program - Kölner Philharmonie

Sonntags um vier 5
Chouchane Siranossian
Rüdiger Lotter
Hofkapelle München
Sonntag
17. Mai 2015
16:00
Bitte beachten Sie:
Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben
Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses
Franz Sauer aus.
Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte
schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Störungen aus.
Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen
Gründen nicht gestattet sind.
Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis,
dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie
möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens
in der Pause einnehmen.
Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es
ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen
Gästen.
Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr
Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder
veröffentlicht wird.
Sonntags um vier 5
Chouchane Siranossian Violine
Rüdiger Lotter Violine und Leitung
Hofkapelle München
Sonntag
17. Mai 2015
16:00
Pause gegen 16:50
Ende gegen 17:50
PROGRAMM
Pietro Antonio Locatelli 1695 – 1764
Introduttione teatrale D-Dur op. 4,5 (1735)
für Streicher und Basso continuo
Allegro
Andante sempre piano
Presto
Concerto grosso Es-Dur Nr. 6
»Il pianto d’Arianna«
aus: VI Concerti à quattro […] op. 7 (1741)
Andante – Allegro – Adagio – Andante – Allegro
Largo
Largo andante
Grave
Allegro
Largo
Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo D-Dur op. 3,1
aus: L’arte del violino. XII concerti op. 3 (1733)
Allegro
Capriccio
Largo
Allegro
Capriccio
Pause
2
Jean Marie Leclair 1697 – 1764
Air des Démons
aus: Scylla et Glaucus op. 11
Tragédie mise en musique in einem Prolog und fünf Akten
Libretto von d’Albaret
Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo
g-Moll op. 10,6 (1745)
Allegro ma poco
Aria
Allegro
Antonio Vivaldi 1678 – 1741
Konzert für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo
d-Moll RV 514
Allegro non molto
Adagio
Allegro molto
3
ZU DEN WERKEN
Made in Italy –
Concerto grosso und Solokonzert
In Europa waren sie durch Notenausgaben weit verbreitet: Die
Instrumentalwerke der italienischen Barockkomponisten Arcangelo Corelli, Giuseppe Torelli, Tomaso Albinoni und Antonio
Vivaldi. Die alten Meister hatten mit dem Concerto grosso und
dem formal ähnlich gebauten Solokonzert eine musikalische
Dialogform entwickelt, die bald zu einer der wichtigsten Gattungen europäischen Musizierens avancierte und der Instrumentalmusik zu einem ersten Höhepunkt in der Entwicklung einer von
der Vokalmusik emanzipierten Sprache verhalf.
Charakteristisch für das Concerto grosso sind die dreisätzige
Anlage (schnell-langsam-schnell), unterschiedliche Besetzungen und eine große Formenvielfalt. Formgebend in den schnellen
Außensätzen ist das rondoartige Wechselspiel und Dialogisieren
zwischen dem Orchester (Tutti) und einer kleinen Solistengruppe
(dem Concertino). Während das Tutti zu Beginn ein prägnantes,
harmonisch klar definiertes Thema (das Ritornell) aufstellt und
dieses später immer wieder entweder ganz oder nur in Teilen
aufgreift, übernimmt das Concertino die Aufgabe einer ständig
neuen, kontrastierenden, originellen und modulierenden Fortspinnung der Thematik (Episoden). Der langsame Mittelsatz
dagegen ist formal nicht festgelegt. Prägend für ihn ist aber eine
kantable, innig-gefühlvolle Melodik oder ein ernster, schmerzlicher Gestus. Ganz im Sinne des »barocken Welttheaters« kon­
trastieren auch in der Konzertform Weltschmerz und Melancholie
die energiegeladene, quirlige Gestik und fröhliche Tanzrhythmik
der Außensätze. Der italienische Stil zeichnet sich aus durch eine
klare Melodik und Harmonik, eine prägnante Rhythmik und motivische Einheitlichkeit.
