Ausgabe Januar 2015

LSV kompakt
Magazin
www.svlfg.de
für Sicherheit & Gesundheit
01 I 2015
Inklusion verbindet
Gemeinsam lernen
und Arbeiten
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Rente
01 l 15
Inhalt
Pflegereform 2015
Zum Jahresanfang ist das Pflegestärkungsgesetz in Kraft getreten.
LSV kompakt informiert über die
Neuerungen.
Gefährdungen durch Gase
Gase in Biogasanlagen können
extrem gefährlich werden. Fehlt die
eigene Fachkunde, sind qualifizierte
Firmen, zum Beispiel fürs Reinigen von
Behältern, zu beauftragen.
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Kurz gesagt
Liebe Berufskolleginnen
und Berufskollegen,
04
08
Inklusion Verbindet
Die SVLFG hilft, für Beschäftigte
mit Beeinträchtigungen ein
geschütztes Arbeitsumfeld zu
schaffen.
12
Unfallort Werkstatt
Viele Unfälle bei Arbeiten in der
Werkstatt sind vermeidbar.
14
viele reden von Inklusion, wir auch. Aber
was verbirgt sich dahinter? Und was hat die
SVLFG damit zu tun? Viel, wie wir in diesem
Heft zeigen. Inklusion steht für das Men­
schenrecht auf aktive Teilhabe am Leben.
Dieses Recht gilt für alle, auch für Menschen
mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Wir als Sozialversicherung haben die Aufga­
be, ihnen das zu ermöglichen. Damit Inklu­
sion nicht nur ein Lippenbekenntnis bleibt,
müssen viele mithelfen. Wir sind dabei.
Martin Empl,
alternierender Vorstandsvorsitzender der SVLFG
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Gar­ten­
bau bieten mit ihren breiten Tätigkeitsspek­
tren gute Voraussetzungen für behinderte Menschen, sich beruf­lich
zu betätigen und sich mit ihren Fähig­keiten einzubringen. Voraus­
setzung ist, dass wir sie dabei unterstützen. Unternehmer, die Men­
schen mit Beeinträchtigungen beschäftigen, tragen durch ihre Für­
sorgepflicht eine große Verantwortung. Ihnen gilt unser besonderer
Respekt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SVLFG unter­
stützen sie dabei, zum Beispiel im Bereich der Berufshilfe und der
Prävention. Wie gut ein solches Zusammenspiel zwischen Unter­
nehmer, Mitarbeiter und SVLFG funktionieren kann, lesen Sie auf
den Seiten 12 und 13.
Ein weiteres Thema sind die beschlossenen Neuerungen in der Pfle­
geversicherung. Insbesondere für pflegende Angehörige gibt es eine
Reihe von Ver­besserungen, über die wir ausführlich auf den Seiten
4 und 5 informieren. Die Gesetzesänderungen kommen gerade
den Menschen auf dem Lande zugute. Dort liegt der Anteil der Per­
sonen, die zu Hause von Angehörigen gepflegt werden, besonders
hoch. Die SVLFG begrüßt die Neuregelung daher außerordentlich.
In ihr drittes Jahr geht mittlerweile unsere Kampagne „Denk an
mich. Dein Rücken“. Zwei namhafte Saat- und Futtermittelherstel­
ler bieten jetzt 25-Kilo-Gebinde an. Das ist ein im wahrsten Sinne
des Wortes spürbarer Beitrag zur Rückengesundheit. Davon konn­
ten sich zuletzt die Besucher auf der Internationalen Grünen Woche
am SVLFG-Stand überzeugen.
Ihr
Trittsicher durchs Leben
Dieses Projekt der SVLFG soll helfen,
die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten.
16
Zum Titelbild:
Zwei Mitarbeiter der noris inklusion
gemeinnützige GmbH, Nürnberg, bei ihrer
Tätigkeit im Berufsbildungsbereich Gartenbau.
Impressum
LSV kompakt – Magazin für Sicherheit und Gesundheit
Herausgeber: Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau,
Weißensteinstraße 70-72, 34131 Kassel
Redaktion: Dr. Erich Koch, Telefon 0561 9359 - 171, Fax 0561 9359 - 244,
www.svlfg.de, E-Mail: [email protected]
Erscheint vier Mal pro Jahr. Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag
abgegolten. Keine Gewähr für unverlangte Manuskripte. Nachdruck ist nach
Rücksprache mit der Redaktion möglich.
Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG, Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel.
Bei den Adressangaben werden die Bestimmungen des Datenschutzes beachtet.
PEFC zertifiziert
Dieses Produkt stammt
aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und
kontrollierten Quellen.
www.pefc.de
In Kürze ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
❘❘❘■ Newsletter der svlfg
LSV kompakt
online lesen
Nehmen Sie unseren OnlineService für LSV kompakt in Anspruch: Leser können sich per
Newsletter benachrichtigen
lassen, wenn eine neue Ausgabe
des Mitgliedermagazins erscheint.
Gleichzeitig kann die Ausgabe als
PDF-Datei am PC gelesen werden.
Schonen Sie Umwelt und Ressourcen und stellen Sie von der Papierausgabe auf das Online-Magazin
um. Registrieren Sie sich für den
SVLFG-Newsletter und bestellen
Sie gleichzeitig die Druckausgabe
von LSV kompakt ab.
So einfach geht’s: Setzen Sie den
Haken! Rufen Sie im Internet die
Seite www.svlfg.de > Presse >
Newsletter auf. Dort finden Sie
das Anmeldeformular. Ihr Plus:
Der SVLFG-Newsletter informiert
Sie mo­natlich über interessante
Themen rund um Sicherheit und
Gesundheit sowie Aktuelles aus
den Zweigen der landwirtschaftlichen Sozialversicherung.
❘❘❘■ International
Fremdsprachige
Unterweisungen
Unternehmer sind laut Arbeitsschutzgesetz und der VSG 1.1 verpflichtet,
ihre Mitarbeiter ausreichend und angemessen zu unterweisen.
Eine Unterweisung kann sich jedoch
schwierig gestalten, wenn die Arbeitnehmer die deutsche Sprache nicht
oder nur teilweise beherrschen. Besonders im Frühjahr und Sommer werden
viele fremdsprachige Saisonarbeitskräfte eingesetzt.
Die SVFLG bietet daher Unterweisungshilfen in verschiedenen Fremdsprachen unter www.svlfg.de unter
dem Suchwort „Unterweisungshilfen“
an. Das Angebot wird laufend weiter
ausgebaut.
❘❘❘■ vorher informieren
Wie sinnvoll sind IGeL?
„Individuelle Gesundheitsleistungen“
(IGel) sind ärztliche Leistungen, die
nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gehören
und vom Patienten privat bezahlt werden müssen. Die SVLFG als Landwirtschaftliche Krankenkasse (LKK) übernimmt grundsätzlich die Kosten für
alle Behandlungsmethoden, die medizinisch notwendig sind, das gilt vor
allem bei Vorsorgeuntersuchungen.
Trotzdem bekommt laut Umfrage der
Krankenkassen jeder zweite Patient
beim Arzt IGeL angeboten.
Informationen darüber, wie groß Nutzen und Schaden einzelner IGel ausfallen und wie sicher die Belege dafür
sind, stellt der Medizinische Dienst
des Spitzenverbandes
Bund der
Krankenkassen (MDS)
im IGeL-Monitor zusammen. Inzwischen sind 37 IGeL bewertet, darunter auch die Messung des
Augeninnendrucks und die professionelle Zahnreinigung. Die IGeL-Bewertungen beruhen auf einer gründlichen Analyse wissenschaftlicher
Quellen.
Informieren Sie sich unter www.igelmonitor.de und www.svlfg.de unter
dem Suchbegriff: Individuelle Gesundheitsleistungen (IGel).
❘❘❘■ ausgezeichnet
Aktionsplan der SVLFG zur Umsetzung
der UN-Behindertenrechtskonvention
Im Februar 2015 stellte die SVLFG
ihren Aktionsplan zur Umsetzung
der UN-Behindertenrechtskonvention
(UN-BRK) der Öffentlichkeit vor.
Der aus den Handlungsfeldern „Bewusstseinsbildung“, „Barrierefreiheit“,
„Partizipation“, „Zugang zur medizinischen Versorgung und Rehaleistung“, „Inklusion und Teilhabe“ sowie
„SVLFG als Arbeitgeber“ bestehende
Aktionsplan formuliert 13 Ziele und
42 Maßnahmen, mit denen die SVLFG
nicht nur die Haltung und das Handeln ihrer Beschäftigten im Sinne der
Ziele der UN-BRK beeinflusst, sondern auch bei ihren Versicherten und
Partnern den aktiven Umgang mit
der UN-BRK anregen möchte. Durch
eine frühzeitige Kommunikation der
SVLFG konnte erreicht werden, dass
auch Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände bereits bei der Entwicklung des Aktionsplans mitwirkten und
ihre Unterstützung während der Umsetzungsphase in den folgenden drei
Jahren zugesagt haben. Mit dem Aktionsplan leistet die SVLFG als Träger
aller Zweige der landwirtschaftlichen
Sozialverischerung einen konkreten
Beitrag zur Umsetzung der UN-BRK.
Als LKK ist sie die erste Krankenkasse
mit eigenem Aktionsplan. Bereits vor
Fertigstellung des Aktionsplans würdigte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Rahmen der Inklusionstage 2014 die Aktivitäten der
SVLFG. Weitere Informationen unter
www.svlfg.de > Aktuelles.
01 I 15 LSV kompakt
3
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ PFLEGE
Pflegeversicherung
Was hat sich geändert?
Zum Jahresanfang sind das
erste Pflegestärkungsgesetz
und das Gesetz zur besseren
Vereinbarkeit von Familie,
Pflege und Beruf in Kraft
getreten. LSV kompakt informiert über die wichtigsten
Neuerungen.
D
ie Pflegereform beinhaltet
eine pauschale Erhöhung der
Leistungssätze um circa vier Prozent
(siehe Tabelle) sowie mehr Freiheit
bei der Wahl und Kombination von
Leistungen. Sie bringt zusätzliche Betreuungs- und Entlastungsangebote
sowie neue Leistungen für pflegende
Angehörige.
Nicht jeder kennt den Unterschied
zwischen Pflegegeld und Sachleistung: Beim Pflegegeld wird die häusliche Pflege selbst organisiert und
meist durch Angehörige oder Bekannte sichergestellt. Die Auszahlung
der Leistung erfolgt unmittelbar an
die zu pflegende Person. Beim Bezug
von Sachleistungen wird die finanzielle Hilfe nicht an den Pflegebedürftigen gezahlt, sondern direkt an den
Pflegeleistungserbringer, zum Beispiel
Eine Angehörige bei der täglichen Hautpflege
einen Pflegedienst. Sofern die häusliche Pflege nicht von den Pflegepersonen sichergestellt werden kann,
besteht die Möglichkeit, Pflegegeld
mit der Inanspruchnahme von Sachleistungen zu kombinieren (Kombinationsleistung). So kann beispielsweise die Pflege teilweise durch Angehörige oder Bekannte erbracht werden und mit der Leistung eines ambulanten Pflegedienstes sinnvoll ergänzt
werden.
