Willkommen, bienvenue, welcome, bienvenida, witamy... Who is the

Veranstaltungsbericht Willkommen, bienvenue, welcome, bienvenida, witamy... Who is the BRAIN behind this? Auftaktveranstaltung im Rahmen des Stipendiatenprogramms BRAIN – Brandenburg Research Academy and International Network 29.‐30. Januar 2015 im Schloss Genshagen Inhaltsverzeichnis Veranstaltungsbericht Veranstaltungsprogramm Kurzbiografien der Mitwirkenden S. 2 S. 17 S. 19 1 Veranstaltungsbericht Zum Auftakt des Pilotprojekts BRAIN (Brandenburg Research Academy and International Network) kamen am 29. und 30. Januar 2015 die Projektverantwortlichen, Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft und die ausgewählten Stipendiatinnen und Stipendiaten auf dem Schloss Genshagen zusammen. Mit der Einladung der internationalen Postdocs, zwei Jahre in Brandenburg zu forschen, zu lehren und zu leben, strebt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg eine Internationalisierung des wissenschaftlichen Nachwuchses an. Das Innovative an dem von der EU kofinanzierten Projekt (COFUND‐Programm/Marie‐Curie‐Maßnahmen) besteht in der Zusammenarbeit zwischen dem brandenburgischen Wissenschaftsministerium und allen Hochschulen Brandenburgs, deren Vertreter gemeinsam den Projektantrag ausgearbeitet haben. Als Teil des Begleitprogramms zur Forschungsarbeit der frisch gebackenen BRAIN‐
Fellows sollte die Veranstaltung ihnen Gelegenheit geben, einander kennenzulernen und durch hochkarätige Referenten und Referentinnen etwas über ihr neues Umfeld in Deutschland und Brandenburg zu erfahren. Langfristig geht es darum, für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die seit Dezember 2014 an den Brandenburger Hochschulen arbeiten, eine effiziente Begleitung zu entwickeln. Ziel der in Kooperation mit der Stiftung Genshagen ausgerichteten Veranstaltung war es daher, sich über gegenseitige Erwartungen, Wünsche und Ideen auszutauschen, um gemeinsam die Weichen für die Gestaltung der kommenden zwei Jahre zu stellen. Mit der Veranstaltung eröffnete und erprobte die Stiftung Genshagen eine neue Programmreihe, die Anerkennung und Willkommenskultur mit breitem gesellschaftlichem Konsens verbinden kann. Denn mit der Gestaltung des demografischen Wandels ist die Aufforderung an Bürger und Bürgerinnen der Aufnahmegesellschaft verknüpft, sich zu öffnen, um Deutschland für internationale Arbeits‐ und Fachkräfte attraktiver zu machen. Eine Fortsetzung der Auftaktveranstaltung in 2016 und 2017 wird angestrebt. Dr. Gundula Herwig und Christel Hartmann‐Fritsch freuen sich auf die gemeinsame Auftaktveranstaltung zu BRAIN. Begrüßung und Eröffnung Nach einem Grußwort von Christel Hartmann‐Fritsch, der Geschäftsführerin des Bereichs „Kunst‐ und Kulturvermittlung in Europa“ der Stiftung Genshagen, eröffnete die Initiatorin der Auftaktveranstaltung in Genshagen, Gundula Herwig (Leiterin der 2 Auch Dr. Sonja Rademacher freut sich, die internationalen Postdocs persönlich kennenzulernen. Stabsstelle Internationales des brandenburgischen Wissenschaftsministeriums) zusammen mit ihrer Kollegin und Projektleiterin des Stipendiatenprogramms BRAIN Sonja Rademacher (Referatsleiterin Studentische Angelegenheiten, Nachwuchsförderung, Studentenwerke) die Veranstaltung. Das Schloss und die Stiftung böten den idealen Rahmen für die Auftaktveranstaltung des Pilotprojekts. Die Erfahrung der Stiftung mit grenzüberschreitenden Projekten und interkultureller Bildung kommen dem Pilotprojekt zugute, das der Internationalisierung der brandenburgischen Wissenschaftslandschaft dient. Die herzliche Begrüßung galt insbesondere den BRAIN‐Fellows, die die Gelegenheit bekamen, in den zwei Tagen das Projektteam und die anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten kennenzulernen. Gundula Herwig wandte sich an sie mit dem Wunsch, dass sie als Botschafter ihres Landes an die brandenburgischen Hochschulen gehen und in ihren Herkunftsländern wiederum als Botschafter für Brandenburg und Deutschland wirken mögen. Vorstellungsrunde Nach einer Kaffeepause leitete die Moderatorin der Veranstaltung, Susanne Stemmler, eine Vorstellungsrunde ein. In kleinen Gruppen tauschten sich die Fellows zunächst eine Viertelstunde lang miteinander über sich als Wissenschaftsperson, aber auch über ihre Motivation, nach Deutschland zu kommen, aus. In der daran anschließenden gegenseitigen Präsentation im Plenum verorteten sich die internationalen Postdoktorandinnen und Postdoktoranden sowohl auf einer Weltkarte, als auch auf einer Karte Brandenburgs. Über ein erstes Kennenlernen hinaus ging es darum, sich über die individuellen Erwartungen zu verständigen, um eine Basis für die kommenden zwei Jahre zu legen. Den Anfang machten Miguel Taín Guzmán und John Jansen. Letzterer stellte den Kunst‐ und Architekturhistoriker aus Galizien vor, der an vielen Orten der Welt gearbeitet hat und im Rahmen des BRAIN‐Programms an der Fakultät für Architektur der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus‐Senftenberg arbeitet. In seinem Projekt „Imagines Catedralis Eclesiae Compostellanae (ICEC)” wird Miguel Taín Guzmán die bildnerische Darstellung der Kathedrale von Santiago de Compostela systematisieren, auswerten und für die weitere wissenschaftliche Nutzung aufbereiten. Auf das BRAIN‐Programm ist er durch Kollegen aus Cottbus aufmerksam gemacht worden, mit denen schon seit Jahren eine Zusammenarbeit besteht, die nun intensiviert wird. Während ihn insbesondere die vielfältige und weit zurückreichende Kulturgeschichte der Region interessiert, beschäftigt sich John Jansen mit der Frage, wie Natur funktioniert. Der australische Geologe und Geomorphologe mit niederländischen Wurzeln widmet sich in seinem Projekt „Scandinavian mountain plateaux: tectonic or climatic origins?“ der Frage, inwieweit die skandinavischen Hochplateaus durch Tektonik oder eher durch Frostverwitterungsprozesse geschaffen wurden. Auch in seinem Falle bestand schon freundschaftlicher Kontakt zur Universität Potsdam, an deren traditionsreichem Institut für Geo‐ und Erdwissenschaften er seine Forschung weiterführen möchte. Eine weitere Motivation zur Teilnahme am Programm besteht 3 in dem Wunsch, langfristig in Deutschland oder woanders in Europa seine Karriere zu konsolidieren. Beide Stipendiaten freuen sich über ihre Forschungsarbeit hinaus darauf, das Land Brandenburg auf Wanderungen und Fahrradtouren kennenzulernen. Die interdisziplinäre und internationale Vorstellungsrunde wurde durch drei europäische BRAIN‐Fellows fortgesetzt: Jaconette Mirck aus den Niederlanden, Boban Arsenijevic aus Serbien und Giovanni Picker aus Italien. Zunächst stellte Jaconette Mirck den serbischen Sprachwissenschaftler aus Niš vor, der als Promotionsstudent in die Niederlande gegangen ist und in Spanien als Postdoktorand gearbeitet hat, bevor er als assoziierter Professor in seine Heimatstadt zurückkommen