April - Juni 2015 (PDF 7 MB)

RAUF ZUM PULT
Sebastian Weigle:
Vom Hornisten zum Dirigenten
DER FRECHDACHS
Dirigent Christian Zacharias
spricht Klartext
ÜBER ALLE GRENZEN
Jean-Yves Thibaudet spielt
Chatschaturjans Klavierkonzert
DAS MULTI-TALENT
Schlagzeug-Slalom
mit Martin Grubinger
2
EDITORIAL | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER |
IN H A LT
IN T EN DAN T IN N EN B R IEF
Frauke Roth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
PO RT R ÄT I
Xavier de Maistre: Retter der Harfenehre . . . . . 6
APR O PO S
Joseph Haydn: Londoner Sinfonien . . . . . . . . 8
PO RT R ÄT II
Martin Grubinger: Das Multi-Talent . . . . . . . 10
N AC HG EF R AG T
Robert Volkmann zum 200. Geburtstag . . . . . 12
W IED ER B EG EG N UN G
Sebastian Weigle: Rauf ans Pult . . . . . . . . . 14
APR O PO S
Ludwig van Beethoven: »Missa solemnis« . . . . 17
PO RT R ÄT III
Christian Zacharias: Der Frechdachs . . . . . . . 18
ART IST IN R ESID EN C E
Martin Helmchen: Beglückender Dialog . . . . . 20
PO RT R ÄT IV
Tobias Broström: Auf der Suche . . . . . . . . . 22
APR O PO S
...mit der PhilharmonieCard
Gustav Holst »Die Planeten« . . . . . . . . . . 24
HAUSB ESUC H
Orchestervorstand im Gespräch . . . . . . . . . 26
Erleben Sie auch in der Spielzeit 2014 / 2015 wieder hochkarätige Künstler und profitieren dabei von den Vorteilen
der PHILHARMONIECARD:
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Freddy Kempf: Solist mit Taktstock . . . . . . . . 28
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Zum Beethoven-Wochenende . . . . . . . . . . 31
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Jean-Yves Thibaudet: Über alle Grenzen . . . . . 32
N EUG IER D E
Fragen an Martin Bülow . . . . . . . . . . . . . 34
KO N ZERT K ALEN D ER
April bis Juni 2015 . . . . . . . . . . . . . . . 36
mit ermäßigten Karten erleben*
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* nach Verfügbarkeit außer bei Sonder-,
Silvester- und Neujahrskonzerten
Die Dresdner Philharmonie ist Mitglied
im Deutschen Bühnenverein
Liebe Konzertbesucher!
Von Himmelblau bis »mystisch, verworren und unheimlich...«
beginnen wir in musikalischer Vielfalt das letzte Quartal dieser
Spielzeit. Freuen dürfen wir uns auf Mahlers farbenreiches
Monumentalwerk unter Markus Poschner im Albertinum zu
Ostern. »Von Herzen – möge es wieder – zu Herzen gehen«,
so steht es in Beethovens Autograph der Missa Solemnis. Mit
hochkarätiger Sängerbesetzung und dem einmaligen MDR
Rundfunkchor unter der Leitung von Sebastian Weigle steht
dieses besondere Konzert in der Kreuzkirche auch im Zeichen
des Erinnerns an unseren im Juni 2014 verstorbenen Chefdirigenten Rafael Frühbeck de Burgos. Am 06. Mai setzen wir die
schöne neue Tradition der Carte-Blanche – Kammermusikabende
unseres Artists in Residence fort. Martin Helmchen und Solisten
unseres Orchesters gewähren Ihnen einen ganz privaten Blick in
ihre Lieblingskammermusik. Gänzlich nordisch wird es am 16.
und 17. Mai: im Mittelpunkt steht die Uraufführung des Konzerts
für Schlagzeuger und Orchester vom schwedischen Komponisten
Tobias Broström. Im letzten Konzert dieser Spielzeit unter der
Leitung unseres Ersten Gastdirigenten Bertrand de Billy freuen
wir uns auf das poetische Feingefühl und das brillante Spiel von
Jean- Yves Thibaudet. Ein musikalisch reicher Frühling steht uns
also bevor – aber natürlich liegt mir unser Benefizkonzert für die
Konzertorgel im Kulturpalast am 9. Mai in der Kreuzkirche ganz
besonders am Herzen. Helfen Sie unserem Förderverein auf den
letzten Metern weiterhin mit, den Spendenmarathon für unsere
Orgel in Bestzeit zu erreichen.
Bleiben Sie uns herzlich gewogen,
Ihr Michael Sanderling
3
4
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | INTENDANTINNENBRIEF | Frauke Roth
| P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
Sehr geehrte Damen und Herren, verehrtes Konzertpublikum,
im Januar 2015 habe ich mein Büro im WaldRafael Frühbeck de Burgos – anzuknüpfen. Eine Aufschlösschen-Areal bezogen. Hier haben das Orchester
nahme mit dem Pianisten Alexander Krichel fand live
und seine Verwaltung für die Interimszeit bis zum
im Schauspielhaus statt: Ein herzlicher Dank gilt den
Wiedereinzug in den Kulturpalast gute ArbeitsmöglichKollegen vom Staatsschauspiel Dresden, die die Philkeiten gefunden: Das Orchester und
harmonie als angenehme und koldie Philharmonischen Chöre nutzen
legiale Mitstreiter während ihrer
»Weltoffenheit ist Teil
die ehemaligen Kinosäle für ProWanderjahre tatkräftig unterstützen.
unserer Identität, und die
Pflege der musikalischen
Freuen Sie sich auf die Früchte der
ben und Versammlungen. In der
Tradition
ist
für
uns
verZusammenarbeit des Orchesters und
Verwaltungsetage finden Gespräche
bunden mit der ständigen
Michael Sanderling mit Sony Classimit Dirigenten und Solisten, ArbeitsSuche nach künstlerischen
runden zu den Konzertprojekten der
cal: wir gehen davon aus, dass die
Zukunftsperspektiven.
laufenden Saison und zur Planung
erste fertige CD bereits in der zweiDie Zusammenarbeit mit
internationalen Dirigenten
der kommenden Spielzeiten statt.
ten Jahreshälfte vorliegen wird.
und
Solisten
gehört
für
uns
Am Brauhaus 8 werden darüber hinSave the date: Das neue Spielplangenauso selbstverständlich
aus die internationalen Tourneen der
buch der Dresdner Philharmonie
zum Programm wie die
Dresdner Philharmonie geplant. Vorfür die Saison 2015 / 2016 wird am
Offenheit gegenüber
Mittwoch, 6. Mai 2015 im Deutschen
bereitungen werden bereits bis weit
Menschen jeglicher
Herkunft.«
Hygiene-Museum vorgestellt. Als
in das Jahr 2018 hinein getroffen:
Abonnent erhalten Sie hierfür eine
Solisten werden angefragt, FlugverFrauke Roth
persönliche Einladung. Falls Sie noch
bindungen geprüft, gemeinsam mit
kein Abonnent sind, melden Sie sich
Michael Sanderling werden Progerne unter [email protected]
gramme entworfen, die die Dresdner Philharmonie als
Kulturbotschafter der sächsischen Landeshauptstadt in
mit dem Stichwort »Abonnentenveranstaltung« für diese
die Welt trägt. In diesem Jahr freuen wir uns nach einer
exklusive Veranstaltung an. Wir freuen uns auf Sie als
USA-Tournee im März auf eine Residenz in London und
Freunde und Gäste unseres Orchesters!
auf eine erneute Gastspielreise nach Korea und Japan.
Als Intendantin an der Spitze der Dresdner Philharmonie
Weltoffenheit ist Teil unserer Identität, und die Pflege
schätze ich mich glücklich dafür, dass die Zusammender musikalischen Tradition ist für uns verbunden mit
arbeit mit den Künstlern und innerhalb der Verwaltung
der ständigen Suche nach künstlerischen Zukunftspersso schnell, aufgeschlossen, konstruktiv und sachorientiert funktioniert. Ich kann Ihnen versprechen, dass wir
pektiven. Die Zusammenarbeit mit internationalen
Sie bereits in der kommenden Saison überraschen und
Dirigenten und Solisten gehört für uns genauso selbstfür Neues interessieren werden. Auf viele besondere
verständlich zum Programm wie die Offenheit gegenKonzerte und besonders auf Ihr Feedback freue ich
über Menschen jeglicher Herkunft.
mich.
Wenn Sie diese Ausgabe der Philharmonischen Blätter
in Händen halten, hat das Orchester bereits seine
ersten CD-Produktionen unter der Leitung von Michael
Herzlichst Ihre
Sanderling abgeschlossen. Wir freuen uns, an die legendäre Tradition von Aufnahmen in der Lukaskirche –
denken Sie zum Beispiel an die Brahms Sinfonien mit
Frauke Roth // Intendantin
Angekommen:
Die neue Intendantin Frauke Roth und
Chefdirigent Michael Sanderling haben
schon für die nächste Spielzeit viele
aufregende Projekte in Planung. Roth:
»Ich schätze mich glücklich dafür, dass
die Zusammenarbeit mit den Künstlern
und innerhalb der Verwaltung so
schnell, aufgeschlossen, konstruktiv
und sachorientiert funktioniert.«
5
6
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | PORTRÄT I | Xavier de Maistre
Ein Beau mit Mission
Kann auch anders:
Früher war
Xavier de Maistre
Hochleistungs-Ruderer
| P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
Xavier de Maistre rettet die Harfenehre
Allein schon der Name macht was her: Xavier aus der Familie de Maistre, einem südfranzösischen Adelshaus, ist eine Projektionsfigur für Sehnsüchte. Seinem Instrument
kann der Harfenist damit einen guten Dienst erweisen.  Christian Schmidt
Man muss nicht darum herumreden: Xavier de Maistre
ist ein Beau, ein schnittiger, sportlicher, feinsinniger
Mann, dessen bloße Präsenz heiße Herzen in die Höhe
schlagen lässt. Die Geschichte, sich als Neunjähriger in
seine Lehrerin verliebt zu haben, die eben zufällig auch
Harfe unterrichtete, erzählt der 41-Jährige immer wieder
gern, und sie ist fast zu schön, um wahr zu sein. Dass de
Maistre auch noch Ruderer in der französischen Nationalmannschaft war und neben der Harfe Jura, Politik- und
Wirtschaftswissenschaften studiert hat, weist ihn erst
recht als eines dieser Mysterien aus, auf die die moderne
Welt so steht – ein Idol im besten Sinne.
Denn Xavier de Maistre erfüllt zwar rein äußerlich viele
Klischees, doch der Familienvater macht sie sich nicht
zu eigen. Er will nur spielen – buchstäblich und sprichwörtlich. Damit reiht er sich ein in die Riege der neuen
Pragmatiker unter den Musikern, die die medialen
Gesetzmäßigkeiten so weit antizipieren, wie es ihrer
Musik dient. Freilich verkauft de Maistre mit blendendem
Erfolg seine inzwischen fünf Soloharfen-CDs. Aber der
APRIL
2015
11
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SAMSTAG
SONNTAG
19.30 19.30
Philharmonie im Albertinum
Lichthof
11. Konzert
Mann hat auch eine Mission: seinem Instrument zu
seinem Recht zu verhelfen, damit das Publikum glücklich
zu machen und so auch sich selbst.
Solo mit Spannung
»Die Fähigkeit, Trauer, Leidenschaft und Freude zu teilen,
ist keine rhetorische Hülse, ich habe mit Abstand den
schönsten Beruf.« Wenn 2000 Menschen im Saal den
Atem anhalten, dann sei das durch nichts zu ersetzen.
Deswegen hat de Maistre eigentlich auch keinen Spaß
an einsamen CD-Aufnahmen. »Ich brauche die Interaktion mit dem Publikum. Die Qualität von Stille hat im
Konzert ja auch eine ganz andere Intensität als im Wald,
wenn Sie allein sind.« De Maistre hat dafür ein einfaches
Rezept: »Meine Dynamik ist extrem. Mit vierfachem
Piano bringe ich die ans Laute gewöhnten Leute auch
in einem großen Saal zum Zuhören – und berühre sie«,
sagt der Franzose selbstbewusst und in einwandfreiem
Deutsch. Immerhin war er zehn Jahre Soloharfenist bei
den Wiener Philharmonikern, eine
»…EIN MANN AM VORABEND DES
Traumstelle, die er für eine SoloRUHMES.«
– Diaghilew über Strawinsky
karriere mit zunächst ungewissem
SERGEJ PROKOFJEW
Ausgang aufgab. »Bis heute bin ich
Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 44
der einzige Harfensolist, der davon
REINHOLD GLIÈRE
Konzert für Harfe und Orchester Es-Dur op. 74
leben kann.« Bereut hat er den
IGOR STRAWINSKY
mutigen Schritt nie: »Ich war nie der
»Der Feuervogel« – Ballett-Suite (Fassung 1919)
Orchestermensch, der die längste
Dmitri Kitajenko | Dirigent
Zeit mit Warten auf den kleinen
Xavier de Maistre | Harfe
Bilderbuch-Karriere
Einsatz verbringt. Das Leben, was ich jetzt führe,
entspricht meinem Temperament.«
Doch wie schwer ist es, als Künstler und nicht als
Kuriosum anerkannt zu werden? Immerhin galt die
Harfe ja eher als Pling-Plang-Instrument der höheren
Bürgertöchter und nicht als Soloinstrument, mehr
belächelt denn ernstgenommen. »Das war vielleicht
am Anfang schwierig. Auf dich hat niemand gewartet,
sagte man mir. Aber wenn die Leute einmal im Konzert
waren, ist das Vorurteil erledigt.« Xavier de Maistre
sieht sich nicht allein als Harfenist, sondern als ganzheitlicher Musiker auf der Suche nach neuen Klangfarben. Um das übersichtliche Repertoire zu erweitern,
transkribiert er viel, schreibt Fingersätze, passt andere
Sololiteratur für sein Instrument an. Und er überzeugt
namhafte Komponisten zu neuen Harfenkonzerten: »Im
Herbst kommt Penderecki, und nächstes Jahr schreibt
Kaija Saariaho für mich. Da eröffnen sich Möglichkeiten,
von denen ich kaum zu träumen wagte.« Xavier de
Maistre hat noch viel vor. 
1973 in Toulon geboren, wurde Xavier de
Maistre zuerst am Konservatorium seiner
Heimatstadt, dann in Paris ausgebildet. 1998
gewann er den wichtigsten Harfenwettbewerb
mit einem ersten Preis. Nach kurzem Engagement in München wurde er mit 24 Jahren bei
den Wiener Philharmonikern aufgenommen.
De Maistre ist als Solist viel unterwegs und
trat bereits mit zahlreichen renommierten
Orchestern und Dirigenten auf. Seine große
Liebe gilt indes auch der Kammermusik als
Duo. 2009 wurde er in der Semperoper mit
dem Echopreis ausgezeichnet. Neben seiner
Solistenkarriere lehrt de Maistre als Professor
an der Musikhochschule Hamburg und gibt
regelmäßig Meisterkurse an allerersten
Adressen. Mit einem Dresdner Orchester spielt
er zum ersten Mal: Reinhold Glières Harfenkonzert gehört zudem zu den wichtigsten
Solostücken für sein Instrument.
