zum Impulsheft 2015/ getauft, gerufen, gesandt

impulsheft, ikb luzern
w e lt gebets t a g
getauft
gerufen
gesandt
für kirchliche berufe 26. April 2015
INHALT
Liebe Leserinnen und Leser
Grusswort der IKB
3
Getauft–gerufen–gesandt: ein starkes Programm! Marian Eleganti, Chur
4
Papst Franziskus «Evangelii Gaudium» – eine Näherbetrachtung
6
Beim Namen gerufen
9
liturgien
Weltgebetstag10
Gottesdienstvorlage zum Guthirtsonntag
12
Kohle-Meditation15
Maiandacht16
Tauferinnerung18
praxis
Anregungen für den Pfarreirat
20
Untieinheit Unterstufe
22
Untieinheit Mittelstufe
24
Firmanlass Geocaching
25
Reflexion
Mein Hobby zum Beruf gemacht – kirchliche Jugendarbeiterin
26
Sehenswert29
Lesenswert30
Quellenangaben30
Hirschhausens Berufungscheck
31
Steve Jobs
32
Impulsheft zum Weltgebetstag für kirchliche Berufe 2015
Herausgeber: Redaktion: Druck: Bestellungen:
Titelbild:
Fachstelle Kirchliche Berufe, Luzern
Thomas Leist
von Ah Druck AG, Sarnen
Fachstelle IKB, Abendweg 1, Postfach 6000 Luzern 6
[email protected], www.kirchliche-berufe.ch
Barbara Fehlmann, Zug
Alle Texte dieses Heftes finden Sie auch online unter www.kirchliche-berufe.ch
Von einem Bischof aus dem Amazonasgebiet
wird berichtet, dass er bei einen Ad-LiminaBesuch in Rom gefragt wurde, wann er das
letzte Mal gebeichtet habe. Der Bischof antwortete, das sei so ungefähr vor einem Jahr
gewesen. Der Papst war entsetzt. Er fragte
wieso es so lange her sei, da antwortete der
Bischof, es seien mehrere hundert Kilometer
zum nächsten Amtsbruder, er müsse dahin
fliegen und für lässliche Sünde sei ihm die
Reise zu teuer und für Todsünden zu gefährlich.
So sehr diese Anekdote zum Schmunzeln anregt, so ernsthaft ist ihr Hintergrund. Im
Katholikenreichsten Land, Brasilien, ist ein
Priester für circa 6000 Menschen zuständig.
Im Vergleich dazu sind es in der Schweiz gerade einmal circa 1300 Menschen.
Lange Wege zu gottesdienstlichen Versammlungen sind in Brasilien ebenso üblich wie andere Gottesdienstformen und Gottesdienstvorsteherschaften. Die Lage in Afrika oder
Indien sieht nicht besser aus.
Da erstaunt es, wenn wir zur Abwendung unseres «Priestermangels» Priester in den Dienst
nehmen, in deren Heimat der Priestermangel
eindeutig grösser ist als bei uns.
Würde dies aus rein materiellen Gründen geschehen, quasi allein zur Finanzierung der
Heimatkirchen, so wäre der Vorwurf des Imperialismus der europäischen Kirchen kaum
zurückzuweisen. Aber es geschieht aus der
partnerschaftlichen Erwägung des Geben und
Nehmens in einer weltkirchlichen Gemeinschaft.
Dabei wäre es wünschenswert, wenn wir auch
das Nehmen und in allererster Linie das Wahrnehmen nicht verlieren würden. Wie bereichernd könnte es sein, wenn schon im Studium die Freisemester dazu genutzt würden,
in andere Kirchen unserer Weltkirche hinein
zu schauen und Ideen mitzubringen? So sehr
Rom ein häufiges und geschätztes Ziel für
Auslandssemester sein mag, so wenig sind
aus der Kirche Roms neue Impulse für unsere
Pastoral zu erwarten. Wie wäre es, wenn unsere zukünftigen Seelsorgerinnen und Seelsorger Erfahrungen von Indien, Afrika oder
Brasilien im Herzen trügen?
Wir feiern den Weltgebetstag für kirchliche
Berufe. Und ich möchte einladen, ihn einmal
als wirklichen WELTgebetstag wahrzunehmen.
Das Motto lautet «getauft – gerufen – gesandt». Wir alle sind getauft, gerufen, gesandt. D.h. aber einmal mehr, dass die Berufung und Sendung des Einzelnen auch in der
Gemeinschaft Widerhall finden muss, nicht
etwa, um einen scheinbaren Mangel auszugleichen, der so gar nicht existiert, sondern
eine gemeinsame Sendung zu verwirklichen,
die nicht an sogenannten Hauptamtlichen
hängen kann.
Dies wäre der erste Schritt für eine Berufungspastoral, die Berufung nicht zu sortieren und kategorisieren versucht, sondern die
heute darum betet, Berufungen in ihrer Vielfalt zu erkennen und wahrzunehmen und geeignete Formen zu finden, unsere Kirche so zu
strukturieren, dass alle Berufungen ineinandergreifen und miteinander gemeinsam das
Ziel verwirklichen, zu dem wir gerufen sind.
Einmal mehr möchte dieses Heft Impulse auf
diesem Weg geben.
Thomas Leist
3
Getauft – Gerufen –
Gesandt
Weihbischof Marian Eleganti
Wisst Ihr nicht, dass ihr Kinder Gottes seid?
Die Taufe verändert unseren Status vor GOTT,
dem VATER. ER nimmt uns als Seine Kinder
an, weil wir an JESUS glauben und tun, was
ER uns aufgetragen hat: Geht hinaus zu allen
Völkern! Macht alle Menschen zu Meinen Jüngern und tauft sie im Namen des VATERS, des
SOHNES und des HEILIGEN GEISTES!
Wir haben das Staunen darüber verlernt.
4
Wir fühlen die Befreiung nicht mehr, die mit
dem Bewusstsein dieser Annahme durch GOTT
an Kindes statt verbunden ist. Das ist beklagenswert. Aber schauen wir uns doch einmal
ein wenig um: Wo gibt es das? In welcher
Religion oder Philosophie wird das Verhältnis
zu GOTT als gnadenhaft geschenkte Kindschaft definiert? Dafür steht ein einziges Wort
aus der Kindersprache, das alle Autoren des
Neuen Testamentes unisono im Originalton
JESU überliefern und deshalb nicht auf Griechisch übersetzen: ABBA, was so viel bedeutet wie unser «Papa». So also beten Christen
zu GOTT, dem VATER. Sie schwingen mit mit
dem, der von Ewigkeit her am Herzen des VATERS ruht und uns Kunde gebracht hat, im
Grunde eine unglaubliche und noch nie gehörte Botschaft: Dass wir Kinder GOTTES sind,
wenn wir IHM glauben und folgen. «Tränen,
Tränen, Tränen der Freude...» hat der Philosoph Plaise Bascal geschrieben, als er in einer Novembernacht zur Gewissheit fand, dass
JESUS CHRISTUS, der GOTT des Alten und des
Neuen Testamentes, nicht der Philosophen,
der wahre GOTT ist: ER wird nur gefunden auf
den Wegen, die im Evangelium beschrieben
sind, schreibt Pascal. In diesem Verhältnis ist
also echte Nähe, nicht nur Unterwerfung,
Angenommensein, nicht Angst, Liebe, die alle
Angst vor GOTT vertreibt. Ich finde das erstaunlich und kann mich daran nicht gewöhnen, vor allem nicht, wenn ich die alternativen Vorschläge der vielen Propheten bedenken, die vor CHRISTUS und nach IHM im
Laufe der Geschichte aufgetreten sind mit
dem Anspruch, uns zu erleuchten. Wir haben
nicht einen Geist empfangen, der uns zu
Knechten macht, sondern einen Geist, in welchem wir rufen: ABBA, Vater! Sei gepriesen!
Wir haben den Ruf vernommen und sind ihm
gefolgt.
Deshalb sind wir Christen, Menschen, die zu
CHRISTUS gehören. Im Wort schwingt auch
«Hören» mit und dementsprechend «Gehorchen!» Wir sind dem Evangelium von JESUS
CHRISTUS, dem SOHNE GOTTES, der GOTT ist,
gehorsam geworden. Wir bemühen uns, auf
seinen Wegen zu gehen und dem Ruf zu folgen, der an uns von GOTT her ergangen ist.
Der VATER ruft uns in Seinem SOHN zur Kindschaft. Seht, ICH und die Kinder, die GOTT mir
gegeben hat, legt ihm der Hebräerbrief in den
Mund. ER, der SOHN, der in allem uns gleich
war ausser der Sünde ist der Erste von allen,
weil ER von GOTT ausgegangen und gekommen ist, aber auch, weil ER Sein Leben hingegeben hat und gehorsam wurde bis zum Tod
am Kreuz. Deshalb liebt mich der VATER, sagt
ER in den Abschiedsreden, weil ICH Mein Le-
ben hingebe für alle Menschen. Und zwar freiwillig, wie ER sagt. Niemand entreisst es mir.
Das ist Liebe. Es gibt keine grössere. So also
ist GOTT: LIEBE, die bis zum äussersten geht:
Die Feinde segnet und für sie betet, immer
vergibt, alles erträgt, nie aufhört. Wenn das
doch alle Menschen einsehen könnten! Auch
jene, die meinen, GOTT einen Gefallen zu tun,
indem sie töten. Könnten doch auch sie den
Ruf vernehmen, der sie zur Umkehr ruft.
«Lernt von MIR, denn ICH bin demütig und
sanft von HERZEN. Das ist performativ. Diese
Worte verändern uns und formen uns um in
die Gestalt CHRISTI, wenn wir den Ruf vernehmen und ihm folgen.
ist leider eine traurige Wahrheit – zu jeder
Zeit und an allen Orten punktuell immer wieder der Fall, manchmal sogar in einem unglaublichen Ausmass. In dieser Welt habt ihr
Bedrängnis, aber habt Mut: ICH habe die Welt
besiegt. Und wer könnte die Welt mehr besiegen als unser Glaube, der uns aufträgt, das
Böse mit dem Guten zu überwinden, die andere Wange hinzuhalten und über das Hemd,
das uns entrissen wird, hinaus auch noch den
Mantel zu lassen.
Getauft–gerufen–gesandt:
ein starkes Programm!
Wir haben soeben eine frohe Botschaft vernommen.
Wir können unmöglich davon schweigen, wenn
wir nach unserer Hoffnung gefragt werden.
Wir tragen dieses Zeugnis hinaus, von dem
Johannes wusste, dass es wahr ist, damit
auch viele andere glauben und im Glauben an
JESUS CHRISTUS das Leben haben, das jedes
Leben hell macht und jedes Gewissen erleuchtet. Wie der VATER Mich gesandt hat, so sende
ICH euch! Wir können und wollen nicht kneifen. Es liegt ein heiliger Zwang auf uns, das
Evangelium hinauszutragen und GOTT mehr zu
gehorchen als den Menschen, dort, wo sie
es nicht hören wollen. Unsere Verkündigung
ist nicht Gängelung, nicht Überredungskunst,
nicht Manipulation. Wir empfehlen uns jedem
Gewissen, weil wir bei allem, was wir tun vor
GOTT stehen. Paulus war sich dessen bewusst.
