impulsheft, ikb luzern w e lt gebets t a g getauft gerufen gesandt für kirchliche berufe 26. April 2015 INHALT Liebe Leserinnen und Leser Grusswort der IKB 3 Getauft–gerufen–gesandt: ein starkes Programm! Marian Eleganti, Chur 4 Papst Franziskus «Evangelii Gaudium» – eine Näherbetrachtung 6 Beim Namen gerufen 9 liturgien Weltgebetstag10 Gottesdienstvorlage zum Guthirtsonntag 12 Kohle-Meditation15 Maiandacht16 Tauferinnerung18 praxis Anregungen für den Pfarreirat 20 Untieinheit Unterstufe 22 Untieinheit Mittelstufe 24 Firmanlass Geocaching 25 Reflexion Mein Hobby zum Beruf gemacht – kirchliche Jugendarbeiterin 26 Sehenswert29 Lesenswert30 Quellenangaben30 Hirschhausens Berufungscheck 31 Steve Jobs 32 Impulsheft zum Weltgebetstag für kirchliche Berufe 2015 Herausgeber: Redaktion: Druck: Bestellungen: Titelbild: Fachstelle Kirchliche Berufe, Luzern Thomas Leist von Ah Druck AG, Sarnen Fachstelle IKB, Abendweg 1, Postfach 6000 Luzern 6 [email protected], www.kirchliche-berufe.ch Barbara Fehlmann, Zug Alle Texte dieses Heftes finden Sie auch online unter www.kirchliche-berufe.ch Von einem Bischof aus dem Amazonasgebiet wird berichtet, dass er bei einen Ad-LiminaBesuch in Rom gefragt wurde, wann er das letzte Mal gebeichtet habe. Der Bischof antwortete, das sei so ungefähr vor einem Jahr gewesen. Der Papst war entsetzt. Er fragte wieso es so lange her sei, da antwortete der Bischof, es seien mehrere hundert Kilometer zum nächsten Amtsbruder, er müsse dahin fliegen und für lässliche Sünde sei ihm die Reise zu teuer und für Todsünden zu gefährlich. So sehr diese Anekdote zum Schmunzeln anregt, so ernsthaft ist ihr Hintergrund. Im Katholikenreichsten Land, Brasilien, ist ein Priester für circa 6000 Menschen zuständig. Im Vergleich dazu sind es in der Schweiz gerade einmal circa 1300 Menschen. Lange Wege zu gottesdienstlichen Versammlungen sind in Brasilien ebenso üblich wie andere Gottesdienstformen und Gottesdienstvorsteherschaften. Die Lage in Afrika oder Indien sieht nicht besser aus. Da erstaunt es, wenn wir zur Abwendung unseres «Priestermangels» Priester in den Dienst nehmen, in deren Heimat der Priestermangel eindeutig grösser ist als bei uns. Würde dies aus rein materiellen Gründen geschehen, quasi allein zur Finanzierung der Heimatkirchen, so wäre der Vorwurf des Imperialismus der europäischen Kirchen kaum zurückzuweisen. Aber es geschieht aus der partnerschaftlichen Erwägung des Geben und Nehmens in einer weltkirchlichen Gemeinschaft. Dabei wäre es wünschenswert, wenn wir auch das Nehmen und in allererster Linie das Wahrnehmen nicht verlieren würden. Wie bereichernd könnte es sein, wenn schon im Studium die Freisemester dazu genutzt würden, in andere Kirchen unserer Weltkirche hinein zu schauen und Ideen mitzubringen? So sehr Rom ein häufiges und geschätztes Ziel für Auslandssemester sein mag, so wenig sind aus der Kirche Roms neue Impulse für unsere Pastoral zu erwarten. Wie wäre es, wenn unsere zukünftigen Seelsorgerinnen und Seelsorger Erfahrungen von Indien, Afrika oder Brasilien im Herzen trügen? Wir feiern den Weltgebetstag für kirchliche Berufe. Und ich möchte einladen, ihn einmal als wirklichen WELTgebetstag wahrzunehmen. Das Motto lautet «getauft – gerufen – gesandt». Wir alle sind getauft, gerufen, gesandt. D.h. aber einmal mehr, dass die Berufung und Sendung des Einzelnen auch in der Gemeinschaft Widerhall finden muss, nicht etwa, um einen scheinbaren Mangel auszugleichen, der so gar nicht existiert, sondern eine gemeinsame Sendung zu verwirklichen, die nicht an sogenannten Hauptamtlichen hängen kann. Dies wäre der erste Schritt für eine Berufungspastoral, die Berufung nicht zu sortieren und kategorisieren versucht, sondern die heute darum betet, Berufungen in ihrer Vielfalt zu erkennen und wahrzunehmen und geeignete Formen zu finden, unsere Kirche so zu strukturieren, dass alle Berufungen ineinandergreifen und miteinander gemeinsam das Ziel verwirklichen, zu dem wir gerufen sind. Einmal mehr möchte dieses Heft Impulse auf diesem Weg geben. Thomas Leist 3 Getauft – Gerufen – Gesandt Weihbischof Marian Eleganti Wisst Ihr nicht, dass ihr Kinder Gottes seid? Die Taufe verändert unseren Status vor GOTT, dem VATER. ER nimmt uns als Seine Kinder an, weil wir an JESUS glauben und tun, was ER uns aufgetragen hat: Geht hinaus zu allen Völkern! Macht alle Menschen zu Meinen Jüngern und tauft sie im Namen des VATERS, des SOHNES und des HEILIGEN GEISTES! Wir haben das Staunen darüber verlernt. 4 Wir fühlen die Befreiung nicht mehr, die mit dem Bewusstsein dieser Annahme durch GOTT an Kindes statt verbunden ist. Das ist beklagenswert. Aber schauen wir uns doch einmal ein wenig um: Wo gibt es das? In welcher Religion oder Philosophie wird das Verhältnis zu GOTT als gnadenhaft geschenkte Kindschaft definiert? Dafür steht ein einziges Wort aus der Kindersprache, das alle Autoren des Neuen Testamentes unisono im Originalton JESU überliefern und deshalb nicht auf Griechisch übersetzen: ABBA, was so viel bedeutet wie unser «Papa». So also beten Christen zu GOTT, dem VATER. Sie schwingen mit mit dem, der von Ewigkeit her am Herzen des VATERS ruht und uns Kunde gebracht hat, im Grunde eine unglaubliche und noch nie gehörte Botschaft: Dass wir Kinder GOTTES sind, wenn wir IHM glauben und folgen. «Tränen, Tränen, Tränen der Freude...» hat der Philosoph Plaise Bascal geschrieben, als er in einer Novembernacht zur Gewissheit fand, dass JESUS CHRISTUS, der GOTT des Alten und des Neuen Testamentes, nicht der Philosophen, der wahre GOTT ist: ER wird nur gefunden auf den Wegen, die im Evangelium beschrieben sind, schreibt Pascal. In diesem Verhältnis ist also echte Nähe, nicht nur Unterwerfung, Angenommensein, nicht Angst, Liebe, die alle Angst vor GOTT vertreibt. Ich finde das erstaunlich und kann mich daran nicht gewöhnen, vor allem nicht, wenn ich die alternativen Vorschläge der vielen Propheten bedenken, die vor CHRISTUS und nach IHM im Laufe der Geschichte aufgetreten sind mit dem Anspruch, uns zu erleuchten. Wir haben nicht einen Geist empfangen, der uns zu Knechten macht, sondern einen Geist, in welchem wir rufen: ABBA, Vater! Sei gepriesen! Wir haben den Ruf vernommen und sind ihm gefolgt. Deshalb sind wir Christen, Menschen, die zu CHRISTUS gehören. Im Wort schwingt auch «Hören» mit und dementsprechend «Gehorchen!» Wir sind dem Evangelium von JESUS CHRISTUS, dem SOHNE GOTTES, der GOTT ist, gehorsam geworden. Wir bemühen uns, auf seinen Wegen zu gehen und dem Ruf zu folgen, der an uns von GOTT her ergangen ist. Der VATER ruft uns in Seinem SOHN zur Kindschaft. Seht, ICH und die Kinder, die GOTT mir gegeben hat, legt ihm der Hebräerbrief in den Mund. ER, der SOHN, der in allem uns gleich war ausser der Sünde ist der Erste von allen, weil ER von GOTT ausgegangen und gekommen ist, aber auch, weil ER Sein Leben hingegeben hat und gehorsam wurde bis zum Tod am Kreuz. Deshalb liebt mich der VATER, sagt ER in den Abschiedsreden, weil ICH Mein Le- ben hingebe für alle Menschen. Und zwar freiwillig, wie ER sagt. Niemand entreisst es mir. Das ist Liebe. Es gibt keine grössere. So also ist GOTT: LIEBE, die bis zum äussersten geht: Die Feinde segnet und für sie betet, immer vergibt, alles erträgt, nie aufhört. Wenn das doch alle Menschen einsehen könnten! Auch jene, die meinen, GOTT einen Gefallen zu tun, indem sie töten. Könnten doch auch sie den Ruf vernehmen, der sie zur Umkehr ruft. «Lernt von MIR, denn ICH bin demütig und sanft von HERZEN. Das ist performativ. Diese Worte verändern uns und formen uns um in die Gestalt CHRISTI, wenn wir den Ruf vernehmen und ihm folgen. ist leider eine traurige Wahrheit – zu jeder Zeit und an allen Orten punktuell immer wieder der Fall, manchmal sogar in einem unglaublichen Ausmass. In dieser Welt habt ihr Bedrängnis, aber habt Mut: ICH habe die Welt besiegt. Und wer könnte die Welt mehr besiegen als unser Glaube, der uns aufträgt, das Böse mit dem Guten zu überwinden, die andere Wange hinzuhalten und über das Hemd, das uns entrissen wird, hinaus auch noch den Mantel zu lassen. Getauft–gerufen–gesandt: ein starkes Programm! Wir haben soeben eine frohe Botschaft vernommen. Wir können unmöglich davon schweigen, wenn wir nach unserer Hoffnung gefragt werden. Wir tragen dieses Zeugnis hinaus, von dem Johannes wusste, dass es wahr ist, damit auch viele andere glauben und im Glauben an JESUS CHRISTUS das Leben haben, das jedes Leben hell macht und jedes Gewissen erleuchtet. Wie der VATER Mich gesandt hat, so sende ICH euch! Wir können und wollen nicht kneifen. Es liegt ein heiliger Zwang auf uns, das Evangelium hinauszutragen und GOTT mehr zu gehorchen als den Menschen, dort, wo sie es nicht hören wollen. Unsere Verkündigung ist nicht Gängelung, nicht Überredungskunst, nicht Manipulation. Wir empfehlen uns jedem Gewissen, weil wir bei allem, was wir tun vor GOTT stehen. Paulus war sich dessen bewusst. Er fühlte sich erkannt, von Ewigkeit her gerufen, ergriffen und gesandt von dem, der ihn geliebt und sich für ihn hingegeben hat. Das hat ihn fasziniert und getrieben, hinauszugehen bis an die Ränder