LSV kompakt Magazin www.svlfg.de für Sicherheit & Gesundheit 01 I 2015 Inklusion verbindet Gemeinsam lernen und Arbeiten ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Rente 01 l 15 Inhalt Pflegereform 2015 Zum Jahresanfang ist das Pflegestärkungsgesetz in Kraft getreten. LSV kompakt informiert über die Neuerungen. Gefährdungen durch Gase Gase in Biogasanlagen können extrem gefährlich werden. Fehlt die eigene Fachkunde, sind qualifizierte Firmen, zum Beispiel fürs Reinigen von Behältern, zu beauftragen. ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Kurz gesagt Liebe Berufskolleginnen und Berufskollegen, 04 08 Inklusion Verbindet Die SVLFG hilft, für Beschäftigte mit Beeinträchtigungen ein geschütztes Arbeitsumfeld zu schaffen. 12 Unfallort Werkstatt Viele Unfälle bei Arbeiten in der Werkstatt sind vermeidbar. 14 viele reden von Inklusion, wir auch. Aber was verbirgt sich dahinter? Und was hat die SVLFG damit zu tun? Viel, wie wir in diesem Heft zeigen. Inklusion steht für das Men schenrecht auf aktive Teilhabe am Leben. Dieses Recht gilt für alle, auch für Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Wir als Sozialversicherung haben die Aufga be, ihnen das zu ermöglichen. Damit Inklu sion nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt, müssen viele mithelfen. Wir sind dabei. Martin Empl, alternierender Vorstandsvorsitzender der SVLFG Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Garten bau bieten mit ihren breiten Tätigkeitsspek tren gute Voraussetzungen für behinderte Menschen, sich beruflich zu betätigen und sich mit ihren Fähigkeiten einzubringen. Voraus setzung ist, dass wir sie dabei unterstützen. Unternehmer, die Men schen mit Beeinträchtigungen beschäftigen, tragen durch ihre Für sorgepflicht eine große Verantwortung. Ihnen gilt unser besonderer Respekt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SVLFG unter stützen sie dabei, zum Beispiel im Bereich der Berufshilfe und der Prävention. Wie gut ein solches Zusammenspiel zwischen Unter nehmer, Mitarbeiter und SVLFG funktionieren kann, lesen Sie auf den Seiten 12 und 13. Ein weiteres Thema sind die beschlossenen Neuerungen in der Pfle geversicherung. Insbesondere für pflegende Angehörige gibt es eine Reihe von Verbesserungen, über die wir ausführlich auf den Seiten 4 und 5 informieren. Die Gesetzesänderungen kommen gerade den Menschen auf dem Lande zugute. Dort liegt der Anteil der Per sonen, die zu Hause von Angehörigen gepflegt werden, besonders hoch. Die SVLFG begrüßt die Neuregelung daher außerordentlich. In ihr drittes Jahr geht mittlerweile unsere Kampagne „Denk an mich. Dein Rücken“. Zwei namhafte Saat- und Futtermittelherstel ler bieten jetzt 25-Kilo-Gebinde an. Das ist ein im wahrsten Sinne des Wortes spürbarer Beitrag zur Rückengesundheit. Davon konn ten sich zuletzt die Besucher auf der Internationalen Grünen Woche am SVLFG-Stand überzeugen. Ihr Trittsicher durchs Leben Dieses Projekt der SVLFG soll helfen, die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten. 16 Zum Titelbild: Zwei Mitarbeiter der noris inklusion gemeinnützige GmbH, Nürnberg, bei ihrer Tätigkeit im Berufsbildungsbereich Gartenbau. Impressum LSV kompakt – Magazin für Sicherheit und Gesundheit Herausgeber: Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Weißensteinstraße 70-72, 34131 Kassel Redaktion: Dr. Erich Koch, Telefon 0561 9359 - 171, Fax 0561 9359 - 244, www.svlfg.de, E-Mail: [email protected] Erscheint vier Mal pro Jahr. Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag abgegolten. Keine Gewähr für unverlangte Manuskripte. Nachdruck ist nach Rücksprache mit der Redaktion möglich. Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG, Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel. Bei den Adressangaben werden die Bestimmungen des Datenschutzes beachtet. PEFC zertifiziert Dieses Produkt stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen. www.pefc.de In Kürze ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘❘❘■ Newsletter der svlfg LSV kompakt online lesen Nehmen Sie unseren OnlineService für LSV kompakt in Anspruch: Leser können sich per Newsletter benachrichtigen lassen, wenn eine neue Ausgabe des Mitgliedermagazins erscheint. Gleichzeitig kann die Ausgabe als PDF-Datei am PC gelesen werden. Schonen Sie Umwelt und Ressourcen und stellen Sie von der Papierausgabe auf das Online-Magazin um. Registrieren Sie sich für den SVLFG-Newsletter und bestellen Sie gleichzeitig die Druckausgabe von LSV kompakt ab. So einfach geht’s: Setzen Sie den Haken! Rufen Sie im Internet die Seite www.svlfg.de > Presse > Newsletter auf. Dort finden Sie das Anmeldeformular. Ihr Plus: Der SVLFG-Newsletter informiert Sie monatlich über interessante Themen rund um Sicherheit und Gesundheit sowie Aktuelles aus den Zweigen der landwirtschaftlichen Sozialversicherung. ❘❘❘■ International Fremdsprachige Unterweisungen Unternehmer sind laut Arbeitsschutzgesetz und der VSG 1.1 verpflichtet, ihre Mitarbeiter ausreichend und angemessen zu unterweisen. Eine Unterweisung kann sich jedoch schwierig gestalten, wenn die Arbeitnehmer die deutsche Sprache nicht oder nur teilweise beherrschen. Besonders im Frühjahr und Sommer werden viele fremdsprachige Saisonarbeitskräfte eingesetzt. Die SVFLG bietet daher Unterweisungshilfen in verschiedenen Fremdsprachen unter www.svlfg.de unter dem Suchwort „Unterweisungshilfen“ an. Das Angebot wird laufend weiter ausgebaut. ❘❘❘■ vorher informieren Wie sinnvoll sind IGeL? „Individuelle Gesundheitsleistungen“ (IGel) sind ärztliche Leistungen, die nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gehören und vom Patienten privat bezahlt werden müssen. Die SVLFG als Landwirtschaftliche Krankenkasse (LKK) übernimmt grundsätzlich die Kosten für alle Behandlungsmethoden, die medizinisch notwendig sind, das gilt vor allem bei Vorsorgeuntersuchungen. Trotzdem bekommt laut Umfrage der Krankenkassen jeder zweite Patient beim Arzt IGeL angeboten. Informationen darüber, wie groß Nutzen und Schaden einzelner IGel ausfallen und wie sicher die Belege dafür sind, stellt der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) im IGeL-Monitor zusammen. Inzwischen sind 37 IGeL bewertet, darunter auch die Messung des Augeninnendrucks und die professionelle Zahnreinigung. Die IGeL-Bewertungen beruhen auf einer gründlichen Analyse wissenschaftlicher Quellen. Informieren Sie sich unter www.igelmonitor.de und www.svlfg.de unter dem Suchbegriff: Individuelle Gesundheitsleistungen (IGel). ❘❘❘■ ausgezeichnet Aktionsplan der SVLFG zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention Im Februar 2015 stellte die SVLFG ihren Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) der Öffentlichkeit vor. Der aus den Handlungsfeldern „Bewusstseinsbildung“, „Barrierefreiheit“, „Partizipation“, „Zugang zur medizinischen Versorgung und Rehaleistung“, „Inklusion und Teilhabe“ sowie „SVLFG als Arbeitgeber“ bestehende Aktionsplan formuliert 13 Ziele und 42 Maßnahmen, mit denen die SVLFG nicht nur die Haltung und das Handeln ihrer Beschäftigten im Sinne der Ziele der UN-BRK beeinflusst, sondern auch bei ihren Versicherten und Partnern den aktiven Umgang mit der UN-BRK anregen möchte. Durch eine frühzeitige Kommunikation der SVLFG konnte erreicht werden, dass auch Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände bereits bei der Entwicklung des Aktionsplans mitwirkten und ihre Unterstützung während der Umsetzungsphase in den folgenden drei Jahren zugesagt haben. Mit dem Aktionsplan leistet die SVLFG als Träger aller Zweige der landwirtschaftlichen Sozialverischerung einen konkreten Beitrag zur Umsetzung der UN-BRK. Als LKK ist sie die erste Krankenkasse mit eigenem Aktionsplan. Bereits vor Fertigstellung des Aktionsplans würdigte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen der Inklusionstage 2014 die Aktivitäten der SVLFG. Weitere Informationen unter www.svlfg.de > Aktuelles. 