FUNKTIONALE SICHERHEIT – SIL Elektrische Stellantriebe für sicherheitsbezogene Systeme bis SIL 3 AUMA ist ein weltweit führender Hersteller von elektrischen Stellantrieben für die Automatisierung von Industrie armaturen. Stellantriebe von AUMA bewähren sich auf der ganzen Welt überall dort, wo Flüssigkeits- oder Gasströme, Pulver oder Granulate reguliert und gesteuert werden: in der Wasserverund -entsorgung, in Kraftwerken, Rohrleitungsnetzen, Raffinerien ebenso wie in industriellen Anlagen jeder Art. DIE SPEZIALISTEN FÜR ELEKTRISCHE STELLANTRIEBE Seit der Unternehmensgründung 1964 konzentrieren wir uns auf die Entwicklung, die Herstellung, den Vertrieb und den Service von elektrischen Stellantrieben. Unsere Produkte haben sich bei unseren Kunden weltweit einen Namen gemacht für Langlebigkeit, Zuverlässigkeit und Präzision. Als mittelständisches Privatunternehmen hat sich AUMA zu einem erfolgreichen Global Player mit weltweit mehr als 2 400 Mitarbeitern entwickelt. Unser weltumspannendes Vertriebs- und Servicenetzwerk bietet Ihnen kompetente Ansprechpartner in über 70 Ländern. 2 AUMA AUTOMATISIERT ARMATUREN FUNKTIONALE SICHERHEIT INHALT AUMA bietet eine breite Palette an elektrischen Stellantrieben, die für sicherheitsbezogene Systeme bis SIL 3 zugelassen sind. Unsere Produkte tragen weltweit zum sicheren Betrieb technischer Anlagen bei. International anerkannte Prüfinstitute haben Sicherheitskennzahlen und SIL-Fähigkeit für unsere Produkte ermittelt. AUMA automatisiert Armaturen Risikoreduzierung durch Funktionale Sicherheit Die Normen IEC 61508 und IEC 61511 Wie wird funktionale Sicherheit erreicht? Was ist eine Sicherheitsfunktion? Was ist ein sicherheitstechnisches System? Die wichtigsten Sicherheitskennzahlen Ermittlung der SIL-Fähigkeit Verbesserung der SIL-Fähigkeit AUMA Produkte mit SIL-Klassifizierung Integrierte Steuerung AC .2 in Ausführung SIL Funktionen des SIL-Moduls Ermittlung der Sicherheitskennzahlen für AUMA Produkte Sicherheitskennzahlen für ausgewählte AUMA Produkte Weiterführende Informationen AUMA Produkte mit SIL-Klassifizierung – Übersicht Index In dieser Broschüre finden Sie neben detaillierten Informationen über die SIL-Fähigkeit der AUMA Produkte auch eine grundlegende Einführung in das Thema funktionale Sicherheit und SIL. 2015.06.03 Weitere Informationen wie Zertifikate, Prüfberichte, Sicherheitskennzahlen oder unsere umfangreichen Handbücher „Funktionale Sicherheit – SIL“ können Sie bei uns anfordern oder von unserer Website www.auma.com herunterladen. 3 4 6 7 8 9 10 12 13 14 16 18 20 24 25 26 27 3 Fragen zur Sicherheit von modernen Industrieanlagen gewinnen immer mehr an Bedeutung, insbesondere bei Anlagen mit hohem Gefahrenpotenzial im Öl- und Gas-Bereich, in der chemischen Industrie oder in Kraftwerken. Zur Überwachung von Prozessen, von denen eine Gefahr für Mensch und Umwelt ausgeht, werden heute zunehmend moderne Sicherheitssysteme eingesetzt, die bei einem Störfall eingreifen. Solche Systeme schalten zum Beispiel im Notfall eine Anlage ab, stoppen die Zufuhr gefährlicher Stoffe, sorgen für Kühlung oder öffnen Überdruckventile. Um die Gefahren, die von einer Anlage ausgehen, zu reduzieren, müssen diese Systeme ihre Sicherheitsfunktion im Notfall zuverlässig ausführen und dürfen nicht ausfallen. Wie aber können Anlagenbetreiber und Gerätehersteller sicherstellen, dass die eingesetzten Systeme „sicher“ arbeiten und die nötigen Anforderungen erfüllen? Wie können Ausfallrisiken beurteilt werden? Hier geben die Normen zur funktionalen Sicherheit IEC 61508 und IEC 61511 eine Antwort. Sie beschreiben erstmals Methoden, um die Ausfallrisiken von modernen, oft softwaregesteuerten Systemen zu beurteilen und Maßnahmen zur Risikoreduzierung zu bestimmen. WAS IST FUNKTIONALE SICHERHEIT? Funktionale Sicherheit nach der IEC 61508 bezieht sich auf Systeme, die Sicherheitsfunktionen ausführen und deren Ausfall ein erhebliches Risiko für Mensch und Umwelt darstellt. Um funktionale Sicherheit zu erreichen, muss eine Sicherheitsfunktion bei einem Störfall dafür sorgen, dass eine technische Anlage in einen sicheren Zustand geführt wird oder in einem sicheren Zustand bleibt. Es geht also nicht um die grundsätzlichen Gefahren eines Produkts oder einer Anlage, wie zum Beispiel rotierende Teile, sondern um die Gefahren, die auf Grund eines Ausfalls einer Sicherheitsfunktion von einer Anlage ausgehen können. Ziel der funktionalen Sicherheit ist es, die Wahrscheinlichkeit gefährlicher Ausfälle und damit auch die Risiken für Mensch und Umwelt auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Insgesamt leistet die funktionale Sicherheit – gemeinsam mit weiteren Maßnahmen, wie zum Beispiel dem Brandschutz, der elektrischen Sicherheit oder dem Explosionsschutz – einen wichtigen Beitrag zur Gesamtsicherheit einer Anlage. RISIKOREDUZIERUNG DURCH FUNKTIONALE SICHERHEIT 4 WAS IST SIL? WELCHE ROLLE SPIELT AUMA? SIL ist ein Begriff, der mit der funktionalen Sicherheit in enger Verbindung steht. SIL steht für Sicherheits-Integritätslevel (engl. Safety Integrity Level) und ist eine Maßeinheit für die Risikoreduzierung bei Sicherheitsfunktionen. AUMA Produkte werden als Komponenten in Systemen eingesetzt, die Sicherheitsfunktionen ausführen. Daher haben wir – in Zusammenarbeit mit unabhängigen Prüfinstituten wie TÜV und exida – untersucht, für welchen SIL unsere Stellantriebe, Steuerungen und Getriebe geeignet sind. Je größer die Gefahren sind, die von einem Prozess oder einer Anlage ausgehen, desto höher sind die Anforderungen an die Zuverlässigkeit der Sicherheitsfunktionen. Anhand der dabei ermittelten Sicherheitskennzahlen können Anlagenplaner die passenden Geräte für die jeweiligen Sicherheitsanforderungen auswählen. Die IEC 61508 definiert vier verschiedene Sicherheitsanforderungsstufen, SIL 1 bis SIL 4. SIL 4 stellt dabei die höchsten Anforderungen an die Sicherheit, SIL 1 die niedrigsten. Für jeden dieser Level sind spezifische Ausfallwahrscheinlichkeiten definiert, die eine Sicherheitsfunktion nicht überschreiten darf. Welcher SIL erforderlich ist, kann anhand einer Risikobeurteilung ermittelt werden. 