UNIVERSITÄT FÜR MUSIK UND DARSTELLENDE KUNST WIEN Institut für Musik- und Bewegungserziehung, sowie Musiktherapie Funktionelle Dysphonien bei SängerInnen Behandlungstechniken und komplementärmedizinische Alternativen mit Erfahrungsberichten von CranioSacral Therapie Sitzungen Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Magister/Magistra artium (Mag. art.) von Generose Sehr Betreuer: Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Matthias Bertsch Studienrichtung: Instrumental(Gesangs)pädagogik (Gesang – Klassik) Wien 2014/15 1 1.1 Kurzfassung Diese Arbeit versucht einen Überblick über die Typologie der Stimmstörungen, deren Verbreitung unter SängerInnen und diversen klassischen und komplementärmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten zu geben. Da ausgeprägte gesangstechnische Probleme ihren Ursprung in einer funktionellen Störung haben können oder im Umkehrschluss zu einer solchen führen können, liegt das Augenmerk auf dieser Unterkategorie der Stimmstörungen. Das Streitthema Schulmedizin versus Komplementärmedizin und unterschiedliche Ansätze zur Erforschung der Effektivität von therapeutischen Verfahren werden im Mittelteil der Arbeit behandelt. Eine ausführliche Beschreibung der CranioSacral Therapie als manuelle komplementär-medizinische Behandlungsmöglichkeit bildet die Überleitung zu einer qualitativen Interviewstudie. In dieser wurden acht SängerInnen über ihre Erfahrungen mit CranioSacral Therapie Behandlungen bei stimmlichen Problemen befragt. Die Erfahrungen der Befragten deuten darauf hin, dass CranioSacral Therapie eine hilfreiche Unterstützung für die Behandlung von Stimmstörungen sein kann und weitere Forschungen in diesem Themenfeld interessant sein könnten. 1.2 Abstract This thesis aims to give an overview of various types of voice disorders, their prevalence among singers and the various classical and complementary medical therapies to treat them. As problems with singing technique could originate from functional disorders or could result in these, the focus is on this sub-category of voice disorders. The dividing views on academic medicine versus complementary medicine and the different approaches to investigate the efficacy of therapeutic methods are discussed in the mid-section of this thesis. An extensive description of CranioSacral Therapy as a manual complementary medical treatment leads to a qualitative interview study. Eight singers were interviewed on their experiences with CranioSacral Therapy treatment for vocal problems. Their answers indicate that CranioSacral Therapy could be helpful in the treatment of voice disorders. Therefore this is a potential area for further research. 2 Inhaltsverzeichnis 1.1 Kurzfassung ............................................................................................... 2 1.2 Abstract ..................................................................................................... 2 2 Einleitung ................................................................................................... 5 3 Stimmprobleme bei SängerInnen – Epidemiologie und mögliche Ursachen ................................................................................................................... 7 4 Dysphonien .............................................................................................. 13 4.1 Organische Dysphonien .......................................................................... 13 4.2 Funktionelle Dysphonien ......................................................................... 14 4.3 „Nur“ funktionell oder doch psychogen? .................................................. 20 5 Therapiemöglichkeiten bei funktionellen Dysphonien .............................. 24 5.1 Klassische Therapiemöglichkeiten........................................................... 24 5.2 Wirksamkeitsstudien zu klassischer Stimmtherapie ................................ 30 5.3 Komplementäre Therapiemöglichkeiten .................................................. 32 5.4 Kurzbeschreibungen diverser Komplementärmedizinischer Verfahren bei Stimmstörungen ....................................................................................... 33 6 Komplementärmedizin versus Schulmedizin ........................................... 49 6.1 Wer nutzt Komplementärmedizin? ........................................................... 51 6.2 Die Nutzung von Komplementärmedizin unter SängerInnen ................... 57 6.3 Biopsychosozial versus Körper-Seele-Geist-Einheit ................................ 60 6.4 Forschung in der Komplementärmedizin versus Forschung in der Schulmedizin ........................................................................................... 64 6.5 7 Forschung bei Stimmstörungen ............................................................... 74 Die CranioSacral Therapie....................................................................... 78 7.1 Erklärungsmodelle ................................................................................... 78 7.2 Studienlage zur CranioSacral Therapie ................................................... 83 7.3 Anatomische Zusammenhänge bei Stimmstörungen .............................. 86 7.4 Mögliche Ansatzpunkte der CranioSacral Therapie bei Stimmstörungen 95 3 8 Interviewstudie ......................................................................................... 99 8.1 Methode ................................................................................................... 99 8.2 Ergebnisse ............................................................................................. 103 9 Zusammenfassung ................................................................................ 115 10 Ausblick ................................................................................................. 118 11 Literaturverzeichnis ................................................................................ 119 12 Anhang .................................................................................................. 126 12.1 Interview-Leitfaden ................................................................................ 126 12.2 Transkription der Interviews ................................................................... 127 13 Lebenslauf ............................................................................................. 231 14 Eidesstattliche Erklärung ....................................................................... 233 4 2 Einleitung Viele Gespräche mit SängerInnen und GesangslehrerInnen und meine eigenen Erfahrungen haben mir gezeigt, dass fast jede/r SängerIn im Laufe ihres/seines Lernens oder Lehrens mit stimmlichen Problemen oder Störungen in Berührung kommt. Dies ist jedoch ein Themenfeld, das – im Gegensatz zu Problemen mit den eigenen SchülerInnen – nicht gern angesprochen wird. Störungen, Blockaden und Selbstzweifel sind Tabu-Themen in Sängerkreisen, für die erst in den letzten Jahren durch offene Statements von Stars wie Jonas Kaufmann oder Elisabeth Kulmann ein Problembewusstsein entstanden ist. Ursprünglich sollte diese Arbeit eine Zusammenstellung von – den Gesangsunterricht positiv unterstützenden – (Körper-) Therapieformen werden. Ein Ratgeber für gesangliche / gesangstechnische Probleme, die sich nicht durch Üben lösen lassen. Doch wo beginnt ein technisches Problem und ab wann spricht man bereits von einer Stimmstörung? Was, wenn ein technisches Problem vielleicht eine psychische Ursache hat? Welche Therapieform hilft bei welchem Problem? Wie lässt sich das herausfinden? Viele Fragen und keine konkreten Antworten. Literatur über technische Probleme im Gesangsunterricht gibt es kaum, wohl aber über Stimmstörungen. Im Laufe der Beschäftigung stellte sich für mich heraus, dass genau genommen jedes technische Problem, das zu stimmlichem Unbehagen, Verkrampfungen oder rauer, behauchter oder heiserer Stimmgebung führt, bereits zu den funktionellen Stimmstörungen zählt. Somit bildete dieser Begriff einen wenigstens halbwegs greifbaren Ansatz für meine Arbeit. Ausgehend von meinen eigenen Erfahrungen mit Therapieformen, die sich positiv auf mein Singen ausgewirkt haben, beschäftigte ich mich dann mit diesen und stellte fest, dass diese zur Gänze in den Bereich der Komplementärmedizin fallen. Und über einen Satz stolperte ich immer wieder: Bisher gibt es keinen evidenzbasierten Nachweis über die Wirksamkeit dieser Therapie. Und so geriet ein Stein ins Rollen. Was ist Komplementärmedizin? Wie unterscheidet sie sich von der Schulmedizin? Warum gibt es Gegner und Befürworter? Was ist evidenzbasierte Medizin? Warum ist die Komplementärmedizin so wenig erforscht? Wie ließe sich das ändern? 5 So soll diese Arbeit nun eine Zusammenstellung der verschiedenartigen Stimmstörungen, der Epidemiologie unter SängerInnen und der unterschiedlichen (klassischen und komplementärmedizinischen) Behandlungsmöglichkeiten sein. Ein weiterer Schwerpunkt bildet die Beschäftigung mit der medizinischen Forschung im Zusammenhang mit den Möglichkeiten der Erforschung komplementär- medizinischer Verfahren. Unsere Stimme bildet eine Schnittstelle zwischen Körper und Psyche und kann nicht aus einem technischen Blickwinkel von Problem und Lösung, Fehler und Reparatur verstanden werden. Die Stimme ist direkt mit der individuellen Persönlichkeit verknüpft und in ihr äußern sich körperliche und seelische Zustände direkt. So liegt es nahe, dass auch die Therapie, die zur Gesundung der Stimme führen soll, einen umfassenden Blick auf Körper und Seele werfen muss. Ich selbst erlebte diese Verknüpfung bisher am eindrücklichsten bei der CranioSacral Therapie und entschloss mich deshalb, diese Therapieform herauszunehmen, zu beschreiben und erste Schritte zur Erforschung von CranioSacral Therapie bei SängerInnen zu wagen. Zur Frage „Wie ist – aus Sicht der Behandelten – die Wirkung und Wirkweise der CranioSacral Therapie bei stimmlichen Problemen und im Vergleich zu anderen Verfahren und welchen Zugang haben die Befragten zur Komplementärmedizin?“ wurden acht Interviews mit SängerInnen geführt. Die Sichtweisen der Befragten, die (zum Teil aufgrund von Stimmstörungen oder stimmlichen Problemen) CranioSacral Therapie in Anspruch nahmen oder nehmen, bilden eine Ergänzung zu den bisher ausschließlich aus TherapeutInnensicht veröffentlichten Fallbeispielen und sollen einen Anstoß zur weiteren Erforschung dieses Feldes geben. 6 3 Stimmprobleme bei SängerInnen – Epidemiologie und mögliche Ursachen „Schon die griechische Mythologie illustriert die Zusammengehörigkeit von Musik, Schönheit und Heilkraft durch die Genealogie ihrer Götter: So wurde Apollo als Gott der Musik und der Heilkunst verehrt. Er zeugte Orpheus, den größten Sänger der Antike, dem er das Spiel auf der Lyra bis zur Meisterschaft beibrachte, und Asklepios, den Vater der Medizin, den er in der Heilkunst unterrichtete. Demnach sind Musik und Medizin Halbbrüder." (Spahn, Richter, & Altenmüller, 2011, S. 1) Ein schönes Bild, doch es scheint, die Halbbrüder seien lange Zeit getrennt gewesen und entdecken erst jetzt wieder ihre Verbindung und vor allem ihre Verantwortung füreinander. Über die heilende Wirkung der Musik wurde viel geforscht und philosophiert und inzwischen wird die essentielle Bedeutung der Musik von vielen anerkannt. Ob nun Operationen bei (klassischer) Musik stattfinden, aktives Musizieren in der Work-Life-Balance und somit auch Burnoutprävention hoch im Kurs stehen oder das Feld der Musiktherapie in der klinischen Praxis immer mehr Beachtung und Verwendung findet - die Musik hat ihren Platz im medizinischen Alltag. Doch die Kunst der Musik, so heilend ihre Wirkung sein mag, birgt auch einiges an gesundheitlichen Beanspruchungen für diejenigen, die sich ihr zur Gänze verschrieben haben, sprich ihren Lebensunterhalt damit verdienen. Schmerzen und Verspannungen aufgrund einseitiger Belastung, Beeinträchtigungen des Hörvermögens, Burnout oder Auftrittsangst sind nur einige wenige gängige Krankheitsbilder von professionellen MusikerInnen. Während es schon lange das Feld der Sportmedizin gibt, entwickelte sich erst langsam in den letzten Jahren der Bereich der Musikermedizin. Musizieren ist – professionell ausgeübt - eine Hochleistungssportart und bedarf der entsprechenden Betreuung. Genauso wie Spezialisten in der medizinischen Betreuung von SportlerInnen notwendig sind, braucht auch die Musikermedizin besonders ausgebildete MedizinerInnen. 7 „Eine der Hauptaufgaben eines Musikermediziners ist es daher, quasi als Übersetzer zwischen der Sprache der Musiker und Sänger und der Sprache der behandelnden Ärzte und Therapeuten tätig zu sein. In der Regel sind Ärzte mit musikermedizinischem Schwerpunkt selbst praktizierende Musiker oder an Musik Interessierte und somit gewissermaßen "zweisprachig" kompetent in den Begrifflichkeiten der Musik und der Medizin." (Spahn, Richter, & Altenmüller, 2011, S. 6) Auch wenn sie hier mit den MusikerInnen zusammengefasst werden, kommt den SängerInnen nochmal eine gesonderte Bedeutung zu. Im Gegensatz zu allen anderen MusikerInnen haben sie kein externes Instrument sondern sind selbst das Instrument. Diese Tatsache bringt einige beachtenswerte Umstände mit sich: Da nahezu der ganze Körper ist an der Stimmproduktion beteiligt ist, haben somit auch Veränderungen des Körpers Auswirkungen auf diese. Wie genau die Zusammenhänge sich darstellen und warum tatsächlich die kleinste Veränderung schon zu großen Auswirkungen führen kann, wird später erst erläutert werden. Zunächst einmal ein kleiner Abriss über die Epidemiologie von Musikererkrankungen. In den letzten dreißig Jahren wurden einige große Studien zum Thema Musikererkrankungen durchgeführt, die wiederum inzwischen systematisch analysiert wurden. Trotz der enormen Differenzen in den Angaben wie viele MusikerInnen nun tatsächlich an einer beeinflussenden Erkrankung leiden, steht fest, dass eine spezielle Musikermedizinische Betreuung dringend notwendig ist: „Trotz einer Vielzahl methodischer Schwierigkeiten in den einzelnen epidemiologischen Studien bei Musikern weisen die vorhandenen Daten übereinstimmend darauf hin, dass Musiker relevante gesundheitliche Beschwerden haben. Die Untersuchungen legen nahe, dass die Mehrzahl der professionellen, im klassischen Bereich tätigen Musiker (je nach Studie bis zu 80%) unter medizinischen Problemen leiden, welche im Zusammenhang mit ihrer Berufstätigkeit stehen und sie beim Musizieren und in ihrem gesundheitlichen Befinden beeinträchtigen. Es handelt sich vornehmlich um Schmerzen des Bewegungssystems - hier leidet etwa jeder zweite unter chronischen Schmerzen - und um psychische Beeinträchtigungen, insbesondere Auftrittsängste." (Spahn, Richter, & Altenmüller, 2011, S. 13; Williams, 2003) 8 Während es für viele MusikerInnen-Gruppen bereits Studien über musikermedizinisch relevante Belastungssyndrome gibt, sind epidemiologische Studien zu Stimmstörungen bei SängerInnen sehr dünn gesät. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass sogenannte Angehörige eines stimmintensiven Berufs (SängerInnen, SprecherInnen (SchauspielerInnen), LehrerInnen und ErzieherInnen aber auch Call-Center-Agents, Aerobic- TrainerInnen, SeelsorgerInnen und SchalterbeamtInnen in der Kundenbetreuung) (vgl. (Richter & Echternach, 2010)) aufgrund ihrer höheren Belastung auch einem höheren Risiko für Stimmstörungen ausgesetzt sind. In einer schwedischen Studie von Fritzell wurden in den Jahren 1992 und 1993 die Anzahl von rund 1200 PatientInnen mit Stimmstörungen und deren Berufsgruppen untersucht und mit der restlichen arbeitenden Bevölkerung verglichen. Eine ebensolche Studie erfolgte zwischen 1991 und 1993 in den USA, allerdings mit wesentlich weniger StudienteilnehmerInnen. Kombiniert man die Ergebnisse der beiden Studien, kommt man zu dem Resultat „that the occupation 'singer' is at greatest risk [...]". (Williams, 2003, S. 457) Es gibt einzelne Studien, die sich mit Stimmstörungen bei SängerInnen auseinandergesetzt haben und auch wenn die Ergebnisse höchst unterschiedlich sind, kommen doch alle zu dem Schluss, dass SängerInnen im Vergleich zu NichtSängerInnen vermehrt an Stimmproblemen leiden. Dass Menschen in Stimmberufen wesentlich sensibler auf Störungen dieses Organs reagieren und schon kleine Einschränkungen große Auswirkungen auf ihre berufliche Leistungsfähigkeit haben können, spielt bei diesen Angaben natürlich auch eine Rolle. So schreiben auch Phyland, Oates und Greenwood in ihrer Studie von 1997: „Singers are a high-risk occupational group for the development of voice problems [...].” (Phyland, Oates, & Greenwood, 1999, S. 603). Allerdings unterscheiden sie zwischen stimmlicher Beeinträchtigung, Arbeitsunfähigkeit und Behinderung. Die unterschiedlichen Ergebnisse der bisherigen Studien führen sie unter anderem darauf zurück, dass kein Unterschied zwischen diesen drei Begriffen gemacht wurde. Es wurden nur SängerInnen in die Studie inkludiert, die regelmäßig auf der Bühne tätig waren und ihr Einkommen (zumindest teilweise) damit bestritten. Als klares Ziel galt die Häufigkeit von 9 Stimmproblemen unter ausübenden SängerInnen zu evaluieren und festzustellen, ob es Unterschiede bei verschiedenen Genres (Oper, Musical und Jazz/Pop) gibt. Mittels Fragebogen wurden Angaben zu Stimmgewohnheiten, stimmlichen Erfahrungen und stimmlicher Gesundheit der letzten zwölf Monate erfragt. Ebenso wurde nach Beeinträchtigungen und Behinderungen der Sprech- wie auch der Singstimme und Arbeitsunfähigkeit aufgrund stimmlicher Erkrankungen in diesem Zeitraum gefragt. Die SängerInnen gaben zudem ihre Stimmlage und den Gesangsstil, die Anzahl der Aufführungen und die Anzahl an gesungenen Stunden pro Monat an. Eine Kontrollgruppe, bestehend aus nicht-singenden Bekannten der StudienteilnehmerInnen, beantwortete lediglich den Fragebogen zur Sprechstimme. Insgesamt nahmen 171 Sänger und Sängerinnen und 86 Nicht-SängerInnen an der Studie teil. Bei rund 44% der SängerInnen wurde im Laufe der abgefragten zwölf Monate eine Stimmstörung von einem/r Arzt/Ärztin diagnostiziert. Die Genre-Gruppen untereinander unterschieden sich kaum, es gab jedoch einen signifikanten Unterschied zu den Nicht-SängerInnen, die lediglich bei 21% lagen. Während es keinen signifikanten Unterschied in den Angaben zur stimmlichen Beeinträchtigung der Sprechstimme zwischen SängerInnen und Nicht-SängerInnen gab, überwog die Rate der Arbeitsunfähigkeit aufgrund von Stimmstörungen bei den SängerInnen deutlich. „This discrepancy suggests that either singers and non-singers experience the same prevalence of vocal impairment but differ in the perception of its significance (vocal disability) or that the differences between the two groups exist in the frequency of occurrence, duration and severity of symptoms, or that, although singers experience similar symptoms of vocal impairment for the speaking voice to the non-singers, they experience higher rates of vocal disability due to problems related to the singing voice." (Phyland, Oates, & Greenwood, 1999, S. 609) Entgegen vieler gängiger Meinungen wurde bei den drei verschiedenen GesangsGenres kein Unterschied in der Häufigkeit oder Art der Beeinträchtigung durch Stimmprobleme festgestellt. Die AutorInnen merkten jedoch an, dass bewusst SängerInnen "härterer" Musik wie Rock oder Heavy Metal aus der Evaluation ausgeschlossen wurden. 10 In ihren Ergebnissen sehen die AutorInnen „an obvious need for the development and implementation of education programs for the prevention and management of voice disorders among professional singers." (Phyland, Oates, & Greenwood, 1999, S. 610) Diese Zahlen und Ausführungen mögen zunächst erschreckend wirken, beachtet man jedoch das komplizierte Zusammenspiel verschiedener Körperteile, das für eine gesunde Stimmproduktion nötig ist, wird schnell klar, dass sehr viel Angriffsfläche für Störungen vorhanden ist. Natürlich ist der Kehlkopf mit den integrierten Stimmlippen das primäre Stimmfunktionsorgan und als solches auch das empfindlichste Teil des ganzen Systems. Dieser besteht aus der Schleimhaut, dem Knorpelgerüst sowie den inneren und äußeren Muskeln. Die innere Muskulatur ist verantwortlich für die Verengung und Erweiterung der Stimmritze und für die Spannung und Entspannung der Stimmlippen. Die äußere Muskulatur bestimmt die Position des Kehlkopfes im Hals. Veränderungen der Schleimhautbeschaffenheit oder Verspannungen der inneren und äußeren Kehlkopfmuskulatur sind somit die ersten Angriffspunkte für Störungen. Für die Klangbildung sind die oberhalb der Stimmlippen gelegenen Ansatzräume verantwortlich. Genau genommen zählt dazu also schon der Kehlkopfeingang gemeinsam mit Rachen, Mundhöhle mit weichem Gaumen, Zunge und Zungenmuskulatur, Kiefer, Lippen und Wangen, Nase und deren Haupt- und Nebenhöhlen. „Alle Ansatzräume sind von Schleimhaut ausgekleidet. Aufgrund unwillkürlicher Nervenimpulse wird eine ständige Absonderung von Schleim gewährleistet, der für die normalen Funktionen dieser Räume sowohl bei der Nahrungsaufnahme als auch bei der Stimm- und Lautbildung unerläßlich ist. Dabei führt zu wenig Schleim ebenso zu Beeinträchtigungen wie zu viel." (Seidner & Wendler, 1997, S. 113) Für eine korrekte Stimmproduktion ist eine korrekte Atmung unerlässlich. Somit spielen die Lunge und ihre Funktion sowie der Brustkorb mit seinen integrierten Ein- und Ausatemmuskeln eine große Rolle. Die Zwerchfellaktivität ist für die 11 Einatmung unerlässlich und um die folgende Ausatmung bewusst zu steuern und effizient zu gestalten, ist eine gut ausgebildete Bauchmuskulatur von Nöten. „Proper abdominal training is essential to good singing, and the physician must consider abdominal function when evaluating vocal disabilities." (Sataloff, S. 3) Fehlhaltungen oder Fehlbelastungen und die daraus erfolgenden Verspannungen können sowohl die Atemmuskulatur als auch die Kehlkopfmuskulatur beeinflussen und somit für Störungen der Stimmfunktion (mit)verantwortlich sein. Auch der psychische Zustand eines/r SängerIn hat direkte Auswirkungen auf die Stimmfunktion. „Psychologic phenomena are reflected through the autonomic nervous system, which controls mucosal secretions and other functions critical to voice production. The nervous system is also important for its medication of fine muscle control." (Sataloff, S. 3) Als direkter körperlicher Einflussfaktor ist nun noch das Alter zu nennen. Die natürliche Spannung der Muskulatur lässt nach, die Lungenelastizität verringert sich und hormonelle Umstellungen bewirken Veränderungen des ganzen Körpers. Natürlich können auch Schleimhautbeschaffenheit verschiedene oder auf Krankheiten, Muskelfunktionen die sich auf die auswirken, für eine Stimmstörung verantwortlich sein. Hier sind vor allem Kiefergelenksstörungen, Reflux, Allergien und verschiedene hormonelle Störungen oder Veränderungen wie sie etwa bei Schwangerschaft, der Menopause oder Krankheiten wie der Hypothyreose auftreten, zu nennen. Auch Rauch, Alkohol, Klimaanlagen und verschiedene Nahrungsmittel haben Auswirkungen auf die Schleimhäute und sind damit Negativ-Einflüsse für die Stimmproduktion. Anhand dieser Ausführungen wird sehr deutlich, welchen Unterschied es im Gegensatz zu anderen MusikerInnen nun wirklich macht, dass ein/e SängerIn das Instrument nicht ablegen und einpacken kann. Und es leuchtet auch ein, dass Stimmfunktionsstörungen bei dieser Vielzahl an Einflussfaktoren keine Seltenheit sein können. Umso wichtiger ist es jedoch, einen entsprechenden Umgang in der Prävention und Behandlung zu finden. 12 4 Dysphonien Neben dem gesunden normalen Stimmklang (Euphonie) unterscheidet man krankhafte Zustände, die bei einer Störung des Stimmklangs als Dysphonie und bei einem Ausfall der Stimme als Aphonie bezeichnet werden. Ist, wie es in seltenen Fällen vorkommt, nur die Singstimme gestört, so nennt man dies Dysodie. Bei der Dysphonie wird desweiteren noch unterschieden zwischen organischer und funktioneller Dysphonie. (vgl. (Schneider-Stickler & Bigenzahn, 2007)) 4.1 Organische Dysphonien Bei den organischen Dysphonien sind sichtbare Veränderung der Stimmlippen festzustellen, die jedoch die unterschiedlichsten Ursachen haben können, die hier nur kurz und nicht mit dem Anspruch auf Vollständigkeit behandelt werden, da der Fokus dieser Arbeit auf funktionellen Dysphonien und der Sonderform der Dysodie liegt. Sofern nicht anders angegeben, sind die Informationen zu diesem Kapitel überwiegend dem Buch „Stimmstörungen“ (Nawka & Wirth, 2008) entnommen. Die beiden Autoren versuchen ein möglichst umfangreiches Kompendium zum Thema Stimme zu liefern und haben sich im Zuge dessen auch mit den verschiedenen Formen der Dysphonie auseinander gesetzt. Eine häufige Ursache für eine organische Dysphonie könne eine akute oder chronische Kehlkopfentzündung sein. Hier zeigten sich die Stimmlippen stark gerötet und unterschiedlich stark geschwollen. Bei einer fibrinösen Laryngitis seien zudem weiße Beläge zu erkennen. Im Speziellen ist bei den chronischen Kehlkopfentzündungen noch die Refluxlaryngitis zu nennen, die bisher schon Gegenstand ausführlicher Forschungen war. Der Rückfluss von saurem Magensaft könne sich sowohl in der Speiseröhre als auch im Kehlkopf bemerkbar machen und dort chronische Entzündungszustände auslösen, wodurch wiederum die Oberfläche der Stimmlippen angegriffen werde. Das Schreckgespenst einer jeden Sängerin, eines jeden Sängers sind die Stimmlippenknötchen. Bei dieser direkten Erkrankung der Stimmlippen führten Ödeme in der Lamina propria zu Verdickungen des Stimmlippenrandes, bei denen in manchen Fällen eine operative Entfernung notwendig sei, so Nawka und Wirth. Als Ursache sei bei SängerInnen meist eine Überforderung der Stimme durch 13 Forcieren, falschen Stimmeinsatz, Singen in falscher Lage oder körperliche Fehlstellungen, die durch Krafteinsatz kompensiert werden festzustellen. Ebenfalls als organische Veränderung der Stimmlippen seien die Stimmlippenpolypen zu nennen, die ebenfalls durch eine mechanische Überbeanspruchung entstehen. Chronische Entzündungen und Tabakrauch spielen in den meisten Fällen eine große Rolle. Eine Heilung ohne eine Operation sei nur in seltenen Fällen möglich. Bleiben Dysphonien über lange Zeit unbehandelt, könne dies sogar eine Fehlbildung des Kehlkopfes zur Folge haben. Im Aussehen ähnlich den Stimmlippenknötchen sei noch die Stimmlippenzyste zu nennen, die jedoch meist nur einseitig auftritt und deren Ursache unklar ist, es sei jedoch davon auszugehen, dass keine Fehlbelastung oder Überbelastung vorliegt. 4.2 Funktionelle Dysphonien Auch diesem ausführlicheren Kapitel liegt die Lektüre des Buches „Stimmstörungen“ (Nawka & Wirth, 2008) zugrunde. Die Einteilung, welche von den Autoren in ihrem Übersichtswerk verwendet wird, wurde hier weitgehend übernommen, jedoch signifikant gekürzt und zusammengefasst. Allgemeine Informationen zur Einteilung der funktionellen Stimmstörungen wurden unter anderem den Werken „Die Sängerstimme“ (Seidner & Wendler, 1997) und „Stimmdiagnostik“ (Schneider-Stickler & Bigenzahn, 2007) entnommen. Als charakteristisch für funktionelle Dysphonien werden in der gesamten einschlägigen Literatur der gestörte Stimmklang und die verminderte stimmliche Leistungsfähigkeit genannt. Grundsätzlich sind jedoch primär keine organischen Veränderungen der Stimmlippen oder des Kehlkopfes vorhanden. Ein längerer Fortbestand einer funktionellen Dysphonie kann aber sekundär organische Veränderungen hervorrufen. Ebenso könne sich aufgrund einer langen kompensatorischen Nutzung der Stimmfunktion bei einer organischen Dysphonie nach Beheben dieser (durch Operation) eine funktionelle Dysphonie entwickeln, die erst nach Entfernung der eigentlichen Ursache erkannt wird, so Nawka und Wirth. Bei funktionellen Dysphonien wird in der gängigen Literatur noch unterschieden zwischen hyperfunktionell (zu viel Spannung) und hypofunktionell (zu wenig 14 Spannung). Diese Veränderungen des Muskeltonus können sich sowohl in der Aktivität des Atemapparats, der Spannung der Stimmlippen und der Kehlkopfmuskulatur als auch in muskulären Ver- oder Unterspannungen des gesamten Körpers zeigen. Störungen der Sprechstimme können Auswirkungen in der Singstimme haben und ebenso umgekehrt. Auch ist es möglich, dass eine Störung nur in der Sprech- oder nur in der Singstimme (Dysodie) auftritt. Als Ursachen können verschiedene Faktoren in Frage kommen, die oft in Kombination auftreten und nicht immer leicht voneinander zu unterscheiden sind. Nawka und Wirth unterscheiden in ihrem Buch fünf verschiedene Faktoren (vgl. (Nawka & Wirth, 2008, S. 187/188): konstitutionell (anlagenbedingt) habituell (gewohnheitsbedingt) ponogen (anstrengungsbedingt) organisch (primär organische Veränderungen des Stimmapparats oder Krankheiten anderer Körperteile, die Auswirkungen auf den Gesamtzustand und damit auf die Stimmfunktion nehmen) psychogen (psychisch bedingt) Stimmstörungen, die aufgrund von Überlastung oder falschem Stimmeinsatz entstehen, nenne man Phonoponosen. Hier werde noch zwischen Über- und Unterfunktion entschieden. Eine anlagenbedingte (primäre) Unterfunktion, das heißt wenn anatomische oder physiologische Voraussetzungen nicht für eine gesunde Stimmproduktion ausreichen (aufgrund von Muskelschwäche oder Fehlbildungen), könne in weiterer Folge zu einer sekundären Überfunktion werden, wenn der permanente Versuch bestehe, die Mangelleistung mit Anstrengung auszugleichen. Ebenso könne eine primäre Überfunktion (eine dauerhafte Überlastung) im Laufe der Zeit zu einer sekundären Unterfunktion führen. Als Ursachen für eine Überfunktion werden vor allem Fehlbelastung aufgrund von Überforderung oder mangelhafter Ausbildung der Stimmfunktion genannt. Auch organische Probleme können bei nicht eingehaltenen Schonzeiten zu einer hyperfunktionellen Dysphonie führen. Jegliche Veränderungen der Haltung aufgrund von Verspannungen oder Fehlstellungen, die sich vor allem auf den Bereich der Halswirbelsäule und damit auf die äußere Kehlkopfmuskulatur 15 auswirken können, zählen ebenfalls zu den Auslösern einer Überfunktion. Auch psychische Belastung könne bei Personen, die eine aktive Persönlichkeitsstruktur haben zu erhöhter Anstrengung in der Bewältigung ihrer Aufgaben und damit zu einer Überfunktion führen. Besteht eine hyperfunktionelle Dysphonie über einen längeren Zeitraum, könne es zu Stimmlippenknötchen oder Stimmlippenhämatomen als sekundäre organische Veränderungen der Stimmlippen kommen. Eine Unterfunktion entstehe durch Muskelschwäche der Kehlkopfmuskulatur, was einen unvollständigen Stimmlippenschluss zur Folge hat. Die Ursachen hierfür seien anlagebedingte Schwächen der Muskulatur, Erkrankungen mit Auswirkungen auf den Kehlkopf, eine lange währende Überfunktion, Fehlhaltungen und ein langer Intubationsprozess bei schweren Operationen. Eine Sonderstellung unter den Dysphonien geben die Autoren der sogenannten Berufsdysphonien. In Kombination mit oben genannten Faktoren spielen vor allem Umwelteinflüsse (Lärm, Belastung der Atemwege durch bestimmte Stoffe) eine wesentliche Rolle in der Entstehung von Berufsdysphonien. Aufgrund der hohen stimmlichen Belastung spiele vor allem aber die konstitutionell gegebene Leistungsfähigkeit der Stimme eine große Rolle in der Ausübung von stimmintensiven Berufen. Deshalb gebe es für einzelne Berufsgruppen (SprecherInnen, SängerInnen) bereits Tauglichkeitsbeurteilungen. Aufgrund der Erfahrungen und Forschungsergebnisse der letzten Jahre sollten auch LehrerInnen einen solchen Test durchlaufen. „Versicherungsrechtlich sind die funktionellen Dysphonien bei Lehrern und anderen Sprechberufen nicht in der Liste der Berufskrankheiten aufgeführt und können somit nicht als Berufskrankheit anerkannt werden, obwohl solche Dysphonien zur Berufsunfähigkeit führen können. Keineswegs liegt jeder Stimmstörung bei Lehrern eine Schädigung durch berufliche Einflüsse zugrunde. Es gibt Menschen mit einer anlagenbedingten Schwäche der Kehlkopfmuskulatur. Diese können eben keinen Sprechberuf ergreifen." (Nawka & Wirth, 2008, S. 200) 16 Seidner und Wendler, die sich in ihrem Buch "Die Sängerstimme" ausführlich mit Funktion und Entwicklung der Singstimme befasst haben, behandeln natürlich auch Störungen dieser. In diesem Zusammenhang wurde schon oben der Begriff „Konstitution" erwähnt. Seidner und Wendler sehen dies als zentralen Ausgangspunkt, wie auch die folgende Abbildung 1 veranschaulicht: „Ein pragmatischer Standpunkt wird eingenommen, wenn wir in das Zentrum der Aufmerksamkeit die Konstitution stellen, die für alle physischen, psychischen und gewohnheitsmäßigen Leistungen eine wesentliche Grundlage bildet." (Seidner & Wendler, 1997, S. 235) Abbildung 1: Wechselwirkungen zwischen ursächlichen Faktoren bei funktionellen Stimmstörungen (Seidner & Wendler, 1997, S. 236) 17 Als Konstitution meinen Seidner und Wendler in dieser Hinsicht sowohl die körperliche Gesamtverfassung unter Berücksichtigung der Erbanlagen als auch die individuellen Veranlagungen, die Stärken und Schwächen für bestimmte Bereiche ausweisen. „Konstitutionelle Merkmale, die für einen Stimmberuf bedeutsam erscheinen, dürfen also nicht nur auf die Stimme bezogen werden. Eine überdurchschnittliche Stimmveranlagung durch günstige Verhältnisse in bezug auf Bau und Funktion des Kehlkopfes sowie der Ansatzräume, insbesondere auch deren akustische Abstimmungsmöglichkeiten, hat zwar einen gewissen Vorrang, aber auch körperliche Stärke, allgemeine Belastbarkeit, Persönlichkeitsstruktur, Stabilität des Herz-Kreislauf-Systems, neurovegetative Erregbarkeit oder Irritabilität, Steuerung und Arbeitsweise des Muskelsystems, Schleimhautbeschaffenheit u. a. wirken sich wesentlich aus." (Seidner & Wendler, 1997, S. 235 f) Zwischen Stimmstörungen, die sich aufgrund von akuten oder chronischen seelischen Störungen entwickeln (Phonoposen) und psychogenen Stimmstörungen unterscheiden Nawka und Wirth. Zweiteres entstehe, weil aus einem psychischen Ungleichgewicht heraus die Kontrolle über die korrekte Stimmgebung beeinträchtigt sei. Sie werden eingeteilt in Neurosen (u. a. Zwangsstörungen, Hysterien, Hypochondrien, Phobien und Angststörungen), psychisches Trauma (seelische Verletzung nach Missbrauch jeglicher Art) und psychosomatische Störungen (körperliche Krankheiten, die sich aufgrund von seelischen Störungen entwickeln). Psychogenen Stimmstörungen ist, der Literatur zufolge, eine größere Bedeutung beizumessen, weshalb sie an anderer Stelle noch ausführlicher diskutiert werden. Die spasmodische Dysphonie, so Nawka und Wirth sei eine in der Ursache noch nicht geklärte neurologische Erkrankung der zentralen motorischen Steuerung, die den Kehlkopf während des Sprechens befällt und deren Therapie sich sehr schwierig gestaltet. Eine Sonderform der funktionellen Stimmstörungen stellt die Dysodie dar. Sie äußert sich in einer Störung der Sing- und Sängerstimme und wurde von Seidner und Wendler mehrfach ausführlicher untersucht. Dies setze jedoch bereits vorhandene oder erlernte sängerische Fähigkeiten voraus, die infolge der Erkrankung gestört oder eingeschränkt sind. Krankhafte organische Veränderungen seien im Normalfall nicht zu sehen und meist seien die 18 subtilen Funktionen der Stimmgebung wie z. B. der weiche Stimmeinsatz oder das Pianosingen betroffen. (vgl. (Seidner & Wendler, 1997)) Die Ursachen für eine Dysodie seien sowohl innere als auch äußere Einflussfaktoren, die meist nicht einfach voneinander zu trennen sind. Oft werde der eigentliche Auslöser erst nach einiger Zeit gefunden. Als häufigste Ursachen der Dysodie werden eine mangelhafte körperliche, psychische und stimmliche Konstitution, Überlastung und psychische Einflussfaktoren genannt. Fordernde Probenarbeit mit wenigen Ruhepausen, technische Schwächen durch zu kurze oder falsche Ausbildung, Rollen in der falschen Stimmgattung und eine zu forcierte und zu dramatische Ausführung könnten die Entstehung einer Dysodie begünstigen. Um die stimmliche Leistungsschwäche auszugleichen werden von den SängerInnen oft Kompensationstechniken entwickelt, die meist in Form von muskulären Überfunktionen als Verspannungen der Halsmuskulatur oder vermeintlich unterstützende Bewegungen in Mimik, Gestik und Körper zu sehen seien. Als letzte Ausprägung unter den funktionellen Dysphonien nennen Nawka und Wirth noch die sogenannte Taschenfaltenstimme. Durch eine verminderte Funktion bei Überbeanspruchung werde die Stimmproduktion gewaltsam weiterhin herbeigeführt, wodurch es zu einer extremen Form der hyperfunktionellen Dysphonie komme. Die Produktion der Taschenfaltenstimme erfolge durch die Kontraktion des Taschenfaltenmuskels. Vom Übergang der Kinderstimme zur Erwachsenenstimme behandeln Nawka und Wirth die speziellen Formen der Mutationsstörungen, die im Groben vor allem durch das Ausbleiben, die Verzögerung oder die verfrühte stimmliche Mutation gekennzeichnet sind. Vor allem bei Frauen sei noch zusätzlich die Möglichkeit einer hormonellen Stimmstörung zu berücksichtigen. Wie bereits im ersten Kapitel erwähnt, zeigen nahezu alle körperlichen Veränderungen eine Auswirkung auf die stimmliche Leistungsfähigkeit. So habe bereits der normale weibliche Menstruationszyklus 19 einen Einfluss auf die Stimmfunktion, allerdings nicht auf die Sprechstimme sondern lediglich auf die subtilen Feineinstellungen der Singstimme. So könne zum Beispiel eine prämenstruelle Dysodie etwa eine Woche vor der Monatsblutung auftreten und sich in leichten Schleimhautschwellungen im Kehlkopfbereich auswirken, die sich im Stimmklang (rau, brüchig, belegt, intonationsunsicher etc.) niederschlagen. Die Menstruelle Dysodie sei als Weiterentwicklung mit verstärkten Symptomen zu sehen. Da eine große Belastung der Stimme in diesem Zustand leicht zu einer Überbelastung wird, könne dies zu organischen Veränderungen führen. Früher wurde an Opernhäusern Rücksicht auf den Zyklus der Sängerinnen genommen, heute ist dies leider nicht mehr der Fall, weshalb erhöhte Vorsicht bei Anfälligkeit in dieser Richtung geboten ist. Auch in der Schwangerschaft komme es zu Veränderungen des Kehlkopfes, die ähnlich derer in der Menstruation sind. Durch den dauerhaft bestehenden Zustand können sich latent vorhandene Störungen festigen. Ansonsten sollte Singen bis zum 7. oder 8. Schwangerschaftsmonat nach Einschätzung der Autoren problemlos möglich sein. Etwa ein Fünftel der Schwangeren leide jedoch unter der Laryngopathia gravidarum, die ab dem 5. Monat bereits zum Tragen kommt. Hier komme es zu Schwellungen oder Trockenheitszuständen, die Ödeme im Kehlkopf und in der Nasen- und Nasen-Rachen-Schleimhaut zur Folge haben. Im Klimakterium und der Menopause komme es meist ebenfalls zu stimmlichen Veränderungen, die aufgrund der eingeschränkten Produktion der weiblichen Sexualhormone entstehen. Männliche Hormone werden weiterhin gebildet, weshalb sich die Stimme wesentlich verändern kann, d.h. sie wird rau, weniger tragfähig, tiefer und generell weniger leistungsfähig. Durch Östrogenpräparate könne dies ausgeglichen werden. 4.3 „Nur“ funktionell oder doch psychogen? Ist beim Auftreten einer Stimmstörung einmal eine organische Veränderung der Stimmlippen und des Kehlkopfes ausgeschlossen, wird meist eine funktionelle Dysphonie diagnostiziert. Doch was sagt nun der Begriff „funktionell" über die Krankheit eigentlich aus? Dass die Stimme in ihrer Funktion behindert ist. Doch was bedeutet das für die weitere Vorgehensweise? 20 Die Frage, die bei einer Stimmstörung immer gestellt werden sollte, ist jene nach der Ursache. Warum reagiert der Körper mit der Störung unseres Hauptausdrucksorgans? Die Klassifizierung in hypo- oder hyperfunktionell (im englischen Sprachraum existiert sogar der Begriff der "muscle-misuse-disphonia") ist nur bedingt hilfreich bei der Suche nach der Ursache. Ist nun eine Unter- oder Überspannung festgestellt, die sich negativ auf die Stimmfunktion auswirkt, so stellt sich immer noch die Frage, warum diese Spannungsverhältnisse in dieser Form existieren und wo ihr Ausgangspunkt liegt. Wird eine Stimmstörung diagnostiziert und sogar differenziert betrachtet bzw. kann eine Aussage über eher hypo- oder hyperfunktionelle Tendenzen oder über konditionelle Ursachen gemacht werden, so ist meist eine klassische logopädische Stimmtherapie das Mittel der Wahl. Jürg Kollbrunner, Vertreter eines tiefenpsychologisch orientierten psychosomatischen Ansatzes zum Verständnis der Dynamik zwischen Gesundheit und Krankheit, sieht hierin keine befriedigende Lösung: „Sie (die unterschiedlichen Formen der „logopädischen Stimmtherapie") beruhen aber alle auf irgendeiner Form des Trainings, des Übens. Ist das nicht ein zu einfaches Grundprinzip? Haben funktionelle Stimmstörungen nicht viel komplexere Hintergründe als nur ein Übungsdefizit, also ein mechanisches Verlernen gesunder Stimmgebung, die durch Übung zurückgewonnen werden sollte? Haben Stimmstörungen nicht mehr und tieferen Sinn? Jede Aufforderung zum Üben einer Fertigkeit trägt ja auch die Botschaft in sich "Du machst etwas falsch; mach es besser!", was bei sachlichen Lernstoffen auch seinen guten Sinn hat. Was bewirkt diese Botschaft aber bei einer Fertigkeit, die so persönlich wie die eigene Stimme ist?" (Kollbrunner, 2006, S. 14) Seiner Ansicht nach weisen funktionelle Stimmstörungen auf ein psychosomatisches Krankheitsgeschehen hin und sollten deshalb auch als psychosomatische Störung betrachtet werden. Zur Diagnose dieser kommen jedoch nicht nur sämtliche beschriebene Methoden der Stimmdiagnostik zum Einsatz, sondern es werden auch die Lebenssituation und Lebensgeschichte der Betroffenen berücksichtigt. 21 „Funktionelle Stimmstörungen konsequent als psychosomatische Phänomene zu begreifen, bietet die Möglichkeit, den Patienten eine Hilfe auf ursächlicher Ebene anzubieten und so die therapeutische Arbeit mit ihnen für sie und die Therapeutinnen und die Therapeuten fruchtbar zu gestalten." (Kollbrunner, 2006, S. 17) Kollbrunner kritisiert den heute gängigen ganzheitlichen Therapieansatz, der verschiedene Therapieelemente miteinander vereint, um eine Stimmstörung auf mehreren Ebenen zu behandeln: „Ganzheitlichkeit kann nicht entstehen, wenn man versucht, die Erkenntnisse aus verschiedenen Wissensbereichen zu addieren oder gleichwertig nebeneinander zu stellen, um dann im therapeutischen Handeln möglichst vielen davon gerecht zu werden." (Kollbrunner, 2006, S. 53) Seiner Ansicht nach sollte also jede Stimmstörung psychosomatisch betrachtet werden, was das Problem beinhaltet, dass die wenigsten PhoniaterInnen, LogopädInnen und SprachheiltherapeutInnen eine psychotherapeutische Zusatzausbildung haben mit der sie die Erkenntnisse über die psychosomatischen Zusammenhänge gewinnen und einen Umgang damit finden könnten. So plädiert Kollbrunner dafür, dass LogopädInnen und SprachheilpädagogInnen ihre therapeutische Arbeit ausweiten und „Grenzgänge" wagen. Mit Hilfe der Selbsterfahrung und der Supervision soll dies auch ohne eine psychotherapeutische Ausbildung verantwortbar sein und vor allem über die Therapeut-Patient-Beziehung positive Auswirkungen in der Therapie zeigen. Eine Sitzung beinhaltet demnach sowohl gesprächs- als auch übungstherapeutische Teile. Ziel einer solchen psychosomatisch orientierten logopädischen Therapie ist es, dass der/die PatientIn es mehr und mehr schafft, die emotionalen Spannungen, die hinter dem Symptom der Stimmstörung stehen, in Worte zu fassen. Da das Bestehen des Symptoms als Schutz für den/die PatientIn angesehen wird, sollte von einer zu schnellen Auflösung des Symptoms abgesehen werden, solange es noch keinen emotionalen Ersatz gibt, welcher im Lauf der Therapie erarbeitet werden soll. 22 Grundsätzlich ist dieser ursachenorientierte Ansatz der Stimmtherapie sicher ein begrüßenswerter Weg. Als fragwürdig erweist sich jedoch der ausschließliche Einsatz dieser Vorgehensweise. Vor allem der Bereich der stimmintensiven Berufe wird damit nicht besonders gut betreut sein. Psychosomatische Ursachen bei stimmintensiven Berufen sind natürlich in keinster Weise auszuschließen, doch kann hier kaum davon ausgegangen werden, dass das Symptom tatsächlich als Schutzmechanismus anzusehen ist. Sicher, es macht aufmerksam auf einen Missstand oder eine Überforderung und der Verlust der Funktion schützt in gewisser Weise vor der bestehenden Situation. Da Ausübende in stimmintensiven Berufen jedoch auf die Funktion ihrer Stimmen angewiesen sind, entsteht ein erheblicher Leidensdruck durch den Ausfall dieser, da dies meist eine vorübergehende Berufsunfähigkeit zur Folge hat, die bei Freiberuflichen zudem mit einem Verdienstausfall einher geht. Das heißt, es muss ein Weg gefunden werden, der zwar die Ursache nicht aus den Augen verliert, aber dennoch den Leidensdruck so schnell wie möglich verringert. Und hier sind wir wieder beim oben so hart kritisierten ganzheitlichen Ansatz. Vielleicht ist es in manchen Fällen doch eine Lösung, auf verschiedenen Ebenen mit verschiedenen wissenschaftlichen Ansätzen zu arbeiten, weil so Symptom und Ursache gleichzeitig behandelt werden könnten? 23 5 Therapiemöglichkeiten bei funktionellen Dysphonien 5.1 Klassische Therapiemöglichkeiten Für eine Stimmstörung gibt es, je nach Art ihrer Ausprägung, einige Möglichkeiten der Therapie. Handelt es sich um eine Entzündung, wird meist medikamentös mit entzündungshemmenden Mitteln oder Antibiotika behandelt. Organische Veränderungen des Stimmapparates können chirurgische Eingriffe notwendig machen. Sollte der Kehlkopf sogar entfernt werden müssen, gibt es die Möglichkeit für elektronische Sprechhilfen. Handelt es sich hingegen um eine funktionelle Dysphonie, so wird meist die klassische logopädische Stimmtherapie eingesetzt. Hier muss gesagt sein, dass es aufgrund der Methodenvielfalt DIE klassische logopädische Stimmtherapie eigentlich schon gar nicht mehr gibt. Trotzdem sollen ihre Grundsätze hier anhand des Buches „Stimmtherapie mit Erwachsenen“ (Hammer, 2007) behandelt werden. Hammer beschreibt in dieser klassischen Stimmtherapie fünf Therapiebausteine: Tonus, Haltung und Bewegung Atmung Artikulation Phonation Person Da selten nur einer dieser Bausteine in seiner Funktion eingeschränkt sei, werden diese nicht isoliert trainiert, sondern es gebe höchstens Therapieschwerpunkte, in die jedoch die anderen Bausteine integriert werden. 24 Tonus, Haltung und Bewegung „In der Stimmtherapie findet der Zustand des gesamten Bewegungsapparates Berücksichtigung. Besonders wichtig sind dabei die Muskelgruppen, die in unmittelbarer Nähe zum Kehlkopf liegen, das heißt, Hals-/Nacken- und Schultermuskuatur. Die Arbeit an Haltung, Bewegung und Tonus fließt ineinander, da für das Verharren in einer Haltung bestimmte Verhältnisse von Muskelspannung zuständig sind und Bewegungen durch Muskelkontraktionen bzw. durch einen Wechsel von An- und Entspannung zustande kommen." (Hammer, 2007, S. 177) Damit die Stimme optimal funktionieren kann, sollte sich der gesamte Körper in Eutonie befinden, also in einem gesunden Mittelmaß von Spannung und Entspannung. Ist dies nicht der Fall, werde in der Therapie versucht, diesen Zustand durch Übungen wieder herzustellen. Besteht also eine Unterspannung, werden Übungen zu einem gesunden Spannungsaufbau durchgeführt. Besteht eine Überspannung so sei zunächst das Ziel, diese abzubauen, um anschließend eine gesunde Grundspannung wieder aufzubauen. Zur Tonusregulierung bedient sich die logopädische Stimmtherapie verschiedener körpertherapeutischer Methoden, so werden zum Beispiel zum Abbau einer Überspannung Techniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder die Funktionale Integration nach Feldenkrais empfohlen (diese werden in einem späteren Kapitel ausführlicher erläutert). Zur Eutonisierung werden zum Beispiel Balanceübungen, Lockerungsübungen und gymnastische Übungen angewendet. Zu beachten sei hierbei, dass es DIE physiologische Körperhaltung nicht gibt. Nur wenn die jeweilige Person sich in dieser Haltung wohl fühlt, könne auch eine Verbesserung der Stimmfunktion eintreten. Bewegung kann in dieser Hinsicht sowohl zum Spannungsabbau als auch zum Aufbau einer gesunden Grundspannung hilfreich sein, zudem werde sie gerne in Kombination mit Stimmübungen angewendet. 25 Atmung „Aufgrund der unmittelbaren funktionellen Verbindung zwischen Atmung und Stimmgebung stellt die Atemfunktion einen wichtigen Teilbereich der Stimmtherapie dar. Eine »unphysiologische« Atmung kann dabei Symptom oder Mitverursacher einer Stimmstörung sein. In der Stimmtherapie wird je nach Methode entweder unmittelbar, das heißt durch absichtsvolle Veränderung (z.B. »in den Bauch atmen«) oder mittelbar, z.B. über Körperübungen, an der Atmung gearbeitet." (Hammer, 2007, S. 182) Grundsätzlich wird die Atmung zur Erhaltung der Lebensfunktion unwillkürlich gesteuert, beim Singen oder Sprechen kann sie jedoch bewusst eingesetzt und beeinflusst werden. In Bezug auf die Atmung sei Vorsicht geboten, da sie einen direkten Einfluss auf das vegetative Nervensystem hat und viele Menschen sich unwohl fühlen, wenn Eingriffe in die natürliche Form der Atmung stattfinden. Eine große Aufmerksamkeit auf die Atemvorgänge könne zu Unwohlsein oder aber auch zu einem Entspannungszustand führen. Grundsätzlich seien isolierte Atemübungen nur in einzelnen Fällen zu empfehlen, meist führe die Schulung einer differenzierten Wahrnehmung zu einem sensibleren und damit gesünderen Umgang mit der Atmung. Ein beachtenswerter Punkt zur Ökonomisierung der Atmung während der Phonation ist die sogenannte Reflektorische Atmung. Wird die Spannung der Bauchdecke, der Flanken und des Zwerchfells am Ende der Ausatmung durch einen Impuls gelöst, findet eine automatische Einatmung ohne den Einsatz von Muskelkraft statt. Die Einatmung erfolgt also als Reflex auf das Ende der Ausatmung. Artikulation „Artikuliert wird mit den Organen des Ansatzrohres. Entsprechenden Einfluss nimmt die Artikulation auf die Resonanzbildung. Weiterhin wirkt sich die Formung des Vokaltraktes auf Kehlkopfstand und -spannung aus. Auch Rückwirkungen auf die Atemfunktion ergeben sich. So gelingt z.B. die Reflektorische Atemergänzung bei deutlicher Artikulation leichter. Eine präzise Artikulation erhöht die Verständlichkeit des Sprechers und entlastet die Stimme." (Hammer, 2007, S. 186) 26 Zu den Artikulationsorganen zählen Zunge, Lippen, Unterkiefer, Gaumensegel und die Rachenhinterwand. Oft bestünden Über- oder Unterspannungen in diesen Organen, die sich ungünstig auf die Artikulation auswirken und im Rahmen einer Stimmtherapie eutonisiert werden sollten. Vielfach fände man auch unökonomische Bewegungen, die die Artikulation vermeintlich unterstützen, die jedoch zu Verspannungen und damit zu einer eingeschränkten Beweglichkeit führen. Ziel der Therapie sei es, trotz Artikulationsdeutlichkeit eine relative Weite im Ansatzrohr zu erhalten. Gerade bei Artikulationsübungen empfehle es sich, einen Spiegel zu Hilfe zu nehmen, da der/die Behandelte so selbstreflektierter agieren kann. Verschiedene Lautkombinationen werden in der Stimmtherapie für bestimmte Ziele eingesetzt, da sie alle in unterschiedliche Weise Einfluss auf die Kehlkopffunktion und die Atmung haben. Die unten stehende Tabelle liefert eine Übersicht über die unterstützenden Lautkombinationen bei unterschiedlichen stimmlichen Gegebenheiten. Abbildung 2: Einsatz von Lautfunktionen: Übersicht (Hammer, 2007, S. 187) 27 Phonation „Da die Stimme stets im Mittelpunkt der Therapie stehen sollte, gilt letztendlich jede Übung in der Therapie als Stimmübung, zumindest kann sie auf ihren Einfluss auf die Stimme hin überprüft werden." (Hammer, 2007, S. 191) Oft seien StimmpatientInnen versucht ihre Stimme (aufgrund der Störung oder eine generellen Unzufriedenheit) zu verändern, was in den meisten Fällen zu einer unphysiologischen Verwendung der Stimmfunktion führt. Ein Ziel in der Therapie sei es, dass der/die Behandelte lernt, die eigene Stimme so zu akzeptieren, wie sie ist. Wichtig hierfür sei zunächst das Erkennen und Festigen der eigenen Indifferenzlage, also jener Lage, die für das normale Sprechen verwendet wird. Ist diese abgesenkt oder erhöht, ergebe sich ein Spannungsungleichgewicht, das zu einer Stimmstörung führen kann. Gleichzeitig könne aber auch eine Stimmstörung für die Veränderung der Indifferenzlage verantwortlich sein. Weitere Ziele seien unter anderem die Erweiterung des Stimmumfangs sowohl in der Brust-, als auch in der Kopfresonanz, die Vorverlagerung des Stimmsitzes, die Kräftigung des Stimmvolumens, die Verlängerung der Phonationsdauer und der Ausbau der Tragfähigkeit der Stimme. Wichtig sei dabei, dass die Übungen auf den Alltag übertragen werden können. Als Basis hierfür gelte eine differenzierte Wahrnehmung der eigenen Stimme, denn nur so können Unterschiede festgestellt und ein reflektiertes Üben ermöglicht werden. 28 Person „Für den Therapiebereich Person ist es besonders wichtig, die Aufgaben der Stimmtherapeutin genau zu definieren. Es wird davon ausgegangen, dass es durchaus möglich ist, sich in der Stimmtherapie mit dem Bereich Person auseinander zu setzen, ohne dabei zwangsläufig in Arbeitsgebiete zu geraten, die der Psychotherapie überlassen werden sollten. [...] Ziel der Stimmtherapie ist nicht, dass der Patient durch eine veränderte Stimme (oder sonstige »therapeutische« Intervention) zu einer veränderten Persönlichkeit gelangt. Es geht vielmehr darum, den stimmlichen Ausdruck zu finden, der der Person des Patienten entspricht." (Hammer, 2007, S. 207) Die Stimme ist das Ausdrucksorgan des Menschen, der Spiegel der Seele und kann nicht nur in ihrer Funktion beurteilt und bearbeitet werden. Die Persönlichkeit mit all ihren Emotionen und Problemen hat stets eine direkte Auswirkung auf die Stimme, die bei längerem Bestehen pathologisch werden kann (siehe psychogene Stimmstörungen). Bereits das oben beschriebene Akzeptieren der eigenen Stimme sei, so Hammer, ein Grenzbereich, der nicht nur der funktionalen Ebene zugeordnet werden könne, sondern ebenso mit dem Akzeptieren der eigenen Persönlichkeit in Zusammenhang stehe. Auch die Forschung nach der Ursache der Stimmstörung könne unweigerlich zu Bereichen führen, die weit von der funktionalen Ebene entfernt liegen. Zu diesem Thema sei auf die Diskussion des vorigen Kapitels verwiesen und auf die Äußerungen Kollbrunners, der dem Grenzgebiet LogopädiePsychotherapie weit offener begegnet, als dies in der klassischen Stimmtherapie üblich ist. 29 5.2 Wirksamkeitsstudien zu klassischer Stimmtherapie Wie bereits erwähnt, ist DIE Stimmtherapie sehr schwer zu klassifizieren, auch wenn im vorigen Kapitel ein Versuch stattgefunden hat. Dies fällt vor allem auf, wenn man sich mit Studien zu Stimmtherapie bei funktionellen Dysphonien beschäftigt. Während in der einen Studie von EINER klassischen Stimmtherapie ausgegangen wird (Is voice therapy an effective treatment for dysphonia? A randomised controlled trial, 2001), beschreibt eine andere Studie indirekte und direkte Verfahren in der Stimmtherapie (A Study of the Effectiveness of Voice Therapy in the Treatment of 45 Patients with Nonorganic Dysphonia, 1999). Auch in der Anzahl der Studienteilnehmer unterscheiden sich die Studien stark. Die zweite oben genannte Studie teilte die 45 Teilnehmer in drei Gruppen. Eine Gruppe erhielt keine Therapie und diente als Kontrollgruppe. Eine zweite Gruppe erhielt nur indirekte Stimmtherapie (Bewusstwerdung und Handhabung der stimmschädigenden Faktoren). „This approach assumes that the dysphonic patient needs to develop an informed and rational approach to his or her voice problem. In this way the patient should be capable of identifying the contributing psychological and social factors in the voice problem. [..] Indirect therapy approaches do not involve any work on correcting faulty voice production.” (Carding, Horsley, & Docherty, 1999, S. 74) Die dritte Gruppe erhielt eine Kombination aus indirekter und direkter Stimmtherapie, wie sie im vorangehenden Kapitel beschrieben wurde. „Direct therapy techniques aim to modify aspects of faulty voice production in order to promote appropriate and efficient voice production.” (Carding, Horsley, & Docherty, 1999, S. 74) Während nur einige wenige PatientInnen positiv auf die indirekte Therapie ansprachen, zeigten sich bei der Kombination aus indirekter und direkter Therapie die meisten Erfolge. Neun PatientInnen der zweiten Gruppe erhielten im Lauf der Zeit ebenfalls die Therapiekombination der Gruppe drei, wodurch schlussendlich bei 23 von 25 PatientInnen signifikante Verbesserungen festgestellt werden konnten. 