Pressetext zur Statistik 2014 der Polizeidirektion

Polizeiliche
Kriminalstatistik
2014
Polizeidirektion
Waldeck-Frankenberg
herausgegeben am
16. März 2015
Polizeipräsidium Nordhessen
Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg
Pommernstr. 41
34497 Korbach
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
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Inhaltsverzeichnis:
Seite:
1. Allgemeines .................................................................................................................. 5 1.1. 6.393 bekannt gewordene Straftaten im Landkreis Waldeck-Frankenberg .................. 5 1.2. Aufklärungsquote (AQ) bei 54,8 % ............................................................................... 5 1.3. Waldeck-Frankenberg gehört nach wie vor zu den sichersten Landkreisen in Hessen
...................................................................................................................................... 7 1.4. Fallzahlen in den einzelnen Kommunen ....................................................................... 8 1.5. Mehr als 56 % aller Straftaten sind Eigentums- und Vermögensdelikte ....................... 8 2. Straftaten gegen das Leben / Tötungsdelikte ............................................................... 9 3. Sexualdelikte .............................................................................................................. 12 4. Rohheitsdelikte ........................................................................................................... 14 4.1 Körperverletzungsdelikte ............................................................................................ 14 4.2 Häusliche Gewalt ........................................................................................................ 15 4.3 Raubdelikte................................................................................................................. 16 5. Straßenkriminalität...................................................................................................... 16 6. Betäubungsmittelkriminalität....................................................................................... 17 7. Eigentums- und Vermögensdelikte............................................................................. 20 7.1 Diebstahlsdelikte ........................................................................................................ 20 7.2 Diebstähle an/aus Kfz ................................................................................................. 20 7.3 PKW – Diebstahl ........................................................................................................ 21 7.4 Wohnungseinbrüche (WED/TWE) .............................................................................. 22 7.5 Einbrüche in Geschäftsräume .................................................................................... 23 7.6 Fahrraddiebstähle/unbefugte Benutzung ................................................................... 23 7.7 Betrugsdelikte ............................................................................................................. 24 7.8 Fazit Eigentums- und Vermögensdelikte .................................................................... 24 8. Internetkriminalität ...................................................................................................... 25 9. Politisch motivierte Kriminalität ................................................................................... 27 Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
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9.1 Rechtsextremismus .................................................................................................... 27 9.2 Linksextremismus ................................................................................................... 28
9.3 sonstiger Extremismus/sonstige politisch motivierte Straftaten .................................. 28 10. Tatverdächtigenanalyse ............................................................................................. 29 10.1 Zahl der Tatverdächtigen ............................................................................................ 29 10.2 Heranwachsende........................................................................................................ 29 10.3 Jugendliche ................................................................................................................ 30 10.4 Kinder ......................................................................................................................... 30 11. Präventionsmaßnahmen ............................................................................................ 30 12. Polizeiliches Tätigkeiten, die sich nicht unmittelbar in der Kriminalstatistik
niederschlagen ........................................................................................................... 31 Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
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Vorbemerkungen zur Kriminalstatistik 2014
Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) wird seit vielen Jahrzehnten bundeseinheitlich
geführt und umfasst alle der Polizei bekannt gewordenen Vorgänge, die den Verdacht eines Vergehens oder Verbrechens rechtfertigen, einschließlich der mit Strafe
bedrohten Versuche. Die PKS des Landkreises Waldeck-Frankenberg erfasst somit
alle strafrechtlichen Sachverhalte sowie die ermittelten Tatverdächtigen, sofern die
Taten im hiesigen Dienstbezirk begangen wurden. Staatsschutz- und Verkehrsdelikte
sind mit wenigen Ausnahmen von Verstößen z.B. gegen die §§ 315, 315b, StGB gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs-, Luft- und Straßenverkehr in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht enthalten.
Die PKS soll zu einem überschaubaren und möglichst verzerrungsfreien Bild der angezeigten Kriminalität führen. Sie dient der Beobachtung der Kriminalität und einzelner Deliktsarten, des Umfanges und der Zusammensetzung des Tatverdächtigenkreises sowie der Veränderung der Kriminalitätsquotienten. Zudem dient sie der Erlangung von Erkenntnissen zur vorbeugenden und verfolgenden Kriminalitätsbekämpfung,
organisatorischen Planung und
Entscheidung, kriminologisch-
soziologischen Forschung sowie für kriminalpolitische Maßnahmen.
Die Aussagekraft der Polizeilichen Kriminalstatistik wird zum einen dadurch eingeschränkt, dass ein Teil der Straftaten, das sogenannte Dunkelfeld, der Polizei verborgen bleibt. Der Umfang dieses Dunkelfeldes ist abhängig von der Art des Deliktes,
aber auch vom Anzeigeverhalten der Bevölkerung und der Intensität der Verbrechensbekämpfung. Die Grenze zwischen Hell- und Dunkelfeld kann sich verschieben, wenn sich etwa das Anzeigeverhalten in der Bevölkerung oder die Kontrollintensität der Polizei verändern, ohne dass sich das tatsächliche Kriminalitätsgeschehen wandelt.
Andererseits ergeben sich Einschränkungen, da die Erfassung nach Abschluss der
polizeilichen Ermittlungen vor der Abgabe an die Staatsanwaltschaft erfolgt und sich
an strafrechtlichen und kriminologischen Gesichtspunkten orientiert. So wird etwa bei
Tateinheit lediglich das schwerere Delikt gezählt oder es kann zu Verschiebungen
bei der zeitlichen Erfassung kommen.
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Zudem sind Aussagen zu Tatverdächtigen nur bei geklärten Taten möglich. Bei Delikten mit geringer Aufklärungsquote bilden diese ermittelten Personen nur einen
Bruchteil der Täterstruktur ab und sind daher differenziert zu betrachten.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik bietet demzufolge kein Abbild der Verbrechenswirklichkeit, sondern eine je nach Deliktart mehr oder weniger ausgeprägte Annäherung
an die Realität.
1. Allgemeines
1.1. 6.393 bekannt gewordene Straftaten im Landkreis Waldeck-Frankenberg
Die Kriminalitätsentwicklung war in den Jahren letzten 5 Jahren tendenziell rückläufig
und erreichte im Jahr 2013 einen Tiefpunkt mit 5509 registrierten Straftaten.
Das Jahr 2014 zeigt nun wieder einen deutlichen Anstieg um 884 registrierte Straftaten auf nunmehr 6393. Das bedeutet eine Steigerung um 16,05 % zum Vorjahr, liegt
aber immer noch deutlich unter den Zahlen von 2010 und 2011.
1.2. Aufklärungsquote (AQ) bei 54,8 %
Die AQ konnte in den letzten Jahren kontinuierlich bis auf 61,6 % gesteigert werden.
Dieses außerordentlich gute Ergebnis konnte im Jahr 2014 nicht gehalten werden.
Die AQ ging um 6,8 %-Punkte auf nunmehr 54,8 % zurück und liegt damit knapp unter dem Wert in Nordhessen (55,2 %) und hessenweit (59,3 %).
Der Rückgang der AQ erklärt sich durch gestiegene Fallzahlen in Deliktsgruppen mit
niedriger Aufklärungsquote und gleichzeitigem Rückgang von Fallzahlen mit traditionell sehr hoher AQ.
Die Hauptveränderungen zu Ungunsten der AQ sind in den folgenden beiden Tabellen dargestellt:
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Fallzunahme in Deliktsgruppen mit niedriger AQ
Einfacher Diebstahl Erschwerter Diebstahl Unterschlagung Brandstiftung Sachbeschädigung davon D. von unbaren Zahlungsm.
Fahrraddiebstahl D aus Büro D. aus Kfz Fahrraddiebstahl ED aus Büro WED/TWE ED aus Kfz 2013
1208
796
128
24
607
13
31
109
170
29
153
109
157
2014
1453
1036
190 47 780 31
77
146
234
75
205
140
179
Zunahme 245 240 62 23 173 18 46 37 64 46 52 31 22 AQ 33,40% 17,30% 43,70% 51,50% 21,70% 19,40%
20,80%
17,80%
15%
4,00%
12,70%
15,70%
16,30%
Fallabnahme in Deliktsgruppen mit hoher AQ
2013 2014 Abnahme AQ Ladendiebstahl 304
257 47 92,60%
Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz 428
367 61 98,40%
sex. Missbrauch von Kindern 37
26 11 92,30%
Sex. Handlungen (Exhi.) 26
9 17 100%
Betrug mittels rechtswidrig erlangter unbarer Zahlungsmittel
73
37 36 67,60%
sonstiger Betrug (z.B. Versicherungsb., Leistungsb.) 348
312 36 80,40%
Hausfriedensbruch 46
29 17 89,70%
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1.3. Waldeck-Frankenberg gehört nach wie vor zu den sichersten Landkreisen in Hessen
Die Einwohnerzahl hat unmittelbaren Einfluss auf die Kriminalitätshäufigkeitszahl
(HZ), die aussagt, wie viele Straftaten rein rechnerisch auf 100.000 Einwohner entfallen.
