2015 Mai/Juni 10 Rechtenthaler Gespräche 12 G renzüber- schreitend lernen 21 Auslandssemester 26 Schüleraustausch 42 Sprachsensibler Fachunterricht 4 Im Überblick 2 Mai/Juni 2015 12 Thema Schule entwickelt sich 4 Grenzüberschreitend lernen 12 Editorial 5 kurz notiert 6 Schulpartnerschaften, Austausch und Fortbildungen in Europa 13 Grenzenlos lernen: neue Lern- und Lebensräume 14 Das Beispiel der Europaregion Tirol 16 8. Rechtenthaler Gespräche zur Schulentwicklung 10 Abteilungsdirektor Arthur Pernstich im Ruhestand 11 Nur wer seinen Standort wechselt, kann seinen Horizont erweitern. 18 40 Lernwelten Service Offen für die Welt 18 Das beste EU-Schulprojekt 2014 Kindergartenbesuch in Nepal 19 Schul- und stufenübergreifender Chemieunterricht Europatage an der Fachoberschule „Marie Curie“ in Meran 20 Ein Auslandsemester in Costa Rica 21 29. Gesamttiroler Fremdsprachenwettbewerb Ein Auslandsjahr in Kanada 22 Schulpartnerschaftsprojekt Erasmus+ 23 Zweitsprachjahr/Un anno in L2 24 Lehreraustausch an zwei Meraner Oberschulen 30 Amt für Lehrlingswesen und Meisterausbildung 41 31 Seiten der Wissenschaft: Sprachsensibler Fachunterricht 42 32 Deutsche Sprachinseln in Italien 44 12. Südtiroler Jugendredewettbewerb 34 Aus der Pädagogischen Fachbibliothek 46 20. Mathematik-Modellierungswoche 35 Deutsches Bildungsressort Rundschreiben und Mitteilungen 47 Südtiroler Landesregierung Beschlüsse 47 Die Wirkung der eigenen Körpersprache 36 LEGO WeDo im Unterricht 37 25 Olympiade der italienischen Sprache 38 Schüleraustausch zwischen Laimburg und Giarre 26 Konstruktiver Umgang mit Konflikten: WIR-Projekt 39 Berufsbildung: Tablet learning 28 Landesbeirat der Schüler/innen trifft Wiener Landesschülervertretung 29 Mai/Juni 2015 3 Im Überblick Schule entwickelt sich 4 Mai/Juni 2015 Editorial Lernen ohne Grenzen Manchmal ist es notwendig, physische Grenzen zu überschreiten, um neue Lernprozesse in Bewegung zu setzen, sich mit neuen Thematiken auseinanderzusetzen, sich im Austausch mit Personen anderer Kulturkreise weiterzuentwickeln. Manchmal genügt es aber auch schon, die Grenzen im eigenen Kopf hinter sich zu lassen, um neue Territorien zu erschließen. Beim Lernen im grenzüberschreitenden Kontext geht es häufig um das Erlernen verschiedener Sprachen. Die Sprache ist aber nur das Mittel zum Zweck – wie sagte doch schon Johann Amos Comenius im 17. Jahrhundert: „Die Kenntnis einer Sprache macht noch keinen Weisen, sie dient lediglich dazu, uns mit den anderen Bewohnern der Erdoberfläche, lebenden und toten, zu verständigen; und darum ist auch derjenige, welcher viele Sprachen spricht, noch kein Gelehrter, wenn er nicht zugleich auch andere nützlich Dinge erlernt.“ In diesen Bereichen sind die verschiedenen Beiträge in dieser INFO-Ausgabe angesiedelt: ein Zweitsprachjahr in der italienischsprachigen Schule in Südtirol, ein Auslandsjahr in Costa Rica und in Kanada, Fahrten zu den EU-Institutionen nach Brüssel, Europatage an Schulen, europäische Schulpartnerschaften und internationale Projekte … Reale Grenzen werden passiert, um in neue Lern- und Lebensräume vorzudringen. Aber auch die imaginären Grenzen in den Köpfen der Lernenden werden abgebaut. Lernen passiert nicht nur in der Schule, es geht auch darum, die Grenzen zwischen formalem, nicht formalem und informellem Lernen aufzuweichen und außerhalb der Schule erworbene Kompetenzen anzuerkennen und wertzuschätzen. In Zukunft muss es der Institution Schule gelingen, Lernen nicht nur aus einer utilitaristischen Warte zu betrachten und einen grenzlosen „Lebensraum auf(zu)bauen, in dem Menschen mit ihrer eigenen Intelligenz in ein libidinöses Verhältnis treten“ (Peter Sloterdijk). Schon in der Antike war man der Auffassung, dass man nicht für das Leben lernen muss. Das Leben ist sein eigener Lehrmeister. In der Schule muss auch Platz für die Muße sein, für das Lernen um des Lernens willen. Ferdinand Patscheider Inspektor für den sprachlich-expressiven Bereich Mai/Juni 2015 5 kurz notiert Köpfe der Pädagogik LESAMOL 2015 Johann Amos Comenius (1592–1670) Der in Mähren geborene Theologe Johann Amos Comenius kann als der große Pädagoge des 17. Jahrhunderts angesehen werden. Er gab der Pädagogik eine neue Richtung und war der Erste, der die Pädagogik vom Kind her entwarf. Er sah zwar die Kindheit noch nicht als eigenständige Phase. Dennoch richtete Comenius als einer der ersten die Pädagogik methodisch, didaktisch und inhaltlich nach den unterschiedlichen Kindheitsphasen aus. Er forderte eine grundlegende, das Wesentliche umfassende Allgemeinbildung für alle Kinder, bildungspolitische Chancengleichheit für Mädchen, sozial Schwache und geistig Zurückgebliebene, die Prinzipien der Anschauung und der Selbstständigkeit, der Erziehung zum Gebrauch der eigenen Vernunft. Seine Vorstellung einer lebensnahen freundlichen Schule und einer gewaltfreien Erziehung sind bis heute gültig geblieben. In seinem Werk „Didactica magna” forderte Comenius bereits 1638: „Alles soll wo immer möglich den Sinnen vorgeführt werden, was sichtbar dem Gesicht, was hörbar dem Gehör, was riechbar dem Geruch, was fühlbar dem Tastsinn. Und wenn etwas durch verschiedene Sinne gleichzeitig aufgenommen werden kann, soll es den verschiedenen zugleich vorgesetzt werden. Und weil die Sinne die treusten Sachverwalter des Gedächtnisses sind, so wird diese Veranschaulichung der Dinge bewirken, dass jeder das, was er weiß, auch behält.“ Das Comenius-Programm ist ein 1997 eingerichtetes Programm der Europäischen Union mit dem Ziel, die Zusammenarbeit von Schulen aller Schulstufen und Schulformen innerhalb der Europäischen Union sowie die Mobilität von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrpersonen zu fördern. Es ist seit 2005 Teil des EU-Programms für lebenslanges Lernen. (ht) 6 Mai/Juni 2015 Junge Leute lesen und gewinnen! lesamol – junge Leute lesen und gewinnen! ist eine Leseaktion, bei der es darum geht, junge Leute zu animieren, in der Ferienzeit Bücher zu lesen und online zu bewerten. lesamol 2014 war ein toller Erfolg: 720 junge Leute haben mitgemacht und 1.700 Buchbewertungen abgegeben! lesamol 2015 beginnt Anfang Mai und läuft bis Ende Oktober dieses Jahres. Alle jungen Leute im Alter von 11 bis 16 Jahren können mitmachen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lesen mindestens ein Buch aus der Liste der 30 lesamol-Bücher (auszuleihen in den Schulbibliotheken und öffentlichen Bibliotheken sowie im Buchhandel erhältlich) und geben dann auf der Webseite www.lesamol.com eine Bewertung ab. Mit dieser Bewertung nehmen sie an der Verlosung von tollen Sachpreisen teil. Zusätzlich zu den Sachpreisen gibt es für einfallsreiche junge Leserinnen und Leser einen Kreativpreis, ein iPad mini zu gewinnen. lesamol ist eine Aktion der Abteilung deutsche Kultur – Amt für Bibliotheken und Lesen – in Zusammenarbeit mit den öffentlichen Bibliotheken und Schulbibliotheken des Landes. Informationen sowie die Liste der 30 lesamol-Bücher – 15 Bücher für 11–13-Jährige, drei Bücher in Fremdsprachen und zwölf Bücher für die 14–16-Jährigen – gibt es unter www.lesamol.com ERFINDERINNEN UND ERFINDER Unterrichtsmaterialien für die 4./5. Klassen der Grundschulen Ausgehend vom Erfindungszollstock erforschen Kinder das Leben von Frauen und Männern, die hervorragende Leistungen in den Bereichen Mathematik, Informationstechnologie, Naturwissenschaften und Technik vollbracht haben. Auf dieser Lernreise setzen sich die Kinder nicht nur mit verschiedenen Erfinderinnen und Erfindern auseinander, sondern vergleichen auch gesellschaftliche Lebensweisen mit der heutigen Zeit, forschen auf ihrem Interessengebiet, üben verschiedene Lerntechniken ein, reflektieren ihren Lernweg und präsentieren ihre Arbeitsergebnisse. Hierbei werden Sachfachunterricht und Sprache eng miteinander verknüpft. Zu den verschiedenen Erfinderinnen und Erfindern stehen Texte mit Bildern in zwei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden zur Verfügung. Zudem gibt es Karteikarten mit Arbeitsaufträgen in drei Schwierigkeitsstufen und ein Methodenbüchlein für die Erarbeitung verschiedener Lerntechniken. Die Unterrichtsmaterialien stehen als Download unter www.blikk.it/mint/erfinderinnenund-erfinder zur Verfügung und können individuell im Unterricht eingesetzt werden. Ab Herbst 2015 stehen auch Video-Clips zur Verfügung, in denen beispielhaft der Einsatz dieser didaktischen Materialen zu sehen ist. TECHNOLOGIE UND UMWELT Aktionstage Politische Bildung Alljährlich erinnern die Aktionstage Politische Bildung an den Wert der Politischen Bildung für eine lebendige Demokratie. 2015 stehen die Aktionstage unter dem Leitthema „Technologie und Umwelt“. Folgende Aktionen werden für die Schulen angeboten: •Q uiz zur Politischen Bildung 2015: Schülerinnen und Schüler testen gerne ihr Allgemeinwissen. Ein kniffliges Quiz zur Politischen Bildung steht den Schulen ab sofort zur Verfügung: www.bildung.suedtirol.it/ unterricht/politik-und-soziales/ • Kinobesuch im Filmclub Bozen: Der Kinofilm „Disconnect“ (USA 2012) wird am 24./28./29./30. April 2015 für Oberschul- klassen vorgeführt. Der Film erzählt in drei Episoden vom Einfluss moderner Kommunikationstechnologien auf das Leben. Vormerkung für Schulklassen unter Tel. 0471 974295. • Before I die: An mehreren Orten in Südtirol werden Tafeln mit dem Satz „Bevor ich sterbe, möchte ich …“ aufgestellt. Mit Kreide können Schülerinnen und Schüler, Bürgerinnen und Bürger Gedanken dazu auf die Tafel schreiben und teilen. Die Standortliste zu dieser Aktion findet sich auf www.provinz.bz.it/politische-bildung • Du hast die Wahl: Ein Planspiel zu den Gemeinderatswahlen 2015 lässt die Schülerinnen und Schüler in die Rollen der Akteurinnen und Akteure der Gemeinderatswahl schlüpfen. Die Spielanleitung und die Kopiervorlagen dazu finden sich auf www.wahllokal.it • Aktuelle Medienliste zum Thema „Technologie und Umwelt“: Genetisch veränderte Nutzpflanzen, Designerbabies, ökologischer Fußabdruck, Globalisierung, Klimawandel, Cyber mobbing … Sämtliche Dokumentarfilme können beim Amt für AV-Medien bestellt werden: [email protected] PLATON JUGENDFORUM 2015 Anmelden bis 27. Mai 2015! Im Rahmen der Initiativen zur Begabungs- und Begabtenförderung organisiert die Universität Salzburg das Platon Jugendforum 2015, eine internationale Begegnungswoche für fünfzig besonders begabte und vielseitig interessierte Jugendliche aus ganz Europa. Das Deutsche Schulamt unterstützt die Teilnahme von Schülerinnen und Schülern aus Südtirol: Maximal acht Jugendliche der zweiten bis fünften Klassen der Oberschule können am Forum teilnehmen. Das Ziel der Veranstaltung ist die internationale Begegnung von Jugendlichen, die an einer vertieften Auseinandersetzung mit Themen von europäischer Dimension interessiert sind. Das Platon Jugendform 2015 findet vom 26. Juli bis 1. August 2015 in Obertrum bei Salzburg statt. Unter dem Motto „Miteinander reden will gelernt sein – besonders in Europa, wo je- des Land eine andere Sprache spricht“, diskutieren die Jugendlichen in deutscher und englischer Sprache in Kleingruppen und versuchen Lösungsansätze zu folgenden Themenbereichen aufzuzeigen: • Shopping für eine bessere Welt? • Euro in der Krise • Ausländerfeindlichkeit und Integration • The daily occupation of your life Für die Teilnehmenden aus Südtirol, die über das Deutsche Schulamt zur Veranstaltung zugelassen werden, ist pro Person ein Kostenbeitrag von 70 Euro für Unterkunft, Verpflegung, Material und anderes vorgesehen; die Restkosten trägt das Deutsche Schulamt. In der entsprechenden Mitteilung des Schulamtes unter www.provinz.bz.it/schulamt sind alle Details zur Anmeldung zu finden. Stichtag ist der 27. Mai 2015. Auskünfte erteilt Siglinde Doblander, Siglinde. [email protected], Tel. 0471 417666. Mai/Juni 2015 7 kurz notiert „MATURA“ FÜR ERWACHSENE AUFGELESEN Die Mehrheit der bundesdeutschen Schülerinnen und Schüler kann nicht mehr flüssig mit der Hand schreiben. Die Hälfte der bundesdeutschen Schüler und ein Drittel der bundesdeutschen Schülerinnen haben Probleme, mit der Hand zu schreiben – das ergab eine Onlineumfrage unter 2.000 Lehrpersonen, die der Deutsche Lehrerverband gemeinsam mit dem Schreibmotorik Institut Heroldsberg durchgeführt hat. Besonders Grundschullehrerinnen und -lehrer wünschen sich mehr Fortbildungen und mehr Zeit, um den Kindern zu zeigen, wie sie müheloser die Buchstaben schreiben und verbinden können. • w ww.zeit.de/gesellschaft/schule/2015-04/handschrift-schreibschrift-schule Bayern – Ansturm auf das Projekt „Mittelstufe Plus“ An über 40 staatlichen Gymnasien soll bayernweit ab kommendem Schuljahr die „Mittelstufe Plus“ als Pilotprojekt eingeführt werden. Das Projekt sieht ein zusätzliches Schuljahr in der gymnasialen Mittelstufe vor. Dadurch haben die Schülerinnen und Schüler mehr Zeit fürs Lernen. • w ww.sueddeutsche.de/bayern/mittelstufe-plus-ansturm-auf-dasneunstufige-gymnasium-1.2445130 Österreich: Diskussion um die Lehrerarbeitszeit Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl sagte in einer Anspielung auf die Lehrerarbeitszeit, dass er, würde er wöchentlich 22 Stunden arbeiten, bereits am Dienstagnachmittag mit seiner Arbeit fertig sei. Damit hat er eine Welle des Protests ausgelöst. Hannes Androsch, Initiator eines Bildungsvolksbegehrens, hält diese Debatte für eine Ablenkung von den wirklichen Problemen, die Österreich habe: zum Beispiel zu wenig Ganztagsschulen oder eine relativ alte Lehrerschaft. • Salzburger Nachrichten vom 17. April 2015, S. 1 8 Mai/Juni 2015 INTERESSE AM SÜD TIROLER SCHULSYSTEM Informationsveranstaltungen Auch im kommenden Schuljahr haben ErDelegation aus München zu Besuch wachsene wieder die Möglichkeit, sich im Zweiten Bildungsweg auf die staatliche Abschlussprüfung (Matura) vorzubereiten. 2015/2016 werden die Klassen der Wirtschaftsfachoberschule WFO (ehemalige Handelsoberschule), der Technologischen Fachoberschule TFO (ehemalige Gewerbeoberschule) und des SozialwissenEine Delegation des Referats für Bildung schaftlichen Gymnasiums angeboten. und Sport München informierte sich am 16. Die Abendkurse dauern drei Jahre, wobei und 17. April 2015 am Deutschen Schulamt das erste Kursjahr auf die Eignungsprüin Bozen über das Südtiroler Kindergartenfung der ersten und zweiten Klasse und und Schulsystem, die Struktur und Aufgabenbereiche des Bildungsressorts, über das zweite Kursjahr auf die Eignungsprüfung der dritten und vierten Klasse vorbeSprachenunterricht und Integration. Schulreitet. Das dritte Kursjahr bereitet die Priamtsleiter und Ressortdirektor Peter Höllvatistinnen und Privatisten auf die staatlirigl, der Direktor des Bereichs Innovation che Abschlussprüfung (Matura) vor. Der und Beratung Rudolf Meraner, Kindergarteninspektorin Christa Messner und deren Unterricht findet von Mitte September bis Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gaben Aus- Mitte Juni statt – von Montag bis Freitag kunft über Aufbau und Arbeitsschwerpunkte von 18 bis 22 Uhr. Die Kurse werden bei genügend Anmeldungen vom Amt für Schulder Südtiroler Bildungsorganisationen. verwaltung des Deutschen Schulamtes in Nach einer Einführung in das Bildungssystem des Landes am ersten Tag ihres SüdtiBozen, Meran, Brixen und Bruneck durchgeführt. Anmeldetermin ist der 31. Juli rol-Aufenthalts konnten sich die Besucherinnen und Besucher vor Ort an der Grund2015 (bei freibleibenden Plätzen ist auch schule „Pestalozzi“ in Bozen einen Überblick noch eine spätere Anmeldung möglich). über Struktur und Organisation des SchulInformationsveranstaltungen: sprengels Bozen/Europa verschaffen. Sie in- Wirtschaftsfachoberschule formierten sich über Projekte und Initiativen • Bruneck, 3. Juni 2015, 19 Uhr, TFO zur Sprachförderung von Migrantenkindern, • Brixen, 4. Juni 2015, 19 Uhr, WFO besuchten den Kindergarten „Kunterbunt“ • Meran, 4. Juni 2015, 19.30 Uhr, WFO und die Landesberufsschule für Handwerk • Bozen, 3. Juni 2015, 18 Uhr, TFO Technologische Fachoberschule und Industrie in Bozen. »Von einem Gedankenaustausch und einer Zusammenarbeit • Bruneck, 3. Juni 2015, 19 Uhr, TFO können auch wir nur profitieren«, so Schul• Bozen, 3. Juni 2015, 18 Uhr, TFO Sozialwissenschaftliches Gymnasium amtsleiter Höllrigl zum Abschluss des Besuchs. Auch die Gäste konnten viel von ihrer • Meran, 4. Juni 2015, 19.30 Uhr, WFO Bildungsreise mitnehmen und werden die • Bozen, 3. Juni 2015, 18 Uhr, TFO eine oder andere Anpassung vornehmen, Weitere Informationen: Deutsches Schulamt, Elisabeth Laimer, Tel. 0471 417569, wie Mathias Marschall vom Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt Mün- [email protected], www.provinz.bz.it/schulamt chen betonte. SCHÜLER/INNEN EVALUIEREN LEHRPERSONEN Projekt „Eduval“ vorgestellt OPTION UND ERINNERUNG Optionszug: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft Der Landesbeirat der Schüler und Schülerinnen hat gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Landesbeirates der Eltern das Projekt „Eduval“ vorgestellt. Anhand eines Fragebogens sollen Unterricht und Unterrichtsweise der Lehrpersonen erhoben werden und zwar auf freiwilliger Basis und durch die Schülerinnen und Schüler. „Eduval” steht für “Education-Evaluation”. Das Projekt, ausgearbeitet von einer Arbeitsgruppe und auf Initiative des Landesbeirates der Schüler und Schülerinnen stellt die Frage „Wie wirke ich und mein Unterricht auf die Schülerinnen und Schüler” in den Mittelpunkt. Matthias von Wenzl, Vorsitzender des Landesbeirates, erklärte bei der Vorstellung des Projektes: „Die Evaluation bezieht sich auf den Unterricht und die Unterrichtsweise, sie soll kein Instrument zur Bewertung oder Benotung sein“. „Eduval“ ist ein frei zugänglicher Fragebogen, mit dem sich Lehrpersonen auf freiwilliger Basis evaluieren lassen können. Der Fragebogen ist im Internet abrufbar unter www.provinz.bz.it/mitbestimmung/zum-herunterladen.asp und steht zum Download zur Verfügung. Er ist in vier Bereiche unterteilt: Fachkompetenz, Sozialkompetenz, Organisation und Pädagogische Kompetenz. Die erhobenen Daten bleiben im Besitze der Lehrpersonen, die sie selbst interpretieren können. „Eduval“ ist für alle Lehrpersonen konzipiert, denen die Meinungen und Ansichten der Schülerinnen und Schüler wichtig sind und die versuchen, den Interessen, Wünschen und Anregungen der Klasse entgegenzukommen. „Eduval“ richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler und fordert sie auf, durch ihre Mitwirkung einen Beitrag zur positiven Weiterentwicklung der Schule zu leisten. TECHNOLOGIE UND ALLTAG Vor- und Nachteile Anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums des Optionsabkommens arbeitete die Universität Innsbruck unter der Leitung von Eva Pflanzelter an einem Projekt zur Erinnerungskultur an die Option. Dazu suchte sie die Zusammenarbeit mit Schulen und wurde vom Bereich Innovation und Beratung unterstützt. Zwei Oberschulklassen machten sich Gedanken darüber, wie die Erinnerung an die Option im öffentlichen Raum thematisiert werden könnte und präsentierten ihre Vorschläge in der Bildungswissenschaftlichen Fakultät in Brixen. Das Realgymnasium Brixen (Lehrperson: Tobias Lechthaler) stellte die Frage, was geschehen würde, wenn sich die politische Lage in Italien dramatisch verschlechtern würde und es erneut zu einer Option käme? Das Ergebnis dieser düsteren Zukunftsvision hielten die Schülerinnen und Schüler in Form von selbst inszenierten und gedrehten Video-Zeitzeugeninterviews fest, die in einer noch fernen Zukunft aufgenommen, auf das „Optionsjahr 2015“ zurückblicken. Das „Gymme“ Meran (Lehrperson: Johannes Kofler) entwarf ein Modell von drei Optionszügen, wovon einer die Vergangenheit, einer die Gegenwart und einer die Zukunft darstellt. Der Vergangenheitszug enthält Erinnerungsstücke an die Option, die in den Video-Zeitzeugeninterviews vorkommen: eine Puppe, ein Heimatlied … Der Gegenwartszug nimmt Bezug auf die gegenwärtige Situation mit Migrationsströmen aus aller Welt. Der Zukunftszug stellt Fragen im Hinblick auf künftige Entwicklungen. Was macht die Technik mit uns? Schülerinnen und Schüler recherchieren. Unser Leben ist von der modernen Technologie geprägt. Welche Vor- und welche Nachteile das technisierte Leben mit sich bringt und welchen Preis wir dafür bereit sind, zu bezahlen, beschäftigte im Februar 2015 im Rahmen einer Klassenpartnerschaft Schülerinnen und Schüler der Wirtschaftsfachoberschulen in Meran und St. Ulrich sowie der Technologischen Fachoberschule in Meran. Die Jugendlichen führten auf einem zweitägigen Workshop eine angeleitete Recherche zu verschiedenen Themen durch und präsentierten in einem Gruppenpuzzle ihre Ergebnisse. Ergänzt wurden diese Aktivitäten durch Reflexionen der Schülerinnen und Schüler zum Thema „Technologie und Gesellschaft“, eingeleitet durch ein Impulsreferat von Harald Angerer sowie einer Aktion des Forums Prävention zum Thema „Internet und Sicherheit“. Arbeitsblätter zur angeleiteten Recherche der Jugendlichen wurden von den beteiligten Lehrpersonen zu folgenden Themen erstellt: Technologie und Freundschaft – Technologie und Sport – Bionik – Blutige Handys – Smart Cities – Technologie und Ernährung. Diese sind im Historypool abrufbar und können im Unterricht eingesetzt werden: www.blikk.it/historypool Mai/Juni 2015 9 Im Überblick 8. Rechtenthaler Gespräche zur Schulentwicklung … zwischen Vorgabe und Gestaltungsfreiheit Die Fortbildungsakademie Schloss Rechtenthal in Tramin war am 20. und 21. April 2015 wieder Schauplatz der Rechtenthaler Gespräche zur Schulentwicklung. Sie haben sich als länderübergreifende Diskussionsplattform etabliert. Im regen Austausch loteten bei den Gesprächen die Teilnehmenden aus Österreich, Deutschland und Südtirol das Spannungs- brechen und nicht das Ankommen Lernende ben alte Vorstellungen prägend, so zum weiterbringt. Dezidiert sprach sie sich gegen Beispiel Normen für Klassengrößen. Ziffernnoten aus, denn diese würden das Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgen nicht nur die Diskussion am Podium, sie tragen auch angeregt zur Meinungsvielfalt bei. Lernen nicht fördern. Marlies Krainz-Dürr, Rektorin der Pädagogischen Hochschule Kärnten, zeigte System brüche auf, indem sie sich auf Kants Frage Systemwidersprüchen begegnen „Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Professorin Marianne Gronemeyer stellte Zwange?