Protest wegen Klassenfahrten Buh-Rufe in Brake für Kultusministerin Das ist kein Heimspiel für Frauke Heiligenstadt.1000 Gymnasiasten stellen sich der Kultusministerin beim Schulbesuch am Mittwoch mit Plakaten in den Weg. Tobias Schwerdtfeger und Lina Brunnée NWZ online 07.05.15 Für ihre Schule legten sich die Braker Gymnasiasten mit einer großen Demonstration ins Zeug. Brake Statt „Hallo, liebe Frau Ministerin“, schreien Frauke Heiligenstadt (SPD) 1000 Gymnasiasten ihren Nachnamen entgegen, gefolgt von „wir haben’s satt“. Reimt sich schön, hört sich für die Ministerinnenohren aber offenbar nicht so schön an. Denn: Zügigen Schrittes marschiert die oberste Bildungshüterin durch die Gasse, die ihr die demonstrierenden Schüler gelassen haben. Hinein ins Gebäude der Integrierten Gesamtschule Brake (IGS). Die liegt direkt gegenüber des Gymnasiums und ist ihr eigentliches Ziel. Dort will sich Heiligenstadt über das Ganztages-Programm informieren. Gemeinsam mit der SPD– Landtagsabgeordneten Karin Logemann besucht Heiligenstadt an diesem Mittwoch mehrere Schulen im gesamten Kreisgebiet. „Wir sind enttäuscht, dass Frau Heiligenstadt nicht das Gymnasium besucht“, sagt Johannis Wilbertz (17), Schulsprecher des Gymnasiums. Doch hinter dem Protest der 1000 Schüler steckt mehr als gekränkte Eitelkeit: „Durch die systematische Aufwertung der Integrierten Gesamtschulen, an denen man das Abitur machen kann, wird unser Abitur abgewertet“, sagt Wilbertz. Es fehle an Lehrerstellen, es gebe außerdem keine Lösung für den Wegfall der Klassenfahrten. Gymnasiallehrer hatten sie boykottiert, weil sie per Gesetz eine Stunde mehr arbeiten müssen. „Unsere Klassenfahrten wollen wir zurück, deshalb protestieren wir“, sagt Schülerin Josefie. Außerdem bräuchte das Braker Gymnasium mehr Politiklehrer, auch das ist auf einigen Protestplakaten zu lesen. Vier Tage lang haben die Schüler Plakate gemalt. „Wir wollen Lehrer ohne Burnout“, „Wir wollen Klassenfahrten“ und „Ein Herz für Lehrer“, sind einige der Botschaften für Heiligenstadt. Immerhin: Die Ministerin nimmt sich Zeit für ein Krisengespräch mit Schulsprecher Wilbertz und dessen Kollegin Lotta Köhlke (16). „Ihre Aussagen waren mir zu schwammig“, sagt Wilbertz hinterher auf NWZ -Nachfrage. Auf das Klassenfahrten-Problem habe die Ministerin „gar nicht geantwortet“, sagt Köhlke enttäuscht. Trotzdem: „Toll, dass sie überhaupt mit uns gesprochen hat.“ Nach kritischem NWZ-Bericht Maulkorb vom Land für Braker Gymnasiasten Die Landesschulbehörde lässt einen unliebsamen NWZ -Bericht von der Homepage des Gymnasiums entfernen. Die Ministerin lässt ausrichten, sie habe den Artikel über die Schülerdemo gegen sie nicht verschwinden lassen. An der Schule glaubt ihr das niemand. Tobias Schwerdtfeger NWZ online 09.05.15 Fühlen sich mundtot gemacht: Die Braker Gymnasiasten glauben, dass die Ministerin hinter dem Eingreifen steckt. Bild: Tobias Schwerdtfeger Brake Schülersprecher Johannis Wilbertz (17) kann die Welt nicht mehr begreifen. Er steht vor der Tür des Braker Gymnasiums und ringt nach Worten. Er denkt lange nach. Dann sagt er: „So muss es wohl in einem totalitären Staat sein. Ich fühle mich wirklich nicht gut.