RINT3 WANDELNDES HIRN TAGEBUCH, PART 3: GOTTSEIDANK IST DER KÖRPER ANGEWACHSEN Es ist Sommer? Egal! Das Universum kreist nicht um die PREMIÈRES-Redaktion? Glaube ich nicht! Theater ist nicht die Welt? Ist eine Frage der richtigen Einstellung! Das bin nicht ich, die da Leonardo da Vinci: Vitruvianischer Mensch Mein Privatleben habe ich vor der Blasenmembran abgelegt, werde es bei Abreise wieder auflesen und hoffen, dass ich es dann noch tragen kann. Dieser Mikrokosmos ist kein Urlaubsparadies. Ich bin hier zum Arbeiten. Ich habe hier kein zuhause, keine sozialen Verpflichtungen, es gibt nichts, das mich vom Produzieren abhalten würde. Meine Aufgabe ist, die Festivalzeitung jeden Tag zu füllen, damit sie sich wie ein lockeres Püree mit Knusperstückchen liest. Die Grundlage für das Gelingen dieser Schriftspeise ist Verdrängung. Alles Ausblenden, was etwas bitter schmeckt. Deswegen funktioniert das mit dem Tagebucheintrag gerade auch nur mäßig gut. Möchte ich etwa wissen, ob die Bäckerin müde ist, weil sie um drei Uhr Nachts aufgestanden ist, wenn ich um zehn Uhr morgens Brötchen kaufe? Nein, möchte ich nicht. Hauptsache die Brötchen sind nicht trocken. Interessiert es irgendjemanden, dass ich die neuen Falten meiner Augenringe bereits fühlen kann, eine Allergie gegen Buchstaben entwickle und Theater tief in meinem Herzen nur für einen sehr kleinen Teil der Welt halte? Dass es halb zwei Uhr nachts ist und mir immer noch tausend Zeichen fehlen? Dass alles, was mir zum heutigen Tag einfällt mit Schweiß verbunden ist? Schätzungsweise nicht. Hauptsache der Text ist nicht zu trocken. Wie man sieht, habe ich gute Gründe mein persönliches Morgens, Mittags, Abends aus dem Spiel zu lassen. Abends und nachts schreibt man, morgens müssen die Texte da sein und jeden Mittag hält man die Früchte seiner Arbeit auf acht DinA4-Seiten in der Hand. Dass dieser Ablauf funktioniert, ist momentan die einzige Baustelle. Alle anderen, auf denen man sich im echten Leben bewegt, warten draußen. © Pierre Planchenault Wenn ich könnte, würde ich ihn in den Schrank hängen, den Leib, und mich darüber freuen, dass ich damit wenigstens das Problem der Nahrungsaufnahme aus der Welt geschafft hätte. Nie wieder Filterkaffee, nie wieder Snacks als Hauptnahrungsmittel, nie wieder mit Toilettengängen wichtige Zeit zum Schreiben verlieren. Ob ich es nicht brauche, das hautige Zuhause meiner Gedanken? Schauen wir uns Mal an, was es tut, das Fleisch und Blut, das meinen Namen trägt: Es schwitzt, es juckt, es hängt abwärts meines Halses im Weg rum und rumort im zentralen Nabelbereich. Alles unwichtig, denn der Durchlauf der gerade zählt, findet nicht in meinen Darmwindungen, sondern weiter oben statt. Dort wo Input in ein verlockendes Output für LeserInnen verarbeitet werden soll. Alles andere muss gerade warten. spricht? Klar, es ist mein Festival-Alter-Ego, mein Denken in pink-blau, mein Dasein unter dem PREMIÈRES-Hut, mein Lebensvolumen im Format der Jutebeutel mit dem leuchtendem P! Eine der faszinierendsten Eigenschaften von Festivals ist, dass sie Blasen erzeugen, die temporär einen Mikrokosmos inklusive eigener Mikroorganismen in sich beherbergen. Dann zerplatzen sie und es scheint, als hätte es diese Welt nie gegeben. Mit ihr zerplatzt auch die eigenartige Person, zu der man in solchen Blasen werden kann. © Wikimedia Commons/Luc Viatour (www.lucnix.be) Ich möchte niemanden langweilen, die Gefahr besteht aber schon. An dieser Stelle sollte eigentlich ein Schwank aus meinem Festivalleben für Unterhaltung sorgen. Die Frequenz meiner persönlichen Schwänke ist in den letzten Tagen aber eher gering. Im Moment bin ich ein wandelndes Hirn in der Festivalblase. Wäre er nicht angewachsen, würde ich meinen Körper im Hotelzimmer vergessen. Körperlos durch Festivaltage und -nächte. Das ist mein geheimer Traum. 4. – 7.6.15 KARLSRUHE Judith Engel TIMON/TITUS FESTIVALPROGRAMM 6.6. 