Limmi Inside 1/2015

LimmiInside
DIE HAUSZEITUNG DES SPITALS LIMMATTAL / MÄRZ 1.15
Zertifizierung
als Stroke Unit
Zehn Jahre interdis­
ziplinäre Notfallstation
Start mit dem neuen
ERP geglückt
Professionelle Erstbehandlung
bei Schlaganfällen
→ Seite 3
→ Seite 5
Wie die Punktlandung bei einer
Marsmission
→ Seite 9
Medizinische Klinik
Facettenreiche Spezialisierung
schreitet voran
→ Seite 4
Jetzt geht’s richtig los
Neubauprojekt LimmiViva
→ Seite 2
Hoher Besuch auf der
Intensivpflegestation
IT und Outsourcing
Vorbehaltlose Wiederanerkennung
→ Seite 6
Wie der Brückenschlag
zur Praxis gelingt
Lernbereich Training Transfer in
der Ausbildung zur diplomierten
Pflegefachperson HF
→ Seite 7
Die Fäden hält das Limmi
in der Hand
→ Seite 10
Für Médecins sans
Frontières in Pakistan
Dr. med. Simone Kamm: «Zwei
Monate wie in einer Quarantäne»
→ Seite 9
EDITORIAL
Souveräner Umgang mit der Explosion des medizinischen Wissens
Liebe Leserinnen und Leser
Seit ich meine gegenwärtige Funktion als Leiter der Medizinischen
Klinik am Spital Limmattal vor
19 Jahren übernommen habe, ist
unser Fachwissen förmlich explodiert. Hinzu kommt, dass diese Wissensausdehnung sich zusehends
beschleunigt hat und weiter beschleunigen wird. Wir haben es
s­
omit mit einem progressiven
Knowhow-­Zuwachs zu tun, mit dem
– automatisch – eine intensivere
Spezialisierung einhergeht. Gut ablesbar ist dies an unserem Team mit
gegenwärtig zwanzig Kaderärzten
(siehe Hintergrundbeitrag S. 4). Besonders eindrücklich ist für mich
die Entwicklung in der Onkologie.
Wir deckten noch bis zur Jahrtausendwende das damals gängige
­Behandlungsrepertoire mit punktueller U
­ nterstützung durch ein Partnerspital eigenständig ab. Das war
möglich, weil wir die Materie insgesamt durchdrangen. Fünfzehn Jahre später sagt kein Geringerer als
Prof. Dr. Roger Stupp, Leiter der Klinik für Onkologie am UniversitätsSpital Zürich, dass in seinem Fachgebiet selbst der ausgewiesene
Experte mit jahrzehntelanger Erfahrung nicht mehr in der Lage ist, das
aktuelle Gesamtwissen beziehungsweise die mittlerweile immense
­Datenmenge präsent zu haben.
Die Spezialisierung innerhalb einer
Disziplin als Folge der Wissens­
explosion ist selbstverständlich kein
auf medizinische Fächer beschränktes Phänomen. Zur Erinnerung: Erst
1923 entdeckte Edwin Hubble, dass
es weitere Galaxien ausserhalb der
Milchstrasse gibt. Heute weisen
Himmelsforscher praktisch täglich
die Existenz neuer Exoplaneten in
der habitablen Zone anderer Fixsterne nach. Man schätzt die Zahl
aller Galaxien auf über 100 Milliarden und unterscheidet von der
Antennen- bis zur Spiralgalaxie
­
­ utzende von Haupttypen und UnD
tergruppen. Ob Astronomie, Quantenphysik, Chemie, Betriebswirtschaft oder Ethnologie – je genauer
wir hinschauen, umso mehr erkennen wir und umso mehr neue Fragen entstehen. Und selbstverständlich steht es jeder Fachrichtung gut
an, dass sie gerade angesichts einer
zunehmenden «Sub-Sub-Spezialisierung» wirkungsvolle Vorkehrungen gegen eine zu fragmentierte
Betrachtungsweise trifft.
Wir haben es mit
einem progressiven
Knowhow-Zuwachs zu tun. Gerade in der Medizin beziehungsweise in einem Spital wie dem Limmi sind wir gefordert, auch angesichts der Explosion des Wissens
eine übergeordnete Gesamtsicht
einzunehmen. Denn es geht bei uns
nicht um Sterne oder Steine, sondern um Menschen; um jeden einzelnen Patienten beziehungsweise
jede einzelne Patientin als Individuum mit einem eigenen Hintergrund,
mit einer eigenen Biografie. Als
Klinikleiter messe ich deshalb vor
allem meinen integrativen Aufgaben
hohe Bedeutung zu. Konkret heisst
das, dass meine regelmässige Visite
auch in einer dicht befrachteten
Agenda fest verankert ist. Sie ist und
bleibt aus gutem Grund Chefsache.
Ich lerne so das Gros der Patienten
und vor allem die komplexeren Fälle
direkt kennen. Auf dieser Basis
­können wir im Team den weiteren
­Behandlungspfad vor dem Hintergrund der angestrebten ganzheit­
lichen Betrachtung bestimmen.
Ebenso ist bei uns durch die konsequente Einteilung der meisten Kaderärzte in den allgemeinen Dienst
nachts und an Wochenenden sichergestellt, dass jedes Klinikmitglied seine hohe generalistische
Kompetenz als Internist pflegt. Und
schliesslich haben gemeinsame Besprechungen anspruchsvoller Fälle
ihren fixen Platz in unserem Wochenprogramm. Je nach Fall laden
wir dazu auch Kollegen aus anderen
Kliniken beziehungsweise Spitalabteilungen sowie Zuweiser ein. Für
mich steht fest: Wer das explodierende Wissen geschickt vernetzt,
multipliziert seinen Nutzen.
Dr. med. Basil Caduff
Chefarzt Medizinische Klinik
Leiter ärztliches Departement II
2
NEUBAUPROJEKT LIMMIVIVA
Jetzt geht es richtig los
Der Eingang der behördlichen Baubewilligung im Februar war für das Kernteam
von LimmiViva ein wichtiger Augenblick. Unterdessen haben alle administrativen
Spitalbereiche die provisorischen Büromodule bezogen. Während der Rückbau
des Theodosianums und der weiteren Nebengebäude nun Etage für Etage voran­
geht, treibt die Bauequipe den Aushub der Baugrube voran. Für die rund 100 000
Kubikmeter Aushub heisst es Gas geben. Anfang Mai ist Grundsteinlegung.
Post zu erhalten, ist eigentlich eine
alltägliche, an sich unspektakuläre
Sache. Doch manchmal erwartet
man wichtige Post, die man sogar
persönlich in Empfang nimmt. So
war es auch am 23. Februar 2015.
Der Gesamtleiter Neubauprojekt
LimmiViva, Nils Eichbaum, und
Eric Pusztaszeri, sein Pendant bei
­Losinger Marazzi, holten die Baubewilligung der Stadt Schlieren
persönlich ab. «Dieser Moment
signalisierte für uns alle im Limmi-
Viva-Team: Jetzt geht es mit der
eigentlichen Bauaktivität richtig
los», so Eichbaum. Dabei herrschte
schon ab dem Spätherbst im Perimeter des Limmi emsiges Treiben,
beispielsweise für das Umlegen
bestehender Werkleitungen für
Wasser, Gas oder Heizung.
Schaltzentrale im Block 11
Mittlerweile konnten sich die Mitarbeitenden der administrativen
Spitalbereiche in den Ende Feb­
Grund zur Freude:
Nils Eichbaum
(2. v. r.), Gesamt­
leiter Neubauprojekt LimmiViva,
präsentiert die Baubewilligung im
Stadthaus Schlieren.
ruar bezogenen provisorischen
Büromodulen einleben. Nadia
Truog, Projektleiterin Logistik,
meint zu ihrer neuen Arbeitsplatzumgebung: «Nun sind rund 60 Arbeitsplätze des Rettungsdienstes,
der Finanzabteilung, der Direktion,
der Seelsorger, des psychiatrischen Dienstes, der Pflege­
expertinnen und der Logistik für
die nächsten vier Jahre auf drei
Stockwerken im gleichen Gebäude
­untergebracht.» Das LimmiVivaTeam selbst hat seine Zelte ebenfalls an einem neuen Ort aufgeschlagen. Es ist nun räumlich im
Block 11, der eigentlichen Schaltzentrale, mit der Bauleitung von
Losinger Marazzi vereint.
Schlag auf Schlag
Im Innern des Theodosianums hatten Vorbereitungsarbeiten für den
Rückbau bereits Anfang Jahr begonnen. Bei der «Ausweidung» des
Gebäudes wurden Baustoffe wie
Holz, Kunststoff oder Eisen getrennt, fachmännisch entsorgt
oder wo möglich rezykliert. Für
den Rückbau der Gebäudehülle
rechnet Nils Eichbaum mit sechs
Gepflegtes Provisorium: Die Büromodule bieten Raum für 60 Arbeitsplätze.
bis acht Wochen. Damit die Staubemissionen möglichst gering sind,
kommen Wassernebel und Berieselung zum Einsatz. Zeitgleich
nimmt die Baugrube bis Ende April
imposante Dimensionen an: 8 bis
15 Meter tief, 60 Meter breit und
120 Meter lang. Ergibt nach Adam
Riese eine Kubatur von 100 000
Kubikmetern. Dafür sind ungefähr
5000 Lastwagenfahrten erforderlich. Das Erdreich gelangt dann ins
Hauptrecyclinglager Weiach. Nils
Eichbaum: «Bautätigkeiten für einen Neubau in der Dimension des
neuen Spitals Limmattal sind natürlich unübersehbar und manchmal auch unüberhörbar. Umso
mehr nehmen wir auf unser Umfeld Rücksicht. So achten wir sehr
genau darauf, dass Bauarbeiter
und Chauffeure die Ruhezeiten
einhalten. Dank einer Reifenwaschanlage gelangen die Lastwagen zudem ohne viel Erdreich auf
die Urdorferstrasse. Auf jeden Fall
geht schon heute ein grosses
­Dankeschön für die Toleranz an die
Nachbarschaft des Limmi.»