5 DIE NORMEN IEC 61508 UND IEC 61511 DIE URSPRÜNGE IEC 61511 Es waren Industrieunfälle mit verheerenden Folgen, wie der Dioxin-Unfall von Seveso 1976 oder das Unglück im indischen Bhopal 1984, die weltweit Normungsprozesse zur Sicherheit von technischen Anlagen in Gang setzten. Diese Norm beinhaltet die anwendungsspezifische Umsetzung der IEC 61508 speziell für die Prozessindustrie. Sie definiert die Anforderungen an sicherheitsbezogene Systeme, die in prozesstechnischen Anlagen zur Risikominderung eingesetzt werden. So entstand zum Beispiel auf EU-Ebene zunächst die Seveso I- und später die Seveso II-Richtlinie 96/82/EG zur Beherrschung der Gefahren bei Unfällen mit gefährlichen Stoffen. Mit diesen Richtlinien wurde der Schutz von Mensch, Umwelt und Sachwerten als oberstes Ziel festgeschrieben. Zudem wurden konkrete Vorgaben für Anlagen mit hohem Gefahrenpotenzial erlassen. Sie richtet sich in erster Linie an Anlagenplaner und Anlagenbetreiber. Um diese Richtlinien umzusetzen, entstanden in der Folge zunächst nationale Normen zur funktionalen Sicherheit. Seit 1998 steht mit der IEC 61508 hier erstmals eine international gültige Norm zur Verfügung. Die DIN EN 61508 ist die entsprechende seit 2002 in Deutschland geltende Norm. GELTUNGSBEREICH DER NORMEN Die Normen IEC 61508 und 61511 sind in der Europäischen Union bisher nicht verpflichtend, da sie nicht unter einer EU-Richtlinie harmonisiert sind. Dennoch ist ihre Einhaltung für Anlagenbetreiber und Gerätehersteller vorteilhaft: IEC 61508 > Bei Anlagen und Systemen, von denen Gefahren für Mensch und Umwelt ausgehen, wird die Methodik der funktionalen Sicherheit heutzutage als „Stand der Technik“ angesehen und daher gefordert. Die IEC 61508 ist die weltweit gültige Norm zur funktionalen Sicherheit von elektrischen, elektronischen oder programmierbar elektronischen Systemen (E/E/PES), die Sicherheitsfunktionen ausführen. Die Normanforderungen werden – wo zutreffend – auch auf andere, zum Beispiel mechanische Komponenten übertragen. > Die Normen können zur Erfüllung grundlegender Anforderungen aus EU-Richtlinien verwendet werden, wenn aus einer harmonisierten Europäischen Norm auf sie verwiesen wird oder wenn keine harmonisierte Norm für den Anwendungsbereich besteht. Die Norm richtet sich sowohl an Anlagenplaner und Anlagenbetreiber als auch an Gerätehersteller. > Die Einhaltung der Normen IEC 61508 und 61511 wird unter anderem von Behörden und Versicherungen zunehmend als Nachweis für eine Risikoanalyse mit ausreichender Reduzierung des Risikos gefordert. Sie dient als anwendungsunabhängige Basisnorm und wird ergänzt durch weitere, anwendungsspezifische Normen, zum Beispiel die IEC 61511 für die Prozessindustrie. Konzept der Risikominderung Ziel ist es, die Risiken von Prozessen und Anlagen durch den Einsatz von sicherheitsbezogenen Systemen zu reduzieren. Die Norm geht grundsätzlich davon aus, dass es nicht möglich ist, jegliche Risiken auszuschließen. Sie bietet jedoch Methoden zur Risikoanalyse, zur Risikominderung und zur Quantifizierung des Restrisikos. Anforderungen an sicherheitsbezogene Systeme Die Norm beschreibt die Anforderungen an sicherheitsbezogene Systeme bzw. an die Sicherheitsfunktionen und definiert SicherheitsIntegritätslevel (SIL). Daraus werden entsprechende SIL-Anforderungen an die eingesetzten Systemkomponenten abgeleitet. Berücksichtigung des Lebenszyklus Um die Ausfallrisiken zu minimieren, wird der gesamte Sicherheitslebenszyklus der Komponenten berücksichtigt, von der Spezifikation über die Realisierung bis hin zur Außerbetriebsetzung. 6 > Anlagenbetreiber und Gerätehersteller haben bei Produkten mit SIL-Zulassung die Gewissheit, dass die Produkte nach internationalen Standards beurteilt wurden und den ermittelten Sicherheits-Integritätslevel erreichen. WIE WIRD FUNKTIONALE SICHERHEIT ERREICHT? SICHERHEITSTECHNISCHE BEURTEILUNG Um funktionale Sicherheit zu erreichen, müssen zunächst einmal die Risiken analysiert werden, die von einer Anlage oder einem Prozess ausgehen. Hier bieten die Normen IEC 61508 und 61511 eine anerkannte Methode zur Risikobeurteilung. Durch eine differenzierte sicherheitstechnische Beurteilung werden diejenigen Prozesse identifiziert, von denen tatsächlich eine Gefahr ausgeht. So können Maßnahmen zur Risikoreduzierung gezielt dort eingesetzt werden, wo sie wirklich nötig sind. Welche Prozesse sind gefährlich? Zunächst wird untersucht, von welchen Prozessen einer Anlage Gefahren für Mensch und Umwelt ausgehen, wenn sie außer Kontrolle geraten. Festlegung der SIL Anforderungen Für jeden der gefahrbringenden Prozesse wird dann untersucht, wie groß Gefahr und Schadensausmaß infolge einer Fehlfunktion sein können. Gefahrenpotential C F Zur Beurteilung kann ein Risikograph wie unten dargestellt zu Hilfe genommen werden. Je nach Größe der Gefahr und Eintrittswahrscheinlichkeit wird festgelegt, ob ein Prozess durch eine Sicherheitsfunktion abgesichert werden muss und welchen Sicherheits-Integritätslevel (SIL) diese Sicherheitsfunktion erreichen muss. Auswahl geeigneter Komponenten Entsprechend des erforderlichen SIL werden die Komponenten zur Realisierung der Sicherheitsfunktion ausgewählt. Um dies zu vereinfachen, lassen Gerätehersteller wie AUMA ihre Produkte auf ihre Eignung für die verschiedenen Sicherheits-Integritätslevel prüfen. Überprüfung der SIL Anforderungen Anhand von Sicherheitskennzahlen der eingesetzten Geräte wird für jede Sicherheitsfunktion überprüft, ob sie den geforderten SIL erreicht. Ist dies nicht der Fall, müssen zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden. Eintrittswahrscheinlichkeit P W3 W2 W1 - - - P1 SIL 1 - - Risikograph für eine sicherheitstechnische Beurteilung nach IEC 61508/61511 P2 SIL 1 SIL 1 - A Ausgangspunkt für die Abschätzung der Risikominderung C C1 C2 C3 C4 Schadensausmaß Leichte Verletzung einer Person oder kleinere schädliche Umwelteinfl üsse Schwere irreversible Verletzungen oder Tod einer Person Tod mehrerer Personen Tod sehr vieler Personen F F1 F2 Gefahrenabwendung Möglich unter bestimmten Bedingungen Kaum möglich P P1 P2 Aufenthaltsdauer einer Person im gefährdeten Bereich Selten bis häufi g Häufi g bis dauernd W W3 W2 W1 Eintrittswahrscheinlichkeit Relativ Hoch Gering Sehr gering C1 F1 C2 A P1 SIL 2 SIL 1 SIL 1 P2 SIL 3 SIL 2 SIL 1 F1 SIL 3 SIL 3 SIL 2 F2 SIL 4 SIL 3 SIL 3 - SIL 4 SIL 3 F2 C3 C4 SIL Geforderter Sicherheitsintegritätslevel SIL 1 niedrigste Sicherheitsanforderung bis SIL 4 höchste Sicherheitsanforderung 7 WAS IST EINE SICHERHEITSFUNKTION? Sicherheitsfunktionen sind Schutzmaßnahmen, die nur im Störfall aktiviert werden und dann verhindern, dass Personen, Umwelt und Sachwerte zu Schaden kommen. Funktionale Sicherheit wird erreicht, wenn Sicherheitsfunktionen in einer solchen Situation zuverlässig arbeiten. SICHERES ÖFFNEN AM BEISPIEL EINES ÜBERDRUCKVENTILS Typische Sicherheitsfunktionen sind zum Beispiel eine automatische Notabschaltung eines Prozesses oder die