Gestationsdiabetes Diabète gestationnel

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Spendrera.ch
12 2014
Gestationsdiabetes
Diabète gestationnel
MAM begleitet sicher durch die Stillzeit.
Mit der manuellen Milchpumpe und den Stillhütchen.
Muttermilch ist das Beste für Babys. Und Stillen unterstützt
die besondere Beziehung zwischen Mutter und Baby.
Gemeinsam mit Hebammen, Stillberaterinnen und Müttern hat
MAM ein perfektes Set an Stillprodukten entwickelt.
Das Stillhütchen – für ein vertrautes Trinkgefühl
Die seidig weiche und super dünne Membran sorgt für
optimalen Komfort.
Die Schmetterlingsform ermöglicht den maximalen
Körperkontakt zwischen Mutter und Baby.
Die ovale Form des Mundstückes erlaubt ein natürliches
Trinkgefühl.
Die manuelle Milchpumpe – eine durchdachte Lösung für
angenehmes und sicheres Abpumpen
Die Saugstärke kann leicht und individuell angepasst werden.
Sie besteht aus nur vier Teilen, ist unkompliziert zusammenzubauen und einfach zu reinigen.
Der leicht angewinkelte Trichter ist um 360° drehbar. So kann
immer die angenehmste Position eingestellt werden.
Sie ist optimal auf die MAM Anti-Colic Flasche abgestimmt:
Die Milch wird sauber und hygienisch direkt in die Flasche
gepumpt – ideal zur Lagerung im Kühlschrank. Und für
unterwegs.
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Stillprodukte
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Hebammen
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Teamwork für maximale Sicherheit
Forschungsinstitute wie das ICMRS,
Kinderärzte, Entwicklungs-Pädagogen und
Hebammen werden in die Entwicklung
unserer Produkte von Anfang an miteinbezogen. Erst wenn unsere medizinischen
Experten ihr Okay geben, ist eine MAM
Innovation bereit für das Babyleben.
MAM Perfect Nuggi entwickelt, um das Risiko
von Zahnfehlstellungen zu
reduzieren
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°Alle MAM Produkte werden
aus BPA-freien Materialien
hergestellt.
Inhalt • Sommaire
Ausgabe 12
Gestationsdiabetes
Edition 12
Diabète gestationnel
Aktuell
2
Actualité
30
Editorial Maria-Pia Politis Mercier, Lausanne
5 Editorial Maria-Pia Politis Mercier, Lausanne
33 Dossier
4 Dossier
32 Gestationsdiabetes – aktueller Wissensstand
und Umsetzung in der Praxis Evelyn A. Huhn, Catherine Wiesner, Olav Lapaire, Basel
Neonatologische Probleme bei Diabetes in der Schwangerschaft Gabriel Konetzny, Aarau
Fokus
Les chaînons manquants de la promotion
de la santé après un diabète gestationnel Barbara Kaiser, Genève
8
Diabète gestationnel: en avant, bougeons !
35
Dominique Rouge, Genève
12 Mosaïque
37 «Bewegte Schwangerschaft» – wirksame
Sport­programme zur Prävention und Therapie
von Gestationsdiabetes «La grossesse en mouvement» Sophie Brechbühl, Bern, Corinne Zimmermann, Basel
Infos sur la recherche
38
Fédération
20
Sections
23
Formation continue FSSF
25
En librairie
39
Mosaik
Sophie Brechbühl, Berne et Corinne Zimmermann, Bâle
16 Ante- und postnatale psychische Störungen:
Forschung für eine wirksame Betreuung Anke Berger und Eva Cignacco Müller, Bern
Neues aus Wissenschaft und Forschung
18
Verband
20
Sektionen
23
Fort- und Weiterbildung SHV
24
Thema der Ausgabe 1/2 2015
Fetale Herztonüberwachung
Thème de l’édition 1/2 2015
CTG, cardiotocographie fœtale
Erscheint Anfang Januar 2015
Parution début janvier 2015
112. Jahrgang | 112e année
Geschäftsstelle | Secrétariat Rosenweg 25 C, Postfach, CH-3000 Bern 23, T +41 (0)31 332 63 40, F +41 (0)31 332 76 19
[email protected], www.hebamme.ch, www.sage-femme.ch Öffnungszeiten von Montag bis Freitag | Heures d’ouverture du lundi au
vendredi 8:15–12:00 / 13:30–17:15 Offizielle Zeitschrift des Schweizerischen Hebammenverbandes | Journal officiel de la Fédération suisse
des sages-femmes | Giornale ufficiale della Federazione svizzera delle levatrici | Revista uffiziala da la Federaziun svizra da las spendreras Erscheinungsweise 10 Mal im Jahr, Doppelausgaben im Januar / Februar und Juli /August | Parution 10 éditions par année, numéros doubles
en janvier / février et en juillet /août
Foto Titelseite Der SHV dankt Maike Hofstede, Zürich Photo couverture La FSSF remercie Maike Hofstede, Zurich
Aktuell
Die Ausbildung des
Gesundheitspersonals
fördern
Die Qualität in den an Fachhochschulen
vermittelten Gesundheitsberufen soll gefördert werden. Dies will der Bundesrat
unter anderem mit einem neuen Gesundheitsberufegesetz sicherstellen. Der entsprechende Gesetzesentwurf ist in der
Vernehmlassung positiv aufgenommen
worden. Der Bundesrat hat deshalb das
Eidgenössische Departement des Innern
(EDI) sowie das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) beauftragt, bis im Herbst
2015 eine Gesetzesbotschaft auszuarbeiten.
Das neue Bundesgesetz über die Gesundheitsberufe (GesBG) formuliert gesamtschweizerisch einheitliche Anforderungen an die Ausbildungen in Pflege,
Physiotherapie, Ergotherapie, Hebamme
sowie Ernährung und Diätetik auf Bachelor-Stufe. Weiter regelt es die Ausübung
der entsprechenden Berufe in eigener
fachlicher Verantwortung.
Nach der Vernehmlassung hat der Bundesrat zudem beschlossen, ein nationales
Register für Gesundheitsberufe zu schaffen. Ziel ist, damit die Patientensicherheit zu erhöhen und die Berufsausübung
nachverfolgen zu können. Geprüft werden soll, ob das Gesetz auch MasterStudiengänge und die entsprechende
Berufsausübung zu regeln hat. Der Bachelor soll aber grundsätzlich der berufsbefähigende Abschluss bleiben. Unter
Einbezug der Partner im Bildungs- und
Gesundheitsbereich wird zudem geklärt,
ob weitere Berufe der Fachhochschulstufe und der höheren Berufsbildung
aufgenommen werden sollen.
Mehr Informationen unter: www.bag.admin.ch
Gesundheitsstatistik
2014 aktualisiert
Das Bundesamt für Statistik (BFS)
hat Anfang November eine vollständig
aktualisierte Version der Gesundheitsstatistik veröffentlicht. Sie liefert einen
Überblick über die verfügbaren statis­
tischen Daten zum Gesundheitszustand
der Bevölkerung, zu den häufigsten
Todesursachen, den Änderungen des
Gesundheits­verhaltens sowie zur
Entwicklung des Gesundheitswesens
und dessen Finanzierung.
Welches sind die häufigsten Todesursachen in der Schweiz und wie entwickeln
sie sich? Welche Regionen weisen die
höchste Kaiserschnittrate auf?
Nationale Konferenz «Interprofessionelle
Bildung der Gesundheitsfachpersonen»
Donnerstag, 4. Dezember 2014, Stade de Suisse, Bern
Die vom Bundesamt für Gesundheit
(BAG) organisierte Konferenz hat zum
Ziel, die interprofessionelle Lehre an den
medizinischen Fakultäten und anderen
Bildungsinstitutionen einzuführen und
zu integrieren, eventuelle Hürden zu eruieren und somit eine geeignete Grundlage zu schaffen, um die Bildungsgänge
verschiedener Gesundheitsberufe besser
koordinieren und die interprofessionelle
Zusammenarbeit in der Lehre verankern
zu können.
Diese Neuausrichtung der Lehre, die ihre
Akzente auf Schnittstellen zwischen den
Bildungsgängen verschiedener Gesundheitsberufe setzt, basiert auf den Arbeiten der Themengruppe «Interprofessionalität» der Plattform «Zukunft ärztliche
Bildung». In der Charta «Zusammenarbeit
der Fachleute im Gesundheitswesen». die
Ende November 2014 veröffentlicht wird,
kommt der interprofessionellen Aus-,
Weiter- und Fortbildung ebenfalls ein
hoher Stellenwert zu.
Mehr Informationen unter: www.bag-meeting.ch
Welche Kantone nahmen in ihren Spi­
tälern am meisten Patientinnen und Patienten aus anderen Kantonen auf?
Zu diesen und zahlreichen weiteren
Fragen liefert die «Gesundheitsstatistik
2014» Antworten, und zwar in Form von
rund 150 Grafiken und Karten. Auf rund
90 Seiten vermittelt sie einen Überblick
über die neuesten verfügbaren Daten.
Die Ergebnisse der letzten, 2012 durchgeführten Gesundheitsbefragung sind
in diesem Überblick ebenfalls enthalten.
Ein Glossar und eine Beschreibung der
Erhebungen, auf denen die Gesundheitsstatistik beruht, vervollständigen den
Bericht.
Mehr Informationen unter: www.bfs.admin.ch ›
Themen › 14 – Gesundheit › Aktuell
Paracetamol in
der Schwangerschaft
Paracetamol gehört zu den beliebtesten
schmerzlindernden und fiebersenkenden
Arzneimitteln. Zudem gilt die in so bekannten Präparaten wie Panadol oder
Dafalgan enthaltene Wirksubstanz als
besonders sicher, weshalb sie auch in der
Schwangerschaft eingenommen werden
darf. Ob Paracetamol für das ungeborene
Kind jedoch tatsächlich so harmlos ist,
darüber wird seit einigen Jahren gestritten. Nun wird auch in der Schweiz eine
Verschärfung der Warnhinweise in der
Packungsbeilage gefordert.
Neuere Studienresultate
Die Bedenken gegenüber Paracetamol
basieren auf neueren Untersuchungen,
welche die Wirksubstanz mit dem Auftreten von Störungen wie dem «Zappel­
philipp»-Syndrom (ADHS) in Zusammenhang bringen. So hat eine im April 2014
veröffentlichte Studie mit über 64 000
dänischen Müttern und ihren Kindern
ergeben, dass sich bei Kindern, die im
Mutterleib Paracetamol ausgesetzt waren, das ADHS-Risiko um 37 Prozent erhöhte. Ein Jahr zuvor war eine Studie in
Norwegen mit über 48 000 Kindern zu
ähnlichen Ergebnissen gelangt. Neben
Hyperaktivität stellten die Forscher bei
den Kindern auch motorische Probleme
und ein gestörtes Kommunikationsverhalten fest. Auch wenn damit noch nicht
bewiesen ist, dass Paracetamol die Schäden verursacht hat, sind einige Fachleute
doch besorgt.
Quelle: Neue Zürcher Zeitung, Montag, 3. 11. 2014
2
Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Kinder und Jugend­
liche als kompetente
Konsumenten
Mit ihrem neuesten Bericht setzt sich
die Eidgenössische Kommission für Kinder- und Jugendfragen dafür ein, dass
Kinder und Jugendliche frühzeitig einen
überlegten Umgang mit Geld und Konsum lernen. Experten aus Marketing,
Kon­sumentenschutz, Präventionsarbeit
und Wissenschaft kommen im Bericht
zu Wort und beleuchten aus verschiedenen Blickwinkeln, warum es so wichtig
ist, dass Kinder und Jugendliche zu kompetenten Konsumenten werden und wie
sie dabei unterstützt werden können.
Mehr Informationen unter: www.ekkj.admin.ch
Bessere Daten helfen
Krebserkrankungen
besser zu verstehen
Mit einer schweizweit einheitlichen
Krebsregistrierung können Prävention,
Früherkennung und Behandlung von
Krebserkrankungen verbessert werden.
Der Bundesrat hat einen entsprechenden Gesetzesentwurf verabschiedet.
Die Daten werden weiterhin in den kantonalen Krebsregistern erfasst. Die Pa­
tientinnen und Patienten können der
Registrierung jederzeit widersprechen.
Mehr Informationen unter: www.bag.admin.ch ›
Themen › Krankenversicherung › Revisionen
der Krankenversicherung › KVG Anpassungen mit
internationalem Bezug
Eintritt frei, Teilnehmerzahl jedoch begrenzt.
Anmeldung obligatorisch unter:
www.forum.unibe.ch/de/pro_Medizin.htm
Projekt «Nachhaltiges
Gesundheitssystem»
mit eigener Website
Mehr Informationen unter:
www.bag.admin.ch › Themen › Gesundheits­
politik › Krebsregistrierungsgesetz
Ist weniger mehr?
Grenzen der modernen
Medizin
Neue Grundlage für
grenzüberschreitende
Zusammenarbeit im
Gesundheitsbereich
Im Gesundheitswesen soll eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit in
grenznahen Regionen grundsätzlich
möglich sein. Der Bundesrat schickt
eine entsprechende Regelung in die Vernehmlassung. Weiter sollen alle Versicherten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung ihren Arzt in der
ganzen Schweiz ohne finanzielle Nachteile frei wählen können. Bisher wurden
die Kosten höchstens nach dem Tarif
vergütet, der am Wohn- oder Arbeitsort
eines Versicherten oder in dessen Umgebung gilt.
der komplexen modernen Medizin aus
und fragt nach der Ausgestaltung einer
nachhaltigen medizinischen Versorgung.
Fünf Veranstaltungen des Forums
für Universität und Gesellschaft der
Universität Bern im Winter 2014 / 2015
Die Medizin hat in den letzten Jahr­
zehnten enorme Fortschritte gemacht.
Das molekulare Verständnis des gesunden und kranken menschlichen Körpers,
die Nutzung dieser Kenntnisse zur Entwicklung von hochwirksamen Medikamenten, die Entschlüsselung des Erbgutes sowie technologische Fortschritte in
Bildgebung und Chirurgie bieten neue
Ansätze, um Krankheiten vorzubeugen,
zu heilen oder zumindest die Lebensqualität markant zu verbessern.
Die 5-teilige Veranstaltungsreihe leuchtet mit interdisziplinären Referaten und
Diskussionen Möglichkeiten und Grenzen
Die Akademien der Wissenschaften
Schweiz lancieren die Website www.
roadmap-gesundheitssystem.ch, welche
die Fortschritte auf dem Weg zu einem
nachhaltigen Gesundheitssystem für die
Schweiz dokumentieren soll. Im gleichnamigen Blog stellen die Akademien
eine Plattform zur Verfügung, um die
neuesten Entwicklungen mit Expertinnen und Experten zu diskutieren.
Die Website richtet sich an Ärzte, Pflegepersonal, Spitäler, Versicherer, die Gesundheitsbehörden und weitere am
Thema interessierte Personen. Mittels
Medienspiegel und Berichterstattung
aus den Fachgesellschaften beziehungsweise aus der Politik schafft sie einen
Überblick zu den Entwicklungen und aktuellen Diskussionen rund um das
schweizerische Gesundheitswesen.
Mehr Informationen unter:
www.roadmap-gesundheitssystem.ch
12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
3
Dossier
Gestationsdiabetes –
aktueller Wissensstand und
Umsetzung in der Praxis
Gestationsdiabetes ist mittlerweile die häufigste medizinische Schwangerschaftskomplikation.
Die Screeningmethode für Gestationsdiabetes und die Betreuung in der Schwangerschaft
und Geburt sind weiterhin viel diskutierte Themen. Ziel dieses Artikels ist es, eine kurze Übersicht
zu geben über das Verständnis der Entstehung von Gestationsdiabetes, die seit 2011 von der
Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) im Expertenbrief No. 37
empfohlenen Blutzuckergrenzwerte und die neuesten Empfehlungen zur Betreuung während
Schwangerschaft, um die Geburt und im Wochenbett.
Evelyn A. Huhn, Catherine Wiesner, Olav Lapaire, Basel
Einleitung
Gestationsdiabetes (GDM) ist definiert als Glucoseintoleranz, die in der Schwangerschaft erstmals auftritt oder
erkannt wird [ 1 ]. Es ist eine Störung des Glucosestoffwechsels, die sich im Schwangerschaftsverlauf vor allem
durch diabetogene / antiinsulinäre Hormone der Plazenta
entwickelt, nach der 24. Schwangerschaftswoche diagnostiziert werden kann und direkt nach der Geburt in den
meisten Fällen wieder verschwindet. Frauen mit GDM
haben ein erhöhtes Risiko an schwangerschaftsinduzierter Hypertonie oder Präeklampsie zu erkranken [ 2 ] sowie
ein erhöhtes Risiko einen Kaiserschnitt zu erhalten mit
allen dazugehörigen potenziellen Nachteilen für Mutter
und Kind. Das Kind einer Schwangeren mit GDM hat ein
erhöhtes Risiko für Makrosomie (Gewicht ≥ 90. Perzentile), neonatale Hypoglykämie, Hyperbilirubinämie, Kaiserschnitte und vaginal operative Entbindungen sowie
Schulterdystokie oder Zunahme höhergradiger Geburtsverletzungen.
Besserung des Geburtsoutcome durch Behandlung
Zwei randomisierte Studien konnten zeigen, dass eine
Behandlung des GDM die Inzidenz von fetaler Makro­
somie, perinataler Mortalität, Schulterdystokie, sowie
Präeklampsie und mütterliches Geburtstrauma [ 3 ] und
in – einer Studie – sogar die Kaiserschnittrate senkt [ 4 ].
Die Behandlung des GDM ist einfach. Sie erfordert nach
einer ausführlichen Ernährungsberatung eine mütterliche Diät. Nur 8 – 20 % aller Schwangeren mit GDM brauchen Insulin. Diese positiv stimmenden Resultate machen
ein Screening und die Behandlung des GDM wünschenswert.
Screening vor und nach HAPO
In den 1960er-Jahren legten O’Sullivan und Mahan Grenzwerte für den oralen Glucosetoleranztest (oGTT) (damals
noch als Zweistufentest mit 50 g und 100 g Glucose) für
das zweite und dritte Trimenon fest. Die diagnostischen
Grenzwerte basierten auf dem mütterlichen Risiko, acht
Jahre nach der Schwangerschaft einen Typ-II-Diabetes zu
entwickeln und waren nicht prädiktiv für ein schlechtes
Geburtsoutcome (O’Sullivan et Mahan, Diabetes 1964).
Die Prävalenz des GDM lag mit diesem Test bei 2,5 %.
Im Jahr 2011 hat die SGGG die neuen diagnostischen
Kriterien nach 75 g oralen Glucosetoleranztest übernommen, die auf einer Beobachtungsstudie von 2008 basieren [ 5 ]. Diese «Hyperglycemia and Adverse Pregnancy
Outcome» (HAPO)-Studie beschrieb zum ersten Mal eine
kontinuierliche Assoziation zwischen mütterlichen Glucosewerten und ansteigendem Geburtsgewicht und
einem Insulinabbauprodukt, dem C-Peptid, im Nabelschnurblut als Mass für das neonatale Hypoglykämie­
risiko. Die neuen diagnostischen Schwellenwerte wurden
aufgrund des erhöhten relativen Risikos (Odds Ratio) auf
1,75 für kindliche Makrosomie und dem C-Peptidwert
festgelegt. Daraus ergibt sich folgende empfohlene systematische Screeningmethode:
75 g Glucosetoleranztest in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche aus venösem Plasma nüchterner Schwangerer mit folgenden Grenzwerten:
Nüchternwert ≥ 5,1 mmol/L
Blutzucker nach einer Stunde ≥ 10,0 mmol/L
Blutzucker nach zwei Stunden ≥ 8,5 mmol/L
Mit diesen neuen oGTT-Grenzwerten wird eine GDMPrävalenz von 17,8 % erwartet. Im Universitätsspital Basel kam es nach Einführung der neuen HAPO-Richtlinien
2010 zu einem Anstieg der Prävalenz von 3,6 % auf 17,2 %
4
Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Editorial
(eigene Daten). Damit nähert sich die Prävalenz des GDM
eher derjenigen des Typ-II-Diabetes mit einer erwarteten
zweistelligen Prävalenz von 10 % im Jahr 2030 an. Vorteile
der Behandlung leichter Glucosetoleranzstörungen in der
Schwangerschaft – wie sie nun gehäufter durchgeführt
werden – konnte bisher nicht gezeigt werden. Studien
hierzu fehlen.
