8/2015 Liebe Leserin, lieber Leser! Ihre pro

8/2015
Das pdf-Magazin des Christlichen Medienmagazins pro | www.pro-medienmagazin.de
457. Ausgabe
Liebe Leserin, lieber Leser!
Ist es für Juden in Deutschland notwendig, aus Angst vor Angriffen in bestimmten Vierteln auf das Tragen einer Kippa zu verzichten? Der Präsident des Zentralrats der Juden,
Josef Schuster, sagt: Ja. Zwar sollten Juden sich nicht aus Angst verstecken. Die Frage
sei jedoch, „ob es tatsächlich sinnvoll ist, […] in Problemvierteln, in Vierteln mit einem
hohen muslimischen Bevölkerungsanteil [...] sich als Jude durch das Tragen einer Kippa zu erkennen zu geben oder ob man da eine andere Kopfbedeckung trägt“, sagte er
im Gespräch mit dem Sender rbb . Diese Entwicklung habe Schuster so vor fünf Jahren nicht erwartet, und sie sei „auch ein wenig erschreckend“.
Die Anschläge in jüngster Vergangenheit deuten auf eine neue Gefahrenwelle hin. Im
Mai 2014 gab es einen Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel, bei dem vier Menschen ermordet wurden, beim Terror in Paris im Januar forderte ein Anschlag auf einen jüdischen Supermarkt vier Todesopfer. Erst vor zwei Wochen erschoss ein Attentäter im dänischen Kopenhagen einen Wachmann der Synagoge. Im vergangenen September gab es
einen Anschlag auf die Wuppertaler Synagoge, verletzt wurde niemand.
Der israelische Journalist Zvika Klein lief nach den Anschlägen in Paris für Recherchezwecke mit einer Kippa schweigend zehn Stunden durch Paris. Fußgänger beschimpften ihn, zwei Menschen spuckten vor ihm auf den Boden, einer verfolgte ihn sogar ein
Stück, wie im Video
zu sehen ist. Ein ähnliches Experiment machte der israelischdeutsche Schauspieler Amit Jacobi in Berlin. Er lief drei Stunden mit Kippa
etwa
durch Neukölln und Kreuzberg bis zur Neuen Synagoge in Mitte. Niemand reagierte auf
ihn – beide Fälle sind Stichproben.
In Deutschland hat die Zahl der antisemitischen Vorfälle zugenommen. Wurden 2013
– ein Anstieg um rund
noch 788 Fälle registriert, waren es im vergangenen Jahr 864
zehn Prozent. Was sagt das über ein demokratisches Land aus, wenn der Präsident
des Zentralrats der Juden eine Empfehlung gegen das Tragen einer Kippa aussprechen
muss und somit zum Verbergen der Religion? Das Verstecken der eigenen Religion widerspricht in jedem Fall unserem freiheitlichen Denken.
Mir als Nicht-Jüdin obliegt nicht zu beurteilen, ob die Entscheidung für oder gegen das
Tragen einer Kippa die richtige ist. Die Entwicklung ist allerdings bestürzend, aber vor
allem nicht tragbar. Es ist die Aufgabe der Gesellschaft, gegen Antisemitismus – auch
verdeckten Antisemitismus – aufzustehen. Wir müssen Antisemitismus konkret benennen und anzeigen. Ein Dialogprozess ist von Nöten. Schuster appelliert auch an die
Juden: „Jüdische Gemeinden sollen sich öffnen, sollen sich zeigen, denn nur das, was
man kennt, ist etwas, was keine Angst mehr macht.“
Zur deutschen Gesellschaft gehören Christen, Muslime, Juden, Gläubige anderer Religionen und Nicht-Gläubige. Gläubig oder nicht – wir alle sind dazu aufgerufen, gegen Antisemitismus zu kämpfen. Denn Antisemitismus gefährdet nicht nur die Juden, sondern
auch unsere demokratische Kultur und somit jedermann.
Ich wünsche Ihnen eine bereichernde Lektüre dieser Ausgabe proKOMPAKT.
MARTINA SCHUBERT
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proKOMPAKT 8| 2015
2
„ ... “
„Wenn ein Künstler etwas macht, sollte es gezeigt werden, auch wenn es Probleme gibt. Das ist unvorhersehbar, sollte aber nicht zur Selbstzensur führen.“
Der schwedische Karikaturist Lars Vilks im Interview mit dem Magazin Focus
„Wer Menschen ertrinken lässt, lässt Gott ertrinken.“
Der Kölner Kardinal Rainer Woelki in einer Predigt
„Die große Botschaft des Christentums ist ja,
dass wir trotz unserer Fehler geliebt werden.
,Christ‘ der Retter ist da!‘“
Margot Käßmann im Interview mit dem Zeit Magazin
„Ich fühle mich von einer Frau,
die sich mit einer Burka verhüllt,
bewusst ausgestoßen.“
Spitzenkandidat der Südwest-CDU, Guido Wolf,
in der Tageszeitung Die Welt
proKOMPAKT 8| 2015
3
Dechert: „Der christliche Grundwasserspiegel sinkt“
Das christliche Funkhaus ERF Medien will noch in diesem Jahr 20 von 220 Stellen streichen. pro hat darüber mit dem Senderchef Jörg Dechert gesprochen.
Foto: Claudia Dewald, Lohra
Weltweite Evangelikale: Asiat übernimmt Leitung
Die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) hat einen neuen Generalsekretär eingeführt. Efraim Tendero kommt aus Asien und
will die Kirchen rund um die Welt besser miteinander vernetzen.
Foto: WEA
Gott ist eine Option
Ohne Gott ist alles sinnlos. Das könnte die zentrale Botschaft der Kirchen in der Zukunft sein, stellt die Welt am Sonntag
fest. Denn wenn Religion beliebig wählbar ist, wächst auch die Angst vor Fehlentscheidungen.
Foto: flickr/Trachtenland Hessen | CC BY-NC 2.0
Merkel besucht den Papst
Papst Franziskus hat Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einer Privataudienz empfangen. Bei dem Treffen ging es um den
bevorstehenden G7-Gipfel. Auch die Ukraine-Krise war Thema.
Foto: Roberto Taddeo | CC BY 2.0
proKOMPAKT 8| 2015
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Habermann: Zeit mit den Armen kein Opfer
Die Zuschauer kennen die Schauspielerin Eva Habermann aus „Traumschiff,“ „Alarm für Cobra 11“ oder „In aller Freundschaft“. Jetzt war die 39-Jährige vier Wochen bei haitianischen Ordensschwestern, um in der armen Region den Menschen
zu helfen. In der Tageszeitung Die Welt erläutert sie ihre Beweggründe.
Foto: Eigenes Werk StagiaireMGIMO / Wikipedia
| CC BY-SA 3.0
Kunst: Britischer Punkrocker am Kreuz
Der Skandalrocker Pete Doherty anstelle von Jesus Christus am Kreuz? Seit einer Woche ist das inmitten einer Londoner
Kirche zu sehen. Mit dem Kunstwerk will der Pfarrer zum Nachdenken anregen.
Foto: ArtBelow Foto: ArtBelow
Kirche motiviert zu Glaubenskursen
Mit einem Kurzfilm bewirbt die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) ihr Bildungsprojekt „Erwachsen glauben“. Der Imagefilm soll Lust auf Glaubenskurse machen.
Foto: YouTube / Screenshot pro
Deutsche Welle: Erweitertes Internetangebot für
Glaubensfragen
Foto: flickr/Edgar van der Wel | CC BY-NC-SA 2.0
Mit dem neuen Angebot für Glaubensfragen sollen die Evangelische und die Katholische Kirche zusätzlich zum redaktionellen Angebot der Deutschen Welle eigenverantwortlich ihre Inhalte platzieren. Der Senderbeauftragte für die Deutsche
Welle beim Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), Christian Engels, sprach von einem großen Schritt
nach vorn für die evangelische Medienarbeit. Glaubensthemen seien nun leichter zu finden.
proKOMPAKT 8| 2015
5
„So reden, dass
Atheisten es verstehen“
Manfred Lütz: „Wir müssen unseren
Glauben wieder kennen und auch bekennen – und zwar in einer Sprache,
die Menschen verstehen können“
Foto: pro/Swanhild Zacharias
Der Psychiater und Buchautor Manfred Lütz hat Christen dazu aufgefordert, verständlich über ihren Glauben zu sprechen. Sein Vortrag bildete am Donnerstag
den Auftakt zum Kongress christlicher Führungskräfte in Hamburg.
B
uchautor Manfred Lütz erklärte: „Hinter den großen Debatten, die wir in
unserer Gesellschaft führen, steht
immer die Frage: Gibt es Gott?“ Als Beispiele nannte er den aktuellen Streit um Sterbehilfe. Das öffentliche Gespräch über Gott sei
deshalb notwendig. Christen müssten in der
Lage sein, Rechenschaft über die Hoffnung
abzulegen, die in ihnen lebe. „Wir müssen
unseren Glauben wieder kennen und auch
bekennen – und zwar in einer Sprache, die
Menschen verstehen können“, sagte er und
kritisierte Geistliche, „die mit Fachchinesisch auf die Kanzel steigen“. Weiter sagte
er: „Ich bin der Meinung, alles, was man sagen muss, kann man auch in verständlichen
Worten sagen.“ Theologische Fachsprache
sei in Predigten unangebracht. „Christen
müssen heute so reden, dass der atheistische Nachbar das versteht.“
Menschen seien heute oft deshalb Atheisten, weil sie in „künstlichen Welten“ lebten, in
denen Gott nicht vorkomme: innerhalb der Medien oder der Wissenschaft etwa. Das Fernse-
hen wirke für viele realer als das echte Leben.