Monatliche Leistungsbeiträge ab 2015 in Euro
Leistungen
Pflegegeld
Sachleistungen bei
häuslicher Pflege
Pflegestufe
01)
Pflegestufe
1
Pflegestufe
2
Pflegestufe
3
123 244 458 728
erhöht1)316 erhöht1)545
bis231 bis468 bis1.144 bis1.612
2)
erhöht1)689 erhöht1)1.298 bis1.995
Vollstationäre Pflege 0 1.064 1.330 1.612
1.9952)
Teilstationäre Tages- 231 468 1.144 1.612
und Nachtpflege
erhöht1)689 erhöht1)1.298
1) g
ilt für Personen mit dauerhaft erheblich eingeschränkter Alltagskompetenz im Sinne von § 45a SGB XI - das sind
vor allem an Demenz erkrankte Menschen
2) Härtefälle
4 LSV kompakt 01 I 15
Keine Anrechnung von Tages- und
Nachtpflege mehr
Kann die häusliche Pflege eines Pflegebedürftigen nicht in ausreichendem
Umfang sichergestellt werden, besteht
ein Anspruch auf teilstationäre Pflege in Einrichtungen der Tages- oder
Nachtpflege. Dabei übernimmt die
Pflegekasse die Pflegekosten, die Aufwendungen der sozialen Betreuung
und die Kosten der medizinischen
Behandlungspflege. Darin enthalten
sind auch die Kosten der morgendlichen und abendlichen Hol- und
Bringdienste der Einrichtungen.
Bisher erfolgte eine Anrechnung der
Kosten für die Inanspruchnahme von
Tages- oder Nachtpflege auf die Pflegesachleistung bzw. das Pflegegeld.
Diese Anrechnung ist zum 1. Januar
2015 entfallen, so dass nunmehr unbegrenzt Pflegegeld oder Pflegesachleistung zusammen mit Tages- oder
Nachtpflege in Anspruch genommen
werden kann.
Erhöhung der Zuschüsse
Die Pflegekasse zahlt finanzielle Zuschüsse für Maßnahmen zur Verbesserung des individuellen Wohnum-
Pflege ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
feldes des Pflegebedürftigen. Dazu
zählen Umbaumaßnahmen, wie zum
Beispiel der Einbau eines Treppenliftes oder eines Aufzuges sowie Türverbreiterungen, aber auch die Bereitstellung von technischen Hilfen im
Alltag, wie der Umbau einer Badewanne zu einer ebenerdigen Dusche.
Der Betrag zur Förderung einer Maßnahme hat sich von 2.557 Euro auf
bis zu 4.000 Euro je Maßnahme erhöht. Der Zuschuss sollte vor Beginn
der geplanten Maßnahme beantragt
werden.
Für den Verbrauch von Hilfsmitteln
können jetzt monatlich Zuschüsse in
Höhe von 40 Euro statt bisher 31 Euro
genutzt werden. Dazu zählen unter
anderem Vorlagen.
Ausweitung von Kurzzeit- und
Verhinderungspflege
Ist die Pflegeperson zum Beispiel
wegen Urlaub oder Krankheit an der
Pflege gehindert, so besteht ein Anspruch auf Verhinderungspflege. Ab
2015 hat sich der Anspruch auf sechs
Wochen je Kalenderjahr und auf bis
zu 1.612 Euro erhöht. Des Weiteren
besteht die Möglichkeit, 806 Euro aus
noch nicht verwendeten Mitteln der
Kurzzeitpflege für die Leistung der
Verhinderungspflege einzusetzen. Die
Leistung der Kurzzeitpflege wurde
von bisher vier auf insgesamt acht
Wochen je Kalenderjahr und auf den
Leistungsbetrag von kalenderjährlich bis zu 1.612 Euro ausgeweitet. Darüber hinaus kann der Leistungsbetrag um die noch nicht in Anspruch
genommenen Mittel der Verhinderungspflege (bis zu 1.612 Euro) erweitert werden.
Maria Biermeier,
Mitglied der
Vertreterversammlung der
SVLFG:
„Auf dem Lande
stehen die
Familien noch
füreinander ein.
Hier werden
mehr Menschen zu Hause gepflegt
als anderswo in Deutschland.
Unsere Aufgabe als SVLFG ist es,
die Landwirtsfamilien dabei zu
unterstützen. Mit der neuen Betriebshilfe können Landwirte akute
Situationen besser bewältigen.“
Zusätzliche Betreuungs- und
Entlastungsleistungen
Neben zusätzlichen Betreuungsangeboten können nun alle Anspruchsberechtigten (auch Pflegebedürftige
ohne Demenzerkrankung) zusätzliche Entlastungsleistungen in Anspruch nehmen. Die Entlastungsangebote ergänzen die pflegerische Versorgung, indem sie die Pflegebedürftigen
im Haushalt und im Alltag begleiten
und damit die Pflegenden entlasten.
Der Anspruch auf Erstattung der Aufwendungen beträgt ab 2015 104 Euro
monatlich; für Versicherte, die einen
anerkannten erhöhten Bedarf an allgemeiner Beaufsichtigung haben, 208
Euro monatlich.
Zu den Betreuungsangeboten zählen zum Beispiel Alzheimergruppen,
Helferinnenkreise zur stundenweisen Entlastung pflegender Angehöriger, Tagesbetreuung in Kleingruppen
oder Einzelbetreuung. Zu den neuen
Entlastungsleistungen zählen insbesondere Serviceangebote für haushaltsnahe Dienstleistungen sowie Alltags- und Pflegebegleiter. Darüber hinaus ist es möglich, bis zu 40 Prozent
des zur Verfügung stehenden Pflegesachleistungsbetrages umzuwidmen
und für die Inanspruchnahme zusätzlicher Betreuungs- und Entlastungsleistungen zu verwenden.
Wer ein Familienmitglied pflegt, hat Anspruch
auf Pflegeunterstützungsgeld
tige zwar eine Auszeit von bis zu zehn
Tagen nehmen, auf ihr Gehalt mussten sie aber währenddessen verzichten. Neu ist, dass Arbeitnehmer für
diese Tage nun Anspruch auf ein Pflegeunterstützungsgeld haben. Es beträgt 90 Prozent des ausgefallenen
Nettoarbeitsentgelts. Für landwirtschaftliche Unternehmer wurde eine
vergleichbare Regelung geschaffen. Sie
erhalten anstelle des Pflegeunterstützungsgeldes bis zu zehn Arbeitstage
Betriebshilfe, wenn sie aufgrund der
Organisation oder Sicherstellung der
bedarfsgerechten Pflege eines Angehörigen ihr Unternehmen nicht weiterführen können. Die Pflegesituation des nahen Angehörigen muss akut
aufgetreten sein. Ein solches Akutereignis liegt zum Beispiel vor, wenn
die pflegerische Anschlussversorgung
nach einem Krankenhausaufenthalt
organisiert werden muss. Leistungen
zur Haushaltshilfe durch die Pflegen
kasse sind nicht möglich.
Mehr Leistungen für Menschen mit
Demenz
Die Leistungen für Personen, die zwar
in ihrer Alltagskompetenz erheblich
eingeschränkt sind, jedoch keinen
Hilfebedarf im Bereich der Grundpflege und hauswirtschaftlichen Versorgung haben, der das Ausmaß der
Pflegestufe I erreicht (die sog. Pflegestufe 0), wurden ausgeweitet. Neben
Pflegegeld, Pflegesachleistung, Verhinderungspflege und Wohnumfeldverbesserung haben sie auch Anspruch auf Tages- und Nachtpflege,
Kurzzeitpflege sowie Anschubfinanzierung für die Neugründung einer
Wohngruppe und Wohngruppenzuschlag. Der Wohngruppenzuschlag
beträgt 205 Euro.
LSV-info
Betriebshilfe bei Pflege
Wenn ein Familienmitglied plötzlich
zum Pflegefall wird, müssen die Angehörigen die notwendige Hilfe organisieren. Seit 2008 konnten Berufstä-
Weitere Informationen zur Pflegeversicherung erteilen die Pflegeberater der
SVLFG.
Fragen zum Thema werden per E-Mail
unter [email protected] gern
beantwortet.
01 I 15 LSV kompakt
5
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ PFLEGE
Kinästhetik in der Pflege
Bewegung im Einklang
Pflegende leisten täglich Schwerarbeit. Es gibt Möglichkeiten und Techniken, die die Pflege erleichtern können.
Hier ein Einblick in die sogenannte Kinästhetik.
K
inästhetik, die Herkunft des
Wortes leitet sich aus den griechischen Wörtern kiniesis = Bewegung und aisthesis = Empfindung ab.
Das Kinästhetik-Konzept wurde von
den Verhaltenskybernetikern Lenny
Maietta und Frank Hatch (USA) entwickelt. Verhaltenskybernetik ist eine
Wissenschaft, die die Rolle der Bewegung in Bezug auf Wahrnehmung,
Lernen und Interaktion erforscht.
Die Bewegungsempfindung ist Voraussetzung für die Fähigkeit, sich
kontrolliert, willentlich und zielgerichtet bewegen zu können.
Die Leichtigkeit der Bewegung
Kinästhetik setzt nicht auf Kraft und
Anstrengung, sondern auf Leichtigkeit der Bewegung und Unterstützung. Ziel dieses Handlungskonzeptes ist auf der einen Seite die bestmögliche Mobilisation des zu Pflegenden, auf der anderen Seite die
Reduzierung von Wirbelsäulenbelastungen bei den Pflegepersonen. Die
tägliche Pflege eines Menschen ist
mit hohen Anforderungen in kör-
6 LSV kompakt 01 I 15
perlicher und auch geistiger Hinsicht
versehen. Häufige Ursachen für Rückenprobleme in der häuslichen Pflege sind Fehlhaltungen und Fehlbelastungen.
Sich nach kinästhetischen Gesichtspunkten zu verhalten, bedeutet für
die Pflegeperson, bei den ständig wiederkehrenden Verrichtungen nicht zu
heben und zu tragen, sondern sich im
Einklang mit dem Pflegebedürftigen
zu bewegen. Es geht darum, dass die
Pflegeperson den eigenen Körper
kraftsparend einsetzt und gleichzeitig die Ressourcen des Pflegebedürftigen nutzt.
Fließende Abläufe
Der Rücken der Pflegepersonen wird
so geschont und der zu Pflegende
lernt seine Fähigkeiten besser einzusetzen. Die Anwendung dieses Konzeptes verändert den festen, haltenden und sichernden „Handgriff“
in bewegungsunterstützende, fließende Abläufe. Wie genau sich die
Hände anpassen und mitbewegen,
ob man Druck oder Zug ausübt oder
auch nur anhält, ist von der Körperposition des Pflegebedürftigen bzw.
der Pflegeperson und der geplanten
Bewegungsaktivität abhängig.
Der Satz „Masse fassen, Zwischenräume(Gelenke) spielen lassen!“ sollte einen immer daran erinnern, jede
Art von Mobilisation bewusst durchzuführen.
Wissen erlernen
Das Basiswissen für Kinästhetik
kann man sich als Pflegeperson bei
einer Schulung, zum Beispiel während der Trainings- und Erholungswoche für pflegende Angehörige aneignen. Dort werden zum Beispiel folgende Fragen beantwortet:
■
Wie funktionieren Bewegungsabläufe im Körper?
■ Wie lässt sich das Gewicht am besten verlagern?
Grundbegriffe der Kinästhetik
Interaktion: Sie bezieht sich auf die
zwischenmenschliche Kommunikation. Der Pflegebedürftige sollte nach
seinen Fähigkeiten möglichst selbstständig den Bewegungsprozess gestalten. Die Pflegekraft sollte ihn
dabei nur unterstützen.