Auswirkungen auf das Gesundheitssystem
Das universelle Screening und die intensivere Betreuung
der Schwangeren durch Ernährungsberaterinnen, Endokrinologen sowie Hebammen und Geburtshelfer führen
zu einer Zunahme an Arbeitsaufwand mit entsprechenden Auswirkungen auf die Gesundheitskosten. Studien
haben gezeigt, dass die neuen Grenzwerte nur kosteneffektiv wären, wenn die Behandlung des GDM entweder
die Diabetesinzidenz nach der Geburt [ 6 ] oder das Präeklampsie- oder Kaiserschnittrisiko [ 7 ] senken würde.
Vorbestehender Diabetes
Um einen vorbestehenden Diabetes in der Frühschwangerschaft zu erkennen, wird entweder die Bestimmung
eines Nüchternblutzuckers (BZ ≥ 7 mmol/L) oder zweimalig eine zufällige Blutzuckermessung von ≥ 11,1 mmol/L
empfohlen, wenn einer oder mehrere folgender Risikofaktoren vorliegen:
– Adipositas (BMI ≥ 30)
– Bestimmte ethnische Herkunft
(Lateinamerika, Asien …)
– Positive Familienanamnese für Typ-II-Diabetes
(Verwandtschaft ersten Grades)
– Positive persönliche Anamnese eines GDM
– Syndrom der polyzystischen Ovarien
Peripartale Betreuung
Schwangere mit GDM mit guter Stoffwechsellage und
keinen zusätzlichen Risiken können exspektativ behandelt werden. Eine randomisiert kontrollierte Studie konnte
zeigen, dass die Einleitung von Schwangeren mit insulinpflichtigem GDM am Termin die Rate an grossen Kindern
≥ 90. Perzentile von 23 % auf 10 % signifikant senken
kann [ 8 ]. Es gab keinen Unterschied bezüglich der Rate an
Kaiserschnitten, Schulterdystokie, neonataler Hypoglykämie und peripartaler Mortalität. Eine grosse Beobachtungsstudie bemerkte nebst der Reduktion der fetalen
Makrosomierate eine Abnahme der Schulterdystokie
von 10 % auf 1,4 % nach Geburtseinleitung zwischen der
38. bis 39. Schwangerschaftswoche bei Frauen mit insulinpflichtigem GDM [ 9 ]. Die Datenlage zur Einleitung bei
diätetisch eingestelltem sowie insulinpflichtigem GDM
ist weiterhin dünn. Die Amerikanische Gesellschaft für
Geburtshilfe und Gynäkologie rät wegen der erhöhten
Rate an Schulterdystokie, der Schwangeren bei einem
kindlichen Schätzgewicht ≥ 4500 g einen Kaiserschnitt
zu empfehlen [ 10 ].
Gestationsdiabetes und Stillen
Eine Frau mit GDM hat ein siebenfach erhöhtes Risiko
später an Diabetes Typ II zu erkranken [ 11 ]. Bis zu 50 % aller
Frauen mit GDM werden innerhalb von 22 – 28 Jahren an
Diabetes Typ II erkranken [ 12 ]. Erstmals konnte eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigen, dass Stillen über min-
Maria-Pia Politis Mercier
Hebammen, Dozentin, HES-S2
Lausanne
Liebe Leserin, lieber Leser
Am Beispiel des Schwangerschaftsdiabetes zeigt sich, wie
sich die epidemiologischen Ansätze und Praktiken in der
perinatalen Betreuung verändert haben.
Die neuesten Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der
Epigenetik zeigen, wie wichtig die ersten 1000 Lebenstage
(einschliesslich der fetalen Phase) für die gesundheitliche
Konstitution des Neugeborenen, des Kindes und später auch
des Erwachsenen sind. Die Auswirkungen einer Schwangerschaft auf das Leben einer Frau sind heute ebenfalls besser
bekannt.
Diese Erkenntnisse sollten vermehrt in die Schwangerschaftsbetreuung, die Geburtsvorbereitung und die nachgeburt­
liche Betreuung der Mütter und Kinder einfliessen und die
Hebammen dazu motivieren, sich in den Bereichen therapeutische Schulung, Gesundheitsförderung und Forschung
auf den neuesten Stand zu bringen. Dank Weiter­bildungen
und Forschungsarbeiten könnten sie die Ansätze aus anderen Fachbereichen in ihre Hebammentätigkeit aufnehmen.
Somit wäre der Berufsstand besser gerüstet, um in der
medizinischen Mütterbetreuung als kompetenter Partner
anerkannt zu werden und einen wichtigen Beitrag dazu zu
leisten. Es ist unbestritten, dass die Dienste der Hebammen
für die Mütter und ihre Kinder auch bei Kom­plikationen
nützlich und wohltuend sind.
Unser Berufsstand könnte sich an der breiten Diskussion
über die Erkennung und die Risiken von Schwangerschafts­
diabetes beteiligen und dadurch die negativen Auswir­
kungen der Standardisierung beziehungsweise der Über­
diagnostik und Übertherapie relativieren.
Die vielen, so verschiedenen schwangeren Frauen und
jungen Mütter zu begleiten, ohne eine polarisierende und
reduzierende Trennlinie zwischen Physiologie und Pathologie zu ziehen, ist eine grosse Herausforderung für die
Hebammen – aber auch für die Frauen und ihre Kinder.
Herzlich, Maria-Pia Politis Mercier
12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
5
Dossier
Autorinnen und Autor
Evelyn Huhn absolvierte das Studium der
Humanmedizin in Bonn sowie an der LudwigMaximilians-Universität und der Technischen
Universität (TU) München von 1997 bis 2004.
Nach zwei Jahren Assistenzarztzeit im Klinikum
Rechts der Isar der TU München wechselte sie
2007 ans Universitätsspital Basel. 2012 bis 2013
arbeitete Evelyn Huhn als Oberärztin im Spital
Limmattal in Schlieren. Seit 1.1.2014 ist sie
Oberärztin in der Abteilung Geburtshilfe und
Schwangerenmedizin am Universitätsspital Basel
und leitet die diabetologische Spezialsprechstunde der Frauenklinik.
Catherine Wiesner studierte Humanmedizin von 2002 bis 2008 in Basel. Nach
einem Fremdjahr als chirurgische Assistenzärztin im Claraspital Basel, wechselte sie 2010
in die Frauenklinik des Kantonsspitals Baselland, Bruderholz. Seit 2013 arbeitet Christiane
Wiesner als Assistenzärztin an der UniversitätsFrauenklinik Basel.
destens drei Monate das Risiko eines späteren Diabetes
Typ II um 40 % senken kann. 304 Frauen mit GDM wurden
hierfür über einen Zeitraum von 19 Jahren beobachtet [ 13 ].
Das Stillen scheint, sowohl die periphere Insulinsensiti­
vität als auch die Insulinsekretion aus der Bauchspeicheldrüse zu steigern [ 14 ]. Daher sollten Frauen nach GDM
dringend zum Stillen ermutigt werden.
Screening nach der Geburt
Schwangere mit GDM haben ein erhöhtes Risiko im späteren Leben einen Typ-II-Diabetes zu entwickeln. Daher
und wegen der Maskierung eines anderen Diabetestyps
als GDM (Diabetes Typ II, MODY) wird ein Screening nach
Ende der Stillzeit und Einsetzen der ersten Periode empfohlen. Einfacher ist aber die grundsätzliche Durchführung eines Nüchternzuckers (≥ 7 mmol/L), eines 75 g oGTTs
(≥ 11,1 mmol/L nach 2 Stunden) oder eines HbA1c-Wertes
(≥ 6,5 %). Je nach Risiko soll ein Screening alle 1 – 3 Jahre
durchgeführt werden.
Mütterliches Übergewicht und fetale Makrosomie
Nur 22 % der makrosomen Kinder gehen tatsächlich zulasten des GDM [ 15 ]. Neue Studien zeigen, dass vor allem
ein erhöhter mütterlicher BMI unabhängig vom GDM zu
fetaler Makrosomie [ 16 ] und einem schlechten Geburts­
outcome [ 17 ] führen. GDM steht ausserdem im Zusammenhang mit Übergewicht in der Kindheit, aber hauptsächlich, wenn die Mutter nebst dem GDM zusätzlich
noch adipös ist [ 18 ].
6
Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Olav Lapaire ist seit 2004 Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe FMH. 2005 erfolgte ein
Auslandaufenthalt als Postdoktorand in Boston
bei Prof. Diana Bianchi. Olav Lapaire habilitierte
im Oktober 2008. Aktuell ist er Leitender Arzt und
stellvertretender Chefarzt der Abteilung Geburtshilfe und Schwangerenmedizin an der Frauen­
klinik des Universitätsspitals Basel.
Screening nach HAPO weiterhin umstritten
Letzteres hebt vor allem die Notwendigkeit hervor, fokussiert übergewichtigen Frauen eine Ernährungsberatung
zu empfehlen, unabhängig vom ihrem Glucosestoffwechsel. Hierdurch könnten sehr viel mehr Frauen erreicht werden. Zusätzlich besteht durch Überdiagnose
von GDM die Gefahr einer zu exzessiven Behandlung eigentlich gesunder Frauen durch erhöhte Einleitungsrate
oder Zunahme an elektiven Kaiserschnitten.
Zusammenfassung
Das neue Screening für Gestationsdiabetes
mit dem 75 g oGTT führt zu einem
Prävalenz­anstieg auf 17,8 % und ist deshalb
weiterhin sehr umstritten.
– Eine Behandlung des Gestationsdiabetes
beeinflusst das Geburtsoutcome positiv.
– Frauen mit Gestationsdiabetes haben
ein erhöhtes Risiko für Typ-II-Diabetes im
späteren Leben.
– Bei Gestationsdiabetes und einem geschätzten Geburtsgewicht ≥ 4500 g sollte
ein Kaiserschnitt empfohlen werden.
– Stillen reduziert das Risiko einer Frau mit
Gestations­diabetes später an Typ-II-Dia­
betes zu erkranken.
– Gestationsdiabetes steht in Zusammenhang mit Übergewicht in der Kindheit,
aber hauptsächlich im Fall mütterlichen
Übergewichts.
Referenzen
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classification of diabetes mellitus. Diabetes
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review and meta-analysis. Lancet.
2009;373(9677):1773-9. doi:10.1016/
S0140-6736(09)60731–5.
Diabète gestationnel – Etat des connaissances actuelles et transfert dans la pratique
Le diabète gestationnel est actuellement la complication médicale la plus courante de la grossesse. Le test de
dépistage du diabète gestationnel et les soins pendant
la grossesse et l’accouchement sont des thèmes encore
chaudement discutés.
Cet article donne un bref aperçu de la compréhension de
l’origine du diabète gestationnel, les récents changements
dans l’appréciation des valeurs de glucose dans le sang et
les dernières recommandations pour les soins pendant
la grossesse.
Il en résulte les points suivants:
– Le nouveau dépistage du diabète gestationnel avec 75 g
HGPO conduit à une augmentation de la prévalence à
17,8% et suscite toujours la controverse.
– Le traitement du diabète gestationnel influence de
manière positive les issues de l’accouchement.
– Les femmes atteintes de diabète gestationnel ont un
risque accru de développer ultérieurement un diabète
de type II.
– En présence d’un diabète gestationnel et un poids de
naissance estimé ≥ 4500 g, une césarienne devrait être
recom­mandée.
– Pour une femme présentant un diabète gestationnel,
l’allaitement maternel réduit le risque de développer
ulté­rieurement d’un diabète de type II.
– Le diabète gestationnel est associé à l’obésité dans l’enfance, mais principalement s’il y a obésité maternelle.
12 England LJ, Dietz PM, Njoroge T, et al.
Preventing type II diabetes: public health
implications for women with a history of
gestational diabetes mellitus. Am J Obstet
Gynecol. 2009;200. doi:10.1016/j.ajog.
2008.06.031.
13 Ziegler A-G, Wallner M, Kaiser I, et al. LongTerm Protective Effect of Lactation on the
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With Recent Gestational Diabetes Mellitus. Diabetes. 2012. doi:10.2337/db120393.
14 Chouinard-Castonguay S, Weisnagel SJ,
Tchernof A, Robitaille J. Relationship between lactation duration and insulin and
glucose response among women with
prior gestational diabetes. Eur J Endocrinol. 2013;168:515–23. doi:10.1530/
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15 Ryan EA. Diagnosing gestational diabetes.
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16 Black MH, Sacks DA, Xiang AH, Lawrence
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Overgrowth. Diabetes Care. 2012.
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17 Dennedy MC, Avalos G, O’Reilly MW,
O’Sullivan EP, Gaffney G, Dunne F. ATLANTIC-DIP: raised maternal body mass index
(BMI) adversely affects maternal and fetal
outcomes in glucose-tolerant women
according to International Association of
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18 Pirkola J, Pouta A, Bloigu A, et al. Risks
of overweight and abdominal obesity at
age 16 years associated with prenatal
exposures to maternal prepregnancy overweight and gestational diabetes mellitus.
Diabetes Care. 2010;33:1115–1121.
doi:10.2337/dc09-1871.
Kontakt
Dr. med. Evelyn A. Huhn
[email protected]
Abteilung für Geburtshilfe und
Schwangerenmedizin
Frauenklinik, Universitätsspital Basel
Spitalstrasse 21, CH - 4031 Basel
T +41 (0)61 556 51 44
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7
Dossier
Neonatologische Probleme
bei Diabetes in der Schwanger­
schaft
Neugeborene diabetischer Mütter haben postnatal ein deutlich höheres Risiko für Kompli­
kationen. Nebst der markanten Makrosomie kann die diabetische Stoffwechsellage auch
eine Wachstums­retardierung, metabolische Probleme und Fehlbildungen verursachen sowie
zu Geburtsverletzungen und Adaptationsstörungen führen. Eine Kenntnis darüber mit ent­
sprechender Vorbereitung auf die Geburt und anschliessende postnatale Überwachung und
allenfalls Therapie sind daher sehr wichtig.
Gabriel Konetzny, Aarau
Diabetes ist eine häufige Schwangerschaftskomplikation
mit einer zunehmenden Tendenz. [ 1 ] Die Höhe des Risikos
für allfällige Komplikationen beim Kind wird durch den
Schweregrad und die Qualität der diätetischen und / oder
medikamentösen Einstellung beeinflusst. Die Liste der
möglichen Probleme ist lang: Frühgeburtlichkeit, Makrosomie, Asphyxie, Atemnotsyndrom, Hypoglykämie, Hypocalcämie, Hyperbilirubinämie, Polyglobulie, Kardiomyopathie und kongenitale Defekte. [ 2 ] Diabetes mellitus Typ I
verursacht in der Frühschwangerschaft vor allem Herzfehler, Neuralrohrdefekte und das kaudale Regressionssyndrom, im späteren Verlauf intrauterinen Fruchttod,
Wachstumsretardierung und Asphyxie. Diabetes mellitus
Typ II hat vor allem Makrosomie als Folge und verursacht
die bereits erwähnten Probleme in milderer Form. Die perinatale Mortalität ist drei- bis zehnfach, die Häufigkeit
kongenitaler Malformationen vier- bis zehnfach erhöht.
Ebenso ist die Zahl der eingeleiteten Geburten aufgrund
einer instabilen Stoffwechsellage, intrauteriner Wachstumsretardierung, Makrosomie oder anderer Komplika­
tionen um das Zwei- bis Dreifache erhöht und die Sek­
tiorate dreimal höher als normal. In einer Auswertung
von Cordero et al. von 530 Neugeborenen von Müttern
mit Gestationsdiabetes oder vorbestehendem insulinabhängigen Diabetes mussten 47 % auf einer NeonatologieAbteilung betreut werden (je nach Schweregrad des Diabetes zwischen 36 % und 68 %). 34 % der Kinder hatten ein
Atemnotsyndrom, 5 % eine kongenitale Malformation,
36 % Übergewicht fürs Gestationsalter (14 % mit Geburtsgewicht ≥ 4000 g), 2 % Untergewicht fürs Gestationsalter und 27 % mindestens eine dokumentierte Hypoglykämie. [ 3 ]
Nachfolgend werden die einzelnen Probleme etwas genauer erläutert. Die Makrosomie entwickelt sich vor allem
im späteren Gestationsalter, insbesondere bei Frauen mit
schlecht eingestelltem Diabetes, unabhängig von der Ursache. [ 4 ] Die mütterliche Hyperglykämie verursacht eine
fetale Hyperglykämie gefolgt von gesteigerter fetaler
Insulinsekretion. Insulin führt als anaboles Hormon zur
vermehrten Fettproduktion und zum erhöhten Glykogengehalt in Leber, Nieren, Skelett- und Herzmuskulatur mit
der typischen Organomegalie. Die Folgen der Makrosomie sind hauptsächlich geburtsbedingte Komplikationen
wie Schulterdystokie mit nachfolgenden Plexusparesen,
Frakturen von Humerus und Klavikula oder zu intra- und
extrakraniellen Verletzungen beim Einsatz von Forceps
und Vakuum. [ 5 ] Andererseits kann es bei schwerer Vaskulopathie der Mutter (mit arterieller Hypertonie oder
Präeklampsie) aber auch zu einer intrauterinen Wachstumsretardierung kommen.
Die peripartale Asphyxie betrifft bis zu 25 % der Kinder diabetischer Mütter und kann sowohl die Folge einer erschwerten Geburt wie auch die Folge einer mütterlichen
Durchblutungsstörung des Uterus und der Plazenta sein.
Das bei Diabetikerinnen erhöhte HbA1c (glykiertes Hämoglobin) spielt ebenfalls eine Rolle, da es durch seine
höhere Sauerstoffaffinität einen reduzierten Sauerstofftransport zum Fetus zur Folge hat.
Dr. med. Gabriel Konetzny Leitender Arzt Neonatologie
Klinik für Kinder und Jugendliche
Kantonsspital Aarau, 5001 Aarau
T +41 (0)62 838 49 78
[email protected]
8
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Die bei Neugeborenen diabetischer Mütter häufig – bei
bis 50 % der Fälle – beobachtete Hypocalcämie entsteht
durch Parathormonmangel (Hypoparathyreoidismus) im
Rahmen einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen.
Klinisch kann sich die Hypocalcämie in Form von Irrita­
bilität, selten auch verminderter Myokardkontraktilität
zeigen.
Eine Hyperbilirubinämie entsteht bei 20 – 30 % der Neugeborenen diabetischer Mütter aufgrund von Polyglobulie,
Frühgeburtlichkeit mit Leberunreife und bei Hämatomen
nach traumatischer Geburt. Von Polyglobulie spricht man
bei einem venösen Hämatokrit von über 65 %. Ursache ist
eine chronische Hypoxie infolge eines erhöhten Sauerstoffbedarfs durch die Hyperglykämie und den Hyperinsulinismus. Die Polyglobulie führt zur Hyperviskosität,
diese wiederum kann Durchblutungsstörungen verschiedener Organe zur Folge haben.
