PDF-Download: Bericht aus Auto&Reise Ausgabe 05/2015

36-37 - 05 - Dolomiten JH/JB/TS_Master 15.04.15 15:56 Seite 1
Bruneck
Mühlbach
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ANREISE ▼
RÜCKREISE
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Motorrad
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Borgo Valsugana
Levico Terme
Monte Rovere
Asiago
Über allen
Gipfeln...
Von Stephan Fennel
Die Dolomiten, Italiens Zauberberge,
bestimmen in weiten Teilen
Südtirols, des Trentinos und bis nach
Venetien das Landschaftsbild. Mit
dramatischen Gipfeln und reizvollen
Pässen sind sie als Ziel für MotorradReisende bestens geeignet.
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W
er schon die Anreise genießen
möchte, nimmt das mautpflichtige Timmelsjoch von Österreich
nach Italien unter die Räder (rote Route).
Spätestens in Meran sollte einen die Sonne
küssen. Meist ist es heiß in dieser historischen Kurstadt, sodass der Anstieg aufs
Gampenjoch eine willkommene Auffahrt in
kühlere Gefilde darstellt. Nach kurzem Cruisen über den Bergkamm kann man sich
dann über den Mendelpass hinab ins Tal
der Etsch stürzen. Zwar ist die kehrenreiche
Ostrampe eher in Gegenrichtung beliebt,
doch auch die Abfahrt ist spektakulär.
Vorbei an Trento locken dann bald erneut
die Berge (orange Route). Zuvor muss noch
kurvenreich das Val di Cembra durchquert
werden. Am Valsugana hat sich mit Levico
Terme ein perfekter Ausgangspunkt für ansehnliche Dolomitentouren etabliert. Und
ein passendes Motorradhotel zu Füßen des
legendären Kaiserjägerwegs. Gut hundert
Jahre ist es her, dass österreichische Truppen eine Straße über den 40 Jahre zuvor
errichteten Steig stülpten, um militärische
Ausrüstung ins südlich gelegene Grenzgebiet zu Italien verbringen zu können. Da es
nach dem Ersten Weltkrieg kaum noch Ver-
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Motorrad
Tolle Aussicht hinter jeder Kurve
wendung für diese Route gab, dauerte es
bis in die 60er-Jahre, bis die extrem engen
Kehren etwas entschärft wurden.
Heute ist die Fahrt über diesen Weg ein
Heidenspaß und gleichzeitig eine höchste
Konzentration verlangende Herausforderung. Die Strecke ist zwar asphaltiert, verläuft aber häufig nur einspurig und immer
„an der Wand“, der felsigen, entlang. Die
Tunnel sind eng, feucht und unbeleuchtet,
der Belag ist wahrlich nicht der beste. Wenigstens ist der Kaiserjägerweg für Schwerverkehr und Hänger gesperrt. Hinter Monte Rovere kann man dann wieder unbe-
Das Etschtal (grüne Route) eignet sich gut
zur Übernachtung, Angebote, wie etwa in
Leifers, gibt es genug. Von hier aus lassen
sich noch ein paar Dolomitenrunden angehen. So ist der Passo di Valles ein geeignetes Terrain zum morgendlichen Warmlaufen: gut ausgebaut, mit weiten Kurven, zügig zu fahren. Schnell entert man Venetien
auf dem Weg zum Passo di Fedaia. Wieder
so eine Traumstrecke, weitläufig und zügig
befahrbar. Bei der Mittagspause am Stausee lassen sich auch noch tolle Ausblicke
auf die Marmolada-Gletscher genießen.
Von hier aus geht’s zum Sellajoch. Engere
Kehren führen zu einem der wohl markantesten Alpengipfel und dem namensgebenden Teil der Sella-Runde, die vier
höchst unterschiedliche Dolomitenpässe
vereint. Das Grödnertal bringt einen dann
nach Barbian und zur Auffahrt auf den
Bozener Hausberg Ritten. Auf den kleinen
Dorfstraßen kann man sich noch eine Blickauszeit auf die fantastische Kulisse der
Seiser Alm gönnen. Dann stürzen sich ein
paar wilde Kehren ins Sarntal hinab.
