Poster - Institut und Poliklinik für Arbeits

Effektivität von Calciumgluconat (CaGl) zur
Dekontamination gegenüber Flusssäure
exponierter Humanhaut
K. Dennerlein1; F. Kiesewetter2; T. Jäger1; S. Kilo1; G. Korinth1; T. Göen1; H. Drexler1
55. Wissenschaftliche
Jahrestagung
München, 18.- 20.03.2015
Einleitung und Zielsetzung
Material und Methoden
Dermaler Kontakt mit Flusssäure kann konzentrationsab-
Mittels statischer Diffusionszelle wurde die dermale Penetra-
hängig teils schwerwiegende, gesundheitliche Schädigungen
hervorrufen (Abb. 1). Zur Dekontamination wird die sofortige
tion von Flusssäure (30%) durch exzidierte Humanhaut (n=8;
6 h) untersucht. Nach Exposition (3 min) und Abnahme des
Spülung mit Wasser und anschließender Behandlung mit Calciumgluconat (CaGl) empfoh-
Überstands wurde die Haut standardisiert mit (1) Wasser
(500 µl)2 bzw. (1+2) Wasser (500 µl) und CaGl-Gel (2,5%;
len1. Bislang fehlt es jedoch an validen experimentellen Daten, die einen derartigen Ein-
2 x 500 µl) getränkten Wattestäbchen dekontaminiert (Abb. 2). Abb. 2: Dekontamination der Haut.
Zur Quantifizierung wurden mikroskopische Hautschäden
in Schweregrade eingeteilt. Zusätzlich wurde die Interleukin (IL)-Konzentration in
der Rezeptorlösung (0,9% NaCl) bestimmt. Als Kontrolle diente gegenüber Wasser
exponierte Haut. Fluorid wurde als Marker für Flusssäure in Rezeptorlösung und
Hautproben (Stanzen/Tape Strips) mittels LC-ICP-MS Technik quantifiziert3.
Abb. 1: Nekrose
der Finger durch
Flusssäure.
160
*
140
*
A
B
Epidermis/Dermis
120
*
**
100
Kontrolle
80
0
Grad der Hautschädigung
(arbitäre Einheiten)
180
105
90
75
60
45
30
15
0
Fluorid (µg)
Kumulativ penetrierte Fluorid-Menge (µg)
satz unterstützen. Ziel dieser ex-vivo Studie
war es CaGl hinsichtlich seiner Effektivität
zur Dekontamination Flusssäure-exponierter Haut sowie zur
Minderung der daraus resultierenden Effekte zu untersuchen.
Kontrolle
Wasser+CaGl
0
2
2
4
4
6
6
8
8
10
10
12
12
14
14
16
18
60
Dekontamination
Ohne
Wasser
Epidermis
Papillarkörper
16
1h
18
Dekontamination
Ohne
Wasser
Epidermis
Papillarkörper
CaGl
CaGl
2)
Wasser
1)
Wasser+CaGl
12 h
Abb. 4: Schematische Progression der Hautschädigung in Abhängigkeit der Behandlung 1 bzw.
12 h nach Beendigung der Exposition gegenüber 30%iger Flusssäure im Vergleich zur Kontrolle.
40
Dekontamination
Ohne
Wasser
Wasser+CaGl
20
0
0
1
2
3
4
Zeit (h)
5
6
Abb. 3: Einfluss der Dekontamination auf das Hautreservoir (A; *p=0,02) und die Penetration (B) von Fluorid (MW ±
SEM) nach Flusssäure (30%) Behandlung. *p=0,05; **p= 0,005.
Biochemie der Haut (Abb. 5)
 Sukzessiver Anstieg der IL-6 und IL-8 Freisetzung aus der Kontrollhaut in die
Rezeptorlösung.
 Signifikant verminderte IL-8 Konzentration 6 h nach Applikation von Flusssäure.
 Kein relevanter Einfluss der Hautdekontamination auf IL-Freisetzung.
Dermale Penetration (Abb. 3)
 Schnelle Penetration und erhebliche intradermale Reservoir-Bildung von Flusssäure.
IL-6 (pg/ml)
Ergebnisse
ginn der Exposition.
 Ausdehnung der Hautschädigung und Zunahme des Schädigungsgrades im Verlauf der
Zeit.
 Kein Einfluss der Dekontamination auf die
Hautstruktur.
2250
Dekontamination
Ohne
Wasser
Wasser+CaGl
1500
Schlussfolgerung
 Verminderung der systemisch
verfügbaren sowie der intradermal gespeicherten Menge
an Fluorid durch Anwendung
von CaGl und/ oder Wasser.
750
225
75
0
1
IL-8 (pg/ml)
 Schädigung der Haut innerhalb 1 h nach Be-
Kontrolle
150
 Signifikante Reduzierung des Hautreservoirs
durch Dekontamination.
 Signifikante Reduktion der Fluorid-Penetration
ab 2 h nach Anwendung von Wasser und CaGl.
Histologie der Haut (Abb. 4)
3000
6
1750
1400
1050
700
350
45
30
15
0
*
*
12
**
 Keine Reduktion der durch
Flusssäure induzierten Gewebsschädigung und der Interleukin-Freisetzung nach Behandlung mit CaGl und/ oder
Wasser.
Literatur
1EUROFLUOR
1
6
Zeit (h)
12
Abb. 5: IL-6 und IL-8 (MW ± SEM) Freisetzung gegenüber
Flusssäure exponierter Haut ohne bzw. mit Dekontamination verglichen mit der Kontrolle. *p=0,02; **p=0,01.
(2014). Richtige Behandlung von FlusssäureVerletzungen: Informationen für medizinische Fachkräfte, Brüssel.
2Dennerlein et al. (2013). Effektivität von Hautreinigungsmodellen
zur Reduktion der dermalen Aufnahme von Arbeitsstoffen, DGAUM
Jahrestagung.
3Jäger et al. (2012). Bestimmung von Fluorid mittels LC-ICP-MS
zur Quantifizierung der dermalen Penetration nach FlusssäureExposition, DGAUM Jahrestagung.
1Institut
und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg
2Hautklinik des Universitätsklinikums Erlangen
Kontakt: [email protected]
Diese Studie wird unterstützt durch die BG ETEM