Er fühlte sich erkannt, von Ewigkeit her gerufen, ergriffen und gesandt von dem, der ihn
geliebt und sich für ihn hingegeben hat. Das
hat ihn fasziniert und getrieben, hinauszugehen bis an die Ränder der damals bekannten
Welt. Vorher konnte und wollte er nicht ruhen. Er ruhte auch nicht bis zuletzt. Er ist ein
Märtyrer geworden ohne Gewaltanwendung,
wollte vielmehr solche erleiden. Der Knecht
steht nicht über dem HERRN. Haben sie Mich
verfolgt, werden sie auch euch verfolgen. Das
5
getauft – gerufen – gesandt
Papst Franziskus Evangelii Gaudium,
Absatz 20-24
Franziskus zitiert drei biblische Personen und die entsprechende biblische Perikope im Zusammenhang mit Berufung. Welche Personen sind dies und wo finden wir sie im Text?
Die Freude aus dem
Evangelium ist eine
missionarische Freude.
Diese Freude ist ein
Zeichen, dass das
Evangelium bereits
Frucht bringt.
–Was ist all diesen Berufungen gemeinsam?
–Was ist laut Papst Franziskus heute mit dem «Geht hinaus» gemeint?
–Wer ist berufen und was bedeutet Berufung laut Papst Franziskus?
–Wozu ist Jesus gekommen?
–Was ist nach Franziskus das Zeichen dafür, dass das Evangelium gegenwärtig ist und Frucht
bringt?
–Was bedeutet «missionarische Freude» und in welcher Situation kann man sie erfahren?
–In welcher biblischen Perikope geht es nach Ansicht von Papst Franziskus um ein Bild für die
«Freiheit des Wortes»? – Was meint er damit?
nach Bernadette Wailzer
Absatz 20: Im Wort Gottes erscheint ständig diese Dynamik des
Aufbruchs», die Gott in den Gläubigen auslösen will. Abraham folgte
dem Aufruf, zu einem neuen Land aufzubrechen (vgl. Gen 12,1-3).
Mose gehorchte dem Ruf Gottes: «Geh! Ich sende dich» (Ex 3,10),
und führte das Volk hinaus, dem verheissenen Land entgegen (vgl.
Wir alle sind zu diesem
neuen missionarischen Ex 3,17). Zu Jeremia sagte Gott: «Wohin ich dich auch sende, dahin
sollst du gehen» (Jer 1,7).
Aufbruch berufen.
Wohin ich dich auch
sende, dahin sollst du
gehen.
6
Heute sind in diesem «Geht» Jesu die immer neuen Situationen und
Herausforderungen des Evangelisierungsauftrags der Kirche gegenwärtig, und wir alle sind zu diesem neuen missionarischen «Aufbruch» berufen. Jeder Christ und jede Gemeinschaft soll unterscheiden, welches der Weg ist, den der Herr verlangt, doch alle sind wir
aufgefordert, diesen Ruf anzunehmen: hinauszugehen aus der eigenen Bequemlichkeit und den Mut zu haben, alle Randgebiete zu
erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen.
Das Wort Gottes trägt
in sich Anlagen, die
wir nicht voraussehen
können.
Die Kirche muss die
Freiheit des Wortes
akzeptieren, das auf
seine Weise wirksam
ist.
In der Treue zum Vorbild ist es lebenswichtig, dass die Kirche
heute hinausgeht, um
allen an allen Orten
das Evangelium zu verkünden.
Absatz 21: Die Freude aus dem Evangelium, die das Leben der Gemeinschaft der Jünger erfüllt, ist eine missionarische Freude. Die
zweiundsiebzig Jünger, die voll Freude von ihrer Sendung zurückkehren, erfahren sie (vgl. Lk 10,17). Jesus erlebt sie, als er im Heiligen
Geist vor Freude jubelt und den Vater preist, weil seine Offenbarung
die Armen und die Kleinsten erreicht (vgl. Lk 10,21). Voll Verwunderung spüren sie die Ersten, die sich bekehren, als am Pfingsttag, in
der Predigt der Apostel, «jeder sie in seiner Sprache reden» hört
(Apg 2,6). Diese Freude ist ein Zeichen, dass das Evangelium
verkündet wurde und bereits Frucht bringt. Aber sie hat immer die
Dynamik des Aufbruchs und der Gabe, des Herausgehens aus sich
selbst, des Unterwegsseins und des immer neuen und immer weiteren
Aussäens. Der Herr sagt: «Lasst uns anderswohin gehen, in die
benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich
gekommen!» (Mk 1,38). Wenn der Same an einem Ort ausgesät ist,
hält Jesus sich dort nicht mehr auf, um etwas besser zu erklären oder
um weitere Zeichen zu wirken, sondern der Geist führt ihn, zu
anderen Dörfern aufzubrechen.
Absatz 22: Das Wort Gottes trägt in sich Anlagen, die wir nicht
voraussehen können. Das Evangelium spricht von einem Samen, der,
wenn er einmal ausgesät ist, von sich aus wächst, auch wenn der
Bauer schläft (vgl. Mk 4,26-29). Die Kirche muss diese unfassbare
Freiheit des Wortes akzeptieren, das auf seine Weise und in sehr verschiedenen Formen wirksam ist, die gewöhnlich unsere Prognosen
übertreffen und unsere Schablonen sprengen.
Absatz 23: Die innige Verbundenheit der Kirche mit Jesus ist eine
Verbundenheit auf dem Weg, und die Gemeinschaft «stellt sich wesentlich als missionarische Communio dar». In der Treue zum Vorbild
des Meisters ist es lebenswichtig, dass die Kirche heute hinausgeht,
um allen an allen Orten und bei allen Gelegenheiten ohne Zögern,
ohne Widerstreben und ohne Angst das Evangelium zu verkünden.
Die Freude aus dem Evangelium ist für das ganze Volk, sie darf
niemanden ausschliessen. So verkündet es der Engel den Hirten von
Bethlehem: «Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine grosse
Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll» (Lk 2,10). Die
Offenbarung des Johannes spricht davon, dass «den Bewohnern der
Erde ein ewiges Evangelium zu verkünden (ist), allen Nationen,
Stämmen, Sprachen und Völkern» (Offb 14,6).
7
Absatz 24: Die Kirche «im Aufbruch» ist die Gemeinschaft der missionarischen Jünger, die die Initiative ergreifen, die sich einbringen, die begleiten, die Frucht bringen und feiern. «Primerear – die Initiative ergreifen»: Entschuldigt diesen Neologismus! Die evangelisierende Gemeinde
spürt, dass der Herr die Initiative ergriffen hat, ihr in der Liebe zuvorgekommen ist (vgl. 1 Joh 4,10), und deshalb weiss sie voranzugehen, versteht sie, furchtlos die Initiative zu ergreifen, auf die anderen zuzugehen, die Fernen zu suchen und zu den Wegkreuzungen zu gelangen, um
Wagen wir ein wenig die Ausgeschlossenen einzuladen. Sie empfindet einen unerschöpflichen
mehr, die Initiative
Wunsch, Barmherzigkeit anzubieten – eine Frucht der eigenen Erfahrung
zu ergreifen!
der unendlichen Barmherzigkeit des himmlischen Vaters und ihrer Tragweite. Wagen wir ein wenig mehr, die Initiative zu ergreifen! Als Folge
weiss die Kirche sich «einzubringen». Jesus hat seinen Jüngern die FüsDie evangelisierende se gewaschen. Der Herr bringt sich ein und bezieht die Seinen ein,
Gemeinde stellt sich
indem er vor den anderen niederkniet, um sie zu waschen. Aber dann
durch Werke und Gesten in das Alltagsle- sagt er zu den Jüngern: «Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach
ben der anderen und handelt» (Joh 13,17). Die evangelisierende Gemeinde stellt sich durch
nimmt das menschli- Werke und Gesten in das Alltagsleben der anderen, verkürzt die Distanzen, erniedrigt sich nötigenfalls bis zur Demütigung und nimmt das
che Leben an.
menschliche Leben an, indem sie im Volk mit dem leidenden Leib Christi
in Berührung kommt. So haben die Evangelisierenden den «Geruch der
Wenn der Sämann in- Schafe», und diese hören auf ihre Stimme. Die evangelisierende Gemeinmitten des Weizens
de stellt sich also darauf ein, zu «begleiten». Sie begleitet die Menschdas Unkraut aufkeiheit in all ihren Vorgängen, so hart und langwierig sie auch sein mögen.
Die Kirche «im Aufbruch» ist die
Gemeinschaft der
missionarischen
Jünger, die die Initiative ergreifen, Frucht
bringen und feiern.
men sieht, reagiert er
nicht mit Gejammer
und Panik. Er findet
den Weg, um dafür zu
sorgen, dass das Wort
Gottes in einer konkreten Situation
Gestalt annimmt.
8
Sie kennt das lange Warten und die apostolische Ausdauer. Die Evangelisierung hat viel Geduld und vermeidet, die Grenzen nicht zu berücksichtigen. In der Treue zur Gabe des Herrn weiss sie auch «Frucht zu
bringen». Die evangelisierende Gemeinde achtet immer auf die Früchte,
denn der Herr will, dass sie fruchtbar ist. Sie nimmt sich des Weizens
an und verliert aufgrund des Unkrauts nicht ihren Frieden. Wenn der Sämann inmitten des Weizens das Unkraut aufkeimen sieht, reagiert er
nicht mit Gejammer und Panik. Er findet den Weg, um dafür zu sorgen,
dass das Wort Gottes in einer konkreten Situation Gestalt annimmt und
Früchte neuen Lebens trägt, auch wenn diese scheinbar unvollkommen
und unvollendet sind. Der Jünger weiss sein ganzes Leben hinzugeben
und es als Zeugnis für Jesus Christus aufs Spiel zu setzen bis hin zum
Martyrium, doch sein Traum ist nicht, Feinde gegen sich anzusammeln,
sondern vielmehr, dass das Wort Gottes aufgenommen werde und seine
befreiende und erneuernde Kraft offenbare. Und schliesslich versteht die
fröhliche evangelisierende Gemeinde immer zu «feiern». Jeden kleinen
Sieg, jeden Schritt vorwärts in der Evangelisierung preist und feiert sie.
Die freudige Evangelisierung wird zur Schönheit in der Liturgie inmitten
der täglichen Anforderung, das Gute zu fördern. Die Kirche evangelisiert
und evangelisiert sich selber mit der Schönheit der Liturgie, die auch
Feier der missionarischen Tätigkeit und Quelle eines erneuerten Impulses
zur Selbsthingabe ist.
«bei ihrem Namen
gerufen»
nach einer Idee von Oliver Schmidt
In der offiziellen Namensstatistik für Neugeborene des Jahres 2013 (2014 ist noch nicht
erschienen) sind Noah und Mia die Gewinner.
Suchen wir in der Kirchengeschichte nach Namensvettern und -basen, dann finden wir beispielsweise zig heilige Teresias. Unter dem
Papstnamen Johannes firmieren 23 (vom letzten gibt es auch noch zwei). Und auch in der
Bibel finden wir manche Namen ausgesprochen häufig. So begegnen uns dort unter anderem x Marias. Die Namen mögen sich gleichen. Aber keine Maria ist wie die andere.