Wer feinsten Tirol Speck probieren möchte,
sollte zum Stofner Hof abstechen. Der liegt
in Sarnthein, ein kleines Stück das Sarntal
hinauf. Während der Chef eine Platte seiner
verschiedenen Sorten bereitet, kann man
einen Blick in die Räucherkammer werfen,
bevor es zurück nach Leifers geht.
Auf dem Heimweg bekommt man noch
ein paar sehr schöne Pass-Spezialitäten serviert. Über Molina di Fiemme und Predazzo
nimmt man direkten Kurs auf den Passo di
Rolle (blaue Route). Der braucht wahrlich
keine 2000 Höhenmeter, um zu den ganz
Großen für Motorradfahrer zu gehören. Die
30 Kehren der Südrampe sind Fahrspaß
ohne Reue. Auch, weil der Belag in gutem
Zustand ist. An der Nordrampe sieht das
anders aus. Nur zwölf Kehren sind es hier,
aber mit Flickwerk, eng und unübersichtlich.
Drei Touren für gut drei Tage
An der wenig genutzten SP 347 liegen mit
dem Passo di Cereda sowie der Forcella Aurine gleich zwei kleine Perlen der eher unbekannten Art. Sie schwingen sich mit
1369 respektive 1299 Metern zwar nicht
gerade in Schwindel erregende Höhen auf,
überzeugen aber mit teilweise spektakulärer Streckenführung. Der 1601 Meter hohe
Passo Duran ist bestens geeignet für herzerfrischenden Kurvenschwung. Weitere
165 Höhenmeter legt man am nächsten
Pass drauf: Die Forcella Staulanza fordert
einige Kalorien. Die Ansicht der Südrampe
hat etwas vom Blick in einen Spaghettitopf.
Den größten Aha-Effekt löst allerdings
nicht die Streckenführung aus, sondern der
majestätische Anblick des Monte Pelmo.
Der Passo di Giau zählt zu den besten der
Ostalpen. 2233 Meter stehen an, dazu
insgesamt 55 Kehren sowie das beeindruckende Panorama mit Sella und Marmolada – Dolomiten vom Feinsten. Und wer
kurz nach Cortina d‘Ampezzo gen Westen
schwenkt, nimmt noch den Passo di Falzarego mit. Fahrerisch keine Offenbarung,
glüht dessen Umgebung aber bei Sonnenschein am späten Nachmittag geradezu.
Dann verläuft die Route in nordwestlicher
Richtung, über den 2192 Meter hohen
Passo di Valparola. Und zum Abschluss dieser 1000-Kilometer-Runde für mindestens
drei Tourtage gibt es noch den Furkelpass,
was zu einem Etappenende irgendwo im
Pustertal führt.
■
Foto: Stephan Fennel
schwert Gas geben. Noch ein Bergrücken,
dann bringt uns die SS 349 hinunter nach
Asiago, das Zentrum der Sette Communi.
Die „sieben Gemeinden“ sind ein deutsches Erbe. Unweit von hier, in Lusern, hat
sich bis heute eine Sprachinsel erhalten.
Das Provinzsträßchen 76 bringt erneut
Schwung: Null Verkehr, griffiger Belag und
jede Menge Radien lassen die Endorphine
jubeln. Ein paar wahnwitzige Kehren
führen zurück an die Ufer der Brenta, die
das Valsugana durchfließt. Ihr folgt man auf
einem gut ausgebauten Stück Straße, das
eine Verschnaufpause zulässt, bevor es ans
Tageshighlight geht: den Passo di Manghen. In Borgo Valsugana zweigt die Zufahrt
ab. Die Straße verengt sich zusehends und
führt nach 20 Kilometern an die zehn
engen Kehren, die auf der Südrampe zur
Passhöhe schwingen. Am Nachmittag setzt
eine tief stehende Sonne die Szenerie in
ein warmes Licht, die 13 Kehren der Nordrampe hat man da noch vor sich auf dem
Weg nach Molina di Fiemme.
GPS-Daten
WEBCODE 1360
www.arcd.de/
?id=1360
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