01 I 15 LSV kompakt 3 ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ PFLEGE Pflegeversicherung Was hat sich geändert? Zum Jahresanfang sind das erste Pflegestärkungsgesetz und das Gesetz zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf in Kraft getreten. LSV kompakt informiert über die wichtigsten Neuerungen. D ie Pflegereform beinhaltet eine pauschale Erhöhung der Leistungssätze um circa vier Prozent (siehe Tabelle) sowie mehr Freiheit bei der Wahl und Kombination von Leistungen. Sie bringt zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsangebote sowie neue Leistungen für pflegende Angehörige. Nicht jeder kennt den Unterschied zwischen Pflegegeld und Sachleistung: Beim Pflegegeld wird die häusliche Pflege selbst organisiert und meist durch Angehörige oder Bekannte sichergestellt. Die Auszahlung der Leistung erfolgt unmittelbar an die zu pflegende Person. Beim Bezug von Sachleistungen wird die finanzielle Hilfe nicht an den Pflegebedürftigen gezahlt, sondern direkt an den Pflegeleistungserbringer, zum Beispiel Eine Angehörige bei der täglichen Hautpflege einen Pflegedienst. Sofern die häusliche Pflege nicht von den Pflegepersonen sichergestellt werden kann, besteht die Möglichkeit, Pflegegeld mit der Inanspruchnahme von Sachleistungen zu kombinieren (Kombinationsleistung). So kann beispielsweise die Pflege teilweise durch Angehörige oder Bekannte erbracht werden und mit der Leistung eines ambulanten Pflegedienstes sinnvoll ergänzt werden. Monatliche Leistungsbeiträge ab 2015 in Euro Leistungen Pflegegeld Sachleistungen bei häuslicher Pflege Pflegestufe 01) Pflegestufe 1 Pflegestufe 2 Pflegestufe 3 123 244 458 728 erhöht1)316 erhöht1)545 bis231 bis468 bis1.144 bis1.612 2) erhöht1)689 erhöht1)1.298 bis1.995 Vollstationäre Pflege 0 1.064 1.330 1.612 1.9952) Teilstationäre Tages- 231 468 1.144 1.612 und Nachtpflege erhöht1)689 erhöht1)1.298 1) g ilt für Personen mit dauerhaft erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz im Sinne von § 45a SGB XI - das sind vor allem an Demenz erkrankte Menschen 2) Härtefälle 4 LSV kompakt 01 I 15 Keine Anrechnung von Tages- und Nachtpflege mehr Kann die häusliche Pflege eines Pflegebedürftigen nicht in ausreichendem Umfang sichergestellt werden, besteht ein Anspruch auf teilstationäre Pflege in Einrichtungen der Tages- oder Nachtpflege. Dabei übernimmt die Pflegekasse die Pflegekosten, die Aufwendungen der sozialen Betreuung und die Kosten der medizinischen Behandlungspflege. Darin enthalten sind auch die Kosten der morgendlichen und abendlichen Hol- und Bringdienste der Einrichtungen. Bisher erfolgte eine Anrechnung der Kosten für die Inanspruchnahme von Tages- oder Nachtpflege auf die Pflegesachleistung bzw. das Pflegegeld. Diese Anrechnung ist zum 1. Januar 2015 entfallen, so dass nunmehr unbegrenzt Pflegegeld oder Pflegesachleistung zusammen mit Tages- oder Nachtpflege in Anspruch genommen werden kann. Erhöhung der Zuschüsse Die Pflegekasse zahlt finanzielle Zuschüsse für Maßnahmen zur Verbesserung des individuellen Wohnum- Pflege ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ feldes des Pflegebedürftigen. Dazu zählen Umbaumaßnahmen, wie zum Beispiel der Einbau eines Treppenliftes oder eines Aufzuges sowie Türverbreiterungen, aber auch die Bereitstellung von technischen Hilfen im Alltag, wie der Umbau einer Badewanne zu einer ebenerdigen Dusche. Der Betrag zur Förderung einer Maßnahme hat sich von 2.557 Euro auf bis zu 4.000 Euro je Maßnahme erhöht. Der Zuschuss sollte vor Beginn der geplanten Maßnahme beantragt werden. Für den Verbrauch von Hilfsmitteln können jetzt monatlich Zuschüsse in Höhe von 40 Euro statt bisher 31 Euro genutzt werden. Dazu zählen unter anderem Vorlagen. Ausweitung von Kurzzeit- und Verhinderungspflege Ist die Pflegeperson zum Beispiel wegen Urlaub oder Krankheit an der Pflege gehindert, so besteht ein Anspruch auf Verhinderungspflege. Ab 2015 hat sich der Anspruch auf sechs Wochen je Kalenderjahr und auf bis zu 1.612 Euro erhöht. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, 806 Euro aus noch nicht verwendeten Mitteln der Kurzzeitpflege für die Leistung der Verhinderungspflege einzusetzen. Die Leistung der Kurzzeitpflege wurde von bisher vier auf insgesamt acht Wochen je Kalenderjahr und auf den Leistungsbetrag von kalenderjährlich bis zu 1.612 Euro ausgeweitet. Darüber hinaus kann der Leistungsbetrag um die noch nicht in Anspruch genommenen Mittel der Verhinderungspflege (bis zu 1.612 Euro) erweitert werden. Maria Biermeier, Mitglied der Vertreterversammlung der SVLFG: „Auf dem Lande stehen die Familien noch füreinander ein. Hier werden mehr Menschen zu Hause gepflegt als anderswo in Deutschland. Unsere Aufgabe als SVLFG ist es, die Landwirtsfamilien dabei zu unterstützen. Mit der neuen Betriebshilfe können Landwirte akute Situationen besser bewältigen.“ Zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsleistungen Neben zusätzlichen Betreuungsangeboten können nun alle Anspruchsberechtigten (auch Pflegebedürftige ohne Demenzerkrankung) zusätzliche Entlastungsleistungen in Anspruch nehmen. Die Entlastungsangebote ergänzen die pflegerische Versorgung, indem sie die Pflegebedürftigen im Haushalt und im Alltag begleiten und damit die Pflegenden entlasten. Der Anspruch auf Erstattung der Aufwendungen beträgt ab 2015 104 Euro monatlich; für Versicherte, die einen anerkannten erhöhten Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung haben, 208 Euro monatlich. Zu den Betreuungsangeboten zählen zum Beispiel Alzheimergruppen, Helferinnenkreise zur stundenweisen Entlastung pflegender Angehöriger, Tagesbetreuung in Kleingruppen oder Einzelbetreuung. Zu den neuen Entlastungsleistungen zählen insbesondere Serviceangebote für haushaltsnahe Dienstleistungen sowie Alltags- und Pflegebegleiter. Darüber hinaus ist es möglich, bis zu 40 Prozent des zur Verfügung stehenden Pflegesachleistungsbetrages umzuwidmen und für die Inanspruchnahme zusätzlicher Betreuungs- und Entlastungsleistungen zu verwenden. Wer ein Familienmitglied pflegt, hat Anspruch auf Pflegeunterstützungsgeld tige zwar eine Auszeit von bis zu zehn Tagen nehmen, auf ihr Gehalt mussten sie aber währenddessen verzichten. Neu ist, dass Arbeitnehmer für diese Tage nun Anspruch auf ein Pflegeunterstützungsgeld haben. Es beträgt 90 Prozent des ausgefallenen Nettoarbeitsentgelts. Für landwirtschaftliche Unternehmer wurde eine vergleichbare Regelung geschaffen. Sie erhalten anstelle des Pflegeunterstützungsgeldes bis zu zehn Arbeitstage Betriebshilfe, wenn sie aufgrund der Organisation oder Sicherstellung der bedarfsgerechten Pflege eines Angehörigen ihr Unternehmen nicht weiterführen können. Die Pflegesituation des nahen Angehörigen muss akut aufgetreten sein. Ein solches Akutereignis liegt zum Beispiel vor, wenn die pflegerische Anschlussversorgung nach einem Krankenhausaufenthalt organisiert werden muss. Leistungen zur Haushaltshilfe durch die Pflegen kasse sind nicht möglich. Mehr Leistungen für Menschen mit Demenz Die Leistungen für Personen, die zwar in ihrer Alltagskompetenz erheblich eingeschränkt sind, jedoch keinen Hilfebedarf im Bereich der Grundpflege und hauswirtschaftlichen Versorgung haben, der das Ausmaß der Pflegestufe I erreicht (die sog. Pflegestufe 0), wurden ausgeweitet. Neben Pflegegeld, Pflegesachleistung, Verhinderungspflege und Wohnumfeldverbesserung haben sie auch Anspruch auf Tages- und Nachtpflege, Kurzzeitpflege sowie Anschubfinanzierung für die Neugründung einer Wohngruppe und Wohngruppenzuschlag. Der Wohngruppenzuschlag beträgt 205 Euro. LSV-info Betriebshilfe bei Pflege Wenn ein Familienmitglied plötzlich zum Pflegefall wird, müssen die Angehörigen die notwendige Hilfe organisieren. Seit 2008 konnten Berufstä- Weitere Informationen zur Pflegeversicherung erteilen die Pflegeberater der SVLFG. Fragen zum Thema werden per E-Mail unter [email protected] gern beantwortet. 01 I 15 LSV kompakt 5 ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ PFLEGE Kinästhetik in der Pflege Bewegung im Einklang Pflegende leisten täglich Schwerarbeit. Es gibt Möglichkeiten und Techniken, die die Pflege erleichtern können. Hier ein Einblick in die sogenannte Kinästhetik. K inästhetik, die Herkunft des Wortes leitet sich aus den griechischen Wörtern kiniesis = Bewegung und aisthesis = Empfindung ab. Das Kinästhetik-Konzept wurde von den Verhaltenskybernetikern Lenny Maietta und Frank Hatch (USA) entwickelt. Verhaltenskybernetik ist eine Wissenschaft, die die Rolle der Bewegung in Bezug auf Wahrnehmung, Lernen und Interaktion erforscht. Die Bewegungsempfindung ist Voraussetzung für die Fähigkeit, sich kontrolliert, willentlich und zielgerichtet bewegen zu können. Die Leichtigkeit der Bewegung Kinästhetik setzt nicht auf Kraft und Anstrengung, sondern auf Leichtigkeit der Bewegung und Unterstützung. Ziel dieses Handlungskonzeptes ist auf der einen Seite die bestmögliche Mobilisation des zu Pflegenden, auf der anderen Seite die Reduzierung von Wirbelsäulenbelastungen bei den Pflegepersonen. Die tägliche Pflege eines Menschen ist mit hohen Anforderungen in kör- 6 LSV kompakt 01 I 15 perlicher und auch geistiger Hinsicht versehen. Häufige Ursachen für Rückenprobleme in der häuslichen Pflege sind Fehlhaltungen und Fehlbelastungen. Sich nach kinästhetischen Gesichtspunkten zu verhalten, bedeutet für die Pflegeperson, bei den ständig wiederkehrenden Verrichtungen nicht zu heben und zu tragen, sondern sich im Einklang mit dem Pflegebedürftigen zu bewegen. Es geht darum, dass die Pflegeperson den eigenen Körper kraftsparend einsetzt und gleichzeitig die Ressourcen des Pflegebedürftigen nutzt. Fließende Abläufe Der Rücken der Pflegepersonen wird so geschont und der zu Pflegende lernt seine Fähigkeiten besser einzusetzen. Die Anwendung dieses Konzeptes verändert den festen, haltenden und sichernden „Handgriff“ in bewegungsunterstützende, fließende Abläufe. Wie genau sich die Hände anpassen und mitbewegen, ob man Druck oder Zug ausübt oder auch nur anhält, ist von der Körperposition des Pflegebedürftigen bzw. der Pflegeperson und der geplanten Bewegungsaktivität abhängig. Der Satz „Masse fassen, Zwischenräume(Gelenke) spielen lassen!