Religionswissenschaft – Master Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis SS 2015 Kolloquium für Master- und BA-Studierende DozentInnen: Bernadett Bigalke; Sebastian Schüler; Horst Junginger Email: [email protected]; [email protected]; [email protected] Zeit/Ort: 2 UE / Wöchentlich 2 UE Mi 11:15–12:45 Großer Seminarraum M 103 ab 15.04.15 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Das Bachelor- und Masterkolloquium bietet allen BA/MA-Kandidat_innen die Möglichkeit, ihre in Arbeit befindliche Abschlussarbeit bzw. das geplante Thema vorzustellen und zu diskutieren. Wir empfehlen daher allen Studierenden, die im Sommersemester 2015 ihre Abschlussarbeit schreiben wollen oder diese in naher Zukunft beginnen wollen, an der Veranstaltung teilzunehmen. Das Kolloquium ist für alle, die ihre Bachelorarbeit schreiben, verpflichtend. Organisatorisches: Religion und soziales Engagement: Einführung in die qualitativen Methoden der Religionswissenschaft DozentInnen: Sebastian Schüler Email: [email protected] Zeit/Ort: 2 UE / Wöchentlich 4 UE Mo 9:15–12:45 Großer Seminarraum M 102 ab 13.04.15 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Das Seminar stellt eine Einführung in die Methoden qualitativer Sozialforschung dar, wie sie auch für die gegenwartsbezogene Erforschung von Religionen verwendet werden. Dazu gehören Interviewtechniken und die teilnehmende Beobachtung als zentrale Datenerhebungsmethoden. Zudem sollen einige Datenanalysemethoden sowie die computergestützte Datenanalyse vorgestellt werden. Die erlernten Methoden werden zudem in eigenen Feldforschungen erprobt. Die einzelnen Forschungsprojekte sollen das gemeinsame Thema "Religion und soziales Engagement" behandeln. Viele Religionsgemeinschaften setzen immer wieder auf ihr caritatives Potential, um Menschen zu erreichen und die Gesellschaft zu verändern. Die Forschungen sollen diesem Trend nachgehen und auch nach dem sozialen Kapital religiösen Engagements fragen. Seminar und Tutorium sind als Lehrforschungsprojekt angelegt. Ziel ist es, die Methoden in der Praxis anzuwenden und unter einer religionswissenschaftlichen Fragestellung und in einer umfangreicheren Feldforschung relevante Forschungsergebnisse zu konkreten religiösen Gruppen zu produzieren. Das Seminar wird nur in Kombination mit dem begleitenden Tutorium angeboten (insgesamt 4SWS). Von den Studierenden wird ein sehr hohes Maß an aktiver Teilnahme und Selbststudium erwartet. Studierende im Bachelor Religionswissenschaft können die Veranstaltung als Methodenmodul, Studierende im Master Religionswissenschaft als Forschungsmodul belegen. Organisatorisches: Literatur: Knoblauch, Hubert: Qualitative Religionsforschung. Religionsethnographie in der eigenen Gesellschaft, 2003. Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Einführung in die Wissenssoziologie DozentInnen: Katharina Neef Email: [email protected] Zeit/Ort: 2 UE / 14–täglich 4 UE Fr 9:15–12:45 Seminarraum M 204 ab 10.04.15 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Wir lesen und diskutieren den Text von Peter Berger und Thomas Luckmann. Inhaltliche Schwerpunkte werden die Prozesse der Legitimierung und Internalisierung sein. Das Seminar setzt den Lektürekurs fort und vertieft ihn, trotzdem ist die Teilnahme am Vorgängerkurs nicht erforderlich. Neueinsteiger sind also gern willkommen. Interessenten melden sich bitte bis zum 6. April kurz per Mail unter [email protected] . Die erste Sitzung findet am 10. April