AUF GROSSBAUPROJEKTE SPEZIALISIERT
Nils Eichbaum ist Diplomingenieur, Architekt . Während seiner Laufbahn hatte
er gleich mehrfach Gelegenheit, sich auf das Führen und Abwickeln von Gross­
bauprojekten zu spezialisieren. Unter anderem beim Terminalbau für den
Münchner Flughafen Franz Josef Strauss sowie für die Planung und Projektierung
der dort vorgesehenen dritten Start- und Landebahn. Überdies wirkte er
1999 federführend bei einer logistischen Herkulesaufgabe mit: beim Umzug
des Deutschen Bundestags von Bonn nach Berlin.
INTERVIEW MIT DR. MARTIN OSUSKY, LEITER QUALITÄTS- UND RISIKOMANAGEMENT, ZUR ZUWEISERBEFRAGUNG
Feedback erreicht uns über verschiedene Kanäle
Der Respons der befragten
Hausärzte erreichte 23 Prozent.
Das mutet verhalten an. Wie
beurteilen Sie diesen Rücklauf
quantitativ?
Zuweiserbefragungen finden im
Kanton Zürich alle vier Jahre statt.
Zurzeit schreibt dies die Verein­
barung mit dem Verband Zürcher
Krankenhäuser VZK und der ­Gesundheitsdirektion so vor. Über einen höheren Respons würden wir
uns grundsätzlich freuen, ebenso
wie andere Akutspitäler. Denn wir
liegen mit ihnen praktisch gleichauf. Im Vergleich zur Umfrage von
2010 haben uns übrigens mehr
Fragebogen erreicht. Damals lag
der Respons bei 17 Prozent.
Auf das alte Rom geht der Satz
zurück: «Qui tacet consentire
videtur.» – Wer schweigt, scheint
beizupflichten bzw. ist insge­
samt zufrieden. Könnte die eher
pflegen. Über unsere wöchentlichen Schulungen oder auch über
Fallbesprechungen in bestimmten
Fachgebieten wie zum Beispiel der
Onkologie. Wenn jemand den Fragebogen nicht ausfüllt, kann das
auch daran liegen, dass er uns bereits über andere Kanäle spontan
Feedback gegeben hat.
niedrige Responsquote nicht
auch so gedeutet werden?
Nein, mit einer solchen Interpretation wäre ich vorsichtig. Das sehe
ich anders. Feedback erreicht uns
über verschiedene Kanäle: zum
Beispiel über den telefonischen
Kontakt, den Zuweiser mit unserem medizinischen Personal im
Rahmen konkreter Behandlungen
Was lässt sich mit Blick auf die
weitere Optimierung in der
Zusammenarbeit mit den
Zuweisern ableiten?
Ein Thema ist der Einbezug der
­Zuweiser in die Behandlung von
Patienten, die sie zu uns schicken,
beziehungsweise der stetige Informationsaustausch hierzu. Die
Rückmeldungen attestieren uns
durchaus, dass wir diesbezüglich
schon einiges getan haben. Wir
können und wollen hier indessen
weiterhin am Ball bleiben. Auf einem ergänzenden Blatt haben wir
übrigens abgeholt, welche Formen
des Informationsaustauschs mit
uns besonders gut ankommen.
Das Telefon, das heisst das persönliche Gespräch, schwingt offensichtlich auch im Internetzeitalter
obenaus.
Worin liegen die Vorteile einer
schriftlichen Befragung?
Einerseits melden sich unter
­Umständen auch jene, die anlässlich persönlicher Kontakte nicht
unbedingt spontan Feedback geben. Andererseits bedeutet die
Anonymität einer schriftlichen
Befragung auch, dass man kri­
tische Aspekte benennt, ohne
zu beschönigen. Auf jeden Fall
werden wir für den nächsten
­
Durchgang prüfen, wie wir die
Zuwei­serbefragung als wichtiges
Instrument so ausrichten können,
dass die Feedbackquote noch zunimmt.
3
LIMMI BETEILIGT SICH ALS MINDERHEITSAKTIONÄR
Praxisnetzwerk
Limmattal
Zwanzig Prozent beträgt der Anteil
am Aktienkapital, mit dem sich das
Akutspital finanziell im neu gegründeten Praxisnetzwerk Limmattal engagiert. Dies hat der Verwaltungsrat an seiner Sitzung vom
25. Februar 2015 beschlossen. Die
Beteiligung ist ein Zeichen für das
Commitment, mit dem das Limmi
eine zukunftsträchtige und notwendige Strukturentwicklung in
der eigenen Region unterstützt.
Das Praxisnetzwerk trägt das
Rechtskleid einer Aktiengesellschaft und verkörpert gesundheitsrechtlich eine ambulante
ärztliche Institution.
Hausärztlichen Nachwuchs
sichern
Operativ liegt deren Leitung vollumfänglich bei den vier Hausärzten, welche die zündende Idee für
das Praxisnetzwerk hatten. Im Alltag entsteht zum Beispiel durch
die regelmässige Präsenz spital­
eigener Spezialisten sowie durch
die Assistenzarzt-Rotationsstellen
eine intensive Verbindung im
Dienst der optimierten, integrierten Grundversorgung. Die Assistentenrotation ist zudem ein guter
Ansatz, um jungen Medizinerinnen
und Medizinern die facettenreiche
hausärztliche Tätigkeit als Berufsbild näherzubringen. Das ist ein
vielversprechender Beitrag zur
Nachwuchssicherung.
DR. MED. BODO GRAHLKE, LEITER AUSSENPRAXIS SPITZACKER
Expertenwissen in Pränataldiagnostik
und Komplementärmedizin
In einer familieneigenen Möbeltischlerei aufgewachsen, stand für
Bodo Grahlke früh zweierlei fest:
erstens viel Selbstständigkeit und
zweitens ein Beruf, bei dem handwerkliches Geschick gefragt ist.
Das erklärt – Stichwort Chirurgie
– das Medizinstudium. Als niedergelassener Gynäkologe mit eigener Praxis im norddeutschen
Flensburg verwirklichte er beides.
Thematisch begannen ihn indessen Naturheilkunde und anthroposophische Medizin zunehmend zu
interessieren. Auf eine Weiterbildung an der Paracelsus-Klinik in
Richterswil folgte schon bald die
Berufung dorthin als Oberarzt.
Zwei Jahre nach dem Wechsel in
die Schweiz öffnete sich durch die
Position als Leitender Arzt am
Limmi eine interessante Perspektive für die weitere Laufbahn.
samt als sehr professionell, aufgeschlossen und effizient wahr. Als
ich am ersten Arbeitstag die Eingangshalle betrat, war mein Namensschild an der Hauptinformationstafel bereits installiert.»
Dr. med. Bodo Grahlke: «Das Team ist jung
und offen für Neues.»
Professionell, aufgeschlossen
und effizient
Und wie erlebte Dr. med. Bodo
Grahlke die ersten Wochen als
neuer Leiter in der Praxis Spitz­
acker in Urdorf? «Das ganze Team
der gynäkologischen Praxis ist
jung und offen für Neues bzw. die
weitere Hebung der Qualitätsstandards. Ich nehme das Limmi insge-
Nebst seinem ergänzenden Background in Naturheilkunde und anthroposophischer Medizin verfügt
Dr. Bodo Grahlke auch über hohes
Fachwissen in Pränataldiagnostik.
Als Mitglied der deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin legte er eine spezielle Zusatzprüfung ab. Mit der Expertise in
Pränataldiagnostik und Komplementärmedizin verfügen das
Spital Limmattal und der Spitzacker über erweitertes Knowhow,
das Gynäkologiepatientinnen heute vermehrt nachfragen.
ZERTIFIZIERUNG ALS STROKE UNIT
Professionelle Erstbehandlung
bei Schlaganfällen
Das Limmi zählt seit der Zertifizierung im Dezember 2014 zum Kreis von schweiz­
weit zwölf Spitälern mit einer eigenen Stroke Unit. Der Aufbau einer organisato­
risch spezialisierten Einheit ist nebst der rasch begonnenen Lysetherapie ein
zentraler Faktor für erfolgreiche Schlaganfallbehandlungen.
Patienten: So soll die Neurologie
mit Blick auf das angestrebte Pooling von Strokepatienten mehr
Einfluss auf die Bettenzuteilung
nehmen können.
Dr. Guido Schwegler Naumburger: «Die Lysetherapie muss möglichst schnell einsetzen.»
Rund 200 Schlaganfallpatienten
behandelte das Spital Limmattal
2014. Das Mengengerüst zeigt,
dass im Haus ein bereits über
­lange Zeit gewachsenes therapeutisches Knowhow vorhanden ist.
Dies bestätigten auch die externen
Experten anlässlich des Zertifizierungsaudits am 12. Dezember 2014.
Sie würdigten insbesondere die
Leistung der akutnahen Rehabilitationsteams (Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie). Zwei
kleine Hausaufgaben haben die
Auditoren dem Limmi gegeben.
Diese Auflagen sind bis Ende 2015
zu erfüllen. Einerseits ist ein neurologischer 24-Stunden-Pikettdienst aufzubauen, sodass ein
Neurologe innert 35 Minuten nach
Einlieferung eines Schlag­anfall­
patienten am Patientenbett ist.
Dr. med. Guido Schwegler Naumburger: «Dies erfordert eine moderate personelle Aufstockung, da
wir für Neurologie derzeit nur 150
Stellenprozente haben.» Die zweite Auflage betrifft die Triage der
Rasche und spezialisierte
Intervention
Wenn jemand einen Schlaganfall
erlitten hat, ist eine rasche und
spezialisierte Intervention un­
abdingbar. Als Stroke Unit ist das
Spital Limmattal zu beidem in der
Lage. Dr. Guido Schwegler Naumburger führt aus: «Mehrere Studien zeigen, worauf es bei der
erfolgreichen Behandlung nach
Schlaganfällen besonders ankommt. Im Vordergrund steht,
dass man möglichst bald nach dem
Stroke mit der intravenösen Lyse­
therapie beginnt. Diese trägt mit
chemischen Substanzen zur Auflösung von Gerinnseln bzw. Klumpen
in den Arterien bei. Der Effekt der
Lysetherapie nimmt von Minute zu
Minute ab. Nach fünf bis sechs
Stunden ist die Gefährdung des
Patienten durch die Lyse grösser
als der Nutzen. Innert 90 Minuten
nach Schlaganfall begonnen, kann
man einem von fünf behandelten
Patienten eine Behinderung ersparen. Ebenso entscheidend ist,
dass wir eine organisatorische und
möglichst auch eine räumliche
Einheit bilden.» Das ist anspruchsvoll, denn um Strokepatienten
kümmern sich Pflegende und Ärzte in der Notfallabteilung, auf der
Intensivstation sowie auf den medizinischen Bettenstationen.