Thrombosen manifestieren sich am häufigsten als Nierenvenenthrombosen mit Hämaturie oder als zerebraler
Infarkt. Auslöser sind die schon erwähnte Hyperviskosität
bei Polyglobulie und erniedrigte Spiegel der antikoagulatorisch wirkenden Proteine C und S, deren Bildung durch
hohe Insulinspiegel gehemmt wird.
Neugeborene diabetischer Frauen haben bis zum Alter
von 38. Schwangerschaftswochen 6 × häufiger ein Atemnotsyndrom aufgrund von Surfactantmangel als Neu­
geborene nichtdiabetischer Frauen. Ursache sind hohe
Glukosespiegel und Hyperinsulinismus, welche die Surfactantsynthese und -sekretion hemmen. Hinzu kommen noch eine verzögerte Lungenflüssigkeitsresorption
bei Sektioentbindung vor Wehenbeginn und persistierende pulmonale Hypertonie bei Hyperviskosität und
chronischer fetaler Hypoxie.
Angeborene Herzfehler treten vor allem bei Diabetes mellitus Typ I mit instabiler Stoffwechsellage gehäuft auf
(3 – 6 % gegenüber 0,6 – 0,8 % in der Gesamtpopulation). [ 6 ]
Dazu zählen Vorhof- und Ventrikelseptumdefekte, Transposition der grossen Arterien, Truncus arteriosus communis und Single Ventricle. Weiterhin sieht man bei diesen Kindern gehäuft eine hypertrophe Kardiomyopathie,
in erster Linie mit Verdickung des interventrikulären Septums, in schweren Fällen auch mit Verdickung des Myokards. Dies kann zu einer Herzinsuffizienz mit verminderter Organperfusion und arterieller Hypotonie führen.
Die Symptome sind in der Regel spontan regredient. Die
Hypertrophie bildet sich innerhalb von 4 bis 6 Monaten
zurück. Neben den schon erwähnten Herzfehlern werden auch Fehlbildungen der Nieren (Hydronephrose, renale Agenesie, Ureterduplikationen), des Darmes (Duodenal- und Analatresie, Small Left Colon Syndrom, bei
dem 40 – 50 % der Fälle eine diabetische Mutter haben)
und des zentralen Nervensystems gehäuft beobachtet
(ZNS Malformationen insgesamt 16 × häufiger, Anencephalie 13 × häufiger, Spina bifida 20 × häufiger, kaudale
Dysplasie 600 × häufiger).
Die neurologischen Komplikationen ergeben sich als
Folge einer möglichen Asphyxie, Plexusparese, Infarzierung, Glukose- oder Elektrolytverschiebung.
Nun noch etwas zu den metabolischen Aspekten, der
Überwachung und Therapie. Nach der Geburt wird die
konstante Glukosezufuhr über die Plazenta unterbrochen. Die anschliessende Energiegewinnung geschieht
durch die Ernährung und in Nüchternphasen hauptsächlich durch Mobilisation von Glukose aus den Glykogenreserven. Hohe Plasmainsulinspiegel hemmen jedoch den
Glykogenabbau (Glykogenolyse) wie auch den Glukoseaufbau (Glukoneogenese) durch Blockade entsprechender Enzyme. Der Fettsäureabbau zu Ketonkörpern als alternative Energiequelle ist durch die hohen Insulinspiegel
ebenfalls vermindert. Aufgrund des erhöhten Hypoglykämierisikos gehören zur Betreuung dieser Kinder daher
sowohl Kontroll- wie auch Präventionsmassnahmen. [ 7 ]
Prävention geschieht durch sogenannte Früh- und Zusatzernährung. Die erste Mahlzeit wird in den ersten
zwei Lebensstunden angeboten. Anschliessend soll das
Neugeborene in den ersten 2 – 3 Lebenstagen alle 3 – 4 Stunden an die Brust angesetzt werden. Nach dem Ansetzen wird zusätzlich eine Säuglingsmilch oder eine
Maltodextrinlösung angeboten, bis genügend Milch vorhanden ist. Säuglingsmilch hat gegenüber der Maltodextrinlösung den Vorteil, dass sie die Glukoneogenese und
Ketogenese fördert und die in der Laktose enthaltene Galaktose die Insulinsekretion nicht stimuliert. Die erste
Blutzuckerkontrolle sollte vor der zweiten Mahlzeit erfolgen, das heisst im Alter von 4 – 5 Stunden, bei erhöhtem
Risiko für einen Hyperinsulinismus im Alter von 1– 2 Stunden. Die Symptome einer Hypoglykämie sind unspezifisch, dazu zählen Zittrigkeit, Hypotonie, Bewusstseinsstörung, Hypothermie, Krämpfe. Da keine einheitliche
(
Problèmes néonataux en cas de diabète durant la grossesse
Les nouveau-nés de mères diabétiques ont un risque
(péri- et postnatal) significativement plus élevé de complications. L’obésité n’en est que la pointe de l’iceberg.
Connaître ces complications est la condition sine qua non
pour assurer un suivi adéquat et un éventuel traitement.
Le niveau de ces risques chez l’enfant est influencé par
la sévérité du diabète et par la qualité de la prise en
charge diététique et / ou médicamenteuse.
A côté de la macrosomie manifeste, on peut trouver
un métabolisme diabétique, mais aussi un retard de
croissance, des problèmes métaboliques comme l’hypoglycémie et l’hypocalcémie, une hyperbilirubinémie,
une polyglobulie, une cardiomyopathie, ainsi que des
malformations. En outre, il existe un risque neurologique significatif, par exemple à la suite d’une asphyxie
périnatale ou à la suite de lésions congénitales telles
que la paralysie du plexus. Des problèmes d’adaptation
respiratoires sont plus fréquents que chez les nouveaunés de mères non diabétiques.
La prise en charge postnatale comprend donc un suivi
structuré et une alimentation précoce comme mesures
préventives. Les conséquences à long terme observées
chez les enfants de mères diabétiques sont une tendance à l’obésité dans l’enfance et l’adolescence ainsi
qu’un risque accru de résistance à l’insuline et un diabète de type II à l’âge adulte.
12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
9
Dossier
Definition der Hypoglykämie existiert, [ 8 ] hat man für den
klinischen Alltag aus pragmatischer Sicht 2,5 mmol/l als
Grenzwert festgelegt. Bei zu tiefen Blutzuckerwerten
wird dem Säugling umgehend Muttermilch oder eine
entsprechende Säuglingsmilch angeboten (10 – 15 ml/kg
Körpergewicht) und der Blutzuckerwert spätestens nach
einer Stunde kontrolliert. Bei Trinkschwäche muss die
Nahrung sondiert werden. Bei persistierender oder rezidivierender Hypoglykämie ist eine intravenöse Glukosezufuhr häufig unumgänglich und eine Kontaktaufnahme
mit dem zuständigen Neonatologen / Pädiater angezeigt.
Langfristig zeigen Kinder diabetischer Mütter nach einer
initialen Regredienz der Makrosomie erneute Tendenz zu
Adipositas im Kindes- und Jugendalter und ein erhöhtes
Risiko für Insulinresistenz und Typ-II-Diabetes im Erwachsenenalter. [ 9 ]
Fazit
Neugeborene diabetischer Mütter haben peri- und postnatal ein deutlich höheres Risiko für Komplikationen.
Übergewicht ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Kenntnis
darüber ist die Voraussetzung für eine adäquate Überwachung und allfällige Therapie.
Literatur
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Diabetic Mothers. Arch Pediatr Adolelesc
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Fetal Neonatal Med 2009; 14: 106 – 110.
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Diabetes Mellitus. Herz 2010; 35: 19–26.
7 Berger TM et al. Betreuung von Neugebo­
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glykämierisiko oder Hypoglykämie im
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Peadiatrica 2007; 18: 15 – 17.
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2000; 24: 136 – 149.
9 Cowett RM. The Infant of the Diabetic
Mother. Neo Rev 2002; 3: e 173–189.
Link
www.neonet.ch › Recommendations
www.awmf.org › Leitlinien › Gestationsdiabetes
mellitus
10
Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Zusammengestellt von Gabriele Hasenberg
Modulverantwortliche und Dozentin,
Institut für Hebammen, Departement Gesundheit,
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte
Wissenschaften, Winterthur
Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG): M. Kellerer, S. Matthaei,
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG):
R. Kreienberg (Hrsg.) (2011)
Gestationsdiabetes mellitus –
evidenzbasierte Leitlinie
zu Diagnostik, Therapie und
Nachsorge.
Ebenfalls publiziert als Kurzfassung (Praxisleitlinie) | AWMF online,
AWMF-Register Nr. 057/008
Diese interdisziplinär entwickelte S3-Leitlinie basiert u. a. auf
den Ergebnissen der multizentrischen HAPO-Studie (Hyperglycemia and Adverse Pregnancy Outcome, 2010), die mehr
als 23 300 Schwangere einschloss. Aus den Ergebnissen der
Studie wurden von der International Association of Diabetes
and Pregnancy Study Group (IADPSG) diagnostische Grenzwerte abgeleitet. Diese Werte wurden auch für die deutsche
Leitlinie übernommen. Die Leitlinie bezieht sich ebenso wie
die Studie ausschliesslich auf den in der Schwangerschaft
erstmals diagnostizierten Diabetes.
Die Leitlinie wurde ab April 2009 durch eine Expertengruppe,
bestehend aus Vorstandsmitgliedern der DGGG und DDG,
entwickelt. Nach einer Vernehmlassung durch ein Fachgremium sowie die Mitglieder beider Gesellschaften und daraus
resultierenden Anpassungen wurde die endgültige Fassung
im Juni 2011 den Vorständen von DGGG und DDG zur Verabschiedung überreicht.
Andrea Stiefel (2013)
Diabetes und Schwangerschaft
In: Stiefel A, Geist C & Harder U (Hrsg.) | Hebammenkunde. Lehrbuch für
Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf | Stuttgart: Hippokrates,
5. Auflage, S. 259–263
In ihrem Kapitel über den Diabetes in der Geburtshilfe stellt
Andrea Stiefel grundlegendes Wissen zum Thema dar. Sie unterscheidet zwischen vorbestehendem Diabetes und Gestationsdiabetes und zeigt Ursachen, Folgen für Mutter und
Kind, Diagnostik und Therapie des Diabetes in der Schwangerschaft in knapper und übersichtlicher Weise auf. Dabei
werden auch die neuen Erkenntnisse aus der HAPO-Studie referenziert.
Mary Carolan (2013)
Women’s experiences of gesta­
tional diabetes self-management:
a qualitative study.
Helmut Kleinwechter, Ute Schäfer-Graf,
Ursula Mäder (2004)
Der grosse Schwangerschafts­
ratgeber für Diabetikerinnen
Stuttgart: Trias
Midwifery 29, 637–645
In dieser phänomenologischen Studie einer Hebammenwissenschaftlerin aus Australien wird in qualitativen Interviews
und Fokusgruppengesprächen untersucht, wie betroffene
Frauen das Selbstmanagement ihres Gestationsdiabetes erleben.
Der Anpassungsprozess, den Frauen durchlaufen, wird beschrieben, ausserdem arbeitet die Autorin Faktoren heraus,
welche die Bewältigung begünstigen oder präventive Wirkung in Hinblick auf einen Typ-II-Diabetes haben.
Simone Claudi-Böhm, Bernhard Böhm (2012)
Diabetes und Schwangerschaft
Prävention, Beratung, Betreuung vor, während und nach der Schwangerschaft.
Berlin Heidelberg: Springer, 2. Auflage
Das AutorInnenteam (bestehend aus Diabetologe, Gynäkologin und Hebamme) haben ihren Ratgeber für Diabetikerinnen, die eine Schwangerschaft planen sowie für Frauen, bei
denen in der Schwangerschaft ein Diabetes diagnostiziert
wurde, geschrieben. Mit wichtigen Informationen zum Stoffwechsel in der Schwangerschaft, zu optimalem Ernährungsund Bewegungsverhalten zielt ihr Werk darauf ab, informierte
und selbstverantwortliche Schwangere mit adäquatem Informationsmaterial zu versorgen.
Die Redaktion dankt herzlich.
Dieses Handbuch richtet sich an medizinisches Fachpersonal und nimmt ein interdisziplinäres Versorgungssystem für
den Diabetes in der Schwangerschaft in den Blick. Es orientiert sich an den neuesten Empfehlungen der nationalen
(deutschen) und internationalen Fachgesellschaften. Neben
Informationen zu Diagnostik- und Therapie sowie Folgeerscheinungen bei Mutter und Kind geht das Werk insbesondere bezüglich Massnahmen der primären und sekundären
Prävention in die Tiefe.
12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
11
Fokus
«Bewegte Schwangerschaft» –
wirksame Sportprogramme
zur Prävention und Therapie von
Gestationsdiabetes
Gestationsdiabetes mellitus (GDM) ist eine immer häufiger auftretende Komplikation
während der Schwangerschaft. Betroffene Frauen werden auf besondere Weise heraus­
gefordert, weil sie sich mit dem Krankheitsbild auseinandersetzen, vertraute Lebens­
gewohnheiten ändern und ihren Alltag auf die Therapie ausrichten müssen. Nebst einem
strikten Ernährungsplan wird den Frauen empfohlen, sich ausreichend zu bewegen.
Im Rahmen einer Bachelor-Thesis wurde der Frage nachgegangen, welche Sportprogramme
und Bewegungsempfehlungen präventiv wirken und eine konservative Therapie unter­
stützen.
Sophie Brechbühl, Bern, Corinne Zimmermann, Basel
Gestationsdiabetes mellitus (GDM) ist eine erstmals in
der Schwangerschaft aufgetretene und diagnostizierte
Glukosetoleranzstörung [ 1 ]. In den letzten Jahren hat die
Anzahl Frauen mit GDM deutlich zugenommen. Im Jahr
2001 betrug in Deutschland die Prävalenz von GDM
1,4 % . Im Jahr 2008 wurde bereits bei 3,4 % der schwan­
geren Frauen ein GDM festgestellt. Diese Entwicklung
kann hauptsächlich durch die Zunahme der Anzahl von
adipösen Frauen, aber auch die konsequente Diagnostik
erklärt werden [ 1 ].
In der Schweiz hat sich der Anteil der übergewichtigen
und adipösen Frauen in der Bevölkerung in den letzten
fünf Jahren mit einem Anstieg von 5 % auf 9 % nahezu verdoppelt und davon sind die 15- bis 24-Jährigen besonders
betroffen [ 2 ]. Nebst dem Übergewicht führen körperliche
Inaktivität – durch vorwiegend sitzende Arbeitsbedingungen – und eine ungesunde Ernährung bei schwangeren Frauen zu einem erhöhten Risiko für GDM [ 3 ].
Da ein unbehandelter GDM zu schwerwiegenden kurzund langfristigen gesundheitlichen Folgen für die Mutter
(Präeklampsie, Hypertonie, Diabetes Typ II) und das Kind
(Hypoglykämie, Makrosomie, Adipositas und Diabetes
Typ II im Erwachsenenalter) führen kann [ 1 ], ist es wichtig
wirkungsvolle Methoden in der Prävention und Therapie
anzuwenden.
Die Therapie bei GDM besteht primär aus intensiver Ernährungsberatung und Beratung zu körperlicher Bewegung. Werden mit dieser konservativen Therapie normgerechte Blutzuckerwerte nicht erreicht, wird zusätzlich
eine Insulintherapie notwendig [ 4 ].
In einer Literaturstudie wurde festgestellt, dass Bewegungsprogramme möglicherweise zur Prävention von
GDM beitragen können. Unklar ist aber, welche Bewegungsempfehlungen abgegeben werden können, um das
Auftreten der Erkrankung und eine Insulintherapie zu
vermeiden [ 3 ].
12
Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Methode
In einer systematischen Literaturreview wurde auf relevanten Datenbanken nach aktueller Literatur gesucht.
Zielorientiert wurden Studien, Reviews und Leitlinien
ausgewählt und anhand gängiger wissenschaftlicher Kriterien auf ihre Qualität geprüft. Entsprechend der Fragestellung wurden bedeutende Ergebnisse der Literatur
herausgefiltert und den Themenbereichen Rahmenbedingungen (Zeitspanne, Intensität und Häufigkeit) und
Wirkungsweise der untersuchten Bewegungsprogramme
zugeordnet. Zur Interpretation der Ergebnisse wurden
Konzepte zu Selbstwirksamkeitserwartung und Compliance (Einhalten von Verhaltensrichtlinien) einbezogen.
Ergebnisse
Analysiert wurden sieben Studien und eine Review, die
konkrete Bewegungsprogramme bei schwangeren Frauen
und deren Effekt auf GDM untersuchten sowie zwei Leitlinien, die Empfehlungen zu körperlicher Aktivität während der Schwangerschaft abgegeben haben.
Rahmenbedingungen und signifikante Ergebnisse
der untersuchten Bewegungsprogramme
Um herauszufinden, ob die Empfehlungen für Sport in
der Schwangerschaft effektiv für die Prävention und
Therapie von GDM genutzt werden können und wie ein
Sportprogramm aufgebaut sein muss, damit es für
schwangere Frauen umsetzbar und effektiv ist, wurden
die Rahmenbedingungen und Ergebnisse der unter­
suchten Interventionen genauer betrachtet. In der nebenstehenden Tabelle werden die untersuchten Studien
aufgeführt. In allen Studien wurde zum Vergleich eine
Kontrollgruppe ohne spezielle Bewegungsempfehlungen eingesetzt.
Sportart, Rahmenbedingungen und Ergebnisse von Studien zur Prävention
von und Therapie bei GDM
Prävention
Sportart
Lifestyle Intervention
Schnelles Gehen, Nordic Walking,
Schwimmen, Radfahren, Langlauf,
Aerobic und Aquafit [ 5 ]
N = 54
Theraband
Übungen mit Gummiband [ 6 ]
N = 83
Yoga
für Hochrisikogruppen [ 7 ]
N = 68
Lifestyle Intervention
Aerobic, z. B. Fahrrad-Ergometer,
Crosstrainer, Rudern, Laufband und
Krafttraining [ 8 ]
N = 121
Hometrainer [ 9 ]
N = 84
Lifestyle Intervention
Aerobic, Krafttraining und Gleich­
gewichtsübungen [ 10 ]
N = 855
Zeitspanne Ab Beginn der Schwangerschaft bis zur Geburt
Intensität Moderat (65 – 75 % der max. Herzfrequenzleistung a, Borgskala b 12 – 14)
Häufigkeit Täglich, 30 – 45 Min.
Ergebnisse Keine signifikanten (sign.) Unterschiede zwischen den Gruppen
Compliance Keine Angaben
Zeitspanne 6. – 39. SSW
Intensität Leicht bis moderat (70 % der max. Herzfrequenzleistung)
Häufigkeit 3 × wöchentlich, 35 – 45 Min.
