wir sofort Grundwald verlassen müssen. Was machen? Ich fuhr nach Glatz, um mir einen Arbeitsplatz zu suchen. Am Arbeitsamt wurde mir eine Stelle in Halbendorf bei Glatz auf einem Bauernhof angeboten. Ich stellte mich bei dem Bauer vor und bekam den Arbeitsplatz sowie ein Zimmer und durfte Frau und Kinder mitbringen. Am nächsten Tag packten wir unsere Sachen und freuten uns, dass wir einen Platz gefunden hatten, wo wir vorübergehend bleiben durften. Der Bauer hatte selbst 12 Kinder, die älteren Söhne waren in Gefangenschaft und so war er froh, dass er mich als Hilfe für die Feldarbeit hatte. Die Frau und Töchter, alle waren nett zu uns. Für die Deutschen gab es keine Lebensmittelkarten. Ich selbst bekam Essen von dem Bauer, die Frau und Kinder bekamen etwas Milch, Kartoffeln und Mehl. Es fehlte an Vielem, aber es war doch nicht zum Verhungern. (Mehrmals ging die Mutter zu Fuß nach Grunwald, um mit der Hilfe einer Grunwälder Familie, die nahe dem Grenzwald wohnte, Butter zu erhalten, die Großmutter Liwar durch Einbrennen haltbar gemacht und in Gläsern abgefüllte hatte. Sie war dann zwei bis drei Tage unterwegs – Gerhard rief „Mama-Mama“, als er ihre Schürze auf der Wäscheleine sah. Einmal wurde sie dabei von polnischen Soldaten aufgegriffen, in der Hindenburg-Baute arrestiert und gezwungen, die Kellerräume zu reinigen, die durch Frostbruch der Toilettenabflussrohre mit Fäkalien überschwemmt waren). 16 Glatz – Rathausturm und Festung Es war Anfang Juli 1945 als wir nach Glatz kamen. Während des Sommers besiedelten Zivilpolen ganz Schlesien. Jeder Hof und jedes Haus wurde von einem besetzt. Auch der Bauernhof, wo ich arbeitete, wurde vorerst von zwei jungen Männern besetzt. Gerüchte, dass auch Schlesien ausgesiedelt wird, waren Tagesgespräche, an die die meisten nicht glauben wollten. Anfang Herbst bot man mir einen Bäckerposten in der Stadt an, den ich annahm. Frau und Kinder konnten bei dem Bauer wohnen bleiben. In der Bäckerei war auch schon ein Pole als Mitinhaber, der zu mir aber hilfsbereit und nett war. Vieles haben wir in Glatz erlebt. Täglich starben viele an Hungertyphus. Verendetes Vieh lag auf Feldern, welches von Bauern aus den Ställen getrieben wurde, wo während der Wintermonate die Kriegsfront war. Kaufen konnte man bloß am Schwarzmarkt. Wir konnten das nicht, ein Wochenlohn hätte gerade für ein halbes Pfund Butter gereicht. Mit der Bahn durften bloß Polen fahren. Nachts gab es Überfälle und Plünderungen. Im Februar 1946 war es amtlich, dass Schlesien und Pommern ausgesiedelt wird, auch die Deutschen in der Tschechoslowakei. Es gab Gerüchte, wir kommen nach Russland. Anfang März bekamen auch wir Bescheid zur Aussiedlung. Der Pole, bei dem ich arbeitete, wollte mich behalten und besorgte mir für die ganze Familie die Zurückstellungen der Aussiedlung. Wir überlegten, dachten an die Kinder, die schon ein ganzes Jahr keinen Schulunterricht hatten. So entschieden wir uns zur Aussiedlung. Damit sie mich nicht überredeten, trug meine Frau die Rückstellungsscheine zurück. Wieder packten wir unsere Sachen zusammen. Es ging erst in ein Sammellager in Glatz, von wo es am nächsten Tag Anfang März 1946 in Güterwagen Richtung Westen ging. In einen Güterwagen kamen 50 Personen. Auch die Bauernfamilie Franke, bei der wir wohnten, war mit dabei. Die Fahrt dauerte eine Woche. Auf jedem größeren Bahnhof gab es Aufenthalt, manchmal bis zu einem ganzen Tag, weil ja viele Bahnanlagen und Brücken vom 17 Krieg zerstört waren. Nach fünf Tagen Fahrt, in Helmstedt, bekamen wir das erste