people 1|2015 - B&K - Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung

PEOPLE
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03Z034900 M
B&K Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung GmbH, A-1090 Wien, Liechtensteinstr. 46a
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meduniwien/Felicitas Matern
MENSCHEN UND MEDIZIN IM WIENER AKH •
1 | 2015
•
€ 1,45
Chirurg Univ.-Prof. Dr.
Michael GNANT
Was die Fortschritte der modernen Chirurgie
und internationale Wissenschafts-Netzwerke
den Patienten bringen
SUCHTFORSCHUNG
Wie die Jungen konsumieren
SCHMERZMEDIZIN
Wie neue Erkenntnisse Patienten helfen
Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung in den neuen
Universitätskliniken am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien
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Thinstock
EDITORIAL
B&K/Moritz Wustinger
4 NEWS 8 RUNDUM BETREUT DURCH
CHIRURGEN
Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant über
die Fortschritte der Chirurgie und
den Stellenwert internationaler
Wissenschafts-Netzwerke gegen
den Krebs
Mag. Roland Bettschart
11MISTEL-THERAPIE
Wie sie die Krebsbehandlung
unterstützen kann
8
Thinstock
DER NEUE GESUNDHEITSVERBUND DER WGKK
Die Vernetzung des HanuschKrankenhauses mit den WGKKGesundheitszentren bringt
Patientinnen und Patienten
noch mehr Qualität und Service
14 DER RADIOLOGIE-VERBUND
16 DER NETZHAUT-VERBUND
18 DER PHYSIKO-VERBUND
20 DER LABOR-VERBUND
24NEUROLOGIE
Vernetztes Vorgehen optimiert
Diagnose und Therapie
11
Thinstock
22 DER HÄMATOLOGIE-VERBUND 26 SCHMERZMEDIZIN
Neues vom 19. Internationalen
Wiener Schmerzsymposium
28 SUCHTFORSCHUNG
Wie Junge konsumieren
30 INSULINPUMPE BEI DIABETES
Auf dem Weg zur künstlichen
Bauchspeicheldrüse
28
Impressum: PEOPLE Menschen und Medizin im Wiener AKH. Medieninhaber, Herausgeber, Verleger: B&K Bettschart und Kofler Kommunikationsberatung GmbH,
Medieninhaber-, Herausgeber-, Verlags- und Redaktionsadresse: A-1090 Wien, Liechtensteinstr. 46a; A-7452 Unterpullendorf, Kleinmutschen 71; D-10707 Berlin,
Kurfürstendamm 190-194 Tel.: (01) 319 43 78-0, Fax: (01) 319 43 78-20, E-Mail: [email protected], www.bkkommunikation.com Schirmherrschaft:
Verein zur Förderung von Wissenschaft und Forschung in den Neuen Universitätskliniken am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien; Vorstand: Univ.-Prof. Dr.
A. Kautzky-Willer, Univ.-Prof. Dr. M. Gnant, Dr. W. Hehenwarter, Univ.-Prof. Dr. A. Gruber, Univ.-Prof. Dr. S. Shariat, Vbgm. a.D. Dr. S. Rieder, Univ.-Prof. Dr. M. Frey,
Univ.-Prof. Dr. C. Herold, Univ.-Prof. Dr. D. Kerjaschki, Univ.-Prof. Dr. I. Lang, Univ.-Prof. Dr. G. Maurer, Univ.-Prof. Dr. S. Meryn, Univ.-Prof. Dr. A. Pollak, Univ.-Prof. Dr. H.
Pehamberger, Univ.-Prof. Dr. O. Wagner; Univ.-Prof. Dr. O. Scheiner, Univ.-Prof. DDr. K. Kletter, Dr. C. R. Schweiger; Zuständig für PEOPLE: Univ.-Prof. Dr. R. Kunstfeld;
Geschäftsführung und Chefredaktion: Mag. Roland Bettschart, Dr. Birgit Kofler. Grafik Design: ­Patricio Handl ­Redaktion: Mag. Roland Bettschart, Dr. Birgit Kofler,
Reno Barth, Dr. Friederike Hörandl, Wolfgang Wagner, Dr. Stefan Wolfinger Lektorat: Susanne Hartmann Vertrieb: Ilse Slawik Anzeigenabteilung: Mag. Elisabetta
dal Bello; Liechtensteinstr. 46a, 1090 Wien, Tel.: (01) 319 43 78-0, Fax: DW 20. ­Erscheinung: 4 x jährlich, Preis: Euro 1,45, Jahresabo: Euro 7,27 Auflage: 70.000.
Hersteller: Druckerei Berger. Verlags- und Herstellungsort: Wien. Verlagspostamt: 1090 Wien.
Gender-Mainstreaming-Policy: Die in dieser Publikation verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen werden der besseren Lesbarkeit halber nur in einer
Form verwendet, sind aber natürlich gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen.
PEOPLE 1|2015
Dr. Birgit Kofler
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser!
DIE SERVICE-SEITEN DER WGKK
12
Petra Spiola
INHALT
D
ie Universitätsklinik für Chirurgie am AKH Wien/
an der MedUni Wien ist die zweitgrößte Klinik des
Hauses, hat 200 akademisch ausgebildete Mitarbeiter, davon 165 Chirurgen. Mit den Angehörigen anderer
Berufsgruppen hat die Klinik insgesamt rund 1.500 Beschäftigte. Sie umfasst sieben Abteilungen, führt 40.000
Operationen pro Jahr durch, verzeichnet 28.000 stationäre Aufnahmen und 120.000 ambulante Patienten. Klinikvorstand Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant berichtet in
der Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe von PEOPLE
über die eindrucksvollen Fortschritte seines Faches, die
Bedeutung dieser Entwicklungen für Patienten sowie
den Stellenwert internationaler Wissenschafts-Netzwerke gegen den Krebs. Dabei rückt Prof. Gnant auch ein
verbreitetes falsches Bild von der Chirurgie zurecht:
„Handwerk gehört natürlich dazu. Aber der Chirurg betreut seine Patienten darüber hinaus häufig von der Diagnose weg langfristig, manchmal Jahre bis Jahrzehnte
lang.“ (ab Seite 8)
Außerdem bietet Ihnen diese Ausgabe von PEOPLE
aktuelle Informationen aus der Schmerzmedizin (ab
Seite 26), der Suchtforschung und -therapie (ab Seite
28), über optimierte Diagnosen und Therapien durch
vernetztes Vorgehen in der Neurologie (ab Seite 24) und
den Stellenwert der Mistel-Therapie in der Behandlung
bestimmter Krebsformen (Seite 11).
Die Themenstrecke der Wiener Gebietskrankenkasse
(WGKK) informiert Sie über den neuen Gesundheitsverbund der WGKK. Dieser umfasst das Hanusch-Krankenhaus sowie die fünf Gesundheitszentren der WGKK und
bietet Patienten ein Plus an Qualität, längere Öffnungszeiten, eine wohnortnahe Versorgung, enge Zusammenarbeit medizinischer Einrichtungen und viele weitere
Vorteile. Der WGKK-Gesundheitsverbund unterstützt
aber nicht nur bei der Diagnose und Behandlung, sondern auch von der Beratung über gesunde Ernährung
und Bewegung an bis hin zu sinnvollen Vorsorgeuntersuchungen. Ab Seite 12 können Sie sich über die
Schwerpunkte und Vorteile des WGKK-Gesundheitsverbundes informieren.
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre!
Mag. Roland Bettschart, Herausgeber
Dr. Birgit Kofler, Chefredakteurin
3
Die Universitätsvorlesung 2015
Alle Fotos: vfwf/Felicitas Mattern
Die „Universitätsvorlesung“ ist ein jährlicher Fixpunkt unter den Aktivitäten des Vereins zur Förderung
von Wissenschaft und Forschung (vfwf). Im März 2015 war das Thema „Medizin in Österreich – Flaggschiff Universitätsklinik AKH Wien“.
Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer,
Präsidentin des vfwf, eröffnete die Veranstaltung.
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schütz, Rektor der
MedUni Wien, hielt das Impulsreferat.
Univ.-Prof. Dr. Oswald Wagner, Vorsitzender
des Senats der MedUni Wien.
V. l. n. r.: Univ.-Prof. Dr. Markus Müller, Vizerektor für Forschung der MedUni Wien; AKH-Direktor Dipl.-Ing. Herwig Wetzlinger; Univ.-Prof. Dr.
Michael Gnant, Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie; Moderatorin Mag. Claudia Dannhauser (ORF); Univ.-Prof. Dr. Gabriela Kornek, Ärztliche
Direktorin des AKH Wien; Dr. Erhard Busek, Uniratsvorsitzender der MedUni Wien.
Der vfwf-Habilitationspreis 2015 ging an PD Dr.
Martin Bauer von der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie (im Bild mit Univ.-Prof. Dr.
Kautzky-Willer und Univ.-Prof. Dr. Eduard Auff,
Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats).
4
Dr. Anna Sophie Berghoff (Universitätsklinik für
Innere Medizin I, Onkologie) und Mag. Eva Maria
Reinthaler, PhD (Universitätsklinik für Neurologie) erhielten den vfwf-Dissertationspreis 2015
zu gleichen Teilen.
Der vfwf-Posterpreis 2015 wurde Dr.
Andreas Kammerlander (Universitätsklinik für Innere Medizin II, Kardiologie) zugesprochen.
PEOPLE 1|2015
Herwig Popelka
Gesundheitsrisiken lassen sich
statistisch exakt prognostizieren
Das Institut für Wissenschaft Komplexer Systeme der MedUni
Wien hat in Kooperation mit dem Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger zwei Jahren lang jede ärztliche
Behandlung und Diagnose in Österreich erfasst und untersucht.
In ihren Untersuchungen erfassten die Forscher unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Peter Klimek und Univ.-Prof. Dr. Stefan
Thurner insgesamt 1.642 Erkrankungen. „Aus unseren Ergebnissen lässt sich eine ganz genaue ‚Erkrankungs-Demografie‘
für Österreich ablesen“, erklärt Prof. Thurner. „Man kann zum
Beispiel genau sehen, an welchen weiteren Erkrankungen, mit
welcher Wahrscheinlichkeit und auch wann im weiteren Leben
etwa 25-Jährige, die heute Diabetes haben, in zehn Jahren leiden
werden.“ Ein Detailergebnis: Wer mit 45 Jahren in Österreich Diabetes hat, hat ein dreifach erhöhtes Risiko, in späterer Folge an
Demenz oder ein zehnfach erhöhtes Risiko, später an Bluthochdruck zu erkranken.
Gleichzeitig lässt sich mit den vorliegenden Daten erstmals genau prognostizieren, welche Kosten auf das Gesundheitssystem
statistisch gesehen in Zukunft zukommen und wo genau es sinnvoll wäre, Vorsorgeprogramme zu starten.
MedUni Wien auf Platz 37
der besten jungen Universitäten
Mittels Magnetr e s o n a n z to m o graphie
(MRT)
lassen sich rund
90 Prozent aller
Brustkarzinome
eindeutig
bestimmen. Bei der
Kombinationsuntersuchung mit
Mammographie
und Ultraschall waren dies nur 37,5 Prozent. Das ist das zentrale
Ergebnis einer nun im „Journal of Clinical Oncology“ veröffentlichten Studie an der Univ.-Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin
in Kooperation mit der Univ.-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und dem Klin. Institut für Pathologie.
„Damit spricht im kleinsten Zweifelsfall und insbesondere bei
Frauen mit erhöhtem Risiko alles für eine MRT. Unsere Studie
zeigt deutlich die Überlegenheit der MRT im Vergleich zu Mammographie und Brustultraschall“, sagt Univ.-Prof. Dr. Thomas Helbich, der die Studie federführend gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr.
Christopher Riedl durchgeführt hat. „Die Überlegenheit der MRT
ist auch völlig unabhängig vom Alter, Genmutationsstatus und der
Brustdichte.“ Das Ergebnis der Studie sollte dazu anregen, die MRT
auch im Brustkrebsscreening vermehrt einzusetzen.
PEOPLE 1|2015
Symposium „25 Jahre Lungentransplantation“ zeigt führende Stellung Österreichs
Christian Fischer
Siemens
Mit MRT lassen sich 90 Prozent
aller Karzinome bestimmen
Thinkstock
Die MedUni Wien ist erneut die bestplatzierte österreichische Uni im
„Times Higher Education 100 Under 50“ Ranking, bei dem die besten
„jungen“ Hochschulen gekürt werden. Die MedUni Wien, seit 2004
eine eigenständige Universität, positionierte sich mit Platz 37 (Vorjahr 36) erneut im Spitzenfeld. In einem anderen Ranking, dem QS
World University Ranking, verbesserte sich die MedUni Wien in der
Kategorie Life Sciences & Medicine in der Unterkategorie Medicine
auf den geteilten Platz 51 bis 100. Damit konnte sie sich gegenüber
dem Vorjahr verbessern, als sie auf den Plätzen 101 bis 150 positioniert war. Das QS-Ranking basiert auf der Zitierhäufigkeit und einer
Befragung unter rund 126.000 Akademikern und Arbeitgebern weltweit über den akademischen Ruf und die Beschäftigungsfähigkeit
der Absolventen. An der Spitze liegt die Harvard University, gefolgt
von den Universitäten Oxford und Cambridge.
1989 wurde an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien die erste
Lungentransplantation vorgenommen,
25 Jahre später zählt das AKH Wien mit
jährlich rund 120 Lungentransplantationen zu den vier weltweit führenden
Zentren. Rund zwei Drittel der in Wien
transplantierten Lungen stammen aus
den acht kooperierenden Ländern mit
insgesamt 63 Millionen Einwohnern, die
Univ.-Prof. Dr.
Walter Klepetko
selbst über kein Transplantationszentrum verfügen. „Da wir mehr Lungen bekommen, als wir benötigen, ist das eine Win-win-win-Situation für alle. Für Patienten
in Österreich, für die Betroffenen in den Ländern und für den
Eurotransplant-Raum. Die ganze Welt beneidet uns darum“,
sagt Univ.-Prof. Dr. Walter Klepetko, Leiter der Klin. Abteilung
für Thoraxchirurgie. Durch die große Menge an Spenderlungen ist es den Forschern auch möglich, exzellente Studien zu
erstellen und neue Operationstechniken zu entwickeln oder
anzuwenden.
5
Neues Exzellenz-Zentrum
für neuroendokrine Tumoren
Mit mindestens 300.000 Betroffenen in Österreich ist die Herzschwäche (Herzinsuffizienz, HI) eine der häufigsten internistischen Erkrankungen. Sie ist bei Personen
über 65 die häufigste Aufnahmediagnose
im Krankenhaus, die Sterberate bei HI
ist höher als bei den meisten Krebsarten.
„Dennoch spielt Herzinsuffizienz ungeachtet des erheblichen Leidensdrucks, zu dem
sie führt, in der Palliativmedizin gegenwärtig nur eine untergeordnete Rolle“, sagt Univ.-Doz. Dr. Martin
Hülsmann (Univ.-Klinik für Innere Medizin II). Um hier Abhilfe
und auch verstärktes Bewusstsein zu schaffen, organisierte er gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Richard Pacher ein Expertentreffen
zum Thema „Palliative Care bei Herzinsuffizienz“, bei dem Fragen
rund um die optimale Behandlung und Betreuung von HI-Patienten am Ende ihres Lebens besprochen wurden.
Die Betreuung dieser Patienten kann, wie auch Studien aus Wien
gezeigt haben, unter Einsatz speziell ausgebildeter Pflegepersonen
mit regelmäßigen Hausbesuchen sehr lange im häuslichen Umfeld erfolgen, so Univ.-Prof. Dr. Herbert Watzke (Klin. Abteilung
für Palliativmedizin). Allerdings stoßen auch solche Konzepte bei
fortschreitender Krankheit irgendwann an Grenzen: „Wenn zum
Beispiel nicht mehr kontrollierbare Atemnot auftritt, muss man
die Betreuung intensivieren. Das bedeutet meist die stationäre
Aufnahme. Diese Situation könnte aber auch durch palliativmedizinisch geschulte mobile Betreuungsteams bewältigt werden“, so
Prof. Watzke. Die Zukunft liege in einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen Palliativmedizinern und Kardiologen: „Es geht
nicht darum, kardiologische Patienten auf die Palliativstationen
zu bringen, sondern vor allem darum, der Kardiologie palliativmedizinisches Know-how zu vermitteln.“
Neuroendokrine Tumoren gehören zu den „seltenen“ Erkrankungen. 2,39 pro 100.000 Österreicher erkranken neu pro
Jahr an diesen teils bösartig verlaufenden Tumoren, die vorwiegend im Magen-Darmtrakt oder in der Bauchspeicheldrüse lokalisiert sind. Im März 2015 wurde die „Neuroendocrine
Tumor Unit (CCC-NET)“ des „Comprehensive Cancer Centers
(CCC) Vienna“ am AKH Wien als „Excellence Zentrum“ etabliert. Das von Univ.-Prof. Dr. Bruno Niederle (Klin. Abteilung
für Allgemeinchirurgie) und Univ.-Prof. Dr. Markus Raderer
(Klin. Abteilung für Onkologie) geleitete Zentrum ist das erste und einzige in Österreich. Gerne berät das interdisziplinäre
Team individuell betroffene Patienten sowie Ärzte, die spezielle Fragen zum Management solcher Patienten haben.