Sensibilisierung der Bevölke­
rung für Symptome
Da die intravenöse Lysetherapie
nur Sinn macht, wenn sie bald (maximal viereinhalb Stunden nach
dem Beginn des Schlaganfalls)
einsetzt, verweist Dr. Guido
Schwegler Naumburger auf die
Sensibilisierung in der Bevölkerung: «Wenn jemand plötzlich Artikulationsschwierigkeiten bekundet, einen Arm nicht richtig heben
kann oder die eine Gesichtshälfte
schlaff herunterhängt, liegen klassische Symptome für einen Hirnschlag vor.» Das sind Alarmsignale
und man muss sich sofort ins Spital
einweisen lassen (Notruf 144). Als
Dr. Guido Schwegler Naumburger
am Kantonsspital Aarau 2002 die
intravenöse Lysetherapie einführ-
te, fand sie lediglich bei fünf Prozent aller behandelten Schlag­
anfallpatienten Anwendung. 2010
waren es im KS Aarau bereits
28 Prozent, vor allem weil mehr
Betroffene sich rechtzeitig in
fachärztliche Betreuung begeben.
Stroke Unit und Stroke Center
2014 überwies das Spital Limmattal sechs Patienten (das entspricht
3 Prozent aller Strokepatienten)
weiter ans UniversitätsSpital Zürich als Stroke Center. Mit ihm besteht eine enge Zusammenarbeit
im Rahmen eines Netzwerkabkommens. Das Stroke Center am
USZ verfügt über interventionelle
Neuroradiologen und Neurochirurgen. Zum Behandlungsspektrum
dieser hochspezialisierten Neurologie zählt unter anderem die intraarterielle Lyse und das Einbringen von Stents in Hirnarterien.
Dr. Guido Schwegler Naumburger:
«Wenn wir einen Strokepatienten
in den zerebralen Angiografieraum am Unispital überführen,
geschieht das im Krankenwagen
bei weiterlaufender intravenöser
Lyse. Damit ist eine Therapie ohne
Unterbruch gewährleistet.»
4
MEDIZINISCHE KLINIK
AUTOLOGES CONDITIONIERTES PLASMA (ACP)
Facettenreiche Spezialisierung
schreitet voran
Orthopädie erweitert Therapiespektrum
mit vielversprechendem Ansatz
Tennis- oder Golferellbogen sowie leichte bis mittle­
re Kniearthrosen – das sind derzeit die wichtigsten
Befunde, bei denen die Orthopädische Klinik im
Spital Limmattal betroffenen Patienten eine Infiltra­
tion mit ACP anbieten kann. Diese vergleichsweise
junge, konservative Therapieform zeichnet aus, dass
sie entzündungshemmend, schmerzlindernd und
heilungsfördernd zugleich ist.
Mittlerweile sind in der Medizinischen Klinik zwanzig
Kaderärzte tätig. Ob Kardiologie, Onkologie, Gastroenterologie oder weitere Disziplinen – der Bedarf an
ambulanten und stationären Behandlungen durch
Spezialärzte hat durchs Band stark zugenommen. Die
Gründe dafür sind vielfältig.
In der Onkologie
ist das, was man
als «Sub-SubSpezialisierung»
bezeichnen kann,
besonders aus­
geprägt.
Just vier Kaderärzte zählte die Medizinische Klinik, als Dr. med. Basil
Caduff die Klinikleitung 1996
übernahm. Heute sind es fünf Mal
mehr. Das Bevölkerungswachstum
im Limmattal ist nur einer von
mehreren Faktoren für die Vervielfachung. Ins Feld zu führen ist an
erster Stelle die Explosion des
Wissens (siehe Editorial dieser
­
Ausgabe), die eine stärkere Segmentierung der Fachgebiete zur
Folge hat. Das Limmi ist mit seiner
Entwicklung in guter Gesellschaft.
Universitätsspitäler wie das USZ
verfügen längst nicht mehr nur bei
«Klassikern» wie Rheumatologie
oder Dermatologie über eigene
Kliniken bzw. Lehrstühle. Es gibt
mittlerweile eigene Ordinariate
für Gastroenterologie, Pneumologie oder Nephrologie sowie diverse weitere Fachgebiete.
Mit Blick auf das Limmattal verweist Dr. Basil Caduff, Chefarzt
Medizinische Klinik, zudem auf
eine regionale Besonderheit: «Woran genau es liegt, kann ich nicht
sagen. Doch interessanterweise
lassen sich vergleichsweise wenig
frei praktizierende Spezialisten direkt in unserem Einzugsgebiet nieder. Unser organisches Wachstum
über die letzten zwei Jahrzehnte
ist mitunter ein Resultat davon,
dass wir zur Befriedigung der demografisch bedingt steigenden
ambulanten Nachfrage ein Stück
weit in die Bresche gesprungen
sind.»
Tour d’horizon
Der Zuwachs in der Endokrinologie
(Dr. Stefanie Schwanda und seit
1. Juni 2014 Dr. Andrea Babians)
erklärt sich neben den steigenden
Zuweisungen der Hausärzte vor
allem bei Patienten mit Diabetes
auch vor dem Hintergrund vermehrter bariatrischer Eingriffe im
Spital Limmattal. Bariatrische Patienten leiden sehr oft an meta­
bolischen Störungen, insbesondere an Diabetes. Insgesamt sind
Übergewicht und Diabetes zu
Volkskrankheiten geworden.
In der Onkologie ist das, was man
als «Sub-Sub-Spezialisierung» bezeichnen kann, besonders ausgeprägt. Hier dürfte es sich um jene
Disziplin handeln, bei der die
­Datenfülle in wenigen Jahren am
intensivsten zugenommen hat.
Zwar ist es bisher in der Krebsforschung beziehungsweise -therapie
noch nicht zum ganz grossen
Durchbruch gekommen. Vielleicht
gelingt dies dank auf die Gene abgestimmter individualisierter Therapiemethoden aber rascher, als
man gemeinhin denkt. Doch es
sind schon jetzt unzählige kleine
Schrittchen und Schritte, die den
Fortschritt in der Patientenbehandlung ausmachen und über die
es – nicht als Einzelner, sondern im
Team der Spezialisten – die Übersicht zu behalten gilt. Dafür stehen
am Limmi Dr. Claudia Papet und
seit dem 1. Januar 2015 Dr. Alix
Stern. Wegen der steigenden Pa­
tientenzahlen wird ein weiterer
Onkologe gesucht.
Vom Duo zum Trio werden die
K ardiologen. Zu Dr. Michael
­
Schwanda und Dr. Thomas Herren
stösst per 1. April 2015 Dr. Tobias
Bischof. Hier machen häufigere
und verbesserte Abklärungen unter ­anderem b
­ edingt durch die generell gestiegene Lebenserwartung den ­wachsenden Bedarf aus:
Mit zunehmendem Alter mehren
sich Herz-Kreislauf-Probleme.
Weiter verzeichnen auch die Gastroenterologen ein grösseres Patientenaufkommen. Zur Verstärkung von Dr. Branislav Risti und
Dr. Marcos Oberacher trat per
1. Februar 2015 Dr. Thomas Kratt
ins Team der Gastroenterologen
ein und verstärkt vor allem die interventionellen Therapien. Die
Zunahme der prophylaktischen
­
Dickdarmspiegelungen, die der
Früherkennung von Darmkrebs
dienen und seit 2012 für über
50-Jährige zum Grundleistungskatalog der Krankenkassen zählen,
ist ein wichtiger Grund für die allgemein steigende Zahl der Untersuchungen in diesem Fachgebiet.
Mit geübter Hand entnimmt Oberarzt Dr. med. Simon Pankonin der
Zentrifuge die Doppelspritze.
Durch die Schleuderkraft bei 1500
Umdrehungen pro Minute hat sich
das thrombozytenreiche Plasma
von den übrigen Blutbestandteilen getrennt. Die fünf Minuten, die
das Zentrifugieren direkt im Behandlungsraum erfordert, hat der
Arzt bereits zum Desinfizieren der
Stelle am Ellbogen der Patienten
genutzt. An ihr erfolgt nun die Infiltration. «In der Regel nehmen
wir drei Infiltrationen im Abstand
von einer Woche vor. Aus zirka 15
Millilitern Blut gewinnen wir rund
4 bis 6 Milliliter ACP. Das heisst,
dass Patienten für alle drei Infiltrationen zusammen knapp ein halber Deziliter Blut entnommen
wird.» Bei der Infiltration gelangt
das ACP direkt an den Sehnenansatz oder ins Gelenk, das heisst
dorthin, wo die Ursachen der Beschwerden liegen. Seit Einführung
der ACP-Therapie Ende November
2014 stehen am Limmi vor allem
Tennis- und Golferellbogen sowie
leichte bis mittlere Kniearthrosen
im Vordergrund. Dr. Simon Pankonin: «Wir weisen Patienten auf die
Möglichkeit einer ACP-Therapie
hin, wenn ihre Beschwerden drei
bis sechs Monate andauern und
sie bereits andere konservative
Massnahmen (das heisst nichtoperative Therapiemethoden) wie
eine Physiotherapie, Medikamenteneinnahme oder Salbenanwendung erfolglos durchgeführt haben.»
Einfache und zeiteffiziente
Handhabung
Dass thrombozytenreiches Plasma
den Heilungsprozess fördert, erkannte man durch Grundlagenforschung in den 60er- und 70erJahren des letzten Jahrhunderts.