Mal Essen – warme Suppe und Wurst. Durchgefroren, nicht gewaschen die ganzen Tage, nicht rasiert, kamen wir an einem Sonntagmorgen wie verkommene Kreaturen in Neuenkirchen bei Rheine (in Westfalen) an, wo wir bleiben sollten. Im Gottesdienst hatte der Pfarrer verkündet, jeder der Platz hat, solle eine Familie aufnehmen. Nach dem Gottesdienst kamen die Bauern und suchten sich Arbeitskräfte, Erwachsene ohne Kinder. Uns wollte ja niemand und nach vielen Stunden Wartezeit gaben sie uns einen Einweisungsschein in eine Bäckerei (Pilgrim). Als wir da anfragten, weigerte sich die Frau – sie hätten keinen Platz. Es kam aber inzwischen der Bäckermeister, der ein Mitgefühl hatte und sagte, natürlich ist Platz, holt euch eure Sachen, wir kochen inzwischen Kaffee, zu dem ich euch einlade. Wir hatten da zwei möblierte Zimmer, von ihm bekamen wir Brot soviel wir brauchten, Speck und Kuchen, von der Verkäuferin Zucker und Butter und auch die Frau, die uns erst nicht wollte, war dann nett zu uns. Es war da, als hätte es keinen Krieg gegeben. Neuenkirchen bei Rheine in Westfalen nahe der holländischen Grenze Wir waren wieder freie Menschen, bekamen Lebensmittelkarten. Auch wenn wir alles verloren hatten, kein Geld hatten, wurde das Leben wieder lebenswert. Als erstes suchte ich mir einen Arbeitsplatz, den ich gleich im dortigen Kieswerk fand. Einen großen Schreck gab es, als unser Sohn Emil (am 19. Juni, einen Tag vor Fronleichnam) beim Ballspielen von einem englischen Militärauto überfahren wurde. Die Verletzungen, vor allem am Kopf (doppelter Schädelbruch) sahen bös aus. Dankbar waren wir, als wir sehen konnten, dass er wieder gesund wird. Neuenkirchen war ein schönes sauberes Dorf. Was uns nicht gefallen hat, war die Ebene – kein Berg weit und breit. Es wurde davon gesprochen, dass die Sudetendeutschen nach Bayern ausgesiedelt werden. Deutschland war in vier Zonen eingeteilt. Niedersachsen und Westfalen war die englische, Bayern und Hessen 18 die amerikanische, Rheinland-Pfalz und Württemberg die französische und die heutige DDR die (russisch besetzte) Ostzone. Es sah so aus, als wollten sie aus Deutschland vier Staaten machen. Wir dachten, ob es nicht besser wäre, in die amerikanische Zone nach Bayern umzusiedeln, wohin doch unsere Angehörigen, vor allem die Liwar-Eltern, ausgesiedelt werden. Mit dem Ehepaar Göbel, ehemaliger Inhaber der Sudetenbaude (bis 1938 Masaryk-Baude), die irgendwo in Norddeutschland gelandet waren, hatten wir Briefverkehr. Sie schrieben uns, dass sie wie wir nach Bayern umsiedeln wollten. Für die Umsiedlung hatten wir freie Bahnfahrt. Wir vereinbarten einen Termin mit Herrn Göbel. Sie kamen nach Neuenkirchen und am 18. Juli 1946 fuhren wir gemeinsam mit der Bahn von Neuenkirchen ab – Ziel Bayern. Die Reise ging über Münster und Warburg, erste Übernachtung beim Roten Kreuz, dann weiter nach Volkmarsen, wieder Aufenthalt in einem Lager, dann Übernachtung in Kassel (Hauptbahnhof). Von Kassel nach Gießen. In Gießen hatten wir einige Tage Aufenthalt in einem Flüchtlingslager. In Gießen wurde uns gesagt, dass wir in Hessen bleiben müssen, Bayern verweigere eine Aufnahme von Flüchtlingen. Nächste Station war Wiesbaden, von der ging es nach Limburg, wo wir erst in der Rote-Kreuz-Baracke am Bahnhof untergebracht wurden. In Limburg trennte sich das Ehepaar Göbel von uns; sie fuhren auf eigene Kosten und eigenes Risiko nach Bayern. Nach einigen Tagen Aufenthalt in Limburg mussten wir nach Villmar, wo ein Sammellager für Flüchtlinge war (Baracken auf dem Gelände des