Pressemitteilung Kiel, 18/04/2015 Landesmitgliederversammlung

Deutscher Kinderschutzbund
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Pressemitteilung
Kiel, 18/04/2015
Landesmitgliederversammlung des Kinderschutzbundes Schleswig-Holstein
verabschiedet Resolution: Bessere Bedingungen für Flüchtlingskinder und ihre Familien
KIEL Die Mitgliederversammlung des Deutschen Kinderschutzbund Landesverband Schleswig-Holstein
blickte am Samstag (18.04.15) nicht nur auf ein erfolgreiches Jahr zurück – auch in Zukunft hat der Verband viel vor. Ein zentrales Thema ist dabei weiterhin die Unterstützung von Flüchtlingen.
Laut Prognosen der Landesregierung werden dieses Jahr 20 000 Flüchtlinge in Schleswig-Holstein erwartet – darunter 6000 Kinder. „Für diese Kinder geht die aufreibende Zeit der Flucht zwar hier zu Ende,
aber die Verarbeitung des erlittenen Traumas beginnt erst“, erinnert Irene Johns. Beängstigende Erlebnisse, teilweise sogar Kriegserfahrungen oder auch die Trennung von der Familie seien natürlich sehr
belastend. Hinzu komme, dass Flüchtlingskinder sich in einer fremden Umgebung und Kultur einrichten
müssen. „Das allein ist schon eine immense Herausforderung, die durch fehlende Sprachkenntnisse und
finanzielle Engpässe noch zusätzlich erschwert wird. Deshalb brauchen diese Kinder und ihre Familien
unsere ganz besondere Unterstützung“, betont die Landesvorsitzende.
Die Förderung der Sprachkompetenz nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. „Nur wer versteht und sich
verständlich machen kann, hat wirklich eine Chance, sich dazugehörig zu fühlen. Das ist die beste Basis,
um erlittene Traumata aufzuarbeiten und sich ungehindert seinen Möglichkeiten entsprechend zu entwickeln“, erläutert Johns.
Der DKSB - SH fordert deshalb die schnelle Integration in Kindertagesstätten und Schulen durch die
Bereitstellung ausreichender Kitaplätze in zumutbarer Entfernung zum Unterbringungs- oder Wohnort,
sowie den anhaltenden Ausbau von Aufnahmeklassen. Außerdem sind zusätzliche Fördermaßnahmen
auch für Jugendliche ab 16 Jahren und die schnelle Umsetzung des geplanten Ausbaus der zentralen
Erstaufnahmeeinrichtungen in Neumünster zu einem pädagogischen Zentrum für die Schulförderung
dringend erforderlich.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, um Flüchtlingskindern und ihren Familien sowohl den Kita- oder Schulbesuch, als auch die allgemeine soziale Teilhabe zu erleichtern, ist ihre bestmögliche Unterbringung und
Begleitung. Zurzeit gibt es in Schleswig-Holstein sieben genehmigte Gemeinschaftsunterkünfte, denen
Flüchtlinge zugewiesen werden. „Leider sind diese Unterkünfte meist wenig zentral gelegen und haben
nur eine eingeschränkte Infrastruktur, was eine Integration unnötig erschwert“, kritisiert Irene Johns. Zudem böten sie kaum Rückzugsmöglichkeiten, um nach der Flucht zur Ruhe zu kommen. Das sei besonders für Kinder und Jugendliche belastend. „Generell findet das Kindeswohl gemäß der UNKinderrechtskonvention bei der Unterbringung, sowohl in den Erstaufnahmeeinrichtungen als auch danach, viel zu wenig Beachtung“, gibt die Landesvorsitzende zu bedenken.
Deshalb fordert der DKSB - SH Mindeststandards für die Unterbringung von Flüchtlingsfamilien, eine
vorrangige Unterbringung von Familien in eigenen Wohnungen und die Umsetzung des Kinderrechts auf
Erhalt des Familienverbundes. Darüber hinaus sollen Flüchtlinge durch qualifizierte ehrenamtliche und
hauptamtliche Begleiter unterstützt werden.
Dabei soll der gezielten Rücksichtnahme auf unbegleitete minderjährige Flüchtlinge besondere
Aufmerksamkeit zu gewidmet werden. Nach der derzeitigen Rechtsprechung müssen Jugendliche ab
sechzehn Jahren selbst Asyl beantragen. Sie sind somit eigenverantwortlich für ihre weitere Zukunft.
„Damit ist ein junger Flüchtling natürlich völlig überfordert. Die weltweit geltenden UNKinderrechtskonventionen besagen nicht ohne Grund ganz klar, dass alle jungen Menschen unter achtzehn Jahren als Kinder anzusehen sind. Dies muss auch für jugendliche Asylsuchende in Deutschland
gelten“, mahnt Irene Johns.
Der DKSB - SH verlangt daher die Anhebung der Asylmündigkeit auf achtzehn Jahre.
Ansprechpartner für Pressearbeit des Kinderschutzbundes Schleswig-Holstein:
Anouschka Breuer
Tel. 0179-5975062
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Die Summe aller Forderungen ermöglicht eine wirklich ganzheitliche Integration von Flüchtlingen – ein
Anliegen, das der Kinderschutzbund in Schleswig-Holstein bereits jetzt auf vielfältige Weise verfolgt.
Dazu gehört die vorbehaltslose Öffnung der Betreuungseinrichtungen und die niedrigschwellige Einbindung in Aktivitäten, wie zum Beispiel durch den Internationalen Mittagstisch des Ortsverbandes Kisdorf.
Außerdem wird Begleitung und Hilfestellung in Schule oder Ausbildung angeboten, z.B. im Rahmen des
Husumer Sprachförderungs-Projekt „Max und Milla“ oder in verschiedenen Projekten des Kreisverbandes
Ostholstein. Speziell für pädagogisches Personal gibt es das Fortbildungsangebot „Traumatisierte Flüchtlingskinder“ und in besonderen Schulungen des KV Ostholstein können sich Ehrenamtliche als Lotsen für
die Unterstützung von Flüchtlingen im Kreis Ostholstein qualifizieren lassen.
Darüber hinaus ist die Lobbyarbeit für die Umsetzung von Kinderrechten und die Berücksichtigung des
Kindeswohls für den Kinderschutz elementar und beinhaltet selbstverständlich auch Fragen des Ausländer- und Asylrechts.
Der Kinderschutzbund in Schleswig-Holstein tritt für eine inklusive Gesellschaft ein, die die Vielfalt achtet
und fördert – dazu gehört auch die besondere Unterstützung von Flüchtlingen.
Neben der Verabschiedung der Resolution wurde auf der Landesmitgliederversammlung außerdem ein
weiteres Mitglied in den Vorstand gewählt. Bei dem Neuzugang handelt es sich um Anke Dold, sie ist
hauptamtlich als Staatsanwältin bei der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Flensburg tätig. Als Sonderdezernentin für Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sowie Misshandlung von Schutzbefohlenen ist sie ein großer Gewinn für den Landesverband Schleswig-Holstein.
Der Deutsche Kinderschutzbund Schleswig-Holstein ist die politisch unabhängige Lobby für Kinder. Er
tritt für die Rechte und das Wohlergehen der Kinder ein. In Schleswig-Holstein engagieren sich im Kinderschutzbund über 3000 Mitglieder in 28 Orts- und Kreisverbänden.
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