Sonntags um vier 5 Chouchane Siranossian Rüdiger Lotter Hofkapelle München Sonntag 17. Mai 2015 16:00 Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen. Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird. Sonntags um vier 5 Chouchane Siranossian Violine Rüdiger Lotter Violine und Leitung Hofkapelle München Sonntag 17. Mai 2015 16:00 Pause gegen 16:50 Ende gegen 17:50 PROGRAMM Pietro Antonio Locatelli 1695 – 1764 Introduttione teatrale D-Dur op. 4,5 (1735) für Streicher und Basso continuo Allegro Andante sempre piano Presto Concerto grosso Es-Dur Nr. 6 »Il pianto d’Arianna« aus: VI Concerti à quattro […] op. 7 (1741) Andante – Allegro – Adagio – Andante – Allegro Largo Largo andante Grave Allegro Largo Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo D-Dur op. 3,1 aus: L’arte del violino. XII concerti op. 3 (1733) Allegro Capriccio Largo Allegro Capriccio Pause 2 Jean Marie Leclair 1697 – 1764 Air des Démons aus: Scylla et Glaucus op. 11 Tragédie mise en musique in einem Prolog und fünf Akten Libretto von d’Albaret Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo g-Moll op. 10,6 (1745) Allegro ma poco Aria Allegro Antonio Vivaldi 1678 – 1741 Konzert für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo d-Moll RV 514 Allegro non molto Adagio Allegro molto 3 ZU DEN WERKEN Made in Italy – Concerto grosso und Solokonzert In Europa waren sie durch Notenausgaben weit verbreitet: Die Instrumentalwerke der italienischen Barockkomponisten Arcangelo Corelli, Giuseppe Torelli, Tomaso Albinoni und Antonio Vivaldi. Die alten Meister hatten mit dem Concerto grosso und dem formal ähnlich gebauten Solokonzert eine musikalische Dialogform entwickelt, die bald zu einer der wichtigsten Gattungen europäischen Musizierens avancierte und der Instrumentalmusik zu einem ersten Höhepunkt in der Entwicklung einer von der Vokalmusik emanzipierten Sprache verhalf. Charakteristisch für das Concerto grosso sind die dreisätzige Anlage (schnell-langsam-schnell), unterschiedliche Besetzungen und eine große Formenvielfalt. Formgebend in den schnellen Außensätzen ist das rondoartige Wechselspiel und Dialogisieren zwischen dem Orchester (Tutti) und einer kleinen Solistengruppe (dem Concertino). Während das Tutti zu Beginn ein prägnantes, harmonisch klar definiertes Thema (das Ritornell) aufstellt und dieses später immer wieder entweder ganz oder nur in Teilen aufgreift, übernimmt das Concertino die Aufgabe einer ständig neuen, kontrastierenden, originellen und modulierenden Fortspinnung der Thematik (Episoden). Der langsame Mittelsatz dagegen ist formal nicht festgelegt. Prägend für ihn ist aber eine kantable, innig-gefühlvolle Melodik oder ein ernster, schmerzlicher Gestus. Ganz im Sinne des »barocken Welttheaters« kon trastieren auch in der Konzertform Weltschmerz und Melancholie die energiegeladene, quirlige Gestik und fröhliche Tanzrhythmik der Außensätze. Der italienische Stil zeichnet sich aus durch eine klare Melodik und Harmonik, eine prägnante Rhythmik und motivische Einheitlichkeit. All das trifft auch auf das Solokonzert zu, das im 18. Jahrhundert seine erste Blüte erlebte. Im Gegensatz zum Concerto grosso, in dem es ums Miteinanderkonzertieren geht, befreit sich das Soloinstrument mehr und mehr aus dem Orchesterverband, wird selbständiger und erhält in zunehmendem Maße die Möglichkeit, sich virtuos zu profilieren und das Publikum zum Staunen 4 zu bringen. Das Solokonzert hat als Formidee bis heute überlebt. Schließlich verbindet es lebendige Spielleidenschaft mit dramatischem Geschehen, brillante solistische Virtuosität