“ Dutzende Schüler stehen an diesem Freitag stumm neben ihm. Sie halten sich die Hände vor den Mund. Alles, was sie heute zu sagen haben, ist auf zwei Zetteln zu lesen, die einige Schülerinnen in die Höhe halten. Meinungsfreiheit, steht auf ihnen geschrieben. Die Atmosphäre wirkt beklemmend. Was ist passiert? Die Regionalabteilung Osnabrück der niedersächsischen Landesschulbehörde hat am Freitag veranlasst, dass der NWZ -Bericht über die Schüler-Demo gegen Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) von der Homepage des Braker Gymnasiums entfernt wird. 1000 Gymnasiasten hatten sich am Dienstag zu einer Demonstration gegen die niedersächsische Schulpolitik vor der Integrierten Gesamtschule (IGS), direkt gegenüber des Gymnasiums, versammelt. Dort hatte sich die Kultusministerin zum Schulbesuch angemeldet. Die NWZ war vor Ort, berichtete darüber. Den Bericht veröffentlichte die Schule anschließend auf ihrer Homepage. Nicht nur der Bericht musste verschwinden. Nach NWZ -Recherchen ist außerdem Schulleiter Klaus Dannemann zu einem Disziplinar-Gespräch vorgeladen worden. Die Aufsichtsbehörde interessiert sich wohl besonders für die Rolle, die er bei der Demonstration gespielt hat. Die Ministerin, heißt es aus dem Kultusministerium auf Anfrage, habe damit nichts zu tun. Sie habe weder das Entfernen des Artikels veranlasst, noch habe sie im Vorfeld etwas davon gewusst. Am Braker Gymnasium glaubt das niemand. Die Schüler fühlen sich mundtot gemacht. „Man bringt uns im Politikunterricht etwas über Demokratie bei. Und dann kommen ausgerechnet Politiker und verbieten uns, zu sagen, was wir denken“, sagt der Zehntklässler Hekmat Al Kassou (17). „Die Demo war allein unsere Idee“, sagt Schülersprecherin Lotta Köhlken (16). „Herrn Dannemann dafür zu bestrafen, ist nicht fair. Das nehmen wir nicht hin.“ Die Schulbehörde teilt auf Anfrage mit, warum der Artikel verschwinden musste: „Die bis zur Anordnung vorgefundene Darstellung auf der offiziellen Homepage des Gymnasiums Brake ist mit der Funktion der Homepage einer staatlichen Schule und dem damit verbundenen Auftrag der Öffentlichkeitsarbeit einer Schule nicht vereinbar.“ Zudem dürfe eine Schule nicht „gegen das Mäßigungsgebot verstoßen“. Mit der Beschränkung von Meinungsfreiheit habe das Entfernen des Artikels nichts zu tun. Kommentar: Zur Freiheit erziehen Die Ministerin sagt sich zum Besuch an. Es warten keine Kinder, die Lieder singen, sondern 1000 Schüler, die Wut im Bauch haben. Die NWZ ist vor Ort, berichtet, die Schule stellt den Artikel ins Internet. Zugegeben, Werbung in eigener Ministerinnen-Sache ist das nicht. Deswegen musste der Bericht wohl verschwinden, auch wenn Heiligenstadt dementiert, das veranlasst zu haben. Glauben mag man ihr nicht. Es ist eines der höchsten Güter der Demokratie, sagen zu dürfen, was man denkt. Das ausgerechnet eine Bildungsbehörde dazu beiträgt, in Kindern daran einen Zweifel zu säen, ist so unerträglich wie verantwortungslos. Maulkorb Für Braker Schüler Riesen-Empörung über „Zensur“ am Gymnasium Jetzt schaut ganz Niedersachsen nach Brake: Das durch die Schulbehörde befohlene Löschen eines NWZ -Artikels von der Schulhomepage entfacht eine Debatte über die Meinungsfreiheit. Und bei der SPD droht nun parteiinterner Ärger. Tobias Schwerdtfeger NWZ online 11.05.15 Sie haben gesagt, was sie denken. Der Schulbehörde hat das offenbar nicht gefallen. Der Bericht über die Schülerdemo musste aus dem Internet verschwinden. Bild: Tobias Schwerdtfeger Brake Da braut sich was zusammen: Die Anordnung der Landesschulbehörde, einen unliebsamen NWZ -Bericht über eine Schüler-Demo gegen Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) sofort von der Schulhomepage zu entfernen (wie Sonnabend berichtet), stößt auf breites Unverständnis. Landesweit gibt es jetzt Solidaritätsbekundungen mit den Braker Gymnasiasten. Viele Leser sind darüber empört, was an der Schule am Freitag passiert ist. Inzwischen berichten Medien in ganz Niedersachsen darüber, dass das Braker Gymnasium den NWZ -Artikel von der Internetseite entfernen musste. Viele sprechen von Zensur. So auch der