wozu¿kultur - Internationaler Bodensee

Emil Nolde
Stadtmuseum Lindau
Kultur
Internationaler
Bodensee-Club e.V.
Bodensee
am
2015
März April
editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
im Zusammenhang mit den Anschlägen in Paris wird jetzt ver-
Doschka, der mit seinen Präsentationen seit 2011 jeweils über
mehrt und grundsätzlich nachgedacht, was unter dem Begriff
50 000 Besucher in das Museum lockte.
„Westliche Lebensart“ zu verstehen sei. Dabei denken wir ganz
selbstverständlich an die Werte der europäischen Aufklärung mit
Beim Wirtschaftsforum Singen wird unter anderen Dr. David
der zentralen Bedeutung der Menschenrechte und der religiösen
Bosshart, der Leiter des Gottlieb Duttweiler-Instituts Rüschlikon/
Toleranz. Die wichtigsten Zitate, die gebraucht werden, sind von
Zürich über die Zukunft der Arbeit reden, die uns offensichtlich
Voltaire, Rousseau und Kant. Immer wieder wird der Satz von Vol-
keineswegs ausgeht, wie die Nachfrage nach Fachkräften deut-
taire zitiert: „Ich missbillige, was du sagst, aber würde bis auf den
lich zeigt
Tod dein Recht verteidigen, es zu sagen.“ Am Ende seines Lebens hat er aber über seinen Candide empfohlen, „il faut cultiver
Im KUB Bregenz wird Rosemarie Trockel die Ehre erwiesen und
son jardin“, was als Rückzug ins Privatleben gesehen werden
im Kunstmuseum Liechtenstein wird der 15. Geburtstag durch
kann. Wenn man dann an einige aktuelle Namen und Vorgänge,
eine Reihe von Höhepunkten gefeiert. Unter anderem wird im
wie z.B. die Ermordung von Boris Nemzow, an Putin, Jeff Bush,
Mai die Hilti Art Foundation in Vaduz ein eigenes Ausstellungs-
den IS, die EU-Krise der öffentlichen Finanzen oder die Flüchtlinge
gebäude eröffnen, in dem bedeutende Gemälde und Plastiken
im Mittelmeer denkt, könnte man versucht sein, sich nur noch um
der letzten 130 Jahre zu sehen sein werden.
sein eigenes „Gärtlein“ zu kümmern, dies wollen wir aber nicht!
Im Kapitel Literatur gibt es Neues für Lesebegeisterte und unter
Wir haben die luxuriöse Chance, uns in einer intakten Land-
Musik finden Sie eine Rückschau auf das diesjährige Next Gene-
schaft, die vom Winter in den Frühling übergeht, mit der uns ver-
ration Festival in Bad Ragaz, die den Reichtum an erstklassigen
bindenden Kultur am Bodensee zu beschäftigen. Es wird
Nachwuchskünstlern belegt. Ein Tipp für Musikfreunde, im kom-
Vielfältiges geboten. So z.B. „Wozu Kultur“ von der Kulturamts-
menden Jahr einen Ausflug dorthin einzuplanen.
chefin aus Radolfzell. Im Kontext des Konziljubiläums ist das
Jahr 2015 Jan Hus gewidmet und wird von Ruth Bader, der Ge-
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre der „Kultur am
schäftsführerin von „Konzilstadt Konstanz“ unter dem Aspekt
Bodensee“ und beim Besuch der hochkarätigen Angebote, die
„Jahr der Gerechtigkeit“ erläutert.
immer auch Lebensqualität vermitteln.
In Lindau erwartet uns im Stadtmuseum eine ausdrucksstarke
Ausstellung über Emil Nolde, kuratiert von Professor Dr. Roland
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Josef Bieri, Präsident IBC
editorial
2
wozu kultur
Angélique Tracik
Leiterin des Fachbereichs Kultur der Stadt Radolfzell
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panorama
Eine Erfolgsgeschichte
– Fünf Jahre Klassische Moderne in Lindau
Eine neue Zeit
– Das Zeppelin Museum in Friedrichshafen
100. Auktion bei Geble
Vernetzt in alle Welt
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bildende kunst
Nolde
Der ungezähmte Strom der Farbe
Der Bildhauer Hans Kindermann
Ausstellung im Kunstmuseum Singen
Hilti Art Foundation
– Das neue Ausstellungsgebäude
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Schön, euch zu sehen!
160 Werke aus der Sammlung
des Kunstmuseums Liechtenstein
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literatur
„Der See hält sich bedeckt“
Bodensee-Gedichte von Gerd Kolter
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Deutscher Buchhandlungspreis 2015
von Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters
ins Leben gerufen
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musik
Weltklasse in Bad Ragaz
– Ein Rückblick auf das 5. Musikfestival
NEXT GENERATION
impressum
termine
titelseite
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Emil Nolde, Selbstbildnis, o.J. | © Nolde Stiftung Seebüll
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¿kultur
wozu
Angélique Tracik
Angélique Tracik
Leiterin des Fachbereichs Kultur
der Stadt Radolfzell
Wozu Kultur – dies ist eine berechtigte und dringende Frage in
und daher erfordert es eine klare, transparente, offene und bür-
Zeiten steigender kultureller Angebote und umkämpfter Zu-
gerorientierte Kulturpolitik.
schüsse.
Doch was sind unsere Zielsetzungen, wenn wir Kunst und Kultur
Kultur gibt Raum für Identität, schafft Neues und sorgt für Ver-
anbieten und fördern sollen? Wie und in welchem Umfang kennen
ständigung. Sie reflektiert, inspiriert und formt unser Leben. Doch
und fördern wir unsere regionale Kunst und Kultur? Nach welchen
bei allen guten Gründen für die Kultur gibt es uns Kulturschaffen-
kulturpolitischen Leitlinien sollen wir handeln, wie offen und ziel-
den und Kulturpolitikern nicht die Berechtigung, Kunst und Kultur
gruppenorientiert sollen wir uns dabei ausrichten? Kennen wir ei-
aus einem Elfenbeinturm heraus zu machen. Aus kommunaler
gentlich unser Publikum, unsere Gäste, unsere Kunden? Kennen
Sicht ist es eine kulturpolitische Zielsetzung, Kultur für die Bürge-
wir ihre kulturellen Bedürfnisse und Wünsche? Wir haben in der
rinnen und Bürger, für die Gäste und Touristen zu machen. Es
Vergangenheit viele Kultureinrichtungen geschaffen und wollen
sind die Gelder der Steuerzahler, die wir für die Kultur einsetzen,
Bürgern und Touristen Kunst, Kultur und kulturelle Bildung so viel-
4
fältig und preisgünstig wie möglich anbieten. Was uns das in Zukunft kosten darf und wen wir mit unserem Kulturangebot wie erreichen
und
fördern
wollen,
welche
kulturpolitischen
Zielsetzungen wir damit verfolgen, das sind, wie ich finde, die
wichtigsten Fragen der Kultur der Zukunft.
Sich diesen Fragen zu stellen ist kein einfacher Prozess. In Radolfzell hat der Fachbereich Kultur mit großer Bürgerbeteiligung ein
Kulturleitbild innerhalb eines Jahres entwickelt. Mittels eines Fragebogens wurden Einwohner und Gäste in Radolfzell und den
Ortsteilen unter anderem die Frage gestellt, wie zufrieden sie mit
dem Kulturangebot und den kulturellen Bildungseinrichtungen
sind und was sie in Zukunft von der Kultur erwarten. Bei öffentlichen Kulturgesprächen entstanden themenorientierte Dialoge mit
Kulturschaffenden, kulturinteressierten Bürgerinnen und Bürgern,
der regionalen Wirtschaft, Vereinen und Gremien. Aus den Ergebnissen dieser Gespräche wurden ein Kulturleitsatz und kulturpolitische Leitlinien erarbeitet und Anfang dieses Jahres das
Kulturleitbild „KULTUR Radolfzell 2020“ öffentlich präsentiert. Dadurch ist ein klarer und transparenter Handlungsrahmen für die
Kulturkonzepte geschaffen, der die strategischen Zielsetzungen,
die zielgruppenorientierten Maßnahmen, eine nachvollziehbare
Budgetplanung sowie Förderrichtlinien bis ins Jahr 2020 umfasst.
Sich einer bürgerbeteiligten Kulturentwicklungsplanung zu stellen,
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Die Essenz der Fotografie
zielorientiert Kultur zu entwickeln und anzubieten sowie verantwortungsbewusst Kultur-Budgets einzusetzen ist meiner Ansicht
nach der richtige Weg. Wir brauchen Kultur für unsere Zukunft,
wir brauchen Kunst, die unabhängig und frei ist, wir brauchen unsere kulturellen Bildungs- und Kultureinrichtungen, wir brauchen
unsere gelebten Traditionen und daher sollten wir uns dringend
diesen Fragen stellen!
i
Angélique Tracik, Jahrgang 1965, ist Kulturmanagerin M.A. und Mutter von einem Sohn.
Sie arbeitete schon während ihres Studiums der Germanistik und Pädagogik in verschiedenen Kultureinrichtungen und Kulturfestivals in Stuttgart. Bevor sie an den Bodensee
kam, war sie drei Jahre als Deutschlehrerin an der Internationalen Schule in Maputo, Mosambik tätig. Seit 1999 lebt sie am Bodensee in Stockach, arbeitete zuerst in einer Kulturagentur und wechselte dann als Medienmanagerin ins Marketing vom Südkurier
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lagsgruppe Georg von Holtzbrinck und studierte anschließend berufsbegleitend Kultur-
Olympus • Panasonic • Fuji • Samsung • Sigma • Tamron • Zeiss
management an der Universität in Basel. Seit Juli 2013 leitet sie den Fachbereich Kultur
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der Stadt Radolfzell zu dem das Kulturbüro, das Stadtmuseum und -archiv, die Stadt-
Novoflex • FLM • Lowe Pro • Think Tank • Gitzo • Manfrotto • KMP
Cullmann • Benro • Labor Artikel • Analoge Fotografie • An- & Verkauf
Fotobücher • Mietservice • Mietstudio • Workshops • uvm.
bibliothek, das Tagungs-, Kultur- und Kongresszentrum Milchwerk sowie die Musik- und
Volkshochschule gehören.
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pano
rama
Eine Erfolgsgeschichte
– Fünf Jahre Klassische Moderne in Lindau
Wie hat man es geschafft, Lindau im Sommer zu einem Mekka
der Kunstfreunde zu machen, insbesondere derer, die die klassische Moderne lieben? An die 60.000 Besucher zählte der Cavazzen, das Stadtmuseum, im vergangenen Jahr bei der Matisse
Ausstellung. Sie drängten sich auf dem Marktplatzplatz vor dem
Haus und warteten geduldig, bis sie eingelassen wurden. Und
so ganz nebenbei ist dieser Kunstbetrieb inzwischen auch zu
einem beachtlichen Wirtschaftsfaktor geworden, von dem Hotellerie, Gastronomie und der Handel profitieren.