All das trifft auch auf das Solokonzert zu, das im 18. Jahrhundert
seine erste Blüte erlebte. Im Gegensatz zum Concerto grosso,
in dem es ums Miteinanderkonzertieren geht, befreit sich das
Soloinstrument mehr und mehr aus dem Orchesterverband, wird
selbständiger und erhält in zunehmendem Maße die Möglichkeit, sich virtuos zu profilieren und das Publikum zum Staunen
4
zu bringen. Das Solokonzert hat als Formidee bis heute überlebt.
Schließlich verbindet es lebendige Spielleidenschaft mit dramatischem Geschehen, brillante solistische Virtuosität mit orchestralem Klang und individuellen Ausdruck mit der »neutralen«
Kollektiv-Aussage des Orchesters.
Der Innovative –
Pietro Antonio Locatelli
Sein temperamentvolles Spiel trug ihm den Namen »Il Terramoto« (das Erdbeben) ein: Pietro Antonio Locatelli, geboren 1695
in Bergamo und 1764 gestorben in Amsterdam, war ein bedeutender Geigenvirtuose seiner Zeit. Als Komponist hinterließ er,
ähnlich wie sein älterer, berühmter Kollege Arcangelo Corelli
(1653 – 1713) nur ein schmales Œuvre aus Sonaten und Konzerten.
Darin bleibt einerseits das Vorbild Corelli präsent – der 17-jährige
Locatelli zog 1711 sogar nach Rom, um dort beim Meister zu studieren, der allerdings bereits 1713 verstarb.
Andererseits aber brach er mit der Tradition, wurde zum Vorreiter des modernen Virtuosentums, brachte die Geigentechnik
auf ein bis dahin ungeahntes Niveau und innovative, originelle
Ideen in die Konzertform ein. Schon in seinen Concerti grossi
op. 1 erweiterte er die Concertinogruppe vom Terzett (zwei Violinen und Violoncello) zum Quartett, in dem er erstmals die Viola
mit einbezieht, oder Quintett (mit vier Violinen). Die nun erreichte
10-Stimmigkeit nutzte der Komponist aber nicht zur komplexen
polyphonen Auffächerung, sondern zu plastischer Klangdramaturgie mit räumlichen Effekten und Echowirkungen. Locatellis
Harmonik ist kühn und komplex, er verwendet auch entlegenere
Tonarten, liebt Orgelpunkte und Trugschlüsse.
Die in den zwölf Nummern der Sammlung op. 4 enthaltenen 6 Intro­
duttioni teatrali, komponiert 1735, tragen das Theater zwar im
Namen, haben aber nichts mehr damit zu tun. Sie folgen zwar der
Form der dreiteiligen italienischen (neapolitanischen) Opern-Sinfonia und weisen Stilmerkmale der Opera buffa auf. So ist auch
5
die Introduttione teatrale D-Dur Nr. 5 für Streicher und Basso continuo nach dem Prinzip schnell-langsam-schnell gebaut: Einem
konzertant gehaltenen Einleitungsteil (Allegro) folgt ein langsamer gesanglicher Mittelteil (Andante) und ein tänzerisches Finale
(Presto). Aber eine Oper danach ist nicht zu erwarten.
Ein höchst originelles Werk ist Locatellis Concerto grosso Es-Dur
»Il pianto d’Arianna«, die Nummer 6 der Sammlung 12 Concerti à
quattro e à cinque op. 7, veröffentlicht 1741. Statt der üblichen dreisätzigen verwendet er darin eine ungewöhnlich kleinteilige Form
in zehn Sätzen bzw. Abschnitten. Locatelli komponierte hier eine
große Opernszene, die er ausschließlich mit instrumentalen Mitteln gestaltete. Zugrunde liegt der bei Komponisten immer schon
beliebte Ariadne-Mythos: Die kretische Prinzessin Ariadne hilft
Theseus zum Sieg über den gefürchteten Minotaurus und verliebt sich in ihn. Theseus verspricht ihr, sie mit nach Athen zu
nehmen und dort zu heiraten, lässt sie dann aber allein auf der
Insel Naxos zurück.
