Standardisiertes Abklärungsverfahren (SAV)

Standardisiertes Abklärungsverfahren SAV
27. Mai 2015
Standardisiertes Abklärungsverfahren (SAV)
Referat an der Generalversammlung des Berufsverbands Heil‐ und Sonderpädagogik Schweiz BHS 27. Mai 2015
Reto Luder
Inhaltsübersicht
1. Ausgangslage: Warum ein SAV?
2. Grundlagen: Was will das SAV?
3. Instrument und Verfahren: Wie funktioniert das SAV?
4. Umsetzung: Beispiel Implementierung im Kanton ZH
5. Wie weiter: Beispiel Indikationsbereiche
6. Fragen
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Ziel: Inklusive Bildung
Presence
dabei sein
Acceptance
akzeptiert werden
Participation
mit einbezogen sein, teilhaben
Achievement
lernen und Fortschritte machen
UNESCO (2005). Guidelines for inclusion: ensuring
access to education for all. Paris
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Standardisiertes
Abklärungsverfahren - SAV
Durch die NFA wurde im Bereich der Sonderpädagogik
ein fundamentaler Paradigmenwechsel vollzogen:
Weg von einer Versicherungslogik
hin zu einer Bildungslogik
Aufgrund der stark verankerten IV-Tradition im Sonderschulwesen ist dieser Paradigmenwechsel nicht ganz einfach…
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Ressourcenplanung?
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Standardisiertes
Abklärungsverfahren - SAV
Ziel des Verfahrens
Schaffen von optimalen Bildungs‐ und Entwicklungschancen…
•
… unter Berücksichtigung internationaler und nationaler Vorgaben sowie lokaler Gegebenheiten
•
… durch positives Zusammenwirken von Erwartungen (= Ziele)
und Unterstützung (= Mittel)
•
… vor dem Hintergrund der Fähigkeiten und Bedürfnisse des Kindes und seinem Umfeld
Durch Abklärung des Bedarfs:
•
Das Abklärungsverfahren stellt individuellen Bedarf fest, um das persönliche Recht auf Bildung und Entwicklung zu sichern
•
Dieser Bedarf kann sich auf das Individuum, aber auch auf seinen Kontext (Schule, Familie) beziehen
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Übergänge und Förderstufen: Beispiel Kanton ZH
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Bisher: Ressourcen über einzelne Diagnosen
Anspruch
Stigma
Unterstützung
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Neu: Zuweisung von Ressourcen über SAV
Anspruch
Stigma
Unterstützung
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Unterschiedliche Informationstypen im Verfahren
Prozess Typ I:
Informationen werden
direkt aufgenommen
Prozess Typ II:
Informationen entstehen
aus der Kombination
mehrerer Quellen
Prozess Typ III:
Informationen entstehen
durch Austausch und
gemeinsame Vereinbarung
Elemente
im Verfahren
I
II
III
Beispiele Typ I: Kategoriale Diagnostik, Körperfunktionen
Beispiele Typ II: Aktivitäten und Partizipation
Beispiele Typ III: Bildungsziele, Hauptförderort, Bedarf, Massnahmen
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Inhaltliche Vorgaben der EDK
• Summative, nicht nur formative Einschätzung
• Anwendbarkeit im Altersbereich 0‐20
• Abklärungsstelle ist nicht Durchführungsstelle
• Datenschutz, Elternrecht und Rekurswege
• Einheitliche Dokumentation und einheitliche Struktur des Abklärungsberichts
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Basis: Bio‐Psycho‐Soziales Modell (ICF)
Bildungs- und
Entwicklungsziele
professionelle
Umwelt und Massnahmen
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Schaffen von
Bildungschancen
“Bedarf”
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Methodische Entwicklung des Verfahrens
Empirische
Itementwicklung
Expertise
praktisch
tätiger
Fachpersonen
Expertise aus
der Literatur
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Empirischer Teil der Entwicklung: Stichprobe
Anzahl Fachpersonen, die Fälle eingegeben haben: 143
Anzahl der auswertbaren Fälle: 442
Prozentuale Verteilung der Fälle nach Bereichen:
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Verfahrensprinzip: Partizipation
Der Einbezug der Erziehungsberechtigten ist gewährleistet.
Sie sind wichtige Partner bezüglich der Informationserhebung
und der Zieldefinition der angestrebten Förderung.
