2000 Jahre in 2 Tagen

2000 Jahre in 2 Tagen
Ein Geschichtskurs
des Albert-Schweitzer-Gymnasiums
auf Bildungsfahrt:
Hürth - Trier - Verdun und zurück
Erlebnisberichte der Schülerinnen und Schüler
Programm
19.03.2015:
Besichtigung des Karl-Marx-Hauses in Trier
Stadtrundgang durch das Römische Trier
20.03.2015:
Beinhaus und Soldatenfriedhof Douaumont
Das Fort Douaumont bei Verdun
Das Dorf Fleury-devant-Douaumont
Die Zitadelle von Verdun
Karl-Marx-Haus
Unser Geschichtskurs ist von Donnerstag, den 19.03.2015 bis Freitag, den 20.03.2015 auf eine Bildungsreise gefahren. Dabei haben wir in Verdun / Frankreich verschiedene Gedenkstätten des 1. Weltkrieges
und in Trier unter anderem das Karl-Marx-Haus besucht, um das es in diesem Beitrag (von: Niko Nowak, David Zielen und Ina Dresbach) gehen wird.
Im Karl-Marx-Haus wurden wir von Frau Huster – einer hauptamtlichen Mitarbeiterin des Hauses geführt, welche uns alles erklärt hat und uns zusätzliche Fragen beantwortet hat.
Frau Huster hat uns alles sehr spannend und interessant erzählt. Des Weiteren fanden wir es klasse,
dass sie mit uns über verschiedene Themen diskutiert
hat und unsere Fragen alle beantworten konnte. Sie hat
frei gesprochen und hat uns Schüler auch in ihre Führung miteinbezogen.
Außerdem fanden wir es sehr schön, dass sie uns
abends noch in eine Gaststätte begleitet hat.
Da das Karl-Marx-Haus der Geburtsort von Karl Marx ist,
illustriert die Ausstellung dort vor allem sein Leben und
die Einflüsse anderer Menschen auf sein Werk. Vor allem durch die spannende Führung lernten wir seine Biographie näher kennen als je zuvor:
Karl Marx wurde am 5. Mai 1818 als drittes von neun Kindern des Rechtsanwalts Heinrich Marx und
dessen Frau Henriette (geb. Pressburg) in Trier geboren. Von 1830 an besuchte Karl Marx das FriedrichWilhelm-Gymnasium in Trier, welches er 1835 abschloss, um noch im selben Jahr sein Studium der
Rechtswissenschaften in Bonn zu beginnen. Dort nähert er sich dem Kreis der Junghegelianer. Ein Jahr
später verlobt Marx sich heimlich mit Jenny von Westphalen, welche er bereits vom Kindesalter an
kennt, da ihre Väter eng befreundet sind. 1941 schließt Marx sein Studium mit "Promotion in absentia"
an der Universität in Jena ab. Seine Dissertation mit dem Titel "Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie" widmet er seinem Mentor und künftigen Schwiegervater, dem preußischen
Regierungsrat Ludwig von Westphalen. Marx bemüht sich vergeblich, in die Hochschullaufbahn übernommen zu werden.
Im Jahre 1842 wird Marx Redakteur, später Chefredakteur der
liberalen "Rheinischen Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe"
in Köln. Dies muss er jedoch schon ein Jahr später aufgeben, da
die Rheinische Zeitung eingestellt wird.
Am 19. Juni desselben Jahres heiratet Marx seine geliebte Jenny
von Westphalen in Bad Kreuznach. Aus dieser Ehe gehen sieben
Kinder hervor. Jenny, welche Marx immer unterstützt, ist ihm
eine große Hilfe, da sie seine kaum lesbare Schrift für den Drucker "übersetzt". Im Oktober dieses Jahres gehen Jenny und Karl
Marx nach Paris, wo sich Karl unter anderem mit dem deutschen
Dichter Heinrich Heine anfreundet.
Ebenfalls 1842 begegnet Marx dem Fabrikanten Sohn Friedrich
Engels in Köln. Aus dieser Begegnung sollte eine lebenslange
Freundschaft hervorgehen. Auf Betreiben der preußischen Regierung wird Marx aus Paris ausgewiesen, worauf er seine preußische Staatsangehörigkeit aufgibt und seine restliche Lebenszeit staatenlos bleibt. Es folgt sein Umzug nach Brüssel.
