intern 04|15 - Leibniz Universität Hannover

intern 04|15
Ausgabe
A
Au
usg
sggabbe April
Apri
Ap
ril 2015
Informationen
In
Info
nform
form
fo
rmat
atioone
nen für die Leibniz Universität Hannover
www.uni-hannover.de
w
ww
ww.
w un
uniii-hhaan
an
Liebe Leserinnen und Leser!
Die ersten Osterglocken sind bereits zu sehen,
auf dem Lindener Berg blühen die ersten Scilla. Es wird wärmer, und das neue Sommersemester beginnt. Neu in diesem Semester
ist die SchülerTalentAkademie im Bereich
Geodäsie und Geoinformatik, die mehr Schülerinnen und Schüler für die Thematik dieses
Studiums begeistern soll. Einen Bericht darüber lesen Sie auf Seite 4. Ebenfalls auf dieser
Seite stellen wir Katharina Urmann vor, die
gleichzeitig am Technion in Haifa (Israel) und
in Hannover promoviert. Das Thema des Monats widmet sich dieses Mal der Vermessung
der Welt. Atom-Interferometer könnten helfen, die Veränderungen am Erdkörper künftig
schneller zu erfassen. Naturkatastrophen wie
Vulkanausbrüche könnten damit zwar nicht
verhindert werden, wären dann aber eines
Tages weitaus besser voraussehbar. Alles
dazu lesen Sie auf Seite 3.
Die verbesserte Ausbildung von Lehrerinnen
und Lehrern ist das Ziel zweier Projekte, die
jetzt in der ersten Bewilligungsrunde der
von Bund und Land geförderten „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ in Niedersachsen
bewilligt wurden. Ein Projekt ist an der Leibniz
Universität angesiedelt; beim zweiten kooperiert sie mit der Universität Osnabrück. Einen
Bericht über das Thema finden Sie auf Seite 2.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
das Team der uni intern
Wissen für die Industrie 4.0
Unter dem Leitsatz „Mit Wissen Zukunft
gestalten“ präsentiert die Leibniz Universität
vom 13. bis zum 17. April 2015 auf der
Hannover Messe aktuelle Entwicklungen
aus vier Sonderforschungsbereichen (SFB)
auf ihrem Stand B 08 in Halle 2: Blickfang
ist eine Flugzeugturbine, die der SFB 871
präsentiert. Forschungsschwerpunkt ist die
Instandhaltung komplexer Investitionsgüter.
Wie gefälschte Bauteile einfach, schnell und
sicher von den Originalen unterschieden
werden können, zeigt der SFB 653. Im Körper
abbaubare oder permanente medizinische
Implantate können Patienten Folgeoperationen ersparen. Der SFB 599 stellt hierzu
eine neue Generation von Werkstoffen vor.
Hochsensible Sensornetzwerke zeigt der SFB
„Transregio 123 – PlanOS“. Er entwickelt kosteneffiziente, planare optronische Systeme
auf dünnen Polymerfolien.
hk
HITec und Maschinenbaucampus prägen das Jahr 2015
Instandhaltung der Universitätsgebäude ist ein wichtiges Thema
Die Fertigstellung von
HITec zum Ende 2016
und der Spatenstich für
den 2. Bauabschnitt des
Maschinenbau-Campus in
Garbsen im Herbst dieses
Jahres sind die beiden
großen Bauvorhaben,
die das Jahr 2015 an der
Leibniz Universität prägen.
Darüber hinaus wird sich
das Baudezernat in den
nächsten Wochen und
Monaten vor allem auf
die Instandhaltung der
Liegenschaften konzentrieren. Ein Schwerpunkt
liegt hierbei insbesondere in der Sanierung unter
energetischen Gesichtspunkten.