Marmor-Steinbruchs Unica in Bahn- hofsnähe). Hadamar – Kirchgasse Nr. 7 19 Am 18. August 1946, genau einen Monat waren wir auf der Reise, kamen wir in Hadamar an. Auf dieser Reise gab es keine Probleme, es gab jeden Tag irgendwo eine warme Suppe, auch hatten wir Lebensmittelkarten und konnten uns etwas kaufen. Mit einem (offenen) Lastwagen (von Schrankels Faulbacher Straße) standen wir mit dem Gepäck vor dem Rathaus. Ein Angestellter der Stadt kam und ging mit uns zu der Wohnung, die unsere sein sollte, in der Kirchgasse Nr. 7 (siehe roter Pfeil). Die Wohnung bestand aus einem Zimmer und einer kleinen dunklen Kammer. Zwei leere Räume, auch kein Ofen. Frau Jung (Hausbesitzerin), die über uns wohnte, erlaubte, dass meine Frau auf ihrem Herd für uns kochen durfte. Jetzt merkten wir, wie arm wir wirklich sind, als wir bei der ersten Mahlzeit auf dem Fußboden saßen. Es gab zu dieser Zeit schon viele Flüchtlinge in Hadamar. Sie hatten sich organisiert; einer namens Fischer war der Vorsitzende (sog. Flüchtlingsobmann). Es gab Protestversammlungen gegen die Stadtverwaltung, vor allem gegen den Bürgermeister Meurer, der ein Antifaschist sein wollte. Wieder in einer Versammlung konnte der Vorsitzende dem Bürgermeister viele gesetzwidrige Taten nachweisen. Beschämend musste er das Bürgermeisteramt sofort niederlegen. Zu all dem war vorausgegangen, dass die Stadt, vor allem der Bürgermeister, kein Verständnis und keine Hilfsbereitschaft für die Nöte der ankommenden Flüchtlinge zeigte. Danach bekamen wir Tisch und Stühle, welche auf dem Speicher im Rathaus in Massen vorhanden waren. Wir erhielten auch ein Stahldoppelbett und einen Bezugsschein für einen Einheitsherd. Von den Säcken, in welchen wir unsere Sachen hatten, machten wir Strohsäcke. An vielem fehlte es schon noch, besonders an Lebensmitteln, Kohle und Holz zum Heizen. Bei all dem Elend war meine Frau schwanger. Am 16. Mai 1947 ist Tochter Marie Luise geboren. Die Freude war groß, dass wir eine Tochter hatten und alles gut verlaufen war. Als Erstes galt es, als wir in Hadamar ankamen, einen Arbeitsplatz zu suchen. Ich wählte nicht lange und nahm eine Stelle im Steinbruch an. Neben der Arbeit im Steinbruch gab es noch viel zu tun. Ich und besonders auch die Frau und die Kinder packten an, weil wir nicht hungern und frieren wollten. Holz im Wald sammeln, drei Kilometer auf dem Rücken heim tragen, Kartoffeln stoppeln (mit einer Hacke auf dem abgeernteten Feld nach liegen gebliebenen Kartoffeln suchen), Bucheckern sammeln für Speiseöl. Auch Obstlesen (abgefallene, meist schadhafte Früchte unter Obstbäumen auf freiem Feld suchen und auflesen – Gewitter und Sturm waren ein Segen!). Von Bauern konnte man zu normalem Preis nichts bekommen, auch wenn genug Obst da war. (Jeweils einmal in der Woche gab es eine Suppe aus Futterrüben, die Papa nachts für uns auf einem Feld „gestohlen“ hatte. Sie schmeckte – selbst damals – furchtbar. Wir nahmen es mit Humor: „In der Kirchgass’ Nummer sieben, essen Kinder gerne Rüben“). 20 Tolle Eltern, die in dieser Zeit ein Familienfoto anfertigen lassen: Oma, Helmuth, Opa, Papa, Erich, Marie-Luise, Gerhard, Mama, Emil Meine Frau wollte nicht, dass ich auf Dauer die schwere und gefährliche Arbeit im Steinbruch tun musste. Sie bemühte sich mit, eine bessere Arbeit zu finden. In meinem Beruf war keine Chance und so stellten wir einen Antrag bei der Bundesbahn. Am 1. Dezember 1947 wurde ich als Hilfsschlosser im Bundesbahnausbesserungswerk in Limburg eingestellt. Nach kurzer Zeit in Hadamar angekommen, wurden uns