M AGAZIN Für Kinder. Seit 1919. SCHWEIZ MAI 2015 / 2 Im Schatten der Stadt URBANISIERUNG UND IHRE FOLGEN INHALT Für Kinder. Seit 1919. EDITORIAL 4 IM SCHATTEN DER STADT Save the Children ist die grösste unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt. Wir setzen uns seit 1919 gezielt für die Rechte der Kinder ein. FOKUS 5 GEPLATZTE TRÄUME Wir arbeiten in über 120 Ländern. Wir sorgen für die medizinische Versorgung, die Nahrung, die Ausbildung und den Schutz von Kindern, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft oder ihrem Glauben. Wir kämpfen gegen Ausbeutung, Misshandlung und Missachtung von Kindern. Sofort und dauerhaft. KINDER 6 ARBEITSPLATZ MÜLLDEPONIE ZAHLEN UND FAKTEN Save the Children ist politisch, ideologisch, wirtschaftlich und konfessionell unabhängig. So können wir die Lebensbedingungen von Kindern dauerhaft verbessern sowie effiziente und effektive Hilfeleistungen in Konflikt- und Kriegsgebieten erbringen. Save the Children hat Beraterstatus beim Wirtschaftsund Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC). In der Schweiz sind wir seit 2006 aktiv. 7 URBANE UNGLEICHHEIT PERSPEKTIVEN 12 HOFFNUNG FÜR KIDIST HILFE 13 NEPAL LEIDET KUR ZNACHRICHTEN 14 SAVE THE CHILDREN SCHWEIZ – JAHRESBERICHT 2014 Save the Children ist Zewo-zertifiziert. IMPRESSUM HERAUSGEBER Save the Children, Sihlquai 253, 8005 Zürich, T 044 267 74 70, www.savethechildren.ch LEITUNG Xenia Schlegel REDAKTION Sarah Frattaroli, [email protected] GESTALTUNG UND UMSETZUNG Prinzipien Patrick Linner, Zürich TITELBILD Kinder spielen auf einer Müllhalde, Susan’s Bay, Freetown, Sierra Leone FOTOGRAF TITELBILD Felix Clay / Save the Children FOTOGRAF/INNEN DIESER AUSGABE Skanda Gautam, Hedinn Halldorsson, Anne-Sofie Helms, Ken Hermann und Alessandra Leimer für Save the Children. DRUCK DE Druck AG, Effretikon KORREKTORAT Stämpfli AG, Bern PAPIER Edixion Offset, FSC mix ERSCHEINUNGS WEISE Das « Save the Children Magazin » erscheint vier Mal jährlich in deutscher und französischer Sprache ABOPREIS Das Abonnement kostet sechs Franken und wird einmalig vom Spendenbeitrag abgezogen GESAMTAUFLAGE 26 700 Exemplare Zum Schutz der Kinder und Familien in unseren Programmen wurden die Namen der porträtierten Personen geändert. Die DE Druck AG in Effretikon ist der Nachhaltigkeit verpflichtet. Im Sinne eines umweltverträglichen Handelns. Mehr auf www.dedruck.ch 3 EDITORIAL FOKUS Über die Hälfte der Menschen weltweit lebt in Städten – und es werden immer mehr. GEPLATZTE TRÄUME IM SCHATTEN DER STADT Urbanisierung Liebe Leserinnen und Leser Jeden Tag ziehen 1,2 Millionen Menschen vom Land in die Stadt. Bereits heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten – bis 2050 werden es zwei Drittel sein. Ein Trend, den wir Urbanisierung nennen. Gemeint ist damit die Vermehrung, Ausdehnung oder Vergrösserung von Städten sowohl absolut als auch im Verhältnis zur ländlichen Bevölkerung beziehungsweise zu den nicht städtischen Siedlungen. Urbanisierung bringt viele Vorteile mit sich, denn in der Stadt befinden sich Gesundheitseinrichtungen und Schulen in unmittelbarer Nähe. Leider liegen diese Vorteile des urbanen Lebens für eine