Es waren indessen diverse Entwicklungs- und Innovationsschritte nötig, bis eine einfache und
zeiteffiziente Handhabung der
ACP-Therapie herangereift war,
wie sie die Orthopädie im Spital
Limmattal nun anwendet. Für Pa­
tienten besonders vorteilhaft: Es
reicht ein Termin zur Blutentnahme und zur direkt anschliessenden
Infiltration. Die Zentrifuge hat die
Grösse eines Waschbeckens. Dank
der speziellen Doppelspritze ist es
das gleiche Gerät, mit dem Dr. Simon Pankonin bei der Blutentnahme und der Infiltration arbeitet. In
der Spritze zur Blutentnahme befindet sich die Spritze für die Infiltration. Sie lässt sich nach der
Blutentnahme leicht und absolut
steril herauslösen. Eine ACP-Therapie stellt eine vielversprechende
Alternative zu den bereits bekannten konservativen Therapien mit
Spritzen von Kortison oder Hyaluronsäure dar. Im Vergleich zu ihnen
ist ACP als «körpereigenes Produkt» nebenwirkungsarm und hat
den Vorzug, zugleich entzündungshemmend, schmerzlindernd
und heilungsfördernd zu sein. Im
Idealfall lässt sich so zum Beispiel
bei einem Tennisellbogen das Problem bereits mit drei Infiltrationen
an der Wurzel beheben.
Handliches und
effizientes Gerät:
Dr. med. Simon
Pankonin gewinnt
durch fünfminü­
tiges Zentrifugieren
aus 15 ml Blut 4 bis
6 ml ACP.
5
DIABETISCHE WUNDSPRECHSTUNDE
Bisweilen braucht es einen Vollkontaktgips
Diabetische Füsse sind in der Behandlung sehr anspruchsvoll. Und ist ein diabeti­
scher Fuss einmal manifest, darf keine Zeit verloren gehen. Infekte, die sich auf den
Knochen ausdehnen, könnten sonst eine Amputation unumgänglich machen.
Roland Snijders verfügt als Spezialist in der Versorgung von diabetischen Füssen
mit seinem Werdegang über das erforderliche Rüstzeug, damit Wunden und
Infekte Schritt für Schritt abheilen können.
Roland Snijders:
«Für Diabetiker
muss die regelmässige Fusskontrolle
und -pflege
ebenso selbstverständlich wie das
Zähneputzen sein.»
Die Zuckerkrankheit beziehungsweise Diabetes Mellitus ist in industrialisierten Ländern weit verbreitet. Das gilt sowohl für
Diabetes Typ 1 als auch für Typ 2,
auch Altersdiabetes genannt.
Nicht zuletzt die Ernährungsgewohnheiten der Konsumgesellschaft leisten dieser Entwicklung
Vorschub. Um einen einmal diagnostizierten Diabetes in Schach zu
halten, ist nebst dem vertieften
Verständnis für die Krankheit ein
hohes Mass an Selbstdisziplin der
Betroffenen nötig. Täglich Verlockungen bisheriger kulinarischer
Vorlieben wie Schokolade, Spaghetti oder Wienerli zu widerstehen, ist nicht leicht. Hinzu kommt:
Viele länger an Diabetes Erkrankte
entwickeln eine Polyneuropathie:
Nervenschäden als Folge zu hoher
Zuckerschwankungen. Polyneuropathie äussert sich unter anderem
durch Funktionsstörungen der
Muskeln und Sensibilitätsverlust.
Dazu gesellt sich unter Umständen
eine Angiopathie, bei der Plaqueablagerungen die Durchblutung
der Arterien hemmen. Das sind die
Rahmenbedingungen, in denen
relativ schnell ein diabetischer
Fuss entsteht. Gefährlich daran ist
vor allem, dass viele Patienten zunächst gar nichts davon merken
und den Fuss überbelasten.
Klassische Auslöser
Die Füsse verdienen bei Diabetikern daher hohe Aufmerksamkeit.
Sie sind zumindest tagsüber praktisch unter Dauerbelastung. Wir
stehen auf und laufen mit ihnen.
Abgesehen von den Druckstellen
durch die Schuhe verweist Roland
Snijders, Wundexperte SAfW, auf
die latente Verletzungsgefahr:
«Für Diabetiker muss die regelmässige Fusskontrolle und -pflege
ebenso selbstverständlich sein wie
das Zähneputzen.» Durch eine Polyneuropathie kann das Schmerzempfinden an den Füssen praktisch vollständig verloren gehen.
Diabetiker spüren dann nicht,
wenn sie sich zum Beispiel an den
Fusssohlen verletzen. Der Glassplitter auf dem Küchenboden zu
Hause oder der zu heisse Sand am
Meeresstrand sind klassische Auslöser. Ohne täglichen sorgfältigen
Blick auf den Fuss und vor allem
die Sohle bleiben Verletzungen oft
längere Zeit unentdeckt. Das ist
ein idealer Nährboden für offene
Wunden mit Infektionen.
Kontrollierte Fortschritte
Schon eine aus Laiensicht kleinere
offene Stelle an einem Fuss ist für
einen Diabetiker keine Bagatelle.
Was bei Gesunden von selbst und
innert weniger Tage verheilt,
wächst sich ohne kontinuierliche
Betreuung durch einen auf diabetische Füsse spezialisierten
Fachmann eventuell zu einer Knocheninfektion aus. «Das gilt es
unbedingt zu verhindern, denn
sonst kommt man faktisch kaum
mehr um eine Amputation her-
um», meint Roland Snijders und
fährt fort: «Es ist somit wichtig, bei
Wunden an den Füssen möglichst
schnell über den Hausarzt oder
­direkt an uns zu gelangen.»
Gemeinsam mit einem Kaderarzt
aus der Chirurgie nimmt er eine
umfassende Erstbeurteilung vor
und zieht bedarfsweise andere
Fachspezialisten bei. «Als Wundmanager unterscheidet man verschiedene Stadien und legt auf
dieser Basis einen exakt auf die
Situation des Patienten zugeschnittenen Behandlungsprozess
fest.» In der Regel kommen Pa­
tienten in der ersten Phase bis zu
dreimal wöchentlich bei Roland
Snijders vorbei. «Wir stellen durch
die engmaschige Begleitung sicher, dass es keine Stagnation,
sondern kontinuierliche Fortschritte gibt.» Roland Snijders
schaut sich das Wundbett, den
Wundrand und die Wundumgebung daher bei jeder Konsultation
sehr genau an und achtet besonders auf Rötungen, Schwellungen
sowie weitere Indikatoren.
Als Wundauflage kommt je nach
Bedarf von der Trockengaze über
die Schaumstoffauflage aus PVC
bis zum Vak-Verband allerhand
zum Einsatz. Das A und O für einen
erfolgreichen Heilungsprozess ist
beim diabetischen Fuss indessen,
dass die Wunde Ruhe hat. Da Pa­
tienten aber weder den ganzen Tag
im Bett verbringen können und
wollen und auch Krücken nur bedingt als Abhilfe nützen, legt
­Roland Snijders Patienten mitunter einen Vollkontaktgips an, so
dass im Fuss selbst kaum mehr Bewegungen stattfinden (Scherkräfte vermeiden) und auch der Gewichtsdruck optimal verteilt wird.
Diesen speziellen Verband gibt es
auch in einer abnehmbaren Variante. Dadurch kann sich Roland
Snijders problemlos optisch vergewissern, dass sich der Zustand der
Wunde verbessert. Ist ein dia­be­
tischer Fuss einmal geheilt, ist
das Augenmerk auf eine optimale
Schuhversorgung zu richten.
«Sonst beginnen wir unter Umständen bald wieder auf Feld eins.
Wir arbeiten deshalb eng mit
einem orthopädischen Schuh­
­
machermeister zusammen.»
UNTER ANDEREM GIPSVERBANDMEESTER
Roland Snijders (seit 2008 am Limmi) ist von Haus aus Pflegefachmann. In seiner
holländischen Heimat absolvierte er eine zweijährige Weiterbildung zum Gips­
verbandmeester. Seine Affinität zu Diabetes entdeckte er während seiner Zeit am
Balgrist. Zur Stabilisierung beziehungsweise besseren Verlagerung der Druck­
punkte arbeitet man bei Patienten mit diabetischem Fuss regelmässig mit Gipsen.
Zur Abrundung seiner Qualifikation schloss er 2011 ein Nachdiplomstudium als
Wundexperte bei H+ ab. Seit Dezember 2014 betreut er nun offiziell die diabetische
Wundsprechstunde im Spital Limmattal, die Dr. med. Alex Ochsner ärztlicherseits
leitet.
ZEHN JAHRE INTERDISZIPLINÄRE NOTFALLSTATION
Wartezeiten reduziert und Qualität verbessert
Die Zeit läuft oft schneller als gedacht. Schon ist es zehn Jahre her,
seit das Limmi erstmals auf eine
interdisziplinäre Notfallstation
setzte. Was damals eine Pionierleistung verkörperte, ist in der Art
der Umsetzung bis heute ein
­Alleinstellungsmerkmal der Notfallversorgung im Spital Limmattal
im Vergleich zu anderen Spi­tälern.
Chefarzt Dr. med. Hans Matter:
«Die Wartezeiten sind für die Patienten erheblich gesunken. Im
Durchschnitt behandeln wir im
Notfall mittlerweile rund drei Pa­
tienten pro Stunde.» Das sind
praktisch doppelt so viele wie vor
der Einführung des interdisziplinären Notfallkonzepts. 2014 summierten sich so 25 300 Fälle, wäh-
rend es 2005 im ersten Jahr nach
der Umstellung 15 200 Fälle waren.
Nochmals Dr. Hans Matter: «Es hat
sich aus unserer Sicht gelohnt, den
interdisziplinären Ansatz kon­
sequent umzusetzen, das heisst
wirklich rund um die Uhr und an
365 Tagen. Wenn wir zu gewissen
Chefarzt Dr. med.
Hans Matter und
Gaby Grob, Leiterin
Notfallpflege, ziehen eine rundum
positive Bilanz.
Zeiten zum Beispiel nachts die
Primärversorgung durch einen
­
Facharzt abdecken wollen, müssten wir gleich zwei oder drei Experten aus den jeweiligen Disziplinen
auf Pikett haben. Die dauernde
Präsenz eines Kaderarztes aus unseren Reihen im Notfall erweist
sich als sehr gute Lösung.»