Deshalb gebe es für viele auch Gott nicht. „Wer
das für die Realität hält, hat ein Problem“, sagte Lütz. Nur Christen, die ihre Identität kennen,
könnten diesem Kreislauf entkommen.
Kompass in „neuer
Unübersichtlichkeit“
Olaf Scholz (SPD), Bürgermeister von Hamburg, erklärte, Unternehmen bräuchten heute mehr denn je Werte. Kürzere Produktionszeiten, komplexere Prozesse, Globalisierung: „In einer neuen Unübersichtlichkeit ist
es wichtig, einen Kompass zu haben.“ Aus
der Bibel sei keine direkte Anleitung für wirtschaftliches Handeln abzuleiten. Die Inhalte der Bergpredigt würden in der Wirtschaft
meist nicht umgesetzt. Doch es gebe Grundzüge, auf die sich alle verständigen könnten,
etwa die Gleichheit vor dem Gesetz oder die
Freiheit der Meinung.
Die Direktorin der Automarke „Smart“, Annette Winkler, sagte, die Wirtschaft müsse
dem Menschen dienen. „Menschen wollen
sich nützlich machen, sie wollen Werte schaffen“, erklärte sie. Entsprechend der biblischen Gleichung von den anvertrauten Talenten müssten Unternehmer selbige bei ihren
Mitarbeitern erkennen und nutzen. Das koste Zeit, aber sie sei es wert. „Wir kontrollieren
uns zu Tode“, kritisierte sie die eigene Zunft.
Das ersticke Kreativität. Stattdessen müssten
Chefs ihren Mitarbeitern Verantwortung anvertrauen. „Wir brauchen eine Kultur des Lobens“, forderte sie außerdem. Wertschätzung
bedeute, Mitarbeiter wahrzunehmen. „Christsein ist ein Programm der Osterfreude.“ Eine
solche Freude müsse auch im Betrieb spürbar
sein. Eine Kultur der Angst hingegen sei lähmend. Deshalb sollten gerade Chefs auf ihre
Worte gegenüber Mitarbeitern achten.
Der Kongress christlicher Führungskräfte
endet am Samstag. Zu den prominentesten
Rednern zählen neben Manfred Lütz der Bundesinnenminister Thomas de Maizière, Unionsfraktionschef Volker Kauder und der Mathematikprofessor und Buchautor John Lennox. Bei der Eröffnung am Donnerstag sagte
Veranstalter Horst Marquardt: „Eine Gesellschaft ohne Werte hat keine Zukunft.“ Zum
Kongress kommen regelmäßig mehrere tausend Besucher aus ganz Deutschland. Der
Kongress findet in diesem Jahr zum neunten
Mal statt.
VON: AL
Mehr zum Thema:
»» „Gott geht nicht weg!“
proKOMPAKT 8| 2015
6
Petry beklagt
„Zerrbild in der
Berichterstattung“
Frauke Petry warf den Medien
in Hamburg Manipulation vor
Foto: pro/Lutz
Die AfD-Politikerin Frauke Petry hat den
Medien „Manipulation“ vorgeworfen.
Beim Kongress christlicher Führungskräfte erklärte sie, Journalisten hätten
die Anhänger der Pegida-Bewegung
verunglimpft. Auch Klaus Kelle, selbst
Journalist, kritisierte die Kollegen.
F
rauke Petry, die Fraktionsvorsitzende
der Alternative für Deutschland (AfD) im
sächsischen Landtag, erklärte am Donnerstag in Hamburg, es existiere ein „Zerrbild in der Berichterstattung“ deutscher Medien. Ein Beispiel dafür sei der mediale Umgang mit der Bewegung Pegida: „Wir erleben
immer weniger Berichterstattung und immer
mehr Kommentierung“, sagte sie. Ihrer Meinung nach würden Pegida-Anhänger als Menschenfeinde verunglimpft. Journalisten warf
sie „Manipulation“ vor. Gespräche mit den
Demonstranten bereue sie nicht, stellte aber
fest, dass Pegida-Gründer Lutz Bachmann sich
mit öffentlichen Kommentaren und FacebookEinträgen ins Abseits geschossen habe.
Sie gehe davon aus, dass die neue PegidaBewegung sich nicht lange halten werde.
Auch auf die Vorwürfe des Rechtspopulismus und der Islamophobie gegen ihre Partei
ging sie ein: Es gebe einen politischen Trend
zur Mitte, wer sich als rechts bezeichne,
schieße sich ins Abseits. Das hält Petry für
eine Fehlentwicklung. Das Wort „Nazi“ werde „inflationär gebraucht“. Petry warb dafür, „differenziert mit Begriffen umzugehen“
und Diskussionen offen zu führen: „Kompromisslösungen kommen nur zu Stande, wenn
wir nicht von vornherein alle einer Meinung
sein müssen.“ Es sei vollkommen legitim, an
den „Auswüchsen des Islam“ Kritik zu üben.
Schlimm genug sei es, dass viele Deutsche
das christliche Erbe des eigenen Landes
nicht mehr kennen.
Kelle: Öffentlich-Rechtliche sind
„unkontrollierbarer Moloch“
Einig mit ihr war der katholische Journalist
Klaus Kelle. Er kritisierte die eigene Zunft.
Viele Journalisten glaubten, sie hätten einen
„Volksbildungsauftrag“, obwohl sie eigentlich nur gesellschaftliche Entwicklungen
abbilden sollten. „Da ist einiges in Schieflage“, sagte er. Er bezeichnete es als „eindeutig, dass eine Mehrheit der Journalisten links
tickt“ und fragte: „Warum gehen Christen, warum gehen Konservative nicht in den Beruf?“
Viele Journalisten lebten privilegiert und
seien deshalb weit weg von den Menschen
auf der Straße. Den öffentlich-rechtlichen
Rundfunk nannte er einen „unkontrollierbaren“ Moloch.
Dennoch wandte sich Kelle gegen Fatalismus: Die Lage der Meinungsfreiheit verschlechtere sich nicht. In den großen Medien gebe es immer auch Konservative, die
sich äußerten. Als Beispiele nannte er den
Welt-Autor Matthias Matussek oder SpiegelKolumnist Jan Fleischhauer. Kelle und Petry
wehrten sich gegen das informelle Verbot
bestimmter Begriffe im öffentlichen Dialog.
Kelle nannte es absurd, dass ein Zigeunerschnitzel nicht mehr so heißen dürfe. Petry
erklärte, ein Wort wie „Entartung“ müsse benutzt werden dürfen, schließlich gehöre er
zum wissenschaftlichen Vokabular.
VON: AL
7
Birgit Kelle:
„Der Gender-Kaiser ist nackt“
In ihrem Buch „GenderGaga“ entlarvt Birgit Kelle Widersprüche in der Theorie
des Gender Mainstreaming. Mit Biss und Ironie zeigt sie auf, wie die Deutschen
umerzogen werden sollen. EINE REZENSION VON MORITZ BRECKNER
B
Bereits mit ihrem Buch
„Dann mach doch die
Bluse zu” mischte sich
Kelle in die Debatte
über Sexismus ein
Foto: adeo/Kerstin Pukall
irgit Kelle macht es einem Rezensenten nicht leicht: Sie
bringt den allgegenwärtigen
Gender-Wahnsinn anhand verblüffender Fakten so schlagfertig und entwaffnend auf den Punkt, dass es schwerfällt, Zitate für diesen Artikel auszuwählen.
Am liebsten würde man das ganze 180Seiten starke Buch veröffentlichen, hier
und jetzt – so viele Pointen treffen den
Nagel auf den Kopf.
Die katholische Journalistin Birgit
Kelle ist in den vergangenen Jahren zu einer Galionsfigur der konservativen Publizistik geworden.
In Talkshows machte sie sich gegen die Homo-Ehe stark, im Debattenmagazin The European
stritt sie gegen die Frühsexualisierung von Kindern im Grundschulalter. „GenderGaga“ ist
eine wütende, polemische
und spöttische Abrechnung
mit der „aberwitzigen Ideologie“ des Gender Mainstreaming, von dem Universitäten,
Ministeri-
en und sogar Kirchen längst durchdrungen
sind. Das Konzept in Kürze: Menschen werden nicht als Männer oder Frauen geboren,
sondern die Geschlechter werden ihnen vom
sozialen Umfeld „anerzogen“. Die Allgegenwart von „Homo- und Transphobie“, Frauenunterdrückung und Heteronormativität muss
aktiv bekämpft werden, bis von der Oma bis
zum Grundschüler alle finden: Ein Mädchen
im Körper eines Jungen mit drei Müttern und
einem Vater als Eltern ist das Normalste von
der Welt. Das ist nicht irgendeine Spinnerei,
sondern Politik in Europa.
Pädophilenfreundliche
Netzwerke in der Bildung
Was das praktisch bedeutet, macht Kelle an
zahlreichen Beispielen deutlich. So werden
Schriftsätze wie die Straßenverkehrsordnung angepasst: Seit dem 1. April 2013 ist
dort nicht mehr von Fußgängern und Radfahrern, sondern von „zu Fuß Gehenden“ und
„Radfahrenden“ die Rede. Das Beispiel gehört zu den harmloseren Auswirkungen der
Gleichmacherei, es kostet „nur“ jede Menge Steuergeld. Gruselig wird es, wenn Kel-
Birgit Kelle: „GenderGaga.