Milliarde Stadtbewohner in unerreichbarer Ferne – nämlich für all jene, die unter schwierigsten Bedingungen in urbanen Slums leben. Zu viele Familien in den städtischen Armenvierteln sind gezwungen, ihre Kinder zur Arbeit statt zur Schule zu schicken, um überhaupt über die Runden zu kommen. Millionen Kinder schuften zwölf Stunden täglich in Fabriken, Restaurants oder Privathaushalten. Sie arbeiten mitten in der Stadt – und leben doch in ihrem Schatten. Der aktuelle Bericht von Save the Children zur Lage der Mütter in der Welt zeigt, dass die Kinder- und Müttersterblichkeit in städtischen Armenvierteln oft höher liegt als auf dem Land. Und das, obwohl Schwangerschaftsvorsorge und Geburtshilfe sich in greifbarer Nähe befinden – und doch einer anderen Welt angehören. Mehr Informationen finden Sie unter ☛ savethechildren.ch/muetter In einem zunehmend urbanen Kontext erreichten wir mit unserer internationalen Arbeit letztes Jahr 166 Millionen Kinder. Das ist nur dank der unglaublichen Solidarität unserer Spenderinnen und Spender möglich – herzlichen Dank! Die wichtigsten Zahlen aus unserem Jahresbericht finden Sie auf den letzten Seiten dieses Magazins.* An dieser Stelle möchte ich mich als abtretender Geschäftsführer auch persönlich bei Ihnen bedanken. Danke für vier interessante und lehrreiche Jahre bei Save the Children und für den riesigen Rucksack an berührenden Erfahrungen. Mitte 2015 übergebe ich das Amt an meinen Nachfolger Ömer Güven. Die weltweite Arbeit von Save the Children werde ich natürlich auch in Zukunft gespannt verfolgen – und ich hoffe, dass Sie es mir gleichtun ! 2010 lebten 5 von 10 in urbanen Regionen. 2030 werden 6 von 10 in urbanen Regionen leben. 2050 werden 7 von 10 in urbanen Regionen leben. Millionen Familien hoffen mit ihrem Umzug in die Stadt auf bessere Jobmöglichkeiten, einfacheren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Trinkwasser und Bildung. Der Klimawandel verstärkt diesen Trend noch – ehemals fruchtbare landwirtschaftliche Flächen werden zu Wüsten, Fischbestände gehen zurück. Menschen verlieren ihre Einkommensgrundlagen, sind gezwungen abzuwandern. Diese Familien landen meist in einem städtischen Armen viertel. Hier sind die Zustände oft noch schwieriger als auf dem Land. Zu viele Menschen leben auf zu engem Raum. Hütten für ganze Familien sind nicht einmal zehn Quadratmeter gross – kleiner als so manches Schweizer Kinderzimmer. Hinzu kommt, dass Gewalt, vor allem gegen Frauen und Kinder, allgegenwärtig ist. Gerade Mädchen werden schnell zu Opfern von Kinderhandel, sexuellem Missbrauch und Zwangsprostitution. Entgegen all ihren Hoffnungen und Träumen finden die verzweifelten Familien nach ihrem Umzug in der Stadt keine besseren Zukunftsperspektiven – sondern nur noch grössere Herausforderungen. Jérôme Strijbis CEO Save the Children Schweiz [email protected] Frauen waschen vor ihren notdürftig errichteten Hütten Kleidung, Addis Abeba, Äthiopien. * Den vollständigen Jahresbericht finden Sie auf unserer Website unter ☛ savethechildren.ch / jahresbericht 4 Quellen: Save the Children, UN-Agenturen 5 KINDER Monzu gehört zu den über 100 000 Kindern, ARBEITSPLATZ MÜLLDEPONIE die