PEOPLE P.b.b. 03Z034900 M B&K Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung GmbH, A-1090 Wien, Liechtensteinstr. 46a Retouren an „Postfach 555, 1008 Wien“ meduniwien/Felicitas Matern MENSCHEN UND MEDIZIN IM WIENER AKH • 1 | 2015 • € 1,45 Chirurg Univ.-Prof. Dr. Michael GNANT Was die Fortschritte der modernen Chirurgie und internationale Wissenschafts-Netzwerke den Patienten bringen SUCHTFORSCHUNG Wie die Jungen konsumieren SCHMERZMEDIZIN Wie neue Erkenntnisse Patienten helfen Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung in den neuen Universitätskliniken am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien E R DE KASS E IC N ES RV ANKE R M I N E I E TS K E MIT R GEB E EN WI Thinstock EDITORIAL B&K/Moritz Wustinger 4 NEWS 8 RUNDUM BETREUT DURCH CHIRURGEN Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant über die Fortschritte der Chirurgie und den Stellenwert internationaler Wissenschafts-Netzwerke gegen den Krebs Mag. Roland Bettschart 11MISTEL-THERAPIE Wie sie die Krebsbehandlung unterstützen kann 8 Thinstock DER NEUE GESUNDHEITSVERBUND DER WGKK Die Vernetzung des HanuschKrankenhauses mit den WGKKGesundheitszentren bringt Patientinnen und Patienten noch mehr Qualität und Service 14 DER RADIOLOGIE-VERBUND 16 DER NETZHAUT-VERBUND 18 DER PHYSIKO-VERBUND 20 DER LABOR-VERBUND 24NEUROLOGIE Vernetztes Vorgehen optimiert Diagnose und Therapie 11 Thinstock 22 DER HÄMATOLOGIE-VERBUND 26 SCHMERZMEDIZIN Neues vom 19. Internationalen Wiener Schmerzsymposium 28 SUCHTFORSCHUNG Wie Junge konsumieren 30 INSULINPUMPE BEI DIABETES Auf dem Weg zur künstlichen Bauchspeicheldrüse 28 Impressum: PEOPLE Menschen und Medizin im Wiener AKH. Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: B&K Bettschart und Kofler Kommunikationsberatung GmbH, Medieninhaber-, Herausgeber-, Verlags- und Redaktionsadresse: A-1090 Wien, Liechtensteinstr. 46a; A-7452 Unterpullendorf, Kleinmutschen 71; D-10707 Berlin, Kurfürstendamm 190-194 Tel.: (01) 319 43 78-0, Fax: (01) 319 43 78-20, E-Mail: [email protected], www.bkkommunikation.com Schirmherrschaft: Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung in den Neuen Universitätskliniken am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien; Vorstand: Univ.-Prof. Dr. A. Kautzky-Willer, Univ.-Prof. Dr. M. Gnant, Dr. W. Hehenwarter, Univ.-Prof. Dr. A. Gruber, Univ.-Prof. Dr. S. Shariat, Vbgm. a.D. Dr. S. Rieder, Univ.-Prof. Dr. M. Frey, Univ.-Prof. Dr. C. Herold, Univ.-Prof. Dr. D. Kerjaschki, Univ.-Prof. Dr. I. Lang, Univ.-Prof. Dr. G. Maurer, Univ.-Prof. Dr. S. Meryn, Univ.-Prof. Dr. A. Pollak, Univ.-Prof. Dr. H. Pehamberger, Univ.-Prof. Dr. O. Wagner; Univ.-Prof. Dr. O. Scheiner, Univ.-Prof. DDr. K. Kletter, Dr. C. R. Schweiger; Zuständig für PEOPLE: Univ.-Prof. Dr. R. Kunstfeld; Geschäftsführung und Chefredaktion: Mag. Roland Bettschart, Dr. Birgit Kofler. Grafik Design: Patricio Handl Redaktion: Mag. Roland Bettschart, Dr. Birgit Kofler, Reno Barth, Dr. Friederike Hörandl, Wolfgang Wagner, Dr. Stefan Wolfinger Lektorat: Susanne Hartmann Vertrieb: Ilse Slawik Anzeigenabteilung: Mag. Elisabetta dal Bello; Liechtensteinstr. 46a, 1090 Wien, Tel.: (01) 319 43 78-0, Fax: DW 20. Erscheinung: 4 x jährlich, Preis: Euro 1,45, Jahresabo: Euro 7,27 Auflage: 70.000. Hersteller: Druckerei Berger. Verlags- und Herstellungsort: Wien. Verlagspostamt: 1090 Wien. Gender-Mainstreaming-Policy: Die in dieser Publikation verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen werden der besseren Lesbarkeit halber nur in einer Form verwendet, sind aber natürlich gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen. PEOPLE 1|2015 Dr. Birgit Kofler Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser! DIE SERVICE-SEITEN DER WGKK 12 Petra Spiola INHALT D ie Universitätsklinik für Chirurgie am AKH Wien/ an der MedUni Wien ist die zweitgrößte Klinik des Hauses, hat 200 akademisch ausgebildete Mitarbeiter, davon 165 Chirurgen. Mit den Angehörigen anderer Berufsgruppen hat die Klinik insgesamt rund 1.500 Beschäftigte. Sie umfasst sieben Abteilungen, führt 40.000 Operationen pro Jahr durch, verzeichnet 28.000 stationäre Aufnahmen und 120.000 ambulante Patienten. Klinikvorstand Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant berichtet in der Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe von PEOPLE über die eindrucksvollen Fortschritte seines Faches, die Bedeutung dieser Entwicklungen für Patienten sowie den Stellenwert internationaler Wissenschafts-Netzwerke gegen den Krebs. Dabei rückt Prof. Gnant auch ein verbreitetes falsches Bild von der Chirurgie zurecht: „Handwerk gehört natürlich dazu. Aber der Chirurg betreut seine Patienten darüber hinaus häufig von der Diagnose weg langfristig, manchmal Jahre bis Jahrzehnte lang.“ (ab Seite 8) Außerdem bietet Ihnen diese Ausgabe von PEOPLE aktuelle Informationen aus der Schmerzmedizin (ab Seite 26), der Suchtforschung und -therapie (ab Seite 28), über optimierte Diagnosen und Therapien durch vernetztes Vorgehen in der Neurologie (ab Seite 24) und den Stellenwert der Mistel-Therapie in der Behandlung bestimmter Krebsformen (Seite 11). Die Themenstrecke der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) informiert Sie über den neuen Gesundheitsverbund der WGKK. Dieser umfasst das Hanusch-Krankenhaus sowie die fünf Gesundheitszentren der WGKK und bietet Patienten ein Plus an Qualität, längere Öffnungszeiten, eine wohnortnahe Versorgung, enge Zusammenarbeit medizinischer Einrichtungen und viele weitere Vorteile. Der WGKK-Gesundheitsverbund unterstützt aber nicht nur bei der Diagnose und Behandlung, sondern auch von der Beratung über gesunde Ernährung und Bewegung an bis hin zu sinnvollen Vorsorgeuntersuchungen. Ab Seite 12 können Sie sich über die Schwerpunkte und Vorteile des WGKK-Gesundheitsverbundes informieren. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre! Mag. Roland Bettschart, Herausgeber Dr. Birgit Kofler, Chefredakteurin 3 Die Universitätsvorlesung 2015 Alle Fotos: vfwf/Felicitas Mattern Die „Universitätsvorlesung“ ist ein jährlicher Fixpunkt unter den Aktivitäten des Vereins zur Förderung von Wissenschaft und Forschung (vfwf). Im März 2015 war das Thema „Medizin in Österreich – Flaggschiff Universitätsklinik AKH Wien“. Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer, Präsidentin des vfwf, eröffnete die Veranstaltung. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schütz, Rektor der MedUni Wien, hielt das Impulsreferat. Univ.-Prof. Dr. Oswald Wagner, Vorsitzender des Senats der MedUni Wien. V. l. n. r.: Univ.-Prof. Dr. Markus Müller, Vizerektor für Forschung der MedUni Wien; AKH-Direktor Dipl.-Ing. Herwig Wetzlinger; Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant, Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie; Moderatorin Mag. Claudia Dannhauser (ORF); Univ.-Prof. Dr. Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin des AKH Wien; Dr. Erhard Busek, Uniratsvorsitzender der MedUni Wien. Der vfwf-Habilitationspreis 2015 ging an PD Dr. Martin Bauer von der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie (im Bild mit Univ.-Prof. Dr. Kautzky-Willer und Univ.-Prof. Dr. Eduard Auff, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats). 4 Dr. Anna Sophie Berghoff (Universitätsklinik für Innere Medizin I, Onkologie) und Mag. Eva Maria Reinthaler, PhD (Universitätsklinik für Neurologie) erhielten den vfwf-Dissertationspreis 2015 zu gleichen Teilen. Der vfwf-Posterpreis 2015 wurde Dr. Andreas Kammerlander (Universitätsklinik für Innere Medizin II, Kardiologie) zugesprochen. PEOPLE 1|2015 Herwig Popelka Gesundheitsrisiken lassen sich statistisch exakt prognostizieren Das Institut für Wissenschaft Komplexer Systeme der MedUni Wien hat in Kooperation mit dem Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger zwei Jahren lang jede ärztliche Behandlung und Diagnose in Österreich erfasst und untersucht. In ihren Untersuchungen erfassten die Forscher unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Peter Klimek und Univ.-Prof. Dr. Stefan Thurner insgesamt 1.642 Erkrankungen. „Aus unseren Ergebnissen lässt sich eine ganz genaue ‚Erkrankungs-Demografie‘ für Österreich ablesen“, erklärt Prof. Thurner. „Man kann zum Beispiel genau sehen, an welchen weiteren Erkrankungen, mit welcher Wahrscheinlichkeit und auch wann im weiteren Leben etwa 25-Jährige, die heute Diabetes haben, in zehn Jahren leiden werden.“ Ein Detailergebnis: Wer mit 45 Jahren in Österreich Diabetes hat, hat ein dreifach erhöhtes Risiko, in späterer Folge an Demenz oder ein zehnfach erhöhtes Risiko, später an Bluthochdruck zu erkranken. Gleichzeitig lässt sich mit den vorliegenden Daten erstmals genau prognostizieren, welche Kosten auf das Gesundheitssystem statistisch gesehen in Zukunft zukommen und wo genau es sinnvoll wäre, Vorsorgeprogramme zu starten. MedUni Wien auf Platz 37 der besten jungen Universitäten Mittels Magnetr e s o n a n z to m o graphie (MRT) lassen sich rund 90 Prozent aller Brustkarzinome eindeutig bestimmen. Bei der Kombinationsuntersuchung mit Mammographie und Ultraschall waren dies nur 37,5 Prozent. Das ist das zentrale Ergebnis einer nun im „Journal of Clinical Oncology“ veröffentlichten Studie an der Univ.-Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin in Kooperation mit der Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und dem Klin. Institut für Pathologie. „Damit spricht im kleinsten Zweifelsfall und insbesondere bei Frauen mit erhöhtem Risiko alles für eine MRT. Unsere Studie zeigt deutlich die Überlegenheit der MRT im Vergleich zu Mammographie und Brustultraschall“, sagt Univ.-Prof. Dr. Thomas Helbich, der die Studie federführend gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Christopher Riedl durchgeführt hat. „Die Überlegenheit der MRT ist auch völlig unabhängig vom Alter, Genmutationsstatus und der Brustdichte.“ Das Ergebnis der Studie sollte dazu anregen, die MRT auch im Brustkrebsscreening vermehrt einzusetzen. PEOPLE 1|2015 Symposium „25 Jahre Lungentransplantation“ zeigt führende Stellung Österreichs Christian Fischer Siemens Mit MRT lassen sich 90 Prozent aller Karzinome bestimmen Thinkstock Die MedUni Wien ist erneut die bestplatzierte österreichische Uni im „Times Higher Education 100 Under 50“ Ranking, bei dem die besten „jungen“ Hochschulen gekürt werden. Die MedUni Wien, seit 2004 eine eigenständige Universität, positionierte sich mit Platz 37 (Vorjahr 36) erneut im Spitzenfeld. In einem anderen Ranking, dem QS World University Ranking, verbesserte sich die MedUni Wien in der Kategorie Life Sciences & Medicine in der Unterkategorie Medicine auf den geteilten Platz 51 bis 100. Damit konnte sie sich gegenüber dem Vorjahr verbessern, als sie auf den Plätzen 101 bis 150 positioniert war. Das QS-Ranking basiert auf der Zitierhäufigkeit und einer Befragung unter rund 126.000 Akademikern und Arbeitgebern weltweit über den akademischen Ruf und die Beschäftigungsfähigkeit der Absolventen. An der Spitze liegt die Harvard University, gefolgt von den Universitäten Oxford und Cambridge. 1989 wurde an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien die erste Lungentransplantation vorgenommen, 25 Jahre später zählt das AKH Wien mit jährlich rund 120 Lungentransplantationen zu den vier weltweit führenden Zentren. Rund zwei Drittel der in Wien transplantierten Lungen stammen aus den acht kooperierenden Ländern mit insgesamt 63 Millionen Einwohnern, die Univ.-Prof. Dr. Walter Klepetko selbst über kein Transplantationszentrum verfügen. „Da wir mehr Lungen bekommen, als wir benötigen, ist das eine Win-win-win-Situation für alle. Für Patienten in Österreich, für die Betroffenen in den Ländern und für den Eurotransplant-Raum. Die ganze Welt beneidet uns darum“, sagt Univ.-Prof. Dr. Walter Klepetko, Leiter der Klin. Abteilung für Thoraxchirurgie. Durch die große Menge an Spenderlungen ist es den Forschern auch möglich, exzellente Studien zu erstellen und neue Operationstechniken zu entwickeln oder anzuwenden. 5 Neues Exzellenz-Zentrum für neuroendokrine Tumoren Mit mindestens 300.000 Betroffenen in Österreich ist die Herzschwäche (Herzinsuffizienz, HI) eine der häufigsten internistischen Erkrankungen. Sie ist bei Personen über 65 die häufigste Aufnahmediagnose im Krankenhaus, die Sterberate bei HI ist höher als bei den meisten Krebsarten. „Dennoch spielt Herzinsuffizienz ungeachtet des erheblichen Leidensdrucks, zu dem sie führt, in der Palliativmedizin gegenwärtig nur eine untergeordnete Rolle“, sagt Univ.-Doz. Dr. Martin Hülsmann (Univ.-Klinik für Innere Medizin II). Um hier Abhilfe und auch verstärktes Bewusstsein zu schaffen, organisierte er gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Richard Pacher ein Expertentreffen zum Thema „Palliative Care bei Herzinsuffizienz“, bei dem Fragen rund um die optimale Behandlung und Betreuung von HI-Patienten am Ende ihres Lebens besprochen wurden. Die Betreuung dieser Patienten kann, wie auch Studien aus Wien gezeigt haben, unter Einsatz speziell ausgebildeter Pflegepersonen mit regelmäßigen Hausbesuchen sehr lange im häuslichen Umfeld erfolgen, so Univ.-Prof. Dr. Herbert Watzke (Klin. Abteilung für Palliativmedizin). Allerdings stoßen auch solche Konzepte bei fortschreitender Krankheit irgendwann an Grenzen: „Wenn zum Beispiel nicht mehr kontrollierbare Atemnot auftritt, muss man die Betreuung intensivieren. Das bedeutet meist die stationäre Aufnahme. Diese Situation könnte aber auch durch palliativmedizinisch geschulte mobile Betreuungsteams bewältigt werden“, so Prof. Watzke. Die Zukunft liege in einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen Palliativmedizinern und Kardiologen: „Es geht nicht darum, kardiologische Patienten auf die Palliativstationen zu bringen, sondern vor allem darum, der Kardiologie palliativmedizinisches Know-how zu vermitteln.