Die Einwohnerzahl im Landkreis Waldeck-Frankenberg betrug im vergangenen Jahr
156.607 Einwohner.
Die Häufigkeitszahl berücksichtigt allerdings lediglich den Faktor Einwohnerzahl.
Faktoren wie Tourismus oder Berufs- bzw. Einkaufspendler werden hier nicht eingerechnet.
Der Landkreis Waldeck-Frankenberg ist aber die Tourismushochburg in Hessen und
zieht zudem mit seinen Großveranstaltungen viele Urlauber und Besucher an. Darauf
ist der Landkreis Waldeck-Frankenberg sehr stolz. Aber auch Gäste beeinflussen
das Straftatenaufkommen, sei es als Geschädigte oder manchmal auch als Täter.
Dies wird vor allem in Willingen (ca. 1 Mio. Übernachtungen), auf den Campingplätzen der drei Seen sowie in der Kurstadt Bad Wildungen mit ca. 1,4 Mio. Übernachtungen deutlich.
An Tatbeständen sind hier, wie in den letzten Jahren auch, besonders Diebstahlsdelikte, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen zu nennen. Obwohl diese Faktoren bei der HZ nicht berücksichtigt werden und sich diese aber negativ auswirken,
gehört der Landkreis Waldeck-Frankenberg mit der HZ 4.082 dennoch zu den sichersten in Hessen.
In Nordhessen ist lediglich der Landkreis Kassel mit einer HZ von 3.514 weniger belastet als die Bürger im Landkreis Waldeck-Frankenberg.
Die Häufigkeitszahl ist nicht mit der Anzahl der tatsächlich verübten Straftaten zu
verwechseln.
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1.4. Fallzahlen in den einzelnen Kommunen
Traditionell beginnen die Betrachtungen der Kriminalitätsentwicklung im Landkreis
Waldeck-Frankenberg mit der Kriminalitätsbelastung in den einzelnen Kommunen.
Die Bevölkerungszahlen im Verhältnis zu den begangenen Straftaten geben Aufschluss über die Kriminalitätsbelastung der Bürger in den einzelnen Kommunen.
Im Jahr 2014 ereigneten sich in Bromskirchen lediglich 32 registrierte Straftaten und
damit die wenigsten im gesamten Landkreis (HZ 1.747). Die geringste Kriminalitätsbelastung ist allerdings in Lichtenfels (54 registrierte Straftaten) mit einer HZ von
1.309 zu verzeichnen.
Die meisten Straftaten registrierte die Polizei in der Stadt Korbach mit 1.407 Straftaten. Das ist aber nicht verwunderlich, ist doch Korbach mit seinen Ortsteilen die einwohnerstärkste Stadt im Landkreis Waldeck-Frankenberg.
Die stärkste Kriminalitätsbelastung ist allerdings in Willingen mit einer HZ von 6.256
zu verzeichnen. Auch dies ist nicht weiter verwunderlich, weil Willingen die Tourismushochburg im Landkreis Waldeck-Frankenberg ist und Touristen auch für Kriminalität verantwortlich sind.
1.5. Mehr als 56 % aller Straftaten sind Eigentums- und
Vermögensdelikte
Zu den Vermögens- und Eigentumsdelikten zählen neben dem einfachen und dem
schweren Diebstahl die Betrugs-, Vermögens- und Fälschungsdelikte. In diesen Deliktsfeldern wurden insgesamt 3.602 Straftaten angezeigt. Das macht 56,34 % des
gesamten Straftatenaufkommens aus. Hier lohnt sich ein Blick auf die Vorjahrszahlen.
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2013 betrug die Gesamtzahl der Eigentums- und Fälschungsdelikte 3.064 (= 55,62
%). Im Jahr 2014 wurden also 538 Delikte mehr registriert.
Allein dieser Anstieg der Fallzahlen bei den Eigentums- und Vermögensdelikten erklärt zu einem Großteil den Anstieg der Gesamtfallzahlen und die Abnahme der AQ.
2. Straftaten gegen das Leben / Tötungsdelikte
Die Zahl der bearbeiteten Tötungsdelikte ist mit 14 im Vergleich zur PKS 2013 um 10
Delikte gestiegen, macht aber lediglich 0,22 % der Gesamtstraftaten aus.
Die Ermittlungen wurden in 2 Fällen wegen Mordes bzw. vers. Mord, in 6 Fällen wegen Totschlags bzw. versuchtem Totschlag und in 6 Fällen wegen fahrlässiger Tötung bzw. vers. fahrlässiger Tötung geführt.
Straftaten gegen das Leben/Tötungsdelikte stoßen immer wieder auf ein besonderes
Interesse der Öffentlichkeit. Deshalb sollen hier einige der vorsätzlichen Taten genannt werden.
1.
Aufgrund von erbrechtlichen Streitigkeiten wurde die Ehefrau eines verstorbenen Mannes aus Vöhl beschuldigt, ihren Ehemann ermordet zu haben.
Das Verfahren ist zwischenzeitlich wegen mangelnden Tatverdachts von der
Staatsanwaltschaft Kassel eingestellt worden. Die beschuldigte Ehefrau ist
zwischenzeitlich ebenfalls verstorben.
2.
Ein zweites Verfahren richtet sich gegen einen heute 41-jährigen Mann aus
Frankenberg. Der Tatvorwurf lautet: Versuchter Totschlag.
Der Beschuldigte verbrachte den Abend mit dem heute 38-jährigen Geschädigten aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf in seiner Wohnung. Beide
konsumierten große Mengen Alkohol. Ohne vorangegangenen Streit soll er
dem Geschädigten mehrfach mit einem Messer in den Rücken gestochen haben. Der Geschädigte flüchtete aus der Wohnung und rettete sich auf die
Straße. Mit dem Verdacht auf lebensbedrohliche Verletzungen wurde er in ein
Krankenhaus eingeliefert. Der Beschuldigte wurde vorläufig festgenommen.
Das Verfahren ist bei der Staatsanwaltschaft in Marburg anhängig. Ein Termin
zur Hauptverhandlung ist noch nicht anberaumt.
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3.
Ein weiteres Verfahren wegen „versuchten Totschlags“ wurde gegen einen
heute 39-jährigen Mann aus Bad Arolsen geführt und ähnelt im Tatablauf dem
vorangegangenen Fall. Der Fall ereignete sich bereits im Dezember 2013,
fand aber erst in dieser Statistik Eingang.
Der Beschuldigte verbrachte den Abend mit dem heute 36-jährigen Geschädigten aus Bad Arolsen in seiner Wohnung. Im Verlauf eines Streits kam es zu
wechselseitigen tätlichen Auseinandersetzungen. Dabei stach der nicht alkoholisierte Beschuldigte mehrfach auf den Geschädigten ein und verletzte ihn
dabei schwer. Der Geschädigte flüchtete aus der Wohnung und rettete sich
auf die Straße. Mit dem Verdacht auf lebensbedrohliche Verletzungen wurde
er in ein Krankenhaus eingeliefert. Der Beschuldigte wurde vorläufig festgenommen. Das Verfahren ist bei der Staatsanwaltschaft in Kassel anhängig.
Ein Termin zur Hauptverhandlung ist noch nicht anberaumt.
4.
Ein weiteres Verfahren wegen „versuchten Totschlags“ wurde gegen einen
Koch eines Restaurants in Frankenberg geführt. Der heute 42-jährige Mann
wird beschuldigt, einen anderen 43-jährigen Mitarbeiter des Restaurants im
Februar vergangenen Jahres in einem Streit mit einer Schöpfkelle mehrfach
auf den Kopf geschlagen zu haben.