Fragebogen zugestellt. Unter anderem wurde gefragt, ob man während der Hitler-Zeit bei der Partei oder einer Organisation Mitglied war und eine Funktion hatte. Treudoof wie man war, gab ich an, dass ich Ortsgruppenkassenleiter der NSDAP von Tanndorf war. Später bekam ich eine Vorladung vom Amtsgericht Limburg. Man nannte es Vorladung zur Entnazifizierung. Das Gericht verhängte mir eine Strafe von 100 Reichsmark. Ich wollte wohl erst einen Erlass der Strafe beantragen, habe aber dann einen Tag vor der Währungsreform (20. Juni 1948) die 100 RM bezahlt, damit die lächerliche Sache erledigt ist. Später ist mir diese Sache noch oft aufgestoßen. Hatten wir dafür noch zu wenig Opfer gebracht? Ob wohl diese 100 Reichsmark Strafe ausschlaggebend waren, dass man vom Nazismus befreit ist? Zwei Tage vor Abfahrt in Neuenkirchen bekamen wir die Nachricht von den Liwar-Eltern, dass sie nach Bitterfeld in der Ostzone ausgesiedelt worden sind. Damals waren noch Möglichkeiten, auf Schleichwegen nach Westen zu kommen. Meine Frau war einziges Kind (ihr Bruder Josef ist 1942 in Russland gefallen) der Eltern und so war es selbstverständlich, dass wir die Eltern bei uns oder in unserer Nähe wollten. Damals in der Ostzone waren ja die Verhältnisse noch viel schlimmer, besonders mit Lebensmitteln. So schrieben wir ihnen, zu uns nach dem Westen zu kommen. Für Opa (Liwar) als alter Pascher war das eine willkom21 mene Sache, mit all ihren Sachen über die Grenze zu gelangen. (paschen = schmuggeln; Opa hat als junger Mann im Grenzdorf Sattel Waren – z. B. Kerzen, Salz, Kaffee – mit Rucksack vom tschechischen Böhmen nach dem deutschen Schlesien und umgekehrt geschmuggelt, um etwas an den Preisdifferenzen zu verdienen. Es war kein Verbrechen, aber strafbar und er und sein Freund Tonla – kleiner Anton - mussten dafür auch einmal drei Tage im Neustädter Kerker einsitzen. Nach seiner Erzählung verbrachten sie die Zeit damit, Roman-Heftchen zu lesen oder zusammen zweistimmig zu singen.) Anfang Mai 1947 trafen sie in Hadamar ein. Da sie illegal kamen, gab es keine Lebensmittelkarten für sie. Vater fand bei einem Bauern (im Nachbarort Offheim) Beschäftigung, wo er auch sein Essen bekam und Mutter war bei uns. Es dauerte lange Zeit, bevor sie die Aufenthaltsgenehmigung bekommen konnten und dann auch ein Recht auf eine Wohnung hatten. Im Februar 1949 sind wir in die Schulstraße 37 übersiedelt, in ein damals altes verkommenes Einfamilienhaus. Tagelang haben wir geräumt und geputzt, bevor es einigermaßen wohnlich war. Es gab auch kein elektrisches Licht; dies ließen wir erst legen. Miteigentümer des Hauses war ein älterer Mann, Herr Becker, er war gehbehindert und bewohnte das beste Zimmer (im 1. Stock mit drei Fenstern, an denen er verständlicherweise gern saß, um am Leben draußen teil zu haben). Ihn hatten wir zu verpflegen und zu „bepflegen“ (Wäsche und Zimmer rein halten, Holz und Kohle hochbringen, Asche – und auch Toilettengeschirr – entsorgen). Wir hatten nun mehr Wohnraum, wenn auch primitiv (nur eine Wasserhahn im Flur, Fenster und Holzböden in sehr schlechtem Zustand, halb verfallenes Plumpsklo auf dem Hof), und vor allem, die Kinder konnten sich (im Hof und Gärtchen hinter dem Haus) frei bewegen und spielen. (Wir hatten auch die Möglichkeit, eine Ziege, Kaninchen und Hühner zu halten). Im Höfchen hinter dem Haus Schulstraße 37: Mama mit Marie-Luise Mama trinkt mit einem MetallTrinkröhrchen Mate-Tee aus einer ausgehöhlten getrockneten Kürbisfrucht („Pompischa“). Onkel Franz, der nach zweijährigem Aufenthalt aus Argentinien zurückgekommen war, hat es ihr mitgebracht. Mate-Tee galt damals als „medizinisches Wundergetränk“. 