“ Neuroendokrine Tumoren gehören zu den „seltenen“ Erkrankungen. 2,39 pro 100.000 Österreicher erkranken neu pro Jahr an diesen teils bösartig verlaufenden Tumoren, die vorwiegend im Magen-Darmtrakt oder in der Bauchspeicheldrüse lokalisiert sind. Im März 2015 wurde die „Neuroendocrine Tumor Unit (CCC-NET)“ des „Comprehensive Cancer Centers (CCC) Vienna“ am AKH Wien als „Excellence Zentrum“ etabliert. Das von Univ.-Prof. Dr. Bruno Niederle (Klin. Abteilung für Allgemeinchirurgie) und Univ.-Prof. Dr. Markus Raderer (Klin. Abteilung für Onkologie) geleitete Zentrum ist das erste und einzige in Österreich. Gerne berät das interdisziplinäre Team individuell betroffene Patienten sowie Ärzte, die spezielle Fragen zum Management solcher Patienten haben. Thinkstock Herzinsuffizienz: In Spätstadien Palliativmedizin wichtig Biomarker für Fettleber und den weiteren Erkrankungsverlauf 40 Prozent der Menschen in der EU leiden an einer nicht-alkoholischen Fettleber, einer Erkrankung, die in der Wohlstandsgesellschaft als Folge von Diabetes und Übergewicht immer häufiger wird. Derzeit ist es nicht möglich, den weiteren Verlauf der Erkrankung – bis hin zur Leberzirrhose und Leberkrebs – zu prognostizieren. Genau das soll künftig mit einem Risiko-Score mit verschiedenen Biomarkern möglich sein, der an der Klin. Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie am AKH Wien in Kooperation mit den Univ.-Kliniken für Chirurgie, Radiologie und Nuklearmedizin sowie Partnern aus der Industrie entwickelt und validiert wurde. Ziel ist es, Biomarker für den klinischen Einsatz zu finden, um nicht-invasiv, also ohne Leber-Biopsie das Risiko abschätzen zu können. Die ersten Resultate sind vielversprechend, so Univ.Prof. Dr. Michael Trauner, Leiter der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie. „Wir gehen davon aus, dass es am Ende einen Mix aus Biomarkern geben wird, aus dem sich der Risiko-Score zusammensetzen lässt.“ Neue Kinderherzstation modernisiert und vergrößert Kinder mit komplexen Herzfehlern oder einer erworbenen kardiovaskulären Erkrankung bedürfen einer Betreuung in einer pädiatrischen Kardiologie. Im AKH Wien hat die Station der Klin. Abteilung für Pädiatrische Kardiologie ihre komplett erneuerten Räumlichkeiten bezogen. Die Station E08 verfügt jetzt über 22 Betten, davon 16 Intermediate-Care-Betten, in neun Zwei-BettZimmern und einem Vier-Bett-Zimmer, das zur besseren Überwachung besonders kritisch kranker Patienten dient. Es wurde auch der familienorientierten Pflege mit Unterbringung von Begleitpersonen Rechnung getragen. Von der neuen Kinderherzstation profitiert auch die wissenschaftliche Forschung. 6 Das neue Buch „Nie wieder Sodbrennen“ informiert über eine häufig unterschätzte Lifestyle-Erkrankung. Die Autoren Univ.-Prof. Dr. Martin Riegler und Mag. Karin Hönig-Robier warnen davor, die Krankheit zu ignorieren oder nur die Beschwerden zu behandeln. Häufige Entzündungen der Speiseröhre können deren Schleimhaut krankhaft verändern und im schlimmsten Fall Krebs hervorrufen. Erst wenn die Beschwerden abgeklärt sind, lässt sich die Erkrankung erfolgreich und nachhaltig überwinden. „Nie wieder Sodbrennen – Reflux verstehen und in den Griff bekommen“ (Verlag Maudrich/Oktober 2014) ISBN 978-3-85175-999-0, EUR 19,90; Bestellung: www.facultas.at/list/978-3-85175-999-0 PEOPLE 1|2015 Promotion Nie wieder Sodbrennen PEOPLE 1|2015 Die MedUni Wien ist und bleibt eine familienfreundliche Hochschule. Mit der neuerlichen Erteilung des Zertifikats Audit „hochschuleundfamilie“ beweist die MedUni Wien, dass hier die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bzw. Studium großgeschrieben wird. Die MedUni Wien habe ursprünglich am Pilotprojekt teilgenommen, um die Vereinbarkeitsthematik nachhaltig Univ.-Prof. Dr. Karin zu verankern, sagt Univ.-Prof. Dr. Karin Gutiérrez-Lobos Gutiérrez-Lobos, Vizerektorin für Lehre, Gender & Diversity. „Mittlerweile haben wir erfolgreich die Rahmenbedingungen für Beschäftigte und Studierende so verbessert, dass der Zugang zu Beruf und Studium für Frauen erleichtert wird. Diese Angebote seitens der MedUni Wien wollen wir noch weiter ausbauen.“ Neuer Impfstoff verhindert 90 Prozent der durch HPV ausgelösten Erkrankungen Ein neuer Impfstoff gegen HPV-Infektionen hat das Potenzial, 90 Prozent aller Erkrankungen, die durch das humane Papillomavirus ausgelöst werden, zu verhindern. Das ist das Ergebnis einer randomisierten, kontrollierten, internationalen Studie mit einem neuen 9-fach-Impfstoff gegen HPV mit mehr als 14.000 jungen Frauen im Alter zwischen 16 und 26 Jahren unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Elmar Joura von der Univ.-Klinik für Frauenheilkunde. Die Studie wurde im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht. ROUND TABLE „NOSOKOMIALE INFEKTIONEN – KOSTEN & KONSEQUENZEN“ Anzeige Felicitas Matern Eine gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie) ist bei Männern im fortgeschrittenen Alter sehr weit verbreitet und kann unter anderem zu Beschwerden beim Urinieren und zum Harnverhalt führen, mitunter bis zum Nierenversagen. Traditionell wird mittels transurethraler Resektion der Prostata (TURP) behandelt, wobei ohne äußeren Schnitt durch die Harnröhre minimalinvasiv überschüssiges Gewebe abgetragen wird. Die europäische GOLIATH-Studie, an der Ärzte des AKH teilgenommen haben, hat jetzt die 12-Monats-Ergebnisse von TURP mit einer innovativen BehandUniv.-Prof. Dr. lung (180-Watt-GreenLight-XPS) vergliShahrokh Shariat chen, bei der störendes Gewebe mittels Laser verdampft wird. Bei dieser „Nichtunterlegenheitsstudie“ zeigte sich, dass GreenLight-XPS Laser und TURP keine Unterschiede hinsichtlich des Internationalen Prostata-Symptomen-Scores (IPSS), des Scores zur Lebensqualität (IPSS-QoL), der maximalen Harnfluss-Rate sowie der Restharnmenge nach Entleerung zeigten, so Univ.-Prof. Dr. Shahrokh Shariat von der Univ.-Klinik für Urologie in einer Fachzeitschrift. Es wurden keine Unterschiede bezüglich der unerwünschten Ereignisse (UE) festgestellt, die Art der UE unterschied sich jedoch je nach Therapie. GreenLight-XPS Laser brachte eine kürzere Katheter-Verweildauer mit sich, eine schnellere Rückkehr zu einem stabilen Gesundheitszustand, weniger kurzfristige Reoperationen, aber mehr erneute Operationen wegen Verengungen des Blasenhalses oder der Harnröhre (Blasenhalskontrakturen und Harnröhrenstrikturen). Bei der TURP hingegen waren mehr Reoperationen aufgrund von Nachblutungen erforderlich. „Eine kürzere Katheterliegezeit und die raschere Rückkehr zu einem stabilen Gesundheitszustand unter GL-XPS schlagen sich in niedrigeren Gesamtkosten nieder und sind von evidentem Nutzen für die Lebensqualität“, so Ass. Prof. PD Dr. Seitz von der Univ.-Klinik für Urologie. „Da immer mehr Chirurgen GreenLight-XPS durchführen, könnten vorhersagbare Ergebnisse mit objektiven Verbesserungen – vergleichbar mit denen der TURP – dazu führen, dass bei benigner Prostataobstruktion die GreenLight-XPS Laser zur chirurgischen Intervention der Wahl wird.“ Eine spezielle Patientengruppe, die vom GreenLight-XPS besonders profitiert, ist jene, die blutgerinnungshemmende Medikamente wie Thrombozytenaggregationshemmer (TAH) oder orale Antikoagulantien einnimmt. Der GreenLight-XPS wird durch Wasser übertragen und bevorzugt von Oxyhämoglobin absorbiert. Dadurch eignet er sich ideal als blutungsarme Technik für die Prostataablation. Die Standard-TURP bei Patienten mit laufender TAH-Therapie geht mit einem erhöhten Blutungsrisiko einher. Die TAH-Therapie muss daher bei Patienten, bei denen eine TURP geplant ist, sorgfältig geprüft und entsprechend gehandhabt werden. „Alternative Methoden zur Behandlung der infravesikalen Obstruktion könnten vorzuziehen sein“, so Prof Dr. Shariat. Die preliminären, aus dem AKH unterstützten Daten zeigen, dass der GreenLight-XPS Laser sicher und effektiv ist bei Männern mit laufender TAH-Therapie und in diesem Patientenkollektiv am ehesten als chirurgische Behandlung für LUTS/BPH in Frage kommt. MedUni Wien als familienfreundliche Hochschule rezertifiziert Felicitas Matern Lasereingriff bei gutartiger Prostatavergrößerung: ein neuer Standard? Mittwoch, 20. Mai 2015, 17:00 Uhr, JOSEPHINUM, Sammlungen der Medizinischen Universität Wien, 1090 Wien, Währinger Straße 25 uWerden gängige Prophylaxe-Empfehlungen konsequent umgesetzt? u Welche Daten über Kosten und Konsequenzen von nosokomialen Infektionen und über den Nutzen von Prävention sind verfügbar? u Wie wirkt sich eine Infektion auf die Erlöse eines Krankenhauses im LKF-System aus? u Wie können Krankenhäuser durch nosokomiale Infektionen verursachte Kosten vermeiden? u Welche rechtlichen Konsequenzen drohen im Infektionsfall? Es diskutieren: u Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Wien u Dr. Thomas Hauer, Deutsches Beratungszentrum für Hygiene, Heidelberg u Univ.-Doz. Dr. Thomas Koperna, MBA, KABEG Management, Klagenfurt u Univ.-Prof. Dr. Norbert Pateisky, AssekuRisk Safety Management, Wien u Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Presterl, MBA, Universitätsklinik für Hygiene und Infektionskontrolle u Dr. Maria Kletečka-Pulker, Institut für Recht und Ethik in der Medizin, Plattform Patientensicherheit, Wien Um Anmeldung wird ersucht: [email protected]; Eine Veranstaltung der Initiative Sicherheit im OP und der Plattform Patientensicherheit 7 Thinkstock RUNDUM BETREUT DURCH DEN CHIRURGEN Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant, Vorstand der Universitätsklinik für Chirurgie im AKH Wien, über die Fortschritte seines Faches, die Bedeutung dieser Entwicklungen für Patienten und den Stellenwert internationaler Wissenschafts-Netzwerke gegen den Krebs. D ie „Ärzte mit dem Skalpell“ werden oft als von Operation zu Operation eilende „Künstler“ gesehen. Das ist eine falsche Sichtweise. „Handwerk gehört natürlich dazu. Aber der Chirurg betreut seine Patienten darüber hinaus häufig von der Diagnose weg langfristig, manchmal Jahre bis Jahrzehnte lang“, sagt Univ.Prof. Dr. Michael Gnant, der Vorstand der Universitätsklinik für Chirurgie im AKH Wien, im Gespräch mit PEOPLE. Prof. Gnant, geboren 1964, hat die Leitung der Klinik im vergangenen Jahr von dem Transplantationschirurgen Univ.-Prof. Dr. Ferdinand Mühlbacher übernommen, dessen Stellvertreter er jahrelang gewesen war. Im AKH Wien ist die Universitätsklinik für Chirurgie ein ganz zentraler Leistungserbringer. „Wir sind die zweitgrößte Klinik der MedUni Wien, haben 200 akademisch ausgebildete Mitarbeiter, davon 165 Chirurgen und viele hervorragende Wissenschaftler. Mit den Angehörigen an8 derer Berufsgruppen sind es insgesamt rund 1.500 Beschäftigte“, stellt Prof. Gnant die Situation dar. ENORMES LEISTUNGSSPEKTRUM. Die Universitätsklinik für Chirurgie am AKH Wien (MedUni Wien) weist ein enormes Leistungsspektrum in der Patientenversorgung, in der Wissenschaft und in der Ausbildung von Chirurgen auf. Die sieben Abteilungen – für Allgemein-, Gefäß-, Herz-, Thorax-, Kinder-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie sowie für Transplantation – haben 226 Betten auf normalen Stationen. Dazu kommen 30 Intensiv- und 18 Überwachungsbetten. Das bedeutet 40.000 Operationen pro Jahr, ungefähr 28.000 stationäre Aufnahmen und 120.000 ambulante Patienten. Ein Teil davon mag Routine sein. Doch die Chirurgen am AKH Wien stehen ganz besonders dann bereit, wenn es darum geht, besonders schwierige Eingriffe durch- zuführen. Der Klinikleiter: „Wir sind für manche Patienten der ‚letzte Hafen‘. Das ist aber auch unser Selbstverständnis, mit dem wir gerne arbeiten.“ Damit haben die Chirurgen im AKH Wien Strahlkraft für die Bundeshauptstadt, für die Ostregion Österreichs und in bestimmten Fällen auch für ganz Österreich. Ein Beispiel: Bei den großen Eingriffen wegen bösartiger Tumorerkrankungen werden im AKH für Wien 80 Prozent der Eingriffe durchgeführt. Bei den vorhandenen Spezialfächern innerhalb der Chirurgie deckt die Universitätsklinik alle Bereiche ab, wobei an den Wiener städtischen Spitälern jeweils eine chirurgische Abteilung eines dieser speziellen Fachgebiete zusätzlich abdeckt. DER WEG ZUM CHIRURGEN. Verschiedene Berufe ziehen oft verschiedene Menschentypen an. Oder zumindest ist die Wahrscheinlichkeit, dass bestimmte Menschen in gewissen Berufen tätig werden, PEOPLE 1|2015 OPTIMALE PATIENTENBETREUUNG. Die moderne Krebsmedizin ist ein unerhört komplexes Unterfangen geworden. Chirurgie auf höchstem Niveau und die Zusammenarbeit mit Strahlentherapeuten, Onkologen und Experten vieler anderer Fachgebiete gehören dazu. Was eine optimale Betreuung der Patienten ausmacht: u Interdisziplinarität des Ärzteteams: Chirurgen, Internisten, Diagnostiker, Laborspezialisten, Strahlentherapeuten etc. beraten gemeinsam, welche Schritte zu unternehmen sind und arbeiten in einem Rundum-Managementteam für die Patienten. u „Teamplayer“ sind gefragt, wenn es um die optimale Betreuung der ihnen anvertrauten Kranken geht. u Spezialisierung ist wichtig – niemand muss alles können –, aber sie darf nicht zu den sprichwörtlichen „Scheuklappen“ führen. COMPREHENSIVE CANCER CENTER. Nicht zuletzt deshalb ist Prof. Gnant mit dem Onkologen Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski auch federführend beim Comprehensive Cancer Center (CCC) des Wiener PEOPLE 1|2015 meduniwien/Felicitas Matern größer. Wie kommt man also zur Chirurgie? Für Prof. Gnant war das eine Entwicklung, die praktisch mit dem 1988 abgeschlossenen Medizinstudium begonnen hat. „Ich habe in einer deutschen Ärztezeitschrift, in der Münchner Medizinischen Wochenschrift, einen Artikel über Organtransplantationen gelesen“, erzählt der Klinikchef. Er meldete sich bei der Universitätsklinik in München und arbeitete dort im Transplantationsteam mit. Es ging um das Management der Organspender. „Und da habe ich die Freude zur chirurgischen ‚Handarbeit‘ entdeckt“, so Prof. Gnant. Wobei der Klinikchef wenig davon hält, seine Profession als „Kunst“ zu sehen. Von den motorischen Fähigkeiten her könnten viele Menschen operieren, meint er. Auf absoluten Qualitätsanspruch komme es auf jeden Fall an. „Man ist schon in einer besonderen Position. Immerhin lässt der Patient ja zu, dass ihm der Chirurg den Körper aufschneidet“, sagt Prof. Gnant. Nach der Rückkehr nach Wien landete der gebürtige Wiener an der damaligen 1. Universitätsklinik für Chirurgie und erneut beim Transplantationsteam. 