Der Geschädigte wurde mit lebensbedrohlichen Verletzungen in eine Klinik
verbracht. Der Beschuldigte wurde vorläufig festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt. Dieser sah aber von der Anordnung der Untersuchungshaft ab.
Das Verfahren ist ebenfalls bei der Staatsanwaltschaft in Marburg anhängig.
Ein Termin zur Hauptverhandlung ist noch nicht anberaumt.
5.
Am Montag, den 13. Januar lief der heute 25-jährige Beschuldigte aus Bad
Wildungen um 18.10 Uhr durch die Bahnhofstraße und stieß einem zufällig mit
einem Fahrrad vorbeikommenden 33-jährigen Mann aus Bad Wildungen ein
Messer in den Brustbereich und verletzte ihn dabei lebensbedrohlich. Dank
des schnellen und professionellen Eingreifens der Rettungskräfte überlebte
der Geschädigte diesen Angriff. Durch einen Zeugen ergaben sich erste Hinweise auf einen 25-jährigen Tatverdächtigen aus Bad Wildungen.
DNA-Spuren auf dem am Tatort gefundenem Messergriff führten schließlich
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zur Festnahme des Beschuldigten am 23. Januar und zur Anordnung der Untersuchungshaft durch das AG Kassel wegen versuchten Mordes.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kassel wurde der U-Haftbefehl am 29. Januar in einen Unterbringungsbefehl umgewandelt.
Der Beschuldigte ist zwischenzeitlich wegen versuchten Mordes verurteilt und
seitdem in einem Psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.
6.
Am Donnerstag, den 26.12.2013 kam es in einem Korbacher Hotel zu einem
folgenschweren Streit zwischen zwei Personen aus Eritrea. Der heute 18jährige Beschuldigte bewohnte mit dem damals 36-jährigen Geschädigten
gemeinsam ein Zimmer. Einer der beiden wollte im Zimmer rauchen, darüber
entbrannte ein heftiger Streit. Im Zuge der Eskalation soll der Beschuldigte
dem Opfer durch Schläge und Würgen tödliche Verletzungen beigebracht haben.
Der Beschuldigte wurde vorläufig festgenommen und ein U-Haft-befehl erlassen, der allerdings im August 2014 vom Oberlandesgericht Frankfurt am Main
außer Kraft gesetzt wurde.
Ein Termin zur Hauptverhandlung vor der Jugendkammer ist noch nicht anberaumt.
7.
Zu einem ähnlichen Vorfall kam es am Donnerstag, den 15. Mai in einer Asylbewerberunterkunft in Vöhl-Dorfitter.
Zwei Asylbewerber aus Somalia gerieten im Laufe der Nacht in Streit. Unter
dem Einfluss von Alkohol schlug der 45-jährige Beschuldigte dem 23-jährigen
Geschädigten zunächst eine Flasche auf den Kopf und stach ihn anschließend
mit einem Messer mehrfach in Rücken, Hals und Kopfbereich.
Der Geschädigte konnte noch selbständig die Rettungskräfte verständigen. Er
wurde mit schweren, aber nicht lebensgefährlichen, Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert.
Der deutlich alkoholisierte Beschuldigte wurde vorläufig festgenommen und
dem Haftrichter vorgeführt, der einen U-Haftbefehl wegen versuchten Totschlags erließ.
Zwischenzeitlich hat die Hauptverhandlung stattgefunden. Der Beschuldigte ist
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zu einer Freiheitsstrafe von 3 Jahren wegen gefährlicher Körperverletzung
verurteilt worden.
In weiteren 205 Fällen führte die Kriminalpolizei sogenannte Todesermittlungen, die
keinen Eingang in diese Kriminalstatistik fanden.
3.
Sexualdelikte
Im Jahr 2013 zählte die Statistik 103 Delikte gegen die sexuelle Selbstbestimmung.
Im abgelaufenen Jahr hat sich die Zahl um 28 Fälle auf 131 Fälle erhöht, was einen
Anstieg um 27,2 % bedeutet.
In der Grafik kann man ersehen, dass diese Zahl aber keinen außergewöhnlichen
Anstieg bedeutet, sondern einen Mittelwert der letzten sieben Jahre darstellt.
Traditionell ist die Aufklärungsquote, also auch das Enddeckungsrisiko in diesem Bereich sehr hoch. Im Jahr 2014 konnte eine Aufklärungsquote von 86,3 % erreicht
werden.
Erklärungen für den überproportionalen Anstieg der Fallzahlen im Jahr 2012 sind
zum einen in einer besseren technischen Ausstattung und einer stärkeren Vernetzung der Polizei weltweit zu suchen, so dass der Polizei immer mehr Sexualstraftäter
ins Netz gehen. Verfahren mit überörtlichem Charakter, mit Beschuldigten in ganz
Deutschland und Europa führten 2012 zu dem deutlichen Anstieg der Fallzahlen in
dieser Deliktgruppe. Im Jahr 2014 hat es solche Verfahren mit Auswirkungen auf den
Landkreis Waldeck-Frankenberg nicht gegeben.
Der Anstieg in dieser Deliktgruppe „Straftaten gegen die sex. Selbstbestimmung“ ist
zum Teil in der Untergruppe „Verbreitung pornografischer Schriften“ begründet. Hier
ist die Zahl von 20 bekannt gewordene Fällen im Jahr 2013 auf nunmehr auf 33 gestiegen. Deshalb muss auch weiterhin ein besonderes Augenmerk auf die Prävention
gelegt werden, weil insbesondere Kinder und Jugendliche Opfer solcher Straftaten
werden.
Wird ein Verteiler im Internet entdeckt, der verbotenes Film- und Bildmaterial zur Verfügung stellt, richten sich die Ermittlungen anschließend gegen die Abnehmer. Diese
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wähnen sich im World Wide Web anonym, laden solche Dateien in großer Zahl bedenkenlos auf ihre Computer herunter und verkennen, dass jeder „Download“ eine
elektronische Spur hinterlässt, die unweigerlich zum Rechner des „Users“ führt.
In dieser Untergruppe sind auch Straftaten enthalten, wenn sie mit sozialen Netzwerken wie „facebook“, „Instagram“ und „WhatsApp“ begangen werden.
Insbesondere laufen Kinder und junge Mädchen Gefahr, über das Internet sexuell
beleidigt zu werden, pornografisches Material übersandt zu bekommen oder zu sexuellen Handlungen aufgefordert zu werden. In diesen sozialen Netzwerken wird die
Ermittlung der Straftäter häufig dadurch erschwert, das so genannte „Fake Accounts“
angelegt werden oder aber die Server im Ausland stehen.
Heutzutage ist jeder mit einem Fotohandy ausgestattet, so dass jederzeit Fotos gemacht werden können. So entsteht eine Vielzahl von intimen Fotos, die dann nach
einem Streit oder einer Trennung ohne Wissen des Betroffenen ins Internet eingestellt werden können.
Hier hilft nur eine gezielte Prävention, um Kinder und Jugendliche auf den sicheren
Umgang mit den sozialen Netzwerken vorzubereiten.
Bei Programmen wie „Gefahren im Internet“ durchlaufen viele Schulklassen des
Landkreises ab der 6. Klasse die polizeilichen Präventionsprogramme. Allerdings
nutzen nicht alle Schulen das Präventionsangebot der Polizei.
Machen die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung insgesamt auch nur
2,05 % des Gesamtstraftataufkommens aus, ist die Zahl dieser Delikte dennoch sehr
bedenklich, werden doch zumeist die Schwächsten in unserer Gesellschaft Opfer
solcher Straftaten, deren Täter häufig im familiären Umfeld zu suchen sind.
Im Phänomenbereich „Sexueller Missbrauch von Kindern“ ist die Fallzahl mit 24 registrierten Straftaten deutlich gesunken (2013 = 37).
Da die Täter häufig Familienangehörige sind, kann man von einem zurückhaltenden
Anzeigeverhalten und einem großen Dunkelfeld ausgehen, das es aufzuhellen gilt.
Gerade in diesem Bereich setzt die Prävention mit Beratungen in den Schulen und
Kindergärten an.