Thinkstock
Herzinsuffizienz: In Spätstadien
Palliativmedizin wichtig
Biomarker für Fettleber und den
weiteren Erkrankungsverlauf
40 Prozent der Menschen in der EU leiden an einer nicht-alkoholischen Fettleber, einer Erkrankung, die in der Wohlstandsgesellschaft als Folge von Diabetes und Übergewicht immer
häufiger wird. Derzeit ist es nicht möglich, den weiteren Verlauf der Erkrankung – bis hin zur Leberzirrhose und Leberkrebs – zu prognostizieren. Genau das soll künftig mit einem
Risiko-Score mit verschiedenen Biomarkern möglich sein, der
an der Klin. Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie
am AKH Wien in Kooperation mit den Univ.-Kliniken für Chirurgie, Radiologie und Nuklearmedizin sowie Partnern aus der
Industrie entwickelt und validiert wurde.
Ziel ist es, Biomarker für den klinischen Einsatz zu finden, um
nicht-invasiv, also ohne Leber-Biopsie das Risiko abschätzen zu
können. Die ersten Resultate sind vielversprechend, so Univ.Prof. Dr. Michael Trauner, Leiter der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie. „Wir gehen davon aus, dass es am
Ende einen Mix aus Biomarkern geben wird, aus dem sich der
Risiko-Score zusammensetzen lässt.“
Neue Kinderherzstation
modernisiert und vergrößert
Kinder mit komplexen Herzfehlern oder einer erworbenen kardiovaskulären Erkrankung bedürfen einer Betreuung in einer
pädiatrischen Kardiologie. Im AKH Wien hat die Station der Klin.
Abteilung für Pädiatrische Kardiologie ihre komplett erneuerten
Räumlichkeiten bezogen. Die Station E08 verfügt jetzt über 22
Betten, davon 16 Intermediate-Care-Betten, in neun Zwei-BettZimmern und einem Vier-Bett-Zimmer, das zur besseren Überwachung besonders kritisch kranker Patienten dient. Es wurde auch
der familienorientierten Pflege mit Unterbringung von Begleitpersonen Rechnung getragen. Von der neuen Kinderherzstation
profitiert auch die wissenschaftliche Forschung.
6
Das neue Buch „Nie wieder Sodbrennen“ informiert über eine
häufig unterschätzte Lifestyle-Erkrankung. Die Autoren Univ.-Prof.
Dr. Martin Riegler und Mag. Karin
Hönig-Robier warnen davor, die
Krankheit zu ignorieren oder nur
die Beschwerden zu behandeln.
Häufige Entzündungen der Speiseröhre können deren Schleimhaut krankhaft verändern und im
schlimmsten Fall Krebs hervorrufen. Erst wenn die Beschwerden abgeklärt sind, lässt sich die
Erkrankung erfolgreich und nachhaltig überwinden.
„Nie wieder Sodbrennen – Reflux verstehen und in den Griff bekommen“
(Verlag Maudrich/Oktober 2014) ISBN 978-3-85175-999-0, EUR 19,90;
Bestellung: www.facultas.at/list/978-3-85175-999-0
PEOPLE 1|2015
Promotion
Nie wieder Sodbrennen
PEOPLE 1|2015
Die MedUni Wien ist und bleibt eine familienfreundliche Hochschule. Mit der neuerlichen Erteilung des Zertifikats Audit
„hochschuleundfamilie“ beweist die MedUni Wien, dass hier die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf bzw. Studium großgeschrieben wird. Die MedUni Wien habe ursprünglich am Pilotprojekt teilgenommen,
um die Vereinbarkeitsthematik nachhaltig
Univ.-Prof. Dr. Karin
zu verankern, sagt Univ.-Prof. Dr. Karin
Gutiérrez-Lobos
Gutiérrez-Lobos, Vizerektorin für Lehre,
Gender & Diversity. „Mittlerweile haben wir erfolgreich die Rahmenbedingungen für Beschäftigte und Studierende so verbessert,
dass der Zugang zu Beruf und Studium für Frauen erleichtert
wird. Diese Angebote seitens der MedUni Wien wollen wir noch
weiter ausbauen.“
Neuer Impfstoff verhindert 90 Prozent
der durch HPV ausgelösten Erkrankungen
Ein neuer Impfstoff gegen HPV-Infektionen hat das Potenzial, 90
Prozent aller Erkrankungen, die durch das humane Papillomavirus
ausgelöst werden, zu verhindern. Das ist das Ergebnis einer randomisierten, kontrollierten, internationalen Studie mit einem neuen
9-fach-Impfstoff gegen HPV mit mehr als 14.000 jungen Frauen im
Alter zwischen 16 und 26 Jahren unter der Leitung von Univ.-Prof.
Dr. Elmar Joura von der Univ.-Klinik für Frauenheilkunde. Die Studie wurde im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.
ROUND TABLE „NOSOKOMIALE INFEKTIONEN –
KOSTEN & KONSEQUENZEN“
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Felicitas Matern
Eine gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie) ist bei Männern im fortgeschrittenen Alter sehr weit
verbreitet und kann unter anderem zu Beschwerden beim Urinieren und zum Harnverhalt führen, mitunter bis zum Nierenversagen. Traditionell wird mittels
transurethraler Resektion der Prostata
(TURP) behandelt, wobei ohne äußeren
Schnitt durch die Harnröhre minimalinvasiv überschüssiges Gewebe abgetragen
wird. Die europäische GOLIATH-Studie,
an der Ärzte des AKH teilgenommen haben, hat jetzt die 12-Monats-Ergebnisse
von TURP mit einer innovativen BehandUniv.-Prof. Dr.
lung (180-Watt-GreenLight-XPS) vergliShahrokh Shariat
chen, bei der störendes Gewebe mittels
Laser verdampft wird. Bei dieser „Nichtunterlegenheitsstudie“ zeigte sich, dass GreenLight-XPS Laser
und TURP keine Unterschiede hinsichtlich des Internationalen
Prostata-Symptomen-Scores (IPSS), des Scores zur Lebensqualität (IPSS-QoL), der maximalen Harnfluss-Rate sowie der Restharnmenge nach Entleerung zeigten, so Univ.-Prof. Dr. Shahrokh
Shariat von der Univ.-Klinik für Urologie in einer Fachzeitschrift.
Es wurden keine Unterschiede bezüglich der unerwünschten Ereignisse (UE) festgestellt, die Art der UE unterschied sich jedoch
je nach Therapie. GreenLight-XPS Laser brachte eine kürzere
Katheter-Verweildauer mit sich, eine schnellere Rückkehr zu
einem stabilen Gesundheitszustand, weniger kurzfristige Reoperationen, aber mehr erneute Operationen wegen Verengungen
des Blasenhalses oder der Harnröhre (Blasenhalskontrakturen
und Harnröhrenstrikturen). Bei der TURP hingegen waren mehr
Reoperationen aufgrund von Nachblutungen erforderlich.
„Eine kürzere Katheterliegezeit und die raschere Rückkehr zu
einem stabilen Gesundheitszustand unter GL-XPS schlagen sich
in niedrigeren Gesamtkosten nieder und sind von evidentem
Nutzen für die Lebensqualität“, so Ass. Prof. PD Dr. Seitz von
der Univ.-Klinik für Urologie. „Da immer mehr Chirurgen GreenLight-XPS durchführen, könnten vorhersagbare Ergebnisse mit
objektiven Verbesserungen – vergleichbar mit denen der TURP
– dazu führen, dass bei benigner Prostataobstruktion die GreenLight-XPS Laser zur chirurgischen Intervention der Wahl wird.“
Eine spezielle Patientengruppe, die vom GreenLight-XPS besonders profitiert, ist jene, die blutgerinnungshemmende Medikamente wie Thrombozytenaggregationshemmer (TAH) oder orale
Antikoagulantien einnimmt. Der GreenLight-XPS wird durch
Wasser übertragen und bevorzugt von Oxyhämoglobin absorbiert. Dadurch eignet er sich ideal als blutungsarme Technik für
die Prostataablation. Die Standard-TURP bei Patienten mit laufender TAH-Therapie geht mit einem erhöhten Blutungsrisiko
einher. Die TAH-Therapie muss daher bei Patienten, bei denen
eine TURP geplant ist, sorgfältig geprüft und entsprechend gehandhabt werden. „Alternative Methoden zur Behandlung der
infravesikalen Obstruktion könnten vorzuziehen sein“, so Prof
Dr. Shariat. Die preliminären, aus dem AKH unterstützten Daten
zeigen, dass der GreenLight-XPS Laser sicher und effektiv ist bei
Männern mit laufender TAH-Therapie und in diesem Patientenkollektiv am ehesten als chirurgische Behandlung für LUTS/BPH
in Frage kommt.
MedUni Wien als familienfreundliche
Hochschule rezertifiziert
Felicitas Matern
Lasereingriff bei gutartiger
Prostatavergrößerung:
ein neuer Standard?
Mittwoch, 20. Mai 2015, 17:00 Uhr, JOSEPHINUM, Sammlungen der
Medizinischen Universität Wien, 1090 Wien, Währinger Straße 25
uWerden gängige Prophylaxe-Empfehlungen konsequent umgesetzt?
u Welche Daten über Kosten und Konsequenzen von nosokomialen Infektionen
und über den Nutzen von Prävention sind verfügbar?
u Wie wirkt sich eine Infektion auf die Erlöse eines Krankenhauses im LKF-System aus?
u Wie können Krankenhäuser durch nosokomiale Infektionen verursachte Kosten
vermeiden?
u Welche rechtlichen Konsequenzen drohen im Infektionsfall?
Es diskutieren:
u Univ.-Prof. Dr. Franz Allerberger, Österreichische Agentur für Gesundheit und
Ernährungssicherheit, Wien
u Dr. Thomas Hauer, Deutsches Beratungszentrum für Hygiene, Heidelberg
u Univ.-Doz. Dr. Thomas Koperna, MBA, KABEG Management, Klagenfurt
u Univ.-Prof. Dr. Norbert Pateisky, AssekuRisk Safety Management, Wien
u Univ.-Prof. Dr. Elisabeth Presterl, MBA, Universitätsklinik für Hygiene und
Infektionskontrolle
u Dr. Maria Kletečka-Pulker, Institut für Recht und Ethik in der Medizin, Plattform
Patientensicherheit, Wien
Um Anmeldung wird ersucht: [email protected]; Eine Veranstaltung
der Initiative Sicherheit im OP und der Plattform Patientensicherheit
7
Thinkstock
RUNDUM BETREUT DURCH DEN CHIRURGEN
Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant, Vorstand der Universitätsklinik für Chirurgie im AKH Wien, über die Fortschritte seines Faches, die Bedeutung dieser Entwicklungen für Patienten und den Stellenwert internationaler Wissenschafts-Netzwerke gegen den Krebs.
D
ie „Ärzte mit dem Skalpell“ werden
oft als von Operation zu Operation
eilende „Künstler“ gesehen. Das ist
eine falsche Sichtweise. „Handwerk gehört
natürlich dazu. Aber der Chirurg betreut
seine Patienten darüber hinaus häufig
von der Diagnose weg langfristig, manchmal Jahre bis Jahrzehnte lang“, sagt Univ.Prof. Dr. Michael Gnant, der Vorstand der
Universitätsklinik für Chirurgie im AKH
Wien, im Gespräch mit PEOPLE.
Prof. Gnant, geboren 1964, hat die Leitung
der Klinik im vergangenen Jahr von dem
Transplantationschirurgen Univ.-Prof. Dr.
Ferdinand Mühlbacher übernommen, dessen Stellvertreter er jahrelang gewesen
war. Im AKH Wien ist die Universitätsklinik für Chirurgie ein ganz zentraler Leistungserbringer. „Wir sind die zweitgrößte
Klinik der MedUni Wien, haben 200 akademisch ausgebildete Mitarbeiter, davon
165 Chirurgen und viele hervorragende
Wissenschaftler. Mit den Angehörigen an8
derer Berufsgruppen sind es insgesamt
rund 1.500 Beschäftigte“, stellt Prof. Gnant
die Situation dar.
ENORMES LEISTUNGSSPEKTRUM. Die
Universitätsklinik für Chirurgie am AKH
Wien (MedUni Wien) weist ein enormes
Leistungsspektrum in der Patientenversorgung, in der Wissenschaft und in der
Ausbildung von Chirurgen auf. Die sieben
Abteilungen – für Allgemein-, Gefäß-, Herz-,
Thorax-, Kinder-, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie sowie für Transplantation – haben 226 Betten auf normalen Stationen. Dazu kommen 30 Intensiv- und 18
Überwachungsbetten. Das bedeutet 40.000
Operationen pro Jahr, ungefähr 28.000 stationäre Aufnahmen und 120.000 ambulante Patienten.
Ein Teil davon mag Routine sein. Doch die
Chirurgen am AKH Wien stehen ganz besonders dann bereit, wenn es darum geht,
besonders schwierige Eingriffe durch-
zuführen. Der Klinikleiter: „Wir sind für
manche Patienten der ‚letzte Hafen‘. Das
ist aber auch unser Selbstverständnis, mit
dem wir gerne arbeiten.“
Damit haben die Chirurgen im AKH Wien
Strahlkraft für die Bundeshauptstadt, für
die Ostregion Österreichs und in bestimmten Fällen auch für ganz Österreich. Ein
Beispiel: Bei den großen Eingriffen wegen
bösartiger Tumorerkrankungen werden
im AKH für Wien 80 Prozent der Eingriffe
durchgeführt. Bei den vorhandenen Spezialfächern innerhalb der Chirurgie deckt die
Universitätsklinik alle Bereiche ab, wobei
an den Wiener städtischen Spitälern jeweils
eine chirurgische Abteilung eines dieser
speziellen Fachgebiete zusätzlich abdeckt.
DER WEG ZUM CHIRURGEN. Verschiedene Berufe ziehen oft verschiedene Menschentypen an. Oder zumindest ist die
Wahrscheinlichkeit, dass bestimmte Menschen in gewissen Berufen tätig werden,
PEOPLE 1|2015
OPTIMALE PATIENTENBETREUUNG. Die
moderne Krebsmedizin ist ein unerhört
komplexes Unterfangen geworden. Chirurgie auf höchstem Niveau und die Zusammenarbeit mit Strahlentherapeuten, Onkologen und Experten vieler anderer Fachgebiete gehören dazu. Was eine optimale
Betreuung der Patienten ausmacht:
u Interdisziplinarität des Ärzteteams:
Chirurgen, Internisten, Diagnostiker,
Laborspezialisten, Strahlentherapeuten
etc. beraten gemeinsam, welche Schritte zu unternehmen sind und arbeiten in
einem Rundum-Managementteam für
die Patienten.
u „Teamplayer“ sind gefragt, wenn es um
die optimale Betreuung der ihnen anvertrauten Kranken geht.
u Spezialisierung ist wichtig – niemand
muss alles können –, aber sie darf nicht
zu den sprichwörtlichen „Scheuklappen“ führen.
COMPREHENSIVE CANCER CENTER.
Nicht zuletzt deshalb ist Prof. Gnant mit
dem Onkologen Univ.-Prof. Dr. Christoph
Zielinski auch federführend beim Comprehensive Cancer Center (CCC) des Wiener
PEOPLE 1|2015
meduniwien/Felicitas Matern
größer. Wie kommt man also zur Chirurgie?