30 Die andere Studie führte Untersuchungen an insgesamt 200 PatientInnen durch, von denen 70 in der Interventionsgruppe und 63 in der Beobachtungsgruppe die Studie abschlossen. Auch hier waren die Ergebnisse positiv: „This first randomised controlled trial of the efficacy of voice therapy for dysphonia has shown voice therapy to be effective in improving self rated and expert rated quality of voice.” (MacKenzie, Millar, Wilson, Sellars, & Deary, 2001, S. 4) Begleitend wurden Untersuchungen zu psychischem Stress bei PatientInnen mit Stimmstörungen durchgeführt. Dieser konnte jedoch bei der Behandlung nicht signifikant reduziert werden, was die AutorInnen zu dem Schluss bringt, dass eine ganzheitliche Behandlung von Stimmstörungen stets angebracht sei: „Indeed the level of psychological morbidity may also mainly reflect the greatly reduced quality of life in patients with dysphonia. Such interrelations underline the importance of a holistic treatment for reduction in symptoms and improvement in overall functioning.” (MacKenzie, Millar, Wilson, Sellars, & Deary, 2001, S. 5) Eine systematische Übersichtsanalyse von Studien, die zu Therapien bei Stimmstörungen durchgeführt wurde, kommt zu folgenden Aussagen. Tendenziell sind die statistisch signifikanten Erfolge eher im mäßigen Bereich anzusiedeln und unterscheiden sich stark von PatientIn zu PatientIn. Direkte Stimmtherapie zeigt sich tendenziell erfolgreicher als die indirekte Stimmtherapie. Häufigere positive Erfolge zeigen sich bei klar definierten Therapieformen wie z.B. der Laryngealen Manuellen Therapie. Eine generelle Aussage über die Effektivität von Stimmtherapie lässt sich aber laut dieser Übersichtsstudie nicht treffen: „When trying to answer the question whether voice therapy in general is effective, one may conclude that no single answer can be given to that question, because of the diversity in phoniatric diagnoses, subject’s personalities, voice therapies, as well as voice assessment instruments.“ (Speyer, 2008, S. 578) 31 5.3 Komplementäre Therapiemöglichkeiten „Alle Interessierten, die sich diagnostisch und/oder therapeutisch mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen beschäftigen, haben mehr oder weniger unbewusst komplementäre Verfahren bereits angewendet. Dabei werden komplementäre Methoden vorwiegend in kombinierter Form, d. h. additiv zu anderen Verfahren, als multimodale, therapeutische Interventionen in die Gesamtstrategie integriert." (Böhme, 2010, S. VI) Der Begriff „komplementär" wird im Folgenden in dieser Arbeit noch ausführlich diskutiert werden. Auch die Schwierigkeiten der Erforschung der entsprechenden medizinischen Verfahren werden in den folgenden Kapiteln nachzulesen sein. Hier geht es darum, Verfahren zu beschreiben, die bereits von ExpertInnen bei Kommunikationsstörungen eingesetzt wurden und werden. Da das Hauptaugenmerk in dieser Arbeit auf funktionellen Dysphonien liegt, werden auch ausschließlich Verfahren hier Erwähnung finden, zu denen in der Literatur die entsprechende Indikationen zu finden sind. Fallbeispiele unterstützen die Beschreibungen der Methoden, auch wenn diese keine SängerInnen betreffen, da dieser Bereich bisher noch zu wenig evaluiert wurde. In dieser Hinsicht sei auf den zweiten Teil dieser Arbeit verwiesen, zudem zeigen Ausführungen zu einzelnen Studien komplementärmedizinischer Verfahren bei SängerInnen die Möglichkeiten zu Herangehensweisen auf. „It would appear that the categories that are most pertinent to the treatment of voice disorders are mind/body control, which includes such techniques as meditation and guided imagery, and structural and energetic therapies, which includes massage and postural alignment techniques." (D'Antoni, Harvey, & Fried, 1995, S. 308) Nachdem im ersten Kapitel die vielschichtigen Zusammenhänge, die für eine gesunde Stimmproduktion notwendig sind, aufgezeigt wurden, kann man diesem Satz von Antoni, Harvey und Fried nicht ganz zustimmen. In ihrem Artikel haben sie nur wenige Verfahren zusammengetragen, die ergänzend in der Stimmtherapie eingesetzt werden. Da es, wie festgestellt wurde, viele verschiedene Ursachen für Stimmstörungen gibt, kann davon ausgegangen werden, dass nahezu jedes komplementärmedizinische Verfahren, das eine Auswirkung auf körperliche oder seelische Zustände hat, auch bei jeweils geeigneter Indikation als unterstützende Therapie bei Stimmstörungen angewendet werden kann. 32 Auch hier wird jetzt nur auf eine kleine Anzahl an Verfahren eingegangen, für ausführlichere Informationen sei auf das Buch „Komplementäre Verfahren bei Kommunikationsstörungen" verwiesen, das auch für diese Zusammenstellung als Grundlage gedient hat. 5.4 Kurzbeschreibungen diverser Komplementärmedizinischer Verfahren bei Stimmstörungen Akupunktur Die Akupunktur ist eine Therapiemethode aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), die seit ca. 2000 Jahren in China praktiziert wird. Immer mehr findet sie auch Verbreitung in Europa. Wenn das „Qi" - die Lebensenergie des Menschen - blockiert sei, reagiere der Körper mit Krankheit, so Böhme. Die TCM gehe davon aus, dass die Energie in zwölf Meridianen durch den Körper fließt. Auf diesen liegen die Akupunkturpunkte, die bei verschiedenen Indikationen „genadelt" werden, was die Blockaden lösen und damit zu Gesundheit führen könne. Zur Akupunktur wurden mittlerweise schon verhältnismäßig viele klinische Studien durchgeführt, die zu verschiedensten Ergebnissen kamen. Sehr verbreitet sei immer noch eine Vergleichsstudie, in der in den Gruppen zwischen Akupunktur und Scheinakupunktur keinerlei Unterschiede in der Wirksamkeit nachgewiesen werden konnten, weshalb die Akupunkturbehandlung seit dem einem starken Plazeboeffekt gleichgesetzt wird. Neuere Erkenntnisse (z. B. (Irnich)) zeigen jedoch, dass die Akupunktur bei Kopfschmerzen, Schmerzen der Hals- und Lendenwirbelsäule und der Schulter und bei Schmerzen aufgrund von Kniegelenksarthrose in jedem Fall wirksamer war als die Nicht-Akupunktur und auch die Scheinakupunktur. 33 Abbildung 3: Unspezifische und spezifische Behandlungseffekte in der Akupunktur (Irnich, S. 35) Dieser Abbildung ist zu entnehmen, dass sehr viele Anteile der Akupunkturbehandlung den unspezifischen Behandlungseffekten zuzuordnen sind, jedoch durchaus auch spezifische Effekte vorhanden sind. Böhme merkt an, dass es für den Einsatz von Akupunktur bei Kommunikationsstörungen zwar noch keinen evidenzbasierten Nachweis gebe, sehr wohl aber positive Erfahrungswerte. Anhand eines Fallbeispiels soll die Möglichkeit der Akupunktur als Maßnahme bei Dysphonien nun verdeutlicht werden. Im Buch wird der Fall einer Lehrerin beschrieben, der nach langen Dienstjahren ein Unterrichtsbesuch bevorsteht. Sie klagte über Heiserkeit, Globusgefühl und Räusperzwang. Die Diagnose ergab eine überwiegend hyperfunktionelle Stimmstörung mit Verspannungen im Nackenbereich und einer psychosomatischen Störung aufgrund der dauerhaften seelischen Anspannung. Nach vorhergegangen positiven Erfahrungen entschied sich die Patientin ausschließlich für eine Akupunkturbehandlung ohne traditionelle Stimmtherapie. Gestochen wurden Akupunkturpunkte, die als Indikation Stimmstörungen oder Verspannungen haben und Anti-Stress-Punkte. 34 Nach zehn Sitzungen mit anfänglich schneller Verbesserung und zwischenzeitlicher Verschlechterung aufgrund des psychogenen Anteils der Stimmstörung wurde die Therapie beendet. Sowohl aus der subjektiven Empfindung der Patientin als auch aus dem erneuten Stimmbefund konnte eine eindeutige Verbesserung festgestellt werden. Die Autorin Dr. med. Susann Ott, die mit diesem Fallbeispiel ihre Ausführungen unterstrich, sieht das Vertrauen der/s Behandelten zum/r TherapeutIn und zum Verfahren als notwendige Voraussetzung, ebenso wie eine klar spürbare Auswirkung der Stiche. Für psychogene Stimmstörungen empfiehlt sie genügend Raum für begleitende Gespräche zu lassen. Alexandertechnik Die Alexandertechnik (nach ihrem Erfinder Frederick Matthias Alexander benannt) ist eine Körpertherapie, die auf das Bewusstwerden von Haltungs- und Bewegungsgewohnheiten zielt. Böhme beschreibt, dass durch Analyse und anschließender Änderung des Verhaltens ein Abbau von Dysfunktionen stattfände. Entwickelt habe Alexander die Technik aufgrund eigener Stimmprobleme, so gelte sie heute als ideale Therapie für Stimmstörungen, die auch in der Stotter-Therapie und als Prävention für stimmintensive Berufsgruppen eingesetzt werden könne. Ein Augenmerk liege vor allem auf der Haltung des Kopfes, des Nackens und der Wirbelsäule zueinander und damit verbundenen muskulären Beeinflussungen des Phonationstraktes. „Die Methode nach F.M. Alexander in die Stimmtherapie zu integrieren, ist besonders dann günstig, wenn Fehlhaltungen und Fehlfunktionen im Bereich der Wirbelsäule, eine wesentliche Verursachung und Aufrechterhaltung für die Stimmerkrankung darstellen. Die aufgerichtete Halswirbelsäulen- und Kopfhaltung führt nicht nur in der hinteren, sondern auch in der vorderen Halsmuskulatur einen Spannungsausgleich herbei. In der Folge öffnen sich Resonanzräume im Brustraum ebenso wie im Rachen- und Kehlraum. Der Kehlkopf stellt sich tiefer, der Brustkorb hebt und weitet sich, wodurch eine gewünschte Inspirationstendenz während der Phonation beibehalten werden kann." (Spiecker-Henke, 2008, S. 102) 35 Bisher gebe es keinen evidenzbasierten Nachweis für die Alexandertechnik bei Kommunikationsstörungen. Allerdings existieren bereits seit den späten Achtzigern Studien zu Auswirkungen der Technik auf das Atmungssystem von SängerInnen. Im Journal of Singing erschien 2002 eine zweiteilige Publikation über die genauen Zusammenhänge der Übungen mit dem Atmungsapparat und deren Auswirkungen auf die Tätigkeit von SängerInnen und SchauspielerInnen. (vgl. (Hudson, 2002)) Atemtherapie nach Middendorf Wie bereits mehrfach festgestellt wurde und allgemein bekannt ist, hat das Atmungssystem bei der Stimmproduktion eine tragende Rolle. Oft sind Stimmstörungen von Störungen des Atemapparates begleitet. Ilse Middendorf entwickelte dazu eine Meditation- und Entspannungstechnik, die den Atem „erfahrbar" machen soll. Ziel sei ein Bewusstwerden des Atems, im Gegensatz zu anderen Techniken soll er aber nicht der willentlichen Beeinflussung unterliegen. Nach dem Grundsatz „sammeln - empfinden - atmen" werde den StimmpatientInnen ein eigenverantwortlicher Umgang mit sich selbst näher gebracht. Da die Atmung meist nur einen Teilbereich der existierenden Stimmstörung ausmacht, sei eine isolierte Atemschulung nicht sinnvoll und diese Technik daher nur ergänzend einzusetzen. Der Forschungsstand beläuft sich bisher ausschließlich auf Erfahrungsberichte. Biofeedback Biofeedback bedeutet wörtlich übersetzt biologische Rückmeldung. Grundsätzlich sei Biofeedback eine traditionell in der Stimmtherapie eingesetzte Methode, da bereits ein Spiegel zur Reflektion der eigenen Haltung oder die Hände zum Aufspüren von Spannungen als Rückmeldehilfen verwendet werden, so Böhme. Inzwischen gibt es auch die Möglichkeit des apparativen Biofeedbacks. Mittels eines Gerätes (bzw. mehrerer Geräte) können auch Rückmeldungen über Körperfunktionen gegeben werden, die sich normalerweise der bewussten 36 Wahrnehmung nicht erschließen (Atemfrequenz, Blutdruck, EEG-, EMG und EKGSignale, Hauttemperatur und -widerstand). Auch die Videolaryngoskopie und die Videolaryngostroboskopie zählen zu den Biofeedback-Verfahren. Mit diesen Hilfsmitteln sei es möglich, PatientInnen ihre Stimmstörungen bewusst zu machen und ihnen zu einer Selbstkontrollmöglichkeit während der Therapie zu verhelfen. Außerdem können klinische Befunde dokumentiert werden. Biofeedback wäre also denkbar als Hilfsmittel der klinischen Forschung, das Rückmeldung über nichtbeobachtbare Veränderungen im Körper während der Anwendung einer (neuen) Therapiemethode geben kann. Für den Einsatz von Biofeedback bei Kommunikationsstörungen gebe es derzeit noch keinen publizierten evidenzbasierten Nachweis auf hoher Qualitätsstufe, allerdings seien bereits viele systematische Reviews aus anderen Anwendungsbereichen veröffentlicht worden, die eine Effektivität der Wirksamkeit von Biofeedback belegen. Konzept Schlaffhorst - Andersen / Eutonie nach Gerda Alexander Dem Konzept Schlaffhorst - Andersen liege (wie vielen komplementärmedizinischen Verfahren) ein Menschenbild zugrunde, das den Menschen als Körper-Seele-Geist-Einheit betrachtet, beschreibt Böhme. Mit dieser Methode solle der/die PatientIn zu einem verfeinerten Körperbewusstsein gelangen und somit wieder die Möglichkeit zur Reduzierung von Dysfunktionen erhalten. Die Therapie nutze die Wechselwirkung von Atem-, Stimm- und Bewegungsfunktionen und emotionalen Vorgängen. Die weiterentwickelte Methode von Gerda Alexander setze am muskulären Tonus des Menschen an. Über eine Regulierung des Gesamttonus soll eine Spannungsbalance herbeigeführt werden, die wiederum eine Entfaltung der Persönlichkeit ermögliche. Es werde eine ganzheitliche psychophysische Ausbalancierung angestrebt, die dem Menschen in jeder Lebenssituation die größtmögliche Ausgeglichenheit (Eutonie) geben soll. Auch hier seien die Erfahrungswerte in der Praxis positiv, ein evidenzbasierter Wirksamkeitsnachweis existiere jedoch nicht. 37 Feldenkrais Die Feldenkrais-Methode ist nach ihrem Erfinder Moshe Feldenkrais benannt und wird als eine Körpertherapie zur Verbesserung der Körperwahrnehmung angesehen. Durch die passive und aktive Ausführung von Bewegungsabläufen soll die ganzheitliche Körperwahrnehmung verbessert und unphysiologische Abläufe aufgespürt und verabschiedet werden: „Für die Stimmtherapie ist eine Reihe von Elementen der Feldenkrais-Methode besonders effektiv. Sie macht geringste Empfindungsdifferenzen bewusst und schult systematisch die Ausführungen kleinster Bewegungsnuancen. Beide Elemente der kinästhetischen Sensibilität werden permanent benötigt, sowohl zur präphonatorischen Muskeleinstellung wie auch während des Schwingungsvorganges der Stimmlippen, wenn ein fein abgestuftes Gleichgewicht zwischen subglottischem Druck und Stimmlippenspannung entstehen soll." (Spiecker-Henke, 2008, S. 103 f.) Feldenkrais habe sich als geeignete Therapiemethode für SängerInnen herausgestellt, da eine fehlerhafte Haltung korrigiert und Muskelspannungen bei Krankheiten gelöst werden könnten. Insgesamt führe ein längerfristiges Ausüben der Methode zu einer ökonomischeren (weil bewussteren) und dadurch gesünderen Stimmproduktion. Somit eigne sich diese Methode besonders für Stimmstörungen, die in Verbindung mit Verspannungen, Bewegungseinschränkungen oder Schmerzen vor allem im Oberkörperbereich stehen. Anhand des folgenden Fallbeispiels soll das verdeutlicht werden. Die Patientin, 38 Jahre alt litt an Stimmstörungen und Nacken-, Schulter- und Halsmuskelschmerzen. Nachdem der offensichtliche Zusammenhang zwischen den Verspannungen und der Stimmstörung erkannt war, wurde der Patientin zunächst die Möglichkeit gegeben, ihren eigenen Stimmklang differenzierter wahrzunehmen. Hierzu sollte sie ihn in „Klangbildern" beschreiben und sich selbst somit Unterschiede vor und nach einer Anzahl von Übungen deutlicher machen. Die Patientin führte zunächst Bewusstseinsübungen im Liegen durch und schließlich Übungen zur Funktionalen Integration im Sitzen. Dabei wurden Arme und Schultern sanft bewegt und anschließende Unterschiede erspürt und direkt in der Stimmproduktion überprüft. In beiden Fällen konnte die Patientin eine deutliche Verbesserung wahrnehmen. 38 Sabine S. Hammer lieferte die Sammlung der Fallbeispiele für Feldenkrais bei Kommunikationsstörungen. Durch die sanften Bewegungen werde eine Veränderung des Muskeltonus erzielt, von welcher auch die Kehlkopfmuskulatur beeinflusst werden könne. Obwohl verhältnismäßig viele Studien zur Feldenkrais-Methode existieren, konnte die Wirksamkeit noch nicht evidenzbasiert nachgewiesen werden. Experten sehen die Studienlage als „ermutigend, aber nicht überzeugend". (Böhme, 2010, S. 115) Homöopathie Im Gegensatz zu den bisher hier vorgestellten Körpertherapie- und EntspannungsMethoden ist die Homöopathie eine Arzneimitteltherapieform. Nach dem Grundprinzip „Ähnliches mit Ähnlichem heilen" werden Mittel, die in hoher Dosierung starke Beschwerden verursachen in sehr starker Verdünnung zur Heilung von Krankheiten mit diesen Beschwerden eingesetzt. Durch die leichte Reizung des Körpers sollen die Selbstheilungskräfte aktiviert werden. In Form von Globuli oder Tabletten gibt es sowohl gängige Mittel für häufige Beschwerden als auch speziell zusammengestellte individuell auf den/die PatientIn abgestimmte Kombinationen aus verschiedenen Mitteln in verschiedenen Potenzen. Die Methode ist trotz großer Beliebtheit sehr umstritten, da ihre Wirkweise aus schulmedizinischer Sicht nicht nachvollziehbar ist. Obwohl inzwischen korrekt durchgeführte RCTs existieren, die einen evidenzbasierten Wirksamkeitsnachweis der Methode liefern, wird sie nach wie vor heftig kritisiert und von vielen Seiten nicht anerkannt. Die Anwendung der Homöopathie bei Kommunikationsstörungen wurde nicht explizit erforscht, Erfahrungswerte zeigen jedoch, dass sie als unterstützende Methode zu schulmedizinischen und logopädischen Maßnahmen bei Laryngitis, Reinke-Ödem, organischen Stimmlippenveränderungen und funktionellen Dysphonien eingesetzt werden kann. 39 Progressive Muskelrelaxion Die Progressive Muskelrelaxion nach Edmund Jacobsen wird von Böhme als eine Methode mit drei Schritten beschrieben: Anspannen - Spannung halten Entspannen. Ein Grundprogramm enthalte Übungen für 16 verschiedene Muskelgruppen. Diese Methode werde von vielen Stimmtherapeuten ergänzend zur traditionellen Stimmtherapie empfohlen, da sich unbestritten Erfolge zeigen, auch wenn bisher kein evidenzbasierter Wirksamkeitsnachweis existiere. Nach Untersuchungen von Abate und Rehwinkel zeigte sich jedoch, dass nicht alle PatientInnen mit einer Verbesserung der Stimmqualität auf die Methode reagierten. Ihrer Ansicht nach ist die Methode eher für Personen mit hoher muskulärer Grundspannung geeignet. Da sich ihre Beobachtungen nur auf vier Personen beschränkten, sollte diese Vermutung überprüft werden. Qigong Als Teilbereich der TCM steht Qigong in einer Jahrtausende alten Tradition. Durch die mögliche Verbindung der Übungen mit der Sing- und Sprechstimme eigne sich die Methode besonders gut als unterstützende Maßnahme zur Stimmtherapie, so Böhme. Für die Praxis ergeben sich drei verschiedene Einsatzmöglichkeiten. Ohne Stimmeinsatz können die Übungen zur „Vorbereitung des Instruments" - des Körpers - eingesetzt werden. Die Bewegungsabläufe der Übungen können mit der Stimme kombiniert werden oder die Bilder des Qigong werden lediglich mental unterstützend während der Stimmgebung ohne Bewegung eingesetzt. Der Haltungs-Grundsatz des Qigong „unten fest und stabil - oben leicht und frei" sei eine ideale Voraussetzung für die Stimmproduktion. Durch die Übungen könne ein Ausgleich des muskulären Tonus und eine Öffnung der Atemräume erreicht werden. Durch das Training von Bewusstheit und Gelassenheit werde die Selbstakzeptanz gefördert. Die Logopädin Evemarie Haupt empfiehlt den Einsatz von Qigong besonders bei funktionellen und psychogenen Stimmstörungen. Anhand eines Fallbeispiels soll das mögliche Ausmaß einer Integration von Qigong in die Stimmtherapie verdeutlicht werden. 40 Eine Patientin, 23 Jahre alt, Altenfachbetreuerin litt an einer funktionellen Stimmstörung mit weichen Stimmlippenknötchen (sekundäre organische Stimmlippenveränderung). Der VHI (Voice Handicap Index) ergab einen Wert von 36 (mittelgradiges Handicap) vor Beginn der Therapie. Nach 10 Therapiestunden in drei Monaten mit intensivem Qigong-Training ergab sich nur noch ein VHI-Wert von 13 (kein Handicap) und in der Stimmfeldmessung war ein Gewinn von 16 Halbtönen zu verzeichnen. Yoga Yoga etabliert sich in unsere Gesellschaft immer mehr als Sport oder auch als Lebenseinstellung. Es finden sich Angebote zu den verschiedensten Ausformungen des Yogas aus dem fernöstlichen Bereich, inzwischen europäisierte Formen oder sogar auf bestimmte körperliche Probleme zugeschnittene Varianten (vgl. HormonYoga). Böhme merkt an, StimmtherapeutInnen dass als Yoga auch ergänzende von Methode vielen bei LogopädInnen der Behandlung und von Stimmstörungen eingesetzt werde. Da Yoga grundsätzlich als Methode gelte, die positive Auswirkungen auf die ganzheitliche Gesundheit des Menschen hat und zu den Entspannungsmethoden zählt, könne der komplementäre Einsatz empfohlen werden. Yoga sei jedoch nicht ausschließlich entspannend, bei den Übungen werde auch der Muskelaufbau gefördert. So könne eine Balance zwischen Spannung und Entspannung entstehen, die sich positiv auf die Stimmfunktion auswirken kann. Ein evidenzbasierter Wirksamkeitsnachweis existiert nicht, es gab jedoch eine Studie zur Auswirkung von Yoga bei Aufführungsangst, die auf positive Ergebnisse hinweist und zu weiteren Untersuchungen anregt. Somit könnte Yoga eventuell eine besondere Eignung für die Behandlung von psychogenen (insbesondere Aufführungsangst-bedingten) Stimmstörungen haben. (vgl. (Stern, Khalsa, & Hofmann, 2012)) Neben den Ausnahmen Homöopathie und Akupunktur finden sich auch hier fast ausschließlich Verfahren, die jene oben erwähnte „mind/body control" zum Inhalt haben. Auch Spiecker-Henke plädiert in ihren Ausführungen über „Körperzentrierte 41 Maßnahmen in der Stimmtherapie" für den Körper als Ansatzpunkt bei der Behandlung von Stimmstörungen: „Der Körper ist das Tor zur Stimmtherapie. Die Haltung des Körpers, seine Bewegungen, der individuelle Tonus des Menschen - dies alles prägt unsere Stimme bis in die feinsten Nuancierungen hinein. Die Körperarbeit mit dem Fokus auf der Spannungsregulierung ist daher der Königsweg, um unser Klanginstrument Körper so zu formen, das die Stimme allen kommunikativen, wie auch ästhetischen Anforderungen gerecht wird." (Spiecker-Henke, 2008, S. 90) Zudem merkt sie an: „Bei der Auswahl der richtigen Methode spielt, neben der Erfahrung des Therapeuten, nicht nur die Art der Stimmerkrankung eine Rolle, sondern immer auch die Persönlichkeitsstruktur des Patienten." Während bisher hauptsächlich aktive Übungstherapien vorgestellt wurden, folgen in den nächsten Kapiteln noch ausführliche Beschreibungen zu manuellen Verfahren, die aufgrund ihrer Verwandtschaft zur CranioSacral Therapie hier eine besondere Beachtung verdienen. 5.4.1 Manuelle Therapieverfahren bei Stimmstörungen Grundsätzlich ist die Manuelle Therapie der manuellen Medizin verbunden, die schulmedizinisch anerkannt ist. Einzelne Verfahren, wie die Chiropraktik oder die Osteopathie fallen jedoch ins Feld der Komplementärmedizin und wurden mit Absicht im vorigen Kapitel noch nicht behandelt. Es gibt nämlich einen ganz wesentlichen Unterschied zwischen Verfahren wie der Alexandertechnik, Feldenkrais oder der Progressiven Muskelrelaxion und den Manuellen Therapien. Bis auf die ebenfalls erwähnte Homöopathie und Akupunktur handelt es sich in allen Fällen um Übungstherapien, die die Mitarbeit des/der PatientIn voraussetzen. Bei manuellen Therapieformen hingegen nimmt der/die Behandelte eine eher passive Rolle ein. Manuelle Therapien im Generellen zielen auf die „handwerkliche" Lösung von Muskelverspannungen und Fehlstellungen, werden aber auch zur Lösung von zum Beispiel verklebten Faszien angewendet. In der Stimmtherapie kann dies bei Verspannungen der Kehlkopf-, Hals-, Artikulations- und Atemmuskulatur zum 42 Einsatz kommen. Aber auch eine Behandlung von Haltungsanomalien, die zu Stimmstörungen führen oder diese begünstigen können, ist Teil dieser Therapieform. Die CranioSacral Therapie, die im folgenden Kapitel gesondert behandelt wird, zählt ebenfalls zu den Manuellen Therapien. Es folgen nun Beschreibungen der Osteopathie und der Manuellen Stimmtherapie in Bezug auf ihren Einsatz bei Stimmstörungen. Osteopathie Die Grundform der parietalen Osteopathie geht auf Andrew Taylor Still (1828 1917) zurück. Diese legt einen Schwerpunkt auf die Behandlung von Verspannungen und Ungleichgewichte im Bindegewebe, in der Muskulatur und in den Gelenken. Still ging vom Konzept des Körpers als Funktionseinheit aus, wodurch es seiner Ansicht nach zu Wechselwirkungen in allen Bereichen kommt. In der gängigen Literatur (z.B. bei Andrew Taylor Still und William Garner Sutherland) wird die Technik der Osteopathie als Aktivierungsmöglichkeit der Selbstheilungskräfte des Körpers beschrieben. Zwei weitere Unterbereiche der Osteopathie bilden die viszerale Osteopathie, die die inneren Organen und ihre Bindegewebe-Aufhängungen behandelt und die Craniosacrale Osteopathie, die sich mit Atem- und Herzfrequenz-unabhängigen Rhythmen des Organismus beschäftigt. Die Diagnose erfolgt durch palpatorische Befunderhebung und die Therapie wird durch manipulative Techniken ausgeführt. Ein Unterbereich der Osteopathie, den Böhme in seinem Buch behandelt, ist die Manuelle Faszilitation, die als Entspannungstechnik für die Gesichtsmuskulatur in der Stimmtherapie häufig zum Einsatz komme. Durch das Strecken (Faszilitation), werde eine Entspannung der hypertonen Muskulatur erreicht. Behandelt werde vor allem der Kieferbereich, die Mundhöhle und der Halsbereich inklusive eingeschlossenem Kehlkopf und seinen muskulären Aufhängungen. Da ein besonderes Augenmerk auf den Beziehungen zwischen Körperhaltung, Atmung und Kehlkopffunktion während der Phonation liegt, könnten Spannungen und Ungleichgewichte erkannt und behandelt werden, so Böhme. 43 Vor allem bei hyperfunktionellen Dysphonien zeigte sich die Manuelle Faszilitation als geeignete unterstützende Technik. Oft befinden sich bei dieser Form der Stimmstörung die innere und äußere Kehlkopfmuskulatur in einer erhöhten Spannung. Diese könne einerseits zu direkten Auswirkungen auf den Kehlkopf und weitere Teile des Stimmapparates führen und zusätzlich andere Muskelgruppen, die kompensierend wirken, und ebenfalls in direkter oder indirekter Verbindung zur Stimmproduktion stehen, in Mitleidenschaft ziehen. Die palpatorische Befunderhebung fände bei den meisten ausführlichen Stimmuntersuchungen nur spärlich oder gar nicht statt, so kommt es vor, dass Befunde weitgehend Beeinträchtigungen unauffällig der Sing- sind, der/die oder/und PatientIn Sprechstimme trotzdem beklagt. enorme Auch bei Auffälligkeiten des Befundes sei die Ursache der Beschwerden oft nicht eindeutig festzustellen. In vielen Fällen könne hier die Technik der Manuellen Faszilitation helfen, da diese einen differenzierten palpatorischen Zugang biete. Weder die Osteopathie noch die Manuelle Faszilitation sind eine eigenständige Stimmtherapie, sie könnten jedoch effizient den klassischen Therapieverlauf unterstützen, wie das folgende Fallbeispiel zeigen soll. Ein 32-jähriger Bariton (Opernsolist) stellte seit 8 Monaten eine zunehmende Anstrengung beim Singen in der Mittellage und Höhe fest. Zudem beklagte er eine Schwächung des Klanges und der Tragfähigkeit seiner Stimme sowie schnelle Ermüdung und verlängerte Erholungsphasen. Nach dem Singen verspürte er vermehrt Verspannungen im rechten Halsbereich und im Mundboden. Für ihn wurde ein interdisziplinäres Konzept entwickelt, das aus zwei logopädischen Einheiten, einer gesangspädagogischen Einheit und einer Einheit der manuellen Faszilitation bestand. Sechs Wochen lang nahm er an den Therapiestunden teil und bemerkte bereits am Anfang eine deutliche Verbesserung der Verspannungen. Im Lauf der Zeit verbesserte sich auch die Stimmfunktion und er beschrieb eine psychologische Erleichterung, da seine Auftrittsangst, die er aufgrund der Beeinträchtigung entwickelt hatte, wieder nachließ. Nach der Therapie war er in der Lage, seinen Beruf wieder normal auszuüben. 44 Manuelle Stimmtherapie Neben der bereits eher bekannten und vorher beschriebenen Osteopathie gibt es eine Manuelle Therapieform, die sich speziell mit der Stimme und den dazugehörigen Funktionen wie z.B. der Atmung beschäftigt. Aufbauend auf manuellen und sprechtechnischen osteopathischen Erkenntnissen Grundlagen, beruhenden die von speziellen Handgriffen ergänzt auf werden, entwickelte Gabriele Münch die Manuelle Stimmtherapie. Dies kann man zumindest so in ihrem Buch „Manuelle Stimmtherapie (MST), eine Therapie, die berührt“ lesen. Wirklich klar ist die Trennung zu anderen manuellen Verfahren in der Stimmtherapie jedoch nicht. Zu Beginn werden Fallbeispiele zweier Studien zur Zirkumlaryngealen Therapie angeführt, um die Effizienz und Effektivität der Manuellen Stimmtherapie zu unterstreichen. Diese sind jedoch (neben der Laryngealen Manuellen Therapie und der Therapieform VoiceRelease laut (Lehnert, 2011, S. e145) voneinander zu unterscheiden. Eine Herausarbeitung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, könnte jedoch Aufschluss darüber geben, wie viel Münch bei ihrer Therapieform nun wirklich selbst entwickelt hat, zumal sie sich auf Ergebnisse einer Studie beruft, die noch vor der Entwicklung ihrer Therapieform veröffentlicht wurde. Trotzdem ist es eine Therapieform, die in vielen Fällen die klassische Stimmtherapie unterstützt oder sogar ersetzt und deshalb hier in ihren Grundzügen beschrieben werden soll, unabhängig von wem sie nun wirklich erfunden wurde. Als Ziele der Therapieform werden eine funktionierende Tiefatmung, eine physiologische Haltung, eine Weite im Kehl- und Kieferraum, eine Verbesserung der Motorik der Artikulation, des Kauens und des Schluckens und eine gute Durchblutung der an der Stimmgebung beteiligten Organe genannt. Vgl. (Münch, 2011, S. 15) 45 Nach durchgeführten Studien könne die Manuelle Stimmtherapie vor allem bei funktionellen Dysphonien zum Erfolg führen und bei organischen und psychogenen Stimmstörungen zumindest eine Erleichterung verschaffen, nicht jedoch die Ursache der Störung lösen. "Was genau funktionelle Stimmstörungen hervorruft, ist unklar. Eine exakte Einordnung in hyper- und hypofunktionelle Stimmstörungen [...] mit der Auswahl von passenden Therapiemethoden ist somit schwierig. Deshalb ist es für den Therapeuten umso wichtiger, seine Augen und Hände hinzuziehen zu können, um Spannungsdysbalancen der atem- und stimmgebenden Organe diagnostizieren und behandeln zu können." (Münch, 2011, S. 27) Da Verspannungen eines Körperteils meist mit Unterspannung anderer Bereiche in Zusammenhang stehen, könne der/die TherapeutIn durch Ertasten der Überspannung auf Unterspannung anderer Körperteile schließen. So sieht zum Beispiel Hammann auf der Grundlage seiner Studie mit LehramtsstudentInnen mit Stimmstörungen einen Verspannungen der Zusammenhang Brust-, Hals- zwischen und falscher Atmung Schultermuskulatur. Da und diese Verspannungen sich wiederum auf die Kehlkopfmuskulatur auswirken, könne durch eine unphysiologische Atmung eine Stimmstörung entstehen. Münch beschreibt in ihrem Buch eine grundsätzliche Ursache für Fehlspannungen im gesamten Körper. Aus ihrer Sicht spielen die Nervensysteme Parasympathikus und Orthosympathikus hier eine tragende Rolle. Während der Orthosympathikus über den Neurotransmitter Noradrenalin für die Anspannung verantwortlich sei, sorge der Parasympathikus mit dem Neurotransmitter Acetylcholin für die Entspannung. Geraten diese beiden Systeme aus ihrem natürlichen dynamischen Gleichgewicht, sei eine Erkrankung des Körpers die Folge. So könne auch die Stimme von einer generellen Über- oder Unterspannung des Körpers betroffen sein wodurch sich mit der Zeit eine Stimmstörung manifestieren könne. Vgl. (Münch, 2011, S. 33) Von den veränderten Spannungszuständen können sowohl die Atemmuskulatur mit Zwerchfell, Interkostalmuskulatur Sternocleidomastoideus), die äußere und und Atemhilfsmuskeln innere Kehlkopfmuskulatur, (z.B. die Halsmuskulatur und die Halsfaszien und die Gesichts- und Kaumuskulatur betroffen sein. Da, wie bereits oben erwähnt, die Muskelgruppen sich alle untereinander 46 beeinflussen und auch Fehlhaltungen, bakterielle, virale oder neurologische Erkrankungen zu Verspannungen führen können, sei es wichtig, im Laufe der Therapie die eigentliche Ursache für die Stimmstörung ausfindig zu machen. Wie oben bereits beschrieben, werden manuelle Verfahren in der Stimmtherapie eingesetzt, da Beeinträchtigungen im Bewegungsapparat (vor allem im Bereich der Halswirbelsäule) die Entstehung einer Stimmstörung begünstigen können und so durch Lösen des Problems im Bewegungsapparat auch die Stimmstörung einfacher behandelt werden kann. „Die klassischen stimmtherapeutischen Verfahren versuchen Haltungsfehler durch Haltungskorrektur aufzuheben. Die um Manualmedizin bereicherte Stimmtherapie versucht durch gezielte Muskeldehnung und auch durch Deblockierungen den Vorgang der Haltungskorrektur zu beschleunigen und zu vereinfachen. Die klassische Stimmtherapie versucht durch Übungen eine ausgewogene costoabdominale Atmung herbeizuführen. Eine durch Manualmedizin bereicherte Stimmtherapie versucht dies z.B. durch Deblockierung blockierter Wirbel-Rippen-Gelenke oder durch Behandlung verspannter Ansätze des Zwerchfells am Rippenbogen zu erleichtern.“ (Lehnert, 2011, S. e146) Eine Studie zur „Effektivität der manuellen Medizin in der HNO“ untersuchte die Auswirkungen von manuellen Interventionen bei Schwindel, Hörstörungen, Stimmstörungen und Tinnitus. Die Studie wurde an der Universitäts-HNO-Klinik in Mannheim durchgeführt, wo eine dort entwickelte „Kombinationsmethode der Manualtherapie aus „occipital base release technique“ und Atlasimpulstherapie nach Arlen“ (Hülse & Hölzl, 2004, S. 229/230) zur Anwendung kam. Mit durchschnittlich zwei bis drei Behandlungen konnten in allen vier Gruppen Therapieerfolge erzielt werden, die bei Stimmstörungen rund acht Monate, bei Hörstörungen und Tinnitus rund 10 Monate und bei Schwindel sogar rund 14 Monate anhielten. Bei den Stimmstörungen konnte nur in 17% der Fälle keine Besserung erwirkt werden. 47 Den Erfolg in über 80% der Stimmstörungen sehen die Autoren in folgendem Phänomen begründet: „Bei den funktionellen Dysphonien steht v. a. die hyperfunktionelle Form im Vordergrund. Für eine solche Dysphonie typisch ist die ausgeprägte Muskelverspannung im prälaryngealen, aber auch im nuchalen Bereich. Eine funktionelle HWS-Störung führt ebenfalls zu einem Muskelhypertonus, so dass sich eine hyperfunktionelle Dysphonie und eine funktionelle HWS-Störung potenzieren. Durch eine manualtherapeutische Lösung der HWS-Blockierung kann ein wesentlicher Faktor des Muskelhypertonus ausgeschaltet werden, sodass dann eine logopädische Therapie deutlich schneller zu einem Erfolg führen kann.“ (Hülse & Hölzl, 2004, S. 233) Natürlich ist es ein Unterschied, ob manuelle Techniken an der Halswirbelsäule (siehe Studie) oder direkt am betroffenen stimmgebenden Organ (siehe Manuelle Stimmtherapie) ausgeführt werden. Ziel beider Interventionen ist jedenfalls ein Abbau von Überspannung. Die Erfolge der einen Studie lassen sich natürlich nicht auf die andere Therapiemethode übertragen, es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass die Reduzierung einer Überspannung in den betroffenen Bereichen positive Auswirkungen auf die Therapie einer Stimmstörung hat. 48 6 Komplementärmedizin versus Schulmedizin „Wer daran glaubt..." „Das ist ja alles nicht bewiesen!" Solche Sätze hört man immer wieder, wenn es um das Thema Komplementärmedizin geht. Neben diesem inzwischen gängigen Begriff werden dafür auch Ausdrücke wie Alternative Medizin, Integrative Medizin, Ganzheitsmedizin, sanfte Medizin oder aus dem englischen „belief based medicine" oder CAM („complementary and alternative medicine") verwendet. Ihr gegenüber steht die sogenannte Schulmedizin, also jene Medizin, die nach naturwissenschaftlichen Grundsätzen gelehrt wird und deren Wirkweisen als bewiesen und wissenschaftlich nachweisbar gelten. Schon aus den Begrifflichkeiten lässt sich der Konflikt herauslesen. Dass die Schulmedizin über ihren Titel angesichts des heutigen Images der Schule nicht glücklich sein kann, ist wohl verständlich. Das heutige Verständnis des Ausdrucks (ob negativ oder positiv hängt unabhängig vom Image der Schule meist von der individuellen Sicht auf die Medizin ab) prägte der Homöopathie-Begründer Samuel Hahnemann, der damit sein Therapiekonzept von der damals etablierten Medizin abzugrenzen versuchte. Der Begriff der Komplementärmedizin ist wesentlich jünger und damit auch (im Gegensatz zu den oben teilweise verwendeten Synonymen) passender formuliert. Komplementär bedeutet ergänzend, das heißt, dieser Zweig der Medizin stellt keinen Alleinherrschaftsanspruch sondern versteht sich als ergänzende Möglichkeit zu bestehenden und etablierten Methoden der Schulmedizin. Oft wird auch von einer wissenschaftlichen und unwissenschaftlichen Medizin gesprochen. Hier wiederum wird der Komplementärmedizin die Wissenschaftlichkeit abgesprochen, wohingegen diese dann mit dem Begriff der menschlichen Medizin kontert, die der Schulmedizin im Gegenzug die Menschlichkeit abspricht. Während die Schulmedizin der Meinung ist, die Komplementärmedizin habe ihre Erfolge nur dem sogenannten Placebo-Effekt zu verdanken, weil diese oder jene 49 Therapiemethode gar nicht funktionieren könne, kommt von der Komplementärmedizin der Vorwurf, dass ihrerseits wissenschaftlich korrekt durchgeführte Studien mit positiven Ergebnissen für die Therapiemethode von Seiten der Schulmedizin nicht veröffentlicht würden. Professor Doktor Herbert Pietschmann, ehemaliger Vorstand des Instituts für theoretische Physik der Universität Wien, sieht die Ursache des Problems folgendermaßen: „Wir haben uns in unserem Denkrahmen auf Aristoteles zurückgezogen, [...]. Von anderen Kulturen werden wir Abendländer gerne als die „Entweder-oderDenker" bezeichnet. Wir kennen keine Grautöne, nur schwarz und weiß. Entweder Wissenschaft oder Meinung. [...] Und wenn es nicht wissenschaftlich bewiesen ist, ist es bloß eine Meinung, und die zählt nicht." (Pietschmann, SpringerMedizin.at, 2012) Bei Diskussionen in diesem Feld stößt man auf das Stichwort der evidenzbasierten Medizin. Hierbei handelt es sich um eine jüngere Entwicklungsrichtung aus den 90er Jahren, die fordert, dass jede medizinische Behandlung sich an einer empirisch nachgewiesenen Wirksamkeit orientiert. Der Begriff entstammt dem Englischen (evidence-based medicine) und hat seinen Gegenpart in der oben bereits genannten belief-based medicine, die ähnlich wie im Deutschen die beiden Begriffe Wissenschaft bzw. Evidenz und Glauben gegeneinander stellt. Pietschmann sieht auch hier einen problematischen Ansatz: „[...] die evidenzbasierte Medizin bezieht sich wieder nur auf unseren Denkrahmen, und das heißt, als Evidenz wird nur anerkannt, was messbar, widerspruchsfrei reproduzierbar und kausal begründbar ist. Alles andere fällt unter den Tisch. […] Ich sage darauf immer: Bei Gericht wird auch eine eidesstattliche Erklärung ernst genommen. Warum dieses Prinzip nicht übernehmen? Also nicht unbedingt gerade eidesstattlich, aber glaubwürdige Aussagen des Menschen, ob er sich nach der Behandlung besser oder schlechter fühlt, ebenso ernst nehmen wie irgendwelche Messungen, die am Menschen gemacht werden. Aber das wird nicht gemacht, weil es nicht in unseren Denkrahmen passt." (Pietschmann, SpringerMedizin.at, 2012) 50 Um unsere Denkweise zu verstehen, müsse man, laut Pietschmann sehr weit in der Geschichte zurückgehen. Bei Galilei angefangen, der den Satz „Alles was messbar ist, messen und was nicht zu messen ist, messbar machen!" prägte, über Descartes, der propagierte, dass man zu einem Verständnis des Ganzen alles in kleinste Teile zerlegen müsse, stößt man auf das oben bereits angesprochene „Entweder-Oder-Denken" von Aristoteles und schließlich auf Newton, der forderte „Für alles muss eine Ursache gefunden werden!". Vgl. (Pietschmann, SpringerMedizin.at, 2012) Dieses naturwissenschaftliche Modell sei aber in der Medizin nicht haltbar: „Nach Kant liegt die Würde des Menschen gerade in seiner Einmaligkeit und Unauswechselbarkeit. Und diese muss übersehen werden, wenn wir unsere Medizin auf diesen Denkrahmen, auf das naturwissenschaftliche Modell, gründen. [...] Wir konstruieren eine Wirklichkeit, die mit dem unmittelbaren Empfinden des Menschen nichts mehr oder nur noch wenig zu tun hat. Wenn ein Mensch sagt: Ich habe Schmerzen, dann muss das erst objektiviert werden, bevor man etwas dagegen tut. Und das ist, wenn man so will, eine Entwürdigung des Menschen". (Pietschmann, SpringerMedizin.at, 2011) 6.1 Wer nutzt Komplementärmedizin? Wie bei vielen umstrittenen Themenfeldern gibt es auch in der Komplementärmedizin Befürworter und Gegner. Von beiden Seiten existieren Vorurteile, die zum Teil schon in den vorigen Seiten beschrieben wurden. In den letzten Jahrzehnten hat jedoch ebenfalls eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Komplementärmedizin begonnen. Ausgehend von ihrer starken Verbreitung und Popularität halten es viele MedizinforscherInnen und auch ÄrztInnen für eine Notwendigkeit, den verschiedenen Meinungen und Aussagen einen wissenschaftlichen Boden zu geben. Immer häufiger findet man Forschungen zu Evidenz und Wirksamkeit aus dem komplementärmedizinischen Bereich, die nach den gängigen Kriterien der Schulmedizin durchgeführt werden aber auch theoretische Auseinandersetzung zu möglichen alternativen Forschungsmethoden. Diesem Themenbereich wird sich ein späteres Kapitel noch ausführlicher widmen. Die Fragen, die zunächst interessieren, lauten: Wie viele Menschen nutzen eigentlich komplementärmedizinische Verfahren? 51 Wer sind die NutzerInnen und (wie) lassen sie sich charakterisieren? Warum werden diese Methoden genutzt? Und in welchem Zusammenhang steht die Nutzung mit der sogenannten Schulmedizin? In Verbindung damit steht natürlich auch die Frage: Worin unterscheiden sich Schul- und Komplementärmedizin? Um die folgenden Ausführungen besser zu verstehen, ist es wahrscheinlich notwendig, sich zuerst dieser Fragestellung zu widmen. Gibt man im Internet den Begriff "Komplementärmedizin" ein, so erhält man die unterschiedlichsten Definitionsmodelle. „Unter dem Begriff Komplementärmedizin wird ein breites Spektrum von Disziplinen und Behandlungsmethoden zusammengefasst, die auf anderen Modellen der Entstehung von Krankheiten und deren Behandlung basieren als jene der Schulmedizin. Definitionsgemäß werden sie ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt." (Bundesministerium für Gesundheit) „Unter Komplementärmedizin, oft auch „Alternativmedizin" genannt, versteht man eine „sanfte", „biologische" Anwendung von Heilverfahren oder Medikamenten (z.B. „pflanzliche" Arzneimittel). Diese Art der Behandlung ist in den meisten Fällen nicht belastend für den Körper und hat keine oder kaum Nebenwirkungen. Die alternativen Heilmethoden sind ebenso vielfältig wie unterschiedlich, ihre Definitionen unüberschaubar und nicht eindeutig, aber ihnen allen gemeinsam ist die Abgrenzung gegenüber der Schulmedizin." (Österreichische Krebshilfe Wien) „Komplementärmedizin wird ähnlich wie die Begriffe „CAM“ und „Alternativmedizin“ als Überbegriff für eine Vielzahl von Verfahren außerhalb der konventionellen Medizin benutzt. Der Begriff umfasst sowohl mündlich und schriftlich überlieferte traditionelle Medizinsysteme aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt, als auch neu entwickelte unkonventionelle medizinische Verfahren. Die Naturheilkunde mit ihren klassischen Bereichen (HydroBewegungs- Phyto- Ernährungs- und Ordnungstherapie) stellt ebenso wie das traditionelle volksmedizinische Heilwissen eine Unterkategorie dar." (Dokumentationszentrum für traditionelle und komplementäre Heilmethoden) 52 An diesen drei Beispielen lassen sich einige gängige Auffassungen herauslesen, die hier zusammengefasst, verkürzt dargestellt und anschließend diskutiert werden sollen. breites Spektrum von Disziplinen und Behandlungsmethoden, vielfältig, in ihrer Definition unüberschaubar und nicht eindeutig, außerhalb der konventionellen Medizin basieren auf anderen Modellen der Entstehung von Krankheiten als die der Schulmedizin werden ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt „sanfte", „biologische" Anwendung von Heilverfahren oder Medikamenten, in den meisten Fällen nicht belastend für den Körper und keine oder kaum Nebenwirkungen Abgrenzung gegen die Schulmedizin umfasst mündlich als auch schriftlich überlieferte traditionelle Medizinsysteme aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt und neu entwickelte unkonventionelle medizinische Verfahren Nach einer im Jahr 2007 veröffentlichten kritischen Analyse der Komplementärmedizin von Edzard Ernst gibt es derzeit rund 400 verschiedene komplementärmedizinische Verfahren, die seiner Ansicht nach „herzlich wenig miteinander zu tun haben". (Ernst, 2008, S. 218) Ebenso hält er es für schwierig, eine Definition für diesen Bereich der Medizin festzulegen und versucht aber trotzdem einen gemeinsamen Nenner zu finden (der nicht nur darin besteht, sich gegen die Schulmedizin abzugrenzen). In vier Thesen formuliert er den häufig ganzheitlichen Ansatz, ein individualisiertes Vorgehen in der jahrhundertelange Therapie, meist Tradition der natürliche Verfahren Interventionen als und die Gemeinsamkeiten oft des komplementärmedizinischen Bereichs. 53 Er warnt allerdings davor, den Begriff „natürlich" mit „nebenwirkungsfrei" gleichzusetzen und weist darauf hin, dass eine lange Tradition noch lange keinen Wirksamkeitsnachweis ersetzt. Zudem merkt er an: „Individualisiertes Vorgehen wird oft angeführt als Grund dafür, dass herkömmliche Studien zur Überprüfung der Wirksamkeit unangebracht seien. Dies ist ein Missverständnis, das auf der Unkenntnis beruht, was solche Studien leisten können [4]." (Ernst, 2008, S. 219) Vor allem der Begriff der „Ganzheitlichkeit" lässt sich schwer fassen. Hier kommt es natürlich immer auf den Horizont und die Weltanschauung der jeweiligen Person an, was von ihr als ganzheitlich verstanden wird. Ein spiritueller Ansatz in der Medizin wird auch nur von Menschen als ganzheitlich empfunden werden, die Spiritualität in ihr Leben integriert haben. Vielleicht stellt sich die Sache klarer da, wenn man nun doch die andere Seite betrachtet - die des Patienten. Untersuchungen darüber, wie viele Menschen in der Bevölkerung eines Landes die Komplementärmedizin nutzen, gibt es sehr viele. So haben laut unterschiedlicher Studien in Deutschland, der Schweiz und Österreich zwischen 63 % und 89 % der Bevölkerung mindestens einmal komplementärmedizinische Verfahren in Anspruch genommen. Weit weniger häufig findet man systematische Untersuchungen darüber wer genau diese Methoden in Anspruch nimmt und warum und wie sie genutzt werden. Dass sich dies auch wesentlich schwieriger gestaltet ist nachvollziehbar, ist doch die Krankheitsgeschichte eines jeden Menschen so individuell, dass man sie kaum mit einem standardisierten Fragebogen, der eine repräsentative Aussage zum Ziel hat, erforschen kann. Trotzdem konnte Sabine Köntopp 2005 im Bericht zu ihrer Studie „Verhalten und Motivation von Patienten in der Komplementärmedizin" zumindest drei Nutzertypen herausarbeiten, die nicht, wie bisher angenommen, durch die Nutzung von Komplementärmedizin eine „homogene Nutzergruppe" bilden, sondern die sich gerade in „ihren Überzeugungen, Motivationen und gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen" (Köntopp, 2005, S. 780) voneinander abgrenzen lassen. 54 Lediglich der „Ersatznutzer" erfüllt die als allgemein verbreitet angenommene Nutzercharakteristik für komplementären Verfahren. Er ist von der Komplementärmedizin überzeugt und nutzt sie als Ersatz für die Schulmedizin, gilt als „spirituell und psychologisch" interessiert und „emotionale Gesichtspunkte im Umgang mit Gesundheit und Krankheit" spielen eine große Rolle. Ebenso nutzt er die Möglichkeit zur Selbstbehandlung und hat eine „dogmatische und ideologische Grundhaltung gegenüber der Komplementärmedizin". Der „Ergänzungsnutzer" hingegen zeichnet sich durch seine „Affinität zur konventionellen Medizin und seiner distanzierten Haltung gegenüber esoterischspirituellen Denkstrukturen" aus. Er nutzt die Komplementärmedizin tatsächlich als Ergänzung (Komplement) zur Schulmedizin. Der „Wechselnutzer" sucht sich das Beste aus beiden Systemen zusammen und lässt sich durch seine „pragmatische und gesundheitsbewusste Haltung" charakterisieren. Inwieweit diese drei Typen ihre Verbreitung in der Gesellschaft finden, gibt die Studie leider keine Auskunft. Generell ist lediglich zu sagen, dass vor allem Personen mit höherer Schulbildung zu den Nutzern der Komplementärmedizin zählen. Neben einer besseren Einschätzbarkeit der Patienten (z.B. wer aufgrund welcher Einstellung was wie oft nutzen wird) stellt sich auch die Frage, ob man diese Erkenntnisse jetzt als komplementärmedizinischen Beweis dafür Verfahren ihre sehen mag, Berechtigung im dass die allgemeinen Medizinsystem verdient haben - oder aber als Aufforderung, die Forschung in diesem Bereich zu vertiefen, weil sich ihre Verbreitung offenbar schon durch weite Teile der Gesellschaft erstreckt und längst nicht mehr nur die „Gläubigen" von den komplementären Verfahren profitieren. Während die vorher beschriebene Studie eher die „Wer-Frage" herausarbeitet, widmet sich eine weitere Erhebung aus dem Jahr 1998 in den USA eher dem „Warum". Bei einer Email-Studie mit über 1000 TeilnehmerInnen untersuchte John A. Astin drei Hypothesen, die Gründe dafür liefern könnten, dass PatientInnen sich der Komplementärmedizin zuwenden. In einem schriftlichen Fragebogen wurde 55 getestet ob die PatientInnen aus Unzufriedenheit mit der Schulmedizin, aus dem Bedürfnis nach mehr Selbstbestimmung oder aufgrund philosophischer Ansichten den „anderen" Weg einschlagen. NutzerInnen der Komplementärmedizin sind laut dieser Studie - entgegen vieler Annahmen - nicht unzufriedener mit der Schulmedizin als PatientInnen, die diese Verfahren nicht nutzen. Eindeutig ausschlaggebend zeigt sich jedoch die Einstellung, dass Körper, Geist und Seele eine Einheit bilden und alle Bereiche sich gegenseitig beeinflussen und aufgrund dessen auch im Krankheitsfalle alle drei Bereiche berücksichtigt werden müssen (siehe bio-psychosoziales Krankheitsmodell): „Users tend to be better educated and to hold a philosophical orientation toward health that can be described as holistic (ie, they believe in the importance of body, mind, and spirit in health). They are more likely to have had some type of transformational experience that has changed their worldview in some significant way, and they tend to be classified in a value subculture as cultural creatives. [...] A central finding is that users of alternative health care are no more dissatisfied with or distrustful of conventional care than nonusers are." (Astin, 1998, S. 1552) Generell zeigt sich, dass die erbitterten Grabenkämpfe der beiden Parteien (Schulmedizin und Komplementärmedizin) gar nicht notwendig wären, wird doch vom Patientenvolk beides akzeptiert und genutzt. Ein wesentlicher Punkt, der zu der in der Praxis immer gängigeren Vernetzung der beiden Systeme beitragen kann, ist die wissenschaftliche Forschung in der Komplementärmedizin. So fordert auch Edzard Ernst: „Die öffentlichen Forschungsmittel sollten (nicht zuletzt wegen der Vielzahl unbeantworteter Fragen) in etwa der Prävalenz dieser Methoden angeglichen werden." (Ernst, 2008, S. 221) 56 6.2 Die Nutzung von Komplementärmedizin unter SängerInnen „We believe that singers tend to be highly conscious of their bodys and frequently turn to alternative medical methods to optimize their health." (Surow & Lovetri, 2000, S. 398) So erklären die AutorInnen ihre Motivation, die Haltung von SängerInnen gegenüber komplementärmedizinischen Verfahren und ihr Nutzungsverhalten zu untersuchen. Der Körper als Instrument, die Stimme in einer Doppelrolle - privat und beruflich das ist die Situation eines jeden Sängers, einer jeden Sängerin. Krankheit heißt für SängerInnen, mit einem defekten, nicht optimal gestimmten Instrument umgehen zu müssen. Und nicht umsonst spricht man von „Verstimmungen" im körperlichpsychischen Bereich (Magenverstimmung, Gemütsverstimmung). Eine Vielzahl von Muskeln und Körperfunktionen müssen perfekt zusammenspielen um einen optimalen Stimmklang zu erhalten und im Idealfall unterstützt die richtige Stimmung und Emotion den künstlerischen Vortrag. Doch der Körper ist nicht nur zum Singen da und auch die Emotionen des Menschen sind nicht dem künstlerischen Ausdruck vorbehalten. So ist es einleuchtend, dass körperliche und emotionale Unstimmigkeiten auch die Sängerpersönlichkeit wesentlich beeinflussen. Und ebenso einleuchtend ist es, dass die KünstlerInnen versuchen, dieses Gesamtsystem gesund zu halten bzw. jede Unstimmigkeit schnellstmöglich zu beheben. Die Komplementärmedizin, die weitgehend auf der Grundlage des bio- psychosozialen Modells arbeitet, das den Menschen als Körper-Geist-Seele-Einheit versteht, erscheint als passende Herangehensweise für Menschen, die in dieser Dringlichkeit auf ihre körperliche und seelische Gesundheit angewiesen sind. So wundert es nicht, dass 71% der 142 Befragten angaben, häufig komplementärmedizinische Verfahren zu nutzen. Die Bandbreite der genutzten Angebote war, wie zu erwarten war, enorm. Allein 43 verschiedene Kräuter, Präparate, homöopathische und ayurvedische Arzneimittel wurden genannt. Zusätzlich wurde noch nach Körpertechniken gefragt, die ebenso vielfältig zum 57 Einsatz kamen. Am häufigsten verwendeten die SängerInnen Vitamine in normaler (73,8%) und hoher (44,7%) Dosierung, Kräuter (60,2%), Massage (52,3%) und Nährstoffe (45,5%). Auch Chiropraktik (41,2%), Homöopathie (37,8%) und Akupunktur (21,9) zählen noch zu den beliebteren Verfahren. Wesentlich weniger kamen Aromatherapie (12,8%), Biofeedback (11,6%) und die Kristalltherapie (9%) zum Einsatz. Es konnte herausgefunden werden, dass vor allem professionelle SängerInnen bei stimmlichen Problemen häufiger zuerst in der Komplementärmedizin Hilfe suchen, wobei dies dem Hausarzt oft verschwiegen wird: „It is significant that singers frequently do not tell their physicians that they are using AM therapies." (Surow & Lovetri, 2000, S. 401) Auffallend ist jedoch, dass der Grad der Krankheit eine große Rolle spielt. Bei leichter Krankheit tendieren vor allem professionelle SängerInnen zuerst zur Komplementärmedizin, wohingegen bei starker Krankheit und auch bei Stimmproblemen dann doch zuerst der konventionelle Arzt aufgesucht wird. Rund 30% bevorzugen aber eine Betreuung von beiden Seiten. „Active professionals consistently choose to use a combination of AM and traditional providers more often when they have severe illness and voice problems." (Surow & Lovetri, 2000, S. 403) In der abschließenden Diskussion ihrer Studie weisen Surow und Lovetri aber auch auf die Gefahren der unwissenden Nutzung von komplementären Methoden vor allem bei der Einnahme von diversen Präparaten hin: „It is necessary, therefore, for consumers to take a more active role in researching the risks and benefits of the products they choose to take. The special physical demands of singers and their frequent use of alternative medicines make that chore even more important for them." (Surow & Lovetri, 2000, S. 404) Wie oben bereits erwähnt, verschweigen viele SängerInnen ihrer/m traditionellen MedizinerIn, dass sie komplementäre Therapien in Anspruch nehmen, einerseits aus dem Glauben heraus, der Arzt / die Ärztin wisse sowieso nicht darüber Bescheid, andererseits aus der Befürchtung, er/sie müsse sich mit feindlichen Äußerungen auseinandersetzen. 58 Hier sehen Surow und Lovetri die ÄrztInnen in der Pflicht: „Physicians should acquaint themselves with the therapies being used by singers so that they can serve as a resource to their patients. At minimum, the physician should be able to comment on whether the therapy is contraindicated with any medical therapy being provided, and as to whether they have any concerns over the special effects the product may have upon the voice." (Surow & Lovetri, 2000, S. 404 f.) Erst 2011/2012 widmeten sich einige ForscherInnen der Nutzung von spezieller Ernährung und Komplementärmedizin unter SängerInnen. Sie schreiben: „ [...] „alternative" and „complementary" medicines and approaches are used extremely commonly by singers." (Edmann, Kondrad, & Rakel, 2011, S. 165) Auch dieser Artikel zeigt, dass SängerInnen der Komplementärmedizin sehr zugetan sind und bei entsprechendem Wissensstand auch sehr davon profitieren können. Deutlich wird aber auch, dass weitere Untersuchungen und auch die Forschung in dieser Richtung dringend nötig sind, da Verwirrungen und Unsicherheit in Bezug auf Wirkweisen der Methoden bei deren Vielfalt leicht möglich sind. Da ihre Ausführungen sich nur am Rande mit Körpertherapien beschäftigen, die aber für diese Arbeit vor allem von Bedeutung sind, soll ihr Versuch, eine Übersicht über das Methodenangebot zu geben, hier nur kurz erwähnt werden. 59 6.3 Biopsychosozial versus Körper-Seele-Geist-Einheit Beschäftigt man sich mit den unterschiedlichen medizinischen Ansichten über den Menschen, so stößt man auf die verschiedensten Definitionen. In der Schulmedizin wird nach Definition der WHO (World Health Organisation) der Mensch als biopsychosoziale Einheit gesehen. Nach der Psychoanalyse von Freud ist der Mensch ein triebgesteuertes psychodynamisches Wesen, das heißt er wird von unbewussten Prozessen gesteuert. Nach Pawlows behavioristischem Menschenbild werden das Verhalten und die Eigenschaften des Menschen ausschließlich von der Umwelt beeinflusst. Die Biopsychologie geht davon aus, dass Verhalten, Erleben und Bewusstsein des Menschen auf molekularer Ebene verstehbar, also biologisch zu erklären sind. In der humanistischen Psychologie finden wir den Menschen als ganzheitliche Körper-Seele-Geist-Einheit, der fähig und bestrebt ist, sein Leben selbst zu bestimmen. Die Komplementärmedizin geht bezüglich des Menschenbildes weitgehend mit der humanistischen Psychologie konform: „Krankheit hat eine somatisch beschreibbare Symptomatologie, die sich jeweils in einem von seelischen und geistigen Faktoren mitbestimmten Krankheitsprozess manifestiert. Umgekehrt hat Heilung nicht nur eine somatisch interventionelle Ebene, sondern verlangt die Berücksichtigung der salutogenen Kräfte des menschlichen Organismus sowie seiner inneren seelisch-geistigen Ressourcen." (Willich, et al., 2004, S. 1317) Dass sich diese Sicht auf den Menschen vom schulmedizinischen Bild des Patienten unterscheidet, ist recht offensichtlich. Betrachtet man aber den Begriff „biopsychosozial", so fragt man sich, wo denn nun genau der Unterschied zur komplementärmedizinischen Sichtweise besteht. Fragen nach der Natur der Psyche stellen sich. Ist Psyche gleich Geist? Ist Psyche gleich Seele? In der Literatur findet man die unterschiedlichsten Ansätze. 