1994 war er Facharzt für Chirurgie, sechs Jahre später erhielt er die Dozentur. „Schrittweise bin ich dann zur Tumorchirurgie gekommen. Die Onkologie hat mich fasziniert – und dass man seine Patienten von der Diagnose an oft ihr ganzes weiteres Leben lang begleitet.“ „Ich bin noch damit ‚aufgewachsen‘, dass es bei großen und schwierigen Operationen, zum Beispiel bei Eingriffen an der Leber oder komplexen Operationen im Bauchraum, eine Sterblichkeit von 20 oder 25 Prozent gegeben hat. Heute haben wir bei solchen Eingriffen eine Sterblichkeit von zwei Prozent und darunter.“ Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant AKH und der MedUni Wien. Es stellt die organisatorische Basis für die Kooperation aller Beteiligten auf dem Gebiet der Forschung und der Patientenversorgung dar. EXTREM GESTEIGERTE QUALITÄT. Dabei betont Prof. Gnant, wie sich in den vergangenen Jahrzehnten die Qualität der Chirurgie enorm gesteigert hat: „Ich bin noch damit ‚aufgewachsen‘, dass es bei großen und schwierigen Operationen, zum Beispiel bei Eingriffen an der Leber oder komplexen Operationen im Bauchraum, eine Sterblichkeit von 20 oder 25 Prozent gegeben hat. Heute haben wir bei solchen Eingriffen eine Sterblichkeit von zwei Prozent und darunter.“ Ein anderes Beispiel: Wo früher die Chi- Neue Medikamente, zusätzliche Therapien Die ABCSG-Forscher des AKH Wien haben gemeinsam mit ihren Kollegen aus ganz Österreich große Erfolge erzielt. Einige Beispiele: u Patientinnen mit kleineren Mammakar zinomen und nicht befallenen Lymphknoten können in ABCSG-Zentren in mehr als 90 Prozent aller Fälle brusterhaltend operiert werden. u Die Erfolgsrate in Österreich ist nunmehr dreimal höher als in den 1990er Jahren und deutlich höher als in den USA. u2001 wiesen die Wissenschaftler nach, dass eine für geeignete Patientinnen mit Brustkrebs durchgeführte antihormonelle Therapie bei weniger belastenden Nebenwirkungen zumindest so gut ist wie eine Chemotherapie nach der Operation. u 2004 stellten die Wissenschaftler in den USA Ergebnisse vor, wonach eine fünf Jahre lang dauernde antihormonelle Behandlung mit zwei verschiedenen Medikamenten (aufeinander folgend) die Rückfallrate für ein hormonabhängiges Mammakarzinom um 40 Prozent verringert. u 2008/2009 zeigte sich, dass die zusätzliche Verabreichung eines Osteoporose-Medikaments zur antihormonellen Therapie die Rückfallrate um rund 35 Prozent senkt und gleichzeitig die Knochenschädigung durch die Krebsbehandlung ausgleicht. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate wurde damit auf mehr als 98 Prozent gesteigert. u Neue Medikamente wie monoklonale Antikörper, Enzymhemmer und jetzt sogar eine Krebsvakzine werden von den Wissenschaftlern untersucht. rurgie zum Teil extrem „blutig“ verlief – auch 20 oder mehr Blutkonserven wurden manchmal benötigt – laufen heute vergleichbare Eingriffe oft schon transfusionsfrei ab. Exakte Planung, extreme Konzentration auf möglichst schonendes Operieren und Engagement für absolute Qualitätskontrolle bringen bessere Ergebnisse und weniger Komplikationen. Und schließlich werden auch komplizierte und schwere Eingriffe heute praktisch in jedem Lebensalter durchgeführt. „Meine älteste Patientin ist 101 Jahre alt“, berichtet der Chirurg. WISSENSCHAFT FÜR DIE PATIENTEN. Hinter den Qualitätsansprüchen der Universitätsklinik für Chirurgie am AKH Wien steckt aber auch ein vorbehaltsloses 9 INTERNATIONALES NETZWERK. „Mittlerweile hat die ABCSG ein internationales Netzwerk an Kooperationspartnern in den USA, der Schweiz, in Deutschland, Großbritannien, Schweden und Spanien aufgebaut, sodass auch große Studien mit mehreren Tausend Patienten mit österreichischer Beteiligung machbar wurden“, berichtet Prof. Gnant, der seit zehn Jahren Präsident der österreichischen Studiengruppe ist. An vorderster Stelle sind auf diese Weise österreichische Wissenschaftler auf dem Gebiet der Erforschung neuer Therapien bei Brustkrebs tätig. Brustkrebs ist weltweit die häufigste Tumorerkrankung der Frauen mit jährlich weltweit rund 1,7 Millionen Neudiagnosen. In Österreich wird die Diagnose jährlich bei etwas weniger als 5.000 Frauen gestellt, die Zahl der Todesopfer beträgt etwa 1.600. Früherkennung und bessere Behandlungsmöglichkeiten haben in den vergangenen Jahren zu deutlich besseren Chancen der Betroffenen geführt. 10 Thinkstock Bekenntnis zur Wissenschaft. Prof. Gnant selbst hat bisher 365 wissenschaftliche Arbeiten in den angesehensten wissenschaftlichen Zeitschriften auf seinem Fachgebiet veröffentlicht. Die Wissenschaft, Basis der Medizin am AKH Wien mit den Universitätskliniken, strahlt weit über die österreichische Spitzenklinik hinaus. Das gilt für die Chirurgie im Speziellen. Im Herbst 1984 gründete ein Team um Univ.-Prof. Dr. Raimund Jakesz an der Wiener Universitätsklinik die Österreichische Studiengruppe für Brust- und Dickdarmkrebs (Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group, ABCSG), die sich seit nunmehr 30 Jahren mit der Erforschung von Brust-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs beschäftigt. In Österreich sind an den Projekten neben dem AKH Wien rund hundert Spitalsabteilungen beteiligt. Rund 900 Ärzte arbeiten an den Studien mit. Hinzu kommen noch 250 speziell ausgebildete Angehörige des Pflegepersonals. In der ABCSG kooperieren Ärzte aus unterschiedlichen Fachrichtungen: Chirurgie, Radiotherapie, internistische Onkologie, Radiologie, Gynäkologie, Histopathologie, Psychologie und Rehabilitationstherapie. Gemeinsam werden diagnostische und therapeutische Fragestellungen aufgegriffen und im Rahmen randomisierter klinischer Studien auf höchstem Qualitätsniveau beantwortet. Immer geht es darum, in Studien mit Patienten neue Strategien zur Behandlung der häufigsten Krebserkrankungen im Vergleich zur jeweils vorhandenen Standardtherapie zu entwickeln. In Österreich nimmt mittlerweile jede zweite Frau mit Brustkrebs nach der Menopause und jede dritte Patientin, die vor der Menopause an Brustkrebs leidet, an einer solchen Studie teil. Seit 1984 waren es mehr als 25.000 Patientinnen und Patienten, die im Rahmen von Projekten der ABCSG betreut wurden. GESICHERTE BEHANDLUNGSQUALITÄT. „Als kleines Land kann man in der internationalen Krebsforschung nur noch mit solchen Netzwerken eine Rolle spielen“, sagte Prof. Gnant aus Anlass des Jubiläums vor Kurzem. Für klinische Studien zu neuen Therapien bei bösartigen Erkrankungen sind die Zahl der teilnehmenden Probanden sowie die Schnelligkeit und die Qualität der Abwicklung des jeweiligen Forschungsprojektes entscheidend. Auf der anderen Seite garantiert die Teilnahme an wissenschaftlichen Studien den Ärzten den Zugang zum aktuellsten Wissen. Patienten, die an solchen Studien teilnehmen, haben nachweislich bessere Behandlungsund Heilungschancen, weil sie eben noch engmaschiger untersucht und begleitet werden. Prof. Gnant: „Hinzu kommt, dass in einem Netzwerk wie der ABCSG die Qualität der Behandlung gesichert wird. Darüber hinaus bekommen wir für die Patienten im Rahmen der Studien aktuell die modernsten Arzneimittel zur Verfügung gestellt und haben auch bei der Markteinführung nach den Studien schnell Zugang.“ So ist das „Markenzeichen“ der Chirurgie am AKH Wien im Rahmen der Universitätsklinik natürlich – historisch gesehen vom „Handwerk“ der Ärzte her – das Skalpell, doch in der Patientenversorgung und in der Wissenschaft hat sie eine immer breitere und vernetztere Ausrichtung. Das geht auch so weit, dass mit der in Wien etablierten Expertise in Zukunft vermehrt internationale wissenschaftliche Studien abgewickelt werden sollen. Wolfgang Wagner PEOPLE 1|2015 DIE MISTEL IN DER KREBSTHERAPIE Die Nebenwirkungen einer Chemo- oder Strahlentherapie lassen sich durch Mistelprodukte abmildern. M isteltherapie bei Krebs: Die einen schwören darauf, die anderen stehen ihr skeptisch gegenüber. Hokuspokus oder Hilfe? „Definitiv eine Hilfe, um eine Krebsbehandlung besser zu überstehen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Leo Auerbach. Vor 20 Jahren hat der Gynäkologe im AKH Wien die Ambulanz für komplementäre Medizin an der Abteilung für Frauenheilkunde aufgebaut und setzt seither Mistelpräparate ein, denn: „Die Misteltherapie ist die am besten untersuchte komplementärmedizinische Behandlung. 70 Prozent der Krebspatientinnen und -patienten fragen aktiv danach, sie wird am häufigsten verordnet und gehört gewissermaßen zum Therapiestandard.“ MILDERE NEBENWIRKUNGEN. Chemound Strahlentherapien gehen in der Regel mit sehr starken Nebenwirkungen einher. Eine begleitende Misteltherapie kann diese erwiesenermaßen abfedern: Die Patientinnen und Patienten benötigen in der Regel weniger Medikamente, haben seltener Entzündungen und ein besseres Allgemeinbefinden. Nach Behandlungsende erholen sie sich rascher und können schneller wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren. EFFEKTIVERE THERAPIE. „Die Misteltherapie stimuliert das Immunsystem“, erklärt Prof. Auerbach. Das legt auch eine amerikanische Studie (Mansky et al., 2010) nahe, in die 44 Personen mit soliden Tumoren in Brust, Darm, Bauchspeicheldrüse und Lunge eingebunden waren. Die PatienPEOPLE 1|2015 tinnen und Patienten erhielten neben einer Chemotherapie mit Gemcitabin eine Begleitt herapie mit einem Mistelpräparat. Das Mistelpräparat wirkte sich so günstig Univ.-Prof. Dr. auf die VerträgLeo Auerbach lichkeit der Chemotherapie aus, dass der gegen die Krebszellen gerichtete Wirkstoff um 30 Prozent höher dosiert werden konnte. ONKOLOGISCHE WIRKSAMKEIT. „Einzelne Studien unterstreichen die Wirksamkeit an der Tumorzelle“, so Prof. Auerbach. Beispielsweise zeigte sich in einer randomisierten, kontrollierten Phase-III-Studie (Tröger et al., Eur J Cancer 2013), die 220 Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) einschloss, im Vergleich zu „Best Supportive Care“ (bestmögliche unterstützende Behandlungsmaßnahmen bei Krebspatienten) eine signifikante und klinisch relevante Verlängerung des Überlebens. Blutkrebs-Arten sei hingegen von einer Misteltherapie abzuraten. Mistelpräparate lassen sich auf unterschiedliche Weise verabreichen. Dabei treten mitunter geringfügige Nebenwirkungen auf, etwa rote Flecken an der Einstichstelle, leichter Temperaturanstieg oder Grippe-ähnliche Zustände. Sie sind ein Zeichen, dass der Organismus auf den Wirkstoff reagiert und klingen rasch wieder ab. Grundsätzlich sind Mistelpräparate chefarztpflichtig, die Kosten werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Die Misteltherapie ist vergleichsweise günstig: Die durchschnittlichen Tagestherapiekosten liegen beispielsweise bei 1,74 Euro bei zwei Ampullen pro Woche. red. Tipp Sie brauchen eine Ärztin oder einen Arzt für eine begleitende Krebsbehandlung? Suchen Sie unter www.praxisplan.at unter „Sonstige Tätigkeiten und Diplome“ nach Ärzten mit entsprechendem ÖAK-Diplom. Weitere Informationen zur Misteltherapie finden Sie u. a. unter www.misteltherapie.at. GERINGFÜGIGE NEBENWIRKUNGEN. Prof. Auerbach empfiehlt die komplementäre Gabe von Mistelpräparaten grundsätzlich bei soliden Tumoren, etwa bei Erkrankungen an Brust, Darm, Lunge, Prostata, Harnblase oder Schilddrüse. Bei 11 DER GESUNDHEITSVERBUND DER WGKK 12 Richard Tanzer W enn es um die medizinische Versorgung geht, ist jedem von uns die beste Behandlung gerade gut genug. Dieser Anspruch, verbunden mit der stetig steigenden Qualität der Leistungen, stellt alle Beteiligten im Gesundheitssystem aber auch vor eine andere enorme Herausforderung: die Finanzierbarkeit nachhaltig zu gewährleisten. Ein Ansatz, um diesen Spagat zu bewältigen, ist der Ausbau von Kooperationen, Wissenstransfer und reibungsloser Zusammenarbeit aller Akteure im Gesundheitswesen, sprich: das Nutzen sinnvoller Synergien. Genau aus diesem Grund hat die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) den Gesundheitsverbund ins Leben gerufen. Er garantiert, dass sämtliche medizinischen Einrichtungen der WGKK im Dienste der Patientinnen und Patienten noch enger und effizienter zusammenspielen. Das Hanusch-Krankenhaus als Referenzspital der Sozialversicherung verfügt über eine Vielzahl an Spezialistinnen und Spezialisten in den unterschiedlichsten Fächern und ist sternförmig über ganz Wien mit den Gesundheitszentren der WGKK vernetzt. Die individuelle