Für Prof. Gnant war das eine Entwicklung,
die praktisch mit dem 1988 abgeschlossenen Medizinstudium begonnen hat. „Ich
habe in einer deutschen Ärztezeitschrift,
in der Münchner Medizinischen Wochenschrift, einen Artikel über Organtransplantationen gelesen“, erzählt der Klinikchef.
Er meldete sich bei der Universitätsklinik
in München und arbeitete dort im Transplantationsteam mit. Es ging um das Management der Organspender. „Und da habe
ich die Freude zur chirurgischen ‚Handarbeit‘ entdeckt“, so Prof. Gnant.
Wobei der Klinikchef wenig davon hält,
seine Profession als „Kunst“ zu sehen. Von
den motorischen Fähigkeiten her könnten
viele Menschen operieren, meint er. Auf
absoluten Qualitätsanspruch komme es
auf jeden Fall an. „Man ist schon in einer
besonderen Position. Immerhin lässt der
Patient ja zu, dass ihm der Chirurg den
Körper aufschneidet“, sagt Prof. Gnant.
Nach der Rückkehr nach Wien landete der
gebürtige Wiener an der damaligen 1. Universitätsklinik für Chirurgie und erneut
beim Transplantationsteam. 1994 war er
Facharzt für Chirurgie, sechs Jahre später
erhielt er die Dozentur. „Schrittweise bin
ich dann zur Tumorchirurgie gekommen.
Die Onkologie hat mich fasziniert – und
dass man seine Patienten von der Diagnose an oft ihr ganzes weiteres Leben lang
begleitet.“
„Ich bin noch damit ‚aufgewachsen‘, dass es bei großen und
schwierigen Operationen, zum
Beispiel bei Eingriffen an der Leber
oder komplexen Operationen im
Bauchraum, eine Sterblichkeit von
20 oder 25 Prozent gegeben hat.
Heute haben wir bei solchen
Eingriffen eine Sterblichkeit von
zwei Prozent und darunter.“
Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant
AKH und der MedUni Wien. Es stellt die
organisatorische Basis für die Kooperation
aller Beteiligten auf dem Gebiet der Forschung und der Patientenversorgung dar.
EXTREM GESTEIGERTE QUALITÄT. Dabei betont Prof. Gnant, wie sich in den
vergangenen Jahrzehnten die Qualität der
Chirurgie enorm gesteigert hat: „Ich bin
noch damit ‚aufgewachsen‘, dass es bei
großen und schwierigen Operationen, zum
Beispiel bei Eingriffen an der Leber oder
komplexen Operationen im Bauchraum,
eine Sterblichkeit von 20 oder 25 Prozent
gegeben hat. Heute haben wir bei solchen
Eingriffen eine Sterblichkeit von zwei Prozent und darunter.“
Ein anderes Beispiel: Wo früher die Chi-
Neue Medikamente,
zusätzliche Therapien
Die ABCSG-Forscher des AKH Wien haben
gemeinsam mit ihren Kollegen aus ganz Österreich große Erfolge erzielt. Einige Beispiele:
u Patientinnen mit kleineren Mammakar zinomen und nicht befallenen Lymphknoten können in ABCSG-Zentren in
mehr als 90 Prozent aller Fälle brusterhaltend operiert werden.
u Die Erfolgsrate in Österreich ist nunmehr
dreimal höher als in den 1990er Jahren
und deutlich höher als in den USA.
u2001 wiesen die Wissenschaftler nach,
dass eine für geeignete Patientinnen mit
Brustkrebs durchgeführte antihormonelle
Therapie bei weniger belastenden Nebenwirkungen zumindest so gut ist wie eine
Chemotherapie nach der Operation.
u 2004 stellten die Wissenschaftler in den
USA Ergebnisse vor, wonach eine fünf Jahre lang dauernde antihormonelle Behandlung mit zwei verschiedenen Medikamenten (aufeinander folgend) die Rückfallrate
für ein hormonabhängiges Mammakarzinom um 40 Prozent verringert.
u 2008/2009 zeigte sich, dass die zusätzliche Verabreichung eines Osteoporose-Medikaments zur antihormonellen
Therapie die Rückfallrate um rund 35
Prozent senkt und gleichzeitig die Knochenschädigung durch die Krebsbehandlung ausgleicht. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate wurde damit auf mehr als 98
Prozent gesteigert.
u Neue Medikamente wie monoklonale Antikörper, Enzymhemmer und jetzt sogar
eine Krebsvakzine werden von den Wissenschaftlern untersucht.
rurgie zum Teil extrem „blutig“ verlief –
auch 20 oder mehr Blutkonserven wurden
manchmal benötigt – laufen heute vergleichbare Eingriffe oft schon transfusionsfrei ab. Exakte Planung, extreme Konzentration auf möglichst schonendes Operieren
und Engagement für absolute Qualitätskontrolle bringen bessere Ergebnisse und
weniger Komplikationen. Und schließlich
werden auch komplizierte und schwere
Eingriffe heute praktisch in jedem Lebensalter durchgeführt. „Meine älteste Patientin ist 101 Jahre alt“, berichtet der Chirurg.
WISSENSCHAFT FÜR DIE PATIENTEN.
Hinter den Qualitätsansprüchen der Universitätsklinik für Chirurgie am AKH
Wien steckt aber auch ein vorbehaltsloses
9
INTERNATIONALES NETZWERK. „Mittlerweile hat die ABCSG ein internationales
Netzwerk an Kooperationspartnern in den
USA, der Schweiz, in Deutschland, Großbritannien, Schweden und Spanien aufgebaut,
sodass auch große Studien mit mehreren
Tausend Patienten mit österreichischer Beteiligung machbar wurden“, berichtet Prof.
Gnant, der seit zehn Jahren Präsident der
österreichischen Studiengruppe ist.
An vorderster Stelle sind auf diese Weise
österreichische Wissenschaftler auf dem
Gebiet der Erforschung neuer Therapien
bei Brustkrebs tätig. Brustkrebs ist weltweit die häufigste Tumorerkrankung der
Frauen mit jährlich weltweit rund 1,7 Millionen Neudiagnosen. In Österreich wird
die Diagnose jährlich bei etwas weniger
als 5.000 Frauen gestellt, die Zahl der Todesopfer beträgt etwa 1.600. Früherkennung und bessere Behandlungsmöglichkeiten haben in den vergangenen Jahren
zu deutlich besseren Chancen der Betroffenen geführt.
10
Thinkstock
Bekenntnis zur Wissenschaft. Prof. Gnant
selbst hat bisher 365 wissenschaftliche Arbeiten in den angesehensten wissenschaftlichen Zeitschriften auf seinem Fachgebiet
veröffentlicht.
Die Wissenschaft, Basis der Medizin am
AKH Wien mit den Universitätskliniken,
strahlt weit über die österreichische Spitzenklinik hinaus. Das gilt für die Chirurgie
im Speziellen. Im Herbst 1984 gründete ein
Team um Univ.-Prof. Dr. Raimund Jakesz an
der Wiener Universitätsklinik die Österreichische Studiengruppe für Brust- und
Dickdarmkrebs (Austrian Breast & Colorectal Cancer Study Group, ABCSG), die
sich seit nunmehr 30 Jahren mit der Erforschung von Brust-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs beschäftigt.
In Österreich sind an den Projekten neben
dem AKH Wien rund hundert Spitalsabteilungen beteiligt. Rund 900 Ärzte arbeiten
an den Studien mit. Hinzu kommen noch
250 speziell ausgebildete Angehörige des
Pflegepersonals. In der ABCSG kooperieren Ärzte aus unterschiedlichen Fachrichtungen: Chirurgie, Radiotherapie, internistische Onkologie, Radiologie, Gynäkologie,
Histopathologie, Psychologie und Rehabilitationstherapie. Gemeinsam werden diagnostische und therapeutische Fragestellungen aufgegriffen und im Rahmen randomisierter klinischer Studien auf höchstem
Qualitätsniveau beantwortet. Immer geht
es darum, in Studien mit Patienten neue
Strategien zur Behandlung der häufigsten
Krebserkrankungen im Vergleich zur jeweils vorhandenen Standardtherapie zu
entwickeln.
In Österreich nimmt mittlerweile jede
zweite Frau mit Brustkrebs nach der Menopause und jede dritte Patientin, die vor
der Menopause an Brustkrebs leidet, an
einer solchen Studie teil. Seit 1984 waren
es mehr als 25.000 Patientinnen und Patienten, die im Rahmen von Projekten der
ABCSG betreut wurden.
GESICHERTE BEHANDLUNGSQUALITÄT.
„Als kleines Land kann man in der internationalen Krebsforschung nur noch mit
solchen Netzwerken eine Rolle spielen“,
sagte Prof. Gnant aus Anlass des Jubiläums vor Kurzem. Für klinische Studien zu
neuen Therapien bei bösartigen Erkrankungen sind die Zahl der teilnehmenden
Probanden sowie die Schnelligkeit und die
Qualität der Abwicklung des jeweiligen
Forschungsprojektes entscheidend. Auf
der anderen Seite garantiert die Teilnahme
an wissenschaftlichen Studien den Ärzten
den Zugang zum aktuellsten Wissen. Patienten, die an solchen Studien teilnehmen,
haben nachweislich bessere Behandlungsund Heilungschancen, weil sie eben noch
engmaschiger untersucht und begleitet
werden.
Prof. Gnant: „Hinzu kommt, dass in einem
Netzwerk wie der ABCSG die Qualität der
Behandlung gesichert wird. Darüber hinaus bekommen wir für die Patienten im
Rahmen der Studien aktuell die modernsten Arzneimittel zur Verfügung gestellt
und haben auch bei der Markteinführung
nach den Studien schnell Zugang.“
So ist das „Markenzeichen“ der Chirurgie
am AKH Wien im Rahmen der Universitätsklinik natürlich – historisch gesehen
vom „Handwerk“ der Ärzte her – das Skalpell, doch in der Patientenversorgung und
in der Wissenschaft hat sie eine immer
breitere und vernetztere Ausrichtung. Das
geht auch so weit, dass mit der in Wien
etablierten Expertise in Zukunft vermehrt
internationale wissenschaftliche Studien
abgewickelt werden sollen.
Wolfgang Wagner
PEOPLE 1|2015
DIE MISTEL IN DER KREBSTHERAPIE
Die Nebenwirkungen einer Chemo- oder Strahlentherapie lassen sich durch Mistelprodukte abmildern.
M
isteltherapie bei Krebs: Die einen schwören darauf, die anderen stehen ihr skeptisch gegenüber. Hokuspokus oder Hilfe? „Definitiv
eine Hilfe, um eine Krebsbehandlung besser zu überstehen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Leo
Auerbach. Vor 20 Jahren hat der Gynäkologe im AKH Wien die Ambulanz für komplementäre Medizin an der Abteilung für
Frauenheilkunde aufgebaut und setzt seither Mistelpräparate ein, denn: „Die Misteltherapie ist die am besten untersuchte
komplementärmedizinische Behandlung.
70 Prozent der Krebspatientinnen und -patienten fragen aktiv danach, sie wird am
häufigsten verordnet und gehört gewissermaßen zum Therapiestandard.“
MILDERE NEBENWIRKUNGEN. Chemound Strahlentherapien gehen in der Regel
mit sehr starken Nebenwirkungen einher.
Eine begleitende Misteltherapie kann diese
erwiesenermaßen abfedern: Die Patientinnen und Patienten benötigen in der Regel
weniger Medikamente, haben seltener Entzündungen und ein besseres Allgemeinbefinden. Nach Behandlungsende erholen sie
sich rascher und können schneller wieder
an den Arbeitsplatz zurückkehren.
EFFEKTIVERE THERAPIE. „Die Misteltherapie stimuliert das Immunsystem“, erklärt
Prof. Auerbach. Das legt auch eine amerikanische Studie (Mansky et al., 2010) nahe,
in die 44 Personen mit soliden Tumoren
in Brust, Darm, Bauchspeicheldrüse und
Lunge eingebunden waren. Die PatienPEOPLE 1|2015
tinnen und Patienten
erhielten
neben einer Chemotherapie
mit
Gemcitabin eine
Begleitt herapie
mit einem Mistelpräparat. Das Mistelpräparat wirkte
sich so günstig
Univ.-Prof. Dr.
auf die VerträgLeo Auerbach
lichkeit der Chemotherapie aus, dass der gegen die Krebszellen gerichtete Wirkstoff um 30 Prozent
höher dosiert werden konnte.
ONKOLOGISCHE WIRKSAMKEIT. „Einzelne Studien unterstreichen die Wirksamkeit an der Tumorzelle“, so Prof. Auerbach.
Beispielsweise zeigte sich in einer randomisierten, kontrollierten Phase-III-Studie
(Tröger et al., Eur J Cancer 2013), die 220
Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder
metastasiertem Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) einschloss, im Vergleich zu „Best Supportive Care“ (bestmögliche unterstützende Behandlungsmaßnahmen bei Krebspatienten) eine signifikante
und klinisch relevante Verlängerung des
Überlebens.
Blutkrebs-Arten sei hingegen von einer
Misteltherapie abzuraten.
Mistelpräparate lassen sich auf unterschiedliche Weise verabreichen. Dabei
treten mitunter geringfügige Nebenwirkungen auf, etwa rote Flecken an der
Einstichstelle, leichter Temperaturanstieg
oder Grippe-ähnliche Zustände. Sie sind
ein Zeichen, dass der Organismus auf den
Wirkstoff reagiert und klingen rasch wieder ab.
Grundsätzlich sind Mistelpräparate chefarztpflichtig, die Kosten werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen.
Die Misteltherapie ist vergleichsweise
günstig: Die durchschnittlichen Tagestherapiekosten liegen beispielsweise bei 1,74
Euro bei zwei Ampullen pro Woche. red.
Tipp
Sie brauchen eine Ärztin oder einen Arzt für
eine begleitende Krebsbehandlung? Suchen
Sie unter www.praxisplan.at unter „Sonstige
Tätigkeiten und Diplome“ nach Ärzten mit
entsprechendem ÖAK-Diplom.
Weitere Informationen zur Misteltherapie
finden Sie u. a. unter www.misteltherapie.at.
GERINGFÜGIGE NEBENWIRKUNGEN.
Prof. Auerbach empfiehlt die komplementäre Gabe von Mistelpräparaten grundsätzlich bei soliden Tumoren, etwa bei
Erkrankungen an Brust, Darm, Lunge,
Prostata, Harnblase oder Schilddrüse. Bei
11
DER GESUNDHEITSVERBUND DER WGKK
12
Richard Tanzer
W
enn es um die medizinische Versorgung geht,
ist jedem von uns die beste Behandlung gerade gut genug. Dieser Anspruch, verbunden
mit der stetig steigenden Qualität der Leistungen, stellt
alle Beteiligten im Gesundheitssystem aber auch vor
eine andere enorme Herausforderung: die Finanzierbarkeit nachhaltig zu gewährleisten. Ein Ansatz, um
diesen Spagat zu bewältigen, ist der Ausbau von Kooperationen, Wissenstransfer und reibungsloser Zusammenarbeit aller Akteure im Gesundheitswesen, sprich:
das Nutzen sinnvoller Synergien. Genau aus diesem
Grund hat die Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK)
den Gesundheitsverbund ins Leben gerufen. Er garantiert, dass sämtliche medizinischen Einrichtungen der
WGKK im Dienste der Patientinnen und Patienten noch
enger und effizienter zusammenspielen.
Das Hanusch-Krankenhaus als Referenzspital der Sozialversicherung verfügt über eine Vielzahl an Spezialistinnen und Spezialisten in den unterschiedlichsten
Fächern und ist sternförmig über ganz Wien mit den
Gesundheitszentren der WGKK vernetzt. Die individuelle Krankengeschichte der Patientinnen und Patienten
ist elektronisch innerhalb des Verbundes abrufbar,
unabhängig davon, in welcher Einrichtung die Betroffenen versorgt werden. Damit bieten wir einen denkbar
Hofrat Ing. Mag.
Erich Sulzbacher
niederschwelligen, also einfachen und wohnortnahen
Zugang zur Gesundheitsversorgung. Im Sinne eines
modernen Dienstleisters sind wir außerdem bemüht,
unser Service ständig zu verbessern. Zu den wichtigsten Projekten zählen dabei das Termin- und Wartezeitenmanagement.
Mit dem Gesundheitsverbund ist die WGKK am Puls
der Zeit. Ich lade Sie ein, sich auf den nächsten Seiten
selbst ein Bild davon zu machen.