in Dhaka, Bangladesch, als Müllsammler arbeiten. Auf der Mülldeponie fasst IN BANGLADESCH ARBEITEN FÜNF MILLIONEN KINDER ALS HAUSHALTSHILFEN, IN FABRIKEN ODER WIE MONZU ALS MÜLLSAMMLER. EIN GROSSTEIL DIESER KINDER LEBT IN STÄDTISCHEN ARMENVIERTELN UNTER PREKÄREN BEDINGUNGEN. Dhaka gehört zu den am schnellsten wachsenden Mega städten1 der Welt. Jedes Jahr ziehen 400 000 Menschen aus ländlichen Regionen in die Hauptstadt von Bangladesch. Viele von ihnen sind gezwungen zu fliehen, weil der Klimawandel ihre Lebensgrundlage auf dem Land zerstört hat. Und Dhaka gehört zu den dreckigsten Städten der Welt. Überquellende Mülldeponien, offene Abwasserkanäle und fehlende sanitäre Grundversorgung haben verheerende Auswirkungen auf die Gesundheit der Familien in den Armenvierteln. Die Hälfte aller Kinder ist chronisch unterernährt, die Kindersterblichkeit liegt hier sogar noch höher als auf dem Land. Besonders schlimm ist die Lage für Kinder wie Monzu. Bei ihrer täglichen Arbeit als Müllsammlerin fasst sie jeden Tag hochgiftige und krebserregende Materialien an. Und trägt dabei weder Handschuhe noch Mundschutz. Monzu schuftet bis zu zwölf Stunden am Tag, sechs Tage die Woche – für einen Lohn von 500 bis 1 000 Taka im Monat. Das entspricht sechs bis zwölf Schweizerfranken. sie jeden Tag hochgiftige Materialien an. Und das, ohne auch nur Handschuhe zu tragen. In ihrer extremen Armut sind viele Familien gezwungen, ihre Töchter und Söhne für ein zusätzliches Einkommen zur Arbeit statt zur Schule zu schicken. Grossstädte wie Dhaka bieten Millionen Kindern wie Monzu die Möglichkeit, als Fabrikarbeiter, Schuhputzer oder Müllsammler Geld zu verdienen. Save the Children kümmert sich in den Armenvierteln Dhakas um Kinderarbeiter, um ihnen eine Zukunft ausserhalb der stickigen Fabrikhallen und der stinkenden Mülldeponien zu ermöglichen. Wir unterstützen Familien mit Stipendien für den Schulbesuch – und kompensieren so den Wegfall eines Einkommens. Wir holen Kinder, die sich allein in der Stadt durchschlagen, von der Strasse und geben ihnen in Schutzzentren ein sicheres Umfeld. Wir ermöglichen ihnen, eine Ausbildung zu absolvieren, und kümmern uns um Mädchen, die in den Slums Opfer sexueller Gewalt und Zwangsprostitution wurden. Bangladesch Einwohner : Dhaka : Anteil davon in Slums : Bevölkerungswachstum seit 2000 : Dhaka : Kindersterblichkeit : Armenviertel in Dhaka : Müttersterblichkeit : Einschulungsrate : Armenviertel in Dhaka : 156,6 Millionen 14,54 Millionen 40 –50 % 18,3% 45,2% 41,1 von 1000 64 von 1000 1 von 250 85 % 70 % SCHWeiz Einwohner : Bevölkerungswachstum seit 2000 : Kindersterblichkeit : Müttersterblichkeit : Einschulungsrate : 8,2 Millionen 13,52 % 4,2 von 1000 1 von 12 300 103 %2 Als Megastadt werden all jene Städte mit mehr als zehn Millionen Einwohnern bezeichnet. 2 Kinder, die zu früh oder zu spät eingeschult werden oder eine Klasse repetieren, tragen dazu bei, dass mehr Kinder eingeschult sind, als eigentlich in die entsprechende Altersklasse gehören. 