Es ist wie in einer Firma, antwortet Alexander Warmbrunn, der
Leiter des Kulturamts auf die Frage, einer guten Firma, in der
Menschen zusammenarbeiten, die sich verstehen, die gleiche
Interessen haben, die Ideen kreieren. Das sind die Ingredienzien
der Erfolgsgeschichte, wie sie uns hier in Lindau gelungen ist
seit dem Start der ersten Ausstellung mit den Arbeiten von Pablo
Picasso im Jahr 2011.
Stadtmuseum Lindau von außen | © Stadtmuseum Lindau
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7
Wenn sich Ende August die Türen im Cavazzen schließen und
ten Grenzen setzt, welches sind die potentiellen Sponsoren,
die wertvollen Bilder ihre Heimreise antreten gibt es im Kulturamt
wie sehen die finanziellen Spielräume aus, die für solch hoch-
erst einmal das große Aufatmen und – natürlich – die Manöver-
karätige Veranstaltungen budgetiert werden müssen.
kritik; denn immer wieder gilt es, unvorhergesehene Überraschungen, die auftauchten, in der künftigen Planung zu berück-
Eine große Frage ist die nach dem Plan B, die nicht nur das
sichtigen. Gemäß dem Motto: „Nach der Ausstellung ist vor der
Kulturamt bewegt. Was passiert, wenn Roland Doschka sich
Ausstellung“ dauert das Aufatmen allerdings nur kurze Zeit.
zurückzieht, der neben Lindau noch viele andere Verpflichtungen
Denn ein Jahr ist schnell vorüber, wenn es darum geht, eine
hat, zu denen ganz besonders auch die Pflege und Organisation
solche Schau vorzubereiten. Es gilt, kurzfristig zu entscheiden,
seines berühmten Gartens zählt, der jährlich viele Besucher in
welcher Künstler im nächsten Sommer präsentiert werden soll,
den kleinen Ort Dettingen nahe Tübingen lockt. Alexander Warm-
wer sich sinnvoll in die bisherige Folge einpassen lässt. Es ist
brunn macht keinen Hehl daraus, dass eine solche Ausstellung,
nicht ganz zufällig, dass der renommierte Kurator Professor Ro-
wie sie nun im fünften Jahr realisiert wird, ohne Doschkas Mit-
land Doschka die Aufgabe übernahm, die Ausstellungen in Lind-
wirken nicht möglich wäre. Sein Netzwerk ist das Fundament,
au zu organisieren. Die Wege der beiden „Macher“ haben sich
es ist sein Ruf als Experte und Vertrauensperson, der Sammler
bei beruflichen Stationen von Alexander Warmbrunn im Schwä-
und Museen dazu bewegt, ihre Schätze auszuleihen.
bischen schon früher gekreuzt. Roland Doschka hat seine Erfahrungen und sein weit gespanntes Netzwerk an den Bodensee
Es gilt also, Ideen zu kreieren für den genannten Plan B, etwas
mitgebracht. Es entstand ein inzwischen gut eingespieltes Team,
anderes zu entwickeln, das Lindau dann weiterhin im Gespräch
zu dem als weiblicher Part die Kunsthistorikerin Barbara Reil
hält. Es gibt Ideen und Pläne. Dazu gehört es, ein eigenständi-
gehört. Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangssituationen
ges Netzwerk zu knüpfen. Die Zusammenarbeit mit anderen
der Drei was Alter, Ausbildung und beruflichen Werdegang be-
Museen und entsprechenden Fachstellen wurde intensiviert, um
trifft, sind kreative Diskurse programmiert. Was lässt sich reali-
eine gute Infrastruktur zu schaffen, damit auch gemeinsame
sieren, woher können die Leihgaben kommen, was für Arbeiten
Konzepte und Projekte entwickelt werden können. Neben den
passen in den „Cavazzen“, der von den räumlichen Möglichkei-
Dauerausstellungen will Warmbrunn weiterhin attraktive Sonder-
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präsentationen, auch thematisch ausgerichtete, organisieren,
um stets von Neuem Interesse zu wecken. So werden auch en-
DIE BLUMENINSEL
IM BODENSEE
ge Kontakte zu zeitgenössischen Künstlern gepflegt. Bereits
jetzt gibt es nach der großen Sommerausstellung eine Veranstaltung, die der Contemporary Art gewidmet ist. Damit soll zwi-
Insel
Inse
el Mainauu
schen den einzelnen Formaten ein breiter Spannungsbogen
entstehen.
Voran steht jetzt jedoch die Renovierung des Cavazzen. Vor
der ersten Ausstellung wurde er in Bestzeit umgebaut, weil sie
ohne moderne Installationen hinsichtlich Sicherheit, Klima, Beleuchtung gar nicht möglich gewesen wäre. All dies gilt es wieder
auf den neuesten Stand zu bringen. Und die im Haus untergebrachte Dauerausstellung bedarf nach den Worten Warmbrunns
einer dringenden Überarbeitung, die in kleinen Schritten bereits
jetzt in Gang gesetzt wurde. Sozialpolitische Themen stehen
auf der Agenda und, das ist eines seiner besonderen Anliegen,
Geschichte und Geschichten sollen in den Fokus rücken. Lindau
ist reich daran und das ist auch Anspruch an uns, sagt er, diese
Geschichten zu erzählen, die zwar in der Vergangenheit spielen
aber viele Bezüge zur Gegenwart aufweisen, die sich häufig an
Lebensbiographien ablesen lassen.
Die Gegenwart beschert noch andere Themenbereiche, die ihm
am Herzen liegen und die er als wichtige Aufgabe für ein Kulturamt betrachtet. Stichwort: „Kultur als Integrationsfaktor“. Wir
versuchen über die Künstler das Fremde, das Unbekannte, das
Ungewohnte in die Stadt zu holen, sagt er. Also nicht nur die
Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen, mit unserer Kultur zu konfrontieren sondern umgekehrt, unsere Gesellschaft auch mit deren Kultur bekannt zu machen. Das kann
durch Vorträge geschehen, durch Konzerte mit fremden Klängen
wie zum Beispiel im letzten Sommer das Rezital mit Fazil Say,
durch fremde Bilder, fremde Eindrücke, Stücke von fremden
Autoren. Vergangenes Jahr haben die in Lindau weilenden Lite-
God Dag, Kalimera,
Dobrý Den –
Reise durch Europa
ratur Nobelpreisträger Diskussionen zu diesem ganzen Themenkreis angeregt. Wir wollen also, verdeutlicht Warmbrunn,
nicht nur Integration von außen nach innen anschieben sondern
auch von innen nach außen. Die Sonderausstellungen liefern
zum Teil Bezüge dazu, weil die Künstler immer eingebunden
waren in ihre Zeit mit ihrem sozialen und politischen Umfeld.
Denken sie an Picasso, erinnert er, denken Sie an Guernica,
oder dieses Jahr an Nolde und das Naziregime.
Im Blumenjahr 2015 verwandeln landestypische
Pflanzungen einzelne Parkbereiche auf der
Blumeninsel in europäische Regionen –
ein Spaziergang über die Mainau wird so
zu einer Reise durch die Gärten Europas!
Ein starker Schwerpunkt bleibt der Bereich Museumspädagogik,
damit sich auch Schülerinnen und Schüler mit den aktuellen
Themen auseinandersetzen, mit den Biographien, der Geschichte und auch mit der Kunst.
Monique Würtz
5
2 15
20. März bis 3. Mai 20
“
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CHOREOGRAFIE
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TERMINE: 1./5./8./9./14./17./18./28./29./30.4.2015
STADTTHEATER
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REGIE ANJA PANSE
TERMINE 18./23./24./28./29.4.2015 | WERKSTATT
Eine neue Zeit
Das Zeppelin Museum in Friedrichshafen
Es galt, wohl überlegt abzuwägen. Denn es war ein reizvolles Angebot, das Dr. Claudia Emmert aus Friedrichshafen erhielt, mit
dem ihr die Position als Direktorin und Geschäftsführerin des Zep-
DIE VERMESSUNG DER WELT
pelin Museums angeboten wurde. Allerdings bedeutete es für die
promovierte Kunsthistorikerin Abschied zu nehmen von einem
Platz, an dem sie sehr viel bewegen konnte. Seit 2009 hatte sie
NACH DANIEL KEHLMANN
VON DIRK ENGLER
REGIE MARTINA EITNERACHEAMPONG
das Kunstpalais in Erlangen zu einem bundesweit beachteten Ort
für neue, innovative Positionen in der zeitgenössischen Kunst ausgebaut. Als Direktorin legte sie den Schwerpunkt ihrer konzeptionellen Arbeit auf den interdisziplinären Diskurs: zu den großen, international beachteten Themenausstellungen wie etwa „Töten“
TERMINE 24./25.4.2015 | STADTTHEATER
(2012), „Freiheit!“ (2013) und „Affekte“ (2014) fanden in Zusammenarbeit mit Universitäten und Hochschulen wissenschaftliche
Tagungen, Podiumsdiskussionen und Vorträge statt.
Pro und Contra – sie hat abgewogen. Und jetzt sitzt sie in einem
lichtdurchfluteten Raum mit Blick auf den Bodensee und das
gegenüberliegende Schweizer Ufer. Was will ich mehr, lacht sie,
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Zeppelin Museum Friedrichshafen | © Zeppelin Museum
ich arbeite da, wo andere Urlaub machen. Und ich arbeite für
Ich dachte, sagt Claudia Emmert, wenn es die Erwartung ist,
ein hochinteressantes, spannendes Haus. Hier verbinden sich
das Museum mit Themenausstellungen, mit gesellschaftspoliti-
Kunst und Technik und es bedeutet eine Herausforderung, beide
schen Diskursen, ausgehend vom Zeppelin oder überhaupt der
Sparten zu profilieren und mit Themenausstellungen in die Zu-
Erfindung und Entwicklung von Technik, in die Gegenwart hinein
kunft zu führen.
zu überführen, dann ist das eine richtig spannende Aufgabe
und da habe ich große Lust darauf und daher ja gesagt.