“ stützte. Beide Referentinnen lenkten den Blick auf die vielen Doppelbindunihren Vortrag unter den Titel „Muss die Schule entwickelt oder unschädlich gemacht gen, die dem Schulsystem immanent sind: Traditionen wahren und dennoch innovativ werden?“ Kritisch stellte sie Fragen zu Unterricht und Schulentwicklung und stellte sein, bei Schülerinnen und Schülern individuelle Lernwege fördern und diese aber bezwei Forderungen in den Raum: „Im Tempo des Langsamsten zu gehen“, denn die Lang- werten, Menschen bilden, obwohl jeder samen halten durch Fragen das Thema leMensch sich nur selber bilden kann. Die Anbendig, sie haben Zeit, behilflich zu sein. Die forderung, Schulenwicklung zu betreiben, Schnellen können sich auf Irrwegen verren- beinhaltet einen Kulturbruch und verlangt nen. Entschleunigung ist deshalb angesagt. nach anderen mentalen Modellen des LehUnd „Fragend gehen wir voran“, da das Auf- rerinnen- und Lehrerdaseins. Jedoch bleifeld zwischen Vorgabe und Gestaltungsmöglichkeiten in der Schulentwicklung aus. Drei Referate lieferten die Impulse dazu. 10 Mai/Juni 2015 Institutionelles Gleichgewicht schaffen Rudolf Meraner, Direktor des Bereichs Innovation und Beratung, zeigte die Entwicklung der Autonomie der Schulen in Südtirol auf und zog nach 15 Jahren Schulautonomie Bilanz. An manchen Schulen seien dadurch Entwicklungen ermöglicht worden, doch ob eine Schule die Initiative ergriffen und effizient umgesetzt habe, sei vorwiegend von der Ausstrahlungskraft der Führungskraft, dem Engagement einer Gruppe von Lehrpersonen oder den Anregungen aus dem Unterstützungssystem abhängig gewesen. Das Resümee: Es braucht ein institutionelles Gleichgewicht zwischen Schulautonomie und Rahmenvorgaben. In einer Podiumsdiskussion sowie in Länder- und Berufsgruppen wurden die Aussagen zum Ausstieg aus dem derzeitigen Schulsystem beleuchtet. Zum anderen wurde der Frage nachgegangen, wie man der Komplexität durch Gestaltungsfreiräume begegnen und individuelle Lernwege stärken kann. Schulamtsleiter und Ressortdirektor Peter Höllrigl brachte am Schluss der Tagung die Diskussion auf den Punkt: „Wir alle an der Schule Beteiligten arbeiten im Spannungsfeld von Gestaltungsfreiräumen und vorgegebenen Rahmen. Um unsere Arbeit gut im Sinne der Lernenden zu verrichten, braucht es den offenen Dialog.“ Organisiert wurde die Tagung vom Bereich Innovation und Beratung in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Tirol. Die nächste Tagung zur Schulentwicklung findet am 18. und 19. April 2016 in Innsbruck statt. Elisabeth Mairhofer, INFO Redaktion Abteilungsdirektor Arthur Pernstich im Ruhestand Verwalter mit Charme Der langjährige Abteilungsdirektor des Deutschen Schulamtes, Arthur Pernstich, ist seit 1. April 2015 im Ruhestand. Fast vier Jahrzehnte lang stand er im Dienst von Kindergarten und Schule in Südtirol. Das Deutsche Schulamt war fast von Beginn an sein beruflicher Lebensmittelpunkt: Am 1. September 1975 eingerichtet, begann Arthur Pernstich kurz danach, am 2. August 1977, seine Karriere in diesem Hause als Amtsrat im Amt für Mittelschulen. 1984 wechselte er in das Amt für Oberschulen und über- rektion im Deutschen Schulamt übernahm. In dieser Funktion wurde er zu einem meiner engsten Mitarbeiter und auch mein Stell vertreter. Ich lernte seine Fähigkeit zu schätzen, Entwicklungen, die sich anbahnten, rasch zu er- Schulamtsleiter Peter Höllrigl, der scheidende Abteilungsdirektor Arthur Pernstich und sein Nachfolger Stephan Tschigg bei der Abschiedsfeier im Deutschen Schulamt. nahm den Bereich Pensionen und Abfertigungen. 1988 wurde Arthur Pernstich zum Direktor des Amtes für Oberschulen ernannt, bis er schließlich im Jahre 2004 die Abteilungsdi- kennen und deren Auswirkungen einzuschätzen. Ohne Zweifel halfen ihm dabei seine langjährige und vielfältige Erfahrung im Schulamt und in der Bildungswelt überhaupt, aber auch eine gewisse Gelassenheit. Bei der Umsetzung der verschiedenen Reformen ließ er niemals pädagogisch-didaktische Ansätze außer Acht. Unermüdlich plante und organisierte er, damit die Abläufe im Schulamt reibungslos funktionierten. Nicht nur ich, sondern viele andere Menschen suchten und fanden bei Arthur Pernstich Rat und Unterstützung bei verschiedenen Anliegen. Unvergessen freilich bleiben sein Sinn für das Gesellige, sein Humor und sein Witz, mit denen er sich bei verschiedenen Gelegenheiten einbrachte und die Sympathie der Anwesenden gewann. Bei verschiedenen Anlässen und Veranstaltungen in den vergangenen Wochen konnte ich miterleben, welch große Wertschätzung, Anerkennung und Dankbarkeit die Menschen aus der Schulwelt Arthur Pernstich entgegenbrachten. Minutenlange „standing ovations“ waren keine Seltenheit! Ich kann mich den vielen Personen nur anschließen und freue mich, dass Arthur Pernstich nun mehr Zeit für seine Hobbys und seine Familie hat. Die Nachfolge als Abteilungsdirektor des Deutschen Schulamtes hat geschäftsführend Stephan Tschigg angetreten. Dessen Platz im Amt für Aufnahme und Laufbahn des Lehrpersonals hat Sabine Lamprecht als geschäftsführende Amtsdirektorin übernommen. Ich wünsche beiden viel Glück bei ihrer neuen Aufgabe. Peter Höllrigl Schulamtsleiter und Ressortdirektor Mai/Juni 2015 11 Thema Grenzüberschreitend lernen 12 Mai/Juni 2015 Schulpartnerschaften, Austausch und Fortbildungen in Europa Die Chance nützen Ein Seminar in Island besuchen? Einer Kollegin in Schweden über die Schulter schauen? In Portugal unterrichten oder mit Schulen aus Malta, Belgien oder Polen zusammenarbeiten? Erasmus+ macht‘s möglich. Das europäische Bildungsprogramm für Bildung, Jugend und Sport bietet Schulen eine Vielfalt von Möglichkeiten. Zugegebenermaßen führt der Weg zur Förderung über den steinigen Weg einer seitenlangen und detaillierten Antragstellung. Doch die Anstrengung lohnt sich. Das Hauptziel des Bildungsprogramms Erasmus+ liegt in der Förderung der Mobilität und der Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen in ganz Europa. Lehrende und Lernende an Universitäten und schulischen Einrichtungen, inklusive Kindergarten, Lehrlinge und junge Arbeitende sollen eine Zeit im Ausland verbringen, Einrichtungen sollen voneinander lernen und bewährte Praktiken austauschen. Für die Programmlaufzeit von 2014 bis 2020 stehen dafür nicht weniger als 14,7 Milliarden Euro zur Verfügung. Die Budgetmittel für den Schulbereich werden im kommenden Antragsjahr 2016 voraussichtlich um 40 Prozent erhöht, weshalb es sich lohnt, einen Antrag um Finanzierung der Vorhaben zu stellen. Für Schulen und Kindergärten sind hauptsächlich zwei Leitaktionen (KA – Key Actions) interessant: ren möchte. Die gesammelten Erfahrungen sollen in der Schule deutlich spürbar sein, deshalb genügt es nicht, dass einige wenige oder gar nur eine Einzelperson pro Schule oder Schulsprengel den Blick über den Tellerrand wagen. Eine Ausnahme sind Mobilitätsprojekte, die vom Bildungsressort als Konsortiumsträger eingereicht werden. Hierbei stellt das Ressort einen landesweiten Bedarf fest, zum Beispiel Erhöhung der Sprachkompetenz von CLIL-Lehrpersonen, und kann auch nur eine Lehrperson pro Schule einladen, teilzunehmen. KA2: Strategische Partnerschaften Unter dieser Leitaktion werden unter anderem die bisherigen Comenius-Schulpartnerschaften fortgeführt. Mindestens zwei Schulen aus zwei verschiedenen Ländern oder mit Beteiligung von Schulbehörden und auch KA1: Lernmobilitäten anderen, schulfremden Einrichtungen für Einzelpersonen schließen sich zusammen, um zwei oder drei Unter dieser Leitaktion fördert die EU in Jahre lang gemeinsam an einem Thema zu Schule und Kindergarten die Fortbildung von arbeiten. Im Rahmen dieser Partnerschaften können Schülerinnen und Schüler die Lehrkräften, Direktorinnen und Direktoren, Partnereinrichtungen besuchen und bis zu sowie pädagogischem Fach- und Verwaltungspersonal. Die Maßnahmen, wie zum zwölf Monate dort verbringen. Dasselbe gilt Beispiel Unterrichten an einer Partnereinfür Lehrpersonen, die an einer Partnerschurichtung, Teilnahme an europäischen Fortbil- le von zwei Monaten bis zu einem Jahr undungskursen und Konferenzen, Hospitationen terrichten oder andere Lehrkräfte ausbilden und Job-Shadowing (siehe S. 15) müssen in können. Diese Tätigkeiten müssen immer im einem Programmstaat stattfinden und könZusammenhang mit der laufenden Partnernen von zwei Tagen bis zu zwei Monaten dau- schaft stehen, das heißt, die Aktivitäten ern. Für die Planung ist eine strategische Ori- müssen in direktem Zusammenhang mit der entierung gefragt: die Leitung einer Schule, Projektthematik sein. eines Kindergartens muss sich damit beDie Einreichtermine um Förderung der Vorschäftigen, wie und warum – also mit welhaben mit Beginn im Sommer 2016 werden chen bildungspolitisch relevanten Zielen – sie voraussichtlich wieder im März/April 2016 oben genannte Maßnahmen in einem Zeitliegen. Die Vorbereitungen des Antrages raum von einem oder zwei Jahren durchfüh- müssen jedoch schon frühzeitig, am besten am Beginn des neuen Schuljahres, in Angriff genommen werden. Im Deutschen Bildungsressort wird die EUServicestelle des Bereichs Innovation und Beratung laufend Information und Unterstützung bieten. Lehrpersonen, Eltern, Schülerinnen und Schüler können sich individuell beraten lassen. Für interessierte Schulen werden Informationsveranstaltungen für das Lehrerkollegium oder für Gruppen von Lehrpersonen angeboten. Ulrike Huber EU-Servicestelle Auskünfte und Informationen zum Bildungsprogramm Erasmus + • EU-Servicestelle am Deutschen Bildungsressort, [email protected], Tel. 0471 417639 • www.bildung.suedtirol.it/uber-uns/ eu-service-stelle/erasmus/ • www.erasmusplus.it Mai/Juni 2015 13 Thema Grenzenlos lernen: neue Lern- und Lebensräume Mobile Schule „Viele Menschen wissen gar nicht, wo ihre Grenzen liegen. Sie haben sie einfach noch nicht gesucht” (Ernst Ferstl). Ferdinand Patscheider, Inspektor für den sprachlich-expressiven Bereich am Deutschen Schulamt, setzt sich in diesem Beitrag mit den Herausforderungen und Chancen des grenzenlosen Lernens auseinander. Die eigentliche Schüler- und Schülerinnenmobilität beginnt zwar systematisch erst an der Universität – Erasmus ist das Zauberwort –, aber die Südtiroler Schülerinnen und Schüler suchen die Grenzen schon viel früher, und sie finden sie auch. Dabei geht es hier nicht nur um die kollektive Mobilität im Rahmen der Intensivsprachwochen, Klassenpartnerschaften, Projektwochen im Inund Ausland oder um Lehrfahrten in den Klassen der Oberschule, sondern vielmehr um individuell gezeichnete Lernwege, die Mobilität auf eine andere Art und Weise implizieren. Lernen hat keine zeitlichen Grenzen, im Zeitalter des Lebenslangen Lernens tangiert es auch die lehrenden Akteurinnen und Akteure im Bildungswesen. Auch Lehrpersonen und Schulführungskräfte nutzen die grenzüberschreitenden formalen und nicht formalen Angebote, um ihr Kompetenzportfolio zu erweitern. Individuelle Lernbiografien Die Schule muss sich den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen und individuelle Lernbiografien zulassen. Der lineare Schulbesuch von der Grundschule bis zur Abschlussprüfung ist mittlerweile doch bei einer großen Anzahl von Schülerinnen und Schülern nicht mehr gegeben. Während es bei der kollektiven Mobilität im Rahmen von Comenius-Projekten mit Schülerbeteiligung (ab jetzt Erasmus+ Projekte) für die Schulen noch einfach war und ist, hierbei erworbene Kompetenzen anzuerkennen, tun sie sich bei den individuellen Lernwegen schon etwas schwerer. Die Wiedereingliederung der 14 Mai/Juni 2015 gabe der Institution Schule, solche Lernräume anzubieten. Dies muss allerdings ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein, in welchem auch die Akteure aus Politik und Wirtschaft zusammenarbeiten. Zäune zu Nachbars Garten sollten eigentlich nicht nötig sein, auch keine sprachlichen, wenn die „Tücken der Nähe“ (Siegfried Baur) nicht zum Tragen kommen sollen. Eine beträchtliche Zahl von Schülerinnen und Schülern nutzt die Möglichkeit, das vierte Schuljahr im Rahmen eines Zweitsprachjahres an der jeweils anderssprachigen Schule in Südtirol zu absolvieren. Eine nicht unerhebliche Anzahl absolviert zudem dieses Zweitsprachjahr an verschiedenen Schulen über das gesamte Staatsgebiet verstreut. Diese Initiative gilt es weiterhin zu Sprachübergreifend Lernen unterstützten und auszubauen. Im Kontext der Schule in Südtirol spielt die Seit dem Sommer 2014 ermöglicht der Beschluss der Landesregierung vom 8. Juli imaginäre Grenze zwischen den Sprachgruppen und zwischen den Landesspra2013, Nr. 1034, eine ganze Reihe schulischer chen Deutsch und Italienisch eine besonAktivitäten, um die Grenzen zwischen den dere Rolle. Manchmal genügt es, gemeinbeiden Landessprachen abzubauen, ohne same Lern- und Lebensräume zu schaffen. dabei den Artikel 19 des Autonomiestatus in Automatismen des gemeinsamen, grenzen- Frage zu stellen. Der Schutz und die Pflege losen Lernens stellen sich dabei aber nicht der Muttersprache bleibt unangetastetes ein. Die dreisprachige Freie Universität Prinzip der deutschsprachigen Schule in Bozen versucht, einen solchen LebensSüdtirol. Der Beschluss ermöglicht unter raum zu schaffen. Muss es da nicht auch anderem den Einsatz der CLIL-Methodik schon einen entsprechenden Unterbau (Content and Language Integrated Learning), dazu geben? bei welcher es um das Lernen von SachinDie Kolipsi-Studie der Europäischen Akade- halten in italienischer oder englischer Spramie aus dem Jahr 2009 hat deutlich geche geht. CLIL ist sicherlich kein Allheilmitmacht, dass es zum Erlernen der Zweiten tel, kann aber bei professioneller Umsetzung neue Wege des Lernens aufzeigen und Landessprache den Kontakt zwischen den die Grenzen zwischen Sach- und SprachverSprecherinnen und Sprechern der beiden mittlung aufbrechen. Landessprachen braucht. Es ist auch Auf- Schülerinnen und Schüler nach einem Auslandsjahr, in den allermeisten Fällen geht es dabei um das vierte Schuljahr, ist ein gutes Beispiel dafür. Schülerinnen und Schüler, die ein Schuljahr in Australien, China, Irland, Frankreich, den USA, Russland oder sonstwo verbringen, erwerben Kompetenzen, die unserem Schulkanon oft nicht entsprechen. Mit dem Beschluss der Landesregierung vom 3. Juni 2014, Nr. 658, wird dem Rechnung getragen. Die Schülerinnen und Schüler müssen nur mehr jene Kompetenzbereiche nachholen, die absolut unerlässlich für das Weiterkommen in der Abschlussklasse sind. Dem war leider nicht immer so. Im Fokus muss das im Ausland Gelernte stehen, nicht das Nichtgelernte. Internationale Begegnungen Sprache spielt im Rahmen des grenzüberschreitenden Lernens eine wichtige Rolle. Sprache ist aber im Grunde auch nur ein Mittel zum Zweck. Es braucht sie, um von internationalen Begegnungen profitieren zu können. Die oben erwähnte Schiene der Schülerinnen- und Schülermobilität über das Erasmus+ Programm ist eine Möglichkeit, aber nicht die einzige. Ohne physische Grenzen zu überschreiten besteht über die von der EU-Kommission geförderte etwinning-Plattform die Möglichkeit für Schülerinnen und Schüler, gemeinsam an den verschiedensten Themen zu arbeiten und sich darüber auszutauschen, teilweise synchron über die neuen Medien, teilweise aber auch asynchron. Die auf der Plattform angebotenen Projektvorschläge sind mannigfaltig und bieten gemeinsame Lernmöglichkeiten für alle Jahrgangsstufen. Auch außerhalb des Cyberspace treffen sich Jugendliche aus ganz Europa, um gemeinsam an den verschiedensten Themen zu arbeiten und sich darüber auszutauschen. Ein Beispiel ist das Projekt „Schulbrücke Europa“. Jugendliche aus ganz Europa treffen sich seit 2006 jährlich an abwechselnden Orten in Deutschland und arbeiten gemeinsam an verschiedenen politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder literarischen Themen. Südtiroler Schülerinnen und Schüler sind seit vielen Jahren mit dabei. Wettbewerbe fordern heraus Zum Lernen gehört auch, sich mit anderen zu messen. Das geschieht innerhalb der Klassen- und Schulgemeinschaft, aber auch über die Grenzen der Schule sowie über die Landesgrenzen hinaus. Jedes Jahr fahren Schülerinnen und Schüler zu den verschiedensten Wettbewerben Richtung Süden oder aber auch ins Ausland und messen sich mit anderen europäischen Gleichaltrigen, in Ausnahmefällen wie bei der Chemieolympiade manchmal auch gar über die europäischen Grenzen hinaus. Für die Teilnehmenden sind diese Erfahrungen des internationalen Austausches und Vergleichs immer ein Gewinn. Die Südtiroler Schülerinnen und Schüler behaupten sich im internationalen Kontext wahrlich gut. Die Ergebnisse bei den Fremdsprachenwettbewerben, der Philosophieolympiade, dem Redewettbewerb, beim Wettbewerb Politische Bildung oder der Chemieolympiade, um nur einige zu erwähnen, sprechen für sich. und reflektieren die Unterrichtserfahrungen gemeinsam. Der Mehrwert liegt bei dieser Erfahrung auf beiden Seiten, sowohl beim Beobachter und der Beobachterin als auch bei den Beobachteten. Das Programm bietet weitere Möglichkeiten des Austausches für Lehrpersonen und auch für Schulführungskräfte. Grenzen zwischen Schule und Umfeld Der Erziehungswissenschaftler Hartmut von Hentig plädiert in seinem Buch „Die Schule neu denken“ unter anderem dafür, das Leben in all seinen Facetten in der Schule zuzulassen, mit Unterschieden zu leben, den ganzen Menschen ins Blickfeld zu nehmen und Grenzen abzubauen sowie eine Brücke Lebenslanges Lernen zwischen der „kleinen und der großen Welt“ Das neue Erasmus+ Programm bietet auch zu bauen. Die Schule muss den Lebensraum den Lehrpersonen Grenzüberschreitungen – unserer Kinder und Jugendlichen berücksichtigen, dabei aber trotzdem ein geschützreal und imaginär. Im Rahmen verschiedenster Mobilitätsprojekte können sich ter Raum bleiben. Lehrpersonen mit ausländischen KolleginDer Philosoph Peter Sloterdijk kommt in nen und Kollegen über die vielfältigsten The- seinem Aufsatz „Lernen ist Vorfreude auf men austauschen und vor Ort daran arbeisich selbst“ zu einem ähnlichen Schluss. ten. Ein sicherlich gewinnbringender Aspekt Wie bereits im Editorial angeführt, vertritt dabei ist, dass es sich nicht mehr um indivi- er die These, dass Lernen keiner Kostenduelle Mobilitätsprojekte handelt, und dass Nutzen-Rechnung bedarf – und dass die der Austausch an ein längerfristiges schuli- Muße im Vordergrund stehen muss. Seine sches Konzept gebunden ist, auch um einen Grenzziehung zwischen der Schule und bestimmten Grad an Nachhaltigkeit zu gedem Umfeld ist eindeutig: „Wir müssen die währleisten. Schultüren vor Wirtschaft, Mode und sonsDas Programm bietet auch auf individueller tigen Nervensägen schließen und wieder einen Lebensraum aufbauen, in dem (...) Ebene so manche Möglichkeiten, wie etwa das Job-Shadowing Programm. Lehrperso- die Rettung der kognitiven Libido das Kernnen aus verschiedenen Ländern schauen projekt der Schule wird.“ sich dabei für eine bestimmte Zeit über die Schultern, erlauben eine „Deprivatisierung“ Ferdinand Patscheider des eignen Unterrichts (Hans-Günter Rolff) Inspektor für den sprachlich-expressiven Bereich Mai/Juni 2015 15 Thema Das Beispiel der Europaregion Tirol Grenzen überschreiten Die Europaregion Tirol setzt sich seit ihrer Gründung zum Ziel, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und den Austausch zwischen den einzelnen Regionen spürbarer und erlebbarer zu gestalten. Dies gilt ganz besonders für die Bereiche Jugend und Bildung. Ein Beitrag von Matthias Fink, Generalsekretär des EVTZ*. 