11.00 → 18.00 16.30 → 17.45 18.15 → 19.15 18.15 → 19.15 19.30 → 21.45 20.00 → 21.30 22.00 → 23.00 22.00 → 23.00 ab 22.30 SYMPOSIUM DIE TROERINNEN PARALLEL A THING OF BEAUTY TIMON / TITUS IBSEN: GESPENSTER POURQUOI EVE A THING OF BEAUTY PARTY OUTER SPACE MALSAAL STUDIO PROBEBÜHNE KLEINES HAUS HfG INSEL PROBEBÜHNE OUTER SPACE PARTIES 22h30 23h 1h 8 PRINT3 WARM-UP: DJ OOOHHH EINER ZU VIEL SMALL HOUSE SUCKS 1.7 + SPECIAL GUEST ULI mainly 50s & 60s krach zu zweit DJ KLAUS THE HOUSECAT Detroit-Techno, 80% vinyl 10. FESTIVAL PREMIÈRES Coversongs Independent 80’s IMPRESSUM PRINT: Kritischer Journalismus – authentisch dokumentarisch performativ HERAUSGEBER BADISCHES STAATSTHEATER KARLSRUHE GENERALINTENDANT Peter Spuhler SCHAUSPIELDIREKTOR Jan Linders REDAKTION Camille Chanel, Judith Engel, Marie Gutbub, Maxi Zahn LEITUNG Jürgen Berger (v.i.S.d.P.) GESTALTUNG Danica Schlosser ASSISTENZ Johannes Wiesel FOTOGRAF Alexandre Schlub VERTRIEB Sarah Mall, Roya Hauck, Laura Maghetiu, Stella Lehmann, Maria Moritz, Maren Pfeiffer, Maria Varlamova, Angéline Deborde, Diana Matthess, Aline Villeneuve, Geoffrey Becker, Gabriel Meier VORBEREITUNG Haivu Doan, Valerie Dörner, Eric Nikodym, Catharina Waschke facebook.com/FestivalPremieres twitter.com/FestPremieres SCHULDENSCHNITT DAS KOLLEKTIV OS’O UND DER REGISSEUR DAVID CZESIENSKI WANDERN MIT „TIMON/TITUS“ DURCH VIELE FORMATE UND TEXTE Brutal. Hier mal einer, da zwei. Sie liegen hingestreckt auf einem Teppich, Blut läuft über die Schläfen und strömt aus der Stirn, ein abgehackter Kopf dreht sich auf einem Grammophon. Im Hintergrund hängt einer gekreuzigt und irgendwo liegt jemand neben der geöffneten Hausapotheke. Nebel wabert, düstere Musik schleicht durch den Raum. Das Licht schimmert graublau. Hier, in diesem rustikalen Wohnzimmer mit einer riesigen Hirsch-Trophäe, hat der Tod gewütet. Hinten, in der Weite der Bühne, finden sich ein paar Tische. Das ist das erste Bild der Inszenierung von TIMON/TITUS, erarbeitet vom deutschen Regisseur David Czesienski mit dem französischen Kollektiv OS’O. Ein unglaublich atmosphärischer Start. Das Bild ist trotz seiner Grausamkeit wunderschön. Alle sind tot, ein Überlebender schleicht zwischen den Leichen. Der Mörder? Treibende Bässe setzen ein, er steht an der Rampe: Stille und „Bonsoir, guten Abend“. Das Chaos hinter ihm lichtet sich, sechs Schauspielerinnen und Schauspieler setzen sich an ihre Tische, wischen das Blut ab. Der siebte, Tom Linton, begrüßt charmant das Publikum, verändert auf Knopfdruck die Stimmung, plaudert locker. Er spricht über Schuld und schuldig sein, sagt, das englische Wort „guilt“ komme vom deutschen „Geld“. Derjenige, der Geld schuldet, sei auch schuldig oder sollte sich zumindest schuldig fühlen. Dass sie, die Schauspieler, den Zuschauern ein Theaterstück schuldig seien, weil sie, die Zuschauer, ja schließlich dafür bezahlt hätten. Und dass sie dem Publikum TIMON VON ATHEN und TITUS ANDRONICUS schulden würden, schließlich verspreche der Titel des Abends das. Aber wahrscheinlich könnten sie die Schuld nicht befriedigend tilgen. Der Text des Abends beruht zu großen Teilen auf dem Sachbuchbestseller „Schulden: Die ersten 5000 Jahre“, in welchem der Anthropologe und Anarchist David Graeber die geschichtliche Bedeutung von Schulden analysiert. Seine Hypothesen werden wie mit der Kalschnikow verschossen, bald schon kann man nicht mehr folgen. Und schon wieder gibt es einen Bruch, ab und an verliert man den Faden. Eine Familie trifft sich nach dem Tod des patriarchalischen Vaters. Das Testament soll eröffnet werden, eingeladen sind auch zwei uneheliche Geschwister. Die Geschichte versucht vor allem in der Figur des Vaters Aspekte aus TIMON VON ATHEN und TITUS ANDRONICUS zu vereinen. Das Ergebnis allerdings, ist ein ermüdendes Kammerspiel, das in einer voraussehbaren Tragödie endet. Wegen der Erbschaft erdolchen, erwürgen und vergiften sich sämtliche Familienmitglieder. Das Blutbad wird in drei Variationen gezeigt. Dazwischen eingestreut: weitere Diskussionsrunden, die beweisen sollen, dass OS’O und David Czesienski Graebers Buch wirklich verstanden haben. Eine Antwort auf die Frage, warum die Gruppe für diesen Texthaufen gleich zwei von Shakespeares Stücken als Referenz bemüht, gibt es nicht. Die Verweise auf Shakespeare kommen nur in ausgewiesener Zitatform, durch ihre ironische Annäherung an den Text, nehmen die Schauspieler dem Zuschauer die letzte Möglichkeit, in dieser ganz eigenen Geschichte anzukommen. Am Ende nimmt das ganze noch einmal Fahrt auf. Die Familientragödie wird zu einer Farce mit schnellen Auftritten und noch schnelleren Abgängen, versteckten Leichen, Missverständnissen und befreiender Albernheit. Plötzlich wird wieder so etwas wie ein Idee erkennbar und die Schauspieler laufen zu Hochform auf. Zum Schluss kommen sie noch einmal an die Rampe und gestehen, dass sie ihre Schuld gegenüber dem Publikum nicht tilgen konnten, aber auch nicht wollten. Schuldenschnitt also. Maxi Zahn VERSION FRANÇAISE: WWW.FESTIVALPREMIERES.EU INTEAM – VOL. 3 MAXI Ja, ich glaube auch, dass es den perfekten Text nicht gibt, aber trotzdem hat man ja vielleicht ein Ideal vor Augen, dem man nachjagt. langfristige