ErgebnisseSign. BZ-Unterschied nach 50 g oGTT (p = 0.00)
Interventionsgruppe: 103,8 +/- 20,4 mg / dl
Kontrollgruppe: 126,9 +/- 29,5mg/dl
Kein sign. Unterschied im Auftreten von GDM (p > 0.05)
Compliance 85 %
Zeitspanne 12. – 28. SSW
Intensität Keine Angaben
Häufigkeit 3 × wöchentlich, 60 Minuten
ErgebnisseSign. Unterschied im Auftreten von GDM (p = 0.049)
Interventionsgruppe: 3,4 % GDM
Kontrollgruppe:20 % GDM
Compliance Gute Compliance überprüft durch Trainingsleitung
Zeitspanne 15. – 32. SSW
IntensitätModerat (60 – 80 % der max. Herzfrequenzleistung, Borgskala 12 – 14)
Häufigkeit 2 × wöchentlich, 60 Minuten
Ergebnisse Kein sign. Unterschied zwischen den Gruppen
Compliance16,3 % führten die Intervention zur Hälfte durch
83,7 % führten die Intervention zu weniger als der Hälfte durch
Zeitspanne 20. – 36. SSW
Intensität Moderat (65 % der max. Herzfrequenzleistung)
Häufigkeit Max. 5× wöchentlich, 40 Minuten
Ergebnisse Kein sign. Unterschied zwischen den Gruppen
Compliance 75 %
Zeitspanne 20. – 36. SSW
Intensität Moderat bis hoch
Häufigkeit 1× wöchentlich à 60 Minuten, 2 × wöchentlich à 45 Minuten
Ergebnisse Kein sign. Unterschied zwischen den Gruppen
Compliance55 %
Therapie
Krafttraining mit Theraband [ 11 ]
N = 64
Zeitspanne Ab 24. SSW bis zur Geburt
Intensität Moderat bis hoch
Häufigkeit In den ersten 2 Wochen 2 × wöchentlich, danach 3 × wöchentlich
ErgebnisseSign. Unterschied in der Anzahl der Frauen die Insulin benötigten p = 0.005)
Interventionsgruppe: 21,9 % Insulintherapie
Kontrollgruppe: 56,3 % Insulintherapie
ComplianceGute Compliance überprüft durch Trainingsleitung
a
D
ie maximale Herzfrequenzleistung ergibt sich aus: 220 – Lebensalter in Jahren [ 12 ]
b
M
it der Borgskala kann die Intensität von körperlicher Bewegung eingeschätzt werden. Die Skala reicht von 6 bis 20.
Unter dem Wert 7 wird eine sehr, sehr leichte Belastung verstanden. Der Wert 19 widerspiegelt eine sehr, sehr schwere Belastung.
Bei schwangeren Frauen wird ein Bereich von 12 bis 14 empfohlen, was «etwas anstrengender» bedeutet. Diese Intensität wird
erreicht, wenn es der Frau während der Aktivität noch möglich ist, sich zu unterhalten [ 13 ]
12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
13
Fokus
In keiner der berücksichtigten Studien wurden, verglichen mit der Kontrollgruppe, signifikante Unterschiede
im Schwangerschaftsergebnis beobachtet. Im Hinblick
auf die Wirksamkeit der Bewegungsintervention auf den
GDM kamen sie zu unterschiedlichen Resultaten. In vier
Präventionsstudien wurde kein Unterschied zwischen
den Gruppen festgestellt [ 5, 8 – 10 ], in einer Untersuchung
konnte das Auftreten von GDM in der Interventionsgruppe signifikant verringert werden [ 7 ]. In einer weiteren
Untersuchung konnte die Insulinresistenz in der Interventionsgruppe reduziert werden [ 6 ].
In der Therapiestudie konnte durch die Bewegungsintervention die Anzahl an Patientinnen, die Insulin benötigten, signifikant reduziert werden [ 11 ].
Nur in einer Studie hat die Mehrheit der Frauen die Übungen mit einem Theraband bis zum Ende der Schwangerschaft durchgeführt [ 6 ]. In zwei Untersuchungen wurde
nicht erhoben, inwieweit die Frauen das Programm auch
durchgeführt haben [ 5 , 7 ].
Die Stichprobengrösse war in fünf Studien eher klein [ 5 – 9, 11 ]
. Nur eine Präventionsstudie hatten eine angemessene Stichprobengrösse [ 10 ].
Autorinen
Sophie Brechbühl Dipl. Hebamme BSc, arbeitet
zur Zeit am Inselspital Bern
[email protected]
Corinne Zimmermann Dipl. Hebamme BSc, arbeitet zur
Zeit am Universitätsspital Basel
[email protected]
14
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In der untersuchten Review [ 14 ] und den Leitlinien [ 15 , 16 ]
(siehe Tabelle S. 13) wurden keine Empfehlungen zur Zeitspanne von Bewegungsinterventionen in der Schwangerschaft abgegeben. In den Leitlinien wird zudem eine
«leichte bis mittlere» Intensität und «moderate Intensität» der Bewegung empfohlen. Zur Häufigkeit der körperlichen Betätigung wird eine 30-minütige körperliche Aktivität an drei bis fünf Tagen pro Woche [ 14 ], bzw. schnelles
Spazierengehen von mindestens 30 Minuten Dauer an
mindestens drei Tagen pro Woche [ 16 ] empfohlen.
Diskussion
In der Prävention von GDM war eine Yogaintervention, die
drei Mal in der Woche durchgeführt wurde, bei Frauen
mit einem hohen Risiko für Komplikationen erfolgreich [ 7 ].
In dieser Gruppe scheint die Bereitschaft gross zu sein,
ein intensives Trainingsprogramm durchzuführen. Diese
Studie wurde in Indien durchgeführt. Ob in der Schweiz
ähnliche Ergebnisse erzielt werden können, müsste noch
überprüft werden. Es sollte auch untersucht werden, ob
Yoga für schwangere Frauen ohne Risiko für die Prävention von GDM empfehlenswert ist.
Zur Prävention der Insulintherapie bei vorhandenem
GDM scheint ein angeleitetes Krafttraining mit dem Theraband wirkungsvoll zu sein [ 11 ]. Dieses Ergebnis müsste
in einer ausreichend grossen Stichprobe unter Berücksichtigung des fetalen Outcome überprüft werden. Auch
sollte in einer Langzeituntersuchung festgestellt werden,
ob das Bewegungsverhalten langfristig verändert werden kann, um die Häufigkeit von Diabetes Typ II im späteren Leben zu reduzieren.
In den Präventionsprogrammen, die keine signifikanten
Auswirkungen der Intervention ermitteln konnten, war
die Bereitschaft der Teilnehmerinnen das Programm
vollständig durchzuführen gering bis mittelmässig. Beim
Aufbau von Bewegungsprogrammen für schwangere
Frauen als Prävention oder Therapie von GDM sollte also
darauf geachtet werden, wie die Bereitschaft aufrechterhalten werden kann. Eine Studie deutet darauf hin, dass
ein Programm, das von zu Hause aus durchgeführt werden
kann, eine höhere Compliance erreicht [ 9 ]. Davon kann abgeleitet werden, dass ein Bewegungsprogramm, das gut in
den Alltag integriert werden kann, wahrscheinlich besser
umgesetzt wird. Auch führten vielfältige Bewegungsprogramme zu einer höheren Compliance [ 6 ]. Das Bewegungsprogramm soll also auf die individuellen Bedürfnisse der
Frauen abgestimmt werden und abwechslungsreich gestaltet sein. Es sollte mit wenig Zeitaufwand von zu Hause
aus durchgeführt werden können.
In keinem der analysierten Programme wurde das soziale Umfeld einbezogen, um das Bewegungsverhalten
der Teilnehmerinnen zu verbessern. Da die Anerkennung
durch soziale Bezugspersonen für die Motivation, sich zu
bewegen, wichtig ist [ 18 ] , sollten die Familie oder Freunde
in Programme einbezogen werden.
Bewegungsprogramm «Tibis»
Basierend auf den Ergebnissen dieser Literaturreview
wurde das Bewegungsprogramm «TiBiS – Tipps zur Bewegung in der Schwangerschaft» entwickelt. Es kann
die Hebammen darin unterstützen, mit der Frau ein Programm zusammenzustellen, das sich an ihren indivi­
duellen Lebensbedingungen und Präferenzen orientiert,
damit die Bereitschaft erhöht werden kann, das Bewegungsverhalten zu ändern. Das TiBiS-Faltblatt kann zudem zur Förderung der Motivation an die Frauen abgegeben werden.
– Aktivsein trotz …:
… schlechtem Wetter: Indoor-Möglichkeiten nutzen,
feste Trainingszeiten vereinbaren.
… wenig Zeit: sich zu Hause bewegen, mit Haushaltsarbeiten verbinden, Bewegung in den Alltag integrieren (siehe Tipps für den Alltag), am Anfang der
Woche Zeitfenster zum Aktivsein planen, auch
kleine Zeitfenster nutzen.
… fehlender Motivation: regelmässige Termine mit der
Hebamme nutzen, Bewegung abwechslungsreich
gestalten, sich zu zweit oder in Gruppen bewegen,
Familie oder Freunde einbeziehen, feste Trainingszeiten vereinbaren, Belohnung nach dem Aktivsein
(Buch lesen, Sonne geniessen, Massage …).
… kleinem Budget: kostengünstige und abwechslungs­
reiche Angebote der Sportämter nutzen, Training
mit eigenem Körpergewicht, günstige Hilfsmittel
nutzen (z. B. Theraband), öffentliche Schwimmbäder,
Bewegung in Parks oder im Wald (Vitaparcours).
Schlussfolgerung
Anhand der verfügbaren Studien konnte nicht ermittelt
werden, welches Sportprogramm in der Prävention von
GDM wirksam und damit empfehlenswert ist. Es braucht
Bewegungsprogramme in denen die individuellen Bedürfnisse der Frauen während der Schwangerschaft aufgenommen werden, damit eine hohe Durchführungsbereitschaft der Teilnehmerinnen erreicht wird. Eine Grundlage
dafür bietet das Bewegungsprogramm «TiBiS».
Dieser Artikel beruht auf der Bachelorthesis «Bewegte
Schwangerschaft» – Sportprogramme zur wirksamen
Therapie und Prävention von Gestationsdiabetes (2013),
die zum Abschluss des Hebammenstudiums an der Berner Fachhochschule eingereicht wurde.
Verfügbar unter: www.gesundheit.bfh.ch › Hebamme › Publikationen
Die Rahmenbedingungen des Bewegungsprogramms
«TiBiS»:
– Zeitspanne: Mit dem Bewegungsprogramm soll so
früh wie möglich, wenn nicht sogar vor der Schwangerschaft, begonnen werden. [ 17 ]
– Häufigkeit: Es wird empfohlen, zwei bis drei Mal
wöchentlich Sport zu treiben [ 6, 11 ], da sich gezeigt hat,
dass die Bewegungsprogramme mit dieser Häufigkeit
bei den Studienteilnehmerinnen die höchste Compliancerate erreichten.
– Dauer: Eine Dauer von 40 Minuten pro Trainings­
einheit hat in den untersuchten Studien zur besten
Compliance geführt.
– Intensität: Eine Intensität von 12 bis 14 auf der Borg­
skala wird empfohlen. Eine moderate Intensität wird
auch von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft und
der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe angeraten [ 16 ]. Die Frauen sollen sich dabei
wohlfühlen. Eine zu hohe Intensität führt zu geringerer Compliance [ 19 ].
Die Literatur ist zu finden unter:
www.hebamme.ch › Aktuell
12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
15
Mosaik
Ante- und postnatale psychische
Störungen: Forschung für eine wirksame
Betreuung
Psychische Erkrankungen von Schwangeren und Müttern sind in der Schweiz ein wenig beachtetes
Gesundheitsproblem. Dabei ist die Prävalenz vermutlich hoch. Die Folgen für die Betroffenen
sind schwerwiegend. Erkrankte Frauen sprechen aus Angst oder Scham kaum über ihre Nöte.
Obwohl eine frühe Behandlung die Heilung begünstigt, gibt es in der Schweiz kein systematisches
Assessment. Die Forschung im deutschsprachigen Raum hat sich des Themas bisher kaum ange­
nommen. Es fehlt deshalb an Wissen, um eine wirksame Versorgung aufbauen zu können.
Anke Berger und Eva Cignacco Müller, Bern
Häufigkeit psychischer Störungen ante- und postnatal
Daten zur Prävalenz psychischer Störungen in der Schwangerschaft oder nach einer Geburt variieren stark je nach
Methode der Erhebung. Die häufigste Störung im Zusammenhang mit einer Geburt ist die postnatale Depression.
Sie kommt laut Studien aus verschiedenen Ländern mit
einer Prävalenz von 7 – 19 % vor [ 1 ]. Überträgt man diese
Zahlen auf die Geburten 2013 in der Schweiz, müssten
hier pro Jahr etwa 5800 bis 15 700 Frauen betroffen sein.
Ebenfalls häufig, aber weniger gut untersucht, sind Angstund Belastungsstörungen [ 2 ].
Mütter frühgeborener Kinder haben ein hohes Risiko für
eine depressive Erkrankung. Eine psychische Vorerkrankung und sozioökonomisch ungünstige Bedingungen
sind weitere Risikofaktoren für eine psychische Störung
vor oder nach einer Geburt [ 1 ].
In der Schweiz werden psychische Störungen bei der anteund postnatalen Betreuung nicht systematisch erfasst.
Daher liegen hier auch nur wenige Zahlen zur Prävalenz
vor [ 3 –5 ].
Schwerwiegende Folgen
Die Folgen psychischer Erkrankungen von Müttern sind
vielfältig. Geburtshilfliche Komplikationen sind häufiger, das Stillen wird früher beendet und das Risiko ist erhöht, in den folgenden Jahren weitere akute Episoden zu
durchlaufen [ 1, 2 ]. Erkrankte Frauen sind weniger fähig,
Verhaltensmuster und Bedürfnisse des Neugeborenen
richtig einzuschätzen und adäquat darauf zu reagieren.
Betroffene Kinder können deshalb später Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Im Extremfall ist die Krankheit
lebensbedrohlich. Eine populationsbezogene Analyse der
Ursachen der Müttersterblichkeit in Grossbritannien ergab, dass Suizid nach der Wochenbettperiode eine der
häufigsten Todesursache von Müttern ist.
In einer gross angelegten retrospektiven Befragung in
Grossbritannien berichteten Mütter mit psychischen
Störungen (n = 1500) [ 5 ], dass sie Suizidgedanken (22 %)
und Panikattacken hatten (30 %), das Haus nicht verliessen (42 %), und dass die Symptome länger als 18 Monate
16
Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
andauerten (30 %). 75 % gaben an, mit Angehörigen oder
Gesundheitspersonal gar nicht oder nicht ehrlich über
ihre Symptome gesprochen zu haben.
Zu wenig Betreuungsangebote
Eine frühe Behandlung führt zu einem besseren Verlauf
psychischer Erkrankungen von Müttern [ 2 ]. Nur wenige
Frauen werden aber vor oder nach einer Geburt einem
Psychiater zugewiesen; in Grossbritannien sind es etwa
2 % . In der oben genannten Befragung [ 5 ] erhielten 40 %
der erkrankten Frauen keinerlei Behandlung.
Für die betroffenen Frauen in der Schweiz und ihre Familien dürfte der Mangel an adäquaten, das heisst MutterKind gerechten Betreuungsangeboten ein schwerwiegendes Problem sein. Bei Einweisung in eine psychiatrische Abteilung werden Mütter und Kinder in der Regel
getrennt, obwohl dies im Falle einer postnatalen De­
pression prognostisch ungünstig ist [ 2 ]. Wie betroffene
Frauen und Familien ausserhalb der Spitäler zurechtkommen, liegt weitgehend im Dunkeln.
Geplante Forschung
Damit effiziente Betreuungsmodelle entwickelt werden
können, müssen die Wissenslücken über die Versorgung
psychisch kranker Mütter in der Schweiz geschlossen
werden. Dazu plant die Disziplin Geburtshilfe der Berner
Fachhochschule ein langfristiges Forschungsprogramm.
Schrittweise wird eine landesweite Studie vorbereitet, in
der Prävalenz, Risikofaktoren und die derzeitige Versorgung untersucht werden. Als ersten Schritt werten wir
vorhandene Statistiken im Hinblick auf Häufigkeit und
Art mütterlicher psychischer Störungen aus. Mit systematischen Literaturrecherchen klären wir, wann genau
die Störungen vor oder nach einer Geburt auftreten, wie
sie erfasst werden können und welche Präventions- und
Versorgungskonzepte bisher entwickelt wurden.
Ein qualitatives Forschungsprogramm hat zum Ziel, das
Wissen und die Erfahrungen von betroffenen Frauen und
von Versorgern (Hebammen, GynäkologInnen, HausärztInnen, PädiaterInnen) zu verstehen. Auf der Basis dieses
Wissens können weitere Studienschritte entwickelt wer-
den. Dazu gehören Machbarkeits- und Pilotstudien sowie
die Prävalenz- und Interventionsstudie. Das Projekt wird
in einem interdisziplinären Team bearbeitet.
Erste Ergebnisse
Bisher wurden die Medizinische Statistik der Schweizer
Krankenhäuser [ 7 ] und die Statistik der frei praktizierenden Hebammen der Schweiz [ 8 ] untersucht. Beide Quellen
beinhalten grosse Fallzahlen und für die Projektplanung
nützliche Informationen, obwohl sie für unsere Fragestellungen methodische Grenzen haben. Die Krankenhausstatistik ergibt, dass bei 2 % aller Frauen, die 2012
wegen eines Schwangerschaftsproblems hospitalisiert
wurden, psychische Nebendiagnosen gestellt wurden
(510 von 26 100). Erfolgte die Spitalaufnahme anlässlich
einer Geburt, wurden bei 1 % der Frauen (680 von 60 619)
und bei Hospitalisierung nach der Geburt bei 7 % der
Frauen (197 von 2999) psychische Störungen diagnostiziert. Die Statistik der frei praktizierenden Hebammen
2012 zeigt, dass innerhalb der ersten 10 Tage nach der
Geburt bei etwa 2 % der in dieser Zeit betreuten Frauen
eine postnatale Depression diagnostiziert wurde (1076
von 49 512). Nach dem 10. Tag stieg der Anteil der Frauen
mit einer Depression auf 12 % (556 von 4600).
Die in der Krankenhausstatistik 2012 gestellten psychischen Diagnosen sind vielfältig. Insgesamt wurden 43 der
100 möglichen Diagnosen «Psychische und Verhaltensstörungen» nach ICD-10 bei 1387 Frauen vor oder nach
der Geburt gestellt. Drogenproblematiken inklusive Rauchen wurden am häufigsten codiert (39 %). Depressive
Störungen trugen mit 20 % zu den ante- und postnatalen
psychischen Diagnosen bei. Angst- und Belastungsstörungen waren mit 11 % und 10 % ebenfalls häufig.
Krankenakten aus Universitätsspitälern und Versicherungsdaten zu den ambulant betreuten Fällen werden
weitere Hinweise auf die Situation in der Schweiz geben.
Ausblick für die Praxis
Hebammen spielen als Primärversorgerinnen beim Er­
heben psychischer Krankheiten eine zentrale Rolle. Sie
können dazu beitragen, dass Frauen schon beim ersten
Kontakt von psychischen Problemen sprechen können
und bei Bedarf frühzeitig eine Behandlung initiieren.
Hebammen sollten sich an der Entwicklung eines Screen­
ing-Programmes beteiligen, Präventionsmassnahmen
mit­entwickeln und in der ante- und postnatalen Betreuung von psychisch kranken Frauen in einem interdisziplinären Team mitwirken. Deshalb ist es wichtig, dass das
Thema «Mütterliche psychische Gesundheit» in ein zukünftiges MSc-Programm aufgenommen wird.
Autorinnen
Dr. Anke Berger Anke Berger ist Hebamme und Biologin.