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Herausragender Fall
Ein herausragendes Verfahren im Deliktsfeld „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ richtet sich gegen einen heute 26-jährigen Mann aus dem Landkreis
Waldeck-Frankenberg. Er steht im Verdacht im Verdacht einen 8-jährigen Jungen in
mehreren Fällen sexuell missbraucht zu haben. Bei den Ermittlungen ergaben sich
Hinweise zu weitere Sexualstraftaten mit aus den Jahren 2012 und 2013. Um den
Persönlichkeitsschutz der Opfer zu wahren, möchten wir an dieser Stelle nicht näher
auf den Fall eingehen.
4.
Rohheitsdelikte
Im besonderen Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen die Rohheitsdelikte, zu denen
neben Körperverletzung auch Raub und Straftaten gegen die persönliche Freiheit
gehören.
Für das Jahr 2009 verzeichnet die PKS einen absoluten Höchststand mit 923 registrierten Straftaten in dieser Deliktobergruppe.
Für das Jahr 2014 weist die PKS 810 registrierte Straftaten aus, das sind zwar 49
Taten mehr als im Jahr 2013 aber immerhin noch 113 Taten weniger als im Jahr
2009.
Die Aufklärungsquote ist bei den Rohheitsdelikten traditionell sehr hoch und konnte
mit 91,7 % auf einem sehr hohen Stand gehalten werden.
4.1 Körperverletzungsdelikte
Von den 810 registrierten Rohheitsdelikten im Jahr 2014 fallen immerhin 598 Taten
unter die Körperverletzungsdelikte. Damit hat sich die Zahl der Körperverletzungsdelikte im Vergleich zum Vorjahr um 37 Fälle erhöht. Die meisten dieser Taten werden
in den Mittelzentren und in Willingen begangen.
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In Frankenberg (2013 = 60; 2014 = 53), in Bad Wildungen (2013 = 76; 2014 = 63)
und in Korbach (2013 = 130; 2014 = 123) ist die Anzahl der Körperverletzungsdelikte
gesunken. In dem Tourismusschwerpunkt Willingen (2013 = 68; 2014 = 66) ist sie
beinahe gleich geblieben in Bad Arolsen (2013 = 66 und 2014 = 95) allerdings deutlich gestiegen.
In der überwiegenden Zahl sind Erwachsene tatverdächtig und nicht etwa Jugendliche und Heranwachsende, wie häufig angenommen wird.
4.2 Häusliche Gewalt
Bis in das Jahr 2010 sind die Fallzahlen „Häusliche Gewalt“ stetig angestiegen. Wurden im Jahr 2008 noch 124 Fälle und im Jahr 2009 bereits 171 Fälle registriert, waren es im Jahr 2010 sogar 201 Fälle.
Im Jahr 2011 hat sich der Trend umgekehrt. Deutlich weniger Fälle wurden registriert. Die PKS wies 147 Fälle häuslicher Gewalt aus. Darunter fallen Körperverletzungsdelikte, Bedrohung oder Stalking.
2014 weist die PKS 116 registrierte Fälle auf. Damit hat sich die Zahl zum Jahr 2013
(101 Fälle) leicht erhöht. Ob aber der Anstieg um 15 Fälle eine Trendwende bedeuten, wage ich zu bezweifeln, das muss in den Folgejahren beobachtet werden.
Scheuen sich die Betroffenen, zumeist Frauen, Anzeigen gegen ihre Partner zu erstatten, wird seit einigen Jahren ein Ermittlungsverfahren von Amts wegen eingeleitet. Der deutliche Rückgang von 201 registrierten Fällen im Jahr 2010 auf nun 116
Fälle zeigt, dass die gesteigerte Anzeigebereitschaft und das konsequente Einschreiten der Polizei Früchte tragen. Straftäter werden aus der Anonymität heraus gerissen
und müssen staatliche Repressionen fürchten. Damit wird das Dunkelfeld deutlich
verringert und zugleich der Opferschutz verstärkt.
Im Jahr 2011 wurde im Rahmen der 4. Präventionswoche in Bad Arolsen eine Ausstellung zu Thema „Ausweg und Bekämpfung der Häuslichen Gewalt“ in Kooperation
der Pst. Korbach und Pst. Bad Arolsen konzipiert. Diese Ausstellung wandert seither
in die Schulen des Landkreises Waldeck-Frankenberg und wird durch die Initiatoren
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mit einer Unterrichtseinheit begleitet. Das ausgearbeitete Programm ist für die Jahrgangstufen 7-9 ausgelegt. Im Jahr 2014 wurde die Ausstellung den Schüler der
Schulen in Volkmarsen und Bad Arolsen gezeigt. Die polizeiliche Präsenz und die
gezielte Prävention in Form von Aufklärungsarbeit tragen zur Verringerung des Dunkelfeldes und zur Stärkung des Opferschutzes bei.
4.3 Raubdelikte
Die Raubdelikte, also die Wegnahme von Sachen mit Gewalt, sind nach dem besorgniserregenden Höchststand im Jahr 2008 (69) auf 44 Fälle im Jahr 2013 zurückgegangen. Im Jahr 2014 wurde ein weiterer Rückgang um 6 Fälle auf nunmehr 38
Fälle registriert. Opfer bei den Raubdelikten waren nicht etwa ältere oder schwächere
Menschen, sondern vielmehr zumeist alkoholisierte, jüngere Männer und das Raubgut beschränkte sich häufig auf Handys und Portmonees.
Örtliche Schwerpunkte bei den Raubdelikten haben sich im vergangenen Jahr nicht
herauskristallisiert. In Bad Arolsen ereigneten sich 9 Raubdelikte, in Frankenberg 9,
in Bad Wildungen 3 und in Korbach 12 Raubdelikte. Die anderen Raubdelikte verteilten sich gleichmäßig auf die einzelnen Kommunen.
Ein sehr sensibler Bereich in dieser Deliktsgruppe ist der Handtaschenraub, den die
Öffentlichkeit mit starken Emotionen verfolgt. Hier ist die Zahl auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Statistik weist 6 Fälle auf, von denen die Polizei einen Fall aufklären
konnte.
5.
Straßenkriminalität
Straftaten, die sich in der Öffentlichkeit, also auf Straßen, Wegen und Plätzen ereignen, beeinträchtigen das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung ganz besonders.
Die tendenzielle Entwicklung in dieser, verschiedene Delikte zusammenfassenden,
Gruppe war sehr erfreulich. An der Grafik kann man deutlich erkennen, dass die
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Entwicklung der Straßenkriminalität in der Tendenz rückläufig war und im Jahr 2012
mit 1016 registrierten Fällen einen vorläufigen Tiefpunkt erreicht hat.
Im Jahr 2013 sind 58 Fälle mehr registriert worden als im Jahr zuvor (Steigerung um
5,7 %). Im Jahr 2014 registrieren wir noch einmal eine deutliche Steigerung um 316
Fälle auf nunmehr 1390 Fälle (Anstieg um 29,4 %).
Die Grafik zeigt deutlich, dass dies den höchsten Wert der vergangenen sechs Jahre
abbildet.
Im Summenschlüssel Straßenkriminalität sind auch die registrierten Sachbeschädigungen enthalten. Alleine bei diesen Delikten zählt die PKS 780 Taten im Jahr 2014
und damit eine deutliche Steigerung von 173 Taten im Vergleich zum Jahr 2013 (607
Fälle = Steigerung um 28,5 %).
Im Deliktsbereich der Sachbeschädigungen liegt die „Sachbeschädigung an Kfz“ traditionell an der Spitze und ist mit 403 Taten zu 292 im Jahr 2013 mehr als deutlich
gestiegen. Der Anstieg um 111 Taten bedeutet in dieser Untergruppe einen Anstieg
um 38 %.
Bei den Sachbeschädigungen an Kfz liegen das „Zerkratzen“ (164 Fälle), „Zerschlagen und Treten“ (78 Fälle) und „Reifenstechen“ (54 Fälle), als modus operandi an
erster Stelle. Bei diesen Vorgehensweisen ist es sehr schwer, Ermittlungsansätze zu
erhalten. Demzufolge ist die Aufklärungsquote bei den Sachbeschädigungen an Kfz
mit 16,1 % nicht sehr hoch und trägt zum Sinken der Gesamtaufklärungsquote bei.
Bei Veranstaltungen wie FIS-Weltcup-Skispringen, Clubwochenenden oder BikeFestival in Willingen, Harley-Treffen am Edersee oder bei lokalen, größeren Festen
und Viehmärkten zeigt die offene polizeiliche Präsenz Wirkung, so dass in diesem
Zusammenhang keine signifikante Steigerung der Fallzahlen zu verzeichnen war.