Vermittlung im Laufe der Zeit, und auch um Ethik. JUDITH Ich würde gerne irgendwann Texte schreiben, die unterhaltsam klingen und komplexe Querverbindungen zwischen verschiedenen Themen ziehen können, während sich das Ganze liest als wäre es einfach ein verdammt guter Witz. Am besten einer, über den man noch länger nachdenken kann. MARIE Irgendwie schon. Natürlich will ich, dass mein Text so gut wie möglich wird. Ich weiß aber, dass ich meistens unter Zeitdruck arbeite. Am wichtigsten ist dann, dass das, was ich sagen will, den Menschen erreicht. Das kann schon frustrierend sein, aber ich weiß, dass es im Journalismus so ist und ich kann damit leben. MARIE Maxi, ich weiß nicht, ob ich das als Journalistin so sehe. Natürlich will ich, dass mein Text gut wird. Aber schlussendlich ist er morgen gedruckt, übermorgen verschwunden. Im Journalismus geht es, glaube ich, mehr um MAXI Was denkt ihr, Camille, Judith, dazu? MAXI Also ist der Text für dich primär Medium? CAMILLE Form und Inhalt gehen zusammen. Beide müssen gut sein. Ich liebe es, Texte zu lesen, aber bin mir nicht so sicher, ob ich selbst schöne Texte schreiben könnte, und in welcher Sprache. Deutsch klingt unendlich besser als Französisch. Marie, Maxi, Camille und Judith chatteten am 31. Mai 2015 © Alexandre Schlub JUDITH Für mich waren Texte lange so was wie Funparks für meine Gedanken, aber ich würde inzwischen auch mehr von Maries Sei- te her argumentieren. Letztendlich finde ich es inzwischen nicht so tragisch, wenn es ein bisschen holpert, wenn man was zu sagen hat. Ich habe ein bisschen gebraucht, um zu verstehen, dass man schon auch eine Stimme und eine Verantwortung hat, wenn man schreibt, und das nicht nur ein ästhetischer Vorgang ist. Manchmal, gebe ich aber ehrlich zu, will ich einfach gerne mit Wörtern Unsinn produzieren. WILLKOMMEN IM GRENZBEREICH ANLÄSSLICH DES JUBILÄUMS VON PREMIÈRES GIBT ES ZUM ERSTEN MAL EIN BEGLEITENDES SYMPOSIUM. „VOM MANN, DER IN DEN WELTRAUM FLOG“ LÄDT IN IRDISCHE SCHWELLENWELTEN EIN. Wie schön das wäre. Es dem Symposiumstitel gleich zu tun und aus der Hitzewüste Karlsruhe in die kühlen Weiten des Universums zu entschwinden. Immerhin unterstützt die futuristische Architektur des Foyers solche Fluchtgedanken. Das Publikum, eine schwitzende Mischung aus Gießener, Karlsruher und Ludwigsburger Hochschulstudenten, scheint bereit zum Start in die Tiefen des spannenden Diskurses, der versprochen wurde. Aber entgegen aller Raumfahrtassoziationen, bezieht sich der Titel der Veranstaltung auf die irdische Ausstellung TEN CHARACTERS des Künstlers Illya Kabakov, die 1988 in New York gezeigt wurde. Sie bestand aus zwei russischen Kommunalwohnungen. Die Einrichtung und achtlos platzierte Gegenstände vermittelten dem Publikum den Eindruck, die Bewohner wären gerade nicht da, könnten aber theoretisch jederzeit zurückkehren. PRINT3 10. FESTIVAL PREMIÈRES ALLE TEXTE AUCH AUF WWW.FESTIVALPREMIERES.EU Spannend wird die Theorie, sobald der Aspekt des Liminalen hinzukommt. Die liminale Phase ist die Zeit und der Ort zwischen allen Zeiten und Orten. Ein Schwellenbereich also, in dem von Rimini Protokoll, MEAT von TBM und SPIEL DES LEBENS von Prinzip Gonzo. In SITUATION ROOMS durchquert man als Zuschauer mithilfe eines iPads ein Labyrinth von Räumen und erschließt sich so eine multiperspektivische Sicht auf das Thema Waffenhandel. Der abzulaufende Weg wird vom iPad vorgegeben und führt in unterschiedliche Zimmer. Jedes ist der autobiografischen Geschichte eines realen „Experten“ zugeteilt. Der Besucher hört dessen Geschichte über einen Audioguide, folgt dessen Blicken über das iPad und schlüpft in jedem neuen Raum in die Gedankenwelt eines anderen Menschen: in die eines Waffenschleppers, eines mexikanischen Waffenhändlers oder einer Kantinenchefin einer Waffenfabrik. Oder auch nicht. In der Decke einer mit kommunistischen Propagandaplakaten tapezierten Kammer, klaffte ein Loch. Die einzig logische Erklärung schien zu sein, dass sie sich mittels eines Katapults ins All geschossen hatten. Hier beginnt die Geschichte, die von der etwas sperrigen Überschrift „Vom Mann, der in den Weltraum flog“ eingeleitet werden könnte. Sie wird entlang der Symposiumsvorträge erzählt und handelt von der Beziehung zwischen Subjekten und Objekten. Und davon, ob es überhaupt je einen Unterschied zwischen Beiden gab. War es für die Betrachter der Wohnungsinstallation überhaupt nötig Menschen in der Wohnung vorzufinden? Oder erzählte der Dialog zwischen ihnen und den Gegenständen genug? Will man die Geschichte