- Finanz und Wirtschaft

FRÜHLING 2015 – 7 FRANKEN
RENDEZ-VOUS MIT
STAN
WAWRINKA
INTERVIEW
JOHANN
SCHNEIDERAMMANN
REISEN
BURMA - LAND DER
1000 PAGODEN
IM DIALOG
UHREN UND KUNST
UHREN
SPEZIAL
DER JAHRGANG 2015
DIE HERAUSFORDERUNGEN
UHRENMARKT CHINA:
DIE ANALYSE
ROTONDE DE CARTIER
G R O S S E KO M P L I K AT I O N S K E L E T T 9 4 0 6 M C
ALS MEISTERLEISTUNG DER HAUTE HORLOGERIE VERKÖRPERT DIE ROTONDE DE CARTIER GROSSE KOMPLIKATION
SKELETT, ZERTIFIZIERT MIT DEM «POINÇON DE GENÈVE», DIE BEISPIELLOSE EXPERTISE DER CARTIER
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Es ist ein Ort, der zwar erforscht und kartografiert, jedoch nie von Menschen bewohnt wurde. Hier, am kältesten und äußersten
Ende der Welt, ist die TUDOR North Flag zu Hause. Dieses technisch wie ästhetisch hochwertige Instrument birgt in seinem
Inneren das erste von TUDOR entwickelte und produzierte Uhrwerk und ist der wohl verlässlichste Begleiter des modernen
Abenteurers. Ein Zeitmesser, der eine neue Ära in der Markengeschichte begründet.
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9 | Finanz und Wirtschaft LU X E
EDITORIAL
Magazin zur Ausgabe der «Finanz und
Wirtschaft» vom 18. März 2015.
LUXE ist eine gemeinsame Publikation
von «Bilan» und «Finanz und Wirtschaft»
und erscheint vier Mal jährlich.
–
Im Auge des Betrachters
VERLAG FINANZ UND WIRTSCHAFT AG
Werdstrasse 21,
Postfach, 8021 Zürich
Telefon 044 248 58 00,
Fax 044 248 58 15
www.fuw.ch, [email protected]
–
VERLEGER
Pietro Supino
VERLAGSLEITER
Walter Vontobel
CHEFREDAKTOR
Mark Dittli
REDAKTIONELLE LEITUNG
Hans Uli von Erlach
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Tamedia Publications romandes
Werbemarkt
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Tel. 044 251 35 75
[email protected]
ART DIRECTOR
Enzed, Mélanie & Nicolas Zentner,
Mathieu Moret
BILDREDAKTION
David Huc
–
MITWIRKENDE DIESER AUSGABE
Sylvie Bernaudon, David Bennett,
Stéphane Bonvin, Dominic Büttner,
Amanda Castillo, Christian von Faber
Castell, Jorge Guerreiro,
Eileen Hofer, Michel Jeannot,
Sarah Jollien-Fardel, Sébastien Ladermann,
Patricia Lunghi, Marc Ninghetto,
Iris C. Ritter, Knut Schwander,
Gaëlle Sinnassamy, François Wavre,
Myret Zaki.
–
ÜBERSETZUNG
Béatrice Aklin,
Sabine Dröschel, Gian Pozzy,
–
BILAN LUXE
VERLEGER
Tamedia Publications SA
CHEFREDAKTOR
Myret Zaki
E
s werden wieder Tage der Superlative sein. Aus 40 Ländern präsentieren um die 1500 Marken aus der Uhren- und
Schmuckindustrie, darunter die grössten und renommiertesten der Welt, an der Baselworld ihre exklusiven und innovativen Neuheiten. Bewundert, beäugt und bewertet von den
namhaftesten Händlern, von rund 4000 Medienvertretern inklusive der wichtigsten Fachjournalisten und der grössten
Fernsehsender. Auf über 140‘000 Quadratmetern werden in
gewohnt spektakulären Pavillons die Tourbillons um die Wette
und um die eigene Achse rasen, mit neuen technischen Komplikationen werden Uhren Kenner zum Staunen bringen. Zu Hunderten werden Diamanten funkeln und Juweliere fachsimpeln. Feine Noblesse trifft grosse Handwerkskunst,
Zeitgeist trifft Tradition. Und die Gesamtversicherungssumme wird astronomisch sein
an diesem weltweit wichtigsten Schaufenster der Szene.
Trotz all dem gediegenen und auch mal lauten Trubel, der um die Vitrinen und
die Pavillons herrscht, kann es einem als Liebhaber des Schönen, als Bewunderer alter Metiers und neuer Techniken, als «einfachem Messebesucher» quasi, passieren:
Da springt einen nämlich unter den Tausenden von grossartigen Stücken, die um die
Gunst der Fachwelt surren, ticken und glitzern, eines an, das man nicht mehr vergisst.
Man ist augenblicklich fasziniert, nullkomaplötzlich hingerissen, erwischt, verwirrt,
verfallen. Die womöglich vielen Ziffern auf der Preisetikette sind ganz nebensächlich
– die sprichwörtliche Schönheit, die im Auge des Betrachters liegt, hat zugeschlagen.
Man wird sich bewusst, wie intim eigentlich das persönliche Verhältnis zu schönen
Objekten ist.
Warum man die eine oder andere Uhr liebt, ist eine ganz eigene, hochprivate Angelegenheit. Es ist wie bei der Kunst. Oder vielleicht sogar wie bei einem Menschen,
auf den man trifft? Es sind Chemie und Ausstrahlung und noch mehr, die auf beinahe
geheimnisvolle Art zwei Persönlichkeiten zusammenführen – die Uhr und mich. Immerhin hat ja auch eine Uhr, wie der passionierte Uhrenrestaurateur und -kenner Jim
Gerber in diesem Magazin bekennt, eine Art Seele. Dass sie bewegt, liegt ja ohnehin in
ihrer Natur...
MARKETING
Warum auch immer Menschen ihre Uhren auswählen, ob als Faszinations- oder
als Identifikationsobjekt, als modisches Accessoire, aus Begeisterung für grossartiges
Handwerk oder gar als Vorzeigestück für gesellschaftliche Potenz: Die Uhren, die wir
tragen, sind Teil unserer Persönlichkeit und sagen viel über uns aus. Das ist ihr Faszinosum – vom goldgefassten Räderwerk bis zum Kunststoffamband mit digitalem Herz.
FOTOLITHO
Wir wünschen Ihnen bei der Lektüre dieses «Luxe»-Magazins, das dem Thema Uhr
gewidmet ist, einen Teil jener Leidenschaft, die wir beim Machen verspürten.
REDAKTIONELLE LEITUNG
Cristina d’Agostino
Dahlia Al-Khudri,
[email protected]
David Olifson,
[email protected]
–
Images3 Lausanne
–
DRUCK
Stämpfli Publikationen AG
Auflage 57 000
ISSN 1664-0152
Hans Uli von Erlach
Redaktionsleitung
Finanz und Wirtschaft LU X E | 9
INHALT
Frühling
38
70
56
38
50
74
42
28
38 UHRENTRENDS
Neuheiten 2015
70 RENDEZ-VOUS
Stan Wawrinka
41 ACCESSOIRE
Uhrenbänder
73 STIL
Krawattenklammern
42 BEST BOUTIQUE AWARDS
Uhrenboutiquen in Zürich und Genf
74 MODE
Die Linie der 30er-Jahre
22 AGENDA
50 DIALOG
Uhren treffen Kunst
82 METIER
Jim Gerber
24 TREFFPUNKTE
Die Musts von Basel
56 DIAMANTEN
Fancy farbene Rekordseller
84 AUTO
Digitales Upgrading
26SCANNER
59 TREND
Glücksbänder sind chic
86 ÄSTHETISCHE MEDIZIN
Wo Männer etwas machen lassen
32 DOSSIER
10 Herausforderungen
für die Uhrenindustrie
60 HANDWERK
Goldschmelzerei
88 GASTRONOMIE
Eugénie-les-Bains
61 ERINNERUNG
David Bennett über Ava Gardner
90 REISEN
Burma, Land der 1000 Pagoden
36 UHRENMARKT
Überraschung aus China
62 SHOOTING
Die neuen Uhren
94 DIGITAL
9
EDITORIAL
90
12MITWIRKENDE
14
MEIN BLICK
Nicolas Bideau
16 MUST HAVE
20 TECH-TRENDS
28 INTERVIEW
Johann Schneider-Ammann
10 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Titelbild : François Wavre
MITWIRKENDE
Marc Ninghetto
1972 in Genf geboren,
vervollständigte
Marc Ninghetto seine
Ausbildung an der Schule
für Angewandte Kunst
in Vevey, um dann als
Assistent für Dominique
Issermann zu arbeiten.
In Paris erhielt er erste
Aufträge, kehrte aber
2000 nach Genf zurück,
wo er als Mode- und
Werbefotograf ein Atelier
führt. Er ist Mitglied der
Kommunikationsagentur
La Fabrique. In seinen
persönlichen Kunstwerken
experimentiert er gerne
mit Superpositionen. Marc
Ninghetto stellt seine
Werke regelmässig in
Galerien und an Messen
für zeitgenössische
Kunst aus.
Christian von
Faber Castell
Er trägt den Namen
einer grossen
Schreibwarenmanufaktur.
Christian von FaberCastell ist Journalist und
Fotograf mit Spezialgebiet
Kunst, Antiquitäten
und Bibliophilie und
mit grossem Knowhow über Juwelen und
Uhren. Er ist ständiger
Mitarbeiter der Zeitung
«Finanz und Wirtschaft»
und schreibt als
Kunstmarktkorrespondent
für das Düsseldorfer
«Handelsblatt», die
Münchner Fachzeitschrift
«Weltkunst» und den New
Yorker «ARTnewsletter».
Sarah
Jollien-Fardel
Die Pressejournalistin
Sarah Jollien-Fardel ist eine
trendbewusste Autorin.
Mit der nötigen kritischen
Distanz und viel Humor
hütet sie sich vor Platitüden
und vorschnellen
Urteilen. «Solange es
eine Geschichte zu
erzählen gibt, in der es um
Menschen geht, begeistert
sie mich», sagt sie. Seit
2008 betreibt sie aus ihrer
Heimat, dem Wallis, einen
der ersten Westschweizer
Blogs. Mit ihrer Kollegin
Anne Niederoest führt
sie zudem ein OnlineModemagazin und hat
noch etliche weitere
Projekte am Laufen.
S. 56-58
S. 50-55
S. 74-81
Alban Kakulya
Alban Kakulya ist ein in
Genf ansässiger Fotograf
und Regisseur. Für die
Reportage «East of a New
Eden» erhielt er zusammen
mit Yann Mingard den
Prix Fnac Européen
de la Photographie
und den Prix Nicolas
Bouvier. Alban Kakulya
ist Autor zahlreicher,
in Zeitschriften auf der
ganzen Welt publizierter
Reportagen und Arbeiten
für internationale
Organisationen. Seine
Werke wurden in London,
New York und Paris
ausgestellt. Zudem dreht
er Dokumentarfilme und
populärwissenschaftliche
Filme für das
Fernsehen und für
Forschungsinstitute.
Eileen Hofer
Eileen Hofer wurde 1976
in Zürich geboren. Sie
arbeitete fünf Jahre als
Pressereferentin eines
Filmfestivals. Seit 2005
ist sie als Journalistin
und als Regisseurin tätig
– ein Handwerk, das sie
sich selbst beigebracht
hat. Ihre drei Kurzfilme
«Racines» (2008) «Le deuil
de la cigogne joyeuse»
(2009) und «Soap Opera
in Wonderland» (2010)
wurden an über 150
Festivals weltweit gezeigt
und haben zahlreiche
Preise gewonnen. 2012
realisierte sie ihren
ersten Spielfilm «He
was a giant with Brown
eyes». Er wurde für das
namhafte Festival in
Rotterdam nominiert
und in den Schweizer
Kinos gezeigt. Gerade
steckt Eileen Hofer in den
Schlussarbeiten zu ihrem
zweiten Dokumentarfilm
«Horizonte» über ein
kubanisches Ballett.
Parallel dazu setzt sie ihre
Journalistenkarriere fort
und reist durch die Welt.
S. 90-93
S. 61
12 | Finanz und Wirtschaft LU X E
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MEIN BLICK
von Patricia Lunghi
«Morgengrauen. Ich sehe zum Himmel, schnuppere Morgenluft, betaste
die Hausmauer. Es ist klar – auf ins Gebirge! Meine Ausrüstung wartet
schon: mein alter Rucksack, Landeskarte 1:25’000 und ihr Komplize
Militärkompass, das Schweizer Sackmesser, das den (sehr) salzigen
Gruyère von Moléson und den Trockenspeck aus dem Val d’Anniviers
traktieren wird. Dazu ein kühler Chasselas von der Côte sowie ein rotweisses Leinentischtuch. Schweizer sind Picknick-Champions. Weil wir
die Schönheit des Einfachen und Echten schätzen. Weil wir die Freiheit
lieben – unser Luxus.»
NICOLAS BIDEAU
Während fünf Jahren leitete
er die Sektion Film im EDI.
2011 wurde er Chef von
Präsenz Schweiz, der für die
Promotion des Landes im
Ausland verantwortlichen
Organisation, und ist damit
wieder international aktiv. Die
Struktur ist unter anderem
verantwortlich für die
Teilnahme der Schweiz an der
Weltausstellung in Mailand
vom 1. Mai bis 31. Oktober. Das
Thema der Expo Milano 2015
steht unter dem Motto «Feeding
the Planet, Energy for life» (Den
Planeten ernähren,
Energie fürs Leben).
14 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Porträt: Nicolas Zentner / Illustration: Viviane Gailloud
Der 1969 geborene Nicolas
Bideau absolvierte eine
kosmopolitische Ausbildung. Er
studierte in Lausanne, Brüssel,
Paris und Peking und erwarb ein
Lizentiat der Politikwissenschaft.
1999 trat er in den Dienst des
Eidgenössischen Departements
für auswärtige Angelegenheiten
und wurde 2003 diplomatischer
Berater von Pascal Couchepin
während dessen Präsidialjahr.
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MUST HAVE
von Patricia Lunghi
T-TABLE
Die Wirkung dieses Beistelltisches wird
verstärkt, indem man diverse Motive
kombiniert. «Wie eine Handvoll Pilze
im Wald», so die Empfehlung des
umtriebigen spanischen Gestalters Jaime
Haydon für Bosa, das italienische Haus für
Haute Couture der Keramik.
Preis auf Anfrage
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Aus der Zusammenarbeit zwischen dem
Label Porro und den drei schwedischen
FRONT-Designerinnen sind diverse
Spezialstücke hervorgegangen, wie
dieser vielfach preisgekrönte zweifarbige
Stuhl aus Holz und Leder. Die gebogene
Rückenlehne betont die einfache Eleganz
des Möbels.
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Skulptural und unkonventionell
präsentieren sich die Leuchtenkreationen
des portugiesischen Ateliers Delightful.
Die Hängeleuchte im unübertrefflich
charmanten Vintage-Stil ist eine
Hommage an den amerikanischen
Trompeter Chris Botti, Jazz und Soul.
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Manschettenknöpfe Eclisse in bicolor
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Schmucklabor betreibt Handwerkskunst
auf höchstem Niveau, jedes Stück ist ein
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PEEKABOO
Die Peekaboo-Tasche wurde 2009
kreiert und ist eine der Ikonen von Fendi.
Zeitloser Schick, verblüffende Kontraste
von Farben und Materialien repräsentieren
den neuen Luxus. Extravagant die neue
Kollektion Peekaboo Dégradé.
3100 €. www.fendi.com
BIO-BÜFFELHORN
Natürliche Materialien für das jüngste
Gestell von Ermenegildo Zegna. Das
robuste Modell ist aus Holz und biologisch
verträglichem Büffelhorn gefertigt
und verkörpert den Stil des Hauses:
zeitgenössische Eleganz mit einem Hauch
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16 | Finanz und Wirtschaft LU X E
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und jungen Designern das Label
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KONSTRUKTIVISMUS
Der mit Harlekin-Motiven
dekorierte Fabergé-Becher ist vom
Konstruktivismus inspiriert, einer in
Russland in den Jahren 1920 bis 1930
entstandenen Architekturbewegung.
Innen ist er aus Silber, aussen
farbiges Rautenmuster-Email.
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TRÄUMENDER HARLEKIN
Passion für edles Porzellan und
Kunsthandwerk – die Familie
Lladró in Valencia hat originelle
Keramikkollektionen im Programm.
Darunter The Fantasy Collection des
spanischen Designers Jaime Hayon,
der hier einen nachdenklichen,
surrealistischen Harlekin auf eine
valencianische Porzellanvase
platziert.
Preis auf Anfrage
www.lladro.com
MACAONE
Gelb, grün, rot und blau lackiert
– der Tisch des renommierten
Designers Alessandro Mendini
für Zanotta nennt sich Macaone
(Schwalbenschwanz). Das legendäre
Stück aus den Achtzigerjahren
wurde kürzlich neu aufgelegt in
vom Gestalter signierter, limitierter
Auflage.
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HALSKRAUSE
Der für Moschino typische
ironische Stil zeigt sich auch bei
den Möbeln des Labels Altreforme.
Die Kapselkollektion Arlequin ist
bunt mit metallisierenden Effekten
besetzt. Hier der Tisch Colletto
aus zerknittertem Aluminium – wie
die Halskrause des Arlecchino, der
berühmtesten Figur der Commedia
dell’Arte.
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18 | Finanz und Wirtschaft LU X E
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TECH-TRENDS
von Jorge S.B. Guerreiro
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R
obert Majkut, bekannt als Innenarchitekt und als Designer, behauptet, dass ihm die Idee für dieses Super-Piano im
Traum erschienen ist. Wobei unbekannt ist, wie viel Wodka er
sich vor dem Schlafengehen genehmigt hatte… Fakt ist: Der Pole
mit Büros in Warschau, London und Hongkong liess sich von den
majestätischen Bewegungen eines aus dem Wasser auftauchenden Wals inspirieren und kreierte das Whaletone Grand Hybrid.
Mit den von Roland entwickelten Prozessoren soll das elektronische Klavier nicht nur die Tonqualität eines Konzertflügels reproduzieren, sondern auch Vintageklänge der elektrischen Pianos der
Sechziger- bis Achtzigerjahre. Eine ganze Batterie von Hochleistungslautsprechern des dänischen Spezialisten Scan Speak sorgt
für den kraftvollen Sound.
20 | Finanz und Wirtschaft LU X E
W A L
Die breite Tastatur ist eine Entwicklung der deutschen Ateliers
Kluge und Louis Renner. Dank Ivoplast-Belag sehen und fühlen
sich die Tasten wie Elfenbein an.
Das Instrument ist mit einer Reihe diverser Gadgets ausgestattet. Der Deckel öffnet sich automatisch auf Knopfdruck, das Gerät
besitzt die für professionelle Studioarbeit notwendigen Anschlüsse und spielt auch automatisch, inklusive entsprechender Tastenbewegungen.
Das Piano Whaletone gibt es ausser in traditionellem Schwarz
und Weiss auch in diversen Farben. Ab 75’000 € je nach persönlichen Wünschen des Kunden. |
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Sehen und
gesehen werden.
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| AG E N DA | von Amanda Castillo
MEDEA IN GENF
Nachdem sie ihm zwei Söhne geboren hat, wird
Medea von Jason verstossen. Aus Rache und
um den geliebten Mann zu bestrafen, verbrennt
sie seine neue Gemahlin Glauke und bringt ihre
eigenen Kinder um. Die 1797 von Luigi Cherubini
komponierte tragische Oper nach Texten von
Corneilles, Euripides und Seneca ist eine
Reflexion über zeitlose Themen wie Mutterliebe,
Entfremdung vom Nächsten und Legitimität der
Rache. 9. bis 24. April, www.geneveopera.ch
AGENDA
NATI O NAL
PAUL GAUGUIN IN BASEL
Die Ausstellung der Fondation Beyeler
umfasst rund fünfzig Meisterwerke des
berühmten Künstlers, darunter Selbstporträts,
Gemälde aus seiner Zeit in der Bretagne
sowie die in Tahiti entstandenen Gemälde –
sinnliche Frauengestalten in exotischen Landschaften, die zu Ikonen der modernen Kunst
geworden sind. Eine Auswahl von Skulpturen
Gaugins vervollständigt die Show.
Bis 28. Juni. Fondation Beyeler,
www.fondationbeyeler.ch
REALISMUS IM WALLIS
Die Fondation Pierre Arnaud in Crans Montana
hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, die fundamentale Ambivalenz des Realismus in der Malerei aufzuzeigen, einer Kunstrichtung, die ständig
schwankt zwischen Idealismus und Naturalismus,
Protest und Gegenreaktion, Modernität und Melancholie, Genre- und Historienmalerei. Werke
von Gustave Courbet, massgeblicher Vertreter
dieser Strömung, sowie von Schweizer Künstlern
wie Ernst Biéler und Albert Chavaz illustrieren
die diversen Facetten dieser Strömung. «Eine
Symphonie der Gegensätze».
Bis 19. April, www.fondationpierrearnaud.ch
ANKER, HODLER UND VALLOTON
IN MARTIGNY
Die Fondation Pierre Gianadda präsentiert 150
Bilder von 1762 bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Meisterwerke von Ferdinand Hodler, Albert Anker, Felix
Valloton, Alexandre Calame oder Alice Bailly vermitteln dem Besucher Einblick in den Symbolismus
der Schweizer Kunst. Die nach Themen gegliederte
Ausstellung enthält Darstellungen von Landschaften, Kindern, Stillleben, Aktbilder renommierter
Protagonisten der Schweizer Kunstgeschichte.
Bis 14. Juni, www.gianadda.ch
UNABHÄNGIGKEIT IN WEIL AM RHEIN
Als viele zentralafrikanische Länder in den Sechzigerjahren die Unabhängigkeit
erlangten, wurde Architektur zur wichtigen Stifterin nationaler Identität. Die Ausstellung
des Vitra Design Museum ist eine Hommage an den afrikanischen Modernismus und
zeigt fünfzig Fotos von Bauten in Kenia, Senegal oder Sambia, die in der postkolonialen
Epoche erstellt wurden.
«Architektur der Unabhängigkeit, Afrikanische Moderne», 20. Februar bis 31. Mai,
www.design-museum.de
22 | Finanz und Wirtschaft LU X E
ALEXANDER MCQUEEN IN LONDON
Nach dem MoMA zeigt nun das Londoner Victoria & Albert Museum
die spektakuläre Retrospektive des britischen Modeschöpfers. Eine
glänzende Gelegenheit, die Kreationen von Alexander McQueen zu
entdecken, die während seiner Lehrzeit ab 1992 bis zu seiner letzten
Herbst-Winter-Kollektion 2010 entstanden sind. Im «KuriositätenKabinett» gibt es ausserdem rund vierzig Objekte zu bewundern, die
die Handschrift des Stylisten tragen.
«Savage Beauty», 15. bis 19. Juli, www.vam.ac.uk
AGENDA
INTERNATIONAL
TOULOUSE-LAUTREC
IN NEW YORK
Dreissig Jahr ist es her, dass das MoMA
dem postimpressionistischen Künstler
Henri de Toulouse-Lautrec eine Ausstellung gewidmet hat. Nun steht die «Seele
von Montmartre» wieder im Mittelpunkt.
Hundert Plakate, Originallithos und -stiche
thematisieren das Nachtleben im Paris
Ende des 19. Jahrhunderts, die Cafésconcerts, Cabarets und French-CancanTänzerinnen. Die Ausstellung umfasst auch
seltene Farbporträts der Tänzerin Jane
Avril sowie das berühmte Portfolio «Elles»
mit zwölf Werken, die das Leben in einem
Freudenhaus schildern.
«Le Paris de Toulouse-Lautrec»,
bis 22. März, MoMA, www.moma.org
NIKI DE SAINT PHALLE IN BILBAO
Nach dem Grand Palais in Paris gibt sich jetzt
das Guggenheim Museum in Bilbao die Ehre
und organisiert eine Retrospektive des Oeuvre
von Niki de Saint Phalle. Die Bildhauerin,
Graveurin, Performerin und experimentelle
Filmemacherin war überzeugt, dass «Kommunismus und Kapitalismus zu Ende sind und dass
die Zeit reif ist für eine neue matriarchalische
Epoche». In ihrer Kunst und ihren voluminösen
Nanas hat sie sich stets mit der Stellung, dem
Körper und der eminent schöpferischen Rolle
der Frau auseinandergesetzt.
27. Februar bis 11. Juni, Guggenheim Museum,
Bilbao, www.guggenheim-bilbao.es/fr
JEFF KOONS IN PARIS
Mit täglich durchschnittlich 6638 Besuchern
sprengt die Retrospektive von Jeff Koons
alle Besucherrekorde des Centre Pompidou.
Das Werk des Amerikaners ist Kitsch, Glitzer,
Karikatur, aber auch herrlich lebendig, witzig
und bunt, es interpretiert die Stereotypen
der Popkultur und spielt frech mit den Codes
unserer Gesellschaft und vor allem mit dem
«guten Geschmack». Der Amerikaner ist der
aktuell teuerste lebende Künstler der Welt,
sein Balloon Dog wurde für über 58,4 Mio. $
versteigert. Eine überraschende und anregende
Ausstellung. Bis 27. April, www.centre­pompidou.fr
WELTAUSSTELLUNG IN MAILAND
Nach 2010 in Schanghai zieht die Weltausstellung 2015 nach Mailand.
Eine Reise um die Welt offerieren die Pavillons der über 150 Länder und
internationalen Organisationen. Der Event steht unter dem Motto «Feeding
the Planet, Energy for Life» (den Planeten ernähren, Energie für das Leben).
Erwartet werden 21 Mio. Besucher, die sich mit Themen wie Gesellschaft,
Ernährung und verantwortliche Nutzung der natürlichen Ressourcen auseinandersetzen. Eine Ausstellung ganz im Geist der Zeit.