Über den Vorgaben der Gesund­
heitsdirektion
Es war somit ein logischer und
sinnvoller Schritt, die permanente
Präsenz eines Kaderarztes auf dem
Notfall sicherzustellen. Das Limmi
ging und geht damit bewusst über
das hinaus, was die Gesundheits­
direktion des Kantons Zürich in
ihren Richtlinien beziehungsweise
in ihrem Leistungsauftrag für die
Notfallversorgung bei polytraumatischen Patienten vorgibt. Schwerverletzte können demzufolge erst
von Assistenzärzten in der zweiten
Ausbildungshälfte, das heisst ab
dem dritten Jahr, betreut werden.
Gaby Grob, Leiterin Notfallpflege:
«Es ist ein grosser Vorteil, dass auf
der ärztlichen Seite immer eine
Person bei uns ist, die fachlich das
ganze Spektrum abdeckt und Entscheide fällen kann. Wir erhalten
dank der gleich bleibenden Ansprechpartner wertvolles Feedback für die Pflege und profitieren
von massgeschneiderten Weiterbildungen. Qualität und Effizienz
haben sich erhöht.»
6
GODEHARD BERGHOFF, LEITER PFLEGE BETTENSTATIONEN
HOHER BESUCH AUF DER INTENSIVPFLEGESTATION
Vorbehaltlose Wiederanerkennung Soziale Ader liegt
in der Familie
Der Kriterienkatalog, den Akutspitäler mit einer eigenen Intensivpflegestation (IPS) betreiben, ist
umfangreich – baulich, infrastrukturell und personell. Über seine
Einhaltung wacht als Aufsichtsgremium die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin, kurz
SGI. Ende Januar weilte eine Delegation der SGI am Limmi und
nahm einen Augenschein von der
neuen IPS. Dr. med. Daniel Wyder,
Leitender Arzt Anästhesie und Intensivmedizin: «Beispielsweise
nach einem Leiterwechsel oder
nach baulichen Anpassungen wie
bei uns ist ein Antrag auf Wiederanerkennung bei der entsprechenden Kommission der SGI zu stellen. Unser Dossier mit detaillierten
Baubeschrieben sowie Dienst­
plänen des Ärzte- und Pflegepersonals reichten wir fristgerecht
nach Abschluss der IPS-Sanierung
im Spätsommer 2014 ein.»
Visitation am 27. Januar
Die dreiköpfige Delegation der
SGI besuchte das Limmi am 27. Januar 2015. Zunächst ging sie mit
den IPS-Verantwortlichen das
Dossier Schritt für Schritt durch.
Anschliessend begab man sich auf
eine Begehung der IPS. Bei der folgenden Besprechung konnte das
Gremium aus zwei Fachärzten und
einer leitenden IPS-Pflegenden
der Intensivpflegestation am Limmi die vorbehaltlose Wiederanerkennung mitteilen. Ella Coopmans,
Leiterin Intensivpflege: «Wir sind
froh, dass uns dies gelungen ist.
Eine Selbstverständlichkeit war es
nicht. Denn im Altbau gleicht die
Umsetzung sämtlicher Vorgaben
der SGI bis ins letzte Detail zum
Teil der Quadratur des Kreises.»
Zum Beispiel Tageslicht...
So besagt zum Beispiel eine spezifische Regel, dass es bei jedem
IPS-Bett natürliches Tageslicht
braucht. Einerseits ist die Wahrnehmung des natürlichen TagNacht-Rhythmus für das Wohlbefinden der IPS-Patienten wichtig.
Andererseits kommt es weniger
oft zu einem Delir oder er klingt
schneller ab, wenn natürliches
Licht die Zeitorientierung ermöglicht. Die Einhaltung dieser Bestimmung ist bei den vier zum
Gebäudeinnern liegenden IPS­
Betten im heutigen Limmi-Bau
nur bedingt möglich. Immerhin
gelangt durch den offenen Korridor – allerdings spärlich – etwas
Tageslicht bis zu ihnen. Hätte die
Anerkennungskommission auf einer sehr engen, will sagen absolut
buchstabengetreuen Befolgung
der Richtlinien bestanden, wäre
das Limmi um die Installation von
Bildschirmpaneelen oder sogar einer Öffnung der Betondecke mit
Lichtluken nicht herumgekommen. In der IPS im Neubau braucht
man sich bei der dann ebenfalls
anstehenden Wiederanerkennung
über derartige Finessen indessen
keine Sorgen zu machen. Die IPSBetten sind dort direkt entlang der
Gebäudefassade platziert und die
beiden Überwachungsbetten verfügen dank eines Lichtschachts
ebenfalls über direktes Tageslicht.
Ende Januar weilte eine Delegation der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin,
kurz SGI, am Limmi. Sie nahm einen Augenschein von der neuen IPS.
EINFÜHRUNGSVERANTWORTLICHE UNTERSTÜTZEN GLÜCKLICHEN START
Neue Mitarbeitende erreichen
rasch volle Leistungskraft
Die Eckpfeiler des Einführungskonzepts in der Pflege bewähren sich. Während der
Begleitsequenzen stehen seit einem Jahr die zwei Einführungsverantwortlichen in
engem Kontakt mit den jeweiligen Stationsleitungen. Auch das «Gotte»- bzw.
«Götti»-System erweist sich als effiziente Unterstützung, damit neue Kolleginnen
und Kollegen schnell mit Details im Pflegealltag vertraut werden.
Wenn Vera Rittinger auf einer
medizinischen Bettenstation
und Dajana Schröder auf einer
chirurgischen Bettenstation ein
neues Mitglied im Pflegeteam
begleiten, sind sie mehr als Beobachterinnen. Vera Rittinger: «Wir
folgen umfassenden Checklisten
des Einarbeitungskonzepts. Gewiss gehört der Blick über die
Schulter während der jeweils einwöchigen Sequenzen zu unserer
Aufgabe. Doch neue Kolleginnen
mit FH- oder HF-Abschluss können uns jederzeit Fragen stellen
und uns Aufgaben delegieren.»
Damit tragen die Einführungsverantwortlichen ihrerseits zur Ent­
lastung der Bettenstationen bei,
auf denen sie tätig sind. Das tun
sie übrigens auch, wenn punktuell einmal weniger Betreuungsarbeit für die Neueintretenden
anfällt. Dann stehen sie als Mitglieder des Pflegepools im Einsatz.
Meist zwei bis drei Sequenzen
Wann genau und wie intensiv die
Initialbetreuung Neueintretender
stattfinden soll, lässt sich nicht exakt vorhersagen. Wissens- und
Ausbildungsstand sind bei jeder
Pflegefachperson, die neu ins
Limmi kommt, unterschiedlich.
Der enge Austausch zwischen den
Stationsleitungen und den Einführungsverantwortlichen ist ein Garant, dass die Begleitsequenzen
maximale Wirkung entfalten kön-
Vom Limmi hatte Godehard Berghoff an einer frühe­
ren Stelle schon viel Positives gehört. Limmi Inside
fragte ihn nach seinen eigenen ersten Eindrücken im
Haus. Für den neuen Leiter Pflege Bettenstationen
rangiert die weitere Förderung hoher Mitarbeiterzufriedenheit weit oben auf der Prioritätenliste.
«Nach einem Praktikumsjahr in einem Spital stand für mich fest,
dass ich Pflege zu meinem Beruf
machen wollte.» Ganz von ungefähr kommt die Affinität von Godehard Berghoff zu sozialen Berufen
indessen nicht. Die Mutter war ehrenamtlich für Caritas tätig und in
der Verwandtschaft fanden sich
verschiedene Pflegende und Ärzte. Vor seinem Wechsel in die
Schweiz zu Beginn der 90er Jahre
war Godehard Berghoff längere
Zeit auf der Intensivpflegestation
(IPS) für Herzchirurgie an einer
Münchner Universitätsklinik. «Mit
1500 Betten war das ein sehr grosser Betrieb. Und um gleich den Bogen zum Limmi zu schlagen: Ja,
hier ist eine angenehme familiäre
Atmosphäre prägend. Pflege und
Ärzteschaft sind auf Augenhöhe.
Offenheit prägt den Austausch.
Wünsche und Erwartungen werden
klar ausgedrückt. Das schätze ich.»
Als einmalige Herausforderung
betrachtet er den Bezug des Neubaus in wenigen Jahren. «Dass der
Betriebswechsel auf einen Stichtag vom einen ins andere Gebäude
gelingt, wird auch aus Sicht der
Pflege eine sehr spannende Aufgabe.»
Talente fördern und erhalten
Dass Godehard Berghoff ans Spital
Limmattal gefunden hat, ist in
doppeltem Sinn der Mund-zuMund-Werbung zu verdanken. Zunächst schwärmte eine Kollegin in
Deutschland von Schweizer Spitälern, an denen die Personalknappheit weniger ausgeprägt sei und
die Pflege einen hohen Stellenwert geniesse. Es dauerte nicht
lange und Godehard Berghoff begann am Unispital Zürich auf der
IPS für schwere Brandverletzun-
gen. «In der Klinik Hirslanden, meiner Stelle nach der Zeit am USZ,
erzählte ein Teammitglied oft
von der offenbar ausserordentlich
guten Unternehmenskultur am
­
­Limmi.» Doch es sollte noch ein
Weilchen dauern, bis Godehard
Berghoff hierher wechselte. Zunächst erwarteten ihn spannende
Jahre im Kantonsspital Münsterlingen. Dort leitete er die Pflege
für die Chirurgie, die Orthopädie,
das Ambulatorium und die Tagesklinik. Zugleich absolvierte er an
der ZHAW einen MAS für Managed
Health Care. Zu seinen ersten
­Eindrücken nach seinem Stellen­
antritt am 1. November 2014 am
­Limmi befragt, meint er: «Die Leistungsorientierung und eine effiziente Arbeitskultur sind hier stark
ausgeprägt. Umso wichtiger ist es,
dass wir die vorhandenen Talente
weiter fördern und erhalten. Eine
hohe Mitarbeiterzufriedenheit
geht automatisch mit einer hohen
Patientenzufriedenheit einher.
Nebst der weiteren Stärkung der
interdisziplinären Zusammenarbeit sind Aus- und Weiterbildung
wichtige Aspekte, um Nachwuchs
aus den eigenen Reihen gewinnen
zu können.»
nen. Meist sind zwei bis drei Sequenzen à drei bis vier Tage ausreichend, damit jemand mit dem
spezifischen Pflegealltag im Limmi oder auf der jeweiligen Bettenstation vertraut ist. Dazu zählen
viele Einzelheiten beziehungsweise Dutzende von standardisierten
Abläufen. Dajana Schröder: «Das
Spektrum reicht von Medikamentenbestellungen über unsere
hauseigenen Hygienerichtlinien
bis zur Pflegediagnose.»