Königsworther Platz: Die Fassadensanierung des
Conti-Hochhauses wird weiter fortgesetzt und
der 1. Bauabschnitt soll im Mai abgeschlossen
sein. Gleichzeitig werden die Arbeiten im Außenbereich weiter fortgesetzt: Künftig soll es mehr
Fahrradständer geben und die Wege werden neu
asphaltiert bzw. gepflastert. Ebenfalls in Planung
ist eine Umgestaltung des 14. Obergeschosses.
Die ehemalige Küchenzone soll studentischen
Arbeitsflächen weichen. Insgesamt könnten hier
30 weitere Arbeitsplätze entstehen. Trennwände
sollen Rückzugsmöglichkeiten für studentische
Arbeitsgruppen ermöglichen.
Welfengarten: Vor dem Personaldezernat soll
ein zweigeschossiges Gebäude in Modulbauweise
entstehen, das künftig von der Fakultät für Mathematik und Physik genutzt wird. Außerdem soll
die ehemalige Hausmeisterwohnung des Welfenschlosses zu Büroräumen umgebaut werden.
Moritzwinkel: Auf dem Gelände des Hochschulsports sollen ein neuer Kunstrasenplatz sowie
eine Finnbahn errichtet werden. Zudem sollen die
Tennisplätze und die Tartanbahn sowie die ehemaligen Räume des Instituts für Sportwissenschaft
saniert werden.
Schneiderberg: Die Aufenthaltsqualität im
Elchkeller soll verbessert werden. Zusätzlich sollen
neue studentische Arbeitsflächen hier entstehen
Trennwände mit Schiebtüren sollen die Nutzungsflexibilität erhöhen. Außerdem sollen die Laboreinrichtungen des Chemiegebäudes gegenüber der
Hauptmensa vom Herbst 2015 an bis März 2016
erneut saniert werden. Zusätzlich wird der Innenhof zwischen den Chemiegebäuden umgestaltet.
Herrenhausen: Der Abriss und der anschließende
Neubau von Gewächshäusern im Zentralbereich
der Liegenschft gehen in die nächste Runde. im
Wissenschaftsverantwortung und Forschungsethik
Veranstaltungsreihe wird im Sommersemester fortgesetzt
Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverantwortung gehören als zwei Seiten der gleichen
Medaille unmittelbar zusammen. Im Sommersemester 2015 setzt die Leibniz Universität ihre
Veranstaltungsreihe zur Wissenschaftsverantwortung weiter fort. Ziel ist es, die Kommunikation
Hochschulintern wie auch mit externen Zielgruppen aus Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit zu
intensivieren, um über Forschung, ihre Folgen
und Grenzen zu diskutieren, zu informieren´ und
Transparenz zu schaffen.
Die Reihe wiederholt am 28. April 2015 das
Impulsreferat „Wer darf entscheiden, was wir
forschen – Wie frei ist die Wissenschaft“ von Prof.
Dr. Thorsten Wilholt, Professor für Philosophie
und Geschichte der Naturwissenschaften. Im Anschluss diskutieren zum Thema auf dem Podium
Vertreter der Universität, des Ministeriums für
Wissenschaft und Kultur, der Unternehmerverbände Niedersachsens und des AStA.
Es folgen:
21. Mai 2015 | 18.00 Uhr
„Ingenieure im Zwiespalt zwischen Mammon und
Moral“, Prof. Dr.-Ing. Peter Schaumann, Institut
für Stahlbau
04. Juni 2015 | 18.00 Uhr
„Wissenschaft und Öffentlichkeit im
Spannungsfeld von informationeller
Selbstbestimmung, Informationsfreiheit
und Urheberrecht: Wem gehören
wissenschaftliche Daten?“,
Prof. Dr. iur. Nikolaus Forgó,
Institut für Rechtsinformatik
25. Juni 2015 | 18.00 Uhr
„Biotechnische Verbesserung des Menschen“,
Prof. Dr. phil. Dietmar Hübner,
Institut für Philosophie
mvm
Î www.wissenschaftsverantwortung.de
Studium & Lehre
Im Porträt
intern 04 | April 15
Seite 2
Mit Leibniz-Prinzip und Plan C zum Erfolg
Qualitätsoffensive Lehrerbildung: Universität ist mit zwei Projekten dabei
Zurück zu den Wurzeln: Professor Claus-Peter
Witte ist seit Oktober 2014 am Institut für
Pflanzenernährung in der Abteilung Molekulare Ernährung und Biochemie der Pflanzen
tätig. Der gebürtige Niedersachse – er ist in
Sulingen geboren und aufgewachsen – kehrt
damit nach mehreren Jahren Forschungsaufenthalt im Ausland sowie in Köln und Berlin in
seine Heimat zurück. An der Leibniz Universität
schätzt er das gute Pflanzenforschungsumfeld und das moderne Institutsgebäude in der
Herrenhäuser Straße 2.