Wie eine absurde Ideologie unseren
Alltag erobern will.“ adeo, 180 Seiten,
17,99 Euro, ISBN: 9783863340452
le auf die Sexualerziehung in Schulen und
sogar Kindergärten zu sprechen kommt. So
gebe es „Medienkoffer“, die unter anderem
Bücher enthalten, um bereits Vierjährigen
dabei zu „helfen“, „Rollenstereotype“ zu
durchbrechen. Kelle nennt die in den Medien zuhauf diskutierten Fälle von Übungsaufgaben, bei denen Schulkinder gemeinsam
ein Bordell entwerfen müssen, in dem unterschiedliche sexuelle Vorlieben ausgelebt
werden können. Sollten Schüler kritische
Nachfragen zur Prostitution stellen, habe
das Lehrbuch Tipps: Die Lehrkraft solle auf
die persönliche Freiheit hinweisen, sexuelle
Dienste in Anspruch nehmen zu dürfen bzw.
diese anzubieten. „Der Lehrer soll selbst
dann noch Prostitution verteidigen, wenn
Schüler diese kritisch sehen“, erklärt Kelle.
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VON MB
proKOMPAKT 8| 2015
8
Matussek:
„Der Glaube
verdunstet“
er: „Ich glaube nicht, dass die Ehe zwischen
Männern oder Frauen gleichen Geschlechts
derjenigen zwischen Mann und Frau gleichwertig ist.“ Daraufhin habe er Beleidigungen und sogar Morddrohungen erhalten.
„Es kostet, für seine Ansichten einzustehen.“ Matussek wandte sich gegen eine verordnete politische Korrektheit. Sie sei eine
„Plage“. „Ich glaube an die Polarität der Geschlechter“, erklärte er und wandte sich gegen ein Adoptionsrecht für Homosexuelle.
„Die Menschen bei uns haben sich
vom Christentum abgewendet.“ Das
hat der Journalist Matthias Matussek
am Sonntag in Kassel erklärt. Gerade
christliche Medienschaffende wie er
erlebten Empörungsstürme.
Respekt vor Evangelikalen
J
ournalisten agierten heute in einer Zeit
der Erregungsgesellschaft. Christian Wulff
zum Beispiel habe einen „moralischen
Empörungssturm“ ausgelöst. „Da konnte
man dann erleben, dass Chefredakteure, die
für ein Bundespräsidentengehalt gar nicht
erst aufstehen würden, in Talkshows herumsaßen und über 150 Euro Übernachtungsgeld
diskutierten“, sagte Matussek.
Den Satz des ehemaligen Bundespräsidenten „Der Islam gehört zu Deutschland“ halte
er „für ganz und gar falsch“. Keinesfalls sei
der Islam „Teil der deutschen DNA wie das
christlich-jüdische Erbe“, auch mit Blick darauf, dass Christen besonders in islamischen
Ländern verfolgt würden. Er wünschte sich
eine pointierte Stellungnahme der Kirchen
zum Thema Islam und Christenverfolgung.
Matthias Matussek sprach bei der Tagung „Publicon” über seine Erfahrungen mit einer „verordneten
politischen Korrektheit”
Foto: pro
„Politische Korrektheit ist eine
Plage“
Es sei eine spannende Zeit für christliche
Journalisten. „Die Frage ist nicht, ob der Islam nach Deutschland gehört, sondern, ob
das Christentum noch dazu gehört.“ Matussek sprach von einem „Verdunsten des Glaubens“. Religiöse Kenntnisse seien in der Ge-
sellschaft nicht mehr vorauszusetzen, die
Kirchenaustritte schnellten in die Höhe. „Die
Menschen bei uns haben sich vom Christentum abgewendet.“
„Irrationalen Hass“ habe ein Artikel
von ihm ausgelöst, in dem er erklärte, Homophobie habe mittlerweile dem Antisemitismus als schlimmste ideologische Sünde
den Rang streitig gemacht. Weiter schrieb
Er habe „großen Respekt“ vor der Frömmigkeit der Evangelikalen. Gerade in den USA
habe er erlebt, wie intensiv Pfingstler ihren
Glauben lebten. „Ich war hingerissen von
dem tiefen Ernst, der sich da ausgedrückt
hat. Das erlebt man in unseren Kirchen leider oft nicht mehr.“
Matthias Matussek sprach im Rahmen der
Journalisten-Tagung „Publicon“ in Kassel.
„Publicon“ ist ein Projekt des Christlichen
Medienverbundes KEP. Es soll Journalisten
mit christlichem Hintergrund vernetzen.
VON: AL
Mehr zum Thema:
»» Journalisten wollen Promis
scheitern sehen
proKOMPAKT 8| 2015
9
„Viele
glauben an
Islamisierung
Westeuropas“
Lutherbotschafterin Margot Käßmann
reist derzeit durch die USA, um für das
Reformationsjubiläum zu werben. Neben der Freude amerikanischer Christen über das anstehende Fest trifft sie
auch auf Sorge über eine Islamisierung Westeuropas.
pro: Frau Käßmann, Sie führen bei Ihrer
USA-Reise Gespräche mit Vertretern der Kirchen, aber auch jüdischer Einrichtungen.
Derzeit protestieren wöchentlich Tausende
auf deutschen Straßen gegen eine Islamisierung Europas. Teilen Juden und Christen
in den USA die Sorgen von Pegida mit Blick
auf Europa?
Margot Käßmann: Ich war in San Francisco zu
einer Veranstaltung zu diesem Thema in einer Synagoge eingeladen. Das Interesse war
sehr groß. Mich hat allerdings erschreckt,
wie wenig differenziert das Bild vom Zusammenleben der Religionen in Europa ist. Viele meinen, es gebe tatsächlich eine Art Islamisierung in Westeuropa und Juden täten
gut daran, nach Israel auszuwandern. Im Gespräch mit Rabbiner Brad Artson an der American Jewish University in Los Angeles zeigte
sich allerdings ein wesentlich differenzierteres Bild der Lage. Und er hat großes Interesse an einem Dialog über die „Judenschriften“ Martin Luthers.
Gibt es auch eine Sorge vor einer wachsenden Islamisierung in den USA und wenn ja,
wie gehen die Kirchen damit um?
Diese Sorge habe ich nicht angetroffen. Aber
die Kirchen und auch die theologischen Fakultäten, mit denen ich im Gespräch war, setzen intensiv auf interreligiösen Dialog. Das
erscheint manchen wesentlich wichtiger als
innerchristliche ökumenische Diskussionen.
Für die Evangelische Kirche in Deutschland
(EKD) ist das anstehende Reformationsjubiläum Thema Nummer eins. Teilen die amerikanischen Christen diese Euphorie?
Das ist sehr unterschiedlich. Einigen wird
gerade erst bewusst, dass das 500-jährige
Jubiläum ansteht, andere sind dabei, intensiv vorzubereiten, was in den USA denk-
bar ist an Veranstaltungen. Oder sie planen
schon den Besuch in Deutschland im Jahr
2017. Aber das Interesse ist insgesamt sehr
groß, und es kommt durchaus Begeisterung
auf, wenn ich berichte, was wir in Deutschland planen. Darüber habe ich mich bei der
Reise gefreut.
Lutherbotschafterin Margot Käßmann trifft in den
USA auf Vorfreude über das Reformationsjubiläum und Sorge über eine Islamisierung
Foto: pro
Das große Fest zum Reformationsjubiläum
2017 in Deutschland soll laut EKD ausdrücklich internationale Bedeutung haben. Wie
werden sich die amerikanischen Gemeinden
daran und speziell an der in Wittenberg geplanten Weltausstellung beteiligen?
Sie beteiligen sich auf jeden Fall! Beispielsweise wird die Evangelical Lutheran Church
in America (ELCA) präsent sein. Derzeit gibt
es die Überlegung, dass jeweils zwei Syn-
oden parallel eine Delegation für zwei Wochen entsenden, die gemeinsam im Sommer
2017 in Wittenberg vor Ort sein wollen, damit
eben nicht nur eine Präsentation in der „Weltausstellung Reformation“ zu sehen ist, sondern stets auch Menschen da sind, die gern
ins Gespräch kommen.
Der Countdown läuft: Noch zwei Jahre bis
zum Reformationsjubiläum. Welche dringenden Aufgaben sind vonseiten Ihrer Kirche bis dahin noch zu erledigen und: Wie
weit ist die Planung der Feierlichkeiten in
Wittenberg fortgeschritten?
Die Planungen sind inzwischen in vollem
Gange. Es gibt für das Jubiläumsjahr fünf
Säulen: Ein Europäischer Stationenweg, auf
dem in 55 Städten Europas gefragt wird: Was
ist die reformatorische Herausforderung
heute. Diese Thesen werden auf der „Weltausstellung Reformation“, die im Sommer
2017 in Wittenberg stattfindet, gebündelt.