Gemeinsam mit Engels gründet er in dort den "Deutschen Arbeiterverein". In London wird das von Marx
und Engels gemeinsam verfasste "Manifest der Kommunistischen Partei" veröffentlicht. Während der
Revolutionsjahre nach Köln zurückgekehrt, gibt er dort die "Neue Rheinische Zeitung" heraus. Am 16.
Mai 1849 wird Marx aus Deutschland ausgewiesen und zieht aus diesem Grund nach London. 1872 erscheint der erste Band des gesellschaftstheoretischen Werks "Das Kapital".
Im Jahre 1881 verstirbt seine Frau Jenny, worauf eine Reise Marx' in die Schweiz, nach Frankreich und
nach Algerien folgt. 2 Jahre nach dem Tod seiner Frau stirbt Karl Marx im Alter von 75 Jahren in London,
wo er ebenfalls begraben ist.
Neben der Biographie von Marx vermittelte Frau Huster auch einen
tiefen Einblick in die wichtigsten Theorien des Erfinders des Kommunismus. So kam es bei der Diskussion der „Mehrwerttheorie“ zu
der Frage, ob ein Student so viel verdienen sollte wie eine Reinigungskraft und ob Marx‘ prognostizierter Grund für den Zusammenbruch des Kapitalismus, nämlich die aus dem kapitalistischen
System entstehende und zunehmend wachsende Ungleichheit, im
Nachhinein als realistisch zu betrachten ist.
Nachdem wir uns im Vorfeld mit Fr. Huster in Verbindung gesetzt
hatten, um einen Bezug zu den im Unterricht behandelten Themen
herzustellen, ging sie auch auf Kritik am Marxismus ein: Wir hatten
ihr einen Ausschnitt aus dem Buch „Die belogene Generation“ von
Roland Baader gegeben, in dem er mit seiner These der „Manchester-Legende“ der Beschreibung der Verhältnisse in Manchester von
Friedrich Engels in seiner Schrift „Die Lage der arbeitenden Klasse in
England“ widerspricht. Die historische Belegbarkeit der Verhältnisse in Manchester wie sie in Engels‘ „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ beschrieben wird, sei
historisch nicht eindeutig. Bei zwei sich widersprechenden Quellen bleibe nur die Glaubwürdigkeit abzuschätzen. Und diese sei in Engels‘ Fall besonders groß: Wieso sollte er die Situation falsch darstellen,
wenn er ja selbst Teil der kritisierten Klasse der Kapitalisten ist?
Auch die Lage der Kinder während der Industrialisierung wurde diskutiert. Im allgemeinen Geschichtsverständnis war die Industrialisierung „schuld“ an Kinderarbeit und den schlechten Wohn- und Lebensverhältnissen. Dabei hat sich die Lage auf lange Sicht entscheidend verbessert: Kinderarbeit war zur Zeit
der Industriellen Revolution etwas völlig Normales. Auch im vorhergehenden Feudalismus war die Lage
der Kinder miserabel – im Verlauf der Industrialisierung nur zunächst. Zwar mag man entgegnen, dass
die für die feudalen Staaten typische Kinderarbeit sich hauptsächlich im einfachen Handwerk und landwirtschaftlichen Bereich abspielte und somit um einiges ungefährlicher war als die Arbeit z.B. in einer
Eisengießerei der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, doch war mit dem zunehmenden Wohlstand
auch eine Abnahme der Kinderarbeit einhergegangen. Einen Beitrag dazu taten auch Gesetze. So bestimmte Friedrich Wilhelm II. im ersten preußischen Regulativ, dass Kinderarbeit unter 10 Jahren verboten sei und koppelte die Bedingungen für Arbeit an die Schulbildung. Auch um den Kindern die
Loyalität gegenüber dem Staat beizubringen durfte ein Kind, welches nicht mindestens drei Jahre am
Schulunterricht partizipiert hatte, keine regelmäßige Beschäftigung ausüben.