statt, danach treffen wir uns vierzehntäglich. Organisatorisches: Esoterik im Spannungsfeld zwischen Identifikation und Ablehnung DozentInnen: Horst Junginger Email: [email protected] Zeit/Ort: 2 UE / Wöchentlich 2 UE Do 13:15–14:45 Großer Seminarraum M 103 ab 16.04.15 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Die Möglichkeit zur Auswahl und individuellen Zusammensetzung verschiedener Religionsbausteine macht einen guten Teil der Faszination aus, die von der Esoterik ausgeht. Als religiöse Selbstermächtigung trägt sie dem modernen Individualismus Rechnung, ist aber zugleich gezwungen, den alten Elitismus der Esoterik abzumildern, der in großem Umfang auf die Ebene des ‚spiritual wellbeing‘ des Einzelnen verschoben wird. In dem Maße, wie die Vorstellung geheimnisvoller esoterischer Kräfte zur Privatangelegenheit wurde und selbst Christen erfasste, entschärfte sich auch die kirchliche Gegenposition gegen den "Aberglauben" der Esoterik. Kritik am esoterischen "Hokuspokus" wird heute vornehmlich von Anhängern des Szientismus geäußert. Für die Religionswissenschaft ist die Esoterik nicht nur deshalb interessant, weil sie eine religiöse Transformation des Individuums verspricht, sondern weil ihr "höheres Wissen" für eine wachsenden Zahl an Menschen eine attraktive Alternative zum etablierten Christentum wie zur etablierten Wissenschaft und herrschenden Politik darstellt. Organisatorisches: Faivre, Antoine, Esoterik im Überblick. Geheime Geschichte des abendländischen Denke Freiburg i.Br. 2001 Hammer, Olav und Mikael Rothstein, Hg., The Cambridge companion to new religious movements, Cambridge 2012 Hanegraaff, Wouter J., New age religion and western culture. Esotericism in the mirror o secular thought, Leiden 1996 Stuckrad, Kocku von, Was ist Esoterik? Kleine Geschichte des geheimen Wissens, Münch 2004 Zinser, Hartmut, Esoterik. Eine Einführung, München 2009 Geschichte des Christentums Südasiens (Indien) DozentInnen: Thomas Krutak Email: [email protected] Zeit/Ort: 2 UE / Wöchentlich 2 UE Mo 17:15–18:45 Großer Seminarraum M 104 ab 13.04.15 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Dem Christentum auf dem indischen Subkontinent wird immer noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei verfügt Südindien mit den Thomas-Christen über eine lange orthodoxe Traditionslinie, die sich auf den Apostel Thomas selbst beruft. Zudem ist die Geschichte des europäischen Christentums über die Missionsarbeit – auch durch Gesellschaften in Halle und Leipzig – eng mit Indien verwoben. Vor allem verfügt Südasien aber über eine beachtliche Vielfalt weltweit aktiver und einheimischer, teilweise rasant wachsender Kirchen und Gemeinschaften. Die jüngsten religiös konnotierten Unruhen und Konflikte um Konversion sind der Spiegel der gegenwärtigen Dynamik. Das Christentum ist heute nach Zahlen die drittgrößte Religion der Region und Indien umgekehrt ein Pfeiler des weltweiten Christentums. Im Seminar soll anhand ausgewählter Themenfelder ein Überblick über das indische Christentum in seinen Besonderheiten und in der globalen Verflechtung in Geschichte und Gegenwart gegeben werden. Es werden zum einen Problemfelder wie Inquisition, Ritenstreit und Inkulturation berührt, welche die Kirchen auch andernorts auf der Welt bewegt haben. Zum anderen wird der Blick auf die südasiatischen Gegebenheiten gerichtet, die das Christentum und die Alltagsfrömmigkeit insbesondere in der Auseinandersetzung mit dem Kastensystem, dem