verstehen, hält man sich am besten an den Eröffnungsvortrag „Liminale Kollektive“ des Theaterwissenschaftlers Benjamin Wihstutz. „Die Objekte, nicht die Betrachter, müssen im Mittelpunkt bleiben“, forderte zur Zeit der Minimal Art der Kunstkritiker Michael Fried. Er ging davon aus, dass ein Objekt nicht erst dann zum ästhetischen Gegenstand wird, wenn der Betrachter den Raum mit den Objekten betritt, sondern dass die Objekte immer schon da sind, bevor man sie erblickt. Trotzdem, so Fried, werde die Situation des Objekts erst durch den subjektiven Blick des Betrachters zur ästhetischen Erfahrung. Kurz gefasst, was eigentlich nicht kurz gefasst werden kann: Ein Kollektiv ist nicht länger ein Zusammenschluss verschiedener Menschen, 2 auch Dinge können Mitglieder menschlicher Kollektive sein. Der Betrachter, das Kunstwerk und auch der Lichtschalter an der Museumswand bilden ein Netzwerk, das wechselwirkend ästhetische Erfahrung bedingen kann. Auch der Vortragende hält nicht alleine den Vortrag. Die Situation des Vortrags entsteht erst durch die Anwesenheit der Zuschauer, der Stühle, auf denen sie sitzen, der Präsentationsbildschirme und des Laptop des Vortragenden. © Alexandre Schlub Linton nimmt die Aussagen und Fragen des Stücks vorweg. Kann man zum Beispiel moralische und finanzielle Schuld voneinander trennen? Was ist, wenn moralische Schuld nie ganz beglichen werden kann und sich die Frage stellt, ob das überhaupt sein muss. Schuld und Schulden bilden schließlich eine wichtige Grundlage für das soziale Gefüge, kommt es doch aufgrund der Tatsache, dass Schuld nicht immer eins zu eins beglichen werden kann, zu ersatzweisem Tausch. Und dieser Tausch hat gesellschaftliche Strukturen zur Folge. Der Generationenvertrag etwa basiert auf so einem Tausch. Es ist ein Anfang, der voller Energie steckt, Erwartungen gekonnt bricht und ständig zwischen Schaudern und Komik changiert. Das Düstere weicht einer Leichtigkeit, mit der die SchauspielerInnen den Plot von Shakespeares TITUS im Schnelldurchlauf in’s Publikum schleudern. Dann diskutieren sie weiter über Schulden, knipsen ihre Schreibtischleuchten an, sobald sie an der Reihe sind. Ein furioses Blinken. Begleitend zum Symposium gibt es Installationen im Stadtraum weder die Gesetze des einen noch des anderen Bereichs gelten. Einschlafen markiert so einen Schwellenbereich zwischen Wachsein und Traum. Ganz ähnlich der Moment, wenn im Theater das Licht ausgeht und sich kurz ein Zustand zwischen der Realität des Zuschauerraumes und dem fiktiven Geschehen auf der Bühne einstellt. Die Realität ist abgedunkelt und der fiktive Raum noch nicht erleuchtet. Wo sind wir? Wie solche Schwellenbereiche in Theaterarbeiten betont und ausgedehnt werden können, verdeutlicht Benjamin Wihstutz exemplarisch an drei neueren Arbeiten: SITUATION ROOMS Statt Schauspielern findet man Objekte in filmsetähnlichen Räumen. Die Grundlage der Arbeit ist eine dokumentarische. Die Simultanität, mit der Geschichten in Räumen nebeneinander existieren, ist allerdings so fiktiv wie die Möglichkeit der Zuschauer, zu diesen Experten zu werden. Willkommen im Grenzbereich. Die anderen erwähnten Arbeiten folgen einem ähnlichen Prinzip. Gedanklich tausche ich den Besuch im All gegen ein Ticket zu einer der drei Vorstellungen ein. Wenn schon Flucht, dann in Schwellenwelten, die mindestestens so erforschenswert sind wie der Weltraum. Judith Engel PRINT3 10. FESTIVAL PREMIÈRES 7 GRAAL THÉÂTRAL DER FETISCH DES NEUEN PROMENADE DANS L’INCONNU : CHAMPS D’APPEL CHERCHE DES RÉPONSES DANS L’EXPÉRIMENTATION WIE DAS THEATER MIT DEM POTENTIAL JUNGER KÜNSTLERINNEN SPEKULIERT Une recherche fragile parce que réfutable, à renouveler ou même à abandonner : c’est l’expérimentation qui compte, l’espoir de trouver qu’elle contient en creux. Dans une sorte de délire, un des comédiens tentera de créer sur un tableau noir des liens entre divers éléments, à l’aide de traits tirés à la craie. CHAMPS D’APPEL L’ACCORD SENSIBLE Une recherche qui réside autant dans l’expérimentation sur le plateau que dans le travail fait en amont. CHAMPS D’APPEL est une sorte de mise en abîme du travail de création de la pièce, une expérimentation. Pour créer, il faut comme l’écrivit Baudelaire, « plonger [...] au fond de l’inconnu pour trouver du nouveau ». Pour les membres de la compagnie l’Accord Sensible, il s’agit de faire appel à ses souvenirs, ses obsessions et ses inspirations pour tenter, par une dramaturgie commune, de définir le champ d’appel. Car des champs d’appel, il y en a autant que