1. Mai bis 31. Oktober, www.expo2015.org/it
Finanz und Wirtschaft LU X E | 23
TREFFPUNKTE
von Hans Uli von Erlach
Die Musts
von Basel
NATÜRLICH IST BASEL EINE WELTSTADT DER KUNST MIT DER ART
UND MIT MUSEEN VON INTERNATIONALEM RANG. UND GERADE
JETZT IST BASEL DIE WELTHAUPTSTADT DER SCHÖNSTEN UHREN
UND DER FEINSTEN JUWELIERKUNST. DOCH BASEL, MIT SEINER
LANGEN GESCHICHTE UND EINER DER ÄLTESTEN UNIVERSITÄTEN
EUROPAS (GEGRÜNDET 1460), HAT AUCH DEN CHARME UND DEN
CHIC EINER WELTOFFENEN KLEINSTADT MIT TRENDIGEN ADRESSEN,
DIE OFT NUR DIE EINHEIMISCHEN KENNEN. «LUXE» GIBT IHNEN
EINIGE INSIDER-TIPPS: DIE MUSTS VON BASEL.
ITALIANITÀ FÜR
GENTLEMEN
CAPAUL PREMUM MENSWEAR
Wenn Ihnen als Cavaliere Namen wie Etro oder
Ermenegildo Zegna etwas sagen, müssen Sie auch
René Capaul kennen. In seinem soeben umgebauten und auf zwei Etagen erweiterten Geschäft sind
diese Labels zu Hause. Neben anderen, wie etwa
Jacob Cohën mit seinen legendären FivepocketHosen in exklusiven Stoffen. Oder Santoni, der nicht
nur die Lederarmbänder für die IWC Portugieser,
sondern auch exquisite Schuhe macht.
Bäumleingasse 6, Basel, 061 272 77 22,
www.capaul-mode.ch
DÜFTE DER WELT
PARFÜMERIE HYAZINTH OK
Seit 1921 die erste Adresse am Platz für die schönsten Parfums der Welt. Was lustvolle Nasen besonders
betört: Neben berühmten Klassikern und aktuellen Trends gibt es auch legendäre Düfte wiederzuentdecken und Flakons, die Sie garantiert noch nie geschnuppert haben. Im luxuriösen Ambiente kann man
(auch Mann!) sich auch kosmetisch pflegen lassen.
Falknerstrasse 17, Basel, 061 261 65 64, www.hyazinth.ch
NOBLESSE
OBLIGE
DIE BAR IM LES TROIS ROIS
Eigentlich kein Insider-Tipp, denn das FünfsterneGrand-Hotel Les Trois Rois am Rhein (eines der
ältesten Europas, 2006 historisch, aber mit modernstem Luxus neu eröffnet) ist für anspruchsvolle
Basel-Besucher ohnehin das Must par excellence.
Von Napoleon bis Elisabeth II., von Picasso bis Thomas Mann, den Rolling Stones bis Dalai Lama stieg
man hier ab – warum nicht auch Sie? Im Restaurant
Cheval Blanc einen Tisch zu bekommen, ist zwar
schon hohe Kunst (Chef Peter Knogl erkochte sich
19 Gault-Millaut-Punkte und den Titel Koch des
Jahres 2015). Aber auch der Besuch der stilvollen
Bar unter Chef Thomas Huhn (Schweizer Bar des
Jahres 2015) garantiert einen grossen Auftritt.
Blumenrain 8, Basel, 061 260 50 50, www.lestroisrois.com
24 | Finanz und Wirtschaft LU X E
BASEL SÜSS
OBJEKTE
MIT SEELE
PASTICCERIA DA GRAZIELLA
Die Amaretti sind legendär, die Torten ein
Gedicht und wie die Cornetti, Sfolgiatelle,
Arancini und Panini täglich frisch handgemacht in der eigenen Backstube. Die
Pasticceria und Cafeteria wird nach wie
vor als Familienbetrieb geführt, wie damals
vor 30 Jahren, als Sebastiano und Graziella
Guglielmino aus Catania nach Basel kamen.
Feldbergstrasse 74, Dornacherstrasse 283,
Aeschenvorstadt 24, St.Jakobsstrase 397,
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SCHAURAUM ELIA GILLI
FÜR
AFICIONADOS
HOUSE OF SMOKE
Die exklusiven Objekte der Designerin und Raumgestalterin Elia Gilli verführen stets irgendwie zum
Anfassen, zum Berühren mit Händen und Augen.
Gradlinig, überraschend, skulptural die Formen,
sinnlich die Materialien, von ausgesuchten Hölzern
über schneeweisses Porzellan bis zu Sterlingsilber
925 oder auch mal Industriekunststoff. Und über
kurz oder lang hat man sich in eines dieser edlen
Schmuck- oder Designstücke verliebt.
Rümelinsplatz, Basel, 061 261 03 03, www.eliagilli.com
Schlicht ein Paradies für Aficionados grossartiger
Zigarren der besten Provenienz. Mit Brands, die es
sonst nirgends in der Schweiz gibt, mit Emotionen
und Geschichten. Raymondo Bernsaconi erzählt sie
gerne und öffnet für echte Kenner auch gerne die
gediegene Lounge of Smoke im ersten Stock, die
eigentlich nur für Members reserviert ist. Im weitherum grössten begehbaren Humidor sucht man sich
die gerollten Exklusivitäten aus und geniesst sie in
den Chesterfieldsesseln. Darf‘s dazu der Lieblingswhisky sein? Die Bar ist gut bestückt.
Laufensrasse 16, Basel, 061 411 28 66,
www.houseofsmoke.ch
SCHÖN BEHÜTET
CHAPEAU
Das kleine, feine Ladenatelier ist ein Geheimtipp für
alle Damen, die sich unter einen ebenso eleganten
wie auch mal originellen Kopfputz trauen. Denn der
Modistin Maria Hiepler gehen auch nach 30 Jahren
Kreativität, Verspieltheit und Farb- und Formgespür
für ihre Chapeaux nicht aus. Übrigens behütet sie
auch Herren: mit Klassikern wie Panamas, Borsalinos,
Pocket Hats – stilvoll oder frech, klassisch oder
modisch. Nur den Mut zum Hut muss man selbst
mitbringen.
Barfüsserplatz 6, Basel, 061 272 77 74, www.chapeau.ch
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DER TEUFELHOF
Es nennt sich Gast- und Kulturhaus, denn die Hotelzimmer in historischen Gebäuden sind zum Teil
von Künstlern gestaltet. Künstler sind auch Küchenchef Michael Baader und sein Team: hochwertig die
Zutaten, Michelin-Stern-dekoriert die Zubereitung und, besonders im Restaurant Bel Etage, einmalig das
Ambiente. Und die Bar gehört zu den besten der Stadt.
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Finanz und Wirtschaft LU X E | 25
SCANNER
von Jorge S. B. Guerreiro
D
E
P
N
E
AL
BUMMLER UND SPORTLER VON HERMÈS
Praktisch und elegant: das Hermès-Bike Le Flâneur sportif aus
leichter Kohlefaser sorgt für muskelschonenden Spass. Sattel
und Lenkergriffe sind mit edlem Jungbüffelleder überzogen,
denn auch Sportler mögen’s stilvoll und elegant. Hergestellt
wird das Gefährt vom französischen Fahrradspezialisten Time.
Sportlich weniger Ambitionierte finden ihr Glück ebenfalls bei
Hermès. Sie fahren Le Flâneur spazieren, den es ab 8100 € gibt.
Aber aufgepasst, wie beim Sellier von der Rue due Faubourg
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26 | Finanz und Wirtschaft LU X E
T
I
M
L
I
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PININFARINA FUORISERIE
Der italienische Edeldesigner Pininfarina ist
für allem für seine Automobile bekannt. Nun
präsentiert er das Bike Fuoriserie, das Vintagestil mit moderner Biketechnologie verbindet
und vom Fahrradatelier 43 Milano produziert
wird. Das Gestell aus Stahl ist mit Nussholz
verkleidet, Lenkrad und Sattel sind mit geflochtenem Leder à la Bottega Veneta überzogen.
Unwiderstehlich italienisches Design inkl. LEDBeleuchtung und Ladegerät für Smartphone.
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Studenten der deutschen Universität
Eberswalde haben dieses E-Bike unter dem
Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit entwickelt. Rahmen, Gabel und Sattel sind aus
Holzabfällen aus den umliegenden Wäldern
gefertigt. Der Elektromotor ermöglicht eine
Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h, die
Reichweite beträgt 80 km. Das mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete E-Bike soll
jetzt vom Berliner Unternehmen Aceteam
serienmässig produziert werden. Geplant
sind jährlich hundert Stück, die zum Preis von
3500 € angeboten werden.
www.aceteam.tumblr.com
THE HOUSE OF SOLID GOLD:
MOUNTAIN BIKE IN 24K
Ultimatives Bling-Bling – ein kostbareres
Zweirad als dieses gibt es nicht. Hugh Power,
Begründer des Labels The House of Solid
Gold, tut seit über dreissig Jahren nichts
anderes, als alles, was ihm unter die Hände
kommt, in Gold zu verwandeln. Sein in
750 Stunden von A bis Z handgefertigtes
Mountainbike besitzt einen Sattel aus Alligatorleder, die vergoldete Trinkflasche ist aus
Fischleder. Das vorne am Gestell platzierte
Logo «THSG» ist mit 600 Diamanten und
500 Saphiren besetzt. Die Edition ist auf
dreizehn Stück limitiert. Preis: 495’000 $.
www.thehouseofsolidgold.com
Finanz und Wirtschaft LU X E | 27
| I N T E R V I E W | von Cristina d’Agostino
JOHANN SCHNEIDER-AMMANN:
« Die Industrie ist in Topform
und höchst innovativ»
«LUXE» TRAF BUNDESRAT JOHANN SCHNEIDER-AMMANN AM SITZ DES
WEF IN COLOGNY ZUM AUSFÜHRLICHEN EXKLUSIVINTERVIEW. THEMA
WAREN DIE HERAUSFORDERUNGEN, DIE DIE UHRENINDUSTRIE NACH
DER AUFGABE DES EUROMINDESTKURSES ERWARTEN.
D
as Rendezvous wurde letzten November im Grand Théâtre in Genf
vereinbart, als Bundesrat Schneider-Ammann beim Grand Prix d’Horlogerie de
Genève Präsenz markierte. Doch nach
der Aufgabe des Euromindestkurses sieht
die Aktualität ganz anders aus, und das
Gespräch nahm einen andern Verlauf. Im
März trifft sich auch dieses Jahr wieder
die Mehrheit der massgebenden Akteure des dritten Wirtschaftszweigs des Landes an der Baselworld. Die Aussichten der
Uhrenbranche, bereits durch die baldige
Ankunft der Connected Watch in Bewegung geraten und beunruhigt durch die
ungewisse geopolitische Lage, haben sich
nach dem 15. Januar rapid verdüstert. Für
«Luxe» Grund, einige Wochen vor dem
Grossanlass mit dem Wirtschaftsminister Bilanz zu ziehen und über sein Verhältnis zum Uhrensektor zu sprechen. Es
sind starke Beziehungen. In den Jahren
als Verwaltungsrat der Swatch Group hatte Johann Schneider-Ammann nach eigener Aussage Gelegenheit, die Bedeutung
der Exportmärkte für die Branche kennenzulernen. Viele Chefs der Uhrenindustrie kennt er persönlich. So persönlich, dass einige von ihnen, darunter Nick
Hayek, ihn am Tag der Verlautbarung der
SNB angerufen haben. Seine Botschaft ist
zuversichtlich. Eine Begegnung.
28 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Die wichtigsten Chefs der Uhrenindustrie,
die wir am Salon International de la Haute
Horlogerie in Genf trafen, waren schockiert,
als sie vom Beschluss der SNB hörten, die
Wechselkursuntergrenze für den Franken
zum Euro aufzugeben. Für sie war das
Timing schlecht.
Die SNB hat die Entscheidung völlig autonom gefällt und diesen Zeitpunkt gewählt, um ihre Unabhängigkeit vom Euro
zurückzugewinnen. Ich würde nicht von
einem schlechten Timing sprechen, denn
das gute Timing gibt es sowieso nicht. Die
Kursuntergrenze wurde vor drei Jahren
festgesetzt. Die Unternehmen hatten damit Zeit für Innovationen und Effizienzsteigerung. Viele haben es gemacht, einige hätten vielleicht mehr Zeit benötigt,
um sich für den globalen Wettbewerb fit
zu machen. Eine gewaltige Herausforderung, in der Tat. Von einem Tag auf den andern eine Preiserhöhung von 15 bis 20%
in den Griff zu bekommen, ist extrem heikel. Aber es gilt, die Entscheidung der SNB
zu akzeptieren und sich der Challenge zu
stellen, wieder kompetitiv zu werden, um
genügend Margen für Investitionen zu
erzielen. Eine Aufgabe, die unsere Wirtschaft stets mit Bravour gelöst hat.
Die Uhrenindustrie beschäftigt 30%
Grenzgänger. Einige Unternehmen planen,
die Löhne in Euro zu bezahlen. Was meinen
Sie dazu?
Alles, was den Arbeitsmarkt betrifft,
muss von den Sozialpartnern geregelt
werden. Das ist wichtig. Als Unternehmer habe ich diese Sozialpartnerschaft
persönlich erlebt. Ich kenne den Wert eines Gesamtarbeitsvertrags, habe die Verhandlungen zwischen Arbeitgeber und
-nehmern im Unternehmen erfahren. Es
muss aber ganz klar sein: Das Personenfreizügigkeitsabkommen sieht vor, dass
ein Arbeitgeber alle Mitarbeitenden, einheimische oder Grenzgänger, gleich behandeln muss. Man kann nicht die einen
in Franken entlöhnen, die andern in Euro.
Kurzarbeit, Lohnreduktionen – befürchten
Sie nicht negative Auswirkungen auf den
Konsum?
Im Moment sind die Auftragsbücher
noch gut gefüllt. Die Unternehmen haben
etwas Zeit, Lösungen zu finden. Aber wir
haben festgellt, dass der Purchasing Managers Index (PMI oder Einkaufsmanagerindex) von 53% im Dezember auf 48% im
Januar zurückgefallen ist. Bei einem Index
von über 50% verzeichnen die Unternehmen Wachstum, ein Stand unter 50% bedeutet, dass die Lieferanten unsicher sind.
Wir müssen Negativwirkungen für die Zukunft vermeiden. Aber es bleibt uns noch
etwas Zeit, den besten Weg zu finden.
Haben Sie seit der Aufgabe der Wechselkursuntergrenze Chefs der Uhrenindustrie
getroffen?
Ja. Ich kenne sie alle sehr gut, einige
habe ich am Wef in Davos getroffen, andere haben mich angerufen.
| INTERVIEW |
Auch Nick Hayek?
Ja, schon in der ersten Stunde nach der
Mitteilung. Er war wie alle andern überrascht und ziemlich ausser sich. Er hat
halt das Temperament eines Unternehmers (lacht).
Was hat er Ihnen gesagt?
Wir haben gemeinsam die Situation
evaluiert. Es geht nun darum, Ruhe zu
bewahren, wachsam zu sein und alles zu
unternehmen, um den Standort Schweiz
zu stärken. Auch haben mich viele Zulieferer der grossen Uhrenfirmen angerufen. Sie wollten wissen, ob die Politik Rezepte oder Empfehlungen
hat. Aber niemand hat Intervention oder Soforthilfe
des Staates gefordert.
stabilisieren. Das gegenwärtige Niveau
des Euros reflektiert die wirtschaftliche
Realität nicht. Bezüglich Kaufkraftparität liegt der Gleichgewichtspunkt bei 1.20
und darüber, weshalb er sich mittelfristig
auf einem kohärenteren Niveau als heute
stabilisieren wird.
Aber auch hier hat die Abstimmung vom
9. Februar die Bürokratie nicht wirklich verkleinert, die Einstellung von ausländischem
Personal – 50% in der Uhrenindustrie – wird
komplizierter.
Die Kombination Frankenstärke und
Abstimmung vom 9. Februar 2014 wird
auf dem Markt zu lancieren, heisst dies,
dass er sie schon lange vorbereitet hat.
Ich bin überzeugt, dass auch andere Uhrenfirmen bereits in den Startlöchern stehen. Die digitale Revolution fordert nicht
nur die Uhrenbranche heraus, sondern
die gesamte Wirtschaft und die ganze Gesellschaft.
Muss die Schweizer Industrie also
aufwachen?
Die Industrie ist in Topform und höchst
innovativ. Als ich anlässlich des 30. Geburtstags des Centre suisse d’électronique
et de microtechnique in Neuenburg an die
Schweizer
Unternehmer
appellierte, habe ich es mit
Absicht getan. Ich bin überzeugt, dass ihre Antworten
darauf noch viel substanzieller sein werden, als was
wir bis anhin erlebt haben.
«Nick Hayek rief mich schon in der
ersten Stunde nach Bekanntgabe an.
Im Jura gab es bereits
Kündigungen. Welches sind
neben Kurzarbeit andere
Massnahmen, selbst aussergewöhnliche, die getroffen
werden können?
Die Politik ist für die Rahmenbedingungen zuständig, die wir jetzt
verbessern müssen. Was die Unternehmen jetzt vor allem wollen, ist Klarheit in
unseren Beziehungen zu unseren Nachbarn. Sie möchten wissen, ob die bilateralen Verträge gesichert sind. Der zweite
wichtige Punkt ist die Reform der Unternehmensbesteuerung. Und drittens geht
es darum, die Bürokratie abzubauen und
Kosten einzudämmen, damit die Unternehmen die beste Chance haben, auf den
Weltmärkten kompetitiv zu bleiben. Das
Ziel ist, jedem Einwohner unserer Landes eine seinen Fähigkeiten möglichst adäquate Arbeit zu garantieren.
Er war wie alle überrascht und
Grosse Gruppen wie Swatch Group oder
Richemont können den starken Franken
auffangen. Aber die unabhängigen Marken
leiden. Die internationale Konjunktur sowie
die ungewisse geopolitische Entwicklung
verschlimmern ihre Situation zusätzlich.
Was sagen Sie diesen Firmen?
Ich sage ihnen, dass sie über Produkte
von bestem Ruf und unerreichter Qualität verfügen. Dass sie die höheren Preise
durch Wettbewerbsfähigkeit, Flexibilität
und das Vertrauen, das sie auf den Märkten geniessen, wettmachen können. Ich
unternehme alles, um ihnen bestmögliche
Rahmenbedingungen zu bieten. In der
Zwischenzeit wird sich der Wechselkurs
30 | Finanz und Wirtschaft LU X E
ziemlich ausser sich.»
sich auf die Entwicklung der Unternehmen und damit auf den Personalbedarf
auswirken. Die ist eine echte Herausforderung. Je nach Wirtschaftsentwicklung
könnte die Zuwanderung zurückgehen.
Wie auch immer diese Entwicklung verläuft, wir müssen das Potenzial der einheimischen Arbeitskräfte besser nutzen
und gleichzeitig vermeiden, teure Bürokratiemonster zu kreieren.
Im vergangen November haben Sie mit
Ihrer Präsenz am Grand Prix de l’Horlogerie
de Genève die Ausstrahlung der Schweizer
Uhrenindustrie unterstrichen. Eine Sparte,
die Sie bestens kennen, da Sie bis 2011 im
Verwaltungsrat der Swatch Group sassen.
Und Sie stellten auch Fragen nach der
Connected Watch und den Gefahren, falls
sich die Industrie dieser Herausforderung
nicht stellt.
Ich hatte das Privileg, während vieler Jahre im Verwaltungsrat der Swatch
Group zu sein. Jedes Treffen mit Nicolas
Hayek, später mit Nick Hayek, war ein
richtiges Innovationsseminar. Administrative Fragen waren jeweils schnell abgehandelt, die Zeit wurde vor allem dazu
genutzt, über Märkte, Konkurrenz, Konsumverhalten zu reden, über technologischen Austausch und Innovation. Wenn
Nick Hayek heute bereit ist, neue Ideen
Das im Juli mit China
geschlossene Freihandelsabkommen ist für die Schweizer
Uhrenindustrie dank den
geringeren Zollabgaben ein Trumpf. Anderseits leidet sie unter der Antikorruptionspolitik Chinas, von der sie direkt betroffen
ist. Führen Sie darüber Diskussionen mit
der chinesischen Regierung?
Im Rahmen der Verhandlungen über
das Freihandelsabkommen haben wir
stets über Dauerhaftigkeit und vor allem
über ökologische, soziale und menschenrechtliche Aspekte gesprochen. Die Vereinbarungen fordern einen transparenten
Handel. In Bezug auf die Uhrenindustrie
diskutierten wir über Fälschungen und
auch über Korruption. Aber letztendlich
ist diese eine innenpolitische Angelegenheit, die das Land selbst regeln muss.
Das Seco hat die Aufgabe, neue Freihandelsmärkte zu eröffnen, die der Schweizer
Uhrenindustrie helfen könnten, ausserhalb
der Euro- und der Dollarzone leichter zu
exportieren. Sind neue Abkommen in Sicht?
Ja. Wir führen Verhandlungen mit Indonesien. Nach meinem Treffen mit dem
indonesischen Wirtschaftsminister in Davos können die Gespräche jetzt weitergehen. Solche führen wir auch mit Vietnam
und Malaysia. Für die Schweiz und ihre
Unternehmer ist die Pazifikregion natürlich sehr interessant. Ich werde alles tun,
damit sich diese Pläne möglichst schnell
realisieren. |
Prozentangaben beziehen sich auf
die Gesamtkostenquote (TER).
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Risiken lesen.© 2015 BlackRock, lnc. Sämtliche Rechte vorbehalten. Ref: 18969.
DOSSIER
UHREN
von Michel Jeannot
Zehn Herausforderungen,
die die Schweizer
Uhrenindustrie und ihre
Akteure 2015 erwarten
2015 WIRD FÜR DIE UHRENBRANCHE VIEL KOMPLEXER
UND ANSPRUCHSVOLLER
ALS FRÜHERE JAHRE. SIE UND
EINIGE IHRER WICHTIGSTEN
AKTEURE SIND MIT GROSSEN
HERAUSFORDERUNGEN
KONFRONTIERT.
32 | Finanz und Wirtschaft LU X E
1
DER STARKE FRANKEN
Der Beschluss der SNB hat viel zu reden
und zu schreiben gegeben. Auch die Uhrenbranche ist angesichts des starken Frankens besorgt, wobei sie sich in einer noch
relativ komfortablen Lage befindet. Erstens hat sie ausserhalb der Schweiz keine
Konkurrenz, was die Probleme gewaltig
vereinfacht. Zweitens sind die Gewinnmargen höchst attraktiv, und drittens
kann sie auf fünf absolute Rekordjahre zurückblicken. Dazu kommt, dass die
Gruppen und die bedeutenden Manufakturen den Handel im Ausland grösstenteils selbst kontrollieren, wodurch es
für sie einfacher ist, Kursfluktuationen
zu absorbieren. Bei ihnen fällt ein grosser Teil der Personalkosten (Distribution) und anderer Investitionen (vor allem
Kommunikation) in der Euro- und der
Dollarzone an. Unvergleichlich schwieriger und komplexer ist die Lage für kleinere Unternehmen, die naturgemäss weniger Manövriermöglichkeiten haben
und mit massiven Schwierigkeiten kämpfen, sei es in der Zulieferung oder in der
Distribution. Wobei der teure Franken
lediglich einen Trend beschleunigt, der
seit Jahren unabwendbar ist: Die Grossen
werden immer stärker, zulasten der kleineren Unabhängigen.
2
GUTE GOUVERNANCE
Uhrenfirmen geben sich lieber bedeckt,
und auch in den Medien wird es nicht
thematisiert. Aber Swissleaks hin oder
her, das Ende des Bankgeheimnisses,
Warnungen, Drohungen und Anklagen
an Schweizer Banken sowie die weltweite Jagd nach Schwarzgeld machen auch
der Schweizer Uhrenindustrie zu schaffen. Selbstverständlich haben die meisten Kunden damit gar nichts zu tun, aber
Marken und Händler geben inoffiziell zu,
dass sie in der Vergangenheit glänzende
Geschäfte gemacht haben mit sehr reichen Leuten in der Schweiz. Deklariert
oder nicht – jedenfalls sind die Spontaneinkäufe an der Bahnhofstrasse oder der
Rue du Rhône, in Macau oder Istanbul
zurückgegangen. Die Uhrenfirmen werden wohl oder übel auf diese Kunden verzichten und sie durch echte Kenner und
Sammler ersetzen müssen. Die verantwortungsbewusstesten Unternehmensführer haben allerdings nicht das Jahr
2015 abgewartet, um zu reagieren.
3
CONNECTED WATCH
Von ihr ist seit Jahren die Rede, viele Modelle sind jetzt tatsächlich auf dem Markt.
2015 wird a priori das Jahr der Connected Watch sein. Verantwortlich dafür ist
das Unternehmen Apple, das nach Jahren
der Spannung im vergangenen Herbst einen Prototyp vorgestellt hat, der in wenigen Monaten kommerzialisiert werden
soll. Nach einigen Verzögerungen steht
die Lancierung der Apple Watch vor der
Tür. In der Zwischenzeit haben auch die
Schweizer Uhrmacher, die das Phänomen erst amüsiert als Gadget für Geeks
abgetan hatten, den Ernst der Lage erkannt und wollen unbedingt am Kuchen
teilhaben. Immerhin ist die Technologie
dazu in der Schweiz vorhanden. Trotz
der von den Kaliforniern entwickelten
Energie glaubt niemand ernsthaft daran,
dass Apple für die Schweizer Uhrenher-
Bilan LU X E | 33
DOSSIER |
steller eine grössere Bedrohung darstellt
als für Seiko, Casio, Fossil oder allenfalls
Swatch. Aber man hat den Trend erkannt
und ist aktiv geworden. Montblanc ist die
erste renommierte Marke, die eine Lösung
gefunden hat in Form des Speed-e-trap,
eines Armbands mit integriertem Modul,
das mit jeder herkömmlichen Uhr kombiniert werden kann. Frédéric Constant und
Alpina haben kurz vor der Baselworld ihre
eigene Smartwatch präsentiert. An der
diesjährigen Uhrenmesse werden die Akteure aus der Deckung kommen, und Nick
Hayek hat bereits verlauten lassen, dass
Swatch im April oder im Mai mit einem
Modell auf den Markt kommt – also etwa
zeitgleich mit Apple.