„Inhaltlich interessiert mich die Nährstoffremobilisierung aus Nucleotiden bei Pflanzen“,
erläutert er seinen Arbeitsschwerpunkt. Dabei
gehe es ihm vor allem um gute Grundlagenforschung: „Mir ist es wichtig, erst die Prozesse
in den Pflanzen genau zu verstehen, bevor
man in die Anwendung geht.“ So wisse man
bereits, dass Pflanzen die im Boden häufig
begrenzt vorhandenen Nährstoffe wie etwa
Stickstoff und Phosphat recyclen können, um
sie für ihre Samen und Früchte zu verwerten.
Doch welche Proteine in welcher Form an
diesem Prozess teilnehmen und welcher Faktor
der Bestimmende ist, sei noch weitgehend
unerforscht. Die Entdeckung neuer Gene und
das Wissen um die physiologische Funktion
von pflanzlichen Proteinen will er auch seinen
Studierenden nahebringen. „Sie sollen nach
dem Studium den aktuellen Forschungsstand
kennen und in ihrem Fachgebiet nahtlos einsatzfähig sein“, sagt Witte.
Claus-Peter Witte hat in Braunschweig
Biotechnologie studiert, seine Diplomarbeit
an der Universität Córdoba geschrieben und
anschließend am Scottish Crop Research
Institute im Bereich Biochemie promoviert.
2001 wechselte er an das Max-Planck-Institut
für Züchtungsforschung in Köln. Nach seiner
Habilitation 2012 in Botanik am Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie der Freien
Universität Berlin ist er nun dem Ruf an die
Leibniz Universität gefolgt. Als Ausgleich zur
wissenschaftlichen Arbeit geht er gerne Tango
und Walzer tanzen oder entspannt sich beim
Klavierspielen.
hk
Berufen
Dr.-Ing. Kai Möhwald,
Außerplanmäßiger
Professor an der Fakultät für Maschinenbau
Dr. Susanne Weßnigk,
W1-Professorin am Institut für Didaktik der
Physik, Fakultät für Mathematik und Physik
In der ersten Bewilligungsrunde der von Bund
und Ländern geförderten „Qualitätsoffensive
Lehrerbildung“ sind zwei Projekte der Leibniz
Universität Hannover zur Förderung empfohlen
worden: Das Projekt „Theoria cum praxi: Förderung von reflektierter Handlungsfähigkeit als
Leibniz-Prinzip der Lehrerbildung“ am Zentrum
für Lehrerbildung (ZfL) sowie der gemeinsame
Antrag der Leibniz Universität und der Universität
Osnabrück „Perspektive Lehramt als neue Chance
(Plan C)“. Insgesamt haben Hochschulen aus ganz
Deutschland 80 Förderkonzepte eingereicht, von
denen das Auswahlgremium 19 als förderwürdig
eingestuft hat, nur zwei davon aus Niedersachsen. Zu dem Gremium zählen zwölf Expertinnen
und Experten aus Hochschullehre, schulpraktischer Lehramtsbildung und der Studierendenschaft sowie zwei Vertreterinnen und Vertreter
des Bundes und vier der Länder.