Dort wird es Diskussionen, Dialoge, Kunst
und Kultur zum Thema geben. Parallel findet
ein großes Jugendcamp statt. In Berlin wird
es einen großen Kirchentag geben und parallel kleinere Kirchentage in Leipzig, Magdeburg, Erfurt und anderen Städten. Von
diesen Kirchentagen her machen die Menschen sich dann auf den Weg zum Großgottesdienst am 28. Mai. Für unsere Kirche wird
wichtig sein, das alles inhaltlich vorzubereiten und die reformatorische Botschaft zu
übersetzen in unsere Zeit.
Frau Käßmann, vielen Dank für das Interview!
DIE FRAGEN STELLTE ANNA LUTZ.
proKOMPAKT 8| 2015
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Die Allianz der
„Wutchristen“ und Rechtspopulisten
Die Kirchen sehen sich mit einem neuartigen Problem konfrontiert: Konservative Gläubige und Rechtspopulisten
verfolgen gleiche Ziele. Das berichtet
das Magazin Der Spiegel in seiner
aktuellen Ausgabe – mit inhaltlichen
Mängeln. Die Evangelische Allianz
kritisiert den Artikel.
len in seinem Bistum, die im ‚Bibelgürtel’ vom
Erzgebirge bis zum Vogtland beheimatet“ seien, heißt es im Spiegel. Allerdings gehört Bohl
der evangelischen Kirche an und steht als Landesbischof an der Spitze der Sächsischen
Landeskirche – nicht eines Bistums.
D
Wesnierski verweist auf eine Studie über
Evangelikale in Sachsen , die im Auftrag
der den Grünen nahestehenden HeinrichBöll-Stiftung durchgeführt worden war. Laut
dieser kämpften „Populisten und fundamentalistische Christen“ gemeinsam gegen Islamisierung oder Homosexuelle und
darüber hinaus für ein traditionelles Familienbild. „Natürlich ist die Mehrheit der beiden großen Kirchen weder fremden- noch
islamfeindlich“, so der Journalist. Allerdings habe eine Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung gezeigt, dass Gläubige
beider Kirchen für rechtsextreme Positionen
anfälliger seien als konfessionslose Bürger.
Gerade in der katholischen Kirche sei unter
den Gläubigen ein „Rechtsruck“ auszumachen. „Hass und Häme prägen eine selbst ernannte Glaubenselite“, schreibt der Spiegel-
er Priester und die Glatzen: eine
seltsame Allianz hat sich gebildet“,
schreibt Peter Wensierski am Samstag im Spiegel. Damit meint er Rechtsextreme, Hooligans, NPD-Anhänger und auch
Seelsorger wie Paul Spätling. Dem hatte der
Münsteraner Bischof Felix Genn im Januar
die Predigterlaubnis entzogen, da Spätling
sich Pegida-Anhängern in Duisburg angeschlossen hatte.
„Wutchristen“ und Rechtspopulisten in gemeinsamer Sache – dieses Phänomen überschatte derzeit die Gesellschaft, so der Spiegel. Auf zahlreichen „islamfeindlichen“ Protestzügen vor allem im Osten Deutschlands
trete diese Allianz auf. Sachsens Bischof Jochen Bohl forderte vorerst Verständnis und Dialog – „wohl aus Rücksicht auf die Evangelika-
Evangelikale und die Junge
Freiheit
Autor. Auf „vermeintlichen Nachrichtenportalen“ wie kath.net würde immer wieder positiv auf die Wochenzeitung Junge Freiheit
verwiesen. Wensierski zitiert unter anderem
Artikel mit den Überschriften „Ich will keinen
Polit-Papst“
oder „Die Heuchelei der Medien“. Jedoch verzichtet er auf den Hinweis,
dass es sich bei ersterem um ein Zitat des
Schriftstellers Martin Mosebach handelt, bei
letzterem hingegen um die Überschrift eines
Gastkommentars des Churers Bistumssprechers Giuseppe Gracia.
„Mediale Wechselseitigkeit
christlicher und neurechter
Kreise“
Diese Tendenz sei auch unter Evangelikalen
der evangelischen Kirche zu beobachten.
„Führende Vertreter der ‚Deutschen Evangelischen Allianz’ kommen in der Jungen Freiheit zu Wort“, schreibt Wensierski. Auch umgekehrt bemühten sich „neurechte Medien“
wie das islamfeindliche Blog Politically Incorrect um konservative Christen. „Das mediale Zusammenwirken christlicher und neurechter Kreise verläuft in Wechselseitigkeit“,
äußert sich die katholische Theologin Sonja Strube von der Universität Osnabrück im
Spiegel. Strube hat bereits im vergangenen
Sommer versucht, der Evangelischen Allianz
rechte Tendenzen zu unterstellen. Die Deutsche Evangelische Allianz hatte die Vorwürfe
zurückgewiesen und umfangreich dazu Stellung genommen .
Laut Spiegel fänden darüber hinaus in der
Alternative für Deutschland (AfD) jene Christen ihren Platz, die sich in den christdemokratischen Parteien nicht mehr zu Hause
fühlten. Damit wollten sie zu einer „wertkonservativen Politik beitragen“, zitiert Wensierski die „Christen in der Alternative für
Deutschland“. Laut deren Angaben sei das
„sittliche Fundament“ wichtiger als das Regelwerk der Demokratie.
Michael Diener: 1,3 Millionen
Evangelikale nicht rechtsradikal
Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen
Allianz, Michael Diener, wies den SpiegelBericht am Montag zurück. „Wir stehen
in unserem Bekenntnis zur freiheitlichdemokratischen Grundordnung und uneingeschränkt zu den Basiswerten des Grundgesetzes“, sagte er der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Der Spiegel-Bericht erwecke den Eindruck, als seien die 1,3 Millionen theologisch konservativen Christen, die
der Allianz nahestehen, durchweg rechtsradikal. Dies sei falsch. Der Generalsekretär
der DEA, Hartmut Steeb, kritisierte, dass von
den Medien bereits diejenigen, die sich für
den Lebensschutz einsetzen, als rechtsextrem gebrandmarkt würden.
VON: AK
proKOMPAKT 8| 2015
11
Anzeigen
Viele Prominente beim Kirchentag
Die Kirchentagsbesucher in Stuttgart dürfen sich freuen, denn vom 3. bis 7. Juni 2015 sind wieder viele Prominente bei
dem großen Protestantentreffen dabei. Darunter sind der frühere UN-Generalsekretär Kofi Anan sowie der aktuelle Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi.
B
mit: Johannes Gerloff, Mirjam Holmer,
Dr. Berthold Schwarz, Jurek Schulz
Brandaktuelle Themen – erfahrene
Israelkenner helfen zu einem biblisch
fundierten und hilfreichen Bewusstsein für das Volk Israel. Einen musikalischen Rahmen
der Konferenz gibt Marina Bajer mit ihren eigenen
hebräischen Liedern.
Wir würden uns freuen,
Sie bei uns zu begrüßen!
eim Kirchentag in Stuttgart sind zahlreiche Spitzenvertreter aus Wirtschaft, Politik, Medien und Kirche
zu Gast. Dazu gehören Landesvater Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen)
genauso wie Daimler-Vorstand Christine
Hohmann-Dennhardt. Bundespräsident Joachim Gauck wird gemeinsam mit dem Jenaer
Soziologen Hartmut Rosa das Thema „Gutes
Leben. Kluges Leben“ sprechen.
Detailprogramm
Preise, und weitereer
Informationen unte
www.cew-rehe.d
Die Welt aus den Fugen?
Kofi Annan, Bischof Nick Baines aus Großbritannien und Außenminister FrankWalter Steinmeier (SPD) diskutieren aktuelle Krisen und Konflikte auf der Welt. Der
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich
Bedford-Strohm, sprechen über „TTIP und
die transatlantische Wertegemeinschaft“.
Andreas Barner, Präsident des Kirchentages in Stuttgart und zugleich Vorstandssprecher des Pharmaunternehmens Boehringer
Ingelheim, debattiert mit Bundespräsident
a.D. Horst Köhler über kluges Wirtschaften.
Erwartungsgemäß widmet sich der Kirchentag auch den Themen Frieden und Flüchtlinge. Dabei wird Margot Käßmann, Botschaf-
ISRAELKONFERENZ
15.03. - 18.03.2015
Die Kirchentagsbesucher in Stuttgart dürfen sich unter anderem auf den ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Anan freuen
Foto: Seadart / Wikipedia | CC BY-SA 3.0
terin des Reformationsjubiläums 2017, auch
einen theologischen Impuls geben.
Die Folgen künstlicher Intelligenz
Über die Folgen künstlicher Intelligenz diskutieren unter anderem Verbraucherschutzminister Heiko Maas (SPD) und der VerdiVorsitzende Frank Bsirske. Zu den herausragenden kulturschaffenden Gästen gehören
die Augsburger Theater-Intendantin Juliane
Votteler, der Kabarettist Eckart von Hirschhausen und Sänger Andreas Bourani. Bibel-
arbeiten halten unter anderem die Bundesminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Manuela Schwesig (SPD).
Der frühere Bundespräsident Christian Wulff
und Wise Guys-Sänger Edzard „Eddi“ Hüneke
werden sich ebenso Gedanken zu den Bibeltexten des Kirchentages machen, wie der Unternehmer Johannes Kärcher und der rheinlandpfälzische Justizminister Gerhard Robbers
(SPD). Ihr Erscheinen haben auch fünf katholische Bischöfe, unter anderem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, zugesagt.