Auch über das Leben von Marx hinaus erklärte Frau Huster das Fortleben seiner Ideen – allerdings zum
Teil in einer Weise und Richtung, die aus ihrer Sicht nicht mehr viel oder nichts mehr mit den Vorstellungen ihres vorgeblichen Schöpfers Marx zu tun haben: die Gründung der SPD, die Oktoberrevolution
in Russland, die Sowjetunion, die KPD in Deutschland und schließlich die DDR. Und auch heute noch
geben die Ideen von Karl Marx Anlass zur Diskussion: Angesichts der Globalisierung lässt sich eine
„Globalisierung der Klassen“ erkennen. Beinahe täglich ist von den schlechten Arbeitsbedingungen in
Bangladesch zu hören, die dort vorherrschende Armut und Gefahr legen einen Vergleich mit den
Arbeitern der europäischen Industrialisierung nahe. Und bei Betrachtung von Oligarchien dieser Welt,
angesichts von Klassengesellschaften und Disparitäten, fragt man sich: Was ist dran an Marx‘ Thesen?
Römisches Trier
Im Rahmen der geschichtlichen Bildungsfahrt über Trier nach Verdun wurden wir zu den römischen Kulturstätten in der „ältesten Stadt Deutschlands“ durch eine Führung unterrichtet.
Diese wurde von der hauptamtlichen Stadtführerin Elke Hermsdorf-Hubertz sehr detailreich,
umfassend und ansprechend gestaltet.
Unser Startpunkt war die Porta Nigra, die 180 n.Chr.
unter Kaiser Augustus als nördliches Stadttor zur
dortigen römischen, zivilen Stadt erbaut wurde. Der
Name, im 11. Jahrhundert entstanden, leitet sich, wie
wir unschwer erkennen konnten, von der durch Korrosion bedingten Schwarzfärbung ab. Das als Verteidigungsanlage dienende Tor wurde jedoch nie fertiggestellt, sodass bei näherer Betrachtung fehlende
Feinarbeit an der Fassade
erkennbar wurde. Außerdem
klärte uns unsere Führerin
darüber auf, dass, wie für römische
Stadtseite der Porta Nigra
Bauten üblich, die Steine nicht durch
Mörtel, sondern durch Metallklammern befestigt wurden. Was wir dabei als bedauerlich empfanden und im Verlaufe der Führung bei weiteren Monumenten feststellen mussten, war die Tatsache, dass im Mittelalter jene Klammern aufgrund ihres Wertes geplündert wurden und
somit die Steine beschädigt wurden.
Beschädigung der Mauer
Die zweite Station unserer Führung war der Trierer Dom, der wie die
Porta Nigra heutzutage zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Er wurde
zur Zeit Konstantins des Großen um 315 n.Chr. errichtet und ist somit
sogar älter als der Petersdom.
Charakteristisch für den Trierer Dom ist der Höhenunterschied der
beiden Türme, welcher aus einem Wettstreit zwischen einem mittelalterlichen Bischof und einer Adeligen resultiert.
Die von der Kirche verschmähte Adelige erbaute unweit vom Dom eine
noch höhere Pfarrkirche, worauf der Bischof – aus finanzieller Knappheit – nur einen seiner beiden Türme erhöhte.
Weitergeführt von Frau HermsdorfHubertz besichtigten wir im Folgenden
Großaufnahme des
Doms
die Basilika, die zu Zeiten Konstantins
als Palastaula diente.
Am Ende des sonst gänzlich leeren Raumes befand sich der
Kaiserthron, sowie Götterstatuen, die den Thron in Einkerbungen der Wand halbzyklisch umgaben.