Sie folgt damit ihrer Konzeption, die bedeutet, Ausstellungen zu
organisieren und sie gleichsam als Vordergrund für einen weit-
Und jetzt ist sie da, die Region bedeutet ein Stück Lebensqua-
gespannten Hintergrund zu nutzen, um mit dem Gezeigten Re-
lität. Das war jedoch nicht wirklich ausschlaggebend für ihre
flektionen anzustoßen in die unterschiedlichsten Themenbereiche
Entscheidung. Sie lässt keinen Zweifel daran, dass sie nicht
hinein, vom gegenständlich Sichtbaren hin zu interdisziplinären
wegen des Sees gekommen ist sondern wegen des Zeppelin-
Denkprozessen. Offenbar war es diese programmatische Fest-
museums und wegen der Erwartungshaltung, die an sie heran-
legung, die in Friedrichshafen auf Interesse stieß. Zeppelin und
getragen wurde. Allerdings, das sagt sie auch, ist die Verbindung
sein Erbe sind ein Wahrzeichen der Stadt und dies soll auch so
See / Museum eine gute Marketinggrundlage, weil das Haus mit
bleiben. Das Museum aber will in die Zukunft schauen, sich
seiner Lage viele Touristen anzieht. Es verfügt auch über die
nach vorne öffnen. Und zwar in jeder Beziehung. Das betrifft ein
Einrichtungen, die heute nahezu unabdingbar sind wie ein Café
neues Outfit ebenso wie die geplanten Projekte. Ein frischer
oder Restaurant und einen Shop. Ihr Credo sind jedoch die
Wind weht durch das Haus, und das ist gut so.
Themen und Projekte, die sie anbieten, mit denen sie durchaus
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der der Künstler Anton Henning Bezug nimmt auf den gleichnamigen Film von Woody Allen. Die neue Chefin will sich auch
von der Fessel befreien, Kunst und Luftschifffahrt unbedingt zusammen zu bringen. Mich interessieren keine Künstler, die Zeppeline malen, sagt sie sehr dezidiert. Das ist ihr zu eng, sie
möchte aus diesem Grundkapital des Hauses gesellschaftliche
Themen ableiten, damit auf diese Weise die Gegenwart noch
einmal neu gesehen wird. Ich finde, fügt sie an, dass man nicht
so verkrampfen soll Kunst und Technik, Zeppeline und zeitgenössische Kunst nebeneinander oder miteinander zu präsentieren, ich möchte das, was es hier als Bestand gibt in einem
intellektuellen, einem weiteren Rahmen sehen.
Ein anspruchsvolles Projekt, das weithin auf Friedrichshafen aufmerksam machen dürfte, will sie im kommenden Jahr realisieren.
„Möglichkeit Mensch“ heißt es. Ein Titel, der sofort Fragen aufwirft, vielleicht Kopfschütteln verursacht. Sie erklärt: Unter diesem
weit gespannten Dachthema wird es eine Technikausstellung
Dr. Claudia Emmert | © Erich Malter
geben, die sich mit der Frage beschäftigt, wie der Mensch über
die Technik weiter gekommen ist, wie er Höhe gewinnen konnte.
Dazu gesellt sich eine Kunstausstellung, die zeigen soll, welche
auch ein bisschen provozieren will, anregen zum Innehalten,
Möglichkeitsräume es heute gibt, zum Beispiel digitale Mög-
Nachdenken und Diskutieren. Keinesfalls möchte ich Schöne-
lichkeitsräume, den Möglichkeitsraum Körper, der operativ durch
Bilder-Ausstellungen machen, sagt sie, sondern Themen setzen,
Implantate verändert werden kann, ein großer Medienbereich
über die man dann reden kann. Das war die Motivation, nach
wird eingerichtet, der Informationen darüber anbietet, was für
Friedrichshafen zu kommen.
Möglichkeits-Mensch-Themen es in Science Fiction Filmen gibt
wie etwa Cybermen oder in Comicverfilmungen. Und es gibt
Für mich ist es ganz wichtig, zu realisieren, dass wir in der Jetzt-
eine Zusammenarbeit mit der Zeppelin University, ein interdiszi-
zeit leben, erklärt die neue Chefin. Und das heißt, wenn wir Ge-
plinäres Diskursprogramm mit Vorträgen und Podiumsdiskus-
schichte betrachten, dann ist sie interessant unter dem Aspekt,
sionen. Dies soll auch den Start bedeuten in eine Partnerschaft,
welche Relevanz sie für heute hat. Als Beispiel nennt sie den
die für beide Seiten Gewinn bringt, Neues generiert, gesell-
Zeppelin, der eine Entwicklung war, die irgendwann technisch
schaftsrelevante Positionen aufnimmt und ihre Zukunftstaug-
keine wesentliche Weiterführung mehr erfuhr. Dennoch hat da
lichkeit auf den Prüfstand stellt. Fürs Erste erwägt man in der
jemand gewirkt, etwas Bedeutendes vorangetrieben. Die wich-
Hochschule zum Thema „Möglichkeit Mensch“ ein ganzes For-
tige Frage für Claudia Emmert lautet, was sich daraus für heute
schungsjahr einzurichten. Die Studenten werden zwei Semester
ableiten lässt.
Zeit haben, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Und
es gibt Überlegungen, große Namen einzuladen, Koryphäen auf
Sie hat eine große Herausforderung angenommen, will vieles
ihrem Gebiet, etwa der Philosophie, der Medizin, der Rechts-
neu gestalten, weil ein Museum ihrer Meinung nach Spaß ma-
wissenschaften, der Soziologie, der technischen Disziplinen, der
chen muss. Das Haus soll ein bisschen fröhlicher werden, auch
Kulturwissenschaften, der Theologie, um einen Diskurs zum
jünger, die Bildsprache für die Plakate, Banner und Folder zeigt
Thema „Möglichkeit Mensch“ anzustoßen. Eine zukunftswei-
das, die Werbemittel sind viel bunter als früher, auch offensiver,
sende Kooperation des Museums mit der ZU, einer jungen Uni-
die Beschreibungen prägnanter. Als Beispiele ihrer Vorstellungen
versität mit jungen Ideen als Partner.
nennt Claudia Emmert die Ausstellung „Mit dem Fahrrad fliegen“,
die Ende März eröffnet wird und bis Ende Juni dauert. „Wäre
Von sich selbst sagt Claudia Emmert, dass sie ein sehr The-
dies doch schön“ dachte sich der schwäbische Tüftler Gustav
men- und medienaffiner Mensch ist. Während des Frühstücks
Mesmer, ein Zeitgenosse der großen Zeppeline, bereits in den
inhaliert sie viele Onlinezeitungen, Zeitschriften und Magazine,
1930er Jahren, als er begann, sich mit der Erfindung von Flug-
um sich kundig zu machen, welches die aktuellen Themen sind,
fahrrädern und der Konstruktion von Schwingenflügeln zu be-
die die Gesellschaft umtreiben. So fiel ihr auf, dass ihr Mammut-
schäftigen. Oder die Schau im Sommer „Midnight in Paris“, in
projekt „Möglichkeit Mensch“ derzeit hochaktuell und im Ge-
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spräch ist. Durch die täglichen Recherchen werden Facetten
Aus all dem, was sie sagt wird deutlich, dass in der denkmalge-
herausdestilliert. Als Kunsthistorikerin achtet sie darauf, welche
schützten Bauhaus-Architektur des Zeppelin Museums eine
sich in der zeitgenössischen Kunst widerspiegeln. Wenn sie fün-
neue Zeit angebrochen ist, inhaltlich und auch von der räumli-
dig wird ist ein vertiefendes Gespräch mit den entsprechenden
chen Aufteilung und Zuordnung her. So wurde die Möglichkeit
Fachleuten im Haus angesagt. Sie würde sich zum Beispiel mit
für Wechselausstellungen erweitert. Wir haben mehr Platz ge-
dem Leiter der Abteilung Technik auseinandersetzen und fragen,
schaffen, erklärt sie bei einem Rundgang. Ich habe hier ein
ob sich etwas aus dem Thema Luftgeschichte herausholen und
Zweispartenhaus, in dem ich eine gemeinsame große Themen-
in ein angepeiltes Projekt integrieren lässt. Auf diesem analyti-
ausstellung wie zum Beispiel „Möglichkeit Mensch“ realisieren
schen Weg entsteht ein breites Panel, in dem unterschiedlichste
kann, daneben aber auch reine Technik- oder reine Kunstaus-
Aspekte vertreten sind, die auf den ersten Blick nichts miteinander
stellungen. Ein Anspruch gilt für alle: Sie müssen breit aufgestellt
zu tun haben und dennoch zeigen, dass die Inhalte sich irgendwie
und konsequent durchdacht sein, damit die relevanten Aspekte
gegenseitig beeinflussen. Solch ein Portfolio zusammenzufügen
ihren Platz erhalten. Eine neue Zeit, eine neue Handschrift.
ist für Claudia Emmert eine besonders reizvolle Aufgabe.
(c) Rosgartenmuseum Konstanz
Monique Würtz
cabf˜ JAN HUS ˜JAHR DER GERECHTIGKEIT
Samstag, 09.05.2015, 20 Uhr, Münster Konstanz
˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜ ˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜
„VERBRENNT DAS FEUER!“
˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜˜ ˜˜˜˜˜˜˜ ˜˜˜
Jan Hus-Oratorium von Francisco Obieta über Texte von Ivo Ledergerber
Uraufführung des Vorarlberger Landeskonservatoriums
im Rahmen des Bodenseefestivals
Karten über Theater Konstanz: VVK 14 / 8 €, Abendkasse 16 / 10 €
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Konzilstadt Konstanz . Marktstätte 1 . D - 78462 Konstanz . Tel. +49 (0) 7531 363-27 0 . [email protected] . www.konstanzer-konzil.de
100. Auktion bei Geble
Vernetzt in alle Welt
Das Auktionshaus Geble (Radolfzell am Bodensee) weist mit der
und schon sinniert man über die Verwirklichung von Life-Auktionen
Auktion am 21. März 2015 auf einen besonderen Anlaß hin: Es
– kein Wunder, denn seit 2 Jahren arbeitet Tochter Florin Christin
ist die 100. Versteigerung der Firma, während der über 700 Kunst-
Geble, nach Beendigung des Studiums der Kunstgeschichte in
werke und Objekte unterschiedlicher Bereiche, dank zeitiger Vor-
Deutschland und Italien, mit, gewährt so den Fortbestand der
bereitung, unter den Hammer kommen.
Firma in zweiter Generation und garantiert den Blick in die virtuelle
Zukunft.
Die erfolgreiche Geschichte des Auktionshauses Geble mit dem
Stammsitz in einer „Provinzstadt“, wenn auch in günstiger Grenz-
Bei einer derart unternehmerisch geprägten Leistung über viele
situation zur Schweiz, zu Österreich und Frankreich gelegen, be-
Jahre hinweg, blieben auch zahlreiche Höhepunkte mit bemer-
gann im August 1986, als der öffentlich bestellte und vereidigte,
kenswerten Zuschlägen nicht aus. Unvergessen ist der Verkauf
damals noch sehr junge Auktionator Udo Geble mangels eigener
eines großformatigen italienischen Gemäldes mit dem Thema
Räume die Auktion Nr. 1 in einem Hotel am Bodensee abhielt.