Funktionale Anatomie: Wenn man
die Möglichkeiten des Bewegungsapparates erfährt, ist es leichter, Gewicht über Knochen zu balancieren,
ohne es zu tragen. Ein Beispiel: Die
Pflegeperson kann einen Pflegebedürftigen mit einer Lähmung mithilfe ihres Oberschenkels vom Bett
in den Stuhl setzen. Statt ihn mit
Muskelkraft zu tragen, balanciert sie
sein Körpergewicht über ihren Ober-
PFLEGE ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
schenkel aus. Dies kostet weniger Anstrengung und ist rückenfreundlich.
Menschliche Bewegung: Hier geht es
um die Bewegungsmuster, die sich
jeder Mensch im Laufe seines Lebens
aneignet. Die meisten Erwachsenen
bewegen sich parallel, das heißt mit
beiden Körperhälften gleichzeitig.
Für eingeschränkte und alte Menschen ist es oft einfacher, sich spiralförmig zu bewegen, also die rechte und die linke Körperhälfte nacheinander einzusetzen. Solche Drehbewegungen können beispielsweise
bewusst genutzt werden, um sich auf
die Bettkante zu setzen.
Anstrengung: Im Mittelpunkt steht
effektives Ziehen und Drücken, die
Eigenaktivität des Pflegebedürftigen
wird gezielt eingesetzt. Wenn zum
Beispiel die Pflegeperson dem Pflegebedürftigen die Hand reicht, damit er
selbst drücken und ziehen kann, wird
der passive Zug oder Druck durch die
Pflegeperson reduziert. So vermindert sich die körperliche Anstrengung für beide Akteure und Schäden
an der Haut (Druckgeschwür) werden auch vermieden.
Menschliche Funktion: Es geht um
unterschiedliche Ausgangspositionen
für jede Aktivität. Ziel ist, den Pflegebedürftigen zu ermöglichen, Bewegungen so auszuführen, dass sie das
Gleichgewicht bei der Mobilisation
halten können.
Umgebung: Sie bezieht sich auf das
Bett, die Matratze sowie andere
Möbel und Gegenstände und sollte
so gestaltet sein, dass Pflegebedürftige sich sicher und möglichst einfach
bewegen können. So helfen zum Beispiel höhenverstellbare Betten eingeschränkten Menschen dabei, besser aufzustehen bzw. sich hinzulegen.
Außerdem entlastet dieses Hilfsmittel auch die Pflegeperson.
Fazit:
Die Pflegenden lernen durch Kinästhetik besser mit belastenden Arbeits- und Alltagsbewegungen umzugehen. Eine gesundheitserhaltende
Wirkung entwickelt sich. Jede Pflegeperson sollte neben der täglichen aufopfernden Pflege des Angehörigen
auch immer eine gewisse „Selbstpflege“ anstreben, um ausgeglichen und
gesund mit ihrer Aufgabe leben zu
können.
n
TRAININGS- UND ERHOLUNGSWOCHE FÜR pflegende ANGEHÖRIGE
Termine 2015
Standort
Termin
Ansprechpartner
Fachklinik und Moorbad
Bad Freienwalde
Gesundbrunnenstraße 33
16259 Bad Freienwalde
22.11. bis 29.11.2015
Sandra Schlag
Telefon: 03342 36-1116
Fax: 03342 36-1230
[email protected]
Asklepios Klinik
Bad Schwartau
Am Kurpark 6-12
23611 Bad Schwartau
15.11. bis 22.11.2015
Christine Leicht
Telefon: 0511 8073-161
Fax: 0511 8073750-161
[email protected]
Landgrafen-Klinik
Bad Nenndorf
Bahnhofstraße 9
31542 Bad Nenndorf
11.10. bis 18.10.2015
Christine Leicht
Telefon: 0511 8073-161
Fax: 0511 8073750-161
[email protected]
Klinik Solequelle
Bad Westernkotten
Mühlenweg 13
59597 Bad Westernkotten
02.12. bis 09.12.2015
Jürgen Rosummek
Telefon: 0511 8073-151
Fax: 0511 8073750-151
[email protected]
Klinik Lohrey
07.06. bis 13.06.2015
Bad Soden-Salmünster
06.09. bis 12.09.2015
An den Augärten 1-3
11.10. bis 17.10.2015
63628 Bad Soden-Salmünster
Wilfried Ofer
Telefon: 0681 66500-4413
Fax: 0561 92830-0742
[email protected]
Gesundheits-Zentrum
Saarschleife
Cloefstraße 19
66693 Mettlach-Orscholz
08.11. bis 15.11.2015
22.11. bis 29.11.2015
Wilfried Ofer
Telefon: 0681 66500-4413
Fax: 0561 92830-0742
[email protected]
ACURA Fachklinik Falkenburg 20.09. bis 27.09.2015
Falkenburgstraße 2
76332 Bad Herrenalb
Christiane Mayer
Telefon: 0821 4081-126
Fax: 0821 408140-126
[email protected]
Rehaklinik FRISIA
Kogelweg 8
83646 Bad Tölz
03.05. bis 10.05.2015
22.11. bis 29.11.2015
29.11. bis 06.12.2015
Sieglinde Schreiner
Telefon: 0871 696-368
Fax: 0871 6969-368
[email protected]
Rehabilitationszentrum Klinik 11.10. bis 18.10.2015
Rosenhof Bad Birnbach
08.11. bis 15.11.2015
Brunnaderstraße 24
06.12. bis 13.12.2015
84364 Bad Birnbach
Sieglinde Schreiner
Telefon: 0871 696-368
Fax: 0871 6969-368
[email protected]
Moorsanatorium Kurhotel
Am Reischberg
Karl-Wilhelm-Heck-Str. 12
88410 Bad Wurzach
25.10. bis 01.11.2015
29.11. bis 06.12.2015
Christiane Mayer
Telefon: 0821 4081-126
Fax: 0821 408140-126
[email protected]
Kaiser Trajan
Klinik Bad Gögging
Römerstraße 8
93333 Bad Gögging
03.05. bis 10.05.2015
Sieglinde Schreiner
Telefon: 0871 696-368
Fax: 0871 6969-368
[email protected]
01 I 15 LSV kompakt
7
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Sicherheit
Biogasanlagen
Vorsicht!
Gefährliche
Gase
Gase in Biogasanlagen können extrem gefährlich werden.
Immer wieder ereignen sich zum Teil folgenschwere Unfälle, von Beinahe-Unfällen und glimpflich verlaufenen
„Ereignissen“ ganz zu schweigen.
B
iogas entsteht unter anaero­
ben Bedingungen, das heißt
unter Ausschluss von Sauer­
stoff.
Dabei entstehen unter anderem
Schwefelwasserstoff (H2S), Methan
(CH4) und Kohlendioxid (CO2).
Diese Gase besitzen unterschiedliche
Eigenschaften (siehe Kasten rechts).
Schwefelwasserstoff ist das vermeint­
lich gefährlichste Gas, aber auch Methan und Kohlendioxid dürfen in
ihrer Gefährlichkeit nicht unterschätzt werden.
Schutzmaßnahmen
Eine Gefährdung durch Gase wird
bei der täglichen Arbeit, insbesondere bei Wartungs-, Reinigungs- und
Instandsetzungsarbeiten, oft unterschätzt. Lebenswichtige Sicherheitsvorkehrungen werden dabei vernachlässigt.
8 LSV kompakt 01 I 15
Leo Blum, alternierender Vorstandsvorsitzender der
SVLFG:
Durch bauliche und technische sowie
organisatorische Maßnahmen sind
Gasunfälle vermeidbar. Daneben gilt
es aber auch, einige wichtige Verhaltensregeln beim Umgang mit Gasen
und den entsprechenden Einrichtungen zu beachten. Jeder, der in diesem Bereich tätig ist, sollte diese Regeln sowie das richtige Verhalten bei
einem Gasunfall kennen.
Fachkunde
Um die Gefahren richtig einschätzen
und wirksame Maßnahmen festlegen
zu können, sind fachliche Anforderungen an Arbeitgeber und Beschäftigte unumgänglich. Für jegliche Arbeiten ist im Zuge der Gefährdungsbeurteilung die notwendige Fachkunde festzulegen. Bestehen dann
Zweifel an der eigenen Fachkunde
oder an der der Mitarbeiter, sind ent-
„Insbesondere
bei der Arbeit an
Biogasanlagen
ist die notwendige Fachkunde
überlebens­
wichtig.“
sprechend qualifizierte Fachfirmen
zu beauftragen. Das kann in der Praxis insbesondere für das Reinigen von
Behältern der Fall sein.
Höhere Qualifikation gefordert
Bisher gab es lediglich die Forderung,
dass mindestens zwei Personen pro
Biogasanlage eine Betreiberschulung
nachweisen müssen. Für die Zukunft
werden konkrete Fachkundeanforderungen an alle dort tätigen Personen (Betreiber und Mitarbeiter)
formuliert. n
Sicherheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
Gefährliche Gase im
Überblick
Fermenterreinigung nur mit sicherer persönlicher Schutzausrüstung durchführen
Aus dem Unfallgeschehen
1
In einer Biogasanlage sollte
der Fermenter gereinigt werden. Dazu wurde dieser mit Güllefässern leer gefahren. Dem Betreiber der Biogasanlage war klar, dass
über die nun leere Substratüberlaufleitung Biogas aus dem Gasspeicher
des Nachgärers in den nahezu leeren
Fermenter gelangen konnte. Deshalb
beauftragte er einen Mitarbeiter, in
dem zwischen Fermenter und Nachgärer befindlichen Pumpenraum die
Substratüberlaufleitung über ein vorhandenes T-Stück zu öffnen und mit
einer mit Druckluft aufblasbaren
Gummiblase „gasdicht“ zu verschließen. Als der Mitarbeiter währenddessen bemerkte, dass dies nicht gelang,
wollte er den Pumpenraum verlassen.
Es war jedoch schon so viel Bio­gas
durch die geöffnete Substratleitung in
den Pumpenraum geströmt, dass sich
ein gefährliches Gas-Luft-Gemisch
gebildet hatte. Dieses Gas-Luft-Ge-
misch wurde vermutlich durch einen
elektrischen Schaltkontakt gezündet, bevor der Mitarbeiter das Gebäude verlassen konnte. Durch die folgende Explosion erlitt der Mitarbeiter
schwerste Verletzungen.
2
An einer bestehenden Biogasanlage sollte eine externe
Gasaufbereitung installiert werden.
Die Installation erfolgte durch eine
Fremdfirma. Die neue Gasaufbereitung wurde über ein T-Stück zwischen der alten Gasaufbereitung und
dem Seitenkanalverdichter in die bestehende Anlage „integriert“. Durch
nicht aufeinander abgestimmte
Drücke in den Anlagenteilen trat das
Biogas im (alten) BHKW-Aufstellraum aus und es kam zu einer Verpuffung. Ein Monteur kam glücklicherweise mit relativ leichten Verletzungen davon.
n
SchutzmaSSnahmen - Beugen Sie vor!
Vor den geplanten Arbeiten ist eine
Gefährdungsbeurteilung durch den
Arbeit­geber bzw. Betreiber zu
erstellen. Abhängig von den einzelnen Arbeitsschritten werden dabei
mögliche Gefahren festgestellt und
gleichzeitig wirksame Schutzmaßnahmen festgelegt.