6.
Betäubungsmittelkriminalität
Die Zahl der registrierten Drogendelikte ist im Jahr 2014 im Vergleich zum Jahr 2013
rückläufig. Die Statistik weist 365 Fälle aus und liegt damit deutlich unter der 400erGrenze. Diese Grenze wurde erstmals im Jahr 2012 mit 404 registrierten Fällen
überschritten. Im Jahr 2014 ist kein Drogentoter zu beklagen.
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
17
Die Zahl von 365 registrierten Drogendelikten bedeutet aber nicht, dass im Jahr 2014
weniger Betäubungsmittel konsumiert wurden als in den Jahren zuvor. An der Kriminalstatistik kann man deutlich ersehen, dass ab dem Jahr 2007 spezielle Operative
Einheiten zur Bekämpfung dieses Deliktfeldes eingesetzt werden. Sie gehen gezielt
und methodisch vor, was zur Aufhellung des Dunkelfeldes beiträgt.
Im vergangenen Jahr war diese operative Einheit aber auch längere Zeit in anderen
Phänomenbereichen eingebunden, so dass weniger gezielte Rauschgiftkontrollen
durchgeführt wurden, wodurch sich der Rückgang der Fallzahlen in dieser Fallgruppe
erklärt.
Insgesamt stellten die Beamten bei den verschiedenen Verfahren etwa 22.600
Gramm Marihuana und 510 Gramm Haschisch im Verkaufswert von 231.000 Euro
sicher. Des Weiteren stellten die Beamten 4250 Gramm Amphetamin (Verkaufswert
42.500 Euro), 5 Gramm Kokain und einige XTC Pillen und LSD sicher. Diese Menge
der sichergestellten Betäubungsmittel ist eine der höchsten der letzten 10 Jahre.
Zudem leiteten die Beamten 103 Ermittlungsverfahren gegen Fahrzeugführer ein, die
unter der Einwirkung illegaler Drogen standen; das sind 36 Fälle weniger, als im Jahr
zuvor (Rückgang um 25,90 %).
Die Polizei in Waldeck-Frankenberg legt seit dem Jahr 2012 ein besonderes Augenmerk auf die Verfolgung von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr.
Dazu wurden zum einen die Beamten im Vorfeld gezielt geschult, um insbesondere
Drogenkonsum besser zu erkennen.
Zum anderen wurde der Kontrolldruck deutlich erhöht. Verkehrsteilnehmer müssen
zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Kontrollmaßnahmen der Polizei rechnen. Dabei
werden die Waldeck-Frankenberger Polizeibeamten häufig von Kollegen der Bereitschaftspolizei unterstützt.
Herausragende Rauschgiftfälle 2014
1. In einem langwierigen Verfahren, welches sich beinahe über ein halbes Jahr
hinzog, konnte am 22.11.2014 mit der Festnahme eines heute 20-jährigen
Mannes aus Diemelstadt abgeschlossen werden. Der Heranwachsende steht
im Verdacht mit Betäubungsmitteln in nicht geringen Mengen gehandelt zu
haben.
Die Beamten griffen am Samstag, den 22.11.2014 zu und konnten in der
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
18
Wohnung des Beschuldigten 2450 Gramm Amphetamin, 7 Gramm Marihuana,
10 Gramm MDMA, 16 XTC-Pillen sicherstellen und zusätzlich noch mehr als
4500 Euro beschlagnahmen.
Das Verfahren ist bei der Staatsanwaltschaft in Kassel anhängig. Ein Termin
zur Hauptverhandlung ist noch nicht anberaumt.
2.
Bei einer Fahrzeugkontrolle am 2. August in Allendorf/Eder kontrollierte eine
Zivilstreife einer operativen Einheit der Kriminalpolizei ein Fahrzeug aus dem
Hochsauerlandkreis. Im Fond des Fahrzeugs saß ein Student aus Marburg mit
Wurzeln im HSK-Kreis.
In seinem Rucksack stellten die Beamten 39 Gramm Marihuana in zwanzig
verkaufsfertigen Portionen sicher und beschlagnahmten 2700 Euro in szenetypischer Stückelung. Auch bei der anschließenden Wohnungsdurchsuchung
in Marburg wurden die Beamten fündig. Hier stellten sie weitere 240 Gramm
Marihuana und Bargeld in Höhe von 310 Euro sicher.
Auf den heute 24-jährigen Student kommt nun ein Verfahren wegen illegalen
Handeltreibens von Cannabis in nicht geringen Mengen zu.
3.
Das umfangsreichste Verfahren im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität
richtete sich gegen einen bereits einschlägig in Erscheinung getretenen, heute 39-jährigen Mann aus Frankenberg. In die Ermittlungen waren auch südhessische Dienststellen mit eingebunden, da mehrere Mittäter dort ansässig
sind. Der Frankenberger war einer der beiden Köpfe dieser Bande und organisierte die Einfuhr von Betäubungsmitteln aus den Niederlanden.
Nach umfangreichen polizeilichen Ermittlungen konnten am 26.03.2014 in
Südhessen mehrere Kuriere und ein weiterer Kopf der Bande bei der Übergabe von 22 Kilogramm Marihuana festgenommen werden. Der Frankenberger
wurde am Folgetag in Allendorf/Eder an einem Firmensitz festgenommen und
dem Haftrichter beim AG Frankenberg vorgeführt. Er ist zwischenzeitlich von
der Großen Strafkammer in Marburg zu einer Haftstrafe von 2 Jahren und 10
Monaten wegen illegalen Handeltreibens von Cannabis und Amphetaminen in
nicht geringen Mengen und Überlassen von BTM an Minderjährige verurteilt
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
19
und verbüßt seine Freiheitsstrafe.
Auch der zweite Kopf der Bande ist zwischenzeitlich zu einer Haftstrafe von 5
Jahren verurteilt worden.
7.
Eigentums- und Vermögensdelikte
7.1 Diebstahlsdelikte
Die Anzahl der bekannt gewordenen Diebstahlsdelikte ist im Vergleich zu 2013 deutlich gestiegen. Wurden im Jahr 2013 noch 2.004 Delikte registriert, ist für das Jahr
2014 mit 2.489 Delikten ein deutlicher Anstieg um 485 Taten zu verzeichnen (24,20
%). Allein die Diebstahlsdelikte machen einen Anteil von 38,94 % der Gesamtkriminalität aus.
Exemplarisch sind nachfolgend fünf Fallgruppen dargestellt, die besonders im Blickpunkt des öffentlichen Interesses stehen:
7.2 Diebstähle an/aus Kfz
In den Jahren 2011 und 2012 lag die Zahl der Diebstähle an/aus Kraftfahrzeugen
und erschwerte Diebstähle an/ aus Kfz unter 300 registrierte Fälle.
Für das Jahr 2014 wird in dieser Untergruppe wieder ein deutlicher Anstieg um 86
Fälle auf nunmehr 413 Fälle (2013 = 327 Fälle) registriert. Das bedeutet in dieser Untergruppe einen Anstieg um 26,3 %.
Bei einer Vielzahl von Diebstählen aus Kfz. ist festzustellen, dass Täter die Tatgelegenheit ausnutzten und zurückgelassene Gegenstände wie Handtaschen, Portmonees oder Jacken aus unverschlossenen Fahrzeugen stahlen - Gelegenheit macht
Diebe.
Im Jahr 2013 wurden in 20 Fällen Navigationsgeräte gestohlen (in 4 Fällen fest einPolizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
20
gebaute, in den anderen Fällen mobile Geräte). Die Zahl der gestohlenen Navigationsgeräte hat sich für das Jahr 2014 auf 41 erhöht (23 fest eingebaute und 18 mobile Geräte). Der Gesamtwert dieser gestohlenen Geräte beläuft sich auf etwa 65.000
Euro.
Nach einer Serie von erschwerten Diebstählen aus Kfz., konnten im Schwalm-EderKreis ein Bande von vier osteuropäischen Straftäter festgenommen werden, denen
eine Vielzahl von Straftaten zur Last gelegt wird. Zielrichtung dieser Diebstähle waren zumeist fest eingebaute Navigationsgeräte. Einige der Tatorte liegen auch im Zuständigkeitsbereich der PD Waldeck-Frankenberg. So erklärt sich der Anstieg bei
den gestohlenen Navigationsgeräten.