Kolonialismus und der jeweils ganz verschiedenen islamischen, buddhistischen und hinduistischen Umgebung prägen. Insofern dient das Seminar indirekt auch als Einführung in die religiösen Landschaften Südasiens. Organisatorisches: Einführende Literatur zum Christentum in Indien: Frykenberg, Robert Eric: Christianity in India. From Beginnings to the Present – Oxford: Oxford University Press, 2008. Schmalz, Mathew N.: Christianity: culture, identity, and agency. In: Clark-Decès, Isabelle [Hg.]: A Companion to the Anthropology of India – Malden: Wiley-Blackwell, 2011, 277-294. Pilgern und religiöser Tourismus DozentInnen: Bernadett Bigalke Email: [email protected] Zeit/Ort: 2 UE / Wöchentlich 2 UE Mi 9:15–10:45 Großer Seminarraum M 102 ab 15.04.15 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Wir werden uns an Fallbeispielen aus der Vergangenheit und Gegenwart mit dem Reisen aus religiösen Gründen beschäftigen. Religiöse Mobilität soll aus soziologischer und ethnologischer Perspektive beleuchtet werden. Dabei geht es um die Reisenden selbst als auch um die Orte zu denen sie reisen (z.B. Lourdes, Shikoku, Mekka). Worin besteht der Unterschied zwischen Pilgerfahrt und touristischer Reise? Was sind ökonomische, politische und infrastrukturelle Bedingungen dieser Praxis? Welche Rolle nimmt das Pilgern in der Frömmigkeitsgeschichte einzelner Traditionen ein? Organisatorisches: k. A. Zwischen Säkularisierung und Religionsfieber: Kontinuität und Wandel von Religion im modernen China DozentInnen: Nikolas Broy Email: [email protected] Zeit/Ort: 2 UE / Wöchentlich 2 UE Mo 13:15–14:45 Großer Seminarraum M 102 ab 13.04.15 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Das Seminar bietet einen Überblick über die Religionsgeschichte des modernen China seit Ende des 19. Jahrhunderts. Ausgehend von der religiösen Situation der späten Kaiserzeit soll der Frage nachgegangen werden, welche Veränderungen Religion in der wechselvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts erlebt hat. Zum einen soll das definitorische Problem von "Religion" beleuchtet werden, da die Frage, was Religion sei, bis heute von höchster politischer Bedeutung ist und einen entscheidenden Einfluss auf die Religionspolitik des modernen chinesischen Staates ausgeübt hat. Andererseits soll die Entwicklung einzelner Traditionen überblicksartig beleuchtet werden. Im Blickpunkt werden dabei nicht nur die fünf offiziell anerkannten Religionen Buddhismus, Daoismus, Protestantismus, Katholizismus und Islam stehen, sondern auch andere Bereiche chinesischer Religiosität wie Volksreligion und so genannte "Sekten" oder "Geheimreligionen". Abgerundet werden soll der Überblick mit der Betrachtung des Wiedererstarkens religiösen Lebens seit der Reform- und Öffnungsphase 1978 im so genannten "Religionsfieber". Organisatorisches: k. A. Lektürekurs Buddhaghosa: Visuddimaggy (Der Weg zur Reinheit) DozentInnen: Heinz Mürmel Email: [email protected] Zeit/Ort: 2 UE / Wöchentlich 2 UE Di 15:15–16:45 Großer Seminarraum M 103 ab 14.04.15 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Gegenstand des Seminars ist eine Einführung in die Grundlagen des Theravada an Hand der deutschen Übersetzung (erstmals 1927) des Visuddhi-Magga, der "bedeutendsten und umfangreichsten Darstellung des gesamten buddhistischen Lehrgebäudes" dieser Traditionsrichtung.Autor ist der im 5. Jahrhundert u.Z. lebende berühmte Kommentator Buddhaghosa. Die deutsche Übersetzung schuf einer der