22 Im Sommer 1948 war die Geldentwertung (Währungsreform Umstellung von der Reichsmark zur Deutschen Mark - Dabei bekam jeder zunächst ein „Kopfgeld“ von 40,– DM und einen Monat später nochmals von 20,– DM bar ausgezahlt). Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man Mühe, selbst auf Bezugschein oder Lebensmittelkarten, verschiedene Waren zu bekommen. Alle staunten, über Nacht war ein Warenangebot vorhanden; zum normalen Preis konnte man in bester Qualität alles bekommen, als wäre kein Krieg gewesen – bloß das Geld fehlte. Arbeit gab es genug und jeder versuchte, Geld zu verdienen. Besonders die Flüchtlinge versuchten dies, um zu den nötigsten Gebrauchsgegenständen zu kommen. Noch geschwächt von einer schweren Grippe, hatte sich auch meine Frau Arbeit gesucht, ohne mir etwas davon zu sagen. Nach kurzer Zeit im Arbeitsverhältnis (beim Glasveredlungsbetrieb Hantschel und Kunte) wurde sie wieder krank, und zwar Asthma. Sie wollte die Arbeitsstelle nicht aufgeben und versuchte nach mehrmaligem kurzen Krankfeiern, immer wieder zu arbeiten. Ihr Asthma wurde immer schlimmer, sodass sie ihren Arbeitsplatz aufgeben musste. In den folgenden fünf Jahren hat sie viel krank im Bett gelegen, oft sehr ernst mit Lungenentzündung und Herzschwäche. Es war ein Glück für sie und uns, besonders für die Kinder, dass wir Mutter Liwar hatten, die immer hilfsbereit da war. Sie war zweimal in einer Kur, wo sie aber durch die anstrengenden Kurverfahren immer schwer erkrankte. 1957 übersiedelten wir in die Egermannstraße Nr. 15. Eigentlich war die Wohnung viel zu klein für uns; trotzdem glaubten wir, es wäre eine Errungenschaft, in einem fast neuerbauten Siedlungshaus zu wohnen (endlich eine Wohnung mit Bad und mit WC). Unsere Eltern in der Egermannstraße: Nachdenklich in stiller Zufriedenheit – es hätte ja alles schlimmer kommen können. Für den in der Heimat verlorenen Besitz wurde ein Lastenausgleichsgesetz geschaffen. In den Jahren um 1950 mussten wir Anträge stellen. Es dauerte Jah23 re, bis die Anträge bearbeitet waren, da es immer wieder Rückfragen gab und Belege verlangt wurden. Uns wurde ein Lastenausgleich von 17.000 DM zugesprochen. Als Erstere wurden die Älteren ausgezahlt. 1960 war es soweit, dass auch wir, wenn wir ein Haus kaufen oder bauen, unseren Lastenausgleich ausgezahlt bekommen. Natürlich war es viel zu wenig, um damit ein Haus zu bauen. Es war aber in den Jahren möglich, zinsverbilligte Baudarlehen zu bekommen. Als das Baugebiet, in dem wir jetzt wohnen, erschlossen wurde, stellten wir einen Antrag bei der Kirchengemeinde, der die Grundstücke gehörten. 1963 wurde uns das Baugrundstück Lorichstraße 14 zugesprochen. Meine Mutter wurde 1946 nach Bayern (Frankenwald) ausgesiedelt. Sie wohnte mit meinem Bruder Anton bis 1951 in Lichtenberg (in der Villa des französischen Komponisten und Geigenvirtuosen Henri Marteau). Mein Bruder Leopold hatte schon 1951 in Biberbach bei Augsburg eine neues Eigenheim gebaut, so übersiedelte meine Mutter zu ihm. Vor Weihnachten 1962 wurde Mutter krank und pflegebedürftig. Schwägerin Luise wollte ihre Arbeitsstelle nicht aufgeben, so holte meine Schwester Emilie die Mutter zu ihr nach Ludwigsstadt (Frankenwald). Kurz vor ihrem 82. Geburtstag, am 2. September 1963, starb meine Mutter an einer Magenkrankheit und wurde in Ludwigsstadt beerdigt. Wir hatten das Baugrundstück – und so planten und rechneten wir nun, ließen uns einen