mit orchestralem Klang und individuellen Ausdruck mit der »neutralen« Kollektiv-Aussage des Orchesters. Der Innovative – Pietro Antonio Locatelli Sein temperamentvolles Spiel trug ihm den Namen »Il Terramoto« (das Erdbeben) ein: Pietro Antonio Locatelli, geboren 1695 in Bergamo und 1764 gestorben in Amsterdam, war ein bedeutender Geigenvirtuose seiner Zeit. Als Komponist hinterließ er, ähnlich wie sein älterer, berühmter Kollege Arcangelo Corelli (1653 – 1713) nur ein schmales Œuvre aus Sonaten und Konzerten. Darin bleibt einerseits das Vorbild Corelli präsent – der 17-jährige Locatelli zog 1711 sogar nach Rom, um dort beim Meister zu studieren, der allerdings bereits 1713 verstarb. Andererseits aber brach er mit der Tradition, wurde zum Vorreiter des modernen Virtuosentums, brachte die Geigentechnik auf ein bis dahin ungeahntes Niveau und innovative, originelle Ideen in die Konzertform ein. Schon in seinen Concerti grossi op. 1 erweiterte er die Concertinogruppe vom Terzett (zwei Violinen und Violoncello) zum Quartett, in dem er erstmals die Viola mit einbezieht, oder Quintett (mit vier Violinen). Die nun erreichte 10-Stimmigkeit nutzte der Komponist aber nicht zur komplexen polyphonen Auffächerung, sondern zu plastischer Klangdramaturgie mit räumlichen Effekten und Echowirkungen. Locatellis Harmonik ist kühn und komplex, er verwendet auch entlegenere Tonarten, liebt Orgelpunkte und Trugschlüsse. Die in den zwölf Nummern der Sammlung op. 4 enthaltenen 6 Intro duttioni teatrali, komponiert 1735, tragen das Theater zwar im Namen, haben aber nichts mehr damit zu tun. Sie folgen zwar der Form der dreiteiligen italienischen (neapolitanischen) Opern-Sinfonia und weisen Stilmerkmale der Opera buffa auf. So ist auch 5 die Introduttione teatrale D-Dur Nr. 5 für Streicher und Basso continuo nach dem Prinzip schnell-langsam-schnell gebaut: Einem konzertant gehaltenen Einleitungsteil (Allegro) folgt ein langsamer gesanglicher Mittelteil (Andante) und ein tänzerisches Finale (Presto). Aber eine Oper danach ist nicht zu erwarten. Ein höchst originelles Werk ist Locatellis Concerto grosso Es-Dur »Il pianto d’Arianna«, die Nummer 6 der Sammlung 12 Concerti à quattro e à cinque op. 7, veröffentlicht 1741. Statt der üblichen dreisätzigen verwendet er darin eine ungewöhnlich kleinteilige Form in zehn Sätzen bzw. Abschnitten. Locatelli komponierte hier eine große Opernszene, die er ausschließlich mit instrumentalen Mitteln gestaltete. Zugrunde liegt der bei Komponisten immer schon beliebte Ariadne-Mythos: Die kretische Prinzessin Ariadne hilft Theseus zum Sieg über den gefürchteten Minotaurus und verliebt sich in ihn. Theseus verspricht ihr, sie mit nach Athen zu nehmen und dort zu heiraten, lässt sie dann aber allein auf der Insel Naxos zurück. »Il pianto d’Arianna« meint also die Klage und das Weinen der verratenen, verlassenen Prinzessin, die hin und her gerissen ist zwischen Verzweiflung, Trauer, Hoffnung und Liebe. Die Solo violine mutiert zur Gesangsstimme der Ariadne, die in zehn Sätzen ein wahres Gefühlsdrama durchschreitet und dabei Arien wie Rezitative bewältigen muss. Dank barocker Affektenlehre, in der es um die musikalisch-plastische Umsetzung der menschlichen Gemütsregungen geht, ist alles auch ohne Worte verständlich: Die Fassungslosigkeit, die sich in den zitternden Tonwiederholungen des Orchesters wiederspiegelt, die nicht kontrollierbaren Schluchzer, die durch plötzliche Akzente abgebildet werden, das rezitativische Stammeln und Seufzen der Sologeige, Trauer und Tränen, manisch kreisende Gedanken, das Ringen um