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P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | APROPOS | Joseph Haydn: Londoner Sinfonien
| P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
Klassisches Reiseziel
Haydn in London, mit Sinfonie im Gepäck
Als hätte er sich sein Leben lang auf diesen Moment vorbereitet, betritt Haydn die
Londoner Öffentlichkeit. Virtuos bricht er die allseits vertrauten Regeln des Sinfonischen –
er hat sie selbst erfunden.  Carsten Hinrichs
Endlich ist er da: Einen Monat nach seiner Abreise
von Wien am 15. Dezember 1790 trifft Joseph Haydn
mit dem Konzertveranstalter Johann Peter Salomon
in London ein. Nachdem er allein zwei Tage braucht,
um sich von den Strapazen zu erholen, besucht er als
allererstes nicht etwa den Konzertsaal oder hochgestellte
Persönlichkeiten, sondern die Zeitungsredaktionen.
Denn Haydn möchte sich im Gespräch mit den Kritikern
ein genaues Bild davon machen, mit welchem Publikum
er es in London zu tun haben wird. Und das besteht auch
in einer der ersten öffentlichen Konzertreihen der Welt
aus dem Adel und dem ganz reichen Bürgertum, nur sie
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SAMSTAG
SONNTAG
19.30 19.30
Philharmonie im Albertinum
Lichthof
12. Konzert
02
MAI
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SAMSTAG
20.00
03
03
SONNTAG
SONNTAG
11.00 17.00
Philharmonie im Museum
Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum
4. Apéro-Konzert
5. Museums-Matinée
5. Blaue Stunde
waren in der Lage, die teuren Abonnements zu bezahlen.
Auch verlangte der als öffentliches Konzert zelebrierte
Kunstgenuss vom Hörer, das Geschehen rational und
mit einer gewissen Kennerschaft zu verfolgen, gewissermaßen gedanklich »Mitzukomponieren«. Auf solch ein
Publikum hat Haydn nur gewartet.
Sinfonienschmiede
In seinem fast dreißigjährigen Dienst bei den Fürsten
Esterházy gelingt es Haydn, die Sinfonie völlig zu
verwandeln. Zu Beginn seiner Kapellmeisterlaufbahn
war sie noch ein rasch verflogenes
»…LEBENSGEFÜHL UNSERER ZEIT…« –
Stückchen Eröffnungsmusik für
Grubinger
12 – 20 Musiker, je nachdem,
BRUNO HARTL
welche Instrumentalisten gerade
Concerto for Percussion op. 23
JOSEPH HAYDN
verfügbar waren. Doch der UmSinfonie fis-Moll Hob I:45 »Abschiedssinfonie«
stand, allabendlich für ein fast
Sinfonie G-Dur Hob I:94 »Sinfonie mit dem Paukenschlag«
identisches fürstliches Publikum zu
Markus Stenz | Dirigent
Martin Grubinger | Multipercussion
schreiben, forderte Haydns kompositorischen Eifer zum Experiment
auf diesem Gebiet heraus: »Ich war
». . . DI ES E ARM E V E R S P R O C H E N E
S I NF O NI E S CH W E B T S T E T S I N ME I N E R
von der Welt abgesondert, niemand
FANTAS I E… « – Haydn zu seiner Sinfonie Nr. 93
in meiner Nähe konnte mich an mir
IGOR STRAWINSKY
selbst irremachen und quälen, und
Danses concertantes für Kammerorchester
so musste ich original werden.«
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Konzert für Klavier und Orchester F-Dur KV 459
Im Gegenzug forderte Haydn
JOSEPH HAYDN
wiederum seine Hörer heraus: Er
Sinfonie D-Dur Hob. I:93
stellt die Satzfolgen um, probiert
Christian Zacharias | Klavier und Dirigent
Klangeffekte und Besetzungen aus
Reisen im Jahr 1791
In Zeiten der Billigflieger und ausgebauten
Bahnstrecken kaum vorstellbar, welch Abenteuer eine Kutschfahrt von Wien nach London
für den 58-jährigen Joseph Haydn darstellte.
Einen Monat dauerte die Fahrt über München,
Schloss Wallerstein (wo der Fürst die Sinfonie
Nr. 92 zu Haydns Ehren aufführen ließ), Bonn,
Brüssel, und von Calais über den Ärmelkanal nach Dover. Die harten Karossen ließen
die Reisenden Stock und Stein fühlen, und
teuer war der Spaß obendrein: Umgerechnet
250 Euro kostete damals allein der Abschnitt
München-Nürnberg, dazu zahllose Trink- und
Schmiergelder an jeder von Deutschlands
Kleinstaatengrenzen. Am Österreichischen Zoll
nach seinem Beruf gefragt, antwortete Haydn,
er sei Tonkünstler. »Was?«, fragte der Grenzer?
»Ein Töpfer«, belehrte ihn sein Kollege
(zit. nach Griesinger).
und formt die Sinfonie über die Jahrzehnte zu einem
Klangmoment des sprühenden Geistes. Die stürmische
»Abschieds-Sinfonie« Nr. 45 fis-Moll überrascht die
Hörer im finalen Satz beispielsweise damit, dass eine
um die andere Instrumentenstimme verstummt, bis
nur noch der Konzertmeister und sein Pultkollege das
wiegende Adagio verebben lassen. Nicht denkbar ist es,
dass die Musiker – wie die Anekdote glauben machen
will – dazu auch die Plätze verlassen haben, das hätte
das strenge Hofzeremoniell in Anwesenheit des Fürsten
nicht gestattet, aber die Aufmerksamkeit war Haydn für
diesen ungewöhnlichen Kunstgriff gewiss.
Dialog mit dem Publikum
Die zwölf Sinfonien, die Haydn in seinen beiden
Londoner Aufenthalten 1791 / 92 und 1793 / 94 komponierte, sind der Gipfel dieses Dialogs mit seinem
Publikum. Jede ist durch eine Fülle von Einfällen und
Kunstgriffen unverwechselbar, und doch gehorchen
alle demselben großen Anspruch: Die Sinfonie selbst,
im brillanten Geist ihrer musikalischen Einfälle, der
Lässigkeit der souveränen Themenbehandlung, in ihrer
Beredsamkeit und ihrem weltläufigen Witz spiegelt das
Lebensgefühl des geschmackvollen, großstädtischen
Publikums. Nur dieses kann die Persiflage der sonst
geforderten »Simplicity« (Einfachheit) im geradezu
einfältigen Andante-Thema der Sinfonie Nr. 94 »mit
dem Paukenschlag« genießen: ein Thema, das sich jeder
echten Variation sperrt und mit dem der Komponist so
hörbar – und publikumswirksam – zu ringen hat. Und
es erkennt sich wieder in der Majestät und flüssigen
Grandezza der großen Kopfsätze, in denen Haydn der
neuen Zeit von Geist und Vernunft gleich zu Beginn ein
kühnes, klingendes Denkmal gesetzt hat. 
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P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER |
»Das Feuer, das wir für
klassische Musik
verspüren, wollen wir an
unser Publikum
weitergeben.
Alle Zuhörer im Saal
sollen fühlen, dass wir bis
an unsere Grenzen gehen,
um große Emotionen
entstehen zu lassen.«
Martin Grubinger
Das Multi-Talent
Schlagzeug-Slalom im Albertinum
Virtuos bewältigt Martin Grubinger rasante Wechsel von Trommeln zu Marimbaphon
oder Pauke. Doch selbst für ihn bleibt Bruno Hartls Concerto for Percussion mit 24 Schlaginstrumenten eine extreme Herausforderung.  Corina Kolbe
In seiner Heimat Österreich hat Martin Grubinger schon
früh auf Skiern gestanden. Seine gute physische Kondition kommt dem Schlagzeuger heute zugute, denn
jeder seiner Bühnenauftritte ist Hochleistungssport.
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SAMSTAG
SONNTAG
19.30 19.30
Philharmonie im Albertinum
Lichthof
12. Konzert
Der als Ausnahmetalent gefeierte Multipercussionist
aus dem Salzkammergut, der mit international
renommierten Orchestern, Dirigenten und Ensembles
auftritt, hat dem Schlagwerk als Soloinstrument
Geltung verschafft. »Trommeln,
»…LEBENSGEFÜHL UNSERER ZEIT…«
Pauken, Marimbaphon, Xylophon,
– Grubinger
Glockenspiel – zum Schlagwerk
BRUNO HARTL
sind etwa 5000 Instrumente aus
Concerto for Percussion op. 23
aller Welt zu rechnen«, sagt er.
JOSEPH HAYDN
Sinfonie fis-Moll Hob I:45 »Abschiedssinfonie«
»Und jedes von ihnen wird mit
Sinfonie G-Dur Hob I:94 »Sinfonie mit dem Paukenschlag«
einer besonderen Technik gespielt.
Markus Stenz | Dirigent
Die stilistische Bandbreite reicht
Martin Grubinger | Multipercussion
Martin Grubinger | PORTRÄT II | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
von afrikanischen Rhythmen über Salsa, Samba und
Jazz bis zur zeitgenössischen klassischen Musik. Um all
dies auch nur annähernd zu beherrschen, muss man
sich sehr intensiv vorbereiten.«
Als Kind hatte Grubinger das Glück, anfangs nicht erst auf
Kochtöpfen oder Telefonbüchern trommeln zu müssen.
Sein Vater, ebenfalls Schlagzeuger, gab ihm mit vier
Jahren den ersten Unterricht. »Man muss seine Bewegungen sehr gut koordinieren können und braucht außerdem
ein ausgeprägtes Gefühl für Rhythmus. Ein Schlagzeuger
ist im Grunde ein Tänzer auf seinem Instrument.«
jedes Mal an ein körperliches Limit. »Ich kenne kein
schwierigeres Werk für Schlagzeug«, gesteht er. »Man
muss sehr häufig zwischen den Instrumenten hin und
her wechseln. Auch Solisten im Orchester, etwa die
Solo-Flöte, das Englischhorn oder die Solo-Violine, sind
besonders gefordert.«
Rückkehr nach Dresden
Martin Grubinger freut sich darüber, dass in Dresden
alle drei Sätze dargeboten werden. »Bei anderen
Aufführungen fällt zumeist der letzte Satz weg, weil
das Konzert so schwierig und mit fast 40 Minuten
Ein Mann, 24 Instrumente
auch ziemlich lang ist. Ich bin davon überzeugt,
dass Markus Stenz und dem Orchester dieses Stück
Mit der Dresdner Philharmonie unter Leitung von
sehr liegen wird.« Mit der Dresdner Philharmonie
Markus Stenz wird Martin Grubinger das Concerto for
Percussion op. 23 seines
hat Grubinger unter anLandmanns Bruno Hartl
derem 2011 die deutspielen. Hartl, langjähriger
sche Erstaufführung eines
Solo-Pauker der Wiener
Schlagzeug-Konzerts von
Philharmoniker, und weiJohn Corigliano gespielt
und das Publikum, im alten
tere Komponisten wie
Kulturpalast präzise beFriedrich Cerha und Rolf
Wallin schrieben für GruBruno Hartl, 1963 in Wien geboren, wurde Mitte
gleitet von Dirigent Hannu
der achtziger Jahre als jüngster Pauker von den
Lintu am Pult, zu großem
binger Werke, die er mit
Wiener Philharmonikern aufgenommen. Neben
Jubel hingerissen.
großem Erfolg zur Uraufseiner Solistentätigkeit widmet er sich in letzter
»Als Instrumentalisten sollführung brachte. »Bruno
Zeit verstärkt dem Komponieren. Für Martin
Hartl merkt man an,
ten wir viele neue Werke
Grubinger schrieb er das Konzert für Marimbadass er seit Jahrzehnten
in Auftrag geben und uns
im Orchester Opern und
dafür einsetzen, dass sie
phon, 4 Pauken, Percussion und Orchester. Das
Sinfoniekonzerte spielt und
häufig in den Konzertim April im Albertinum aufgeführte Concerto for
das historische Repertoire
Percussion op. 23, entstanden 2000 / 2001, ist
sälen zu hören sind. Das
bestens kennt. Zugleich
ebenfalls dem Multipercussionisten gewidmet,
Feuer, das wir selbst für
arbeitet er an eigenen
der hier 24 verschiedene Schlaginstrumente
klassische Musik verspüKompositionen. Für mich
zu spielen hat. »Eine Herausforderung für das
ren, wollen wir an unser
ist er ein Genie.«
gesamte Orchester«, meint Grubinger. »Alle
Publikum weitergeben.
Musiker sagen mir, dass sie Hartls Komposition
Alle Zuhörer im Saal solDas technisch höchst anschwieriger finden als etwa Strawinkys Le Sacre
spruchsvolle Concerto for
len die tiefe Leidenschaft
du Printemps. Ich höre Einflüsse der Zweiten
Percussion op. 23, das
fühlen, mit der Musiker bis
Wiener Schule heraus. Insofern steht das Stück
die unglaubliche Zahl von
an ihre Grenzen gehen, um
für mich klar in Beziehung zur österreichischen
24 Schlaginstrumenten
große Emotionen entsteMusiktradition.«
vorsieht, bringt Grubinger
hen zu lassen.« 
Österreichischer
Schlagabtausch
11
12
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | NACHGEFRAGT | Wolfgang Hentrich
| P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
»Einfach schöne Musik«
»In der Regel erwartet man,
dass Musik kantig ist
und das Publikum
herausfordert.
Volkmanns Serenaden
dagegen sind einfach
schöne Musik,
romantischer Wohlklang –
und genauso wertvoll.«
Robert Volkmann beim Dresdner Abend
Das Philharmonische Kammerorchester erinnert bei seinem nächsten Dresdner Abend
an den vor 200 Jahren in Lommatzsch geborenen, zu Lebzeiten weithin berühmten
Komponisten Robert Volkmann.  Arnt Cobbers
Das Philharmonische Kammerorchester Dresden ist
Wolfgang Hentrich, einer der Ersten Konzertmeister
etwas ganz Besonderes. Erstens ist es das traditionsder Philharmonie, der das Kammerorchester seit 2002
reichste Kammerorchester der Stadt. Dass Orchesterleitet. »Wir dagegen wollen ganz bewusst die ‚kleine
musiker die so reizvolle Mischform zwischen dem
Philharmonie‘ sein.« So ist der typische Streicherklang
sinfonischen Klang und der intimen Kammermusik
der »großen« Philharmonie denn auch charakteristisch
pflegen, ist keine Seltenfür die kammerorchestrale
heit. Dass ein KammerTochter.
orchester über 46 Jahre
16 Streicher bilden
Bestand hat, aber schon.
den festen Stamm des
Wobei die Geschichte
Ensembles, der bei Bedarf
des Ensembles – zählt
um weitere Streicher und
Robert Volkmann ist nicht nur Ehrenbürger
man die Vorläufer hinzu –
Bläser aus den Reihen des
seiner Heimatstadt Lommatzsch im Landkreis
sogar bis in die 1920er
Orchesters aufgestockt
Meißen, auch ein Denkmal und eine Straße im
Jahre zurückreicht.
wird. »Das limitiert die
Stadtkern erinnern an den Komponisten, der
Zweitens setzt sich das
Zahl unserer Auftritte auf
dort 1815 als Kantorensohn geboren wurde.
rund 20 im Jahr und führt
In Freiberg zum Lehrer ausgebildet, nahm er
Philharmonische Kammerdazu, dass wir aus Terminin Leipzig Privatunterricht, ehe er als Musikorchester allein aus Mitlehrer nach Prag, Budapest und Wien ging.
gliedern der Dresdner
gründen auch interessante
1875 wurde er Professor für Komposition
Philharmonie zusammen,
Anfragen ablehnen müsin Budapest, wo er 1883 als international
während allgemein ein
sen wie gerade erst von
bekannter Komponist starb. In stilistischer
Modell wie etwa bei den
der Kölner Philharmonie«,
Nähe von Schumann und Brahms schrieb er
Dresdner Kapellsolisten
sagt Hentrich. Doch um
u. a. zwei Sinfonien, sechs Streichquartette
üblich ist: Ihnen gehören
ihr Musizierideal zu verund ein Cellokonzert, das als einziges seiner
auch Philharmoniker, Prowirklichen, nehmen die
Werke noch ab und zu im Konzertsaal auffessoren und Freiberufler
Musiker das in Kauf.
taucht. Seine drei Streicherserenaden sind
an. »Das ist künstlerisch
Seinem Dresdner Pubtechnisch nicht sehr schwer, weshalb sie von
durchaus befruchtend und
likum präsentiert das
ambitionierten Laienorchestern, aber leider
macht ein Ensemble orgaEnsemble in der Regel
kaum noch von Profis gespielt werden.
nisatorisch flexibel«, sagt
drei »Dresdner Abende«
Robert Volkmann
Wolfgang Hentrich
pro Saison – im Hygiene-Museum, dessen Saal das
Kammerorchester einst für die Philharmonie entdeckt hat. Am 22. April steht nun Robert Volkmann
im Mittelpunkt, der am 6. April 1815 in Lommatzsch
geboren wurde, später in Prag und Wien arbeitete
und hochgeehrt 1883 in Budapest starb. Seine zweite
Sinfonie gilt vielen als die bedeutendste zwischen
Schumann und Brahms.