Finken, Maul und Lavabo
Je nach Bedarf hat ein neues
Teammitglied unter Umständen
bereits nach einer einzigen Begleitsequenz die gewünschte
«Flughöhe» erreicht. Vera Rittinger: «Wer seine Ausbildung ursprünglich am Limmi gemacht hat
und jetzt zurückkommt, kann auf
vergleichsweise viel Vorwissen zurückgreifen.» Eventuell erweist
sich indessen auch eine zusätzliche, vierte Begleitsequenz als >
7
>sinnvoll. Das zeigt sich zuverlässig
bei den Sechsaugen- beziehungsweise Beurteilungsgesprächen am
Ende einer Sequenz ­zwischen neueintretendem Teammitglied, Sta­
tionsleitung und Einführungs­
verantwortlicher. Vor allem für
Personen, die aus dem benachbarten Ausland ins Limmi wechseln,
ist recht vieles neu. Dajana Schröder: «In Deutschland entnehmen
diplomierte Pflegende zum Beispiel kein Blut.» Durch die Nähe
auf der Station und im Pflegealltag
kommt auch den «Gotten» und
«Göttis» eine wichtige Rolle zu,
mit denen sich die Einführungsverantwortlichen gut koordinieren. Sie leisten Schützenhilfe beim
Führen der Pflegedokumentation
oder weisen in Finessen des hiesigen Sprachgebrauchs sowie auf
Bereiche der interdisziplinären Zusammenarbeit hin. Vera Rittinger:
«Maul zum Beispiel bezeichnet im
Schweizerdeutschen auch den
menschlichen Mund und ist daher
kein abschätziger Ausdruck. Das
wissen Pflegende aus Deutschland,
Österreich oder dem Südtirol meist
nicht auf Anhieb.» Zum aus Spitalsicht relevanten nationalen Grundwortschatz zählen Begriffe wie
Finken für Pantoffeln, Lavabo für
Waschbecken oder das Necessaire, das in Deutschland als Kulturbeutel bekannt ist. Vera Rittinger und Dajana Schröder schätzen
an ihrer Arbeit, dass sie diplomierten Pflegenden den Einstieg auf
der Station erleichtern können,
wie auch den Kontakt zu allen Stationen.
Die Einführungsverantwortlichen Dajana Schröder (links) und Vera Rittinger tragen zur Entlastung der Bettenstationen bei.
LERNBEREICH TRAINING TRANSFER IN DER AUSBILDUNG ZUR DIPLOMIERTEN PFLEGEFACHPERSON HF
Wie der Brückenschlag
zur Praxis gelingt
Jährlich absolvieren zahlreiche angehende Pflegefachpersonen im Rahmen ihrer
Ausbildung an der Höheren Fachschule Praktika am Limmi. Ein ausgereiftes
Konzept für den Lernbereich Training und Transfer (LTT) sorgt dafür, dass der TheoriePraxis-Transfer effektiv stattfindet und nicht dem Zufall überlassen bleibt.
Praxis der Studierenden mit dem
Ziel, eine Verknüpfung zur Theorie
herzustellen. Eine weitere Form
erfolgt direkt auf der Abteilung in
der Einzelbegleitung durch die
­Berufsbildnerin in ausgewählten
Pflegesituationen. Zur Förderung
der interdisziplinären Zusammenarbeit haben die Studierenden
­regelmässig die Möglichkeit, Einblick in Spezialgebiete unserer
Institution nehmen zu können.»
Thematisch sind die LTT-Tage weit
gefächert. Zentral ist, dass die
­Studierenden ihre Fragen aus der
Pflegepraxis in den LTT einbringen, um darauf fachlich korrekte
Antworten und Lösungen zu finden, die für den Transfer in die
Pflegepraxis nutzbar sind.
Lernen von und mit Fachexperten
Ein Anliegen der derzeit am Limmi
tätigen HF-Studierenden war die
Betreuung von Herzkreislaufpa­
tienten und die Vertiefung des
entsprechenden Medikamenten­
wissens. Susanne Lienhard Marti:
«Wir haben im Betrieb eine grosse
­Ressource: Es gibt Fachexperten,
die am LTT mit Enthusiasmus ihr
Knowhow an die Studierenden
weitergeben. So kamen die Studierenden in den Genuss von vertiefenden Inputs vom Kardiologen Dr.
med. Thomas Herren. Das war eine
echte Bereicherung.» Was die
­Studierenden über mehrere di­
daktisch begleitete Stufen erar­
bei­teten, fand am Tagesende in
Präsentationen seinen Abschluss.
«Hier zeigte sich, dass eine Verinnerlichung der Inhalte im Laufe
des Tages gelungen ist. Für mich
war es besonders interessant zu
beobachten, wie die Präsentierenden Zusammenhänge darstellen
konnten. Wichtig ist nun, dass dieses neu erworbene Fachwissen in
der Pflegepraxis zur Anwendung
kommt.»
DIELLZA SELMANAJ (ERSTES STUDIENJAHR): 6. STOCK CHIRURGIE
Der Lerneffekt steigt, indem angehende Pflegende ihre Erkenntnisse im Rahmen von LTT präsentieren.
«Allein schon die Planung der
­LTT-Tage ist ein Puzzle, das viel
Aufmerksamkeit von mir erfordert.
Jedes Halbjahr erhalte ich eine
komplett neu zusammengewürfelte Gruppe von 6 bis 14 Studierenden. Sie kommen aus allen drei
Studienjahren, lernen die Theorie
an zwei verschiedenen höheren
Fachhochschulen des Kantons
­Zürich und sind zwischen 18 und
50 Jahre alt.» Mit der Gruppen­
zusammensetzung setzt sich die
LTT-Verantwortliche Susanne Lienhard Marti bei der Planung und
Durchführung der LTTs immer wieder auseinander. Vor allem diejenigen LTTs, die in der Gesamtgruppe
stattfinden, bedürfen einer vertieften Vorbereitung. Wie bei allen
LTTs ist auch hier das Ziel der
Theorie-Praxis-Transfer. Ein er­
folgreicher Transfer aber bedingt,
dass Studierende auf ihrem individuellen Wissensstand abgeholt
werden. Und dieser ist bei «Novizen» anders als bei Studierenden,
die unmittelbar vor dem Abschluss
stehen. Deshalb ist die Bildung von
Studienjahrgangsgruppen oft
sinnvoll und motivierend. Susanne
Lienhard Marti: «Während im dritten Studienjahr durchaus eine
komplexe Pflegesituation im Hinblick auf die differenzierte Formulierung der Pflegediagnose analysiert werden kann und soll, ist im
ersten Jahr gegebenenfalls zunächst fachlich korrektes Beschreiben von Ressourcen und
Problemen eines Patienten angesagt.» Der Unterricht gleicht also
dem Mehrklassensystem. Für alle
drei Stufen müssen angepasste
­Inhalte und Aufgaben geschaffen
werden. Die Jahrgangsdurch­
mischung der LTT-Gruppe bietet
auch Chancen: Die Studierenden
können dahin geführt werden,
durch Fragenstellen voneinander
zu lernen und sich gegenseitig anzuleiten.
Die Mischung machts
Der Bereich LTT wurde am Limmi
seit 2007 stetig entwickelt, das
heisst, seit die Ausbildung angehender Pflegender über die höheren Fachschulen läuft. Variantenreich ist die LTT-Durchführung.
Susanne Lienhard Marti: «Einerseits setzen wir auf die Bearbeitung von Fallbeispielen aus der
Austausch und Blick über die Schulter
«Die Sequenzen waren sehr informationsreich. Ich
profitierte als Studierende im ersten Studienjahr
von der persönlichen Betreuung und vor allem auch
vom Blick über die Schulter beziehungsweise vom
Austausch mit höheren Semestern. Externe Referate
wie aus der Diabetesberatung oder der Vortrag von
Dr. med. Thomas Herren zur Wirkung von Herzmedi­ka­
menten waren sehr wertvoll.»
RAHEL BAUMGARTNER (DRITTES STUDIENJAHR): 9. STOCK CHIRURGIE
Richtig in die Materie eingetaucht
«Für mich war LTT am Limmi in jeder Hinsicht lehrreich
und spannend. Wir konnten uns genügend Zeit nehmen,
um Themen zu vertiefen. So konnten wir richtig in die
Materie eintauchen und führten unter uns Studierenden
viele wertvolle Diskussionen. Viel hat zudem der Input
zahlreicher Fachreferenten beziehungsweise der Austausch
mit ihnen gebracht. Das in Schule und Praktika ver­
mittelte Wissen konnte ich so umfassend durchdringen
und verstehen.»
8
DR. MED. HARTMUT KNÖNAGEL, 25 JAHRE
DIENSTJUBILÄEN
JANUAR BIS APRIL 2015
40 März
Emma Vogler-HaugMTRA
30 Februar Linda Stamm Schneider MärzTherese Bolliger
25 Januar
Februar
März
Labor
Operationsabteilung
Margarida Broch Hausdienst Abendreinigung
Maria Goutziomitros Station 5. Stock
Hartmut Knönagel
Ärzte Urologie
Gabriela GrobNotfallstation
Suzan Kizilboga-Halegua Station 9. Stock
Erlinda Kuizon Station 5. Stock
Aljema Fehratovic Hausdienst Abendreinigung
Franziska LüberLabor
Francelina Vaz-de-Sousa-Teixeira Hausdienst Tagesreinigung
Maria Vieira
Hausdienst Tagesreinigung
20 Januar
Raphaela Bernold Claudia Falger Elisabete Caseiro Station 12. Stock
Pool Chirurgie
Operationsabteilung
März
Gisela Bürgler Bhajan Singh Dienste
Station 5. Stock PZ
Februar
April
15
10 Januar
März
April
Linda Hartmann Geburtenabteilung
Anita Krauss Physiotherapie
Hans Matter Ärzte Notfall
Rita Sager-Dübendorfer Ärzte Notfall
Eliane Hess-Furger Intensivstation
Maria Rodrigues Hausdienst Abendreinigung
Andrea Siegenthaler Station 2. Stock PZ
Anita Fischer-Hyytiäinen Pflege Pflegezentrum
Aafke GraaflandIntensivstation
Rahel SchmidAnästhesie
NEUE KADERMITARBEITENDE
DEZEMBER 2014 BIS MÄRZ 2015
Februar Dr. med. Bodo Grahlke
Simone Hruschka
Leitender Arzt Frauenklinik
Leiterin Medizinische Codierung
«Die Badewanne
ist abgeschafft»
Mit 37 Jahren übernahm Dr. med. Hartmut Knönagel
die Leitung der Urologie am Spital Limmattal. Im
Interview ging Limmi Inside mit ihm auf wichtige
Entwicklungen in seinem Fachgebiet ein. Das facet­
tenreiche Behandlungsspektrum decken in der
Urologie am Limmi heute unter seiner Führung drei
Kaderärzte ab.