In dieser Fallgruppe sind auch die Benzin- und Dieseldiebstähle enthalten. Für diese
Untergruppe zählt die Statistik insgesamt 57 Fälle. Im Jahr zuvor waren es 62
Fälle. (marginaler Rückgang um 8,06 %).
7.3 PKW – Diebstahl
Die Zahl der erschwerten Pkw-Diebstähle ist 2014 bei niedrigem Niveau auf 14 Fälle
gestiegen, im Jahr 2013 waren es 11 Fälle. Die fortschreitenden technischen Entwicklungen, wie Wegfahrsperren, elektronische Ortungssysteme und Kennzeichenlesegeräte haben in den letzten Jahren zu einem merklichen Rückgang in dieser Deliktgruppe geführt. Diese Tendenz setzt sich auch in Waldeck-Frankenberg durch.
Zu diesen 14 Fällen gesellen sich allerdings noch weitere 8 Fälle von einfachen
PKW-Diebstählen, bei denen keine erschwerten Begleitumstände (wie z.B. aufbrechen) hinzukamen. Täter nutzen eine günstige Gelegenheit und stehlen unverschlossene Kfz.
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
21
7.4 Wohnungseinbrüche (WED/TWE)
Wurden im Jahr 2013 noch 109 WED registriert, waren es im vergangenen Jahr 140
Fälle, folglich ein Anstieg um 31 Fälle (28,44 %). Von den 140 registrierten Fällen
blieben 73 (52,14 %) im Versuchsstadium stecken. Im Jahr zuvor waren es 51 (46,79
%). Die Zunahme bei den versuchten Einbrüchen ist sehr erfreulich und stieg in dieser Statistik erstmals über 50 %. Bedeutet es doch, dass Einbrecher vor der Vollendung ihrer Tat dadurch abgehalten werden, dass sie:
-
bei der Tat gestört werden oder
-
an den Sicherungseinrichtungen scheitern.
Die Anzahl der Tageswohnungseinbrüche (TWE) ist mit 33 Taten im Vergleich zum
Jahr 2013 (32) nahezu gleich geblieben.
Die Analyse zeigt, dass die Haupteinbruchszeiten am Tage zwischen 8:00 und 12:00
Uhr (Sommermonaten) und zwischen 17:00 und 21:30 Uhr in der “Dunklen Jahreszeit“ liegen. Etwa 2/3 der gesamten Wohnungseinbrüche werden in der „Dunklen
Jahreszeit“ verübt.
Wie die folgenden beiden Grafiken zeigen, sind die Mittelzentren Korbach (40), Bad
Arolsen (18), Bad Wildungen (18), Frankenberg (15), sowie Volkmarsen (8) deutliche
Brennpunkte. Dort ereigneten sich allein 99 der 140 Taten. Die übrigen WED verteilen sich gleichmäßig auf die anderen Kommunen.
Die Brennpunkte haben sich im Vergleich zum Jahr 2013 deutlich verändert. Die
Kriminalstatistik zeigt, dass im Jahr 2013 Korbach mit 8 WED am niedrigsten belastet
war.
Frankenberg folgte mit 12 registrierten WED/TWE und Bad Arolsen und Bad Wildungen lagen mit 20 bzw. 21 Fällen an der Spitze. In der PKS 2014 hat sich in Korbach
mit 40 registrierten Fällen ein deutlicher Brennpunkt in dieser Untergruppe herausgebildet. Bad Arolsen und Bad Wildungen folgen gleichauf mit 18 Fällen, dicht gefolgt
von Frankenberg mit 15 registrierten Fällen. Auffallend ist, dass Volkmarsen im Vergleich zu ähnlich großen Städten oder Gemeinden mit 8 registrierten Fällen überproportional betroffen ist.
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
22
7.5 Einbrüche in Geschäftsräume
Die Fallzahlen in dieser Deliktsgruppe sind ebenfalls deutlich gestiegen. Im Jahr
2013 wurden 281 Fälle bekannt, was den niedrigsten Stand der letzten 10 Jahre in
dieser Untergruppe bedeutete.
Für 2014 registriert die Statistik in dieser Untergruppe einen Anstieg um 40 Taten auf
nunmehr 321 Fälle. Das bedeutet zwar einen Anstieg um 14,23 %, stellt aber immer
noch den zweitniedrigsten Wert der letzten 10 Jahre dar.
Bei der Analyse fällt auf, dass in den meisten Kommunen die Fallzahlen in dieser
Gruppe leicht gestiegen, in Bad Wildungen (2013 = 74, 2014 = 49) und Bad Arolsen
2013 = 69; 2014 = 33) aber deutlich gesunken sind. Ein deutlicher Anstieg um 46
Fälle auf nunmehr 74 ist in Korbach zu verzeichnen. Damit hat sich in dieser Fallgruppe in Korbach ebenfalls ein deutlicher Brennpunkt entwickelt. Diese Tendenz ist,
wie oben bereits erläutert, auch bei WED/TWE zu beobachten.
7.6 Fahrraddiebstähle/unbefugte Benutzung
Die Zahl der Fahrraddiebstähle hat sich im Jahr 2014 um 133,33 % gesteigert. Verzeichnet die Statistik für das Jahr 2013 insgesamt 75 Fälle waren es im letzten Jahr
175 Fälle. (91 Fälle ohne erschwerte Umstände; 84 Fälle mit erschwerten Umständen).
Bei der näheren Analyse stellt sich heraus, das die außergewöhnlichen Steigerungen
in dieser Untergruppe in den vier Mittelzentren, sowie in Volkmarsen und Willingen
zu verzeichnen sind. In Willingen kamen allein beim Bike-Festival 18 meist hochwertige Fahrräder durch Diebstahl abhanden.
Bad Arolsen
Bad Wildungen
Frankenberg
Korbach
Volkmarsen
Willingen
2013
13
6
12
21
2
6
2014
30
13
17
49
22
22
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
23
7.7 Betrugsdelikte
Die Zahl der bekanntgewordenen Betrugsdelikte für das Jahr 2014 ist in etwa auf
dem gleichen Niveau wie 2013 (855 Fälle) geblieben. Die Statistik verzeichnet nunmehr 836 Betrugsfälle (Rückgang um 19 Fälle). Die AQ in dieser Deliktsgruppe beträgt 81,9 %.
In den Jahren 2010 und 2011 war bei den Betrugsdelikten ein deutlicher Anstieg auf
1.166 bzw. 1.165 Fälle zu verzeichnen. Im Jahr 2012 (863 Fälle) ist die Zahl auf das
Niveau der Jahre 2008 und 2009 gesunken.
Herausragende Betrugsfälle
Ein größeres und lang andauerndes Betrugsverfahren richtet sich gegen zwei Inhaber einer Küchengalerie im Südkreis. Den beiden Beschuldigten werden unseriöse
Geschäftspraktiken durch Täuschung der Geschäftspartner vorgeworfen.
Für den Kauf von Küchen verlangten sie von insgesamt 52 Geschädigten Anzahlungen in Höhe von bis zu 7.000 Euro. Die Küchen wurden dann allerdings nicht geliefert. Mittlerweile ist das Geschäft insolvent. Die Schadenssumme beläuft sich auf nahezu 150.000 Euro. Ob die Geschädigten ihr Geld je wiedersehen ist ungewiss. Das
Verfahren ist bei der Staatsanwaltschaft in Marburg anhängig. Ein Termin zur Hauptverhandlung ist noch nicht anberaumt.
7.8 Fazit Eigentums- und Vermögensdelikte
Abschließend bleibt für den Bereich der Obergruppe Eigentums- und Vermögensdelikte festzustellen, dass die Fallzahlen deutlich gestiegen sind. Mit insgesamt 3.602
Taten (2013= 3.064 Taten) machen allein die Eigentums- und Vermögensdelikte
56,34 % der Gesamtkriminalität aus.
Allein der deutliche Anstieg um 538 Fälle in dieser Obergruppe erklärt den Anstieg
der registrierten Gesamtstraftaten.
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
24
8.
Internetkriminalität
Der Tatort Internet gewann in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung, insbesondere bei Betrugsdelikten und bei Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung.
Nach einem stetigen Anstieg in diesem Deliktsfeld bis auf 506 Taten im Jahr 2009,
liegen die Zahlen seit dem Jahr 2010 unter 400 registrierte Fälle.