Schwerpunkt des Projekts „Leibniz-Prinzip“ ist
es, Theorie und Praxis stärker zu verknüpfen und
mediengestütztes Lernen zu fördern, den Studierenden ein Verständnis für den komplexen Aufbau
ihres Lehramtsstudiums zu vermitteln sowie die
Erfolgsquoten in den MINT-Fächern zu erhöhen.
Dazu gehört auch eine lehramtsspezifische Studieneingangsphase und das Ziel, Lehrerinnen und
Lehrer auszubilden, die sensibel sind für Fragen
von Diversität und Inklusion. Der Projektantrag gibt
damit zukunftsgerichtete Antworten auf wichtige
Handlungsfelder der Hannoverschen Lehrerbildung. Er wurde vom ZfL unter Leitung von Prof.
Dr. Julia Gillen koordiniert und im November 2014
eingereicht. „Die einzelnen Maßnahmen tragen
zudem entscheidend zum Ziel der Hochschulleitung bei, die Lehrerbildung als einen Schwerpunkt
der Leibniz Universität sowohl in der Innenwahrnehmung als auch in der Außenwahrnehmung zu
stärken“, sagt Prof. Dr. Elfriede Billmann-Mahecha,
Vizepräsidentin für Lehre und Studium an der
Leibniz Universität.
Das weitere Erfolgsprojekt „Plan C“ zur Strukturund Organisationsentwicklung der Lehrerbildung
für berufsbildende Schulen im gewerblich-technischen Bereich will vor allem die Studierendenzahlen in den ingenieurswissenschaftlichen Fächern
und die Absolventenquoten im Lehramt für berufsbildende Schulen erhöhen.
hk
Prof. Nikolaus Forgó ist neuer CIO
Dr. Christoph Strutz übergibt Amt an Juristen
Er ist Professor am Institut für Rechtsinformatik
und Mitglied am Web-Science-Forschungszentrum L3S an der Leibniz Universität Hannover:
Im Januar hat Prof. Dr. Nikolaus Forgó außerdem
die Verantwortung des Chief Information Officer
(CIO) vom Hauptberuflichen Vizepräsidenten Dr.
Christoph Strutz übernommen. „Ich brauche wenig Schlaf“, sagt Professor Forgó und lacht. Sein
neues Amt sieht er als Möglichkeit, verbindend
zu wirken, es sei ein „Kommunikations- und Integrationsamt“. Dabei will Professor Forgó möglichst
viele einbeziehen, insbesondere aber die Nutzerinnen und Nutzer.
Fürs erste hat sich der Jurist vier Ziele gesteckt:
die Einführung von SAP SLcM als Campusmanagement-System, die Evaluation der nun
abgeschlossenen IT-Reorganisation am LUIS,
die Entwicklung einer neuen Ordnung zur IT-
Organisationsstruktur sowie die Intensivierung
der Zusammenarbeit mit den IT-Verantwortlichen
der Fakultäten. Dabei will er das Präsidium ebenso
einbeziehen wie die Mitglieder des Personalrats.
Sein übergeordnetes Ziel ist es, hochschulinterne
Informationsprozesse bezüglich Effizienz, Stabilität
und Anwenderfreundlichkeit zu optimieren.
im
Ausgezeichnet
Den Georg-Forster-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung haben Dr.-Ing. habil.
Jadambaa Temuujin von der Mongolian Academy
of Sciences, Ulaanbaatar (Mongolei), sowie Dr.
Herve Tchakoute von der Universite de Yaounde
I, Yaounde (Kamerun) erhalten. Der Gastgeber für
beide Wissenschaftler während ihres Forschungsaufenthaltes an der Leibniz Universität ist Prof.