Fassung: Immer wieder bricht die Musik plötzlich ab, werden Melodien von Pausen durchbrochen. Erst langsam gerät die Geigensolostimme in einen kantableren, weiter phrasierten Fluss, der Schmerz steigert sich, entlädt sich wütend, sinkt wieder kraftlos zurück. Das alles hört man deutlich in der Musik. Bei aller Experimentierfreude: Die Zukunft lag im 18. Jahrhundert nicht mehr beim Concerto grosso, das stärker im 17. Jahrhundert 6 verwurzelt ist und nun archaisch, überholt wirkte, sondern die Zeit des Virtuosentums kündigte sich an: das nun populär werdende Solokonzert. In dieser Entwicklung wird Locatellis Sammlung L’arte del violino, XII Concerti per violino, archi e basso conti nuo con 24 Capricci ad libitum op. 3, veröffentlicht 1733, wahrhaft revolutionäre Kraft zugesprochen. Mit diesen zwölf Violinkonzerten verlässt er den Mainstream endgültig, die technischen Möglichkeiten der Violine explodieren geradezu, Virtuosität steht nunmehr im Vordergrund: die höchsten Griffbrettlagen werden erschlossen, komplizierteste Doppelgriffe gefordert oder ganze Phrasen müssen im Flageolett gespielt werden. Was ihre Dreisätzigkeit und Ritornelltechnik angeht, stehen die zwölf Violinkonzerte formal in der Nachfolge der Vivaldi-Konzerte. Was brandneu ist, sind die beigefügten 24 Capricci, die für jedes Konzert jeweils zwei ausgeschriebene Solokadenzen für die Ecksätze zur freien Verfügung stellen. Und wie auch das Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo D-Dur op. 3 Nr. 1 zeigt, können die als barbarisch schwer bezeichnet werden: Saitensprünge mit gehaltenen Tönen, Akkordspiel und Arpeggi der haarigsten Art, unbequeme Zweiklänge in schnellem Tempo, gekreuzte Finger und größtmögliche Dehnungen der linken Hand. Ohne diese Capricci, sagt man heute, wären weder Paganini (1782 – 1840) noch seine 24 Capricen möglich gewesen. Italienische Glut, vornehm gebändigt – Jean-Marie Leclair Er wurde ermordet: Jean-Marie Leclair, geboren 1697 in Lyon, Barock-Komponist und damals einer der berühmtesten Geiger Europas, fiel am 23. Oktober 1764 im Alter von 67 Jahren einer Messerattacke zum Opfer. Er verblutete nachts im Hausflur einer Absteige in einem finsteren Pariser Viertel. Das Verbrechen wurde nie aufgeklärt. Der große Virtuose, der seine Karriere zunächst als Tänzer und Ballettmeister in Lyon begonnen hatte, gilt als Begründer der 7 französischen Violinschule. Kritiker schwärmten von seinem »höchst geschmackvollen Violinvortrag und seiner großartigen Präzision« und »von seiner Fähigkeit, ein großes Publikum zu bezaubern«. Er traf während seiner Karriere auch auf Locatelli und trat mit ihm ein paar Mal gemeinsam auf, wobei Berichte verbürgt sind, die besagen, dass Leclair »wie ein Engel«, Locatelli aber »wie der Teufel« gespielt habe. Der Mercure de France bescheinigte Leclair 1738, er sei »der erste Franzose, der in Nachahmung der Italiener Doppelgriffe spielt. […] Und er ist mit dieser Fertigkeit so weit vorangeschritten, daß die Italiener selbst bekennen, daß er auf diesem Gebiet zu den Führenden zählt«. Leclair gilt als der erste Franzose, der Violinkonzerte komponierte. Vivaldis Violinkonzerte, die in Paris bekannt waren, waren ihm dabei Vorbild. Der überwiegende Teil seines überschaubaren Œuvres besteht aus Konzerten und Sinfonien im italienischen Stil. Leclair gab zwei Sammlungen mit je sechs Violinkonzerten heraus: op. 7 (1737) und op. 10 (1745). Er komponierte allerdings auch eine Oper namens Scylla et Glau cus op. 11, die 1746 in Paris mit Erfolg uraufgeführt wurde. Woraus am heutigen Abend das Instrumentalstück Air des