aktuell Nr. 10 vom 16.03.2015 ( PDF , 7,3 MB)

D 8512
51. Jahrgang
nr. 10
Montag, 16. März 2015
Seite an Seite
N
Deutschland und Polen tauschen Truppen aus – Ministerin bei Generalstagung in Warschau.
­
Die Bundeswehr im Internet
Grafik: Hebbel/RedBw
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W
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Der Austausch eines Kampftruppenbataillons stellt für die Ministerin einen
besonderen Vertrauensbeweis dar: „70 Jahre
nach Ende des 2. Weltkrieges führt unser
gemeinsamer Weg dahin, dass links und
rechts der Oder ein deutsches Bataillon unter
polnischem und ein polnisches Bataillon
unter deutschem Kommando für unsere
gemeinsame Sicherheit einstehen werden.“
Zu der angespannten internationalen Lage
sagte von der Leyen, die Nato müsse an die
neuen Herausforderungen angepasst und
„flexibler und schneller werden“.
Nach Angaben der Ministerin werden
Deutschland, Polen und Frankreich im
„Weimarer Dreieck“ auch daran arbeiten,
die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik der europäischen Staaten auszubauen. Die Verteidigungsminister der drei
Länder treffen sich Ende März in Berlin, um
sich im Vorfeld des Europäischen Rats abzustimmen. Der Rat soll im Juni eine Bewertung der Fortschritte in der Gemeinsamen
Sicherheits- und Verteidigungspolitik vornehmen.
(eb)
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aktuell Intern
16. März 2015
Foto: HavelPort/DEBE
Bild der Woche
Ein Koloss geht auf Reisen: Sechs Tonnen wiegt die CASA-Lizenzbauversion der Heinkel He 111. Vor 75 Jahren bombardierte die deutsche Luftwaffe mit Flugzeugen
­dieses Typs Rotterdam. Jetzt leiht das Militärhistorische Museum Berlin-Gatow den Nachbau für eine Ausstellung an die niederländische Stadt aus.
Impressum
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Leitender Redakteur (App. 24 20):
Major Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh)
ZItAt
Editorial
„Heute ist mein Bruder nach Hause zurück­
gekehrt.“
Ich habe die Seiten gewechselt.
Als erste Chefin einer Kampfkompanie stand ich 2009 lange
im Mittelpunkt des medialen
Interesses. Aus dieser Zeit kann
ich den Standpunkt der Medienvertreter gut verstehen. Seit 2001
bin ich nun bei der Bundeswehr
und noch immer gerne Soldat.
Nach meiner einjährigen Elternzeitpause bekam ich die Möglichkeit, in die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu wechseln.
Inzwischen bin ich Redakteur
im Ressort Streitkräfte. Das birgt
eine große Chance für mich. Zum
Einen macht die Entdeckung
diees neuen abwechslungsreichen
Aufgabenfeldes viel Freude, zum
Anderen bin ich als unbeschriebenes Blatt in eine Redaktion
gekommen, die sich im Wandel
befindet.
Der Schritt zur crossmedialen
Präsentation der Themen liegt
mir. Ein Thema nicht nur für
Printprodukte aufzubereiten
sondern auch für Video, Online
und Social Media, erfordert zwar
einige Koordination, aber der
Nutzer bekommt mehr Möglichkeiten, Informationen zu erhalten.
Ein Beispiel aus dieser Woche
ist unsere Reise in den Libanon
zum UNIFIL-Einsatz. Neben
dem Bericht in dieser Ausgabe
(S. 5) gibt es Bilder auf Instagram
Die 93-jährige Dorothy Webster, nachdem sie vergangene Woche
den Ehering ihres Bruders John zurückerhielt. Er war 1944 an Bord
einer Maschine der britischen Luftwaffe über Albanien abgestürzt.
Vertreter und Politik (App. 24 21)
N.N.
Redaktionelle Mitarbeit
Streitkräfte/Einsatz (App. 24 22):
Fregattenkapitän Peter Vossieg (pev), Major Peter
Mielewczyk, Jörg Fleischer (jf), Major Anika
Wenzel (akw), Hauptmann Patricia Franke (pfr)
Sport/Vermischtes/Militärgeschichte (App: 28 52):
Björn Lenz, Regierungsoberinspekteur Stefan
Rentzsch (sr), Gabriele Vietze, Christiane Tiemann (tie),
Jennifer Fiebig-Schulze (jfs), Ulrike Jenssen (uje)
Mediendesign:
Eva Pfaender (epf, App: 24 23)
aktuell als E-Paper und im pdf-Format:
Auf www.bundeswehr.de abrufbar
Satz:
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und Dienstleistungen der Bundeswehr,
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Intranet: http://zentraldruckerei.iud
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ISSN: 1618-9086
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KALenderBLAtt
Vor 25 Jahren: Am 18. März 1990 können die Bürger der DDR
zum ersten Mal frei wählen. Während einer Wahlkampfveranstaltung in Erfurt verspricht der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl
„blühende Landschaften“.
Vor 50 Jahren: Am 18. März 1965 verlässt der Kosmonaut Alexej
Leonow als erster Mensch eine Raumkapsel im All. Bei der Rückkehr ins Raumschiff gibt es Probleme. Der Raumanzug hat sich ausgedehnt und passt nicht mehr auf Anhieb durch die Luftschleuse.
Vor 70 Jahren: Am 19. März 1945 befiehlt Reichskanzler Adolf
Hitler die Zerstörung der Industrieanlagen in Deutschland. Er will
verhindern, dass sie dem heranrückenden Feind in die Hände fallen.
Der „Nerobefehl“ wird zum Teil bewusst unterlaufen. Rüstungsminister Albert Speer verhindert, dass er vollständig ausgeführt wird.
Vor 90 Jahren: Am 20. März 1925 übernimmt in China General
Chiang Kai-shek die Führung der revolutionären Nationalpartei. Sein
Ziel ist die Einigung des Landes unter Ausschluss der Kommunisten.
Als die Kommunisten an die Macht kommen, flieht Chiang Kai-shek
und gründet den nationalchinesischen Staat Taiwan.
Vor 125 Jahren: Am 20. März 1890 geht die Ära des „Eisernen
Kanzlers“ Otto von Bismarck zu Ende: Kaiser Wilhelm II. nimmt
Bismarcks Rücktrittsgesuch an. Die persönlichen und sachlichen Differenzen zwischen Kaiser und Kanzler waren unüberbrückbar. (eb)
und ein Video auf YouTube. In
diesem Einsatz dienen Soldaten
mit ebenso großem Engagement
wie in Afghanistan, Nordirak
oder Mali. Vom Hindukusch
berichten wir diesmal aus einem
anderem Blickwinkel. Wir führten ein Interview mit einem ehemaligen Rechtsberater, der dort
einige Monate im Einsatz war
und sprachen mit ihm über seinen
weiten Aufgabenbereich (S. 5).
Nicht weniger umfangreich
gestaltet sich die Ausbildung der
Peschmerga an der Infanterieschule in Hammelburg (S. 6/7).
Dort begleiten wir die Einweisung der Multiplikatoren an den
Waffen, die Deutschland in den
Nordirak geschickt hat, um den
Kampf gegen die Miliz Islamischer Staat zu unterstützen.
Anika Wenzel
Redakteur Streitkräfte
Ministerium / Hintergrund Die Truppe im Blick
Foto: Dorow/Bundeswehr
Zu Gast im GÜZ: Staatssekretärin Katrin Suder (re.) mit Generalleutnant Jörg Vollmer (Mitte).
tivität und Qualität der Ausbil­
dung und damit des Einsat­
zes steigert. „Was die weiteren
Schritte angeht, müssen wir
jetzt noch einmal besonderes
Augenmerk auf die Priorisie­
rung und Synchronisierung unse­
rer Anstrengungen mit Blick auf
das ‚Gesamtsystem Infanterie‘
legen“, sagte Suder. Oberster
Leitgedanke sei das effektive
und effiziente Zusammenwirken
von Gerät und persönlicher Aus­
stattung als auch von Mensch und
Technik an sich. „Für die Über­
gangszeit werden wir zudem
pragmatische Lösungen erar­
beiten, die dem Nutzer helfen
sollen, seinen Auftrag bestmög­
lich zu erfüllen“, erklärte Suder.
Auch der Parlamentarische
Staatssekretär Markus Grübel
besuchte vergangene Woche
das GÜZ. Das Zentrum ist zen­
trale Ausbildungseinrichtung zur
streitkräftegemeinsamen Ausbil­
dung in der Bundeswehr: Jährlich
durchlaufen rund 20 000 Soldaten
die Ausbildung. Mit einer Größe
von rund 23 000 Fußballfeldern
bietet das Gefechtsübungs­
zentrum dafür ideale Vorausset­
zungen.
(hi)
High-Tech für die Flieger
Militärattachés besuchen Heeresfliegerwaffenschule – „Gutes Beispiel für Pooling and Sharing“.
Bückeburg. Im Juli wird die
Heeresfliegerwaffenschule in
Bückeburg zum „Internationalen
Hubschrauberausbildungszen­
trum“. 45 in Deutschland akkre­
ditierte Militärattachés haben
jetzt die Schule besucht, um
einen Eindruck von den techni­
schen Möglichkeiten vor Ort zu
bekommen.
Auf 50 Jahre Erfahrung aufbau­
end bietet die Heeresfliegerwaf­
fenschule ein einzigartiges Leis­
tungsspektrum. „Sie ist zu einem
High­Tech­Zentrum weiterentwi­
ckelt worden“, sagt der Schulkom­
mandeur und General der Heeres­
Foto: Lindhorst
von Burghard Lindhorst
Ausbildung bis zum „Combat Ready Level“: Einweisung am „Tiger“.
fliegertruppe, Oberst Uwe Klein.
Zur Infrastruktur zählen 14 „Full­
Flight Mission“­Simulatoren. Das
Ausbildungskonzept umfasst kon­
ventionelle Unterrichtseinheiten,
computergestützte Ausbildung,
die Simulation und die fliegerische
Ausbildung bis hin zum „Combat
Ready Level“. Auf den Flug­
plätzen Achum und Celle sowie
im Ausbildungszentrum „Tiger“
im französischen Le Luc stehen
3
Ministerin berät
sich mit Generalen
Staatsekretärin Katrin Suder besucht das Gefechtsübungszentrum.