„Die Falschspieler“ für 720.000,00 Euro, dessen stilistische Nähe
zu Caravaggio (1573-1610) sich so kongenial vergleichen ließ,
Aus den wenigen Verbindungen der ersten Stunde entwickelte
daß man von dem nicht bekannten Meister als einem wahren
sich bis heute ein Auktionshaus von Format: drei Versteigerungen
Caravaggisten ausgehen durfte. Nur wenig später erzielten fünf
pro Jahr, seriöse und professionelle Begutachtung eines jeden
Bronzen von Kolbe, Barlach und Kollwitz zusammen 350.000,00
eingelieferten Objektes und damit nicht selten verbunden die
Euro. Im Herbst 2014 konnte bei Geble ein weiterer Spitzenpreis
Kontaktnahme zu den Experten in Museen und anderen Institu-
für ein Frühwerk von Félix Vallotton (1865-1925) mit dem Titel
tionen, Katalogdruck- und Versand, Internetpräsenz, in der Folge
„La Tunisienne“ notiert werden: Das hervorragend erhaltene Hoch-
davon eine intensive internationale Ausrichtung in alle Erdteile –
format ging für 235.000,00 Euro nach USA.
Stockach, um 1835, Gouache | © Florin Christin Geble
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Otto Dix, „Musikhistoriker Dr. Julius Bahle mit Kind", Zeichnung ohle, Blei, um 1941 | © Florin Christin Geble
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Die Chancen des Auktionshauses Geble liegen auch zukünftig
darin, immer wieder umfangreiche Sammlernachlässe oder Auflösungen von Haushalten mit Kunstpotential, die nicht selten
überraschende Werte bergen, zu bewältigen und den Radius der
eigenen Beweglichkeit möglichst flexibel zu halten. Für die Jubiläumsauktion trifft dies erneut zu, denn so manches der Toplose
in der 100. Auktion stammt aus dem Besitz einer Familie an der
bayerisch-österreichischen Grenze. Eines der schönsten Lose,
eine Madonna mit Kind im originalen Rahmen, das dem florentinischen Meister Sebastiano Mainardi (um 1460-1513) zugeschrieben wird, ziert den Katalogtitel. Der Limitpreis beträgt 20.000,00
Florentinischer Meister, wohl Sebstaiano Mainardi, um 1480
| © Florin Christin Geble
Crivelli, um 1700 | © Florin Christin Geble
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Euro. Angelo Maria Crivelli (um 1680-etwa 1730), gen. Il Crivellone,
20.000,00 Euro angesetzt, gehört in ihrer geradezu symbolhaften
malte die vermutlich als Pendants gedachten großformatigen Öl-
Aussage zu jener Werkgruppe von Eindrücken des jungen Dix,
gemälde mit der Darstellung verschiedener Vögel, die mit dem
die er als Reaktion auf die apokalyptischen Ereignisse im Ersten
Limitpreis von je 2.800,00 Euro günstig taxiert sind. Auffallend
Weltkrieg malte.
wertvoll präsentiert sich die Schmucksparte mit mehreren Brillant- und Diamant-Schmuckstücken von bester Qualität. Und
U.W.
fast schon gewohnheitsmäßig werden auch wiederum Arbeiten
von Otto Dix (1891-1969) versteigert, der nahe bei Radolfzell, in
Hemmenhofen, sein Haus mit Atelier hatte. Die farbige Gouache
Die Vorbesichtigung aller Objekte läuft vom 14.3. bis 18.3. 2015 täglich von
eines Soldaten mit Stahlhelm von 1917 – Gouachen waren der
14 – 19 Uhr in den Ausstellungsräumen Schützenstr. 15, D-78315 Radolfzell.
„Gemäldeersatz“ in Kriegszeiten -, mit einem Limitpreis von
Weitere Informationen unter: www.auktionshaus-geble.de
17
bild
Kunst
ende
Nolde
Der ungezähmte Strom der Farbe
Unbestritten gehören die Bildschöpfungen Emil Noldes zum
das Werk eines ihrer deutschen Hauptvertreter innerhalb der Rei-
Bedeutendsten, das die Kunst der Klassischen Moderne in
he zu sehen.
Deutschland hervor gebracht hat. Ihnen widmet das Stadtmuseum Lindau die Sonderausstellung des Jahres 2015: Von
Die Vorbereitungen zur Eröffnung sind in vollem Gang. In einer
April bis Ende August werden im „Cavazzen“ Aquarelle, Gemälde
Pause nahm sich Barbara Reil, die Leiterin des Stadtmuseums,
und Grafiken des großen Expressionisten zu sehen sein.
Zeit für ein Gespräch, in dem es zunächst um die Frage ging:
Warum dieses Mal Nolde, warum ein deutscher Künstler aus
Emil Nolde (1867 – 1956), geboren als Hans Emil Hansen im nord-
dem Norden, nachdem es in den vorhergehenden Jahren eher
friesischen Nolde, nach dem er sich später benannte, zählt zu
einen Frankreich Schwerpunkt mit Blick nach Süden gab?
den führenden Malern und Grafikern des Expressionismus. In
Die Nolde-Ausstellung ist gewissermaßen eine Fortsetzung der
ihrer prachtvollen Farbigkeit haben seine Gemälde und insbe-
Serie zur klassischen Moderne, die wir 2011 begonnen haben in
sondere Aquarelle die Entwicklung der modernen Malerei in
Zusammenarbeit mit Professor Dr. Roland Doschka, der auch
Deutschland nachhaltig geprägt.
diese Ausstellung wieder kuratiert. Bislang hatten wir einen starken
Mit Emil Nolde – zeitweise Mitglied der berühmten Künstlerge-
Frankreich-Schwerpunkt, Picasso, Chagall, Miro und Matisse –
meinschaft „Brücke“ – setzt das Stadtmuseum Lindau seinen er-
natürlich mit Ausnahme von Matisse keine gebürtigen Franzosen,
folgreichen Ausstellungszyklus zur Kunst der Klassischen Moderne
aber künstlerisch doch stark in Frankreich verortet. Nun dachten
fort. Wie ihre Vorgänger wird auch diese Schau wieder von Prof.
wir, jetzt könnte es an der Zeit sein, sich einmal auf einen deut-
Dr. Roland Doschka kuratiert, der seit seinem Einstand in Lindau
schen Vertreter der Epoche zu fokussieren und haben dann über-
– „Pablo Picasso – Meisterzeichnungen“ 2011 – Jahr für Jahr
legt, was sich möglichst homogen anschließt an die ersten vier
große Namen der Epoche auf die Insel geholt hat. Nun ist erstmals
Ausstellungen. Und so sind wir bei Nolde gelandet. Letzten Endes
18
Emil Nolde, Dahlien und blaue Clematis, um 1950 – 1954 | © Nolde Stiftung Seebüll
hat diese Entscheidung aber auch ganz praktische Gründe, da
Siegfried Lenz ein, der sich ausführlich mit der schwierigen Per-
Roland Doschka zum einen Kontakte hatte zu Leuten, die Arbeiten
sönlichkeit dieses Künstlers, der dort Nansen heißt, und seinen
von Nolde besitzen und zum anderen zu Sammlungen, die bereit
Arbeiten auseinandersetzt. Daran muss ich jetzt spontan denken,
waren, Bilder von ihm auszuleihen. Das ist also mit ein Grund ge-
wenn Sie seine Bilder und ihre Ausdruckskraft beschreiben.
wesen, jetzt Nolde zu zeigen und nicht etwa Franz Marc, was
Es war natürlich ein Zufall, dass Siegfried Lenz, der Verfasser
auch denkbar gewesen wäre.
der „Deutschstunde“ kürzlich starb, der dem Maler in seinem
Buch auf der Spur war. Die „Deutschstunde“ ist gleichwohl ein
Ein großer Schritt also nach den vorhergehenden Präsentatio-
wichtiger Aspekt, weil Nolde auch letztes Jahr und davor 2013
nen. Für Sie eine neue Herausforderung?
in großen Ausstellungen in Deutschland zu sehen war, zunächst
Das kann man sagen. Es war eine Herausforderung, sich jetzt
bei Frieder Burda in Baden Baden und dann im Frankfurter Stä-
auf einen ganz anderen Künstler, auf eine ganz andere Art von
del, das eine ganz fantastische Nolde-Retrospektive gezeigt
Kunst einzulassen. Nolde, dieser etwas unterkühlte Mann aus
hat. Dadurch ist Nolde auch in einer Hinsicht ins Gespräch ge-
dem hohen Norden, ist als Typ deutlich spröder als ein Picasso
raten, die ein anderes Licht auf ihn wirft. Und das hat tatsächlich
oder ein Chagall. Seine Arbeiten sind auch ganz anders, sehr ei-
mit der „Deutschstunde“ zu tun, die von einem im Dritten Reich
gen, er hat eine unverwechselbare Bildsprache, die fantastischen
als "entartet" verfemten Künstler erzählt, der aufgrund eines Ar-
nordfriesischen Landschaften, die karg und öd sind abgesehen
beitsverbots nur noch heimlich malen kann. Lenz hat sich hier
von der riesigen Farbenpracht, die er entfaltet.
bekanntlich an der Person Noldes orientiert: auch er ja "entarteter" Künstler mit Berufsverbot, der zwar Malen durfte, aber
Als der Titel der Ausstellung bekannt wurde fiel mir unvermittelt
nicht ausstellen und verkaufen. Seine Bilder hingen sehr promi-
der Roman „Deutschstunde“ des im letzten Jahr verstorbenen
nent in der Ausstellung „entartete Kunst“ im Jahr 1937. Nolde
19
war jedoch nicht nur ein Opfer der Nazis sondern er war Partei-
zum Tragen, im Audio-Guide, in der Ausstellung durch Raumtexte,
gänger der ersten Stunde. Also ein sehr problematischer Aspekt
wir denken auch an Veranstaltungen im Rahmenprogramm.
seiner Biographie. Und ihn dann in einer Ausstellung entsprechend darzustellen und mit Licht und Schatten zu präsentieren,
Das heißt, Sie alle müssen sich auf kritische Fragen einstellen
das ist schon eine Herausforderung und ein kleines Wagnis für
und über Noldes Vita bestens informiert sein.