Krankengeschichte der Patientinnen und Patienten ist elektronisch innerhalb des Verbundes abrufbar, unabhängig davon, in welcher Einrichtung die Betroffenen versorgt werden. Damit bieten wir einen denkbar Hofrat Ing. Mag. Erich Sulzbacher niederschwelligen, also einfachen und wohnortnahen Zugang zur Gesundheitsversorgung. Im Sinne eines modernen Dienstleisters sind wir außerdem bemüht, unser Service ständig zu verbessern. Zu den wichtigsten Projekten zählen dabei das Termin- und Wartezeitenmanagement. Mit dem Gesundheitsverbund ist die WGKK am Puls der Zeit. Ich lade Sie ein, sich auf den nächsten Seiten selbst ein Bild davon zu machen. Hofrat Ing. Mag. Erich Sulzbacher, Generaldirektor der WGKK Informationen über den Gesundheitsverbund der WGKK Im Gesundheitsverbund arbeiten das Hanusch-Krankenhaus sowie die fünf Gesundheitszentren Wien-Mitte, Wien-Mariahilf, Andreasgasse, Wien-Süd und Wien-Nord eng zusammen. Weitere Informationen erhalten Sie hier: Broschüre: Gesundheitsverbund der WGKK Telefonisch erhältlich unter +43 1 601 22 – 2119 oder per E-Mail ([email protected]). Die Broschüre gibt es auch als Flipbook (www.wgkk.at – Für Versicherte – Ratgeber/Broschüren) Kostenlose Serviceline: 0800 600 511 Sie ist von Montag bis Freitag von 08.00 Uhr bis 18.00 Uhr zu erreichen. Internet: www.gesundheitsverbund.at PEOPLE 1|2015 Anna Rauchenberger PEOPLE 1|2015 WGKK W Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus Klaushofer WGKK ährend der letzten Jahre haben wir sehr intensiv mit vielen Kolleginnen und Kollegen an der Entstehung des Gesundheitsverbunds der WGKK gearbeitet. Jetzt ist es so weit: die fachliche und organisatorische Vernetzung unserer Gesundheitseinrichtungen – stationär und ambulant – ist gelungen und steht Ihnen zur Verfügung. Wir bieten umfangreiche medizinische Betreuung unter einem Dach und wohnortnahe hochqualifizierte Ansprechpartnerinnen und -partner für Ihre unterschiedlichen medizinischen Bedürfnisse in unseren WGKK-Gesundheitszentren. Sollte ein Aufenthalt im Krankenhaus trotz allem Bemühen nicht zu verhindern sein, steht Ihnen das Hanusch-Krankenhaus als Teil des WGKK-Gesundheitsverbundes zur Verfügung. Der Gesundheitsverbund sorgt unter anderem dafür, dass u bei weiteren notwendigen Untersuchungen Termine für Sie vereinbart werden, u Ihre behandelnden Ärztinnen/Ärzte viele Befunde über den Computer einsehen können, u Kontrolluntersuchungen nach einem Aufenthalt im Hanusch-Krankenhaus in jedem unserer Gesundheitszentren gemacht werden können. Prim.a Dr.in Elisabeth Zwettler Für die Erhaltung Ihrer Lebensqualität sind ein gesunder Lebensstil und Vorsorgemaßnahmen sehr wichtig. Deshalb bietet Ihnen die WGKK auch ein vielfältiges Angebot, um fit und gesund zu bleiben. Von der Beratung über gesunde Ernährung und Bewegung bis hin zu sinnvollen Vorsorgeuntersuchungen finden Sie Unterstützung im Gesundheitsverbund der WGKK. Da Gesunderhaltung bereits sehr früh beginnt, gibt es außerdem spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche wie z. B. das umfassende Betreuungsprogramm „Enorm in Form“ für stark übergewichtige Kinder zwischen 10 und 14 Jahren. Wir sind auch weiterhin bemüht, die Zusammenarbeit zwischen unseren Gesundheitseinrichtungen auszubauen und zu stärken, um das Angebot der WGKK für ihre Versicherten kontinuierlich zu verbessern. Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit! Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus Klaushofer Leiter Gesundheitsverbund Prim.a Dr.in Elisabeth Zwettler Stv. Leiterin Gesundheitsverbund 13 Siemens Ein Service der MODERNSTE BILDGEBUNG: PRÄZISE BLICKE IN DAS INNERE UNSERES KÖRPERS Der Radiologie-Verbund der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) bietet medizinische Spitzenqualität, verbessert die Serviceleistungen und verringert gleichzeitig die Kosten. D ie Radiologieinstitute der vier WGKK-Gesundheitszentren und das Zentralröntgeninstitut im Hanusch-Krankenhaus bilden gemeinsam den Radiologie-Verbund der WGKK. Das hat eine Menge Vorteile, wie Röntgenverbund-Leiter Univ.-Prof. Dr. Jörg Haller erklärt: „Alle Aufnahmen werden digital erfasst und in einem Archiv abgespeichert. Die Radiologinnen und Radiologen der WGKK können darauf zugreifen und sind über Datenleitungen miteinander vernetzt. Auf diese Weise können die Röntgenbilder ständig von zwei oder mehreren Fachleuten begutachtet werden. Das bringt große Fortschritte in der Diagnose, gerade bei Unklarheiten, im Bedarfsfall können wir ohne Zeitverlust eine Therapie einleiten.“ RASCH ZUM TERMIN. Wechseln Patientinnen und Patienten den Wohnort, können sie sich im nächstliegenden WGKK-Gesundheitszentrum weiterbetreuen lassen. Fallen einzelne Ärztinnen oder Ärzte einmal aus, springen andere aus dem Verbund problemlos für sie ein. Patientinnen und Patienten kommen so rasch zu einem Termin und 14 zu ihrer Diagnose. Das Röntgen-Institut im WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Mariahilf hat zudem seine Öffnungszeiten verlängert und nun von Montag bis Donnerstag bis 19.30 Uhr geöffnet. Das erleichtert es vor allem Berufstätigen, Zeit für eine Untersuchung zu finden. Egal, wo man sich untersuchen lässt: Alle radiologischen Einheiten in den WGKK-Gesundheitszentren sind technisch top und verfügen über die gleiche Ausrüstung für exakte und zugleich schonende Untersuchungen. Mit der neuen Generation von Röntgengeräten kann die Strahlenbelastung möglichst gering gehalten werden. VIER-AUGEN-PRINZIP. Einen besonderen Vorteil bringt der Radiologieverbund für die Mammographie zur Brustkrebs-Vorsorge-Untersuchung, wie Prof. Haller erklärt: „Wir führen eine Doppelbefundung bei jeder Mammographie durch, das bedeutet, das jedes Röntgenbild der Brust von zwei Fachärztinnen oder -ärzten begutachtet wird. Die Analyse der Aufnahmen erfolgt unabhängig voneinander. In fünf bis sieben Prozent der Fälle gibt es Diskrepanzen. Dann müssen sich die Expertinnen und Experten die Aufnahme noch einmal ansehen und gemeinsam entscheiden, ob weitere Untersuchungen nötig sind.“ DIE RADIOLOGIEINSTITUTE. In den WGKK-Gesundheitszentren führen die Ärztinnen und Ärzte sowie die Radiologietechnologinnen und -technologen neben Mammographien auch Lungenröntgen und sämtliche Röntgenaufnahmen des Skelettbereiches durch. Das WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Mariahilf besitzt außerdem ein Knochendichtemessgerät (DEXA). Das WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Süd bietet zudem Durchleuchtungsuntersuchungen zur Darstellung des Magen-Darmtraktes an. Weiters werden auch intravenöse Nierenuntersuchungen im WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Süd durchgeführt. Dabei wird die Ausscheidung der Niere mithilfe eines Kontrastmittels dargestellt. Ebenfalls in den Wirkungsbereich der Röntgen-Institute fallen Ultraschall-Untersuchungen (Sonographie). „Mit unseren Ultraschall-Geräten können wir das AbdoPEOPLE 1|2015 Siemens WGKK-Ranzmaier Der Röntgenverbund der WGKK Zentralröntgeninstitut Hanusch-Krankenhaus 1140 Wien, Heinrich-Collin-Straße 30 Ambulanzzeiten: Montag bis Freitag von 07.00 bis 17.00 Uhr; Anmeldung von 07.00 bis 15.00 Uhr; Tel.: +43 1 910 21-86630 „Die Qualität ist in allen Bereichen wesentlich gestiegen. Der Radiologieverbund ist der richtige Weg, um bei steigender Qualität noch ökonomischer zu werden.“ Röntgeninstitute der Gesundheitszentren GZ Wien-Süd 1100 Wien, Wienerbergstraße 13 Ordinationszeiten/Termine: Montag bis Freitag von 07.00 bis 14.30 Uhr; Auskunft und Terminvereinbarung: Tel.: +43 1 601 22-4293 Siemens Univ.-Prof. Dr. Jörg Haller men, also den Bauchbereich, gut untersuchen. Mit der sogenannten Small-Part-Sonographie werden mit einem hochauflösenden Schallkopf Organe wie Lymphknoten, Schilddrüse, Brustdrüse oder die Hoden begutachtet“, so Prof. Haller. Spezialuntersuchungen, die in den WGKK-Gesundheitszentren nicht möglich sind, übernimmt das Zentralröntgeninstitut im Hanusch-Krankenhaus, das über Geräte mit aufwendigster und modernster Technik verfügt. Prof. Haller: „Eine der großen Stärken des Radiologieverbundes ist es, dass wir bei Frauen im Rahmen des Brustkrebs-Vorsorge-Programms oder bei Verdacht auf Brustkrebs im Hanusch-Krankenhaus gleich abklären können, falls Mammographie und Ultraschall nicht ausreichen.“ Dabei kommt die sogenannte „Tomosynthese-Mammographie-Anlage“ (TSM) zum Einsatz, die Gewebe schichtweise Millimeter für Millimeter dokumentieren kann. Prof. Haller: „Das ist von großem Nutzen, wenn Gewebsformationen dicht übereinanderliegen und auf einem normalen Röntgenbild wie krankhaftes Gewebe wirken. Durch dieses VerfahPEOPLE 1|2015 ren können wir falsche Befunde bei der Brustkrebsuntersuchung vermeiden.“ Die Geräte zur Schnittbilddiagnostik für die Computertommographie (CT) und die Magnetresonanz (MR) sind im Hanusch-Krankenhaus im Dauereinsatz, bilanziert Prof. Haller: „Das MR-Gerät ist von 7 bis 22 Uhr verfügbar. Dabei werden auch komplexe Untersuchungen bei Verdacht auf Prostatatumor durchgeführt oder kardiologische Fragestellungen abgeklärt.“ QUALITÄT IN DER AUSBILDUNG. Die Qualität der Untersuchungen hängt allerdings nicht allein von der technischen Ausstattung ab, sondern auch vom Können des Fachpersonals, betont Prof. Haller: „Um etwa das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm durchführen zu können, müssen die Ärztinnen und Ärzte nachweislich Erfahrung in der Befundung von Mammographien haben und mindestens 2.000 Fälle pro Jahr gesehen haben. Zudem müssen sie eine spezielle Prüfung absolvieren. Damit können wir sicherstellen, dass ihr Knowhow einen gleichbleibenden Standard von hoher Qualität aufweist.“ GZ Wien-Mitte 1030 Wien, Strohgasse 28 Ordinationszeiten/Termine: Montag bis Donnerstag von 07.00 bis 14.30 Uhr; Freitag von 07.00 bis 13.45; Befunde können bis 14.15 Uhr abgeholt werden; Auskunft und Terminvereinbarung: Tel.: +43 1 601 22-40340 GZ Wien-Mariahilf 1060 Wien, Mariahilfer Straße 85–87 Ordinationszeiten/Termine: Montag bis Donnerstag von 07.00 bis 19.30 Uhr; Freitag von 07.00 bis 13.45; Befunde können bis 14.15 Uhr abgeholt werden. Auskunft und Terminvereinbarung: Tel.: +43 1 601 22-40710 GZ Wien-Nord 1210 Wien, Karl-Aschenbrenner-Gasse 3 Ordinationszeiten/Termine: Montag bis Donnerstag von 07.00 bis 14.30 Uhr; Freitag von 07.00 bis 13.45; Befunde können bis 14.15 Uhr abgeholt werden; Auskunft und Terminvereinbarung: Tel.: +43 1 601 22-40252 Sämtliche radiologisch-technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen darüber hinaus ein Zertifikat für das Erstellen von Mammographien nachweisen. Der Radiologieverbund der WGKK ist voll ausgebaut und funktioniert nicht zuletzt aufgrund der engen Zusammenarbeit aller Beteiligten sehr gut. Verbund-Leiter Prof. Haller resümiert: „Die Qualität ist in allen Bereichen wesentlich gestiegen. Der Radiologieverbund ist der richtige Weg, um bei steigender Qualität noch ökonomischer zu werden.“ SteWo 15 Fotolia Ein Service der WIR SCHAUEN AUF IHRE AUGEN: DER NETZHAUT-VERBUND DER WGKK Der Verbund der Augenambulanzen des Hanusch-Krankenhauses und der Gesundheitszentren der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) bringt Menschen mit Netzhaut-Erkrankungen kürzere Wartezeiten und optimale Betreuung durch Fachleute. W enn die Sehschärfe nachlässt und sogar blinde Flecken im zentralen Sehfeld entstehen, ist häufig die „altersbedingte Makula-Degeneration“ der Grund. Bei Diabetikerinnen und Diabetikern kann auch ein Makula-Ödem dahinterstecken. Wenn die Netzhautmitte („Makula“) erkrankt, sind rasche Hilfe und langfristige Betreuung gefragt. Beides bietet der Netzhaut-Verbund der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK), zu dem sich die Augenambulanzen der WGKK-Gesundheitszentren und die Abteilung für Augenkrankheiten des Hanusch-Krankenhauses zusammengeschlossen haben. NETZHAUTZENTRUM IM HANUSCHKRANKENHAUS. Unter der Leitung von Prim. Univ.-Prof. Dr. Oliver Findl, Vorstand der Abteilung für Augenkrankheiten im Hanusch-Krankenhaus, wurde 2013 ein Netzhautzentrum im Penzinger Spital aufgebaut. Das Zentrum ist nicht nur medizinisch hoch spezialisiert, sondern auch sehr umsichtig gestaltet. So werden etwa jene Menschen, die unter Makula-Erkrankungen leiden und oft sehr schlecht sehen, in einem eigenen Wartebereich empfangen und in einer Spezialambulanz untersucht. 16 Alle Räume, die von Patientinnen und Patienten frequentiert werden müssen, liegen dicht beisammen, etwa die Zimmer zur Behandlungsvorbereitung, der Laserraum, wo Schichtbildaufnahmen von den Augen gemacht werden, oder der Operationssaal. „Das hält die Wege kurz und hat auch für das medizinische Personal Vorteile“, erklärt Prof. Findl. „Tritt ein schwieriger Fall auf, können sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rasch persönlich austauschen.“ Als weiteren Pluspunkt streicht der Experte heraus, dass die Betroffenen gleich nach der Untersuchung die sogenannte „intravitreale operative Medikamentenapplikation“ (IVOM) erhalten. Dabei wird mit einer Spritze ein Medikament direkt in das Auge verabreicht. „Die Patientinnen und Patienten können nach eineinhalb bis zwei Stunden wieder nach Hause gehen“, so Prof. Findl zum Ablauf der Behandlung. 