Verzeichnete die Zahl der registrierten Straftaten im Jahr 2013 einen deutlichen
Rückgang auf 319 registrierte Straftaten, stieg die Zahl im Jahr 2014 wieder um 51
Fälle auf nunmehr 370 Fälle (Anstieg um 15,99 %) an und erreicht damit beinahe das
Niveau der Jahre 2010 – 2012.
Enthalten sind bei der Internetkriminalität auch die Delikte „Verbreitung pornografischer Schriften“, die bereits bei den Sexualstraftaten (29 Straftaten) dargestellt wurden.
Bei den Betrugsstraftaten im Internet ist die Zahl der Delikte nur marginal gesunken
und bewegt sich mit 237 Delikten (250 Taten im Jahr 2013) nach wie vor auf hohem
Niveau.
In 35 Fällen ermittelte die Polizei in dieser Deliktgruppe (Internetkriminalität) wegen
Geldwäsche, in 19 Fällen wegen Beleidigung und in 17 Fälle wegen Bedrohung/Stalking/Nötigung.
Ein Phänomen, welches die Polizei in ganz Deutschland regelmäßig beschäftigt, jedoch nicht in die polizeiliche Kriminalstatistik in Waldeck-Frankenberg einfließt, ist die
sogenannte RANSOM-Ware, oder Erpressersoftware. Da die Tatorte regelmäßig im
Ausland zu finden sind, werden diese Taten nicht abgebildet, nehmen aber dennoch
Ermittlungsarbeit in Anspruch.
Als eigentliche Tatvorbereitung gelangt ein „Windows-Verschlüsselungs-Trojaner“ aktuell in Form einer Rechnung oder Zahlungsaufforderung per Email auf den Rechner.
Alle Varianten enthalten im Dateianhang eine Schadsoftware, die den Computer manipuliert und weiteren Datenzugriff verhindert. Dies wird dann angeblich erst nach
Zahlung eines „Lösegeldes“ per U-Cash-Code oder PaySafe-Card wieder möglich
sein, ist es aber nicht.
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
25
Waren von diesem Phänomen zunächst lediglich Rechner (PC und Laptops) betroffen, richten sich die Angriffe nunmehr auch auf Tablets und Smartphone.
Resümierend kann man zu diesem Phänomen aber sagen, dass die Zahlen stark
rückläufig sind.
Auch Internetbetrugsstraftaten, bei denen der Geschädigte in Waldeck-Frankenberg
Anzeige erstattet, der Tatort (z.B.: Einsatzort der abgephishten Kontodaten) aber im
Zuständigkeitsbereich anderer Polizeidienststellen oder gar im Ausland zu finden ist
(insgesamt 207 Fälle) finden keinen Eingang in diese Statistik (2013 = 158 Fälle; Anstieg um 49 Fälle).
Traditionell ist die Aufklärungsquote bei der Internetkriminalität sehr hoch und konnte
im Jahr 2014 von 89,3 % nochmals auf hervorragende 96,8 % gesteigert werden.
Das Internet ist ein Massenmedium, das flächendeckend zur Verfügung steht. Für
viele Menschen, insbesondere junge Menschen, ist diese Mediennutzung selbstverständlich. Sie stellen in Portalen wie „Facebook“ oder „instagram“ ihre ganz persönlichen Profile ein und geben damit viele persönliche Daten preis, ohne sich darüber
Gedanken zu machen, welcher Missbrauch mit diesen Daten möglich ist.
Betroffen sind häufig Kinder und Jugendliche. Hier setzt die Prävention an und
scheint deutliche Erfolge zu erzielen. Kinder und Jugendliche werden in Vortragsreihen auf die Gefahren des „World Wide Web“ hingewiesen, insbesondere durch allzu
freizügige persönliche Profile. Auch die Eltern werden in Form von Vorträgen und
sonstiger Öffentlichkeitsarbeit auf die Gefahren des Internets und auf aktuelle Tatbegehungsweisen hingewiesen.
In 58 Einzelveranstaltungen wurden dabei gut 2245 potentielle Internetnutzer über
mögliche Gefahren informiert und sensibilisiert.
Straftäter scheinen zu lernen, dass die Internetkriminalität ein hohes Entdeckungsrisiko birgt. Jeder Rechner hinterlässt eine elektronische Spur, die von Spezialisten
der Polizei recherchiert werden kann. Gerade für den Bereich der Internet- und Wirtschaftskriminalität stellte die Polizei zusätzliche Spezialisten (Informatiker und Wirtschaftswissenschaftler) ein.
Durch gezielte Schulungsmaßnahmen und der Einrichtung von neuen zentralen
Fachkommissariaten wird geändertem Täterverhalten und Straftatenentwicklung
Rechnung getragen.
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
26
Herausragender Internetfall
Ein 19-jähriger Mann aus Frankenberg ließ sich 2014 auf ein scheinbar lukratives
Geschäft ein. Er wurde über das Internet angeworben und sollte als „Warenagent“
Pakete und Päckchen erhalten, die er dann nach Russland weiterverschicken sollte.
Als Provision wurden ihm 10 bis 20 Euro pro Paket versprochen. Er verschickte insgesamt 16 Warensendungen im Wert von mehr als 17.000 Euro nach Russland.
Diese Waren, meist teure Unterhaltungselektronik, waren zuvor mittels rechtswidrig
erlangter (abgephishter) Daten gekauft und zu dem jungen Mann nach Frankenberg
geschickt worden. Dieser sandte sie arglos weiter. Erst als die ersten Mahnungen
eintrafen und die Polizei mit einem Durchsuchungsbeschluss vor der Tür stand, flog
das Ganze auf. Zwischenzeitlich ist der Frankenberger vom Amtsgericht Frankenberg wegen Geldwäsche in mehreren Fällen zu einer Jugendstrafe (70 Stunden gemeinnützige Arbeit) verurteilt worden.
9.
Politisch motivierte Kriminalität
9.1 Rechtsextremismus
Die Zahl der politisch motivierten Straftaten ist im Landkreis Waldeck-Frankenberg
unwesentlich von 17 auf 19 Straftaten leicht gestiegen. Dabei lag der Schwerpunkt
erwartungsgemäß im Bereich des Rechtsextremismus.
Den größten Rückgang hat Frankenberg zu verzeichnen. Waren es dort 2013 noch 6
Taten, so finden sich 2014 nur noch 2 Straftaten in dieser Deliktsgruppe. Dafür ist
aber in der Nachbargemeinde Burgwald ein Anstieg von einer Tat auf 3 festzustellen.
In Bad Wildungen sind die Straftaten dieser Deliktsgruppe von 2 auf 4 Straftaten gestiegen und in Korbach blieb es bei 2 Straftaten.
In Bad Arolsen hat sich 2014 keine Straftat mit rechtsextremistischem Hintergrund
ereignet. 2013 waren es noch 2 Straftaten.
Nahezu alle genannten Ermittlungsverfahren mussten wegen Verwendens von
Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gemäß § 86a StGB eingeleitet
werden. Im Vergleich zum Jahr 2013 hat sich 2014 eine Gewalttat mit politisch motiviertem Hintergrund ereignet (Beleidigung und Körperverletzung).
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
27
Die Aufklärungsquote stieg von 23,5 % im Jahr 2013 auf 31,58 % im vergangenen
Jahr. Dies ist mit der Tatausführung erklärbar, handelte es sich in den aufgeklärten
Fällen um das Skandieren von rechten Parolen und das Zeigen des Hitlergrußes, die
ohne Zeitverzögerung zur Anzeige gebracht wurden.
In dieser Grafik sind alle Orte im Landkreis aufgeführt, in denen es wiederholt über
den Zeitraum von mehreren Jahren zu entsprechenden Straftaten gekommen ist.
9.2 Linksextremismus
Linksextremismus ist seit Jahren im Landkreis Waldeck-Frankenberg eine Randerscheinung. In 2014 ereignete sich diesbezüglich eine Straftat.
9.3 sonstiger Extremismus/sonstige politisch motivierte
Straftaten
Zu Straftaten im Bereich des Ausländerextremismus kam es auch im Jahr 2014
nicht. Allerdings kam es immer wieder zu verdächtigen Wahrnehmungen, auf die in
Form von Gefährderansprachen gegenüber mutmaßlich zum Salafismus tendierenden jungen Menschen reagiert wurde.