Berner Björn Thümler, CDU-Fraktionschef im Niedersächsischen Landtag. „Dieser Vorgang ist absolut inakzeptabel. Unsere Schülerinnen und Schüler sollen zu eigenständigen Persönlichkeiten erzogen werden, die ihre Meinung vertreten können. Sie sollen Demokratie lernen und erfahren. Eine solche Reaktion auf ihre berechtigten Proteste sendet da ein fatales Signal“, so Thümler. Dass das Kultusministerium „diese Zensur offenbar duldet, ist bezeichnend. Die Kultusministerin kann mit Kritik nicht umgehen und gibt Niedersachsens Schülern damit ein denkbar schlechtes Vorbild“, so der CDUFraktionschef weiter. Im Gespräch mit der NWZ kündigte Thümler zudem an, dass die CDU nun mit einer Anfrage im Landesparlament um Aufklärung dieser Angelegenheit bitten wird. „Ein derartiger Maulkorberlass mit Billigung des Kultusministeriums führt unsere demokratischen Prinzipien ad absurdum“, so Thümler. Das sei nicht hinnehmbar. Auch bei der SPD gibt es Verwunderung über das Vorgehen der Schulbehörde. „Es ist sehr unglücklich gelaufen. Das ist eine Art und Weise, die wir so nicht befürworten können“, sagte Marcel Schmikale, stellvertretender Fraktions-Chef der SPD im Stadtrat. Es sei das gute Recht der Schüler, ihre Meinung öffentlich zu machen, so Schmikale weiter. Dass die Landesschulbehörde das Entfernen des NWZ -Artikels angeordnet habe, sei genau das, „was wir an der Vorgängerregierung immer kritisiert haben. Wir stehen für Transparenz und Öffentlichkeit.“ In der SPD wird die Angelegenheit noch ein Nachspiel haben. Bei einem Treffen des Unterbezirks-Vorstands der Partei werde das Thema weiter erörtert. „Wir haben Aufklärungsbedarf innerhalb der Partei“, so Schmikale, „wir werden da nachhaken“. Die Landesschulbehörde hatte am Freitag angeordnet, dass ein NWZ -Bericht über eine Demonstration von 1000 Braker Gymnasiasten von der Schulhomepage entfernt wird. Sie hatten anlässlich des Besuchs von Kultusministerin Frauke Heiligenstadt gegen die Schulpolitik der Landesregierung protestiert. Maulkorb zurückgenommen Ministerin knickt vor Braker Gymnasiasten ein Die Schüler haben gekämpft, die NWZ berichtet – und die Landesschulbehörde einen Maulkorb verhängt. Nun beugt sich Kultusministerin Frauke Heiligenstadt dem öffentlichen Druck. Tobias Schwerdtfeger NWZ online 11.05.15 Für ihre Schule legten sich die Braker Gymnasiasten mit einer großen Demonstration ins Zeug. Bild: Tobias Schwerdtfeger Brake Jetzt gibt die Kultusministerin nach: Frauke Heiligenstadt (SPD) hat verfügt, dass ein kritischer Artikel der Nordwest-Zeitung nun doch auf der Homepage des Braker Gymnasiums erscheinen darf. Zuvor hatte es heftige Proteste gegen einen von der Landesschulbehörde verhängten „Maulkorb“ gegeben. „Ich nehme die Meinung der Schülerinnen und Schüler sehr ernst und habe mich nie vor unbequemen Diskussionen gescheut. Kritische als auch positive Berichterstattungen gehören zum Alltag einer Ministerin“, teilt Heiligenstadt mit. Die Schulbehörde habe ihr Vorgehen zwar mit dem Ministerium abgestimmt, sie selber habe darüber aber im Voraus keine Kenntnis gehabt. Schülersprecher Johannis Wilbertz (17) lässt sich davon nicht überzeugen: „Jetzt ist es zu spät. Die Ministerin reagiert zwar, aber die Karre steckt doch schon im Dreck. Sie hat das doch jetzt nicht aus Überzeugung veranlasst, sondern nur wegen des Drucks der Berichterstattung.“ Auch die Opposition im Landtag nimmt den Ball auf. CDU-Fraktionschef Björn Thümler (Berne) sagt: „Sie ist vor dem öffentlichen Druck jetzt eingeknickt. Das hatte sie wohl nicht vor. Das Wiedereinstellen des NWZ-Artikels hätte sie am Freitag auch schon haben können. Die Schüler des Gymnasiums haben den allergrößten Respekt verdient.