der damals bekannten Welt. Vorher konnte und wollte er nicht ruhen. Er ruhte auch nicht bis zuletzt. Er ist ein Märtyrer geworden ohne Gewaltanwendung, wollte vielmehr solche erleiden. Der Knecht steht nicht über dem HERRN. Haben sie Mich verfolgt, werden sie auch euch verfolgen. Das 5 getauft – gerufen – gesandt Papst Franziskus Evangelii Gaudium, Absatz 20-24 Franziskus zitiert drei biblische Personen und die entsprechende biblische Perikope im Zusammenhang mit Berufung. Welche Personen sind dies und wo finden wir sie im Text? Die Freude aus dem Evangelium ist eine missionarische Freude. Diese Freude ist ein Zeichen, dass das Evangelium bereits Frucht bringt. –Was ist all diesen Berufungen gemeinsam? –Was ist laut Papst Franziskus heute mit dem «Geht hinaus» gemeint? –Wer ist berufen und was bedeutet Berufung laut Papst Franziskus? –Wozu ist Jesus gekommen? –Was ist nach Franziskus das Zeichen dafür, dass das Evangelium gegenwärtig ist und Frucht bringt? –Was bedeutet «missionarische Freude» und in welcher Situation kann man sie erfahren? –In welcher biblischen Perikope geht es nach Ansicht von Papst Franziskus um ein Bild für die «Freiheit des Wortes»? – Was meint er damit? nach Bernadette Wailzer Absatz 20: Im Wort Gottes erscheint ständig diese Dynamik des Aufbruchs», die Gott in den Gläubigen auslösen will. Abraham folgte dem Aufruf, zu einem neuen Land aufzubrechen (vgl. Gen 12,1-3). Mose gehorchte dem Ruf Gottes: «Geh! Ich sende dich» (Ex 3,10), und führte das Volk hinaus, dem verheissenen Land entgegen (vgl. Wir alle sind zu diesem neuen missionarischen Ex 3,17). Zu Jeremia sagte Gott: «Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen» (Jer 1,7). Aufbruch berufen. Wohin ich dich auch sende, dahin sollst du gehen. 6 Heute sind in diesem «Geht» Jesu die immer neuen Situationen und Herausforderungen des Evangelisierungsauftrags der Kirche gegenwärtig, und wir alle sind zu diesem neuen missionarischen «Aufbruch» berufen. Jeder Christ und jede Gemeinschaft soll unterscheiden, welches der Weg ist, den der Herr verlangt, doch alle sind wir aufgefordert, diesen Ruf anzunehmen: hinauszugehen aus der eigenen Bequemlichkeit und den Mut zu haben, alle Randgebiete zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen. Das Wort Gottes trägt in sich Anlagen, die wir nicht voraussehen können. Die Kirche muss die Freiheit des Wortes akzeptieren, das auf seine Weise wirksam ist. In der Treue zum Vorbild ist es lebenswichtig, dass die Kirche heute hinausgeht, um allen an allen Orten das Evangelium zu verkünden. Absatz 21: Die Freude aus dem Evangelium, die das Leben der Gemeinschaft der Jünger erfüllt, ist eine missionarische Freude. Die zweiundsiebzig Jünger, die voll Freude von ihrer Sendung zurückkehren, erfahren sie (vgl. Lk 10,17). Jesus erlebt sie, als er im Heiligen Geist vor Freude jubelt und den Vater preist, weil seine Offenbarung die Armen und die Kleinsten erreicht (vgl. Lk 10,21). Voll Verwunderung spüren sie die Ersten, die sich bekehren, als am Pfingsttag, in der Predigt der Apostel, «jeder sie in seiner Sprache reden» hört (Apg 2,6). Diese Freude ist ein Zeichen, dass das Evangelium verkündet wurde und bereits Frucht bringt. Aber sie hat immer die Dynamik des Aufbruchs und der Gabe, des Herausgehens aus sich selbst, des Unterwegsseins und des immer neuen und immer weiteren Aussäens. Der Herr sagt: «Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen!» (Mk 1,38). Wenn der Same an einem Ort ausgesät ist, hält Jesus sich dort nicht mehr auf, um etwas besser zu erklären oder um weitere Zeichen zu wirken, sondern der Geist führt ihn, zu anderen Dörfern aufzubrechen. Absatz 22: Das Wort Gottes trägt in sich Anlagen, die wir nicht voraussehen können. Das Evangelium spricht von einem Samen, der, wenn er einmal ausgesät ist, von sich aus wächst, auch wenn der Bauer schläft (vgl. Mk 4,26-29). Die Kirche muss diese unfassbare Freiheit des Wortes akzeptieren, das auf seine Weise und in sehr verschiedenen Formen wirksam ist, die gewöhnlich unsere Prognosen übertreffen und unsere Schablonen sprengen. Absatz 23: Die innige Verbundenheit der Kirche mit Jesus ist eine Verbundenheit auf dem Weg, und die Gemeinschaft «stellt sich wesentlich als missionarische Communio dar». In der Treue zum Vorbild des Meisters ist es lebenswichtig, dass die Kirche heute hinausgeht, um allen an allen Orten und bei allen Gelegenheiten ohne Zögern, ohne Widerstreben und ohne Angst das Evangelium zu verkünden. Die Freude aus dem Evangelium ist für das ganze Volk, sie darf niemanden ausschliessen. So verkündet es der Engel den Hirten von Bethlehem: «Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine grosse Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll» (Lk 2,10). Die Offenbarung des Johannes spricht davon, dass «den Bewohnern der Erde ein ewiges Evangelium zu verkünden (ist), allen Nationen, Stämmen, Sprachen und Völkern» (Offb 14,6). 7 Absatz 24: Die Kirche «im Aufbruch» ist die Gemeinschaft der missionarischen Jünger, die die Initiative ergreifen, die sich einbringen, die begleiten, die Frucht bringen und feiern. «Primerear – die Initiative ergreifen»: Entschuldigt diesen Neologismus! Die evangelisierende Gemeinde spürt, dass der Herr die Initiative ergriffen hat, ihr in der Liebe zuvorgekommen ist (vgl. 1 Joh 4,10), und deshalb weiss sie voranzugehen, versteht sie, furchtlos die Initiative zu ergreifen, auf die anderen zuzugehen, die Fernen zu suchen und zu den Wegkreuzungen zu gelangen, um Wagen wir ein wenig die Ausgeschlossenen einzuladen. Sie empfindet einen unerschöpflichen mehr, die Initiative Wunsch, Barmherzigkeit anzubieten – eine Frucht der eigenen Erfahrung zu ergreifen! der unendlichen Barmherzigkeit des himmlischen Vaters und ihrer Tragweite. Wagen wir ein wenig mehr, die Initiative zu ergreifen! Als Folge weiss die Kirche sich «einzubringen». Jesus hat seinen Jüngern die FüsDie evangelisierende se gewaschen. Der Herr bringt sich ein und bezieht die Seinen ein, Gemeinde stellt sich indem er vor den anderen niederkniet, um sie zu waschen. Aber dann durch Werke und Gesten in das Alltagsle- sagt er zu den Jüngern: «Selig seid ihr, wenn ihr das wisst und danach ben der anderen und handelt» (Joh 13,17). Die evangelisierende Gemeinde stellt sich durch nimmt das menschli- Werke und Gesten in das Alltagsleben der anderen, verkürzt die Distanzen, erniedrigt sich nötigenfalls bis zur Demütigung und nimmt das che Leben an. menschliche Leben an, indem sie im Volk mit dem leidenden Leib Christi in Berührung kommt. So haben die Evangelisierenden den «Geruch der Wenn der Sämann in- Schafe», und diese hören auf ihre Stimme. Die evangelisierende Gemeinmitten des Weizens de stellt sich also darauf ein, zu «begleiten». Sie begleitet die Menschdas Unkraut aufkeiheit in all ihren Vorgängen, so hart und langwierig sie auch sein mögen. Die Kirche «im Aufbruch» ist die Gemeinschaft der missionarischen Jünger, die die Initiative ergreifen, Frucht bringen und feiern. men sieht, reagiert er nicht mit Gejammer und Panik. Er findet den Weg, um dafür zu sorgen, dass das Wort Gottes in einer konkreten Situation Gestalt annimmt. 8 Sie kennt das lange Warten und die apostolische Ausdauer. Die Evangelisierung hat viel Geduld und vermeidet, die Grenzen nicht zu berücksichtigen. In der Treue zur Gabe des Herrn weiss sie auch «Frucht zu bringen». Die evangelisierende Gemeinde achtet immer auf die Früchte, denn der Herr will, dass sie fruchtbar ist. Sie nimmt sich des Weizens an und verliert aufgrund des Unkrauts nicht ihren Frieden. Wenn der Sämann inmitten des Weizens das Unkraut aufkeimen sieht, reagiert er nicht mit Gejammer und Panik. Er findet den Weg, um dafür zu sorgen, dass das Wort Gottes in einer konkreten Situation Gestalt annimmt und Früchte neuen Lebens trägt, auch wenn diese scheinbar unvollkommen und unvollendet sind. Der Jünger weiss sein ganzes Leben hinzugeben und es als Zeugnis für Jesus Christus aufs Spiel zu setzen bis hin zum Martyrium, doch sein Traum ist nicht, Feinde gegen sich anzusammeln, sondern vielmehr, dass das Wort Gottes aufgenommen werde und seine befreiende und erneuernde Kraft offenbare. Und schliesslich versteht die fröhliche evangelisierende Gemeinde immer zu «feiern». Jeden kleinen Sieg, jeden Schritt vorwärts in der Evangelisierung preist und feiert sie. Die freudige Evangelisierung wird zur Schönheit in der Liturgie inmitten der täglichen Anforderung, das Gute zu fördern. Die Kirche evangelisiert und evangelisiert sich selber mit der Schönheit der Liturgie, die auch Feier der missionarischen Tätigkeit und Quelle eines erneuerten Impulses zur Selbsthingabe ist. «bei ihrem Namen gerufen» nach einer Idee von Oliver Schmidt In der offiziellen Namensstatistik für Neugeborene des Jahres 2013 (2014 ist noch nicht erschienen) sind Noah und Mia die Gewinner. Suchen wir in der Kirchengeschichte nach Namensvettern und -basen, dann finden wir beispielsweise zig heilige Teresias. Unter dem Papstnamen Johannes firmieren 23 (vom letzten gibt es auch noch zwei). Und auch in der Bibel finden wir manche Namen