Bieler Tagblatt, Mittwoch, 25. März 2015 Wirtschaft 5 Zuversicht – trotz Verunsicherung UHREN Baselworld Steht die Uhrenindustrie vor unsicheren Zeiten, spüren das auch ihre Zulieferer. Jene aus der Region betonen aber, auch weiterhin hauptsächlich in der Schweiz einkaufen zu wollen. Starker Franken, Krisen in der Ukraine und in Hongkong, die globale Smartwatch-Euphorie: Die Schweizer Uhrenindustrie stand auch schon vor einer weniger unsicheren Zukunft. Ein Rundgang bei regionalen Firmen an der Baselworld macht deutlich, dass besonders die Währungsentwicklung auf die Zulieferer durchschlägt, wenn auch unterschiedlich. Die Bieler Firma Allemand Frères hat auf die Aufhebung der Euro-Untergrenze durch die Nationalbank Mitte Januar mit Preisanpassungen im Euroraum reagiert, und zwar in einer Spanne zwischen 5 und 15 Prozent. Eric Allemand, Direktor des auf Büro-, Lager- und Werkstatteinrichtungen spezialisierten Familienbetriebs, bestätigt dazu eine gewisse Verunsicherung und Zurückhaltung in der Uhrenbranche: «Es gibt Firmen, die warten auf die Antworten, die die Basler Messe geben wird, und haben ihre Investitionsvorhaben aufgeschoben». Auch Martin Schürch von der Bürener Witschi Electronic nimmt eine gewisse Zurückhaltung wahr: «Man spürt sie in Diskussionen und es dauert manchmal etwas länger, bis von den Firmen Offerten beantwortet werden». Konkrete Rückstellungen von Investitionen habe es in ihrem Feld bis anhin keine gegeben, sagt der Leiter Marketing und Verkauf des Mess- und Prüftechnikherstellers für die Uhrenindustrie. Ein grosser Teil der Produkte von Witschi geht in den Export, die Firma hat aber auf generelle Preisanpassungen wegen des Frankenhochs verzichtet. «Wir betrachten bei unseren ausländischen Wiederverkäufern immer den Einzelfall und reagieren je nach Produkt und Marge mit einem gewissen Rabatt», sagt Schürch. Der Dollar hilft Gewisse Arrangements mit ausländischen Vertretern hat auch Lecureux getroffen. «Diese können die Preise anpassen, aber nur im minimalsten Rahmen», sagt Moritz Messer, Direktor des Bieler Herstellers von Montage- und Die Wellen machen es aus Ebel Diamonds are a girl’s best friends – das wusste schon die grosse Marilyn Monroe. Die Verführungskraft dieser Steine wirkt nun in dieser Schmuckuhr aus Stahl und 18-karätigem Weissgold von Ebel. In ihr schimmerndes weisses Perlmuttzifferblatt sind Diamanten eingelassen, die sich zu einem Wellendesign formen. Das gebürstete und polierte Armband besteht aus Edelstahl mit gelbgolden PVD-beschichteten Wellen. In der Ebel «Wave» tickt ein Ronda-Quarzwerk. dr Moritz Messer, Direktor von Lecureux: «Der erstarkte Dollar federt die Einbussen teilweise ab.» Automatiklösungen für Uhrenfirmen. Im Gegensatz zu ihren Kunden spüre Lecureux das Frankenhoch kaum, dazu dürfe man nicht bloss den schwachen Euro im Auge behalten. Der erstarkte Dollar federe die Einbussen teilweise ab, davon profitiere wiederum die ganze Uhrenbranche. Neben Preisanpassungen und Vereinbarungen mit Wiederverkäufern und Vertretern setzen die drei Zuliefererbetriebe auf bewährte Qualitäten, um allfälligen kommenden Widrigkeiten zu begegnen: Herausforderungen annehmen, unternehmerisch handeln, innovativ sein, der Konkurrenz einen Schritt vorauseilen. Im Fall von Lecureux sind das zwei neue Produkte, die Messer an der Baselworld vorstellt: Eine pneumatische Minipresse und ein Gerät zur Höhenspielkontrolle der Unruhe in einem Uhrwerk. Allemand Frères arbeitet laufend daran, bestehende Produkte zu verbessern. «Der Uhrmacher sitzt heute an einem ergonomischen, multifunktionalen und elektronisch