14. Juni 2011: Der Wettergott hat es gut gemeint mit der Europaregion, als die drei Landeshauptleute Günther Platter (Tirol), Luis Durnwalder (Südtirol) und Lorenzo Dellai (Trentino) auf Castel Thun im Trentiner Nonstal die Gründungsverträge zum gemeinsamen Europäischen Verbund für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) unterzeichnet haben. Bei strahlendem Sonnenschein wurde der erste EVTZ mit österreichischer und der zweite mit italienischer Beteiligung besiegelt, der mit der Eintragung im Register des italienischen Ministerratspräsidiums am 13. September 2011 als europaweit 21. EVTZ seine Rechtspersönlichkeit erwarb. Nach rund zwanzig Jahren hat damit das politische Projekt „Europaregion Tirol – Südtirol –Trentino“ dank eines neuen europäischen Rechtsinstruments die notwendige juristische Basis erlangt. Diese hebt die praktische Kooperation auch inhaltlich auf eine neue Stufe. Die ersten Jahre haben gezeigt, dass die Länder der Europaregion den EVTZ nutzen wollen, um ihre grenzübergreifenden Projekte qualitativ und quantitativ auszubauen. Dies gilt vor allem für den Bereich Jugend und Bildung. ten kennen deutlich mehr als zwei Drittel der Südtirolerinnen und Südtiroler die Europaregion Tirol – Südtirol –Trentino. Bei den unter 25-Jährigen sind es mit 41,5 Prozent signifikant weniger. Damit liegt die Europaregion in Südtirol beim Bekanntheitsgrad deutlich höher als im Bundesland Tirol mit 52,3 Prozent der Gesamtbevölkerung und knapp 23 Prozent bei den unter 25-Jährigen. Von den Befragten sind allerdings länderübergreifend 88 Prozent überzeugt, dass die Zusammenarbeit zwischen den drei Ländern verstärkt werden soll. Kooperation wird vor allem in den Bereichen gefordert, die den eigenen Lebensbereich betreffen: Verkehr, Wirtschaft, Landwirtschaft, Bildung. Die Zustimmung der Bevölkerung ist vorhanden, die Kenntnis ist deutlich ausbaubar, spürbare Fortschritte werden erwartet. In diesem Spannungsbogen bewegt sich die Arbeit der Europaregion Tirol – Südtirol –Trentino. Europaregion im Alltag der Bevölkerung spürbar machen Angesichts dieser Ausgangslage verwundert es nicht, dass der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter am 13. Oktober 2013 die Präsidentschaft in der Europaregion Tirol – SüdZusammenarbeit zwischen tirol –Trentino mit der Zielsetzung übernomden drei Ländern verstärken men hat, die Europaregion für die BevölkeDie Europaregion Tirol – Südtirol –- Trentino rung spürbarer zu machen. Dies gilt ganz ist ohne Zweifel ein politisches Projekt. besonders im Bereich der Jugend und der Umso wichtiger ist es, die Bevölkerung dabei Bildung. Jahr für Jahr werden neue Angebote nicht aus dem Auge zu verlieren. Die jüngsentwickelt, werden neue Zielgruppen angeten Ergebnisse der Universität Innsbruck sprochen: das Euregio Summer Camp und (Pallaver, Günther, Traweger, Christian, das Euregio Sport Camp für 11- bis 14-Jähri2014: Kommunikation, Kooperation, Integra- ge, das Euregio-Jugendfestival für 15- bis19tion in der Europaregion Tirol – Südtirol – Jährige, die Euregio-Aktionswoche Tiroler Trentino: Die Meinung der Bevölkerung. Schulen für 14- bis 19-Jährige sowie die Euregio-Akademie für 18- bis 35-Jährige. Das Innsbruck: Studia Universitätsverlag) zur Meinung der Bevölkerung ergeben ein zwie- verbindende Element ist stets das Anliegen, spältiges Bild: Mit 71,9 Prozent der Befrageinen Begegnungsraum zu bilden; einen Rah16 Mai/Juni 2015 men, der zum Austausch anregt, das Voneinander-Lernen fördert und zur Bildung neuer Kontakte und Freundschaften führt. Einen altersgerechten Begegnungsraums zu schaffen, ist eine Herausforderung. Dies gilt vor allem für das gemeinsame Büro der Europaregion, das im Jahr 2009 als Koordinierungsstelle für gemeinsame Projekte der drei Länder Tirol, Südtirol und Trentino eingerichtet wurde. Wie bei allen anderen Projekten auch, von erneuerbaren Energien bis hin zum Gesamttiroler Museumstag, arbeitet das Euregio-Büro stets im Verbund mit den Fachabteilungen der drei Länder. Die Projekte werden im Rahmen von Euregio-Arbeitsgruppen gemeinsam vorbereitet, durchgeführt und evaluiert. Dadurch ist bei Jugendund Schulprojekten die altersgerechte didaktische Ausrichtung gewährleistet. Das Euregio-Jugendfestival Bereits im ersten Arbeitsjahr des gemeinsamen Europäischen Verbunds für territoriale Zusammenarbeit wurde das Euregio-Jugendfestival verankert. Dieses ging aus der Initiative eines Trentiner Schülervertreters hervor und wurde von den drei Landeshauptleuten aufgegriffen. Das Euregio-Jugendfestival richtet sich nicht an Klassenverbände, sondern an einzelne Schülerinnen und Schüler, insbesondere an Schülervertreterinnen und Schülervertreter. Um die Europaregion in ihrer Vielfalt erfahrbar zu machen, findet das Euregio-Jugendfestival stets an drei Orten der Europaregion statt. Innsbruck-Bozen-Trient, Rovereto-Brixen-Hall, Lienz-BruneckTrient und Riva-Meran-Stams waren die bisherigen Stationen, wo die Schülerinnen und Schüler gleichermaßen thematische Impulse erhalten, in Kleingruppen arbeiten, ein spannendes Kulturprogramm erfahren und neue Freundschaften knüpfen. Gemeinsames Gruppenfoto vor der eindrucksvollen Kulisse des Reschensees Ein wichtiges Qualitätsmerkmal des Euregio-Jugendfestivals, das mit den Schulämtern der drei Länder gemeinsam veranstaltet wird, ist die ständige Qualitätsverbesserung. Die von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgefüllten Evaluierungsbögen werden ausgewertet und gemeinsam analysiert, Verbesserungsvorschläge werden konsequent eingearbeitet. Seit Anbeginn des Projekts übernehmen Jugendliche Verantwortung für die Moderation der Kleingruppen, seit zwei Jahren werden die Themenvorschläge für das nächste Euregio-Jugendfestival im Rahmen einer Online-Umfrage unter den bisherigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern erhoben und seit heuer sind es auch die Jugendlichen, die den Eröffnungs- und Abschlussabend inhaltlich gestalten sowie das Online-Tagebuch verfassen. Fachvorträge wurden sukzessive durch Gruppenarbeiten ersetzt. Im Februar 2014 wurde das Euregio-Jugendfestival in Brüssel mit dem zweiten Platz beim erstmals vergebenen EVTZ-Preis der Europäischen Union „Building Europa Across Boarders“ ausgezeichnet. Die Jugend- und Bildungsprojekte der Europaregion liefern wertvolle Erkenntnisse, die gemeinsam mit den zuständigen Fachabteilungen der Landesverwaltungen vertieft und ausgewertet werden. Gerne werden die Erfahrungen allen Schulen und Trägern der Zivilgesellschaft zur Verfügung gestellt, die selbst Projekte zur Europaregion Tirol – Südtirol –Trentino umsetzen möchten. * Matthias Fink ist der Vertreter des Landes Tirol im gemeinsamen Büro der Europaregion in Bozen und damit von Oktober 2013 bis Oktober 2015 auch Generalsekretär des EVTZ „Europaregion Tirol – Südtirol –Trentino“. Der Beitrag gibt die persönliche Auffassung des Autors wieder, die nicht mit der Position des Landes Tirol, des EVTZ Hintergrundinformationen, Videos und Onlinetagebücher • Euregio-Jugendfestival: www.europaregion.info/festival • Euregio-Akademie: www.europaregion.info/academy • Euregio-Summer-Camp: www.europaregion.info/summercamp • Euregio-Sport-Camp: www.europaregion.info/sportcamp • Euregio-Aktionswoche Tiroler Schulen: www.europaregion.info/edu • Euregio-Zug nach Galizien (100 Jahre Erster Weltkrieg): www.europaregion.info/galizien • Kontakt: EVTZ Europaregion Tirol – Südtirol –Trentino, Drususallee 1, 39100 Bozen, Tel. 0471 402026, www.europaregion.info „Tirol – Südtirol –Trentino“ oder der Autonomen Provinzen Bozen – Südtirol und Trient übereinstimmen muss. Mai/Juni 2015 17 Lernwelten Offen für die Welt 18 Mai/Juni 2015 Kindergarten Bolde in Nepal: Händewaschen und Zähneputzen gehören nun zum Tagesablauf. Kindergartenbesuch in Nepal Ich war in Bolde „Kinder im Vinschgau bauen einen Kindergarten auf dem Dach der Welt“ – unter diesem Motto sammelten Kinder der Kindergärten bei der Weihnachtsaktion 2012 Spenden. Helga und Helmut Spiess aus Taufers im Münstertal organisierten den Bau eines Kindergartengebäudes und die Einstellung einer Kindergärtnerin im Bergdorf Bolde in Nepal. Brigitte Alber* machte sich vor ein paar Monaten ein Bild davon. Bolde zählt zehntausend Einwohner und liegt auf tausend Meter Meereshöhe. Die schmale Straße von der Hauptstadt Kathmandu hierher ist holprig und hat einige ausgesetzte Stellen. An den steilen Berghängen kleben verstreute Häuser mit kleinen Gemüsefeldern. Die Familien leben einfach und bescheiden – in Häusern mit Fenstern ohne Glas. Die Frauen kochen auf dem offenen Feuer Reis, Linsen und Gemüse. Zum Schlafen rollen die Menschen die Reismatten auf dem Boden auseinander. Ich sehe keinen Ball, keine Puppe, kein Buch ... Wenn die Väter als Trekkingbegleiter längere Zeit abwesend sind und die Mütter der Arbeit im Haus und auf dem Feld nachkommen, streunen die Kinder auf sich allein gestellt herum. Ein sicherer Ort Die Menschen in Bolde sind stolz auf ihren neuen Kindergarten: ein Raum mit einem Tisch und vierzehn Stühlchen, eine Küche, ein Nebenraum, ein betonierter Platz vor dem Haus und ein rotes Toilettenhäuschen. Eine Kindergärtnerin hat den Auftrag, die dreizehn Kinder zu beaufsichtigen und beim Lernen zu begleiten. Die Kinder sitzen am Tisch und warten darauf, dass ihnen die Kindergärtnerin vorspricht. Geduldig wiederholen sie alles unzählige Male. In seltenen Momenten dürfen die Kinder von der Rutschbahn herunterrutschen. Ich bin verunsichert und kann die Situation erst nach einigen Tagen erfassen. Als ich die mitgebrachten Puzzles auf den Tisch lege, sehen mich große Kinderaugen an. Sie haben noch nie ein Puzzle gesehen, auch die Kindergärtnerin nicht. Ich mache einfache Fingerspiele, singe Lieder in Englisch, führe Materialien ein: Puzzle, Memory, rosa Turm ... Nach einigen Tagen erkläre ich der Kindergärtnerin, dass die Kinder selbst aktiv sein müssen, rege eine freie Spielzeit an und zeige das Händewaschen nach Maria Montessori. Einmal kommt der Arzt von der Krankenstation mit. Er untersucht die Kinder und erklärt ihnen mit mir zusammen das Zähneputzen. Mit strahlendem Lachen Im November 2014 reise ich zum zweiten Mal nach Bolde. Ich freue mich, die Kinder in dem netten Gebäude und die Kindergärtnerin wiederzusehen. Ich lebe wieder einige Tage den Kindergartenalltag mit und beobachte, dass die Kinder nun einige Materialien selbstständig nutzen. Sie spielen Puzzle und stellen Memorykarten zusammen. Ich habe Perlenmaterial mitgebracht. Es ist eine Freude zu sehen, wie die Kinder eine Kette nach der anderen einfädeln. Ich habe auch Bilderbücher mitgebracht. Eines stelle ich den Kindern vor. Dann blättern diese selbstständig darin und schauen sich die Bilder an. Ich putze mit den Kindern die Zähne. Jedes Kind erhält eine Zahnbürste und eine Zahnpaste. Als ich am Nachmittag an einer Hausreihe vorbeikomme, rennt mir ein Kind aus dem Kindergarten entgegen. Das Mädchen verschwindet im Haus und eilt freudestrahlend mit dem Zahnputzset in der Hand heraus. Händewaschen und Zähneputzen gehören nun auch in Bolde zum Tagesablauf. Zu Mittag gibt es ein warmes Mittagessen, das die Kindergärtnerin zubereitet. Als es wiederum Zeit wird, Abschied zu nehmen, bin ich tief berührt von den Menschen und ihrem Leben und vom strahlenden Lachen der Kinder: Wie selbstständig sie durch die Landschaft streichen und sich über jeden Kontakt freuen, wie aufnahmefähig und wissbegierig sie sind. Am letzten Tag verab- Shika und Baggya testen das Stethoskop aus dem Arztkoffer. schiedet mich die Kindergärtnerin Danmaya, legt mir ein Tuch um den Hals und gibt mir damit Glück und Segen für die Reise mit. Ich bin froh darüber, denn die Rückfahrt mit dem rostigen, engen und überfüllten Bus auf der holprigen, einspurigen Straße wird mehr als abenteuerlich. * Brigitte Alber ist Kindergärtnerin in Taufers im Münstertal. Erdbeben in Nepal – Nachtrag Das Erdbeben von Ende April hat auch in Bolde Schäden angerichtet. Etliche Häuser sind eingestürzt, das Kindergartengebäude steht noch. Es gibt glücklicherweise keine Menschenleben zu beklagen, die Lage ist dennoch desolat. Wie viele Menschen in Südtirol hoffe ich, dass sich die Lage bald stabilisiert und Normalität einkehrt. Brigitte Alber Mai/Juni 2015 19 Lernwelten Schul- und stufenübergreifender Chemieunterricht Monsterschleim und Kanonenpulver „Die Zauberfabrik“ ist ein Unterrichtsprojekt im chemischen Laborunterricht, bei welchem Oberschülerinnen und Oberschüler gemeinsam mit Grundschülerkindern Experimente durchführen. „Wir haben eine Monsteressenz erschaffen – und das geht einfach! Wir brauchen Wasser, flüssige Lebensmittelfarbe, Borax (aus der Apotheke) und Guarkernmehl (im Bioladen). Ihr müsst alles zusammenmischen und kräftig rühren. Ihr könnt den Schleim in die Hände nehmen – er hinter- Im Chemielabor der FOS Meran: Kartoffeln bringen kleine Lämpchen zum Leuchten. lässt keinen Dreck. Ihr braucht auch keine Angst zu haben!“ Das sagen Sophie und Salome aus der Grundschulklasse 3C der Zollschule Lana. Solche und ähnliche Aussagen machten Grundschülerinnen und -schüler, nachdem sie mit den Schülerinnen und Schülern der 4BT1 der Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie mit Landesschwerpunkt Ernährung (FOS) Meran einen Tag lang verschiedene Experimente in der „Zauberfabrik“ durchgeführt hatten. 20 Mai/Juni 2015 Kartoffeln leuchten und Deckel knallen Dafür wurden verschiedene chemische Versuche von den Oberschülerinnen und -schülern ausgearbeitet und in einem Experimentierheft gesammelt. Sie recherchierten, überlegten und skizzierten. Anschließend wurden die Ideen ausprobiert und so aufgearbeitet, dass die Grundschülerinnen und -schüler den naturwissenschaftlichen Hintergrund erkennen und verstehen konnten. Das Resultat ist eine tolle Broschüre mit insgesamt 23 Versuchen, die einfach und mit Materialien, die in jedem Haushalt zu finden sind, durchgeführt werden können. Mit weißen Labormänteln empfingen die Oberschülerinnen und Oberschüler ihre Schützlinge im Chemielabor der FOS Meran und führten gemeinsam mit ihnen Versuche durch: Sie brachten ein kleines Lämpchen nur mit Kartoffeln zum Leuchten, stellten einen Monsterschleim her, ließen Deckel knallen und staunten über die Wunderwindel. Jedes Kind erhielt ein Experimentierheft. In Form von Lückentexten und offenen Fragen und Skizzen zum Ausmalen konnten die „Kleinen“ dann ihre Beobachtungen festhalten. Dabei standen ihnen die „Großen“ mit Rat und Tat zur Seite und halfen ihnen dabei, die naturwissenschaftlichen Hintergründe zu verstehen. Die Rückmeldungen aller haben bestätigt, dass das Projekt eine wertvolle Arbeit für beide Seiten war. Stefan und Alexandra von der 4BT1 sind sich einig: „Es war toll zu sehen, dass die Kinder so begeistert waren! Sie wollten alles ganz genau wissen! Anfangs war es schwer, etwas zu erklären, doch mit jedem neuen Schüler ging es immer leichter und besser! Das Projekt hat sehr viel Spaß gemacht!“ Lernen durch Lehren Der Chemielehrer Stefan Pilser bediente sich der didaktischen Methode „Lernen durch Lehren“ (LdL), welche in ähnlicher Weise von Jean-Pol Martin Mitte der 1980er-Jahre für den Fremdsprachenunterricht entwickelt wurde. Dabei lernen die Oberschülerinnen und -schüler durch das intensive Erarbeiten und Erklären, die chemischen Hintergründe der Versuche besser zu verstehen und können ihre Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse vertiefen und festigen. Bei den Grundschülerinnen und -schülern sollten die Motivation und das Interesse am naturwissenschaftlichen Experimentieren geweckt werden. Deshalb wurden die Versuche anschaulich und spannend erklärt. Der Spaß kam dabei für beide Seiten nicht zu kurz. Margarethe Baur Ehemalige Lehrerin am Grundschulsprengel Lana Informationen zum Projekt Die Broschüre „Die Zauberfabrik“ ist auf der Homepage der FOS Meran veröffentlicht, wird ständig überarbeitet und kann als PDF-Version unter www.fos-me.it heruntergeladen werden. Das Projekt wurde und wird mit interessierten Grundschulen fortgesetzt. Weitere Informationen erteilt der Koordinator des Projektes, Stefan Pilser, FOS Meran. Ein Auslandsemester in Costa Rica „Und ich bin gestartet!“ Im August 2014 trat Sabine Tamanini, Schülerin am Realgymnasium Bozen, ein Auslandssemester an, das sie nach Costa Rica führte. Welche Gefühle sie dabei begleiteten und was sie erlebte, darüber berichtet sie hier. Als sechszehnjährige „Wisslyzerin“ bin ich für ein Semester nach Costa Rica gestartet. Vor dem Start herrschte absolutes Gefühlschaos: Auf der einen Seite die Angst vor dem Unbekannten, davor, so lange von Freunden und Familie getrennt zu sein, in einem fremden Land alleine zu bleiben. Auf der anderen Seite die Wanderlust, die Neugierde und die Entdeckerfreude, die in mir aufblühten. Konversation auf Englisch und Spanisch Angekommen gab es Probleme mit der Einschreibung in meine neue Schule. Ich musste eineinhalb Wochen auf meinen ersten Schultag warten. Schlussendlich kam ich in das Colegio „Manuel Benavides Rodriguez“, eine öffentliche Schule. Die Schulausbildung in Costa Rica ist in drei Stufen unterteilt: Begonnen wird mit einem Jahr Kindergarten; es folgen sechs Jahre Grund- und fünf Jahre Oberschule. Costa Rica verfügt über kein Militär, weshalb mehr Gelder in die Bildung investiert werden als in den meisten anderen Ländern Zentralamerikas. Trotzdem gibt es eine deutlich merkbare Kluft zwischen öffentlichen und privaten Oberschulen. Private Schulen sind meist zweisprachig, weshalb die Schülerinnen und Schüler ausgezeichnetes Englisch sprechen. Das Englisch an öffentliche Schulen ist hingegen spärlich. Fast von Beginn an habe ich Spanisch verstanden und bin irgendwie verstanden worden. Nach einem Monat waren bereits einfache Konversationen möglich. Und darauf folgten erste Freundschaften. Eine besonders enge Freundschaft ist mit meiner späteren Gastschwester entstanden. Als nach einem Monat Probleme in meiner ersten Gastfamilie auftauchten, hatte sie nicht nur ein offenes Ohr, sondern auch eine offene Tür für mich. Nachdem die bürokratischen Angelegenheiten geklärt waren, zog ich in ihre liebevolle Familie mit zwei Schwestern und deren Großmutter. Meine „ältere Angst vor dem Unbekannten, Wanderlust, Neugierde und Entdeckerfreude ... Schwester“ besuchte die Abschlussklasse und bereitete sich für ihre „Bachilerato“-Arbeit vor, die unserer „Matura“ entspricht. Meine „jüngere Schwester“ und ich besuchten beide die vierte Stufe. Wir haben unzählige Abende zusammen auf die Prüfungswochen gelernt. Das Schuljahr ist in Trimester unterteilt und pro Trimester werden zwei Mal je eine Woche lang Prüfungen abgehalten. Dabei schreiben die Klassen derselben Schulstufe zu exakt derselben Zeit die exakt selbe Prüfung. Zu erreichen sind mögliche 100 Punkte, wobei die Prüfung mit 70 Punkten als bestanden gilt. Gibt es keine positive Endbewertung, werden wie bei uns Nachprüfungen abgehalten. Frühstücken mit Affen und Zöpfchenflechten Mit den letzten Novembertagen ging auch das Schuljahr zu Ende und die Sommerferien begannen! Das hieß für mich: Sehen, was das Land zu bieten hat. Kreuz und quer durch das kleine Flecklein Erde brachten mich die vielen Busse: Von der Karibikküste über sämtliche Nationalparks bis zum Pazifik und sogar ins Ausland, nach Nicaragua, hat es mich verschlagen. Vom Frühstück mit Affen im Urwald über Zöpfchenflechten am karibischen Strand bis zum Mondscheinspaziergang am Pazifik war alles dabei. Nicht nur die vielen unglaublichen Orte, die ich besucht habe, sondern auch die stundenlangen Busfahrten haben meine Erfahrung geprägt. Eine Schüleraustausch-Erfahrung ist vor allem eines: Sie ist sehr intensiv. Und zwar die ganze Zeit über. Kein Tag gleicht dem anderen, denn jeden Tag entdeckt und lernt man Neues. Nicht in der und für die Schule, sondern im und für das Leben. Ich habe gelernt, mit den komischsten und unangenehmsten Situationen umzugehen. Von der Kultur nehme ich viel mit, nicht nur die Sprache, sondern auch den Lebensstil. Der alltägliche Gruß „Pura Vida“ sagt bereits alles aus. Die Einwohner Costa Ricas, „Ticos“ und „Ticas“, wie sie sich selbst nennen, leben ihren eigenen Rhythmus. Die Zeit verläuft dort langsamer und alles wirkt so unbeschwert. Ein wenig von dieser einzigartigen Lebenseinstellung hoffe ich für immer beibehalten zu können. In diesem Sinne: „Pura Vida!