“ SPIEGEL-online zum Braker Maulkorb 11. Mai 2015 Maulkorb-Posse in Niedersachsen: Behörde zensiert Schul-Homepage Von Bernd Kramer Buhrufe für die Ministerin? Bitte nicht auf der Schulhomepage An einem Gymnasium in Niedersachsen protestieren tausend Schüler gegen die Kultusministerin. Die Schule verlinkte einen Bericht auf ihrer Internetseite - zum Ärger der Behörden, die eine sofortige Löschung anordneten. Die 9c gewinnt ein Handballturnier. Die 5a freut sich über Buchgutscheine. Grundschüler waren zum Schnuppertag da. Das erfährt man, wenn man die Homepage des Gymnasiums in Brake bei Bremen aufruft. So weit, so unaufregend. Bis vergangenen Freitag konnte man auf der Internetseite der Schule außerdem lesen, dass die Schüler wütend sind. Dass sie sich am Mittwochmorgen auf dem Schulhof versammelt hatten, um gegen die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) zu protestieren, die an diesem Tag in der Stadt zu Besuch war. Ein Link führte von der Seite der Schule auf den Artikel in der Lokalpresse, die über die Demonstration berichtete. Das missfiel der Schulaufsicht offenbar so sehr, dass sie zu einem ungewöhnlichen Mittel griff. Am Freitagvormittag rief die Behörde in der Schule an. Seither heißt es auf der Homepage lapidar: "Auf Anordnung des Leiters der Niedersächsischen Landesschulbehörde (Regionalabteilung Osnabrück) wurde der Artikel 'Protest wegen Klassenfahrten - Buhrufe in Brake für Kultusministerin' am 08. Mai um 12:27 Uhr entfernt". Ministerium gibt nach In der Schule herrscht Unverständnis über die Zensur. "Wir verlinken häufiger Presseartikel über unsere Schule auf der Homepage", sagt Christian Müller, Koordinator für die Sekundarstufe 1 des Gymnasiums. Bisher habe es nie Probleme gegeben. Auch Schülersprecher Johannes Wilbertz, 17, ist sauer: Die Löschaktion sei eine "Beschränkung der freien Meinungsäußerung". Zwischenzeitlich verteidigte die Schulaufsicht ihre Anordnung noch: Die Darstellung auf der Website habe den Eindruck vermittelt, "dass es sich bei dem abgebildeten Geschehen um eine offizielle Veranstaltung im Rahmen der Gesamtverantwortung der Schule handeln würde", sagte eine Behördensprecherin der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" am Freitag. Am Montag kam plötzlich die Rolle rückwärts aus dem Ministerium: Sie habe die Anweisung der Behörde an das Gymnasium zurückgenommen, teilte Kultusministerin Heiligenstadt mit. "Ich nehme die Meinung der Schülerinnen und Schüler sehr ernst und habe mich nie vor unbequemen Diskussionen gescheut", sagte Heiligenstadt. Die Behörde habe die Zensur-Aktion zwar mit dem Kultusministerium abgestimmt - die Ministerin selbst will aber nicht einbezogen gewesen sein: "In der Abwägung der Argumente komme ich zu dem Ergebnis, dass eine Löschung nicht erforderlich war und ist." Schulleiter muss zum Disziplinargespräch Die Demonstration der Schüler hat auch ein Nachspiel für den Schulleiter, der sich selbst daher derzeit nicht äußern möchte: Er ist für diesen Mittwoch zum Disziplinargespräch bei der Landesschulbehörde in Osnabrück geladen. Rund tausend Gymnasiasten, fast die komplette Schülerschaft, hatte sich in der vergangenen Woche an der Demonstration auf dem Schulhof beteiligt - obwohl sie eigentlich im Unterricht hätten sein müssen. Hat die Schulleitung sie zum Protest gegen die Ministerin aufgefordert oder ermutigt? "Schulleitung und Lehrer haben nicht zu der Demo aufgerufen", sagt Schülervertreter Johannes Wilbertz. Die Initiative sei von den Schülern ausgegangen. So ähnlich äußert sich auch das Gymnasium: Die Schule wusste zwar von den Plänen der Schüler, sei