Drucküberwachung und -begrenzung eines Kessels. Ein Sensor überprüft kontinuierlich den Druck im Kessel. Wenn der Druck im System unzulässig groß wird, geht die Sicherheits-SPS von einem Fehler im System aus und gibt dem Antrieb das Signal zu öffnen, um den Kessel sicher zu entlasten. Bei einem überdruckgefährdeten Kessel ist als Sicherheitsfunktion das Öffnen eines Überdruckventils vorgesehen. Im Armaturenbereich sind in erster Linie die folgenden Sicherheitsfunktionen von Bedeutung: SICHERER STOPP AM BEISPIEL EINER SCHLEUSE > Sicheres ÖFFNEN/Sicheres SCHLIESSEN (engl. Emergency Shutdown, ESD) > Sicherer Stillstand/STOPP > Sichere Endlagenrückmeldung Befindet sich ein Schiff zwischen den geöffneten Schleusentoren, kann mit der Sicherheitsfunktion Sicherer STOPP das Schließen der Schleuse zuverlässig angehalten werden. Die Sicherheitsfunktion Sicherer STOPP kann auch als Verriegelungsfunktion verwendet werden. In dem Fall kann die Schleuse nur geschlossen werden, wenn das Signal „Sicherer STOPP“ nicht anliegt. 8 2 1 1 3 WAS IST EIN SICHERHEITSTECHNISCHES SYSTEM? Eine Sicherheitsfunktion wird durch die Komponenten eines sogenannten sicherheitstechnischen Systems (engl. Safety Instrumented System, SIS) realisiert. Ein solches System besteht ganz allgemein aus den Bestandteilen Sensor, übergeordnete SicherheitsSteuerung und Aktor. Im Armaturenbereich besteht der Aktor aus den Komponenten Stellantrieb und Armatur. Komponenten eines typischen sicherheitstechnischen Systems 1 2 3 Sensor Sicherheits-Steuerung Aktor, bestehend aus Stellantrieb und Armatur Bei der Beurteilung, ob eine Sicherheitsfunktion den geforderten SIL erreicht, müssen die Sicherheitskennzahlen aller Einzelkomponenten des sicherheitstechnischen Systems berücksichtigt werden (siehe auch Seite 12). 9 DIE WICHTIGSTEN SICHERHEITSKENNZAHLEN Bei der Gefahrenbeurteilung eines Prozesses wird für jede Sicherheitsfunktion bestimmt, welchen SIL sie erfüllen muss. Danach werden dann geeignete Geräte zur Realisierung der Sicherheitsfunktion ausgewählt. Um die SIL-Fähigkeit eines Gerätes ermitteln zu können, verwenden die Normen IEC 61508 und 61511 die Methoden der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Die wichtigsten Sicherheitskennzahlen werden im Folgenden erläutert. MITTLERE AUSFALLWAHRSCHEINLICHKEIT (PFD-WERT) Der PFDavg Wert (Average Probability of Dangerous Failure on Demand) beschreibt die mittlere Wahrscheinlichkeit, dass die Sicherheitsfunktion bei Anforderung nicht ausgeführt werden kann. In der IEC 61508 ist für jeden der vier Sicherheits-Integritätslevel ein zulässiger Bereich für die Ausfallwahrscheinlichkeit festgelegt. SIL 1 stellt die niedrigste Sicherheitsstufe dar, SIL 4 die höchste. Je höher die Sicherheitsstufe, desto geringer darf die Wahrscheinlichkeit sein, dass die Sicherheitsfunktion bei Anforderung ausfällt. Nicht nur die Größe des Risikos im Störfall spielt eine Rolle für die Sicherheit eines Systems. Entscheidend ist auch die Häufigkeit, mit der ein Störfall erwartet und somit die entsprechende Sicherheitsfunktion angefordert wird. Die IEC 61508 unterscheidet dazu die Betriebsarten Low Demand und High Demand (oder Continuous) Mode. Low Demand Mode Betriebsart mit niedriger Anforderungshäufi gkeit, bei der die Sicherheitsfunktion nicht häufiger als einmal pro Jahr angefordert wird. Dies trifft typischerweise auf Sicherheitsfunktionen für die Prozessindustrie zu, die Stellantriebe einsetzen. Betrachtet wird hierbei nur die Sicherheitsfunktion. Ein Antrieb, der sowohl für eine Sicherheitsfunktion als auch zum „normalen“ Öffnen und Schließen eingesetzt wird, darf im Normalbetrieb durchaus häufi ger eine Armatur öffnen und schließen. Ein Störfall in der Anlage, der das sichere Schließen der Armatur erfordert, darf jedoch nicht öfter als einmal pro Jahr erwartet werden. High Demand Mode (oder Continuous Mode) Betriebsart mit hoher bzw. kontinuierlicher Anforderungsrate, bei der die Sicherheitsfunktion entweder kontinuierlich arbeitet oder häufi ger als einmal pro Jahr angefordert wird. Bei dieser Betriebsart wird als Maß für die Sicherheit die Ausfallwahrscheinlichkeit pro Stunde berechnet und als PFH-Wert angegeben (Probability of Failure per Hour). 10 Erlaubte PFD-Werte für Low Demand Mode SicherheitsIntegritäts- Erlaubter PFDavg Wert (Low Demand) level SIL 1 ≥ 10-2 bis < 10-1 SIL 2 ≥ 10-3 bis < 10-2 SIL 3 ≥ 10-4 bis < 10-3 SIL 4 ≥ 10-5 bis < 10-4 Theoretisch zulässige Ausfälle bei Anforderung der Sicherheitsfunktion Ein gefährlicher Ausfall in 10 Jahren zulässig Ein gefährlicher Ausfall in 100 Jahren zulässig Ein gefährlicher Ausfall in 1 000 Jahren zulässig Ein gefährlicher Ausfall in 10 000 Jahren zulässig Die PFD-Werte werden zunächst für jede Komponente eines sicherheitstechnischen Systems einzeln berechnet. Ein Sicherheits-Integritätslevel beschreibt jedoch eine Eigenschaft einer gesamten Sicherheitsfunktion und nicht die einer Einzelkomponente. Daher muss aus den PFD-Werten der Einzelkomponenten der Gesamt-PFD-Wert für die Sicherheitsfunktion berechnet werden. AUSFALLRATEN GERÄTETYP Für die Sicherheit eines Systems ist die Analyse möglicher Fehlerquellen von entscheidender Bedeutung. Die IEC 61508 unterscheidet zwischen einfachen und komplexen Geräten. Bei der Betrachtung der Ausfallraten wird unterschieden, welche Fehler gefährlich und welche ungefährlich sind, also keinen Einfluss auf das korrekte Ausführen der Sicherheitsfunktion haben. Zudem wird untersucht, ob Fehler diagnostiziert werden können. Einfache Geräte – Typ A Typ A Geräte sind „einfache“ Geräte, bei denen das Ausfallverhalten der Bauteile vollständig bekannt ist. Sie enthalten z.B. Relais, Widerstände und Transistoren, jedoch keine komplexen elektronischen Bauelemente wie z.B. Mikrocontroller. ANTEIL SICHERER FEHLER (SFF) Komplexe Geräte – Typ B Typ B Geräte sind „komplexe“ Geräte, die elektronische Bauelemente wie Mikrocontroller, Mikroprozessoren und ASICs enthalten. Bei diesen Bauelementen und insbesondere bei softwaregesteuerten Funktionen ist es schwierig, alle Fehler vollständig zu bestimmen. Der SFF-Wert (Safe Failure Fraction) beschreibt den prozentualen Anteil ungefährlicher und erkannter gefahrbringender Ausfälle an der Gesamtfehlerzahl. Fehler sind ungefährlich, wenn sie das System nicht in einen gefährlichen Zustand versetzen können. Je höher dieser Wert ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit eines gefährlichen Systemausfalls. Ein Wert von beispielsweise 62 % bedeutet, dass 62 von 100 Fehlern keine Auswirkung auf die sichere Funktion des