Claus Rüscher, Institut für Mineralogie, Fakultät
für Naturwissenschaften. Mit einem HumboldtForschungsstipendium ist Prof. Dr. Juan Du,
Chinese Academy of Sciences, Peking (China),
ausgezeichnet worden. Er ist zu Gast bei Prof. Dr.Ing. Jörg Seume, Institut für Turbomaschinen und
Fluiddynamik, Fakultät für Maschinenbau.
Der Studiengang Architektur ist erstmals in den
Domus Guide 2015 aufgenommen worden, in dem
jährlich 100 europäische Hochschulen aus Architektur und Design verzeichnet werden.
In Gremien gewählt
Prof. Ulrike Lüdtke, Leiterin der Abteilung SprachPädagogik und Sprachtherapie am Institut für
Sonderpädagogik ist als Gründungsmitglied in den
Beirat der neuen Ethik-Kommission des Deutschen
Bundesverbandes der akademischen Sprachtherapeuten gewählt worden. Aufgabe ist es, ab dem
Sommersemester 2015 klinische Forschungsprojekte
im Bereich von Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluckund Kommunikationsstörungen zu unterstützen.
Seite 3
Forschung
intern 04 | April 15
Die Vermessung der Welt
Forschung der Quantenoptik revolutioniert Messverfahren
Thema des Monats
Wie kann man das Schmelzen des Grönlandeises
oder des Permafrostbodens in Sibirien messen?
Und wie hoch ist die Zugspitze wirklich? Werkzeuge zur Beantwortung dieser Fragen liefert die
Quantenoptik. In dem seit Mitte 2014 laufenden
SFB 1128 „geo-Q“ arbeiten rund 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von fünf Projektpartnern aus den Fachbereichen Geodäsie und Physik
gemeinsam daran, mit immer präziseren Messmethoden die permanenten Veränderungen im
System Erde genau zu verfolgen und darzustellen.
Die drei Schwerpunkte sind Erdmessung, Gravitationsforschung und Quantenmetrologie.
Die wichtigsten Geräte hierzu sind Atomuhren und
das Interferometer. Letzteres wird genutzt, um
Interferenzen, also Überlagerungen von Wellen, zu
erfassen und damit Einflüsse, die diese Überlagerungen beeinflussen, präzise anzuzeigen. Beim
Interferometer mit Lichtwellen besteht das Prinzip
darin, Lichtstrahlen über halbdurchlässige Spiegel,
sogenannte Strahlteiler, in jeweils zwei Strahlen
zu teilen, über getrennte Wege zu lenken und
schließlich wieder zusammenzuführen. Das Ergebnis ist ein Interferenzmuster, das Rückschlüsse auf
die Messgröße, etwa den Abstand zweier Spiegel,
zulässt.
Eine solche Interferometeranordnung lässt sich
auch mit Atomen – also „Teilchen“ - realisieren:
Atome ändern durch extreme Kühlung (Laserkühlung) ihren Bewegungszustand und verhalten sich
dann quantenphysikalisch wie kleine Wellenpakete,
die sich dann ebenfalls so bewegen, als seien sie
in Teilwellen aufgeteilt. Atominterferometer haben
das Potenzial, bestimmte Messgrößen wie zum
Beispiel Trägheitskräfte (inertiale Kräfte) wesentlich
genauer als klassische Messgeräte zu messen. „Der
Vorteil dieser neu entwickelten Verfahren sind
immer präzisere Messungen mit immer geringeren
systematischen Fehlern sowie mit immer kompakteren und auch für Messkampagnen feldtauglichen Aufbauten“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Ertmer
vom Institut für Quantenoptik.
Mit solchen Licht- oder Atom-Interferometern in
relativ tief fliegenden Erdbeobachtungssatelliten
lassen sich auch sehr genau Profile der ortsabhängigen Erdschwere und ihre zeitlichen Änderungen bestimmen. Hierdurch kann das Schmelzen von großen Eismassen, die Veränderungen
des Grundwasserspiegels oder auch das Auftauen
des Permafrostbodens in Sibirien beobachtet werden. Dadurch würden Trends früher abschätzbar
und möglicherweise sogar die Vorhersagen etwa
über Erdbeben oder Vulkanausbrüche denkbar.