1 Quellen: Save the Children, Bundesamt für Statistik, UN-Agenturen, World Bank Database, WHO. 6 11 ZAHLEN UND FAKTEN Einwohner : 659 000 Relative Armutsquote1 : 18 % Kindersterblichkeit : 6,6 von 1 000 Kindersterblichkeit im ärmsten Stadtviertel verglichen mit reichstem Stadtviertel : 10 x höher Es sind keine vergleichbaren Zahlen für Geburten mit oder ohne qualifizierte Hilfe verfügbar. Washington D.C. schneidet im internationalen Vergleich mit anderen Städten in entwickelten Ländern besonders schlecht ab. Die Kindersterblichkeit liegt merklich höher, die Unterschiede zwischen einzelnen Stadtteilen sind frappant. URBANE UNGLEICHHEIT 137 000 11,8 % Kindersterblichkeit : 5,4 von 1000 Es sind keine vergleichbaren Zahlen für Geburten mit oder ohne qualifizierte Hilfe verfügbar. Einwohner : Bern, Schweiz Relative Armutsquote : Washington D.C., USA Einwohner : Davon in Slums : Kindersterblichkeit : Kindersterblichkeit in Slums verglichen mit reichen Stadtvierteln : Sogar in der Schweiz zeigen sich innerstädtische Geburten ohne qualifizierte Hilfe Unterschiede. Während die Armutsquote im reiche Bevölkerungsschicht : bestgestellten Stadtteil Berns 7,7 % beträgt, arme Bevölkerungsschicht : ist sie im am schlechtesten gestellten Stadtteil mit 16,9 % massiv höher. 25 Millionen 15 % 24 von 1 000 3,2 x höher Delhi gehört zu den Städten der Welt, in denen die Ungleichheit zwischen Arm und Reich am grössten ist. Nur gerade 19 % der ärmsten Mütter bringen ihre Kinder mit professioneller Hilfe zur Welt. Ohne qualifizierte Betreuung bei der Geburt steigt die Müttersterblichkeit massiv an. 1 % 81 % Delhi, Indien Die reichsten und gesündesten Menschen der Welt leben in Städten. Hier gibt es mehr Ärzte, Hebammen und Krankenpfleger als auf dem Land, Port-au-Prince, Haiti das Wasser ist sauberer, die sanitäre Versorgung besser. Die Lösung ? Lagos, Nigeria Und doch sind Städte auch Heimat für viele der Sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen der globalen Entwicklung konzentrieren sich im Zuge der Urbanisierung zunehmend in Städten. Dabei stehen drei Themen im Fokus: die Minderung der städtischen Armut, die Hinführung zur ökologischen Nachhaltigkeit und das Wohlbefinden der Bevölkerung, das zunehmend direkt durch das Leben in Städten entschieden wird. ärmsten Familien. Welten trennen die reichen Städter von all jenen Familien, die in den urbanen Slums ums Überleben kämpfen – und doch wohnen sie oft nur wenige Hundert Meter voneinander entfernt. Der allgemeine Gesundheitszustand in den Städten mag in vielen Entwicklungsländern besser sein als in abgelegenen ländlichen Regionen. Ein Blick hinter die Durchschnittswerte zeigt allerdings, dass es den Kindern in urbanen Slums oft genauso schlecht geht, wie jenen auf dem Land – oder sogar noch schlechter. Die Unterschiede zwischen einzelnen Stadtteilen sind erschreckend: Die Kindersterblichkeit in städtischen Slums ist weltweit mindestens doppelt so hoch wie in bessergestellten Stadtvierteln. Und die Slumbewohner sind keine kleine Minderheit. In Entwicklungsländern lebt ein Drittel der Stadtbevölkerung in Slums. Weltweit sind das schätzungsweise eine Milliarde Menschen. Der 16. jährliche Bericht zur Lage der Mütter in der Welt von Save the Children analysiert im Detail, wie sich Ungleichheiten im urbanen Kontext auf die Kinder- und