Lindau, weil hinter den expressiven Bildern auch Fragen stehen,
Wir haben unsere Haltung dazu und sind immer gesprächsbereit,
auf die man eingehen muss.
uns mit Argumenten auseinanderzusetzten, sind auch für kritische
Fragen offen. Es ist schon seit längerem bekannt, dass wir die
Nolde war eine sehr widersprüchliche, ambivalente Persönlichkeit.
Nolde-Ausstellung präsentieren, jeder kann sich kundig machen.
Wird das in der Ausstellung deutlich angesprochen?
Das Thema Nolde und der Nationalsozialismus beschäftigt die
Natürlich gehen wir darauf ein. Andere Ausstellungsmacher sind
Presse seit geraumer Zeit, insbesondere als 2013 die große Bio-
mit dem Versuch, diese fragwürdige Rolle zu bagatellisieren oder
grafie von Kirsten Jüngling erschien. Wir freuen uns, dass die
einfach auszublenden, auf viel Kritik gestoßen. Man muss den
Publizistin zur Vernissage kommt und ihre Gedanken darlegt. Ein
ganzen Nolde darstellen. Man muss transparent kommunizieren,
großes Presseecho fanden auch die beiden genannten Ausstel-
man muss mit den Leuten reden, das kann auch Anlass sein, ei-
lungen, insbesondere die im Frankfurter Städel, die ganz vorbild-
nen Diskurs anzustoßen. Das schmälert nicht seine Leistung als
lich konzipiert war, ein wenig auch Beispiel für uns.
Künstler, aber auf jeden Fall muss das Thema angesprochen
werden, es spielt im Katalog eine Rolle, es kommt in Führungen
Emil Nolde, Marschlandschaft mit Mühle, um 1920 – 25 | © Nolde Stiftung Seebüll
20
Das Interview führte Monique Würtz
Lebensthemen eines Malers
1933 begrüßt. Gerne will er sich als Staatskünstler zur Verfügung
stellen. Doch das Interesse bleibt einseitig, denn seine Malerei
„Bald überkam mich das unwiderstehliche Verlangen nach künst-
entspricht nicht den offiziellen Kunstvorstellungen der National-
lerischem Schaffen.“, erinnert sich Emil Nolde an den Sommer
sozialisten und wird – mit allen Konsequenzen – als „entartet“
des Jahres 1921. „Die Blumen im Garten leuchteten rein und
verfemt. Somit hat ihn letztlich seine Malerei davor bewahrt, als
schön mir jubelnd entgegen, und die herrliche Landschaft um
Nationalsozialist in die Kunstgeschichtsbücher einzugehen.
uns beschäftigte mich, bis es dann an figürliche Darstellungen
ging, oder, dem Fluge zum freiesten Schaffen folgend, in fausti-
Vom Nordmeer zum Bodensee
sche Mystik und Tiefen.“
Die Ausstellung lädt ihre Besucher ein, ins Leben und Werk
Die Farbenpracht der Blumen in seinem Garten, die norddeut-
einer Künstlerpersönlichkeit einzutauchen, die gerade in ihrer
sche Landschaft und menschliche Figuren, insbesondere Frau-
Widersprüchlichkeit herausfordert und fasziniert. Dabei helfen
engestalten und Paarkonstellationen, haben dem Maler ein Le-
unterschiedliche Vermittlungsangebote von der täglichen öffent-
ben lang Anlass zu künstlerischer Gestaltung gegeben. Seine
lichen Führung und Audio-Guides bis hin zu Veranstaltungen im
Bilder zeugen von der tiefen Verbundenheit mit der Natur seiner
Rahmenprogramm. Für Kinder und Jugendliche wird es alters-
nordfriesischen Heimat, seinem Interesse für die Menschen in
spezifische Workshops und begleitete Ausstellungsrundgänge
all ihrer Verschiedenheit, oft einhergehend mit einer Vorliebe für
geben – sie richten sich auch und gerade an die Kindergärten,
das Phantastische und Bizarre.
Schulen und Bildungseinrichtungen der Region.
Diese Motivkreise nimmt die Lindauer Schau am Beispiel aus-
Allen Schattenseiten zum Trotz dürfen wir Noldes Bilder nach
gewählter Aquarelle, Gemälde und Grafiken in den Blick, ist vor
wie vor unbeschwert genießen. Mit der Schau schlägt das Stadt-
allem aber dem eigentlichen Thema von Noldes Malerei gewid-
museum einen Bogen vom hohen Norden – seiner Heimat im
met: Dem freien Spiel der Farbe, die sich als ungezähmter Strom
deutsch-dänischen Grenzland blieb Nolde in persönlicher und
in seine Bilder ergießt.
künstlerischer Hinsicht zeitlebens verpflichtet – hin zum Bodensee: Das Frühlingserwachen der Natur während der ersten Aus-
Die Ausstellung zeigt exemplarisch Lebensthemen des Künstlers:
stellungswochen, das einmalige See-Erlebnis finden ein gran-
Unvergesslich sind seine Darstellungen nördlicher Landschaften
dioses Echo in Noldes Bildern. Hier die blühenden Gärten und
mit ihren weiten dramatischen Himmeln und der aufgewühlten
Parks in Lindau, dort die Farbenpracht von Noldes Blumen, hier
See. Bestechend ist die Leucht- und Strahlkraft seiner Blumen-
der idyllische Bodensee, dort das raue Nordmeer.
stücke, bezwingend sind die Frauenköpfe und Paarbilder. In ihBarbara Reil
nen entfesselt Nolde das ekstatische Spiel der Farbe, aus deren
sinnlicher Kraft seine Malerei lebt und wirkt.
Bewundert und umstritten
Ähnlich schillernd wie seine Palette erscheinen die Persönlichkeit
und die Lebensgeschichte des Malers selbst: Eine Künstlerlaufbahn ist dem Sohn einer kinderreichen Bauernfamilie nicht vorgezeichnet und doch wird er entgegen aller Erwartungen und
Widerstände zu einem Wegbereiter der modernen deutschen
Malerei, dessen Bilder heute im Berliner Bundeskanzleramt
Ausstellungsdauer: 28. März – 30. August 2015
ebenso angekommen sind wie in den wichtigen Museen der
Öffnungszeiten: Mo – So 10 – 18 Uhr
Welt.
Öffentliche Führungen: Mo – So 10.30 und 14.00 Uhr | Bei entsprechender
Nachfrage werden wenn möglich kurzfristig zusätzliche Termine für öffentliche
Die Qualität von Noldes Kunst und seine technische Virtuosität
Führungen angesetzt. Gruppenführungen nach Vereinbarung.
stehen außer Frage. Bei aller Bewunderung für den Maler gilt es
T. +49 (0) 8382 260033 (Mo – Fr)
dabei, auch die problematischen Aspekte seiner Biographie
nicht aus dem Blick zu verlieren – so vor allem seine wider-
Kontakt:
sprüchliche Rolle im Dritten Reich: Nolde ist überzeugter An-
Stadtmuseum Lindau, Marktplatz 6, D-88131 Lindau (Bodensee)
hänger des Regimes, der die Machtergreifung Hitlers im Jahr
T. +49 (0) 8382 944073, [email protected], www.kultur-lindau.de
21
Der Bildhauer Hans Kindermann
Ausstellung im Kunstmuseum Singen
Ein Werk des Bildhauers Hans Kindermann (1911 – 1997) kennt
Individuelle einer Person mit dem Überzeitlich-Typischen des
jeder Fernsehzuschauer: Das große Adlerrelief, das er 1969 für
Kindlichen zu verschmelzen suchte. Hinzu kommen die frei ge-
den Sitzungssaal des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe
schaffenen, sprechenden Portraitbüsten seiner Künstlerfreunde
schuf. Der Bildhauer Kindermann hatte sich mit seinem Entwurf
Erich Heckel (1883 – 1970), Harry Kögler (1922 – 1999), Klaus
gegen prominente Mitbewerber wie HAP Grieshaber, Rudolf
Arnold (1928 – 2010) und Fritz Klemm (1902 – 1990), in denen es
Kügler, Karl Schmidt-Rottluff und Hans Uhlmann durchgesetzt.
Kindermann gelang, die Eigentümlichkeit von Werk und Person
in eins zu setzen. Am Beispiel der Portraitbüsten von Walter
Und doch ist der Künstler mit seinem in der Tradition der klassi-
Kaesbach zeigt die Ausstellung Kindermanns Arbeit in Werkreihen
schen Figurendarstellung stehenden, statisch beruhigten Werk,
auf. Zeichnungen verdeutlichen Kindermanns beständige Übung
das er vor allem in Werkreihen vorangetrieben hat, wenig bekannt.
im erkennenden Sehen.
Für das Kunstmuseum Singen ist dies Anlass genug, dem einzigen Bildhauer unter den „Höri-Künstlern“ eine Überblicksausstel-
Mit der Stadt Singen ist der Bildhauer über seine Figurengruppe
lung in frisch umgebauten Ausstellungsräumen auszurichten. Da-
vor der Hohentwiel-Gewerbeschule verbunden, deren Realisierung
mit bietet das Museum seinen Besuchern einmal mehr eine Ent-
1952/53 einen der ersten Nachkriegsskandale um moderne Kunst
deckung. Und es leistet einen Forschungsbeitrag zur Kunstge-
im öffentlichen Raum provozierte. Die Argumentationslinien der
schichte im deutschen Südwesten.
damaligen Auseinandersetzung dokumentiert die Ausstellung.
Die Schau vereint Groß- und Kleinplastiken, Skulpturen, Reliefs
und Plaketten in unterschiedlichen Materialien sowie Zeichnungen
Katalog zur Ausstellung: Der Bildhauer Hans Kindermann (1911 – 1997). Karls-
aus der „Höri-Zeit“ (1944 – 1955), aber auch aus den Jahren an
ruhe 2012. Mit Texten von Andreas Franzke und Johannes Brümmer. € 20,–.
der Kunstakademie Karlsruhe (1957 – 1977) und aus dem Spät-
28. März – 14. Juni 2015
werk nach 1977. All diese Arbeiten werden im Kontext der Samm-
Eröffnung: Freitag, 27. März 2015, 19.30 Uhr
lung des Kunstmuseums Singen und Hans Kindermanns gezeigt.