Hofrat Ing. Mag. Erich Sulzbacher,
Generaldirektor der WGKK
Informationen über den Gesundheitsverbund der WGKK
Im Gesundheitsverbund arbeiten das Hanusch-Krankenhaus sowie die fünf Gesundheitszentren Wien-Mitte, Wien-Mariahilf, Andreasgasse, Wien-Süd und Wien-Nord eng zusammen.
Weitere Informationen erhalten Sie hier:
Broschüre: Gesundheitsverbund der WGKK
Telefonisch erhältlich unter +43 1 601 22 – 2119 oder per E-Mail ([email protected]).
Die Broschüre gibt es auch als Flipbook
(www.wgkk.at – Für Versicherte – Ratgeber/Broschüren)
Kostenlose Serviceline: 0800 600 511
Sie ist von Montag bis Freitag von 08.00 Uhr bis 18.00 Uhr zu erreichen.
Internet: www.gesundheitsverbund.at
PEOPLE 1|2015
Anna Rauchenberger
PEOPLE 1|2015
WGKK
W
Prim. Univ.-Prof. Dr.
Klaus Klaushofer
WGKK
ährend der letzten Jahre haben wir sehr
intensiv mit vielen Kolleginnen und
Kollegen an der Entstehung des Gesundheitsverbunds der WGKK gearbeitet. Jetzt ist es so
weit: die fachliche und organisatorische Vernetzung unserer Gesundheitseinrichtungen – stationär und ambulant – ist gelungen und steht Ihnen
zur Verfügung.
Wir bieten umfangreiche medizinische Betreuung
unter einem Dach und wohnortnahe hochqualifizierte Ansprechpartnerinnen und -partner für Ihre
unterschiedlichen medizinischen Bedürfnisse in
unseren WGKK-Gesundheitszentren.
Sollte ein Aufenthalt im Krankenhaus trotz allem
Bemühen nicht zu verhindern sein, steht Ihnen das
Hanusch-Krankenhaus als Teil des WGKK-Gesundheitsverbundes zur Verfügung. Der Gesundheitsverbund sorgt unter anderem dafür, dass
u bei weiteren notwendigen Untersuchungen Termine für Sie vereinbart werden,
u Ihre behandelnden Ärztinnen/Ärzte viele Befunde über den Computer einsehen können,
u Kontrolluntersuchungen nach einem Aufenthalt
im Hanusch-Krankenhaus in jedem unserer Gesundheitszentren gemacht werden können.
Prim.a Dr.in
Elisabeth Zwettler
Für die Erhaltung Ihrer Lebensqualität sind ein gesunder Lebensstil und Vorsorgemaßnahmen sehr
wichtig. Deshalb bietet Ihnen die WGKK auch ein
vielfältiges Angebot, um fit und gesund zu bleiben.
Von der Beratung über gesunde Ernährung und
Bewegung bis hin zu sinnvollen Vorsorgeuntersuchungen finden Sie Unterstützung im Gesundheitsverbund der WGKK. Da Gesunderhaltung bereits
sehr früh beginnt, gibt es außerdem spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche wie z. B. das umfassende Betreuungsprogramm „Enorm in Form“
für stark übergewichtige Kinder zwischen 10 und
14 Jahren.
Wir sind auch weiterhin bemüht, die Zusammenarbeit zwischen unseren Gesundheitseinrichtungen
auszubauen und zu stärken, um das Angebot der
WGKK für ihre Versicherten kontinuierlich zu verbessern.
Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit!
Prim. Univ.-Prof. Dr. Klaus Klaushofer
Leiter Gesundheitsverbund
Prim.a Dr.in Elisabeth Zwettler
Stv. Leiterin Gesundheitsverbund
13
Siemens
Ein Service der
MODERNSTE BILDGEBUNG: PRÄZISE BLICKE
IN DAS INNERE UNSERES KÖRPERS
Der Radiologie-Verbund der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) bietet medizinische Spitzenqualität,
verbessert die Serviceleistungen und verringert gleichzeitig die Kosten.
D
ie Radiologieinstitute der vier
WGKK-Gesundheitszentren
und
das Zentralröntgeninstitut im Hanusch-Krankenhaus bilden gemeinsam
den Radiologie-Verbund der WGKK. Das
hat eine Menge Vorteile, wie Röntgenverbund-Leiter Univ.-Prof. Dr. Jörg Haller
erklärt: „Alle Aufnahmen werden digital
erfasst und in einem Archiv abgespeichert.
Die Radiologinnen und Radiologen der
WGKK können darauf zugreifen und sind
über Datenleitungen miteinander vernetzt.
Auf diese Weise können die Röntgenbilder
ständig von zwei oder mehreren Fachleuten begutachtet werden. Das bringt große
Fortschritte in der Diagnose, gerade bei Unklarheiten, im Bedarfsfall können wir ohne
Zeitverlust eine Therapie einleiten.“
RASCH ZUM TERMIN. Wechseln Patientinnen und Patienten den Wohnort, können
sie sich im nächstliegenden WGKK-Gesundheitszentrum weiterbetreuen lassen. Fallen
einzelne Ärztinnen oder Ärzte einmal aus,
springen andere aus dem Verbund problemlos für sie ein. Patientinnen und Patienten kommen so rasch zu einem Termin und
14
zu ihrer Diagnose. Das Röntgen-Institut im
WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Mariahilf hat zudem seine Öffnungszeiten verlängert und nun von Montag bis Donnerstag
bis 19.30 Uhr geöffnet. Das erleichtert es
vor allem Berufstätigen, Zeit für eine Untersuchung zu finden.
Egal, wo man sich untersuchen lässt: Alle
radiologischen Einheiten in den WGKK-Gesundheitszentren sind technisch top und
verfügen über die gleiche Ausrüstung für
exakte und zugleich schonende Untersuchungen. Mit der neuen Generation von
Röntgengeräten kann die Strahlenbelastung möglichst gering gehalten werden.
VIER-AUGEN-PRINZIP. Einen besonderen Vorteil bringt der Radiologieverbund für die Mammographie zur Brustkrebs-Vorsorge-Untersuchung, wie Prof.
Haller erklärt: „Wir führen eine Doppelbefundung bei jeder Mammographie durch,
das bedeutet, das jedes Röntgenbild der
Brust von zwei Fachärztinnen oder -ärzten
begutachtet wird. Die Analyse der Aufnahmen erfolgt unabhängig voneinander.
In fünf bis sieben Prozent der Fälle gibt
es Diskrepanzen. Dann müssen sich die
Expertinnen und Experten die Aufnahme noch einmal ansehen und gemeinsam
entscheiden, ob weitere Untersuchungen
nötig sind.“
DIE RADIOLOGIEINSTITUTE. In den
WGKK-Gesundheitszentren führen die
Ärztinnen und Ärzte sowie die Radiologietechnologinnen und -technologen neben
Mammographien auch Lungenröntgen und
sämtliche Röntgenaufnahmen des Skelettbereiches durch. Das WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Mariahilf besitzt außerdem
ein Knochendichtemessgerät (DEXA). Das
WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Süd bietet zudem Durchleuchtungsuntersuchungen zur Darstellung des Magen-Darmtraktes an. Weiters werden auch intravenöse
Nierenuntersuchungen im WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Süd durchgeführt. Dabei wird die Ausscheidung der Niere mithilfe eines Kontrastmittels dargestellt.
Ebenfalls in den Wirkungsbereich der
Röntgen-Institute fallen Ultraschall-Untersuchungen (Sonographie). „Mit unseren
Ultraschall-Geräten können wir das AbdoPEOPLE 1|2015
Siemens
WGKK-Ranzmaier
Der Röntgenverbund
der WGKK
Zentralröntgeninstitut
Hanusch-Krankenhaus
1140 Wien, Heinrich-Collin-Straße 30
Ambulanzzeiten: Montag bis Freitag von
07.00 bis 17.00 Uhr; Anmeldung von 07.00
bis 15.00 Uhr; Tel.: +43 1 910 21-86630
„Die Qualität ist in allen Bereichen wesentlich gestiegen. Der Radiologieverbund
ist der richtige Weg, um bei
steigender Qualität noch
ökonomischer zu werden.“
Röntgeninstitute der Gesundheitszentren
GZ Wien-Süd
1100 Wien, Wienerbergstraße 13
Ordinationszeiten/Termine: Montag bis
Freitag von 07.00 bis 14.30 Uhr; Auskunft und
Terminvereinbarung: Tel.: +43 1 601 22-4293
Siemens
Univ.-Prof. Dr. Jörg Haller
men, also den Bauchbereich, gut untersuchen. Mit der sogenannten Small-Part-Sonographie werden mit einem hochauflösenden Schallkopf Organe wie Lymphknoten,
Schilddrüse, Brustdrüse oder die Hoden
begutachtet“, so Prof. Haller.
Spezialuntersuchungen, die in den WGKK-Gesundheitszentren nicht möglich
sind, übernimmt das Zentralröntgeninstitut im Hanusch-Krankenhaus, das über
Geräte mit aufwendigster und modernster
Technik verfügt. Prof. Haller: „Eine der
großen Stärken des Radiologieverbundes
ist es, dass wir bei Frauen im Rahmen des
Brustkrebs-Vorsorge-Programms oder bei
Verdacht auf Brustkrebs im Hanusch-Krankenhaus gleich abklären können, falls
Mammographie und Ultraschall nicht
ausreichen.“ Dabei kommt die sogenannte
„Tomosynthese-Mammographie-Anlage“
(TSM) zum Einsatz, die Gewebe schichtweise Millimeter für Millimeter dokumentieren kann. Prof. Haller: „Das ist von
großem Nutzen, wenn Gewebsformationen
dicht übereinanderliegen und auf einem
normalen Röntgenbild wie krankhaftes
Gewebe wirken. Durch dieses VerfahPEOPLE 1|2015
ren können wir falsche Befunde bei der
Brustkrebsuntersuchung vermeiden.“ Die
Geräte zur Schnittbilddiagnostik für die
Computertommographie (CT) und die Magnetresonanz (MR) sind im Hanusch-Krankenhaus im Dauereinsatz, bilanziert Prof.
Haller: „Das MR-Gerät ist von 7 bis 22 Uhr
verfügbar. Dabei werden auch komplexe
Untersuchungen bei Verdacht auf Prostatatumor durchgeführt oder kardiologische
Fragestellungen abgeklärt.“
QUALITÄT IN DER AUSBILDUNG. Die
Qualität der Untersuchungen hängt allerdings nicht allein von der technischen
Ausstattung ab, sondern auch vom Können
des Fachpersonals, betont Prof. Haller: „Um
etwa das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm durchführen zu können, müssen
die Ärztinnen und Ärzte nachweislich Erfahrung in der Befundung von Mammographien haben und mindestens 2.000 Fälle
pro Jahr gesehen haben. Zudem müssen sie
eine spezielle Prüfung absolvieren. Damit
können wir sicherstellen, dass ihr Knowhow einen gleichbleibenden Standard von
hoher Qualität aufweist.“
GZ Wien-Mitte
1030 Wien, Strohgasse 28
Ordinationszeiten/Termine: Montag bis Donnerstag von 07.00 bis 14.30 Uhr; Freitag von
07.00 bis 13.45; Befunde können bis
14.15 Uhr abgeholt werden;
Auskunft und Terminvereinbarung:
Tel.: +43 1 601 22-40340
GZ Wien-Mariahilf
1060 Wien, Mariahilfer Straße 85–87
Ordinationszeiten/Termine: Montag bis
Donnerstag von 07.00 bis 19.30 Uhr;
Freitag von 07.00 bis 13.45; Befunde
können bis 14.15 Uhr abgeholt werden.
Auskunft und Terminvereinbarung:
Tel.: +43 1 601 22-40710
GZ Wien-Nord
1210 Wien, Karl-Aschenbrenner-Gasse 3
Ordinationszeiten/Termine: Montag bis Donnerstag von 07.00 bis 14.30 Uhr; Freitag von
07.00 bis 13.45; Befunde können bis
14.15 Uhr abgeholt werden;
Auskunft und Terminvereinbarung:
Tel.: +43 1 601 22-40252
Sämtliche radiologisch-technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen darüber hinaus ein Zertifikat für das Erstellen
von Mammographien nachweisen.
Der Radiologieverbund der WGKK ist voll
ausgebaut und funktioniert nicht zuletzt
aufgrund der engen Zusammenarbeit aller
Beteiligten sehr gut. Verbund-Leiter Prof.
Haller resümiert: „Die Qualität ist in allen
Bereichen wesentlich gestiegen. Der Radiologieverbund ist der richtige Weg, um bei
steigender Qualität noch ökonomischer zu
werden.“ SteWo
15
Fotolia
Ein Service der
WIR SCHAUEN AUF IHRE AUGEN:
DER NETZHAUT-VERBUND DER WGKK
Der Verbund der Augenambulanzen des Hanusch-Krankenhauses und der Gesundheitszentren der Wiener
Gebietskrankenkasse (WGKK) bringt Menschen mit Netzhaut-Erkrankungen kürzere Wartezeiten und optimale Betreuung durch Fachleute.
W
enn die Sehschärfe nachlässt
und sogar blinde Flecken im
zentralen Sehfeld entstehen, ist
häufig die „altersbedingte Makula-Degeneration“ der Grund. Bei Diabetikerinnen und
Diabetikern kann auch ein Makula-Ödem
dahinterstecken. Wenn die Netzhautmitte („Makula“) erkrankt, sind rasche Hilfe
und langfristige Betreuung gefragt. Beides
bietet der Netzhaut-Verbund der Wiener
Gebietskrankenkasse (WGKK), zu dem sich
die Augenambulanzen der WGKK-Gesundheitszentren und die Abteilung für Augenkrankheiten des Hanusch-Krankenhauses
zusammengeschlossen haben.
NETZHAUTZENTRUM IM HANUSCHKRANKENHAUS. Unter der Leitung von
Prim. Univ.-Prof. Dr. Oliver Findl, Vorstand
der Abteilung für Augenkrankheiten im
Hanusch-Krankenhaus, wurde 2013 ein
Netzhautzentrum im Penzinger Spital aufgebaut. Das Zentrum ist nicht nur medizinisch hoch spezialisiert, sondern auch sehr
umsichtig gestaltet. So werden etwa jene
Menschen, die unter Makula-Erkrankungen leiden und oft sehr schlecht sehen, in
einem eigenen Wartebereich empfangen
und in einer Spezialambulanz untersucht.
16
Alle Räume, die von Patientinnen und Patienten frequentiert werden müssen, liegen
dicht beisammen, etwa die Zimmer zur
Behandlungsvorbereitung, der Laserraum,
wo Schichtbildaufnahmen von den Augen
gemacht werden, oder der Operationssaal.
„Das hält die Wege kurz und hat auch für
das medizinische Personal Vorteile“, erklärt Prof. Findl. „Tritt ein schwieriger Fall
auf, können sich unsere Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter rasch persönlich austauschen.“ Als weiteren Pluspunkt streicht der
Experte heraus, dass die Betroffenen gleich
nach der Untersuchung die sogenannte
„intravitreale operative Medikamentenapplikation“ (IVOM) erhalten. Dabei wird
mit einer Spritze ein Medikament direkt
in das Auge verabreicht. „Die Patientinnen
und Patienten können nach eineinhalb bis
zwei Stunden wieder nach Hause gehen“,
so Prof. Findl zum Ablauf der Behandlung.
33.000 PATIENTENKONTAKTE PRO
JAHR. Im Netzhautzentrum des Hanusch-Krankenhauses werden auch Diabetikerinnen und Diabetiker behandelt, die
häufig unter Netzhautproblemen leiden.
Versorgt werden zudem Patientinnen und
Patienten mit Netzhautabhebungen oder
mit Venen- und Arterienverschlüssen in
den Augen. Von den rund 33.000 Kontakten mit Patientinnen und Patienten, die
die Augenambulanz jährlich verzeichnet,
entfällt rund ein Drittel auf das Netzhautzentrum. Dort sind immer zumindest zwei
Fachärztinnen oder Fachärzte im Einsatz,
unterstützt von einer Medizinerin oder
einem Mediziner in Ausbildung und Pflegekräften. Expertinnen und Experten für
Schielerkrankungen oder neurologisch bedingte Augenleiden (Orthoptistinnen und
Orthoptisten) engagieren sich darüber hinaus bei den Voruntersuchungen, Sehtests
und Vorbesprechungen.
