salve, pdf - Zeitschrift SALVE

3·2015
S A LV E
Zeitschrift der benediktinischen
Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
SALVE
Zeitschrift der benediktinischen
Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
7. Jahrgang · Ausgabe 3 Juni/Juli 2015
Erscheint sechs Mal jährlich
Titelbild (Erich Liebi): Die Mauritius-Kirche in Oberleis,
Niederösterreich (S. 4ff).
Der hl. Mauritius
Strahlkraft über Jahrhunderte und tausende Kilometer weit 4
Wallfahrt
Liturgischer Kalender
Wallfahrtstage grosser Pilgergruppen
Haben Sie gewusst…
Rubrik Liturgie: Hochgebet
Wallfahrtsinformationen
Gebetserhörungen: «Danke, Bruder Meinrad»
Jubiläum Bruder Meinrad Eugster
Die Kleider der Madonna
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Kloster Einsiedeln
Wallfahrt nach Saint-Maurice d’Agaune
Gebetsanliegen
Frühjahrstagung der Oblaten: «Vedi Napoli…»
Jahr des Ordenslebens: Als Suchende
gemeinsam unterwegs
Konventglöckli
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Stiftsschule
Schulnachrichten
Ecke der Eltern
Schulseelsorge: Sorge um Menschen und Schulseele II
Alumni: Sechzig Gründe für ein grosses Fest
Personalnachrichten
Corvina: Bern rief
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Propstei St. Gerold
Kurs- und Kulturprogramm
Zivildiener in der Propstei: «Grüscht fürs Leben»
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Kloster Fahr
Grusswort
Paramentenwerkstatt: Gewobenes «Geheimnis»
Die Frauenfrage in der Kirche: Ein heftiges Gewitter
Nachrichten der Ehemaligen
Meditation und Bild
www.kloster-einsiedeln.ch
www.kloster-fahr.ch
www.propstei-stgerold.at
www.zeitschrift-salve.ch
www.gotteswort.ch
www.GOTTsuchen.ch
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Kaleidoskop
Veranstaltungskalender
Selma Lagerlöf/Verner von Heidenstam und Einsiedeln II
Neue Bücher
Impressum
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LEITGEDANKE
H
eute, am 1. Mai, da ich diese Zeilen schreibe, begehen wir im Kloster
das Gedächtnis des heiligen Sigismund. Auch er ist einer unserer Kirchenpatrone; sein Altar befindet sich in der Klosterkirche gegenüber demjenigen
des heiligen Mauritius. Und er ist der Stifter der Abtei Saint-Maurice. Ursprünglich Arianer, hatte sich Sigismund katholisch taufen lassen. Als König
der Burgunder errichtete er 515 am Ort, wo damals bereits Mauritius und
seine Gefährten der Thebäischen Legion als Märtyrer verehrt wurden, ein
Kloster, in dem die laus perennis, das ununterbrochene
Gotteslob gehalten wurde. Sigismund ist also wesentlich
mitverantwortlich dafür, dass dieses Jahr dort ein Jubiläum
gefeiert werden kann – 1500 Jahre Abtei Saint-Maurice
d’Agaune. Sigismund ist ein etwas spezieller Heiliger, liess
er doch seinen eigenen Sohn umbringen, wofür er dann aber
öffentlich Busse tat. Am 1. Mai 523 oder 524 wurde er von
den Franken, die ihn zuvor besiegt hatten, mit seiner Familie
in einem Brunnen ertränkt. Er wird als Märtyrer verehrt,
auch wenn er nicht ein Glaubenszeuge im eigentlichen
Sinne war.
Mehrere Gruppen unserer Klostergemeinschaft sind
bereits nach Saint-Maurice gepilgert und kehrten tief beeindruckt zurück.
Bruder Gerold berichtet in dieser Nummer über eine dieser Reisen. Redaktor
Erich Liebi wandte sich in die entgegengesetzte Richtung und entdeckte
im fernen Niederösterreich einen Ort, der nicht nur in der Verehrung des
heiligen Mauritius Parallelen zu Einsiedeln hat, der aber bei uns kaum bekannt ist.
Auch im Rahmen des «Jahres des geweihten Lebens» gab es in unserem
Kloster verschiedene Veranstaltungen, freilich nicht mehr in grossem Rahmen,
sondern weitgehend intern. In den sogenannten Dekanien wurde je ein Themenkreis des geweihten Lebens behandelt und dann der Gesamtgemeinschaft
vorgestellt. Sie können im Artikel von Pater Cyrill darüber lesen.
Ihr
Pater Markus Steiner
3
JAHRESTHEMA
Der heilige Mauritius III
Strahlkraft über Jahrhunderte
und tausende Kilometer weit
Nicht erst seit dem Jahr 515, als in Saint-Maurice d‘Agaune das heutige Kloster gegründet wurde, geht vom Märtyrer Mauritius und seinen Gefährten der thebäischen
Legion eine starke Strahlkraft aus. Könige und Kaiser ebenso wie zahllose Männer
und Frauen aus allen Volksschichten schrieben sich die Tugenden der thebäischen
Glaubenszeugen auf ihre Fahnen – Gottestreue, Tapferkeit, Standhaftigkeit. Zahllose
Kirchenpatrozinien in der Schweiz, in Frankreich, Italien, Deutschland, Österreich
und weit darüber hinaus zeugen davon. Auf der Suche nach Zeichen heutiger Mauritius-Verehrung reiste der «Salve»-Redaktor ins niederösterreichische Weinviertel.
Dort öffnete der Name Mauritius viele Türen. Und er begegnete zwei prominenten
Gestalten aus der frühen Einsiedler Klostergeschichte.
Aus Anlass des 1500jährigen Bestehens ihrer
Abtei haben sich Mönche von Saint-Maurice
im Unterwallis in lobenswerter Weise die
Mühe gemacht, möglichst alle MauritiusPatrozinien auf diesem Planeten zu ermitteln
und sie auf einer Weltkarte darzustellen. Jeden gefundenen Ort haben sie mit einem
Zeichen markiert, was auf der Weltkarte
dazu führt, dass Europa bei der grossen MauEuropa verschwindet unter der Masse der
Mauritius-Markierungen (Bild: Abtei SaintMaurice/Google Maps)
ritius-Dichte von den vielen Markierungen
geradezu verdeckt wird – Europa ist ein einziger Mauritius-Klumpen. Die Abtei schreibt
dazu: «Mehr als 1000 Kirchen sind dem hl.
Mauritius geweiht. Basiliken, Kathedralen,
Pfarrkirchen, einfache Kirchen oder Kapellen, in Stadtzentren oder in Dörfern, in der
Ebene oder in den Bergen, sie alle sind Zeugen, in sämtlichen Stilen, der Ausstrahlung
des Märtyrers im Christentum. Sie sind katholisch, aber auch koptisch-orthodox, evangelisch-lutherisch oder anglikanisch, zwischen Kalifornien und Neukaledonien.»
Mauritius auf Neukaledonien
Die wohl am weitesten vom Ursprungsort
der Mauritius-Verehrung entfernte Mauritius-Pfarrei liegt allein auf weiter Flur – oder
treffender – allein im weiten Südpazifik –
auf Neukaledonien: Die Pfarrei St. Mauritius
in der Gemeinde Yaté, Diözese Nouméa. Es
wäre auf jeden Fall eine Reise wert, um zu
erkunden, auf welche Art und Weise der
thebäische Heilige aus der Schweiz auf Neukaledonien heutzutage dort verehrt wird
4
JAHRESTHEMA
Der Ort Oberleis in Niederösterreich: Die Wallfahrts- und Pfarrkirche ist der Gottesmutter
(Himmelskönigin) und dem hl. Mauritius geweiht. Die Pfarreigründung an diesem Ort geht auf
das Jahr 1050 zurück (Foto: Erich Liebi).
und wie er über Länder und Meere auf die
ferne Insel gekommen ist.
Aber meine eigene Suche führte mich
auf einen anderen Weg, nicht ganz so weit
weg wie Neukaledonien, aber von SaintMaurice aus – nach Angaben von Google
Maps – doch gute 900 Kilometer Richtung
Osten. Bei einer Tagesleistung von 25 Kilometern wäre der Ort – zu Fuss – in rund 37
Tagen zu erreichen. Nur vier weitere Mauritius-Patrozinien sind noch östlicher gelegen
– in Polen (1), in der Tschechei (2) und in Ungarn (1). Auf denn zum Mauritius-Patrozinium im «fernen Osten» des deutschsprachigen Europa.
Eine «Verwandte» von Einsiedeln
Auf Oberleis gestossen bin ich mit den Suchwörtern «Mauritius» und «Patrozinium» in
der Google-Büchersuche. Und dort in einem
Buch aus dem Jahr 1834, «Darstellung des
Erzherzogthums Oesterreich unter der
Ens...». Da steht es: «An beiden Seiten des
Hochaltars stehen die Statuen des heiligen
Mauritius, welcher Kirchenpatron ist, und
des heiligen Leopold.»
Eine weitere Google-Recherche bestätigt: die Kirche Oberleis im niederörstereichischen Weinviertel gibt es auch heute
noch. Und am Telefon wird mir besätigt, die
Kirche sei nach wie vor dem heiligen Mauritius geweiht, ausserdem der «Himmelskönigin Maria, eine Wallfahrtskirche sei sie und
am Jakobsweg liege sie. Auch punkto Alter,
erbaut um das Jahr 1050, braucht sich die
kleine «Schwester» gegenüber der grossen
in Einsiedeln nicht zu schämen. Viele markante Gemeinsamkeiten verbinden also die
schlichte Kirche auf dem Leiserberg mit der
stolzen Klosterkirche im finsteren Wald. Das
ist auf jeden Fall eine Reise wert.
Es ist Dienstag, der 14. April. Tags darauf,
früh um 6.40 Uhr, sitze ich im RailJet nach
Wien, mit der mündlichen Zusage aus Oberleis und Ernstbrunn, dem Sitz der zuständigen Pfarrei (oder Pfarre, wie man dort sagt),
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JAHRESTHEMA
dass mich der zuständige Pfarrer empfangen wird und ich im Gästehaus neben der
Kirche nächtigen kann. Die Vorfreude auf
den winzigen Ort mit grosser Geschichte ist
gross. Nur gerade drei Gebäude gibt es in
Oberleis, die Kirche, den einstigen Pfarrhof,
der jetzt das Geistliche Jugendzentrum der
Erzdiözese Wien beheimatet, und ein Wohnhaus, das früher Schulhaus war für die Kinder der Pfarrei Oberleis, zu der auch die Dörfer Klement und Au gehören. Heute ist
Oberleis Teil des Pfarreiverbundes Ernstbrunn, dem Pfarrer Stanislaw Kosciolek vorsteht. Was man von der Geschichte weiss,
reicht bis ins Jahr 1050 (Pfarreigründung unter königlicher Mitwirkung) und weit darüber hinaus; die Besiedlungsgeschichte des
Leiser Berges geht Jahrtausende zurück bis
in die Steinzeit.
Weit und gross
Von Wien aus geht meine bereits achtstündige Reise per S-Bahn und Bus noch eine
Stunde weiter nach Norden Richtung tschechische Grenze, in die Hügel des Weinvier-
tels. Das Auffallendste unterwegs ist die
Weite dieser sanften und nur spärlich besiedelten Landschaft. Die Räume zwischen den
Siedlungen wirken so gross, dass man das
Gefühl hat, ohne weiteres den ganzen Bezirk Einsiedeln darin unterbringen zu können.
Wie kam Mauritius nach Oberleis?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir
eine längere Reise zurück in die Vergangenheit unternehmen, bis ins Jahr 955. Dort begegnen wir zwei alten, ziemlich prominenten Bekannten aus der Geschichte des
Klosters Einsiedeln: König Otto I., der das
Kloster im Finsteren Wald mit grossen Privilegien ausstattete, und Ulrich, Bischof von
Augsburg, der eigenhändig eine MauritiusReliquie von Saint-Maurice d’Agaune nach
Einsiedeln brachte.
Praktisch vor Bischof Ulrichs Haustür
stellten sich Ottos und Ulrichs Truppen 955
dem Heer der heidnischen Ungaren auf dem
Lechfeld bei Augsburg und rieben es auf.
Das Jahrzehnte lange Leiden Europas unter
St. Mauritius-Kirche Oberleis in ihrem heutigen Zustand nach der letzten Renovation ab 1994
(Foto: Josef Leithner, kirchenfuehrer.eu).
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JAHRESTHEMA
Der grosse Mauritius-Verehrer und -Verbreiter König, später Kaiser Otto I in einer
Mosaik-Darstellung im Berliner U-Bahnhof
Richard-Wagner-Platz (Foto: Wikimedia).
den plündernden Magyaren-Reitern hatte
damit ein Ende.
Prominente Mauritius-Fans
König Otto I. und Bischof Ulrich schrieben
ihren Sieg über die Ungaren dem heiligen
Mauritius zu, beide waren grosse Verehrter
des Märtyrers von Agaunum im Unterwallis.
Otto I. machte ihn zu seinem persönlichen
und zum Patron seines Reiches, ausserdem
widmete König Otto das von ihm 937 gegründete Kloster Magdeburg dem heiligen
Mauritius. Magdeburg war sozusagen Frontstadt für die Missionierung Richtung Nordosten.
Niederaltaich als treibende Kraft
Eine ähnliche Stellung hatte das Kloster Altach, heute unter dem Namen Niederaltaich
bekannt, etwa zweihundert Kilometer östlich von Augsburg an der Donau gelegen.
Auch Niederaltaich hat den heiligen Mauritius zum Patron und auch Niederaltaich hatte, wie auf der Website des Klosters nachzulesen ist, eine Frontstellung der christlichen
Mission Richtung Osten, donauabwärts inne
– mit Gründungen zum Beispiel in Nieder-
Die Mauritius-Statue in Absdorf (Foto: Erich
Liebi).
abtsdorf nahe der slowakischen Grenze, in
Spitz an der Donau, westlich von Wien in der
Wachau gelegen; in Tulbing, etwas näher
bei Wien, und auf gleicher Höhe nördlich
der Donau als prominentestes Beispiel in
Absdorf – alles Gründungen des Klosters
Niederaltaich und mit dem heiligen Mauritius als Patron.
Der Dorfheilige von Absdorf
Mit Roland Moser, Pfarrer i.R. von Absdorf
und Historiker aus Leidenschaft, habe ich
mich zu einer kleinen Kirchenführung verabredet. Auch hier hat sich erwiesen, wie leicht
sich Türen öffneten, wenn es um den heiligen Mauritius in dieser Gegend geht. Aber
Pfarrer Moser kommt nicht allein, Herbert
Mantler begleitet ihn, der Kustos des Heimatmuseums «Oskar Mann» im alten Schulhaus gleich neben der Kirche. Dort wird das
Thema Mauritius sehr gross geschrieben –
eine ganze Abteilung des Heimatmuseums
ist dem heiligen Mauritius und dem Wirken
7
JAHRESTHEMA
des Klosters Niederaltaich in Absdorf (im
Dorf, das dem Abt gehört), gewidmet.
Prunkstück ist die Kopie der Schenkungsurkunde aus dem Jahr 1011, in welcher König
Heinrich II. dem Kloster Niederaltaich «zehn
Königshuben neben dem Dorf Absdorf» vermacht, womit der Name des Dorfes erstmals
urkundlich erwähnt wird. Daneben ist so
ziemlich alles zu sehen, was den Museumsbesuchern (Vereine, Firmen, Gruppen, Private) die Geschichte des Märtyrers aus der fernen Thebäis näher bringt – damit auch alle
recht Bescheid wissen, worum es geht, wenn
am Mauritiustag das ganze Dorf mit grossem Aufwand Kirchweih feiert. Dann kommt
natürlich auch das Reliquiar auf den Altar,
das eine Winzigkeit einer Mauritius-Reliquie
enthält, eine Kostbarkeit, auf welches Pfarrer Moser sichtlich stolz ist.
Die fünfte im Bunde
In Absdorf sind wir nur noch rund fünfzig
Kilometer von Oberleis entfernt. Geht somit
auch diese Mauritius-«Niederlassung» auf
den Missionsdrang der Benediktiner von
Die winzige Mauritius-Reliquie von Absdorf: Nicht auf die Menge kommt es an, sondern auf die Substanz (Foto: Erich Liebi).
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Niederaltaich zurück? Der informative Kirchenführer von Oberleis äussert sich dazu
vorsichtig: «Die Pfarre Oberleis ist wahrscheinlich bereits um 1050 als königliche
Gründung Heinrichs III. entstanden.» Aber
dann kommt’s: «Der deutsche König unterstellte die Pfarre [Oberleis] dem Schutz des
Grafen Meginhard IV. von Formbach» (†
1066). Dieser aber war wie bereits sein Ahne
Meginhard II. Vogt (weltliche Schutzmacht)
des Klosters Niederaltaich. Es darf also vermutet werden: Die Kirche von Oberleis ist
die fünfte im Bunde der Mauritius-Kirchen
im östlichen Niederösterreich.
Die Mauritius-Statue in der Kirche Oberleis
(Foto: Josef Leithner, kirchenfuehrer.eu).
JAHRESTHEMA
Im Schatten der Madonna
Wir haben sie bereits kennengelernt, die Gemeinsamkeiten zwischen Einsiedeln und
Oberleis: Wallfahrtsort am Jakobsweg, prominente Förderer und Wohltäter und das
Doppelpatrozinium mit dem heiligen Mauritius und der Gottesmutter Maria.
In diesem Punkt ist eine weitere Ähnlichkeit zwischen Oberleis und Einsiedeln zu erkennen. Wie in Einsiedeln steht der heilige
Mauritius ein bisschen im Schatten der Madonna. Hauptattraktionspunkt für die vielen Pilger von Oberleis ist Maria, die Himmelskönigin, das ändert sich selbst dann
nicht, wenn am Mauritiustag das ganze Dekanat in Sternwallfahrten nach Oberleis
zieht und Erntedank feiert.
Schon drohte der Kirchenpatron hier in
Vergessenheit zu geraten, oder wie Bischofsvikar Dr. Matthias Roch in seinem Beitrag in der Festschrift «950 Jahre Pfarre
Oberleis» feststellte: «Oberleis war für die
ganze Gegend einfach der Marienwallfahrtsort.» Das mag auch damit zu tun haben, dass die Wallfahrt hier anfänglich und
über Jahrhunderte die andere, längst abgetragene Kirche ganz oben auf dem Berg zum
Ziel gehabt hatte – die ursprüngliche Marienkirche.
Doch das Jahr 1986 brachte die Wende,
als der damalige Pfarrer Thomas Vielnascher die Initiative ergriff und die Feier zu
Ehren des heiligen Mauritius wieder einführte. Vielleicht war das eine prophetische
Tat des Pfarrers, denn sechs Jahre später
wurde im ehemaligen Pfarrhof Oberleis das
Geistliche Jugendzentrum der Erzdiözese
Wien eröffnet. Jahr für Jahr kommen zahlreiche Jugendliche aus der Gegend nach
Oberleis, an den Ort, «an dem Glaube zur
existentiellen Betroffenheit wird», wie in
der Jubiläumsschrift «950 Jahre Pfarre
Oberleis» zu lesen ist. Und wer wäre besser
geeignet, ein Beispiel zu geben für den
Glauben, der existentielle Betroffenheit
wird, als Kirchenpatron Mauritius, der mit
seinem Martyrium ein nach wie vor lebendiges Zeugnis seines Glaubens abgelegt
hat.
Erich Liebi
Grosse Kirchen- und Wallfahrtstage in Oberleis sind die Marienfeste und der Mauritiustag um den
22. September mit Erntedank- und Kirchenfest (Foto: Ernst Busch, Klement).
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WALLFAHRT
Liturgischer Kalender für den Juni
1. Mo
Hl. Justinus († um 165)
Philosoph, Märtyrer
3. Mi
Hl. Karl Lwanga und Gefährten
(† 1886)
Märtyrer
4. Do
Hochfest
Fronleichnam
08.30 Feierliches Pontifikalamt und
Prozession mit dem
Allerheiligsten
16.30 Feierliche Pontifikalvesper vor
dem ausgesetzten Allerheiligsten
5. Fr
Hl. Bonifatius († 754)
Bischof, Märtyrer
7. So
10. Sonntag im Jahreskreis
09.30 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper und Prozession
11. Do
Hl. Barnabas
Apostel
12. Fr
Hochfest
Herz Jesu
11.15 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
Eucharistische Aussetzung
20.00 Feierliche Komplet
Eucharistische Aussetzung
13. Sa
Hl. Antonius von Padua († 1231)
Ordenspriester, Kirchenlehrer
Einsiedler Gebetstag
für geistliche Berufe
13.15– Anbetung in der Unterkirche
16.00 Eucharistischer Segen
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14. So
11. Sonntag Im Jahreskreis
09.30 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
19. Fr
Hl. Romuald († 1027)
Mönch, Ordensgründer
21. So
12. Sonntag im Jahreskreis
09.30 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
24. Mi
Hochfest der Geburt
Johannes des Täufers
11.15 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
28. So
13. Sonntag im Jahreskreis
09.30 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
29. Mo
Hochfest der heiligen
Petrus und Paulus, Apostel
09.30 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
Gebetsmeinungen
Weltkirche
Für Immigranten und Flüchtlinge
Sie mögen mit Respekt empfangen und
aufgenommen werden.
Die Berufung
Die Begegnung mit Christus führe junge
Menschen zum Priesterberuf oder zu
einem Leben im Orden.
Kirche Schweiz
Fronleichnam; dass die Eucharistiefeier,
besonders am Sonntag, zur Quelle innerer Stille und persönlichen Gebetes wird.
WALLFAHRT
Liturgischer Kalender für den Juli
2. Do
Fest
Mariä Heimsuchung
11.15 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
3. Fr
Fest
Hl. Thomas, Apostel
11.15 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
5. So
14. Sonntag im Jahreskreis
09.30 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
11. Sa
Hochfest des
heiligen Benedikt
Abt, Schutzpatron Europas
11.15 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
12. So
15. Sonntag im Jahreskreis
09.30 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
Einsiedler Gebetstag
für geistliche Berufe
13.15– Anbetung in der Unterkirche
16.15 Eucharistischer Segen
23. Do
Fest
HL. Birgitta von Schweden
(† 1373)
Ordensgründerin, Mitpatronin
Europas
11.15 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
25. Sa
Fest
Apostel Jakobus
11.15 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
26. So
17. Sonntag im Jahreskreis
09.30 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
29. Mi
Hl. Marta, Maria und Lazarus
Gastfreunde des Herrn
31. Fr
Hl. Ignatius von Loyola († 1556)
Priester und Ordensgründer
13. Mo
Gebetsmeinungen
Weltkirche
16. Do
Hochfest Unserer Lieben
Frau von Einsiedeln
11.15 Feierliches Konventamt
16.30 Feierliche Vesper
19. So
16. Sonntag im Jahreskreis
09.30 Pontifikalamt
16.30 Pontifikalvesper
Äussere Feier
Unserer Lieben Frau
von Einsiedeln
Politische Verantwortung
als eine Form der Liebe verstehen und
praktizieren
Die Armen Lateinamerikas
Für eine geschwisterliche Gesellschaft
Kirche Schweiz
Ferienzeit; dass sie der wirklichen Erholung diene und zur spirituellen Stärkung
und echten zwischenmenschlichen Beziehungen beitrage.
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WALLFAHRT
Wallfahrtstage grosser Pilgerguppen 2015
Alle Gottesdienste finden jeweils in der Klosterkirche statt (ausser GK = Gnadenkapelle,
KP = Klosterplatz).