aber selbst überrascht gewesen vom Ausmaß des Protestes, sagt Lehrer Christian Müller. Man habe die Schüler allerdings darauf hingewiesen, dass sie dem Unterricht nicht einfach fernbleiben dürften - sie gingen trotzdem demonstrieren und riskierten einen Klassenbucheintrag. Niedersachsens Kultusministerin Heiligenstadt hat in jüngster Zeit öfter mit protestierenden Gymnasiasten zu tun. Aus Ärger über eine Stunde Mehrarbeit boykottieren Gymnasiallehrer vielerorts seit über einem Jahr Klassenfahrten - so auch in Brake. Die Landesschülervertretung in Niedersachsen hatte vergeblich versucht, zwischen Lehrervertretern und Ministerium zu vermitteln. Zuletzt hatte Ministerin Heiligenstadt Mitte April eine bessere Kostenerstattung für Klassenfahrten angekündigt, ohne aber an der Mehrarbeitsregelung für Gymnasiallehrer zu rütteln. Mit der Zensur-Aktion hat sich die Schulbehörde derweil Spott eingehandelt - vielleicht ist auch das ein Grund, warum das Ministerium die Löschanordnung widerrief. Wo früher der Artikel über die Protestaktion verlinkt war, hagelt es über das Wochenende böse Kommentare. "Lasst euch von diesem Rückschlag nicht entmutigen", schreibt ein Kommentator dort ins Gästebuch. "Wo soll so ein Maulkorberlass hinführen?", fragt ein anderer. Und ein Lehrer der Schule postet im Kommentarbereich einfach von Neuem den Link zum Demo-Artikel. Quelle: http://www.spiegel.de/schulspiegel/schulbehoerde-zensiert-websitedes-gymnasiums-brake-a-1033188.html (abgerufen am 11. Mai 2015) Die Ministerin und der Braker „Maulkorb“ Heiligenstadt wehrt sich gegen Zensurvorwürfe Der NWZ-Artikel steht wieder auf der Homepage des Braker Gymnasiums. Doch der Trubel ist noch nicht vorbei: Kultusministerin Heiligenstadt verteidigt jetzt ihr Vorgehen. Der Braker Schulleiter habe nichts von der Demo gewusst. NWZ online 13.05.15 Nach dem Braker Maulkorb-Erlass: Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt wehrt sich gegen die Zensurvorwürfe. Bild: dpa Brake/Hannover Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) hat sich gegen Zensurvorwürfe zur Wehr gesetzt und das Vorgehen der Landesschulbehörde gegen ein Gymnasium nach Schülerprotesten verteidigt. Bei ihrem Besuch einer Gesamtschule in Brake hätten 800 bis 1000 Gymnasiasten gegen die Schulpolitik protestiert und das Gelände ihrer Schule über längere Zeit unbeaufsichtigt verlassen, sagte die Ministerin am Dienstag im Landtag in Hannover. „Angeblich hat der Schulleiter von nichts gewusst.“ Auch deshalb gebe es an diesem Mittwoch in der Schulbehörde ein Gespräch mit dem Direktor. Eine von der Schulbehörde zunächst verfügte Löschung eines kritischen Zeitungsberichts über die Proteste von der Homepage des Gymnasiums hatte Heiligenstadt zwar am Montag rückgängig gemacht. Dennoch argumentierte sie am Dienstag, es habe sich nicht um neutrale Informationen sondern um einen einseitigen Bericht gehandelt, weshalb die Behörde zunächst eingeschritten sei. In der Aktuellen Stunde zum Start der zweitägigen Landtagssitzung hatte die CDU der Ministerin Zensur und Denkverbote in der Schulpolitik vorgeworfen. Die SPD widersprach und erklärte, dass sie auf Dialog setze - auch deshalb habe die Ministerin die Schule besucht und sich Protesten gestellt. Seit der Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung für Gymnasiallehrer nach Heiligenstadts Amtsantritt gibt es Proteste von Lehrern und Schülern. An etlichen Schulen organisieren die Lehrer aus Protest keine Klassenfahrten mehr, was wiederum die Schüler aufbringt. Maulkorb-Streit von Brake Jetzt greift die Ministerin den Schulleiter an Ministerin Heiligenstadt zieht Kritiker ins Lächerliche, ihre