konnte. Als Stipendiat an der Universität Potsdam sucht er neue Inspiration und einen neuen Rahmen für seine Forschung, die sich um die Frage dreht, welche Prozesse sich im Gehirn abspielen, wenn Menschen Grammatik nutzen. Sein Projekt „Relative Strategies“ im Bereich von theoretischer Syntaktik, Semantik und Kognitionswissenschaften untersucht das sprachliche Phänomen der Rekursion, d.h. der wiederholten Einbettung einer syntaktischen Konstruktion in eine ähnliche syntaktische Konstruktion. Boban Arsenijevic machte dem Publikum Giovanni Picker aus Mailand bekannt, dessen Forschungsprojekt auf persönliche Begegnungen mit Menschen im Kosovo zurückgeht. Als Sozialanthropologe beschäftigt er sich mit Rassismus in historischer und sozialer Perspektive sowie dem Phänomen der sozialen Exklusion insbesondere der ethnischen Minderheit der Roma. Unter dem Titel „Re‐listening to the Wind of Change: a comparative historical analysis of Roma governance in Italy and Romania between 1965 and 2010” unternimmt er eine vergleichende historische Analyse des staatlichen Umgangs mit den Roma in Italien und Rumänien von 1965 bis 2010. Seine Laufbahn führte ihn von Mailand über Cluj‐Napoca und Moskau nach Budapest und nun mit BRAIN nach Frankfurt (Oder), wohin er sich auf Grundlage eines persönlichen Kontakts zu einem Professor beworben hatte. Giovanni Picker ist es wichtig, in einem interdisziplinären und kosmopolitischen akademischen System zu forschen. Ähnlich geht es Jaconette Mirck, die mit Forschenden aus unterschiedlichen (Wissenschafts‐)Kulturen und Disziplinen arbeitet und deren Ideen in ihre Arbeit integriert. Als niederländische Biologin mit Stationen in Schweden und Kanada hat sie 4 sich auf die Agrarwissenschaften spezialisiert. Im Rahmen von BRAIN widmet sie sich der Agrarforstwirtschaft und der Frage, wie Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten ist, indem man bestimmte Bäume in unsere Landschaft wieder einführt. Ihr Projekt „Agroforestry: An Approach to Diversify Agricultural Landscapes, Mitigate Greenhouse Gasses and Conserve Water” beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Agrarforstwirtschaft auf Ökosysteme. In Cottbus tauscht sie sich über solche Fragen unter anderem mit ihrem betreuenden Professor aus, den sie auf einer Konferenz in Kanada kennengelernt hat und der sie dazu eingeladen hat, sich für das Programm zu bewerben. Dort hat sie mittlerweile auch den Lokalsport des Drachenbootfahrens für sich entdeckt. Zuletzt stellten sich Laure Guilbert aus Frankreich und Suchand Sandeep Chandramathi Sukumaran aus Indien gegenseitig vor. Der in Kerala aufgewachsene und in Madras promovierte Physiker hat als Postdoc schon in den Niederlanden gearbeitet und freut sich, im Rahmen des BRAIN‐Programms seine wissenschaftliche Karriere in Europa fortsetzen zu können. Am Institut für Physik und Astronomie der Universität Potsdam widmet er sich gemeinsam mit dem dortigen Team der Anwendung von Nanotechnik auf Solarzellen. Sein Projekt zur Forschung an einer „Solarzelle der dritten Generation“ lautet „Energy transfer, charge separation, ultrafast dynamics and carrier multiplication in structured quantum‐dot solids“. In einem ganz anderen Feld bewegt sich Laure Guilbert, die sich wegen ihres inhaltlichen Bezugs zu jüdischen Studien zunächst ebenfalls für die Universität Potsdam interessiert und dann eine Anbindungsmöglichkeit an die Europa‐Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) gefunden hat. In ihrem interdisziplinären Projekt „Migrant Dancing. Exile and Diasporas of the German and Austrian Choreographic world 1933‐1945” widmet sie sich dem Leben und Schaffen von Tänzern und Tänzerinnen aus Deutschland und Österreich im Exil, von denen die Mehrheit jüdische Wurzeln hatte. In ihrer Forschung verbindet sie nicht nur Kulturgeschichte, Kulturwissenschaften und Exilstudien, sondern auch den Bereich der Wissenschaft mit dem der Kultur, den sie durch ihre Arbeit an der Staatsoper Paris gut kennt. Langfristig möchte sie Netzwerke innerhalb Europas aufbauen, gerade auch im Rahmen des BRAIN‐Programms. Die Stiftung Genshagen möchte die französische Postdoktorandin in ausgewählte Projekte einbinden, die zu ihrem Forschungsthema passen. Zum Abschluss der Vorstellungsrunde fasste Susanne Stemmler ihre Eindrücke zusammen. Auffällig sei der Fokus vieler Forschungsprojekte auf Umwelt und Nachhaltigkeit, wobei Potsdam ein wichtiges Forschungszentrum darstelle. Daneben hätte sich die Kulturgeschichte als Forschungsfeld herauskristallisiert und, teilweise in Verbindung damit, die Migrationsforschung. Einen weiteren Schwerpunkt bilde schließlich die Untersuchung von sozialen und sprachlichen Pänomenen. 5 Input‐Vorträge mit Diskussion im Plenum Nach dem Mittagessen begannen die Input‐Vorträge zu Themen, die mit dem neuen Umfeld der BRAIN‐Fellows im Zusammenhang stehen, insbesondere der deutschen Wissenschaftslandschaft. Experten aus Wissenschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft waren dazu eingeladen, den Stipendiatinnen und Stipendiaten ihre Sicht auf die Geschichte und aktuellen Herausforderungen in ihrem Feld darzulegen und zur Diskussion zu stellen. Den Anfang machte der Kultur‐ und Politikwissenschaftler Kien Nghi Ha von der Universität Bremen. Unter dem Titel „Verleugnete Migrationsgeschichte, unsichtbare Realitäten: Ist die deutsche Wissenschaftskultur von gesellschaftlichen Dominanzverhältnissen in der rassifizierten Einwanderungsgesellschaft betroffen?“ brachte er die Diskriminierung nicht‐weißer Menschen an deutschen Hochschulen mit der jüngeren deutschen Arbeitsmigrationsgeschichte in Verbindung. Er präsentierte drei Phasen der Arbeitsmigrationspolitik der BRD, die zwischen 1955 und 1973 im Rahmen zahlreicher Anwerbeabkommen sogenannte „Gastarbeiter“ aus Italien, Griechenland, der Türkei und anderen Ländern rekrutierte, deren Familien sich in Deutschland niederließen. Im Zusammenhang mit dem Anwerbungsstopp in den 1970er Jahren lasse sich das Scheitern erster Versuche deutscher Integrationspolitik und die Abwehr von Asylsuchenden (mit Ausnahme vietnamesischer „Boatpeople“) beobachten. Von der Verneinung der Migrationsrealität zeuge auch das 1981 eingeführte Rückkehrprogramm für türkische „Gastarbeiter“. Erst seit 1998 etabliere sich ein neuer Diskurs, in dem Deutschland als Zuwanderungsland anerkannt werde, worauf seit Mitte der 2000er Jahre auch eine neue Integrationspolitik folge. Die Integration nach innen, die sich in der Forderung nach interkultureller Öffnung widerspiegelt, geht jedoch, so Has These, mit einer Abschottung nach außen einher. Seit 1998 gebe es zwei dominante Gruppen in der Arbeitsmigration nach Deutschland: Die Saisonarbeitskräfte in der Landwirtschaft und im Baugewerbe einerseits und Hochqualifizierte und gebildete Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen andererseits, zu denen auch die BRAIN‐Fellows gehören. Im zweiten Teil seines Vortrags beschäftigte sich Ha daher mit Formen der Diskriminierung in der deutschen Wissenschaft. Das dominante Narrativ der Universitäten, wonach diese sich der Transnationalität, Diversität, Anti‐