Juni
Sa, 06. Juni
So, 07. Juni
Sa, 13. Juni
So, 14. Juni
So, 21. Juni
Pro Ecclesia Schweiz
Tschechen Wallfahrt
Kroatenwallfahrt
12.30 Uhr
12.30 Uhr
19.00 Uhr
12.15 Uhr
12.30 Uhr
15.15 Uhr
11.00 Uhr
15.30 Uhr
Pontifikalamt
Pontifikalamt
Pontifikalamt
Pontifikalamt
Eucharistiefeier
Andacht
Pilgermesse
Andacht GK
So, 28. Juni
Glarner Landeswallfahrt
12.30 Uhr
14.30 Uhr
20.30 Uhr
09.30 Uhr
14.30 Uhr
09.30 Uhr
21.30 Uhr
20.30 Uhr
14.00 Uhr
20.30 Uhr
Eucharistiefeier
Eucharistiefeier
Andacht
Bussfeier
Pontifikalamt
Eucharistiefeier
Lichterprozession KP
Andacht GK
Pontifikalamt
Andacht
Mo, 17. August Einsiedler Krankentag
14.30 Uhr
Sa, 22. August
Rheintaler Wallfahrt
09.45 Uhr
15.15 Uhr
Eucharistiefeier mit
Krankensalbung
Eucharistiefeier
Andacht
So, 23. August
So, 23. August
Tagung der ehemaligen
päpstlichen Schweizergardisten
MFM Deutschschweiz
Sa, 29. August
5. Afrikanische Wallfahrt
09.30 Uhr
12.15 Uhr
14.30 Uhr
12.30 Uhr
Pontifikalamt
Rosenkranz
Pontifikalamt
Eucharistiefeier
Tamilenwallfahrt
Juli
Sa, 04. Juli
Di, 07. Juli
Zürcher Wallfahrt
127. Jurassier Wallfahrt
Mi, 08. Juli
Do, 09. Juli
Mo, 20. Juli
Mi, 22. Juli
Fr, 24. Juli
17. Wallfahrt der Fahrenden
August
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Haben Sie gewusst, dass ...
…Anstand und Abstand zusammengehören? Beide Haltungen haben das gleiche Fundament, sie drücken eine Art von «stehen» aus. Der Anstand ist die Verhaltensweise, die einem Menschen ansteht. Man sagt darum, dass jemandem etwas mehr Zurückhaltung in
seinem Reden gut anstehen würde. Anstand ist also die passende Haltung einer Situation
oder einem Menschen gegenüber. Anstand setzt voraus, dass man Grenzen respektiert,
denn jede Situation und jeder Mensch haben ihren einmaligen Wert, ihre Gültigkeit. Menschen, die sich aus Sensationslust Zugang zu einer Unglücksstelle verschaffen, haben keinen Anstand.
Einem Menschen gegenüber lässt es an Anstand mangeln, wer den nötigen Abstand
nicht wahrt, über ihn oberflächlich urteilt, seine Leistungen nicht anerkennt, ihn nicht als
ein Individuum gelten lässt, das er nie in allem verstehen kann.
Anstand können und müssen wir lernen. Das ist mehr als das Erlernen von «BenimmRegeln». Das Buch von Adolph Knigge «Über den Umgang mit Menschen», das 1788 erstmals erschienen ist, kann auch heute noch eine Hilfe sein. Dass Anstand und Abstand zusammengehören, drückt Knigge so aus: «Mache einigen Unterschied in deinem äusseren
Betragen gegen Menschen, mit denen du umgehst, in den Zeichen von Achtung, die du
ihnen beweisest! Reiche nicht jedem deine rechte Hand dar, umarme nicht jeden, drücke
nicht jeden an dein Herz!» Ja, nur wer Abstand halten kann, hat Anstand.
Pater Alois Kurmann
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WALLFAHRT
Liturgisches Grundwissen
Hochgebet
Schon das älteste eucharistische
Hochgebet (Anfang 3. Jahrhundert) beginnt mit den Worten «Erhebet die Herzen» und reicht bis
zum «Amen» des abschliessenden
Lobpreises. Katholische Christen
kennen dieses alte Gebet gut: Daraus wurde mit einigen Zusätzen
nach dem Zweiten Vatikanischen
Konzil (1962–1965) das 2. Hochgebet. Es wird wegen seiner Kürze
oft verwendet. Über mehr als tausend Jahre gab es in der katholi- Pater Philipp Steiner beim Hochgebet anlässschen Kirche nur ein einziges
lich seiner Klosterprimiz am 12. Oktober 2014
Hochgebet, das heutige erste.
(Foto: Jean-Marie Duvoisin).
In der Mitte dieser feierlichen
Gebete steht der Bericht von der Einsetzung der Eucharistie beim letzten Mahl Jesu.
Was er damals tat, das tun Christen auch heute: Er nahm das Brot – das entspricht der
Gabenbereitung. Er sagte Dank – das ist das eucharistische Hochgebet. Er brach das
Brot, das geschieht nach dem Hochgebet in der Brechung der Brothostien. Und er
reichte es seinen Jüngern so wie noch heute bei der Austeilung der Kommunion.
Danken ist also zentral für diese Gebet: für Brot und Wein, aber auch für alles
andere, was Gott getan hat, um den Menschen seine Nähe zu schenken, ganz besonders durch Jesus Christus. Damit wird der Dank zum Gedächtnis und es erfüllt sich aufs
Neue sein Auftrag: Tut dies zu meinem Gedächtnis. Und es erfüllt sich seine Zusage,
erneut unter den Menschen zu sein, im Geheimnis der in Leib und Blut gewandelten
Gaben.
(Quelle: Gunda Büske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten. Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012
Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen
Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch
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WALLFAHRT
Wallfahrtsinformationen
Seelsorge
Öffnungszeiten
Beichtzeiten
Sonn- und Feiertage:
08.30 – 09.15 / 10.45 –11.00 /
15.00 –16.00 / 17.00 –18.00 Uhr
Montag bis Samstag:
09.00 –10.45 / 15.00 –16.00 /
17.00 –18.00 Uhr
Kirchenpforte
Montag bis Samstag:
08.30 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –18.15 Uhr
Sonn- und Feiertage:
08.30 – 09.15 / 10.30 –11.45 / 13.30 –16.15 / 17.
15 –18.15 Uhr
Das «Goldene Ohr»
[email protected]
Klosterkirche
Ostern bis Allerheiligen:
6.00 – 21.00 Uhr
Allerheiligen bis Ostern:
6.00 – 20.30 Uhr
Segnung von
Andachtsgegenständen
Montag bis Samstag:
12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr
Sonn- und Feiertage:
10.45 / 12.00 / 14.45 / 16.15 / 17.00 Uhr
Wallfahrtsbüro
Sie erreichen uns telefonisch von
Montag bis Freitag
09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr
November bis Februar
sowie während der Sommerferien:
09.00 –11.00 Uhr
Telefon: +41 (0)55 418 62 70
Fax: +41 (0)55 418 62 69
[email protected]
www.wallfahrt-einsiedeln.ch
Klosterladen
Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr
Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr /
13.30 –17.30 Uhr
Samstags: 10.00 –16.30 Uhr
Telefon: 055 418 64 71
www.klosterladen-einsiedeln.ch
Gottesdienste in der Klosterkirche
Sonn- und Feiertage
Werktage
17.30 Uhr
06.15 Uhr
07.15 Uhr
08.00 Uhr
09.30 Uhr
Vorabendmesse (Hauptaltar)
Kapellmesse (Gnadenkapelle)
Laudes
Kapellmesse (Gnadenkapelle)
Konventmesse (Hauptaltar)
06.15 Uhr
07.15 Uhr
08.30 Uhr
Kapellmesse (Gnadenkapelle)
Laudes
Kapellmesse (Gnadenkapelle)
11.00 Uhr
Pilgermesse (Hauptaltar)
16.30 Uhr
17.30 Uhr
20.00 Uhr
Vesper/Salve Regina
Kapellmesse (Gnadenkapelle)
Komplet
09.30 Uhr
11.15 Uhr
12.05 Uhr
16.30 Uhr
17.30 Uhr
20.00 Uhr
Kapellmesse (Gnadenkapelle)
Konventmesse (Hauptaltar)
Mittagsgebet
Vesper/Salve Regina
Kapellmesse (Gnadenkapelle)
Komplet
15
WALLFAHRT
Gebetserhörungen
«Danke, Bruder Meinrad!»
«Schon mehrmals habe ich Bruder Meinrad
um Hilfe gebeten.» – «Ich habe schon viel
von Bruder Meinrad gehört.» – «Zum Dank
für Bruder Meinrad» – «Heute möchte ich
mich bei Bruder Meinrad bedanken.» So
oder ähnlich beginnen viele Briefe. Das
überrascht. In seiner schlichten und selbstverständlichen Art als Christ und Mönch zu
leben, hat Bruder Meinrad Dankbarkeit gelebt. Er war durch und durch ein eucharistischer Mensch. Und gerade diese Haltung
weckt er auch in den Menschen, die sich ihm
mit ihren Sorgen anvertrauen. Das berührt.
Die Rückmeldungen von Gebetserhörungen
zeigen Menschen, die in allen Schwierigkeiten nicht aufgeben oder verzweifeln. Das
beeindruckt. Das ist Glaubenszeugnis. Sie
bringen das zum Ausdruck, was Silja Walter
in den prägnanten Satz gefasst hat:
Bruder Meinrad Eugster
OSB (Foto: zvg).
Ist hinter allen Dingen,
die scheinbar nicht gelingen,
doch einer, der mich liebt.
Heilige sind Menschen, die in Gottes Gegenwart leben. Sie sind uns Vorbild, Gottes Gegenwart immer wieder zu suchen und dankbar zu erleben. Lassen wir uns von ihnen
anstecken!
Diesen Weg wollen wir auch neu wagen,
wenn wir am 14. Juni 2015 um 15 Uhr in der
Klosterkirche an Bruder Meinrad Eugster
denken.
Einladung
Am 14. Juni 2015 jährt sich der Todestag des Ehrwürdigen Dieners Gottes Bruder Meinrad
Eugster zum 90. Mal. Aus diesem Anlass lädt die Klostergemeinschaft alle Verehrerinnen
und Verehrer von Bruder Meinrad um 15 Uhr zu einer Gedenkfeier in die Einsiedler Klosterkirche ein.
Bruder Meinrad wurde 1848 in Altstätten SG geboren. Nach Wanderjahren als Schneidergeselle legte er 1875 die Profess als Mönch von Einsiedeln ab. Ihm wurden verschiedene Aufgaben anvertraut: in der Schneiderei, im Refektorium, in der Sakristei und in
der Kleiderkammer. Trotz schwächlicher Gesundheit lebte er während 50 Jahren seine
Berufung in grösster Treue. Am 14. Juni 1925 starb er im Rufe der Heiligkeit.
Bereits 1939 wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet. 1941 wurden seine Gebeine
der Mönchsgruft entnommen und beim Patroziniumsaltar in der Klosterkirche neu beigesetzt. 1960 anerkannte der heilige Papst Johannes XXIII. den heroischen Tugendgrad
des Ehrwürdigen Dieners Gottes.
Mit der gleichen Hilfsbereitschaft wie einst auf Erden scheint er in der Seligkeit weiter
zu wirken. Viele Gebetserhörungen bestätigen dies bis auf den heutigen Tag.
Pater Martin Werlen
16
S A LV E
5·2013
S A LV E
Zeitschrift der
benediktinis
Gemeinscha
chen
ften Einsiede
ln und Fahr
Zeitschrift der benediktinischen
Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen
facettenreichen Einblick in das Leben hinter
den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das
Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Einsiedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher
Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem Engagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.
In verschiedenen Rubriken informiert die
Zeitschrift unter anderem umfassend über die
Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr,
die Stiftsschule, die Wallfahrt, die Klosterbetriebe sowie über religiöse und kulturelle Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr.
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17
WALLFAHRT
Bruder Meinrad Eugster und Dietrich Bonhoeffer
Unterschiedlich und doch
sehr ähnlich
Wie kann man dazu kommen, den Einsiedler Benediktiner Bruder Meinrad Eugster
und den lutherischen Theologen Dietrich Bonhoeffer im gleichen Artikel zu würdigen? Auf den ersten Blick sind sie sehr unterschiedlich und haben kaum etwas gemeinsam. Und doch gibt es vieles, was die beiden eng verbindet.
Vor 90 Jahren – am 14. Juni 1925 – starb im
Kloster Einsiedeln Bruder Meinrad Eugster
(geb. 1848). Eine Grundhaltung, die in seinem Leben besonders auffällt, ist die der
Dankbarkeit. Man begegnet ihr auf Schritt
und Tritt. Bereits das erste erhaltene schriftliche Dokument, der für die Klosteraufnahme verfasste Lebenslauf, verrät einen dankbaren Menschen. Die meisten Briefe sind mit
der Formel «Ihr stets dankbarer Bruder
Meinrad O.S.B.» unterschrieben. Seine Mitbrüder bezeugen, dass dies keine leere Formel war. So sagt einer: «Mit vollem Recht
könnte man Bruder Meinrad den ‹Bruder
Deo Gratias› nennen, denn er sagt immer,
auch bei Unannehmlichkeiten, ein aufrichtiges ‹Deo Gratias›.» Und ein anderer bezeugt:
«Für jedes Wort, das man ihm gab, wenn
man ihm nur die kleinste Aufmerksamkeit
erwies, sagte er sofort: ‹Vergelt’s Gott,
Vergelt’s Gott!›»
Grabplatte für Bruder Meinrad Eugster (Foto:
KAE).
Die Dankbarkeit war allerdings nicht an
die Sonnenseiten des Lebens gebunden.
«Auch in seinem schwersten Leiden konnte
er lächelnd sagen: ‹O, ich bin ganz zufrieden.
Vergelt’s Gott, Vergelt’s Gott! Er dankte, wo
andere keinen Grund zum Danken sehen;
für jede Arbeit und Mühe, die man ihm
übertrug, sagte er ein neues Vergelt’s Gott,
Vergelt’s Gott. Bruder Meinrad trug einen
unergründlichen Schatz heiligen Frohmutes
in seiner Seele. Ein singendes Vögelein im
Klostergarten konnte ihn zu Freudentränen
rühren, weil es so viel Güte Gottes in sich
trug.›» Von 1912 ist eine Ansichtskarte erhalten, die Bruder Meinrad dem damaligen Refektoriumsbruder zum Namenstag in die
Ferien schickte. Bruder Meinrad half oft im
Refektorium aus und hatte unter dem jähzornigen Mitbruder sehr zu leiden. Auf der
Ansichtskarte stehen die Worte: «Grüsse
und Memento von Ihrem stets dankbaren
Bruder Meinrad O.S.B.» Es erstaunt nicht,
dass die Seiten mit den Dankgebeten im Gebetbüchlein von Bruder Meinrad am meisten abgegriffen sind.
Dietrich Bonhoeffer
Vor 70 Jahren – am 9. April 1945 – wurde im
Konzentrationslager Flossenbürg der lutherische Theologe Dietrich Bonhoeffer erhängt. Die in der Haft von 1943 bis 1945 entstandenen und aus der Zelle geschmuggelten
18
WALLFAHRT
deren. Bis heute sind sie für viele Menschen
Ermutigung und Vorbild für Vertrauen. Beide sind mit dem Beispiel vorangegangen,
das Papst Johannes Paul II. als wesentlich für
das Gemeinschaftsleben bezeichnet: «In der
Brüderlichkeit lernt ein jeder mit dem zu leben, den Gott neben ihn gestellt hat, indem
er seine positiven Wesensmerkmale und zugleich seine Andersartigkeit und seine Grenzen annimmt.»
Dietrich Bonhoeffer (Foto: Wikimedia).
Briefe und theologischen Aufzeichnungen
wurden später unter dem Titel «Widerstand
und Ergebung» veröffentlicht. Als roter Faden durch alle Briefe und Aufzeichnungen
überrascht eine tiefe Dankbarkeit. Es gibt
kaum einen Brief, in dem Bonhoeffer nicht
dankt. Die Situation ist zum Verzweifeln,
aber sie vermag die dankbare Erinnerung an
all das Schöne in seinem Leben nicht auszulöschen. Dankbarkeit und Erinnerung gehen
Hand in Hand. So schreibt er: «Die Kraft der
Erinnerung kommt aber immer wieder aus
der Kraft der Dankbarkeit. Gerade in solchen Zeiten soll man sich um Sammlung zur
Dankbarkeit im Gebet bemühen.» Bonhoeffer verbittert in seiner unmöglichen Lage
nicht, sondern wächst in der Haltung der
Dankbarkeit. Schon bald nach seiner Verhaftung kann er schreiben: «Man wird für Geringes dankbar, auch das ist wohl ein Gewinn.» Das Kreisen um sich selbst und seine
«geringen Entbehrungen» wäre nach Bonhoeffer «sehr ungerecht und undankbar».
Seine grössten theologischen Einsichten
wurden ihm in seiner Gefangenschaft geschenkt. Er ist sich dessen bewusst und dafür
dankbar: «Ich bin dankbar, dass ich das habe
erkennen dürfen, und ich weiss, dass ich es
nur auf dem Wege habe erkennen können,
den ich nun einmal gegangen bin. Darum
denke ich dankbar und friedlich an Vergangenes und Gegenwärtiges.»
Bruder Meinrad und Dietrich Bonhoeffer haben sich selbst und anderen vertraut.
Sie haben den Menschen als Geschenk Gottes wahrgenommen – sich selbst und die an-
Der Mensch, das Geschenk Gottes
Bruder Meinrad und Dietrich Bonhoeffer haben ein ordentliches Leben geführt. Ohne
eine gewisse Askese gelangt kein Mensch zur
Freiheit. So schreibt Bonhoeffer: «Niemand
erfährt das Geheimnis der Freiheit, es sei
denn durch Zucht.» Und Bruder Meinrad
wird von Mitbrüdern als «lebendige Benediktinerregel» bezeichnet. Der Erfahrung lehrt
uns tatsächlich ein interessantes Gesetz: Je
mehr einer immer macht, was ihm gefällt,
desto weniger gefällt ihm, was er macht. Er
wird unzufrieden und mürrisch. In einem ordentlichen Leben aber findet alles den Platz,
der ihm gebührt: Gebet, Arbeit, Freizeit, Einsamkeit, Gemeinschaft, Mahlzeiten, Schlaf.
Bruder Meinrad und Dietrich Bonhoeffer sind in Gottes Gegenwart gewandelt.
Das ist nicht an eine auserwählte Umgebung
oder an bestimmte Tätigkeiten oder Aufgaben gebunden. Auch die unscheinbarste Arbeit wird in Gottes Gegenwart zum Gottesdienst, ja sogar die Erfahrung des Mangels
und der Haft.
Die Begegnung mit Menschen wie Bruder
Meinrad und Dietrich Bonhoeffer provoziert
zur Dankbarkeit. Sie haben auf den Anruf
Gottes geantwortet – in ihrer konkreten Situation, die alles andere als ideal war. Sie haben
ihr Glück auch dann nicht verloren, wenn sie
nach den Massstäben der Welt unglücklich
hätten sein müssen. Sie sind dank der Gnade
Gottes soweit herangereift, dass sie in allen
Lebensumständen Gott danken konnten und
nicht murrten. Daran erinnern sie uns – Gott
sei Dank! – an ihrem 70. oder 90. Todesjahr.
Pater Martin Werlen OSB
19
WALLFAHRT
Das Bild der Himmelskönigin in Heda
«Achthundert Weihnachten
Sah ich ihre Lichter anzünden.
Kinder, hört, was ich erzähle:
Könige küssten meinen Fuss.
Vergessen sitze ich. Staub bedeckt mich.
Bitte mich nicht um das,
was du lieb hast,
nicht um Gold, und nicht
um einen Namen.
Geh, Leugner!
Nur bei dem, der glaubt,
geschehen Wunder.»
Als ich von des Bildes roten
Lippen aus Holz so schwerwiegende
Worte hörte,
flog auf die Mauer ein Schein,
und ich betete:
«Schenk’ mir lieber das goldene Herz,
schenk’ mir einen Tropfen der guten,
liebreichen Demut,
die, vergessen und ohne Namen,
dich geschmückt und mit Schleier
und Krone
hoch und streng auf den Stuhl
der Königin gesetzt.
Lehre mich so verehren und besingen
die ganze grosse helle Welt,
die voll von dem Schwirren der Flügel,
von Wiesen und Bergen und wunderbaren,
edlen, klugen Menschentaten steht.
Der hat Glauben, für den vieles heilig ist.»
Verner von Heidenstam
Aus: Maria in Dichtung und Deutung –
Eine Auswahl. Herausgegeben von Otto Karrer –
Manesse Verlag, Zürich, 1962
Verner von Heidenstam war ein Schwedischer Schriftsteller und erhielt 1916 den Literaturnobelpreis. Er besuchte den Wallfahrtsort Einsiedeln und verfasste einen Text darüber
(siehe Artikel S. 64ff). Heidenstam stand in Kontakt mit dem Einsiedler Pater Friedrich
Ziegler, für den er eine längere Widmung in eines seiner Bücher schrieb. Das Bild der
Himmelskönigin in Heda stammt aus dem 12. Jahrhundert und befindet sich in einer architektonisch stark von den Zisterziensern beeinflussten Kirche in Schweden.
Das Kleid der Madonna III
Ausschnitt aus dem Pfingstkleid der Einsiedler Muttergottes. Das Kleid stammt aus dem
Jahre 1750 und wurde vom Kloster angeschafft. Es besteht aus Seidenbrokat mit echten
Goldfäden. (Foto: Inge Zinsli)
20
WALLFAHRT
21
KLOSTER EINSIEDELN
Wallfahrt ins Kloster Saint-Maurice (VS)
1500 Jahre an der Quelle
Aus Anlass des 1500-jährigen Jubiläums der Abtei Saint-Maurice machten sich in
mehreren Abteilungen Mönche aus dem Kloster Einsiedeln auf zu einer Wallfahrt
ins Wallis. Sie erlebten dabei grosszügige Gastfreundschaft, erhielten spirituelle
Impulse und durften ins reiche kulturelle Erbe der ältesten ununterbrochen intakten
Abtei Westeuropas eintauchen. Und eine Gruppe begegnete unerwartet Altbundesrat
Pascal Couchepin.
Gleich vorneweg: Das Städtchen Saint-Maurice im Unterwallis darf nicht mit der Nobeldestination Sankt Moritz in Graubünden
verwechselt werden.
Das Thermometer in der Nähe der Gnadenkapelle zeigt 4 Grad Celsius an, als sich
am 5. März Pater Lukas, Pater Ansgar, Pater
Gabriel, Bruder Gerold und Pater Justinus
durch das schneebedeckte Einsiedeln zum
Bahnhof aufmachen. Einige Stunden später
scheint am Zielbahnhof Saint-Maurice die
Sonne.
Auf dem Perron begrüsst uns Monseigneur Joseph Roduit, der Vorsteher der gleich
neben dem Bahnhof gelegenen Abtei. Sie
befindet sich unter einer immens mächtigen
steil aufragenden Felswand. Wie können sie
unter dieser Felswand leben, werde er von
Besucherinnen und Besuchern häufig gefragt, sagt Abt Joseph. Er antworte immer
mit dem Bibelvers: «Der Herr ist unser Fels.»
Der Klostervorsteher führt uns über eine
Grasfläche zur Klosterquelle. 40 Liter pro Minute entströmen ihr. Ein munteres Bächlein
beginnt hier seinen Lauf. Der für Feinde unbezwingbare Fels und die Wasserquelle bewogen damals die Römer zur Ansiedelung
an diesem Ort.
Die Klostergründung erfolgte vor 1500
Jahren durch den burgundischen König Si-
22
gismund, der durch die Stiftung seine frevlerische Tat des Erdrosselns seines Sohnes Sigerich sühnen wollte.
Augustiner Chorherren
Dem ältesten abendländischen Kloster gehören rund vierzig Chorherren an. Sie leben
nach der Regel des heiligen Augustinus.