Gott hat mit jeder eine einzigartige Geschichte: sei es Miriam, die Schwester des Moses,
sei es die Mutter Jesu, sei es Maria am Ostermorgen am Grab. Sie alle sind von Gott «bei
ihrem Namen gerufen».
Berufungspastoral soll sich dafür stark machen, dass junge Menschen einer Berufung im
engeren Sinne folgen, dass sie einen kirchlichen Beruf ergreifen. Aber bei allem Einstehen für kirchliche Dienste: Erst einmal müssen diese jungen Menschen spüren, dass sie
unauswechselbar von Gott gerufen sind.
Junge Menschen haben neben einem vertieften Interesse an sozial wirksamer Arbeit das
Interesse, sich dabei einer von ihnen als
glaubhaft empfundenen Institution anzuschliessen und wir haben die Sorge, dass die
Kirche für sie dabei immer weniger in Frage
kommt. Aber unser erster Wunsch muss es
sein, dazu beizutragen, dass dieser ganz persönliche Anruf bewusst wird. Ob er in unseren
Reihen verwirklicht wird, darf erst der zweite
Gedanke sein.
Wenn wir in das Namensranking der 1990er
Jahre schauen, dann hoffe ich, dass gegenwärtig viele Annas, Julias, Saras, Lisas, Lukas oder
Tims ihren ganz eigenen Namensruf hören.
Knaben (deutsche Schweiz)
Vorname
Noah
Leon
Luca
Julian
Levin
David
Nico
Gian
2013
RangAnzahl
1307
2281
3271
4243
5241
6234
7229
8219
2012
RangAnzahl
1338
4277
2333
8231
7247
3283
6252
11214
2011
RangAnzahl
2306
1310
3286
11213
6257
4281
7256
12212
Mädchen (deutsche Schweiz)
Vorname
Mia
Alina
Sara
Laura
Lea
Sophia
Leonie
Emma
2013
RangAnzahl
1313
2281
3248
4247
5244
6241
7238
8227
2012
RangAnzahl
1307
2301
13224
3269
12227
16192
7250
6252
2011
RangAnzahl
1341
6242
11228
8235
12223
19176
4254
10229
Quelle: BEVNAT
9
Weltgebetstag –
Was heisst Beten?
Und: Kann man das
lernen?
Das sind Fragen, über deren Antwort ich mir
selbst nicht ganz im Klaren bin und die man
wahrscheinlich zeitlebens immer wieder neu
bedenken muss. So können natürlich auch die
folgenden Zeilen keine Anleitung sein. Ich
kann nur auf ein paar Bibeltexte und Gedanken hinweisen, die mir wichtig sind.
Eine Vorbemerkung
Der Apostel Paulus schreibt: «Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten
sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns
ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen
können.» (Röm 8,26) Das ist für mich der erste wichtige Punkt: Der Geist betet in jedem
von uns. Egal, wie viel oder wie wenig Erfahrung jemand mitbringt, ob jemand denkt, er
kann beten, oder ob er denkt, er weiss nicht,
wie er beten soll. Der Geist betet in uns.
10
Der erste Schritt
Was können wir dazu tun, dass wir den betenden Geist in uns spüren? Räume suchen oder
Gelegenheiten schaffen, wo Platz ist, Gebet
auszuprobieren. Freiräume, die geschützt sind
vom Trubel des Alltags, die in Schlichtheit
einladen, sich Gott zu öffnen. Eine Kapelle
kann so ein Ort sein, aber auch eine Wiese.
Oft genügt die Einladung, dort Zeit zu verbringen, und fast ohne Erklärungen können
Räume entstehen, wo jede und jeder Gebet
auf die eigene Art und Weise entdecken und
erleben kann.
Helfen kann auch der Blick
auf Jesu Beten.
Der Umgang mit den entsprechenden Erzählungen aus den Evangelien können zum oder
beim Beten ermutigen. Eine Inspiration können auch andere Texte, besonders die Psalmen, sein. Man kann für eine Zeit der Stille
unkommentiert einen Psalm mitgeben und
jede / jeden ermutigen, sich den Satz herauszusuchen, der ihm oder ihr am besten gefällt,
und dabei zu verweilen oder den Satz in Gedanken zu wiederholen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, einen Psalm zum Anlass zu
nehmen, um einen eigenen «Psalm» zu
schreiben, in dem alles zum Ausdruck kommen kann: Dank, Trauer, Freude oder Zweifel... (siehe Kasten auf Seite 11)
Beten will den Blick weiten
Ein dritter Punkt liegt mir besonders am Herzen. Gerade in Kontexten, wo Menschen nach
ihrer Berufung oder auch einfach nach dem
nächsten Schritt in ihrem Leben suchen,
scheint es mir wichtig, immer wieder daran zu
erinnern, dass das Gebet sich nicht auf die
Suche nach dem eigenen Lebensweg oder
nach dem nächsten Schritt beschränkt. Wichtiger ist es, den Blick zu weiten, über ihre
unmittelbaren Fragen hinaus, etwa nach dem
Motto: «Seid still und erkennt, dass ich Gott
bin!» (Ps 46,11). Die Frage «Wer bin ich?»
oder «Was ist mein Weg?» kann Menschen in
ihrem Gebet auch auf der Stelle treten lassen.
Es kann wichtig sein, die Frage umzukehren:
nicht «Wer bin ich?», sondern «Wer ist Gott
für mich?» oder auch «Wer will er für mich
sein?». Der genannte Psalmvers oder auch die
Frage Jesu an seine Jünger «Für wen haltet
ihr mich?» (Mt 16,15) können dabei helfen.
Gebet ist nicht Suche nach sich selbst und
nach dem eigenen Weg, sondern Suche nach
Gott. Wenn wir ihn zu erkennen suchen, werden wir vielleicht auch zu ahnen beginnen,
was es heisst, dass wir von ihm erkannt sind.
Der Apostel Paulus schreibt: «Jetzt schauen
wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und
durch erkennen, so wie ich auch durch und
durch erkannt worden bin.» (1 Kor 13,12)
Gebet und die Suche nach der
eigenen Berufung
Gebet und die Suche nach der eigenen Berufung haben die gleiche Wurzel. Sie sind Ausdruck der Ahnung, dass – wie wir Gott suchen
– er uns immer schon gefunden hat, dass –
wie wir versuchen, uns und unsere Identität
tiefer zu erkennen – wir von ihm schon gekannt und anerkannt sind. Wir brauchen uns
keine Anerkennung zu verdienen und keinen
Namen zu machen, weil wir in Gottes Augen
schon einen Namen haben. Wir brauchen unsere Identität nicht mühsam aufzurichten,
sondern können sie uns von Gott schenken
lassen. Der eben zitierte Paulustext führt weiter aus: «Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung,
Liebe, diese drei; doch am grössten unter ihnen ist die Liebe.» (1 Kor 13,13)
Unser Gebet wie auch die Wege, die wir in der
Gegenwart Gottes in unserem Leben einzuschlagen suchen, sind Ausdruck eben dieses
Glaubens, dieser Hoffnung und dieser Liebe.
Die Grundlage dieser Liebe aber ist die immer
schon feststehende Zusage der Liebe Gottes.
Wie auch der Apostel Johannes schreibt:
«Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott
geliebt haben, sondern dass er uns geliebt
hat.» (vgl. 1 Joh 4,10)
Frère Timothée
Schreibzelle
Im Kloster Fahr steht Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 30
Jahren eine Schreibzelle offen, um für zwei Tage in der Stille des Klosters und im Rhythmus
der Benediktinerinnen dem persönlichen Suchen nach Gott und dem Sinn des Lebens Raum
zu schenken.
Ein vorgegebenes biblisches Thema – passend zur Zeit im Kirchenjahr – soll die jungen Dichterinnen und Dichter inspirieren, ihre Sehnsucht, ihre Fragen und Erfahrungen in Worte zu
fassen und so an einem Fahrer-Psalmen-Buch mitzuschreiben.
Neugier für das Leben hinter Klostermauern und der Wunsch, sich für ein, zwei Tage auf die
Stille einzulassen, sind für junge Menschen Motivation, sich in die Schreibzelle im Kloster
Fahr zurückzuziehen. In den vergangenen Monaten haben sich über 40 Personen auf die
Stille eingelassen und einen Psalm geschrieben. Entstanden sind sehr unterschiedliche Psalmen – ganz poetische oder einfache Gebete. In den Texten ist oft die Rede von Sehnsucht,
Vertrauen, Dankbarkeit; aber auch Fragen und Ängste kommen zur Sprache.
Priorin Irene und die Benediktinerinnen vom Fahr
Kosten: CHF 30.– (Unkostenbeitrag für Übernachtung und Verpflegung)
www.siljawalter.ch/index.php/schreiben-im-kloster
11
Modell für die
Gottesdienste
Lied
Gott ruft sein Volk zusammen – KG 508
Einleitung
Die Liturgie der Kirche feiert den heutigen
Sonntag als den «Gut-Hirten-Sonntag». Im
Mittelpunkt steht das Evangelium Jesu, der
sich selbst als der «Gute Hirte» bezeichnet.
Dieses Gleichnis bestärkt in uns das Vertrauen
auf den auferstandenen Herrn, der seine Herde nicht verlässt. Im Schauen und Hören auf
Jesus werden wir davor bewahrt, falschen
Führern nachzulaufen.
An diesem Sonntag begeht die Kirche den
Weltgebetstag für kirchliche Berufe. Das Thema dieses Jahres lautet: «getauft – gerufen –
gesandt» und nimmt vor allem Frauen und
Männer in den pastoralen Diensten in den
Blick. Um das Wort und Handeln Christi in der
Kirche weiterzutragen und sichtbar zu machen, bedarf es oft des hauptamtlichen
Dienstes von Frauen und Männern, die sich
als Pastoralassistentinnen und -assistenten,
Religionspädagoginnen und -pädagogen, Katechetinnen und Katecheten, Diakonen oder
Priester senden lassen. Im Zu- und Miteinander aller Glieder zeigt sich die Lebendigkeit
unseres Glaubens. Im gegenseitigen Dienst
aber werden wir zu glaubhaften Zeugen der
christlichen Botschaft.
12
Kyrie
Jesus Christus, du sendest uns alle als Boten
deiner Botschaft.
In dieser Sendung sollen wir Brot für die Welt
sein.
Doch sind wir manchmal steinhart geworden.
– Dann rufen wir: Herr, erbarme dich.
Jesus Christus, unsere Sendung soll wie Wein
für die Welt sein. Doch sind wir oft verwässert. – Dann rufen wir: Christus, erbarme dich.
Jesus Christus, als Boten deiner Liebe sollen
wir Salz der Erde sein. Doch sind wir schal
geworden. – So rufen wir: Herr, erbarme dich.
ben? Wie können wir vermitteln, dass Gott zu
ihnen sagt: Du bist mir wichtig?
