Konfessionalismus als Autoritätsquelle des „Islamischen Staates“

Institut für Ethnologie und Afrikastudien
Institutskolloquium Sommersemester 2016
Leitung: Carola Lentz
Christoph Günther (Leipzig/Mainz)
Konfessionalismus als Autoritätsquelle des „Islamischen
Staates“
Der „Islamische Staat“ ist in Konflikten um Macht involviert, die mit dichotomen
Terminologien gerahmt werden und konfessionelle Identitäten als wesentlichen
Bezugspunkt haben. Dementsprechend versucht der Islamische Staat seine Autorität auf einer lokalen und globalen Ebene zu stärken, indem er sich als Erneuerer
und Bewahrer sunnitischer Ehre und Stolzes gegen eine vermeintliche
„Schi’ifizierung“ verschiedener Bereiche des sozialen Lebens in Irak, Syrien und
der weiteren Region präsentiert. Die Bewegung versucht, von existenziellen Unsicherheiten der sunnitischen Bevölkerung sowie von deren Ängsten um ihre politische und ökonomische Zukunft zu profitieren. Der Vortrag wird analysieren, inwieweit der Islamische Staat emotionalisierende Bilder des „konfessionell Anderen“, d.h. der Schiiten, schafft und verbreitet, um damit bei lokalen wie globalen
Rezipienten Gehör zu finden. Der Vortrag wird ebenfalls zeigen, daß Konfessionalismus als politisches Paradigma dem Denken und Handeln des Islamischen
Staates einen Bezugsrahmen bieten, der an Entwicklungen in der weiteren MENARegion (Middle East and North Africa) in den letzten zehn Jahren anschließt.
Dr. Christoph Günther ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut
für ethnologische Forschung in Halle (Saale) und lehrt an den Universitäten
Leipzig, Mainz und Marburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind moderne Reformbewegungen und politische Ideen in der arabisch-islamischen Welt, visuelle
Kultur und Ikonographie sowie religionssoziologische Fragestellungen.
Dienstag 14. Juni 2016, 18:15 − 19:45 Uhr
Hörsaal 14 (Raum 01-715), Forum 7, Becherweg 4, 1. Stock