4
SWATCH
In den Achtzigerjahren war Swatch das
Unternehmen, das Trends lancierte, Neugier und Begehrlichkeiten weckte. Dreissig Jahre später ist die Marke immer noch
da (was schon eine ansehnliche Leistung
ist), aber sie ruft nicht mehr die gleiche Begeisterung hervor, die Einführung neuer
Modelle wird nicht mehr zwingend zum
planetaren Ereignis. Die vor zwei Jahren
an der Baselworld präsentierte Technologie Sistem51 war zwar einer der grössten
Fortschritte der mechanischen Uhr der
letzten Jahrzehnte und wurde trotzdem
kein Weltevent. Dank gewaltigem Knowhow besitzt Swatch alle Voraussetzungen,
ein innovatives Produkt zu entwickeln und
sich einen Platz in der Welt der Connected
Watch zu sichern. Ein neuer Welterfolg ist
die Challenge der Bieler.
5
ROLEX
Für die Marke mit dem goldenen Krönlein
ist 2015 das Jahr des Wechsels in der Unternehmensführung. Für einen Konzern
mit dermassen stark verankerten Traditionen ein delikater Moment. Jean-Frédéric
Dufour (46), der letzten Herbst von Zenith zu Rolex gewechselt hat, dürfte demnächst den Sitz des Generaldirektors Gian
Riccardo Marini (67) übernehmen, der das
Unternehmen während vier Jahren führte. Es ist nicht nur ein Führungs-, sondern
auch Generationenwechsel. Nachdem in
den vergangenen sieben Jahren drei Patrons über das Geschehen wachten, erhofft
man sich, nun eine langfristige Lösung gefunden zu haben. Es sei daran erinnert,
dass die ersten drei Präsidenten das Zepter
34 | Finanz und Wirtschaft LU X E
über ein ganzes Jahrhundert führten. Führungswechsel gleich Stilwechsel? Nicht
unbedingt, denn Rolex setzt seit Jahrzehnten auf die gleiche Strategie. Ganz offensichtlich mit Erfolg.
Smartwatch auf den Markt bringen. Im
Bereich Uhren sollen die Labels Perrelet
(mit einer neuen Equipe) und Leroy endlich auf Kurs kommen.
6
HARMONISIERUNG
DER DISTRIBUTION
KERING
Die französische Gruppe Kering, u.a. Besitzerin von Gucci, Boucheron und Pomellato, hat den Ehrgeiz, in der Uhrenszene eine führende Rolle zu spielen. Die
Hauptaktionärin von Sowind (Girard-Perregaux und Jean Richard) hat letztes Jahr
die Manufaktur Ulysse Nardin übernommen, die zwar im russischen Markt bestens eingeführt ist, aber dadurch auch sehr
abhängig ist. Wobei die Russen letztes Jahr
sämtliche Luxuslabels in Angst und Schrecken versetzt haben. Die verhältnismässig komplementären Uhrenmarken der
Gruppe werden nun im Pool Luxe – Montres & Joaillerie unter Albert Bensoussan
zusammengefasst und haben den klaren
Auftrag, ihr Potenzial zu entwickeln. Um
das Ziel zu erreichen, wurde Antonio Calce, vormals Corum, in die Generaldirektion von Sowind berufen.
7
MONTBLANC
Seit zwei Jahren am Steuer, hat Jérôme
Lambert, vormaliger CEO von Jaeger-LeCoultre, von Richemont den Auftrag erhalten, das langsamer gewordene Schiff
auf Tempo zu trimmen. Montblanc, hinter Cartier die zweite Marke der Gruppe, realisierte letztes Jahr etwa ein Viertel
des Umsatzes mit Uhren und legt nun eine
neue Dynamik an den Tag, wobei die Produkte an den Stil von Jaeger-LeCoultre erinnern. Die vom jetzigen CEO verliehenen
Impulse dürften in den nächsten Monaten
Früchte tragen. In diesem Fall wird Jérôme Lambert zweifellos in der Gruppenhierarchie höherklettern.
8
FESTINA-GRUPPE
Unter der Führung von Gérald Roden vereint die Festina-Gruppe in der Schweiz diverse Gesellschaften, Marken und Zulieferanten. Über das Unternehmen Soprod,
das mechanische und Quarzwerke produziert, möchte sie dieses Jahr 350’000 Werke absetzen. Ebenfalls ein Thema ist die
Connected Watch, denn Festina beliefert
diverse Marken, die diesen Frühling eine
9
Die Schweizer Uhrenindustrie war trotz
weltweit rückläufiger Wirtschaft höchst
erfolgreich und legte in den letzten fünf
Jahren ein spektakuläres Wachstum hin.
Viele Unternehmen verdankten ihren Erfolg vor allem dem rasant wachsenden chinesischen Markt, gerieten aber nach einigen Antikorruptionsgesetzen plötzlich
in eine heikle Lage. Gegenwärtig bereitet ihnen China Kopfzerbrechen, vor einiger Zeit waren es Russland und der Mittlere Osten. Aufgrund dieser Erfahrung ist
es für viele Marken vordringlich, ihre Absatzmärkte zu harmonisieren und Abhängigkeiten zu verkleinern, um bei einer Krise in einer Zone die Schäden zu limitieren.
Eine schwierige Herausforderung, wenn
man weiss, dass die Chinesen, unabhängig
davon, ob bei sich zu Hause oder im Ausland, über die Hälfte ( je nach Marke bis
80%) der Schweizer Uhrenproduktion abnehmen. Für die Branche ein Glücksfall,
aber mit hohem Risikopotenzial.
10
NACHFOLGE
Bei Rolex ist die Nachfolgefrage in der
Generaldirektion offenbar gelöst, bei den
beiden andern Giganten, Swatch Group
und Richemont, gibt’s noch einiges zu regeln. In beiden Gruppen stehen mehrere Marken-CEO vor der Pensionierung
oder haben das Rückzugsalter schon länger erreicht. In den nächsten Monaten und
Jahren stehen einige attraktive Posten zur
Disposition. Auch bei anderen Marken der
Haute Horlogerie wartet in den nächsten
fünf Jahren ein knappes Dutzend Direktoren auf Ablösung. Die Anwärter sind schon
in den Startlöchern – man denkt längerfristig –, setzen sich in Pose, verschaffen
sich eine günstige Position, indem sie von
sich reden machen oder mit Leistungen
brillieren. Im Idealfall beides.
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| U H R E N M A R K T | von Myret Zaki
Kommt 2015 für die
Uhrenbranche die
Überraschung aus China ?
D
as chinesische neue Jahr hat am 19.
Februar im Zeichen der Ziege begonnen. Ob das zögerliche, eigenwillige Tier
den chinesischen Konsumenten 2015 symbolisiert? Wahrscheinlich. Wobei es auch
für positive Überraschungen sorgen kann.
«Entgegen allen Erwartungen könnten die Chinesen 2015 ihre Lust auf Luxus
wiederentdecken», meint John Plassard,
Spezialist für die Luxusbranche bei Mirabaud Securities in Genf. Nach zwei weniger günstigen Monaten sind die Uhrenexporte im Januar gegenüber dem Vorjahr
um 3,7% auf 1,6 Milliarden Franken gestiegen. Mehrere Faktoren könnten die Trendwende herbeiführen und dem Luxusbereich neuen Auftrieb verschaffen.
Zum einen lassen die Auswirkungen
des Antikorruptionsgesetzes, das 2014
noch seine ganze Härte entfaltete, allmählich nach, und die Periode der Lagerräumung der grossen Häuser ist bereits
abgeschlossen.
Zum andern wurden die Zollgebühren reduziert, wovon die Luxusbranche
selbstverständlich profitiert. John Plassard glaubt, dass der Trend 2015 weitergehen und damit den chinesischen Inlandkonsum stimulieren wird.
KÄUFER IM MITTLEREN
PREISSEGMENT IM KOMMEN
Aus dem Land der Mitte ist ein neues
Kundensegment im Anmarsch, angezogen
von Firmen wie Swatch und Richemont.
Diese repositionieren sich und lancieren,
wie etwa Cartier, neue Produktlinien, die
innovativ sind. Wie Swatch Group, die im
kommenden April die Connected Watch
auf den Markt bringt. Parallel dazu werden
die Preise massiv gesenkt. Am 12. Februar
teilte Patek Philippe mit, dass die Händler
in Hongkong die Preise um durchschnittlich 7% reduzieren werden. Fachleute beobachten, dass in Kontinentalchina eine
neue Käuferschicht entsteht, die sich im
mittleren Preissegment bedient. In einem
36 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Bereich also, auf den sich dieses Jahr zahlreiche Schweizer Marken neu ausrichten. Ein potenzieller Gewinner sei Swatch
mit ihrem Portefeuille an Uhren in diversen Preissegmenten, meint Eleanor Taylor Jolidon, Fondsmanagerin Luxussektor
bei der Union Bancaire Privée. Erschwinglichere Marken wie Longines und Tissot
sind gemäss Antikorruptionsgesetz toleriert, da sie eher der Mode zugeordnet und
weniger als Zeichen von äusserem Reichtum betrachtet werden. «Sollten diese
Marken, die auch die attraktivsten Margen
kennen, ein Wachstum verzeichnen, so
wird es den Uhrenkonzernen gut gehen.»
Die Nachfrage der
Chinesen dürfte
dieses Jahr nicht
enttäuschen.
Inlandkonsum und
Tourismus werden
besonders profitieren.
Hongkong dürfte dieses Jahr weniger
unter einem der Faktoren leiden, der letztes Jahr seine volle Wirkung entfaltet hat:
Occupy Central, die Protestbewegung von
September und Oktober 2014. Zur Erinnerung: Die Demonstrationen fanden mitten
in der Golden Week statt, in der viele Luxuslabels bis 20% ihres Jahresumsatzes
erzielen. Der Umsatzrückgang in diesen
Läden, die traditionell von chinesischen
Touristen besucht werden, war denn auch
schmerzlich. In der Zwischenzeit fand
eine Kehrtwende statt. Gemäss Verband
der Schweizerischen Uhrenindustrie FH
erhöhten sich die Exporte nach Hongkong
im Januar um 5,4% auf 307 Mio. Franken
Die wichtigsten Faktoren sind aber
zweifellos quantitativ, d.h. Bevölkerungswachstum und Zunahme des Tourismus.
Bis 2020 werden 330 chinesische Städte
das gleiche Einkommensniveau erreichen
wie Schanghai im Jahr 2010. Dies bedeutet Dutzende von Millionen Neukonsumenten in den nächsten Jahren. Jährlich
werden etwa 10 Mio. mehr chinesische
Touristen die internationalen Metropolen besuchen. Neben Asien ist Frankreich
vor den USA ihre beliebteste Destination.
Auch die Schweiz verzeichnet mit jährlich
800 000 Touristen aus China einen zunehmenden Trend.
«Mittelfristig rechne ich mit einem Luxusmarkt, der grösser sein wird als vor
zwanzig Jahren», meint Eleanor Taylor Jolidon. Die Unternehmen seien heute effizienter als vor zwanzig Jahren, würden ihre
Produkte vermehrt über eigene statt über
fremde Kanäle verkaufen und mit den Distributoren Verträge abschliessen, die für
sie weit günstiger sind als in der Vergangenheit. Nach dem düsteren 2014 ist es nur
eine Frage der Logik, dass die Kollektionen
dieser Firmen besonders attraktiv sind.
Und dank dem gegenüber dem Franken
stärker werdenden Dollar sind die Aussichten insgesamt günstiger als im Vorjahr.
SCHWACHSTELLE HONGKONG
Andere Fachleute sind allerdings weniger optimistisch. «Auch Anfang 2015 leiden die Uhrenkonzerne nach wie vor unter
der rückläufigen Nachfrage aus China und
vor allem aus Hongkong», stellt Caroline
Reyl, Fondsmanagerin Premium Brands
bei Pictet Asset Management, fest. «Zum
jetzigen Zeitpunkt ist eine Kehrtwende
in diesem Segment bis Ende Jahr nicht sicher, aber auch nicht ganz unmöglich. Für
einige Gruppen ist die Lage in Hongkong
besonders schwierig, sodass sich selbst renommierte Häuser gezwungen sehen, in
bestimmten Fällen die Preise für ihre Zeitmesser um 5 bis 20% zu reduzieren.» Auch
EXPORTE DER
SCHWEIZER
UHRENINDUSTRIE
NACH LÄNDERN
2014
Erhebung Vontobel
René Weber, Analyst im Bereich Luxus bei
der Vontobel Bank in Zürich, bezeichnet
Hongkong als Schwachstelle. «Selbst wenn
Festlandchina für eine positive Überraschung sorgen wird, bleiben die Aussichten für Hongkong wenig erfreulich.» Fest
steht, dass am Genfer Salon de la Haute
Horlogerie (SIHH) vom Januar die Bestellungen aus Hongkong deutlich geringer
ausgefallen sind.
Hongkong ist ein Lebensnerv, denn dieser Markt allein repräsentiert über 10% des
globalen Luxusgütermarktes. Im Vergleich
ist Kontinentalchina mit seiner 20%-Luxussteuer für viele Marken geradezu marginal. Audemars Piguet realisiert hier nur
gerade 2% der Verkäufe. Hongkong, Destination der reichsten Chinesen, ist auf dem
Verliererposten, die Gewinner sind Singapur, Südkorea und Japan. Dazu kommt, so
René Weber, dass die Chinesen, die jetzt
nach Hongkong reisen, weniger betucht
sind als diejenigen, die letztes Jahr die Metropole besuchten.
ZUNAHME DER
EXPORTE
DER SCHWEIZER
UHRENINDUSTRIE
2005-2014
Erhebung Vontobel
Für die Schweizer Uhrenbranche
rechnet er insgesamt mit einem schwachen ersten Semester und einem Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte:
«Volumenmässig wird 2015 verglichen
mit dem Vorjahr besser ausfallen, der
Umsatz aber wird stagnieren.» Ein stärkerer Dollar würde sich für die Schweizer Uhrenindustrie als günstig erweisen.
Seit dem 15. Januar, der Aufhebung des
Mindestkurses zum Euro, ist die Kundschaft aus China eine bessere Perspektive als die aus der Eurozone. Denn Chinesen sind traditionell eher dem Dollar
verbunden. «Es ist vorstellbar, dass der
Dollar stärker wird, was den chinesischen Konsumenten helfen wird», glaubt
Eleanor Taylor Jolidon.
Als zuverlässiger als das chinesische
Tierkreiszeichen Ziege erweist sich das
Segment der Luxusautos. 2014 verzeichnete Porsche das stärkste Wachstum in China (+25%), wo das Unternehmen den gleichen Umsatz realisierte wie in den USA.
DIE FAVORITEN
2015
Gemäss den Fachleuten
von Digital Luxury
Group in Genf werden 2015 Omega,
Cartier und Rolex die
attraktivsten Marken
für die Chinesen sein.
Die grossen Klassiker
bleiben die Kollektionen
Seamaster von Omega
und Ballon Bleu von
Cartier, während die
Daytona von Rolex
immer begehrter wird.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 37
| U H R E N T R E N D S 2 0 1 5 | von Gaëlle Sinnassamy
DAS JAHR DER GRUNDWERTE
1. PARMIGIANI
FLEURIER,
OB DIE UHRENMARKEN WEGEN DES UNSICHEREN WIRTSCHAFTLICHEN
UMFELDS BESCHLOSSEN HABEN, WIEDER AUF SICHERE WERTE ZU
SETZEN? DEN JAHRGANG 2015 PRÄGT JEDENFALLS EINE RÜCKKEHR
ZUM ESSENZIELLEN. EINE TOUR D’HORIZON.
S
o reichhaltig und vielfältig der Uhrenjahrgang 2015 auch ist: die starken
Trends sind symptomatisch für eine Rückkehr zu den Grundwerten. Besonders auffällig sind etwa die zahlreichen skelettierten Uhren, mit denen viele Hersteller ihr
Knowhow der traditionellen Kunst beweisen. Diese mit heutigen Mitteln noch
verfeinerte Technik bietet ein breites Feld
von Gestaltungsmöglichkeiten. Das reicht
von den zum Markenzeichen gewordenen
skelettierten Modellen von Roger Dubuis über das futuristische Tourbillon Saphir
Ultranero von Bulgari bis zu Parmigiani.
Der Meister aus Fleurier feminisiert diesen Uhren-Strip mit dem halbtransparen-
tem Effekt eines subtil weichzeichnenden
Saphirglases. Bei den Farben stellt man
eine Flut von Blautönen fest. Das passt
zum mehreren Marken gemeinsamen, astralen Thema. Und zur weltweiten Tendez, azurblaue Zifferblätter in den Rang
grosser Klassiker zu heben. Und schliesslich gibt es auch den ausgeprägten Willen
zu stilistischer Schlichtheit. Sei es bei neuen Kollektionen, überarbeiteten Stücken
oder Modellen, die durch verschiedenste
Komplikationen bereichert wurden. Kurz:
Zurückhaltung gegenüber masslosen Extravaganzen, aber genug Innovation, um bei
den Liebhabern schöner Uhren vielfältige
und berechtigte Erwartungen zu wecken.
3
1
Tonda 1950 Squelette.
Der weichgezeichnete
Akt.
Michel Parmigiani zieht
die Tonda 1950 aus.
Während die Herrenversion dieses Zeitmessers
ihre ganze Transparenz
und Technizität offenbart, ist die Damenuhr
mit einem Zifferblatt aus
mattiertem und weiss
gekörntem Saphirglas
ausgestattet, das ebenso
viel enthüllt, wie es
verbirgt. Weiss- oder
Roségold mit Diamantenbesatz, 42 500 Fr.
2. HUBLOT,
Big Bang Tourbillon
Power Reserve
5-Days Indicator.
Die Vertikalisierung
ist im Gang.
Das jüngste Modell der
Manufaktur aus Nyon
mit ihrem 45-mmGehäuse und dem intern
hergestellten Werk
bietet freie Sicht auf die
völlig neue Architektur
der Brücken und der
Werkplatte dieses
Kalibers mit seinem
Tourbillon-Drehgestell
bei 6 und der Anzeige
der 5-Tage-Gangreserve
bei 9 Uhr. Version aus
Titan, 85 000 Fr.
DA S SKEL ET T I EREN
KO MMT WI ED ER
ZU EHREN
2
5
4
3. ROGER DUBUIS,
Excalibur Spider
Skeleton Double Flying
Tourbillon. Das Jahr der
Skelettierten.
Roger Dubuis legt dieses
Jahr den Schwerpunkt auf
das Skelettieren mit diesem Modell im sportlichen
Look. Das Besondere
an dem Automatikwerk
RD01SQ mit fünfzig
Stunden Gangreserve
sind die beiden durch ein
Differential verbundenen,
fliegenden TourbillonDrehgestelle bei 7.30 und
4.30 Uhr;
290 000 Fr.
4. BULGARI,
Tourbillon Saphir
Ultranero.
Die sportliche
Zukunftsuhr
Die Tourbillon Saphir
Ultranero setzt auf die
Karte der Gegensätze mit
seinem Tourbillon-Werk,
das in ein transparentes,
von einer Struktur
aus schwarzem Titan
zusammengehaltenes
Saphirglas-Gehäuse
eingeschalt ist. Der Effekt
wird durch die Indexe und
die in der Gehäusemitte
eingefügten grünen
Mikroröhren aus Superluminova verstärkt;
200 000 Fr.
5. GIRARD-
PERREGAUX,
Vintage 1945 Large
Date, Moon-Phases,
Mechanics of Art Deco.
Rauchglaseffekt.
Erstmals offenbart
die Vintage 1945 ihr
Innenleben durch ein
Saphirzifferblatt mit
Rauchglastönung. Das
ikonische Modell bietet
eine beeindruckende
mechanische Inszenierung, in der Hebel und
Getriebe für die Anzeige
von Stunde, Minute und
kleiner Sekunde sorgen.
Roségold, 33 500 Fr.
2
3
5
PU RI S TI SCH E
SCH L I CH TH EI T
IM Z ENTRU M D E S
Z I FFERB LATTS
6
1. LOUIS VUITTON,
Tambour Damier.
Die neu interpretierte
Ikone.
Mit der Tambour hat
Louis Vuitton 2002
seine erste Uhrenlinie
lanciert. Dieses Jahr
wächst die Kollektion
weiter. Die Tambour
Version 2015 bleibt
zwar ihrem reinen und
eleganten Design treu,
kommt jedoch neu mit
dem ikonischen Schachbrettmuster des Pariser
Lederwarenherstellers
daher. Preis noch nicht
bekannt.
2. HERMÈS,
Slim, 25 mm.
Die Stunde der
Schlichtheit.
Reine Linien und
schlichte Typografie
prägen die Anzeige der
Stunden auf dem guillochierten Zifferblatt aus
Naturperlmutt. Im flachen 25-mm-Gehäuse
der Slim, dem neuen
Modell von La Montre Hermès, tickt ein
Quarzwerk. Roségold
ohne Diamantenbesatz,
Alligatorlederband,
8500 Fr.
7
1
4
3. LANGE &
SÖHNE,
Saxonia Automatik
380. Kunst im Detail.
Mit dem Jahrgang 2015
unterzieht Lange & Söhne die Linie Saxonia einer Verjüngungskur. Für
verbesserte Ablesbarkeit
sorgen die bei 3, 6, 9
und 12 Uhr verdoppelten
sowie die verlängerten
übrigen Indexe und die
zusätzlichen Ziffern
auf dem Zifferblatt der
kleinen Sekunde, ohne
dass dadurch das reine
Design beeinträchtigt
wird. Aus Weissgold,
25 600 Fr.
4. PANERAI,
Radiomir Firenze,
3 Days Acciaio.
Transalpine Gravuren.
Das mit typischen
Motiven der Florentiner
Ikonografie gravierte
Gehäuse der Radiomir
Firenze ist mit einem
Handaufzugwerk mit
drei Tagen Gangreserve
ausgestattet. Die Uhr
bildet eine Hommage
an das historische
Geschäft, das Giovanni
Panerai 1860 auf dem in
Florenz eröffnete.
19 675 Fr.
5. BLANCPAIN,
Villeret Grande Date.
Das Datum im
Zentrum eines
Klassikers.
Blancpain bereichert die
Kollektion Villeret um
einen Zeitmesser mit
grossem Datum. Das
neue Spitzenmodell der
Manufaktur aus Le Brassus mit seinem Doppelfenster-Grossdatum bei
6 Uhr ist zeitlos schön
und optimal ablesbar.
Preis auf Anfrage.
6. F.P. JOURNE,
Nouvelle Octa Lune.
Die Klarheit der
Komplikationen.
Die neue Octa Lune
besticht durch ihre verbesserte Ablesbarkeit
dank dem gegen 3 Uhr
verschobenen, vergrösserten Hauptzifferblatt.
Es lässt Platz für das
Grossdatumfenster bei
11 Uhr, die Gangreservenanzeige bei 9 und
das Mondphasenfenster
bei 8 Uhr. 42-mmPlatingehäuse,
49 680 Fr.
7. BREITLING,
Transocean
Chronograph 1915.
Jubiläum einer
Erfindung.
1915 entwarf Breitiling
den ersten unabhängigen
Chronographendrücker.
100 Jahre später legt die
Marke das Originalmodell in einer limitierten
Serie neu auf. Sie zeichnet sich durch ein neues
Manufakturkaliber und
ein überarbeites Design
im für die Kollektion typischen minmalistischen
Stil aus, 8100 Fr.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 39
| UHRENTRENDS 2015 |
5
6
1
3
2
4
VARI ATI ONEN I N BL AU
1. ULYSSE NARDIN,
Classico Goat. Im
Zeichen der Ziege.
Ulysse Nardin feiert das
Jahr der Ziege mit einer
Kreation, die das Tier
und zwei Zicklein auf
nachtblauem Hintergrund inszeniert. Motor
ist das Automatikwerk
UN-815 mit 42 Stunden
Gangreserve und
COSC-Chronometergangschein. Roségold,
39 800 Fr.
2. VACHERON
CONSTANTIN,
Harmony
Chronographe Grande
Complication
Ultra-plat. Das Feinste
vom Feinen.
Zu ihrem 260-Jahr-Jubiläum hat die Marke
Vacheron-Constantin
die Kollektion Harmony
kreiert. Eines der Modelle, der extraflache
Chronograph mit
grosser Komplikation,
stellt zwei Rekorde auf:
Sein Automatikwerk ist
nur 5,2, das Kissengehäuse nur 8,4 mm hoch.
361 000 Fr.
40 | Finanz und Wirtschaft LU X E
3. OMEGA,
Seamaster Aqua Terra
150M Master Co-Axial
James Bond. Der
Geist von Bond.
Seit zwanzig Jahren
steht OMEGA im
Dienst von James Bond.
In Vorwegnahme der
Premiere von «Spectre»,
dem 24. Opus dieser
filmischen Saga, hat sie
eine Taucheruhr produziert, dessen Zifferblatt
das Wappen der der
Bond-Familie schmückt
und die Magnetfeldern
von mehr als 15 007
Gauss trotzt. Edelstahl,
6500 Fr.
4. JAEGER-LECOULTRE,
Rendez-Vous Moon.
Ode an das
Nachtgestirn.
Während eine übliche
Mondphasenanzeige
in zweieinhalb Jahren
um einen Tag von der
Realität abweicht und
korrigiert werden muss,
wurde diejenige der
Moon so konzipiert, dass
sie während 972 Jahren
präzis bleibt. Als Star
dieser grosszügig gestalteten Anzeige erhellt der
Mond ein mit Diamanten
übersätes Firmament.
36-mm-Weissgoldgehäuse, 34 000 Fr.
5. PATEK PHILIPPE,
Chronograph Ref.
5905. Im monochromen
Modus.
Patek Philippe hat in
dieser neuen, vollständig in Blau gehaltenen
Komplikationsuhr einen
Chronographen mit
einem ewigen Kalender
kombiniert. Der
Automatikkaliber CH
28-520 QA 24H zeigt
neben der Uhrzeit auch
Wochentag, Datum
und Monat sowie die
Stoppuhrfunktionen mit
einem 60-Minuten-Zähler bei 6 Uhr. Preis noch
nicht mitgeteilt.
6. GRAFF
DIAMONDS,
Montre à secret mit
Saphiren, Diamanten
und Perlen
Blau kann auch
kostbar daherkommen.
Diese beeindruckende Brosche aus dem
Hause Graff mit ihrem
majestätisch fliessenden
Design, das sich nach
Lust der Schönen
verwandelt, verbirgt im
Herzen ihrer Pampille
einen miniaturisierten
Zeitmesser. Vollständig
in Saphire und Diamanten gehüllt.