Parteikollegen sprechen von einseitiger Berichterstattung – und nun gerät auch der Rektor ins Visier: Er soll seine Aufsichtspflicht verletzt haben. Die Entfernung eines kritischen NWZ -Artikels von der Homepage des Braker Gymnasiums sorgt weiterhin für Streit. Gunars Reichenbachs und Tobias Schwerdtfeger NWZ online 13.5.15 Hat Ärger: Klaus Dannemann, Direktor des Braker Gymnasiums. Bild: Glückselig Brake/Hannover Der Streit um das Gymnasium Brake und die von der Schulbehörde verfügte Zensur eines kritischen NWZ -Artikels auf der Homepage zur rot-grünen Schulpolitik geht weiter. In einer hitzigen Debatte des Landtags warf die Opposition Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) vor, dass „unerwünschte Kritik totgeschwiegen“ werden solle. Heiligenstadt sei eine „Verbots- und Maulkorb-Ministerin“, kritisierte CDUFraktionschef Björn Thümler (Berne). Und der FDP-Schulexperte Björn Försterling fragte: „Soll man künftig Schüler wegsperren, wenn die Ministerin in der Nähe ist?“ Heiligenstadt, die die Entfernung eines Artikels von der Homepage des Gymnasiums am Montag rückgängig gemacht hat, attackierte ihrerseits die Opposition: „Ihnen geht es nur um Klamauk.“ Dem Schulleiter warf die Ministerin Vernachlässigung der Aufsichtspflicht vor. Bei ihrem Besuch einer Gesamtschule in Brake hätten 800 bis 1000 Gymnasiasten gegen die Schulpolitik protestiert und das Gelände ihrer Schule über längere Zeit unbeaufsichtigt verlassen. „Angeblich hat der Schulleiter von nichts gewusst“, kritisierte Heiligenstadt den Pädagogen. Der SPD-Schulexperte Stefan Politze beklagte eine „einseitige Presseberichterstattung“ über Brake und nannte die protestierenden Schüler „Schulschwänzer“. Eine Sicht, die keineswegs von allen rot-grünen Abgeordneten geteilt wird. Nach der Rede Heiligenstadts blieben auffällig viele Hände bei SPD und Grünen unten. Manche sprechen von Zensur der Schulbehörde. Ein Kabinettsmitglied nannte gegenüber der NWZ den ganzen Vorgang „eine Dummheit“. Ob die Braker Affäre für Klaus Dannemann, Schulleiter des Gymnasiums, disziplinarische Konsequenzen haben wird, ist indes unklar. Dannemann sollte sich an diesem Mittwoch vor einer fünfköpfigen Dezernentenrunde bei der Landesschulbehörde in Osnabrück zu den Vorgängen rund um die Demonstration erklären. Nach NWZ -Recherchen ist das Dienstgespräch abgesagt. Dannemann wird an diesem Mittwoch stattdessen ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Behördenleiter führen. Zensurvorwurf Schulbehörde sagt Disziplinargespräch ab Viel Unterstützung für Oberstudiendirektor des Braker Gymnasiums – Debatte im Landtag Der Internetauftritt des Braker Gymnasiums ist wieder zensurfrei. Und der Schulleiter muss sich nicht vor der fünfköpfigen Dezernentenrunde verantworten. Tobias Schwerdtfeger und Gunars Reichenbachs NWZ online 13.05.15 Kultusministerin Frauke Heiligenstadt Bild: Alexander Körner Brake/Hannover Wenn Klaus Dannemann an diesem Mittwoch zum Gespräch bei der Landesschulbehörde in Osnabrück erscheint, wird er seinen Anwalt wohl nicht brauchen. Der Schulleiter des Braker Gymnasiums war von der Landesschulbehörde eigentlich zu einem Disziplinargespräch für den heutigen Mittwoch einbestellt worden. Das ist jedoch abgesagt. Nach NWZ -Recherchen wird Dannemann in Osnabrück jedoch zu einem klärenden Vier-Augen-Gespräch mit Behördenleiter Horst-Dieter Husemann zusammenkommen. Bestätigen wollten das auf Nachfrage jedoch weder Dannemann, noch die Landesschulbehörde. Den ursprünglichen Termin in Osnabrück habe er abgesagt, teilte Dannemann lediglich mit. Eine Behördensprecherin sagte, dass man keinerlei Informationen über Personalangelegenheiten