ausgesprochen häufig. So begegnen uns dort unter anderem x Marias. Die Namen mögen sich gleichen. Aber keine Maria ist wie die andere. Gott hat mit jeder eine einzigartige Geschichte: sei es Miriam, die Schwester des Moses, sei es die Mutter Jesu, sei es Maria am Ostermorgen am Grab. Sie alle sind von Gott «bei ihrem Namen gerufen». Berufungspastoral soll sich dafür stark machen, dass junge Menschen einer Berufung im engeren Sinne folgen, dass sie einen kirchlichen Beruf ergreifen. Aber bei allem Einstehen für kirchliche Dienste: Erst einmal müssen diese jungen Menschen spüren, dass sie unauswechselbar von Gott gerufen sind. Junge Menschen haben neben einem vertieften Interesse an sozial wirksamer Arbeit das Interesse, sich dabei einer von ihnen als glaubhaft empfundenen Institution anzuschliessen und wir haben die Sorge, dass die Kirche für sie dabei immer weniger in Frage kommt. Aber unser erster Wunsch muss es sein, dazu beizutragen, dass dieser ganz persönliche Anruf bewusst wird. Ob er in unseren Reihen verwirklicht wird, darf erst der zweite Gedanke sein. Wenn wir in das Namensranking der 1990er Jahre schauen, dann hoffe ich, dass gegenwärtig viele Annas, Julias, Saras, Lisas, Lukas oder Tims ihren ganz eigenen Namensruf hören. Knaben (deutsche Schweiz) Vorname Noah Leon Luca Julian Levin David Nico Gian 2013 RangAnzahl 1307 2281 3271 4243 5241 6234 7229 8219 2012 RangAnzahl 1338 4277 2333 8231 7247 3283 6252 11214 2011 RangAnzahl 2306 1310 3286 11213 6257 4281 7256 12212 Mädchen (deutsche Schweiz) Vorname Mia Alina Sara Laura Lea Sophia Leonie Emma 2013 RangAnzahl 1313 2281 3248 4247 5244 6241 7238 8227 2012 RangAnzahl 1307 2301 13224 3269 12227 16192 7250 6252 2011 RangAnzahl 1341 6242 11228 8235 12223 19176 4254 10229 Quelle: BEVNAT 9 Weltgebetstag – Was heisst Beten? Und: Kann man das lernen? Das sind Fragen, über deren Antwort ich mir selbst nicht ganz im Klaren bin und die man wahrscheinlich zeitlebens immer wieder neu bedenken muss. So können natürlich auch die folgenden Zeilen keine Anleitung sein. Ich kann nur auf ein paar Bibeltexte und Gedanken hinweisen, die mir wichtig sind. Eine Vorbemerkung Der Apostel Paulus schreibt: «Denn wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen; der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können.» (Röm 8,26) Das ist für mich der erste wichtige Punkt: Der Geist betet in jedem von uns. Egal, wie viel oder wie wenig Erfahrung jemand mitbringt, ob jemand denkt, er kann beten, oder ob er denkt, er weiss nicht, wie er beten soll. Der Geist betet in uns. 10 Der erste Schritt Was können wir dazu tun, dass wir den betenden Geist in uns spüren? Räume suchen oder Gelegenheiten schaffen, wo Platz ist, Gebet auszuprobieren. Freiräume, die geschützt sind vom Trubel des Alltags, die in Schlichtheit einladen, sich Gott zu öffnen. Eine Kapelle kann so ein Ort sein, aber auch eine Wiese. Oft genügt die Einladung, dort Zeit zu verbringen, und fast ohne Erklärungen können Räume entstehen, wo jede und jeder Gebet auf die eigene Art und Weise entdecken und erleben kann. Helfen kann auch der Blick auf Jesu Beten. Der Umgang mit den entsprechenden Erzählungen aus den Evangelien können zum oder beim Beten ermutigen. Eine Inspiration können auch andere Texte, besonders die Psalmen, sein. Man kann für eine Zeit der Stille unkommentiert einen Psalm mitgeben und jede / jeden ermutigen, sich den Satz herauszusuchen, der ihm oder ihr am besten gefällt, und dabei zu verweilen oder den Satz in Gedanken zu wiederholen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, einen Psalm zum Anlass zu nehmen, um einen eigenen «Psalm» zu schreiben, in dem alles zum Ausdruck kommen kann: Dank, Trauer, Freude oder Zweifel... (siehe Kasten auf Seite 11) Beten will den Blick weiten Ein dritter Punkt liegt mir besonders am Herzen. Gerade in Kontexten, wo Menschen nach ihrer Berufung oder auch einfach nach dem nächsten Schritt in ihrem Leben suchen, scheint es mir wichtig, immer wieder daran zu erinnern, dass das Gebet sich nicht auf die Suche nach dem eigenen Lebensweg oder nach dem nächsten Schritt beschränkt. Wichtiger ist es, den Blick zu weiten, über ihre unmittelbaren Fragen hinaus, etwa nach dem Motto: «Seid still und erkennt, dass ich Gott bin!» (Ps 46,11). Die Frage «Wer bin ich?» oder «Was ist mein Weg?» kann Menschen in ihrem Gebet auch auf der Stelle treten lassen. Es kann wichtig sein, die Frage umzukehren: nicht «Wer bin ich?», sondern «Wer ist Gott für mich?» oder auch «Wer will er für mich sein?». Der genannte Psalmvers oder auch die Frage Jesu an seine Jünger «Für wen haltet ihr mich?» (Mt 16,15) können dabei helfen. Gebet ist nicht Suche nach sich selbst und nach dem eigenen Weg, sondern Suche nach Gott. Wenn wir ihn zu erkennen suchen, werden wir vielleicht auch zu ahnen beginnen, was es heisst, dass wir von ihm erkannt sind. Der Apostel Paulus schreibt: «Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse, dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich unvollkommen, dann aber werde ich durch und durch erkennen, so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.» (1 Kor 13,12) Gebet und die Suche nach der eigenen Berufung Gebet und die Suche nach der eigenen Berufung haben die gleiche Wurzel. Sie sind Ausdruck der Ahnung, dass – wie wir Gott suchen – er uns immer schon gefunden hat, dass – wie wir versuchen, uns und unsere Identität tiefer zu erkennen – wir von ihm schon gekannt und anerkannt sind. Wir brauchen uns keine Anerkennung zu verdienen und keinen Namen zu machen, weil wir in Gottes Augen schon einen Namen haben. Wir brauchen unsere Identität nicht mühsam aufzurichten, sondern können sie uns von Gott schenken lassen. Der eben zitierte Paulustext führt weiter aus: «Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am grössten unter ihnen ist die Liebe.» (1 Kor 13,13) Unser Gebet wie auch die Wege, die wir in der Gegenwart Gottes in unserem Leben einzuschlagen suchen, sind Ausdruck eben dieses Glaubens, dieser Hoffnung und dieser Liebe. Die Grundlage dieser Liebe aber ist die immer schon feststehende Zusage der Liebe Gottes. Wie auch der Apostel Johannes schreibt: «Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat.» (vgl. 1 Joh 4,10) Frère Timothée Schreibzelle Im Kloster Fahr steht Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren eine Schreibzelle offen, um für zwei Tage in der Stille des Klosters und im Rhythmus der Benediktinerinnen dem persönlichen Suchen nach Gott und dem Sinn des Lebens Raum zu schenken. Ein vorgegebenes biblisches Thema – passend zur Zeit im Kirchenjahr – soll die jungen Dichterinnen und Dichter inspirieren, ihre Sehnsucht, ihre Fragen und Erfahrungen in Worte zu fassen und so an einem Fahrer-Psalmen-Buch mitzuschreiben. Neugier für das Leben hinter Klostermauern und der Wunsch, sich für ein, zwei Tage auf die Stille einzulassen, sind für junge Menschen Motivation, sich in die Schreibzelle im Kloster Fahr zurückzuziehen. In den vergangenen Monaten haben sich über 40 Personen auf die Stille eingelassen und einen Psalm geschrieben. Entstanden sind sehr unterschiedliche Psalmen – ganz poetische oder einfache Gebete. In den Texten ist oft die Rede von Sehnsucht, Vertrauen, Dankbarkeit; aber auch Fragen und Ängste kommen zur Sprache. Priorin Irene und die Benediktinerinnen vom Fahr Kosten: CHF 30.– (Unkostenbeitrag für Übernachtung und Verpflegung) www.siljawalter.ch/index.php/schreiben-im-kloster 11 Modell für die Gottesdienste Lied Gott ruft sein Volk zusammen – KG 508 Einleitung Die Liturgie der Kirche feiert den heutigen Sonntag als den «Gut-Hirten-Sonntag». Im Mittelpunkt steht das Evangelium Jesu, der sich selbst als der «Gute Hirte» bezeichnet. Dieses Gleichnis bestärkt in uns das Vertrauen auf den auferstandenen Herrn, der seine Herde nicht verlässt. Im Schauen und Hören auf Jesus werden wir davor bewahrt, falschen Führern nachzulaufen. An diesem Sonntag begeht die Kirche den Weltgebetstag für kirchliche Berufe. Das Thema dieses Jahres lautet: «getauft – gerufen – gesandt» und nimmt vor allem Frauen und Männer in den pastoralen Diensten in den Blick. Um das Wort und Handeln Christi in der Kirche weiterzutragen und sichtbar zu machen, bedarf es oft des hauptamtlichen Dienstes von Frauen und Männern, die sich als Pastoralassistentinnen und -assistenten, Religionspädagoginnen und -pädagogen, Katechetinnen und Katecheten, Diakonen oder Priester senden lassen. Im Zu- und Miteinander aller Glieder zeigt sich die Lebendigkeit unseres Glaubens. Im gegenseitigen Dienst aber werden wir zu glaubhaften Zeugen der christlichen Botschaft. 