60 Abbildung 4: Körper-Seele-Geist (Zuerner, S. 1) Wie später noch ausgeführt wird, sieht Arnim Bechmann das Problem der gegenseitigen Anerkennung in der unterschiedlichen Auffassung über den Geist des Menschen. Betrachtet man die obige Abbildung, so scheint dies bestätigt zu werden. Liest man dann jedoch Ausführungen über das biopsychosoziale Krankheitsmodell, so fallen dort Begriffe wie „ganzheitlich", „Leib-Seele-Theorie", „Körper-GeistDichotomie". Also scheint der Geist doch in das Verständnis von Gesundheit und Krankheit integriert zu sein. Um dem Verständnis dieser Begriffsunklarheit näher zu kommen, hilft es, wenn man die Erläuterungen von Professor Josef Egger von der Universitätsklinik für Medizinische Psychologie und Psychotherapie in Graz betrachtet. Er formuliert deutliche Kritik an der unangemessenen Verwendung des Begriffs der biopsychosozialen Medizin: „Auch in der medizinischen Alltagssprache ist der sperrige Begriff inzwischen so geläufig, dass man den Eindruck gewinnen könnte, die moderne Medizin verstehe sich in weiten Bereichen als eine biopsychosoziale [...]. [...] de facto hat der ausgerufene Paradigmenwechsel von einer biomedizinischen zu einer („ganzheitlichen") biopsychosozialen Medizin nicht stattgefunden - die aktuelle Publikationstätigkeit zeigt ganz nüchtern die gewaltige Dominanz der biologisch-medizinischen Wissenschaft." (Egger, 2005, S. 3) 61 Er betont, dass es bei der Betrachtung eines kranken Menschen nicht reicht, wenn man die verschiedenen Faktoren (biologisch, psychologisch und öko-sozial) getrennt voneinander am Rande beachtet, sondern es gilt zu beachten, dass „bei jedem Krankheitsprozess psycho-soziale Faktoren als potentielle Einflussgrößen zu kalkulieren sind." (Egger, 2005, S. 4) Das biopsychosoziale Modell geht von der Natur als einem hierarchischen Modell aus, dessen einzelne Systeme alle miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen können. So wird Gesundheit als Fähigkeit des menschlichen Systems verstanden, Störungen auf allen Systemebenen eigenständig zu bewältigen. Nicht Nicht-Krankheit wird als Gesundheit angesehen, sondern die Fähigkeit, die Kontrolle über krankmachende Faktoren zu behalten. Krankheit entsteht demzufolge, wenn diese Form der Kontrolle und Selbstregulierung nicht mehr möglich ist und dadurch Störungen auf beliebigen Systemebenen nicht mehr bewältigt werden können. „Wegen der parallelen Verschaltung der Systemebenen ist es nicht so bedeutsam, auf welcher Ebene oder an welchem Ort eine Störung generiert oder augenscheinlich wird, sondern welchen Schaden diese auf der jeweiligen Systemebene, aber auch auf den unter- oder übergeordneten Systemen zu bewirken imstande ist." (Egger, 2005, S. 5) So wird davon ausgegangen, dass eine Störung nicht entweder biologisch oder psychologisch ist sondern stets Faktoren aus beiden Bereichen zusammenspielen. Damit ist auch davon auszugehen, dass „sowohl physiologische als auch psychologische Interventionen prinzipiell gleichermaßen in der Lage [sind], Änderungen im Organismus zu erzeugen, die sowohl physischer wie psychischer Natur sind - d.h. die potentiell sowohl in der materiell-körperlichen wie auch in der psychologisch-mentalen Begrifflichkeit beschreibbar sind." (Egger, 2005, S. 9) Egger beschreibt in seinen Ausführungen das Idealmodell der Simultandiagnostik und -therapie, wo sowohl auf somatischer, psychologischer als auch sozialer Ebene gearbeitet wird. Trotz Erhaltung der naturwissenschaftlichen Herangehensweise der evidenzbasierten Wissenschaft, fordert er die Integration der Erkenntnisse der psychologischen und öko-sozialen Wissenschaften. 62 „In einer solchen Medizin ist der naturwissenschaftliche Ansatz weiterhin von zentraler Bedeutung, er wird aber auf der Grundlage eines biopsychosozialen Verständnisses sowie auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse um psychologische und öko-soziale Dimensionen erweitert. Die (objektivierbaren Aspekte von) Krankheit und (die subjektivierbaren Aspekte des Erlebens von) Kranksein sind damit nicht mehr nebeneinander stehend, sondern zwei Seiten ein und derselben Medaille.“ (Egger, 2005, S. 12) Laut WHO sollte also die Schulmedizin bereits „ganzheitlich(er)" diagnostizieren und therapieren und die scheinbar unüberwindbare Trennung zwischen Schul- und Komplementärmedizin wäre quasi nicht mehr vorhanden. In der Realität sieht das offensichtlich noch anders aus. Auch wenn alles auf eine Annährung hindeutet - ein kleiner Unterschied an den medizinischen Fronten ist doch noch festzustellen. Wie bereits erwähnt macht nicht das Menschenbild als solches den hauptsächlichen Unterschied, sondern die Herangehensweise an die Begriffe Krankheit und Gesundheit. Dass alles irgendwie zusammenhängt und sich gegenseitig beeinflusst stellt noch eine Gemeinsamkeit dar. Beim Begriff Gesundheit zeigt sich dann schon die unterschiedliche Sichtweise. Während Gesundheit im biopsychosozialen Modell eine erfolgreiche Kontrolle über krankmachende Faktoren bedeutet, geht die Komplementärmedizin von einem sich in Balance befindenden System aus, in dem interne und externe Kräfte im Gleichgewicht stehen. Krankheit entsteht demnach durch ein Ungleichgewicht und nicht durch fehlende Kontrolle. Der größere Unterschied besteht jedoch darin, dass auch das biopsychosoziale Modell die Hauptaufmerksamkeit noch auf die Störung und ihre (möglichen) Auswirkungen legt und sich die meisten komplementärmedizinischen Verfahren gleichzeitig auch mit der Ursache der Störung beschäftigen. Da gilt es durchaus als wichtig, wo eine Störung primär entstand. Denn auch der Entstehungsort einer Krankheit gibt Aufschluss über deren Charakter und Heilungsmöglichkeiten. 63 „Den pathogenetisch orientierten Therapieprinzipien der heutigen Schulmedizin (zum Beispiel Kontrolle oder Suppression eines Krankheitsprozesses, Substitution fehlender Organfunktionen) steht der Anspruch vieler komplementärmedizinischen Methoden gegenüber, bei dem erkrankten Menschen diejenigen Prozesse zu unterstützen, die der Organismus selbst in der Auseinandersetzung mit der Erkrankung aufruft. Heilung bedeutet unter diesen Gesichtspunkten nicht nur ein Zurückdrängen der Erkrankung in geringere Manifestationsgrade und damit in eine Zeit früherer Gesundheit, sondern auch ein Lernen an und mit der Erkrankung." (Willich, et al., 2004, S. 1317) 6.4 Forschung in der Komplementärmedizin versus Forschung in der Schulmedizin Randomisierte kontrollierte Studien (Randomised controlled trials => RCTs) gelten in der medizinischen Forschung als "Goldstandard", also als die mit der höchsten Evidenz angesehene Studienmethode. Abbildung 5: Evidenzklassen in der evidenzbasierten Medizin (EBM Netzwerk) Hierzu wurden die Forschungsmethoden in der sogenannten evidenzbasierten Medizin in Evidenzklassen eingeteilt (siehe Abbildung). 64 Die erste Klasse bilden die RCTs, also entweder eine hoch qualitativ durchgeführte Studie oder eine systematische Auswertung mehrerer durchgeführter RCTs zur gleichen Anwendung. Studien ohne Randomisierung und mit „quasi-experimentellem" Charakter befinden sich in der zweiten Klasse. Nicht experimentelle, beschreibende Studien bilden die dritte Klasse und die nach dieser Einteilung am wenigsten aussagekräftigen Studien in der vierten Klasse sind Experten-Berichte und Meinungen, sowie die klinischen Erfahrungen von ÄrztInnen und TherapeutInnen. Auch die Einteilung in die Härtegrade A (Evidenzklasse I, aus klinischer Sicht erstrangig), B (Evidenzklassen II und III, aus klinischer Sicht zweitrangig) und C (Evidenzklasse IV, aus klinischer Sicht drittrangig) ist üblich. Wie bereits in vorigen Kapiteln erwähnt, ist die Forschungssituation eines der großen Streitthemen zwischen Schul- und Komplementärmedizin. Während die Schulmedizin der Komplementärmedizin vorwirft, dass sie zu wenige oder gar keine wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweise ihrer Methoden erbrächte, stellt sich in der Komplementärmedizin immer wieder die Frage inwieweit die Studienmethoden der Schulmedizin bzw. evidenzbasierten Medizin überhaupt sinnvoll anwendbar sind und wieso Studien, die nach den üblichen Standards durchgeführt wurden, trotz positiver Ergebnisse nicht anerkannt werden. „Selbst wenn klinische Studien therapeutische Wirksamkeit belegen, führt dies in aller Regel keineswegs zu einer Akzeptanz der komplementärmedizinischen Ansätze, weil deren erkenntnistheoretischen Voraussetzungen aus Sicht der in der Medizin vorherrschenden Paradigmen als nicht plausibel erscheinen und insofern nicht sein kann, was nicht sein darf." (Willich, et al., 2004, S. 1317) Die Ursache hierfür sieht Arnim Bechmann, Professor für Landschaftsökonomie in Berlin und Zukunftsforscher, vor allem im überholten Weltbild der Schulmedizin. In seiner Abhandlung „Die Wissensgesellschaft und die Neuen Unkonventionellen gesellschaftlicher Wandel durch Kulturkraft" fordert er die Entwicklung eines „nachmaterialistischen Menschenbildes" (Bechmann, S. 43). In seinen Ausführungen beschreibt er, warum „ein Verständnis komplementärmedizinischer Methoden im Rahmen des herrschenden medizinischen Weltbildes nur sehr begrenzt und lediglich in sehr verzerrter Form möglich ist." (Bechmann, S. 43) 65 Den Kern des Konflikts sieht er in den unterschiedlichen Überzeugungen über die Rolle des menschlichen Geistes. Während in der Komplementärmedizin weitgehend davon ausgegangen wird, „dass zentrale materielle Lebensprozesse ganz oder teilweise geistgesteuert sind" (Bechmann, S. 43), wird dies im in der Schulmedizin vorherrschenden materialistischen Weltbild bestritten. Nach Ansicht von Bechmann liegt die Zuständigkeit, die Entwicklung in diesem Bereich voranzutreiben, eindeutig in den Händen der Komplementärmedizin: „Die Komplementärmedizin unserer Tage ist ein Sammelsurium unterschiedlichster, nur teilweise sinnvoller, wissenschaftlich unzulässig oder fragwürdig beschriebener Verfahren, deren bisheriger gesellschaftlicher Erfolg nicht auf ihrer wissenschaftlichen Verständlichkeit, sondern auf ihrer Praxis gründet. Die heutige Komplementärmedizin stellt damit einen elementaren Wissensimpuls sowie viel Ausgangsmaterial für eine nachmaterialistische Medizin der Zukunft bereit, das allerdings noch der wissenschaftlichen Durchdringung sowie angemessenen Weiterentwicklung bedarf." (Bechmann, S. 45) Eine Chance zum Erfolg sieht er jedoch erst, wenn das entwickelte neue Weltbild „nicht nur komplementärmedizinische Vorgehensweisen unterstützt, sondern wenn es sich auch als fähig erweist, große Bereiche der empirischen Erkenntnisse der herrschenden Schulmedizin zu integrieren und in neuem Lichte erscheinen zu lassen." (Bechmann, S. 46 f.) Sowohl aus Patientensicht als auch aus Sicht vieler ÄrztInnen haben Schulmedizin und Komplementärmedizin bereits jetzt schon nebeneinander Platz und führen nicht zu einer gegenseitigen Ablösung sondern können sich in den meisten Fällen problemlos ergänzen. So scheint es bei genauerem Hinsehen, dass viele Missverständnisse (abgesehen von Unterschieden bzgl. des Menschenbildes) durch die komplexe und komplizierte Forschungssituation entstehen. 66 Zunächst einmal seien einige problematischen Tatsachen dargestellt: Die Meinungen von ExpertInnen (d.h. ÄrztInnen und TherapeutInnen) haben in den Evidenzklassen den geringsten Stellenwert (s.o.). Auch in der Schulmedizin sind nur ca. 10-20 % der anerkannten und praktizierten Therapien wissenschaftlich untersucht, nur 1-4% davon sind wissenschaftlich einwandfrei erforscht , vgl. (Heusser, 2001, S. 18) Die klinische Forschung wird weitgehend von der Pharmazeutischen Industrie finanziert. (Kienle, Gibt es Gründe für Pluralistische Evaluationsmodelle? Limiatationen der Randomisierten Klinischen Studie, 2005, S. 290) „Medizin ist [...] eine praktische Wissenschaft, eine Erfahrungswissenschaft [...], die sich auch der Erkenntnisse anderer Wissenschaften [...] bedient." (Hoppe, 2005, S. 943) Der Goldstandard des medizinischen Wirksamkeitsnachweises erfordert: eine Studie unter experimentellen Bedingungen mit einer hohen Patientenanzahl an denen wiederholte Beobachtungen durchgeführt werden, die mit einer ebensogroßen Gruppe von Patienten, die das zu untersuchende Verfahren nicht erhalten (oder ein anderes), verglichen wird. Die Zuteilung zu den Gruppen erfolgt zufällig (Randomisierung). Nun stellt sich die Frage: Was hat das mit der Praxis zu tun? Und wo bleibt die Erfahrung? Schon die Bezeichnung „experimentell" zeigt, dass eine künstliche Situation kreiert wird. Es werden also Menschen gesucht, die an der gleichen Krankheit leiden, da dies eine hohe Anzahl sein sollte, können zum Beispiel seltene Krankheiten nicht oder nur unter weniger geeigneten Studienbedingungen untersucht werden. Nun müssen diese Menschen nicht nur an der gleichen Krankheit leiden, sondern auch noch an keiner anderen, was realistisch gesehen, kaum möglich ist. Viele Krankheiten haben Begleiterscheinungen oder sogar Nebenerkrankungen, die jedoch von Patient zu Patient unterschiedlich ausfallen. Schon hier kann man kritisch ansetzen: 67 „Patienten werden zu statistischen Größen, so als lasse sich jeder Patient mit einem anderen "Träger" der gleichen Krankheit vergleichen." (Hoppe, 2005, S. 943) Um vergleichen zu können werden oft nur Patienten mit vernachlässigbaren Nebenerkrankungen in RCTs aufgenommen wodurch die in der Praxis zu erwartenden Wechselwirkungen weder dokumentiert noch untersucht werden können. Nun wird ein Verfahren getestet, d.h. es wird die spezifische Wirkung dieses Verfahrens auf die existierende Krankheit untersucht. Soweit so gut. Doch was passiert, wenn dieses Verfahren zwar keine positiven oder negativen Auswirkungen auf die studienausschlaggebende Krankheit hat, wohl jedoch auf eine häufige Begleiterkrankung? Und sollte dieses Verfahren nun positiv wirken, das heißt, zur Heilung der Krankheit beitragen, wie rechtfertigt man nun, dass es eine Kontrollgruppe gibt, die dieses Verfahren nicht erhält, obwohl die Menschen ebenfalls krank sind und eine Heilung erhoffen? So wichtig die RCTs in der klinischen Forschung sind, so haben sie doch eindeutig ihre Grenzen, die ein kritisches Hinterfragen ihres „Goldstandard"-Status dringend erfordern. Neben der bereits thematisierten Praxisferne ist im Besonderen auch die Form der Finanzierung solcher Studien zu untersuchen. RCTs sind in ihrer Durchführung enorm teuer und werden somit häufig von Pharmafirmen durchgeführt, die zwar die Investition tätigen, aber im Gegenzug auch ihre Interessen durchsetzen: „Die Folge ist, dass prioritär nur Therapien erforscht werden, die patentierbar und Gewinn versprechend sind." (Kienle, Gibt es Gründe für Pluralistische Evaluationsmodelle? Limiatationen der Randomisierten Klinischen Studie, 2005, S. 290) Da Gewinn jedoch mit Nachfrage verbunden ist, muss sichergestellt sein, dass der Bedarf vorhanden ist. „Verlierer sind dagegen Therapien ohne Aussicht auf breite Vermarktung bzw. ohne finanzstarke industrielle Rückendeckung: [...]" (Kienle, Gibt es Gründe für Pluralistische Evaluationsmodelle? Limiatationen der Randomisierten Klinischen Studie, 2005, S. 290) 68 Die geforderten großen Patientenzahlen in RCTs begünstigen diesen Umstand noch zusätzlich: „Das bedeutet, dass RCTs hauptsächlich nur zu Massenerkrankungen durchgeführt werden können, und dass viele Studien an der Patientenrekrutierung scheitern." (Kienle, Gibt es Gründe für Pluralistische Evaluationsmodelle? Limiatationen der Randomisierten Klinischen Studie, 2005, S. 290) Aber nicht nur in der Durchführung sondern auch in der Auswertung gibt es Schwachstellen. RCTs haben ja deshalb ihren Status in der medizinischen Forschung, weil bei ihnen möglichst viele subjektive Beeinflussungsfaktoren ausgeschaltet werden sollen. Es gibt aber Untersuchungen, die zeigen, dass Auswertungen identer Studien zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen führen können und auch in systematischen Reviews mehrerer RCTs zu einer Intervention kommen verschiedene Personen auf verschiedene Ergebnisse - von wirksam bis unwirksam. Des Weiteren gibt es noch einige Punkte, die diese kritische Betrachtung abrunden könnten, dazu sei aber auf einschlägige Literatur (siehe oben) verwiesen. All diese Argumente sprechen ja nicht gegen die Durchführung von RCTs, sie sprechen nur für eine gleichwertigere Gewichtung anderer Evaluationsmodelle vor allem bei komplexen Interventionsverfahren, die sich nur durch Verlust ihrer Authentizität auf das Studiendesign einer Randomisiert kontrollierten Studie reduzieren lassen. Auch im Zuge eines neuen ganzheitlicheren Menschenbildes (oder nach Bechmann „nachmaterialistischen Menschenbildes") sollte davon abgesehen werden, eine solch reduzierte Betrachtung von Handlung und Wirkung als „Goldstandard" anzusehen. In der Schweiz existiert schon seit rund 15 Jahren eine intensive Auseinandersetzung mit dieser Forschungsproblematik. 2001 wurde ein Essay zum Thema „Kriterien zur Beurteilung des Nutzens von komplementärmedizinischen Methoden" herausgegeben, das sich mit Alternativen zur bisher gängigen EvidenzErmittlung der Schulmedizin beschäftigt. Die im Auftrag des entstandene Arbeit Schweizerischen von Dr. med. Bundesamts für Sozialversicherung Peter Heusser (im Dialog mit Hauptverantwortlichen des Gesundheitswesens und internationalen Experten) kommt zu dem Schluss, dass zur Beurteilung von komplementärmedizinischen 69 Verfahren nicht ausschließlich experimentelle Studien zum Einsatz kommen können, sondern „alle verfügbaren Arten von Evidenzgewinnung, von dem auf Erfahrung beruhenden individuellen ärztlichen Urteil bis zur randomisierten Doppelblindstudie" in die Beurteilung über die Wirksamkeit eines Verfahrens mit einfließen müssen. Wichtig ist vor allem, dass die jeweilige Methode in ihrer Authentizität erhalten bleibt und eine möglichst praxisnahe Erforschung angestrebt wird. So kommen die Experten zu dem Schluss, dass es zur Evaluation von Komplementärmedizinischen Verfahren einigen methodologischen Änderungen bedarf, angefangen bei der Gewichtung der bisher gängigen Evidenzklassen: „Im Hinblick auf die reale Zielpopulation und die hauptsächliche Präsenz der Komplementärmedizin in der Grundversorgung sind dabei die praktischen Erfahrungen der Ärzte, die vorhandene Anwendungstradition sowie einfache, praxisnahe Evaluationsverfahren von prioritärer Bedeutung. Evaluationsmethoden mit experimenteller Veränderung der Intervention und mit komplexen Studiendesigns kommen an zweiter Stelle und bedürfen der Interpretation im Kontext der praktischen Erfahrung." (Heusser, 2001, S. 18) Es wird also eine Umkehrung oder zumindest Angleichung der Wertigkeit der Evidenzklassen gefordert was eine umfassendere Erforschung der Methode und ihrer Wirkweisen ermöglichen würde. Während experimentelle Studien klarere Aussagen zu einzelnen Faktoren geben können, sind experimentelle Studien eher in der Lage die reale Praxis, in der verschiedene Faktoren zusammenwirken, und auch den wichtigen Faktor der individuellen Arzt-Patienten-Beziehung zu untersuchen. Aus allen gewonnenen Daten der verschiedenen Studienmethoden kann dann eine qualitative Metaanalyse erfolgen, die „eine sinnvolle ausgewogene Informationssynthese aus allen verfügbaren Arten von Evidenz" (Heusser, 2001, S. 19) enthält. Eine Übersicht über mögliche Evaluationsmethoden bietet die nachstehende Tabelle. 70 Abbildung 6: Gewinn und Verlust bei der Entwicklung von experimentellen Studien (Heusser, 2001, S. 19) Auch Gunver S. Kienle hat im Zuge seiner Beschäftigung mit pluralistischen Evaluationsmodellen Vorschläge zu einer weiteren Vorgehensweise in der klinischen Forschung erarbeitet. Er sieht es als Notwendigkeit, die bisher existierenden Hierarchien, d.h. oben genannte Evidenzklassen aufzuheben (Kienle, Gibt es Gründe für Pluralistische Evaluationsmodelle? Limiatationen der Randomisierten Klinischen Studie, 2005, S. 293) und sich einem „System der Informationssynthese aus verschiedenen Arten der Evidenz" zuzuwenden. „Eine hierarchische Wertigkeit könnte, individuell für jede Fragestellung, nach methodischer Qualität sowie medizinischer Sinnhaftigkeit und praktischer Modellvalidität der Evidenzen festgelegt werden, wobei dann Evidenzen der jeweils höchsten Qualitätsstufe gleichwertig in die Synthese eingehen." (Kienle, Gibt es Gründe für Pluralistische Evaluationsmodelle? Limiatationen der Randomisierten Klinischen Studie, 2005, S. 293) 71 Auch er plädiert also dafür, jede medizinische Intervention in ihrer Eigenheit zu erfassen und zu beurteilen. Dafür existieren verschiedene Möglichkeiten, die von prospektiven Vergleichsstudien über elaborierte Kohortenstudien und konsekutiven Fallserien bis hin zu professionellen Einzelfallbeschreibungen reichen. Zudem können auch ethische, rechtliche, ökonomische und sicherheitstechnische Gesichtspunkte in die Bewertung des Verfahrens mit einfließen und auch die Patienten- und Ärztesicht berücksichtigt werden. Abbildung 7: Informationssynthese aus verschiedenen Arten von Evidenz, die auch den Einbezug des wissenschaftlich aufgearbeiteten ärztlichen Urteils ermöglicht. (Kienle, Gibt es Gründe für Pluralistische Evaluationsmodelle? Limiatationen der Randomisierten Klinischen Studie, 2005, S. 293) 72 Während die Existenz einer positiv abgeschlossenen RCT zu einer Methode als Wirksamkeitsnachweis anerkannt wird, gerät oftmals in Vergessenheit, dass eine Nicht-Existenz einer solchen Studie nicht gleichbedeutend mit der NichtWirksamkeit einer Methode ist. Gleichzeitig wird aber von jedem Arzt und jeder Ärztin erwartet, dass er/sie nach bestem Wissen und Gewissen die richtige Therapie für die jeweilige kranke Person findet. Die Meinung der Experten über eine Therapiemethode bildet aber lediglich die letzte und somit aussagenschwächste Evidenzklasse in der heute gängigen medizinischen Forschung. Somit wären die behandelnden ÄrztInnen, wollten sie nach korrektem wissenschaftlichen Standard handeln, auf die existierenden RCTs angewiesen. Da diese jedoch für viele Therapiemethoden der Komplementärmedizin nur schwer oder gar nicht durchführbar sind (siehe oben), müssen die ÄrztInnen entweder nach ihrer (nicht wissenschaftlich anerkannten) Erfahrung handeln oder auf nicht erforschte Therapiemethoden verzichten. Womit wir wieder bei der Problematik der RCTs in der Komplementärmedizin wären (siehe oben). Aus diesem existierenden Dilemma heraus, hat Helmut Kiene als Gegenmodell zur evidenzbasierten Forschung die sogenannte Cognition-based medicine (Erkenntnis-basierte Medizin) entwickelt. Während in der evidenzbasierten Medizin ausschließlich ein Wirksamkeitsnachweis am Kollektiv möglich ist, kann in der Cognition-based Medicine (CBM) nach der Gestalttheorie von Karl Duncker auch anhand eines Einzelfalles ein Wirksamkeitsnachweis erbracht werden: „Ihre Grundlagen liegen in erster Linie in der Schule der Gestalttheorie, speziell bei Karl Duncker, und im weiteren in der erkenntniswissenschaftlich begründeten und anhand von klinischen Beispielen belegten Möglichkeit von singulärem Kausalerkennen und individueller Wirksamkeitsbeurteilung." (Kiene, Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung, 2001, S. 118) So könne laut Kiene der „Gefahr einer Nivellierung der Medizin durch einseitige Wissenschaftskriterien" (Kiene, Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung, 2001, S. 115) entgegengewirkt werden und der „menschliche Erkenntnisfaktor" wieder in die medizinische Forschung integriert werden. Anstatt einer ausschließlich externen Evidenz, wo der Arzt lediglich Forschungsergebnisse am Individuum überprüfen kann, wäre mit der Cognition- 73 based Medicine eine interne Evidenz auf der Grundlage des erkenntnistheoretischen analysierten ärztlichen Urteils möglich. Als Zukunftsperspektive fordert Kiene die Entwicklung der Einzelfall-Methodologie und somit eine Möglichkeit zur Spezifizierung und Differenzierung der Forschung in unterschiedlichen medizinischen Bereichen. Als weiteren Punkt führt Kiene an, dass bei einer positiv abgeschlossenen RCT lediglich der Beweis vorliegt, dass die angewendete Methode hilft, nicht jedoch wie sie hilft. In der CBM könne man über die individuellen Wirksamkeitsnachweise auch Informationen über Wirkformen und Wirkprinzipien erhalten. Die genaue Ausführung der Paradigmen, die in der Cognition-based Medicine zum Tragen kommen, übersteigt diese Arbeit und lässt sich in Kienes Buch „Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung" nachlesen. 6.5 Forschung bei Stimmstörungen Wie im vorhergehenden Kapitel ausführlich erläutert, ist für viele Therapiemethoden – vor allem in der Komplementärmedizin – die evidenzbasierte Forschung nicht sinnvoll. Betrachtet man das Krankheitsbild von Stimmstörungen, insbesondere bei funktionellen Dysphonien, so wird auch hier deutlich, dass es sich um eine multidimensionale Angelegenheit handelt, bei der viele unterschiedliche Faktoren ursächlich oder krankheitserhaltend sind. Abgesehen davon, dass sich die meisten Krankheiten aus diesem Blickwinkel betrachten lassen, ist das Bewusstsein im Feld der Dysphonien dafür schon geschärft. So kann eine funktionelle Dysphonie, wie bereits beschrieben, die verschiedensten Ursachen haben, oft spielen psychische Komponenten eine wesentliche Rolle. Dies wird mittlerweile auch bei vielen Therapieansätzen berücksichtigt. Wie bereits in 3.3. erwähnt, gibt es Experten, die propagieren, dass eine Stimmstörung immer als psychosomatisches Phänomen betrachtet werden muss. Auch wenn dies ein wenig übertrieben erscheint, so gibt es doch andere Faktoren, die Gemeinsamkeiten von Stimmtherapie und Psychotherapie zeigen. Nahezu jede Form von Stimmtherapie gleicht im Setting einer Psychotherapiesitzung und Faktoren wie die Beziehung von KlientIn zu TherapeutIn oder die Motivation des Patienten, der Patientin spielen genauso eine Rolle. 74 Im Folgenden werden zwei Modelle vorgestellt, die sich mit den Wirkfaktoren in der Psychotherapie auseinandersetzen. Im Generic Model of Psychotherapy zeigen Orlinsky et al. ein komplexes Geflecht von Einflüssen, die Auswirkungen auf den Verlauf und das Ergebnis einer Psychotherapie haben können. Abbildung 8: Orlinskys Generic Modell of Psychotherapy (Tritt, 2009, S. 1) „Das „Generic Model of Psychotherapy“ […] unterscheidet zwischen dem therapeutischen Prozess, der die unterschiedlichen Aspekte der Therapie umfasst und individuellen und sozialen Kontexten, in welchen die Therapien (sic) abläuft.“ (Zharkova, 2010, S. 43) Der therapeutische Prozess beginnt zunächst mit dem Therapeutischen Vertrag, einer klaren Vereinbarung und Definition der therapeutischen Situation und der Rollen von PatientIn und TherapeutIn. Im weiteren Verlauf stehen dann die therapeutischen Maßnahmen in direkter Verbindung zur therapeutischen Beziehung. Die therapeutischen Maßnahmen beinhalten das Fachwissen des Therapeuten / der Therapeutin und die konkrete 75 Anwendung einer psychotherapeutischen Intervention. Auch die Kooperation des Patienten / der Patientin sind hier einzuordnen. Die therapeutische Beziehung steht nach den Forschungen von Orlinsky in direktem Zusammenhang mit dem Therapieerfolg, in 60% der untersuchten Fälle war der Behandlungserfolg mit einer positiven therapeutischen Beziehung verbunden. Auch die Selbstbezogenheit von PatientIn und TherapeutIn ist in den therapeutischen Prozess mit einzubeziehen, da diese die Auswirkungen der Sitzung mit beeinflussen und so wesentlich zum weiteren Verlauf der Therapie beitragen. Dieses Modell lässt sich weitgehend mit geringen Modifikationen auch auf die klassische Stimmtherapie beziehen, wobei hier nach momentanem Wissen noch keine Untersuchungen stattgefunden haben. Asay und Lambert gehen von vier verschiedenen Wirkfaktoren in der Psychotherapie aus, die wie nebenan ersichtlich schiedlich gewichtet untersind. Auffällig ist, dass nach ihren Ermittlungen die Methodik lediglich 15% der Wirkung einer Psychotherapie machen soll. Die ausExtra- therapeutischen Veränderungen umfassen die Persönlichkeit des Patienten / der Patientin, die Unter- stützung durch das Umfeld und die vorherrschende Lebenssituation. Abbildung 9: Faktoren für die Wirksamkeit einer Behandlung nach Asay und Lambert (Pölz, 2009) 76 Den Begriff Placebo in den Wirkfaktoren einer Psychotherapie zu verwenden ist eher fragwürdig. Auch wenn eine Verbesserung schon durch den Glauben an die Psychotherapie eintritt, so lässt sich dies doch nicht als Placebo-Effekt bezeichnen, da eine Nicht-Behandlung (was dem Placebo bei der Gabe von Medikamenten entsprechen würde) quasi nicht möglich ist. Dieses Modell lässt sich nicht so leicht auf die Stimmtherapie übertragen, da hier bereits Forschungen existieren, die (siehe Effektivität der klassischen Stimmtherapie) zum Beispiel darauf hinweisen, dass direkte Stimmtherapie signifikant bessere Erfolge erzielt als indirekte Therapie, was bei nur 15% Methoden-Anteil kaum möglich wäre. 77 7 Die CranioSacral Therapie Bei der CranioSacral Therapie handelt es sich um eine alternativmedizinische Behandlungsform, die sich aus der Osteopathie entwickelt hat und auf den Osteopathen Dr. John E. Upledger (1932 - 2012) zurückgeht. Hier sollen zunächst nur unkommentierte Erklärungsversuche der CranioSacral Therapie aus der biomechanischen und der biodynamischen Sicht der Therapeuten gegeben werden. Später erst folgen genauere Erläuterungen zur Entstehungsgeschichte und vor allem auch zur Studienlage. Die bereits im Verlauf der Arbeit verwendeten unterschiedlichen Schreibweisen dieser Therapieform haben ihren Ursprung in den verschiedenen Richtungen, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Ist vom biomechanischen Ansatz nach Upledger die Rede, wird ausschließlich die vom Upledger-Verband Österreich geschützte Form verwendet (CranioSacral Therapie, kurz CST). Handelt es sich um andere Ausprägungen oder Ausführungen zu der Therapieform, die nicht klar einem jeweiligen Ansatz zuzuordnen sind, wird die Schreibweise Craniosacral Therapie verwendet. 7.1 Erklärungsmodelle 7.1.1 Das biomechanische Modell nach Upledger Upledger gilt als Begründer von CranioSacral Therapy ® und SomatoEmotional Release (R). Hier spricht man vom biomechanischen Ansatz der CranioSacral Therapie. Es wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch ein CranioSacrales System (CSS) in sich hat, welches sich vom embryonalen Zustand bis zum Tode stets rhythmisch bewegt. Der Schädel (Cranium) und das Kreuzbein (Sacrum) bilden mit der Wirbelsäule eine bewegliche knöcherne Einheit. Das CSS umgibt das zentrale Nervensystem (ZNS), das aus Gehirn und Rückenmark besteht. Dem CSS zugehörig sind das dreischichtige Membransystem aus Dura mater, Arachnoidea und Pia mater, die zerebrospinale Flüssigkeit (Liquor cerebrospinalis), die im System eingeschlossen ist und die Knochen des Schädels und der Wirbelsäule. Beim CSS handelt es sich um ein halbgeschlossenes hydraulisches System. Die Dura mater (harte Hirnhaut) schließt an die Schädelknochen an und ist die 78 äußerste der drei Membranschichten. Sie ist wasserdicht und schließt somit die Flüssigkeit ein. Die zerebrospinale Flüssigkeit bildet die hydraulische Komponente, während das Aderhautsystem in den Gehirnkammern für den Flüssigkeitszufluss und das Arachnoideasystem für den Abfluss der Flüssigkeit zuständig ist. Das System ist also in ständiger Bewegung. Diese Bewegung, die sich mittels Palpation am ganzen Körper überprüfen lässt, ist der CranioSacrale Rhythmus (CSR), ein dritter - von der Atmung und vom Blutkreislauf unabhängiger - Rhythmus im Körper. Upledger, der als Chirurg tätig war, entdeckte diesen Rhythmus während einer Operation an der Dura mater eines Patienten. Er stellte eine Bewegung der Hirnhaut fest, die weder im Zusammenhang mit dem Atemrhythmus noch mit der Herzfrequenz stand. Das CSS umschließt sowohl Gehirn und Rückenmark als auch Hypophyse und Zirbeldrüse, weshalb davon ausgegangen wird, dass hierüber auf eine Vielzahl der Körperfunktionen als auch auf das endokrine System und den Hormonhaushalt Einfluss genommen werden kann. Der CSR dient hierbei als Indikator: "Wenn sich bestimmte Körperteile oder -bereiche nicht in Erwiderung auf das sanfte Drängen des CranioSacralen Systems rhythmisch bewegen, können wir sagen, dass hier eine Störung vorliegt." (Upledger, S. 28) Im Normalfall liegt die Frequenz des CS-Rhythmus beim Menschen zwischen 6 und 12 Zyklen pro Minute. Bei pathologischen Zuständen wurden von Therapeuten sowohl weniger als 6 als auch mehr als 12 Zyklen pro Minute beobachtet. Ein Zyklus besteht aus einer Flexionsbewegung, einer Extensionsbewegung und einem Neutralpunkt dazwischen. Es wird davon ausgegangen, dass ein Spannungsungleichgewicht im CSS zu sensorischen, motorischen, vegetativen Symptomen und Entwicklungsauffälligkeiten führen kann. Ebenso können jedoch Faktoren von außen (Traumata psychischer oder physischer Natur), Haltungsanomalien oder chronische und akut entzündliche Prozesse eine Spannungsänderung im CSS zur Folge haben. 79 Das Ziel einer CranioSacralen Behandlung ist also der Spannungsausgleich und die damit verbundene Normalisierung des CranioSacralen Rhythmus. Mit dem Modell der EnergieZyste erklärt Upledger, warum sich Verletzungen physischer und psychischer Natur im Körper festsetzen und die Spannungsverhältnisse ins Ungleichgewicht bringen können. Erfährt der Körper zum Beispiel einen Unfall, tritt eine ungewöhnlich große Energie in den Körper ein. Diese Verletzungsenergie durchdringt das Gewebe und kann sich somit an einer ganz anderen Stelle im Körper als "Energieball" festsetzen. Oft ist der Körper in der Lage durch seine eigene Kraft, die Energie zu verteilen und so den normalen Heilungsprozess zu ermöglichen. Ist dies nicht möglich, wird die Energie immer weiter zusammengedrängt um das beeinflusste Gewebe so gering wie möglich zu halten. So entsteht die sogenannte EnergieZyste, die oft an der jeweiligen Stelle im Körper Schmerzen verursacht oder den Gesamtorganismus schwächt. Mit Hilfe der CranioSacralen Techniken können diese EnergieZysten aufgelöst werden. Die Auflösung der EnergieZysten ist eng mit der Technik der SomatoEmotionalen Entspannung verknüpft. Von der inneren Weisheit des/der PatientIn ausgehend, vertraut der/die TherapeutIn auf die Intuition, den Körper an einer bestimmten Stelle zu berühren. Er/Sie lässt sich also vom Körper des/der Behandelten leiten und tritt in eine Form der Kommunikation mit ihm. Ein therapeutisches Gespräch über Bilder, die der/die PatientIn im Moment hat, kann zu einem unbearbeiteten und verdrängten Problem führen, das durch das Gespräch ins Bewusstsein kommt und bearbeitet und gelöst werden kann. Ebenso können bei dem/der TherapeutIn Bilder entstehen, die zu Handlungen, Äußerungen oder der Hinführung zu hilfreichen Körperpositionen des/der PatientIn zur Bearbeitung verdrängter Geschehnisse führen. Durch diese spezielle Form der Kommunikation, entscheidet der Körper des/der PatientIn, wozu er im Moment in der Lage ist. Versuche, die SomatoEmotionale Entspannung einzuleiten können auch scheitern und/oder mehrere Anläufe brauchen. Ist eine Sitzung jedoch erfolgreich, können Probleme oder Schmerzen, die sich schon seit Jahren manifestiert haben, in nur wenigen Sitzungen gelöst werden. 80 7.1.2 Das biodynamische Modell „Der Begriff Biodynamik bezieht sich auf den Lebensatem, welcher aus der Stille entsteht und sich durch drei unterschiedliche, gezeitenartige Rhythmen – die craniosacralen Schwingungen - im menschlichen Körper ausdrückt.“ (Biodynamik) Hier zeigt sich bereits der größte Unterschied zwischen dem biomechanischen und dem biodynamischen Ansatz in der CranioSacral Therapie. Upledger geht von EINEM craniosacralen Rhythmus im Körper aus. In der Biodynamik wird mit drei unterschiedlichen Rhythmen gearbeitet. Während der genaue Unterschied zwischen den beiden Ansätzen für die Behandelnden selbst wohl sehr deutlich ist, scheint eine verallgemeinerte Darstellung und Charakterisierung jedoch kaum möglich zu sein. Zumindest lässt sich kaum Literatur finden, welche die Unterschiede der beiden Ansätze herausarbeitet. Michael Shea, ein amerikanischer Craniosacral-Therapeut des biodynamischen Ansatzes, veröffentlichte einige Videos zu diesem Thema, die auf youtube zu finden sind. Seinen Erklärungen nach entstand der biodynamische Ansatz aus Sutherlands Osteopathy in the cranial field. Dort wurde zunächst auch biomechanisch gearbeitet, in den 1940er/50er Jahren entwickelte sich dann aber über die funktionelle Arbeit der biodynamische Ansatz. Mit 76 Jahren entdeckte Sutherland die der Flüssigkeit innewohnende Kraft. Seine neueste Erkenntnis: nicht der/die TherapeutIn macht mit den Händen die Korrekturen sondern die der Flüssigkeit des Körpers innewohnende Kraft führt selbst die Korrekturen aus („observing a correction that was made by the body himself“ (Shea, 2010)). Laut Michael Shea und Ged Summer, der 2012 einen Vortrag in Brighton hielt, der ebenfalls auf Video festgehalten wurde (Summer, 2012), charakterisieren sich die drei Rhythmen (am ehesten vergleichbar mit der Ein- und Ausatmung) folgendermaßen: Der erste Rhythmus, der in einem etwa 10 sekündigen Zyklus auftritt (Cranial Rhythmic Impulse) verbindet den/die Behandelnden mit dem physikalischen, strukturellen Zustand der Person. Spürt der/die Behandelnde den langsameren etwa 20 Sekunden dauernden Rhythmus (mid tide), so ist eine Verbindung zum flüssigen Zustand der Person vorhanden. Die Verbindung zum energetischen 81 Zustand der Person gelingt über den etwa 100 Sekunden dauerenden Rhythmus (long tide). Dies nennt Shea „primary respiration“, was wohl am ehesten mit ursprünglichem Atem übersetzt werden kann. Dieser wird auch in Verbindung der embryonalen Entwicklung gebracht, die ebenfalls in rhythmischen Ein- und AusrollPhasen stattfindet. Eine der wichtigsten Grundlagen der biodynamischen Craniosacral Therapie ist die Entwicklung der Wahrnehmung, essentiell dafür sind Stille und Beruhigung und die dadurch entstehende Klarsichtigkeit. Eine weitere Grundlage bildet das Studium der lebendigen Ganzheit. Dazu zählt sowohl die Entwicklung des Gefühls für die Ganzheit als auch die Fähigkeit Ganzheit zwischen TherapeutIn und KlientIn zu schaffen. Im Gegensatz zum biomechanischen Ansatz kommen weder Kraft und Druck noch Dehnung und Zug zum Einsatz. Der Körper der Person wird von der/dem Behandelnden ohne eine bestimmte Intention berührt. „We’re listening to how the system organises itself around its own inherent ability to heal itself.” (Shea, Youtube, 2011) 82 7.2 Studienlage zur CranioSacral Therapie Generell existieren verhältnismäßig wenige Studien zur CranioSacral Therapie. Die Effektivität von CranioSacral Therapie bei Stimmstörungen wurde bislang nicht untersucht. Gesammelte Fallbeispiele von TherapeutInnen und Erfahrungsberichte (siehe folgendes Kapitel) deuten aber darauf hin, dass dieses Feld genauer erforscht werden sollte. Unter dem Titel „Craniosacral Therapy: The Science of Belief“ wurde 2012 eine Übersichtsarbeit zu verschiedenen Studien zur Craniosacral Therapie veröffentlicht. Der Titel trägt die Ergebnisse in sich. Die AutorInnen fanden bei den meisten Studien methodologische Fehler, schlechtes Studiendesign und schlechte Studienkontrolle. Zudem üben sie Kritik an den Wirkmechanismen, auf die sich die Craniosacral Therapie beruft: „This review is not proposing that craniosacral therapy is ineffective. Instead, it questions the proposed biological mechanisms of effectiveness of craniosacral therapy. Various research and studies have shown that the mechanisms claimed by craniosacral specialists and the founder are not valid." (Cooley, Jensen, Kresse, Ritter, & Teerlinck, 2012, S. 7) Auf der Suche nach Studien zur Craniosacral Therapie findet man auch einige Untersuchungen über die Ertastung des Craniosacralen Rhythmus. Hier gab es Experimente, wo zwei TeilnehmerInnen an einer Person den Rhythmus gleichzeitig ertasten sollten. Die unterschiedlichen Ergebnisse werden von Kritikern als Anhaltspunkt für die Nicht-Existenz des Craniosacralen Rhythmus gesehen. Betrachtet man aber die unterschiedlichen Ansätze der biomechanischen und biodynamischen Craniosacral Therapie so können insgesamt bis zu drei verschiedene Rhythmen ertastet werden, die gleichzeitig im Körper stattfinden. 83 Karl-Ludwig Resch und Torsten Liem, die sich mit den Mythen und Fakten des Begriffes „kraniosakral“ auseinandersetzten (Resch & Liem, 2004), merken jedoch ganz richtig an, dass ein Streit über den zugrundegelegten Mechanismus noch in keinem Falle zu einer Erkenntnis geführt hat, die den Patienten dienlich sein könnte: „Es ist der Sache kaum zuträglich, wenn positive und negative Voreingenommenheit aufeinander prallen. Man denke nur an die fruchtlosen Diskussionen der Homöopathen und ihrer Kritiker, ob Wasser ein Gedächtnis hat. Demgegenüber hängt die zunehmende Akzeptanz der Akupunktur in der Schulmedizin wohl nicht unwesentlich damit zusammen, dass die Existenz von Meridianen und der Mechanismus von Fernpunkten vollständig in den Hintergrund getreten ist. Was alle „Lager” sachlich diskutieren können sind Zahlen, aus denen hervorgeht, wie wahrscheinlich Patienten wie viel von einer Behandlung profitieren.“ (Resch & Liem, 2004, S. 9) Eine 2009 veröffentlichte “Wissenschaftliche Bewertung osteopathischer Verfahren” von der deutschen Bundesärztekammer untersuchten verschiedene osteopathische Verfahren und deren Sicherheit und Wirksamkeit. Wie bereits früher beschrieben, teilt sich die Osteopathie in drei verschiedene Bereiche, die parietale, die viszerale und die kraniale bzw. kraniosakrale (craniosacrale) Osteopathie. In deren Weiterentwicklung ist die biodynamische Craniosacral Therapie einzuordnen. Diese Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass „die Studiendichte im Sinne einer evidenzbasierten Medizin in diesem Feld therapeutischen Handelns eher gering“ (Haas, Hoppe, & Scriba, 2009, S. A 2328) ist. Die Beurteilung der Wirksamkeit gestaltet schwierig, da eine Differenzierung der drei Bereiche der Osteopathie kaum möglich ist, da diese grundsätzlich gemischt zur Anwendung kommen (können). Problematisch ist auch der Begriff Krankheit in der Beurteilung, da Krankheit im osteopathischen Sinne nicht im Sinne der Internationalen Klassifikation für Krankheiten verstanden wird und stets eigene Befundkonstellationen erstellt werden. In der Untersuchung wurde festgestellt, dass einige Bereiche der Osteopathie bereits in einem guten Umfang wissenschaftlich untersucht wurden und dass eine Effektivität aber nur bei wenigen Krankheitsbildern nachgewiesen werden konnte. 84 „Unter Berücksichtigung der Schwierigkeiten der Differenzierung der drei osteopathierelevanten Bereiche parietal, viszeral und kraniosakral wird klar, dass für den Bereich der viszeralen „Osteopathie“ deutlich weniger wissenschaftliche Grundlagen vorhanden sind und diese für den Bereich der kraniosakralen „Osteopathie“ fast vollständig fehlen. Studien über die Wirksamkeit der Kraniosakraltherapie weisen methodische Mängel auf, die Wirkweise bleibt spekulativ.“ (Haas, Hoppe, & Scriba, 2009, S. A 2329) Anne Jäkel und Philip von Hauenschild veröffentlichten 2012 eine systematische Überprüfung zu wissenschaftlichen Untersuchungen zur CranioSacral Therapie. „The aim of this review was to identify and critically evaluate the available literature regarding CST and to determine the clinical benefit of CST in the treatment of patients with a variety of clinical conditions.” (Jäkel & Hauenschild, 2012, S. 456) Frühere systematische Überprüfungen kamen zu dem Schluss, dass bisher keine nennenswerte klinische Effektivität der CranioSacral Therapie nachgewiesen werden konnte. Jäkel und Hauenschild entwarfen folgende Einschlusskriterien: Die Studien mussten als randomisiert kontrollierte Studie oder als Beobachtungsstudie und an Personen ohne Altersbeschränkung durchgeführt worden sein. Es gab keinerlei Beschränkungen bezüglich des Krankheitsbildes, allerdings musste die CranioSacral Therapie die einzige angewendete Behandlungsform sein und von einem / einer ausgebildeten CranioSacral Therapeutin durchgeführt worden sein. Nur englischsprachige Veröffentlichungen wurden mit einbezogen und die Studien mussten die Überprüfung der Effektivität der CranioSacral Therapie beinhalten. Von den sieben inkludierten Studien waren vier Beobachtungsstudien und drei RCTs. Die genaue Beschreibung der verschiedenen Studien ist hier nicht von Nöten, da in keinem Fall das Feld der Stimmstörungen untersucht wurde. Jäkel und Hauenschild kamen zu dem Schluss, dass eine generelle Aussage zur Effektivität der CranioSacral Therapie schwer möglich ist, da zu viele unterschiedliche Behandlungstechniken angewendet wurden und die Anzahl der StudienteilnehmerInnen stark variierte. Am häufigsten wurden die Auswirkungen von CST auf die Parameter Schmerzen und Lebensqualität / generelles 85 Wohlbefinden untersucht, wo eine Verbesserung durch CST festgestellt werden konnte. Bei anderen untersuchten Parametern konnte die Effektivität von CST nicht festgestellt werden, da die Ergebnisse zu unterschiedlich waren. Generell zeigten die einzelnen untersuchten Studien aber eine Reihe von positiven Auswirkungen von CST auf unterschiedliche Krankheiten. Da nur englischsprachige Veröffentlichungen untersucht wurden, ist davon auszugehen, dass einige für diese Übersicht eventuell relevante Studien nicht berücksichtigt wurden. Trotzdem liefert diese Untersuchung ein halbwegs aktuelles Bild über den aktuellen Forschungsstand in der Craniosacral Therapie: „[…] this systematic review provides an improvement and an update on existing evidence in the field of CST in terms of quality of trial methodology as well as the finding that CST assessment in RCT settings is feasible and has the potential to provide invaluable data for patients suffering from a variety of pathological conditions.“ (Jäkel & Hauenschild, 2012, S. 461) 7.3 Anatomische Zusammenhänge bei Stimmstörungen Geht man von den Bausteinen der klassischen Stimmtherapie aus (siehe Kapitel 4.1.), so finden sich viele Anknüpfungspunkte für die CranioSacral Therapie. Zunächst soll jedoch ein Überblick über die muskulären Zusammenhänge im Körper gegeben werden, der sich natürlich auf an der Stimmproduktion beteiligte Muskelgruppen bezieht, aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. „Muskelketten reichen von den unteren Körperabschnitten bis hinauf zur Schädelbasis. Somit ist der Kehlkopf in alle Bewegungsabläufe des Kopfes, des Schultergürtels, der Arme, des Beckens, der Wirbelsäule und der Beine eingebunden. Sind diese Teilbereiche optimal aufeinander abgestimmt, beeinflussen sie auch den Kehlkopf und den Stimmklang positiv. Treten dagegen Störungen in Teilbereichen auf, sind Funktionssysteme mit ihren Abhängigkeiten nicht angemessen integriert.“ (Spiecker-Henke M. , 2014, S. 160) 86 In den folgenden beiden Abbildungen wird deutlich, wie aus einer Fehlstellung eines Körperteils eine Fehlhaltung wird und wie sich diese durch den ganzen Körper fortsetzt. Abbildung 10: Bauklotzmodell des Körpers (Grafik: Sieghild Piper) a: Anordnung der Körperabschnitte zueinander wie aufeinander liegende Klötze b: Anpassung der Körperabschnitte an ein nach vorne gekipptes Becken (Spiecker-Henke, Leitlinien der Stimmtherapie, 2014, S. 161) 87 Abbildung 11: Normale Haltung und ihre Abweichungen vom Schwerelot (1: Rückenstrecker; 2: Zwerchfell; 3: Bauchmuskulatur; 4: Psoas; 5: hintere Oberschenkelmuskulatur; 7: oberer Beckenkamm). (Grafik: Sieghild Pieper) a: normale Haltung b: Hohlkreuzhaltung c: schlaffe Muskulatur (Spiecker-Henke, 2014, S. 162) 88 Spiecker-Henke beschreibt in ihrem Buch „Leitlinien der Stimmtherapie sehr eindrücklich die anatomischen Zusammenhänge bei der Stimmproduktion. Ihre Ausführungen dienen als Grundlage für dieses Kapitel. Im Körper gibt es Muskeln, die für Halt und Stütze (tonische Muskeln) und andere, die für die Bewegungen (phasische Muskeln) verantwortlich sind. Verkürzte tonische Muskeln und geschwächte oder verspannte phasische Muskeln wirken sich auf die an der Stimmgebung beteiligten Organe aus und können so Stimmstörungen verursachen oder dazu beitragen. Abbildung 12: Halsmuskulatur und ihre Verbindungen (Leutert & Schmidt, 2000, S. 174) 89 Diese Zusammenhänge kann man sich laut Spiecker-Henke in etwa so vorstellen: Sei der Musculus trapezius verspannt, führe dies zu einer Bewegungseinschränkung des Halses, da er die Schultern nach oben zieht. So könne der Musculus omohyoidei (Verbindung von Schulterblatt und Zungenbein), der für das Senken des Zungenbeins verantwortlich ist, nicht mehr genügend Spannung aufbauen. Das Zungenbein wiederum ist über die muskulär-fasziale Membrana thyrohyoidea mit dem Kehlkopf verbunden und könne somit durch die Verspannung des Trapezmuskels ebenfalls in einen unnatürlichen Hochstand kommen. Eine ähnliche Situation entstehe, wenn das Zungenbein durch einen verspannten Mundboden nach oben gezogen wird und der Kehlkopf durch die muskulär-fasziale Verbindung ebenfalls angehoben wird. Auch der Musculus sternocleidomastoideus (Kopfwender) sei mit dem Brustbein verbunden und könne so zum Beispiel durch eine Verspannung des Trapezmuskels beeinträchtigt sein. Der Kopfwender ist jedoch nicht nur für die Bewegungen des Kopfes zuständig, sondern zählt auch zu den Hilfsatemmuskeln, da er eine Hebung des Thorax steuert. Bilden sich wiederum durch eine unphysiologische Atmung Spannungen im Musculus sternocleidomastoideus, könne sich dies über die gemeinsame Verbindung zum Schulterblatt auf das Zungenbein auswirken. Die Scalenus-Gruppe (Musculus scalenus anterior, Musculus scalenus medius und Musculus scalenus posterior) verbindet die Halswirbelsäule mit den oberen beiden Rippen und zählt ebenfalls zu den Hilfsatemmuskeln. Eine enge Verbindung zum Kehlkopf hat das Platysma, der sogenannte Halshauptmuskel, der am oberen Brustkorb entspringt und zum Kinn hinauf führt. Er bedeckt den ganzen vorderen Teil des Halses und spannt sich sozusagen über die Vorderseite des Kehlkopfes. Das Platysma liegt zwischen der Haut und der oberflächlichen Halsfaszie. Dies waren nur einige Beispiele der muskulären Zusammenhänge, die in Verbindung mit der Stimmfunktion stehen. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass – wie bereits oben erwähnt – der Kehlkopf in alle Bewegungen des Körpers eingebunden ist und so durch Fehlstellungen, Fehlhaltungen und dadurch 90 entstandene Verspannungen verschiedener Muskelgruppen mehr oder weniger direkt in Mitleidenschaft gezogen wird. Eine weitere große Rolle spielen die Faszien: „Jeder Muskel, jedes Organ wird von elastischen Faszien umhüllt und durchzogen. Wie ein weit verzweigtes Netzwerk fügen sie die verschiedenen Teile des Körpers zu einer Ganzheit zusammen. […] Faszien tragen zahlreiche sensorische Nervenendigungen (Mechanorezeptoren). Sie reagieren auf mechanischen Druck, Zug und Schmerz. Sie sind die Rezeptoren des Körpersinns (Propriozeption). Sie weisen uns auf die Lage des Körpers hin und zeigen feinste Spannungsveränderungen in den Geweben an.“ (SpieckerHenke, 2014, S. 167) Eine Faszie, die mehrere Muskeln umschließt, dient sie sowohl als Abgrenzung der Muskeln voneinander und stellt aber gleichzeitig eine Verbindung unter diesen her. Abbildung 13: Querschnitt durch den unteren Halsbereich mit den verschiedenen Faszienfächern (Upledger, 2002, S. 132) Diese Abbildung zeigt, dass die Fascia superficialis, also die oberflächliche Halsfaszie, alle oben erwähnten Muskeln miteinander verbindet und die Zusammenhänge dadurch noch dichter werden. 91 Faszien können durch verschiedenste Ursachen verkleben und dadurch die Bewegung von Muskelketten stören. Da, so Spiecker-Henke, eingeschränkte Funktionen bestimmter Strukturen stets eine erhöhte Aktivität in angrenzenden Strukturen verursachen, können sich so Spannungen aufbauen, die sich mit der Zeit durch den ganzen Körper ziehen. Nachdem schon einige Verbindungen im Halsbereich veranschaulicht wurden, sollen nun die weitläufigeren Zusammenhänge verschiedener Teile des Körpers mit der Stimmfunktion erläutert werden. Unten angefangen ist der Beckenboden ein beachtliches Gebilde unserer Anatomie. Diese Muskelplatte steht in Verbindung zu allen Strukturen unseres Körpers. Eine direkte Verbindung besteht zum Zwerchfell, zu Faszien der oberen Brustkorböffnung, dem Zungenbein und der Schädelbasis. (vgl. (Spiecker-Henke, 2014, S. 175)). „Bestehen im Beckenboden Dysbalancen, führt dies zu einer Kettenreaktion bei allen darüberliegenden Querstrukturen. Ist bspw. der Beckenboden hyperton, überträgt sich dessen Spannung nach oben bis in den Kehlkopf.“ (SpieckerHenke, 2014, S. 175) Der Beckenboden fungiert bei der Atmung als Partner des Zwerchfells. Drückt dieses bei der Einatmung die Organe nach unten, so werden diese durch die Gegenspannung des Beckenbodens sozusagen aufgefangen. Gemeinsam mit den unteren Bauchmuskeln fungiert der Beckenboden als sogenannte Stütze bei der Ausatmung: „Bei allen stimmgebenden Prozessen ist er dynamisch eingebunden in den Regelungsprozess subtil aufeinander abgestimmter Wechselbeziehungen zwischen subglottischem Druck und Stimmlippenspannung.“ (Spiecker-Henke, 2014, S. 175) Fehlstellungen des Beckens verursachen Unter- oder Überspannungen im Beckenboden, die sich nach oben hin fortsetzen. 92 Die nächste Station auf dem Weg zum Kehlkopf bildet die Lendenwirbelsäule mit ihren Gegenspielern, den Bauchmuskeln. Verbunden ist sie auch mit dem Zwerchfell und damit direkt am Atemprozess beteiligt. Ein Muskel, der hierbei noch eine große Rolle spielt, ist der Musculus psoas, der Darmbein-Lendenmuskel. Er ist unter anderem für die Aufrichtung des Beckens zuständig, zusätzlich mit den Zwerchfellschenkeln verbunden und hat die Rückenstreckern als Gegenspieler. Laut Spiecker-Henke bestehe ebenso eine reflektorische Verbindung zum den Musculi sternocleidomastoidei, den oben bereits erwähnten Kopfwendern. Ist das Zusammenspiel von Rückenstreckern, Zwerchfell, Musculus psoas und Bauchmuskulatur gestört, so zeige sich dies vor allem in der Funktion der Atmung und der Flexibilität und Funktion des Kehlkopfs. Im Brustkorb sind unter anderem die beiden Lungenflügel, die Luftröhre und die Bronchien eingelagert. Die Flexibilität des Brustkorbes ist notwendig, dass die Atmung physiologisch stattfinden kann. Zwischen den Rippen befinden sich die äußeren und inneren Zwischenrippenmuskeln, die zur Atemhilfsmuskulatur zählen. Während die äußeren Zwischenrippenmuskeln den Einatmungsprozess unterstützen, erleichtern die inneren Zwischenrippenmuskeln die Ausatmung. Das Zwerchfell, der Hauptmuskel für die Inspiration ist am Centrum tendineum, der zentralen Sehnenplatte angesetzt. Es kleidet die unteren Rippenbögen aus und ist mit seinen Schenkeln an der Lendenwirbelsäule befestigt. Gesteuert wird das Zwerchfell aus dem 4. Segment der Halswirbelsäule durch den Nervus phrenicus. So wird deutlich, dass eine Funktionseinschränkung der Halswirbelsäule auch auf diesem Wege zu einer Stimmstörung beitragen kann, da das Zwerchfell unphysiologischen Spannungsverhältnissen ausgesetzt ist. Eine Funktionseinheit weiter oben befinden wir uns bereits wieder in der Nähe des Kehlkopfes. Zwischen Brustkorb, Halswirbelsäule und Schultergürtel besteht eine muskuläre und fasziale Verbindung. Muskeln, die für die Senkung des Kehlkopfes zuständig sind, setzen an Brust- und Schlüsselbein an, ebenso gibt es eine muskuläre Verbindung von Zungenbein zum Schulterblatt. Und eine weitere Komponente spielt eine wichtige Rolle: 93 „Die Funktionseinheit von Wirbelsäule, Schultergürtel und HWS ist besonders stark mit emotionalem Ausdrucksgeschehen verwoben. Zwar „platzt nicht jedem gleich der Kragen“, oft aber werden latente Aggressionen in die SchulterNacken-Muskulatur somatisiert, die mit überhöhter Spannung reagiert.“ (Spiecker-Henke, 2014, S. 188) Zuletzt soll nun noch die Rolle des Kiefers in diesem Zusammenspiel betrachtet werden. Die Gelenkpfanne, wo die beiden Teile des Kiefers (Oberkiefer/Maxilla und Unterkiefer/Mandibula) miteinander verbunden sind, befindet sich in der Seite des Schädels, im Schläfenbein (Os temporale). Der Oberkiefer ist somit Teil des Schädels, während der Unterkiefer beweglich ist. Über die Halsfaszien ist der Kiefer mit dem oben bereits beschriebenen Komplex von Zungenbein, Kehlkopf und Brustbein verbunden: „Die einzelnen Teilbereiche sind wechselwirksam miteinander verbunden – hat eines von ihnen Probleme, werden alle anderen in Mitleidenschaft gezogen. Daher führen Probleme im Kiefergelenk über Verschaltungen mit der Muskulatur und den Gelenken auch zu Funktionsstörungen im Bereich der HWS und des Schultergürtels. Es entsteht ein Teufelskreis, der auch den Aufhängemechanismus des Kehlkopfs mit einbezieht, seine freie Beweglichkeit behindert sowie die Schwingungsabläufe der Stimmlippen verändert.