d’êtres humains. Il n’est pas pour autant question d’additionner les réponses de tous pour aboutir à une somme qui ferait office de solution artificielle . Il s’agit plutôt de tenter de trouver l’unité dans les échos, dans les interactions entre les membres. La joie et le chaos semblent être des réponses pour chacun, ils seront des objets de jeu pour les comédiens. Le théâtre, promenade dans l’inconnu, fuite momentanée vers un autre monde, moment de joie, chaos scénique, possibilité de rêve, peut-il faire office de champ d’appel pour le spectateur ? Camille Chanel © Danica Schlosser DES FÊTES INCROYABLES Depuis 2007, Alexandre Schlub n’a pas manqué une seule édition de PREMIÈRES. Année après année, le photographe a documenté le festival. À l’occasion de la dixième édition, il propose une rétrospective de ses meilleurs clichés. Entretien. Bonjour Alexandre, cela fait maintenant neuf ans que tu photographies le théâtre pour PREMIÈRES. En quoi est-ce un genre de photographie à part ? 6 PRINT3 10. FESTIVAL PREMIÈRES © Flickr, TedsBlog, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0 CHAMPS D’APPEL est un voyage mené dans l’espace fini de la scène, mais infini par les possibilités qu’elle offre. C’est une réflexion sur la vie et sur la création théâtrale, matérialisée par des objets rencontrés sur le parcours. Appui par excellence du jeu du comédien, chaque objet est prétexte à une question plus large, tremplin vers l’extérieur. Un extérieur qui n’est pas un hors du monde, loin de la vie et des responsabilités qui l’accompagnent, ni une fuite vers un monde utopique. Cet extérieur est une recherche de l’étranger, de l’inconnu voire de l’impossible. Si elle n’aboutit à rien, elle aura au moins eu le mérite d’avoir été entreprise : elle est l’expression de notre liberté et devient la raison de vivre des protagonistes. © Jean-Pierre Estournet Le champ d’appel est un ailleurs qui attire. Fantasmé, il n’a pas forcément d’existence, ni de réelle importance. Tel une quête du Graal, c’est le chemin parcouru qui fait son intérêt. David et Léo, sortes de Don Quichotte et Sancho Panza des temps modernes, tentent l’expérience. Quel est cet endroit fantasmé et quelle forme-a-t-il ? La grande difficulté, c’est de saisir l’intention du metteur en scène et de réussir à la reproduire sans être influencé par ce qui se passe graphiquement. Il faut essayer de trouver ce qui correspond au point de vue du metteur en scène. Ça nécessiterait de voir la pièce en entier et de connaître un peu l’équipe. Ici, c’est un peu différent, souvent je ne vois que des bouts de répétitions, je dois faire le tri a posteriori. À l’occasion des dix ans du festival, tu exposes tes meilleurs clichés. Peux-tu parler de celui que tu préfères ? À droite, il y a un cliché d’une femme en train de faire des vocalises avec la bouche grande ouverte. Je l’ai fait à l’époque où je photographiais en noir et blanc, c’est un négatif que j’ai scanné. C’était une compagnie suisse, je n’avais pas pu les suivre en répétition. Je les ai donc photographiés un quart d’heure avant leur entrée en scène, alors qu’ils se chauffaient, faisaient des vocalises, se serraient dans les bras. J’ai partagé un moment très intime avec eux. Quel est ton meilleur souvenir du festival ? Des fêtes, des stress, des soulagements, des collaborations. C’est surtout se laisser prendre par l’atmosphère du festival, à la fois dans le boulot, dans l’émotion artistique d’une pièce, dans le partage et puis dans les fêtes. Je dois dire qu’il y a quand même eu des fêtes incroyables. Et le pire ? Des petits problèmes techniques de photographe, rien de dramatique. Le pire, ce serait que ça s’arrête. Ce serait ça le pire. Propos recueillis par Marie Gutbub ALLE TEXTE AUCH AUF WWW.FESTIVALPREMIERES.EU Die Werbung verspricht uns fortwährend neue Revolutionen. Das nächste große Ding wird kommen und verändert alles bisher Dagewesene. Gerade Apple steht dafür. Jedes neue IPhone ist wie aus einer anderen Galaxie. Zwischen die neuen Modelle werden allerdings aktualisierte Versionen des letzten Modells geschoben und Apple preist auch diese Versionen als das „beste iPhone aller Zeiten“ an. Es herrscht ein regelrechter Fetisch des Neuen, obwohl schon weitgehend alles erfunden wurde und es keinen Platz mehr für die ganz großen Sprünge gibt. „Revolution“ ist ein Wort für marginale Verbesserungen geworden. Der Fetisch des Neuen regiert nicht nur in der Welt der Technik, sondern und auch die Kunst. Dort zeigte sich das Phänomen der ausbleibenden Revolution aber schon