Was veranlasste Sie zum
Medizinstudium und später zur
­Spezialisierung auf Urologie?
Ich interessierte mich schon
­immer für Naturwissenschaften.
Überdies war mein Vater Allgemeinpraktiker. Urologie begann
mich während der Ausbildung zum
Chirurgen zu faszinieren. Es bildet
ein in sich weitgehend geschlossenes Fachgebiet. Auf ihm kann man
im Gegensatz zu anderen Disziplinen als Spezialist noch relativ gut
einen Gesamtüberblick behalten.
Zudem kommt in der Urologie ein
facettenreiches diagnostisches
Repertoire zum Einsatz und wir
stehen im direkten persönlichen
Kontakt zu den Patienten.
Die eigene Ausbildung zum
Spezialarzt eingerechnet über­
blicken Sie die Entwicklung
in der Urologie über die letzten
35 Jahre. Was sind die wichtigs­
ten Entwicklungen?
Als ich noch am UniversitätsSpital
Zürich war, nahm man dort Mitte
der 80er Jahre den ersten Nierensteinzertrümmerer in Betrieb. Patienten nahmen damals für die
­Behandlung in einer grossen Badewanne Platz. Diese ist schon seit
langem abgeschafft. Ein kleines
Wasserkissen reicht zur Übertragung zwischen Apparat und Körper
für die Stosswellenlithotripsie. Am
Spital Limmattal arbeiten wir seit
10 Jahren mit einem eigenen Nierensteinzertrümmerer.
Ein grosser Schub entstand durch
die instrumentellen Verbesserungen. Dank der Endoskopie können
wir heute mit einer Kamera diagnostisch in die Blase und bis hinauf
in die Niere blicken. Auch therapeutisch hat die Endoskopie viel
verändert bzw. Neues möglich gemacht. Gewisse Steine können wir
so zum Beispiel mit einem speziellen Bohrer im Harnleiter oder in
der Niere pulverisieren.
Ein weiterer Schritt ist die Einführung und stetige Verfeinerung der
Laparoskopie. Die Knopflochchirurgie setzen wir heute unter anderem bei Eingriffen an der Niere
sowie an der Prostata ein.
Was ist der Spitzenreiter bei
den urologischen Behandlungen
am Spital Limmattal?
Am häufigsten suchen uns Männer
mit Prostatabeschwerden auf.
Rund 150 mal pro Jahr verkleinern
wir mit der TUR-Prostata (transurethrale Resektion) gezielt die
Prostata. In den letzten Jahren
haben wir zudem mehrere hundert
operative Prostataentfernungen
bei Krebspatienten vorgenommen.
Die Grundlage dafür schuf übrigens der vor 30 Jahren entdeckte
Tumormarker PSA (Prostataspe­
zifisches Antigen), mit dem die
Früherkennung eines Prostata­
karzinoms möglich wurde.
Wo finden Sie Ausgleich zum
Beruf?
Ich bin gern im Kreis meiner Familie und verbringe Freizeit gerne
draussen, beim Wandern oder
beim Segeln auf Binnengewässern
und auf dem Meer.
PENSIONIERUNGEN
JANUAR BIS APRIL 2015
Februar
April
Ruth MüllerPersonalhäuser
Michael Zöllner
Technischer Dienst
Christine Gmünder Restauration
Rina KnöpfliPatientenadministration
Dr. med. Hartmut Knönagel: «In der Urologie kann man im Gegensatz zu anderen
Disziplinen als Spezialist noch relativ gut einen Gesamtüberblick behalten.»
9
DR. MED. SIMONE KAMM: «ZWEI MONATE WIE IN EINER QUARANTÄNE»
Für Médecins sans
Frontières in Pakistan
Simbabwe, Bolivien, Bosnien: So heissen die bisherigen Länder, in denen Gynäko­
login Dr. med. Simone Kamm bereits Auslandeinsätze geleistet hat. Neu trug die
Leitende Ärztin im letzten Frühsommer gemeinsam mit einer philippinischen
Kollegin die Gesamtverantwortung für die Geburtenabteilung im Spital von Timer­
gara, einer Stadt im Nordwesten Pakistans.
Auf der Sonnenseite des Lebens
stehen ganz viele Menschen in
ganz vielen Regionen der Welt
nicht. Auch ihnen ihr medizinisches Wissen zu Gute kommen zu
lassen, ist eines der Motive von
Dr. med. Simone Kamm für ihr
­Engagement bei Médecins sans
Fron­tières, kurz MSF. Dank einem
Mastertitel in International Science
hat sie nebst einem Einsatz in
Bosnien bereits Erfahrungen in
­
­Afrika und Lateinamerika gesammelt. Mit Pakistan kam nun der erste Einsatz in Asien hinzu. «Meine
Eindrücke aus anderen Ländern
wurden in vielerlei Hinsicht hier
nochmals getoppt. Vor allem spürte
ich die Verantwortung auf meinen
Schultern, gemeinsam mit ­einer
philippinischen Kollegin die Lei-
tung unter sehr anspruchs­vollen
Bedingungen für die ganze Geburtenabteilung wahrzunehmen.» Ein
Kränzchen windet die Ärztin den
lokalen Hebammen: «Sie sind insgesamt gut ausgebildet, modern,
interessiert und aufgeschlossen.»
Wieder und wieder schwanger
In den zwei Monaten am Spital von
Timergara im Nordwesten Pakistans kamen so viele Kinder zur Welt
wie im Limmi nicht einmal in einem ganzen Jahr. «Täglich sind es
im Schnitt etwa 30 Geburten.
­Darunter fielen vier bis fünf Kaiserschnitte sowie mehrere Tot­
geburten.» Pakistanische Frauen
werden oft in kurzen Abständen
wieder und wieder schwanger.
­Diese Multiparität laugt den Kör-
per aus. Nicht wenige Frauen erliegen gefährlichen Blutungen, zum
Beispiel weil die Gebärmutter sich
nach der Geburt nicht hinreichend
zusammenzieht. Im Gebärsaal von
Timergara sind die sieben Betten
bisweilen dreifach belegt. Hüfte
an Hüfte liegen werdende Mütter
in den Wehen, die sich zuvor noch
nie gesehen haben. Die Behandlung ist in einem MSF-Spital
grundsätzlich kostenlos. Dennoch
entgeht es Simone Kamm nicht,
dass Korruption auch im Spital ein
übliches Phänomen ist.
Abgeschirmt
Im Distrikt, zu dem Timergara gehört, leben vorwiegend Paschtunen mit ihrer eigenen Kultur und
Tradition. Das prägt den Alltag – im
Blick in den Kreisssaal.
Spital und draussen. Unverschleiert kann sich Simone Kamm lediglich im Gebärsaal selbst und im
Logierhaus von MSF bewegen. Da
eine Frau sich überdies im öffentlichen Raum nirgends ohne männliche Begleitung bewegen kann, ist
selbst ein «Kurier» nötig, um Getränke aus der Spitalcafeteria in
den Gebärsaal zu bringen. Ausflug
auf den Markt? Auch verschleiert
Fehlanzeige. Das verbietet MSF
den Ärztinnen in diesem Teil
­ akistans aus Sicherheitsgründen;
P
die Region ist politisch unruhig.
­Augenfällig ist, welche Rolle das
Geschlecht des Kindes spielt. Mit
einem kranken Knaben nehmen
Eltern durchaus die vierstündige
Reise ins nächstgelegene Kinderspital in Peschawar auf sich. Die
Tot­
geburt eines Mädchens löst
­dagegen oft lediglich ein Achselzucken aus.
START MIT DEM NEUEN ERP GEGLÜCKT
Wie die Punktlandung bei einer Marsmission
ERP, Enterprise-Resource-Planning, ist eine Art Rückgrat für den funktionieren­
den Spitalbetrieb. Die für den Wechsel von Hospis auf Navision Verantwortlichen
warteten während der Umstellung in der Neujahrsnacht daher gespannt, ob das
hochkomplexe Unterfangen gut gelingen würde.
Sind erleichtert,
dass die Umstellung
gut klappte: Projektleiter ERP
Jean-Paul Jaccard
und Oliver Kopp,
Leiter Finanzen und
Administration
(rechts).
Das Limmi fällte mit dem GZO Spital Wetzikon und dem Seespital vor
gut zweieinhalb Jahren einen strategisch innovativen Entscheid: als
erste (und bis heute einzige) Spitäler im Verbund setzen die drei
Häuser auf ein neues, gemein­
sames ERP. Oliver Kopp, Leiter
­Finanzen und Administration, vergleicht die Umstellung vom in die
Jahre gekommenen Hospis auf
Navision als modernes Tool mit
­einer Marsmission: «Bei einem so
fundamentalen Vorhaben profitie-
ren wir im Verbund der drei Spitäler vom gebündelten Knowhow
und von besseren und einheitlich
standardisierten Prozessen. Nicht
zu unterschätzen sind die erheblich tieferen Umstellungskosten,
da wir den Aufwand zu dritt schultern konnten.» Der Countdown,
das heisst die heisse Phase, erstreckte sich vor allem über das
4. Quartal 2014. Ein eng kooperierendes Team von IT-Ingenieuren
und Superusern – insgesamt an die
50 Personen – bereitete die «Lan-
dung» von Navision vor. Ein zentraler Punkt: Navision kann man
nicht isoliert betrachten. Das
neue ERP muss mit etwa 26 sogenannten Umsystemen – wie
beispielsweise dem Klinikinformationssystem KIS – fehlerfrei korrespondieren. Gefordert waren intern vor allem die Super­user, das
heisst die Knowhow-Träger in den
acht Modulen Finanzwesen, Controlling, Materialwirtschaft, Apotheke, Codierung, Patientenad­
ministration, Honorarwesen und
Personal. ­Diese behalten gemäss
Jean-Paul Jaccard, Projektleiter
ERP Spital Limmattal, weiterhin
eine wichtige Aufgabe: «Einerseits schulen sie die User in ihrem
jeweiligen Bereich und andererseits halten sie nach Optimierungen Ausschau, die wir g
­ emeinsam
in allen drei angeschlossenen
Spitälern realisieren möchten.»