vernetzten Arbeitsplatz, das macht ständige Neuerungen nötig und möglich», erklärt Eric Allemand. «Wir kaufen hier ein» Produktionsverlagerungen oder Einkäufe im günstigeren EuroRaum fasst keiner der drei Betriebe ins Auge. Martin Schürch Die Zulieferer an der Baselworld • Standort: Halle 4, Unterge- schoss • 62 Aussteller, Tendenz abnehmend • Aussteller vorwiegend im Bereich Schmuck • Wichtig vor allem für Kontaktpflege und PR • Ergänzend: Zulieferer-Fachmesse EPHJ im Juni in Genf rol Loeb steigert Jahresumsatz Bilanz Das letzte Jahr verlief für die Loeb-Gruppe positiv: Der Umsatz wurde gesteigert, vorwiegend dank neu eröffneten Läden. Darunter auch ein Geschäft in Biel. Die Loeb-Gruppe gab heute ihre Geschäftszahlen für das Jahr 2014 bekannt. Das Warenhaus mit Sitz in Bern konnte im letzten Jahr eine Umsatzsteigerung von 2,3 Prozent verzeichnen. Der letztjährige Gesamtumsatz beträgt damit rund 102,5 Millionen Franken. Mit dem Verkauf des Berner Musikhauses Krompholz musste die Loeb-Gruppe zwar an Umsatz einbüssen. Diesen kompensierte sie aber im zweiten Halbjahr mit der Eröffnung neuer Geschäfte. Unter dem Namen «Maggs» hat Loeb in Aarau, Basel, Freiburg, Zürich und Biel Kleiderläden eröffnet. Hinzu kamen vier Neueröffnungen von Kleidergeschäften mit jeweils nur einer angebo- tenen Marke. Damit konnte die Loeb-Gruppe 2014 einen Reingewinn von 8,1 Millionen Franken erwirtschaften. «Auch dieses Jahr im Plus» Auch bei der Loeb-Filiale in Biel zeigt man sich erfreut über die Ergebnisse: «2014 war bei Loeb Biel ein gutes Jahr. Vor allem die Bekleidungs- und LederwarenVerkäufe sind erfreulich», erklärt Filialleiterin Hilde Zahnd. Zwar habe man wetterbedingte Verkaufrückgänge im April, wie auch in den Herbstmonaten festgestellt. Die Jahreszahlen sprechen aber für sich. Das Manko wurde mehr als wettgemacht. Auch das laufende Jahr habe für Loeb in Biel gut begonnen. Der Euro-Schock und der daraus folgende Einkauftourismus sei nicht gravierend spürbar. «Natürlich gibt es Kunden, die wegen dem tiefen Euro nachfragen.» An Einbussen durch Auslandeinkäufe ihrer Kunden glaubt Zahnd aber nicht: «Tatsache ist, dass wir auch dieses Jahr im Plus arbeiten.» Die Kunden würden bei Loeb auf Markenware setzen. Zudem werde bei ihnen viel Wert auf eine gute Beratung gelegt. Dies schätze auch die Kundschaft. Führungswechsel bei Loeb Noch dieses Jahr sollen diverse Führungswechsel bei der LoebGruppe vollzogen werden. So muss Verwaltungsratspräsident Peter Everts sein Amt gemäss Statuten aus Altersgründen abgeben. Als Nachfolger wird Urs Berger genannt. Dieser bekleidet das Amt des Verwaltungsratspräsidents bereits bei der Mobiliar. Zudem wird der derzeitige Geschäftsführer Heinz Baum Ende September in den Ruhestand treten. Die operative Führung wird anschliessend von Ronald Christen, derzeit Leiter Verkauf und Marketing, übernommen. Gruppenleiterin ist weiterhin Nicole Loeb. sda/Esther Rüdiger sieht für Witschi Electronic kaum Spielraum für Einkäufe im Ausland: «Wir verkaufen ‹Swiss Leading Products›, wir produzieren in der Schweiz und kaufen auch zu rund 95 Prozent hier ein.» Auch Moritz Messer setzt stark auf Swiss Made. Lecureux gebe es seit 1961, zahle seither in der Schweiz Löhne und kaufe deshalb auch hier ein, «begänne ich im Euroraum einzukaufen, würde ich das Gesicht verlieren.» Der Messeauftritt in Basel dient den Zulieferern in erster Linie der Kontakt- und Beziehungspflege, Käufer finden kaum der Weg ins Untergeschoss der Halle 4. Aber wer seine Produkte einem weltweiten Publikum präsentieren wolle, der komme um eine Teilnahme an