Christliches Gästezentrum im Westerwald
56479 Rehe
Tel.: 02664 / 505-0 • [email protected]
An Fronleichnam wird es einen Ökumenischen Gottesdienst geben. Im interreligiösen
Gespräch werden Bischof Ralf Meister und
Rabbiner Julian Chaim Soussan die Zukunft
des jüdisch-christlichen Dialogs beleuchten.
„Damit wir klug werden“
Der Kirchentag wird mit drei Eröffnungsgottesdiensten am 3. Juni beginnen. Beim
Abschluss-Gottesdienst auf dem Cannstatter Wasen ist die Hildesheimer Pastorin und
„Wort zum Sonntag“-Sprecherin Nora Steen
zu erleben. Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist seit 1949 alle zwei Jahre in einer
anderen deutschen Stadt zu Gast. Der 35.
Deutsche Evangelische Kirchentag in Stuttgart steht vom 3. bis 7. Juni 2015 unter der
biblischen Losung „damit wir klug werden“
(Psalm 90,12).
VON: JW
proKOMPAKT 8| 2015
Der Deutsche Ethikrat ist mehrheitlich
der Meinung, dass der Hirntod das
Ende des Lebens markiert und Organspenden ab diesem Zeitpunkt legitim
sind. Das hat das Gremium am Dienstag in Berlin erklärt. Dennoch ist das
Hirntod-Kriterium umstritten.
W
enn bei einem Patienten keine
Hirnfunktionen mehr nachweisbar
sind, ist er tot. Was für viele selbstverständlich erscheint, und auch dem Transplantationsgesetz in Deutschland zu Grunde
liegt, hat der Deutsche Ethikrat nun diskutiert. Er stellt fest: Einfache Antworten gibt
es auf die Frage nach dem Tod und dem richtigen Zeitpunkt für eine Organspende nicht.
Zwar spricht sich eine Mehrheit der Mitglieder dafür aus, dass der Hirntod ein eindeutiges Todesmerkmal ist. Ethikratmitglied und
Jurist Reinhard Merkel spach von einem „unaufgebbaren“ Prinzip für die Organspende.
Eine Minderheit aber hält den Hirntod
nicht zwingend für das Ende des Lebens und
verweist darauf, dass der Körper auch nach
Absterben des Gehirns mit medizinischer
Unterstützung noch vielfältige Funktionen
haben kann. So ist zum Besipiel das Heranwachsen eines Kindes im Mutterleib noch
möglich, auch wenn bei der Mutter ein Hirntod eingetreten ist. Ethikratmitglied und Jurist Wolfram Höfling erklärte, eine Behandlung hirntoter Patienten sei dennoch nicht
medizinisch sinnvoll und ein Behandlungsabbruch ethisch gefordert. Die Entnahme
lebenswichtiger Organe bei Menschen mit
irreversiblem Ganzhirnversagen sei seiner
12
Meinung nach legitim, sofern dies dem Willen des Betroffenen entspreche.
Erst Hirntod, dann Organspende
Einig sind sich die Mitglieder darin, dass
der Hirntod weiterhin als Kriterium für die
Entnahme von Spendenorganen gelten soll.
Dennoch sieht der Deutsche Ethikrat Handlungsbedarf bei der Ärzteschaft. Sie habe
ihre Methoden kontinuierlich und entsprechend des wissenschaftlichen Fortschritts
anzupassen. Aus-, Fort- und Weiterbildung
seien dafür unerlässlich. Zudem sei die Information und Kommunikation rund um die
Organspende zu verbessern. Die Vorsitzende des Ethikrates, Christiane Woopen,
sprach von „Nachholbedarf“. Das betreffe sowohl die Gespräche mit Angehörigen
als auch die Aufklärung der Bevölkerung.
In Krankenhäusern sollten zum Beispiel Ansprechpartner für Betroffene benannt werden, die bereits vor dem Tod von Familienmitgliedern entsprechende Gespräche führen dürften. Dazu gebe es „dringenden gesetzlichen Handlungsbedarf“, sagte Höfling.
Woopen erklärt am Dienstag in Berlin, Anlass für die Stellungnahme sei zum einen
eine spürbare Verunsicherung vieler Menschen hinsichtlich der Organspende. Zum
anderen habe die 2012 vom Bundestag eingeführte Entscheidungslösung viele Fragen
aufgeworfen. Diese regelt, dass jeder Deutsche sich einmal im Leben aktiv für oder
gegen eine postmortale Organspende entschieden haben soll.
VON: AL
In Deutschland
gilt: Lebenswichtige Organe dürfen erst nach dem
Hirntod entnommen werden.
Doch diese Praxis
ist umstritten
Foto: fivepointsix|
fotolia
Ethikrat
zu Organspende:
Hirntod umstritten
proKOMPAKT 8| 2015
13
Nigeria: Amerikanische Pastorin
verschleppt
In der nigerianischen Stadt Kano gab es am Dienstag einen Anschlag
Foto: flickr / Eugene Kim | CC BY 2.0
In Nigeria hat eine Gruppe Bewaffneter
eine amerikanische Missionarin entführt. In Syrien verschleppten Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat
(IS) rund 220 Christen. Angesichts
der Lage ruft die Evangelische Kirche
in Deutschland (EKD) nun zu einer
gemeinsamen Fürbitte für verfolgte
Christen auf.
Einen Monat vor der Präsidentschaftswahl häufen sich die Unruhen im westafrikanischen Nigeria. Im Ort Ajaokuta, der rund
200 Kilometer von der nigerianischen Hauptstadt Abuja entfernt liegt, griffen Bewaffnete
am Montag eine Schule an. Sie feuerten zunächst Warnschüsse ab, um Schüler und Angestellte zu vertreiben. Anschließend ergrif-
fen sie die amerikanische Missionarin, die
dort auch als Lehrerin tätig war, berichtet
der amerikanische Nachrichtensender CNN.
Inzwischen habe die amerikanische Kirche
der Freien Methodisten die Verschleppung
der Pastorin Phyllis Sortor bestätigt, berichtet der Fernsehsender. Die Entführer fordern
ein Lösegeld in Höhe von 60 Millionen Naira (rund 266.000 Euro). In Nigeria komme es
derzeit häufig zu Entführungen, um Lösegeld
zu erpressen.
Mehr als 200 syrische Christen
entführt
Ebenfalls am Montag hat der IS im Nordosten
Syriens rund 220 assyrische Christen entführt. Die Syrische Beobachtungsstelle für
Menschenrechte ging bislang von 90 Betroffenen aus. Die Opfer seien nordwestlich der
Stadt Al-Hassaka verschleppt worden. Die
assyrische Nachrichtenagentur Aina meldete, dass der IS darüber hinaus in der Region
mehrere Kirchen angezündet habe. Über das
weitere Schicksal der Entführten ist bislang
nichts bekannt.
Der IS kontrolliert in Syrien und im Irak riesige Gebiete, in denen er eine Gewaltherrschaft errichtet hat. UN-Experten gehen
derzeit davon aus, das seine Bluttaten offenbar den Tatbestand des Völkermords erfüllen. Das geht aus einem
hervor, den
der UN-Menschenrechtsrat am Sonntag
veröffentlicht hat. Das Gremium warf den
Extremisten am Montag vor, systematisch
Angehörige bestimmter ethnischer und re-
ligiöser Gruppierungen anzugreifen, um sie
zu vernichten. Dazu zählten unter anderen
Jesiden, Kurden, Turkmenen und Christen.
Erneut Anschläge in Nigeria
Derweil erfolgten weitere Anschläge in Nigeria. In der nordöstlichen Stadt Potiskum
zündete ein Attentäter einen Sprengsatz
an einem Busbahnhof. Der Anzahl der Toten ist bislang unklar. Eine weitere Bombenexplosion riss auch in der Stadt Kano mehrere Menschen in den Tod. Hinter den Anschlägen wird die islamistische Terrororganisation Boko Haram vermutet.
Angesichts der aktuellen Lage in Syrien
bekundete die Auslandsbischöfin der EKD,
Petra Bosse-Huber, Solidarität mit den Verschleppten. Den beiden syrisch-orthodoxen
Erzbischöfen Hana Aydin und Matias Nayis teilte sie schriftlich mit: „Wir haben die
schrecklichen Nachrichten aus den nordsyrischen Dörfern gehört und möchten Ihnen
stellvertretend unser Mitgefühl angesichts
des Leides so vieler syrisch-orthodoxer
Christen zum Ausdruck bringen.“ Die EKD
ruft für den kommenden Sonntag zur Fürbitte für die verfolgten Christen auf.
VON: AK
Mehr zum Thema:
»» Größte Flüchtlingskatastrophe seit
Zweitem Weltkrieg
proKOMPAKT 8| 2015
14
„Kirchenasyl
ist christliches
Engagement“
Der Mitbegründer der Kirchenasylbewegung, Wolf-Dieter Just, hat die Praxis
des Kirchenasyls verteidigt. In einem
Beitrag in der Süddeutschen Zeitung
verwies er auf die Christenpflicht und
das Grundgesetz, das die Achtung der
Menschenwürde anmahnt.
B
undesinnenminister Thomas de Maizière hatte bei einem Treffen mit 19
katholischen Bischöfen deutliche
Worte gegen die Praxis des Kirchenasyls
gefunden. „Weiß er, was er da sagt?“, fragt
Just, der Ehrenvorsitzender der ökumenischen Bundesarbeitsgemeinschaft „Asyl in
der Kirche“ ist und Sozialethik an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum lehrt.