Preis auf Anfrage.
von Sarah Jollien-Fardel | U H R E N B Ä N D E R |
I
n einer Zeit, in der das Smartphone zur
zeitgenössischen Taschenuhr mutiert ist,
muss ein Chronometer mehr als nur die
verstreichende Zeit messen. Ob wir es wollen oder nicht: Modetrends diktieren nicht
nur unseren Kleidungsstil, sondern auch
die Accessoires. Der stilbewusste Mann
mag es heute diskret, zeitlos und dezent luxuriös. Entsprechend beliebt ist Leder. Das
edle Material ist auch zum engen Verbündeten der Uhren geworden. Eine Modeerscheinung?
Nicht nur, wie Romain Gourdain aus
dem Hause Hublot festhält: «Lederarmbänder haben den Vorteil, dass sie leichter
sind als Metallbänder. Ausserdem wirken
sie schicker und kommen weniger sportlich daher.» Eine Frage der Zweckmässigkeit also? Auch, wobei technologisch
ebenfalls viel für das edle Material spricht.
«Extremes» Leder sei widerstandsfähiger, abriebfest, wasser- und feuerbeständig, heisst es bei Montblanc. Nicht zuletzt
steht Leder für Know-how und Eleganz.
Laut Parmigiani sind Lederarmbänder ein
wesentlicher Bestandteil einer Uhr. Leder
strahle Sinnlichkeit aus und sei der Beweis
aussergewöhnlicher Fertigkeiten. Die Neuenburger Manufaktur lässt sich das Leder
für ihre Zeitmesser von Hermès liefern.
IWC geht noch einen Schritt weiter: Die
Schaffhauser haben die Lederverarbeitung
für ihre neuen Portugieser an den italie-
ICH
WIL L
LEDE R
SKELETT UND TECHNOLOGIE
SIND NICHT DIE EINZIGEN
KENNZEICHEN EINER LUXUSUHR.
EBENSO WICHTIG IST DAS
ARMBAND. DABEI STEHT LEDER
IN DER HAUTE HORLOGERIE
BESONDERS HOCH IM KURS.
nischen Schuhhersteller Santoni ausgelagert. Er fertigt mithilfe eines ausgeklügelten Verfahrens ein exklusives Armband aus
patiniertem Leder.
Unkonventionelle Materialien sind ebenfalls stark im Kommen. Hublot setzt zum
Beispiel abgenutzten Jeansstoff ein. «Es
war nicht einfach, den Jeansstoff auf dem
Kautschuk zu befestigen, ohne dass er völlig zerfällt. Das Armband ist ebenso fragil
wie oft getragene Jeans. Eine Kautschukschicht sorgt aber für die nötige Stabilität»,
erklärt man beim Uhrenhersteller. Bei Roger Dubuis verleiht geschorener Nerz aus
dem Haus des Pelzhändlers Daniel Benjamin der Velvet Haute Couture einen besonders edlen Charakter.
Hady Ouaiss hat gespürt, dass Leder
für Uhrenarmbänder immer beliebter
wird. Der Sohn eines Antiquars und Kenner der Uhrenszene hat deshalb im Januar 2014 in Paris Cie Bracelet Montre eröffnet. Wenn er über Armbänder spricht,
könnte man meinen, er fachsimple über
Gemälde. Sein Angebot umfasst 1800 Artikel, sein Lagerbestand über 8000 Armbänder. Ein Teil schmückt die Wände
seines Geschäfts. «Ein Armband ist ein
magisches Accessoire, das einer Uhr Leben einhaucht. Mit einem hässlichen oder
unpassenden Armband wirkt die edelste
Luxusuhr unschön. Ein Armband ist wie
ein Kleid: Es verleiht Charakter und ändert
das Auftreten.» Demnächst wird Hady
Ouaiss seine Preziosen auch im eShop vertreiben (www.cie-bracelet-montre.com).
Die Lektion ist klar: Eine neue Farbe, ein
anderes Material – und schon findet eine
ungeliebte Uhr den Weg zurück an unser
Handgelenk. Und in unser Herz.
BEST
BOUTIQUE
AWARD
2015
| RANGLISTE UHREN- UND SCHMUCKGESCHÄFTE |
Umfrage von Cristina d’Agostino und Sylvie Bernaudon.
Text Cristina d’Agostino Fotos: Dominic Büttner und François Wavre
BEREITS ZUM ACHTEN MAL BEWERTET «LUXE» DIE NAMHAFTESTEN
UHREN- UND SCHMUCKGESCHÄFTE AN DER BAHNHOFSTRASSE IN
ZÜRICH UND AN DER RUE DU RHÔNE IN GENF. IN EINER EIGENEN
RANGLISTE WIRD DER BEST BOUTIQUE AWARD VERLIEHEN. DIESES
JAHR HABEN DIE SCHLUSSLICHTER VON 2014 IN BEIDEN STÄDTEN EINEN
QUANTENSPRUNG NACH VORNE GEMACHT.
Z
ürich war bezüglich Servicequalität IN GENF GRÖSSERE QUALITÄTSte den richtigen Umgang mit Kunden.
und Kundenfreundlichkeit auch die- UNTERSCHIEDE ALS IN ZÜRICH
Zudem war er äusserst liebenswürdig.»
Das bestklassierte Geschäft, sowohl der Ebenfalls aufgefallen in Genf ist Bulgari:
ses Jahr konstanter und einheitlicher als
Genf. Was sich aber komplett geändert Monomarken- als auch der Multimar- Das Geschäft hat sich bei den Monomarhat, sind die Ranglisten der Geschäfte an ken-Boutiquen beider Städte, ist de Gr- kengeschäften um satte 24 Plätze verbesden beiden Luxusmeilen. Dies ist im We- isogono Genf mit einer Note von 4,9. So sert. Margarita Rebagliati, die den Betrieb
sentlichen das Ergebnis der diesjährigen gut hat in unserer Rangliste kaum je eine nach dreizehnjähriger Tätigkeit bei Gucci
Bewertungen bei Monomarken- und Mul- Boutique abgeschnitten. Bemerkenswert im Oktober 2014 übernommen hat, über
timarkengeschäften. Da unsere zwanzig ist dabei auch die spektakuläre Aufhol- das hervorragende Abschneiden: «BulgaTestkäufer Jahr für Jahr die gleichen Be- jagd: Letztes Jahr lag das Genfer Geschäft ris Geschichte baut auf einem aussergeurteilungskriterien anwenden, lässt sich noch auf dem 22. von insgesamt 28. Plät- wöhnlichen Ruf im Bereich der bunten
klar erkennen, dass sich die Verkaufstech- zen. Die Testkäufer lobten einhellig die Steine, aber auch in der Uhrenbranche
nik allgemein stark verbessert hat. Wel- Qualität. «Der Ablauf des Verkaufs er- auf. Ich habe mich anfangs intensiv mit
che Qualitäten aber überzeugten? Beim wies sich vom ersten Moment an als sehr dieser Geschichte befasst. Vor allem aber
Verkäufer und bei der Beraterin eindeutig harmonisch», meinte ein Mystery-Shop- wollte ich so viel Zeit wie möglich mit
die Berücksichtigung der Kundenwün- per stellvertretend. «Schon der Portier meinen Mitarbeitenden im Geschäft versche, die individuelle Beratung, die ge- war sehr freundlich. Der Verkaufsberater bringen, um den Stil unserer Kundschaft
lebte Leidenschaft, Sinn für Humor und stellte anschliessend sehr präzise Fragen. besser zu durchschauen. Die ständige AnFachwissen. Beim Geschäft selbst die stil- Dadurch erkannte er genau, wonach ich wesenheit des Geschäftsführers und seine
volle Einrichtung, die Intimität des Ver- suchte, und konnte mir das passende Pro- Abkömmlichkeit stehen für mich an erskaufsraums und das Licht. Und beim Ver- dukt anbieten. Bei jedem Verkaufsargu- ter Stelle.»
kauf mindestens eine halbe Stunde Zeit ment wies er in irgendeiner Form auf das
In Zürich führt Audemars Piguet die
sowie die Nachfassung über den elektro- Markenprestige hin. Er hat es verstanden, Rangliste an. Die Spitzenposition (13. im
nischen Informationsaustausch. Im Be- auf mich einzugehen, und beherrsch- Jahr 2014) zeugt von einer deutlich bessesonderen aber haben diejeniren Verkaufsleistung. Ein Mysgen Geschäfte den grössten
tery-Shopper bestätigt: «Das
Sprung nach oben gemacht,
Verkaufserlebnis war perfekt.
die ein grosses Flair beweisen,
Die Produkte wurden mit viel
METHODOLOGIE
lebendig und spontan über die
Leidenschaft und Engagement
«Luxe» hat in 55 Uhren- und Schmuckgeschäften an den
Geschichte der gefragten Marin einem warmherzigen, stets
prestigereichen Shoppingmeilen Rue du Rhône in Genf und
ke zu berichten und die Wünkorrekten und höflichen Ton
Bahnhofstrasse in Zürich die Qualität von Empfang und
sche des Kunden durch gezielpräsentiert. Ein sehr ruhiges,
Service untersucht. 20 Mystery Shopper unterschiedlichen
te Fragen sofort zu erfassen.
gemütliches Ambiente.» PaAlters und Profils haben die Luxus-Shops besucht und
Ausschlaggebend war auch das
tek Philippe, der Zweitplataufgrund von 50 Kriterien wie Empfang, Produktepräsentation,
uhrentechnische Know-how
zierte in der Kategorie MonoKundenbeziehung usw. geprüft. Da jede Boutique im Abstand
des Verkaufspersonals. Diemarken in Zürich vor Rolex
von mindestens zwei Wochen zwei- bis dreimal besucht wurde,
ses kommt laut den befragten
und Breguet, wurde mit exzelkonnten mehrere Verkaufsberater getestet werden. Schliesslich
Mystery-Shoppern aber nur
lenten 4,49 Punkten benotet.
wurden aufgrund der Resultate vier Ranglisten erstellt:
an, wenn seine Ausführungen
Auch dieses Geschäft hat einen
Mono- und Multimarkengeschäfte in Genf und Zürich.
ehrlich wirken und mit echter
eindrücklichen Sprung nach
Emotion herüberkommen.
oben gemacht.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 43
Bilan LU X E | 43
p Patrick Mc Dermott, Direktor der Boutique Audemars Piguet.
s Eric Ritter, Direktor der Boutique Patek Philippe.
ZÜRICH
RANGLISTE MONOMARKEN
Rang | Geschäft | Mittelwert
1Audemars
Piguet 4.62
i
2Patek Philippe 4.49
3Rolex 4.45
4Breguet 4.39
i
i
5Bulgari 4.36
8Montblanc 4.02s
10Piaget 3.98s
12Blancpain 3.66s
14 Van Cleef & Arpels 3.35s
Beim Marketing der Luxushäuser wird heute nichts mehr dem
Zufall überlassen. Imagepflege und Kommunikation gehorchen
genauestens festgelegten Strategien, in denen die Markengeschichte und die technischen Argumente eine wichtige Rolle spielen. Entscheidend ist aber in erster Linie die Art, wie der Kunde für
die Markenwelt begeistert wird. «Worauf es ankommt, ist die richtige Mischung aus Technik und Emotion», sagt ein Mystery-Shopper. «Bei Zenith Genf (10. Platz) war diese Erfahrung trotz des kleinen Geschäfts und der fehlenden Intimität positiv. Wir haben uns
über Persönliches unterhalten, bevor wir zum Kern der Sache kamen. Der Verkäufer konnte mich so besser kennenlernen und mir
die passenden Produkte anbieten. Ich habe mit diesem Besuch eine
Zeitreise gemacht. Er war eine perfekt abgestimmte Mischung aus
Geschichte und technischen Details.» Die gleichen Kriterien können aber auch kontraproduktiv sein, wenn sie nicht fachlich ein4444
| Bilan
| Finanz
LU Xund
E
Wirtschaft LU X E
9Jaeger-LeCoultre 3.98s
«DER VERKAUF SOLL EINE REISE SEIN»
7Omega 4.29s
11IWC 3.82s
13Chopard 3.40s
wandfrei vorgebracht werden und die Argumente nicht der Premium-Positionierung der Marke gerecht werden. Ein Geschäft,
das 2014 noch unter den Top Ten klassiert war, verlor dadurch
gleich zwanzig Plätze. «Ich wurde von einer Verkäuferin empfangen und bedient, die kaum Französisch sprach», erzählt ein Testkäufer in Genf. «Ich hatte Mühe, sie zu verstehen. Es machte den
Anschein, als leiere sie einen auswendig gelernten Text herunter, ohne sich im Geringsten dafür zu interessieren. Fünfzehn Minuten lang sprach sie über die Geschichte der Marke, ohne mich
nach meinen Wünschen zu fragen. Dadurch war die Präsentation
zunächst ein völliger Fehlschuss, denn sie zeigte mir relativ feminine Modelle, ich suchte aber nach einem Abschiedsgeschenk für
einen Banker, der in Pension ging. Zu allem Übel forderte sie mich
mehrmals auf, mich bei anderen Marken derselben Gruppe umzuschauen. Ich war trotz ihrer freundlichen Art und ihren Bemühungen alles andere als überzeugt.»
DER WERT DES PRODUKTS MUSS SPÜRBAR SEIN
Gleich mehrere Mystery-Shopper bemängelten die deutlich
schlechtere Produktpräsentation. Drei renommierte Marken aus
dem High-End-Segment bekamen die Qualitätseinbusse besonders
deutlich zu spüren und rutschten in der Rangliste ab. «Wenn man
einen Luxustempel oder ein Geschäft mit edel verarbeiteten Pro-
i gesteigert p gleich geblieben 6Cartier 4.34i
Schlechte Noten wurden in beiden Städten aufgrund offensichtlich fehlender Verkaufsargumente, ungenügender technischer
Informationen an Kundinnen und einer viel zu speditiven Verkaufsabwicklung verteilt. Auch Sprachbarrieren, etwa durch asiatisches Personal, das eigens wegen der asiatischen Kundschaft eingestellt wurde, erwiesen sich als Negativfaktor.
i
s
Bilan LU X E | 45
46 | Bilan LU X E
GENF
RANGLISTE MONOMARKEN
Rang | Geschäft | Mittelwert
1 de Grisogono 4.90
2Bulgari 4.83
i
i
3Roger Dubuis 4.69
4Montblanc 4.63
i
i
5Boucheron 4.57
6Chopard 4.53
i
i
7Harry Winston 4.44
8Breguet 4.34
i
1ère place dans la catégorie multimarques à Genève:
Ignaz Steg, Branch Manager ad interim de la boutique Les Ambassadeurs.
s
9Patek Philippe 4.25
10Zenith 4.23
s
11Graff 4.19
s
i
12Tag Heuer 4.19s
13Rolex 4.19i
14Vacheron Constantin 4.08i
15IWC 4.00i
16 Audemars Piguet 3.98i
18Corum 3.96s
17Cartier 3.97i
19Omega 3.77p
20Piaget 3.74s
21Blancpain 3.56s
22 Van Cleef & Arpels 3.55s
23Panerai 3.50s
24 FP Journe 3.46s
25Jaeger-LeCoultre 3.41i
26 Jaquet Droz 3.40s
27Hublot 3.00s
28 Richard Mille 2.26s
i Margarita Rebagliati, Direktorin der Boutique Bulgari.
f Gabriella O’Hana, Direktorin der Boutique de Grisogono.
dukten betritt, erwartet man eine entsprechende Präsentation. Der
Wert des Produkts muss auch beim Umgang mit den Uhren, beim
Empfang und bei der Haltung des Verkäufers spürbar sein. Hinter
dem Ladentisch stehen zu bleiben, ein unsauberes Produkt oder
eine Uhr mit schlecht angebrachtem Armband vorzulegen oder
keine Handschuhe zu tragen, ist heutzutage ein No Go», bringt es
ein Testkäufer auf den Punkt. «Und trotzdem gibt es grosse Namen,
die genau hier unsorgfältig sind.» Einen anderen Mystery-Shopper
irritierte die allzu grosse Nähe, die ein Verkäufer mit ihm aufzubauen suchte, um cool zu wirken. Er empfand die Situation als unangenehm: «Ein solches Verhalten kann zwar in einer sehr luxuriösen Boutique helfen, Hemmungen abzubauen und den Preis einer
Uhr oder eines Schmuckstücks zu relativieren. Ein wirklich positiver Eindruck entsteht aber vor allem durch Eleganz, eine gepflegte
Sprache und ein entsprechendes Auftreten des Verkäufers.»
DER EINSATZ DIGITALER MEDIEN ALS PLUS
Viele Geschäfte verwenden mittlerweile ein Tablet, um die Geschichte der Marke zu veranschaulichen, und fragen im Hinblick
auf die Kundenbindung systematisch nach der E-Mail-Adresse. Einige aber gehen noch einen Schritt weiter und nutzen digitale Medien ergänzend zur Verkaufsargumentation und um dem Kunden
i gesteigert p gleich geblieben Finanz und Wirtschaft
Bilan
LULU
X EX|E47
| 47
48 | Bilan LU X E
RANGLISTE MULTIMARKEN ZÜRICH
Rang | Geschäft | Mittelwert
1Beyer 4.58
i
2Gübelin 4.51
3Türler 4.15
i
s
4Bucherer 3.94p
5 Les Ambassadeurs 3.25s
7Kurz 2.73s
6 Meister Uhren 3.03i
ein unvergessliches Erlebnis zu bescheren. Bei Graff in Genf, das
letztes Jahr noch am Tabellenende rangierte und jetzt den 11. Platz
belegt, habe die Verkäuferin seine Mail-Adresse notiert, um ihm Fotos und technische Beschreibungen der beiden Uhren zu senden,
zwischen denen er sich nicht entscheiden konnte. «Sie hat auch angeboten, Videos von diesen beiden Modellen an Männergelenken
anzufertigen, da ich wissen wollte, wie sie wirken.» Auch in Zürich
erlebten Mystery-Shopper mehrfach, dass ihnen noch detaillierter Informationen per E-Mail nachgereicht wurden. Massgebend
ist aber schliesslich das Gesamterlebnis in der Boutique. Geschätzt
wurde auch, wenn man die Uhr aus dem Schaufenster anprobieren
durfte, obwohl sie eigentlich viel teurer war als das genannte Budget (in diesem Fall 230’000 Fr.) – jedenfalls hat dies die Begeisterung des Testkäufers für die Marke noch gesteigert.
HOCHPERSONALISIERTE BERATUNG ALS STÄRKE
DER MEHRMARKENGESCHÄFTE
Les Ambassadeurs in Genf, der diesjährigen Spitzenreiter in der
Kategorie Multimarken, bestach durch die deutliche Steigerung
beim Kundendienst. Ignaz Steg, der Geschäftsführer der Genfer Filiale, erklärt: «Es ist wichtig, dass man sich permanent hinterfragt.
Der Teamgeist spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle. Mir ist schon
länger aufgefallen, dass grosser Wert auf eine umfassende Betreuung gelegt wird. Oft geht es nicht nur darum, dass wir die Anliegen
in Bezug auf die Uhr verstehen. Viele Kunden wünschen einen persönlichen Concierge-Service. Der kann darin bestehen, dass wir sie
zur Bank begleiten, um dort als Dolmetscher zu fungieren, sie über
RANGLISTE MULTIMARKEN GENF
Rang | Geschäft | Mittelwert
1Les Ambassadeurs 4.10
2Benoit de Gorski 4.08
3Kunz 3.58
s
4Bucherer 3.54i
5 Kurz Bader 3.22i
6Gübelin 2.96s
i gesteigert p gleich geblieben i
i
i Markus Baumgartner, Direktor der Boutique Beyer Chronometrie Zürich.
f Ignaz Steg, Direktor der Boutique Les Ambassadeurs Genf.
die Sehenswürdigkeiten der Stadt aufklären oder ihnen einen Tisch
in einem Restaurant reservieren. Für die Kundenbindung tut man
heute einiges. Der Kauf einer Uhr ist eben mehr als nur ein kommerzieller Akt.»
Ebenfalls in diesem Sinn äussert sich René Beyer von der erstplatzierten Beyer Chronometrie in Zürich. «Wir führen selbst
mehrmals jährlich ein Mystery Shopping durch und verwenden
die Resultate in der Verkaufsschulung.» Das Multimarkengeschäft
Beyer ist vom dritten auf den ersten Platz geklettert. Seine Bestnote von 4,58 ist in erster Linie auf die technischen Kenntnisse des
Verkaufspersonals zurückzuführen. «Der Verkäufer war unglaublich gut informiert», erzählt unser Mystery-Shopper. «Er kannte die
Produkte bis ins Detail. Und er hat es verstanden, uns sein Wissen
fachkundig, ruhig und verständlich zu vermitteln. Er gab mir sogar
Tipps zum Uhrenmuseum. Sehr interessant!» Auch die zweitplatzierte Gübelin-Filiale in Zürich konnte durch das Fachwissen ihres
Verkäufers punkten. «Seine Beratung war sehr gezielt. Er hat mich
sehr schnell überzeugt, dass eine Uhr mit einem prägnanten Gehäusedesign sehr gut zu meinem schmalen Handgelenk passt. Ich
habe es sehr geschätzt, dass wir die Schubladen gemeinsam durchgegangen sind, damit ich die Marken und die Modelle auswählen
konnte, die mir gefallen. Ich konnte eine Vielzahl Uhren anprobieren. Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir mein Platz: Im Unterschied
zu den anderen Multimarkengeschäften sass ich nicht mit dem Rücken zur Boutique, sondern konnte den Raum überblicken.»
Eine grosse Uhren- und Schmuckauswahl sowie der hochpersonalisierte Kundendienst stehen bei den Kunden noch immer hoch
im Kurs – trotz der zunehmenden Anzahl Monomarkengeschäfte.
Finanz und Wirtschaft
Bilan
LULU
X EX|E49
| 49
U H R M AC H E R E I
TRIFFT
AUF KUNST
| D I A LO G | von Cristina d’Agostino – Fotos: Alban Kakulya
RAUS AUS DER
JEAN-MARC JACOT,
CEO PARMIGIANI,
TRIFFT
TATYANA FRANCK,
DIREKTORIN DES MUSÉE
DE L’ELYSÉE LAUSANNE.
Herr Jacot, Frau Franck, weshalb sucht die
Luxusuhrenindustrie die Zusammenarbeit mit
zeitgenössischer Kunst?
Jean-Marc Jacot. Die Welt ist mehr
denn je aus Bildern gemacht. Für eine Marke wie Parmigiani, die sich in einem ästhetischen Universum positioniert, ist die
Verbindung zu zeitgenössischer Kunst, einem integrierenden Teil der Gesellschaft,
wichtig. Heute ist alles Kunst. Ich bin auch
fest davon überzeugt, dass Künstler eine
massgebende Rolle spielen, denn sie nehmen die Entwicklung der Welt vorweg
und unterstützen uns so bei der Reflexion über die Zukunft. Oder über den oft viel
zu oberflächlichen Bereich Luxus, der via
Kunst Zugang zu einem Universum erhält,
das zumindest in der Theorie dauerhafter und tiefgründiger ist. In Bezug auf Parmigiani bin ich überzeugt, dass es wichtig
ist, Mitarbeitenden und Kunden Kunst näherzubringen, weil die Eröffnung anderer
Welten inspiriert, das Leben bereichert
und Selbstzufriedenheit verhindert.
Tatyana Franck. Ich glaube fest an die
Kreativität durch Konfrontation verschiedener Welten, indem man Komfortzonen
verlässt und andere Universen entdeckt.
Die Partnerschaft zwischen dem Musée de
l’Elysée und Parmigiani ist insofern speziell, weil der Name des Unternehmens im
Prix de l’Elysée nicht in Erscheinung tritt.
Das ist äusserst selten und Zeichen eines
grossen Respekts. Die Ausdrucksfreiheit ist
dadurch total, was sich in der Kreativität
der 411 eingegangenen Bewerbungen zeigt.
J-M.J. Dies ist ein wichtiger Punkt.
Parmigiani hat nicht das Ziel, vom Prix
de l’Elysée zu profitieren, sondern wir
möchten vielmehr junge, aufstrebende
Künstler motivieren, unseren Geist zu
wecken. Für unser Metier ist es wichtig,
Kreationen zu entdecken, zu bewundern,
Anregungen zu finden.
50 | Finanz und Wirtschaft LU X E
KUNST SEHEN, UM DIE ZUKUNFT BESSER ZU VERSTEHEN. DIES IST DAS
CREDO DER MANUFAKTUR PARMIGIANI, DENN DIE UHRENINDUSTRIE
BEDARF NEUER PERSPEKTIVEN. AUCH DAS MUSÉE DE L’ELYSÉE GIBT SICH
EINE NEUE VISION, UM SEINE AMBITIONEN KLARER ZU MACHEN. JEANMARC JACOT, CEO VON PARMIGIANI, TRIFFT TATYANA FRANCK, DIE
NEUE DIREKTORIN DES MUSÉE DE L’ELYSÉE IN LAUSANNE. GESPRÄCH
ÜBER EINE PARTNERSCHAFT.
Was gewinnen Sie durch diese Partnerschaft?
J-M.J. Dank dieser Partnerschaft entstehen vielleicht neue künstlerische Begegnungen. Möglicherweise interessiert sich
ein junger Fotograf für eines unserer Produkte und übersetzt es in seine Fotosprache auf eine in der Uhrenbranche einmalige Weise. Auch unseren Kunden eröffnen
sich damit neue Erfahrungen. Ein Beispiel:
Die Konfrontation unserer Kunden mit
dem fotografischen Erlebnis «Jumpology»,
zu der uns der Fotograf Philippe Haslman
inspiriert hatte, war einzigartig. Fotografie
ist ein Medium, das uns erlaubt, Dinge zu
erleben, Geschichten zu erzählen.
Weshalb die Fotografie?
J-M.J. Die Fotografie ist ungleich zugänglicher als der Film. Es gibt kein Sprachenproblem, es ist eine Kunst, die auf
Anhieb verstanden wird, die wir mit unseren aus verschiedenen Kulturen stammenden Kunden teilen können. Wir verdanken unseren Zugang zum Musée de
l’Elysée der Stiftung der Familie Sandoz.