12 Kyrie Jesus Christus, du sendest uns alle als Boten deiner Botschaft. In dieser Sendung sollen wir Brot für die Welt sein. Doch sind wir manchmal steinhart geworden. – Dann rufen wir: Herr, erbarme dich. Jesus Christus, unsere Sendung soll wie Wein für die Welt sein. Doch sind wir oft verwässert. – Dann rufen wir: Christus, erbarme dich. Jesus Christus, als Boten deiner Liebe sollen wir Salz der Erde sein. Doch sind wir schal geworden. – So rufen wir: Herr, erbarme dich. ben? Wie können wir vermitteln, dass Gott zu ihnen sagt: Du bist mir wichtig? Gloria Lied 77 – mehrmals – dazwischen Rezitationen des Gloria 30.6 Denken wir an unseren fremdländischen Menschen: Reden wir mit «Händen und Füssen», greifen wir auf eine Sprache zurück, die noch vor allen Worten liegt. Der gute Hirt hat uns den Weg gewiesen: Nicht die Worte, sondern die Sprache des Herzens wird die Menschen erreichen. Tagesgebet Herr, du hast deine Jünger gelehrt, sich nicht bedienen zu lassen, sondern zu dienen. Mache alle, die sich in den Dienst der Kirche stellen, umsichtig im Handeln, freundlich im Umgang und beharrlich im Gebet. Darum bitten wir durch Jesus Christus. Lesung Antwortpsalm Ps 23, 611 Predigtimpuls Da kommt ein fremdländischer Mensch – nehmen wir an aus Japan oder China – auf uns zu. Er spricht uns an und scheint ein wichtiges Anliegen zu haben. Aber wir verstehen kein einziges Wort. Es bleibt in solchen Fällen meist nur, uns mit «Händen und Füssen», mit Blicken und Zeichen irgendwie zu verständigen. Wir greifen auf eine Sprache zurück, die noch vor allen Worten liegt. Jesus Christus hat uns, seinen Jüngerinnen und Jüngern den Auftrag gegeben, in aller Welt diese frohe Botschaft zu verkünden. Wie aber sollen wir das, da doch die Menschen die religiöse Sprache immer weniger verstehen? Viele können nichts mehr anfangen mit kirchlicher Sprache; selbst das Wort «Gott», ist vielen völlig unverständlich und missverständlich. Wir Christen sprechen für viele Zeitgenossen eine Fremdsprache. Wie sollen wir uns verständlich machen? Wie sollen wir den Menschen das überbringen, was wir selbst als so wichtig für unser Leben erfahren ha- Ein afrikanisches Sprichwort drückt das so aus: «Dein Leben spricht so laut; ich kann nicht verstehen, was du sagst.» Das Zeugnis des Lebens ohne Worte ist die erste und entscheidende Botschaft der Christen. Vielleicht beginnt es einfach damit, die Nachbarn wahrzunehmen und beim Namen zu nennen. In einer Ellenbogengesellschaft kann schon eine konkrete Hilfeleistung ein Zeugnis sein, das lauter redet als Kirchenglocken. Diese Sprache der Liebe ohne Worte ist allgemeinverständlich auch dann, wenn unsere sonstige Kirchensprache nicht mehr verständlich ist. Wir können aber durch unser Leben nur sprechen, wenn wir selbst innerlich erfüllt sind. Die Lesung spricht heute davon, dass Petrus vom Heiligen Geistes erfüllt war. Wenn wir vom Geist erfüllt sind, dann wird unser Tun und Handeln zu einer Sprache der Liebe, die ein verstehbares und wirksames Zeugnis. Und ein letztes. Um das Wort und Handeln Christi in der Kirche weiterzutragen und sichtbar zu machen, bedarf es aller und das eben angesprochene Zeugnis setzt weder Amt noch Weihe voraus – ja, es ist für viele Menschen heute ausserhalb der strukturell verfassten Kirche sogar spürbarer, als in ihr und es ist vielleicht einmal an dieser Stelle auch der Ort, ihnen allen, die sie dazu beitragen, ein herzliches «Vergelt’s Gott» zuzusprechen. Fürbitten Zu Jesus Christus, dem Guten Hirten, der uns auf dem Weg vorangeht, rufen wir: – Unsere Gemeinde, Familien und Gruppen sind Orte, an denen der Glaube gelebt und eingeübt wird: Lass dort eine Atmosphäre wachsen, in der sich Berufe für die Kirche entfalten können. Christus, höre uns. – Frauen und Männer setzen sich haupt- und ehrenamtlich in Pfarrei- und Jugendarbeit ein: Erhalte ihnen die Freude an ihrem Glauben. Christus, höre uns. – Viele Eltern und Lehrer mühen sich um die Weitergabe des Glaubens: Ermutige und stärke sie im Vertrauen auf das Wachsen der Saat im Stillen und Verborgenen. Christus, höre uns. – Viele Dienste arbeiten in der Seelsorge in vielen Bereichen zusammen: Führe sie zu einem guten und vertrauensvollen Miteinander, und lasse ihren Dienst fruchtbar für die Menschen werden. Christus, höre uns. – Junge Menschen fragen nach ihrer Berufung und ihrem Platz in der Kirche: Zeige ihnen, was du mit ihnen vorhast, und schenke ihnen geistliche Begleiter für ihre Entscheidungen. Christus, höre uns. – Wir erleben die Kirche in vielschichtigen Veränderungen und Umbrüchen: Erfülle alle Getauften und Gefirmten mit deinem Geist, damit sie ihre Berufung und Verantwortung erkennen und wahrnehmen. Christus, höre uns. Denn du bist deiner Kirche nahe und begleitest sie mit deinem Beistand. Wir danken dir jetzt und in Ewigkeit. Amen. Credo 95 (besonders Str. 4-6!) 13 Impuls für die Beteiligung von Kindern zur Gabenbereitung: gesandt Sieben Kinder tragen jeweils ein Plakat vor mit einem der Worte (der Anfangsbuchstabe ist gross geschrieben) und legen sie ungeordnet vor den Altar. Zum «Geheimnis des Glaubens» werden die Plakate geordnet: g lauben e rmutigen s egnen a nteilnehmen n ähren d asein t rauen Preisgebet Nach Worten und Gedanken von J. Keune www.hochgebete.ch Dank sei dir, Gott, für alles, was wir mit dir erleben dürfen, denn in der Vielfalt des Erlebten offenbart sich die Vielfalt deiner Liebe und die Fülle des Lebens. Wir danken für alle, die mit uns auf dem Weg sind, denn in jeder und jedem offenbart sich dein Geist und dein Ruf. Dank sei dir für den Schwung der Feurigen, für die Bedenken der Fragenden, für die Bekenntnisse der Frommen und die Sachlichkeit der Nüchternen. Aus ihrem Nachdenken und ihrem Tun, aus ihrer Menschlichkeit und ihrem Mut, aus ihrer Erinnerung und ihrer Sehnsucht ist sie aufgebaut, die Kirche. Mit allen, die in ihr fraglos daheim sind, und allen, die sie befragen und sich nach ihrer ursprünglichen Gestalt sehnen, preisen wir dich. 14 Dank sei dir Vater für ihn, Jesus Christus, in dessen Traum Einheit nicht erwuchs aus Gleichheit, sondern Liebe, Weite und Wagnis. Das Beisammensein, das Teilen des Brotes erzählen davon. Hier erfahren wir Einheit mit Jesus: Seine Lebenskraft beseele die Dinge und Geschöpfe – wie am Anfang, wie am Ende – und bewirke Verbundenheit und Verbindlichkeit. Der Funke springt über / Kohle-Meditation Schicke uns, deiner Kirche, Gott, deinen Geist. Dieser Geist sie durchwehe, belebe und erneuere uns alle. Auf dass wir uns als Papst und Pfarreiangehörige, als Theologin und Bischof, als Ordensmann und Studentin erinnern, wie sie einmal gedacht war, die Kirche. Dass wir als Kirche den Glauben nicht bloss verwalten, den Menschen nicht zusätzliche Lasten auflegen, nicht noch die Angst und die Abhängigkeit vergrössern. Sondern neu zu denken und zu reden beginnen, dass die Menschen wieder hören und verstehen. Auf dass wir heiter seien und ohne Angst. Halte deine Hand über uns und geh ihn mit, unseren Weg durch die Zeit, auf dass wir in Einheit mit dir die Einheit untereinander immer neu suchen, durch die Botschaft Deines Sohnes, unseres Bruders Jesus Christus. Über Funken, die anstecken, Glut, die unter der Asche vorhanden ist... ...und unsere tiefste Berufung Schlussgebet Wir haben die Worte des guten Hirten gehört und mit Christus dem Auferstandenen Mahl gehalten. Er geht jedem von uns nach und zugleich voran. Er braucht Menschen, Frauen und Männer, die mit ihm für die Herde Sorge tragen und die Liebe des Vaters erfahrbar machen. Hilf ihnen, Zeugnis zu geben für das Evangelium, und mache durch ihr Wirken deine Kirche in der Welt gegenwärtig. Darum bitten wir durch Christus, unseren Hirten. Benötigtes Material: ein oder mehrere Stücke Weihrauchkohle und ein Gefäss zum Abbrennen der Kohle (sollte gut einsehbar sein – vielleicht auch an mehreren Stellen in der Kirche), Streichhölzer, Wunderkerzen – wenn möglich je eine für einen Gottesdienstteilnehmer (vor der Meditation austeilen). Jesaja 6, 1-8 wird vorgelesen – eventuell nach kurzer Zeit Vers 6 noch einmal wiederholt: In dem Jahr, als der König Usija starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron und sein Saum füllte den Tempel. Serafim standen über ihm; ein jeder hatte sechs Flügel: Mit zweien deckten sie ihr Antlitz, mit zweien deckten sie ihre Füsse und mit zweien flogen sie. Und einer rief zum andern und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll! Und die Schwellen bebten von der Stimme ihres Rufens und das Haus ward voll Rauch. Da sprach ich: Weh mir, ich vergehe! Denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen; denn ich habe den König, den HERRN Zebaoth, gesehen mit meinen Augen. Da flog einer der Serafim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm, und rührte meinen Mund an und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei. Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich! Kohle, schwärzestes Schwarz kalt, russig, schmutzig verbranntes Holz – tote Materie verkohlt – verbrannt – ausgebrannt Was bleibt übrig? Ist das der Rest? Dunkelheit in mir, Härte und Kälte dunkle Seiten meines Lebens – Bodenlosigkeit Die Kohle wird an einer Seite entzündet Doch siehe: Funken tanzen herum – durchziehen die ganze Kohle langsam scheinbar unscheinbar entzündeter toter Punkt. Der Funke springt über. Gott zu Mensch, Mensch zu Mensch, Freude breitet sich aus. (Wenn die Kohle zu glühen beginnt) Mehr und mehr wird zur Glut, leuchtet in der Dunkelheit, wärmt, wird heller, strahlt Leben aus – geballte Energie unter der Asche – doch Vorsicht bitte: zu viel Nähe verbrennt... Kohle: zum Verbrennen da. Bin ich bereit? Bin ich entzündbar? Wird die Glut ausreichen? Nun gehen alle daran vorbei und entzünden ihre Wunderkerzen daran. Ein Funke genügt. Viele Funken springen zu dir und mir – einladend zu brennen. Hier bin ich. Herr, sende du mich. Sr. Birgit-Maria Krietemeyer SCSC 15 Maria ermutigt uns, unserer Berufung zu folgen Eröffnung Es ist eine ganz wertvolle Tradition in unserer Kirche, dass wir im Monat Mai Maria in besonderer Weise ehren. Wir schauen auf sie, wie sie gelebt hat, was sie bewegt hat und wie sie geglaubt hat. Beten wir, dass auch in unserer Zeit immer Menschen wie Maria ihre Lebensantwort geben auf den Anruf Gottes. KG 757 Gebet Gott, du bist gross und unbegreiflich. Du sprichst dein JA zu uns immer wieder neu; ein JA, das ermutigt, ein JA, das uns fordert. Du sprichst deine Zusage, dass Du mit uns bist, hinein auch in unsere Zeit und in unser Leben. Lass uns dafür hellhörig bleiben, damit auch wir erkennen, wozu du uns in deiner Kirche rufst. Dir sei Lob und Ehre in Ewigkeit. Evangelium Lk 1, 26-43 Kurze Ansprache «Maria ist Vorbild im Glauben» Wie soll das geschehen? Es ist sehr verständlich, dass Maria diese Frage stellt. Völlig überrascht von dem, was der Engel ihr ankündigt, fragt sie sich, wie das jetzt gehen soll. Gott spricht zu ihr durch den Engel Gabriel. Maria sieht ihre Situation, schaut auf ihr Leben und fragt sich, was denn dieser Anruf Gottes für ihr Leben bedeutet. Ihre Fragen, Zweifel und Ängste fasst sie mit der Rückfrage an den Engel zusammen «Wie soll das geschehen?» Lk 1,34 16 «Wie soll das geschehen?» – damit spricht Maria so manchen Menschen heute aus dem Herzen: – all denen, die sich von Gott angesprochen wissen und sich fragen, was das jetzt in ihrer Lebenssituation bedeutet, – all denen, denen in der Begegnung mit Gott klarer wird, was Gottes Ruf an sie ist, die sich aber schwer tun, dies umzusetzen, Magnifikat Taizeruf «Magnificat anima mea dominum» Magnifikat 274,1 Interessant ist, wie der Engel Gabriel auf die Rückfrage Mariens reagiert. Er unterstreicht Gottes Zusage an sie: «Der heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des höchsten wird dich überschatten» Lk 1,35 Maria lässt sich darauf ein und sagt ihr JA: Schlussgebet Herr, unser Gott, wir danken dir, dass du Maria erwählt hast. Sie hat auf Deinen Ruf gläubig gehört und vertrauensvoll geantwortet. Du hast mit ihr und durch sie Grosses gewirkt. Du rufst auch in unserer Zeit immer wieder Menschen, Dir zu folgen und auf Deinen Ruf mit dem ganzen Leben zu antworten. Du sprichst Menschen an, ihr Leben ganz mit dir zu leben und deine frohe Botschaft den Menschen zu verkünden. Lass alle, die du in deine besondere Nachfolge in die verschiedenen kirchlichen Dienste rufen möchtest, aufmerksam bleiben für deinen Ruf und diesem Ruf mutig und entschlossen folgen. Gib, dass wir wie Maria offen sind für deinen Ruf. Lass uns wie Maria dir ganz vertrauen und dir dienen. Wechselgebet KG 777 Schlusslied KG 763 – all denen, die in sich einen Ruf von Gott her verspüren, aber gleichzeitig Sorg haben, dem Auftrag nicht gewachsen zu sein, – all denen, die spüren, dass Gott sie in einen kirchlichen Dienst ruft und gleichzeitig sich fragen, wie es in der Kirche insgesamt weitergeht. Lied Maria, dich lieben... KG 764 Maria hat fest auf Gott vertraut. Darin ist sie auch für uns ein grosses Vorbild. Wir ehren sie als unsere Schwester im Glauben und «Schwester der Menschen». Ausarbeitung nach einem Entwurf von Alexandra Eck, Würzburg Wechselgebet KG 778 Überleitung Maria hat ganz auf Gott vertraut. Er hat in ihrem Leben Grosses gewirkt. Dankbar für all das, wo wir Gottes Spuren in unserem Alltag und in unserem Leben entdecken durften, lasst uns einstimmen in den Lobpreis mit den Worten des Magnifikat. 17 Tauferinnerung: Christen sind ausgezeichnet! Der Ritus der Taufe ist voller Zeichen, die die neue Würde der Getauften ausdrücken. Doch wie steht es um das Bewusstsein, als Christ zu einem Leben berufen zu sein, das wesentlich anders ist? In «Lumen gentium» heisst es, dass die Getauften Gott geweiht sind (vgl. LG 44). Und im Dekret über das Apostolat der Laien betonen die Väter des II. Vatikanischen Konzils, dass die Getauften nicht nur die Pflicht, sondern auch «das Recht zum Apostolat» besitzen (AA 3,1). Viele bringen sich mit ihren Begabungen in das Leben und den (Heils-)Dienst der Kirche ein. Dafür gibt es viele Motive. Doch wie Bewusst ist das wesentliche Motiv der Mitwirkung, nämlich von Gott gerufen, getauft und gesandt zu sein? Gebet zur Salbung Der allmächtige Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, hat dich von der Schuld Adams befreit und dir aus dem Wasser und dem Heiligen Geist neues Leben geschenkt. Aufgenommen in das Volk Gottes bist du mit dem heiligen Chrisam gesalbt, damit du für immer ein Glied Christi bleibst, der Priester, König und Prophet ist in Ewigkeit. 18 aus der Feier der Kindertaufe (im Original: ...wirst du nun mit heiligem Chrisam...) Gesalbt Im alten Israel wurden Männer zu Priestern, Königen und Propheten gesalbt. Das Lukasevangelium überliefert wie Jesus in der Synagoge aus dem Buch Jesaja vorliest (vgl. Lk 4,16–21): «...der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt...» Und Jesus fügt hinzu: «...heute hat sich das Schriftwort erfüllt.» Jesus ist der Gesalbte schlechthin (hebr.: Messias, gr.: Christus; vgl. Joh 1,41). Das heisst: Er ist der Priester, König und Prophet par excellence. Er ist Priester: Denn er bringt sich selbst Gott dar und schlägt durch seinen Tod und seine Auferstehung die Brücke zu Gott über die Täler hinweg, die die Menschen von Gott getrennt hatten. Er ist König: Denn er sammelt seine Jünger in der Kirche zu einem neuen Volk. Er ist Prophet: Denn sein Leben und seine Botschaft sind ein Ruf gegen Gottvergessenheit und Sünde und Verweis auf die Herrlichkeit des Vaters. Bei unserer Taufe haben wir, Männer wie Frauen, Anteil erhalten an Christi Priestertum, seinem Königtum und seinem Prophetenamt. Zum Zeichen dafür wurden wir mit Chrisam gesalbt. Wir sind ausgezeichnet! Bekleidet «Kleider machen Leute», heisst es. In Gottfried Kellers Novelle mit dem gleichnamigen Titel wird der Schneidergeselle Wenzel Strapinski seiner vornehmen Kleidung wegen in die Rolle als Edelmann gedrängt. Doch statt dem Treiben um seine Person Einhalt zu gebieten, freundet er sich mit seiner neuen Rolle an. Als das Ganze auffliegt, kommt es zum grossen Reinemachen. Die Novelle «Kleider machen Leute» lässt sich als Gleichnis über Schein und Sein lesen. Und man kommt zu dem Ergebnis: Da ist mehr Schein als Sein. Heutzutage verwendet man für das Verhältnis von Schein und Sein eher das Wort «Authentizität». Jeder von uns hat so seine Vorlieben für den Kleiderkauf. Manche leisten sich was. Die einen tragen (Marke A), die anderen (Marke B) und wieder andere (Marke C). Die Wirkung von Kleidermarken ist nicht von der Hand zu weisen. Bei unserer Taufe sind wir «eine neue Schöpfung geworden und ...(haben) – wie die Schrift sagt – Christus angezogen» (aus der Feier der Kindertaufe). Wir tragen Christus! Aber wir tragen Christus nicht nur wie ein Gewand. Wir sind Christen. Mehr Sein geht nicht. Und dennoch müssen wir uns fragen, wie wir dem im Alltag entsprechen, wie es sich bei uns als Christen mit Sein und Schein verhält. Leuchte Jesus sagt von sich: «Ich bin das Licht der Welt» (Joh 8,12). Dass die Ausstrahlung der Getauften, dass unsere Ausstrahlung auf ihn verweist, klingt selbstverständlich. Wer aber würde von sich behaupten: «Ich bin das Licht der Welt.» Anstössig klingt das. Nach Anmassung klingt das. Aber wir sind Licht geworden. Er selbst sagt: «Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäss darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel loben.» (Mt 5,14–16) dass wir Christen den Wohlgeruch des Himmels verbreiten sollen. Das Taufkleid erinnert daran, dass wir – wie die Schrift sagt – Christus als Gewand angelegt haben. Die Kerzen, die wir nun entzünden, zeigen: Er ist das Licht der Welt. Und wir sind Licht geworden in Christus, gesandt als Zeugen Gottes. Nach der Salbung mit Chrisam und dem Anlegen des Taufgewandes ist die Übergabe der brennenden Taufkerze ein weiteres ausdeutendes Zeichen bei der Feier der Taufe. Wurde ein Erwachsener getauft, heisst es dazu: Du bist Licht geworden in Christus. Lebe als Kind des Lichtes, bewähre dich im Glauben und gehe mit allen Heiligen dem Herrn entgegen, wenn er kommt in Herrlichkeit. Ganz gleich, wann wir getauft wurden, ob als Kleinkind, Jugendlicher, Erwachsener: Die Zusage gilt uns allen: «Ihr seid das Licht der Welt. Du bist Licht geworden in Christus.» Chrisam, Taufkleid und Kerzen verdeutlichen, was uns in der Taufe geschenkt wurde. Wir sind Kinder Gottes geworden. Wir haben Teil an Christi Leben und Sendung, an seinem Priestertum, seinem Königtum und seinem Prophetenamt. Chrisam verströmt einen wohligen Duft. Der Duft ist ein Zeichen dafür, 19 Gedanken für eine Pfarreiratssitzung In dem Wort Berufung steckt eine grosse Fülle, die das ganze kirchliche Leben erneuern 