Démons gespielt wird, dessen erster harsch harmonisierter Teil in einen furiosen, rasenden Tanz übergeht. In seinen Solokonzerten übernahm Leclair den dreisätzigen italienischen Typ, dessen fetzigen, oft draufgängerischen Charakter er durch französische Eleganz bändigte. Dass Leclair ein begnadeter Geiger gewesen sein muss, hört man auch seinem Konzert für Violine, Streicher und Basso continuo g-Moll op. 10 Nr. 6 an: kleinteilige Figurenwerk-Kanonaden, rasche, weite Sprung-Folgen, rasante Saiten- und Lagenwechsel, in flinke Arpeggien eingebundene Doppelgriffe haben Solisten im Kopfsatz zu meistern. Italienischer Furor erscheint hier besänftigt durch die gemäßigte Tempoangabe Allegro ma poco. Der langsame Satz (Aria) mit seinen oft mehrstimmigen Griffen ist nicht in italienischer Manier als melancholischer Gesang gestaltet, sondern als ruhiger, melodiöser Tanz, als gemächliches Menuett, was durch die Anweisung Andante gratioso betont wird. Das Menuett war zu Leclairs Zeit der populärste Tanz des Adels. Es ist hier als Rondeau angelegt 8 nach dem Schema A-B-A-C-A. Auch im schnellen KehrausFinale mit zündendem Tanzritornell wird Leclair dann immer besonders französisch, wenn die Melodien lyrisch oder durch Vorschläge, Triller und Doppelschläge verziert werden. Der Meister – Antonio Vivaldi Antonio Vivaldi (1678 – 1741), ebenfalls Geigenvirtuose von Rang, hinterließ ein gewaltiges Konzert-Œuvre, darunter allein gut 230 Violinkonzerte. Er war es, der dem dreisätzigen Solokonzert zum Durchbruch verhalf: Durch seinen überaus eingängigen, fasslichen Stil und seine klare Melodik und Harmonik, seine prägnante, mitreißende Rhythmik und motivische Einheitlichkeit. Vivaldi schrieb auch etwa 28 Doppelkonzerte, wie das Konzert für zwei Violinen, Streicher und Basso continuo d-Moll RV 514. Eine besonders komplexe Konzertform: Beide Solo-Violinen müssen sowohl miteinander als auch mit dem Orchester dialogisieren, was für den Kopfsatz heißt: Kraftvolle Tutti-Passagen wechseln sich ab mit vielfältigsten, schillerndsten Solo-Einsätzen. Die beiden Sologeigen sind fast durchweg gleichberechtigt – mal im musikalischen Zwiegespräch, mal im bravourösen Wettstreit; mal miteinander, mal gegeneinander; mal imitierend, mal gleichgeschaltet. Im mittleren Satz (Adagio) legen die beiden aber größte Harmonie an den Tag, ergänzen sich in ihren melancholischen Gedanken oder gefallen sich in trauter Zweisamkeit, während das Orchester nur zart und zurückhaltend begleitet. Auch im entspannten Finale geht es ausschließlich ums Miteinander. Vivaldis Verwirklichung als Komponist vollzog sich seit 1703 am Ospedale della Pietà in Venedig. Die berufliche Bindung an die Pietà blieb mit zahlreichen Unterbrechungen bis zu seinem letzten Lebensjahr 1741 bestehen, und Vivaldi wurde bald die führende musikalische Persönlichkeit an diesem Haus. Die Pietà war eines von vier Ospedali der Stadt. Die Ospedali waren wohltätige Einrichtungen für verwaiste, ausgesetzte, illegitime oder bedürftige Kinder und hatten sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer besonderen Form anerkannter Konservatorien entwickelt. Viele ihrer Zöglinge brachten es zu höchster musikalischer 9 Kunstfertigkeit. Die Bedeutung dieser Hospitäler für das kulturelle Leben in Venedig kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. An jedem Sonn- und Feiertag fanden in den Kapellen der Ospedali Konzerte mit Instrumental- und Vokalmusik statt, von denen ganz Europa sprach und die sich Touristen nicht entgehen lassen durften. Das begeisterte Publikum füllte die Kassen und trug zur finanziellen Absicherung der Ospedali bei. Dass sich diese Einrichtungen trotz der ohnehin ungeheuren Produktivität des venezianischen Musiklebens durchsetzen konnten, spricht für die hohe Qualität ihrer Musikausübung. Im Ospedale della Pietà lebten ausschließlich Mädchen. Es gingen aus dieser Institution zahlreiche hochkarätige Virtuosinnen hervor, Chor und Orchester besaßen überregional einen hervorragenden Ruf. Zunächst war Vivaldi dort »maestro di violino«, also Geigenlehrer. 