Als zeitgenössische Marke fühlen wir uns
in der zeitgenössischen Kunst – Jazz und
Jazzfestival Montreux, Foto und Musée
de l’Elysée – zu Hause.
T.F. Uns verbinden viele gemeinsame
Werte. Es gibt natürlich den aktuellen Aspekt, das Musée de l’Elysée feiert dieses
Jahr seinen dreissigsten Geburtstag. Aber
wir haben auch Gemeinsamkeiten in Bezug auf Wahrung des Erbes. Parmigiani
kümmert sich um die Restaurierung von
Uhrenkunstwerken, das Musée de l’Elysée
verfügt über 100‘000 Aufnahmen, die es
zu erhalten gilt. Dies wird in den nächsten
fünf Jahren meine Priorität sein.
Ist die Unterstützung junger Talente eine
Priorität?
J-M.J. Ja. Die Weitergabe von Werten
steht für mich an erster Stelle. Dies ist der
Grund, weshalb die Sandoz-Familienstiftung für mich so wichtig ist. Sie setzt sich
dafür ein, dass das Beste bewahrt und den
nächsten Generationen übergeben wird.
T. F. Bezüglich Weitergabe von Werten
ist der Prix de l’Elysée einzigartig, weil er
nicht nur den Gewinner, sondern alle acht
Nominierten in den Mittelpunkt stellt. Ihren Arbeiten ist daher auch ein Buch gewidmet. Wir unterstützen sie gleich zu Beginn des Projekts, von der Konzeption bis
zur Produktion. Dies wird zwei Jahre dauern. Anschliessend werden Konservatoren
des Museums den Gewinner bei der Fertigstellung seines Projekts begleiten.
J-M.J. Auch wir werden den Gewinner unterstützen, indem wir ihn in der
Kunstgalerie ausstellen, die wir eben in
Miami eröffnet haben. Die Preisträger des
Prix de l’Elysée werden neben Künstlern
der Kunstmessen Art São Paulo und Photo São Paulo erscheinen, die von unserer
exzellenten Mitarbeiterin in Brasilien organisiert wird. Ich glaube, das Musée de
l’Elysée könnte hier auch die Rolle eines
Mentors spielen.
Frau Franck, Ihr berufliches Profil verbindet
Kunstgeschichte und Business. Ein Vorteil?
T. F. Mein beruflicher Background ermöglicht mir einen ganzheitlichen Zugang.
Wer ein Museum leitet, muss gleichzeitig
Initiant, Manager und Verwalter sein. Meine juristische Ausbildung sowie der MBA,
den ich zurzeit an der Columbia Business
School absolviere, erstaunen die Leute.
Auch die Medien haben dies thematisiert –
zu sehr für meinen Geschmack. Es ist einfach ein Berufsprofil, das in Europa seltener ist als beispielsweise in den USA, wo
Manager oft einen umfassenderen und weniger spezialisierten Parcours haben. Die
Wahl meiner Ausbildung war sehr bewusst.
KOMFORTZONE
Der «Pôle muséal» nimmt Form an.
Wie stehen Sie zu diesem Projekt?
T.F. Als ich mich für diese Stelle interessierte, war dies einer der besonders spannenden Aspekte. Lausanne hat die einmalige Chance, ein Museumsquartier mit drei
sich ergänzenden Institutionen zu kreieren. Ein unglaubliches Glück!
Stadt wie Lausanne, wo man einfacher etwas bewegen und Menschen begegnen
kann als in New York oder London. Mit ihren Institutionen wie dem EPFL oder dem
Théâtre de Vidy verfügt die Stadt über einen grossen Reichtum. Mit ihnen hoffe ich
auf eine künftige Zusammenarbeit. Denn
auch dies ist Teil des Erfolgs.
Das auch finanziert werden muss…
T.F. Dies ist effektiv eine grosse Herausforderung. Die Finanzierung des Kunstmuseums ist gesichert. Es geht nun darum,
Gelder für das Fotomuseum Elysée und das
Designmuseum Mudac zu finden. Mein internationales Netz wird mir dabei helfen.
Ich glaube fest an die Kraft einer globalen
Ihre Ambitionen für Ihr Museum ?
T.F. Wir möchten zum europäischen
Zentrum der Fotografie werden, indem
wir weiterhin Wanderausstellungen organisieren, uns für Künstler, Länder und
neue Technologien interessieren und so das
Haus weiteren Kreisen zugänglich machen.
Wir sind ein Museum des Bildes und sollten
Jean-Marc Jacot und
Tatyana Frank
daher in den sozialen Netzen und im Internet präsenter sein, denn hier werden täglich
Milliarden Fotos ausgetauscht. Die Digitalisierung unserer Sammlung ist eines meiner
Hauptanliegen. Als Erstes möchte ich alles
auf Deutsch übersetzen, inklusive unseres
Magazin «Else», um uns so der Deutschschweiz zu nähern. Gerne würde ich auch
mit dem Fotomuseum Winterthur, mit Zürich und Basel zusammenarbeiten. Um eine
maximale Öffnung zu gewährleisten, arbeiten im Redaktionsteam des Magazins Leute
aus allen Kontinenten. Ich wünsche mir für
unser Museum eine sowohl lokale als auch
internationale Verankerung, die auch über
Akquisitionen geschieht. Dazu möchte ich
aber noch nichts sagen.
U H R M AC H E R E I
TRIFFT
AUF KUNST
| D I A LO G |
EIN MIX VON MECHANIK
FRANÇOIS-HENRY
BENNAHMIAS, CEO
AUDEMARS PIGUET,
TRIFFT THEO JANSEN,
HOLLÄNDISCHER KÜNSTLER
Weshalb glauben Sie, dass die Uhrenindustrie Kunst nötig hat?
Theo Jansen: Ich kann die Frage nur
im Rahmen der Partnerschaft beantworten, die mich mit Audemars Piguet verbindet. In den Achtziger- und Neunzigerjahren schrieb ich für Tageszeitungen
und setzte mich dabei intensiv mit dem
Thema Zeit auseinander. Ein Phänomen,
das mich seither nicht mehr losgelassen hat. Das Aufziehen eines Mechanismus, damit er möglichst lange funktioniert, ähnelt meiner Arbeit sehr. Auch ich
versuche, meine «Strandbeests», in Holländisch für «Strandtiere», immer autonomer zu machen. Im Gespräch mit Mitarbeitenden von Audemars Piguet habe
ich ihre Passion für die Mechanik erfahren. Sie ist präzis der Punkt, der unsere
beiden Welten verbindet. Es ist eine Leidenschaft, die mich total besetzt, die mir
den Schlaf raubt und mein ganzes Denken
beansprucht. Eine Art Droge, von der ich
total abhängig bin. Immerhin ist es eine
gesunde Droge (lacht).
Was meinen Sie dazu, Herr Bennahmias?
François-Henry Bennahmias: Kunst
ist in jedem Fall eine Notwendigkeit.
Wenn eine Uhrenmarke kommuniziert,
sei es in der Musik, im Film oder im Bild,
ist Kunst das Medium, das Sprache und
Leben vermittelt. Wie Theo Jansen eben
gesagt hat, die Verbindung zur Kunst ist
evident. Zwischen unseren Welten gibt
es so viele Parallelen, angefangen bei der
Arbeit unserer Handwerker und der des
Künstlers. Kunst und Uhrmacherei vermitteln Botschaften des Lebens, zelebrieren die Zeit. Beide Phänomene lassen uns
den Begriff des Moments völlig vergessen.
Es ist die unablässige Infragestellung von
Erfahrungen und Errungenschaften.
52 | Finanz und Wirtschaft LU X E
IHR GEBIET KÖNNTE MAN ALS SCIENCE VISION BEZEICHNEN. IHRE
MECHANISCHEN KONSTRUKTIONEN, DAS ERGEBNIS VON FIKTION, ABER
SEHR REAL, STELLEN CODES AUF DEN KOPF. IHR ZIEL: DAS PERFEKTE
PERPETUUM MOBILE, AN DER GRENZE ZWISCHEN WISSENSCHAFT UND
KUNST. DIE BEGEGNUNG ZWISCHEN FRANÇOIS-HENRY BENNAHMIAS,
CEO VON AUDEMARS PIGUET, UND THEO JANSEN, NIEDERLÄNDISCHER
KÜNSTLER UND ERFINDER DER «STRANDBEESTS ».
Was fasziniert Sie in der Kunst von Theo
Jansen?
F.-H. B.: Es war zweifellos Schicksal,
denn als wir Theo Jansens Arbeit sahen,
waren wir unserer Sache auf Anhieb sicher. Sein Werk fasziniert, es führt zurück
in die Kindheit, spricht die Seele an. Es ist
ein Mix von Mechanik und Walt Disney.
Ein banales, immaterielles Objekt – ein
Plastikrohr – wird mit einem anderen gekoppelt und beginnt zu laufen. Die absolute Welt der Fantasie. Ich liebe es, wenn
eine Kreation das tiefste Innere berührt.
Wie inspiriert die Kunst von Theo Jansen
Design und Stil von Audemars Piguet?
F.-H. B.: In Bezug auf die Mechanik haben die Arbeiten von Theo Jansen keinen Einfluss, sein Universum aber schon.
Seine Welt ist eine Lebensschule, die Bescheidenheit und Passion lehrt. Eine Erfahrung, die mich täglich darüber nachdenken lässt, wie ich die Menschen führe,
wie ich sie frei lasse, ungewöhnliche Wege
einzuschlagen. Dank Talent entstehen
Werke, die ausserhalb der Zeit sind.
Was haben Sie im Kontakt mit der Uhrenindustrie im Allgemeinen und mit Audemars
Piguet im Besonderen gelernt?
T. J.: In Le Brassus habe ich oft mit
den Mitarbeitenden gesprochen. Es sind
grossartige Uhrmacher. Wir haben vieles gemeinsam. Wenn man das Tal betrachtet, beginnt man zu verstehen, wie
die Menschen hier begonnen haben, über
neue Mechanismen nachzudenken und
aus einfachen Materialien hochkomplexe Dinge herzustellen. Genau das Gleiche
versuche auch ich, indem ich vom Einfachen ausgehend Komplexes kreiere. Dieser Kontrast erzeugt Spannung und Leben des Objekts.
Gibt es, abgesehen von künstlerischen
Überlegungen, gemeinsame Interessen,
Kunden anzusprechen?
F.-H. B.: Als wir an der Art Basel Miami
die Arbeiten von Theo präsentierten, verzichteten wir darauf, unsere Uhren in den
Vordergrund zu stellen. Wobei es klar ist,
dass sich unsere Kunden auch in der Welt
der Kunst bewegen. Unsere einzige Botschaft war aber die Emotion. Wir wollten
die Menschen teilhaben lassen an einer
Kostbarkeit, einer Erfahrung. Wir würden nie via Kunstwerk für unsere Uhren
werben. Das wäre unsinnig.
Weshalb?
F.-H. B.: Weil dies die Authentizität unserer Message zunichtemachen würde.
Wir möchten Emotionen vermitteln, unseren Kunden Gelegenheit geben, etwas
zu erleben, das mit Geld nicht zu kaufen
ist. Dies hindert uns aber nicht daran, zu
einem späteren Zeitpunkt über Uhren zu
reden. Wenn wir Theo Jansen präsentieren, wollen wir möglichst neutral und authentisch sein. Würden wir den einfachen
Weg – Künstler, Uhr – wählen, würden
sich die Kunden schnell von dieser Art
Konfiguration distanzieren. Das funktioniert nicht, davon bin ich fest überzeugt.
Theo schreibt mit seiner Kunst unsere
Geschichte, eine Liebesgeschichte. Und
das ist die Stärke der Kunst.
War diese Neutralität Bedingung?
T. J.: Nein, aber ich schätze diesen Aspekt unserer Zusammenarbeit sehr. So
fühle ich mich nicht wie eine Marionette, die tanzen muss. Audemars Piguet
hat mir einfach die Gelegenheit gegeben,
meine Kunst dort auszustellen, wo ich es
wünschte. Für einen Künstler ist Freiheit
unabdingbar. Selbstverständlich brau-
UND WALT DISNEY
Theo Jansen (rechts, mit François-Henri
Bennhamias) nimmt teil an der Ausstellung
«Le Bord des Mondes» im Palais de Tokyo
in Paris (bis 17. 5. 2015)
www.strandbeest.com
che ich die Industrie, die meine Ausstellungen finanziert. Es ist gut, dass es solche Partnerschaften gibt. Für mich war
es eine grosse Chance, erstmals an der
Art Basel Miami teilnehmen zu können.
Ohne Audemars Piguet wäre dies nicht
möglich gewesen.
Wo liegt die Grenze zwischen Wissenschaft
und Kunst?
T. J.: Als ich 1991 das sich bewegende
Bein erfand, war Schönheit noch kein Thema. Ich beschäftigte mich mit Theorien
und Algorithmen, um die «Strandbeests»
wie echte Tiere laufen zu lassen und so in
unserem Gehirn eine instinktive, primitive Reaktion hervorzurufen. Als Künstler
bin ich glücklich, etwas erfunden zu haben, das einen so intensiven Austausch mit
dem Menschen provoziert. Dies ist auch
der Grund, weshalb das «Strandtier» auf
YouTube und im Netz generell so stark präsent ist. Mitte der Neunzigerjahre veröffentlichte ich im Internet die Geheimnisse
der natürlichen Bewegungen meiner Tiere, ich nannte dies die DNA des «Strandbeest». Tausende Studenten machten sich
daran, auf Basis dieses Codes «Strandtiere»
zu konstruieren. Die «Strandbeests» sind
sympathisch, aber eigentlich benutzen sie
uns, infizieren unser Gehirn. Vor zwanzig
Jahren haben sie mich infiziert, und seither
kann ich nichts anderes mehr denken. Ich
kontrolliere das Tier nicht mehr. Die Studenten sind glücklich, einen angenehmen
Moment zu verbringen, aber eigentlich ist
es das «Tier», das sie benutzt, um sich zu
reproduzieren…
Ihr Gral?
F.-H. B.: Den werde ich dann gefunden
haben, wenn die «Strandbeests» die völli-
ge Unabhängigkeit von mir erlangt haben,
wie Kinder, die erwachsen werden. Aber
es bleibt noch viel zu tun…
Ihr Gral als Uhrmacher – ebenfalls die ewige
Bewegung ?
F.-H. B.: Selbstverständlich. Es ist die
100% mechanische Uhr, die völlig unabhängig wird, ohne Hilfsmittel. Die Erforschung der Dauerhaftigkeit unter Einsatz
der reinen Mechanik, ohne irgendwelche
Konnektivität.
Ist dies Ihr Dialog zwischen Wissenschaft
und Kunst?
F.-H. B.: Die Verbindung zwischen absoluter Uhrmacherkunst und mechanischer Digitaltechnik ist heute aktueller
denn je. Unser Ziel ist es, an die Grenzen
der Technologie vorzustossen. Aber unbedingt mechanisch zu bleiben.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 53
U H R M AC H E R E I
TRIFFT
AUF KUNST
| D I A LO G |
EMOTIONEN
JOHN ARMLEDER,
GENFER KÜNSTLER UND PLASTIKER,
TRIFFT MANUEL EMCH,
CEO ROMAIN-JÉRÔME
Können zeitgenössische Kunst und Luxusindustrie voneinander profitieren?
John Armleder. Luxus und Kunst – sofern man weiss, was darunter zu verstehen
ist – lassen sich ganz natürlich miteinander kombinieren. Kunst lässt den Betrachter sich mit dem eigenen Ich auseinandersetzen. Sich die Zeit dafür zu nehmen, ist
ein Luxus, den sich die meisten Leute nicht
nehmen. Das Gleiche gilt für die Kunst. Für
mich ist Kunst das Leben, und grundsätzlich ist jeder ein Künstler. Aber 99% der
Leute sind sich dessen nicht bewusst, weil
ihnen das Leben keinen Zugang zu diesem
Bewusstsein gibt. Der zweite Punkt: Luxus
lässt uns das bisschen Objektivität, das wir
noch haben, verlieren. Für einen Künstler
ist das ziemlich verfänglich. Ich selbst bin
in Luxus gross geworden, denn ich habe die
ersten zehn Jahre in einem Luxushotel gelebt, das meiner Familie gehörte.
Erfüllt Sie diese Erinnerung mit Unbehagen?
J. A. Nein. Aber als ich jünger war, hatte
ich das Bedürfnis, mich von diesem Universum zu distanzieren. Ich war ein engagierter Pazifist. Ich habe das Malen übrigens
bei der Herstellung von Spruchbändern
in der katholischen, aber kommunistischen Pfarrgemeinde Sainte-Trinité gelernt (lacht). Mittlerweile habe ich begriffen, dass sich die beiden Welten ergänzen.
Manuel Emch. Ich habe Johns freie,
vom Luxus losgelöste Ausdrucksweise
immer gemocht. Unser Projekt ist aus unserer Begegnung heraus entstanden. Wir
schätzen uns und lassen beide Persönliches in das Projekt einfliessen. Es ging uns
nicht darum, den Künstler in eine Uhr zu
packen, im Gegenteil. Es handelt sich um
eine Zusammenarbeit, um einen gegenseitigen Austausch, der von viel Grosszügigkeit geprägt ist.
J. A. Ein Künstler wird zum Künstler, in54 | Finanz und Wirtschaft LU X E
DIE IDEE DES AUSTAUSCHS VEREINT SIE GENAUSO WIE DIE
ÜBERZEUGUNG, DASS IHRE ARBEIT KEINEN SINN MACHT, WENN KEINE
EMOTIONEN AUSGELÖST WERDEN. AUS IHRER BEGEGNUNG IST EINE
SCHÖPFERISCHE ZUSAMMENARBEIT ENTSTANDEN. JOHN ARMLEDER, DER
WELTBERÜHMTE BILDENDE KÜNSTLER AUS GENF, UND MANUEL EMCH,
CEO VON ROMAIN-JÉRÔME, IM GESPRÄCH ÜBER KUNST UND LUXUS.
dem er ein Werk produziert. Richtig Künstler ist er aber erst, wenn er das Werk mit
anderen teilt. Kunst entsteht im Austausch.
Wenn sich zwei Menschen verstehen, arbeiten sie in stillem Einvernehmen, ohne
sich nach irgendwelchen Strategien zu
richten, egal, ob sie aus zwei unterschiedlichen industriellen Welten stammen.
Industrielle Welten mit gemeinsamen
Interessen?
J.A. In unserer Gesellschaft ist die Luxusindustrie ein Rädchen im kapitalistischen System, von dem wir vollständig abhängig sind. Und Kunst ist eine Plattform,
die Tauschobjekte produziert. Kunst und
Geld verfolgen einen einzigen, gemeinsamen Zweck, nämlich den Austausch. Kunst
entwickelt sich weiter, betrifft aber trotzdem immer nur eine sehr kleine, privilegierte Randgruppe der Gesellschaft. Auch
wenn die Plattform deutlich mehr Künstler, Sammler, Ausstellungen und Museen
als vor 50 Jahren bietet, bleibt in Wirklichkeit doch alles relativ. Bei Reichtum ist das
nicht anders.
M. E. Im Gegenteil, ich glaube, dass zeitgenössische Kunst heute viel stärker in unser Leben eingebunden ist als früher. Sie ist
ein Ausdrucksmittel geworden, ein Konsumgut und ein soziales Bedürfnis. Kunst
ist ein Mittel zur Selbstverwirklichung. Sie
ist Teil des horizontalen Wissens.
Wie Street Art?
J. A. Kunst ist komplizierter als Street
Art. Street Art wurde zweckentfremdet.
Die ersten Sprayer rebellierten gegen die
Gesellschaft. Meine Freunde wie Futura
2000 oder Keith Haring haben diese Grenzen allerdings relativ schnell gesprengt. Da
man diese Kunstform als Gesellschaftskritik betrachten wollte, war es einfach, sie
von der U-Bahn in die Galerie zu holen.
Die Kommunikationsmittel haben sich vervielfacht, trotzdem wird Street Art noch
immer nur von einer Minderheit gesehen.
Wenn Privilegien sichtbar werden, vergisst
man, dass es sich um Privilegien handelt.
Wie ist es zu Ihrer Zusammenarbeit
gekommen?
M. E. Ursprünglich hatten wir mit John
Armleder Kontakt aufgenommen, weil
wir einige seiner Werke in Basel ausstellen wollten. Mich hat Gegenwartskunst
schon immer fasziniert, und ich war von
seinen Werken sehr angetan. Wir sahen
uns regelmässig, unterhielten uns darüber, wie viel Spass es uns bereiten würde,
ein Gemeinschaftswerk zu schaffen, das
Kunstwerk und Uhr zugleich ist. Ich habe
mich seit jeher mit dem Risiko befasst,
diese beiden grundsätzlich sehr weit voneinander entfernten Welten zu vereinen.
Ich wollte kein Verkaufsobjekt, es sollte in erster Linie ein einzigartiges Werk
werden. Eine Uhr muss wie ein Kunstwerk Emotionen vermitteln. In den Gesprächen mit John hat sich herauskristallisiert, dass es interessant sein könnte,
an verschiedenen Ausführungen zu arbeiten. Also haben wir uns auf eine Serie von zehn Uhren geeinigt, die alle den
Totenkopf als gemeinsames Thema aufgreifen. Totenköpfe sind in Johns künstlerischem Werk ein wiederkehrendes
Sujet und kennzeichnend für ihn. Sie lassen sich gut dreidimensional auf das Zifferblatt übertragen. Das Memento Mori
war schon immer Teil meiner Kultur. Totenschädel wirken anziehend und abstossend zugleich.
J. A. Der Tod und die Zeit sind Sprachgebilde und wurden schon immer miteinander verknüpft. Mein Interesse ist aber eher
formal als kulturell oder symbolisch. Das
wohl anschaulichste Beispiel ist die elek-
AUFBAUEN
Wie wurde Ihre Zusammenarbeit
aufgenommen?
M. E. Erstaunlicherweise waren die Reaktionen sehr ausgeglichen. Die Hälfte
der Leute kannte die Arbeit von RomainJérôme, die andere die von John. Die beiden Bereiche ergänzen sich also wirklich.
Überdies verschwimmen die Grenzen zusehends. Die beiden Kundschaften treffen
aufeinander. Deshalb haben wir auch ein
Interesse daran, auf mehreren Plattformen
aktiv zu sein und den Kunden neue Welten
zu eröffnen.
Eine weitere Gemeinsamkeit besteht in Ihrer
Überzeugung, dass es nicht nur einen Stil gibt.
M. E. Ich verspüre tatsächlich nicht den
Wunsch, eine Art Modellästhetik vorzuschreiben. Es gibt aber durchaus Elemente, die untrennbar mit Romain-Jérôme verbunden sind. Jedes Modell ist Teil einer
Marke, die bei jeder Kooperation und jeder
Geschichte in den Hintergrund rückt. Die
Marke wird zum Behälter, zum Beschreibenden im Unterschied zum Beschriebenen. Ich will das Produkt und nicht die
Marke in den Vordergrund rücken. Ich
mag die Idee einer Kreation, die Form annimmt und Zeit beansprucht. Die Zusammenarbeit mit John ist genau das. Ich habe
es nicht eilig. Wir haben auch schon über
weitere Gemeinschaftsprojekte gesprochen, sie müssen aber erst reifen und einen
Reflexionsprozess durchlaufen. Ich geniesse das. Wir sind keinem Druck ausgesetzt.
Manuel Emch, hinten, und John Armleder
John Armleder nimmt teil an der Ausstellung
«These basic forms of Beauty» der Gallerie
Mitterrand+Cramer, Genf (bis 16. 5. 2015)
trische Gitarre, die ich manchmal mit Gemälden in Beziehung setze (Anm. d. Red.:
ausgestellt im MAMCO Genf ). Sie hat die
Form einer klassischen Gitarre, obwohl es
dafür nicht den geringsten Grund gibt. Die
Form ist aber identitätsstiftend. Sie sorgt
dafür, dass das Objekt wiedererkannt wird,
und verleiht ihm dadurch eine Macht, die
es sonst nicht hätte. Seine Identität erhält
es schliesslich durch die Art, wie es gelesen wird. Das Objekt ist statisch und folglich auf die Betrachter angewiesen, damit
es existiert, erhält aber durch jeden Blick
eine Identität. Dieser Blick ist kollektiv.
Kunst funktioniert durch den Aufbau einer
Emotion.
Wie ist Ihr Interesse für Kunst entstanden?
M. E. In einer Galerie in der Nähe meines Hauses in La Neuveville, in der ich als
Jugendlicher einen Sommer lang gejobbt
habe. Am Schluss konnte ich zwischen
Lohn in Form von Geld oder in Form eines
Kunstwerks wählen. Ich habe mich für das
Kunstwerk entschieden, seither hat mich
die Kunst nicht mehr losgelassen. Ich funktioniere phasenweise. Jedes Werk ist mit
einem Lebensabschnitt verbunden. Andere
schiessen Fotos, ich sammle Kunst.
J. A. Bei mir hat alles im Alter von vier
Jahren angefangen. Ich erinnere mich
noch immer sehr genau. Ich stand vor einem Fresko von Fra Angelico in einer Florentiner Kapelle. Es enthält einen mehrfarbigen Flügel. Ich starrte gebannt auf diesen
Flügel, und plötzlich liefen mir die Tränen über die Wangen. Von da an war es um
mich geschehen.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 55
400 000 mal
teurer als Gold
Zuschlag
32,65 Millionen Dollar
Der blaue Diamant
« The Zoe Diamond »
aktueller Auktions-Weltrekord
Kilopreis
16,5 Milliarden
Dollar
Karatpreis
3,3 Millionen
Dollar
von Christian von Faber Castell | D I A M E N T E N |
FA NC Y FA R BENE
D IAMA NT EN
IHRE ENTSTEHUNG VERDANKEN SIE VERUNREINIGUNGEN UND
FEHLERN IN IHREM KRISTALLGITTER. ABER GENAU DIESE MÄNGEL
VERLEIHEN FARBIGEN DIAMANTEN IHRE UNVERWECHSELBARE
EINZIGARTIGKEIT UND MACHEN SIE SO ZU DEN TEUERSTEN TROPHÄEN
DES GANZEN EDELSTEINREICHS.