Diskriminierung, dem Kosmopolitismus und der Geschlechtergerechtigkeit verschreiben, spiegle – nach über 50 Jahren Arbeitsmigrationsgeschichte – Verleugnete die vierte Phase der Arbeitsmigrationspolitik wider. Hier gibt es nach Ansicht Migrationsgeschichte, Has eine Kluft zwischen Anspruch und Realität, denn es lassen sich unsichtbare Realitäten verschiedene Formen rassistischer Diskriminierung an deutschen Hochschulen beobachten: Die Unterrepräsentierung von nicht‐weißen Menschen und deren diskursive Marginalisierung und Nicht‐Anerkennung im akademischen System. Damit einher gehe eine rassistische Alltagskultur verbaler und nicht‐verbaler Attacken, Bemerkungen und Witze. Abschließend machte Ha darauf aufmerksam, dass das Phänomen der ethnischen Diskriminierung an Universitäten in der deutschen Forschung wenig Beachtung finde, im Gegensatz zur Genderproblematik. 6 Im Anschluss an den kritischen Vortrag wurde im Plenum vor allem das Verhältnis von struktureller Diskriminierung und deutscher Kolonialgeschichte diskutiert. Ha betonte, dass diese nicht 1918 ende, sondern wie in anderen westlichen Ländern in Form spezifischer Vorstellungen über das Deutschsein und Weißsein nachwirke. Habe die Auseinandersetzung mit der eigenen kolonialen Vergangenheit in Deutschland erst Ende der 1990er Jahre begonnen, so fehle es bis heute an Diskussionen zum strukturellen Rassismus. Hier wurde kritisch angemerkt, dass jede Gesellschaft ihre eigenen Voraussetzungen und Geschichte habe und diese durch die Rede über den strukturellen Rassismus nicht überdeckt werden dürften. In diesem Zusammenhang zeigte sich ein Teilnehmender mit der Gleichsetzung von Arbeitsmigranten und ‐
Migrantinnen mit Menschen, die aus ehemaligen Kolonien emigrieren, nicht einverstanden. Demgegenüber reichen Formen der Arbeitsmigration nach Ansicht Has von Sklaverei bis zu Saisonarbeitskräften aus dem Ausland, die sich alle durch rassische Diskriminierung auszeichnen. Die Teilnehmenden stellten fest, dass die an den Hochschulen zu beobachtenden Ungleichheiten und Schwierigkeiten der interkulturellen Öffnung auch im Kulturbetrieb wirksam seien. Die Hochschule ist demnach einer von vielen Orten in Deutschland, an denen wir uns mit Fragen von „Weißheit“ und Diskriminierung auseinandersetzen müssen. Der nächste, reich bebilderte Vortrag gab den BRAIN‐Fellows einen Einblick in die Geschichte und Kultur Brandenburgs. Kurt Winkler von der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH und Direktor des Hauses der Brandenburgisch‐Preußischen Geschichte in Potsdam nahm das Publikum mit auf einen Spaziergang durch die Geschichte Brandenburgs. Unter der Überschrift „Brandenburg und die Welt“ präsentierte er zunächst vier historische Rendezvous des Landes Brandenburg mit der großen Welt. Eine der ersten Begegnungen lasse sich auf das 14. Jahrhundert datieren, als Brandenburg unter Karl IV. in die böhmische Krone mit Prag als Zentrum integriert wurde. Noch gegenwärtiger im Brandenburger Gedächtnis sei die Zeit, als Brandenburg Kernland der fünften europäischen 7 Großmacht auf dem Kontinent war, Preußen. Das Land sei mit der Machtausdehnung Preußens jedoch zur Provinz marginalisiert worden und habe mit Preußens Untergang schließlich einen Pfeiler seiner Identität verloren, weshalb die Erinnerung an die preußische Zeit bis heute ein schwieriges Erbe darstelle. Als drittes prägendes Rendezvous präsentierte Winkler das Edikt von Potsdam aus dem Jahr 1685, das nach dem 30‐jährigen Krieg 20.000 französische Hugenotten zum Aufbau der heimischen Ökonomie angelockt habe. Daher komme es, dass Brandenburg und Berlin als sein Zentrum (1415‐1920) bis heute multikonfessionell geprägt seien. Die vierte Begegnung Brandenburgs mit der Welt illustrierte Winkler am Beispiel der Bildungsreisen lokaler Gelehrter wie Friedrich Nikolai und Alexander von Humboldt als dem bekanntesten Weltreisenden Preußens. Auch diese Tradition würde bis heute fortgesetzt, seien Berlin und Brandenburg doch wichtige Wissenschaftsregionen in Deutschland, die zur internationalen Attraktivität beitragen. Nach diesen vier prägenden Rendezvous zwischen Brandenburg und der Welt ging Winkler auf die bis heute wirksamen Erfahrungen im 20. Jahrhundert ein. In Brandenburg seien die Narben von zwei Diktaturen sichtbar, an die vor allem Sachsenhausen und Ravensbrück erinnern. Eine Folge von Verfolgung und Kriegen sei die Tatsache, dass in Brandenburg wie in vielen Teilen Brandenburg und die Welt Europas keine homogene und über Generationen ansässige Bevölkerung zu finden sei. Angesichts der gemeinsamen Geschichte hob Winkler die Nachbarschaft mit Polen als konstitutives Element der Identität Brandenburgs und hier besonders die Europa‐Universität Viadrina hervor. Zuletzt erinnerte er an die Erfahrungen in der DDR, als sich die Begegnung mit der Welt schwierig gestaltet habe und West‐Berlin ein mythenbeladener Sehnsuchtsort für junge Menschen gewesen sei. Heute spiele die Erinnerung an die friedliche Revolution eine große Rolle insbesondere im Umgang mit der jüngsten Geschichte und im Selbstbewusstsein der neuen Bundesländer wie Brandenburg. In der Diskussion im Anschluss an diesen Einblick in das kollektive Gedächtnis Brandenburgs wies Gundula Herwig auf die Dichte an Forschungseinrichtungen im Land Brandenburg hin, die ebenfalls historisch bedingt und bis heute innerhalb Deutschlands einzigartig sei. An seinen eigenen Vortrag anknüpfend fragte Kien Nghi Ha nach der Aufarbeitung der Kolonialgeschichte Brandenburgs, das schließlich eine Kolonie an der westafrikanischen Küste hatte. Winkler bemerkte hierzu, dass die Erinnerung daran kaum präsent sei und die Idee eines Ausstellungsprojekts am Mangel an Originalobjekten gescheitert sei. Zeitlich weiter zurück ging Miguel Taín Guzmán, dessen Interesse aktuellen Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte Brandenburgs und zum Jakobsweg gilt. Tatsächlich arbeiten Forschende der Universitäten in Frankfurt (Oder) und Potsdam in diesem Bereich, wobei sich die historische Arbeit und Pflege insbesondere des Jakobswegs mit der touristischen Erschließung verknüpft. Winkler machte darauf aufmerksam, dass zur Zeit eine Ausstellung zu Karl IV. in Vorbereitung sei und bot an, hier Kontakte herzustellen und einen Austausch zu initiieren. Dazu aufgefordert, das heutige Land Brandenburg und seine Menschen zu charakterisieren, wies er auf die ländliche Prägung Brandenburgs hin, das wenige alte bedeutende Subzentren mit einer bürgerschaftlichen Tradition habe. Dementsprechend seien Brandenburgerinnen und Brandenburger zwar weniger kommunikativ, aber weltoffen und verlässlich. Insgesamt könne man heute eine „Toskanisierung“ der Mark Brandenburg beobachten, da Touristen sowie Berliner Intellektuelle Brandenburg als Kultur‐ und Naturlandschaft wiederentdecken. 