»Il pianto d’Arianna« meint also die Klage und das Weinen der
verratenen, verlassenen Prinzessin, die hin und her gerissen ist
zwischen Verzweiflung, Trauer, Hoffnung und Liebe. Die Solo­
violine mutiert zur Gesangsstimme der Ariadne, die in zehn Sätzen ein wahres Gefühlsdrama durchschreitet und dabei Arien wie
Rezitative bewältigen muss. Dank barocker Affektenlehre, in der
es um die musikalisch-plastische Umsetzung der menschlichen
Gemütsregungen geht, ist alles auch ohne Worte verständlich:
Die Fassungslosigkeit, die sich in den zitternden Tonwiederholungen des Orchesters wiederspiegelt, die nicht kontrollierbaren
Schluchzer, die durch plötzliche Akzente abgebildet werden, das
rezitativische Stammeln und Seufzen der Sologeige, Trauer und
Tränen, manisch kreisende Gedanken, das Ringen um Fassung:
Immer wieder bricht die Musik plötzlich ab, werden Melodien von
Pausen durchbrochen. Erst langsam gerät die Geigensolostimme
in einen kantableren, weiter phrasierten Fluss, der Schmerz steigert sich, entlädt sich wütend, sinkt wieder kraftlos zurück. Das
alles hört man deutlich in der Musik.
Bei aller Experimentierfreude: Die Zukunft lag im 18. Jahrhundert
nicht mehr beim Concerto grosso, das stärker im 17. Jahrhundert
6
verwurzelt ist und nun archaisch, überholt wirkte, sondern die
Zeit des Virtuosentums kündigte sich an: das nun populär werdende Solokonzert. In dieser Entwicklung wird Locatellis Sammlung L’arte del violino, XII Concerti per violino, archi e basso conti­
nuo con 24 Capricci ad libitum op. 3, veröffentlicht 1733, wahrhaft
revolutionäre Kraft zugesprochen. Mit diesen zwölf Violinkonzerten verlässt er den Mainstream endgültig, die technischen
Möglichkeiten der Violine explodieren geradezu, Virtuosität steht
nunmehr im Vordergrund: die höchsten Griffbrettlagen werden
erschlossen, komplizierteste Doppelgriffe gefordert oder ganze
Phrasen müssen im Flageolett gespielt werden.
Was ihre Dreisätzigkeit und Ritornelltechnik angeht, stehen die
zwölf Violinkonzerte formal in der Nachfolge der Vivaldi-Konzerte. Was brandneu ist, sind die beigefügten 24 Capricci, die
für jedes Konzert jeweils zwei ausgeschriebene Solokadenzen
für die Ecksätze zur freien Verfügung stellen. Und wie auch das
Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo D-Dur op. 3
Nr. 1 zeigt, können die als barbarisch schwer bezeichnet werden:
Saitensprünge mit gehaltenen Tönen, Akkordspiel und Arpeggi
der haarigsten Art, unbequeme Zweiklänge in schnellem Tempo,
gekreuzte Finger und größtmögliche Dehnungen der linken
Hand. Ohne diese Capricci, sagt man heute, wären weder Paganini (1782 – 1840) noch seine 24 Capricen möglich gewesen.
Italienische Glut, vornehm gebändigt –
Jean-Marie Leclair
Er wurde ermordet: Jean-Marie Leclair, geboren 1697 in Lyon,
Barock-Komponist und damals einer der berühmtesten Geiger
Europas, fiel am 23. Oktober 1764 im Alter von 67 Jahren einer
Messerattacke zum Opfer. Er verblutete nachts im Hausflur einer
Absteige in einem finsteren Pariser Viertel. Das Verbrechen
wurde nie aufgeklärt.