Letzlingen. ­Staatssekretärin
Katrin Suder zu Gast beim Deut­
schen Heer: Gemeinsam mit dem
Kommandeur Einsatz und Stell­
vertretenden Inspekteur des
Heeres, Generalleutnant Jörg
Vollmer, hat Suder das Gefechts­
übungszentrum (GÜZ) in Letz­
lingen besucht.
Die Staatssekretärin nutzte den
Besuch, um aktuelle Aspekte, die
mit der Einführung des Systems
„Infanterist der Zukunft – Erwei­
tertes System“ (IdZ­ES) verbun­
den sind, am praktischen Beispiel
zu erörtern. „Ich bin überwältigt
von der komplexen und vielsei­
tigen Ausstattung der IdZ­ES­
Ausrüstung. Der Umgang damit
zeugt von hoher Professionalität“,
sagte Suder.
Die Einführung der Systeme
Gepanzertes Transport­Kraftfahr­
zeug (GTK) „Boxer“ und IdZ­ES
schaffen Sicherheit und Ver­
trauen. Die einzelnen Komponen­
ten aus Bekleidungs­, Schutz­ und
Tragesystem sowie Bewaffnung
und Kommunikationsausstattung
­
sind ein Fortschritt, der die Effek­
aktuell 14 Hubschrauber vom Typ EC
135, 17 NH­90, 84 BO 105 und
11 „Tiger“ zur Verfügung.
„Wir sind zuversichtlich, unser
weltweit anerkanntes Knowhow
in der Ausbildung von militä­
rischen Hubschrauberführern
weiteren internationalen Kunden
anbieten zu können“, sagt Oberst
Klein. Unter anderem die Nieder­
lande haben Interesse bekundet.
2014 wurden an der Schule
13 000 Flugstunden absolviert,
hinzu kamen 8350 im Simulator.
Fazit des schwedischen Verteidi­
gungsattachés Oberst Ulf Gunne­
hed: „Ein hochmodernes Ausbil­
dungszentrum. Ein gutes Beispiel
für Pooling and Sharing.“
Berlin. Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen hat sich bei
der „Sicherheitspolitischen Infor­
mationstagung“ mit den deut­
schen Generalen und Admiralen
bei der NATO, der EU und in
anderen internationalen Positio­
nen über die Modernisierung und
Weiterentwicklung der Bundes­
wehr ausgetauscht.
Die Informationstagung wird
von der Abteilung Politik sowie
der Abteilung Strategie und Ein­
satz des Verteidigungsministe­
riums organisiert. Vorgesehen
waren außerdem Vorträge der
Abteilungsleiter Geza von Geyr
und Generalleutnant Markus
Kneip zum Weißbuchprozess und
zur allgemeinen sicherheitspoli­
tischen Entwicklung.
(stö)
Schelzig besucht
Karrierecenter
Foto: Bundeswehr
16. März 2015 Hannover. Der Stellvertreter
des Generalinspekteurs der Bun­
deswehr, Generalleutnant Peter
Schelzig (Foto, li.), hat sich im
Karrierecenter Hannover über die
aktuelle Lage bei der Personal­
gewinnung informiert. Um sich
einen besseren Eindruck von der
Qualität der Beratung machen zu
können, nahm Schelzig an einem
Beratungsgespräch im Karriere­
beratungsbüro Hannover teil. Der
Bewerber plante einen Wieder­
einstieg bei der Bundeswehr. An
die Berater werden nicht nur hin­
sichtlich des Fachwissens beson­
dere Anforderungen gestellt. Sie
müssen im Umgang mit Bewer­
bern vor allem Empathie bewei­
sen, um sich auf die jeweilige
persönliche Situation einzustel­
len und passende Vorschläge zu
unterbreiten. Schelzig: „Das war
sehr interessant. Der Berater hat
das wirklich gut gemacht.“ (nbw)
Rüstungsboard: Ministerin billigt Projektstatusberichte – mehr als 100 schwerwiegende Risiken
Koblenz. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
hat sich beim Rüstungsboard einen Überblick über den
Status der 15 wichtigsten Rüstungsprojekte verschafft.
Bei dem Treffen in Koblenz informierten die Pro­
jektverantwortlichen die Ministerin über Fortschritte,
Risiken und Probleme der Rüstungsvorhaben. Die 15
Großprojekte umfassen mit einem Gesamtvolumen von
58 Milliarden Euro etwa 70 Prozent aller laufenden
Rüstungsprojekte. Deren durchschnittliche Laufzeit
beträgt 13 Jahre. Im Durchschnitt dauert die Fertigstel­
lung der Projekte vier Jahre länger als geplant. Gegen­
über den teilweise Jahrzehnte alten ursprünglichen
Kalkulationen wurden die durchschnittlichen Budgets
der 15 Projekte um 29 Prozent überschritten – das ent­
spricht einer Gesamtsumme von 12,9 Milliarden Euro.
Hauptgrund für die Preissteigerungen sind die zahl­
reichen Verzögerungen und entsprechenden Preis­
standsanpassungen der Projekte.
Die Bewertung der Großprojekte nach dem neu ein­
geführten Risikomanagement umfasst mehr als 500 Ein­
zelrisiken, von denen mehr als 100 als schwerwiegend
eingestuft werden. Zu allen Risiken sind inzwischen
Gegenmaßnahmen eingeleitet worden. Die Projektstände
bilden die Grundlage für einen umfassenden Bericht zu
den Rüstungsangelegenheiten der Bundeswehr, der diese
Woche an den Bundestag übermittelt wird.
Das Rüstungsboard wurde unter Verteidigungs­
minister Thomas de Maiziere initiiert, jetzt tagte das
Board erstmals seit der von Ministerin von der Leyen
ausgerufenen Agenda Rüstung. Als von der Leyen im
Februar 2014 erstmals an einem Rüstungsboard teil­
nahm, hatte sie die Projektberichte nicht gebilligt und
eine Bestandsaufnahme im Bereich Rüstungswesen
angeordnet.
Ziel ist, ein Umdenken über alle Ebenen zu erreichen.
Probleme bei Projekten sollen aktiv angegangen werden.
Das Personal wird aufgestockt.
(stö)
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4
aktuell Politik / Hintergrund
16. März 2015
Schritt für Schritt
„Eiszeit“
mit Russland
Berlin. Generalleutnant a.D.
Jürgen Bornemann, bis 2013
Director of International Military
Staff der NATO, prognostiziert
eine „neue Eiszeit“ in den Beziehungen zu Russland. „Russland
hat sich von einer gemeinsamen
europäischen Friedensordnung
verabschiedet. Die Partnerschaft
zwischen der NATO und Russland hat im Jahr 2014 ihr Ende
gefunden“, sagte Bornemann
kürzlich beim Clausewitz-Strategiegespräch in Berlin. Unterdessen hat die Regierung in Moskau ihren vollständigen Ausstieg
aus dem KSE-Vertrag bekanntgegeben, der seit 1990 die Begrenzung der konventionellen Streitkräfte in Europa regelt.
(ph)
Europa-Armee: Die Idee ist 65 Jahre alt – Streitkräfte verzahnen sich immer mehr.
„Pleven-Plan“ schlägt gemein1950
same europäische Armee vor
von Vivien-Marie Bettex und
Eberhard Birk
Vertrag zur Europäischen Verteidigungs1952
gemeinschaft (EVG) wird unterzeichnet
Die französischen Nationalversamm1954
lung vertagt den EVG-Vertrag auf
unbestimmte Zeit
1960
IS: Arabische Liga
will Eingreiftruppe
Gemeinsame Armee
war 1950 Thema
Foto: Imago
1970
kairo. Der Generalsekretär der
Arabischen Liga, Nabil al-Arabi
(Foto), hat eine gemeinsame Eingreiftruppe der arabischen Staaten gegen die Ausbreitung der
Terrormiliz „Islamischer Staat“
gefordert. „Es gibt den dringenden Bedarf zur Schaffung einer
gemeinsamen arabischen Mehrzweck-Streitmacht, die schnell
für den Kampf gegen Terrorismus und die Aktivitäten von
Terrorgruppen eingesetzt werden kann“, sagte al-Arabi vergangene Woche bei einem Treffen der
Außenminister der Mitgliedsstaaten der Liga in Kairo.
(eb)
1980
Aufstellung Deutsch-Französische Brigade 1989
1990
EU-Vertrag von Maastricht beschließt Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) 1992
Nordkorea feuert
Raketen ab
Aufstellung Eurokorps 1993
Foto: Imago
2000
EU-Vertrag von Nizza 2001
EU-Rat beschließt Aufstellung
der EU-Battlegroups 2004
EU-Vertrag von Lissabon beschließt
Gemeinsame Sicherheits- und
Verteidigungspolitik (GSVP) 2007
Der Auswärtige Ausschuss des EU-Parlamentes
spricht sich für das Konzept „Synchronized 2009
Armed Forces Europe“ aus
2010
Unterstellung eines niederländischen
Bataillons zur Division Schnelle Kräfte
der Bundeswehr 2014
Das Bestreben, über eine gemeinsame europäische Armee auch zu
einer politischen Union Europas
zu kommen, war der ursprüngliche
europäische Gedanke. Vor dem
Hintergrund des Kalten Krieges
schlug der französische Ministerpräsidenten René Pleven im Oktober 1950 eine Initiative zur Bildung
der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) vor. Geplant war
auch eine Europäische Politische
Gemeinschaft (EPG). Im Mai 1952
wurde der EVG-Vertrag von Frankreich, den Benelux-Staaten, Italien
und der Bundesrepublik Deutschland in Paris unterzeichnet. Später sollten beide Verträge – der
EVG-Vertrag und der EPG-Vertrag – gemeinsam ratifiziert werden.
Doch der Plan scheiterte. Vertreter der französischen Nationalversammlung stritten über den Inhalt
des EVG-Vertrags und beschlossen
1954 die Vertagung auf unbestimmte Zeit. Damit war die Idee
einer Verteidigungsgemeinschaft
zu hinfällig. Die Chance auf eine
politische und militärische Union
war für Jahrzehnte vertan.