früher. Seit den Avantgardebewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat die Malerei nichts anderes gemacht, als offene Türen zu öffnen. Kasimir Sewerinowitch Malewitsch stellte sein schwarzes Quadrat bereits 1915 vor. Bis heute gelang der Kunst kein zweites Mal diese Reduktion. Aber auch jetzt gibt es noch avantgardistische Strömungen, die Kunst neu erfinden wollen. Das Streben nach Neuem will vor allem eine Revolution, die so radikal ist, dass alle Innovation ein Ende findet. „In der Kunst hielt sich jede moderne Strömung von der abstrakten Kunst bis zum Surrealismus für den letztmöglichen künstlerischen Gestus“, stellte der Philosoph Boris Groys fest. Erstaunlich, dass das Theater in diesem Umfeld ziemlich resistent gegenüber jeglicher Revolution war und ist. Kennt es diesen Drang nach Innovation etwa nicht? Oder begnügt es sich mit kleinen Eruptionen neuer Formate und Strömungen? Begriffe wie das Performative und Partizipation, wie Dokumentartheater und Installation haben das Theater verändert. Diese Ideen prallten aber lange an den Mauern des Theaters ab, bevor der Apparat sich die neuen Strömungen einverleibte. Ist das Theater mit seinen spezifischen Hierarchien, Strukturen und Prozessen etwa zu langsam, um Schritt zu halten? Und wandert auch deswegen ein Teil der jungen darstellenden Kunst ab? Ganz entziehen kann sich das Theater der Logik des immer Neuen aber nicht völlig. Will es dann einmal wieder nachhaltig innovativ sein, huldigt es aber nicht dem Fetisch des Neuen, sondern dem Jugendwahn. Es gibt Festivals für junge RegisseurInnen, junge DramatikerInnen, junge DramaturgInnen und junge KritikerInnen. Dort erwartet man aber nicht unbedingt Neues, es geht eher darum, linientreuen Nachwuchs zu generieren. Mit Luft nach oben. Man castet die Jungen in eigene Festivals. Sie sollen sich erst einmal ausprobieren. Diese „Luft nach oben“, das Potential der KünstlerInnen, steht im Zentrum. Künstlerisches Potential ist ein Spekulationsobjekt, eine Erwartung, eine Hoffnung. In der japanischen Automobilindustrie hat sich nach dem zweiten Weltkrieg ein Wort dafür etabliert: „Kaizen“, die Veränderung zum Besseren. Kaizen beschreibt einen Produktionsprozess, der nicht mehr ergebnis- sondern prozessorientiert ist. Es ist eine Veränderung zum Besseren, nicht zum Guten. Alfons Schubecks Spruch, „Es gibt nix besser’s als was Guads!“, hat ausgedient. Die Qualität eines Produkts soll sich in kleinen Schritten relativ verbessern. Wie hoch sie absolut ist, spielt eine untergeordnete Rolle. Sonst könnte man ja irgendwann aufhören. Das spiegelt sich auch in der Wichtigkeit von Wachstumsprognosen wider. Der Jugendwahn, wie er sich am Theater in all den Nachwuchsformaten zeigt, soll genau diese Veränderung zum Besseren bewirken. Präsentiert werden KünstlerInnen, aus denen vielleicht was werden könnte, mit Formaten, die vielleicht Erfolg haben könnten. Dazwischen testet man Neuerungen, die kompatibel zum Spielplan erscheinen. Natürlich steht das Theater nicht allein für diese Entwicklung. Und natürlich zielt die Kritik am Jugendwahn nicht darauf ab, Nachwuchsfestivals abzuschaffen. „Jung und vielversprechend“ sollte aber nicht ein Prädikat sein, auf dem sich das Theater ausruht. Es sollte Mut zur echten Revolution haben und gleichzeitig davon ausgehen, dass jede Revolution auch schon wieder von der nächsten eingeholt wird. Maxi Zahn PRINT3 10. FESTIVAL PREMIÈRES 3 DÉCONSTUIRE LE GENRE : PARALLEL INVITE LE SPECTATEUR À REMETTRE EN QUESTION SON IMAGE DE LA FEMME. POURQUOI EVE VIENT-ELLE CHEZ ADAM CE SOIR ? : UN SPECTACLE AUX LIMITES DU RÉEL Sois belle et tais-toi. Ou plutôt : sois belle, charmante, élégante, patiente, polie, distinguée, soignée, mince, blonde, bronzée, bonne cuisinière, bonne ménagère, bonne mère, et tais-toi. La liste n’est bien sûr pas exhaustive : voilà ce que, trop souvent encore, la société attend d’une femme. Sois inutile et tais-toi. Un cliché? Oui. Mais d’une espèce toute particulière. Alors que le cliché est en général ce que l’on tente d’éviter d’être à tout prix, sous peine d’être ridicule, le cliché féminin, loin d’être moqué, est désiré et mis sur un piédestal. En témoigne l’image de la femme qui, malheureusement, reste encore et toujours véhiculée par la plupart des produits culturels diffusés à grande échelle. « Voulez-vous du café ? », demande Adam Krassovki. Derrière les vitres de son salon, il joue avec sa tasse de café, courbé sur les objets qui jonchent son bureau. La frontière entre la scène et la salle est rendue matérielle