8 Nach einer Kaffeepause richteten die Teilneh‐menden einen Blick auf die bayrische Stadt Augsburg. Tilman Schröder stellte in seinem Vortrag „Wissen‐schaft und Gesellschaft – Wie wird die Wissenschaft in das gesellschaftliche Umfeld vermittelt?“ die Arbeit des Jakob‐Fugger‐Zentrums vor. Dieses sei 2012 als Teil der soge‐nannten „Netzwerkuniversität“ gegründet worden, die es sich zum Ziel gemacht habe, den Dialog mit der Stadtgesellschaft anzuregen und Wissenstransfers zwischen Universität und Stadt zu ermöglichen. Damit, so Schröder, habe Augsburg auf die schlechte Verankerung der Universität in der Stadt reagiert, die kein Bewusstsein von sich als Universitätsstadt habe. Ein wichtiger Teil der Arbeit des Jakob‐Fugger‐Zentrums bestehe in der Christel Hartmann‐Fritsch Organisation von Vortragsveranstaltungen in der Stadt, um Teile der Forschung in die im Gespräch mit Dr. Kurt Stadt hinein zu kommunizieren. Die Themen würden nach ihrem Bezug zur Winkler und Dr. Tilman Lebenswelt der Menschen, insbesondere zur Stadtgeschichte ausgewählt. Das Schröder. Veranstaltungsformat hänge auch von der Bereitschaft der Forschenden ab, ihre Arbeit in einem nicht‐akademischen Umfeld vorzustellen. Leider existieren nach Darstellung Schröders Vorbehalte gegenüber dem Format, da es manchmal mit Populärwissenschaft assoziiert würde und manche Forschende es nicht als ihre Aufgabe ansähen, ihre Forschungsergebnisse öffentlich zu präsentieren. Im Publikum säßen meistens Bürgerinnen und Bürger mit akademischem Abschluss, die keine Vorlesung auf Fachchinesisch erwarteten, sondern einen anregenden Vortrag. Ein Element des Formats besteht laut Schröder in der Fragerunde und dem anschließenden Empfang, wo eine entspannte Atmosphäre Gelegenheit zum Feedback und Austausch gibt. Die Diskussion nach dem Vortrag von Schröder zeugte von der Brisanz des Themas, da die meisten Teilnehmenden die Tendenz der Hochschulen, sich von der Gesellschaft abzukapseln und einen eigenen Kosmos zu bilden, selbst beobachten konnten und als gefährlich einstuften. Susanne Stemmler machte auf die hiesige Wissenschaftskultur aufmerksam, in der teilweise immer noch das Image Wissenschaft und des Gelehrten im Stübchen existiere und es schwierig sei, Gesellschaft Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen davon zu überzeugen, vor einem nicht‐wissenschaftlichen Publikum aufzutreten. In diesem Zusammenhang erwähnte sie das Finanzierungssystem der deutschen Wissenschaft, da hier die meisten Universitäten durch Steuergelder finanziert würden und man nicht viel Geld fürs Studium zahlen müsse, was eine andere Haltung hervorbringe. An dieser Stelle erklärte John Jansen, dass einer der Gründe für ihn, nach Deutschland zu kommen, das System der staatlich finanzierten Universität sei. Gerade deswegen hätten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler doch eine Verantwortung, ihr Wissen an die Gesellschaft rückzukoppeln. Dieser Ansicht war auch Giovanni Picker, für den die öffentliche Verteidigung von Doktorarbeiten ein Weg sein könnte, der Entfremdung der Universität und der Forschenden von der Gesellschaft entgegenzusteuern. Mit Bezug auf die Arbeit des Jakob‐Fugger‐Zentrums wurde die Frage aufgeworfen, ob es neben Vortragsreihen – die schließlich nur eine begrenzte Zahl an Menschen erreiche – nicht auch andere Wege gebe, in die Gesellschaft hineinzugehen, wie über soziale Medien. Dem pflichtete Schröder bei, er hob jedoch den entscheidenden Mehrwert von Vortragsreihen hervor: Hier sei eine unmittelbare und persönliche Rückkopplung durch Gespräche und Umtrunk gegeben. Die fehlende Bereitschaft der Forschenden, mit ihrer Arbeit den unmittelbaren, persönlichen Weg 9 in die Öffentlichkeit zu gehen, hängt nach Überzeugung Karl Ermerts auch damit zusammen, dass nichts so schwierig sei, wie über schwierige Dinge einfach zu reden, ohne dass es trivial werde. Es sei eine Kunst, das zu können und sich zu trauen. In der Diskussion wurde auch erwähnt, dass die Stiftung Genshagen in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur eine Gesprächsreihe zum Thema „Wissenschaft und Gesellschaft“ initiieren und dabei die Referenten und Interessierten des BRAIN‐Treffens einbeziehen möchte. Nicht weniger ist es eine Kunst, die Kulturlandschaft Deutschlands in einer halben Stunde vorzustellen, was Karl Ermert in seinem Vortrag unter dem Titel „Kultur in Deutschland“ nun selbst leistete. Der ehemalige Direktor der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel begann mit einem Goethe‐Zitat, wonach sinngemäß auf dem Boden jedes Problems ein Deutscher sitze – hierbei handle es sich um ein wirkmächtiges Eigenbild der Deutschen, das auch ihr Außenbild bestimme. Davon ausgehend thematisierte er das Verhältnis der Deutschen zu Kunst und Kultur, das auch von der Frage nach dem ökonomischen Nutzen geprägt sei. Ermert präsentierte Zahlen, die von der Bedeutung der Kultur‐ und Kreativwirtschaft für die deutsche Bruttowertschöpfung zeugen, an der die Kultur nach Autoindustrie, Maschinenbau und Finanzsektor als viertgrößter Faktor beteiligt sei. Die Deutschen würden auch viel über den Kulturbegriff und über die alte Frage diskutieren: „Steht Kunst für sich und muss für sich und nur für sich geliebt werden oder darf man etwas damit anfangen?“ Ermert plädierte für einen weiteren Kulturbegriff, der Kunst und Kultur nicht getrennt vom Leben betrachtet und die Kulturfunktion der Künste in den Mittelpunkt stellt. Denn Kunst mache nur Sinn, wenn sie durch Kommunikation (Unterhaltung, Lernen) zur Kultur werde, wofür er ausgewählte Beispiele anführte. Zuletzt ging er auf ein Alleinstellungsmerkmal der deutschen Kulturlandschaft ein, die in ihrer föderativen Struktur begründet liegt. So gebe es in Deutschland eine beeindruckende Zahl an Orchestern, öffentlich getragenen Theater, Privattheatern, Theatern ohne festes Ensemble, Tournee‐ und Gastspieltheater sowie unzählige freie Gruppen. Das spiegelt sich laut Ermert im hochklassigen kulturellen Angebot jeder deutschen Stadt wieder. Die kleinteilige Kulturlandschaft finde sich in der Kulturfinanzierung wieder, die zu 43 Prozent von den Ländern und zu 44 Prozent von den Gemeinden und Kommunen getragen werde. In der Diskussion wurde die ökonomische Dimension von Kunst und Kultur problematisiert. Es würden Sprach‐ und Denkmuster aus der ökonomischen in die kulturelle Sphäre hineintransferiert, was dem Verständnis von Kultur als kritisches Instrument entgegenstehe. Peter Kohnert, Abteilungsleiter Europa und Internationales des brandenburgischen Ministeriums für Wirtschaft und Energie machte darauf aufmerksam, dass es eine Krux für das Land Kultur in Deutschland