EU-Vertrag: Auftrag
Friedenssicherung
Aufstellung Multinationales Korps
Nordost Stettin/Polen 1999
Seoul. Aus Protest gegen
gemeinsame Militärübungen
der südkoreanischen Armee und
der US-Streitkräfte hat Nordkorea sieben Raketen abgefeuert. Wie das südkoreanische Verteidigungsministerium mitteilte,
wurden die Boden-Luft-Raketen
am Abend des vergangenen Donnerstags an der Ostküste Nordkoreas abgeschossen. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un
(Foto, Mitte) soll den Test Nach
Angaben des Ministeriums persönlich verfolgt haben.
(eb)
Berlin. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will
eine Europa-Armee und findet dafür
über Staats- und Parteigrenzen hinweg breite Zustimmung. Neu ist der
Gedanke einer europäischen Streitmacht nicht. Seit sechs Jahrzehnten
wird schon darüber diskutiert. Konkrete Ergebnisse sind bisher ausgeblieben.
Trotzdem schafft die europäische
Politik Tatsachen – indem sie Europas Streitkräfte auf der praktischen
Ebene Schritt für Schritt immer
näher zusammenrücken lässt.
Zur Ersatzlösung für die
ursprünglich geplante EVG wurde
1954 die Westeuropäische Union
(WEU), der sich Frankreich, Großbritannien, Belgien, die Niederlande, Luxemburg, die Bundesrepublik Deutschland und Italien
anschlossen. Das Bündnis blieb
allerdings ohne jegliche militärische Relevanz – nur die NATO
konnte durch glaubhafte Abschreckung die Sicherheit Westeuropas
gewährleisten.
Nach dem Mauerfall sollte die
WEU im Rahmen der durch den
Maastrichter Vertrag angestrebten
Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) als Vehikel
einer eigenständigen EU-Vertei-
digungspolitik dienen. Konzeptionell
führte dieser Ansatz 2001 mit dem Vertrag von Nizza zur Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP)
und 2007 mit dem Vertrag von Lissabon
zur Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP).
Heute steht in Artikel 42, Absatz 1 des
EU-Vertrags:
„Die Gemeinsame Sicherheits- und
Verteidigungspolitik ist integraler
Bestandteil der Gemeinsamen Außenund Sicherheitspolitik. Sie sichert der
Union eine auf zivile und militärische
Mittel gestützte Operationsfähigkeit.
Auf diese kann die Union bei Missionen außerhalb der Union zur Friedenssicherung, Konfliktverhütung und
Stärkung der internationalen Sicherheit (...) zurückgreifen.“
In Absatz 2 heißt es weiter:
„Die Gemeinsame Sicherheitsund Verteidigungspolitik umfasst
die schrittweise Festlegung einer
gemeinsamen Verteidigungspolitik
der Union.“
Beispiel Korps Nordost –
Streitkräfte kooperieren
Tatsächlich ist die Verzahnung der
europäischen Streitkräfte in den vergangenen Jahren auf der praktischen
Ebene immer enger geworden. Beispiele sind das Multinationale Korps
Nordost in Stettin, die Aufstellung der
deutsch-französischen Brigade, das
Eurokorps oder jüngst die Unterstellung einer niederländischen Brigade zur
Division Schnelle Kräfte der Bundeswehr. Erst vergangene Woche kündigte
Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen an, ein deutsches Bataillon solle
schon in naher Zukunft unter polnischem Kommando stehen – und umgekehrt. Dem Deutschlandfunk sagte die
Ministerin: „Dieses Verflechten von
Armeen mit dem Blick, eines Tages
eben eine europäische Armee zu haben,
ist meines Erachtens die Zukunft.“
Die Herausforderungen liegen dabei
auf der militärpolitischen Ebene: Eine
immer tiefer gehende Integration ist
für die EU-Staaten unabdingbar mit
einem nationalen Souveränitäts- und
Fähigkeitsverzicht verbunden. Wollen
die Mitgliedstaaten von den Vorteilen
einer gemeinsamen Armee profitieren, müssen sie sich zu diesem Einschnitt bereiterklären. Für Deutschland müsste zudem die sensible Frage
der parlamentarischen Mitbestimmung
vor möglichen Kampfeinsätzen der
gemeinsamen Armee geklärt werden.
Dass die europäischen Staaten
in absehbarer Zeit den konkreten
Beschluss fassen, ihre nationalen Streitkräfte vollständig in einer europäische
Armee aufgehen zu lassen, ist heute
noch unwahrscheinlich. Dass aber in
der Praxis die gemeinsame Armee
faktisch immer häufiger schon fast
praktiziert wird, ist Tatsache.
16. März 2015 Einsatz / Bundeswehr Als Rechtsberater im Einsatz
aktuell 5
Neues Kontingent in
neuem Look
Bewertungen und Empfehlungen in juristischen Fragen – letztlich entscheidet der Kommandeur.
Mazar-e sharif. Regierungs­
direktor Jörg R. war von Februar
bis Juni 2012 Rechtsberater in
Kunduz. Zudem hat der ausgebil­
dete Reserveoffizier bereits zwei
Einsätze als Leiter der Einsatz­
wehrverwaltung hinter sich.
Wie sehr unterscheiden sich
die Tätigkeiten von denen in
Deutschland?
Der Rechtsberater im Ein­
satz ist ja nur Rechtsberater.
In Deutschland haben sie die
Nebenfunktion als Wehrdiszi­
plinaranwalt. Das stellt eigent­
lich die Hauptarbeit dar. Man
bekommt meist Fälle von
Soldaten, die straffällig gewor­
den sind. Das erfolgt meistens
über eine Mitteilung in Straf­
sachen und dann wird diszip­
linarisch gegen die Soldaten
vorgegangen. In zweiter Linie
macht man Rechtsberatung.
Das heißt, die Kompaniechefs
in erster Linie rufen meistens
in Beschwerdesachen an oder
im einfachen Disziplinarverfah­
Foto: Neumann/RedBw
Welche Aufgaben hat ein
Rechtsberater im Einsatz?
Der Schwerpunkt ist die Bera­
tung des Kommandeurs sowie
aller militärischen Vorgesetzten
in Rechtsangelegenheiten. Da
geht es um operative Fragen
oder Beschwerden sowie auch
um ­Disziplinarangelegenheiten.
Als Rechtsberater nimmt man
an vielen Besprechungen des
Stabes teil. Man muss auch
häufig Befehle prüfen. Da ist
man als Rechtsberater immer
bei der bei der Mitzeichnung
dabei.
Mussten Sie über einen scharfen Einsatz der Panzerhaubitze
entscheiden?
Nein, damals wurde nur zu
Übungszwecken geschossen.
Aber den scharfen Schuss hat
man immer im Hinterkopf. Es
ist nachts um drei Uhr, dein
Tetrapol geht los, du wirst
angefunkt, du musst in die
Operationszentrale. Du kommst
rein, 20 Leute schauen dich an,
es wird ein Szenario geschildert,
und 40 Augen schauen auf dich
als Rechtsberater. Du spulst die
Verfahrensregeln im Kopf ab
und musst jetzt eine Wertung
dazu abgeben, ob das möglich
ist oder nicht.
Im Gespräch: Jörg R. über seine Tätigkeit als Rechtsberater.
ren und man berät sich dann in
dieser Angelegenheit.
Im Einsatz arbeitet der Rechtsberater ja eng mit dem Kommandeur zusammen – wie ist
das Verhältnis?
Er ist direkt dem Komman­
deur unterstellt und hat dadurch
auch ein sehr enges Verhältnis
zu ihm. Ich denke, die meisten
Rechtsberater haben auch ein
sehr gutes Standing beim Kom­
mandeur. Die letzte Entschei­
dung liegt immer beim Kom­
mandeur. Aber ich behaupte,
dass eigentlich in fast allen
Fällen der Kommandeur letzten
Endes auch die Entscheidung
derart trifft, wie der Rechts­
berater das zuvor rechtlich
bewertet hat.
Wie gehen Sie mit der großen
Verantwortung um, die ein
Rechtsberater im Einsatz hat?
Bei mir war es so, dass ich
mit einem etwas diffusen Gefühl
in den Einsatz gegangen bin
– gerade wenn man seinen ers­
ten Einsatz als Rechtsberater
macht. Mein Einsatz in Kunduz
war noch in der Zeit, in der die
Panzerhaubitze eingesetzt wurde.
Der Rechtsberater war in diesem
Verfahren eingebunden. Letzten
Endes entscheidet natürlich der
Kommandeur, ob die Panzerhau­
bitze schießt. Der Rechtsberater
muss aber seine juristische Wer­
tung abgeben. In diesem Fall hat
man eine riesengroße Verantwor­
tung. Man muss subsummieren:
Passt es jetzt oder passt es jetzt
nicht? Dann gibt man die Emp­
Gibt es noch weitere Aufgabenfelder für den Rechtsberater, die
es nur im Einsatz gibt?
Ja, zum Beispiel die private
Rechtsberatung, die im Einsatz
angeboten wird. Wenn etwa die
Frau zuhause sagt, ich lasse mich
scheiden. Dann steht der Sol­
dat beim Rechtsberater vor der
Tür. So wird man dann mit allen
Rechtsgebieten konfrontiert. Man
hört sich die Sache dann an, ver­
sucht mit den gegebenen Mög­
lichkeiten zu recherchieren und
gibt eine Art Erstberatung.
Die Fragen stellte Björn Lenz.
Das komplette Inter­
view unter www.bun-
Foto: Bundeswehr
fehlung ab. Anschließend ent­
scheidet der Kommandeur.
Kahramanmaras. Seit Mitte
Februar leistet das 7. Deutsche
Einsatzkontingent bei Active
Fence Turkey (AF TUR) seinen
Dienst. Den klimatischen Bedin­
gungen angepasst, tragen die Sol­
daten nun die Uniform „Tarn­
druck dreifarbig“, auch bekannt
als „Wüstentarn“. Vor den neu
eingetroffenen Soldaten liegt ein
viermonatiger Einsatz im tür­
kischen Kahramanmaras. Geführt
wird das Einsatzkontingent aus
rund 250 Soldaten von Oberst
Wolfgang Rasquin. „Machen
Sie diesen Einsatz zu ihrem ganz
persönlichen und eigenen Ein­
satz“, forderte er.