an die Öffentlichkeit geben werde. Fünf Spitzenbeamte der Behörde wollten Dannemanns Verhalten vor und während der Schülerdemo gegen Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) auf mögliche Dienstvergehen untersuchen. Der Oberstudiendirektor sollte unter anderem erklären, wie es sein könne, dass 1000 Schüler ohne Aufsicht und ohne sein Wissen auf dem Schulgelände gegen die Landesschulpolitik demonstrieren. Unterstützung für die Auseinandersetzung mit der Schulbehörde hatte Dannemann die Niedersächsische Direktorenvereinigung (NDV), ein Zusammenschluss von Schulleitern, zugesagt. „Dass von Seiten des Kultusministeriums in der Öffentlichkeit konkrete Vorwürfe gegen den Schulleiter erhoben werden, komme einer Vorverurteilung gleich“, sagte NDV-Vorsitzender Wolfgang Schimpf, Leiter des MaxPlanck-Gymnasiums in Göttingen. Schimpf kündigte an, Dannemann auch juristisch mit allen Mitteln zu unterstützen. Breite Unterstützung erhält der Schulleiter auch im Niedersächsischen Landtag. CDU und FDP kritisieren die Vorgänge von Brake scharf. CDU-Fraktionschef Björn Thümler (Berne) warnt vor einem „Tribunal“ gegen den Gymnasialdirektor. Selbst der Grünen-Schulexperte Heiner Scholing fordert: „Der Konflikt braucht eine Entschärfung.“ Schüler müssten sich in der freien Meinungsäußerung üben. „Es geht auch um Demokratie-Erziehung“, nimmt Scholing die demonstrierenden Schüler von Brake in Schutz. Auch der SPD-Schulexperte Stefan Politze verspricht: „Wir suchen den Dialog.“ Politze wirft der Opposition aber vor, den Konflikt „zu instrumentalisieren“. Zur Wahrheit gehöre, dass der Schülersprecher von Brake „Sprecher der Jungen Union in der Wesermarsch“ sei, so Politze, der offenbar nicht weiß, dass der Jugendliche Sprecher der Schüler-Union ist. Darauf weist wiederum ein CDU-Sprecher hin. Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) lädt ebenfalls einen Großteil der Schuld bei der Opposition ab, erinnert an Fehler von Schwarz/Gelb – wie die Abschaffung der Zentrale für politische Bildung. „Wenn Sie in den Spiegel sehen, müsste Ihnen die Schamesröte ins Gesicht steigen“, sagt sie. Meinung Nichts gelernt Streit um Braker Gymnasium NWZ online von Gunars Reichenbachs 1303.15 Gunars Reichenbachs, Büro Hannover Der Streit um Internet-Zensur für das Braker Gymnasium durch die Schulbehörde wird immer bizarrer. Formal hat Kultusministerin Frauke Heiligenstadt die übereifrigen Beamten zurückgepfiffen und verfügt, dass ein kritischer Artikel zur rotgrünen Schulpolitik wieder auf der Homepage der Schule erscheinen darf. Aber im Landtag demonstriert die Ministerin, dass sie aus der Maulkorb-Affäre nichts, aber auch gar nichts gelernt hat. Statt einen Fehler ihrer Behörde einzugestehen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, greift die Kultusministerin öffentlich Schulleitung und Schüler an. Tenor: Schüler-Proteste und das Verhalten der Lehrer am Gymnasium seien im Grunde doch nicht richtig. Gleichzeitig wirft die Ministerin der Opposition Klamauk vor. Motto: Attacke ist die beste Verteidigung. Dass Ministerpräsident Stephan Weil währenddessen auf der Regierungsbank buchstäblich immer tiefer hinter Akten verschwindet, die Kultusministerin am Pult keines Blickes würdigt und niemand aus dem Kabinett der Bedrängten demonstrativ zur Seite springt, spricht Bände. Viele Koalitionäre finden die Taktik der Ministerin nur peinlich. „Dummheit“, lautet eine Bewertung aus dem Kabinett zum ganzen Vorgang. Demokratie lebt vom aufrechten Gang. Schülerinnen und Schüler, die sich vor einer Ministerin ducken sollen, können es nicht lernen.
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