Di – Fr 14 – 18 Uhr, Sa + So 11 – 17 Uhr, Feiertag: wie Wochentag
Der Schwerpunkt des Kindermannschen Oeuvres liegt auf der
Gestaltung des in der Ruhe versammelten männlichen wie weib-
Kunstmuseum Singen
lichen Akts. Besondere Bedeutung haben Kindermanns lebens-
Ekkehardstr. 10, D 78224 Singen (Hohentwiel), T. +49 (0) 7731 85-269
volle Kinder- und Knabenbildnisse, in denen er das Spezifisch-
[email protected], www.kunstmuseum-singen.de
Abb. S. 23
links oben: Hans Kindermann, Kinderkopf (Natascha), um 1971, Kunststoff
bemalt, ca. 27 x 17 x 16 cm
links unten: Hans Kindermann, Kinderkopf (Natascha), um 1973, Kunststoff
bemalt, ca. 23 x 14 x 16 cm
rechts: Hans Kindermann, Stehender Knabe, 1978, Lindenholz, farbig gefasst,
70 x 16 x 13 cm, Staatliche Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe
| Fotos: Hans Pelz, Karlsruhe
22
23
Hilti Art Foundation
– Das neue Ausstellungsgebäude
Das Fürstentum Liechtenstein entwickelt sich mit einem neuen
genössischen Kunst. Über die Sammlungen hinaus ergänzen
Highlight zum Mekka für Kunstfreunde. Am 23. Mai öffnet die
sinnvoll aufeinander abgestimmte Sonderausstellungen das Pro-
Hilti Art Foundation für ihre international bekannte Kunstsamm-
gramm des Kunstmuseums und der Hilti Art Foundation.
lung ein eigenes Ausstellungsgebäude mitten in Vaduz als Erweiterung des bestehenden Kunstmuseum Liechtenstein. In ihm
Neben den Ausstellungsräumen gewinnen das Kunstmuseum
werden künftig bedeutende Gemälde und Plastiken vom späten
Liechtenstein und die Hilti Art Foundation im neuen Gebäude
19. Jahrhundert bis zur Gegenwart im Rahmen wechselnder
ein großzügiges Atelier für die Kunstvermittlung hinzu, in dem
Ausstellungen zu sehen sein.
nach neuesten pädagogischen Erkenntnissen ein innovatives
Programm für Menschen aller Altersstufen angeboten wird.
Das neue Ausstellungsgebäude der Hilti Art Foundation von
Morger + Dettli Architekten, das dieses Jahr fertiggestellt werden
Der Zugang zur Hilti Art Foundation erfolgt über das Foyer des
wird, bildet mit dem Kunstmuseum Liechtenstein ein komposi-
Kunstmuseums, wodurch sich für den Besucher die Ausstel-
torisches Ensemble. Die kubische Form sowie die Ver-
lungsräume beider Häuser sinnvoll miteinander verbinden.
wandtschaft in Fassadenkonstruktion und -material durch geschliffenen Beton weisen auf die inhaltliche Verbindung beider
Gebäude hin, wobei die gegensätzliche Farbgebung in Weiß
Weitere Informationen: www.hiltiartfoundation.li
und Schwarz von selbstbewusster Eigenständigkeit und respektvollem Nebeneinander zeugt.
Mittels Anordnung und Typologie der Räume wird eine bewusste
Autonomie von Erschließung und Ausstellung erreicht. Der Besucher gewinnt beim Gang durchs Haus verschiedenartige
Raum- und Lichteindrücke: das Untergeschoss mit indirektem
Licht aus dem Treppenraum, das 1. Obergeschoss mit reinem
Kunstlicht und das 3. Obergeschoss mit zenitalem Tageslicht
(bei Bedarf Kunstlicht).
Der monumentale und lichtdurchflutete Treppenraum verbindet
und trennt, ist gestalteter Weg und zugleich architektonisches
Erlebnis. Dabei erlauben die großen Öffnungen der Fassade im
Treppenraum Ausblicke in die Umgebung. Die Ausstellungsräume hingegen sind geschlossen und mit ihrer zurückhaltenden
Geometrie, Form und Materialbeschaffenheit sowie ihren schönen Proportionen ideal für die Präsentation von Kunst.
Die fruchtbare und bereits seit anderthalb Jahrzehnten gepflegte
Kooperation zwischen dem Kunstmuseum Liechtenstein und
der Hilti Art Foundation durch Leihgaben und gemeinsame Ausstellungen wird Dank dem neuen Ausstellungsgebäude der Hilti
Hilti Art Foundation, Architektur Erweiterung aussen | Foto: Barbara Bühler,
Art Foundation nicht nur fortgeführt, sondern auch intensiviert.
Vaduz/Zürich
Die Präsentation der jeweils eigenständig kuratierten Sammlungen bietet den Besuchern eine Reise durch die Kunstgeschichte der vergangenen 130 Jahre anhand von Meisterwerken
S. 17: Hilti Art Foundation Ausstellungsgebäude als Erweiterung des beste-
der klassischen Moderne bis zu aktuellen Tendenzen in der zeit-
henden Kunstmuseum Liechtenstein | Foto: Barbara Bühler, Vaduz/Zürich
24
25
Schön, euch zu sehen!
160 Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums Liechtenstein
2015 wird das Kunstmuseum Liechtenstein 15 Jahre alt. Mit
der Erweiterung durch die Hilti Art Foundation wird es zudem
um eine bedeutende private Kunstsammlung bereichert. Beide
Ereignisse geben dem Kunstmuseum Anlass, mit einer großen,
thematisch strukturierten Ausstellung einen vertieften Einblick
in die eigene Sammlung, ihre Entstehungsgeschichte und Neuzugänge zu geben.
Fußend auf den Sammlungsbeständen der Liechtensteinischen
Staatlichen Kunstsammlung hat das Kunstmuseum Liechtenstein in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich am Aufbau
einer Sammlung zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts gearbeitet. Dreidimensionale Kunstwerke, d.h. Skulpturen, Installationen und Objekte, prägen deren Profil. So weist auch die in
der Sammlung vertretene Malerei in der Regel einen starken
Bezug zum Räumlichen auf. Darüber hinaus bestimmen zwei
große inhaltliche Linien die Sammlung von Kunst seit 1900: rationale Tendenzen einerseits, anthropologische Verfahren andererseits.
Ausstellungsansicht „Schön, euch zu sehen!“, Kunstmuseum Liechtenstein
| Foto: Ines Agostinelli, © Kunstmuseum Liechtenstein
26
27
Joseph Beuys, Raum 3, die ganze deutsche Nachkriegslyrik bestehend aus: „Ausgerutscht!“ „Partitur aus: der ganze Riemen“ d.h. (ausgerutschter Raum),
1981, Foto: Heinz Preute © 2015, ProLitteris, Zürich
Die Sammlung ist der Schatz, aus dem heraus das Museum
Zur Ausstellung erscheint im Mai ein Katalog, der ausgewählte
seine Aktivitäten der Erforschung und der Vermittlung von Kunst
Werke der Sammlung vorstellt. Außerdem startet im Laufe der
entwickelt. Schön, euch zu sehen! lädt ein, diesen zu entdecken
Ausstellung eine Publikationsreihe mit monografischen Heften
und in seiner Entstehung nachzuvollziehen. Mit der Ausstellung
zu einzelnen Künstlerinnen und Künstlern und deren in der
ist es erstmals möglich, einige der inzwischen substanziell ge-
Sammlung vertretenen Werken. Diese Reihe wird als wachsen-
wachsenen Werkgruppen einzelner Künstlerinnen und Künstler
der Sammlungskatalog kontinuierlich fortgesetzt werden.
zu zeigen, wie z.B. von Absalon, Marcel Duchamp, François
Morellet, Matt Mullican oder Rosemarie Trockel. Zu sehen sind
Die Ausstellung ist eine Produktion des Kunstmuseum Liech-
überdies die große Installation Raum 3 von Joseph Beuys,
tenstein, kuratiert von Friedemann Malsch.
Werke von Künstlern der Arte Povera sowie Werke aus der
ehemaligen Sammlung Rolf Ricke – Meilensteine in der Entwicklung der Sammlung. Im Zusammenspiel mit weiteren herausragenden Einzelwerken internationaler Künstler wie Hans
Arp, Otto Freundlich, Gloria Friedmann, Leiko Ikemura, Willem
de Kooning, Wilhelm Lehmbruck, Rita Mc Bride oder Meret
Oppenheim eröffnet sich ein vielgestaltiges und lebendiges Be-
bis 23. August 2015
ziehungsfeld künstlerischer Positionen über das letzte Jahrhun-
Kunstmuseum Liechtenstein
dert bis zur Gegenwart.
Städtle 32, 9490 Vaduz Li, T. +423 235 0300, [email protected]
28
Matt Mullican, Untitled (Roundhouse of the Arts), 1989/2001
29
l
„Der See hält sich bedeckt“
Bodensee-Gedichte von Gerd Kolter
Gedichte über den Bodensee lassen sich in vielen Lyrikbänden
haben auf falschen Wegen / hergefunden“. Doch eben diese „fal-
finden; aber dass ein Autor dem See gleich einen vollen Band
schen Wege“ erweisen sich als die ergiebigeren, weil sie dem
widmet, ist eher die Ausnahme. Eine solche ist der Gedichtband
Autor erlauben, seinen (und unseren) Blick auf das Abseitige und
„Bevorzugte Gegend“ des 1949 geborenen und in Göppingen
Verdeckte zu richten.
lebenden Autors Gerd Kolter.
Dabei ist Kolter jeder hymnische oder auch nur getragene Gestus
Eine „bevorzugte Gegend“ muss der Bodensee auch für Kolter
fremd. Wenn er sich im Gedicht „Reichenau“ die Formulierung
sein. Welchen Ort oder welches Motiv er zum Anlass eines Ge-
gestattet, dass „der Herbst / dem Ufer / strotzende Gemüsege-
dichtes nimmt: stets stellt sich der Eindruck enger Vertrautheit
schichten“ erzählt, kippen bereits die nachfolgenden Schlusszei-
ein. Die knappen, bewusst schmucklos gehaltenen Verse sind
len „Das Schloss / steht zum Verkauf“ sofort wieder in die
unverkennbar das Ergebnis zahlreicher Aufenthalte „am behäbi-
Stocknüchternheit des Alltags zurück. Immer wieder versteht es
gen Wasser“ und zeugen von intensiven Begegnungen mit einer
Kolter, unserer auf Landschaftseindrücke gerichteten Erwartungs-
Landschaft, mit der der Autor an kein Ende kommt: „Ich werde
haltung „eins auszuwischen“: „Einen Salatkopf geklaut / und die
mich hinsetzen / und wütend genau sein / mit der Farbe des
Kräuter dazu / und weise gewesen / über tausend Jahr / bis zur
Sees / der nie und nimmer / so war“. Und an anderer Stelle heiß
Heimfahrt / übern Damm“. Nur einmal erlaubt sich Kolter einen
es: „Der See schwitzt / das Fieber des Sommers / aus und hält
ungebrochenen Bezug auf die spirituelle Tradition dieser Land-
sich bedeckt“.
schaft. In „St. Othmar. Insel Werd“ heißt es: „Dass der Leichnam
/ des Heiligen / unversehrt blieb / und sein Weinfass / immer voll
Beides – die Weigerung etwas „festzuschreiben“, wie auch die
/ Wer wollte die Wunder / hier nicht glauben“.