“ Sabine Tamanini Schülerin am Realgymnasium Bozen Mai/Juni 2015 21 Lernwelten Ein Auslandsjahr in Kanada Den Schritt wagen Hannah Peer besucht in diesem Schuljahr den „grade 11“ der High School Barrie in Kanada. Ihre Begeisterung für das Hockeyspiel lässt sie für ein Jahr kanadische High-School-Atmosphäre schnuppern. Ein Erfahrungsbericht aus Kanada. mester besuche ich jetzt AnthropologiePsychologie-Soziologie, Menschliche Dynamiken, Mathematik und Geschichte. Zu Beginn hatte ich einige Schwierigkeiten mit der englischen Unterrichtssprache. Ich konnte mich jedoch schnell daran gewöhnen und dank Lehrpersonen und Mitschülerinnen und Mitschülern die Sprachbarrieren überwinden. Ein Schultag in Kanada Mein Tagesablauf in Kanada sieht folgendermaßen aus: Hockeyspielerin Hannah Peer spielt in der Saison 2014/2015 im kanadischen Barrie. Mein Name ist Hannah Peer, ich bin 16 Jahre alt und komme aus Sand in Taufers. Seit meinem zwölften Lebensjahr spiele ich Eishockey. Im April 2014 wurde ich in das U18Nationalteam einberufen und habe bei der Weltmeisterschaft in Polen mitgespielt. Dort sprach mich ein russischer Trainer an, der in Kanada eine Eishockeyschule betreibt. Er wollte, dass ich die Saison 2014/2015 für sein Team spiele. Das bedeutete für mich natürlich, auch die Oberschule in Kanada zu besuchen. Bis zu diesem Zeitpunkt besuchte ich das Oberschulzentrum Sand in Taufers. Nach vielen Gesprächen mit meinen Eltern, Lehrpersonen und der Schulführung stand mein Entschluss fest: Ich wollte das Schuljahr 2014/2015 in Kanada absolvieren. 22 Mai/Juni 2015 Kolleginnen aus der ganzen Welt Nach Erledigung der Einreiseformalitäten und der Einschreibung an der High School brach ich Ende August nach Kanada auf. Dort wohne ich seitdem mit meinen Mannschaftskolleginnen aus der ganzen Welt im zur Schule gehörenden Heim. Die Schule und das Heim befinden sich außerhalb der Stadt Barrie, 45 Autominuten nördlich von Toronto. Ich absolviere „grade 11“, der dem dritten Oberschuljahr in Italien entspricht. Das Schulsystem in Kanada unterscheidet sich sehr von unserem. Ich musste zu Beginn des Schuljahres verschiedene Kurse wählen, die ich im Laufe des Schuljahres besuche. Im ersten Semester besuchte ich vier Kurse: Biologie, Englisch, Gesundheitswesen und Eishockey. Im zweiten Se- 7 Uhr: Aufstehen 7.15–8.15 Uhr: Trockentraining 8.30–8.55 Uhr: Frühstück 9–11.45 Uhr: Schule (zwei Kurse) 11.45–12.45 Uhr: Mittagspause 12.45–15.25 Uhr: Schule (zwei Kurse) 16–17.20 Uhr: Eistraining 18–18.30 Uhr: Abendessen 18.30–23 Uhr: Hausaufgaben und Freizeit 23 Uhr: Bettruhe An den Wochenenden und manchmal auch an Schultagen bestreiten wir Turniere und Spiele in Kanada und den Vereinigten Staaten. So kann ich auch viel von Land und Leuten kennenlernen. Natürlich gibt es auch spielfreie Wochenenden, an denen wir Ausflüge machen oder in der Schule Versäumtes nachholen. Auch wenn so ein Jahr nicht immer leicht ist, würde ich es jedem empfehlen, diesen Schritt zu wagen. Von den Erlebnissen, Erfahrungen und Freundschaften kann ich sicher ein Leben lang profitieren. Hannah Peer Oberschulzentrum Sand in Taufers, zurzeit High School Barrie, Kanada Schulpartnerschaftsprojekt Erasmus+ Unsere Chancen in Europa Die Technologische Fachoberschule (TFO) Bruneck hat eine langjährige Tradition bei internationalen Kooperationen. Mit dem Schuljahr 2014/2015 ist sie in ein neues europäisches Schulpartnerschaftsprojekt gestartet. Partnerschulen für das neue Projekt sind die Malvik videregående skole (MVGS) in Malvik in Norwegen, die auch die Projektkoordination innehat, die Vaiguvos Vlado Šimkaus vidurinė mokykla in Kelme in Litauen, die Realschule am Goldberg (RSG) in Sindelfingen in Deutschland sowie die Moraitis School in Athen. Das Projekt dauert insgesamt drei Schuljahre (2014/2015–2016/2017). Koordinator der Arbeitsgruppe an der TFO Bruneck ist Nikolaus Spitaler. Als inhaltlicher Schwerpunkt wurde der Vergleich der Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten in den Partnerländern vereinbart. Vorgesehen sind folgende Aktivitäten: Projekttreffen mit Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern, Besichtigung von Betrieben, Ausbildungsund Forschungseinrichtungen, gemeinsame Erarbeitung einer zweisprachigen Projektbroschüre „Bewerbungsleitfaden“ sowie Hospitationen in den Partnerschulen. Zielgruppe für die Projektarbeiten sind Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 17 Jahren. Das Projekt ist prinzipiell zweisprachig angelegt, das heißt, die Kommunikation bei den verschiedenen Projektaktivitäten und Projekttreffen erfolgt in Deutsch und Englisch. Auch alle schriftlichen Dokumente werden zweisprachig verfasst. Für die Durchführung der Projektaktivitäten stehen eigene Geldmittel der Europäischen Union zur Verfügung. Betriebsbesichtigung bei der GKN Driveline in Bruneck tionen in den verschiedenen Klassen. Zur Moraitis School gehört neben der Grundschule und dem Gymnasium auch ein Kindergarten. Einen besonderen Schwerpunkt im Unterrichtsprogramm bilden die Fremdsprachen, etwa Englisch oder Deutsch. Im Jänner 2014 wurde an dieser Schule das neue ÖSD-Prüfungszentrum (ÖSD = Österreichisches Sprachdiplom) für Athen und Griechenland eingerichtet. Die Deutschlehrenden haben sich als ÖSD-Prüferinnen ausbilden lassen, sodass die Schülerinnen und Schüler direkt an der Moraitis School ÖSD-Zertifikate erwerben können. worden waren, näher kennenzulernen. Weitere Schwerpunkte des Besucherprogramms waren ein Empfang im Rathaus von Bruneck, eine Schulführung sowie Schülerpräsentationen und Unterrichtsbesuche an der TFO Bruneck, ein Vortrag an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, Studienzweig Tourismusmanagement, der Freien Universität Bozen in Bruneck sowie eine Betriebsführung durch den Industriebetrieb GKN (Guest, Keen and Nettlefolds) Driveline. Die Besichtigung von kulturellen Sehenswürdigkeiten sowie geselliges Beisammensein standen bei der Führung durch die Altstadt von Bruneck und Bozen, beim Besuch eines EishockeyZweites Projekttreffen in Bruneck spiels in Bruneck sowie bei einer Wanderung Erstes Projekttreffen in Athen Im März 2015 war die TFO Bruneck Gastgebe- zur Talschlusshütte in Sexten mit anschlieDas erste Projekttreffen fand im Herbst 2014 rin des zweiten Projekttreffens. 40 Schülerin- ßendem Abendessen auf der Tagesordnung. nen und Schüler sowie elf Lehrpersonen aus Untergebracht waren die Gäste großteils in in der Privatschule Moraitis School in Athen den verschiedenen Partnerländern waren mit der Jugendherberge von Toblach. statt. 15 Lehrpersonen der einzelnen Partnerschulen erarbeiteten einen Leitfaden für dabei. Am ersten Tag trafen sich alle Gäste Das nächste Projekttreffen findet im Herbst die kommenden Projektjahre. Einblick in die und die Mitglieder der Arbeitsgruppe „Eras2015 in der norwegischen Stadt Malvik statt. Schule der griechischen Gastgeber erhielten mus+“ der TFO Bruneck in der Nordic Arena die Lehrpersonen im Rahmen einer Führung in Toblach, um sich bei sportlichen AktivitäGünther Walder Lehrer an der Technologischen Fachoberschule Bruneck durch das Schulzentrum und bei den Hospita- ten, die von der Firma „Kreaktiv“ organisiert Mai/Juni 2015 23 Lernwelten Zweitsprachjahr/Un anno in L2 Un anno nella scuola del vicino Ungefähr 700 Schülerinnen und Schüler haben sich bisher für ein Zweitsprachjahr entschieden. Einige haben für ein Semester, die meisten aber für das gesamte Schuljahr die vierte Klasse in der Schule des Nachbarn besucht, um die zweite Sprache im Sinne einer mehrsprachigen Erziehung zu erlernen. Wieder andere haben gar entschieden, auch das fünfte Jahr in der anderen Schule zu absolvieren und sich mutig der Abschlussprüfung in der zweiten Sprache gestellt. In linea con le principali finalità del Consiglio d’Europa, che promuove e sviluppa azioni e strumenti utili per apprendere le lingue nell’ottica di un’educazione plurilingue, le nostre scuole offrono, oltre all’insegnamento curriculare, diverse opportunità finalizzate a potenziare e approfondire la conoscenza della seconda lingua L2 e delle lingue straniere: gemellaggi tra classi di madrelingua diversa, sezioni trilingui, progetti di potenziamento dell’insegnamento della L2, soggiorni all’estero, insegnamento CLIL. sione e di accompagnamento dell’iniziativa mit der anderen Sprachgruppe Kontakt aufnehmen kann.“ di scambio, allo scopo di informare le famiglie e le scuole di questa ulteriore opportunità di miglioramento della conoscenza della Entrare in un‘altra realtà e conoscere un altro mondo lingua e della cultura “del vicino” e di supportare le scuole coinvolte nell’iniziativa. Al fine di monitorare l’esperienza, ma soprattutto per riflettere sulle motivazioni, Affrontare questa avventura sulle convinzioni e sugli atteggiamenti ricon curiosità spetto alla lingua e al contesto culturale del Gli studenti che hanno partecipato a questa vicino, sono state svolte, con la consulenza iniziativa raccontano che la scelta di parteci- di esperti in linguistica e sociolinguistica pare all’iniziativa non è cosa facile e che dell’Università di Bolzano, dell’Università di all’inizio ci vuole molto impegno, poi il conKlagenfurt e dell’Università Milano Bicocca, Migliorare la competenza tatto quotidiano con la lingua dello studio e alcune ricerche qualitative e quantitative. linguistica la relazione con altri giovani di madrelingua Grazie a interviste narrative, focus group e Dall’anno scolastico 2003/2004 è stato così produce dei risultati decisamente positivi. questionari, sono emersi aspetti e valutazioni estremamente interessanti: dopo un priavviato il progetto “Un anno in L2-Zweitspra- Consigliano inoltre di affrontare questa avchjahr”, che offre alle studentesse e agli ventura con curiosità, “con la voglia di cono- mo impatto faticoso, vero e proprio Kulturschock, il contatto con il gruppo dei pari ha studenti delle scuole superiori della provin- scere una nuova lingua e un nuovo mondo” cia di Bolzano la possibilità di frequentare il per “fare esperienza di ciò che potrebbe uni- permesso di entrare in un‘altra realtà e di 4° anno presso istituti di un altro gruppo lin- re di più italiani e tedeschi di qui”. conoscere un altro mondo (“Es ist einfach guistico all’interno della provincia, con l’oAltri aspetti del progetto da sottolineare wie in eine andere Welt hineinzuschauen”, biettivo di migliorare la competenza linguisono le caratteristiche dei partecipanti all’i- commenta un’alunna) e questo ha sicurastica in L2, di favorire l’interazione tra giova- niziativa: una competenza linguistica in L2 mente promosso un miglioramento della ni di madrelingua diversa e l’ampliamento sufficiente, ma soprattutto, come ha dichia- competenza linguistica in L2. Ma non solo, rato uno studente: „Ein wichtiger Punkt ist delle loro reti sociali, di promuovere la covisto che gli studenti intervistati dicono: “Ich noscenza approfondita degli aspetti linguidie Risikobereitschaft. Man kann nach eihabe mein Italienisch verbessert und noch stici e culturali degli altri gruppi e di costrui- nem Monat nicht einfach wieder zurück, dazu habe ich neue Freunde kennengelernt” re relazioni positive tra le scuole dei due sondern man muss da jetzt durch. Weiter e, “magari siamo riusciti ad avvicinare le due gruppi linguistici. braucht man Ausdauer und eine Portion scuole”. L’importanza di questo progetto è stata sot- Mut. Grundkenntnisse der anderen Sprache tolineata dalla Giunta Provinciale con la deli- sind mindestens erforderlich, damit eine Marcella Perisutti berazione Nr. 4250 del 17.11.2008, con cui Bereich Innovation und Beratung Teilnahme am Unterricht stattfinden kann. Claudia Provenzano sono stati approvati i criteri organizzativi e Man darf sich der anderen Sprachgruppe Area Pedagogica Dipartimento Istruzione didattici. Le Aree pedagogiche e le Intenden- auch nicht verschließen. Es braucht auch ze scolastiche hanno avviato azioni di diffue Formazione italiana einfach die richtige Einstellung, damit man 24 Mai/Juni 2015 Lehreraustausch an zwei Meraner Oberschulen Lust auf Zweisprachigkeit Am Realgymnasium „Albert Einstein“ und am Istituto di Istruzione secondaria di II grado „Gandhi“ in Meran findet seit zwei Jahren im ersten Biennium ein Lehreraustausch in den Fächern Geschichte und Geografie statt. Zwei beteiligte Lehrerinnen berichten. Im Schuljahr 2013/2014 startete das Projekt „Lehreraustausch“ mit den Schülerinnen und Schülern zweier erster Klassen am Realgymnasium mit deutscher und dem Istituto „Gandhi“ in italienischer Unterrichtssprache. Im Fokus stand im ersten Jahr die Auseinandersetzung mit geschichtlichen Quellen, die sich auf den Lehrstoff der ersten Klassen bezogen. Geschichte und Geografie mit der Lehrperson aus der Schule von nebenan Klasse an jeder Schule fortgeführt. In den zweiten Klassen wurde am Thema „Europäische Union“ gearbeitet, wobei das Thema im September gemeinsam mit den Klassen gewählt wurde. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiteten in zweisprachigen Gruppen wichtige Themenbereiche dazu und präsentierten die Ergebnisse ihren Mitschülerinnen und Mitschülern. Darüber hinaus stand die Entwicklung des Christentums im Zentrum des Unterrichts, sowohl auf der Grundlage von Lehrervorträgen, wie auch durch die Auseinandersetzung mit geschichtlichen Quellen. Im Bereich Geografie setzten sich die Schülerinnen und Schüler anhand von kurzen Arbeitsaufträgen, Informations- und Lückentexten mit zentralen Grund- und Fachbegriffen auseinander. Darüber hinaus erarbeiteten sie in zweisprachigen Gruppen den Themenbereich „Kontinente“. Deshalb ist eine gezielte Vorbereitung und Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Lehrpersonen unabdingbar. Das Eingehen auf die Interessen der Schülerinnen und Schüler, eine offene Kommunikation, Flexibilität vonseiten der Lehrpersonen und eine Abstimmung der Lernmethoden können darüber hinaus eventuelle Zweifel ausräumen und Interesse wecken. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler haben den Lehreraustausch trotz anfänglicher Berührungsängste positiv wahrgenommen. Die Bedeutung der Zweisprachigkeit wurde vorwiegend im Kontext Studium und Berufsleben gesehen. Ein Schüler der zweiten Klasse äußerte sich dahingehend, dass der Lehreraustausch eine gute Möglichkeit sei, um die italienische Sprache besser kennenzulernen und mit ihr so umzugehen, dass aus einem Dialog oder einem Vortrag wesentliche Informationen entnommen werden können. Die Auswahl der Themen erstreckte sich von der Vorgeschichte über die Frühgeschichte bis zur Antike. Am Beginn wurden den Schülerinnen und Schülern wichtige Analyseaspekte und zentrale Fachbegriffe erklärt, um eine bessere Erarbeitung des Stoffes zu ermöglichen. Die Beschäftigung mit den geschichtlichen Quellen erfolgte in den jeweiligen Klassen anhand ausgewählter Fragen in Unsicherheiten abbauen, Interesse wecken schriftlicher Form und mündlicher BespreJulia Maria Prieth chung. Als Ergänzung zu den UnterrichtsEin solches Austauschprojekt kann in der Realgymnasium „Albert Einstein“ Meran einheiten schauten beide Klassen gemeinLaura Speranza Anfangsphase bei den Schülerinnen und sam Filme in beiden Sprachen an. Diese Schülern einige Unsicherheiten hervorrufen. Istituto di Istruzione secondaria di II grado „Gandhi“ Merano wurden dann analysiert und besprochen. Um den Austausch zwischen den Klassen auch darüber hinaus zu fördern, wurde eine zweisprachige Schatzsuche durchgeführt. Beim Feedback am Ende des Schuljahres äußerten sich beide Klassen vorwiegend positiv über das Projekt, vor allem im Hinblick auf den Spracherwerb, das Sammeln neuer Erfahrungen und das Schließen neuer Freundschaften. Häufig wurde der Wunsch angebracht, mehr mit der anderen Klasse zusammenzuarbeiten und einen gemeinsamen Ausflug durchzuführen. Das Projekt wird fortgesetzt Im laufenden Schuljahr 2014/2015 wurde das Projekt mit einer ersten und zweiten Im Austauschprojekt bietet die Schulbibliothek Schülerinnen und Schüler den idealen Lernort zur inhaltlichen und sprachlichen Recherche. Mai/Juni 2015 25 Lernwelten Schüleraustausch zwischen Laimburg und Giarre Reif für die Insel Spätestens seit Goethe gilt das Land, wo die Zitronen blüh’n, für viele Mitteleuropäerinnen und Mitteleuropäer als Inbegriff mediterraner Schönheit, der Sehnsucht und des Fernwehs. Kein Wunder also, dass sich die Schülerinnen und Schüler der Fachschule für Obst-, Wein- und Gartenbau Laimburg jedes Jahr auf eine Reise nach Sizilien begeben, um die Vegetation und vor allem die Menschen in dieser südlichsten Region Italiens kennenzulernen. 26 „Es war ein wunderschönes Erlebnis, das die Klassengemeinschaft gestärkt und beide Klassen mehr zusammengeführt hat“, erinnert sich Evi Tschager und fügt hinzu: „Am meisten beeindruckt hat mich die Landschaft Siziliens: das klare Meer und der Ätna, den wir ein Stück weit besteigen durften.“ Evi besuchte ebenso wie Lukas Andergassen im Schuljahr 2013/2014 eine der beiden zweiten Klassen des Vollzeitbienniums für Gartenbau und Floristik an der Fachschule für Obst-, Wein- und Gartenbau Laimburg. Wie jedes Jahr im Frühling machten sich die zwei Klassen Anfang April gemeinsam auf den Weg, um eine Woche an der Partnerschule – dem Istituto Professionale di Stato per l‘Agricoltura e l‘Ambiente „Alfredo Maria Mazzei“ – in Giarre bei Catania zu verbringen. Zu dieser Jahreszeit versetzt hierzulande das unberechenbare Aprilwetter der Vorfreude auf den Sommer oft noch einen kühlen Dämpfer, während sich die mediterrane Landschaft an den fruchtbaren Hängen des Ätna in all ihrer Üppigkeit und Pracht präsentiert. Die Stadt Giarre in der Provinz Catania zählt knapp 30.000 Einwohner und Einwohnerinnen und liegt direkt zu Füßen des Ätna, nur einen Steinwurf vom Ionischen Meer entfernt. „Mich haben das Klima und die Landschaft in Sizilien am meisten beeindruckt, eine wunderschöne mediterrane Hügellandschaft“, schwärmt Lukas, der die Parallelklasse von Evi besuchte. Evi Tschager aus Brixen Lukas Andergassen aus Eppan Mai/Juni 2015 Anziehungskraft der Extreme Die geografischen, kulturellen und sprachlichen Unterschiede zwischen Südtirol und der Provinz Catania sind beträchtlich. „In Sizilien werden großteils Orangen und Zitronen angebaut, bei uns hingegen Äpfel und Wein“, erklärt Evi, und fügt hinzu: „In Südtirol wird jede Fläche intensiv genutzt, in Sizilien sahen wir viel unkultiviertes Land.“ Auch die beiden Schulen könnten in vielerlei Hinsicht kaum unterschiedlicher sein – die Fachschule Laimburg befindet sich hoch im Norden, die Landwirtschaftsschule aus Giarre dagegen ist die südlichst gelegene italienische Schule dieser Art. Gerade diese Unterschiede sind es aber, die den besonde- ren Reiz – und wohl auch den tieferen Sinn und Zweck – dieses Austauschprogramms ausmachen. Auf diese Weise fördert der Schüleraustausch vernetztes Denken auf fachlicher wie auf menschlicher Ebene und schärft durch neue Erfahrungen das Bewusstsein für die eigenen Stärken und Schwächen. Auch Marco Sivo, der seit 15 Jahren an der Fachschule Laimburg Italienisch unterrichtet und das Projekt tatkräftig organisatorisch unterstützt, ist überzeugt, dass eben diese Gegensätze einen besonderen Eindruck erwecken: „Gli alunni e gli insegnanti sono sempre colpiti dalla visita del vulcano Etna, che si può vedere anche dalla scuola, dalle città come Catania, Siracusa, Taormina e dalle produzioni agricole come agrumi, capperi e pistacchi assenti nella nostra zona”. Kennenlernen neuer Dimensionen Beeindruckt waren die Südtiroler Schülerinnen und Schüler nicht zuletzt von den landwirtschaftlichen und Gartenbaubetrieben, die sie in Sizilien besichtigen konnten. „Wir sahen mehrere interessante Betriebe, unter Marco Sivo, Italienischlehrer Das Element Erde – für den Gartenbau ebenso wie für die Landwirtschaft der wichtigste Grundstoff überhaupt – ist an den Hängen des Ätna besonders fruchtbar. anderem Faro, die größte Gärtnerei beim Anbau mediterraner Pflanzen“, berichtet Evi und betont, dass sie in Giarre nicht nur viel Spaß hatte, sondern auch wichtige Erfahrungen für ihren Beruf sammeln konnte. Die Größenordnung einiger Betriebe in Sizilien ist für Südtiroler Verhältnisse nur schwer vorstellbar. Die erwähnte Baumschule beispielsweise ist ein 500 Hektar großer Betrieb mit zirka 500 einheimischen Arbeitskräften, der vor allem den arabischen Raum mit mediterranen Pflanzen beliefert. Die bewirtschafteten Flächen liegen nahe am Meer, daher schwanken die Temperaturen im Jahresverlauf nur zwischen etwa +5° und +30° C, was sich sehr vorteilhaft auf die Pflanzenzüchtung auswirkt. Das Unternehmen gehört zu den weltweit größten dieser Art und versetzte die Besucherinnen und Besucher aus dem Norden durch seine Innovation, Vielfalt und Architektur in Staunen. Die Perspektive bestimmt die Wahrnehmung „Wir erkundeten die Umgebung und lernten die Kultur der Sizilianer kennen, auch kulinarisch“, erzählt Lukas. Dabei sind ihm durchaus auch ein paar negative Aspekte aufgefallen. Das Schulgebäude in Giarre beispielsweise kam ihm ziemlich verwahrlost vor. „Es gab keine Klobrillen, viele Möbel waren beschädigt, und ich hatte den Eindruck, dass bei allem ein wenig gespart wurde“, verrät Lukas. Auch glaubt er, dass viele der alten Maschinen, die in Giarre benutzt werden, in Südtirol wahrscheinlich nicht mehr in Gebrauch wären. Einen bleibenden Eindruck haben natürlich auch und vor allem die persönlichen Begegnungen hinterlassen. Lukas ist der Meinung, dass die Schülerinnen und Schüler in Sizilien „ein wenig lockerer“ sind, und Evi ist aufgefallen, dass es die Schülerinnen und Schüler aus Sizilien mit der Heimordnung oft nicht ganz so ernst nehmen. Dem Italienischlehrer an der Fachschule Laimburg sind gewisse Unterschiede freilich ebenfalls nicht entgangen: „I ragazzi siciliani sono forse più espansivi e un po’ più vivaci dei nostri alunni, hanno un abbigliamento più appariscente e seguono di più la moda.” Vor allem freut er sich aber darüber, dass die Schülerinnen und Schüler aus der Laimburg in dieser kurzen Zeit immer wieder ein paar neue Ausdrücke und Wörter auf Italienisch aufschnappen. „Alla fine del gemel- laggio molti alunni tengono a farmi sapere quali espressioni hanno imparato, sia in italiano, standard o gergale, che in dialetto catanese!