Müttersterblichkeit auswirken. Den gesamten Bericht finden Sie unter ☛ savethechildren.ch/muetter 1 Die relative Armutsquote umfasst all jene Haushalte, deren Einkommen deutlich unter dem üblichen Einkommensniveau in dem betreffenden Land liegt. Ob eine Person als armutsgefährdet gilt, hängt in dieser Messart also insbesondere auch vom landesspezifischen Wohlstandsniveau ab. Die relative Armutsquote eignet sich daher für internationale Vergleiche. Einwohner : Davon in Slums : Kindersterblichkeit : Kindersterblichkeit in Slums verglichen mit den reichen Stadtvierteln : Geburten ohne qualifizierte Hilfe reiche Bevölkerungsschicht : arme Bevölkerungsschicht : 3 Millionen 60 – 70 % 72,8 von 1 000 2,4 x höher 28 % 82 % In Haiti ist die Wahrscheinlichkeit für Kinder, vor ihrem fünften Geburtstag zu sterben, in der Stadt sogar grösser als auf dem Land. Haiti weist die höchste Kindersterblichkeit in der westlichen Hemisphäre auf. Einwohner : Davon in Slums : Kindersterblichkeit : Kindersterblichkeit in Slums verglichen mit reichen Stadtvierteln : Geburten ohne qualifizierte Hilfe reiche Bevölkerungsschicht : arme Bevölkerungsschicht : 21 Millionen Lagos ist die grösste Stadt Afrikas und hat im letzten Jahrzehnt 70 % ein rekordverdächtiges Wachstum erlebt. 65 von 1 000 Für einen Grossteil der Bevölkerung bedeutet Wachstum hier allerdings 3,2 x höher nicht Wohlstand, sondern Armut. 6 % 24 % Quellen: Save the Children, Monitor World, New York Times, Statistik Stadt Bern, The Times of India, University of Lagos, UN-Agenturen, US Census Bureau. Angesichts der Wachstumsprognosen für die Weltbevölkerung und den urbanen Raum stellt das Wohlergehen von Kindern und ihren Familien im urbanen Kontext riesige Herausforderungen an Save the Children, unsere Partnerorganisationen und nationale Regierungen. Die globale Kindersterblichkeit wurde innerhalb der vergangenen 25 Jahre halbiert. Ein riesiger Erfolg. Doch die Fortschritte sind noch zu ungleich verteilt. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich. Innerhalb einzelner Länder, Regionen und sogar innerhalb von Städten haben die ärmsten Kinder heute ein viel grösseres Risiko, an vermeidbaren Krankheiten zu sterben, als ihre reicheren Altersgenossen. Unser Fokus muss in den nächsten Jahren und Jahrzehnten darauf liegen, die Lebensumstände auch für diese Kinder massgeblich zu verbessern. Unsere Erfolge in ländlichen Regionen beweisen, dass wir wissen, was es braucht, um das Leben dieser Kinder zu retten. Konkret braucht es weitreichende Investitionen in umfassende Basisgesundheitsdienste, in die Wasserversorgung sowie Abwasserentsorgung und in sanitäre Anlagen, in die Verbesserung der Ernährung, der sozialen Gerechtigkeit und der Inklusion für die unterversorgte, marginalisierte und vernachlässigte Bevölkerung innerhalb der Städte. Doch das geht nicht ohne Ihre finanzielle Unterstützung. Für Kinder. Seit 1919. PERSPEKTIVEN HILFE Hoffnung für Kidist Nepal leidet Mädchen im von Save the Children unterstützten Mädchenhaus in der Amhara-Region, Äthiopien. Nach dem verheerenden Erdbeben, das Nepal Ende April getroffen hat, ist die Situation für die Menschen in Kathmandu und dem dicht