Bereitschaft, das „Geheimnis“ des Sees zu respektieren – kennzeichnet den gesamten Band. Dieser führt uns den See als eine
Einen Hinweis verdient der ausgesprochen bibliophile Charakter
stille Landschaft vor – wohl nicht ganz zufällig vorwiegend im
des Bandes. Dazu tragen außer dem großzügigen Druck aus der
winterlichen Schlafmodus. Touristische Fixpunkte, „Ausflüge / in
Bodoni und der sorgfältigen Aufmachung der einhundert von
die Geschichten / des Zeigefingers“, interessieren Kolter jedenfalls
Hand gebundenen Exemplare auch sechs Bildbeigaben des
nicht. Zwar gelten einige Gedichte Meersburg, Stein am Rhein
Druckers und Verlegers Peter Marggraf bei. Es handelt sich um
oder Konstanz; aber den Schauseiten verweigert sich der Autor.
„Landschaftsversuche“ – Wiedergaben von Monotypien, die auf
„Der Nebel spielt / mit allen Tönen / von Grau / vor denen das Foto
Packpapier gedruckt wurden und zum Ungegenständlichen ten-
/ resigniert“, heißt es in „Winter am See“, und in „Meersburg. Für-
dieren.
stenhäusle“ lesen wir: „Wir brauchen niemand / der uns führt / wir
30
Manfred Bosch
Konstanzer Literaturgespräche
2014 fanden die „Konstanzer Literaturgespräche“
erstmals statt. Auch in diesem Jahr wird es sie wieder
geben; durchgeführt an vier jahreszeitlichen Terminen.
Im Vordergrund stehen diesmal Gattungen wie populärer Roman und Lyrik, Biographie und wissenschaftliches Schreiben, die mit regionalen wie überregionalen Vertretern besprochen werden – ergänzt
und verdeutlicht um kurze, charakteristische Leseeinschübe.
Die beiden Veranstaltungen des ersten Halbjahres
sehen Gaby Hauptmann und Jörg Magenau vor. Mit
der in Allensbach lebenden Autorin Gaby Hauptmann
wird Südkurier-Redakteur Siegmund Kopitzki über
ihr Selbstverständnis und ihre Schreibstrategien, aber
auch über die Erfahrungen einer Bestsellerautorin
mit dem Buchmarkt sprechen. Auch der in Berlin lebende Sachbuchautor und Kritiker Jörg Magenau
hat vielfältige Beziehungen zur Region. Er ist Autor
einer umfangreichen Biographie über Martin Walser,
gibt dessen Tagebücher heraus, hat über Christa
Wolf publiziert und die viel gelobte Doppelbiographie
über Ernst und Friedrich Georg Jünger verfasst, die
unter dem Titel „Brüder unterm Sternenzelt“ erschien.
Mit ihm wird sich Oswald Burger über die Probleme
und Gefahren unterhalten, die das beliebte Genre
der Biographie bereithält. Mit den Möglichkeiten und
individuellen Sichtweisen auf Lyrik und wissenschaftliche Prosa wird es dann im zweiten Halbjahr weitergehen.
Die Veranstaltungen finden wiederum in Zusammenarbeit mit dem Stadttheater Konstanz statt. Sie
werden von verschiedenen Sponsoren gefördert,
unter ihnen die Stadt Konstanz, die den Veranstalter
FORUM ALLMENDE auch künftig unterstützt.
red.
Gerd Kolter | Bevorzugte Gegend. Gedichte
Landschaftsversuche. Monotypien von Peter Marggraf
Band 11 der Reihe „i libri bianchi“. Neustadt a. R.: San Marco Handpresse
2014. 66 S., € 25.-.
i
Die Veranstaltungen des ersten Halbjahres:
21. April, 20 Uhr Siegmund Kopitzki im Gespräch mit Gaby
Hauptmann. (Spiegelhalle) 1. Juli, 20 Uhr Oswald Burger im
Gerd Kolter, geboren 1949 in Ludwigshafen / Rhein; Studium der Germanistik
Gespräch mit Jörg Magenau. (Spiegelhalle)
und Anglistik; Promotion; seit 1977 Lehrer; ab 1983 kontinuierliche literarische
Der Eintritt beträgt 8,– €; Jugendliche bis 16 Jahre sind frei;
Tätigkeit; lebt in Göppingen
Karten an der Abendkasse.
31
Deutscher Buchhandlungspreis 2015
von Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters ins Leben gerufen
Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat den Deutschen Buch-
denden Wettbewerbsdruck ausgesetzt, gerade auch durch On-
handlungspreis ins Leben gerufen. Ab sofort können sich un-
line-Vertriebe. Daher sind es am Ende die Kundinnen und Kun-
abhängige und inhabergeführte Buchhandlungen für diese Aus-
den, die über die Zukunft des klassischen stationären Buch-
zeichnung bewerben.
handels entscheiden. Mit dem Deutschen Buchhandlungspreis
setzt die Bundesregierung ein Zeichen für den Erhalt eines flä-
Staatsministerin Grütters betonte: „Das literarische Leben ist
chendeckenden Netzes an Buchhandlungen in Deutschland.
das Fundament, die vielen kleinen Buchhandlungen und Verlage
Wir wollen ihnen Aufmerksamkeit verschaffen und ihre Bedeu-
sind die Wegmarken unserer Kulturlandschaft Deutschland. Ge-
tung für unsere Kulturlandschaft unterstreichen.“
rade die kleinen, inhabergeführten Buchhandlungen sind unverzichtbar für die Vielfalt unserer Buchkultur. Ganz selbstver-
Der Deutsche Buchhandlungspreis ist mit einer Million Euro aus-
ständlich sind sie Orte der kulturellen Begegnung und des Ge-
gestattet. Die Auszeichnung wird an bis zu 100 Buchhandlungen
sprächs über Literatur. Vor allem aber sind sie der wichtigste
in drei Kategorien vergeben. Die Gewinner können sich über
Absatzmarkt für kleinere, unabhängige Verlage. Der neue Deut-
Prämien in Höhe von jeweils 25.000 Euro, 15.000 und 7.000
sche Buchhandlungspreis würdigt solche Buchhandlungen, die
Euro freuen. Partner des von der BKM vergebenen Deutschen
sich durch ein breitgefächertes literarisches Sortiment kleinerer
Buchhandlungspreises sind die Kurt Wolff Stiftung und der Bör-
und unabhängiger Verlage oder innovative Geschäftsmodelle
senverein des Deutschen Buchhandels e. V..
auszeichnen, die sich um ein regelmäßiges kulturelles Veranstaltungsprogramm und besondere Lese- und Literaturförderung
Die Preisträger werden Kulturstaatsministerin Grütters von einer
verdient machen.“
unabhängigen Jury vorgeschlagen. Ihr gehören Vertreterinnen
und Vertreter aus dem Verlagswesen, der Medien, der Kurt Wolff
Staatsministerin Monika Grütters weiter: „Lokale Buchhandlun-
Stiftung, des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e. V.
gen sind durch den digitalen Wandel einem immer stärker wer-
sowie Schriftsteller und unabhängige Literaturexperten an.
32
i
Interessierte Buchhandlungen können ihre Bewerbungen ab sofort bis
zum 29. Mai 2015 bei der Beauftragten für Kultur und Medien einreichen.
Die feierliche Preisverleihung findet im September statt.
Die Bewerbungsunterlagen und Teilnahmebedingungen finden Sie unter
www.deutscher-buchhandlungspreis.de
33
mus k
Weltklasse in Bad Ragaz
Ein Rückblick auf das 5. Festival NEXT GENERATION
Fazit nach acht Festivaltagen: 15 Konzerterlebnisse die unter
Tuchfühlung mit den Besuchern gehen, um sich generationen-
die Haut gingen, 41 Nachwuchskünstler aus 21 Nationen,
und kulturübergreifend auszutauschen – macht das Festival ein-
die Träger von 1‘072 internationalen und nationalen Musik-
zigartig. Der Erfolg zeigt sich auch in Zahlen. Im Vergleich zum
preisen sind, 22 Kilo Noten, 132 Proben, 5 Terabyte Video-
letzten Jahr hat sich der Kartenverkauf um rund 18 % gesteigert
und Audiomaterial, ein neu gegründetes „Kammerorchester
und das geografische Einzugsgebiet weit über die Region hinaus
der Internationalen Musikakademie im Fürstentum Liechten-
erweitert. Mehr Reservierungen von Gästen, die ihren Aufenthalt
stein“ welches das Prädikat Weltklasse verdient, zwei gran-
während des Festivals buchen, verzeichnet auch das Resort als
diose Artists in Residence und rund 18 % mehr Besucher.
Host Partner der Veranstaltung.
Mit dem Abschlusskonzert „Filmmusik und Klassik forever“ und
Mit jedem Konzert reihte sich Perle an Perle
einem Galadinner klang am 13. Februar 2015 das 5. Festival
Die grosse Bandbreite an Musikepochen, Formationen und Kom-
NEXT GENERATION aus. Was bei der Gründung 2011 als Wag-
ponisten in der Programmgestaltung spiegelte die Internationalität
nis eingestuft wurde, hat bei Liebhabern klassischer Musik mitt-
und Individualität des Festivals und seiner mitwirkenden Künstler
lerweile einen festen Platz in der Agenda und sich darüber hinaus
wider. Jedes Konzert war ein Höhepunkt für sich. Mit dem Auftritt
zu einer der besten internationalen Förderplattformen für die
des neu gegründeten „Kammerorchesters der Internationalen
Hoffnungsträger der klassischen Musik entwickelt. Das Konzept
Musikakademie im Fürstentum Liechtenstein“ erlebte das Publi-
könnte nicht besser zum Austragungsort passen. Die Kombina-
kum einen Glanzpunkt, der das hochkarätige Programm zusätz-
tion von jungen Stars von morgen – die im persönlichen Rahmen
lich bereicherte. Vom ersten Takt zog das Orchester die Besucher
und der entspannten Eleganz des Grand Resort Bad Ragaz auf
in den Bann, harmonierte wie aus einem Guss und erntete jeweils
Abb. rechts oben: Yury Revich - Artist in Residence;
Abb. rechts unten: Petrit Çeku - Artist in Residence
| © Festival NEXT GENERATION
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verdienten minutenlangen Applaus. Massgeblich trug dazu auch
Ganz speziell beeindruckte ihn die Leistung der Konzertmeisterin
die Konzertmeisterin Chouchane Siranossian bei. Beim ersten
Chouchane Siranossian, die gleich mehrere Aufgaben erfüllte:
Konzert begleitete das Orchester junge Künstler. Mit „Perlen des
„Sie führte eigentlich, indem sie die Mitspieler mit Blicken und
17. und 18. Jahrhunderts“ traten sie mit Barockmusik und Klassik
Gesten zum Spielen einlud und zugleich Führerin und Dienerin
auf und zeigten ihre Stilsicherheit und die hervorragenden Kennt-
war.“ Im dritten und gleichzeitigen Abschlusskonzert faszinierten
nisse in Spielrichtungen diverser musikalischer Epochen.
sie das Publikum mit klassischen Evergreens, Filmmusik und
einer Jazzsuite – einer Mischung, die selbst Nicht-Klassikliebha-
Mit Teamgeist mehr erreichen
bern die Lust auf diese Musik weckte.