1716 stieg er zum »maestro de’ concerti« auf, was ihn für die Leitung des Pietà-Orchesters und die Komposition neuer Werke für den instrumentalen Bereich der Musikpflege verpflichtete. Vivaldi schrieb auch Opern, zudem eine Menge geistlicher Musik, dennoch machte er sich vor allem einen Namen als Komponist von Instrumentalkonzerten. Verena Großkreutz 10 Biographien Chouchane Siranossian Die französisch-armenische Geigerin Chouchane Siranossian zählt zu den interessantesten Talenten ihrer Generation. In hohem Maß der Musik der Gegenwart gegenüber aufgeschlossen wie auch in historisch informierter Aufführungspraxis bewandert, hat sie sich als »Universalmusikerin« in Kreisen der Barockmusik bis hin zur Neuen Musik einen Namen gemacht. Sie studierte bei Tibor Varga, Pavel Vernikov, Zakhar Bron und Reinhard Goebel. Als gefragte Solistin und Konzertmeisterin spielte Chouchane Siranossian u. a. mit der Dresdener Staatskapelle, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, Concerto Köln, dem Münchener Kammerorchester und dem Kammerorchester Basel. Seit der Saison 2012/13 ist sie Konzertmeisterin der Capella Augustina. Als Kammermusikerin konzertierte sie sowohl mit Musikern wie Bertrand Chamayou, Michel Beroff, Philippe Bianconi, Daniel Ottensamer, Thomas Demenga als auch mit Vertretern der historischen Aufführungspraxis wie Dorothee Oberlinger, Kristin von der Goltz, Ruedi Lutz, Valer Sabadus und Rüdiger Lotter. Ihr großes Interesse an zeitgenössischer Musik zeigt sich in ihrer Zusammenarbeit mit Komponisten wie Bechara El Khoury, Daniel Schnyder, Marc-André Dalbavie und Eric Tanguy. 2014 erschienen zwei CDs. Ihre Konzerte wurden von zahlreichen Rundfunksendern wie WDR, NDR, DRS2, BR, ORF, Radio classique und Radio Suisse Romande aufgenommen. Chouchane Siranossian spielt eine Barockvioline der Gebrüder Joseph und Antoine Gagliano und eine Violine von Giuseppe Guarneri. Als Solistin ist sie heute zum ersten Mal in der Kölner Philhar monie zu hören. 11 Rüdiger Lotter Der Barockgeiger Rüdiger Lotter gilt heute als einer der führenden Vertreter seines Fachs. Als Solist, mit seinem Kammerensemble Lyriarte oder dem Einstein-Klaviertrio tritt er regelmäßig bei allen wichtigen Festivals im deutschsprachigen Raum auf. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, so beim renommierten Wettbewerb »Premio Bonporti« in Rovereto (Italien) und beim internationalen Heinrich-Schmelzer-Wettbewerb in Melk (Österreich). 2007 war Rüdiger Lotter Gastprofessor an der Hochschule für Musik Trossingen. 2009 holte ihn Anna Viebrock für eine Produktion als musikalischen Leiter an das Schauspielhaus Basel. Im gleichen Jahr wurde er von John Neumeier nach Hamburg eingeladen, um dort als Solist bei der Premiere der Ballettproduktion Orpheus mitzuwirken. Im Rahmen der Reihe »Klassik heute« leitete Rüdiger Lotter 2010 das WDR Sinfonieorchester Köln. Seit 2011 wird er jährlich als Leiter für Barockprojekte mit dem Orchester der Ludwigsburger Schloßfestspiele eingeladen. Seit 2009 ist Rüdiger Lotter Künstlerischer Leiter der Hofkapelle München. Als künstlerischer Leiter