KONTROLLE IN GESUNDHEITSZENTREN.
Bei einer so großen Zahl von Patientinnen
und Patienten muss darauf geachtet werden, dass die IVOM-Injektionen ins Auge
sowie die Nachkontrollen effizient durchgeführt werden und keine langen Wartezeiten
entstehen. Wie Prof. Findl berichtet, bleiben
Menschen mit einer Makula-Degeneration
oft lange, manchmal über Jahre in Behandlung, und diese sei sehr aufwendig: „Wir
müssen monatlich kontrollieren, ob die Medikamente den gewünschten Erfolg zeigen.“
Im ersten Therapiejahr werden sechs bis
PEOPLE 1|2015
Thinkstock
Der Netzhaut-Verbund
Augenambulanzen der
WGKK-Gesundheitszentren
GZ Wien-Süd
1100 Wien, Wienerbergstraße 13; Auskunft und Terminvereinbarung (Montag bis Freitag): +43 1 601 22-4220
GZ Wien-Mitte
1030 Wien, Strohgasse 28; Auskunft und Terminvereinbarung (Montag bis Freitag): +43 1 601 22-40310 oder
40312
WGKK
GZ Wien-Mariahilf
1060 Wien, Mariahilfer Straße 85–87; Auskunft und Terminvereinbarung (Montag bis Freitag):
+43 1 601 22-40601
GZ Wien-Nord
1210 Wien, Karl-Aschenbrenner-Gasse 3; Auskunft
und Terminvereinbarung (Montag bis Freitag):
zwischen 13.00 und 14.30 Uhr; +43 1 601 22-40288.
ELEKTRONISCH VERNETZT. Die WGKK-Gesundheitszentren und das Hanusch-Krankenhaus sind
elektronisch vernetzt. Alle Aufnahmen des Auges,
die im Hanusch-Krankenhaus gemacht werden,
können auch in den WGKK-Gesundheitszentren abgerufen werden. Bei den Kontrollen können auch
neue Bilder hinzugefügt werden. So entsteht eine
PEOPLE 1|2015
Prim. Univ.-Prof. Dr.
Oliver Findl
WGKK
sieben Injektionen verabreicht. Hier kommen die
WGKK-Gesundheitszentren ins Spiel, denn die
vielen Nachkontrollen lassen sich im Rahmen des
Netzhaut-Verbundes auch dort durchführen. An
den vier Standorten sind Spezialambulanzen mit
entsprechender technischer Ausstattung eingerichtet worden. Zwischen den Augenärztinnen und
-ärzten in den WGKK-Gesundheitszentren und dem
Hanusch-Krankenhaus herrscht intensiver Austausch, sie bilden sich auch gemeinsam fort.
Oberarzt Dr. Michael Brandstetter arbeitet abwechselnd im Hanusch-Krankenhaus und im WGKKGesundheitszentrum Wien-Mitte. Für ihn ist die
Tätigkeit innerhalb des Verbund bereichernd: „Ich
kann einerseits mein fast dreißigjähriges Fachwissen als Spitalsarzt weitergeben. Andererseits lerne
ich auch viel von den Patientinnen und Patienten,
die mit unterschiedlichsten Beschwerden in das
Gesundheitszentrum kommen. In der Spezialambulanz des Krankenhauses hingegen habe ich es ja
mit bereits ausgewählten Fällen zu tun.“
WGKK
Hanusch-Krankenhaus
1140 Wien, Heinrich-Collin-Str. 30
Augen-Ambulanzen: Pavillon 1, 3. Stock; Ambulanzzeiten: Montag bis Freitag von 08.00 bis 11.00 Uhr;
+43 1 910 21-84652
Ambulanz für Netzhaut- und Glaskörpererkrankungen;
Ambulanzzeiten: Montag bis Freitag von 08.00
bis 13.00 Uhr; +43 1 910 21-84664
OA Dr. Michael
Brandstetter
Bilddatenbank, die mit den Patientenakten verknüpft ist. „Dadurch können wir den Krankheitsund Heilungsverlauf sehr gut beobachten und dokumentieren. Wir erkennen sofort die Sehschärfe
der Patientinnen und Patienten und welche Spritzen sie bekommen haben“, erklärt Dr. Brandstetter.
AUSWEITUNG DES ANGEBOTS. Ab Mai 2015
wird es im WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Mariahilf nicht nur Nachkontrollen geben, sondern
zusätzlich auch einmal pro Woche eine spezielle
Netzhaut- bzw. Makula-Ambulanz, geleitet von einer Ärztin oder einem Arzt aus dem Hanusch-Krankenhaus. „Das wird ähnlich organisiert wie die
Glaukom-Ambulanzen, die in den Gesundheitszentren regen Zulauf haben“, führt Prof. Findl aus.
Die niedergelassenen Augenärztinnen und -ärzte
kann der Netzhaut-Verbund derzeit aus Datenschutzgründen noch nicht in das elektronische
Netzwerk einbeziehen. Das soll sich laut Prof. Findl
aber bald ändern: „Wir planen bereits eine engere Zusammenarbeit, um die Wartezeiten weiter zu
verkürzen und Belastungsspitzen zu mildern. Der
nächste Schritt: In einem Pilotprojekt im nächsten Jahr werden niedergelassene Augenärztinnen
und- ärzte die Bilder von den Patientinnen und Patienten, die sie zu uns überwiesen haben, auf dem
Computer einsehen und sogar selbst Bilder hochladen können.“ SteWo
17
Thinkstock
Ein Service der
SCHMERZFREI IN BEWEGUNG BLEIBEN
Der Rücken schmerzt und nichts hilft dagegen? Bei Problemen mit dem Bewegungs- und Stützapparat sind
die Einrichtungen des Physiko-Verbundes der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) die richtige Adresse.
W
enig Bewegung, langes Sitzen im
Büro, die falschen und immer
gleichen Körperhaltungen in
der Arbeit, dazu noch Ärger und Stress und
kaum Gelegenheit zum Entspannen: kein
Wunder, wenn sich irgendwann der Körper
meldet – mit Schmerzen beim Bewegen, Sitzen und selbst beim Liegen. Vor allem die
Altersgruppe der 35- bis 55-Jährigen leidet
sehr häufig unter Rückenschmerzen. Der
Physiko-Verbund der WGKK, ein Zusammenschluss aus WGKK-Einrichtungen (siehe
Kasten), bietet zahlreiche Leistungen, um
Beschwerden des Bewegungs- und Stützapparates wieder in den Griff zu bekommen.
Die Angebote zielen dabei stark auf Hilfe zur
Selbsthilfe – damit man die Beweglichkeit
und Lebensqualität wiedererlangt.
SORGFÄLTIGE DIAGNOSE. Mit welchem
Problem auch immer die Patientinnen und
Patienten zu einer der Verbund-Einrichtungen kommen: Am Anfang steht immer
18
eine genaue Untersuchung. Prim.a Dr.in Silvia Brandstätter, die Medizinische Leiterin
des Physiko-Verbundes, betont, dass ausschließlich mit evidenzbasierten Methoden gearbeitet wird: „Das bedeutet, dass
zunächst nach den Ursachen der Schmerzen gesucht wird und dann adäquate Therapien verordnet werden, deren Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen sein muss.
Wer zum Zahnarzt geht, will ja auch die
Ursache für den Schmerz wissen und die
entsprechende Behandlung bekommen,
und nicht nur einfach ein Schmerzmittel.
Bei uns ist es genauso.“
Die Fachärztinnen und -ärzte des Physiko-Verbundes bedienen sich modernster
Untersuchungstechniken, zum Beispiel
der Elektrophysiologischen Diagnostik:
Dabei wird die Nervenleitgeschwindigkeit
gemessen und abgeklärt, ob ein Muskel
erkrankt ist oder eine Reizleitungsstörung
der versorgenden Nerven vorliegt. Bei
Rückenschmerzen, so Prim.a Brandstätter,
sind MRT- oder CT-Untersuchungen nur bei
Hinweisen auf bestimmte Warnsymptome
sinnvoll: bei Lähmungserscheinungen zum
Beispiel oder wenn der Schmerz trotz adäquater Therapie schon länger als sechs
Wochen anhält. Glücklicherweise gehen
aber die meisten Rückenschmerzen nicht
mit neurologischen Ausfällen wie Lähmungen oder krankhaften Veränderungen von
Knochen, Nerven und Muskeln einher. Sie
klingen bei rund 80 Prozent der Betroffenen innerhalb von wenigen Wochen wieder ab, auch ohne Therapie.
AKTIV GEGEN CHRONISCHEN SCHMERZ.
Für Berufstätige, die unter massiven chronischen Kreuz-, Rücken- oder Nackenbeschwerden leiden, bietet das WGKKGesundheitszentrum Andreasgasse eine
„Rücken-Aktiv-Therapie“ an. „Dieses intensive multidisziplinäre Programm soll
Betroffene wieder in den beruflichen Alltag integrieren sowie ihre Lebensqualität
PEOPLE 1|2015
Petra Spiola
Prim.a Dr.in Silvia Brandstätter
und Leistungsfähigkeit steigern“, so Prim.a
Brandstätter. Starke Schmerzen und eingeschränkte Bewegungsfreiheit führen nicht
selten zu längerfristiger Arbeitsunfähigkeit, Jobverlust und sozialem Rückzug –
wenn zum Beispiel der geliebte Tanzkurs
abgesagt werden muss, weil alles wehtut.
Die „Rücken-Aktiv-Therapie“ besteht aus
einem vierwöchigen Blockprogramm mit
bis zu fünf Stunden Therapie pro Tag.
Mit einem Gruppen-Übungsprogramm
werden Haltung und Beweglichkeit verbessert. Kraft und Ausdauer wird in der
medizinischen Trainingstherapie an modernsten Geräten verbessert. Abgerundet
wird das Programm mit fundierter Beratung, wie das Training nach dem Ende
des Programms eigenständig fortgeführt
werden kann. „Die meisten Patientinnen
und Patienten sind nach erfolgreicher
Therapie wieder schmerzfrei“, berichtet
die Expertin.
SEELE STÄRKEN. Das Besondere an der
„Rücken-Aktiv-Therapie“: Sie achtet auch
auf die Psyche. Denn nicht selten liegen
die Ursachen der Rückenschmerzen nicht
Der Physiko-Verbund
der WGKK
Gesundheitszentrum Wien-Süd
1010 Wien, Wienerbergstraße 15–19
Auskunft und Terminvereinbarung
(Montag bis Freitag): +43 1 601 22-4290
Gesundheitszentrum Andreasgasse –
„Rücken-Aktiv-Therapie“
1070 Wien, Andreasgasse 3
Auskunft und Terminvereinbarung
(Montag bis Freitag): +43 1 601 22-15070
Hanusch-Krankenhaus, Institut für
Physikalische Medizin und Rehabilitation
1140 Wien, Heinrich-Collin-Straße 30,
Pavillon 6, Untergeschoß
Auskunft und Terminvereinbarung
(Montag bis Freitag): +43 1 910 21-86511
PEOPLE 1|2015
oder nicht nur im körperlichen Bereich.
Stress, Sorgen und die Unfähigkeit, sich zu
entspannen, tragen oft Mitschuld an körperlichen Beschwerden. Daher kümmern
sich nicht nur Fachärztinnen und Fachärzte für Orthopädie und Physikalische Medizin um die Betroffenen, sondern auch
Psychologinnen und Psychologen. Prim.a
Brandstätter: „Mit der psychologischen
Schmerztherapie können wir die manchmal weniger offensichtlichen Ursachen
des Schmerzes gezielt angehen. Die Patientinnen und Patienten erlernen Entspannungstechniken und Techniken
zur Schmerzbewältigung.“
KOMPLEXE UND LANGWIERIGE SCHMERZEN.
Das Institut für Physikalische Medizin im Hanusch-Krankenhaus hat im
Rahmen des Physiko-Verbundes ganz spezielle Aufgaben: „Wenn
jemand mit seiner Schmerzproblematik
nicht weiter weiß, sind wir als Kompetenzzentrum die richtige Anlaufstelle. Unser
Personal ist bestens geschult und verfügt
über diverse Spezialausbildungen“, so
Prim.a Brandstätter.
Im Physiko-Verbund werden zum Beispiel
Patientinnen und Patienten behandelt,
die an primären oder sekundären Lymphödemen leiden. Eine Abklärung, ob eine
Schwellung durch einen Lymphstau bedingt ist, ist Teil der Behandlung. Es werden auch spezielle Bewegungsprogramme
und Trainings für Osteoporose und das
Fibromyalgie-Syndrom angeboten. Ebenso
ist Beckenbodentraining Teil des Behandlungsangebotes bei Harn- und Stuhlinkontinenz. Patientinnen und Patienten mit der
chronischen Lungenkrankheit COPD können im Hanusch-Krankenhaus mit Sauerstoff trainieren, erlernen Atemübungen
und Entspannungstechniken. Außerdem
werden Nachbehandlungen nach Operationen oder Unfällen durchgeführt.
GUT VERNETZT. Wer im Hanusch-Krankenhaus ärztlich untersucht wird und
Therapien verordnet bekommt, kann diese auch wohnortnahe an einem anderen
Standort des Physiko-Verbundes durchführen. „Das ist möglich, weil die WGKK-Gesundheitszentren und das Hanusch-Krankenhaus elektronisch miteinander vernetzt sind“, so Prim.a Brandstätter. „Wir
können an allen Einrichtungen die Krankengeschichten einsehen und die Patientinnen und Patienten überall optimal betreuen. Die gemeinsamen Fortbildungen
der Verbund-Fachkräfte sichern zudem
einen einheitlichen Qualitätsstand.“SteWo
So beugen Sie
Rückenschmerzen vor
u Ziehen Sie sich im Stehen an, statt im Sitzen.
u Stehen Sie auf einem Bein – jeweils fünf
bis zehn Sekunden, abwechselnd links und
rechts.
u Spannen Sie fünf bis zehn Sekunden den Po
an, dann entspannen.
u Fahren Sie mit dem Fahrrad oder gehen Sie
zu Fuß zur Arbeit.
u Nehmen Sie die Stiege und nicht den Lift.
u Benützen Sie statt eines Sessels einen Gymnastikball oder ein instabiles Sitzkissen.
u Gehen Sie täglich eine halbe Stunde spazieren.
u Seien Sie mindestens an drei Tagen pro Woche 30 bis 60 Minuten sportlich aktiv.
u Verharren Sie nie länger als 30 Minuten in
derselben Sitzposition.
Günstige Bewegungsarten für den Rücken: Joggen, Laufbandtraining, Nordic Walking, Wandern, Inline-Skating, Radfahren, Schwimmen,
Rudern, Skilanglauf, Eislaufen, Sportklettern,
Aerobic, Rückengymnastik, Aquagymnastik,
Bogenschießen, Pilates, Tanzen, Feldenkrais, Tai
Chi, Yoga.
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Ein Service der
DIE LABORDIAGNOSE-FABRIK
Was passiert eigentlich mit den Blut- und Harnproben, und wie wird der Befund erstellt? Ein Lokalaugenschein im Laborverbund der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) gibt Antworten.
W
er kennt nicht den Satz: „Bitte
zur Blutabnahme, und bitte
auch eine Harnprobe abgeben.“
So fangen auch die Untersuchungen in einem der WGKK-Gesundheitszentren häufig an. Dort kommt an einem einzigen Tag
eine fast unglaubliche Menge an Proben,
an Bechern und Röhrchen zusammen.
Trotzdem haben die behandelnden Ärztinnen und Ärzte die Ergebnisse aller wichtigen Parameter bereits am nächsten Morgen auf ihrem Bildschirm. Möglich macht
diese schnelle und genaue Analyse der
Laborverbund der WGKK, zu dem die Laboratorien der WGKK-Gesundheitszentren
und des Hanusch-Krankenhauses zusammengeschlossen sind.