“ (Spiecker-Henke, 2014, S. 293) Zudem ist der Kiefer direkt mit den Gefühlen verbunden. Der Kiefer ist in unsere Mimik eingebunden und dient oft dazu ungewollte Emotionen zurückzuhalten oder Stress zu bearbeiten. Durch diese zusätzlichen Spannungen werden die Kiefergelenke oder die Kaumuskulatur zu stark belastet, was sich wiederum auf den Rest des Systems überträgt. 94 7.4 Mögliche Ansatzpunkte der CranioSacral Therapie bei Stimmstörungen Nach dieser ausführlichen Beschreibung der anatomischen Zusammenhänge können sehr schnell die Anknüpfungspunkte für die CranioSacral Therapie erklärt werden. Upledger entwickelte ein 10-Schritte-Programm in dem alle wichtigen Strukturen des Körpers auf Spannungsungleichgewichte des Bindegewebes untersucht und behandelt werden. Folgende zehn Schritte werden der Reihe nach durchgeführt: (Vgl. (Landeweer, 2010, S. 20)) 1. Behandlung des CSR mit Hilfe eines Ruhepunktes 2. Behandlung der quer verlaufenden Bindegewebsstrukturen 3. Behandlung der Hinterhauptstrukturen 4. Behandlung der Beckenstrukturen 5. Behandlung der Rückenmarkshaut und der Wirbelsäule 6. Behandlung der Dura mater im Schädel 7. Behandlung und Befreiung der Schädelbasis 8. Behandlung der weichen Teile des Gesichtsschädels 9. Behandlung der Verbindungen zwischen Hirn- und Gesichtsschädel 10. Behandlung des CSR mit Hilfe eines Ruhepunktes Für die Selbst-Übungen werden folgende Behandlungsschritte empfohlen: (vgl. (Landeweer, 2010, S. 32)) 1. quer verlaufendes Bindegewebe 2. Muskeln 3. Gelenke von Brustkorb, Schultergürtel und Becken 4. Gelenke der Wirbelsäule mit Kreuzbein und Hinterhauptbein 5. Rückenmarkshäute 6. Hirnhäute 7. bindegewebige Verbindungen zwischen Hirnschädel und Gesichtsknochen 95 In beiden Behandlungsabfolgen stehen die quer verlaufenden Bindegewebsstrukturen an erster Stelle (nach der einstimmenden Anwendung der Ruhepunkttechnik). Diese Querstrukturen sollten zuerst behandelt werden, da sie die hauptsächlich vorhandenen Längsstrukturen „quetschen“ und somit eine Behandlung dieser verhindern können. Zu den Querstrukturen zählen: der Beckenboden das Zwerchfell die Schulter-Nacken-Hals-Strukturen das Zungenbein und die damit verbundenen Muskeln der Übergang der Halswirbelsäule zum Kopf Vergleicht man diese Liste mit den oben beschriebenen anatomischen Zusammenhängen bei der Stimmfunktion, so begegnen einem erstaunliche Parallelen. Das Standard-Programm der CranioSacral Therapie behandelt demnach alle an der Stimmproduktion beteiligten Körperstrukturen. 7.4.1 Fallbeispiele Wie bereits im vorigen Teil beschrieben, gibt es zahlreiche anatomische Zusammenhänge von bestimmten Körperregionen mit der Stimmfunktion. Genau hier sind die Ansatzpunkte der CranioSacral Therapie auf körperlicher Ebene. Die Verbindungen zur Stimmfunktion wurden ausführlich im vorigen Teil beschrieben. Hier zeigen nun einige Fallbeispiele aus unterschiedlicher Literatur den konkreten Einsatz in der Praxis. Beate Pietsch, Logopädin und Craniosacral Therapeutin erläutert in ihrem Artikel „Cranio-Sakrale Therapie in der logopädischen Praxis“ die Einsatzmöglichkeiten der Therapieform bei Stimmstörungen: „Bei funktionellen Störungen, die bereits strukturell fixiert sind, kann der Erfolg von Übungen vergrößert und schneller erreicht werden. […] Auch ist es möglich, direkt Spannungen in Mundboden, Kiefergelenk, Hals, Rachen und Zwerchfell zu verringern und somit eine leichtere Stimmbildung zu ermöglichen.“ (Pietsch, 1998, S. 99/100) 96 In ihren Fallbeispielen beschreibt sie eine Berufssprecherin mit hyperfunktioneller Dysphonie, die bereits viele logopädische Sitzungen hinter sich hatte bevor sie zu ihr kam. Unter Druck verschlechterte sich ihre Stimmfunktion stetig, obwohl sie durch die logopädischen Therapien bereits viel gelernt hatte. Durch eine Craniosacral-Behandlung lösten sich Blockaden im Bereich des 5. – 7. Brustsegments. Bei der Einbindung von aktiven logopädischen Übungen zeigten sich jedoch wieder die gleichen stimmlichen Verspannungen. Erst durch die Kombination von craniosacraler Behandlung und freiem Stimmeinsatz konnte eine lockere Stimmgebung erreicht werden. Nach dieser Erfahrung konnte die Patientin erkennen, dass ihre eigenen Bemühungen und die Kontrolle zu einer Verkrampfung der Stimmfunktion führten und sie an dieser Stelle etwas ändern sollte. Susanne Codoni beschreibt ihre Erfahrungen in der Arbeit mit sprachauffälligen Kindern. „Prinzipiell haben […] statistische[n] Erhebungen gezeigt, dass rund 50% aller sprachauffälliger Kinder auch einen Parameter aufweisen – den man „körperliche Unausgeglichenheit und Stress“ nennen könnte. Ein Prozentsatz der verpflichtet, Konzepte neu zu überdenken.“ (Codoni, 2002, S. 5) Nach ihren Erfahrungen lassen sich diese und andere Dysfunktionen körperlicher Art sehr gut mit der Craniosacral Therapie behandeln. Der folgende Fall (Böhme, 2010, S. 130/131) zeigt ein Beispiel für die Entstehung und Auswirkung einer sogenannten EnergieZyste. Der Patientin, 56 Jahre alt, wurden aufgrund anhaltender Heiserkeit und ödematöser Schwellung der rechten Stimmlippe – nach einer Kehlkopfentzündung und medikamentöser Therapie dieser – logopädische Therapieeinheiten verordnet. Die Therapeutin stellte bereits beim Erstgespräch eine Schonhaltung der rechten Körperhälfte fest, die sich vor allem im Kopf, Hals und Schulterbereich äußerte. Craniosacral Therapie kam zum Einsatz und bereits beim ersten Kontakt zeigte die Patientin eine deutliche Reaktion. Sie erinnerte sich plötzlich an einen Zusammenstoß mit einem Mann, bei dem sie auf die rechte Schulter und den Kopf gestürzt war. Sie selbst hatte dieses Ereignis bereits vergessen, ihr Körper erinnerte sich jedoch offensichtlich noch gut daran. Mit Hilfe von Craniosacral Therapie wurde versucht, die Beweglichkeit im Kopf, Hals und Schulterbereich 97 wieder zu verbessern, was sich schon nach wenigen Behandlungen eindeutig auf die Stimmfunktion auswirkte. Die Patientin verspürte weniger Anstrengung beim Sprechen und konnte wieder stimmlich größeren Belastungen standhalten. 98 8 Interviewstudie Nach der ausführlichen Behandlung der Schwerpunktthemen Stimmstörungen und den traditionellen und komplementärmedizinischen Möglichkeiten diese zu behandeln, sowie einer genauen Beschreibung der CranioSacral-Therapiemethode, soll nun im folgenden Teil eine qualitative Interviewstudie einen Eindruck aus der Praxis vermitteln. 8.1 Methode Da das Feld der Stimmstörungen im Zusammenhang mit komplementärmedizinischen Verfahren bisher nur sehr wenig untersucht wurde und für den (unterstützenden) Einsatz von CranioSacral Therapie bei Stimmstörungen ausschließlich Fallbeschreibungen und therapeutische Beobachtungen vorliegen, soll mit Hilfe von Interviews die Seite der StimmpatientInnen untersucht werden. Ziel ist es, einen Eindruck über das Erleben der Therapiemethode aus Sicht des/der Behandelten zu erhalten und zu überprüfen, ob weitere Untersuchungen nach evidenzbasiertem Standard möglich und sinnvoll wären. Hier sei jedoch auf die Diskussion zur Forschung in der Komplementärmedizin hingewiesen, die für eine umfangreiche qualitative Forschung spricht. „Die Praxis qualitativer Forschung ist generell dadurch geprägt, dass es (1) nicht die Methode gibt, sondern ein methodisches Spektrum unterschiedlicher Ansätze, die je nach Fragestellung und Forschungstradition ausgewählt werden können." (Flick, von Kardoff, & Steinke, 2000, S. 22) Für die Methode des qualitativen Interviews entschied ich mich aus verschiedenen Gründen. Zunächst gibt es bisher zu wenige Informationen zu diesem Thema, als dass es sinnvoll wäre, bereits eine quantitative Studie durchzuführen. Zweitens handelt es sich bei stimmlichen Problemen (Stimmstörungen) gerade bei SängerInnen, die sich viel mit der Funktion ihrer Stimme beschäftigen, um sehr individuelle Probleme, die (vor allem ohne ein standardisiertes Untersuchungsverfahren) kaum kategorisierbar sind. Ebenso ist die CranioSacral Therapie eine äußerst komplexe Behandlungsmethode, die standardisiert nur schwer in ihrer Authentizität erfassbar ist. Das qualitative Interview ist eine Methode der 99 qualitativen Sozialforschung, die inzwischen jedoch auch in der medizinischen Forschung verwendet wird. „Qualitative Forschung hat den Anspruch, Lebenswelten "von innen heraus" aus der Sicht der handelnden Menschen zu beschreiben. Damit will sie zu einem besseren Verständnis sozialer Wirklichkeit(en) beitragen und auf Abläufe, Deutungsmuster und Strukturmerkmale aufmerksam machen." (Flick, von Kardoff, & Steinke, 2000, S. 14) Mir geht es um ein tieferes Verständnis des stimmlichen Problems in seinem Gesamtzusammenhang und des Erlebens der Behandlung und ihrer Auswirkungen im Kontext der ideologischen Ansichten der/des Befragten. Als Form des Interviews habe ich das sogenannte teilstandardisierte Leitfadeninterview gewählt. Durch die im Vorfeld ausgearbeiteten Fragen, die auf Informationen zu den verschiedenen Themenbereichen zielen, ist der Dialog auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet. Da ich jedoch eine nur teilweise strukturierte Form gewählt habe, liegt der Schwerpunkt trotzdem auf einem natürlichen Gespräch. Offene Fragen geben viel Raum für Erzählungen seitens der/des Interviewten und liefern aber gleichzeitig Anhaltspunkte für die gewünschten Informationen. Wichtig bei der Führung des Interviews sind vor allem die Nicht-Beeinflussung des/der InterviewpartnerIn, eine Herausarbeitung der genauen spezifischen Wirkungen und Bedeutungen von Ereignissen o.ä. für den/die Befragte/n, die Bearbeitung aller relevanten Aspekte und Themenbereiche für das Interview und eine gewisse Tiefe, die das tatsächliche subjektive Erleben des/der Befragten widerspiegelt. Besonders der Punkt der Nicht-Beeinflussung ist ein sehr umstrittenes Thema in der qualitativen Forschung. Schon durch die zwischenmenschlichen Anteile des Interviews, an dem beide - InterviewerIn und BefragteR - als Individuen beteiligt sind, ist das das Geschehen wesentlich beeinflusst. Natürlich müssen Suggestivfragen und Bewertungen seitens des/der InterviewerIn vermieden werden, trotzdem werden die Wertevorstellungen in Bezug auf die Forschungsfrage nicht verborgen bleiben können. 100 Die nicht ausschaltbare Subjektivität ist jedoch Teil der qualitativen Forschung: „Ein weiteres Kennzeichen qualitativer Forschung ist, dass die Reflexivität des Forschers über sein Handeln und seine Wahrnehmungen im untersuchten Feld als ein wesentlicher Teil der Erkenntnis und nicht als eine zu kontrollierende bzw. auszuschaltende Störquelle verstanden wird (6)." (Flick, von Kardoff, & Steinke, 2000, S. 23) Gesucht wurden Sänger und SängerInnen (Hobby, Studium oder Beruf), die aufgrund eines stimmlichen Problems bereits einmal die CranioSacral Therapie als Behandlungsmethode gewählt haben. Aufgrund der Praktikabilität habe ich mich für ein Sampling durch einen sogenannten "Gatekeeper" entschieden. Eine Logopädin und CranioSacral-Therapeutin konnte mir aufgrund ihres Expertendaseins Kontakte zu geeigneten Personen aus ihrem Behandlungsfeld als auch zu PatientInnen von Kollegen herstellen. Im Zeitraum von rund vier Wochen wurden die acht InterviewpartnerInnen befragt. Ein Probeinterview zu Beginn gab Aufschluss über die zu erwartende Länge der Interviews und über eventuell notwendige Änderungen des Leitfadens. Nachdem der Ablauf des Probeinterviews zufriedenstellend war, wurde dieses ebenfalls für die Endauswertung verwendet. Die meisten Interviews dauerten zwischen 30 und 40 Minuten, einzelne waren etwas länger, jedoch nicht länger als 50 Minuten. Nur in einem Fall gab es technische Schwierigkeiten, weil das Aufnahmegerät voll war und ca. 15 Minuten des Gesprächs nicht aufgenommen und anschließend wiederholt werden mussten. In Fachliteratur zur Durchführung von qualitativen Interviews wird immer wieder davon abgeraten, Personen aus dem Bekanntenkreis zu interviewen. Da das Einzugsfeld für meine Forschungsfrage jedoch recht eng gesteckt war, konnte ich nicht umhin, auch mir bekannte Personen einzuschließen. Für das Interview bedeutet das natürlich eine andere Ausgangssituation, da bereits viele Vorinformationen vorhanden waren und sich vor allem im Laufe des Gesprächs eine sehr vertrauliche Gesprächsatmosphäre einstellte. Mir als Interviewerin fiel es teilweise schwer, auf quasi neutralem Boden zu bleiben und nicht in ein Gespräch unter Bekannten zu verfallen. Auch die Vermeidung von Suggestivfragen bei bereits bekannten Informationen zu dem Thema stellte für mich eine Herausforderung dar. Grundsätzlich hielt ich mich zu meinen eigenen Sichtweisen 101 zu den Fragestellungen sehr bedeckt, auch wenn konkrete Fragen von Seiten der InterviewpartnerInnen auftauchten, versuchte ich diese zumindest innerhalb des Interviews zu vermeiden, um eine Beeinflussung so gering wie möglich zu halten. Die Transkription der Interviews erfolgte weitgehend in Schriftsprache. Einzelne Dialekt-Ausdrücke wurden nicht angepasst, da es meiner Ansicht nach keinen adäquaten Ersatz gegeben hätte oder die Anpassung den Sprachfluss der Aussagen gestört hätte. Da auch anhand des Satzbaus zum Teil deutlich der dialektische Hintergrund erkennbar ist, entschied ich mich dafür, zum Beispiel das Wort „bissl“, das häufig von den Befragten verwendet wurde, nicht zu korrigieren. Pausen wurden mit (…) oder (überlegt) gekennzeichnet. Nonverbale Äußerungen wie zum Beispiel der Verweis auf bestimmte Körperteile oder Lachen wurden ebenfalls in Klammern angemerkt. Abgebrochene Sätze wurden mit / gekennzeichnet. Nach der Transkription wurde eine Kategorisierung der Interviews vorgenommen. Durch die Orientierung am Leitfaden kamen folgende Kategorien zustande: Sängerische Ausbildung, Erfahrung und ausgeübter Beruf Ursache für CranioSacral Therapie (CST) Sitzung Stimmliche Probleme, die mit CranioSacral Therapie behandelt wurden Zeitraum, Abstand, Häufigkeit der CST-Sitzungen Ablauf einer CST-Sitzung Wirkweise einer CST-Sitzung Auswirkungen allgemein und stimmlich Erfahrungen mit anderen Therapieformen und Vergleich zur CST Zugang zur Komplementärmedizin Entscheidungsgrundlagen für Wahl einer Ärztin, eines Arztes und Therapiemethode Vorgehensweise bei einem stimmlichen Problem Rolle der Therapeutin, des Therapeuten Sonstige Anmerkungen zum Themenkomplex 102 8.2 Ergebnisse Insgesamt wurden acht Personen für diese Interviewstudie befragt, sieben Frauen und ein Mann. Bis auf eine Person (IP5w) sind alle InterviewpartnerInnen als SängerInnen und/oder als PädagogInnen tätig. Zwei der Befragten (IP1w und IP3w) haben ihren Schwerpunkt momentan auf Studium und Unterrichten an einer Schule gelegt. Zwei andere Befragte (IP2w und IP8w) gaben an, sowohl selbst viel zu singen, als auch pädagogisch tätig zu sein. Zwei der acht Befragten haben ein Gesangs- bzw. IGP-Studium bereits abgeschlossen, vier befinden sich noch im Studium. Während IP5w Hobbysängerin ist und über die gesangliche Ausrichtung (klassisch oder populär) nichts bekannt wurde, begann IP6m vor sieben Jahren als Quereinsteiger mit dem Gesangsunterricht und ist heute als Liedermacher und Sänger seiner eigenen Lieder tätig. Die anderen sechs Befragten erhielten im Zuge ihres Studiums klassischen Gesangsunterricht. Eine Interviewpartnerin (IP8w) hat selbst eine Ausbildung in Craniosacraler Energiearbeit fast abgeschlossen. Die Mehrheit der Befragten gaben an, die erste CranioSacral Therapie (CST) Sitzung nicht aufgrund eines stimmlichen Problems in Anspruch genommen zu haben. Unterschiedliche Beweggründe hatten dazu geführt. IP4w und IP8w kamen durch Erzählungen von Bekannten und aus Neugier und Interesse zu ihrer ersten Sitzung, IP7w durch die CST- Ausbildung einer Freundin. Erst später wurde durch das Auftreten eines stimmlichen Problems in einzelnen Sitzungen der Fokus auf die Stimme gelegt. Bei einer Person (IP6m) gibt es keine Verbindung von CST zur Stimme. Die stimmlichen Probleme waren unterschiedlichster Natur. In fünf Fällen existierte ein Befund des HNO-Arztes, der jedoch nicht in allen Fällen ausschlaggebend für die CST war. Diagnostiziert wurde z.B. zu viel Druck auf den Taschenfalten, Kieferprobleme, eine leichte Dysphonie, ein Stimmbandknoten oder eine Phonationsverdickung. In einem Fall war der Befund des HNO-Arztes unauffällig, die Probleme mit der Stimme jedoch so schwerwiegend, dass die Teilnahme an Prüfungen nicht möglich war (IP3w). 103 Konkret behandelt wurden in den Sitzungen: Probleme durch Körperbau (Schiefstellung, Skoliose), Überdruck beim Singen, unterbewusste Blockaden beim Singen, Verkrampfung des Kehlkopfs, Engegefühl beim Kehlkopf im Zusammenhang mit der Psyche, leichte Dysphonie nach Stresssituation, Probleme mit der Dauer der Ausatmung beim Singen (Engegefühl im Brustkorb), Probleme beim Öffnen des Kiefers, Kehlkopfstand und beanspruchte Atemwege durch Allergie. Wirkung und Auswirkungen der CranioSacral Therapie Die Auswirkungen der CST-Sitzungen waren vielfältig und können aber insgesamt bei allen Befragten als positiv beschrieben werden. Als allgemeine Auswirkungen der Therapie wurde zum Beispiel ein „besseres Körpergefühl“ (IP1, Z. 47) genannt. Einige Befragten beschrieben typische Verhaltensweisen ihres Körpers, die zu Beginn oder während einer Behandlung einsetzten. So sprach IP3 von einem „Schnurren“ (IP3, Z. 125) ihres Bauches, was sie als Einstellung ihres Körpers auf die Behandlung wertete, IP5 beschrieb starke Reaktionen ihres Bindegewebes und IP2 spürte „ganz feine ruckartige Bewegungen im Körper“ (IP2, Z. 183/184). Generell scheint sich bereits während der Behandlung eine Entspannung einzustellen: „Ja, was mir immer wieder passiert ist, dass ich so richtig wegdrifte eigentlich, ich bin auch schon eingeschlafen bei Cranios.“ (IP4, Z. 159-161) Laut Beschreibung der Befragten konnte bei allgemeinen Auswirkungen zum Beispiel eine Besserung bei Schulterschmerzen, Magen-Darm-Problemen und Beschwerden im unteren Rücken erreicht werden. Kopfschmerzen nach einem Unfall wurden nicht so erfolgreich behandelt. (vgl. IP2w) Bei den meisten Befragten sind die CST-Behandlungen inzwischen regelmäßig in den Alltag integriert. Einige kennen diese Behandlungsform schon länger (10 Jahre, IP8w), andere sind erst vor relativ kurzer Zeit darauf aufmerksam geworden (vor einigen Monaten, IP3w). Die Häufigkeit der Behandlungen variiert von alle drei Wochen über einmal im Monat 104 oder ein bis zwei Mal im Jahr. Bei Auftreten von Problemen werden die Behandlungen intensiviert: „Also ich habs die erste Zeit so alle drei Wochen oder was immer gemacht. Nachdem sich das dann relativ gut gelegt hat, hab ich ein bissl pausiert und bin aber jetzt so, dass ich sag, ich mach das relativ oft, wenn ich irgendwelche anderen Beschwerden auch hab.“ (IP5w, Z. 126-129) Die konkret behandelten stimmlichen Probleme konnten laut Angaben der Befragten in allen Fällen nach einer CST-Sitzung verbessert oder sogar gelöst werden. IP1 erlebte stimmlich positive Auswirkungen, die sich unabhängig vom Fokus der Behandlung einstellten, IP4w hat „das Gefühl von Weite“ (IP4w, Z. 138) nachdem das Engegefühl beim Kehlkopf behandelt wurde und bei IP3w konnte eine Verspannung im Kehlkopf in einer Sitzung gelöst werden. IP2w beschreibt ihre Erlebnisse in einer Gesangsstunde direkt nach einer CSTSitzung: „[…] und das war ganz faszinierend, wie durchlässig das auf einmal war und wie flüssig das gegangen ist. Also da hab ich gemerkt, dass der ganze Körper einfach so von unten bis oben eines war, nicht mehr dieses Feste, Kantige, das war irgendwie auf einmal weg.“ (IP2w, Z. 89-93) Auch IP7w konnte nach der Behandlung ihres Kiefers positive Auswirkungen in der Stimme feststellen. Durch die verbesserte Kieferöffnung sei eine Entlastung des Kehlkopfes möglich und dadurch ein verbesserter Stimmklang. Für IP8w zählt vor allem die Durchlässigkeit der Körperstrukturen zu den Auswirkungen einer CST-Sitzung. Durch die Verbesserung sei ein sinnvolleres Zusammenspiel der einzelnen Körperteile möglich und dadurch eine effektivere Nutzung des Körpers für das Singen. Auch die steigende Achtsamkeit sich selbst gegenüber oder das „bessere Körpergefühl“ (IP1w) führen zu einem verbesserten Zugang zum Singen, da Gesangstechnik leichter angewendet werden kann und man Blockaden schneller und genauer selbst lokalisieren kann. 105 Ablauf einer CranioSacral Therapie Sitzung Sechs der acht Befragten beschrieben sozusagen technisch den Ablauf einer CSTSitzung, wobei klar wird, dass sie alle Einzelteile positiv erleben. Bei einigen beginnt der Vorgang schon beim Ausmachen des Termins. „Diese Stunde schenkst du deinem Körper.“ (IP1w, Z. 155) Die Behandlung beginnt meist mit einem Gespräch über das allgemeine Wohlbefinden und über die Gründe des Besuchs. Auf bestimmte Anliegen (Unwohlsein oder Schmerzen bei bestimmten Körperstellen) wird in der folgenden Therapie eingegangen. Die Behandlung findet im Liegen statt, die Behandelten bekommen, falls sie es wünschen, eine Decke. Manche Befragten gaben für sie sehr konkret erkennbare einzelne Schritte der Therapieabfolge an: „Also beginnt bei den Füßen, geht dann weiter zum Becken, legt da ihre Hände drauf und spürt mal irgendwas, geht dann bei mir meistens zum Kopf weiter oder arbeitet direkt am Magen, Verdauung. Je nachdem, was ich brauche.“ (IP2w, Z. 154-157) Andere beschrieben eher ein allgemeines Gefühl während der Sitzung: „Und meine Therapeutin sagt auch, wir kommen dann beide ein bisschen wie in Trance. […] wir schwingen gleich […].“ (IP7w, Z. 107/108, 110) Auch wenn sie mit einem konkreten Anliegen zur Sitzung kommen, haben einige erwähnt, dass unabhängig davon noch der Rest des Körpers auf Ungereimtheiten überprüft wird: „Dann schaut man halt grundsätzlich, ist da jetzt irgendwas schief im Körper, weil es könnte ja auch von woanders herkommen.“ (IP5w, Z. 195/196) Ein weiterer Punkt, den einige Befragten erwähnt haben, ist die Rolle des Gesprächs im Laufe der Therapie. Nur eine erlebt die CST als rein körperliche Behandlungsform (IP7w), die anderen beschrieben therapeutische Gespräche, die mittels Fragen von Therapeutenseite aus gesteuert werden. Darauf soll jedoch später genauer eingegangen werden. Nach dem Ende der Behandlung wird Zeit gegeben zum Aufstehen, es kann zu einem Feedback über die erfolgte Behandlung kommen. Drei der Befragten beschrieben eine Nachwirkung der Behandlung in den folgenden Tagen und gaben an, dass das konkrete Ergebnis der Therapie erst 106 nach ca. 48 Stunden festgestellt werden könne. IP7w beschrieb auch unangenehme Nachwirkungen: „Danach, was schon oft ist jetzt bei diesen Behandlungen, dass ich einen Tag lang, da kommt dann oft Kopfweh. Also direkt den Tag drauf – weiß ich jetzt schon, Gott sei Dank – da kanns wirklich sein, dass es mir nicht gut geht, […] Und dann hab ich das Gefühl, dann nach ein oder zwei Tagen geht das durch eben und ich merk meistens ein Resultat.“ (IP7w, Z. 115 – 118, 120 – 122). Behandlungstechniken und Wirkmechanismen Die Frage nach der Wirkung der CranioSacral Therapie oder was denn nun eigentlich in einer Sitzung wirklich gemacht wird beantworteten viele spontan mit „keine Ahnung“. Bei genauerem Nachfragen kamen jedoch recht ähnliche weitere Antworten. Generell scheine es um Energie und Energiefluss im Körper zu gehen, so die Befragten: „[…] dass da ein Energiefluss passiert, durch die zweite Person, dass da die zweite Person energetisch durchlässig ist und sich drauf konzentriert, dass dann die Energien im anderen, im behandelten Körper auch zu fließen beginnen kann.“ (IP6m, Z. 151-155) Auch eine Sensibilisierung der eigenen Wahrnehmung sei durch die Sitzungen festzustellen: „Ja, eben dieses Gleichgewicht, diesen Fluss wieder herstellen und man selber wird auch wieder sensibilisiert.“ (IP4w, Z. 211/212) Doch was konkret MACHT der/die TherapeutIn? Hier zeigen sich die Antworten sehr unterschiedlich. Manche empfinden die Behandlung als reines Hand auflegen, andere wiederum beschreiben kleine Bewegungen, vereinzelt wird auch Druck auf bestimmte Körperstellen eingesetzt. „[…] die Hände legt sie auf den Bauch und spürt, wo jetzt grad Verspannungen im Gewebe sind, nehm ich an. […] Und versucht diese Verspannungen durch Verschieben und Richten des Gewebes wieder zu lösen. […] Manchmal, also die ersten Sitzungen waren wirklich richtig schmerzhaft, also da hat sie dann durchaus richtig fest hineingedrückt.“ (IP2w, Z. 167-173) 107 Die Aktivierung der Selbstheilungskräfte, die vielen Therapieformen der Komplementärmedizin zugeschrieben wird, beschreiben auch die Befragten bei der Wirkung der CST: „Also ich glaub, dass da eigentlich die (überlegt) Körperheilung oder die Funktionen des Körpers da irgendwie auch gestärkt werden und dass man dem hilft, diese Dinge von sich aus zu beseitigen auch.“ (IP5w, Z. 247-249) IP8, die selbst bereits als Therapeutin tätig ist und aufgrund dessen natürlich eine „Insider-Sichtweise“ hat, erklärt die Wirkung folgendermaßen: „Ja, der erste große Punkt ist eben die Durchlässigkeit, also Strukturen des Körpers, die vielleicht nicht mehr so zueinander stehen, miteinander tun, wie sie sollten oder könnten, werden durch bestimmte Griffe oder nur durch Vorstellung mit oder ohne Berührung, Vorstellung vom Therapeuten oder Klienten irgendwie wieder durchlässiger gemacht.“ (IP8w, Z. 477-482) Gehe es jedoch um wirklich kaputte Körperstrukturen, die man „reparieren“ müsse, so sei die CST nicht geeignet, lediglich könne eine bessere Durchlässigkeit des Gewebes nach der „Reparatur“ unterstützt werden, so IP8w. Wie bereits oben erwähnt, beschreiben sieben der acht Befragten die CST als eine Verbindung von körperlich, manueller Technik und therapeutischem Gespräch. In der Beschreibung werden Vergleiche zur Psychotherapie gezogen. Das Gespräch an sich sei sehr „assoziativ“, es werde viel mit Bildern gearbeitet und die Antworten, die sich im Moment ergeben, werden von den TherapeutInnen in die weitere Arbeit mit einbezogen: „[…] und dann geht sie eigentlich sehr gut auf diese komischsten Dinge, die da kommen eigentlich ein und arbeitet gleich damit […].“ (IP2w, Z. 198-200) Generell wird der Verlauf des Gesprächs als spontan und unvorhersehbar empfunden, eine Führung von TherapeutInnen-Seite sei jedoch festzustellen: „Also man selber ist ganz frei, aber man hat schon das Gefühl, dass man so auf einen wunden Punkt hingesteuert wird oder auf einen zu lösenden Punkt.“ (IP4w, Z. 193-195) Wie die Wirkung dieses Gesprächs in Zusammenhang mit den körperlichen Beschwerden steht, beschreibt IP6. Der Therapeut spüre in die Stellen hinein, in denen er Verspannungen feststellen konnte und es komme dann vor, dass in der Situation Bilder von früheren Erlebnissen auftauchen. 108 „Und das interessante war, dass über die Verbalisierung dieser Bilder sich diese Spannungen […] auflösen. Dass die dann rausgehen.“ (IP6m, Z. 118121) Die vom Körper gespeicherten Erlebnisse, könnten durch die Rückkehr zur verursachenden Situation in der Behandlung anschließend losgelassen werden, so IP6m. Diese Theorie unterstreicht IP8w. Der Körper habe ein Gedächtnis und speichere Ereignisse im Gewebe. So könne es zu Wechselwirkungen von Psyche und Körper kommen, da emotionale Ereignisse zu körperlichen Beschwerden führen können und umgekehrt. In der Bearbeitung dieser Beschwerden zeige sich dann oft eine Besserung auf der jeweils anderen Ebene. Auch wenn viele über die Wirkweise der CST nur spekulieren konnten, waren sich doch alle Befragten einig: es wirkt. Unterschiede und Gemeinsamkeiten verschiedener Therapieformen Alle Befragten gaben an, bereits Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Verfahren gesammelt zu haben. Von klassischen schulmedizinischen Therapien wie Stromtherapie, Streckbank oder Hyposensibilisierung bei Allergien über die klassische Physiotherapie und Massagen bis hin zu den verschiedensten Komplementärmedizinischen Therapieformen wurde vieles genannt. Am häufigsten wurden Berührungen mit der Osteopathie, der Akupunktur, der Homöopathie und mit Shiatsu angegeben. Auch Yoga und Feldenkrais zählen für einige zu den (hilfreichen) körpertherapeutischen Verfahren. Da alle Befragten mit unterschiedlichen Verfahren in Berührung gekommen sind, kann kein allgemeiner Vergleich zwischen der CST und einer anderen Therapieform gezogen werden. Mehrfach genannt wurde jedoch, dass die CST im Vergleich mit unterschiedlichen Verfahren jeweils als die sanftere und auch passivere Methode empfunden wurde. „Ja, Cranio fast auch die ruhigste Behandlungsform und die, wo man auch das Gefühl hat, es kommt sehr tief, es geht sehr tief. Weil man wirklich die ganze Zeit einfach daliegt und spürt und selber jetzt nicht ablenkt mit Bewegungen.“ (IP4w, Z. 269-273) 109 Während IP1 die Osteopathie im Vergleich zur CST als „das Gegenteil von guttuend“ (IP1w, Z. 185) empfand, sieht IP7 auch die Vorteile der Osteopathie: „[…] die [CST-Therapeutin] war sehr zart und das war dann fast ein bisschen zu wenig. Ich bin dann gegangen zu einem französischen Osteopathen […] der hat dann schon richtig rein gegriffen. […] ich glaub, zwei oder dreimal sogar war ich – das hab ich wirklich gebraucht, ja das war wichtig.“ (IP7w, Z.136/137, 141-143) Zwei der Befragten konstatierten eine Veränderung ihrer Bedürfnisse in Bezug auf körpertherapeutische Verfahren mit der Zeit. Die Beschäftigung mit diesem Gebiet habe zu einer Erhöhung ihrer Sensibilität geführt und einer immer feineren Wahrnehmung, wodurch inzwischen eine sehr feine Therapieform wie die CST eine starke Wirkung zeige und „mehr als genug“ (IP7w, Z. 280) sei. Vielfach wurde die Einzigartigkeit der CST in Bezug auf die Verbindung von körperlicher Therapie und therapeutischem Gespräch genannt. IP4w zog den Vergleich zur Psychotherapie. Während die Wirkweise der Psychotherapie ihrer Erfahrung nach auf Gespräch, Reflektion und Objektivierung der eigenen Handlungen und der damit gegebenen Möglichkeit der Änderung seiner Muster bestehe, sei die CST durch die direkte Verbindung zum Köper vermutlich der schnellere Weg: „Vielleicht manifestiert sich das dann schneller im Körper, wenn man das mit der Cranio einmal umprogrammiert hat.“ (IP4w, Z. 302-304) Auch IP5 sieht in der CST eine geeignete Behandlungsform für Probleme, die sich sowohl auf körperlicher als auch psychischer Ebene abspielen: „[…] wenns eher so eine psychosomatische Thematik ist, also sehr viel auch mit Geist und ein bissl mit Psyche zu tun hat, sag ich, ist die CranioSacral Therapie schon gut.“ (IP5w, Z. 336-339) IP8w fügt eine weitere Komponente hinzu, die in der CST stark zum Tragen kommt: „[…] dass es keine Methode ist, die sagt, so und so muss es sein […], sondern dass man schaut, was da ist und mit dem arbeitet. Das ist für mich der ganz große Punkt bei Cranio und der große Unterschied zu vielen anderen Körperarbeitsmethoden. Man muss nicht üben, der Körper übt es vielleicht von selbst.“ (IP8w, Z. 462/463, 465-469) 110 Speziell für sie als Sängerin sei interessant, dass die CST eine Auswirkung auf den Atem zeige, der sowohl beim Singen als auch im Leben „überhaupt das wichtigste“ (IP7w, Z. 300/301) sei. Die Einzigartigkeit der CST lässt sich sicher auch der enorm unterschiedlichen Empfindungen der einzelnen Befragten zuschreiben, allerdings schneidet die CST im Vergleich zu anderen Therapieformen durchgehend positiv ab: „Also wenn man das einmal gemacht hat, Cranio-Therapie, dann merkt man, dass die feinen Bewegungen von innen heraus, dass die eigentlich, bei mir zumindest, den Körper am besten wieder richten können. Sämtliches Massieren oder so […] hat für mich nicht diese Wirkung und nicht das Gezielte von einer Cranio-Therapie. Also ich hab wirklich das Gefühl, die Cranio ist das, was sein sollte, das Eigentliche.“ (IP2w, Z: 289-295) Zugang zur Komplementärmedizin – von Hardfacts, Goethe und der Schulmedizin Während sie früher nicht „daran geglaubt“ hätten, seien sie inzwischen der Komplementärmedizin gegenüber positiv eingestellt, erklärten zwei der acht Befragten. Gute Erfahrungen, vor allem bei Problemen, die von schulmedizinischer Seite nicht gelöst werden konnten, gaben den Ausschlag für die Kehrtwende. Verschiedene andere Gründe wurden für die Nutzung der Komplementärmedizin angegeben. IP3w zum Beispiel gab an, seit ihre Kinesiologie-Sitzungen keine ärztliche Hilfe mehr benötigt zu haben. Neben den Stichworten „ganzheitliche Behandlung“ und „persönlicher Kontakt“ zu den ÄrztInnen und TherapeutInnen, empfanden einige die Sichtweise der Schulmedizin auf den Menschen als problematisch: „Naja, die Schulmedizin reduziert sich quasi meiner Meinung nach nur so auf die Hardfacts.“ (IP6m, Z. 207/208) Speichere man einen Text von Goethe als PDF gebe ihn einem Schulmediziner, sehe dieser nur Nullen und Einsen und versuche dort den Fehler durch den Austausch einer Zahl zu beheben, anstatt das ganze Werk in seiner Einheit zu betrachten. (vgl. IP6m, Z.209-221) 111 Für IP4w passt die Komplementärmedizin in ihrem Wesen einfach besser zum „unerklärlichen Feld“ der Stimme. Die Vorgehensweise bei einem stimmlichen Problem ist bei den meisten Befragten recht ähnlich. Eine Abklärung mit dem HNO ist (nach der Besprechung mit der Gesangslehrerin) der erste Schritt bei einem schwerwiegenderen Problem, das nicht selbst durch den Einsatz von Tees, Lutschtabletten oder Ruhe gelöst werden könne. Anschließend kommt bei den meisten eine alternative Behandlung oder die Kombination von Logopädie und CranioSacral Therapie oder anderen körpertherapeutischen Verfahren in Frage. Allerdings sei der Faktor Zeit ausschlaggebend für die Wahl des Verfahrens, so IP4w. Sei viel zu tun, so habe sie meist nicht die Geduld für die schonendere komplementärmedizinische Therapie und greife dann doch zur Schulmedizin. (vgl. IP4w, Z. 333, 360-363) Bei der Auswahl der Ärztin/des Arztes oder des Verfahrens verlässt sich die Mehrzahl der Befragten auf Empfehlungen von GesangslehreInnen oder aus dem Freundeskreis. Wichtig erscheint auch der Vergleich der vorhandenen Möglichkeiten: „[…] ich würde darauf achten, was für Medikamente mir verschieben würden und dann immer mit anderen Ärzten oder Therapeuten vergleichen.“ (IP1w, Z. 253-255) Für IP5w ist das eigene Vertrauen in ein Verfahren noch ein wichtiger Punkt für die Entscheidung: „[…] wenn ich jetzt glaube, ich kanns mir nicht vorstellen oder es ist für mich ein absoluter Humbug und das mach ich nicht, dann würd ichs nicht ausprobieren. Weil ich glaub, dass sich dann der Körper viel zu sehr dagegen sträubt irgendwie, als dass es wirksam sein könnte.“ (IP5w, Z. 474-478) 112 Die Rolle der Behandelnden in der CST Eine Thematik, die sich aus den einzelnen Interviews heraus ergeben hat und nicht als ursprüngliche Frage im Leitfaden geplant war, ist die Rolle der Therapeutin/des Therapeuten in der CranioSacral Therapie. Viele der Befragten beschrieben Eigenschaften ihrer Therapeutin / ihres Therapeuten und brachten diese in Verbindung mit dem Erfolg der Sitzung. Mehrfach wurde auch ein Vergleich von verschiedenen TherapeutInnen mit dem gleichen Verfahren gezogen und so wurde klar, dass die Persönlichkeit augenscheinlich eine ganz entscheidende Rolle für den Erfolg der Therapie spielt. Sei eine gute Basis gegeben, so spiele die eigentliche Methode eine untergeordnete Rolle: „Weil das Heilsame ist alleine, sich gemeinsam mit diesem Menschen mit sich selbst auseinander zu setzen.“ (IP4w, Z. 387/388) Auch IP7w sieht den Erfolg weniger in den technischen Fähigkeiten als in der mentalen Ausrichtung der Behandelnden. Andere wiederum (IP2w und IP5w) gehen von bestimmten Fähigkeiten aus, die bei den TherapeutInnen besonders ausgeprägt sind oder gezielt geschult wurden: „[…] es gibt Menschen, die spüren besser als andere und Menschen, die Cranio-Therapie machen, […] dass die einfach drauf geschult worden sind, dass sie einen Körper einfach im Ganzen wahrnehmen können in seinen ganzen Schwingungen, Verspannungen und allem drum und dran.“ (IP2w, Z. 310-314) Die Erfahrung, dass die Persönlichkeit eine große Auswirkung auf den Verlauf der Behandlung hat, machte IP8w sowohl als Klientin, als auch in ihrer eigenen Ausbildung in der Craniosacralen Energiearbeit. Sowohl im zwischenmenschlichen Bereich: „[…] bei so feiner Arbeit und wenn es um Verbalbegleitung geht, dann muss es einfach stimmen.“ (IP8w, Z. 340/341) 113 Als auch in den Hintergrundkenntnissen der/des jeweiligen Behandelnden: „Und ich glaub, dass es da halt einfach auch wirklich im kleinen Wissen große Unterschiede geben kann, die der Patient spürt.“ (IP8w, Z. 321/322) Vor allem in der Verbalbegleitung spielen die kommunikativen Fähigkeiten aber auch die eventuelle Zusatzausbildungen eine große Rolle: „Wenn es jemand ist mit einer psychotherapeutischen Ausbildung, da kommst du wahrscheinlich viel weiter in der Prozessbegleitung.“ (IP8w, Z. 537-539) Anmerkungen zum Thema oder darüber hinaus Die gestellte Abschlussfrage über Anmerkungen zum Thema ergab in vielen Fällen ein Plädoyer für die Verbreitung der CranioSacral Therapie. Während IP1w und IP3w der Meinung waren, dass es unter Studenten weiter verbreitet werden müsste und auch das Angebot an der Universität mehr genutzt werden könnte, wies IP5 auf die generellen Vorteile einer CST-Sitzung fürs Singen hin: „Selbst wenn ich jetzt keine Störung hab […], dann sing ich immer besser, wenn es mir besser geht. […] Man fühlt sich ja nachher immer besser und das wirkt sich ja aus.“ (IP5w, Z. 537-541, 548/549) IP7w war der Meinung, dass die CST und auch die Osteopathie unter SängerInnen bekannter sein sollten, da das Singen immer eine Balance zwischen Entspannung und Spannung darstelle und sich somit körperliche Dysbalancen negativ auswirken können. „[…] dann nutzt alles Üben irgendwann nicht mehr. […] Und ich glaub, dass genau diese Therapieformen, genau zu diesem Thema Spannung, Entspannung im Körper, das Ideale wären.“ (IP7w, Z. 488-491) 114 9 Zusammenfassung Diese Magisterarbeit ist ein Versuch, sich komplexen Themen, die allesamt umstritten sind, auf eine wissenschaftliche Art und Weise zu nähern. Eine umfangreiche Literaturrecherche und die Beschäftigung mit der Methode der qualitativen Interviewforschung bilden die Grundlage dieser Arbeit. Zunächst werden die verschiedenen Ausprägungen von Stimmstörungen näher betrachtet. Da der Übergang von einem gesangstechnischen Problem zu einer Stimmstörung oft fließend ist und nicht genau getrennt werden kann, kommt nahezu jede/r SängerIn im Laufe seines/ihres Wirkens (teilweise unwissentlich) mit diesem Feld in Berührung. Daher liegt das Augenmerk auf der Unterkategorie der funktionellen Stimmstörungen. Diese sind durch einen beeinträchtigten Stimmklang, subjektive Missempfindungen und einen meist unauffälligen organischen Befund charakterisiert. In den meisten Fällen wird hier eine logopädische Therapie verschrieben. Zur Diskussion steht das Feld der psychogenen Stimmstörungen, also jene, die mit einer psychischen Komponente in Verbindung gebracht werden. ExpertInnen sind sich nicht einig, inwieweit diese – verschiedenen medizinischen Fachrichtungen zugehörige – Krankheit behandelt werden sollten. Während in den meisten Fällen eine Trennung zwischen klassischer Stimmtherapie und Psychotherapie stattfindet, plädiert zum Beispiel Jörg Kollbrunner für eine basale psychotherapeutische Zusatzausbildung von StimmtherapeutInnen. Bei den Therapiemöglichkeiten unterscheidet diese Arbeit zwischen der klassischen Stimmtherapie und komplementärmedizinischen Verfahren. Nach ausführlicher Literaturrecherche lässt sich feststellen, dass DIE klassische Stimmtherapie nicht existiert, da inzwischen Übungen und Anregungen aus verschiedensten Verfahren in diese einfließen. Auch in den Studien zur Wirksamkeit der Stimmtherapie wird deutlich, dass es keine einheitliche Form gibt. Anhand des Buches „Stimmtherapie mit Erwachsenen“ (Hammer, 2007) wird trotzdem der Versuch unternommen, eine Beschreibung der klassischen Stimmtherapie zu geben. Diese Therapie ist auf den fünf Therapiebaustein Tonus, Haltung und Bewegung, Atmung, Artikulation, Phonation und die zu behandelnde Person aufgebaut. In der anschließenden Beschreibung der komplementärmedizinischen Verfahren, die (positive) Erfahrungswerte in der Behandlung von Stimmstörungen angeben, wird deutlich, dass meist nur einige 115 dieser Bausteine integriert sind. Aufgrund dessen kann davon ausgegangen werden, dass eine isolierte Behandlung von Stimmstörungen mit komplementärmedizinischen Verfahren nicht sinnvoll und eine Kombination der klassischen und komplementärmedizinischen Ansätze wahrscheinlich am zielführendsten wäre. Die ebenfalls zu den komplementärmedizinischen Verfahren zählende Osteopathie und Manuelle Stimmtherapie bilden ein gesondertes Kapitel und werden genauer beschrieben, da sie in Verwandtschaft zur CranioSacral Therapie stehen. Deutlich wird vor allem, dass eine genaue Trennung der unterschiedlichen Ansätze kaum möglich ist, weil sie sich zum Teil parallel aus den gleichen Ursprüngen entwickelten und ähnliche Grundlagen und auch Behandlungstechniken aufweisen. Umfangreicher als ursprünglich beabsichtigt wurde das folgende Kapitel, da aus wissenschaftlichen Gründen die überaus kontroverse Diskussion Komplementärmedizin versus Schulmedizin und Überlegungen zur medizinischen Forschung eingeschlossen werden mussten. Zusammenfassend ist hier zu sagen, dass eine Annäherung der beiden Parteien aufgrund ihres unterschiedlichen Verständnisses von Krankheit und Gesundheit nur langsam vonstatten gehen kann. Dies wirkt sich auch in der Diskussion bezüglich der Forschungsmethoden aus, da sich die Anwendung eines schulmedizinischen Forschungsdesign zur Erforschung von komplementärmedizinischen Verfahren aufgrund ihrer Komplexität schwierig gestaltet. Für die vergleichbar komplexen Wirkmechanismen der Psychotherapie wurden bereits Forschungsmodelle entwickelt, die eventuell für die Untersuchung von Stimmstörungen und komplementärmedizinischen Verfahren adaptiert werden könnten. Eine Beschreibung der CranioSacral Therapie aus TherapeutInnensicht bildet die Überleitung zum Studienteil dieser Arbeit. Bei der CranioSacral Therapie muss zwischen verschiedenen Ansätzen unterschieden werden, hier werden der biomechanische Ansatz nach Upledger und der biodynamische Ansatz beschrieben. Der wesentlichste Unterschied dieser beiden Ansätze ist in der Ertastung des sogenannten CranioSacralen Rhythmus zu finden. Während Upledger von einem Rhythmus im Körper ausgeht, existiert in der Biodynamik die Annahme, dass drei verschiedene Rhythmen in unterschiedlichen Zyklen im Körper ablaufen und ertastet werden können. In der Forschung zu dieser Therapieform wurde darauf bisher keine Rücksicht genommen, wobei allein die Existenz dieses 116 Rhythmus bzw. dieser Rhythmen noch als umstritten gilt. Jäkel und Hauenschild konnten in ihrer 2012 veröffentlichten Übersichtsstudie jedoch eine Wirksamkeit der CranioSacral Therapie bei den Parametern Schmerzen und Lebensqualität feststellen. Die dargestellten anatomischen Zusammenhänge bei der Stimmproduktion und die gegenüber gestellten Behandlungsabfolgen in der CranioSacral Therapie weisen viele Parallelen auf. Diese können natürlich nicht als Beweis für die Wirksamkeit der Methode gelten, könnten jedoch einen logischen Zugang zu den bisher veröffentlichten positiven Erfahrungen geben. Da bei der Recherche zum Thema Stimmstörungen und CranioSacral Therapie nur Erfahrungsberichte aus TherapeutInnensicht zu finden waren, liefert die durchgeführte Interviewstudie einige Sichtweisen der behandelten PatientInnen. Diese qualitative Forschungsmethode eignet sich für die Sammlung von Daten von bisher nicht oder nur wenig erforschten Themengebieten. Die Befragung der acht SängerInnen ergab, dass durch die Behandlung mit CranioSacral Therapie die stimmlichen Probleme in allen Fällen verbessert oder gelöst werden konnten. Die Einschätzung dieser Therapieform ist durchgehend positiv. Ausgehend von den beschriebenen Fallbeispielen und den Ergebnissen der Interviewstudie kann davon ausgegangen werden, dass eine weitere Erforschung des unterstützenden Einsatzes von CranioSacral Therapie bei Stimmstörungen interessant sein könnte. 117 10 Ausblick Anhand der hier dargestellten Themenbereiche und Erkenntnisse, ergibt sich ein breites Feld für weitere Forschungsansätze. Abgesehen davon, dass komplementärmedizinische Verfahren generell noch nicht besonders umfangreich erforscht wurden, bietet auch der Einsatz von komplementärmedizinischen Verfahren bei Stimmstörungen viele Forschungsmöglichkeiten, da einige positive Erfahrungen bereits bekannt sind, ein evidenzbasierter Nachweis aber noch in keinem Fall erbracht werden konnte. Denkbar wäre ein Studiendesign, bei dem eine Gruppe von StimmpatientInnen ausschließlich klassische Stimmtherapie, eine andere Gruppe jedoch eine Kombination von klassischer Stimmtherapie mit beispielsweise CranioSacral Therapie erhält. Eine ähnliche Studie wurde von Friederike Fleischer und Petra Weese (Fleischer & Weese, 2008) bei der Kombination von Osteopathie und klassischer Stimmtherapie durchgeführt. Damals konnte kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden, allerdings bekamen die PatientInnen nur eine osteopathische Behandlung im Untersuchungszeitraum. Eine weitere Möglichkeit, die Auswirkungen der CranioSacral Therapie auf die Stimmfunktion zu erheben, wäre eine Vorher-Nachher-Studie. So könnten klassische Diagnoseverfahren vor und nach einer CranioSacral Therapie Sitzung durchgeführt werden und verglichen werden. Bei entsprechenden Ergebnissen ließen sich daraus Einsatzmöglichkeiten bei speziellen stimmlichen Problemen erkennen. Generell sollte zunächst eine Erforschung der Wirksamkeit der CranioSacral Therapie und sonstiger komplementärmedizinischer Verfahren durchgeführt werden, bevor genaue Untersuchungen zu den Wirkmechanismen stattfinden. 118 11 Literaturverzeichnis Astin, J. A. (1998 йил 20-Mai). Why Patients Use Alternative Medicine. Journal of the American Medical Association , pp. 1548-1553. Bechmann, A. (n.d.). www.zzb-internet-bibliothek.de. Retrieved 2014 йил 18August from Die Wissensgesellschaft und die Neuen Unkonventionellen gesellschaftlicher Wandel durch Kulturkraft: http://www.bibliothek-2003.zukunftszentrum.de/04_buecher/04-05/04-05-01_nana/PDF/Buchblock_NaNaProlog_Beitrag-1.pdf Biodynamik, W. S. (n.d.). Wiener Schule für Craniosacrale Biodynamik. Retrieved 2015 йил 13-Februar from http://www.craniosacralschuleaustria.at/biodynamik/unser-ansatz/ Böhme, G. (2010). Komplementäre Verfahren bei Kommunikationsstörungen. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG. Bundesministerium für Gesundheit. (n.d.). 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Genereller Zugang? • wann Komplementärmedizin/wann nicht? • welche anderen Verfahren wurden genutzt? • andere Verfahren bei stimmlichen Problemen? • Entscheidungsgrundlagen für Arzt/Ärztin und Verfahren? Anmerkungen 126 12.2 Transkription der Interviews 12.2.1 Interview IP1w 1 Gut, also, ich hab dir ja am Telefon schon kurz gesagt, worum es 2 ungefähr geht. 3 IP 1: Ja. 4 Also meine Arbeit handelt eben von Stimmstörungen und die 5 Möglichkeit das zu behandeln. 6 IP 1: Mhm (bejahend). 7 Mit dem Schwerpunkt auf der CranioSacral Therapie und die XXX 8 hat mir schon gesagt, dass du nicht aufgrund einer Stimmstörung 9 die Cranio hattest, aber für mich ist das jetzt trotzdem interessant, 10 weil ich einfach jetzt da so ein bisschen herumfragen werde. 11 Ja, erst einmal so von den Sachen, die ich halt brauch. 12 Wie alt bist du? 13 IP 1: 29 14 29. Und du studierst ME und? 15 IP1: ME, IME und IGP Gesang 16 Ok. Und welches Stimmfach bist du? Auch Mezzo oder? 17 IP1: Mezzo ja, Mezzo-Alt 18 Ok. So im Allgemeinen, wenn du ganz kurz erzählst, was du 19 machst? 20 IP1: Ich unterrichte in der Schule. Seit, also heuer ist es das fünfte Jahr. 21 Ich hatte nie eine volle Lehrverpflichtung, weil ich das Studium nebenbei 22 laufen hatte. Und (…) Gesang. Also ich komm aus Griechenland und 23 hab in Griechenland zwei Jahre Gesang studiert und dann bin ich nach 24 Wien gekommen. 25 Und dann hab ich hier ein Vorbereitungsjahr gemacht auf der MDW und 26 dann eben wurde ich, das Jahr darauf wurde ich dann angenommen. 27 Ok, das heißt du studierst jetzt seit? 28 IP1: fünf, also das ist das fünfte Jahr. 29 Fünf Jahren. (…) Bei dir ist es jetzt ja ein bisschen anders, das 30 heißt, ich frag jetzt von der anderen Seite her. Normalerweise frag 31 ich eben also welches stimmliche Problem da war. 32 IP1: Mhm (bejahend) 33 Wenn es für dich ok ist, frag ich dich jetzt einfach, was so der 34 Grund war, warum du zur Cranio gegangen bist? 127 35 IP1: Ähm, ich weiß nicht, was es heißt, zur Cranio gehen, aber es war 36 damals so: Ich musste Sprechtechnik 1 und 2 machen fürs IGP-Studium 37 und fürs ME-Studium und bei Sprechtechnik 2 war es dann so, dass wir 38 – weiß ich nicht mehr – zwanzig Minuten (überlegt) oder vierzig Minuten 39 alleine mit der XXX hatten. 40 Und da hab ich sie einmal gebeten, dass sie mir den Nacken einstellt, 41 weil sie bemerkt hat, dass mein Kopf zu weit vorn steht. Und sie hat 42 mich einfach hingelegt, hat sich mit dem Nacken beschäftigt und wie ich 43 dann aufgestanden bin, konnte ich gerade stehen, ich glaube das erste 44 Mal in meinem Leben (lacht). 45 Und das war auch für mich so eine super Erfahrung, wo ich mir gedacht 46 habe, ja, das brauch ich, das tut mir gut, ich bekomme dadurch ein 47 besseres Körpergefühl. 48 Also Sachen, die ich bei mir nie gespürt habe, so wie Nackenstellung 49 und so weiter, egal, wie oft es mir erklärt wurde, ich konnte das nicht so 50 einfach anwenden, weil ichs selber nicht gespürt hab. Aber mit diesen 51 leichten Bewegungen, keine Ahnung, was die XXX da macht mit ihren 52 Händen, wird man (überlegt), es wird einfach einem bewusst, dass – 53 also bei mir war das so - dass ich auf einmal gespürt hab, aha mein 54 Kopf geht von alleine nach rechts oder nach links und ich spüre sehr 55 kleine Berührungen und das bewirkt irgendetwas. Und danach hat 56 meine Gesangsprofessorin mir mal geraten, dass ich zu einem anderen 57 CranioSacral-Therapeuten geh, das hab ich auch gemacht. Ähm, das 58 war glaub ich nach einem Jahr danach. 59 Und der hat mich dann von Kopf bis Fuß durchgecheckt und irgendwie 60 zurecht geschoben. 61 Das Gefühl war super. Und nach drei, wie ich dann aufgestanden bin, 62 war das super und nach drei Sekunden wars wieder weg. 63 Also mir hat das bei diesem Therapeuten nix gebracht. Und dann, ich 64 glaub ich mach das immer einmal oder zweimal im Jahr bin ich dann bei 65 der XXX immer wieder. Nicht weil ich irgendein Problem hab, sondern 66 weil sie immer irgendetwas bewirken kann körperlich bei mir. 67 Und das letzte Mal war ich glaub ich im September, ähm, das war, mit 68 was haben wir uns da beschäftigt? (überlegt) 69 Was hat sie da gemacht? Ah ja, äh Regelschmerzen. Ich hab starke 70 Regelschmerzen und da hat sie ein bisschen herumgetan und Steißbein 71 auch und so, ja, diesen Bereich, Unterleibsbereich. 128 72 Und ich weiß jedes Mal, dass ich mich dann beim Singen dann auch 73 wohler fühle. Egal, ob ich jetzt stimmlich was mache bei ihr oder nicht. 74 Aber ein besseres Körpergefühl wirkt sich dann auch aufs Singen aus 75 bei mir. 76 Ok, das heißt, das ist jetzt, wenn ichs richtig verstanden hab, nicht 77 dein vordergründiger Beweggrund dass du dort hin gehst wegen 78 dem Singen, aber es hat Auswirkungen? 79 IP1: Ja. 80 Aufs Singen? 81 IP1: Ja. 82 Kannst du das noch irgendwie / 83 IP1: (unterbricht) naja, es ist gleichwertig, würde ich sagen. Es ist mir 84 wichtig, CranioSacral Therapie zu machen hie und da, damit ich besser 85 meinen Körper spüre fürs Singen. 86 Und es mir aber auch für mich persönlich wichtig, dass ich meinen 87 Körper besser spüre und fühle, abgesehen vom Singen her. 88 Ich glaube, das ist mir gleich wichtig. Weil auch für die Schule ist mir 89 das, meine Körperhaltung und ja, für meinen Beruf finde ich das gut, 90 sehr gut. 91 Ok und wenn du jetzt konkret überlegst, außer jetzt einem besseren 92 Körpergefühl, hat es irgendwelche, jetzt speziell für die Stimme 93 irgendwelche Auswirkungen, die du spürst? 94 IP1: (seufzt) (überlegt) speziell für die Stimme. Na, ich kann glaub ich 95 leichter (überlegt) das umsetzen, was meine Gesangsprofessorin von 96 mir verlangt. Aber das geht auch durchs bessere Körpergefühl, glaub 97 ich, weil ich spür mein Zwerchfell vielleicht besser und ähm (überlegt) 98 Verspannungen im (sucht nach Begriff) Unterkiefer spüre ich dann auch 99 besser oder eben mit dem Nacken auch. Ich glaub das hilft mir dann 100 schon, dass ich einfacher die Techniken dann anwenden kann oder 101 umlernen kann. 102 Ok. Um nochmal zur CranioSacral BEHANDLUNG zu gehen, du 103 hast vorhin schon gesagt, sie macht irgendwas mit ihren Händen. 104 IP1: Mhm (bejahend) 105 Wie spürst du das, oder – aus deiner Sicht – was macht sie? 106 IP1: (lacht) Ich hab keine Ahnung. (lacht). Sie hat mir nur einmal erklärt, 107 dass sie ganz – ah, das ist schon lange her – dass sie ganz sanft 108 irgendwas irgendwie drückt, oder keine Ahnung aber das so sanft, dass 129 109 ich den Druck nicht einmal spüre und dass die Muskeln dann drauf 110 reagieren. Äh, ich spür gar nix, ich spür nur, dass sie ihre Hand auflegt 111 und die Muskeln tun dann alleine irgendetwas. Entweder sie entspannen 112 sich oder sie drehen sich oder sie gehen nach rechts und nach links ja. 113 Aber ich hab keine Ahnung, wie das funktioniert. 114 (lacht) Ok. Wenn du das jetzt vergleichst mit – du hast gesagt, du 115 warst bei einer anderen Cranio – was ist für dich der Unterschied 116 von der Cranio bei der XXX zu der Cranio bei diesem Typen. 117 Gab es da irgendwas, was anders war oder? 118 IP1: Ich glaub, dass die XXX vom Typ aus viel angenehmer ist, aber das 119 ist eine individuelle Sache wahrscheinlich. Ich hab mich wohler gefühlt, 120 weil sie eine Frau ist. Und der andere Therapeut war erstens sauteuer 121 und das erste, was er zu mir gesagt hat war, ja ziehen sie sich aus bis 122 äh Unterhose, BH und das hat mich einfach überfordert. Das war für 123 mich der erste Punkt wo ich gedacht habe, äh hoppala, was (entrüstet), 124 warum, das kenn ich nicht so. Bei der XXX war das alles viel lockerer 125 und man hat vorher mit ihr gesprochen über das Thema, was soll sie 126 behandeln und warum und sie hat mir dann auch immer erklärt, was sie 127 vor hat zu machen und dann hab ichs eigentlich nicht mehr nötig, dass 128 sie mir sagt, du ich greif dich jetzt da an, ist das für dich ok. Das ist mir 129 dann eigentlich egal. Sie fragt zwar immer nach, aber bei der XXX 130 brauch ich das dann nicht mehr. Und beim Mann hab ich mir gedacht, 131 der der sagt nix, der macht einfach sein Ding und ich weiß nicht, wo er 132 mich danach angreift von Kopf bis Fuß also mhm (verneinend). Das war 133 keine gute Erfahrung. 134 Ok. Und hast du schon mal irgendwie, irgendwelche anderen 135 körpertherapeutischen Verfahren ausprobiert? 136 IP1: Nein 137 Ok, das heißt du hast nur die Cranio? 138 IP1: Ja. 139 Ok. 140 IP1: Ich weiß nicht, ob das von Bedeutung ist. Ich spiele ja auch Klavier, 141 als IME zweites Fach hab ich Klavier. Und ich hatte auch immer 142 Schulterschmerzen. Und diese sind – mittlerweile glaub ich, dass diese 143 Schmerzen mittlerweile stressbedingt sind – aber ich glaube, dass da 144 Cranio auch eine Rolle gespielt hat, weil es mir momentan besser geht. 145 Und wenn ich bedenke, dass ich im Jänner Klavier Abschluss hab 130 146 (lacht) ist der Stresspegel eigentlich hoch. Und ich hab aber trotzdem 147 keine Schmerzen (lacht). Ja, vielleicht hat das auch damit zu tun. 148 Ok. So, du hast eh grad schon kurz den Ablauf von so einer Cranio- 149 Sitzung beschrieben. Kannst du es nochmal ganz kurz genauer – 150 also wie sind die Schritte aus deiner Sicht, wie erlebst du eine 151 solche Sitzung von A bis Z eigentlich? 152 IP1: Mhm (bejahend) Es beginnt ja schon beim Termin ausmachen. 153 Weil, wenn ich mir einen Termin ausmache, dann denk ich mir schon 154 vorher, das machst du jetzt damit es dir gut geht oder das machst du 155 jetzt für dich. Diese Stunde schenkst du deinem Körper. Und wenn ich 156 dann bei der XXX bin fragt sie einmal generell ja, wie geht’s dir so und 157 es ist eine offene Frage und man kann erzählen, was man will. Sie gibt 158 einem den Raum den man braucht. Und (überlegt) danach fragt sie 159 meistens, ob es eine bestimmte Stelle gibt, mit der sie sich beschäftigen 160 sollte oder was für Wünsche ich hätte. Und dann geht sie auch meistens 161 drauf ein und dann arbeitet sie sich einfach durch. U während der 162 Therapie eben fragt sie dann auch, ist es ok, wenn ich dich jetzt da 163 angreife oder sie sagt ich greif dich jetzt da an, nicht erschrecken oder 164 es kann weh tun. Oder es kann – wenn es um den Darmbereich geht – 165 es kann glucksen oder es kann Geräusche machen, das ist dann gut. 166 Und egal was sie macht, man hat immer (überlegt) einen Freiraum und 167 man kann immer das sagen, was man gerade fühlt, hab ich das Gefühl. 