der Hasse-Gesellschaft München setzt er sich zudem intensiv für die Wiederentdeckung des Werks von Johann Adolph Hasse ein. 2011 wurde auf seine Initiative hin Hasses Oper Didone abbando nata im Münchner Prinzregententheater mit großem Erfolg wieder aufgeführt. Seine bislang erschienenen CDs wurden von der internationalen Fachpresse begeistert aufgenommen. Rüdiger Lotters aktuelle Einspielung der Solosonaten von Johann Sebastian Bach würdigte der Westdeutsche Rundfunk als interessanteste Interpretation, die derzeit auf dem CD-Markt zu finden sei. In der Kölner Philharmonie ist Rüdiger Lotter heute zum ersten Mal zu hören. 12 Hofkapelle München Die Hofkapelle München gilt heute als wichtigstes Ensemble für historische Aufführungspraxis im süddeutschen Raum und hat sich seit ihrer Neuformierung im Jahr 2009 unter der Leitung des Barockgeigers und Dirigenten Rüdiger Lotter einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Künstlerpersönlichkeiten wie Reinhard Goebel, Alessandro de Marchi, Dorothee Oberlinger, Hille Perl, Christiane Karg, Lawrence Zazzo und Vivica Genaux sind gern bei der Hofkapelle München zu Gast. Das Orchester arbeitet auch mit Gesangsensembles und Chören wie dem Tölzer Knabenchor und dem Chor des Bayerischen Rundfunks zusammen. Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit ist das Repertoire bayerischer Musikgeschichte. Auch bei der Repertoireauswahl und Realisierung von Opernproduktionen des 17. und 18. Jahrhunderts ist die Hofkapelle München in Kooperation mit der Bayerischen Theaterakademie August Everding regelmäßig beteiligt. Ein Höhepunkt dieser Zusammenarbeit war 2011 die Opernproduktion Didone abban donata von Johann Adolph Hasse unter der Leitung von Michael 13 Hofstetter. Auch die Opernproduktion Adelasia ed Aleramo von Simon Mayr unter der Leitung von Andreas Spering im Frühjahr 2013 wurde ein großer Erfolg. 2012 wurde das Orchester zusammen mit dem Countertenor Valer Sabadus für die Einspielung der CD Hasse reloaded mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Die Einspielung der sechs Brandenburgischen Konzerte von Bach im Jahr 2013 war ebenfalls äußerst erfolgreich. Im Oktober 2014 erschien die Solo-CD Le belle immagini des Countertenors Valer Sabadus mit der Hofkapelle München und unter der musikalischen Leitung von Alessandro de Marchi. Bei uns ist die Hofkapelle München heute zum ersten Mal zu Gast. 14 Die Besetzung der Hofkapelle München Violine I Rüdiger Lotter Silvia Schweinberger Ulrike Cramer Dmitry Lepekhov Fiona Stevens Violine II Marie Radauer-Plank Iveta Schwarz Anna-Barbara Kastelewicz Angelika Fichter Viola Mark Braithwaite Veronika Stross Violoncello Pavel Serbin Felix Stross Violone Günter Holzhausen Laute Joachim Held Cembalo Olga Watts 15 KölnMusik-Vorschau Mai FR 22 20:00 DO 21 Nathalie de Montmollin Sopran Susanne Gritschneder Alt Alexander Spemann Tenor Thomas Laske Bass 20:00 Christina Roterberg Sopran Henriette Reinhold Alt Henning Jendritza Tenor Andrey Akhmetov Bass Megaloh Rap Kölner Vokalsolisten Oratorienchor Köln Domkantorei Altenberg Neue Philharmonie Westfalen Andreas Meisner Dirigent Jugendchor am Kölner Dom Jugendbarockorchester Rheinland 8. Klassen des Gymnasiums Köln-Pesch Concerto Köln Alexander Scherf Dirigent Felix Mendelssohn Bartholdy Elias op. 70 Oratorium für Soli, Chor, Orchester und Orgel nach Worten des Alten Testaments Netzwerk Kölner Chöre gemeinsam mit KölnMusik SPEAK! Jugendliche rappen Mozarts Requiem Kölner Chorkonzerte 6 Wolfgang Amadeus Mozart Requiem d-Moll KV 626 für Soli, Chor und Orchester SO MIKI