Erstaunlich bei der Konstruktion waren der Einfallsreichtum
und die Innovationen der Architekten. So gab es zum einen
eine Fußbodenheizung, welche von fünf Feuerstellen betrieben
wurde, deren Abgase durch viele vereinzelte, in der Mauer integrierte Schornsteine entweichen konnten. Neben diesem
ausgeklügelten System wurde die Wahrnehmung des Eintretenden hinsichtlich der Streckung des Raumes getäuscht, um
diesen zu beeindrucken: Durch die Verkleinerung der Fenster
hinter dem Kaiserthron entsteht nämlich der Eindruck eines
längeren Saals. Die für die damalige Zeit außergewöhnlich ho-
Innenraum der Basilika
hen Wände waren ausgeschmückt mit bunten Verzierungen und der Fußboden war mit
schwarz-weißen Marmorfliesen dekoriert, was allerdings nicht mehr dem heutigen Zustand
entspricht. Die Basilika ist nämlich sehr karg und wird als protestantische Kirche genutzt.
Überraschend war außerdem, dass es ausreichte, mit leiser Stimme zu sprechen, da diese
durch den Widerhall verstärkt wurde.
Signifikant für den Kaiserkult im Römischen Reich war die Enteignung vieler Landbesitzer im
großen Stil, um die Bauvorhaben durchzusetzen.
Jene Enteignung traf nicht nur auf den Bau der Basilika, sondern auch auf die Kaisertherme zu,
die wir im Anschluss besuchten.
Dabei wurden wir durch das gut durchdachte Kanalisationsnetz
geführt. Dieses war durch Verschüttung im Mittelalter unzugänglich und blieb daher im Gegensatz zum als Steinbruch
missbrauchten oberirdisch gelegten Bau gut erhalten.
Bedauerlicherweise wurde die Therme jedoch nie in Betrieb
genommen, da die Residenz von Kaiser Konstantin nach Konstantinopel verlagert wurde.
Wie unsere Führerin erzählt, wurde dies von Archäologen erkannt, die an den Kanalinnenwänden, die unter den Latrinen
verliefen, keine der typischen, auf Exkremente zurückzuführenden Verfärbungen finden konnten.
Im Zuge dessen wurde uns der typische und mehrstufige
Waschablauf erläutert. Interessant dabei war die Nutzung von
Leinöl statt Seife, das mithilfe eines Schabers vor dem Baden
abgetragen wurde.
Die ebenfalls zum UNESCO Weltkulturerbe gehörende Therme
wurde später in die Stadtmauer als Eckbastion integriert, sodass
sie der Eingang für Napoleon bei seinem Besuch in Trier
Ausschnitt der Kanalisation
war.
Auf dem Weg nach außen fielen uns noch moderne Gerüste auf, die zur Identifikationsarbeit
der Steine benutzt wurden, um die originalen von den später hinzugefügten zu unterscheiden.
Das letzte Ziel unserer Führung durch Trier war
das in Grundzügen noch gut erhaltene Amphitheater.
Dort angekommen wurden wir zuallererst über
den Tagesablauf der Spiele aufgeklärt.
So wurden am Morgen Zirkusspiele (z.B. dressierte Tiere und Kämpfe mit Holzschwertern),
am Mittag Hinrichtungen (z.B. durch Tiere,
durch Waffen und durch Katapultieren) und am
Nachmittag Gladiatorenspiele veranstaltet.
Bei Letzterem war, abweichend von in Filmen
dargestellten Kämpfen, ein Schiedsrichter vorhanden, der über die Einhaltung der wenigen Regeln wachte.
Überreste des Amphitheaters
Bei der Missachtung der Regeln oder der Niederlage im Kampf
konnte das Volk durch Handzeichen über das Schicksal des Gladiators entscheiden.
Diese beinhalteten „Daumen hoch“ und „Daumen zur Seite“, was „Leben lassen“ und „Kehle
durchschneiden“ bedeutete.
Beim Besuchen des Untergeschosses wurde uns erneut der Erfindergeist der römischen Architekten bewiesen, als wir auf eine Pumpe aufmerksam gemacht wurden, die zur Flutung des
Amphitheaters bei Seeschlachten genutzt wurde und in ihrer Effizienz bei 32 L/Sekunde sogar
modernen Pumpen nahe kommt!
von: Gauthier Litz, Alexander Röntgen und Marvin Hünnebeck
Verdun Orte des Gedenkens
Untrennbar vom Ersten Weltkrieg der Jahre 1914 bis 1918 ist die Schlacht
von Verdun im Nordosten Frankreichs. Diese gehört zu den verlustreichsten Schlachten der Geschichte, bei denen 800 000 Soldaten, in einem 10
monatigen und ergebnislosen Stellungskrieg ihr Leben verloren.