20 könnte. Das Traditionschristentum wird abgelöst werden durch ein «Berufungs-Christentum». Das Bewusstsein von der Berufung aller Getauften ist unterentwickelt. Als Grundwort der Verkündigung muss es immer wieder neu erschlossen werden. Sieben «Farben» im Wort Berufung lassen sich benennen: • Wir sind An-gerufene • Wir sind gemeinsam Berufene Warum gibt es mich überhaupt? Was würde fehlen, wenn es mich nicht gäbe? Der Grund unseres Daseins liegt in einem Anruf Gottes. Er hat jede, jeden einzeln ins Dasein gerufen. Berufung liegt also ganz an der Wurzel unseres Menschseins. Wir sind umfangen von einer liebenden Entscheidung, einem Wohl-Wollen Gottes. Gott ruft den Menschen beim Namen. Der Dienst an der Berufung eines Menschen beginnt damit, ihn als Person wahr und ernst zu nehmen, ihn beim Namen zu rufen und ihm zuzusprechen: Es ist gut, dass es dich gibt! Wir haben als Kirche eine grosse gemeinsame Berufung und Sendung, der wir gemeinsam dienen, jeder und jede mit der Gabe, die Gott verliehen hat. Niemand hat alle und niemand hat keine Gaben. Im Wissen um die gemeinsame Berufung können wir uns versöhnen mit der eigenen begrenzten Gabe, die ihre Sinnerfüllung und Fruchtbarkeit in der Auferbauung des grösseren Ganzen findet. Die andere Berufung ist dann nicht Bedrohung und Konkurrenz, sondern Geschenk des Herrn an mich und an alle. Der Dienst an der Berufung setzt das Erleben der Verschiedenheit und der Einheit der vielen Berufungen voraus. Beide sind die Voraussetzung dafür, dass Menschen erkennen können, was der Herr von ihnen will. • Wir sind Heraus-gerufene • Wir sind Berufene für... Wer persönlich angesprochen ist, wird dadurch herausgelöst aus einer anonymen Masse: Es geht um Dich! Wir kommen darüber ins Staunen, manchmal werden wir sogar erschüttert: Warum ich? In der Urkirche haben sich die Christen als «Auserwählte Gottes» gefühlt und für diese unbegreifliche Gnade Gott gedankt (vgl. Eph 1,3-14). Wer von Gott so persönlich erwählt wird, kommt dadurch allerdings auch in eine Sonderexistenz. Andere werden es nicht verstehen. Berufene sind deshalb auch Einsame, Unverstandene. Die Frauen und Männer, die Jesus folgen, müssen mit Unverständnis rechnen. Es ist ein Dienst an der Berufung eines Menschen, ihn/sie dazu zu ermutigen, den persönlichen und unverwechselbaren Weg mit Gott zu gehen. Das kleine Wort «für» ist ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis Jesu Christi selbst. Er gibt sein Leben für die vielen. Dieses «für» ist auch das geheime Wasserzeichen jeder Berufung. Gott ruft den Menschen ganz persönlich und geht mit ihm eine Beziehung ein; der Berufene wird niemals nur benützt. Und doch ist die Berufung kein Selbstzweck. Sie hat Anteil an dieser «Fürsorge» des Herrn. Berufung ist Dienst. In der Kirche dürfen wir einander dienen mit den verschiedenen Gaben. Christliche Berufung kreist nicht um sich selbst, sondern um das Wohl der Menschen. Der Dienst an der Berufung kann damit beginnen, dass Erfahrungen ermöglicht werden, wie ein «Leben für andere» wirklich reich und sinnerfüllend ist. • Wir sind Hinein-gerufene • Wir sind Rufende Der, die Angerufene wird hineingenommen in eine neue Beziehung zum Rufenden: «Ich habe euch Freunde genannt.» Berufung ist nicht ein Anstellungsverhältnis, sondern eine lebendige, liebende Beziehung zwischen zwei Personen. Wo Menschen die Einladung Jesu annehmen, werden sie in eine herzliche Gemeinschaft hineingenommen, die sie in aller äusseren Ungesichertheit und Ungeborgenheit trägt. Die Beziehung zum rufenden Herrn macht alle Berufenen zu Brüdern und Schwestern, die geschwisterlich mit einander verbunden sind. Der Dienst an der Berufung hat etwas mit Beziehung zu tun. Menschen werden eingeladen und hineingenommen in eine Weggemeinschaft, deren Mitte Christus selbst ist. Wo Menschen in entschiedener Weise aus ihrer Berufung leben, wird ihr Leben – oft ohne Worte – zu einer Einladung. Jede Christin und jeder Christ darf weitersagen: Du bist gerufen! Es braucht die Überbringer/innen der Einladung Gottes. Es muss uns bedrängen, dass so viele Menschen ihre Berufung und damit das innerste Geheimnis ihres Lebens nicht ergreifen (können). Jesus selbst wurde vom Fehlen der Erntearbeiter und -arbeiterinnen und angesichts der grossen Ernte bedrängt. Es ist sein Wunsch: «Bittet den Herrn der Ernte...» Der Dienst an der Berufung ist die Einladung und das ermutigende Wort. • Wir sind Zusammen-gerufene In den vielen sehr persönlichen Berufungen geschieht etwas Grösseres: «Gott ruft sein Volk zusammen.» Da Gott in sich selbst lebendige Beziehung und personale Gemeinschaft ist, geht sein Plan mit den Menschen dahin, sie an dieser Gemeinschaft teilhaben zu lassen. Als sein Volk sind wir alle die Zusammengerufenen. Kirche ist die Gemeinschaft der Menschen, die Gott herausgerufen hat aus den vielen verschiedenen Verhältnissen und Völkern, um daraus sein Volk zu machen. «Wir danken dir, dass du uns berufen hast.» Jede Berufung wurzelt in der gemeinsamen Grundberufung, Volk Gottes zu sein. Ein wichtiger Dienst an der Berufung ist es, das innere Wesen der Kirche als Gemeinschaft der Berufenen erfahrbar zu machen. –Jedes Mitglied des Pfarreirates erhält eine Karte (möglichst auf buntem Papier und mehrfach kopiert). –In Stille lesen. –Anschliessend mit eigenen Worten kurz einander vorstellen. –Karten zu einem Kreis oder Kreuz zusammenlegen. Am Ende der Sitzung nimmt sich jeder eine Karte mit, die er besonders bedenken möchte. Dazu braucht es mehrere Kopien. 21 Untistunde zum Jahresthema: getauft – gerufen – gesandt – Unterstufe Die Schülerinnen und Schüler sollen die Überlieferung vom Aufbruch Abrahams in ein fremdes Land kennenlernen (gesandt). Kernpunkt der Geschichte ist der Mut Abrahams, der aus dem Glauben kommt und es ihm ermöglicht, das Ungewisse zu wagen (in ein fremdes Land zu ziehen). Motivation Erarbeitung Begrüssung – Ritual Impulsfrage: Wer ist schon einmal umgezogen? Wir hören heute von einem Umzug. Kennt ihr Abraham? Motivationsphase: Schaffung einer Lernausgangssituation 1. Mose / Kapitel 12 Der Herr sagte zu Abram: «Geh fort aus deinem Land, verlass deine Heimat und deine Verwandtschaft, und zieh in das Land, das ich dir zeigen werde! Deine Nachkommen sollen zu einem grossen Volk werden; ich werde dir viel Gutes tun; deinen Namen wird jeder kennen und mit Achtung aussprechen. Durch dich werden auch andere Menschen am Segen teilhaben. Wer dir Gutes wünscht, den werde ich segnen. Lehrererzählung unter Beteiligung der Schülerinnen und Schüler Informationsphase Beantworte die folgenden Fragen: Abram wird von Gott aufgefordert, drei Bereiche zu verlassen. Schreibe sie heraus. Gleichzeitig bekommt Abram klare Zusagen, Verheissungen. Schreibe sie heraus. 22 Gemeinsames Lied Lied KG 510 Emotionale Vertiefung Arbeit in Aufgabenstellung. Die Gruppe soll gemeinsam ein Bild malen: Wer ist zu sehen? Abraham in der Mitte. Was liegt hinter ihm? Was liegt vor ihm? Gestaltung einer Bildgeschichte Flipchart Weiterführung Was könnte gegen den Aufbruch sprechen? «Ich halte das Ganze für Einbildung», «Das schöne Haus“, «Was sollen wir in einem fremden Land ohne Verwandte und Freunde?» LSG Weiterführende Idee Buchstabierhilfe: Weil die Schülerinnen und Schüler der ersten Klasse viele Wörter noch aus Buchstaben «zusammensetzen», soll der Name des «Helden» durch eine Buchstabiererzählung eingeführt und vertieft werden. ein fragendes M, ein zweifelndes M, und soweit haben wir dann das Leben des Abraham durchbuchstabiert, buchstäblich, hört euch das mal an: Kennt ihr Abraham? Sein Name erzählt seine ganze Lebensgeschichte, buchstäblich. ABRAHAM Abraham war ein Mann, der ganz von vorne anfing, wie wir alle immer wieder ganz von vorne anfangen müssen. Also A Und ihr wisst, wer A sagt, muss auch B sagen. Also AB und Abraham sagte B. Und als Abraham A und B gesagt hatte, bekam er Angst vor seinem eigenen Mut. Und dann machte er mit dem R BR, wie ein Kutscher, wenn er die Pferde bremst. Also ABR Und dann fing Abraham wieder von vorne an beim A. Also ABRA und dann seuftzte er und machte HHH. Und soweit ist er nun Woher kommt Abrahams Mut zum Aufbruch?» «Ich glaube, Gott hat zu mir gesprochen», sagte Abraham, «das gibt mir Mut» ABRAH Gott will Mut und Bewegung. ABRAHA Vorstellung der SchülerInnen erzählen die Geschichte noch einmal. Arbeitsergebnisse Jeder fügt einen Satz dazu. nach einer Idee von Karin Bruns-Strenge Und dann wieder zurück zum A zum Anfang: Ergebnissicherung und dann kommt ein MMM ein unwilliges M, 23 Untistunde zum Jahresthema: getauft – gerufen – gesandt – Mittelstufe Schüler machen sich bewusst, dass jeder für jede ein Segen sein kann. Sie bekommen ein Gespür für die eigenen Fähigkeiten und ihre Sendung. Motivation SchülerInnen sitzen in einem Stuhlkreis. In der Mitte Stuhlkreis mit liegen die Ansichtskarten «Segen sein» (siehe S. 23). gestalteter Mitte; SchülerInnen suchen sich je eine Karte aus und LSG berichten, warum sie diese Karte ausgewählt haben. Karten vorbereiten Erarbeitung Impulsfragen: Was drücken die Karten aus? Wer ist oder soll Segen sein? Wem könnte man eine solche Karte senden? Was gehört zu einer Karte? LSG Adresse, Platz für eine Wertmarke, Platz für die Botschaft, passendes Bild Vertiefung In die Mitte wird die ein Flipchartbogen gelegt mit der Aufschrift «Segen sein.» Flipchartbogen Stifte Was lässt Segen sein? Schüler tragen Stichworte zusammen. Stillarbeit, ggf Musik Für welches Stichwort stehe ich? Wo könnte ich «Segen sein»? Zu welchen Situationen könnte ich Gutes beitragen? (Welches Bild fiele mir dazu ein?) Welche Botschaft würde ich dazu schreiben? Und wem? 24 Variation Lied KG 229 Liedblätter Transfer SchülerInnen erhalten je eine leere Karte. SchülerInnen schreiben ihren Beitrag auf die Karte und überlegen sich, wer diese Karte erhalten soll. leere Karten (Karteikarten o.