M
it einem Kilopreis um 40 000 $ gilt
Gold landläufig als teures Material. Doch schon gute mittelgrosse weisse Diamanten sind mit Karatpreisen um
20 000 $ – entsprechend 100 000 $ pro
Gramm oder 100 Mio. $ pro Kilogramm
– unvergleichlich viel teurer als das gelbe Edelmetall. Jahrhundertsteine wie der
lupenreine, 118,28 Karat schwere ovale
Typ-2a-Diamant der besten weissen Farbklasse D, den Sotheby’s vor zwei Jahren
für 30,6 Mio. $ versteigert hat, sind sogar
über 30 000-mal teurer als Gold. Ein Kilogramm dieses Materials würde 1,3 Mrd.
$ kosten. Doch so schwer vorstellbar diese Wertdichte weisser Superdiamanten
auch erscheinen mag, es gibt etwas, was
noch über zehnmal teurer ist, nämlich
fancyfarbene Spitzendiamanten.
BLAU SCHLÄGT ROSA
Den Rekord hält derzeit ein am 20. November des letzten Jahres von Sotheby’s
in New York versteigerter birnenförmiger, VVS2-reiner fancy lebhaft blauer Diamant von 9,75 Karat aus dem Besitz von
Rachel «Bunny» Lambert Mellon, der im
März davor 104-jährig verstorbenen Witwe des Bankiers und Kunstsammlers Paul
Mellon. In einem zwanzigminütigen Bietgefecht kämpften zeitweilig sieben Bieter um den auf 10 bis 15 Mio. $ geschätzten
Megastein. Den Sieg und den Stein trug ein
anonymer Käufer aus Hongkong davon, der
einschliesslich Käuferaufgeld 32,65 Mio. $
dafür zahlte, das entspricht einem Rekordpreis von 3,3 Mio. $ pro Karat oder unfassbaren 16,5 Mrd. $ pro Kilogramm. Damit
ist dieser vom Käufer auf The Zoe Diamond getaufte, blaue Superdiamant über
400 000-mal teurer als Gold und repräsentiert derzeit wohl das teuerste natürliche
und fast unzerstörbare Material, das man
kaufen kann. Nur sechs Tage davor hatte Christie‘s einen neuen Rekord für rote
Diamanten aufgestellt: Ein nur 2,09 Karat
schweres fancy rotes Diamantherz, das für
5,07 Mio. $ den Besitzer wechselte, erzielte einen Karatpreis von 2,43 Mio. $. Aber
auch der teuerste Diamant der jüngeren
Auktionsgeschichte ist natürlich ein fancyfarbener Stein: Ein aus dem früheren Bestand des New Yorker Diamantiers Harry
Winston stammender, 24,78 Karat schwerer fancy intensiv rosafarbener Diamant
im rechteckigen Smaragdschliff wurde von
Sotheby’s in Genf am 16. November 2010
für 46 Mio. $ an den Londoner Diamantier
Laurence Graff versteigert – ein Preis von
1,86 Mio. $ pro Karat.
i Der «Blaue Wittelsbacher», lupenreiner,
tief grau-blauer Diamant mit 82 Facetten,
ist bekannt seit 1666. Bei Christie’s
London 2008 für 24,3 Millionen Dollar
zugeschlagen.
f Der birnenförmige, VVS2-reine Diamant
«Zoe Diamond» in lebhaftem Blau brachte
im November 2014 bei Sotheby’s New York
32,645 Millionen Dollar - den höchsten je
auf einer Auktion gebotenen Wert.
KLEINE FEHLER ERHÖHEN
DIE SCHÖNHEIT
Die Häufung neuer Rekordpreise für
solch trophäentaugliche fancyfarbene Diamanten in den letzten Jahren erklärFinanz und Wirtschaft LU X E | 57
DIAMANTEN |
te Sotheby’s-Genf-Juwelenexperte David
Bennet in einem Interview in der «Financial Times»: «Die Leute erkennen, dass
farbige Diamanten eben die seltenste Form
des an sich schon seltenen Rohstoffs Diamant sind.» Was diese farbigen Supersteine für die Trophäenjäger so viel attraktiver macht als selbst die grössten weissen
Diamanten, ist ihre absolute Einzigartigkeit. Es ist schicksalshafte Ironie, dass die
begehrte Farbigkeit dieser Trophäendiamanten im Grunde auf chemischen Verschmutzungen und kristallografischen
Fehlern beruht. Die derzeit teuerste Diamantfarbe Blau etwa wird durch eine
Verunreinigung des als Diamant kristallisierten Kohlenstoffs mit dem Element
Bor verursacht. Eine Verunreinigung mit
Stickstoff dagegen ergibt, je nach Menge
und Anordnung der Stickstoff-Fremdatome, gelbe bis orange Steine. Die teuren rosafarbenen und roten, aber auch die weniger geschätzten braunen Farbtöne sind die
Folge von Verzerrungen und Fehlstellen
im Kristallgitter des Diamanten.
1
2
CHAMPAGNER UND COGNAC
Am unteren Ende der Diamantenhierarchie stehen wiederum farbige Steine,
die grossenteils erst noch aus derselben
Mine stammen wie die berühmtesten fancy rosafarbenen. Neben diesen Raritäten
bringt die zur Rio-Tinto-Gruppe gehörende Argyle-Mine im Nordwesten Australiens nämlich mehrheitlich hell- bis dunkelbraune Steine hervor. Weit mehr als
deren bescheidene Edelsteinqualität mag
man Rio Tintos Marketing bewundern,
das auch solche Steine unter wohlklingenden Bezeichnungen wie Champagne Diamonds und Cognac Diamonds marktfähig gemacht hat. Mineralogisch betrachtet
verdanken diese blonden bis braunen Diamanten ihre Farbe ähnlichen Verzerrungen und Störungen ihres Kristallgitters
wie ihre glamourösen Schwestern. Geschickte Juweliere verarbeiten solche naturfarbenen, braunen Diamanten bis hin
zu den vom New Yorker Diamantier als
Chocolate Diamonds gebrandeten, tiefbraunen Steinen sogar zu ausserordentlich
attraktiven Schmuckstücken. Mit Preisen
im Bereich weniger tausend Dollar pro
Karat spielen diese Steine aber in einer anderen Liga als die viel selteneren, intensiv
orangerosa, purpurrosa, kanariengelben
oder auch grünen und blauen Diamanten.
58 | Bilan LU X E
3
4
RekordAuktionszuschläge von Fancy farbenen
Diamanten in Dollar:
1. Lebhaft purple-rosa Diamant für 19,8 Millionen.
2. Der «Cora-Sundrop»-Diamant in lebhaftem Gelb,
für 12,36 Millionen.
3. Der lebhaft blaugrüne «Ocean Dream»
für 8,634 Millionen.
4. Lebhaft oranger Diamant für 34,54 Millionen.
DIAMANTEN ALS KAPITALANLAGE DIE BLUE CHIPS BLEIBEN WEISS
Erst ab einer Qualität und einer Grösse von etwa 10 Karat sind Diamanten der obersten Farbund Reinheitsklassen D und lupenrein (entsprechend Preisen um 100 000 $ und mehr pro
Karat oder Einzelsteinpreisen von 1 Mio. $ aufwärts) so selten, dass sie als privates Portefeuillegewürz taugen. Weil selbst grössere Kursgewinne durch die hohen Zwischenhandelsmargen
aufgefressen werden, eignen sich aber auch solche Steine nicht zur privaten Spekulation. Vielmehr sollte bei einer Kapitalanlage in derartige Diamanten die langfristige Wertsicherung im
Vordergrund stehen. Beste weisse Diamanten in den klassischen Schliffformen Brillant, Oval,
Marquise und Rechteckschliff bieten gegenüber fancyfarbenen Diamanten und Diamanten in
Fantasieschliffformen den Vorteil höherer Liquidität, Fungibilität und einfacherer Bewertbarkeit. Für reine Schmuckzwecke empfehlen sich dagegen Steine der tieferen Farbklassen F, G
und H und der Reinheitsstufen SI2 bis VSI2. Solche Steine kosten nur einen Bruchteil lupenreiner D-farbener Exemplare und bieten einen ebenso hohen Schmuckwert.
| T R E N D | von Sarah Jollien-Fardel
Hippie-Glücksbänder sind chic
SIE BESETZEN KADERPOSITIONEN, KLEIDEN SICH CHIC UND TEUER UND
TRAGEN LUXUSUHREN. GLEICHZEITIG SCHMÜCKEN GLÜCKSBÄNDER
IHRE HANDGELENKE. WER SIND DIESE HERREN, DEREN VORDERARME
ELEGANT UND REBELLISCH ZUGLEICH WIRKEN?
E
s ist nicht mehr nur ein Trend, sondern ein Statement. Immer mehr
Männer kombinieren ihre Luxusuhr mit
einem oder mehreren brasilianischen
Glücksbändern, Kordeln im HippieLook, tibetanischen Bändchen oder anderen Talismanen, die nicht mehr als ein
paar Franken kosten. Sie glauben nicht,
dass es tatsächlich Menschen gibt, die zu
einem solchen Stilbruch fähig sind und
damit fast schon die Uhrenbranche beleidigen? Überzeugen Sie sich selbst: Betreten Sie ein Café und schauen Sie auf
die Handgelenke der Männer. Fokussieren Sie nicht auf die Uhr und ihren neuen Verbündeten, das Armband, sondern
betrachten Sie die Gesamterscheinung.
Wenn die Vorderarme tätowiert sind, befinden Sie sich zweifellos in einer Hipster-Höhle. Info für alle Unwissenden:
Hipster sind Bärtige mit Kappe (und
eben mit tätowierten Armen). Bei ihnen
gehört es zum guten Ton, Uhr mit Bändchen zu tragen. Sie könnten aber auch
genauso gut in einem Yuppie-Schuppen
gelandet sein. Yuppies sind die Vorgänger der Hipster. Man könnte sie fast miteinander verwechseln, nur dass Yuppies
ein paar Jahre mehr auf dem Buckel haben. Auch bei ihnen ist die Verknüpfung
von Uhr und Glücksbändchen die Norm.
Yuppies haben Mühe, hinter Luxus zu
stehen. Er ist nur dann akzeptabel, wenn
er mit Ethno-Schick kombiniert wird.
Neuerdings verfallen aber auch
CEO grosser Firmen, Privatbanker,
Geschäftsführer, Anwälte und andere einflussreiche Männer, deren
Kleidungsstil eigentlich millimetergenau vorgegeben ist, diesem Trend.
Dass zu ihrem noblen Anzug und ihrem Auftreten eine Luxusuhr gehört,
ist nachvollziehbar. Was aber treibt
sie dazu, sich auch ausserhalb der
Badeferien Baumwoll- oder Seidenbändchen um das Handgelenk zu wickeln? Drei Gründe erklären das exzentrische Gebaren.
REBELLION.
Zur Zeit ihrer Väter war die Uhr ein Statussymbol. Und da wir uns bekanntlich
systematisch gegen unsere Vorgängergeneration auflehnen, will Mann
auf keinen Fall das Gleiche tun wie der
Herr Papa. Umso mehr, als Rapper,
Möchtegern-Gangster und rebellierende
Teenager voll auf Luxus und XXL-Uhren
stehen. Distanz demonstrieren, heisst
die Devise.
COOLNESS.
Glücksbringer sind cool, und Coolsein ist
in. In sein bedeutet, Teures und Billiges
miteinander zu mischen. Auf keinen Fall
prunken und protzen. Eine unverschämt
teure Uhr ist so lange ok, wie sie zusammen mit einem einfachen Armband
getragen wird, der ihren Wert etwas relativiert. Typisches Understatement eben.
Schliesslich will ja niemand ein Spiesser
sein. Papa, der traute sich noch.
LIEBESBEWEIS.
Meistens trägt man das Glücksband
aber, weil er vom eigenen Kind gebastelt
wurde. In unserer Gesellschaft, in der
es genauso wichtig ist, ein guter Vater
(und Ehemann, Chef, Angestellter, Sohn
usw.) zu sein wie beruflichen Erfolg zu
haben, wird das Tragen eines Talismans
zum Liebesbeweis.
von Sebastien Ladermann | H A N DW E R K |
DURCH DAS KLEINE
SICHTFENSTER ERSCHEINT
DAS GESCHMOLZENE
METALL FLÜSSIG WIE
WASSER. VOR PAOLOS
WACHSAMEN AUGEN
KIPPT DER GELBORANGE,
SCHILLERNDE
SCHMELZTIEGEL AUS
KERAMIK LANGSAM NACH
VORNE UND LÄSST DEN
INHALT IN EINEM DÜNNEN
STRAHL ENTWEICHEN. ERST
EIN BLICK IN DIE GUSSFORM
– EINEN SENKRECHT
PLATZIERTEN QUADER AUS
STAHL – LÄSST ERAHNEN,
WORUM ES SICH BEI DER
FLÜSSIGKEIT HANDELT: ES
IST GOLD, DAS ZU EINEM
BARREN GEGOSSEN WIRD.
60 | Finanz und Wirtschaft LU X E
DIE HOHE KUNST DER
GOLDSCHMELZEREI
S
chauplatz ist ein trostloses Industriegebiet. Dort setzt der Schmelzmeister
von Chopard, einer der wenigen Uhrenmanufakturen mit eigener Schmelzanlage, sein Können um. Seine Aufgabe
besteht darin, aus 24-Karat-Gold fünf
verschiedene Legierungen herzustellen:
eine Weissgold-, zwei Gelbgold- und zwei
Roségoldnuancen.
Zusammen mit Nicolas, seinem Lehrling, dem er alles Nötige selbst beibringt,
weil in der Schweiz keine entsprechende
Fachausbildung angeboten wird, tüftelt
er an Rezepten für 18-Karat-Legierungen, die für die Produktion der Manufaktur benötigt werden. Jede Qualität ist eine
Verbindung von Reingold mit anderen
Metallen, Kupfer für Roségold und Palladium für Weissgold, sowie einigen Geheimzutaten.
Nach der Zubereitung der Legierungen
fordert der Vakuum-Schmelzvorgang bei
fast 1000 °C Paolos ganzes Know-how,
obwohl einer der beiden Induktionsöfen
computergesteuert ist. Alle Parameter,
von der Einstellung der Temperatur über
die gasförmige Umgebung bis hin zur
Prozessgeschwindigkeit, müssen stimmen, damit das Edelmetall widerstandsfähig ist und glänzt.
Der Goldschmelzer nimmt den acht
Kilo schweren Roségoldbarren, der vor
ein paar Minuten noch flüssig war, in die
Hand und walzt ihn zu einem langen,
zwölf Millimeter dicken Band. Damit ist
seine Arbeit beendet, nicht aber seine
Verantwortung. Denn erst wenn das Gold
verwendet wird, treten mögliche Mängel
wie Porosität zutage. Ändern lässt sich
dann allerdings nichts mehr.
| ERINNERUNG |
von David Bennett*
MEIN TAG MIT
Ava Gardner
«1989
erhielt ich eine ganz
besondere Einladung:
Die Schauspielerin Ava Gardner äusserte den Wunsch, mich zu treffen,
um mit mir über ihre Schmucksammlung zu sprechen. Es ging damals
nicht darum, ihre Schätze zu verkaufen, Frau Gardner wollte nur meine
Meinung zu den von ihr im Lauf der
Jahre erworbenen Stücken.
Wir verabredeten uns im Hochsommer in ihrer eleganten Wohnung
in Kensington. An jenem Nachmittag war es in London drückend heiss.
Die Luft war schwül und feucht. Wir
tranken Tee. Sie sprach ausführlich
über jedes einzelne Stück. In Wahrheit ging es dabei aber nicht nur um
den Schmuck. Sie erzählte mir aus
ihrem Leben. Damit nahm der unvergessliche Nachmittag, den ich
zusammen mit einer der schönsten
Frauen Hollywoods verbringen durfte, seinen Anfang.
Obwohl sie gesundheitlich angeschlagen war, sah sie umwerfend aus. Ihr bezaubernder Akzent aus dem Süden der
USA wirkte hinreissend. Charmant, fesselnd und vor allem
unglaublich natürlich und zugänglich berichtete sie von ihren Ehen und vom Leben in Hollywood. Ava Gardner war
auch mit über 70 Jahren ungeschminkt noch attraktiv und
machte ihrem Status als Weltstar alle Ehre.
Eines ihrer Schmuckstücke war etwas ganz Besonderes: ein prachtvoller Smaragdring aus Kolumbien, den sie
in den Sechzigerjahren bei Van Cleef & Arpels in Beverly
Hills gekauft hatte. Sie sei mehrmals am Schaufenster vorbeigegangen, bevor sie den Mut gehabt habe, das Geschäft
zu betreten. Dass ein Hollywoodstar
solche Hemmungen haben kann, verblüffte mich.
Erstaunt war ich auch, dass sich
Frau Gardner die meisten Schmuckstücke ihrer Sammlung selbst geschenkt hatte. Jedes hatte seine Bedeutung. Sie nahm ihre Schätze
einzeln aus der Schatulle, drehte sie in
den Händen und verlor sich in ihren
Geschichten. Ihre Erinnerungen an
die verschiedenen Lebensabschnitte
waren von Melancholie geprägt.
Ein knappes Jahr später starb Ava
Gardner. Als ich ihre Schmucksammlung wieder sah, überkam mich eine
tiefe Traurigkeit. Der Smaragdring,
in den sie sich verliebt hatte, wurde
zum Vorzeigestück der Auktion und
übertraf ihren geschätzten Preis bei
weitem. Ich war zutiefst aufgewühlt.
Es war ein echtes Privileg, dass Ava
Gardner mir Einblick in ihr bewegtes, leidenschaftliches
und kompliziertes Leben gewährt hat. Solche Erlebnisse
sind unvergesslich und erinnern daran, dass Schmuck ein
Fenster zur Vergangenheit und zur Geschichte eines ganzen Lebens sein kann.»
*David Bennet, seit über vierzig Jahren Schmuckexperte bei Sotheby’s,
kramt für «Luxe» in der Schatzkiste seiner Erinnerungen und gibt in
jeder Ausgabe ein paar besondere Juwelen von seinen Begegnungen in
allen Teilen der Welt preis. Seine Rekordauktionen machen international
Schlagzeilen. Die von ihm versteigerten Schmuckstücke oder Edelsteine
sind intime Zeugen einer persönlichen Geschichte, die nur er kennt.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 61
DIE UHRENMESSEN ENTHÜLLEN DIE
NEUHEITEN 2015. GANZ OBEN STEHT
DIE WIEDERENTDECKUNG DER KLASSIK
MIT KOMPLIKATIONEN WIE DEM EWIGEM
KALENDER. UND DIE ANHALTENDE
BEGEISTERUNG FÜR ROSÉ-GOLD
Stunden, Minuten,
Automatik Piaget 534P,
32’400 Fr.
PIAGET, Black Tie
Inspiration Vintage,
von Cristina d’Agostino
und Sylvie Bernaudon
Fotos: Marc Ninghetto
HUBLOT,
Classic Fusion AeroMoon,
Stunden, Minuten,
Sekunden, ewiger Kalender,
Automatikwerk, King Gold 18K.
30’300 Fr.
62 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 63
Stunden, Minuten,
Ewiger Kalender, zweite Zeitzone,
Rosé-Gold, 35’000 Fr.
HERMÈS,
Slim Quantième
Perpétuel,
| UHREN |
MONTBLANC,
Heritage Chronométrie
Collection Quantième Annuel,
Goldband, Stunden, Minuten,
Quartzwerk, Gelbgold 18K,
Preis auf Anfrage
VAN CLEEF AND ARPELS,
Uhr Cadenas, Diamanten,
Stunden, Minuten, Jahreskalender,
Mondphase, Automatikwerk,
Rosé-Gold 18K, 11’900 Fr.
CARTIER,
Clé de Cartier,
TAG HEUER,
Carrera 39 mm Calibre 6
COSC-Zertifikat,
Stunden, Minuten, kleine Sekunde,
Datum, Automatikwerk, Stahl, 3’200 Fr.
Stunden, Minuten, Automatikwerk 1847 MC,
Rosé-Gold 18K und Diamanten,
32’700 Fr.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 65
| UHREN |
66 | Finanz und Wirtschaft LU X E
CHOPARD,
L.U.C Tourbillon 1963,
Stunden, Minuten, kleine Sekunde,
Tourbillon, Handaufzug,
Rosé-Gold 18K, 115’000 Fr.
IWC,
Portugieser
Jahreskalender,
Stunden, Minuten, kleine Sekunde,
Chronograph, Automatikwerk,
Rosé-Gold 18K, 73’500 Fr.
VACHERON CONSTANTIN,
Harmony Chronograph,
Stunden, Minuten,
kleine Sekunde,
Jahreskalender,
Stahl, 21’000 Fr.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 67
| UHREN |
HYT, Skull – Red Eye,
retrograde rote Fluid-Stundenanzeige,
Sekunden, Handaufzug, Stahl,
100’000 Fr.
AUDEMARS PIGUET,
Royal Oak Automatique Bicolore,
Stunden, Minuten,Sekunden, Automatikwerk, Stahl
und Rosé-Gold 18K, 23’800 Fr.
68 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 69
Stunden, Minuten,
Sekunden, Automatikwerk,
Stahl, 3’500 Fr.
TUDOR,
Tudor North Flag,
RENDEZ-VOUS
von Cristina d’Agostino
Wawrinka
STAN
«Man muss
immer
weitermachen»
Stan Wawrinka, mit zwei Siegen sind Sie
glanzvoll ins neue Jahr gestartet, und
für 2015 werden Sie als einer der grossen
Favoriten gehandelt.
Nein, die wahren Favoriten sind die
«Big Four», Roger, Rafa, Novak und Murray, seit zehn Jahren die unangefochtenen Könige. Sie haben alles gewonnen,
was es zu gewinnen gibt, sämtliche Turniere erfolgreich bestritten. Der Abstand
zwischen ihnen und den übrigen Spielern ist riesig. Ich habe letztes Jahr etwas
aufgeholt, bin Nummer vier geworden.
Aber eben nur während eines Jahres. Es
stimmt, ich habe das Jahr 2015 gut begonnen, und es muss so weitergehen, wenn
ich unter die Top fünf gelangen will. Das
wird aber sehr schwierig sein.
Weshalb ?
Mein Ziel sind die Top acht. Denn es
sind viele aufstrebende Spieler im Rennen. Milos Raonic, Grigor Dimitrov und
Kei Nishikori konnten sich letztes Jahr
durchsetzen. Man muss auch mit Thomas
Berdych und David Ferrer rechnen, die
schon seit ein paar Jahren dabei sind. Es
ist ein Fakt: Um sich 2014 für den Masters
zu qualifizieren, musste man doppelt so
viele Punkte sammeln wie in den Vorjahren. Denn alle Spieler haben viele Punkte
gemacht.
Wie haben Sie Ihren Davis-Cup-Sieg
verarbeitet?
Gut, sehr gut sogar. Wobei im Tennis al70 | Finanz und Wirtschaft LU X E
FÜR STAN WAWRINKA HAT DAS JAHR GUT BEGONNEN. ZWEI SIEGE
IN ZWEI MONATEN LASSEN DARAUF SCHLIESSEN, DASS DER STARKE
MANN DES DAVIS-CUPS DIESES JAHR NOCH ERFOLGREICHER SEIN
WIRD ALS 2014. DIES IST AUCH SEIN ZIEL, DENN ER HAT KEINE ZEIT ZU
VERSCHWENDEN. IN EINIGEN TAGEN FEIERT ER SEINEN 30. GEBURTSTAG.
les sehr schnell geht, jede Woche findet
ein Turnier statt. Man muss also schnell
umschalten. Dieses Tempo ist typisch für
diesen Sport. Nach einem Sieg nehme ich
mir nicht viel Zeit, ihn zu geniessen. Ob
dies gut oder schlecht ist, bleibe dahingestellt. Aber es zeigt, dass ich gewillt bin,
voranzukommen, besser zu werden, weiter zu gehen. Anderseits bedaure ich es
manchmal, diese Siege nicht genügend
auszukosten. Später, am Ende meiner
Karriere, werde ich vielleicht zurückdenken, diese Momenten geniessen und realisieren, was ich geleistet habe.
In Rotterdam haben Sie Ihren ersten IndoorSieg errungen. Ein weiterer Beweis, dass Sie
noch vielseitiger geworden sind. Über wie
viel Spielraum verfügen Sie, um noch besser
zu werden, und was sind Ihre Ziele?
Ich denke, mein Spielraum ist noch
gross. Was aber nicht heisst, dass ich in
der Klassierung höher klettern werde,
denn die andern Spieler entwickeln sich
ja auch weiter. Wenn man oben ist, tut
man alles, um dort zu bleiben. Und man
kann es Jahr für Jahr beobachten, das Niveau wird ständig besser. Das ist die Realität. Deshalb muss man ständig weitermachen. Der Sieg in Rotterdam, mein erstes
Indoor-Turnier in der 500er-Kategorie,
hat mein Selbstvertrauen gestärkt. Ich
weiss jetzt, dass ich die besten Spieler der
Serie, Berdych, Raonic, schlagen kann.
Also möchte ich auf diesem Erfolgskurs
weiterfahren.
Worauf konzentrieren Sie Ihre
Anstrengungen?
Ich wünsche mir ein stabiles Jahr. Besser als letztes Jahr, als ich viele Hochs,
aber auch viele Tiefs erlebt habe.
Und mental?
Ich weiss, was ich brauche, um mein
Ziel zu erreiche, nämlich die konstante
Konzentration. Nicht nur während des
Matchs, sondern auch beim Training,
beim Aufwärmen oder beim einfachen
Joggen. Ich muss zu jedem Zeitpunkt präsent sein, denn jeder Effort zahlt sich aus,
sofort oder in sechs Monaten. Natürlich
war der Sieg eines Grand Slam eine Riesenüberraschung, mein Geist war in Aufruhr. Danach muss man sich beruhigen,
seinen Platz wiederfinden, damit man
sich im Tennis wohlfühlt. Dies gelingt nur
dank langjähriger Arbeit und dem festen
Willen, sich ständig zu verbessern.
Besteht nicht die Gefahr, dass man sich
verliert, dass man zu viele Verpflichtungen
eingeht?
Ja, das ist so. Für mich zählen letztlich
Resultate und Arbeit und die Erinnerung
daran, wie ich es geschafft habe, Nummer
drei in der Weltrangliste zu werden.