par une vitre sans tain dans laquelle le spectateur pourra s’observer à plusieurs reprises. Quant aux autres murs de sa maison, ils sont couverts d’articles de journaux découpés, de photos de Kennedy, Staline et Lénine, d’affiches de films et d’échantillons de vie conservés dans des sachets plastiques : une collection de souvenirs, un concentré de mémoire. n’est pas pour elle, par lesquels on lui assigne clairement le rôle qu’elle a à remplir. S’ensuit, au plus tard à l’adolescence, une farandole de chansons, films, vidéoclips, séries, publicités, magazines pour adolescentes, dont tous ou presque s’appliquent à véhiculer l’image d’une femme correspondant, plus ou moins, à la poupée Barbie de leur enfance. Le problème n’est pas nouveau. Il est toutefois bon de rappeler son existence, car la situation ne s’améliore pas. Depuis bien trop longtemps, il est temps pour un changement en profondeur de l’image de la femme dans la société. Le monde culturel, producteur d’icônes féminines en masse, se doit d’être un modèle dans ce domaine. Partant de cette problématique, les actrices Lucia M˘ arneanu et kata bodokihalmen, qui ont écrit le texte de PARALLEL elles-mêmes, proposent au public une réflexion très personnelle sur le sujet. N’ayant peur ni des confidences, ni des mots crus, elles offrent l’image de femmes vraies : remettant en question la relation binaire homme/femme, autant sur le plan intellectuel que physique, elles admettent cependant être elles-mêmes conditionnées par la société, pour mieux s’en libérer. Et ainsi aider à déconstruire les stéréotypes. Marie Gutbub PROXIMITÉ FORCÉE AVEC A THING OF BEAUTY, ØYSTEIN JOHANSEN PROPOSE UNE RENCONTRE INTIME ET DÉRANGEANTE AVEC UN PERSONNAGE ET SES FANTASMES Ça commence par le silence. Deux rangées de chaises se font face. Au milieu, un jeune homme, un peu hésitant, qui ne semble pas savoir comment commencer. Il finit par lâcher un mot : « bienvenue ». Puis se tait à nouveau, et attend juste assez pour que le silence se fasse étrange, lourd et pesant. Il montre au public sa maison, celle dans laquelle il a grandi. L’allée construite par son père, l’entrée, le salon, le tapis rouge qui cache un trou dans le parquet, et le cadre avec un oiseau tropical : un portrait d’une enfance presque normale. Peu à peu, le jeune homme ponctue son histoire d’éléments gênants. Avec bien trop de détails, il raconte la trouvaille et l’examen de corps d’animaux morts ou encore ses accès de violence. Il parle d’une présence dans la pièce voisine, d’une personne qui serait endormie, et sourit à l’évocation de son frigidaire dont les bruits le font, dit-il, se sentir moins seul. 4 PRINT3 10. FESTIVAL PREMIÈRES Et toujours, entre deux phrases, ce silence à couper au couteau. Un silence ponctué de regards, que l’acteur, proche au point que cela en devient inconfortable, adresse droit dans les yeux des spectateurs quand il ne les interpelle pas directement, par exemple pour leur proposer de se faire photographier. Il se saisit alors d’un appareil Polaroid, fait un cliché et l’enferme dans une boîte sans même le montrer au sujet dont il vient de faire le portrait. « Êtes-vous perturbé? », demande-t-il. La tension dans la salle est palpable, et le public, mal à l’aise. Ce jeune homme, c’est Jeffrey Dahmer. Surnommé « le Cannibale de Milwaukee », il a tué dix-sept jeunes hommes dans les années 1980, pérpétrant sur ses victimes des viols, démembrements et des actes de nécrophilie et de cannibalisme. Passionné par les cadavres, il éprouva dès son enfance une fascination pour Tom Leary, l’inventeur du LSD, enregistra sa vie sur des bandes magnétiques pour la retrouver dans son garage le jour où il se réveillerait de la mort. Adam Krassovki (Sylvain Daï), qui pour sa part oublie tout, extériorise sa mémoire « pour ne pas être oublié, pour, assuré de ne pas mourir, [pouvoir] enfin [se] reposer ». Tout comme les mouvements du protagoniste, la lumière, élégante et soignée, transforme cette œuvre scénographique en un théâtre d’images oniriques. Le spectateur est plongé dans le cerveau d’Adam, qui vit hors du temps. Coupé de la vie par son obsession pour l’introspection, ses pensées sortent des hauts-parleurs. Eva (Anja Tillberg) apparaît et disparaît entre deux clignements d’œil. Ensemble à chaque fois comme pour la première fois, les deux personnages se retrouvent éveillés ou comme dans un rêve. Ils rejouent alors des scènes du SEPTIÈME SCEAU de Bergman, ou pépite du spectacle, se mettent à danser sur la musique d’un film bollywoodien. Si la pièce