De Maizière könne sich bei seiner Abneigung gegen das Kirchenasyl nicht auf die
Verfassung berufen, schreibt Just. Denn Artikel 1 mahne die Unantastbarkeit der Menschenwürde an. Außerdem fordere Artikel 3
der Europäischen Konvention für Menschenrechte: „Niemand darf der Folter oder unmenschlicher oder erniedrigender Strafe
oder Behandlung unterworfen werden.“
Vergleich mit Scharia
„grotesk“
Der Bundesinnenminister hatte seine Ablehnung des Kirchenasyls damit begründet,
dass es gegen das deutsche
Recht verstoße. Andernfalls
müsse er ja auch Rechtsbrüche anderer religiöser Gemeinschaften
in Deutschland tolerieren, etwa wenn es um
die islamische Scharia gehe. „Die Scharia ist
auch eine Art Gesetz für Muslime, sie kann
aber in keinem Fall über deutschen Gesetzen
stehen“, sagte de Maizière im Deutschlandfunk.
Dieser Vergleich zwischen Kirchenasyl und
der Forderung von Islamisten, die Scharia
einzuführen, sei „grotesk“ und „ein Affront
gegen Christen, die ihren Glauben ernst nehmen und mit tätigem Engagement für Flüchtlinge verbinden“, schreibt Just.
Just erläutert: In etwa 80 Prozent der Fälle
von Kirchenasyl seit 1983 sei eine Abschiebung verhindert worden. „Es wurde Zeit gewonnen für eine neuerliche Prüfung des Ein-
Der Mitbegründer der Kir
chenasylbewegung, Wo
lf-Dieter Just, hat die Pra
in der Süddeutschen Zei
xis des Kirchenasyls
tung verteidigt
Foto: Montecruz Foto |
CC BY-NC 3.0
zelfalls, und dabei stellte sich heraus, dass
im Asylverfahren Fehler unterlaufen waren.“
Er erinnert an die relativ geringe Zahl von
Asylbewerbern im Kirchenasyl: Es habe im
vergangenen Jahr 200.000 Flüchtlinge gegeben, aber nur 200 Menschen hätten Kirchenasyl bekommen.
Der 73-jährige Mitbegründer der Kirchenasylbewegung nennt als Beispiel ein iranisches Paar, das im evangelischen WeigleHaus in Essen lebt. „In ihrem Heimatland
werden sie verfolgt, weil sie vom Islam zum
Christentum konvertiert sind.“ Das Paar sei
zudem bei Protesten gegen die Regierung
des damaligen Staatspräsidenten Mahmud
Ahmadinedschad gewesen. Ihnen drohe im
Iran die Todesstrafe. Nach ihrer Flucht gelangten die beiden Iraner zunächst nach
Schweden, wohin sie gemäß dem Dubliner
Übereinkommen von Deutschland wieder
zurück sollen. „Nur das Kirchenasyl rettet das Paar vor einer Abschiebung über
Schweden nach Iran, wo ihnen die Todesstrafe oder lebenslange Haft droht“,
schreibt Just.
VON: JS
proKOMPAKT 8| 2015
Bayern 2
sucht die
christliche
Rechte
Ein Beitrag des Radiosenders Bayern
2 beschäftigt sich mit dem „christlich-rechten Rand“. Obwohl der Beitrag viele Entwicklungen und Gruppierungen zu Recht als kritisch einschätzt,
fehlt es in der Sendung an einigen
Stellen an Differenzierungen zu „harmlosen“ konservativen Christen.
U
nter dem Deckmantel der Kirchen finde sich eine wertkonservative oder
sogar demokratiefeindliche Opposition zusammen, heißt es in der Ankündigung zur Sendung radioThema mit dem Titel „APO von christlich-rechts?“ . Die Sendung zeigt auf, dass es zwar keine wirklich
„außerparlamentarische Opposition“ von
„christlich-rechts“ gebe, die Tendenzen
aber erkennbar seien. „Gefahr scheint von
überall zu drohen“, heißt es. Deshalb würden christliche Initiativen mit „harten Geschützen“ auffahren. Es handele sich um einen „ultra-konservativen bis rechten Rand,
der biblische Werte schützen will“.
15
Die Sendung nennt viele katholische,
evangelische und evangelikale Blogs, Foren,
Nachrichtenseiten und Initiativen, in denen
sich rechtes und demokratiefeindliches Gedankengut sammele oder die teilweise eine
Nähe zum „rechten Rand“ aufwiesen. Neben katholischen Familienschutzorganisationen wie zum Beispiel Familienschutz.de,
einzelnen Personen, der Alternative für
Deutschland (AfD), Webseiten wie „koptisch.
wordpress.com“, der Jungen Freiheit, FreieWelt.net und Politically Incorrect werden
die Nachrichtenagentur idea, die Nachrichtenseite der Deutschen Evangelischen Allianz (EAD) sowie die Hilfsorganisation Open
Doors genannt. So habe idea im vergangenen Jahr die Sprecherin der katholischen
Initiative „Familienschutz“, Hedwig von Beverfoerde, die in der Sendung als „bedenklich konservativ“ eingeschätzt wird, zur „politischen Christin“ gekürt. Auf der Seite der
EAD fänden sich Meldungen, die Christen
tendenziell als Opfer und Muslime als Täter
darstellen. Im Archiv tauchten zudem Meldungen auf, die eine Nähe zu Vertretern mit
demokratiefeindlichem Gedankengut erkennen ließen.
Der Generalsekretär der DEA, Hartmut
Steeb, weist im Beitrag Vorwürfe zurück, auf
den Seiten der DEA finde sich tendenziöse
Berichterstattung. Im Speziellen kritisiert
die Sendung eine Meldung, in der der Aktivist Michael Mannheimer als „Menschenrechtler“ bezeichnet werde, obwohl er auf
seinem Blog offensichtlich Stimmung gegen
Muslime mache. Steeb gibt zu, dass „so eine
Nachricht bei uns mal auftauchen kann“, da
Der Pegida-Bewegung werden radioThema über den "christlich-rechten Rand" zu Recht demokratiefeindliche und wertkonservative Tendenzen bescheinigt
Foto: strassenstriche.net | CC BY-NC 3.0
die Nachrichtenseite von vielen Ehrenamtlichen gepflegt werde. Die DEA sympathisiere jedoch in keinster Weise mit demokratiefeindlichem oder christlich-rechtem Gedankengut oder Vertretern der Szene.
Verzerrtes Bild vom Islam unter
Konservativen?
Über den Weltverfolgungsindex der Hilfsorganisation Open Doors wird berichtet, die Einschätzungen über verfolgte Christen beruhten
nur auf Informationen einiger weniger Personen. Die Zahlen des Indexes würden teilweise von anderen Internetseiten wie koptisch.
wordpress.com instrumentalisiert. So werde
dort nicht mehr von verfolgten, sondern von
„ermordeten“ Christen gesprochen.
Insgesamt verbreite die christlichkonservative Szene häufig ein verzerrtes
Bild vom Islam, das die Religion zu undifferenziert darstelle und verurteile.
Islamfeindliche Äußerungen bei einen
Pegida-Mitschnitt stuft die Sendung dann
wieder zu Recht als problematisch ein. Auch
die grenzwertigen Äußerungen des Bremer
Pfarres Olaf Latzel, dass das muslimsische
Zuckerfest „Blödsinn“ und die katholische
Kirche „ganz großer Mist“ sei, werden zitiert.
Zuletzt bemängelt die Sendung, dass sich
die Kirchen zu wenig mit dem innerkirchlichen
„christlich-rechten Rand“ auseinandersetzten. Die katholische Theologin Sonja Angelika Strube, die in der Sendung als Expertin auftritt, beschreibt die christlich-konservative
Szene so: „Es ist ein breites Feld aus konservativen Lebens- und Familienschützern bis
hin zu politisch bestens vernetzten Lobbyisten am sehr rechten Rand.“
VON: SZ
proKOMPAKT 8| 2015
16
„Vater, vergib ihnen“
Wenn Satire religiöse Menschen beleidigt, ist das Meinungsfreiheit. Mit Respekt hat
es oft wenig zu tun. Eine ZDF-Sendung stellt die Frage: „Kann man Gott beleidigen?“,
und zeigt, wie Gläubige damit umgehen können. EINE TV-KRITIK VON JONATHAN STEINERT
D
ie Fastenzeit hat begonnen und die
Evangelische Kirche hat ihre Fastenaktion dieses Jahr unter das Motto
gestellt „Sieben Wochen ohne Runtermachen“ . Das lässt sich auch auf den Umgang mit Menschen anderen Glaubens beziehen. Die ZDF-Sendung „sonntags TV fürs
Leben“
hat das zum Anlass genommen,
danach zu fragen, was eigentlich Gotteslästerung ist und ob man Gott überhaupt beleidigen kann.
Das halbstündige Magazin schlägt einen Bogen von den Anschlägen auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo
über Religionskritik bei Karnevalsumzügen,
psychlogische und rechtliche Fragen von
Blasphemie bis hin zu einem christlich-islamischen Frauenkreis, in dem es um gegenseitiges Vertändnis statt Verurteilung geht.