Oftmals ist die Kombination von
mehreren Schutzmaßnahmen
erforderlich.
Technische Schutzmaßnahmen
ƒƒ Gasaustritt verhindern bzw.
räumliche Trennung
ƒƒ Technische Lüftung
ƒƒ Einsatz von Gaswarngeräten
Organisatorische Schutzmaß­
nahmen
ƒƒ Betriebsanweisungen
ƒƒ Unterweisungen
ƒƒ Prüfungen, Überprüfungen
Persönliche Schutzausrüstung
Schwefelwasserstoff (H2S)
riecht in ungefährlichen Konzentrationen nach faulen Eiern. Bereits bei
einer geringen Konzentration von
0,2 l/m³ Atemluft kann es für den
Menschen nicht mehr wahrnehmbar
sein, da der Geruchssinn durch H2S
gelähmt wird. Höhere und damit
lebens­gefährliche Konzentrationen
können über die Sinnesorgane nicht
festgestellt werden. H2S ist ein Nervengift. Höhere Konzentrationen
führen schnell zur Bewusstlosigkeit
und zum Atemstillstand. Ein Atemzug
in dieser Atmosphäre ist unter Umständen dafür ausreichend. H2S ist
schwerer als Luft und sammelt sich
deshalb am Boden.
Kohlendioxid (CO2)
ist ebenfalls schwerer als Luft und
verdrängt in einem geschlossenen
Raum den Sauerstoff. Es ist für den
Menschen nicht wahrnehmbar. In
einer solchen Atmosphäre verliert
der Mensch ohne Vorwarnungen
das Bewusstsein. Erfolgt dann nicht
schnellstmöglich eine Rettung,
besteht akute Lebensgefahr.
Methan (CH4)
ist leichter als Luft, brennbar und
explosiv und kann in der „richtigen
Mischung“ mit Sauerstoff (Explosionsgrenzen 4,4 bis 16,5 Prozent Gas in der
Luft) und einer entsprechenden
Zündquelle zu erheblichen (Körper)
Schäden führen.
Biogas ist ein Gemisch dieser Gase
und kann je nach Temperatur, Gaszusammensetzung und Feuchte leichter
oder schwerer als Luft sein.
LSV-INFO
Für Fragen zu diesem Thema stehen die
Außendienstmitarbeiter der Prävention
gerne zur Verfügung.
Unter www.svlfg.de > Prävention sind
die Kontaktdaten regionaler Ansprechpartner zu finden.
Eine Vielzahl von Unterlagen, wie
Gesetze und Vorschriften, Technische
Informationen und Regeln, MusterGefährdungsbeurteilungen sowie
verschiedene Betriebsanweisungen
stehen unter www.svlfg.de > Prävention
als Download zur Verfügung.
01 I 15 LSV kompakt
9
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ im fokus
Berufshilfe
„Uns geht‘s doch gut“
Nach einem folgenschweren Arbeitsunfall vor zehn Jahren im
landwirtschaftlichen Betrieb seiner Schwiegereltern berichtete
LSV kompakt über den querschnitts­gelähmten Hauke Stoltenberg.
Wir wollten wissen, wie es ihm heute geht.
S
ähe man den heute 32-Jährigen nicht im Rollstuhl sitzen,
würde man meinen, sein Leben sei
völlig „normal“ verlaufen. Rehabilitation, Umschulung, Hausbau, Hochzeit, Vaterfreuden – alles folgte nach
dem Unfall, als wäre nichts gewesen. Von außen betrachtet. Aber wie
sieht es in seinem Inneren aus? „Tiefs
ereilen mich nur ab und zu tageweise, wenn ich zum Beispiel wegen der
Begleitbeschwerden, die eine Querschnittslähmung mit sich bringt,
krank im Bett liegen muss. Das geht
dann auch an die Nerven“, antwortet
der gelernte Koch.
Zukunftspläne neu geordnet
Seinen Beruf als Koch und die geplante Übernahme des elterlichen
Restaurants musste er damals aufgeben. Das Lokal leitet inzwischen
sein Onkel, der jetzige Koch ist Stoltenbergs damaliger Lehrling. Wie das
Leben so spielt.
Stoltenberg bewarb sich schließlich mit Erfolg beim Norddeutschen
Rundfunk (NDR) um eine Ausbildungsstelle zum Kaufmann für Büro­
kommunikation. Der NDR war so
zufrieden mit ihm und seiner Arbeit,
dass er ihn nach der Lehre übernahm
und letztlich fest anstellte. „Die Ausbildungsleiterin beim NDR war richtig auf Zack“, so Stoltenberg. Sowohl
sie als auch das Integrationsamt und
die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft (LBG) hätten sich da richtig
„reingehängt“, lobt er.
Miteinander zu gutem Ergebnis
Es sind viele ineinander greifende
Zahnräder, welche die Zufriedenheit
10 LSV kompakt 01 I 15
Hauke Stoltenberg schaut optimistisch in die Zukunft
von Hauke Stoltenberg bewirken: Berufshelferin Isabell Peschke sorgte
von Anfang an für die Unterstützung
durch die LBG. Seine damalige Freundin und jetzige Ehefrau hat stets zu
ihm gehalten. Seine Familie und sein
Freundeskreis bieten ihm absoluten
Rückhalt. Sein neuer Beruf bereitet
ihm Freude. Auch das Hobby des Reisens haben die Stoltenbergs nicht aufgegeben und waren sogar samt Rollstuhl in Kanada. Vor zweieinhalb Jahren kam Tochter Emma zur Welt, ein
aufgeweckter, blond gelockter Sonnenschein. „Uns geht’s doch gut“, resümiert er bemerkenswert.
Hauke Stoltenberg, der schon damals
mit eisernem Ehrgeiz alle für RehaMaßnahmen üblichen Zeiten weit unterbot, ist heute ein Beispiel dafür, dass
trotz einer schicksalhaften und starken
körperlichen Einschränkung die Inklusion (Zugehörigkeit) durch ein gut
funktionierendes Zusammenspiel aller
Beteiligten, aber vor allem durch viel
Eigeninitiative, gelingen kann.
n
LSV-info
Fragen zum Thema werden per E-Mail
unter [email protected] gern
beantwortet.
Gesundheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
Gesunder Darm
Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung bei Männern und
Frauen in Deutschland
– das Risiko einer Darmkrebserkrankung wird
beeinflusst durch erbliche Belastungen, aber
auch durch Faktoren
des Lebensstils.
K
örperliche Aktivitäten tragen
entscheidend zur Lebensqualität und Gesundheit bei. Dass aber
auch der Darm von regelmäßiger
Bewegung profitiert, ist vielen nicht
bekannt. Die Deutsche Krebshilfe spricht von einer Reduzierung des
Erkrankungsrisikos bei Dickdarmkrebs von 20 bis 30 Prozent durch
körperliche Aktivität. Der vorbeugende Zusammenhang von Dickdarmkrebs und Bewegung sei hier
am überzeugendsten.
Wie wirken die Einflüsse von
Bewegung auf den Darm?
Körperliche Aktivität senkt vermutlich chronische Entzündungsprozesse im Körper und stärkt das Immunsystem. Außerdem wird die Motorik
Vorsorgeprogramm
der LKK im Überblick
Für Frauen und Männer
des Darms angeregt. Der Darminhalt wird schneller durch den Darm
transportiert und schädliche Substanzen wirken so kürzer auf die
Darmschleimhaut. Ergänzend dazu
kräftigt Gymnastik die Bauchmuskeln, die die Darmtätigkeit unterstützen. Derzeit gibt es keine eindeutigen
Empfehlungen, wie viel Bewegung
nötig ist, um das Krebsrisiko zu senken. Experten sprechen davon, mindestens 3 bis 4 Stunden pro Woche
körperlich aktiv zu sein. Wertvoll ist
es vor allen Dingen, mehr Bewegung
in den Alltag einzubauen.
Früherkennungsuntersuchung
nutzen
Mit einer ausgeglichenen Lebensweise, gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung unterstützt man den
Darm bei seiner Arbeit. Die empfohlene Vorsorgeuntersuchung zur Darmkrebsfrüherkennung sollte selbstverständlich sein und rundet das
Vorsorgeprogramm für den gesunden Darm ab.
Ratgeber „Schritt für Schritt“
informiert
Der Präventionsratgeber „Schritt für
Schritt“ der Deutschen Krebshilfe
bietet wertvolle Informationen und
alltagstaugliche Tipps zum Thema
Bewegung und gesundem Lebensstil.
Weitere Informationen zum Thema
unter www.krebshilfe.de n
n Check-up
(allgemeine Gesundheitsuntersuchung) – Früherkennung
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
Nieren­erkrankungen, Zucker­
krankheit
Alter: ab 35
Häufigkeit: alle zwei Jahre
n Früherkennung
von Hautkrebs –
Hautkrebs-Screening
Alter: ab 35
Häufigkeit: alle zwei Jahre
n Früherkennung
von Darmkrebs
--Dickdarm- und Rektumuntersuchung
Alter: ab 50
Häufigkeit: einmal im Jahr
zwischen 50 und 54 Jahren zusätzlich einmal jährlich Stuhluntersuchung (okkultes Blut)
--Darmspiegelung
Alter: ab 55
Häufigkeit: zwei Untersuchungen
im Abstand von zehn Jahren oder
Untersuchung des Stuhles auf
verborgenes Blut alle zwei Jahre.
Für Frauen
n Früherkennung
von Gebärmutter­
halskrebs
Alter: ab 20
Häufigkeit: einmal im Jahr
n Früherkennung von Brustkrebs
Tastuntersuchung (in Verbindung
mit einer Untersuchung der entsprechenden Hautregion)
Alter: ab 30
Häufigkeit: einmal im Jahr
n Mammographie-Screening
Alter: ab 50 bis 69
Häufigkeit: alle zwei Jahre
Für Männer
n Früherkennung von Prostatakrebs
Tastuntersuchung von Prostata und
Genitalien (in Verbindung mit einer
Untersuchung der entsprechenden
Hautregion)
Alter: ab 45
Häufigkeit: einmal im Jahr
Eine ausgewogene Ernährung ist ebenfalls wichtig für den Erhalt unserer Darmgesundheit - Inhaltsstoffe aus Brokkoli und verwandtem Gemüse hemmen das Krebswachstum
01 I 15 LSV kompakt
11
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ aktuell
Inklusion verbindet gemeinsam arbeiten
Gegenüber Beschäftigten mit
Beeinträchtigungen haben
Arbeitgeber eine besondere
Fürsorgepflicht. Die SVLFG
unterstützt sie, ein geschütztes Arbeitsumfeld für diesen
Personenkreis zu schaffen.
T
rotz Behinderungen arbeiten
die Mitarbeiter des Sozialunternehmens noris inklusion gemeinnützige GmbH in Nürnberg – je nach
persönlichen Fähigkeiten und Neigungen – in verschiedenen Berufszweigen. Manche machen dort eine
Ausbildung, um sich später in der
freien Wirtschaft zu bewähren. Egal,
ob im Gewächshaus oder beim Rasenmähen, jeder Mitarbeiter erfüllt
seine Aufgaben gewissenhaft und
trägt so zum wirtschaftlichen Erfolg
des Unternehmes bei. Als Arbeitgeber hat die noris inklusion gemeinnützige GmbH ihren Beschäftigten
mit Beeinträchtigungen gegenüber
eine erhöhte Fürsorgepflicht.