„Noch ist das echte Zukunftsmusik, aber wir sind
auf einem guten Weg“, sagt Ertmer.
Ein weiteres Ziel ist es, messtechnische Möglichkeiten für ein genaueres globales Höhennetz zu
schaffen. Mit Hilfe von optischen Atomuhren und
der so genannten relativistischen Geodäsie können die Forscherinnen und Forscher künftig mit
Zentimetergenauigkeit Höhenunterschiede auch
über sehr große Entfernungen wie zum Beispiel
zwischen Paris und Hannover bestimmen.
Um diese Vergleichbarkeit von Messdaten über
Länder und Kontinente hinweg zu erreichen, ist
neben der genauen Messung durch optische Atomuhren ein präzises Modell des Erdschwerefeldes zur
Bestimmung eines Referenzpunktes entscheidend.
So gilt zum Beispiel in Deutschland der Wasserspiegel der Nordsee als Referenzpunkt bei Höhenmessungen (Pegel Amsterdam). In der Schweiz
hingegen ist der Wasserspiegel des Mittelmeers
bei Marseille ein Bezugspunkt, was immerhin bis
zu rund 30 Zentimetern Differenz bedeuten kann.
Für den Normalbürger ist der Unterschied, etwa
auf Wanderkarten, sicher wenig relevant. Anders
sieht es hingegen bei Berechnungen für Bauwerke
wie Tunnel oder Brücken aus, die von zwei Seiten
gebaut werden und exakt zusammenpassen müssen, wie das Beispiel der Hochrheinbrücke zeigt, die
den schweizerischen und den deutschen Teil von
Laufenburg verbindet.
hk
Roboter vereinfachen Stimmband-Operationen
Microralp-Forschungsprojekt stellt Hightech-Endoskop für Mikro-Chirurgie vor
Stimmbänder sind klein, empfindlich und schwer
zugänglich: Chirurgische Eingriffe bergen daher
das Risiko bleibender Schäden, vor allem bei
Krebspatienten. Das Projekt μRALP (gesprochen
„Microralp“), an dem auch das Institut für Mechatronische Systeme der Fakultät für Maschinenbau
der Leibniz Universität beteiligt ist, hat dazu am
18. und 19. März in London zum Abschluss des
Projekts das neu entwickelte stark miniaturisierte
Endoskop als Prototyp der Öffentlichkeit vorgestellt.
Für die Mikro-Chirurgie ist diese Entwicklung
bahnbrechend: Das Hightech-Endoskop mit
Kamerakopf, Ziel- und Therapie-Laser vereinfacht
schwierige Operationen im Bereich der Phonochirurgie (Chirurgie des Stimmorgans) und vermeidet
Schäden am Stimmapparat, die bislang bei Eingriffen häufig mit der Operation einhergingen. Das
neue bewegliche Endoskop, an dessen Entwicklung
rund 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler
des Gemeinschaftsprojekts drei Jahre gearbeitet
haben, unterstützt künftig das Operationsteam
nicht nur bei Diagnose, Erkennung und Abgrenzung des Tumors, sondern kann mittels Lasertherapie auch Gewebe schneiden und entfernen.
Dieses internationale, von der Europäischen
Kommission mitfinanzierte Projekt basiert auf
der Zusammenarbeit von fünf Partnern: dem
Italienische Institut für Technologie in Genua,
dem Institut FEMTO-ST (Labor der Universität der
Franche-Comté, der CNRS, ENSMM und UTBM),
dem Institut für Mechatronische Systeme der
Leibniz Universität Hannover, der Universitätsklinik Besançon und dem Universitätsklinikum in
Genua.