“ sollte einen immer daran erinnern, jede Art von Mobilisation bewusst durchzuführen. Wissen erlernen Das Basiswissen für Kinästhetik kann man sich als Pflegeperson bei einer Schulung, zum Beispiel während der Trainings- und Erholungswoche für pflegende Angehörige aneignen. Dort werden zum Beispiel folgende Fragen beantwortet: ■ Wie funktionieren Bewegungsabläufe im Körper? ■ Wie lässt sich das Gewicht am besten verlagern? Grundbegriffe der Kinästhetik Interaktion: Sie bezieht sich auf die zwischenmenschliche Kommunikation. Der Pflegebedürftige sollte nach seinen Fähigkeiten möglichst selbstständig den Bewegungsprozess gestalten. Die Pflegekraft sollte ihn dabei nur unterstützen. Funktionale Anatomie: Wenn man die Möglichkeiten des Bewegungsapparates erfährt, ist es leichter, Gewicht über Knochen zu balancieren, ohne es zu tragen. Ein Beispiel: Die Pflegeperson kann einen Pflegebedürftigen mit einer Lähmung mithilfe ihres Oberschenkels vom Bett in den Stuhl setzen. Statt ihn mit Muskelkraft zu tragen, balanciert sie sein Körpergewicht über ihren Ober- PFLEGE ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ schenkel aus. Dies kostet weniger Anstrengung und ist rückenfreundlich. Menschliche Bewegung: Hier geht es um die Bewegungsmuster, die sich jeder Mensch im Laufe seines Lebens aneignet. Die meisten Erwachsenen bewegen sich parallel, das heißt mit beiden Körperhälften gleichzeitig. Für eingeschränkte und alte Menschen ist es oft einfacher, sich spiralförmig zu bewegen, also die rechte und die linke Körperhälfte nacheinander einzusetzen. Solche Drehbewegungen können beispielsweise bewusst genutzt werden, um sich auf die Bettkante zu setzen. Anstrengung: Im Mittelpunkt steht effektives Ziehen und Drücken, die Eigenaktivität des Pflegebedürftigen wird gezielt eingesetzt. Wenn zum Beispiel die Pflegeperson dem Pflegebedürftigen die Hand reicht, damit er selbst drücken und ziehen kann, wird der passive Zug oder Druck durch die Pflegeperson reduziert. So vermindert sich die körperliche Anstrengung für beide Akteure und Schäden an der Haut (Druckgeschwür) werden auch vermieden. Menschliche Funktion: Es geht um unterschiedliche Ausgangspositionen für jede Aktivität. Ziel ist, den Pflegebedürftigen zu ermöglichen, Bewegungen so auszuführen, dass sie das Gleichgewicht bei der Mobilisation halten können. Umgebung: Sie bezieht sich auf das Bett, die Matratze sowie andere Möbel und Gegenstände und sollte so gestaltet sein, dass Pflegebedürftige sich sicher und möglichst einfach bewegen können. So helfen zum Beispiel höhenverstellbare Betten eingeschränkten Menschen dabei, besser aufzustehen bzw. sich hinzulegen. Außerdem entlastet dieses Hilfsmittel auch die Pflegeperson. Fazit: Die Pflegenden lernen durch Kinästhetik besser mit belastenden Arbeits- und Alltagsbewegungen umzugehen. Eine gesundheitserhaltende Wirkung entwickelt sich. Jede Pflegeperson sollte neben der täglichen aufopfernden Pflege des Angehörigen auch immer eine gewisse „Selbstpflege“ anstreben, um ausgeglichen und gesund mit ihrer Aufgabe leben zu können. n TRAININGS- UND ERHOLUNGSWOCHE FÜR pflegende ANGEHÖRIGE Termine 2015 Standort Termin Ansprechpartner Fachklinik und Moorbad Bad Freienwalde Gesundbrunnenstraße 33 16259 Bad Freienwalde 22.11. bis 29.11.2015 Sandra Schlag Telefon: 03342 36-1116 Fax: 03342 36-1230 [email protected] Asklepios Klinik Bad Schwartau Am Kurpark 6-12 23611 Bad Schwartau 15.11. bis 22.11.2015 Christine Leicht Telefon: 0511 8073-161 Fax: 0511 8073750-161 [email protected] Landgrafen-Klinik Bad Nenndorf Bahnhofstraße 9 31542 Bad Nenndorf 11.10. bis 18.10.2015 Christine Leicht Telefon: 0511 8073-161 Fax: 0511 8073750-161 [email protected] Klinik Solequelle Bad Westernkotten Mühlenweg 13 59597 Bad Westernkotten 02.12. bis 09.12.2015 Jürgen Rosummek Telefon: 0511 8073-151 Fax: 0511 8073750-151 [email protected] Klinik Lohrey 07.06. bis 13.06.2015 Bad Soden-Salmünster 06.09. bis 12.09.2015 An den Augärten 1-3 11.10. bis 17.10.2015 63628 Bad Soden-Salmünster Wilfried Ofer Telefon: 0681 66500-4413 Fax: 0561 92830-0742 [email protected] Gesundheits-Zentrum Saarschleife Cloefstraße 19 66693 Mettlach-Orscholz 08.11. bis 15.11.2015 22.11. bis 29.11.2015 Wilfried Ofer Telefon: 0681 66500-4413 Fax: 0561 92830-0742 [email protected] ACURA Fachklinik Falkenburg 20.09. bis 27.09.2015 Falkenburgstraße 2 76332 Bad Herrenalb Christiane Mayer Telefon: 0821 4081-126 Fax: 0821 408140-126 [email protected] Rehaklinik FRISIA Kogelweg 8 83646 Bad Tölz 03.05. bis 10.05.2015 22.11. bis 29.11.2015 29.11. bis 06.12.2015 Sieglinde Schreiner Telefon: 0871 696-368 Fax: 0871 6969-368 [email protected] Rehabilitationszentrum Klinik 11.10. bis 18.10.2015 Rosenhof Bad Birnbach 08.11. bis 15.11.2015 Brunnaderstraße 24 06.12. bis 13.12.2015 84364 Bad Birnbach Sieglinde Schreiner Telefon: 0871 696-368 Fax: 0871 6969-368 [email protected] Moorsanatorium Kurhotel Am Reischberg Karl-Wilhelm-Heck-Str. 12 88410 Bad Wurzach 25.10. bis 01.11.2015 29.11. bis 06.12.2015 Christiane Mayer Telefon: 0821 4081-126 Fax: 0821 408140-126 [email protected] Kaiser Trajan Klinik Bad Gögging Römerstraße 8 93333 Bad Gögging 03.05. bis 10.05.2015 Sieglinde Schreiner Telefon: 0871 696-368 Fax: 0871 6969-368 [email protected] 01 I 15 LSV kompakt 7 ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Sicherheit Biogasanlagen Vorsicht! Gefährliche Gase Gase in Biogasanlagen können extrem gefährlich werden. Immer wieder ereignen sich zum Teil folgenschwere Unfälle, von Beinahe-Unfällen und glimpflich verlaufenen „Ereignissen“ ganz zu schweigen. B iogas entsteht unter anaero ben Bedingungen, das heißt unter Ausschluss von Sauer stoff. Dabei entstehen unter anderem Schwefelwasserstoff (H2S), Methan (CH4) und Kohlendioxid (CO2). Diese Gase besitzen unterschiedliche Eigenschaften (siehe Kasten rechts). Schwefelwasserstoff ist das vermeint lich gefährlichste Gas, aber auch Methan und Kohlendioxid dürfen in ihrer Gefährlichkeit nicht unterschätzt werden. Schutzmaßnahmen Eine Gefährdung durch Gase wird bei der täglichen Arbeit, insbesondere bei Wartungs-, Reinigungs- und Instandsetzungsarbeiten, oft unterschätzt. Lebenswichtige Sicherheitsvorkehrungen werden dabei vernachlässigt. 8 LSV kompakt 01 I 15 Leo Blum, alternierender Vorstandsvorsitzender der SVLFG: Durch bauliche und technische sowie organisatorische Maßnahmen sind Gasunfälle vermeidbar. Daneben gilt es aber auch, einige wichtige Verhaltensregeln beim Umgang mit Gasen und den entsprechenden Einrichtungen zu beachten. Jeder, der in diesem Bereich tätig ist, sollte diese Regeln sowie das richtige Verhalten bei einem Gasunfall kennen. Fachkunde Um die Gefahren richtig einschätzen und wirksame Maßnahmen festlegen zu können, sind fachliche Anforderungen an Arbeitgeber und Beschäftigte unumgänglich. Für jegliche Arbeiten ist im Zuge der Gefährdungsbeurteilung die notwendige Fachkunde festzulegen. Bestehen dann Zweifel an der eigenen Fachkunde oder an der der Mitarbeiter, sind ent- „Insbesondere bei der Arbeit an Biogasanlagen ist die notwendige Fachkunde überlebens wichtig.“ sprechend qualifizierte Fachfirmen zu beauftragen. Das kann in der Praxis insbesondere für das Reinigen von Behältern der Fall sein. Höhere Qualifikation gefordert Bisher gab es lediglich die Forderung, dass mindestens zwei Personen pro Biogasanlage eine Betreiberschulung nachweisen müssen. Für die Zukunft werden konkrete Fachkundeanforderungen an alle dort tätigen Personen (Betreiber und Mitarbeiter) formuliert. n Sicherheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ Gefährliche Gase im Überblick Fermenterreinigung nur mit sicherer persönlicher Schutzausrüstung durchführen Aus dem Unfallgeschehen 1 In einer Biogasanlage sollte der Fermenter gereinigt werden. Dazu wurde dieser mit Güllefässern leer gefahren. Dem Betreiber der Biogasanlage war klar, dass über die nun leere Substratüberlaufleitung Biogas aus dem Gasspeicher des Nachgärers in den nahezu leeren Fermenter gelangen konnte. Deshalb beauftragte er einen Mitarbeiter, in dem zwischen Fermenter und Nachgärer befindlichen Pumpenraum die Substratüberlaufleitung über ein vorhandenes T-Stück zu öffnen und mit einer mit Druckluft aufblasbaren Gummiblase „gasdicht“ zu verschließen. Als der Mitarbeiter währenddessen bemerkte, dass dies nicht gelang, wollte er den Pumpenraum verlassen. Es war jedoch schon so viel Biogas durch die geöffnete Substratleitung in den Pumpenraum geströmt, dass sich ein gefährliches Gas-Luft-Gemisch gebildet hatte. Dieses Gas-Luft-Ge- misch wurde vermutlich durch einen elektrischen Schaltkontakt gezündet, bevor der Mitarbeiter das Gebäude verlassen konnte. Durch die folgende Explosion erlitt der Mitarbeiter schwerste Verletzungen. 