Es klappte auf Anhieb
Mit dem Limmi stellte per Anfang
Jahr auch das GZO Spital Wetzi-
kon auf Navision um. Das Seespital
folgt per Januar 2016. Auf diese
Etappierung einigte man sich, weil
die gleichzeitige Umstellung in
­allen drei Häusern personell nicht
zu bewältigen gewesen wäre. Als
um Mitternacht, dem 31. Dezember 2014, landesweit Korken knallten und Raketen in den Himmel
stiegen, glückte, vom Kernteam,
vom Lenkungsausschuss und von
allen weiteren involvierten Personen mit Spannung verfolgt, im
Limmi das «Going Live» von Navision auf Anhieb. Ab 00.00 Uhr erfassten zum Beispiel die Mitarbeitenden auf dem Notfall die in der
Neujahrsnacht zahlreichen Patienten im neuen ERP. Einen Augenblick spürbarer Erleichterung stellte mehr als vier Stunden danach
der Moment dar, in dem feststand,
dass die über Navision eingespeisten Daten im KIS korrekt aufge-
nommen und weiterverarbeitet
werden konnten. Nun stand fest:
Die neuen «Synapsen» zu den Umsystemen mit höchster Priorität
für den Spitalbetrieb funktionieren. Jean-Paul Jaccard: «Da atmeten wir alle auf.» Oliver Kopp doppelt nach: «Es fühlte sich wie im
Kontrollzentrum der NASA bei
­einer unbemannten Marsmission
an. Die Raumkapsel war sicher
­gelandet, der Roboter fuhr wie
­geplant von der Rampe und stand
auch nicht im Schatten.» Und gibt
es beim neuen ERP denn gar keine
Kinderkrankheiten? «Doch», erwidert Jean-Paul Jaccard, «manchmal ‹fährt› ERP eine leichte Kurve
statt geradeaus. Dies lässt sich
aber durch das Finetuning der
­Applikationen und verbesserte Bedienungskenntnisse relativ leicht
beheben.»
DER BEGRIFF ERP
Enterprise-Resource-Planning (ERP) bezeichnet die unternehmerische Aufgabe,
Ressourcen wie Kapital, Personal, Betriebsmittel, Material, Informations- und
Kommunikationstechnik sowie IT-Systeme im Sinne des Unternehmenszwecks
rechtzeitig und bedarfsgerecht mittels eines integrierten Informatiksystems zu
planen und zu steuern. Gewährleistet werden sollen ein effizienter betrieblicher
Wertschöpfungsprozess und eine stetig optimierte Steuerung der unternehmerischen und betrieblichen Abläufe.
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IT UND OUTSOURCING
Die Fäden hält das Limmi
in der Hand
Je nach Unternehmen variiert in der Informatik der Grad der
Eigenleistungen stark. Das Spital Limmattal setzt mit Logicare und
anderen Anbietern bewusst auf einen hohen Anteil an Fremd­
leistungen. Limmi Inside lotet aus, warum dieser Ansatz kosten­
günstig und qualitativ hochwertig ist.
IT lässt sich im erweiterten Sinn
mit dem Bau, Unterhalt und Betrieb eines Mehrfamilienhauses
vergleichen. Für Bauherr und Verwaltung stellt sich die Frage: Was
soll man selber machen, was einkaufen? Was möchte man mit
­eigenem Personal unterhalten? In
welchen Bereichen kann eine spe-
zialisierte Firma Vorteile bringen?
Der Entscheid hängt von den gestellten Anforderungen ab. Christian Rudow, Senior-Projektleiter
IT: «An sich können Immobilienbesitzer bzw. Nutzer so etwas wie die
Treppenhausreinigung oder den
Heckenschnitt selbst vornehmen.
In Bezug auf die IT am Limmi ha-
ben wir uns bewusst dafür entschieden, mit externen Anbietern
zusammenzuarbeiten.» Was aber
erfordert es, wenn man in IT-Fragen bewusst auf Outsourcing
setzt? Roman Plattner, Leiter IT/
Projekte: «Der Leistungseinkauf
ist für uns eine Strategie- und
­Führungsaufgabe. Wir halten also
die Fäden in der Hand, denn das ist
nicht delegierbar. Unsere Spital-IT
setzt sich aus vielen Mosaiksteinen zusammen. Wir müssen für
jedes dieser Steinchen gut überlegen, welche externen Partner die
richtigen sind. Und wir
müssen sicherstellen,
dass die Lieferanten
sich in ihren Tätigkeiten aufeinander abstimmen.» Ein Beispiel dafür ist
das neue Intranet bzw. die
Schnittstelle zwischen Logicare und dem externen
Hostingpartner.
Qualität bedingt Kontrolle
Das Limmi geht somit bei
seiner IT wie ein Bauherr vor.
Es bestimmt, wie das Gebäude – das heisst die Lösung
– aussehen soll und wie es zu
betreiben ist. Auch bei Anpassungen beziehungsweise
Verän­derungen an und in diesem Gebäude ist es die eigene
IT bzw. die Spitalleitung im
Limmi, welche die ­
Weichen
stellt. Und hier sind durchaus
innovative Ansätze wie zum
Beispiel ein Schulterschluss mit
den zwei Partnerspitälern GZO
und Seespital für die gemeinsame
Einführung von Navision als Ablösung von Hospis (siehe Beitrag auf
S. 9) möglich. Christian Rudow:
«Hier ist der Mehrwert besonders
offensichtlich. Das ist, um beim
vorliegenden Beispiel zu bleiben,
wie wenn sich mehrere Liegenschaften der gleichen Heizzentrale anschliessen.» Das Limmi fährt
daher durch das Zusammenspan-
nen mit anderen Krankenhäusern
und das Outsourcing von Teilen
der IT ökonomisch gut. Roman
Plattner verweist gleichzeitig darauf, dass hohe Qualität in der IT –
wie überall – eine regelmässige
Kontrolle bedingt: «Es ist ein wesentlicher Teil unserer Aufgabe,
die Vertragseinhaltung unserer
Lieferanten sicherzustellen und
auf weitere Verbesserungen hinzuwirken.»
IMPRESSUM
Limmi Inside 1.15
Frühling 2015
Redaktionskommission
• Nadja Tamler, Kommunikationsverantwortliche (Leitung)
• Helene Baumgartner, Leiterin Therapien
• Dr. med. Jörg Genstorfer,
Oberarzt Chirurgische Klinik
• Vesna Markovic, stv. Stationsleiterin
• Nanda Samimi, Leiterin Management
Services
• Bianca Schaffert, Pflegeexpertin MSN
• Dr. med. Daniel Stefka, Oberarzt Institut
für klinische Notfallmedizin
Redaktion
• Nadja Tamler, Kommunikations­­verantwortliche
[email protected]
• Thomas Ammann
[email protected]
Ammann Public Relations, Zürich
Gerne nehmen wir Ihr Feedback entgegen.
Konzept
Crafft, Zürich
CHRISTIAN RUDOW
Senior-Projektleiter IT
Mit einem Bachelor in Archäologie, den er in England erworben hatte, gestaltete sich der Einstieg in den gelernten
Beruf zurück in der Schweiz schwierig. Da Chris­tian Rudow auch fundierte IT-Kenntnisse mitbrachte, öffnete sich
bald eine andere Tür. Sie ebnete ihm über verschiedene Stationen in Softwareentwicklung und IT-Services den Weg
zum IT-Spe­zialisten.
Was genau beinhaltet seine Funktion als Senior-Projekt­leiter IT am Limmi?
Christian Rudow: «Den Lebens­zyklus von IT-Diensten beschreibt man gerne in Phasen. Am Anfang stehen strategische Überlegungen. Auf sie folgen Abläufe, die unter dem Begriff Design zusammengefasst werden können. Man
konkretisiert, wie etwas funktionieren soll und kosteneffizient betrieben werden kann. Phase drei sind dann die
Vorgänge der sogenannten ‹Transition›. Das ist die Überführung in die operative Phase, das heisst in den Betrieb und
die Aufrechterhaltung des IT-Dienstes. Da IT-Dienste laufend angepasst und optimiert werden, gibt es eine
immerwährende Phase der Verbesserung. Ich bin als Senior-Projektleiter IT mit viel Freude in allen diesen Phasen
involviert, wobei meine Arbeit ihren Schwerpunkt naturgemäss in der Planung und Leitung liegt.
Vermeintlicher Nutzen – echter Nutzen
Seinen Wurzeln als Geisteswissenschaftler ist Christian Rudow auch als Informatiker bis heute treu geblieben. Sein
Steckenpferd ist kontemporäre Philosophie in Verbindung mit vielfältigen, grundlegenden gesellschaftlichen
Fragen. Eine seiner Überzeugungen lautet: «Nicht alles, was man machen kann, macht auch Sinn. Wir tun daher gut
daran, sorgfältig zwischen vermeintlichem Nutzen und echtem Nutzen zu unterscheiden. So wenig wie möglich und
so viel wie erforderlich. Das gilt selbstverständlich auch in der IT. Denn wir brauchen IT nicht um der IT willen.»
Druck
Neidhart + Schön AG, Zürich
Auflage
2000 Exemplare
Nächste Ausgabe
Juli 2015
Redaktionsschluss
12. Juni 2015
Limmi Inside ist die Hauszeitung des Spitals
Limmattal und erscheint dreimal jährlich.
Nachdruck einzelner Artikel
nur auf Anfrage gestattet.