33.000 PATIENTENKONTAKTE PRO JAHR. Im Netzhautzentrum des Hanusch-Krankenhauses werden auch Diabetikerinnen und Diabetiker behandelt, die häufig unter Netzhautproblemen leiden. Versorgt werden zudem Patientinnen und Patienten mit Netzhautabhebungen oder mit Venen- und Arterienverschlüssen in den Augen. Von den rund 33.000 Kontakten mit Patientinnen und Patienten, die die Augenambulanz jährlich verzeichnet, entfällt rund ein Drittel auf das Netzhautzentrum. Dort sind immer zumindest zwei Fachärztinnen oder Fachärzte im Einsatz, unterstützt von einer Medizinerin oder einem Mediziner in Ausbildung und Pflegekräften. Expertinnen und Experten für Schielerkrankungen oder neurologisch bedingte Augenleiden (Orthoptistinnen und Orthoptisten) engagieren sich darüber hinaus bei den Voruntersuchungen, Sehtests und Vorbesprechungen. KONTROLLE IN GESUNDHEITSZENTREN. Bei einer so großen Zahl von Patientinnen und Patienten muss darauf geachtet werden, dass die IVOM-Injektionen ins Auge sowie die Nachkontrollen effizient durchgeführt werden und keine langen Wartezeiten entstehen. Wie Prof. Findl berichtet, bleiben Menschen mit einer Makula-Degeneration oft lange, manchmal über Jahre in Behandlung, und diese sei sehr aufwendig: „Wir müssen monatlich kontrollieren, ob die Medikamente den gewünschten Erfolg zeigen.“ Im ersten Therapiejahr werden sechs bis PEOPLE 1|2015 Thinkstock Der Netzhaut-Verbund Augenambulanzen der WGKK-Gesundheitszentren GZ Wien-Süd 1100 Wien, Wienerbergstraße 13; Auskunft und Terminvereinbarung (Montag bis Freitag): +43 1 601 22-4220 GZ Wien-Mitte 1030 Wien, Strohgasse 28; Auskunft und Terminvereinbarung (Montag bis Freitag): +43 1 601 22-40310 oder 40312 WGKK GZ Wien-Mariahilf 1060 Wien, Mariahilfer Straße 85–87; Auskunft und Terminvereinbarung (Montag bis Freitag): +43 1 601 22-40601 GZ Wien-Nord 1210 Wien, Karl-Aschenbrenner-Gasse 3; Auskunft und Terminvereinbarung (Montag bis Freitag): zwischen 13.00 und 14.30 Uhr; +43 1 601 22-40288. ELEKTRONISCH VERNETZT. Die WGKK-Gesundheitszentren und das Hanusch-Krankenhaus sind elektronisch vernetzt. Alle Aufnahmen des Auges, die im Hanusch-Krankenhaus gemacht werden, können auch in den WGKK-Gesundheitszentren abgerufen werden. Bei den Kontrollen können auch neue Bilder hinzugefügt werden. So entsteht eine PEOPLE 1|2015 Prim. Univ.-Prof. Dr. Oliver Findl WGKK sieben Injektionen verabreicht. Hier kommen die WGKK-Gesundheitszentren ins Spiel, denn die vielen Nachkontrollen lassen sich im Rahmen des Netzhaut-Verbundes auch dort durchführen. An den vier Standorten sind Spezialambulanzen mit entsprechender technischer Ausstattung eingerichtet worden. Zwischen den Augenärztinnen und -ärzten in den WGKK-Gesundheitszentren und dem Hanusch-Krankenhaus herrscht intensiver Austausch, sie bilden sich auch gemeinsam fort. Oberarzt Dr. Michael Brandstetter arbeitet abwechselnd im Hanusch-Krankenhaus und im WGKKGesundheitszentrum Wien-Mitte. Für ihn ist die Tätigkeit innerhalb des Verbund bereichernd: „Ich kann einerseits mein fast dreißigjähriges Fachwissen als Spitalsarzt weitergeben. Andererseits lerne ich auch viel von den Patientinnen und Patienten, die mit unterschiedlichsten Beschwerden in das Gesundheitszentrum kommen. In der Spezialambulanz des Krankenhauses hingegen habe ich es ja mit bereits ausgewählten Fällen zu tun.“ WGKK Hanusch-Krankenhaus 1140 Wien, Heinrich-Collin-Str. 30 Augen-Ambulanzen: Pavillon 1, 3. Stock; Ambulanzzeiten: Montag bis Freitag von 08.00 bis 11.00 Uhr; +43 1 910 21-84652 Ambulanz für Netzhaut- und Glaskörpererkrankungen; Ambulanzzeiten: Montag bis Freitag von 08.00 bis 13.00 Uhr; +43 1 910 21-84664 OA Dr. Michael Brandstetter Bilddatenbank, die mit den Patientenakten verknüpft ist. „Dadurch können wir den Krankheitsund Heilungsverlauf sehr gut beobachten und dokumentieren. Wir erkennen sofort die Sehschärfe der Patientinnen und Patienten und welche Spritzen sie bekommen haben“, erklärt Dr. Brandstetter. AUSWEITUNG DES ANGEBOTS. Ab Mai 2015 wird es im WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Mariahilf nicht nur Nachkontrollen geben, sondern zusätzlich auch einmal pro Woche eine spezielle Netzhaut- bzw. Makula-Ambulanz, geleitet von einer Ärztin oder einem Arzt aus dem Hanusch-Krankenhaus. „Das wird ähnlich organisiert wie die Glaukom-Ambulanzen, die in den Gesundheitszentren regen Zulauf haben“, führt Prof. Findl aus. Die niedergelassenen Augenärztinnen und -ärzte kann der Netzhaut-Verbund derzeit aus Datenschutzgründen noch nicht in das elektronische Netzwerk einbeziehen. Das soll sich laut Prof. Findl aber bald ändern: „Wir planen bereits eine engere Zusammenarbeit, um die Wartezeiten weiter zu verkürzen und Belastungsspitzen zu mildern. Der nächste Schritt: In einem Pilotprojekt im nächsten Jahr werden niedergelassene Augenärztinnen und- ärzte die Bilder von den Patientinnen und Patienten, die sie zu uns überwiesen haben, auf dem Computer einsehen und sogar selbst Bilder hochladen können.“ SteWo 17 Thinkstock Ein Service der SCHMERZFREI IN BEWEGUNG BLEIBEN Der Rücken schmerzt und nichts hilft dagegen? Bei Problemen mit dem Bewegungs- und Stützapparat sind die Einrichtungen des Physiko-Verbundes der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) die richtige Adresse. W enig Bewegung, langes Sitzen im Büro, die falschen und immer gleichen Körperhaltungen in der Arbeit, dazu noch Ärger und Stress und kaum Gelegenheit zum Entspannen: kein Wunder, wenn sich irgendwann der Körper meldet – mit Schmerzen beim Bewegen, Sitzen und selbst beim Liegen. Vor allem die Altersgruppe der 35- bis 55-Jährigen leidet sehr häufig unter Rückenschmerzen. Der Physiko-Verbund der WGKK, ein Zusammenschluss aus WGKK-Einrichtungen (siehe Kasten), bietet zahlreiche Leistungen, um Beschwerden des Bewegungs- und Stützapparates wieder in den Griff zu bekommen. Die Angebote zielen dabei stark auf Hilfe zur Selbsthilfe – damit man die Beweglichkeit und Lebensqualität wiedererlangt. SORGFÄLTIGE DIAGNOSE. Mit welchem Problem auch immer die Patientinnen und Patienten zu einer der Verbund-Einrichtungen kommen: Am Anfang steht immer 18 eine genaue Untersuchung. Prim.a Dr.in Silvia Brandstätter, die Medizinische Leiterin des Physiko-Verbundes, betont, dass ausschließlich mit evidenzbasierten Methoden gearbeitet wird: „Das bedeutet, dass zunächst nach den Ursachen der Schmerzen gesucht wird und dann adäquate Therapien verordnet werden, deren Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen sein muss. Wer zum Zahnarzt geht, will ja auch die Ursache für den Schmerz wissen und die entsprechende Behandlung bekommen, und nicht nur einfach ein Schmerzmittel. Bei uns ist es genauso.“ Die Fachärztinnen und -ärzte des Physiko-Verbundes bedienen sich modernster Untersuchungstechniken, zum Beispiel der Elektrophysiologischen Diagnostik: Dabei wird die Nervenleitgeschwindigkeit gemessen und abgeklärt, ob ein Muskel erkrankt ist oder eine Reizleitungsstörung der versorgenden Nerven vorliegt. Bei Rückenschmerzen, so Prim.a Brandstätter, sind MRT- oder CT-Untersuchungen nur bei Hinweisen auf bestimmte Warnsymptome sinnvoll: bei Lähmungserscheinungen zum Beispiel oder wenn der Schmerz trotz adäquater Therapie schon länger als sechs Wochen anhält. Glücklicherweise gehen aber die meisten Rückenschmerzen nicht mit neurologischen Ausfällen wie Lähmungen oder krankhaften Veränderungen von Knochen, Nerven und Muskeln einher. Sie klingen bei rund 80 Prozent der Betroffenen innerhalb von wenigen Wochen wieder ab, auch ohne Therapie. AKTIV GEGEN CHRONISCHEN SCHMERZ. Für Berufstätige, die unter massiven chronischen Kreuz-, Rücken- oder Nackenbeschwerden leiden, bietet das WGKKGesundheitszentrum Andreasgasse eine „Rücken-Aktiv-Therapie“ an. „Dieses intensive multidisziplinäre Programm soll Betroffene wieder in den beruflichen Alltag integrieren sowie ihre Lebensqualität PEOPLE 1|2015 Petra Spiola Prim.a Dr.in Silvia Brandstätter und Leistungsfähigkeit steigern“, so Prim.a Brandstätter. Starke Schmerzen und eingeschränkte Bewegungsfreiheit führen nicht selten zu längerfristiger Arbeitsunfähigkeit, Jobverlust und sozialem Rückzug – wenn zum Beispiel der geliebte Tanzkurs abgesagt werden muss, weil alles wehtut. Die „Rücken-Aktiv-Therapie“ besteht aus einem vierwöchigen Blockprogramm mit bis zu fünf Stunden Therapie pro Tag. Mit einem Gruppen-Übungsprogramm werden Haltung und Beweglichkeit verbessert. Kraft und Ausdauer wird in der medizinischen Trainingstherapie an modernsten Geräten verbessert. Abgerundet wird das Programm mit fundierter Beratung, wie das Training nach dem Ende des Programms eigenständig fortgeführt werden kann. „Die meisten Patientinnen und Patienten sind nach erfolgreicher Therapie wieder schmerzfrei“, berichtet die Expertin. SEELE STÄRKEN. Das Besondere an der „Rücken-Aktiv-Therapie“: Sie achtet auch auf die Psyche. Denn nicht selten liegen die Ursachen der Rückenschmerzen nicht Der Physiko-Verbund der WGKK Gesundheitszentrum Wien-Süd 1010 Wien, Wienerbergstraße 15–19 Auskunft und Terminvereinbarung (Montag bis Freitag): +43 1 601 22-4290 Gesundheitszentrum Andreasgasse – „Rücken-Aktiv-Therapie“ 1070 Wien, Andreasgasse 3 Auskunft und Terminvereinbarung (Montag bis Freitag): +43 1 601 22-15070 Hanusch-Krankenhaus, Institut für Physikalische Medizin und Rehabilitation 1140 Wien, Heinrich-Collin-Straße 30, Pavillon 6, Untergeschoß Auskunft und Terminvereinbarung (Montag bis Freitag): +43 1 910 21-86511 PEOPLE 1|2015 oder nicht nur im körperlichen Bereich. Stress, Sorgen und die Unfähigkeit, sich zu entspannen, tragen oft Mitschuld an körperlichen Beschwerden. Daher kümmern sich nicht nur Fachärztinnen und Fachärzte für Orthopädie und Physikalische Medizin um die Betroffenen, sondern auch Psychologinnen und Psychologen. Prim.a Brandstätter: „Mit der psychologischen Schmerztherapie können wir die manchmal weniger offensichtlichen Ursachen des Schmerzes gezielt angehen. Die Patientinnen und Patienten erlernen Entspannungstechniken und Techniken zur Schmerzbewältigung.“ KOMPLEXE UND LANGWIERIGE SCHMERZEN. Das Institut für Physikalische Medizin im Hanusch-Krankenhaus hat im Rahmen des Physiko-Verbundes ganz spezielle Aufgaben: „Wenn jemand mit seiner Schmerzproblematik nicht weiter weiß, sind wir als Kompetenzzentrum die richtige Anlaufstelle. Unser Personal ist bestens geschult und verfügt über diverse Spezialausbildungen“, so Prim.a Brandstätter. Im Physiko-Verbund werden zum Beispiel Patientinnen und Patienten behandelt, die an primären oder sekundären Lymphödemen leiden. Eine Abklärung, ob eine Schwellung durch einen Lymphstau bedingt ist, ist Teil der Behandlung. Es werden auch spezielle Bewegungsprogramme und Trainings für Osteoporose und das Fibromyalgie-Syndrom angeboten. Ebenso ist Beckenbodentraining Teil des Behandlungsangebotes bei Harn- und Stuhlinkontinenz. Patientinnen und Patienten mit der chronischen Lungenkrankheit COPD können im Hanusch-Krankenhaus mit Sauerstoff trainieren, erlernen Atemübungen und Entspannungstechniken. Außerdem werden Nachbehandlungen nach Operationen oder Unfällen durchgeführt. GUT VERNETZT. Wer im Hanusch-Krankenhaus ärztlich untersucht wird und Therapien verordnet bekommt, kann diese auch wohnortnahe an einem anderen Standort des Physiko-Verbundes durchführen. „Das ist möglich, weil die WGKK-Gesundheitszentren und das Hanusch-Krankenhaus elektronisch miteinander vernetzt sind“, so Prim.a Brandstätter. „Wir können an allen Einrichtungen die Krankengeschichten einsehen und die Patientinnen und Patienten überall optimal betreuen. Die gemeinsamen Fortbildungen der Verbund-Fachkräfte sichern zudem einen einheitlichen Qualitätsstand.“SteWo So beugen Sie Rückenschmerzen vor u Ziehen Sie sich im Stehen an, statt im Sitzen. u Stehen Sie auf einem Bein – jeweils fünf bis zehn Sekunden, abwechselnd links und rechts. u Spannen Sie fünf bis zehn Sekunden den Po an, dann entspannen. u Fahren Sie mit dem Fahrrad oder gehen Sie zu Fuß zur Arbeit. u Nehmen Sie die Stiege und nicht den Lift. u Benützen Sie statt eines Sessels einen Gymnastikball oder ein instabiles Sitzkissen. u Gehen Sie täglich eine halbe Stunde spazieren. u Seien Sie mindestens an drei Tagen pro Woche 30 bis 60 Minuten sportlich aktiv. u Verharren Sie nie länger als 30 Minuten in derselben Sitzposition. Günstige Bewegungsarten für den Rücken: Joggen, Laufbandtraining, Nordic Walking, Wandern, Inline-Skating, Radfahren, Schwimmen, Rudern, Skilanglauf, Eislaufen, Sportklettern, Aerobic, Rückengymnastik, Aquagymnastik, Bogenschießen, Pilates, Tanzen, Feldenkrais, Tai Chi, Yoga. 19 Thinkstock Ein Service der DIE LABORDIAGNOSE-FABRIK Was passiert eigentlich mit den Blut- und Harnproben, und wie wird der Befund erstellt? Ein Lokalaugenschein im Laborverbund der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) gibt Antworten. W er kennt nicht den Satz: „Bitte zur Blutabnahme, und bitte auch eine Harnprobe abgeben.“ So fangen auch die Untersuchungen in einem der WGKK-Gesundheitszentren häufig an. Dort kommt an einem einzigen Tag eine fast unglaubliche Menge an Proben, an Bechern und Röhrchen zusammen. Trotzdem haben die behandelnden Ärztinnen und Ärzte die Ergebnisse aller wichtigen Parameter bereits am nächsten Morgen auf ihrem Bildschirm. Möglich macht diese schnelle und genaue Analyse der Laborverbund der WGKK, zu dem die Laboratorien der WGKK-Gesundheitszentren und des Hanusch-Krankenhauses zusammengeschlossen sind. Harn- und Blutproben werden zwar in allen WGKK-Gesundheitszentren abgenommen, aber nur ein sehr kleiner Teil davon wird auch vor Ort analysiert. Die meisten kommen in die Großlaboratorien im WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Süd oder im Hanusch-Krankenhaus. Mehrere Transporte täglich stellen sicher, dass die Untersuchten nicht lange auf ihre Werte warten müssen. Im Labor sind modernste Hightech-Geräte im Einsatz, die an überdimensionale Waschmaschinen 20 oder Geschirrspüler erinnern. Tausende Probenröhrchen und mehr können sie pro Tag analysieren. Allein das Labor des Hanusch-Krankenhauses muss es mit über 1.000 Anforderungen täglich aufnehmen. VOLLAUTOMATISIERTE ABLÄUFE. Und doch sind im gesamten Laborverbund nur um die 60 Menschen beschäftigt. Wie schaffen sie es, so viele Proben derartig schnell zu analysieren? Dozent Dr. Matthias Mayerhofer, der Ärztliche Leiter des Laborverbundes: „Unsere Labors arbeiten praktisch wie kleine Fabriken. Alle Abläufe sind voll automatisiert. Händische Analyse gibt es kaum noch.