Gloria
Lied 77 – mehrmals – dazwischen Rezitationen des Gloria 30.6
Denken wir an unseren fremdländischen Menschen: Reden wir mit «Händen und Füssen»,
greifen wir auf eine Sprache zurück, die noch
vor allen Worten liegt. Der gute Hirt hat uns
den Weg gewiesen: Nicht die Worte, sondern
die Sprache des Herzens wird die Menschen
erreichen.
Tagesgebet
Herr, du hast deine Jünger gelehrt,
sich nicht bedienen zu lassen,
sondern zu dienen.
Mache alle,
die sich in den Dienst der Kirche stellen,
umsichtig im Handeln,
freundlich im Umgang und beharrlich im Gebet.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Lesung
Antwortpsalm
Ps 23, 611
Predigtimpuls
Da kommt ein fremdländischer Mensch – nehmen wir an aus Japan oder China – auf uns
zu. Er spricht uns an und scheint ein wichtiges Anliegen zu haben. Aber wir verstehen
kein einziges Wort. Es bleibt in solchen Fällen
meist nur, uns mit «Händen und Füssen», mit
Blicken und Zeichen irgendwie zu verständigen. Wir greifen auf eine Sprache zurück, die
noch vor allen Worten liegt.
Jesus Christus hat uns, seinen Jüngerinnen
und Jüngern den Auftrag gegeben, in aller
Welt diese frohe Botschaft zu verkünden. Wie
aber sollen wir das, da doch die Menschen die
religiöse Sprache immer weniger verstehen?
Viele können nichts mehr anfangen mit kirchlicher Sprache; selbst das Wort «Gott», ist
vielen völlig unverständlich und missverständlich. Wir Christen sprechen für viele
Zeitgenossen eine Fremdsprache. Wie sollen
wir uns verständlich machen? Wie sollen wir
den Menschen das überbringen, was wir selbst
als so wichtig für unser Leben erfahren ha-
Ein afrikanisches Sprichwort drückt das so
aus: «Dein Leben spricht so laut; ich kann
nicht verstehen, was du sagst.» Das Zeugnis
des Lebens ohne Worte ist die erste und entscheidende Botschaft der Christen. Vielleicht
beginnt es einfach damit, die Nachbarn wahrzunehmen und beim Namen zu nennen. In
einer Ellenbogengesellschaft kann schon eine
konkrete Hilfeleistung ein Zeugnis sein, das
lauter redet als Kirchenglocken. Diese Sprache der Liebe ohne Worte ist allgemeinverständlich auch dann, wenn unsere sonstige
Kirchensprache nicht mehr verständlich ist.
Wir können aber durch unser Leben nur sprechen, wenn wir selbst innerlich erfüllt sind.
Die Lesung spricht heute davon, dass Petrus
vom Heiligen Geistes erfüllt war. Wenn wir
vom Geist erfüllt sind, dann wird unser Tun
und Handeln zu einer Sprache der Liebe, die
ein verstehbares und wirksames Zeugnis.
Und ein letztes. Um das Wort und Handeln
Christi in der Kirche weiterzutragen und
sichtbar zu machen, bedarf es aller und das
eben angesprochene Zeugnis setzt weder Amt
noch Weihe voraus – ja, es ist für viele Menschen heute ausserhalb der strukturell verfassten Kirche sogar spürbarer, als in ihr und
es ist vielleicht einmal an dieser Stelle auch
der Ort, ihnen allen, die sie dazu beitragen,
ein herzliches «Vergelt’s Gott» zuzusprechen.
Fürbitten
Zu Jesus Christus, dem Guten Hirten, der uns
auf dem Weg vorangeht, rufen wir:
– Unsere Gemeinde, Familien und Gruppen
sind Orte, an denen der Glaube gelebt und
eingeübt wird: Lass dort eine Atmosphäre
wachsen, in der sich Berufe für die Kirche
entfalten können. Christus, höre uns.
– Frauen und Männer setzen sich haupt- und
ehrenamtlich in Pfarrei- und Jugendarbeit
ein: Erhalte ihnen die Freude an ihrem
Glauben. Christus, höre uns.
– Viele Eltern und Lehrer mühen sich um die
Weitergabe des Glaubens: Ermutige und
stärke sie im Vertrauen auf das Wachsen der
Saat im Stillen und Verborgenen. Christus,
höre uns.
– Viele Dienste arbeiten in der Seelsorge in
vielen Bereichen zusammen: Führe sie zu
einem guten und vertrauensvollen Miteinander, und lasse ihren Dienst fruchtbar für
die Menschen werden. Christus, höre uns.
– Junge Menschen fragen nach ihrer Berufung
und ihrem Platz in der Kirche: Zeige ihnen,
was du mit ihnen vorhast, und schenke ihnen geistliche Begleiter für ihre Entscheidungen. Christus, höre uns.
– Wir erleben die Kirche in vielschichtigen
Veränderungen und Umbrüchen: Erfülle alle
Getauften und Gefirmten mit deinem Geist,
damit sie ihre Berufung und Verantwortung
erkennen und wahrnehmen. Christus, höre
uns.
Denn du bist deiner Kirche nahe und begleitest sie mit deinem Beistand. Wir danken dir
jetzt und in Ewigkeit. Amen.
Credo
95 (besonders Str. 4-6!)
13
Impuls für die Beteiligung von Kindern
zur Gabenbereitung: gesandt
Sieben Kinder tragen jeweils ein Plakat vor
mit einem der Worte (der Anfangsbuchstabe ist gross geschrieben) und legen sie ungeordnet vor den Altar. Zum «Geheimnis
des Glaubens» werden die Plakate geordnet:
g lauben
e rmutigen
s egnen
a nteilnehmen
n ähren
d asein
t rauen
Preisgebet
Nach Worten und Gedanken von J. Keune
www.hochgebete.ch
Dank sei dir, Gott,
für alles, was wir mit dir erleben dürfen, denn
in der Vielfalt des Erlebten offenbart sich die
Vielfalt deiner Liebe und die Fülle des Lebens.
Wir danken für alle, die mit uns auf dem Weg
sind, denn in jeder und jedem offenbart sich
dein Geist und dein Ruf.
Dank sei dir
für den Schwung der Feurigen, für die Bedenken der Fragenden, für die Bekenntnisse der
Frommen und die Sachlichkeit der Nüchternen.
Aus ihrem Nachdenken und ihrem Tun, aus
ihrer Menschlichkeit und ihrem Mut, aus ihrer
Erinnerung und ihrer Sehnsucht ist sie aufgebaut, die Kirche.
Mit allen, die in ihr fraglos daheim sind, und
allen, die sie befragen und sich nach ihrer
ursprünglichen Gestalt sehnen, preisen wir
dich.
14
Dank sei dir Vater für ihn, Jesus Christus, in
dessen Traum Einheit nicht erwuchs aus
Gleichheit, sondern Liebe, Weite und Wagnis.
Das Beisammensein, das Teilen des Brotes erzählen davon.
Hier erfahren wir Einheit mit Jesus: Seine Lebenskraft beseele die Dinge und Geschöpfe –
wie am Anfang, wie am Ende – und bewirke
Verbundenheit und Verbindlichkeit.
Der Funke
springt über /
Kohle-Meditation
Schicke uns, deiner Kirche, Gott, deinen Geist.
Dieser Geist sie durchwehe, belebe und erneuere uns alle.
Auf dass wir uns als Papst und Pfarreiangehörige, als Theologin und Bischof, als Ordensmann und Studentin erinnern, wie sie einmal
gedacht war, die Kirche.
Dass wir als Kirche den Glauben nicht bloss
verwalten, den Menschen nicht zusätzliche
Lasten auflegen, nicht noch die Angst und
die Abhängigkeit vergrössern.
Sondern neu zu denken und zu reden beginnen, dass die Menschen wieder hören und
verstehen.
Auf dass wir heiter seien und ohne Angst.
Halte deine Hand über uns und geh ihn mit,
unseren Weg durch die Zeit, auf dass wir in
Einheit mit dir die Einheit untereinander immer neu suchen, durch die Botschaft Deines
Sohnes, unseres Bruders Jesus Christus.
Über Funken, die anstecken, Glut, die unter
der Asche vorhanden ist...
...und unsere tiefste Berufung
Schlussgebet
Wir haben die Worte des guten Hirten gehört
und mit Christus dem Auferstandenen Mahl
gehalten. Er geht jedem von uns nach und
zugleich voran. Er braucht Menschen, Frauen
und Männer, die mit ihm für die Herde Sorge
tragen und die Liebe des Vaters erfahrbar machen. Hilf ihnen, Zeugnis zu geben für das
Evangelium, und mache durch ihr Wirken deine Kirche in der Welt gegenwärtig. Darum bitten wir durch Christus, unseren Hirten.
Benötigtes Material: ein oder mehrere Stücke
Weihrauchkohle und ein Gefäss zum Abbrennen der Kohle (sollte gut einsehbar sein – vielleicht auch an mehreren Stellen in der Kirche),
Streichhölzer, Wunderkerzen – wenn möglich je
eine für einen Gottesdienstteilnehmer (vor der
Meditation austeilen).
Jesaja 6, 1-8 wird vorgelesen – eventuell nach
kurzer Zeit Vers 6 noch einmal wiederholt:
In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich
den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel.
Serafim standen über ihm; ein jeder hatte
sechs Flügel: Mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füsse und mit
zweien flogen sie. Und einer rief zum andern
und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR
Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! Und
die Schwellen bebten von der Stimme ihres Rufens und das Haus ward voll Rauch.
Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich
bin unreiner Lippen und wohne unter einem
Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den
König, den HERRN Zebaoth, gesehen mit meinen Augen. Da flog einer der Serafim zu mir
und hatte eine glühende Kohle in der Hand,
die er mit der Zange vom Altar nahm, und
rührte meinen Mund an und sprach: Siehe,
hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine
Schuld von dir genommen werde und deine
Sünde gesühnt sei.
Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er
sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser
Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende
mich!
Kohle, schwärzestes Schwarz
kalt, russig, schmutzig
verbranntes Holz – tote Materie
verkohlt – verbrannt – ausgebrannt
Was bleibt übrig? Ist das der Rest?
Dunkelheit in mir, Härte und Kälte
dunkle Seiten meines Lebens – Bodenlosigkeit
Die Kohle wird an einer Seite entzündet
Doch siehe: Funken tanzen herum –
durchziehen die ganze Kohle langsam
scheinbar unscheinbar entzündeter toter
Punkt. Der Funke springt über.
Gott zu Mensch, Mensch zu Mensch, Freude
breitet sich aus.
(Wenn die Kohle zu glühen beginnt)
Mehr und mehr wird zur Glut, leuchtet in der
Dunkelheit, wärmt, wird heller, strahlt Leben
aus – geballte Energie unter der Asche – doch
Vorsicht bitte: zu viel Nähe verbrennt...
Kohle: zum Verbrennen da. Bin ich bereit? Bin
ich entzündbar? Wird die Glut ausreichen?
Nun gehen alle daran vorbei und entzünden
ihre Wunderkerzen daran.
Ein Funke genügt. Viele Funken springen zu
dir und mir – einladend zu brennen.
Hier bin ich. Herr, sende du mich.