168 Also mir geht es so, dass/ Du, XXX, jetzt spüre ich das, ja, dann sagt sie 169 wieder warum und wieso, also und diese ruhige Art, das ist ein 170 Wahnsinn. Das hat dann nicht nur mit dem Körper zu tun, sondern auch 171 mit der Seele (lacht). Ja und wenn sie dann zu Ende (überlegt) kommt 172 (…) ist das eigentlich auch, sie sagt jetzt nix besonderes, ist mir aufgef/, 173 fällt mir gerade auf, aber man weiß, jetzt ist die Therapie vorüber. Sie 174 gibt einem Zeit bis man aufstehen will, dass man langsame 175 Bewegungen macht, also langsam aufsteht und ja und die Stunde klingt 176 dann eben so langsam aus. (…) 177 Und ich schätze Cranio sehr, weil ich auch einmal eben mit meiner 178 Schulter damals halt, einmal hab ich mir das gegeben, dass ich 179 einrenken war. Ich hab gedacht, ich, ich werd verrückt. Der Osteopath 180 hat mich da irgendwie hingelegt und hat mich an/ von hinten irgendwie 181 in eine Stellung hingebracht und auf einmal gings kracks und krucks und 182 ich hab/ nie wieder in meinem Leben, nie wieder. Das ist so, so ungut 131 183 und wenn man, man hört ja die ganzen Knochen wie sie sich dann 184 zurecht/, ich weiß nicht, ob das dann wirklich, und wie lange das auch 185 anhaltet. Aber das ist echt, das war echt das Gegenteil von guttuend. Ja. 186 Ok. Jetzt hab ich noch so eine bissl umfassendere Frage. Und 187 zwar, die Cranio zählt ja zur Komplementärmedizin. Ich weiß nicht, 188 ob dir dieser Begriff was sagt? 189 IP1: Nein. (fragend) 190 Es gibt die Schulmedizin, also die uns bekannte. Und dann gibt es 191 eben die Komplementärmedizin, also manche sagen auch 192 Alternativmedizin oder/ 193 IP1: so wie Homöopathie? 194 Zum Beispiel. Homöopathie zählt dazu. Es zählt eben auch die 195 Cranio dazu. Wie ist denn dein Zugang generell zu diesen, ich sag 196 jetzt mal alternativen Heilmethoden? 197 IP1: Ähm, ich glaub, meine Eltern haben mich mit vier oder fünf zum 198 ersten Mal zur Homöopathie geschickt in Griechenland und seitdem hab 199 ich das weitergemacht und es hat bei mir meistens gewirkt und es hat 200 mir geholfen, wobei ich das auch logisch nicht verstehen kann, wie 201 sowas helfen kann, aber ok, es hat mir geholfen. War es jetzt hohes 202 Fieber oder Migräneanfälle oder was hatte ich noch? Na eigentlich diese 203 zwei Punkte waren die schlimmsten bei mir, also die schlimmsten 204 Erfahrungen, die ich gemacht habe. Und das einzige wo nichts geholfen 205 hat waren dann die Regelschmerzen, da hat Cranio auch nicht geholfen. 206 Ähm (überlegt) aber ich steh offen dem gegenüber, weil ich eben mit 207 Homöopathie gute Erfahrungen gemacht hab, mit der XXX auch gute 208 Erfahrungen gemacht hab, obwohl ich nicht wusste, dass CranioSacral 209 Therapie zu dieser Art gehört. Aber ich probier gern etwas aus. 210 Ok. Ich mach das jetzt im wenn-es wäre-Fall. Also wenn du jetzt ein 211 stimmliches Problem hättest, was wäre deine Vorgehensweise, 212 also wie würdest du jetzt versuchen damit umzugehen? 213 IP1: Hmm. Ich hatte vor dem Sommer ein paar Beschwerden beim 214 Singen. Und meine Gesangsprofessorin hat nix gehört, eine Kollegin 215 von ihr hat eine Verdickung gehört und dann hab ich eben mit meiner 216 Professorin ausgemacht, es kommen eh die Sommerferien und Schule 217 hört auch auf, also ich hab mir dann wirklich Zeit gegeben und hab 218 einmal pausiert. Und wie ich nach dem Sommer wieder angefangen hab 219 zu singen, hab ich gemerkt, aha, die Stimme bleibt mir weg, nachdem 132 220 ich geübt hab. Und das erste was ich gemacht habe, war zu einem 221 guten HNO-Arzt zu gehen, der sich auch mit Sängern auskennt. Der hat 222 dann wiederum überhaupt nix gesehen, dann hab ich gewusst, aha ok, 223 jetzt hab ich mich versungen, weil ich eben so lange pausiert habe, bin 224 ich dann falsch wieder eingestiegen. Und (überlegt) das worauf ich jetzt 225 irrsinnig gut achte ist, in der Schule meine Singweise und meine 226 Lautstärke zu dressieren. Ich hab nämlich auch eine laute Stimme und 227 setze die meistens auch ein und das ist nicht gut. Deswegen versuch ich 228 das eben jetzt schon seit ein paar Jahren immer mehr zu reduzieren und 229 andere Wege zu finden natürlich. Ähm, aber falls etwas ganz schlimmes 230 jetzt vorfallen würde, glaube ich, würde ich mich sofort an irgendeinen 231 Arzt wenden und (überlegt) jede weitere Hilfe, die es diesbezüglich gibt 232 auch in Anspruch nehmen. 233 Weil ich glaub, das wär schrecklich. 234 Und worauf würdest du achten, wenn du den Arzt auswählst? 235 IP1: Naja, der Tipp von der Gesangsprofessorin ist mir wichtig, dadurch 236 dass ich die XXX kenne ist mir ihre Meinung auch wichtig und würde sie 237 dann auch fragen, hab ich auch gemacht wie ich dann beim Arzt war. 238 Ähm. Und sonst vielleicht eventuell Kollegen, Studienkollegen, aber da 239 kennt man sich im IGP-Studium zu wenig untereinander finde ich, dass 240 man solche Sachen irgendwie bespricht. Ja oder eben von Professor zu 241 Professor fragen oder eben ja eigentlich der beste Ansprechpartner 242 wäre die Gesangsprofessorin. Und die XXX dann auch. 243 Und wenn du jetzt mehrere Verfahren zur Auswahl hättest, die die 244 helfen könnten bei diesem Problem, wie würdest du dich 245 entscheiden, was wäre deine/ worauf würdest du achten? 246 IP1: Ähm, es ist schwer, sich in diese Situation hineinzuversetzen. Weil 247 wie ich jetzt eben nach dem Sommer gedacht habe, oh, wahrscheinlich 248 hab ich was mit der Stimme, hab ich dann gemerkt, wie wichtig mir das 249 ist und wie selbstverständlich es für mich ist, dass, es funktioniert ja eh 250 alles und es ist eh immer alles gesund. Und wie ich eben diesen kleinen 251 Schock hatte, hab ich gemerkt na wie mir die Knie zittern, wenn ich so 252 etwas haben würde und es ist mir echt nicht sehr gut gegangen. Ähm, 253 ich glaube (…), ich würde drauf achten, was für Medikamente mir 254 verschrieben würden und dann immer mit anderen Ärzten oder 255 Therapeuten dann vergleichen. Also irgendwie glaube ich würde ich 256 mich da richtig durchsuchen und nicht einfach nur zu einem 133 257 Schulmediziner hingehen und er würde mich dann vollpumpen mit 258 Medikamenten und abwarten. Das ist mir, da ist mir die Stimme zu 259 sensibel und zu wichtig. Ich glaub ich würde da nach Meinungen fragen 260 und suchen, ja, und alles Mögliche ausprobieren. Ja. 261 Ok. (überlegt). Ja, die Frage stell ich jetzt auch noch kurz. Würdest 262 du auf die Idee kommen, dich von XXX therapieren zu lassen, wenn 263 du jetzt ein/ 264 IP1: also wenn ich jetzt ein stimmliches Problem hätte? 265 Mhm (bejahend) 266 IP1: dass ich nur zur XXX gehe? 267 Nur oder auch. 268 IP1: Auch auf jeden Fall! Auch auf jeden Fall. Aber ich glaube ich würde 269 zu erst einmal zu einem Schulmediziner gehen, damit ich auch das Bild 270 sehe, was ist mit den Stimmbändern oder was ist mit meiner Stimme los, 271 damit ich das einmal sehen kann. Und (überlegt) mit diesem Resultat 272 würd ich dann schon zur XXX gehen. 273 Ich würde diese zwei Sachen verbinden. Und ich glaub das ist auch in 274 ihrem Sinne so, weil sie auch mit einem HNO-Arzt arbeitet in der Praxis. 275 Ja, ich würde das verbinden. 276 Ok. Gibt es noch irgendwas was du so zu diesem Thema oder was 277 dir jetzt noch einfällt, wo du sagst, ah, da wär noch irgendwas oder 278 das hab ich vergessen oder irgendwas, was dir einfach wichtig 279 erscheint so in diesem Rahmen jetzt noch? 280 IP1: (überlegt) Was ist mir wichtig? Dadurch dass ich in der Schule 281 arbeite, würde ich es sehr gut finden, wenn die Schulmusiker auch 282 dieses Fach besuchen könnten oder Cranio mal ausprobieren dürften im 283 Laufe des Studiums. Besonders die Musiker. Weil ich bin immer 284 schockiert, wenn ich Kollegen sehe, also Musiklehrer, die mit ihrem 285 Körper nicht gut umgehen können und ich glaub, das ist natürlich vom 286 gesanglichen her, bin ich da sehr voreingenommen und wie muss ich 287 stehen oder wie soll ich stehen, was zeige ich, wenn ich so und anders 288 stehe. Aber ich finde das so wichtig, dass besonders die Musiker und für 289 alle Lehrer, das ein sehr interessantes Fach wäre, glaube ich, das sie 290 mal ausprobieren sollten. (…) 291 Und im Zusammenhang auch mit Stimmbildung im Sinne vom 292 rhetorischen Verhalten, glaube ich wär das auch sehr interessant. 134 293 Die XXX macht nächstes Semester in unserer Schule ein Seminar und 294 ich bin neugierig eben, wie sie das machen wird, weil ich finde, dass das 295 so gut zusammenpasst, diese Sprechtechnik – richtig sprechen als 296 Lehrer als Professor – und Körperhaltung. Ich glaube das würde sehr 297 viele entlasten. Oder die Stimme könnte ja ersetzt werden mit 298 Körperhaltung. 299 Ok. Dann danke ich dir sehr! 300 IP1: Ja, gern. 135 12.2.2 Interview IP2w 1 Gespräch davor 2 Ja, das heißt, du weißt schon ein bisschen worum es geht oder? 3 IP 2: Naja, das was du mir gesagt hast. Stimmstörungen, Stimme, 4 Cranio. 5 Genau, das ist so das Feld und ich hab da so meine Fragen dazu. 6 IP 2: Ok, dann schieß los. 7 Also zuerst einmal, um einmal das Umfeld ein bisschen zu 8 eroieren: was genau machst du jetzt oder auch bisher? 9 IP 2: Ähm, also ich hab Lehramt Musik studiert, abgeschlossen, hab 10 Bachelor IGP Gesang, also gemacht und abgeschlossen, mach jetzt 11 grad den Master IGP Gesang und unterrichte seit letztem Jahr in einem 12 Gymnasium. Also letztes Jahr hab ich mein Unterrichtspraktikum 13 gemacht am BORG in XXX und dieses Jahr bin ich in XXX an einem 14 Gymnasium, an einem ORG mit 6 Stunden und hab dort 5., 6., 7. 15 Klassen. Daneben sing ich immer ein bisschen. 16 Ok. (lacht) 17 IP 2: Soviels halt geht. 18 Und jetzt so von deinen sängerischen Erfahrungen her, hast du da 19 irgendwelche speziellen Sachen, was weiß ich, Chor oder Solo oder 20 irgendwas was du so regelmäßig machst? 21 IP 2: Also ich hab eigentlich so lang ich denken kann, hab ich immer in 22 irgendwelchen Chören gesungen. Also ich hab angefangen in der 23 Kirchenmusik, ähm und in Kinderchören, so das übliche. Und deswegen, 24 die Chöre begleiten mich eigentlich immer, wobei mich das Chorsingen 25 jetzt nicht mehr wahnsinnig interessiert, sondern eher Ensemblesingen. 26 Da mach ich regelmäßig bei XXX Programme, ich weiß nicht, ob du das 27 kennst. Das XXX leitet der XXX, der war XXX, den haben sie aber leider 28 ein bisschen raus gemobbt. Genau, aber der macht dieses XXX immer 29 noch und das sind so 10 – 15 Leute und das taugt mir recht, so im 30 Ensemble singen. Und was ich ganz viel und immer wieder mach ist bei 31 uns daheim in der Kirche singen, also so die Soli, ist eh klar und ganz 32 regelmäßig mach ich auch Kantorendienst in der Kirche also so 33 Psalmen und so dieses Zeugs. Und daneben, also die letzten zwei 34 Jahre hab ich bei so einem Volkshochschulkurs mitgemacht, da sind so 35 Opern erarbeitet worden und hab bei der Wiener Taschenoper immer 136 36 wieder Dinge gemacht. Vor drei, vier Jahren haben wir das kleine 37 Gespenst gemacht in Graz an der Oper und im Museumsquartier im 38 Dschungel. Da hab ich so eine kleinere Rolle gesungen und in 39 Barcelona waren wir mit der Taschenoper und haben das 40 Dreimäderlhaus gemacht. Ja. Ansonsten halt auf der Uni das übliche. 41 Ok. Und was genau hattest du dann für Probleme mit der 42 Singstimme oder mit der Stimme überhaupt? 43 IP 2: Ok (überlegt) 44 Also erzähl das, was du erzählen willst und was du nicht erzählen 45 willst, erzähl nicht. 46 IP 2: Na, ich überleg grade, weil so zusammengefasst hab ich das auch 47 noch nie für mich. (…) Ich glaub das sind verschiedene Richtungen ein 48 bisschen, wo es bei jedem Sänger irgendwie hakt. Das eine ist 49 irgendwie der Körperbau, ich hab ein bisschen eine schiefe Hüfte und so 50 eine leichte Skoliose und / Also nichts Schlimmes oder so aber dadurch 51 zieht sich das rauf bis in den Kopf. Und ich hab am Übergang einfach 52 das Problem, ich kann drüber schön singen und drunter schön singen 53 aber dazwischen ist einfach irgendwie ein bisschen haklig. Es geht 54 einfach nicht so richtig drüber. Und die Töne rutschen mir immer zu weit 55 zurück und solche Dinge. (…) Ich geb wahrscheinlich auch zu viel Druck 56 beim Singen. Also ich war einmal bei einem / Die XXX kennst eh gell? 57 Genau. 58 IP 2: Und bei der angeschlossen ist ja der Dr. XXX und bei dem war ich. 59 Und der hat dann eben gemeint, dass zu viel Druck auf den 60 Taschenfalten oder so ist. Weiß nicht genau, wie sich das dann äußert 61 und ja, er hat mir dann zehn Einheiten Logopädie eigentlich 62 verschrieben, wobei ich dann sehr schnell draufgekommen bin, dass bei 63 der XXX die Cranio einfach viel sinnvoller ist als die Logopädie. Wir 64 haben das dann einfach so hingedreht, dass ich auch auf 65 Krankenkassenkosten dann diese Cranio bekomm. Ich hoff, du leitest 66 das jetzt nicht weiter an die Krankenkasse. (lacht). 67 Nein (lacht auch) 68 IP 2: Ja, das ist das. Da bin ich halt immer wieder draufgekommen, dass 69 ich sängerisch dann ansteh, wenn ich einfach psychisch eher die 70 Blockaden hab. Wenn ich zu wenig Selbstbewusstsein hab, wenn ich 71 mich nicht aussingen trau, (…) wenn ich/ 137 72 Ja das kommt bestimmt auch alles irgendwie aus der Geschichte und 73 aus der Kindheit, weißt, wenn dir der Papa einmal sagt: du quietscht ja 74 nur herum oder irgend sowas, dann ist das halt nicht im Bewusstsein 75 sondern halt irgendwo unterbewusst drinnen: sing jetzt nicht. 76 Und dadurch glaub ich, dass es halt einfach zu sehr zurückrutscht, dass 77 ich es nicht vorne raus transportieren will, sondern dass es halt eher so 78 verhalten in mir drinnen ist. Ja und das ist so bissl diese Problematik, 79 dass ich zu viel nachdenke und immer drüber nachdenke, was denken 80 sich die anderen jetzt von mir, wenn ich sing. Und damit verbunden sind 81 dann auch so Magenprobleme und Darmprobleme gekommen und wenn 82 die XXX das behandelt, dann geht’s besser. Und im unteren Rücken bin 83 ich immer recht steif beim Singen und ich glaub schon, dass das auch 84 von dieser Schiefstellung kommt, ich weiß es nicht genau. Und das hat 85 sie halt auch öfters behandelt. Und danach hab ich wirklich, vor allem 86 die ersten Male, hab ich wirklich das Gefühl gehabt, unglaublich, wie frei 87 das jetzt ist. Ich bin einmal direkt nach der Cranio in die Gesangsstunde 88 gegangen und es war auf einmal da oben alles so locker (deutet auf 89 Hals-Kopf-Bereich) in der Kehle eben und das war ganz faszinierend, 90 wie durchlässig das auf einmal war und wie flüssig das gegangen ist. 91 Also da hab ich gemerkt, dass der ganze Körper einfach so von unten 92 bis oben eines war, nicht mehr dieses Feste, Kantige, das war irgendwie 93 auf einmal weg. 94 Das heißt, du bist eigentlich eben über einen Arztbesuch auf die 95 Cranio gekommen? 96 IP 2: Nein, ich hab die XXX natürlich gekannt von der XXX und hab 97 gewusst, dass sie eine super Therapeutin ist, auch Logopädie toll 98 macht. Ich hab sie eigentlich mal nur wegen einer Frage angeschrieben. 99 Ich weiß gar nicht, es ist schon so lang her. Ich hab damals noch nicht 100 dran gedacht, dass ich Cranio bei ihr machen könnte oder Therapie. Ich 101 wollte sie einfach fragen, weil meine Gesangslehrerin gemeint hat, dass 102 es in der Höhe immer so nasal klingt. Da hab ich sie dann halt gefragt. 103 Sie hat mich dann glaub ich zum XXX noch einmal geschickt und dann 104 bin ich wieder zurück zu ihr mit halt einer Überweisung. 105 Ok. Und das war wann ungefähr so das erste Mal oder hat sich das 106 überhaupt wiederholt? 107 IP 2: Vor zwei Jahren war das ungefähr. 108 Ok und seitdem/ 138 109 IP 2: Seitdem bin ich eigentlich recht regelmäßig bei ihr. Jetzt in letzter 110 Zeit überhaupt wieder. Mir ist vor anderthalb Monaten ein Bücherregal 111 auf den Kopf gefallen im Schlaf und dann hab ich eine 112 Gehirnerschütterung und Prellungen im Rücken gehabt und war dadurch 113 recht verschoben und deswegen war ich jetzt ein bisschen öfter bei ihr. 114 Ok und hast du das beim Singen auch gemerkt den Unfall? 115 IP 2: (überlegt) Hmm, ich hab es glaub ich eher auf Umwegen emotional 116 und psychisch gemerkt, weil es mir in der Zeit einfach nicht gut 117 gegangen ist und ich überhaupt keine Kraft gehabt habe und dadurch 118 war dann die Stimme auch sehr steif einfach und überhaupt nicht 119 beweglich und ich hab keine Kraft gehabt das emotional und psychisch 120 zu leisten und dadurch halt auch nicht stimmlich. Ist klar, also wenn es 121 einem nicht gut geht, kann man nicht singen, also ich zumindest. 122 123 Unterbrechung durch Umgebungslärm – Ortswechsel (ca. 5 Minuten) 124 125 Auf ein Neues. 126 So, also. Das heißt, wie viele Cranio-Sitzungen hattest du 127 ungefähr? Oder so überschlagsmäßig. 128 IP 2: Puh, es müssten so an die / Also am Anfang sind mir zehn 129 verordnet worden, da haben wir vielleicht sechs davon gemacht und 130 jetzt / Ich glaub, ich hab bis jetzt zehn gehabt. 131 Und wenn du jetzt so Cranio-Sitzung beschreibst, so von A bis Z. 132 Wie läuft das ab? Und auch was wird aus deiner Sicht gemacht? 133 IP 2: Sind die ganzen Leute, die du interviewst bei der XXX? 134 Fast, nein, es gibt zwei, die nicht bei ihr sind. 135 IP 2: Also, ich komm meistens mit dem Rad hin und sie ist meistens 136 schon/ Wenn ich vor der Tür steh, dann kommt sie meistens grade raus. 137 Und macht die Tür auf und begrüßt mich und ist immer sehr positiv 138 gestimmt und sehr gut gelaunt meistens. Dann gehen wir hinein in 139 diesen Raum, setzen uns zuerst einmal an den Tisch und (lacht kurz) 140 besprechen, wie es mir geht und wie die letzte Zeit so war und kommen 141 meistens sehr schnell auf den Punkt. Und sie versucht dann immer 142 herauszufinden, ob ich jetzt grad eben (sucht nach dem Wort) 143 Logopädie, wie sagt man denn? Eine Logotherapeutische Einheit (lacht) 144 brauch oder Cranio und sie fragt mich da auch eigentlich, was ich grade 145 brauche. (…) Nachdem sie dann mich einmal gefragt hat, wo es eckt 139 146 und was nicht passt, leg ich mich auf die Liege. Vorher darf ich immer 147 noch einen Schluck Wasser trinken, das find ich immer so nett, dass sie 148 ein Glas Wasser dort stehen hat. Dann fragt sie, ob ich eine Decke 149 brauche und beginnt dann unten an den Füßen, legt einmal die Hände 150 von/ also nicht legt sondern greift eigentlich von unten auf die Füße 151 drauf und spürt einmal – also ich hab eigentlich keine Ahnung was sie 152 macht – aber ich hab das Gefühl sie spürt einmal so ein bisschen die 153 Energie, hab ich das Gefühl, dass sie am Anfang einmal ein paar Punkte 154 durchgeht und abcheckt, wo es aus ihre Sicht grade irgendwo fehlt. Also 155 beginnt bei den Füßen, geht dann weiter zum Becken, legt da ihre 156 Hände drauf und spürt mal irgendwas, geht dann bei mir meistens zum 157 Kopf weiter oder arbeitet direkt am Magen, Verdauung. Je nachdem, 158 was ich brauch. Also am Anfang wars bei mir immer eben so Darm - / 159 Magen-Geschichten. Und sie hat dann / 160 Entschuldigung, dass ich dir nicht so in die Augen schau, ich versuch 161 mich grad zu konzentrieren. 162 Kein Problem. 163 IP 2: und in diese Dings hineinzuversetzen (lacht). Musst dir schon 164 denken, he, redet die noch mit mir oder nicht. 165 Nein, nein, tu was du brauchst. 166 IP 2: Ähm, am Anfang eben waren diese Magen-Darm-Geschichte und 167 sie hat dann immer die Hände legt sie auf den Bauch und spürt, wo jetzt 168 grad Verspannungen im Gewebe sind, nehm ich an. So erklärt sie es 169 zumindest. Und versucht diese Verspannungen durch Verschieben und 170 Richten des Gewebes wieder zu lösen (lacht). So irgendwie hab ich das 171 verstanden. Wobei es ganz verschieden ist. Manchmal, also die ersten 172 Sitzungen waren wirklich richtig schmerzhaft, also da hat sie dann 173 durchaus richtig fest hineingedrückt. Sie hat mir das so erklärt: wenn 174 man eine Faust hat und eine offene Hand und man drückt mit der 175 offenen Hand in die Faust oder auf die Faust drauf, dann löst sich 176 automatisch auch die Faust. Also wenn man auf eine Stelle mit einem 177 Druck hingeht, dann kann sich dadurch diese andere Stelle eben lösen. 178 (…) Hmm (überlegt). Und jetzt in letzter Zeit, seit mir das Regal auf dem 179 Kopf gefallen ist, arbeiten wir halt hauptsächlich an den Kopfschmerzen. 180 Also zum Bauch noch. Sie fährt auch mit der einen Hand immer unters 181 Becken drunter und mit ganz feinen Bewegungen, hab ich das Gefühl, 182 richtet sie die untere Lendenwirbelsäule wieder ein. (…) Das Spannende 140 183 find ich immer, sind diese ganz feinen ruckartigen Bewegungen, die es 184 dann im Körper drinnen gibt. Also wenn man da so entspannt liegt und 185 sie arbeitet, dann zuckt das immer irgendwie so. Das ist irgendwie ganz 186 faszinierend. Ja (…) 187 Die XXX ist dann glaub ich auch eine, die versucht, das mit Reden zu 188 kombinieren, ihre Therapie, mit ganz interessanten Fragen, die wirklich 189 oft ins sehr abstrakte gehen, wo sie halt auch den Körper dann teilweise 190 befragt, was der jetzt braucht. Also schon richtig eigentlich in die 191 Psychotherapie hinein. Oder dass sie sagt, wo mir jetzt diese Bücher 192 drauf gefallen sind, dass sie sagt: stell dir vor, dass die Bücher aus dem 193 Körper wieder heraus gehen und zurück aufs Regal, also quasi in der 194 umgekehrten Reihenfolge. (…) Ja und sie lässt es immer eigentlich 195 recht offen. Also wenn sie eine Frage stellt und keine Antwort kommt, ist 196 es auch ok. Oft fällt einem einfach dazu nichts ein. Oder wenn jetzt 197 irgendwo eine Verspannung ist und sie sagt dann, wenn du dir das jetzt 198 bildhaft vorstellen müsstest, wie schaut das aus und dann geht sie 199 eigentlich sehr gut auf diese komischsten Dinge, die da kommen 200 eigentlich ein und arbeitet gleich damit und ja, das gefällt mir recht gut 201 bei ihr. 202 Ja, dann geht sie eben weiter zum Kopf, legt ihre Hände unter den Kopf 203 drunter. Jetzt bei meinen Kopfschmerzen/ Ich weiß nicht genau, sie hat 204 mir einmal erklärt, dass sie nicht diese Bewegung macht, sondern dass 205 der Kopf diese Entwirr-Bewegungen eigentlich selber macht. Und am 206 Anfang bei der ersten Einheit, wo sie mit mir am Kopf gearbeitet hat, hab 207 ich das nicht gewusst. Ich hab geglaubt, diese Bewegungen macht sie 208 und hab das so angenehm gefunden und bin immer ganz mit diesen 209 Bewegungen mitgegangen, die sie gemacht hat und irgendwann hat sie 210 mir dann eben einmal erzählt, dass das der Kopf selber macht und seit 211 diesem Zeitpunkt ist es für mich irgendwie recht seltsam, weil ich weiß, 212 mein Kopf macht das selber und dadurch ist man irgendwie, denkt man 213 drüber nach und ist irgendwie nicht mehr so frei, dass das von selber 214 passiert, sondern versucht gleich in irgendeine Richtung zu gehen mit 215 dem Kopf, also mit dem Denken. Ja, das war für mich so ein 216 interessanter Punkt einfach. 217 Ja (…) Am Schluss von einer Sitzung geht sie dann noch einmal diese 218 Punkte durch, die sie am Anfang auch durchgegangen ist. (…) Und ich 219 hab dann das Gefühl, dass sie spürt: jetzt passts wieder. Ein- zweimal 141 220 wars so, dass ich eher das Gefühl gehabt hat, naja, da hat sich jetzt da 221 unten noch irgendwas verklemmt oder so. Ja, das war dann einfach so, 222 ich hab das dann auch nicht mehr erwähnt. 223 Und ist das dann verschwunden im Lauf der Zeit oder? 224 IP 2: Ja, das ist dann eh wieder verschwunden. Also sie sagt es eh 225 immer, dass es zuerst einmal noch schlimmer werden kann. Oder es 226 könnte sein und dann sollte es besser werden. Die Cranio hat bei mir 227 nicht jedes Mal wirklich gut geholfen. Grad bei den Kopfschmerzen, das 228 war dann schon im Moment oft einmal besser, wenn sie den Kopf dann, 229 sagen wir so, wenn der dann ganz extrem auf der linken Seite gelegen 230 ist, dann waren die Kopfschmerzen besser und dann am Nachmittag 231 oder so sind sie dann halt wieder gekommen. Aber grad beim Bauch 232 hab ich das Gefühl, dass mir das wirklich sehr sehr gut hilft. Und auch 233 beim – das hab ich dir eh erzählt – mit dem unteren Rücken, dass sie 234 das irgendwie wieder eingerichtet hat. 235 Und dann auch eben im Zusammenhang mit der Stimme? 236 IP 2: Genau ja. Genau. 237 Ok. Hast du irgendeine andere Form der Behandlung schon 238 ausprobiert? Jetzt speziell im stimmlichen Bereich? Also wenn du 239 ein Problem hattest, welche Dinge hast du da so probiert? 240 IP 2: Also eigentlich noch gar nicht viel. (…) Hmmm. (überlegt). Wart 241 mal. Nein, also eigentlich außer Cranio-Therapie und eben zwei-drei 242 Logotherapie-Einheiten. Logo/ Logopädie, nicht Logotherapie, sag mal, 243 Logotherapie. Logopädie! (lacht). Die Fremdwörter. Nein, nicht wirklich. 244 Einmal hab ich, hmm, was war denn das das? Was gibt’s da. Osteo – 245 Osteopathie, ich glaub das war vielleicht was in diese Richtung aber das 246 war nur einmal und das war so teuer, dass ich einfach nicht mehr 247 hingegangen bin. Ich glaub, die hat 150 Euro verlangt die gute Dame. 248 Das war mir dann einfach ein bisschen zu viel. Nein, aber sonst halt 249 entweder einmal einen anderen Gesangslehrer für kurz oder/ Ich hab 250 das Gefühl, wenn man dann ein anderes Stück singt oder einfach einmal 251 zwei Tage gar nicht singt, danach geht’s eh wieder. Aber wirklich 252 Stimmstörungen oder so hab ich nicht wirklich gehabt. 253 Ok. Und hast du ansonsten, also für andere Beschwerden, in 254 irgendeiner Form schon ein anderes Verfahren versucht oder 255 angewendet? 256 IP 2: Für Beschwerden am restlichen Körper? 142 257 Ja. 258 IP 2: jetzt nicht mit der Stimme zusammenhängend? 259 Nicht unbedingt mit der Stimme zusammenhängend. 260 IP 2: (…) Ich hab einmal eine gebrochene Rippe gehabt, da ist dann so 261 ein neues Verfahren ausprobiert worden, wo mit so einem Hammer 262 drauf geklopft wird und dadurch soll das dann besser durchblutet 263 werden und das Zusammenwachsen gefördert werden. Ansonsten (…) 264 Akupunktur. Da bin ich bei einer chinesischen TCM-Ärztin, die auch 265 immer wieder so Kräuter verschreibt, vor allem jetzt für den Magen und 266 Darm war das jetzt bei mir öfter. Ja. (…) Einmal hab ich so (lacht), war 267 ich glaub ich so, wie hat das geheißen, Heiler oder bei so einem 268 Energetikermenschen. Ich weiß gar nicht mehr was der genau gemacht 269 hat. Ich kann mir nur mehr gut dran erinnern, dass er dann am Schluss/ 270 Genau, der hat immer die Hände irgendwie so drüber gehalten (lacht) 271 und am Schluss hat er dann seine Hand über eine Kerze gehalten 272 (lacht) und da war dann dieser Ruß drauf und dann hat er ganz 273 dramatisch aus diesem Ruß irgendwas herausgelesen, (lacht) irgend 274 einen Scheiß. Da bin ich dann auch nicht hingegangen (lacht). Das war 275 mir dann zu esoterisch. Ja. Ja, aber so Yoga und solche Dinge sind halt 276 überhaupt find ich fürs Gleichgewicht ganz gut. 277 Und wenn du jetzt diese Dinge nimmst und soweit halt möglich mit 278 der Cranio vergleichst. Was sind da jetzt so die wesentlichen 279 Unterschiede oder wo vielleicht auch Gemeinsamkeiten? 280 IP 2: Mir ist vor einer Woche, hats mir voll den Rücken verrissen. Also 281 ich weiß, das war noch von diesem Regal, weil das einfach noch nicht fit 282 war hinten und weil das alles noch sehr fragil war, hat einfach bei die 283 kleineste Bewegung genügt, dass ichs mirs wirklich voll verrissen hab 284 und ich hab mir wirklich gar nicht mehr bewegen können. Und ich bin 285 eigentlich am Boden gelegen und mir ist ganz schwarz vor Augen 286 gewesen und es nichts mehr gegangen. Ich hab meinen Kopf nicht mehr 287 zur Seite drehen können und bei jeder Bewegung hats mir irgendwie 288 weg getan. Und da hab ich gespürt, dass das Einzige, was mir jetzt 289 helfen kann, eine Cranio ist. Also wenn man das gemacht einmal, 290 Cranio-Therapie, dann merkt man, dass die feinen Bewegungen von 291 innen heraus, dass die eigentlich, bei mir zumindest, den Körper am 292 besten wieder richten können. Sämtliches Massieren oder so oder was 293 man so mitgekriegt hat in den Jahren hat für mich nicht diese Wirkung 143 294 und nicht das Gezielte von einer Cranio-Therapie. Also ich hab wirklich 295 das Gefühl, die Cranio ist das, was das sein sollte, das Eigentliche. 296 Und was glaubst du, woran das liegt? 297 IP 2: (überlegt) Ich glaub, dass der Körper grundsätzlich ein Gesunder 298 ist und dass man immer davon ausgehen kann, dass alles passt. Und 299 wenn irgendwie psychisch was nicht stimmt oder, ja bei mir ist es halt 300 meistens psychisch, dann schlägt sich das einfach irgendwie auf den 301 Körper und dann wird der Körper krank, wenn er nicht psychisch die 302 Unterstützung hat. Und (…) jetzt hab ich ein bissl den Faden verloren. 303 (lacht) 304 Macht nix. 305 IP 2: Ich hab ihn gleich wieder. Was war nochmal die Frage 306 zwischendurch bitte? (lacht) 307 Was du glaubst, woran es liegt, dass die Cranio diese Wirkung hat, 308 die du jetzt vorhin beschrieben hast. 309 IP 2: (überlegt) Ich glaub, dass man sehr viel spüren kann und es gibt 310 Menschen, die spüren besser als andere und Menschen, die Cranio- 311 Therapie machen, also praktizieren, so wie die XXX, dass die einfach 312 drauf geschult worden sind, dass sie einen Körper einfach im Ganzen 313 wahrnehmen können in seinen ganzen Schwingungen, Verspannungen 314 und allem drum und dran. Und ich glaub, dass keine Schulmedizin mit 315 irgendwelchen Medikamenten die Wurzel von einem Problem so packen 316 kann. (…) Die Verspannungen und das alles, das kann halt, find ich, da 317 doch besser gelöst werden, im Ursprung einfach irgendwie. Und die 318 Schulmedizin, ich find das wäscht nur so drüber. Natürlich muss man 319 sich dann immer überlegen, was ist die Wurzel von dem Problem. Wo 320 fängt das an? Warum geht’s mir nicht gut? Ja, das ist jetzt grad alles ein 321 bissl schwammig, was ich da red, aber es fällt mir grad nicht besser ein. 322 (…) Hmm. (…) Ja, es will mir grad nicht besser einfallen. 323 Na, das passt eh. Du bist quasi eh von selber schon in mein 324 nächstes Themengebiet gerutscht. (lacht) Und zwar ist es ja so, 325 dass eben die CranioSacral-Therapie zur Komplementärmedizin 326 zählt. Der Begriff sagt dir was? 327 IP 2: Ist das sowas wie Alternativmedizin? 328 Genau. Alternativmedizin ist ein anderer Begriff dafür oder 329 alternative Heilmethoden oder was auch immer. Und die Cranio 330 zählt eben zu dieser Form. Und ich hab jetzt für diesen Bereich 144 331 noch ein paar Fragen die sich da so generell eben auf die 332 Komplementärmedizin beziehen. 333 IP 2: Du versuchst grad, besonders schön zu sprechen oder? (lacht) In 334 besonders zusammenhängenden Sätzen. 335 (lacht) Ja, genau. Mit möglichst wenig ähm dazwischen. 336 IP 2: Es waren nur zwei oder drei dabei, geht schon. 337 Ok. Ähm (lacht) 338 IP 2: (lacht) 339 Was ist denn dein genereller Zugang zur Komplementärmedizin? 340 Oder um die Frage anders zu stellen: wenn du krank bist, was sind 341 deine Schritte? Und zwar können wir das jetzt gerne trennen in 342 wenn du krank bist allgemein und wenn du krank bist Stimme. Das 343 wären jetzt so meine zwei Gebiete, die mich interessieren. 344 IP 2: Ok. Also ich merk, dass ich dann krank werde, wenn ich Stress 345 hab, einen Druck hab, wenn es mir psychisch nicht gut geht. 346 Grundsätzlich bin ich gesund und sobald irgendwie etwas kommt, wo ich 347 nicht mehr zurecht komm, ist mein Körper einfach geschwächt und hat 348 einfach die Möglichkeit oder die ganzen, was es da auch immer gibt, 349 Bakterien, Erreger oder was auch immer, haben halt die Möglichkeit, 350 dass sie mich krank machen. Und wenn ich krank bin, dann weiß ich 351 eigentlich immer recht gut, woran es liegt und versuch einfach, dass ich 352 wieder mehr zur Ruhe komm. Das ist bei mir eigentlich das, dass ich 353 genau merk, dass mein Körper sagt: so, jetzt legst du dich so lange ins 354 Bett, bis du dich einfach wieder erholt hast. Und das hat meistens gar 355 nichts damit zu tun, dass ich irgendwie (…) wie soll ich sagen. (Magen 356 von Interviewerin knurrt) (lacht) Hast auch schon einen Hunger. 357 Ja, ein bisschen. 358 IP 2: Ich weiß einfach, dass es daher kommt, dass es mir psychisch 359 nicht gut geht, das ist bei mir halt immer irgendwie so. 360 Und wenn ich stimmlich krank bin, dann hab ich da schon eine genaue 361 Abfolge, was ich da tu (lacht). Das erste ist, ich koche mir einen 362 Salbeitee und gurgel mit Tonsillol und nehm Strepsils. Also das ist für 363 mich dieses Programm. Und bestrahl mich mit einer Infrarotlampe und 364 spüle meine Nase mit Emser Nasensalz (lacht). Ja und trink zusätzlich 365 Thymiantee und dann mach ich mir immer noch einen Eibischwurzeltee. 366 Also das ist so mein Programm und ich weiß, wenn ich das mach, dann 367 geht’s mir einfach wieder gleich einmal gut und weiß aber auch, dass ich 145 368 stimmlich dann krank werd, wenn ich nicht krank werden sollte und 369 wenn ich mich anscheiß vor irgendwas. Also wenn ich mir denk, ei, da 370 gibt’s jetzt keine zweite Besetzung, ich darf jetzt auf keinen Fall krank 371 werden, na bumm zack, bin ich krank. Und hab aber für mich auch 372 schon versucht irgendwie Strategien zu finden, dass ich da gut drüber 373 komm. 374 Ok. Das heißt, du nimmst ärztliche Hilfe eigentlich nicht in 375 Anspruch? 376 IP 2: Hmmm (überlegt) 377 Oder vielleicht anders gestellt die Frage: Wann nimmst du ärztliche 378 Hilfe in Anspruch? 379 IP 2: Also wenn eine Halsbeschwerde, irgendwie Kehlkopfentzündung 380 oder was auch immer, länger als (…) anderthalb Wochen dauert, dann 381 schon. Und so, jetzt allgemein auf die Gesundheit (…) Wenn ich eine 382 Blasenentzündung hab, das hab ich ungefähr einmal im Jahr, dann geh 383 ich zum Arzt, weil dann brauch ich ein Antibiotikum und das ist das 384 einzige Mal, wo ich dann wirklich ein Antibiotikum nehm für 385 Blasenentzündung. Das halt ich gar nicht aus. Ich hasse 386 Blasenentzündung. 387 Das kann ich verstehn. 388 IP 2: Aber sonst eigentlich nicht. Ich mein, jetzt mit dem Rücken halt. 389 Ok. Und worauf achtest du, wenn du dir einen Arzt aussuchst? 390 IP 2: (…) (überlegt) Naja, ich hab eigentlich eh meine fixen Ärzte. Also 391 ich hab einen Allgemeinmediziner in Wien, den brauch ich nur, damit er 392 mir Überweisungen schreibt und damit ich Medikamente krieg, die ich 393 brauch. Also da weiß ich meistens recht genau, wenn ich zum 394 Allgemeinmediziner geh, was ich will von ihm. Also da geh ich nicht hin, 395 weil ich sag, das und das tut mir weh, was hab ich? Also ich schau, dass 396 ich relativ bald zu einem Spezialisten komm. HNO-Arzt schau ich, dass 397 er gleichzeitig auch ein Phoniater ist. (…) (überlegt) Naja, natürlich, dass 398 er kompetent ist, ich weiß nicht, also. 399 Achtest du auf komplementärmedizinische Zusatzausbildungen? 400 IP 2: Hmm, nicht wirklich. Also, eben wie gesagt, zum 401 Allgemeinmediziner geh ich sowieso nur, hab ich eh erklärt. Und sonst 402 geh ich eh entweder zu einer chinesischen Ärztin oder zur Cranio- 403 Therapie und beim HNO ist es mir eigentlich relativ wurscht, weil ich das 404 Gefühl hab, da bringt für mich jetzt irgendwie Alternativmedizin dann 146 405 nicht so viel. Also das was ich mach, mach ich eh selber mit Tees 406 trinken und so und wenn ich das Gefühl hab, es geht so nicht mehr weg, 407 dann vertrau ich eh drauf, dass der mir irgendein Medikament gibt, das 408 was hilft. 409 Ja, da war jetzt so das, was ich wissen wollte. 410 IP 2: Ich hasse Interviews. (lacht) 411 Und jetzt gibt’s noch die obligatorische Abschlussfrage. 412 IP 2: Ja bitte. 413 Gibt’s noch irgendwas, was dir wichtig erscheint oder wo du das 414 Gefühl hast, dass du da noch irgendwas vergessen hast oder wo 415 du das Gefühl hast, dass das ein Thema wär, das damit jetzt noch 416 zusammenhängt, das ich jetzt nicht gefragt hab. Was dir einfällt. 417 IP 2: (überlegt) Nein! 418 Nein! Gut! 419 IP 2: Vielleicht ist es einfach nur, weil ich schon einen Hunger hab. 420 (lacht) 421 Das kann schon sein. (lacht). Ja, passt! Dann dank ich dir! 422 IP 2: Gerne. 147 12.2.3 Interview IP3w 1 So, also lass dich von diesem Ding da nicht schrecken. Erzähl mir, 2 was du erzählen willst und was du nicht erzählen willst, erzählst du 3 nicht. Und wenn du überlegen musst, überleg. Wenn du – keine 4 Ahnung – wenn du dich verhaspelst, verhaspel dich, es ist total 5 wurscht. Einfach, wie es halt kommt. 6 IP 3: Ok. Ja. 7 Und ich hab dir eh schon gesagt. Es geht um Cranio in 8 Kombination mit Stimmstörungen bzw. mit Stimmproblemen. Also, 9 Störung oder Problem oder auch im Zusammenhang mit anderen 10 körperlichen Problemen, die sich auf die Stimme auswirken. Also 11 das ist so das Themenfeld und ich hab ein paar Fragen, die ich dir 12 einfach stellen werde und ja, so läuft das dann ungefähr ab. 13 IP 3: (lacht) Ok. 14 Gut, ich schreib mir jetzt nur ganz kurz auf (…). Heut ist der 13. Ich 15 muss das ein bissl protokollieren. Im Endeffekt, in meiner Arbeit ist 16 das alles total anonymisiert, dein Name wird nirgends aufscheinen, 17 es wird auch niemand wissen, dass du das bist, weil ich alle 18 Sachen, die drauf hinweisen, dass es du sein könntest, irgendwie 19 mit XXX oder so markier. 20 IP 3: Ok. 21 Und auch so Personen, die hier genannt werden, werd ich einfach 22 neutralisieren. Ja. 23 Gut. Erst einmal so zur Einleitung: Was genau studierst du und was 24 machst du beruflich? 25 IP 3: Also ich hab Musikerziehung studiert und bin im Prinzip schon fast 26 fertig, schreib nur noch meine Diplomarbeit und bin jetzt schon für sechs 27 Stunden in XXX in der Schule. Also ich bin halb Studentin, halb Lehrerin 28 und bin jetzt schon, Moment, (Rest des Satzes wurde auf Wunsch der 29 Interviewpartnerin neutralisiert). Diplomarbeit und Gesang. 30 Darf ich fragen, wie alt du bist. 31 IP 3: 25 32 Und hast du irgendwelche sonstigen sängerischen Erfahrungen 33 jetzt außerhalb von der Uni? 34 IP 3: Chor gesungen hab ich und zu Hause haben wir halt so eine 35 Volksmusik-Truppe, da singen wir auch relativ viel, aber das wars. 148 36 Ok. Ja und jetzt um gleich in das Thema einzusteigen: Welches 37 stimmliche Problem hattest du oder hast du? 38 IP 3: Ich hab ja XXX Semester Gesang gehabt schon und war da bei 39 XXX und es hat alles gut funktioniert, es war nie irgendwie ein Problem 40 und im letzten Sommer wollte ich dann die Aufnahmeprüfung für IME 41 noch machen und auf einmal ist nichts mehr gegangen. Ich hab nicht 42 mehr gescheit singen können. Ich hab jedes Mal, wenn ich in die Stunde 43 gegangen bin, nur mehr geweint, weil es nicht mehr gegangen ist. Ich 44 hab wirklich gar nicht mehr singen können. Und dann sind wir eben 45 draufgekommen, dass das Problem vor allem hier sitzt (deutet auf den 46 Hals). Also meine Kehle ist immer nach oben gewandert und ich hab 47 immer so ein Engegefühl gespürt und ja, das ist einfach nicht 48 weggegangen. Sämtliche Übungen, es hat nicht funktioniert. Und an 49 dem arbeite ich jetzt auch noch. Also es ist jetzt eigentlich (zögert kurz) 50 weg. Und was man auch noch sagen muss, das Ganze hat glaub ich 51 deswegen angefangen, weil ich zwei Mal davor eine 52 Rippenfellentzündung gehabt habe. Rippenfellentzündung ist ja, dass du 53 da dann (deutet auf Brustkorb seitlich und atmet) nicht mehr aufmachen 54 kannst, weil es so arg schmerzt und dadurch hab ich glaub ich das 55 Ganze da (deutet auf Hals) ein bisschen herbekommen. Also das war 56 glaub ich der Ursprung, aber es hat sich so rein verlagert, dass es da 57 richtig fest geworden ist. Und in dem Sommer eben, letzten Sommer, 58 war das dann so, dass es einfach mit XXX nicht mehr funktioniert hat, 59 dass ich gesagt hab, es geht einfach nicht mehr. Ich kann nicht mehr 60 singen, ich kann weder die Aufnahmeprüfung machen und ich kann 61 auch nicht meinen Abschluss machen, weil ich hab wirklich nicht mehr 62 singen können. Und dann bin ich eben zur XXX gekommen und 63 aufgrund dessen – ich hab schon Kinesiologie auch gemacht – dann 64 auch zur XXX, also mit Cranio. 65 Ich hoff, das war jetzt nicht zu verwirrend. 66 Nein, nein! Hast du für dieses stimmliche Problem auch einen Arzt 67 aufgesucht? 68 IP 3: Ja, war ich auch. Beim HNO, das hat eben alles gepasst, da war 69 nichts irgendwie auf Stimmbändern oder sonst was. Alles in Ordnung, es 70 war wirklich nur das, dass das da (deutet auf Hals) so arg verkrampft 71 war und dass ich wirklich dieses Engegefühl – also ich kanns nicht 149 72 anders beschreiben – also dass das da so raufwandert (deutet auf 73 Kehlkopf) und nichts mehr geht. Und ja. 74 Und hat der dich irgendwo anders hin verwiesen oder war das die 75 Diagnose? 76 IP 3: Nein, da haben wir eigentlich nur geschaut, ist eh nicht irgendwie 77 ein anderes Problem da. Also einfach geschaut, ob nicht irgendwas 78 drauf liegt oder sonst was. 79 Ok. Und davor, hattest du irgendwann schon einmal irgendwelche 80 stimmlichen Probleme oder? 81 IP 3: Eigentlich nicht. Also ich glaub, dass ich es prinzipiell sowieso nicht 82 immer GANZ richtig gemacht hab, das Singen jetzt, aber so richtig 83 ausgewirkt, hat es sich dann erst letzten Sommer. Das ist dann richtig 84 aufgetreten, dass nichts mehr gegangen ist. 85 Ok. Und du bist dann zur Cranio gegangen, weil? 86 IP 3: Weil das eben nicht funktioniert hat. Weil erstens einmal die XXX 87 halt auch Logopädin war und natürlich rausfinden wollte, was ist da. Und 88 dann ist sie aber drauf gekommen, dass das da drinnen eben wirklich so 89 was ist, wie ein Muskelkater. Also dass ich da wirklich eine richtige 90 Verspannung drinnen gehabt hab und die hat sie mir dann quasi gelöst. 91 Also die ist dann durch sie gelöst worden. 92 Wie oft warst du bei ihr? 93 IP 3: Ich war insgesamt sicher fünf oder sechs Mal schon bei ihr, aber 94 das hat sie in einer Sitzung schon gelöst. Also dieses Kehlkopfproblem 95 hat sie gelöst. 96 Und wie war das danach beim Singen? 97 IP 3: Hmm (überlegt). Es hat sich viel besser angefühlt, es hat sich so 98 (lacht kurz), wie soll ich sagen, es hat sich warm und (lacht) so nicht so 99 fest sonder so einfach irgendwie gepflegt und weich angefühlt. Das war 100 ganz arg. Das hat glaub ich eine Woche gedauert, dass ich das so 101 richtig gemerkt hab, dass das da richtig so wohltuend war. Allerdings 102 sind wir halt dann auch draufgekommen, es war nicht nur das das 103 Problem, sondern es, also es kommt immer wieder. Also jetzt nicht der 104 Krampf oder der Muskelkater, sondern einfach immer wieder, dass ich 105 ein bisschen in das reinrutsche, in das, dass ich da ein bisschen 106 draufdrücke. Und an dem arbeiten wir halt jetzt noch immer. 107 Mit der XXX auch oder im Gesang? 150 108 IP 3: XXX war ich jetzt seit dem Sommer nicht mehr. Also hat schon 109 auch mit mir gearbeitet, ja, so Übungen gezeigt, aber halt eher mit der 110 Logopädie. 111 Ok. Das heißt, du warst bei ihr sowohl logopädisch, als auch in der 112 Cranio. Wie war das Verhältnis ungefähr? 113 IP 3: Vier Sitzungen Cranio sicher, eine war dann fifty-fifty und eine 114 wirklich Logopädie, also mehr nicht. 115 Ok. Kannst du einmal beschreiben, wie du so eine Cranio-Sitzung 116 erlebst. Also so von A bis Z eigentlich, was passiert da oder auch 117 schon davor und danach? 118 IP 3: Ok, Naja, anfangen tun wir ja immer, dass wir zuerst besprechen, 119 was möchten wir heute machen quasi. Dann darf ich mich hinlegen 120 (lacht). Und eigentlich geht’s dann schon los. Weil dann denkst du dir: 121 so, jetzt lasst dich einmal fallen, weil jetzt wird eh an dir gearbeitet und 122 die XXX wird’s schon richten (lacht). So quasi. Und ja, ich weiß nicht, 123 alleine wenn du da so da liegst und du spürst einfach, dass sich was tut. 124 Was bei mir ganz arg ist, ist mein Bauch. Also, oder mein Bauch halt, 125 das Zentrum da herunten halt, dass das zum Schnurren anfängt. Also 126 ich nenn das halt einfach Schnurren. Das fängt so, wie wenn man 127 Hunger hat, zum Arbeiten an. Sobald das losgeht, weiß ich, ok jetzt ist 128 mein Körper auf den Modus eingestellt und es geht los. Also es fließt 129 irgendwie alles durch und ja, es fühlt sich einfach gut an. Also (überlegt) 130 ja, ich hätt noch nie erlebt, dass ich jetzt bei der Cranio etwas als 131 unangenehm empfunden hätte, also es ist immer wohltuend eigentlich. 132 Man merkt schon, dass sich was tut und man merkt auch manchmal, 133 welchen Bereich sie grade angreift, aber es ist nie unangenehm. 134 Und wie geht’s dann weiter? 135 IP 3: Wir reden dann viel, die XXX kommt dann auch auf viele Sachen 136 oft drauf und fragt, könnte das sein, warum, warum, hast du da schon 137 einmal eine Verspannung gehabt, erinnerst dich an was, hat das mit 138 deiner Geburt zu tun und sonstige Sachen. Und du redest dann drüber, 139 sie sieht irrsinnig viele Sachen, also von Lebensmittelallergien bis hin zu 140 psychischen Sachen. Über das redest du dann auch oder redest auch 141 nicht sondern sie sagts halt nur oder erwähnt es nur und du weißt 142 schon, ok das hat sie jetzt auch behandelt quasi. Und sonst, ja 143 (überlegt). Ja, es läuft eigentlich dann eh immer so ab. 151 144 Du hast gesagt, sie sieht irrsinnig viel. Was heißt das? Oder wie 145 würdest du das beschreiben? 146 IP 3: (überlegt) Naja, ich glaub erstens einmal, sie hat eine gute 147 Menschenkenntnis. Das ist einmal das erste und zweitens, wenn sie 148 jetzt mit deinem Körper arbeitet, merkt sie total viele Sachen. Also wie 149 zum Beispiel, es war bei mir noch was mit der Verdauung und dann hat 150 sie sofort gesagt, schau einmal bei den und den Lebensmittel, verzichte 151 auf die, sie glaubt, dass das mein Körper nicht wirklich verträgt zum 152 Beispiel. Oder ob da irgendwas tiefergründig mit meinen Eltern ist, weil 153 sie irgendwas beim Kopf gespürt hat. Solche Sachen halt. 154 Ok. Und was aus deiner Sicht macht sie, um das zu lösen oder um 155 das zu behandeln. 156 IP 3: Sie (überlegt) weiß ja, welche Punkte im Körper für das 157 verantwortlich sind, dass die quasi Energie oder der Fluss halt im Körper 158 nicht dort ist und den bringt sie halt wieder, oder den Punkt greift sie halt 159 an und bringt dadurch das System wieder in Ordnung. Also so hab ich 160 das Gefühl, ganz simpel erklärt. 161 (überlegt) Natürlich manchmal ists auch ein bisschen Gewalt, naja, 162 Gewalt ist bissl zu, aber kraftvoller, die Aktion, die sie macht, das sind 163 dann nicht immer nur Berührungen, sondern es ist schon einmal, dass 164 sie mal wo reindrückt und das vielleicht kurz schmerzt aber, ja. 165 Ok, das heißt, sonst ist es eher 166 IP 3: Ja, find ich so / ja, wie wenns halt eben so her greift oder so, das 167 ist halt eben eher, ich find so punktweise, dass sie weiß, ok, da muss sie 168 jetzt was arbeiten. Oder bei den Füßen. 169 Und hast du irgendwelche / bzw. erst mal eine andere Frage. 170 Warum hast du dich für die Cranio entschieden? 171 IP 3: Ich selber hab schon Kinesiologie auch vorher schon gemacht und 172 dort war ich auch Patientin, quasi, und hab einfach gewusst, dass das 173 (…) funktioniert. Also ich war nicht mehr / ich war früher sehr kritisch 174 dem gegenüber, also so Alternativsachen und da eben das bei der 175 Kinesiologie schon irrsinnig bei mir geholfen hat, also von Auftrittsangst, 176 sonst alles Mögliche, hab ich gewusst, nachdem mir die XXX gesagt hat, 177 ich soll einmal zur XXX gehen, dass ich das wirklich probieren will, weil 178 es ja sehr ähnlich ist. Also, es ist nicht das Gleiche, aber Kinesiologie 179 und Cranio sind sich ja ähnlich. 152 180 Das ist gut, dass du das grad sagst, weil mein nächster Punkt ist 181 eben: wenn du jetzt die Cranio mit anderen Verfahren vergleichst, 182 zum Beispiel mit der Kinesiologie oder ich weiß nicht, was du noch 183 ausprobiert hast? Ob du da noch irgendwelche anderen 184 Erfahrungen hast? 185 IP 3: Nein, eigentlich nicht. 186 Ok, dann nimm einfach die Kinesiologie. Und wenn du jetzt die 187 Cranio mit der Kinesiologie vergleichst, aus deiner Sicht jetzt, wo 188 liegen die Unterschiede und wo liegen die Gemeinsamkeiten? 189 IP 3: Gemeinsam ist einmal, dass man selber eigentlich nur da liegt und 190 man über die Sachen einmal spricht. Und dass eben auch die Punkte 191 halt berührt werden. Unterschied ist ein großer, dass in der Kinesiologie 192 viel mehr noch mit Energie zu tun hat, find ich oder spür halt ich, ich 193 kanns jetzt nicht genau sagen. Und ein bisschen kleinere Berührungen 194 sind, also dass jetzt so/ zum Beispiel, sie greift mir oft mit dem 195 Zeigefinger da her (deutet auf Schulterbereich). Und bei der XXX ist es 196 irgendwie (lacht kurz) flächiger. Also das ist irgendwie/ und auch 197 manchmal eben wirklich, dass sie irgendwo reindrückt oder halt ja, 198 irgendwas mehr spürbar macht, das ist in der Kinesiologie weniger. Also 199 das funktioniert wirklich immer nur mit angreifen und Energie. Das ist der 200 wesentlichste Unterschied. 201 Und von der Wirkweise her, was glaubst du, wie soll man sagen/ 202 Wirkt das beides gleich oder wirkt das auf anderen Ebenen oder 203 wirkt das eine mehr auf den Körper und das andere mehr auf den 204 Geist oder die Seele oder wo auch immer man das jetzt trennen 205 will. Aber gibt’s Unterschiede in diesen feinen Wirkweisen? 206 IP 3: Für meine Empfindung ist die Cranio ein bisschen körperlicher. 207 Also so wie die XXX den Krampf hat lösen können, dass hätte 208 wahrscheinlich die Kinesiologin nicht ganz so gut können, glaub ich. 209 Also weil halt die Kinesiologie mehr/ Zum Beispiel wenn ich eh so was 210 wie vom Kopf aus irgendwelche Blockaden oder so hab, das funktioniert 211 einwandfrei mit der Kinesiologie. Also überhaupt kein Ding. Aber eben 212 das was mehr den Körper betrifft, glaub ich, funktioniert Cranio besser. 213 Einfach, was ich selber erlebt hab. 214 Ja, darum geht’s ja. (lacht) 215 IP 3: (lacht auch) 153 216 Und wenn du jetzt/ Also ich stell jetzt so eine hypothetische Frage: 217 Für welches Problem, also versuchs einfach ein bisschen zu 218 kategorisieren, für welches Problem würdest du jetzt eher die 219 Kinesiologie wählen und für welches würdest du eher die Cranio 220 wählen. Ich mein, du hast es eh schon angedeutet, aber vielleicht 221 fällt dir noch was anderes ein. 222 IP 3: Ja, wenns mir seelisch oder psychisch nicht so gut geht, geh ich 223 auf jeden Fall IMMER zur Kinesiologie. Und zur Cranio bin ich halt vor 224 allem bedingt wegen Gesang gegangen, also das hab ich halt so eher 225 getrennt. Also die Kinesiologin hat auch mit der Stimme nicht so viel zu 226 tun, da kennt sich halt einfach dann die XXX besser aus. Das kommt 227 auch noch dazu. Also mit Gesang war ich eigentlich immer bei der XXX, 228 höchstens, es ist darum gegangen, dass ich Angst hab, dass ich da jetzt 229 singen muss, dann kann ich genauso zur Kinesiologin gehen. Also 230 solche Sachen funktionieren gut bei der Kinesiologin. 231 Gut. Ja, du hast ja vorhin eh schon den Begriff Alternative Medizin 232 ins Spiel gebracht. Die Cranio als auch eben die Kinesiologie 233 zählen ja zur Alternativmedizin, man nennt es 234 Komplementärmedizin auch. Wie stehst du generell da dazu? 235 IP 3: Ja, eben, seit ich bei der Kine/ Vorher hab ich an das weniger 236 geglaubt, also das muss ich ganz ehrlich sagen. Also an so Sachen, 237 dass das wirklich funktioniert, dass mir wer helfen kann, nur durch das 238 dass er irgendwelche Sachen berührt. Also dass er mich heilen kann 239 unter Anführungszeichen. Aber wie ich eben dort meine erste 240 Rippenfellentzündung gehabt hab und bei der Kinesiologie war und mir 241 vorher nichts geholfen hat. Und ich muss halt auch sagen, ich hab mich 242 gegen Antibiotikum gewehrt, da bin ich halt kein Vertreter von dem. Da 243 hab ich mir gedacht, ok probierst es halt damit und das war einfach dann 244 ein Wahnsinn. Ich war ja bei meiner Kinesiologin und hab immer zu ihr 245 gesagt, nein, jetzt schaun wir mal, ich glaub dir das sowieso nicht, dass 246 das nur so funktioniert. Und sie ist halt auch so der Typ, der sagt, ja ok, 247 dann glaubst es halt nicht, ist mir eh wurscht, aber schaust es dir mal 248 an. Und dann war ich gleich nach der ersten Sitzung, ich hab das so 249 gemerkt, eh so wie bei der Cranio, man setzt sich auf und man ist 250 einmal komplett tüt, also so (lacht), nicht ganz, entweder, wie wenn man 251 was getrunken hätte oder keine Ahnung. Und dann eben, wie das dann 154 252 in den darauffolgenden Tagen war, wie ich das gemerkt hab, wie das auf 253 mich wirkt. Also seitdem bin ich der volle Vertreter. 254 Und WIE hats gewirkt, wenn ich fragen darf? 255 IP 3: Natürlich, die Rippenfellentzündung war nicht gleich weg, aber es 256 war einfach für mich so/ ich war nicht mehr so schwach. Ich war ja 257 richtig schwach, ich hab ja die Treppen nicht hinaufgehen können, zum 258 Beispiel. Ich hab ja nicht mehr gescheit atmen können und ich hab mich 259 total immer rein gesteigert, weil ich mir gedacht, ich hab jetzt einen 260 Asthmaanfall oder so, weil ich überhaupt nicht atmen hab können. Und 261 das hat sich total wieder durch das Ganze beruhigt und hat wieder 262 funktioniert. Und auch die Heilung ist sicher schneller gegangen. Also es 263 war die zweite Rippenfellentzündung und an der ersten bin ich zwei, drei 264 Monate drangehängt und an der zweiten halt dann einen Monat dann 265 insgesamt. 266 Das heißt, du hast es davor schon schulmedizinisch probiert? 267 IP 3: Ja, also Antibiotikum hab ich auch bei der ersten verweigert, wo 268 mir dann alle gesagt haben, du bist selber schuld, deswegen dauert es 269 auch drei Monate. Aber da war ich früher schon immer ein Gegner 270 gegen solche Sachen, hätt ich vielleicht doch dort nehmen sollen, 271 stimmt schon, hätte es wahrscheinlich beschleunigt, wäre nicht so ein 272 Leidensdruck gewesen. Das wollte ich dann eben das zweite Mal 273 verändern, aber auch nicht durch das, dass ich das Antibiotikum nehm. 274 Was sich aber auch noch geändert hat, ist seit ich das Alternative mach, 275 ich nehm wirklich keine chemischen medizinischen Sachen mehr. Wenn, 276 dann nur mehr homöopathisch. 277 Das heißt, du arbeitest homöopathisch schon auch? 278 IP 3: Ja. Naja, arbeiten. Das heißt, ich besorg mir halt in der Apotheke 279 das homöopathische und nicht das chemische, sag ich jetzt einmal 280 (lacht). 281 Machst du einen Unterschied, wenn du krank bist, ob du dir 282 schulmedizinische Hilfe suchst oder ob du dir 283 komplementärmedizinische Hilfe suchst? 284 IP 3: Das witzige ist, seit ich bei der Kinesiologie bin, war ich eigentlich 285 nie krank. (lacht) Also maximal einmal vielleicht, dass es mir nicht gut 286 gegangen aber dass ich jetzt/ Ich war jetzt schon ewig nicht mehr beim 287 Arzt. 155 288 Kann sein, dass das jetzt Zufall ist oder dass das eben nicht Zufall ist 289 (lacht). 290 Das weiß ich dann nicht. Ja wirklich jetzt. Mir würd jetzt nicht einfallen, 291 warum ich jetzt zum Arzt gehen hätte sollen. Nein. Gar nichts. 292 Was wäre ein Punkt, wo du dir einen Arzt suchen würdest? Ist jetzt 293 natürlich eine total hypothetische Frage wieder, aber 294 IP 3: Ich weiß es nicht. (…) Nur einen Frauenarzt und einen Zahnarzt. 295 (lacht). Ja, ich wüsste wirklich nicht, weil, ja, da müsste ich wirklich 296 sterbenskrank glaub ich sein. Wenn das jetzt nur wieder mit normal 297 krank ist, glaub ich, kriegt man das in den Griff, ja. 298 Ja, eine Frage hab ich noch und zwar. Was sind deine 299 Entscheidungsgrundlagen, wenn du dich jetzt für ein Verfahren 300 entscheidest? Also worauf achtest du? 301 IP 3: Was meinst du jetzt? 302 Also angenommen, es würd dir jetzt jemand sagen, probier einmal 303 das aus. Wann würdest du das ausprobieren bzw. auf was würdest 304 du achten? 305 IP 3: Jetzt nur im Alternativbereich oder allgemein? 306 Sowohl als auch. 307 IP 3: Also Alternativ würd ich jetzt definitiv, wenn jemand sagt, das ist 308 eine gute Person im Bereich Alternativ-Energiesachen, dann würd ich es 309 auf alle Fälle ausprobieren. 310 (überlegt) Das ist eigentlich das wichtigste, also dass eine 311 vertrauenswürdige Person zu mir sagt: geh dort hin, der oder die kann 312 dir helfen. Also das ist für mich ein ganz entscheidender Punkt, dann 313 würd ich es ausprobieren. Und probieren heißt ja nicht, dass etwas 314 schief geht, denk ich mir. Probieren würd ich immer was. 315 Auf die Gefahr hin, dass ich mich ein bisschen wiederhole: Wenn 316 du jetzt ein erneutes stimmliches Problem hättest, was wären deine 317 Schritte, wie würdest du vorgehen? 318 IP 3: Mit meiner Gesangslehrerin sprechen, eigentlich mit ziemlicher 319 Wahrscheinlichkeit eben auch zur XXX gehen, eigentlich sicher. Und 320 einfach/ Ich würds genau wieder so machen, wie ich es jetzt gelöst hab. 321 Eigentlich mit dem so arbeiten, logopädisch wie auch Cranio und eine 322 gute Gesangslehrerin haben, das ist halt auch wichtig. Die auch auf das 323 schwört, also das ist natürlich auch wichtig. Ich war nämlich vorher beim 324 anderen Extrem, der selber Arzt ist und das ist jetzt halt ganz anders, 156 325 also diese zwei Ebenen zu fahren. Der eine, der Arzt ist und 326 Gesangslehrer, der immer ein Problem hat, sobald irgendwas, du ein 327 bisschen Schnupfen hast oder. Das ist ja zum Beispiel bei der XXX 328 überhaupt nicht. Bei der XXX darfst du dich auch räuspern, ich mein 329 jetzt nicht andauernd, aber sie ist nicht so eine, die dann sagt, um 330 Gottes Willen oder so. Also das ist auch wichtig, dass dann die 331 Gesangslehrerin und an dem wie du alternativ arbeitest, dass das 332 zusammenpasst. 333 Ja, gut. Meine Fragen sind jetzt so generell beantwortet. Also 334 gestellt und beantwortet. Und es gibt für mich immer noch so die 335 Abschlussfrage, weil ich natürlich auch nicht in dich jetzt 336 hineinschauen kann, ob es von deiner Seite aus jetzt noch 337 irgendwas gibt, wo du das Gefühl hast, dass es zu dem Thema 338 passt, was ich jetzt nicht gefragt hab oder was dir noch wichtig ist 339 zu erzählen? 