Dabei wird deutlich: Wenn Satire sich über
Religion lustig macht, ist das Meinungsfreiheit. Menschen können sich davon sehr verletzt fühlen. Aber Gott kann man nicht beleidigen. Der Beitrag verdeutlicht auf differenzierte Weise die Spannung zwischen freier
Meinungsäußerung und Respekt gegenüber
Menschen mit anderen Moral- und Glaubensvorstellungen.
Gegen Satire ist kein Gesetz
gewachsen
Dies zeigt sich schon bei einer Umfrage unter Karnevalisten: Während manche verlangen, dass es an Karneval keine Tabus geben
sollte, meint eine junge Frau, Spott über Religion und Glauben gehöre sich zu Fasching
nicht. Der Mainzer Kabarettist Lars Reichow
sagt auf einer Karnevalsveranstaltung: „Wir
wollen niemanden beleidigen. Wenn die Satire alles darf, kann sie sich auch mal zurückhalten.“ Mit Blick auf Anschlagsdrohungen bei Faschingsumzügen sagte er, das Leben der Kinder sei wichtiger als MohammedKarikaturen.
Doch ab wann ist eine Meinungsäußerung
blasphemisch? Kann man Gott überhaupt
beledigen? Der Bonner Staatsrechtler Josef
Isensee nennt Charlie Hebdo in der Sendung
ein „Musterbeispiel für Blasphemie. Hier
wird Schmähung jeder Religion, der christlichen noch ärger als der muslimischen, geradezu zum Geschäft gemacht. Es ist das Ekelhafteste, was hier an Unrat über diese Religionen ausgeschüttet wird.“ Doch das Recht
sei hier nur eine begrenzte Hilfe, schließlich gelte die Meinungsfreiheit und diese sei
als eine Grundlage der staatlichen Ordnung
unverzichtbar. Deshalb sei bei solchen Fragen der „mitmenschliche Umgang“, Einfühlungsvermögen und Taktgefühl wichtig.
Eine Strafanzeige mache den Skandal oft
noch schlimmer, stellt der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, fest.
Es sei nicht einfach, die richtige Balance zu
finden, um auf der einen Seite nicht zu empfindlich zu reagieren, aber auch nicht jede
grenzwertige Äußerung als „Entgleisung“ zu
beschönigen.
„Gott steht darüber“
Erol Pürli vom Verband Islamischer Kulturzentren erklärt: „Muslime lieben ihren Propheten sehr und dann verletzt es sie, wenn
er verspottet oder beleidigt wird. Sie meinen, seinen Anwalt spielen zu müssen.“
Aber außer öffentlich Stellung dazu zu beziehen könne man nichts dagegen tun. Dennoch fordert er Respekt vor dem Glauben
anderer Menschen. Andernfalls polarisiere
sich die Gesellschaft und drifte auseinander.
Die Psychologin Lale Akgün, ebenfalls Muslima, hat kein Problem mit guten Karikaturen, auch wenn sie ihre Religion oder Mohammed kritisieren. Schlechte Karikaturen müsse sie ertragen. Gott jedoch könne man nicht
beleidigen, denn der stehe außerhalb des
menschlichen Wertesystems. Ähnlich sieht es
auch der evangelische Publizist Arnd Brummer: „Meinen Gott kann man nicht beleidigen. Mein Gott ist so groß, dass er bei jedem
Versuch der Beleidigung sagt: ‚Ja, so sind sie,
die kleinen Leute.‘ Gott steht da drüber.“
Keine Religion ohne Menschen
Menschen jedoch können von Satire und
Spott über ihren Glauben, mit dem sie sich
identifizieren und dessen Lehre sie für wahr
halten, verletzt sein. Auf die Frage, wie diese darauf reagieren sollten, empfiehlt der
Psychologe Hans Neidhardt, sich an Jesus zu
orientieren. Als der am Kreuz hing und verspottet wurde, sagte er: „Vater vergib ihnen,
denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Die Sendung geht zudem auf einen Exkurs
in die Türkei und besucht dort unter anderem
das einzige islamische Satiremagazin Cafcaf. Bei anderen Satirikern fehle ihm oft der
Respekt vor seiner Religion, sagt ein Redakteur. „Die zeichnen ebenso, wie sie leben.
Das ist auch okay, entspricht aber nicht meinen Wertvorstellungen.“ Doch ist das dann
noch Satire? Diese Frage deutet der Beitrag nur an, der Zuschauer kann sich durch
die verschiedenen dargestellten Positionen
dazu selbst ein Bild machen.
Es wird in der Sendung deutlich, dass es
bei aller Freiheit, sich kritisch und auch derb
gegenüber Religionen zu äußern, Menschen
sind, denen diese Religion persönlich etwas
bedeutet. Und auf dieser persönlichen Ebene
beschließt sonntags-TV seine Frage danach,
ob man Gott beleidigen kann: mit einem
Besuch bei einem christlich-islamischen
Frauenkreis in Münster. Eine Gruppe muslimischer und christlicher Frauen ist zu sehen,
wie sie eine Kirche besichtigen.
Lesen Sie hier weiter ...
VON: JST
proKOMPAKT 8| 2015
In seiner Dankesrede machte einer der beiden
Musiker, John Legend, auf den anhaltenden Rassismus in den USA aufmerksam (Archivbild)
Foto: PopTech / flickr | CC BY-SA 2.0
Der Song „Glory“ von John Legend und
Commons aus dem Film „Selma“ hat
am Sonntagabend in Los Angeles den
Oscar für den besten Filmsong gewonnen. Die Musiker erinnerten in ihrer
Dankesrede an die nach ihrer Ansicht
immer noch bestehende Rassendiskriminierung in Amerika.
D
as gospel-artige Lied ist im Abspann
von „Selma“ zu hören und thematisiert die Hoffnung der Bürgerrechtler auf eine bessere Zukunft. „Eines Tages,
wenn die Herrlichkeit beginnt, wird sie uns
gehören. Eines Tages, wenn der Krieg eins
ist, werden wir uns sicher sein, werden wir
uns hier sicher sein. Oh Herrlichkeit, Herrlichkeit....“, heißt es im Refrain des Liedes.
17
FilmsongOscar für
„Glory“
In seiner Dankesrede sagte John Legend:
„‚Selma‘ ist jetzt, weil der Kampf für Freiheit
und Gerechtigkeit gerade jetzt stattfindet.“
Heute ständen mehr Schwarze unter Beobachtung der Justiz als zu Zeiten der Sklaverei. „Leute, die zu unseren Lied marschieren,
sollen wissen: Wir sind bei euch. Marschiert
weiter!“, sagte der Musiker.
Selma erzählt einen Abschnitt aus dem Leben von Martin Luther King und thematisiert
die Selma-nach-Montgomery-Märsche der
Bürgerrechtler aus dem Jahr 1965.
Nominiert für den Titel „Bester Filmsong“ waren auch „Everything is awesome“
aus dem „Lego-Film“ und „Grateful“ aus
„Beyond the Lights“, „I’m Not Gonna Miss
You” aus dem Film „Glen Campbell … I’ll Be
Me” und „Lost Stars” aus „Begin Again.”
VON: SZ
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proKOMPAKT 8| 2015
18
In der ARD-Reportage „Unser Krieg?
Deutsche Kämpfer gegen IS-Terror“
hat Reinhold Beckmann die Situation
der Jesiden eindrücklich dokumentiert.
Die religiöse Minderheit leide unter der
brutalen Herrschaft des Islamischen
Staats (IS). Entstanden ist ein 45-minütiges Stück, das in eine Welt aus Angst
vor Kälte, Hunger und Terror blickt.
Die Beckmann-Sendung ist in der
Mediathek der ARD verfügbar.
R
einhold Beckmann begibt sich in seinem neuen Format „#Beckmann“ auf
die Suche nach der brutalen Bekämpfung der Jesiden. Im Dreiländereck Syrien, Irak
und Türkei kämpfe eine „vergessene Gemeinschaft von Vertriebenen um ihr Überleben“.
Er präsentiert dem Zuschauer zur besten Sendezeit im Ersten viel menschliches Elend und
möchte wissen, wo IS-Opfer eine würdige Zukunft finden können. Für Islamisten gelten Jesiden als Ungläubige, die sie mit aller Gewalt
vernichten möchten. In Deutschland besucht
Beckmann Orte wie Bad Oeynhausen und Oldenburg, in denen viele deutsche Jesiden leben. Immer mehr von ihnen ziehen mit ihren
irakischen Verwandten gegen den IS an die
Front. Beckmann dokumentiert, wie aus deutschen Jurastudenten oder Gärtnern Kämpfer
gegen die IS-Terroristen werden.
Sie wünschen sich einfach, dass es ihrem
Volk wieder besser geht. Viele der 700.000
Menschen, die sich in den Norden des Iraks
gerettet hätten, konnten bis vor wenigen Wochen nur aus der Luft versorgt werden. Nach
wie vor bleibe die Angst, dass sich ein Selbstmordattentäter durch die Grenzkontrollen
schmuggeln könne. Auch 600 der 30.000
BeckmannDokumentation
über Jesiden
Reinhold Beckmann bei seinen Recherchen in Syrien
Foto: NDR/beckgroundtv/T. Alyas
IS-Kämpfer kämen aus Deutschland und wollten einen islamischen Gottesstaat nach den
Maßgaben des 7. Jahrhunderts erreichen, erfährt der Zuschauer am Montagabend.