ä.) Gestaltung & Präsentation In der Mitte wird ein Weg gelegt mit dem Hinweis: «Segensweg» Tücher o.ä. SchülerInnen stellen ihre Karte der Klasse vor und legen sie auf den Weg. «Geocaching»: Eine GPS-Schnitzeljagd auf den Spuren biblischer Geschichten zum «Abenteuer Berufung». Geocaching – ein Spass für die ganze Familie: «Geocaching» ist ein Freizeitspass, bei welchem jemand, ausgerüstet mit einem GPSEmpfänger und Koordinaten, welche man z.B. auch im Internet findet, auf die Suche geht nach dem versteckten Schatz. Wandern in freier Natur wird verbunden mit Entdecken, Rätseln, Erleben und Kennenlernen von neuen Plätzen, eine Art «neues Wandern». In der Schweiz sind zur Zeit 24’506 Verstecke angelegt, denen mehr als 21’000 schweizerische und über 14’600 ausländische Cacher nachgehen. Was ist das Ziel? Wo komme ich her, wo gehe ich hin? Was ist mein Berufungsweg? – Die Teilnehmer des Geochcachings sind eingeladen, sich miteinander auf den Weg zu machen, nach Zeichen und Hinweisen zu suchen und über diese Fragen nachzudenken. Bibelteilen und Impulse an sieben Stationen und auf dem Weg helfen, anhand der biblischen Texte die eigene Berufung zu reflektieren. Was wird benötigt? Ein GPS-Empfangsgerät – wenn das nicht zu bekommen ist, reicht auch ein Kompass und geeignetes Kartenmaterial aus; ausserdem sind viele Smartphones GPS-fähig. Da die Gruppe während des Geocachings durchgängig gemeinsam unterwegs ist, wird lediglich ein GPS-Gerät benötigt. Ein motiviertes Team, das die Stationen vorbereitet (Arbeitsblätter, Impuls etc.) und die Gruppe am Aktionstag begleitet. Wie verläuft die Aktion «Geocaching»? Eine Gruppe von jungen Menschen (die Gruppengrösse ist variabel) macht sich – begleitet von einem Team – auf den Weg. Mit Hilfe eines GPS-Empfängers werden verschiedene Stationen aufgesucht, wo es Verstecke (Caches) zu finden gilt, in denen Arbeitsblätter mit Bibeltexten, Gebeten, Liedern oder anderes (z.B. Traubenzucker zur Wegzehrung) sowie Hinweise auf den nächsten Cache enthalten sind. Das Leitungsteam gibt an manchen Stationen Impulse. Die Teilnehmer bekommen Aufgaben für den Weg. Bei jeder Station wird jeweils ein anderer Teilnehmer zum «Wegweiser» ernannt und bekommt den GPSEmpfänger. Weitere Informationen und Anleitungen unter: –Eine Schweizer Geocaching-Seite auf www.geocache.ch –Die Schweizer Geocaching-Seite auf www.swissgeocache.ch –Die internationale offizielle Seite auf www.geocaching.com Idee: Carsten Leinhäuser 25 Mein Hobby zum Beruf gemacht – kirchliche Jugendarbeiterin werden. In einem Kurs für ehrenamtliche Jugendarbeit, den ich gleichzeitig besuchte, wurde mir jedoch klar: «Jugendarbeit ist genau das, was ich machen möchte!» Eine Praktikumsstelle in der kirchlichen Jugendarbeit Rorschach machte es dann möglich, dass ich die Ausbildung als Jugendarbeiterin (nach ForModula) berufsbegleitend beginnen konnte. Was war der zündende Funke, der dich auf diesen Weg gebracht hat? Mich faszinierte es, mit Jugendlichen in ihrer Freizeit zusammenzuarbeiten. In der Jugendarbeit konnte ich sie als mitgestaltende Teammitglieder erleben und nicht in der Lehrer/Schüler-Rolle. Andrea Richner, kirchliche Jugendarbeiter in St. Gallen Interviewfragen: Linus Brändle, DAJU St. Gallen Andrea, kannst Du Dich kurz vorstellen? Ich heisse Andrea Richner und wohne in Staad am Bodensee. Seit 2008 bin ich als kirchliche Jugendarbeiterin tätig, zurzeit in der Stadt St. Gallen. Ich bin auch Mutter von vier Kindern im jugendlichen Alter zwischen 11 und 18 Jahren. Im Erstberuf war ich Coiffeuse und dann eine Zeit lang vollberuflich Hausfrau. Jugendarbeit war mein beruflicher Wiedereinstieg. Wie bist Du kirchliche Jugendarbeiterin geworden? 26 2006 bis 2008 habe ich den Glaubenskurs gemacht und wollte eigentlich Religionslehrerin Was sind zurzeit deine wichtigsten Aufgaben als Jugendarbeiterin? Die grösste Aufgabe ist sicher die Leitung eines kirchlichen Quartierjugendtreffs in der Stadt St. Gallen. Dann bin ich Präses einer Pfadi-Abteilung. Gemeinsam mit den anderen kirchlichen Jugendarbeitenden der Stadt bilden wir das Yesprit-Team. Wir bieten auf dem gesamten Stadtgebiet Projekte, Lager oder Jugendgottesdienste an. Im Quartier, wo ich arbeite, bin ich auch Mitglied im Seelsorgeteam und im Pfarreirat. Auch die Zusammenarbeit mit den Schulen sehe ich als sehr Wertvoll an – sei es an den Pausenplatzaktionen, bei den Besinnungstagen oder der Wallfahrt. spannend. Ich weiss am Freitag nie, was auf mich zukommt. Eine gute Ergänzung dazu ist die Präsesarbeit. Da habe ich eine bestehende Gruppe und wir wachsen zusammen. Diese wachsende Beziehung finde ich etwas Wertvolles. Die Projekte des Yesprit-Teams sind sehr kreativ und immer wieder eine Neuentdeckung. Letztes Jahr waren wir mit 12 Teilnehmerinnen in München, dieses Jahr fahren wir nach Berlin. Die Reisegruppe ist bereits wieder voll. Die Reisen mit den Jugendlichen gemeinsam zu gestalten finde ich sehr spannend. Welche Kompetenzen muss eine kirchliche Jugendarbeiterin mitbringen, damit sie ihre Arbeit gut machen kann? Sie muss sicher flexibel sein. Sie sollte offen auf die Jugendlichen zugehen können und auch offen sein für ihre Probleme und Anliegen. Dabei soll sie die jungen Menschen so nehmen, wie sie sind, egal was der erste Eindruck sagt. Teamfähigkeit ist ganz zentral. Partizipation wird gross geschrieben. Jugendliche dürfen mitentscheiden, was wir in den verschiedenen Angeboten machen. Eine Jugendarbeiterin muss die Beiträge der Jugendlichen annehmen können, auch wenn sie viel jünger sind. Was sind darin deine besonderen Vorlieben? Den Treff am Freitag finde ich besonders spannend. Die Jugendlichen kommen in den Treff und haben eine strenge Woche und oftmals auch Ärger hinter sich. Wenn ich eine gute Beziehung zu ihnen habe, erzählen sie vom Erlebten. Diese Gespräche finde ich mega Pausenplatzaktion der kirchlichen Jugendarbeit Was bringst Du als Jugendarbeiterin ins Seelsorgeteam ein? Weil ich mit Jugendlichen zusammenarbeite, bin ich an ihrem Puls. So kann ich die Realitäten und Anliegen der Jugendlichen den Seelsorgenden näher bringen. Ich kann die anderen darin unterstützen, die Welt der Jugendlichen zu verstehen. Wenn wir zum Beispiel einen Jugendgottesdienst organisieren, versuche ich den Evangeliumstext in die Welt der Jugendlichen zu übersetzen, damit sie ihn verstehen können. Ich sehe mich darin als Vermittlerin auf beide Seiten. Warum soll Kirche Jugendarbeit machen und auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen? Jugendliche sind unsere Zukunft – sei es in der Kirche oder in der Gesellschaft. Ich nehme Jugendliche ernst, um sie wertzuschätzen und ihnen zu zeigen, dass sie wichtig sind. Später werden sie sich vielleicht an eine gute Jugendzeit erinnern und sich ihrerseits wieder für die Bedürfnisse der Jugendlichen einsetzen. Wenn wir Jugendliche nicht fördern und fordern, sind sie auch mit 40 Jahren nicht bereit, selber etwas fürs Gemeinwohl einzuset- Sehenswert zen. Auch wenn sie mit 20 Jahren mal den Faden verlieren und sich aus den kirchlichen Beziehungen lösen. Weil sie eine gute Zeit gehabt haben, besteht die Möglichkeit, dass sie wieder zurück kommen – spätestens dann, wenn sie selber Familie haben. –Wo habt ihr selbst Talente? Wie bringt ihr diese in euren Alltag ein? Was ist dein persönliches Feuer für die kirchliche Jugendarbeit? Ich will in den Jugendlichen eine Spur hinterlassen – nicht in erster Linie als Andrea, sondern als jemand, die da ist und sie ernst nimmt. Ich kann durch eine andere Person, die ihnen das gleiche Gefühl vermittelt, ersetzbar sein. Wenn Du das Gefühl hast, jemand hat das Zeug, kirchliche Jugendarbeiterin/kirchlicher Jugendarbeiter zu werden, wie würdest Du ihn oder sie dafür begeistern? Ich würde sie auf ihren guten Draht zu den Jugendlichen ansprechen: «Ich habe den Eindruck, Du kannst bei Jugendlichen etwas bewirken!» Ich würde sie bestärken, dass ich sie in diesem Beruf sehe. Ich komme häufig nach Hause und sage meinen Kindern: «Ich habe den besten Beruf, den es für mich gibt. Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich liebe es in Lager zu fahren, ich koche gerne, ich leite gerne, ich bin gerne unter Menschen. Das darf ich alles machen und zwar bezahlt als Beruf. Ich finde das einfach super!» 