Sr. Birgit-Maria Krietemeyer SCSC
15
Maria ermutigt uns,
unserer Berufung
zu folgen
Eröffnung
Es ist eine ganz wertvolle Tradition in unserer
Kirche, dass wir im Monat Mai Maria in besonderer Weise ehren. Wir schauen auf sie, wie
sie gelebt hat, was sie bewegt hat und wie sie
geglaubt hat. Beten wir, dass auch in unserer
Zeit immer Menschen wie Maria ihre Lebensantwort geben auf den Anruf Gottes.
KG 757
Gebet
Gott, du bist gross und unbegreiflich. Du
sprichst dein JA zu uns immer wieder neu; ein
JA, das ermutigt, ein JA, das uns fordert. Du
sprichst deine Zusage, dass Du mit uns bist,
hinein auch in unsere Zeit und in unser Leben. Lass uns dafür hellhörig bleiben, damit
auch wir erkennen, wozu du uns in deiner Kirche rufst. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit.
Evangelium Lk 1, 26-43
Kurze Ansprache
«Maria ist Vorbild im Glauben»
Wie soll das geschehen? Es ist sehr verständlich, dass Maria diese Frage stellt. Völlig
überrascht von dem, was der Engel ihr ankündigt, fragt sie sich, wie das jetzt gehen soll.
Gott spricht zu ihr durch den Engel Gabriel.
Maria sieht ihre Situation, schaut auf ihr Leben und fragt sich, was denn dieser Anruf
Gottes für ihr Leben bedeutet. Ihre Fragen,
Zweifel und Ängste fasst sie mit der Rückfrage an den Engel zusammen «Wie soll das geschehen?» Lk 1,34
16
«Wie soll das geschehen?» – damit spricht
Maria so manchen Menschen heute aus dem
Herzen:
– all denen, die sich von Gott angesprochen
wissen und sich fragen, was das jetzt in ihrer Lebenssituation bedeutet,
– all denen, denen in der Begegnung mit Gott
klarer wird, was Gottes Ruf an sie ist, die
sich aber schwer tun, dies umzusetzen,
Magnifikat
Taizeruf «Magnificat anima mea dominum»
Magnifikat 274,1
Interessant ist, wie der Engel Gabriel auf die
Rückfrage Mariens reagiert. Er unterstreicht
Gottes Zusage an sie: «Der heilige Geist wird
über dich kommen und die Kraft des höchsten
wird dich überschatten» Lk 1,35
Maria lässt sich darauf ein und sagt ihr JA:
Schlussgebet
Herr, unser Gott, wir danken dir, dass du Maria erwählt hast. Sie hat auf Deinen Ruf gläubig gehört und vertrauensvoll geantwortet.
Du hast mit ihr und durch sie Grosses gewirkt.
Du rufst auch in unserer Zeit immer wieder
Menschen, Dir zu folgen und auf Deinen Ruf
mit dem ganzen Leben zu antworten. Du
sprichst Menschen an, ihr Leben ganz mit dir
zu leben und deine frohe Botschaft den Menschen zu verkünden.
Lass alle, die du in deine besondere Nachfolge in die verschiedenen kirchlichen Dienste
rufen möchtest, aufmerksam bleiben für deinen Ruf und diesem Ruf mutig und entschlossen folgen. Gib, dass wir wie Maria offen sind
für deinen Ruf. Lass uns wie Maria dir ganz
vertrauen und dir dienen.
Wechselgebet
KG 777
Schlusslied
KG 763
– all denen, die in sich einen Ruf von Gott her
verspüren, aber gleichzeitig Sorg haben,
dem Auftrag nicht gewachsen zu sein,
– all denen, die spüren, dass Gott sie in einen
kirchlichen Dienst ruft und gleichzeitig sich
fragen, wie es in der Kirche insgesamt weitergeht.
Lied
Maria, dich lieben... KG 764
Maria hat fest auf Gott vertraut. Darin ist sie
auch für uns ein grosses Vorbild. Wir ehren
sie als unsere Schwester im Glauben und
«Schwester der Menschen».
Ausarbeitung nach einem Entwurf von
Alexandra Eck, Würzburg
Wechselgebet
KG 778
Überleitung
Maria hat ganz auf Gott vertraut. Er hat in
ihrem Leben Grosses gewirkt. Dankbar für all
das, wo wir Gottes Spuren in unserem Alltag
und in unserem Leben entdecken durften,
lasst uns einstimmen in den Lobpreis mit den
Worten des Magnifikat.
17
Tauferinnerung:
Christen sind
ausgezeichnet!
Der Ritus der Taufe ist voller Zeichen, die die
neue Würde der Getauften ausdrücken. Doch
wie steht es um das Bewusstsein, als Christ
zu einem Leben berufen zu sein, das wesentlich anders ist? In «Lumen gentium» heisst
es, dass die Getauften Gott geweiht sind (vgl.
LG 44). Und im Dekret über das Apostolat der
Laien betonen die Väter des II. Vatikanischen
Konzils, dass die Getauften nicht nur die
Pflicht, sondern auch «das Recht zum Apostolat» besitzen (AA 3,1).
Viele bringen sich mit ihren Begabungen in
das Leben und den (Heils-)Dienst der Kirche
ein. Dafür gibt es viele Motive. Doch wie Bewusst ist das wesentliche Motiv der Mitwirkung, nämlich von Gott gerufen, getauft und
gesandt zu sein?
Gebet zur Salbung
Der allmächtige Gott, der Vater unseres Herrn
Jesus Christus, hat dich von der Schuld Adams
befreit und dir aus dem Wasser und dem Heiligen Geist neues Leben geschenkt. Aufgenommen in das Volk Gottes bist du mit dem
heiligen Chrisam gesalbt, damit du für immer
ein Glied Christi bleibst, der Priester, König
und Prophet ist in Ewigkeit.
18
aus der Feier der Kindertaufe
(im Original: ...wirst du nun mit heiligem Chrisam...)
Gesalbt
Im alten Israel wurden Männer zu Priestern,
Königen und Propheten gesalbt. Das Lukasevangelium überliefert wie Jesus in der Synagoge aus dem Buch Jesaja vorliest (vgl. Lk
4,16–21): «...der Herr hat mich gesalbt. Er
hat mich gesandt...» Und Jesus fügt hinzu:
«...heute hat sich das Schriftwort erfüllt.»
Jesus ist der Gesalbte schlechthin (hebr.:
Messias, gr.: Christus; vgl. Joh 1,41). Das
heisst: Er ist der Priester, König und Prophet
par excellence. Er ist Priester: Denn er bringt
sich selbst Gott dar und schlägt durch seinen
Tod und seine Auferstehung die Brücke zu
Gott über die Täler hinweg, die die Menschen
von Gott getrennt hatten. Er ist König: Denn
er sammelt seine Jünger in der Kirche zu einem neuen Volk. Er ist Prophet: Denn sein
Leben und seine Botschaft sind ein Ruf gegen
Gottvergessenheit und Sünde und Verweis auf
die Herrlichkeit des Vaters. Bei unserer Taufe
haben wir, Männer wie Frauen, Anteil erhalten an Christi Priestertum, seinem Königtum
und seinem Prophetenamt. Zum Zeichen dafür
wurden wir mit Chrisam gesalbt. Wir sind ausgezeichnet!
Bekleidet
«Kleider machen Leute», heisst es. In Gottfried Kellers Novelle mit dem gleichnamigen
Titel wird der Schneidergeselle Wenzel Strapinski seiner vornehmen Kleidung wegen in
die Rolle als Edelmann gedrängt. Doch statt
dem Treiben um seine Person Einhalt zu gebieten, freundet er sich mit seiner neuen Rolle an. Als das Ganze auffliegt, kommt es zum
grossen Reinemachen. Die Novelle «Kleider
machen Leute» lässt sich als Gleichnis über
Schein und Sein lesen. Und man kommt zu
dem Ergebnis: Da ist mehr Schein als Sein.
Heutzutage verwendet man für das Verhältnis
von Schein und Sein eher das Wort «Authentizität». Jeder von uns hat so seine Vorlieben
für den Kleiderkauf. Manche leisten sich was.
Die einen tragen (Marke A), die anderen (Marke B) und wieder andere (Marke C). Die Wirkung von Kleidermarken ist nicht von der
Hand zu weisen.
Bei unserer Taufe sind wir «eine neue Schöpfung geworden und ...(haben) – wie die
Schrift sagt – Christus angezogen» (aus der
Feier der Kindertaufe). Wir tragen Christus!
Aber wir tragen Christus nicht nur wie ein Gewand. Wir sind Christen. Mehr Sein geht
nicht. Und dennoch müssen wir uns fragen,
wie wir dem im Alltag entsprechen, wie es
sich bei uns als Christen mit Sein und Schein
verhält.
Leuchte
Jesus sagt von sich: «Ich bin das Licht der
Welt» (Joh 8,12). Dass die Ausstrahlung der
Getauften, dass unsere Ausstrahlung auf ihn
verweist, klingt selbstverständlich. Wer aber
würde von sich behaupten: «Ich bin das Licht
der Welt.» Anstössig klingt das. Nach Anmassung klingt das. Aber wir sind Licht geworden. Er selbst sagt: «Ihr seid das Licht der
Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt,
kann nicht verborgen bleiben. Man zündet
auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäss
darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll
euer Licht vor den Menschen leuchten, damit
sie eure guten Werke sehen und euren Vater
im Himmel loben.» (Mt 5,14–16)
dass wir Christen den Wohlgeruch des Himmels verbreiten sollen. Das Taufkleid erinnert
daran, dass wir – wie die Schrift sagt – Christus als Gewand angelegt haben. Die Kerzen,
die wir nun entzünden, zeigen: Er ist das
Licht der Welt. Und wir sind Licht geworden in
Christus, gesandt als Zeugen Gottes.
Nach der Salbung mit Chrisam und dem Anlegen des Taufgewandes ist die Übergabe der
brennenden Taufkerze ein weiteres ausdeutendes Zeichen bei der Feier der Taufe. Wurde
ein Erwachsener getauft, heisst es dazu:
Du bist Licht geworden in Christus.
Lebe als Kind des Lichtes,
bewähre dich im Glauben
und gehe mit allen Heiligen
dem Herrn entgegen,
wenn er kommt in Herrlichkeit.
Ganz gleich, wann wir getauft wurden, ob
als Kleinkind, Jugendlicher, Erwachsener: Die
Zusage gilt uns allen: «Ihr seid das Licht der
Welt. Du bist Licht geworden in Christus.»
Chrisam, Taufkleid und Kerzen verdeutlichen,
was uns in der Taufe geschenkt wurde. Wir
sind Kinder Gottes geworden. Wir haben Teil
an Christi Leben und Sendung, an seinem
Priestertum, seinem Königtum und seinem
Prophetenamt. Chrisam verströmt einen wohligen Duft. Der Duft ist ein Zeichen dafür,
19
Gedanken für eine
Pfarreiratssitzung
In dem Wort Berufung steckt eine grosse Fülle, die das ganze kirchliche Leben erneuern
20
könnte. Das Traditionschristentum wird abgelöst werden durch ein «Berufungs-Christentum». Das Bewusstsein von der Berufung aller
Getauften ist unterentwickelt. Als Grundwort
der Verkündigung muss es immer wieder neu
erschlossen werden. Sieben «Farben» im Wort
Berufung lassen sich benennen:
• Wir sind An-gerufene
• Wir sind gemeinsam Berufene
Warum gibt es mich überhaupt? Was würde
fehlen, wenn es mich nicht gäbe? Der Grund
unseres Daseins liegt in einem Anruf Gottes.