Systems haben. Je komplexer die Geräte desto höher die Anforderungen Wie aus den folgenden beiden Tabellen ersichtlich wird, gelten für Typ B Geräte deutlich höhere Anforderungen als für Typ A Geräte. SFF und HFT für Typ A Geräte HFT (Hardwarefehlertoleranz) HARDWAREFEHLERTOLERANZ (HFT) Die HFT (Hardware Fault Tolerance) ist die Fähigkeit einer Funktionseinheit, eine geforderte Sicherheitsfunktion bei Bestehen von Fehlern oder Abweichungen weiter auszuführen. SFF (Anteil Sicherer Fehler) < 60 % 60 % bis < 90 % 90 % bis < 99 % ≥ 99 % 0 SIL 1 SIL 2 SIL 3 SIL 3 1 SIL 2 SIL 3 SIL 4 SIL 4 2 SIL 3 SIL 4 SIL 4 SIL 4 SFF und HFT für Typ B Geräte Eine Hardwarefehlertoleranz von N bedeutet, dass N + 1 Fehler zu einem Ausfall der Sicherheitsfunktion führen können. Ist die Hardwarefehlertoleranz zum Beispiel Null, kann bereits ein Fehler zu einem Ausfall der Sicherheitsfunktion führen. Die HFT lässt sich in der Regel durch einen redundanten Systemaufbau erhöhen (siehe auch Seite 13). HFT (Hardwarefehlertoleranz) SFF (Anteil Sicherer Fehler) 0 < 60 % nicht erlaubt 1 SIL 1 2 SIL 2 60 % bis < 90 % 90 % bis < 99 % ≥ 99 % SIL 2 SIL 3 SIL 4 SIL 3 SIL 4 SIL 4 SIL 1 SIL 2 SIL 3 MITTLERE BETRIEBSDAUER ZWISCHEN AUSFÄLLEN (MTBF) Die mittlere Betriebsdauer zwischen Ausfällen (Mean Time Between Failures) in Jahren beschreibt die theoretische Betriebszeit zwischen zwei aufeinander folgenden Ausfällen und ist ein Maß für die Zuverlässigkeit. Sie ist nicht mit der Lebensdauer oder der Gebrauchsdauer eines Systems zu verwechseln. 11 Entscheidend für die Sicherheit einer Sicherheitsfunktion ist immer die SIL-Fähigkkeit des gesamten sicherheitstechnischen Systems und nicht die einer einzelnen Komponente. Deshalb reicht es nicht aus, nur die PFD-Werte für die einzelnen Komponenten zu betrachten. SIL-FÄHIGKEIT EINER SICHERHEITSFUNKTION Zur Ermittlung der SIL-Fähigkeit einer Sicherheitsfunktion müssen im einfachsten Fall die PFD-Werte der einzelnen Komponenten addiert werden. Der so berechnete Gesamt-PFD-Wert der Sicherheitsfunktion wird dann mit der erlaubten Gesamtausfallwahrscheinlichkeit für den geforderten SIL verglichen. So zeigt die unten stehende Abbildung, dass zum Beispiel die ausschließliche Verwendung von SIL 2-fähigen Komponenten noch keine Garantie dafür ist, dass die Sicherheitsfunktion als Ganzes ebenfalls SIL 2 erfüllt. SIL 2 ist nur dann gegeben, wenn der PFD-Wert für alle Komponenten zusammen innerhalb des für SIL 2 erlaubten Bereiches liegt. ERMITTLUNG DER SIL-FÄHIGKEIT Berechnung des Gesamt-PFD-Wertes einer Sicherheitsfunktion PFD-Wert Sensor PFD = 3,63 x 10 -3 SIL 2 12 + PFD-Wert Sicherheits-SPS PFD = 1,84 x 10 -3 SIL 2 + PFD-Wert Antrieb PFD = 2,28 x 10 -3 SIL 2 + PFD-Wert Armatur PFD = 2,92 x 10 -3 SIL 2 = Gesamt-PFD-Wert Sicherheitsfunktion PFD = 1,07 x 10 -2 SIL 1 Zeigen die Berechnungen, dass mit den ausgewählten Hardwarekomponenten der geforderte SIL nicht erreicht wird, lässt sich die SIL-Fähigkeit durch Maßnahmen wie zusätzliche Diagnose oder Redundanz verbessern. REDUNDANZ Auch mit einem redundanten Systemaufbau lässt sich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass eine Sicherheitsfunktion im Notfall ausgeführt werden kann. Dabei werden zwei oder mehr Geräte eines sicherheitstechnischen Systems redundant betrieben. PARTIAL VALVE STROKE TEST (PVST) Mit Hilfe des Partial Valve Stroke Tests wird in regelmäßigen Abständen die Funktion des Gerätes geprüft. Der Antrieb bzw. die Armatur fährt einen definierten Weg vor und wieder zurück. Damit wird geprüft, ob sich der Antrieb tatsächlich bewegt. Der PVST ist eine anerkannte Methode, die Verfügbarkeit von Einzelkomponenten einer Sicherheitsfunktion zu erhöhen. Durch die vorbeugende Diagnose lassen sich einige sicherheitsrelevante Fehler ausschließen; die Ausfallwahrscheinlichkeit nimmt ab. WIEDERHOLUNGSPRÜFUNG (PROOF TEST) Je nach Sicherheitsanforderung sind verschiedene MooN („M out of N“) Konfi gurationen sinnvoll. Bei einer 1oo2 („one out of two“) Konfi guration genügt zum Beispiel eines von zwei Geräten, um die Sicherheitsfunktion auszuführen. Bei einer 2oo3 („two out of three“) Konfiguration müssen zwei von drei Geräten korrekt arbeiten. Wie die konkrete Anordnung der Geräte aussieht, hängt auch von der geforderten Sicherheitsfunktion ab. Ein redundanter Systemaufbau kann die Hardwarefehlertoleranz und damit auch die SIL-Fähigkeit erhöhen. Für SIL 3 Anwendungen nach der IEC 61511 wird in der Regel ein redundanter Systemaufbau verwendet, zum Beispiel 1oo2. Hier handelt es sich um eine umfangreiche Systemüberprüfung. Wird das Intervall zwischen zwei Wiederholungsprüfungen von zum Beispiel zwei Jahren auf ein Jahr verkürzt, kann sich die SIL-Fähigkeit verbessern, da unerkannte Fehler schneller aufgedeckt werden können. VERBESSERUNG DER SIL-FÄHIGKEIT Redundantes System für Sicheres ÖFFNEN Redundantes System für Sicheres SCHLIESSEN 13 Für Anlagenplaner und Anlagenbetreiber ist es von zentraler Bedeutung, ausschließlich Komponenten einzusetzen, die die jeweiligen Sicherheitsanforderungen erfüllen. Um unsere Kunden bei der Auswahl zu unterstützen, hat AUMA die Sicherheitskennzahlen und die SIL-Fähigkeit der AUMA Stellantriebe, Steuerungen und Getriebe ermittelt. Eine Übersicht über alle bewerteten AUMA Produkte finden Sie auf Seite 26. Detaillierte Sicherheitskennzahlen für ausgewählte Antriebe finden Sie auf Seite 24. BEURTEILTE SICHERHEITSFUNKTIONEN Die Sicherheitskennzahlen und damit auch die SIL-Fähigkeit sind abhängig von der Sicherheitsfunktion, die das Gerät im Notfall ausführt, um die Anlage in einen sicheren Zustand zu bringen. Da Stellantriebe vor allem dem automatisierten Öffnen und Schließen von Armaturen dienen, bewegen sich auch die Sicherheitsfunktionen der AUMA Antriebe innerhalb dieses Bereichs. AUMA PRODUKTE MIT SIL-KLASSIFIZIERUNG STELLANTRIEBE SA UND SQ OHNE INTEGRIERTE STEUERUNG STELLANTRIEBE SA UND SQ MIT INTEGRIERTER STEUERUNG AC .2 IN AUSFÜHRUNG SIL Die Stellantriebe SA und SQ für sich genommen, ohne integrierte Steuerung, sind in den betrachteten Sicherheitsfunktionen SIL 2-fähig. SIL 3 lässt sich durch redundanten Systemaufbau erreichen. Dies gilt ebenso für die Versionen SAR und SQR für Regelbetrieb sowie SAEx und SQEx für explosionsgefährdete Bereiche. Bei den integrierten Steuerungen AC .2 und ACExC .2 in Ausführung SIL werden die Sicherheitsfunktionen über eine separate Platine ausgeführt. Bei diesen Ausführungen müssen die steuerungstechnischen Funktionen vom Kunden zur Verfügung gestellt werden. Die umfangreiche Funktionalität der AC .2 steht im Standardbetrieb weiterhin zur Verfügung. Stellantriebe mit dieser Steuerung sind SIL 2-fähig. SIL 3 lässt sich durch redundanten Systemaufbau erreichen. Ausführliche Informationen zur AC .2 in Ausführung SIL finden Sie auf den folgenden Seiten. 