Weitere Klöster des Ordens sind St. Florian
oder Kloster Neuburg in Österreich. Charakteristisch für die Ordenstracht ist ein verkümmertes weisses Skapulier, das die Chorherren auf eigentümliche Art und Weise
über der schwarzen Kutte tragen. Wir sind
in Zimmern des Konvents untergebracht.
Die Gänge sind hoch und weit. In einer Ecke
schwingt das Pendel einer alten Standuhr
den regelmässigen Gang der Zeit gleich neben dem später dazugekommenen modernen Lift. Für das Gebet der Mittagshore werden die Priestermönche aus dem Finsteren
Wald in ein kurzes Chorhemd mit darüber
angezogenem roten Mantelumhang gesteckt. Meine Mitbrüder mühen sich mit den
vielen Knöpfen des purpurnen Mäntelchens
ab und stehen unvermittelt als eine Art
«Kardinäle auf Zeit» vor mir. Wir erhalten
Plätze in den Chorstallen der Abteikirche
zugewiesen. Zaghaft stimme ich in die französisch vorgetragenen Psalmverse ein.
KLOSTER EINSIEDELN
«Kardinal» auf Zeit: Pater Ansgar Schuler
kleidet sich in der Sakristei der Abteikirche
von Saint Maurice mit dem Chormäntelchen
ein (Fotos: Bruder Gerold Zenoni).
Altbundesrat und Klosterschatz
Der aus Bayern gebürtige Thomas Rödder
wollte sich der Gemeinschaft der Chorherren anschliessen. Die theologischen Studien
in Rom absolvierte er beim Einsiedler Kon-
ventualen Pater Magnus Löhrer. Heute leitet
er eine Führung für die Mönche aus Einsiedeln. Sie beginnt mit der Präsentation römischer Inschriften auf Steintafeln und Stelen.
«Wir wären stolz, wenn wir sowas in Einsiedeln hätten», lässt sich ein Mitbruder vernehmen. Amüsant scheint mir die Tatsache,
dass sogar die Römer bei Inschriften grammatikalische Fehler machten. Das Hauptportal der Kirche ist mit den Namen vieler Märtyrer versehen. Maria Goretti ist zu lesen.
Kürzlich stattgefundene Ereignisse wie die
Ermordung koptischer Christen zeigen auf,
dass man nicht ohne Grund Platz für weitere
Einträge gelassen hat.
Wir haben die Kirche kaum betreten, da
steht unvermittelt und gänzlich unerwartet Altbundesrat Pascal Couchepin vor uns!
Als ehemaliger Schüler – er musste gemäss
eigener Aussage sogar eine Klasse wiederholen – von Saint-Maurice präsidiert der
ehemalige Magistrat das Jubiläumskomitee. Und seine Frau singt im Chor der Abteikirche mit. Bereitwillig stellt sich Pascal
Couchepin für ein Gruppenbild zur Verfügung. Schmunzelnd gruppieren sich die
Unverhoffte Begegnung: Gutgelaunt formieren sich (v.l.) Pater Lukas, Pater Gabriel, Altbundesrat Pascal Couchepin, Pater Justinus und Pater Ansgar zu einem Erinnerungsbildin in der
Abteikirche von Saint-Maurice.
23
KLOSTER EINSIEDELN
Mönche um den ehemaligen Bundesrat.
Und spontan verfasst er auf einem Blatt Papier eine kurze Grussbotschaft für den Konvent in Einsiedeln.
«Vedremo»
Gerne sähe man an den grossen Jubiläumsfeierlichkeiten vom 22. September 2015 einen anderen hohen Gast in der Abteikirche:
Papst Franziskus. «Vedremo», soll er mit
leicht orakelhaftem Einschlag gesagt haben.
2014 war beim Mauritiusfest Abt Urban Federer anwesend. Wir besichtigen die Ausgrabungen neben der Felswand. Ein riesiges
mit Steinen beschwertes Glasdach bedeckt
in grosser Höhe diesen Bereich. Gehalten
wird das Dach durch einige in den Felsen
verankerte Stahlseile. Fast wähnt man sich
bei Ausgrabungen in Rom. Modernste Infostationen geben Aufschluss über den zeitlichen Ablauf der Baugeschichte.
Die Bedeutung der Schatzkammer der
Abtei Saint-Maurice erhellt sich auch aus der
Tatsache, dass diese Kostbarkeiten 2014 im
weltbekannten Museum Louvre in Paris gezeigt wurden. Während des Exils der Preziosen hat man den Ausstellungsraum neu hergerichtet. Offenbar auch im Hinblick auf die
aktuellen Übertragungstechnologien. Pater
Lukas checkt hier sein Handy mit gutem Erfolg. Eine Meldung von Abt Urban ist eingegangen. Der Kontakt mit der «Zentrale» in
Einsiedeln ist gewährleistet. Hauptanziehungspunkt ist der grosse etwa 80 Kilogramm schwere silberne Mauritiusschrein.
Er wurde seinerzeit vor dem Zugriff Napoleons in Sicherheit gebracht, was den Potentaten in Rage gebracht haben soll... Leider
ging bei der Rettungsaktion das Jesuskindlein bei der Muttergottesstatue verloren.
Man verzichtete auf die Rekonstruktion. So
wird nachvollziehbar, dass Geschichte ein
lebendiger Prozess ist.
Kaffee und Tee stärken uns nach der
Führung. Das Wasser stammt aus der Klosterquelle. Dem momentan gehtechnisch
handicapierten Pater Lukas wird von Pater
Ansgar in Aussicht gestellt, dass er am fol-
24
genden Tag wieder ohne Gehhilfen unterwegs sein werde.
Steiler Aufstieg
Der Vorplatz der Abteikirche liegt am zweiten Tag unseres Besuches noch im Schatten.
Ein eisiger Wind weht. Wir suchen Zuflucht
in der Kirche, bis uns Thomas Rödder abholt.
Spontan gesellt sich uns eine Schulklasse für
den Weg nach Vérolliez bei. Die Viertklässlerinnen und Viertklässler haben auch
Deutschunterricht. «Guten Tag. Wie heissen
Sie?», kommt schon ganz flott von den Lippen der jungen Menschen. Der mit seinen
integrierten profanen Zimmern im ersten
Stock eigenwillig wirkende Kubus der Kapelle von Vérolliez liegt in der Sonne. Pater Justinus zelebriert an diesem mutmasslichen
Ort des Martyriums des heiligen Mauritius
und seiner Gefährten die Eucharistie zusammen mit den Mitbrüdern aus Einsiedeln. Das
Altarbild zeigt den heiligen Mauritius kurz
vor der Hinrichtung – der Scharfrichter hat
sein Schwert zum tödlichen Schlag schon erhoben.
Auf dem Rückweg werfen wir einen
Blick zur Kapelle Madonna du Scex. Wie ein
Vogelnest hängt sie in der Felswand und fast
scheint es zweifelhaft, dass dieser Ort zu
Fuss erreichbar sei. Pater Ansgar, Pater Justinus und Bruder Gerold machen nach dem
Mittagessen die Probe aufs Exempel.
481 Treppenstufen hat man uns genannt.
Wir lassen das Zählen und schreiten wacker
voran. Verstohlen werfe ich einen Blick in
die Höhe: kommen da keine Steine?
Nach kurzer Frist erreichen wir diesen
extrem gelegenen Wallfahrtsort. Eine Votivtafel zeigt das Einsiedler Gnadenbild. Ein
improvisiertes Vespergebet vor der Pfarrkirche beendet unseren Aufenthalt im Wallis.
Zwar geht Pater Lukas immer noch mit der
Gehhilfe, aber die schönen Eindrücke aus
Saint-Maurice mit seiner seit über 1500 Jahren sprudelnden Quelle werden uns lange
begleiten.
Bruder Gerold Zenoni
www.abbaye1500.ch
KLOSTER EINSIEDELN
Sommer 2015
für 18 - 25jährige
Männer
Volontaire im Kloster Einsiedeln
Anmeldung und Info
www.kloster-einsiedeln.ch/volontaire
055 418 61 11
25
KLOSTER EINSIEDELN
Gebetsanliegen
Kürzlich erreicht uns ein Mail, in dem ums Gebet
für einen Juristen ersucht wird, der im Umfeld
des österreichischen Parlamentes über «Würde
am Ende des Lebens» arbeitet. In der Tat ist
dies ein Gebiet, das in vielfacher Hinsicht unser
Gebet verdient. Auf der einen Seite hat sich auch
in der katholischen Moraltheologie in den letzten
Jahren die Überzeugung durchgesetzt, dass nicht
alle (so gewaltig gewachsenen) Mittel der Medizin eingesetzt werden müssen, um jedes Leben
möglichst zu verlängern, sondern dass es angezeigt sein kann, das Schwergewicht auf Massnahmen zu legen, die Schmerzen lindern und gestatten, die verbleibende Frist wirklich in Würde
zu leben. Alle, die sich in einer solchen Situation
befinden, aber auch alle, die für solche Menschen
sorgen («palliative care» heisst das neudeutsch)
verdienen unser Gebet.
Der Herr segne dich
und erwarte dich am Ufer des Lebens im Licht –
jetzt, da der Tod alles Irdischen an deine Tür klopft
und dich herausruft aus dem Land,
das dich ernährt, aus dem Kreis der Menschen,
mit denen du gelebt hast.
Er mache dir den Abschied leicht,
und schicke dir Seinen Engel entgegen,
der dich begleitet
durch das unbekannte Tor des Todes
und dich in das verheissene Land führt,
wo die Sonne nicht mehr untergeht.
Er erlöse dich von der Angst, ins Leere zu fallen –
und schenke dir die Freude,
dass du Ihn schaust, der all deine Schuld vergibt,
und deine Wunden heilt,
die Wunden der Angst, nicht erfahrene Liebe,
die Wunden des Schmerzes und
des nicht Gelungenen.
Er zeige dir deine wahre Heimat –
und lasse dich glücklich sein in Seinem Himmel –
Ihm nahe und denen allen,
die vor dir gelebt haben.
Das gewähre dir der Gott des Lebens,
der dem Tod die Macht genommen
und sich jetzt freut auf dich:
Auf der anderen Seite gilt es zu verhindern, dass
unser Gesellschaft immer mehr den Wert des
Lebens missachtet. Gottfried Locher, Präsident
des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds und mit unserem Kloster stark verbunden, hat in einem Buch zu Recht darauf aufmerksam gemacht, dass niemand, nicht einmal
der Betroffene, abschliessend beurteilen kann,
ob ein Leben noch lebenswert ist. Wenn einmal
das Prinzip anerkannt ist, dass Leben auch
aktiv beendet werden darf, dann besteht die Geder Vater, der Sohn und der Heilige Geist Amen.
fahr, dass Menschen unter Druck geraten, dafür
www.zeitzubeten.org
zu sorgen, dass sie ihren Angehörigen oder der
Öffentlichkeit nicht mehr zur Last fallen. Beten
wir für jene, die vor einer solchen Entscheidung
stehen, für jene, die Gesetze zu diesem Punkt vorbereiten, für jene, die über die Medien Einfluss nehmen,
schliesslich auch für jene, die entgegen der hier geäusserten Überzeugung gehandelt haben. Ein letztes Urteil
über sie steht uns nicht zu.
Detail aus dem Mosaik «Einsiedler Gnadenbild» der Künstlerin Silvia Lencinella, das inzwischen in die Verkündigungsbasilika nach Nazareth im Heiligen Land transportiert wurde, wo
es Aufstellung gefunden hat an der Seite von anderen Darstellungen berühmter marianischer
Wallfahrtsorte. Auf dem Kunstwerk mit den Massen 70 Zentimeter mal zwei Meter ist die
Einsiedler Muttergottes mit dem roten Innsbrucker Kleid zu sehen. (Foto: Bruder Gerold Zenoni)
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KLOSTER EINSIEDELN
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KLOSTER EINSIEDELN
Frühjahrstagung der Oblatengemeinschaft
«Vedi Napoli e poi muori» –
wenn Mönche eine Reise tun
Etwa dreissig Oblatinnen und Oblaten fanden sich Anfang Mai für das Frühjahrstreffen in ihrem Kloster ein. Sie waren eingeladen, die Ausstellung «Vedi Napoli
e poi muori» in der Stiftsbibliothek zu besuchen, sowie den Film zur Ausstellung anzuschauen. Pater Justinus Pagnamenta führte die Besucherinnen und Besucher durch
die Stiftsbibliothek, erklärte die Exponate und erzählte witzige Anekdoten aus den
Reisetagebüchern verschiedener Mönche aus unterschiedlichen Zeitepochen.
An der Zusammenkunft waren nicht nur
neue Gesichter anzutreffen, die sich über
das Oblatentum näher informieren wollen,
es wurden ausserdem zwei neue Kandidatinnen in die Gemeinschaft aufgenommen.
Diese beiden werden im kommenden Jahr
prüfen, ob das Leben nach dem Evangelium
im Geiste der Benediktsregel und in Verbindung mit dem Kloster Einsiedeln eine für sie
mögliche Lebenshaltung sein könnte. Pater
Jean-Sébastien übergab ihnen in der kleinen
aber feinen Aufnahmezeremonie die Benediktsregel, die sie zu diesem Zweck im kommenden Jahr in kleinen Portionen studieren
können.
Mönche auf Reisen
Der Film «Grand Tour. Zwei St. Galler Mönche auf Italienreise im Jubeljahr 1700» schildert die Romreise von Judok Müller und
Lukas Grass. Für Intellektuelle und Künstler
war es schon im Spätmittelalter Tradition
gewesen, die antiken Stätten Italiens zu besichtigen. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts
erlebte diese Idee einen Aufschwung, indem es im englischen Adel zur Mode wurde,
die Söhne auf eine mehrjährige Bildungsreise auf den europäischen Kontinent, die so
genannte «Grand Tour», zu schicken. Im Laufe der Zeit schloss sich das Bürgertum die-
28
sem Brauch an. Auch Mönche begaben sich
auf «Grand Tour», die sie natürlich vor allem
nach Rom führte. Pater Lukas Grass und Pater Judok Müller verliessen am 5. Oktober
1699 ihr Kloster in St. Gallen und kehrten am
24. Mai 1701 wieder dahin zurück. Die beiden Mönche hatten von ihrem Abt den Auftrag erhalten, Tagebuch über die Reise zu
führen. Der rund vierzig Minuten dauernde
Film berichtet über diese Tagebucheintragungen.
Beschwerlich und gefährlich
Es wird eine beschwerliche und gefährliche
Reise geschildert und über den ereignisreichen Aufenthalt in Rom berichtet. Die beiden Mönche waren zu dem Zweck nach Rom
gepilgert, um an der dortigen Universität
ihre Dissertation abzulegen. Sie berichten in
ihren Tagebüchern davon, wie sie sich nicht
ausschliesslich auf ihr Studium beschränken
konnten. Denn als kurz nach ihrer Ankunft
in Rom das Jubeljahr der Kirche begann, erlebte Rom einen gewaltigen Pilgeransturm.
Aus allen möglichen Ländern reisten die
Gläubigen nach Rom, um durch diese Reise
im Heiligen Jahr einen vollständigen Ablass
zu erhalten. Pater Lukas wurde daher in St.
Paul vor den Mauern als Beichtvater für
deutschsprachige Pilger gebraucht. Die bei-
KLOSTER EINSIEDELN
den Mönche berichten über die enttäuschende Audienz bei Papst Innozenz XII. wie
auch über dessen Tod und das nachfolgende
Konklave. Pater Lukas war über das Konklave gut im Bilde und konnte daher über die
Vorgänge darin viel intimer berichten als es
einem weltlichen Berichterstatter möglich
gewesen wäre. Im Tagebuch ist der Besuch
in Neapel geschildert. Aus dem Film ist zu
erfahren, woher das Sprichwort «Neapel sehen und sterben» vermutlich herrührt. Pater
Lukas schrieb im Jahr 1700 über den Neapelbesuch in sein Tagebuch: «Mangi broccoli,
vedi Napoli e poi muori, caro mio.» (Iss Broccoli, sieh Neapel und dann stirb, mein Lieber.)
Die Kinder des Fürstabtes
Nach dem Film führte Pater Justinus Pagnamenta durch die Ausstellung in der Stiftsbibliothek. Natürlich waren dort die Tagebücher
der beiden «Grand Touristen» zu sehen,
ebenso wie Karten und Stadtführer aus dieser Zeit. Ausgestellt sind auch andere Reisetagebücher, zum Beispiel dasjenige von Fürstabt Adam Heer über seine Reise nach Rom
im Jahr 1574/75. Pater Justinus meinte dazu:
«Er hatte auch allen Grund dazu, denn er
hatte damals schon zwei Kinder. Leider hat
Die Ausstellung kann im Rahmen einer
ordentlichen Führung durch die Stiftsbibliothek besucht werden. Informationen unter: www.wallfahrt-einsiedeln.ch,
055 418 62 70.
Der Film wird nach Voranmeldung beim
Wallfahrtsbüro oder auf Anfrage direkt
im Klosterladen in der Alten Mühle vorgeführt.
ihm der vollständige Ablass nicht viel geholfen, denn er änderte sein Leben nach der
Rückkehr aus Rom nicht.» Die Gründe für
eine «Grand Tour» von Mönchen waren vielfältig: Pilger-, Ausbildungs- und Vergnügungsreisen waren ebenso möglich wie Reisen zum Zweck des Sammelns künstlerischer
oder wissenschaftlicher Werke. Aber wie
Pater Justinus erklärte, gab es einen weiteren Grund, sich auf eine Reise zu begeben:
«Der Krieg. Es gab vereinzelt Mönche, die
aus dem Kloster geflohen sind, um sich in
den Kriegsdienst zu begeben.» Film und
Ausstellung können bis Ende Jahr besichtigt
werden.
Verena Huber-Halter
Aufmerksames Publikum: Stiftsbibliothekar Pater Justinus (rechts) führt Einsiedler Oblaten in
die Ausstellung ein (Foto: Verena Huber-Halter).
29
KLOSTER EINSIEDELN
Jahr des Ordenslebens
Als Suchende gemeinsam
auf dem Weg
Das Jahr des Ordenslebens, das Papst Franziskus für dieses laufende Jahr ausgerufen hat, ist nicht so sehr ein Weckruf für die Welt: «Hallo, uns gibt es auch noch!»,
als vielmehr eine Aufforderung an die Ordensleute, an ihrer eigenen Erneuerung
zu arbeiten.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat vor
fünfzig Jahren diese Erneuerung mit dem
Dokument Perfectae Caritatis eingeleitet.
Heute sieht die Situation in den Klöstern
anders aus und doch scheinen mir die Impulse der Rückbesinnung auf die Ursprünge der einzelnen Institute und der Verwurzelung im Evangelium aktuell zu sein. Pater
Heiner Wilmer, Herz-Jesu-Priester aus
Deutschland, hat beim Eröffnungsanlass
am ersten Advent uns Ordensleuten wertvolle Impulse gegeben. Doch auch während des Jahres wollen wir das Bewusstsein
für die eigene Erneuerung wach halten.
Deswegen hat die Klostergemeinschaft,
aufgeteilt in sieben Gruppen – wir nennen
sie Dekanien – den Auftrag erhalten, ein
selbstgewähltes Thema der monastischen
Tradition zu bearbeiten und die Frucht dieser Arbeit den übrigen Mitbrüdern vorzustellen.
Germeinsame Gottsuche fördern
Ziel dieses Auftrages ist es, die gemeinsame
Gottsuche in kleinen Gesprächsgruppen zu
fördern. Wenn wir gemeinsam ein Thema
vertiefen, stärken wir nicht nur den Gemeinschaftssinn, sondern weiten den Horizont mit demjenigen unseres Gegenübers.
So wählt jede Dekanie frei ein Thema, mit
dem sie sich auseinandersetzen will. Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung
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kann ein Artikel einer Zeitschrift, ein Kapitel der Benediktsregel oder einfach ein
markantes Stichwort sein. Die Diskussionsrunden sollen keine Murrkapitel werden
und Vorschläge für Verbesserungs- und
Wunschvorstellungen ausarbeiten. Es geht
darum, dass wir uns als Suchende gemeinsam auf dem Weg erfahren. Bei den einzelnen Themen sollen deren positive Aspekte
für das geistliche Leben herausgehoben
werden.
Vita Benedicti ein Märchen?
Im April haben drei Dekanien die Frucht
ihrer Arbeit vorgestellt. Die Dekanie der
Ältesten wagte als erste mit ihrem Thema
vor die Gemeinschaft zu treten. Ausgangspunkt ihrer Auseinandersetzung bildete
der Bilderzyklus über die Vita des heiligen
Benedikt, der sich im Kloster Fahr befindet.
Anfangs des 18. Jahrhunderts schuf ein
Menzinger Künstler, Johann Franz Strickler,
32 Bilder zu berühmten Szenen der Vita.
Diese legendenreiche Lebensbeschreibung des heiligen Benedikt durch Papst
Gregor wurde in der Ausbildungszeit
dieser Dekanie als Märchenerzählung abgetan. Im Lauf der Vorstellung dieser sonderbaren Geschichten kam heraus, dass
heute die Vita Benedicti im Noviziatsunterricht neu interpretiert und ihrem literarischen Genre gemäss ausgelegt wird. Be-
KLOSTER EINSIEDELN
Die drei Vorträge der Dekanien gaben so
Anlass für die ganze Gemeinschaft, sich neu
mit den alten Quellen des geistlichen Lebens, vielleicht sogar als Lectio Divina auseinanderzusetzen.
Lebendigkeit des Ursprungs
Aus dem Bildzyklus «Das Leben des heiligen
Benedikt» des Menzinger Künstlers Johann
Franz Strickler im Kloster Fahr (Foto: Werner
Nefflen).
geistert nahm später ein Mitbruder dieser
Dekanie am entsprechenden Noviziatsunterricht teil.
Ohne sich mit der ersten Dekanie abgesprochen zu haben, hat die Dekanie des Fraterstockes eine Woche später ein Quiz über
die Regel und das Leben des heiligen Benedikt vorbereitet. Auf unterhaltsame Weise
stellten sie die Frucht ihrer Arbeit der Gemeinschaft vor.
Lectio Divina
Die dritte Dekanie setzte sich mit ihrer Praxis der Lectio Divina auseinander. Darin
wurde eines klar: In ihrer Ausbildungszeit
mangelte es an einer guten Einführung in
die Übung der täglichen geistlichen Lesung,
obwohl der heilige Benedikt dieser in seiner Regel einen grossen Stellenwert einräumt. Die verschiedenen Weisen des Umgangs mit der geistlichen Lesung gaben
Anstoss, die eigene Praxis zu überdenken.
Offenbar ist die Erfahrung, die gewisse
Mitbrüder in ihrer Novizenausbildung
gemacht haben, keine aussergewöhnliche.
Jedenfalls fühlt sich die zuständige römische Kongregation gedrängt, in ihrem
Schreiben «Scrutate» zum Jahr des geweihten Lebens festzuhalten:
«Die inhaltliche Armut und Unbestimmtheit ständig wiederkehrender Floskeln [in der Ausbildung] hemmt den
menschlichen Reifungsprozess der Anwärter und lässt sie nicht über ein Niveau der
kindlichen Unselbständigkeit hinaus gelangen. Die reiche Vielfalt der von den geistlichen Schriftstellern beschrittenen und vorgeschlagenen Wege ist aus der direkten
Lektüre praktisch unbekannt oder bleibt
nur bruchstückhaft in der Erinnerung haften. Es ist unabdingbar, darüber zu wachen,
dass das Erbe der Institute nicht auf flüchtige Grundrisse reduziert wird, die nichts
mehr von der Lebendigkeit der Ursprünge
ahnen lassen, weil dies keine angemessene
Einführung in die christliche und charismatische Erfahrung darstellt».