(eb)
Zwei TRANSALL
beschädigt
accra. Anfang März haben
sich zwei Luftfahrzeuge vom
Typ C­160 TRANSALL auf
dem Flughafen von Accra,
Ghana, berührt. Der Vorfall
ereignete sich nachdem eine
TRANSALL auf dem Weg
zur Parkposition rollte. Dabei
berührte die Maschine mit dem
rechten Flügel das Seitenleitwerk
einer parkenden Maschine. Der
General Flugsicherheit hat mit
der Untersuchung des Zwischen­
falls begonnen.
(eb)
deswehr.de
Weiterer Meilenstein erreicht
Freilichtkino in
Mali
Übergabe: Der Vertreter der libanesischen Marine, Admiral Nazih
Jbeily (3 v.r.), übernimmt den mobilen Werkstattwagen.
liche Sicherung ihrer Seegrenzen
vorzubereiten.
Das Projekt endet im April. Der
Van war die letzte Materialliefe­
rung“, erklärt der Projektverant­
wortliche des „Electronic Work­
shop“, Korvettenkapitän Sven
Schneider.
Ziel ist es, die libanesische
Küste zu sichern, Waffen­
schmuggel zu verhindern und die
libanesischen Soldaten auszubil­
den. Aktuell sind etwa 150 deut­
sche Soldaten vor Ort im Einsatz.
Die Mandatsobergrenze liegt bei
300 Soldaten.
(kwe)
Der Beitrag UNIFIL
Ergänzung. Außerdem wurden
libanesische Marinesoldaten im
technischen Umgang mit dem
neuen Gerät geschult.
„Schulung und Materialliefe­
rung sind weitere Meilensteine
auf dem Weg, die libanesische
Marine auf die eigenverantwort­
Korvette Erfurt unter
www.youtube.com/
bundeswehr.
Foto: Bundeswehr
Beirut. Anfang März hat der
stellvertretende Deutsche Bot­
schafter im Libanon, Carsten
Meyer­Wiefhausen, einen Mini­
Van an den Vertreter der libane­
sischen Marine, Admiral Nazih
Jbeily, übergeben. Der Kleinbus
ist zu einer mobilen Werkstatt
ausgebaut, mit der die libane­
sische Marine in Zukunft die
neun Radarstationen zur Küs­
tenüberwachung selbstständig
warten und Instand halten kann.
Im November hatte das von
Auswärtigem Amt und Vertei­
digungsministerium aufgesetzte
Projekt „Electronic Workshop“
begonnen. In diesem Rahmen gab
es vier projektbezogene Mate­
riallieferungen: zwei stationäre
Werkstätten, eine Ausbildungs­
werkstatt und den Van als mobile
Foto: Neumann/RedBw
Deutscher Beitrag für den Libanon zur eigenverantwortliche Sicherung der Seegrenzen.
Koulikoro. Deutsche und
französische Soldaten der
Mission EUTM Mali haben
Anfang März auf einem Fußball­
platz nahe dem Trainingscamp
ein provisorisches Kino aufge­
baut. Am frühen Abend bau­
ten sie Leinwand, Projektor und
Lautsprecher auf. Nach Ein­
bruch der Dunkelheit folgten
rund 300 Menschen gebannt
dem Märchenfilm. Nach zwei
Stunden war die Vorführung
beendet und das Kino wurde
wieder abgebaut. Mit wenig
Aufwand konnte der Bevölke­
rung eine kleine Abwechslung
geboten werden.
(eb)
aktuell BUNDESWEHR
„Große Steine von
kleinen gehalten“
Am Ausbildungszentrum Infanterie in Hammelburg
werden kurdische Peshmerga aus dem Nordirak unter
anderem am Panzerabwehrsystem MILAN ausgebildet.
von Dieter von Anhalt
Hammelburg. Der 32-jährige
Hauptmann Mohammed Y. aus
der Nähe von Erbil in Kurdistan
im Norden Iraks liegt mit einem
Kameraden in einer Stellung auf
dem Truppenübungsplatz Hammelburg. In etwa 1200 Meter Entfernung zwei gegnerische Panzer.
Neben ihm in der Stellung der
30-jährige Oberleutnant Nazir O.
Er bereitet das tragbare Panzerabwehrlenkflugkörpersystem
MILAN vor. Die beiden Ziele
sind erkannt und aufgefasst.
Jetzt muss alles schnell gehen.
„3, 2, 1, Feuer“, ruft Ausbilder Oberfeldwebel Michael M.
und Hauptmann Y. drückt ab.
Ein lauter Knall und ein drahtgelenkter Flugkörper steuert in
einem zischenden Feuerball auf
den linken Panzer zu – und trifft
das Ziel nach einigen Sekunden.
Aus einer anderen Stellung heraus wird gleichzeitig der rechte
Panzer erfolgreich bekämpft.
Die kurdischen Peshmerga in
den Stellungen sind Angehörige der Sicherheitskräfte der
Regierung der Region Kurdistan-Irak. Zwei Wochen lang
werden sie zusammen mit insgesamt 30 anderen Peshmerga
am Ausbildungszentrum Infanterie in Hammelburg ausgebildet. „Das Ziel der heutigen
Ausbildung war der sichere
Umgang mit der Panzerabwehrwaffe MILAN. Zum Abschluss
der Ausbildung konnten Sie ihr
Können im scharfen Schuss unter
Beweis stellen. 35 Ziele wurden
erfolgreich bekämpft. Das ist
eine große Leistung. Sie haben
alles, was Sie gelernt haben, gut
umgesetzt. Respekt und Anerkennung.“, lobt beim anschließenden Antreten der Ausbilder
die Peshmerga.
Direkt von der
Front
Die Männer, die hier stehen,
kommen direkt von der Front
und haben alle Kampferfahrung.
Einige von ihnen kämpfen, wie
viele ihrer Freunde und Verwand-
aktuell ten, seit Monaten gegen die Terrororganisation IS. Direkt nach
der Ausbildung in Hammelburg
fliegen sie wieder zurück in den
Nordirak, wo sie dann selbst in
die Rolle des Ausbilders schlüpfen und wiederum ihre Kameraden an der MILAN ausbilden
werden.
Einsatz im Irak
Derzeit sind 27 Bundeswehrsoldaten im Nordirak
im Einsatz. Mit einer breiten
Mehrheit genehmigte der Bundestag den Einsatz von insgesamt 100 Bundeswehrsoldaten,
die in Erbil, dem Sitz der Regierung der Autonomen Region
Kurdistan, stationiert werden
sollen. Das Mandat ist zeitlich
zunächst bis zum 31. Januar
2016 begrenzt. Das setzt die
bereits im vergangenen Jahr
begonnene Einweisung an
geliefertem Gerät fort. (eb)
Intensive
Ausbildung
„Die Hauptprobleme der Peshmerga bestehen momentan im
Fähigkeitsaufbau in den Bereichen Kampf gegen IS in bebautem Gelände, Kampfmittelabwehr, einschließlich Abwehr
behelfsmäßiger Sprengvorrichtungen, Sanitätsdienstliche Erstversorgung und Transport sowie
Maßnahmen zur Materialerhaltung und Instandsetzung an den
bereits gelieferten Handwaffen
und Fahrzeugen. Daher konzentriert sich die zweiwöchige
Ausbildung intensiv auf diese
Schwerpunkte“, unterstreicht
Generalleutnant Jörg Vollmer,
Kommandeur Einsatz und Stellvertretender Inspekteur des Heeres, der sich vor Ort in Hammelburg ein Bild von der Ausbildung
der Peschmerga macht und damit
an seine Reise in den Irak vom
vergangenen Jahr anknüpft. ,,Die
durch das Ausbildungszentrum
Infanterie hier abgebildeten Ausbildungsthemen sind genau die
Bereiche, in denen die Peshmerga den größten Nachholbedarf haben und somit ganz besonders das erfolgreiche Bestehen
im Gefecht fördern. Dies wurde
mir während meiner letzten IrakReise immer wieder bestätigt.“
Zum ersten Mal haben die
Peshmerga mit der Panzerabwehrwaffe MILAN die Mittel,
moderne, gepanzerte Fahrzeuge
auf einer Distanz bis zu zwei
Kilometer unter nahezu allen
Sichtbedingungen erfolgreich
bekämpfen zu können. Damit
erhalten sie eine wichtige Fähigkeit im Kampf gegen den IS, der
im vergangenen Sommer große
Landstriche im Norden Iraks und
im angrenzenden Syrien über-
Ziel auffassen: Einweisung am Panzerabwehrsystem MILAN.
rannt hatte. Siegt der IS im Nordirak, sind auch andere Länder in
Gefahr. Die irakische Armee und
kurdische Peshmerga-Verbände
bekämpfen die Dschihadisten am
Boden. Eine internationale Allianz aus dutzenden westlichen
und arabischen Ländern fliegt
Angriffe aus der Luft. Gemeinsam mit Verbündeten beteiligt
sich die Bundeswehr an der militärischen Ausbildung der Peshmerga.
„Deutschland ist wie
eine zweite Heimat“
Das Ausbildungsprogramm
ist umfangreich. Parallel zur
MILAN-Ausbildung findet die
Sanitätsausbildung für fünf Peshmerga statt. „Hier lernen sie unter
anderem eine Erweiterung einer
sanitätsdienstlichen Grundbefähigung – vergleichbar mit dem
Niveau ‚Ersthelfer A‘, erweitert
um die Teile ‚Combat Life Saver‘
und wie eine Rettungskette funktioniert“, erklärt Hauptfeldwebel
Enrico M. „Wir sind sehr dankbar,
dass uns Deutschland im Kampf
gegen IS unterstützt und uns professionell ausbildet. Deutschland ist für uns wie eine zweite
Heimat“, betont der 25-jährige Oberstabsgefreite Javid Z.,
während er einem Kameraden
zur Übung das Abbindesystem
(Combat Application Tourniquet (CAT)) anlegt, um eine
simulierte schwere Blutung zu
stillen. Diese Ausbildung kann
das Leben seiner Kameraden retten, wenn er in ein paar Tagen
wieder als Ausbilder im Nordirak im Einsatz ist.
„Wir wollen Stabilität und Frieden.“
Besuch in Hammelburg: Generalleutnant Jörg Vollmer im Gespräch
mit den kurdischen Peshmerga-Kräften.