Harn- und Blutproben werden zwar in
allen WGKK-Gesundheitszentren abgenommen, aber nur ein sehr kleiner Teil
davon wird auch vor Ort analysiert. Die
meisten kommen in die Großlaboratorien
im WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Süd
oder im Hanusch-Krankenhaus. Mehrere Transporte täglich stellen sicher, dass
die Untersuchten nicht lange auf ihre
Werte warten müssen. Im Labor sind modernste Hightech-Geräte im Einsatz, die
an überdimensionale Waschmaschinen
20
oder Geschirrspüler erinnern. Tausende
Probenröhrchen und mehr können sie pro
Tag analysieren. Allein das Labor des Hanusch-Krankenhauses muss es mit über
1.000 Anforderungen täglich aufnehmen.
VOLLAUTOMATISIERTE ABLÄUFE. Und
doch sind im gesamten Laborverbund
nur um die 60 Menschen beschäftigt. Wie
schaffen sie es, so viele Proben derartig
schnell zu analysieren? Dozent Dr. Matthias
Mayerhofer, der Ärztliche Leiter des Laborverbundes: „Unsere Labors arbeiten praktisch wie kleine Fabriken. Alle Abläufe
sind voll automatisiert. Händische Analyse
gibt es kaum noch.“
In der Tat laufen die Proben selbstständig
durch die Maschinen. An jedem Röhrchen
klebt ein Barcode, wie man ihn auch von
der Supermarktkasse kennt. Dieser Barcode wird vom Gerät gelesen, und das
EDV-System sagt der Maschine dann, zu
wem die Probe gehört, was sie beinhaltet,
was die Maschine untersuchen soll. Auch
die Ergebnisse werden fast wie von selbst
über das digitale Informationssystem an
die Ärztinnen und Ärzte weitergeben. Dozent Mayerhofer: „Wir sind sehr prozessorientiert aufgestellt.“ Das bedeutet, dass
jeder einzelne Schritt bei der Erstellung
des Laborbefundes genau festgelegt ist
und immer gleich abläuft. So können Fehler im Arbeitsablauf vermieden werden.
EINDEUTIGE IDENTIFIZIERUNG. Bei der
riesigen Anzahl von Röhrchen drängen
sich natürlich Fragen auf: Wird auch immer das richtige Röhrchen analysiert? Wie
kann ich mir als Patientin oder Patient
sicher sein, am Ende das eigene Ergebnis
in Händen zu halten – und nicht das einer
anderen Person?
Der leitende biomedizinische Analytiker
des Laborverbunds, Thomas Löffelmann,
der für den technischen Ablauf und das
Personal an allen fünf Standorten verantwortlich ist, kann solche Irrtümer „mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“
ausschließen: „Bereits am Laborschalter
wird die Identität und der Versicherungsstatus mithilfe der e-card festgestellt. Diese
Informationen werden gemeinsam mit den
Laboranforderungen der behandelnden
Ärztin oder des behandelnden Arztes in
das EDV-System übernommen. Alle Daten
werden in einen Barcode umgewandelt,
der auf das Röhrchen geklebt wird. Bevor
die Blutabnahme erfolgt, wird noch einmal
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WGKK/Vynevam Andrea T
WGKK
Labor-Service auch für
niedergelassene Ärzte
überprüft, ob die
Patientin oder der
Patient und der Barcode auf dem Röhrchen zusammenpassen. Damit ist eine
eindeutige Identifikation gegeben.“
Während im Zentrallabor des HaDozent Dr. Matthias
nusch-KrankenhauMayerhofer
ses hoch automatisierte Geräte das
Blut
analysieren
und Tausende Messwerte pro Stunde
liefern, wird im Labor des WGKK-Gesundheitszentrums
Wien-Süd Spezialdiagnostik betrieben.
Thomas Löffelmann
Ein Teil davon umfasst die rheumatologische Diagnostik, bei der Antikörper gegen körpereigene Strukturen, wie sie bei
verschiedenen Autoimmunerkrankungen
vorkommen, im Fluoreszenzmikroskop beurteilt werden. Hier wird noch viel „Handarbeit“ geleistet, es wird pipettiert, mikroskopiert, nachgedacht, befundet. In den Laboratorien der WGKK-Gesundheitszentren
Wien-Nord, Wien-Mitte und Wien-Mariahilf
finden in erster Linie die Blutabnahmen
statt. Es werden jedoch auch notfallmäßig
Laborbefunde für Patientinnen und Patienten mit akuten Beschwerden erstellt.
So können die Ärztinnen und Ärzte in
den WGKK-Gesundheitszentren sofort entscheiden, wie weiter vorzugehen ist.
Außer Personen mit akuten Beschwerden
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kommen viele Menschen mit chronischen
Erkrankungen wie Diabetes in die Laboratorien der WGKK-Gesundheitszentren,
aber auch zahlreiche Gesunde, die sich
einer Vorsorgeuntersuchung unterziehen
möchten. Schließlich werden nicht nur die
Patientinnen und Patienten der WGKK-Gesundheitszentren, sondern auch viele Personen, die von niedergelassenen Ärztinnen
oder Ärzten zugewiesen werden, in den Laboratorien der WGKK-Gesundheitszentren
und des Hanusch-Krankenhauses betreut.
STÄNDIGE ABLAUF-VERBESSERUNG.
Dozent Mayerhofer und sein Team sind
ständig dabei, die Abläufe zu verbessern:
„Unser Ziel: Notfallbefunde sollten innerhalb von 60 Minuten fertig sein, dringende
Befunde innerhalb von zwei Stunden. Das
gelingt uns in weit über 90 Prozent der
Fälle.“
Wenn es einmal doch länger dauern sollte,
gehen die Expertinnen und Experten der
Ursache nach und versuchen, diese Verzögerungen künftig zu vermeiden. „Unsere
Herausforderung besteht darin, möglichst
perfekt zu arbeiten. Um das zu erreichen,
werden wir von ausgeklügelten Computersystemen unterstützt, die täglich verschiedenste Kennzahlen erheben und auswerten, wie lange wir für die Erstellung der
dringenden Befunde gebraucht haben“, so
Dozent Mayerhofer.
Die Kontrolle und die letztgültige Beurteilung der analysierten Werte liegen aber
schlussendlich bei den Ärztinnen und Ärzten im Spital. „Laborwerte, die eine sofortige Reaktion der behandelnden Ärztin oder
des behandelnden Arztes erfordern, haben
wir als ,Alarmwerte‘ definiert“, so Dozent
Auch Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin können die spezialisierte Analytik des
WGKK-Laborverbundes nutzen und Patientinnen und Patienten zu einer der fünf Blutabnahmestellen (Hanusch-Krankenhaus und
WGKK-Gesundheitszentren im 3., 6., 10. und
21. Bezirk) zuweisen. Die Befunde werden den
niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten über
ein Internetportal zeitnah elektronisch zur
Verfügung gestellt. Dieses Service soll in den
nächsten Jahren weiter ausgebaut werden.
Mayerhofer. „Kommt ein Alarmwert in einem Befund vor, so leuchtet der Befund
in unserem EDV-System sofort rot auf und
die Zuweisenden werden telefonisch verständigt.“
Die große Probenanzahl macht es verständlicherweise unmöglich, das bei allen
Befunden zu machen, aber das Computerprogramm filtert Alarmwerte und Unterschiede zu Vorbefunden heraus. Sind unplausible Abweichungen zum Vorbefund
erkennbar, wird zunächst im Labor noch
einmal geprüft, was nicht stimmt. Am
Ende des Prozesses geben Arzt oder Ärztin
den Laborbefund frei. Die Laborbefunde
werden in das Krankenhaus-Informationssystem übermittelt, wo sie sofort den
behandelnden Ärztinnen und Ärzten zur
Verfügung stehen.
MÖGLICHST PERFEKT ARBEITEN. Der
Inhalt der Röhrchen wird übrigens einige
Tage lang aufbewahrt, es könnte schließlich noch eine Nachuntersuchung nötig
sein. Danach werden die Proben ordnungsgemäß entsorgt. Dozent Mayerhofer: „Die
Labordiagnostik ist ein ganz wichtiger Bestandteil der medizinischen Diagnose. Die
Herausforderung besteht darin, möglichst
perfekt zu arbeiten.“
SteWo
21
Thinkstock
Ein Service der
WENN MIT DEM BLUTBILD
WAS NICHT STIMMT …
Die Zusammenarbeit des Hanusch-Krankenhauses mit dem Gesundheitszentrum Wien-Mitte der Wiener
Gebietskrankenkasse (WGKK) im Bereich der Hämatologie hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Das Versorgungsmodell Hämatologie-Verbund wird daher weiter ausgebaut.
E
in auffälliges Blutbild? Blutarmut?
Eisenmangel? Oder gar der Verdacht
auf Leukämie? Wenn etwas mit
dem Blut nicht stimmt, sind Expertinnen
und Experten der Hämatologie gefragt.
Dieses Spezialgebiet beschäftigt sich mit
möglichen krankhaften Veränderungen
des Blutes und der blutbildenden Organe.
Die WGKK hat die Hämatologie-Expertise
zweier Gesundheitseinrichtungen in einem Verbund zusammengeschlossen: Die
Hämatologische Ambulanz im WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Mitte arbeitet seit
Kurzem eng mit dem Hanusch-Krankenhaus der WGKK zusammen. Das bringt
viele Vorteile für die Patientinnen und
Patienten, zum Beispiel eine effektivere
Versorgung. Denn ein Großteil der hämatologischen Krankheiten ist harmlos und
relativ leicht zu behandeln, so etwa die
Blutarmut: Sie macht zwar den Betroffenen zu schaffen, mit Müdigkeit, Atemnot
oder verminderter Leistungsfähigkeit,
muss aber nicht im Spital therapiert werden. Eine Behandlung in der Ambulanz
22
des WGKK-Gesundheitszentrums entlastet
den Spitalbetrieb. Stellt sich jedoch heraus,
dass jemand an einer schweren Krankheit
leidet, kann das Hanusch-Krankenhaus die
Versorgung nahtlos übernehmen.
BESSERE VERSORGUNG. Im Vergleich
zu Volkskrankheiten wie Diabetes leiden
wenige Menschen an Erkrankungen des
Blutes. Dennoch verzeichnen die Expertinnen und Experten des Hämatologie-Verbundes eine stetig wachsende Nachfrage.
Wie Prim. Dr. Harald Nemecek, Ärztlicher
Leiter des WGKK-Gesundheitszentrums
Wien-Mitte, berichtet, hat sich in seiner
Einrichtung die Zahl der versorgten Hämatologie-Patientinnen und -Patienten
in kürzester Zeit mehr als verdreifacht:
„2013, als wir die Hämatologie-Ambulanz
im Gesundheitszentrum eröffnet haben,
waren es noch 1.500 Patientinnen und Patienten, heute sind es rund 5.000.“
„Mit dem Verbundsystem konnten wir die
Versorgung nicht nur quantitativ erhöhen,
sondern auch qualitativ verbessern“, sagt
Univ.-Prof. Prim. Dr. Felix Keil, Vorstand
der Abteilung Hämatologie und Onkologie
des Hanusch-Krankenhauses. „Die Verbindung einer hämatologischen Schwerpunktabteilung mit einer hämatologischen
Spezialambulanz ist in Österreich völlig
neu und hat sich innerhalb kürzester Zeit
sehr bewährt, und wir können auch kurzfristig Termine anbieten. Speziell bei Veränderungen des Blutbildes sind Patientinnen und Patienten oft sehr verunsichert,
und eine rasche Abklärung ist geboten.“
KURZE WARTEZEITEN. Ein weiterer
Vorteil des Verbundes: Die Zeit des Wartens und Bangens wird deutlich verkürzt.
Dr.in Anabel Schönmetzler, Hämatologin
im WGKK-Gesundheitszentrum Wien-Mitte: „Sobald ein Blutbild Unregelmäßigkeiten aufweist, beunruhigt das viele Menschen zutiefst. Meist befürchten sie eine
schwere Erkrankung wie Leukämie.“
Im Verbund sind die Hilfesuchenden aber
gut aufgehoben. Dr.in Schönmetzler: „Sollte
wirklich der Verdacht auf Blutkrebs oder
PEOPLE 1|2015
Fotolia
Der HämatologieVerbund der WGKK
Gesundheitszentrum Wien-Mitte
Strohgasse 28, 1030 Wien
Öffnungszeiten der Hämatologischen
Ambulanz: Montag bis Freitag von 07.00 bis 14.00 Uhr
Tel.: +43 1 601 22-40300
Hanusch-Krankenhaus
Heinrich-Collin-Straße 30, 1140 Wien
3. Medizinische Abteilung, Hämatologie und Onkologie
Ambulanzzeiten: Montag bis Freitag
von 07.00 bis 15.00 Uhr
Um telefonische Terminvereinbarung wird gebeten,
auch für Erstbegutachtungen. Diese ist von Montag
bis Freitag von 13.00 bis 14.45 Uhr unter
Tel.: +43 1 910 21-85502 möglich.
GUTE VERTRAUENSBASIS. Patientinnen und
Patienten, die eine stationäre Abklärung, eine aufwendige Chemotherapie oder Eingriffe benötigen,
die im WGKK-Gesundheitszentrum nicht möglich
sind, überweist Dr.in Schönmetzler in eine der vier
hämatologischen Ambulanzen des Hanusch-Krankenhauses. Dort stehen die gebündelten Therapiemöglichkeiten und sehr erfahrene Spezialistinnen
und Spezialisten zur Verfügung. Im Hanusch-Krankenhaus werden 20 Prozent der hämatologischen
Erkrankungen in Wien behandelt. Für die nachfolgenden Kontrolluntersuchungen kehren die Patientinnen und Patienten aber oft wieder in die Ambulanz des WGKK-Gesundheitszentrums Wien-Mitte
zurück, falls dieses näher beim Wohn- oder Arbeitsplatz liegt. Die Betroffenen wissen es auch sehr zu
schätzen, dass sie im WGKK-Gesundheitszentrum
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Anna Rauchenberger
Univ.-Prof. Prim.
Dr. Felix Keil
Prim. Dr. Harald Nemecek
WGKK
eine andere schwere Erkrankung bestehen, bekommen die Patientinnen und Patienten schon am
nächsten Tag einen Termin im Gesundheitszentrum
Wien-Mitte und wissen damit schnell, was Sache ist.“
Im Gesundheitszentrum lässt sich auch rasch abklären, ob jemand unter Eisenmangel leidet, durch
eine Blutung Eisen verliert oder ein Anstieg der
weißen Blutkörperchen („Leukozyten“) vorliegt.
Außerdem können dort Knochenmarkspunktionen
und Aderlässe vorgenommen und viele einfache
Therapien ambulant eingeleitet werden. Notwendige Zusatzuntersuchungen können die Patientinnen und Patienten unter einem Dach und noch am
gleichen Tag machen lassen, vom Röntgen bis zum
Labor. Das spart Zeit und Wege.
Anna Rauchenberger
Wien-Mitte immer von derselben Ärztin behandelt
werden. „Das schafft eine sehr gute Vertrauensbasis“, ist Dr.in Schönmetzler überzeugt.
Dr.in Anabel Schönmetzler
IMMER IM BILDE. Ist die Medizinerin einmal nicht
im WGKK-Gesundheitszentrum, werden die Patientinnen und Patienten bei Bedarf direkt ins Hanusch-Krankenhaus geschickt und können sich darauf verlassen, bestens betreut zu werden. Denn alle
sind im Bilde, betont Gesundheitszentrumsleiter Dr.
Nemecek: „Innerhalb des Hämatologie-Verbundes
sind wir elektronisch vernetzt. An jedem Standort
können im Computersystem alle Blutbefunde und
Therapieschritte abgerufen werden.“ Auch der fachliche Standard der Behandlung ist an beiden Standorten identisch. Dr.in Schönmetzler beispielsweise
ist im Hanusch-Krankenhaus zur Hämatologin ausgebildet worden und nimmt an den gleichen Fortbildungen teil wie die Spitalsärztinnen und -ärzte.
PILOTPROJEKT IM GZ MARIAHILF. Das Hanusch-Krankenhaus ist ein wichtiger Ausbildungsplatz für angehende Fachärztinnen und Fachärzte,
auch im Bereich Hämatologie. Professor Keil: „Leider können wir nicht alle frisch ausgebildeten Hämatologinnen und Hämatologen in unserem Spital
behalten, für die Zukunft ist uns aber wichtig, diese
Fachleute innerhalb des Verbundes zu platzieren.“
Wie der Experte berichtet, gibt es dazu auch schon
konkrete Pläne: „Nachdem sich die hämatologische
Ambulanz im Gesundheitszentrum Wien-Mitte so
gut bewährt hat, machen wir nach demselben Konzept ein Pilotprojekt im Gesundheitszentrum Mariahilf. Eine bei uns ausgebildete Ärztin wird dort
die nächste Ambulanz im August 2015 eröffnen.“
Sobald der Verbund in den nächsten zwei bis drei
Jahren auf alle vier Gesundheitszentren der WGKK
ausgeweitet ist, sollen auch die Fachärztinnen und
-ärzte im Rotationsprinzip zwischen WGKK-Gesundheitszentren und Hanusch-Krankenhaus wechseln.