14 Sicheres ÖFFNEN/Sicheres SCHLIESSEN Hier fährt der Antrieb bei Anforderung der Sicherheitsfunktion in Richtung Endlage AUF oder Endlage ZU. Diese Sicherheitsfunktionen können auch mit einem Partial Valve Stroke Test (PVST) als zusätzliche Diagnosemaßnahme kombiniert werden. Sichere Endlagenrückmeldung Hier wird über die elektromechanische Steuereinheit eine sichere Meldung ausgegeben, sobald eine der Endlagen AUF oder ZU oder das Abschaltdrehmoment erreicht sind. Dies ist zwar keine Sicherheitsfunktion im Sinne der Norm, doch hat es sich in der Praxis als bedeutsam erwiesen, auch für diese Funktion Sicherheitskennzahlen zur Verfügung zu stellen. Sicherer Stillstand/Sicherer STOPP Der Motor des Antriebs wird bei Anforderung der Sicherheitsfunktion gestoppt. Ein unerwünschtes Anfahren des Motors wird verhindert. STELLANTRIEBE SA UND SQ MIT INTEGRIERTER STEUERUNG AC .2 IN STANDARDAUSFÜHRUNG Die Antriebe mit integrierter Steuerung AC .2 oder ACExC .2 in Standardausführung sind in den betrachteten Ausführungen durchgängig SIL 1-fähig. Bei der AC .2 können die Sicherheitsfunktionen Sicheres ÖFFNEN/Sicheres SCHLIESSEN (ESD) oder Sicherer STOPP konfi guriert werden. STELLANTRIEBE SA UND SQ MIT INTEGRIERTER STEUERUNG AM Die Stellantriebe mit integrierter Steuerung AM oder AMEx sind in den betrachteten Ausführungen durchgängig SIL 2-fähig. SIL 3 lässt sich durch redundanten Systemaufbau erreichen. GETRIEBE GK, GST, GS UND GF Für die AUMA Getriebe GK, GST, GS und GF wurden ebenfalls die Sicherheitskennzahlen bestimmt. Die betrachteten Getriebe sind durchgängig SIL 2-fähig. Die Sicherheitsfunktionen Sicheres ÖFFNEN/ Sicheres SCHLIESSEN können wahlweise über die Standard-Eingänge für Öffnen und Schließen realisiert werden oder über einen separaten NOT-Eingang. 15 Mit der integrierten Steuerung AC .2 in Ausführung SIL bietet AUMA eine moderne Steuerung für sicherheitsbezogene Systeme bis SIL 3. Sicherheitsfunktionen werden ausschließlich über das sichere SIL-Modul ausgeführt. Im Normalbetrieb steht der volle Funktionsumfang der AC .2 zur Verfügung. TÜV-ZULASSUNG FÜR SIL2/SIL3 ANWENDUNGEN Wer die integrierte Steuerung AC .2 kennt, schätzt ihre Vielfalt an Funktionen und Einstellmöglichkeiten. Mit ihren frei konfigurierbaren parallelen und Feldbusschnittstellen lässt sie sich problemlos in moderne Leitsysteme einbinden. Die AC .2 ist die ideale Steuerung für komplexe Steuer- und Regelfunktionen. Zusätzliche Diagnosefunktionen wie Betriebsdatenerfassung und Überwachung von Lebensdauerfaktoren erhöhen zudem Sicherheit und Verfügbarkeit des Antriebs. Dank des von AUMA entwickelten SIL-Moduls sind diese Funktionen auch für SIL 2- und SIL 3-Anwendungen nutzbar. Stellantriebe SA und SQ mit AC .2 in Ausführung SIL sind durch den TÜV Nord zertifiziert und für sicherheitsbezogene Systeme bis SIL 3 zugelassen. INTEGRIERTE STEUERUNG AC .2 IN AUSFÜHRUNG SIL Steuerung AC .2 in Ausführung SIL mit SIL-Modul 16 DAS SIL-MODUL VORRANG FÜR DIE SICHERHEITSFUNKTION Beim SIL-Modul handelt es sich um eine zusätzliche Platine, die für die Ausführung von Sicherheitsfunktionen zuständig ist. Diese Platine wird in den integrierten Steuerungen AC .2 und ACEx .2 eingesetzt. Ein Stellantrieb mit AC .2 in Ausführung SIL vereint zwei Funktionen in einem System. Zum einen können die Standardfunktionen der AC .2 für den „Normalbetrieb“ verwendet werden. Zum anderen werden über das integrierte SIL-Modul die Sicherheitsfunktionen ausgeführt. Kommt es zu einem Notfall und wird eine Sicherheitsfunktion angefordert, so wird die Standardlogik der AC .2 überbrückt und die Sicherheitsfunktion über das SIL-Modul ausgeführt. Auf dem SIL-Modul werden nur vergleichsweise einfache Bauelemente wie Transistoren, Widerstände und Kondensatoren eingesetzt, deren Ausfallarten vollständig bekannt sind. Deshalb gilt die AC .2 in Ausführung SIL als einfaches Typ A Gerät. Die ermittelten Sicherheitskennzahlen erlauben den Einsatz in SIL 2- und, in redundanter Ausführung (1oo2), in SIL 3-Anwendungen. Die Sicherheitsfunktionen haben dabei immer Vorrang vor dem Normalbetrieb. Dies wird dadurch gewährleistet, dass bei Anforderung einer Sicherheitsfunktion die Standardlogik der Steuerung durch eine Bypass-Schaltung umgangen wird. Wird ein Antrieb mit AC .2 in Ausführung SIL als reines Sicherheitssystem genutzt, kann die Ansteuerung über die Standard-SPS entfallen. Signale einer Standard-SPS/ Signale der Ortssteuerstelle Signale einer Sicherheits-SPS Normalbetrieb: Fahre AUF, Fahre ZU, HALT Sicherheitsfunktionen: Sicheres ÖFFNEN, Sicheres SCHLIESSEN, Sicherer STOPP Standardlogik AC .2 SIL-Modul Signalverarbeitung bei einem typischen System mit AC .2 in Ausführung SIL Leistungsteil für Motorsteuersignal (Schütz oder Thyristor) Antrieb Die AC .2 wird über zwei übergeordnete Steuerungen (SPS) angesteuert, eine Standard-SPS und eine Sicherheits-SPS, also eine SIL-zugelassene SPS. Der Normalbetrieb wird über die Befehle der Standard-SPS gesteuert und durch die Standardlogik der AC .2 verarbeitet. Bei einem Notfall wird der Normalbetrieb unterbrochen, und die Signale der Sicherheits-SPS steuern den Antrieb über das integrierte SIL-Modul. 17 FUNKTIONEN DES SIL-MODULS KONFIGURATIONSMÖGLICHKEITEN Die AC .2 in Ausführung SIL zeichnet sich durch eine Vielfalt an Konfigurationsmöglichkeiten aus. Im Werk wird bereits entsprechend der Kundenwünsche voreingestellt, welche Sicherheitsfunktion ausgeführt und wann eine Abschaltung der Fahrt erfolgen soll. Diese Einstellung erfolgt über DIP-Schalter auf dem SIL-Modul. Sicherheitsfunktionen Die folgenden Sicherheitsfunktionen können mit Hilfe der AC .2 in Ausführung SIL realisiert werden: > Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (Safe ESD, Emergency Shut Down) Der Stellantrieb fährt in die konfigurierte Richtung AUF bzw. ZU. Für zusätzliche Sicherheit ist der Signaleingang redundant ausgeführt. > Sicherer STOPP (Safe STOP) Bei dieser Sicherheitsfunktion wird ein Fahrbefehl der StandardSPS in Richtung AUF oder ZU nur dann ausgeführt, wenn ein zusätzliches Freigabesignal des SIL-Moduls anliegt. Falls das Freigabesignal fehlt, wird eine Fahrt in Richtung AUF bzw. ZU gestoppt oder erst gar nicht gestartet. > Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN kombiniert mit Sicherem STOPP In diesem Fall besitzt die Funktion Sicheres ÖFFNEN/Sicheres SCHLIESSEN die höhere Priorität. Zusätzlich ist über den Stellantrieb die sichere Endlagenrückmeldung möglich. 