Fruchtbar machen
Mit diesen internen Arbeiten und Vorträgen
durch die einzelnen Dekanien, die wir im
Spätherbst fortsetzen werden, möchten wir
das Jahr des Ordenslebens für unsere Klostergemeinschaft fruchtbar machen. Die Dynamik, die diese Vorträge in Gang gebracht
haben, zeigt etwas von dem, was die Kongregation schreibt, «dass die beständige Bildung eine notwendige Voraussetzung für
ein authentisches Leben im Geist und für
einen mit Aufgeschlossenheit und Konsequenz beschrittenen Weg des Wachstums
und der Treue ist».
Pater Cyrill Bürgi
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KLOSTER EINSIEDELN
KONVENT
GLÖCKLI
RÜ C K BLI C K
9.–13. März
Novize Edward nimmt am Ausbildungsmodul «Entwicklungs- und Religionspsychologie» teil, das von Pater Martin geleitet wird.
14 junge Benediktinerinnen und Benediktiner aus Deutschland, Österreich und der
Schweiz dürfen die eindrückliche Gastfreundschaft im Kloster Fahr erleben. Eine
zuversichtliche Einsicht dieser intensiven
Tage mit Menschen in Kandidatur, Noviziat
und einfacher Profess: Religiöse Gemeinschaften haben grosses Entwicklungspotential.
12. März
Das Dekanat der Stadt Zürich verbringt im
Kloster Fahr einen «Fahr-Tag». Für diese
«Fahr-Tage», welche eine lange Tradition haben, wurde ein neues Konzept erstellt. Es
war der Wunsch des Dekanats, an diesem
Tag näher beim Kloster zu sein. Neu ist, dass
die Gruppe mit den Schwestern die Mittagshore betet und mit ihnen das Mittagessen
im Toricelli-Raum einnimmt. Dekanatsmitglieder helfen beim Tischen, Essen Holen
und Aufräumen. Für diesen ersten neuen
«Fahr-Tag» gestaltete Priorin Irene eine Meditation zum «Gebet des Klosters am Rand
der Stadt» von Schwester Hedwig.
18. März
Pater Alois gestaltet mit einer Frauengruppe aus Siebnen im Seminarraum den Tag
zum Thema «Maria und Frau in der Kirche».
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29. März
Ein Mosaik mit der Einsiedler Muttergottes,
das für die Basilika in Nazareth eigens hergestellt wurde, wird am Palmsonntag in unserer Kirche aufgestellt und von Abt Urban
im Konventamt nach der Gabenbereitung
gesegnet.
11. April
Laetarekonzert um 20 Uhr im Stiftstheater.
Die 27 Musikerinnen und Musiker der Studentenmusik haben wiederum ein tolles Programm einstudiert. Auch dieses Mal sind
nebst der Gesamtmusik mehrere Kleinbesetzungen zu hören! Wie üblich verabschiedet
sich die Maturaklasse mit einer speziellen
Produktion. Sechs Musikerinnen und Musiker
werden die FM im Sommer verlassen.
13. April
In St. Gerold präsentieren Raimund Rhomberg und Klaus Pfeiffer die Ergebnisse der
bauhistorischen Untersuchungen beim
Hauptgebäude. Die Untersuchungen bestätigen die Entstehung der Kerngebäude von
Propstei und Kirche im 12. Jahrhundert; der
Bau der Gnadenkapelle wird anhand des
Mauerwerks in das 11. Jh. datiert. Laut Aussagen von Rhomberg und Pfeiffer handelt
es sich damit bei der Propstei um das Gebäude mit der umfassendsten erhaltenen, wenn
auch im 16. und 17. Jahrhundert teils überdeckten und adaptierten Bausubstanz aus
dem 11. und 12. Jh. in Vorarlberg. Im Rahmen der Gesamtsanierung und der damit
verbundenen Öffentlichkeitsarbeit soll die
Historizität des Ortes und grosser Teile der
bestehenden Propsteianlage wieder vermehrt ins Bewusstsein der Gäste und der
Bevölkerung gerufen werden.
27. April
23 Mitbrüder dürfen diese Woche die vier
Lässetage geniessen. Ad experimentum führen wir nur eine Lässeabteilung durch. Am
Dienstag sind die Lässianten bei den Kapuzinern in Rapperswil zum Zvieri eingeladen.
KLOSTER EINSIEDELN
PERSO N ELLES
15. März
Mit Erfolg bestand Pater Thomas die Prüfungslektion als Abschluss seines Lateinpraktikums an der Kantonsschule Olten. Mit
der Maturaklasse beschäftigte er sich dabei
während acht Lektionen mit der Benediktsregel. Als Abschluss dieses Themas begleitete er die Schülerinnen und Schüler am 23.
März in einer ganztägigen Exkursion zu uns
nach Einsiedeln; neben einem Besuch bei
Pater Justinus, der ihnen in der Bibliothek
lateinische Codices zeigte, besuchten sie
auch die lateinische Vesper.
26. März
An der Generalversammlung der Welttheatergesellschaft Einsiedeln tritt Abt Urban als
Vertreter des Klosters im Vorstand zurück.
Gleichzeitig verkündet er seinen Nachfolger: Peter Lüthi, ehemaliger Rektor unserer
Stiftsschule.
«Heute im Blick»
Im Zusammenhang mit dem Buch «Heute im
Blick» kann Pater Martin auf Einladung verschiedener Diözesen in Deutschland im März
Vorträge halten: Münster, Köln, Freiburg,
Rottenburg-Stuttgart. Zu einem Gespräch
und Mittagessen trifft er sich in Tübingen mit
Prof. Hans Küng. Besonderen Anklang findet
der Anlass «Die Frauenfrage in der Kirche –
ein heftiges Gewitter» am 30. März gemeinsam mit der Gemeinschaft vom Kloster Fahr
in der Liebfrauenkirche in Zürich: Vortrag,
Gespräch, Komplet, Beisammensein.
12. April
Pater Mauritius kehrt für das Sommersemester nach Tübingen zurück.
Korpskommandant André Blattmann, Chef
der Armee; Rolf Watter, Präsident des Verwaltungsrats der Postfinance AG; Sarah
Springman, Rektorin der ETH-Zürich; und
Michael Hengartner, Rektor der Universität
Zürich. Die Constaffler mussten sich so einiges an Reden anhören.
20. April
Vom 20. April bis zum 16. Mai unterrichtet
Pater Patrick wieder in S. Anselmo. Neu ist
ab diesem Jahr, dass der Kurs vier statt nur
zwei Wochen dauert, weil S. Anselmo
wünscht, dass Pater Patrick einen ganzen
und nicht nur einen halben Kurs gibt wie
bisher. Weil die Maturaklassen an der Stiftsschule schriftliche Matura, Frühlingsferien
und dann Maifahrt haben, ist die lange Abwesenheit (fast) ohne Stundenausfall möglich.
25. April
Heute früh um 5 Uhr hat die Stute Arista das
einzige Fohlen dieses Frühlings zur Welt gebracht. Es trägt den Namen Raven MKE
(MKE ist die Abkürzung für Marstall Kloster
Einsiedeln).
1.–2. Mai
Vom 1. bis 3. Mai findet in Fribourg der Weltjugendtag statt. Wie bereits letztes Jahr in
Schwyz, wird unsere Gemeinschaft auch
heuer durch Pater Daniel, Pater Thomas und
Pater Philipp beim grössten katholischen Jugendevent der Schweiz vertreten. Sie wurden angefragt, wiederum einen Workshop
zum Thema Gregorianischer Choral anzubieten. Sie sind in Fribourg von Freitagabend
bis Samstagnachmittag präsent.
Pater Lorenz Moser
13. April
Beim Zürcher Sechseläuten ist Abt Urban Ehrengast der Gesellschaft zur Constaffel.
Weitere Ehrengäste derselben Gesellschaft
sind Nationalrätin Christa Markwalder,
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STIFTSSCHULE
11./12. März: An den Aufnahmeprüfungen in die 3. Klasse nehmen 27 Kandidatinnen und
Kandidaten teil, von denen 19 an die Stiftsschule aufgenommen werden.
13. März: Die Truppe des Stiftstheaters unter Regie von Oscar Sales Bingisser lädt zur Premiere des «Gestiefelten Katers» von Ludwig Tieck. Die anspruchsvolle Inszenierung des im
besten Sinne modernen Stücks findet grossen Anklang.
18. März: Am Volleyballturnier werden «Häm Räm» (1.–3. Klasse) und «Burnout»
(4.–6. Klasse) als Stiftsmeisterteams erkoren.
21. März: Ayana Stäubli (2b) gewinnt am diesjährigen Entrada-Wettbewerb des
Schweizerischen Jugendmusikwettbewerbs in Winterthur zusammen mit ihrem Bruder und zwei Kolleginnen in der Kategorie Ensemble Kammermusik den 1. Preis mit Auszeichnung.
25. März: Mit einer Lesung von Pater Martin Werlen aus seinem neuen Buch wird an der
Stiftsschule die Veranstaltungsreihe «KUSS» (Kultur an der Stiftsschule) aus der Taufe gehoben. «Wie ein Pullover Religionen und Länder zusammenführen kann. Überraschende Blicke
hinter ‹Heute im Blick›» fesselt die Schülerschaft mit eindrücklichen Erlebnissen und Gedanken zum friedvollen Zusammenleben von Menschen über alle Grenzen hinweg.
+++ nachrichten +++ nachrichten +++
30. März–2. April: Die Schanztage und Osterexamen der 5. und 6. Klasse weisen auf den
beginnenden Schlussspurt im Schuljahr hin.
2. April: Im Rahmen der Gesundheitsförderung beschäftigt sich die 2. Klasse unter Anleitung von Claudia Kälin-Treina und ihrem Team mit dem Thema Sexualität.
8./9. April: Am Aufnahmeverfahren ins Langzeitgymnasium nehmen 93 Schülerinnen
und Schüler teil. 62 von ihnen erfüllen die Aufnahmebedingungen.
9. April: Die 5. Klasse mit Schwerpunktfach Bildnerisches Gestalten zeigt an der Vernissage
«Ein Stück Himmel von…» Teil 2 im Berufsinformationszentrum in Pfäffikon kleinformatige Ölbilder zum Thema Himmel. Jan Zibells aktuelles Bild zierte 2014 die Weihnachtskarte
der Stiftsschule. Der Erlös aus dem Bilderverkauf geht zur Hälfte an die Organisation U25 für
Suizidprävention. Die Ausstellung dauert bis am 12. August.
11. April: Das 62. Laetare-Konzert der Feldmusik unter Leitung von Marcel Schuler bietet
ein reichhaltiges Potpourri an Stücken und findet vor vollem Haus im Theatersaal statt. Vom
26. April bis 1. Mai unternimmt die FM ihre traditionelle Reise, diesmal nach Österreich und
Slowenien mit Auftritten in Graz, St. Paul und Maribor.
20.–24. April: Die schriftlichen Maturitätsprüfungen 2015 werden von 47 Maturandinnen
und Maturanden der 6. Klasse absolviert.
22. April: In Buttikon (Unihockey), Wollerau (Volleyball) und Oberarth (Handball) nehmen
Teams der Stiftsschule (1.–3. Klasse) am kantonalen Schulsporttag der Sekundarstufe I teil,
wobei das Damen-Unihockeyteam siegreich bleibt.
Johannes Eichrodt
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STIFTSSCHULE
ECKE
DER ELTERN
Liebe Eltern unserer Schülerinnen
und Schüler
Vom Glück
Was macht Glück aus und wer ist glücklich?
Kürzlich war nachzulesen, dass die Schweiz
gemäss Glücksindex des «World Happiness
Report 2015» das zufriedenste Land der
Welt sei. Die Ehrenplätze belegen Island und
Dänemark. Der Bericht wurde im Auftrag
der UNO erstellt und zu unserer Beruhigung
sei festgehalten: Geld allein ist es nicht, was
uns so glücklich macht. – Neben Geld machen auch Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Vertrauen und Gesundheit ein glückliches Leben aus. Eine in der Kindheit angelegte
positive Grundeinstellung sei für ein glückliches Erwachsenenleben wichtig, sagen die
Forscher der Columbia Universität in New
York. Wenig überraschend sind deshalb krisen- und kriegsgeschüttelte Länder wie
Tschad, Afghanistan oder Syrien auf den
hintersten Plätzen der 158 Länder umfassenden Rangliste zu finden.
Soweit der statistische Befund aus westlicher Optik, aus der Sicht von Forschern aus
einem hoch entwickelten Industrieland der
sogenannten Ersten Welt. Man kann den
Resultaten Glauben schenken oder nicht.
Die weltweite Gesamtsicht einer Statistik ist
das eine, die Situation jedes einzelnen etwas
anderes. – Abgesehen davon gibt es für mich
einen grossen Unterschied zwischen Glück
und Zufriedenheit. Ich glaube, wenn wir
Schweizer eher glücklich als zufrieden wären, würde man uns unser Glück wohl auch
besser ansehen. Aber weil es uns ingesamt
so gut geht, sehen wir allzu oft ein halbleeres Glas an Stelle des halbvollen. Wie glücklich wir uns fühlen, kommt vor allem auf die
Perspektive an, aus der wir unsere Lebensumstände betrachten.
Was kann die Stiftsschule zum Glück ihrer Angehörigen beitragen? Natürlich machen mich Schüler glücklich, die gerne zur
Schule kommen, Lehrerinnen und Lehrer,
die gerne unterrichten, kurzum eine Schule,
an der sich alle wohlfühlen, ich eingeschlossen. Damit ist aber noch nicht garantiert,
dass wir alle schon glücklich oder zufrieden
sind. Zweifellos ist eine gute Schule und eine
gute Bildung eine ausgezeichnete Investition für ein glücklicheres Leben, weil sie mehr
Gestaltungsmöglichkeiten für die eigene
Zukunft eröffnen. Eigene Gestaltungsmöglichkeiten machen glücklich, denn wir können mitbestimmen und freier entscheiden.
Das Privileg, als Schüler oder Schülerin an die
Stiftsschule gehen zu dürfen oder als Lehrerin und Lehrer Stiftsschüler unterrichten zu
können, kann ein zusätzliches Glücksmoment sein. Das erwähne ich oft, wenn ich bei
den Jubiläumstreffen früherer Maturajahrgänge der Stiftsschule eine kurze Begrüssung an die Teilnehmenden richte. Dort erlebe ich auch, wie die Schulzeit an der
Stiftsschule Freundschaften fürs Leben geschaffen hat, die sorgfältig gepflegt werden, fast schon wie in einer Familie. Davon
bin ich regelmässig tief beeindruckt, nicht
nur, weil ich selbst dieses Privileg nicht hatte,
sondern weil ich sehe, wie nahe sich diese
Menschen bis heute stehen und wie viel sie
einander bedeuten; aus dem einen Grund,
dass sie ihre prägendsten Jugendjahre gemeinsam an der Stiftsschule verbracht haben. – Freundschaften wie diese machen
wirklich und dauerhaft glücklich.
So können sich Glück und Zufriedenheit
auf verschiedene Weise einstellen und wir
können nebst dem, was uns zufällt, auch
selbst einiges für unser eigenes, aber auch
für das Glück der anderen beitragen.
Johannes Eichrodt
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STIFTSSCHULE
Schulseelsorge
Sorge um den Menschen, Sorge
um die Schulseele II
Im zweiten Teil des Gesprächs von Matthias Lüthi, Lehrer an der Stiftsschule,
Pater Martin, verantwortlich für die Ministrantengruppe, und Dekan Pater Cyrill,
verantwortlich für die Schulseelsorge, geht es um nicht weniger als um das Lebendige
des Glaubens und um seine Wirkungen – in der Stiftsschule und darüber hinaus.
Und es kommt zur Sprache, welche «prophetische Aufgabe» gerade Mönche auch
hier zu erfüllen haben.
Pater Martin, du bist für die Ministrantengruppe der Stiftsschule verantwortlich; welche besonderen Akzente möchtest du hier
setzen?
Ich habe der Arbeit mit der Ministrantengruppe ein Motto gegeben: «Glauben entdecken – Glauben feiern – Glauben leben».
Als Erstes muss man entdecken, was Glauben ist. Dann feiern wir den Glauben, in
Gottesdiensten und Gebeten. Und den
Glauben wollen wir leben, denn Glaube ist
etwas Lebendiges. Der Anfang des Mönchtums war eine prophetische Bewegung. Es
war eine Protestbewegung gegen die Äusserlichkeit des Glaubens. Und ich möchte,
dass die jungen Leute, wenn sie zu uns kommen, etwas von diesem Prophetischen erleben, diesen Protest gegen alle Oberflächlichkeit.
So habe ich mich gefragt, wo die diesjährige Ministrantenreise hingehen soll. Mit
Abt Urban habe ich mich für das Heilige
Land entschieden. Schon diese Entscheidung hat eine Dynamik ausgelöst. Da gibt es
Gespräche mit den Eltern, ob das nicht viel
zu gefährlich sei usw. Und genau diese Dynamik will ich ausnützen: Ich will die Eltern
in die Planung für die Reise einbeziehen.
Und ich hoffe, dass wir so miteinander Glauben entdecken können. Ich möchte auch die
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ganze Schule einbeziehen: alle an dieser
Schule sollen an so einer inneren Entdeckungsreise teilhaben können während der
Zeit, in der sie bei uns sind. Dabei kann ich
mir vorstellen, dass die Ministranten so etwas wie eine Kerngruppe werden, die nach
aussen strahlt, und andere sich dieser Gruppe anschliessen, weil es lebendig wird. Ich
glaube, das wird spannend.
An beide: Gibt es Unterschiede in der Seelsorge mit Erwachsenen zur Seelsorge mit
Menschen im Schulalter?
Pater Cyrill: Bei Erwachsenen ist oft keine
Aufbruchsstimmung und kaum mehr Hoffnung für Veränderung vorhanden. Junge
wollen noch etwas vom Leben, sie träumen
vom Leben und wollen etwas erreichen. Erwachsene sind vielfach etwas resignierter.
Pater Martin: Viele Erwachsene haben
die Erfahrung von «Glauben entdecken»
nie gemacht. Dann merken sie vielleicht
auch nicht, dass etwas fehlt im Leben, wenn
sie sich von der Kirche verabschieden. Und
da liegt eine weitere Chance mit den Jugendlichen: Wenn wir ihnen helfen, ihren
Glauben zu entdecken, dann werden sie daheim den Eltern und ihrem Umfeld davon
berichten; so kann das nachher um sich greifen, es kann sich eine positive Dynamik dar-
STIFTSSCHULE
aus entwickeln. Es geht aber nicht um Missionierung – es geht im Glauben nie darum,
irgendein Glaubenssystem zu erhalten. Sondern es geht darum, miteinander Schätze zu
entdecken, aus denen wir alle schöpfen
können, unabhängig von der Konfession.
Mit diesem Ansatz findet man Zugang zu
Menschen und anderen Kulturen, man kann
mit Andersgläubigen echte Freundschaft
schliessen.
Pater Cyrill: Es ist wichtig für Schülerinnen und Schüler, zu wissen, welche Position ich einnehme. Nur so entstehen dann
auch kritische Gespräche. Wenn sie verschiedene Sichten kennenlernen, kommen
sie dazu, sich selbst zu fragen: «Was glaube
ich eigentlich?» Und das ist doch das
Wesentliche. Es tut auch immer gut, wenn
ein überzeugter Muslim oder sonst ein
Andersgläubiger im Unterricht anwesend
ist. Da entstehen interessante Diskussionen, wovon alle Beteiligten profitieren
können.
Um noch einmal auf die konkrete Situation
der Seelsorge für junge Menschen zurückzukommen: Wie kann ein Pater, der hinter tausendjährigen Mauern und zweitausendjährigen Traditionen abgeschottet von der
Welt lebt, Probleme eines jungen Menschen
von heute verstehen?
Pater Martin: Es gibt eine starke Tradition
im monastischen Leben, die «geistliche Begleitung» genannt wird. Ein geistlicher Begleiter wird man nur dadurch, indem man
auf- und ausgesucht wird von andern. Und
es ist beeindruckend für mich, wie viele
Menschen heute Kontakt mit Klöstern aufnehmen, um zum ersten Mal über ihr Leben richtig zu reden. Diese Menschen wissen, dass wir auch Menschen sind, dass wir
uns aber mehr Zeit nehmen können als
andere für die Stille. Das heisst, dass wir
uns mit dem Menschsein nicht nur oberflächlich, sondern mit Hilfe dieser besonderen Erfahrung tiefgründig und ganz ernsthaft befassen. Die Leute, die uns aufsuchen,
sind dankbar, dass wir bereit sind, zuzuhö-
Pater Martin Werlen, Lehrer Matthias Lüthi
und Pater Cyrill Bürgi (v.l.) im Gespräch über
die Schulseelsorge (Foto: Jean-Marie Duvoisin).
ren. – Ein geistlicher Begleiter ist nicht jemand, der mir alle Probleme löst, sondern
jemand, der mir hilft zu entdecken, was
alles da ist in meinem Leben – nur schon
durch das Zuhören. Und es scheint mir, dass
viele eher Zugang zu einer Person finden,
die etwas Distanz zu ihrer Lebenswelt hat.
Bei jungen Menschen ist das genau gleich;
über gewisse Sachen spricht es sich leichter
mit jemandem, der einem nicht zu nahe
steht.
Gibt es Wünsche, die ihr betreffend Schulseelsorge an die Schülerinnen und Schüler,
deren Eltern oder an die Lehrpersonen richten möchten?
Pater Cyrill: Ich wünschte mir, dass unser Gesprächsangebot mehr genutzt würde. Nicht
weil ich hier sonst alleine im Büro rumsitze,
sondern um einer offenen Gesprächskultur
und der gesunden Schulseele willen. Ich
wünsche mir auch, dass alle mit der Stiftsschule verbundenen Menschen ihre Verantwortung für die Schulseelsorge entdecken
und wahrnehmen.
Pater Martin: Es ist mir wichtig, dass von
der Seele dieser Schule eine Dynamik ausgeht, die alle mitreissen kann und die nicht
nur in der Schule stecken bleibt, sondern
ausstrahlen kann über die Familien hinaus in
die Welt.
Matthias Lüthi
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Liken und jeden Tag mit auf die Suche nach Gott kommen.
www.facebook.com/GOTTsuchen.ch
STIFTSSCHULE
STIFTSSCHULE
Zehn Jahre Alumni
Sechzig Gründe für ein grosses Fest
Die Alumni Einsiedlensis feiern dieses Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. Um den Elan
auch in Zukunft zu erhalten, wurde der Vorstand mit neuen Kräften ergänzt (Sabine
Saner, M 1983 und Aaron Steiner, M 2011). Rund 60 Anlässe wurden in den zehn Jahren durchgeführt mit Hilfe der Mitglieder, Gönner und Sponsoren, um das Netzwerk
der Alumni und der SchülerInnen zu pflegen und zu erweitern.
Das Jahr 2015 ist schon zwei Alumni Anlässe
alt (Abendessen anlässlich des Stiftstheaters
«Der gestiefelte Kater» (Ludwig Tieck) und
GV mit anschliessendem Laetare-Konzert)
und hat einmal mehr gezeigt, welch ausserordentlichen Leistungen die SiftsschülerInnen erbringen, auch ausserhalb des obligatorischen Schulbetriebes. Am nächsten
Anlass stehen dann wieder die schulischen
Leistungen, genauer die Matura-Arbeiten,
im Zentrum des Interesses.
Die besten Maturaarbeiten
Am Samstag 27. Juni 2015 findet um 17:15 Uhr
im Theatersaal die Prämierung der besten
Maturarbeiten statt. Auch in diesem Jahr
wurde die Jury gefordert durch die hohe
Qualität und Quantität der eingereichten Arbeiten. Ob Recht, Politik, Sport, Biologie, Informatik, Robotik, Musik, Theater, die Stiftsschülerinnen und -schüler setzen sich gekonnt
und kreativ mit ihren Themen auseinander
und liefern bemerkenswerte Resultate. Die
Wahl ist inzwischen gefallen und wir werden
am Samstag 27. Juni wieder fantastische Arbeiten präsentieren und prämieren können.