340 IP 3: (überlegt) Ich weiß es nicht. Nein, ich weiß eigentlich nichts mehr. 341 Außer dass, das vielleicht noch viel mehr publik gemacht gehört, die 342 Sachen. Es gibt auf der Uni auch so viele Angebote mit diesen 343 Alternativsachen und dass das irgendwie auch noch mehr unter die 344 Studenten gebracht wird. Ich glaub, das wissen viele noch gar nicht, 345 dass es das da eigentlich auf der Uni gratis erstens mal gibt, zweitens, 346 wo man jede Woche hingehen kann und was wirklich was bringt. 347 Was meinst du jetzt da genau? 348 IP 3: Da gibt’s, wie heißt das, individuelle Atemübung für Sänger, nein, 349 ich weiß nicht, irgendwie so was, gibt’s die, äh, der XXX ist dort, die 350 XXX, die XXX und die XXX, ich weiß nicht, wer noch alles. Das fände 351 ich noch wichtig im Ansatz, aber ich glaub, das hilft dir nicht wirklich. 352 Das hat nichts mit deinen/ (lacht) 353 Mir hilft alles! (lacht) 354 IP 3: Aber dass das einfach noch mehr publik gemacht wird, dass das 355 wirklich was ist, was wirklich sehr viel hilft, die Sachen. 356 Gut, dann vielen herzlichen Dank! 357 IP 3: Ja, bitte. 157 12.2.4 1 Interview IP4w Gespräch davor. 2 3 Nein, es ist völlig wurscht. Ich transkribier dann in Schriftsprache, 4 aber es ist egal, wenn es dann im Dialekt ist oder wenn es 5 irgendwelche Überlegungspausen oder sonst irgendwas gibt, es ist 6 alles kein Stress. 7 Ok, ich schreib mir nur ganz kurz auf, wann ich das Interview wo 8 gemacht hab. 9 IP 4: 19.11. 10 Ok. Ich hab hier meinen Leitfaden, an den ich mich ein bisschen 11 halten werde. Ich weiß nicht, ob du Interview-Erfahrung hast? 12 IP 4: Ein bisschen. 13 Ok, das heißt, du weißt eh, dass ich dann so einfach ab und zu mal 14 drauf schauen werd. 15 IP 4: Jaja. 16 Gut, generell geht’s in meiner Arbeit ja um Stimmstörungen und 17 CranioSacral Therapie, bzw. Stimmstörungen ist ein sehr harter 18 Begriff, also einfach auch um stimmliche Probleme. Und wenn du 19 ganz kurz nur erzählst, was du studiert hast und was so deine 20 sängerische Laufbahn ist, quasi. 21 IP 4: Also ich hab IGP studiert, bin jetzt im April fertig geworden, hab 22 vorher vier Jahre lang Vorbereitungslehrgang gemacht, also seit 23 meinem 18. Geburtstag bis zu meinem 31. Geburtstag hab ich eigentlich 24 Gesang studiert (lacht). Ja, sängerische Laufbahn (…). Über 25 Kirchenchor zu Hause zum klassischen Gesang gekommen, zuerst 26 Musikschule, dann in Wien eben mit dem Studium begonnen nach 27 meinem Umzug, ziemlich schnell im Chor gelandet, also XXX relativ 28 lange, hab auch immer eigentlich schon von 16, 17 an solistisch 29 gesungen durch die Kirchenchorgeschichte. Ja und hab dann diese 30 Chor/Solo Laufbahn fortgeführt bis jetzt eigentlich. Andere Chöre, ja. 31 Viel unterwegs, viel gereist und ja jetzt sing ich viel Ensemble, a 32 cappella, Alte Musik Ensemble und da bin ich jetzt so ein bisschen 33 gelandet. 34 Ok. Und ich komm jetzt gleich zur Kernfrage. Welche Probleme 35 hattest du mit der Singstimme oder / hast du? 158 36 IP 4: Ja, Probleme. Also meine Stimme ist eigentlich sehr robust, so, 37 also ich hab eigentlich immer viel ausgehalten. Ich hab (räuspert sich) / 38 das ist der Morgenschleim (lacht). Ich hab immer wieder mal eine 39 Luftröhrenentzündung, das ist so meine Schwachstelle, wobei ich da 40 eigentlich immer singen konnte trotzdem. Ich hab mich ein bisschen 41 geplagt mit Vibrato, mit meinem Gefühl immer zu wenig Vibrato zu 42 haben und das wollte ich dann eine Zeitlang MACHEN und dadurch 43 haben sich ein paar Sachen manifestiert in meinem Körper, die sehr fest 44 waren, weil ich halt eben so Tremolo-Geschichten versucht hab, weil ich 45 das Gefühl gehabt hab, wenn ein Ton länger dauert, da muss ich doch 46 was machen, da muss doch was passieren und das muss ich MACHEN. 47 Ja und hab dann also vor allem jetzt im Frühjahr gekämpft, also 48 zwischen meinen zwei Prüfungen, zwischen der Internen und der 49 Öffentlichen Gesangsprüfung mit einer leichten Dysphonie, verdickte 50 Stimmbänder, ja, das hatte ich. Davor hab ich auch immer wieder mal 51 das Gefühl gehabt, dass ich da wenig Platz hab bei meinem Kehlkopf. 52 Vor allem im Zusammenhang mit psychischen, also wo es mir nicht so 53 gut gegangen ist, einfach psychisch/ Da ist es mir dann um den 54 Kehlkopf eher eng geworden und da war das erste Mal, wo ich wirklich 55 gezielt zu einer Cranio gegangen bin für meine Stimme. 56 Ok. Wann war das ungefähr? 57 IP 4: Das war (…) wahrscheinlich so im Frühjahr oder Herbst 2011, ich 58 weiß es jetzt nicht mehr ganz genau, aber so am Anfang von meinem 59 Masterstudium. 60 Mhm, ok. Und zwischen dem und der leichten Dysphonie war dann 61 dieser Abstand oder war dazwischen immer wieder/ 62 IP 4: Nein, also das war dann quasi behandelt. Da ist es auch um eine 63 Familiengeschichte gegangen und das wirklich eher Psychosomatik. 64 Dazwischen war eigentlich, also natürlich, ich mein, es ist immer die 65 Frage, was stimmliche Probleme, was ähm, wie soll ich sagen, was 66 pathologisch ist und wo man einfach selber kämpft. Also einfach wars 67 nicht dazwischen, also da waren sicher keine Stimmstörungen, das war 68 halt der Kampf mit einem selber (lacht) und der Gesangslehrerin (lacht). 69 (lacht auch) Ok. Und wie wurde diese leichte Dysphonie 70 diagnostiziert? 71 IP 4: Vom HNO. 72 Ok, das heißt, es war/ 159 73 IP 4: Also ich bin nach der internen Prüfung sofort krank geworden 74 eigentlich. Die war für mich (spricht leiser) total scheiße diese interne 75 Prüfung. Weil so viel Gefühle von früher hervorgekommen sind, diese 76 ganze Aufnahmsprüfungsgeschichte und das „bin ich eh gut genug und 77 hab ich überhaupt die Berechtigung hier zu sein“. Und ich glaub auch, 78 dass ich einfach diese Doppelbelastung mit viel Unterrichten und die 79 Prüfungsvorbereitung und der Stress und ich hab einfach immer das 80 Gefühl gehabt, ich muss alles machen, ich darf nichts absagen und das 81 hat dann einfach/ Wo ich dann nicht mehr so stark war, weil eben diese 82 Prüfung vorbei war und ich nicht zufrieden war damit, bin ich dann 83 sofort, in der nächsten Gesangsstunde, das hat einfach krank geklungen 84 und dann bin ich zum HNO gegangen, weil es nicht besser geworden ist 85 und der hat dann gesagt, naja, die schließen nicht richtig, Ödem – und 86 Ruhe geben. Ja. Und wir sind eigentlich recht cool geblieben, also alle 87 miteinander, die XXX auch und sie hat dann eben auch gesagt, ja, geh 88 mal zur XXX. Weil meine Sprechstimme war eigentlich ok. Und es war 89 überhaupt die Frage, ob das mit dem Ödem oder der Verdickung, ob 90 das nicht sowieso, ob es sich nicht in einem Bereich befindet, wo eine 91 Asymmetrie eh noch ok ist. Also ich hab einen HNO, den XXX, der da 92 sehr genau ist, der das gerne hätte, dass es total symmetrisch ist und 93 total super ausschaut, aber ich bin dann halt einfach davon 94 ausgegangen, dass sich das im Kopf abspielt und dass ich jetzt gar nicht 95 mich stressen lass von dem, wie jetzt das ausschaut, bei der, wie sagt 96 man, Sono/äh 97 Videostroboskopie 98 IP 4: Was er da halt, genau, Stroboskopie. 99 Ok. Das heißt, es kam quasi mehrfach zu einer Craniobehandlung 100 aufgrund von ich sag jetzt mal stimmlichen Engpässen. 101 IP 4: Genau. Ja. Genau. 102 Ok. Und gabs davor andere Versuche, das in irgendeiner Form zu 103 behandeln? 104 IP 4: Ja, also klar. Jetzt im Frühling, hab ich natürlich dazu diesen Spray 105 genommen, also Wobenzym und diesen Spray, jetzt weiß ich gar nicht, 106 wie er heißt, halt so einen antibakteriellen Spray, den man halt so auf 107 die Stimmbänder sprüht. Und ja, aber halt unterstützend die Cranio 108 dazu. 160 109 Ok. Und was war dann im Endeffekt das Ergebnis von der Cranio. 110 Also bei beiden Sachen jetzt? 111 IP 4: Ja, also ich hab ja nicht nur bei der XXX Cranio gemacht, sondern 112 auch bei der XXX, aber bei der XXX, zur XXX bin ich quasi immer 113 gezielt wegen der Stimme hingegangen, weil sie ja auch diese 114 logopädische Zusatzqualifikation hat. Und das Ergebnis war einfach, 115 dass ich auch hingekommen bin und sie mir vorher schon gesagt hat, 116 dass sich das alles total gesund anhört und dass ich mich nicht stressen 117 soll und dass das auch schon sehr viel geholfen hat, dass man einfach 118 von einer Logopädin hört, „das ist gesund, stress dich nicht, das wird 119 schon wieder, das braucht Zeit.“ Und ich hab ja auch drei Wochen Zeit 120 gehabt dazwischen, zwischen den zwei Prüfungen. Und dass sie dann, 121 dass das / (…) Das war so ein Gesamtpaket, dass dann die Cranio dazu 122 einfach auch noch sehr angenehm war und wahrscheinlich noch einiges 123 was vielleicht so ein bisschen fest oder verstockt war, wieder in Fluss 124 gekommen ist. Ja, mir ist es nachher allgemein viel besser gegangen. 125 Auch mit dem Gefühl, es muss jetzt nicht sofort wieder total gesund sein 126 aber es ist alles auf einem guten Weg und es wird sich alles ausgehn. 127 Und beim ersten Mal, wo du bei der Cranio warst? 128 IP 4: Da wars zwar eine geführte Cranio mit viel reden dazu oder mit so 129 einer quasi Zeitreise, also so ein bisschen eine Psycho-Cranio (lacht), 130 weil es darum gegangen ist, dass bei mir sich viel fest gesetzt hat, was 131 Kommunikation betrifft und unausgesprochene Sachen, meine 132 Familiengeschichte betreffend und ich mich da quasi nochmal zurück 133 gebeamt hab im Laufe der Cranio und das gesagt hab, was ich damals 134 nicht gesagt hab. Und dieser Kloß, den ich da gehabt hab, dass der 135 irgendwie weicher geworden ist und eine andere Farbe gekriegt hat. Ja. 136 Das heißt, was würdest du da jetzt als Ergebnis bezeichnen von 137 dieser Sitzung? 138 IP 4: Das Gefühl von Weite. Ja. 139 Ok. Jetzt kommt noch so eine (lacht)/ Also die nächste Frage ist 140 eigentlich: Kannst du eine Cranio-Sitzung und damit mein ich jetzt 141 gern auch diese zwei unterschiedlichen Arten, die du jetzt grad 142 auch schon genannt hast, einer Cranio-Sitzung, einfach so mal von 143 A bis Z beschreiben. Also du kannst da jetzt persönliche 144 Geschichten konkret oder nicht konkret mit hineinnehmen und du 161 145 kannst es aber auch abstrahieren. Einfach aus deiner Sicht: was 146 passiert in so einer Sitzung? 147 IP 4: Ok. Also man kommt hin und es gibt ein kurzes Gespräch. Warum 148 man jetzt da ist, weil meistens gibts so irgendeinen Trigger. Oder ein 149 Anliegen. Ja, dann legt man sich hin, schaut, dass man bequem liegt, 150 dass einem nicht kalt ist (lacht). Und dann fängts, ich glaub meistes bei 151 den Füßen an. Dann hab ich immer dieses Gefühl, dass sich die 152 Praktizierende auch von ihrem eigenen Gefühl so leiten lässt. Beim mir 153 fängt, wenn ich bei einer Cranio bin, sofort mein Sacrum, also das wird 154 total warm und pocht. Das kennt sich sofort aus, dass es da jetzt 155 irgendwie losgeht. Ja und dann verläuft es ganz unterschiedlich. Also 156 dann gibt’s halt die verschiedenen Griffe, die da drankommen und je 157 nachdem – was ich immer sehr angenehm empfunden hab, sind diese 158 ganzen Kopfgeschichten. Viel was auch dann auch so im 159 Rückenbereich passiert. Ja, was mir immer wieder passiert ist, dass ich 160 so richtig wegdrifte eigentlich, ich bin auch schon eingeschlafen bei 161 Cranios. Außer, das entwickelt sich auch aus der Cranio heraus, wie viel 162 gesprochen wird. Also manchmal redet man durch und manchmal gibts 163 einfach nur so punktuelle Reaktionen, wenn ich irgendwie lachen muss, 164 weil irgendwas reagiert oder irgendwas zuckt oder weil mir irgendwas 165 auffällt. Ich finds auch immer sehr interessant, nachher quasi so als 166 Feedback zu kriegen, was man selber empfunden hat und was die 167 Praktizierende empfunden hat. Und meistens denk ich mir die ganze 168 Zeit, es ist total schade, dass es jetzt bald aus ist. (lacht). Das denk ich 169 mir schon am Anfang: hoffentlich dauerts noch lang. (lacht). Ja, aber der 170 Verlauf ist ganz unterschiedlich. 171 Und wie würdest du dieses Gespräch, oder wenn viel gesprochen 172 wird, jetzt nicht konkret, was DU gesprochen hast, aber vielleicht in 173 einer abstrahierten Form, was wird da gesprochen oder was 174 passiert da? 175 IP 4: Ja, es ist sehr assoziativ. So (überlegt). Also (…) es wird halt 176 gefragt oder/ Wie ich da wegen diesem Kloß hingekommen bin, überlegt 177 man sich halt, woher kenn ich das schon oder wo hab ich das schon 178 erlebt und vielleicht wo war das erste Mal, dass ich das so gefühlt hab 179 und wahrgenommen hab. Und ja, das entwickelt sich dann und man 180 weiß oft selber nicht mehr am Schluss, wie man genau dorthin 181 gekommen ist. Es ist halt so, man versucht halt die Filter auszuschalten 162 182 und einfach nur das zu sagen, was einem jetzt in den Sinn kommt, ohne 183 richtig und falsch. Ja, oft ist man selber überrascht, wo das jetzt 184 herkommt und denkt sich nachher, ja das wär jetzt vielleicht, eine 185 andere Antwort hätte mich ja ganz woanders hingebracht. Ja, hätte, 186 hätte… 187 Also das Gespräch ist, also mir kommts so vor, ich will nicht sagen 188 zufällig, aber halt unvorhersehbar für einen selber oft. Vielleicht weil man 189 da grad so offen ist. 190 Und wie wird das von der Therapeutin oder vom Therapeuten 191 begleitet? 192 IP 4: Ja, das wird schon durch viel Fragen und, ja es wird richtig geleitet 193 eigentlich. Also man selber ist ganz frei, aber man hat schon das Gefühl, 194 dass man so auf einen wunden Punkt hingesteuert wird, oder auf einen 195 zu lösenden Punkt. 196 Und gibt’s dann einen Zusammenhang zu dem, was dann manuell 197 passiert? 198 IP 4: Ja (überlegt). Ich weiß jetzt gar nicht mehr. Aber ich weiß, dass die 199 XXX da sehr viel in meinem Kopfbereich war, ob sie nicht sogar direkt 200 auf dem Kehlkopf drauf war, bin ich mir jetzt nicht sicher. Ja (…) kann 201 ich jetzt nicht mehr sagen. Manuell in der Nähe auf jeden Fall. Ich kenn 202 mich auch nicht aus, wie das mit den Punkten ist, was da was 203 entspricht. 204 Und wenn du jetzt noch aus einer Sicht die Cranio beschreibst. 205 Was genau macht sie oder was genau passiert körperlich, seelisch, 206 psychisch? 207 IP 4: Ja, äh (…) Ich glaub, also es wird ein Gleichgewicht hergestellt, 208 hab ich so das Gefühl. Also es wird geschaut, dass wieder alles in 209 einem gleichmäßigen Fluss ist. Es geht ja um diese Schichte da, oder, 210 die da so unter der Haut ist (lacht), wie heißt das? Wurscht, egal. Ja, 211 eben dieses Gleichgewicht, diesen Fluss wieder herstellen und man 212 selber wird auch wieder sensibilisiert. Also ich merk dann oft, weil ich 213 auch so jemand bin, der gern so über Grenzen drüber geht und gern 214 durchbeißt und so, merk ich dann oft Sachen gar nicht, die mir dann erst 215 klar werden, wenn ich in einer Cranio lieg. Einmal bin ich in einer Cranio 216 gelegen zum Beispiel und bin draufgekommen, eigentlich sind meine 217 Beine total tot. (lacht) Eigentlich hab ich mich schon ewig nicht mehr mit 218 meinen Beinen auseinander gesetzt. Ich geh laufen und mach alles 163 219 Mögliche und die tragen mich überall hin, aber eigentlich spür ich sie 220 grade gar nicht. Und das eines viel länger ist als das andere oder halt 221 sich das halt so anfühlt oder ja. So eine Sensibilisierung passiert da für 222 einen selber auch. Ja. 223 Ok. (…) Und wenn du jetzt noch konkret auf die stimmlichen 224 Auswirkungen eingehst von einer Craniobehandlung. 225 IP 4: Naja, das ist natürlich immer, man weiß nie, wie wärs ohne 226 gewesen. Aber es passiert schon so eine Erdung und auch eine 227 Entspanntheit, die dann auch was macht mit dem Klang, wo du dich 228 nachher wieder runder und voller und körperlicher fühlst. Entspannter. 229 (…) Ja. 230 Unabhängig vom Problem das vorher da war oder im 231 Zusammenhang mit dem Problem? 232 IP 4: (überlegt) Naja. Natürlich wollte man das erreichen, sonst wär ich 233 ja nicht hingegangen wahrscheinlich, also in dem bestimmten Fall. Also 234 schon auch im Zusammenhang mit dem Problem. 235 Nur weil du vorhin auch gesagt hast, dass du auch 236 Craniobehandlungen ohne jetzt ein konkretes Problem hattest. 237 IP 4: Ja, klar, da war ich bei der XXX. Und ja natürlich, es ist beides. Ja, 238 also wenn ich wegen dem Problem hingeh, dann hab ich das Gefühl, 239 dass dadurch das Problem dadurch besser im Griff ist oder besser 240 gelöst wird, aber dieses allgemein wohligere Gefühl nach einer Cranio 241 wirkt sich natürlich auch auf die Stimme aus. Also es ist beides. 242 Und gabs einen Grund, warum du dich genau für die Cranio 243 entschieden hast? 244 IP 4: Naja, also das erste Mal bin ich zur XXX gegangen, weil mich das 245 einfach interessiert hat, was sie da für eine Ausbildung macht. Also das 246 war halt einfach persönliches Interesse. Und warum ich dann gezielt 247 wegen der Stimme hingegangen bin, das war eigentlich, da hat mir die 248 XXX gesagt, da rufst jetzt an und das machst du jetzt (klopft zweimal auf 249 den Tisch). 250 Und hast du Erfahrungen mit anderen Therapieformen? 251 IP 4: Ja, also ich hab jetzt ein paar Mal Shiatsu gemacht. Jetzt Körper 252 oder überhaupt? Na, Psychotherapie hab ich auch Erfahrung. (überlegt) 253 Ja, ich hab im Rahmen vom Studium, ich hab Funktionelle Entspannung 254 gemacht, ich hab Kinesiologie gemacht, ich hab Feldenkrais gemacht, 255 ich hab (überlegt) bei der XXX, das ist glaub ich immer so eine 164 256 Mischung gewesen von allem möglichen. Also ich hab relativ viel 257 Körperarbeitsgeschichten gemacht. 258 Ok. Und wenn du jetzt diese Dinge, die du kennst an 259 Körpergeschichten mit der Cranio vergleichst, wo liegen da für 260 dich die Unterschiede bzw. wo gibt’s vielleicht Gemeinsamkeiten? 261 IP 4: Also bei der Cranio, das ist für mich, also so für einen selber fast 262 die passivste Behandlungsform, weil man wirklich nur liegt und die 263 Sachen geschehen lässt. Bei Shiatsu musst du dich zumindest hin und 264 wieder mal umdrehen, (lacht) auf den Bauch oder auf die Seite. Und die 265 ist auch nicht so sanft. Also Shiatsu ist ein bisschen mit mehr Gewicht, 266 und mit mehr Einsatz. Ja, funktionelle Entspannung, das macht man 267 selber (lacht), da wird man jetzt nicht / Genauso wie Feldenkrais und/ 268 Kinesiologie hab ich jetzt nicht so viel Erfahrung, da kenn ich auch mehr 269 so die Übungen, die man mit sich selber macht. (überlegt) Ja. Cranio 270 fast auch die ruhigste Behandlungsform und die, wo man auch das 271 Gefühl hat, es kommt sehr tief, es geht sehr tief. Weil man wirklich die 272 ganze Zeit einfach daliegt und spürt und selber jetzt nicht ablenkt mit 273 Bewegungen. Und diese Verbindung von Sprache und Körperarbeit 274 natürlich auch. Shiatsu redest du eigentlich gar nichts. Also ich 275 zumindest nicht. 276 Ok und von der/ Ist vielleicht ein bisschen eine schwierige Frage, 277 aber wenn du dir jetzt deine Erfahrungen anschaust und aus deiner 278 Sicht beschreibst, WIE etwas wirkt. Also quasi die Wirkweise von, 279 such dir, weiß ich nicht, zwei aus, bei denen du sagst, das kannst 280 du irgendwie benennen, im Vergleich zur Cranio. 281 IP 4: Wie es wirkt. (überlegt) Hmm. 282 Oder was daran wirkt. 283 IP 4: (überlegt) Naja, bei der Psychotherapie wirkt, dass ich drüber 284 gesprochen hab und reflektiere und Sachen besser objektivieren kann 285 und dadurch meine Verhaltensweisen und Muster besser verstehe, und 286 sie dann hoffentlich auch irgendwann einmal ändern kann und die 287 Automatismen sich auch ändern. Da ist aber der Körper gar nicht dabei. 288 Ähm, oder der folgt halt dann oder wie auch immer. Bei Shiatsu wirkt, 289 das ist mir noch nicht ganz klar, was bei Shiatsu wirkt, also da war ich 290 jetzt drei oder vier Mal. Wirkt auf jeden Fall auch das Reinspüren und 291 das dass manche Punkte wirklich schmerzen und ich mich nachher auch 292 immer erkundige, was das für Punkte sind und das, wenn ich weiß, ok, 165 293 das ist jetzt mein Entscheidungsorgan, was da so geschmerzt hat, dass 294 ich mir dann denk, ja ok gut, alles klar, es muss was entschieden 295 werden. Bei Cranio wirkt (überlegt). Es wirkt, nur die Frage wie und was. 296 (lacht). Es ist sicher auch diese Auseinandersetzung mit sich selbst. Es 297 wirkt auch grade diese geführte sprachliche Cranio, wirkt ähnlich wie die 298 Psychotherapie, nur hat man das Gefühl, dass dadurch, dass auch 299 körperlich was passiert, es vielleicht ein bisschen schneller geht. Oder 300 weil der Körper reagiert ja oft und um Automatismen zu ändern muss 301 man ja etwas ganz oft anders machen, was man vorher vielleicht schon 302 ganz oft für einen selber falsch gemacht hat. Vielleicht manifestiert sich 303 das dann schneller im Körper, wenn man das mit der Cranio einmal 304 umprogrammiert, so. Ja und es wirkt auch dieses, einfach das Liegen 305 und Spüren, vor allem, wenn man so ein Mensch ist, der immer macht, 306 dass man einfach einmal zulässt. Das wirkt auch. Dass man so ein 307 bisschen, dass man einfach weicher und durchlässiger wieder rausgeht. 308 Ja. 309 Ok. Die Cranio zählt ja, wie auch diese anderen Sachen, jetzt bis 310 auf die Psychotherapie, zu den komplementärmedizinischen 311 Verfahren. Der Begriff sagt dir was? 312 IP 4: Ja. 313 Also das ist noch so ein anderes Interessensgebiet von mir. Wie 314 stehst du jetzt generell zur Komplementärmedizin? 315 IP 4: Ich find das toll. Also, das ist jetzt nicht einmal, ja, ist die Frage, für 316 mich ist das gar nicht so komplementär, sondern/ Komplementär heißt ja 317 immer, was anderes ist die Hauptsache und das kann man noch dazu 318 machen, wenn man Lust hat. Aber für eine ganzheitliche Behandlung 319 find ich das ganz wichtig, also ich schau immer, dass ich irgendwas 320 Komplementärmedizinisches (stockt beim Begriff) dabei hab, wenn ich/ 321 äh, zählt da die Homöopathie eigentlich auch dazu? Schon gell? 322 (nickt) Mhm. 323 IP 4: Ja, ich find das wär vielleicht sogar eine gute Basis und das andere 324 (lacht) die Komplementärmedizin. 325 Aha. Ok. Jetzt eine fiktive Frage oder du kannst auch gern in der 326 Vergangenheit schauen: bei welchen Problemen wählst du die 327 Komplementärmedizin und bei welchen Problemen wählst du die 328 Schulmedizin? 166 329 IP 4: Hmm. (überlegt) Also ich wähl eigentlich/ Also ich hab echt das 330 Glück (klopft dreimal auf den Tisch), dass ich noch nie wirklich krank war 331 und ich glaub, dass alles was ich bis jetzt gehabt hab, eigentlich 332 komplementärmedizinisch mit Zeit zu lösen gewesen wären, nur hab ich 333 dann manchmal nicht die Geduld, was eigentlich blöd ist. Also dann hab 334 ich bei einer Blasenentzündung, dann nehm ich halt einmal Antibiotika, 335 müsste wahrscheinlich gar nicht sein. (überlegt) Ich glaub, es wird dann 336 schwierig, wenn es wirklich lebensbedrohlich wird. Also dann würd ich 337 glaub ich alles nehmen, was es so/ Ich weiß nicht, ob ich dann die – 338 nachdem ich jetzt schon manchmal ungeduldig bin – ob ich dann 339 wirklich die Nerven hätte, der Komplementärmedizin ganz zu vertrauen, 340 aber auf jeden Fall würd ich sie dazu nehmen, glaub ich. 341 Und in Bezug auf die Stimme? Wie ist da das Verhältnis 342 Schulmedizin – Komplementärmedizin? 343 IP 4: Ich hab bis jetzt sehr wenige Medikamente für die Stimme nehmen 344 müssen eigentlich. Aber da, also ich mach zum Beispiel viel mit Ölen, 345 ich weiß nicht, ob du Young Living Öle kennst, das sind so ätherische 346 Öl-Mixturen, die auch also heilende Wirkung haben anscheinend – ich 347 hab die von meiner Mama. Die nehm ich eigentlich immer, wenn es was 348 gibt. Und da hab ich auch die Erfahrung gemacht, dass es wirklich hilft, 349 auch präventiv. Meine Mutter macht auch viel mit Orgon, äh, kann man 350 sich einmal informieren. Also Orgon ist auch umstritten, aber ich find, es 351 wirkt. Also, da strahlt man quasi Energie. Und das hat mir extrem 352 geholfen auch zwischen den Prüfungen. Also da hat meine Mama ganz 353 viel gemacht und ich hab das Gefühl, dass es wirklich gewirkt hat. Also 354 da nehm ich eigentlich, da vertrau ich eigentlich, nachdem das sowieso 355 so, (lacht) wie soll ich sagen ein unerklärliches Feld ist, die Stimme so 356 oft. Für die passt die Komplementärmedizin dann oft besser als 357 irgendwelche Hämmer. Ja. 358 Und wenn du dich jetzt für ein Verfahren entscheidest, was sind 359 deine Entscheidungsgrundlagen? 360 IP 4: (überlegt) Was muss ich wann leisten? Wenn ich was absagen 361 kann und ich mir Zeit nehmen kann, dann gern das langsamere, 362 schonendere, aber oft glaub ich es nicht zu können und schnell gesund 363 werden zu müssen, dann entscheidet das halt. 364 Ja, also ich bin grundsätzlich mit meinen Fragen jetzt soweit durch. 365 Und jetzt gibt’s natürlich noch die Schlussfrage. 167 366 IP 4: Gibt’s Fragen (lacht) 367 Ja, gibt’s Fragen (lacht), die gibt’s natürlich auch, gerne auch das. 368 Und aber auch, ob du vielleicht irgendwie das Gefühl hast, dass du 369 noch irgendwas zu dem Thema zu sagen hast, wo ich jetzt nicht 370 gefragt hab, oder was dir noch wichtig ist oder was dir noch einfällt 371 rund um diesen ganzen Themenbereich herum. 372 IP 4: Eigentlich nicht, nein. Also ich hab oft das Gefühl, dass die 373 Methode gar nicht so wichtig ist. Ich hab das Gefühl, dass sich das auch 374 alles irgendwo trifft. Sondern dass (überlegt) ja, dass es wichtiger ist, 375 dass man sich irgendwie mit der Wurzel auseinander setzt und nicht nur 376 mit den Symptomen. Und ich glaub, das ist so das, was allen 377 komplementärmedizinischen Methoden zu Eigen ist und was die 378 Schulmedizin versäumt. 379 Inwieweit spielt der Therapeut oder die Therapeutin da eine Rolle? 380 IP 4: Meinst jetzt auch bei den Ärzten? 381 Ich mein jetzt eher in Bezug auf diese (überlegt) Methode oder 382 Nicht-Methode. 383 IP 4: Ich glaub, das ist ähnlich wie bei einem Gesangslehrer oder wie in 384 der Schule, dass man das Fach am liebsten mag, wo der Lehrer am 385 besten ist. Ich glaub, dass eben auch da, wo man mit dem Therapeuten 386 irgendwie eine gute Basis findet, eben die Methode gar nicht so wichtig 387 ist, die er anwendet. Weil das Heilsame ist alleine, sich gemeinsam mit 388 diesem Menschen mit sich selbst auseinander zu setzen. (…) Und es oft 389 sehr heilsam ist, wenn man sich diese Zeit leistet und wenn man quasi 390 jemand anderen zahlt, sich gemeinsam mit sich selbst auseinander zu 391 setzen. Das wirkt oft Wunder. Ja. 392 Ja, gibt’s irgendwelche Fragen von deiner Seite? 393 IP 4: Nein, eigentlich nicht. Machst du auch eine Ausbildung? 394 Nein. 395 IP 4: Aber dich interessiert das einfach? 396 Ja, also ich werd irgendwann eine machen. 397 IP 4: Du hast sehr gute Erfahrungen damit oder? 398 Ja. Und ich finds total spannend. 399 IP 4: Machst du andere Sachen auch? 400 Kinesiologie. Ja. Akupunktur, Homöopathie. 401 IP 4: Stimmt, Akupunktur hab ich auch schon gemacht. Ahja und 402 Osteopathie hab ich auch schon gemacht. 168 403 Das wär vielleicht noch interessant: der Unterschied zwischen 404 Osteopathie und Cranio-Therapie. 405 IP 4: Ja, die Lage. Ich bin bei der Osteopathie auch manchmal 406 gestanden oder gesessen. Ich hab mir manchmal gedacht/ Ich hab dann 407 oft so Mitleid mit den Therapeuten (lacht) weil ich bei der Osteopathie 408 echt so voll drauf gehängt bin auf meinem Osteopathen. Weil ich mir 409 gedacht hab, wie packt der das, wie hält mich der gerade. Weil man sich 410 dann halt auch so rein bewegt oft in eine und dann halt wieder raus 411 kommt. Da müsstest du die XXX fragen, die hat da eben, das sind zwei 412 Freunde von mir, die XXX, die Cranio macht und der XXX macht 413 Osteopathie. Die haben sich auch schon viel drüber unterhalten. Die 414 wollten auch irgendwann mal gemeinsam was machen. Die wollten mich 415 auch mal gemeinsam behandeln, aber es ist dann nie dazu gekommen, 416 was schade ist eigentlich, es hätte mich interessiert. 417 418 Auslaufendes Gespräch. 169 12.2.5 Interview IP5w 1 Sie wissen ungefähr, worum es geht, nehm ich an? 2 IP 5: Ganz rudimentär, ja. 3 Dann erklär ich das ganz kurz. Also ich schreib meine 4 Magisterarbeit über das Thema Stimmstörungen bzw. stimmliche 5 Probleme und der Möglichkeit, das zu behandeln. Sowohl eben ich 6 sag jetzt mal im schulmedizinischen Bereich als auch eben im 7 komplementärmedizinischen Bereich. Und ein besonderes 8 Augenmerk hab ich eben auf die CranioSacral Therapie gelegt, 9 deswegen hab ich mir für Interviews Leute gesucht, die aufgrund 10 von stimmlichen Problemen oder körperlichen Problemen, die sich 11 auf die Stimme ausgewirkt haben bereits eine Cranio in Anspruch 12 genommen haben und meine Fragen, die ich hab, beziehen sich 13 halt sehr auf diesen ganzen Bereich. 14 IP 5: Ja, ok. 15 Grundsätzlich ist es so, dass das Interview anonymisiert wird, das 16 heißt alle Namen und Daten, die in irgendeiner Form Rückschlüsse 17 auf Ihre Person zulassen oder auf andere Personen wie Behandler 18 oder Therapeuten oder so, werden mit XXX versehen, das heißt, es 19 wird nicht erkennbar sein, um wen es sich handelt. 20 IP 5: Ok. 21 Und ich werd das Interview zwar eins zu eins transkribiert hinten in 22 meine Arbeit dranhängen, aber im Endeffekt gibts eine 23 Zusammenfassung von allen Interviews, die ich mache, die ich 24 dann schreib und das heißt, es wird zum Nachlesen sein, aber eben 25 wie gesagt total anonymisiert. Alles, was irgendwie Rückschlüsse 26 zulässt, wird weggelassen. 27 IP 5: Ok. Ja. 28 Ja, ich hab hier meine paar Fragen, die aber nur für mich als 29 Richtlinie sind, dass ich nichts vergesse. Grundsätzlich geht’s 30 darum, dass Sie sehr frei erzählen und auch wenn Sie überlegen 31 müssen oder das Gefühl haben, dass es jetzt nicht so 32 zusammenhängen ist, das ist total egal. 33 IP 5: Ok. 170 34 Es geht einfach darum, dass es eine Beschreibung Ihrer Erlebnisse 35 ist und da gilt auch einfach: was sie erzählen wollen, erzählen sie, 36 was nicht, nicht. Ganz frei. 37 IP 5: Ok, gut! 38 Also anfangen tu ich immer mit der Frage: Was ist denn ihre 39 sängerische Laufbahn? Was (Unterbrechung durch Kellnerin) 40 IP 5: Ja, ich mein, ich hab immer gesungen, also schon im Schulchor 41 und es hat mir immer sehr viel Spaß gemacht. Ich hab dann, wo ich 42 nach Wien gezogen bin, eine Zeit lang nicht gesungen, hab dann in 43 einen Chor gewechselt, der sehr anspruchsvoll war jetzt einmal, was die 44 Stimme anbelangt hat. Also er war sehr anspruchsvoll von den Werken 45 her und man musste innerhalb von kürzester Zeit auch dann mit den 46 Werken schon auftreten. Also das war jeden Sonntag einfach eine 47 Messe und zwar jeden Sonntag eine andere Messe und es wurde halt 48 erwartet, dass man gesagt hat/ Ich hab meine erste Probe gehabt in der 49 Krönungsmesse und musste am nächsten Sonntag in der XXX stehen 50 und die Krönungsmesse mitsingen. Ich hab das dann eine Zeit lang 51 gemacht und hab dann festgestellt, dass halt aufgrund dieses großen 52 Repertoires auch nicht die Zeit dort ist großartig aufzuwärmen. Also das 53 war nicht so, wie man es halt von anderen Chören kennt, dass man 54 sagt, da kommt man hin und singt sich einmal ein eine Viertelstunde, 55 eine halbe Stunde, sondern da gings wirklich wenn man hinkommt mit 56 den Noten sofort, wir machen jetzt den und den Takt. Was sich dann 57 herausgestellt hat, dass das für die Stimme halt irrsinnig anstrengend ist 58 und ich dann eben angefangen habe Stimmbildungsstunden zu nehmen 59 und dann halt über diese Stimmbildungsschiene in eine bissl andere 60 Richtung gekommen bin. Das ist eine Gesangslehrerin, die halt auch 61 sehr im Solobereich unterwegs ist, was dann wieder meine 62 Chorlaufbahn ein bissl torpediert hat, weil ich dann einfach zu laut 63 geworden bin. Das war dann der Grund warum ich gesagt hab, ich muss 64 jetzt irgendwas tun in Richtung Stimmbildung weil es sonst ganz 65 schlecht ist für die Stimme, wenn ich dort so singe ohne dass ich mich 66 selber aufwärmen kann und ohne dass ich die richtige Technik 67 verwende. 68 Welche Stimmlage singen Sie? 69 IP 5: Ich war damals Alt, also man hat mich in den Alt eingestuft und war 70 aber eigentlich ein Sopran. Ich hab dann eine Zeit lang Sopran 171 71 gesungen und jetzt ist es so, dass sich die Stimme eigentlich eher 72 wieder nach unten – ich glaub das ist auch altersbedingt – eher wieder 73 nach unten orientiert. 74 Und welche Probleme stimmtechnisch sind dann aufgetreten? 75 IP 5: Ja, bei mir wars so, dass ich halt sehr oft dann durch diese Proben 76 auch die Stimme überanstrengt hab, dass ich einfach gesagt hab ja, es 77 kratzt mir jetzt im Hals irgendwie und ich halt nie wirklich dosieren 78 konnte, sondern halt einfach immer Vollgas gesungen hab, wo ich halt 79 dann Probleme hatte mit einem Stimmbandknoten auch. Also der zwar 80 dann wieder weggegangen ist, Gott sei Dank, ohne OP. Und das zweite 81 war bei mir, dass ich – und da kommt jetzt der Punkt zur CranioSacral 82 Therapie – dass ich immer im Kopf oft das Gefühl hatte, es geht sich 83 jetzt nicht aus, luftmäßig zum Beispiel. Also das war bei mir so im Kopf 84 dann, es wär sich ausgegangen rein körperlich, es war noch genügend 85 Luft da, aber ich hab mir gedacht, es geht sich nicht aus. Und hab mir 86 dann auch in den Stücken immer ganz genau diese Stellen gemerkt und 87 bevor ich dorthin gekommen bin, hats im Kopf gemacht „klick jetzt geht 88 dir die Luft aus“ und dann ist es auch passiert. Also das war immer mein 89 Thema wo ich gesagt hab, es mach nicht ich mit dem Körper sondern 90 der Körper macht mit mir. 91 Das heißt, das war dann der ausschlaggebende Punkt für eine 92 Cranio-Sitzung oder wie kam es dazu? 93 IP 5: Ja, als Cranio-Sitzung war so, dass ich es schon von vielen gehört 94 hab, dass es halt einfach prinzipiell ganz gut ist für Körper, für einen 95 selbst, wenn man das einmal macht. (…) Und ich hab mir dann lang 96 überlegt, ob ich es machen soll, weil ich ein sehr kontrollierter Mensch 97 bin und weil halt die CranioSacral Therapie halt doch wieder was ist, wo 98 man halt sagt, da passieren Dinge, die man nicht steuern kann. Und ich 99 hab halt mit mehreren Leuten gesprochen, die dann gesagt haben, ja, 100 das ist also ganz spannend, was da passiert und ich hab mir gedacht 101 um Gottes Willen. Und ich habs aber gemacht, weil ich halt immer das 102 Gefühl hatte (…) (deutet auf Brustkorb-Bereich), da ist der Körper 103 irgendwie verkrampft, irgendwo. Also geistmäßig ist das alles ok, aber 104 beim Körper funktioniert irgendwas nicht und deshalb hab ich dann 105 gesagt, ich machs einmal. Und da wurde dann halt auch in der ersten 106 Sitzung schon festgestellt, dass ich halt da einen kompletten 107 Brustpanzer hatte, der natürlich auch dafür verantwortlich war, dass das 172 108 mit dem Singen nie funktioniert hat, also mit der Luft zum Beispiel. Dass 109 ich eigentlich immer das Gefühl hatte, das ist mir jetzt zu eng, ich 110 bekomm keine Luft und deshalb halt immer abgebrochen hab eigentlich 111 wenn ich den Ton noch halten sollte. Oder mir das nie ordentlich 112 einteilen konnte, weil ich immer das Gefühl hatte, so viel Luft hab ich 113 nicht. Und die Gesangslehrerin hat immer nur gesagt, da geht noch viel 114 viel mehr, also du brichst immer schon ab und ich habs aber im Kopf 115 drin gehabt, weil vom Körper her das Signal einfach da war, das geht 116 sich nicht aus. Und da hab ichs dann gemacht und das war ganz 117 erstaunlich, dass ich schon nach dem ersten Mal halt irgendwie das 118 Gefühl hatte, dass das jetzt freier ist und wir habens dann auch sofort in 119 der ersten Stunde ausprobiert gesangstechnisch wirklich mit Stücken, 120 die vorher immer problembehaftet waren. Und da haben wir das probiert 121 und das ist alles lustigerweise dann gegangen. 122 Wie oft waren dann die Behandlungen oder bzw. wann war die 123 erste Behandlung? Ungefähr Zeitraum? 124 IP 5: Ich sag jetzt einmal vor drei, vier Jahren ungefähr. 125 Wir oft sind jetzt Behandlungen gefolgt? 126 IP 5: Also ich habs die erste Zeit so alle drei Wochen oder was immer 127 gemacht. Nachdem sich das dann relativ gut gelegt hat, hab ich ein 128 bissl pausiert und bin aber jetzt so, dass ich sag, ich mach das relativ 129 oft, wenn ich irgendwelche anderen Beschwerden auch hab. Also, dass 130 ich sag, ich geh jetzt immer hin und schau einmal was passiert. Also 131 wenn man zum Beispiel sagt, ja, ich hab Schmerzen gehabt in der 132 Schulter und es war jetzt halt organisch nichts zu finden, wo ich dann 133 gesagt hab, ich geh einmal hin und lass mir das einmal anschauen und 134 so. Also ich habs jetzt eigentlich auch auf viele Sachen außerhalb von 135 der Stimme schon gelegt, wo ich gesagt hab, das ist noch was, wo ich 136 mich irgendwie unwohl fühle körperlich und das lass ich mir jetzt mal 137 anschauen. 138 Und wenn Sie jetzt einmal eine Beschreibung abgeben, was in so 139 einer Cranio-Sitzung passiert. Also wie erleben Sie das von A-Z? 140 Also bleiben wir erst einmal bei der Frage: Wie läuft so eine Cranio- 141 Sitzung ab von A-Z, so wie Sie das erleben? 142 IP 5: Ja, also es gibt zuerst halt ein Gespräch, dass man sagt, ist jetzt 143 irgendwas total akut oder gibts irgendwas, was man sich besonders 144 anschauen sollte oder ist es jetzt rein einmal so, dass man sagt, ok, ich 173 145 hätte gern einmal wieder eine Behandlung. Wenns jetzt konkret was 146 gibt, dann wird halt das Augenmerk dahin gelegt und wenns nix gibt, 147 dann halt einmal grundsätzlich so geschaut, wo irgendwas sein könnte. 148 Wenns jetzt konkret was gibt, dann (…) ist es halt auf diesen Körperteil 149 jetzt einmal in erster Linie einmal bezogen, dass man sagt, gibts da 150 irgendwas, wo sich irgendwelche Blockaden lösen oder nicht. Und beim 151 ersten Mal wars halt so, dass ich gesagt hab, ich wusste ja nicht, wo es 152 herkommt sondern ich hab einfach nur gesagt, ja es ist irgendwie 153 unwohl. Und ich kann nur beim ersten Mal sagen, dass es irrsinnig 154 spannend ist, weil man ja nicht weiß, was passiert. Also man liegt dann 155 einmal dort und denkt sich, was passiert jetzt und kann es selber aber ja 156 gar nicht einschätzen. Und bei mir wars dann halt so, dass dieses 157 Bindegewebe überall komplett arg reagiert hat. Und ich immer das 158 Gefühl dann hatte, dass da jetzt mit irrsinnig viel Druck gearbeitet wird 159 oder dass mich da jetzt irgendwer rein kneift und das war aber eigentlich 160 nur das Bindegewebe. Also ich war im ersten Moment total irritiert und 161 hab halt immer nachgefragt, ja drückst du jetzt so fest und nein, das ist 162 nur so. Und ich finds ja total spannend, was der Körper produzieren 163 kann auf diese Art und Weise, das find ich total spannend, was da mit 164 dem Körper wirklich passiert. Es ist in der ersten Sitzung glaub ich fast 165 ein bissl spooky würd ich sagen, wenn man das nicht gewohnt ist, dass 166 man sagt, ok, was ist da jetzt wirklich. Dann bei den anderen Sitzungen 167 ist man es eh gewohnt irgendwo, also es passieren schon noch Sachen 168 irgendwo, wo was total arg reagiert, aber die erste Sitzung glaub ich ist 169 schon so ein bissl mind-opening. Und ich glaube, wenn man ein bissl 170 ängstlich ist, dann denkt man sich oh je. 171 Und ja, und das ist es dann eigentlich, dass ich sag, man muss dann 172 halt auch warten so diese 48 Stunden nachher, dass man sagt, wenn ich 173 jetzt konkret was habe, dass sich das in diesen 48 Stunden jetzt auch 174 leicht verschlechtern könnte und dann kann man halt sagen nach den 48 175 Stunden, hats jetzt wirklich angeschlagen, merke ich jetzt irgendeine 176 deutliche Besserung oder hats jetzt nicht so viel gebracht. Ich glaub, 177 dass es auch auf diesen Therapeuten ankommt. Ich war dazwischen 178 jetzt bei jemand anders, der die Cranio nur so als Nebenprodukt 179 anbietet. Das war so Sporttherapie und Osteopathie noch. Und da wars 180 ganz lustig, dass ich eigentlich wegen der osteopathischen Dinge 181 hingegangen bin und dann aber so eine kurze Cranio-Session 174 182 dazwischen war und die für mich komplett wertlos unter 183 Anführungszeichen war, weil da nichts passiert ist. Und wär das meine 184 erste Sitzung gewesen, hätt ich gesagt, ok, das ist nichts für mich. Und 185 ich wusste aber, dass ich eigentlich normalerweise auf die Therapie sehr 186 gut reagiere und dass da eigentlich immer was passiert. Und da war 187 aber gar nichts, das heißt ich glaub es kommt auch sehr entweder auf 188 den Therapeuten an oder auf dieses wie fühlt man sich mit dem. Also 189 ich glaub, dass das so ein bissl eine gute Mischung sein muss, weil es 190 sonst glaub ich nicht funktionieren kann. 191 Und wie verläuft das dann weiter, wenn man behandelt wird? Was 192 ist dann der Abschluss der Sitzung? Was passiert dann noch? 193 IP 5: Ja, im Endeffekt gibt es halt/ also man schaut sich diese Dinge an, 194 wo man gesagt hat, da ist es jetzt nicht ganz rund oder was immer. 195 Dann schaut man halt grundsätzlich, ist da jetzt irgendwas schief im 196 Körper, weil es könnte ja auch von woanders herkommen. Es wird 197 schon ganzheitlich das angeschaut irgendwie und dann ist es eigentlich 198 immer so, dass der Therapeut dann sagt, ich glaub, das ist jetzt 199 aufgelöst. Also da war irgendwas und ich glaub, das ist aufgelöst und 200 dann muss man halt selber für sich feststellen nach der Sitzung, wie 201 geht’s mir jetzt damit. Hab ich jetzt trotzdem noch was oder ist es ok. 202 Und bei mir wars immer so, dass ich mir dann halt offen gelassen hab, 203 wann ich wieder komme. Also ich wollts mir mal selber anschauen und 204 sagen, wie fühl ich mich jetzt damit und hab ich das Gefühl, dass ich 205 jetzt in zwei Wochen schon wieder kommen muss oder kann ich länger 206 pausieren. Also ich wollt mir das immer ein bissl frei lassen. Es gibt 207 sicherlich Dinge, wo man dann sagt, also wenns jetzt schlimmere 208 Störungen auch sind, dass man wahrscheinlich dann relativ oft in 209 kürzeren Intervallen halt auch gehen muss. 210 Und was haben Sie sonst an Erfahrungen von anderen Verfahren? 211 Also jetzt eben Osteopathie zum Beispiel oder? 212 IP 5: Also Sie meinen jetzt abseits der Schulmedizin (lacht)? 213 Ja, oder auch in der Schulmedizin. Einfach generell, welche 214 Verfahren haben sie da schon genutzt? 215 IP 5: Ja, in der Schulmedizin, ja, da gibt’s halt nicht viel. Ich mein 216 Verspannungen, sag ich jetzt einmal, dass man da eine Heilmassage 217 hat, sonst mach ich regelmäßig Shiatsu. Also so Shiatsu– 175 218 Sesselmassage. Und ich habe auch gemacht, vor ziemlich langer Zeit 219 allerdings, eine Bioresonanztherapie. 220 Ja, das wars dann eigentlich. Aber das heißt, ich bin durch diese 221 Bioresonanztherapie eigentlich so bissl, die mir sehr gut geholfen hat, 222 auch in diese Richtung gekommen, dass ich gesagt hab, ich kann mir 223 andere Dinge jetzt vorstellen. Weil ich glaub, wenn einer jetzt ein reiner 224 Anhänger der Schulmedizin ist und man dem erklärt, was CranioSacral 225 Therapie ist, dann wird der sagen, das ist ein absoluter Humbug, das 226 mach ich nicht. Und ich glaub, wenn man vorher andere Dinge schon 227 gemacht hat, die dann funktioniert haben, dass man dann sagt, ich kann 228 mir das auch vorstellen. 229 Weil Sie es grad sagen WAS CranioSacral Therapie ist. Was aus 230 Ihrer Sicht ist denn CranioSacral Therapie? 231 IP 5: (lacht) Ja, man sagt normalerweise immer, ja das ist Hand 232 auflegen. Also Hand auflegen find ich, hört sich immer so spooky an. 233 Das ist sowas wo man sich denkt, ja Hand auflegen ist so was wie 234 Handlesen oder sowas, was man nicht greifen kann. Ich glaub halt, dass 235 es für den Therapeuten eine bestimmte Gabe braucht, sich da auch 236 drauf einzulassen auf den jeweiligen, den man grad behandelt. Ich 237 glaub, das kann auch nicht jeder. Und da einfach, sag ich jetzt einmal, 238 Kräfte sich austauschen (lacht). Irgendwie, ich tu mir ein bissl schwer es 239 auch das zu beschreiben, weil ich glaub, das ist irgendwie was, was von 240 der Definition her irrsinnig schwierig ist. Dass man da sich irgendwie / 241 also ich glaub, der braucht ein irrsinniges Gespür, dass er sagt, ist da 242 jetzt irgendwas in Urordnung, weil wenn man so jemanden angreift 243 (fasst auf den Arm), na ist eh fein. Aber der braucht ein irrsinniges 244 Gespür für die ganz feinen Dinge, die da passieren. 245 Und was wird eigentlich gemacht? Was ist das Greifbare, was 246 gemacht wird? 247 IP 5: Also ich glaub, dass eigentlich die (überlegt) Körperheilung oder 248 die Funktionen des Körpers da irgendwie auch gestärkt werden und 249 dass man dem hilft, diese Dinge von sich aus zu beseitigen auch. 250 (überlegt) Weil ich könnte halt viele Dinge dann auch, wenn ich jetzt zu 251 einem Schulmediziner geh, der sagt, ja dieser Schmerz in der Schulter, 252 dann verschreib ich dir irgendwas gegen die Schmerzen und dann tun 253 wir es ein bissl schonen und dann wird’s wieder gehen – oder auch 254 nicht. Und das ist halt die andere Methode, dass man halt sagt, ok, ich 176 255 geb jetzt nichts, was die Schmerzen wegnimmt und praktisch jetzt 256 einmal den Körper irgendwie chemisch in einen anderen Zustand bringt, 257 sondern ich schau mir halt an, was ist da. Weil Schmerzen kommen 258 immer von Verspannungen. Also diese Schmerzen von Verspannungen, 259 wo man sagt, man sollte eigentlich eher die Verspannung lösen, als 260 irgendwie den Schmerz bekämpfen in erster Linie einmal. Und ich glaub, 261 dass es eigentlich eine Unterstützung des Körpers ist, da seine 262 Mechanismen in Gang zu bringen. 263 Und Sie haben jetzt gesagt Hand auflegen. Wird da irgendwas 264 gemacht oder ist es wirklich nur ein Hand auflegen? Oder gibts da, 265 weiß ich nicht, Druck Bewegung oder? 266 IP 5: Es ist ein bissl ein Druck, aber es ist eigentlich ein (überlegt), also 267 das ist eigentlich zu vernachlässigen. Das ist ja gerade das Spannende, 268 dass man selber dann immer das Gefühl hat, dass man sagt, der drückt 269 jetzt irrsinnig. Also das war bei mir bei diesen Brustkorbdingen, dass ich 270 mir gedacht hab, die lehnt sich jetzt da mit aller Kraft, die sie hat auf 271 meinen Brustkorb drauf und ich mir dann gedacht hab um Gottes Willen, 272 was tut die. Und das war ein ganz feiner Druck, der sich aber durch den 273 Körper so irrsinnig aufgebaut hat. Oder auch diese Bindegewebsdinge. 274 Also das ist so richtig wellenförmig spürt man das da, wie das da hin und 275 herfährt und man sich denkt, was passiert da jetzt genau und es ist 276 eigentlich nur, dass da jetzt die Hand drauf liegt mit ein bissl einem 277 Druck. Aber das ist zu vernachlässigen eigentlich. Also das ist nichts, wo 278 man sagt, die drückt ordentlich drauf. Also es ist eigentlich so, dass die 279 Hände immer wo liegen und dass man halt einmal auch ein bissl 280 arbeitet, aber nie mit / Also das ist nicht wie eine Massage oder was, 281 dass ich sag, da knetet wer in der Gegend rum. 282 Also sie haben ja ein bissl Erfahrung bei anderen Verfahren auch. 283 Wenn Sie jetzt aus Ihrer Sicht einfach diese Verfahren miteinander 284 vergleichen, soweit sie halt vergleichbar sind, wo liegen da die 285 Gemeinsamkeiten und wo sind die Unterschiede? Sie können sich 286 entweder Shiatsu, Osteopathie oder Bioresonanz, entweder, Sie 287 fassen es zusammen und abstrahieren oder Sie suchen sich ein 288 Verfahren aus, wo Sie irgendwie das Gefühl haben, das lässt sich 289 ganz gut vergleichen. 290 IP 5: Also ich würd sagen, es ist bei der Bioresonanz auch so, dass man 291 sagt, man kanns/ Also ich konnte es relativ schwer greifen auch von 177 292 dem, wenn man erklärt, was da passiert. Weil man bei der Bioresonanz 293 ja auch sagt, es werden durch diese Stoffe, auf die man jetzt allergisch 294 reagiert, werden im Körper jetzt negative Schwingungen produziert und 295 die werden dann in der Bioresonanztherapie in positive umgewandelt. 296 Also das hört sich für mich (überlegt)/ Im ersten Moment hört sich das 297 auch total spooky an, weil man sich denkt, da geht jetzt nicht wirklich. Es 298 ist aber glaub ich was, wo man sich erstens mal drauf einlassen muss 299 und man sagen muss, ok ich probier das einmal. Und was ich glaube, 300 dass bei all diesen Verfahren der Punkt ist, dass wenn ich ein Problem 301 damit hab und mir nicht vorstellen kann, dass das jetzt irgendwie 302 funktioniert, dann glaub ich, brauch ichs gar nicht machen. Weil ich 303 glaub, dass dann einfach dieser Widerstand dagegen - und ich darf ja 304 keinen Widerstand haben, weil das eine Sache ist, wo der Körper halt 305 mitmachen muss bzw. wo man akzeptieren muss, dass der Körper was 306 macht. Und wenn ich da jetzt irgendwie Ressentiments dagegen hab, 307 dann wirds nicht funktionieren, weil ich mich dann nie so drauf einlassen 308 kann, dass diese Dinge auch passieren. Also das glaub ich ist wichtig, 309 dass man halt sagt, ich lass mich jetzt einmal drauf ein. Und ja bei der 310 Bioresonanz, es ist halt auch ziemlich abstrahiert, weil man halt einfach 311 sagt, man sitzt dann da und sagt ok, ich bekomm jetzt diesen Stoff in die 312 Hand oder was immer und dann schlägt dieses Pendel aus. Und das ist 313 also kaum zu greifen, dass man sagt, wie passiert das jetzt genau. Also 314 es ist eher so, dass man das Gefühl hat, da passiert jetzt wieder was, 315 was ich nicht kontrollieren kann. Und das ist halt auch bei diesen 316 Verfahren so ein bissl das Thema, dass man halt die Kontrolle ein bissl 317 weggeben muss. 318 Und von der, ich sag jetzt mal Wirkweise her, was wirkt bei 319 welchem Verfahren? Gibt’s Unterschiede? 320 IP 5: Naja, also so Shiatsu ist halt schon sehr mit Druck, also das lehnt 321 sich ja an an die klassische Massage bzw. an eine Heilmassage. Da 322 passiert schon mehr eigentlich und die arbeiten halt mehr in das hinein. 323 Auch bei der Osteopathie. Ich würd ja sagen die Bioresonanz und auch 324 die CranioSacral Therapie, das ist irgendwie ein bissl feinstofflicher 325 (lacht). Also um es jetzt irgendwie zu beschreiben. Also ich glaub da 326 passieren eher Sachen auf einer anderen Ebene, als es in der 327 Osteopathie und im Shiatsu der Punkt ist. Weil da spür ich ja, die knetet 328 mich jetzt da hinein und dadurch löst sich irgendeine Verspannung. Da 178 329 hab ich immer mehr das Gefühl, dass ich sag, da wird auf den Körper 330 eingewirkt und bei der Bioresonanztherapie und auch bei der 331 CranioSacral Therapie hab ich eher das Gefühl, dass halt der Körper 332 macht irgendwas von sich aus. Da wird weniger eingewirkt jetzt einmal, 333 sondern eher unterstützt. 334 Und jetzt eine fiktive Frage. Für welches Problem würden Sie 335 welches Verfahren wählen? 336 IP 5: (überlegt) Ich sag jetzt einmal, wenns eher in eine (…) wenns eher 337 so eine psychosomatische Thematik ist, also sehr viel auch mit Geist 338 und ein bissl mit Psyche zu tun hat, sag ich, ist die CranioSacral 339 Therapie schon gut. Also ich glaub all diese anderen Dinge sind eher so 340 auf rein/ Ich hab jetzt ein gesundheitliches Problem was halt von 341 irgendwas kommt, weil ich sag, ich hab mir den Rücken verrissen, weil 342 ich mich falsch irgendwie bewegt hab. Ich glaub, wo die Sachen so 343 hineinspielen so ein bissl mit der Psyche auch, ist die CranioSacral 344 Therapie schon gut, weil sie halt jetzt nicht unbedingt bezogen ist auf 345 einen Teil des Körpers, sondern weil das halt den ganzen Körper betrifft 346 irgendwo. 347 Und weil sehr viele Dinge halt auch aufkommen bei der Therapie, die 348 man vielleicht jetzt noch gar nicht spürt oder wo man sagt, ah da ist aber 349 auch noch irgendwas. Und das spürt man vielleicht noch gar nicht und 350 es könnte später dann Probleme machen. Bei den anderen Dingen ist 351 es eher so, dass man halt wirklich drauf eingeht, dass man sagt ok, da 352 ist jetzt eine Verspannung, da ist jetzt irgendwas und man behandelt 353 eben das und bei der CranioSacral Therapie ist es irgendwie so auf den 354 ganzen Körper bezogen. Dass man schon auf Dinge eingehen kann, 355 wenn ich sag, ich hab jetzt da einen Schmerz, aber dass trotzdem der 356 ganze Körper noch einmal angeschaut wird, ob nicht irgendwas anderes 357 auch noch irgendwo ist. 358 Und weil Sie sagen psychosomatisch. Heißt das, dass die Psyche 359 mit betreut wird oder geht das nur von der körperlichen Seite aus? 360 IP 5: Ich glaub schon, dass die Psyche ein bissl mit betreut wird, weil es 361 gibt am Anfang diese Gespräch auch, das ja auch einmal sagt, warum 362 bin ich da, gibts da irgendwas. Das ist jetzt bei den anderen Dingen jetzt 363 auch nicht unbedingt so, wo man halt nur beschreibt jetzt einmal, da tut 364 dir was weh. Also das ist in der CranioSacral Therapie schon so, dass 365 man sagt, wieso bin ich jetzt da, gehts mir sonst gut, gibts irgendwelche 179 366 Probleme. Also das ist schon so ein bissl ganzheitlicher für mich als die 367 anderen Dinge. Und ich glaub ohnehin, dass sehr viel Verbindung ist 368 zwischen Psyche und dem Körper. 369 Und in der Therapie wird auch drauf eingegangen oder ist das rein 370 körperlich? 371 IP 5: Es sind schon oft so Fragen, dass man halt sagt, wie fühlt sich das 372 jetzt an oder welche Farbe man sich grad vorstellt (lacht). Also das sind 373 Sachen, die halt dann im ersten Moment ein bissl komisch auch sind. 374 Wie fühlt sich das jetzt an, dass man sich überlegt, was geht mir jetzt 375 grad durch den Kopf. Oder wenn man sagt, ich hab jetzt ein komisches 376 Gefühl, ja, was ist das für eine Farbe, dass man oft so Fragen bekommt, 377 die halt bei den anderen nicht unbedingt da sind. 378 Wir waren ja eh schon dort. Die CranioSacral Therapie zählt ja – wie 379 auch diese anderen Verfahren – zur Komplementärmedizin. Wie ist 380 denn ihr genereller Zugang zur Komplementärmedizin? 381 IP 5: Mittlerweile sehr gut. Früher war das für mich so, dass ich gesagt 382 hab, ich kanns mir nicht vorstellen. Bei mir wars halt so, dass ich 383 ziemliche Probleme hatte mit Nahrungsmittelallergien, die allerdings 384 nicht am Anfang als Nahrungsmittelallergien diagnostiziert wurden. Und 385 ich da ein Jahr lang wirklich von Arzt zu Arzt gelaufen bin und dann 386 schon ziemlich verzweifelt war. Dann die Allergien diagnostiziert wurden 387 und man halt gesagt hat, ja das ist halt jetzt ein Pech, mit dieser 388 Unverträglichkeit, da muss man halt damit leben. Und bei mir waren es 389 halt so Sachen wie Zucker und Weizen. Und das war Mitte der 90er, wo 390 es halt auch diese ganzen Möglichkeiten sich jetzt alternativ zu 391 ernähren, noch nicht so gab wie jetzt. Ich mein jetzt ist es kein Problem, 392 es gibt diese ganzen Biosupermärkte, es gibt auch heute bei den 393 besseren Bäckern jetzt auch schon die Möglichkeit Brot ohne Weizen/ 394 Aber zu dem Zeitpunkt wars halt einfach ein Hammer, wo man gesagt 395 hat, was soll ich jetzt tun, ich kann ja nichts mehr essen und man da halt 396 schon leicht verzweifelt ist und man sagt, wie mach ich das jetzt. Und 397 dann bin ich eben auf diese Bioresonanztherapie gekommen, die mir 398 dann super geholfen hat und ich hab keinerlei Beschwerden nachher 399 mehr gehabt. Und ich glaub, wenn sie gar nicht geholfen hätte, dann 400 wärs vielleicht auch anders gewesen, aber mir hat sie halt sehr gut 401 geholfen. Und das war nach dieser ganzen Odyssee in der 402 Schulmedizin, war das für mich halt so, dass ich gesagt hab, oh wow, 180 403 das geht auch ohne jetzt eine besondere Einschränkung im Leben zu 404 haben. Dass man das irgendwie anders behandeln kann auch. Weil das 405 wurde halt von der Schulmedizin gar nicht aufgezeigt. 406 Und haben Sie bei stimmtechnischen Problemen auch bereits 407 Schulmedizin in Anspruch genommen? 408 IP 5: Ja, also es war schon so, dass wenn ich gesagt hab, ich hab jetzt 409 irgendein Problem mit den Stimmbändern oder was immer schon auch 410 HNO einmal zum Abklären, dass ich gesagt hab, ist da jetzt irgendwas, 411 weil wenn ich halt ein Knötchen am Stimmband hab, dann muss ich es 412 eh behandeln lassen. Da wär ich sonst nicht so weit kommen. Das 413 schon ja. 414 Wie war die Behandlung von dem Stimmbandknötchen? 415 IP 5: Das war mit Antibiotika einfach, also Antibiotika und wirkliche 416 Stimmschonung. 417 Wie lang hat das ungefähr gedauert? 418 IP 5: Naja, ich schätze so zwei Monate oder so. Es war Gott sei Dank 419 so, dass es halt, wenn man einmal in der Woche im Gesangsunterricht 420 ist, dass halt kleine Dinge sofort auffallen irgendwo. Schon beim 421 Aufwärmen hat dann die Gesangslehrerin gesagt, oh, ich hör da was. 422 Da ist irgendwas geschwollen und sie dann halt auch sagt, du lass dir 423 das abklären. Also das ist der große Vorteil, wenn man das einmal in der 424 Woche hat, dass Dinge halt gleich im Anfangsstadium irgendwie dann 425 behandelt werden können. Bis man so ein Stimmbandödem dann 426 wirklich merkt, glaub ich, wenn man jetzt nicht ständig unter Betreuung 427 ist, glaub ich wird das dauern. Bis man dann einfach sagt, ok, die 428 Stimmbänder schließen nicht mehr ordentlich. Und dann ist es aber 429 schon so weit, dass man dann halt wahrscheinlich in die Not kommt, 430 dass man dann irgendwann halt operativ was machen muss, weil man ja 431 die ganze Zeit dann noch drauf singt. Und bei mir das immer war, wenn 432 auch schon der kleinste Punkt war, ich zum HNO gegangen bin, das 433 behandeln ließ und dann gleich gesagt hab, ok, ich sing jetzt einmal 434 nicht. 435 Und wieder eine fiktive Frage: Wie wäre jetzt die Vorgehensweise, 436 wenn ein stimmliches Problem auftreten würde von Ihrer Seite 437 aus? 438 IP 5: Ja (lacht). Also ich würde mich wieder auf meine Gesangslehrerin 439 verlassen, die halt auch sich mit den medizinischen Sachen sehr gut 181 440 auskennt. Also die halt einfach, wenn die sagt, geh jetzt dorthin zum 441 HNO, dann weiß sie, wieso sie es tut. Würde das zuerst so abklären 442 lassen und dann halt auch mit ihr besprechen, kann man andere Dinge 443 auch noch machen. Also sie ist Gott sei Dank jetzt auch in der 444 Komplementärmedizin sehr gut bewandert. Das heißt, wenns irgendwas 445 gibt, was man da machen könnte, dann würde sie es auch vorschlagen. 