18 Abschaltkriterien Wie für den Normalbetrieb kann auch für die Sicherheitsfunktionen festgelegt werden, in welchen Fällen der Antrieb abschaltet. Während im Normalbetrieb die Abschaltkriterien den Schutz von Armatur und Antrieb gewährleisten, kann es im Anforderungsfall einer Sicherheitsfunktion jedoch vorrangig sein, die Armatur unbedingt zu öffnen bzw. zu schließen. Ein Schaden am Antrieb oder an der Armatur wird dann gegebenenfalls in Kauf genommen. Insgesamt stehen für Sicherheitsfunktionen die folgenden Abschaltkriterien zur Verfügung: > Wegabhängige Abschaltung mit Überlastschutz Sobald der eingestellte Schaltpunkt in der Endlage AUF oder ZU erreicht wird, schaltet die Steuerung den Antrieb ab. Tritt während der Fahrt ein überhöhtes Drehmoment auf, zum Beispiel durch einen in der Armatur eingeklemmten Gegenstand, wird der Antrieb zum Schutz der Armatur abgeschaltet, bevor die Endlage erreicht wird. > Abschaltung in der Weg-Endlage Der Stellantrieb stoppt erst, wenn die Endlage AUF oder ZU erreicht ist, unabhängig vom ausgeübten Drehmoment. > Abschaltung in der Drehmoment-Endlage Der Stellantrieb stoppt erst bei Erreichen der Weg-Endlage und des eingestellten Endlagendrehmoments. > Keine Abschaltung Hier werden Drehmoment- und Wegschalter überbrückt, um die Armatur unbedingt zu öffnen bzw. zu schließen. Um ein Verbrennen des Motors zu verhindern, empfehlen wir in diesem Fall, die AC .2 in Ausführung SIL mit Thermoschutzfunktion zu verwenden. LAUFÜBERWACHUNG DES ANTRIEBS UNTERSTÜTZENDES DISPLAY Über eine elektromechanische Laufüberwachung des Antriebs kann mit Hilfe des SIL-Moduls die Zuverlässigkeit des Systems überprüft werden. Wird ein Fahrbefehl ausgegeben und der Antrieb fährt nach einer vordefinierten Zeit nicht an, dann aktiviert das SIL-Modul die SIL-Sammelfehlermeldung. Informationen über den Status des SIL-Moduls, wie zum Beispiel das Ausführen einer Sicherheitsfunktion oder das Anstehen der SIL-Sammelfehlermeldung, werden mit entsprechenden Symbolen und Texten auf dem Display der AC .2 angezeigt. Diese Laufüberwachung ist auch im Normalbetrieb aktiv. SICHERE EIN- UND AUSGÄNGE Das SIL-Modul stellt drei sichere Eingänge und zwei sichere Ausgänge zur Verfügung: > 1 redundant ausgeführter Eingang für Sicheres ÖFFNEN/ Sicheres SCHLIESSEN (es kann entweder Öffnen oder Schließen konfi guriert werden) > 1 Eingang für Sicheren STOPP bzw. Freigabe in Richtung AUF > 1 Eingang für Sicheren STOPP bzw. Freigabe in Richtung ZU > 1 Ausgang zur Meldung eines SIL-Sammelfehlers > 1 Ausgang zur Meldung „System bereit“ 6D 6 DIH (6' 6' 6 6 6 W D W X V 6 6,/ 6DIH( (6' 19 Um eine fundierte und nachvollziehbare Aussage über die SIL-Fähigkeit der AUMA Geräte machen zu können, wurden Sicherheitskennzahlen ermittelt. Die Normen IEC 61508 und 61511 sehen dazu zwei verschiedene Verfahren vor: die Hardwarebeurteilung und die vollständige Bewertung. HARDWAREBEURTEILUNG FÜR BESTEHENDE PRODUKTE Hardwarebeurteilung Bereits bestehende Produkte hat AUMA anhand einer Hardwarebeurteilung bewerten lassen. Dazu zählen die Stellantriebe SA und SQ, die integrierten Steuerungen AM und AC .2 in Standardausführung sowie die Getriebe GS und GF. Für die einzelnen Komponenten werden Sicherheitskennzahlen ermittelt, anhand derer die SIL-Einstufung vorgenommen werden kann. Vollständige Bewertung Die Entwicklung der integrierten Steuerung AC .2 in Ausführung SIL dagegen ist durch den TÜV Nord vollständig bewertet worden. Dabei wurden nicht nur zufällige sondern auch systematische Fehler in allen relevanten Phasen des Produktlebenszyklus betrachtet, von der Spezifikation bis hin zur Außerbetriebsetzung des Produkts. Zur Bewertung bereits bestehender Komponenten sehen die Normen IEC 61508 und 61511 eine Eignungsaussage auf der Basis einer Hardwarebeurteilung eines Gerätes vor. Als Grundlage für die Hardwarebeurteilung wurden für AUMA Steuerungen generische Daten und für AUMA Antriebe Feldrücklaufdaten verwendet. ERMITTLUNG DER SICHERHEITSKENNZAHLEN FÜR AUMA PRODUKTE 20 Generische Daten Generische Daten sind statistisch ermittelte Ausfallraten für einzelne Bauelemente, die in speziellen Datenbanken, sogenannten „Reliability data books“, gelistet sind. Beispiele sind die Siemens Norm SN 29500 oder das exida Handbuch. FMEDA Die FMEDA (Failure Mode Effects and Diagnostic Analysis, Ausfallarten-, Auswirkungs- und Diagnoseabdeckungsanalyse) ist eine nach der IEC 61508 anerkannte Methode, um Sicherheitskennzahlen zu berechnen. Für die elektronischen Bauelemente, die in AUMA Produkten, insbesondere den AUMA Steuerungen, verwendet werden, wurden die Sicherheitskennzahlen auf Grundlage des exida Handbuchs ermittelt. Diese Analyse erfolgt in definierten Schritten, die dokumentiert und jederzeit nachvollziehbar sind. Feldrücklaufdaten Für mechanische Komponenten sind nur wenige generische Daten verfügbar. Hier werden über Feldrücklaufdaten, zum Beispiel Fehlerrückmeldungen während der Garantiezeit, und über Versuchsergebnisse Rückschlüsse auf die Zuverlässigkeit der entsprechenden Bauteile gezogen. Bei der Ermittlung der Sicherheitskennzahlen der AUMA Antriebe wurden Daten aus den letzten zehn Jahren ausgewertet. Mit Hilfe der FMEDA werden mögliche Fehlerszenarien und die jeweiligen Eintrittswahrscheinlichkeiten untersucht. Zudem wird analysiert, ob die möglichen Fehler für die Sicherheitsfunktion gefährlich sind oder nicht und ob sie diagnostiziert und damit erkannt werden können. Aus den so ermittelten Ausfallraten werden Ausfallwahrscheinlichkeiten (PFDavg-Werte) und weitere Sicherheitskennzahlen wie Safe Failure Fraction (SFF) und Diagnosedeckungsgrad (DCD) berechnet. Ermittlung der Sicherheitskennzahlen Feldrücklaufdaten (AUMA Stellantriebe) Generische Daten (AUMA Steuerungen) Ausfallraten λ der Systemkomponenten FMEDA Kategorisierte Ausfallraten des Systems λsafe λdangerous detected λdangerous undetected Berechnung der Sicherheitskennzahlen PFDavg SFF HFT DCD 21 VOLLSTÄNDIGE BEWERTUNG FÜR NEUENTWICKLUNGEN Bei der integrierten Steuerung AC .2 in Ausführung SIL handelt es sich um eine Entwicklung, für die eine vollständige Bewertung nach IEC 61508 durchgeführt wurde. Bewertet wurde dabei das Gesamtsystem bestehend aus einem Stellantrieb SA .2 und einer Steuerung AC .2 in Ausführung SIL. Die Zertifizierung wurde durch den TÜV Nord durchgeführt. Systematische Fehler Systematische Fehler sind in der Regel Entwicklungs- oder