Nachteile vermeiden
Geschäftsführer Christian Schadinger nimmt diese Verantwortung sehr
ernst: „Arbeitsschutz hat bei uns
höchste Priorität. Wir tun alles, um
Arbeitsunfälle, Arbeitszeitausfälle,
Arnd Spahn, Vorstandsvorsitzender
der SVLFG:
„Keiner darf verloren
gehen. Keiner wird
ausgegrenzt. Wir freuen
uns vor Ort dabei zu
helfen, ein Höchstmaß
an Arbeitssicherheit und
Gesundheitsschutz für
Menschen mit Beeinträchtigungen zu
schaffen.“
12 LSV kompakt 01 I 15
SVLFG-Sicherheitsfachkraft Bernd Junghans (2. v. l.) bei einer Unterweisung
aber vor allem Nachteile für Menschen mit einer Behinderung zu vermeiden. Arbeitsabläufe werden auf
ein mögliches Gefahrenpotenzial hin
analysiert, etwaige notwendige Maßnahmen werden gemeinsam im Arbeitssicherheitsausschuss erörtert und
beschlossen.“ Professionelle Hilfe holt
sich Christian Schadinger hierzu von
außen: Bernd Junghans, Sicherheitsfachkraft des Sicherheitstechnischen
Dienstes der SVLFG. Er arbeitet zusammen mit der Geschäftsführung
und den zuständigen Gruppenleitern
– alles Beschäftigte der noris inklusion gemeinnützige GmbH mit sonderpädagogischen Zusatzqualifikationen – daran, das Arbeitsumfeld für
die dort im Gartenbau beschäftigten
rund 90 Menschen mit Beeinträchtigungen so zu gestalten, dass sie ihre
Fähigkeiten entfalten können, ohne
eine Gesundheitsgefährdung in Kauf
nehmen zu müssen.
Regelmäßige Unterweisungen
Je nach Anzahl der Beschäftigten
und der Risikoeinstufung ihrer Tätigkeiten errechnet sich die Stundenzahl, die Bernd Junghans im Auf-
trag der noris inklusions gemeinnützige GmbH tätig wird. Berechnungsgrundlage sind die Vorschriften für
Sicherheit und Gesundheitsschutz
der SVLFG (VSG 1.2). Die Aufgaben der Sicherheitsfachkraft umfassen zum Beispiel die Teilnahme an
Sitzungen des Arbeitssicherheitsausschusses, gemeinsame Betriebsbegehungen sowie Unterweisungen der
Gruppenleiter und der Arbeitnehmer mit Behinderungen. Unterweisungen, arbeitsfeldbezogene Gefährdungsbeurteilungen und daraus abgeleitete Maßnahmen schützen den
Einzelnen. Der Erfolg dieses engen
Sicherheitsnetzes: 2014 blieb der Betrieb arbeitsunfallfrei. Und dies trotz
Arbeitsfeldern mit einem erhöhten
Unfallpotential, wie zum Beispiel der
Brennholzaufarbeitung.
Besondere Herausforderung
„Unterweisungen für Menschen mit
Behinderungen sind für mich immer
etwas Besonderes“, sagt Bernd Junghans. „Die Herausforderung liegt
darin, die Inhalte so zu vermitteln,
dass jeder in der Gruppe sie verstehen, behalten und umsetzen kann.“
aktuell ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
Größten Wert legt Bernd Junghans
auf eine bildliche Darstellung von
Sachverhalten, da nicht alle Lehrgangsteilnehmer
lesen
können.
Kurze Sätze und eine einfache Wortwahl ohne Fremdwörter helfen, Zusammenhänge zu erklären. „Durch
Rückfragen während des Unterrichts
stelle ich fest, ob die Kursteilnehmer
wichtige Inhalte verstanden haben.
Der Praxisteil zeigt dann, ob sie auch
in der Lage sind, das theoretisch Gelernte in den Arbeitsalltag zu übertragen. Nicht jeder kann die Konzentration lange halten. Deshalb mache
ich häufiger Pausen und mehr, aber
dafür kürzere Unterrichtseinheiten“,
zählt Bernd Junghans einige wichtige
Unterschiede zu Kursen für Menschen ohne Beeinträchtigungen auf.
„Obwohl die Unterweisungen für die
Kursteilnehmer eine Anstrengung
bedeuten, sind sie in der Regel mit
Begeisterung dabei. Besonders beim
Praxisteil, wenn Rasenmäher und
Freischneider zum Einsatz kommen.“
Hohe Motivation
Die Unterweisung hat eine weitere
wichtige Funktion. Durch sie kann
besser beurteilt werden, ob der Mitarbeiter für die Grünpflege überhaupt
geeignet ist. Bernd Junghans gibt
nach den Kursen Empfehlungen ab
und spricht gegebenenfalls auch Ar-
Er ist ein guter Gärtner, in manchen
Situationen braucht er jedoch mehr
Unterstützung als andere
beitsverbote aus, wenn absehbar ist,
dass die persönliche Eignung nicht
vorhanden ist. Das ist zum Beispiel
der Fall, wenn jemand durch eine unsachgemäße Bedienung von Maschinen oder Geräten sich selbst oder andere gefährdet. Die erfolgreiche Kursteilnahme bestätigt ein Zertifikat.
„Das Zertifikat ist eine hohe Motivation“, weiß Bernd Junghans. Noch
lange nach den Unterweisungen zeigen die Menschen mit Behinderungen ihm stolz, dass sie Gelerntes
umsetzen können und tragen zum
Beispiel ganz bewusst ihre Schutzkleidung. Im Arbeitsalltag geben die
Gruppenleiter weiterhin Hilfestellung, achten auf die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz und
darauf, dass das Gelernte umgesetzt
wird.
Herzstück Gefährdungsbeurteilung
Anders als in Betrieben ohne besonders schutzbedürftige Mitarbeiter
ist die Auswahl des richtigen Betätigungsfeldes bei Menschen mit Behinderungen existentiell wichtig. Der
Erstellung arbeitsfeldbezogener Gefährdungsbeurteilungen kommt besondere Bedeutung zu.
Alle Beteiligten, wie der Betroffene
selbst, aber auch zum Beispiel Arbeitsmediziner, Gruppenleiter und
Sicherheitsfachkraft, arbeiten zusam-
men, um für den Mitarbeiter einen
Arbeitsplatz zu finden, den er ausfüllen kann und an dem er keinen Gefährdungen ausgesetzt ist.
Hand in Hand
Eine gut funktionierende, vertrauensvolle Zusammenarbeit von Betrieb und Sicherheitsfachkraft ist die
Basis für ein Höchstmaß an Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.
Geschäftsführer Christian Schadinger und Michael Volland, Betriebsleiter des Gartenbaus, stimmen dem zu.
Sie schätzen die direkte und kompetente fachliche Beratung durch Bernd
Junghans: „Mit der Unterstützung des
Sicherheitstechnischen Dienstes der
SVLFG haben wir ein hochkompetentes Knowhow mit einem breiten
Erfahrungsfeld direkt im Haus. Die
Unterweisungen von Herrn Junghans
sind an der Praxis orientiert. So ist ein
sicheres und erfolgreiches Miteinander möglich und wir können die hohe
Leistungsbereitschaft und Motivation
unserer Beschäftigten sichern.“
n
LSV-info
Fragen zum Thema werden per E-Mail
gern beantwortet :
[email protected]
Jeder Mensch hat etwas, das er mit Begeisterung macht - hier hilft auch der Beruf, die
Inklusion zu leben
01 I 15 LSV kompakt
13
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Sicherheit
Unfallort Werkstatt
Die Unfallzahlen bei Wartungs- und Reparaturarbeiten
in der Werkstatt steigen.
Das muss nicht sein.
S
teigende Kosten in der Fachwerkstatt in Verbindung mit
wirtschaftlichen Zwängen veranlassen immer mehr Betriebsunternehmer, in ihren landwirtschaftlichen
Werkstätten Reparatur- und Wartungsarbeiten an Schleppern, selbstfahrenden Arbeitsmaschinen und
Anbaugeräten durchzuführen. Nicht
immer sind die dafür notwendige
Fachkunde, das notwendige Spezialwissen oder die erforderlichen Spezialwerkzeuge vorhanden. Dies kann
schlimmstenfalls zu Verletzungen bis
hin zum Unfalltod führen oder zu finanziellen Schäden durch Bruch oder
Folgeschäden an Maschinen und Geräten. Sichere Arbeitsergebnisse können in der Werkstatt - wie auch in
allen anderen Bereichen - nur mit
ausreichender Qualifikation, entsprechendem Werkzeug, technischen Ein-
In einer aufgeräumten Werkstatt lässt es sich
effizient und sicher arbeiten
14 LSV kompakt 01 I 15
richtungen, Organisation und Vorbereitung erzielt werden.
Persönliche Vorbereitung
Die erforderlichen Fachkenntnisse
kann man sich durch Kurse bei verschiedenen Anbietern, zum Beispiel
Landwirtschaftsschulen oder Deulaschulen, aneignen. Dort werden nicht
nur die praktischen Fertigkeiten vermittelt, sondern auch das theoretische Wissen. Mittlerweile findet
man zwar für fast jedes technische
Problem eine Lösung in einschlägigen Foren im Internet oder auch
in der Presse, ob aber die dort aufgezeigten Lösungswege auch praktikabel und sicher sind, zeigt sich manchmal erst nach einem Fehlversuch, oft
mit schmerzhaften Folgen.
Professionelles Arbeiten beginnt mit
funktions- und sicherheitsgerechter
Kleidung, die Tragekomfort mit Bewegungsfreiheit vereint und dem Träger zahlreiche, sichere Möglichkeiten
für den schnellen Zugriff auf mitzuführendes Werkzeug oder Messmittel
ermöglicht.
Anforderungen an die Werkstattbeleuchtung
Große Bedeutung kommt der Beleuchtung in der Werkstatt zu. Dabei
ist Tageslicht vorzuziehen. Grundvoraussetzung für gute Arbeitsergebnisse sind eine gute Sehleistung
und Sehkomfort. Erreicht wird dies
durch eine ausgewogene Allgemeinbeleuchtung. Die Beleuchtungsstärke sollte bei Maschinenarbeiten zwischen 300 – 500 Lux und bei Feinmontagearbeiten bei mindestens 500
Lux liegen. Um Details ausleuchten
zu können, sollten zusätzlich Akkuhandleuchten griffbereit sein, die
nach Möglichkeit über Magnete verfügen, um sie an Maschinenteilen fixieren zu können.
„Ordnung ist das halbe (Werkstatt)
Leben“
Der Spruch „Wer Ordnung hält, ist zu
faul zum Suchen“ hilft in der Werkstatt nicht weiter. Alles sollte seinen
festen Platz haben, denn Zeit ist auch
in der Werkstatt Geld. Außerdem ist
herumliegendes Werkzeug eine zusätzliche Gefahrstellen. Wie für alle
anderen Arbeitsbereiche gilt es auch
im Arbeitsbereich Werkstatt, Gefährdungen zu erkennen und daraus Maßnahmen abzuleiten, wie diese Gefährdungen reduziert werden können. n
Tipps für sicheres
Arbeiten mit Werkzeug
n Lose
Hammerstiele entsorgen
bzw. nachstielen (verkeilen),
Stiele frei von Ölen und Fetten
halten
n Meißelbart
(breit geschlagene
Meißel) entfernen
n Keine
aufgeweiteten Schraubenschlüssel oder abgenutzte
Schraubendreher verwenden; je
besser das Werkzeug sitzt,
desto kleiner ist die Gefahr
abzurutschen
n Schraubendreher
nicht als
Brecheisen oder Meißel verwenden
n Nur
Messer mit scharfen Klingen verwenden; abgenutzte
Klingen austauschen oder
nachschleifen
Grundsätzlich gilt:
Alle Werkzeuge vor dem Einsatz
auf sichtbare Mängel prüfen,
mangelhafte Werkzeuge entsorgen oder instand setzen.