Er hat jede, jeden einzeln ins Dasein gerufen.
Berufung liegt also ganz an der Wurzel unseres Menschseins.
Wir sind umfangen von einer liebenden Entscheidung, einem Wohl-Wollen Gottes. Gott
ruft den Menschen beim Namen.
Der Dienst an der Berufung eines Menschen
beginnt damit, ihn als Person wahr und
ernst zu nehmen, ihn beim Namen zu rufen
und ihm zuzusprechen: Es ist gut, dass es
dich gibt!
Wir haben als Kirche eine grosse gemeinsame
Berufung und Sendung, der wir gemeinsam dienen, jeder und jede mit der Gabe, die Gott verliehen hat. Niemand hat alle und niemand hat
keine Gaben. Im Wissen um die gemeinsame
Berufung können wir uns versöhnen mit der
eigenen begrenzten Gabe, die ihre Sinnerfüllung und Fruchtbarkeit in der Auferbauung des
grösseren Ganzen findet. Die andere Berufung
ist dann nicht Bedrohung und Konkurrenz, sondern Geschenk des Herrn an mich und an alle.
Der Dienst an der Berufung setzt das Erleben
der Verschiedenheit und der Einheit der vielen Berufungen voraus. Beide sind die Voraussetzung dafür, dass Menschen erkennen
können, was der Herr von ihnen will.
• Wir sind Heraus-gerufene
• Wir sind Berufene für...
Wer persönlich angesprochen ist, wird dadurch herausgelöst aus einer anonymen Masse: Es geht um Dich! Wir kommen darüber ins
Staunen, manchmal werden wir sogar erschüttert: Warum ich? In der Urkirche haben sich
die Christen als «Auserwählte Gottes» gefühlt
und für diese unbegreifliche Gnade Gott gedankt (vgl. Eph 1,3-14). Wer von Gott so persönlich erwählt wird, kommt dadurch allerdings auch in eine Sonderexistenz. Andere
werden es nicht verstehen. Berufene sind deshalb auch Einsame, Unverstandene. Die Frauen und Männer, die Jesus folgen, müssen mit
Unverständnis rechnen.
Es ist ein Dienst an der Berufung eines Menschen, ihn/sie dazu zu ermutigen, den persönlichen und unverwechselbaren Weg mit
Gott zu gehen.
Das kleine Wort «für» ist ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis Jesu Christi selbst. Er
gibt sein Leben für die vielen. Dieses «für» ist
auch das geheime Wasserzeichen jeder Berufung. Gott ruft den Menschen ganz persönlich
und geht mit ihm eine Beziehung ein; der Berufene wird niemals nur benützt. Und doch ist
die Berufung kein Selbstzweck. Sie hat Anteil
an dieser «Fürsorge» des Herrn. Berufung ist
Dienst. In der Kirche dürfen wir einander dienen mit den verschiedenen Gaben. Christliche
Berufung kreist nicht um sich selbst, sondern
um das Wohl der Menschen.
Der Dienst an der Berufung kann damit beginnen, dass Erfahrungen ermöglicht werden, wie ein «Leben für andere» wirklich
reich und sinnerfüllend ist.
• Wir sind Hinein-gerufene
• Wir sind Rufende
Der, die Angerufene wird hineingenommen in
eine neue Beziehung zum Rufenden: «Ich
habe euch Freunde genannt.» Berufung ist
nicht ein Anstellungsverhältnis, sondern eine
lebendige, liebende Beziehung zwischen zwei
Personen. Wo Menschen die Einladung Jesu
annehmen, werden sie in eine herzliche Gemeinschaft hineingenommen, die sie in aller
äusseren Ungesichertheit und Ungeborgenheit
trägt. Die Beziehung zum rufenden Herrn
macht alle Berufenen zu Brüdern und Schwestern, die geschwisterlich mit einander verbunden sind.
Der Dienst an der Berufung hat etwas mit
Beziehung zu tun. Menschen werden eingeladen und hineingenommen in eine Weggemeinschaft, deren Mitte Christus selbst ist.
Wo Menschen in entschiedener Weise aus ihrer
Berufung leben, wird ihr Leben – oft ohne
Worte – zu einer Einladung. Jede Christin und
jeder Christ darf weitersagen: Du bist gerufen!
Es braucht die Überbringer/innen der Einladung Gottes. Es muss uns bedrängen, dass so
viele Menschen ihre Berufung und damit das
innerste Geheimnis ihres Lebens nicht ergreifen (können). Jesus selbst wurde vom Fehlen
der Erntearbeiter und -arbeiterinnen und angesichts der grossen Ernte bedrängt. Es ist
sein Wunsch: «Bittet den Herrn der Ernte...»
Der Dienst an der Berufung ist die Einladung
und das ermutigende Wort.
• Wir sind Zusammen-gerufene
In den vielen sehr persönlichen Berufungen
geschieht etwas Grösseres: «Gott ruft sein
Volk zusammen.» Da Gott in sich selbst lebendige Beziehung und personale Gemeinschaft
ist, geht sein Plan mit den Menschen dahin,
sie an dieser Gemeinschaft teilhaben zu lassen. Als sein Volk sind wir alle die Zusammengerufenen. Kirche ist die Gemeinschaft der
Menschen, die Gott herausgerufen hat aus den
vielen verschiedenen Verhältnissen und Völkern, um daraus sein Volk zu machen. «Wir
danken dir, dass du uns berufen hast.» Jede
Berufung wurzelt in der gemeinsamen Grundberufung, Volk Gottes zu sein.
Ein wichtiger Dienst an der Berufung ist es,
das innere Wesen der Kirche als Gemeinschaft der Berufenen erfahrbar zu machen.
–Jedes Mitglied des Pfarreirates erhält eine
Karte (möglichst auf buntem Papier und
mehrfach kopiert).
–In Stille lesen.
–Anschliessend mit eigenen Worten kurz einander vorstellen.
–Karten zu einem Kreis oder Kreuz zusammenlegen.
Am Ende der Sitzung nimmt sich jeder eine
Karte mit, die er besonders bedenken möchte.
Dazu braucht es mehrere Kopien.
21
Untistunde zum Jahresthema:
getauft – gerufen – gesandt – Unterstufe
Die Schülerinnen und Schüler sollen die Überlieferung vom Aufbruch Abrahams in ein fremdes
Land kennenlernen (gesandt). Kernpunkt der Geschichte ist der Mut Abrahams, der aus dem
Glauben kommt und es ihm ermöglicht, das Ungewisse zu wagen (in ein fremdes Land zu ziehen).
Motivation
Erarbeitung
Begrüssung – Ritual
Impulsfrage: Wer ist schon einmal umgezogen?
Wir hören heute von einem Umzug. Kennt ihr
Abraham?
Motivationsphase:
Schaffung einer
Lernausgangssituation
1. Mose / Kapitel 12
Der Herr sagte zu Abram: «Geh fort aus deinem Land,
verlass deine Heimat und deine Verwandtschaft, und
zieh in das Land, das ich dir zeigen werde! Deine
Nachkommen sollen zu einem grossen Volk werden;
ich werde dir viel Gutes tun; deinen Namen wird jeder kennen und mit Achtung aussprechen. Durch dich
werden auch andere Menschen am Segen teilhaben.
Wer dir Gutes wünscht, den werde ich segnen.
Lehrererzählung
unter Beteiligung
der Schülerinnen
und Schüler
Informationsphase
Beantworte die folgenden Fragen: Abram wird von
Gott aufgefordert, drei Bereiche zu verlassen.
Schreibe sie heraus. Gleichzeitig bekommt Abram
klare Zusagen, Verheissungen. Schreibe sie heraus.
22
Gemeinsames
Lied
Lied KG 510
Emotionale
Vertiefung
Arbeit in Aufgabenstellung.
Die Gruppe soll gemeinsam ein Bild malen:
Wer ist zu sehen? Abraham in der Mitte.
Was liegt hinter ihm? Was liegt vor ihm?
Gestaltung einer
Bildgeschichte
Flipchart
Weiterführung
Was könnte gegen den Aufbruch sprechen?
«Ich halte das Ganze für Einbildung»,
«Das schöne Haus“,
«Was sollen wir in einem fremden Land ohne
Verwandte und Freunde?»
LSG
Weiterführende Idee
Buchstabierhilfe: Weil die Schülerinnen und
Schüler der ersten Klasse viele Wörter noch
aus Buchstaben «zusammensetzen», soll der
Name des «Helden» durch eine Buchstabiererzählung eingeführt und vertieft werden.
ein fragendes M,
ein zweifelndes M,
und soweit haben wir dann das Leben
des Abraham durchbuchstabiert,
buchstäblich,
hört euch das mal an:
Kennt ihr Abraham?
Sein Name erzählt seine ganze Lebensgeschichte, buchstäblich.
ABRAHAM
Abraham war ein Mann,
der ganz von vorne anfing,
wie wir alle immer wieder
ganz von vorne anfangen müssen.
Also A
Und ihr wisst, wer A sagt, muss auch B sagen.
Also AB
und Abraham sagte B.
Und als Abraham A und B gesagt hatte,
bekam er Angst vor seinem eigenen Mut.
Und dann machte er mit dem R
BR, wie ein Kutscher, wenn er die Pferde
bremst.
Also ABR
Und dann fing Abraham wieder von vorne an
beim A.
Also ABRA
und dann seuftzte er und machte HHH.
Und soweit ist er nun
Woher kommt Abrahams Mut zum Aufbruch?»
«Ich glaube, Gott hat zu mir gesprochen», sagte
Abraham, «das gibt mir Mut»
ABRAH
Gott will Mut und Bewegung.
ABRAHA
Vorstellung der
SchülerInnen erzählen die Geschichte noch einmal.
Arbeitsergebnisse Jeder fügt einen Satz dazu.
nach einer Idee von Karin Bruns-Strenge
Und dann wieder zurück zum A zum Anfang:
Ergebnissicherung
und dann kommt ein MMM
ein unwilliges M,
23
Untistunde zum Jahresthema:
getauft – gerufen – gesandt – Mittelstufe
Schüler machen sich bewusst, dass jeder für jede ein Segen sein kann. Sie bekommen ein Gespür für die eigenen Fähigkeiten und ihre Sendung.
Motivation
SchülerInnen sitzen in einem Stuhlkreis. In der Mitte Stuhlkreis mit
liegen die Ansichtskarten «Segen sein» (siehe S. 23). gestalteter Mitte;
SchülerInnen suchen sich je eine Karte aus und
LSG
berichten, warum sie diese Karte ausgewählt haben.
Karten vorbereiten
Erarbeitung
Impulsfragen:
Was drücken die Karten aus?
Wer ist oder soll Segen sein?
Wem könnte man eine solche Karte senden?
Was gehört zu einer Karte?
LSG
Adresse, Platz für eine Wertmarke,
Platz für die Botschaft, passendes Bild
Vertiefung
In die Mitte wird die ein Flipchartbogen gelegt mit
der Aufschrift «Segen sein.»