Brandenburg sei, dass eigenfinanzierte Investitionen im Kulturbereich immer weiter zurückgegangen seien und eine hohe Abhängigkeit von Mitteln aus Brüssel bestehe. Dabei sei Kultur mittlerweile anerkannt als ein wichtiger weicher Faktor, der einen Industriestandort erst attraktiv mache. An dieser Stelle regten die BRAIN‐Fellows gemeinsame Besuche kultureller Veranstaltungen in Brandenburg an. Ermert empfahl, an die Menschen „vor Ort“ heranzutreten, denn in jeder Stadt seien öffentliche Einrichtungen und Vereine aus dem Bereich Musik und 10 Theater sowie soziokulturelle Zentren zu finden. Zuletzt unterstrich John Jansen sein Selbstverständnis als Wissenschaftler, der sich zu den kreativen Menschen zähle und den Wert seiner Arbeit nicht an der Schätzung anderer messe. Dem entgegnete Ermert, dass es nicht um Zweckfreiheit gehe, sondern um die Freiheit der Wahl des Zweckes in der Kunst respektive der Wissenschaft. Gemeinsames Kochen und Abendessen Nach diesen vier dichten Vorträgen, die den BRAIN‐Fellows einen Eindruck von der deutschen Wissenschafts‐ und Kulturlandschaft vermittelt hatten, erwartete die Gäste ein besonderer Abend. Gemeinsam mit dem Team des Gasthofs „Zur Linde“ in Wildenbruch kochten sie in der Schlossküche ein exklusives Menü und lernten so die deutsche Küche kennen. Rosenkohl schälend, Buletten bratend, Hirschrouladen aufrollend und Pralinen mit „Berliner Luft“ füllend kamen die Mitwirkenden der Veranstaltung sowie die Stipendiatinnen und Stipendiaten miteinander ins Gespräch. Als Gast des Abends wurde u.a. Sidou Diédhiou begrüßt, der als Bewohner des benachbarten Flüchtlingsheim Birkengrund seit längerem mit Mitarbeiterinnen der Stiftung Genshagen in Kontakt steht. Eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe zur Willkommenskultur soll im nächsten Jahr mit Bewohnerinnen und Bewohnern dieses Heims durchgeführt werden. Deutsche Küche kreativ: Carpaccio von der Berliner Bulette, Brandenburger Hirsch und kleine Pralinen Die Vorfreude auf das gemeinsame Dîner wurde nicht enttäuscht: Das selbstgekochte, von den Wildenbrucher Köchen servierte Menü überzeugte die Gäste optisch und geschmacklich. Auch das Ohr wurde verwöhnt, denn der deutsche Musiker Bardo Hennig begleitete den Abend mit Liedern am Akkordeon. Den gelungenen Abend ließen die Gäste bei Gesprächen im Kaminzimmer ausklingen. 11 Der nächste Tag: Weitere Input‐Vorträge mit Diskussion Am zweiten und letzten Tag der Veranstaltung wurde die Reihe der Vorträge fortgesetzt, in denen es diesmal um die Wirtschaft Deutschlands sowie um Alexander von Humboldt als frühem Akteur globaler Vernetzung in der Wissenschaft ging. Zunächst nahm sich Stefan von Senger und Etterlin, Leiter des Teams Außenwirtschaft, Europa‐Service der ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH in Potsdam der Aufgabe an, Deutschlands Wirtschaft vorzustellen. Unter dem Titel „Wirtschaftsstandort Deutschland – Forschung, Entwicklung, Innovation“ präsentierte er anstelle von Statistiken den Gästen das Wesen der deutschen Wirtschaft anhand von zehn Schlagwörtern: „Produzierende Industrie“, weil diese in Deutschland im Gegensatz zum Dienstleistungssektor typischerweise sehr stark sei. „Präzision“ als Ausdruck des Qualitätsbewusstseins und der Detailversessenheit der Deutschen, aber auch des funktionalen Designstils à la Bauhaus. „Ausgeglichenheit“ wiederum spiegle sich im konstruktiven Dialog zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern, einer geringeren Klassendifferenz und einer Gleichberechtigung im Bildungssystem wider. „Bedächtigkeit“, weil Deutsche insgesamt umschauend und vorsichtig handeln, was am Konservatismus und einer Skepsis gegenüber neuen Technologien sowie Aktien sichtbar werde. Tatsächlich seien die besten deutschen Unternehmen mittelständische Familienunternehmen ohne Bankkredite, die langsam wachsen und nachhaltig wirtschaften. An dieser Stelle ging von Senger und Etterlin zum Stichwort „Wohlstand“ über, mit dem die deutsche Wirtschaft heute verbunden wird. In einem historischen Rückblick zeigte er auf, dass Wohlstand in Deutschland angesichts der Erfahrung von Hyperinflation und Währungsschnitt jedoch nicht selbstverständlich sei. Darauf sei auch die deutsche Haltung in der Eurokrise zurückzuführen und die Suche nach Stabilität in Wirtschaft und Politik – „Stabilität“ stelle also ein typisch deutsches Merkmal dar. Unter dem Stichwort „Linearität“ fasste von Senger und Etterlin die deutsche Art der direkten Kommunikation und den militärischen Arbeitsstil zusammen, doch auch die „Dienstleistung“ komme nicht zu kurz, wovon die hohe Zahl an Messen und die Bedeutung der Versicherungsindustrie zeugen. Deutsche zeichnen sich seiner Ansicht nach in ihrer Arbeit auch durch „Fundamentalismus“ aus, denn „wenn wir etwas machen, dann richtig“, wie an der Energiewende sichtbar werde. Schließlich hob von Senger und Etterlin „Offenheit“ als einen Wert hervor, der den Deutschen Das Wesen der eigen sei. Der unterhaltsame Vortrag fand seinen Abschluss mit deutschen Wirtschaft Fotos deutscher, natürlich handwerklich gefertigter Produkte.Die Diskussion drehte sich vor allem um drei Themen. Zum einen wurde die These angezweifelt, wonach in Deutschland eine geringe Klassendifferenz bestehe. So gehe die Schere zwischen Armen und Reichen auch in Deutschland immer weiter auseinander; nach einer Studie der Hans‐Böckler‐Stiftung existiere in Deutschland, so Giovanni Picker, gar die höchste Ungleichheit in Europa. Zum anderen warfen die Stipendiatinnen und Stipendiaten die Frage nach Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland angesichts der Bedeutung traditioneller und konservativer Werte auf. Die Teilnehmenden waren sich darin einig, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ganz entscheidend von strukturellen Bedingungen abhängt. Hier verwies Gundula Herwig auf bis heute wirksame Unterschiede zwischen Ost‐ und Westdeutschland. 