LSV-info
Weitere Informationen:
n www.svlfg.de > Prävention >
Praxishilfen > Mustergefährdungsbeurteilungen „Werkstattarbeiten“
n www.svlfg.de > Service > Broschüren
> Prävention > Broschüre „Instandhaltung“
Fragen zum Thema werden per E-Mail
unter [email protected]
gern beantwortet.
Sicherheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
Mobile FI-Schutzschalter
Richtig anwenden
Stromunfälle sind besonders gefährlich. Mobile FI-Schutzschalter
mit erweiterten Schutzfunktionen sorgen für mehr Sicherheit –
aber nur, wenn sie ohne Handschuhe bedient werden.
ährend jeder Unternehmer
die Sicherheit auf seinem
eigenen Betrieb selbst in der Hand
hat, muss er sich anderenorts darauf verlassen, dass von dem Stromnetz dort keine Gefahr ausgeht. Aber
nicht immer ist das so. Mobile FISchutzschalter, sogenannte ortsveränderliche Personenschutzeinrichtungen mit erweiterter Schutzfunktion PRCD-S (Portable Residual Current Device; S = Savety), sollen den
Anwender im Fehlerfall vor lebensgefährlichen Körperströmen schützen.
Was ist ein mobiler FI-Schutzschalter?
Als ortsveränderliche Schutzeinrichtungen bezeichnet man Schutzschalter, die über eine genormte Steckvorrichtung (Schutzkontaktstecker) zwischen einem elektrischen Betriebsmittel und einer festinstallierten
Steckvorrichtung (Steckdose) geschaltet werden können. Für Baustellenbetrieb müssen diese mindestens
der Schutzart IP 44 entsprechen. Sie
bieten Schutz gegen gefährliche Körperströme von maximal 30 mA, obwohl die vorhandene Elektroinstallation nicht über einen entsprechenden Fehlerstrom-Schutzschalter
geschützt ist.
Aus der Statistik der Unfallversicherung:
Bei 1.000 allgemeinen Arbeitsunfällen
enden 0,52 tödlich. Bei 1.000 Stromun­
fällen enden hingegen 6,4 tödlich.
LSV-info
Gegen welche Fehler sind die
Anwender geschützt?
Der PRCD-S erkennt Fehler in der
Festinstallation, zum Beispiel einen
unterbrochenen Schutzleiter, und
lässt sich im Fehlerfall nicht einschalten.
Er schaltet auch bei Fehlern in den angeschlossenen Geräten ab. Beim Ausfall der Netzspannung kann die elektrische Maschine bei Spannungswiederkehr nicht wieder anlaufen, ohne
dass der Einschaltknopf des mobilen
Schutzschalters erneut bedient wird.
Im Betrieb wird die Schutzleiterfunktion bei Beaufschlagung durch
Fremdspannung, beispielsweise beim
Anbohren einer fremden Leitung,
aufrechterhalten.
Lebenswichtig – mit bloßer Hand
einschalten
Die mobilen FI-Schutzschalter funktionieren aber nur, wenn sie ordnungsgemäß verwendet werden.
PRCD-S führen während des Einschaltvorgangs eine Strommessung
über den Körper des Benutzers durch.
Trägt dieser beim Einschalten Handschuhe, kann diese Messung nicht erfolgen und es wird „alles in Ordnung“
angezeigt, obwohl keine Schutzfunktion aktiv ist.
Der Schalter kann dann eine gefährliche Spannung auf dem Schutzleiter (PE) nicht erkennen. Gehäuseteile
daran angeschlossener Betriebsmittel können unter lebensgefährlicher
n
Spannung stehen.
Achtung! Immer Handschuhe ausziehen und mit
bloßen Händen bedienen
Sicherheitstipps für die
Verwendung des PRCD-S
n Vor
Verwendung Bedienungsanleitung lesen und die dort aufgeführten
Verwendungshinweise beachten.
n Anwender
mittels Unterweisung die
korrekte Verwendung nach Herstellerangaben vermitteln.
n Information zur
richtigen Verwendung
am Schaltgerät anbringen, dabei aber
nicht die Funktion beeinträchtigen.
n Einschalttaster
in keinem Fall überkleben, abdecken oder beschriften.
n Nur
mit bloßer Hand (ohne Handschuhe) einschalten.
Ausschneiden, Laminieren, Anbringen - rüsten Sie Ihren mobilen FI-Schalter mit einem kleinen
Hinweiskärtchen aus. Auch als Download im Internet unter www.svlfg.de > Prävention.
Fragen zum Thema werden per E-Mail
unter [email protected]
gern beantwortet.
Achtung!
Nur mit bloßer Hand
einschalten!
W
Achtung!
Nur mit bloßer Hand
einschalten!
01 I 15 LSV kompakt
15
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Gesundheit
„Trittsicher durchs Leben“ ist ein vom Bundesministerium für Forschung
und Bildung gefördertes Projekt der SVLFG mit dem Ziel, die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit ihrer Versicherten bis ins hohe Alter zu erhalten.
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen LandFrauenverband (dlv) und dem Deutschen Turner-Bund (DTB) durchgeführt. Wissenschaftlich wird es vom Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart begleitet.
M
it dem Projekt „Trittsicher
durchs Leben“ will die
SVLFG ihre Senioren darin unterstützen, ihre Autonomie und Beweglichkeit zu erhalten. Dinge, die das
Leben lebenswert machen, wie der
Spaziergang mit den Enkeln, das Bestellen des Gartens oder das Mitwirken auf dem Hof, sollen bis ins hohe
Alter erhalten werden. Wesentliche
Voraussetzungen für Mobilität im
Alltag sind körperliche Fitness, Kraft
und Gleichgewicht sowie gesunde
Knochen und eine sichere Umgebung.
Genau hier setzt das Trittsicher Programm mit seinen drei Bausteinen an:
Trittsicher-Bewegungskurse
Die Trittsicher-Bewegungskurse fördern die körperliche Fitness und
verbessern die Standfestigkeit. Das
Training besteht aus einfachen Übungen und erfordert keine Vorkenntnisse. Es verbessert auch die Balance und
den Muskelaufbau und hilft damit
auch, Stürze zu vermeiden. Trainiert
wird in der Gruppe an sechs Terminen
(je 90 Minuten) unter Anleitung von
Übungsleitern. Die Kurse wurden am
Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart
gezielt für ältere Menschen entwickelt. Die Organisation der Kurse erfolgt vor Ort durch engagierte Landfrauen der regionalen Landfrauenverbände. Speziell geschulte Übungsleiter des DTB leiten die Kurse. Sichtund erlebbarer Erfolg: Muskelaufbau,
Bewegungssicherheit und jede Menge
Spaß.
ƒƒ Trittsicher-Bewegungskurse
ƒƒ Untersuchung der Knochengesundheit
ƒƒ Sicherheit rund um Haus und Hof
Heinrich-Wilhelm Tölle, Mitglied des
Vorstan­des der SVLFG:
„Jeder einzelne Sturz, der
verhindert werden kann,
zählt. Mobilität, Eigenständigkeit und Gesundheit bis ins hohe Alter zu
erhalten, ist für uns eine
wichtige Aufgabe. Ich bin
froh, dass die SVLF G wertvolle Mitstreiter für diese
Sache gefunden hat.“
16 LSV kompakt 01 I 15
Geschulte Übungsleiter des DTB vermitteln die Übungen zur Bewegungssicherheit
Gesundheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
Osteoporose führt zu Knochenbrüchen
Viele Knochenbrüche sind auf eine
erhöhte Knochenbrüchigkeit (Osteoporose) zurückzuführen. Zur Behandlung gibt es effektive Medikamente. Osteoporose wird meist durch
eine Knochendichtemessung diagnostiziert. Sie ist schmerzlos und
weist nur eine minimale Strahlenbelastung auf.
Sicherheit rund um Haus und Hof
Schon kleine Maßnahmen rund um
Haus und Hof können die Sicherheit
der Senioren verbessern. Beispiele
sind das Anbringen von Handläufen im Eingangsbereich, Bewegungsmelder für gut ausgeleuchtete Wege
auf dem Hof oder das Einrichten von
Ruheplätzen zwischen Haus und
Garten.
Die Präventionsmitarbeiterinnen und
-mitarbeiter der SVLFG beraten gern
vor Ort. Auf www.svlfg.de steht eine
Checkliste zur Verfügung, mit der
sich rasch mögliche Gefahrenstellen
erkennen lassen und viele Tipps zur
Verbesserung der Sicherheit geben.
Pilotlandkreise
„Trittsicher durchs Leben“ wird zunächst in 47 ausgewählten Landkreisen in Baden-Württemberg, Bayern,
Hessen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz durchgeführt. Die Mitarbeiter der SVLFG werden dort Ver-
sicherte, die aufgrund eines erhöhten
Risikos für Knochenbrüche voraussichtlich besonders von dem Programm profitieren, direkt ansprechen. Ziel ist es, das Programm nach
Projektende deutschlandweit anbieten zu können. Die Evaluation des
Programms wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
unterstützt. n
Die Kurskosten ...
werden in der Regel von der SVLFG als
Landwirtschaftliche Krankenkasse zu
100 Prozent und anderen Krankenkassen
meist zu 80 Prozent erstattet. Erkundigen
Sie sich bei Ihrer Kasse, ob eine Kostenübernahme möglich ist.
Für Krankenversicherte der SVLFG:
Wie bei allen Gesundheitskursen der
Primärprävention muss an mindestens
80 Prozent der Kurseinheiten teilgenommen werden. Die Bestätigung der Teilnahme wird durch eine Bescheinigung
des Anbieters (ÜbungsleiterIn/PhysiotherapeutIn) nachgewiesen. Von der Krankenkasse werden innerhalb eines Kalenderjahres maximal zwei Kurse der Primärprävention bezuschusst. Dazu zählen
Gesundheitskurse vor Ort oder Kurzkuren
der LKK. Interessierte, die im Kalenderjahr bereits Primärpräventionsangebote
in Anspruch genommen haben, können
teilnehmen, müssen aber den Kostenanteil selbst tragen.
LSV-INFO
Ansprechpartner zum Projekt:
Übungsleiter Gesucht
Bayern:Tel.: 0871 696-580
Sind Sie in einem Sportverein Übungsleiterin mit der 2. Lizenzstufe „Sport in der
Prävention“ oder kennen Sie einen engagierten Übungsleiter mit dieser Voraussetzung? Möchten Sie mehr über das Programm erfahren, dann wenden Sie sich
bitte an den DTB: [email protected],
Tel. 069 67801-170 (-172).
Baden-Württemberg und
Rheinland-Pfalz: Tel.: 0711 966-2014
Hessen und Niedersachsen:
Tel.: 0561 9359-3070
Die genannte Checkliste finden Sie
unter www.svlfg.de > Gesundheitsangebote > Sturzprävention.