Alumni-Fest
Am Samstag 12. September 2015 steigt im
Studentenhof das Jubiläumsfest «10 Jahre
Alumni», es dauert den ganzen Tag.
Eine Dekade Alumni! Ein Blinzeln in der
Geschichte, aber Anlass genug, gemeinsam
zu feiern. Unter einem grossen Zelt und dem
Himmel über dem Kloster bieten wir viel
Musik, live und vom DJ, wenig Offizielles,
aber viel Platz für Begegnungen und Gespräche, Bars locken zum Verweilen. Es wird
ein unvergesslicher Tag. Die Einzelheiten des
Programmes werden im Juni bekannt gegeben. Den Termin sollte man sich aber schon
jetzt reservieren.
Alumni bezahlen für den Anlass 30, NichtAlumni 40, Studenten 20 Franken. Im Preis
inbegriffen sind Apérohäppchen, Dessert
und Softgetränke. Alkoholische Getränke
und Schöpfgerichte werden separat verrechnet. Nebst unseren Gönnern und Sponsoren
unterstützt uns für diesen Anlass unsere
Hausbank, die Schwyzer Kantonalbank.
Anmeldung
Für alle Anlässe kann man sich immer per Post
an Alumni, Stiftsschule Einsiedeln, CH-8840
Einsiedeln, per e-Mail an [email protected], per
Telefax an 055 418 63 30 oder direkt im Memberbereich auf www.alumni.stift.ch anmelden. Wie immer sind zu den Events auch Partner/Freunde/Verwandte/Bekannte herzlich
willkommen. Weitere Informationen finden
sich unter www.alumni.stift.ch
Helmuth Fuchs
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STIFTSSCHULE
Vitae merita
Am 27. Februar 2015 hat Urs Isler (2001–
M 2007) an der Hochschule Rapperswil den
Bachelor of Science in Maschinenbau und
Innovation erworben. – Hyrije Ademi (2003–
M 2009) hat den Master in Biomedizin erworben; die Diplomfeier war am 14. März
2015. – David Wenger (2002–M 2008) hat im
Herbst 2014 das Staatsexamen in Pharmazie
gemacht und arbeitet jetzt in der MedicoPlus Apotheke in Einsiedeln. – Yvonne
Kränzlin (1999–M 2005) hat im Herbst 2011
das Staatsexamen in Pharmazie gemacht
und arbeitet jetzt in der Medico-Plus Apotheke in Einsiedeln. – Thomas Hürlimann
(1963–M 1971) erhält von der Zentralschweizer Theatertextförderung den Preis von
Fr. 15’000.– für sein Theaterstück «Das Luftschiff – Komödie einer
Sommernacht», das im
Sommer in Luzern aufgeführt wird. Die Jury sagt,
besonders bemerkenswert sei die grosse
sprachliche Leichtigkeit
des Textes, der dem Unternehmer Franz Josef Bucher gewidmet ist, der in der zweiten
Hälfte des 19. Jh. vom Obwaldner Älpler
zum gefeierten Tourismus-Pionier avancierte. – Jakob Dängeli (1964–M 1968) ist nach
fast 40-jähiger Tätigkeit als Tierarzt in Entlebuch in Pension gegangen. Von seiner Zeit
an der Stiftsschule sagt er im Entlebucher
Anzeiger vom 10. April 2015: «Das war eine
prägende Zeit.»
Improvisator in Kanada, und dessen Sohn
Anthony wirkt als Gitarrist. Weil die Familie
Togni aus S. Vittore GR stammt, werden Peter-Anthony und Anthony am 9. Juli an einer
Orgelpromenade im Misox mitwirken. Dabei wird auch die Witwe von Victor Togni
anwesend ein.
Penates
Claudia und Iso Morger-Suter (1990–M 1997)
freuen sich über die Geburt von Mirjam, geboren am 30. November 2014; Frikartweg 4,
3006 Bern.
In Pace
Am 29. März 2015 ist Othmar Kürsteiner
(1959–M 1966) gestorben; Monika Kürsteiner-Weber, Rütihofstrasse 17, 8049 Zürich. –
Hans Rudolf Haller-Wyss
(1949–M 1952) ist am
28. März 2015 gestorben.
PERSONAL
NACHRICHTEN
Um liebe Angehörige
trauern:
Betty Kälin-Walker, die Mutter von Benno
Kälin (1956–M 1964) ist am 9. März 2015 gestorben; Benzigerstrasse 6, 8840 Einsiedeln.
– Am 16. März 2015 ist Karl Kälin-Birchler,
der Vater von Brigitta Rothlin-Kälin (1981–
M 1987) und Kari Kälin (1989–M 1996),
gestorben. – Hansruedi RauchensteinGschwend (1962–M 1969) hat am 19. März
2015 seinen Vater, Rudolf RauchensteinKümin, verloren.
Pater Alois Kurmann
Kurzporträt: Victor Togni (1950–1951), von
dem in der Peronalakte der Stiftsschule
steht: «Wendet sich im Herbst 1951 dem Musikstudium zu (Akademie in Luzern). Sehr
musikalisch begabt», studierte Orgel bei Pater Baptist Bolliger, der ihn zu Fernando Germani in Rom schickte. Er studierte weiter bei
Dupré, Langlais, Falcinelli, Grunenwald und
Messiaen. Er begann eine glänzende Karriere in Kanada, kam aber 1965 als Dreissigjähriger bei einem Autounfall ums Leben. Sein
Sohn, Peter-Anthony Togni ist Organist und
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STIFTSSCHULE
Corvina
Bern rief
Gleich zweimal hat es die GV Corvina in unsere Bundeshauptstadt verschlagen. Am
19. März wurde die gesamte Aktivitas von Alois Gmür v/o Bräu nach Bern ins Bundeshaus eingeladen. Doch bevor wir die Frühlingssession hautnah miterleben durften,
wurde ein gediegener Mittagstamm in Bern mit der Verbindung Zähringia Bernensis
durchgeführt. Bei Bier, Gesang und gutem Essen fanden ein reger Austausch sowie eine
perfekte Vorbereitung auf die kommende Führung durchs Bundeshaus statt.
Frisch gestärkt musste zuerst der richtige
Eingang ins Bundeshaus gefunden werden,
was bei fast so vielen Baustellen wie in Einsiedeln gar nicht mal so einfach ist. Doch
dank dem untrüglichen Orientierungssinn
unseres AHPs Mario Kälin v/o Rapport konnten wir uns bald in die Schlange der Sicherheitskontrolle einreihen. Im Bundeshaus
drin stand als erstes ein Besuch im halb leeren Nationalratssaal auf dem Programm.
Speziell war, dass nur kurz vor Abstimmungen alle Nationalräte in den Saal reingerannt kamen und während den Debatten
meist den Saal wieder verliessen.
Die Zeit verging wie im Flug und schon
durften die mitgekommenen Corviner Peter
Föhn, Andy Tschümperlin, Alex Kuprecht und
Alois Gmür privat Fragen stellen. Die vier Politiker wurden selbstverständlich auf Herz
Die GV Corvina mit CVP-Nationalrat Alois Gmür v/o Bräu, erste Reihe ganz rechts,
und SVP-Ständerat Peter Föhn, zweite Reihe,
fünfter von links. (Foto: Ximena Franco)
und Nieren von uns geprüft. Als die Pflichten
der drei Politiker wieder riefen, begaben wir
uns auf eine kleine Führung durchs Bundeshaus, auf der wir so manch neues über unser
eidgenössisches Rathaus erfahren durften.
Als Ausklang wurden wir anschliessend
von Bräu zu einem kleinen Apéro eingeladen und durften den Tag mit wieder gefülltem Magen und spannenden Gesprächen
mit Politikern ausklingen lassen.
Bei Burgundia zu Gast
Doch Bern liess die beste Gymnasialverbindung nicht lange in Ruhe. Am 25. und 26. April feierte die Studentenverbindung AKV Burgundia ein rauschendes 150 Jahr Jubiläum in
Bern. Auch die GV Corvina war selbstverständlich anwesend! Nach einer spannenden
Podiumsdiskussion mit dem Basler Bischof
Felix Gmür v/o Schpoot, Prof. Dr. Dr. h.c. Andrea Schenker-Wicki und Philistersenior Burgundia Thomas Müller v/o Brätsch zum Thema Virtus – Scientia – Amicitia, konnten wir
uns am Apéro für die kommenden Festlichkeiten stärken. Am Abend fand ein ausgelassener Festkommers statt, sodass die meisten
Fahnendelegationen in der Kirche am nächsten Tag sehnsüchtig in Richtung der Sitzgelegenheiten spähten. Deo puer, mundo vir!
Thomas Böni v/o StabilXXX
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PROPSTEI ST. GEROLD
Kurs- und Kulturprogramm
Besuchen Sie unsere Website: www.propstei-stgerold.at
Konzerte
Bachkantaten in Vorarlberg
Wann:
Wer & Was:
Sonntag, 7. Juni 2015, 17 Uhr / Eintritt: € 23.–
Mirjam Feuersinger singt die Kantaten BWV 176 «Es ist ein trotzig und
verzagt’ Ding» und BWV 75 «Die
Elenden sollen essen».
Familienbrunch
Wann:
Wer & Was:
Familienpreis:
Einzelpreise:
Sonntag, 14. Juni 2015, 11–14 Uhr (Reservierung erforderlich)
Lassen Sie sich auf einen unterhaltsamen, gemütlichen Sonntag mit
der Gruppe «Lou runs the bases» ein mit reichhaltigem Brunch-Buffet. Die
Kinder können in Begleitung einer erwachsenen Person das Hallenbad frei
benützen und bei den Pferden viel Spass
erleben.
€ 65.– (zwei Erwachsene und Kinder/
Jugendliche bis 17 Jahre)
Erwachsene: € 30.– / Kinder bis 6 Jahre:
frei / Kinder 6–12 Jahre: € 14.– / Kinder u.
Jugendliche 13–17 Jahre: € 20.–.
Indisches Buffet mit Musik und Tanz
Wann:
Wer & Was:
Samstag, 20. Juni 2015, 18.30 Uhr / Konzert, Tanz und Buffet: € 43.– (Reservierung erforderlich)
Günther Paust ist ein engagierter Kulturschaffender und Kulturbotschafter, der
sich seit Jahren der Vermittlung klassischer indischer Musik und klassischen indischen Tanzes in Europa widmet. Ein indischer Gastkoch wird für das würzig duftende indische Buffet zuständig
sein.
Trompete und Orgel
Wann:
Wer:
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Sonntag, 21. Juni 2015, 17 Uhr / Eintritt € 15.–
(Benefizkonzert)
Otto Sauter, Trompete; Johannes Skudlik, Orgel
PROPSTEI ST. GEROLD
David Helbock Trio
Wann:
Wer und Was:
Freitag 3. Juli 2015, 20 Uhr / Eintritt € 15.–
David Helbock, Piano; Raphael Preuschl, Bass-Ukulele; Herbert Pirker,
Drums.
Der Vorarlberger Pianist David
Helbock, der unter anderem den
Outstanding Artist Award verliehen bekam, wartet in diesem Programm mit eigenen Kompositionen auf, die in ihrer Originalität
und Ästhetik einzigartig sind.
Dazu kommt die sehr spezielle Instrumentierung des Trios, die das
Erlebnis dieser innovativen, ideensprudelnden, atmosphärengeladenen Musik erst so richtig zum Tragen
bringt. Es ist ein Klangbild, das Kopf und Herz zugleich anspricht, das so
facettenreich wie spannend ist und ein bislang nicht gekanntes, anspruchsvolles musikalisches Universum eröffnet, in dem sich die drei Musiker mit traumwandlerischer Sicherheit zu bewegen wissen.
Lesung mit Ute Karin Höllrigl
Wann:
Wer & Was:
Sonntag 19. Juli 2015, 17 Uhr / Freier Eintritt, Kollekte
Ute Karin & Julia Höllrigl, Lesung; Heidi Spring, Klavier
Ute Karin Höllrigl arbeitete zunächst als Juristin mit dem Schwerpunkt
Strafrecht und Vollzug und war Jugendanwältin in der Schweiz. 1976 hat
sie am C.-G.-Jung-Institut in Zürich Psychologie studiert und anschliessend
eine Praxis für analytische Psychologie eröffnet. In zahlreichen Essays,
Vorträgen und Publikationen hat sich Ute Karin Höllrigl mit der Botschaft
der Träume beschäftigt. Ihr neustes Buch «Vertrauens Wege» ist aus ihren
jahrelangen Erfahrungen als Tiefenpsychologin entstanden. Sie finden in
einem Dialog mit ihrer Enkelin, einer jungen Suchenden, ihre Form. Es
geht um die uralte Frage nach dem Sinn unseres Lebens. Eine uns alle betreffende Antwort finden wir in den Religionen, in der Kunst, den Märchen und Mythen. Die individuelle Antwort finden wir im Leben selbst
und in unseren Träumen.
Acht Cellisten der Wiener Symphoniker
Wann:
Wer & Was:
Sonntag 26. Juli 2015, 17 Uhr / Eintritt: € 25.–
Christoph Stradner, Erik Umenhoffer, Michael Günther, Alexandra Ströcker, Romed Wieser, György Bognár, Michael Vogt, Peter Siakala
Giacomo Puccini (1858–1924), Ouverture zur Oper «Manon Lescaut» / Arvo
Pärt (*1935) «Fratres»Franz Schubert (1797–1828) und Hans Carl Artmann
(1921–2000), «Wos bsundas», Fünf Tänze / Gedichte aus «med ana
schwoazzn dintn» / Joseph Strauss (1827–1870), «Stiefmütterchen», Polka
mazur, op. 183 / Joseph Strauss, «Delirien-Walzer», op. 212
Acht Celli auf der Bühne – das ist ein Ereignis der besonderen Art! Diese
Besetzung ermöglicht es, unterschiedlichste Klangräume auszuloten. Un-
43
PROPSTEI ST. GEROLD
ser besonderes Anliegen ist es,
durch die neue Instrumentierung
unbekannte Dimensionen vermeintlich bekannter Werke freizulegen. Die Besetzung mit acht
gleichen Instrumenten lässt neue,
spannende Querverbindungen im
Ohr des Zuhörers entstehen. Darüber hinaus erzeugt die solistische
Interpretation jeder einzelnen Stimme eine vielschichtige, sehr persönliche kammermusikalische Intimität. Die Cinemascope-Aufstellung tut ein
Übriges. Sie werden beide Ohren brauchen!
forum alte musik: sankt gerold – Eröffnungskonzert
Wann:
Wer & Was:
Sonntag 9. August 2015, 17 Uhr / Eintritt: € 15.–
Eröffnungskonzert der Dozenten der internationalen Meisterkurse «forum alte musik: sankt gerold», die dieses Jahr zum ersten Mal stattfinden.
Das Konzert stimmt mit Werken aus dem Barock auf die Woche ein.
Das «forum alte musik: sankt gerold» schafft – ganz im Sinne des Wortes
Forum – einen Ort, an dem Musiker, Studenten und Musikinteressierte
zusammenkommen, Musik machen, erfahren und erleben und sich mit
Gleichgesinnten austauschen können.
forum alte musik: sankt gerold – Abschlusskonzert
Wann:
Samstag 15. August 2015, 17 Uhr / Eintritt: € 15.–
In diesem Konzert unter der Leitung von Rubén Dubrovsky, welches zugleich Abschlussfest der ersten internationalen Meisterkurse «forum alte
musik: sankt gerold» sein wird, bekommen die Teilnehmer aus aller Welt
Gelegenheit, sich zu präsentieren. Auf dem Programm stehen Werke aus
dem Barock in den verschiedensten Kammermusikbesetzungen.
Ausstellungen
Vom Steinblock zur Skulptur
Vernissage:
Wer & Was:
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Samstag 25. Juli 2015, 16 Uhr
Die Ausstellung ist bis Sonntag 27. Sep. 2015 täglich von 9 bis 18 Uhr
geöffnet.
Der gelernte Maschinentechniker Peter von Burg hat
erst spät seine Liebe und Begeisterung für die Bildhauerei entdeckt. 1997 hat er in Einsiedeln (CH) ein
eigenes Bildhaueratelier eröffnet und seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Seither sind rund 100 Werke entstanden, die meisten aus Marmor.
Mit der Wahl des Grundmaterials Stein stellt sich der
Bildhauer einer grossen Herausforderung. Denn wer
dem Stein eine Form abringen will, braucht Willens-
PROPSTEI ST. GEROLD
kraft, Ausdauer, Hartnäckigkeit und viel Geduld. Der Prozess, aus einem
Steinblock eine Skulptur entstehen zu lassen, ist gerade deshalb so faszinierend, weil es ein Zusammenspiel von Inspiration, Kreation, Handwerk
und Material ist. Daraus entsteht ein Kunstwerk, das sich unmittelbar dem
Betrachter anbietet, keine logische oder sprachliche Vermittlung will, vielmehr zum Verweilen, Gefühle wecken und Berühren auffordert.
Kurse und Seminare
Detaillierte Infos zu den Kursen finden Sie auf der Propsteiwebsite:
www.propstei-stgerold.at/seminare-und-kurse.html
Eltern-Sein: Vielfalt und Herausforderung!
Wann:
Wer & Was:
Leitung:
Kosten:
6.–7. Juni 2015
Für Familien, Pflegeeltern, alleinerziehende Väter und Mütter.
In dieser zweitägigen Fortbildung unterstützen wir Eltern, im Spannungsfeld zwischen den persönlichen Bedürfnissen, dem Eltern-Sein sowie den
äusseren Anforderungen eines Familienalltags, gute Wege zu finden. Ziel
ist es, die Kompetenz zu stärken, die das Eltern-Sein mit sich bringt, sowie
die Schätze (wieder) zu entdecken, die in der Vielfalt und Unterschiedlichkeiten des Familienlebens schlummern. Themenbeispiele: Grenzen ziehen
– verbunden bleiben; Lebensbilder, Lebensgeschichten, Aufstellungen
(Satir, Moreno), kreative Lösungswege entdecken… Kostenlose Kinderbetreuung ist nach Absprache möglich.
Susanne Jütersonke, Heilpraktikerin Psychotherapie / Armgard Schörle,
Leiterin für Psychodrama
Kurs € 160.– für Familien, € 100.– für Einzelpersonen + Pension € 79.– bis
€ 98.–
Malen, meditieren und die heilsame Sprache der Pferde
Wann:
Ort:
Leitung:
Beginn/Ende:
Kosten:
12.–14. Juni 2015
Im Malen und in der Meditation begeben wir uns auf die Suche nach unserem persönlichen Ganzwerden. Wir öffnen uns der Lebenskraft, die sich
in uns und durch uns zeigen möchte. Die Stille gibt uns Raum, zu verweilen
und uns unserem Inneren zuzuwenden. Aus dieser Stille heraus öffnen wir
uns der Begegnung mit dem Leben. Wir gehen in den Pferdestall der
Propstei und erfahren die heilsame Sprache der Pferde. Inspiration, Freude
und Vitalität liegt in der Begegnung mit diesen Tieren. Das Pferd steht für
Anmut, Schönheit und Lebenskraft. Im Atelier findet in Form und Farbe
Ausdruck, was in uns berührt und geweckt wurde.
Propstei St. Gerold, Scheune Lehen
Irene Dworak, Kunstpädagogin, Meditationsleiterin; Julia Joswig, Reittherapeutin
Kursbeginn ist am Freitag um 16.00 Uhr. Am Sonntag schliessen wir das
gemeinsame Wochenende mit einer Vernissage um 15 Uhr ab.
€ 290.– + Pension
45
PROPSTEI ST. GEROLD
Zen – Sesshin
Wann:
Was:
Leitung:
Kosten:
8.–12. Juli 2015
Zen ist eine Jahrtausende alte Form gegenstandsfreier Meditation, ohne
Bild, ohne Konzept, ein spiritueller Weg der Einübung in die unmittelbare
Erfahrung dessen, was ist. Dabei geht es darum, mit unserer Essenz in
Kontakt zu kommen, um aus dieser Mitte heraus unseren Alltag zu gestalten. Während des Kurses schweigen wir. Persönliche Gespräche und Übungen unterstützen den inneren Prozess. Vor jeder grösseren «Sitzrunde»
gehen wir im Freien (bei jeder Witterung).
Edith Breuss, Zen-Lehrerin (ernannt von Willigis Jäger), Psychotherapeutin, Feldkirch
Kurs € 220.– + Pension € 262.– bis € 340.–
Freie Malerei
Wann:
Wer und Was:
Leitung:
Kosten:
16.–19. Juli 2015
Eintauchen in die eigene Farb- und Formenwelt, abstrakte Malerei wirklich verstehen, die Wahrnehmung erweitern und eine neue Sichtweise für
sich entdecken. Die Freude am Malen und die Entfaltung der eigenen
Kreativität sollen im Vordergrund dieser Auseinandersetzung stehen. Wir
nehmen uns Zeit und erschaffen in mehreren Schritten – inspiriert durch
das stimmungsvolle Ambiente des besonderen Ortes – ganz persönliche
Bilder auf Papier und Leinwand.
Astrid Bechtold, Künstlerin, Wien/Rankweil
Kurs € 190.– + Materialkosten + Pension € 237.– bis € 294.–
Goldene Spur nach innen – Traumarbeit und Kreativität
Wann:
Wer & Was:
Kosten:
19.–24. Juli 2015
Dr. Ute Karin Höllrigl, dipl. analytische Psychologin nach C.G. Jung,
Wien; Mag. Klaus Gasperi, Theologe und Germanist, Zwischenwasser;
Ute Isele-Partl, Bewegungs- und Psychotherapeutin, Tanz und «Feldenkrais»; Heidi Spring, Pianistin, Zürich, am Flügel.
C.G. Jung entdeckte in seinen lebenslangen Forschungen, dass das Unbewusste ein Prozess ist, und dass die Beziehung des ICH zu den Inhalten
des Unbewussten die eigentliche Wandlung oder Entwicklung auslöst.
Die Kraft, die dieses Reifen und Wachsen bewirken will, nannte C.G.
Jung das SELBST, ein Urbild des Sinnes und der Orientierung. Der individuelle Kompass sind unsere Träume und Fantasien. Weltumspannend
bildet sich dieser Prozess in den Religionen, in den Märchen und der
Kunst ab.
Kurs € 350.– + Pension € 395.– bis 490.–
Meine Königswürde annehmen – Vom Zweifel zum Selbstvertrauen
Wann:
Was:
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25.–26. Juli 2015
Jeder Mensch ist ein König, eine Königin. In Momenten der Niedergeschlagenheit vergessen wir aber die uns eigene Grösse und Würde und lassen
uns niederdrücken: von Situationen, anderen Menschen, von uns selber.
Die Geschichten um die biblischen Könige Saul und David – zwei Seiten in
PROPSTEI ST. GEROLD
Leitung:
Kosten:
uns – werden frei erzählt und vielfältig erlebt und begleiten uns so auf
dem Weg zu einem aufrechten und vertrauensvollen Leben.
Dr. Maria Prieler-Woldan, Erwachsenenbildnerin und Seelsorgerin, Linz
Kurs € 120.– + Pension € 79.– bis € 98.–
Von der Improvisation zur Szene – eine theatrale Entdeckungsreise
Wann:
Was:
Leitung:
Kosten:
1.–5. August 2015
Wir werden viel improvisieren und dabei spielerisch herausfinden, was
Theater sein kann, was funktioniert und was Spass macht. Lernen Sie Ihre
individuellen Ausdrucksmöglichkeiten kennen! Die schauspielerischen Fähigkeiten, die Sie haben, oft ohne sie zu kennen, werden gefördert,
stimmlich, körperlich und mimisch. Neben einer grossen Portion Spiel- und
Experimentierfreude erfahren Sie viel übers Theater, Schauspieltechniken,
szenische Umsetzung, Regie und Dramaturgie. Auch besteht die Möglichkeit, dass im Laufe des Kurses eine kleine Aufführung entsteht. Bringen
Sie zu Kursbeginn gerne etwas mit: einen Text, eine beobachtete oder
selbst erlebte Situation, ein Kostümteil, eine Geste, ein Requisit oder einen
Satz, irgendetwas. Vielleicht können wir es als Spielanlass verwenden.