446 Ok, das heißt, eigentlich ist so die Gesangslehrerin das, wie soll ich 447 sagen, das Zentrum, auf das Sie sich berufen? 448 IP 5: Ja, ja, genau! 449 Kommt auch wieder an auf die Gesangslehrerin, glaub ich, weil es gibt 450 auch Gesangslehrer, denen das ziemlich egal ist, die halt sagen, du 451 musst da jetzt singen. Also sie ist schon sehr vorsichtig, was das 452 anbelangt und hatte auch schon Schüler, die halt Stimmbandknoten 453 gehabt haben vorher, mit denen sie halt dann ganz anders arbeitet, als 454 es halt jemand anders machen würde. Also das ist so wie beim Friseur. 455 Dass ich sag, es gibt Friseure, die halt sagen, wenn sie jetzt unbedingt 456 heute total blondiert wollen und morgen dann ganz schwarz, dann mach 457 ich ihnen das, auch wenn die Haare abbrechen. Und dann gibt es 458 Friseure, die sagen, sie können es gerne machen, aber nicht bei mir. 459 Jetzt muss ich nur kurz nachschauen. (…) Das heißt, wenn ihnen 460 jetzt ihre Gesangslehrerin etwas vorschlagen würde, das würden 461 sie einfach ausprobieren? 462 IP 5: Ja. 463 Und wenn sie sich selber für ein Verfahren entscheiden, also wie 464 sie es ja auch früher gemacht haben. Was ist da so die 465 Entscheidungsgrundlage? Also worauf achten Sie? 466 IP 5: Also bei mir kommts drauf an, ob ich jetzt jemanden kenne, der es 467 schon gemacht hat, der mir irgendwas drüber sagen kann auch, wie das 468 jetzt genau passiert, wie das gewirkt hat oder obs nicht gewirkt hat. Also 469 so Erfahrungsberichte wären mir schon wichtig. Wenn ich jetzt gar 470 niemand kenne, würd ich vielleicht im Internet ein bissl nachschauen 471 (lacht) und mich dort auch ein bissl schlau machen und dann halt 472 feststellen, obs für mich irgendwas gibt, was ich jetzt nicht glaube, oder 473 was sich für mich halt widersprüchlich darstellt. Weil wie ich vorhin 474 schon gesagt hab, wenn ich jetzt glaube, ich kanns mir nicht vorstellen 475 oder es ist für mich ein absoluter Humbug und das mach nicht, dann 476 würd ichs nicht ausprobieren. Weil ich glaub, dass sich dann der Körper 182 477 viel zu sehr dagegen sträubt irgendwie, als dass es wirksam sein 478 könnte. 479 Ja, also bin grundsätzlich mit meinen Fragen durch. Eine 480 Abschlussfrage, die ich immer gern stelle. Obs von Ihrer Seite jetzt 481 noch irgendwas gibt, was Sie jetzt zu diesem Thema zu sagen 482 haben oder wo ich vielleicht auch nicht gefragt hab, was Ihnen aber 483 wichtig wäre, dass das noch irgendwie dann mit reinspielt? 484 IP 5: Ja, ich mein so grundsätzlich find ichs halt immer schade, dass es 485 diese ganzen Sachen zwar gibt, dass es auch erwiesen ist, dass sie 486 durchaus wirksam sein können und dass man aber natürlich so wenig 487 die Möglichkeit hat, das auch zu machen. Das ist so ein bissl diese 488 Zweiklassen-Medizin, die mich halt ein bissl stört. Wo ich sagt, es wird 489 halt jemand, der finanziell sich das nicht leisten kann, ja, also ich weiß 490 das von der Bioresonanztherapie, die/ Ja, man konnte sie einreichen, 491 aber es war halt immer, man hat glaub ich 20% bekommen. Und das 492 war damals Mitte der 90er Jahre, wo das aufgetreten ist, das erste 493 Institut in Wien, das das angeboten hat und das war ein ziemlich teures 494 Institut. Das war so, dass man gesagt hat, da geht man halt im 495 Normalfall nicht hin. Und dementsprechend waren die Preise auch. Und 496 ich hab damals, das waren noch Schillingzeiten, also für diese Therapie 497 15000 Schilling bezahlt. Wobei die Krankenkasse wirklich einen sehr 498 geringen Teil übernommen hat. Und ich war vorher, wie gesagt, ein bis 499 eineinhalb Jahre, sehr XXX (Wort nicht verstanden) mit diesen Allergien 500 und bin auch oft in der Firma ausgefallen. Hab Internisten besucht, 501 Röntgenbilder vom Scheitel bis zur großen Zehen en masse. Und für 502 mich ist es halt dann so, dass ich sag, wenn ich das jetzt 503 gegenüberstelle, dann hab ich wahrscheinlich in der Schulmedizin 504 glaube ich jetzt einmal sogar mehr als diese 15000 Schilling verbraucht 505 und es hat mir aber nichts geholfen. Also das ist für mich immer so ein 506 bissl schwierig, dass ich sag, es ist so diese Zweiklassenmedizin auch in 507 diesen Dingen. Also es wird halt einfach nicht gefördert im Endeffekt. 508 Und das ist das, was ich ein bissl schade finde. 509 Ja, es ist die Erforschung dieser Verfahren sehr schwierig. 510 IP 5: Ja (lacht). 511 Ja, sie haben natürlich vollkommen recht. Es ist ja nicht umsonst, 512 dass ich dieses Thema gewählt hab. 183 513 IP 5: Also das ist schon ein Wahnsinn, dass man sagt/ Vor allem, wenn 514 man dann verzweifelt genug ist, dann sagt man, es ist mir jetzt egal, was 515 das kostet. Also es wär mir vollkommen egal gewesen, ich hab auch 516 dann nicht mehr auf die Kosten geschaut sondern ich hab gesagt, ok ich 517 mach das jetzt. Es hat allein dieses Austesten der Allergien – weil das 518 jetzt natürlich noch viel weiter geht, als dieser klassische Allergietest 519 vom Hautarzt – allein dieses Austesten hat damals gleich an die 4000 520 Schilling gekostet. Wo man halt nur sitzt und ein Flascherl nach dem 521 anderen in die Hand bekommt und man feststellt, was ist es jetzt genau. 522 Ja, das ist ziemlich ins Geld gegangen und wenn sich das jemand nicht 523 leisten kann, dann sagt er halt, ok, dann bin ich halt die nächsten drei 524 Jahre auch noch außer Gefecht. Und vor allem es ist ja auch, es ist ja 525 nicht nur so, dass ich sag, ich fall jetzt aus, sondern es fangen ja dann 526 ganz andere Dinge an. Also wenn man ständig Beschwerden hat, das 527 schlägt sich halt auch auf die Psyche, weil wenn man grundsätzlich 528 sonst ein gesunder Mensch war und dann ständig Beschwerden hat und 529 dann sagt, es geht mir immer schlecht also das schlägt sich extrem auf 530 die Psyche. 531 Ja. Ja, dann vielen Dank! 532 IP 5: Gerne, gerne! 533 534 Gespräch dazwischen 535 536 IP 5: Gut ich glaub bei der CranioSacral Therapie / Ich mein, es ist ja 537 grundsätzlich so, dass ich sag, jetzt in Bezug aufs Singen. Selbst wenn 538 ich jetzt keine Störung hab also wie bei mir mit dem Atmen oder mit 539 meinen Stimmbandproblemen, sondern grundsätzlich, dass ich sage, 540 wenn ich heute singe, dann sing ich immer besser, wenn es mir besser 541 geht. Es gibt wenig Leute, ich mein ich gehör auch ab und zu dazu, 542 wenns mir manchmal absolut schlecht geht, dann gibt’s Tage, da sing 543 ich extrem gut, aber das sind dann wirklich nur die Tage, wo es wirklich 544 ganz schlecht ist. Aber alles so dazwischen, singt man ja nicht gut, weil 545 das kommt ja aus einem raus und wenns jetzt da drin chaotisch 546 ausschaut und man sich unrund fühlt, dann wirds nicht super sein, was 547 da rauskommt. Und deshalb find ichs ja auch ziemlich interessant 548 grundsätzlich für die Stimme. Man fühlt sich ja nachher immer besser 549 und das wirkt sich ja aus. Also ich kenn eigentlich niemand, der sagt, mir 184 550 gehts heut total schlecht und ich würd jetzt gern ein Liedchen trällern. 551 Also es ist ja Singen eigentlich ein Ausdruck von Freude oder dass ich 552 irgendwas mitteilen will und ich glaub halt, dass die wenigsten, denen es 553 jetzt schlecht geht, sagen, ich würd jetzt gerne etwas mitteilen. Das ist ja 554 dann das Schwierige dann. Deshalb glaub ich, dass es einfach auch 555 wichtig ist, weil das so auf den ganzen Körper wirkt, dass man sagt, das 556 ist positiv grundsätzlich für den Gesang. Es ist egal, ob ich jetzt 557 irgendeine besondere Störung hab oder nicht, sondern es ist schon 558 positiv. Also bei mir wars ja auch immer so, dass die Gesangslehrerin 559 gesagt hat, ich bin ein sehr kontrollierter Mensch und das stimmt auch. 560 Und das ist natürlich fürs Singen auch total schlecht, dass man sagt, 561 man soll ja eigentlich nicht kontrolliert sein. Also bei mir zum Beispiel, 562 ich mach irgendeinen schweren Fehler, ich mach irgendeinen Einsatz, 563 der gar nicht stimmt und man sieht es mir nicht an. Also ich hab ein 564 absolutes Pokerface. Dann steh ich dort und sing einfach weiter und es 565 merkt keiner. Und meine Gesangslehrerin hat zu mir gesagt, das ist eine 566 super Gabe, das können von 100 Leuten vielleicht 10, aber es ist ganz 567 schlecht, weil du viel zu kontrolliert bist. Also die sagt natürlich, es ist 568 besser, wenn man jetzt einen Fehler macht und es dann zumindest 569 irgendwer merkt, weil sie sagt, ich kenn dich so gut und nicht einmal mir 570 fällts auf. Und das glaub ich, ist auch so ein Thema wo man sagt, man 571 muss ich halt dort ein bissl hineinlassen und man muss halt sagen, ich 572 kontrolliers jetzt nicht, weil ich es auch nicht kontrollieren kann. Also das 573 war für auch so ein bissl die Hürde da zu sagen, ich probier das jetzt 574 aus, obwohl mir Leute, die das schon gemacht haben, gesagt haben, 575 das ist total arg und da passiert dann irgendwas. Und dann hab ich mir 576 gedacht, na super, wunderbar, da passiert irgendwas. Also das ist das 577 Spannende glaub ich. 578 Ja, das ist alles sehr spannend. 579 IP 5: Und wie gesagt, es funktioniert nicht bei allen. Ich hab wirklich 580 diesen direkten Vergleich gehabt und es tat mir fast ein bissl leid, weil 581 der hat sich wirklich bemüht, wollte da jetzt irgendwie und ich hab mir 582 gedacht ok, es passiert gar nichts. Und es ist aber sehr gut in den 583 anderen Bereichen, da hat es super funktioniert, nur das Cranio war 584 eigentlich gar nicht vorhanden. So wie wenn irgendjemand sagt, so, ich 585 leg da jetzt die Hand drauf und das war für mich gar nichts. 185 586 Ja, das ist sehr spannend. Das hab ich jetzt schon in mehreren 587 Interviews schon gehört, dass es sehr auf den oder die Therapeutin 588 ankommt. 589 IP 5: Ja, also ich glaub, das ist wie in der Psychotherapie, glaub ich. 590 Wenn ich jetzt einen Therapeuten hab, wo ich sag, der ist mir 591 unsympathisch, dass ich dem dann natürlich nicht alles erzähle, das ist 592 ganz klar. Dass ich sag, es gibt zum Beispiel Männer, wo man sich 593 denkt, die gehen eher zu Männern und dann sagen die, nein, ich hätt 594 gern, wenn ich mirs aussuchen könnt, eine Frau als Therapeutin, was 595 ganz spannend ist. Find ich jetzt einmal. Weil ich würde jetzt glaub ich 596 keinen Mann wollen als Therapeuten. Also das find ich ganz spannend, 597 dass man von Männern oft hört, dass sie zu Frauen tendieren als 598 Therapeuten, das find ich ganz lustig eigentlich. 599 Ja, da hab ich jetzt nicht so die Erfahrung. 600 IP 5: Und da glaub ich ist es, wenn das nicht so funktioniert, dann glaub 601 ich funktioniert/ Es gibt ein paar Sachen, wo man sagt, das sind so 602 Vertrauensstellungen. Also bei mir sinds, weiß ich nicht, Zahnärzte, 603 Gynäkologen, Psychotherapeuten, Gesangslehrer (lacht) Wo es wirklich 604 funktionieren muss, weil sonst glaub ich, ist es nicht gut. 605 Ja, eh, ich mein, je persönlicher das Thema umso besser muss die 606 Beziehung sein. Ja, super, dann vielen Dank! 607 IP 5: Ja gerne! 186 12.2.6 Interview IP6m 1 Gespräch davor 2 Ja, also ich hab hier eh meine Fragen vorbereitet, die ich jetzt nicht 3 eins zu eins so stellen werde, aber wo ich einfach ein bisschen 4 schau, dass ich selber den Faden nicht verlier. 5 Ja, erst einmal so ein paar einleitende Sachen. Was genau ist dein 6 Berufsfeld? Also was machst du und wo sind die 7 Berührungspunkte mit dem Singen? 8 IP 6: Also mein Berufsfeld ist Auftritte spielen, Konzerte spielen, Klavier 9 unterrichten, einen Chor, den ich in der Musikschule mach, die 10 Lehrveranstaltung auf der Musikuni (Lehrpraxis an der Musikschule 11 heißt das), das Studio hier, was ich betreibe und Lieder schreiben. Also 12 das ist es im groben Umriss. Und von der Gewichtung: ich mach im Jahr 13 zwischen 150 - 180 Auftritte, Musikschule hat sich die letzten Jahre 14 immer mehr reduziert oder jetzt hab ich vor zwei Jahren wieder Stunden 15 abgegeben, einfach weil es mit dem Spielen irgendwie sonst zu viel 16 wird, weil ich quasi mir auch diesen Freiraum schaffen wollte fürs 17 Komponieren und fürs Lieder schreiben und für die Konzerte. That‘s it. 18 Und vom Singen her, wann singst du? 19 IP 6: Also ich hab ja erst vor sieben Jahre zum Singen begonnen, also 20 vor sieben, acht Jahren, mit 35. Bis dahin war ich Pianist und Sideman 21 und hab alle möglichen Leute begleitet, die es hier so gibt und, also von 22 Barpiano, Big Bands, Rock'n'Roll Bands, Jazz-Trio, Bälle, Hochzeiten, 23 also alles gespielt, was gegangen ist und dann, so nachdem ich das 24 zehn Jahre gemacht hab, so nach dem Studium ist das eigentlich 10 25 Jahre so gelaufen, hab ich sagen wir auf dem Klavier, hab ich gespürt 26 irgendwie, ich verbieg mich da zu sehr. Und hab dann zum Singen 27 begonnen und zum Lieder schreiben. Und da war so die Initialzündung 28 die Lieder vom Hermann Leopoldi und das ist auch quasi der Großteil/ 29 Also ich sing quasi fast quasi ausschließlich Mundart und hab so 30 mehrere Programme, wo ich im Stil dieser alten Klavierhumoristen - 31 Gerhard Brunner, Georg Kreisler, Hermann Leopoldi - auftrete. Und halt 32 Soloauftritte mach, aber auch mit Band. Und mittlerweile hat sich das 33 quasi von 100% nur Klavierspielen, hat sich das eigentlich gedreht, so 34 dass ich ja sicher 80, 85% meiner Auftritte spiele und singe. 187 35 Und hast du das dann irgendwie mit Unterricht nehmen oder total 36 autodidaktisch/ 37 IP 6: (unterbricht) Jaja, natürlich. Also ich hab da meine Lehren gezogen 38 aus dem Klavierspielen, wo ich mir von Anfang an nie etwas sagen hab 39 lassen und das quasi auch schmerzhaft bezahlen hab müssen. Also 40 damals wie ich die Aufnahmsprüfung fürs Konservatorium der Stadt 41 Wien und der Musikhochschule gemacht hab, hab ich dann beides 42 geschafft und auch beides fertig studiert, aber quasi das Jahr oder die 43 eineinhalb Jahre davor acht bis zehn Stunden täglich nur geübt und 44 sonst nichts gemacht und bin dann quasi nach geschaffter 45 Aufnahmsprüfung ein Jahr mit Sehnenscheidenentzündung auf beiden 46 Händen gehängt. Und dann hab ich mir gedacht, naja beim Singen bin 47 ich nicht mehr so dumm, sondern ich lass mich da von Anfang an 48 begleiten und hab da so die ersten zwei, drei Jahre schon intensiv 49 immer wieder regelmäßig Stunden genommen bei verschiedenen 50 Leuten. Zuerst war ich bei einem klassischen Opernsänger, das war 51 aber dann ein bisschen eine Sackgasse, vor allem für das, was ich 52 wollte und dann hab ich einfach so punktuell immer wieder so Serien 53 von Stunden genommen bei der XXX und bei anderen. 54 Und wie kam es dann, ich weiß nicht obs vom Singen aus war, zur 55 CranioSacral Therapie? 56 IP 6: Naja, den XXX hab ich deswegen kennengelernt, weil ich vor zwei 57 Jahren eine Hüft-OP/ Ich hab rechts eine neue Hüfte, komplett mit 58 Pfanne und Gelenk und allem was dazu gehört. Und da hab ich halt im 59 Anschluss Physio-Stunden gekriegt und deswegen auch CranioSacral, 60 weil einfach da die ganzen Schonhaltungen im rechten Fuß und ich hab 61 vor sieben Jahren auch einen Bandscheibenvorfall gehabt, der auch 62 irgendwie damit zusammenhängt und einfach so dieser ganze 63 Bewegungsapparat. Und ja, das Ziel war oder ist eigentlich, quasi diese 64 Bewusstwerdung des Bewegungsapparates, quasi was die Arme und 65 Hände betrifft beim Klavierspielen eben im Zuge der 66 Sehnenscheidenentzündung, ich quasi da geschafft hab, das quasi auf 67 ein Level zu stellen, wo es funktioniert, wo ich mittlerweise sechs, sieben 68 Stunden wieder spielen kann ohne dass es was ausmacht, das quasi 69 nicht nur für die Arme sondern auch für die Beine zu schaffen. 70 Ok, das heißt, der XXX ist Physiotherapeut 71 IP 6: Genau, richtig ja. 188 72 mit Zusatzausbildung CranioSacral Therapie. 73 IP 6: Genau ja. Und wahrscheinlich ein Haufen anderer Ausbildungen 74 auch noch. Keine Ahnung. 75 Und der Berührungspunkt war quasi dann damals aufgrund der 76 Hüfte. 77 IP 6: Genau. Also nach wie vor, ich geh nach wie vor zu ihm. 78 Ok, und wie hat sich das dann weiterentwickelt, dass da dann/ Oder 79 gabs irgendwann eine Verbindung zur Stimme oder? 80 IP 6: Nein, eigentlich gar, nein. Also was die Stimme und das Singen 81 betrifft, war meine Prämisse immer, und ich mein, da hab ich halt meine 82 Kilometer gemacht über das Klavierspielen vorher, indem ich da dann 83 schon gewusst hab, und auch als Lehrer eben, ich mein ich unterrichte 84 glaub ich seit dreißig Jahren mittlerweile, dass ich gesagt hab, beim 85 Singen leg ichs einfach anders an. Und das erste, was ich mir 86 vorgenommen hab und das zieh ich bis heute durch, ich sing wirklich nur 87 dann, wenn ich Lust hab. Und nicht, weil ich mir einbilde, ich muss jetzt. 88 Ich mein, ich bin natürlich oft auch in der Situation, klar, wenn ich ein 89 Solokonzert hab, wo ich 60 Minuten alleine auf der Bühne bin, klar muss 90 ich dann. Aber bei anderen Situationen wie Veranstaltungen oder so, 91 dann hab ich oft irgendwie das Glück, dass ich eine Sängerin dabei hab 92 oder einen Sänger und dann kann ich singen wenn ich will und muss 93 aber nicht. Und das war beim Klavierspielen schon, ich mein damals war 94 das beim Klavierspielen schon auch ein großer Druck, weil ich das halt 95 unbedingt zu meinem Beruf machen wollte. Ja. Und da ist irgendwie die 96 Freude an der Sache verloren gegangen. Also eigentlich hab ich es mir 97 selber kaputt gemacht dadurch. Und der Körper hat es halt dann 98 gemeldet. Und beim Singen ist es gar nicht so. Also weil das Singen für 99 mich nach wie vor einfach Freizeit ist, obwohl es mein Beruf ist. Also es 100 ist von der Attitude, es ist einfach/ Deswegen sing ich quasi auch auf 101 Deutsch und auch auf Mundart und schreib meine Lieder quasi 102 ausschließlich in Mundart und hab da nicht den Anspruch wie am Klavier 103 alle Stile zu erfüllen und jeder Situation gewachsen zu sein. Überhaupt 104 nicht, nein. Also wenn ich sing, dann möcht ich mein Publikum 105 erreichen, fertig. Mehr hab ich gar nicht vor. 106 Ok. Wenn du jetzt eine CranioSacral Therapie Sitzung einfach mal 107 beschreibst von A bis Z. Was wird da gemacht, bzw. wie beginnt 108 es, was wird gemacht, wie ist der Abschluss? 189 109 IP 6: Naja, ich kenn das jetzt nur vom XXX, keine Ahnung, ob das 110 generell so gemacht wird, aber er macht das halt so, dass er quasi die 111 Körperstellen, wo er Verspannungen spürt oder wo ich halt sag, da tut 112 es mir weh, dass er da hin spürt, oft auch nicht direkt, sondern halt über/ 113 Wenn es in der Hüfte weh tut, kann es ruhig auch sein, dass er auch 114 den Fuß am Knöchel hält, ja. Und dann quasi dorthin spürt und dann 115 das Ganze begleitet wird mit Bildern, die quasi auftauchen in der 116 Situation. Ja, also da ist dann die Aufgabe halt zu beschreiben, das was 117 gerade mir einschießt oder halt dem Patienten in dem Fall. Und das 118 interessante war, dass über die Verbalisierung dieser Bilder sich diese 119 Spannungen - und er spricht da oft immer von frischen Verspannungen 120 oder alten, tiefer liegenden Verspannungen - dass die über die 121 Verbalisierung sich auflösen. Dass die dann rausgehen. 122 Ok. Und was genau macht er? 123 IP 6: Ja, das weiß ich nicht. (lacht) Keine Ahnung. Ja, der hält, der hält 124 den Fuß oder was auch immer. Keine Ahnung wie das funktioniert, aber 125 es funktioniert. 126 Ok. Was ist deine Vorstellung davon, was da passiert? Also was 127 glaubst du, was da passiert? 128 IP 6: Ich glaub, dass da (...) dass quasi er dazu da ist, um jetzt diesem 129 Bereich einfach Zeit und Aufmerksamkeit zu geben. Ja und dass man 130 quasi rundherum die Dinge ausblendet und ausschaltet und quasi jetzt 131 wirklich bewusst sich einige Minuten Zeit nimmt, da sich dem zu 132 widmen. Dass alleine durch das Hinsehen im eigenen Körper schon was 133 passiert, weil ich mein, ich weiß nicht, wie es bei anderen Menschen ist, 134 aber ich vermute mal, dass das so ein Grundbedürfnis ist, dass man 135 eigentlich gern spannungsfrei leben will. In der Kommunikation, in 136 Beziehungen, aber der Körper in sich selbst wahrscheinlich auch. Ich 137 glaub auch so prinzipiell, dass einfach auch Konflikte, auch globale 138 Konflikte, oder zwischenmenschliche eins zu eins Konflikte eigentlich 139 immer nur so den Ursprung darin haben, dass irgendjemand Spannung 140 auflösen will. Und nicht um Spannung zu erzeugen. Und durch den 141 Umstand, dass man da quasi diesem Körperteil jetzt die Aufmerksamkeit 142 gibt, vermute ich mal, dass der dann die Möglichkeit hat, loszulassen. 143 Und in Kombi mit diesen Bildern, die dann kommen, die in meinen 144 Sitzungen halt Erinnerungen waren von Fußballspielen wie ich dreizehn, 145 vierzehn war, unaufgewärmt auf einen Ball draufgehauen hab und dann 190 146 hat mir die Hüfte weh getan oder eine Situation beim Bergsteigen, wo 147 ich mir nachher den Meniskus gerissen hab irgendwie. Dass halt solche 148 Erlebnisse der Körper speichert und wenn man dann in so einer Sitzung 149 quasi wieder da zurückkehren kann, oder dass dieses Bild kommt dann 150 irgendwie, dann kann der Körper da wieder loslassen. Vielleicht ist es 151 auch eine zweite Komponente, dass er einfach durch das Halten, dass 152 da ein Energiefluss passiert, durch die zweite Person, dass da die 153 zweite Person energetisch durchlässig ist und sich drauf konzentriert, 154 dass dann die Energie im anderen, im behandelten Körper auch zu 155 Fließen beginnen kann. Wahrscheinlich eine Kombi, also so stell ich mir 156 das vor. 157 Und welche Auswirkungen sind dann spürbar? Also was ist dann 158 so das Ergebnis von so einer Sitzung? Oder wann merkt man das? 159 Ist es sofort besser, dauert es länger? Braucht man mehrere 160 Sitzungen? 161 IP 6: Ja, also ich würd schon sagen mehrere. Oft ist es schon sofort 162 besser, aber damit es nachhaltig ist, dann schon mehrere. 163 Und hast du schon irgendwelche anderen Verfahren probiert? Jetzt 164 außer der CranioSacral Therapie? 165 IP 6: Naja, halt Kraftübungen, Dehnen. 166 Ok, also sportlich. Und jetzt aus medizinischer Sicht. 167 IP 6: Naja, mit der Hüfte jetzt nicht, aber mit den Armen damals war 168 Akupunktur. 169 Ok. Wie waren da die Erfahrungen? 170 IP 6: Sehr gut. Ja. 171 Und/ 172 IP 6: Massage, ganz normale Sportmassage. Ist auch gut. 173 Und das ist jetzt vielleicht ein bisschen eine nicht so einfache 174 Frage. Aber wenn du jetzt versuchst, diese Verfahren, soweit es 175 möglich ist, zu vergleichen. Was sind da die Gemeinsamkeiten und 176 was sind die Unterschiede? Also eben, du hast jetzt gesagt 177 Akupunktur, Sportmassage, Cranio. 178 IP 6: Naja, das was quasi bei der Cranio, jetzt von dem wie ich es erlebt 179 hab, halt einzigartig ist, ist quasi dass die psychologische Ebene 180 mitgenommen wird, einfach in Form der Bilder. 181 Und sonst von den Gemeinsamkeiten her? Gibts Gemeinsamkeiten 182 oder? 191 183 IP 6: (überlegt) Naja, das, ich mein dass dieser Energiefluss, dieses Qi 184 im Körper oder was auch immer das ist, halt wieder ins Fließen kommt, 185 ist wahrscheinlich eine Gemeinsamkeit. Ich mein wenn jemand da den 186 Körper hält und quasi das ermöglicht oder irgendwo Nadeln rein 187 gestochen werden an Punkten, wo es sich staut und dann fließt es 188 wieder, ja, das ist wahrscheinlich das Gleiche. 189 Ok. Und gabs einen bestimmten Grund, warum du dich jetzt für die 190 Cranio entschieden hast? 191 IP 6: Nein, gar nicht. Ich hab einfach Physio-Stunden gebucht und dann 192 bin ich gekommen und hab gesagt, na, jetzt hab ich zu viel trainiert, jetzt 193 hab ich wieder drei Tage mich nicht rühren können und dann hat er 194 gesagt, ok, machen wir eine Behandlung. Und nachher hat er gesagt, 195 ah, das war jetzt Cranio. 196 (lacht) Ok, alles klar. Wie ich ja vorher schon kurz gesagt hab: die 197 Cranio zählt auch zur Komplementärmedizin, das heißt, andere 198 Begriffe dafür sind Alternativmedizin oder ja, alternative 199 Heilmethoden oder so. Also quasi das Pendant zur Schulmedizin 200 oder die Ergänzung zur Schulmedizin. Wie ist da generell dein 201 Zugang dazu? 202 IP 6: Ein positiver. 203 Aufgrund von? 204 IP 6: Aufgrund von/ Einfach, dass ich viele Erlebnisse bis jetzt gehabt 205 hab, wo ich gemerkt habe, das macht Sinn, das funktioniert. 206 Worin siehst du den Unterschied zur Schulmedizin? 207 IP 6: Naja, die Schulmedizin reduziert sich quasi meiner Meinung nach 208 nur so auf die Hardfacts. Also und ein Freund von mir hat mal einen 209 guten Vergleich in einer Diskussion auf den Tisch gebracht. Er hat 210 gesagt, das ist so, wie wenn man ein (stockt) Werk von Goethe als pdf 211 auf einen USB-Stick speichert. Dann stehen in diesem Werk grandiose 212 Ideen und Zusammenhänge und Reime und Inhalte drinnen, die, wenn 213 man es liest, einem Bilder aufgehen oder Erkenntnisse haben kann oder 214 Glücksgefühle, einfach, weil das so toll ist, was der geschrieben hat, die 215 quasi nur im Kopf passieren. Und wenn der Schulmediziner den USB- 216 Stick nimmt und den aufmacht liest er lauter Nullen und Einsen und 217 sagt, na was ist denn das, das ist eigentlich nur Nullen und Einsen und 218 wenn irgendein Fehler ist, dann müssen wir da eine Null gegen eine 219 Eins austauschen. Aber diese übergeordneten Ebenen sind nicht 192 220 erkennbar und das einfach wirklich dumm, nicht den Goethe zu lesen so 221 wie er von der Idee her gedacht ist. 222 Ok. Ja, sagt mir was, das Bild. Und gibts bei dir irgendwie 223 besondere Entscheidungsgrundlagen, wenn du dich für einen Arzt 224 entscheidest oder wenn du dich für ein bestimmtes Verfahren 225 entscheidest? 226 IP 6: Ja, Empfehlung, sonst nichts. 227 Und jetzt noch eine fiktive Frage. Wenn du ein stimmliches Problem 228 hättest, das irgendwie auftreten würde, welche Vorgehensweise 229 würdest du da wählen. 230 IP 6: Nicht singen. 231 Nicht singen? Ok. 232 IP 6: Ja, einfach nichts machen. 233 Warten bis es? 234 IP 6: Dann gehts von selbst. 235 Gut. 236 IP 6: Das hat bis jetzt immer funktioniert. Erfolgsquote 100%. 237 Ok. Alles klar. Ja, ich glaub, das war eigentlich eh schon von 238 meiner Seite aus/ 239 IP 6: Also ich mein, ich muss dazu sagen, das funktioniert jetzt in 240 meinem Fall, einfach weil ich, was das Singen betrifft, 100% einfach auf 241 Schiene bin mit einer Intention. Und ich glaub, das ist das wichtigste, 242 eine Intention und ein Ziel zu haben, was man will. Also diesen Auftritt 243 gut zu machen oder dieses Lied singen zu können. Oder diese Leute 244 begeister wollen. Also wenn es da ein klares Ziel gibt, dann tut der 245 Körper von selber um das zu erreichen. Probleme entstehen in erster 246 Linie dann, wenn das Ziel unklar ist, wenn man so schwammige Ziele 247 hat wie: ich würde gerne gut Klavier spielen. Was auch immer das heißt. 248 Also dann entstehen a la long Troubles und das ist wahrscheinlich beim 249 Singen sehr ähnlich. Oder schlechte Ziele: ich möchte besser sein als 250 der. Also das ist auch irgendwie sehr auf der, ich sag mal auf der 251 psychologischen oder spirituellen Ebene. Ich glaub, wenn man wirklich 252 Intentionen hat, die quasi im Reinen mit der Umgebung und mit einem 253 selbst sind und mit dem übergeordneten ich, dann tut der Körper 254 automatisch richtig. 193 255 Und gibts jetzt sonst von deiner Seite aus noch irgendwas, wo du 256 sagst, das hat vielleicht noch mit dem Thema zu tun, das hab ich 257 nicht gefragt oder? 258 IP 6: Die Kombi von CranioSacral und Stimme. (überlegt) Ja, nein, 259 eigentlich. Ich mein, ich bin jetzt kein Sänger-Sänger, sondern ich bin ja 260 Musiker, der auch singt. Und von dem her ist mein erster Fokus immer 261 bei der Musik und jetzt nicht/ Das Instrument steht immer an zweiter 262 Stelle. Eigentlich an dritter Stelle muss man sagen. Weil nach meiner 263 Wahrnehmung funktioniert Musik quasi auf den drei Ebenen, nämlich 264 Hören, Wissen, Spüren. Und die wichtigste Ebene ist einfach das Hören. 265 Also quasi eine klangliche Vorstellung von dem zu haben, was man will. 266 Und als zweites dann quasi die Analyseebene irgendwie dazuzuschalten 267 und zu sagen, ok, das ist jetzt die Terz oder die Quint oder hier sing ich 268 eine Achtel und da ist ein Vier-viertel-Takt oder was auch immer. Oder 269 einen Text auswendig zu lernen, das ist quasi so die analytische Ebene. 270 Und erst an dritter Stelle kommt für mich beim Klavierspielen die 271 haptische Ebene oder eben die Körperebene, das Spüren. Und in dieser 272 Reihenfolge sollte für mich halt immer sich das eine dem anderen 273 unterordnen. Und wenn man das quasi für sich richtig reiht, dann 274 funktioniert es auch und dann kann es zu keinen Problemen kommen. 275 Die Analyse und das Körpergefühl folgen immer dem klanglichen Ziel. 276 Und dann ist es rund und das ist auch quasi beim Unterrichten so, quasi 277 als Lehrer, wenn der Schüler kommt und er spielt was vor und er baut 278 sich bei einer Stelle ein und es funktioniert nicht, dann ist der 279 Lösungsansatz immer auf einer der drei Ebenen zu suchen. Entweder 280 wissen die Finger nicht genau, wo sie hingehören oder er weiß nicht, 281 was der siebente Ton im siebzehnten Takt ist auswendig, ja, oder er hat 282 eigentlich keine Ahnung wie das Stück klingen soll. Und da greift man 283 halt dann punktuell ein, aber die wichtigste Ebene ist quasi immer das 284 Hören. Deswegen mach ich quasi auch in der Musikschule es immer so, 285 dass ich immer sag irgendwie es ist Musiklernen ist wie ein natürlicher 286 Prozess, wie wenn ein Kind sprechen lernt. Zuerst über Zuhören und 287 Nachsprechen lernts die ersten Worte und mit sechs Jahren erst Lesen 288 und Schreiben. Und nicht zuerst einmal das Notenblatt und die Linien 289 und dann über das zu erfahren, wie es eigentlich klingt, sondern, die 290 Reihenfolge ist da wichtig. Und dann funktioniert das in den meisten 291 Fällen. Und dann ist es auch für denjenigen der da musiziert oder spielt 194 292 oder singt nach meiner Erfahrung ein positives und befriedigendes 293 Erlebnis. Und ich mein, wenn es zu Problemen kommt, wie im 294 Bewegungsapparat oder beim Singen, dann stimmen diese 295 Reihenfolgen nicht. Dann ist vielleicht der Anspruch - das gibts ja - beim 296 Komponieren oder Spielen möglichst komplizierte Musik zu machen. 297 Dann reiht man quasi den analytischen Faktor vor den gehörten Faktor. 298 Oder der Anspruch ist technisch irrsinnig schwierige Sachen zu können. 299 Dann reiht man die Haptik oder die Motorik vor dem Hörerlebnis. Und 300 ich mein jeder hält unterschiedlich viel aus als Mensch und deswegen 301 kommt das bei einem dann früher oder später, dass er halt dann 302 Probleme kriegt im Bewegungsapparat. Aber ich glaub, wenn die 303 Reihenfolge ist: das wichtigste ist einfach, wie soll es klingen, dann wie 304 funktionierts und dann wie spürt sich das an, was muss der Körper 305 machen. Wenn das eingehalten wird, ist alles easy, dann hat man nur 306 Spaß an der Sache. 307 Für mich als Klassikerin sehr spannend. Was mir jetzt grade noch 308 zwischendurch eingefallen ist. (überlegt) Naja, ich muss jetzt 309 überlegen, wie ich die Frage stelle, dass ich sie nicht zu assoziativ 310 stelle. Hast du schon direkt nach Cranio-Sitzungen gesungen und 311 gab es für dich da einen Unterschied zu nicht? 312 IP 6: Also direkt nach Cranio-Sitzungen jetzt nicht, aber was ich schon 313 kenne, ist, wenn ich eine Sportmassage mache, so eine 314 Ganzkörpermassage und dann geh ich da her ins Studio und sing was 315 ein, plötzlich geht das alles viel besser (lacht). Das kenn ich schon, ja. 316 Ich hatte auch schon mal so die Idee vor ein paar wichtigen Tracks zum 317 Einsingen eine Stunde vorher eine Massage zu buchen und dann 318 Einsingen zu gehen. Ich mein die Cranio-Sachen sind halt bei mir fast 319 auf die Hüfte beschränkt. 320 Ja, also ich glaub, ich bin von meiner Seite aus durch. 321 IP 6: Vielleicht eine Sache, die jetzt quasi noch um das Thema, dann bin 322 ich quasi alle meine Weisheiten losgeworden (lacht). Weil du grad 323 gesagt hast, dieses Spannungsfeld von Klassik und Popular, dass das 324 interessant ist. Ich hab meine Diplomarbeit damals geschrieben über 325 Komposition und Improvisation im Jazz anhand österreichischer 326 Fallbeispiele und die Fragestellung war quasi, ab wann ist etwas 327 komponiert und ab wann ist was improvisiert. Weil man kann sich 328 hinsetzen und ein paar Töne hinein klopfen, wie es einem grade kommt 195 329 und sag mal, das ist improvisiert. Und ab dem Moment, wo ich das 330 aufgenommen hab auf einem Gerät und dann runter schreib auf Noten, 331 ist es schon komponiert. Also es ist ja so eine Sichtweise, die Dinge, ab 332 wann macht man sie fest und ab wann nicht. Und im Zuge diese Arbeit 333 zu schreiben, bin ich dann auf etwas gestoßen, wieder quasi so ein 334 Kastlsystem, aber bis jetzt hab ich noch niemanden getroffen, der quasi 335 da nicht hineinfallen würde oder der das widerlegen könnte. Da bin ich 336 draufgekommen, dass der Faktor beim Improvisieren und Komponieren, 337 dass es da quasi keinen Unterschied gibt. Komponieren und 338 Improvisieren ist der gleiche Prozess, nämlich Output. Der einzige 339 Unterschied ist der Faktor Zeit. Beim Improvisieren rennt die Time und 340 es muss sofort in der Sekunde passieren. Beim Komponieren hat man 341 Zeit nachzudenken, wie man etwas hinsetzt. Aber es ist ein kreativer 342 Prozess des Outputs. Im Gegensatz dazu der Prozess des Inputs, wenn 343 ich ein Notenblatt vor mir hab und mir erarbeite, wie dieses Stück 344 funktioniert, dann saug ich das in mich ein. Oder ich hab eine Aufnahme 345 und schreib mir das Solo vom Charlie Backer runter, dann hol ich quasi 346 Information in mich hinein. Und hab quasi im Zuge dessen dann eben 347 gesehen, dass es einfach beim Musizieren und auch beim Üben, also 348 jedes Mal, wenn man mit Musik in Kontakt und in Berührung kommt, es 349 quasi immer diese zwei Räume gibt, in denen man sich bewegt. 350 Einerseits die Output-Phase, Lieder schreiben, komponieren, 351 improvisieren, arrangieren auch, wenn man sich neue Stimmen 352 ausdenkt und die Input-Phase, Solos lernen, einen Bach lernen, sich 353 was zeigen lassen von wem anderen. Und ich bin dann 354 draufgekommen, auch im Zuge der Arbeit mit meinen Schülern, dass – 355 der Mensch sucht ja immer nach Ausgleich, um da quasi den Bogen zu 356 spannen von ganz am Anfang vom Interview – dass quasi der 357 Musizierende dann für sich selbst am glücklichsten ist und das größte 358 Glückserlebnis hat, wenn diese Output und Input-Phase ungefähr 50-50 359 ausgeglichen ist. Was auch gut zu beobachten war bei Leuten, die zu 360 stark in der Input-Phase sind. Input-Phase, das sind unter 361 Anführungszeichen oftmals die Klassiker, aber es gibt auch viele Jazzer, 362 die quasi dann irrsinnig weit kommen können, weil sie sich alles 363 reinziehen und die großartigen Erfindungen von anderen Menschen 364 quasi lernen und in sich speichern und auch reproduzieren können, aber 365 die sind irrsinnig stark in der Input-Phase und haben oftmals das 196 366 Problem, sag ich mal, dass sie insofern unglücklich sind, weil viele das 367 Gefühl haben, diesen großen Meistern nie genügen zu können. Weil die 368 Vorbilder, Mozart, Bach, Coltrane, wer auch immer, einfach irrsinnig 369 hoch vom Level und von der Informationsflut sehr dicht und von der 370 Genialität einfach groß sind. Und sie haben oft das Gefühl, dass sie 371 sagen, wer bin schon ich, ich lern halt das, was die ganz Tollen, aber 372 sonst kann ich eigentlich nichts. Und auf der anderen Seite, die Leute, 373 die zu stark in der Output-Phase sind, das sind oftmals die, die ein 374 Leben lang nur die Blues-Tonleiter spielen, weil sie von sich selber auf 375 nichts anderes kommen und ein Leben lang halt so Stücke komponieren 376 mit sechs, sieben Akkorden und keine Zwischendominanten kennen. 377 Und deshalb quasi schau ich auch bei meinem Unterricht und auch in 378 meinem Umgang mit der Musik immer drauf, dass das möglichst 379 ausgeglichen ist. Einerseits den Input nicht zu verlieren, um sich selber 380 ständig mit quasi neuem Material zu füttern um sich selbst quasi von 381 den einzelnen Levels, was man kann immer weiter hochzuschrauben, 382 von den Fähigkeiten immer besser zu machen. Auf der anderen Seite 383 immer im Schreiben und im Kreativsein, Lieder komponieren, 384 arrangieren, bei Sessions oder bei anderen Situation sich einfach 385 drüberzuhauen über ein Lied improvisatorisch, einfach um dieses, ich 386 sag einmal dieses Gefühl der Allmacht, das man hat, wenn man kreativ 387 ist, das ist ja quasi ein Gefühl der Mächtigkeit, das quasi zu bewahren 388 und quasi mit den anderen, die kreativ waren in den letzten 389 Jahrhunderten quasi auf Augenhöhe stehen zu können und sagen zu 390 können, du hast dir das ausgedacht, ich hab mir das ausgedacht. 391 Ja, das ist natürlich für die Klassiker nicht so leicht. Also grad vor 392 allem für die Instrumentalisten oder Sänger, weil da der Faktor des 393 Komponierens oder selbst Kreativwerdens im Normalfall nicht da 394 ist. Und da ist der Output ja eigentlich, ich sag jetzt mal nur, in der 395 Interpretation von etwas. 396 IP 6: Ja, aber das kann auch schon viel sein. 397 Jaja, eh. 398 IP 6: Ich glaub, es ist oft einfach nur ein Schalter, den man im Kopf 399 umlegt. Wenn man sagt, ok, man ist der Glenn Gould und interpretiert 400 das jetzt so. 401 Ja, eben. Es gibt ja ganz viele, die quasi nur reproduziert haben 402 und trotzdem so einzigartig irgendetwas geschaffen haben, weil sie 197 403 halt sich quasi da auch allmächtig gemacht haben und gesagt 404 haben: so seh ich das. 405 IP 6: Aber ich vergleich es ein bisschen so mit meiner Phase, wo ich 406 quasi 10 Jahre drauf geschaut hab am Klavier und am Keyboard, alle 407 Stile spielen zu können, jeder Situation gewachsen zu sein, im Theater 408 spielen zu können, bei einer Rock'n'Roll Band und so weiter und so fort. 409 Einfach quasi nur Anforderungen zu genügen und das ist quasi ein 410 Prozess, wo man tendenziell dann unglücklich wird. Weil eben die 411 Output-Phase fehlt. Aber in der Kombination funktioniert es ganz gut, 412 auch bei meinen Schülern, die quasi zu fleißig sind und nur das machen 413 was ich sag, die zwing ich dazu, sie müssen mir Kompositionen liefern. 414 Ok. Ja. Gut. Ich wär soweit fertig. Vielen Dank. 415 IP 6: Gerne. 198 12.2.7 Interview IP7w 1 Einfach ignorieren (zeigt auf Aufnahmegerät). Das ist das Beste. 2 IP 7: Ja. Gut. (lacht) Genau. 3 Ja, danke erst mal, dass Sie sich die Zeit nehmen. Ich hab Ihnen ja 4 schon kurz erklärt, worum es geht. Also ich schreib meine 5 Magisterarbeit über Stimmstörungen und die Möglichkeit das zu 6 behandeln, im Speziellen konzentrier ich mich eben auf die 7 CranioSacral Therapie. Und ja, ich wollte jetzt einfach ganz kurz so 8 zur Einleitung fragen, was Ihr Hintergrund ist, was Sie jetzt 9 beruflich tun, ob sie beruflich singen bzw. unterrichten oder so 10 was? 11 IP 7: Genau. Ich hab Gesang studiert in Wien vor vielen Jahren und 12 singe selber und unterrichte aber vor allem. Und zwar jegliches, ich sag 13 mal jede Art, einmal angefangen von Anfängern, dann hab ich auch eine 14 Sängerin, also die auch Gesang studiert hat und genau. 15 Ok. Und was hat im Endeffekt dazu geführt, dass Sie eine 16 CranioSacral Therapie Behandlung hatten oder haben? 17 IP 7: Ich hab das immer wieder gemacht. Eigentlich, was war dann zum 18 ersten Mal? Da war ich/ Es wurde mir glaub einfach empfohlen, das war 19 jetzt aber nicht speziell stimmlich, sondern so wegen, wie das beim 20 ersten/ das ist schon so lange her, da kann ich mich nicht mehr erinnern, 21 warum ich da war. Und ich hab jetzt eine sehr gute Freundin, die die 22 Ausbildung hat und da geh ich einfach regelmäßig auch mal wieder hin 23 und dann meine Osteopathin, weil ich glaub Cranio ist ein Teil auch von 24 der Osteopathie, wenn ich mich nicht irre. Ich weiß nicht, ob Sie die Frau 25 XXX kennen, nicht irgendwie? 26 Nein. 27 IP 7: Nicht, ok. Bei der bin ich jetzt ganz ganz regelmäßig. Und 28 (überlegt) genau, schon auch immer wieder in Bezug auf/ also ich kann 29 jetzt nicht sagen nur in Bezug auf Stimme und Singen. Aber ich sag 30 immer, ich merk dort am besten oft die Veränderungen. Ja, dort merk 31 ichs wirklich. 32 Und das heißt, es gab jetzt nicht speziell ein stimmliches Problem 33 aufgrund dessen Sie eine Cranio-Behandlung in Anspruch 34 genommen haben oder? 199 35 IP 7: Ein stimmliches nicht. Ich habe Kieferprobleme. Ja und da geh ich 36 eben zur Frau XXX, die dann auch, die macht Osteopathie und Cranio 37 auch, das, man könnts als stimmliches Problem nennen, weil da stellt 38 sich natürlich die Frage, was ist Stimme. Also in dem Sinn die 39 Stimmbänder, das ist nicht viel, gell. Also das ist eben alles was zur 40 Tongebung gehört und das Ansatzrohr ist etwas von sehr wichtigem, 41 Zwerchfell ist total wichtig. Weil Singen, sag ich mal, ist 80% Atem. Also 42 insofern, das jetzt speziell mit dem Kiefer hat sich schon sehr auf die 43 Stimme geschlagen, immer schon. Da kann man schon sagen, dass ich 44 es dann speziell fürs Singen mache. 45 Darf ich fragen, was genau da/ Also wenn es Ihnen irgendwie zu 46 persönlich ist, dann sagen Sie stopp, danke. 47 IP 7: Also Kieferschmerzen ein bisschen, bzw. ich merk, dass ich das 48 Kiefer, dass es mir relativ schwer fällt, das so zu öffnen, wie man es zum 49 Singen öffnen sollte, nämlich ganz grade, ganz korrekt. Das ist so eine 50 Mischung von Lockerheit, das ist nicht, wie tot über den Zaun hauen, 51 irgendwie, wie meine Lehrerin immer sagt, aber es ist so eine trotzdem 52 sehr entspannte Öffnung. Und da bin ich draufgekommen, nachdem ich 53 das so im letzten Jahr vermehrt selber auch geübt habe, weil ich selber 54 auch immer forsche, weil ich teilweise auch mit Leuten eben arbeite, die 55 wirklich Stimmprobleme haben grad, das ist ja sehr interessant. Und da 56 komm ich natürlich bei mir selber immer drauf auch, wo es hakt. Und 57 das war einfach, dass ich diese Kieferöffnung richtig, einerseits richtig 58 üben muss und dass es einen Teil gibt, den ich fast nicht kann. Und das 59 wird jetzt schon besser, muss ich sagen. Also das hab ich zuerst nur mit 60 Singen versucht mit Übungen, aber da hab ich gemerkt, irgendwie reicht 61 das nicht, weil es gibt irgendwas das geht nicht nur durchs Üben. Und 62 genau, da bin ich jetzt in Behandlung. 63 Und wissen Sie, was genau gemacht wird für den Kiefer? 64 IP 7: Vom Gefühl, also ich kanns nur laienhaft beschreiben, wie es sich 65 anfühlt. Schon wird viel (...) so irgendwie, ich würd fast bezeichnen, so 66 ein bisschen so ausgestrichen. Ja im Prinzip. Ich mein, das ist schwierig 67 für mich jetzt. Da müssten Sie jetzt wahrscheinlich irgendjemanden 68 fragen, der sich besser auskennt, weil so viel/ Also manchmal drückt die 69 Frau XXX schon auch recht, ich weiß nicht, ob das dann schon nur noch 70 Osteopathie ist, da kenn ich keinen Unterschied. Und dann sind das 71 aber ja sehr feine Bewegungen auch, wo ich das Gefühl hab, das ist 200 72 einfach sehr stark energetisch, wenn man jetzt einfach die Hand drauf 73 legt, und wartet bis sich das quasi von selber löst, was es dann auch tut. 74 Also es ist so eine Mischung zwischen sehr sehr fein und dann schon 75 auch, also sie drückt mir da dann ab und zu auch richtig rein. 76 Ok. Und wie genau sind die Auswirkungen auf die Stimme? Also 77 was spüren Sie stimmlich? 78 IP 7: Dadurch dass ich das Kiefer richtig, in der richtigen Mischung 79 zwischen doch eine Spannung und Entspannung und grad beim Singen 80 ist da so - also wir reden jetzt vom klassischen Singen, gell, also das ist 81 ein Unterschied zu diesen Popsachen - ist da eine Öffnung, eine 82 Entspannung wichtig, ist der Kehlkopf entlastet, das ist mal ganz wichtig 83 und die Stimme, und ich hab jetzt am Freitag ein großes Konzert gehabt 84 und hab mich irrsinnig über das Feedback gefreut, weil ganz viele 85 gesagt haben, die Stimme ist viel runder, viel größer, lauter, sie trägt 86 besser. Also es hat sehr viele Auswirkungen auf den Stimmklang. 87 Eine Frage, die ich jetzt schon eigentlich immer gestellt hab, weil 88 ich das ganz interessant finde: wie erleben Sie so eine 89 CranioSacral Therapie Sitzung so von A bis Z, also vielleicht sogar 90 vom Termin ausmachen bis zum was passiert danach? 91 IP 7: Ok. Also da bin ich vielleicht ein bisschen ein/ da tick ich vielleicht 92 ein bisschen anders. Ich hab, wie soll ich sagen, ich komm ein bisschen 93 aus einem Therapeutenumfeld, also ich hab sehr viele Freunde, das 94 heißt, ans erste Mal kann ich mich jetzt eben nicht mehr/ Ich kann mich 95 erinnern, dass es toll war, aber das war jemand, der wurde mir 96 empfohlen, aber jetzt geh ich quasi zu Freundinnen. Das ist für mich 97 sehr wichtig, weil ich bin sehr anspruchsvoll und ich lass mich nicht 98 gerne von jedem anfassen. Und bei denen weiß ich, es passt und denen 99 vertrau ich sehr. Das heißt, das ist dann etwas, ich mach mir den Termin 100 aus und freu mich drauf, weil mir die Behandlung unheimlich gut tut, vor 101 allem im Moment, sogar wenns ein bisschen, wie gesagt, wenn sie 102 reindrückt, also, das sind jetzt beide Freundinnen. Für mich ist das 103 immer angenehm, also der Körper, ich hab immer das Gefühl, der 104 Körper sagt immer ja. Da gibts so Unterschiede, ja, es gibt manchmal 105 auch Leute, die einen anfassen und man merkt einfach, irgendwas passt 106 da jetzt nicht. Das heißt, auch wenns mal, also arg schmerzhaft ist es 107 eigentlich eh nie, muss ich sagen, wirklich nicht. Und meine Therapeutin 108 sagt auch, wir kommen dann beide ein bisschen wie in Trance. Sie 201 109 arbeitet dann sehr intensiv und wir sind beide wirklich (...) / Ich hab so 110 das Gefühl, wir schwingen gleich und ich bin immer baff, wie sie dann 111 irgendwie Stellen erwischt oder sie macht auch hier (deutet auf Schulter- 112 /Nacken-Bereich), weil natürlich auch Verspannung auf den Schultern, 113 das gehört ja immer alles zusammen, das wissen Sie besser als ich. 114 Das heißt, das ist wirklich für mich ein Luxus und ein Genuss und ein 115 absolutes Must, ja, muss ich sagen. Danach, was schon oft ist jetzt bei 116 diesen Behandlungen, dass ich einen Tag lang, da kommt dann oft 117 Kopfweh. Also direkt den Tag drauf - weiß ich jetzt schon Gott sei Dank - 118 da kanns wirklich sein, dass es mir nicht so gut geht, dass ich irre früh 119 schlafen geh. Also da bin ich unter Umständen um halb acht im Bett und 120 da weiß ich einfach, ok das war jetzt die Behandlung (lacht). Und dann 121 hab ich das Gefühl, dann nach ein oder zwei Tagen geht das durch 122 eben und ich merk meistens ein Resultat. 123 Und Sie haben eh schon ein bisschen beschrieben, was genau 124 gemacht wird, also dass sie drückt, aber eben auch mal nur die 125 Hände auflegt. Was wird sonst gemacht? Ist sie nur am Kiefer oder 126 gibts andere Stellen? 127 IP 7: Sie ist jetzt, weil ich das ganz explizit gewünscht habe, nur 128 heroben, allerdings gibt es ganz viele andere Stellen, also hinten, da 129 auch, am Kopf überhaupt, dann hier, also ich würd sagen der ganze so 130 obere Bereich. Und das ist das was für mich jetzt aktuell ist. Wir haben 131 eine Zeitlang ein bisschen mit dem Zwerchfell gearbeitet, also ich sag 132 auch / Wobei sie schon alles abcheckt und wie gesagt momentan sind 133 wir so/ Aber wirklich auch so auch hinten, das ist ganz toll, so am 134 Hinterkopf, keine Ahnung, was sie da macht, aber es ist super. (lacht) 135 Und beim Zwerchfell, wie waren da die Erfahrungen? 136 IP 7: Also da hatte ich die XXX, die war sehr zart und das war dann fast 137 ein bisschen zu wenig. Ich bin dann gegangen zu einem französischen 138 Osteopathen, ich weiß nicht, ob Sie den Herrn kennen, den XXX, der ist 139 ziemlich bekannt, XXX, ein Kapazunder. Das war dann ein bisschen 140 unangenehm, aber ich glaub, das war eher wahrscheinlich Osteopathie, 141 weil der hat dann schon richtig rein gegriffen, das war dann Osteopathie. 142 Was ich aber auch sagen muss, ich glaub zwei oder dreimal sogar war 143 ich - das hab ich wirklich gebraucht, ja, das war wichtig. 144 Ok. Und hat er gesagt, was er gemacht hat? 202 145 IP 7: Eigentlich nicht. Also naja, ohja, er hat mir gesagt, dass das 146 Zwerchfell hier (deutet auf rechten Rippenbogen) eine Spur, also so 147 hühnerbrustmäßig heißt das glaub, zu sehr angewachsen ist, das ist 148 sowieso, Zwerchfell ist ein bisschen Thema für mich durch Kaiserschnitt 149 und verschiedenste Sachen. Also ist das quasi ein anfälliger Punkt auch 150 für mich. Da hat er mich drauf hingewiesen und hat mir gesagt, ich soll 151 versuchen, wirklich sehr nach vorne zu denken beim Atmen und selber 152 da immer wieder weit machen. Und das merk ich auch, also ich merks, 153 wenn ich in Stress komm, dann ist da, wobei ich glaub, das gehört 154 wahrscheinlich sogar irgendwie zusammen, nehm ich fast an. Fürs 155 Gesamtbild (lacht). 156 Ja, also sängerisch gesehen auf jeden Fall. 157 IP 7: Sängerisch auf jeden Fall, aber ich glaub auch jetzt von der 158 Osteopathie beziehungsweise von der Cranio oder? 159 Ja, es gibt Zusammenhänge auf jeden Fall. Ja, naja, sie haben es 160 eh schon beschrieben, was gemacht wird. Eine Frage: was aus 161 Ihrer Sicht WIRKT an dieser Therapie, der CranioSacral Therapie? 162 IP 7: Für mich ist das (...) eine Verbindung von einer gewissen Technik, 163 wahrscheinlich, also wo greifen, wie greifen, wie halten, in Verbindung 164 mit der Person, die das macht. Also ich glaub, dass das die (zögert), 165 nicht jetzt die technische Fähigkeit, sondern die Einstellung und die 166 mentale Ausrichtung der behandelnden Person ganz wichtig ist. 167 Weil dadurch was passiert? 168 IP 7: Also wie soll ich sagen, was wir eh alle wissen, wenn diese Person 169 sich ausrichtet darauf, was, sag ich einmal, eine positive, liebevolle 170 Ausrichtung hat, dann wirkt sich das natürlich auch auf mein ganzes 171 System, also das übernimmt dann einfach mein System. Oder diese, ich 172 nenns oft eine Weite, also meine beiden Therapeutinnen, da hab ich 173 immer so das Gefühl, das ist jetzt nicht so, dass die unbedingt was 174 verändern wollen, also natürlich wollen sie mir helfen, aber in einer sehr 175 großen Sanftheit. Und es ist schon auch / Und ich glaub, es sind 176 verschiedene Teile, ja, für mich, ja, so genau kenn ich mich nicht aus. 177 Sie haben mich gefragt. Ich sags, wie ich es seh. Eine gewisse Technik 178 und dann diese Einstellung, diese mentale Einstellung von den 179 Behandelnden, die natürlich auch den Selbstheilungsprozess aktivieren, 180 so dass der Körper im Prinzip eine Richtung ein bisschen vorgegeben 181 kriegt, aber dadurch, dass es ja die gute Richtung ist, das ist ja 203 182 eigentlich etwas, was der Köper eigentlich will, das ist ja nie etwas, was 183 nicht normal ist, bekommt er durch diese Einstellungen ein Gefühl dafür 184 und will selber in diese Richtung gehen. So seh ich das halt immer, weil 185 ich es spür, weil ich auch das Gefühl hab, dass das relativ lang 186 weiterarbeitet. Man geht ja auch nicht so oft, ja, ich geh jetzt einmal im 187 Monat und das ist für mich schon relativ viel eigentlich. 188 Ja, also jede Frage, die ich stelle, ist total auf das bezogen, was Sie 189 fühlen und was Sie denken, es geht nicht um richtige oder falsche 190 Antworten, überhaupt nicht (lacht). 191 IP 7: Ja (lacht) Ja. 192 Überhaupt nicht, nämlich gar nicht, weil es eben genau darum geht. 193 Die Theorie zur Cranio gibts natürlich, aber die Frage ist was 194 erleben die Behandelten und wie erleben die diese Therapieform. 195 Das ist eben der Punkt, den ich grad auch versuch zu erforschen. 196 IP 7: Was wahrscheinlich schwierig ist, weil ich stell mir wirklich vor, 197 dass es extrem unterschiedlich ist, wie halt jeder ist oder, wie jeder 198 funktioniert, oder? 199 Erstaunlicherweise, also jetzt nach sieben Interviews kann ich 200 sagen, erstaunlicherweise gar nicht so unterschiedlich. 201 IP 7: Ok. Aha. Spricht dafür. 202 Ja. (lacht) 203 IP 7: (lacht auch) 204 Eine Frage noch, weil ich es eben auch aus anderen Interviews 205 gehört hab: Bewegt sich die gesamte Therapie rein auf der 206 körperlichen Ebene oder gibts auch noch, jetzt außer dieser 207 Therapeuten-Klienten-Ebene, gibts noch was anderes, was mit 208 reinspielt? 209 IP 7: Da versteh ich jetzt die Frage nicht ganz, weil ich weiß von einer, 210 von der Karin, die mich auch behandelt, dass die schon, jetzt außerhalb 211 vom körperlichen eben mental dann sehr konzentriert ist irgendwie und 212 sehr dabei ist. Und ich glaub, die XXX macht das mehr gar nicht so 213 bewusst, aber die eigentlich auch. Aber das ist natürlich diese Kunden 214 oder Patienten-Therapeuten-Ebene. Deswegen versteh ich jetzt nicht 215 ganz genau. 216 Was ich meine ist, wird einfach nur, wie jetzt bei der Massage 217 einfach quasi körperlich gearbeitet oder gibts auch ein 204 218 begleitendes Gespräch oder irgendwas, was auf dieser Ebene 219 stattfindet? 220 IP 7: Also während der Behandlung eigentlich nicht. Also vorher und 221 nachher wenn ich will. Während nicht, wobei ich jetzt einmal davon 222 ausgeh, dass die spüren, dass ich da wirklich nicht reden will. Also sie 223 sagen zwar, wenn irgendwas ist, kann ich es sofort sagen oder wenns 224 whatever, wenns weh tut. Aber eigentlich ganz ganz selten. Wie gesagt, 225 das ist dann, wir sind dann beide irgendwie wie in Trance und ich hätte 226 das Bedürfnis gehabt, ganz im Gegenteil, ich will dann eigentlich nicht 227 reden. 228 Wissen Sie, welche Ausbildung die beiden gemacht haben? Es gibt 229 ein paar verschiedene Richtungen. Es gibt zum Beispiel Upledger 230 CranioSacral Therapie. Und es gibt biodynamische, die sich eher 231 auf Still beruft. 232 IP 7: Keine Ahnung. Also ich weiß nicht, ob Ihnen das was sagt, die 233 XXX hat die Ausbildung gemacht in der Schweiz, bei diesem hm-hm, 234 irgendein Hof. Das ist ein sehr bekanntes Ausbildungszentrum im 235 Emmental. (...) Aber ich hab keine Ahnung. 236 Ok, na, da kann ich eh nachschauen. Ok. Was haben Sie an 237 anderen Verfahren schon ausprobiert? Jetzt nicht unbedingt im 238 stimmlichen Bereich sondern einfach generell? 239 IP 7: Körperlich jetzt? Zur/ 240 Genau. Einfach so körperlich-medizinisch zur/ 241 IP 7: Also Yoga mach ich regelmäßig. (überlegt) Osteo, Cranio, was hab 242 ich denn sonst, hab ich sonst irgendwas gemacht? Was gibts denn da 243 so? Jetzt fällt mir nichts ein. 244 Hmm, ich weiß nicht, manche haben Shiatsu genannt, oder/ 245 IP 7: Genau, Shiatsu hatte ich auch schon, stimmt, genau. Ja, Shiatsu 246 hatte ich, weil diese Freundin war, zuerst hat sie Shiatsu gemacht und 247 jetzt macht sie mehr und mehr Cranio. Genau, aber das wars dann auch 248 schon so, würd ich sagen. 249 Ok. Und wenn Sie jetzt versuchen diese Verfahren einmal 250 miteinander zu vergleichen. Entweder eines rausnehmen und der 251 Cranio gegenüberstellen oder generell einfach kurz durchdenken, 252 wo sind da so die Gemeinsamkeiten von diesen Verfahren und wo 253 sind aber die Unterschiede jetzt im Speziellen zur CranioSacral 254 Therapie? Auch wieder aus Ihrer Sicht. 205 255 IP 7: Also ich denk mir, wenn ich jetzt unterscheide zwischen Cranio und 256 Osteopathie, kann ich das, weil das gehört ja eigentlich zusammen? 257 Dann find ich die Cranio, also die Behandlungen, die ich hatte, waren 258 schon zarter in der Berührung - viel, ist irgendwie stiller, oft auch mit 259 einfach einem, wo ich das Gefühl hab, jetzt ist da etwas, aber eigentlich 260 bewegt sich nichts. (...) Während genau, die Osteopathie, die ist im 261 ersten Moment körperlicher. Dann ist der Unterschied auch, ich weiß 262 nicht, ob das jeder, ich glaub es macht nicht jeder Osteopath, bei 263 meinem Osteopathen bin ich in der Unterwäsche. Es ist ok, aber ich 264 finds oft angenehmer nicht, muss ich sagen. Das sind für mich so die 265 Unterschiede. Also (...) Osteopathie (...) wann geh ich wohin? Ja, also 266 wenn ich das Gefühl hab, ich hab mir einfach mal wieder einen Wirbel 267 ein bisschen verdreht, geh ich eher zum Osteopathen. Oder eben beim 268 Zwerchfell, das hat sich dann für mich herausgestellt, dass ich jetzt das 269 ein bisschen brauch. Ich mein im Prinzip tut der ja auch die 270 Selbstheilung aktivieren, aber trotzdem ein bisschen massiver. Also ich 271 glaube mit der Erhöhung meiner eigenen Sensibilität in den letzten, was 272 weiß ich, zehn, fünfzehn Jahren, bin ich jetzt eher bei Cranio, weil ich 273 einfach so viel spür in der Cranio. Weil ich das Gefühl hab, woah, das 274 geht ab. Und das wär vielleicht vor zehn, fünfzehn Jahren hätt ich mir, 275 es tut sich ja genauso was, aber wenn ichs nicht spür dann denk ich mir, 276 ok jetzt zahl ich da ein Geld und hab eigentlich irgendwie/ Also es kann 277 sein, dass ich da noch mehr Panzer hatte auch körperlich irgendwie, 278 dass ich das Gefühl hab, na, jetzt brauch ich jemand, der so richtig 279 eingreift. Und je sensibler ich geworden bin umso mehr ist das schon 280 mehr als genug eine gute Cranio (lacht). 281 Ok. Und in Bezug zu Shiatsu? 