Wolfgang Hentrich sieht das ganz genauso: »In der
Regel erwartet man heute, dass Musik kantig ist,
dass sie sich mit ihrer Zeit auseinandersetzt und das
Publikum herausfordert. All das tut Volkmanns Musik
nicht. Das ist einfach schöne Musik, das ist romantischer Wohlklang – und genauso wertvoll.«
Zwischen den beiden Streicherserenaden erklingen
zwei Werke des 20. Jahrhunderts, die das Publikum
aber sehr wohl herausfordern und in denen sich
zwei Solisten aus den Reihen der Philharmoniker
Hausschatz aus »Streicherseide«
präsentieren: das Cellokonzert des Wieners Ernst Toch
und die Passacaglia für Oboe und Streichorchester von
Es ist »eine gesunde Musik, die einen außerordentlich
Sandor Veress aus Budapest.
wohlthätigen Eindruck hervorruft und wahrhaft heilkräftig wie Haydn’sche Musik auf die Nerven wirkt«,
Für Wolfgang Hentrich eine erstrebenswerte Dramaurteilte die Allgemeine Deutsche Biographie 1896, und
turgie: »Ich finde es schön, wenn man in einen Abend
allmählich eintauchen kann und
VON SACHSEN IN DIE K&K-MONARCHIE –
erst dann gefordert wird. Und ich
22
ZUM 200. GEBURTSTAG VON ROBERT
FREITAG
APRIL
mag es, wenn ein Abend mal ohne
VOLKMANN
2015
20.00
den großen Knalleffekt endet. Der
ROBERT VOLKMANN
Philharmonie im Museum
Serenade Nr. 1 C-Dur für Streichorchester op. 62
Kreis wird sich schließen – und die
Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum
ERNST TOCH
Musik hat der Seele des Menschen
10. Dresdner Abend
Konzert für Violoncello und Orchester op. 35
wohl getan.« An diesem Abend wird
SÁNDOR VERESS
Passacaglia concertante für Oboe und Streichorchester
es die Musik eines Sachsen sein,
ROBERT VOLKMANN
der einst in die Hauptstädte der
Serenade Nr. 2 F-Dur für Streichorchester op. 63
k&k-Monarchie zog und dort Werke
Philharmonisches Kammerorchester Dresden
Wolfgang Hentrich | Leitung
schrieb, die eine Wiederentdeckung
Matthias Bräutigam | Violoncello
allemal wert sind! 
Johannes Pfeiffer | Oboe
13
14
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | WIEDERBEGEGNUNG | Sebastian Weigle
Rauf zum Pult
Vom Hornisten zum Dirigenten
Bahnhöfe, Flughäfen, Hotelzimmer – all das muss man mögen, wenn man ein gefragter
Dirigent ist. Sebastian Weigle, der am 26. April bei der Dresdner Philharmonie Beethovens
»Missa solemnis« dirigiert, kann davon ein Lied singen.  Christian Schmidt
Sebastian Weigle | WIEDERBEGEGNUNG | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
15
Was genau nimmt man zwischen den Kollegen
anders wahr als vor ihnen?
Wenn Sie im Orchestergraben die Hornstimme spielen,
haben Sie teilweise das Gefühl, Sie sind komplett alleine,
und wenn Sie dann mal im Publikum sitzen, fragen Sie
sich: Wo war denn diese Stelle, hat der Hornist seine
Stimme geschmissen? Das Klangerlebnis ist ein völlig
anderes, weil Sie das Orchester als Ganzes wahrnehmen
und nicht nur die unmittelbare Umgebung.
Sind Sie denn beim Dirigieren besonders aufmerksam auf die Hornisten?
Heute früh leiteten Sie in Dresden eine öffentliche
Probe, heute Abend dirigieren Sie schon wieder an
der Berliner Staatsoper. Wie schafft man so etwas
bei ihm im Kirchenchor gesungen, Klavier und Flöte
gelernt. Und er hat mich schon im zarten Kindesalter
unterrichtet.
physisch?
Das funktioniert nur im Vertrauen auf die Deutsche
Sie haben aber später Horn studiert und wurden
Bahn und in der Hoffnung, dass ich mich zwischendurch
mit 21 Solist in der Staatskapelle Berlin. Dass
ausruhen kann. »Der Freischütz«
Pianisten
auch
dirigieren,
läuft ja schon eine Weile, so dass
kommt häufiger vor, bei Geigern
»Die
Musiker
in Berlin kein Grund zu Nervosität
wird es schon selten. Aber wie
wollen ja musizieren
besteht. Ideal ist natürlich etwas
viele Hornisten gibt es wohl am
und nicht totgequatscht
anderes, nur manchmal ergibt es
Pult?
werden.
sich eben so.
Außer mir weiß ich von mindestens
Ich weiß, was ich
fordern und erwarten
drei. Als ich in der Staatskapelle
kann
und
was
nicht.«
spielte, dachte ich oft darüber
Sie kommen aus einer MusikerSebastian Weigle
nach, warum ich manchmal
familie. Inwiefern beeinflusst
ganz andere Ideen hatte als die
das die eigene musikalische
Dirigenten. Warum bloß klappte
Entwicklung?
dieser Übergang nie oder zog jenes Tempo plötzlich
Geprägt wurde mein ganzes Leben durch meinen Vater,
an? Unter Kollegen war ich bekannt für mein gutes
er war als Kantor und Kirchenmusikdirektor für meinen
Gehör, und außerdem hatte ich ja auch schon einen
Bruder und mich die Hauptfigur. Ich habe viele Jahre
Kammerchor und ein Kammer»WELCH ZERSTÖRENDES, WÜSTES
orchester gegründet. Irgendwann
26
LEBEN UM MICH HER« – Beethoven
SONNTAG
APRIL
suchte Daniel Barenboim einen
2015
18.00
LUDWIG VAN BEETHOVEN
Nachfolger für seinen Assistenten,
»Missa solemnis« D-Dur op. 123
Philharmonie
ich wurde ihm empfohlen, und er
in der Kreuzkirche
Sebastian Weigle | Dirigent
L'uba Orgonášová | Sopran
gab mir die Chance. Am nächsten
Marina Prudenskaya | Mezzosopran
Tag stellte er mich ein. Ich habe
Christian Elsner | Tenor
René Pape | Bass
großes Glück, dass es bei mir
MDR Rundfunkchor
funktioniert hat.
Philipp Ahmann | Einstudierung
Nur als ich anfing, das ist jetzt nicht mehr so, denn
sie spielen ja wie alle anderen auch im Orchestersatz mit. Ich glaube aber, ich kann mich ganz gut in
die Musiker hineinversetzen, so dass ich meistens die
Hornisten mehr oder weniger in Ruhe lasse. Wenn ein
Kollege nicht versteht, was ich will, dann lasse ich ihn in
Ruhe. Nicht jeder hat die nötige Flexibilität, und das ist
dann eben so. Jemandem etwas aufdrängen bedeutet
nur Stress, der sich wiederum negativ auf den Klang
auswirkt. Die Musiker wollen ja musizieren und nicht
totgequatscht werden. Ich weiß, was ich fordern und
erwarten kann und was nicht.
Seit 2008 sind Sie GMD in Frankfurt und haben
soeben bis 2023 verlängert. Sie werden dann
15 Jahre das dortige Orchester leiten. Welche
Gefahren birgt solche Kontinuität?
Sie ist sehr wichtig für den Stil, die Psychologie, die
Hygiene und Entwicklung eines Orchesters. Je früher
man ihm einen spezifischen Klang anerzieht, desto
besser wissen die Musiker auch nur bei Andeutungen
Bescheid und brauchen nicht unbedingt die große
Geste. Das erhöht die Flexibilität. Natürlich muss man
aber darauf vorbereitet sein, dass sich manche Dinge
schnell ein- und dann abschleifen. Routine darf es
nicht geben. Dagegen hilft nur Motivation, Disziplin
und ständige Aufmerksamkeit. Wenn man nur seinen
Dienst ableistet und nicht dafür brennt, ist das der
Anfang vom Ende, egal auf welcher Seite der Bühne
man steht.
Nichts erzwingen:
Sebastian Weigle
behandelt
Orchestermusiker
mit Respekt
16
Ludwig van Beethoven: »Missa Solemnis« | APROPOS | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER |
17
Vom Horn ans Pult
1961 in Berlin geboren, erhielt Sebastian Weigle
ersten Unterricht bei seinem Vater Gottfried. Ab 1977
studierte er an der Musikhochschule seiner Heimatstadt Horn, Klavier und Dirigieren und wurde direkt im
Anschluss zum Ersten Solohornisten der Staatskapelle
Berlin ernannt. An der Berliner Staatsoper erarbeitete
er sich als Erster Kapellmeister ein breit gefächertes
Repertoire und ging 2004 als Generalmusikdirektor
nach Barcelona. Seit 2009 leitet Weigle in gleicher
Position die musikalischen Geschicke der Oper Frankfurt
und ihres Hausorchesters. Aufgrund seiner schnell
Aufsehen erregenden Produktionen wurde er in rascher
Folge er an die großen Häuser zwischen Wien und New
York eingeladen und debütierte 2007 in Bayreuth.
Sie dirigieren überall auf der Welt, von Bayreuth bis
zur MET, zuletzt an der Staatsoper Berlin. Sind Ihre
Neigungen zwischen Sinfonik und Musiktheater
gleich verteilt?
Ja. Wenn ich zu lange Oper mache, dann fehlt mir die
Sinfonik. Und andersrum. Oper liegt mir aber schon mehr,
sie hat in vielerlei Hinsicht unterschiedliche Szenerien.
Müssen Sie manchmal die Musik gegen die Regie
verteidigen?
Da erlebe ich bisher recht selten Konflikte. Wie es in
den Wald hineinschallt, so schallt es heraus. Ich versuche, bei fast allen Regieproben dabei zu sein, um
von vornherein etwas verhindern zu können, was
nicht geht. Dabei sollte man aber nicht den Chef rauskehren.
insgesamt gibt es ja eher selten die Gelegenheit,
einen anderen Dirigenten kennenzulernen. So gesehen ist es ein einsamer Beruf, da muss man es sich
gemütlich machen.
Was verbinden Sie mit der Dresdner Philharmonie?
Ich bin gern hier und mag die Stadt sehr. Anfang der
80er Jahre habe ich unter der Leitung meines Onkels
alle Hornkonzerte von Mozart auf CD eingespielt, das
ist eine Klammer. Ich empfinde das Orchester als sehr
lustvoll, sehr jung, sehr frisch. Und vor allem erlebe
ich es als unglaublich engagiert, aufmerksam und
neugierig.
Manchmal kommt es einem so vor, als wäre der
Kanon der Chorsinfonik recht klein, dabei ist es
einfach nur ein zu kleiner Ausschnitt, der zur Auf-
Ihr Onkel Jörg-Peter Weigle war einige Jahre bei der
führung gelangt. Warum wird Beethovens »Missa
Dresdner Philharmonie Chefdirigent. Tauscht man
solemnis« so selten gespielt?
sich unter Kollegen oder sogar Verwandten eigentlich
Sie bedeutet einen großen Aufwand, ist nicht einfach
für den Chor, für die Solisten nicht minder. Andere
klerikale Werke sind leichter zu singen. Ich freue mich
schon sehr darauf, vom MDR-Rundfunkchor beeindruckt zu werden. 
aus über die Eigenheiten eines Orchesters?
Das kommt manchmal vor, aber eher zufällig. Wir
hatten gerade eine Familienfeier, da redet man
natürlich schon mal über das eine oder andere. Aber
Heroische Andacht
Beethovens persönlicher Gottesdienst
Ludwig van Beethoven hielt seine »Missa solemnis« für seine größte Komposition. Er hat mit
ihr ein Werk geschaffen, das mit vielen Konventionen liturgischer Musik bricht.  Albert Breier
Die Missa solemnis verdankt ihre
Entstehung der Ernennung von
Beethovens Freund und Gönner,
dem Erzherzog Rudolph, zum Erzbischof von Olmütz. Als Beethoven
von der Ernennung erfuhr, schrieb er:
»Der Tag, wo ein Hochamt von mir
zu den Feierlichkeiten für I. K. H. soll
aufgeführt werden, wird für mich
der schönste meines Lebens sein;
und Gott wird mich erleuchten,
dass meine schwachen Kräfte zur
Verherrlichung dieses feierlichen
Tages beitragen.« Beethoven konnte
die Komposition jedoch nicht rechtzeitig vollenden. Die Arbeit nahm
ihn sechs Jahre lang in Anspruch,
während derer er intensive Studien
auf den Gebieten der Theologie,
der Liturgik und der alten Kirchenmusik betrieb. Vollständig wurde
die Messe erst nach Beethovens
Tod aufgeführt, und zwar 1830 im
böhmischen Warnsdorf.
Das Kyrie der Missa solemnis ist
noch vergleichsweise konventionell
gehalten. Bei aller Feierlichkeit bewahrt die Musik den Ton ernster
Andacht. Schon mit dem Gloria
sprengt Beethoven dann jedoch
den Rahmen des Üblichen: nicht
nur in der großen Ausdehnung des
Satzes, sondern auch in der das
Fanatische streifenden Intensität des
Ausdrucks. Vollends ungewöhnlich
ist das Credo, ein Satz von außerordentlicher struktureller Vielfalt und
Dichte, der in eine gewaltige, die
Fähigkeiten des Chors rücksichtslos herausfordernden Fuge mündet.
Einfacher gehalten ist das Sanctus,
dem allerdings mit dem herrlichen
Benedictus eine Musik folgt, die
zum Individuellsten gehört, das
Beethoven je geschrieben hat. Im
Agnus Dei scheint der Komponist
endgültig die Beschränkungen des
Liturgischen hinter sich zu lassen.