Sie ist am Aufbau des Forschungsschwerpunktes «Maternal
Mental Health» der Disziplin Geburtshilfe der Berner
Fachhochschule beteiligt. [email protected]
Prof. Dr. habil. Eva Cignacco Müller Eva Cignacco ist
Hebamme und Pflegewissen­s chaftlerin. Sie ist Leiterin der
Forschungsabteilung Disziplin Geburtshilfe der Berner
Fachhochschule. [email protected]
(
Troubles psychiques anté- et postnataux: à la recherche de soins efficaces
Les troubles psychiques affectant les mères sont très
répandus. A elles seules, les dépressions postnatales
ont une prévalence de 7 à 19 % , viennent ensuite les
troubles de l’anxiété et ceux du stress. Les affections
mentales de la mère peuvent nuire de manière durable
à la vie des femmes, des enfants et des familles. Un
traitement précoce améliore considérablement les résultats. La Suisse ne dispose pas encore de chiffres précis concernant la prévalence. Il n’existe pas de dépistage systématique et les soins aux femmes concernées
restent la plupart du temps dans l’ombre. Dans l’enseignement de la psychiatrie, tout ce qui concerne la mère
est séparé de ce qui a trait à l’enfant, bien que cela soit
défavorable pour lui en termes de pronostic.
Pour combler de telles lacunes, la Haute école spécialisée de Berne a prévu un programme de recherche interdisciplinaire. Par étapes, une étude nationale sera mise
sur pied et déterminera la prévalence, les facteurs de
risque ainsi que les soins à donner aux mères psychiquement atteintes. Pour l’instant, les statistiques existantes en Suisse sont évaluées en termes de fréquence
et de types de troubles et un programme de recherche
qualitative a été élaboré. L’objectif global de l’ensemble
du projet consiste à comprendre les expériences des
femmes concernées et celles des prestataires de soins
et à en dégager des connaissances de base pour atteindre davantage d’efficacité dans la prise en charge.
Literatur
1 O’Hara MW, McCabe JE (2013). Post partum depression:
Current status and future directions. Ann Rev Clin Psychol,
9, 379–407.
2 National Collaborating Centre for Mental Health (2007).
Antenatal and postnatal mental health: The NICE guideline
on clinical management and serving guidance. The British
Psychologial Society. Leicester (UK).
3 Stadlmayr W, Bitzer J, Amsler F, Simoni H, Alder J, Surbek D,
Bürgin D (2007). Acute stress reactions in the first 3 weeks
postpartum: A study of 219 parturients. Europ J Obstet
Gynaecol & Reprod. Biol, 135, 65–72.
4 Bielinski D, Lemola S, Jaussi C, Stadlmayr W, Grob A (2009).
Trajectories of postpartum depression in the first 17 months
after childbirth: The impact of emotional support from the
partner. Int J Public Health; 54:333–339.
5 Gürber S, Bielinski-Blattmann D, Lemola S, Jaussi C, von Wyl A,
Surbek D, Grob A, Stadlmayr W (2012). Maternal mental health
in the first 3-week postpartum: the impact of caregiver support and the subjective experience of childbirth – a longi­
tudinal path model. Journal of Psychosomatic Obstetrics and
Gynecology, 33 (4): 176–184.
6 Boots Family Trust Alliance (2013). Perinatal mental health
experiences of women and health professionals.
www.tommys.org/file/Perinatal_Mental_Health_2013.pdf
7 Bundesamt für Statistik (2014). Medizinische Statistik der
Krankenhäuser 2012. BFS Neuenburg.
8 Amsler M, Schmid M, König C (2014). Statistik frei praktizierender Hebammen der Schweiz. Auswertung der Daten 2012.
Im Auftrag des Schweizerischen Hebammenverbandes;
www.hebamme.ch/x_dnld/stat/Statistikbericht_2012_d.pdf
Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit
Murtenstrasse 10, CH-3008 Bern | www.gesundheit.bfh.ch
12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
17
Neues aus Wissenschaft und Forschung
Mütterliche Adipositas und die erste Geburt: ein Fall
für zielorientierte zeitgemässe geburtshilfliche Betreuung
Maternal obesity and the first birth: a case for targeted contemporary maternity care
Salvin VJ, Fenwick J & Gamble J (2014). International Journal of Childbirth, 4(2), 120–129(10). http://dx.doi.org/10.1891/2156-5287.4.2.120
Hintergrund
Adipositas bei gebärenden Frauen ist – verglichen mit normalgewichtigen Frauen – mit einem schlechteren Schwangerschafts- und Geburtsergebnis, insbesondere einer höheren
Kaiserschnittrate, verbunden. Die hohe Kaiserschnittrate
könnte etwas über die Betreuung und die Ergebnisse, die rund
um die Geburt erfolgen, aussagen.
Ziel
Es sollen die Geburtsergebnisse von extrem adipösen schwangeren Frauen (Bodymassindex [BMI] von 40 und mehr), die ihre
erste Geburt erleben, beschrieben werden.
Methoden
Mit einem klinischen Audit wurden Betreuung und Geburtsergebnisse von allen extrem adipösen schwangeren Frauen, die
ihre erste Geburt am Untersuchungsstandort erlebten, systematisch untersucht. Die Studie wurde während zwei Jahren,
zwischen 2009 und 2010 durchgeführt. Fünfzig Teilnehmerinnen hatten während der Studienperiode geboren. Die Daten
wurden von den Betreuungspersonen ab der ersten Konsultation bis zum Austritt erhoben und beinhalteten Variablen wie
Betreuungsmodell, Anzahl der Konsultationen, geburtshilfliche
und neonatale Ergebnisse. Mit deskripitiver Statistik wurden die
Daten beschrieben und synthetisiert. Inferenzstatistik wurde
verwendet, um die Rückschlüsse auf die Population abzuleiten.
Ergebnisse
Adipöse Frauen hatten wenig Kontakt mit einer Hebamme, ausser bei der ersten Konsultation. Sie erhielten eine Standardbetreuung, die von vielen verschiedenen Fachpersonen geleistet
wurde, am häufigsten von unerfahrenen Ärzten. Mehr als die
Hälfte der adipösen Frauen erlebten einen Kaiserschnitt (56 %),
2, 3-mal häufiger als normalgewichtige erstgebärende Frauen,
die im selben Zeitraum am Untersuchungsstandort geboren
hatten (24,2 %). Dennoch erlebten 64 % eine normale Schwangerschaft ohne jegliche Komplikation. Frauen mit geplanter
Geburt hatten eine hohe Interventionsrate, einschliesslich Einleitung, Wehenunterstützung, Epiduralanalgesie und kontinuierliche Kardiotokographie. Kaiserschnitte wurden oft wegen
«fehlendem Geburtsfortschritt» oder «misslungener Einleitung» durchgeführt.
18
Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Schlussfolgerung
Das klinische Audit lieferte Informationen darüber, welche gängigen geburtshilflichen Versorgungen nicht den Bedürfnissen
von extrem adipösen Frauen entsprechen, die ihre erste Geburt
erleben.
Konsequenzen für die Praxis
Es wird empfohlen, effektive und zielgerichtete vorgeburtliche
Betreuungsstrategien, die den Bedürfnissen von extrem adipösen Frauen entsprechen zu entwickeln, ebenso wie Strategien,
die eine normale Geburt ermöglichen.
Schlüsselworte
Schwangerschaft, Bodymassindex, morbide Adipositas, Kaiserschnitt, Gestationsdiabetes, kardiovaskuläre Schwangerschaftskomplikationen.
Übersetzung: Inge Loos, Bern
(
Anmerkungen der Übersetzerin
Die Studie wurde in einer geburtshilf­
lichen Abteilung in South East Queensland, Australien, erhoben, in der jährlich
rund 3500 Geburten stattfinden.
Hebammenbetreuung wird für Frauen
ohne Komplikationen angeboten. Moderate oder extreme Adipositas gelten als
Risikofaktoren, die spezialisierte Betreuung erfordern. Die Gesamtprävalenz
von Adipositas (BMI ≥ 40) betrug nach
der Gesundheitsstatistik von Queensland
21,9 auf 1000 im Jahr 2010.
* Mit jedem Kauf einer Packung Pampers mit UNICEF-Logo unterstützt Procter & Gamble UNICEF im Kampf gegen Tetanus bei Neugeborenen mit 0,051 € bzw. 0,06 CHF. Dieser Betrag entspricht z. B. den Kosten einer Tetanus-Impfdosis oder unterstützt ihre Verteilung. Weitere
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Verband • Fédération
Zum Jahresende
En guise de vœux de fin d’année
Liebe Kolleginnen
Schon bald umhüllt uns der feine Duft von Zimt, Anis und
Nelken und hoffentlich kehrt bei Ihnen allen etwas Besinnlichkeit in der Adventszeit ein. Besinnlich sein bedeutet, sich
Zeit nehmen zum Innehalten und Nachdenken über das vergangene Jahr und dankbar und erfüllt zu sein.
Chères collègues,
Voici bientôt revenu le temps des senteurs de cannelle, de
mandarines et d’aiguilles de pin de l’Avent! Que cette période
empreinte de sérénité vous soit propice à «lever le pied» et à
réfléchir à l’année écoulée, tels sont nos vœux les plus sincères.
In diesem Sinne blicken wir ebenfalls zurück und sind dankbar für den Zusammenhalt unter den Hebammen und das
gemeinsame Vorankommen im Verband. Das Jahr 2014 hat
uns verschiedene Höhepunkte beschert: Der Kongress in Zürich stand im Zeichen der Geburtshilfe und der Reise in einen
neuen und starken Hebammenberuf. Gleichzeitig konnte
der Bedeutung unserer Arbeit mit einem Teilerfolg bei den
Tarifverhandlungen Rechnung getragen werden und nach
Jahren zu tiefer Taxpunktwerte zumindest mit einem Verhandlungspartner einen «fairen Hebammenlohn» ausgehandelt werden. Ein kleiner Schritt im langen Wege der Tarifverhandlungen ist damit gelungen.
C’est dans ce même état d’esprit que nous jetons un coup
d’œil en arrière, pleines de reconnaissance pour la cohésion
qui règne entre les sages-femmes et pour le chemin parcouru ensemble au sein de la Fédération. L’année 2014 nous
a gratifiées de plusieurs événements marquants: le Congrès
à Zurich a été consacré à l’obstétrique et au chemin qui nous
conduit vers une profession plus forte et réinventée de sagefemme. Puis notre travail a été partiellement récompensé
par l’aboutissement de nos pourparlers tarifaires: après des
années de valeurs de points trop faibles, nous avons pu négocier un «revenu équitable» pour les sages-femmes, tout
au moins avec l’un de nos partenaires. Un petit pas sur le
long chemin des négociations, certes, mais un premier beau
succès.
Wenn wir einen Ausblick in das kommende Jahr wagen, so
steht die Kommunikation ganz im Zentrum. Der Verband will
die Kommunikation hin zu den Mitgliedern, aber auch nach
Aussen in die Politik und Öffentlichkeit, weiter verstärken.
Der Kongress in Basel greift ebenfalls das Thema Kommunikation auf und wartet mit tollen Referaten auf neugierige
und kommunikationsfreudige Teilnehmerinnen.
Viel Arbeit für den Verband geschieht ehrenamtlich oder nur
gegen ein kleines Entgelt. Wir sagen herzlich Danke für das
Engagement und den Einsatz im vergangenen Jahr! Gerne
nutzen wir zudem die Gelegenheit, unseren Hauptsponsoren
(Pampers, Medela AG und SWICA) für die treue Unterstützung zu danken.
Ebenfalls möchten wir Sie darauf aufmerksam machen, dass
der SHV dieses Jahr aus ökologischen und ökonomischen
Gründen keine Weihnachtskarten versenden wird. Der Verband spendet stattdessen an Médécins sans frontières.
Wir freuen uns auf ein Jahr, in dem wir mit grossen Schritten
vorankommen und zusammen kommende Herausforderungen der Hebammenwelt anpacken. Wir wünschen Ihnen
frohe Weihnachten und einen erfolgreichen Start ins 2015.
Barbara Stocker Kalberer, Präsidentin
Ramona Brotschi, Geschäftsführerin
Die SHV-Geschäftsstelle bleibt von Montag, 22. Dezember 2014 bis und mit 2. Januar 2015 geschlossen.
Osons maintenant un coup d’œil sur l’année à venir, dont la
communication sera le point fort. La Fédération souhaite
renforcer davantage la communication, non seulement à
l’interne avec ses membres, mais aussi à l’extérieur avec les
milieux politiques et l’opinion publique. Le Congrès de Bâle
sera lui aussi dédié à la communication: de passionnants
exposés susciteront la curiosité des participantes, que nous
espérons nombreuses.
Une grande partie du travail pour la Fédération s’effectue à
titre bénévole ou en échange de modestes indemnités. Nous
vous remercions chaleureusement de l’engagement et de
l’investissement que vous avez consentis tout au long de l’année qui se termine. Nous profitons aussi de l’occasion pour
remercier nos principaux sponsors (Pampers, Medela SA et
SWICA) de leur fidèle soutien.
Nous vous informons par ailleurs que cette année, pour des
raisons écologiques et économiques, la FSSF n’enverra pas
ses traditionnelles cartes de vœux mais fera un don à Médecins sans frontières.
Que la nouvelle année nous permette d’avancer et de relever
ensemble les défis qui attendent les sages-femmes! Nous
vous souhaitons de joyeuses fêtes et une heureuse année
2015.
Barbara Stocker Kalberer, Présidente
Ramona Brotschi, Secrétaire générale
Le secrétariat de la FSSF sera fermé du lundi 22 décembre 2014 au vendredi 2 janvier 2015 inclus.
20
Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
kongress
on
kongress
on
Neue Mitglieder | N ouveaux membres
Congrès suisse des sages-femmes
CommuniCation
Congrès suisse des sages-femmes
CommuniCation
KommuniKation
Schweizerischer Hebammenkongress
Congress Center Basel / L’Entrée
atrici
Congress Center Basel / L’Entrée
ne
Neumitglieder
T 062 822 81 21
Kopka Margit, Rothrist | Neiger Sarah, Rheinfelden
Beide Basel BL/BS
Neumitglied
T 061 983 08 44
Zellweger Nuria Manuela, Winterthur
Bern
Neumitglieder
T 031 333 58 73
Aebischer Ramona, Uetendorf | Bürklin Ilona, Bern | Martinolli Brigitte,
Kriechenwil | Reiser Sina-Maria, Gümmenen | Tanner Isabella, Bern
Fribourg
Nouveaux membres
T 026 477 05 76
Capraro Maroussia, Estavayer-le-Lac | Curty Lara, Surpierre |
Lauper Marjorie, Grangettes-près Romand
Genève
Nouveaux membres
Congrès
suisse des sages-femmes
T 022 757 29 10
Chavaz Marie, Genève | Le Goff Cécile, Genève | Weber Diane, Carouge
CommuniCation
Schwyz
Neumitglied
T 055 445 21 54
atrici
ne
Aargau-Solothurn
Valais romand
Nouveaux membres
T 079 471 41 60
Bonneau Vinciane, Vetraz-Monthoux | Lille Emilie, Anzère |
Morisod Laure, Monthey | Pythoud Aline, Payerne
Vaud-Neuchâtel-Jura
Nouveaux membres
T 079 654 64 71
Allier Caroline, Lausanne | Angleys Blanche, Lausanne | Bermejo Marina,
Lausanne | Bouthegourd Bérengère, Gien F | Cavadini Nadia, Lausanne |
Communal Charline, Lausanne | Desponds Elodie, Lausanne | Gandon
Aurelia, Lausanne | Genin Esther, La Tour-de-Peilz | Grosjean Marion,
Moutier | Isaac Fanny, Lausanne | Johannot Aurore, Cheseaux | Kolly
Pauline, Vaulion | Ladhani Tania, Neuchâtel | Le Coq Mélody, Lausanne |
Leuba Laurine, Grandson | Loyot Glwadys, Champanges | Manière
Bérangère, Evian les Bains (F) | Rodrigues Margaux, Morges | Romain
Morgane, Pully | Serex Caroline, Morges | Stocker Jeanne, Le Mont-surLausanne | Toledano Yaelle, Lausanne | Xercavins Sabrina, Lausanne
20. / 21.05.2015
20. / 21.05.2015
ComuniCazione
www.hebamme.ch
Congresso svizzero delle levatrici
20.08.14 16:55
Ehrler Rebecca Alena, Seewen
Zentralschweiz
Neumitglieder
Congress
Center
T 041 442
08 00Basel / L’Entrée
Breitschmid Désirée, Malters | Egger Muriel, Sarnen
63 06
20.T 041 320
/ 21.05.2015
Zürich und Umgebung Neumitglied
T 079 711 80 32
www.hebamme.ch
Walker Wendy Joanna, Höri
www.hebamme.ch
20.08.14 16:55
pf_Hebammen_Inserat A5.indd 1
20.08.14 16:55
Schweizerischer Hebammenverband SHV | Fédération suisse des sages-femmes FSSF | Federazione svizzera delle levatrici FSL | Federaziun svizra da las spendreras FSS
Präsidentin | Présidente
Barbara Stocker Kalberer, SHV
Rosenweg 25 C, Postfach,
3000 Bern 23
Sektionen | Sections
Aargau-Solothurn
Anne Steiner
[email protected]
Waltersburgstr. 16, 5000 Aarau
T 062 822 81 21, M 079 455 69 29
Beide Basel (BL/BS)
Doris Keller
[email protected]
Gartenweg 156, 4497 Rünenberg
T 061 983 08 44
Bern
Marianne Haueter
[email protected]
Bunschen 171 B, 3765 Oberwil i.S.
T 031 783 01 70
Fribourg
Anne-Marie Pillonel
[email protected]
Route de Bertigny 39, 1700 Fribourg
T 078 623 52 38
Genève
Dany Aubert-Burri
[email protected]
16, rue Henri-Mussard
1208 Genève
T 022 300 40 03, M 078 606 40 03
Oberwallis
Ruth Karlen
[email protected]
Mühlackerstr. 26a, 3930 Visp
T 027 945 15 56
Ostschweiz (SG/TG/AR/AI/GR)
Madeleine Grüninger
[email protected]
Weidenhofstr. 3, 9323 Steinach
T 071 440 18 88, M 079 238 40 78
Schwyz
Christine Fässler-Kamm
[email protected]
Chappelihof 26, 8863 Buttikon
T 055 445 21 54, M 079 733 18 48
Marie-Gabrielle von Weber
[email protected]
Urenmatt, 6432 Rickenbach
T 041 811 13 26, M 079 516 08 59
Ticino
Francesca Coppa-Dotti
[email protected]
Via Raslina 5, 6763 Mairengo
T 091 866 11 71
Zentralschweiz (LU/NW/OW/UR/ZG)
Karien Näpflin-Defloor
[email protected]
Dorfhalde 40, 6033 Buchrain
T 041 442 08 00, M 079 743 88 14
Simona Pagani Scarabel
[email protected]
I runch da vigana 21, 6528 Camorino
T 076 616 74 06
Carmen Zimmermann-Steiger
[email protected]
Gärtnerweg 20, 6010 Kriens
T 041 320 63 06, M 079 565 05 82
Valais romand
Daniela Sintado
[email protected]
Rue de Lausanne 24, 1950 Sion
T 079 471 41 60
Zürich und Umgebung (ZH/GL/SH)
Stephanie Hochuli
[email protected]
Köschenrütistrasse 95, 8052 Zürich
T 079 711 80 32
Isabelle Mabeau
[email protected]
Rte du Grand St Bernard 11, 1945 Liddes
T 027 746 36 53
Vaud-Neuchâtel-Jura (VD/NE/JU)
Laurence Juillerat
Route du Bugnon 21, 1823 Glion
T 079 732 06 64
Sektion Geburtshäuser
Section maisons de naissance
Jacqueline Wenk
[email protected]
Vogelsangstrasse 9, 6205 Eich
T 041 460 01 50
Géraldine Zehnder-Joliat
Ch. des Oiseaux, 1040 Villars-le-Terroir
T 079 647 69 75
12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
21
Fort- und Weiterbildung SHV • Formation continue FSSF
Kursorganisation
Bildungsbeauftragte Deutschschweiz
Marianne Luder-Jufer
Gitziweidstrasse 7, 4932 Lotzwil, T 062 922 15 45
[email protected]
Anmeldungen für SHV-Kurse schriftlich an die SHVGeschäftsstelle in Bern. Sie finden das Kursprogramm
unter www.hebamme.ch
Zum Jahreswechsel
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, für mich ist es an der Zeit
die neue Broschüre der Fort- und Weiterbildung zu orga­
nisieren, Themen und Inhalte festzulegen sowie das zu Ende
gehende Jahr zu reflektieren. Unterstützt werde ich beim
Erarbeiten des Fort- und Weiterbildungsprogramms durch
den Beirat. Die Bedürfnisse der Hebammen sind aufgrund
der unterschiedlichen Arbeitsgebiete sehr vielseitig. Das ist
für mich immer wieder eine Herausforderung, aber auch
eine sehr kreative Arbeit. Die neue Broschüre erscheint
im April 2015.