Fassen Sie sich ein Herz und entdecken Sie das Theaterspielen immer wieder neu. Ich freue mich auf Sie!
Martin Spitzweck, Theaterpädagoge und Schauspieler, München/D
Kurs € 235.– + Pension € 317.– bis € 394.–
Jazz-Workshop
Verstehen und Spielen von Jazz – mit Wolfgang Lackerschmid, Augsburg/D
Wann:
Was:
Leitung:
Kosten:
16.–21. August 2015
Schwerpunkt dieses Workshops ist das Verstehen und Spielen von Jazz.
Wir berücksichtigen die Wurzeln, ethnische Einflüsse bis zu den amerikanischen Musicals, sowie der Fortsetzung der Entwicklung. Theoretische
Kenntnisse werden aus der Praxiserfahrung heraus vermittelt und in unterschiedlichen Formationen spielerisch wieder in die Praxis umgesetzt.
Improvisation als «Erfinden neuer Melodien», Phrasierung, Stilsicherheit,
Überblick über die Funktionen aller beteiligten Instrumente im Zusammenspiel, Harmonielehre, Voicing, Repertoireerweiterung, Dynamik,
rhythmische Sicherheit und Flexibilität, Jazzgeschichte und Geschichten,
Bühnenpräsenz, usw. wird in dieser Woche erfahren, mit dem Ziel, eine
reichhaltige Palette von Anregungen mitzunehmen. Der Kurs ist also für
«Notisten» ebenso sinnvoll wie für Gehörmusiker.
Wolfgang Lackerschmid, Augsburg/D; Stefanie Schlesinger, Augsburg/D,
Assistenz und Gesangscoaching
Kurs € 280.- + Pension € 395.– bis € 490.–
Weitere Seminare, Konzerte und Kurse finden Sie auf der Propstei-Website,
wo Sie sich auch online anmelden können: http://www.propstei-stgerold.at/
kulturprogramm.html / Tel. +43 (0)5550 2121
47
PROPSTEI ST. GEROLD
Zivildiener in der Propstei St. Gerold
«Grüscht fürs Leben»
Vor einem guten Jahr hat die Propstei erstmals beim österreichischen Bundesheer um
die Zuteilung eines Zivildieners gebeten und die Bitte wurde erfüllt. So kam Gabriel
Steiner aus Nüziders im Walgau vor bald neun Monaten zu seinem Zivildienst in
der Propstei. In Kürze wird er seinen ungewöhnlichen Dienst geleistet haben und
andere Wege gehen. In der Propstei wird er eine Lücke hinterlassen. Gabriel Steiner
berichtet über seine Erfahrungen und Überlegungen als Zivildiener in der Propstei
St. Gerold.
Das ist auf alle Fälle etwas Besonderes. Normalerweise kann man diesen Dienst in sozialen Institutionen leisten, wie beipielsweise
bei der Caritas, beim Roten Kreuz, in Spitälern und Altersheimen, aber auch in der
Land- und Forstwirtschaft. Dadurch kommt
man insbesondere mit Menschen in Kontakt,
die am Rande unserer Gesellschaft stehen,
die unter Beeinträchtigungen leiden und
auf Hilfe angewiesen sind – seien es Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen, Flüchtlinge oder auch alte
und kranke Menschen.
Neun Monate Diener sein
Die Propstei hat, so kommt es mir vor, durch
die Sozialwerke und ihre natur- und lebensnahe Ausrichtung von allem etwas.
Neun Monate Diener sein – für mich als
Christ eine bereichernde Vorstellung. Neun
Monate als Ziviler, als Bürger und schliesslich einfach nur als Mensch. In meinem Fall
in der Propstei, der Zivilbevölkerung kurz:
meinem Nächsten bei seiner Arbeit zu unterstützen und helfen, das klingt vielversprechend. Und das alles noch an diesem
Ort, wo vor rund tausend Jahren der heilige
Gerold allem Weltlichen und Vergänglichen den Rücken gekehrt und sich als Ein-
48
siedler ganz der Natur ausgesetzt und Gott
gesucht hat.
Hippotherapie in eigener
Anschauung
Als Einheimischer der jüngeren Generation
war mir die Propstei nur als Kultur- und Gaststätte ein Begriff. Auch habe ich schon von
der Hippotherapie gehört, konnte mir jedoch nicht viel darunter vorstellen. Einige
Male durfte ich bei den Therapiestunden
dabei sein und miterleben, wie viel Wertvolles hier geschieht. Es war berührend zu sehen, wie die zappeligen und verhaltensauffälligen Kinder plötzlich ruhig, konzentriert,
achtsam und still wurden, als die Therapie
mit den Pferden begann. Oft denke ich daran, wie hilfreich diese wöchentliche Stunde
in unserer schnellen und lauten Welt für das
innere Gleichgewicht dieser Kinder sein
kann.
Arbeiteralltag kennenlernen
Für mich als ehemaligen Schüler war es zudem eine gute Erfahrung, den klar strukturierten Alltag eines normalen Arbeiters kennen zu lernen. Jeden Morgen um dieselbe
Zeit aufstehen, zur selben Zeit im Postauto
sitzen und zur selben Zeit die Pfortentüre
PROPSTEI ST. GEROLD
öffnen, um den Arbeitstag zu beginnen und
trotz der geregelten Abläufe wahrzunehmen, dass kein Tag dem anderen gleicht.
Diese Erfahrung hatte sicher auch mit den
vielfältigen Arbeitsaufgaben zu tun, die mir
anvertraut wurden. Die Mitarbeiter in der
Propstei hatten keine Scheu, mir auch verantwortungsvolle und vertrauliche Aufgaben zu überlassen, wofür ich ihnen dankbar
bin. Dadurch wurden mir etliche Einblicke
gegeben, von denen ich im späteren Leben
profitieren werde. Ob im Stall, in der Küche,
in der Kirche oder im Büro – überall durfte
ich auch praktische Erfahrungen sammeln
und mich selber einbringen.
ve Gespräche mit Gästen, Kursleitern und
Mitarbeitern bei. Ein Highlight meiner Zeit
hier war eindeutig der Betriebsausflug nach
Rom, nicht nur, weil wir fünf wunderbare
Tage zusammen in der Ewigen Stadt verbringen durften, sondern auch, weil es mir wieder einmal aufgezeigt hat, dass ich dem Leben, dass ich Gott vertrauen kann. Ich muss
dazu sagen, dass ich nach der Matura mit ein
paar Klassenkameraden unbedingt nach
Rom wollte, diese Reise aber nicht zustande
kam. Und so hat es sich gefügt, dass ich nicht
einmal ein Jahr später doch noch nach Rom
kam.
Vergleichsmöglichkeiten
Hilfreich, gerade auch im Hinblick auf meinen weiteren Lebensweg, war auch die Zeit
im Frühjahr im Garten. Schon lange habe ich
mich darauf gefreut, nach einem langen
Winter endlich wieder mit unsrem Hauswart
Manfred vor dem Haus Arbeiten erledigen
zu können, ohne dass es mit der Schneeschaufel zu tun hatte.
Ich bin überaus gerne im Garten und so
machte es mir auch nichts aus, als ich zwei
Wochen lang nur mit Jäten beschäftigt war.
Beim beinahe schon meditativen «Züpfeln»
und Hacken kamen mir plötzlich die wesentlichsten Gedanken, denen ich in Ruhe nachgehen und sie zu Ende denken konnte.
Besonders fiel mir das auf, als ich bei einem
Forum mit anderen Zivildienern in Kontakt
kam, die in «typischen» Zivildienststellen
wie Altersheimen und Spitälern positioniert
waren. Diese kamen mir wie «scheintot» vor.
Es fehlte das Leben. Ich spürte, dass sie sich
an ihrer Stelle nicht entfalten konnten und
wie verkümmert sie waren. Gott sei Dank
war das bei mir anders. Die Zeit war für mich
schlicht ein Gewinn und prägte mich für
mein weiteres Leben. Dazu trugen im Besonderen spontane Begegnungen und intensiZivildiener Gabriel Steiner (Foto: Stefanie
Hämmerle).
Gartenarbeit als eine Art Meditation
Horizonterweiterung
Ich bin mit vielen Fragen gekommen, und
obwohl ich nicht zur Antwortfindung in die
Propstei kam, durfte ich durch die Mitarbeiter, Gäste und speziell auch durch Pater Kolumban zu so mancher Erkenntnis gelangen,
die mich «grüscht» fürs Leben machen. Mein
Horizont konnte wachsen und ich wurde in
manchem bestärkt. In dieser Zeit wuchs in
mir auch die Entscheidung, dass ich es wagen und ab Herbst ins Propädeutikum, das
heisst in das Vorbereitungsjahr für das Priesterseminar gehen möchte. Der Weg ist eingeschlagen; nun bin ich gespannt, wo er
mich hinführen wird.
Gabriel Steiner
49
W
KLOSTER FAHR
Foto: Lilian Géraud
elche Räume in der Kirche stehen heute offen für eine flächendeckendere und
einflussreichere Präsenz von Frauen?» Diese Frage war kürzlich in einem Beitrag der
Nachrichten von Radio Vatikan zu lesen. Die Frauenfrage in der Kirche ist aktueller
denn je. Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, wie wir Frauen vom Fahr uns mit dieser
Frage auseinandersetzen und welche Räume in der Kirche sich uns öffnen.
Die Zeitschrift «Salve» gibt uns Benediktinerinnen vom Fahr seit mehreren Jahren eine
wertvolle Plattform. Hier können wir über unser Leben, unsere Projekte und Visionen
berichten. Durch diese Präsenz werden wir Frauen vom Kloster
am Rand der Stadt vermehrt wahrgenommen. Von verschiedenen Leserinnen und Lesern hören wir immer wieder, dass die
Fahrer-Beiträge mit Interesse gelesen werden.
Mit dem provokativen Titel «Die Frauenfrage in der Kirche –
ein heftiges Gewitter» luden wir Schwestern zusammen mit
unserem ehemaligen Abt, Pater Martin Werlen, zu einem Abendgespräch in die Liebfrauenkirche nach Zürich ein. Die Pfarrei
Liebfrauen öffnete uns Frauen vom Fahr und einer grossen
Schar Zuhörerinnen und Zuhörer ihre Kirchenräume. Dieses
Abendgespräch machte deutlich, es geht bei der Frauenfrage in
der Kirche nicht darum, über die Frauen zu sprechen, sondern mit den Frauen ins Gespräch zu kommen. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 56.
Klöster sind seit jeher Räume für Kunst und Kultur. Unsere Paramentenwerkstatt erhielt
vor kurzem den Auftrag, für die Kirche St. Josef in Dietikon eine textile Raumgestaltung
zu kreieren. Priska Schmid, Leiterin der Fahrer-Textilwerkstatt, stellte sich dieser künstlerischen Herausforderung. Im Gespräch mit Verena Huber-Halter erzählt die Künstlerin
wie sie sich von diesem Kirchen-Raum inspirieren liess. S. 52.
Silja Walter, die 2011 verstorbene Benediktinerin vom Fahr, bringt mit ihren Texten eine
weibliche Stimme in die Kirche unserer Zeit. Die Meditation S. 60 bildet den Schlussgesang der Schubertmesse, für die Silja Walter neue Texte geschaffen hat. Diese Messe wird
im Gottesdienst vom 5. Juli 2015 in der Klosterkirche Fahr zum ersten Mal erklingen. Mit
der Reihe «Dein Leben will singen – Gebet und Gesang im Kloster Fahr» geben wir dem
Werk von Silja Walter Raum in unserer Klosterkirche. Hinweise dazu finden Sie im Veranstaltungskalender S. 62.
Wir Frauen vom Fahr füllen nach Möglichkeit die uns offenstehenden Räume in der
Kirche mit unserer Präsenz. Wir sind sehr gespannt, welche Räume in der Kirche sich für
uns Frauen in den nächsten Jahren öffnen werden.
Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche Ihnen offene Räume in unserer Kirche!
Herzlich
Priorin Irene Gassmann
51
KLOSTER FAHR
Paramentenwerkstatt
Geheimnis
Paramente aus dem Fahr waren schon immer von ganz spezieller Qualität. Manche
Menschen erkennen von weitem, ob ein Priester ein Fahrer Messgewand trägt. Nicht
nur die Stoffe haben eine besondere Beschaffenheit, auch die Schnitte der Gewänder
sind charakteristisch. Nun geht die Leiterin der Fahrer Paramentenwerkstatt, Priska
Schmid, einen Schritt weiter: sie stattet Kirchenräume nicht mehr nur mit Messgewändern, Altartüchern und weiteren Paramenten aus, für die Kirche St. Josef in Dietikon kreierte sie den Wandschmuck hinter dem Altar.
Am Tag des heiligen Josef, ihres Kirchenpatrons, erhielt die Kirche Dietikon eine neue
textile Wandgestaltung. Entworfen hat diese Priska Schmid und hergestellt wurde das
feine Gewebe in der Fahrer Werkstatt. Der
Wandschmuck ist ein Kunstwerk. Genauso,
wie es auch andere Paramente sind, die die
Werkstatt verlassen. Nicht nur das Design
eines Stückes ist eine Kunst, auch das handwerkliche Können. Zu wissen, wo welcher
der insgesamt 1512 Kettfäden zu platzieren
ist und wie diese Fäden ohne Chaos auf den
Webstuhl aufzuspannen sind, bedarf nebst
mathematischen Fähigkeiten ein gutes Vorstellungsvermögen, logisches Denken und
ganz spezifische Handfertigkeiten. Mit der
Herstellung dieser textilen Wandgestaltung
erweitert Priska Schmid das Fahrer Sortiment in eine neue Richtung.
Als die Anfrage für einen textilen Wandbehang in den vier liturgischen Farben ins
Fahr erging, liess sich das die Leiterin der
Werkstatt zuerst durch den Kopf gehen.
Nachdem sie zunächst die Idee ihrer Kundschaft aufnahm, folgten mehrere Besuche
im Kirchenraum.
Schliesslich schlug sie der Kirchenstiftung eine ganz schlichte Variante in einer
Farbe vor: «Lange Zeit war es üblich, farben-
52
frohe, textile Wandbehänge anzubringen,
auf denen Szenen aus der Bibel oder der Geschichte der Kirche abgebildet waren.
Keine Konkurrenz
In der künstlerischen Auseinandersetzung
wurde für mich jedoch klar, dass die textile
Raumgestaltung in der Kirche Dietikon nicht
einen weiteren dominanten Schwerpunkt
bilden, sondern sich leicht und in Ergänzung
zu den bereits vorhandenen Skulpturen in
den Raum einfügen soll. Ich wollte das Vorhandene respektieren und nicht durch ein
weiteres Werk konkurrenzieren. Die Leinentücher setzen einen leisen, geheimnisvollen
Akzent und sind somit Teil des Ganzen.» In
diesem Sinne war für sie der Raum Inspiration und Grenze zugleich.
Aus einem Weniger wird ein Mehr
Mit dem «Geheimnis», wie Priska Schmid ihr
Werk benannt hat, möchte sie die sakrale
Schlichtheit des Dietikoner Kirchenraumes
stärken: «Ein Weniger, das zu einem Mehr
wird, indem sich kostbar das Geheimnis verbirgt», war das Ziel. Durch schlichtes Design
und das zurückhaltende Weiss sollen Gefühle und Gedanken der Kirchenbesucher zur
Ruhe kommen.
KLOSTER FAHR
Um ein «Geheimnis» weben zu können, musste dieser Fahrer Webstuhl für zwei Kettensysteme
mit insgesamt 1512 Kettfäden umgebaut werden (Fotos auf dieser Seite: Priska Schmid).
Der Wandschmuck in der Dietikoner Kirche besteht aus drei Elementen, jedes 1,20
Meter breit und vier Meter lang. Diese Elemente sind in weissem Leinen handgewoben. Feinste Leinenfäden wurden verwendet, so dass das Gewebe transparent bleibt.
Um die gewünschte Wirkung zu erhalten,
wurde unterschiedliches Garn miteinander
verwoben. Die Gestaltung der Leinentücher
entstand schliesslich durch Verdichtungen
einzelner Partien.
Dafür musste der Webstuhl umgebaut
werden, denn diese Technik verlangte nach
zwei statt nur einem Kettensystem. (Für den
Laien: es wurden für die verdichteten Stellen
im Stoff mehr vertikale Fäden benötigt.)
Von diesem beträchtlichen Aufwand ist im
Gewebe nichts zu sehen. Die Verdichtung
geht nahtlos in die hauchdünnen, transparenten Teile über. Der Stoff selber wurde
zum Schluss mit einer speziellen Imprägnierung versehen, der ihn vor Staub und Kerzenrauch schützen soll.
Möglichst unsichtbare Befestigung
Bereits beim Entwurf war es nötig, sich zu
überlegen, wie der Stoff an der Betonwand
53
KLOSTER FAHR
Ein erstes Stück hauchdünnes Leinengewebe
(Foto: Priska Schmid).
befestigt werden sollte. Priska Schmid entwickelte in Zusammenarbeit mit einem Metallbauschlosser drei entsprechende Rahmen in
Chromstahl, die die Elemente rund dreissig
Zentimeter von der Wand entfernt tragen.
Durch die höchst mögliche Unsichtbarkeit der tragenden Rahmen und durch die
Distanz zur Wand können Schattenwürfe
das Kunstwerk vervollständigen und die stetig sich verändernden Lichtverhältnisse in
der Kirche widerspiegeln sich zusätzlich im
Gewebe.
Installiert wurde das Kunstwerk am Tag
des heiligen Josef. Die Künstlerin war nicht
nur vor Ort, um die Arbeiten zu überwachen,
sie legte auch selber Hand an, damit die Tücher genau ihrer Vorstellung gemäss die
Wand hinter dem Altar schmücken können.
Priska Schmid beschreibt ihr Werk selber
folgendermassen: «Am Webstuhl fügte ich
feinste Leinenfäden geheimnisvoll und leise
zu einem transparenten Gewebe zusammen.
Tausendfach ist dabei das Kreuz entstanden.
Die Verdichtungen einzelner Fadenpartien
schaffen eine Vielfalt von Lichtqualitäten
und dadurch, dass die Tücher Schatten in
den Raum werfen, entsteht eine weitere Dimension.»
Potenzial
Raum (Mit-)Gestaltungen mittels Ambotüchern und Antependien (Behänge für den
54
Anspruchsvolle Montage des Kunstwerks in
luftiger Kirchenhöhe. (Fotos: Verena HuberHalter).
KLOSTER FAHR
Altar) sind Aufträge, die im Kloster Fahr hin
und wieder ausgeführt werden. Soeben fertigte man vier Ambotücher in den liturgischen Farben für die neu renovierte Kirche
in Pfungen. Gegenwärtig laufen Abklärungen für Antependien, die das Berner Münster schmücken sollen.
Der Auftrag für die Kirche Dietikon hat
jedoch eine ganz neue Dimension. Aber er
muss kein Einzelfall bleiben. Sollten weitere
Aufträge dieser Art im Fahr eingehen, würde sich Priska Schmid dieser Herausforderung gerne stellen.
Verena Huber-Halter
Tausendfach enthält das textile Kunstwerk das Kreuz. Das Schlichte von Farbe und Form erlaubt
es Gedanken und Gefühlen der Kirchenbesucher von St. Josef in Dietikon, zur Ruhe zu kommen
(Fotos: Philipp Müller).
55
KLOSTER FAHR
Verein Pro Kloster Fahr
Die Frauenfrage in der Kirche –
ein heftiges Gewitter
Der Verein Pro Kloster Fahr, dem vor allem Frauen in der Kirche am Herzen liegt, lud
Ende März Zürcherinnen und Zürcher ein, um gemeinsam mit den Schwestern aus dem
Kloster Fahr und Pater Martin aus dem Kloster Einsiedeln laut über die Rolle der Frau
in der Kirche nachzudenken. Ein Vortrag, ein Gespräch zwischen Ordensleuten, ein Gebet und das Teilen von Wein und Brot waren auf dem Programm, das rund 300 Personen in die Liebfrauenkirche im Herzen der Stadt Zürich lockte.
Pater Martin griff zu diesem Anlass einige
Gedanken aus seinem Buch «Heute im Blick»
auf, um sie weiter auszuführen. Wie gewohnt machte er kurzen Prozess mit festgefahrenen Argumenten, die zwar schon seit
Ewigkeiten keine Gültigkeit mehr haben
aber dennoch hartnäckig immer wieder genannt werden. Am meisten ärgere ihn,
wenn das Argument angeführt werde, die
Kirche dürfe sich nicht dem Zeitgeist unterwerfen, denn sie hätte eine Tradition zu
schützen. Die Tradition, die es zu schützen
gäbe, so Pater Martin, sei die Treue zu Jesus
Christus durch den wechselhaften Lauf der
Geschichte. Diese Treue zu Jesus dürfe nicht
dem Zeitgeist geopfert werden. Allerdings
gäbe es durchaus Brauchtum in der Kirche,
das aus dem Zeitgeist vergangener Zeiten
hervorgegangen sei. Im seinem Vortrag
nannte er mehrere Fälle aus der Kirchengeschichte, in denen Regeln, die aus einem
vergangenen Zeitgeist heraus entstanden
waren, wieder abgeschafft wurden. Zum
Beispiel bei der 1983 erfolgten Anpassung
des Kirchenrechtes von 1917.
Kirchensprache Latein entsprang dem
Zeitgeist
Auch die lateinische Kirchensprache sei ein
Produkt des Zeitgeistes, meinte er: die Gläu-
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bigen im Römischen Reich sprachen Lateinisch. Folgerichtig wurde im Zweiten Vatikanischen Konzil diese Pflicht wieder
aufgehoben.
Er warnte eindringlich davor, nicht an
«Traditionen» festzuhalten, die aus vergangenem Zeitgeist entstanden seien: «Es ist
tragisch und peinlich, wenn gegen den heutigen Zeitgeist gewettert wird, um am Zeitgeist vergangener Jahrhunderte kleben zu
bleiben, indem das Argument der Tradition
hervorgeholt wird.»
«Es gibt nicht Mann und Frau...»
Gerade in der Frauenfrage habe die Kirche
immer wieder neue Wege beschritten, wie
Pater Martin anhand verschiedener Fälle aus
der Kirchengeschichte illustrierte.
Er machte das Publikum darauf aufmerksam, dass die Taufe als grundlegendes Sakrament des katholischen Glaubens Grenzen
überschreite, an denen wir heute immer
wieder stehen bleiben würden. Dazu zitierte er den heiligen Paulus: «Es gibt nicht mehr
Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie,
nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid ‹einer› in Christus Jesus.»
Mit Bedauern stellte der Referent fest:
«Wenn das Geschlecht einer Person höher
eingestuft wird als die Taufe, dann haben
KLOSTER FAHR
Frau (Priorin Irene Gassmann, Kloster Fahr) und Mann (Pater Martin Werlen, Kloster Einsiedeln), im «Abendgespräch» über die Frau in der Kirche.
wir ein grösseres Problem. Dann haben wir
ein Problem mit der Tradition. Wir haben ein
Glaubensproblem.»
Folgerichtig präsentierte Pater Martin
keine Lösungen zur Frauenfrage, denn diese
sollten seiner Meinung nach nicht von Männern kommen. Lösungen müssten, wie er
deutlich machte, Frauen und Männer, also
alle Getauften gemeinsam suchen.