2 An einer bestehenden Biogasanlage sollte eine externe Gasaufbereitung installiert werden. Die Installation erfolgte durch eine Fremdfirma. Die neue Gasaufbereitung wurde über ein T-Stück zwischen der alten Gasaufbereitung und dem Seitenkanalverdichter in die bestehende Anlage „integriert“. Durch nicht aufeinander abgestimmte Drücke in den Anlagenteilen trat das Biogas im (alten) BHKW-Aufstellraum aus und es kam zu einer Verpuffung. Ein Monteur kam glücklicherweise mit relativ leichten Verletzungen davon. n SchutzmaSSnahmen - Beugen Sie vor! Vor den geplanten Arbeiten ist eine Gefährdungsbeurteilung durch den Arbeitgeber bzw. Betreiber zu erstellen. Abhängig von den einzelnen Arbeitsschritten werden dabei mögliche Gefahren festgestellt und gleichzeitig wirksame Schutzmaßnahmen festgelegt. Oftmals ist die Kombination von mehreren Schutzmaßnahmen erforderlich. Technische Schutzmaßnahmen Gasaustritt verhindern bzw. räumliche Trennung Technische Lüftung Einsatz von Gaswarngeräten Organisatorische Schutzmaß nahmen Betriebsanweisungen Unterweisungen Prüfungen, Überprüfungen Persönliche Schutzausrüstung Schwefelwasserstoff (H2S) riecht in ungefährlichen Konzentrationen nach faulen Eiern. Bereits bei einer geringen Konzentration von 0,2 l/m³ Atemluft kann es für den Menschen nicht mehr wahrnehmbar sein, da der Geruchssinn durch H2S gelähmt wird. Höhere und damit lebensgefährliche Konzentrationen können über die Sinnesorgane nicht festgestellt werden. H2S ist ein Nervengift. Höhere Konzentrationen führen schnell zur Bewusstlosigkeit und zum Atemstillstand. Ein Atemzug in dieser Atmosphäre ist unter Umständen dafür ausreichend. H2S ist schwerer als Luft und sammelt sich deshalb am Boden. Kohlendioxid (CO2) ist ebenfalls schwerer als Luft und verdrängt in einem geschlossenen Raum den Sauerstoff. Es ist für den Menschen nicht wahrnehmbar. In einer solchen Atmosphäre verliert der Mensch ohne Vorwarnungen das Bewusstsein. Erfolgt dann nicht schnellstmöglich eine Rettung, besteht akute Lebensgefahr. Methan (CH4) ist leichter als Luft, brennbar und explosiv und kann in der „richtigen Mischung“ mit Sauerstoff (Explosionsgrenzen 4,4 bis 16,5 Prozent Gas in der Luft) und einer entsprechenden Zündquelle zu erheblichen (Körper) Schäden führen. Biogas ist ein Gemisch dieser Gase und kann je nach Temperatur, Gaszusammensetzung und Feuchte leichter oder schwerer als Luft sein. LSV-INFO Für Fragen zu diesem Thema stehen die Außendienstmitarbeiter der Prävention gerne zur Verfügung. Unter www.svlfg.de > Prävention sind die Kontaktdaten regionaler Ansprechpartner zu finden. Eine Vielzahl von Unterlagen, wie Gesetze und Vorschriften, Technische Informationen und Regeln, MusterGefährdungsbeurteilungen sowie verschiedene Betriebsanweisungen stehen unter www.svlfg.de > Prävention als Download zur Verfügung. 01 I 15 LSV kompakt 9 ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ im fokus Berufshilfe „Uns geht‘s doch gut“ Nach einem folgenschweren Arbeitsunfall vor zehn Jahren im landwirtschaftlichen Betrieb seiner Schwiegereltern berichtete LSV kompakt über den querschnittsgelähmten Hauke Stoltenberg. Wir wollten wissen, wie es ihm heute geht. S ähe man den heute 32-Jährigen nicht im Rollstuhl sitzen, würde man meinen, sein Leben sei völlig „normal“ verlaufen. Rehabilitation, Umschulung, Hausbau, Hochzeit, Vaterfreuden – alles folgte nach dem Unfall, als wäre nichts gewesen. Von außen betrachtet. Aber wie sieht es in seinem Inneren aus? „Tiefs ereilen mich nur ab und zu tageweise, wenn ich zum Beispiel wegen der Begleitbeschwerden, die eine Querschnittslähmung mit sich bringt, krank im Bett liegen muss. Das geht dann auch an die Nerven“, antwortet der gelernte Koch. Zukunftspläne neu geordnet Seinen Beruf als Koch und die geplante Übernahme des elterlichen Restaurants musste er damals aufgeben. Das Lokal leitet inzwischen sein Onkel, der jetzige Koch ist Stoltenbergs damaliger Lehrling. Wie das Leben so spielt. Stoltenberg bewarb sich schließlich mit Erfolg beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) um eine Ausbildungsstelle zum Kaufmann für Büro kommunikation. Der NDR war so zufrieden mit ihm und seiner Arbeit, dass er ihn nach der Lehre übernahm und letztlich fest anstellte. „Die Ausbildungsleiterin beim NDR war richtig auf Zack“, so Stoltenberg. Sowohl sie als auch das Integrationsamt und die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft (LBG) hätten sich da richtig „reingehängt“, lobt er. Miteinander zu gutem Ergebnis Es sind viele ineinander greifende Zahnräder, welche die Zufriedenheit 10 LSV kompakt 01 I 15 Hauke Stoltenberg schaut optimistisch in die Zukunft von Hauke Stoltenberg bewirken: Berufshelferin Isabell Peschke sorgte von Anfang an für die Unterstützung durch die LBG. Seine damalige Freundin und jetzige Ehefrau hat stets zu ihm gehalten. Seine Familie und sein Freundeskreis bieten ihm absoluten Rückhalt. Sein neuer Beruf bereitet ihm Freude. Auch das Hobby des Reisens haben die Stoltenbergs nicht aufgegeben und waren sogar samt Rollstuhl in Kanada. Vor zweieinhalb Jahren kam Tochter Emma zur Welt, ein aufgeweckter, blond gelockter Sonnenschein. „Uns geht’s doch gut“, resümiert er bemerkenswert. Hauke Stoltenberg, der schon damals mit eisernem Ehrgeiz alle für RehaMaßnahmen üblichen Zeiten weit unterbot, ist heute ein Beispiel dafür, dass trotz einer schicksalhaften und starken körperlichen Einschränkung die Inklusion (Zugehörigkeit) durch ein gut funktionierendes Zusammenspiel aller Beteiligten, aber vor allem durch viel Eigeninitiative, gelingen kann. n LSV-info Fragen zum Thema werden per E-Mail unter [email protected] gern beantwortet. Gesundheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ Gesunder Darm Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern und Frauen in Deutschland – das Risiko einer Darmkrebserkrankung wird beeinflusst durch erbliche Belastungen, aber auch durch Faktoren des Lebensstils. K örperliche Aktivitäten tragen entscheidend zur Lebensqualität und Gesundheit bei. Dass aber auch der Darm von regelmäßiger Bewegung profitiert, ist vielen nicht bekannt. Die Deutsche Krebshilfe spricht von einer Reduzierung des Erkrankungsrisikos bei Dickdarmkrebs von 20 bis 30 Prozent durch körperliche Aktivität. Der vorbeugende Zusammenhang von Dickdarmkrebs und Bewegung sei hier am überzeugendsten. Wie wirken die Einflüsse von Bewegung auf den Darm? Körperliche Aktivität senkt vermutlich chronische Entzündungsprozesse im Körper und stärkt das Immunsystem. Außerdem wird die Motorik Vorsorgeprogramm der LKK im Überblick Für Frauen und Männer des Darms angeregt. Der Darminhalt wird schneller durch den Darm transportiert und schädliche Substanzen wirken so kürzer auf die Darmschleimhaut. Ergänzend dazu kräftigt Gymnastik die Bauchmuskeln, die die Darmtätigkeit unterstützen. Derzeit gibt es keine eindeutigen Empfehlungen, wie viel Bewegung nötig ist, um das Krebsrisiko zu senken. Experten sprechen davon, mindestens 3 bis 4 Stunden pro Woche körperlich aktiv zu sein. Wertvoll ist es vor allen Dingen, mehr Bewegung in den Alltag einzubauen. Früherkennungsuntersuchung nutzen Mit einer ausgeglichenen Lebensweise, gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung unterstützt man den Darm bei seiner Arbeit. Die empfohlene Vorsorgeuntersuchung zur Darmkrebsfrüherkennung sollte selbstverständlich sein und rundet das Vorsorgeprogramm für den gesunden Darm ab. Ratgeber „Schritt für Schritt“ informiert Der Präventionsratgeber „Schritt für Schritt“ der Deutschen Krebshilfe bietet wertvolle Informationen und alltagstaugliche Tipps zum Thema Bewegung und gesundem Lebensstil. Weitere Informationen zum Thema unter www.krebshilfe.de n n Check-up (allgemeine Gesundheitsuntersuchung) – Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen, Zucker krankheit Alter: ab 35 Häufigkeit: alle zwei Jahre n Früherkennung von Hautkrebs – Hautkrebs-Screening Alter: ab 35 Häufigkeit: alle zwei Jahre n Früherkennung von Darmkrebs --Dickdarm- und Rektumuntersuchung Alter: ab 50 Häufigkeit: einmal im Jahr zwischen 50 und 54 Jahren zusätzlich einmal jährlich Stuhluntersuchung (okkultes Blut) --Darmspiegelung Alter: ab 55 Häufigkeit: zwei Untersuchungen im Abstand von zehn Jahren oder Untersuchung des Stuhles auf verborgenes Blut alle zwei Jahre. Für Frauen n Früherkennung von Gebärmutter halskrebs Alter: ab 20 Häufigkeit: einmal im Jahr n Früherkennung von Brustkrebs Tastuntersuchung (in Verbindung mit einer Untersuchung der entsprechenden Hautregion) Alter: ab 30 Häufigkeit: einmal im Jahr n Mammographie-Screening Alter: ab 50 bis 69 Häufigkeit: alle zwei Jahre Für Männer n Früherkennung von Prostatakrebs Tastuntersuchung von Prostata und Genitalien (in Verbindung mit einer Untersuchung der entsprechenden Hautregion) Alter: ab 45 Häufigkeit: einmal im Jahr Eine ausgewogene Ernährung ist ebenfalls wichtig für den Erhalt unserer Darmgesundheit - Inhaltsstoffe aus Brokkoli und verwandtem Gemüse hemmen das Krebswachstum 01 I 15 LSV kompakt 11 ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ aktuell Inklusion verbindet gemeinsam arbeiten Gegenüber Beschäftigten mit Beeinträchtigungen haben Arbeitgeber eine besondere Fürsorgepflicht. Die SVLFG unterstützt sie, ein geschütztes Arbeitsumfeld für diesen Personenkreis zu schaffen. T rotz Behinderungen arbeiten die Mitarbeiter des Sozialunternehmens noris inklusion gemeinnützige GmbH in Nürnberg – je nach persönlichen Fähigkeiten und Neigungen – in verschiedenen Berufszweigen. Manche machen dort eine Ausbildung, um sich später in der freien Wirtschaft zu bewähren. Egal, ob im Gewächshaus oder beim Rasenmähen, jeder Mitarbeiter erfüllt seine Aufgaben gewissenhaft und trägt so zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmes bei. Als Arbeitgeber hat die noris inklusion gemeinnützige GmbH ihren Beschäftigten mit Beeinträchtigungen gegenüber eine erhöhte Fürsorgepflicht. Nachteile vermeiden Geschäftsführer Christian Schadinger nimmt diese Verantwortung sehr ernst: „Arbeitsschutz hat bei uns höchste Priorität. Wir tun alles, um Arbeitsunfälle, Arbeitszeitausfälle, Arnd Spahn, Vorstandsvorsitzender der SVLFG: „Keiner darf verloren gehen. Keiner wird ausgegrenzt. Wir freuen uns vor Ort dabei zu helfen, ein Höchstmaß an Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz für Menschen mit Beeinträchtigungen zu schaffen.