Der große Virtuose, der seine Karriere zunächst als Tänzer und
Ballettmeister in Lyon begonnen hatte, gilt als Begründer der
7
französischen Violinschule. Kritiker schwärmten von seinem
»höchst geschmackvollen Violinvortrag und seiner großartigen
Präzision« und »von seiner Fähigkeit, ein großes Publikum zu
bezaubern«. Er traf während seiner Karriere auch auf Locatelli
und trat mit ihm ein paar Mal gemeinsam auf, wobei Berichte
verbürgt sind, die besagen, dass Leclair »wie ein Engel«, Locatelli aber »wie der Teufel« gespielt habe. Der Mercure de France
bescheinigte Leclair 1738, er sei »der erste Franzose, der in Nachahmung der Italiener Doppelgriffe spielt. […] Und er ist mit dieser Fertigkeit so weit vorangeschritten, daß die Italiener selbst
bekennen, daß er auf diesem Gebiet zu den Führenden zählt«.
Leclair gilt als der erste Franzose, der Violinkonzerte komponierte. Vivaldis Violinkonzerte, die in Paris bekannt waren, waren
ihm dabei Vorbild. Der überwiegende Teil seines überschaubaren
Œuvres besteht aus Konzerten und Sinfonien im italienischen
Stil. Leclair gab zwei Sammlungen mit je sechs Violinkonzerten
heraus: op. 7 (1737) und op. 10 (1745).
Er komponierte allerdings auch eine Oper namens Scylla et Glau­
cus op. 11, die 1746 in Paris mit Erfolg uraufgeführt wurde. Woraus am heutigen Abend das Instrumentalstück Air des Démons
gespielt wird, dessen erster harsch harmonisierter Teil in einen
furiosen, rasenden Tanz übergeht.
In seinen Solokonzerten übernahm Leclair den dreisätzigen italienischen Typ, dessen fetzigen, oft draufgängerischen Charakter
er durch französische Eleganz bändigte. Dass Leclair ein begnadeter Geiger gewesen sein muss, hört man auch seinem Konzert
für Violine, Streicher und Basso continuo g-Moll op. 10 Nr. 6 an:
kleinteilige Figurenwerk-Kanonaden, rasche, weite Sprung-Folgen, rasante Saiten- und Lagenwechsel, in flinke Arpeggien eingebundene Doppelgriffe haben Solisten im Kopfsatz zu meistern.
Italienischer Furor erscheint hier besänftigt durch die gemäßigte
Tempoangabe Allegro ma poco. Der langsame Satz (Aria) mit seinen oft mehrstimmigen Griffen ist nicht in italienischer Manier als
melancholischer Gesang gestaltet, sondern als ruhiger, melodiöser Tanz, als gemächliches Menuett, was durch die Anweisung
Andante gratioso betont wird. Das Menuett war zu Leclairs Zeit
der populärste Tanz des Adels. Es ist hier als Rondeau angelegt
8
nach dem Schema A-B-A-C-A. Auch im schnellen KehrausFinale mit zündendem Tanzritornell wird Leclair dann immer
besonders französisch, wenn die Melodien lyrisch oder durch
Vorschläge, Triller und Doppelschläge verziert werden.
Der Meister – Antonio Vivaldi
Antonio Vivaldi (1678 – 1741), ebenfalls Geigenvirtuose von Rang,
hinterließ ein gewaltiges Konzert-Œuvre, darunter allein gut 230
Violinkonzerte. Er war es, der dem dreisätzigen Solokonzert zum
Durchbruch verhalf: Durch seinen überaus eingängigen, fasslichen Stil und seine klare Melodik und Harmonik, seine prägnante, mitreißende Rhythmik und motivische Einheitlichkeit.