28 sen Ruf. Wenn euch noch kein (eindeutiger) Ruf erreicht hat, überlegt euch: Welcher Ruf könnte euch gelten? Pausenplatzaktion an der «Buebeflade» Sekundarschule in St.Gallen Jäger des Augenblicks (2013) Du hast eine Ausbildung als kirchliche Jugendarbeiterin mit Fachausweis gemacht. Was konntest Du von dieser Ausbildung für Deine Arbeit nutzen? Ich habe viel Theorie gehört und bekam Worte für das, was ich gemacht oder gefühlt habe. Zum Beispiel «Partizipation» – das habe ich vorher einfach gemacht, wusste aber nicht, wie ich es benennen oder differenzieren könnte. Die Ausbildung hat mir einen theoretischen Grundstock gegeben, mit dem ich meine Arbeit reflektieren und gegen aussen vertreten kann. Danke fürs Interview. Es gibt einen guten Einblick in den Beruf der kirchlichen Jugendarbeiterin. Bildungsgang kirchliche Jugendarbeit mit Fachausweis nach ForModula Diese kirchliche Zweitberufsausbildung ist modular gestaltet und wird berufsbegleitend absolviert. Eine abgeschlossene Berufsausbildung wird vorausgesetzt. Diverse kantonalkirchliche Jugendarbeitsfachstellen und Jugendverbände tragen die Ausbildung im Auftrag der Schweizer Bischofskonferenz. Informationen zum Bildungsgang finden Sie unter www.fachausweis-jugendarbeit.ch Laufzeit: 102 Min mit Stefan Glowacz, Holger Heuber, Kurt Albert Regie: Philipp Manderla, Christian Lonk Anfang des Jahres 2010 brechen die Sportkletterer Stefan Glowacz, Kurt Albert und Holger Heuber zu einem gewagten Unterfangen auf: Im Dreiländereck Brasilien, Venezuela und Guyana liegt der Tafelberg Roraima. Gemeinsam wollen die drei eine Wand dieses Berges bezwingen. Der Weg dorthin führt durchs Ungewisse des Dschungels. In der Dokumentation des Aufstiegs geht es um die Erfahrung des Scheiterns, aber auch darum, am gesteckten Ziel festzuhalten. In «Jäger des Augenblicks» erhalten die Zuschauer tiefe Einblicke in die Motive der Kletterer, in deren Gemütszustände und Hoffnungen. Impulsfragen: –Woraus ziehen die Protagonisten des Films ihre Motivation, derartige sportliche Höchstleistungen zu erzielen? – Welchem Ruf folgen Glowacz und sein Team? –Was spornt die Sportler an, Grenzen zu überwinden? –Habt ihr euch schon einmal in ähnlicher Weise «gerufen» gefühlt? – Beschreibt die- –Der erste Versuch, den Tafelberg Roraima zu bezwingen, scheitert. Die äusseren Rahmenbedingungen sind schwierig. Glowacz und sein Team müssen den Aufstieg abbrechen. Vor dem Zweitversuch stirbt Kurt Alberts durch einen vermeintlichen Anfängerfehler beim Kletterkurs. Trotz dieser Rückschläge gibt Glowacz nicht auf. – Wie geht ihr mit Rückschlägen um? Was könnt ihr für euer eigenes Gerufen-Sein ableiten? Helden Animation «Noah, betrunken; Abraham, zu alt», so beginnt der Animationsfilm «Helden» nach einer Idee von Peter Reid. Im Mittelpunkt steht die Frage: Wer hatte in der Überlieferung der Bibel nicht alles eine tragende Aufgabe? Der Film ermuntert: «Wenn du das nächste Mal denkst, Gott kann dich nicht gebrauchen – schau mal in die Bibel!» www.youtube.com/watch?v=Sa7pz4Q1M9c 29 lesenswert Berufungscheck Jeder ist seines Glückes Schmied. Aber nicht jeder Schmied ist glücklich! –aus: «Glück kommt selten allein» – von Eckart von Hirschhausen Lieben heisst alles geben «Lieben heisst alles geben» lautet der Titel eines neuen Buches mit Glaubenszeugnissen von 80 Ordensleuten. Das mit einer geplanten Auflage von fünf Millionen Exemplaren erschienene Werk enthält die Glaubenszeugnisse von 80 Westschweizer Ordensleuten. Jesuitenpater Albert Longchamp aus Genf hat dazu einen einleitenden Text geschrieben, der unter der Überschrift «Hymne an die Hoffnung» zur Lektüre der sehr persönlich formulierten Beiträge von Angehörigen unterschiedlicher katholischer Frauen- und Männerorden einlädt. Bezug über die IKB Quellenangaben 30 S. 6: zusammengestellt durch das Canisiuswerks, Wien S. 9:nach einem Gedanken von Oliver Schmid, Freiburg S. 10:nach einem Gedanken von Frère Timothée, Taize S. 12:Gottesdienst: Nach Gedanken von Robert Schmucker und Rainer Birkenmaier S. 14:nach Worten von J. Keune, vgl. www.hochgebete.ch S. 15:Sr. Birgit-Maria Krietemeyer SCSC S. 16:Ausarbeitung nach einem Entwurf von Alexandra Eck, Würzburg S. 18:Zentrum für Berufungspastoral, Freiburg S. 20:nach einem Gedanken von Rainer Birkenmaier S. 25:Carsten Leinhäuser S. 26:Andrea Richner – Interviewfragen: Linus Brändle, DAJU St. Gallen S. 31:Eckart von Hirschhausen, Glück kommt selten allein. Rowolt 2009 S. 32:Steve Jobs, Rede in Stanford (Auszug), Paul Weismantel Ein Freund von mir, nennen wir ihn Florian, obwohl er eigentlich Bernhard heisst, ist für mich ein echter Lebenskünstler. Es reiche ihm, sagte er, von montags bis mittwochs in seiner Kanzlei zu arbeiten, die anderen Tage würde er lieber malen und sich um seine Tochter kümmern. Es gab Aufruhr und Protest. Ein Skandal, er müsse doch ständig erreichbar sein. Florian setzte seine Idee durch und stellte fest: «Ich war in den drei Tagen so gut drauf, dass ich mehr geschafft habe als die Jungs, die die ganze Woche bis nachts da hockten.» Langsam spricht es sich auch in Unternehmen herum, dass Herumsitzen noch kein Zeichen von sinnvollem Arbeiten ist. Einige Firmen haben begonnen, nach Resultaten zu bezahlen und nicht nach Anwesenheitszeit. Sie zahlen für die geistige Anwesenheit, nicht für die körperliche. In vielen Jobs geht es nicht mehr darum, mit seinem Körper sein Geld zu verdienen, sondern eine Idee zu haben, auf die vor einem noch keiner gekommen ist. Und die kommt eben leichter im Übergang zwischen Anstrengung und Entspannung, beim Schwimmen eher als beim «Meeting». Ein Personalleiter einer grossen Hotelkette verriet mir seine Beobachtung: «Wer es hasst, Koffer zu tragen, trägt ein Leben lang Koffer. Wer es aber gerne tut, wird schnell befördert zu anderen Aufgaben.» Die Sache hat nur einen grossen Haken: Wird man immer weiter befördert, landet man dort, wo man eigentlich nie hinwollte: Der engagierte Lehrer wird Rektor und macht Dienstpläne. Der begeisterte Arzt wird Chefarzt und wirbt hauptsächlich Drittmittel ein. Weil wir das, was wir gerne machten, nicht mehr machen können, sondern andere dabei beaufsichtigen, verwalten und kontrollieren, werden wir unzufriedener. Spätestens ab der Pubertät muss jeder Jugendliche ständig erklären, «was er mal werden will». Dazu gibt es eine Antwort: «Ich bin schon!» Warum die Erwachsenen mit der Frage nach dem Berufswunsch nerven, ist klar: Sie suchen nach guten Ideen für sich selbst! Ich möchte denen am liebsten ein Schild auf ihren Schreibtisch stellen: «Ich weiss nicht mehr, was ich als Kind werden wollte, aber das hier war es sicher nicht!» Wer sein Hobby zum Beruf macht, muss nie mehr arbeiten. Ich kann das nur empfehlen. Ob Ihre Arbeit schon etwas von «Berufung» hat, können Sie mit einer Frage für sich klären: Würde ich das auch tun, wenn ich kein Geld dafür bekäme? Das muss man ja dem Chef in der Gehaltsverhandlung nicht sagen, aber für einen selbst ist das eine gute Frage. Wofür setze ich mich gerne ein? Woran hängt mein Herz? Was möchte ich mit meiner Lebenszeit und Energie wirklich bewegen? Und warum bewege ich mich dann nicht mal aus den bekannten Bahnen? Wir brauchen mehr Verrückte, schauen Sie sich an, wohin uns die Vernünftigen gebracht haben! Berufungs-Check –Würde ich das, was ich für Geld tue, auch ohne Bezahlung tun? –Denke ich: «Erst die Arbeit und dann das Vergnügen», oder macht mir mein Job auch währenddessen Freude? –Nutze ich meine wesentlichen Stärken in meiner Arbeit? –Wenn ich nochmal von vorn anfangen könnte, würde ich so was wieder machen? –Trage ich zu einem Wert bei, der grösser ist als ich, der über mich hinausweist, der auch weiter Bestand hat, wenn ich nicht mehr dabei bin? –Macht die Arbeit für mich Sinn? Und für andere auch? 31 Berufung «Man muss finden, was man liebt – das gilt für die Arbeit wie fürs Privatleben. Deine Arbeit wird einen grossen Teil Deines Lebens einnehmen. Und die einzige Möglichkeit, Zufriedenheit zu erlangen, besteht darin, das zu tun, was man selbst für grossartige Arbeit hält. Und der einzige Weg, grossartige Arbeit zu leisten, besteht darin, zu lieben, was man tut. Hast du das noch nicht gefunden, dann such weiter, lass nicht locker. Wie bei allen Herzensangelegenheiten wirst du es wissen, wenn du das Richtige gefunden hast. Und wie jede gute Beziehung wird auch diese im Laufe der Jahre immer besser. Such weiter! Finde dich nicht mit weniger ab!» Steve Jobs, Rede in Stanford Mache dich auf... Die sich aufgemacht haben zu dir, 0 Herr, gehen meist abseits der breiten Strassen. Sie stehen nicht im Rampenlicht, sondern bleiben oft unbemerkt und verkannt. Die sich aufgemacht haben zu dir, 0 Herr, folgen der Spur der Sehnsucht, die sie antreibt und nicht zur Ruhe kommen lässt, bis sie dich gefunden haben. Die sich aufgemacht haben zu dir, 0 Herr, suchen nach Weggefährten. Sie erkennen dich in jeder Schwester und jedem Bruder, mit denen sie das Los der Torheit der Liebe teilen. Die sich aufgemacht haben zu dir, 0 Herr, werden nicht verschont von den Härten des Lebens, aber gestärkt durch deine segnende Hand, werden sie zum Segen für viele. Paul Weismantel
© Copyright 2024 ExpyDoc