Nachdem wir uns intensiv im Geschichtsunterricht mit dem Verlauf des
Ersten Weltkrieges befasst haben, kam unserem Kurs die Idee, eine Exkursion zu den Schlachtfeldern von Verdun zu machen. Dank des Einsatzes unseres Geschichtslehrers Herrn Brands und der Unterstützung des
Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V., der Stiftung Gedenken und Frieden und des Heimat- und Kulturverein Hürth e.V., fand unsere erlebnisreiche Fahrt vom 19.03 bis zum 20.03.2015 statt. An dieser
Stelle möchten wir uns für ihren bemerkenswerten persönlichen Einsatz
bei Frau Kazmierczak und Frau Hörter (Landesverband des Volksbundes
Deutscher Kriegsgräberfürsorge NRW und Rheinland-Pfalz) und bei
Herrn Manfred Germund (ehem. Vorsitzender des Heimat- und Kulturverein Hürth) bedanken. Unser besonderes
Dankeschön ! ergeht an Herrn Michael Hörter
(Landesvorsitzender des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge Rheinland-Pfalz),
der kurzfristig für seine Frau eingesprungen ist
und uns bei Verdun die wichtigsten Gedenkstätten gezeigt hat.
Denkmal für die Israeliten, die freiwillig
für Frankreich gestorben sind
Das Beinhaus von Douaumont und der Soldatenfriedhofeine Konfrontation mit der Vergangenheit
Zitat von Remarque: „Die Nacht ist ein Brüllen ein Blitzen. Wir sehen uns bei sekundenlangem Licht an und schütteln mit bleichen Gesichtern und gepressten
Lippen die Köpfe (..).“
Das Beinhaus mit seinem anliegenden Soldatenfriedhof hat
einen schlichten aber dennoch
imposanten Eindruck auf uns
gemacht. Mit einer Länge von
137 Metern und einem 46 Meter hohem Turm, der das Gebäude ziert, assoziiert man
mit diesem Monument ein bis
zum Parier in den Boden gerammtes Schwert.
Jedem ist aber eine eigene
Deutungshypothese selbst
überlassen.
An den Seiten des Gebäudes
sind die Wappen der Städte,
die den Bau des Beinhauses
mitfinanziert und somit ermöglicht haben, in Stein gehauen.
Das Beinhaus von Douaumont
ist eine französisch-nationale
Grabstätte für die Gebeine von
über 130 000 Gefallenen, die
nach der Schlacht um Verdun
nicht identifiziert werden
konnten.
1920 wurde es im Auftrag des
Bischofs Ginisty als eine würdige Begräbnisstätte für die Gefallenen und die Hinterbliebenen,
als ein Ort der Trauer, erbaut.
Als wir das Gebäude betraten
kamen bei uns gemischte Gefühle auf. Einerseits war es ein
beruhigendes Gefühl zu wissen,
dass die Verstorbenen nicht in
Vergessenheit geraten sind. Andererseits war der Gedanke für
Erster Einblick in das Untergeschoss des Beinhauses die Gebeine der Gefallenen
uns bedrückend und beklemmend, dass sich einige Meter
unter unseren Füßen, die Gebeine von zahlreichen im Krieg
gefallenen Soldaten befinden.
Das orangene Licht, das uns im
Inneren empfing, machte auf
uns den Eindruck, als sollte es
dem sonst sehr traurigen Ort
etwas Wärme schenken und das
Symbol des Friedens stärken.
Auf den Platten an der
tunnelförmigen Wand, waren
die Daten der identifizierten
französischen Soldaten eingraviert. Diese zahlreichen Namen
der Toten, ließen in uns erneut
die Frage aufkommen, ob man
diese Konflikte nicht hätte anders lösen können. Das Beinhaus
hat uns drastisch die Folgen des
Ersten Weltkrieges verdeutlicht.
Das soll keineswegs lediglich
negativ interpretiert werden.
Der Ort ist ein Warnsignal für
die Menschheit feinfühliger und
gewaltfrei miteinander umzugehen.