hk
Ein Fernsehteam von Arte hat das Forschungsteam
begleitet: http://future.arte.tv/de/roboter-medizinchirurgie
Campus Leben
Konferenz im Leibnizhaus
Tagung befasst sich mit Hochschulen
in der NS-Zeit
Das Thema „Technische Hochschulen in
der Zeit des Nationalsozialismus“ steht im
Mittelpunkt einer Konferenz, die das Institut
für Didaktik der Demokratie für den 11. und
12. Mai 2015 im Leibnizhaus organisiert. Der
Präsident der Leibniz Universität Hannover,
Prof. Dr. Volker Epping, und der Dekan der
Philosophischen Fakultät, Prof. Dr. Harry
Noormann, eröffnen die Veranstaltung mit
einem Grußwort. Nach einem Einführungsvortrag von Prof. Dr. Michael Grüttner (Berlin)
über Wissenschaftspolitik im Nationalsozialismus mit besonderer Berücksichtigung der
Technischen Hochschulen“ sind fünf Panels
geplant, in denen unterschiedliche Aspekte des
Themas beleuchtet werden. Die relevanten Forschungsergebnisse sollen am Beispiel einzelner
Hochschulen vorgestellt und diskutiert werden.
Im Gegensatz zur Geschichte der traditionellen Universitäten während der NS-Zeit ist die
der Technischen Hochschulen bislang noch
nicht umfassend aufgearbeitet worden; an der
Leibniz Universität ist eine eigens eingesetzte
Senatsarbeitsgruppe mit der Aufarbeitung der
Zeit befasst. Interessierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
haben am 11. Mai
um 19.30 Uhr die
Möglichkeit, den
Vortrag von Rainer
Marwedel über
„Theodor Lessing und
die Technische Hochschule Hannover“ zu
besuchen. (Einlass
19.10 Uhr).
im
Von müden Blättern und steifen Brisen
Herrenhausen Late widmet sich am
12. Mai der Windenergie
Windenergie ist zu einer Säule unserer
Stromversorgung geworden. Damit genügend Kapazität auch nach Abschaltung der
Atomkraftwerke bereitgestellt werden kann,
müssen Standorte an Land, aber auch auf See
gefunden werden. Offshore-Windenergie ist
wesentlich teurer als Onshore und zudem eine
technische Innovation, deren Zuverlässigkeit
weiter entwickelt werden muss. Wo setzt die
Forschung an, um diesen Herausforderungen
gerecht zu werden? Am 12. Mai berichten
Prof. Dr.-Ing. Raimund Rolfes und Prof. Dr.Ing. Peter Schaumann aus der Fakultät für
Bauingenieurwesen und Geodäsie in der Reihe
„Herrenhausen Late“ ab 20.30 Uhr im Festsaal,
Tagungszentrum Schloss Herrenhausen , über
vielversprechende Ansätze in der Windenergieforschung. Ein außergewöhnlicher Mix
aus spannender Wissenschaft und loungiger
Atmosphäre erwartet Sie! Der Eintritt ist frei,
eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
aw
intern 04 | April 15
Seite 4
Hannover, Haifa und zurück
Katharina Urmann promoviert am Technion und an der Leibniz Universität
Aptamere aus Hannover, Silizium aus Haifa:
Die Bestandteile des Bio-Sensors, den Katharina Urmann für ihre Promotion entwickelt,
entstehen 4.000 Kilometer voneinander entfernt.
Die Wissenschaftlerin absolviert zurzeit ein
sogenanntes dual doctorate programme; das
heißt, sie promoviert gleichzeitig am Technion
im israelischen Haifa und an der Leibniz Universität Hannover. Die Betreuung am Technion
hat Prof. Ester Segal übernommen, Doktorvater
am Institut für Technische Chemie (TCI) ist Prof.
Thomas Scheper.