“ In der Tat laufen die Proben selbstständig durch die Maschinen. An jedem Röhrchen klebt ein Barcode, wie man ihn auch von der Supermarktkasse kennt. Dieser Barcode wird vom Gerät gelesen, und das EDV-System sagt der Maschine dann, zu wem die Probe gehört, was sie beinhaltet, was die Maschine untersuchen soll. Auch die Ergebnisse werden fast wie von selbst über das digitale Informationssystem an die Ärztinnen und Ärzte weitergeben. Dozent Mayerhofer: „Wir sind sehr prozessorientiert aufgestellt.“ Das bedeutet, dass jeder einzelne Schritt bei der Erstellung des Laborbefundes genau festgelegt ist und immer gleich abläuft. So können Fehler im Arbeitsablauf vermieden werden. EINDEUTIGE IDENTIFIZIERUNG. Bei der riesigen Anzahl von Röhrchen drängen sich natürlich Fragen auf: Wird auch immer das richtige Röhrchen analysiert? Wie kann ich mir als Patientin oder Patient sicher sein, am Ende das eigene Ergebnis in Händen zu halten – und nicht das einer anderen Person? Der leitende biomedizinische Analytiker des Laborverbunds, Thomas Löffelmann, der für den technischen Ablauf und das Personal an allen fünf Standorten verantwortlich ist, kann solche Irrtümer „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ ausschließen: „Bereits am Laborschalter wird die Identität und der Versicherungsstatus mithilfe der e-card festgestellt. Diese Informationen werden gemeinsam mit den Laboranforderungen der behandelnden Ärztin oder des behandelnden Arztes in das EDV-System übernommen. Alle Daten werden in einen Barcode umgewandelt, der auf das Röhrchen geklebt wird. Bevor die Blutabnahme erfolgt, wird noch einmal PEOPLE 1|2015 Fotolia WGKK/Vynevam Andrea T WGKK Labor-Service auch für niedergelassene Ärzte überprüft, ob die Patientin oder der Patient und der Barcode auf dem Röhrchen zusammenpassen. Damit ist eine eindeutige Identifikation gegeben.“ Während im Zentrallabor des HaDozent Dr. Matthias nusch-KrankenhauMayerhofer ses hoch automatisierte Geräte das Blut analysieren und Tausende Messwerte pro Stunde liefern, wird im Labor des WGKK-Gesundheitszentrums Wien-Süd Spezialdiagnostik betrieben. Thomas Löffelmann Ein Teil davon umfasst die rheumatologische Diagnostik, bei der Antikörper gegen körpereigene Strukturen, wie sie bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen vorkommen, im Fluoreszenzmikroskop beurteilt werden. Hier wird noch viel „Handarbeit“ geleistet, es wird pipettiert, mikroskopiert, nachgedacht, befundet. In den Laboratorien der WGKK-Gesundheitszentren Wien-Nord, Wien-Mitte und Wien-Mariahilf finden in erster Linie die Blutabnahmen statt. Es werden jedoch auch notfallmäßig Laborbefunde für Patientinnen und Patienten mit akuten Beschwerden erstellt. So können die Ärztinnen und Ärzte in den WGKK-Gesundheitszentren sofort entscheiden, wie weiter vorzugehen ist. Außer Personen mit akuten Beschwerden PEOPLE 1|2015 kommen viele Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes in die Laboratorien der WGKK-Gesundheitszentren, aber auch zahlreiche Gesunde, die sich einer Vorsorgeuntersuchung unterziehen möchten. Schließlich werden nicht nur die Patientinnen und Patienten der WGKK-Gesundheitszentren, sondern auch viele Personen, die von niedergelassenen Ärztinnen oder Ärzten zugewiesen werden, in den Laboratorien der WGKK-Gesundheitszentren und des Hanusch-Krankenhauses betreut. STÄNDIGE ABLAUF-VERBESSERUNG. Dozent Mayerhofer und sein Team sind ständig dabei, die Abläufe zu verbessern: „Unser Ziel: Notfallbefunde sollten innerhalb von 60 Minuten fertig sein, dringende Befunde innerhalb von zwei Stunden. Das gelingt uns in weit über 90 Prozent der Fälle.“ Wenn es einmal doch länger dauern sollte, gehen die Expertinnen und Experten der Ursache nach und versuchen, diese Verzögerungen künftig zu vermeiden. „Unsere Herausforderung besteht darin, möglichst perfekt zu arbeiten. Um das zu erreichen, werden wir von ausgeklügelten Computersystemen unterstützt, die täglich verschiedenste Kennzahlen erheben und auswerten, wie lange wir für die Erstellung der dringenden Befunde gebraucht haben“, so Dozent Mayerhofer. Die Kontrolle und die letztgültige Beurteilung der analysierten Werte liegen aber schlussendlich bei den Ärztinnen und Ärzten im Spital. „Laborwerte, die eine sofortige Reaktion der behandelnden Ärztin oder des behandelnden Arztes erfordern, haben wir als ,Alarmwerte‘ definiert“, so Dozent Auch Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin können die spezialisierte Analytik des WGKK-Laborverbundes nutzen und Patientinnen und Patienten zu einer der fünf Blutabnahmestellen (Hanusch-Krankenhaus und WGKK-Gesundheitszentren im 3., 6., 10. und 21. Bezirk) zuweisen. Die Befunde werden den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten über ein Internetportal zeitnah elektronisch zur Verfügung gestellt. Dieses Service soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Mayerhofer. „Kommt ein Alarmwert in einem Befund vor, so leuchtet der Befund in unserem EDV-System sofort rot auf und die Zuweisenden werden telefonisch verständigt.“ Die große Probenanzahl macht es verständlicherweise unmöglich, das bei allen Befunden zu machen, aber das Computerprogramm filtert Alarmwerte und Unterschiede zu Vorbefunden heraus. Sind unplausible Abweichungen zum Vorbefund erkennbar, wird zunächst im Labor noch einmal geprüft, was nicht stimmt. Am Ende des Prozesses geben Arzt oder Ärztin den Laborbefund frei. Die Laborbefunde werden in das Krankenhaus-Informationssystem übermittelt, wo sie sofort den behandelnden Ärztinnen und Ärzten zur Verfügung stehen. MÖGLICHST PERFEKT ARBEITEN. Der Inhalt der Röhrchen wird übrigens einige Tage lang aufbewahrt, es könnte schließlich noch eine Nachuntersuchung nötig sein. Danach werden die Proben ordnungsgemäß entsorgt. Dozent Mayerhofer: „Die Labordiagnostik ist ein ganz wichtiger Bestandteil der medizinischen Diagnose. Die Herausforderung besteht darin, möglichst perfekt zu arbeiten.“ SteWo 21 Thinkstock Ein Service der WENN MIT DEM BLUTBILD WAS NICHT STIMMT … Die Zusammenarbeit des Hanusch-Krankenhauses mit dem Gesundheitszentrum Wien-Mitte der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) im Bereich der Hämatologie hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Das Versorgungsmodell Hämatologie-Verbund wird daher weiter ausgebaut. E in auffälliges Blutbild? Blutarmut? Eisenmangel? Oder gar der Verdacht auf Leukämie? Wenn etwas mit dem Blut nicht stimmt, sind Expertinnen und Experten der Hämatologie gefragt. Dieses Spezialgebiet beschäftigt sich mit möglichen krankhaften Veränderungen des Blutes und der blutbildenden Organe. Die WGKK hat die Hämatologie-Expertise zweier Gesundheitseinrichtungen in einem Verbund zusammengeschlossen: Die Hämatologische Ambulanz im WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Mitte arbeitet seit Kurzem eng mit dem Hanusch-Krankenhaus der WGKK zusammen. Das bringt viele Vorteile für die Patientinnen und Patienten, zum Beispiel eine effektivere Versorgung. Denn ein Großteil der hämatologischen Krankheiten ist harmlos und relativ leicht zu behandeln, so etwa die Blutarmut: Sie macht zwar den Betroffenen zu schaffen, mit Müdigkeit, Atemnot oder verminderter Leistungsfähigkeit, muss aber nicht im Spital therapiert werden. Eine Behandlung in der Ambulanz 22 des WGKK-Gesundheitszentrums entlastet den Spitalbetrieb. Stellt sich jedoch heraus, dass jemand an einer schweren Krankheit leidet, kann das Hanusch-Krankenhaus die Versorgung nahtlos übernehmen. BESSERE VERSORGUNG. Im Vergleich zu Volkskrankheiten wie Diabetes leiden wenige Menschen an Erkrankungen des Blutes. Dennoch verzeichnen die Expertinnen und Experten des Hämatologie-Verbundes eine stetig wachsende Nachfrage. Wie Prim. Dr. Harald Nemecek, Ärztlicher Leiter des WGKK-Gesundheitszentrums Wien-Mitte, berichtet, hat sich in seiner Einrichtung die Zahl der versorgten Hämatologie-Patientinnen und -Patienten in kürzester Zeit mehr als verdreifacht: „2013, als wir die Hämatologie-Ambulanz im Gesundheitszentrum eröffnet haben, waren es noch 1.500 Patientinnen und Patienten, heute sind es rund 5.000.“ „Mit dem Verbundsystem konnten wir die Versorgung nicht nur quantitativ erhöhen, sondern auch qualitativ verbessern“, sagt Univ.-Prof. Prim. Dr. Felix Keil, Vorstand der Abteilung Hämatologie und Onkologie des Hanusch-Krankenhauses. „Die Verbindung einer hämatologischen Schwerpunktabteilung mit einer hämatologischen Spezialambulanz ist in Österreich völlig neu und hat sich innerhalb kürzester Zeit sehr bewährt, und wir können auch kurzfristig Termine anbieten. Speziell bei Veränderungen des Blutbildes sind Patientinnen und Patienten oft sehr verunsichert, und eine rasche Abklärung ist geboten.“ KURZE WARTEZEITEN. Ein weiterer Vorteil des Verbundes: Die Zeit des Wartens und Bangens wird deutlich verkürzt. Dr.in Anabel Schönmetzler, Hämatologin im WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Mitte: „Sobald ein Blutbild Unregelmäßigkeiten aufweist, beunruhigt das viele Menschen zutiefst. Meist befürchten sie eine schwere Erkrankung wie Leukämie.“ Im Verbund sind die Hilfesuchenden aber gut aufgehoben. Dr.in Schönmetzler: „Sollte wirklich der Verdacht auf Blutkrebs oder PEOPLE 1|2015 Fotolia Der HämatologieVerbund der WGKK Gesundheitszentrum Wien-Mitte Strohgasse 28, 1030 Wien Öffnungszeiten der Hämatologischen Ambulanz: Montag bis Freitag von 07.00 bis 14.00 Uhr Tel.: +43 1 601 22-40300 Hanusch-Krankenhaus Heinrich-Collin-Straße 30, 1140 Wien 3. Medizinische Abteilung, Hämatologie und Onkologie Ambulanzzeiten: Montag bis Freitag von 07.00 bis 15.00 Uhr Um telefonische Terminvereinbarung wird gebeten, auch für Erstbegutachtungen. Diese ist von Montag bis Freitag von 13.00 bis 14.45 Uhr unter Tel.: +43 1 910 21-85502 möglich. GUTE VERTRAUENSBASIS. Patientinnen und Patienten, die eine stationäre Abklärung, eine aufwendige Chemotherapie oder Eingriffe benötigen, die im WGKK-Gesundheitszentrum nicht möglich sind, überweist Dr.in Schönmetzler in eine der vier hämatologischen Ambulanzen des Hanusch-Krankenhauses. Dort stehen die gebündelten Therapiemöglichkeiten und sehr erfahrene Spezialistinnen und Spezialisten zur Verfügung. Im Hanusch-Krankenhaus werden 20 Prozent der hämatologischen Erkrankungen in Wien behandelt. Für die nachfolgenden Kontrolluntersuchungen kehren die Patientinnen und Patienten aber oft wieder in die Ambulanz des WGKK-Gesundheitszentrums Wien-Mitte zurück, falls dieses näher beim Wohn- oder Arbeitsplatz liegt. Die Betroffenen wissen es auch sehr zu schätzen, dass sie im WGKK-Gesundheitszentrum PEOPLE 1|2015 Anna Rauchenberger Univ.-Prof. Prim. Dr. Felix Keil Prim. Dr. Harald Nemecek WGKK eine andere schwere Erkrankung bestehen, bekommen die Patientinnen und Patienten schon am nächsten Tag einen Termin im Gesundheitszentrum Wien-Mitte und wissen damit schnell, was Sache ist.“ Im Gesundheitszentrum lässt sich auch rasch abklären, ob jemand unter Eisenmangel leidet, durch eine Blutung Eisen verliert oder ein Anstieg der weißen Blutkörperchen („Leukozyten“) vorliegt. Außerdem können dort Knochenmarkspunktionen und Aderlässe vorgenommen und viele einfache Therapien ambulant eingeleitet werden. Notwendige Zusatzuntersuchungen können die Patientinnen und Patienten unter einem Dach und noch am gleichen Tag machen lassen, vom Röntgen bis zum Labor. Das spart Zeit und Wege. Anna Rauchenberger Wien-Mitte immer von derselben Ärztin behandelt werden. „Das schafft eine sehr gute Vertrauensbasis“, ist Dr.in Schönmetzler überzeugt. Dr.in Anabel Schönmetzler IMMER IM BILDE. Ist die Medizinerin einmal nicht im WGKK-Gesundheitszentrum, werden die Patientinnen und Patienten bei Bedarf direkt ins Hanusch-Krankenhaus geschickt und können sich darauf verlassen, bestens betreut zu werden. Denn alle sind im Bilde, betont Gesundheitszentrumsleiter Dr. Nemecek: „Innerhalb des Hämatologie-Verbundes sind wir elektronisch vernetzt. An jedem Standort können im Computersystem alle Blutbefunde und Therapieschritte abgerufen werden.“ Auch der fachliche Standard der Behandlung ist an beiden Standorten identisch. Dr.in Schönmetzler beispielsweise ist im Hanusch-Krankenhaus zur Hämatologin ausgebildet worden und nimmt an den gleichen Fortbildungen teil wie die Spitalsärztinnen und -ärzte. PILOTPROJEKT IM GZ MARIAHILF. Das Hanusch-Krankenhaus ist ein wichtiger Ausbildungsplatz für angehende Fachärztinnen und Fachärzte, auch im Bereich Hämatologie. Professor Keil: „Leider können wir nicht alle frisch ausgebildeten Hämatologinnen und Hämatologen in unserem Spital behalten, für die Zukunft ist uns aber wichtig, diese Fachleute innerhalb des Verbundes zu platzieren.“ Wie der Experte berichtet, gibt es dazu auch schon konkrete Pläne: „Nachdem sich die hämatologische Ambulanz im Gesundheitszentrum Wien-Mitte so gut bewährt hat, machen wir nach demselben Konzept ein Pilotprojekt im Gesundheitszentrum Mariahilf. Eine bei uns ausgebildete Ärztin wird dort die nächste Ambulanz im August 2015 eröffnen.