bedeutendsten deutschen Buddhisten Nyanatiloka (Anton Gueth, 18781957).Vorgestellt, erläutert und diskutiert werden ausgewählte Texte aus den Teilen "Sittlichkeit" (Sittlichkeit und Läuterungsübungen), "Sammlung" (Entgegennahme des geistigen Übungsobjektes, Die 10 Ekelobjekte; Die Betrachtungen über den Tod, den Körper, Ein- und Ausatmung, über den Frieden; Die Entfaltung des Gleichmuts) sowie aus dem Teil "Wissen" die Daseinsgruppen (Körperlichkeitsgruppe, Bewußtseinsgruppe, Gefühlsgruppe, Wahrnehmungsgruppe, Formationengruppe). Organisatorisches: Literatur: Buddhaghosa: Visuddhi-Magga – Der Weg zur Reinheit. Die größte und älteste Darstellung des Buddhismus / aus dem Pali übersetzt von Nyānatiloka Mahāthera. -7. Auflage (unveränderter Nachdruck der 3., revidierten Auflage). – Uttenbühl: JhanaVerlag, 1997. Encyclopaedia of Buddhism. – vols. 1-8. – Colombo: Government of Ceylon (ab vol. 4, 4: Government of Sri Lanka; ab vol. 7: Department of Buddhist Affairs, Ministry of Religious Affairs, Sri Lanka ), 1984-2014. Religionen international: Judentum DozentInnen: Hannah Müller-Sommerfeld Email: [email protected] Zeit/Ort: 2 UE / Einzeltermin 4 UE Fr 14–18 Hörsaal S 202 am 08.05.15 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Trotz der Forschungskonjunktur zu Internationalismus und Globalisierung finden Religionen immer noch wenig Beachtung, obwohl viele von ihnen die ältesten Formen von Internationalismus bieten. Zu diesen gehört das Judentum, das sich von seiner anfänglich regionalen Verbreitung im Nahen Osten im Laufe der Jahrhunderte global ausgedehnt hat. Das Seminar nimmt das Judentum der westlichen Hemisphäre seit Mitte des 19. und bis Mitte des 20. Jahrhunderts in den Fokus. In dieser Periode ändert sich seine historische internationale Dimension grundlegend. Von Westeuropa und Nordamerika ausgehend findet eine erhebliche Annäherung vor allem zu den jüdischen Gemeinden im Osten Europas, im Nahen Osten und Nordafrika statt, die weit über die alten internationalen rabbinischen Verbindungen und Netzwerken hinausgeht. Essentielle Bedeutung hat dafür die Gründung von internationalen jüdischen Organisationen wie der Alliance Israélite Universelle in Paris (1860) oder das American Jewish Committee in New York (1906), um nur die aktivsten zu nennen. Sie stehen für eine neue Form des jüdischen Internationalismus, die dem Judentum seine moderne Prägung gegeben hat, die heute kaum mehr wegzudenken ist. Im Seminar soll der Entstehungsprozess dieses neuen jüdischen Internationalismus beleuchtet werden, die Faktoren, die zu seiner Entwicklung beigetragen haben, wo und mit welchen Mitteln ist er zum Zuge gekommen. Organisatorisches: Es wird um Anmeldung zur Teilnahme am Seminar bis zum 30. April 2015 per Email gebeten ([email protected]). Einführung in die Grundlagen des Islamischen Rechts für Religionswissenschaftler: Die Rechtsgebiete DozentInnen: Julia Joana Maria Heilen Email: [email protected] Zeit/Ort: 2 UE / Wöchentlich 2 UE Di 9:15–10:45 Großer Seminarraum M 102 ab 14.04.15 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Das Seminar möchte vertiefende Einblicke in die Grundlagen des Islamischen Rechts vermitteln und versteht sich als eine Einführung für Bachelorstudent(inn)en: Spezielle Vorkenntnisse der Thematik werden nicht vorausgesetzt; allgemeine Grundkenntnisse des Islamischen Rechts wären von Vorteil, sind jedoch keine Teilnahmevoraussetzung. Es sollen u.a. folgende Rechtsgebiete (furūᶜ al-fiqh) behandelt