Vivaldi schrieb auch etwa 28 Doppelkonzerte, wie das Konzert für
zwei Violinen, Streicher und Basso continuo d-Moll RV 514. Eine
besonders komplexe Konzertform: Beide Solo-Violinen müssen
sowohl miteinander als auch mit dem Orchester dialogisieren,
was für den Kopfsatz heißt: Kraftvolle Tutti-Passagen wechseln
sich ab mit vielfältigsten, schillerndsten Solo-Einsätzen. Die beiden Sologeigen sind fast durchweg gleichberechtigt – mal im
musikalischen Zwiegespräch, mal im bravourösen Wettstreit; mal
miteinander, mal gegeneinander; mal imitierend, mal gleichgeschaltet. Im mittleren Satz (Adagio) legen die beiden aber größte
Harmonie an den Tag, ergänzen sich in ihren melancholischen
Gedanken oder gefallen sich in trauter Zweisamkeit, während
das Orchester nur zart und zurückhaltend begleitet. Auch im entspannten Finale geht es ausschließlich ums Miteinander.
Vivaldis Verwirklichung als Komponist vollzog sich seit 1703 am
Ospedale della Pietà in Venedig. Die berufliche Bindung an die
Pietà blieb mit zahlreichen Unterbrechungen bis zu seinem letzten Lebensjahr 1741 bestehen, und Vivaldi wurde bald die führende musikalische Persönlichkeit an diesem Haus. Die Pietà war
eines von vier Ospedali der Stadt. Die Ospedali waren wohltätige Einrichtungen für verwaiste, ausgesetzte, illegitime oder
bedürftige Kinder und hatten sich im Laufe der Jahrhunderte
zu einer besonderen Form anerkannter Konservatorien entwickelt. Viele ihrer Zöglinge brachten es zu höchster musikalischer
9
Kunstfertigkeit. Die Bedeutung dieser Hospitäler für das kulturelle Leben in Venedig kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. An jedem Sonn- und Feiertag fanden in den Kapellen der
Ospedali Konzerte mit Instrumental- und Vokalmusik statt, von
denen ganz Europa sprach und die sich Touristen nicht entgehen lassen durften. Das begeisterte Publikum füllte die Kassen
und trug zur finanziellen Absicherung der Ospedali bei. Dass sich
diese Einrichtungen trotz der ohnehin ungeheuren Produktivität
des venezianischen Musiklebens durchsetzen konnten, spricht
für die hohe Qualität ihrer Musikausübung.
Im Ospedale della Pietà lebten ausschließlich Mädchen. Es gingen aus dieser Institution zahlreiche hochkarätige Virtuosinnen
hervor, Chor und Orchester besaßen überregional einen hervorragenden Ruf. Zunächst war Vivaldi dort »maestro di violino«,
also Geigenlehrer. 1716 stieg er zum »maestro de’ concerti« auf,
was ihn für die Leitung des Pietà-Orchesters und die Komposition neuer Werke für den instrumentalen Bereich der Musikpflege verpflichtete. Vivaldi schrieb auch Opern, zudem eine
Menge geistlicher Musik, dennoch machte er sich vor allem
einen Namen als Komponist von Instrumentalkonzerten.
Verena Großkreutz
10
Biographien
Chouchane Siranossian
Die französisch-armenische Geigerin
Chouchane Siranossian zählt zu den
interessantesten Talenten ihrer Generation. In hohem Maß der Musik der
Gegenwart gegenüber aufgeschlossen
wie auch in historisch informierter Aufführungspraxis bewandert, hat sie sich
als »Universalmusikerin« in Kreisen der
Barockmusik bis hin zur Neuen Musik
einen Namen gemacht. Sie studierte
bei Tibor Varga, Pavel Vernikov, Zakhar
Bron und Reinhard Goebel.
Als gefragte Solistin und Konzertmeisterin spielte Chouchane
Siranossian u. a. mit der Dresdener Staatskapelle, der Deutschen
Kammerphilharmonie Bremen, Concerto Köln, dem Münchener
Kammerorchester und dem Kammerorchester Basel. Seit der
Saison 2012/13 ist sie Konzertmeisterin der Capella Augustina.