“, bestätigt Marco. Gemeinsamkeiten unter der Oberfläche Gemeinsam ist beiden Schulen – und auch den Schülerinnen und Schülern selbst – vor allem die enge Verwurzelung mit den ursprünglichen lokalen Anbautraditionen und Arbeitsabläufen. Zusammen mit der Offenheit für Neues und der Bereitschaft, unkonventionelle Wege zu beschreiten, sind dies die besten Voraussetzungen, um von- und miteinander zu lernen. Seit dem Start des Austauschprogramms vor mittlerweile zwölf Jahren hatten über 500 Schülerinnen und Schüler der Fachschule Laimburg die Gelegenheit, didaktisch wertvolle Erfahrungen und persönlich bereichernde Eindrücke in Sizilien zu sammeln. Und fast ebenso viele „giarresi“ traten vor Ende des jeweiligen Schuljahres den Gegenbesuch an der Laimburg an. Martin Ebert, Mitarbeiter der Abteilung Land-, forst- und hauswirtschaftliche Berufsbildung Mai/Juni 2015 27 Lernwelten Changing paradigm: tablet learning im europäischen Unterricht Freizügigkeit, Europäischer Arbeitsmarkt, Eigenverantwortlichkeit und Medienkompetenz - dies sind einige der Herausforderungen der beruichen Ausbildung, auf die die Berufsschule reagieren muss. Zu einen der wichtigen Aufgaben modernen Berufsschulunterrichts gehört es, die Schülerinnen und Schüler auf die neuen Herausforderungen der Arbeitswelt bestmöglich vorzubereiten. Deshalb müssen Schulprole und Unterrichtskonzepte zukunftsorientiert überdacht und entwickelt werden: kompetenzorientierter sowie selbstorganisierter Unterricht, Schülerverantwortlichkeit und medienunterstützter Unterricht sowie ECVET (http://ec.europa.eu/education/policy/vocationalpolicy/ecvet_de.htm) sind mögliche Antworten für die Zukunft und gleichzeitig Herausforderungen für die Entwicklung moderner pädagogischer, didaktischer und methodischer Konzepte. Gemeinsam auf europäischer Ebene arbeiten vier Schulen und ein Sozialforschungsinstitut an der Entwicklung von innovativem und europaweitem (bilingualen) Unterricht: Berufsbildung: Tablet learning Changing paradigm Freizügigkeit, Europäischer Arbeitsmarkt, Eigenverantwortlichkeit und Medienkompetenz – dies sind einige der Herausforderungen der beruflichen Ausbildung, auf die die Berufsschule reagieren muss. Ein europäischer Projektbericht von der Landesberufsschule für das Gastgewerbe „Savoy“ in Meran. Kooperativ wollen die vier Partnerschule im Rahmen einer EU Strategischen Partnerschaft (Erasmus+) (EU-Projektnummer: 2014-1-DE02-KA202-001545) folgende Fragen für europaweiten Unterricht lösen: Zu einer der wichtigsten Aufgaben modernen Berufsschulunterrichts gehört es, die Schülerinnen und Schüler auf die neuen Herausforderungen der Arbeitswelt bestmöglich vorzubereiten. Deshalb müssen Schulprofile und Unterrichtskonzepte zukunftsorientiert überdacht und entwickelt werden: Kompetenzorientierter sowie selbstorganisierter Unterricht, Schülerverantwortlichkeit und medienunterstützter Unterricht so- Verschiedene Erfahrungen und Perspektiwie das Europäische Leistungspunktesysven der vier Partnerschulen werden zusamtem für die Berufsbildung ECVET (http:// mengebracht, um grenzübergreifend den ec.europa.eu/education/policy/vocationalpo- europäischen Berufsschulunterricht zu versind mögliche Antworten bessern und innovativ zu bereichern: Changinglicy/ecvet_de.htm) paradigm: tablet learning im europäischen Unterricht für die Zukunft und gleichzeitig Herausfor• L andesberufsschule Hartberg (ÖsterFreizügigkeit, Europäischer Arbeitsmarkt, Eigenverantwortlichkeit und Medienkompederungen für die Entwicklung moderner päreich): kompetenz- und handlungsorientenz - dies sind einige der Herausforderungen der beruichen Ausbildung, auf die dagogischer, didaktischer und methodischer tierter Unterricht die Berufsschule reagieren muss. Konzepte. • Max-Weber-Berufskolleg, Düsseldorf Zu einen der wichtigen Aufgaben modernen Berufsschulunterrichts gehört es, die Schülerinnen Gemeinsam arbeiten der vier Schulen und vorzubereiten. ein (Deutschland): Einsatz von Tablets und und Schüler auf die neuen Herausforderungen Arbeitswelt bestmöglich Deshalb müssen Schulprole und Unterrichtskonzepte zukunftsorientiert überdacht und entwickelt werden: kompetenzorientierter sowie selbstorganisierter Unterricht, SchülerverantwortlichkeitSmartphones und Sozialforschungsinstitut auf europäischer im handlungsorientierten medienunterstützter Unterricht sowie ECVET (http://ec.europa.eu/education/policy/vocationalpolicy/ecvet_de.htm) Antworten für die Zukunft und gleichzeitig Herausforderungen Ebenesindanmögliche der Entwicklung von innovativem Unterricht für die Entwicklung moderner pädagogischer, didaktischer und methodischer Konzepte. und europaweitem (bilingualem) Unterricht: • Oulu vocational college, Oulu (Finnland): Gemeinsam auf europäischer Ebene arbeiten vier Schulen und ein Sozialforschungsinstitut an der Entwicklung von innovativem und europaweitem (bilingualen) Unterricht: Einsatz von ECVET zur Beurteilung von Schülerleistungen • L andesberufsschule für das Gastgewerbe „Savoy“, Meran (Italien/Südtirol): interkultureller Projektunterricht Forschungsstudien Unterstützt und ergänzt wird die Arbeit der vier Partnerschulen durch das SozialforKooperativ wollen die vier Partnerschule im Rahmen einer EU Strategischen Partnerschaft (Erasmus+) (EU-Projektnummer: 2014-1-DE02-KA202-001545) folgende Fragen für europaweiten schungsinstitut „Academic Data GmbH“, inKooperativ wollen die vier Partnerschulen Unterricht lösen: im Rahmen einer EU-strategischen Partner- dem zwei Forschungsstudien gemeinsam schaft (Erasmus+ – EU-Projektnummer: mit Auszubildenden zur und zum Fachangestellten für Markt- und Sozialforschung kon2014-1-DE02-KA202-001545) folgende Fragen für europaweiten Unterricht lösen: zipiert, durchgeführt, ausgewertet und auf28 Mai/Juni 2015 bereitet werden: eine Studie zur Unterrichtsbeobachtung und eine Online-Studie bei Ausbildungsbetrieben zur Kompetenzerwartung bei potenziellen Auszubildenden. Alle erarbeiteten Konzepte und Ergebnisse (unter anderen bilinguale Lernarrangements) sind frei zugänglich und können europaweit eingesetzt werden. Projektblog: www.changingparadigm.de/blog/ Informationen zum Tablet learning und Tablet teaching gibt es auf www.changingparadigm.de Beatrix Kerschbaumer Sigmund Direktorin der Landesberufsschule für das Gastgewerbe „Savoy“ in Meran Who is who? (von links): Peter Enz (LBS Savoy), Sascha Meyer (Berufskolleg Düsseldorf), Christine Laimer (LBS Savoy), Harald Pöltl (LBS Hartberg), Beatrix Kerschbaumer (Direktorin „Savoy“), Rudi Kröll (Direktor Hartberg), Antti Rovamo (Direktor Oulu), Barbara Stieldorf (Berufskolleg Düsseldorf), Eeva Vehmas (LBS Oulu), Perttu Hietala (LBS Oulu) Landesbeirat der Schüler/innen trifft Wiener Landesschülervertretung Diskussion über heiße Eisen In Zeiten, wo sich die europafeindlichen Stimmen nördlich wie südlich des Brenners häufen, kommt dem kulturellen Austausch eine wichtige Rolle zu. Es sind die jungen Generationen, die Schülerinnen und Schüler, die dem Projekt „Europa“ zum Erfolg verhelfen können. Einen Schritt in diese Richtung unternahm der Landesbeirat der Schülerinnen und Schüler mit seiner Wienreise Ende Februar 2015. Grenzübergreifende Zusammenarbeit stand im Zentrum einer mehrtägigen Bildungsreise des Landesbeirates der Schülerinnen und Schüler der deutschsprachigen Schule (LBS) nach Wien vom 24. bis 28. Februar 2015. Insgesamt 16 Mitglieder des LBS sind der Einladung der Wiener Landesschülervertretung (LSV) gefolgt und haben – neben einem intensiven Kulturprogramm – gemeinsam mit den österreichischen Kolleginnen und Kollegen ein Seminar gestaltet. Schulsysteme im Vergleich Es ging hauptsächlich darum, das österreichische Schülervertretungssystem und das Schulsystem im Allgemeinen kennenzulernen. Auf der Tagesordnung des gemeinsamen Seminars stand zunächst das gegenseitige Kennenlernen und Vorstellen. Dabei stellte sich heraus, dass in Österreich politische Schülervereine den Schulalltag der Republik maßgeblich mitprägen – mehr als es in Südtirol der Fall ist. Sie wirken in der Schülervertretung mit, deren Aufgaben klar umschrieben sind, und gelten teilweise als Vorfeldorganisationen der beiden großen politischen Parteien Österreichs. Im Rahmen des Treffens nutzten die Mitglieder des Landesbeirates der Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, sich mit ihren österreichischen Kollegen und Kolleginnen über „heiße Eisen“ in Bildungs- und Schulpolitik auszutauschen, unter anderem über die „Zentralmatura“, Fragen der politische Bildung und Stundenkürzung. Dem grenzüberschreitenden Austausch ging eine interne Vorstufe auf Landesebene voraus, nämlich in einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen den Landesbeiräten der deutschen, italienischen und ladinischen Schulen. Diese drückt sich durch gemeinsame Projekte oder die gegenseitige Einladung zu Sitzungen aus. Jacopo Dezulian, der Vor- Vor dem UNO-Gebäude in Wien: Der Landesbeirat der Schüler/innen der deutschsprachigen Schule mit dem Vorsitzenden des italienischen Landesbeirates Jacopo Dezulian und den Begleiterinnen Brigitte Regele und Verena Hilber vom Deutschen Bildungsressort. sitzende der „Consulta Provinciale degli Studenti“, ist mit nach Wien gereist, ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Kooperation zwischen den drei Schülervertretungen Südtirols ein Anliegen aller ist. „Ich habe gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen eine Menge über das österreichische Schul- und Schülervertretungssystem erfahren. Außerdem hat so ein gemeinsamer Ausflug von Vertreterinnen und Vertretern der Landesbeiräte beider Sprachgruppen auch einen wichtigen symbolischen Wert für die Zusammenarbeit zwischen den Sprachgruppen“, sagte Dezulian, der während des Seminars in Wien auf die Situation der italienischen Sprachgruppe und der italienischen Schule in Südtirol einging. Die Südtiroler Schüler-Delegation in Wien nahm so eine Rolle als Botschafterin für die Mehrsprachigkeit des Landes wahr. Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt stießen bei den Wiener Schülervertretenden auf reges Interesse. Besuch bei der UNO Die kulturelle Allgemeinbildung kam während der Reise ebenfalls nicht zu kurz: Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen lernten die Bundeshauptstadt bei einer ausführlichen Stadtbesichtigung kennen. Zudem standen die Besichtigung des UNO-Sitzes – zweifelsohne ein Höhepunkt der Reise – sowie des österreichische Parlaments an. Die Bildungsfahrt nach Wien stand nicht nur im Zeichen der historischen Verbundenheit mit Wien als ehemaliger Hauptstadt, sondern auch im Zeichen eines gelebten, geeinten Europas. Voraussetzung dafür kann nur ein Austausch sein, der Grenzen überwindet, geografische wie mentale. Julian Nikolaus Rensi, Vorstandsmitglied des Landesbeirates der Schüler/innen der deutschsprachigen Schule Mai/Juni 2015 29 Lernwelten Das beste EU-Schulprojekt 2014 Auf dem Weg nach Europa Im Rahmen der Aktion des Landes Südtirol „Gemeinsam auf dem Weg nach Europa“ besuchten verschiedene Schulklassen die Europahauptstadt Brüssel und das Europaparlament. Ein europäischer Erfahrungsbericht. Am Europa-Projekt hat im letzten Schuljahr 2013/2014 auch unsere Klasse 5A der Wirtschaftsfachoberschule WFO Innichen zusammen mit der Klasse 5A der Wirtschaftsfachoberschule WFO Stern teilgenommen. Im Mai 2014 führte uns dieses Projekt auf eine interessante fünftägige Reise nach Brüssel. große Auftaktveranstaltung. Dazu eingeladen hatten wir auch Landesrätin Martha Stocker, die Vizepräsidentin der Förderalistischen Union Europäischer Volksgruppen, die uns einen interessanten Vortrag über andere Minderheiten in Europa gehalten hat. Im Laufe des Schuljahres haben wir fächerübergreifend im Rahmen von Deutsch, Geschichte, Englisch, Italienisch, Rechts- und Minderheiten in der Wirtschaftskunde sowie WirtschaftsgeograEuropäischen Union phie am Projekt gearbeitet. Jedes Fach Nachdem wir uns um die Teilnahme bei der nahm sich einen Blickwinkel vor. Bei Antritt EU-Servicestelle des Deutschen Schulamtes der Reise hatten die Schülerinnen und Schüler viele Kenntnisse über die geschichtliche, beworben und eine positive Zusage bekommen hatten, waren wir nach den Sommerfe- wirtschaftliche und politische Entwicklung rien 2013 voller Tatendrang. Als Projektidee der EU erlangt. stellten wir die Frage „Wie erfolgt die Integration von Minderheiten in der Europäischen Europäische Union Union?“ in den Mittelpunkt. Am Beispiel der hautnah erleben Im Mai 2014 traten wir dann die Reise an. deutschen und ladinischen Minderheit in Paolo Barbiero vom Amt für europäische Südtirol wollten wir das Thema bearbeiten. Angelegenheiten hatte mit seinen MitarbeiIm Laufe des Schuljahres haben wir uns intensiv mit vielen verschiedenen Minderheitern alles für uns geplant und wohl vorbereiten in Europa auseinandergesetzt. Bei unse- tet. Unterkunft, Verpflegung und Reisekosrem ersten Treffen mit unserer Partnerten wurden vom Amt übernommen. 15 Stunschule aus Stern organisierten wir eine den dauerte die Busfahrt von Innichen nach Brüssel – wir hatten viel Zeit, um uns noch besser kennenzulernen. Unser Hotel lag in Zentrumsnähe, was uns für die Freizeittätigkeit am Abend ganz gelegen kam. Die Tage waren ausgefüllt mit Terminen im Europäischen Parlament und in den verschiedensten Ausschüssen, die sich mit den Minderheitsfragen beschäftigen. Auch das Besucherzentrum ‚Parlamentarium‘ war sehr beeindruckend für uns. Besonders herzlich willkommen geheißen wurden wir im Südtiroler Außenamt. Die Leiterin Vesna Caminades stand uns während unseres Brüsselaufenthaltes täglich mit Rat und Tat zur Seite. Die Schülerinnen und Schüler wurden über Studien- und Berufsmöglichkeiten in der EU informiert. Am letzten Tag gab es eine Stadtführung, wo wir die schönen Orte und Plätze von Brüssel kennenlernen konnten. Auch den kulinarischen Köstlichkeiten Belgiens konnten wir nicht widerstehen. So reisten wir am fünften Tag mit einem großen Koffer voller Erlebnisse wieder nach Hause ab. Fasziniert waren wir vor allem von der Mehrsprachigkeit der Menschen, die schnell von einer Sprache in die andere wechseln. Große Freude Im November 2014 präsentierten wir unser Projekt gemeinsam mit vielen anderen Klassen, die auch an diesem EU-Projekt teilgenommen hatten, in der Europäischen Akadamie in Bozen. Zu unserer großen Freude konnten wir den ersten Preis für das „beste EU-Schulprojekt 2014“ entgegennehmen. Die Möglichkeit, die Europäische Union so hautnah zu erleben, können wir wirklich allen empfehlen. Das Projekt ist eine tolle Sache und wir möchten uns noch mal bei allen Landesstellen für diese Möglichkeit bedanken. Veronika Schönegger und Johanna Trojer Schülerinnen und Schüler der WFO Innichen und Stern auf Besuch im Europaparlament in Brüssel. 30 Mai/Juni 2015 Lehrpersonen an der Wirtschaftsfachoberschule Innichen Europatage an der Fachoberschule „Marie Curie“ in Meran Ist Südtirol Europa? Diskussionsrunden zu aktuellen politischen Themen, Informationsveranstaltungen vor Wahlen, die Teilnahme am Jugendparlament der Alpenregion – das bietet die Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie „Marie Curie“ in Meran ihren Schülerinnen und Schülern schon seit Jahren an. Im Februar 2015 fand eine Podiumsdiskussion mit EU-Expertinnen und -Experten statt. Ist ein Europa der Regionen in Brüssel überhaupt denkbar? Wird es jemals ein europäisches Heer geben? Welche Einschätzung gibt es zum Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaftsabkommen (TTIP)? Diese und andere Fragen stellten die Schülerinnen und Schüler der vierten und fünften Klassen der Fachoberschule „Marie Curie“ (FOS) den hochkarätigen Experten und der Expertin für europäische Belange. Das Vereinigte Europa als Friedensprojekt Landesrat Philipp Achammer hob die Bedeutung der Bildung in einem vereinten Europa hervor. Eine Identifikation mit Europa schließe eine eher lokal geprägte Identität nicht aus. „Man verliert selbst nichts, wenn man anderen Menschen offen begegnet“, so Achammer. Der Flüchtlingsstrom, mit dem Europa konfrontiert ist, erfordere besondere Solidarität und ein europäisches Vorgehen. Der Europaabgeordnete Herbert Dorfmann betonte die Notwendigkeit, die Zahl der Wirtschaftsflüchtlinge zu kontingentieren. Er ist überzeugt, dass der europäische Einigungsprozess trotz einiger Schwierigkeiten positiv und notwendig sei. Ein großes Friedensprojekt, das TTIP, sieht er durchaus positiv. Professor Peter Hilpold von der Universität Innsbruck rief dazu auf, die Flüchtlingsproblematik differenziert zu sehen, da diese zum Teil durch das organisierte Verbrechen gefördert werde. Trotz der vielen Herausforderungen sei das „Integrationsprojekt in Europa aber bemerkenswert“. Hilpold zeigte sich überzeugt, dass Europa gemeinsame militärische Strukturen brauche. Ein Europa der Regionen sei denkbar, eine Erweiterung durchaus möglich, aber nicht unbedingt sinnvoll. Jugendliche zeigen großes Interesse an europäischen Themen. Andere Sprachen lernen und Kulturen kennenlernen Vesna Caminades vom Euregio-Außenamtsbüro in Brüssel hob die Wichtigkeit der Europaregion Tirol hervor und schilderte anschaulich ihre drei wesentlichen Arbeitbereiche: Lobbyarbeit, Informations- und Netzwerktätigkeit. Die Bedeutung der Sprachenkenntnisse steige ständig. Sie forderte die Jugendlichen auf, sich möglichst viel mit anderen Sprachen und Kulturen zu befassen. Paul Rösch, Direktor des Touriseums in Meran, zeigte sich davon überzeugt, dass der Tourismus eine tragende Wirtschaftskraft sei, doch es brauche ein neues Denken: Nachhaltigkeit und Entschleunigung seien Stichworte dafür. Akzentsetzung der Europatage Neben der Podiumsdiskussion mit den Europaexperten wurden Workshops zu Europathemen angeboten: Wie ist Europa überhaupt entstanden? Was macht eine mögliche Europäische Identität aus? oder Wie funktioniert politische Mitbestimmung in Europa? Außerdem befassten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Unesco-Welterbe in Europa sowie mit dem Euro. Alle an der Schule angebotenen Sprachen – Deutsch, Italienisch, Englisch, Französisch und Russisch sowie Chinesisch als Wahlfach – wurden am „Tag der Sprachen und der Kulturen“ in die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler eingebaut. Es gab Modeschauen, Gedichtvorträge, Tanzaufführungen, Lieder und Kulinarisches. Elisabeth Mairhofer, INFO Redaktion Mai/Juni 2015 31 Lernwelten 29. Gesamttiroler Fremdsprachenwettbewerb Sprachen öffnen Türen Philipp Seyr ist der beste „Grieche“, Alexa Castlunger die beste „Russin“, Sabine Thaler die beste „Engänderin“ und Lisa Veronese und Theresia Morandell sind die besten „Spanierinnen“ Tirols. Südtirols Oberschülerinnen und Oberschüler waren beim 29. Gesamttiroler Fremdsprachenwettbewerb am 5. März 2015 in Innsbruck sehr erfolgreich. 