282 IP 7: Ich habs ein bisschen ähnlich eigentlich empfunden, wenn ich so 283 überleg. Na, wobei Shiatsu ist auch, Shiatsu find ich, ist extrem 284 unterschiedlich. Ich weiß nicht, ob Cranio auch so unterschiedlich ist. 285 Manche machen das auch ganz ganz fein und andere wiederum tun 286 auch/ Also was jetzt für mich einfach war und da weiß ich nicht warum, 287 ganz ehrlich. Ich war eben bei dieser Freundin von mir, die sehr tolle 288 und ganz viele Ausbildungen hat und sowohl Shiatsu und jetzt ist sie mit 289 Cranio glaub auch schon bald fertig. Und da war ich jahrelang in Shiatsu 290 und dann hatte ich eine Craniobehandlung und die war einfach/ Also da 291 bin ich einfach dann aufgestanden und hab mir gedacht, jetzt glaub 206 292 mach ich nur noch Cranio bei ihr. Weil das hat für mich da eine stärkere 293 Wirkung gehabt. Und zwar in Form von, dass ich wirklich rausgegangen 294 bin, das ist nämlich noch nicht so lange her, dass ich rausgegangen bin 295 und hab so das Gefühl gehabt, ich spür das so ganz, ich geh jetzt 296 irgendwie anders. Für mich hat zum Beispiel Cranio auch, also sie hat 297 so am Kopf, sie hat eigentlich überall, ich glaub hauptsächlich oben, 298 aber so ein bisschen überall, weiß ich nicht mehr. Also die Cranio für 299 mich hat auch eine Auswirkung auf den Atem und das wissen wir alle, 300 das ist etwas, das ist Leben, Atem ist eigentlich überhaupt das 301 wichtigste. Beim Singen auch, aber allgemein. Ja und sobald etwas eine 302 Auswirkung hat auf den Atem, wird es sehr spannend. Und genau, da 303 hab ich mir gedacht, für mich war - das hängt vielleicht damit 304 zusammen, wie ich ticke - war dann schlicht und ergreifend die Wirkung 305 der Cranio-Behandlung stärker bemerkbar. Kann auch Zufall gewesen 306 sein, das kann ich jetzt irgendwie nicht (lacht) 307 Ich auch nicht. (lacht auch). Die CranioSacral Therapie zählt ja zur 308 Komplementärmedizin. Der Begriff wird Ihnen was sagen? Ja. Wie 309 stehen Sie generell zur Komplementärmedizin? 310 IP 7: Ich, (stottert) wie soll ich sagen, für mich ist das fast das einzige, 311 was zählt. (Satz nicht verstanden). Na, ich steh total positiv dazu. Aber 312 mittlerweile hab ich gelernt, dass auch die Schulmedizin ihre großen 313 großen Vorteile hat, wenn etwas akut ist, wenns, naja, wirklich um 314 Leben und Tod geht. Ja. Aber grundsätzlich mal bin ich viel mehr der 315 Typ für Komplementärmedizin. 316 Warum? 317 IP 7: (überlegt) Weil ich gute Erfahrungen gemacht habe damit. (...) Ich 318 glaube, für mich hängt es schon auch ein bisschen einfach mit den 319 Menschen zusammen, ja, denn Komplementärmediziner haben fast alle/ 320 Es gehört halt zur Komplementärmedizin, dass der persönliche Kontakt 321 auch passt, das Menschliche, dass man als Mensch gesehen wird und 322 das ist leider nach wie vor sehr oft in der Schulmedizin viel zu wenig. 323 Gut, die Armen haben wahrscheinlich auch viel zu wenig Zeit, aber 324 trotzdem, das ist ja der halbe Heilungsprozess. Also das find ich wirklich, 325 dass das System - nicht nur in Österreich sondern überall - das ist ganz 326 ganz schiach eigentlich. Ja, also da läuft vieles ganz ganz falsch. 327 Wie müsste es aus Ihrer Sicht sein? 207 328 IP 7: Dass diese, ich sag einmal klassischen Ärzte irgendwie mehr Zeit 329 haben auch. Ja, dass sie (...)/ Es geht vor allem um Zeit, es geht vor 330 allem auch drum, dass sie Zeit haben, eben auch zum Beispiel das 331 Seelische abzuchecken bei jemandem, zu fragen. Also tatsächlich 332 ganzheitlicher und ja. Und den Mensch irgendwie, ja, als ein Ganzes 333 besser erfassen zu können. Ich weiß nicht, wie, ich denk das ist in der 334 Ausbildung jetzt auch nicht unbedingt so ein Thema aber es ist sicher 335 auch eine zeitliche Sache. 336 Und wenn Sie sich jetzt einen Arzt aussuchen oder einen 337 Therapeuten, wo liegen da Ihre Entscheidungsgrundlagen, also 338 worauf achten Sie? 339 IP 7: Für Komplementärmedizin nur auf Empfehlung von Freunden und 340 Freundinnen, die mich gut kennen. Weil dann weiß ich, meistens passts, 341 weil die wissen, was ich brauche. Und Schulmediziner probier ich aus. 342 Ja. Da hab ich jetzt sogar einen gefunden, einen Allgemeinmediziner für 343 eben so Sachen, wie man es dann doch hie und da braucht, der zwar 344 das Wartezimmer unglaublich voll hat und das ist so mühsam, aber der 345 nimmt sich tatsächlich Zeit. Der nimmt einen ernst irgendwie auch und 346 so diese Mischung von ernstnehmen und trotzdem ein Hausverstand. 347 Ist er reiner Allgemeinmediziner oder hat er irgendwelche 348 Zusatzausbildungen? 349 IP 7: Er hat Zusatzausbildungen, das fällt mir jetzt grad ein. Das hängt 350 im Wartezimmer. Er hat Zusatzausbildungen und zwar auch 351 Komplementärmedizin. Jaja, er hat Zusatzausbildungen, genau (lacht). 352 Nona, net. 353 Also das ist jetzt eine fiktive Frage: Wenn Sie jetzt ein stimmliches 354 Problem hätten, wie wäre Ihre Vorgehensweise? 355 IP 7: Zuerst besprech ich das mit meiner Gesangslehrerin, also ich 356 nehm selber auch immer noch Unterricht. Das ist überhaupt der ganz 357 erste/ Also ganz zuerst, wenn ich ein Problem hab, dann versuch ich 358 ganz zuerst keinen Alkohol mehr zu trinken, Luftbefeuchter überall 359 aufzustellen, zu schauen, dass ich genug schlafe, also so diese ganz/ 360 Zu schauen, dass ich genug trink, wieder zu checken, wie sprech ich, 361 ich sprech doch relativ viel, ist es halbwegs gestützt, also kann es was 362 simples sein, hab ich ein bisschen eine Verkühlung, Vitamin C, ja, es 363 muss nicht immer ein Stimmproblem oder Heiserkeit, das sind 364 manchmal/ Ich hab eine Schülerin, ja, die ist eigentlich leider chronisch 208 365 ein bisschen heiser in einer gewissen Lage, aber die unterrichtet selber 366 was anderes und die redet einfach nonstop und spricht tatsächlich ein 367 bisschen auf der Stimme. Die spricht sehr breit, das geht auf die Kehle, 368 ja, also es ist eher das vertikale angesagt. Das ist nicht jetzt das große 369 Wunder, dass die Probleme hat. Also ich versuch so das Normale zuerst 370 abzuchecken. Dann ist das nächste, check ich es mit der 371 Gesangslehrerin ab. Was würd ich dann tun? Ich glaub, ich war seit 15 372 Jahren nicht mehr bei einem Phonologen oder HNO-Arzt, aber hab jetzt 373 da lustigerweise auch wieder eine gute Adresse. Dann, wenn ich das 374 Gefühl hab, ich bin in einem guten Zustand eigentlich körperlich, ja und 375 es ist alles ok und alles richtig und ich bin ausgeruht und man spürt das 376 ja auch ein bisschen. Wenn ich das Gefühl hab, ich hab irgendwas, 377 dann würd ich das einfach mal medizinisch abchecken lassen. 378 Und von der/ Ja, ich mein das ist fiktiv natürlich, das kann man 379 dann eigentlich erst im Moment sagen, aber von der 380 Therapievorgehensweise, was würden Sie da in Erwägung ziehen. 381 IP 7: Das kommt natürlich ganz drauf an. Ich mein natürlich, der Arzt 382 muss sagen, wie er das sieht. (...) Ich kann jetzt schwer was sagen, weil 383 ich noch nie wirklich was hatte, aber ich denk mir (...) Also wenn ich 384 wirklich das Gefühl hab, ich hab was, würd ich es sicher abchecken 385 lassen, aber im Prinzip würd ich nachher dann eben eine alternative 386 Behandlung, wie ich es jetzt auch mach. Ich bin mit diesen 387 Kieferproblemen, bzw. das stimmt gar nicht. Also es hat sich dann aufs 388 Innenohr ein bisschen ausgewirkt und war beim HNO-Arzt und der hat 389 dann gemeint, das hängt halt zusammen, das feste Kiefer, das Beißen 390 ein bisschen und der wollte mich - ich beiß ja in der Nacht auch. Der hat 391 mir verschrieben Physiotherapie und hat mir aber jemand empfohlen, 392 der auch Cranio-Ausbildung hat. Das war sehr toll. Und dann hat er 393 gesagt, ich soll mir vom Zahnarzt eine Beißschiene machen lassen, was 394 ich natürlich nicht mach. Also da hab ich wirklich genügend Vertrauen in 395 die Cranio. Das, ja, reizt mich nicht mit der Beißschiene in der Nacht. 396 Aber wenn ich wirklich das Gefühl hab, ich hab was, dann muss man 397 das schon auch abchecken lassen, find ich. Und dann kann man ja 398 machen, was man will damit. Eben, also Beißschiene brauch ich nicht. 399 Ok. Ja. Ahja nein genau, was ich noch fragen wollte, was ich mir 400 aufgeschrieben habe. Dadurch, dass Sie ja unterrichten und eben 401 auch gesagt haben, dass sie Schüler/ Schülerinnen mit 209 402 Stimmproblemen haben: Was empfehlen Sie denen? Also natürlich 403 arbeiten Sie auf eine bestimmte Art und Weise mit denen, nämlich 404 anders als mit den andern. 405 IP 7: Ja, genau, ja. 406 Und unabhängig davon empfehlen Sie außerhalb therapeutische 407 Verfahren oder gar nicht? 408 IP 7: Also die, die wirklich Probleme haben sind oft Leute, die eh schon 409 was dazu machen. Sei es eben Cranio, Shiatsu, interessanterweise. 410 Und so würds natürlich drauf ankommen, wenn ich jetzt seh, dass 411 jemand/ Weil ich brauch auch Zeit um herauszufinden, zum Beispiel, so 412 viele Leute kriegen den Mund nicht auf (demonstriert) und das braucht 413 ziemlich viel Zeit herauszufinden, ist das jetzt einfach, sind das Ängste 414 und Schüchternheit oder ist es noch was anderes. Gibts da wirklich 415 Probleme? Ich muss aber zugeben, das wären bis jetzt / Sagen wir mal 416 so, ich wär manchmal froh, wenn sie wenigstens die Übungen machen 417 würden, die ich ihnen gebe. Also da würd ich mir manchmal ein 418 bisschen mehr wünschen. Und da noch zu sagen, geh zusätzlich - weil 419 ich bin überzeugt, dass diese ganzen, zum Beispiel eben Cranio und 420 Shiatsu, für manche auch Osteopathie, Gold wert wäre für diese Leute. 421 Aber es wär mir jetzt, muss ich ehrlich sagen, noch nicht eingefallen, 422 weil ich so merk, dass es ihnen schon so, es ist für sie schon so 423 aufwändig, diese wenigen Sachen zu machen, die ich ihnen angebe. Sei 424 es auch nur ausstreichen zum Beispiel oder mal aaaaaa (singt einen 425 Ton mit offenem Mund) so machen. Oder einfach die natürliche 426 Bauchatmung, das ist ja ein Wahnsinn, wie viele Leute atmen 427 umgekehrt, das ist ganz beeindruckend. Und wenn man sie dann soweit 428 hat, alles zu vergessen und dann gehts nämlich eh. Es ist ja nicht so, 429 dass sie es nicht können, aber sobald sich das Hirn einschaltet. Und das 430 sind im Prinzip, geb ich dann da sehr simple Übungen dann auch mit. 431 Was sie jetzt zusätzlich machen/ Ich glaub, ich würd das machen bei 432 Fortgeschrittenen oder Profisängern und die machen das eh schon. Die 433 machen das eigentlich alle. 434 Ok. Was haben Sie da an Erfahrungen? Also wenn Sie als Lehrende 435 jetzt wissen, dass Ihre Schülerin, ihr Schüler, sag ich jetzt mal, es 436 muss ja nicht unbedingt ein Problem sein, aber einfach in einem 437 bestimmten Zustand ist. Merken Sie Unterschiede, wenn die bei 438 einer Therapie waren, was auch immer Cranio, Shiatsu oder. 210 439 IP 7: Ich hab jetzt ganz speziell eine im Kopf, die Cranio macht. Da (...) 440 merk ichs eigentlich nicht, wenn ich jetzt ganz ehrlich bin. Ja, aber das 441 mag an vielen anderen Sachen auch liegen. Höchstwahrscheinlich 442 sogar. Weil üben muss man trotzdem. Es geht einfach nicht von selber. 443 (lacht) 444 Stimmt. 445 IP 7: Und ein Freund von mir geht, aber den hör ich so nicht, aber/ Also 446 viele, eigentlich wirklich viele Sänger nutzen Cranio, Osteopathie, das 447 gehört schon, wenn man jetzt wirklich singt, gehört es eigentlich schon 448 ein bisschen zum Standard-Programm. Mittlerweile, so viel ich weiß hat 449 sich das schon durchgesprochen, dass das wichtig ist. 450 Mhm. Spannend. Ich erleb es fast eher ein bisschen als Neuland. 451 IP 7: Wirklich? Aber das kann schon sein, wie gesagt, ich beweg mich 452 ein bisschen privat in so einem Umfeld wo man sehr offen ist dafür. Und 453 es ist ja immer so, wie so das Umfeld ist, so glaubt man dann, die Welt 454 ist so. Also bei meiner Umgebung kenn ich schon - ich bin jetzt nicht nur 455 mit Sängern zusammen - aber es ist schon eher bekannt und wird 456 genutzt. 457 Ok. Ja. Also ich bin grundsätzlich mit meinen Fragen durch. Die 458 Abschlussfrage ist für mich immer, ob es noch irgendwas gibt, was 459 Sie zu dem Thema zu sagen haben? Sei es, weil ich es vergessen 460 hab oder sei es, weil es ein Randgebiet ist, das da mit reinspielt 461 Ihrer Meinung nach und das in irgendeiner Form erwähnt gehört. 462 IP 7: Also was ich schon find und das find ich auch interessant, weil sie 463 eben gesagt haben, das ist noch nicht so, wird noch nicht so genutzt, 464 sag ich einmal, für Sänger. Im Prinzip ist das wahnsinnig wichtig und 465 Gold Wert und das gehört wirklich bekannt gemacht. Also, weil natürlich, 466 grad zum Beispiel, wenn ich an das Studium denke. Meine Güte, ich 467 weiß nicht, ob es sich, ich glaub nicht, dass es sich so massiv geändert 468 hat. Es gibt ein bisschen, wir hatten Atemgymnastik, ja nona net, da 469 haben wir ein paar Verrenkungen gemacht und rein geatmet, aber viele 470 Probleme, die da entstehen, AUCH irgendwie durchs viele Singen, dann 471 ist halt irgendwo was falsch, wo ich denk, wo eigentlich würd, wenn man 472 das so intensiv betreibt, würds fast obligatorisch dazugehören, dass 473 man noch eine, ja, für mich ist es entweder die Cranio oder die 474 Osteopathie, dass man da so begleitet wird. Weil es würd so vieles, wo 475 man dann irgendwie gesangstechnisch auch sucht, wo tatsächlich der 211 476 Student - also ich red ein bisschen auch aus eigenem Leidensweg, weil 477 ich hab mir meine Sachen dann auch selber zusammensuchen müssen 478 - wo ich mir denk, mein Gott, wenn ich das vor 20 Jahren gemacht hätte 479 oder gewusst hätte, grad mit Kiefer, mit Zwerchfell, mit dieser 480 energetischen Veränderung, die da passieren kann, dann wär 481 wahrscheinlich vieles auch ein bisschen anders gewesen. Also ich denk 482 mir, es sollte viel bekannter sein, weil Singen ist eine ganzheitliche 483 körperliche Sache, die zu 80% oder noch mehr auf Atem basiert und 484 genau für sowas/ Die drauf basiert, dass Resonanzräume genutzt 485 werden. Beim Singen gehts um die Balance von Entspannung und 486 Spannung und zwar auf einem ganz ganz ganz hohen Niveau. Und 487 wenn der Körper da schon in einer Dysbalance ist oder in eine 488 Dysbalance kommt, dann nutzt alles Üben irgendwann nicht mehr. Und 489 dann wirds halt ein bisschen zur Glückssache. Und ich glaub, dass 490 genau diese Therapieformen, genau zu diesem Thema Spannung, 491 Entspannung im Körper, das Ideale wären. Also da bin ich schon eine 492 große Verfechterin von diesen Sachen. 493 Machen Sie es bekannt bei den Sängern!! Vor allem auch bei den 494 Gesangslehrern, ja, das ist schon auch eine gute Idee. Also ich hab jetzt 495 nur quasi eine sehr fortgeschrittene Sängerin und wie gesagt, die 496 andern, wenn da jetzt jemand kommt und wirklich Ehrgeiz entwickelt, 497 würd ich sofort sagen, du dann mach das unbedingt dazu. Ist jetzt in 498 meinem Fall, also ich bin auch nicht an einem Institut. Aber an einem 499 Institut, dass der Lehrer an der Uni bei jemandem, dass die einfach so 500 viel Gefühl entwickeln und sehen, ok, diese Studentin verzweifelt, aber 501 irgendwie ist das jetzt nicht nur dass sie, die braucht jetzt einfach 502 irgendwas, um in die Balance zu kommen - ab zur Cranio. Dafür geben 503 sie ein Vermögen aus für private Gesangslehrer, ich mein, da kann man 504 schon einen Teil abzweigen für die Cranio-Therapie. 505 (...) Hugh! (lacht) 506 (lacht auch) ich habe gesprochen. 507 IP 7: Ja, weil ichs kenn, wissen Sie. Auch vom Studium. Also ich war 508 sehr begabt und hab aber auch gewisse wirkliche Handicaps gehabt, 509 durch, was weiß ich, schwierige Geburt, nicht ganz angstfreie Kindheit, 510 was weiß ich, ist ja nicht wichtig. Und das sind dann körperliche Sachen, 511 die kann man im Hirn nicht lösen. Da kann ich nicht sagen, ich muss da 512 jetzt aber entspannen und das Zwerchfell muss jetzt runtergehen. Da 212 513 gibts einen Punkt, man kann viel trainieren, aber irgendwann mal ist 514 Schluss. Und wenn dann auf diese Dysbalance im Körper noch ein 515 bisschen eine Nervosität kommt, da nutzt einem dann die Begabung und 516 die ganze Musikalität nichts mehr. Und das gehört einfach körperlich, 517 wirklich rein therapeutisch körperlich bearbeitet. Grad bei jungen 518 Sängern, finde ich. 519 Ja, dann vielen herzlichen Dank! 520 IP 7: Gerne! 521 522 kurzes Gespräch anschließend 213 12.2.8 Interview IP8w 1 Du kennst das Prozedere. (deutet auf Aufnahmegerät) Es läuft mit, 2 es soll dich nicht stören. Ich stells hinter die Tasse, dann siehst du 3 es nicht. (lacht) 4 IP 8: (lacht). 5 Ja. Du weißt, jegliche Überlegungen, Pausen oder sonstiges, sind 6 total egal. Auch Dialekt ist total egal, ich transkribiere in 7 Schriftsprache. Ja, soweit möglich (lacht). Ja, genau. Wenn du 8 irgendwelche Fragen dazwischen hast – stellen, wenn irgendwas 9 nicht klar ist, eh klar. 10 Grundsätzlich das Thema hab ich dir ja schon erzählt. In den 11 Grundzügen ist es jetzt das geworden, dass ich mich mit konkret 12 Stimmerkrankungen auseinandergesetzt hab, also funktionelle 13 Dysphonien eigentlich, wobei ich bei den Interviews nicht nur 14 Personen gesucht hab, die wirkliche Stimmprobleme in dem Sinn 15 hatten, sondern die einfach Stimme, Herausforderungen, wie auch 16 immer man es nennen mag, hatten und irgendwann eine Cranio- 17 Therapie aufgrund dessen gemacht haben. Wobei ich auch Leute 18 hatte, die nicht aufgrund dessen, und dann halt über andere Wege 19 dazu gekommen sind. 20 Ja, genau. Die einleitende Frage wäre einfach kurz, dass du 21 erzählst, was du gemacht hast, was so dein Werdegang ist – 22 sängerisch – und was jetzt so dein Berufsbild ist. 23 IP 8: Werdegang sängerisch: ich hab begonnen mit Einzelunterricht erst 24 nach der Schule, also mit 19 am Kirchenkons in St. Pölten, hab da 25 dieses Vorbereitungsjahr gemacht und dann das C-Diplom, Lied, Messe, 26 Oratorium. Und hab dann auf der Uni angefangen, wiederum im 27 Vorbereitungsjahr, eben Lehrerwechsel. Und dann Bachelor. Nachdem 28 das alles irgendwie, ich hab alles überall ausgekostet, das heißt, ich hab 29 eigentlich fast sieben Jahre die selbe Lehrerin gehabt da, vorher auch 30 schon vier Jahre denselben, genau. Und dann noch Master, wo ich jetzt 31 aktuell drei Semester konsumiert hab vom Gesangsunterricht, weitere 32 drei offen hätte (schmunzelt kurz). Bin aktuell beurlaubt, also hab jetzt 33 keinen Unterricht grad, zum ersten Mal, seit ich solistisch sing (lacht). 34 Oder seit ich da überhaupt, weil ich mein, ich hab vorher halt immer so 35 Gruppenunterricht und so Sachen gehabt in der Schule, genau. Und ich 214 36 hab zehn Schüler, wo die meisten schon wöchentlich kommen. Zwei 37 oder drei kommen alle zwei Wochen. Ich hab drei Chöre, wovon zwei 38 alle zwei Wochen sind und einer dreimal im Monat, also ein bisschen 39 mehr. (...) Ja, ist auch verschieden, ob ich die allein mach oder nicht. 40 Also teilweise geht’s halt wirklich eineinhalb Stunden durch wo nur ich 41 da bin und auch niemand am Klavier oder so und beim XXX zum 42 Beispiel haben wir zwar längere Proben, aber dafür sind wir zu zweit 43 und wechseln uns ein bisschen ab. Nebenbei mach ich Cranio, aber 44 eher wenig, also ich hab dafür noch nie Werbung gemacht irgendwo. 45 Sondern einfach, was sich ergibt, Mundpropaganda. Lustigerweise 46 kommt das so phasenweise daher. Also das ist so ein bisschen meine 47 Vormittagstätigkeit, jetzt, wo ich nicht auf die Uni geh. Genau. Ich fang 48 meistens irgendwie zu Mittag an, weil ich hab Schüler, die gerne in der 49 Mittagspause kommen. Also weil ich ja in XXX arbeite, gibt’s jetzt 50 zumindest drei, die das irgendwie gern als alternative 51 Mittagspausengestaltung machen. (lacht) Also ich fang dann meistens 52 irgendwie um zwölf, halb eins an zu unterrichten. Und dann irgendwie 53 am späteren Nachmittag einen Chor und am Abend vielleicht selber 54 noch eine Probe. Ich sing relativ viel im XXX, vor allem jetzt wieder, das 55 letzte halbe Jahr nicht so viel, aber jetzt hab ich mir wieder mehr 56 eingeteilt – das GANZE Ostergeschäft. (lacht) Zum Beispiel. 57 (lacht auch) 58 IP 8: Genau, hab jetzt grad mit einem meiner Chöre ein Theaterprojekt, 59 das ich auch betreu, wo ich die regelmäßig einsing und dort auch dirigier 60 in der Vorstellung. Ja und so halt. Und sonst – hab selber ein kleines 61 Ensemble, zehn Leute, so mehr in unserem Alter und auch ein bisschen 62 Fortgeschrittener, also wo man schon mehr Literatur machen kann. 63 Genau, das ist das so. 64 Und Cranio hast du die Ausbildung gemacht? 65 IP 8: Mhm (bejahend). Mir fehlt der allerletzte Kurs, also es hängt noch 66 kein Diplom an meiner Wand, aber hab ich gemacht, schon vor einigen 67 Jahren begonnen, eben dadurch, dass ich dazwischen ausgestiegen 68 bin, ist das jetzt ein bisschen auf Eis gelegen. Blöderweise, weil meine 69 Lehrerin, zu der ich wieder zurück will, immer nur eine Gruppe von 70 Anfang bis Ende macht. Und das dauert halt dann anderthalb Jahre. 71 Und wenn ich wieder einsteigen will und der Termin ist grad so, dass er 72 zum Beispiel mit Klosterneuburg zusammenfällt, so wie fast jedes Jahr 215 73 (lacht), dann muss ich wieder verschieben. Also wir suchen grad einen 74 Modus, dass eventuell sie das einfach mit mir nachholt. Ja, werd ich 75 schauen müssen, ob ich mir das leisten kann, schlicht und einfach. 76 Wo hast du die Ausbildung gemacht? 77 IP 8: In XXX. In Niederösterreich, am Land irgendwo. Also sie kommt 78 aus der biodynamischen Cranio und zwar gibt’s da den Ramraj Ulrich 79 Löwe, der ist sehr bekannt, der hat auch eines der großen Cranio- 80 Bücher geschrieben. Genau. Aus dessen Schule kommt sie, also auch 81 direkt. Sie hat längere Zeit als seine Assistentin in den Ausbildungen in 82 Deutschland gearbeitet. Und hat aber jetzt das da mit sich selber 83 gegründet, eben da jetzt bei ihr daheim sozusagen. Hat ein großes, 84 großes Haus gekauft, wo sie im oberen Stock Kursräumlichkeiten hat 85 und unten wohnt. Genau. Und sie mischt das durchaus ein bisschen 86 auch mit ihren anderen Sachen. Also sie ist auch Homöopathin, hat 87 schon ganz ganz lang eine Homöopathie-Ausbildung gemacht und 88 arbeitet mit 15 Jahren damit oder so und macht auch andere 89 Ausbildungen. Sie hat auch, wie heißt das, dieser Engel-Typ? Leo (…) 90 Irgendwas mit Wegbegleiter und systemische Aufstellungen und solche 91 Sachen hat sie auch Ausbildungen gemacht und deshalb ist das jetzt 92 nicht eins zu eins das, was sie von diesem Löwe mitbringt, was sie 93 unterrichtet, Cranio-Grundlagen natürlich, aber es fließen auch andere 94 Sachen ein. Deshalb heißt es bei ihr Craniosacrale Energiearbeit, was 95 auch den Grund hat, weil dann jeder die Ausbildung machen kann. Ich 96 darf mich ja nicht CranioSacral Therapeutin nennen, weil ich keine 97 medizinische Grundausbildung hab. 98 Genau, das ist ja bei Upledger. 99 IP 8: Genau, deshalb Craniosacrale Energiearbeit, obwohl wir dasselbe 100 machen. Und wir haben natürlich auch Anatomie-Unterricht und alles. 101 Und der Anfangskurs, wo ich war, war sogar noch mit einem Arzt, der 102 extra gekommen ist als anderer Vortragender und so weiter. 103 Aber es gibt ja schon – es ist jetzt nicht ganz in meinem 104 Themenbereich, also es ist voll in meinem Themenbereich, aber 105 nicht in meinem Interviewbereich – es gibt ja schon einen 106 Unterschied zwischen Upledger und biodynamischer, aber der ist 107 glaub ich sehr schwer/ Also ich hab versucht, ein bisschen was 108 herauszufinden, das ist sehr schwer zu fassen, find ich. 216 109 IP 8: Es ist mehr philosophisch. Wenn ich das mal so sagen darf. Oder 110 auch energetisch oder vielleicht sogar esoterisch (lacht). Es ist nur die 111 Idee eine andere. Weil, ob ich jetzt hingeh und ich nehm zum Beispiel 112 den Kopf und ich hab linke und rechte Hälfte so in der Hand oder irgend- 113 , das ist jetzt nur als Beispiel, irgendeine zweigeteilte Struktur, 114 Unterkiefer ist auch gut, das bewegt sich oft einmal so links und rechts 115 einzeln sozusagen. Und entweder greif ich hin – also ich hab natürlich 116 keine Upledger-Ausbildung, aber – entweder greif ich hin und sage, ok 117 ich teste, wie weit kann ich da jetzt nach rechts, aha, mhm, ah, geht’s da 118 noch ein Stück, ah, soweit geht’s nach rechts und wie wär denn das, 119 geh doch mal rüber, geh doch mal nach links. Oder ob ich hingeh und 120 sag (sehr sanft gesprochen): „Hallo, erzähl erst mal. Oh wow, du kannst 121 nach rechts, Wahnsinn.“ Also so ungefähr ist der Unterschied, glaub ich. 122 Eben, ich mein, es geht genauso um Energie und alles, aber es ist die 123 Frage, wie invasiv man es angeht von der Grundeinstellung her. 124 Ja, weil ich hab nämlich auch mit einer Biodynamikerin geredet, die 125 gesagt hat, dass die Biodynamiker eigentlich nicht von EINEM 126 Rhythmus im Körper ausgehen/ 127 IP 8: /auch nicht, ja/ 128 sondern von drei Rhythmen. 129 IP 8: /richtig/ 130 also von dem/ 131 IP 8: Und das ist auch so. Bevor ich jemals gewusst hab, in welcher 132 Richtung ich mich bewege oder irgendwas. Also ich hab ja einfach mit 133 der Ausbildung angefangen ohne vorher viel darüber zu wissen oder 134 mich zu entscheiden für eine Richtung oder irgendwas. Das ist einfach 135 durch diese eine Person gekommen, dass ich dort gelandet bin. (stockt 136 kurz) Du greifst einmal hin und lernst es gibt einen Rhythmus und dann 137 glaubst du schon das erste Mal, du kannst es nicht, weil du überhaupt 138 nicht einen Rhythmus spürst, sondern drei mindestens. Und ja, die 139 schauen, die arbeiten mit dem, was da ist. Nicht so, man muss es nicht 140 so medizinisch eingrenzen und sagen, das ist deshalb und das ist 141 deshalb, weil früher oder später geht sich das sowieso nicht aus, das 142 alles logisch zu erklären. 143 Ja, eh, ich weiß. Naja, vielleicht kommen wir da dann später 144 nochmal kurz drauf zurück. Ich mach jetzt wieder den großen 145 Bogen zurück und die Grundfrage, die die Motivation für das 217 146 Interview darstellt ist, welches Problem du stimmlicher Natur 147 hattest oder welches andere Problem, das sich auf die Stimme 148 ausgewirkt hat, dass du eine Cranio in Anspruch genommen hast. 149 IP 8: Es ist verschieden. Ganz ursprünglich bin ich zur Cranio 150 gekommen einfach so. Selbe Geschichte, also ich hab einfach die 151 Cranio-Therapeutin privat gekannt, durchs Singen eigentlich sogar 152 lustigerweise. Und bin dann einfach da einmal hin und hab so nach und 153 gelernt, dass mein Körper das eh alles selber weiß. Dass ich zum 154 Beispiel zur XXX gekommen bin, war tatsächlich dann im 155 Zusammenhang – naja, das stimmt nicht, ich hab sie von XXX gekannt – 156 und dann – ich kanns zeitlich sehr schwer einordnen. Also ich hab schon 157 zwei Mal eine Phonationsverdickung gehabt. Wobei die zweite nicht lang 158 her ist, beziehungsweise ich erst jetzt seit ich von meinem letzten 159 Schnupfen gesund worden bin, ich erst jetzt das Gefühl hab, jetzt bin ich 160 übern Berg. Und vorher war das auch irgendwann während dem 161 Bachelor-Studium, genau. Es war aber beide Male so, dass jetzt rein 162 logopädisch das alles nicht so tragisch war. Dass sie zum Beispiel 163 gesagt hat, ich mach eh richtig und so weiter und dass ich dann einfach 164 auch diese bewilligten Logopädie-Einheiten einfach, was ja praktisch ist, 165 wie du weißt, mit der XXX für Cranio verwendet hab. Natürlich haben wir 166 dann Stimme schon auch geschaut, aber es war jetzt meistens 167 trotzdem, obwohl da ein Problem vorhanden war, nicht das allererste 168 Hauptaugenmerk oder weiß ich nicht, wie man sagen soll. Genau. 169 Sonst, ist es bei mir so, dass ich durch die Allergie leicht einmal – da 170 weiß ich nicht, wie ich das sagen soll – eher gereizte Schleimhäute hab, 171 sagen wir es einmal so. Und dann oft der Fokus einer Cranio-Sitzung 172 auf den Atemwegen liegt, wo es zur Stimme natürlich nicht weit ist. 173 Ok. Das heißt, das Ganze ist/ beziehungsweise andere Frage: Gabs 174 dann Sitzungen, wo du konkret gesagt hast: Problem – ich brauch 175 eine Lösung oder? 176 IP 8: Auch ja. Also zwischendurch halt in einem längeren Prozess 177 einfach. Also es war nicht so, dass ich gesagt hab, Hilfe, es ist eine 178 Phonationsverdickung diagnostiziert worden, jetzt bitte Cranio dagegen. 179 Sondern wir haben halt trotzdem in der Zeit an dem gearbeitet, was sich 180 gerade gezeigt hat. Aber ja, es kommt natürlich auch vor. Weil wenn es 181 mich jetzt gerade stört, wenn ich hin komm, dann ist das natürlich 182 Thema oder zumindest der Ausgangspunkt. 218 183 Und wie viele Sitzungen ungefähr hattest du? 184 IP 8: Wie jetzt, auf welchen Zeitraum soll ich das beziehen oder auf 185 welche der zwei Probleme? 186 Du kannst es aufs Problem an sich beziehen oder du kannst es 187 einfach generell. 188 IP 8: Mhm (verneinend). Kann ich nicht. Weil ich mein, ich konsumier 189 Cranio seit 10 Jahren. (lacht) Mehr oder minder regelmäßig. Am Anfang 190 bei der XXX, sicher einmal im Monat, dann weniger, dann wieder viel 191 mehr natürlich durch die Ausbildung, wo du ja selber auch die ganze 192 Zeit in Behandlung bist. Wo ich aber auch schon gemischt hab, also da 193 bin ich trotzdem auch zur XXX gegangen. Und ja. Ich weiß nicht so 194 richtig zum Thema Stimme, werd ich wahrscheinlich, wo es wirklich so 195 Achtung fertig los, darum geht’s jetzt, waren es vielleicht alles in allem 196 fünf. 197 Ok. Ja. 198 IP 8: Circa. (lacht). 199 Ja, wurscht, ich brauch keine genaue Zahl, es geht einfach nur so 200 um die Richtung. Weil hast du nur eine gehabt oder hast du 201 zwanzig gehabt, das ist einfach ein Unterschied. 202 IP 8: Ja, jetzt in letzter Zeit und ich sag einmal im letzten Jahr, wo es 203 eben um diese Phonationsverdickung und erneut um eben nochmal 204 erschwerte Bedingungen durch diese ganze Allergie- und 205 Histamingeschichte gegangen ist, war es glaub ich nur eine, wo ich 206 wirklich gesagt hab, so jetzt das. 207 Ok. Gut. Und hast du andere Verfahren davor probiert, um die 208 Phonationsverdickung zu lösen? Gabs irgendwelche anderen 209 Ansätze? 210 IP 8: (…) 211 Schulmedizinisch? Medikamente? 212 IP 8: Nein. Ja. Nein, in Sachen Phonationsverdickung wenig. Also nein, 213 eigentlich nicht. Logopädisch quasi, wobei das nicht viel war, weil sie 214 gesagt hat, also es geht über kleine Tipps nicht hinaus, weil sie meint, 215 es ist eh alles richtig. Bei mir ist es wahrscheinlich eher wirklich dadurch, 216 dass halt die Nasennebenhöhlen chronisch entzündet sind und ich einen 217 Platz und eine Resonanz suche, die ich wahrscheinlich nicht hab. Und 218 da hab ich mich letztes Jahr um die Zeit einfach versungen. 219 219 Und dann ist es natürlich schulmedizinisch rundherum um das 220 gegangen und ich hab dann auch mal zum Beispiel auch mal Cortison 221 genommen wegen den Nasennebenhöhlen. Das war im Frühjahr letzten 222 Jahres, glaub ich. Ich kann das alles zeitlich total schwer zuordnen, das 223 ist ein Wahnsinn. Da hab ich dann zehn Tage mal Cortison genommen 224 und hab schon gemerkt, dass sich das direkt auswirkt und so. Aber ich 225 mein jetzt, ein halbes Jahr später, muss ich sagen, es ist wieder alles so 226 wie vorher. Ja. Also es wird vielleicht einfach eine technische Frage sein 227 oder notwendig sein, dass ich und – wer auch immer in Zukunft mein 228 Lehrer ist – der Lehrer einfach einsehen, dass es da ansteht und aus ist. 229 Das war glaub ich jetzt das Hauptproblem. Und eben natürlich kann man 230 versuchen das da irgendwie frei zu kriegen, aber das bezieht sich jetzt ja 231 nicht auf die Phonationsverdickung selber. Also insofern ja, 232 schulmedizinisch, aber nicht direkt auf das hin. 233 Ok. Und wenn du jetzt an die Cranio-Sitzungen denkst, die jetzt 234 konkret sich mit der Stimme beschäftigt haben, ja, erst mal so, 235 kannst du da irgendwie eine Form von Ergebnis feststellen, wo du 236 sagst, das ist rausgekommen nach ein paar Tagen oder nicht? 237 IP 8: Ja, bei der aktuellen letzten da, vor eineinhalb Monaten oder so 238 (überlegt) da war großes Thema die Stellung des Kehlkopfes und da ist 239 jetzt gar nicht so viel weitergegangen, wie ich das, also da ist noch was 240 drin sozusagen, wie das dieser Idealfall wäre. Also mir gefällt ja da 241 immer dieser Cranio-Ausdruck von State of Balance. Es hat sich schon 242 einen neuen Platz gefunden sozusagen. Der Kehlkopf ist sehr sehr hoch 243 gesessen, sicher auch aus einer Schutzfunktion heraus. Ich glaub auch, 244 dass das damit zu tun hat, dass mir einfach seit JAHREN IMMER 245 ununterbrochen hinten aus der Keilbeinhöhle, also hinten im Rachen 246 mittig Schleim runter rinnt. Und ich glaub, dass da bei mir ziemlich viel 247 so wup zumacht, damit das nicht überall hinkommt sozusagen oder ich 248 schluck öfter oder ich weiß nicht. Und auch wenn ich lieg am Abend, 249 macht das da zu. Also das war zum Beispiel Thema und das war ein 250 paar Tage später dann natürlich besser, aber vor allem wieder 251 bewusster, so dass ich halt selber wieder damit umgehen kann. 252 (kurze Unterbrechung durch Mitbewohner) 253 Ok, das heißt, du hast vor, dort quasi noch weiterzuarbeiten oder? 254 IP 8: Sicher, ja! Also vor allem jetzt auch, wo ich merk, dass das 255 vielleicht überstanden ist sozusagen. Wo es sich für mich so anfühlt, als 220 256 wär es jetzt weg. Als wär ich wieder da, wo ich vor einem Jahr vorher 257 war. Und grad dann lohnt es sich, dem jetzt einen anderen 258 Ausgangspunkt zu geben. 259 Ok. Und jetzt im Generellen, hast du das Gefühl, dass es bei 260 Cranio-Sitzungen ein – das ist vielleicht eine blöde Frage, aber ich 261 stell sie jetzt trotzdem – hast du das Gefühl, dass es bei Cranio- 262 Sitzungen ein Ergebnis gibt von einer Sitzung? 263 IP 8: Meistens. Für mich schon. Aber, ich mein, das hab ich natürlich 264 auch gelernt für mich selber so damit umzugehen, dass es überall ein 265 Ergebnis gibt, weil ich das in meiner Ausbildung halt gelernt hab. Weil 266 du musst ja als Therapeut dann auch immer das Gefühl haben, es ist eh 267 was passiert. Also, weißt, jede kleinste Regung hat da Gültigkeit. Und 268 das kann ich natürlich mit mir selber auch gut. Und wenns nur ist, ich 269 hab mich eine Stunde entspannt. Also für mich gibt’s schon immer ein 270 Ergebnis. Manchmal wird die Tragweite von dem was passiert ist erst 271 Tage später klar, aber für mich gibt’s schon auch immer ein konkretes 272 Ergebnis. Aber ich arbeite halt selber auch so, dass ich das Ergebnis 273 nochmal festhalte am Schluss und quasi veranker. Also mit Leuten, die 274 das noch nicht so lange konsumieren sozusagen oder ausprobieren 275 oder üben halt wirklich durch ein Bild oder irgendwas, sodass die das 276 daheim wieder holen können. Und so geh ich natürlich mit mir selber 277 auch um, egal, was der Therapeut am Ende der Einheit macht. 278 Es ist lustig, weil das Interview jetzt natürlich total anders ist als 279 alle anderen, eh klar, aber es ist eh gut. Wie viel verschiedene 280 Therapeuten hattest du schon, ungefähr? 281 IP 8: Das ist jetzt die Frage, ob ich die Kollegen mitzähle aus den 282 Ausbildungen. Weil dann sinds viele. 283 Naja, grundsätzlich/ 284 IP 8: Wenn die dabei sind, sind wir bei 30. Wenn die nicht dabei sind, 285 sind wir bei, kommt jetzt drauf an, ob ich dann Osteopathie und so auch 286 noch mit zähl, (…) fünf. 287 Ja, es ist eigentlich wurscht, obs fünf oder dreißig sind, weil die 288 Frage ist: merkst du unabhängig von der Technik, die angewendet 289 wird, einen Unterschied zwischen den verschiedenen Personen 290 und wie könntest du am besten den Unterschied beschreiben? 291 IP 8: Ja, definitiv gibt’s einen Unterschied. Und da geht’s jetzt gar nicht 292 um die Schule aus der die kommen sondern um den persönlichen 221 293 Zugang, um Vorlieben, zum Beispiel in der Verbalbegleitung. Da arbeitet 294 halt auch jeder mit dem, was er besser kann, was ihm halt selber besser 295 liegt. Wenn jemand am visuellen Kanal irgendwie stark ist und wenn er 296 wen angreift, sofort Bilder sieht, dann wird er mehr damit arbeiten. Zum 297 Beispiel. Und da ist natürlich dann auch die Frage, was kann ich davon 298 mitnehmen und da gibt’s halt Unterschiede. Und es ist halt schon die 299 Frage, wie greif ich zu. Weil manche Probleme brauchen vielleicht einen 300 stärkeren Kontakt oder um es wieder so zu formulieren, einen 301 invasiveren Anstoß. Und andere Themen oder Regionen brauchen 302 vielleicht das nicht. Und da ist natürlich einfach jede Person anders. Und 303 es ist natürlich auch so, dass eine Sitzung zur Stimme mit jemandem, 304 der sich anatomisch besser auskennt, wahrscheinlich schon ergiebiger 305 ist. Weil ich bin der Meinung, je besser sich der Therapeut anatomisch 306 orientieren kann, vor allem bei Strukturen, die man nicht direkt angreifen 307 kann, wie zum Beispiel eben die Stimmbänder oder die ganze 308 Muskulatur da drinnen, der kann sich das besser vorstellen und besser 309 nachvollziehen und besser spüren, was passiert, wenn er sich besser 310 auskennt damit und sich wirklich intensiv damit beschäftigt hat und das 311 schon auf verschiedenen Ebenen erfahren hat. Wenn jemand überhaupt 312 keinen Zugang zur Stimme hat, der kann noch so ein guter Therapeut 313 sein, also ich denk jetzt an einen, wo ich auch gerne hingeh, der auch 314 mehr aus der handfesten Physiotherapie und Osteopathie-Ebene kommt 315 aber trotzdem sehr sehr fein arbeiten kann, der aber mit Singen 316 überhaupt nichts am Hut hat und auch nichts mit Sprechberuf oder 317 irgendwas, in die Richtung nie eine Zusatzausbildung gemacht hat, 318 außer halt irgendwo dreimal in seinem Leben in jeder Ausbildung einmal 319 einen Kehlkopf kurz besprochen hat, einen Querschnitt. Mit dem hab ich 320 jetzt noch nie eine Stimmsitzung gemacht, aber es wird sich auch nicht 321 ergeben. Und ich glaub, dass es da halt einfach auch wirklich im kleinen 322 Wissen große Unterschiede geben kann, die der Patient auch spürt. 323 Und jetzt rein auf der Persönlichkeitsebene: was würdest du jetzt 324 sagen selber als Therapeutin, wie viel Anteil hat jetzt rein die 325 Persönlichkeit des Therapeuten und sein Zugang zu jetzt sag ich 326 mal einer erfolgreichen Sitzung? 327 IP 8: (schnauft) Aber wenn der Zugang zur Persönlichkeit zählt, was 328 bleibt dann noch? 222 329 Das ist die Frage. Also wie würdest du es gewichten, also Technik 330 und Person? Aus deiner Sicht jetzt als Therapeutin, mit deinen 331 Erfahrungen, was ist ungefähr das Gewicht von einer, jetzt sag ich 332 mal erlernten Technik und aber der Persönlichkeit, die/ 333 IP 8: Ja mindestens die Hälfte, wenn nicht mehr. Also einfach auch jetzt 334 auch so zum Beispiel mit den Kollegen in der Ausbildung. Da hat es 335 einfach welche gegeben, mit deren Art konnte ich nicht, wenn die mich 336 behandelt haben. Keine Ahnung, wenn eine dasteht und den ganzen 337 Tag Suggestivfragen stellt, dann krieg ich schon solche Kabeln. (lacht) 338 Als Beispiel. Und natürlich geht dann nichts weiter in der Sitzung. 339 Vielleicht sinds 75 %. Keine Ahnung, ist sehr schwer zu sagen. Aber 340 grad in dem Fall, bei so feiner Arbeit und wenn es um Verbalbegleitung 341 geht, dann muss es einfach stimmen. Dann ist es sicher weit mehr als 342 die Hälfte. 343 Ok. Du hast gesagt, grundsätzlich, du hast die Ausbildung 344 angefangen ohne dich jetzt wirklich damit auszukennen oder dir 345 irgendwas anzuschauen davor großartig. Aus jetziger Sicht – 346 warum Cranio? 347 IP 8: Naja, ich hab es selber sehr genossen als Klientin. Dann war (…) 348 irgendwann die Rede davon, dass ich einfach nur so ein Wochenende 349 Schnupperkurs mache, wo man die andere Seite kennenlernen kann. 350 Also ich bin da hingegangen, nichtwissend, was die macht, die Frau. Ich 351 hab gewusst, die macht irgendwas. So hab ich angefangen. Und dann 352 hab ich nach und dort einfach erfahrend gelernt, was die macht. Oder 353 was es mit mir macht, mehr. Wie sie das jetzt macht, dass es das mit 354 mir macht, das war mir nicht klar. Und dann war irgendwann die Rede 355 davon, dass sie halt an einem Wochenende so einen kurzen Einblick 356 gibt. Dass man vielleicht jemandem daheim bei einer Kleinigkeit helfen 357 kann, dass man besser versteht, was sie tut und fertig. Das ist nie 358 zustande gekommen. Und Jahre später ruft mich eine fremde Frau an 359 und sagt: sie stehen da auf einer Liste für Interessenten für eine Cranio- 360 Ausbildung. Sag ich: nein, sicher nicht. Das ist eben aus dieser 361 damaligen Interessenten-Liste gekommen und dann haben sie sich aber 362 nochmal gerührt und haben gesagt: ja, das erste Wochenende ist eben 363 eh so ein Einstiegs-Wochenende und man meldet sich nicht gleich für 364 alles an. Und dann hab ich gesagt: naja, dann schaun wir uns das an. 365 Und der XXX ist auch mitgefahren. Und das Wochenende war so, dass 223 366 ich das Gefühl gehabt habe, ich könnte das auch. Genau. Und so hab 367 ich angefangen. Ohne mich jemals selbst drum gekümmert zu haben. 368 Es hat mich einfach angerufen. (lacht) Und ich hab ja nie geschaut, was 369 es für Schulen und für Möglichkeiten und irgendwas gibt. Ja. 370 Und welche anderen Verfahren hast du jetzt so ausprobiert? 371 IP 8: Ja, ich bin halt irgendwie immer feiner geworden sozusagen. Also 372 ich komm von einem Cerivkalsyndrom und furchtbar schlechter Haltung 373 aus der Schule. Gepaart mit einem Tinnitus nach einer Mandeloperation. 374 Alles mit 19 aufgetreten oder diagnostiziert worden, vielleicht war es eh 375 viel länger da. Und hab dann angefangen verschiedene Sachen 376 auszuprobieren. Natürlich die Klassiker: beim Orthopäden in den Strom 377 reinhängen, massieren und was weiß ich was alles. Keine Ahnung und 378 halt alles das ganze Zeug. Und dann wird’s halt immer feiner. Wenn sich 379 da eigentlich nichts tut und man sich damit nicht ganz wohl fühlt, dann 380 ergibt sich halt irgendwann ein anderer Weg. Und lustigerweise war das 381 damals der Vater vom XXX, wir waren damals aber noch nicht 382 zusammen oder irgendwas, der mir dann gesagt hat, da gibt’s eine 383 Osteopathin. Und ich hab auch gar nicht gewusst, was eine Osteopathin 384 ist und bin dann da mal hingefahren. Das war irgendwie eine wilde 385 Henne, leicht hexig angehaucht, aber da waren ein paar Momente, wo 386 ich mir gedacht hab, da schau her, es geht anders auch. Also ich hab 387 zum Beispiel immer so ein leichtes Zittern am Kopf und im Nacken 388 verspürt, als würde der Kopf nicht mehr richtig sitzen. In der Zeit hab ich 389 mich zu Mittag hinlegen müssen, weil ich das Gefühl gehabt hab, mein 390 Körper kann den Kopf nicht mehr tragen. Und das war die erste, die das 391 verstanden hat und genau beschreiben hat können, was ich da jetzt hab 392 und was ich da spür. Und ich hab früher immer mit dem Kiefer 393 geknackst, einmal Apfel abbeißen zum Beispiel – knack. Und sie hat 394 dann, ohne ein Wort drüber zu verlieren, mein Kiefer behandelt und ich 395 hab auch kein Wort drüber verloren und bin bei der Tür rausgegangen 396 und hab den Mund einmal gescheit aufgerissen und es hat nie wieder 397 geknackst. Und so hab ich gesehen, es gibt da irgendwie was anderes 398 und dann hab ich langsam irgendwie/ Ja und dann wieder der Zufall mit 399 der XXX. Da ist eigentlich die XXX als erstes hingegangen und ich hab 400 gewusst, die macht da irgendwas, wo sie hingeht und die sagt, das tut 401 ihr gut und ja. 224 402 Und sonst jetzt an/ was gabs außer Osteopathie und Cranio sonst 403 noch? 404 IP 8: Naja, richtig Physiotherapie im Sinne von Turnen und Massieren 405 und alles. Ja, mit dem Tinnitus natürlich zuerst auch einmal ganz wilde 406 Medikamente, die die Durchblutung beeinflussen hätten sollen, was 407 überhaupt nichts hilft. Ich hab noch nie wen getroffen, der auf dieses 408 Medikament anspricht, das kriegt aber jeder. Das sind ganz arge 409 Hämmer. Ja, was halt so daher kommt. Was halt auch Ärzte und 410 Schulmedizin auch immer wieder verschreiben. Halt, wie gesagt, viel 411 Turnen, Massieren, Stromtherapie, Streckbank, so halt. 412 Und dann wird’s halt immer feiner. Ja, Homöopathie natürlich auch, also 413 jetzt wenn wir zurück zur Allergie wollen. Homöopathie immer wieder, 414 auch da die schulmedizinischen Klassiker, Hyposensibilisierung, die wir 415 nie steigern haben können, die Dosis, weil ich es einfach nicht vertragen 416 hab. Und so halt. 417 Und jetzt auf, jetzt sag ich mal manueller Ebene noch irgendwas? 418 IP 8: Manuell in dem Fall weniger, aber ich hab ganz viel Feldenkrais 419 gemacht, aber das ist wohl sinnvoll. Also das hat mich auch zu viel 420 Durchlässigkeit und Achtsamkeit gebracht mit mir selber, viel 421 ökonomischeres Bewegen. Also das ist eines von den erfolgreichen 422 Sachen dieser Geschichte. Und sonst jetzt richtig Methoden, die ich 423 länger verfolgt hätte. Also wie gesagt, klassische Physiotherapie, 424 Osteopathie (…). Eigentlich nichts, was jetzt da/ Zwischendurch 425 irgendwelche Energetiker oder so, wo ich dann irgendwie nach einem 426 Mal schon gesagt hab, nicht mein Fall. Ja, Dornpreuß-Methode, da war 427 die Methode nicht schlecht, aber der Typ komisch. 428 Was ist das für eine Methode? 429 IP 8: Hmm, da geht’s um Schiefstellungen des Beckens eigentlich, also 430 um verschieden lange Beine, die dann sich nach oben hin auf die 431 Wirbelsäule und auf alles auswirken. Und der arbeitet halt dann wirklich 432 dann manuell, fest, das spürst du, das tut vielleicht auch weh. 433 Gradstellen von Becken und Wirbelsäule, was ganz cool war, aber der 434 Typ komisch und irgendwo. Weißt eh, das kommt ja noch dazu, weil 435 wenn ich da mal eineinhalb Stunden hinfahr. Das ist auch lang her, da 436 hat man noch nicht so schnell nach Stammersdorf fahren können (lacht) 437 oder der war sogar noch weiter draußen. Und außerdem hat der gesagt, 438 ich bin ein Sonderfall, meine Beine sind gleich lang und mein Becken ist 225 439 grade. (lacht) Jetzt hat er gar nicht so genau gewusst, was er tun soll. Ja 440 und auch so Meridian-Sachen, auch mit diesem Stift da, wo man die 441 Meridiane nachziehen kann – ja, was weiß ich. Irgendwelche Sachen 442 halt ausprobiert. 443 Wenn du dir jetzt irgendwas aussuchst, was vielleicht am ehesten 444 mit der Cranio vergleichbar wäre (…) Das ist natürlich in deinem 445 Fall sehr schwierig, das ist mir schon klar. Oder einfach so: Wo 446 siehst du die Unterschiede zu anderen Methoden in der Cranio – 447 jetzt im negativen oder im positiven Sinn. 448 IP 8: Die Dinge, die bei mir wirksam waren, also phasenweise 449 Osteopathie, Feldenkrais, Cranio, waren immer die Dinge – persönliches 450 Problem wahrscheinlich (lacht), aber es ist ja auch die Frage einfach, 451 wie geht man mit Menschen um – waren immer die Dinge, die mir nicht 452 sagen: jetzt musst du aber das und du solltest aber das und das ist nicht 453 gut und das musst du. Wenn eine Methode mir das nicht sagt, sondern 454 mir mit der Sicherheit entgegen kommt, dass das eh irgendwo in mir ist, 455 dass ich das selber kann, vor allem, dass der Körper das kann und nicht 456 ich dem was beibringen muss, dann funktionierts. Wahrscheinlich mein 457 Ding, aber für mich ist das der große Punkt, warum Cranio für mich so 458 toll ist und das wars auch bei Feldenkrais. Wobei, auch da kommt es auf 459 die Person an, weil ich hab Feldenkrais-Trainer erlebt, wo ich mir 460 gedacht hab: hmm? Was ist das für eine Sport-Stunde da? Und andere, 461 wo das überhaupt nicht der Fall ist. Ja. Das ist für mich der große 462 Unterschied, also dass es keine Methode ist, die sagt, so und so muss 463 es sein und nichts – du als Ganzes nicht und keine Struktur von deinem 464 Körper – in irgendein Eck geschoben wird und jetzt musst du das hier 465 üben bis das geht, weil das kann ja nicht sein, sondern dass man 466 schaut, was da ist und mit dem arbeitet. Das ist für mich der ganz große 467 Punkt bei Cranio und der große Unterschied zu vielen anderen 468 Körperarbeitsmethoden. Man muss nicht üben, der Körper übt es 469 vielleicht von selbst. Es geht natürlich/ 470 471 Unterbrechung, da Aufnahmegerät voll – 15 Minuten Gespräch nicht 472 aufgenommen – Fragen wiederholt 473 474 Und es nimmt auch wieder auf. So, also noch einmal die Frage. 475 IP 8: Was war die letzte Frage? 226 476 Was wird in einer Cranio gemacht? Deine Lieblingsfrage. 477 IP 8: (…) Vielleicht kann ich es jetzt besser sortieren. Ja, der erste 478 große Punkt ist eben die Durchlässigkeit, also Strukturen des Körpers, 479 die vielleicht nicht mehr so zueinander stehen, miteinander tun, wie sie 480 sollten oder könnten, werden durch bestimmte Griffe oder nur durch 481 Vorstellung mit oder ohne Berührung, Vorstellung vom Therapeuten 482 oder vom Klienten irgendwie wieder durchlässiger gemacht. (lacht) Was 483 war vorher das, was ich behauptet hab, es ist das zweite? Aber es ist 484 wurscht, weil es hat bei mir sowieso nur wieder zum ersten geführt. 485 (lacht) Stimmt. 486 IP 8: Und eben, wenn mich normal jemand fragt, was die Cranio ist, 487 dann gehört für mich zu diesen Säulen eben das, was nachher du extra 488 nachgefragt hast, schon auch dazu, dieses, ich nenn es gerne 489 körperliche Gedächtnis. Der Körper merkt sich mehr oder minder 490 traumatische Erlebnisse, er merkt sich natürlich auch schöne Erlebnisse, 491 was beim ressussieren (? Wort?) oft sehr hilft, aber jeden noch so 492 kleinen Schreck speichert er irgendwo, das Gewebe kann sich erinnern. 493 Und das ist halt dann die Wechselwirkung von der seelischen oder 494 psychischen Komponente der Cranio-Arbeit mit der körperlichen, weil es 495 kann passieren, dass jemand mit einem psychischen Problem kommt 496 und sich herausstellt, wenn man das bearbeitet - natürlich immer im 497 ständigen Dialog mit dem Körper - dass plötzlich irgendeine körperliche 498 Sache, die einen immer so ein bisschen sekiert schon seit Jahren, weg 499 ist. Oder umgekehrtes Beispiel: jemand kommt mit einer Verspannung, 500 die er so und so lang schon mit hat und dann kann es sein, dass durch 501 die rein körperlich „Bearbeitung“ von dem Problem irgendwelche 502 Geschichten, Erlebnisse, Emotionen erst auftauchen. Und eben das 503 Zusammenspiel von den beiden Dingen, also Durchlässigkeit und dieses 504 körperliche Gedächtnis, die Tatsache, dass sich das Gewebe halt 505 irgendwelche Sachen merkt, sind da der wichtige Grundstock und – 506 irgendwas hab ich jetzt gerade noch gewusst, jetzt ist es schon wieder 507 weg – (…) hmm, jetzt schau ich mal kurz, ob der Zug pünktlich ist. 508 Was war das jetzt? (überlegt) Ich weiß nicht, ein Gedanke 509 zwischendurch, das könnt ich auch noch sagen und dann ist es wieder 510 weg. 227 511 Was du vorhin glaub ich noch gesagt hast, ich glaub die Frage ist 512 auch nicht mehr drauf, was die Cranio kann und was sie nicht kann 513 und eben auf körperlicher Ebene als auch auf psychischer Ebene. 514 IP 8: Auf körperlicher Ebene: wenn etwas wirklich kaputt ist. Also wann 515 man flicken müsste, zwei Teile oder ein Teil, der zusammengehört 516 vielleicht sogar, ist nicht mehr zusammen. (lacht) Da kann die Cranio 517 natürlich nicht mit, also Reparaturabteilung hab ich vorhin gesagt. Aber 518 sie kann zum Beispiel helfen, dem Körper helfen, das schneller wieder 519 herzustellen, was wieder das Thema Durchlässigkeit ist. Und bei der 520 Prozessbegleitung kommt es ganz ganz stark drauf an, auf den 521 Therapeuten oder die Therapeutin. Weil es ein großer Unterschied ist, 522 was der für einen Hintergrund mitbringt. Da geht es einfach auch um 523 Ausbildungen in andere Bereichen oder einfach jahrelange Erfahrung 524 oder nicht. Eine gewisse Begabung, eine gewisse verbale Begabung 525 schlicht und einfach. Das hab ich auch in den Kursen mit den 526 Kolleginnen immer wieder erlebt, dass die einfach gar nicht so, dass 527 manche Leute nicht so geübt sind im Sprechen und im Umgehen mit 528 Menschen, dass sie die Dinge sinnvoll formulieren können. Die vielleicht 529 gute Ideen haben, aber nicht vom Fleck kommt mit dem Klienten, weil 530 sie es gar nicht können. Also da steht man halt genau dann an, wenn 531 man persönlich mit dem Therapeuten nicht weiter kann. Es kann 532 natürlich sein, weil der eine völlig andere Art verfolgt als ich irgendso 533 was anzugehen oder es kann sein, dass der einfach fachlich ansteht 534 und dem die Ideen ausgehen. Es ist natürlich dann auch schwierig, 535 wenn man sich in einem Graubereich bewegt zur Psychotherapie, da 536 muss man halt sehr vorsichtig sein. Aber grade da kommt es drauf an, 537 wen hab ich als Therapeut. Wenn es jemand ist mit einer 538 psychotherapeutischen Ausbildung, da kommst du wahrscheinlich viel 539 weiter in der Prozessbegleitung. 540 Ok. Wo sind jetzt für dich bei der Cranio die Hauptansatzpunkte 541 zum Singen oder zur Stimme überhaupt? 542 IP 8: Ja, genau das, wieder Durchlässigkeit. Viel auch - also jetzt aus 543 Klientensicht - viel Vertrauen lernen auf den eigenen Körper, dass der 544 das eh kann und eh weiß. Dann Durchlässigkeit im Sinne von zur 545 Verfügung stellen des Körpers fürs Singen. Wenn ich jetzt zum Beispiel 546 irgendwo eine Verspannung hab oder mein Brustkorb sich nie frei 547 bewegt beim Atmen, wird mir das Singen schwerer fallen. Wenn mein 228 548 Zwerchfell zusammen gekrampft ist, wie ein Stein, hart, werden gewisse 549 Dinge einfach nicht funktionieren. Und das ist das, wo meines Erachtens 550 die Cranio ins Spiel kommt. Ich hab auch, ich hab nicht wirklich, aber ich 551 hab sowas wie eine Homepage, also die wird nirgends beworben, 552 deshalb schaut es sich auch keiner an, aber da hab ich mir natürlich 553 irgendwann überlegen müssen, was ich da drauf schreib und ein paar 554 Texte dazu geschrieben, die Großteils gar nicht da oben steh jetzt. Aber 555 für mich war da der Zusammenhang eben die Durchlässigkeit, das 556 Schwingen. Weil egal, ob es jetzt drum geht, dass ich will, dass der 557 CranioSacral Rhythmus oder irgendein anderer durch schwingt. Oder ob 558 ich will, dass ein musikalischer Rhythmus oder eine Schwingung, auch 559 im Sinne von physikalisch Ton irgendwie sich fortpflanzen kann durch 560 die Strukturen, das geht beides nur, wenn es nicht dazwischen irgendwo 561 hakt. Und das ist das, was die Cranio sehr wohl zu beheben vermag. 562 Das ist auch das, was sich für mich so gut verträgt. Also für mich jetzt 563 als Klientin und Sängerin. Zusätzlich für mich als Therapeutin und 564 Lehrerin muss ich sagen, dass ich da einfach noch ganz viel gelernt hab 565 einfach im Umgang, Arbeit mit Bildern, wie seh ich beim Schüler oder 566 wie spür ich beim Schüler ganz schnell, wo jetzt was noch leichter 567 gehen könnte. Und Arbeit einfach mit Personen, Nähe, Distanz und so 568 weiter. Aber jetzt allein als Sängerin und Klientin, muss ich sagen, das 569 ist der große Punkt, wo sich die zwei treffen und wo die Cranio helfen 570 kann. Einfach wieder Durchlässigkeit und dass der ganze Körper 571 sinnvoll zusammenspielt, sich neu sortiert. Und natürlich – kommt auch 572 auf den Therapeuten an, der mit dir arbeitet – dass du viel achtsamer 573 wirst und viel genauer spüren kannst, viel genauer lokalisieren, was jetzt 574 nicht so tut, wie es soll. 575 Ok. Wie viel Zeit hast du noch? Zwei Minuten? 576 IP 8: Keine. Ja, genau, zwei Minuten. 577 Nur kurz zum Schluss noch die übliche Frage. Gibt es irgendwas 578 was du jetzt zu dem Thema noch sagen möchtest, wo ich jetzt nicht 579 nachgefragt hab? 580 IP 8: Nein, eigentlich nicht. Also ich mein, da kann man ja ewig drüber 581 reden und in viele verschiedene Richtungen nachdenken. Und es ist halt 582 auch schwierig, das alles in Worte zu fassen, vor allem, wenn es um das 583 geht, das jetzt irgendwie zu beschreiben als Klientin und jemand der 584 singen will. Weil ich kann jetzt natürlich mit den ganzen Cranio-Vokabeln 229 585 daher kommen, die ich auch manchmal fragwürdig find. Und damit ist dir 586 nicht geholfen, vor allem nicht für eine halbwegs wissenschaftliche 587 Arbeit. (lacht) 588 Ja. (lacht) 589 590 Kurzes Abschlussgespräch 230 13 Lebenslauf Bakka.art. Generose Sehr 02.03.1985 Rüsselsheim, Deutschland Rotenkreuzgasse 10/8, 1020 Wien 0650/9112490 [email protected] Mezzosopran / Alt Schule 2001-2004 Zweites Städtisches Gymnasium Rottenburg, Deutschland 1995-2001 Mädchenrealschule St. Klara Rottenburg, Deutschland 1991-1995 Carl-Joseph Leiprecht Grundschule Rottenburg, Deutschland Ausbildung seit Okt 11 Magisterstudium Gesangspädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien: zentrales künstlerisches Fach Gesang (Klassik) bei Prof.in Ruth Gabrielli-Kutrowatz Okt 06 – Jun 11 Bakkalaureatsstudium Gesangspädagogik: zentrales künstlerisches Fach Gesang (Klassik) bei o. Univ. Prof.in Georgia Michaelides (2006 – 2008) und Prof.in Ruth Gabrielli-Kutrowatz Okt 05 – Jun 06 Musik-, Theaterwissenschaft und Italienisch an der Universität Wien 231 Beschäftigungen als Sängerin und Pädagogin Februar 15 Stimmbildungsreferentin und Alt-Solistin bei der Kirchenmusikwoche „Laudate Dominum“ in St. Pölten Mai 14 Rolle des Hänsel bei der Kinderopernwanderung „Hänsel und Gretel“ in der Blockheide Gmünd seit Okt 12 Stimmbildnerin beim Jugend-Opernprojekt „Jugend an der Wien“ im Theater an der Wien Juli 12 Rolle des Ramiro bei der Opernproduktion „Die scheinbare Gärtnerin“ in Aschbach-Markt seit Feb 10 Kursleiterin von Eltern-Kind-Musik-Workshops in der Spielwerkstatt Musik und an der Volkshochschule Wien, Elementares Musizieren in privaten Kindergruppen und Kindergärten seit März 10 privater Gesangsunterricht, u. a. Stimmbildung bei Chören seit Jan 08 Mitglied im Arnold Schoenberg Chor Wien, regelmäßige Tätigkeit bei Konzert- und Opernprojekten 07 – 14 diverse solistische Tätigkeiten bei Messen, Konzerten und Opern im In- und Ausland 232 14 Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre hiermit an Eides Statt, dass ich die vorliegende Diplomarbeit selbständig angefertigt habe. Die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit wurde bisher weder in gleicher noch in ähnlicher Form einer andern Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Wien, Februar 2015 233
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