“ 12 LSV kompakt 01 I 15 SVLFG-Sicherheitsfachkraft Bernd Junghans (2. v. l.) bei einer Unterweisung aber vor allem Nachteile für Menschen mit einer Behinderung zu vermeiden. Arbeitsabläufe werden auf ein mögliches Gefahrenpotenzial hin analysiert, etwaige notwendige Maßnahmen werden gemeinsam im Arbeitssicherheitsausschuss erörtert und beschlossen.“ Professionelle Hilfe holt sich Christian Schadinger hierzu von außen: Bernd Junghans, Sicherheitsfachkraft des Sicherheitstechnischen Dienstes der SVLFG. Er arbeitet zusammen mit der Geschäftsführung und den zuständigen Gruppenleitern – alles Beschäftigte der noris inklusion gemeinnützige GmbH mit sonderpädagogischen Zusatzqualifikationen – daran, das Arbeitsumfeld für die dort im Gartenbau beschäftigten rund 90 Menschen mit Beeinträchtigungen so zu gestalten, dass sie ihre Fähigkeiten entfalten können, ohne eine Gesundheitsgefährdung in Kauf nehmen zu müssen. Regelmäßige Unterweisungen Je nach Anzahl der Beschäftigten und der Risikoeinstufung ihrer Tätigkeiten errechnet sich die Stundenzahl, die Bernd Junghans im Auf- trag der noris inklusions gemeinnützige GmbH tätig wird. Berechnungsgrundlage sind die Vorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz der SVLFG (VSG 1.2). Die Aufgaben der Sicherheitsfachkraft umfassen zum Beispiel die Teilnahme an Sitzungen des Arbeitssicherheitsausschusses, gemeinsame Betriebsbegehungen sowie Unterweisungen der Gruppenleiter und der Arbeitnehmer mit Behinderungen. Unterweisungen, arbeitsfeldbezogene Gefährdungsbeurteilungen und daraus abgeleitete Maßnahmen schützen den Einzelnen. Der Erfolg dieses engen Sicherheitsnetzes: 2014 blieb der Betrieb arbeitsunfallfrei. Und dies trotz Arbeitsfeldern mit einem erhöhten Unfallpotential, wie zum Beispiel der Brennholzaufarbeitung. Besondere Herausforderung „Unterweisungen für Menschen mit Behinderungen sind für mich immer etwas Besonderes“, sagt Bernd Junghans. „Die Herausforderung liegt darin, die Inhalte so zu vermitteln, dass jeder in der Gruppe sie verstehen, behalten und umsetzen kann.“ aktuell ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ Größten Wert legt Bernd Junghans auf eine bildliche Darstellung von Sachverhalten, da nicht alle Lehrgangsteilnehmer lesen können. Kurze Sätze und eine einfache Wortwahl ohne Fremdwörter helfen, Zusammenhänge zu erklären. „Durch Rückfragen während des Unterrichts stelle ich fest, ob die Kursteilnehmer wichtige Inhalte verstanden haben. Der Praxisteil zeigt dann, ob sie auch in der Lage sind, das theoretisch Gelernte in den Arbeitsalltag zu übertragen. Nicht jeder kann die Konzentration lange halten. Deshalb mache ich häufiger Pausen und mehr, aber dafür kürzere Unterrichtseinheiten“, zählt Bernd Junghans einige wichtige Unterschiede zu Kursen für Menschen ohne Beeinträchtigungen auf. „Obwohl die Unterweisungen für die Kursteilnehmer eine Anstrengung bedeuten, sind sie in der Regel mit Begeisterung dabei. Besonders beim Praxisteil, wenn Rasenmäher und Freischneider zum Einsatz kommen.“ Hohe Motivation Die Unterweisung hat eine weitere wichtige Funktion. Durch sie kann besser beurteilt werden, ob der Mitarbeiter für die Grünpflege überhaupt geeignet ist. Bernd Junghans gibt nach den Kursen Empfehlungen ab und spricht gegebenenfalls auch Ar- Er ist ein guter Gärtner, in manchen Situationen braucht er jedoch mehr Unterstützung als andere beitsverbote aus, wenn absehbar ist, dass die persönliche Eignung nicht vorhanden ist. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn jemand durch eine unsachgemäße Bedienung von Maschinen oder Geräten sich selbst oder andere gefährdet. Die erfolgreiche Kursteilnahme bestätigt ein Zertifikat. „Das Zertifikat ist eine hohe Motivation“, weiß Bernd Junghans. Noch lange nach den Unterweisungen zeigen die Menschen mit Behinderungen ihm stolz, dass sie Gelerntes umsetzen können und tragen zum Beispiel ganz bewusst ihre Schutzkleidung. Im Arbeitsalltag geben die Gruppenleiter weiterhin Hilfestellung, achten auf die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz und darauf, dass das Gelernte umgesetzt wird. Herzstück Gefährdungsbeurteilung Anders als in Betrieben ohne besonders schutzbedürftige Mitarbeiter ist die Auswahl des richtigen Betätigungsfeldes bei Menschen mit Behinderungen existentiell wichtig. Der Erstellung arbeitsfeldbezogener Gefährdungsbeurteilungen kommt besondere Bedeutung zu. Alle Beteiligten, wie der Betroffene selbst, aber auch zum Beispiel Arbeitsmediziner, Gruppenleiter und Sicherheitsfachkraft, arbeiten zusam- men, um für den Mitarbeiter einen Arbeitsplatz zu finden, den er ausfüllen kann und an dem er keinen Gefährdungen ausgesetzt ist. Hand in Hand Eine gut funktionierende, vertrauensvolle Zusammenarbeit von Betrieb und Sicherheitsfachkraft ist die Basis für ein Höchstmaß an Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz. Geschäftsführer Christian Schadinger und Michael Volland, Betriebsleiter des Gartenbaus, stimmen dem zu. Sie schätzen die direkte und kompetente fachliche Beratung durch Bernd Junghans: „Mit der Unterstützung des Sicherheitstechnischen Dienstes der SVLFG haben wir ein hochkompetentes Knowhow mit einem breiten Erfahrungsfeld direkt im Haus. Die Unterweisungen von Herrn Junghans sind an der Praxis orientiert. So ist ein sicheres und erfolgreiches Miteinander möglich und wir können die hohe Leistungsbereitschaft und Motivation unserer Beschäftigten sichern.“ n LSV-info Fragen zum Thema werden per E-Mail gern beantwortet : [email protected] Jeder Mensch hat etwas, das er mit Begeisterung macht - hier hilft auch der Beruf, die Inklusion zu leben 01 I 15 LSV kompakt 13 ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Sicherheit Unfallort Werkstatt Die Unfallzahlen bei Wartungs- und Reparaturarbeiten in der Werkstatt steigen. Das muss nicht sein. S teigende Kosten in der Fachwerkstatt in Verbindung mit wirtschaftlichen Zwängen veranlassen immer mehr Betriebsunternehmer, in ihren landwirtschaftlichen Werkstätten Reparatur- und Wartungsarbeiten an Schleppern, selbstfahrenden Arbeitsmaschinen und Anbaugeräten durchzuführen. Nicht immer sind die dafür notwendige Fachkunde, das notwendige Spezialwissen oder die erforderlichen Spezialwerkzeuge vorhanden. Dies kann schlimmstenfalls zu Verletzungen bis hin zum Unfalltod führen oder zu finanziellen Schäden durch Bruch oder Folgeschäden an Maschinen und Geräten. Sichere Arbeitsergebnisse können in der Werkstatt - wie auch in allen anderen Bereichen - nur mit ausreichender Qualifikation, entsprechendem Werkzeug, technischen Ein- In einer aufgeräumten Werkstatt lässt es sich effizient und sicher arbeiten 14 LSV kompakt 01 I 15 richtungen, Organisation und Vorbereitung erzielt werden. Persönliche Vorbereitung Die erforderlichen Fachkenntnisse kann man sich durch Kurse bei verschiedenen Anbietern, zum Beispiel Landwirtschaftsschulen oder Deulaschulen, aneignen. Dort werden nicht nur die praktischen Fertigkeiten vermittelt, sondern auch das theoretische Wissen. Mittlerweile findet man zwar für fast jedes technische Problem eine Lösung in einschlägigen Foren im Internet oder auch in der Presse, ob aber die dort aufgezeigten Lösungswege auch praktikabel und sicher sind, zeigt sich manchmal erst nach einem Fehlversuch, oft mit schmerzhaften Folgen. Professionelles Arbeiten beginnt mit funktions- und sicherheitsgerechter Kleidung, die Tragekomfort mit Bewegungsfreiheit vereint und dem Träger zahlreiche, sichere Möglichkeiten für den schnellen Zugriff auf mitzuführendes Werkzeug oder Messmittel ermöglicht. Anforderungen an die Werkstattbeleuchtung Große Bedeutung kommt der Beleuchtung in der Werkstatt zu. Dabei ist Tageslicht vorzuziehen. Grundvoraussetzung für gute Arbeitsergebnisse sind eine gute Sehleistung und Sehkomfort. Erreicht wird dies durch eine ausgewogene Allgemeinbeleuchtung. Die Beleuchtungsstärke sollte bei Maschinenarbeiten zwischen 300 – 500 Lux und bei Feinmontagearbeiten bei mindestens 500 Lux liegen. Um Details ausleuchten zu können, sollten zusätzlich Akkuhandleuchten griffbereit sein, die nach Möglichkeit über Magnete verfügen, um sie an Maschinenteilen fixieren zu können. „Ordnung ist das halbe (Werkstatt) Leben“ Der Spruch „Wer Ordnung hält, ist zu faul zum Suchen“ hilft in der Werkstatt nicht weiter. Alles sollte seinen festen Platz haben, denn Zeit ist auch in der Werkstatt Geld. Außerdem ist herumliegendes Werkzeug eine zusätzliche Gefahrstellen. Wie für alle anderen Arbeitsbereiche gilt es auch im Arbeitsbereich Werkstatt, Gefährdungen zu erkennen und daraus Maßnahmen abzuleiten, wie diese Gefährdungen reduziert werden können. n Tipps für sicheres Arbeiten mit Werkzeug n Lose Hammerstiele entsorgen bzw. nachstielen (verkeilen), Stiele frei von Ölen und Fetten halten n Meißelbart (breit geschlagene Meißel) entfernen n Keine aufgeweiteten Schraubenschlüssel oder abgenutzte Schraubendreher verwenden; je besser das Werkzeug sitzt, desto kleiner ist die Gefahr abzurutschen n Schraubendreher nicht als Brecheisen oder Meißel