207 sprachbegeisterte Oberschülerinnen und Oberschüler aus Nord-, Ost- und Südtirol haben beim 29. Gesamttiroler Fremdsprachenwettbewerb im „Haus der Begegnung“ in Innsbruck alle Rekorde gebrochen. So viele Teilnehmende wie nie zuvor stellten sich der vom Landesschulrat für Tirol und vom Deutschen Bildungsressort in Südtirol gemeinsam organisierten Sprachenolympiade. Südtirols Schülerinnen und Schüler konnten sich vor allem in Griechisch, Russisch, Spanisch und Englisch behaupten. Wettbewerb der Rekorde Philipp Seyr vom „Vinzentinum“ Brixen wurde nach seinem Sieg im Jahr 2014 erneut zum besten „Griechen“ Tirols gekürt und freute sich über die Glückwünsche der zuständigen Schulinspektoren Ferdinand Patscheider aus Südtirol und Thomas Plankensteiner aus Nordtirol. Auch die Plätze zwei und drei in Griechisch gingen nach Südtirol. Die drei Podestplätze in der neu eingeführten Wettbewerbssprache Russisch belegen ebenfalls drei Schülerinnen aus Südtirol – angeführt von Alexa Castlunger vom Realund Sprachengymnasium Bruneck auf Platz eins. Auch den Englisch-Wettbewerb ge- Russisch: erstmals mit im Wettbewerb 32 Mai/Juni 2015 wann nach Jahren wieder eine Südtirolerin: Sabine Thaler vom Real- und Sprachengymnasium Brixen. Gleich zwei erste Plätze gab es in Spanisch: Lisa Veronese und Theresia Morandell vom Gymnasium „Walther von der Vogelweide“ Bozen konnten die Jury mit ihren Sprachkenntnissen überzeugen und landeten punktegleich auf Platz eins. In Latein gab es zwei zweite Plätze für Südtirol: für Stefan Meloni vom „Vinzentinum“ Brixen in Latein und für Dominik Schwienbacher vom Realgymnasium Meran in Kurzlatein. In Französisch belegte Elias Telser vom Realund Sprachengymnasium Schlanders als bester Südtiroler ebenfalls Platz zwei. Einsatz und Begeisterung 86 der 207 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen von insgesamt zwölf Südtiroler Oberschulen. Auf dem „Wettkampfprogramm“ standen neben Latein (51 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, davon 25 aus Südtirol) und Griechisch (17, davon 11 aus Südtirol) die modernen Sprachen Englisch (58, davon 19 aus Südtirol), Französisch (29 mit 12 Südtiroler Teilnehmenden), Italienisch (21 Schülerinnen und Schüler aus Nord- und Osttirol) sowie erstmals Spa- Übersetzung und Textinterpretation sind in Griechisch und Latein gefragt. nisch (17, davon 6 aus Südtirol) und Russisch (14, davon 13 aus Südtirol). Der Fremdsprachenwettbewerb ist mittlerweile fester Bestandteil der schulischen Begabtenförderung. Mit entsprechendem Einsatz und viel Begeisterung stellten die 207 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Kenntnisse in den modernen und klassischen Fremdsprachen unter Beweis. Besonders die „alten“ Sprachen Latein und Griechisch stießen mit 68 Teilnehmenden wieder auf großes Interesse. Hier ging es um Übersetzung und Textinterpretation. Bei den modernen Sprachen übten die Schülerinnen und Schüler am Vormittag Hör- und Leseverständnis und qualifizierten sich dadurch für die Nachmittagsrunde, bei der das freie Sprechen im Mittelpunkt stand. Die Leistungen wurden von einer Jury aus Universitätsdozenten, Lehrpersonen und „native speakers“, Personen, deren Muttersprache die jeweilige Fremdsprache ist, bewertet. Für die Siegerinnen und Sieger des 29. Fremdsprachenwettbewerbes gab es Geld- und Sachpreise. Die Besten qualifizierten sich zudem für die Teilnahme am österreichischen Bundesfremdsprachenwettbewerb 2015 in Wien und für die Bundesolympiade Latein/Griechisch. Herbert Taschler, INFO Redaktion Die Siegerinnen und Sieger 2015 mit den Schulinspektoren Thomas Plankensteiner (l.) und Ferdinand Patscheider (2.v.r.): Doris Vindl (Italienisch), Sabine Thaler (Englisch), Lisa Veronese und Theresia Morandell (Spanisch), Alexa Castlunger (Russisch), Philipp Seyr (Griechisch), Laura Kronenberg (Französisch), Florian Klebelsberg (Latein) und Domenic Barbist (Kurzlatein) – (v. l.) Die Siegerinnen und Sieger des 29. Gesamttiroler Fremdsprachenwettbewerbs 2015 Französisch 1. Laura Kronenberg 2. Elias Telser 3. Julia Dejakum Englisch 1. Sabine Thaler 2. Viktoria Greif 3. Clara Dechant Italienisch 1. Doris Vindl 2. Annalena Geisler 3. Theresa Sumper Spanisch 1. Lisa Veronese 1. Theresia Morandell 3. Andrea Markl Russisch 1. Alexa Castlunger 2. Sonja Stauder 3. Katharina Obrist Griechisch 1. Philipp Seyr 2. Marlene Fadel 3. Lukas Gatterer Latein 1. Florian Klebelsberg 2. Stefan Meloni 3. Barbara Hauser Kurzlatein 1. Domenic Barbist 2. Dominik Schwienbacher 3. Matteo Lieber Akademisches Gymnasium Innsbruck Real- und Sprachengymnasium Schlanders Real- und Sprachengymnasium Brixen Real- und Sprachengymnasium Brixen BG/BORG St. Johann in Tirol WRG Ursulinen Innsbruck Meinhardinum Stams Franziskanergymnasium Hall Akademisches Gymnasium Innsbruck Gymnasium „W. v. d. Vogelweide“ Bozen Gymnasium „W. v. d. Vogelweide“ Bozen BG/BORG St. Johann in Tirol Sprachen- und Realgymnasium Bruneck Gymnasium „W. v. d. Vogelweide“ Bozen Real- und Sprachengymnasium Brixen Klassisches Gymnasium „Vinzentinum“ Brixen Klassisches Gymnasium der Franziskaner Bozen Klassisches Gymnasium „Vinzentinum“ Brixen Akademisches Gymnasium Innsbruck Klassisches Gymnasium „Vinzentinum“ Brixen BG/BORG St. Johann in Tirol BG/BRG Reutte Realgymnasium Meran Meinhardinum Stams Fremdsprachenwettbewerb der berufsbildenden Schulen Otto Trebo in Englisch unter den Besten Der Gesamttiroler Fremdsprachenwettbewerb der berufsbildenden Schulen konnte Otto Trebo von der Hotelfachschule Bruneck beim Bewerb in Englisch besonders beeindrucken. Unter den 24 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus Nord-, Süd- und Osttirol verpasste er nur knapp den dritten Platz und wurde großartiger Vierter. Otto Trebo aus St. Vigil meisterte die verschiedenen Bewerbe mit Bravour und schaffte es bis ins Finale. Dort hatte er in 30 Minuten einen Dialog mit einer weiteren Konkurrentin vorzubereiten und in 15 Minuten ein Event der Jury vorzustellen. Mit exakten Formulierungen und stichhaltigen Argumenten konnte Otto Trebo die Jury von seinem Können überzeugen und erreichte den überraschenden vierten Platz. „Das hervorragende Ergebnis zeigt, dass die berufsbildenden Schulen in Südtirol einen Sprachunterricht auf hohem Niveau bieten“, freut sich Ressortdirektor Peter Höllrigl mit dem Schüler und der gesamten Schulgemeinschaft der Hotelfachschule Bruneck. (TS) Mai/Juni 2015 33 Lernwelten 12. Südtiroler Jugendredewettbewerb Starke Auftritte Nadja Stecher, Peter Tirler sowie Hannes Ebner und Manuel Kremer sind die Sieger des diesjährigen zwölften Südtiroler Jugendredewettbewerbs. Landesrat Achammer sprach den redegewandten Schülerinnen und Schülern, die zwischen den drei Ausdrucksformen Klassische Rede, Spontanrede und Neues Sprachrohr wählen konnten, ein großes Kompliment für ihren Mut zur Teilnahme am Wettbewerb aus. Die Organisatoren des Jugendredewettbewerbes, das Deutsche Schulamt und das Landesamt für Jugendarbeit, waren ebenso wie Bildungslandesrat Philipp Achammer begeistert von den Leistungen der Jugendlichen: „Ich wünsche euch, dass ihr noch viele Gelegenheiten haben werdet, euer Redetalent unter Beweis zu stellen und das nicht nur bei einem Wettbewerb, sondern im täglichen Leben, im Beruf, im Privaten und vielleicht gar im Zuge einer politischen Arbeit“, so Achammer. Die Jury des zwölften Südtiroler Jugendredewettbewerbs sprach ebenfalls von einem sehr hohen Niveau und von starken Auftritten sowie von interessanten und äußerst berührenden Beiträgen. Eine Änderung in der Ausrichtung des Südtiroler Jugendredewettbewerbs steht für 2016 an: Der bisher vom Deutschen Schulamt und dem Landesamt für Jugendarbeit organisierte Wettbewerb wird mit dem RedewettSiegerbild mit Ehrengästen (v. l.): Landesbewerb der Südtiroler Bauernjugend zusam- rat Philipp Achammer, Christian Girardi mengelegt. (Südtiroler Volksbank), Peter Tirler, Nadja Stecher, Manuel Kremer, Hannes Ebner und Lidia Canins, Landespresseamt Inspektor Ferdinand Patscheider Landessieger nehmen am Bundeswettbewerb in Wien teil Gemeinsam mit Schulinspektor Ferdinand Patscheider und Christian Girardi von der Südtiroler Volksbank, dem Sponsor des Wettbewerbes, nahm Landesrat Philipp Achammer die Siegerehrung vor. Die Drittplatzierten erhielten jeweils einen Geldpreis von 100 Euro, die Zweitplatzierten je 200 Euro und die Siegerinnen und Sieger jeweils einen Preis von 300 Euro. Nadja Stecher vom Sozialwissenschaftlichen Gymnasium und Kunstgymnasium Bruneck überzeugte in der Kategorie Klassische Rede, Peter Tirler vom Realgymnasium und der Technologischen Fachoberschule Meran mit seiner Spontanrede und Hannes Ebner und Manuel Kremer, Schüler der Landeshotelfachschule „Kaiserhof“ in Meran, holten sich im Doppelpack den Sieg in der Kategorie Neues Sprachrohr. Die Siegerin sowie die Sieger des Redewettbewerbes vertreten Südtirol Anfang Juni beim Finale des Österreichischen Bundeswettbewerbs in Wien. 34 Mai/Juni 2015 Südtiroler Jugendredewettbewerb 2015 Die Siegerinnen und Sieger Klassische Rede (17 Teilnehmer/innen) 1. Nadja Stecher Sozialwissenschaftliches Gymnasium und Kunstgymnasium Bruneck 2. Maximilian Demetz Klassisches Gymnasium „Vinzentinum“ Brixen 3. Hannes Ebner Landeshotelfachschule „Kaiserhof“ Meran Spontanrede (11 Teilnehmer/innen) 1. Peter Tirler Realgymnasium und Technologische Fachoberschule Meran 2. Patrick Baldauf Klassisches Gymnasium „Vinzentinum“ Brixen 3. Manuel Kremer Landeshotelfachschule „Kaiserhof“ Meran Neues Sprachrohr (4 Teilnehmer/innen) 1. H annes Ebner & Manuel Kremer Landeshotelfachschule „Kaiserhof“ Meran 2. Lea Hilfert Realgymnasium und Technologische Fachoberschule Meran 2. Elisabeth Steiner Oberschulzentrum Schlanders 20. Mathematik-Modellierungswoche „Rote Backe nach oben“ Das Themenrepertoire reichte von der Apfelverpackung über den Schwierigkeitsgrad bei Kletterrouten bis zu den erneuerbaren Energien: Die Mathematik-Modellierungswoche feierte dieses Jahr Mitte März ihr zwanzigstes Jubiläum – in gewohnter Manier mit Aufgabenstellungen, die viel Denkarbeit erforderten. Insgesamt 25 Schülerinnen und Schüler knobelten auf Schloss Rechtenthal an mathematischen Lösungen und Antworten. Um sich voll und ganz auf ihre mathematischen Aufgaben konzentrieren zu können, zogen sich Mitte März insgesamt 25 Schülerinnen und Schüler auf Schloss Rechtenthal bei Tramin zurück. Dort konnten sie ungestört und mit ganzer Kraft einiger ihrer Lieblingsbeschäftigungen nachgehen: dem Algorithmisieren und der Modellbildung. Es ging in erster Linie darum, sich intensiv mit den Fragestellungen auseinanderzusetzen, sich Lösungsvorschläge auszudenken, diese in die mathematische Sprache zu übersetzen – und das alles möglichst im Team. Lösungen mit Köpfchen Wie man Äpfel sortiert und auf ihre Verpackung vorbereitet, darüber machte sich die Gruppe mit dem Arbeitstitel „Rote Backe nach oben“ Gedanken. Dafür müssen die Äpfel alle gleich ausgerichtet, also in die gleiche Richtung gedreht werden, und zwar mit dem Stängel nach oben. Momentan geschieht dieser Arbeitsschritt noch durch Menschenhand: In Zukunft könnten diese Aufgabe Maschinen übernehmen: „Zuerst macht eine 3D-Kamera ein Foto des Apfels, um dessen Ausrichtung zu bestimmen; danach nimmt ein Scanner die Farben auf. Dort, wo das Rot des Apfels am dunkelsten ist, sollte die obere Seite sein. Nachdem die Kamera diese dunkelste Stelle erkannt hat, bringt ein Greifarm mit Saugnapf den Apfel in die richtige Position“, erklärte Katharina die Lösungsvorschläge für diese Aufgabenstellung. „Das Problem, das momentan bei diesen Robotern, die bereits auf dem Markt sind, noch besteht, ist, dass sie eine zu hohe Fehlerquote aufweisen, zu teuer und zu langsam sind. Das gilt es zu verbessern“, so die Schülerinnen und Schüler. Mit dem Thema „Heizen in Südtirol ohne Gas und Erdöl“ befasste sich eine andere Gruppe. Auf fossile Brennstoffe greife man immer noch häufig zurück, da sie leichter zugänglich seien als erneuerbare Energiequellen, so die Schülerinnen und Schüler. Es gebe aber durchaus noch andere Möglichkeiten, Wärme zu speichern, zum Beispiel durch Geothermie (Erdwärme) oder einfach durch eine bessere Isolierung der Gebäude; je besser Gebäude isoliert seien, desto mehr spare man Heizkosten. Allerdings sei die Isolierung der Gebäude sehr kostspielig, gaben die Schülerinnen und Schüler zu. Als Um Spielstrategien bei Qwirkle ging es Lösungsvorschlag untersuchten die Schüler bei der Aufgabenstellung, die diese Gruppe bearbeitete. unter anderem auch das Modell des Pumpspeicherkraftwerks genauer: „Damit kann man günstig Strom speichern, allerdings Mathematikbräuchten wir in Südtirol – nach unseren Berechnungen – insgesamt 400 PumpspeiModellierungswoche cherkraftwerke, die eine Wassermenge in Organisiert wird die Veranstaltung der Größenordnung des Kalterersees beinvom Bereich Innovation und Beratung halten, um den Bedarf zu decken, und das ist gemeinsam mit Inspektorin Marta Herbst vom Deutschen Schulamt. Martin Bracke unserer Meinung nach unrealistisch. Aber vom Felix-Klein-Zentrum Kaiserslautern zumindest einen Teil der Stromspeicherung begleitete die diesjährige Veranstaltung könnten in Zukunft diese Kraftwerke überzusammen mit Vertretern der Europäischen nehmen “, sagte Tobias. Akademie, der Universität Bozen und Karin Höller vom Bereich Innovation und dreier lokaler Unternehmen mit realen Problemstellungen aus den Bereichen Beratung, die zusammen mit Marta Herbst, Umwelt, Verkehr, Sport, Bildbearbeitung der Inspektorin des mathematisch-naturund Spiel. Engagierte Lehrpersonen wissenschaftlichen Bereichs, das Projekt verschiedener Oberschulen unterstützen „Mathematik-Modellierungswoche“ mehrere die Schülerinnen und Schüler während dieser besonderen Woche. Die konkreten Jahre koordinierte, freute sich über die ErAufgabenstellungen der diesjährigen gebnisse: „Obwohl die Mathematik-ModelMathematik-Modellierungswoche sind lierungswoche schon zum 20. Mal ausgetraeinsehbar unter: gen wird, ist sie immer noch ein Projekt mit www.bildung.suedtirol.it Zukunft“, ist die Koordinatorin überzeugt. /files/4414/2589/9012/ Verena Hilber Problemstellungen_ T2015_02.pdf INFORedaktion Mai/Juni 2015 35 Lernwelten Die Wirkung der eigenen Körpersprache Gutes Auftreten gefragt Körpersprache im Zusammenhang mit Präsentationstechniken ist seit Jahren fester Bestandteil im Praxisunterricht Marketing der Landesberufsschule Handel und Grafik „J. Gutenberg“ in Bozen. Vor Kurzem trainierte die deutsche Schauspielerin und Schauspieltrainerin Katja Lechthaler zwei Tage lang mit den Schülerinnen und Schülern der vierten Klasse Multimediagestaltung, wie sie wirkungsvoller auftreten können. wie eindeutig die Wirkung des Händedrucks gedeutet wurde. Mindestens genauso beeindruckend war für die jungen Menschen die Erkenntnis, dass eine für sie selbst bequeme Körperhaltung – etwa beim Sitzen – zu großen Missverständnissen führen kann, weil diese in gewissen Situationen nach außen unmotiviert und desinteressiert wirkt. „Denk daran, du kannst das!“ Eine besondere Atemübung lehrte die Teilnehmenden, wie man kurz vor einer äußerst aufregenden Situation wie Auftritt, Bewerbung oder Prüfung, eine deutliche Beruhigung und verstärkte Konzentration auf die bevorstehende Aufgabe erreicht. Katja Schauspieltrainerin Katja Lechthaler zeigt den Jugendlichen, wie sie ihre Wirkung nach Lechthaler kehrte immer wieder zu der außen verstärken können. Kernaussage ihres Trainings zurück: „Ausgehend vom Körper kann man sein Fühlen, Eigentlich hatten die Schüler und Schülerin- hen muss, um Fehler zu vermeiden und eiDenken und Handeln beeinflussen und deutnen ein Patentrezept für einen guten ersten nen besonders guten ersten Eindruck zu lich wirkungsvoller werden lassen.“ Eindruck erwartet, und waren überrascht, machen.“ Dafür müsse sich der Mensch Die Schauspieltrainerin verzichtete ganz bewusst auf gut gemeinte Ratschläge und psydass es größtenteils um ihren eigenen Körnicht verstellen, so Katja Lechthaler. „Ausper und ihre Atmung ging. Im Proberaum reichend Selbstsicherheit steckt in jedem chologisierende Gesprächsrunden. „In den der Vereinigten Bühnen Bozen brachte Katja Menschen. Sie wird nur verdeckt von der ei- meisten Fällen weiß der Beratene gar nicht, Lechthaler den jungen Menschen bei, in sich genen Unsicherheit.“ Wie man das eigene wie er den guten Ratschlag umsetzen soll. hineinzuspüren, zu hören, was ihr Körper ih- Charisma „entschält“, das war der Kern des Eine konkrete Körperübung kann er ganz nen mitteilt und mit diesen Beobachtungen zweitägigen Workshops. leicht nachahmen. Er kann in sich hineinfühlen, ob sich sein innerlicher Zustand verbesumzugehen. Egal, ob man ein schüchterner, sert, und prüfen, ob sich seine Wirkung nach introvertierter oder extrovertierter Charak- Körperübungen ter ist: Es ist wichtig, dass jeder so sein darf, statt schlauer Sprüche außen optimiert.“ Mit gemeinschaftlichen, körperlichen Übun- Hat Katja Lechthaler damit nicht recht? Kurz wie er ist, aber im entscheidenden Moment gen veranschaulichte Katja Lechthaler den weiß, wie er oder sie professionell handelt vor einer wichtigen Aufgabe sagt uns jeund einen souveränen Eindruck hinterlässt. jungen Menschen, wie man auf andere wirkt. mand: „Denk daran, du kannst das!“ – hilft Es wurde deutlich, dass jeder zwar auf seine das konkret, um sich in dieser Situation zu Der Leitsatz, den Katja Lechthaler den jungen Mediengestaltern und MediengestalteArt wirkt, es aber bestimmte Körpersignale beruhigen, oder bringt die Atemübung, mit rinnen mitgab, war deutlich: „Professionell der der Körper sofort ruhiger wird, eine grögibt, die ähnlich interpretiert werden. Außerdem fiel auf, dass je nach Person mehr ßere Wirkung in dieser Situation? ist nicht, wer sich so sehr unter Kontrolle oder weniger Anstrengung für einen guten hat, dass er oder sie gar nicht mehr nervös Eindruck aufgewendet werden muss. Sabine Weissenegger oder aufgeregt ist. Professionell ist viel Landesberufsschule Handel und Grafik Besonders beeindruckend war die Übung mehr derjenige, der weiß, wie er mit seiner „J. Gutenberg“, Bozen mit dem Händedruck. Es war erstaunlich, eigenen Aufregung oder Nervosität umge36 Mai/Juni 2015 Innovativer Zweitsprachunterricht Geschichten bauen Alle kennen das Konzept von LEGO. Die meisten Eltern von heute haben mit diesen bunten Klötzchen gespielt und gebaut, ihrer Fantasie freien Lauf gelassen, fantastische Geschichten erfunden und sich Stunde um Stunde in dieser Beschäftigung verloren. Als innovatives Element hat LEGO Einzug in den Zweitsprachunterricht gehalten. Ein Erfahrungsbericht. Reinswald, Freitagvormittag nach der Pause: Die Kinder der vierten und fünften Klasse treffen sich im Raum, mit den Notebooks. Sie sind müde, aber gut gelaunt. Sie wissen nicht, was sie erwartet, sind etwas aufgeregt und neugierig. 16 Kinder und acht Arbeitsplätze: Für jede Gruppe stehen ein LEGO-Education-WeDo-Konstruktionsset und ein Notebook bereit. Die Kinder schauen sich überrascht an. Energie und Neugierde füllen den Raum. An der Grundschule Reinswald des Schulsprengels Sarntal wurde im Schuljahr 2014/2015 erstmals das Projekt LEGO Education WeDo – mit Unterstützung von Christian Laner vom Bereich Innovation und Beratung des Deutschen Bildungsressorts – umgesetzt. Das Projekt umfasste 15 Stunden und wurde von mir als Italienischlehrperson koordiniert. Beteiligt waren auch die Lehrpersonen für Muttersprache, Geschichte und Naturwissenschaften. Kinder und Lehrpersonen hatten den Mut, sich auf dieses Projekt einzulassen und haben mit großer Begeisterung daran teilgenommen. Geschichten gestalten und ihnen Leben einhauchen Als ich mich dazu entschlossen hatte, dieses Projekt zu entwickeln, war genau das eines meiner Ziele: Ich wollte ein entspanntes Klima schaffen, in welchem Muttersprache, Zweitsprache (L2), Geschichte und Naturwissenschaften nicht Fächer sind, die anstrengend im Lernprozess sind, sondern Bereiche, in welchem Kinder mit LEGO spielen und konstruieren und auf diese Weise in diese Fächer eintauchen können. Das Konzept des Projektes „LEGO WeDo – Wir bauen Geschichten auf“ ist einfach und gleichzeitig innovativ: Es geht darum, anhand dieser Software Geschichten zu gestalten und ihnen Leben einzuhauchen. Das Prinzip ist immer dasselbe: Die Kinder bau- Um das konstruierte LEGO-Objekt entsteht eine Geschichte … en Figuren, Tiere wie Krokodile oder Löwen oder andere Dinge wie einen Kran. Um diese Konstruktionen entwickeln die Kinder ihre Geschichten. Der neue Ansatz bei LEGO Education WeDo ist, dass sich die Objekte bewegen lassen. Dies geschieht mit einer ganz einfachen Software, mit deren Hilfe neben Tönen auch Abläufe der mechanischen Konstruktionen programmiert werden. Konstruieren und Programmieren Nach einer kurzen Einführung in den Gebrauch der Software arbeiten die Kinder zu zweit und dürfen erste Objekte bauen und programmieren. Sie bauen verschiedene Figuren, Tiere, Personen, Transportmittel und anderes. Bei der Programmierung experimentieren die Kinder damit, wie ihre Objekte Töne erzeugen oder sich bewegen können. Nach dem ersten intensiven Kennenlernen der Möglichkeiten wählen die Kinder, immer in Kleingruppen, eine oder mehrere Figuren. Um diese Figur entsteht dann die Geschichte, die sie in ihrer Muttersprache aufschreiben. Anschließend schreiben die Kinder, unter- stützt von der Italienischlehrperson, in Italienisch kurze Dialoge, in denen diese Figuren mit ihren programmierten Bewegungen die Hauptrolle spielen, und überlegen sich, wie sie die ausgedachten Geschichten umsetzen können. Sie können zum Beispiel einen kurzen Monolog erfinden, ein Video dazu drehen oder eine kleines Theaterstück erarbeiten. Zum Abschluss des Projektes stellen wir die Ergebnisse der Öffentlichkeit vor und laden Eltern und Geschwister ein. Die Kinder zeigen, was sie konstruiert und programmiert haben, stellen ihre Geschichten vor und zeigen die Videos. Dies geschieht alles in der Zweiten Sprache. Beim gesamten Projekt arbeiten die Kinder fächerübergreifend miteinander: beim Erproben verschiedener physikalischer Prinzipien, bei der Auseinandersetzung mit den digitalen Medien und beim „Übersetzen“ ihrer Erfahrungen in Geschichten und damit in Sprache. Elena Maria Leida Zweitsprachlehrerin (L2) Mai/Juni 2015 37 Lernwelten Olympiade der italienischen Sprache Sintesi di impegno e merito Auch dieses Jahr fand in Südtirol wie im Rest Italiens die Olympiade der italienischen Sprache statt. Fast 25.000 Schülerinnen und Schüler in Italien und im Ausland hatten sich an den schulinternen Wettbewerben