Bauplan anfertigen und beantragten unseren Lastenausgleich, der inzwischen mit Zinsen 24.000 DM betrug. Der Antrag auf ein zinsverbilligtes Darlehen, mit dem wir gerechnet hatten, wurde uns abgelehnt, weil die Kinder schon zum Teil berufstätig waren. Bloß mein Arbeitgeber, die Bundesbahn, bewilligte uns ein Baudarlehen von 5.000 DM. Mit unseren eigenen Spargroschen hatten wir insgesamt 35.000 DM zur Verfügung. Wir versuchten, möglichst schnell ein eigenes Haus zu haben, weil Mutter Liwar seit einigen Jahren an Verkalkung erkrankt war. Sie konnte nicht mehr ihren eigenen Haushalt machen, sodass wir sie in unsere kleine Wohnung aufnahmen. Mein Frau litt gleichbleibend an ihren Krankheiten Asthma und Herzleiden. Zu den Sorgen mit der Krankheit von Mutter und dem Bauvorhaben erkrankte plötzlich meine Frau an einer Vergiftung, die von einem neuen Herzmedikament verursacht wurde. Jucken am ganzen Körper, Schwellungen und große Hautblasen wurden immer schlimmer, sodass sie in die Hautklinik nach Gießen musste. Wochenlang lag sie mit immer wiederkehrenden Rückschlägen in einem lebensgefährlichen Zustand. Nach 18 Wochen, Anfang August 1964, konnten wir sie einigermaßen geheilt aus der Klinik heim holen. Es waren böse Wochen für mich und auch für Marie-Luise (Marlies). Tagsüber kümmerte sich der Vater um die kranke Mutter. Neben der Berufstätigkeit und den Sorgen mussten wir nach Feierabend die gesamte Hausarbeit und so weiter erledigen. Als Hoffnung bestand, dass die Frau aus der Klinik bald entlassen wird, machten wir den Anfang an unserem Hausbau. Gemeinsam mit den Kindern, machten wir 24 die schwere Erdausschachtungsarbeit selbst. Den Rohbau an eine Baufirma zu vergeben, war nach den Kostenvoranschlägen nicht möglich. Am 7. August konnten wir meine Frau aus der Klinik heim holen. Und am selben Wochenende fingen wir an, die Fundamente für unser Haus herzustellen. Zwei uns bekannte Maurer hatten sich bereit erklärt, den Rohbau zu mauern. In drei Monaten war der Rohbau fertig und das Dach gedeckt. Mindestens 10.000 DM hatten wir uns bei dieser Arbeit erspart. Den Winter über haben wir alle Installationen selbst gemacht, was durch die Fachkenntnisse von Erich und seinem Schwiegervater Josef Immel möglich war. Zur restlichen Finanzierung hat uns Helgas Vater aus Hofheim ein zinsgünstiges Darlehen gegeben. Bei den Anstreicherarbeiten war uns Brigittes Vater aus Elz behilflich. Durch diese Hilfen war alles viel leichter gegangen, als wir es uns vorgestellt 25 hatten. Nach einjährigem Schaffen konnten wir am 15. August 1965 in unser neues Haus einziehen. Für Mutter und Vater Liwar es auch eine gute Lösung, dass beide bei uns wohnen konnten. Nicht mehr gesund, aber doch glücklich und geborgen konnte Oma Liwar ihren Lebensabend inmitten der Familie verbringen, für die sie soviel getan hatte. 26 Die Krankheit der Mutter verschlimmerte sich zusehends – am 13. Oktober 1967 verstarb sie. (Ihr Mann, Großvater Liwar, überlebte sie fast 15 Jahre und starb 1982 ohne eine vorausgegangene Erkrankung im 97. Lebensjahr.) Die Arbeit und die Sorgen hatten mir gesundheitlich zugesetzt. Mit 60 Jahren (und 44 Berufsjahren) versuchte ich, aus gesundheitlichen Gründen und mit Befürwortung meines Hausarztes, die Rente zu beantragen. Der Bahnbetriebsarzt verordnete mir erst einmal eine vierwöchige Kur in Marquartstein im Chiemgau. Im Frühjahr 1969 wiederholte mein Hausarzt aus Anlass einer Erkältungskrankheit den Antrag auf Rente, welcher genehmigt wurde. 27
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