Als Kammermusikerin konzertierte sie sowohl mit Musikern wie
Bertrand Chamayou, Michel Beroff, Philippe Bianconi, Daniel
Ottensamer, Thomas Demenga als auch mit Vertretern der historischen Aufführungspraxis wie Dorothee Oberlinger, Kristin
von der Goltz, Ruedi Lutz, Valer Sabadus und Rüdiger Lotter. Ihr
großes Interesse an zeitgenössischer Musik zeigt sich in ihrer
Zusammenarbeit mit Komponisten wie Bechara El Khoury, Daniel
Schnyder, Marc-André Dalbavie und Eric Tanguy. 2014 erschienen zwei CDs. Ihre Konzerte wurden von zahlreichen Rundfunksendern wie WDR, NDR, DRS2, BR, ORF, Radio classique und
Radio Suisse Romande aufgenommen. Chouchane Siranossian
spielt eine Barockvioline der Gebrüder Joseph und Antoine Gagliano und eine Violine von Giuseppe Guarneri.
Als Solistin ist sie heute zum ersten Mal in der Kölner Philhar­
monie zu hören.
11
Rüdiger Lotter
Der Barockgeiger Rüdiger Lotter gilt
heute als einer der führenden Vertreter seines Fachs. Als Solist, mit seinem
Kammerensemble Lyriarte oder dem
Einstein-Klaviertrio tritt er regelmäßig
bei allen wichtigen Festivals im deutschsprachigen Raum auf. Er erhielt mehrere
Auszeichnungen, so beim renommierten Wettbewerb »Premio Bonporti« in
Rovereto (Italien) und beim internationalen Heinrich-Schmelzer-Wett­­bewerb
in Melk (Österreich). 2007 war Rüdiger Lotter Gastprofessor an
der Hochschule für Musik Trossingen. 2009 holte ihn Anna Viebrock für eine Produktion als musikalischen Leiter an das Schauspielhaus Basel. Im gleichen Jahr wurde er von John Neumeier
nach Hamburg eingeladen, um dort als Solist bei der Premiere
der Ballettproduktion Orpheus mitzuwirken.
Im Rahmen der Reihe »Klassik heute« leitete Rüdiger Lotter 2010
das WDR Sinfonieorchester Köln. Seit 2011 wird er jährlich als
Leiter für Barockprojekte mit dem Orchester der Ludwigsburger
Schloßfestspiele eingeladen. Seit 2009 ist Rüdiger Lotter Künstlerischer Leiter der Hofkapelle München. Als künstlerischer Leiter
der Hasse-Gesellschaft München setzt er sich zudem intensiv für
die Wiederentdeckung des Werks von Johann Adolph Hasse ein.
2011 wurde auf seine Initiative hin Hasses Oper Didone abbando­
nata im Münchner Prinzregententheater mit großem Erfolg wieder aufgeführt.
Seine bislang erschienenen CDs wurden von der internationalen
Fachpresse begeistert aufgenommen. Rüdiger Lotters aktuelle
Einspielung der Solosonaten von Johann Sebastian Bach würdigte der Westdeutsche Rundfunk als interessanteste Interpretation, die derzeit auf dem CD-Markt zu finden sei.
In der Kölner Philharmonie ist Rüdiger Lotter heute zum ersten
Mal zu hören.
12
Hofkapelle München
Die Hofkapelle München gilt heute als wichtigstes Ensemble für
historische Aufführungspraxis im süddeutschen Raum und hat
sich seit ihrer Neuformierung im Jahr 2009 unter der Leitung des
Barockgeigers und Dirigenten Rüdiger Lotter einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Künstlerpersönlichkeiten wie Reinhard Goebel, Alessandro de Marchi, Dorothee Oberlinger, Hille Perl, Christiane Karg, Lawrence Zazzo und Vivica Genaux sind gern bei der
Hofkapelle München zu Gast. Das Orchester arbeitet auch mit
Gesangsensembles und Chören wie dem Tölzer Knabenchor
und dem Chor des Bayerischen Rundfunks zusammen. Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit ist das Repertoire bayerischer
Musikgeschichte.