im Februar beteiligt – 84 von ihnen haben die Hürde der Regionalausscheidung gemeistert, davon zwei aus Südtirol. Sie nahmen am Finale in Florenz teil, das vom 9. bis 11. April 2015 im geschichtsträchtigen Palazzo Vecchio in Florenz über die Bühne ging. che si sono sfidati a Bressanone il 5 marzo sono stati 61. Vincitore della sezione biennio è risultato Matteo Polito del Liceo scientifico di Bolzano mentre Valeria Corso, dell’Istituto tecnico per economia, grafica e comunicazione “Durst” di Bressanone ha vinto la sezione triennio. A Firenze i due finalisti altoatesini hanno svolto quattro complesse prove di scrittura. Una difficile sfida che però alla fine ha dimostrato che i nostri studenti delle scuole di lingua tedesca sanno essere all’altezza: 24º posto per Matteo Polito e 28º posto per Valeria Corso, posizioni di tutto rispetto considerato l’alto livello anche degli altri studenti, eccellenze delle scuole in lingua italiana di tutto il paese. La delegazione delle scuole sudtirolesi dinanzi alla sede dell’Accademia della Crusca a Firenze (da sinistra): Cinzia Guardigli, Monica Caldaro, Marco Mariani, Valeria Corso, Matteo Polito, Franca Santoro, Cristina Corbetta, Markus Liensberger e Paola Rizzi Come per la scorsa edizione, le scuole di lingua tedesca e quelle delle località ladine sono arrivate alla finale fiorentina partecipando alla gara a loro dedicata e organizzata dalle docenti Corbetta, Guardigli, Rizzi e Santoro dell’Istituto “Durst” di Bressanone, sostenute quest’anno, oltre che dal dirigente dell’istituto brissinese, Markus Liensberger, e dall’Ispettore della lingua italiana, Marco Mariani, anche ufficialmente dall’Intendenza scolastica della scuola di lingua tedesca, che apprezzando l’impegno, la serietà e la competenza del gruppo, così come i risultati della passata edizione, ha voluto farsi sponsor e portavoce della competizione. Tra fine settembre e inizio ottobre il comitato ha organizzato due incontri informativi ai quali hanno partecipato gli insegnanti inte38 Mai/Juni 2015 ressati al progetto e durante i quali sono state presentate la gara, le modalità di partecipazione e le novità. Tra queste da sottolineare un test consigliato per una selezione più oggettiva dei partecipanti e le tre classifiche distinte per licei, istituti tecnici e scuole professionali, oltre che una classifica assoluta, sia per il biennio che per il triennio. Matteo Polito e Valeria Corso ottengono ottimi risultati Alla competizione provinciale hanno partecipato 33 scuole, 15 licei, 13 istituti tecnici e 5 scuole professionali. Il totale degli alunni iscritti è stato di 953, gli alunni che hanno effettivamente preso parte alla gara d’istituto del 4 febbraio sono stati 814, e i finalisti Il bilinguismo “esportato” a Firenze Alla fine della competizione i due vincitori sudtirolesi hanno ricevuto un riconoscimento personalmente dal Direttore Generale del Ministero dell’Istruzione, dell’Università e della Ricerca, Carmela Palumbo. L’Ispettore Mariani ha avuto in questa occasione l’opportunità di spiegare brevemente agli studenti e agli insegnanti presenti nella meravigliosa sala del Cinquecento di Palazzo Vecchio, il perché delle Olimpiadi di Italiano Lingua Due (L2) per l’Alto Adige. La lingua italiana, attraverso questa competizione, è stata protagonista per qualche giorno nelle nostre scuole di lingua tedesca e la realtà del bilinguismo dell’Alto Adige è stata ‘esportata’ e spiegata in occasione della finale nazionale a chi ancora non la conosce. Cristina Corbetta Insegnante di Italiano Lingua Seconda e referente provinciale del progetto Olimpiadi di Italiano L2 Konstruktiver Umgang mit Konflikten: WIR-Projekt Affe, Adler, Elefant Auf den drei Säulen Werte, Integration und Resilienz basiert das WIR-Projekt, das zu einem konstruktiven Umgang mit Konflikten anleiten will. Michaela Schlomm* erklärt die Grundlagen des Projekts und wie Kinder, Lehrpersonen und Eltern daraus Nutzen ziehen können. Werte verstehen wir als gemeinsame Orientierung unserer Gesellschaft, für die wir uns einsetzen. Integration sehen wir als eigen bleiben dürfen in der Gemeinschaft, bewusst verschieden sein dürfen, und mit diesem Ansatz beugen wir dem Ausschluss aus der (Klassen-) Gemeinschaft vor. Resilienz ist das Wissen darum, dass wir schon viel können und wissen, um auch mit schwierigen Situationen zurechtzukommen. Dieses Können und Wissen aktivieren wir im WIR-Projekt, damit wir es bewusst nutzen können. Die theoretische Grundlage des Projekts ist der ATCC-Ansatz. ATCC (l´Approche et transformation constructives des conflits) kommt aus dem Französischen und bedeutet, Konflikte wahrzunehmen und konstruktiv zu bearbeiten. Konflikte sind demnach Zeichen dafür, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Im WIR-Projekt lernen Kinder zu erkennen, worum es den am Streit Beteiligten wirklich geht, und sie lernen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. herunterschauen. Mit ihm lernen die Kinder in der zweiten Einheit des Projekts den scharfen Blick, sie lernen, dass in Konflikt situationen meist bei allen Beteiligten Grenzen verletzt werden. Können wir diese Verletzungen anerkennen, führt uns dies zur Überlegung, was die Streitenden brauchen, um in der Schule wieder gut lernen zu können. Lehrpersonen und Eltern sind wichtige Partner für das Gelingen des Projekts und werden selbstverständlich miteinbezogen. Die Lehrpersonen werden durch ein Coaching begleitet, in dem sie mithilfe des Außenblickes der Trainerin bestimmte Aspekte ihrer Arbeit betrachten können. Die Eltern bekommen bei einem Elternabend Einblick in das WIR-Projekt. * Michaela Schlomm ist Mitarbeiterin am Kompetenz Gefühlswelten und Adlerblick Elefantenrunde: Raum für Konflikte Grundlegend dafür ist zunächst, sich der eigenen Gefühle bewusst zu werden. Dies geschieht beim WIR-Projekt mithilfe des Affen Cäsar. Er ist der Spezialist für Gefühle und zeigt, wie wichtig es ist, die eigenen Gefühle zu kennen und sie auch mitzuteilen. Im Projekt stellen die Kinder ein Gefühlsrad her, mit dessen Hilfe das Mitteilen von Gefühlen zu einem täglichen Ritual wird, in das auch die Lehrpersonen einbezogen sind. Als nächster Schritt folgt die Auseinandersetzung mit dem Thema Grenze. Hier hilft der Adler Arno, denn er hat scharfe Augen und kann von ganz weit oben auf die Konflikte Die Elefantenkuh Slonny ist Expertin für die Gemeinschaft und begleitet die Kinder in der dritten Einheit des Projekts. Sie führt die Kinder in die Elefantenrunde ein, eine Art der Konfliktbearbeitung, die direkt in der Klasse unter Beteiligung der Lehrperson und aller Schülerinnen und Schüler stattfindet. Konflikte bekommen so einen Raum, sie dürfen da sein und die Kinder lernen, dass sie selbst sie bewältigen können. Die zentrale Frage dabei bleibt: „Was brauchst du, damit du wieder gut lernen kannst?“ Eine auch für uns Erwachsene oft nicht leicht zu beantwortende Frage. zentrum für die Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund und Koordinatorin des WIR-Projekts. WIR – Ausbildung zur Trainerin/zum Trainer Die Einführungsveranstaltung zur Ausbildung zur WIR-Trainerin oder zum WIR-Trainer (Kursfolge 12.wp im Landesplan der Fortbildung 2015/2016) findet am 14. Mai um 17.00 Uhr in der Cusanus-Akademie in Brixen statt. Mai/Juni 2015 39 Service Wer eine Lehrstelle sucht oder es zum Meister respektive zur Meisterin bringen will, wendet sich an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes für Lehrlingswesen und Meisterausbildung (v. l.): Roland Walter, Martina Rassler, Melanie Tratter, Michela Caobelli, Olga Celva, Bettina Schweigl, Gertraud Aschbacher (stellvertretende Amtsdirektorin), Cäcilia Baumgartner (Amtsdirektorin), Josefine Spitaler, Rosa Vulkan, Manfred Agostini, Christine Kofler, Marion Blaas und Brunhilde Maier. 40 Mai/Juni 2015 DEUTSCHES BILDUNGSRESSORT Deutsches Bildungsressort: Wer macht was? Landesrat für Bildung INSPEKTOR(INN)EN FÜR GRUNDUND SEKUNDARSCHULEN DEUTSCHES SCHULAMT DEUTSCHES BILDUNGSRESSORT Schulamtsleiter und Ressortdirektor Organigramm des Deutschen Bildungsressorts KINDERGARTENINSPEKTORAT ABTEILUNG 16 DEUTSCHES SCHULAMT FACHSTELLE FÜR INKLUSION UND GESUNDHEITSFÖRDERUNG Kindergarteninspektor/in Abteilungsdirektor/in Inspektor/in BEREICH BERUFSBILDUNG ABTEILUNG 22 LAND-, FORST- UND HAUSWIRTSCHAFTLICHE BERUFSBILDUNG BEREICH DEUTSCHE UND LADINISCHE MUSIKSCHULEN BEREICH INNOVATION UND BERATUNG Bereichsleiter/in Abteilungsdirektor/in Landesmusikschuldirekor/in Bereichsleiter/in Leiter/in 6 Fachreferate 6 Evaluator(inn)en 5 Ämter 2 Ämter Referat Volksmusik 2 Koordinationsstellen EVALUATIONSSTELLE FÜR DIE DEUTSCHE SCHULE Pädagogische Beratungszentren Kindergärten Grund-, Mittel- und Oberschulen Berufs- und Fachschulen Fachschulen Musikschulen Amt für Lehrlingswesen und Meisterausbildung Vom Lehrling zum Meister Der Name ist zugleich Programm: Wenn es um die Themen Lehrlingswesen und Meisterausbildung geht, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes für Lehrlingswesen und Meisterausbildung die zentrale Anlaufstelle. Ihr oberstes Ziel ist es, die Qualität der Ausbildung zu sichern. Wie sie dies erreichen und wie umfassend ihre Aufgaben sind, beschreibt Gertraud Aschbacher*. Bei der Lehre kann durch Lernen in Berufsschule und Betrieb ein Berufsabschluss erworben werden, und zwar in 107 Lehrberufen des Handwerks, Gastgewerbes und Handels. Der Meisterbrief hingegen ist die höchste Qualifikation in diesen Berufen. Dies verdeutlicht, wie vielfältig der Arbeitsbereich des Amtes für Lehrlingswesen und Meisterausbildung ist. dung, von der Lehrlingsordnung bis zu den Ausbildungsrahmenplänen für die einzelnen Lehrberufe, das heißt die „Lehrpläne“ für den Betrieb. Wir versuchen kontinuierlich, die Rahmenbedingungen für die Lehre zu verbessern. Aktuell arbeiten wir gemeinsam mit den Sozialpartnern an einem Pakt, um die traditionelle Lehre zu fördern. Rund um Lehrling und Betrieb Nach Ende der Grundausbildung gibt es in Südtirol viele Möglichkeiten der Fortbildung. Besonders anspruchsvoll ist die Meisterprüfung: Ein Anwärter auf die Meisterprüfung absolviert zwischen 600 und 1.700 Kursstunden. Im Durchschnitt vergehen drei Jahre und zehn Monate zwischen der ersten Einschreibung einer Kandidatin und ihrem Meistertitel. Und dennoch besuchen alljährlich rund 430 Personen die Kurse und legen die Prüfungen ab. Der Großteil der Absolventen und Absolventinnen erwirbt den Meistertitel in einem Handwerksberuf; weniger bekannt ist, dass auch Köche und Köchinnen, Servierfachkräfte und Fachkräfte im Handel zu diesem Abschluss kommen können. Unser „Meisterteam“ kümmert sich um alle Belange rund um die Meisterausbildung und die Prüfungen: vom ersten Kontakt über die Ausarbeitung des Prüfungspro- Ein Teil unseres Teams beschäftigt sich mit allen Fragen und Anliegen rund um die Lehrlingsausbildung. „Ich möchte einen Lehrling einstellen, was muss ich dabei beachten?“ oder „Mein Sohn/meine Tochter möchte einen praktischen Beruf erlernen: Wie finde ich eine Lehrstelle?“ sind nur zwei von vielen Fragen, die wir täglich telefonisch oder in persönlichen Gesprächen beantworten. Die Beratung von Lehrbetrieben, Arbeitsrechtsberatern und -beraterinnen, Lehrlingen, Eltern und Schulen ist nur eines unserer Tätigkeitsfelder. Zu den Kernaufgaben gehört es, die Voraussetzungen jener Betriebe zu überprüfen, die Lehrlinge ausbilden möchten, und die Lehrlinge an den Berufsschulen im In- und Ausland einzuschreiben. Weiters kümmern wir uns um alle Normen rund um die Lehrlingsausbil- Der Weg zum Meisterbrief gramms und die Kursorganisation bis hin zu den Prüfungen und Abschlussgesprächen. Besonderes Augenmerk richten wir dabei auf die Qualität der Ausbildung: Immer wieder überarbeiten wir gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Berufsschule die Kursinhalte und versuchen, die Meisterausbildung zum Beispiel durch Projektarbeiten möglichst handlungsorientiert zu gestalten. Den Höhepunkt der Meisterausbildung bildet die Verleihung der Meisterbriefe: Jedes Jahr im Spätherbst veranstalten wir eine Feier, bei der die neuen Meisterinnen und Meister im Beisein von Familie, Freunden und Ehrengästen ihr Diplom erhalten. * G ertraud Aschbacher ist stellvertretende Direktorin des Amtes für Lehrlingswesen und Meisterausbildung. AMT FÜR LEHRLINGSWESEN UND MEISTERAUSBILDUNG Bereich Deutsche Berufsbildung Dantestraße 11, Bozen Tel. 0471 416980, Fax 0471 416994 [email protected] www.provinz.bz.it/berufsbildung/ Mai/Juni 2015 41 Service Sprachlernen im und mit dem Fachunterricht „Beim Schlucken ist der Deckel zu“ Schülerinnen und Schüler haben das Recht auf gleiche Bildungschancen – die allerdings eng an Sprache gekoppelt sind. Ein Weg zu mehr Chancengleichheit ist ein „sprachaufmerksamer“ Unterricht, in dem Fach- und Umgangssprache zusammenwirken. Ein Beitrag von Tanja Tajmel. Die Schule hat ein Problem, das gelöst werden muss, weil es dem Grundsatz von Bildungschancengleichheit widerspricht: Eine bestimmte Gruppe von Schülerinnen und Schülern zeigt schlechtere Leistungen und ist deutlich weniger „bildungserfolgreich“ als andere Lernende. Diese Schülerinnen und Schüler tragen mindestens eines der beiden Merkmale: Sie kommen nicht aus bildungsnahen Verhältnissen und/oder ihre Familiensprache ist nicht Deutsch. Bei genauerer Betrachtung sind diese Merkmale eigentlich keine Merkmale, sondern vielmehr die Negation von Merkmalen: nicht deutschsprachig (Deutsch als Zweitsprache) und nicht bildungsnah. Dies legt den Schluss nahe, dass Schule als Institution nur für eine relativ homogene Zielgruppe – deutschsprachig und bildungsnah – gut funktioniert und andere Gruppen von vornherein schlechtere Prognosen auf Schulerfolg haben. Dieses Phänomen ist als „schulische Diskriminierung“ Gegenstand bildungs- und erziehungswissenschaftlicher Forschung. Als wesentliche Ursachen gelten eine zu frühe Selektion (etwa in mehrgliedrigen Schulsystemen wie in Deutschland oder Österreich), eine monolinguale oder monokulturelle Schultradition und auf pädagogischer Handlungsebene der Mangel an Konzepten für diversitätsbewussten Unterricht. Dazu zählen auch Konzepte zur angemessenen Berücksichtigung von Sprache im Fachunterricht. derem Methoden an, die aus dem DaF-(Deutsch als Fremdsprache) oder Sprachunterricht bekannt sind. Der Unterschied zwischen einem DaF- oder Sprachunterricht und einem regulär deutschsprachigen Fachunterricht ist jener, dass der DaF-Unterricht von seiner Ausrichtung her vorrangig am sprachlichen Lernen orientiert ist und die Inhalte eher Mittel zum Zweck sind, während sich der Fachunterricht vorrangig am fachlichen Lernen orientiert und die Sprache eher die Rolle des Mittels einnimmt. Für nicht-deutschsprachige Schülerinnen und Schüler (oder Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache) ist die Sprache im Fachunterricht jedoch Unterrichtsmittel und Unterrichtsziel gleichermaßen. Die Anforderung an die Fachlehrerin oder den Fachlehrer besteht also darin, auch die Sprache als Lernziel zu erkennen – und zwar nicht nur aus fachlicher (Fachsprache) sondern auch aus umgangssprachlicher Perspektive (Umgangs-, Alltagssprache). Eine Kooperation von Fach- und Sprachlehrkräften bietet in dieser Hinsicht viele Möglichkeiten, die sprachliche Aufmerksamkeit sowohl bei den Lehrkräften als auch bei den Schülerinnen und Schülern zu erhöhen und unterschiedliche pädagogisch-didaktische Ressourcen sowohl aus der Fach- als auch aus der Sprachdidaktik synergetisch zu nutzen. Projekt „Sprachsensibler Fachunterricht“ Ein Beispiel für ein erfolgreiches Zusammenwirken von Deutsch und Fachlehrkräften stellt das Projekt „Sprachsensibler Fachunterricht“ dar, das seit September 2014 an der Mittelschule „Josef WenDiese einleitende Darstellung der Verwobenheit von mitunter diskri- ter“ und an der Technologischen Fachoberschule in Meran in Koopeminierenden institutionellen Rahmenbedingungen mit eng an Spra- ration mit dem Referat Migration am Bereich Innovation und che gekoppelten Bildungschancen ist mir deshalb ein Bedürfnis, Beratung und dem Sprachenzentrum Meran durchgeführt wird. An weil ich damit jener Annahme entgegentreten möchte, dass die der Mittelschule wird der Unterricht in Naturwissenschaften einer mangelnde Bildungsbeteiligung auf ein Problem der Sprache redu- zweiten und einer dritten Klasse von einer Naturwissenschafts- und ziert werden kann. Der vorliegende Beitrag konzentriert sich auf einer Deutschlehrerin gemeinsam geplant und durchgeführt. Auf jene unterrichtlichen Entscheidungen, die von individuellen LehrBasis der fachlichen Unterrichtsmaterialien, wie etwa Schulbükräften täglich innerhalb der institutionellen Rahmenbedingungen chern, sowie einer sprachfokussierten Unterrichtsbeobachtung von Schule getroffen werden können. Eine davon ist etwa jene, wie durch die Deutschlehrerin werden Arbeitsblätter und Materialien viel Aufmerksamkeit der Sprache im Unterricht gewidmet wird. Wie zur Sprachbildung sukzessive vorbereitet und in der darauffolgenkann Sprache im Unterricht berücksichtigt werden? Wie können da- den Unterrichtsstunde eingesetzt. Der Prozess der Unterrichtspladurch die Bildungschancen von bislang benachteiligten Schülerinnung wird damit durch ein wöchentliches direktes Feedback aus nen und Schülern verbessert werden? Was zeichnet einen „sprach- dem Unterricht gesteuert, was kurzfristige Änderungen und Anpasaufmerksamen“ Unterricht aus? sungen an die Unterrichtssituationen ermöglicht. Der folgende Ausschnitt eines Arbeitsblattes entstammt diesem Projekt und stellt Sprachlernen im Fachunterricht ein Beispiel für eine von der Alltagssprache ausgehende VermittZur Vermittlung von Sprache im Fachunterricht bieten sich unter an- lung von Bildungs- und Fachsprache dar. Wie kann Sprache im Unterricht berücksichtigt werden? 42 Mai/Juni 2015 Seiten der Wissenschaft Abb. 1: Arbeitsblatt aus dem Projekt „Sprachsensibler Fachunterricht“, Mittelschule „Josef Wenter“, Autorin: Evi Rita Tscholl (Deutschlehrerin) Das übergeordnete Thema dieser Unterrichtseinheit ist das Atmungssystem, Teilthema ist die Atmung und der Rachenraum. Das fachliche Lernziel dieser Unterrichtssequenz ist es, den Vorgang der Atmung beschreiben zu können. Das sprachliche Lernziel ist es, die entsprechenden fachsprachlichen und bildungssprachlichen Wörter zur Beschreibung dieses Vorgangs zu verwenden. In der dargestellten Übung stehen Verben im Fokus der Aufmerksamkeit, und zwar jene, die dazu notwendig sind, den Weg der Luft bei der Atmung zu beschreiben, sowohl umgangssprachlich als auch fachsprachlich. Die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler wird explizit auf diese Verben gelenkt, indem diese kursiv gedruckt sind und mit den entsprechenden fachsprachlichen Verben in Verbindung gebracht werden. Die Umgangssprache soll von den Lernenden, dem vorgegebenen Beispiel folgend, selbstständig in Fachsprache übersetzt werden, indem für jeden Satz das umgangssprachliche Verb durch das fachsprachliche ersetzt wird. In einem weiteren Schritt werden die entsprechenden Verben nebeneinander in eine Tabelle eingetragen, wobei die Konjugationsform des Verbs beibehalten werden kann, um die Wiedererkennbarkeit aus dem Text zu gewährleisten. Literatur • Gogolin, Ingrid/Lange, Imke/Michel, Ute/ Reich, Hans H. (Hrsg.) (2013) : Herausforderung Bildungssprache – und wie man sie meistert. Förmig-Edition. Münster: Waxmann • Quehl, Thomas/Trapp, Ulrike: Sprachbildung im Sachunterricht der Grundschule. Mit dem Scaffolding Konzept unterwegs zur Bildungssprache. Förmig-Material. Münster: Waxmann Abb. 2: Umgangs- und Fachsprache im Tandem Die Semantik und der Wortschatz stehen hier im Vordergrund. Die Angabe der Verben im Infinitiv (durchgehen anstelle von geht durch) würde einer zusätzlichen morphosyntaktischen Erläuterung bedürfen (Trennbarkeit von Verben usw.), die hier bewusst ausgespart bleibt. Diese könnte als nächster Schritt erfolgen und würde zugunsten der metasprachlichen Auseinandersetzung mit Grammatik vom fachlichen Kontext weiter wegführen. Das sprachliche Lernziel, für umgangssprachliche Verben einen adäquaten fachsprachlichen Ausdruck zu finden, ist deutlich erkennbar und damit auch für die Schülerinnen und Schüler transparent. Die Aufmerksamkeit wird gezielt und systematisch auf die Sprache gelenkt, und zwar ohne den fachlichen Kontext zu verlassen. Damit stellt dieses Arbeitsblatt ein gelungenes Beispiel für sprachaufmerksames Fachunterrichtsmaterial dar. Tanja Tajmel Fakultät für Kulturwissenschaften, Bereich Deutsch als Zweitsprache Universität Paderborn, Deutschland • Tajmel, Tanja: Sprachliche Lernziele des naturwissenschaftlichen Unterrichts. https://www.uni-due.de/imperia/md/content/prodaz/ sprachliche_lernziele_tajmel.pdf Mai/Juni 2015 43 Service Deutsche Sprachinseln in Italien Minderheitensprachen im Aussterben Die fünfzehn deutschen Sprachinselgemeinschaften in Norditalien zählen zu jenen Volksgruppen, die ganz besonders in Gefahr und vom Aussterben bedroht sind. Ein Beitrag von Luis Thomas Prader.