Prof. Dr. Jürg Kesselring, Festival-Vereinspräsident und Neurologe,
brachte in der Pause des zweiten Konzertes seine Begeisterung
Durch die Musik die Seele sprechen lassen
mit „Together Everyone Achieves More (TEAM)“ auf den Punkt.
Petrit Çeku und Yuri Revich, Publikumslieblinge aus vorherigen
Mit dem richtigen Teamgeist könne man ein Orchester zusam-
Festivals, wurde die Ehre als „Artists in Residence“ zuteil. Petrit
menbringen. Unsere Gesellschaft habe das besonders nötig.
Çeku, Sieger aller international wichtigen Gitarrenwettbewerbe
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Kammerorchester der Internationalen Musikakademie im
Fürstentum Liechtenstein | © Festival NEXT GENERATION
und der Geiger Yury Revich, der jüngst mit dem prestigeträchtigen Titel „ICMA Young Artist of the Year 2015“ ausgezeichnet
wurde, sind als Solisten sehr gefragt und trotz aller Erfolge be-
Verein Festival NEXT GENERATION
scheiden geblieben. Sie präsentierten sich unter anderem mit
c/o Grand Resort Bad Ragaz
eigenem Rezital und sorgten mit ihren Auftritten für musikalische
CH-7310 Bad Ragaz
Sternstunden und Beifall, der zu minutenlangen rhythmischen
www.festivalnextgeneration.com
Akklamationen überging.
Was nach 15 Konzerten zurückbleibt, sind viele berührende
und herausragende Kunsterlebnisse und die Vorfreude auf das
Presenting Partner
Host Partner
nächste Festival. Es findet statt vom 12. bis 19. Februar 2016.
Eine besondere Anerkennung wurde den Veranstaltern zuteil:
Die centrum Bank foundation hat zugesagt, das Festival wieder
als Hauptsponsor zu unterstützen.
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impressum
Herausgeber
Internationaler Bodensee-Club e.V. (IBC)
www.intbodenseeclub.org
Josef Bieri, Präsident
Herausgeberrat
Wolfgang Karl, Ingun GmbH, Vorsitzer
Redaktion
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Auflage
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vor, eingesandte Beiträge zu kürzen und zu redigieren.
Redaktionsschluss der nächsten
Ausgabe: 15. April 2015
2015
März April
termine
Basel (CH)
bis 17.05.2015
Belle Haleine – Der Duft der Kunst
Museum Tinguely
Paul Sacher-Anlage 1, CH-4002 Basel, www.tinguely.ch
Basel / Riehen (CH)
bis 28.06.2015
Paul Gauguin
Fondation Beyeler
Baselstr. 101, CH-4125 Basel / Riehen, www.fondationbeyeler.ch
Bregenz (A)
bis 6.04.2015
Rosemarie Trockel
Kunsthaus Bregenz KUB
Karl-Tizian-Platz, A-6900 Bregenz, www.kunsthaus-bregenz.at
21.04.2015, 20h
Konstanzer Literaturgespräche
Siegmund Kopitzki im Gespräch mit Gaby Hauptmann
Spiegelhalle
Hafenstr., D-78462 Konstanz, www.theaterkonstanz.de
18.03.2015
4. Wirtschaftsforum Singen
„Leben-Arbeiten-Gestalten“
Stadthalle Singen
Hohgarten 4, D-78224 Singen, www.singencongress.de
1./5./8./9./14./17./18./28./29./30.04.2015
María de Buenos Aires | Tango-Operita von Astor Piazolla
Stadttheater Konstanz
18./23./24./28./29.04.2015
Verwanzt von Tracy Letts
Stadttheater Konstanz | Werkstatt
24./25.04.2015
Die Vermessung der Welt nach Daniel Kehlmann
von Dirk Engler
Stadttheater Konstanz
Inselgasse 2-6, D-78462 Konstanz, www.theaterkonstanz.de
Singen – Schaffhausen (D/CH)
11. – 19.04.2015
6. Erzählzeit ohne Grenzen
Kontakt: Städtische Bibliotheken Singen
Marktpassage, August-Ruf-Str. 13, D-78224 Singen
www.erzaehlzeit.com
St. Gallen (CH)
bis 25.04.2015
Othmar Eder | Insert Tim Ayers
Galerie Christian Roellin
Talhofstr. 11, CH-9000 St. Gallen, www.christianroellin.com
Kreuzlingen (CH)
bis 26.04.2015
Angela Wüst Installation
Tiefparterre im Kunstraum
bis 26.04.2015
Helmut Wenczel / unendlich Malerei
Kunstraum
Bodanstr. 7a, CH-8280 Kreuzlingen
www.kunstraum-kreuzlingen.ch
bis 26.04.2015
Michel Verjux
bis 26.07.2015
Isabelle Lartault – Michel Verjux: Correspondances
Lokremise
Grünbergstr. 7, CH-9000 St. Gallen, www.lokremise.ch
bis 17.05.2015
Andreas Schulze
bis 21.06.2015
Beni Bischof
Manor-Kunstpreis 2015
Kunstmuseum St. Gallen
Museumsstr. 32, CH-9000 St. Gallen, www.kunstmuseumsg.ch
März bis Mai 2015
Bregenzer Frühling / Tanzfestival
Festspielhaus
Platz der Wiener Symphoniker 1, A-6900 Bregenz
www.bregenzerfruehling.at
bis 17.05.2015
Hommage an Anton Bernhardsgrütter
Museum Rosenegg
Bärenstr. 6, CH-8280 Kreuzlingen, www.museumrosenegg.ch
Engen (D)
Lindau (D)
21.03. – 3.05.2015
Angela M. Flaig / erdgebunden schwebend
Städt. Museum Engen + Galerie
Klostergasse 19, D-78234 Engen, www.engen.de
28.03. – 30.08.2015
Nolde Der ungezähmte Strom der Farbe
Stadtmuseum Lindau
Marktplatz 6, D-88131 Lindau, www.museum-lindau.de
Friedrichshafen (D)
Meersburg (D)
bis 11.04.2015
Burkhart Beyerle
Dem Irrtum Raum geben / Späte Landschaften
Galerie Bernd Lutze
Zeppelinstr. 7, D-88045 Friedrichshafen
www.galeriebesuch.de/kontakt/galerie-bernd-lutze
23.04. – 27.09.2015
„Magie des Heilens. Die wundersamen Erkundungen
des F. A. Mesmer. Wien, Paris, Meersburg“
Heilig-Geist-Spital Meersburg
Vorburggasse 11, D-88709 Meersburg
www.mesmerhaus.meersburg.de
27.03. – 28.06.2015
Gustav Mesmer / Mit dem Fahrrad fliegen
Zeppelin Museum
Seestr. 22, D-88045 Friedrichshafen,
www.zeppelin-museum.de
Ravensburg (D)
Warth (CH)
bis 21.06.2015
Lothar Fischer Skulpturen
28.03. – 21.06.2015
Simone Ruess – Fremde Blicke
Kunstmuseum Ravensburg
Burgstr. 9, D-88212 Ravensburg,
www.kunstmuseum-ravensburg.de
bis 30.08.2015
Der Himmel brennt am Horizont
Kunst in der Ostschweiz im Banne des 2. Weltkriegs
Kunstmuseum Thurgau
Kartause Ittingen, CH-8532 Warth TG, www.kunstmuseum.tg.ch
Hausen ob Verena (D)
29.03. – 19.07.2015
Carl Roesch / Auf fremden Wegen und eigenen Strassen
Kunststiftung Hohenkarpfen
Hofgut Hohenkarpfen, D-78595 Hausen ob Verena
www.kunststiftung-hohenkarpfen.de
Insel Mainau (D)
20.03. – 3.05.2015
„Kinder der grünen Hölle“
Orchideenschau im Palmenhaus
www.mainau.de
Riegel am Kaiserstuhl (D)
bis 29.03.2015
Arif Aziz – Kunst aus Aserbaidschan
kunsthalle messmer
Grosherzog-Leopold-Platz 1, D-79359 Riegel am Kaiserstuhl
www.kunsthallemessmer.de
Singen (D)
Konstanz (D)
28.04. – 14.06.2015
Der Bildhauer Hans Kindermann
Ekkehardstr. 10, D-78224 Singen, www.kunstmuseum-singen.de
28.03. – 10.05.2015
Heinz Mack – Das Mappenwerk „Juan de la Cruz“
Gewölbekeller Kulturzentrum am Münster
Wessenbergstr. 43, D-78462 Konstanz
www.stadt.konstanz.de/kulturzentrum
bis 17.05.2015
Andy Warhol. Cars
MAC Museum Art & Cars
Parkstr.1, D-78224 Singen, www.museum-art-cars.com
Überlingen (D)
1.04. – 19.12.2015
Mystik am Bodensee
Städtisches Museum Überlingen
Krummebergstr. 30, D-88662 Überlingen
www.museum-ueberlingen.de
Vaduz (LI)
bis 23.08.2015
Schön, Euch zu sehen!
Kunstmuseum Liechtenstein
Städtle 32, LI-9490 Vaduz, www.kunstmuseum.li
Zürich (CH)
bis 29.03.2015
Durch die Blume Glaskunst, Keramik, Grafikdesigns
Museum Bellerive
Höschgasse 3, CH-8008 Zürich, www.museum-bellerive.ch
bis 10.05.2015
Monet, Gauguin, Van Gogh... Inspiration Japan
Kunsthaus Zürich
Heimplatz 1, CH-8001 Zürich, www.kunsthaus.ch
bis 17.05.2015
Xanti Schawinsky
Erste umfassende Retrospektive des schweizer Künstlers.
Malerei, Fotografie, Proto-Happening-Kunst
Migros Museum für Gegenwartskunst
Limmatstr. 270, CH-8005 Zürich
www.migrosmuseum.ch
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GAUGUIN
VAN GOGH
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