Das grelle Schlachtengemälde, das
hier der Bitte um Frieden vorausgeht, nimmt bereits die symphonischen Dichtungen des späteren
19. Jahrhunderts vorweg. 
Titanenblick,
die »Missa«
in der Hand:
Idealisierendes
Beethoven-Gemälde
(Joseph Karl Stielers, 1820)
18
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | PORTRÄT III | Christian Zacharias
| P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
Der Frechdachs
Christian Zacharias hat klare Vorlieben – und Abneigungen
»Beethoven das größte Genie auf Erden? Nein, tut mir Leid.« Wer wie Christian Zacharias
solche Sätze sagen kann, der muss es wissen. Der Pianist und Dirigent ist bekannt für
seine knackigen Urteile. Aber wenn er etwas mag, dann funkt’s.  Christian Schmidt
Die Antwort, warum sich viele Pianisten irgendwann ans
Dirigentenpult stellen, kommt aus Christian Zacharias
wie aus einer Pistole geschossen: »Wahrscheinlich sind
sie mit ihrem schwarzen Kasten einfach irgendwann sehr
einsam.« Und außerdem sei es ja gar kein Geheimnis:
Je älter man werde, desto mehr müsse man am Klavier
arbeiten, um den eigenen Ansprüchen weiterhin zu
genügen. »Wahrscheinlich bin ich auch einfach zu faul
für Stücke, deren Schwierigkeit in keinem Verhältnis zum
künstlerischen Effekt steht.«
Das Publikum und die Medien lieben solche Eingeständnisse, die natürlich immer mit einem augenzwinkernden Understatement verbunden sind. Immerhin erhielt der Pianist erst 2012 den ECHO Klassik
für die siebte Folge seiner Mozartedition, »die
beste Konzerteinspielung des Jahres«. Zacharias,
noch keine 65, ist natürlich so wenig überaltert wie
technisch unbedarft, im Gegenteil. Aber er hat starke
Zuneigungen – und ebenso starke Abneigungen. Mit
erhobenem Blick, aus dem stets ein halb ernster, halb
schalkhafter Charakter zum Vorschein kommt, gefällt
02
MAI
2015
SAMSTAG
20.00
03
03
SONNTAG
SONNTAG
11.00 17.00
Philharmonie im Museum
Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum
4. Apéro-Konzert
5. Museums-Matinée
5. Blaue Stunde
sich der Kosmopolit in der Rolle des Frechdachses.
»Große Spätromantik ist mir zu pompös, da werden
doch alle Maße gesprengt«, sagt er bestimmt, allerdings nicht ohne hinzuzufügen, dass Bruckners zweite
Sinfonie ihm derzeit »die liebste Speise« sei.
»Große Spätromantik
ist mir zu pompös,
da werden doch
alle Maße gesprengt«
Als Dirigent beflügelt
Und ewig grüßt Scarlatti
Die zuweilen recht enzyklopädische Aufnahmepraxis
mancher Kollegen, die sich auf Sämtliches von A bis
Z stürzten, findet der Wiener-Klassik-Häuptling eher
langweilig: Er spielte lieber nur Bachs Präludien ohne
die »entwertenden« Fugen ein, und staunenswert sei
es doch nicht, dass »fast niemand alle Beethovensonaten aufgenommen hat«, denn sie hätten stilistisch,
vor allem aber qualitativ gravierende Unterschiede.
»Das soll das größte Genie auf Erden sein? Nein, tut
mir Leid.« Zacharias kann glaubwürdig beweisen, dass
selbst die größten Komponisten auch ihre schwachen
Tage hatten. Dafür wagt er gern Experimente: Auf einer
Scheibe versammelte er so Aufnahmen einer einzigen
Scarlatti-Sonate, die er ab 1973 am
». . . DI ES E ARME V E R S P R O C H E N E
S I NF O NI E S CH W E B T S T E T S I N ME I N E R
Ende jedes seiner Konzerte in aller
FANTAS I E… « – Haydn zu seiner Sinfonie Nr. 93
Welt zu spielen pflegte. So künden
IGOR STRAWINSKY
die zwanzig unterschiedlichen
Danses concertantes für Kammerorchester
Aufnahmen – trotz der im Grunde
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Konzert für Klavier und Orchester F-Dur KV 459
gleichen Musik – von vielen
JOSEPH HAYDN
verschiedenen Lebenssituationen.
Sinfonie D-Dur Hob. I:93
»Wenn Sie bei großen Firmen die
Christian Zacharias | Klavier und Dirigent
Standards abgeliefert haben, wird
es schwierig, die machen ja nur noch Hits. Jetzt darf ich
noch entdecken und spielen, was und wie ich will.« Die
Nischen sind es, die Zacharias sucht in einer schnelllebigen Welt der Oberfläche. Nicht weil er besonders
sein will, sondern »weil ein Künstler vor allem auch
sagen können muss, dazu stehe ich nicht«.
Christian Zacharias hat etwas zu sagen, und er will
es auch. Wird man aber als Spezialist für die Wiener
Klassik nicht zum Routinier, gerade wenn es um Mozart
und Haydn geht? »Genau umgekehrt! Sie gucken sich
die Partitur an und entdecken beim fünften Mal, wie
frisch es ist. Es kann da kein Spezialistentum geben,
sondern jede Interpretation ist immer wieder neu,
ohne Knopfdruck.« Mit dieser ganz eigenen Haltung
hat auch zu tun, dass Zacharias den Hammerflügel als
Konzertinstrument rundheraus ablehnt. »Ich greife die
Inspiration auf und nehme die Originalklänge wahr,
aber ich interpretiere heutig. Das meint auch immer
den Transport woandershin.« Der Hammerflügel sei
bloß ein unausgereifter Prototyp gewesen. »Ich liebe
meinen modernen Flügel sehr und weiß, dass er mich
trägt.« 
Christian Zacharias, 1950 in Indien geboren, wo
sein Vater als Ingenieur arbeitete, holte schon
als 19-Jähriger den 2. Preis beim renommierten
Genfer Klavierwettbewerb. Weitere sollten
schnell folgen. In den 80er Jahren stieg er zu
einem der gefragtesten deutschen Interpreten
auf. Seit seinem Debüt beim Genfer Orchestre de
la Suisse Romande 1992 dirigiert er renommierte
Orchester weltweit – mit Vorliebe vom Flügel
aus. Als Leiter des Kammerorchesters Lausanne
spielte er sämtliche Klavierkonzerte Mozarts ein
und erntete dafür einen Preis nach dem anderen.
Er wurde schnell in die Schublade gesteckt, ein
Spezialist für die Wiener Klassik zu sein, schätzt
aber auch zeitgenössische Komponisten –
Voraussetzung ist für alle Werke, dass er damit
etwas eigenes sagen kann. Furore machte er
zum Beispiel durch die Integration türkischer
Janitscharenmusik in Mozarts »Entführung aus
dem Serail«. Bei der Dresdner Philharmonie ist
er im Mai als Solist und Dirigent bereits zum
9. Mal zu Gast.
19
20
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | ARTIST IN RESIDENCE | Martin Helmchen
Beglückender Dialog
Kammermusik mit Martin Helmchen
Bei seinem letzten Konzert als Artist in Residence trifft der Pianist im Mai auf philharmonische
Streicher- und Bläsersolisten. Auf dem Programm stehen Stücke von Mozart, Schumann und
Schubert.  Corina Kolbe
In kleiner Besetzung gemeinsam zu musizieren, ist
für Martin Helmchen stets eine intensive Erfahrung.
»Unmittelbar aufeinander einzugehen, sich gegenseitig
Impulse zu geben, ist das Beglückende an der Kammermusik. In einem großen Orchester kommt es nur selten zu
solch einem spontanen Zusammenspiel.«
Zu den Werken von Wolfgang Amadeus Mozart,
Robert Schumann und Franz Schubert, die er als Artist
in Residence 2014 / 2015 mit Solisten der Dresdner
Philharmonie im Hygiene-Museum aufführen wird, hat
der in Berlin geborene Pianist ein besonders enges Verhältnis. Mozarts Quartett für Klavier, Violine, Viola und
Violoncello g-Moll spielte er 2001 im Halbfinale des
renommierten Clara Haskil Wettbewerbs, aus dem er als Preisträger hervorging. »Dieses
Quartett war für mich
damals ein Meilenstein«, erinnert er sich.
»Die Drei Romanzen
für Oboe und Klavier
von Schumann habe ich
später kennengelernt und mich
sofort Hals über Kopf in die Musik
verliebt. Und die Fantasiestücke, die
ich jetzt in Dresden mit dem
Klarinettisten Fabian Dirr spiele, führe ich sonst meistens
mit meiner Frau, der Cellistin Marie-Elisabeth Hecker, auf.
Ebenso wie Schuberts Forellenquintett, das wir in einer
besonders schönen Besetzung auch auf CD aufgenommen haben.«
Immer wieder taucht das Wort
»Glück« auf, wenn Martin Helmchen über das Musizieren und
das Leben an sich spricht. Mit
sechseinhalb Jahren begann er Klavier zu spielen, keine Wunderkind-Karriere also.
Auch nach dem
Sieg
beim
Clara Haskil
Wettbe-
| P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
Kammermusikreigen
Wolfgang Amadeus Mozart arbeitet 1785 gerade an
der Oper Figaros Hochzeit , als er den Auftrag für drei
Klavierquartette erhielt, von denen er letztlich nur zwei
komponierte. Statt gefällige Musik nach dem Geschmack
der Zeit zu schreiben, ließ er Streicher und Fortepiano in
seinem Quartett g-Moll KV 478 in einen lebhaften Dialog
treten. Beim Publikum fiel das Stück durch. Doch damit
hatte die Geburtsstunde der Kammermusik als Konzertgenre geschlagen.
Die Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94 schenkte
Schumann seiner geliebten Frau Clara 1849 zu Weih-
werb wurde er nicht über Nacht zum Star. »Ich hatte
genügend Zeit und Freiräume für meine künstlerische
Entwicklung. Das empfinde ich im Nachhinein als sehr
wertvoll.« Inzwischen gilt er als einer der besten jungen
Pianisten, tritt mit internationalen Spitzenorchestern auf
und erhielt bedeutende Preise wie den ECHO Klassik
und den Credit Suisse Young Artist Award.
nachten. Draufgängerischer wirken seine im selben Jahr
entstandenen Fantasiestücke für Klarinette und Klavier
op. 73, deren Stimmung sich zwischen Melancholie und
Lebenselan bewegt. Franz Schuberts bekanntes Forellenquintett, entstanden im Sommer 1819, ist eines seiner
heitersten Werke, in dem nur hin und wieder ein Hauch
von düsterem Weltschmerz anklingt.
nicht schwierig, Privates und Berufliches in Einklang zu
bringen. Bei Proben und Konzerten ist es so wie früher,
als die Partnerschaft noch rein musikalisch war. Was das
blinde Verständnis betrifft, bewegen wir uns inzwischen
natürlich auf einer anderen Ebene.« Seit einem Jahr sind
sie Eltern einer Tochter, die sie ab und zu auf Tourneen
mitnehmen. Familiäre Beziehungen hat Martin Helmchen auch zu Dresden und Sachsen, wo ein Großteil
seiner Verwandten lebt. »Und der Erste Konzertmeister
Familienbande
der Dresdner Philharmonie, Ralf-Carsten Brömsel, ist der
Schwiegervater eines Schwagers«, verrät er. »Bei dem
Marie-Elisabeth Hecker, die er bei Gidon Kremers
Orchester fühle ich mich immer zu Hause. Sein ruhiges
Lockenhaus Festival kennenlernte, ist seine konstanteste
Selbstbewusstsein, sein Wissen um die große MusikKammermusikpartnerin. »Erstaunlicherweise ist es gar
tradition der Stadt haben mich von
Anfang an mitgetragen.«
Artist in Residence: MARTIN HELMCHEN
06
»…HIMMLISCHER DURCHBLICK STATT
Für die Zukunft schmiedet HelmMITTWOCH
MAI
SCHWAMMIGER GEFÜHLSWOLKEN.«
2015
20.00
– Krause
chen eifrig Pläne: »Mit dem riesigen
Philharmonie im Museum
Klavierrepertoire kommen wir PianisWOLFGANG AMADEUS MOZART
Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum
Quartett f. Klavier, Violine, Viola u. Violoncello g-Moll KV 478
ten nie ganz durch. Jeder von uns hat
2. Kammermusik
ROBERT SCHUMANN
Meisterwerke im Kopf, die er noch nie
Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94
Fantasiestücke für Klarinette und Klavier op. 73
gespielt hat.« So schwebt ihm etwa
FRANZ SCHUBERT
ein Schubert-Sonatenzyklus vor, und
Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass A-Dur D 667 (»Forellenquintett«)
langfristig auch ein Bachprojekt mit
Martin Helmchen | Klavier
seiner Frau, das Klavier-Partiten mit
Philharmonisches Streichtrio Dresden
Cello-Suiten verbinden soll. 
Musiker der Dresdner Philharmonie
21
22
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | PORTRÄT IV | Tobias Broström
Auf der Suche
Ein neues Werk von Tobias Broström
Im Mai schreibt die Dresdner Philharmonie wieder ein Stück Musikgeschichte: mit der
Uraufführung des Konzerts für zwei Schlagzeuger und Orchester des Schweden Tobias
Broström.  Arnt Cobbers
Tobias Broström | PORTRÄT IV | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
und der zweiten Sinfonie von Jean Sibelius angesetzt
ist, beeinflusse ihn beim Schreiben nicht, sagt er beim
Telefoninterview während einer Komponierpause. »Aber
meine Stücke werden oft mit Sibelius oder russischen
Romantikern oder Schostakowitsch kombiniert. Das ist
vermutlich kein Zufall und passt, finde ich. Sibelius ist in
gewisser Weise eine große Inspiration für mich.«
Auf die in Deutschland heftig diskutierte Frage, ob man
(wieder) Dreiklänge und Melodien komponieren darf,
antwortet Broström: »Das ist für mich keine Frage.«
Er lebt seit zehn Jahren ausschließlich als Komponist –
seine Aufträge erhält er nicht von Neue-Musik-Festivals
»Ich bin Komponist.
Musik zu schreiben ist meine Art,
mich auszudrücken.
Es ist eine Suche – nach etwas,
das mir das normale Leben
wirklich. Deshalb schreibe ich Solokonzerte, da
kann ich meine musikalischen Ideen gemeinsam mit
Musikern, die ich kenne und schätze, realisieren.«
Als Musiker arbeitet er gar nicht mehr. »Das passt
nicht zu meiner Natur. Ich bin Komponist. Musik zu
schreiben ist meine Art, mich auszudrücken. Es ist
eine Suche – nach etwas, das mir das normale Leben
nicht geben kann.«
Dass Broström neun Monate an einem zwanzigminütigen Stück schreibt, ist keine Seltenheit. Umso mehr
genießt er den Moment, wenn er die Noten übergibt.
»Dann ist meine Arbeit getan. Ich bin bei den Proben
dabei, aber nur um Fehler zu verbessern oder Fragen
zu beantworten. Die Musiker wissen, was sie tun. Und
ich weiß auch ziemlich genau, was ich erwarten kann,
wenn ich ein Stück zum ersten Mal höre.« Und bei der
Uraufführung? »Da schlägt mein Herz schon schneller.