Flipchartbogen
Stifte
Was lässt Segen sein?
Schüler tragen Stichworte zusammen.
Stillarbeit,
ggf Musik
Für welches Stichwort stehe ich?
Wo könnte ich «Segen sein»?
Zu welchen Situationen könnte ich Gutes beitragen?
(Welches Bild fiele mir dazu ein?)
Welche Botschaft würde ich dazu schreiben?
Und wem?
24
Variation
Lied KG 229
Liedblätter
Transfer
SchülerInnen erhalten je eine leere Karte.
SchülerInnen schreiben ihren Beitrag auf die Karte
und überlegen sich, wer diese Karte erhalten soll.
leere Karten
(Karteikarten o.ä.)
Gestaltung &
Präsentation
In der Mitte wird ein Weg gelegt mit dem Hinweis:
«Segensweg»
Tücher o.ä.
SchülerInnen stellen ihre Karte der Klasse vor und
legen sie auf den Weg.
«Geocaching»:
Eine GPS-Schnitzeljagd auf den
Spuren biblischer
Geschichten
zum «Abenteuer
Berufung».
Geocaching – ein Spass für die ganze Familie:
«Geocaching» ist ein Freizeitspass, bei welchem jemand, ausgerüstet mit einem GPSEmpfänger und Koordinaten, welche man z.B.
auch im Internet findet, auf die Suche geht
nach dem versteckten Schatz.
Wandern in freier Natur wird verbunden mit
Entdecken, Rätseln, Erleben und Kennenlernen von neuen Plätzen, eine Art «neues Wandern». In der Schweiz sind zur Zeit 24’506
Verstecke angelegt, denen mehr als 21’000
schweizerische und über 14’600 ausländische
Cacher nachgehen.
Was ist das Ziel?
Wo komme ich her, wo gehe ich hin? Was ist
mein Berufungsweg? – Die Teilnehmer des
Geochcachings sind eingeladen, sich miteinander auf den Weg zu machen, nach Zeichen
und Hinweisen zu suchen und über diese Fragen nachzudenken. Bibelteilen und Impulse
an sieben Stationen und auf dem Weg helfen,
anhand der biblischen Texte die eigene Berufung zu reflektieren.
Was wird benötigt?
Ein GPS-Empfangsgerät – wenn das nicht zu
bekommen ist, reicht auch ein Kompass und
geeignetes Kartenmaterial aus; ausserdem
sind viele Smartphones GPS-fähig. Da die
Gruppe während des Geocachings durchgängig gemeinsam unterwegs ist, wird lediglich
ein GPS-Gerät benötigt.
Ein motiviertes Team, das die Stationen vorbereitet (Arbeitsblätter, Impuls etc.) und die
Gruppe am Aktionstag begleitet.
Wie verläuft die Aktion «Geocaching»?
Eine Gruppe von jungen Menschen (die Gruppengrösse ist variabel) macht sich – begleitet
von einem Team – auf den Weg. Mit Hilfe
eines GPS-Empfängers werden verschiedene
Stationen aufgesucht, wo es Verstecke (Caches) zu finden gilt, in denen Arbeitsblätter
mit Bibeltexten, Gebeten, Liedern oder anderes (z.B. Traubenzucker zur Wegzehrung) sowie Hinweise auf den nächsten Cache enthalten sind. Das Leitungsteam gibt an manchen
Stationen Impulse. Die Teilnehmer bekommen Aufgaben für den Weg. Bei jeder Station
wird jeweils ein anderer Teilnehmer zum
«Wegweiser» ernannt und bekommt den GPSEmpfänger.
Weitere Informationen und
Anleitungen unter:
–Eine Schweizer Geocaching-Seite auf
www.geocache.ch
–Die Schweizer Geocaching-Seite auf
www.swissgeocache.ch
–Die internationale offizielle Seite auf
www.geocaching.com
Idee: Carsten Leinhäuser
25
Mein Hobby zum
Beruf gemacht –
kirchliche
Jugendarbeiterin
werden. In einem Kurs für ehrenamtliche Jugendarbeit, den ich gleichzeitig besuchte,
wurde mir jedoch klar: «Jugendarbeit ist
genau das, was ich machen möchte!» Eine
Praktikumsstelle in der kirchlichen Jugendarbeit Rorschach machte es dann möglich,
dass ich die Ausbildung als Jugendarbeiterin
(nach ForModula) berufsbegleitend beginnen
konnte.
Was war der zündende Funke, der dich auf diesen Weg gebracht hat?
Mich faszinierte es, mit Jugendlichen in ihrer
Freizeit zusammenzuarbeiten. In der Jugendarbeit konnte ich sie als mitgestaltende
Teammitglieder erleben und nicht in der Lehrer/Schüler-Rolle.
Andrea Richner, kirchliche Jugendarbeiter in
St. Gallen
Interviewfragen: Linus Brändle,
DAJU St. Gallen
Andrea, kannst Du Dich kurz vorstellen?
Ich heisse Andrea Richner und wohne in
Staad am Bodensee. Seit 2008 bin ich als
kirchliche Jugendarbeiterin tätig, zurzeit in
der Stadt St. Gallen. Ich bin auch Mutter von
vier Kindern im jugendlichen Alter zwischen
11 und 18 Jahren. Im Erstberuf war ich Coiffeuse und dann eine Zeit lang vollberuflich
Hausfrau. Jugendarbeit war mein beruflicher
Wiedereinstieg.
Wie bist Du kirchliche Jugendarbeiterin geworden?
26
2006 bis 2008 habe ich den Glaubenskurs gemacht und wollte eigentlich Religionslehrerin
Was sind zurzeit deine wichtigsten Aufgaben
als Jugendarbeiterin?
Die grösste Aufgabe ist sicher die Leitung eines kirchlichen Quartierjugendtreffs in der
Stadt St. Gallen. Dann bin ich Präses einer
Pfadi-Abteilung. Gemeinsam mit den anderen
kirchlichen Jugendarbeitenden der Stadt bilden wir das Yesprit-Team. Wir bieten auf dem
gesamten Stadtgebiet Projekte, Lager oder
Jugendgottesdienste an. Im Quartier, wo ich
arbeite, bin ich auch Mitglied im Seelsorgeteam und im Pfarreirat. Auch die Zusammenarbeit mit den Schulen sehe ich als sehr Wertvoll an – sei es an den Pausenplatzaktionen,
bei den Besinnungstagen oder der Wallfahrt.
spannend. Ich weiss am Freitag nie, was auf
mich zukommt. Eine gute Ergänzung dazu ist
die Präsesarbeit. Da habe ich eine bestehende Gruppe und wir wachsen zusammen. Diese
wachsende Beziehung finde ich etwas Wertvolles. Die Projekte des Yesprit-Teams sind
sehr kreativ und immer wieder eine Neuentdeckung. Letztes Jahr waren wir mit 12 Teilnehmerinnen in München, dieses Jahr fahren
wir nach Berlin. Die Reisegruppe ist bereits
wieder voll. Die Reisen mit den Jugendlichen
gemeinsam zu gestalten finde ich sehr spannend.
Welche Kompetenzen muss eine kirchliche Jugendarbeiterin mitbringen, damit sie ihre Arbeit gut machen kann?
Sie muss sicher flexibel sein. Sie sollte offen
auf die Jugendlichen zugehen können und
auch offen sein für ihre Probleme und Anliegen. Dabei soll sie die jungen Menschen so
nehmen, wie sie sind, egal was der erste Eindruck sagt. Teamfähigkeit ist ganz zentral.
Partizipation wird gross geschrieben. Jugendliche dürfen mitentscheiden, was wir in den
verschiedenen Angeboten machen. Eine Jugendarbeiterin muss die Beiträge der Jugendlichen annehmen können, auch wenn sie viel
jünger sind.
Was sind darin deine besonderen Vorlieben?
Den Treff am Freitag finde ich besonders
spannend. Die Jugendlichen kommen in den
Treff und haben eine strenge Woche und oftmals auch Ärger hinter sich. Wenn ich eine
gute Beziehung zu ihnen habe, erzählen sie
vom Erlebten. Diese Gespräche finde ich mega
Pausenplatzaktion der kirchlichen Jugendarbeit
Was bringst Du als Jugendarbeiterin ins Seelsorgeteam ein?
Weil ich mit Jugendlichen zusammenarbeite,
bin ich an ihrem Puls. So kann ich die Realitäten und Anliegen der Jugendlichen den
Seelsorgenden näher bringen. Ich kann die
anderen darin unterstützen, die Welt der Jugendlichen zu verstehen. Wenn wir zum Beispiel einen Jugendgottesdienst organisieren,
versuche ich den Evangeliumstext in die Welt
der Jugendlichen zu übersetzen, damit sie
ihn verstehen können. Ich sehe mich darin
als Vermittlerin auf beide Seiten.
Warum soll Kirche Jugendarbeit machen und
auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen?
Jugendliche sind unsere Zukunft – sei es in
der Kirche oder in der Gesellschaft. Ich nehme Jugendliche ernst, um sie wertzuschätzen
und ihnen zu zeigen, dass sie wichtig sind.
Später werden sie sich vielleicht an eine gute
Jugendzeit erinnern und sich ihrerseits wieder für die Bedürfnisse der Jugendlichen einsetzen.
Wenn wir Jugendliche nicht fördern und fordern, sind sie auch mit 40 Jahren nicht bereit, selber etwas fürs Gemeinwohl einzuset-
Sehenswert
zen. Auch wenn sie mit 20 Jahren mal den
Faden verlieren und sich aus den kirchlichen
Beziehungen lösen. Weil sie eine gute Zeit
gehabt haben, besteht die Möglichkeit, dass
sie wieder zurück kommen – spätestens dann,
wenn sie selber Familie haben.
–Wo habt ihr selbst Talente? Wie bringt ihr
diese in euren Alltag ein?
Was ist dein persönliches Feuer für die kirchliche Jugendarbeit?
Ich will in den Jugendlichen eine Spur hinterlassen – nicht in erster Linie als Andrea, sondern als jemand, die da ist und sie ernst
nimmt. Ich kann durch eine andere Person,
die ihnen das gleiche Gefühl vermittelt, ersetzbar sein.
Wenn Du das Gefühl hast, jemand hat das
Zeug, kirchliche Jugendarbeiterin/kirchlicher
Jugendarbeiter zu werden, wie würdest Du ihn
oder sie dafür begeistern?
Ich würde sie auf ihren guten Draht zu den
Jugendlichen ansprechen: «Ich habe den Eindruck, Du kannst bei Jugendlichen etwas bewirken!» Ich würde sie bestärken, dass ich sie
in diesem Beruf sehe. Ich komme häufig nach
Hause und sage meinen Kindern: «Ich habe
den besten Beruf, den es für mich gibt. Ich
habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich liebe es in Lager zu fahren, ich koche gerne, ich
leite gerne, ich bin gerne unter Menschen.
Das darf ich alles machen und zwar bezahlt
als Beruf. Ich finde das einfach super!»
28
sen Ruf. Wenn euch noch kein (eindeutiger)
Ruf erreicht hat, überlegt euch: Welcher Ruf
könnte euch gelten?