* In Europa gibt es etwa 350 Minderheitensprachen. Ein Siebtel der Europäischen Bevölkerung gehört einer Minderheit an. Die Unesco geht davon aus, dass es weltweit etwa 6.000 Sprachen gibt. In den letzten Jahrzehnten hat allerdings ein massives Sprachensterben eingesetzt. Im Atlas für bedrohte Sprachen wird angeführt, dass 43 Prozent der Minderheitensprachen vom Aussterben bedroht sind. Bei den geschätzten 2.500 im Aussterben bedrohten Sprachen sind auch jene enthalten, die seit 1950 effektiv ausgestorben sind. Der englische Terminus „extinct“ bringt dies noch klarer zum Ausdruck. Beim Weltkongress zur Syntax im Jahre 2004 in Leipzig wurde der Prozentsatz der vom Aussterben bedrohten Sprachen sogar mit 60 Prozent angegeben. Zudem spricht der Weltkongress von einem „Sprachwechsel“: Die Menschen passen sich zunehmend den dominanten Sprachen ihrer Region an. Zu einem aussagekräftigen Ergebnis über das Sprachensterben kommt der italienische Politologe Daniele Bonamore. Er sagt, wenn „taiap“ eine seltene Vogelart und „ubykh“ ein Korallenriff auf fremden Inseln wären, wären „taiap“ und „ubikh“ möglicherweise schon längst bekannt. Aber weil es sich um Sprachen in Neu Guinea handelt, werden diese in einem generellen Desinteresse sich selbst und somit dem Aussterben überlassen. Schließlich liegt laut einer Studie der Europäischen Kommission die kritische Grenze der für das Überleben einer Sprache notwendigen Sprecherzahl bei 300.000. Wenn man das Ergebnis dieser Studie auf die 350 Minderheitensprachen in der Europäischen Union umsetzt, so sind davon etwa 280 Sprachen betroffen. Die bunte Vielfalt der deutschen Sprachinseln in Italien Wie stehen in diesem Kontext die deutschen 44 Mai/Juni 2015 Sprachinseln in Italien mit den verschwindend kleinen Sprechergemeinschaften und mit der weit verstreuten Siedlungsstruktur da? Sprachinseln sind nach einer Definition von Peter Wiesinger „punktuell oder flächenhaft auftretende, relativ kleine, geschlossene Sprachund Siedlungsgemeinschaften in einem anderssprachigen, relativ größeren Gebiet“. Das „Einheitskomitee der historischen deutschen Sprachinseln in Italien“ bilden heute Gressoney und Issime im Aostatal, Carcoforo, Alagna, Rimella, Formazza und Campello Monti im Piemont, Lusern und das Fersental im Trentino, die Dreizehn Gemeinden, die Sieben Gemeinden, Kansilien und Plodn im Veneto sowie Tischlbong, Zahre und Kanaltal im Friaul und der Sprachinselverein Wien. Über die Entstehung derselben schreibt Egon Kühebacher in der Zeitschrift „Der Schlern – 64 Heft 11“, dass die Gründungen im Rahmen der hochmittelalterlichen Binnenkolonisation der südlichen alemannischen und bairischen Gebirgstäler zu sehen sind. Sowohl im Schweizer Wallis als auch in Tirol und Kärnten erfolgte die siedlungsmäßige Erschließung vieler noch unbesiedelter Gebiete seit dem 8. Jahrhundert durch deutsche Grundherrschaften und deren Eigenleute. Die Besiedlungen der abgelegenen Täler und der einsamen Hochebenen war mit Beginn des 14. Jahrhunderts mehr oder weniger abgeschlossen. In der territorialen Abgeschiedenheit hatten sich Gemeinschaften gebildet, fernab von den Verkehrs-und Handelswegen, auf sich allein gestellt und für sich allein verantwortlich. Die Sprachen waren keinem Sprachwechsel in die sie umgebende Mehrheitssprache ausgesetzt. Die Gemeinschaften machten auch nicht den Sprachwandel mit, wie ihn unser heutiges Deutsch seit dem Mittelalter mitgemacht hat. Auch wurden die Sprachformen nicht verschriftlicht. Archaische Sprachformen So finden wir heute bei diesen SprachinselGemeinschaften Sprachformen aus dem Mittelalter, die man als archaisch bezeichnen kann. Ich werde oft gefragt, ob man bei den Sprachinseln noch „Deutsch“ spricht. Aus Südtiroler Sicht eine durchaus verständliche Frage. Da versuche ich dann immer zu erklären, dass Sprachinseldeutsch ein ganz anderes Deutsch ist als unser Standarddeutsch, und dass das Sprachinseldeutsch sehr treffend und aussagekräftig sein kann. Germanisten kennen aus der Literaturgeschichte das „kume kum geselle min“. Der „geselle“ ist der Freund. Bei den Zimbern bezeichnen wir einander als „Khsell“. Daraus hat sich das Wort „khsellekhot“, Geselligkeit, entwickelt. Aus der Zeit des Mittelalters kennen wir auch Begriffe wie „frouwe“ und „wib“. Folgerichtig stoßen wir beim Sprachinseldeutsch somit auf „frou“, wib“, aber auch auf „baip“. Und dass der Pfarrer im Sprachinseldeutsch „pfaff“ genannt wird, ist doch sehr ehrerbietig: Pastor Fidelis Animarum Fidelium – also Seelenhirte. Das sind nur einige kleine Beispiele aus dem Sprachinseldeutsch. Die Literatur in und über Sprachinseldeutsch ist sehr reichhaltig, allerdings ist sie meistens erst zu entdecken. Der Sprachwissenschaftler Anthony Rowley sagt von den verschiedenen Formen des Sprachinseldeutsch sehr einprägsam: „sie klingen sehr exotisch, aber nicht sehr deutsch“. Wer anfänglich mit solchen exotischen Deutschformen in Kontakt kommt, stellt sich vielleicht die Frage, ob solche Sprachformen überhaupt überlebensfähig sind und ob es Sinn macht, sich mit solchen Sprachformen abzugeben? Auch Südtirolerinnen und Südtiroler stellen immer wieder diese und ähnliche Fragen. Als Antwort dazu kann die Gegenfrage ge- stellt werden, ob es sich bei Sprachen um Kultur handelt, unabhängig von der Sprecherzahl? Auch dürfen wir nicht vergessen, dass eine Sprache mit dem Tode des letzten Sprechers oder der letzten Sprecherin unwiderruflich verschwunden ist und nicht mehr revitalisiert werden kann. Das hat seit ein paar Jahrzehnten auch Europa erkannt. So erklären sich die verschiedenen europäischen Initiativen zugunsten des Erhalts von Kulturen und Sprachen. Die positive europäische Haltung zur Vielfalt der Sprachen und Kulturen hat sich auch auf die Kleinstsprachen übertragen und neue Wege für einen neuen Minderheitenschutz aufgezeigt, auch bei den Sprachinseln. Bei diesen ist ein neues Selbstbewusstsein gewachsen, denn schließlich müssen die Gemeinschaften selbst die Kraft haben und finden, kulturell und sprachlich überleben zu wollen. Europäisches Jahr der Sprachen und Sprachinseln Aus Anlass des Europäischen Jahres der Sprachen und Sprachinseln im Jahr 2001 versammelten sich Vertreterinnen und Vertreter der deutschen Sprachinseln in Italien in Neumarkt, um über die Zukunft des Sprachinseldaseins zu diskutieren. Das Ergebnis waren ein klares Bekenntnis zur eigenen Identität und Sprache. In der Folge wurde eine Arbeitsgemeinschaft, kurz „Sprachinselkomitee“ genannt, gegründet und eine Satzung ausgearbeitet. Aufgabe des Komitees ist es, „die Sprache und Kultur der historischen deutschen Gemeinschaften mit den als geeignet erachteten Mitteln und auch in Zusammenarbeit mit anderen Körperschaften, Vereinigungen und Personen in Italien und in Europa zu schützen und zu fördern“. Die Aktivitäten des Sprachinselkomitees sind sehr umfangreich und vielfältig geworden. Erwähnt seien Veröffentlichungen von Büchern, besonders auch für Kinder und Jugendliche, denn schließlich sind es diese, die die Sprachen auch noch morgen weitertragen sollen. Eine Landkarte mit kurzen Informationen zu den einzelnen Sprachinseln zeigt, wo diese in Norditalien zu finden sind. Im Herbst 2014 wurden zwei wichtige Dinge auf den Weg gebracht: • ein wissenschaftliches Werk, in welchem der „Wortschatz aus den deutschen Sprachinseln in Italien“ sprachvergleichend dargestellt wird. Es handelt sich dabei in erster Linie um eine Sammlung von Begriffen und Sätzen in zwölf unterschiedlichen Sprachformen, die der italienischen und der deutschen Standardsprache gegenübergestellt werden. Von der Fachwelt ist das Buch bereits als Fundgrube für Sprachwissenschaftler, Germanisten, Romanisten und Sprachinselinteressierte bezeichnet worden (siehe Seite 46). • Schließlich hat das Komitee eine zweisprachige Homepage entwickeln lassen. Dort findet man eine Vielzahl von Informationen über die Sprachinseln, über deren Publikationen sowie die normativen Texte zum Minderheitenschutz: • www.isolelinguistiche.it • www.sprachinseln.it • www.deutschesprachinseln.de Das Sprachinselkomitee freut sich zudem, wenn möglichst viele Menschen die Sprachinseln, ihre Gemeinschaften und deren Menschen besuchen und die archaischen Sprachformen weitere Freunde finden. * Luis Thomas Prader ist Sekretär des Sprachinselkomi- Die deutschen Sprachinseln in Norditalien • Walser im Aosta-Tal in Gressoney/ Greschony (Greschóneytitsch) und Issime/ Eischeme (Éischemtöit-schu) sowie Walser in Piemont (Provinz Vercelli) in Campello Monti/Kampel und in Rimella/ Remallju (Remmaljertittschu), in Carcoforo/Chalchoufe, in Alagna Valsesia/ Im Lande (Titzschu) und in Formazza/ Pomatt (Pomattertitsch). Besteht seit dem 12. Jahrhundert; die Zahl der Sprecher wird mit 2.950 angegeben. • Val Fersina bzw. Fersental/Bersntol, genannt Mòcheni (Bersntolerisch) und Luserna/Lusern (Azpe biar ); seit dem13. Jahrhundert, ca. 1.000 bzw. 370 Sprecher. • Zimbern bzw. Cimbri aus den Dreizehn Gemeinden / XIII Comaun (Tauc´, Provinz Verona) und den Sieben Gemeinden / Siben Komoine (Tzimbris, Hochebene von Asiago, Provinz Vicenza) sowie Cansiglio/ Kansilien (Tzimbris). Die ersten Siedlungen entstanden um 1100, die Zahl der Sprecher ist nicht bekannt; am längsten hat sich der Dialekt von Giazza/ Ljetzan (Tauc´) gehalten. • Sappada bzw. Pladen/Plodn (Plodarisch, Provinz Belluno); seit dem 13. Jahrhundert, ca. 1.400 Sprecher. • Sauris / Zahre (Zahrar sproche, Provinz Udine); seit dem 13. Jahrhundert, ca. 300400 Sprecher. • Timau bzw. Tischelwang/Tischlbong (Taitsch va Tischlbong, unter dem Plöckenpaß, Provinz Udine); seit dem 14. Jahrhundert, rund 400 Sprecher. • Val Canale bzw. Kanaltal, entstanden ab dem 11. Jahrhundert, rund 800 Sprecher. (Nach dem Schrägstrich folgt der deutschmundartliche Name der Ortschaft bzw. des Gebietes; in Klammern steht die jeweils eigene Sprachbezeichnung) (aus: Heinz-Dieter Pohl, Wiener Sprachblätter, Jg. 64, Heft 4, Dezember 2014) tees der historischen deutschen Sprachinseln in Italien. Mai/Juni 2015 45 Service Aus der Pädagogischen Fachbibliothek Lesen hilft, Grenzen zu überwinden Lernen bedeutet, Grenzen zu überschreiten, Neues zu entdecken, neu in Beziehung zu treten. Lernen findet immer dann statt, wenn die Herausforderung angenommen wird, sich mit anderen und anderem auseinanderzusetzen. Dies zeigen auch die vorgestellten Bücher, die von den Themen her nicht unterschiedlicher sein könnten. MECHTHILD DEHN, INGELORE OOMENWELKE, CLAUDIA OSBURG Kinder & Sprache(n). Was Erwachsene wissen sollten. Kallmeyer 2011, 144 S. Namhafte Sprachdidaktikerinnen beschreiben, wie Kinder in den ersten zehn Lebensjahren eine oder mehrere Sprachen lernen. Das Buch richtet sich vor allem an Eltern, Großeltern und Erzieherinnen, die Kinder beim Erlernen der Sprache(n) unterstützen. Die Sprachentwicklung beginnt an sich schon vor der Geburt. Bis zur Einschulung sind die wichtigsten Grundlagen des Spracherwerbs gelegt. Die Autorinnen zeigen auf, wie Störungen im Spracherwerb überwunden werden können. Breiter Raum wird dem Erlernen einer zweiten Sprache gewidmet: dem frühen Erwerb einer zweiten Sprache in der Ursprungsfamilie, dem Erwerb der deutschen Sprache bei Kindern mit Migrationshintergrund und dem frühen Erlernen einer Fremdsprache. Kinder können in jeder Situation eine zweite Sprache erlernen, sie müssen allerdings gezielt gefördert werden. Hartungen war ein Historiker, dem die Überwindung von Grenzen stets ein Anliegen war, egal ob es um die verschiedenen Bereiche der Geschichtswissenschaften oder um die Überwindung der Grenzen zwischen den Sprachgruppen in Südtirol ging. Der Band enthält auch eine bisher unveröffentlichte Arbeit über die Geschichte des k.u.k.-Staatsgymnasiums in Bozen 1872– 1888, eine Fundgrube für all jene, die sich für die Schulgeschichte interessieren. Ebenso findet man eine ausführliche Liste seiner Publikationen. KADER ADBOLAH Die Krähe. Novelle Arche Verlag 2015, 128 S. Der Autor beschreibt in seiner autobiografischen Novelle das Schicksal eines Iraners: sein Aufwachsen, seinen Traum, wie sein Großvater ein großer Schriftsteller zu werden, die Zeit der Revolution im Iran, die Flucht und das Leben als Asylant INGEBORG GEYER, MARCO ANGSTER, MARCELLA BENEDETTI in den Niederlanden. Der Schriftsteller Refiq Il tesoro linguistico delle isole germaniche Foad erkennt, dass er die niederländische in Italia – WortSprache lernen muss, wenn er Erfolg haben schatz aus den will. Er beginnt wie besessen, die Sprache zu deutschen Sprach- lernen, die Werke der niederländischen Autoinseln in Italien. ren zu lesen und in der Sprache des Landes Athesia 2014, zu schreiben, das ihn aufgenommen hat. Sei191 S. nen Lebensunterhalt verdient er mit dem Die zweisprachige Veröffentlichung führt in Kaffeehandel. Krähen beobachten die wichdie Welt der deutschen Sprachinseln in Itali- tigsten Etappen seines Lebens, auch jene en. Herausgegeben wurde das Buch vom Krähe, die im Kastanienbaum in der Nähe des „Einheitskomitee der historischen deutAnne-Frank-Hauses lebt. schen Sprachinseln in Italien“, das 2002 gegründet wurde und sich zum Ziel gesetzt hat, Mathilde Aspmair, Pädagogische Fachbibliothek Sprache und Kultur dieser Gemeinden zu fördern. Es wird dargestellt, wie die Sprachinseln durch Zuwanderung vorwiegend aus CHRISTOPH HARTUNG VON HARTUNGEN PÄDAGOGISCHE dem alemannischen und südbairischen Der weite Blick Il FACHBIBLIOTHEK Raum im Mittelalter und in der Neuzeit entpensiero libero Deutsches Bildungsressort standen sind. Zahlreiche Wörter und Sätze Edition Raetia Amba-Alagi-Straße 10 werden, nach Wortfeldern geordnet, darge2015, 512 S. 39100 Bozen stellt. Wir erfahren zum Beispiel, wie beDieser Band entÖffnungszeiten hält viele Aufsätze stimmte Speisen in den einzelnen SprachinVormittag: 9.00 bis 12.30 Uhr und Abhandlungen, seln des Alpenraums heißen. Viele der AusNachmittag: 14.00 bis 17.00 Uhr Donnerstag: bis 17.30 Uhr die der verstorbe- drücke sind auch in unserem Dialekt noch ne Autor in verlebendig. Das Buch zeigt, welche ÜberleTel. 0471 417228/417638 schiedenen benskraft eine Sprache hat, und ist für jene, www.schule.suedtirol.it [email protected] deutsch- und italienischsprachigen Zeitdie sich für die Entwicklung von Sprachen schriften veröffentlicht hat. Christoph von interessieren, eine wahre Fundgrube. 46 Mai/Juni 2015 begrenzt, die Skalierung nach oben frei. 8 1 Farbe Anwendungsgrößen 9 DEUTSCHES BILDUNGSRESSORT 0 RUNDSCHREIBEN 10 • Nr. 14/2015 vom 10.3.2015 Staatliche Abschlussprüfung der Oberstufe Schuljahr 2014/2015 • Nr. 15/2015 vom 8 11.3.2015 Wahlen des Obersten Schulrates (Consiglio Superiore della Pubblica Istruzione) am 28. April 2015 • Nr. 16/2015 vom 23.3.2015 Verwendungen und provisorische Zuweisungen für das Lehrpersonal mit unbefristetem Arbeitsvertrag an den Grund-, Mittel- u. Oberschulen – Schuljahr 2015/2016 2 5 3 DEUTSCHES BILDUNGSRESSORT MITTEILUNGEN 4 10.3.2015 • Zusätzlicher Stellenbedarf an der Grund- und Mittelschule für die Erstellung des tatsächlichen Plansolls im Schuljahr 2015/2016 11.3.2015 • Erhebung der Schülerzahlen an den Oberschulen für das Schuljahr 2015/2016 • Begabtenförderung 2015_Erlebnisschule Langtaufers_Fit in Naturkunde 12.3.2015 • Projekt „Der Weg nach Europa” – für Oberschulklassen der Autonomen Provinz Bozen mit Bildungsreise nach Brüssel 13.3.2015 • Versetzungen der Zweitsprachlehrpersonen an den deutschsprachigen Grundschulen für das Schuljahr 2015/2016 – Richtigstellung 16.3.2015 6 7 8 • Bildungsnachweise – Schuljahr 2014/2015 • Feier zum Europatag am 12. Mai 2015 18.3.2015 • Un anno in L2/Zweitsprachjahr • Schulbuch „Ambarabà“ – Arbeitshefte, Begleitmaterialien • Materialien für Schülerinnen und Schüler mit Entwicklungsstörungen 19.3.2015 • Initiativen und Materialien zum Thema „Finanzielle Bildung“ • Verteilung der Broschüre „Landesplan der Fortbildung für Kindergarten und Schule 2015/2016“ 20.3.2015 • Rechtlicher Stellenplan der Mittelschulen– Schuljahr 2015/2016 • Rechtlicher Stellenplan der Oberschulen – Schuljahr 2015/2016 23.3.2015 • Besetzung von Stellen mit besonderem Unterrichtsverfahren oder besonderen schulischen Angeboten – Schuljahr 2015/2016 24.3.2015 • Termine der Konferenzen und Tagungen im Kindergartenund Schuljahr 2015/2016 • Wahlen des Obersten Schulrates (Consiglio Superiore della Pubblica Istruzione) 25.3.2015 • Erstellung des funktionalen Plansolls der Integrationslehrpersonen: Hinweise für Anträge um zusätzliche Ressourcen • Vereinbarungsprotokoll zur Früherkennung, Unterstützung und Abklärung von Kindern, Schülerinnen und Schülern mit möglichen spezifischen Lernstörungen 31.3.2015 • Freie Universität Bozen: Neues Sprachlernmodell und neue Bewerbungsund Immatrikulationsfristen 1 Landeswappen im Größenverhältnis 4 : 5, nach oben beliebig vergrößerbar. 2 30 x 37,5 mm 3 26 x 32,5 mm 1.4.2015 • Lehrbuch: Grundlagen4 der Buchhaltung und Bilanzierung 24 x 30 mm 2.4.2014 • Verschiebung der Postfächer der Lehrpersonen auf das neue Mailsystem 5 20 x 25 mm 7.4.2015 • Angebote der Aktionstage Politische Bildung 2015 8.4.2015 6 16 x 20 mm • Antrag um Zuweisung von Fremdsprachenassistentinnen und Fremdsprachenassistenten für x 17,5 mm – Schuljahr 2015/2016 7 14Oberschulen • Ausstellung von Schülerausweisen 17.4.2015 12–xEin 15Angebot mm für die Lehrpersonen • „Klasse sein – Gruppe8 werden“ bzw. Klassenräte der ersten Klassen • Kursfolge 45.fg „Fit im9 Religionsunterricht“ 10 x 12,5 mm • Ansuchen um Sonderfinanzierung – Lesen. Das Training (für die 2. Klasse Grundschule) 0 8 x 10 mm 22.4.2015 (kleinste Anwendungsgröße) • Anerkennung Ehrenamtsnachweis • Staatliche Abschlussprüfung der Oberschule 2013/2014 – Mitteilung der „lokalen Referenten“ Das(Consiglio Logo steht in verschiedenen • Wahlen des Obersten Schulrates Superiore della Größen zur Verfügung. Pubblica Istruzione) Je nach Verwendungszweck 23.4.2015 • „Erfinderinnen und Erfinder“,sind Unterrichtsmaterial für die 4. und 5. Klassen diese vorgeschrieben, der Grundschulen dies gilt für die farbige ebenso wie 24.4.2015 für die Schwarzweiß-Anwendung. • Platon Jugendforum 2015 Die Skalierung nach unten ist • Neues Schulbuch „Mathematikbuch für Südtiroler Mittelschulen“ begrenzt, die Skalierung nach – Band 3 und Fortbildung zu dessen Einführung oben frei. 27.4.2015 • Erhebung der Daten zur Teilzeit, zu den Freistellungen aus Erziehungsgründen, zu den Teilzeitwarteständen und den anderen ganzjährigen Abwesenheiten (1.9. bis mindestens 30. April) an Grund-, Mittel- und Oberschulen 9 SÜDTIROLER LANDESREGIERUNG BESCHLÜSSE 0 3.3.2015 • Nr. 243: Selbstübernahme von Ausgaben für den Schulbetrieb durch die 10 Landesverwaltung/Steuerdienst der Schulen mit deutscher Unterrichtssprache staatlicher Art 17.3.2015 8 • Nr. 305: Jahresplan für den Schulsport für das Jahr 2015 31.3.2015 • Nr. 385: Vergütungen für externe Referenten und Referentinnen, Moderatoren und Moderatorinnen, Kursleiter und Kursleiterinnen, Tutoren und Tutorinnen, Supervisoren und Supervisorinnen bei Lehrgängen, Tagungen, Vorträge und Bildungsveranstaltungen 14.4.2015 • Nr. 443: Ernennung des Mitgliedes des Landesjugendbeirates für die deutsche Sprachgruppe, das vom Landesschulrat vorgeschlagen wurde, im Sinne des L.G. Nr. 13 vom 1.6.1983 21.04.2015 • Nr. 470: Landesgesetz vom 24.09.2010, Artikel 7, Absatz 4: Kriterien für die Durchlässigkeit zwischen den verschiedenen Bildungswegen der deutschsprachigen Oberstufe Mai/Juni 2015 47 Die INFO-Redaktion wünscht allen Leserinnen und Lesern einen guten Abschluss des Kindergarten- und Schuljahres sowie schöne Sommerferien mit viel Zeit zum Erholen und Auftanken. Informationsschrift für Kindergarten und Schule in Südtirol Mai/Juni 2015 Herausgeber: Deutsches Bildungsressort Verantwortlicher Direktor: Peter Höllrigl Cover: Manuela Tessaro & Alberto Franceschi, Digital Photo Image Redaktion: Verena Hilber (VH), Elisabeth Mairhofer (EM), Walter Pichler (WP), Thomas Summerer (TS), Herbert Taschler (ht) Korrektorat: Michaela von Wohlgemuth Anschrift und Sitz der Redaktion: Deutsches Bildungsressort, Amba-Alagi-Straße 10, 39100 Bozen, Tel. 0471 417511, Fax 0471 417519, [email protected] www.provinz.bz.it/schulamt Fotos: Archiv Deutsches Bildungsressort, Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie Meran (S. 20), Fachschule Laimburg (S. 26/27), Landesberufsschule für das Gastgewerbe Savoy (S. 28), Realgymnasium Meran (S. 25), Technologische Fachoberschule Bruneck (S. 23), Wirtschaftsfachoberschule Innichen (S. 30), foto-dpi.com (S. 40), Brigitte Alber (S. 18/19), Elena Maria Leida (S. 37), Massimo Fagotto (S. 38), Verena Hilber (S. 11/35), Elisabeth Mairhofer (S. 10/31), Hannah Peer (S. 22), Michaela Schlomm (S. 39), Sabine Tamanini (S. 21), Herbert Taschler (S. 32/33/34), Sabine Weissenegger (S. 36) Grafik und Druck: Lanarepro, Lana Eingetragen beim Landesgericht Bozen unter Nr. 18 vom 26.09.2002. 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