werden: • Strafrecht • Personen-, Familien- und Eherecht • Erbrecht • Zivil-, Handels- und Gesellschaftsrecht Erwartet wird die Bereitschaft, zu jeder Sitzung Texte in deutscher und voraussichtlich englischer Sprache zu lesen und vorzubereiten, sowie die aktive Teilnahme am Unterrichtsgespräch und an Diskussionen; Referate sind NICHT vorgesehen, können auf Wunsch jedoch integriert werden. Organisatorisches: k.A. Sigmund Freud: sein Verhältnis zur Religion und sein Status in der Religionswissenschaft DozentInnen: Horst Junginger Email: [email protected] Zeit/Ort: 2 UE / Wöchentlich 2 UE Do 9:15–10:45 Großer Seminarraum M 103 ab 16.04.15 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Mit Recht wird Freud zu den Klassikern der Religionswissenschaft gezählt, auch wenn sein Einfluss eher allgemeiner Art ist und nicht auf konkrete religionsgeschichtliche oder religionspsychologische Untersuchungen zurückgeht. Dass sich er und die von ihm begründete Psychoanalyse im katholischen Österreich antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt sah, hatte maßgeblichen Einfluss auf seine kritische Auseinandersitzung mit der Religion. Eine intensive Beschäftigung mit Freud und seiner Analyse des menschlichen Seelenlebens ist in der Religionswissenschaft bislang jedoch noch nicht erfolgt. So konzentriert sich die Diskussion meistens auf Freuds Einsichten in die Rolle psychischer Motive bei der Konstitution der "zweiten Wirklichkeit" der Religion und auf seinen wenig kritischen Umgang mit den Gegenständen und Begriffen der allgemeinen Religionsgeschichte. Organisatorisches: Literatur: Frick, Eckhard, Freuds Religionskritik und der ‚Spiritual Turn‘. Ein Dialog zwischen Philosophie und Psychoanalyse, Stuttgart 2014 Henseler, Heinz, Religion – Illusion? Eine psychoanalytische Deutung, Göttingen 1995 Hewitt, Marsha, Freud on religion, Durham 2014 Kaplan, Gregory und William B. Parsons, Hg., Disciplining Freud on religion. Perspectiv from the humanities and social sciences, Lanham 2010 Palmer, Michael, Freud and Jung on religion, London 1997 Religion(en) im Museum DozentInnen: Bernadett Bigalke; Sebastian Schüler Email: [email protected], [email protected] Zeit/Ort: Zingst vom 20.-23.06.2015 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Im Blockseminar werden wir uns mit theoretischen und praktischen Fragen des zur Schau Stellens religiöser Objekte beschäftigen. Dabei werden wir uns mit Konzepten der Religionsästhetik, des Ansatzes der "Material Religion" und der Museumspädagogik dem Gegenstand nähern. Die Geschichte der Religionswissenschaft und Ethnologie ist auf das engste mit der Praxis des Sammelns und Zeigens religiöser und anderer Objekte aus fremden Traditionen verknüpft. Daher gewährt das Seminar auch einen spezifischen Blick auf unsere Fachgeschichte. Natürlich setzen wir uns dabei auch mit den ethischen Fragen, die beim Ausstellen sogenannter heiliger Dinge unweigerlich auftauchen, genauso auseinander, wie mit den jeweiligen Geschichten im Umgang und der Deutung der Objekte selbst. Als ein weiteres Thema werden wir uns mit Denkmälern und der Frage nach der Repräsentation von Religion in der Öffentlichkeit beschäftigen. Dabei besteht die Möglichkeit, an einem konkreten Projekt der Peterskirche in Leipzig mitzuarbeiten und selbst einen Teil einer geplanten Ausstellung zu konzipieren. Organisatorisches: Blockseminar in Zingst vom 20.