Besonders hat uns die integrierte Kapelle gefallen. Hier ist der
Bischof begraben.
Als wir das Gebäude verließen,
um uns auf den Weg zum Soldatenfriedhof zu machen, fiel
uns erst auf, dass man durch
kleine Außenfenster am Gebäude, die Gebeine im Untergeschoss sehen kann.
Das fanden wir abschreckend
und spannend zugleich.
Neben Denkmälern aus der
Kriegs- und Nachkriegszeit des
Ersten Weltkrieges existieren heute
in der Gegend um Verdun 74
Kriegsgräberstätten. Darunter 43
französische, 29 deutsche und 2
amerikanische. In der Regel wurden die gefallenen Soldaten in
Einzelgräbern oder Gräberfeldern
auf dem Schlachtfeld bestattet. Die
meisten Friedhöfe wurden in unmittelbarer Nähe der Lazarette
angelegt. Soldaten, die ihren Verletzungen erlagen, konnten so ohne weiteren Transport direkt vor
Ort bestattet werden. In den 30er
Jahren übernahm der 1919 gegründete „Volksbund Deutscher
Kriegsgräberfürsorge“ die Betreuung. Sie wurde hauptsächlich
durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert. Die bis dahin
meist unbetreuten Friedhöfe bekamen ein neues Aussehen. In
Douaumont fiel uns auf, dass jeder
gefallene Soldat ein eigenes Kreuz
und gepflegtes Beet besaß. Auf uns
wirkte der Friedhof wie ein Meer
voller weißer Kreuze. Auf jedem
Kreuz konnten wir den Spruch
lesen: „Gestorben für Frankreich“
(in frz.). Dies hatte für uns zu nationalistische Züge und erschien uns
im historischen Kontext unpassend.
Auf dem Friedhof liegen 15 000
französische Soldaten begraben.
Unter diesen befinden sich auch
muslimische Soldaten, die kein
Kreuz haben, sondern eine Tafel,
die gen Mekka ausgerichtet ist.
Dies ist uns direkt ins Auge gestochen, da alle Kreuze französischer
Soldaten in eine Richtung zeigen.
Wichtig zu erwähnen ist, dass im
Jahre 1984 Helmut Kohl und
Francois Mitterand auf dem
Friedhof eine Gedenkfeier zu Ehren der Toten abgehalten haben.
Das Händehalten kann als symbolischer Akt des Friedens zweier
zuvor verfeindeter Nationen gesehen werden.
Rückblickend auf unseren Ausflug
lässt sich für uns feststellen, dass
es sich gelohnt hat, die lange
Fahrt nach Verdun auf sich zu
nehmen. Da man durch direkte
Konfrontation mit den Folgen des
Krieges diesen besser begreifen
kann, als durch rein informative
Texte. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass dies zu einem
emotionalen Ereignis werden
kann.
von: Antonia Beusch, Lea Martens
und Lars Grapatin
Fleury-devant-Douaumont
„Dem Erdboden gleich gemacht“, das trifft es
wohl am ehesten, wenn man beschreiben soll,
was in dem französischen Dorf Fleury nahe Verdun im Ersten Weltkrieg passiert ist. Denn wo
man auch hinsieht im Jahre 2015, lässt kaum
etwas darauf schließen, dass in dieser idyllischen Waldlandschaft circa hundert Jahre zuvor
mal eine der größten Schlachten des Ersten
Weltkrieges stattgefunden hat. Ein kleiner Bachlauf, grüne Wiesen, Blumenbeete und ein alter
Brunnen prägen das Landschaftsbild, das genauso gut zum Picknick, wie zu einer Exkursion,
einladen könnte.
Als interessierter Geschichtskurs wollten wir aber natürlich wissen, was hinter all dem steckt und wieso
dieses Dorf um 1914 so umkämpft worden war, also
machten wir uns angeführt von Herrn Brands und Frau
Rehling auf zum Ort des Geschehens, nachdem wir zuvor bereits einen Soldatenfriedhof besucht hatten.
Was man vorfand, war jedoch ernüchternd. Waldwege
ließen vermuten, wo die früheren Straßen verliefen.