der Baselword nicht herum, betonen alle drei Firmenverantwortlichen. Allemand, Schürch und Messer sind ziemlich zufrieden mit den Bedingungen und dem Besucherandrang an der Uhren- und BT/a Schmuckmesse. Bemängelt wird der Umstand, dass je länger, je weniger echte Vertreter von Uhrenzulieferer-Firmen mit Ständen anzutreffen sind. In der Tat fragt sich der Besucher, was zum Beispiel ein Anbieter von Ohrlochstechen und Piercings hier tut. «Auf hohem Niveau halten» Nach einem Ausblick auf das Geschäftsjahr 2015 befragt, beschreiben Martin Schürch und Eric Allemand ihre Gefühlslage mit «verhalten optimistisch bis zuversichtlich». Schürch bezeichnet die Baselworld auch als jährlichen Fiebermesser der Branche. Nach Messeschluss werde man klarer sehen, wo die Temperatur stehe. Moritz Messer blickt für Lecureux auf drei sehr gute Jahre zurück und zuversichtlich nach vorn. Man werde den Geschäftsgang im laufenden Jahr auf hohem Niveau halten können. Rolf Löffler Klarheit bei der Zeitanzeige Calvin Klein Die «Alliance Lady» von Calvin Klein kommt direkt aufs Wesentliche. Die fliessenden, reinen Linien, inspiriert von aktueller urbaner Architektur, verleihen ihr zeitlose Eleganz. Die gerändelte Stahllünette und das Armband aus gebürstetem Stahl bringen Leichtigkeit ins Spiel mit den Lichtreflexen. Index und Zeiger erheben sich über ein grafisches, ausserordentlich nüchternes Zifferblatt und sorgen für absolute Klarheit bei der Zeitandr zeige. Synopses gewinnt am Startup-Weekend Innocampus Das erste Bieler Startup-Weekend war ein Erfolg. Das Rennen machte ein Projekt, das Ärzten mehr Zeit verschaffen will. Das Startup Synopses will Schweizer Ärzte von der administrativen Last befreien. «Dank unserem Produkt sollen Ärzte mehr Zeit für Patienten und das Wesentliche haben», sagt laut Medienmitteilung Max Grossenbacher, Erfinder der Geschäftsidee und selber Sohn eines Arztes. Synopses hat am vergangenen ersten Bieler Startup-Weekend in den Räumlichkeiten von Innocampus die Jury am stärksten überzeugt. Das Gewinnerteam darf nun geteilte Räumlichkeiten im Innocampus während eines Jahres gratis nutzen, alle ersten drei Teams erhalten kostenlose Coachingstunden. Auf Platz zwei kam das Projekt Beernation, das Bierbrauer und Bierliebhaber verbinden will; gefolgt von Fashion Hunters, einer ähnlichen Idee für den Modebereich. Zum Anlass fanden sich 30 Teilnehmer ein, die ihre Geschäftsidee weiterentwickeln oder ihr Wissen zur Verfügung stellen wollten. Zwölf Personen präsentierten am Freitagabend ein Projekt, sieben Ideen wurden ausgewählt und bis Sonntagabend zu einem «mehr oder weniger tragfähigen Geschäftsmodell» gebracht. Die Atmosphäre am StartupWeekend war von Vielfalt geprägt. Gesprochen wurde Deutsch, Französisch, Englisch und Spanisch. Die Teilnehmer waren zwischen 20 und 60 Jahren alt, ebenso bunt war ihr beruflicher Hintergrund. So fanden sich eine Bloggerin aus Zürich, ein Student aus Lasanne oder ein Projektleiter aus der Uhrenindustrie. Allerdings will Mitorganisator Sébastien Flury für nächstes Jahr den Frauenanteil erhöhen. mt/tg Eine Lady mit 1053 Karat Concord Die aus Stahl geschnittene «Mariner Lady» von Concord trägt eine fein mit Diamanten besetzte Lünette und ein dazu passendes Perlmuttzifferblatt. Doch ins Auge sticht vor allem ihr Armband, das mit 200 Diamanten besetzt ist. Im ganzen finden sich auf der «Mariner Lady» Diamanten von 1053 Karat, verteilt auf Armband, Zifferblatt und Lünette. Wie es sich für eine Uhr mit diesem Namen gehört ist bis zu 50 Meter wasserdicht. dr
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