verwenden n Nur Messer mit scharfen Klingen verwenden; abgenutzte Klingen austauschen oder nachschleifen Grundsätzlich gilt: Alle Werkzeuge vor dem Einsatz auf sichtbare Mängel prüfen, mangelhafte Werkzeuge entsorgen oder instand setzen. LSV-info Weitere Informationen: n www.svlfg.de > Prävention > Praxishilfen > Mustergefährdungsbeurteilungen „Werkstattarbeiten“ n www.svlfg.de > Service > Broschüren > Prävention > Broschüre „Instandhaltung“ Fragen zum Thema werden per E-Mail unter [email protected] gern beantwortet. Sicherheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ Mobile FI-Schutzschalter Richtig anwenden Stromunfälle sind besonders gefährlich. Mobile FI-Schutzschalter mit erweiterten Schutzfunktionen sorgen für mehr Sicherheit – aber nur, wenn sie ohne Handschuhe bedient werden. ährend jeder Unternehmer die Sicherheit auf seinem eigenen Betrieb selbst in der Hand hat, muss er sich anderenorts darauf verlassen, dass von dem Stromnetz dort keine Gefahr ausgeht. Aber nicht immer ist das so. Mobile FISchutzschalter, sogenannte ortsveränderliche Personenschutzeinrichtungen mit erweiterter Schutzfunktion PRCD-S (Portable Residual Current Device; S = Savety), sollen den Anwender im Fehlerfall vor lebensgefährlichen Körperströmen schützen. Was ist ein mobiler FI-Schutzschalter? Als ortsveränderliche Schutzeinrichtungen bezeichnet man Schutzschalter, die über eine genormte Steckvorrichtung (Schutzkontaktstecker) zwischen einem elektrischen Betriebsmittel und einer festinstallierten Steckvorrichtung (Steckdose) geschaltet werden können. Für Baustellenbetrieb müssen diese mindestens der Schutzart IP 44 entsprechen. Sie bieten Schutz gegen gefährliche Körperströme von maximal 30 mA, obwohl die vorhandene Elektroinstallation nicht über einen entsprechenden Fehlerstrom-Schutzschalter geschützt ist. Aus der Statistik der Unfallversicherung: Bei 1.000 allgemeinen Arbeitsunfällen enden 0,52 tödlich. Bei 1.000 Stromun fällen enden hingegen 6,4 tödlich. LSV-info Gegen welche Fehler sind die Anwender geschützt? Der PRCD-S erkennt Fehler in der Festinstallation, zum Beispiel einen unterbrochenen Schutzleiter, und lässt sich im Fehlerfall nicht einschalten. Er schaltet auch bei Fehlern in den angeschlossenen Geräten ab. Beim Ausfall der Netzspannung kann die elektrische Maschine bei Spannungswiederkehr nicht wieder anlaufen, ohne dass der Einschaltknopf des mobilen Schutzschalters erneut bedient wird. Im Betrieb wird die Schutzleiterfunktion bei Beaufschlagung durch Fremdspannung, beispielsweise beim Anbohren einer fremden Leitung, aufrechterhalten. Lebenswichtig – mit bloßer Hand einschalten Die mobilen FI-Schutzschalter funktionieren aber nur, wenn sie ordnungsgemäß verwendet werden. PRCD-S führen während des Einschaltvorgangs eine Strommessung über den Körper des Benutzers durch. Trägt dieser beim Einschalten Handschuhe, kann diese Messung nicht erfolgen und es wird „alles in Ordnung“ angezeigt, obwohl keine Schutzfunktion aktiv ist. Der Schalter kann dann eine gefährliche Spannung auf dem Schutzleiter (PE) nicht erkennen. Gehäuseteile daran angeschlossener Betriebsmittel können unter lebensgefährlicher n Spannung stehen. Achtung! Immer Handschuhe ausziehen und mit bloßen Händen bedienen Sicherheitstipps für die Verwendung des PRCD-S n Vor Verwendung Bedienungsanleitung lesen und die dort aufgeführten Verwendungshinweise beachten. n Anwender mittels Unterweisung die korrekte Verwendung nach Herstellerangaben vermitteln. n Information zur richtigen Verwendung am Schaltgerät anbringen, dabei aber nicht die Funktion beeinträchtigen. n Einschalttaster in keinem Fall überkleben, abdecken oder beschriften. n Nur mit bloßer Hand (ohne Handschuhe) einschalten. Ausschneiden, Laminieren, Anbringen - rüsten Sie Ihren mobilen FI-Schalter mit einem kleinen Hinweiskärtchen aus. Auch als Download im Internet unter www.svlfg.de > Prävention. Fragen zum Thema werden per E-Mail unter [email protected] gern beantwortet. Achtung! Nur mit bloßer Hand einschalten! W Achtung! Nur mit bloßer Hand einschalten! 01 I 15 LSV kompakt 15 ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Gesundheit „Trittsicher durchs Leben“ ist ein vom Bundesministerium für Forschung und Bildung gefördertes Projekt der SVLFG mit dem Ziel, die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit ihrer Versicherten bis ins hohe Alter zu erhalten. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen LandFrauenverband (dlv) und dem Deutschen Turner-Bund (DTB) durchgeführt. Wissenschaftlich wird es vom Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart begleitet. M it dem Projekt „Trittsicher durchs Leben“ will die SVLFG ihre Senioren darin unterstützen, ihre Autonomie und Beweglichkeit zu erhalten. Dinge, die das Leben lebenswert machen, wie der Spaziergang mit den Enkeln, das Bestellen des Gartens oder das Mitwirken auf dem Hof, sollen bis ins hohe Alter erhalten werden. Wesentliche Voraussetzungen für Mobilität im Alltag sind körperliche Fitness, Kraft und Gleichgewicht sowie gesunde Knochen und eine sichere Umgebung. Genau hier setzt das Trittsicher Programm mit seinen drei Bausteinen an: Trittsicher-Bewegungskurse Die Trittsicher-Bewegungskurse fördern die körperliche Fitness und verbessern die Standfestigkeit. Das Training besteht aus einfachen Übungen und erfordert keine Vorkenntnisse. Es verbessert auch die Balance und den Muskelaufbau und hilft damit auch, Stürze zu vermeiden. Trainiert wird in der Gruppe an sechs Terminen (je 90 Minuten) unter Anleitung von Übungsleitern. Die Kurse wurden am Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart gezielt für ältere Menschen entwickelt. Die Organisation der Kurse erfolgt vor Ort durch engagierte Landfrauen der regionalen Landfrauenverbände. Speziell geschulte Übungsleiter des DTB leiten die Kurse. Sichtund erlebbarer Erfolg: Muskelaufbau, Bewegungssicherheit und jede Menge Spaß. Trittsicher-Bewegungskurse Untersuchung der Knochengesundheit Sicherheit rund um Haus und Hof Heinrich-Wilhelm Tölle, Mitglied des Vorstandes der SVLFG: „Jeder einzelne Sturz, der verhindert werden kann, zählt. Mobilität, Eigenständigkeit und Gesundheit bis ins hohe Alter zu erhalten, ist für uns eine wichtige Aufgabe. Ich bin froh, dass die SVLF G wertvolle Mitstreiter für diese Sache gefunden hat.“ 16 LSV kompakt 01 I 15 Geschulte Übungsleiter des DTB vermitteln die Übungen zur Bewegungssicherheit Gesundheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ Osteoporose führt zu Knochenbrüchen Viele Knochenbrüche sind auf eine erhöhte Knochenbrüchigkeit (Osteoporose) zurückzuführen. Zur Behandlung gibt es effektive Medikamente. Osteoporose wird meist durch eine Knochendichtemessung diagnostiziert. Sie ist schmerzlos und weist nur eine minimale Strahlenbelastung auf. Sicherheit rund um Haus und Hof Schon kleine Maßnahmen rund um Haus und Hof können die Sicherheit der Senioren verbessern. Beispiele sind das Anbringen von Handläufen im Eingangsbereich, Bewegungsmelder für gut ausgeleuchtete Wege auf dem Hof oder das Einrichten von Ruheplätzen zwischen Haus und Garten. Die Präventionsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter der SVLFG beraten gern vor Ort. Auf www.svlfg.de steht eine Checkliste zur Verfügung, mit der sich rasch mögliche Gefahrenstellen erkennen lassen und viele Tipps zur Verbesserung der Sicherheit geben. Pilotlandkreise „Trittsicher durchs Leben“ wird zunächst in 47 ausgewählten Landkreisen in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz durchgeführt. Die Mitarbeiter der SVLFG werden dort Ver- sicherte, die aufgrund eines erhöhten Risikos für Knochenbrüche voraussichtlich besonders von dem Programm profitieren, direkt ansprechen. Ziel ist es, das Programm nach Projektende deutschlandweit anbieten zu können. Die Evaluation des Programms wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. n Die Kurskosten ... werden in der Regel von der SVLFG als Landwirtschaftliche Krankenkasse zu 100 Prozent und anderen Krankenkassen meist zu 80 Prozent erstattet. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Kasse, ob eine Kostenübernahme möglich ist. Für Krankenversicherte der SVLFG: Wie bei allen Gesundheitskursen der Primärprävention muss an mindestens 80 Prozent der Kurseinheiten teilgenommen werden. Die Bestätigung der Teilnahme wird durch eine Bescheinigung des Anbieters (ÜbungsleiterIn/PhysiotherapeutIn) nachgewiesen. Von der Krankenkasse werden innerhalb eines Kalenderjahres maximal zwei Kurse der Primärprävention bezuschusst. Dazu zählen Gesundheitskurse vor Ort oder Kurzkuren der LKK. Interessierte, die im Kalenderjahr bereits Primärpräventionsangebote in Anspruch genommen haben, können teilnehmen, müssen aber den Kostenanteil selbst tragen. LSV-INFO Ansprechpartner zum Projekt: Übungsleiter Gesucht Bayern:Tel.: 0871 696-580 Sind Sie in einem Sportverein Übungsleiterin mit der 2. Lizenzstufe „Sport in der Prävention“ oder kennen Sie einen engagierten Übungsleiter mit dieser Voraussetzung? Möchten Sie mehr über das Programm erfahren, dann wenden Sie sich bitte an den DTB: [email protected], Tel. 069 67801-170 (-172). Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz: Tel.: 0711 966-2014 Hessen und Niedersachsen: Tel.: 0561 9359-3070 Die genannte Checkliste finden Sie unter www.svlfg.de > Gesundheitsangebote > Sturzprävention. Schon ein Kontrollgang mit dem Enkel kann die Bewegungssicherheit verbessern Übungen mit Gewichten fördern den Muskelaufbau 01 I 15 LSV kompakt 17 ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Sicherheit Gefahr am Feldhäcksler Bei der Grasernte kommt es häufig zu Verstopfungen im Feldhäcksler. Während der Störungsbeseitigung besteht vor allem bei älteren Maschinen erhöhte Verletzungsgefahr. Im vergangenen Jahr traten gehäuft Unfälle auf. B ei der Störungsbeseitigung am Feldhäcksler ist umsichtiges Handeln gefragt. Der Nachlauf der Aggregate ist unbedingt abzuwarten. Die „neuralgische Stelle“ sitzt im Feldhäcksler zwischen Messertrommel und Auswurfbeschleuniger. Dort setzt sich der Gutflusskanal mit Gras zu. Bei der Entstörung laufen die Häckselorgane noch lange nach dem Abschalten nach. Finger und Hände abgetrennt Die SVLFG als Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft registrierte allein in 2014 sieben Unfälle, bei denen Feldhäckslerfahrern Finger, Hände und Unterarme abgetrennt wurden. Die Tragik für jeden Verletzten, dessen Familie und die Folgen für das landwirtschaftliche Unternehme sind allein mit Zahlen gar nicht zu beschreiben. Das Unfallgeschehen läuft nahzu immer gleich ab: Der Feldhäcksler wird zur Grasernte eingesetzt. Der spätere Unfallverletzte bemerkt eine Verstopfung am Auswurfkrümmer und stoppt den Antrieb, ohne den Motor abzustellen. Er verlässt die Fahrerkabine und begibt sich zur Revisionsöffnung am Gutflusskanal. Diese wird geöffnet und die Verstopfung lokalisiert. Nachdem große Teile der Verstopfung beseitigt sind, wird die Maschine mit geöffneten Schutzeinrichtungen „freigeblasen“. Nachlauf bis zu zwei Minuten Zur Kontrolle begibt sich der Bediener erneut zur Revisionsöffnung, um die Störungsbehebung zu überprüfen und ggf. weitere Grasreste zu entfernen. Greift er dabei in die Revisionsöffnung, werden einzelne Finger, die Hand oder sogar der gesamte Unterarm von der noch nachlaufenden Messertrommel und dem Wurfbeschleuniger erfasst. Der bis zu zwei Minuten dauernde Nachlauf wird Wichtige Hinweise: n Alle Beteiligten der Häckselkette über die möglichen Gefahren informieren n Motor abstellen n Stillstand aller Aggregate abwarten (Häckseltrommel und Wurfbeschleuniger laufen nach) n Bei den Entstörungsarbeiten entsprechend Betriebsanleitung vorgehen n Bei Arbeiten an scharfen Kanten Lederhandschuhe tragen n Schutzvorrichtungen und Abdeckungen wieder anbringen n Nach Herstellerangaben ist der Vorgang des „Freiblasens“ nicht notwendig n Bei Neukauf nur Häcksler mit einer automatischen Abbremsung oder vergleichbaren Sicherheitseinrichtungen wählen durch die Fahrer unterschätzt, auch der parallele Lauf von Messertrommel und Wurfbeschleuniger wird oft nicht beachtet. Zudem stehen die Fahrer unter Stress durch die andauernde Erntesaison und die teilweise ungünstigen Erntebedingungen. Drei der aktuellen Unfälle zeigen noch ein weiteres Problem bei der Beseitigung von Verstopfungen: Nach dem Freiblasen werden Motor und Häckselorgane nicht abgestellt und sich trotzdem der Revisionsöffnung genähert. Dies ist ein unverantwortliches Spiel mit Leib und Leben mit meist tragischen Folgen. n LSV-info Die Präventionsmitarbeiter der SVLFG beraten Sie gerne. Ihren zuständigen Ansprechpartner finden sie unter www.svlfg.de > Prävention > Ansprechpartner. Fragen zum Thema werden auch per E-Mail unter 400_praevention_pf@ svlfg.de beantwortet. 18 LSV kompakt 01 I 15 Sicherheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ Alles sicher im Blick Ab 2016 schreibt die neue EU-Traktorenverordnung eine Vergrößerung des Sichtfeldes für land- oder forstwirtschaftliche Zugmaschinen vor. Damit sollen Unfälle durch eingeschränkte Sicht verhindert werden. D as Fahren von Traktoren und Landmaschinen erfordert ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit. Ein Rangieren auf engsten Straßen und Hofstellen gehört für die Fahrer zum Alltag. Bauartbedingt sind große Teile des Umfelds von Traktoren und Maschinen oft schlecht oder nicht einsehbar. Der Erweiterung des Sichtfeldes mit direkter und indirekter Sicht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu. Das Sichtfeld kann sowohl durch bessere Spiegel als auch durch zusätzliche KameraMonitor-Systeme verbessert werden. Die Spiegel sollten grundsätzlich vor Fahrtbeginn gereinigt und für den jeweiligen Fahrer eingestellt werden. Nachrüstung von Spiegeln Neue, speziell für den Einsatz an landwirtschaftlichen Fahrzeugen ent wickelte Spiegel, wie die beispielsweise im DLG Focus Test-Prüfbericht 6039F „Sichtfeld“ getesteten und empfohlenen, verfügen über ein größeres Sichtfeld als derzeit vorgeschrieben sowie einen zusätzlichen Nahbereichsspiegel. Sie können einfach und kostengünstig nachgerüstet werden. Bei der Neuanschaffung von Traktoren und Landmaschinen rät die SVLFG zu elektrisch verstellbaren Spiegeln mit zusätzlichem Weitwinkel- bzw. Nahbereichsspiegel. Durch die elektrische Bedienung wird das individuelle Einstellen der Spiegel stark vereinfacht und die Sicherheit für Fahrer und Personen im Umfeld der Traktoren und Landmaschinen deutlich erhöht. Die Umrüstkosten für einen Traktor ohne elektrische Spiegelverstellung und Heizung liegen bei etwa 60 bis 70 Euro pro Spiegel. Die Spiegel können mittels einfacher Klemmung an jedem Rundrohr im Durchmesser von 18 bis 22 Millimetern montiert werden. Bezugsquellen gibt es im Internet oder beim Landhändler. Neue Traktorenverordnung EU 167/2013 Die Notwendigkeit einer Sichtfeldvergrößerung für mehr Fahrsicherheit hat auch die Europäische Kommission erkannt. Die neue Traktorenverordnung EU 167/2013 schreibt daher eine Vergrößerung des Sichtfeldes für land- oder forstwirtschaftliche Zugmaschinen vor. Die detaillierten technischen Spezifikationen werden in der Norm ISO 5721-2 festgeschrieben. Ab 2016 wird die aktuell gültige 2009/59/EWG durch die EU-Verordnung Nr. 167/2013 ersetzt. Das bedeutet: Alle neuen Traktoren-Typen (Serien) müssen diese Regelung ab 1. Januar 2016 erfüllen. Ab 2018 müssen alle neuen Traktoren die EU-Verordnung Nr. 167/2013 erfüllen. Tipp für Kamera-Monitor-Systeme Kamera-Monitor-Systeme sollten besser mit einer Kabelverbindung versehen sein, da Funkverbindungen einfacher Systeme oft sehr störungsanfällig sind. Weiterhin sollten Kamera und Display über eine hohe Auflösung verfügen, um eine möglichst gute Bildqualität zu gewährleisten. n LSV-info Fragen zum Thema werden per E-Mail unter [email protected] gern beantwortet oder wenden Sie sich bitte an Ihren örtlich zuständigen Präventionsmitarbeiter. 01 I 15 LSV kompakt 19 ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ sicherheit Aus dem Unfallgeschehen Unfälle mit Rindern stehen weiterhin ganz oben in der Unfallstatistik der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft. Ist ein Bulle beteiligt, kommt es oft zu schwersten oder sogar tödlichen Verletzungen. 1 Der Betriebsunternehmer führte seinen regelmäßigen Kontrollgang bei dem Jungvieh und den trocken stehenden Kühen durch. Bei dieser Arbeit betrat er die Weide und wurde von dem mitlaufenden Deckbullen angegriffen und getötet. Unfallursache: Der Landwirt betrat alleine die Weide ohne Fluchtmöglichkeit (zum Beispiel den Schlepper als Rettungsinsel). Er hätte die Herde vom Fahrzeug aus kontrollieren sollen. 2 Der Unternehmer wollte den Nabel eines mit dem Muttertier in einer Box stehenden Kalbes untersuchen. Als zweite Person war der Bruder des Unternehmers zugegen. Dieser verließ den Stall kurz, um einen Schutzstock zu holen. Ohne auf seinen Bruder zu warten, begann der Unternehmer mit der Untersuchung des Kalbes. Als das Kalb blökte, drehte sich die Mutterkuh um und stieß dem Unternehmer das Horn in die Brust. Der Unternehmer überlebte den Unfall schwerverletzt. Unfallursache: Der Unternehmer wartete nicht auf die zweite Person. Weiterhin hätte das Kalb von der Kuh für die Untersuchung separiert werden müssen und die Kuh enthornt werden sollen. 3 Beim Verladen von Mastbullen drehte sich ein Tier, als es aus dem Stall in das grelle Sonnenlicht laufen sollte und drückte den Mitarbeiter des Landwirtes gegen die Stallwand. Hierbei zog sich dieser Rippenserienfrakturen zu. Unfallursache: Es war kein geeigneter Treibgang vorhanden und das Tier hatte zu wenig Zeit, um sich an die geänderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. 4 Beim Arbeiten im Melkstand wurde dem Landwirt der Arm zwischen einer Stütze der Abtrennung eingequetscht. Er erlitt hierbei Quetschungen und Schürfwunden. Unfallursache: Der Melkstand hätte als freitragende Konstruktion ausgeführt werden sollen. Die Kühe sind vor dem Anrüsten des Euters oder Ansetzen der Melkzeuge anzusprechen, damit sie auf die folgende Berührung vorbereitet sind. Henner Braach, stellv. Vorsitzender der Vertreterversammlung der SVLFG: „In der sicheren und modernen Tierhaltung sind Möglichkeiten zum Fixieren oder Separieren von Rindern unabdingbar.“ 5 Der Auszubildende betrat den Melkstand und rutschte auf der nassen Treppe zur Melkstandsgrube aus. Er erlitt Prellungen im Bereich des Steißbeines. Unfallursache: Die Treppe war stark verschmutzt und somit nicht rutschsicher. Weiterhin fehlte ein geeignetes Geländer. 