Fertigungsfehler und sind prinzipiell vermeidbar. Mit Hilfe eines Functional Safety Management Systems werden mögliche Fehlerquellen gesucht und Maßnahmen ergriffen, um die systematischen Fehler zu vermeiden. Was wurde geprüft? Gegenüber der reinen Hardwarebeurteilung bereits bestehender Produkte werden bei der vollständigen Bewertung zusätzlich zum Beispiel die Entwicklungs- und Produktionsabläufe geprüft und zertifiziert, um systematische Fehler möglichst zu vermeiden. Functional Safety Management System Ein Functional Safety Management (FSM) System kann als Erweiterung eines Qualitätsmanagementsystems betrachtet werden. Durch die darin beschriebenen Regelungen und Definitionen kann ein Großteil der systematischen Fehlerquellen ausgeräumt werden. Die unten gezeigte Abbildung verdeutlicht den Grundgedanken einer vollständigen Bewertung nach IEC 61508. Betrachtet werden dabei sowohl die systematischen Fehler eines Produkts als auch die zufälligen Fehler. ERMITTLUNG DER SICHERHEITSKENNZAHLEN FÜR AUMA PRODUKTE Grundprinzip einer vollständigen Bewertung Systematische Fehler Zufällige Fehler Prinzipiell vermeidbar Ziel: Fehlervermeidung Prinzipiell nicht vermeidbar Ziel: Fehlerbeherrschung Functional Safety Management (FSM) System Fehler vermieden 22 Fehler nicht vermieden Maßnahmen Diagnose, Redundanz Ermittlung der Sicherheitskennzahlen ZERTIFIKATE UND BERICHTE Zufällige Fehler Zufällige Fehler sind zum Beispiel bedingt durch äußere Störungen und werden als prinzipiell nicht vermeidbar betrachtet. Daher müssen Möglichkeiten geschaffen werden, um diese Fehler so weit wie möglich zu beherrschen. Die Zertifikate, Prüfberichte und Sicherheitskennzahlen für die AUMA Produkte wurden in Zusammenarbeit mit dem TÜV Nord sowie mit exida ermittelt. Beide Organisationen sind führende internationale Zertifizierungsagenturen im Bereich der funktionalen Sicherheit. Geeignete Maßnahmen sind zum Beispiel zusätzliche Systemüberwachung und Systemdiagnose sowie redundanter Aufbau. In der Tabelle auf Seite 26 werden alle zertifzierten und sicherheitstechnisch bewerteten AUMA Produkte aufgeführt. Ermittlung der Sicherheitskennzahlen Die trotz aller Maßnahmen verbleibenden Fehler müssen quantitativ erfasst werden, um das verbleibende Restrisiko beurteilen zu können. Dazu werden die Sicherheitskennzahlen wie die Ausfallwahrscheinlichkeit der Produkte ermittelt und dem Endanwender zur Verfügung gestellt. Dieser Vorgang läuft bei AUMA nach der gleichen Vorgehensweise ab wie bei der reinen Hardwarebeurteilung (siehe Seite 21). 23 SICHERHEITSKENNZAHLEN FÜR AUSGEWÄHLTE AUMA PRODUKTE Nachfolgend sind beispielhaft die Sicherheitskennzahlen für ausgewählte Antriebe und Steuerungen aufgeführt. Die Sicherheitskennzahlen sind abhängig von der Sicherheitsfunktion, da die Definition des sicheren Zustands unterschiedlich sein kann und somit eine unterschiedliche Betrachtungsweise notwendig ist. Bei Antrieben mit integrierter Steuerung sind die Sicherheitskennzahlen zudem abhängig von der Ausführung des Schaltplans, da unterschiedliche Bauelemente mit entsprechend unterschiedlichen Ausfallraten eingesetzt werden. Insgesamt wurden Sicherheitskennzahlen für ca. 150 verschiedene Versionen ermittelt. Weitere Daten erhalten Sie gern auf Anfrage. DREHANTRIEBE SA/SAR 07.2 – SA/SAR 16.2 UND SAEX/SAREX 07.2 – SAEX/SAREX 16.2 OHNE INTEGRIERTE STEUERUNG exida Bericht Sicherheitsfunktion AUMA 10/03-053 R006 [F1] Sicheres ÖFFNEN/ Sicheres SCHLIESSEN AUMA 10/03-053 R006 [F2] Sicheres ÖFFNEN/Sicheres SCHLIESSEN mit PVST1) safe 367 FIT 367 FIT DD 0 FIT 162 FIT DU 203 FIT 41 FIT DCD 0% 80 % MTBF 200 Jahre 200 Jahre SFF 64 % 92 % T[proof] = 1 Jahr PFDavg = 1,05 x 10-3 PFDavg = 4,96 x 10-4 T[proof] = 2 Jahre PFDavg = 1,92 x 10-3 PFDavg = 6,55 x 10-4 T[proof] = 5 Jahre PFDavg = 4,53 x 10-3 PFDavg = 1,13 x 10-3 SIL-Fähigkeit2) SIL 2 (1oo1)/SIL 3 (1oo2) 3) SIL 2 (1oo1)/SIL 3 (1oo2) 3) DREHANTRIEBE SA/SAR 07.2 – SA/SAR 16.2 MIT STEUERUNG AC 01.2 IN AUSFÜHRUNG SIL Als Beispiel werden die Daten für einen Drehantrieb mit Schützen als Leistungsteil dargestellt. 1 2 3 24 TÜV Zertifikat SEBS-A. 120728/13 V1.0 SEBS-A. 120728/13 V1.0 Sicherheitsfunktion Safe ESD (Sicheres ÖFFNEN/Sicheres SCHLIESSEN) Safe STOP (Sicherer STOPP) safe 185 FIT 591 FIT DD 766 FIT 89 FIT DU 167 FIT 200 FIT DCD 82 % 30 % MTBF 46 Jahre 48 Jahre SFF 85 % 77 % T[proof] = 1 Jahr PFDavg = 2,01 x 10-3 PFDavg = 1,69 x 10-3 SIL-Fähigkeit2) SIL 2 (1oo1)/SIL 3 (1oo2) 3) SIL 2 (1oo1)/SIL 3 (1oo2) 3) Der Partial Valve Stroke Test muss mindestens 1 Mal pro Monat durchgeführt werden. SIL Fähigkeit bedeutet, dass die errechneten Daten innerhalb des Bereichs für den entsprechenden SIL liegen, aber bedeutet nicht, dass alle IEC 61508 relevanten Bedingungen erfüllt werden. SIL 3 kann bei redundantem Systemaufbau erreicht werden (1oo2, „one out of two“). LEGENDE Kennzahl safe Erklärung Lambda Safe – Anzahl der sicheren Ausfälle pro Zeiteinheit Ein Wert gibt eine Ausfallrate an, d.h. die Anzahl der Ausfälle einer Komponente pro Zeiteinheit. Die Ausfallraten werden benötigt, um Ausfallwahrscheinlichkeiten zu berechnen. Die Einheit Failure in Time (FIT) gibt dabei die Anzahl der Ausfälle an, die in 109 Stunden auftreten: 1 FIT heißt ein Ausfall pro 109 Stunden beziehungsweise ein Ausfall pro 114.000 Jahre. Ein Ausfall gilt als sicher oder nicht gefahrbringend, wenn das System durch ihn nicht in einen gefährlichen Zustand versetzt wird. DD Lambda Dangerous Detected – Anzahl der entdeckten gefährlichen Ausfälle pro Zeiteinheit Angeben wird die Anzahl der durch Diagnosetests erkannten gefährlichen Ausfälle pro 109 Stunden. Ein Ausfall einer Komponente wird als gefährlich eingestuft, wenn dadurch eine Sicherheitsfunktion nicht ausgeführt werden kann. DU Lambda Dangerous Undetected – Anzahl der unentdeckten gefährlichen Ausfälle pro Zeiteinheit Angegeben wird die Anzahl der nicht erkannten gefährlichen Ausfälle pro 109 Stunden. DCD Diagnostic Coverage of Dangerous Failures – Diagnosedeckungsgrad gefährlicher Fehler Anteil der durch Maßnahmen zur Fehlerdiagnose erkannten Rate gefahrbringender Ausfälle DD an der Gesamtrate der gefahrbringenden Ausfälle in Prozent. MTBF Mean Time Between Failure – Mittlere Betriebsdauer zwischen Ausfällen Beschreibt die Betriebsdauer zwischen zwei aufeinander folgenden Ausfällen einer Komponente. Die reine MTBF Angabe bezieht sich auf die Verfügbarkeit (Reliability) eines Gerätes. Kennzahl SFF Erklärung SFF Safe Failure Fraction – Anteil ungefährlicher Ausfälle Beschreibt den prozentualen Anteil ungefährlicher