Aber ich will ja, dass meine Musik gehört wird. Und die
Dresdner Philharmonie ist ein wunderbares Orchester –
ich freue mich auf den Abend.« 
nicht geben kann.«
Tobias Broström
vielen kleiner als der Wunsch, ein weiteres Mal das
Altvertraute zu hören.
Doch die Uraufführung von Tobias Broströms Konzert
für zwei Schlagzeuger und Orchester dürfte auch für
Neue-Musik-Muffel spannend werden. Zum einen
bietet die Besetzung musikalisch wie optisch ungewöhnliche Reize – wobei der schwedische Komponist,
der selbst klassisches Schlagzeug studiert hat, in
seinem neuen Werk Instrumente
Konzert im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele
einsetzt, auf denen sich Melodien
»ICH BIN EIN SKLAVE MEINER THEMEN«
– Sibelius
spielen lassen: Vibraphon und
JEAN SIBELIUS
Marimbaphon vor allem.
»Finlandia« op. 26
Zum zweiten hat der 1978 in
TOBIAS BROSTRÖM
Konzert für zwei Schlagzeuger und Orchester (UA)
Helsingborg geborene Broström
JEAN SIBELIUS
ein positives Verhältnis zu Tonalität
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 43
und Tradition. Dass sein Stück in
Michael Sanderling | Dirigent
Dresden zwischen der »Finlandia«
Patrick Raab & Johan Bridger | Schlagzeug
Einst war es selbstverständlich, in Konzerten brandneue Musik zu hören. Und noch im 19. Jahrhundert
spielten Profis und Liebhaber überwiegend Musik
lebender Komponisten. Heute ist eine Uraufführung
im Rahmen eines Sinfoniekonzerts etwas ganz
Besonderes – ein Ereignis allerdings, das viele
Besucher eher abschreckt. Die Neugier, dabei zu
sein, wenn Musikgeschichte geschrieben wird, ist bei
MAI
2015
16
17
SAMSTAG
SONNTAG
19.30 19.30
Philharmonie im Albertinum
Lichthof
13. Konzert
Hammer und Amboss
oder dem Rundfunk. Sondern von Orchestern, die aufs
breite Publikum angewiesen sind.
»Als Zuhörer möchte ich von einem Stück fortgetragen
und hindurchgeleitet werden. Ein Stück braucht eine
Dramaturgie. Ich habe kein Strukturgerüst, ich erzähle
keine Geschichte; wenn ich komponiere, verlasse
ich mich ganz auf meine Intuition und mein Handwerkszeug. Aber man sagt oft, meine Musik sei
erzählerisch – und das gefällt mir.«
Der Herzschlag der Uraufführung
In den letzten Jahren hat Broström u. a. ein Klavierkonzert, ein Cello- und ein Trompetenkonzert
geschrieben. »Komponieren bedeutet Einsamkeit.
Dabei mag ich es, mit Menschen zu arbeiten, und das
geht mit einem Kollektiv wie einem Orchester nicht
Nicht nur beim Schmied, auch in jedem Ohr
finden sich Hammer und Amboss. Auf Latein
heißen die beiden Gehörknöchelchen Malleus
und Incus – was zusammengesetzt den Namen
eines der weltbesten Schlagwerk-Duos der Welt
ergibt. Es wurde 1996 von zwei schwedischen
Schlagzeugstudenten in Malmö gegründet.
Patrick Raab ist inzwischen Solo-Schlagzeuger
der Königlichen Oper Kopenhagen und Mitglied
des Alte-Musik-Ensembles Concerto Copenhagen, Johan Bridger hat als gefragter Solist u.a.
Tobias Broströms Schlagzeugkonzert »Arena«
2004 uraufgeführt. Und das wiederum gehört
inzwischen zu den meistaufgeführten Konzerten
für Schlagzeug und Orchester. In Dresden
werden die Raab und Bridger auch das neue
Auftragswerk von Broström aus der Taufe heben.
23
24
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | APROPOS | Gustav Holst: »Die Planeten«
Tönende Himmelskörper
Gustav Holsts klingende Astrologie
Die Vorstellung eines tönenden Universums war schon den alten Griechen geläufig. Zu
Beginn des 20. Jahrhunderts wurde sie von dem englischen Komponisten Gustav Holst
spektakulär wiederbelebt.  Albert Breier
»Die Planeten« sind mit Abstand das bekannteste
Werk des englischen Spätromantikers Gustav Holst.
Der Komponist selbst war darüber nicht sehr glücklich,
glaubte er doch, noch weit bessere Werke geschaffen
zu haben. Jedoch ist die Konzeption der »Planeten« von
derart durchschlagender Originalität, dass der Ruhm
dieser Orchestersuite gerechtfertigt erscheint. Zum Zeitpunkt der Komposition war Holst Musiklehrer an einer
Mädchenschule. Die Schule besaß einen schalldichten
Musikraum, den Holst am Wochenende und in den
Ferien zum Komponieren nutzen konnte. 1913 hatte der
Komponist – noch vor der legendären Uraufführung –
Zwergen-Nachzügler
In Holsts Planetensuite wurde die Erde bewusst
nicht berücksichtigt – aber auch nicht Pluto,
jener Himmelskörper, der erst 1930 entdeckt
wurde und bis zur Neudefinition des Planetenstatus im Jahre 2006 als neunter Planet galt.
Sechs Jahre zuvor hatte der englische Komponist
Colin Matthews vom Hallé-Orchester den Auftrag erhalten, einen dem Pluto gewidmeten
Satz in Holsts Suite einzufügen. Musikalisch
wird dem Werk dadurch eine ganz neue Facette
hinzugefügt: Pluto, eigentlich der Gott der Unterwelt, heißt bei Matthews »Der Erneuerer«.
bei einer Probe Strawinskis »Le sacre du printemps«
hören können. Beeindruckt war er auch von Schönbergs
»Fünf Orchesterstücken« op. 16, die in London aufgeführt worden waren. Er begann, Skizzen zu einer Reihe
von sieben Orchesterstücken zu machen, nachdem er
zuvor schon mit der Idee gespielt hatte, die Astrologie
in eine seiner Kompositionen einfließen zu lassen. Die
Lektüre von Alan Leos Buch »Was ist ein Horoskop« gab
dieser Idee neue Nahrung. Leo schrieb in diesem Buch
den Menschen, die im Zeichen bestimmter Planeten
geboren sind, gewisse Charaktermerkmale zu. Daran
orientierte sich Holst, indem er jeden Satz seiner Suite zu
einem Charakter- und Stimmungsbild machte.
Flaschengeist aller Filmmusiker
So ist »Mars, der Kriegsbringer« durch Aggressivität
und Militanz gekennzeichnet. Man hat in dem Satz
eine Widerspiegelung der Schrecken des Ersten Weltkriegs sehen wollen, doch wurde er bereits vor dessen
Ausbruch konzipiert. »Venus, die Friedensbringerin«
lässt dagegen sanfte und schmeichelnde Töne hören.
»Merkur, der geflügelte Bote« bekommt eine Musik von
großer rhythmischer Flexibilität, in der bitonale Effekte
eine Rolle spielen. Ausgelassen gibt sich »Jupiter,
der Bringer der Fröhlichkeit«; hier sind Anklänge an
Strawinskis »Petruschka« zu vermerken. »Saturn, der
Bringer des Alters« malt eindrücklich die Angst vor dem
unerbittlichen Herannahen des Todes. »Uranus, der
| P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
Magier« zeichnet sich durch geradezu taschenspielerische klangliche
Virtuosität aus. Ganz im Pianissimo
verläuft »Neptun, der Mystiker« –
eine Musik, die über die Grenzen
des Sonnensystems hinauszuweisen
scheint. Hier kommt ein sechsstimmiger Frauenchor zum Einsatz.
Holsts Partitur hat Generationen von
Filmkomponisten beeinflusst. Es handelt sich bei den »Planeten« gleichsam um die Ur-Filmmusik überhaupt.
Zwar ist bereits das Werk Wagners
in mehr als einer Hinsicht eine Vorahnung des Films, doch finden sich
erst bei Holst sämtliche Ingredienzen,
derer sich Hollywoods Komponisten
für ihre Partituren bedienten. Bis
heute ist der Einfluss der »Planeten«
in dieser Hinsicht ungebrochen. Aufschwung erhielt er vor allem durch
den Erfolg von Weltraum-Sagas wie
»Star Wars«. Holsts Originalmusik
findet aktuell selbst in Computerspiele Eingang, wobei sich vor allem
»Mars, der Kriegsbringer« großer Beliebtheit erfreut.
Gustav Holst hatte väterlicherseits deutsch-baltische
sowie lettisch-schwedische Vorfahren, mütterlicherseits
britische mit leichtem spanischen Einschlag. Zunächst
wollte er Pianist werden, was aber an einer Nervenentzündung eines Armes scheiterte. Am Royal College
of Music in London studierte Holst Komposition (bei
MAI
2015
30
31
SAMSTAG
SONNTAG
19.30 19.30
Philharmonie im Albertinum
Lichthof
15. Konzert
Charles Villiers Stanford) und Posaune. Im Anschluss an
sein Studium war er bei verschiedenen Orchestern als
Posaunist tätig. Danach wirkte er als Musiklehrer. 1919
bis 1923 unterrichtete er Komposition am Royal College
of Music und an der Universität in Reading. Holsts
Tochter Imogen erlangte ebenfalls Ruhm als Komponistin
und Dirigentin. In den angelsächsischen Ländern war
der Einfluss der Musik Holsts auf die
»ICH ABER SUCHE DIE SPUR DEINES
nachfolgende KomponistengeneraGEISTES DRAUSSEN IM WELTALL…« – Kepler
tion außerordentlich stark. In
JOHN ADAMS
Deutschland konnte er sich hinge»Lollapalooza« (für Orchester)
gen nie recht durchsetzen und stand
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Konzert für Flöte, Harfe und Orchester C-Dur KV 299
immer im Schatten von Komponisten
GUSTAV HOLST
wie Richard Strauss. Einzig der Welt»Die Planeten« – Orchestersuite für großes Orchester op. 32
ruhm der »Planeten«-Suite hat
Michael Sanderling | Dirigent
Karin Hofmann | Flöte
ihn auch ins deutsche Musikleben
Nora Koch | Harfe
Eingang finden lassen. 
Damen des Philharmonischen Chores Dresden
25
26
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | HAUSBESUCH | Orchestervorstand
| P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
Dreihundertsechzig Grad
Der Orchestervorstand der Philharmonie
Der Orchestervorstand der
Nicht nur DAX-Firmen haben einen Vorstand, sondern auch Orchester. Und bei der
Dresdner Philharmonie agiert er in alle Richtungen – zum Wohl der Musikerkollegen
und zur Entlastung der Verwaltung. Ein Hausbesuch  Carsten Hinrichs
Dresdner Philharmonie (v.l.n.r.):
Norbert Schuster (Kontrabass),
Prof. Jörg Wachsmuth (Tuba), Jörn Hettfleisch (2. Violine), Guido Titze (Oboe)
und Peter Conrad (Bassposaune)
wenn man eine solche Aufgabe ernst nimmt, und die ist
Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit – davon wissen
eben nicht immer angenehm.«
nicht erst seit Karl Valentin auch all jene ein Lied zu
So erging es beispielsweise Peter Conrad. Der Solo-Basssingen, die im Rampenlicht oder den Hinterzimmern
posaunist ist neben seiner Vorstandstätigkeit auch der
eines großen Sinfonieorchesters für den reibungsBeauftragte der Deutschen Orchestervereinigung. Im
losen Ablauf sorgen. In einem der größeren HinterGespräch wirkt der gebürtige Dresdner humorvoll und
zimmer im Büro am Waldschlösschen haben sich die
gemütlich. Doch gleich nach seinem Einstand oblag es
fünf Orchestervorstände der Dresdner Philharmonie
ihm, einen Viertelstunden-Warnstreik zu Probenbeginn
eingefunden, um von ihrer Arbeit zu berichten.
zu organisieren. »Das war schon hart, wir Orchester»Der Orchestervorstand erfüllt zentrale Funktionen
musiker gehen mit dem Thema Streik extrem vorsichtig
für den Ablauf des Orchesteralltags«, erläutert der
um«, erinnert sich Conrad. Und wie ist es mit der
Kontrabassist Norbert Schuster. »Dazu gehört der
Probendisziplin der Kollegen beKontakt zum Management und
stellt? »Die ist bei uns eigentlich
dem Chefdirigenten ebenso, wie die
»Wir
proben
in
mehreren
gut«, meint Jörn Hettfleisch, abends
Kommunikation in das Orchester
Sprachen, spielen mit
am Pult der zweiten Violinen zu
hinein, etwa bei der Wahrung der
Kollegen aus aller Herren
erleben. »Wir achten aber nicht
Orchesterdisziplin.« Dazu gibt es
Länder, sind auf der ganzen
nur darauf, dass die Musiker pünkteinen regelrechten BußgeldkataWelt zu Gast – für uns sind
lich ihren Arbeitsplatz einnehmen,
log, den sich das Orchester selbst
Offenheit und gegenseitiger
sondern auch, dass Dirigenten die
auferlegt hat. Und der ist hart:
Respekt Teil der täglichen
Probenzeiten einschließlich einer
Zuspätkommen bei der Probe ist
Arbeit«
regenerativen Pause einhalten.« Ob
kein Kavaliersdelikt. »Im Extremschwieriger Anschluss, ob heikles
fall werden bis zu einem Zehntel
Zusammenspiel von Blech und Streichern – einen
des Monatsgehalt fällig«, erzählt Guido Titze, stellvertretender Solo-Oboist des Orchesters und seit 2010
Maestro kann der Arbeitseifer über das Ende der Probe
Mitglied des Vorstandes. Das Wichtigste ist: Mit den
hinweg tragen. »Das passiert aber eher unerfahrenen
Kollegen reden, alles im Fluss halten. Der Vorstand
Dirigenten«, schmunzelt Hettfleisch. Sich nach dem
agiert in alle Richtungen. Rutscht man da auch schon
Konzert mit den Kollegen über die Leistung des Gastes
mal zwischen die Stühle? »Das passiert hin und wieder
auszutauschen und – als Rückmeldung an die Leitung –
schon«, meint Schuster. »Das ist auch unausweichlich,
ein transparentes Meinungsbild der Orchestermitglieder
zu evaluieren, hat sich der Vorstand ebenfalls zur Aufgabe gemacht.
Und man hat ein Ohr an der Politik, die die Weichen
für die Orchesterzukunft stellt. »Das war sehr wichtig
bei der Suche nach der neuen Intendantin«, erzählt
Jörg Wachsmuth, der Tubist des Orchesters. »Erstmals
hat der Orchestervorstand fast das gesamte Auswahlverfahren begleitet.« Damals war Norbert Schuster,
als Sprecher des Vorstands, ein Mitglied der Findungskommission. So ist man sich heute auch sicher, mit
Frauke Roth die tatsächlich beste Kandidatin gewählt zu
haben. Aber auch als seinerzeit die Verhandlungen mit
dem neuen Chefdirigenten im kulturpolitischen Unterholz zu verhaken drohten, ließ Schuster das Kulturamt
wissen, dass das Orchester mit Nachdruck auf seinem
Kandidaten bestehe. So kamen die Gespräche wieder
in Gang. »Noch vor zwanzig Jahren wurden Chefdirigenten ohne Rücksprache installiert«, erinnert er
sich, »da sind die Strukturen wesentlich demokratischer
geworden.«
Seit ein paar Jahren besteht der Orchestervorstand
der Dresdner Philharmonie aus fünf statt drei Kandidaten – »das hilft nicht nur bei der Verteilung der
Arbeitslast, sondern erhöht auch die Selbstkontrolle«,
betont Violinist Hettfleisch. Natürlich kann dennoch
nicht jede Interessensgruppe einen Kandidaten
installieren, aber die Vorstände fühlen sich für alle
Kollegen verantwortlich. Und für die Tonart des
Miteinanders. Auf die aktuellen Ereignisse auf Dresdens
Straßen angesprochen, reagieren sie mit Kopfschütteln.