7
Ein weiterer Schwerpunkt
der Ausbildung ist die Kampfmittelabwehr (C-IED). Die
Peschmerga werden hier unter
anderem ausgebildet, ausgewählte für den Nordirak relevante Kampfmittel (IED) zu
erkennen und durch die äußeren Konstruktionsmerkmale die
jeweilige Kategorie bestimmen
zu können. „Ausgewählte, ein-
gedrungene und verlegte Kampfmittel sollen anhand der sichtbaren Erkennungsmerkmale der
jeweiligen Munitionsart und
-sorte erkannt und zugeordnet
werden.“, übersetzt der kurdische
Sprachmittler den anwesenden
Peshmerga im Dienstgrad Leutnant bis Hauptmann. „Momentan herrscht eine große Angst vor
IS, der das Leben von Millionen
Menschen bedroht. Was wir hier
lernen, hilft uns im Kampf gegen
IS. Wir wollen wieder Stabilität und Frieden in unserer Heimat“, so Mohammed Y. mit fester Stimme. Seine Kameraden
nicken zustimmend.
Wie ein trockener
Schwamm
Auf dem Ausbildungsprogramm steht auch das Erlernen
von Maßnahmen zur Materialerhaltung und Instandsetzung.
Die Ausbildung ist umfangreich:
Nach der theoretischen Einweisung in das Maschinengewehr
MG3 am Vormittag stehen nachmittags praktische Übungen auf
dem Plan. Die Peshmerga lernen
sehr schnell. Die deutschen Ausbilder haben sichtlich Spaß an der
Ausbildung. Wie ein trockener
Schwamm saugen die Kurden
die Informationen auf und schon
nach kurzer Zeit sind sie in der
Lage, das MG bis zum kleinsten
Bauteil und der kleinsten Feder
zu zerlegen, zu reinigen und wieder zusammenzusetzen.
Die Ausbildung
hilft
Einige Soldaten, wie Gefreiter Azad F., haben bereits Erfahrung mit dem deutschen Sturmgewehr G-36. „Mit dieser Waffe
wurde ich in Erbil ausgebildet.
Eine einzigartige Waffe. Sie ist
absolut präzise. Die wesentlichen Bauteile sind aus glasfaserverstärktem Kunststoff und
somit einfach zu reinigen“, sagt
er und führt fort: „‚Große Steine
werden von kleinen Steinen
gehalten‘, lautet ein kurdisches
Sprichwort. Die Ausbildungsunterstützung durch die Bundes-
Spurensuche: Der Ausbilder zeigt Auffälliges im Gelände.
wehr vor Ort in Erbil als auch
hier in Hammelburg sind solche
Steine. Die Ausbildung hier hilft
uns, unsere Heimat und unsere
Familien zu verteidigen. Das ist
unsere Motivation.“
Materialerhaltung
durchführen
Auch sollen die Peshmerga fit
gemacht werden für das Feststellen einfacher Schäden und
Instandsetzen der gelieferten
Fahrzeuge „Dingo 1“, LKW-2Tonner und „Wolf“. „Sie sollen nach der Ausbildung in der
Lage sein, Wartungs- und Fristenarbeiten und vorbeugende
Maßnahmen der Materialerhaltung kennen und durchführen zu
können.“, erläutert der deutsche
Ausbilder in einer Instandsetzungshalle den kurdischen Soldaten.
Der Sprachmittler hilft: Einweisung in die Übungslage.
Der Einsatz hat sich
gelohnt
Zwei Wochen intensive Ausbildung gehen zu Ende. Der Einsatz hat sich gelohnt. 30 gut ausgebildete und hochmotivierte
Peshmerga werden in wenigen
Tagen in ihre Heimat zurückkehren. Die Ausbildungen vor
Ort in Erbil und hier in Deutschland ergänzen sich. Die nächsten
Lehrgänge sind bereits ausgeplant.
Foto (7): Bundeswehr
6
System MILAN: Die Lenkflugkörper werden vorbereitet.
Wichtiger Beitrag
Generalleutnant Jörg
Vollmer (Foto l.), Kommandeur Einsatz und
Stellvertretender Inspekteur des Heeres, über
seine Eindrücke von der
Einweisung der Peshmerga am Ausbildungszentrum Infanterie in
Hammelburg.
Welche Peshmerga werden ausgebildet?
Im Rahmen der Ausbildungsunterstützung durch
das Deutsche Heer werden pro Lehrgang jeweils
bis zu 30 militärische Führer, Multiplikatoren und
Spezialisten der Sicherheitskräfte der Regierung
und Region Kurdistan-Irak und der irakischen
Streitkräfte in Deutschland ausgebildet. Damit
leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Hilfe bei
der Bekämpfung des IS.
Was folgt danach?
Im Schneeballsystem entwickelt sich die Ausbildung weiter. Wir können aber nicht alle Peshmerga zur Ausbildung nach Deutschland holen.
Deswegen sind die, die wir ausbilden, so wichtig
als Ausbilder für die Männer vor Ort. Wir werden sie weiterhin unterstützen und in Erbil ausbilden. Wieviel wir insgesamt erreicht haben und
wie sich die Multiplikatorenausbildung dann vor
Ort ausgewirkt hat, werden wir aber erst am Ende
dieses Jahres bewerten können.
(anh)
8
aktuell bundeswehr
16. März 2015
Tel Aviv. Anlässlich von „50 Jah­
ren Deutsch­Israelischer diploma­
tischer Beziehungen“ sind Ver­
treter des Heeres nach Tel Aviv
gereist. Diese nahmen unter der
Führung von Generalmajor Rein­
hardt Zudrop, Abteilungsleiter I
im Kommando Heer, an den 18.
Deutsch­Israelischen General­
stabsbesprechungen des Heeres
teil. Im Anschluss an die drei­
tägige Veranstaltung sagte der
Generalmajor, dass die Gesprä­
che in freundlicher und offener
Atmosphäre stattgefunden hät­
ten. „Die hervorragende bilaterale
Heereszusammenarbeit mit Israel
als wichtigem Partner hat sich
seit vielen Jahren bewährt und
wird auch in der Zukunft höchste
Priorität für das Heer haben“, so
Zudrop weiter.
(ikb)
Foto: Bundeswehr
Deutsch-Israelischer
Dialog des Heeres
„Wir sind einsatzbereit“
Inspekteur des Heeres Bruno Kasdorf besucht das Panzergrenadierbataillon 371 in Marienberg.
berlin. Der Instagram Kanal der
Bundeswehr besteht seit Oktober
vergangenen Jahres und versorgt
seine Fans täglich mit Fotos aus
der Truppe. In der vergangenen
Woche hat er die Marke von
10 000 Followern überschritten.
Wer den Kanal unterstützen
möchte, kann ein Foto mit Bildunterschrift und Angabe des Fotografen senden an: socialmedia@
bundeswehr.org
Hoch motiviert: Der LUNA-Zug des Aufklärungsbataillons 13.
Marienberg. Der Inspekteur
des Heeres, Generalleutnant
Bruno Kasdorf, hat sich in der
vergangenen Woche über den
Stand der Einsatzbereitschaft des
Panzergrenadierbataillons 371 in
Marienberg informiert. Der Ver­
band stellt seit dem 1. Januar den
größten Teil der NATO Response
Force (NRF) und ist dabei feder­
führend in der Testphase für die
neue Eingreiftruppe der NATO
„Very High Readiness Joint Task
Force“ (VJTF).
Die ersten Teile des Verbandes
sind sieben Tage nach Alarmie­
rung verlegefähig, die Haupt­
kräfte innerhalb von zwei
Wochen. Die Vorwarnzeit für den
möglichen Einsatz als VJTF ist
deutlich geringer. Verfahren zur
Vorbereitung und Durchführung
eines Einsatzes dieses hoch mobi­
len Verbandes werden momentan
geplant und im Anschluss getestet.
„Wir wollen zusehen, dass
unsere Truppe ab Anfang April
innerhalb von fünf bis sieben
Tagen marschieren kann“, sagte
Kasdorf und fügte hinzu: „Die
Anforderungen, die wir an das
Marienberger Bataillon stellen,
sind höher als alles, was wir in den
vergangenen Jahren leisten muss­
ten.“ Er habe in seinen Gesprä­
chen immer wieder erfahren, wie
wichtig es gerade für die osteuro­
päischen Verbündeten sei, dass
sie sich auf ihre Alliierten verlas­
sen können.
Oberstleutnant Stephan Beh­
renz, Kommandeur des Panzer­
grenadierbataillons 371, erklärte,
dass der Ausstattungsgrad im
Moment noch nicht bei 100 Pro­
zent liegen würde. Ende des
Monats sei der Verband jedoch
soweit, dass die Alarmierungs­
zeit von fünf Tagen gehalten
werden könne, so Behrenz. Fast
täglich werde dem Verband die
noch fehlende Ausstattung zuge­
führt. So sind beispielsweise von
den 296 benötigten Nachtsicht­
geräten vom Typ LUCIE bereits
284 im Bataillon. Andere Ein­
heiten, wie das Aufklärungsba­
taillons 13 sind bereits komplett
mit Material ausgestattet und
einsatzbereit.
(dr)
Neues Fahrzeug kennenlernen
In Burg machen sich Experten mit dem neuen geschützten Lkw „Trakker“ vertraut.
B
Foto: Jungenblut/Bundeswehr
Mehr als 10 000 Fans
auf Instagram
Foto: Kazda/Bundeswehr
Gebirgsjäger verabschieden Soldaten
bad reichenhall. Mit einem
Appell hat die Gebirgsjäger­
brigade 23 in Bad Reichenhall
kürzlich ihre Soldaten in die Ein­
satzgebiete Kosovo, Irak, Afgha­
nistan, Mali und Somalia verab­
schiedet. Rund 850 Soldaten der
fünf Standorte Bad Reichenhall,
Bischofswiesen, Mittenwald, Füs­
sen und Ingolstadt gehen 2015
in den Einsatz. Der Komman­
deur der Gebirgsjägerbrigade,
Oberst Alexander Sollfrank, hob
die Professionalität und gute Aus­
bildung der Truppe hervor und
dankte den Angehörigen der Sol­
daten. Unter den geladenen Gäs­
ten waren auch der bayerische
Staatsminister für Bundesange­
legenheiten Marcel Huber, sowie
der Bundestagsabgeordnete und
ehemalige Bundesverkehrsmi­
nister Peter Ramsauer.