Die prophetische Stimme der
Ordensleute
Anschliessend an das Referat demonstrierten Pater Martin und Priorin Irene Gassmann, wie so ein Gespräch zwischen den
Geschlechtern über die Rolle der Frau in der
Kirche beginnen könnte. Sie sprachen darüber, wie man im Austausch untereinander
die Taufe wieder neu entdecken könnte
und überlegten, ob Ordensleute nicht auch
heute wieder prophetische Stimmen in der
Kirche sein könnten, indem sie eine lebendige Beziehung mit Gott führen und ihre
Berufung leben würden. Ausserdem wurde
auch die Hoffnung geäussert, dass alle
Frauen mitziehen und sich darum bemühen,
zwischen der Tradition, die das Glaubensgut lebendig erhält und dem Zeitgeist vergangener Jahrhunderte zu unterscheiden.
Die Fahrer Schwestern beteten im Anschluss an dieses Gespräch zusammen mit
allen Besuchern die Komplet. Hier war dann
ein wahrhaftiges «Gewitter» zu hören. Anstelle von Psalmen wurde ein Text aus dem
Werk von Silja Walter gelesen. In lyrischer
Form brachte die Nonne aus dem Fahr das
Gespräch zwischen dem heiligen Benedikt
und seiner Schwester, der heiligen Scholastika zu Papier. Die geschichtlichen Quellen
berichten, dass die hl. Scholastika kurz vor
ihrem Tod während eines Besuches ihres
Bruders um ein Gewitter betete, um ihn da-
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KLOSTER FAHR
Zwölf Ordensfrauen aus dem Kloster Fahr und ein Ordensmann aus dem Kloster Einsiedeln in
der Zürcher Liebfrauenkirche (Fotos: Anton Schweiwiller).
von abzuhalten, nach Hause zu gehen, damit sie Zeit hatte, mit ihm zu besprechen,
was sie noch beschäftigte.
Als in der riesigen Kirche aus dem Verborgenen dieser Text vorgelesen wurde,
herrschte vollkommene Stille in der Kirche –
die ersten Worte von Scholastika (Sr. Ruth
Tresch) fesselten die Zuhörer sofort. Nachdem Scholastika das Unwetter erbeten hatte, durchzuckte das auf der Orgel ertönende
Gewitter die ganze Kirche.
Das Publikum wurde an diesem Abend intellektuell und emotional beansprucht und so
nahmen die meisten gern am anschliessend
offerierten Aperitif im Pfarreizentrum teil.
Hier wurden die Gespräche dementsprechend intensiv weiter geführt.
Anrufung Gottes zum Abschluss
Es war nicht nur ein Vortrag, zu dem der
Verein geladen hatte, es war ein reichhalti-
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ges, gut aufeinander abgestimmtes Programm. Nach der anfänglichen Überraschung, dass nach dem Gespräch zwischen
Nonne und Mönch in der Komplet schliesslich Gott angerufen wurde, stellte manch
einer im Publikum fest, dass dies eigentlich
der selbstverständliche Rahmen einer öffentlichen Diskussion über die Kirche sei.
Eine Notwendigkeit, die womöglich durch
den Zeitgeist etwas in Vergessenheit geraten ist.
An diesem Abend haben die Ordensleute aus den Klöstern Einsiedeln und Fahr Mitmenschen überrascht, berührt und zum
Denken angeregt. Es wurde spürbar, was
möglich ist, wenn Frauen und Männer in der
Kirche miteinander ins Gespräch kommen.
Es bleibt zu hoffen, dass die Zuhörerinnen
und Zuhörer das Gespräch weiter führen
und weiter tragen.
Verena Huber-Halter
KLOSTER FAHR
Vermählungen:
Hanspeter Brändle-Schafflützel, Libingen
(FK 2005).
4.Juli 2015, Ursi Wey und Hansjürg Elmer,
alte Landstrasse 29, 8766 Matt (FK 2010). –
Zu Gott heim gegangen:
15. August 2015, Anna Christen und Claudio
Ehemalige Schülerin:
Bigger, Kantonsstrasse 24, 8863 Buttikon
Bernadette Scherrer-Stillhard, Bütschwil
(HK 05/06). – 29. August 2015, Susanne
(WK 1960/61).
Rüegg und Marcel Eisenring,
Winden 237, 9608 GanterNACHRICHTEN
schwil (HK 04/05).
DER EHEMALIGEN Mutter von:
Geburten:
Verena Fröhli-Hüsser, Scherzingen (WK 65/66). – Agnes Züger-Künzle,
15. Februar 2015, Maria, Erika und Kobi Herger-Arnold, Flüelen (FK 2004). – 27. Februar
Andwil (SK 1966). – Brigitte Meier-Löpfe, Bazenheid (SK 1982)
2015, Luca, Karin und Paul Schmid-Hauenstein, Lengnau (HK 10/11). – 28. Februar
Vater von:
2015, Simon, Helena und Paul ZimmermannMonika Fähndrich-Rast, Rain (HK 11/12). –
Knobel, Vitznau (FK 2004). – 02. März 2015,
Luzia Rast, Hellbühl (FK 07).
Lorena, Marlen und Daniel Kuster-Schilter,
Muolen (FK 2004). – 23. März 2015, Erika,
Gatte von:
Irene und Urs Betschart-Langenegger, Rickenbach (WK 98/99). – 23. März 2015, FabiVerena Fröhli-Hüsser, Scherzingen (WK
an, Fränzi und René Bachmann-Staub, Feu65/66).
sisberg, (HK 09/10). – 15. April 2015, Adrian,
Schwester Michaela Portmann
Silvia und Franz Ott-Betschart, Gersau HK
01/02). – 22. April 2015, Mathias, Monika und
Schwester Josefa Spuhler im Element in der ehemaligen Schulküche (Foto: Priorin Irene
Gassmann).
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Schlussgesang
Herr, du hast uns aufgenommen.
Unsere Seele singt zu dir.
Deine Gegenwart, dein Kommen
glauben und erfahren wir.
Herr, du bliebst bis an die Enden
unserer Erde für uns da.
Überall liegt dir in Händen,
was geschieht und was geschah.
Lass dein Feuer mit uns tragen,
deine Güte, deinen Geist,
und aus dir den Frieden wagen,
den dein Wort der Welt verheisst.
(Foto: Liliane Géraud)
Silja Walter OSB; aus: Neue Texte zur Schubert Messe
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KALEIDOSKOP
Veranstaltungskalender
Religion
Fronleichnam, Donnerstag, 4. Juni 2015
Im Kloster Einsiedeln
8.30 Uhr Pontifikalamt in der Klosterkirche, anschliessend Prozession
über den Klosterplatz
11.00 Uhr Pilgergottesdienst in der Klosterkirche
13.15 Uhr Aussetzung des Allerheiligsten in der Unterkirche
16.30 Uhr Eucharistische Aussetzung zur Vesper in der Klosterkirche
20.00 Uhr Eucharistische Aussetzung zur Komplet in der Klosterkirche
Im Kloster Fahr
9.30 Uhr
Feierlicher Gottesdienst mit anschliessender Prozession
90. Todestag Bruder Meinrad Eugster
Wann: Sonntag, 14. Juni 2015, 15.00 Uhr
Wo: Klosterkirche Einsiedeln
Was: Gedenkfeier, alle Verehrerinnen und Verehrer von Bruder Meinrad
sind dazu herzlichst eingeladen
Sekundiz Pater Anselm Henggeler OSB
Wann: Sonntag, 5. Juli 2015, 9.30 Uhr
Wo: Feierliches Konventamt, Klosterkirche Einsiedeln
Schubert Messe mit Texten von Silja Walter
Wann: Sonntag, 5. Juli 2015, 9.30 Uhr
Wo: Klosterkirche Fahr
Was: Eucharistiefeier – Erstaufführung der Schubert Messe mit Texten
von Silja Walter
Wer: «ensemble12» und Klostergemeinschaft Fahr
Dein Leben will singen – Gesang und Gebet im Kloster Fahr
Wann: Samstag, 14. Juli 2015, 19.00 Uhr
Wo: Klosterkirche Fahr
Was: Abendlob – Ein abendlicher Gottesdienst zum Ausklang des
Hochfestes des heiligen Benedikt mit Gesängen von Silja Walter
und weiteren Autoren (Text) und Barbara Kolberg (Musik)
Wer: Benediktinerinnen vom Fahr und Barbara Kolberg
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KALEIDOSKOP
Kultur
Sommerkonzert des Chores «Cum Anima»
Wann: Sonntag, 14. Juni 2015, 18.45 Uhr
Wo: Grosser Saal, Kloster Einsiedeln
Leitung: Adeline Marty
Freier Eintritt – Kollekte
Musik im Kloster Einsiedeln
Wann: Sonntag, 5. Juli 2015, 16.30 Uhr
Wo: Kloster Einsiedeln, Grosser Saal
Was: Galakonzert der Ungarischen Kammerphilharmonie. Leitung:
Hans Schamberger; mit Werken von Ottorino Respighi, Franz Xaver
Frenzl und Antonín Dvorák
Wer: Pierre Cochand, künstlerische Leitung
Vorverkauf: www.pierrecochand.com
Einsiedler Orgelkonzerte
Wann: Dienstag, 21. Juli 2015: Roberto Marini, Teramo/Rom
Dienstag, 28. Juli 2015: P. Theo Flury, Einsiedeln / Rom
Dienstag, 4. August 2015: Bruno Reich, Zürich
Dienstag, 11. August 2015: P. Lukas Helg, Einsiedeln,
und Emmanuel Helg, Frauenfeld
Dienstag, 18. August 2015: Thilo Muster, Basel
Dienstag, 25. August 2015: Bläserensemble Brass Power und P. Theo Flury
Beginn: Jeweils um 20.15 Uhr (20 Uhr: Nachtgebet der Mönchsgemeinschaft)
Wo: Klosterkirche Einsiedeln
Freier Eintritt – Kollekte
Weitere Infos: www.orgelkonzerte.ch
Das detaillierte Programm der Einsiedler Orgelkonzerte
können Sie gratis beim Wallfahrtsbüro anfordern unter
E-Mail: [email protected] oder Tel. 055 418 62 70
(Mo. bis Fr. 09.00–11.00 / 13.30–16.00 Uhr)
Schreibzelle
Was:
Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und
30 Jahren steht eine Schreibzelle zur Verfügung, um für zwei Tage im
Rhythmus der Benediktinerinnen und in der Stille des Klosters dem
persönlichen Suchen nach Gott und nach dem Sinn des Lebens Raum
zu geben und an einem «Fahrer-Psalmen-Buch» mitzuschreiben.
Wann: Jederzeit (Anmeldung erforderlich)
Wo: Kloster Fahr
Weitere Infos und Anmeldung: www.kloster-fahr.ch
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KALEIDOSKOP
Selma Lagerlöf / Verner von Heidenstam und Einsiedeln (II)
«Das Mekka der Schweiz»
Als Bewunderer Schwedischer Literatur stand der Einsiedler Pater Friedrich Ziegler
in Kontakt mit der Schwedischen Literaturnobelpreisträgerin Selma Lagerlöf und
dem schwedischen Literaturnobelpreisträger Verner von Heidenstam. Heidenstam
verfasste einen längeren Text über den Wallfahrtsort Einsiedeln, der hier erstmals in
einem grösseren Umfang wieder publiziert wird.
Durch eine glückliche Fügung hat sich das
Antwortschreiben der Literaturnobelpreisträgerin im Buch «Nils Holgerssons underbara Resa genom Sverige av Selma Lagerlöf –
Första Bandet – Stockholm – Albert Bonniers
Förlag» mit der Signatur Lv 511 samt Couvert
und mit in Falun abgestempelter Frankierung in der Stiftsbibliothek Einsiedeln erhalten. Selma Lagerlöf bedankt sich handschriftlich beim Mönch in Einsiedeln für den
Brief und die Einladung. Besonders bedankt
sie sich beim Priester aus der Schweiz für
«die Freundlichkeit auf Schwedisch zu schreiben». Aufgrund vieler Pflichten sei es ihr leider nicht möglich nach Einsiedeln zu kommen. «Die alten Klöster, die ich in Italien sah,
sind die schönsten, die ich auf meinen Reisen gesehen habe, doch ich kann mir vorstellen, dass Ihr altes, berühmtes Kloster sehr
sehenswert und reich an Erinnerung und
Schönheit sein muss.»
Ein Flair für Nobelpreisträger
Offensichtlich hegte Pater Friedrich Ziegler
einen Hang zur Schwedischen Literatur und
insbesondere zu deren Exponentinnen und
Exponenten mit Nobelpreisehren. Unter
der Signatur Bi 2823 befindet sich in der
Stiftsbibliothek Einsiedeln das Buch «Samlade Skrifter – Verner von Heidenstam – Heliga Birgittas Pilgrimsfärd – Stockholm – Al-
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Kopie des Briefes von Pater Friedrich Ziegler
an Selma Lagerlöf aus der Königlichen Bibliothek in Stockholm.
bert Bonniers Vörlag». Auf der Seite neben
dem Haupttitel steht eine längere Widmung von Werner von Heidenstam an Pater
Friedrich Ziegler. Wie Recherchen von «Salve» ergaben, handelt es sich im schwedisch
verfassten Text um die zweite Strophe des
KALEIDOSKOP
Buchcover der schwedischen Ausgabe von
«Nils Holgersson» mit der hinten eingefügten Briefkarte der Autorin Selma Lagerlöf.
Buchcover jenes Werkes, das Verner von
Heidenstam mit einer Widmung für den Einsiedler Pater Friedrich Ziegler versehen hat.
Gedichts «På hoppets dag» des finnlandschwedischen Schriftstellers Zacharias Topelius (1818–1898). Leider lassen sich im
Stiftsarchiv Einsiedeln keine Dokumente
beibringen, die Aufschluss über die Kontakte zwischen Werner von Heidenstam
und Pater Friedrich Ziegler geben würden.
Und im Unterschied zum aufgefundenen
Brief von Pater Friedrich an Selma Lagerlöf,
liess sich in der Linköpinger Stiftsbibliothek,
wo der Nachlass von Heidenstam aufbewahrt wird, kein Brief aus Einsiedeln an den
schwedischen Literaturnobelpreisträger
eruieren. So ist man auf Vermutungen angewiesen, was die Kontakte zwischen Ziegler und Heidenstam betrifft. Tatsache
bleibt, dass Heidenstam in Einsiedeln weilte. Zwar erwähnt er in seinem Text über
den Klosterort im Finsteren Wald Pater
Friedrich nicht. Immerhin ist es denkbar,
dass er anlässlich seines Besuches im Kloster
Einsiedeln die Widmung für den Mönch ins
Buch schrieb.
Im deutschsprachigen Buchhandel sind
momentan keine Bücher von Verner von
Heidenstam lieferbar. Antiquarisch sind Bücher des Literaturnobelpreisträgers des Jahres 1916 unter zvab.de bestellbar.
Bücher von Selma Lagerlöf hingegen
werden nach wie vor herausgegeben, so
auch eines ihrer wohl wichtigsten Werke:
Selma Lagerlöf, Nils Holgerssons wunderbare Reise durch Schweden – Vollständig
übersetzt und mit einem umfänglichen Essay versehen von Thomas Steinfeld – Bereichert mit den Abbildungen von Bertil Lybeck
aus der schwedischen Ausgabe 1931. Eichborn, Berlin, 2014, 707 S., CHF 53.90, ISBN
978-3-8477-0359-4.
Bruder Gerold Zenoni
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KALEIDOSKOP
Verner von Heidenstam
Das Muttergottesbild
in Einsiedeln
Vor etwas mehr als tausend Jahren lebte der heilige Meinrad von Hohenzollern. In seinen
besten Jahren schon zog er sich nach Finsterwald am Zürichersee zurück und lebte daselbst als Eremit. Sein Haar ergraute allmählich, und Furchen durchzogen sein Antlitz.
Täglich kamen Wallfahrer, um den frommen Mann zu sehen und zu hören, und Hildegard, eine Äbtissin in Zürich, schenkte ihm ein Muttergottesbild. Es war prachtvoll gekleidet, aber sowohl das Haupt der Muttergottes, als das des Christuskindes waren
schwarz.
Im Jahre 861 fiel der heilige Meinrad zwei Mördern zum Opfer, die in seiner Hütte
Kostbarkeiten zu finden hoffen. In dieser Erwartung getäuscht, flohen sie sogleich von
der Stätte ihrer Bluttat. Aber zwei Raben, die der heilige Meinrad gezähmt hatte, verfolgen sie unter wütendem Krächzen bis in Zürichs Strassen. Die beiden Übelthäter wurden festgenommen und hingerichtet, nachdem sie ihre furchtbare Tat eingestanden
hatten. An der Stelle aber, wo der heilige Meinrad von Mörderhand gefallen war, erstand
ein Kloster, das man Einsiedeln nannte, und das schwarze Muttergottesbild wurde dessen vornehmste Reliquie.
Als die Klosterkirche 948 eingeweiht werden sollte, hörte man in der Nacht vor dem
Festtage den Gesang von Engeln, die unter genauer Einhaltung der kirchlichen Vorschriften die Kirche im Voraus weihten. Papst Leo VIII. erklärte in einer Bulle, eine weitere
Einweihung des Gotteshauses sei nicht vonnöten, sintemalen ja der Himmel selbst die
Kirche geheiligt habe. So ward der 14. September, der Jahrestag der Engelweihe, zum
Festtag des Klosters bestimmt.
An diesem Tage versammeln sich in Einsiedeln unzählige Wallfahrer aus der Schweiz,
Frankreich und Italien. Man berechnet, dass jährlich hundertfünfzigtausend Menschen
vor dem an eine prächtig herausgeputzte Negerin erinnernden Muttergottesbild das
Knie beugen.
Bei Wädenswil verliess ich den Dampfer des Zürichsees und bestieg den Eisenbahnzug, der sich langsam und keuchend über die Anhöhen nach dem abgeschiedenen,
hochgelegenen Alpental von Einsiedeln hinaufarbeitet.
Der Herbst ist da, die Weinernte vorüber, und in der Ferne glitzert der frische Bergschnee in der kalten durchsichtigen Luft. Tief unten blaut der Zürichersee, und die Häuser und Kirchen längs des Wassers erscheinen wie Punkte und Striche. Das Ufer gleicht
einer krummen, mit nachlässiger Handschrift niedergeschriebenen Zeile. Ein Stück draussen auf der Wasserfläche, auf dem bläulichweissen Papier, hat die nachlässige Hand einen schiefen Gedankenstrich gezogen. Das ist die langgestreckte Insel Ufnau. Auf dieser
Insel war es, wo Hutten sich vor seinen Feinden verbarg, aber schon vierzehn Tage nach
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KALEIDOSKOP
Anziehend auch für Literaturnobelpreisträger: Das Kloster Einsiedeln wie es sich Verner
von Heidenstam präsentiert haben dürfte.
seiner Ankunft von unser aller Feind, dem Tode, ereilt wurde. Man beerdigte ihn auf dem
kleinen unansehnlichen Kirchhof der Insel, aber niemand kennt die Stelle näher wo er
ruht.
Bald versperren hohe, fichtenbewachsene Hügel den Ausblick, und in einer Stunde
ist man in Einsiedeln. Sogleich bei der Ankunft fesselt das gewaltige Klostergebäude mit
seinen Flügeln, Mauern und Höfen die Aufmerksamkeit. Die gegenwärtige Klosterkirche, von deren beiden Türmen dreizehn Glocken den Alpenschluchten ihre klaren Erztöne entgegenschleudern, wurde zu Anfang des vorigen Jahrhunderts im sogenannten
römischen Stil erbaut.
Vor der breiten Treppe, die zu den drei Pforten der Kirche emporführt, erhebt sich
ein prächtiger Brunnen in Form eines Tempels. Er ist aus schwarzem Marmor gefertigt
und von goldener Krone, Sonne und Halbmond gekrönt. Zu beiden Seiten des Platzes
laufen Arkaden. Sie strecken sich zur Stadt hinab, wie offene Arme. Man meint auf einer
römischen Piazza zu stehen und wundert sich, dass die Höhen der Landschaft Fichten
tragen statt Pinien.
Beim Eintritt in die Kirche ist man überrascht. Welch’ Wirrwarr von Flitter und Farbe,
von Bildern, Lampen und Kronleuchtern! Alles strahlt von Vergoldungen, Goldgefässen,
Perlen und Edelsteinen. Kostbare Gegenstände aller Art sind auf den sechzehn Altären
angehäuft, und aus der mit Malereien und Zieraten überladenen Decke fällt ein förmlicher Strahlenglanz über die Engel und Heiligenbilder der skulptierten Chorstühle, über
das reichgeschnitzte Tabernakel des Hochaltars, über den prunkvollen Predigerstuhl und
den goldlehnigen Purpurtron des Abbe’s. Auf dem Altartisch der Seitenkapelle liegen
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KALEIDOSKOP
hinter Glasplatten die Leichen der Märtyrer mit Schwert und Palmzweig, wie man sie in
den Katakomben zu beerdigen pflegte. Sie sind in Gewänder von goldgestrickten blauen
oder dunkelroten Sammt gekleidet. Ihre Häupter sind mit weisser Seide überzogen und
in Augen und Nasenlöchern sind Goldstickereien mit Perlen und leuchtenden Steinchen
angebracht.
Auf einem Altar ruht in der matten Beleuchtung der ewigen Lampe ein mit weisser
Seide überzogener Kopf ohne Körper. In den beiden Augenhöhlen brennen zwei grosse
Smaragde mit grünlichweissem Glanz wie Augen eines Panters.
Seltsam heiter wirkt inmitten dieser goldstrotzenden Grabstätte ein Gemälde: Amor
sammt Pfeil und Bogen, den Schelm im Auge, bedroht von der Rute, die die Keuschheit
mit der strengen Würde einer alten Tante über ihn erhebt. Das Bild ist auf den heiligen
Benedikt gemünzt, der, um sich der Gedanken zu entschlagen, die Amor ihm ins Ohr
flüsterte, auf die kluge Idee verfiel, sich auf Dornen zu wälzen.
Um die geheuchelte Andacht zu verstehen, mit welcher die Wallfahrer diese modernden Reliquien betrachten, muss man sich vergegenwärtigen, dass diese Menschen ja
schon von der Schulbank auf über das Leben und die Bedeutung des in Frage stehenden
Heiligen genau unterrichtet wurden. Für sie sind die Heiligensagen das, was die Anekdoten und Sagen der Weltgeschichte für uns sind. Zeigt jemand auf einen Altar und sagt:
hier ruht die heilige Römerin Charitosa und dort die heilige Candida, so nicken sie ebenso verständnisvoll, wie wir es tun würden, wenn jemand uns sagt: dort ruht Spartacus,
und hier liegen Romulus und Remus.
In der Kirche vor dem Haupteingange erhebt sich eine freistehende Kapelle von
schwarzem, grauadrigem Marmor. Hier stehen wir vor dem eigentlichen Heiligtum Einsiedelns, dem Ziele der Wallfahrer.
Hinter dem Gitter der Kapelle erscheint undeutlich und mysthisch im Lichte dreier Silberlampen das schwarze Bild der Muttergottes, umgeben von Silberherzen, goldenen Wolken und Strahlen. Sie ist in steifen Silberbrokat gekleidet. Auf dem linken Arme trägt sie
das schwarze Christuskind, im rechten einen Blumenstrauss, und auf ihrer Stirn glitzert
eine Krone von Gold und grossen Edelsteinen. Sie sieht aus wie eine eigens für Neger
skulptierte Madonna. Es liegt etwas von einem indischen Götzenbild in ihrer Gestalt, und
der Duft des Räucherbeckens erinnert an den Geruch der orientalischen Kräuterbasare.