besiedelten Tal dramatisch. Kidist, 16, ist in einem Dorf in der Amhara-Region Äthiopiens aufgewachsen. Als sie zehn Jahre alt war, wurde ihr Vater krank. Er konnte seine Kinder nicht mehr ernähren. Kidist ging alleine und nur mit den Kleidern, die sie am Leib trug, in die nächstgrössere Stadt, um zu arbeiten. Kidist war nicht vorbereitet auf die Zustände in den städtischen Armenvierteln. Sie lebte auf der Strasse, fand keine Arbeit und war gezwungen, sich zu prostituieren. Heute lebt Kidist zusammen mit 24 anderen ehemaligen Sexarbeiterinnen in einem Mädchenhaus von Save the Children. Hier sind die Mädchen geschützt und werden psychologisch betreut, um ihre traumatischen Erlebnisse im Sexgewerbe zu verarbeiten. Im Mädchenhaus erhalten sie eine Ausbildung, damit sie später auf eigenen Beinen stehen können. Mein erstes Mal war mit einem dicken, alten Mann. Ich habe geweint. Ich hatte vier oder fünf, manchmal sechs Kunden in einer Woche. Eines Tages erzählten mir zwei Polizisten vom Mädchenhaus von Save the Children. Ich glaubte ihnen all die guten Sachen nicht, die sie mir von diesem Ort erzählten. Doch dann haben sie mich hergebracht. Hier bin ich sicher und nicht mehr alleine. Die anderen Mädchen sind für mich wie Schwestern. Die Frauen sind sehr nett, sie lachen immer. Mein Traum ist es, Friseurin zu werden. Die Zahl der bestätigten Toten und Verletzten steigt noch immer an. Bergungsteams erreichen erst nach und nach die teilweise abgelegenen und schwer zugänglichen Regionen. Die Menschen warten verzweifelt auf Hilfe. Nepals Infrastruktur ist weitgehend zerstört. Mehr als zwei Millionen Kinder sind vom Erdbeben betroffen. Sie sind völlig verängstigt. Sie brauchen dringend Wasser, Nahrung, Schutz und psychologische Betreuung. Save the Children Schweiz hat direkt nach der Katas trophe 400 000 Franken Soforthilfe für Nepal bereitgestellt. Wir arbeiten seit 1976 im Land. In Zusammenarbeit mit den Behörden verteilen wir Zeltplanen für Notunterkünfte sowie sauberes Wasser und spezielle Hilfsgüter für Mütter und Babys. Herzlichen Dank für Ihre Spende ☛ savethechildren.ch/spenden Unsere Hilfe ist nicht auf die nächsten Wochen und Monate beschränkt – der Wiederaufbau wird Jahre in Anspruch nehmen. Helfen Sie uns, den Kindern in Nepal langfristig zu helfen! Mit Ihrer Spende von 50 Franken schenken Sie 30 Familien sauberes Trinkwasser für eine Woche. Danke, dass Sie uns helfen zu helfen. Zahlungsmöglichkeiten PC 80 -15233-8 IBAN CH88 0900 0000 8001 5233 8 Vermerk «Nepal» Oder benützen Sie den diesem Heft beigelegten Einzahlungsschein. 12 13 KURZNACHRICHTEN KURZNACHRICHTEN SAVE THE CHILDREN SCHWEIZ – JAHRESBERICHT 2014 ZAHLEN UND FAKTEN 2014 Auf dieser Doppelseite finden Sie die wichtigsten Eckdaten aus unserem Jahresbericht 2014. Den kompletten Bericht finden Sie online unter: ☛ savethechildren.ch/jahresbericht SAVE THE CHILDREN SCHWEIZ – JAHRESBERICHT 2014 HERAUSRAGENDES 2014 Mit unserer weltweiten Programm- und Projektarbeit verbesserten wir 2014 direkt und indirekt die Lebensumstände für 166 Millionen Kinder – so viele wie noch nie zuvor. KENNZAHLEN Der um 8 % gesteigerte Ertrag ermöglichte einen positiven Jahresabschluss, der