(sz)
Rinderroulade mit Rotkohl und Semmel­
knödel – ist das etwas Außergewöhn­
liches? Hier in Deutschland sicherlich
nicht, aber in Fort Lee in Virginia/USA
­garantiert. Die Kochnationalmannschaft
der Bundeswehr hat bei den 40th Annual
Military Culinary Art Competition mit diesem Gericht aus deutschen Landen aufgewartet und beim US-Publikum Beifall
für diesen ungewöhnlichen Gaumenknaller geerntet. Vier Köche, angeführt von
Teamkapitän Stabsunteroffizier Thomas
Kucharski und betreut von Teamchef Kapitänleutnant Fred Kaspar Nett, hatten sich
in der vergangenen Woche einem Wettkampf gestellt, der in den US-Streitkräften
einen hohen Stellenwert besitzt. Gold und
Silber gab es als Belohnung für die Köche
vom Verpflegungsamt der Bundes­wehr in
Oldenburg. (dibu)
Kein Hindernis: Das neue gepanzerte Transportfahrzeug der
­Bundeswehr „IVECO Trakker“ überquert eine Bahnschiene.
Verantwortlich für die Ausbil­
dung der Soldaten ist der G­Zug
mit Zugführer Leutnant Ronny
Dreßler. Vor dem Lehrgangsbe­
ginn Anfang März machten sich
die Experten aus Burg mit dem
neuen Lkw vertraut.
Fahrlehrer ­Hauptfeldwebel
Swen Höse verlangt seinem Lkw
während der Fahrt auf dem Trup­
penübungsplatz alles ab. Dabei
nutzt er Sandpisten, Waldwege
und durchquert Wasserlöcher.
Durch die geeignete Fahrweise
ist das für Mensch und Material
kein Problem. Schon jetzt freut
sich das Team auf seine neue und
anspruchsvolle Aufgabe. „Als
Fahrlehrer in der Streitkräfteba­
sis haben wir eine große Verant­
wortung für unsere Fahrschüler“,
betont Höse. Schließlich geht es
für die Lehrgangsteilnehmer nicht
nur darum, das Fahrzeug von A
nach B zu bewegen. Die Soldaten
müssen auch die Technik beherr­
schen und lernen, wie sich das
Fahrzeug in Grenzsituationen
verhält. Deshalb gehört auch
ein Fahrsicherheitstraining zum
Standardprogramm der Ausbil­
dung.
Was auf den ersten Blick wie
ein großes Abenteuer aussieht,
ist auf den zweiten Blick harte
Arbeit. Jeden Tag im Gelände
unterwegs zu sein, fordert
Mensch und Material so einiges
ab. Während eines Fahrschullehr­
gangs muss nicht nur die Tech­
nik einwandfrei funktionieren.
Auch die Fahrlehrer brauchen
viel Geduld und Ausdauer. (fh)
16. März 2015 innere Führung / Militärgeschichte aktuell 9
Die Wehrpflicht im Deutschen Reich
Vor 80 Jahren: Am 16. März 1935 wurde die allgemeine Wehrpflicht wieder eingeführt.
Foto: dpa/pa
G
Dienstpflicht: Nach der Abschaffung der Allgemeinen Wehrpflicht wurden ab März 1935 junge
Männer wieder an die Waffen geholt.
16. März 1935, folgte die Verkündigung des Gesetzes für den
Aufbau der Wehrmacht.
Dessen erster Paragraph
lautete: „Der Dienst in der Wehrmacht erfolgt auf der Grundlage
der allgemeinen Wehrpflicht.“
Außerdem verkündete die
Reichsregierung die Lossagung
von den Rüstungsbestimmungen
des Versailler Vertrages. Das
Wehrgesetz vom 21. Mai 1935
legte die Wehrpflicht auf ein Jahr
für Männer vom 18. bis zum 45.
Lebensjahr fest – ab 1936 galten zwei Jahre. Am 25. September 1944 waren mit der Einführung des Volkssturmes alle
Männer zwischen 16 und 60 Jahren dienstpflichtig.
Stärkung der
Wehrmacht
Die „Verkündigung der Wehrhoheit“ stieß in der deutschen
Bevölkerung auf breite Zustimmung, beim Völkerbund und den
Siegermächten des 1. Weltkrieges
aber auf Protest. Das französischitalienisch-britische Stresa-Abkommen vom April1935 gegen
die einseitige Aufkündigung der
Bestimmungen des Versailler Vertrages blieb eine kraftlose Demonstration. Die britische Gesprächsbereitschaft führte zudem am
18. Juni 1935 zum deutsch-britischen Flottenabkommen, das die
schon heimlich begonnene Aufrüstung der Kriegsmarine erlaubte.
Nicht nur die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht
förderte die personelle Aufrüstung des Deutschen Reiches. Ihr
dienten auch die Militarisierungsrituale, wie beispielsweise in der
Hitler-Jugend, im sechsmonatigen Reichsarbeitsdienst für junge
Männer und Frauen, ja selbst im
Bund Deutscher Mädchen.
Kurz: Mittels der allgemeinen Wehrpflicht wurde sowohl
das Volk militarisiert als auch
die Wehrmacht nationalsozialistisch indoktriniert. Hier sahen
sich die älteren Berufssoldaten mit ihren überlieferten militärischen Normen und Werten
zunehmend durch das nationalsozialistisch geprägte Denken und
Zwölf Artikel für die Freiheit
G
Ende März an einem Dutzend
Druckorten im Reich in insgesamt 28 Auflagen als Flugschrift
aufgelegt, wurden die Artikel mit
geschätzten 25 000 Exemplaren
zur Fackel des Aufstandes, die
das ganze Land in Brand setzte.
Und das nicht nur, weil mit den
Forderungen nach freier Pfarrerwahl, Freizügigkeit, Abschaffung
der Leibeigenschaft und Verweigerung des Zehnt die spätmittelalterliche Gesellschaftsordnung
frontal und fundamental angegriffen wurde.
Die Artikel waren vielmehr
auch mit allerhöchster Legitimation versehen, dem „Göttlichen
Recht“, das durch Luthers Bibelübersetzung auch dem „gemeinen
Mann“ verfügbar geworden war.
Foto:dpa/pa
Das Manifest des Bauernkrieges von 1525 gilt als frühes Medienereignis.
Memminger Bundesordnung:
Von Bauern erkämpft.
Nun war man von den „Begehrnissen“ abzugehen nur bereit,
wenn die Obrigkeit nachweisen
könne, dass diese „dem Wort
Gotes nit gemeß“ wären. Das
war, als „Flankenschutz“ ihrer
politischen Forderungen, sowie
der für die Zeit immensen Verbreitung die eigentliche Spreng-
kraft dieses „Manifestes der
Revolution von 1525“.
Das änderte aber nichts an
den Niederlagen der Bauernheere auf den Schlachtfeldern
von Böblingen, Frankenhausen,
Zabern und Königshofen im Mai
1525. Die „Zwölf Artikel“ hingegen bleiben ein historisches
Dokument für eine der ersten großen Erhebungen in Mitteleuropa
mit der Formulierung von Menschen- und Freiheitsrechten. Erst
geraume Zeit später sollten diese
wieder auf der Tagesordnung der
Geschichte erscheinen.
Handeln des Nachwuchses – insbesondere durch Wehrpflichtige
und Offizieranwärter – herausgefordert. Im Zweiten Weltkrieg
waren von den insgesamt zirka
18 Millionen deutschen Soldaten
etwa zehn Millionen Wehrpflichtige; bis zu 39 Prozent eines Jahrgangs fanden den Tod.
Nach den Erfahrungen zweier
Weltkriege gab es zwar zuerst
keine deutschen Streitkräfte,
aber bereits das Grundgesetz
der Bundesrepublik Deutschland von 1949 gewährte in
Artikel 4, Absatz 3 Gewissensfreiheit für einen etwaigen
Kriegsdienst. 1957 wurde das
Wehrpflichtgesetz verabschiedet und 1968 bekam die Allgemeine Wehrpflicht mit 12 a
einen eigenen Artikel im
Grundgesetz. Sie dauerte mindestens sechs und höchstens
18 Monate. Etwa 8,4 Millionen Männer leisteten zwischen
1957 und 2010 Wehrdienst. Der
in Artikel 4, Absatz 3 festgelegte Zivildienst dauerte bis zu
sechs Monate länger.
In der Deutschen Demokratischen Republik wurde 1962
die 18-monatige Allgemeine
Wehrpflicht eingeführt. Verweigerer aus religiösen Gründen mussten als Bausoldat
ohne Waffen in der Nationalen
Volksarmee dienen und hatten
Probleme bei der Berufs- und
Studienwahl. Seit Juli 2011 ist
die Allgemeine Wehrpflicht im
wiedervereinigten Deutschland
ausgesetzt.
Autor: Fregattenkapitän a.D.
Dr. Dieter Hartwig ist Historiker.
Bw Classix
Filmbeiträge aus sechs Jahrzehnten Bundeswehr – das
sind die Bw Classix. Mal
informativ, mal humorvoll
berichten sie über die politischen und gesellschaftlichen
Verhältnisse vergangener Zeiten. In diesem Fundstück aus
dem Januar 1974 sehen wir
den Spähpanzer „Luchs“ in
Aktion. Durch Schlamm und
über staubige Pisten geht es
mit Höchstgeschwindigkeit
– vorwärts wie rückwärts.
Der agile Spähpanzer ist ein
wahres Wunder der Technik.
seiner Zeit.
Der Beitrag „Acht
mal Acht – der neue
Spähpanzer“ unter
Autor: Kapitän zur See a.D.
Dr. Frank Ganseuer ist Historiker.
www.youtube.com/
bundeswehr.
10 aktuell sport
16. März 2015
Am Ziel der Träume
Zurück zu alter
Stärke
Foto: imago
Schlag um Schlag
zum Erfolg
tischtennis. Obergefreiter
Petrissa Solja (Foto links) hat
bei den Deutschen TischtennisMeisterschaften in Chemnitz
zwei Titel gewonnen. Nachdem
die Linkshänderin zum ersten
Mal in ihrer Karriere den Sieg
im Einzelwettbewerb errang, war
sie zusammen mit ihrer Finalgegnerin Unteroffizier (FA)
Sabine Winter (Foto rechts)
auch im Teamwettkampf siegreich. Solja avancierte damit zur
erfolgreichsten Sportlerin der
Deutschen Meisterschaften. (sr)
echt gute Latten unter den Füßen
und habe von Beginn an gewusst,
dass es etwas werden kann.“
Nach einer wahrlich weltmeisterlichen Leistung ohne Fehlschuss setzte sich
der Thüringer klar
ago
Bob. Zum Abschluss der BobWM in Winterberg haben Spitzensportler der Bundeswehr weitere Medaillen gesammelt. In der
Königsklasse, dem Viererbob,
feierten die deutschen Kufenflitzer sogar einen Doppelerfolg.