12 Gerade im Osten sei man darauf eingestellt gewesen, berufstätig zu sein, wohingegen in Westdeutschland lange die Hausfrau als Vorbild galt. Die deutschen Teilnehmenden waren sich jedoch darin einig, dass sich in Deutschland entsprechende infrastrukturelle und arbeitsrechtliche Bedingungen seit einigen Jahren verändern, nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer. Das dritte diskutierte Thema war Deutschland im Kontext der europäischen Wirtschafts‐ und Bankenkrise. Von Senger und Etterlin ging auf die Gründe ein, warum die Eurokrise der deutschen Wirtschaft bisher wenig geschadet habe, wie die Reformen der Agenda 2010, die durch Lockerungen im Arbeitsrecht eine flexible Reaktion auf die Krise ermöglicht hätten; zudem hätten sich die Gewerkschaften mit Lohnforderungen zurückgehalten. Auch hier machte er somit bestimmte Werte stark, die er in seinem Vortrag betont hatte. Nach einer Kaffeepause, in der die angeregte Diskussion weitergeführt wurde, tauchten die Gäste in die Welt der Reisetagebücher Alexander von Humboldts ein. Ottmar Ette, Professor für französisch‐ und spanischsprachige Literaturen der Universität Potsdam präsentierte „Alexander von Humboldts Lebensbuch. Die Amerikanischen Reisetagebücher als Wissenschaft aus der Bewegung“. Der preußische Universalgelehrte habe eine Art des vernetzten Denkens entfaltet, das so vor ihm nicht bestanden habe. Diese Vernetzung ist, so wurde im Laufe des eindrücklichen Vortrags deutlich, nicht nur in geographischem, sondern auch im transdisziplinären Sinne zu verstehen. Das nomadische Wissen des Vernetzte Wissenschaft, nomadisch lebenden Alexander von Humboldt ist in unzähligen Schriften und Korrespondenzen nachzuvollziehen. Dazu gehören vernetztes Denken auch die mittlerweile digitalisierten Reisetagebücher, aus denen Ette zahlreiche Seiten präsentierte – Seiten mit fein und oft schräg geschriebenen Notizen, Zahlen, genauen Zeichnungen von Fischen und Bergen sowie Statistiken. Es handelt sich hierbei um die schriftlichen Zeugnissen seiner ausgedehnten Forschungsreisen nach Südamerika, die als „Lebensbuch“ ediert werden. Sie zeugen nach Darstellung Ettes nicht nur von einem epistemologischen, kulturtheoretischen und naturwissenschaftlichen Denken, sondern auch von den Orten sowie der Art des Aufzeichnens Alexander von Humboldts. In diesem Sinne seien sie nicht nur Mitteilung und Zeichen, sondern auch Artefakte, und nicht zuletzt 13 Prof. Dr. Ottmar Ette in der von Dr. Susanne Stemmler moderierten Abschlussdiskussion über vernetzte Wissenschaft früher und heute. ästhetische Bilder. Dabei habe er in verschiedenen Sprachen geschrieben und auch Aussagen in indigenen Sprachen festgehalten. An einem späten Porträt Alexander von Humboldts in seiner Berliner Bibliothek, das ihn mit einem Buch in der Hand auf seinem Stuhl thronend von Büchern und Artefakten umgeben präsentiert, zeigte Ette auf, wie sich Humboldt selbst als Weltreisender inszenierte. In der dritten Phase seines Lebens nach seinem 60. Geburtstag und damit nach seiner Reise nach Amerika und seiner russisch‐sibirischen Reise habe er sein Leben als Forschender in seinem amerikanischen Reisewerk zusammenzufassen versucht. An diesem habe Alexander von Humboldt, der Wissenschaft als Prozess begriffen habe, immer weiter gearbeitet. Und so beantwortete Ette seine Ausgangsfrage, was denn von einem langen Leben als Gelehrter, von all den Reisen und Auseinandersetzungen mit den Fachkollegen bleibe, mit der Aufforderung: „Es bleibt ein offenes Buch, an dem wir mitschreiben können.“ Das Publikum zeigte sich beeindruckt von dem Vortrag und der Forscherpersönlichkeit Alexander von Humboldts. Vor dem Hintergrund der Erfahrung des ständigen Unterwegsseins des modernen Wissenschaftlers stellte John Jansen die Frage nach den Bedingungen seines Arbeitens: Konnte Alexander von Humboldt seine eigene Bibliothek auf Reisen mitnehmen, und wie gestaltete sich allgemein die Zusammenarbeit mit anderen Forschenden? Tatsächlich, so Ette, habe Alexander von Humboldt auf Reisen seine eigene Bibliothek mit sich geführt. Vor allem aber habe er im In‐ und Ausland ein Team um sich geschart, das er ständig um Informationen gebeten und für seine eigene Arbeit in Anspruch genommen habe. Es gebe niemanden, der mit den Mitteln der Zeit in einer intensiveren Weise gearbeitet habe als Alexander von Humboldt. Angesichts der stetigen Ansammlung von Informationen und der Art, immer auf dem aktuellen Stand zu bleiben, sei er von seinen Feinden früh als „enzyklopädische Katze“ bezeichnet worden, was damals eine stark negative Konnotation gehabt habe. Doch auch außerhalb der Wissenschaft, so stellte sich im Laufe der Diskussion heraus, hatte Alexander von Humboldt Feinde, da er sich laut Ette immer in der Tradition der französischen Revolution verstanden habe. In Zeiten der deutsch‐französischen Auseinandersetzung sei er daher eine persona non grata gewesen, und auch diese politische Haltung habe dazu geführt, dass man ihn nach seinem Tod aus der Wissenschaft fast verbannt habe. Zuletzt wurden die Pläne um das Humboldt‐Forum in Berlin diskutiert, wobei Ette bemerkte, dass die Brüder Humboldt in der historischen Zeit situiert und zugleich prospektiv behandelt werden müssten, da ihr Leben und Werk Inspiration sein könne. 14 Schlusswort und Verabschiedung Zum Abschluss der Veranstaltung dankte die Moderatorin Susanne Stemmler allen Mitwirkenden, besonders aber den Stipendiaten und Stipendiatinnen für ihre Beiträge und Offenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Gundula Herwig verlieh ihrer Freude über die angenehme Atmosphäre und das Gelingen der Auftaktveranstaltung Ausdruck, die ihre Erwartungen mehr als erfüllt habe. Nicht nur sei sie eine Investition gewesen, die Spaß gemacht habe, auch habe die von ihr geleitete Stabsstelle für Internationales im Wissenschaftsministerium des Landes Brandenburg neue Impulse bekommen. Es bleibe die Herausforderung, neue Netzwerke zu knüpfen und auszubauen, sowohl zur Stiftung Genshagen, als auch zu Wirtschaft und Kultur in Brandenburg. Auch Christel Hartmann‐Fritsch betonte, dass die neu begonnene Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerks, das jetzt entstanden sei, fortgeführt werden solle. Den internationalen BRAIN‐Fellows gab sie den Wunsch mit auf den Weg, trotz des anstehenden Alltags Kontakte zu halten, neue Kontakte zu knüpfen und das, was sie bewege, in den kommenden zwei Jahren offen zu kommunizieren. Schließlich lud die Projektleiterin Noémie Kaufman die BRAIN‐Fellows dazu ein, an Veranstaltungen der Stiftung teilzunehmen und Ideen für neue Projekte anzuregen, insbesondere solche, die Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft zusammenführen. 15 Impressum veranstaltet von: Stiftung Genshagen Ministerium für Wissenschaft, Am Schloss 1 Forschung und Kultur des Landes 14974 Genshagen Brandenburg Tel.: 03378‐805931 www.stiftung‐genshagen.de gefördert durch: Projektleitung: Noémie Kaufman, Stiftung Genshagen Fotos: © Stiftung Genshagen Veranstaltungsbericht: Sophie Schwarzmaier, März 2015 16 Willkommen, bienvenue, welcome, bienvenida, witamy… Who is the BRAIN behind this? Auftaktveranstaltung im Rahmen des Stipendiatenprogramms BRAIN ‐ Brandenburg Research Academy and International Network 29.‐30. Januar 2015 im Schloss Genshagen Programm Die Veranstaltung wird deutsch‐englisch gedolmetscht. Gesamtmoderation: Dr. Susanne Stemmler, Stiftung Genshagen Donnerstag, 29. Januar 2015 10:00 Begrüßung und Einführung in das Programm Christel Hartmann‐Fritsch, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, Stiftung Genshagen 10:20 Eröffnung MinR’in Dr. Gundula Herwig, Leiterin Stabsstelle Internationales und EU‐Angelegenheiten, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg Dr. Sonja Rademacher, Referatsleiterin Studentische Angelegenheiten, Nachwuchsförderung, Studentenwerke, Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg 10:40 Pause 11:00 Vorstellungsrunde In Zweiergruppen sprechen die Stipendiatinnen und Stipendiaten über ihre Erwartungen an das Stipendiatenprogramm. Im Anschluss stellen sie sich gegenseitig im Plenum vor. 12:30 Mittagspause 14:00 Input‐Vorträge mit anschließender Diskussion im Plenum