joue sur la frontière entre le rêve et la réalité, les sens du spectateur sont bien en éveil, mis à l’épreuve. Il est invité à fouiller dans sa mémoire pour tenter de retrouver les nombreuses références cinématographiques dont la pièce est truffée. Richard Linklater, Jim Jarmusch ou encore David Lynch : tout y passe. Plus qu’un simple plaisir pour les sens, POURQUOI EVE met en exergue les lieux communs et les automatismes de la langue quotidienne, des phrases comme « vous avez du sel ? », vidées de leur sens, devenues instinctives à force d’être répétées. La pièce critique également une introspection psychologique polluante et vaine qui empêche de vivre et coupe du monde. Eve, dans ses apparitions, symbolise cette vie possible à côté de laquelle Adam est passé. À vouloir vivre dans son musée de souvenirs, à chasser ainsi l’immortalité, il met en scène l’inutilité de sa vie fictive. La réalité n’est pas de son côté du miroir. Camille Chanel la mort, jouant avec des cadavres d’animaux trouvés dans la forêt proche. C’est sur cet aspect de sa personnalité et non sur les meurtres eux-mêmes que se concentre Øystein Johansen dans A THING OF BEAUTY. Et c’est là la force de sa performance : il réussit, par son jeu d’acteur, à presque faire oublier que son personnage est un meutrier. Si le jeune homme auquel on fait face perturbe, ce n’est pas par sa violence, pas à cause des effusions de sang que l’on associe en général aux tueurs en série. Ce qui met mal à l’aise, c’est de se voir imposer une proximité subite, forcée, inhabituelle et extrême avec l’intimité d’un inconnu et ses fantasmes. On aimerait partir en courant, mais on reste, tétanisé et fasciné par l’étrangeté du personnage. Une intimité qui dérange. Marie Gutbub ALLE TEXTE AUCH AUF WWW.FESTIVALPREMIERES.EU VORGESTELLT HAIVU, STAGIAIRE DE LA PRODUCTION PREMIÈRES n’ouvre pas seulement des portes aux jeunes metteurs en scène : il y a deux ans, Haivu était bénévole pour le festival. Motivé, il a su s’intégrer à l’équipe et a séduit par son investissement. Depuis presque un an maintenant et à seulement 19 ans, il fait un stage pratique au bureau de production du STAATSTHEATER KARLSRUHE pour valider son baccalauréat. Une fois qu’il est lancé, on ne peut plus l’arrêter. En deux ans, il a effectué un stage à la mise en scène pour une pièce de Timo Krstin, qu’il a justement rencontré pour la première fois à PREMIÈRES, ainsi qu’un stage dans le domaine de la pédagogie du théâtre. Avant, du théâtre, il n’en avait fait qu’à l’école. À présent, quand on lui demande ce qu’il aimerait faire dans un avenir proche, il hésite entre faire des études, une formation, ou commencer à travailler. Tant que c’est en rapport avec le théâtre, cela lui convient. DEUTSCHE VERSION: WWW.FESTIVALPREMIERES.EU © Alexandre Schlub Atteindre la féminité parfaite telle qu’elle est dictée par la société est un but en soi pour celle qui n’a pas déjà atteint cette prétendue perfection. C’est une condition de base pour réussir sa vie en tant que femme, la base pour rencontrer un homme, construire un couple et avoir des enfants – du moins selon les magazines féminins. Dès son plus jeune âge, la petite fille est conditionnée : par le doudou rose qu’elle reçoit à sa naissance, puis par sa première poupée Barbie, puis par encore plus de jouets roses par lesquels on lui fait comprendre que ce qui est pour les garçons PARALLEL GROUNDFLOOR GROUP, COLEKTIVA, CLUJ © Alexandre Schlub CAFÉ EN SACHETS © Roland Vaczi LA POUPÉE BARBIE Les représentations de théâtre, de ballet et d’opéra, pour lesquels il a un appétit insatiable, il a dû les mettre de côté depuis qu’il s’est lancé dans les préparatifs du festival. Il n’aura pas l’occasion de voir les dix pièces au programme, mais l’expérience des coulisses et des longues journées de travail est pour lui tout aussi enrichissante. Si on le cherche pendant le festival, on le trouvera soit dans son bureau en face du théâtre, soit auprès des équipes artistiques des pièces invitées, soit avec ses nombreux bénévoles pour la plupart plus âgés que lui. A partir du septembre, Haivu fera une petite infidélité au théâtre. Il a postulé pour un stage d’assistant de projet à l’institut Goethe au Viêt Nam. Ayant reçu une réponse positive, il n’a pas réfléchi une minute avant d’accepter l’offre et de se préparer à s’envoler. POURQUOI EVE VIENT-ELLE CHEZ ADAM CE SOIR ? SHANTI SHANTI ASBL, L’L, THÉÂTRE DE LIÈGE, ACTORAL, MARSEILLE Camille Chanel PRINT3 10. FESTIVAL PREMIÈRES 5
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