Ich wünsche allen eine besinnliche Adventszeit, ein frohes
Weihnachtsfest und alles Gute für das kommende Jahr.
Marianne Luder
Kurs 34
Schüsslersalze in der Hebammenarbeit / Grundkurs
17./ 18. März 2015, Olten
Die Teilnehmerinnen kennen nach dem Besuch des Kurses
Methode und den Aufbau der Biochemie nach Dr. Schüssler. Sie erkennen die umfangreichen Möglichkeiten in der
direkten Anwendung der speziellen Mineralstoffverbindungen und sind in der Lage, die wichtigsten Mittel gezielt in ihrem Hebammenalltag einzusetzen. Der Dozent
verfügt über grosses theoretisches Wissen und eine
breite Erfahrung in der Anwendung.
Kurs 36
Geburtsmanagement bei Beckenendlage – neue Evidenzen
20. April 2015, Olten
In dieser Weiterbildung aktualisieren Sie ihr Wissen
zur Beckenendlage. Sie setzen sich mit der aktuellen Studienlage zum Outcome und den internationalen Empfehlungen zur Beckenendgeburt auseinander. Sie kennen
Indikationen und Kontraindikationen sowie klinische Voraussetzungen zur vaginalen Beckenendgeburt. Sie setzen
sich mit der Begleitung und Beratung der betroffenen
Frauen auseinander.
Kurs 37
Kurs 31
Homöopathie für Hebammen / Modul 1
9. – 11. März 2015, Zürich
Der Start der 5-teiligen modularen Weiterbildungsreihe
ist um vier Monate verschoben worden. Falls Sie inte­
ressiert sind eine praxisnahe, hebammenspezifische
Weiterbildung zu besuchen, die Sie mit einem Zertifikat
abschliessen können, ist dies eine ideale Gelegenheit.
Nach diesem Ausbildungszyklus sind Sie in der Lage,
Frauen kompetent durch Schwangerschaft, Geburt und
das Wochenbett zu begleiten und homöopathische Mittel zielgerichtet einzusetzen. Nebst theoretischem Wissen, wie zum Beispiel das Kennenlernen von diversen
Arzneimitteln, bearbeiten Sie Fallbeispiele und gewinnen Sicherheit in der Anwendung von homöopathischen
Substanzen.
Die Weiterbildung wird von einem Co-Dozentinnenteam,
einer Homöopathin und einer Hebamme mit Zusatzausbildung zur Homöopathin bestritten. Die Teilnehmer­
innen profitieren sowohl vom grossen Fachwissen der
beiden Homöopathinnen als auch von den direkten Anwendungserfahrungen der Hebamme.
22
Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Praxistage Kursleitung
8./ 9. Mai 2015, Hochdorf
Ist Ihnen das bekannt? – Sie geben seit vielen Jahren Geburtsvorbereitungskurse und finden, dass es an der Zeit
ist ihre Arbeit zu überdenken und falls notwendig die
Planung der Lektionen zu verändern, bzw. anzupassen.
In dieser Weiterbildung lernen Sie Inhalte zu überdenken
und richtig zu platzieren, Zielsetzungen korrekt zu formulieren und verschiedene Methoden sinnvoll einzusetzen.
Mit einer professionellen Kursgestaltung schaffen Sie es
bei Frauen und Paaren eine persönliche Betroffenheit zu
bewirken, Wege aufzuzeigen um die eigenen Ressourcen
zu stärken und mit einer gesunden Gelassenheit die Geburt und Elternschaft anzugehen.
Die Dozentin verfügt über langjährige Erfahrung in der
Kursplanung und Umsetzung. Sie setzt Hilfsmittel kre­
ativ ein unterstützt Sie in der Zusammenstellung von
Demolektionen.
Organisation des cours de la FSSF
Chargée de la formation de la Suisse romande et du Tessin
Elke De Witte
Chemin Sainte Marguerite 45, 1965 Savièse, T 027 395 28 22
[email protected]
Inscriptions par écrit aux cours de la FSSF au secrétariat
central de la FSSF à Berne. Vous trouverez le programme
complet des cours sur www.sage-femme.ch
Aller de l’avant
Le mois de décembre est l’occasion de faire le point
sur l’année écoulée. Les moments forts vécus, les vœux
exaucés. Je vous propose de partager ici quelques-uns
de mes souvenirs de 2014:
Lors d’une visite à domicile, faite à une famille d’origine
érythréenne, pour un post-partum, les hommes m’ont
préparé le café sur un feu de camping au milieu du salon,
puis ils m’ont invité à déguster avec eux cet or noir.
Certes, nos cultures sont différentes mais l’hospitalité et
la gratitude sont des qualités humaines mondialement
pratiquées.
Il y a un mois, après une réunion avec un futur intervenant d’une formation dans les bureaux de la FSSF,
j’ai découvert que nous étions enfermés. Et c’est par
la fenêtre que cette personne a dû quitter nos bureaux!
J’en souris encore.
Je me rappelle également de mon appréhension lors
d’une visite à domicile chez une famille qui venait
de perdre son enfant pendant l’accouchement. Que faudrait-il dire? Que convient-il de répondre? N’ayons pas
peur de questions difficiles car elles nous font grandir
dans notre métier de sage-femme. Elles nous poussent
à rechercher des réponses dans des livres spécialisés,
sur Internet, pendant des formations. Elles nous invitent
à l’échange avec les collègues. Elles nous remettent en
question et nous incitent à créer des liens avec les autres
professionnels du domaine de l’obstétrique. Un défi qui
vaut de l’or.
Comme responsable des formations à la FSSF, j’attends
volontiers vos remarques, questions, propositions de formation, etc. afin de mieux cibler l’offre des for­mations
pour l’année académique 2015-16.
C’est une nouvelle année qui vient et ce sont de nouveaux rêves que l’on se fait, de nouveaux défis que
l’on se pose.
Bonne année et bonne santé!
Elke De Witte
Pour la région Suisse Romande et le Tessin, la FSSF cherche
une accompagnatrice pour les formations
Vous êtes accompagnatrice pour les cours de formation organisés par
la FSSF en Suisse romande et le Tessin. Tout au long de la journée du cours,
vous représentez la FSSF, vous êtes responsable du bon déroulement
et le point de contact pour les intervenantes et participantes. A la fin de
la journée de formation, vous recueillez les fiches d’évaluation que vous
transmettez – toutes ensemble avec votre rapport sur le déroulement
de la journée – à votre responsable.
La FSSF vous accompagne dans votre tâche, vous offre une bonne rému­
nération ainsi que la possibilité de suivre des cours de la FSSF.
Vous êtes en possession d’un diplôme de sage-femme. Vous disposez si
possible d’un diplôme de formateur d’adulte de niveau 1 ou d’un titre jugé
équivalent. Vous avez de l’expérience dans les tâches organisa­tionnelles et
dans l’accompagnement de groupes. Vous commu­niquez avec aisance.
Vous travaillez au sein d’une équipe d’accompagnatrices. Vous savez utiliser
(ou vous êtes prête à apprendre à utiliser) le matériel technique facilitant
la communication (beamer, ordinateur, micro, etc.).
Si ce poste vous intéresse, envoyez votre CV et une lettre de motivation à
[email protected]
12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
23
Gesundheit
Institut für
Hebammen
Neues Wissen für die Praxis
–
–
–
–
–
–
Modul «Transkulturelle Kompetenzen»
Modul «Wochenbettbetreuung durch die Hebamme»
Modul «Hebammenarbeit im Kontext von Best Practice»
Modul «Regelwidrigkeiten in der Geburtshilfe»
Modul «Clinical Assessment»
Modul «Frauen- und Familiengesundheit»
14.01.2015
28.01.2015
17.03.2015
18.03.2015
24.04.2015
06.05.2015
Auskunft und Anmeldung
Regula Hauser, MPH, Leiterin Weiterbildung Institut für Hebammen
[email protected], Telefon 058 934 64 76
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Zürcher Fachhochschule
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24
Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Zwischen 50 und 90% der Säuglinge weisen
Symptome von Verdauungsproblemen auf*
Die neue Ernährungsalternative:
Aptamil Sensivia
2
Bei leichten Verdauungsproblemen :
physiologischem Spucken
Gasen
Blähungen
Symptomen von Koliken
NEU
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UND MIT NEUER REZEPTUR
- Nukleotide in
Sensivia 1 und 2
- LCP in Sensivia 1
Rückgang der leichten Verdauungsprobleme mit Aptamil Sensivia
Frequenz (%)
Intensität (Durchschnitt)
0
Aptamil Sensivia
-50
Standardmilchnahrung
-100
-150
-200
p = 0.0565
p = 0.0442*
* signifikant besser (p<0.05)
2
Studie Roy, P. et al.
• n = 109 Säuglinge (0-3 Mt.) - 93 Studie beendet • Symptome : leichte Verdauungsprobleme wie Reflux, Aufstossen, Schluckauf, Gasen, Blähungen und/oder Koliken/unerklärliches Weinen
• multizentrische, randomisierte, doppelblinde Studie (Standardmilchnahrung 1 im Vergleich zu Aptamil Sensivia 1) • Interventionszeitraum: 15 Tage
Aptamil, heute für morgen.
Wichtiger Hinweis: Stillen ist ideal für das Kind. Die WHO empfiehlt ausschliessliches Stillen während der ersten 6 Monate.
*
leichte funktionelle Verdauungsprobleme, zwischen 2 und 4 Monaten1
1 Hyman PE et al, Gastroenterology 2006 ; 130 : 1519
2 Roy, P., et al. (2004): Benefits of a thickened infant formula with lactase activity in the management of benign digestive disorders in newborns. Arch Pediatr. 11(12): p. 1546-54
Gesundheit
Institut für
Hebammen
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12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
27
Actualité
«Statistiques
de la santé 2014»
que du système de santé et de son financement. Les résultats de la dernière enquête suisse sur la santé, réalisée en
2012, sont intégrés à cette vue d’ensemble. Un glossaire et une présentation des enquêtes à la base des statistiques de la santé complètent ce rapport.
Source: Communiqué OFS du 04.11.2014
Santé maternelle et
infantile des popula­
tions migrantes
Une version entièrement actualisée
de la publication de référence de
l’Office fédéral de la statistique (OFS)
offre une vue d’ensemble des données
statistiques disponibles à propos de
l’état de santé de la population et des
principales causes de décès, des changements dans les comportements
en matière de santé ainsi que de l’évolution du système de santé et de son
financement.
Quelles sont les principales causes de décès en Suisse et comment évoluent-elles?
Combien de prothèses de la hanche ontelles été posées en 2012? Dans quelles
régions le recours à l’accouchement par
césarienne est-il le plus fréquent? Quelles
sont les classes d’âge les plus exposées à
une consommation d’alcool à risque?
Quels sont les cantons ayant accueilli
dans leurs hôpitaux la plus forte proportion de patients venant d’autres cantons? Quelle est la part des hospitalisations financées par l’assurance maladie
obligatoire? Et celle des soins ambulatoires fournis dans les hôpitaux?
«Statistiques de la santé 2014» apporte
à ces questions – et à de nombreuses
autres – des réponses chiffrées et illustrées par quelque 150 graphiques et
cartes. Sur plus de 90 pages, elle présente une synthèse des dernières données disponibles à propos des déterminants de la santé, de l’état de santé de la
population, du recours aux soins ainsi
28
Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Le dernier numéro de «Actualités» (septembre 2014, 4 pages, uniquement en
version électronique) de l’Office fédéral
de la statistique met l’accent sur un sujet qui intéressera également les sagesfemmes. Les enfants de mères étrangères constituent en effet une part
croissante des naissances en Suisse. Ces
enfants présentent-ils des particularités
en termes de santé, telles que prématurité, faible poids de naissance, complications périnatales ou mortalité infantile?
Le nombre de femmes de nationalité
étrangère résidant en Suisse a dépassé
les 900 000 en 2013, soit 22,1 % de la population féminine, contre 14,4 % en 1990.
La proportion de nouveau-nés ayant une
mère étrangère a augmenté elle aussi,
mais de manière plus marquée, passant
de 19,6 % en 1990 à 38,7 % en 2013. Les
femmes de nationalité européenne représentent 29,2 % des femmes qui ont
accouché en 2013, soit trois quarts des
mères étrangères.
www.bfs.admin.ch › Actualités › Publications
Dépistage du cancer
du col de l’utérus par
un autoprélèvement
vaginal
Le dépistage de ce cancer par frottis cervico-utérin a montré son efficacité, mais
environ une femme sur deux ne le réalise
pas ou pas assez régulièrement. Les principales raisons de cette faible adhésion
sont les difficultés d’accès ou les réticences vis-à-vis de l’examen gynécologique et l’absence de dépistage organisé.
La recherche de papillomavirus humain
sur des prélèvements vaginaux réalisés
par les femmes elles-mêmes semble
constituer une alternative possible.
De mars 2012 à septembre 2013, une
équipe du CHRU de Tours, coordonnée
par le Dr Ken Haguenoer, a évalué une
telle alternative dans une enquête auprès de 6000 femmes habitant le dé­
partement de l’Indre-et-Loire. Celles-ci
re­cevaient un kit contenant un courrier
explicatif, un écouvillon, une fiche d’identification, une notice explicative illustrée
et une enveloppe retour préaffranchie.
Les femmes devaient réaliser leur autoprélèvement et l’envoyer au laboratoire
de virologie pour une recherche du papillomavirus. Le cas échéant, elles devaient consulter un médecin pour réaliser un frottis.
Les résultats montrent que l’envoi au domicile de femmes non dépistées d’un kit
pour autoprélèvement vaginal permet
d’obtenir une participation de 22,5 %,
contre seulement 11,7 % chez les personnes recevant un courrier les invitant
à réaliser un frottis et 9,9 % parmi les
femmes qui ne reçoivent ni courrier, ni
kit.
Source: Communiqué CHRU de Tours du 23. 10. 2014
Pour une bonne
communication
entre professionnels
de santé
La communication téléphonique correcte entre professionnels de santé joue
un rôle important pour la sécurité des
patients. Dans cet esprit, «Sécurité des
patients Suisse» a développé des recommandations pour éviter des erreurs de
communication lors de la transmission
téléphonique de prescriptions et de
constats d’examen. La Quick Alert 33 est
intitulée «La bonne communication de
directives et de constats d’examen».
Quick Alert (en français, «Alerte rapide»)
est gratuite, disponible en trois langues
(français, allemand ou italien).
Téléchargeable sur www.securitedespatients.ch ›
publications › Quick-Alerts
Du paracétamol pen­
dant la grossesse: des
experts s’inquiètent
Le paracétamol est l’un des médicaments analgésiques et antipyrétiques les
plus populaires. En outre, la substance
active contenue dans des produits bien
connus tels que Panadol ou Dafalgan est
tellement sûre, qu’ils peuvent être pris
également pendant la grossesse. Que le
paracétamol soit aussi inoffensif pour
l’enfant à naître, cela est incontesté depuis quelques années. Mais à présent,
une accentuation des avertissements
dans la notice d’emballage est exigée en
Suisse aussi.
Avertissements à accentuer
Comme l’écrit «Schweiz am Sonntag»
dans son numéro du 1er novembre dernier, Gert Printzen de la Fédération des
médecins suisses (FMH) propose que
l’on déconseille aux femmes enceintes
et allaitantes de prendre un médicament
contenant du paracétamol pendant plus
d’une semaine. Les médecins devraient
être plus prudents lors de la prescription
de paracétamol pour les femmes enceintes. La FMH va en informer le corps
médical.
Résultats d’études récentes
Les préoccupations au sujet de paracétamol sont basées sur des études récentes, qui mettent en évidence un lien
entre la substance active et l’apparition
de troubles tels que le syndrome de l’hyperactivité (plus exactement, le trouble
du déficit d’attention avec hyperactivité
– TDAH). Ainsi, une étude parue en avril
et portant sur les enfants de plus de
64 000 mères danoises a révélé que le
risque de TDAH avait augmenté de 37 %
chez les enfants exposés in utero au paracétamol. Un an auparavant, une étude
norvégienne parvenait à des conclusions
semblables avec un échantillon de plus
de 48 000 enfants. En plus de l’hyperactivité, les chercheurs ont constaté chez
les enfants des problèmes de motricité
et une perturbation de la communication. Même si rien n’a encore été prouvé
concernant les dommages que pourrait
avoir la prise de paracétamol, plusieurs
experts se montrent inquiets.
Source: NZZ / Neue Zürcher Zeitung, 3. 11. 2014
Une femme sur sept manque d’iode
La première étude représentative sur
l’apport en iode chez les jeunes et les
adultes – réalisée conjointement par
l’Office fédéral de la sécurité alimentaire et des affaires vétérinaires (OSAV)
et le Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV) – montre que l’apport journalier en iode est insuffisant chez 14 %
des femmes alors qu’il est suffisant chez
les hommes. Cette situation s’explique
vraisemblablement par le fait que les
femmes consomment moins d’aliments
salés, et donc moins d’iode.
En janvier 2014 déjà, la Commission fédérale de l’alimentation (COFA) notait
dans un rapport que les mesures mises
en place jusqu’ici ne suffisent plus pour
assurer un apport équilibré en iode. Sur
recommandation de la COFA, l’iodation
du sel alimentaire en Suisse a été augmentée de 20 à 25 milligrammes par kilo
depuis le début de cette année. Selon
l’étude de l’OSAV, cette mesure permettra de réduire à 4 % la part des femmes
présentant une carence en iode.
Il est particulièrement important pour
les femmes d’absorber suffisamment
d’iode, car le manque d’iode durant la
grossesse ralentit le développement
neurologique du fœtus.
Source: Communiqué OSAV du 16. 10. 2014
Une alimentation saine ne coûte
pas forcément cher
Une étude a été menée par la HES bernoise, sur mandat de l’Office fédéral
de la sécurité alimentaire et des affaires vétérinaires (OSAV).
– un panier malsain ou déséquilibré
contenant peu de fruits et légumes,
beaucoup de féculents et de viande,
ainsi que des sucreries et des boissons sucrées.
