Interview mit Per Fischer und Dr. Sergej Nikitin zur

Interview mit Per Fischer und Dr. Sergej Nikitin zur Veröffentlichung der Publikation „Fahrplan für
russische Unternehmer“
Im Frühjahr 2015 hat das Deutsch-Russische Forum e.V. mittels seiner Arbeitsgruppe „Erwartungen russischer
Unternehmen an den deutschen Markt“ einen Fahrplan für russische Unternehmer herausgegeben. Per Fischer,
Sprecher besagter Arbeitsgruppe, sowie Dr. Sergej Nikitin, Mitglied der Arbeitsgruppe, und Leiter der Repräsentanz der Handels- und Industriekammer der Russischen Föderation in Deutschland, flankierten die Veröffentlichung. Im Folgenden beantworten Fischer und Nikitin Grundsatzfragen zur Arbeitsgruppe und Publikation.
DRF: Herr Fischer, was beinhalten die Aktivitäten Ihrer Arbeitsgruppe „Erwartungen russischer Unternehmer
an den deutschen Markt"?
Fischer: Die Aktivitäten unserer Arbeitsgruppe haben die Auseinandersetzung mit den Bedingungen eines Investments russischer Unternehmen auf dem deutschen Markt zum Inhalt. Zu diesem Zweck haben wir zunächst
eine detaillierte Umfrage bei bereits auf dem deutschen Markt aktiven russischen kleineren und größeren Unternehmen zu den Investitions- und Arbeitsbedingungen auf dem deutschen Markt durchgeführt und die Ergebnisse in einer Broschüre publiziert. Im zweiten Schritt hat unsere Arbeitsgruppe einen "Fahrplan für russische
Unternehmen" publiziert, der in zehn Kapiteln nützliche Ratschläge und Informationen für ein Investment russischer Unternehmen in Deutschland gibt.
Mit diesen Aktivitäten wollen wir russische Unternehmen ermuntern, stärker auf dem deutschen Markt präsent
zu sein.
DRF: Wie nehmen es die von Ihnen angesprochenen Unternehmen und Wirtschaftsvertreter auf, wenn Sie mit
Ihnen in Bezug auf deren Aktivitäten in Deutschland in Kontakt treten?
Fischer: Grundsätzlich positiv. Es ist sicher eine Tatsache, dass es russischen Unternehmen in Deutschland und
solchen, die hier investieren wollen, noch an einer schlagkräftigen Lobby fehlt und viele russische Unternehmen
oft im "Alleingang" agieren.
Das Deutsch-Russische Forum e.V. hat sich mit seiner Arbeitsgruppe das Ziel gesetzt, bestehende Initiativen in
diesem Bereich zu unterstützen. Daher sind wir mit der Arbeitsgruppe auch offen für jedermann, der/die mitarbeiten möchte.
DRF: Wie kommen Sie überhaupt auf die Idee, einen Fahrplan für russische Unternehmen zu entwickeln?
Fischer: Aus dem Fragebogen und den Gesprächen mit russischen Unternehmen, die hier bereits aktiv sind,
erkannten wir, dass der deutsche Markt als sehr attraktiv gesehen wird. Zugleich wurde auch auf Informationsdefizite und bürokratische Hürden hingewiesen, die ein Investment oft erschweren.
Hier Hilfestellung zu geben und russische Investitionen nach Deutschland zu erleichtern, ist ein vorrangiges Ziel
der Arbeitsgruppe.
DRF: Dr. Nikitin, was sind die Problemfelder russischer Unternehmer, die sich wirtschaftlich auf dem deutschen Markt engagieren wollen?
Nikitin: Häufig befürchten Unternehmer hohen bürokratischen Aufwand und haben Schwierigkeiten bei der
Ausarbeitung der Vermarktungsstrategie, um eigene Produkte und Know-how in die lokale Geschäfts- und Verbrauchermentalität "übersetzen" zu können. Außerdem sind aktuell die Finanzierung und die allgemeine Investitionsbereitschaft durch die wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen beeinträchtigt. Aus meiner Sicht
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ist auch stärkerer Lobbyismus seitens russischer Unternehmensgemeinschaft neben praktischen Werkzeugen
gefragt.
DRF: Wie zeigt der Fahrplan Möglichkeiten unternehmerischer Tätigkeit in Deutschland auf?
Niktin: Der Fahrplan hilft, die wichtigsten Schritte nicht als Hindernis, sondern als planbare, übersichtliche und
vor allem machbare Routine zu betrachten. Wichtiger ist die Tonalität, die die Aufgeschlossenheit und Bereitschaft hin zu einer deutsch-russischen Zusammenarbeit signalisiert. Diese Botschaft ist gerade in heutiger Zeit
nötig.
DRF: Was ist die Besonderheit des Fahrplanes aus Sicht russischer Unternehmer?
Niktin: Der Fahrplan liefert kompakte, praxisorientierte Informationen für Entscheidungsträger bei der Planung
und Umsetzung eines Markteintrittes in Deutschland. Durch die Handlungsempfehlungen z.B. beim BusinessPlan, der Standort- und Personalwahl, bei Fragen des Aufenthaltsstatutes lassen sich die einzelnen "Stationen
des Fahrplanes" realisieren. Dafür sind die Institutionen und Ansprechpartner für weiterführende Beratung
gleich in den relevanten Kapiteln genannt.
Zu den Personen:
Per Fischer
Per Fischer, geb. 1949 in Bremen, studierte Russisch und hat einen Abschluss als staatlich geprüfter
Betriebswirt. 1985 tritt er in die Commerzbank AG ein, war Länderreferent u.a. für Russland, arbeitete zudem in den Bankrepräsentanzen in Moskau und Kiew. 2003 bis 2014 war Per Fischer Fachbereichsleiter Mittel- und Osteuropa, Baltikum, GUS-Staaten, der Mongolei und der Türkei. Herr Fischer
ist u.a. in den Gremien der Deutsch-Kasachischen Gesellschaft e.V. und des Deutsch-Ukrainischen
Forums e.V. tätig. Seit 2007 ist Per Fischer Schatzmeister des Deutsch-Russischen Forums e.V. Herr Fischer ist
verheiratet und hat vier Kinder.
Dr. Sergej M. Nikitin
Dr. Sergej M. Nikitin, geb. 1953 in Nowgorod, beendete 1978 sein Studium an der Philosophischen
Fakultät der Lomonossow-Universität in Moskau. 1986 promovierte Nikitin im Fachbereich Philosophie. 1989 ist er Mitbegründer der ersten Fakultät für Soziologie in Russland an der LomonossowUniversität, an dessen Fakultät er bis 1994 Pro-Dekan ist. Studien- und Forschungsaufenthalte führen ihn nach
Marburg, Tübingen und London (Soziologie und Wirtschaft). 1994 baut er ein Studienzentrum in Leipzig auf. Seit
1995 ist Sergej Niktin Leiter der Repräsentanz der Handels- und Industriekammer der Russischen Föderation in
der Bundesrepublik Deutschland. Seit 2007 wirkt Nikitin im Vorstand des Deutsch-Russischen Forums e.V. mit.
Kontakt:
Arbeitsgruppe „Erwartungen russischer Unternehmen an den deutschen Markt“
c/o Deutsch-Russisches Forum e.V.
Sebastian Nitzsche, Koordinator der Arbeitsgruppe, stellvertretender Geschäftsführer, Deutsch-Russisches Forum e.V.
Schillerstraße 59, 10627 Berlin, Tel.: +49 30 263 907 0, Mail: [email protected]
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