-23.06.15 (um persönliche Anmeldung per Email wird gebeten) Fundamentalismus und religiöse Gewalt in vergleichender Perspektive DozentInnen: Horst Junginger Email: [email protected] Zeit/Ort: 2 UE / Wöchentlich 2 UE Mi 18:15–19:45 Großer Seminarraum M 102 ab 15.04.15 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Alle Religionen enthalten die Möglichkeit der fundamentalistischen Zuspitzung, ja sogar der Legitimierung von Gewalt gegen Andersdenkende. Dass bei religiös motivierter Gewalttätigkeit immer auch nichtreligiöse Faktoren hineinspielen, macht es schwierig, das spezifisch Religiöse daran zu bestimmen, was jedoch für das Verhältnis der Religion zur Kultur, zur Politik, zum Sozialen etc. insgesamt gilt. Die systematische Fragestellung des Seminars zielt auf allgemeine Merkmale ab, die über einzelne Regionen und Religionen hinausgehen und die möglicherweise als religionstypisch bezeichnet werden können. Welche inneren Voraussetzungen oder äußeren Umstände bieten dem Fundamentalismus und der Gewalt in den Religionen einen günstigen (oder ungünstigen) Nährboden und welche theologischen Argumente werden gewöhnlich zur Begründung dafür (oder dagegen) in Anschlag gebracht? Organisatorisches: Literatur: Appleby, Scott, Herausforderung Fundamentalismus. Radikale Christen, Moslems und Jud im Kampf gegen die Moderne, Frankfurt a.M. 1996 Juergensmeyer, Mark, Terror im Namen Gottes. Ein Blick hinter die Kulissen des gewalttätigen Fundamentalismus, Freiburg 2004 Kepel, Gilles, Die Rache Gottes. Radikale Moslems, Christen und Juden auf dem Vormars 3. Aufl. München 1994 Kippenberg, Hans G., Gewalt als Gottesdienst. Religionskriege im Zeitalter der Globalisierung, München 2008 Esoterik im Spannungsfeld zwischen Identifikation und Ablehnung DozentInnen: Horst Junginger Email: [email protected] Zeit/Ort: 2 UE / Wöchentlich 2 UE Do 13:15–14:45 Großer Seminarraum M 103 ab 16.04.15 Teilnehmerzahl: k.A. Inhalt: Die Möglichkeit zur Auswahl und individuellen Zusammensetzung verschiedener Religionsbausteine macht einen guten Teil der Faszination aus, die von der Esoterik ausgeht. Als religiöse Selbstermächtigung trägt sie dem modernen Individualismus Rechnung, ist aber zugleich gezwungen, den alten Elitismus der Esoterik abzumildern, der in großem Umfang auf die Ebene des ‚spiritual wellbeing‘ des Einzelnen verschoben wird. In dem Maße, wie die Vorstellung geheimnisvoller esoterischer Kräfte zur Privatangelegenheit wurde und selbst Christen erfasste, entschärfte sich auch die kirchliche Gegenposition gegen den "Aberglauben" der Esoterik. Kritik am esoterischen "Hokuspokus" wird heute vornehmlich von Anhängern des Szientismus geäußert. Für die Religionswissenschaft ist die Esoterik nicht nur deshalb interessant, weil sie eine religiöse Transformation des Individuums verspricht, sondern weil ihr "höheres Wissen" für eine wachsenden Zahl an Menschen eine attraktive Alternative zum etablierten Christentum wie zur etablierten Wissenschaft und herrschenden Politik darstellt. Organisatorisches: Faivre, Antoine, Esoterik im Überblick. Geheime Geschichte des abendländischen Denke Freiburg i.Br. 2001 Hammer, Olav und Mikael Rothstein, Hg., The Cambridge companion to new religious movements, Cambridge 2012 Hanegraaff, Wouter J., New age religion and western culture. Esotericism in the mirror o secular thought, Leiden 1996 Stuckrad, Kocku von, Was ist Esoterik? Kleine Geschichte des geheimen Wissens, Münch 2004 Zinser, Hartmut, Esoterik. Eine Einführung, München 2009
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