Pausenplatzaktion an der «Buebeflade» Sekundarschule
in St.Gallen
Jäger des Augenblicks (2013)
Du hast eine Ausbildung als kirchliche Jugendarbeiterin mit Fachausweis gemacht. Was konntest Du von dieser Ausbildung für Deine Arbeit
nutzen?
Ich habe viel Theorie gehört und bekam Worte für das, was ich gemacht oder gefühlt
habe. Zum Beispiel «Partizipation» – das
habe ich vorher einfach gemacht, wusste aber
nicht, wie ich es benennen oder differenzieren könnte. Die Ausbildung hat mir einen theoretischen Grundstock gegeben, mit dem ich
meine Arbeit reflektieren und gegen aussen
vertreten kann.
Danke fürs Interview. Es gibt einen guten Einblick in den Beruf der kirchlichen Jugendarbeiterin.
Bildungsgang kirchliche Jugendarbeit mit Fachausweis nach ForModula
Diese kirchliche Zweitberufsausbildung ist modular gestaltet und wird berufsbegleitend absolviert. Eine abgeschlossene Berufsausbildung wird vorausgesetzt.
Diverse kantonalkirchliche Jugendarbeitsfachstellen und Jugendverbände tragen die Ausbildung im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz. Informationen zum Bildungsgang finden
Sie unter www.fachausweis-jugendarbeit.ch
Laufzeit: 102 Min
mit Stefan Glowacz, Holger Heuber, Kurt Albert
Regie: Philipp Manderla, Christian Lonk
Anfang des Jahres 2010 brechen die Sportkletterer Stefan Glowacz, Kurt Albert und Holger Heuber zu einem gewagten Unterfangen
auf: Im Dreiländereck Brasilien, Venezuela
und Guyana liegt der Tafelberg Roraima. Gemeinsam wollen die drei eine Wand dieses
Berges bezwingen.
Der Weg dorthin führt durchs Ungewisse des
Dschungels. In der Dokumentation des Aufstiegs geht es um die Erfahrung des Scheiterns, aber auch darum, am gesteckten Ziel
festzuhalten. In «Jäger des Augenblicks» erhalten die Zuschauer tiefe Einblicke in die
Motive der Kletterer, in deren Gemütszustände und Hoffnungen.
Impulsfragen:
–Woraus ziehen die Protagonisten des Films
ihre Motivation, derartige sportliche Höchstleistungen zu erzielen? – Welchem Ruf folgen Glowacz und sein Team?
–Was spornt die Sportler an, Grenzen zu
überwinden?
–Habt ihr euch schon einmal in ähnlicher
Weise «gerufen» gefühlt? – Beschreibt die-
–Der erste Versuch, den Tafelberg Roraima zu
bezwingen, scheitert. Die äusseren Rahmenbedingungen sind schwierig. Glowacz und
sein Team müssen den Aufstieg abbrechen.
Vor dem Zweitversuch stirbt Kurt Alberts
durch einen vermeintlichen Anfängerfehler
beim Kletterkurs. Trotz dieser Rückschläge
gibt Glowacz nicht auf. – Wie geht ihr mit
Rückschlägen um? Was könnt ihr für euer
eigenes Gerufen-Sein ableiten?
Helden
Animation
«Noah, betrunken; Abraham, zu alt», so beginnt der Animationsfilm «Helden» nach einer Idee von Peter Reid. Im Mittelpunkt steht
die Frage: Wer hatte in der Überlieferung der
Bibel nicht alles eine tragende Aufgabe? Der
Film ermuntert: «Wenn du das nächste Mal
denkst, Gott kann dich nicht gebrauchen –
schau mal in die Bibel!»
www.youtube.com/watch?v=Sa7pz4Q1M9c
29
lesenswert
Berufungscheck
Jeder ist seines Glückes Schmied. Aber
nicht jeder Schmied ist glücklich! –aus:
«Glück kommt selten allein» – von Eckart
von Hirschhausen
Lieben heisst alles geben
«Lieben heisst alles geben» lautet der Titel
eines neuen Buches mit Glaubenszeugnissen
von 80 Ordensleuten. Das mit einer geplanten
Auflage von fünf Millionen Exemplaren erschienene Werk enthält die Glaubenszeugnisse von 80 Westschweizer Ordensleuten.
Jesuitenpater Albert Longchamp aus Genf
hat dazu einen einleitenden Text geschrieben, der unter der Überschrift «Hymne an die
Hoffnung» zur Lektüre der sehr persönlich
formulierten Beiträge von Angehörigen unterschiedlicher katholischer Frauen- und Männerorden einlädt.
Bezug über die IKB
Quellenangaben
30
S. 6: zusammengestellt durch das Canisiuswerks, Wien
S. 9:nach einem Gedanken von Oliver Schmid, Freiburg
S. 10:nach einem Gedanken von Frère Timothée, Taize
S. 12:Gottesdienst: Nach Gedanken von Robert Schmucker und Rainer Birkenmaier
S. 14:nach Worten von J. Keune, vgl. www.hochgebete.ch
S. 15:Sr. Birgit-Maria Krietemeyer SCSC
S. 16:Ausarbeitung nach einem Entwurf von Alexandra Eck, Würzburg
S. 18:Zentrum für Berufungspastoral, Freiburg
S. 20:nach einem Gedanken von Rainer Birkenmaier
S. 25:Carsten Leinhäuser
S. 26:Andrea Richner – Interviewfragen: Linus Brändle, DAJU St. Gallen
S. 31:Eckart von Hirschhausen, Glück kommt selten allein. Rowolt 2009
S. 32:Steve Jobs, Rede in Stanford (Auszug), Paul Weismantel
Ein Freund von mir, nennen wir ihn Florian,
obwohl er eigentlich Bernhard heisst, ist für
mich ein echter Lebenskünstler. Es reiche
ihm, sagte er, von montags bis mittwochs in
seiner Kanzlei zu arbeiten, die anderen Tage
würde er lieber malen und sich um seine
Tochter kümmern. Es gab Aufruhr und Protest. Ein Skandal, er müsse doch ständig erreichbar sein. Florian setzte seine Idee durch
und stellte fest: «Ich war in den drei Tagen so
gut drauf, dass ich mehr geschafft habe als
die Jungs, die die ganze Woche bis nachts da
hockten.»
Langsam spricht es sich auch in Unternehmen
herum, dass Herumsitzen noch kein Zeichen
von sinnvollem Arbeiten ist. Einige Firmen
haben begonnen, nach Resultaten zu bezahlen und nicht nach Anwesenheitszeit. Sie
zahlen für die geistige Anwesenheit, nicht für
die körperliche. In vielen Jobs geht es nicht
mehr darum, mit seinem Körper sein Geld zu
verdienen, sondern eine Idee zu haben, auf
die vor einem noch keiner gekommen ist. Und
die kommt eben leichter im Übergang zwischen Anstrengung und Entspannung, beim
Schwimmen eher als beim «Meeting».
Ein Personalleiter einer grossen Hotelkette
verriet mir seine Beobachtung: «Wer es hasst,
Koffer zu tragen, trägt ein Leben lang Koffer.
Wer es aber gerne tut, wird schnell befördert
zu anderen Aufgaben.» Die Sache hat nur einen grossen Haken: Wird man immer weiter
befördert, landet man dort, wo man eigentlich nie hinwollte: Der engagierte Lehrer wird
Rektor und macht Dienstpläne. Der begeisterte Arzt wird Chefarzt und wirbt hauptsächlich
Drittmittel ein. Weil wir das, was wir gerne
machten, nicht mehr machen können, sondern andere dabei beaufsichtigen, verwalten
und kontrollieren, werden wir unzufriedener.
Spätestens ab der Pubertät muss jeder Jugendliche ständig erklären, «was er mal werden will». Dazu gibt es eine Antwort: «Ich bin
schon!» Warum die Erwachsenen mit der Frage nach dem Berufswunsch nerven, ist klar:
Sie suchen nach guten Ideen für sich selbst!
Ich möchte denen am liebsten ein Schild auf
ihren Schreibtisch stellen: «Ich weiss nicht
mehr, was ich als Kind werden wollte, aber
das hier war es sicher nicht!»
Wer sein Hobby zum Beruf macht, muss nie
mehr arbeiten. Ich kann das nur empfehlen.
Ob Ihre Arbeit schon etwas von «Berufung»
hat, können Sie mit einer Frage für sich klären: Würde ich das auch tun, wenn ich kein
Geld dafür bekäme? Das muss man ja dem
Chef in der Gehaltsverhandlung nicht sagen,
aber für einen selbst ist das eine gute Frage.
Wofür setze ich mich gerne ein? Woran hängt
mein Herz? Was möchte ich mit meiner Lebenszeit und Energie wirklich bewegen? Und
warum bewege ich mich dann nicht mal aus
den bekannten Bahnen? Wir brauchen mehr
Verrückte, schauen Sie sich an, wohin uns die
Vernünftigen gebracht haben!
Berufungs-Check
–Würde ich das, was ich für Geld tue, auch
ohne Bezahlung tun?
–Denke ich: «Erst die Arbeit und dann das
Vergnügen», oder macht mir mein Job auch
währenddessen Freude?
–Nutze ich meine wesentlichen Stärken in
meiner Arbeit?
–Wenn ich nochmal von vorn anfangen könnte, würde ich so was wieder machen?
–Trage ich zu einem Wert bei, der grösser ist
als ich, der über mich hinausweist, der auch
weiter Bestand hat, wenn ich nicht mehr
dabei bin?
–Macht die Arbeit für mich Sinn? Und für andere auch?
31
Berufung
«Man muss finden, was man liebt – das gilt für die Arbeit wie fürs Privatleben. Deine Arbeit
wird einen grossen Teil Deines Lebens einnehmen. Und die einzige Möglichkeit, Zufriedenheit zu erlangen, besteht darin, das zu tun, was man selbst für grossartige Arbeit hält. Und
der einzige Weg, grossartige Arbeit zu leisten, besteht darin, zu lieben, was man tut.
Hast du das noch nicht gefunden, dann such weiter, lass nicht locker. Wie bei allen Herzensangelegenheiten wirst du es wissen, wenn du das Richtige gefunden hast. Und wie jede
gute Beziehung wird auch diese im Laufe der Jahre immer besser. Such weiter! Finde dich
nicht mit weniger ab!»
Steve Jobs, Rede in Stanford
Mache dich auf...
Die sich aufgemacht haben zu dir, 0 Herr,
gehen meist abseits der breiten Strassen.
Sie stehen nicht im Rampenlicht,
sondern bleiben oft
unbemerkt und verkannt.
Die sich aufgemacht haben zu dir, 0 Herr,
folgen der Spur der Sehnsucht,
die sie antreibt und nicht zur Ruhe kommen
lässt, bis sie dich gefunden haben.
Die sich aufgemacht haben zu dir, 0 Herr,
suchen nach Weggefährten.
Sie erkennen dich
in jeder Schwester und jedem Bruder,
mit denen sie das Los
der Torheit der Liebe teilen.
Die sich aufgemacht haben zu dir, 0 Herr,
werden nicht verschont von den Härten des Lebens,
aber gestärkt durch deine segnende Hand,
werden sie zum Segen für viele.
Paul Weismantel