Schilder waren der einzige Anhaltspunkt um sich den
ehemaligen Grundriss des Dorfes, das einmal ca. 300
Einwohnern Platz gegeben haben soll, vorstellen zu
können. Dieses hatte also aus einer Dorfkirche,
Schmiede, Bäckerei, einem Café und jeder Menge Bauernhöfen bestanden. Neben einer Kapelle gab es also
nichts. Fast nichts, denn teilweise bis zu 3 Meter tiefe
Krater ließen vermuten, wo Deutsche und Franzosen
um jeden Meter gekämpft hatten, ohne Rücksicht auf
Landschaft, Mensch oder Gebäude zu nehmen.
Doch wieso war ein Bauerndorf von beiden Armeen so hart umkämpft worden? Fleury war eines von neun kleinen Dörfern um
Verdun herum, die während des Krieges total verwüstet worden
waren. Die strategische Lage im inneren Verteidigungsgürtel der
befestigten Stadt Verdun war äußerst wichtig und hätte den deutschen Angreifern einen enormen strategischen Vorteil verschafft.
Ein Feldweg, von Fleury durch eine Schlucht führend, versprach
außerdem Schutz vor Kugelhagel und konnte von den Verteidigern
nicht eingesehen werden.
Soldaten beschrieben die Verwüstung mit dem „Tränken der
Ackerböden mit Menschenblut“
und mussten auch den beißenden Gestank der verwesten
Leichen ertragen. Das machte
den Stellungskrieg in den Dörfern zu einem schlimmen Albtraum. Die Natur konnte sich
erst Jahre später von dem Einsatz chemischer Waffen und
Granaten erholen und sich zu
der heutigen, ruhigen und belassenen Naturlandschaft formen, die nicht vermuten lässt,
was sich Deutsche und Franzosen damals angetan haben.
Bemerkenswert ist, dass Fleury heute noch eine eigene Postanschrift besitzt und Ehepaare in der Kapelle traditionell vermählt werden können. Es behält trotz der Zerstörung also
seinen Status als Gemeinde in Lothringen und dient als Zeichen der Grausamkeit, damit
niemand vergisst, was dort Schreckliches passiert ist.
von: Malte Leuschner, Mertcan Akar, Salim Ratbi, Leon Trevisany und Felix Thurn
Unsere nächste und letzte Station war ein Besuch der Zitadelle in Verdun selbst.
Die Stadt Verdun
Nachdem wir die Stätten um Douaumont
besichtigt hatten, haben wir uns in die
Stadt Verdun aufgemacht.
Diese liegt im Nordosten Frankreichs, an
der Maas in Lothringen. Heute hat sie
circa 20.000 Einwohner.
Bekanntheit erlangte Verdun vor allem
wegen der gleichnamigen Schlacht, die
dort 1916 während des Ersten Weltkrieges stattgefunden hat.
http://www.planetware.com/i/map/F/verdun-battlefields-of-first-world-war-map.jpg
Karte, die Verdun als zentrales Schlachtfeld darstellt.
Bereits im 17. Jahrhundert wurde Verdun
aufgrund seiner strategischen Lage zu einer Festung (Zitadelle) ausgebaut. Heute
ist Verdun mit seiner romanischen Kathedrale und dem bischöflichen Palais
immer noch Bischofssitz.
Verdun heute.
Obwohl Verdun für eines der blutigsten
Kapitel des Ersten Weltkrieges steht, ist
die Stadt heute ein beschaulicher Ort.
Nahezu sämtliche Kriegsspuren innerhalb
des Ortes sind verschwunden, was nicht
zuletzt der Tatsache zuschulden ist, dass
die Stadt selber nie Kriegsschauplatz war.
Wir haben in Verdun ein paar schöne
Stunden verbracht, und uns an der Maas
in der Sonne entspannt.
von: Tamara Hergert
Verdun an der Maas
Citadelle Souterraine Verdun
Die letzte Sehenswürdigkeit, die wir auf unserer Exkursion besichtigen sollten, war die Zitadelle von
Verdun. Von außen beeindruckt die Festung, in den
Fels Saint-Vanne hineingebaut, bereits, obwohl der
heutige Eingang einem zunächst klein und unscheinbar vorkommt. Gebaut wurde die Zitadelle von 1554
bis in den Ersten Weltkrieg hinein.