Fehler., d.h., der Fehler, die entweder nicht zu einem gefährlichen Ausfall des Systems führen können oder die durch Diagnosetests erkannt werden. Je höher dieser Wert ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit eines gefährlichen Systemausfalls. Ein Wert von 62 % bedeutet, dass 62 von 100 Fehlern am System im Hinblick auf seine sichere Funktion unbedenklich sind. Tproof Intervall für Wiederholungsprüfungen Die Sicherheitskennzahlen gelten für eine festgelegte Betriebsdauer. Danach ist eine Wiederholungsprüfung (Proof Test) unbedingt erforderlich, um die Zuverlässigkeit der Geräte weiterhin sicherzustellen. Der PFD-Wert lässt sich verbessern, indem die Zeit zwischen zwei Wiederholungsprüfungen verkürzt wird. Werte unterhalb von einem Jahr sind jedoch nicht sinnvoll. PFDavg Probability of Failure on Demand Mittlere Wahrscheinlichkeit, dass eine Sicherheitsfunktion im Anforderungsfall nicht ausgeführt werden kann. SIL-Fähigkeit Zuordnung zu dem entsprechenden Sicherheits-Integritätslevel anhand des PFDavg Wertes einer Komponente sowie ggf. anhand von Einschränkungen beim Systemaufbau. Grundlage ist hier das Tproof Intervall von einem Jahr. Dabei ist zu beachten, dass für den SIL eines gesamten sicherheitstechnischen Systems die PFD-Werte aller Komponenten addiert werden müssen (siehe auch Seite 12). WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN Diese Broschüre kann nur eine Einführung in das Thema funktionale Sicherheit bieten. Wer sich eingehender mit dem Thema beschäftigen möchte, findet unter anderem an folgenden Stellen weiterführende Informationen: > > > > Norm IEC 61508 Teil 1 – 7 Norm IEC 61511 Teil 1 – 3 Fachbuch „Funktionale Sicherheit“ von Josef Börcsök atp edition Ausgabe 1-2/2011 25 AUMA PRODUKTE MIT SIL-KLASSIFIZIERUNG – ÜBERSICHT Für alle SIL-klassifizierten AUMA Produkte können Sie die Herstellererklärungen bzw. Prüfberichte direkt bei AUMA anfordern. Beispieldaten finden Sie auf Seite 24. Antrieb / Getriebe SA/SAR 07.2 – 16.2 SAEx/SAREx 07.2 – 16.2 SA/SAR 07.1 – 16.1 SAExC/SARExC 07.1 – 16.1 SQ/SQR 05.2 – 14.2 SQEx/SQREx 05.2 – 14.2 SG/SGR 05.1 – 12.1 SGExC 05.1 – 12.1 GK 10.2 – 25.2 GST 10.1 – 40.1 GS 50.3 – 250.3, GS 315 – 500 GF 50.3 – 250.3 1 2 3 26 Steuerung ohne Steuerung SIL-Fähigkeit SIL 21) SIL 32) AM 01.1/02.1 AMExC 01.1 AMExB 01.1 SIL 21) 3) SIL 32) 3) AC 01.2 Ausführung SIL ACExC 01.2 Ausführung SIL SIL 21) SIL 32) AC 01.2 (Standard) ACExC 01.2 (Standard) SIL 11) 3) SIL 22) 3) ohne Steuerung SIL 21) SIL 32) AM 01.1/02.1 AMExC 01.1 AMExB 01.1 SIL 21) 3) SIL 32) 3) AC 01.1 ACExC 01.1 SIL 11) 3) SIL 22) 3) ohne Steuerung SIL 21) SIL 32) SIL 11) 3) SIL 22) 3) SIL 21) SIL 32) SIL 11) 3) SIL 22) 3) SIL 11) SIL 22) AM 01.1/02.1 AMExC 01.1 AC 01.2 Ausführung SIL ACExC 01.2 Ausführung SIL AC 01.2 (Standard) ACExC 01.2 (Standard) ohne Steuerung AM 01.1/02.1 AMExC 01.1 AMExB 01.1 SIL 11) 3) SIL 22) 3) AC 01.1 ACExC 01.1 SIL 11) 3) SIL 22) 3) nicht relevant nicht relevant nicht relevant nicht relevant SIL 21) SIL 21) SIL 21) SIL 21) Einkanaliges System, „1oo1“ („one out of one“) Redundantes System, „1oo2“ („one out of two“) Abhängig von Schaltplan und Sicherheitsfunktion Sicherheitsfunktion Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicherer Stillstand/STOPP Sichere Endlagenrückmeldung Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicherer Stillstand/STOPP Sichere Endlagenrückmeldung Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicherer STOPP Sichere Endlagenrückmeldung Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicherer Stillstand/STOPP Sichere Endlagenrückmeldung Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicherer Stillstand/STOPP Sichere Endlagenrückmeldung Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicherer Stillstand/STOPP Sichere Endlagenrückmeldung Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicherer Stillstand/STOPP Sichere Endlagenrückmeldung Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicherer Stillstand/STOPP Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicherer STOPP Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicherer Stillstand/STOPP Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicherer Stillstand/STOPP Sichere Endlagenrückmeldung Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicherer Stillstand/STOPP Sichere Endlagenrückmeldung Sicheres ÖFFNEN/SCHLIESSEN (ESD) Sicherer Stillstand/STOPP Sichere Endlagenrückmeldung nicht relevant nicht relevant nicht relevant nicht relevant INDEX A H S Anteil Sicherer Fehler 11 Hardware Failure Tolerance 11 Safe Failure Fraction 11, 25 Anteil ungefährlicher Ausfälle 25 Hardwarefehlertoleranz 11 Safety Integrity Level 5 Ausfallraten 11, 25 HFT 11 Schwenkantriebe 15, 26 Ausfallwahrscheinlichkeit 10, 25 High Demand Mode 10 SFF 11, 25 Average Probability of Dangerous Failure on Demand 10, 25 B Betriebsarten 10 C Continuous Mode 10 D Diagnosedeckungsgrad 25 I Sicherheitsbezogenes System 6 Sicherheitsfunktion 4, 8, 18 IEC 61508 4, 6 Sicherheits-Integritätslevel 5 IEC 61511 4 Sicherheitskennzahlen Integrierte Steuerung 15, 26 AUMA Produkte 24, 26 Intervall für Wiederholungsprüfung 25 Definitionen 10 Ermittlung 21, 22, 23 L Sicherheitstechnische Beurteilung 7 Lambda-Werte 25 SIL 5, 10 Low Demand Mode 10 SIL-Fähigkeit AUMA Produkte 14, 15, 25, 26 Diagnostic Coverage 25 M DIN EN 61508 4, 6 Mean Time Between Failures 11, 25 SIL-Modul 17, 18 DIN EN 61511 4, 6 Mittlere Ausfallwahrscheinlichkeit 10, 25 Systematische Fehler 22 Drehantriebe 15, 26 Mittlere Betriebsdauer zwischen Ausfällen 11, 25 MTBF 11, 25 E exida 21, 23 P Partial Valve Stroke Test 13 F Fehler Verbesserung 13 T Typ A Gerät 11 Typ B Gerät 11 PFD-Wert 10, 25 W PFH-Wert 10 Wiederholungsprüfung 13, 25 systematische 22 Probability of Failure on Demand 10, 25 zufällige 23 Probability of Failure per Hour 10 Z Feldrücklaufdaten 21 Proof Test 13, 25 Zufällige Fehler 23 FMEDA 21 PVST 13 Funktionale Sicherheit Definition 4 R Normen 6 Redundanz 13 G Risikoanalyse 7 Risikograph 7 Generische Daten 21 Gerätetyp 11 Gesamt-PFD-Wert 12 Getriebe 15, 26 27 AUMA Riester GmbH & Co. KG Aumastraße 1 D-79379 Müllheim Tel +49 7631-809-0 Fax +49 7631-809-1250 [email protected] AUMA Tochtergesellschaften und Vertretungen sind in über 70 Ländern für Sie da. Detaillierte Kontaktinformationen finden Sie auf unserer Website. www.auma.com Änderungen vorbehalten. Angegebene Produkteigenschaften stellen keine Garantieerklärung dar. Y004.602/001/de/1.15 Zertifikat-Registrier-Nr. 12 100/104 4269
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