In einem Fall hatten wir es mit einem Delikt aus der Gruppe „sonstige politisch motivierte Straftat“ aus dem Bereich „militante Tierschützer“ zu tun. Ein Wanderzirkus
gastierte im April 2014 in Korbach. Insgesamt 60 Werbetafeln wurden von unbekannten Tätern im Stadtgebiet beschädigt. Die Taten dürften von militanten Tierrechtlern
begangen worden sein, denn auf einer der Tafeln war ein Zettel mit der Aufschrift
“Abgesagt wegen Tierquälerei“ angebracht.
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
28
10. Tatverdächtigenanalyse
10.1 Zahl der Tatverdächtigen
Die Zahl der Tatverdächtigen (TV) hat sich im Vergleich zum Jahr 2013 deutlich verringert. Zählte die Statistik im Jahr 2013 noch 2635 Tatverdächtige, waren es im vergangenen Jahr 2143 TV, also 492 weniger (Rückgang um 19,67 %).
Dabei ist festzustellen, dass der Anteil der erfassten Tatverdächtigen unter 21 Jahren
(Heranwachsende, Jugendliche und Kinder) im Jahr 2014 um 122 Tatverdächtige auf
nun 492 TV (2013 = 614) oder um 19,87 % Prozent wesentlich gesunken ist.
Ihr Anteil an allen Tatverdächtigen machte damit 22,96 % aus. Im Vorjahr lag der
Wert bei 23, 3 %.
An der Gesamtbevölkerung in Waldeck-Frankenberg beträgt der Anteil dieser TVGruppe 19,85 %.
Vor dem Hintergrund der Erkenntnis, dass delinquentes Verhalten in dieser Altersgruppe (jugendtypische Entwicklungskriminalität) episodenhaft auftritt, ist diese leichte Überproportionalität jedoch vollkommen normal.
10.2 Heranwachsende
Die Zahl der tatverdächtigen Heranwachsenden hat sich verändert. Sie ist leicht auf
238 TV (2013 = 270 TV) gesunken (Verringerung um 18,67 %).
Ihr Anteil an allen Tatverdächtigen (2143 Gesamt) liegt bei 11,10 %. Im Vorjahr lag
der Wert bei 10,2 % (2013 = 2635 Gesamt TV).
Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung in Waldeck-Frankenberg beträgt jedoch nur
3,30 %.
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
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10.3 Jugendliche
Die Zahl der tatverdächtigen Jugendlichen sank von 259 TV im Jahr 2013 auf nunmehr 196 TV im Vorjahr. Ihr Wert verringerte sich um 24,32 % oder 16 Tatverdächtige. Sie stellen damit 9,14 % aller Tatverdächtigen. Insgesamt hat die Gruppe der Jugendlichen einen Bevölkerungsanteil von 4,49 %.
10.4 Kinder
Die Anzahl der tatverdächtigen Kinder nahm von 85 TV im Jahr 2013 auf 58 TV im
Vorjahr ab (Verringerung um 31,76 %). Ihr Anteil gemessen an allen Tatverdächtigen
sank unwesentlich von 3,2 % (2013) auf nunmehr 2,7 % (2014). Der Anteil an der
Gesamtbevölkerung beträgt 12,06 %.
Hierbei sei daran erinnert, dass Kinder unter 14 Jahren nicht strafmündig sind.
11. Präventionsmaßnahmen
Präventionsarbeit stellt seit vielen Jahren einen wichtigen Eckpfeiler unserer polizeilichen Arbeit dar.
Leider ist sie in vielen Fällen weder messbar und nur bedingt bewertbar. Allerdings
zeigt die kontinuierliche Arbeit der kommunalen Präventionsräte, die seit Jahren in
drei von vier Mittelzentren des Kreisgebietes arbeiten, dass diesem Thema ein immer
größerer Stellenwert eingeräumt wird.
Die Polizei wirkt als ständiges Mitglied in allen städtischen Präventionsräten mit.
Die inzwischen selbstverständliche Präsenz der Polizei im schulischen Bereich durch
beispielsweise Anti-Gewalt-Trainings, PiT (Prävention im Team), oder die Schülersprechstunden scheinen ihre nachhaltige Wirkung zu zeigen. Sie lässt Probleme oder eventuelle polizeirelevante Karrieren frühzeitig in den Focus treten. Deshalb ist
die Schulsozialarbeitauch für die polizeiliche arbeit von großer Wichtigkeit.
Das Programm PiT (Prävention im Team) ist für Schulklassen der Jahrgangsstufen 7
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
30
und 8 ausgelegt und wird von den Lehrkräften der jeweiligen Schulen unterstützt. In
einigen Schulen, wie z.B. der Alten Landesschule in Korbach ist das Programm fester Bestandteil schuleigener Präventionskonzepte.
Wohnungseinbrüche stehen im besonderen Fokus der Öffentlichkeit und hinterlassen
bei den Geschädigten häufig nicht zu unterschätzende, psychologische Folgeschäden. Deshalb sei an dieser Stelle auf die (Kriminal)polizeiliche Beratungsstelle hingewiesen. Hier können sich alle Bürger kostenlos über Einbruchsschutz informieren.
Haus- und Wohnungsbesitzer sind Einbrechern nicht schutzlos ausgeliefert. Der Einbau mechanischer und/oder elektronischer Sicherungstechnik setzt den Einbrechern
ein viel größeres Hindernis entgegen und steigert zudem das persönliche Sicherheitsgefühl.
Vor allem bei Neu- oder Umbauten sollte man die Komponente Einbruchschutz
gleich mit bedenken. Bauinteressenten haben gleich bei Antragstellung die Möglichkeit sich mit entsprechendem Informationsmaterial zu versorgen. Einbau neuer einbruchhemmender Türen und Fenster sind in aller Regel billiger als deren nachträgliche Sicherung und das Haus verfügt vom ersten Tag an über einen leistungsfähigen
Einbruchschutz.
Durch offensive Pressearbeit ist die Bevölkerung sensibilisiert worden. Dadurch ist
auch die Zahl der Sicherheitsberatungen gestiegen. Im Jahr 2014 informierten sich
137 Haus- oder Wohnungsbesitzer über Möglichkeiten der mechanischen und/oder
elektronischen Sicherung. Hinzu kommen viele Gespräche bei Präventionsveranstaltungen (Präventionsbus und Messen und Vorträge).
12. Polizeiliches Tätigkeiten, die sich nicht unmittelbar in
der Kriminalstatistik niederschlagen
Die Polizei ist auf vielen Arbeitsfeldern tätig, um die Sicherheit der Bürgerinnen und
Bürger im Landkreis Waldeck-Frankenberg rund um die Uhr zu gewährleisten. Dabei
sind Strafverfolgung, Gefahrenabwehr, Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten, Sicherheit im Straßenverkehr und Prävention die Hauptsäulen polizeilicher Tätigkeit.
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
31
Viele Bereiche, in denen großer personeller und zeitlicher Aufwand steckt, finden
aber keinen Niederschlag in der Polizeilichen Kriminalstatistik. Daher seien hier zum
Schluss der Betrachtungen beispielhaft einige dieser Zahlen genannt:
-
3803 Verkehrsunfälle
-
835 Fahrzeugkontrollen im Güterkraftverkehr
-
144 Schwertransportebegleitung
-
2816 Anhörungen im Genehmigungsverfahren für Schwertransporte
-
43 Ortstermine zur Abnahme von Straßenbaustellen und sonstigen
Verkehrsangelegenheiten
-
205 Todesermittlungen (die nicht in Ermittlungsverfahren wegen Verdacht eines Tötungsdeliktes mündeten)
-
116 Vermisstenfälle
-
17 Brandsachen, die nicht in Ermittlungsverfahren mündeten
-
137 Kriminalpolizeiliche Beratungen zum Einbruchschutz an Wohnungen, Eigenheimen und Geschäftsräumen
-
7 waffenrechtliche Beratungen zur sicheren Aufbewahrung von
Schusswaffen in Schützenhäusern
-
58 Präventionsveranstaltungen des Jugendkoordinators, dabei wurden
2245 Schülerinnen und Schüler erreicht
-
40 Vorträge bei Vereinen und Organisationen
Achim Kaiser
Leiter PD Waldeck-Frankenberg
Volker König
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Michaela Urban
Jugendkoordinatorin
Polizeiliche Kriminalstatistik der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg für das Jahr 2014
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