Auch bei der Repertoireauswahl und Realisierung von Opernproduktionen des 17. und 18. Jahrhunderts ist die Hofkapelle
München in Kooperation mit der Bayerischen Theaterakademie
August Everding regelmäßig beteiligt. Ein Höhepunkt dieser
Zusammenarbeit war 2011 die Opernproduktion Didone abban­
donata von Johann Adolph Hasse unter der Leitung von Michael
13
Hofstetter. Auch die Opernproduktion Adelasia ed Aleramo von
Simon Mayr unter der Leitung von Andreas Spering im Frühjahr
2013 wurde ein großer Erfolg. 2012 wurde das Orchester zusammen mit dem Countertenor Valer Sabadus für die Einspielung der
CD Hasse reloaded mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Die Einspielung der sechs Brandenburgischen
Konzerte von Bach im Jahr 2013 war ebenfalls äußerst erfolgreich. Im Oktober 2014 erschien die Solo-CD Le belle immagini
des Countertenors Valer Sabadus mit der Hofkapelle München
und unter der musikalischen Leitung von Alessandro de Marchi.
Bei uns ist die Hofkapelle München heute zum ersten Mal zu
Gast.
14
Die Besetzung der
Hofkapelle München
Violine I
Rüdiger Lotter
Silvia Schweinberger
Ulrike Cramer
Dmitry Lepekhov
Fiona Stevens
Violine II
Marie Radauer-Plank
Iveta Schwarz
Anna-Barbara Kastelewicz
Angelika Fichter
Viola
Mark Braithwaite
Veronika Stross
Violoncello
Pavel Serbin
Felix Stross
Violone
Günter Holzhausen
Laute
Joachim Held
Cembalo
Olga Watts
15
KölnMusik-Vorschau
Mai
FR
22
20:00
DO
21
Nathalie de Montmollin Sopran
Susanne Gritschneder Alt
Alexander Spemann Tenor
Thomas Laske Bass
20:00
Christina Roterberg Sopran
Henriette Reinhold Alt
Henning Jendritza Tenor
Andrey Akhmetov Bass
Megaloh Rap
Kölner Vokalsolisten
Oratorienchor Köln
Domkantorei Altenberg
Neue Philharmonie Westfalen
Andreas Meisner Dirigent
Jugendchor am Kölner Dom
Jugendbarockorchester
Rheinland
8. Klassen des Gymnasiums
Köln-Pesch
Concerto Köln
Alexander Scherf Dirigent
Felix Mendelssohn Bartholdy
Elias op. 70
Oratorium für Soli, Chor, Orchester
und Orgel nach Worten des Alten
Testaments
Netzwerk Kölner Chöre
gemeinsam mit KölnMusik
SPEAK! Jugendliche rappen
Mozarts Requiem
Kölner Chorkonzerte 6
Wolfgang Amadeus Mozart
Requiem d-Moll KV 626
für Soli, Chor und Orchester
SO
MIKI
Arrangements für Rapgesang, Chor,
Orchester und Live-Band
31
11:00
Gefördert durch das
Kuratorium KölnMusik e.V. und
die RheinEnergieStiftung Kultur.
Jugend musiziert
Konzert der Bundespreisträger
aus Nordrhein-Westfalen
KölnMusik gemeinsam mit
Concerto Köln
KölnMusik gemeinsam mit dem Landesmusikrat NRW
16
Dienstag
26. Mai 2015
20:00
Hélène
Grimaud
Klavier
Seit 13 Jahren ist Hélène Grimaud regelmäßig zu Gast in Köln
und beweist ihre Klasse als leidenschaftliche, ausdrucksstarke
Musikerin, die neben CD-Aufnahmen und ausgedehnten Konzertreisen noch Zeit und Energie findet, sich für Menschenrechte
und den Naturschutz zu engagieren und daneben noch Bücher
schreibt. Ihr neues Buch »Das Lied der Natur« handelt von einer
Spurensuche zu Johannes Brahms, dessen Sonate für Klavier
Nr. 2 fis-Moll sie im zweiten Konzertteil spielen wird. Um 19 Uhr
hält Christoph Vratz eine Einführung in das Konzert.