Eine besonders moderne und interaktive Art der Besichtigung hatten sich die Verantwortlichen für die
„Rundfahrt“ in den Gängen ausgedacht. Man fuhr nämlich in automatisch gesteuerten
Waggons durch die Korridore und begleitete dabei verschiedenste Geschichten von Soldaten,
Offizieren bis hin zu einfachen Bäckern, die damals in Verdun stationiert waren. Man spielt
also den „heimlichen Beobachter“ zu Zeiten des
Ersten Weltkriegs. Teilweise wurde mit Projektoren und Leinwänden gearbeitet, ein anderes
Mal mit Audiokommentaren. Hinzu kommt, dass
die Gänge mit diversen Gegenständen originalgetreu dekoriert waren. Die wohl beste Szene
war eine authentische Fahrt durch einen
Schützengraben der Franzosen begleitet von
audiovisuellen Effekten. Während man dem
Weg eines französischen Offiziers durch einen
der Gräben an den Soldaten vorbei folgt,
schlagen neben einem Granaten ein, Soldaten
schreien und Schüsse fallen.
Die Rundfahrt zeigte nur einen kleinen Teil
dieses großen Bauwerks, trotzdem ließ sich
erahnen, wie lange es dauern musste die
gesamten 7 Kilometer aller Gänge zu durchlaufen. Auch die in manchen Teilen düstere
und dunkle, ja fast schon mysteriöse Stimmung der unterirdischen Anlage wurde eindrucksvoll vermittelt. Die letzten Minuten
müssen zu Fuß durchlaufen werden, hier
nimmt man an der Ehrungszeremonie gefallener Soldaten teil. Abschließend kann ein
kleines Museum mit Fundstücken aus Schützengräben und Schlachtfeld besichtigt werden.
Ein Bauwerk wie die „Citadelle Souterraine“ braucht aber auch eine angemessene Infrastruktur und deswegen wurden Bäckereien, Telefonzentralen und Lagerräume eingerichtet um den Ansprüchen der 5.000-10.000 Mann, die in der Zitadelle Platz finden mussten,
gerecht zu werden. Ab 1916 begann auch erstmals der Dauerbeschuss der Befestigungsanlage. Doch der monumentale Bau hielt stand und wurde von den Franzosen sogar mehrfach ausgebaut, um die Sicherung von Lazaretten und Depots zu gewährleisten. Die
deutschen Angreifer konnten von 19141918 die Zitadelle nie in Besitz nehmen.
Deshalb wurde die Festung als Zeichen
des erfolgreichen französischen Widerstands ein Symbol für die großartige Moral
der Soldaten und ein ebenso wichtiges
logistisches Instrument, da die Zitadelle
täglich 41.000 Rationen an die nahegelegene Front bringen konnte und es keinen
Versorgungsengpass gab.
Unserer Meinung nach lohnt sich der Besuch der Zitadelle, weil es einen guten Eindruck
über einzelne Persönlichkeiten der Bewohner gibt. Allerdings werden zu wenige historische Informationen gegeben, teilweise zusammenhanglose Szenen dargestellt oder langweilige Dialoge gezeigt. Bis auf die Schützengrabenszene werden keine echten Emotionen
und Eindrücke über den Krieg selbst vermittelt. Für ca. 20 Minuten Fahrt bezahlt man als
Schüler 4€ und als Erwachsener 8€ was nicht unbedingt preiswert ist. Jedoch können wir
jedem geschichtlich interessierten Touristen einen Besuch der Zitadelle Souterraine ans
Herz legen, denn diesen monumentalen Bau einmal von innen zu sehen lohnt sich auf jeden Fall.
Quelle der Bilder für die Citadelle Souterraine:
http://www.festungsbauten.de/Verdun_Zitadelle.htm und http://www.maas-tourismus.com
von: Malte Leuschner, Mertcan Akar, Salim Ratbi, Leon Trevisany und Felix Thurn
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