Haben Sie diese Gefahr vorausgeahnt?
Nein, denn im Tennis folgt die Rechnung auf dem Fuss. Sobald man vom Kurs
abweicht, sind auch die Resultate nicht
mehr da. Ich bin jährlich neun bis zehn
François Wavre
| R E N D E Z-VO U S |
Monate auf Reisen, was eine immense
physische und mentale Anstrengung ist.
Ich kann es mir nicht leisten, mich zu verzetteln.
Ihre Partnerschaft mit Audemars
Piguet kommt in Ihrer Karriere zum
idealen Zeitpunkt. Schweizer Marke,
unabhängig, Haute Horlogerie – spielen
diese Charakteristiken bei der Wahl Ihres
Partners eine Rolle?
Natürlich, meine Partner müssen zu
mir passen, denn ich stelle ihnen mein
Image zur Verfügung. Audemars
Piguet ist ein Schweizer Familienunternehmen, authentisch,
Werte repräsentierend, mit denen ich mich identifizieren kann.
Diese Partnerschaft ist das Resultat einer Begegnung, die von unserem gemeinsamen Freund Nicolas Kappenberger angeregt wurde. Der
Vertrag läuft über drei Jahre. Falls alles
gut geht, wie es in vielen meiner Partnerschaften der Fall ist, ist eine langfristige
Verlängerung möglich.
die Tatsache, dass man immer wieder
bei null beginnt, eine neue Stadt, Zeitunterschiede, Klimawechsel, Zeitpläne, am
Morgen oder am Abend spielen. All diese
Faktoren, kumuliert auf zehn Jahre, können schon belasten.
Am 28. März feiern Sie Ihren 30.
Geburtstag. Was heisst das für Sie?
Ich habe damit jedenfalls kein Problem,
Alter und Geburtstage waren für mich nie
wichtig. Natürlich nähere ich mich vielleicht langsam dem Ende meiner Tennis-
Ja. Es ist wichtig, mir Ruhephasen zu
nehmen, um mich physisch und mental
zu erholen.
Diese Turniere sind aber äusserst lukrativ.
Das stimmt, aber ich ziehe es vor, mir
die Mittel zu geben, um Turniere zu gewinnen, bei denen ich schliesslich ebenfalls Geld gewinne.
Es läuft Ihnen recht gut, in nur zwei
Monaten haben Sie über 1 Mio. $
eingenommen.
Ja, das ist ganz neu (lacht). Aber
dafür muss man auch gut spielen.
Ich bin nicht sicher, ob ich nach
Exhibition-Matches noch genügend frisch bin, um Turniere zu gewinnen. Ich denke dabei langfristig, also über ein Jahr hinaus. Ich
denke nicht kurzfristig und an all
das Geld, das ich dabei gewinnen könnte.
« Je älter ich werde, desto besser
fühle ich mich und desto besser
gehe ich mit Druck um. »
Haben Sie seit Ihren Erfolgen Verträge
abgelehnt?
Ja, vor allem nach dem Grand Slam. Ich
habe weder Zeit noch Lust, zwanzig Partnerschaften zu haben.
Tauschen Sie sich mit Roger Federer über
Imagefragen aus?
Wir kennen uns schon so lange Zeit,
deshalb besprechen wir auch solche Themen. Wir reden über Geld und Honorare.
Wobei ich natürlich keine Zahlen nennen
werde (lacht). Aber Roger spielt in einer
anderen Liga, lebt in einer andern Welt.
Er ist der grösste Spieler aller Zeiten.
Im Spiel geben Sie nie auf. Sie bezeichnen
sich selbst als stur, gehen an Ihre Grenzen.
Ist es schwierig, Limiten zu respektieren?
Ich habe das grosse Glück, ein überaus effizientes Team um mich zu haben.
Mein Konditionstrainer schaut darauf,
dass ich nicht zu viel spiele, dass ich genügend Ruhephasen einschalte. Er denkt
langfristig, das ist sehr wichtig. Auf dem
Court kann man sich nicht schonen, ich
jedenfalls kann dies nicht. Dazu habe ich
nicht genügend Spielraum. Letztendlich
ist es so, dass im Verhältnis zum Training,
das man während einer Saison absolviert,
der Match physisch ziemlich einfach ist.
Was ist das Schwierigste?
Konzentration, Turnierpläne, Reisen,
72 | Finanz und Wirtschaft LU X E
karriere. Aber ich werde gerne älter, das
ist kein Stress für mich. Und in Bezug auf
meine Karriere heisst das: Je älter ich
werde, desto besser fühle ich mich und
desto einfacher gehe ich mit Druck um.
Wie viel Zeit geben Sie sich noch?
Wenn möglich fünf Jahre.
Im Mai findet das Geneva Open statt. Ein
wichtiges Turnier für Sie?
Als die Organisatoren mich letztes Jahr
kontaktiert haben, brauchten sie einen
Schweizer Spieler. Das ist wichtig für die
Bekanntheit des neuen Turniers. Sie standen auch vor einem Timing-Problem,
denn es ist nicht eben einfach, kurz vor
Roland Garros einen solchen Anlass zu
organisieren. Weil Roger Feder vor einem
Grand Slam nie ein Turnier bestreitet, war
es für das Geneva Open wichtig, dass ich
dabei war. Wenn ich mich für eine Sache
engagiere, dann tue ich es für eine längere
Zeit. Deshalb habe ich für drei Jahre unterschrieben.
Was sagen Ihre Trainer dazu? Das Timing ist
ja nicht besonders günstig.
Natürlich ist es nicht ideal. Aber es geht
ja nicht um Resultate. Ich habe mit meinen
Leuten gesprochen, und gemeinsam haben wir rund um den Anlass ein Programm
entwickelt. Man muss immer das ganze
Jahr im Auge behalten. Ich überlege stets
in Bezug auf die vorteilhaften Folgen für
mein Tennis. Wir werden so agieren, damit es sich als günstiger Entscheid erweist.
Sie nehmen nur selten an Exhibition-Spielen
teil. Weil Sie sich schonen wollen?
Wie steht es mit Ihrer Bekanntheit in der
Deutschschweiz aus, wo Sie doch weniger
präsent sind?
Weil ich nicht den grossen Erfolg hatte,
war ich dort während Jahren weniger bekannt. Zudem war das Terrain von Roger
besetzt. In den vergangenen zwei Jahren
haben sich die Dinge geändert. Der Empfang, den man mir am Turnier in Basel
und am Davis-Cup bereitet hatte, war unglaublich. Ich liebe es, für die Schweiz zu
spielen, mein Land zu vertreten, obwohl
ich dieses Jahr an der ersten Runde des
Davis-Cup leider nicht teilnehmen kann.
Richten Sie den Fokus 2015 auf die grossen
Anlässe?
Ja. Da sind natürlich die Grand-SlamTurniere. Damit ich mein bestes Tennis
spielen kann, nehme ich auch an anderen Turnieren teil, um ein Maximum an
Punkten und Vertrauen zu gewinnen. Das
heisst also nicht, dass ich mich nur auf
Roland Garros konzentrieren, sondern
mich auch auf weitere, vorher stattfindende Turniere vorbereiten werde.
Jeder Spieler entspannt sich auf seine Art.
Tsonga und Nadal gehen fischen. Sie, so
sagt man, tun es beim Kochen.
Ja, ich koche gerne. Ich esse auch gerne
(schmunzelt). Für mich eine Möglichkeit
der mentalen Erholung. Aber während
der Turnierzeit fehlt mir die Zeit dazu.
Zur Entspannung höre ich Musik, treffe
Freunde. Sobald ich mit dem Tennis aufhöre, werde ich mehr Zeit in der Küche
verbringen. Das ist sicher. |
von Stéphane Bonvin | S T I L |
DER GENT L EMA N TRÄG T
KRAWATT EN K LA MMER N
DIE KRAWATTENKLAMMER FEIERT EIN COMEBACK. SIE VOLLENDET DIE
ELEGANTE ERSCHEINUNG DER SCHICKEN HERREN IN MAD MEN UND
SCHMÜCKT DIE BRUST BÄRTIGER HIPSTER. WIE IST DAS MÖGLICH? UND
VOR ALLEM: WIE WIRD SIE GETRAGEN, OHNE DASS IHR BESITZER ALS
DIENER DURCHGEHT?
D
as Leben ist ungerecht, denken Sie
jetzt bestimmt. Sie haben verdammt
Recht. Obwohl, eigentlich doch nicht.
Doch kommen wir zum Thema. Falls Sie
zu den typischen Lesern dieses Magazins
gehören, stehen die Chancen gut, dass Sie
eine obere Kaderposition einnehmen und
eine Krawatte tragen, die Sie abends mit
der Erleichterung eines Tigers (der natürlich Ihrem Temperament entspricht),
der sich eines Hundehalsbands entledigt, abnehmen. Und jetzt erfahren Sie,
dass die Krawatte nicht nur cool, sondern
mit einer Klammer, die sie an ihrem Platz
hält, sogar übercool sein kann?!
Zunächst die wissenschaftliche Erklärung. Wie immer bei Modefragen
(und allem, was mit Geschmack, Kunst,
Liebe und verbotenem Vergnügen zu tun
hat) ist Veraltetes, Überholtes, Altmodisches, Antiquiertes, Biederes und Bizarres plötzlich wieder sexy. Die Krawattenklammer ist so spiesserhaft geworden
– die Dandys, die sie stets mit dem nötigen Abstand getragen haben, mögen mir
verzeihen –, dass sie auf dem Brustbein
der Hipster und Rocker plötzlich wieder
ihren grossen Auftritt hat. Früher noch
verspottet, ist sie heute ein Zeichen distinguierter Persönlichkeit. Den Beweis
liefern Luxusmarken wie Lanvin, Paul
Smith, Thom Browne, Dunhill, Burberry
Prorsum, Promis wie Justin Timberlake,
Karl Lagerfeld oder Zac Efron und die
Werbeleute aus der TV-Serie Mad Men.
Doch genau hier liegt der Hase im Pfeffer.
Schauen Sie einmal genau hin.
Wer trägt in Mad Men eine Krawattenspange? Don Draper, der schöne,
geheimnisvolle, vom Schicksal gezeichnete Hauptdarsteller? Nein. Die meisten
Krawattenklammerträger in der TV-Serie
sind seine Untergebenen. Der Grund: Die
Spange wurde ursprünglich von Arbeitern
getragen, die in Hemdsärmeln schufteten
und verhindern mussten, dass ihr Schlips
überall dazwischengeriet. Von Gehilfen,
Auslieferern, Zeichnern, Maschinenführern also. Sozusagen von allen – sympathischen – Vertretern manueller Berufe.
Aalglatte Führungskräfte gehörten weniger dazu.
UNSERE TIPPS FÜR DIE
NÄCHSTE SAISON:
1 Verzichten Sie in einem sehr förmlichen
oder klassischen Rahmen wie bei
Privatbanketts, protokollarischen
Anlässen, im Smoking, bei Galas usw.
auf die Krawattenklammer.
2 Meiden Sie Gold, denn die Eleganz der
Krawattenklammer liegt in ihrer Schlichtheit.
3 Die Klammer sollte kürzer sein als die
Krawatte breit.
4 Witzige, kitschige oder humoristische
Modelle sind ein No-Go. Setzen Sie eher
auf feine Muster und diskrete Detail.
5 Die Klammer wird auf halber Höhe oder
sogar etwas tiefer getragen, auf keinen Fall
in der oberen Hälfte, es ist ja schliesslich
keine Nadel.
Jetzt wissen Sie alles. Das nächste Mal
befassen wir uns mit dem Jabot und zeigen
Ihnen, wie man einen Dreispitz trägt. Zuzutrauen wäre es uns. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 73
...zwischen tag
und zeit
MINIMALISTISCHE ELEGANZ UND KLARE LINIEN: STIL ZU LEBEN
HEISST DIESES FRÜHJAR, MIT DEN VINTAGE-DESIGNIKONEN
DER 30ER-JAHRE SPIELERISCH UMZUGEHEN.
DIE NEUE PORTUGIESER-KOLLEKTION VON IWC WIRD
DABEI ZUM GROSSEN KLASSIKER AM HANDGELENK
ART DIRECTION :
Cristina d’Agostino und Nicolas Zentner
FOTOGRAFIE : Marc Ninghetto
ASSISTENT : Timothée Jeannotat
MODELS :
Esther Havenaar @ Aqua Model Management
Enrique de Castro @ Marilyn Agency
STYLISTIN : Pascal Hug
FRISUR UND MAKE-UP : Julie Monot
Wir danken sehr herzlich der Haute Ecole
Pédagogique des Kantons Waadt und der
La Vaudoise Assurances, für die grosszügige
Überlassung der Locations.
Sowie der Firma IWC Schaffhausen
ER
Uhr IWC Portugieser Perpetual Calendar
Digital Date-Month «75th Anniversary» in Platin
Hemd und Smoking Tom Ford
von Bongénie Grieder
SIE
Uhr IWC Portugieser Handaufzug Acht Tage
Edition «75th Anniversary» in Rotgold
Kleid Lavin von Arel Forever Lutry
Uhr IWC Portugieser
Jahreskalender in Edelstahl
Hemd und Anzug Tom Ford
von Bongénie Grieder
Krawatte Micky Milano
von Olivier François Lausanne
SIE
Uhr IWC Portugieser Chronograph
Classic in Rotgold
Mantel Valentino
Kleid Gucci
von Bongénie Grieder
Schuhe Fendi
von Fendi Genf
ER
Uhr IWC Portugieser Yacht Club
Worldtimer in Rotgold
Mantel Zegna
Pullover Bongénie Grieder
von Bongénie Grieder
WANDMALEREI,
Stéphane Dafflon,
PM 058, 2011,
Vaudoise Assurances,
Lausanne
Haut col en «V» noir et sequins
Robe lacée
Escarpins Royal noir
Sac Alma BB Malletage bleuet
LOUIS VUITTON
Uhr IWC Portugieser Yacht Club
Chronograph in Rotgold
Hemd und Anzug Tom Ford
von Bon Génie Grieder
Costume en
cachemire bordeau
Porte-document
Travel Epi bordeau
LOUIS VUITTON
Uhr IWC Portugieser Chronograph in Weissgold
mit Diamanten besetzter Lünette
Kleid Armani von Arel Forever Lutry
Robe tube Grand Prix,
ceinture vinyl noir
Escarpins Royal noir
Sac Twist Malletage rouge
VUITTON
UhrLOUIS
IWC Portugieser
Automatic in Rotgold
Hemdbluse Gucci
von Bongénie Grieder
Uhr IWC Portugieser Tourbillon
Mystère Rétrograde in Rotgold
Hemd und Anzug Tom Ford
von Bongénie Grieder
Krawatte Micky Milano
von Olivier François Ausoni Lausanne
| M E T I E R | von Hans Uli von Erlach - Foto Iris C. Ritter
Wo
Uhren
eine
Seele
haben
«E
ine Armbanduhr und der Mensch,
der sie trägt, müssen zusammenpassen», ist Jim Gerbers Philosophie. Darum ist es auch schon vorgekommen, dass
er jemandem eine Uhr nicht verkauft hat.
Tage-, vielleicht wochenlang vertieft er
sich jeweils in die antiken Werke, zerlegt sie, reinigt sie, poliert ihre Gehäuse
und Lunetten: «Ich tauche in sie und ihre
Geschichte ein, ich will eine Uhr verstehen.» Darum braucht es für Gerber die
richtige Person, um diese Uhr dann her-
82 | Finanz und Wirtschaft LU X E
FÜR UHRENSAMMLER AUS
GANZ EUROPA IST DAS
KLEINE, EDLE GESCHÄFT
AM RAND DER ZÜRCHER
ALTSTADT EIN GEHEIMTIPP.
HIER TEILEN SIE IHRE
LEIDENSCHAFT FÜR
FEINE VINTAGE-MODELLE
BERÜHMTER MARKEN
MIT JIM GERBER, DER DIE
AUSSERGEWÖHNLICHEN
KALIBER UND EINZELSTÜCKE
MIT KENNTNIS UND HINGABE
RESTAURIERT. WENN CHEMIE
UND SYMPATHIE STIMMEN,
VERKAUFT ER IHNEN
SOGAR EINES.
zugeben. Auf eine Auktion geben könnte
er sie nie, obwohl es sich meist um wertvolle Raritäten handelt. «Ich möchte mit
dem Käufer – oder der Käuferin, denn es
gibt immer mehr Frauen, die sich für rare
Vintage-Uhren interessieren – eine Beziehung finden. Dann schliesst sich der
Kreis, dann bin ich happy.» Was seine
Kundinnen und Kunden gemeinsam haben, ist nicht primär der Wunsch, ihrer
Umgebung zu zeigen, dass sie ein teures
Teil am Handgelenk tragen, sondern einfach die Liebhaberei zur schönen, seltenen Uhr. «Das kann ein Buschauffeur sein
oder ein Superstar.»
Jim Gerber ist wählerisch. Nicht aus
Snobismus, sondern weil alte Armbanduhren seine Leidenschaft sind. Wählerisch auch in Bezug auf die Modelle, die
ihn überhaupt interessieren. Natürlich tragen sie alle berühmte Namen: Patek Philippe, Rolex, IWC, Breguet oder auch heute
weniger populäre wie Mido, Marvin, Bulova. Und es interessieren ihn ausschliesslich Armbanduhren, die zwischen 1910 und
Mitte der Siebzigerjahre gebaut wurden.
Dass heutige Uhren, so teuer sie auch sein
und aussehen mögen und so klingend ihre
Namen sind, dereinst ebenso zu Klassikern
werden könnten, kann er sich nicht vorstellen. «Einige behalten vielleicht einen
gewissen Wert. Aber es steckt für mich keine Energie drin, sie berühren mich nicht,
haben keine Seele. Sie sind mit CAD entworfen, die Einzelteile mit CND-Maschinen hergestellt. Und sie wiederholen ei-
gentlich, was grossartige Handwerker vor
vierzig bis hundert Jahren entwickelt haben. Nur üppiger, schwerer, mit mehr und
mehr Komplikationen. Warum zum Beispiel heute alle Luxuslabels meinen, ein
Tourbillon in Armbanduhren einbauen zu
müssen, ist mir rätselhaft. Das ist nur teuer und macht da keinen Sinn, sondern gehört in eine Taschenuhr.» Überhaupt hat er
für heutige Uhrentrends und -moden nur
milden Spott übrig. «Wenn ich die Fussballtrainer sehe mit ihren dicken Chronometern mit allen möglichen Navigationen
und für Tauchgänge bis 100 Meter Tiefe »,
schmunzelt er. Aber man tauche eben in
eine Welt ein, die die Hunderte von Markenbotschaftern suggerieren. Dafür hat
auch ein Jim Gerber durchaus Verständnis. Und legt dann doch eine auf den ersten
Blick fast unscheinbare Uhr auf den Tisch.
Durchmesser 34 Millimeter. Das versilberte, perlmuttfarbene Zifferblatt changiert je
nach Lichteinfall, die facettierten und gebläuten Losange-Zeiger heben sich ebenso
elegant ab wie der zentrale Chronozeiger
und die innen liegende 24-Stunden-Anzeige: eine Mido Multicenter Chronograph,
wohl Ende der Vierzigerjahre entstanden.
«Schlicht und aufregend schön, das ist es,
was mich berührt.» Und er holt noch andere aus seinem Geheimfach. Etwa eine Rolex
Daydate von 1965, das berühmte Modell,
das den Zunamen Presidential hat, weil jeder US-Präsident eine geschenkt bekommt.
Was Gerber «berührt», kann er selbst
kaum benennen. Es seien wohl viele kleine Einzelheiten. Uhren eben, die atmen.
Wenn der Uhrmacher hingegen vor den
gleissenden Uhrenschaufenstern der Luxusmeilen steht («Es werden ja heute keine Stückzahlen mehr produziert, sondern
Tonnen von teuren Armbanduhren, vor
allem für den Export bestimmt und darum so sichtbar wertvoll!») oder über die
Baselworld wandert, dann ist er in erster
Linie erschöpf. «Aber es hat mich wenig
bewegt, weil solche Objekte selten Energie transportieren.»
Jim Geber ist längst nicht mehr allein mit seiner Begeisterung. Seit knapp
zwanzig Jahren wissen Sammler, dass die
Wahrscheinlichkeit der Wertsteigerung
bei noch so teuren, neuen Exklusivuhren
um ein Vielfaches kleiner ist als bei Vintage-Uhren. In seinem Geschäft sind auch
nur wenige davon ausgestellt. Lieber holt
er sie, je nach Kundschaft und nach seinem
Gespür, was zu dieser passt, gezielt aus
kleinen Schubladen und Kästchen hervor.
Das können durchaus Exemplare sein ab
bereits 4000 bis 5000 Fr. Nach oben al-
lerdings ist die Preisskala offen. «Je nach
Fang», würde es im Fischrestaurant heissen. An fast jede davon erinnert er sich
noch heute. Sicher an die aussergewöhnliche Patek Philippe in Roségold, Baujahr
1953, Weltzeit im 24-Stunden-System in
arabischen und 12-Stunden-Zeitangabe in
römischen Zahlen, mit zwei Kronen und
blauem Emailzifferblatt. Gerber hatte sie
in den frühen Neunzigerjahren für 65‘000
Fr. verkauft. Ein wirklicher Kraftakt, wie
er sich erinnert. Übrigens: Zwanzig Jahre
später wurde dasselbe Modell bei Christie’s Genf für 2,675 Mio. Fr. ersteigert. Är-
gert das? «Nein», sagt Jim Gerber. «Es
machte Spass, dass sie durch meine Hände ging… Schade, dass ich sie aus den Augen verloren habe.»
Wobei «alt» nicht gleich «wertvoll»
heisst. Man findet zwar heute auch alte
Modelle feiner Marken für wenige hundert bis wenige tausend Franken. Sie entlocken Jim Gerber aber nur ein wohlwollendes Lächeln. «Dann haben sie ein
Manko, ist das Zifferblatt oxidiert, wurden Zeiger oder Glas mal ersetzt, oder sie
sind sonst nicht mehr in bestem Originalzustand. Für den Laien ist das durchaus
ok, aber für den ambitionierten Sammler
ein No Go.» Oft muss er Menschen enttäuschen, die ihm eine Uhr vorlegen, auf
die doch der Grossvater ein Leben lang
stolz war. «Sie haben meist nur noch einen sentimentalen Wert, der eine Restauration kaum mehr lohnt.» Er selbst sucht
nur die besten Raritäten, die möglichst
selten getragen worden sind, reist, um sie
zu finden, von Spezialmessen zu wichtigen Auktionen, oft erfolglos. «Ich muss
fünfhundert anschauen, um mich in eine
zu verlieben», resümiert er. Es klingt wie
bei einer Brautschau. | www.jimgerber.com
Finanz und Wirtschaft LU X E | 83
| A U TO | von Gaëlle Sinnassamy
D I G I TA L E S UPG RADI N G
E
inmal abgesehen vom wenig überzeugenden Verkauf von Quarzuhren
in ihren Vertretungen haben die meisten
Automarken bisher darauf verzichtet, eigene mechanische Zeitmesser zu entwickeln. Ausnahmen sind Ferrari (mit Hublot), Aston Martin (mit Jaeger-LeCoultre)
und Bugatti (mit Parmigiani Fleurier).
Jetzt könnte die Vernunftehe zwischen
Liebhabern schöner Mechanik jedoch
platzen. Der bevorstehende Siegeszug
der Smartwatches scheint den Appetit
der Automobilhersteller auf die Uhrenbranche geweckt zu haben. Ihr Interesse ist umso verständlicher, als die neuen
Fahrzeugmodelle selbst immer stärker
vernetzt sind. Bislang beschränken sich
die bekannten Projekte auf Applikationen oder Partnerschaften mit Elektronikriesen, aber wer weiss, was da noch alles kommt? Vielleicht wird Ihr künftiges
Auto ja mit einem Satelliten fürs Handgelenk geliefert. Ganz so wie bei David Hasselhoff in der TV-Serie K2000.
AUDI
Gemeinsam mit LG hat Audi an der CES eine neue Smartwatch mit
dem Logo der deutschen Marke präsentiert. Die runde Metalluhr
mit Saphirglas und Lederarmband läuft erstaunlicherweise unter
Open WebOS. Ein von der früheren Firma Palm übernommenes
Betriebssystem sorgt dafür, dass die Uhr auch autonom, also ohne
Verbindung mit einem Smartphone, funktioniert. Der Besitzer kann
mit der Audi Watch (ihr endgültiger Name steht noch nicht fest)
telefonieren, E-Mails und SMS empfangen, Musik hören, seinen
Kalender verwalten, Gesundheitsinformationen abrufen und das
Fahrzeug aus der Ferne starten. Durch Antippen der Uhr entriegeln
sich die Türen wie von Geisterhand.
BMW
Der bayerische Automobilhersteller macht auf
James Bond. Er hat an der Elektronikmesse CES
in Las Vegas mit seiner Smartwatch für den BMW
i3 grosses Aufsehen erregt. Egal, wo der Fahrer
aussteigt, das Auto parkt selbstständig ein, sogar in
mehrstöckigen Parkhäusern. Ebenso autonom holt
es den Lenker ab. Dieser braucht nur per Sprachbefehl das Remote Valet Parking zu aktivieren.
Die Smartwatch versteht den Befehl, berechnet
die exakte Zeit, die der Fahrer benötigt, um den
Treffpunkt zu erreichen, und macht sich dann auf
den Weg, um zur selben Zeit am vereinbarten Ort
einzutreffen. In der Uhr integrierte Sensoren erkennen zudem, wenn der Fahrer einen Schwächeanfall
erleidet, bringen das Fahrzeug am Strassenrand zum
Stehen und rufen den Notdienst an.
TESLA
Der Elektroautobauer hat eine App für iPhone und
Android entwickelt, mit der man das Fahrzeug orten
sowie auf- und abschliessen kann. Ausserdem gibt
sie Auskunft über den Ladezustand der Batterie und
die verfügbare Reichweite. Auch der Zugriff auf
Klimaanlage, Heizung und Schiebedach ist möglich.
Die Softwareschmiede Eleks Labs hat die Tesla-App
bereits für die kommende Apple Watch kompatibel
gemacht.