Werke von
Berio, Takemitsu, Fauré,
Ravel, Albéniz, Liszt,
Janáček, Debussy
und Brahms
Foto: Deutsche Grammophon/Mat Hennek
SO
Liebe Konzertbesucher,
liebe Abonnenten!
31
20:00
Mit dem heutigen Konzert endet Ihr
Abonnement »Sonntags um vier«.
Auch für die kommende Spielzeit haben
wir Ihnen ein Abonnement mit fünf
Konzerten zusammengestellt.
Magdalena Kožená Mezzosopran
Mitsuko Uchida Klavier
Robert Schumann
Gedichte der Königin Maria Stuart
op. 135
Wir würden uns freuen, Sie auch in
der nächsten Spielzeit als Abonnenten
begrüßen zu können!
Claude Debussy
Chansons de Bilitis L 90,
Ariettes oubliées
Weitere Einzelheiten zu dieser Reihe
entnehmen Sie bitte unserer neuen Vorschau »Kölner Philharmonie 2015/2016«,
die am 13. Mai 2015 erschienen ist. In
der neuen Vorschau finden Sie neben
den Konditionen für den Erwerb Ihres
Abonnements auch Informationen zu
unserer Aktion »Abonnenten werben
Abonnenten«!
Gustav Mahler
»Rückert-Lieder«
Olivier Messiaen
Poèmes pour Mi (Auswahl)
Liederabende 6
Juni
DO
04
11:00
Fronleichnam
Kindertag in der Philharmonie
Empfohlen für Kinder ab 5 Jahren
Konzerte, Instrumente und Aktionen in
der ganzen Philharmonie bietet dieser
Tag der offenen Tür speziell für junge
Familien. Zuhören, Mitmachen, Musik
entdecken!
Gefördert durch das
Kuratorium KölnMusik e. V.
Ende gegen 15 Uhr
18
Foto: Deutsche Grammophon/Esther Haase
Sonntag
31. Mai 2015
20:00
Magdalena
Kožená Mezzosopran
Mitsuko Uchida
Klavier
Lieder und Arien von
Robert Schumann, Claude Debussy,
Gustav Mahler und Olivier Messiaen
Obwohl Magdalena Kožená als Opern- und Konzertsängerin auf allen großen Podien und Bühnen
Erfolge feiert, pflegt sie genauso intensiv ihre Liebe
zum intimeren Kunstlied. Besonders eng verbunden fühlt sich die Mezzosopranistin der Pianistin Mitsuko Uchida. Für ihr gemeinsames Recital
haben die beiden Musikerinnen neben Mahlerund späten Schumann-Liedern auch impressionistisch eingefärbte Liebes-Chansons und
-gebete des Franzosen Olivier Messiaen
ausgewählt.
Philharmonie-Hotline 0221 280 280
­koelner-­philharmonie.de
Informationen & Tickets zu allen Konzerten
in der Kölner ­Philharmonie!
Kulturpartner der Kölner Philharmonie
Herausgeber: KölnMusik GmbH
Louwrens Langevoort
Intendant der Kölner Philharmonie
und Geschäftsführer der
KölnMusik GmbH
Postfach 102163, 50461 Köln
­koelner-­philharmonie.de
Redaktion: Sebastian Loelgen
Corporate Design: hauser lacour
kommunikationsgestaltung GmbH
Textnachweis: Der Text von Verena
­Großkreutz ist ein Original­­­beitrag für
dieses Heft.
Fotonachweise: Christine Schneider S. 12
und 13; Tashko Tasheff S. 11
Gesamtherstellung:
adHOC ­Printproduktion GmbH
Lisa Batiashvili
The Philadelphia
Orchestra
Yannick NézetSéguin
Violine
Foto: Chris Lee
Dirigent
Samstag
23. Mai 2015
20:00
Werke von Nico Muhly,
Dmitrij Schostakowitsch
und Sergej Rachmaninow
koelner-philharmonie.de
0221 280 280