Schon ein Kontrollgang mit dem Enkel kann die Bewegungssicherheit verbessern
Übungen mit Gewichten fördern den Muskelaufbau
01 I 15 LSV kompakt
17
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Sicherheit
Gefahr am Feldhäcksler
Bei der Grasernte kommt es häufig zu Verstopfungen im
Feldhäcksler. Während der Störungsbeseitigung besteht
vor allem bei älteren Maschinen erhöhte Verletzungsgefahr. Im vergangenen Jahr traten gehäuft Unfälle auf.
B
ei der Störungsbeseitigung am
Feldhäcksler ist umsichtiges
Handeln gefragt. Der Nachlauf der
Aggregate ist unbedingt abzuwarten. Die „neuralgische Stelle“ sitzt im
Feldhäcksler zwischen Messertrommel und Auswurfbeschleuniger. Dort
setzt sich der Gutflusskanal mit Gras
zu. Bei der Entstörung laufen die
Häckselorgane noch lange nach dem
Abschalten nach.
Finger und Hände abgetrennt
Die SVLFG als Landwirtschaftliche
Berufsgenossenschaft registrierte allein in 2014 sieben Unfälle, bei denen
Feldhäckslerfahrern Finger, Hände
und Unterarme abgetrennt wurden.
Die Tragik für jeden Verletzten, dessen Familie und die Folgen für das
landwirtschaftliche Unternehme sind
allein mit Zahlen gar nicht zu beschreiben.
Das Unfallgeschehen läuft nahzu
immer gleich ab: Der Feldhäcksler
wird zur Grasernte eingesetzt. Der
spätere Unfallverletzte bemerkt eine
Verstopfung am Auswurfkrümmer
und stoppt den Antrieb, ohne den
Motor abzustellen. Er verlässt die
Fahrerkabine und begibt sich zur Revisionsöffnung am Gutflusskanal.
Diese wird geöffnet und die Verstopfung lokalisiert. Nachdem große Teile
der Verstopfung beseitigt sind, wird
die Maschine mit geöffneten Schutzeinrichtungen „freigeblasen“.
Nachlauf bis zu zwei Minuten
Zur Kontrolle begibt sich der Bediener erneut zur Revisionsöffnung, um
die Störungsbehebung zu überprüfen
und ggf. weitere Grasreste zu entfernen. Greift er dabei in die Revisionsöffnung, werden einzelne Finger, die
Hand oder sogar der gesamte Unterarm von der noch nachlaufenden
Messertrommel und dem Wurfbeschleuniger erfasst. Der bis zu zwei
Minuten dauernde Nachlauf wird
Wichtige Hinweise:
n Alle
Beteiligten der Häckselkette über die möglichen
Gefahren informieren
n Motor abstellen
n Stillstand aller Aggregate
abwarten (Häckseltrommel und
Wurfbeschleuniger laufen nach)
n Bei den Entstörungsarbeiten
entsprechend Betriebsanleitung
vorgehen
n Bei Arbeiten an scharfen Kanten
Lederhandschuhe tragen
n Schutzvorrichtungen und
Abdeckungen wieder anbringen
n Nach Herstellerangaben ist der
Vorgang des „Freiblasens“ nicht
notwendig
n Bei Neukauf nur Häcksler mit
einer automatischen Abbremsung oder vergleichbaren
Sicherheitseinrichtungen
wählen
durch die Fahrer unterschätzt, auch
der parallele Lauf von Messertrommel und Wurfbeschleuniger wird
oft nicht beachtet. Zudem stehen die
Fahrer unter Stress durch die andauernde Erntesaison und die teilweise
ungünstigen Erntebedingungen.
Drei der aktuellen Unfälle zeigen
noch ein weiteres Problem bei der Beseitigung von Verstopfungen: Nach
dem Freiblasen werden Motor und
Häckselorgane nicht abgestellt und
sich trotzdem der Revisionsöffnung
genähert. Dies ist ein unverantwortliches Spiel mit Leib und Leben mit
meist tragischen Folgen.
n
LSV-info
Die Präventionsmitarbeiter der SVLFG
beraten Sie gerne. Ihren zuständigen
Ansprechpartner finden sie unter
www.svlfg.de > Prävention > Ansprechpartner.
Fragen zum Thema werden auch per
E-Mail unter 400_praevention_pf@
svlfg.de beantwortet.
18 LSV kompakt 01 I 15
Sicherheit ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
Alles sicher im Blick
Ab 2016 schreibt die neue
EU-Traktorenverordnung
eine Vergrößerung des
Sichtfeldes für land- oder
forstwirtschaftliche Zugmaschinen vor. Damit
sollen Unfälle durch eingeschränkte Sicht verhindert werden.
D
as Fahren von Traktoren und
Landmaschinen
erfordert
ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit.
Ein Rangieren auf engsten Straßen
und Hofstellen gehört für die Fahrer zum Alltag. Bauartbedingt sind
große Teile des Umfelds von Traktoren und Maschinen oft schlecht oder
nicht einsehbar. Der Erweiterung des
Sichtfeldes mit direkter und indirekter Sicht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu. Das Sichtfeld
kann sowohl durch bessere Spiegel
als auch durch zusätzliche KameraMonitor-Systeme verbessert werden.
Die Spiegel sollten grundsätzlich vor
Fahrtbeginn gereinigt und für den jeweiligen Fahrer eingestellt werden.
Nachrüstung von Spiegeln
Neue, speziell für den Einsatz an landwirtschaftlichen Fahrzeugen ent­
wickelte Spiegel, wie die beispielsweise
im DLG Focus Test-Prüfbericht 6039F
„Sichtfeld“ getesteten und empfohlenen, verfügen über ein größeres Sichtfeld als derzeit vorgeschrieben sowie
einen zusätzlichen Nahbereichsspiegel. Sie können einfach und kostengünstig nachgerüs­tet werden. Bei der
Neuanschaffung von Traktoren und
Landmaschinen rät die SVLFG zu
elektrisch verstellbaren Spiegeln mit
zusätzlichem Weit­winkel- bzw. Nahbereichsspiegel. Durch die elektrische
Bedienung wird das individuelle Einstellen der Spiegel stark vereinfacht
und die Sicherheit für Fahrer und Personen im Umfeld der Traktoren und
Landmaschinen deutlich erhöht.
Die Umrüstkosten für einen Traktor ohne elektrische Spiegelverstellung und Heizung liegen bei etwa 60
bis 70 Euro pro Spiegel. Die Spiegel
können mittels einfacher Klemmung
an jedem Rundrohr im Durchmesser
von 18 bis 22 Millimetern montiert
werden. Bezugsquellen gibt es im Internet oder beim Landhändler.
Neue Traktorenverordnung
EU 167/2013
Die Notwendigkeit einer Sichtfeldvergrößerung für mehr Fahrsicherheit hat auch die Europäische Kommission erkannt. Die neue Traktorenverordnung EU 167/2013 schreibt
daher eine Vergrößerung des Sichtfeldes für land- oder forstwirtschaftliche Zugmaschinen vor. Die detaillierten technischen Spezifikationen
werden in der Norm ISO 5721-2 festgeschrieben.
Ab 2016 wird die aktuell gültige
2009/59/EWG durch die EU-Verordnung Nr. 167/2013 ersetzt. Das bedeutet: Alle neuen Traktoren-Typen (Serien) müssen diese Regelung ab 1. Januar 2016 erfüllen. Ab 2018 müssen
alle neuen Traktoren die EU-Verordnung Nr. 167/2013 erfüllen.
Tipp für Kamera-Monitor-Systeme
Kamera-Monitor-Systeme
sollten
besser mit einer Kabelverbindung
versehen sein, da Funkverbindungen
einfacher Systeme oft sehr störungsanfällig sind. Weiterhin sollten Kamera und Display über eine hohe Auflösung verfügen, um eine möglichst
gute Bildqualität zu gewährleisten. n
LSV-info
Fragen zum Thema werden per E-Mail
unter [email protected]
gern beantwortet oder wenden Sie sich
bitte an Ihren örtlich zuständigen
Präventionsmitarbeiter.
01 I 15 LSV kompakt
19
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ sicherheit
Aus dem Unfallgeschehen
Unfälle mit Rindern stehen
weiterhin ganz oben in der
Unfallstatistik der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft. Ist ein Bulle beteiligt,
kommt es oft zu schwersten
oder sogar tödlichen
Verletzungen.
1
Der Betriebsunternehmer führte seinen regelmäßigen Kontrollgang bei dem Jungvieh und den
trocken stehenden Kühen durch. Bei
dieser Arbeit betrat er die Weide und
wurde von dem mitlaufenden Deckbullen angegriffen und getötet.
Unfallursache:
Der Landwirt betrat alleine die Weide ohne Fluchtmöglichkeit (zum Beispiel den Schlepper als Rettungsinsel). Er hätte die Herde vom Fahrzeug aus kontrollieren sollen.
2
Der Unternehmer wollte den
Nabel eines mit dem Muttertier in einer Box stehenden Kalbes
untersuchen. Als zweite Person war
der Bruder des Unternehmers zugegen. Dieser verließ den Stall kurz, um
einen Schutzstock zu holen. Ohne auf
seinen Bruder zu warten, begann der
Unternehmer mit der Untersuchung
des Kalbes. Als das Kalb blökte,
drehte sich die Mutterkuh um und
stieß dem Unternehmer das Horn in
die Brust. Der Unternehmer überlebte den Unfall schwerverletzt.
Unfallursache:
Der Unternehmer wartete nicht auf
die zweite Person. Weiterhin hätte
das Kalb von der Kuh für die Untersuchung separiert werden müssen
und die Kuh enthornt werden sollen.
3
Beim Verladen von Mastbullen
drehte sich ein Tier, als es aus
dem Stall in das grelle Sonnenlicht
laufen sollte und drückte den Mitarbeiter des Landwirtes gegen die Stallwand. Hierbei zog sich dieser Rippenserienfrakturen zu.
Unfallursache:
Es war kein geeigneter Treibgang vorhanden und das Tier hatte zu wenig
Zeit, um sich an die geänderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen.
4
Beim Arbeiten im Melkstand
wurde dem Landwirt der Arm
zwischen einer Stütze der Abtrennung eingequetscht. Er erlitt hierbei
Quetschungen und Schürfwunden.
Unfallursache:
Der Melkstand hätte als freitragende
Konstruktion ausgeführt werden sollen. Die Kühe sind vor dem Anrüsten
des Euters oder Ansetzen der Melkzeuge anzusprechen, damit sie auf die
folgende Berührung vorbereitet sind.
Henner Braach, stellv. Vorsitzender
der Vertreterversammlung der
SVLFG:
„In der sicheren
und modernen
Tierhaltung sind
Möglichkeiten
zum Fixieren
oder Separieren
von Rindern
unabdingbar.“
5
Der Auszubildende betrat den
Melkstand und rutschte auf
der nassen Treppe zur Melkstandsgrube aus. Er erlitt Prellungen im Bereich des Steißbeines.
Unfallursache:
Die Treppe war stark verschmutzt
und somit nicht rutschsicher. Weiterhin fehlte ein geeignetes Geländer.
6
Der Mitarbeiter des Unternehmers betrat den Milchviehlaufstall, um die Tränke zu reparieren. Während der Reparaturarbeiten
griff ihn der in der Herde mitlaufende
Deckbulle von hinten an und verletzte ihn tödlich.