Themengebiet 1: Deutschland Dr. Kien Nghi Ha, freier Kultur‐ und Politikwissenschaftler, Berlin Thema: Verleugnete Migrationsgeschichte, unsichtbare Realitäten: Ist die deutsche Wissenschafts‐
kultur von gesellschaftlichen Dominanzverhältnissen in der rassifizierten Einwanderungsgesellschaft betroffen? Themengebiet 2: Brandenburg Dr. Kurt Winkler, Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH, Potsdam Thema: Brandenburg und die Welt 16:00 Kaffepause 16:30 Input‐Vorträge mit anschließender Diskussion im Plenum
Themengebiet 3: Wissenschaft Dr. Tilman Schröder, Jakob‐Fugger‐Zentrum, Universität Augsburg Thema: Wissenschaft und Gesellschaft – Wie wird die Wissenschaft in das gesellschaftliche Umfeld 17 vermittelt? Themengebiet 4: Kunst und Kultur Dr. Karl Ermert, ehemaliger Direktor der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel Thema: Kultur in Deutschland 18:00 Aperitif und gemeinsames Kochen mit dem Team des Gasthofs Zur Linde, Wildenbruch Anschließend gemeinsames Abendessen mit musikalischer Begleitung von Bardo Henning am Akkordeon Freitag, 30. Januar 2015 09:00 Input‐Vortrag mit anschließender Diskussion im Plenum
Themengebiet 5: Wirtschaft Dr. Stefan von Senger und Etterlin, ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH, Potsdam Thema: Wirtschaftsstandort Deutschland – Forschung, Entwicklung, Innovation 10:15 Kaffeepause 10:45 Input‐Vortrag mit anschließender Diskussion im Plenum
Themengebiet 6: Europa und globale Vernetzung Prof. Dr. Ottmar Ette, Professur für französisch‐ und spanischsprachige Literaturen, Universität Potsdam Thema: Zur Notwendigkeit der internationalen Vernetzung in der Wissenschaft, Bildung und Kultur am Beispiel von Alexander von Humboldts Lebensbuch. Die Amerikanischen Reisetagebücher als Wissenschaft aus der Bewegung 12:30 Mittagessen und anschließend Abreise der Teilnehmenden
Gefördert durch: 18 Willkommen, bienvenue, welcome, bienvenida, witamy… Who is the BRAIN behind this? Auftaktveranstaltung im Rahmen des Stipendiatenprogramms BRAIN ‐ Brandenburg Research Academy and International Network 29.‐30. Januar 2015 im Schloss Genshagen Kurzbiografien der Mitwirkenden Dr. Karl Ermert Prof. Dr. Ottmar Ette Karl Ermert studierte Germanistik, Geschichte und Erziehungswissenschaften auf Lehramt an den Universitäten Marburg und Trier. In Trier promovierte er 1978 im Fach Germanistische Linguistik mit einer textsortentheoretischen Untersuchung zum Brief als Kommunikationsform zum Dr. phil. Nach beruflichen Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Germanistische Linguistik an der Universität Trier (1973‐1977), als Studienleiter für Kultur‐ und Bildungspolitik der Evangelischen Akademie Loccum (1977‐
1993) und als Leiter des Arbeitsbereichs Hochschule – Forschung – Kultur des Instituts für Entwicklungsplanung und Strukturforschung GmbH an der Universität Hannover (1994‐
1999) leitete er von 1999 bis 2011 die Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel. Seit 2012 arbeitet er ehrenamtlich u. a. als Bundesvorsitzender des Arbeitskreises Musik in der Jugend e. V. Seine fachliche Schwerpunkte sind: Theorie kultureller Bildung, Kulturpolitik, Kultur und Demografie, bürgerschaftliches Engagement/Ehrenamt in der Kultur. Ottmar Ette hat nach seiner Promotion über José Martí an der Universität Freiburg i.Br. und seiner Habilitation über Roland Barthes an der Katholischen Universität Eichstätt seit 1995 den Lehrstuhl für französisch‐und spanischsprachige Literaturen an der Universität Potsdam inne. 2004‐2005 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, seit 2010 ist er Mitglied der Academia Europaea, seit 2011 Chevalier dans l’ordre des Palmes Académiques, seit 2013 Mitglied der Berlin‐
Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und seit 2014 Ehrenmitglied der Modern Language Association of America. Zudem ist er Leiter des BMBF‐Forschungsprojektes zu Alexander von Humboldt „Amerikanische Reisetagebücher: Genealogie, Chronologie und Epistemologie“ (2014‐2017). Ottmar Ette ist darüber hinaus Herausgeber der Buchreihe „mimesis – Romanische Literaturen der Welt“. Er erhielt 19 Dr. Kien Nghi Ha Christel Hartmann‐Fritsch Bardo Henning verschiedene Preise u.a. den Heinz‐Maier‐Leibnitz‐Preis für das Manuskript seiner neuen Edition von „A.v.Humboldt: Reise in die Äquinoktial‐Gegenden“. Kien Nghi Ha, promovierter Kultur‐ und Politikwissenschaftler, ist Fellow des Instituts für post‐koloniale und transkulturelle Studien der Universität Bremen. Er hat an der New York University sowie an den Universitäten in Heidelberg und Tübingen zu postkolonialer Kritik, Migration und Asian Diasporic Studies geforscht und gelehrt. Als Kurator hat er u.a. im Haus der Kulturen der Welt und im Hebbel am Ufer‐Theater verschiedene Projekte über asiatische Diaspora realisiert. Gesellschaftlich engagiert er sich als Vorstandsmitglied von „korientation – Netzwerk für deutsch‐asiatische Perspektiven“ und Co‐Sprecher des „Verbands für interkulturelle Wohlfahrtspflege, Empowerment und Diversity“ (VIW). Seine Monografie Unrein und vermischt. Postkoloniale Grenzgänge durch die Kulturgeschichte der Hybridität und der kolonialen „Rassenbastarde“ (transcript 2010) wurde mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für Interkulturelle Studien 2011 ausgezeichnet. Im Frühjahr 2014 gab er das Online‐
Dossier „Asian Germany – Asiatische Diaspora in Deutschland“ für die Heinrich Böll Stiftung heraus. Christel Hartmann‐Fritsch studierte Germanistik und Romanistik an den Universitäten in Regensburg, Freiburg und Clermont‐Ferrand. Sie lebte und arbeitete als Lehrerin, Dozentin und Journalistin mehrere Jahre in Frankreich. Von 1979 bis 1982 war sie Projektleiterin der Internationalen Bauausstellung IBA in Berlin‐Kreuzberg. Von 1983 bis 2009 war sie Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin des Internationalen Jugend Kunst‐ und Kulturzentrums „Schlesische27“. Von 1989 bis 1994 beriet sie die Europäische Kommission bei Fragen um Task Force, Human Resources, Education, Training and Youth – die heutige Generaldirektion Education and Culture. Von 1990 bis 2005 war sie als Expertin der Europäischen Kulturstiftung Amsterdam (ECF) und anderen europäischen Organisationen und Stiftungen tätig. Sie ist ehrenamtlich in verschiedenen Vereinen und Netzwerken in Deutschland und Frankreich tätig, z.B. in den Vereinen „Banlieues d’Europe“ und „Pépinières pour jeunes artistes“. Sie erhielt verschiedene Auszeichnungen wie das Bundesverdienstkreuz, den Ordre du Mérite und den Ordre des Arts et des Lettres, u.a. Seit April 2009 ist sie geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Stiftung Genshagen; sie leitet den Bereich „Kunst‐ und Kulturvermittlung in Europa“. Bardo Henning studierte an der Justus Liebig‐Universität Gießen und an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Graz. Als Pianist des Jazzquartetts „Serene“ oder als Leiter des „Experimenti Berlin Orchestra“ konzertierte er europaweit (u.a. in Zusammenarbeit mit dem Goethe‐Institut) und spielte bei zahlreichen internationalen Festivals, sowie bei 20 Dr. Gundula Herwig Dr. Sonja Rademacher Dr. Tilman Schröder Rundfunk‐, Fernseh‐ und Schallplattenproduktionen. Als Komponist trat er u.a. mit der Uraufführung von „Wüstenkommunikation“ bei den Donaueschinger Tagen für Neue Musik oder mit der Straßenoper „Achmeds Traum“ in Erscheinung. 