“ Sobald der Verbund in den nächsten zwei bis drei Jahren auf alle vier Gesundheitszentren der WGKK ausgeweitet ist, sollen auch die Fachärztinnen und -ärzte im Rotationsprinzip zwischen WGKK-Gesundheitszentren und Hanusch-Krankenhaus wechseln. SteWo 23 Siemens MRT-Aufnahmen des Gehirns NEUROLOGISCHE ERKRANKUNGEN: Vernetztes Vorgehen optimiert Diagnose und Therapie Bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie stand die Bedeutung der Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Fächern im Vordergrund. Interdisziplinarität bringt Patienten viele Vorteile. D ie Chancen, mit der Neurologie in Kontakt zu kommen, sind hoch. Das Risiko, im Laufe des Lebens von einer Erkrankung des Gehirns betroffen zu sein, liegt bei 50 Prozent“, so Prim. Univ.-Doz. Dr. Elisabeth Fertl, Präsidentin elect der ÖGN (Abt. für Neurologie, KA Rudolfstiftung). „Neurologische Erkrankungen betreffen oft mehr als nur das Nervensystem. Wir arbeiten deshalb mittlerweile in der Abklärung, Therapie und Versorgung mit anderen Disziplinen wie der Psychiatrie, Inneren Medizin, Neurochirurgie und Interventionellen Radiologie eng zusammen, mit dem Ziel einer gemeinsamen Lösungsstrategie.“ Vernetzung war ein Schwerpunktthema der heurigen ÖGN-Jahrestagung. 24 Von besonderer Bedeutung ist dabei die Zusammenarbeit mit der Psychiatrie, so Doz. Fertl: „Das betrifft die bei vielen neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Epilepsie und Schlaganfall häufigen psychiatrischen Begleiterkrankungen sowie das beständig an Bedeutung gewinnende Feld der Demenz, wo sowohl in der Diagnostik als auch in der psychosozialen Versorgung eine enge Kooperation zwischen den Fachrichtungen gefragt ist.“ Eine besondere Herausforderung sind körperliche Beschwerden mit psychischem Hintergrund. „Man kann aus psychischen Gründen praktisch jedes neurologische Symptom entwickeln, vom Schwindel über Bewegungsstörungen und Tics bis hin zu komatösen Zuständen“, so Doz. Fertl. In der weiteren Abklärung und der Behandlung ist dann vor allem die Psychiatrie gefragt. Denn hinter funktionellen Symptomen können sich viele Ursachen verbergen: vom Wunsch nach Zuwendung über Erreichen einer sozialen Absicherung bis hin zur schweren psychiatrischen Erkrankung. HÄUFIGE VERDÄCHTIGE MRT-BEFUNDE. Ein neues Tätigkeitsfeld für die Neurologie sind die häufigen verdächtigen Befunde bei MRT-Untersuchungen des Gehirns, die auf die immer größere Genauigkeit solcher Scans zurückzuführen sind. „In zumindest zehn Prozent aller MRT-Aufnahmen des Gehirns sind Auffälligkeiten zu finden, das ist für die Patienten oft extrem belastend“, so Doz. Fertl. „Ein kleiner weiPEOPLE 1|2015 INTERDISZIPLINARITÄT BEI MS. Interdisziplinarität spielt auch eine wichtige Rolle in der Behandlung von MS-Patienten. Das sind in Österreich etwa 10.000 junge Menschen, die am Beginn des Erwachsenenalters mit einer sehr formenreichen Krankheit konfrontiert sind. „Wir können diese Krankheit heute in den meisten Fällen gut behandeln, aber wir können sie nicht heilen“, so Doz. Fertl. Das bedeutet, dass die Betroffenen sehr lang mit einer chronischen Erkrankung leben müssen und mit den verschiedensten medizinischen Fachrichtungen in Berührung kommen. Doz. Fertl: „Eine Lösung der komplexen Probleme, mit denen man es in der Neurologie häufig zu tun hat, ist also oft nur auf interdisziplinärem Weg möglich, was Patienten große Vorteile bringt.“ „KORKENZIEHER“ GEGEN SCHLAGANFALL. Neue Studienergebnisse belegen die sehr gute Wirksamkeit der Thrombektomie, der mechanischen Entfernung von Blutgerinnseln (Thromben) nach einem Schlaganfall. „Die Überlegenheit der Thrombektomie gegenüber der medikamentösen Standard-Therapie wurde derart überzeugend belegt, dass die Studien vorzeitig gestoppt werden konnten“, berichtet Tagungspräsident Assoz. Prof. PD Dr. Christian Enzinger (Grazer Univ.-Klinik für Neurologie, Grazer Univ.-Klinik für Radiologie). „Entscheidend ist, dass beide Studien moderne Bildgebung zur Darstellung der Gefäßsituation und Durchblutungsstörung des Gehirns zur Auswahl geeigneter Patienten eingesetzt haben.“ Die Studien EXTEND-IA und ESCAPE wurden im März im New England Journal of Medicine publiziert. Mittels Katheter wird bei der Thrombektomie ein winziges Instrument über die Leisten-Arterie bis in die Gehirn-Arterie geschoben, das sich wie ein Korkenzieher in den Thrombus drehen lässt, der dann anschließend aus dem Blutgefäß herausgezogen wird. Prof. Enzinger: „Allerdings ist im Gehirn alles noch etwas komplizierter und gefährlicher als in den Herzkranzgefäßen. Man muss sehr genau wissen, was man tut, und vor allem bei welchen Patienten.“ PEOPLE 1|2015 Thinkstock ßer Fleck im MRT zum Beispiel kann der Beginn einer MS sein, aber auch eine völlig harmlose Veränderung. Nicht immer sind Diagnosen möglich, und man muss die Patienten häufig in der Unsicherheit lassen, ob sie eine manifeste Erkrankung des Gehirns entwickeln werden oder nicht. Auch in solchen Fällen ist interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt.“ Prim. Univ.-Doz. Dr. Elisabeth Fertl, Assoz. Prof. PD Dr. Christian Enzinger und Ass.-Prof. PD Dr. Petra Schwingenschuh. BILDGEBENDE DIAGNOSTIK. Vor allem muss mit moderner bildgebender Diagnostik festgestellt werden, wie groß der Infarkt ist und wie viel Gehirngewebe bereits unrettbar geschädigt wurde. Diese Daten erlauben die Auswahl von Patienten, die von einer interventionellen Wiedereröffnung des betroffenen Gefäßes profitieren. Prof. Enzinger: „Gute Kandidaten sind jüngere Patienten mit großen Thromben in den unteren Gefäßen des Gehirns. Diese lösen sich auf Grund ihrer Größe unter medikamentöser Therapie nicht oder nur zum Teil auf, sind aber für den Katheter gut zugänglich.“ HIGHTECH-MEDIZIN GEGEN DAS ZITTERN. Patienten mit belastendem Zittern kann die Hightech-Methode der tiefen Hirnstimulation Linderung bringen. Dabei werden Elektroden ins Gehirn eingesetzt und anschließend unter schwachen Strom gesetzt. „So kann die für Bewegungsstörungen typische falsche Aktivität bestimmter Hirnzentren reguliert werden“, berichtet Tagungspräsidentin Ass.-Prof. PD Dr. Petra Schwingenschuh (Univ.-Klinik für Neurologie, Graz). Dabei werden die Elektroden im Rahmen einer Wachoperation nach präziser Planung mithilfe moderner bildgebender Diagnostik implantiert und während der Operation getestet. Ist das Ergebnis zufriedenstellend, erfolgt die dauerhafte Verdrahtung und ein Schrittmacher wird unter das Schlüsselbein eingesetzt, der von außen eingestellt und programmiert werden kann. Zittern kann völlig harmlos sein, aber trotzdem unangenehm, oder auch Symptom einer schweren Krankheit wie Morbus Parkinson, erklärt Prof. Schwingenschuh. „Die Häufigkeit von Tremor in der Bevölkerung nimmt mit steigendem Alter zu und liegt bei über 50-Jährigen bei 15 Prozent. Der verstärkte physiologische Tremor (sichtbares, prinzipiell reversibles Zittern ohne neurologische Krankheit) ist am häufigsten, gefolgt von essentiellem Tremor, der keine bekannte Ursache hat und bereits im Jugendalter beginnen kann, und Parkinson-Tremor.“ TECHNISCHE FORTSCHRITTE. Die Schrittmacher-Technik hat sich deutlich weiterentwickelt, die implantierten Schrittmacher werden immer kleiner, die Batterien halten länger oder sind wiederaufladbar. Bislang wurde diese Therapie bei Parkinson-Patienten nur dann angewendet, wenn sie an starkem, nicht auf Medikamente ansprechendem Zittern litten, oder aber bei bereits fortgeschrittenen Stadien mit Wirkschwankungen unter der medikamentösen Therapie oder Bewegungsstörungen. „Das war meistens nach 10 bis 15 Jahren Krankheitsdauer“, so Prof. Schwingenschuh. „Eine neue, internationale Multicenterstudie weist jedoch eine Verbesserung von Lebensqualität und motorischen Funktionen bei Parkinson-Patienten durch den früheren Einsatz der Behandlungsmethode nach. Neben der Parkinson-Krankheit ist die Methode mittlerweile auch beim essentiellen Tremor und der Dystonie etabliert.“ Dystonien sind neurologische Bewegungsstörungen, deren Charakteristikum in anhaltenden, willentlich nicht beeinflussbaren Muskelkontraktionen besteht. Gegenwärtig laufen Studien zum Einsatz bei anderen Bewegungsstörungen wie den Tic-Erkrankungen, und auch die Stimulation neuer Zielareale im Gehirn wird untersucht. REB 25 ©St. Jude Medical SCS-System im Körper NEUES AUS DER SCHMERZMEDIZIN D ie epidurale Rückenmarkstimulation (SCS, Spinal Cord Stimulation) ist eine seit Jahrzehnten etablierte minimal-invasive Methode, die bei chronischen nicht-onkologischen, medikamentös nicht gut beherrschbaren Schmerzen wie zum Beispiel neuropathischen Schmerzen oder Rückenschmerzen eine wichtige Therapiemöglichkeit darstellt. „Das Verfahren wird laufend verbessert. Neue Optionen wie die Hinterwurzel-Stimulation, die Hochfrequenz- oder die Hochdichte-Stimulation geben uns die Möglichkeit, die Stimulation auf die individuelle Situation und den individuellen Bedarf von Schmerzpatienten zuzuschneiden“, so o. Univ.-Prof. DDr. Hans-Georg Kress, Leiter der Klinischen Abteilung für Spezielle Anästhesie und Schmerztherapie, AKH/ MedUni Wien, und Past President der Europäischen Schmerzföderation EFIC 26 Jürgen Hammerschmidt Die epidurale Rückenmarkstimulation bei bestimmten chronischen Schmerzen und die bei Schmerzpatienten weit verbreiteten sexuellen Funktionsstörungen waren wichtige Themen beim 19. Internationalen Wiener Schmerzsymposium. anlässlich des 19. Inter nationalen Wiener Schmerzsymposiums. „Damit sind sie ein wesentliches Element im Rahmen eines multimodalen Therapieansatzes Univ.-Prof. DDr. bei chronischen Hans-Georg Kress Schmerzen. An unserer Abteilung können wir die gesamte Palette dieser modernen Verfahren anbieten und sind auch an Studien zu einer weiteren Verfeinerung der Methoden beteiligt.“ Der bei der SCS eingesetzte Neurostimulator ist ein kleines Implantat, ähnlich wie ein Herzschrittmacher, das in die Bauchwand oder über dem Gesäßmuskel implantiert wird und über unter der Haut verlegte Elektroden feine Impulse in den Epi- duralraum nahe dem Rückenmark abgibt. Damit verändern sich die an das Gehirn geleiteten Schmerzsignale und bestimmte Schmerzen, zum Beispiel im Bein und Rückenbereich, werden gelindert. HOCHFREQUENZ-STIMULATION. Die Hochfrequenz-Stimulation arbeitet mit einer Frequenz von 10.000 Hz statt der bei der konventionellen Rückenmarkstimulation üblichen 30 bis 70 Hz und hat in Studien zu einer signifikanten Schmerzreduktion bei chronischen Bein- und Rückenschmerzen geführt. Auch die Einnahme von Opioid-Arzneimitteln konnte dadurch deutlich reduziert werden. Dabei sprachen auch viele Patienten auf die Hochfrequenz-Stimulation an, bei denen die herkömmliche SCS keine Schmerzlinderung brachte. Eine andere Besonderheit dieser Methode: Es kommt nicht zu PEOPLE 1|2015 SICHER IM MR. Eine weitere Verbesserung für Patienten hat die SureScan Technologie gebracht, die es ermöglicht, auch mit einem implantierten SCS-System Ganzkörper-Magnetresonanz-Untersuchungen durchzuführen. Das ist unter anderem für chronische Rückenschmerzpatienten von praktischer Bedeutung, die diese Diagnostik häufig in Anspruch nehmen müssen. Früher war das nicht möglich, weil befürchtet wurde, dass das SCS-System durch die großen Magnetfelder während der MRT-Untersuchung stark erhitzt und eventuell beeinträchtigt werden könnte. LUSTKILLER SCHMERZ. „Sexuelle Funktionsstörungen liegen laut Definition vor, wenn individuelle Ansprüche an eine erfüllte Sexualität nicht erreichbar sind und die Person unter Leidensdruck steht“, erläuterte Prim. Priv.-Doz. Dr. Martin Aigner (Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tulln, Karl Landsteiner Privat Universität) beim 19. Internationalen Wiener Schmerzsymposium. Sexuelle Funktionsstörungen treten in unterschiedlichsten Formen auf. „KlassiPEOPLE 1|2015 Lustkiller Schmerz sche sexuelle Funktionsstörungen bei der Frau sind Orgasmus- und Erregungsstörungen sowie ein vermindertes sexuelles Verlangen“, berichtete Prim. Aigner. Ein weiteres großes Problem für viele Frauen sind Schmerzpenetrationsstörungen, also Schmerzen direkt beim Geschlechtsverkehr: „Diese bedeuten eine besonders einschneidende Belastung des Sexuallebens, da Schmerzen das Prim. Priv.-Doz. Dr. Erleben von Lust Martin Aigner und Erregung nachhaltig einschränken oder ganz unmöglich machen.