Die Idee für das dual doctorate entstand 2012
während eines sechsmonatigen Studienaufenthaltes am Technion für die Masterarbeit im
Studienfach Life Science. Als Rezeptor für ihren
geplanten Biosensor verwendet Katharina Urmann erstmals Aptamere, die sie am Institut für
Technische Chemie charakterisiert. Gegenüber
den sonst häufig verwendeten Antikörpern haben Aptamere u.a. den Vorteil, dass sie künstlich
produziert werden können und damit weitaus
günstiger sind. Die signalgebende Schicht des
Sensors besteht aus porösem Silizium – dieser
Teil entsteht am Department of Biotechnology
and Food Engineering des Laboratory for Multifunctional Nanomaterials in Haifa.
Der fertige Bio-Sensor soll dann einmal Toxine
aufspüren können und im Lebensmittelbereich
oder im Umweltschutz eingesetzt werden. Geplant
ist, dass die Promotion im nächsten Jahr fertig sein
wird. Danach möchte Katharina
Urmann einen Postdoc anschließen.
im
Austausch mit Israel
Seit 2006 gibt es an der Naturwissenschaftlichen
Fakultät der Leibniz Universität einen regelmäßigen Austausch von Studierenden im Bereich Life
Science. Unterstützt von den jüdischen Gemeinden
Niedersachsens, der Industrie und der Leibniz Universitätsgesellschaft haben bereits 55 Studierende
aus Hannover vier bis sechs Wochen am Technion
oder an der Hebrew University in Jerusalem verbracht. Aus Israel waren bislang zehn Studierende
in Hannover zu Gast.
im
SchülerTalentAkademie weckt Interesse an Geodäsie
Virtuelle 3D-Welten - Wie kommt Hannover in den Rechner?
Zwischen Astronomie und Geophysik, zwischen
modernen Navigationssystemen und Computerspielen: Geodäsie ist ein spannendes Arbeits- und
Forschungsfeld. Um mehr Schülerinnen und
Schüler für die Studiengänge Geodäsie und Geoinformatik zu interessieren, gibt es nun erstmals
eine SchülerTalentAkademie, die sich an Mädchen
und Jungen richtet, die zurzeit den 10. oder 11.
Jahrgang eines Gymnasiums besuchen.
Die Akademie bietet besonders interessierten,
begabten und vor allem neugierigen Schülerinnen
und Schülern an fünf Nachmittagen im Schulhalbjahr ein spannendes Programm. Die Teilnehmenden werden intensiv von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Fachbereichs
Geodäsie unter Leitung von Prof. Ingo Neumann
betreut.
Insgesamt sind dieses Mal bereits alle angebotenen 25 Plätze ausgebucht. Die Teilnehmenden
lernen, 3D-Modelle aus realen Daten zu erstellen.
Impressum
Herausgeber: Das Präsidium der Gottfried Wilhelm
Leibniz Universität Hannover
Redaktionsleitung: Mechtild Freiin v. Münchhausen
(mvm)
Redaktion: Ilka Mönkemeyer (im), Heike Köhn (hk),
Andrea Wiese (aw)
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit
der Meinung der Redaktion übereinstimmen.
Solche Modelle können zum Beispiel für virtuelle
Rundflüge, Visualisierungen von Stadtmodellen (z.
Bsp. bei Google Earth), in Computerspielen oder in
modernen Navigationssystemen genutzt werden.
Dabei stehen unterschiedliche Aspekte der 3D
Modellierung und Datenerfassung im Mittelpunkt.
Der Schwerpunkt liegt bei der SchülerTalentAkademie auf praktischen Experimenten. Jeder soll
selbst etwas ausprobieren können und somit eigene
Erfahrungen sammeln.
im
Layout: Anne-Kathrin Ittmann, Luisa Wolter
Fotos: Titel ©Christian Bierwagen, S. 3 ©FuE-Zentrum FH
Kiel GmbH,
Druck: Druckerei Hartmann GmbH, Hannover
Anschrift der Redaktion:
Referat für Kommunikation und Marketing
Leibniz Universität Hannover,
Welfengarten 1, 30167 Hannover
Die Uni intern erscheint neunmal jährlich.