Dans un premier temps, 20 personnes représentant différents types de ménages
ont été interrogées sur leurs habitudes
alimentaires et leurs connaissances en
matière de nutrition. Ces informations
ont permis d’établir des plans de menus
hebdomadaires plutôt équilibrés et déséquilibrés. Les plans ont ensuite été
contrôlés et ajustés à l’aide de la pyramide alimentaire suisse de manière à
composer trois types de paniers:
– un panier sain et équilibré contenant
des produits frais
– un panier sain et équilibré contenant
plusieurs produits finis et semi-finis
comme des soupe en sachets,
des pizzas surgelées, des tortellinis et
de la salade prélavée
Le coût de chaque panier a été calculé.
Pour que les différents paniers soient
comparables, c’est le produit le moins
cher qui a été systématiquement choisi
dans chaque catégorie.
Les résultats de l’étude montrent qu’un
panier sain coûte environ 109 francs par
semaine pour un couple, contre 95
francs pour le panier malsain. La différence de prix entre les deux paniers est
donc très faible. C’est le panier sain
contenant plusieurs produits finis ou
semi-finis qui s’est révélé être le plus
cher, puisqu’il coûte environ 145 francs
par semaine.
Source: Communiqué OSAV du 21. 10. 2014
12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
29
Dossier
Les chaînons manquants de
la promotion de la santé
après un diabète gestationnel
Une étude longitudinale a été réalisée de novembre 2011 à juin 2013 en collaboration
avec la maternité des Hôpitaux universitaires de Genève (HUG) auprès de 120 femmes
atteintes de diabète gestationnel sur les déterminants de leurs comportements de santé.
Barbara Kaiser en résume les résultats et tire quelques recommandations en matière
de promotion de la santé.
Barbara Kaiser, Genève
Les nombreuses études épidémiologiques sur le diabète
gestationnel (DG) montrent que cette pathologie est une
complication fréquente de la grossesse. En fonction de
l’origine ethnique des populations étudiées et du critère
de dépistage employé, ce trouble est diagnostiqué chez 2
à 18 % des femmes enceintes [ 1 ]. Dans les populations européennes, la prévalence du DG est de l’ordre de 3 à
6 % [ 2 ]. A Genève actuellement il concernerait 10 % des
grossesses [ 3 ].
Mesures hygiéno-diététiques préconisées après un diabète gestationnel
Alimentation
Hydrates de carbone complexes
3 portions par jour, une portion par repas
Fruits et légumes
5 portions par jour (au minimum 600 g)
Matières grasses visibles
Huile d’olive (riche en AGMI) et de colza (riche en AGMI et AG-oméga 3)
(1 c s par personne et par repas) pour cuisiner | Beurre ou margarine de bonne
qualité (10 g), utilisation à froid uniquement
Matières grasses cachées
Privilégier les viandes maigres | Consommer du poisson au moins une fois
par semaine | Limiter la consommation de charcuteries | Limiter la consommation de plats précuisinés et de mets gras (par exemple friture, panure)
Activité physique
Dans un premier temps
Pratique quotidienne (30 minutes par jour) d’une activité physique provoquant une légère accélération du pouls et de la respiration (marche rapide,
utilisation des escaliers)
Dans un deuxième temps
Activité physique d’endurance de trois fois 20 à 60 minutes par semaine
(jogging, ski de fond, natation par exemple)
Tiré de Beer S, Alexandre K, Pécoud S & Ruiz J (2006). Diabète gestationnel:
le suivi s’arrête-t-il après l’accouchement? Revue Médicale Suisse, 68.
30
Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Si le DG suscite autant l’intérêt des chercheurs et des
praticiens de santé, c’est qu’il est associé à des issues de
santé majeures pour les femmes. En effet, on sait désormais que le risque de développer un diabète de type II est
sept fois plus élevé chez les patientes avec un antécédent
de DG [ 1 ], et que un à deux tiers d’entre elles présenteront
une récurrence de DG lors de grossesses ultérieures [ 4 ]. Il
est donc crucial que les femmes enceintes concernées
soient informées des mesures de prévention hygiéno-diététiques à adopter dès le post-partum immédiat à savoir
pratiquer une activité physique régulière et adopter un
régime alimentaire équilibré comportant au moins cinq
fruits et / ou légumes par jour, pauvre en lipides, en glucides et en sel (voir détails dans le tableau ci-contre). Ceci
est d’autant plus important que l’impact de telles habitudes de vie se répercutera sur l’ensemble de la famille,
notamment sur les enfants de ces femmes qui présentent
également un risque accru d’obésité et de diabète.
En dépit du fait que ces recommandations soient définies et connues, une revue de littérature récente publiée
par notre équipe [ 5 ] montre qu’après un DG les femmes
ont en général beaucoup de difficultés à adopter des
comportements de santé adaptés à la prévention du diabète de type II. Un manque de connaissance relatif à l’activité physique et à l’alimentation associé à une faible
perception du risque pour soi-même de développer un
diabète dans le futur conduirait à une faible motivation
à changer ses habitudes de vie. Et quand la motivation
est bien présente, un manque de soutien social (de la
part de la famille, du conjoint, du réseau social au sens
large, mais aussi des professionnels de santé) associé à
un faible sentiment de compétence personnelle serait à
l’origine d’une adhérence limitée aux mesures de prévention dans le post-partum après un DG.
Editorial
Afin de tester ces hypothèses issues de modèles théoriques, nous avons mené une étude longitudinale de novembre 2011 à juin 2013 en collaboration avec la maternité des Hôpitaux universitaires de Genève (HUG) (pour
le design d’étude complet voir [ 6 ]). Des données quantitatives et qualitatives ont été recueillies auprès de 120
femmes atteintes de diabète gestationnel, en fin de grossesse, puis à 6 semaines et à 6 mois post-partum.
Résultats
Les résultats montrent qu’en fin de grossesse l’immense
majorité des femmes connaît les règles diététiques de
base à adopter pour prévenir le diabète (88 %) ainsi que
la nécessité d’une activité physique régulière (83 %). De
plus, 62 % d’entre elles sait que le fait d’avoir eu un DG
est un facteur de risque de développer un diabète dans
le futur. En revanche, elles sont seulement 12 % à se
considérer elles-mêmes comme étant à fort risque de
développer un type II dans les années à venir. Ces chiffres
relatifs à la perception du risque illustrent un phénomène psychologique intéressant appelé optimisme
comparatif – croyance que son avenir sera meilleur que
celui des autres – qui pourrait expliquer un manque de
motivation à changer ses habitudes de vie après un DG.
Mais, dans ce contexte, ce concept reste à explorer car,
contrairement aux hypothèses théoriques de départ,
plus de 74 % des femmes interrogées ont fortement l’intention d’adopter des habitudes de vie propices à la prévention du diabète après leur accouchement.
Les résultats de l’évaluation quantitative des comportements alimentaires et d’activité physique à 6 semaines
post-partum sont toutefois moins optimistes. En effet,
plus de 70 % des femmes inclues dans l’étude présente
un niveau d’activité physique insuffisant et une alimentation déséquilibrée par rapport aux recommandations
(seul 28 % des femmes dit pratiquer quotidiennement au
Maria-Pia Politis Mercier
sage-femme, enseignante HES-S2,
Lausanne
Chère lectrice, cher lecteur,
Le diabète gestationnel est emblématique des changements
épidémiologiques autant que des conceptions et pratiques
en périnatalité.
Les connaissances émergentes en épigénétique soulignent
l’importance des 1000 premiers jours de vie (avec la période
fœtale) dans la constitution de la santé du nouveau-né et
de l’enfant mais aussi du futur adulte. Les incidences de
la grossesse dans le parcours de vie des femmes sont également mieux identifiées.
Ces données devraient être davantage intégrées dans les buts
et pratiques du suivi de grossesse, de la préparation à la naissance et du post-partum mère-enfant.
Il en résulte que les sages-femmes ont à relever les défis
leur permettant de s’approprier des compétences validées
en éducation thérapeutique, en promotion de la santé et en
recherche afin de conjuguer tant les approches relatives
aux soins sages-femmes que celles issues d’autres domaines,
ceci grâce à la formation postgrade et à la recherche sagefemme. Ainsi, la profession pourrait être mieux équipée pour
être partie prenante au sein des services de santé maternelle et y apporter ses contributions. Des pratiques sagesfemmes ont démontré leurs bénéfices tant pour les femmes
que leurs enfants, même lors de complications.
Le vaste débat sur les risques et sur les controverses concernant la définition du diabète gestationnel et sa prise en
charge pourrait être nourri aussi par la profession notamment en vue de moduler les effets négatifs liés à la standardisation, voire au surdiagnostic ou au surtraitement.
Barbara Kaiser Professeure HES
Haute école de santé de Genève, Filière sage-femme
Avenue de Champel 47, CH-1206 Genève
T 022 388 56 99
[email protected]
Après sa formation de sage-femme, Barbara Kaiser
a suivi un cursus universitaire de psychologie. Elle a
obtenu le titre de psychologue en 2005, et le titre
de Docteure en psychopathologie clinique en 2008.
Les comportements de santé dans le post-partum,
la santé mentale, la communication patient-soignant
et les interventions brèves en période périnatale
constituent ses principaux domaines de recherche et
d’enseignement à la HEdS.
Rester la profession de proximité pour toutes les femmes,
dans leur diversité, durant leur période de maternité, audelà d’une vision polarisée et réductrice entre physiologie
ou pathologie, constitue un enjeu de taille pour les sagesfemmes et aussi pour les femmes et leurs enfants.
Cordialement, Maria-Pia Politis Mercier
12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
31
Dossier
moins 20 minutes de marche ou de vélo par exemple, et
seul 22 % consomme au moins trois fruits et légumes par
jour). Les résultats sont sensiblement identiques à 6 mois
post-partum (72 % de femmes présente un équilibre alimentaire et un niveau d’activité physique insuffisant
pour prévenir l’apparition du diabète de type II). Les
chiffres concernant l’activité physique sont d’autant plus
préoccupants qu’ils sont inférieurs aux chiffres recueillis
dans la population féminine suisse où l’on observe que
34 à 41 % de femmes en âge de procréer (de 24 à 44 ans
globalement) pratiquent une activité physique régulière [ 7 ].
Des analyses statistiques de type corrélationnelles et des
régressions logistiques complétées par des données qualitatives issues d’entretiens semi-structurés ont été menées. Elles indiquent que les deux seuls facteurs qui
entrent en jeu dans la mise en place de comportements
de santé adaptés dans le post-partum après un DG sont
le soutien social (à 6 semaines et à 6 mois post-partum) et
les connaissances relatives aux mesures de prévention du
diabète (à 6 mois post-partum uniquement). Le fait que
les femmes à fort risque diabétique ne parviennent que
très peu à pratiquer une activité physique ou à préparer
des repas suffisamment équilibrés ne serait donc pas lié
à une question de perception biaisée du risque, ni à un
faible sentiment de compétence. En dépit de la motivation de ces femmes et des connaissances acquises pendant le suivi prénatal, ce sont les moyens et les ressources
nécessaires à la mise en place de ces comportements qui
font défaut, à savoir le soutien social.
Les femmes interrogées évoquent en ce sens le peu d’occasions qu’elles ont de pouvoir faire garder l’enfant ou les
enfants, le manque d’aide pour les tâches domestiques
(soutien social matériel), le manque d’implication de leur
conjoint (soutien affectif et d’estime), leur isolement social parfois. Pour pouvoir pratiquer une activité physique,
elles disent que des structures de proximité, où elles
pourraient venir accompagnées de leur(s) enfant(s), pour
pratiquer avec d’autres jeunes mères, serait la meilleure
solution.
Six mois après l’accouchement s’ajoute à cela une dilution
des souvenirs relatifs aux moyens de prévenir le diabète,
et notamment des conseils diététiques prodigués pendant la grossesse. Les femmes elles-mêmes rapportent
qu’elles auraient besoin à ce moment-là de consultations
centrées sur la structuration spécifique de leur alimentation, les types d’aliments à privilégier ou encore la taille
des portions (soutien social informatif).
Conclusions et recommandations
En conclusion, nous avons pu mettre en évidence que la
problématique du manque d’adhérence aux mesures hygiéno-diététiques visant à prévenir la survenue d’un diabète de type II chez les femmes ayant eu un DG n’était lié
ni à une mauvaise transmission de l’information pendant
la grossesse ni à la motivation des femmes. Le problème
majeur demeure le manque de ressources disponibles
pour la mise en place de comportements alimentaires
sains et d’activité physique régulière.
32
Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
Ces résultats sont sans doute liés aux spécificités des populations exposées davantage au risque de DG (facteur
de risque génétique lié à l’ethnie, [ 1 ]) et aux caractéristiques de la population genevoise. En effet, plus de 65%
des femmes interrogées pour cette étude sont migrantes,
d’origine asiatique, africaine ou hispanique. A l’isolement
social lié au statut de migrante s’ajoute la problématique
des habitudes et goûts alimentaires parfois incompatibles avec les conseils prodigués en Suisse. Les femmes
évoquent le fait que les denrées qui sont à la base de leur
alimentation ne sont souvent pas répertoriées dans les
menus-types et qu’elles ne parviennent donc pas toujours
à trouver des compromis entre leurs habitudes culinaires
familiales et le respect d’un équilibre expliqué à la lumière
des habitudes occidentales. De plus, ces femmes sont
souvent déjà en surpoids (BMI moyen de l’échantillon
avant grossesse = 27 kg / m2), le changement radical d’habitudes de vie qu’elles doivent envisager leur apparaît
alors comme difficile.
Une grossesse compliquée par un DG doit être considérée comme une opportunité majeure de promotion de la
santé. Les sages-femmes peuvent dans ce contexte jouer
un rôle crucial pour la prévention du diabète en général,
ce d’autant plus que les habitudes de vie saine implémentées par les femmes au domicile atteignent aussi
leurs enfants et leurs conjoints. Tout comme il existe un
suivi glycémique des patientes ayant eu un DG, l’encadrement pour le suivi des règles hygiéno-diététiques est
crucial et participe tout autant à la prévention des
conversions diabétiques. Pour palier le manque de ressources décrit par les femmes concernées à Genève, on
pourrait imaginer la mise en place d’un partenariat entre
sages-femmes, diététiciennes, médecins, pourquoi pas
professionnels du sport, dans le cadre de consultations
pluridisciplinaires espacées dans le temps car les messages de prévention doivent être répétés régulièrement,
les changements de mode de vie étant difficiles à maintenir sur le long terme.
Bibliographie
1 Bellamy L et al.: Type II diabetes mellitus after
gestational diabetes: A systematic review and metaanalysis. Lancet 2009; 373:1773-9.
2 Hunt KJ, Schuller KL: The increasing prevalence
of diabetes in pregnancy. Obstet Gynecol Clin North
Am 2007; 34:173-99.
3 Ramyead L, Boulvain M: Dépistage du diabète gestationnel. Fortbildung 2012; info@gynakologie06-2012.
4 MacNeill S et al.: Rates and risk factors for recurrence of gestational diabetes. Diabetes Care 2001;
24: 659-62.
5 Kaiser B, Razurel C: Determinants of postpartum
physical activity, dietary habits and weight loss
after gestational diabetes mellitus. J Nurs Manag
2013; 21(1): 58-69.
6 Kaiser B et al.: Impact of health beliefs, social
support and self-efficacy on physical activity and
dietary habits during the post-partum period after
gestational diabetes mellitus: study protocol.
BMC Pregnancy Childbirth 2013; 3(1):133.
7 L amprecht, Stamm: Activité physique, sport et santé.
Faits et tendances se dégageant des enquêtes
suisses sur la santé de 1992, 1997 et 2002. Office
Fédéral de la Statistique 2006.
Diabète gestationnel:
en avant, bougeons!
Dominique Rouge a réalisé ce mémoire * pour l’obtention d’un Certificat de formation continue (CAS)
Obstétrique, médecine maternelle et fœtale (Faculté de médecine de l’université de Genève UNIGE)
et l’a présenté en décembre 2013. Il s’agit d’un guide à l’usage des sages-femmes. Il répertorie les prin­
cipaux aspects des connaissances et de la pratique actuelle ainsi que les aspects utiles à nos prises
en charge et accompa­gnements. En voici une brève présentation.
Dominique Rouge, Genève
Un diabète gestationnel est une des complications les
plus fréquentes de la grossesse. Les nouvelles normes de
dépistage introduites par consensus international en
2010 font évoluer nos pratiques. Dans une optique de
prévention globale, la grossesse est une période à investir. Un diagnostic de diabète gestationnel «a un impact
significatif sur le vécu de la grossesse en générant beaucoup d’angoisse chez les patientes.» [ 1 ]
Les connaissances spécifiques des sages-femmes sont
un apport pour les femmes enceintes et pour les professionnels qui s’impliquent dans cette prise en charge. «Les
sages-femmes accompagnent les femmes enceintes, les
nouveau-nés, les mères et les familles au cours d’une
phase très sensible de leur vie. (…) Elle est une personne
spécialisée de référence essentielle pour toute femme
durant la maternité (du début de la grossesse à la fin de
l’allaitement). En cas de risques, elle collabore avec les
médecins ainsi que d’autres professionnels.» [ 2 ] Il devient
utile, voire nécessaire de pouvoir informer et soutenir les
femmes qui présentent un diabète gestationnel, d’accueillir et d’accompagner ces familles avec leur vécu dans
notre rôle de professionnelle.
Grossesse et glucose
La grossesse engendre une adaptation du métabolisme
maternel dont le rôle est de maintenir les besoins énergétiques de la mère et du fœtus. «Le diabète gestationnel
est une hyperglycémie apparue ou décelée pour la première fois pendant la grossesse. Il est très souvent diagnostiqué au cours du dépistage prénatal et non pas
suite à des symptômes.» [ 3 ] L’hyperglycémie maternelle
met à disposition une quantité de glucose trop importante pour les besoins du fœtus. Le glucose traverse le
placenta. Le fœtus y réagit en augmentant sa production
d’insuline, ce qui va accroître sa croissance et le stockage
de graisses, phénomène à l’origine de la macrosomie fœtale. Les risques de morbidité et de mortalité périnatales
sont dès lors augmentés.
Dépistage
Dès la 24 e semaine de grossesse, un test d’hyperglycémie
provoquée par voie orale (HGPO) peut être recommandé
à la femme enceinte.
Test de dépistage – hyperglycémie provoquée par voie orale (HGPO)
Contre-indication: diabète connu
Réalisation du test
– Entre la 24 e et 28e semaine de grossesse
– Alimentation habituelle les jours précédant le test
– Avant le début du test: femme à jeun depuis 8 heures de
temps au minimum, sans fumer.
– Prélèvement d’une glycémie à heure: 0
– Ingestion de 75g de glucose anhydre dilué dans 300 ml d’eau
minérale non gazeuse à T° ambiante (remuer jusqu’à obtention d’une solution limpide, aromatiser au jus de citron).
– Ingestion en max 5 minutes.
– Pendant le test, position couchée ou assise, sans fumer.
– Glycémie à heure: 1
– Glycémie à heure: 2
– Prévoir une collation légère (jus orange et pain par ex.)
Un seul critère est suffisant pour poser le diagnostic:
– glycémie à jeun supérieure ou égale (≥) à 5,1 mmo/l,
– glycémie à 1 h ≥ 10 mmol/l,
– glycémie à 2 h ≥ 8,5 mmol/l.
Pour éviter le désagréable test de surcharge, une alternative de dépistage en deux temps est envisageable. Une
glycémie à jeun ≥ 5,1 mmol/l signe d’emblée un test positif. On peut renoncer au test si la glycémie à jeun est
< 4,4 mmol/l car le diagnostic de diabète gestationnel est
peu probable. Cette stratégie n’empêche pas le test de
surcharge si une première glycémie à jeun est ≥ 4,4 mmol/l
et < 5,1 mmol/l.