Insbesondere wird ihre Einschätzung berücksichtigt bezüglich
• der Entwicklungs- und Bildungsziele
• des Settings der Förderung
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Die Elemente des Verfahrens: Basisabklärung
allgemeine
Angaben
Fragestellung
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familiärer
Kontext
professioneller
Kontext
kategoriale
Erfassung,
Funktions- Diagnose
fähigkeit
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Allgemeine Angaben
•
persönliche Angaben
•
Angaben zu den Erziehungsberechtigten
•
Fall führende Person
Fragestellung
•
Umschreibung der Fragestellung, Grund der Anmeldung zum SAV
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Professioneller Kontext
Hauptförderort und Massnahmen
•
Ort, an dem das Kind hauptsächlich gefördert wird
•
aktuelle Fördermassnahmen
•
wichtige Massnahmen, die früher angeboten wurden
Einschätzung von hemmenden und fördernden Bedingungen
•
Einstellungen, Unterstützung und Beziehungen
•
Räumlichkeiten, materielle Ausstattung
•
persönliche Hilfsmittel
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Familiärer Kontext
Angaben zur aktuellen familiären Situation
•
Lebens- und Betreuungssituation
•
berufliche Situation
•
Geschwister
Einschätzung von hemmenden und fördernden Bedingungen
•
Einstellungen, Unterstützung und Beziehungen
•
Räumlichkeiten, materielle Ausstattung
•
persönliche Hilfsmittel
Gesundheitliche Faktoren und kritische Lebensereignisse
•
bekannte relevante Erschwerungen in der Herkunftsfamilie
•
besondere Belastungen während Schwangerschaft, Geburt
•
kritische Lebensereignissen (Unfälle, Erkrankungen, Übergriffe,…)
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Funktionsfähigkeit
Bereiche
•
Aktivitäten und Partizipation
•
Körperfunktionen
Einschätzung ausgewählter ICF-Items für alle Bereiche resp. nur für
Früh- oder Schulbereich
•
«Problem nicht vorhanden»
•
«Problem ist zu ___% ausgeprägt»
•
«Problem ist nicht spezifizierbar»
•
«keine Angabe / nicht anwendbar»
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Kategoriale Erfassung
•
Hauptdiagnose und Nebendiagnosen, falls Vorhanden
•
Angabe des ICD-10-Codes
falls keine Diagnose möglich:
Zusammenfassung der Problembeschreibung in freier Formulierung
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Die Elemente des Verfahrens: Bedarfsabklärung
HauptEntwicklungsförderort,
Bedarfsund Bildungs- einschätzung Massnahmenziele
vorschlag
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Einschätzung der Entwicklungs- und Bildungsziele
Einschätzung entlang von neun Lebensbereichen
•
Orientierung Aktivitäts- und Partizipationsbereichen der ICF
•
kompatibel mit dem Verfahren «Schulische Standortgespräche»
Aktuelle Einschätzung und Einschätzung des anvisierten Ziels
•
altersgemäss / lehrplangemäss
•
individualisiert
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Bedarfseinschätzung
entlang der folgenden Bereiche
•
sonderpädagogische Massnahmen
•
Beratung und Unterstützung (inkl. Assistenz, Transport)
•
Betreuung (inkl. Tages- oder Internatsstruktur)
•
medizinisch-therapeutische Massnahmen
jeweils separate Bedarfseinschätzung
•
kein besonderer Bedarf
•
Bedarf kann mit lokal zugesprochenen Ressourcen abgedeckt werden
•
verstärkte Massnahmen sind erforderlich
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Massnahmenvorschlag
Zusammenfassende Beurteilung
Vorschlag
•
empfohlener Hauptförderort
•
empfohlene Massnahmen am Hauptförderort
•
empfohlene Massnahmen ausserhalb des Hauptförderorts
•
empfohlene Massnahmen, die dem Umfeld des Kindes / des
Jugendlichen angeboten werden sollen
•
Angaben zur Institution
Später, nach dem Entscheid der zuständigen Stelle
•
Nachtrag, welche Massnahmen tatsächlich bewilligt und
eingeleitet wurden
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Bedarfsabklärung
HauptEntwicklungsförderort,
Bedarfsund Bildungs- einschätzung Massnahmenziele
vorschlag
Standardisiertes
Abklärungsverfahren
persönliche
Angaben
Fragestellung
familiärer
Kontext
professioneller
Kontext
kategoriale
Erfassung,
Funktions- Diagnose
fähigkeit
Basisabklärung
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Indikationsbereiche: Aktivitäten
Probleme beim Ausführen von Handlungen im Kontext der altersgemässen Entwicklung. Befund unmittelbar im Anschluss an standardisierte Testverfahren. Standardisiertes Abklärungsverfahren - SAV
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Der Befund wird nur ab den folgenden Schwellen überhaupt in Betracht gezogen:
PR < 5
SD > 1.5 unter Mittelwert
T‐Wert < 35
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Indikationsbereiche: Partizipation
Beteiligungsprobleme im Kontext der gegenwärtigen Lebenssituation. Die Beteiligungsprobleme zeigen sich in erheblichen Funktionseinschränkungen, diese können aber nicht mit Sicherheit auf eine Einschränkung der Aktivitäten oder der Körperfunktionen zurückgeführt werden. Andauernde und schwere Beeinträchtigung der Beteiligungsmöglichkeiten eines Kindes in mehreren zentralen schulischen Situationen und Settings. Grundanspruch bezüglich Kompetenzerwartungen wird mit grosser Abweichung in vielen Bereichen nicht erreicht.
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Indikationsbereiche: Körperfunktionen
Probleme der Körperfunktionen. Befund schliesst unmittelbar an klinische Verfahren an, die altersunabhängige Funktionseinschränkungen feststellen.
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Ausprägung der Funktionseinschränkung: mittel oder schwer.
ICF: «Schädigung erheblich ausgeprägt » oder «Schädigung voll ausgeprägt»
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Beispiel für die Implementierung: Kanton Zürich
SAV-Pionierphase im Jahr 2012: Durch eine Pioniergruppe mit
Vertretungen von 10 Schulpsychologischen Diensten und vom
Vorstand der Vereinigten Schulpsychologinnen und
Schulpsychologen im Kanton Zürich (VSKZ).
Seit Sommer 2013 steht das SAV-ZH in einer neu
programmierten Version zur Verfügung, die auch auf allen
Tablets läuft.
Für das Arbeiten mit dem SAV-ZH braucht es einen
persönlichen Account, der neu durch die Stellenleitenden der
Schulpsychologischen Dienste eingerichtet wird.
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Einführung im Kanton ZH
Die verbindliche Einführung des SAV-ZH erfolgt in zwei
Staffeln.
Die erste startete ab Schuljahr 2014/15, die zweite ab
Schuljahr 2015/16.
Seit Schuljahr 2013/14 ist eine freiwillige Anwendung möglich.
Die drei Einführungsgruppen sind festgelegt.
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