Unter ihrem Piloten Maximilian
Arndt gewannen die Anschieber Oberfeldwebel Alexander
Rödiger und Obergefreiter Kevin
Korona die Goldmedaille in vier
knappen Durchgängen. Sie landeten vor ihrem Landsmann Nico
Walther, zu dessen Team auch
Hauptgefreiter Christian Poser
gehört. Der lettische Topfavorit
Oskars Melbardis musste in den
Läufen drei und vier seine Führung abgeben und sich mit dem
dritten Platz begnügen.
(sr)
Kontiolahti. Als Oberfeldwebel
Erik Lesser im Scheinwerferlicht
seine WM-Medaille überreicht
bekam, wurde der neue Teamgeist bei den deutschen Biathleten für jeden sichtbar.
Nur wenige Meter vor
der Bühne jubelte die
gesamte Mannschaft
nebst Betreuern und
Trainern lautstark mit.
Und dazu hatten sie
allen Grund,
schließlich
: im
Foto
Foto: imago
Erik Lesser holt sensationell die Goldmedaille bei der Biathlon-Weltmeisterschaft.
konnte
Lesser
die erste
WM-Goldmedaille
seit drei Jahren für das deutsche
Biathlon-Team entgegennehmen.
Der 26-Jährige konnte seine
Großtat kurz nach dem Verfolgungsrennen im finnischen Kontiolahti selbst kaum fassen: „Das
ist ein Riesenerfolg für mich, das
war ein phänomenaler Tag. Ein
geiler Moment, davon habe ich
immer geträumt“, freute sich
Lesser, der bereits vom Start weg
ein gutes Gefühl hatte. „Ich hatte
vor dem Russen Anton Schipulin und Tarjei Bö aus Norwegen
durch. Nach der fehlerfreien ersten Einlage verließ Lesser den
Schießstand als Zweiter, führte
danach sogar das Feld zum zweiten Schießen hin an. Auch dabei
fielen alle fünf Scheiben. Der
Traum von Gold nahm schon zu
diesem Zeitpunkt Konturen an.
Zumal Lesser weiter groß auftrumpfte. In der Loipe hielt er
seine Konkurrenten mit einer
soliden Leistung über die gesamten 12,5 Kilometer auf Abstand.
Während er seine dritte Schnellfeuereinlage ablieferte, mussten
die Verfolger in die Strafrunden.
Gut 20 Sekunden Vorsprung
nahm Lesser auf die
vierte Runde mit
und brachte
durch eine
nämlich nicht selbstverständlich,
dass der komplette Tross gemeinsam Zeit verbringt, Frauen- und
Männerteams trainierten zudem
getrennt.
Doch die beiden Bundestrainer
Gerald Hönig und Mark Kirchner
haben das geändert und setzen
wieder verstärkt auf gemeinsame
Lehrgänge. So entstand eine
positive Atmo-
weitere
fehlerfreie Einlage schließlich den größten
Erfolg seiner Karriere in
trockene Tücher. „Auf der letzten Runde vorneweg zu laufen
– das ist schon ziemlich cool“,
beschrieb Lesser seine Gefühle
während des vierten Durchgangs.
Der Sportsoldat, der in Nordkarelien seinen ersten Karrieresieg überhaupt einfuhr, trat damit
in die Fußstapfen von Stabsfeldwebel Ricco Groß. Dieser hatte
vor elf Jahren bei der Heim-Weltmeisterschaft im thüringischen
Oberhof zuletzt Gold in der
Verfolgung für die deutschen
­Biathlon-Männer gewonnen.
Grund für die jüngsten Erfolge,
die sich bereits in der starken
Weltcupsaison angedeutet hatten, sei auch ein „Wir-Gefühl,
das es in den vergangenen Jahren so bei uns nicht gab“, betonte
der Thüringer. Lange Zeit war es
sphäre, die alle als angenehm empfinden. „Wir haben
eine super Stimmung, die Erfolge
tragen natürlich ihren Teil dazu
bei“, meinte der frischgebackene
­Weltmeister Lesser.
Am Tag danach fuhr zudem
die seit Wochen starke Laura
Dahlmeyer die Silbermedaille
über die zehn Kilometer Verfolgungsdistanz ein. Die 21-Jährige
konnte wegen der vielen Glückwünsche kaum einschlafen. „Es
ist unglaublich, wie viele Menschen mir gratuliert haben und an
diesem Erfolg teilhaben“, sagte
die Partenkirchnerin.
Nach der schwächsten Weltmeisterschaft 2013 und den
enttäuschenden Olympischen
Winterspielen von Sotschi im
vergangenen Jahr scheint es bei
den deutschen Biathleten also
wieder aufwärts zu gehen. „Es
ist auf alle Fälle Genugtuung
dabei“, freute sich Trainer Kirchner: „Wenn alles so aufgeht, wie
man das plant, ist man schon sehr
zufrieden und stolz.“ (sid/sr)
Hoffnungsträger trumpfen auf
Sportsoldaten erzielen bei der Leichtathletik Hallen-EM in Prag beachtliche Erfolge.
P
schießen. Sportschützin Oberfeldwebel Barbara Engleder hat
bei der Europameisterschaft im
niederländischen Arnheim kürzlich eine Goldmedaille gewonnen. Gemeinsam mit Selina
Gschwandtner und Nina-Laura
Kreutzer war sie das Maß aller
Dinge im Teamwettbewerb auf
die zehn Meter-Distanz mit dem
Luftgewehr. Das Trio verwies die
Mannschaften aus Tschechien
und Italien knapp auf die Plätze
zwei und drei.
(sr)
Foto: imago
Ins Schwarze
getroffen
Kraft und Technik: Obergefreiter Arthur Abele beim Stabhochsprung, einer der Disziplinen im Siebenkampf.
Die 25-Jährige musste sich mit
ihrer Weite von 6,87 Metern
nur der Serbin Ivana Spanovic
­geschlagen geben.
Gänzlich überzeugen in der
Prager „O2-Arena“ konnten die
Sprinter. Beim 60 Meter-Lauf
der Männer holten Stabsunteroffizier Christian Blum Silber
und Stabsunteroffizier Julian
Reus Bronze. Blum war sich der
Bedeutung der deutschen Sprin-
terfolge voll bewusst. „Es war
großartig, dass wir mit drei Läufern im Finale waren und mit zwei
Medaillen nach Hause fahren“,
sagte der Wattenscheider. „Wir
hatten wirklich viel Spaß. Das ist
ein großer Tag für Deutschland
und für die deutschen Sprinter“,
so Blum.
Für jeden der vier Bundeswehrsportler war es die erste Medaille
bei einem internationalen Großereignis und somit der größte
Erfolg in ihrer Karriere.
Das einzige deutsche Gold
in Prag erkämpfte Kugelstoßer
David Storl. Verena Sailer
gewann zudem Bronze über die
60 Meter der Frauen. Die Ausbeute von sechs Medaillen für
das deutsche Team macht fünf
Monate vor der Freiluft-Weltmeisterschaft in Peking Hoffnung
auf weitere Erfolge.
(sr)
16. März 2015 Vermischtes Multimediale Spurensuche
Foto: Cornelia Riedel
von Cornelia Riedel
Mit dem Tablet in der Hand taucht der Besucher von „Situations Room“ in eine andere Welt ein.
mann, als welcher ich penibel
ein Metallteil aus der Rüstungsproduktion mit einem Messschieber überprüfe.
Dann trage ich noch einen
kugelsicheren Mantel, werde
im Sand liegend zum Scharfschützen und bin dabei, wenn
Yaoundé Mulamba Nkita, der
Kindersoldat, in der Schule von
einem Angriff überrascht wird.
Für „Situation Rooms“ versammeln die Dokumentartheater-Spezialisten der Gruppe
Rimini-Protokoll 20 Menschen
aus aller Welt, deren Biografien von Waffen geprägt sind.
Das Projekt wird als Kooperation mit dem Staatsschauspiel
Dresden im Militärhistorischen
Museum der Bundeswehr in
Dresden gezeigt. „Ohne die
sichere Distanz zur Bühne sind
die Zuschauer Akteure in einem
Stück, das aktuell überall spielen
könnte. Mit ,Situation Rooms‘
hat das Autoren-Regie-Team
Rimini-Protokoll eine experimentelle Versuchsanordnung
geschaffen, um die verschlungenen Pfade des weltweiten
Waffenhandels, seine Finanzierung und die Folgen sichtbar
zu machen“, erklärt der wissenschaftliche Leiter des Museums
Gorch Pieken. In dem „Multi-Player-Video-Stück“ geht es
um Gebrauch, Handel und Wirkung von Waffen.
Zehn der Protagonisten lernt
der Besucher auf dem Parcours
kennen, interagiert mit ihnen
angeleitet durch Bild und Ton.
Ich tauche ein in die Welt eines
völlig anderen Menschen, nehme
mir den Arbeitskittel des Rüstungsindustriearbeiters aus dem
Schrank und bin dabei, wenn ein
Schütze detailliert erläutert, wie
er seine Waffe zu beherrschen
gelernt hat.
„Situation Rooms“ ermöglicht
den Besuchern, vorzudringen in
eine Welt aus Waffenmessen,
Schießbahnen und Verhandlungstischen – und sie sind
dabei, wenn Irina Panibratowa,
die Kantinen-Chefin der Munitionsfabrik, das Geschirr
abwäscht, während sie von ihrer
Arbeit für die Rüstungsindustrie
berichtet.
Die Ausstellung „Situation Rooms“ ist noch bis zum
29. März im Militärhistorischen
Museum der Bundeswehr in
Dresden zu sehen.
Ein Video zu „Situation Rooms“
ab Dienstag auf www.youtube.
com/user/Bundeswehr.