Sie ist es, die das Kloster und die ganze Gegend beherrscht. An ihre Gnade wenden sich
die Betenden in ihrer Bekümmernis. Sie ist es, die alljährlich durch neue Wunderwerke
diese tausend und tausend von Wallfahrern nach Einsiedeln lockt. An den Kirchenwänden hängen Krücken, Stöcke und aus Papier geschnittene Arme und Beine zur Erinnerung
an die armen Krüppel, die sie geheilt. Eine Menge kleiner Ölbildchen verherrlichen ihre
Macht und Barmherzigkeit. Eines darunter zeigt uns einen Siechen im Krankenhause, der,
da keiner ihn zu heilen vermag, schliesslich ihre Hilfe anruft. Wie ein Geist aus «Tausend
und eine Nacht» tritt sie aus der Wand des Krankenhauses, und ihr milder, mütterlicher
Blick schenkt dem Leidenden die Gesundheit. Ein anderes Bild zeigt uns die Stadt Überlingen von den Schweden bombardiert. Mit der Gewandtheit einer geübten Lawntennisspielerin pariert sie die Bomben und beschirmt das Haus, indes die ganze Familie auf
den Knien ihren Beistand anruft. [...]
Die Arkaden vor der Kirche sind eigentliche Bazare voll zahlloser Verkaufsbuden. An
Feiertagen entwickelt sich hier ein lebhafter Verkehr, der dem Platze das Gepräge eines
grossen bunten kosmopolitischen Marktes verleiht. An solchen Tagen läuten die Glocken,
68
KALEIDOSKOP
ziehen die Mönche der Negermadonna mit Standarten und Kerzen umher. Aber schon
in der nächsten Stunde ist der ganze Kirchenplatz erfüllt von dem Gedränge der Feilschenden. Hier verkauft man Reliquienkapseln, Medaillen, Crucifixe und Wachsbilder. Da
bietet man Rosenkränze feil aus Glas, Holz, Cocus, Perlmutter, Achat und Korallen. Da
können wir Gebetbücher haben in Einbänden aus Leder, Elfenbein, Schildpatt, Horn,
Seidenpeluche und einfachem Patentsammt. Dort gibt es Kirchenhängelampen, Leuchter und Rauchfässer zum Preise von wenigen bis zu dreihundert Franc und darüber.
Auch zu jenen Zeiten des Jahres, wo kein Festtag die Fremden um ihre Kapelle sammelt, ist die ganze Stadt ein einziger grosser Verkaufsladen für kirchliche Artikel. Die
Auslagefenster sind voll von Heiligenbildern, Lampen, Gebetbüchern, Rosenkränzen,
etc. Bei den Buchhändlern sieht man nur theologische Schriften, Andachtsbücher und
Aufsätze über die Madonna von Einsiedeln, über ihre Macht und ihre Wunder.
Die ganze Stadt trägt das Gepräge eines Wallfahrtsortes. Eine mächtige Christusstatue begegnet unserem Blicke einige Schritte vom Bahnhof. Droben auf einer Anhöhe
thront das Madonnenbild auf hohem Pfeiler. Suchen wir ein Hotel auf, so haben wir die
Wahl zwischen den «Drei Königen» und dem Hôtel «St. Johannes». Behagt uns keines
von diesen, so mögen wir zu «St. Katharina» oder zu «St. Josef» gehen. Im Notfalle bleibt
uns noch das Pilgerhôtel oder auch das «Schwarze Kreuz». Mitten unter diesen Hôtels
mit religiösen Namen, mitten vor den breiten Kirchenstufen, blinkt das Hôtel «Pfau» wie
ein Kaspertheater zwischen Betkapellen, wie eine Demimondedame zwischen Nonnen.
Sitzen wir bei Tische, so dreht sich das Gespräch nur um religiöse Dinge, und auf den
Etiketten der Weinflaschen prangen kirchliche Embleme.
Wenn wir endlich Einsiedeln hinter uns gelassen haben und einen Blick in unsere
Reisetasche werfen, so entdecken wir, dass das Papier um die belegten Semmeln, die wir
als Mundvorrat mitgenommen, vollbedruckt ist mit lateinischen Gebeten. Das Umschlagpapier um die schöne Hängelampe, die wir als Andenken gekauft, trägt das Muttergottesbild, und das um das rote Lampenglas gewickelte Papier enthält eine Erzählung von
dem Aufenthalt des heiligen Petrus in Rom.
Das ist Einsiedeln, dies schweizerische Mekka. [...]
An jedem Morgen um vier Uhr wird eine Messe vor ihrem Altar gelesen. Wenn die
sanft wogenden Rauchstreifen sie verschleiern, dann scheinen ihre dunklen Züge Leben
zu gewinnen und ihre Augenlider zu zittern. Jeden Abend nach der Vesper singt man ein
«Salve Regina» nach einer sanften, rührenden Melodie aus dem elften Jahrhundert. Da
ist es, als füllte die Kirche sich mit dem Echo aus einer Zeit, die wir nicht mehr verstehen,
die aber das Muttergottesbild in unbeugsamem Eifer mit seinen Wundern, seinem Weltruhme und seinem Reichtum bis zum letzten Augenblicke verteidigt.
Aus: Verner von Heidenstam, Landschaften und Menschen – Reiseskizzen. Autorisierte
Übersetzung von E. Stine, Strassburg, J. H. Ed. Heitz (Heitz und Mündel.). Der Text wurde
behutsam der heutigen Schreibweise angepasst, ohne dass alle für die damalige Zeit typischen Formulierungen – wie etwa Lawntennis – eliminiert worden wären.
69
KALEIDOSKOP
BELLETRISTIK
Meinrad Inglin, Schweizerspiegel, Roman.
Limmat, Zürich, 2014, 904 S., CHF 28.90, ISBN
978-3-85781-744-8.
bgz. Für Beatrice von Matt
gehört zu den künstlerischen Qualitäten dieses
grossen, erstmals 1938 erschienenen Romans, dass
das Konflikthafte ebenso
schonungslos wie lebendig
gestaltet sei. An einer Fülle
von Gestalten exerziert
Meinrad Inglin in seinem Opus magnum die
Zeit des Ersten Weltkrieges auf die Schweiz
bezogen durch. Es ist von Ausgewiesenen,
Fahnenflüchtigen, Revolutionären, Schiebern und Spionen die Rede so dass sich Parallelen zu heute unweigerlich einstellen. Einer der grössten Schweizer Romane liegt
hier glücklicherweise in
einer textkritischen Edition wieder vor.
bgz. Am 27. Januar 1940 beendeten Gewehrkugeln das Leben von Isaak Babel im
berüchtigten Mos-kauer
Lubjanka-Gefängnis. Selbst
sein weltweiter Ruhm als
Verfasser der «Reiterarmee»
hatte die Exekution nicht
verhindern können. Als Jude
schrieb er in einem totalitären Regime auf dem schmalen Grat zwischen gerade
noch möglichen Aussagen und angedeuteten Wahrheiten. Odessa ist dabei ein Fixpunkt der Geschichten aus dem zaristischen
und revolutionären Russland.
Sabine Ebert, 1815 – Blutfrieden, Roman.
Knaur, München, 2015, 1081 S., CHF 39.90,
ISBN 978-3-426-65272-25.
bgz. In bewegenden Szenen erzählt Sabine
Ebert die wenig bekannte Zeit zwischen der
Völkerschlacht in Leipzig
und Waterloo. Trostlose
Armseligkeit und üppiger
Luxus kommen dabei genauso vor
wie knurrende Mägen
und köstliche Soupers. Sabine Ebert beeindruckt durch ihr Talent
grösstmögliche Nähe zu einer
vergangenen Epoche zu schaffen. Gäbe es
ein Gütesiegel für historische Romane, dieses Buch hätte es verdient.
NEUE
BÜCHER
Bielefeld & Hartlieb, Im
grossen Stil – Ein Fall für
Berlin und Wien, Roman.
Diogenes, Zürich, 2015,
415 S., CHF 19.90, ISBN 978-3-257-30031-4.
bgz. Dass Koautor ClausUlrich Bielefeld in Berlin
lebt, bekommt man auf
dem hinteren Klappentext
gleich zweimal zu lesen. Das
Bielefeld
&
scheint also sicher zu sein.
Hartlieb
Im großen Stil
Zwei Todesfälle in der Kunstszene von Berlin und Wien
bedeuten viel verzwickte
Arbeit für den Berliner Kommissar Thomas
Bernhardt und die Wiener Inspektorin Anna
Habel. Diesmal ist es nämlich besonders vertrackt, denn es geht auch um die Echtheit von
Bildern. Doppelte Spannung also.
Ein Fall für Berlin und Wien
Roman · Diogenes
Isaak Babel, Mein Taubenschlag – Sämtliche
Erzählungen. Hanser, München, 2014, 863 S.,
CHF 56.90, ISBN 978-3-446-24345-3.
70
Peter Richter, 89/90, Roman. Luchterhand,
München, 2015, 414 S., CHF 28.50, ISBN 9783-630-87462-3.
bgz. «Noch wussten wir
nicht, was alles kommen
und was alles verschwinden
würde.» Peter Richter beschreibt seine Jugend in
Dresden im berühmten
Wendejahr. Sie waren die
Letzten, die noch alles mitmachen durften. Vormilitä-
KALEIDOSKOP
rischer Unterricht und so. Doch da gab es
auch die lauen Sommerabende im geschlossenen Freibad mit der Clique. Selbstironisch
erzählt Richter aus einer Zeit des Umbruchs
und dem Suchen nach neuen Möglichkeiten.
THEOLOGIE
Mouhanad Khorchide, Islam ist Barmherzigkeit. Grundzüge einer modernen
Religion. Herder, Freiburg i.Br., 2015, 240 S.,
CHF 16.90, ISBN 978-3-451-06764-8.
Khorchide begründet in
diesem Buch erstmals für
den
deutschsprachigen
Raum eine zeitgenössische
islamische Theologie. Er
zeigt, wie der Islam aus sich
selbst heraus zu einem
Selbstverständnis kommen
kann, das eine fundamentale Wende hin zu einer Theologie eines barmherzigen Gottes vollzieht. Die überarbeitete
und erweiterte Taschenbuchausgabe antwortet auf Vorwürfe aus fundamentalistischen Kreisen, einige der im Buch vertretenen Positionen seien nicht mit dem Islam
vereinbar. Mouhanad Khorchide sorgt für
Klarheit.
«Ein revolutionäres Projekt, das er in seinem Buch überzeugend demonstriert.»
Prof. Dr. Angelika Neuwirth.
SPIRITUALITÄT
Chiara Lubich, Brot des Lebens, Jesus heute
begegnen in der Eucharistie. Neue Stadt,
München 2014, 64 S., CHF 8.40, ISBN 978-37346-1029-5.
Jesu Gegenwart in der Eucharistie: das Geheimnis einer Liebe,
die sich ganz verschenkt, die
Kraft gibt und verwandelt, die
über alle Unterschiede hinweg
Gemeinschaft und Einheit stiftet. Die Texte von Chiara Lubich
(1920–2008) sind Zeugnis lebendiger Erfahrung und regen an, sich neu diesem Geheimnis zu öffnen.
Markolf H. Niemz, Sich selbst verlieren und
alles gewinnen, Ein Physiker greift nach den
Sternen. Kreuz, Freiburg i.Br., 2015, 192 S.,
CHF 28.90, ISBN 978-3-451-61322-7.
Wir leben in einer Welt, in
der wir uns gut orientieren
können. Doch wenn es um
tiefere Fragen des Lebens
geht, sind wir oft ratlos.
Prof. Markolf Niemz, Physiker und Bestsellerautor,
zeigt mit seiner klaren Sprache, woran es liegt. Wir arrangieren uns mit zahlreichen Illusionen,
weil sie so hartnäckig sind: die Illusion vom
materiellen Glück, von der individuellen
Freiheit und von einem personalen Ich. Was
im Alltag taugt, erweist sich aber als Ballast,
wenn wir über Gerechtigkeit nachdenken,
über den Sinn von Leben und Tod oder gar
über einen allmächtigen Gott. Markolf
Niemz lädt uns ein, die Illusionen zu verlieren, um alles zu gewinnen.
David Steindl-Rast OSB, Meine Zeit liegt in
deinen Händen. Das Stundengebet der
Mönche als Quelle der Kraft. Herder, München, 2015, Gesamtspieldauer ca. 70 Min.,
CHF 8.40, IBAN 978-3-451-35098-6.
Die Stundengebete, die in den Klöstern bis heute den
Tag strukturieren,
rufen ein Verständnis von Zeit hervor,
das nicht von Hektik und Knappheit
geprägt ist. Hier ist
die Zeit wertvoll. David Steindl-Rast eröffnet uns dieses Verständnis von Zeit und erschliesst uns die Stundengebete – von der
morgendlichen Vigil bis zur Komplet am
Abend. Im Stundengebet erfahren wir die
Jetzt-Dimension der Zeit.
71
Jean-Christoph Rufin, Pilgern für Skeptiker
– Meine Reise auf dem Jakobsweg. Knaus,
München, 2015, 255 S., CHF 26.90, ISBN 9783-8135-0667-9.
bgz. Deutschland hat Hape
Kerkeling und dessen Megabestseller «Ich bin dann
mal weg» über das Pilgern
auf dem Jakobsweg. In
Frankreich ist «Pilgern für
Skeptiker» ähnlich erfolgreich. Rufin ist Mitglied der
Académie Française und
Goncourt-Preisträger. Rational eingestellt,
lässt er sich voll und ganz auf das Wagnis des
Pilgerns mit Regengüssen und wunden Füssen – denn die falschen Schuhe hat er in seiner Arroganz auch noch gekauft – auf dem
Jakobsweg ein. Wie bei Kerkeling kann man
auch bei Rufin nicht mehr aufhören mit Lesen!
BIOGRAPHIEN
Elisabeth Münzebrock, Teresa von Ávila.
Mystikerin, Ordensgründerin, Vagabundin
Gottes. Echter, Würzburg, 2015, 168 S.,
CHF 23.90, ISBN 978-3-429-03825-0.
Teresa von Ávila (1515–1582),
die grosse Karmelitin, Mystikerin und Kommunikatorin
«zwischen Gott und den
Menschen», hat inmitten ihrer mystischen Erfahrungen
nach allen Regeln modernen
Managements 16 Frauenund zwei Männerklöster gegründet. Sie war mit allen geistlichen und
weltlichen Grössen ihrer Zeit im Gespräch.
Ihre reiche menschliche Begabung und ihr
umwerfender Charme «verdrehten allen den
Kopf», mit denen sie in Kontakt trat. Dennoch galt ihre grosse Liebe «Seiner Majestät», wie sie Gott ehrfürchtig und liebevoll
zugleich nannte. Mit ihm pflegte sie einen
immerwährenden, freundschaftlichen Dialog. Ihm zuliebe nahm sie die Strapazen ihrer
72
Gründungsreisen quer durch Spanien auf
sich. Sein Geist inspirierte sie zu einem
schriftlichen Gesamtwerk, das an Brillanz
und Tiefe zu den Meisterwerken der spanischen und der Weltliteratur gezählt werden
darf. In diesem Band wird ihr bewegtes Leben und einzigartiges Werk vorgestellt.
Teresa von Ávila, Werke und Briefe. Gesamtausgabe. Herder, Freiburg i.Br., 2015, 3264 S.,
CHF 190.– , ISBN 978-3-451-31227-4.
Teresa von Ávila, spanische Ordensgründerin
und Mystikerin, gilt als
Klassikerin der spanischen Sprache. Ihre Werke zählen zur Weltliteratur. Die zweibändige
Gesamtausgabe vereint
ihre umfangreichen Schriften sowie den erhaltenen Teil ihrer gewaltigen Briefsammlung, die in eindrucksvoller Weise von der
Tatkraft und dem Charisma der grossen Mystikerin zeugen. Die zeitgemässe Übertragung aus dem Urtext ermöglicht es, Teresas
faszinierende Persönlichkeit neu zu entdecken. Den Texten ist ein umfangreicher Anhang beigegeben, der hilft, das gewaltige
OEuvre den heutigen Lesern vollkommen zu
erschliessen: auf dem neuesten Stand der
Forschung; ausführliche historische, literarische und spirituell-theologische Erläuterungen; zahlreiche Querverweise; Glossar der
wichtigsten Begriffe; Personen- und Ortsverzeichnis mit erläuternden Kurzangaben;
Karten; umfangreiche Bibliographie.
SACHBUCH
Friedrich Schorlemmer, Die Gier und das
Glück. Wir zerstören, wonach wir uns
sehnen. Herder, Freiburg i.Br., 2014, 175 S.,
CHF 20.90, ISBN 978-3-451-33515-0.
Ein Buch über das Leben, wie es ist, und wie
es sein könnte. Eine Gesellschaft von Egoisten, getrieben von der Sucht nach Mehr, kann
nicht überleben, sagt Friedrich Schorlemmer.
Wenn wir unseren Blick nicht
weiten, auch auf andere hin,
sind wir verloren. Gier lauert
hinter jeder Tür. Sie will das
schnelle Glück und sieht den
anderen nur als Konkurrenten. Durch Konsum, durch
Haben und Besitzen, freilich
in einer ewigen Spirale, die
keine Zufriedenheit, kein Mass kennt. Glück,
das ist Freude, Vitalität, innere Freiheit und
Weite. Gier macht unfähig zum Geniessen, sie
verengt den Blick und verhärtet das Herz.
Gier will haben. Glück will sein. Leben braucht
Sinn. Wo wir der Gier verfallen, verhindern
wir den Sinn.
Christoph Sigrist, Simon Hofstetter (Hrsg.),
Kirchen Bildung Raum. Beiträge zu einer
aktuellen Debatte. Theologischer Verlag,
Zürich, 2014, 163 S., CHF 28.–, ISBN 978-3290-17753-9.
Kirchenräume sind gefragt. Sie sind Schatzkammern erbauter und sichtbar
gewordener Glaubenserfahrungen und sie haben
einen Mehrwert, der eindeutig christlich konnotiert
ist. Kirchenräume werden
aber je länger je mehr – vor
allem in Städten – von unterschiedlichsten
Menschen aufgesucht. Kirchenräume lösen
daher auch Fragen aus. Besuchende fragen
nach Sinn und Bedeutung von Bildern,
Skulpturen, Inschriften und dem Raum als
solchem, vor allem, wenn Kirchenräume von
Menschen unterschiedlicher Denk- und
Glaubenshaltungen genutzt werden. Diese
Zunahme der Attraktivität macht die Notwendigkeit offensichtlich, Kirchenräume als
gebauten Text des christlichen Glaubens neu
zu erschliessen. Die Autorinnen und Autoren verbinden theoretische Zugänge und
praktische Einblicke: Nach einem einführenden theologischen Teil folgen Beiträge zur
Kirchenraumpädagogik sowie Seitenblicke
in die Kunstgeschichte und die Architektur.
Den Abschluss bilden praktische Werkstattberichte. So ergeben sich neue Einsichten
zur Frage, wie Kirchenräume verstanden
und erschlossen werden.
Dieter Wundelrich, Sprachen der Welt, Warum sie so verschieden sind und sich doch alle
gleichen. WBG Lambert Schneider, Darmstadt, 2015, 288 S., CHF 39.90, ISBN 978-3650-40026-0.
Gegenwärtig verwenden
7 Milliarden Menschen
7000 verschiedene Sprachen. Aber nur 6 % der
Sprachen haben mehr als
1 Million Sprecher. Oft
sind es nicht mehr als
1000 Menschen, die sich
in einer Sprache verständigen können. Es gibt also grosse und kleine
Sprachen. Dieter Wunderlich erklärt, warum das so ist. Wie entstehen neue Sprachen? Welche sind miteinander verwandt?
Was haben sie gemeinsam? Was unterscheidet sie? Wie verbreiten sich Sprachen und
wohin geht ihre Entwicklung? Der Autor,
ausgewiesener Spezialist und HumboldtPreisträger, beantwortet alle Fragen anhand konkreter Beispiele, auch aus entlegenen, uns völlig fremden Sprachen.
Anschaulich und verständlich zeigt er einmal mehr, wie reich und faszinierend die
menschliche Sprache ist.
Claus Priesner, Chemie, Eine illustrierte Geschichte. WBG Theiss Verlag, Darmstadt,
2015, 224 S., CHF 52.–, ISBN 978-3-80622977-6.
Seit frühesten Zeiten betreibt der Mensch Chemie. Was zunächst eher
zufällig und unwissentlich geschah, hatte grossen Einfluss auf unsere
Entwicklung, denn wer
weiss, wo wir heute ohne
das Backen von Brot, das
Brennen von Keramik oder das Legieren von
73
Metallen stünden? In der Antike entstand
dann die Alchemie mit ihrer Suche nach dem
rätselhaften «Stein der Weisen». Sie verband
Magie mit Experiment und bestimmte für
etwa eineinhalb Jahrtausende das abendländische Naturverständnis. Claus Priesner
nimmt uns mit auf eine Reise durch die Geschichte der Chemie, die zahlreiche Wege
und noch mehr Irrwege aufweist. Und erst
gegen Ende dieser Reise gelangen wir in die
Gefilde der naturwissenschaftlichen Chemie
mit ihren Atomen und Molekülen, die massgeblich unser modernes Verständnis von der
Welt beeinflusst. Machen wir uns mit diesem
reich illustrierten Buch auf zu einem ebenso
spannenden wie aufschlussreichen Gang
durch die Geschichte des Abendlandes.
TAGEBUCH
«Heute war ich bey Lisette in der Visite» –
Die Tagebücher der Basler Pfarrersfrau Ursula Bruckner-Eglinger 1816–1833. Schwabe,
Basel, 2014, 556 S., CHF 98.–, ISBN 978-37960-3328-0.
bgz. «Heute erhielt ich von
Rosine eine Schachtel mit
Kirschen.» (1816) Es sind
vielfach lapidare Einträge,
die die Verfasserin, Angehörige der Herrnhuter Brüdergemeinde in Basel, aufnotierte. Die Gattin des
Binninger Pfarrers und
Mutter von fünf Söhnen schreibt über Geburten, Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse und den tatsächlich vielen Visiten und
Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung bis hin zum Kloster Mariastein. Die
pietistisch eingefärbten Notizen werden so
zum Schlüssel einer ganzen Epoche.
GEOGRAPHIE
Auf der Reise ins Paradies – Das Reisetagebuch von Heinrich und Christine Gondela
74
aus dem Jahr 1802. Die Andere Bibliothek,
2015, Berlin, 455 S., CHF 50.90, ISBN 978-3847-70362-4.
bgz. Als Angehörige der
privilegierten Schicht unternahmen der Bremer Senator Heinrich Gondela
und seine Frau Christine im
Sommer 1802 eine langersehnte Ferienreise in einem
wenig komfortablen Stuhlwagen nach Leipzig, Dresden, Bamberg, Bremen,
Frankfurt und Hannover und führten ein
Tagebuch, das sich glücklicherweise erhalten hat. Die empfindsamen Schilderungen
faszinieren durch Offenheit, viel zeitgenössisches Kolorit und können als eine Art
Ferienreise im Kopf ergänzend zu den eigenen Ferien wohlfeil dazu genommen werden.
GESCHICHTE
Patrick Leigh Fermor, Die Entführung des
Generals. Dörlemann, Zürich, 2015, 304 S.,
CHF 35.–, ISBN 978-3-03820-017-8.
bgz. Die spektakuläre
Entführung des deutschen
Generalmajors
Kreipe auf Kreta 1944 unter der Leitung des britischen Offiziers Patrick
Leigh Fermor ist zwar
bloss eine Randnotiz zur
Geschichte des Zweiten
Weltkriegs. Nach dem
Tode Fermors fand sich in seinem Nachlass
eine ausführliche Schilderung der Ereignisse, die nun auch auf Deutsch vorliegen. Fermor singt das hohe Lied der Freundschaft
unter Partisanen und zeigt sich als Bewunderer von Geographie und Vegetation. Die
Problematik von schrecklichen Racheakten
der Deutschen mit vielen unschuldigen Toten blendet er dabei mehr oder weniger
aus.
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Impressum
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Matthias Lüthi, Pater Lorenz Moser OSB, Schwester Michaela
Portmann OSB, Pater Kolumban Reichlin OSB, Gabriel Steiner,
Pater Martin Werlen OSB,
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