Finanz und Wirtschaft
Bilan LU X E | 85
| Ä S T H E T I S C H E M E D I Z I N | von Hans Uli von Erlach, Illustration: Nicolas Zentner
MIT SPRITZE UND SKALPELL
GEGEN DIE ZEICHEN DER ZEIT
SELBST GUTAUSSEHENDE MÄNNER STÖREN SICH AN IHREN KLEINEN
UND GRÖSSEREN MÄNGELN: DER PO, DER BAUCH, DIE AUGENLIDER,
ZU VIELE HAARE HIER UND ZU WENIGE DORT. ODER EINFACH DAS
MÜDE, VERBRAUCHTE AUSSEHEN. IMMER MEHR ENTSCHLIESSEN SICH
DANN: «JETZT MUSS ETWAS GESCHEHEN, UND ZWAR RICHTIG!» LUXE
HAT ZWEI INSTITUTE BESUCHT, WO MÄNNER KORRIGIEREN LASSEN,
WAS IHNEN NICHT GEFÄLLT. DER PARTNERIN ODER DER KARRIERE
ZULIEBE. VOR ALLEM ABER FÜRS EIGENE SELBSTVERTRAUEN.
A
uch zu Männern ist der Spiegel erbarmungslos: Zu dünne Unterschenkel, zu viel Fett um die Taille, kraftlos der
Bizeps und erschlafft die Brust ( ja, auch
Männer können hormonbedingt einen
«Hängebusen» bekommen). Und betrachten wir uns von der Seite, sehen wir einen
Po, der schon längst nicht mehr so knackig ist, wie er mal war. Ums Kinn keine
Konturen, um die Augen sorgen Taschen
und Lider für einen müden Blick, die Falten auf der Stirn und um den Mund wirken griesgrämig. Wir geben wahrlich
nicht mehr das Bild des erfolgreichen
Managers und fitten Eroberers ab, der wir
mal waren.
Es sind durchaus nicht nur ältere Herren, die das korrigieren wollen. «Zu unseren Kunden zählen Männer, die erfolgreich
mitten im Leben stehen», sagt Docteur
Marco Cerrano, Arzt für ästhetische Medizin im Team der Beauty Suite in Lausanne.
«Es sind Männer ab vierzig, manche auch
jünger. Je nach Alter unterscheiden sich
die ästhetischen Wünsche, die sie an sich
selbst und somit an uns stellen.» Bei den einen sind es Korrekturen um Augen, Nase
oder Kinn, aber auch um die Hüften und
den Bauch. Andere wünschen mehr Volumen an gewissen Gesichtspartien und
vielleicht auch an Armen oder Schenkeln.
Bodyforming oder Bodyshaping nennt
man auch in der Gentlemen’s Clinic in Zürich diese gezielte Körperformung. Das
schmerzfreie, ambulante Verfahren kann
sogar während der Mittagspause durchgeführt werden. Selbst die Konturierung
86 | Finanz und Wirtschaft LU X E
des sogenannten Sixpack wird oft verlangt.
«Wobei nicht alles, was sich Männer wünschen, machbar ist», sagt Yuan Yau, Mitinhaberin der Gentlemen’s Clinic. «Manches
am Körper ist genetisch bedingt oder hängt
vom Knochenbau ab. Es geht darum, die
einst vorhandene Form wieder zu optimieren und den Männern ein gutes Gefühl zu
sich selbst zu geben.»
Ein anderer Weg, zum gewünschten
Body zurückzufinden, ist das Fettabsaugen
– glauben die Männer, zu deren Hauptsorgen Figur und Fettpolster gehören. Doch
die Fachmediziner in Lausanne und Zürich
haben da noch andere Methoden, Kryolipo
etwa, wo die Fettzellen quasi eingefroren
werden und absterben. Bloss: Ein wirklicher Bauch verschwindet selbst durch eine
operative Bauchdeckenstraffung nur bedingt. «Da kommt man um Diät und Training nicht herum», sagt Yuan Yau. Nachgefragt werden oft auch Haarentfernungen.
Nicht nur wenn enthaarte Brustpartien
und Achselhöhlen gerade Trend sind. Sondern vor allem um den Pelz zu eliminieren,
der Männern mit der Zeit auf Schultern
und am Rücken spriesst. Mit Laserimpulsen oder anderen Techniken geht man dem
Problem dauerhaft an die Wurzel. Ebenso
wie der Hyperhidrose, dem übermässigen
Schwitzen.
Sowohl bei der auf männliche Klientel spezialisierten Klinik in Zürich wie in
der Beauty Suite in Lausanne werden mit
dem Kunden im Vorfeld ausführlich die
verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten
besprochen, damit nicht falsche Erwartun-
gen und hinterher Enttäuschungen entstehen. «Das Ziel sind absolut natürliche und
diskrete Resultate», sagt auch Dr. Cerrano.
Und Yuan Yau ergänzt: «Es geht darum,
dass der Kunde sich nach einer ästhetischmedizinischen Behandlung oder einem
operativen Eingriff wieder in sein bisheriges soziales und familiäres Umfeld integriert, ohne dass man gleich sieht, ‹der hat
was machen lassen›. Zum Glück sind ästhetische Medizin oder Chirurgie für Männer
heute kein Tabu mehr. Für vielbeschäftigte
Manager, die dauernd superbusy sind, stets
im Flugzeug oder an Meetings sitzen und
nachts Akten studieren, sind sie so selbstverständlich wie das Fitnessstudio.»
Dennoch wird in beiden Instituten Diskretion grossgeschrieben. Zum Beispiel
wird darauf geachtet, dass sich die Kunden
im Wartezimmer nicht begegnen. In der
Gentlemen’s Clinic kann allerdings kaum
von Wartezimmer die Rede sein: Es sieht
schon eher aus wie ein feiner Herrenclub,
eine Bar mit ausgesuchten Whiskys, frisch
gepresste Säfte und Häppchen inklusive.
Eine relaxte Atmosphäre sei wichtig, betonen beide Experten. Denn Männer seien
meist viel aufgeregter vor solchen Behandlungen als Frauen. |
THE GENTLEMEN’S CLINIC
Nach eigenen Angaben die erste auf Männer
spezialisierte Lifestyle Clinic der Welt. Für
ambulante, minimalinvasive Behandlungen im
Bereich der plastisch-ästhetischen Chirurgie
und Medizin, mit integriertem SPA-Bereich.
Utoquai 39, 8008 Zürich.
www.gentlemensclinic.com
THE BEAUTY SUITE
Die Schönheitsklinik offeriert ein vollständiges
Angebot für Damen und Herren an Behandlungen in ästhetischer Medizin und weiteren
Schönheitstechniken durch spezialisierte Ärzte
und medizinische Kosmetikerinnen. Zusammenarbeit mit Laclinic-Montreux.
Rue du Lion d’Or 4, 1003 Lausanne
www.thebeautysuite.ch
~ <0> ~ <0> ~
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| G A S T R O N O M I E | von Knut Schwander
BEI MICHEL GUÉRARD
IM BEZAUBERNDEN LUXUS SEINES ANWESENS IN EUGÉNIELES-BAINS GELINGT ES DEM ERFINDER DER CUISINE MINCEUR
UND GENUSSREICHER THERMALKUREN, DIE GÄSTE IMMER
WIEDER NEU ZU ENTZÜCKEN. MICHEL GUÉRARD PLANT NUN,
SEIN ERFOLGREICHES KOCHSCHULEKONZEPT IN DIE USA ZU
EXPORTIEREN. EINE REISE, DIE SICH LOHNT.
E
s gibt Städtenamen, bei denen man ins
Schwärmen gerät. In meinem Fall sind
es unter anderen Timbuktu, Sansibar, Marienbad und Havanna – und Eugénie-lesBains. «Ach ja», ist die übliche zurückhaltende Reaktion meiner Gesprächspartner.
Denn französische Thermalorte werden
nur selten als Traumferienorte erwähnt.
Im Gegensatz zu Eugénie-les-Bains, dem
traumhaften Universum von Christine
und Michel Guérard, einem Bijou französischer Spitzengastronomie und fantastischer Wellnessanlagen.
Nach dem Flug nach Bordeaux dauert
die Fahrt nach Eugénie-les-Bains rund
zweieinhalb Stunden. Man reist durch die
sanfte Tallandschaft und gelangt an einen Wald, wo eine kleine Kirche aus dem
19. Jahrhundert und ein paar schmucke
Häuschen darauf hinweisen, dass man
am Ziel ist. Rechterhand die Zufahrt zum
Park Prés d’Eugénie, Reich von Madame
und Monsieur Guérard.
Kaiserin Eugénie pflegte jeweils hierher zur Kur zu fahren. Und hier hat Michel Guérard sein persönliches Konzept
der leichten, subtilen Spitzengastronomie
entwickelt. Der Erfinder der «schlankmachenden Küche» ist 82 Jahre alt und
steht immer noch am Herd. Sein Talent
ist dem Michelin drei Sterne, dem GaultMillau 19,5 Punkte wert. Er ist der Chef,
der die Harmonie von Essig und Foie gras
entdeckt und in den Siebzigerjahren die
Nouvelle cuisine entwickelt hat. Zusam-
Xavier Boymond
Verliebt in
Eugénie-les-Bains
men mit seiner Frau Christine, Erbin der
Bäderkette Chaîne thermale du Soleil, hat
er Eugénie-les-Bains zum Nonplusultra
epikurischer Thermalkuren gemacht.
THERMALKUREN PLUS GENUSS
Urteilen Sie selbst. Im Park befinden
sich das ehemalige Grand-Hôtel mit dem
Holz- und Kunstschmiededekor aus dem
19. Jahrhundert und das Thermalzentrum, ausserdem ein Weiler mit charmanten Häuschen und feudalen Zimmern. Das
Die Barriere öffnet sich, wir gelangen
durch den wunderschönen, streng komponierten Blumenpark zum überdachten
Vorplatz. Das Tor zum dahinterliegenden
Paradies. Eine Allee führt Rosenbeeten
und plätschernden Brunnen entlang zum
weiss gestrichenen Hotel.
88 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Eléonore Guérard
DAS TOR ZUM PARADIES
mit den Aromen, wie Mozart es mit den
Noten tat: unbeschwert, neugierig, poetisch», sagt Michel Guérard.
Das Menü setzt sich aus den besten
Produkten zusammen, die unter Aufsicht
von Olivier Brulard, Meilleur Ouvrier de
France (bester Handwerker Frankreichs),
mit grösster Sorgfalt und Finesse zubereitet werden. Mit seiner Brigade erneuert Guérards Second im Laufe der Jahreszeiten die Karte und kocht Gerichte, die
schon zu Legenden geworden sind. Etwa
das unbeschreibliche «Oreiller de mousserons aux morilles et aux asperges du
pays» (eine Art Pilzraviolo mit einheimischen Morcheln und Spargeln). Unvergesslich.
Angesichts eines solchen Essens erstaunt es nicht, dass einige der grössten
Chefs des vergangenen 20. Jahrhunderts
sich in Eugénie-les-Bains ausbilden liessen: Alain Ducasse, Michel Troisgros,
Gérald Passédat, Sébastien Bras, Daniel
Boulud...
Wir sind fest entschlossen, möglichst
bald in dieses einzigartige Paradies zurückzukehren, wo beste europäische Tradition und Innovation praktiziert werden.
Nicht zuletzt auch, weil Michel Guérard
2014 eine Kochschule eröffnet hat, wo
man Gelegenheit hat, die Geheimnisse
seiner grossen Kunst kennenzulernen.
Die Ausbildungsstätte ist bereits so erfolgreich, dass der Chef das Konzept demnächst in die USA exportieren möchte. |
Tim Clinch
Logis des Grives, zu dem man durch den
Klostergarten gelangt, beherbergt im ersten Stock ein riesiges Zimmer, vielmehr
Apartment, das mit Antiquitäten möbliert
ist, die auch in der heutigen Zeit gefallen.
Fröhliche Stoffe und Nippes sowie ein riesiges Cheminée sorgen für Gemütlichkeit.
Unter der hohen Decke das Badezimmer
mit einer filmwürdigen Badewanne aus
grauem Marmor. Vogelgesang sorgt für natürliche Hintergrundmusik.
Der Gipfel des Luxus ist das Frühstück,
das in dem zum Zimmer gehörenden privaten Essraum im Erdgeschoss eingenommen wird.
Von den im Park verstreuten Suiten
führt der Weg zum Aussenpool und zur
Ferme thermale, wo sich uns ein faszinierendes Schauspiel bietet. Im getäferten
Salon prasselt im monumentalen Kamin
das Feuer, Kurgäste im Morgenmantel trinken Tee und parfümierte Wasser.
Dann werden sie in die Kabinen geleitet,
wo sie in den Genuss wohltuender Massagen und belebender Bäder kommen. Es
gibt tatsächlich kaum etwas Angenehmeres, als schwerelos in einem Tonerdebad zu liegen.
Nach dem Verjüngungsbad das Essen:
Entspannt und regeneriert begibt man
sich zu Tisch. Die Küche ist wie der Chef
– modern, schlank, inspiriert. «Ich spiele
Finanz und Wirtschaft LU X E | 89
| R E I S E N | von Eileen Hofer
M Y A N
N M A R
L A N D
D E R
TA U S E N D
PA G O D E N
VOM INLE-SEE BIS ZU DEN ALTEN
KÖNIGSSTÄDTEN MANDALAY
UND BAGAN BIETET DAS
LAND EINE UNGLAUBLICHE
LANDSCHAFTLICHE VIELFALT
UND UNZÄHLIGE HEILIGE
STÄTTEN. ZUR ENTDECKUNG
DIESES UNERMESSLICHEN
REICHTUMS EMPFEHLEN SICH
DIVERSE TRANSPORTMITTEL –
KUTSCHE, HEISSLUFTBALLON,
FAHRRAD UND BOOT. LASSEN SIE
SICH ENT- UND VERFÜHREN.
| REISEN |
E
s ist fünf Uhr morgens. Der Engländer
Bill Mackinnon wartet schon in seinem Jeep und bläst die Hände warm, denn
es herrschen 10 Grad. In einer Stunde wird
uns der Pilot der Oriental Ballooning Inle
in den siebten Himmel entführen. Es ist
die klassische Art, die goldenen Stupas des
historischen Bagan zu entdecken; täglich
überfliegen etwa zwanzig Heissluftballons
die archäologische Buddha-Stätte. In der
Region des Inle-Sees ist es allerdings nur
ein Luftgefährt, das den Blick aus der Höhe
ermöglicht. Bald ist Sonnenaufgang, die
Landschaft ist neblig, wir stärken uns mit
einem warmen Croissant und einem Glas
gekühlten Champagner. In wenigen Minuten werden die ersten Sonnenstrahlen
eine der aufregendsten Landschaften von
Myanmar (ehem. Burma) zum Leuchten
bringen. Weit unten beobachten wir, wie
der Tag erwacht, die Menschen ihre Pfahlhäuser verlassen, Kinder und Erwachsene sich auf den Weg zur Schule und an die
Arbeit machen. Ihre Verkehrsmittel sind
Holz- und Motorschiffe, die sogenannten
Long Tail Boats, die in wenigen Stunden
Touristen befördern werden.
Auch uns. Denn am nächsten Tag navigieren wir zwischen Fischern und Bauern,
die Gemüse in schwimmenden Gärten anbauen. Unser Ziel sind Dörfer, schwimmende Tempel, die Pagode Phaung Daw U sowie das Kloster Nga Phe Kyaung mit den
springenden Katzen. Wir werden Arbeiterinnen beim anspruchsvollen Spinnen
Fünf-Tage Kreuzfahrt mit der Sanctuary
Ananda auf dem Irrawaddy-Fluss,
von Mandalay nach Pagan.
92 | Finanz und Wirtschaft LU X E
von Lotusseide bewundern und zusehen,
wie kleine Frauenhände Cheerots-Zigarren rollen, denen sie gedörrte Bananen
oder Früchte beimischen. Der See im Süden des Staates Shan liegt mitten in einer
fruchtbaren Region. Nicht weit von hier ist
das Weingut Red Mountain, wo wir bei unserem letzten Halt des Tages erstklassige
Weine degustieren.
MASSGESCHNEIDERTER
FAHRRADAUSFLUG
Reisen heisst auch innehalten und den
Moment geniessen. Wir mieten ein Fahrrad und begegnen den am See wohnenden
Menschen, fahren an einer Schule vorbei,
wo fröhlich gestikulierende Kinder winken und lachen. Ihre Wangen haben sie
mit Thanaka eingerieben, einer aus der
Rinde des indischen Holzapfelbaums (Limonia acidissima) gewonnenen Paste, die
mit Wasser angerührt als natürliche Kosmetik verwendet wird. Passanten grüssen
mit einem freundlichen «Mingalaba»,
«guten Tag» auf Burmesisch. Wir fahren
einige Kilometer dem See entlang nach
Nyaungshwe und gelangen an den NamPilu-Fluss, wo wir uns in einem Thermalbad entspannen.
Am Abend geniessen wir den Komfort
des luxuriösen, an einem künstlichen See
gebauten Pfahlhauses View Point Lodge
in Nyaungshwe. Hier konnte sich ein eigenes Ökosystem entwickeln mit Kröten,
Enten und Fischen. Ein wunderbarer Ort,
wo wir herrlich schlafen. Die Einrichtung
ist traditionell – Strohlehm und der für das
alte Königsreich Shan typische Fachwerkbau – und verbindet sich mit modernem
Komfort. Dank Doppelverglasung ist vom
morgendlichen Lärm der Long Tail Boats
nichts zu hören. Im Restaurant wird Traditionsküche neu interpretiert serviert, zubereitet von einem Schweizer Koch. Auch
der Besitzer Boris Granges ist Schweizer.
Er verliebte sich ins Land, als es noch mit
Nordkorea verglichen wurde, und liess sich
vor achtzehn Jahren in Rangoun, dem heutigen Yangon, nieder. Damals war die Reise
von der Bezirkshauptstadt an den Inle-See
noch ein abenteuerliches Unterfangen.
Zwar gab es offiziell wöchentlich drei Flüge, manchmal fielen aber zwei davon aus.
Heute garantieren mehrere nationale Fluggesellschaften die tägliche Verbindung von
Lake Inle mit andern Orten des Landes.
Wobei man auf dem unberechenbaren Flug
in der Propellermaschine schon mal die
Zähne zusammenbeisst und erstaunt ist,
dass man auf der Reise nach Mandalay in
Yangon einen Zwischenstopp einschaltet,
um weitere Passagiere aufzunehmen.
MOTORRADTAXI BIRMANISCH
In Mandalay, der letzten Hauptstadt des
birmanischen Reichs vor der Kolonisation durch die Briten, geht die Reise weiter.
Die «Juwelenstadt» mit einem der grössten Jademärkte der Welt liegt am Irrawaddy-Fluss und ist die zweitgrösste Stadt
Luxus am Wasser: die View Point Lodge in Nyaungshwe.
des Landes. Die Besichtigung der unzähligen Pagoden und des Königspalasts füllt
einen ganzen Tag. Für Mobilität sorgen
hier die Motorradtaxis, die von Einheimischen chauffiert werden, die den traditionellen Longy tragen, eine Art Sarong aus
gewebtem Tuch. Vom Mandalay Hill, einem 240 Meter hohen Hügel im Nordosten des Stadtzentrums, dem die Stadt ihren Namen verdankt, geniesst man eine
atemberaubende Panoramasicht. Zuoberst
thront die Pagode Sutaungpyei (wörtlich
«die, die Wünsche erfüllt»). Hier herrscht
absolute Stille. Kahlrasierte Mönche beobachten neugierig die ausländischen Besucher. Es heisst, die Weissen bringen Glück.
Man sagt uns auch, dass man nicht auf die
Schatten der Mönche treten soll, weshalb
wir sie amüsiert und doch ein bisschen
abergläubisch meiden.
LUXUSKREUZER UND KUTSCHENFAHRT
Auf der Rückreise nach Bagan verlangsamen wir den Rhythmus: Ent-
spannen ist angesagt auf der fünftägigen Fahrt auf dem Irrawaddy-Fluss. Seit
November ist Mandalay Ausgangspunkt
dieser herrlichen Kreuzfahrt. Unser
Schiff, die «Sanctuary Ananda», die ihren Namen zu Ehren des Ananda-Tempels in Bagan trägt, verfügt über 21 geräumige Suiten.
Die erste Etappe befindet sich etwa
20 Kilometer südwestlich von Mandalay in der Hügellandschaft von Sagaing.
Mit 600 Klöstern und 7000 Mönchen ist
dies ein wichtiger Pilgerort und spirituelles Zentrum des Landes. Die vergoldeten Kuppelbauten, die Stupas, wurden
zu Ehren Buddhas gebaut und sind mit
Glöckchen besetzt, die der Wind zum
Erklingen bringt. Auch hier herrscht die
Stille, die uns schon auf dem Mandalay
Hill beeindruckt hat. Ab und zu erklingt
ein Gong, das dichte Buschwerk wirft
den Klang zurück. Barfüssige Mönche
machen sich vor den vergoldeten Statuen des lächelnden Buddha zu schaf-
fen, wo Almosen in Form von Blumen
und Reis liegen. Am Tag danach entdecken wir die Reste des verrücktesten
Architekturprojekts, das je von einem
burmesischen König entwickelt wurde, die alte Königsstadt Mingun. Von ihr
ragt die 150 m hohe Pagode in den Himmel, bewacht von gigantischen Löwen
und der 90 Tonnen schweren, weltweit
grössten intakten Bronzeglocke.
Auf dem Schiff kann man die Zeit zwischen zwei Ausflügen für einen Yogakurs nutzen und lernt dabei die ersten
Stufen der Meditation. Denn Ziel der
Reise ist auch, zu lernen, auf sich zu hören. Nach Amarapura und Pakkoku erhebt sich der Vorhang über Bagan und
den aus dem 9. bis 13. Jahrhundert stammenden Ruinen. Wir entscheiden uns
für eine Kutschenfahrt durch die historische Landschaft zum spektakulären
Ananda-Tempel, wo wir unsere Rundreise beschliessen. Barfuss wie uns aufs
Wesentliche besinnend. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 93
| D I G I TA L | von Jorge S. B. Guerreiro
HUBLOT RETURN TO ANTIKYTHERA
1901 wurde ein komplett verrostetes Gerät aus einem Wrack vor
der griechischen Insel Antikythera geborgen. Es stammt aus dem
2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung und ist das wahrscheinlich
erste astronomische Berechnungsinstrument. Aufgrund seiner für
die Epoche ungewöhnlichen Komplexität gibt es den Forschern
noch immer viele Rätsel auf. Um dem Geheimnis auf die Spur zu
kommen, finanziert Hublot die Ausgrabungen in der Region. Die
Genfer Webdesign-Agentur details.ch wurde für die Homepage
über das Abenteuer mit dem prestigeträchtigen Awwward ausgezeichnet. Tauchen Sie ein: www.hublot.com/antikythera
D
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G
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HERMÈS-APP TIE BREAK
Hermès lanciert mit Tie Break eine iPhone- und Android-App für
Männer. Sie präsentiert die Herrenkollektion aus Seide wie Schals,
Foulards und natürlich Krawatten. Ihre Besonderheit aber besteht
in der Möglichkeit, die Krawatte virtuell anzuprobieren und herauszufinden, ob sie zum Hemd passt. Hermès zeigt zudem Schritt
für Schritt, wie die Schals und Foulards perfekt geknotet werden
und wie man eine Krawatte auf verschiedene Arten binden kann.
Animierte Gifs, Videospiele im Retro-Look und Kurzfilme sorgen
zudem für stilvolle Unterhaltung während kleiner Pausen.
www.hermes.com
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THE TAKE, DAS
FILME-SHAZAM
The Take wurde von drei
amerikanischen Studenten
entwickelt. Die Handy-App
funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie der Musikidentifikationsdienst Shazam:
Sie erkennt die Tonspur einer
Szene und zeigt an, um welchen Film es sich handelt. The
Take identifiziert Kleidung,
Accessoires, Innendeko,
Transportmittel, Drehorte (Restaurants, Hotels) und sogar
Getränke und Lebensmittel
und verrät, wo man sie kaufen
kann beziehungsweise wo sich
die Schauplätze befinden.
Über einen Link kann man die
auf der Leinwand entdeckten
Teile sogar online bestellen.
Aussehen wie Scarlett Johansson in «Lucy» oder speisen
im Panoramarestaurant Loup
in der Wall Street muss kein
Traum mehr bleiben.
www.thetake.com
RALPH LAUREN, POLO-TECH-SHIRT
Auf dem Markt der vernetzten Kleidung geht es derzeit hoch her.
Jetzt betritt auch Ralph Lauren das Wearable-Segment. Das schwarze
Polo-Tech-Shirt, auf dem gut sichtbar das Logo der amerikanischen
Marke prangt, ist mit elektronischen Sensoren ausgestattet. Sie sind direkt in die Stofffasern eingewoben und messen verschiedene Körperund Leistungsdaten wie Herzschlag, Stresslevel und Sauerstoffversorgung des Trägers. Die Daten werden an eine speziell dafür entwickelte
und mit Tablets und Smartphones kompatible App gesendet. Damit
nicht genug: Das dehnbare Material des Shirts soll die Blutzirkulation
anregen und dafür sorgen, dass sich der Körper schneller erholt. Das
smarte Shirt wird im Lauf von 2015 zum Preis von 240 $ erhältlich sein.
www.ralphlauren.com
94 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Sarina Arnold, portraitiert v on Paola Kudacki für die Zeitschrift annabelle. Im Abo oder am Kiosk, 044 404 63 66, www.annabelle.ch
die Rolex Q,uintessenz [Rollex]:
I. eine einzigartige Art und Weise, Dinge
zu tun 2 die Art und Weise, auf die wir Uhren
herstellen, das Einzige, was wir je herstellen
werden 3. "präzise" ist nicht präzise genug
fiir unsere Liebe zum Detail 4. "Tradition" ist zu
konventionell fiir unsere Innovation 5. wir furmen,
zeiclmen und forschen; doch wir sind keine
Bildhauer, Designer oder Forscher 6. für das,
was wir tun, gibt es kein Wort 7. es ist die
Qpintessenz unseres Denkens und Handeins
8. Rolex - die Quintessenz.
"i'
ROLEX
Entduken Sie die Welt rJtm Rolex atif ROLEX.COM