»Ein Orchester ist ein solch internationales Konstrukt,
wir proben in verschiedenen Sprachen, spielen mit
Kollegen aus aller Herren Länder, sind auf der ganzen
Welt zu Gast«, sagt Conrad bestimmt. Und Titze ergänzt:
»Für uns sind Offenheit und gegenseitiger Respekt Teil
der täglichen Arbeit«. Auch, wenn mit einem Gastdirigenten einmal keine gemeinsame Fremdsprache zu
finden ist, dann geht eine Probe schon mal nur mit Gesten von statten.
Auf den neuen Saal blickt auch der Orchestervorstand
mit Spannung. »Das wird ein enormer Motivationsschub
für das Orchester werden, aber auch die Erwartungen an
uns sind groß«, ist sich Jörn Hettfleisch sicher. »Bisher
sind wir klanglich auf Diät, die aktuellen Spielstätten
sind akustisch nicht optimal, aber auch der alte Kulturpalast war es nicht.« So wird der neue Saal erstmals
wieder hörbar machen, was die Musiker auf Tournee
selbst immer wieder als Überraschung erleben: wie
seidig und tiefensatt das Orchester eigentlich klingt.
Und Hettfleisch weiß: »Es geht vor allem um die Proben.
Alle Spitzenorchester perfektionieren ihr musikalisches
Zusammenspiel dadurch, dass sie bereits in hervorragenden akustischen Verhältnissen proben können.«
Man darf also gespannt sein. 
27
28
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | NACHGEFRAGT | Freddy Kempf
Solist mit Taktstock
Für Freddy Kempf ist Beethoven ein Vergnügen
| P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
Herr Kempf, breite Aufmerksamkeit
erreichten
Sie ausgerechnet auch
mit einer – vom Publikum
heftig kritisierten – Niederlage beim renommierten Tschaikowsky-Wett-
Gleich dreimal Solist des Beethoven-Wochenendes ist ein Pianist, der hierzulande noch zu
entdecken ist. Wohlgemerkt, denn ansonsten ist Freddy Kempf auf den großen Bühnen
zuhause.  Arnt Cobbers
In Deutschland muss man ihn auf den Spielplänen noch
suchen, dabei gastiert er seit langem in den großen
Konzertsälen und bei den großen Orchestern der Welt
und nimmt jedes Jahr eine oder zwei meist hochgelobte
CDs auf – die Rede ist von Freddy Kempf. Die Karriere
des 37jährigen Londoners, der einen deutschen Vater,
eine japanische Mutter und eine deutsche Frau hat,
seit vier Jahren südlich von München wohnt und beim
Telefoninterview gerade sein sechs Monate altes drittes
Kind auf dem Schoß hielt, begann ungewöhnlich.
Kempfernatur
bewerb in Moskau 1998.
Wie kam das?
Kein Zufall ist die Namensähnlichkeit mit dem
großen Pianistenkollegen Wilhelm Kempff,
wie sich herausstellt. »Weil diese Frage immer wieder kommt. Ein Neffe von ihm hat die
Familiengeschichte recherchiert und ist dabei
auf meinen Vater gestoßen. Der erzählte ihm,
dass ich auch Pianist sei. Ich war zwar erst
acht Jahre alt war, hatte aber gerade mein
erstes Konzert mit Orchester hinter mir. Und
so wurde sogar ein Treffen vereinbart. Aber
dann ist Wilhelm Kempff gestorben, ich habe
ihn nie getroffen. Wir sind sehr entfernt verwandt.«
Von den acht Preisen im
Finale gingen sechs an
Schüler des Vizepräsidenten der Jury – es war
einfach zu offensichtlich,
dass da was nicht stimmte.
Immerhin wurde dann
noch ein Preis für die beste
Interpretation eines russischen Stücks gestiftet. Den bekam ich, und so war mein
Preisgeld als Drittplatzierter insgesamt höher als das des
Siegers. Kurz danach unterschrieb ich meinen Plattenvertrag und begann in der ganzen Welt zu spielen.
Sie spielen viel Beethoven. Was fasziniert Sie an
ihm?
Dass er so vieles vorweggenommen hat. Wenn Sie im
Film einen Sturm sehen, dann hören Sie eine Filmmusik,
die die Mittel benutzt, die Beethoven erfunden hat. Ich
liebe die Musik der Romantik, und Beethoven ist als
erster den Weg von der Klassik zur Romantik gegangen,
in der dritten Sinfonie und im zweiten Klavierkonzert.
Und als Pianist merkt man, dass er selbst auch Pianist
war. Es ist für mich immer ein Vergnügen, Beethoven zu
spielen. Und weil er so viel geschrieben hat, kann man
ihn auch oft spielen.
Ist es für Sie ein Unterschied, ob Sie Beethoven spielen
Nimm drei:
Freddy Kempf ist
mit einem wahren
Konzertmarathon
zu erleben!
oder ein Stück, das das Publikum nicht kennt?
Wenn ein Stück neu ist, muss man alles deutlicher
machen, damit es fürs Publikum interessanter wird. Bei
Beethoven kann man viel subtiler und kreativer sein.
Man muss nur aufpassen, dass es nicht zu frei wird.
Passiert das?
Wenn man ein Stück
mehrmals hintereinander
spielt, kommt schon
irgendwann die Lust auf,
zu improvisieren. Man
weiß, dass Beethoven das
auch gemacht hat. Aber
das muss man lernen und
üben. Wenn der Komponist das gleiche Material
zweimal geschrieben hat,
hat er erwartet, dass der
Pianist damit freier umgeht. Es ist eigentlich klar,
wann man das als Musiker
tun darf und wann nicht.
Sie dirigieren auch selbst. Sehen Sie seitdem die
Zusammenarbeit mit dem Dirigenten anders?
Es gab für mich eine Schlüsselerfahrung, als ich zum
ersten Mal das vierte Konzert vom Klavier aus geleitet
habe. Im dritten Satz haben wir Solisten immer das Gefühl,
das Orchester sei zu langsam. Während der ersten Probe
habe ich den Einsatz gegeben, das Orchester hat mein
ideales Tempo gespielt, dann setzte ich ein – und war zu
schnell. Der Konzertmeister hat mich gefragt: Waren wir
zu langsam? Ich musste antworten: Nein, der Solist war
zu schnell. Da habe ich die Rollenverteilung verstanden.
Der Dirigent hat die Übersicht und muss sehen, dass es
für alle 90 Spieler passt – der Pianist denkt nur an sich.
Seitdem streite ich nie mehr mit dem Dirigenten. Ich
frage manchmal, ob wir nicht schneller spielen wollen.
Aber wenn er sagt, ich mache es lieber so, dann folge
ich ihm. Er weiß, dass der zweite Oboist vielleicht gerade
eine Handverletzung hatte und nicht so schnell trillern
kann oder was auch immer. Das kann der Solist als Gast
nicht wissen.
Dann sind Sie ja der Traumsolist für jeden Dirigenten!
Viele Dirigenten verstehen sich im Solokonzert eher
als Begleiter.
29
30
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | NACHGEFRAGT | Freddy Kempf
Michael Sanderling | CHEFDIRIGENT | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
ich etwas auf meiner Schulter spürte. Ich habe mich
Wenn der Dirigent das tut und der Solist so denkt wie
umgedreht, und da schaute mich der Konzertmeister
ich, dann findet man sich in einer sehr guten Mitte. Ich
sehr hektisch an. Und dann sah ich auch schon aus
habe auch schon als Dirigent mit Solisten gearbeitet
dem Augenwinkel den ersten Schlag vom Dirigenten
und versucht, so gut ich kann zu folgen. Aber wenn
und hörte den Auftakt-Trommelwirbel – er hatte
ein Satz mit einem langen Tutti beginnt, muss man als
das Konzert angefangen, als ich
Dirigent schon eine Vorstellung vom
noch mit dem Hocker beschäftigt
Ganzen haben.
»Bei einem unbekannten
war. Ich musste sofort den ersten
Stück muss man alles
deutlicher machen, damit es
Macht es für Sie einen UnterAkkord greifen.
schied, ob Sie den Dirigenten gut
kennen?
fürs Publikum interessanter
wird. Bei Beethoven kann
man viel subtiler und
kreativer sein. Man muss nur
aufpassen, dass es nicht zu
frei wird.«
Beethovens Neune
Das Beethoven-Wochenende
In drei Konzerten dirigiert Michael Sanderling jeweils eine Ouvertüre, ein Klavierkonzert
und eine Sinfonie – ganz klassisch!  Aufgezeichnet von Arnt Cobbers
Wird das Dirigieren Ihr zweites
Standbein werden?
Es ist vor allem wichtig, dass man
einschätzen kann, wie er oder
Ich habe nie geplant zu dirigieren.
sie im Konzert ist. Wir sind alle
Wir hatten den Beethoven-Zyklus
Freddy Kempf
Menschen und verändern uns unmit dem Royal Philharmonic
Orchestra London vereinbart, aber
ter Druck. Wenn man weiß, wie
dann kam die Finanzkrise und plötzlich hing alles in
jemand unter Konzertbedingungen reagiert, kann man
der Luft. Da hatte meine Agentin die Idee: Machen
einschätzen, ob man ein Risiko eingehen kann oder ob
wir es ohne Dirigenten! Sie hat mich und den Intenman den Dirigenten besser nicht mit einer neuen Idee
überrascht.
danten überredet, dann habe ich es vergessen, und
als mir drei Monate vor den Proben klar wurde, auf
was ich mich eingelassen hatte, habe ich Unterricht
Ist Ihnen das schon passiert?
genommen. Und nach den elf Konzerten hat mich das
Ich erzähle Ihnen eine lustige Geschichte: Ich habe mal
Orchester gefragt, ob ich nicht noch zwei Programme
das Grieg-Konzert mit Neeme Järvi gespielt, mehrere
mit Beethoven-Sinfonien dirigieren wolle. Da dachte
Abende hintereinander. Und an einem Abend hatte er
ich mir: Da kann ich wohl nicht so schlecht gewesen
auffallend gute Laune. Wir gingen zusammen auf die
sein, und habe weitergemacht. Es macht einfach mehr
Bühne. Ich habe noch meinen Hocker eingestellt, als
Spaß, wenn man mit dem Orchester
Ein Wochenende mit Beethoven
direkt arbeiten darf. Man kann
»VON HERZEN MÖGE ES ZU HERZEN GEHEN« – Beethoven
neue Sachen ausprobieren, man
LUDWIG VAN BEETHOVEN
kann sich unterhalten. Als Solist
06
Ouvertüre zur Oper »Fidelio« op. 72b
SAMSTAG
JUNI
sitzt man nur da und muss spieKonzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37
2015
19.30
Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67
len. Ich kann mir allerdings nicht
vorstellen, ein Beethoven-KlavierLUDWIG VAN BEETHOVEN
07
Ouvertüre zu »Egmont« op. 84
konzert zu dirigieren, und ich
SONNTAG
JUNI
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58
2015
11.00
Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 »Pastorale«
darf nicht spielen. Ich möchte ein
Pianist bleiben, der auch dirigiert.
LUDWIG VAN BEETHOVEN
07
Ouvertüre zu »Die Geschöpfe des Prometheus« op. 43
Die Hälfte meiner Konzerte sind
SONNTAG
JUNI
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73
2015
19.30
Klavierabende, und wenn ich
»Emperor«
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92
Philharmonie im Schauspielhaus
darüber hinaus immer mal wieder
Großes Haus
vom Klavier aus dirigieren kann,
Michael Sanderling | Dirigent
6. Konzert
bin ich sehr glücklich! 
Freddy Kempf | Klavier
Herr Sanderling, welche Idee steht hinter dem
Beethoven-Wochenende fast zum Abschluss der
Saison?
Klang. Es gibt diesen spezifischen Dresdner Klang,
den ich sehr schätze. Aber es ist wie in der Küche: Die
schönste Zutat ist fehl am Platze, wenn sie nicht zum
Gericht passt. Wir wissen inzwischen einfach zu viel über
die Musikgeschichte, als dass wir diesen wunderbaren
Klang über jede Partitur gießen dürften. Im Hinblick auf
den Klang und die stilistische Flexibilität bei der Dresdner
Philharmonie etwas zu bewegen, sehe ich als meine
Aufgabe an – eine Aufgabe, die ich mit großer Freude zu
erfüllen versuche. 
Erstens ist es wichtige Musik für uns, die wir geballt
an einem Wochenende präsentieren möchten. Zum
zweiten sind die drei Sinfonien ganz unterschiedlich in
ihrem emotionalen Gehalt: Die Fünfte ist die Kämpferische, die Sechste die Idyllische, die Siebte die Ausgelassene – und das ist vielleicht ein schönes Abbild der
Saison. Ich denke aber auch, dass Beethovens Musik
mit ihrer Kraft und ihrem Aussagereichtum gerade
wieder hochaktuell ist. Beethoven war wohl der erste
Komponist, der eine gesellschaftskritische und politisch
motivierte Musik geschrieben hat. Ich habe volles Verständnis dafür, dass Menschen in unserer Gesellschaft
mit vielem unzufrieden sind, und ich habe viel Verständnis dafür, dass man den sozialen Unfrieden, den es
zweifellos gibt, benennt. Aber ich habe kein Verständnis
für die Überschrift, unter der das gerade in Dresden
geschieht. Deswegen finde ich eine Rückbesinnung auf
die Dinge, die uns in Beethovens
Musik erzählt und gezeigt werden,
»Beethoven war wohl der
erste Komponist, der eine
umso wichtiger.
gesellschaftskritische und
Und schließlich ist Beethovens Musik
politisch motivierte Musik
auch das beste Mittel, mit einem
geschrieben hat. Ich denke,
seine Musik ist mit ihrer
Orchester zu arbeiten in Hinblick auf
Kraft und ihrem Aussageunterschiedliche Stilistiken, auf die
reichtum gerade wieder
Einbettung von Naturinstrumenten,
hochaktuell.«
auf unterschiedliche OrchesteraufMichael Sanderling
stellungen, auf einen differenzierten
31
32
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | WIEDERBEGEGNUNG | Jean-Yves Thibaudet
WIEDERBEGEGNUNG | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
Über alle Grenzen
unter anderem den Echo, den Deutschen Schallplattenpreis und den Diapason d'Or erhielt, tritt Thibaudet bei
Recitals und Orchesterkonzerten auf der ganzen Welt
auf. Deutschland bleibt er – nicht zuletzt aufgrund
seiner familiären Wurzeln – besonders tief verbunden.
Mit der Dresdner Philharmonie musizierte er bereits
unter ihrem früheren Chefdirigenten Rafael Frühbeck
de Burgos. »Ich kenne das Orchester seit Langem, wir
verstehen uns sehr gut.«
Thibaudet spielt Chatschaturjans Klavierkonzert
Der französische Starpianist hat bei seiner Rückkehr nach Dresden eine Rarität im Gepäck.