eine angemessene Erhöhung des Organisationskapitals von rund 2,5 Millionen Franken auf über 2,7 Millionen Franken erlaubt. Der Abschluss einer wegweisenden und mehrjährigen globalen Partnerschaft mit dem Textilunternehmen C&A und dessen philanthropischer Stiftung C&A Foundation unter der Leitung von Save the Children Schweiz läutet eine neue Ära in der Zusammenarbeit mit in der Schweiz ansässigen weltweit tätigen Unternehmen ein. ERTRAG UND AUFWENDUNGEN Der Projektaufwand blieb gegenüber dem Vorjahr stabil. Investitionen in Projektbegleitung und Qualitätssicherung sowie einmalig höhere Aufwendungen für die dem Wachstum angepassten Rahmenbedingungen erhöhten den Strukturaufwand jedoch um 0,6 Millionen Franken. 2014 13 710 – 9 425 – 4 015 – 41 229 2 689 in CHF Tausend Ertrag Projektaufwand Strukturaufwand Finanzaufwand Jahresergebnis Organisationskapital 2013 12 735 – 9 441 – 3 403 44 – 65 2 459 Veränderung 8 % 0 % 18 % – 193 % – 452 % 9 % PROJEKTAUFWENDUNGEN Die Hälfte aller Spenden flossen im Jahr 2014 nach Asien, gefolgt von Afrika mit knapp einem Viertel sowie Latein amerika und Europa mit je 6 %. Rund 16 % wurden in überregionale Advocacy-Programme investiert. Die vielen humanitären Krisen im Jahr 2014 spiegeln sich in den Projektaufwendungen nach Themen : Nothilfe- und Kinderschutzprojekte (je 28 %) beanspruchten über die Hälfte der zur Verfügung stehenden Mittel. Überregionale Projekte 16 % Europa 6 % Lateinamerika 6 % 22 % Afrika 50 % Asien Am jährlichen internationalen Mitgliederkongress von Save the Children wird Save the Children Schweiz als 29. Mitglied in den Kreis der Vollmitglieder aufgenommen. Dieser Meilenstein schliesst eine mehrjährige Entwicklung ab, die mit der Gründung der Organisation im Jahr 2006 begonnen hat. Mit der Vollmitgliedschaft prägt Save the Children Schweiz die strategische Ausrichtung des internationalen Netzwerks aktiv mit. Save the Children Schweiz ist umgezogen. Die neuen Büroräumlichkeiten bieten dem sich stetig entwickelnden Team von Spezialistinnen und Spezialisten ein angemessenes Arbeitsumfeld. Die neuen Räume ermöglichen ausserdem die Durchführung von organisationsinternen und nach aussen geöffneten Anlässen zur Förderung der Kinderrechte. Die Programmabteilung von Save the Children Schweiz wird ausgebaut und umfasst neu drei Spezialisten für die Bereiche humanitäre Hilfe, Gesundheit und Bildung. Die Website von Save the Children Schweiz wird vollständig auf mobile Endgeräte ausgerichtet. Damit stehen Informationen und Spenden möglichkeiten einem grossen Publikum auf Smartphones, Tablets sowie Computern zur Verfügung. Mehr als 70 000 Besucher haben unsere Website im vergangenen Jahr über 220 000 Mal aufgerufen. Für Kinder. Seit 1919. 14 15 Für Kinder. Seit 1919. Wir verbessern das Leben von Kindern weltweit. Wir setzen uns für eine Welt ein, die die Rechte der Kinder achtet. Eine Welt, in der alle Kinder gesund und sicher leben. Eine Welt, in der Kinder frei und selbstbestimmt aufwachsen können. PC 80 -15233-8 Save the Children Sihlquai 253 8005 Zürich T 044 267 74 70 [email protected] www.savethechildren.ch
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