„Nicht möglich, dass so etwas im
21. Jahrhundert passiert“
Die Dokumentation zeigt das menschliche
Elend in seiner ganzen Bandbreite. Kinder
sind durch den Terror verstummt und traumatisiert, Frauen wurden vergewaltigt und die
Menschen hausen in verlassenen Rohbauten:
„Es ist schlimmer, als man es sich vorgestellt
hatte“, bilanziert Beckmann, der auf seiner
Reise von Songül Tolan, der Sprecherin des
Zentralrats der Jesiden, begleitet wird.
Der Zuschauer sieht Schlachtfelder, auf denen Menschen blutig hingerichtet wurden
und Menschen nach den Leichen ihrer Verwandten graben. Die IS-Kämpfer hätten vor
nichts Halt gemacht, meinen die Jesiden, die
ein solches Massaker im 21. Jahrhundert nicht
für möglich gehalten hätten. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU)
erklärt in der Dokumentation, warum die Bun-
deswehr dort ohne förmliches internationales
Mandat hilft.
Die Kämpfer des IS seien gut organisiert.
Manche behaupteten, diese würden vor den
Kämpfen unter Drogen gesetzt. Einige Hilfsorganisationen kümmerten sich um die psychologische Versorgung der Traumatisierten.
Auch der Priester einer christlichen Hilfsorganisation kommt zu Wort. Aus seiner Sicht und
der Sicht der Jesiden gebe es einen Wunsch:
„Jeder sollte seine Religion frei ausleben dürfen im 21. Jahrhundert.“
VON: JW
proKOMPAKT 8| 2015
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Holocaust leugnen: Verbot aufheben?
In Deutschland ist das Leugnen des Holocaust unter Strafe gestellt. Der jüdische Cartoonist Art Spiegelman plädiert dafür,
den entsprechenden Paragraphen abzuschaffen. Der Journalist Alan Posener unterstützt ihn in einem Beitrag in der Tageszeitung Die Welt.
D
er Zeichner Art Spiegelman wurde
weltberühmt durch seinen Comic-Roman „Maus“, in dem er die Erfahrungen seiner Eltern in Nazi-Deutschland und
den Konzentrationslagern verarbeitete. Für
das Buch erhielt der Amerikaner 1992 den
Pulitzer-Preis. In einem Interview mit der
Wochenzeitung Die Zeit
sagte der Sohn
polnisch-jüdischer Eltern Anfang des Jahres, man sollte das Verbot der HolocaustLeugnung abschaffen. „Das Problem ist,
dass Verbieten nicht unbedingt hilft. Die
Meinungen wandern dann nur ab in den Untergrund und finden andere Ausdrucksformen“, so Spiegelman.
Im Paragraph 130 des deutschen Strafgesetzbuches steht im Absatz 3: „Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird
bestraft, wer eine unter der Herrschaft des
Nationalsozialismus begangene Handlung
(…) in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich oder
in einer Versammlung billigt, leugnet oder
verharmlost.“ Spiegelman plädiert dafür,
den Paragraphen abzuschaffen. „Die Antwort auf etwas Dummes sollte immer etwas
Kluges sein. Obwohl ich eigentlich kein Optimist bin, glaube ich, dass sich das Wahre am
Ende durchsetzt, wenn man alle Ansichten
zulässt.“ Im Falle von Holocaust-Leugnern
würde es zwar „sehr schmerzhaft“ sein, sagte der Künstler in der Zeit, Ausgabe 5/2015.
In seinem Herzen schimpfe er auf die Nazis.
„Aber wenn man Holocaust-Leugnung unter
Strafe stellt, verschwindet diese Haltung ja
nicht. Es gibt immer noch die gleichen verrückten Faschisten, die nur darauf warten,
endlich sagen zu dürfen: Damals wurden nur
acht Leute umgebracht, und die Öfen waren
zum Brotbacken!“
Der Welt-Autor Alan Posener gibt ihm nun
Recht . „Ja, die Leugnung des Holocaust
beleidigt nicht nur die schwindende Schar
der Überlebenden; sie besudelt ihre Erinnerung und ist überdies ein Schlag ins Gesicht
dessen, was ein britischer Richter im Fall David Irvings die ‚Heiligkeit der Fakten‘ nannte.
Und all das sollte durch die Meinungsfreiheit
gedeckt werden. Wozu wäre sie sonst da?“
Zwar würde wohl niemand, der „noch Ehre
im Leib hat“, solchen Leuten die Hand noch
ihren Ansichten eine Plattform geben. Doch
er sollte ihnen auch nicht „den Gefallen tun,
ihre Ansichten verbieten zu lassen – so, als
wären sie so gefährlich, dass man ihnen anders nicht beikäme“, schreibt Posener. Es
sei „absurd, dass man den Holocaust nicht
leugnen darf, wohl aber den Völkermord an
den Sachsen, Preußen, Tasmanen, Hereros,
Armeniern, oder Tutsi“.
Auch Henryk M. Broder gegen
Strafe für Holocaustleugnung
Auch der Buchautor und Publizist Henryk M.
Broder hat bereits dafür plädiert, das Gesetz
gegen die Holocaust-Leugnung abzuschaffen. Als der Sohn einer polnisch-jüdischen
Foto: Chris Anthony Diaz | CC|BY 2.0
Der Autor des weltbekannten Comics
„Maus“ plädiert dafür, das Verbot der
Holocaust-Leugnung abzuschaffen –
und findet Unterstützer
Foto: Pantheon Books
Familie 2009 seine Kandidatur für die Wahl
des Präsidenten des Zentralrates der Juden
in Deutschland bekannt gab, schrieb er im
Tagesspiegel : „Ich werde mich dafür einsetzen, dass Holocaustleugnung als Straftatbestand aufgehoben wird. Das Gesetz
war gut gemeint, hat sich aber als kontraproduktiv erwiesen, indem es Idioten dazu verhilft, sich als Märtyrer im Kampf um die historische Wahrheit zu inszenieren.“ Broder
war der Überzeugung, Deutschland brauche
„nicht noch mehr Holocaustmahnmale und
Gedenkstätten, sondern eine aktive Politik
im Dienste der Menschenrechte“. Die aktuellen Verfolgungen, unter denen derzeit Völker litten, seien bedeutsamer, etwa der Völkermord im Sudan. „Wer vom Kampf der Dissidenten in China und der Verfolgung der
Baha’i im Iran nichts wissen wolle, „sollte
auch am 27. Januar und am 9. November zu
Hause bleiben“.
VON JS
proKOMPAKT 8| 2015
Jetzt in der neuen pro
Titel: Was du ererbt von deinen Vätern, ...
Bekannte Eltern – Last oder Segen?
„Wir treten nicht als Anwalt des Islams auf“
20
pro
Christliches Medienmagazin
1 | 2015
www.pro-medienmagazin.de
Der Ratsvorsitzende der EKD im Interview
Königin der Bretter
Olympiasiegerin Kelly Clark fährt mit Jesus Snowboard
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Profi-Fußballer Reinhold Yabo setzt Prioritäten
„Vergeben kann nur, wer das Leid erlebt hat“
Ministerpräsident Bodo Ramelow im Interview
Wer wirft den ersten Stein?
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Ein Leben für die Müllkinder
Die Ägypterin Maggie Gobran ist für die Ärmsten da
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berühmter Eltern
Nico Hofmann
Filmemacher
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Kelly Clark
Olympia­
siegerin findet
Lebenssinn
Bodo Ramelow
Minister­
präsident will
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21
IMPULS
SCHNEEGLÖCKCHEN
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ird sich der Winter nochmals melden?
Oder war das alles, was die kalte Jahreszeit diesmal zu bieten hatte? In seltener
Pracht sind die Schneeglöckchen vor dem
Haus erblüht. Früher als sonst haben sie sich
von der Sonne wecken lassen. Wissenschaftlich können wir das alles erklären, dennoch
bleibt es für mich ein Wunder. Da ruhen versteckt im Boden die Blumenzwiebeln. Im vergangenen Sommer haben sie Kräfte gesammelt, dann Frost und Feuchtigkeit getrotzt, um
nun Blätter und Blüten zu treiben. Das Leben
triumphiert. Es ist eine Freude für die Augen.
Ein Dichter hat uns in der Bibel seine Gedanken und Gefühle hinterlassen. Er schwärmt
vom Frühling:
„Denn siehe, der Winter ist vergangen, der
Regen ist vorbei und dahin. Die Blumen sind
aufgegangen im Lande, der Lenz ist herbei-
gekommen, und die Turteltaube lässt sich
hören in unserm Lande. Der Feigenbaum hat
Knoten gewonnen, und die Reben duften mit
ihren Blüten.“ (Hoheslied 2,11-13).
Im Orient sind es der Feigenbaum und die
Anemonen, die den Frühling sichtbar machen, auch heute noch. In unseren Breiten
sind es Schneeglöckchen und Krokusse. Wir
Menschen freuen uns auf Sonne und Wärme,
auf Düfte und Farben. Lassen wir uns auch in
diesem Jahr neu überraschen von der Fülle
der Schöpfung und dem Schöpfer. Gott will
das Leben, auch unser Leben. Lassen wir uns
neu auf dieses Wunder ein und begeben uns
auf den Weg des Staunens. Und noch eins:
Auch Frostnächte und spätes Schneetreiben
werden den Frühling nicht aufhalten.
Gesegnete Zeit, Egmond Prill
proKOMPAKT 8| 2015
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