1998 führte seine „Musik zum Tag der Deutschen Einheit“ zu einem Medienskandal. 2007 wurde sein Werk „Garper“ im Garten des Bundeskanzleramtes aufgeführt. Sein kompositorisches Werk umfasst Ballett und Theatermusik, Oper, Lieder und Instrumentalmusik. 1982 erhielt er den 1. Preis der Deutschen Phonoakademie, 1989 den Jazzpreis des SWF. Gundula Herwig, Diplom‐Geologin, studierte Geologie/ Geowissenschaften an der Bergakademie Freiberg und promovierte 1985 an der Akademie der Wissenschaft der DDR, am Zentralinstitut für Physik der Erde in Potsdam. Ihre Forschungsschwerpunkte waren Marine Geologie und Geochemie ozeanischer Basalte. Sie ist seit 1991 Referatsleiterin in der Regierung des Landes Brandenburg in verschiedenen Aufgaben u. a. im Umwelt‐ministerium, Landwirtschaftsministerium sowie in der Vertretung des Landes Brandenburg bei der EU in Brüssel (für die Bereiche Agrar, Verkehr, Landesplanung, Städtebau/ Wohnen, Forst, Wissenschaft, Forschung und Kultur). International war sie u.a. tätig als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Wissenschaftskooperation in Ost‐Europa, auf dem Gebiet der marinen Geoforschung, sowie beim Abzug der russischen Streitkräfte aus Deutschland/Brandenburg u.a. als Referatsleiterin zur Umweltvorsorge und Konversion der Liegenschaften für eine zivile Nachnutzung ehemals militärisch genutzter Flächen. Seit 2013 ist Gundula Herwig Leiterin der Stabsstelle für Internationales und EU‐Angelegenheiten im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Sonja Rademacher studierte Jura an der Universität Passau und wurde in den Fremdsprachen Englisch, Französisch und Italienisch fachspezifisch ausgebildet. Sie promovierte ebenfalls an der Universität Passau zum Thema „Diskriminierungsverbot und ‚Gleichstellungsauftrag’“. Später arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Lehrstühlen Verwaltungsrecht und Staatsrecht der Juristischen Fakultät der Universität Potsdam. Seit 2007 ist sie Mitarbeiterin des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg. Seit 2013 ist sie Leiterin des Referats „Studentische Angelegenheiten Nachwuchsförderung, Studentenwerke“ und verantwortet das internationale Postdoc‐Stipendienprogramm „BRAIN – The Brandenburg Research Academy and International Network“. Tilman Schröder studierte Romanistik und Betriebswirtschaftslehre an den Universitäten Mannheim und Buenos Aires. 2012 wurde er mit einer linguistischen 21 Dissertation zu kulturspezifischen Merkmalen auf internationalen Unternehmenswebsites am Romanischen Seminar der Universität Mannheim promoviert. Im Rahmen seiner Promotion absolvierte er Forschungssemester am Linguistics Department der University of California at Berkeley und am Monterey Institute of International Studies in den USA. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen Kontrastive Linguistik, Medienlinguistik, (Hyper‐)Textlinguistik sowie Werbe‐ und Unternehmenskommunikation. Seit 2013 ist Tilman Schröder wissenschaftlicher Geschäftsführer am Jakob‐Fugger‐Zentrum der Universität Augsburg. Hier soll transnationale und fächerübergreifend ausgerichtete Forschung dazu beitragen, gemeinsam Antworten auf zentrale Fragen zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft einer global vernetzten Gesellschaft zu finden und diese Antworten auf internationaler Ebene zu kommunizieren. Dr. Stefan von Senger und Etterlin Stefan von Senger und Etterlin studierte Geschichte, Anglistik, und Politische Wissenschaften in Freiburg i.Br., in Amherst/Massachussets und an der Freien Universität Berlin. Nach dem 1. Staatsexamen wurde er von der Freien Universität Berlin zum Dr. phil. promoviert. Später folgte ein Master of Business Administration (MBA) am Henley Management College in England. Seine berufliche Karriere führte von Senger u. a. über die Universität Frankfurt am Main, die Kommission der Europäischen Gemeinschaften in Brüssel, den U.S. Congress in Washington, den Bundestag in Bonn, ins Ministerium für Wirtschaft des Landes Brandenburg nach Potsdam. 2001 wechselte er in die ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH, der zentralen Wirtschafts‐
fördergesellschaft des Landes Brandenburg. Er leitet dort das Team Außenwirtschaft, Europa‐Service. Dr. Susanne Stemmler Susanne Stemmler ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Kuratorin sowie Projektleiterin in der Stiftung Genshagen. Zuvor war sie Gastprofessorin an der Universität der Künste Berlin, Leiterin des Bereiches Literatur, Wissenschaft, Gesellschaft am Haus der Kulturen der Welt und lehrte Romanistik an der Universität Düsseldorf. Ihr Post‐Doc‐
Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur urbanen Ästhetik transkultureller Praxis im Hip Hop führte sie u. a. als Visiting Fellow an die Columbia University in New York. Sie forscht und publiziert zu Kultur und Globalisierung, französischsprachigen Literaturen, Migration und trans‐
kulturellen Prozessen, urbanen und populären Kulturen, Kultur und Klimawandel sowie künstlerischer Forschung. Dr. Kurt Winkler Kurt Winkler studierte Kunstgeschichte und Philosophie in Würzburg und an der Freien Universität Berlin und promovierte an der Freien Universität Berlin zum Thema „Museum und Avantgarde“. Er arbeitete als Ausstellungs‐
kurator und wissenschaftlicher Mitarbeiter an verschiedenen Museen u. a. an der Berlinischen Galerie und dem Deutschen Historischen Museum und begleitete die Planung, 22 Organisation und Konzeption des entstehenden Jüdischen Museums. Außerdem war er Kurator, dann Abteilungsdirektor und schließlich amtierender General‐direktor an der Stiftung Stadtmuseum Berlin und Direktor des Städtischen Museums Braunschweig. Heute ist er geschäftsführender Direktor des Hauses der Brandenburgisch‐Preußischen Geschichte in Potsdam und seit 2014 zugleich Vorsitzender der Geschäftsführung der Brandenburgischen Gesellschaft für Kultur und Geschichte gGmbH. Seine Forschungs‐ und Publikationsschwerpunkte sind Geschichte und Theorie des Museums, Rezeptionsgeschichte der Avantgarde sowie Kulturgeschichte Berlins und Brandenburgs. Gefördert durch: 23