SteWo
23
Siemens
MRT-Aufnahmen des Gehirns
NEUROLOGISCHE ERKRANKUNGEN:
Vernetztes Vorgehen optimiert Diagnose und Therapie
Bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie stand die Bedeutung der Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Fächern im Vordergrund. Interdisziplinarität bringt Patienten
viele Vorteile.
D
ie Chancen, mit der Neurologie in
Kontakt zu kommen, sind hoch.
Das Risiko, im Laufe des Lebens
von einer Erkrankung des Gehirns betroffen zu sein, liegt bei 50 Prozent“, so Prim.
Univ.-Doz. Dr. Elisabeth Fertl, Präsidentin
elect der ÖGN (Abt. für Neurologie, KA
Rudolfstiftung). „Neurologische Erkrankungen betreffen oft mehr als nur das
Nervensystem. Wir arbeiten deshalb mittlerweile in der Abklärung, Therapie und
Versorgung mit anderen Disziplinen wie
der Psychiatrie, Inneren Medizin, Neurochirurgie und Interventionellen Radiologie eng zusammen, mit dem Ziel einer gemeinsamen Lösungsstrategie.“ Vernetzung
war ein Schwerpunktthema der heurigen
ÖGN-Jahrestagung.
24
Von besonderer Bedeutung ist dabei die
Zusammenarbeit mit der Psychiatrie, so
Doz. Fertl: „Das betrifft die bei vielen neurologischen Erkrankungen wie Multipler
Sklerose, Epilepsie und Schlaganfall häufigen psychiatrischen Begleiterkrankungen
sowie das beständig an Bedeutung gewinnende Feld der Demenz, wo sowohl in der
Diagnostik als auch in der psychosozialen
Versorgung eine enge Kooperation zwischen den Fachrichtungen gefragt ist.“
Eine besondere Herausforderung sind körperliche Beschwerden mit psychischem
Hintergrund. „Man kann aus psychischen
Gründen praktisch jedes neurologische
Symptom entwickeln, vom Schwindel über
Bewegungsstörungen und Tics bis hin zu
komatösen Zuständen“, so Doz. Fertl. In der
weiteren Abklärung und der Behandlung
ist dann vor allem die Psychiatrie gefragt.
Denn hinter funktionellen Symptomen
können sich viele Ursachen verbergen:
vom Wunsch nach Zuwendung über Erreichen einer sozialen Absicherung bis hin
zur schweren psychiatrischen Erkrankung.
HÄUFIGE VERDÄCHTIGE MRT-BEFUNDE.
Ein neues Tätigkeitsfeld für die Neurologie sind die häufigen verdächtigen Befunde bei MRT-Untersuchungen des Gehirns,
die auf die immer größere Genauigkeit
solcher Scans zurückzuführen sind. „In zumindest zehn Prozent aller MRT-Aufnahmen des Gehirns sind Auffälligkeiten zu
finden, das ist für die Patienten oft extrem
belastend“, so Doz. Fertl. „Ein kleiner weiPEOPLE 1|2015
INTERDISZIPLINARITÄT BEI MS. Interdisziplinarität spielt auch eine wichtige
Rolle in der Behandlung von MS-Patienten. Das sind in Österreich etwa 10.000
junge Menschen, die am Beginn des Erwachsenenalters mit einer sehr formenreichen Krankheit konfrontiert sind. „Wir
können diese Krankheit heute in den
meisten Fällen gut behandeln, aber wir
können sie nicht heilen“, so Doz. Fertl. Das
bedeutet, dass die Betroffenen sehr lang
mit einer chronischen Erkrankung leben
müssen und mit den verschiedensten medizinischen Fachrichtungen in Berührung
kommen. Doz. Fertl: „Eine Lösung der komplexen Probleme, mit denen man es in der
Neurologie häufig zu tun hat, ist also oft
nur auf interdisziplinärem Weg möglich,
was Patienten große Vorteile bringt.“
„KORKENZIEHER“ GEGEN SCHLAGANFALL. Neue Studienergebnisse belegen die sehr gute Wirksamkeit der Thrombektomie, der mechanischen Entfernung
von Blutgerinnseln (Thromben) nach einem Schlaganfall. „Die Überlegenheit der
Thrombektomie gegenüber der medikamentösen Standard-Therapie wurde derart überzeugend belegt, dass die Studien
vorzeitig gestoppt werden konnten“, berichtet Tagungspräsident Assoz. Prof. PD
Dr. Christian Enzinger (Grazer Univ.-Klinik
für Neurologie, Grazer Univ.-Klinik für
Radiologie). „Entscheidend ist, dass beide
Studien moderne Bildgebung zur Darstellung der Gefäßsituation und Durchblutungsstörung des Gehirns zur Auswahl geeigneter Patienten eingesetzt haben.“ Die
Studien EXTEND-IA und ESCAPE wurden
im März im New England Journal of Medicine publiziert.
Mittels Katheter wird bei der Thrombektomie ein winziges Instrument über die
Leisten-Arterie bis in die Gehirn-Arterie
geschoben, das sich wie ein Korkenzieher
in den Thrombus drehen lässt, der dann
anschließend aus dem Blutgefäß herausgezogen wird. Prof. Enzinger: „Allerdings
ist im Gehirn alles noch etwas komplizierter und gefährlicher als in den Herzkranzgefäßen. Man muss sehr genau wissen,
was man tut, und vor allem bei welchen
Patienten.“
PEOPLE 1|2015
Thinkstock
ßer Fleck im MRT zum Beispiel kann der
Beginn einer MS sein, aber auch eine völlig harmlose Veränderung. Nicht immer
sind Diagnosen möglich, und man muss
die Patienten häufig in der Unsicherheit
lassen, ob sie eine manifeste Erkrankung
des Gehirns entwickeln werden oder
nicht. Auch in solchen Fällen ist interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt.“
Prim. Univ.-Doz. Dr. Elisabeth Fertl, Assoz. Prof. PD Dr. Christian Enzinger und Ass.-Prof. PD Dr.
Petra Schwingenschuh.
BILDGEBENDE DIAGNOSTIK. Vor allem
muss mit moderner bildgebender Diagnostik festgestellt werden, wie groß der Infarkt
ist und wie viel Gehirngewebe bereits unrettbar geschädigt wurde. Diese Daten erlauben die Auswahl von Patienten, die von
einer interventionellen Wiedereröffnung
des betroffenen Gefäßes profitieren. Prof.
Enzinger: „Gute Kandidaten sind jüngere
Patienten mit großen Thromben in den unteren Gefäßen des Gehirns. Diese lösen sich
auf Grund ihrer Größe unter medikamentöser Therapie nicht oder nur zum Teil auf,
sind aber für den Katheter gut zugänglich.“
HIGHTECH-MEDIZIN GEGEN DAS ZITTERN. Patienten mit belastendem Zittern
kann die Hightech-Methode der tiefen
Hirnstimulation Linderung bringen. Dabei
werden Elektroden ins Gehirn eingesetzt
und anschließend unter schwachen Strom
gesetzt. „So kann die für Bewegungsstörungen typische falsche Aktivität bestimmter
Hirnzentren reguliert werden“, berichtet
Tagungspräsidentin Ass.-Prof. PD Dr. Petra
Schwingenschuh (Univ.-Klinik für Neurologie, Graz). Dabei werden die Elektroden im
Rahmen einer Wachoperation nach präziser Planung mithilfe moderner bildgebender Diagnostik implantiert und während
der Operation getestet. Ist das Ergebnis
zufriedenstellend, erfolgt die dauerhafte
Verdrahtung und ein Schrittmacher wird
unter das Schlüsselbein eingesetzt, der
von außen eingestellt und programmiert
werden kann.
Zittern kann völlig harmlos sein, aber
trotzdem unangenehm, oder auch Symptom einer schweren Krankheit wie Morbus Parkinson, erklärt Prof. Schwingenschuh. „Die Häufigkeit von Tremor in der
Bevölkerung nimmt mit steigendem Alter
zu und liegt bei über 50-Jährigen bei 15
Prozent. Der verstärkte physiologische
Tremor (sichtbares, prinzipiell reversibles
Zittern ohne neurologische Krankheit) ist
am häufigsten, gefolgt von essentiellem
Tremor, der keine bekannte Ursache hat
und bereits im Jugendalter beginnen kann,
und Parkinson-Tremor.“
TECHNISCHE FORTSCHRITTE. Die
Schrittmacher-Technik hat sich deutlich weiterentwickelt, die implantierten
Schrittmacher werden immer kleiner, die
Batterien halten länger oder sind wiederaufladbar. Bislang wurde diese Therapie
bei Parkinson-Patienten nur dann angewendet, wenn sie an starkem, nicht auf
Medikamente ansprechendem Zittern
litten, oder aber bei bereits fortgeschrittenen Stadien mit Wirkschwankungen unter
der medikamentösen Therapie oder Bewegungsstörungen. „Das war meistens nach
10 bis 15 Jahren Krankheitsdauer“, so
Prof. Schwingenschuh. „Eine neue, internationale Multicenterstudie weist jedoch
eine Verbesserung von Lebensqualität
und motorischen Funktionen bei Parkinson-Patienten durch den früheren Einsatz
der Behandlungsmethode nach. Neben der
Parkinson-Krankheit ist die Methode mittlerweile auch beim essentiellen Tremor
und der Dystonie etabliert.“
Dystonien sind neurologische Bewegungsstörungen, deren Charakteristikum in anhaltenden, willentlich nicht beeinflussbaren
Muskelkontraktionen besteht. Gegenwärtig
laufen Studien zum Einsatz bei anderen Bewegungsstörungen wie den Tic-Erkrankungen, und auch die Stimulation neuer Zielareale im Gehirn wird untersucht. REB
25
©St. Jude Medical
SCS-System im Körper
NEUES AUS DER SCHMERZMEDIZIN
D
ie epidurale Rückenmarkstimulation (SCS, Spinal Cord Stimulation)
ist eine seit Jahrzehnten etablierte
minimal-invasive Methode, die bei chronischen nicht-onkologischen, medikamentös
nicht gut beherrschbaren Schmerzen wie
zum Beispiel neuropathischen Schmerzen oder Rückenschmerzen eine wichtige Therapiemöglichkeit darstellt. „Das
Verfahren wird laufend verbessert. Neue
Optionen wie die Hinterwurzel-Stimulation, die Hochfrequenz- oder die Hochdichte-Stimulation geben uns die Möglichkeit,
die Stimulation auf die individuelle Situation und den individuellen Bedarf von
Schmerzpatienten zuzuschneiden“, so o.
Univ.-Prof. DDr. Hans-Georg Kress, Leiter
der Klinischen Abteilung für Spezielle
Anästhesie und Schmerztherapie, AKH/
MedUni Wien, und Past President der
Europäischen Schmerzföderation EFIC
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Jürgen Hammerschmidt
Die epidurale Rückenmarkstimulation bei bestimmten chronischen Schmerzen und die bei Schmerzpatienten weit verbreiteten sexuellen Funktionsstörungen waren wichtige Themen beim 19. Internationalen
Wiener Schmerzsymposium.
anlässlich des 19.
Inter nationalen
Wiener Schmerzsymposiums. „Damit sind sie ein wesentliches Element
im Rahmen eines
multimodalen
Therapieansatzes
Univ.-Prof. DDr.
bei chronischen
Hans-Georg Kress
Schmerzen. An unserer Abteilung können wir die gesamte Palette dieser modernen Verfahren anbieten
und sind auch an Studien zu einer weiteren
Verfeinerung der Methoden beteiligt.“
Der bei der SCS eingesetzte Neurostimulator ist ein kleines Implantat, ähnlich wie
ein Herzschrittmacher, das in die Bauchwand oder über dem Gesäßmuskel implantiert wird und über unter der Haut verlegte Elektroden feine Impulse in den Epi-
duralraum nahe dem Rückenmark abgibt.
Damit verändern sich die an das Gehirn
geleiteten Schmerzsignale und bestimmte
Schmerzen, zum Beispiel im Bein und Rückenbereich, werden gelindert.
HOCHFREQUENZ-STIMULATION. Die
Hochfrequenz-Stimulation arbeitet mit einer Frequenz von 10.000 Hz statt der bei
der konventionellen Rückenmarkstimulation üblichen 30 bis 70 Hz und hat in
Studien zu einer signifikanten Schmerzreduktion bei chronischen Bein- und Rückenschmerzen geführt. Auch die Einnahme
von Opioid-Arzneimitteln konnte dadurch
deutlich reduziert werden.
Dabei sprachen auch viele Patienten auf
die Hochfrequenz-Stimulation an, bei denen die herkömmliche SCS keine Schmerzlinderung brachte. Eine andere Besonderheit dieser Methode: Es kommt nicht zu
PEOPLE 1|2015
SICHER IM MR. Eine weitere Verbesserung für Patienten hat die SureScan Technologie gebracht, die es ermöglicht, auch
mit einem implantierten SCS-System Ganzkörper-Magnetresonanz-Untersuchungen
durchzuführen. Das ist unter anderem
für chronische Rückenschmerzpatienten
von praktischer Bedeutung, die diese Diagnostik häufig in Anspruch nehmen müssen. Früher war das nicht möglich, weil
befürchtet wurde, dass das SCS-System
durch die großen Magnetfelder während
der MRT-Untersuchung stark erhitzt und
eventuell beeinträchtigt werden könnte.
LUSTKILLER SCHMERZ. „Sexuelle Funktionsstörungen liegen laut Definition vor,
wenn individuelle Ansprüche an eine erfüllte Sexualität nicht erreichbar sind und
die Person unter Leidensdruck steht“, erläuterte Prim. Priv.-Doz. Dr. Martin Aigner
(Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tulln,
Karl Landsteiner Privat Universität) beim
19. Internationalen Wiener Schmerzsymposium. Sexuelle Funktionsstörungen treten
in unterschiedlichsten Formen auf. „KlassiPEOPLE 1|2015
Lustkiller Schmerz
sche sexuelle Funktionsstörungen bei der
Frau sind Orgasmus- und Erregungsstörungen sowie ein vermindertes sexuelles Verlangen“, berichtete Prim. Aigner.
Ein weiteres großes Problem für viele Frauen sind Schmerzpenetrationsstörungen,
also Schmerzen
direkt beim Geschlechtsverkehr:
„Diese bedeuten
eine
besonders
einschneidende
Belastung
des
Sexuallebens, da
Schmerzen
das
Prim. Priv.-Doz. Dr.
Erleben von Lust
Martin Aigner
und
Erregung
nachhaltig
einschränken oder ganz unmöglich machen.“
Bei männlichen sexuellen Funktionsstörungen dominieren Erektions- und Orgasmus-Störungen. „Wie bei der Frau kann
auch das sexuelle Verlangen reduziert
sein. Je nach Studie klagen 10 bis 15 Prozent der Männer über Appetenzstörungen“, so Prim. Aigner.
Felicitas Mattern
ANPASSUNG BEI POSITIONSWECHSEL.
Eine der Schwächen herkömmlicher Stimulationssysteme war die Tatsache, dass
Intensität und Qualität der Stimulation
von der Körperposition abhängig ist. Patienten müssen die Stimulationsparameter
daher oft anpassen. Hier kann die sogenannte Adaptive-Stim-Technologie Abhilfe
schaffen, bei der Bewegungssensoren die
Körperposition erfassen. Dadurch wird die
SCS-Impulsstärke bei Positionswechseln
automatisch angepasst. „In einer US-Studie konnte gezeigt werden, dass fast 90
Prozent der mit der Adaptive-Stim-Technologie behandelten Patienten eine bessere
Schmerzlinderung erlebten als unter herkömmlicher SCS“, so Prof. Kress.