Unfallursache:
Der Deckbulle war nicht separiert. Bei
der Arbeit hätte eine zweite Person
die Herde beobachten müssen und es
bestanden keine geeigneten Fluchtmöglichkeiten. Besser ist es, auf einen
mitlaufenden Bullen zu verzichten
und die Milchkühe künstlich zu befruchten, ansonsten muss eine geeignete Bullenbox mit Fixiermöglichkeit (Fanggitter) vorhanden sein. n
LSV-info
www.svlfg.de > Prävention > Broschüren/
Merkblätter > Rinderhaltung
Unfallverteilung im Zusammenhang mit der Tierhaltung
20 LSV kompakt 01 I 15
R
Tiere sind auch
nur Menschen
espekt ist oberstes Gebot beim Umgang mit Tieren – egal,
ob auf dem Bauernhof, zu Hause oder in der Natur. Tier und
Mensch müssen sich zunächst „beschnuppern“ – also kennen
lernen. Die Besitzer der Tiere sollten dabei sein,
denn sie können ihre Tiere und die Situation gut
einschätzen. Sie wissen auch, ob ein Tier spielen
will oder gestreichelt oder vielleicht lieber in
Ruhe gelassen werden möchte. Wenn ihr die
Tiere besser kennt, merkt ihr das selbst an ihrem
Verhalten. Also nichts erzwingen. Tiere dürfen nicht
einfach gefüttert werden. Das solltet ihr nur in
Absprache mit den Besitzern tun. Nachdem ihr Tiere
angefasst habt, unbedingt die Hände waschen.
Und aufgepasst: Tiere bleiben immer unberechenbar!
„Grüne Soße“
(
6 Portionen)
Eier uf
Wettla
Ihr braucht:
te Eier
Hartgekoch
emalt)
(evtl. bunt b
igefähr 10 M
So läuft´s:
l an Eiern un
ah
Z
te
h
sc
n
wü
d mit
Kocht die ge
r anschließen
ih
t
n
n
ö
k
r
ie
inige der E
em Spiel
nuten lang. E
alen. Nach d
em
b
er
d
o
e
en färben
erden – sieh
Ostereierfarb
r gegessen w
ie
E
)
en
rt
eh
nvers
können die (u
, leicht
Rezept.
d ein kleines
al
W
im
er
d
Garten o
t für die
Sucht euch im
en Startpunk
d
t
k
ec
St
s.
Stück au
heinander
abschüssiges
asst nun nac
L
.
ab
r
ie
E
er
ke d
nterrollen.
Wettlaufstrec
nkt aus hinu
u
P
m
se
ie
d
eure Eier von
e oder ist
ter als braun
ei
w
r
ie
E
e
ß
g“
Rollen wei
derlackierun
mit der „Son
i
E
as
d
t
h
ic
vielle
gekommen?
am weitesten
Zutaten:
200 g frische Kräuter
(Paket gemischt
für Frankfurter Grün
e Soße),
200 g saure Sahne, 1
kg Naturjoghurt,
1 TL Salz, 1 Prise Zuck
er,
1 TL Senf (mittelscharf
),
6 hartgekochte Eier
Zubereitung:
Die Kräuter waschen
und trocknen lassen.
Saure Sahne und
Naturjoghurt verrühr
en – Salz, Senf und Zu
cker dazu geben.
Die Kräuter fein hack
en (lasst euch von ein
em Erwachsenen
helfen) und dazu gebe
n. Die Eier pellen un
d
grob schneiden,
dann ebenfalls in die
Soße einrühren. Das
Ga
nze mindestens
eine Stunde lang durch
ziehen lassen und vo
r dem Servieren
nochmals abschmeck
en. Schmeckt sehr lec
ker zu Pellkartoffeln!
Links
und Frühling i
rn
e
st
O
r
fü
o
le
k
De
.de/osterbaste
-gestalten
www.basteln
ück!
ommen zur el/zugvoegel/
k
l
e
g
ö
V
ie
D
flanzen/voeg
dp
e/tiereun
www.nabu.d
kräutern
en mit Wild te/2012/03511/
h
c
o
K
–
n
e
Frühling essinder/spielen-werkeln/rezep
ne.de/k
www.br-onli
❘ ❘ ❘ ❘ ❘ ■ Sicherheit
Sichere Pflanzenschutztechnik
Bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln ist der
Anwender chemisch-biologischen und mechanischen
Gefährdungen ausgesetzt. Um diese auf ein Minimum
zu reduzieren, arbeiten die Experten der Prüf- und
Zertifizierungsstelle (PZ.LSV) seit vielen Jahren mit
dem Julius-Kühn-Institut (JKI) zusammen.
A
uf vielen Pflanzenschutzgeräten ist das Prüfsiegel „JKI amtlich geprüft und anerkannt“ angebracht. Damit wird dem Hersteller bescheinigt, dass dieser Gerätetyp
eine Prüfung zur JKI-Anerkennung
erfolgreich durchlaufen hat. Verantwortlich für die JKI-Anerkennung ist
das Institut für Anwendungstechnik
im Pflanzenschutz des JKI mit Sitz
in Braunschweig, die frühere Biologische Bundesanstalt (BBA). Es hat
den Auftrag, Anwender und Umwelt vor den von Pflanzenschutzmitteln ausgehenden Risiken zu schützen, indem Pflanzenschutzgeräte, Sägeräte und Beizstellen geprüft werden. Die JKI-Anerkennung ist nicht
zu verwechseln mit dem „SpritzenTÜV“ und zielt auf den Hersteller
von Pflanzenschutztechnik ab. Das
JKI verfügt für diese Prüfungen über
professionelle Messstände, so zum
Beispiel zur Messung der Querverteilung. Ein weiterer wichtiger Baustein ist der Praxiseinsatz des Gerätes
über eine Saison auf einem landwirtschaftlichen Betrieb.
Arbeits- und Gesundheitsschutz
Die Prüfung der Arbeitssicherheit im
Rahmen der JKI-Anerkennung er22 LSV kompakt 01 I 15
folgt durch die Prüfingenieure der
PZ.LSV. Maschinen und Geräte werden immer komplexer und bedürfen einer sehr genauen Betrachtung,
damit die Gefahr von Arbeitsunfällen und Gesundheitsgefahren reduziert wird. Diese sicherheitstechnische Begutachtung findet entweder
in Braunschweig oder beim Hersteller des Pflanzenschutzgerätes statt.
Mit Hilfe von Normen und Erkenntnissen aus der Praxis werden Mängel
an der Maschine identifiziert und dokumentiert. Mängel sind oft schlecht
konstruierte Aufstiege und Tritte,
fehlerhafte Betriebsanleitungen oder
nicht umgesetzte Anforderungen der
aktuellen Norm. Der Hersteller erhält
im Anschluss an die Prüfung einen
Prüfbericht, der eine Mängelliste und
eine detaillierte Fotodokumentation
umfasst. Sind die Mängel abgestellt,
kommt es zu einer Nachprüfung. Die
Bewertung aller Unterlagen übernehmen die Zertifizierer am Sitz der
PZ.LSV in Kassel. Nach dessen Abschluss erhält das JKI Nachricht.
Vorteile der JKI-Anerkennung
Der Nutzen der JKI-Anerkennung
für den Praktiker liegt darin, dass
sein Gerät alle technischen und ar-
beitssicherheitsrelevanten Anforderungen erfüllt und dies von unabhängiger Stelle geprüft und bestätigt
wurde. Das Risiko eines schweren
Unfalls und von Gesundheitsgefahren wird schon vor dem Inverkehrbringen der Maschine ganz wesentlich reduziert. Arbeitsschutz und
Wirtschaftlichkeit sind im Übrigen
kein Widerspruch: Geprüfte Maschinen und Geräte senken die Ausfallzeiten und sorgen für einen effizienten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Dass die Belastung für die
Umwelt auf ein Minimum reduziert
wird, ist ein positiver Nebeneffekt
und verbessert auch die Außendarstellung des Praktikers in der Bevölkerung.
n
LSV-INFO
PZ.LSV Kassel: Tel.: 0561 9359-425
Mail: [email protected]
JKI Braunschweig:Tel.: 0531/299-3658
Mail: [email protected]
Weitere Informationen im Internet
unter www.pz.lsv.de und unter
www.jki.bund.de
Aktuell ■ ❘ ❘ ❘ ❘ ❘
Messen und Veranstaltungen –
Die SVLFG von April bis Juni 2015 vor Ort
Datum
Ausstellung/Ort/Thema
Homepage
10. bis 12.04.
Forst Live Süd/Offenburg, Messegelände, Freigelände/ „Denk
an mich. Dein Rücken“, PSA Forst
www.forst-live.de/sued/index.
htm
23. bis 26.04.
agra/Leipzig, Messe-Allee (Leipziger Messe), Halle 2/ „Denk an
mich. Dein Rücken“
www.agra2015.de
20.06.
21. bis 23.06.
Verkehrssicherheitstag/München
demopark + demogolf/Eisenach
www.demopark.de
Die SVLFG auf der demopark + demogolf in Eisenach 2015:
Mit dem Schwerpunktthema Rückengesundheit ist die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau
auf der demopark in Eisenach vertreten. Im Grünpflegebereich sind diverse Tätigkeiten und Arbeitsplätze zu finden,
bei denen der Rücken besonders gefordert und beansprucht ist. Deshalb gibt die SVLFG in Eisenach im Rahmen der
Präventionskampagne „Denk an mich. Dein Rücken“ wertvolle Tipps zum rückenschonenden Arbeiten. Daneben
stehen die SVLFG-Berater auch für alle weiteren Fragen zu Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in der Grünpflege bei GaLaBau-Betrieben und Kommunen zur Verfügung.
Die demopark + demogolf, Europas große Innovationsschau für Grünpflegetechnik, findet alle zwei Jahre in Eisenach
auf dem Flugplatz Kindel statt. Auf mehr als 250.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche heißt es “anfassen, einsteigen und ausprobieren“, wenn Traktoren, Motorsägen, Kehrmaschinen oder Aufsitzmäher zum ausgiebigen Test unter
einsatznahen Bedingungen einladen. Es werden erneut mehr als 400 Aussteller und über 36.000 Fachbesucher
erwartet.
Rückschau: Die SVLFG auf deR internationalen Grünen Woche (IGW) 2015 in Berlin
Am Messestand der SVLFG auf der IGW in Berlin drehte sich vom 16. bis 25. Januar 2015 alles um den gesunden Rücken. Eine permanente Gefahr für den Rücken stellt das Heben und Tragen dar.
Bild links: Staatssekretär
Peter Bleser überzeugte sich
an einem Vakuumheber mit
Sacksauggreifer, wie schwere
Futtermittel- oder Saatgutsäcke Rücken schonend und
trotzdem schnell und effizient bewegt werden können
Bild unten: Alternierender
Vorstandsvorsitzender Leo
Blum im Alterssimulationsanzug. Darin werden die
typische Alterseinschränkungen erlebbar
Bild links: Tamme Hanken,
der „XXL-Ostfriese“, gab
wertvolle Tipps zum richtigen
Heben und Tragen
Bild unten: v.l.n.r. Vorstandsmitglied Walter Heidl mit
Ehefrau Anneliese und
Vorstandsvorsitzender Arnd
Spahn an der ergonomischen
Sackkarre. Durch den Einsatz
dieses Hilfsmittels werden
Transporte erleichtert
01 I 15 LSV kompakt
23
Weil Pflege kein Acht-Stunden-Job ist.
www.svlfg.de