“ Bei männlichen sexuellen Funktionsstörungen dominieren Erektions- und Orgasmus-Störungen. „Wie bei der Frau kann auch das sexuelle Verlangen reduziert sein. Je nach Studie klagen 10 bis 15 Prozent der Männer über Appetenzstörungen“, so Prim. Aigner. Felicitas Mattern ANPASSUNG BEI POSITIONSWECHSEL. Eine der Schwächen herkömmlicher Stimulationssysteme war die Tatsache, dass Intensität und Qualität der Stimulation von der Körperposition abhängig ist. Patienten müssen die Stimulationsparameter daher oft anpassen. Hier kann die sogenannte Adaptive-Stim-Technologie Abhilfe schaffen, bei der Bewegungssensoren die Körperposition erfassen. Dadurch wird die SCS-Impulsstärke bei Positionswechseln automatisch angepasst. „In einer US-Studie konnte gezeigt werden, dass fast 90 Prozent der mit der Adaptive-Stim-Technologie behandelten Patienten eine bessere Schmerzlinderung erlebten als unter herkömmlicher SCS“, so Prof. Kress. Thinkstock einem Kribbelgefühl, wie es herkömmliche SCS-Verfahren erzeugen. Daher erfolgt auch die Implantation der Elektroden ohne den bei der konventionellen SCS notwendigen intraoperativen Parästhesie-Test, bei dem der Patient angeben muss, wo er das Kribbeln spürt. Die Positionierung der Elektroden kann daher unter Sedierung und Lokalanästhesie erfolgen, weil die Mitarbeit des Patienten nicht erforderlich ist. „Eine aktuelle Studie, die kürzlich beim Amerikanischen Neuromodulationskongress in Las Vegas vorgestellt wurde, hat gezeigt, dass die Hochfrequenz-Stimulation nicht nur gleichwertig, sondern bei Kreuz- und Beinschmerz im Vergleich zu konventioneller SCS überlegen ist“, berichtet Prof. Kress. MEDIKAMENTE. In vielen Fällen ist die Schmerzerkrankung selbst mitverantwortlich für sekundäre sexuelle Funktionsstörungen. So zeigt eine Studie bei Patientinnen mit chronischem Beckenschmerz in 68 Prozent sexuelle Dysfunktionen, hingegen in der gesunden Vergleichsgruppe nur in 32 Prozent. „Auch bei Männern finden sich beim chronischen Beckenschmerz hohe Raten sexueller Funktionsstörungen“, so Prim. Aigner. Die Häufigkeit sexueller Probleme bei Patientinnen mit chronischen Kreuzschmerzen liegt bei 71 Prozent, bei Männern gibt es in 60 Prozent erektile Dysfunktionen. Patienten mit rheumatischen Erkrankungen geben 24 bis 70 Prozent sexuelle Funktionsstörungen an. „Es gibt auch eine Reihe von Medikamenten in der Schmerztherapie, beispielsweise Antidepressiva oder Opioide, die zu einer sekundären sexuellen Funktionsstörung führen können“, erklärte Prim. Aigner. Antidepressiva spielen als Therapeutikum bei chronischen Schmerzen eine nicht unwesentliche Rolle, auch ohne dass eine Depression vorliegt. FRAGEN ZUM THEMA SEX. „Entscheidend für den Therapieerfolg bei der Betreuung chronischer Schmerzpatienten ist es, das Thema Sexualität in das Erstgespräch miteinzubeziehen. Spontan berichten nur wenige Patienten über ihre sexuellen Funktionsstörungen, bei direktem Ansprechen geben dann aber beinahe viermal so viele diese Probleme an“, betonte Prim. Aigner. Das Wissen um sexuelle Funktionsstörungen ermöglicht aber dem Arzt, diesen Aspekt bei der Wahl der Medikation zu berücksichtigen oder bei Bedarf die Therapie umzustellen, um Patienten vor einem möglichen Teufelskreis – sexuellen Funktionsstörungen, daraus resultierenden Versagensängsten und Depressionen, die wiederum das Selbstwertgefühl vermindern – zu bewahren. Friederike Hörandl 27 Fotolia JUGEND UND SUCHT A lkohol, Marihuana oder Crystal Meth? Welche legalen und illegalen Suchtmittel junge Österreicherinnen und Österreicher konsumieren, war Thema beim Internationalen Suchtsymposium am Grundlsee. „Der Drogenkonsum beginnt meistens in der Adoleszenz und erreicht im Alter zwischen 18 und 25 Jahren seinen Höhepunkt“, erklärte Tagungsorganisatorin Univ.-Prof. Dr. Gabriele Fischer, Leiterin der Drogenambulanz, Suchtforschung und -therapie an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, AKH/MedUni Wien, auf dem Internationalen Suchtsymposium in Grundlsee. „Leider verfügt Österreich über keinen nationalen Suchtplan, daher ist nur eine grobe Einschätzung der Häufigkeit von Substanzmissbrauch und -abhängigkeit möglich. Es fehlen uns in vielen Bereichen zuverlässige Daten.“ ZIGARETTEN ALS LEITDROGE. Einer aktuellen Eurobarometer-Umfrage zufolge schätzen es österreichische Jugendliche schwerer als der europäische Durchschnitt ein, an illegale Substanzen zu gelangen, 28 Rudi Froese Zigaretten, Alkohol und Cannabis: Danach greift Österreichs Jugend am häufigsten, lässt jedoch zunehmend die Finger von Opiaten. Neue psychoaktive Substanzen wie Legal Highs und Partydrogen werden vergleichsweise wenig konsumiert. finden es aber umgekehrt viel leichter, legale Substanzen wie Alkohol und Tabak zu beziehen. Das schlägt sich auch in einer aktuellen Studie von Prof. Fischer und ihrem Team nieUniv.-Prof. Dr. der, die die SustanzGabriele Fischer missbrauchsmuster von Studierenden in Wien und Innsbruck analysiert hat. Studierende gelten als besonders suchtgefährdete Gruppe, weil sie mit hohem Leistungsdruck, einem veränderten Lebensstil und reduzierter elterlicher Unterstützung zurechtkommen müssen. Nikotin erweist sich in dieser Gruppe als die Leitdroge schlechthin: Über 38 Prozent der rund 1.900 Teilnehmer dieser wissenschaftlichen, standardisierten Studie gaben an, regelmäßig zu rauchen. Dass Bier, Wein und Co. ihren durchaus heiklen Stammplatz in der österreichischen Alltagskultur haben, zeichnete sich ebenfalls deutlich ab: Knapp ein Drittel der Männer und ein Fünftel der Frauen zeigen der Untersuchung zufolge Zeichen einer Alkoholabhängigkeit mit Abklärungsbedarf. Cannabis wird von rund 19 Prozent der Studierenden konsumiert, von rund zehn Prozent davon sogar täglich. Männer berichteten deutlich öfter als Frauen, dass sie täglich Cannabis und Alkohol zu sich nehmen würden. Sechs Prozent der Studierenden greifen auch zu Benzodiazepinen – zum Beruhigen oder als Schlafmittel. Nur eine sehr geringe Rolle spielt in dieser Bevölkerungsgruppe der Konsum von Substanzen wie Kokain (1,8 Prozent), Ecstasy (1,2 Prozent) oder LSD (0,9 Prozent). WENIGER EINSTEIGER BEI OPIATEN. Erfreulich immerhin: Die verfügbaren Daten legen einen starken Rückgang des risikoreichen Opioidkonsums bei der Altersgruppe 15 bis 24 Jahre nahe, es gibt also weniger Einsteiger. „Wie nachhaltig diese Entwicklung ist und ob dies einen Rückgang der illegalen Suchtproblematik insgesamt oder eine Verlagerung auf anPEOPLE 1|2015 NEUE PSYCHOAKTIVE SUBSTANZEN. Legal Highs oder Designerdrogen (neue psychoaktive Substanzen, NPS) haben in Österreich eine geringe Bedeutung, ganz im Gegensatz zu anderen EU-Staaten. Laut Eurobarometer-Umfrage haben 2011 durchschnittlich fünf Prozent der 15- bis 24-Jährigen in der EU zumindest einmal im Leben NPS genommen. Diese Zahl stieg 2014 auf acht Prozent an. Spitzenreiter war Irland mit 16 Prozent, gefolgt von Polen, Lettland und Großbritannien mit jeweils zehn Prozent. Österreich hingegen lag mit vier Prozent knapp unter dem EU-Durchschnitt. Wie Prof. Fischer betonte, hängt die Prävalenz aber letztendlich davon ab, wie lang die Substanz unkontrolliert auf dem Markt ist und wie sehr sie sich verbreitet: „Wichtig ist, zu unterscheiden, was von der Exekutive beschlagnahmt und was tatsächlich konsumiert wird, beziehungsweise zu welchen Zwischenfällen es in Folge kommt. Die Risikoabschätzung dieser Substanzen sollte dennoch nicht nur auf epidemiologischen Daten basieren, sondern auf den pharmakologisch-chemischen Eigenschaften der Substanzen.“ HOHE HEPATITIS-C-HÄUFIGKEIT. Mit aktuell mehr als 15.200 Patienten ist rund die Hälfte der vermuteten Opioid-abhängigen Personen in einer Erhaltungstherapie. Mehr als 60 Prozent von ihnen weisen eine Hepatitis-C-Infektion auf. „Es gibt eine neue Behandlungsmethode, die allerdings hohe Medikamentenkosten verursacht. Hier ist eine Kombination mit einem standardisierten, psychologischen Behandlungskonzept, wie es im Rahmen des EU-REDUCE-Projekts durchgeführt wird, notwendig“, so Prof. Fischer. „Nicht zu behandeln ist keine Alternative, eine Lebertransplantation als Folge einer chronischen Hepatitis-C-Erkrankung ist mit rund 180.000 Euro eine enorme Kostenbelastung. Das sollte man auch berücksichtigen, wenn die Finanzierung der Hepatitis-C-Therapie bei Suchtkranken, die sich in Haft befinden, infrage gestellt wird.“ EVIDENZBASIERTES THERAPIEKONZEPT. Für problematisch hält es die Expertin, dass die Behandlung von Suchterkrankungen in Österreich nicht integraler PEOPLE 1|2015 Thinkstock Thinkstock dere Substanzen wie Cannabis oder Methamphetamin bedeutet, kann noch nicht gesagt werden“, schränkte Prof. Fischer ein. Aus Oberösterreich liegen beispielsweise Hinweise auf eine wachsende lokale Methamphetamin-Szene vor, das extrem gefährliche Crystal Meth könnte also im Kommen sein. Mediendienst Wilke 200.000 exzessive Trinker Bestandteil der psychiatrischen Versorgung, sondern vielfach über Vereine organisiert ist. Nicht hilfreich sei auch das bisweilen beobachtete Gegenüberstellen von illegalen Drogen und Alkohol sowie die gesonderte Behandlung von pathologischem Glücksspiel. „Trotz der relativ niedrigen Häufigkeit ist hier etwa die Zahl der Behandlungseinrichtungen im Vorjahr auf 94 gestiegen“, so Prof. Fischer. „Wir brauchen rasch die Umsetzung eines evidenzbasierten und qualitätsgesicherten Suchttherapie-Konzeptes, um individuelles Leid und hohe gesellschaftliche Kosten zu reduzieren.“ red. Wie die Österreicher mit alkoholischen Getränken umgehen, wie viel sie trinken und was, präsentierte Prof. Dr. Rudolf Bretschneider vom Marktforschungsinstitut GfK Austria beim Suchtsymposium am Grundlsee. Im Rahmen der GfK-Erhebung gab nur jeder Zehnte an, in den letzten zwölf Monaten nichts getrunken zu haben. Nur jeder Dritte konnte von sich behaupten, nur einmal im Monat zum Glas gegriffen zu haben. Umgekehrt berichteten neun Prozent, minProf. Dr. Rudolf Bretschneider destens zweimal pro Monat einen Schwips zu haben – bezogen auf die Gesamtbevölkerung über 15 wären das 650.000 Menschen. Auch übermäßiger Alkoholkonsum ist den Studiendaten zufolge mehr als präsent: Knapp die Hälfte berichtete von Personen in ihrem Lebensumfeld, die ihrer Meinung nach zu viel trinken würden. Sechs Prozent der Männer und ein Prozent der Frauen, die in den letzten zwölf Monaten mehrmals pro Woche Alkohol getrunken hatten, gaben an, dass sie mindestens zweimal pro Woche sechs oder mehr Gläser bei einer Gelegenheit gebechert hätten. „Auf die Bevölkerung umgelegt heißt das: 200.000 Personen praktizieren mit gewisser Regelmäßigkeit, was in Großbritannien bereits für beide Geschlechter unter ‚Binge Drinking‘, also exzessives Trinken fallen würde“, so Prof. Bretschneider. 29 Medtronic AUF DEM WEG ZUR KÜNSTLICHEN BAUCHSPEICHELDRÜSE Ein innovatives Insulinpumpen-System wurde in Österreich erstmals im AKH Wien angewendet. Es imitiert die natürliche Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse E rstmals in Österreich wurde jetzt an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde am AKH Wien/ MedUni Wien bei einem Neunjährigen ein neuartiges Insulinpumpen-System (MiniMed 640G von Medtronic) angewendet. Es ist das weltweit erste, das den Glukosespiegel kontinuierlich misst und dabei nicht nur automatisch die Insulingabe aussetzt, wenn anhand des vom Sensor gemessenen Glukosespiegels die Annäherung an eine Untergrenze prognostiziert wird und gefährliche Unterzuckerung droht. Das System nimmt auch die Insulingabe wieder auf, sobald der gemessene Glukosespiegel sich erholt hat. Das System zeichnet sich durch eine innovative Technologie aus, mit der die natürliche Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse nachgeahmt wird. HYPO SELBSTSTÄNDIG VERMEIDEN. „Das neue System ist ein wichtiger Schritt in der Weiterentwicklung der Diabetestherapie, es kann nun Unterzuckerungen besser vorhersagen und selbstständig vermeiden“, so Ao. Univ.-Prof. Dr. Birgit RamiMerhar von der Kinderklinik. „Das ist eine große Hilfe bei der Behandlung von Menschen mit Diabetes, insbesondere bei Patienten mit wiederholten Unterzuckerungen oder schweren Hypoglykämien. Diese Unterzuckerungen machen Angst und führen häufig dazu, dass Patienten einen zu hohen 30 Blutzuckerspiegel haben und damit eine schlechte Stoffwechseleinstellung, diese erhöht aber wieder das Risiko für diabetische Spätkomplikationen.“ Für DiabetespatienAo. Univ.-Prof. Dr. ten ist es besonders Birgit Rami-Merhar wichtig, dafür zu sorgen, dass ihr Blutzuckerspiegel weder zu hoch steigt und es zu Überzuckerungen („Hyperglykämien“) kommt, noch, dass er zu tief abfällt und es zu Unterzuckerungen („Hypoglykämien“) kommt. Hypoglykämie ist eine besondere Bedrohung, weil sie zu Bewusstlosigkeit, Krampfanfällen und in sehr seltenen Fällen sogar zum Tod führen kann. Gerade in der Nacht treten Unterzuckerungen häufiger auf und werden im Schlaf oft nicht bemerkt. Prof. Rami-Merhar: „Mit diesem System sind wir einen Schritt weiter auf dem Weg zu einer ‚künstlichen Bauchspeicheldrüse‘.“ „BESSERES UND SICHERES GEFÜHL“. „Im Jänner hatte Stefan einen schweren Hypo. Da er phasenweise nicht ansprechbar war und sich übergeben hat, musste er mit der Rettung ins Spital gebracht werden. Dort war er fast acht Stunden vollkommen orientierungslos“, berichtet Ma- nuela Forst, die Mutter des neunjährigen Diabetespatienten. „Danach entschied ich mich für einen Sensor, denn damit wäre das wahrscheinlich nicht passiert. Das neue System der Pumpe in Kombination mit dem Sensor erleichtert das Leben ungemein.“ Jetzt habe sie „ein viel besseres und sicheres Gefühl“. Zum neuen System gehört ein innovativer Sender sowie die neue Generation eines Sensors, der unter die Haut eingeführt wird und ein kontinuierliches Glukose-Monitoring gewährleistet. Werden tagsüber oder in der Nacht Grenzwerte, die sich individuell einstellen lassen, über- oder unterschritten, kann das System selbstständig eingreifen oder einen Alarm abgeben. Außerdem kommt ein Blutzuckermessgerät von Bayer zum Einsatz, das präzise Messwerte automatisch an die Insulinpumpe sendet. Fehler bei der manuellen Eingabe durch den Benutzer werden dadurch ausgeschlossen. Die messgenauen Blutzuckerwerte dienen als Basis für die Berechnung eines Bolus-Vorschlags sowie für die Kalibrierung des Systems mit dem Sensor. Patienten können sich bequem und diskret vom Messgerät aus einen Insulinbolus verabreichen mittels eines Infusionssets, das Insulin über eine dünne Kanüle unter die Haut bringt. Das System besitzt Wasserdichtigkeit bis zu 3,6 Meter Tiefe und eine Leistungsdauer von 24 Stunden ohne Unterbrechung. red. PEOPLE 1|2015
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