Geburtstagsständchen de luxe
C
1911 ganze
Sonderzüge
nach Dresden füllte,
und „Ara bella“ (1933),
die später an
den Erfolg
anknüpfen
sollte. Selbst
die Skandalwerke fehlen
an dem glanzvollen Abend
nicht: „Salome“ hatte 1905 einen Theaterskandal provoziert und „Elektra“ (1909)
Musik wie Dramatik ihrer Vorgängerin auf
die Spitze getrieben.
Bei dieser äußerst abwechslungsreichen
Gala musizieren die Staatskapelle und ihr
Chef, Christian Thielemann, mit ihrem
berühmten Glanz und grenzenloser Spielfreude. Sie bewegen sich energisch und flexibel durch die Partituren und lassen Strauss
regelrecht Funken sprühen. Großen Anteil
am künstlerischen Erfolg haben die glamourösen Sängerinnen: Christine Goerke schmettert die dramatischen Skandalrollen, Anja
Harteros‘ Arabella verzaubert und Camilla
Nylund begeistert als Helena und Daphne.
Enthalten ist außerdem die informative
45-minütige Dokumentation „My Richard
Strauss“. Thielemann nimmt den Zuschauer
mit in die Welt des großen Komponisten, zum
Beispiel in dessen Garmischer Villa. Würdiger und hochwertiger konnte das Jubiläum
kaum begangen werden: Nachträglich alles
Gute für Richard Strauss!
(am)
Richard Strauss Gala, Staatskapelle Dresden unter der Leitung Christian Thielemanns, C Major
11
Northmen –
A Viking Saga
Interaktiv in die Welt des weltweiten Waffenhandels mit „Situation Rooms“.
Dresden. Die Kopfhörer sitzen
auf den Ohren, das Tablet mit
dem ungewöhnlichen Holzgriff
habe ich in der Hand, und mein
Ausflug in das Multi-PlayerVideo Stück „Situation Rooms“
beginnt. Mit mir begeben sich
im Depot des Militärhistorischen
Museums der Bundeswehr 19
andere Besucher auf eine Reise
in die Welt der Waffenproduktion
– setzkastenartig zum Leben
erweckt in verwinkelten Räumen,
denen man sich über Treppen und
durch Fahrstühle, gläserne Schiebetüren und Vorhänge nähert.
„Gehen Sie durch die Tür Nummer 9“, bittet mich mein Tablet,
zeitgleich begeben sich meine
19 Mit-Akteure zu ihren Türen.
Während auf meinem Bildschirm
eine Hand die Klinke runter
drückt, tue ich dasselbe mit der
realen Klinke vor mir.
Als erstes werde ich zu Irina
Panibratowa, Kantinen-Chefin
einer russischen Munitionsfabrik,
und tauche direkt ein in russisches Leben: Auf dem Tisch in
der Wohnküche der älteren Dame
dampft der Borschtsch, russische
Teegläser stehen da, die Familienbilder Panibratowas hängen
an der Wand. Die Küchenleiterin
erzählt über meine Kopfhörer
von ihrem Leben, während ich
auf dem Tablet in Person Panibratowas Suppe umrühre und
ausschenke, dann das Geschirr
zusammenstelle.
Später werde ich zu Shahzad
Akbar, der sich in Pakistan für
Drohnenopfer einsetzt, zum
kongolesischen ­Kindersoldaten
Yaoundé Mulamba Nkita oder
zum Schweizer Reto Hürli-
aktuell DVD/Bluray. Im
Jahr 893
nach Christus beginnt
die abenteurliche
Geschichte
e i n e r
Gruppe von Wikingern und ihres
Anführeres Asbjörn (Tom Hopper). Entgegen ihres eigentlichen Ziels auf der Insel Britannien erreichen sie nach einem
schweren Sturm mit letzter
Mühe die Küste Schottlands.
Im feindlichen Gebiet gestrandet und vom eigenen König verbannt, wartet schon die nächste
Gefahr auf sie – ein Kampf mit
der königlichen Garde Dunchaids (Danny Keogh). Den
Nordmännern gelingt der Sieg
und sie bringen die Tochter
des Königs Dunchaid – Lady
Inghaen (Charlie Murphy) – in
ihre Gewalt. Folglich nimmt das
Spektakel seinen Lauf und die
Söldner Dunchaids verfolgen die
Fährte der Wikinger, um diese
ein für alle mal zur Strecke zu
bringen. Auf ihrer Flucht finden die tapferen Krieger Unterstützung durch den myteriösen
Mönch Conrall (Ryan Kwanten).
Er hat noch eine eigene Rechnung zu begleichen. Es folgt ein
Kampf auf Leben und Tod.
Beeindruckend sind die
Kulissen der deutsch-schweizerischen Co-Produktion. Das
bildgewaltige, 97 Minuten lange
Wikingerepos spielt zwar in den
schottischen Highlands. Gedreht
wurde die Mischung aus Abenteur- und Actionfilm allerdings
in Südafrika. Dieses Double tut
den gezeigten Landschaftspanoramen jedoch keinen Abbruch.
Die spektakulären Kampfszenen
wirken durch viele Nahaufnahmen zunächst unübersichtlich,
lassen den Zuschauer aber hautnah an der Schlacht teilhaben.
Fazit: Für die Freunde von
Schwert- und Sandalen-Filmen
ist der Wikingerstreifen bestens
geeignet.
(pau/jfs)
„Northmen – A Viking Saga“,
Ascot Elite Filmverleih GmbH,
2014, 97 Minuten
Gewinnauslosung
aktuell 8/2015:
Das Buch „Meine Schwanger­
schaft – Tag für Tag faszinierende Bilder und umfassender Rat“ von Silvia Höfer und
Alenka Scholz gewinnt Anja
Meckert.
Herzlichen Glückwunsch!
aktuell Ausgewählte
­
Medienbeiträge
20. märz, 12:45 Uhr, Phoenix:
vermischtes
Gelebte Gleichberechtigung
Hildegard Schmitz wird mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
„im Griff des terrors“
Die Anschläge vom 11. Sep­
tember wurden zum Symbol
des globalen Terrors. Nicht nur
das Monument westlicher Wirt­
schaftskraft geriet zu Fall, auch
das westliche Selbstverständnis
wurde erschüttert. Die Dokumen­
tation geht in Gesprächen und
Reportagen auf die Veränderun­
gen und Entwicklungen des isla­
mischen Terrors ein und fragt,
welche Bilanz im Gegenkampf
bisher gezogen werden konnte.
Zudem wird ein Blick auf die
Terrormiliz „Islamischer Staat“
mit dessen Anführer Abu Bakr
al­Baghdadi geworfen.
Youtube-video der Woche:
Vier Tage lang begleitet die
Redaktion der Bundeswehr einen
Panzerkommandanten bei einem
Manöver. Auf dem Truppen­
übungsplatz Grafenwöhr üben
deutsche „Leopard“ 2A6 zusam­
men mit amerikanischen Panzern.
Neben der Ausbildung am jewei­
ligen Fahrzeug steht die Deutsch­
Amerikanische Zusammenarbeit
im Vordergrund. Höhepunkt
des Manövers ist der scharfe
Schuss.
(eb)
Der Beitrag „Panzer im
Trainingslager“ unter
www.youtube.com/
bundeswehr.
015
10/2
16. März 2015
Koblenz. Es ist die
Anerkennung für
mehr als zwei Jahr­
zehnte unermüdli­
chem Einsatz für
die Gleichberech­
tigung und gro­
ßes ehrenamtliches
­
Engagement. Regie­
rungsoberamtsrätin
Hildegard Schmitz
wurde das Verdienst­
kreuz am Bande des
Verdienstordens
­
der Bundesrepublik
Deutschland verlie­
hen.
Der Präsident des Bundesamtes
für Ausrüstung, Informations­
technik und Nutzung der Bundes­
wehr (BAAINBw), Harald Stein,
überreichte der Regierungs­
oberamtsrätin kürzlich die Aus­
zeichnung. Dabei würdigte er
ihre Verdienste um die Förde­
rung von Frauen im ehemaligen
Bundesamt für Wehrtechnik und
Beschaffung (BWB) und im heu­
tigen BAAINBw.
„Ich bin dankbar für diese
Ehrung. Sie lässt mich viele
Kämpfe und Anstrengungen in
meiner dienstlichen Aufgabe und
meinem Ehrenamt vergessen“,
so die gebürtige Rheinländerin.
Es mache sie froh zu sehen, dass
ein jahrzehntelanges Engagement
Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig?
„Geht das nicht schneller?“
Was ist Ihr höchstes Gut?
Die Fähigkeit zur Empathie.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Musikalität.
Foto: Vogt-Kremer/Bundeswehr
12 nicht als Selbstverständlichkeit
angesehen, sondern als außerge­
wöhnlich honoriert werde.
In ihrer Zeit als erste Frauen­
beauftragte des damaligen BWB
kann sie auf viele Erfolge zurück­
blicken. Die Einführung von
Teilzeit, Telearbeit und flexibler
Arbeitszeit sind für sie unverzicht­
bare Schritte auf dem Weg zur
Gleichstellung. „Wichtig war mir
immer die einzelne Frau, die sich
mit der Bitte um Unterstützung an
mich gewandt hat“, so Schmitz.
Was die Zukunft der Gleich­
stellung betrifft, hat sie eine klare
Botschaft: „Frauen dürfen sich
ihrer Stärken viel mehr bewusst
werden“, ermuntert Schmitz das
„starke“ Geschlecht.
(sr)
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Investigativer Journalismus.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Überheblichkeit.
Was mögen Sie an sich selbst nicht?
Meine Ungeduld.
Welches Lied singen oder hören Sie gern?
Lieder, die eine Botschaft haben, zum Beispiel „In the Ghetto“.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Zu französischen Macarons.
Wo möchten Sie am liebsten leben?
In Südfrankreich.
Was ist Ihre Lieblingstugend?
Nach Aristoteles ist die Tugend die Mitte zwischen zwei Lastern.
Folglich finde ich jede der antiken, aber auch der modernen Tugen­
den wichtig. Ein wenig vorne ist bei mir die Gerechtigkeit.
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Die alleinerziehenden Frauen an der Armutsgrenze.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Der verlorenste aller Tage ist der, an dem man/Frau nicht gelacht hat!
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
“Sudoku 10/2015” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Der Gewinn:
Eine Outdoor-Kaffeepresse
Lösung der Ausgabe 08/2015:
6767
Gewonnen hat:
Andreas Heirich
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.