Thinkstock
einem Kribbelgefühl, wie es herkömmliche
SCS-Verfahren erzeugen. Daher erfolgt
auch die Implantation der Elektroden ohne
den bei der konventionellen SCS notwendigen intraoperativen Parästhesie-Test, bei
dem der Patient angeben muss, wo er das
Kribbeln spürt. Die Positionierung der Elektroden kann daher unter Sedierung und Lokalanästhesie erfolgen, weil die Mitarbeit
des Patienten nicht erforderlich ist. „Eine
aktuelle Studie, die kürzlich beim Amerikanischen Neuromodulationskongress in
Las Vegas vorgestellt wurde, hat gezeigt,
dass die Hochfrequenz-Stimulation nicht
nur gleichwertig, sondern bei Kreuz- und
Beinschmerz im Vergleich zu konventioneller SCS überlegen ist“, berichtet Prof. Kress.
MEDIKAMENTE. In vielen Fällen ist die
Schmerzerkrankung selbst mitverantwortlich für sekundäre sexuelle Funktionsstörungen. So zeigt eine Studie bei Patientinnen mit chronischem Beckenschmerz in 68
Prozent sexuelle Dysfunktionen, hingegen
in der gesunden Vergleichsgruppe nur in
32 Prozent. „Auch bei Männern finden sich
beim chronischen Beckenschmerz hohe
Raten sexueller Funktionsstörungen“, so
Prim. Aigner. Die Häufigkeit sexueller Probleme bei Patientinnen mit chronischen
Kreuzschmerzen liegt bei 71 Prozent, bei
Männern gibt es in 60 Prozent erektile
Dysfunktionen. Patienten mit rheumatischen Erkrankungen geben 24 bis 70 Prozent sexuelle Funktionsstörungen an.
„Es gibt auch eine Reihe von Medikamenten in der Schmerztherapie, beispielsweise
Antidepressiva oder Opioide, die zu einer
sekundären sexuellen Funktionsstörung
führen können“, erklärte Prim. Aigner.
Antidepressiva spielen als Therapeutikum
bei chronischen Schmerzen eine nicht unwesentliche Rolle, auch ohne dass eine Depression vorliegt.
FRAGEN ZUM THEMA SEX. „Entscheidend für den Therapieerfolg bei der Betreuung chronischer Schmerzpatienten
ist es, das Thema Sexualität in das Erstgespräch miteinzubeziehen. Spontan berichten nur wenige Patienten über ihre
sexuellen Funktionsstörungen, bei direktem Ansprechen geben dann aber beinahe
viermal so viele diese Probleme an“, betonte Prim. Aigner. Das Wissen um sexuelle
Funktionsstörungen ermöglicht aber dem
Arzt, diesen Aspekt bei der Wahl der Medikation zu berücksichtigen oder bei Bedarf
die Therapie umzustellen, um Patienten
vor einem möglichen Teufelskreis – sexuellen Funktionsstörungen, daraus resultierenden Versagensängsten und Depressionen, die wiederum das Selbstwertgefühl
vermindern – zu bewahren.
Friederike Hörandl
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JUGEND UND SUCHT
A
lkohol, Marihuana oder Crystal
Meth? Welche legalen und illegalen Suchtmittel junge Österreicherinnen und Österreicher konsumieren, war
Thema beim Internationalen Suchtsymposium am Grundlsee. „Der Drogenkonsum
beginnt meistens in der Adoleszenz und erreicht im Alter zwischen 18 und 25 Jahren
seinen Höhepunkt“, erklärte Tagungsorganisatorin Univ.-Prof. Dr. Gabriele Fischer, Leiterin der Drogenambulanz, Suchtforschung
und -therapie an der Universitätsklinik für
Psychiatrie und Psychotherapie, AKH/MedUni Wien, auf dem Internationalen Suchtsymposium in Grundlsee. „Leider verfügt
Österreich über keinen nationalen Suchtplan, daher ist nur eine grobe Einschätzung
der Häufigkeit von Substanzmissbrauch
und -abhängigkeit möglich. Es fehlen uns in
vielen Bereichen zuverlässige Daten.“
ZIGARETTEN ALS LEITDROGE. Einer
aktuellen Eurobarometer-Umfrage zufolge
schätzen es österreichische Jugendliche
schwerer als der europäische Durchschnitt
ein, an illegale Substanzen zu gelangen,
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Rudi Froese
Zigaretten, Alkohol und Cannabis: Danach greift Österreichs Jugend am häufigsten, lässt jedoch zunehmend die Finger von Opiaten. Neue psychoaktive Substanzen wie Legal Highs und Partydrogen werden
vergleichsweise wenig konsumiert.
finden es aber umgekehrt viel leichter,
legale
Substanzen
wie Alkohol und Tabak zu beziehen. Das
schlägt sich auch in
einer aktuellen Studie von Prof. Fischer
und ihrem Team nieUniv.-Prof. Dr.
der, die die SustanzGabriele Fischer
missbrauchsmuster
von Studierenden in
Wien und Innsbruck analysiert hat. Studierende gelten als besonders suchtgefährdete
Gruppe, weil sie mit hohem Leistungsdruck,
einem veränderten Lebensstil und reduzierter elterlicher Unterstützung zurechtkommen müssen.
Nikotin erweist sich in dieser Gruppe als
die Leitdroge schlechthin: Über 38 Prozent
der rund 1.900 Teilnehmer dieser wissenschaftlichen, standardisierten Studie gaben
an, regelmäßig zu rauchen. Dass Bier, Wein
und Co. ihren durchaus heiklen Stammplatz in der österreichischen Alltagskultur
haben, zeichnete sich ebenfalls deutlich ab:
Knapp ein Drittel der Männer und ein Fünftel der Frauen zeigen der Untersuchung zufolge Zeichen einer Alkoholabhängigkeit
mit Abklärungsbedarf. Cannabis wird von
rund 19 Prozent der Studierenden konsumiert, von rund zehn Prozent davon sogar
täglich. Männer berichteten deutlich öfter
als Frauen, dass sie täglich Cannabis und
Alkohol zu sich nehmen würden. Sechs
Prozent der Studierenden greifen auch zu
Benzodiazepinen – zum Beruhigen oder als
Schlafmittel. Nur eine sehr geringe Rolle
spielt in dieser Bevölkerungsgruppe der
Konsum von Substanzen wie Kokain (1,8
Prozent), Ecstasy (1,2 Prozent) oder LSD (0,9
Prozent).
WENIGER EINSTEIGER BEI OPIATEN.
Erfreulich immerhin: Die verfügbaren
Daten legen einen starken Rückgang des
risikoreichen Opioidkonsums bei der Altersgruppe 15 bis 24 Jahre nahe, es gibt
also weniger Einsteiger. „Wie nachhaltig
diese Entwicklung ist und ob dies einen
Rückgang der illegalen Suchtproblematik
insgesamt oder eine Verlagerung auf anPEOPLE 1|2015
NEUE PSYCHOAKTIVE SUBSTANZEN.
Legal Highs oder Designerdrogen (neue
psychoaktive Substanzen, NPS) haben in
Österreich eine geringe Bedeutung, ganz
im Gegensatz zu anderen EU-Staaten.
Laut Eurobarometer-Umfrage haben 2011
durchschnittlich fünf Prozent der 15- bis
24-Jährigen in der EU zumindest einmal
im Leben NPS genommen. Diese Zahl stieg
2014 auf acht Prozent an. Spitzenreiter war
Irland mit 16 Prozent, gefolgt von Polen,
Lettland und Großbritannien mit jeweils
zehn Prozent. Österreich hingegen lag mit
vier Prozent knapp unter dem EU-Durchschnitt. Wie Prof. Fischer betonte, hängt
die Prävalenz aber letztendlich davon
ab, wie lang die Substanz unkontrolliert
auf dem Markt ist und wie sehr sie sich
verbreitet: „Wichtig ist, zu unterscheiden,
was von der Exekutive beschlagnahmt
und was tatsächlich konsumiert wird, beziehungsweise zu welchen Zwischenfällen
es in Folge kommt. Die Risikoabschätzung
dieser Substanzen sollte dennoch nicht
nur auf epidemiologischen Daten basieren,
sondern auf den pharmakologisch-chemischen Eigenschaften der Substanzen.“
HOHE HEPATITIS-C-HÄUFIGKEIT. Mit
aktuell mehr als 15.200 Patienten ist rund
die Hälfte der vermuteten Opioid-abhängigen Personen in einer Erhaltungstherapie.
Mehr als 60 Prozent von ihnen weisen eine
Hepatitis-C-Infektion auf. „Es gibt eine neue
Behandlungsmethode, die allerdings hohe
Medikamentenkosten verursacht. Hier ist
eine Kombination mit einem standardisierten, psychologischen Behandlungskonzept,
wie es im Rahmen des EU-REDUCE-Projekts durchgeführt wird, notwendig“, so
Prof. Fischer. „Nicht zu behandeln ist keine
Alternative, eine Lebertransplantation als
Folge einer chronischen Hepatitis-C-Erkrankung ist mit rund 180.000 Euro eine
enorme Kostenbelastung. Das sollte man
auch berücksichtigen, wenn die Finanzierung der Hepatitis-C-Therapie bei Suchtkranken, die sich in Haft befinden, infrage
gestellt wird.“
EVIDENZBASIERTES THERAPIEKONZEPT. Für problematisch hält es die Expertin, dass die Behandlung von Suchterkrankungen in Österreich nicht integraler
PEOPLE 1|2015
Thinkstock
Thinkstock
dere Substanzen wie Cannabis oder Methamphetamin bedeutet, kann noch nicht
gesagt werden“, schränkte Prof. Fischer
ein. Aus Oberösterreich liegen beispielsweise Hinweise auf eine wachsende lokale
Methamphetamin-Szene vor, das extrem
gefährliche Crystal Meth könnte also im
Kommen sein.
Mediendienst Wilke
200.000
exzessive Trinker
Bestandteil der psychiatrischen Versorgung, sondern vielfach über Vereine organisiert ist. Nicht hilfreich sei auch das
bisweilen beobachtete Gegenüberstellen
von illegalen Drogen und Alkohol sowie
die gesonderte Behandlung von pathologischem Glücksspiel. „Trotz der relativ
niedrigen Häufigkeit ist hier etwa die Zahl
der Behandlungseinrichtungen im Vorjahr
auf 94 gestiegen“, so Prof. Fischer. „Wir
brauchen rasch die Umsetzung eines evidenzbasierten und qualitätsgesicherten
Suchttherapie-Konzeptes, um individuelles
Leid und hohe gesellschaftliche Kosten zu
reduzieren.“ red.
Wie die Österreicher mit alkoholischen Getränken umgehen, wie viel sie trinken und
was, präsentierte Prof. Dr. Rudolf Bretschneider vom Marktforschungsinstitut GfK Austria
beim Suchtsymposium am Grundlsee. Im
Rahmen der GfK-Erhebung gab nur jeder
Zehnte an, in den letzten zwölf Monaten
nichts getrunken zu
haben. Nur jeder
Dritte konnte von
sich behaupten, nur
einmal im Monat
zum Glas gegriffen
zu haben. Umgekehrt berichteten
neun Prozent, minProf. Dr. Rudolf
Bretschneider
destens zweimal
pro Monat einen Schwips zu haben – bezogen
auf die Gesamtbevölkerung über 15 wären das
650.000 Menschen.
Auch übermäßiger Alkoholkonsum ist den
Studiendaten zufolge mehr als präsent:
Knapp die Hälfte berichtete von Personen in
ihrem Lebensumfeld, die ihrer Meinung nach
zu viel trinken würden. Sechs Prozent der
Männer und ein Prozent der Frauen, die in den
letzten zwölf Monaten mehrmals pro Woche
Alkohol getrunken hatten, gaben an, dass sie
mindestens zweimal pro Woche sechs oder
mehr Gläser bei einer Gelegenheit gebechert
hätten. „Auf die Bevölkerung umgelegt heißt
das: 200.000 Personen praktizieren mit gewisser Regelmäßigkeit, was in Großbritannien
bereits für beide Geschlechter unter ‚Binge
Drinking‘, also exzessives Trinken fallen würde“, so Prof. Bretschneider.
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Medtronic
AUF DEM WEG ZUR
KÜNSTLICHEN BAUCHSPEICHELDRÜSE
Ein innovatives Insulinpumpen-System wurde in Österreich erstmals im AKH Wien angewendet.
Es imitiert die natürliche Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse
E
rstmals in Österreich wurde jetzt
an der Univ.-Klinik für Kinder- und
Jugendheilkunde am AKH Wien/
MedUni Wien bei einem Neunjährigen ein
neuartiges Insulinpumpen-System (MiniMed 640G von Medtronic) angewendet.
Es ist das weltweit erste, das den Glukosespiegel kontinuierlich misst und dabei
nicht nur automatisch die Insulingabe
aussetzt, wenn anhand des vom Sensor
gemessenen Glukosespiegels die Annäherung an eine Untergrenze prognostiziert
wird und gefährliche Unterzuckerung
droht. Das System nimmt auch die Insulingabe wieder auf, sobald der gemessene
Glukosespiegel sich erholt hat. Das System zeichnet sich durch eine innovative
Technologie aus, mit der die natürliche
Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse nachgeahmt wird.
HYPO SELBSTSTÄNDIG VERMEIDEN.
„Das neue System ist ein wichtiger Schritt
in der Weiterentwicklung der Diabetestherapie, es kann nun Unterzuckerungen
besser vorhersagen und selbstständig vermeiden“, so Ao. Univ.-Prof. Dr. Birgit RamiMerhar von der Kinderklinik. „Das ist eine
große Hilfe bei der Behandlung von Menschen mit Diabetes, insbesondere bei Patienten mit wiederholten Unterzuckerungen
oder schweren Hypoglykämien. Diese Unterzuckerungen machen Angst und führen
häufig dazu, dass Patienten einen zu hohen
30
Blutzuckerspiegel
haben und damit
eine schlechte Stoffwechseleinstellung,
diese erhöht aber
wieder das Risiko
für diabetische Spätkomplikationen.“
Für DiabetespatienAo. Univ.-Prof. Dr.
ten ist es besonders
Birgit Rami-Merhar
wichtig, dafür zu
sorgen, dass ihr Blutzuckerspiegel weder zu hoch steigt und es
zu Überzuckerungen („Hyperglykämien“)
kommt, noch, dass er zu tief abfällt und es
zu Unterzuckerungen („Hypoglykämien“)
kommt. Hypoglykämie ist eine besondere
Bedrohung, weil sie zu Bewusstlosigkeit,
Krampfanfällen und in sehr seltenen Fällen sogar zum Tod führen kann. Gerade in
der Nacht treten Unterzuckerungen häufiger auf und werden im Schlaf oft nicht
bemerkt. Prof. Rami-Merhar: „Mit diesem
System sind wir einen Schritt weiter auf
dem Weg zu einer ‚künstlichen Bauchspeicheldrüse‘.“
„BESSERES UND SICHERES GEFÜHL“.
„Im Jänner hatte Stefan einen schweren
Hypo. Da er phasenweise nicht ansprechbar war und sich übergeben hat, musste
er mit der Rettung ins Spital gebracht werden. Dort war er fast acht Stunden vollkommen orientierungslos“, berichtet Ma-
nuela Forst, die Mutter des neunjährigen
Diabetespatienten. „Danach entschied ich
mich für einen Sensor, denn damit wäre
das wahrscheinlich nicht passiert. Das
neue System der Pumpe in Kombination
mit dem Sensor erleichtert das Leben ungemein.“ Jetzt habe sie „ein viel besseres
und sicheres Gefühl“.
Zum neuen System gehört ein innovativer
Sender sowie die neue Generation eines
Sensors, der unter die Haut eingeführt wird
und ein kontinuierliches Glukose-Monitoring gewährleistet. Werden tagsüber oder
in der Nacht Grenzwerte, die sich individuell einstellen lassen, über- oder unterschritten, kann das System selbstständig eingreifen oder einen Alarm abgeben. Außerdem
kommt ein Blutzuckermessgerät von Bayer
zum Einsatz, das präzise Messwerte automatisch an die Insulinpumpe sendet. Fehler bei der manuellen Eingabe durch den
Benutzer werden dadurch ausgeschlossen.
Die messgenauen Blutzuckerwerte dienen
als Basis für die Berechnung eines Bolus-Vorschlags sowie für die Kalibrierung
des Systems mit dem Sensor.
Patienten können sich bequem und diskret
vom Messgerät aus einen Insulinbolus verabreichen mittels eines Infusionssets, das
Insulin über eine dünne Kanüle unter die
Haut bringt. Das System besitzt Wasserdichtigkeit bis zu 3,6 Meter Tiefe und eine
Leistungsdauer von 24 Stunden ohne Unterbrechung. red.
PEOPLE 1|2015