Mit Aram Chatschaturjans selten aufgeführtem Klavierkonzert will er sein Publikum mitten
ins Herz treffen.  Corina Kolbe
Liegen Debussy, Ravel oder Satie einem französischen
trat zwei Jahre später zum ersten Mal vor Publikum
Pianisten einfach so im Blut? Jean-Yves Thibaudet
auf. Am Konservatorium in Paris studierte er als Zwölfkann über solche Klischeevorstellungen nur lachen.
jähriger bei Lucette Descaves, einer Freundin und Mit»Ich spiele natürlich gern
arbeiterin von Maurice
Musik aus meiner Heimat,
Ravel. »Sie war wunderhabe mich aber niemals
bar und brachte mir
nur darauf festlegen
die große französische
wollen. Meine Mutter ist
Klaviertradition nahe«,
übrigens Deutsche! Schon
erzählt er begeistert.
früh habe ich mich intenIn Paris kam er damals
außerdem mit dem kürzsiv mit Schumann, Brahms,
Der sowjetisch-armenische Komponist Aram
Rachmaninow und Liszt
Chatschaturjan (1903 – 1978) schrieb nur
lich verstorbenen Meisterbeschäftigt«, sagt der in
ein einziges Klavierkonzert. In dem 1936
pianisten Aldo Ciccolini
Lyon geborene Künstler.
entstandenen Werk in Des-Dur treffen große
in Kontakt. »Alle meine
»Und heute leben wir in
Gegensätze aufeinander. Exotische Melodien
Lehrer waren mir wichtig.
einer globalisierten Welt,
und Rhythmen der armenischen Volksmusik
Von Aldo habe ich nicht
in der man erst recht
vereinen sich mit Einflüssen aus der russischen
nur viel über Musik geüber alle Grenzen hinausSpätromantik, die vor allem durch Peter Tschailernt, sondern auch über
kowsky und Alexander Glasunow geprägt
Malerei, Philosophie und
blickt.«
wurde. Farben und Stimmungen scheinen den
das Leben überhaupt.
Bereits als kleines Kind
Impressionisten des frühen 20. Jahrhunderts,
Wir haben uns nie aus
fühlte sich Jean-Yves
insbesondere Maurice Ravel, entlehnt zu sein.
den Augen verloren. Ein
Thibaudet wie magisch
Sein berühmter Landsmann Sergej Prokofjew
paar Monate vor seinem
angezogen vom Klavier
lobte das Konzert, doch weltweit bekannt wurTod habe ich ihm noch
im Haus seiner Eltern,
de Chatschaturjan vor allem durch den »Säbei einem Besuch vorgedie beide in ihrer Freizeit
beltanz« aus seinem Ballett »Gayaneh«, den
musizierten. »Ich wollte
spielt. Man hört nie auf zu
der Regisseur Billy Wilder für seinen Film »Eins,
immer darauf spielen und
studieren.«
Zwei, Drei« verwendete. Zu der Musik tanzte
sang auch dazu.« Mit fünf
Als bekannter Solist, der
ausgelassen auf einem Tisch: Liselotte Pulver.
bekam er Unterricht und
für seine CD-Einspielungen
Selten zu hörendes Konzert
Völkerverständigung
»Ich finde Chatschaturjans
Konzert fantastisch und
versuche es so oft wie
möglich aufzuführen.
Es steht ganz in der
spätromantischen Klaviertradition und hat großartige
Kadenzen.«
JUNI
2015
13
14
SAMSTAG
SONNTAG
19.30 19.30
Philharmonie im Albertinum
Lichthof
16. Konzert
Bei den Konzerten am 13. und 14. Juni wird der
Franzose Bertrand de Billy am Pult stehen. »Es klingt
verrückt – wir sind Freunde, schaffen es aber erst
jetzt, gemeinsam auf die Bühne zu gehen.« Auf dem
Programm steht das kaum gespielte Konzert für Klavier
und Orchester Des-Dur des armenisch-sowjetischen
Komponisten Aram Chatschaturjan .»Leider wird
er oft unterschätzt und nicht auf eine Stufe mit den
anderen russischen Komponisten gestellt. Das ist nicht
gerecht«, meint Thibaudet. »Ich finde das Konzert
fantastisch und versuche es so oft wie möglich aufzuführen. Es steht ganz in der spätromantischen Klaviertradition und hat großartige Kadenzen. Diese Musik
kommt von Herzen, sie ist sehr eingängig und berührt
die Zuhörer.«
Jean-Yves Thibaudet schätzt Chatschaturjan auch
als Schöpfer von Filmmusik. Der Pianist hat selbst ein
großes Faible für das Kino. Mit dem English Chamber
Orchestra spielte er Dario Marianellis Scores für den Film
»Stolz und Vorurteil« und den 2008 mit einem Oscar
und einem Golden Globe ausgezeichneten Welterfolg
»Abbitte« ein. »Die Musik steht hier
im Dienst der Bilder. Das ist eine
» ...Z WE I CH A RA KT E RE IN E IN E M, D E R
E IN E SP IE G E L D E S A N D E RE N « – Dutilleux
echte Herausforderung«, sagt er.
HENRI DUTILLEUX
»Mir kommt es darauf an, ein mögSinfonie Nr. 2 »Le Double«
lichst großes Publikum zu erreichen.
ARAM CHATSCHATURJAN
Konzert für Klavier und Orchester Des-Dur
Millionen Menschen gehen ins Kino
MAURICE RAVEL
und hören diese Musik. Ich hoffe,
»La Valse«
dass viele von ihnen dann auch in
Bertrand de Billy | Dirigent
meine Konzerte kommen.« 
Jean-Yves Thibaudet | Klavier
33
34
Martin Bülow | FRAGEBOGEN | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER |
Fragebogen
für Musiker und Nichtmusiker,
Gäste und Mitarbeiter
der Dresdner Philharmonie,
Raucher und Nichtraucher, also:
für Frauen und Männer
aller Arten ...
... beantwortet von
Martin Bülow, Verwaltungsdirektor
und stellvertretender Intendant
Ja – Al Jarreau: High Crime; Maximillian Hornung:
Haydn & Azarashvili Cello Concertos.
fliehende Steinway (trotz festgedrehter Räder) unter
den Händen von Yefim Bronfman bei Prokofjew Sonate
Nr. 7 op. 83: III. Precipitato.
Was war für Sie der Anlass, Ihren Beruf zu ergreifen? Gibt es einen Pop-Song, für den Sie alle andere
Mein Vater: Mitglied der ersten Violine von 1957 bis
2000 und Orchesterdirektor – Staatskapelle Dresden.
Musik links liegen lassen würden?
Auf guten Rat oder gegen alle Widerstände?
Wenn Sie von der Bundesregierung beauftragt
Immer auf guten Rat, aber guter Rat ist extrem selten.
würden, neue Hörer für die klassische Musik zu
Haben Sie heute schon Musik gehört? Welche?
Earth, Wind and Fire – September.
begeistern – was wäre Ihr erster Schritt?
Zuhören, erklären, positiv konfigurieren.
Ausbau der Ganztagsschulen, gern auch als Internat:
verpflichtende Wahl zwischen Schulorchester und
Schulchor.
Und welcher Teil Ihrer Arbeit macht Ihnen am
Auf Zeitreise im 19. Jahrhundert: Wen würden Sie
meisten Spaß?
gerne einmal live im Konzert erleben, Liszt oder
Musik(er), und das täglich.
Brahms?
Welcher Teil Ihrer Arbeit nimmt heute die meiste
Zeit ein?
Eindeutig Brahms.
Wo schlägt für Sie Dresdens Herz? Haben Sie einen
Martin Bülow
Lieblingsplatz in der Stadt?
Und mit wem von beiden würden Sie lieber zu
Auch wenn pulsierend etwas anderes ist – zwischen
der Frauenkirche und dem Schloss Pillnitz, am besten
mit der Vespa.
Abend essen?
des Dresdner Kreuzchores,
Welcher Bach-Kantaten-Titel könnte als Überschrift
Vor welchem Werk der bildenden Kunst würden Sie
bevor er eine Lehre am
zur Ihrer derzeitigen Situation dienen?
länger verweilen, einem Apostel von Caravaggio
Staatstheater Dresden absolvierte.
»Herz und Mund und Tat und Leben«, BWV 147.
oder Gerhard Richters Farbquadraten?
Welches Instrument würden Sie heute nochmal
Caravaggio, wegen des unglaublichen, handwerklichen
Könnens.
wurde 1965 geboren,
war sechs Jahre lang Mitglied
Anschließend arbeitete er zunächst
bei der Bühnentechnik
an der Semperoper Dresden.
Auch wieder Brahms um herauszubekommen, was mit
Clara Schumann lief.
beginnen wollen?
Eher chirurgische Instrumente als musikalische.
1988 bis 1993 studierte
Was ist Ihre liebste Form der Entspannung?
Die Ostsee zwischen Ahrenshoop und Hiddensee.
Bülow an der Hochschule für Musik
Hand auf’s Herz: Mit welchem anerkannten Meister-
»Carl Maria von Weber« in Dresden
werk klassischer Musik werden Sie bis heute nicht
Apropos Lebenswandel: Was sollten Sie öfter mal
bei Prof. Peter Krauß Kontrabass,
warm?
tun? Und was lieber seltener?
Helene Fischer – Atemlos.
Mehr stilles Wasser – weniger guten Weißwein.
Und welches Werk war für Sie die größte persönliche
Zum Abschluss, frei nach Haydn: Was war der
Entdeckung?
schönste Paukenschlag in ihrem Leben?
Als Fünfjähriger: Bach – Goldberg-Variationen, BWV 988,
als Diensthabender bei einer Zugabe: Der nach rechts
Unstrittig: zweimal Kreißsaal – Clemens und Fabian
bevor er 1996 auch das Studium
zum Diplom-Betriebsverwaltungswirt
abschloss. Seit 1995 arbeitet
Martin Bülow bei der
Dresdner Philharmonie.

35
36
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | KONZERTKALENDER | April bis Juni 2015
KONZERTK AL ENDER
A P R I L B I S JU N I 2 0 1 5
APRIL
2015
| P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
18
19
SAMSTAG
SONNTAG
19.30 19.30
à la carte
Philharmonie im Albertinum
Lichthof
12. Konzert
à la carte
»…LEBENSGEFÜHL UNSERER ZEIT…« – Grubinger
Philharmonie
im Schauspielhaus
Großes Haus
05
APRIL
2015
SONNTAG
19.30
5. Konzert
S1
06
06
MONTAG
MONTAG
Dresdens Klang. zu Ostern
JOSEPH HAYDN
Sinfonie fis-Moll Hob I:45 »Abschiedssinfonie«
Sinfonie G-Dur Hob I:94 »Sinfonie mit dem Paukenschlag«
S3
18.00 Uhr – 19.15 Uhr: ABENDÖFFNUNG SKD
Säle »Kunst der Gegenwart«
»DOCH AL L E L US T W I L L EW I GKEI T! « – Nietzsche
RUDI STEPHAN
Musik für Geige und Orchester
GUSTAV MAHLER
Sinfonie Nr. 4 G-Dur mit Sopran-Solo
»Wir genießen die himmlischen Freuden« nach Worten aus
»Des Knaben Wunderhorn«
Markus Poschner | Dirigent
Heike Janicke | Violine
Maria Bengtsson | Sopran
APRIL
2015
ziehen Sie mit!
Markus Stenz | Dirigent
Martin Grubinger | Multipercussion
11.00 19.30
S2
BRUNO HARTL
Concerto for Percussion op. 23
WIR ZIEHEN ALLE
REGISTER –
11
12
SAMSTAG
SONNTAG
19.30 19.30
A3
22
APRIL
2015
MITTWOCH
20.00
Philharmonie im Museum
Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum
10. Dresdner Abend
H
VON SACHSEN IN DIE K&K-MONARCHIE – ZUM
200. GEBURTSTAG VON ROBERT VOLKMANN
Philharmonie im Albertinum
Lichthof
11. Konzert
A4
»…EIN MANN AM VORABEND DES RUHMES.«
– Diaghilew über Strawinsky
SERGEJ PROKOFJEW
Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 44
REINHOLD GLIÈRE
Konzert für Harfe und Orchester Es-Dur op. 74
ROBERT VOLKMANN
Serenade Nr. 1 C-Dur für Streichorchester op. 62
ERNST TOCH
Konzert für Violoncello und Orchester op. 35
SÁNDOR VERESS
Passacaglia concertante für Oboe und Streichorchester
ROBERT VOLKMANN
Serenade Nr. 2 F-Dur für Streichorchester op. 63
Philharmonisches Kammerorchester Dresden
Wolfgang Hentrich | Leitung
Matthias Bräutigam | Violoncello
Johannes Pfeiffer | Oboe
IGOR STRAWINSKY
»Der Feuervogel« – Ballett-Suite (Fassung 1919)
Dmitri Kitajenko | Dirigent
Xavier de Maistre | Harfe
26
APRIL
2015
SONNTAG
Philharmonie
in der Kreuzkirche
18.00
à la carte
18.00 Uhr – 19.15 Uhr: ABENDÖFFNUNG SKD
Klingersaal, Führung: »Fin de Siècle – das Streben nach einem
Gesamtkunstwerk« durch Annabell Rink
»WELCH ZERSTÖRENDES, WÜSTES LEBEN UM
MICH HER« – Beethoven
LUDWIG VAN BEETHOVEN
»Missa solemnis« D-Dur op. 123
Sebastian Weigle | Dirigent
L'uba Orgonášová | Sopran
Marina Prudenskaya | Mezzosopran
Christian Elsner | Tenor
René Pape | Bass
MDR Rundfunkchor
Philipp Ahmann | Einstudierung
ABENDKASSE: Besucherservice Weiße Gasse 8
Der Kulturpalast im Herzen der Stadt erhält
ein neues Innenleben. Dresden baut für ihre
Philharmonie einen neuen, akustisch und
architektonisch erstklassigen Konzertsaal.
Es versteht sich von selbst: vollständig ist
ein solcher Saal nur mit einer prächtigen,
dem Ambiente würdigen KonzertsaalOrgel.
Mit diesem Instrument wollen wir den
Kreis einer einzigartigen Orgellandschaft
in unserer Region schließen. Bauherr
für die Orgel ist der Förderverein der
Dresdner Philharmonie e.V. Der Verein tritt
damit uneingeschränkt in die Pflichten
der Konzeption, Finanzierung und Durchführung des Vorhabens ein.
Die Orgel dürfte geschätzte 1,3 Millionen
Euro kosten. Eine Million wird der Förderverein aus Spendenmitteln bereitstellen
und hofft dazu auf die engagierte Mithilfe
vieler Bürgerinnen und Bürger, Institutionen
und Firmen in Dresden und Umgebung und
auf Menschen überall auf der Welt, deren
Herz für Dresden und für die Musik schlägt.
Liebe Dresdnerinnen und Dresdner,
verehrte Gäste,
es ist ein ehrgeiziges Ziel, 1 Million Euro für
die neue Orgel im späteren KulturpalastKonzertsaal über Spenden einzuwerben.
Doch nach seinem Umbau gewinnt das Haus
damit an künstlerischer Faszinationskraft
und internationaler Ausstrahlung. Ich bin mir
sicher, dass dieser Gedanke Musikfreunde
hier und anderswo so begeistert, dass
auch sie gern mithelfen wollen. Ich bitte
Sie, das Engagement des Fördervereins
der Dresdner Philharmonie mit Ihrer OrgelPatenschaft zu unterstützen.
