Islamische Kunst in Europa, in Deutschland und in Dresden

Ringvorlesung
„Islamische Kunst in Europa, in Deutschland und in Dresden“
Donnerstags, 18.30 bis 20.00 Uhr
HSZ/0004/H
Kurzfassung:
Christliche und islamische Kunst und Kultur stehen seit den arabischen Eroberungszügen des 7. und
8. Jahrhunderts, verstärkt seit den Kreuzzügen des Hochmittelalters und der Ausdehnung des
Osmanischen Reichs nach Europa im Austausch. Dieser war oft konfliktbehaftet, hat die jeweiligen
Kulturen jedoch auch stark bereichert. In der Ringvorlesung wird an Fallbeispielen gezeigt, wie sehr
das Sammeln von Kunstwerken aus dem arabisch-persischen Kulturkreis und die Auseinandersetzung
mit der islamischen Kultur die europäische Kunst geprägt haben. Besonders interessante Beispiele
dafür finden sich gerade in Sachsen, speziell auch in Dresden.
Ausführliche Präsentation:
Christliche und islamische Kunst und Kultur stehen seit den arabischen Eroberungszügen des 7. und
8. Jahrhunderts, die ab 711 zur Unterwerfung Spaniens führten, verstärkt seit den Kreuzzügen des
Hochmittelalters und der Ausdehnung des Osmanischen Reichs nach Europa im Austausch. Dieser
war oft konfliktbehaftet, hat die jeweiligen Kulturen jedoch auch stark bereichert. So sind Bau- und
Kunstwerke aus dem arabischen, persischen und türkischen Kulturraum seit langem in Europa,
speziell auch in Deutschland präsent und haben inspirierend auf die europäische Kunstentwicklung
eingewirkt. Lessings Ringparabel und Goethes „West-östlicher Diwan“ zeigen die Bedeutung dieses
Austauschs auch auf literarischem Gebiet.
Gerade in Dresden lassen sich viele Zeugnisse einer fruchtbaren künstlerischen Auseinandersetzung
mit dem islamischen Kulturkreis finden: osmanische Prunkwaffen und der Hofstaat des Großmogul,
die für den höfischen Exotismus des 18. Jahrhunderts stehen, Handschriften und kostbare
Raumausstattungen aus dem Orient, das Maurische Bad in Schloss Albrechtsberg und eine ehemalige
Zigarettenfabrik in Form einer Moschee, die für die Stadtsilhouette prägend ist.
Aber zur Präsenz der islamischen Kunst gehören auch Konflikte: Bei vielen der kostbaren Objekte vor
allem der osmanischen Kunst in Europa handelt es sich um Kriegstrophäen. Und jüngst sind auf dem
Balkan in den Bürgerkriegen des ehemaligen Jugoslawien viele christliche wie islamische Monumente
wechselseitig zunächst attackiert und später geradezu demonstrativ wieder rekonstruiert worden.
Islamische und abendländische Kunst standen in Europa offenbar stets in einer produktiven
Spannung zueinander. Speziell in Dresden sind aus diesem Spannungsverhältnis heraus immer
wieder besonders kreative und neuartige, teilweise auch humorvolle Lösungen generiert worden.
Die Ringvorlesung möchte die Weite dieses Spannungsfelds anhand von Einzelanalysen sichtbar
machen und zu Reflexionen über die aktuelle Situation in dieser Stadt anregen.
Geplante Vorlesungen und Termine:
1
16.4.15 Der „Orient“ malt zurück. Orientalistische Imaginationen in der spanischen und der
osmanischen Kunst des 19. Jahrhunderts (Margit Kern, Hamburg)
2
30.4.15 Das Dresdner Damaskus-Zimmer und sein historischer Kontext (Anke Scharrahs,
Dresden)
3
7.5.15 Historische Präsenz islamischer Kunst in Dresden (Dirk Syndram, Dresden)
4
21.5.15 Die Sehnsucht nach der Alhambra - und deren Rekonstruktionen in Europa im 19.
Jahrhundert (Francine Giese, Zürich)
5
11.6.15 Imagination und Realität. Französische und deutsche Orientmalerei im
19. Jahrhundert (Henrik Karge, Dresden)
6
18.6.15 Die Auseinandersetzung um die Ausstellung Meisterwerke muhammedanischer Kunst
1910 in München (Andrea Lermer, München)
7
2.7.15 „Ein Gewürz des modernen Lebens“ – Orientalisierende Architektur in Sachsen
(Valentin Hammerschmidt, Dresden)
8
9.7.15 Bollwerk des Christentums oder Brücke zwischen den Welten? Zu Geschichte und
Bedeutung christlicher und islamischer Sakralbauten auf der Balkanhalbinsel
(Tobias Strahl, Abuja/Dresden)
9
16.7.15 "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen." Der Nahe Osten in europäischen
Ausstellungen zeitgenössischer Kunst (Alexandra Karentzos, Darmstadt)
10
23.7.15 Klausur