Un diabète de type II (DTII) peut être découvert lors d’une
grossesse. Dans un suivi de grossesse, le dépistage du
DTII reste essentiel lors d’une première consultation. Les
principaux facteurs de risques étant:
– obésité (Indice de masse corporelle > 30),
– origine non-caucasienne et/ou migrante,
– antécédent familial de diabète de type II (1er degré),
– antécédent personnel de diabète gestationnel,
– syndrome des ovaires polykystiques.
* Le mémoire au complet (13 pages) peut être consulté et téléchargé
sur le site Internet www.sage-femme.ch › Actualités
12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
33
Dossier
Auteure
Dominique Rouge
Diplôme d’infirmière en hygiène maternelle et
pédiatrie HMP | Bachelor de sage-femme |
Expérience hospitalière et extrahospitalière,
secteurs pédiatrie & maternité | Sage-femme
conseillère de 2006 à 2012 | Dès 2009, sage-femme
hospitalière en milieu universitaire
Contact
Dominique Rouge
[email protected]
Ce dépistage est basé sur la glycémie à jeun ≥ 7 mmol/l
et / ou sur une glycémie dans les 2 à 3 heures postprandiales ≥ 11,1 mmol/l à 2 reprises. [ 4 ]
Prise en charge
Le but de la prise en charge est de maintenir des glycémies
maternelles adaptées afin d’assurer à la mère et à son enfant une santé optimale. Des autocontrôles glycémiques
sont instaurés. La femme va rencontrer à tour de rôle des
intervenants différents et complémentaires (équipes de
diabétologie et obstétricales). La femme a besoin d’être
informée, instruite et soutenue dans cette nouvelle étape.
Sa coopération est importante pour voir la grossesse évoluer au mieux. L’implication de son partenaire, de son entourage, sont des éléments favorables et porteurs pour
soutenir la femme dans cette période souvent difficile
pour elle.
Adaptation du mode de vie
Les deux fondements d’une prise en charge diabétique
sont l’association d’une alimentation équilibrée avec une
activité physique régulière. L’introduction d’insuline est
parfois nécessaire, mais reste marginale.
Alimentation
«L’alimentation de la femme enceinte peut influencer positivement non seulement le bon déroulement de la grossesse et le développement du fœtus, mais également
l’état de santé, à long terme, de la mère et de l’enfant. (…)
C’est donc dès le début de la grossesse, et si possible
même avant la conception déjà, que les bonnes habitudes en matière d’alimentation devraient être prises.» [ 5 ]
Interdisciplinarité
Les médecins diabétologues, diététiciennes, infirmièrescliniciennes en diabétologie, physiothérapeutes (selon
les équipes) proposent des consultations adaptées. Les
équipes d’obstétriques (médecins et/ou sages-femmes)
ont également un rôle à jouer dans cette prise en charge.
Une perspective interdisciplinaire permet une complémentarité des compétences. Les accompagnements en
périnatalité se sont amplement développés ces dernières
années. Ils apportent une vision nouvelle dans la prise en
charge des situations complexes. La communication
entre tous les partenaires et les patientes est un élément
essentiel pour une prise en charge globale.
Dans une étude menée dans le canton de Vaud, «les soignants consultés soutiennent que tous les professionnels doivent être intégrés dans la prise en charge pour
travailler en réseau. (…) Un langage, basé sur des recommandations de pratique clinique validées par tous, est
indispensable au travail interdisciplinaire.» [ 7 ]
Conclusions
La grossesse est une étape clé dans la vie d’une femme et
d’une famille. Les programmes de prévention y trouvent
pleinement leur place. Ils ont un rôle porteur pour l’avenir
des personnes concernées. L’annonce et la prise en charge
d’un diabète gestationnel ne sont pas sans conséquence.
Les qualifications et compétences des sages-femmes
sont un apport dans le suivi de ces patientes:
– l’enseignement (nutritionnel entre autres),
le soutien et l’accompagnement de ces femmes,
de leur(s) enfant(s) à naître, reste un défi;
– la grossesse est une période favorable aux changements profonds;
– les liens que les couples et les familles établissent
avec leur(s) sage(s)-femme(s) offrent une possibilité
réelle d’actions préventives pour stimuler un mode
de vie sain.
Une formation continue est essentielle pour chaque
professionnel(-le) en activité. S’agirait-il d’un investissement pour le long terme? Un diabète gestationnel implique pour la moitié des femmes touchées la survenue
d’un DTII dans les 20 ans qui suivent et un risque accru
de syndrome métabolique pour leur enfant. Pour eux,
leur famille et nos sociétés: en avant, bougeons!
Références
Activité physique
«Pratiquer une activité physique raisonnable, (…) permet
également de prévenir le risque d’un diabète gestationnel.» [ 6 ]
Message clé
Une alimentation saine et variée et une activité physique
régulière contribuent à la gestion du diabète gestationnel | apprennent de saines habitudes de vie | préviennent
le surpoids.
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Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
1 Hohlfeld Patrick, Marty François. Précis d’obstétrique.
Le livre de l’interne; 2011 (4 e édition).
2 www.hebamme.ch/x_dnld/htag/2013/Communique
DePresse5mai2013.pdf
3 www.who.int/mediacentre/factsheets/fs312/fr
Diabète. Aide-mémoire N° 312; mars 2013.
4 B oulvain M, Brändle M, Drack G, Hoesli I, Honegger C,
Lehmann R, Raio L, Singer M, Surbeck D, Troendle A,
Zommermann R. SSGO. Dépistage du diabète gestationnel.
Avis d’expert N° 37; juin 2011.
5 SSN. Société Suisse de nutrition. L’alimentation de la femme
enceinte. Edition 2011.
6 OFSP. Office fédéral de la Santé publique. Alimentation
durant la grossesse et la période d’allaitement.
Publication; décembre 2008.
7 Haugon-Traub I, Schülter V, Chinet L. Faire face à
l’épidémie de diabète: réponses à l’échelle du canton.
Revue médicale suisse; 5 juin 2013.
Mosaïque
«La grossesse en mouvement»
A côté des plans diététiques stricts, on recommande aux femmes de bouger
suffisamment. Dans le cadre de ce travail de Bachelor *, les auteures ont cherché
à savoir quels programmes sportifs étaient efficaces et quelles recommandations
d’entraînement étaient recommandables.
Sophie Brechbühl, Berne et Corinne Zimmerman, Bâle
Sept études, une revue de littérature ainsi que deux séries de lignes directrices ont été analysées pour mettre
en évidence quels programmes concrets et spécifiques
pour les femmes enceintes avaient un effet sur le diabète
gestationnel et quelles recommandations pouvaient être
faites en ce qui concerne l’activité physique durant la
grossesse.
Deux études sur la prévention ont montré une différence
significative sur l’incidence du diabète ainsi que sur la résistance à l’insuline (Yoga: p = 0.049; Thera Band: p = 0.00).
L’étude portant sur le traitement révèle une réduction significative du nombre de patientes ayant besoin
d’insuline (p = 0.005). Tous les autres programmes n’ont
pas d’effet significatif sur la prévention et sur le traitement du diabète gestationnel. En outre, dans toutes les
études examinées, il n’y a aucune différence significative
en ce qui concerne les issues de grossesse.
A partir de là, il n’a pas été possible de déterminer quels
programmes sportifs sont efficaces, donc recommandables. Pour disposer d’un programme qui prenne en
compte les besoins individuels des femmes enceintes et
qui stimule leur volonté de bouger, les auteures proposent un programme sportif dénommé «TiBiS» – Tipps
zur Bewegung in der Schwangerschaft» – en français,
«Des conseils pour bouger durant la grossesse» ainsi
qu’un petit dépliant destiné à motiver les femmes.
fier en début de semaine quelles seront les «fenêtres»
de temps consacrées au mouvement, préférer les
«fenêtres» de courte durée.
… un manque de motivation: utiliser les rendez-vous
réguliers avec la sage-femme. Varier les possibilités
de mouvement, s’entraîner à deux ou en groupe,
impliquer la famille ou les amis, prévoir des récompenses après les séances (lire un livre, prendre un bain
de soleil, faire des massages, etc.).
… un budget réduit: il existe des offres bon marché et
variées pour pouvoir utiliser des salles de sport, pour
s’entraîner avec du matériel (par exemple, TheraBand), des piscines publiques, des parcs ou des forêts
(parcours Vita).
Extraits
Période aussi tôt que possible, voire même avant
la conception [ 18 ]
Sophie Brechbühl, sage-femme BSc, travaille actuellement
à l’Hôpital de l’Isle de Berne
[email protected]
Fréquence deux à trois fois par semaine, pour une meilleure compliance [ 7, 12 ]
Corinne Zimmermann, sage-femme BSc, travaille actuellement
à l’Hôpital universitaire de Bâle
[email protected]
Durée idéalement 40 minutes par séance
Intensité 12 à 14 sur l’échelle de Borg. En Allemagne,
la société du diabète et l’association des gynécologuesobstétriciens conseillent une intensité modérée [ 17 ].
Les femmes doivent aussi d’y sentir bien. Une intensité
trop forte ne conduit qu’à une compliance réduite [ 20 ].
Rester active malgré…
… une mauvaise météo: utiliser les possibilités à
l’intérieur, réserver des temps d’entraînement fixés
à l’avance.
… un manque de temps: bouger à domicile aussi, combiner avec les travaux ménagers, intégrer le mouvement
dans le quotidien (voir: Conseils au quotidien), plani-
Résumé élaboré par Josianne Bodart Senn
à partir de l’article en allemand,
publié dans ce numéro, pages 12 à 15.
Les chiffres entre parenthèses renvoient
à la bibliographie que vous trouverez sur
notre site www.hebamme.ch › Aktuell
* «Bewegte Schwangerschaft» – Sportprogramme zur
wirksamen Therapie und Prävention von Gestationsdiabetes
(2013, Berner Fachhochschule, 76 p., en allemand seulement).
Téléchargement possible sur: www.gesundheit.bfh.ch ›
Hebamme › Publikationen
12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
35
Infos sur la recherche
Obésité maternelle et premier accouchement:
une étude de cas pour des soins ciblés adaptés aux réalités
d’aujourd’hui
Maternal obesity and the first birth: a case for targeted contemporary maternity care
Salvin VJ, Fenwick J & Gamble J (2014). International Journal of Childbirth, 4(2), 120–129(10). http://dx.doi.org/10.1891/2156-5287.4.2.120
Résumé en allemand, dans ce numéro, p. 18
Contexte
En comparaison avec les femmes d’un poids normal, l’obésité
chez les femmes en âge de procréer est associée à des issues de
grossesse et d’accouchement de moindre qualité, plus particulièrement à des césariennes. Ce taux plus élevé de césariennes
peut refléter le genre de prise en charge et les issues qui entourent le premier accouchement.
Objectifs
Décrire les issues de l’accouchement des femmes enceintes
présentant une obésité extrême (body mass index [BMI] de 40
ou plus) et vivant leur première mise au monde.
Méthodologie
Un audit clinique a été utilisé pour passer en revue de manière
systématique les issues des soins et de l’accouchement de
toutes les femmes enceintes présentant une obésité extrême et
vivant leur première mise au monde au même endroit pendant
une période de deux ans (2009-2010). Cinquante participantes
ont accouché durant cette étude. Les données ont été collectées
dans les dossiers de décharge venant des services de la maternité, en incluant des variables telles que le modèle de soins, le
nombre de rendez-vous ainsi que les issues obstétricales et néonatales. Des statistiques descriptives ont été utilisées pour décrire et synthétiser les données. Des statistiques déductives ont
servi à esquisser des conclusions sur la population.
(24,2 %). Et ceci bien que 64 % d’entre elles avaient connu une
grossesse tout à fait normale, exempte de toute complication.
Pour les femmes ayant planifié leur accouchement, des taux
élevés d’interventions sont constatés, y compris des provocations, des augmentations pour travail lent, des péridurales,
des cardiotocographies en continu. Les césariennes étaient le
plus souvent justifiées par une «absence de progression» ou un
«échec de déclenchement».
Conclusion
L’audit clinique a servi à recueillir des informations qui suggèrent que les soins courants en obstétrique ne rencontrent
pas les besoins des femmes présentant une obésité extrême et
vivant leur premier accouchement.
Implications pour la pratique
Le développement de soins anténataux ciblés efficaces qui a
été conçu pour répondre aux besoins des femmes présentant
une obésité extrême est recommandé comme stratégie pour
appréhender leur accouchement comme normal.
Traduction: Josianne Bodart Senn,
rédactrice Sage-femme.ch
Résultats
Les femmes obèses entrent rarement en contact avec une sagefemme, sauf lors de la prise de rendez-vous orientant vers un
modèle standard de soins prodigués par de nombreux fournisseurs, le plus souvent par une équipe médicale inexpérimentée.
Plus de la moitié des femmes obèses ont subi une césarienne
(56 %), soit 2,3 fois plus souvent que les primipares de poids normal qui ont accouché au même endroit durant la même période
Impressum
Herausgeberin | Editeur Schweizerischer Hebammenverband (SHV) Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des SHV wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion | Fédération suisse des sages-femmes (FSSF) Les articles signés ne reflètent pas forcément l’opinion de la FSSF. Toute reproduction est soumise à autorisation de la rédaction. Redaktion | Rédaction Verantwortlicher Redaktor: Wolfgang Wettstein, Geschäftsstelle SHV, Rosenweg 25 C, Postfach, CH-3000 Bern 23, T +41 (0)31 331 35 20, [email protected] Rédaction de langue française Josianne Bodart Senn, Chemin du Bochet 4a, CH-1196 Gland, T +41 (0)22 364 24 66, N +41 (0)79 755 45 38, [email protected] Redaktioneller
Beirat | Conseil rédactionnel Bénédicte Michoud Bertinotti (bmi), Martina Gisin (mg), Inge Loos (il), Ursula Lüscher (ul), Viviane Luisier (vl) Foto Titelseite | Photo couverture Pia Zanetti,
www.fotozanetti.com Layout | Graphisme www.atelierrichner.ch Jahresabonnement | Abonnement annuel Nichtmitglieder CHF 109.–, inkl. 2,5% MWST, Ausland CHF 140.–, Einzelnummer
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Hebamme.ch • Sage-femme.ch 12 2014
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Mon bébé fait ses nuits
en 9 semaines !
Naturheilpraktiker/in:
Ein Beruf mit Perspektive
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2012, 224 p., CHF 26.90
ISBN 2-843192739
Shari Mezrah a «le goût de l’ordre, du temps et de la structure» … et cela se ressent! Dans son ouvrage «Mon bébé
fait ses nuits en 9 semaines!», cette Américaine mère de
deux enfants propose une nouvelle méthode «inédite» dont
le taux de succès est de … 100 %! Aucun échec donc pour cette
spécialiste du sommeil, qui n’a pourtant aucune formation
médicale mais «des opinions personnelles». Son livre propose
de réguler rapidement le sommeil des tout-petits grâce à
un seul outil: un chronomètre!
Programmer repas, siestes et réveils, introduire le biberon, ne
pas prendre l’enfant dans ses bras – en cas de pleurs – si tous
les besoins immédiats sont satisfaits, la nuit ne pas entrer
plus de deux fois dans la chambre du bébé, ce n’est rien d’autre
que contrôler l’organisme et les réactions de votre enfant qui
finalement n’a plus grand-chose d’humain.
Si certains conseils restent cohérents, d’autres sont clairement
inappropriés et inexacts, comme cette proposition d’introduire
des laits infantiles au soja, ou d’offrir aux infirmières du service
une grande boîte de gâteau afin qu’elle soutienne la femme
qui souhaite mettre en place son «programme»!
Les conseils et différentes phases du programme sont entrecoupés de témoignages de parents dont la vie a changé dès lors
qu’ils ont rencontré Shari Mazrah.
En outre, on y trouve des recommandations pour des marques
de lait en poudre et une préférence pour un laboratoire commercialisant des biberons. Malheureusement presqu’aucune
référence à des associations ou à des professionnels soutenant
l’allaitement maternel ou la parentalité.
La lecture de ce livre soulève donc un tout autre problème:
celui du lien parent-enfant. Est-il dénaturé? Qu’en est-il de
la sensibilité maternelle? Du lien d’attachement? De la découverte? De la proximité physique et du contact affectif?
Jusqu’où ira cette volonté de vouloir contrôler tout et tout
de suite? Shari Mezrah s’en vante: «un grand nombre de mes
patients me disent qu’ils pensaient que leur enfant s’endor­
mirait à dix-neuf heures pour se réveiller le lendemain matin» …
Mais, avant de coucher les enfants, peut-être faudrait-il commencer par réveiller les parents!
Clémentine Ottenat, sage-femme
Chavannes-le-Veyron
Erlebe die Faszination der Naturheilkunde und
lasse dich von den Möglichkeiten naturheil­
kundlicher Denkweisen und Therapiemethoden
begeistern. Lerne den Menschen auf verschie­
denen Ebenen zu untersuchen und zu behandeln.
Verstehe, was es bedeutet, ein gesamthaftes
und individuelles Therapiekonzept zu erstellen.
Nur durch eine fundierte Ausbildung kann eine
optimale Betreuung und Behandlung der zukün­
ftigen Patienten garantiert werden. Ziel der Body­
feet AG ist es, die Absolventinnen und Absolventen
der Ausbildung möglichst gut auf diese Aufgabe
vorzubereiten. Bei der Bodyfeet AG erhält jeder die
Chance, sich neu zu orientieren und sich im Bereich
der Naturheilkunde auszubilden. Ein Beruf, in wel­
chem der Mensch im Vordergrund steht, während
und nach der Ausbildung.
Das vierjährige, berufsbegleitende Studium um­
fasst eine fundierte Ausbildung in den Fächern
Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie, natur­heil­
kundliche Diagnose und Therapiemöglichkeiten
sowie von diversen manuellen Therapieformen.
Die Absolventen erhalten bis zum Abschluss des
Studiums ein solides Basiswissen, um ein ganzheit­
liches Therapiekonzept für ihre Patienten erstellen
zu können und den Anforderungen des Praxis­
alltages gerecht zu werden.
Das Studium ist anspruchsvoll, zeitaufwändig und
bedeutet eine nicht unerhebliche Veränderung im
Leben der zukünftigen Lernenden. Der Entscheid
für die Ausbildung sollte wohl überlegt und klar
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Das Spital Einsiedeln ist als Akutspital der Region in den Fachdisziplinen innere Medizin, allgemeine Chirurgie, Anästhesie und
Schmerztherapie tätig. Im Belegarztsystem werden die Fachdisziplinen Orthopädie, Traumatologie, ORL, Gynäkologie, Geburtshilfe
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Zusatzfunktion als Stv. Leitende Hebamme möglich
Ihre Aufgaben beinhalten:
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Zu den Zusatzaufgaben als Stv. Leitende Hebamme gehören:
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zwischen der Geburts- und Wochenbett-/Gynäkologieabteilung
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Hebamme, Frau Sabrina Zehnder (Tel: +41 55 418 53 10)*.
Ihre Unterlagen senden Sie bitte an:
Spital Einsiedeln, Personaldienst, Postfach 462, 8840 Einsiedeln
oder per E-Mail: mailto:[email protected]
Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!
Spitalregion Rheintal - Stationsleiterin 1-2 - 11-14 11.11.14 11:01 Seite 1
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12 2014 Hebamme.ch • Sage-femme.ch
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Spitalregion Rheintal - Hebamme 1-2 - 11-14 11.11.14 10:49 Seite 1
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