Herzlichen Dank!
Helma Orosz
Schirmherrin
37
April bis Juni 2015 | KONZERTKALENDER | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
Philharmonie im Museum
Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum
© gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner
02
MAI
2015
Benefizkonzert der
Dresdner Philharmonie
für die Konzertorgel im
Kulturpalast
SAMSTAG
20.00
H
03
03
SONNTAG
SONNTAG
4. Apéro-Konzert
5. Museums-Matinée
5. Blaue Stunde
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY
Violinkonzert e-Moll op. 64
ˇ
ANTONÍN DVORÁK
Sinfonie Nr. 9 e-Moll »Aus der neuen Welt«
Michael Sanderling | Dirigent
Marc Bouchkov | Violine
H
» ...D IE SE A RME VE RSP ROCH E N E SIN FON IE
SCH WE BT ST E T S IN ME IN E R FA N TA SIE …«
– Haydn zu seiner Sinfonie Nr. 93
IGOR STRAWINSKY
Danses concertantes für Kammerorchester
Christian Zacharias | Klavier und Dirigent
Michael Sanderling | Dirigent
Marc Bouchkov | Violine
09
SAMSTAG
20.00
Philharmonie in der
Frauenkirche
3. Konzert
F
» SE T Z E MIR E IN D E N KMAL, GANZ AUS
Z U CKE R, T IE F IM ME E R« – Morgenstern
03
MAI
2015
SONNTAG
19.00
D1
Philharmonie auf
Schloss Albrechtsberg
Kronensaal
6. Kammerkonzert
HENRY PURCELL
Fantasia a 6
JOHANN SEBASTIAN BACH
Labt das Herz, ihr holden Saiten (Satz: Rolf Lukowsky)
MAURICE DURUFLÉ
Tóta púlchra es
» T RIO«
GYÖRGY ORBÁN
Lauda Sion
BEETHOVEN
JAVIER BUSTO
Salve Regina
Mareike Thrun | Flöte
Fabian Dirr | Klarinette
Daniel Bäz | Fagott
Andreas Hecker | Klavier
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY
Hebe deine Augen auf (Terzett aus »Elias« op. 70)
KURT BIKKEMBERGS
Psalmi Novi (Psalm 135)
ARVO PÄRT
Da pacem Domine
MAI
2015
MITTWOCH
20.00
Philharmonie im Museum
Großer Saal, Dt. Hygiene-Museum
2. Kammermusik
H
Artist in Residence: MARTIN HELMCHEN
»…HIMMLISCHER DURCHBLICK STATT
SCHWAMMIGER GEFÜHLSWOLKEN.« – Krause
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello g-Moll KV 478
ROBERT SCHUMANN
Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94
Fantasiestücke für Klarinette und Klavier op. 73
FRANZ SCHUBERT
Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass A-Dur
D 667 (»Forellenquintett«)
Wir ziehen alle Register – ZIEHEN SIE MIT!
Benefizkonzert
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY
Violinkonzert e-Moll op. 64
ˇ
ANTONÍN DVORÁK
Sinfonie Nr. 9 e-Moll »Aus der neuen Welt«
MAI
2015
JOSEPH HAYDN
Sinfonie D-Dur Hob. I:93
06
Tickets: 0351 | 4 866 866
[email protected]
19.30
Philharmonie
in der Kreuzkirche
FV
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Konzert für Klavier und Orchester F-Dur KV 459
Fr 08. Mai 2015 | 19.30 Uhr
Kreuzkirche
FREITAG
BE N E FIZ KON Z E RT
11.00 17.00
H
08
MAI
2015
Martin Helmchen | Klavier
Philharmonisches Streichtrio Dresden
Benedikt Hübner | Kontrabass
Johannes Pfeiffer | Oboe
Fabian Dirr | Klarinette
LERA AUERBACH
»Galgenlieder« n. Gedichten v. CHRISTIAN MORGENSTERN
Fassung für Saxophonquartett und Kinderchor (Uraufführung)
GIOVANNI GABRIELI
Canzona prima »La Spiritata«, arr. von HARRY WHITE
ARNE MELLNÄS
Aglepta
HENRY PURCELL
Sound the trumpet
Philharmonischer Kinderchor Dresden
Gunter Berger | Einstudierung und Leitung
Raschèr Saxophone Quartet
39
40
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | KONZERTKALENDER | April bis Juni 2015
MAI
2015
10
SONNTAG
10.30
10
SONNTAG
12.00
Otto der Ohrwurm
Alter Schlachthof
10 | 5 Euro
17
MAI
2015
SONNTAG
11.00
April bis Juni 2015 | KONZERTKALENDER | P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
Familienkonzert der Dresdner
Philharmonie
HfM Dresden – Konzertsaal
MAI
2015
24
25
SONNTAG
MONTAG
19.30 19.30
A2
FAMILIENKONZERT
ANTONÍN DVORÁK
Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 »Aus der neuen Welt«
Leslie Suganandarajah | Dirigent
Christian Gaul | Otto der Ohrwurm
Christian Schruff | Moderation
Andreas Tiedemann | Inszenierung und Bühne
Luis Negrón van Grieken | Projektionen und Bühne
MAI
2015
13
SONNTAG MITTWOCH
19.00 20.00
D1
D2
Ein Wochenende mit Beethoven
»VON HERZEN MÖGE ES ZU HERZEN GEHEN«
14. Konzert
– Beethoven
A1
Philharmonie auf
Schloss Albrechtsberg
Kronensaal
7. Kammerkonzert
Andere Lesung:
»ABSCHIED S PARADI ES « – Auf sinnlichen Pfaden mit Mozart
und Brahms
OTTMAR GERSTER
Capriccio für Pauken und Streichorchester
» O LA SST MICH E IN E N A U G E N BLICK N OCH
H IE R! « – Rinaldo
HANS PETER PREU
Concerto für Vibraphon und Orchester
JOHANNES BRAHMS
»Rinaldo« – Kantate für Tenor, Männerchor und Orchester op. 50
nach JOHANN WOLFGANG VON GOETHE
MAX WUTZLER
Intermezzo – (für ein weltoffenes Dresden) oder »Der Einzug der
weltoffenen Dresnder« (UA)
FRANZ LISZT
Eine »Faust«-Sinfonie
nach JOHANN WOLFGANG VON GOETHE
ROBIN HOFFMANN
Percussive Adventures
Bertrand de Billy | Dirigent
Johan Botha | Tenor
Herren des Sächsischen Staatsopernchores
Jörn Hinnerk Andresen | Einstudierung
LEROY ANDERSON
Serenata
Heike Janicke, Markus Gundermann | Violine
Christina Biwank, Beate Müller | Viola
Matthias Bräutigam | Violoncello
Olaf Bär | Sprecher
MAI
2015
17
SAMSTAG
SONNTAG
19.30 19.30
A3
13. Konzert
Konzert im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele
»ICH BIN E I N S KL AVE M EI NER THEM EN« – Sibelius
SAMSTAG
19.30
6. Konzert
à la carte
LUDWIG VAN BEETHOVEN
Ouvertüre zur Oper »Fidelio« op. 72b
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37
Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67
Philharmonie
im Schauspielhaus
Großes Haus
07
JUNI
2015
SONNTAG
11.00
6. Konzert
LUDWIG VAN BEETHOVEN
Ouvertüre zu »Egmont« op. 84
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur op. 58
Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 »Pastorale«
Philharmonie
im Schauspielhaus
Großes Haus
07
18
MAI
2015
Philharmonie im Albertinum
Lichthof
A4
JUNI
2015
à la carte
Jugendsinfonieorchester am
Heinrich-Schütz-Konservatorium Dresden e.V.
Mitglieder der Dresdner Philharmonie
in Zusammenarbeit mit den Dresdner Schulkonzerten
Milko Kersten | Dirigent und Moderator
MOZART . BRAHMS
16
Philharmonie
im Schauspielhaus
Großes Haus
06
OTTO IN AMERIKA
10
Philharmonie im Albertinum
Lichthof
MONTAG
18.00
JUNI
2015
Ein Projekt in Zusammenarbeit
mit KlangNetz Dresden
SONNTAG
19.30
6. Konzert
à la carte
HfM Dresden – Konzertsaal
LUDWIG VAN BEETHOVEN
Ouvertüre zu »Die Geschöpfe des Prometheus« op. 43
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73 »Emperor«
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92
1. ANHÖRUNG
Werke von Kompositionsstudenten der Hochschule für Musik
Carl Maria von Weber
Michael Sanderling | Dirigent
Freddy Kempf | Klavier
Leslie Suganandarajah | Dirigent
JEAN SIBELIUS
»Finlandia« op. 26
TOBIAS BROSTRÖM
Konzert für zwei Schlagzeuger und Orchester (UA)
JEAN SIBELIUS
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 43
Michael Sanderling | Dirigent
Patrick Raab & Johan Bridger | Schlagzeug
18.00 Uhr – 19.15 Uhr: ABENDÖFFNUNG SKD
Säle »Kunst der Gegenwart«
20
MAI
2015
MITTWOCH
20.00
Philharmonie
in der Schlosskapelle
8. Kammerkonzert
D
» D I E B E S T E MU S I K D E R W E LT G E H T A U F
A L L E N I N S T R U ME N T E N !« – Schnyder
C. P. E. BACH . PIAZOLLA . HALVORSEN .
SCHNYDER
Anna Fritzsch, Frederico Kasik | Violine
N.N. | Viola
Norbert Anger | Violoncello
Petr Popelka | Kontrabass
Alexej Bröse | Percussion
Philipp Zeller | Fagott
MAI
2015
30
31
SAMSTAG
SONNTAG
19.30 19.30
à la carte
Philharmonie im Albertinum
Lichthof
JUNI
2015
13
14
SAMSTAG
SONNTAG
19.30 19.30
A1
Philharmonie im Albertinum
Lichthof
16. Konzert
A2
15. Konzert
à la carte
» ...Z WE I CH A RA KT E RE IN EINEM , DER EINE
SP IE G E L D E S A N D E RE N « – Dutilleux
»ICH ABER SUCHE DIE SPUR DEINES GEISTES
DRAUSSEN IM WELTALL…« – Kepler
HENRI DUTILLEUX
Sinfonie Nr. 2 »Le Double«
JOHN ADAMS
»Lollapalooza« (für Orchester)
ARAM CHATSCHATURJAN
Konzert für Klavier und Orchester Des-Dur
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Konzert für Flöte, Harfe und Orchester C-Dur KV 299
MAURICE RAVEL
»La Valse«
GUSTAV HOLST
»Die Planeten« – Orchestersuite für großes Orchester op. 32
Bertrand de Billy | Dirigent
Jean-Yves Thibaudet | Klavier
Michael Sanderling | Dirigent
Karin Hofmann | Flöte
Nora Koch | Harfe
Damen des Philharmonischen Chores Dresden
41
42
P HILHARMONI S CHE BL ÄTTER | Fördermitglieder | Impressum
| P H ILH AR M ONISC HE B LÄTTER
Große Kunst braucht gute Freunde
DI E DRE SDNE R P HILHARMONIE DANKT IHRE N FÖRDE R E R N
DREWAG Stadtwerke Dresden GmbH
BMW Niederlassung Dresden
Schloss Wackerbarth /
Sächsisches Staatsweingut GmbH
Hotel HILTON Dresden
Heide Süß & Julia Distler
Dresdner Volksbank Raiffeisenbank eG
TRD - Reisen Dresden KG
Dorint Hotel Dresden
Media Logistik GmbH/PostModern
SBS Steuerberatungsgesellschaft mbH
Ströer Deutsche Städte Medien GmbH
Eberhard Rink sanitär heizung elektro
Dresdner Verkehrsbetriebe AG
Ostsächsische Sparkasse Dresden
Hotel Bülow Palais & Residenz Dresden
Rechtsanwälte Zwipf Rosenhagen Partnerschaft
Plakativ Media GmbH
SWD GmbH
NH Hotel Dresden Altmarkt
THEEGARTEN-PACTEC GmbH & Co. KG
Ambient Media Dresden GmbH
Wohnungsgenossenschaft Johannstadt eG
HTS Haustechnik & Service GmbH
SBS Bühnentechnik GmbH
Interessiert?
ST Treuhand Lincke & Leonhardt KG
Typostudio SchumacherGebler GmbH
Stoba-Druck GmbH
Internationale Apotheke SaXonia
SchillerGarten Dresden GmbH
Wenn Sie noch weitere Fragen zur Arbeit des
Fördervereins der Dresdner Philharmonie haben
oder Mitglied werden möchten, steht Ihnen der
Geschäftsführer Lutz Kittelmann gern für Auskünfte
zur Verfügung.
Jagenburg Rechtsanwälte
Kontakt:
Notare Heckschen & van de Loo
Förderverein Dresdner Philharmonie e.V.
»Opus 61« CD-Fachgeschäft
Sächsische Presseagentur Seibt
Fremdspracheninstitut Dresden
Lutz Kittelmann
PF 120 424 · 01005 Dresden
Radeberger Exportbierbrauerei
Telefon +49 (0) 351 | 4 866 369
Fax
+49 (0) 351 | 4 866 350
Mobil +49 (0) 171 | 5 49 37 87
Frank Schröder – Agentur für Kommunikation
[email protected]
I M PR ESSU M
Bildnachweis:
Archiv Dresdner Philharmonie; Künstlerfotos mit freundlicher
Genehmigung der Künstler / Agenturen.
Michael Herdlein / VISUM: Titel, 10 · Nikolaj Lund: 3, 4, 27, 31
Marco Borggreve: 13, 20, 34, 39, 40, 42, 44
Felix Broede / Sony Classical: 7 · Monika Rittershaus: 15, 16
Nicole Chuard: 19 · Jesper Lindgren: 22, 23 · Neda Navaee: 28
Kasskara / Decca: 33 · WikiCommons: 9
TRENTANO GmbH
Herausgeber:
Dresdner Philharmonie
PF 120 424 · 01005 Dresden
Chefdirigent: Michael Sanderling
Ehrendirigent: Kurt Masur
Erster Gastdirigent: Bertrand de Billy
Intendantin: Frauke Roth
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Redaktion: Carsten Hinrichs
Redaktionsschluss: 30. Januar 2015
Satz und Gestaltung:
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Druck:
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Wo möglich, haben wir die Inhaber aller Urheberrechte der
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sein, bitten wir die Urheber, sich bei uns zu melden, damit wir
berechtigten Forderungen umgehend nachkommen können.
Die »Philharmonischen Blätter« erscheinen viermal jährlich.
Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung
übernommen. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit
Genehmigung der Redaktion. Veröffentlichte Äußerungen
Dritter stimmen als eigenständige Meinungsäußerung nicht
unbedingt mit der Ansicht des Herausgebers überein.
Änderungen vorbehalten.
ISSN 0949-6017
43
So 26. April 2015
18.00 Uhr | Kreuzkirche
MISSA
SOLEMNIS
LUDWIG VAN BEETHOVEN
»Missa solemnis« D-Dur op. 123
Sebastian Weigle | Dirigent
L'uba Orgonášová | Sopran
Marina Prudenskaya | Mezzosopran
Christian Elsner | Tenor
René Pape | Bass
MDR Rundfunkchor
Tickets: 0351 | 4 866 866
www.dresdnerphilharmonie.de