6 Der Mitarbeiter des Unternehmers betrat den Milchviehlaufstall, um die Tränke zu reparieren. Während der Reparaturarbeiten griff ihn der in der Herde mitlaufende Deckbulle von hinten an und verletzte ihn tödlich. Unfallursache: Der Deckbulle war nicht separiert. Bei der Arbeit hätte eine zweite Person die Herde beobachten müssen und es bestanden keine geeigneten Fluchtmöglichkeiten. Besser ist es, auf einen mitlaufenden Bullen zu verzichten und die Milchkühe künstlich zu befruchten, ansonsten muss eine geeignete Bullenbox mit Fixiermöglichkeit (Fanggitter) vorhanden sein. n LSV-info www.svlfg.de > Prävention > Broschüren/ Merkblätter > Rinderhaltung Unfallverteilung im Zusammenhang mit der Tierhaltung 20 LSV kompakt 01 I 15 R Tiere sind auch nur Menschen espekt ist oberstes Gebot beim Umgang mit Tieren – egal, ob auf dem Bauernhof, zu Hause oder in der Natur. Tier und Mensch müssen sich zunächst „beschnuppern“ – also kennen lernen. Die Besitzer der Tiere sollten dabei sein, denn sie können ihre Tiere und die Situation gut einschätzen. Sie wissen auch, ob ein Tier spielen will oder gestreichelt oder vielleicht lieber in Ruhe gelassen werden möchte. Wenn ihr die Tiere besser kennt, merkt ihr das selbst an ihrem Verhalten. Also nichts erzwingen. Tiere dürfen nicht einfach gefüttert werden. Das solltet ihr nur in Absprache mit den Besitzern tun. Nachdem ihr Tiere angefasst habt, unbedingt die Hände waschen. Und aufgepasst: Tiere bleiben immer unberechenbar! „Grüne Soße“ ( 6 Portionen) Eier uf Wettla Ihr braucht: te Eier Hartgekoch emalt) (evtl. bunt b igefähr 10 M So läuft´s: l an Eiern un ah Z te h sc n wü d mit Kocht die ge r anschließen ih t n n ö k r ie inige der E em Spiel nuten lang. E alen. Nach d em b er d o e en färben erden – sieh Ostereierfarb r gegessen w ie E ) en rt eh nvers können die (u , leicht Rezept. d ein kleines al W im er d Garten o t für die Sucht euch im en Startpunk d t k ec St s. Stück au heinander abschüssiges asst nun nac L . ab r ie E er ke d nterrollen. Wettlaufstrec nkt aus hinu u P m se ie d eure Eier von e oder ist ter als braun ei w r ie E e ß g“ Rollen wei derlackierun mit der „Son i E as d t h ic vielle gekommen? am weitesten Zutaten: 200 g frische Kräuter (Paket gemischt für Frankfurter Grün e Soße), 200 g saure Sahne, 1 kg Naturjoghurt, 1 TL Salz, 1 Prise Zuck er, 1 TL Senf (mittelscharf ), 6 hartgekochte Eier Zubereitung: Die Kräuter waschen und trocknen lassen. Saure Sahne und Naturjoghurt verrühr en – Salz, Senf und Zu cker dazu geben. Die Kräuter fein hack en (lasst euch von ein em Erwachsenen helfen) und dazu gebe n. Die Eier pellen un d grob schneiden, dann ebenfalls in die Soße einrühren. Das Ga nze mindestens eine Stunde lang durch ziehen lassen und vo r dem Servieren nochmals abschmeck en. Schmeckt sehr lec ker zu Pellkartoffeln! Links und Frühling i rn e st O r fü o le k De .de/osterbaste -gestalten www.basteln ück! ommen zur el/zugvoegel/ k l e g ö V ie D flanzen/voeg dp e/tiereun www.nabu.d kräutern en mit Wild te/2012/03511/ h c o K – n e Frühling essinder/spielen-werkeln/rezep ne.de/k www.br-onli ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Sicherheit Sichere Pflanzenschutztechnik Bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln ist der Anwender chemisch-biologischen und mechanischen Gefährdungen ausgesetzt. Um diese auf ein Minimum zu reduzieren, arbeiten die Experten der Prüf- und Zertifizierungsstelle (PZ.LSV) seit vielen Jahren mit dem Julius-Kühn-Institut (JKI) zusammen. A uf vielen Pflanzenschutzgeräten ist das Prüfsiegel „JKI amtlich geprüft und anerkannt“ angebracht. Damit wird dem Hersteller bescheinigt, dass dieser Gerätetyp eine Prüfung zur JKI-Anerkennung erfolgreich durchlaufen hat. Verantwortlich für die JKI-Anerkennung ist das Institut für Anwendungstechnik im Pflanzenschutz des JKI mit Sitz in Braunschweig, die frühere Biologische Bundesanstalt (BBA). Es hat den Auftrag, Anwender und Umwelt vor den von Pflanzenschutzmitteln ausgehenden Risiken zu schützen, indem Pflanzenschutzgeräte, Sägeräte und Beizstellen geprüft werden. Die JKI-Anerkennung ist nicht zu verwechseln mit dem „SpritzenTÜV“ und zielt auf den Hersteller von Pflanzenschutztechnik ab. Das JKI verfügt für diese Prüfungen über professionelle Messstände, so zum Beispiel zur Messung der Querverteilung. Ein weiterer wichtiger Baustein ist der Praxiseinsatz des Gerätes über eine Saison auf einem landwirtschaftlichen Betrieb. Arbeits- und Gesundheitsschutz Die Prüfung der Arbeitssicherheit im Rahmen der JKI-Anerkennung er22 LSV kompakt 01 I 15 folgt durch die Prüfingenieure der PZ.LSV. Maschinen und Geräte werden immer komplexer und bedürfen einer sehr genauen Betrachtung, damit die Gefahr von Arbeitsunfällen und Gesundheitsgefahren reduziert wird. Diese sicherheitstechnische Begutachtung findet entweder in Braunschweig oder beim Hersteller des Pflanzenschutzgerätes statt. Mit Hilfe von Normen und Erkenntnissen aus der Praxis werden Mängel an der Maschine identifiziert und dokumentiert. Mängel sind oft schlecht konstruierte Aufstiege und Tritte, fehlerhafte Betriebsanleitungen oder nicht umgesetzte Anforderungen der aktuellen Norm. Der Hersteller erhält im Anschluss an die Prüfung einen Prüfbericht, der eine Mängelliste und eine detaillierte Fotodokumentation umfasst. Sind die Mängel abgestellt, kommt es zu einer Nachprüfung. Die Bewertung aller Unterlagen übernehmen die Zertifizierer am Sitz der PZ.LSV in Kassel. Nach dessen Abschluss erhält das JKI Nachricht. Vorteile der JKI-Anerkennung Der Nutzen der JKI-Anerkennung für den Praktiker liegt darin, dass sein Gerät alle technischen und ar- beitssicherheitsrelevanten Anforderungen erfüllt und dies von unabhängiger Stelle geprüft und bestätigt wurde. Das Risiko eines schweren Unfalls und von Gesundheitsgefahren wird schon vor dem Inverkehrbringen der Maschine ganz wesentlich reduziert. Arbeitsschutz und Wirtschaftlichkeit sind im Übrigen kein Widerspruch: Geprüfte Maschinen und Geräte senken die Ausfallzeiten und sorgen für einen effizienten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Dass die Belastung für die Umwelt auf ein Minimum reduziert wird, ist ein positiver Nebeneffekt und verbessert auch die Außendarstellung des Praktikers in der Bevölkerung. n LSV-INFO PZ.LSV Kassel: Tel.: 0561 9359-425 Mail: [email protected] JKI Braunschweig:Tel.: 0531/299-3658 Mail: [email protected] Weitere Informationen im Internet unter www.pz.lsv.de und unter www.jki.bund.de Aktuell ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘ Messen und Veranstaltungen – Die SVLFG von April bis Juni 2015 vor Ort Datum Ausstellung/Ort/Thema Homepage 10. bis 12.04. Forst Live Süd/Offenburg, Messegelände, Freigelände/ „Denk an mich. Dein Rücken“, PSA Forst www.forst-live.de/sued/index. htm 23. bis 26.04. agra/Leipzig, Messe-Allee (Leipziger Messe), Halle 2/ „Denk an mich. Dein Rücken“ www.agra2015.de 20.06. 21. bis 23.06. Verkehrssicherheitstag/München demopark + demogolf/Eisenach www.demopark.de Die SVLFG auf der demopark + demogolf in Eisenach 2015: Mit dem Schwerpunktthema Rückengesundheit ist die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau auf der demopark in Eisenach vertreten. Im Grünpflegebereich sind diverse Tätigkeiten und Arbeitsplätze zu finden, bei denen der Rücken besonders gefordert und beansprucht ist. Deshalb gibt die SVLFG in Eisenach im Rahmen der Präventionskampagne „Denk an mich. Dein Rücken“ wertvolle Tipps zum rückenschonenden Arbeiten. Daneben stehen die SVLFG-Berater auch für alle weiteren Fragen zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in der Grünpflege bei GaLaBau-Betrieben und Kommunen zur Verfügung. Die demopark + demogolf, Europas große Innovationsschau für Grünpflegetechnik, findet alle zwei Jahre in Eisenach auf dem Flugplatz Kindel statt. Auf mehr als 250.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche heißt es “anfassen, einsteigen und ausprobieren“, wenn Traktoren, Motorsägen, Kehrmaschinen oder Aufsitzmäher zum ausgiebigen Test unter einsatznahen Bedingungen einladen. Es werden erneut mehr als 400 Aussteller und über 36.000 Fachbesucher erwartet. Rückschau: Die SVLFG auf deR internationalen Grünen Woche (IGW) 2015 in Berlin Am Messestand der SVLFG auf der IGW in Berlin drehte sich vom 16. bis 25. Januar 2015 alles um den gesunden Rücken. Eine permanente Gefahr für den Rücken stellt das Heben und Tragen dar. Bild links: Staatssekretär Peter Bleser überzeugte sich an einem Vakuumheber mit Sacksauggreifer, wie schwere Futtermittel- oder Saatgutsäcke Rücken schonend und trotzdem schnell und effizient bewegt werden können Bild unten: Alternierender Vorstandsvorsitzender Leo Blum im Alterssimulationsanzug. Darin werden die typische Alterseinschränkungen erlebbar Bild links: Tamme Hanken, der „XXL-Ostfriese“, gab wertvolle Tipps zum richtigen Heben und Tragen Bild unten: v.l.n.r. Vorstandsmitglied Walter Heidl mit Ehefrau Anneliese und Vorstandsvorsitzender Arnd Spahn an der ergonomischen Sackkarre. Durch den Einsatz dieses Hilfsmittels werden Transporte erleichtert 01 I 15 LSV kompakt 23 Weil Pflege kein Acht-Stunden-Job ist. www.svlfg.de
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