Arrangements für Rapgesang, Chor, Orchester und Live-Band 31 11:00 Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V. und die RheinEnergieStiftung Kultur. Jugend musiziert Konzert der Bundespreisträger aus Nordrhein-Westfalen KölnMusik gemeinsam mit Concerto Köln KölnMusik gemeinsam mit dem Landesmusikrat NRW 16 Dienstag 26. Mai 2015 20:00 Hélène Grimaud Klavier Seit 13 Jahren ist Hélène Grimaud regelmäßig zu Gast in Köln und beweist ihre Klasse als leidenschaftliche, ausdrucksstarke Musikerin, die neben CD-Aufnahmen und ausgedehnten Konzertreisen noch Zeit und Energie findet, sich für Menschenrechte und den Naturschutz zu engagieren und daneben noch Bücher schreibt. Ihr neues Buch »Das Lied der Natur« handelt von einer Spurensuche zu Johannes Brahms, dessen Sonate für Klavier Nr. 2 fis-Moll sie im zweiten Konzertteil spielen wird. Um 19 Uhr hält Christoph Vratz eine Einführung in das Konzert. Werke von Berio, Takemitsu, Fauré, Ravel, Albéniz, Liszt, Janáček, Debussy und Brahms Foto: Deutsche Grammophon/Mat Hennek SO Liebe Konzertbesucher, liebe Abonnenten! 31 20:00 Mit dem heutigen Konzert endet Ihr Abonnement »Sonntags um vier«. Auch für die kommende Spielzeit haben wir Ihnen ein Abonnement mit fünf Konzerten zusammengestellt. Magdalena Kožená Mezzosopran Mitsuko Uchida Klavier Robert Schumann Gedichte der Königin Maria Stuart op. 135 Wir würden uns freuen, Sie auch in der nächsten Spielzeit als Abonnenten begrüßen zu können! Claude Debussy Chansons de Bilitis L 90, Ariettes oubliées Weitere Einzelheiten zu dieser Reihe entnehmen Sie bitte unserer neuen Vorschau »Kölner Philharmonie 2015/2016«, die am 13. Mai 2015 erschienen ist. In der neuen Vorschau finden Sie neben den Konditionen für den Erwerb Ihres Abonnements auch Informationen zu unserer Aktion »Abonnenten werben Abonnenten«! Gustav Mahler »Rückert-Lieder« Olivier Messiaen Poèmes pour Mi (Auswahl) Liederabende 6 Juni DO 04 11:00 Fronleichnam Kindertag in der Philharmonie Empfohlen für Kinder ab 5 Jahren Konzerte, Instrumente und Aktionen in der ganzen Philharmonie bietet dieser Tag der offenen Tür speziell für junge Familien. Zuhören, Mitmachen, Musik entdecken! Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V. Ende gegen 15 Uhr 18 Foto: Deutsche Grammophon/Esther Haase Sonntag 31. Mai 2015 20:00 Magdalena Kožená Mezzosopran Mitsuko Uchida Klavier Lieder und Arien von Robert Schumann, Claude Debussy, Gustav Mahler und Olivier Messiaen Obwohl Magdalena Kožená als Opern- und Konzertsängerin auf allen großen Podien und Bühnen Erfolge feiert, pflegt sie genauso intensiv ihre Liebe zum intimeren Kunstlied. Besonders eng verbunden fühlt sich die Mezzosopranistin der Pianistin Mitsuko Uchida. Für ihr gemeinsames Recital haben die beiden Musikerinnen neben Mahlerund späten Schumann-Liedern auch impressionistisch eingefärbte Liebes-Chansons und -gebete des Franzosen Olivier Messiaen ausgewählt. Philharmonie-Hotline 0221 280 280 koelner-philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln koelner-philharmonie.de Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbH Textnachweis: Der Text von Verena Großkreutz ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Fotonachweise: Christine Schneider S. 12 und 13; Tashko Tasheff S. 11 Gesamtherstellung: adHOC Printproduktion GmbH Lisa Batiashvili The Philadelphia Orchestra Yannick NézetSéguin Violine Foto: Chris Lee Dirigent Samstag 23. Mai 2015 20:00 Werke von Nico Muhly, Dmitrij Schostakowitsch und Sergej Rachmaninow koelner-philharmonie.de 0221 280 280
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